26.02.2014 Aufrufe

Interview Claire Danes - Manisch in Homeland, gluecklich mit Baby (Vorschau)

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Theater<br />

Heute<br />

Die wahren Helden der<br />

deutschen Bühnen<br />

Dezember 2013<br />

Januar 2014<br />

4 Euro<br />

PENéLOPE crUz<br />

spielt <strong>in</strong> „The counselor“ ihren<br />

Mann an die Wand! Und<br />

Brad Pitt! Und cameron Diaz!<br />

<strong>Claire</strong><br />

<strong>Danes</strong><br />

<strong>Manisch</strong> <strong>in</strong> „HOMELaND“,<br />

glücklich <strong>mit</strong> <strong>Baby</strong><br />

Duo Infernale<br />

LÉa Seydoux und<br />

adÈLe exarchopoulos<br />

führen uns <strong>in</strong> Versuchung<br />

Oscar Isaac<br />

Der Herzensbrecher<br />

dieses K<strong>in</strong>ow<strong>in</strong>ters<br />

Couture!!<br />

Capes!!<br />

Cartier!!<br />

Kunst zu verkaufen!!<br />

Ellen von Unwerth<br />

<strong>in</strong>szeniert Juwelen und Uhren<br />

Elizabeth<br />

Olsen<br />

Kle<strong>in</strong>e Schwester<br />

(der Olsen-Zwill<strong>in</strong>ge),<br />

großes Talent<br />

01<br />

4 192449 104008


L’INVITATION AU VOYAGE - VENEDIG<br />

Laden Sie die Louis Vuitton PASS App herunter, um exklusive Inhalte zu entdecken.


©T&CO. 2013


FRANKFURT GOETHESTRASSE 20 069 92 00 270 MÜNCHEN RESIDENZSTRASSE 11 EINGANG PERUSASTRASSE 089 29 00 430<br />

HAMBURG NEUER WALL 19 040 32 08 850 BERLIN KADEWE TAUENTZIENSTRASSE 21-24 030 23 63 150<br />

DÜSSELDORF KÖNIGSALLEE 18 0211 13 06 50 STUTTGART BREUNINGER MARKTSTRASSE 1-3 0711 33 50 080<br />

TIFFANY.COM


Kurz vor Shanghai – e<strong>in</strong>en<br />

edlen Bordeaux genießen<br />

Freuen Sie sich auf spannende Begegnungen <strong>mit</strong> <strong>in</strong>spirierenden<br />

Persönlichkeiten <strong>in</strong> 12.000 Meter Höhe – und genießen Sie auf<br />

dem Weg zu über 20 Dest<strong>in</strong>ationen den erstklassigen Service der<br />

Bord-Lounge unserer Emirates A380.<br />

Täglich <strong>mit</strong> der Emirates A380 via Dubai <strong>in</strong> die Welt: z. B. nach Pek<strong>in</strong>g, Hongkong, S<strong>in</strong>gapur oder Sydney.<br />

Bord-Lounge exklusiv für First-Class- und Bus<strong>in</strong>ess-Class-Reisende. Es gelten unsere AGB. Weitere Informationen auf emirates.de, <strong>in</strong> Ihrem Reisebüro oder telefonisch unter 069 945192000.


www.dior.com


FOtOs: Mark borthwick c/o brigitta-horvat.com; barbara Klemm, „Mick Jagger. Frankfurt am Ma<strong>in</strong>, 1970“, © barbara Klemm; Maurizio bavutti, styl<strong>in</strong>g: clare byrne; andreas Mühe/© VG bild-Kunst bonn, 2013; alexi lubomirski für lancôme © 2013<br />

Mark & bibi borthwick, s. 80<br />

andreas Mühe, s. 83<br />

Mick Jagger, s. 56<br />

sMall<br />

S. 25<br />

Editorial<br />

S. 26<br />

Impressum<br />

Mitarbeiter<br />

S. 30<br />

Abonnement<br />

Hersteller<br />

S. 192<br />

Ganz <strong>in</strong> cape, s. 76<br />

S. 59/67<br />

penélope cruz, s. 60<br />

talK<br />

Kle<strong>in</strong>e Gespräche <strong>mit</strong> großen Leuten: M.I.A.<br />

kocht zehn Tage lang fast dasselbe, Ben<br />

K<strong>in</strong>gsley geht es so, wie er aussieht, Svealena<br />

Kutschke guckt nicht Tatort, Damien Hirst<br />

kann den Tod auf den Tod nicht ausstehen,<br />

Natalie Portman langt gerne zu<br />

s. 34<br />

Talents<br />

Auf dem Weg nach vorne oben<br />

Zugezogen Maskul<strong>in</strong> Lily & Madele<strong>in</strong>e<br />

s. 38 s. 40<br />

My style<br />

Aussehen wie Sarah Illenberger<br />

s. 42<br />

wOw<br />

Schöne D<strong>in</strong>ge für den Dezember<br />

s. 44<br />

Now<br />

Kultur im Dezember<br />

s. 56<br />

Penélope cruZ<br />

… kann toll lügen: „In manchen Filmen habe<br />

ich wie e<strong>in</strong> Straßenhund ausgesehen.“<br />

s. 60<br />

cÉdric charlier<br />

Der belgische Modedesigner<br />

arbeitet nur <strong>mit</strong> Frauen<br />

s. 64<br />

GlitZern <strong>in</strong> den auGen<br />

E<strong>in</strong>e Ausstellung <strong>in</strong> Paris zeigt die<br />

Juwelen von Reichen, Schönen und Berühmten<br />

s. 68<br />

niGEl cOatEs<br />

Der britische Designer erklärt,<br />

was guter und was abscheulicher Stil ist<br />

s. 72<br />

caPes<br />

Der W<strong>in</strong>ter kann kommen<br />

s. 76<br />

papa & papas MÄDchEn<br />

Der Modefotograf Mark Borthwick und se<strong>in</strong>e<br />

Tochter, die Fotograf<strong>in</strong> Bibi Borthwick, über ihre<br />

Liebe fürs (und zum) Leben<br />

s. 80<br />

Künstler zu<br />

Verkaufen<br />

Wer noch ke<strong>in</strong> Sammler ist, könnte bei der<br />

PIN.-Party <strong>in</strong> München e<strong>in</strong>er werden<br />

s. 82<br />

Inhalt


D<strong>in</strong>ner <strong>mit</strong> bl<strong>in</strong>g, s. 102<br />

ElizabEth OlsEn<br />

Die kle<strong>in</strong>e Schwester der Olsen-Zwill<strong>in</strong>ge arbeitet<br />

hart – an guten Filmen und ihrer Berühmtheit<br />

s. 90<br />

Girls' best friends<br />

Ellen von Unwerth hat zu e<strong>in</strong>em sehr<br />

ausschweifenden D<strong>in</strong>ner <strong>mit</strong> Diamanten e<strong>in</strong>geladen<br />

s. 102<br />

Oscar isaac<br />

Noch ist nicht entschieden, ob er besser<br />

Gitarre spielen oder Herzen brechen kann<br />

s. 118<br />

Couture <strong>mit</strong> Attitude<br />

Mit der richtigen Haltung lässt sich alles tragen<br />

s. 126<br />

FOtOs: David burton, styl<strong>in</strong>g: Karen clarkson; Ellen von unwerth, styl<strong>in</strong>g: Klaus stockhausen; pawel pysz; Make-up: Maria Olsson; Jonas unger; cass bird, styl<strong>in</strong>g: Julia von boehm<br />

Oscar isaac, s. 118<br />

Make-ups für die nacht, s. 174<br />

Marc hosemann,<br />

s. 145<br />

Elizabeth Olsen, s. 90<br />

beauty<br />

Kolumne<br />

s. 180<br />

Beauty<br />

Trends &<br />

News<br />

s. 182<br />

claire danes<br />

Die Frau, die e<strong>in</strong>e bipolare<br />

CIA-Agent<strong>in</strong> spielt, im Gespräch <strong>mit</strong><br />

Dust<strong>in</strong> Hoffman, dem Mann,<br />

der den anrührendsten Autisten der<br />

Filmgeschichte gab<br />

s. 134<br />

siE wOllEn<br />

nur spiElEn<br />

Wir zeigen die Schauspieler und<br />

Regisseure, die das deutschsprachige Theater<br />

wieder zum Ereignis gemacht haben<br />

s. 142<br />

duo <strong>in</strong>fernale<br />

Léa Seydoux und Adèle Exarchopoulos lieben<br />

e<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> Blau ist e<strong>in</strong>e warme Farbe so<br />

leidenschaftlich, dass Kritik und Publikum sich<br />

vor Begeisterung überschlagen. E<strong>in</strong>en<br />

haben die beiden nicht mehr<br />

lieb – ihren Regisseur<br />

s. 156<br />

Drama!<br />

Große Liebe, große Ste<strong>in</strong>e<br />

s. 166<br />

nacht aus Gold<br />

Beherzte Make-ups fürs beherzte Ausgehen<br />

s. 174<br />

Jeanne dark<br />

Unser Nightlife-Scout war <strong>in</strong> Los Angeles<br />

auf dem, was man dort „Party“ nennt<br />

s. 186<br />

party<br />

s. 188<br />

flashback<br />

s. 194<br />

Inhalt


Quick Ship Programm für den spontanen Kauf Ihres<br />

Liebl<strong>in</strong>gsmöbels – aus Vorhandenem wählen, bestellen<br />

und <strong>in</strong>nerhalb von 2 Wochen erhalten.<br />

Fragen Sie nach detaillierten Unterlagen beim autorisierten Fachhandel<br />

oder besuchen Sie uns onl<strong>in</strong>e unter www.usm.com sowie <strong>in</strong> unseren Showrooms.<br />

Deutschland: USM U. Schärer Söhne GmbH, D-77815 Bühl, Tel. +49 72 23 80 94 0, <strong>in</strong>fo@de.usm.com<br />

Schweiz: USM U. Schärer Söhne AG, CH-3110 Müns<strong>in</strong>gen, Tel. +41 31 720 72 72, <strong>in</strong>fo@usm.com<br />

Showrooms: Berl<strong>in</strong>, Bern, Düsseldorf, Hamburg, München, New York, Paris, Stuttgart, Tokio


F A L K E • P.O.BOX 11 09 - D-57376 SCHMALLENBERG / GERMANY


V E L V E T E E N


Kollektion<br />

Onl<strong>in</strong>e Boutique www.cartier.de + 49 89 55984-221


<strong>Claire</strong> danes<br />

FOTO Fabien Baron<br />

STyl<strong>in</strong>g Karl Templer<br />

Blazer TOMMy HilFigEr<br />

COllECTiOn<br />

Kummerbund TUrnBUll &<br />

aSSEr Choker CÉl<strong>in</strong>E armreife<br />

Sa<strong>in</strong>T laUrEnT By HEdi<br />

SliManE, CaMilla diETZ<br />

BErgErOn,<br />

JEnniFEr FiSHEr<br />

r<strong>in</strong>g MaiyET<br />

Elizabeth Olsen<br />

FOTO Cass Bird<br />

STyl<strong>in</strong>g Julia<br />

von Boehm<br />

Top & Kette PrOEnZa<br />

SCHOUlEr Hut<br />

lOST arT<br />

EdiTOrial<br />

von lisa Feldmann<br />

FOTO: Jonas Unger<br />

Theater ist plötzlich cool. Etwa so wie Fernsehen. Zur Adoleszenz me<strong>in</strong>er<br />

Generation gehörte be<strong>in</strong>ahe rexflexartig das strikte Ablehnen von<br />

beidem. Fernsehen galt als Massenverdummung, Theater h<strong>in</strong>gegen als<br />

bürgerlicher Schwachs<strong>in</strong>n, zum Fremdschämen pe<strong>in</strong>lich; nur Oper ließ man<br />

gelten, wer schaffte es schon ohne Tränen durch e<strong>in</strong>e Inszenierung von La<br />

Bohème an der Met? Dann kamen etwa gleichzeitig <strong>in</strong> me<strong>in</strong> Leben: E<strong>in</strong>e Serie<br />

namens The Office und e<strong>in</strong>e Inszenierung von 33 Variations am Broadway – und<br />

me<strong>in</strong>e Haltung änderte sich buchstäblich über Nacht. Ricky Gervais heißt der<br />

geniale Protagonist und das Masterm<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>ter der britischen Fernseh-Sitcom,<br />

die banalen Büro-Alltag realistisch abfilmt und <strong>in</strong> der sche<strong>in</strong>bar spontan Texte<br />

gesprochen werden, <strong>in</strong> denen sich das Komische, Rührende und Böse im<br />

Wahren e<strong>in</strong>stellen. Ausgerechnet Jane Fonda wiederum überzeugte mich vom<br />

Theater: Ihre brillante Darstellung, e<strong>in</strong>e drei Stunden lange Tour de Force <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Vierpersonenstück, begründete me<strong>in</strong>e Theaterleidenschaft. In diesem<br />

Monat treffen bei uns diese beiden Welten <strong>in</strong> ihrer aktuellen,<br />

<strong>in</strong>zwischen noch sublimeren Form aufe<strong>in</strong>ander. <strong>Claire</strong> <strong>Danes</strong>, die<br />

Held<strong>in</strong> der zurzeit wohl bemerkenswertesten Fernsehserie <strong>Homeland</strong>,<br />

spricht <strong>mit</strong> Dust<strong>in</strong> Hoffman darüber, warum für unsere Flatscreens<br />

<strong>mit</strong>tlerweile mehr gute Drehbücher verfilmt werden als für die K<strong>in</strong>os<br />

dieser Welt. Und wir stellen Ihnen e<strong>in</strong>en Reigen der zurzeit wichtigen<br />

Theatermacher Deutschlands vor. Die sehr frei nach Arthur Schnitzler<br />

das Staffelholz ihrer subjektiven Bewunderung e<strong>in</strong>ander weiterreichen.<br />

Bühnenstars empfehlen Inszenierungen, Regisseure Kollegen.<br />

Willkommen im Zeitalter der medialen Intelligenz für alle!<br />

auf verschiedenen Bühnen,<br />

geme<strong>in</strong>sam vor der „<strong>in</strong>terview“-<br />

Kamera: lars Eid<strong>in</strong>ger und lilith<br />

Stangenberg <strong>mit</strong> lisa Feldmann<br />

25


Impressum<br />

eDitor <strong>in</strong> cHief<br />

Lisa FeLDMAnn<br />

Executive Editor Peter PrascHl<br />

Creative Direction Art DiMitri jeurissen<br />

and sanDer VerMeulen for baseDesign<br />

Art Director DoM<strong>in</strong>ik scHatz<br />

Fashion Director klaus stockHausen<br />

Photography Director frank seiDlitz<br />

Senior Editors HaralD Peters, antje wewer<br />

Editors Heike blüMner, anDreas Merkel,<br />

raHa eMaMi kHansari (Junior)<br />

Beauty Editor bett<strong>in</strong>a brenn<br />

Assistant Photography DorotHea fieDler<br />

Assistant Fashion rÉka Maria Probst<br />

Assistant Editorial wiebke scHuirMann<br />

Intern Valerie soscHYnski<br />

International Fashion Director julia Von boeHM<br />

International Editor at Large naoMi caMPbell<br />

International Editor aliona DoletskaYa<br />

Art Department<br />

Manuel birnbacHer, fritz Marlon scHiffers<br />

Digital<br />

Executive Editor n<strong>in</strong>a scHolz, Junior Editor katHar<strong>in</strong>a bÖHM<br />

Interns Denise aMenD, aleXanDra golow<strong>in</strong>a<br />

Manag<strong>in</strong>g Editor & Chef vom Dienst silke Menzel<br />

Schlussredaktion ralPH scHüngel, kerst<strong>in</strong> sgon<strong>in</strong>a<br />

Mitarbeiter Dieser ausgabe<br />

Ludger Booms, Jan Brandt, Josh Brol<strong>in</strong>, Clare Byrne, Karen Clarkson,<br />

Sönke Hallmann, Dust<strong>in</strong> Hoffman, Mark van Huissel<strong>in</strong>g, Friederike Jung,<br />

Christian Kleemann, Helmut Krähe, Claudia Kühne,<br />

Ann-Kathr<strong>in</strong> Obermeyer, El<strong>in</strong> Svahn, Karl Templer, Jeanne Tremsal,<br />

Zoë Wolff Cast<strong>in</strong>g by Samuel Ellis Sche<strong>in</strong>man for DMCast<strong>in</strong>g<br />

terew<br />

im<br />

Vorteils-Abo<br />

AuF SeiTe 59<br />

F<strong>in</strong>Den Sie unSeR<br />

ATTRAKTiVeS<br />

ABO-AngeBOT<br />

<strong>in</strong>KLuSiVe<br />

e i n e S<br />

geSchenKS<br />

fotografen Dieser ausgabe<br />

Allister Ann, Fabien Baron, Maurizio Bavutti, Cass Bird,<br />

David Burton, Adrian Crisp<strong>in</strong>, Jean-Paul Pastor Guzmán, Christian<br />

Hagemann, Gregory Harris, Mikael Jansson, Jan Kapitän,<br />

Kens<strong>in</strong>gton Leverne, Alexi Lubomirski, Michael Mann, Alfredo Piola,<br />

Pawel Pysz, Jonas Unger, Ellen von Unwerth, Olivier Zahm<br />

ProDuktion<br />

Lithografie Max-Color, Wrangelstraße 64, 10997 Berl<strong>in</strong><br />

Druck Mohn Media Mohndruck GmbH,<br />

Carl-Bertelsmann-Straße 161 M, 33311 Gütersloh<br />

Manufactur<strong>in</strong>g Director Oleg Novikov<br />

Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt<br />

Lisa Feldmann<br />

Board of Directors <strong>Interview</strong> Publish<strong>in</strong>g House Germany<br />

VlaDislaV Doron<strong>in</strong>, bernD runge<br />

BMP Media Hold<strong>in</strong>gs, LLC, Chairman Peter M. brant<br />

www.<strong>in</strong>terview.de


Impressum<br />

Herausgeber & gescHäftsfüHrer<br />

Bernd Runge<br />

PublisH<strong>in</strong>g Director<br />

Anja Schw<strong>in</strong>g<br />

Assistent<strong>in</strong> der Geschäftsführung: Viktoria Mos<strong>in</strong><br />

Tel.: 030/2000 89-126, viktoria.mos<strong>in</strong>@atelier-publications.de<br />

anzeigen<br />

Advertis<strong>in</strong>g Director iris gräbner<br />

Tel.: 030/2000 89-120, iris.graebner@atelier-publications.de<br />

Advertis<strong>in</strong>g Sales Manager (Nielsen IIIb, IV, Österreich) anke sauerteig<br />

Tel.: 089/95 47 78 59, anke.sauerteig@atelier-publications.de<br />

Italien fabio Montobbio<br />

Rock Media, Largo Cairoli, 2, 20121 Mailand<br />

Tel.: 00 39/02/78 26 08, <strong>in</strong>fo@rockmedia.it<br />

Frankreich, Großbritannien und USA cHarlotte wieDeMann<br />

Tel.: 030/2000 89-129, charlotte.wiedemann@atelier-publications.de<br />

Advertis<strong>in</strong>g Service Manager susann bucHrotH (Ltg.), eVa baureis<br />

Tel.: 030/2000 89-127, susann.buchroth@atelier-publications.de<br />

Communications Manager cHarlotte wieDeMann<br />

Market<strong>in</strong>g Manager wilk<strong>in</strong> scHrÖDer<br />

Assistenz katHleen Massierer, Tel.: 030/2000 89-165<br />

IT Manager Patrick Hartwig<br />

Office Manager Hilko rentel<br />

Verantwortlich für Anzeigen<br />

Atelier Publications Deutschland GmbH & Co. KG<br />

Mommsenstraße 57, 10629 Berl<strong>in</strong><br />

Tel.: 030/2000 89-0, Fax: 030/2000 89-112<br />

Geschäftsführer anja scHw<strong>in</strong>g<br />

Vertrieb<br />

PressUp GmbH, Postfach 701311, 22013 Hamburg<br />

vertrieb@pressup.de<br />

e<strong>in</strong>zelHeftbestellungen<br />

Preise, Verfügbarkeit und Bestellungen unter www.<strong>in</strong>terview.de/e<strong>in</strong>zelheft,<br />

bei weiteren Fragen Tel.: 030/2000 89-164<br />

bezugsPreise<br />

E<strong>in</strong>zelpreis Deutschland (<strong>in</strong>kl. 7 % MwSt.):<br />

2 Euro, <strong>mit</strong> ePaper: 3 Euro, XXL-Format: 4 Euro<br />

Jahresabonnement: 18 Euro <strong>in</strong>kl. 7 % MwSt. (10 Ausgaben)<br />

Jahresabonnement XXL-Format: 30 Euro <strong>in</strong>kl. 7 % MwSt. (10 Ausgaben)<br />

ePaper-Abonnement: 10 Euro <strong>in</strong>kl. 19 % MwSt. (10 Ausgaben)<br />

<strong>Interview</strong>-Leserservice, PressUp GmbH, Postfach 701311, 22013 Hamburg<br />

abo@<strong>in</strong>terview.de, Tel.: 040/41 448-480<br />

<strong>Interview</strong> ersche<strong>in</strong>t zehnmal im Jahr <strong>in</strong> der <strong>Interview</strong> PH GmbH.<br />

Zurzeit gilt die Anzeigenpreisliste vom 1. Januar 2013.<br />

Alle Rechte vorbehalten.<br />

Für unverlangt e<strong>in</strong>gesandtes Text- und Bildmaterial wird<br />

ke<strong>in</strong>e Haftung übernommen.<br />

Andy Warhol’s <strong>Interview</strong> (TM). All rights reserved.<br />

<strong>Interview</strong> Germany is published under a sublicense from LLC Publish<strong>in</strong>g House <strong>Interview</strong>;<br />

<strong>Interview</strong> is a registered trademark of <strong>Interview</strong> Inc.<br />

Reproduction <strong>in</strong> any manner <strong>in</strong> any language <strong>in</strong> whole or <strong>in</strong> part<br />

without prior written permission is prohibited.<br />

<strong>Interview</strong> PH GmbH, Mommsenstraße 57, 10629 Berl<strong>in</strong>, Tel.: 030/2000 89-0


Mitarbeiter<br />

JOnAS UnGEr<br />

fotografierte „Theater? Jetzt!“<br />

(ab Seite 142). Vor 13 Jahren<br />

zog es ihn nach Paris, dort lebt<br />

er <strong>mit</strong> Frau und Tochter. Für<br />

e<strong>in</strong> ungestümes Porträt des<br />

französischen Schauspielers<br />

Gérard Depardieu erhielt<br />

Unger 2011 den Lead Award<br />

<strong>in</strong> Gold. Deutschland ist der 37-Jährige zum Glück erhalten geblieben:<br />

Für <strong>Interview</strong> porträtierte Unger erfrischend unvore<strong>in</strong>genommen die<br />

Stars an den deutschsprachigen Theatern. Mit Birgit M<strong>in</strong>ichmayr<br />

schaute er sich <strong>in</strong> Wien Trauer muss Elektra tragen an, <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> ergatterte<br />

er e<strong>in</strong>e letzte Karte für Herbert Fritschs Inszenierung Murmel Murmel.<br />

Se<strong>in</strong>e Fotos s<strong>in</strong>d nicht <strong>in</strong>szeniert, sondern <strong>in</strong>time Momentaufnahmen.<br />

DUSTIn hOFFMAn<br />

sprach <strong>mit</strong> <strong>Claire</strong> <strong>Danes</strong> (ab Seite 134).<br />

Obwohl er 1967 schon 30 Jahre alt war,<br />

spielte Dust<strong>in</strong> Hoffman den 20-jährigen<br />

Benjam<strong>in</strong> Braddock <strong>in</strong> Die Reifeprüfung<br />

so überzeugend, dass er der Held der<br />

Beatnik-Generation wurde. Es folgten<br />

Werke wie Asphalt-Cowboy, Little Big<br />

Man, Wer Gewalt sät, Kramer gegen<br />

Kramer, Tootsie und eben Ra<strong>in</strong> Man<br />

– die Rolle des Autisten spielte Hoffman<br />

so genial, dass die Krankheit über Nacht<br />

weltbekannt wurde. Wie jetzt das<br />

Phänomen bipolare Störung dank <strong>Claire</strong><br />

<strong>Danes</strong>’ Darstellung <strong>in</strong> <strong>Homeland</strong>.<br />

JOSh BrOlIn<br />

sprach <strong>mit</strong> Elizabeth Olsen (ab Seite 90). Rund 300 Mal musste Josh Brol<strong>in</strong> vorsprechen, bis er<br />

se<strong>in</strong>e erste Rolle bekam – <strong>in</strong> Steven Spielbergs Die Goonies. Auf e<strong>in</strong>er Ranch <strong>in</strong> Kalifornien<br />

aufgewachsen, zog der heute 45-Jährige anschließend zu se<strong>in</strong>em Vater, dem Hollywoodstar James<br />

Brol<strong>in</strong>, nach Los Angeles und fand über TV-Serien und B-Movies den Weg zum Arthouse-K<strong>in</strong>o.<br />

Er spielte für die Coen-Brüder <strong>in</strong> No Country For Old Men, war George W. Bush <strong>in</strong> Oliver<br />

Stones W. und spielte neben Sean Penn <strong>in</strong> Gus Van Sants Milk. In Spike Lees Oldboy ist er jetzt<br />

an der Seite von Elizabeth Olsen zu sehen, <strong>mit</strong> der er für <strong>Interview</strong> telefonierte.<br />

30<br />

CASS BIrD<br />

fotografierte Elizabeth Olsen. In Los Angeles<br />

geboren, zog Cass Bird nach ihrem Studium<br />

nach New York, wo sie <strong>mit</strong> ihren Fotos<br />

rasch zu Ruhm kam. Ihre Bilder s<strong>in</strong>d im<br />

Brooklyn Museum und der National Portrait<br />

Gallery des S<strong>mit</strong>hsonian zu sehen. Mit<br />

JD Samson von der Band Le Tigre<br />

organisierte sie Kunstausstellungen und<br />

produzierte den Kalender JD’s Lesbian<br />

Utopia, von Cass Bird selbst erschien vergangenes<br />

Jahr der Bildband Rewild<strong>in</strong>g, der<br />

das Leben e<strong>in</strong>er Gruppe junger Frauen <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Künstlerkolonie <strong>in</strong> Tennessee zeigt.<br />

S.90<br />

EllEn VOn UnWErTh<br />

fotografierte die Strecke „Girls’ Best Friends“ (ab Seite<br />

102). Gelangweilt von öden Posen und unfähigen<br />

Fotografen wechselte Ellen von Unwerth, Jahrgang<br />

1954, nach zehn Jahren als Model h<strong>in</strong>ter die<br />

Kamera. Startschuss ihrer Karriere wurde 1989 e<strong>in</strong>e<br />

Kampagne für Guess, die nicht nur sie, sondern<br />

auch Claudia Schiffer weltberühmt machte. Ihr Stil<br />

ist maßgeblich von ihrem großen Vorbild Helmut<br />

Newton bee<strong>in</strong>flusst.<br />

FOTOS: JOnas Unger; Vera Anderson/WireImage/Getty Images; Mike W<strong>in</strong>dle/Getty Images; Ellen von Unwerth


Hello!<br />

der private film<br />

über liz taylor<br />

und Mike todd<br />

ist teil der<br />

großen cartierausstellung<br />

<strong>in</strong> Paris (ab<br />

4. dezember)<br />

33<br />

fotos: Getty images (2)<br />

E<strong>in</strong> bild und se<strong>in</strong>e<br />

Geschichte<br />

E<strong>in</strong> Mann schEnkt sE<strong>in</strong>Er frau e<strong>in</strong> Collier und die dazu<br />

passenden Ohrr<strong>in</strong>ge. Denn sie ist se<strong>in</strong>e große Liebe und<br />

erwartet se<strong>in</strong> <strong>Baby</strong>. Weil dieser Mann MikE todd heißt und die Frau<br />

ElizabEth taylor, stammen die Preziosen von Cartier.<br />

Der dunkle Haarschopf im H<strong>in</strong>tergrund wiederum gehört dem<br />

Ehemann der (noch) besten Freund<strong>in</strong> Debbie Reynolds – Eddie Fisher<br />

wird der nächste Ehemann von Liz werden. Denn: Nur<br />

"Diamonds Are Forever". Willkommen <strong>in</strong> unserer Weihnachtsausgabe!


Small Talk<br />

Kle<strong>in</strong>e Gespräche <strong>mit</strong><br />

Grossen leuten: m.i.A.,<br />

Ben K<strong>in</strong>Gsley, sveAlenA<br />

KutschKe, dAmien<br />

hirst, nAtAlie portmAn<br />

Gut gegessen?<br />

Für die britische Musiker<strong>in</strong><br />

M.I.A., 38, ist<br />

Kochen wie Komponieren<br />

34<br />

IntervIew: Wie geht es Ihnen? Sie hatten e<strong>in</strong>en<br />

anstrengenden Tag, habe ich gehört.<br />

M.I.A.: Ja, tut mir leid, dass das <strong>Interview</strong> ständig<br />

verschoben wurde. Erst kam etwas dazwischen,<br />

und dann hat e<strong>in</strong> Fotoshoot viel länger gedauert<br />

als geplant. Eigentlich wären Sie heute Morgen<br />

der Erste gewesen.<br />

IntervIew: Jetzt ist es halb zehn Uhr abends, und<br />

ich b<strong>in</strong> <strong>mit</strong> Freunden im Restaurant. Das heißt,<br />

momentan stehe ich zwischen Hauptgang und Dessert zum<br />

Telefonieren auf dem Gehsteig. Ich glaube, wir müssen<br />

improvisieren.<br />

M.I.A.: Dann lassen Sie uns über Essen sprechen. Was gab’s?<br />

IntervIew: Ich hatte e<strong>in</strong> Steak.<br />

M.I.A.: Ah, R<strong>in</strong>d esse ich ja gerade nicht mehr.<br />

IntervIew: Sie s<strong>in</strong>d Vegetarier<strong>in</strong>?<br />

M.I.A.: Ne<strong>in</strong>, ich esse nur ke<strong>in</strong> R<strong>in</strong>d.<br />

IntervIew: Ach so! Schon lange?<br />

M.I.A.: Seit sechs Monaten ungefähr.<br />

IntervIew: Und warum?<br />

M.I.A.: Ich war <strong>in</strong> New York und wollte e<strong>in</strong>en Burger essen.<br />

Und weil ich ke<strong>in</strong>en guten gefunden habe, dachte ich, dass<br />

ich es gleich ganz lasse.<br />

IntervIew: Was essen Sie denn so am liebsten?<br />

M.I.A.: Als ich <strong>in</strong> New York war, habe ich neben e<strong>in</strong>em<br />

Jamaikaner gewohnt, der e<strong>in</strong> hervorragendes jerk chicken<br />

zubereitet hat. Das habe ich gern gegessen. Und<br />

heute Morgen kam me<strong>in</strong>e Mutter vorbei und hat mir etwas<br />

Leckeres gekocht. Ich b<strong>in</strong> nämlich e<strong>in</strong> bisschen krank.<br />

Sie war besorgt, dass ich nicht genug esse.<br />

IntervIew: Ja, so s<strong>in</strong>d Mütter.<br />

M.I.A.: Mütter s<strong>in</strong>d die Besten.<br />

IntervIew: Kochen Sie eigentlich selbst?<br />

M.I.A.: Ja, tu ich. Zwischen Kochen und Musikmachen<br />

gibt es viele Geme<strong>in</strong>samkeiten.<br />

IntervIew: Ist das so?<br />

M.I.A.: Wenn du e<strong>in</strong> gutes Gericht zubereitest, ist es so,<br />

als würdest du e<strong>in</strong>en Song komponieren.<br />

IntervIew: Mit dem Unterschied, dass der Song auch<br />

nach dem Hören bleibt, woh<strong>in</strong>gegen das Essen beim<br />

Essen verschw<strong>in</strong>det.<br />

M.I.A.: Ja, aber der Prozess ist vergleichbar.<br />

IntervIew: Sie me<strong>in</strong>en, die Zutaten s<strong>in</strong>d die Sounds und<br />

das Gericht e<strong>in</strong>e Komposition.<br />

M.I.A.: Genau. Wenn ich e<strong>in</strong>e Zutat habe, die ich gerade<br />

besonders mag, wird der Rest auf sie abgestimmt und<br />

immer wieder abgeschmeckt. Das kann dazu führen, dass<br />

ich zehn Tage lang die Variation e<strong>in</strong>es Gerichts koche.<br />

IntervIew: Sie s<strong>in</strong>d also ke<strong>in</strong>e Kochbuch-Kocher<strong>in</strong>?<br />

M.I.A.: Ne<strong>in</strong>, nicht wirklich.<br />

IntervIew: Wenn Ihr neues Album e<strong>in</strong> Menü wäre, wie<br />

würden Sie es beschreiben?<br />

M.I.A.: In Süd<strong>in</strong>dien war ich mal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ayurvedischen<br />

Restaurant, <strong>in</strong> dem 29 Gänge angeboten wurden. Und die<br />

Reihenfolge, <strong>in</strong> der die Gänge serviert werden, ist darauf<br />

abgestimmt, wie man sie verdaut. Selbst nach 29 Gängen<br />

fühlt man sich nicht schwer oder voll.<br />

IntervIew: Ihr Album ist demnach komplex, aber leichter<br />

verdaulich als das Album davor. Stimmt es, dass Ihre<br />

Plattenfirma es zunächst nicht veröffentlichen wollte, weil<br />

es „zu positiv“ sei? Was soll „zu positiv“ überhaupt heißen?<br />

M.I.A.: Ke<strong>in</strong>e Ahnung.<br />

IntervIew: Irgendwo haben Sie gesagt, dass Matangi Ihr<br />

letztes Album se<strong>in</strong> könnte. Stimmt das?<br />

M.I.A.: Wer weiß. Es ist nur so, dass ich gerade satt b<strong>in</strong>.<br />

Von Harald Peters<br />

„Matangi“ ist bei Universal erschienen


Gibt’s Vorbilder?<br />

Schauspieler Ben K<strong>in</strong>gsley,<br />

69, verdankt se<strong>in</strong>e Karriere e<strong>in</strong>er<br />

blonden schwangeren Frau<br />

Small Talk<br />

Shakespeare. Wir s<strong>in</strong>d da<strong>mit</strong> an sehr harten Schulen <strong>in</strong><br />

Südlondon aufgetreten. Die Schüler wären sofort<br />

gegangen, wenn sie sich nur e<strong>in</strong>e Sekunde gelangweilt hätten.<br />

Jedenfalls er<strong>in</strong>nere ich mich noch an diese Frau. Sie<br />

war e<strong>in</strong>e wunderschöne, blonde schwangere Frau! Sie sagte<br />

zu mir: „Sie werden e<strong>in</strong> großartiger klassischer<br />

Schauspieler werden.“ Ich dachte: „Wow!“ Und dann sagte<br />

sie: „Sie werden üben müssen, bis Sie nicht mehr können.“<br />

IntervIew: Diese Frau war es also, zu der Sie aufgesehen<br />

haben?<br />

KIngsley: Ich habe sie für ihre Erkenntnis, aber auch für<br />

diese Provokation vergöttert. Sie sah das Potenzial <strong>in</strong><br />

mir, aber alle<strong>in</strong> da<strong>mit</strong> schafft man es nicht, Hamlet zu<br />

spielen – was ich getan habe. Und dann habe ich auch<br />

den Ariel für e<strong>in</strong>en me<strong>in</strong>er Helden gespielt, Ian<br />

Richardson. Er spielte Prospero. Wann haben Sie zuletzt<br />

Der Sturm gesehen?<br />

IntervIew: Ich fürchte, noch nie.<br />

KIngsley: Oh, wirklich? Ich dachte, Sie wären Student<strong>in</strong><br />

der englischen Literatur … Nun, Sie sollten es sich<br />

ansehen. Dann werden Sie die Verb<strong>in</strong>dung e<strong>in</strong>es Mannes<br />

zu se<strong>in</strong>er Seele erleben. E<strong>in</strong>mal kam Ian nach den Proben<br />

zu mir und sagte: „Du kl<strong>in</strong>gst genau wie ich.“ Da wusste<br />

ich, ich habe es geschafft. Wunderschön, wunderschön!<br />

Von Kathar<strong>in</strong>a Böhm<br />

„Ender’s Game“ ist bereits angelaufen<br />

FOTOS: (l<strong>in</strong>ke Seite) Liz Johnson Artur; (rechte Seite) Vera Anderson/WireImage/Getty Images; Alexander Malecki<br />

IntervIew: Mr. K<strong>in</strong>gsley, wie geht es Ihnen?<br />

Ben KIngsley: So, wie ich aussehe.<br />

IntervIew: Aha – also gut?<br />

KIngsley: Diese Phrase habe ich gelernt, als ich den Film<br />

Bugsy drehte. Dar<strong>in</strong> spiele ich Meyer Lansky. Wenn ich e<strong>in</strong>e<br />

historische Figur spiele, von der Fotos oder Filmaufnahmen<br />

existieren, b<strong>in</strong> ich immer äußerst versucht, mir diese<br />

anzusehen. Wobei es e<strong>in</strong>en Fall gab, <strong>in</strong> dem ich so e<strong>in</strong>e<br />

Figur spielen sollte und bewusst darauf verzichtet habe.<br />

Dieser Film hieß Mrs. Harris. Aber um zurück auf Meyer<br />

Lansky zu kommen: Ich arbeitete <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Sprachtra<strong>in</strong>er<br />

zusammen, der mir diesen wundervollen New Yorker Akzent<br />

beibrachte. Als ich erfuhr, dass Meyer e<strong>in</strong> russischer Jude<br />

war, der nach Amerika emigriert war, kam mir e<strong>in</strong><br />

Geistesblitz: Ich habe <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Sprache e<strong>in</strong>en Rest Russisch<br />

durchkl<strong>in</strong>gen lassen. Das ist e<strong>in</strong> Fakt, der junge Schauspieler<br />

sehr <strong>in</strong>teressieren dürfte. Es gibt TV-Aufnahmen<br />

des echten Meyer Lansky, sie wurden gemacht, als er schon<br />

alt war und e<strong>in</strong> Rentnerdase<strong>in</strong> <strong>in</strong> Florida fristete. „Hallo<br />

Meyer, wie geht es Ihnen?“, fragt man ihn da. Und er sagt:<br />

„So, wie ich aussehe.“<br />

IntervIew: Verstehe. Sie haben junge Schauspieler<br />

erwähnt. In Ender’s Game spielen Sie fast nur <strong>mit</strong><br />

Teenagern.<br />

KIngsley: Ja, das Tolle an jungen Schauspielern ist, dass sie<br />

gefallen wollen. Moment, das muss ich korrigieren: Sie<br />

wollen alles richtig machen. Es ist überhaupt nicht nötig,<br />

sie anzuschreien.<br />

IntervIew: Zu wem haben Sie als junger Schauspieler<br />

aufgeschaut?<br />

KIngsley: Das ist e<strong>in</strong>e großartige Frage, denn me<strong>in</strong>e<br />

ersten Auftritte hatte ich ausnahmslos <strong>in</strong> Stücken von<br />

K<strong>in</strong>o<br />

oder<br />

TV?<br />

Schriftsteller<strong>in</strong><br />

Svealena<br />

Kutschke, 36,<br />

ist „Sopranos“-<br />

Fan<br />

IntervIew: Hier sitzen gerade zwei Typen am Tisch<br />

nebenan und reden über Literatur, man hat eben nur<br />

Klagenfurt, Hegemann und Agent<strong>in</strong> gehört. Hat man <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong> nirgendwo mehr se<strong>in</strong>e Ruhe?<br />

sveAlenA KutschKe: Wir s<strong>in</strong>d ja auch hier. Cafés s<strong>in</strong>d<br />

doch gute Biotope. Ich schreibe gern <strong>in</strong> Cafés, das ist ja auch<br />

so e<strong>in</strong> Klischee. Leider erfülle ich das Klischee des<br />

Notierens nicht, ich denke immer, ich kann mir alles<br />

35


Small Talk<br />

36<br />

merken, was ich so belausche. Dann kann ich mir aber gar<br />

nichts merken.<br />

IntervIew: Wirklich? Sie schreiben immer gleich <strong>in</strong> den<br />

Computer?<br />

KutschKe: Ja. Das liegt auch daran, dass me<strong>in</strong>e<br />

Handschrift scheußlich ist, außerdem würde es zu lang<br />

dauern.<br />

IntervIew: Stichwortvorgabe vom Nebentisch: Klagenfurt.<br />

Sie haben e<strong>in</strong> kritisches Literaturverständnis und lesen<br />

gut vor – warum haben Sie den Bachmannpreis noch nicht<br />

gewonnen?<br />

KutschKe: Ich glaube, es ist gegen die Regeln, den Preis <strong>in</strong><br />

Abwesenheit zu verleihen. Ich schätze den Wettbewerb<br />

sehr, das ist gewissermaßen me<strong>in</strong> Tatort. Aber ich möchte<br />

ehrlich gesagt ke<strong>in</strong>e Kamera im Gesicht haben, während<br />

me<strong>in</strong> Text nach allen Regeln der Kunst zerpflückt wird.<br />

IntervIew: In Ihrem neuen Roman Gefährliche Arten geht<br />

es um das Böse <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er etwas verschrobenen<br />

Künstler<strong>in</strong>, die erst Mutter und dann Mörder<strong>in</strong> wird …<br />

Wie weh tue ich Ihnen <strong>mit</strong> dieser e<strong>in</strong>igermaßen knappen<br />

Zusammenfassung?<br />

KutschKe: Ich empf<strong>in</strong>de Zusammenfassungen als<br />

erleichternd, ich selber könnte sie nie formulieren. Es ist ja<br />

auch immer schrecklich, wenn e<strong>in</strong> Autor versucht, se<strong>in</strong>en<br />

Roman zu erklären.<br />

IntervIew: Hat man <strong>in</strong> Ihrem Freundeskreis eigentlich<br />

Angst vor dem „bösen Blick“ des hypervigilanten Autors?<br />

KutschKe: (lacht) Ne<strong>in</strong>, vielleicht ist auch nicht so ganz<br />

klar, ob ich nicht doch eher der hypovigilante Typus b<strong>in</strong>.<br />

Auf jeden Fall habe ich ke<strong>in</strong>en zynischen Blick auf<br />

Menschen. Und ich schreibe nicht über Freunde, das<br />

hemmt mich zu sehr.<br />

IntervIew: Ist das Böse für Sie e<strong>in</strong>e Kategorie, literarisch<br />

und menschlich?<br />

KutschKe: Den Umgang <strong>mit</strong> dem sogenannten Bösen<br />

f<strong>in</strong>de ich <strong>in</strong>teressant, die Mechanismen, die e<strong>in</strong>en<br />

Menschen alles vor sich selber rechtfertigen lassen. Die<br />

Entstehung von monströsen Verhaltensweisen und<br />

die Dämonisierung durch die anderen. Daher wollte ich<br />

auch e<strong>in</strong>e Figur entwickeln, die man nicht auf den ersten<br />

Blick entlarven kann, die sich den durchpathologisierten<br />

Deutungsmustern entzieht.<br />

IntervIew: Hat der deutsche Gegenwartsroman<br />

erzähltechnisch noch e<strong>in</strong>e Chance gegen amerikanische<br />

Fernsehserien?<br />

KutschKe: Na ja, die Malerei hatte dann ja doch auch<br />

noch e<strong>in</strong>e Chance gegen die Fotografie. Ich f<strong>in</strong>de gute<br />

Serien <strong>in</strong>spirierend, auch für die Literatur. Der Roman<br />

leistet ja etwas völlig anderes. Ich vermute, es ist eher das<br />

K<strong>in</strong>o, das bald ke<strong>in</strong>e Chance mehr haben wird gegen die<br />

Serien.<br />

IntervIew: Sopranos oder The Wire?<br />

KutschKe: Ganz klar Sopranos. Die beste Serie aller Zeiten.<br />

The Wire mochte ich auch sehr. Aber ich fand die<br />

ver schiedenen Staffeln qualitativ dann doch sehr<br />

unterschiedlich.<br />

Von Andreas Merkel<br />

„Gefährliche Arten“ ist bei Eichborn erschienen<br />

(192 Seiten, 16,99 €)<br />

Angst vorm Tod?<br />

Künstler Damien Hirst, 48, feiert<br />

<strong>mit</strong> se<strong>in</strong>er Arbeit das Leben<br />

IntervIew: Mr Hirst, was bedeutet Ihnen Geld?<br />

DAMIen hIrst: Ich versuche, Geld zu respektieren.<br />

Zumal es so viele Leute gibt, die nicht genug davon<br />

haben, und Geld so e<strong>in</strong>e enorme Macht auf ihr<br />

Leben ausübt.<br />

IntervIew: Kann man Erfolg <strong>in</strong> Geld messen?<br />

hIrst: Erfolg ist e<strong>in</strong>e komische Angelegenheit, weil er<br />

sich auf so unterschiedliche Weisen messen lässt. Ich<br />

versuche dabei, me<strong>in</strong>e eigenen Maßstäbe anzulegen.<br />

Wegen des Geldes arbeite ich jedenfalls nicht. Scheiß<br />

aufs Geld! Ich glaube, dass Kunst die mächtigste<br />

Währung der Welt ist, viel mächtiger als Geld. Denn<br />

obwohl die Kunstwelt ständig <strong>mit</strong> der zynischen<br />

F<strong>in</strong>anzwelt zu tun bekommt, konnte sie doch ihre<br />

Integrität bewahren. Das f<strong>in</strong>de ich immer wieder<br />

fasz<strong>in</strong>ierend.<br />

IntervIew: Welches Bild hängt über Ihrem Bett?<br />

hIrst: Da hängt Man <strong>in</strong> Blue II von Francis Bacon.<br />

IntervIew: Ke<strong>in</strong> besonders optimistisches Bild. Woher<br />

kommt eigentlich Ihre Fasz<strong>in</strong>ation für den Tod?<br />

hIrst: Wahrsche<strong>in</strong>lich auch von Bacon. Ich mochte se<strong>in</strong>e<br />

Bilder von Anfang an. Nachdem ich se<strong>in</strong>e Bilder als<br />

Teenager sah, f<strong>in</strong>g ich an, Pathologiebücher zu sammeln<br />

und Anatomiestunden zu nehmen, um tote Körper<br />

zu zeichnen. Damals habe ich mich auch zum ersten<br />

Mal <strong>mit</strong> der Idee des Todes ause<strong>in</strong>andergesetzt, die ja im<br />

Grunde völlig <strong>in</strong>akzeptabel ist. Wer lebt, kann das<br />

Konzept der Sterblichkeit, se<strong>in</strong>er Sterblichkeit, nur schwer<br />

ertragen. Viele me<strong>in</strong>er Arbeiten handeln von dieser<br />

Zumutung. Der Hai ist zum Beispiel me<strong>in</strong> Versuch,<br />

unser Problem <strong>mit</strong> der Sterblichkeit zu ver<strong>mit</strong>teln, die


Small Talk<br />

FOTO: (l<strong>in</strong>ke Seite) Tristan Gregory/ddp images; (rechte Seite) Corbis<br />

irrationale Angst vor dem Tod. Deswegen musste der<br />

Hai auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Tank schwimmen, echt se<strong>in</strong> und so groß,<br />

dass der Betrachter me<strong>in</strong>t, er könnte gefressen werden.<br />

IntervIew: Fürchten Sie selbst den Tod?<br />

hIrst: Ich habe gelernt, dass man sich <strong>mit</strong> den D<strong>in</strong>gen,<br />

die man nicht ändern kann, beschäftigen muss, und der<br />

Tod ist von diesen D<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>e besonders große<br />

Nummer. Die Art, wie man <strong>in</strong> unserer westlichen Kultur<br />

<strong>mit</strong> dem Tod umgeht, ist völlig verrückt. Ich liebe<br />

dagegen an der mexikanischen Kultur, dass die Lebenden<br />

hier <strong>mit</strong> dem Tod sozusagen Hand <strong>in</strong> Hand gehen.<br />

Me<strong>in</strong>e Fasz<strong>in</strong>ation für den Tod mag anderen morbid<br />

vorkommen, aber ich habe immer gehofft, dass er die<br />

Leute <strong>in</strong>spiriert. Ich verstehe me<strong>in</strong>e Arbeit eher als e<strong>in</strong>e<br />

Feier des Lebens.<br />

IntervIew: Glauben Sie an Gott?<br />

hIrst: Ne<strong>in</strong>, das tue ich nicht. Aber ich <strong>in</strong>teressiere mich<br />

für Räume, von denen Gläubige glauben, dass sie von<br />

Gott erfüllt s<strong>in</strong>d. Ich denke nicht, dass Religion<br />

funktioniert. Andererseits ist me<strong>in</strong>e Religion die Kunst.<br />

Wir müssen alle e<strong>in</strong>en Weg f<strong>in</strong>den, um aus dem<br />

Dunkel ans Licht zu kommen.<br />

Von Aleksandra Roudyk<br />

„Freedom not Genius – Works from Damien Hirst’s<br />

Collection ‚Murderme‘“ bis 2.2.2014 im MAMM,<br />

Moskau<br />

Fest gehauen?<br />

Schauspieler<strong>in</strong> Natalie Portman,<br />

32, verteilt <strong>in</strong> „Thor 2“ Schläge<br />

IntervIew: Wovon waren Sie als kle<strong>in</strong>es Mädchen Fan?<br />

nAtAlIe PortMAn: Ich stand total auf die <strong>Baby</strong>-Sitters<br />

Club-Bücher. Ich weiß gar nicht, ob es die hier gibt.<br />

IntervIew: Ke<strong>in</strong>e Ahnung, ich kenne sie jedenfalls nicht.<br />

Aber der Titel macht neugierig.<br />

PortMAn: Das ist so e<strong>in</strong>e Buchreihe für junge Mädchen.<br />

Ich hatte m<strong>in</strong>destens 250 Bände davon. Als ich zehn war,<br />

habe ich e<strong>in</strong>mal fünf Stunden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Schlange gewartet,<br />

um die Autor<strong>in</strong> zu treffen. Ich hatte ihr e<strong>in</strong>en Entwurf für<br />

e<strong>in</strong>e neue Figur geschrieben. Na ja, e<strong>in</strong> bisschen bekloppt.<br />

IntervIew: Gutes Stichwort: Thor ist e<strong>in</strong> Typ <strong>mit</strong> langen<br />

Haaren und e<strong>in</strong>em Hammer. Was f<strong>in</strong>det Ihre Filmfigur an<br />

dem eigentlich so toll?<br />

PortMAn: Na ja … manchmal haben Frauen die Tendenz,<br />

ihre Männer auf e<strong>in</strong> Podest zu heben, als wären sie e<strong>in</strong> Gott.<br />

Ich f<strong>in</strong>de es witzig, dass sich Jane <strong>in</strong> Thor verliebt hat, also<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Typen, der tatsächlich e<strong>in</strong>er ist.<br />

IntervIew: Im zweiten Teil spielt Jane allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e<br />

größere Rolle für die Handlung. Sie himmelt Thor nicht<br />

nur an, sondern rettet nebenbei noch die Welt.<br />

PortMAn: Ja, wir haben uns Gedanken darüber gemacht,<br />

wie es Jane <strong>in</strong> der Zeit nach dem ersten Teil ergangen se<strong>in</strong><br />

könnte. Sie wusste ja zum Beispiel aufgrund der Ereignisse<br />

aus dem Avengers-Film, dass Thor auf der Erde gewesen<br />

ist – und er hat nicht e<strong>in</strong>mal bei ihr vorbeigeschaut und<br />

auch nicht angerufen.<br />

IntervIew: E<strong>in</strong> Skandal! Sie geben ihm die Ohrfeigen<br />

natürlich zu Recht.<br />

PortMAn: Ja! Ohrfeigen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dem Film sozusagen die<br />

Waffe me<strong>in</strong>er Wahl. Anfangs habe ich noch versucht, Chris<br />

(Hemsworth) und Tom (Hiddleston) ke<strong>in</strong>e richtigen Schläge<br />

zu verpassen, aber das sah zu unecht aus. Also musste ich<br />

richtig zuhauen. Sie s<strong>in</strong>d große Jungs – und haben<br />

zum<strong>in</strong>dest so getan, als ob sie es lustig fänden.<br />

IntervIew: Wäre es nicht hoch an der Zeit für weibliche<br />

Superhelden? Dann wären vielleicht mehr als nur<br />

Ohrfeigen dr<strong>in</strong>.<br />

PortMAn: Ich habe noch nicht ernsthaft darüber<br />

nachgedacht. Aber ich glaube, dass das Publikum mehr als<br />

bereit für Superheld<strong>in</strong>nen ist. Ich würde auf jeden Fall im<br />

K<strong>in</strong>o sitzen, wenn es so e<strong>in</strong>en Film gäbe!<br />

IntervIew: Wor<strong>in</strong> lag bei Thor die größte Herausforderung?<br />

PortMAn: Gegen den Greenscreen anzuspielen. Der<br />

Film spielt hauptsächlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er computergenerierten<br />

Welt, es gab kaum echte Kulissen. Da muss man<br />

sich alles selbst ausdenken. Vielleicht ist das sogar die<br />

re<strong>in</strong>ste Form der Schauspielerei.<br />

IntervIew: Und wie war es, den fertigen Film zu sehen?<br />

PortMAn: Ziemlich wild. So, als sähe man sich auf e<strong>in</strong>er<br />

Reise, die man nie angetreten hat. Man läuft plötzlich<br />

durch Gegenden, <strong>in</strong> denen man nie war, und spricht <strong>mit</strong><br />

Leuten, denen man gar nicht begegnet ist.<br />

IntervIew: Sie durften <strong>in</strong>teressante Gewänder tragen.<br />

PortMAn: Stimmt. Allerd<strong>in</strong>gs waren die nicht<br />

ganz so schön wie die Kostüme, die ich als Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong><br />

Leia <strong>in</strong> Star Wars tragen musste.<br />

Von Kathar<strong>in</strong>a Böhm<br />

„Thor – The Dark K<strong>in</strong>gdom“ ist bereits angelaufen<br />

37


Zugezogen<br />

Maskul<strong>in</strong><br />

Talents<br />

38<br />

Zwei RappeR auf<br />

dem weg nach oben<br />

V Harald Peters<br />

Foto Jean-Paul<br />

Pastor Guzmán<br />

Da hat sich das Praktikum doch<br />

gelohnt: Im Unterschied zu ungezählten<br />

hoffnungsfrohen jungen<br />

Menschen, die ihre Arbeitskraft für nichts<br />

und wieder nichts zu Markte tragen, durften<br />

grim104 und Testo <strong>in</strong> den Redaktionsräumen<br />

von rap.de immerh<strong>in</strong> feststellen, dass<br />

sie nicht für den Journalismus, sondern für<br />

die Bühne geschaffen s<strong>in</strong>d. In der Tradition<br />

der unvergesslichen Berl<strong>in</strong>er HipHop-Duos<br />

Westberl<strong>in</strong> Maskul<strong>in</strong> (Kool Savas & Taktloss)<br />

und Südberl<strong>in</strong> Maskul<strong>in</strong> (Silla & Fler)<br />

nannten grim104 und Testo sich e<strong>in</strong>fach<br />

Zugezogen Maskul<strong>in</strong>, da sie beide erst kurz<br />

zuvor aus dem norddeutschen Raum nach<br />

Berl<strong>in</strong> umgesiedelt waren. Grim104 weiß von<br />

e<strong>in</strong>er „bedrückend-idyllischen Jugend“<br />

<strong>in</strong> Nordfriesland zu berichten, Testo kommt<br />

h<strong>in</strong>gegen aus dem ostdeutschen Stralsund,<br />

wo es bestimmt auch ganz schön war. Ihren<br />

ersten Erfolg als Zugezogen Maskul<strong>in</strong> hatten<br />

sie jedenfalls <strong>mit</strong> dem umwerfenden Stück<br />

Undercut Tumblrblog, <strong>mit</strong> dem sie nicht nur<br />

unter Beweis stellen, dass man auch <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong>er Altbauwohnungen tolle HipHop-<br />

Videos drehen kann, sondern auch als Texter<br />

großes Talent zeigen: „Book<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Paris /<br />

Doch ich mag Croissants nicht / (Hä, wie<br />

me<strong>in</strong>st du das?) / Na ja, ich mag Cros<br />

Songs nicht“. Wortwitz, Weltläufigkeit und<br />

Kulturkritik – da steckt e<strong>in</strong>fach alles<br />

dr<strong>in</strong>. Und nimmt man dazu noch die leicht<br />

<strong>in</strong>s Hysterische kippenden Stimmen, den<br />

Klapperbeat und die Posaunen von Jericho<br />

aus der Konserve, hat man fast schon<br />

e<strong>in</strong>en Klassiker. Davon will man natürlich<br />

noch viel mehr, doch bis das Debütalbum<br />

ersche<strong>in</strong>t, dürften noch e<strong>in</strong>ige Monate vergehen.<br />

Zunächst wird es von grim104 das<br />

Soloalbum grim104 (Buback) geben, auf dem<br />

es um die Tristesse der norddeutschen<br />

Prov<strong>in</strong>z gehen soll („Es wird wohl noch e<strong>in</strong>e<br />

ganze Weile dauern, bis ich me<strong>in</strong>e Landjugend<br />

verarbeitet habe“). Passend dazu hat<br />

Testo se<strong>in</strong>e EP Töte de<strong>in</strong>e Helden wiederveröffentlicht.<br />

So startet man e<strong>in</strong>e Karriere:<br />

von Anfang an gleich Mangel erzeugen.


FEELS LIKE<br />

NOTHING ELSE<br />

uggaustralia.com


Lily &<br />

Madele<strong>in</strong>e<br />

40<br />

Talents<br />

wie zwei SchweStern<br />

die zumutungen<br />

deS erwachSenwerdenS<br />

<strong>mit</strong> Folkpop bezw<strong>in</strong>gen<br />

V Valerie Soschynski<br />

Foto Allister Ann<br />

Sollte die Teenager-Rebellion <strong>in</strong> den<br />

nächsten Tagen gestartet werden, dann<br />

sicher nicht von Lily, 16 (rechts), und<br />

Madele<strong>in</strong>e Jurkiewicz, 18. Die Schwestern<br />

aus Indianapolis s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> festen Beziehungen,<br />

machen abends lieber Hausaufgaben, als feiern<br />

zu gehen, und nehmen ihre Mutter <strong>mit</strong> auf<br />

Tour. Hört sich öde an, aber wir müssen ja<br />

nicht <strong>mit</strong>machen. Sollten wir uns dennoch<br />

für e<strong>in</strong>en Abend zu Hause entscheiden, bleibt<br />

uns für lauschige Stunden ihre Musik. Die<br />

kl<strong>in</strong>gt so melancholisch, dass nicht nur <strong>in</strong><br />

ihren Videos die Blätter von den Bäumen<br />

fallen. Anfang vergangenen Jahres stellten sie<br />

ihren ersten Song auf YouTube; ungeschm<strong>in</strong>kt<br />

und <strong>in</strong> Sweatshirts s<strong>in</strong>gen sie da <strong>mit</strong> mühelos<br />

klarer Stimme und ausschließlich von Lilys<br />

Ukulele begleitet Our Own Pretty Ways von<br />

First Aid Kit. Wenig später erschien ihre erste<br />

EP The Weight Of The Globe <strong>mit</strong> dem<br />

wunderschön traurigen Stück Back To The<br />

River, nun folgt ihr Debütalbum (Asthmatic<br />

Kitty Records), von dem die zwei überzeugt<br />

s<strong>in</strong>d, dass es „viel optimistischer“ ist (was man<br />

aber nicht merkt). Die Songs handeln von<br />

„Verwirrung, Unsicherheit und Zweifel <strong>in</strong><br />

unserem Alter“, sagen sie. „Du weißt noch<br />

nicht, wer du bist und wer du <strong>in</strong> der Welt se<strong>in</strong><br />

willst.“ Trotz <strong>in</strong>tensiver S<strong>in</strong>nsuche sche<strong>in</strong>en<br />

sie ihre Karriere verblüffend zielstrebig zu<br />

verfolgen. Musik und Texte dazu schreiben<br />

die beiden jedenfalls selbst, wobei Kenny<br />

Childers von der Band Gentleman Caller<br />

ihrem Folkpop den letzten Schliff verpasst.<br />

Und sonst so? Die Französischstudent<strong>in</strong><br />

Madele<strong>in</strong>e denkt kurz über die Möglichkeit<br />

nach, <strong>in</strong> Frankreich zu leben: „Oh, das wär<br />

total cool. Ke<strong>in</strong>e Ahnung, aber das wär’s echt.“<br />

Lily wäre natürlich sofort dabei.


RANGE ROVER EVOQUE<br />

FüR GEwöhNlich<br />

UNGEwöhNlich<br />

landrover.de<br />

Abbildung zeigt Sonderausstattung<br />

Ab € 219,00/Monat<br />

Im Range Rover Evoque trifft <strong>in</strong>novatives Design auf die<br />

legendären Fähigkeiten e<strong>in</strong>es echten Land Rover. Als<br />

erstes SUV <strong>mit</strong> 9-Stufen-Automatik ist er <strong>in</strong> jedem Gelände<br />

effizient – <strong>in</strong> der Stadt und auch weit außerhalb davon.<br />

LEASINGANGEBOT<br />

Range Rover Evoque eD4 Pure (5-Türer)<br />

Monatliche Rate € 219,00*<br />

Anzahlung € 7.300,00<br />

Leas<strong>in</strong>glaufzeit<br />

36 Monate<br />

Gesamtfahrleistung (km) 60.000<br />

Barpreis € 33.500,00**<br />

Verbrauchs- und Emissionswerte Range Rover Evoque eD4: Kraftstoffverbrauch l/100 km) außerorts 4,5, <strong>in</strong>nerorts 6,0, komb<strong>in</strong>iert 5,0;<br />

CO 2 -Emission 133 g/km; CO 2 -Effizienzklasse A. Alle Angaben wurden nach dem Messverfahren RL 80/1268/EWG er<strong>mit</strong>telt. Bitte fahren Sie<br />

verantwortungsbewusst: on- wie offroad.<br />

* E<strong>in</strong> Leas<strong>in</strong>gangebot, ver<strong>mit</strong>telt für die Land Rover Bank, e<strong>in</strong>e Zweigniederlassung der FGA Bank Germany GmbH, Salzstraße 138, 74076 Heilbronn.<br />

** UVP Evoque eD4 Pure ab Lager Jaguar Land Rover Deutschland GmbH zzgl. Überführungs- und Zulassungskosten.


Ciao bella!<br />

Die illustrator<strong>in</strong> sarah<br />

illenberger lebt <strong>in</strong> berl<strong>in</strong>,<br />

ist aber e<strong>in</strong> Münchner<br />

K<strong>in</strong>Dl Mit e<strong>in</strong>er schwäche<br />

für italienische schuhe,<br />

blauMänner unD Paul sMith<br />

Life & Style<br />

42<br />

aufgewachsen b<strong>in</strong> ich <strong>in</strong> den<br />

roar<strong>in</strong>g eighties <strong>in</strong> München, die<br />

mich, ob ich will oder nicht, sehr<br />

geprägt haben. Fasch<strong>in</strong>g am Viktualienmarkt,<br />

Schumann’s oder die Grafiken von<br />

Günter Mattei für den Tierpark<br />

Hellabrunn, der auch das Logo für das<br />

Geschäft me<strong>in</strong>er Mutter entworfen hat. Ihr<br />

gehört das Juweliergeschäft Sévigné, und<br />

man könnte annehmen, dass ich als Tochter<br />

e<strong>in</strong>er Goldschmied<strong>in</strong> viel Schmuck trage.<br />

Nope. Ich mag es schlichter, trage nur e<strong>in</strong>e<br />

goldene Kette, an die ich jedes Jahr e<strong>in</strong>en<br />

Anhänger h<strong>in</strong>zufüge. Nur e<strong>in</strong>mal hat<br />

me<strong>in</strong>e Mutter mich für ihre<br />

Weihnachtskarte <strong>mit</strong> ihren Preziosen<br />

behängt. Damals war ich sieben Jahre alt<br />

und trug wie sie e<strong>in</strong>en gerade<br />

geschnittenen Pony, unser geme<strong>in</strong>sames<br />

Erkennungszeichen, von dem ich mich erst<br />

<strong>in</strong> der Pubertät verabschiedet habe. Als<br />

14-Jährige habe ich mal bei e<strong>in</strong>em<br />

Shoot<strong>in</strong>g für „Mädchen“ <strong>mit</strong>gemacht,<br />

200 Mark Gage, aber e<strong>in</strong>e traumatische<br />

Erfahrung für mich.<br />

Me<strong>in</strong> Leitmotiv:<br />

„You can f<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong>spiration <strong>in</strong><br />

everyth<strong>in</strong>g“<br />

(Paul S<strong>mit</strong>h)<br />

Im Studio trage ich am liebsten e<strong>in</strong>en<br />

Blaumann von Obi oder die Lederschürze,<br />

die ich von Hermès als Dankeschön für die<br />

Schaufenstergestaltung des KaDeWe<br />

bekommen habe. Da ich als Illustrator<strong>in</strong> viel<br />

<strong>mit</strong> den Händen arbeite, habe ich e<strong>in</strong> Faible<br />

für alles, was von Hand angefertigt wurde:<br />

Lederwaren von Goyard, Hüte von Goor<strong>in</strong><br />

Bros., Schuhe von Dieppa Restrepo.<br />

E<strong>in</strong> Designer, den ich sehr verehre, ist<br />

Paul S<strong>mit</strong>h, der e<strong>in</strong> Buch <strong>mit</strong> dem Titel You<br />

Can F<strong>in</strong>d Inspiration In Everyth<strong>in</strong>g<br />

veröffentlicht hat, der zu me<strong>in</strong>em Leitmotiv<br />

geworden ist. Als ich am Central Sa<strong>in</strong>t<br />

Mart<strong>in</strong>s College <strong>in</strong> London studierte, habe<br />

ich mir e<strong>in</strong>en Blazer von ihm gekauft,<br />

außen derbe Wolle, <strong>in</strong>nen seidiges<br />

Blumenmuster. Ich spr<strong>in</strong>ge auf<br />

grafische Muster und auf Farben an.<br />

Vermutlich liebe ich deshalb auch die<br />

Kleider des verstorbenen Designers<br />

Geoffrey Beene. Bei me<strong>in</strong>em letzten<br />

NYC-Besuch habe ich bei Narnia<br />

V<strong>in</strong>tage e<strong>in</strong>e Tunika von ihm <strong>mit</strong><br />

e<strong>in</strong>em irren Farbverlauf <strong>in</strong> Mauve<br />

gefunden und <strong>in</strong> Tokio e<strong>in</strong> Kleid, das<br />

wie e<strong>in</strong> Bild von Mondrian aussieht.<br />

Sowieso shoppe ich gerne auf Reisen,<br />

babouches <strong>in</strong> Marrakesch, Badetücher <strong>in</strong><br />

Istanbul, Carab<strong>in</strong>ieri-Schuhe <strong>in</strong> Pietrasanta,<br />

dem kle<strong>in</strong>en Ort <strong>in</strong> der Toskana, an den ich<br />

mehrmals im Jahr reise, weil me<strong>in</strong>e Familie<br />

dort e<strong>in</strong> Haus <strong>in</strong> den Hügeln besitzt. Ach,<br />

bella Italia, im Grunde me<strong>in</strong>es Herzens b<strong>in</strong><br />

ich Südländer<strong>in</strong>. Vermutlich habe ich deshalb<br />

auch me<strong>in</strong>er Tochter Roberta e<strong>in</strong>en<br />

Leopardenmantel von M<strong>in</strong>i Rod<strong>in</strong>i gekauft.<br />

Nach me<strong>in</strong>er Studienzeit <strong>in</strong> London habe<br />

ich <strong>in</strong> München <strong>mit</strong> Patrik Muff das Label<br />

„Sarah & Patrik Design“ gegründet. Wir<br />

haben Armbänder gestaltet, Totenköpfe auf<br />

Pullis stricken lassen und unseren Jack<br />

Russell Terrier G<strong>in</strong>a auf e<strong>in</strong>em<br />

Chenille-Aufnäher verewigt. Das war <strong>in</strong> den<br />

Neunzigern, und wir waren irre stolz darauf,<br />

dass unsere Sachen bei Colette <strong>in</strong> Paris<br />

verkauft wurden. Als ich 2006 nach Berl<strong>in</strong><br />

gezogen b<strong>in</strong>, hat sich me<strong>in</strong> Stil etwas der<br />

Stadt angepasst: mehr Turnschuhe, Fancy<br />

Pants statt Hippie-Kleider, und für diesen<br />

W<strong>in</strong>ter habe ich im Weißen Laden <strong>in</strong> der<br />

Mulackstraße endlich e<strong>in</strong>e Jacke gefunden, <strong>in</strong><br />

der ich nicht mehr frieren werde: e<strong>in</strong>en<br />

Daunenanorak von Crescent Down Works.<br />

PROTOKOLL: Antje Wewer, FOTOS: Sabr<strong>in</strong>a Theissen; Anna Rosa Krau; Mary Scherpe; privat (6)


BERLIN<br />

DÜSSELDORF<br />

FRANKFURT<br />

HAMBURG<br />

KÖLN<br />

MÜNCHEN


Wow<br />

44<br />

Das leben,<br />

e<strong>in</strong><br />

abenteuer<br />

Der Fotograf, Sammler, Tagebuchschreiber und Buchautor Peter Beard<br />

hat se<strong>in</strong> ganzes Leben zu e<strong>in</strong>em Kunstwerk gemacht. Viele Jahre<br />

verbrachte er <strong>in</strong> Afrika und dokumentierte dort auf e<strong>in</strong>drückliche Weise<br />

den Verlust des Lebensraums von Menschen und Tieren. Jetzt ersche<strong>in</strong>t<br />

e<strong>in</strong> Bildband <strong>mit</strong> teilweise nie gezeigtem Material von Peter Beard.<br />

„Peter Beard“<br />

von Nejma<br />

Beard, Owen<br />

Edwards, Steven<br />

Aronson,<br />

Taschen, ca. 50 €<br />

FOTOS: © Peter Beard/TASCHEN (2), TASCHEN, Peter Beard, Nejma Beard, Owen Edwards, Steven M. L. Aronson, 770 Seiten, € 49,99


Wow<br />

Kronleuchter von<br />

Roberto Cavalli Home,<br />

Preis auf Anfrage<br />

Barock ’n’ Roll<br />

lieber Den WeiHnaCHtsbauM <strong>in</strong> Den<br />

sCHatten stellen, als aus FalsCHer<br />

besCHeiDenHeit ÜberseHen Zu WerDen<br />

Kate, 1999<br />

Clutch von Valent<strong>in</strong>o, ca. 3 980 €<br />

FOTOS: Dolce & Gabbana; "Boys get skulls, girls get butterflies", Armreif <strong>mit</strong> Doppelbildnis des Ehepaares von Mevissen, Deutschland 1885, MAKK; L’Wren Scott/net-a-porter.<br />

com; Alexander McQueen; Katie 1999, © Inez van Lamsweerde & V<strong>in</strong>oodh Matad<strong>in</strong>/TaschenPretty Much Everyth<strong>in</strong>g“, M/M Paris, Glenn O’Brien, Flexicover im Schuber <strong>mit</strong><br />

Poster, 704 Seiten; Versace; Dolce&Gabbana; Roberto Cavalli Home; Valent<strong>in</strong>o; Kenzo/farfetch.com; Roger Vivier; Jeffrey Campbell; Tod’s; Giuseppe Zanotti Design<br />

Uhr von Dolce & Gabbana,<br />

ca. 85 000 €<br />

Armreif aus der<br />

Ausstellung "Boys<br />

get skulls, girls<br />

get butterflies." im<br />

Museum für angewandte<br />

Kunst Köln<br />

Cape von L’Wren Scott<br />

über net-a-porter.com,<br />

ca. 2 150 €<br />

Clutch von Alexander<br />

McQueen, ca. 3 095 €<br />

Herrschaftszeiten<br />

Von der Natur eher m<strong>in</strong>imalistisch ausgestattet, ist<br />

Kate Moss eigentlich die Antithese zu ausladendem Pomp. Doch<br />

alle<strong>in</strong> <strong>mit</strong> dem Kragen e<strong>in</strong>er Jacke und dem richtigen Blick<br />

machen Inez van Lamsweerde und V<strong>in</strong>oodh Matad<strong>in</strong> <strong>in</strong> ihrem<br />

neuen Fotoband aus Moss e<strong>in</strong>e neobarocke König<strong>in</strong>.<br />

Fotoband: „Pretty Much<br />

Everyth<strong>in</strong>g“, ca. 50 €<br />

iPad-Case von<br />

Versace, ca. 373 €<br />

Krone von Dolce & Gabbana,<br />

Preis auf Anfrage<br />

Hose von Kenzo über<br />

farfetch.com, ca. 415 €<br />

PantOFFel<br />

POMPÖs<br />

Wennschon – dennschon:<br />

Größenwahn<br />

sollte nicht vor den<br />

Füßen haltmachen<br />

Slipper von Roger Vivier,<br />

ca. 1 600 €<br />

Slipper von Jeffrey<br />

Campbell, ca. 179 €<br />

Slipper von Tod’s, ca. 315 €<br />

Slipper von Giuseppe Zanotti<br />

Design, ca. 950 €<br />

45


Unbed<strong>in</strong>gt <strong>mit</strong>nehmen<br />

Wow<br />

Los Angeles. Die Sonne brennt. Die Pose sitzt. Und dann? Wir<br />

prognostizieren e<strong>in</strong>e Massenkarambolage trotz bester Straßenbed<strong>in</strong>gungen.<br />

Noch mehr ansehnliche junge Männer auf der Suche nach e<strong>in</strong>er<br />

Mitfahrgelegenheit und andere Leckerbissen f<strong>in</strong>det man im neuen Magaz<strong>in</strong><br />

TVTOR des Kreativdirektors und Fotografen Matthias Vriens-McGrath.<br />

Ersche<strong>in</strong>t ab Februar<br />

2014 zweimal jährlich<br />

DIE NACHRICHTEN<br />

In Sorge, dass niemand zu Ihrer Party kommt? Mit<br />

dieser Edition von Paperless Post <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />

<strong>mit</strong> Derek Blasberg werden diese und andere Probleme<br />

bereits im Vorfeld angesprochen und gelöst.<br />

Salvatore Ferragamo, ca. 280 €<br />

46<br />

Der erste Stiletto, der<br />

aussieht, als wäre<br />

er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen<br />

Leben e<strong>in</strong> Sneaker<br />

gewesen.<br />

Pumps von Dior,<br />

ca. 780 €<br />

Taschenspieler<br />

Abstraktion ist e<strong>in</strong> überschätztes Stil<strong>mit</strong>tel.<br />

Wer gerne Lebkuchenmänner, Parfümflaschen oder<br />

Elefanten <strong>mit</strong> sich herumträgt, kann se<strong>in</strong>em<br />

Vergnügen jetzt <strong>mit</strong> diesen Taschen nachgehen.<br />

Chanel, ca. 6 500 €<br />

Seidentücher von<br />

Silviya Neri, ca. 213 €<br />

VERHÄNGNIS<br />

Diesen Todeskuss und<br />

weitere Seidentücher der<br />

Künstler<strong>in</strong> Silviya Neri<br />

hat der Fotograf Vasil<br />

Germanov für das<br />

russische Kreativportal<br />

underthel<strong>in</strong>e.net kongenial<br />

<strong>in</strong> Szene gesetzt.<br />

Acne, ca. 900 € Charlotte Olympia,<br />

ca. 565 €<br />

FOTOS: Matthias Vriens-McGrath (2); Derek Blasberg for Paperless Post onl<strong>in</strong>e cards and <strong>in</strong>vitations;<br />

Ferragamo; Charlotte Olympia; Chanel; acnestudios.com; Dior; Vasil Germanov/underl<strong>in</strong>e.net


NEW<br />

LIMITED<br />

EDITION<br />

NOVEMBER -<br />

DEZEMBER 2013<br />

AB 2,79€<br />

WWW.CATRICE.EU<br />

FACEBOOK.COM/CATRICEDE


Wow<br />

LIQUID<br />

FASHION<br />

Gutes Tun zur Berl<strong>in</strong>er<br />

Fashion Week. Im Popup-Hotel<br />

The Belvedere<br />

Hotel by Q! gibt es die<br />

li<strong>mit</strong>ierte Edition Belvedere<br />

Red. Mit der<br />

Hälfte der Erlöse wird<br />

die Organisation RED<br />

unterstützt, die weltweit<br />

Aids, Tuberkulose<br />

und Malaria bekämpft.<br />

Wodka von Belvedere, 39,90 €<br />

48<br />

Tassen von<br />

Seletti wears<br />

Toiletpaper,<br />

ca. 14 €<br />

Alle Tassen im Schrank<br />

Niemand hat mehr Spaß bei der Arbeit als die<br />

Designer von Toiletpaper. Für den Onl<strong>in</strong>eshop<br />

yoox.com entwarf das Team um Maurizio<br />

Cattelan Geschirr und Tischdecken, die selbst die<br />

grimmigste Tischgesellschaft heiter stimmen.<br />

SCHÖN<br />

TRAURIG<br />

Der Claim für<br />

diese Regen jacke<br />

von Stutterheim<br />

sagt: „Swedish<br />

melancholy at<br />

its driest“.<br />

Regenjacke<br />

„Arholma“von<br />

Stutterheim,<br />

ca. 550 €<br />

Yeehaw!<br />

Diese Brille hätte<br />

Doris Day <strong>mit</strong><br />

Begeisterung zum<br />

Rodeo getragen.<br />

Sonnenbrille<br />

von Ralph Lauren,<br />

ca. 165 €<br />

Modell „Opaque“<br />

<strong>mit</strong> Goldbündchen<br />

von Fogal, ca. 30 €<br />

Rolle rückwärts<br />

Nichts, aber auch gar nichts fühlt sich subjektiv so sexy an<br />

und sieht objektiv so sexy aus wie e<strong>in</strong>e schwarze Seidenstrumpfhose.<br />

Zum 90. Geburtstag von Fogal br<strong>in</strong>gt das Schweizer<br />

Traditionsunternehmen e<strong>in</strong>e Jubiläumskollektion heraus, die<br />

genau diese These optisch überzeugend untermauert.<br />

FOTOS: Moet Hennessy(3); Studio Bad<strong>in</strong>i; Stutterheim; Ralph Lauren; Walter Pfeiffer for Fogal


Wow<br />

Daher der Name „Uhrwald“<br />

Er schreibt e<strong>in</strong>en Hit nach dem anderen und gilt <strong>in</strong>zwischen<br />

m<strong>in</strong>destens <strong>in</strong> Italien auch als Fernsehstar. Jetzt hat Mika<br />

zusammen <strong>mit</strong> se<strong>in</strong>er Schwester e<strong>in</strong>e Swatch-Uhr kreiert, die<br />

böse Geister vertreiben kann. E<strong>in</strong>fach bezaubernd!<br />

„Modern<br />

Manners“,<br />

Verlag<br />

Potter Style,<br />

ca. 14 €<br />

Uhr von<br />

Swatch,<br />

ca. 55 €<br />

Gut erzogen<br />

wie e<strong>in</strong> Tyler!<br />

Dorothea Johnson gilt <strong>in</strong><br />

den USA als Etiketteguru.<br />

Jetzt wissen wir endlich,<br />

warum ihre Enkel<strong>in</strong> Liv<br />

Tyler so gut geraten ist.<br />

Das gewisse<br />

etwas<br />

Braune Taschen kann jeder.<br />

Goldene Kettchen richtig<br />

platzieren nur Dsquared2.<br />

FOTOS: Etro; by Swatch; Crown Publish<strong>in</strong>g; Dsquared2; Thom Browne x Colette; Tissot; Wempe; Omega; Delf<strong>in</strong>a Delettrez<br />

Snowboard von Etro, ca. 1 500 €<br />

musterbeispiel<br />

für<br />

Die piste<br />

Ab etwa 25 wollen wir<br />

auf den Halfpipes dieser<br />

Welt anständig ausschauen.<br />

Mit diesem<br />

Snowboard im Paisleystil<br />

von Etro ist schon<br />

mal viel gewonnen.<br />

Attitüde<br />

So geht das: Griff<br />

<strong>in</strong> die Tasche,<br />

Blick auf die Uhr,<br />

Augenbraue<br />

hochziehen.<br />

Taschenuhr von Tissot,<br />

ca. 560 €<br />

Taschenuhr von Wempe,<br />

ca. 1 175 €<br />

Taschenuhr von Omega,<br />

ca. 79 900 €<br />

Mütze von<br />

Thome<br />

Browne x<br />

Colette,<br />

ca. 140 €<br />

HanD<br />

aufs porzellan<br />

Die neue Schmuckkollektion<br />

von Delf<strong>in</strong>a Delettrez ist so<br />

appetitlich und elegant wie<br />

e<strong>in</strong>e exzentrische Tischdeko.<br />

Tasche von<br />

Dsquared2,<br />

Preis auf<br />

Anfrage<br />

S ü ß e s<br />

Mützchen<br />

W<strong>in</strong>ter ist die Jahreszeit,<br />

<strong>in</strong> der k<strong>in</strong>dliche<br />

Accessoires gut gelaunt<br />

auch von erwachsenen<br />

Menschen getragen<br />

werden dürfen.<br />

Armband, ca. 1 212 €<br />

R<strong>in</strong>ge v. l. ca. 1 512 €, 2 019 €,<br />

3 280 €, 1 260 €, 2 019 €<br />

49


Ketten von<br />

Khai Khai<br />

Jewelry,<br />

ca. 1 210 €<br />

Nicht gucken ... Jetzt!<br />

E<strong>in</strong>e Statementkette für Fashion-Ignoranten und Menschen, die so<br />

wirken wollen: Der New Yorker Schmuckdesigner Khai Khai entwirft<br />

Schmuck, der sogar Ignoranz umwerfend aussehen lässt.<br />

Re<strong>in</strong>eR<br />

TiSch<br />

Leuchtreklame fürs Wohnzimmer:<br />

Inspiriert durch<br />

Reisen nach Istanbul und<br />

Schanghai und als Tribut<br />

an Roy Lichtenste<strong>in</strong><br />

entwarf der niederländische<br />

Designer Re<strong>in</strong>ier<br />

Bosch diesen buchstabengestützten<br />

Glastisch.<br />

Wow<br />

ToTal<br />

SpiTze<br />

Das italienische Label<br />

Alessandra Rich<br />

ist für Frauen, die<br />

ihren Look irgendwo<br />

zwischen Baiser,<br />

Braut und Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong><br />

ansiedeln.<br />

Süß und unschuldig<br />

<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Twist<br />

sexy Berechnung.<br />

Label<br />

to<br />

watch<br />

Heimatkunde<br />

Auf der Suche nach dem Wesen Amerikas treibt<br />

Bruce Weber, hier <strong>in</strong> der Rolle des Herausgebers,<br />

se<strong>in</strong>e Reihe All-American voran. Deren 13.<br />

Band <strong>mit</strong> dem Titel Born Ready (l. und u. r.)<br />

versammelt Essays, Gedichte und Fotografien,<br />

die Exzentrik und Individualismus feiern – zwei<br />

sehr amerikanische Tugenden.<br />

„Born Ready“<br />

von Bruce<br />

Weber, ca. 98 €<br />

Rotes Kleid,<br />

ca. 3 100 €,<br />

weißes Kleid,<br />

ca. 2 505 €<br />

Schrankkoffer,<br />

angefertigt für<br />

Damien Hirst<br />

My hoMe iS My<br />

SuiTcaSe<br />

Als Reisen noch e<strong>in</strong> Privileg von<br />

Abenteurern, Aristokraten und Künstlern<br />

war, zerbrach sich noch niemand den Kopf<br />

über zu großes Gepäck. Louis Vuitton<br />

widmet den wagemutigen Weltenwanderern<br />

e<strong>in</strong>e Ausstellung vom 4.12.2013 bis 19.1.2014<br />

auf dem Roten Platz <strong>in</strong> Moskau.<br />

FOTOS: Khai Khai Jewellry; Alexandra Rich SS 14 Lookbook; © All-American Volume Thirteen: Born Ready by Bruce Weber, published by teNeues, www.teneues.com. Photo © Sean Thomas(2);<br />

© Louis Vuitton / Philippe Jum<strong>in</strong>; Rachel Nieborg, Re<strong>in</strong>ier Bosch, WHAAM!, 2013, glass, LED’s, plexiglass, polished sta<strong>in</strong>less steel, Edition of 3+1AP+1P, Courtesy of Carol<strong>in</strong>a Wilcke


Ketten von<br />

Khai Khai<br />

Jewelry,<br />

ca. 1 210 €<br />

Nicht gucken ... Jetzt!<br />

E<strong>in</strong>e Statementkette für Fashion-Ignoranten und Menschen, die so<br />

wirken wollen: Der New Yorker Schmuckdesigner Khai Khai entwirft<br />

Schmuck, der sogar Ignoranz umwerfend aussehen lässt.<br />

Re<strong>in</strong>eR<br />

TiSch<br />

Leuchtreklame fürs Wohnzimmer:<br />

Inspiriert durch<br />

Reisen nach Istanbul und<br />

Schanghai und als Tribut<br />

an Roy Lichtenste<strong>in</strong><br />

entwarf der niederländische<br />

Designer Re<strong>in</strong>ier<br />

Bosch diesen buchstabengestützten<br />

Glastisch.<br />

Wow<br />

ToTal<br />

SpiTze<br />

Das italienische Label<br />

Alessandra Rich<br />

ist für Frauen, die<br />

ihren Look irgendwo<br />

zwischen Baiser,<br />

Braut und Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong><br />

ansiedeln.<br />

Süß und unschuldig<br />

<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Twist<br />

sexy Berechnung.<br />

Label<br />

to<br />

watch<br />

Heimatkunde<br />

Auf der Suche nach dem Wesen Amerikas treibt<br />

Bruce Weber, hier <strong>in</strong> der Rolle des Herausgebers,<br />

se<strong>in</strong>e Reihe All-American voran. Deren 13.<br />

Band <strong>mit</strong> dem Titel Born Ready (l. und u. r.)<br />

versammelt Essays, Gedichte und Fotografien,<br />

die Exzentrik und Individualismus feiern – zwei<br />

sehr amerikanische Tugenden.<br />

„Born Ready“<br />

von Bruce<br />

Weber, ca. 98 €<br />

Rotes Kleid,<br />

ca. 3 100 €,<br />

weißes Kleid,<br />

ca. 2 505 €<br />

Schrankkoffer,<br />

angefertigt für<br />

Damien Hirst<br />

My hoMe iS My<br />

SuiTcaSe<br />

Als Reisen noch e<strong>in</strong> Privileg von<br />

Abenteurern, Aristokraten und Künstlern<br />

war, zerbrach sich noch niemand den Kopf<br />

über zu großes Gepäck. Louis Vuitton<br />

widmet den wagemutigen Weltenwanderern<br />

e<strong>in</strong>e Ausstellung vom 4.12.2013 bis 19.1.2014<br />

auf dem Roten Platz <strong>in</strong> Moskau.<br />

FOTOS: Khai Khai Jewellry; Alexandra Rich SS 14 Lookbook; © All-American Volume Thirteen: Born Ready by Bruce Weber, published by teNeues, www.teneues.com. Photo © Sean Thomas(2);<br />

© Louis Vuitton / Philippe Jum<strong>in</strong>; Rachel Nieborg, Re<strong>in</strong>ier Bosch, WHAAM!, 2013, glass, LED’s, plexiglass, polished sta<strong>in</strong>less steel, Edition of 3+1AP+1P, Courtesy of Carol<strong>in</strong>a Wilcke


Armspangen, ca. 950 € & 895 €<br />

sa<strong>in</strong>t laurent<br />

by hedi slimane<br />

Choker,<br />

ca. 400 €<br />

cél<strong>in</strong>e<br />

Armspange,<br />

ca. 325 €<br />

balenciaga<br />

Armspange,<br />

ca. 1 100 €<br />

tiffany & co.<br />

52<br />

Schmuck<br />

Silberstreif<br />

Genau jetzt will man m<strong>in</strong>destens<br />

e<strong>in</strong>em HandGelenk GewicHt<br />

verleiHen. Oder kOpf und<br />

kraGen riskieren. cuff Oder<br />

cHOker s<strong>in</strong>d das d<strong>in</strong>G der stunde<br />

Foto Christian Hagemann<br />

Armspange,<br />

ca. 535 €<br />

pomellato


Mehr Uhr als Zeit<br />

ständig läutet das telefon. ständig will jemand<br />

was. ständig sagt jemand „mahlzeit“. wieso<br />

macht man das alles <strong>mit</strong>? um sich schöne uhren<br />

anzuschaffen, die e<strong>in</strong>em sagen, wann schluss ist<br />

Fotos Michael Mann<br />

Set Styl<strong>in</strong>g Christian Kleemann<br />

Styl<strong>in</strong>g Réka Maria Probst<br />

54<br />

„Portof<strong>in</strong>o Automatic“ <strong>mit</strong> Milanaisearmband und mechanischem<br />

Uhrwerk, ca. 4 950 € iWc R<strong>in</strong>ge, ca. 350 € DoDo<br />

Armband, ca. 990 € tiffany & co. Kleid, ca. 998 € escaDa<br />

„Master Ultra Th<strong>in</strong> Jubilee“ <strong>mit</strong> 4,05 mm „Couteau“-Gehäuse aus<br />

extraweißem Plat<strong>in</strong>, ca. 14 400 € jaeger-lecoultre R<strong>in</strong>g <strong>in</strong> der Mitte, ca. 3 675 €<br />

Wempe R<strong>in</strong>ge, ca. 1 490 € & 4 850 € caDa<br />

Armband, ca. 15 700 € tiffany & co. Armreif, ca. 2 975 € Wempe<br />

„Patrimony Contempora<strong>in</strong>e“ aus 18 Karat Weißgold <strong>mit</strong> Dornschließe <strong>in</strong> Form<br />

e<strong>in</strong>es Malteserkreuzes, ca. 22 200 € vacheron constant<strong>in</strong><br />

R<strong>in</strong>g, ca. 1 710 € pomellato Armband, ca. 1 733 € sophie bille brahe<br />

Bluse, ca. 198 € lala berl<strong>in</strong> Cardigan, ca. 170 € set<br />

„Saxonia“ aus Weißgold <strong>mit</strong> handgenähtem Krokoband, ca. 16 600 €<br />

a. lange & söhne R<strong>in</strong>g, ca. 2 900 € repossi<br />

Armband, ca. 1 100 € tiffany & co. Hemd, ca. 80 € g-star


„Sirius Automatic“ <strong>mit</strong> Edelstahlgehäuse und 40 mm Durchmesser, ca. 3 950 €<br />

chronosWiss R<strong>in</strong>g & Armreife, ca. 345 €, 530 € & 460 € frey Wille<br />

Sonnenbrille, ca. 335 € mykita x Damir Doma Bluse, ca. 260 € acne<br />

Hose, ca.180 € mar<strong>in</strong>a yacht<strong>in</strong>g<br />

„Calatrava“ <strong>mit</strong> mechanischem Handaufzug und Zifferblatt<br />

<strong>mit</strong> aufgesetzten Gold<strong>in</strong>dexen, ca. 17 810 € patek philippe R<strong>in</strong>g,<br />

ca. 1 550 € tiffany & co. R<strong>in</strong>g, ca. 165 € maria black<br />

Armreife, ca. 350 € & 520 € <strong>in</strong>a beissner Jacke, ca. 340 € tW<strong>in</strong> set<br />

Accessoires<br />

55<br />

„Max Bill“ <strong>mit</strong> Edelstahlgehäuse, Kalbslederarmband und<br />

Dornschließe, ca. 445 € junghans R<strong>in</strong>ge, ca. 3 475 € & 1 975 € Wempe<br />

Hemd, ca. 169 € tiger of sWeDen<br />

„La Grande Classique“ aus Edelstahl <strong>mit</strong> Quarzwerk und Alligatorlederband,<br />

ca. 720 € long<strong>in</strong>es R<strong>in</strong>g, Armband und Armreif,<br />

ca. 2 900 €, 720 € & 5 300 € tiffany & co. Pullover, ca. 559 € malaikaraiss<br />

haare & make-up Tan Vuong / Ballsaal <strong>mit</strong><br />

Produkten von Chanel maniküre Hien Pham <strong>mit</strong><br />

Produkten von YSL moDel Kassandra Jensen /<br />

m4 models post-proDuction Stephanie Wencek<br />

proDuktion Frank Seidlitz, Dorothea Fiedler


Kultur<br />

Now<br />

Neue AusstelluNgeN, Neues im kiNo, Neu<br />

im theAter, eiN VAterschAftstest sowie<br />

der spoNtAN improVisierte frAgebogeN<br />

Barbara<br />

K l e m m<br />

Diese Frau hat alles<br />

gesehen, was <strong>in</strong> den letzten<br />

50 Jahren der Bundesrepublik<br />

an Bedeutsamem<br />

(Willy Brandt verhandelt<br />

<strong>mit</strong> Leonid Breschnew),<br />

Befreiendem (Studentenrevolten)<br />

und Beunruhigendem<br />

(Mick Jagger auf<br />

e<strong>in</strong>em Konzert <strong>in</strong><br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong>)<br />

geschehen ist. Natürlich hat<br />

sie es nicht nur gesehen,<br />

sondern auch fotografisch<br />

festgehalten, und nun für<br />

den Berl<strong>in</strong>er Mart<strong>in</strong>-Gropius-Bau<br />

zu e<strong>in</strong>er umfassenden<br />

Retrospektive<br />

zusammengestellt. Danke,<br />

Barbara – so macht<br />

Geschichte Spaß.<br />

Vom 16. November 2013<br />

bis zum 9. März 2014.<br />

De<strong>in</strong>e erste Zigarette? Camel ohne. Das<br />

haben die coolen Leute auf dem Pausenhof<br />

56 alle geraucht. E<strong>in</strong>e Weile auch Tabak, weil’s<br />

billiger war: Red nicht rum – rauch Drum!<br />

softpack oDer HarDpack? Soft.<br />

Zerkrümeln Die bei iHnen nicHt? Meist<br />

bleiben sie heil. Wenn dann doch mal e<strong>in</strong>e<br />

zerbricht, macht es Spaß, sie <strong>mit</strong> Blättchen<br />

wieder zu reparieren. scHreiben unD<br />

raucHen: HanDicap oDer selbstoptimierung?<br />

Ich rauche beim Schreiben und<br />

schreibe, während ich rauche. Das Ungesunde<br />

daran stört mich schon sehr. Das tut den<br />

Texten auch nicht gut. Diesen Selbstoptimierungsimperativ<br />

lehne ich ab, versuche aber<br />

trotzdem, me<strong>in</strong> Rauchen beim Schreiben<br />

mehr e<strong>in</strong>zuschränken. frage an Den selbst<br />

DreHenDen scHreiber: klare<br />

outsiDer-perspektive oDer soZiale<br />

verstrickung? So e<strong>in</strong>e klare Outsider-Perspektive<br />

hatte ich früher mehr. Und ich<br />

verstricke mich auch dauernd, aber vielleicht<br />

anders, als Sie me<strong>in</strong>en. E<strong>in</strong> Teil des Outsidertums<br />

ist ja Veranlagung, wie man geworden<br />

ist; e<strong>in</strong> anderer hat <strong>mit</strong> dem freien Autorense<strong>in</strong><br />

zu tun. Wenn ich mehr Geld hätte, wäre<br />

ich schon öfter unterwegs als jetzt. iHr neues<br />

Zwölf Fragen an<br />

Detlef<br />

Kuhlbrodt<br />

bucH Heisst „umsonst unD Draussen“:<br />

raucHerroman oDer cHronik? Diese<br />

Zigarettenrauchperspektive war mir zu eng,<br />

der ursprüngliche Titel Wie ich e<strong>in</strong>mal zwei<br />

Wochen nicht rauchte zu lustigleichtironisch.<br />

Da war plötzlich so e<strong>in</strong> kokettierendes<br />

Fake-Element dr<strong>in</strong>. An den eigenen Aufzeichnungen<br />

zu arbeiten, als wären sie die e<strong>in</strong>es<br />

anderen, hatte mir dann mehr Spaß gemacht:<br />

Chronik! alles „super“: liebe Zum<br />

scHicksal oDer vollverblöDung?<br />

Der Begriff ist bei mir eher Mediz<strong>in</strong> als<br />

Affirmation. Als Teenager hatte ich versucht,<br />

mich <strong>in</strong> fürchterlichen Situationen auf<br />

Horrortrips zu retten, <strong>in</strong>dem ich es „super“<br />

und „prima“ fand. Der Sprung <strong>in</strong> der<br />

Schüssel, den man selber hat, oder die Ausstellung<br />

e<strong>in</strong>es kurzzeitigen Rückzugs <strong>in</strong><br />

die bewusste Regression kl<strong>in</strong>gt da schon <strong>mit</strong>.<br />

Man steht immer auch e<strong>in</strong> bisschen außerhalb<br />

der Situation, die man „super“ nennt.<br />

Die Vollverblödung droht auch dem kritischen<br />

Bewusstse<strong>in</strong>, wenn es <strong>in</strong>s Ressentiment<br />

kippt. Es gibt auch sehr gute Schriftsteller,<br />

die an ihrer Wut gescheitert s<strong>in</strong>d. e<strong>in</strong><br />

liebl<strong>in</strong>gsbucH? Ja von Thomas Bernhard.<br />

DortmunD oDer bayern? Schalke!<br />

WelcHe position spielen sie selber am<br />

liebsten? L<strong>in</strong>ker Verteidiger bis L<strong>in</strong>ksaußen.<br />

fussballscHuHe von nike oDer aDiDas?<br />

Momentan Nike, früher Adidas. nocH e<strong>in</strong><br />

kle<strong>in</strong>es bier oDer nacH Hause? Gerne<br />

noch e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Bier.<br />

„Umsonst und draußen“ ist<br />

<strong>in</strong> der Edition Suhrkamp<br />

erschienen, hat 198 Seiten<br />

und kostet 12 Euro<br />

FOTOS: Barbara Klemm, „Mick Jagger. Frankfurt am Ma<strong>in</strong>, 1970“, © Barbara Klemm; Detlef Kuhlbrodt


FOTOS: General Idea, „aIDS“, 1989, Deutsche aIDS-Stiftung, Bonn; © 2013 Concorde Filmverleih GmbH; Just Loomis, „Sigrid. Norway 2013“, © Just Loomis, Courtesy Galerie Hiltawsky; © 2013 STUDIOCaNaL GmbH<br />

L.a.r.S.<br />

Liebe, Aids, Riot und Sex<br />

waren zentrale Themen <strong>in</strong><br />

den 80er-Jahren. Inzwischen<br />

sche<strong>in</strong>t die Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />

<strong>mit</strong> Aids gespenstisch<br />

ruhig geworden zu se<strong>in</strong>,<br />

weshalb sich jetzt e<strong>in</strong>e zweiteilige<br />

Ausstellung <strong>in</strong> der<br />

Berl<strong>in</strong>er Neuen Gesellschaft<br />

für bildende Kunst <strong>mit</strong> dem Titel Love Aids Riot Sex der<br />

Frage widmet, ob unsere längst gewonnene Offenheit gegenüber<br />

der Krankheit nicht nur e<strong>in</strong>e verme<strong>in</strong>tliche ist. Noch bis zum<br />

5. Januar 2014 zu sehen.<br />

Im K<strong>in</strong>o<br />

Tage am Strand<br />

Two Mothers (englischer Arbeitstitel) verbr<strong>in</strong>gen Tage am Strand<br />

(offizieller deutscher Titel) und fangen e<strong>in</strong>e Affäre <strong>mit</strong> dem<br />

Sohn der jeweils anderen an. Nach e<strong>in</strong>igen dramatischen und<br />

erotischen Szenen vor der australischen Ostküste entscheidet<br />

sich e<strong>in</strong> Jüngl<strong>in</strong>g dann allerd<strong>in</strong>gs für e<strong>in</strong>e Frau se<strong>in</strong>es Alters und<br />

zieht von dannen. Umgeleiteter Elektrakomplex oder seriöse<br />

Variante des MILF-Phänomens? H<strong>in</strong> oder her, <strong>mit</strong> Naomi Watts<br />

und Rob<strong>in</strong> Wright so attraktiv besetzt, dass man sich den<br />

Film unbed<strong>in</strong>gt anschauen sollte (ab 28. November).<br />

Just Loomis<br />

Jahrelang arbeitete er als Assistent von Helmut Newton, jahrelang waren<br />

er und Newton befreundet. Inzwischen ist Just Loomis e<strong>in</strong> eigenständiger<br />

Künstler, der die Welt der Modefotografie h<strong>in</strong>ter sich gelassen hat. Er<br />

konzentriert sich auf Porträts von Frauen, die als Stripper<strong>in</strong>nen arbeiten,<br />

Frauen, die Kellner<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d, Frauen, die se<strong>in</strong>e Geliebten waren. Kurzum:<br />

In der Ausstellung Women werden 32 Bilder präsentiert, die Just Loomis<br />

<strong>in</strong> den vergangenen 20 Jahren von se<strong>in</strong>em Liebl<strong>in</strong>gsgender aufgenommen<br />

hat, <strong>in</strong>tim, ehrlich und klar. Die Ausstellung <strong>in</strong> der Galerie Hiltawsky<br />

ist noch bis zum 11. Januar 2014 zu sehen.<br />

Im K<strong>in</strong>o<br />

Die Tribute von Panem:<br />

Catch<strong>in</strong>g Fire<br />

Nachdem Katniss und Peeta die Hungerspiele<br />

des ersten Teils überlebt haben und da<strong>mit</strong><br />

dem Regime von Panem e<strong>in</strong>e Demütigung zufügen<br />

konnten, s<strong>in</strong>nt Präsident Snow auf<br />

Rache. Se<strong>in</strong> teuflischer Plan: Anlässlich des Jubel-<br />

Jubiläums der 75. Hungerspiele werden die<br />

Tribute aus dem Kreis der bisherigen Gew<strong>in</strong>ner<br />

ausgelost. Für Katniss bedeutet das die Rückkehr<br />

<strong>in</strong> die Arena. Peeta ist auch <strong>mit</strong> dabei. Also<br />

im Grunde alles wie beim ersten Mal, nur<br />

ganz anders, geme<strong>in</strong>er und brutaler – und e<strong>in</strong><br />

toller Anlass, Jennifer Lawrence bei der Arbeit zuzusehen.<br />

Jetzt im K<strong>in</strong>o.<br />

57


N was so geht<br />

58<br />

Sexy<br />

S e s e d e<br />

seseDe terZiyan ist die Tochter<br />

armenischer christlicher Eltern, aufgewachsen<br />

an der Nordsee und <strong>in</strong><br />

Baden-Württemberg, Absolvent<strong>in</strong> der<br />

Berl<strong>in</strong>er Hochschule für Schauspielkunst<br />

„Ernst Busch“. Alle<strong>in</strong> durch ihre<br />

Biografie passte Sesede hervorragend<br />

<strong>in</strong>s postmigrantische Ensemble am<br />

Ballhaus Naunynstraße <strong>in</strong> Kreuzberg.<br />

Im Fernsehen wird die 32-Jährige gern<br />

als kopftuchtragende Muslima oder<br />

Türk<strong>in</strong> besetzt. Egal. Denn es gibt<br />

tatsächlich Off-Theaterereignisse, die<br />

lebensverändernd se<strong>in</strong> können. So geschehen<br />

bei Sesede. Die Inszenierung<br />

Verrücktes Blut, die 2010 am Ballhaus<br />

<strong>in</strong> der schmalen und schmuddeligen<br />

Naunynstraße Premiere feierte, war so<br />

e<strong>in</strong> Ereignis. In der multikulturell<br />

Frank<br />

S<strong>in</strong>atra<br />

Ronan<br />

Farrow<br />

Now<br />

besetzten Produktion spielte Sesede<br />

e<strong>in</strong>e Lehrer<strong>in</strong>, die ihren Schülern<br />

deutsche Kultur beibr<strong>in</strong>gt – wenn es<br />

se<strong>in</strong> muss, auch <strong>mit</strong> Gewalt. Die<br />

schlaue „Amok-Komödie“ begeisterte<br />

das Publikum, wurde im Spiegel<br />

besprochen und katapultierte die Beteiligten<br />

nach vorn: Jens Hillje,<br />

damals Dramaturg, und Sherm<strong>in</strong><br />

Langhoff, damals Chefi n des Ballhauses,<br />

leiten jetzt e<strong>in</strong> sehr viel größeres<br />

Haus: das Maxim Gorki Theater.<br />

Die Eröffnungspremiere Tschechows<br />

Kirschgarten <strong>in</strong>szeniert Nurkan Erpulat,<br />

der Regisseur von Verrücktes Blut<br />

(das Stück wird am Gorki <strong>mit</strong><br />

englischen Übertiteln gezeigt). Und<br />

e<strong>in</strong>e der Hauptrollen spielt,<br />

logisch, Ensemble<strong>mit</strong>glied Sesede.<br />

First we take<br />

Kreuzberg, then we take<br />

Mitte: Sesede Terziyan<br />

auf dem Dach des<br />

Maxim Gorki Theaters<br />

FOTO: Jonas Unger<br />

Who’s your D a D D Y ?<br />

Woody<br />

Allen<br />

Fremdgelesen<br />

Unlautere Formen der Kritik<br />

ian mceWan: Honig<br />

Nachgefragt bei Marion K., 40, Jurist<strong>in</strong>,<br />

McEwan-Fan seit „Abbitte“ <strong>in</strong>tervieW: Sieht<br />

McEwan eigentlich aus wie Keith Carrad<strong>in</strong>e?<br />

marion k.: Ja, aber <strong>in</strong> alt. <strong>in</strong>tervieW: Wie ist<br />

der Titel? k.: Total irreführend. Im Orig<strong>in</strong>al<br />

heißt das Buch Sweet Tooth, das ist e<strong>in</strong>e Agent<strong>in</strong>nen-Story.<br />

<strong>in</strong>tervieW: War McEwan nicht auch mal beim MI6? k.:<br />

Auf der Lesung hat er das verne<strong>in</strong>t. <strong>in</strong>tervieW: Weibliche<br />

Erzählperspektive, bekommt er das h<strong>in</strong>? k.: Absolut.<br />

<strong>in</strong>tervieW: Wenn Ihnen jemand das Buch beim ersten<br />

Date empfohlen hätte? k.: In jedem Fall besser, als mir<br />

Illum<strong>in</strong>ati zu geben … Außerdem kenne ich McEwan ja<br />

schon! Diogenes, 22,90 Euro<br />

paul auster: W<strong>in</strong>terJournal<br />

Susanne W., 36, klassische Tänzer<strong>in</strong>,<br />

Alles-zu-Ende-Leser<strong>in</strong> <strong>in</strong>tervieW: Sieht Auster<br />

auf dem Cover zu gut aus? susanne W.: Ne<strong>in</strong>,<br />

endlich mal gut! <strong>in</strong>tervieW: Wissen Sie, wie<br />

er heute aussieht? W.: Ja, aber die Augen s<strong>in</strong>d<br />

entscheidend. <strong>in</strong>tervieW: Wenn e<strong>in</strong>er Erfolgsautor ist, so<br />

aussieht und auf Frauen steht, glauben Sie, dass ihn das<br />

ru<strong>in</strong>iert? W.: Was ist das denn für e<strong>in</strong>e blöde Frage?<br />

<strong>in</strong>tervieW: Haben Sie schon re<strong>in</strong>gelesen? W.: Ja, ziemlich<br />

egozentrisches Altmännergestammel. Aber ich lese es<br />

trotzdem zu Ende. Rowohlt, 19,95 Euro<br />

ann cotten: HauptWerk. softsoftporn<br />

Leon V., 28, Sportreporter, Von-Uslar-Fan<br />

leon v. (liest vor): „Wer kennt se<strong>in</strong>e seidigen<br />

Wände noch …“ Alter, das s<strong>in</strong>d ja Gedichte!<br />

<strong>in</strong>tervieW: „Softsoftporn“ – was könnte das<br />

se<strong>in</strong>? v.: Ke<strong>in</strong>e Ahnung. Frauen <strong>in</strong> Dessous<br />

beim Rauchen auf YouPorn? Ich war mal<br />

<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er Autor<strong>in</strong> verabredet. Wir wollten <strong>in</strong>s K<strong>in</strong>o. Sie kam<br />

zu spät – verheult, blutig gekaute F<strong>in</strong>gernägel – und me<strong>in</strong>te:<br />

„Ich kann nicht unter Menschen se<strong>in</strong>. Aber ich b<strong>in</strong> extra<br />

hier, um dir das zu sagen.“ Das habe ich ihr hoch<br />

angerechnet. Verlag Peter Engstler, 14 Euro<br />

Auf die Frage, wer von beiden – Frankie oder<br />

Woody – der Vater ihres Sohnes Ronan sei,<br />

lässt Mia Farrow bloß wissen, dass beides se<strong>in</strong><br />

könne. Wenn Ronan zugleich das K<strong>in</strong>d von<br />

Woody Allen und Frank S<strong>in</strong>atra se<strong>in</strong> soll, kann<br />

die Gleichung nur widerspruchsfrei aufgehen,<br />

wenn Frankie und Woody die gleiche Person<br />

s<strong>in</strong>d. Da beide an e<strong>in</strong>em Dezembertag <strong>in</strong> New<br />

York geboren wurden und Allen mehr oder<br />

m<strong>in</strong>der erfolgreich noch e<strong>in</strong>e Jazzkarriere<br />

verfolgt, wäre das also endlich geklärt. Oder?<br />

Mia<br />

Farrow<br />

FOTOS: Diogenes; rowohlt Verlag; © 2013 STUDIOCaNaL GmbH; Verlag Peter Engstler; Jonas Unger; C<strong>in</strong>emaPhoto/Corbis; George De Sota/Polaris/laif; Silver Screen Collection/Getty Images; Camerique/Getty Images


Vorteils-<br />

Abnement<br />

Nur 30 €<br />

für 10 Ausgaben<br />

25 % GESPART!<br />

Ihr Geschenk!<br />

(gilt nur für INTERVIEW im XXL-Format)<br />

Eau de<br />

Toilette<br />

100 ml<br />

Natural<br />

Spray<br />

oder<br />

Eau de<br />

Parfum<br />

100 ml<br />

Spray<br />

*10 Ausgaben <strong>Interview</strong> Tw<strong>in</strong> für 18 €, <strong>Interview</strong> XXL für 30 € <strong>mit</strong> Geschenk<br />

Trussardi<br />

My Land My Name<br />

My Land: Vorzüglichkeit, Understatement und<br />

Kreativität. Trussardi My Land besitzt und verkörpert<br />

die Seele und unverwechselbare Charakteristik der<br />

Marke, die schon seit über e<strong>in</strong>em Jahrhundert besteht.<br />

My Name: greifbare Qualität, Besonnenheit und<br />

Erfahrung. Der neue Damenduft My Name erkundet<br />

die fem<strong>in</strong><strong>in</strong>sten und s<strong>in</strong>nlichsten Regionen der<br />

Welt von Trussardi.<br />

Telefonisch bestellen: 040/41 448480<br />

Onl<strong>in</strong>e: abo@<strong>in</strong>terview.de<br />

& www.<strong>in</strong>terview.de/abo


pené<br />

lope<br />

cruz<br />

60


Hier ist die unvollständige Aufzählung dessen, was<br />

Penélope Cruz <strong>in</strong> letzter Zeit alles gemacht hat: E<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d<br />

geboren. In e<strong>in</strong>em ziemlich blutigen Thriller <strong>mit</strong>gespielt.<br />

Für e<strong>in</strong> Parfüm geworben. E<strong>in</strong>en ziemlich netten<br />

L<strong>in</strong>gerie-Werbefilm gedreht. Mit „<strong>Interview</strong>“ gesprochen<br />

Von Harald Peters<br />

Fotos Alexi Lubomirski


"Ich habe auch schon Filme<br />

gedreht, <strong>in</strong> denen ich aussah<br />

wie e<strong>in</strong> Straßenhund"<br />

Penélope Cruz<br />

62<br />

<strong>in</strong>terview: Ich glaube, wir müssen uns über<br />

„Trésor“ unterhalten. Aber ich weiß gar nicht, wie man<br />

sich über Düfte unterhält. Tragen Sie gerade „Trésor“?<br />

PenéloPe Cruz: Oh ja. Und ich f<strong>in</strong>de es überhaupt nicht<br />

schwer, darüber zu reden. Auch wenn die meisten Leute<br />

glauben, dass ich lüge. Der Umstand, dass der Duft, den<br />

ich <strong>in</strong>zwischen repräsentiere, tatsächlich me<strong>in</strong> erstes<br />

Parfüm war, ist wohl e<strong>in</strong> bisschen zu perfekt, um wahr zu<br />

se<strong>in</strong>. Aber es war wirklich so. Als ich damals <strong>in</strong> den<br />

Achtzigern die Kampagne <strong>mit</strong> Isabella Rossell<strong>in</strong>i von Peter<br />

L<strong>in</strong>dbergh gesehen habe … Sie kennen die Fotos, nicht wahr?<br />

<strong>in</strong>terview: Ja.<br />

Cruz: Die Bilder waren für mich die schönste Kampagne<br />

überhaupt. Also b<strong>in</strong> ich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Laden und habe mir e<strong>in</strong>e<br />

Probe geholt und mir das Parfüm zum Geburtstag<br />

gewünscht. Ich trage es fast schon e<strong>in</strong> Leben lang.<br />

<strong>in</strong>terview: Aber ist „Trésor“ überhaupt e<strong>in</strong> typischer Duft<br />

für Teenager?<br />

Cruz: Aber das war ich ja nicht!<br />

<strong>in</strong>terview: Sie waren damals ke<strong>in</strong> Teenager?<br />

Cruz: Doch. Aber ich war ke<strong>in</strong> typischer Teenager.<br />

Ich war 13 Jahre alt und hatte e<strong>in</strong> ausgeprägtes Interesse<br />

für Werbung. Wissen Sie, dass ich gerade me<strong>in</strong>en<br />

ersten Werbefilm gedreht habe, als Regisseur<strong>in</strong>?<br />

<strong>in</strong>terview: Ja, für Agent Provocateur, den habe ich<br />

gesehen.<br />

Cruz: Die Fragestellung war: Wie <strong>in</strong>szeniere ich e<strong>in</strong><br />

Produkt so, dass der Zuschauer e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung dazu<br />

herstellt, ohne dass es viele Worte braucht? Das hat<br />

mich auch an der Fotografie immer <strong>in</strong>teressiert. Die<br />

Fotografie ist schon seit Jahren e<strong>in</strong> Hobby von mir.<br />

Und was ich bei der Fotografie gelernt habe, übertrage ich<br />

jetzt auf Film. Allerd<strong>in</strong>gs will ich zurzeit noch ke<strong>in</strong>e<br />

Michael Fassbender<br />

spielt <strong>in</strong> Ridley Scotts<br />

„The Counselor“ die<br />

namenlose Hauptfigur,<br />

von der sich nicht ohne<br />

Abstriche sagen lässt,<br />

dass sie Penélope Cruz<br />

Glück br<strong>in</strong>gt<br />

Spielfilme drehen. Ich will mich zunächst auf Werbung<br />

und Musikvideos beschränken.<br />

<strong>in</strong>terview: Ihre erste Arbeit war jedenfalls e<strong>in</strong> voller<br />

Erfolg: zu sexy für Youtube!<br />

Cruz: Ja, offenbar war man davon überrascht, dass e<strong>in</strong>e<br />

Frau so e<strong>in</strong>en Film dreht. Man hat wohl erwartet,<br />

dass e<strong>in</strong>e Frau e<strong>in</strong>en softeren Film <strong>in</strong>szenieren würde,<br />

e<strong>in</strong>en Film, der, wie soll ich sagen, mehr puritano ist. Aber<br />

me<strong>in</strong>e Aufgabe war es ja, die Kollektion zu zeigen und<br />

dabei e<strong>in</strong>e Geschichte zu erzählen.<br />

<strong>in</strong>terview: Klar. War es für Sie leicht, Regie zu führen?<br />

Cruz: Regie führen ist nie leicht. Man muss es mögen<br />

und auch wollen, weil ungeheurer Druck auf e<strong>in</strong>em lastet.<br />

Für diesen viere<strong>in</strong>halb M<strong>in</strong>uten langen Clip habe<br />

ich vier Monate lang jeden Tag gearbeitet. Weil ich<br />

schwanger war, hatte ich sonst nicht viel zu tun, weshalb<br />

ich mich bei dem Clip praktisch um alles gekümmert<br />

habe. Ich habe das Drehbuch geschrieben und den Film


FOTOS: (vorherige Doppelseite) Alexi Lubomirski für Lancôme<br />

© 2013; (diese Seite) © 2013 Twentieth Century Fox (2)<br />

Neulich im Spa: In<br />

dieser e<strong>in</strong>en Szene<br />

von „The Counselor“<br />

sche<strong>in</strong>en Penélope<br />

Cruz und Cameron Diaz<br />

sich noch zu mögen<br />

geschnitten. Ich habe jede E<strong>in</strong>stellung geplant, jedes<br />

e<strong>in</strong>zelne Model selbst gecastet, und das waren nicht<br />

wenige, es spielen ja <strong>in</strong>sgesamt 60 Leute <strong>in</strong> dem Film <strong>mit</strong>.<br />

Und das dauert und bedeutet viel Arbeit. Aber wenn es<br />

anders liefe und ich nur e<strong>in</strong> Storyboard, das jemand<br />

anderes entwickelt hat, abdrehen müsste, dann wäre mir<br />

das zu wenig.<br />

<strong>in</strong>terview: Sie me<strong>in</strong>en: Wenn Sie schon Regie führen,<br />

dann wollen Sie es richtig machen.<br />

Cruz: Ja. Und ich will lernen.<br />

<strong>in</strong>terview: Wobei die Schauspielerei bestimmt e<strong>in</strong>e<br />

Vorbereitung auf das Regieführen war. Soll heißen: Sie<br />

wissen, was man von e<strong>in</strong>em Regisseur erwartet.<br />

Cruz: Unbed<strong>in</strong>gt. Wenn man sich fürs Filmemachen<br />

<strong>in</strong>teressiert und Fragen stellt und die Augen offenhält und<br />

<strong>mit</strong> Pedro Almodóvar, Woody Allen, Ridley Scott und all<br />

den anderen großartigen Regisseuren arbeiten darf, lernt<br />

man automatisch.<br />

<strong>in</strong>terview: Und das Ziel ist e<strong>in</strong> eigener Spielfilm?<br />

Cruz: Vielleicht <strong>in</strong> der Zukunft irgendwann. Wenn me<strong>in</strong>e<br />

K<strong>in</strong>der älter s<strong>in</strong>d. Für e<strong>in</strong>en Film braucht man ungefähr<br />

zwei Jahre Zeit. Und diese zwei Jahre habe ich aber<br />

derzeit nicht und ich fühl mich auch noch nicht bereit.<br />

Wenn ich e<strong>in</strong>en Film drehe, will ich so komplett dafür<br />

verantwortlich se<strong>in</strong> wie bei dem Werbefilm. Und das<br />

ist e<strong>in</strong> sehr langer Prozess. Wenn ich als Schauspieler<strong>in</strong><br />

arbeite, dann b<strong>in</strong> ich pro Film im Schnitt drei Monate<br />

beschäftigt und habe danach zwei Monate frei. Aber<br />

als Filmemacher muss man planen und hat Meet<strong>in</strong>gs<br />

und muss schneiden und muss casten und, und, und.<br />

Das ist ja nicht nur die Arbeit am Set.<br />

<strong>in</strong>terview: Wenn Sie irgendwann <strong>in</strong> ferner<br />

Zukunft e<strong>in</strong>en eigenen Spielfilm drehen sollten,<br />

wäre dieser Film dann eher e<strong>in</strong>e spanische oder<br />

e<strong>in</strong>e amerikanische Produktion?<br />

Cruz: Darüber habe ich noch nicht e<strong>in</strong>mal<br />

nachgedacht. Aber jetzt, wo Sie mich fragen, sage<br />

ich, dass es wohl eher e<strong>in</strong> spanischer Film wäre.<br />

<strong>in</strong>terview: Sie spielen ja auch noch oft <strong>in</strong><br />

spanischen Filmen.<br />

Cruz: Na klar! Ich liebe den spanischen Film. Und<br />

<strong>in</strong> der eigenen Sprache zu drehen macht mich e<strong>in</strong>fach<br />

glücklich. Dass ich <strong>in</strong> Frankreich, Italien und den<br />

USA arbeiten kann, ist natürlich e<strong>in</strong> Privileg, aber<br />

nicht vergleichbar <strong>mit</strong> der Arbeit hier. Es ist so schön hier.<br />

<strong>in</strong>terview: Hat die Wirtschaftskrise e<strong>in</strong>en Effekt auf das<br />

spanische K<strong>in</strong>o?<br />

Cruz: Ja, e<strong>in</strong>en großen. Es wird immer teurer, <strong>in</strong>s K<strong>in</strong>o zu<br />

gehen, überall wird die Kulturförderung gekürzt, beim<br />

Film, am Theater, an der Oper. Und das betrifft nicht nur<br />

e<strong>in</strong> paar Schauspieler und Regisseure, das wirkt sich<br />

auch auf all die Familien aus, die von dem Geschäft leben.<br />

Im Grunde ist fast jeder davon betroffen. Es ist wirklich<br />

e<strong>in</strong>e harte Zeit. Neulich hat Pedro Almodóvar e<strong>in</strong>en<br />

Artikel veröffentlicht, der die Auswirkungen auf das<br />

spanische K<strong>in</strong>o beschreibt. Es sieht nicht gut aus. Den<br />

Artikel müssen Sie unbed<strong>in</strong>gt mal googeln.<br />

<strong>in</strong>terview: Als ich gestern an e<strong>in</strong>em Multiplex-K<strong>in</strong>o<br />

vorbeilief, fiel mir auf, dass ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger spanischer Film<br />

gezeigt wurde – obwohl wir <strong>in</strong> Madrid s<strong>in</strong>d.<br />

Cruz: Schlimm, oder? Und es gibt auch kaum noch K<strong>in</strong>os,<br />

die Filme im Orig<strong>in</strong>al zeigen. Die meisten mussten bereits<br />

schließen. Es ist, als würde man sich zurückentwickeln.<br />

<strong>in</strong>terview: Ist es für Sie eigentlich e<strong>in</strong> Problem, <strong>in</strong><br />

Ihren Filmen immer schön se<strong>in</strong> zu müssen?<br />

Cruz: Muss ich das?<br />

<strong>in</strong>terview: Müssen Sie nicht?<br />

Cruz: Ich denke nicht, dass das Teil me<strong>in</strong>er Arbeit ist. Ich<br />

muss so se<strong>in</strong>, wie die Figur, wie das Drehbuch es erfordert.<br />

Und ich habe ja auch schon Filme gedreht, <strong>in</strong> denen ich<br />

aussah wie e<strong>in</strong> Straßenhund.<br />

<strong>in</strong>terview: Wirklich?<br />

Cruz: Ja, zum Beispiel <strong>in</strong> Non ti muovere von Sergio<br />

Castellitto. Die Figur, die ich dar<strong>in</strong> spiele, brauchte e<strong>in</strong>en<br />

besonderen Look. Wenn e<strong>in</strong> Film es verlangt, dass ich mal<br />

mies aussehen muss, b<strong>in</strong> ich mir dafür nicht zu schade.<br />

Die Rolle kommt vor der Eitelkeit. Ich mag es sogar, mich<br />

zu verwandeln. Das erleichtert die Arbeit.<br />

<strong>in</strong>terview: Verwandeln macht also Spaß?<br />

Cruz: Es geht nicht um Spaß. Es ist e<strong>in</strong>e Notwendigkeit.<br />

Man spielt sich ja nicht selbst, und man spielt auch nicht<br />

ständig die gleiche Figur. Vielmehr versuche ich, Figuren zu<br />

spielen, die so weit wie möglich von mir selbst entfernt s<strong>in</strong>d<br />

und auch untere<strong>in</strong>ander kaum Ähnlichkeiten haben.<br />

<strong>in</strong>terview: In Ihrem neuen Film The Counselor sehen Sie<br />

jedenfalls fantastisch aus.<br />

Cruz: Haben Sie ihn gesehen?<br />

<strong>in</strong>terview: Ja. Und Sie haben ihn auch gesehen?<br />

Cruz: Ja.<br />

<strong>in</strong>terview: Und?<br />

Cruz: Ich mag ihn. Es gibt dar<strong>in</strong> allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> paar<br />

Szenen, die ich mir nicht anschauen kann. Zu brutal.<br />

Zum Beispiel, wenn Brad Pitt umgebracht wird.<br />

<strong>in</strong>terview: Existieren diese Erdrosselungsmasch<strong>in</strong>en<br />

überhaupt?<br />

Cruz: Ke<strong>in</strong>e Ahnung, ich habe weggeschaut. Aber das ist e<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>teressanter Film. Ridley Scott ist e<strong>in</strong> toller Regisseur,<br />

Cormac McCarthy ist e<strong>in</strong>er me<strong>in</strong>er Liebl<strong>in</strong>gsschriftsteller,<br />

und The Counselor ist se<strong>in</strong> erstes Drehbuch.<br />

<strong>in</strong>terview: E<strong>in</strong>e ziemlich f<strong>in</strong>stere Angelegenheit. Auch<br />

wenn ständig die Sonne sche<strong>in</strong>t.<br />

Cruz: McCarthys Geschichten s<strong>in</strong>d immer f<strong>in</strong>ster.<br />

<strong>in</strong>terview: Und Cameron Diaz ist so geme<strong>in</strong>. Wie kann<br />

man nur so geme<strong>in</strong> se<strong>in</strong>?<br />

„Ich denke, dass me<strong>in</strong><br />

erster selbst gedrehter<br />

Spielfilm wohl e<strong>in</strong><br />

spanischer Film wäre“<br />

Cruz: Ich glaube, me<strong>in</strong>e Figur ist die e<strong>in</strong>zige, die nicht<br />

geme<strong>in</strong> ist. Aber weil das Thema so fürchterlich ist,<br />

muss der Film e<strong>in</strong>fach so f<strong>in</strong>ster se<strong>in</strong>. Und auch so brutal.<br />

Die Gewalt muss e<strong>in</strong>en umhauen und abstoßen.<br />

<strong>in</strong>terview: Sonst käme man noch auf die Idee, dass<br />

Drogenhandel an der mexikanisch-amerikanischen<br />

Grenze e<strong>in</strong> Spaziergang sei.<br />

Cruz: Und dass man dabei den ganzen Tag <strong>mit</strong> so<br />

coolen Typen wie Brad Pitt, Michael Fassbender und<br />

me<strong>in</strong>em Mann abhängen kann.<br />

<strong>in</strong>terview: Im Unterschied zu den anderen Figuren im<br />

Film wird Ihr Tod nicht gezeigt.<br />

Cruz: Zum Glück.<br />

„The Counselor“ startet am 28. November<br />

63


Cédric<br />

Charlier<br />

NebeN TaleNT uNd KöNNeN<br />

brauchT maN auch sTrapazierfähige<br />

NerveN, um<br />

seiNem sTil Treu zu bleibeN.<br />

der belgische modedesigNer<br />

cédric charlier<br />

haT voN alldem viel uNd<br />

zählT zu eiNer frischeN<br />

uNd willeNssTarKeN ge-<br />

NeraTioN voN desigNerN<br />

Von Heike Blümner<br />

Porträt Alfredo Piola<br />

Resortkollektion<br />

2014: Abstrakte<br />

Malerei ist e<strong>in</strong>es<br />

der wiederkehrenden<br />

Themen bei<br />

Cédric Charlier


FOTOS: Alfredo Piola; (rechte Seite) Alfredo Piola; Guy Mar<strong>in</strong>o (3)<br />

INTERVIEW: Sie gelten als junger Hoffnungsträger <strong>in</strong> der<br />

Modewelt. Wurde Ihr Talent Ihnen <strong>in</strong> die Wiege gelegt?<br />

CÉDRIC CHARLIER: Me<strong>in</strong>e Urgroßmutter war Militärschneider<strong>in</strong><br />

und ausschließlich auf Armeehosen spezialisiert,<br />

me<strong>in</strong>e Großmutter war e<strong>in</strong>e begnadete Sticker<strong>in</strong>. Auch<br />

me<strong>in</strong>e Mutter besaß e<strong>in</strong>e Nähmasch<strong>in</strong>e, und e<strong>in</strong>e me<strong>in</strong>er<br />

ersten Er<strong>in</strong>nerungen ist, dass ich heimlich an ihr geübt<br />

habe, wenn ich früher als K<strong>in</strong>d alle<strong>in</strong>e zu Hause war.<br />

Me<strong>in</strong> Vater ist e<strong>in</strong> leidenschaftlicher Hobbymaler, und<br />

seit ich fünf b<strong>in</strong>, habe ich Mal- und Zeichenunterricht<br />

genommen.<br />

INTERVIEW: Dann war das Modestudium ja etwas sehr<br />

Naheliegendes.<br />

CHARLIER: Na ja, e<strong>in</strong>erseits entdeckte ich als Teenager<br />

vor allem über die Medien die Pariser Modewelt: Yves Sa<strong>in</strong>t<br />

Laurent, Christian Dior, das fand ich alles unglaublich.<br />

Andererseits begann ich <strong>mit</strong> zwölf Jahren <strong>mit</strong> dem Spr<strong>in</strong>greiten,<br />

und lange Zeit dachte ich eigentlich, dass ich e<strong>in</strong><br />

professioneller Spr<strong>in</strong>greiter werden würde. Für mich gab<br />

es nur Pferde und die Malerei. Bis me<strong>in</strong> Vater mir <strong>mit</strong> 18<br />

Jahren sagte: „Du musst dich jetzt entscheiden: entweder<br />

Reiten oder Mode.“ Da entschied ich mich für die Mode.<br />

INTERVIEW: Sie haben <strong>in</strong> Brüssel studiert. Welchen<br />

Unterschied macht es <strong>in</strong> Belgien, ob man <strong>in</strong> Antwerpen<br />

oder <strong>in</strong> Brüssel studiert?<br />

Sommerkollektion 2014:<br />

Rock und Oberteil <strong>mit</strong><br />

weicher Rückenpanzerung<br />

Sommerkollektion<br />

2014: im<br />

Samurailook bereit<br />

zur Verführung<br />

CHARLIER: Neben der Sprache ist es vor allem e<strong>in</strong>e<br />

Mentalitätsfrage. Die Antwerpener Hochschule hat e<strong>in</strong>e<br />

lange Tradition, Brüssel ist dafür jünger und frischer.<br />

Der Stil dort ist romantischer, verspielter und poetischer.<br />

In Antwerpen ist der vorherrschende Stil vergleichsweise<br />

düster. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass der Unterschied<br />

zwischen französischer und belgischer Mode der<br />

ist, dass die Franzosen auf immer auch von ihrer reichen<br />

Couturegeschichte bee<strong>in</strong>flusst s<strong>in</strong>d. In Belgien gibt es<br />

das nicht, deshalb wirkt belgische Mode oft androgyner.<br />

Belgische Mode hat für mich mehr Freiheiten.<br />

INTERVIEW: Sie s<strong>in</strong>d nach dem Studium trotzdem sofort<br />

nach Paris gegangen.<br />

CHARLIER: Ja, ich habe <strong>mit</strong> me<strong>in</strong>er Abschlussarbeit den<br />

Moët Hennessy Fashion Award gewonnen und fi ng<br />

<strong>mit</strong> 20 Jahren sofort bei Cél<strong>in</strong>e an, damals noch unter<br />

Michael Kors.<br />

INTERVIEW: Bis heute haben Sie e<strong>in</strong>e beachtliche Zahl<br />

an berufl ichen Stationen durchlaufen. Können Sie zu<br />

jeder e<strong>in</strong>zelnen sagen, was Sie dort gelernt haben?<br />

CHARLIER: Bei Cél<strong>in</strong>e war ich zwei Jahre und habe<br />

mich um die Accessoires gekümmert. Das war e<strong>in</strong> sehr<br />

<strong>in</strong>teressanter Job, denn ich habe dort sehr viel über<br />

dreidimensionale Entwurfstechniken, zum Beispiel für<br />

Taschen, gelernt. Das war e<strong>in</strong>e sehr wertvolle Erfahrung,<br />

aber dann kam das Angebot vom belgischen Designer<br />

Jean-Paul Knott.<br />

INTERVIEW: Was reizte Sie daran?<br />

CHARLIER: Jean-Paul Knott war früher der erste Assistent<br />

von Yves Sa<strong>in</strong>t Laurent, und me<strong>in</strong> Traum war immer<br />

gewesen, für Yves Sa<strong>in</strong>t Laurent zu arbeiten, aber als<br />

ich <strong>in</strong> Paris ankam, zog er sich gerade aus dem Geschäft<br />

zurück. Deshalb hoffte ich, dass ich über Jean-Paul<br />

Knott doch noch etwas im Geiste von Yves Sa<strong>in</strong>t Laurent<br />

lernen würde. Und so war es dann auch: Von ihm<br />

habe ich gelernt, wie man Kleider drapiert.<br />

"Man kann nur<br />

verführen, wenn man<br />

sich beschützt fühlt"<br />

INTERVIEW: Wie g<strong>in</strong>g es dann weiter?<br />

CHARLIER: Ich schrieb Alber Elbaz von Lanv<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />

Brief, und drei Tage später rief man mich an, und es<br />

hieß: „Alber Elbaz möchte Sie sehen.“ Wir trafen uns<br />

am Wochenanfang, und er sagte: „Kommen Sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Woche wieder und br<strong>in</strong>gen Sie mir Zeichnungen,<br />

Musterteile, Stoffe und alles, was Sie <strong>in</strong>teressant f<strong>in</strong>den<br />

und etwas über Sie aussagt, <strong>mit</strong>.“ E<strong>in</strong>e Woche später<br />

kam ich <strong>mit</strong> riesigen Koffern und breitete alles auf dem<br />

Boden se<strong>in</strong>es Büros vor ihm aus. Man konnte nirgendwo<br />

mehr laufen. Alber Elbaz schaute sich alles an und sagte<br />

nur: „Okay, morgen fängst du an.“<br />

INTERVIEW: So spektakulär wird vermutlich eher selten<br />

e<strong>in</strong>gestellt.<br />

CHARLIER: Vermutlich. Ich fühlte mich jedenfalls wie <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em schönen Traum. Ich habe sechs Jahre <strong>mit</strong> Alber<br />

Cédric Charlier<br />

65


Cédric Charlier<br />

66<br />

gearbeitet. Zuerst war ich für den Leder- und Fellbereich<br />

verantwortlich, dann wurde ich se<strong>in</strong>e rechte Hand. Es war<br />

e<strong>in</strong>e tolle Zeit, denn ich durfte erleben, wie Lanv<strong>in</strong> immer<br />

größer und erfolgreicher wurde, und Alber war für mich<br />

e<strong>in</strong> echter Meister, der mir den letzten Schliff gegeben hat.<br />

Dort habe ich gelernt, die Frau, für die man entwirft, noch<br />

mehr zu respektieren. Alber sagte immer: „Es ist wichtig,<br />

dass man sich an das Gesicht e<strong>in</strong>er Frau er<strong>in</strong>nert, die unser<br />

Kleid trägt. Nicht an das Kleid.“<br />

INTERVIEW: Und dann kam Cacharel.<br />

CHARLIER: Ja, und es kam sehr überraschend und aus<br />

e<strong>in</strong>er Richtung, aus der ich es nicht erwartet hätte, denn<br />

Cacharel ist e<strong>in</strong> ganz eigenes Universum, und es war<br />

ehrlich gesagt nicht me<strong>in</strong>s. Dann war es auch noch <strong>mit</strong>ten<br />

<strong>in</strong> der F<strong>in</strong>anzkrise, aber es war eben auch die Chance,<br />

e<strong>in</strong>e eigene L<strong>in</strong>ie zu prägen und e<strong>in</strong>em Modehaus e<strong>in</strong>e<br />

frische Identität zu geben.<br />

INTERVIEW: Die Medien überschlugen sich nach Ihrem<br />

E<strong>in</strong>stieg bei Cacharel regelrecht. Sie galten als Retter,<br />

und das Label war auf e<strong>in</strong>mal wieder angesagt.<br />

CHARLIER: Ich habe versucht, sehr loyal der Marke<br />

gegenüber zu se<strong>in</strong> und die Geschichte von Cacharel zu<br />

respektieren, aber gleichzeitig neue, moderne Wege<br />

aufzuzeigen. Den floralen Look der Marke wollte ich<br />

auf zeitgemäße Art <strong>in</strong>terpretieren und habe das blumige<br />

Thema eher <strong>in</strong> Richtung abstrakte Malerei gedreht.<br />

INTERVIEW: Nach zwei Jahren wurden Sie von e<strong>in</strong>em<br />

Tag auf den anderen entlassen. Die erste Zurückweisung<br />

<strong>in</strong> Ihrer Karriere, wie fühlte sich das an?<br />

CHARLIER: Ich war total überrascht, denn die Kollektionen<br />

verkauften sich gut, und kreativ hatte ich es geschafft,<br />

e<strong>in</strong>e neue Richtung e<strong>in</strong>zuschlagen, die dennoch die<br />

Tradition von Cacharel im Auge behielt. Es war wohl<br />

e<strong>in</strong>e persönliche Entscheidung.<br />

INTERVIEW: Waren Sie enttäuscht?<br />

CHARLIER: In dem S<strong>in</strong>ne, dass ich gedacht habe, dass es<br />

e<strong>in</strong> Fehler ist, vielleicht. Aber solche Entscheidungen<br />

muss man akzeptieren. Außerdem lernte ich dadurch<br />

Massimo Ferretti von der Investorengruppe Aeffe kennen.<br />

Er kam schon nach der ersten Cacharel-Show h<strong>in</strong>ter die<br />

Bühne und stellte sich vor, weil er gesehen hatte, dass<br />

gerade etwas Besonderes passierte. Drei Tage nach me<strong>in</strong>er<br />

Entlassung bei Cacharel sagte er zu mir, dass er auf mich<br />

gewartet habe und dass nun me<strong>in</strong>e Zeit gekommen sei,<br />

um me<strong>in</strong> eigenes Label <strong>mit</strong> se<strong>in</strong>er Hilfe zu starten.<br />

INTERVIEW: Wie plant man dann aus heiterem Himmel<br />

se<strong>in</strong> eigenes Label?<br />

CHARLIER: Mir war klar, dass ich etwas völlig anderes<br />

machen wollte als bei Cacharel, aber viele Leute waren so<br />

bee<strong>in</strong>druckt von me<strong>in</strong>er Arbeit dort, dass sie dachten, dass<br />

ich den Faden <strong>in</strong> diese Richtung weitersp<strong>in</strong>nen würde.<br />

Aber das Gute ist, dass Massimo und ich uns gegenseitig<br />

völlig vertrauen: Ich kann alle<strong>in</strong>e die kreative Seite<br />

me<strong>in</strong>es Labels bestimmen, und er kümmert sich um die<br />

geschäftliche Seite.<br />

INTERVIEW: Wer gehört sonst noch zu Ihrem Team?<br />

CHARLIER: Ausschließlich Frauen, und das ist e<strong>in</strong>e<br />

bewusste Entscheidung.<br />

INTERVIEW: Warum?<br />

Sommerkollektion<br />

2014: Auch fließende<br />

Stoffe können<br />

wie e<strong>in</strong>e Rüstung<br />

getragen werden<br />

CHARLIER: E<strong>in</strong>e me<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>flussreichsten Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

ist über 60 Jahre alt. Ich habe sie bei Lanv<strong>in</strong> kennengelernt,<br />

und sie hat drei Tage nach mir dort aufgehört und kam <strong>mit</strong><br />

mir. Die anderen Frauen s<strong>in</strong>d sehr viel jünger, aber für<br />

mich ist es wichtig, von ihnen umgeben zu se<strong>in</strong>, denn was<br />

ich mir ausdenke, entsteht ja alles <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Fantasie. Ich<br />

brauche me<strong>in</strong>e Mitarbeiter<strong>in</strong>nen, um zu überprüfen, ob<br />

me<strong>in</strong>e Träume der Realität standhalten. Nicht nur<br />

philosophisch gesehen, sondern vor allem auch praktisch,<br />

wenn es um Absatzhöhen, Schnitte und Farben geht.<br />

INTERVIEW: Bei Ihrer ersten eigenen Modenschau standen<br />

Sie am E<strong>in</strong>gang, begrüßten jeden Gast per Handschlag<br />

und bedankten sich für das Ersche<strong>in</strong>en.<br />

CHARLIER: Ja, das war mir sehr wichtig, denn ich hatte das<br />

Gefühl, dass ich endlich zu Hause angekommen war, und<br />

was macht man <strong>mit</strong> Gästen, die man zu Hause empfängt?<br />

Man begrüßt sie selbstverständlich persönlich.<br />

INTERVIEW: Halten Sie an dieser Tradition bis heute fest?<br />

CHARLIER: Ich habe es erst vor Kurzem aufgegeben. Nicht,<br />

weil ich weniger dankbar b<strong>in</strong>, sondern weil vor der Show<br />

so viel los ist, dass ich es e<strong>in</strong>fach nicht mehr schaffe.<br />

INTERVIEW: Lassen Sie uns über Ihre Kollektionen<br />

sprechen. In Ihren Kleidern fühlt man sich sehr gut aufgehoben,<br />

geradezu beschützt.<br />

„Lange Zeit dachte ich,<br />

dass ich e<strong>in</strong> professioneller<br />

Spr<strong>in</strong>greiter werden würde“<br />

CHARLIER: Schutz ist für mich das Schlüsselwort, denn<br />

ich denke sehr viel über Verführung nach, und Kleidung<br />

hat ultimativ etwas <strong>mit</strong> Verführung zu tun. Ich glaube,<br />

dass man nur verführen kann, wenn man sich beschützt<br />

und unverwundbar fühlt. Das ist me<strong>in</strong>e Philosophie, und<br />

dann kommen jeweils die unterschiedlichen Themen<br />

dazu. Im Sommer ist es dieser samuraiartige Look, den<br />

ich army of charmes nannte. Das kl<strong>in</strong>gt jetzt sehr rigide,<br />

aber ich habe <strong>mit</strong> sehr leichten, transparenten Stoffen<br />

gearbeitet. Eigentlich e<strong>in</strong> Paradox, aber es hat<br />

funktioniert. Ich glaube, die Intuition ist e<strong>in</strong>er me<strong>in</strong>er<br />

besten Freunde.<br />

INTERVIEW: Sie s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>er der wenigen Designer, die<br />

offen über Preispolitik sprechen.<br />

CHARLIER: Qualität und Preis s<strong>in</strong>d Faktoren, über die<br />

ich viel nachdenke. Man kann außergewöhnliche Mode<br />

zu e<strong>in</strong>em nicht überdrehten Preis anbieten, wenn man<br />

zum Beispiel auf e<strong>in</strong>igen Market<strong>in</strong>gwahns<strong>in</strong>n verzichtet.<br />

Alle<strong>in</strong>e die Schauen verschl<strong>in</strong>gen schon so viele Kosten.<br />

Außerdem ist das Wichtigste ja erst mal me<strong>in</strong>e Idee. Und<br />

die kommt ohne zusätzliche Kosten direkt aus me<strong>in</strong>em<br />

Kopf. Ich denke, es ist aber auch e<strong>in</strong>e Generationenfrage.<br />

INTERVIEW: Inwiefern?<br />

CHARLIER: In der Mode bewegt sich gerade sehr viel. E<strong>in</strong>e<br />

neue, entspanntere Generation ist angetreten. Nicht nur<br />

bei den Designern, auch bei den E<strong>in</strong>käufern und bei den<br />

Journalisten. Dieser ganze ständige Kontrollzwang, dieses<br />

Aufplustern und diese Wichtigtuerei. Das ändert sich<br />

gerade, und ich b<strong>in</strong> froh, Teil dieser Entwicklung zu se<strong>in</strong>.<br />

FOTOS: Guy Mar<strong>in</strong>o (4)


T n<br />

AUCH ALS ePAPER<br />

U N D<br />

IM<br />

TABLET-FORMAT<br />

Jetzt NEU!<br />

INTERVIEW TWIN<br />

DAS INTERVIEW-MAGAZIN JETZT AUCH<br />

IM Tablet-Fmat INKLUSIVE<br />

ePAPER FÜR 3 EURO<br />

An allen Bahnhöfen und Flughäfen. Sie erhalten beim Kauf von<br />

INTERVIEW TWIN zusätzlich auch die digitale Ausgabe<br />

(ePaper) im Wert von 1 Euro. E<strong>in</strong>fach den achtstelligen Code e<strong>in</strong>geben,<br />

runterladen und INTERVIEW digital lesen und erleben.<br />

www.<strong>in</strong>terew.de / tn


Und ewig lockt<br />

das Funkeln<br />

Stars & Stones<br />

68<br />

die AussteLLung<br />

„CArtier: styLe And<br />

History“ iM PAriser<br />

grAnd PALAis könnte<br />

zur e<strong>in</strong>er PiLgerstätte<br />

für ALLe sCHMuCkund<br />

designLiebHAber<br />

werden. PAsCALe LePeu,<br />

die kurAtor<strong>in</strong> der<br />

CArtier-koLLektion,<br />

erzäHLt Von den<br />

LiebL<strong>in</strong>gsPreziosen<br />

der berüHMten,<br />

reiCHen und sCHönen<br />

Protokoll Heike Blümner<br />

Lange Zeit gab es bei Cartier gar ke<strong>in</strong> richtiges<br />

Archiv. Erst 1983 begann der Kurator Eric<br />

Nussbaum im Auftrag von Cartier da<strong>mit</strong>,<br />

systematisch historische Stücke aus der ganzen Welt<br />

zusammenzutragen. Die Cartier-Kollektion umfasst<br />

heute 1 500 Stücke aus unterschiedlichen Epochen.<br />

Dazu gehören nicht nur Schmuck, sondern auch<br />

künstlerische Objekte und Uhren. Viele davon s<strong>in</strong>d<br />

historische E<strong>in</strong>zelstücke. Neulich haben wir zum<br />

Beispiel e<strong>in</strong>e Kette der König<strong>in</strong> von Siam ersteigert.<br />

Cartier hat von Anfang an e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternationale Klientel<br />

angezogen, aber besonders wichtig waren für uns immer<br />

die amerikanischen Kund<strong>in</strong>nen wie zum Beispiel Evalyn<br />

Walsh McLean. Sie war unglaublich reich, und sie besaß<br />

auch den legendären „Hope“-Diamanten, der heute im<br />

S<strong>mit</strong>hsonian Museum <strong>in</strong> Wash<strong>in</strong>gton ausgestellt wird. In<br />

den 20er-Jahren kaufte sie e<strong>in</strong>e Spezialanfertigung der<br />

„Mystery Clock“, die bis heute zu den kostbarsten Stücken<br />

von Cartier gehört. Für mich ist die „Mystery Clock“ wie<br />

e<strong>in</strong>e kostbare Essenz, ke<strong>in</strong> Eau de Toilette, sondern e<strong>in</strong><br />

Konzentrat dessen, wofür Cartier steht. Uhrmacherkunst,<br />

Edelste<strong>in</strong>e und künstlerische Objektgestaltung verb<strong>in</strong>den<br />

sich bei der „Mystery Clock“ auf perfekte Art und Weise.<br />

Es wurden nur wenige davon gefertigt. Der König von<br />

Spanien besaß e<strong>in</strong>e, der Unternehmer J. P. Morgan<br />

Was funkelt<br />

mehr: die Augen<br />

von Elizabeth<br />

Taylor oder das<br />

Rub<strong>in</strong>- und<br />

Diamanten collier<br />

<strong>mit</strong> passenden<br />

Ohrr<strong>in</strong>gen von<br />

Cartier?


1957 überraschte<br />

ihr damaliger<br />

Mann Michael<br />

Todd die<br />

schwangere<br />

Elizabeth<br />

Taylor <strong>mit</strong><br />

dieser kle<strong>in</strong>en<br />

Aufmerksamkeit<br />

am Pool.<br />

Im H<strong>in</strong>tergrund<br />

übrigens Eddie<br />

Fisher, der<br />

nach dem<br />

Unfalltod ihrer<br />

großen Liebe<br />

ihr nächster<br />

Ehemann<br />

werden sollte.<br />

So großzügig<br />

schmücken<br />

wird sie erst<br />

wieder ihr übernächster<br />

Ehemann:<br />

Richard<br />

Burton


Stars & Stones<br />

70<br />

Da geht was: Grace<br />

Kelly und Fürst Ra<strong>in</strong>er<br />

frisch verliebt vordem<br />

Schaufenster des<br />

Cartier-Stammhauses<br />

<strong>in</strong> Paris<br />

„Die Preise auf<br />

Auktionen s<strong>in</strong>d<br />

unglaublich hoch.<br />

Es s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>fach<br />

großartige Museumsstücke<br />

<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er<br />

gewissen Pat<strong>in</strong>a“<br />

ebenfalls, und Gunter Sachs<br />

hatte e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Sammlung.<br />

Das Geheimnis der „Mystery<br />

Clock“ ist, dass man nicht<br />

sehen kann, durch welchen<br />

Mechanismus sich die Zeiger<br />

bewegen. Das Pr<strong>in</strong>zip wurde<br />

von e<strong>in</strong>em französischen<br />

Zauberkünstler entwickelt.<br />

Auch die berühmte Schauspieler<strong>in</strong><br />

Gloria Swanson war<br />

e<strong>in</strong>e Kund<strong>in</strong> von Cartier. 1930<br />

kaufte sie unter anderem zwei<br />

diamantenbesetzte Plat<strong>in</strong>armreife.<br />

Die Frau von Cole Porter<br />

besaß e<strong>in</strong>e wunderschöne Tutti-Frutti-Kette und verschiedene<br />

Armbänder. Diese Stücke waren für die<br />

damalige Zeit, Ende der 20er-Jahre, äußerst gewagt,<br />

und sie s<strong>in</strong>d heute kaum noch zu f<strong>in</strong>den. Die Preise auf<br />

Auktionen s<strong>in</strong>d unglaublich hoch, und das hat nichts<br />

<strong>mit</strong> dem eigentlichen Wert der Ste<strong>in</strong>e zu tun, denn diese<br />

Edelste<strong>in</strong>e hatten ke<strong>in</strong>e so gute Qualität wie heute. Es<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>fach großartige Kunstwerke, Museumsstücke<br />

<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er gewissen Pat<strong>in</strong>a.<br />

E<strong>in</strong>e weitere sehr elegante Frau und Stammkund<strong>in</strong> bei<br />

Cartier war die Herzog<strong>in</strong> von W<strong>in</strong>dsor. Sie war e<strong>in</strong>e Frau<br />

<strong>mit</strong> Humor, und das macht auch ihren Schmuck zu<br />

etwas Besonderem. Die Duchess hatte ke<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der, dafür<br />

liebte sie Tiere umso mehr. Deshalb gab es <strong>in</strong> ihrer<br />

Sammlung viele Broschen <strong>in</strong> Tierform: Leoparden, Flam<strong>in</strong>gos<br />

und natürlich Möpse. Sie empfand sich selbst<br />

nicht als besonders hübsch, aber widmete ihr ganzes<br />

Bestreben der Perfektionierung ihrer Eleganz, verbrachte<br />

viel Zeit bei Cartier und gab dort von ihr selbst <strong>in</strong>spirierte<br />

Entwürfe <strong>in</strong> Auftrag. E<strong>in</strong>ige Stücke von ihr s<strong>in</strong>d wie<br />

die Inkarnation ihres Charakters: Der „Schwarze Panther“<br />

FOTO: Jack Nisberg / Roger-Viollet<br />

1975 ließ sich die<br />

mexikanische Schauspieler<strong>in</strong><br />

María Félix<br />

diese beiden <strong>mit</strong><br />

Diamanten besetzten<br />

Krokodile anfertigen.<br />

Sie können auch<br />

e<strong>in</strong>zeln als Brosche<br />

getragen werden<br />

Liebe geht über den<br />

R<strong>in</strong>gf<strong>in</strong>ger: Der Verlobungsr<strong>in</strong>g<br />

von Grace<br />

Kelly hat 10,47 Karat<br />

und e<strong>in</strong>en Smaragdschliff<br />

Ke<strong>in</strong> Eau de Toilette,<br />

sondern die Essenz<br />

von Cartier: Von den<br />

„Mystery Clocks“<br />

gibt es nur wenige<br />

Exemplare<br />

schaut nicht gerade freundlich aus, dafür ist er aber<br />

schlank, wendig und liegt elegant auf e<strong>in</strong>em Saphir, der<br />

an den Planeten Erde er<strong>in</strong>nert. So sah sich die Duchess<br />

of Wales: <strong>in</strong> ihrer Eleganz über allem stehend. Als sie<br />

während des Zweiten Weltkriegs <strong>mit</strong> ihrem Mann auf die<br />

Bahamas zog, trug sie e<strong>in</strong>e Flam<strong>in</strong>gobrosche, denn der<br />

Flam<strong>in</strong>go ist das Wappenzeichen der Bahamas. Die<br />

Brosche wurde aus alten Stücken der Duchess angefertigt,<br />

denn im Krieg gab es ke<strong>in</strong> Rohmaterial, auf das Cartier<br />

zurückgreifen konnte. Für Cartier war es immer wichtig,<br />

solche Kund<strong>in</strong>nen zu haben, denn sie br<strong>in</strong>gen die Designer<br />

an ihre Grenzen und darüber h<strong>in</strong>aus.<br />

Grace Kelly hat ihren Verlobungsr<strong>in</strong>g bei Cartier<br />

gekauft. Wir werden ihren R<strong>in</strong>g ebenfalls <strong>in</strong> der<br />

Ausstellung zeigen. Leider gehört er nicht zu unserer<br />

Sammlung, er ist e<strong>in</strong>e Leihgabe. Es gibt dieses Foto, auf<br />

dem Grace Kelly <strong>mit</strong> dem Fürsten von Monaco kurz<br />

vor ihrer Verlobung vor dem Schaufenster von Cartier <strong>in</strong><br />

der Rue de la Paix steht. Man kann schwer sagen, ob es<br />

e<strong>in</strong> Paparazzifoto ist, aber ich denke eher nicht, denn<br />

damals konnten sich auch die berühmtesten Menschen<br />

der Welt noch relativ frei bewegen. In der Schweiz g<strong>in</strong>g<br />

das übrigens bis vor e<strong>in</strong> paar Jahren auch noch.<br />

"Es gibt sie noch, la<br />

grande cliente, die<br />

den Geist von Cartier<br />

lebendig hält"<br />

Barbara Hutton war e<strong>in</strong>e Milliardenerb<strong>in</strong>. Sie und<br />

Doris Duke waren <strong>in</strong> den 30er-Jahren die reichsten<br />

Mädchen Amerikas. Barbara Hutton liebte Schmuck.<br />

Sie kam zum Beispiel <strong>mit</strong> ihren eigenen Smaragden<br />

zu Cartier und ließ sich daraus e<strong>in</strong>e Tiara anfertigen,<br />

die auch als Kette getragen werden konnte.<br />

Auch Elizabeth Taylor brachte uns e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e riesige<br />

Perle, die wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Kette e<strong>in</strong>fassten. Den berühmten<br />

69-Karat-Diamanten, den sie ebenfalls an e<strong>in</strong>er Kette trug,<br />

hatte Richard Burton zuvor bei Cartier gekauft, allerd<strong>in</strong>gs<br />

auf Umwegen. Burton hatte se<strong>in</strong>en Assistenten zu<br />

e<strong>in</strong>er Auktion geschickt, um den Diamanten für ihn zu<br />

ersteigern. Es war das erste Mal überhaupt, dass bei e<strong>in</strong>em<br />

Edelste<strong>in</strong> die Millionengrenze durchbrochen wurde, und<br />

der Assistent hatte bei e<strong>in</strong>er Million Dollar kalte Füße<br />

bekommen. Cartier bekam den Zuschlag. Am nächsten<br />

Morgen rief e<strong>in</strong> wütender Burton bei Cartier an, dass er<br />

den Ste<strong>in</strong> unbed<strong>in</strong>gt haben wolle, und Cartier und er<br />

e<strong>in</strong>igten sich auf e<strong>in</strong>en leicht höheren Preis als e<strong>in</strong>e Million<br />

Dollar. Zuvor wurde er aber noch im Schaufenster von<br />

Cartier auf der 5th Avenue ausgestellt, und die Leute<br />

standen Schlange, um ihn zu sehen. Heute bef<strong>in</strong>det er sich<br />

leider <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er privaten Sammlung. Elizabeth hat ihn<br />

verkauft und den Erlös an e<strong>in</strong>e Wohltätigkeitsorganisation<br />

gespendet. Trotzdem schrieb sie e<strong>in</strong>mal, dass sie diesen<br />

Schritt wahrsche<strong>in</strong>lich ihr ganzes Leben lang bereuen<br />

würde. Wir haben allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> unserer Sammlung e<strong>in</strong><br />

wunderschönes Rub<strong>in</strong>collier, das wir auch auf der Ausstellung<br />

zeigen werden. Dazu zeigen wir e<strong>in</strong> Video, <strong>in</strong><br />

dem Elizabeth Taylor <strong>in</strong> Frankreich schwanger am Pool<br />

liegt, und ihr damaliger Mann Michael Todd überrascht<br />

sie <strong>mit</strong> diesem Schmuckstück. Sie strahlt vor lauter Glück.<br />

FOTOS: (vorherige Doppelseite) Getty Images; (diese l<strong>in</strong>ke Siete) ©Jack Nisberg/Roger-Viollet; Cartier; V.Wulveryck © Cartier; Cartier; (diese rechte Seite) © Illustrated London<br />

News Ltd/Mary Evans; Hollywood Picture Press/face to face; © Dennis Stock / Magnum Photos / Agentur Focus; ©Rue des Archives/AGIP/SZ Photo; Cartier


Stilikone <strong>mit</strong><br />

Humor: Die<br />

Duchess of<br />

W<strong>in</strong>dsor <strong>in</strong>spirierte<br />

Cartier zu<br />

Broschen <strong>in</strong><br />

Tierform<br />

Marlene Dietrichs<br />

Zigarettenetui<br />

stammte<br />

von Cartier<br />

Gunter Sachs besaß<br />

e<strong>in</strong>e der wenigen<br />

„Mystery Clocks“<br />

Wir werden auch e<strong>in</strong>ige Zigarettenetuis von Mary<br />

Pickford oder Marlene Dietrich ausstellen, denn Rauchen<br />

galt ja lange Zeit als äußerst elegant, und da hatten die<br />

Damen natürlich ihre eigenen Etuis. Das Etui des berühmten<br />

Fotografen Baron de Meyer hat die Unterschriften<br />

se<strong>in</strong>er berühmten Freunde e<strong>in</strong>graviert: Coco<br />

Chanel, Daisy Fellowes, Peggy Guggenheim und die<br />

ganze Pariser Café-Society, e<strong>in</strong>e Gruppe von Künstlern,<br />

Mäzenen und Intellektuellen.<br />

Die Queen hat e<strong>in</strong>en unglaublichen Schatz an Juwelen,<br />

aber die Tiara, die Kate Middleton für ihre Hochzeit<br />

auswählte, ist von Cartier, und wir werden sie selbstverständlich<br />

zeigen. Ich f<strong>in</strong>de, dass die heutige Duchess<br />

of Cambridge <strong>mit</strong> dieser Tiara e<strong>in</strong>e sehr gute Wahl getroffen<br />

hat, weil sie modern und dezenter ist als die alten,<br />

großen Kronen. Wir nennen diese Art von Tiara auch<br />

„Heiligensche<strong>in</strong>“, weil sie e<strong>in</strong>en fast überirdischen Glanz<br />

über die Träger<strong>in</strong> legt. Außerdem zeigen<br />

wir aus dem Besitz der Queen noch die<br />

„Williamson“-Brosche <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em großen<br />

rosa Diamanten <strong>in</strong> der Mitte.<br />

E<strong>in</strong>e der ganz großen Exzentriker<strong>in</strong>nen,<br />

die zu den Stammkund<strong>in</strong>nen von Cartier<br />

gehörte, war die mexikanische Schauspieler<strong>in</strong><br />

María Félix. Ihr gehörten zwei smaragdund<br />

diamantenbesetzte Krokodile, die man<br />

zusammenstecken konnte, um sie als Kette<br />

zu tragen. Sie war <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em <strong>Baby</strong>krokodil<br />

bei Cartier aufgetaucht und verlangte e<strong>in</strong>e<br />

möglichst naturgetreue I<strong>mit</strong>ation. Zuerst<br />

kaufte sie nur e<strong>in</strong>es, kurze Zeit später bestellte<br />

sie das zweite Krokodil und sagte: „Beeilt<br />

euch, das andere wächst sehr schnell.“ María<br />

Félix liebte den großen Auftritt, Zurückhaltung<br />

war nicht ihre Sache. Wir werden<br />

e<strong>in</strong>ige Filme zeigen, <strong>in</strong> denen sie ihren<br />

Schmuck sehr stolz spazieren trägt.<br />

Alle diese Frauen haben ihren ganz<br />

eigenen Stil. Heute läuft vieles diskreter,<br />

vieles wird <strong>in</strong> der Öffentlichkeit nicht mehr<br />

so gezeigt. Die Damen der Gesellschaft<br />

tragen ihren Schmuck eher auf privaten<br />

D<strong>in</strong>ers oder Partys. Es gibt sie noch: la grande<br />

cliente, die den Geist von Cartier lebendig<br />

hält, wenn auch eher im Verborgenen.<br />

71<br />

Allen Grund zum<br />

Strahlen: Grace<br />

Kelly trägt ihren<br />

Verlobungsr<strong>in</strong>g<br />

1899 eröffnet Cartier<br />

se<strong>in</strong> Stammhaus <strong>in</strong><br />

der Rue de la Paix<br />

<strong>in</strong> Paris<br />

Die Französ<strong>in</strong> Pascale Lepeu leitet seit zehn<br />

Jahren als Kurator<strong>in</strong> die Cartier-Kollektion<br />

<strong>in</strong> Genf. E<strong>in</strong>erseits sucht sie auf Auktionen<br />

und <strong>in</strong> Privatsammlungen nach ikonischen Stücken,<br />

andererseits pflegt sie das große Erbe des Schmuckkonzerns:<br />

„Es ist e<strong>in</strong> großes Puzzle <strong>mit</strong> vielen Lücken.<br />

Man braucht viel Geduld. Jedes Stück ist <strong>mit</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Geschichte und <strong>mit</strong> Leben gefüllt, das ist das<br />

Spannende daran“, beschreibt Lepeu ihre Arbeit.<br />

Die Ausstellung „Cartier. Style And History“ ist<br />

vom 4. Dezember 2013 bis 16. Februar 2014 im<br />

Grand Palais <strong>in</strong> Paris zu sehen


Lüster „Sloop<br />

Medium“ aus<br />

Muranoglas<br />

NIGEL COATES IST EINER<br />

DER BEKANNTESTEN<br />

ZEITGENÖSSISCHEN<br />

ARCHITEKTEN UND<br />

OBJEKT-DESIGNER<br />

GROSSBRITANNIENS.<br />

AM RANDE DER<br />

LONDONER DESIGN-<br />

MESSE PAD SPRACH<br />

ER ÜBER GUTEN<br />

GESCHMACK UND<br />

DIE HOHE KUNST<br />

DES INDIVIDUELLEN<br />

W O H N E N S<br />

V Heike Blümner<br />

Pträt Kens<strong>in</strong>gton<br />

Leverne<br />

Nigel Coates<br />

72<br />

„Tête à Tête“-<br />

Vasen von Nigel<br />

Coates für die<br />

Fornasetti-L<strong>in</strong>ie


FOTOS: (l<strong>in</strong>ke Seite) Sloop, Murano chandelier by Nigel Coates for AV Mazzega; Tete a Tete, vases by Nigel Coates and Fornasetti;<br />

(rechte Seite) Ombretta, rug by Nigel Coates, edition of 12; Plasma, chair by Nigel Coates for Poltronova<br />

"Ich will nicht<br />

snobistisch kl<strong>in</strong>gen,<br />

aber die Wohnungen<br />

der meisten<br />

Menschen s<strong>in</strong>d sehr<br />

standardisiert"<br />

„Plasma“-Sessel<br />

aus Stahl<br />

<strong>mit</strong> Lederpolster<br />

INTERVIEW: Es gibt Menschen, die behaupten, dass man<br />

guten Geschmack nicht <strong>mit</strong> Geld kaufen kann. Nach<br />

e<strong>in</strong>em Rundgang über die PAD London könnte man zum<br />

gegenteiligen Schluss kommen. Was me<strong>in</strong>en Sie?<br />

NIGEL COATES: Bei PAD bekommen wir unterschiedliche<br />

Stilrichtungen auf sehr hohem Niveau präsentiert. Aber<br />

natürlich kann man auch etwas Geschmackvolles aus<br />

Sachen machen, die man auf dem Flohmarkt oder sogar<br />

auf dem Sperrmüll f<strong>in</strong>det. Es kommt drauf an, was man<br />

an ihnen verändert und wie man sie arrangiert. Guter<br />

Geschmack ist schwer zu fassen. Ich glaube, dass Objekte<br />

lebendig werden, wenn sich die Intention des Herstellers<br />

auf das Objekt überträgt und so Persönlichkeit erkennbar<br />

wird. Im Designbereich s<strong>in</strong>d für mich Qualität und Idee<br />

maßgeblich, durch sie erhält jedes Projekt e<strong>in</strong>e Seele.<br />

INTERVIEW: Kann man sich über Geschmack streiten?<br />

COATES: Schwierig. Was der e<strong>in</strong>e wahns<strong>in</strong>nig geschmackvoll<br />

f<strong>in</strong>det, f<strong>in</strong>det der andere unerträglich. E<strong>in</strong>e Freund<strong>in</strong><br />

von mir hat sich gerade e<strong>in</strong> Cocktailschränkchen zugelegt,<br />

das sie für wunderschön hält, ich aber nur schrecklich<br />

fi nde. Man muss akzeptieren, dass Geschmack etwas<br />

Pluralistisches ist.<br />

INTERVIEW: PAD zeigt „Kunst, Design und dekorative<br />

Kunst“. S<strong>in</strong>d diese Kategorien für Sie gleichwertig?<br />

COATES: Wenn man das Ethos dieser Messe teilt, auf jeden<br />

Fall. Dieses Jahr sehe ich auch kaum noch abscheuliche<br />

Stücke. Deshalb täuscht auch Ihr E<strong>in</strong>druck von gutem<br />

Geschmack nicht, denn die Qualität der Objekte ist<br />

ziemlich e<strong>in</strong>heitlich.<br />

Teppich „Ombretta“,<br />

handgeknüpft aus<br />

nepalesischer Wolle<br />

INTERVIEW: Wie sehen abscheuliche Stücke aus?<br />

COATES: Sie s<strong>in</strong>d offenkundig symbolisch, effekthascherisch<br />

oder darauf aus, den Betrachter zu schockieren.<br />

INTERVIEW: Also ist guter Geschmack eher subtil?<br />

COATES: Ich glaube, dass ich nicht unbed<strong>in</strong>gt für me<strong>in</strong>e<br />

Subtilität bekannt b<strong>in</strong>, denn ich mag D<strong>in</strong>ge, die e<strong>in</strong>en<br />

überraschen. Am liebsten ist es mir, wenn der Betrachter<br />

gefordert wird, se<strong>in</strong>e Vorstellung von Geschmack zu<br />

überdenken. Zum Beispiel s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige der D<strong>in</strong>ge, die ich<br />

entworfen habe, erotisch, aber auf e<strong>in</strong>e unterschwellige<br />

Weise. Das ist tatsächlich möglich! Sie suggerieren Nähe<br />

und das Ane<strong>in</strong>anderreiben von Körpern. Aber sie sagen<br />

e<strong>in</strong>em nicht direkt, was man <strong>mit</strong> dieser Information<br />

anstellen soll oder was sie repräsentieren. Die beste Kunst<br />

und auch die besten Filme servieren nicht alles auf dem<br />

Präsentierteller. In menschlichen Beziehungen verhält es<br />

sich ja genauso: Man kann jemanden über Klischees,<br />

Komplimente und Oberflächlichkeiten kennenlernen,<br />

oder man hat das Privileg, E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Seele von jemandem<br />

zu bekommen. Me<strong>in</strong> Bestreben ist es, dass<br />

auch bei guten Objekten Letzteres passiert.<br />

INTERVIEW: Kann man durch die E<strong>in</strong>richtung etwas über<br />

das Wesen e<strong>in</strong>er Person erfahren?<br />

COATES: Auf jeden Fall. Ich will nicht snobistisch kl<strong>in</strong>gen,<br />

aber die Wohnungen der meisten Menschen s<strong>in</strong>d sehr<br />

standardisiert. Die Möbel, die Küchen und viele andere<br />

Gegenstände <strong>in</strong> den Wohnungen s<strong>in</strong>d Fabrikware. Deshalb<br />

ist es auch nicht überraschend, dass die meisten<br />

Wohnungen e<strong>in</strong>ander sehr ähnlich sehen. Wenn man <strong>in</strong><br />

die Schaufenster von Londoner Immobilienmaklern guckt,<br />

sehen die Wohnungen auf den Fotos aus, als hätte jeder im<br />

selben langweiligen Möbelhaus e<strong>in</strong>gekauft. Das ist umso<br />

schlimmer, wenn man weiß, wie viel diese Wohnungen<br />

kosten. Ich zum Beispiel wohne seit me<strong>in</strong>er Studentenzeit<br />

im Londoner Stadtteil Kens<strong>in</strong>gton, der über die Jahre zu<br />

e<strong>in</strong>er sehr wohlhabenden Gegend aufgestiegen ist. Die<br />

Häuser dort kosten fünf oder sechs Millionen Pfund, aber<br />

sie werden <strong>mit</strong> garstigen, billigen Möbeln e<strong>in</strong>gerichtet.<br />

INTERVIEW: Oder sie sehen aus wie Suiten <strong>in</strong><br />

amerikanischen Fünf-Sterne-Hotels …<br />

Nigel Coates<br />

73


Skizze des von Nigel<br />

Coates im Jahr 1993<br />

gebauten „Art Silo“<br />

für das Penrose<br />

Institute <strong>in</strong> Tokio<br />

„Pebble<br />

Cushions“,<br />

Kissen <strong>in</strong><br />

Kieselform<br />

Lampe „Faretto<br />

Table“ <strong>mit</strong> nach<br />

unten gerichteter<br />

Lichtquelle<br />

Nigel Coates<br />

74<br />

Sofa „Back to Back“<br />

von Nigel Coates<br />

für Fratelli Boffi<br />

Wohnung am<br />

Lancaster Gate<br />

<strong>in</strong> London, e<strong>in</strong>gerichtet<br />

von<br />

Nigel Coates<br />

COATES: Richtig. Mit kle<strong>in</strong>en Plastikbüschen vor der Tür.<br />

Man muss sich schon fragen, was das für e<strong>in</strong>e Art von<br />

Geschmack ist. Aber wahrsche<strong>in</strong>lich handelt es sich nur<br />

um e<strong>in</strong>e Art von Konformismus – e<strong>in</strong> anderer wichtiger<br />

Aspekt von Geschmack: Guter Geschmack muss sich über<br />

den Durchschnitt und das, was alle anderen machen,<br />

stellen. Das schafft man nur <strong>mit</strong> Objekten, die dem<br />

Betrachter e<strong>in</strong>e spannende Geschichte erzählen, mehr als<br />

die Norm und das Offensichtliche.<br />

INTERVIEW: Selbst <strong>in</strong> den verme<strong>in</strong>tlich gut e<strong>in</strong>gerichteten<br />

Kreisen sieht man immer wieder dieselben Objekte:<br />

Kelims, Eames-Stühle, Knoll-Sofas und moderne Kunst<br />

<strong>in</strong> Petersburger Hängung.<br />

COATES: Klischees eben. Das ist übrigens ganz und gar<br />

nicht der Stil, für den ich stehe. Die Leute, von denen Sie<br />

sprechen, differenzieren nicht, kommen nicht weg von<br />

dem, was andere Leute machen. Hier setzt die Aufgabe<br />

des Designers e<strong>in</strong> – nicht das zu tun, was alle machen.<br />

INTERVIEW: Wie schafft man es, sich abzugrenzen?<br />

COATES: Es ist schwierig. Menschen, die denken, dass<br />

modernistische Stücke aus den 50er-Jahren der göttliche<br />

Gipfel des guten Geschmacks s<strong>in</strong>d, kannten diese Sachen<br />

lange Zeit nicht. Für sie ist das wie e<strong>in</strong>e Erleuchtung.<br />

Wenn Sie sich zum Beispiel Magaz<strong>in</strong>e wie Wallpaper<br />

anschauen, werden Sie feststellen, dass ihr Erfolg auf<br />

e<strong>in</strong>em unglaublich konservativen Geschmacksbild beruht.<br />

Mehr kann die Leserschaft sche<strong>in</strong>bar nicht verdauen.<br />

INTERVIEW: Wie ist Ihre eigene Wohnung e<strong>in</strong>gerichtet?<br />

COATES: Fast ausschließlich <strong>mit</strong> me<strong>in</strong>en eigenen<br />

Entwürfen – aber nicht aus Selbstgefälligkeit. Es ist e<strong>in</strong>e<br />

sehr eklektische Auswahl, und es geht dabei nicht nur<br />

FOTOS: Art Silo, Tokyo, 1990; Animalia, by Nigel Coates for Fratelli Boffi; Faretto, table lamp by Nigel Coates for Slamp; Glyndebourne,<br />

restaurant, 2009; Back to Back, sofa by Nigel Coates for Fratelli Boffi; Lancaster Gate Apartment, 2005


"Die meisten Architekten lassen<br />

sich e<strong>in</strong>er Kategorie zuordnen,<br />

aber ich gehe davon aus,<br />

dass me<strong>in</strong>e Arbeit vielfältiger ist"<br />

Gästeraum des Wallop-<br />

Restaurants <strong>in</strong> der<br />

Opernstadt Glyndebourne,<br />

e<strong>in</strong>gerichtet<br />

von Nigel Coates<br />

um Möbel, sondern auch um Licht oder darum, wie sich<br />

Türen öffnen und wie der Balkon im Verhältnis zum Innenraum<br />

wirkt – also um das Arrangement von Objekten im<br />

Raum. Dann gibt es <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Wohnung noch sehr viel<br />

zeitgenössische Kunst. Das meiste davon s<strong>in</strong>d Arbeiten,<br />

die ich von Absolventen des Royal College of Art gekauft<br />

habe und die noch Frische haben. Mir war es noch nie<br />

wichtig, e<strong>in</strong>en Damien Hirst, e<strong>in</strong>e Tracey Em<strong>in</strong> oder<br />

sonst e<strong>in</strong>e Unterschrift e<strong>in</strong>es führenden Künstlers zu<br />

besitzen. Ich mag Stücke, die weniger kosten, aber dafür<br />

voller Geist s<strong>in</strong>d.<br />

INTERVIEW: Hat sich Ihr Geschmack im Laufe der Jahre<br />

verändert? Dekorieren Sie um, oder lassen Sie eher D<strong>in</strong>ge<br />

sich kont<strong>in</strong>uierlich entwickeln?<br />

COATES: Auf jeden Fall Letzteres. Ich füge immer neue<br />

Ideen h<strong>in</strong>zu. Genauso wie man e<strong>in</strong> Outfit <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Schal oder e<strong>in</strong>em neuen Paar Schuhe beleben kann,<br />

funktioniert auch der Look e<strong>in</strong>er schönen Wohnung.<br />

INTERVIEW: Wenn jemand Sie bittet, se<strong>in</strong> Haus e<strong>in</strong>zurichten,<br />

wie br<strong>in</strong>gen Sie Ihren und den Geschmack des<br />

Auftraggebers <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang?<br />

COATES: Ich beg<strong>in</strong>ne immer beim Auftraggeber. Als Erstes<br />

möchte ich wissen, was ihm an se<strong>in</strong>em Haus gefällt und<br />

welche Vision er von se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>richtung hat. Dadurch<br />

kann ich e<strong>in</strong>schätzen, wie viel Bewegungsfreiheit ich für<br />

me<strong>in</strong>e Arbeit bekomme. Wenn mir e<strong>in</strong> Kunde sagen<br />

würde: „Ich möchte so e<strong>in</strong>gerichtet se<strong>in</strong> wie me<strong>in</strong>e<br />

Freunde und Nachbarn“, wäre es schwierig für mich. Ich<br />

möchte idealerweise durch Objekte die Geschichte der<br />

Personen erzählen, die <strong>in</strong> diesen Räumen leben – und<br />

jeder hat e<strong>in</strong>e Geschichte zu erzählen. Me<strong>in</strong> Talent ist es,<br />

Wünsche aus Leuten hervorzuholen, von denen sie vorher<br />

gar nicht wussten, dass sie existierten.<br />

INTERVIEW: Warum haben so viele Schwierigkeiten da<strong>mit</strong>,<br />

Ihre Vorstellungen auf den Punkt zu br<strong>in</strong>gen?<br />

COATES: Weil die meisten Menschen denken, dass sie selbst<br />

der beste Innene<strong>in</strong>richter s<strong>in</strong>d, und dann scheitern. Die<br />

Vorstellung, jemanden von außen zu holen, empf<strong>in</strong>den sie<br />

als Geldverschwendung. Genauso ist es <strong>mit</strong> Designermöbeln:<br />

Das Orig<strong>in</strong>al wird als Geldverschwendung<br />

angesehen, e<strong>in</strong>e Kopie tut es schließlich auch. Darauf beruht<br />

der Erfolg vieler Möbelhersteller. Das ist auch okay,<br />

wenn man sich <strong>mit</strong> dem Zweit- oder Drittbesten zufrieden<br />

gibt. Doch <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Spezialisten, dem man vertraut,<br />

kommt man auf jeden Fall weiter. Das ist <strong>in</strong> anderen<br />

Bereichen des Lebens nicht anders. Am Ende aber sollte die<br />

E<strong>in</strong>richtung immer den Stempel des Wohnungsbesitzers<br />

und nicht des Innene<strong>in</strong>richters tragen. Ich mag zum<br />

Beispiel gern runde, kurvige Sofas, aber die meisten Leute<br />

mögen viereckige, die me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach total out<br />

s<strong>in</strong>d. Außerdem wird Geschmack immer <strong>mit</strong> Stil <strong>in</strong><br />

Verb<strong>in</strong>dung gebracht. Mich aber hat der E<strong>in</strong>satz von Stil<br />

noch nie überzeugt.<br />

INTERVIEW: Was me<strong>in</strong>en Sie da<strong>mit</strong>?<br />

COATES: Ich mag ke<strong>in</strong>e m<strong>in</strong>imalistischen, barocken,<br />

poppigen oder sonst irgendwie e<strong>in</strong>deutig stilistisch geprägten<br />

Umgebungen. Das s<strong>in</strong>d immer kreative Zwangsjacken.<br />

Die meisten Architekten lassen sich e<strong>in</strong>er Kategorie<br />

zuordnen, aber ich gehe davon aus, dass me<strong>in</strong>e Arbeit<br />

vielfältiger ist. Wenn es denn e<strong>in</strong>e Kategorie se<strong>in</strong> muss,<br />

dann vielleicht plurosensual.<br />

INTERVIEW: Welche Wohnung haben Sie zuletzt<br />

e<strong>in</strong>gerichtet?<br />

COATES: E<strong>in</strong>e Wohnung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er smarten Gegend am<br />

Lancaster Gate <strong>in</strong> London. Sie hat hohe Fenster und hohe<br />

Decken, aber anfangs wollten die Besitzer den gesamten<br />

Stuck raushauen lassen.<br />

INTERVIEW: Warum das denn?<br />

COATES: Sie dachten, es wäre zeitgemäßer, <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em<br />

klaren, sauberen Raum ohne Ablenkung anzufangen. Sie<br />

wollten störende Details loswerden. Das ist e<strong>in</strong>e legitime<br />

Herangehensweise, aber es ist besser, die D<strong>in</strong>ge nicht<br />

zu beseitigen, sondern sie zu klären. Auch ich mag es nicht,<br />

wenn e<strong>in</strong> Raum <strong>mit</strong> Details optisch verstopft ist, aber<br />

wenn man <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em vier Meter hohen Raum Stuck abklopft,<br />

stimmen danach die Proportionen nicht mehr.<br />

INTERVIEW: Guter Geschmack kann ohne schlechten nicht<br />

existieren. Was war persönlich Ihr schlimmster Fehlgriff?<br />

COATES: Als Student mochte ich Art déco. Alle me<strong>in</strong>e<br />

Freunde sammelten das Zeug auf dem Portobello Road<br />

Market und füllten ihre Häuser <strong>mit</strong> Statuen von Damen<br />

<strong>mit</strong> schw<strong>in</strong>genden Gewändern. Heute hasse ich Art déco.<br />

Hass ist natürlich immer e<strong>in</strong> starkes Wort. Auf e<strong>in</strong>em<br />

Kreuzfahrtschiff könnte ich es eventuell schätzen, aber es<br />

ist mir <strong>in</strong>sgesamt zu oberflächlich. Die Wurzeln von Art<br />

déco f<strong>in</strong>de ich allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong>teressant: ägyptische Formen<br />

und das russische Ballett zum Beispiel. Ich war e<strong>in</strong>e<br />

Zeit lang im Gespräch <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Hausbesitzer <strong>in</strong> Covent<br />

Garden. Er hatte unter anderem e<strong>in</strong>en Art-déco-Toaster,<br />

und als ich ihm erzählte, dass ich Art déco nicht mag,<br />

war unsere Zusammenarbeit schnell beendet.<br />

INTERVIEW: Mit Art déco sollte man Ihnen also nicht 75<br />

kommen.<br />

COATES: Tief <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Herzen habe ich e<strong>in</strong>en ganz<br />

klassischen Geschmack. Als Student hat mich Italien<br />

unglaublich <strong>in</strong>spiriert: Dort gab es radikale, zeitgenössische<br />

Denker aus dem Umfeld von Mend<strong>in</strong>i und<br />

dem Superstudio. Ich durfte sie alle treffen und fand das<br />

für me<strong>in</strong>e Entwicklung ungeheuer förderlich. Aber die<br />

Sprache des Klassizismus, die ja angeblich so würdevoll<br />

ist und den Proportionen huldigt, bedeutet für mich<br />

e<strong>in</strong>fach nur, die D<strong>in</strong>ge weiter voranzutreiben und immer<br />

neue Wege zu f<strong>in</strong>den, etwas Schönes herzustellen.<br />

INTERVIEW: Können Sie mir noch e<strong>in</strong>en kostenlosen,<br />

konkreten Tipp geben, wie man sich ohne großes Budget<br />

geschmackvoll e<strong>in</strong>richtet?<br />

COATES: Ich würde Ikea vermeiden und auf Flohmärkten<br />

oder auf Ebay e<strong>in</strong>kaufen. Dann würde ich die Sachen<br />

überarbeiten, die man dort f<strong>in</strong>det, also zum Beispiel die<br />

Sessel neu beziehen oder die Stühle neu lackieren. Mir<br />

macht es immer noch viel Spaß, e<strong>in</strong> billiges, schrottiges<br />

Möbelstück zu f<strong>in</strong>den und es dann auf me<strong>in</strong>e persönliche<br />

Art wiederzubeleben. Das E<strong>in</strong>zige, was man nie secondhand<br />

kaufen sollte, s<strong>in</strong>d Lampen, höchstens vielleicht<br />

Kronleuchter. Mit Lampen kann man nicht mogeln. Für<br />

gutes Licht sollte man Geld ausgeben.<br />

Nigel Coates


Cape, ca. 1 980 €,<br />

& Hose, ca. 980 €<br />

Valent<strong>in</strong>o<br />

Haarreif, Preis<br />

auf Anfrage<br />

RodaRte<br />

76<br />

Look, Preis<br />

auf Anfrage<br />

RodaRte<br />

Komm doch, W<strong>in</strong>ter!<br />

endlich hat die Mode e<strong>in</strong> Mittel gegen die<br />

alljährliche w<strong>in</strong>terMantel-Panik gefunden.<br />

caPes halten warM, Machen e<strong>in</strong>e schöne<br />

silhouette und geben e<strong>in</strong>eM das gefühl, e<strong>in</strong>e<br />

gegen alles gewaPPnete suPerheld<strong>in</strong> zu se<strong>in</strong><br />

Fotos Maurizio Bavutti<br />

Styl<strong>in</strong>g Clare Byrne


Fashion Trend<br />

77<br />

Cape, ca. 1 580 €<br />

deRek lam<br />

Hose, ca. 1 350 €<br />

calV<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>


Fashion Trend<br />

78<br />

Cape, ca. 1 690 €, &<br />

Rock, ca. 690 € gucci<br />

Haarreif, ca. 550 €<br />

JennifeR BehR<br />

haiR Ramsell Mart<strong>in</strong>ez / Streeters<br />

make up Just<strong>in</strong>e Purdue / Tim Howard<br />

Management us<strong>in</strong>g MAC manicuRe<br />

Yuko / Susan Price Set deSign Chris<br />

Stone model Julia Fuchs / Ford<br />

caSt<strong>in</strong>g Samuel Ellis Sche<strong>in</strong>man<br />

for DM Cast<strong>in</strong>g photo aSSiStantS<br />

Jimi Frankl<strong>in</strong>, James Giles digital<br />

opeRatoR Victor / Dtouch Styl<strong>in</strong>g<br />

aSSiStant Anny Choi, Chris Lee<br />

Set deSign aSSiStant David<br />

Kim pRoduction Amanda Jones<br />

Special thankS Pier 59 Studio


Kleid, Preis auf Anfrage<br />

genny<br />

Cape, ca. 2 433 € RochaS<br />

Cape, ca. 2 900 €<br />

elie SaaB<br />

Capes übere<strong>in</strong>ander<br />

getragen, Preis auf<br />

Anfrage coStume<br />

national Haarreif,<br />

Preis auf Anfrage<br />

RodaRte


Großstadt-<br />

Hippies<br />

Der Brite MArk Borthwick<br />

revolutionierte Mit se<strong>in</strong>en<br />

lichtDurchfluteten BilDern Die<br />

MoDefotogrAfie. se<strong>in</strong>e 22-jährige<br />

tochter BiBi fotogrAfiert Auch<br />

unD sAgt nicht ohne stolz:<br />

„i’M My fAther’s DAughter“<br />

Protokoll Antje Wewer<br />

M a r k<br />

Borthwick<br />

ü b e r Bibi<br />

„<br />

Als Bibi geboren wurde, lebten<br />

me<strong>in</strong>e Frau Maria Cornejo und<br />

ich <strong>in</strong> Paris. Ich war 27 Jahre<br />

alt, und wir beide waren <strong>in</strong> unserem Freundes-<br />

80 kreis die Ersten, die Eltern wurden. In<br />

Paris hatte ich e<strong>in</strong>en Nachtclub eröffnet, als<br />

Hair & Make-up Artist gearbeitet und<br />

angefangen, für ID und The Face zu fotografieren.<br />

Bibi war für uns e<strong>in</strong>e Überraschung<br />

– und auch wieder nicht. Den Test hat Maria,<br />

die Modedesigner<strong>in</strong> ist, nach ihrer Show <strong>in</strong><br />

Mailand gemacht. So hatten wir während der<br />

Aftershowparty e<strong>in</strong> süßes Geheimnis. Wir<br />

nannten das <strong>Baby</strong> zuerst Pea, dann Pi-Pi,<br />

später wurde daraus dann Bibi.<br />

Nach Bibis Geburt war mir <strong>in</strong>st<strong>in</strong>ktiv<br />

klar, dass weite Reisen und Nachtleben nicht<br />

<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em <strong>Baby</strong> zu vere<strong>in</strong>baren s<strong>in</strong>d. Also<br />

legte ich e<strong>in</strong>e Pause e<strong>in</strong>. Fast zwei Jahre habe<br />

ich nicht gearbeitet und mich um Bibi, die<br />

früher aussah wie Mogli – dunkle Haut, viele<br />

schwarze Haare –, gekümmert. Diese Zeit<br />

war magisch und romantisch, weil ich<br />

stundenlang <strong>mit</strong> dem K<strong>in</strong>derwagen durch<br />

Paris spazierte. Ich glaube, aus dieser Zeit<br />

rührt auch unsere starke Verb<strong>in</strong>dung. E<strong>in</strong><br />

<strong>Baby</strong> ist nur dann stressig, wenn man se<strong>in</strong>en<br />

Rhythmus ignoriert. Die Pause hat me<strong>in</strong>er<br />

Entwicklung als Fotograf nicht geschadet. Im<br />

Gegenteil, als Bibi <strong>in</strong>s Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dalter kam,<br />

fotografierte ich für die französische und<br />

italienische Vogue und g<strong>in</strong>g <strong>mit</strong> S<strong>in</strong>éad<br />

O’Connor auf Tour.<br />

Als wir Bibi <strong>in</strong> Paris <strong>in</strong> die École<br />

maternelle e<strong>in</strong>schulten, gefiel es ihr dort gar<br />

nicht. Zu Hause durfte sie tun und lassen,<br />

was sie wollte. Dort gab es Regeln und<br />

Zwänge. Bibi ist e<strong>in</strong> Schmetterl<strong>in</strong>g, den man<br />

fliegen lassen muss. Enge Freunde von uns<br />

zogen von Paris nach New York, und wir<br />

zogen Mitte der Neunziger h<strong>in</strong>terher.<br />

Sicher, Bibi ist e<strong>in</strong> Großstadtk<strong>in</strong>d, aber<br />

im besten S<strong>in</strong>ne. Wir s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Manhattan<br />

zusammen viel durch die Stadt gelaufen,<br />

haben Zeit im Wash<strong>in</strong>gton Square Park verbracht,<br />

selten <strong>mit</strong> Shopp<strong>in</strong>g. Was ich gerne<br />

e<strong>in</strong>kaufe, s<strong>in</strong>d Lebens<strong>mit</strong>tel und Platten. Bibi<br />

und ich teilen die Liebe für das Musikmachen<br />

und für ungewöhnliche Dokumentationen.<br />

Sie ist von Haus aus neugierig und bereit, sich<br />

auf D<strong>in</strong>ge e<strong>in</strong>zulassen, die sie nicht kennt.<br />

Me<strong>in</strong>en beiden K<strong>in</strong>dern – Joey ist jetzt 16<br />

– habe ich nie Vorschriften gemacht, auch<br />

nicht als Bibi <strong>in</strong> die Pubertät kam und<br />

flügge wurde. Warum sollte ich auch? Ich<br />

tr<strong>in</strong>ke selber gerne We<strong>in</strong>, rauche mal e<strong>in</strong>en<br />

Jo<strong>in</strong>t oder bleibe oft viel zu lange auf. Als<br />

Bibi anf<strong>in</strong>g, <strong>in</strong> Clubs zu gehen, haben wir<br />

versucht, ihr e<strong>in</strong>en sicheren Heimathafen<br />

zu bieten: „Wir s<strong>in</strong>d ab Mitternacht zu<br />

Hause, oder ruf an, wenn du irgendwo<br />

abgeholt werden willst, egal wo du bist.“<br />

Das Wichtigste im Umgang <strong>mit</strong> me<strong>in</strong>en<br />

zwei K<strong>in</strong>dern ist Ehrlichkeit. Ke<strong>in</strong>e Lügen.<br />

Auch ke<strong>in</strong>e Notlügen.<br />

Bibi hat e<strong>in</strong>e alte Seele, schon als K<strong>in</strong>d<br />

war sie e<strong>in</strong>e gute Beobachter<strong>in</strong>. Zum 16.<br />

Geburtstag habe ich ihr e<strong>in</strong>e alte Contax<br />

geschenkt, ansonsten war es mir wichtig, ihr<br />

ke<strong>in</strong>e Richtung vorzugeben. Freiheit für alle<br />

und ganz besonders für die K<strong>in</strong>der. Als sie das<br />

College abgebrochen hat, um als Fotograf<strong>in</strong><br />

zu arbeiten, war das <strong>in</strong> Ordnung. Seit<br />

anderthalb Jahren assistiert Bibi mir an drei<br />

Tagen <strong>in</strong> der Woche. Das war me<strong>in</strong>e Idee,<br />

nicht ihre. Ich liebe unsere Vor<strong>mit</strong>tage im<br />

Studio. Wir tr<strong>in</strong>ken kannenweise Lapsang<br />

Souchong, sortieren, archivieren, entwickeln<br />

Ideen. An anderen Tagen macht Bibi ihre<br />

eigenen kommerziellen Arbeiten und treibt<br />

ihr Charity-Projekt Tu Sisi voran, <strong>mit</strong> dem sie<br />

Frauen und K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Swasiland unterstützt.<br />

Gerade habe ich allerd<strong>in</strong>gs das Gefühl, dass<br />

ich sie bald weiterziehen lassen muss.“<br />

Elternzeit à la Borthwick:<br />

Mark <strong>mit</strong> Bibi Anfang der<br />

Neunziger <strong>in</strong> Paris


Bibi Cornejo-Borthwick<br />

ü b e r Mark<br />

FOTOS: Mark Borthwick c/o brigitta-horvat.com<br />

Die Borthwicks<br />

<strong>in</strong> ihrem Studio<br />

<strong>in</strong> Brooklyn, <strong>mit</strong><br />

Selbstauslöser<br />

und natürlich<br />

analog fotografiert<br />

ziehen <strong>mit</strong> 22 Jahren zu<br />

Hause aus, ich b<strong>in</strong> vor e<strong>in</strong>em<br />

„Andere<br />

halben Jahr wieder <strong>in</strong> unser<br />

Brownstone <strong>in</strong> Brooklyn e<strong>in</strong>gezogen. Ich<br />

liebe die lichte, helle Atmosphäre, unsere<br />

Küche, <strong>in</strong> der alle zusammenkommen.<br />

Vielleicht war die Rückkehr so e<strong>in</strong>fach, weil<br />

es bei uns nie das klassische Eltern-K<strong>in</strong>d-<br />

Modell gab. Wir haben fast immer alles<br />

zusammen gemacht: chillen, unterwegs se<strong>in</strong>,<br />

abends <strong>mit</strong> Freunden und deren K<strong>in</strong>dern<br />

kochen. Ab und zu hatte ich mal e<strong>in</strong>en<br />

<strong>Baby</strong>sitter, aber ich war auch oft bei Marks<br />

Shoot<strong>in</strong>gs dabei. Als ich älter war, habe ich<br />

mich nützlich gemacht und die Filme <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>e Leica e<strong>in</strong>gelegt. Se<strong>in</strong>e Art zu arbeiten<br />

hat mich sehr geprägt. Es geht nicht um<br />

das Inszenieren von Bildern, sondern um<br />

Atmosphäre und um <strong>in</strong>time Momente.<br />

Genau wie Mark fotografiere ich analog.<br />

Ich habe ke<strong>in</strong> Gefühl für digitale Fotografie.<br />

Zu schnell und nicht s<strong>in</strong>nlich genug.<br />

Bei uns gilt die Vere<strong>in</strong>barung, dass nach<br />

jedem großen Job e<strong>in</strong> Familienurlaub folgt.<br />

Im Sommer s<strong>in</strong>d wir oft bei me<strong>in</strong>er<br />

französischen Großmutter <strong>in</strong> Castellaras,<br />

im W<strong>in</strong>ter meist <strong>in</strong> Tulum, Mexiko.<br />

Bei Mark vermischen sich Leben und<br />

Arbeit eigentlich ständig, sie fließen<br />

„Freiheit für alle<br />

und besonders<br />

für die K<strong>in</strong>der"<br />

Mark Borthwick<br />

<strong>in</strong>e<strong>in</strong>ander über, er ist Fotograf, Musiker,<br />

Poet, und genauso verhält es sich bei ihm <strong>mit</strong><br />

dem Vaterse<strong>in</strong>. Er ist für mich auch Freund,<br />

Kumpel, Mentor. Wir beide legen gerne<br />

Platten auf, Favoriten s<strong>in</strong>d Love Joys, Lee<br />

„Scratch“ Perry, Rhythm & Sound. E<strong>in</strong><br />

Ritual, das ich als K<strong>in</strong>d geliebt habe, war<br />

unser geme<strong>in</strong>sames Frühstück auf dem Weg<br />

zu me<strong>in</strong>er Grundschule P.S. 401. E<strong>in</strong>e<br />

öffentliche Schule <strong>in</strong> Lower Manhattan,<br />

ke<strong>in</strong>e Privatschule, das war me<strong>in</strong>em Vater<br />

wichtig. Wir g<strong>in</strong>gen die drei Blocks immer zu<br />

Fuß, ließen uns viel Zeit und machten meist<br />

e<strong>in</strong>en Stopp im Café French Roast, um e<strong>in</strong><br />

Croissant zu essen. Wir kamen dann und<br />

wann zu spät, aber das war egal. Ich war irre<br />

stolz, so e<strong>in</strong>en charmanten Daddy zu haben,<br />

der mich <strong>in</strong> Cowboystiefeln zur Schule<br />

brachte. Nach der Schule habe ich für zwei<br />

Jahre die School of Visual Arts besucht, um<br />

dann zu erkennen, dass diese Art von Lernen<br />

nicht wirklich me<strong>in</strong> D<strong>in</strong>g ist. Ähnlich wie<br />

me<strong>in</strong> Vater <strong>in</strong>teressiere ich mich nicht<br />

sonderlich für Technik. Also habe ich abgebrochen,<br />

was nicht schlimm war, weil<br />

me<strong>in</strong> Vater ja auch Autodidakt ist und me<strong>in</strong>e<br />

Entscheidung nachvollziehen konnte.<br />

Meist sehen wir uns zu den fest<br />

verabredeten Bürozeiten im Studio, das<br />

im vierten Stock unseres Hauses liegt, vom<br />

späten Vor<strong>mit</strong>tag bis <strong>in</strong> den Nach<strong>mit</strong>tag<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Noch f<strong>in</strong>de ich es <strong>in</strong>spirierend, als<br />

se<strong>in</strong>e Assistent<strong>in</strong> zu arbeiten. Se<strong>in</strong> Rat:<br />

„Auch wenn du kommerzielle Arbeiten<br />

machst, bleib persönlich. Erlaube dir Fehler,<br />

überschreite Grenzen, versuche, etwas<br />

Künstlerisches abzuliefern.“<br />

Mark ist bei uns <strong>in</strong> der Familie die Mama,<br />

was das Kochen angeht. Aber niemals nach<br />

Rezept. Er liebt Lagerfeuer (Tipi-Style!),<br />

macht scharfe Harissa-Pasten und Schokolade<br />

selber und ist e<strong>in</strong> toller Gastgeber.<br />

Me<strong>in</strong>en 18. Geburtstag habe ich <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er<br />

großen Party bei uns im Garten gefeiert,<br />

und Mark hat me<strong>in</strong>e Freunde <strong>mit</strong> me<strong>in</strong>en<br />

Liebl<strong>in</strong>gsgerichten bekocht.<br />

Wenn jemand sagt, dass me<strong>in</strong>e Fotografien<br />

denen me<strong>in</strong>es Vaters ähneln, ist das e<strong>in</strong><br />

Kompliment für mich. Ich weiß: Es ist me<strong>in</strong><br />

Blick, aber natürlich hat ihn me<strong>in</strong> Vater <strong>mit</strong>geprägt.<br />

Alles andere wäre doch auch seltsam.<br />

Schließlich b<strong>in</strong> ich my father’s daughter.“<br />

Diese Borthwicks<br />

81


zu<br />

verkaufen<br />

Künstler<br />

82<br />

AM 23. NOVEMBER FINDET IN DER ROTUNDE DER<br />

MÜNCHENER PINAKOTHEK DIE PIN.-PARTY STATT. IHR<br />

LOBENSWERTER ZWECK: 31 ARBEITEN INTERNATIONAL<br />

RENOMMIERTER KÜNSTLER ZU VERSTEIGERN, UM<br />

MIT DEM ERLÖS DEN ANKAUF NEUER WERKE FÜR<br />

DAS MUSEUM ZU ERLEICHTERN. WIR STELLEN 13 DER<br />

PIN.-KÜNSTLER VOR UND ZEIGEN AUF INTERVIEW.<br />

DE ALLE ARBEITEN, DIE IN DIE AUKTION KOMMEN<br />

V Annabelle Hirsch und Jeanne Tremsal<br />

SEO: „Dezember.Zwölf“,<br />

Acryl, Papiercollage auf<br />

Le<strong>in</strong>wand, 2009<br />

SEO<br />

Eigentlich hatten ihre Eltern für moderne Kunst<br />

nichts übrig und wollten ihr das Malen sogar<br />

verbieten, er<strong>in</strong>nert sich die südkoreanische Künstler<strong>in</strong><br />

SEO – bis sie an ihrem Talent doch nicht mehr<br />

vorbeisehen konnten. SEO studierte vier Jahre Kunst<br />

<strong>in</strong> ihrer Heimatstadt Gwangju und wurde danach<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> Meisterschüler<strong>in</strong> von Georg Baselitz, e<strong>in</strong>em<br />

sehr deutschen Maler. Er befand, sie orientiere sich zu<br />

sehr an e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>ternationalen Stil, und ermunterte sie,<br />

nie zu vergessen, woher sie kommt. Es hat<br />

gewirkt: Längst hat die 36-Jährige ihren ganzeigenen<br />

Stil gefunden. Statt die Le<strong>in</strong>wand <strong>mit</strong> P<strong>in</strong>sel und<br />

Farbe zu bearbeiten, beklebt sie sie <strong>mit</strong> eigenhändig<br />

zerrissenen Reispapierstücken, die sie <strong>mit</strong> se<strong>mit</strong>ransparenter<br />

Farbe überzieht. Das ergibt sehr<br />

farbenfrohe Bilder, e<strong>in</strong>en sehr speziellen Kulturmix<br />

und recht imposante Erlöse auf dem Kunstmarkt.<br />

FOTOS: „Dezember.Zwölf“, 2009, Acryl, Papiercollage auf Le<strong>in</strong>wand, 200 x 300 cm, Courtesy Galerie Michael Schultz; Florian Kolmer


Der Sohn des großen Ulrich Mühe und der Halbbruder der wunderbaren<br />

Schauspieler<strong>in</strong> Anna Maria Mühe hat <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er Familientradition gebrochen<br />

– und auch wieder nicht. Mühe ist Fotograf, stiller Beobachter statt Akteur<br />

auf e<strong>in</strong>er Bühne; doch zu se<strong>in</strong>en bevorzugten Sujets gehören die Schauspiele<br />

der Macht. Wenn die deutsche Polit- und Kulturprom<strong>in</strong>enz sich trifft, ist<br />

Mühe <strong>mit</strong> dabei; die meisten ihrer Vertreter hatte er schon vor der Kamera.<br />

Angela Merkel hat er so oft fotografiert, dass er <strong>mit</strong>unter „Kanzlerfotograf“<br />

genannt wird, e<strong>in</strong> Etikett, das Mühe sich verbietet. Zur Inszenierung der<br />

Macht trägt er nichts bei, er studiert sie nur.<br />

Andreas<br />

Mühe<br />

Andreas Mühe:<br />

„He<strong>in</strong>er und se<strong>in</strong>e<br />

Frau“, Fotografie, 2008<br />

Uwe<br />

Kowski<br />

PIN.-Party<br />

FOTOS: Andreas Mühe; Andreas Mühe, „He<strong>in</strong>er und se<strong>in</strong>e Frau“, 2008, Courtesy carlier I gebauer / © VG<br />

Bild-Kunst Bonn, 2013; Uwe Walter, Berl<strong>in</strong>; Uwe Walter, Berl<strong>in</strong>, Uwe Kowski, „Safari“, 2013, Öl auf Le<strong>in</strong>wand,<br />

165 x 190 cm, Courtesy Galerie EIGEN + ART Leipzig/Berl<strong>in</strong> / © VG Bild-Kunst Bonn 2013<br />

Wenn er se<strong>in</strong>e Arbeiten selbst<br />

erklären könnte, wäre er<br />

Schriftsteller geworden,<br />

me<strong>in</strong>t er. Kowski, 1963 <strong>in</strong><br />

Leipzig geboren, Absolvent<br />

der dortigen Hochschule für<br />

Grafik und Buchkunst, von<br />

Judy Lybkes Galerie Eigen +<br />

Art repräsentiert, wird oft<br />

der „Neuen Leipziger Schule“<br />

zugeordnet. Dabei s<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>e<br />

Gemälde abstrakt, eher heiter<br />

und sehr temperamentvoll.<br />

Muss man nicht<br />

<strong>in</strong>terpretieren, kann man<br />

auch e<strong>in</strong>fach gucken.<br />

Uwe Kowski: „Safari“, Öl auf Le<strong>in</strong>wand, 2013<br />

83


Stephan<br />

Marienfeld:<br />

„Dislike“,<br />

Polyester,<br />

Seil, Lack,<br />

2013<br />

Stephan<br />

Marienfeld<br />

Wer hat die Blase an den Baum<br />

gefesselt? Es war Stephan<br />

Marienfeld, dessen Skulpturen<br />

etwas so Körperliches haben, dass sie an Bondage er<strong>in</strong>nern.<br />

Und irgendwie geht es auch darum, auf philosophische<br />

Weise: Marienfeld, 1966 <strong>in</strong> Hatt<strong>in</strong>gen geboren, lange<br />

Assistent des britischen Turner-Preis-Trägers Tony Cragg,<br />

untersucht, wie Körper reagieren, sich verformen, neu zu<br />

leben beg<strong>in</strong>nen, wenn man sie ane<strong>in</strong>anderspannt.<br />

Simon Schubert: ohne Titel (Treppe nach unten),<br />

gefaltetes Papier, 2008<br />

84<br />

Georgia Russell: „La couleur du ciel“, zerschnittenes Papier, Plexiglas, 2013<br />

Simon<br />

Schubert<br />

Die Papierarbeiten des Kölner<br />

Bildhauers s<strong>in</strong>d fasz<strong>in</strong>ierende<br />

Mikro-Skulpturen. Durch<br />

e<strong>in</strong>e von Schubert erfundene<br />

Falttechnik entstehen unerwartet<br />

dreidimensionale<br />

Räume, <strong>in</strong> denen man immer<br />

neue W<strong>in</strong>kel entdeckt.<br />

Georgia Russell<br />

Manche behaupten, gedruckte Bücher<br />

hätten ke<strong>in</strong>e Zukunft mehr. Das sieht<br />

Georgia Russell ganz anders. Die gebürtige<br />

Schott<strong>in</strong>, die <strong>in</strong> Paris e<strong>in</strong>e neue<br />

Heimat gefunden hat, zerschneidet,<br />

ziseliert, filetiert <strong>mit</strong> fe<strong>in</strong>en Skalpell- und<br />

Scherenschnitten die Klassiker der<br />

Weltliteratur, Werke von Virg<strong>in</strong>ia Woolf,<br />

Charles Baudelaire oder Vladimir<br />

Nabokov. Das Resultat: zarte<br />

Papier-gebilde, die <strong>in</strong> den Raum wuchern<br />

lassen, was vor Russells E<strong>in</strong>griffen<br />

zwischen den Buchdeckeln e<strong>in</strong>gesperrt<br />

bleiben musste, fantastische Papierund<br />

Gedankenballette. Russells<br />

Buchskulpturen s<strong>in</strong>d <strong>mit</strong>tlerweile <strong>in</strong> den<br />

Sammlungen bedeutender europäischer<br />

Museen wie dem Centre Pompidou<br />

<strong>in</strong> Paris oder dem Victoria and Albert<br />

Museum <strong>in</strong> London zu f<strong>in</strong>den.


FOTOS: (l<strong>in</strong>ke Seite) Stephan Marienfeld, „Dislike“, 2013, Polyester, Seil, Lack, 100 x 95 x 73 cm, © Stephan Marienfeld, Courtesy Galerie Filser & Gräf, München; Stephan Marienfeld; Van der Gr<strong>in</strong>ten Galerie, Cologne;<br />

„Untitled“ (stairwell downwards), 2008, folded paper, 75 x 100 cm, Courtesy Van der Gr<strong>in</strong>ten Galerie, Cologne; Georgia Russell, „La couleur du ciel“, 2013, zerschnittenes Papier, Plexiglas, 34 x 25 x 8 cm, Verso unten rechts<br />

signiert und datiert: „Georgia Russell 13“; Courtesy Galerie Karsten Greve Paris, St. Moritz, Köln; Studio Georgia Russell; (rechte Seite) Installationsansicht, Julius He<strong>in</strong>emann bei Nusser & Baumgart, 2013, © Julius He<strong>in</strong>emann,<br />

Courtesy Galerie Nusser & Baumgart, München; Marc Oliver Rühle; Angelle Siyang Le, Christian Jankowski, „The Eye of Dubai“, 2012, Archival <strong>in</strong>kjet pr<strong>in</strong>t, Fotografie s/w gerahmt, 125 x 125 cm; Jörg Reichert<br />

Julius He<strong>in</strong>emann<br />

Julius He<strong>in</strong>emann: Installation bei Nusser & Baumgart, München, 2013<br />

Christian Jankowski: „The Eye of Dubai“, Archivdruck, 2012<br />

Es gab e<strong>in</strong>e Zeit, da es fast als undenkbar galt, dass e<strong>in</strong> Künstler <strong>mit</strong><br />

unter 30 schon erfolgreich und vom Markt anerkannt se<strong>in</strong> könnte.<br />

M<strong>in</strong>destens bis zu se<strong>in</strong>em 40. Jahr sollte er kämpfen müssen, dann<br />

hatte er es sich vielleicht verdient, se<strong>in</strong>e Kunst unter etwas<br />

gemütlicheren Umständen zu produzieren. Heute ist es umgekehrt.<br />

Die Karrierekurve von Künstlern ähnelt jener von Models und<br />

Hochleistungssportlern: je jünger, desto besser. Mit se<strong>in</strong>en 29 Jahren<br />

ist Julius He<strong>in</strong>emann also guter Durchschnitt, und doch noch sehr<br />

jung und wild. He<strong>in</strong>emanns Kunst ist schwer zu fassen. Mal bemalt<br />

oder besprüht er die weißen Wände se<strong>in</strong>er Münchener Galerie, mal<br />

beklebt er Le<strong>in</strong>wände, mal stellt er e<strong>in</strong> paar Holzpfeiler gegen e<strong>in</strong>e<br />

weiße Wand. Alles umgibt die<br />

Aura des Unfertigen, als würde er<br />

nur die Spuren e<strong>in</strong>es Werkes und<br />

nicht es selbst zeigen. Er hat auch<br />

schon lose Blätter an die Wand<br />

geklebt, Farbe darüber gesprüht<br />

und die Blätter wieder abgezogen<br />

– zurück blieben die Umrandung<br />

und die Rückstände, e<strong>in</strong> Verweis<br />

auf den Arbeitsprozess.<br />

Christian<br />

Jankowski<br />

In Berl<strong>in</strong> bekommt man über ihn viele<br />

Geschichten zu hören. Er sei wild, heißt<br />

es, lasse sich von nichts und niemandem<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Form zwängen. Über den<br />

Jankowski-Anekdoten treten manchmal<br />

se<strong>in</strong>e künstlerischen Taten <strong>in</strong> den<br />

H<strong>in</strong>tergrund. Dabei s<strong>in</strong>d die genauso<br />

gut. Für se<strong>in</strong>e Arbeit Heavy-Weight<br />

History zum Beispiel drehte er <strong>in</strong><br />

Warschau <strong>mit</strong> polnischen Gewichthebern.<br />

Die starken Typen sollten gegen<br />

die Geschichte des Landes antreten,<br />

die Denkmäler der Stadt <strong>in</strong> die Luft<br />

stemmen, um sie von der Last der<br />

Geschichte zu befreien. Geklappt hat<br />

das <strong>in</strong> den meisten Fällen nicht, bei<br />

manchen Monumenten immerh<strong>in</strong> für<br />

e<strong>in</strong>ige Sekunden. Doch über Jankowski<br />

wurde wieder mal lange gesprochen.<br />

PIN.-Party<br />

85


FOTO: Foto: David Fischer<br />

Simon<br />

Denny<br />

Er hat die Stadien des<br />

Alkoholrauschs erforscht,<br />

obskure Powerpo<strong>in</strong>t-<br />

Präsentationen <strong>in</strong>s Netz<br />

gestellt und e<strong>in</strong>en Freund<br />

alles aufschreiben lassen,<br />

was er isst: Der <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

lebende Neuseeländer<br />

Simon Denny hat erstens<br />

Humor und ist zweitens<br />

extrem <strong>in</strong>telligent. Se<strong>in</strong>e<br />

Medienkunst klopft unsere<br />

durchmediatisierte Welt<br />

darauf ab, was sie taugt.<br />

Meistens zu nicht mehr als<br />

zu e<strong>in</strong>em (guten) Witz.<br />

Simon Denny:<br />

„The Personal<br />

Effects of<br />

Kim Dotcom“,<br />

Installation,<br />

MUMOK,<br />

Wien, 2013<br />

PIN.-Party<br />

86<br />

Luc Tuymans: „My Leg“, Öl auf Le<strong>in</strong>wand, 2011<br />

Luc Tuymans<br />

Der Belgier ist e<strong>in</strong> Star der Kunstwelt. Se<strong>in</strong>e<br />

blass-düster-unheimlichen Gemälde erzielen<br />

regelmäßig Rekordpreise und füllen<br />

Museums- und Galerieräume, und wenn<br />

Tuymans gerade mal nicht selber ausstellt, lädt<br />

ihn e<strong>in</strong> Museum wie kürzlich das Dresdner<br />

Albert<strong>in</strong>um e<strong>in</strong>, sich als Kurator zu versuchen.<br />

Dass Tuymans Bilder auf ebenso viel<br />

Ablehnung stoßen, wie sie kaufkräftige<br />

Bewunderer f<strong>in</strong>den, liegt <strong>in</strong> der Natur se<strong>in</strong>er<br />

Kunst. Schließlich s<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>e wässrigen<br />

Darstellungen vom Holocaust, von Krankheit,<br />

Tod, Völkermorden und ähnlich schwer im<br />

Bild und auf der Seele liegenden Sujets<br />

durchaus angreifbar (weil man sich von ihnen<br />

angegriffen fühlen kann). Nicht angreifbar ist<br />

allerd<strong>in</strong>gs, dass Tuymans zu den wenigen<br />

Künstlern gehört, die die lange Durststrecke<br />

der Malerei durchgehalten haben, und dass er<br />

se<strong>in</strong>en heutigen Erfolg unter anderem auch<br />

dieser Beständigkeit verdankt.<br />

FOTOS: David Fischer; Simon Denny, „The Personal Effects of Kim Dotcom“, 2013, <strong>in</strong>stallation view, MUMOK, Museum Moderner Kunst, Vienna, Courtesy Galerie<br />

Buchholz, Berl<strong>in</strong>/Cologne; Luc Tuymans, „My Leg“, 2011, oil on canvas, 192.2 x 142.4 cm, Courtesy the artist and David Zwirner, New York/London; Grant Del<strong>in</strong>


FOTOS: Noshe; „Freedom Fries“, 2013, mixed media, 112 x 377 x 130 cm, Michael Sailstorfer is represented by Johann König, Berl<strong>in</strong>, Carol<strong>in</strong>e Kurze © VG Bild-Kunst Bonn 2013; Kathr<strong>in</strong> Sonntag, „Green Doesn’t Matter when You’re Blue”, 2012, Digitale Projektion<br />

<strong>mit</strong> 40 Bildern, 2:42 m<strong>in</strong>, Ton, Größe variabel, Edition von 3, Courtesy Galerie Kamm, Berl<strong>in</strong>; Kathr<strong>in</strong> Sonntag; Peter Doig, „Figure <strong>in</strong> Mounta<strong>in</strong> Landscape“, 1997–1998, oil on canvas, 289 x 200 cm, P<strong>in</strong>chukArtCentre Collection, © Peter Doig; © Par<strong>in</strong>az Mogadassi<br />

Kathr<strong>in</strong> Sonntag<br />

Die Berl<strong>in</strong>er<strong>in</strong> rüttelt an unserer Wahrnehmung, bis wir<br />

me<strong>in</strong>en, doch noch alles ganz anders sehen zu können.<br />

Sonntag nimmt André Bretons Vorstellung von Schönheit<br />

als „Begegnung e<strong>in</strong>er Nähmasch<strong>in</strong>e und e<strong>in</strong>es Regenschirms<br />

auf e<strong>in</strong>em Seziertisch“ ernst – und lässt den Zufall<br />

se<strong>in</strong> Werk tun. E<strong>in</strong>mal ließ sie Le<strong>in</strong>wände ohne konkretes<br />

Ziel durch viele Länder reisen, bis sie <strong>mit</strong> Stempeln, Dreck,<br />

Gerüchen usw. übersät waren. Erst nachdem die Welt ihre<br />

Spuren und Zeichen h<strong>in</strong>terlassen hatte, war das „work <strong>in</strong><br />

progress“ (vorerst) abgeschlossen.<br />

Kathr<strong>in</strong> Sonntag: „Green Doesn’t Matter when You’re Blue“,<br />

Digitale Projektion, 2012<br />

Peter Doig:<br />

„Figure <strong>in</strong><br />

Mounta<strong>in</strong><br />

Landscape“, Öl<br />

auf Le<strong>in</strong>wand,<br />

1997–1998<br />

Michael<br />

Sailstorfer:<br />

„Freedom<br />

Fries“, Mixed<br />

Media, 2013<br />

Michael Sailstorfer<br />

Wer Bäume auf den Kopf stellen und sie wie gigantische<br />

Besen durch den Ausstellungsraum der Berl<strong>in</strong>ischen Galerie<br />

fegen lassen kann, braucht viel Humor und e<strong>in</strong>e gute Portion<br />

Überzeugungskraft. Michael Sailstorfer hat beides. Die<br />

Wirkung dieser vielleicht bekanntesten Arbeit des 34-Jährigen<br />

ist hypnotisierend und leicht verwirrend. Seit Jahren durchforstet<br />

er das Land, setzt unbemerkt Fremdkörper <strong>in</strong> die<br />

Landschaft e<strong>in</strong>, fegt e<strong>in</strong> 23 Quadratmeter großes Waldstück<br />

fe<strong>in</strong> säuberlich aus oder funktioniert Buswartehäuschen zu<br />

temporären Wohnungen um. Mittlerweile trifft man se<strong>in</strong>e<br />

Kunst öfter <strong>in</strong> Galerien an als <strong>in</strong> der Natur, doch der<br />

Grundduktus bleibt. Se<strong>in</strong>e Skulpturen und Installationen s<strong>in</strong>d<br />

der Versuch, die Räume auszudehnen, <strong>in</strong> denen wir uns<br />

bewegen, die Wirklichkeit e<strong>in</strong>en Tick überraschender<br />

ersche<strong>in</strong>en zu lassen – wenigstens e<strong>in</strong> paar Augenblicke lang.<br />

Peter<br />

Doig<br />

Foto: Carol<strong>in</strong>e Kurze<br />

Wenn man Peter Doig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Galerie stehen sieht, wirkt er wie<br />

e<strong>in</strong>er, der am liebsten gleich<br />

wieder weg will, h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong> die<br />

Natur. Auf den Gemälden des<br />

54-jährigen Schotten, der die<br />

meiste Zeit auf Tr<strong>in</strong>idad lebt, ist<br />

viel Landschaft zu sehen, nur<br />

vere<strong>in</strong>zelt sticht hier und da e<strong>in</strong><br />

kle<strong>in</strong>er Mensch hervor, der<br />

verloren sche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> der traumhaft<br />

unwirklichen, manchmal fast<br />

bedrohlich ruhigen Welt, <strong>in</strong> die<br />

Doig ihn gestellt hat.<br />

87


JOSEPH BEUYS<br />

ZEICHNUNGEN<br />

12. OKTOBER 2013 - 8. FEBRUAR 2014<br />

GALERIE BASTIAN<br />

AM KUPFERGRABEN 10 · 10117 BERLIN<br />

DO-FR 11-17.30 Uhr, SA 11-16 Uhr<br />

www.galeriebastian.com<br />

ANLÄßLICH DER AUSSTELLUNG ERSCHEINT EINE UMFANGREICHE PUBLIKATION.<br />

Joseph Beuys »Altes Meer <strong>mit</strong> Flugechse« 1956 © Joseph Beuys Estate / VG Bild-Kunst, Bonn 2013


Stories<br />

FOTO: Jonas Unger HAARE & MAKE-UP: Wolfgang L<strong>in</strong>denhofer<br />

Normalerweise<br />

werfen sich andere<br />

vor ihr auf den<br />

Boden: Birgit<br />

M<strong>in</strong>ichmayr<br />

im Wiener<br />

Burgtheater<br />

89<br />

E<strong>in</strong>fach zum<br />

H<strong>in</strong>legen!<br />

zu großen Gefühlen. Und alles endet <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er NAcHT AUs gOLd S. 174<br />

ELizABETH OLsEN S. 90 spricht <strong>mit</strong> JOsH BROLiN über die Geborgenheit <strong>in</strong><br />

Spontanfamilien. ELLEN vON UNWERTH S. 102 lädt e<strong>in</strong>en Girls’ Club zum D<strong>in</strong>ner <strong>mit</strong><br />

Diamanten e<strong>in</strong>. OscAR isAAc S. 118 kann gut Gitarre spielen und Herzen brechen.<br />

KARLiE KLOss S. 126 trägt Adiletten zu Couture. cLAiRE dANEs S. 134 ist machtlos<br />

gegen ihre Muttergefühle. BiRgiT MiNicHMAyR S. 142 und elf weitere Theaterstars<br />

erklären e<strong>in</strong>ander ihre Liebe. LéA sEydOUx & AdèLE ExARcHOPOULOs<br />

zetern über den Regisseur von Blau ist e<strong>in</strong>e warme Farbe. gROssE sTEiNE S. 166 passen<br />

S. 156


Top givenchy<br />

Hut Borsal<strong>in</strong>o


h,<br />

O l s e n !<br />

Hier ist der dritte Olsen-Zwill<strong>in</strong>g:<br />

eliZabetH („liZZie“), die sicH gerade<br />

anscHickt, meHr Filmstar Zu<br />

werden, als iHre scHwestern es<br />

je waren. dOcH vOrHer mOdelt<br />

sie Für uns nOcH rascH die ersten<br />

lOOks der neuen FrüHjaHrsmOde<br />

Von Josh Brol<strong>in</strong><br />

Fotos Cass Bird<br />

Styl<strong>in</strong>g Julia von Boehm<br />

91


Kleid Dolce &<br />

gaBBana


Kleid Balenciaga<br />

Hut ashley lloyd<br />

Sonnenbrille<br />

scream<strong>in</strong>g mimis<br />

„Ich freue mich, wenn<br />

ich e<strong>in</strong>en Preis bekomme,<br />

aber ich lege es nicht<br />

darauf und mehr text an”


Elizabeth Olsen<br />

94<br />

wie Berühmtwerden <strong>in</strong> jungen Jahren geht,<br />

haben die Zwill<strong>in</strong>gsschwestern Mary-Kate<br />

und Ashley Olsen vorgemacht: Die beiden<br />

waren schon <strong>mit</strong> neun Monaten K<strong>in</strong>derstars und haben<br />

seither nicht nachgelassen, die Welt zu fasz<strong>in</strong>ieren. Dagegen<br />

ist ihre nicht ganz drei Jahre jüngere Schwester<br />

Elizabeth e<strong>in</strong>e Spätzünder<strong>in</strong>: Sie hatte ihre ersten Rollen<br />

erst <strong>mit</strong> vier. Doch während man die Olsen-Zwill<strong>in</strong>ge<br />

<strong>mit</strong>tlerweile eher als erfolgreiche Modedesigner<strong>in</strong>nen wahrnimmt,<br />

schickt Lizzie sich gerade an, nachhaltig zum<br />

Filmstar zu werden. 2011 hatte sie ihren Durchbruch <strong>mit</strong><br />

e<strong>in</strong>er psychologisch fordernden Hauptrolle im Sektendrama<br />

Martha Marcy May Marlene, 2012 und 2013 legte sie <strong>mit</strong><br />

jeweils vier durchweg angetan besprochenen Filmen nach,<br />

und 2014 und 2015 wird sie <strong>mit</strong> den Blockbustern Godzilla<br />

und The Avengers nicht mehr nur das Arthouse-Publikum<br />

erreichen, das sie zu schätzen gelernt hat.<br />

In Spike Lees Oldboy, dem Remake e<strong>in</strong>es gleichnamigen<br />

südkoreanischen Rachedramas, kümmert sie<br />

sich als Sozialarbeiter<strong>in</strong> um e<strong>in</strong>en von Josh Brol<strong>in</strong> gespielten<br />

Mann, der nach e<strong>in</strong>er Entführung 20 Jahre lang<br />

e<strong>in</strong>gesperrt war und nun herauszuf<strong>in</strong>den versucht, wer<br />

ihm das alles angetan hat. Für <strong>Interview</strong> telefonierten<br />

Olsen und Brol<strong>in</strong> <strong>mit</strong>e<strong>in</strong>ander.<br />

„Noch wichtiger als me<strong>in</strong>e<br />

Filme s<strong>in</strong>d mir die kle<strong>in</strong>en<br />

Familien, die bei den<br />

Dreharbeiten entstehen”<br />

elizaBeth olsen: Hallo, woher rufst du an? Drehst du<br />

nicht gerade <strong>in</strong> Italien?<br />

Josh Brol<strong>in</strong>: Ich wünschte, es wäre so, aber ich b<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

Los Angeles. Davor war ich <strong>in</strong> London, um Werbung<br />

für unseren Film zu machen und danach <strong>in</strong> die<br />

italienischen Alpen zu reisen. Aber dann tauchte bei<br />

dem Projekt e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es f<strong>in</strong>anzielles Problem auf, das<br />

zum Glück <strong>in</strong>zwischen gelöst ist. Anfang November<br />

geht es endlich nach Italien, wo ich wieder auf Bergen<br />

herumklettern darf.<br />

olsen: Du drehst dort <strong>mit</strong> Jake (Gyllenhaal), oder?<br />

Brol<strong>in</strong>: Ja. Ich glaube, er ist e<strong>in</strong>er der nettesten Kerle,<br />

die ich je kennengelernt habe.<br />

olsen: Ich weiß! Ich habe mich kürzlich <strong>mit</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Mutter (Naomi Foner) unterhalten, und sie erzählte, dass<br />

du <strong>mit</strong> ihm diesen Film drehst. Und ich me<strong>in</strong>te nur:<br />

„Heilige Scheiße, die beiden werden sich super verstehen!“<br />

Brol<strong>in</strong>: Woher kennst du se<strong>in</strong>e Mutter?<br />

olsen: Sie war doch die Regisseur<strong>in</strong> von Very Good Girls,<br />

den ich dieses Jahr gedreht habe.<br />

Brol<strong>in</strong>: Stimmt. Aber wir sollten nicht so viel über Jake<br />

reden, sonst verlangt er noch, dass er aufs Cover kommt.<br />

Also: Wie läuft’s am Theater <strong>mit</strong> Romeo & Julia?<br />

olsen: Gut. Toll. Es ist e<strong>in</strong>e verrückte Erfahrung. Man<br />

braucht e<strong>in</strong> enormes Durchhaltevermögen. Die drei<br />

Stunden, <strong>in</strong> denen man auf der Bühne steht, schlauchen<br />

mehr als e<strong>in</strong> zwölfstündiger Arbeitstag. Sehr merkwürdig.<br />

Brol<strong>in</strong>: Geht es dir bei der Arbeit am Theater auch so,<br />

dass du ständig über das Stück nachdenken musst?<br />

olsen: Absolut.<br />

Brol<strong>in</strong>: Das ist komisch, denn selbst bei e<strong>in</strong>em emotional<br />

so aufgeladenen Film wie Oldboy hatte ich immer das<br />

Gefühl, dass man am Ende des Drehtags e<strong>in</strong>fach nach<br />

Hause gehen und abschalten kann. Man schläft, und am<br />

nächsten Tag geht es dann weiter. Aber <strong>mit</strong> Theater ist es<br />

anders. Das Stück sitzt e<strong>in</strong>em die ganze Zeit im Nacken.<br />

olsen: Total. Wenn ich <strong>mit</strong> Freunden zusammen b<strong>in</strong>,<br />

muss ich mich die ganze Zeit entschuldigen, weil ich<br />

ständig Sachen sage wie: „Leute, das wird mir jetzt alles zu<br />

viel.“ Das wirkt so egoistisch und unausstehlich – ganz<br />

schlimm. Und seltsam ist auch, dass ich zum ersten Mal<br />

dankbar für Komplimente b<strong>in</strong>. Das g<strong>in</strong>g mir sonst nie so.<br />

Brol<strong>in</strong>: Kenn ich, kenn ich. Auf der Bühne steht man ja<br />

jeden Abend an der Front und weiß nicht, ob man <strong>in</strong>s<br />

Schwarze trifft oder danebenschießt.<br />

olsen: Es gibt auch Abende, an denen ich das Publikum<br />

verachte: „Ach, ihr kapiert es doch eh nicht, weil ihr nie<br />

was kapiert! Also verhaltet euch am besten ruhig. Ich<br />

mache hier sowieso me<strong>in</strong> D<strong>in</strong>g, und ihr schaut zu!“ (lacht)<br />

Brol<strong>in</strong>: Weißt du noch, wie ich am Set von Oldboy Witze<br />

gemacht habe, weil ich e<strong>in</strong> Video von dir auf YouTube<br />

gesehen hatte, <strong>in</strong> dem du zusammen <strong>mit</strong> de<strong>in</strong>en<br />

Schwestern spielst? Dar<strong>in</strong> warst du noch ganz kle<strong>in</strong> und<br />

konntest das R noch nicht richtig aussprechen. Ich fand<br />

das niedlich. Doch dann fiel mir plötzlich auf, wie lange<br />

du diesen Job schon machst. Und vor allem machst du ihn<br />

sehr gut, was aber bis zu dem Film <strong>mit</strong> den vier Ms nie<br />

groß aufgefallen ist. Wie hieß er noch gleich? Marcia …<br />

olsen: Martha Marcy May Marlene.<br />

Brol<strong>in</strong>: Ich nenne den Film immer „vier Ms“, weil ich mir<br />

die Namen nicht merken kann. Als ich dich dar<strong>in</strong> gesehen<br />

habe, noch ohne dich zu kennen, hast du mich e<strong>in</strong>fach<br />

umgehauen. Nicht nur weil du auf der Le<strong>in</strong>wand e<strong>in</strong>fach<br />

großartig ausgesehen hast. Sondern auch weil du, und<br />

dabei handelt es sich wahrsche<strong>in</strong>lich um e<strong>in</strong>e Art<br />

genetischen Defekt, ke<strong>in</strong>e Scheu vor der Kamera hattest.<br />

Du musst doch nervös gewesen se<strong>in</strong>! In de<strong>in</strong>em Alter<br />

haben mir die Knie geschlottert, ich musste ständig darauf<br />

achten, dass me<strong>in</strong>e Stimme nicht wackelt. Statt <strong>mit</strong> der<br />

Rolle war ich eigentlich nur <strong>mit</strong> mir selbst beschäftigt.<br />

olsen: (lacht)<br />

Brol<strong>in</strong>: Beim Dreh von Oldboy war es so, dass du gerade<br />

noch über de<strong>in</strong>e Mutter erzählt hast, Spike Lee „Action“<br />

sagte und du dich wie e<strong>in</strong> Spr<strong>in</strong>ger vom Zehnmeterbrett<br />

<strong>in</strong> die emotionalen Tiefen de<strong>in</strong>er Figur stürztest. Du<br />

wurdest also aus dem Stand zu de<strong>in</strong>er Figur, um fünf<br />

M<strong>in</strong>uten später wieder zu sagen: „Egal, jedenfalls hat<br />

me<strong>in</strong>e Mutter mich dann angerufen und me<strong>in</strong>te …“<br />

olsen: Du bist doch genauso. Du hast auch die ganze Zeit<br />

zwischen der Rolle und dir selbst gewechselt, und <strong>in</strong> den<br />

Drehpausen haben wir ständig Quatsch gemacht. Das war<br />

ja auch das Tolle an der Arbeit <strong>mit</strong> dir: dass ich jemanden<br />

hatte, der nicht alles nur ernst nimmt. Wobei wir unsere<br />

Arbeit natürlich ernst genug nehmen, um darauf stolz se<strong>in</strong><br />

zu können, was am Ende dabei herauskommt.<br />

Brol<strong>in</strong>: Stimmt.<br />

olsen: Neulich habe ich darüber nachgedacht, welche<br />

Filme ich demnächst drehen sollte. Dabei fiel mir auf, dass<br />

mir zwar me<strong>in</strong>e Filme extrem wichtig s<strong>in</strong>d, aber noch<br />

wichtiger s<strong>in</strong>d mir die kle<strong>in</strong>en Familien, die während der<br />

Arbeit entstehen. In diesen Familien steckt noch viel<br />

mehr Lebenszeit als <strong>in</strong> den Filmen selbst, im Grunde s<strong>in</strong>d<br />

sie me<strong>in</strong> Leben.


Kleid & Cape<br />

alexanDer<br />

mcQueen<br />

T-Shirt melet<br />

mercantile


96<br />

Mantel praDa


Brol<strong>in</strong>: Das hat me<strong>in</strong> Vater auch mal zu mir gesagt, und<br />

er arbeitet seit 50 Jahren <strong>in</strong> diesem Job. Er sagte: „Die<br />

familiären Beziehungen, die bei der Arbeit entstehen, s<strong>in</strong>d<br />

das, woran du dich er<strong>in</strong>nern wirst, die spontanen<br />

Familien, <strong>in</strong> denen es wahrsche<strong>in</strong>lich e<strong>in</strong>e größere Nähe<br />

gibt, als du <strong>in</strong> de<strong>in</strong>er eigenen Familie jemals erfährst.“<br />

olsen: Absolut.<br />

Brol<strong>in</strong>: So war es ja auch bei uns. Wir haben uns vorher<br />

e<strong>in</strong> paar E-Mails geschrieben, aber am Set s<strong>in</strong>d wir uns<br />

unglaublich nahe gewesen. Irgendwie schon seltsam, oder?<br />

Aber da du schon über de<strong>in</strong>e Zukunft gesprochen hast:<br />

Du hast gerade Godzilla abgedreht und drehst bald den<br />

neuen Avengers. Du bist <strong>in</strong> dem Film <strong>mit</strong> den vier Ms<br />

gewesen, Oldboy kommt <strong>in</strong> die K<strong>in</strong>os, und zwischendurch<br />

gab es noch e<strong>in</strong> paar Independentfilme, zum Beispiel Kill<br />

Your Darl<strong>in</strong>gs <strong>mit</strong> Daniel Radcliffe. Elizabeth Olsen,<br />

du bist überall! Die e<strong>in</strong>zige Person, die sonst noch so<br />

allgegenwärtig ist, b<strong>in</strong> ich.<br />

olsen: Das ist doch toll, oder?<br />

Brol<strong>in</strong>: Unbed<strong>in</strong>gt. Du hast dir e<strong>in</strong>e Karriere aufgebaut,<br />

die sich <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>e Schublade stecken lässt.<br />

olsen: Ich war kurz davor, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Schublade gesteckt zu<br />

werden, und ich habe es nicht e<strong>in</strong>mal richtig bemerkt. Bis<br />

bei e<strong>in</strong> paar Treffen <strong>mit</strong> Produzenten so nebenbei gesagt<br />

wurde: „Wir dachten, du wärst gar nicht an Blockbustern<br />

<strong>in</strong>teressiert. Wir dachten, du willst nur Independentfilme<br />

drehen.“ Und ich sagte: „Soll das e<strong>in</strong> Witz se<strong>in</strong>?“ Ich b<strong>in</strong><br />

besessen von Star Wars und Herr der R<strong>in</strong>ge, ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

totaler Nerd, <strong>in</strong> der Fantasy-Welt sozusagen zu Hause. Bei<br />

Avengers darf ich mich bald <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Welt begeben, wie ich<br />

sie mir bisher nicht e<strong>in</strong>mal vorstellen konnte. Ich denke,<br />

dass die Arbeit an Romeo & Julia e<strong>in</strong>e gute Vorbereitung<br />

dafür ist.<br />

Brol<strong>in</strong>: Romeo & Julia als Vorbereitung auf Avengers? Das<br />

gefällt mir. Lass uns doch mal schnell über unseren Film<br />

sprechen …<br />

"Ich war kurz davor, <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e Schublade gesteckt zu<br />

werden, und ich habe es<br />

nicht e<strong>in</strong>mal bemerkt"<br />

olsen: Gerne! Aber vorher muss ich dir noch e<strong>in</strong>e lustige<br />

Geschichte von Spike (Lee) erzählen.<br />

Brol<strong>in</strong>: Schieß los.<br />

olsen: Vor e<strong>in</strong> paar Monaten b<strong>in</strong> ich <strong>mit</strong> ihm am<br />

Madison Square Garden e<strong>in</strong> paar Blocks die Straße entlanggegangen,<br />

und <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em gesamten Leben habe<br />

ich mich nie so cool gefühlt. Die Leute haben se<strong>in</strong>en<br />

Namen gerufen, ihm High Fives gegeben und zugewunken.<br />

Und während er die ganze Zeit High Fives gibt,<br />

grüßt und w<strong>in</strong>kt, er ist schließlich e<strong>in</strong> freundlicher Mann,<br />

erzählt er mir <strong>in</strong> aller Ruhe, woran er gerade arbeitet.<br />

Ich dachte: „Wow, das ist so cool!“ Das war das<br />

e<strong>in</strong>zige Mal, dass ich mir Paparazzi herbeiwünschte,<br />

um das Ganze festzuhalten.<br />

Brol<strong>in</strong>: Me<strong>in</strong>en Spike-Lee-Moment hatte ich beim Dreh.<br />

Ich liege auf dem Bett, Spike sagt etwas zu mir, und<br />

plötzlich geht mir auf, dass ich gerade <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Mann<br />

zusammenarbeite, für den schon die größten Leute vor<br />

der Kamera standen und der all diese ikonischen Filme<br />

gedreht hat. Kannst du dich noch an de<strong>in</strong> erstes Treffen<br />

<strong>mit</strong> ihm er<strong>in</strong>nern?<br />

olsen: Ja, klar. Das war <strong>in</strong> diesem D<strong>in</strong>er direkt gegenüber<br />

von Barneys New York. Wahrsche<strong>in</strong>lich b<strong>in</strong> ich <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em<br />

ganzen Leben noch nie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em D<strong>in</strong>er gewesen, das so<br />

heruntergekommen war, ke<strong>in</strong>e Ahnung, warum Spike<br />

mich ausgerechnet da treffen wollte. Er hatte das Drehbuch<br />

<strong>mit</strong>, und dar<strong>in</strong> war nur e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Seite <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Eselsohr markiert. „Du bist wohl gut vorbereitet“, sagte er,<br />

und ich me<strong>in</strong>te: „Klar.“ Aber dann haben wir nur komisches<br />

Zeug geredet, er hat sich e<strong>in</strong>en Turkey Burger ohne<br />

Brötchen bestellt, und ich dachte: „Was ist denn hier los?“<br />

Dann nimmt er plötzlich das Drehbuch, schlägt die Seite<br />

<strong>mit</strong> dem Eselsohr auf, schiebt das Buch zu mir rüber und<br />

zeigt <strong>mit</strong> dem F<strong>in</strong>ger darauf. Ich: „Wie jetzt? Du me<strong>in</strong>st<br />

die Sexszene?“ Spike: „Ja, was machen wir da<strong>mit</strong>?“ Es war<br />

ihm so unangenehm, über die Szene zu reden, dass er nur<br />

<strong>mit</strong> dem F<strong>in</strong>ger darauf zeigen konnte. Irre.<br />

Brol<strong>in</strong>: Das ist ja lustig!<br />

olsen: Aber dann hat er mir alle möglichen Fragen zu<br />

dem Buch gestellt, und bei allen me<strong>in</strong>en Antworten hatte<br />

ich tatsächlich den E<strong>in</strong>druck, dass er me<strong>in</strong>e Me<strong>in</strong>ung<br />

wirklich ernst nimmt. Er hat sich sogar Notizen gemacht.<br />

Das erlebt man als Schauspieler ja eigentlich nie.<br />

Brol<strong>in</strong>: Dabei eilt ihm eigentlich der Ruf voraus, unwirsch,<br />

eigens<strong>in</strong>nig und rebellisch zu se<strong>in</strong>. Ich hatte ihn<br />

schon vor Oldboy kennengelernt, privat. Besonders<br />

rebellisch und unwirsch kam er mir nie vor. Aber oft,<br />

das weißt du ja selbst, ändern sich Leute, sobald sie<br />

am Set s<strong>in</strong>d. Privat s<strong>in</strong>d sie vielleicht die nettesten Kerle,<br />

und am Set wachsen ihnen plötzlich Hörner. Aber Spike<br />

T-Shirt melet<br />

mercantile Rock<br />

valent<strong>in</strong>o Hut<br />

heather huey<br />

Elizabeth Olsen<br />

97


Pullover, Kleid & Rock<br />

cél<strong>in</strong>e Boots Jeanmichel<br />

cazaBat


Elizabeth Olsen<br />

100<br />

hat mich e<strong>in</strong>fach umgehauen. Wie offen und rücksichtsvoll<br />

und kommunikativ er war! Das Vertrauen war<br />

e<strong>in</strong>fach enorm.<br />

olsen: Genau.<br />

Brol<strong>in</strong>: Da du ja bereits die Sexszene erwähnt hast,<br />

können wir es die Welt ja gleich wissen lassen: Wir<br />

haben dafür elf M<strong>in</strong>uten gebraucht …<br />

olsen: … und ke<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>ute länger.<br />

Brol<strong>in</strong>: Was angesichts der Anforderungen an die Szene<br />

richtig schnell war. Ich weiß ja nicht, wie es dir g<strong>in</strong>g, aber<br />

ich war vorher ziemlich nervös.<br />

olsen: Ja, ich auch. Zumal das nicht wirklich<br />

choreografiert war. Es sollte ganz natürlich wirken. Ich<br />

kann mich daran er<strong>in</strong>nern, dass ich an e<strong>in</strong>em Punkt zu mir<br />

sagte: „Lizzie, konzentrier dich jetzt, sonst musst du die<br />

ganze Szene noch e<strong>in</strong>mal drehen. Und das willst du nicht.“<br />

„Spike war die Sexszene<br />

so pe<strong>in</strong>lich, dass er <strong>mit</strong><br />

dem F<strong>in</strong>ger auf die Stelle<br />

im Drehbuch zeigte”<br />

Brol<strong>in</strong>: Genau. Es stimmt e<strong>in</strong>fach nicht, was die Leute<br />

immer denken: Sexszenen s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong> Spaß. Wenn ich dabei<br />

mal Spaß hatte, dann nur, weil es spielerisch und ohne<br />

große Probleme ablief, nicht weil es so besonders s<strong>in</strong>nlich<br />

war. Ich kann mich daran er<strong>in</strong>nern, wie du dabei e<strong>in</strong>mal<br />

kurz lachen musstest, und ich dachte nur: „Gott sei Dank!“<br />

Aber <strong>in</strong> der Szene geben wir das volle Programm: Tränen,<br />

Lachen, Leidenschaft. Ich kenne ke<strong>in</strong>e Schauspieler<strong>in</strong>,<br />

die so bei der Sache war wie du <strong>in</strong> diesen elf M<strong>in</strong>uten.<br />

olsen: Die Szene war mir wichtig. Die Zuschauer müssen<br />

sie erleben, und sie müssen auch e<strong>in</strong> wenig erregt davon<br />

se<strong>in</strong>. Normalerweise behagt mir die Idee, das Publikum zu<br />

erregen, ganz und gar nicht, aber hier ist es was anderes.<br />

Es ist für den weiteren Verlauf des Films wichtig. Außerdem<br />

wusste ich, dass es Spike unangenehm gewesen wäre,<br />

wenn wir die Szene hätten wiederholen müssen.<br />

Brol<strong>in</strong>: Ist das so?<br />

olsen: Ja, Sexszenen s<strong>in</strong>d ihm irre pe<strong>in</strong>lich. Er<strong>in</strong>nerst du<br />

dich noch, dass er nach der Szene <strong>mit</strong> dem Bademantel<br />

auf mich gewartet und mich dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong>gewickelt hat – wie<br />

Eltern e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d, wenn es aus der Wanne steigt?<br />

Brol<strong>in</strong>: Ja, er war ganz der elterliche Beschützer.<br />

olsen: Wir sollten bald wieder e<strong>in</strong>en Film zusammen<br />

drehen.<br />

Brol<strong>in</strong>: Unbed<strong>in</strong>gt! Ich glaube, wir könnten alles<br />

Mögliche spielen. Wie wäre es <strong>mit</strong> Romeo & Julia, und<br />

ich b<strong>in</strong> Julia und du der Romeo?<br />

olsen: Das könnten wir tun.<br />

Brol<strong>in</strong>: Klar, wir s<strong>in</strong>d Charakterschauspieler!<br />

olsen: (lacht)<br />

Brol<strong>in</strong>: Bevor ich nach Italien <strong>in</strong> die Berge muss, werde<br />

ich auf jeden Fall versuchen, <strong>in</strong> New York de<strong>in</strong> Stück zu<br />

sehen. Falls ich es nicht schaffe, rufe ich dich an. Aber<br />

dann wird unser Gespräch nicht aufgezeichnet, und wir<br />

können uns Sachen erzählen, die man nicht erzählt, wenn<br />

das Band läuft. Mach’s gut, me<strong>in</strong>e Liebe!<br />

olsen: Grüß mir Los Angeles! Ich werde mir jetzt was<br />

zum Mittag kochen.<br />

Brol<strong>in</strong>: Und ich me<strong>in</strong>en Frühstückskaffee tr<strong>in</strong>ken und<br />

e<strong>in</strong> paar Trauben und Mandeln essen. Irgendwas Fettarmes,<br />

weil ich heute noch e<strong>in</strong>en In-n-Out-Burger essen will.<br />

„Oldboy“ startet am 5. Dezember<br />

Look marc JacoBs<br />

hair Esther Langham /<br />

Art + Commerce make-up<br />

Maud Laceppe / Streeters tailor<br />

Antonio / Lars Nord manicure<br />

Honey / Exposure photo<br />

assistants Diane Russo,<br />

Erik Snyder, Roman Rasenas<br />

Digital operator Travis<br />

Drennen styl<strong>in</strong>g assistant<br />

Clare Byrne styl<strong>in</strong>g <strong>in</strong>tern<br />

Isabella Reyes hair assistant<br />

David Colv<strong>in</strong> Jr. make-up<br />

assistant Lisa Campos<br />

proDuction Emily Meath /<br />

Art + Commerce proDuction<br />

assistants Wesley Torrance,<br />

James Richard, Jake Schlicht<strong>in</strong>g<br />

special thanks Shootdigital


Hose, Top & Kette<br />

proenza schouler<br />

Hut lost art


Girls’<br />

Best<br />

Friends<br />

SchlieSSlich machen geSpräche<br />

über den S<strong>in</strong>n deS lebenS<br />

deutlich mehr SpaSS, wenn<br />

man e<strong>in</strong> paar grundwerte<br />

<strong>in</strong> die debatte werfen kann<br />

Fotos Ellen von Unwerth<br />

Styl<strong>in</strong>g Klaus Stockhausen<br />

Kette & Ohrr<strong>in</strong>g<br />

H.Stern<br />

R<strong>in</strong>g CHanel<br />

Haute<br />

joaIllerIe


Kette & Armband<br />

CHanel Haute<br />

joaIllerIe<br />

R<strong>in</strong>g Wempe<br />

Kleid BoSS<br />

Stola marnI


R<strong>in</strong>ge BouCHeron<br />

R<strong>in</strong>g <strong>mit</strong> dunklem Ste<strong>in</strong><br />

pomellato


R<strong>in</strong>g SevIgné<br />

Collier van Cleef &<br />

arpelS Ohrr<strong>in</strong>ge<br />

CHanel Haute<br />

joaIllerIe Blazer<br />

SaInt laurent By<br />

HedI SlImane


R<strong>in</strong>g v. l. n. r.:<br />

1, 2, 4 & 6<br />

marCel BonnI<br />

R<strong>in</strong>g 3 & 5 dIor<br />

Haute joaIllerIe<br />

Blazer gIorgIo<br />

armanI


Kette, Ohrr<strong>in</strong>ge<br />

BuCHerer R<strong>in</strong>g<br />

BouCHeron Uhr<br />

rolex Armband<br />

marCel BonnI<br />

Pullover allude


Collier H.Stern<br />

Armreif<br />

lydIa CourteIlle<br />

R<strong>in</strong>g vIerI Kleid<br />

dolCe & gaBBana


Kette & Ohrr<strong>in</strong>ge<br />

CHopard<br />

R<strong>in</strong>g ole<br />

lyng gaard<br />

CopenHagen<br />

Kleid CHanel


Collier H.Stern<br />

Armreif lydIa<br />

CourteIlle<br />

Kleid dolCe &<br />

gaBBana<br />

Ohrr<strong>in</strong>ge & Collier<br />

lydIa CourteIlle<br />

R<strong>in</strong>g ole lynggaard<br />

CopenHagen Kleid<br />

Bottega veneta


R<strong>in</strong>ge<br />

dIor Haute<br />

joaIllerIe


Collier & Ohrr<strong>in</strong>ge<br />

CHaumet<br />

Blazer & Armreif<br />

guCCI


Armreif SevIgné<br />

R<strong>in</strong>ge und Armbänder<br />

pomellato<br />

Hut & Kleid<br />

BalenCIaga


Großer Armreif<br />

H.Stern Armband,<br />

Kette & Ohrr<strong>in</strong>ge<br />

CHanel Haute<br />

joaIllerIe Kleid<br />

dolCe & gaBBana


Kette, Armband & Ohrr<strong>in</strong>ge<br />

H.Stern Kleid<br />

lanvIn Ohrr<strong>in</strong>ge<br />

BalenCIaga Kleid<br />

Stella mcCartney


Ohrr<strong>in</strong>ge & Collier<br />

de grISogono<br />

R<strong>in</strong>g lydIa CourteIlle<br />

Kleid dIor<br />

pHotograpHy Ellen von Unwerth / 2B<br />

Management HaIr Tie Toyama / Calliste us<strong>in</strong>g<br />

Kev<strong>in</strong> Murphy make-up Morgane Mart<strong>in</strong>i<br />

/ Artlist us<strong>in</strong>g MAC cosmetics manICure<br />

Crist<strong>in</strong>a Conrad / Calliste us<strong>in</strong>g Kure<br />

Bazaar modelS Pau / Oui Management, Kira<br />

/ IMG, Eva / D’Brave Models Set StylIng<br />

Margaux Joanneau, Anne-Marei He<strong>in</strong>rich<br />

food StylIng Gilles Poidev<strong>in</strong> CaStIng Anne-Marei<br />

He<strong>in</strong>rich 1St pHoto aSSIStant Stan<br />

Rey-Grange 2nd pHoto aSSIStant Henri de<br />

Carvalho 3rd pHoto aSSIStant Margaux<br />

Jouanneau dIgItal operator Jerome<br />

Vivet StylIng aSSIStantS Mathilde Coustou,<br />

Michael Carp<strong>in</strong> HaIr aSSIStant Tomoko Sato<br />

/ Calliste make-up aSSIStant Hiroyo Iwaki /<br />

Artlist manICure aSSIStant J<strong>in</strong>young / Calliste<br />

produCtIon Backwall produCtIon<br />

aSSIStant Lucas Haegeli SpeCIal tHankS<br />

to Gregory Lentz and Restaurant Lapérouse


Mitten <strong>in</strong>s<br />

Herz<br />

118<br />

Oscar<br />

Isaac<br />

e<strong>in</strong> wahrer SchauSpieler tut, waS die coen-Brüder von ihm<br />

verlangen: entlegene gitarrentechniken lernen, lieder<br />

üBer kaiSerSchnitte S<strong>in</strong>gen, Sich Blutig kratzen laSSen,<br />

gepe<strong>in</strong>igte Seelen Spielen – wie oScar iSaac, der<br />

anrührendSte k<strong>in</strong>o-herzenSBrecher Seit jahren<br />

Von Harald Peters<br />

Fotos David Burton<br />

Styl<strong>in</strong>g Karen Clarkson


Mantel tom ford<br />

T-Shirt sunspel<br />

Oscar Isaac<br />

119


Oscar Isaac<br />

120<br />

Pullover michael<br />

kors Hose bottega<br />

veneta Schuhe<br />

mr hare Socken<br />

pan therella<br />

Uhr rolex


als Oscar Isaac erfuhr, dass Joel und Ethan<br />

Coen e<strong>in</strong>en Film über die New Yorker Folkszene<br />

der frühen 60er-Jahre drehen wollten, sah er<br />

se<strong>in</strong>e Chance gekommen. Der 33-Jährige las sich durch die<br />

entsprechende Literatur, lernte Songs und hoffte, die<br />

Coen-Brüder (The Big Lebowski, No Country For Old Men)<br />

würden sich nicht daran stören, dass er nicht e<strong>in</strong>mal<br />

ansatzweise Ähnlichkeit <strong>mit</strong> jenem Dave Van Ronk hatte,<br />

auf dessen Lebensgeschichte der Film beruhen sollte.<br />

Van Ronk hatte irische Vorfahren und die Statur e<strong>in</strong>es<br />

Riesen, Isaac ist eher kle<strong>in</strong>, und se<strong>in</strong>e Eltern stammen aus<br />

Guatemala und Kuba. Für die Coen-Brüder war er die<br />

Rettung. Zuerst hatten sie e<strong>in</strong>en Musiker gesucht, der auch<br />

spielen kann, danach e<strong>in</strong>en Schauspieler, der musiziert.<br />

Doch erst <strong>in</strong> Oscar Isaac fanden sie jemanden, der<br />

Schauspieler und Musiker <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Person ist. Nach<br />

Nebenrollen <strong>in</strong> Drive, Sucker Punch und The Bourne Legacy<br />

hat er jetzt <strong>in</strong> dem großartigen Inside Llewyn Davis an der<br />

Seite von Carey Mulligan, John Goodman und Just<strong>in</strong><br />

Timberlake se<strong>in</strong>e erste Hauptrolle – als der glücklose<br />

Folksänger Llewyn Davis, dessen Karriere e<strong>in</strong>fach nicht <strong>in</strong><br />

Fahrt kommen will.<br />

<strong>in</strong>terview: Oscar, wird Llewyn Davis es jemals als<br />

Musiker schaffen?<br />

oscar isaac: Das hängt davon ab, was Sie <strong>mit</strong> „schaffen“<br />

me<strong>in</strong>en.<br />

<strong>in</strong>terview: Wird er e<strong>in</strong> Publikum f<strong>in</strong>den?<br />

isaac: Das hoffe ich zum<strong>in</strong>dest. Aber er ist möglicherweise<br />

nicht das, was man sich als Zuschauer wünscht. Er ist<br />

nicht extrovertiert genug, ke<strong>in</strong> Showman. Dass aus ihm<br />

e<strong>in</strong> Bob Dylan wird, ist eher unwahrsche<strong>in</strong>lich.<br />

<strong>in</strong>terview: Sie haben früher selbst als Musiker auf der<br />

Bühne gestanden.<br />

isaac: Ja, damals <strong>in</strong> Miami <strong>mit</strong> me<strong>in</strong>er Band, den<br />

Bl<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g Underdogs. Wir haben Punk und Ska gespielt.<br />

<strong>in</strong>terview: Und Sie waren der Sänger?<br />

isaac: Ja, Sänger und Gitarrist. Wir haben jede Menge<br />

Konzerte gegeben, auf Festivals gespielt, zusammen <strong>mit</strong><br />

Green Day, den Stone Temple Pilots und so.<br />

<strong>in</strong>terview: Aber dann wollten Sie Schauspieler werden.<br />

isaac: Ne<strong>in</strong>, ich war bereits e<strong>in</strong>er. Ich habe <strong>in</strong> Miami am<br />

Theater gespielt. Davon habe ich gelebt.<br />

<strong>in</strong>terview: Nicht von der Musik?<br />

isaac: Ne<strong>in</strong>, nicht wirklich. Durch die Konzerte kam<br />

zwar e<strong>in</strong> bisschen Geld re<strong>in</strong>, aber wir waren e<strong>in</strong>e Ska-Band<br />

<strong>mit</strong> Bläsern und allem Drum und Dran. Und wenn man<br />

Gagen durch sechs teilen muss, bleibt nicht viel übrig.<br />

Wahrsche<strong>in</strong>lich e<strong>in</strong>er der Gründe, warum sich Ska nicht<br />

so richtig durchsetzen konnte, haha. Jedenfalls wurde ich<br />

dann von e<strong>in</strong>em New Yorker Theater für e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Stück<br />

engagiert. Gleich um die Ecke war die Juilliard, die New<br />

Yorker Schauspielschule. Also habe ich mich beworben,<br />

und die Juilliard hat mich tatsächlich genommen. Danach<br />

musste ich mich leider von der Band trennen.<br />

<strong>in</strong>terview: Wo<strong>mit</strong> auch ihr Ende besiegelt war?<br />

isaac: Ja.<br />

<strong>in</strong>terview: S<strong>in</strong>d die Leute von der Band sauer auf Sie?<br />

isaac: Ne<strong>in</strong>, ne<strong>in</strong>, die spielen längst <strong>in</strong> anderen Bands.<br />

<strong>in</strong>terview: Ihr erster großer Film war 2006 The Nativity<br />

Story von Cather<strong>in</strong>e Hardwicke. Dar<strong>in</strong> spielten Sie Joseph.<br />

isaac: Ja, obwohl, eigentlich hatte ich me<strong>in</strong>e erste große<br />

Rolle <strong>in</strong> Pu-239, e<strong>in</strong>em HBO-Film. Aber danach kam<br />

gleich der Maria-und-Joseph-Film.<br />

<strong>in</strong>terview: Auf welche Filme s<strong>in</strong>d Sie besonders stolz?<br />

isaac: Hm … auf diesen hier?!<br />

<strong>in</strong>terview: Ach nee!<br />

isaac: Ich glaube, <strong>in</strong> Drive war ich ganz gut.<br />

<strong>in</strong>terview: 10 Years mochte ich auch.<br />

isaac: Danke, Mann! Danke!<br />

<strong>in</strong>terview: In Ridley Scotts Body Of Lies werden Sie leider<br />

relativ frühzeitig erschossen.<br />

isaac: Das war me<strong>in</strong> Schicksal <strong>in</strong> vielen Filmen: der Freund<br />

des Helden zu se<strong>in</strong> und umgebracht zu werden, da<strong>mit</strong><br />

die Handlung <strong>in</strong> Gang kommt. So war es <strong>in</strong> The Bourne<br />

Legacy, <strong>in</strong> Drive, <strong>in</strong> Body Of Lies.<br />

<strong>in</strong>terview: Als Inside Llewyn Davis <strong>in</strong> Cannes gezeigt<br />

wurde, haben sich viele über den Newcomer Oscar Isaac<br />

gewundert: Wo kommt der denn her?<br />

isaac: Dabei war es bereits me<strong>in</strong> drittes Mal <strong>in</strong> Cannes.<br />

<strong>in</strong>terview: Fühlten Sie sich übersehen?<br />

isaac: Ne<strong>in</strong>, ich habe davor ja eigentlich nur Nebenrollen<br />

gespielt. Nun b<strong>in</strong> ich <strong>in</strong> jeder Szene zu sehen.<br />

<strong>in</strong>terview: E<strong>in</strong> Regisseur hat mir mal erklärt, dass es<br />

e<strong>in</strong>en Unterschied zwischen Schauspielern und Film stars<br />

gibt. Schauspieler verschw<strong>in</strong>den <strong>in</strong> ihrer Rolle, während<br />

e<strong>in</strong> Filmstar im Grunde immer die gleichen Figuren spielt.<br />

isaac: Ich b<strong>in</strong> mir nicht sicher, ob das stimmt. Dust<strong>in</strong><br />

Hoffman ist auf jeden Fall e<strong>in</strong> Schauspieler. Aber ist er<br />

nicht auch trotzdem e<strong>in</strong> Filmstar?<br />

<strong>in</strong>terview: Ich glaube, der Regisseur dachte bei Filmstars<br />

eher an Bruce Willis und Tom Cruise.<br />

isaac: Ich weiß gar nicht, was e<strong>in</strong> Filmstar überhaupt ist.<br />

"Me<strong>in</strong> Schicksal <strong>in</strong><br />

vielen Filmen war es,<br />

frühzeitig erschossen<br />

zu werden"<br />

<strong>in</strong>terview: Was den Film Inside Llewyn Davis angeht,<br />

s<strong>in</strong>d Sie zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>deutig der Star. Als Schauspieler<br />

und Musiker bestens für die Rolle gewappnet.<br />

isaac: Geht so, ich konnte die Gitarre nicht so spielen,<br />

wie es für die Rolle vorgesehen war. Die Handlung<br />

beruht ja lose auf Dave Van Ronks Biografie The Mayor<br />

of MacDougal Street. Und Dave Van Ronk spielte die<br />

Gitarre <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er besonderen Technik. Aber<br />

glücklicher weise traf ich <strong>in</strong> New York e<strong>in</strong>en Typen, der<br />

damals <strong>mit</strong> Van Ronk Musik gemacht hat. Der wohnte<br />

tatsächlich <strong>in</strong> der MacDougal Street, nahm mich <strong>mit</strong> zu<br />

sich nach Hause und brachte mir das Travis Pick<strong>in</strong>g bei.<br />

<strong>in</strong>terview: Was ist daran so besonders?<br />

isaac: Dass der Daumen die Funktion e<strong>in</strong>es Metronoms<br />

hat. Spielen Sie?<br />

<strong>in</strong>terview: Leider nicht.<br />

isaac: Okay. Der Daumen spielt jedenfalls die ganze Zeit<br />

den Bass, während die F<strong>in</strong>ger Melodie und Gegenmelodie<br />

spielen. Es passieren also drei Sachen zur gleichen Zeit.<br />

<strong>in</strong>terview: Kl<strong>in</strong>gt kompliziert. Ist es kompliziert?<br />

isaac: Sehr. Aber wenn man erst e<strong>in</strong>mal den Dreh raus<br />

hat, ist es, als würde man surfen.<br />

<strong>in</strong>terview: Und dann s<strong>in</strong>d Sie zum Vorspielen gegangen,<br />

haben <strong>mit</strong> Travis-Pick<strong>in</strong>g-Technik vorgespielt, woraufh<strong>in</strong><br />

die Coens sagten: „Du bist unser Mann!“<br />

121


Oscar Isaac<br />

122<br />

isaac: Ne<strong>in</strong>, zunächst g<strong>in</strong>g e<strong>in</strong> Monat <strong>in</strong>s Land, <strong>in</strong> dem<br />

nichts passierte. Es war hart. Ich habe die Götter<br />

angefleht: „Gebt mir diese Rolle!“ Aber ich musste warten,<br />

warten, warten.<br />

<strong>in</strong>terview: Wie viele Songs s<strong>in</strong>gen Sie eigentlich <strong>in</strong> dem<br />

Film? Fünf, sechs? Und Sie s<strong>in</strong>d längst nicht der E<strong>in</strong>zige,<br />

der s<strong>in</strong>gt.<br />

isaac: Ich glaube, ich habe sechs Songs. In Inside Llewyn<br />

Davis steckt fast mehr Musik als <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Musical.<br />

<strong>in</strong>terview: Alle Songs werden bis zum Ende ausgespielt.<br />

isaac: Dabei haben sie nichts <strong>mit</strong> der eigentlichen<br />

Filmhandlung zu tun – im Unterschied zu e<strong>in</strong>em Musical,<br />

wo die Songs die Handlung vorantreiben.<br />

<strong>in</strong>terview: Stimmt. Aber welchen Zweck haben sie dann?<br />

isaac: Durch die Songs bekommt Llewyn Gelegenheit,<br />

Gefühle zu zeigen. Wenn e<strong>in</strong> Film so nah an se<strong>in</strong>er Hauptfigur<br />

bleibt, braucht man e<strong>in</strong>en Moment der Katharsis. Aber<br />

den gibt es für Llewyn nicht. Er we<strong>in</strong>t nicht und<br />

schreit auch nicht. Nur e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges Mal wird er e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es<br />

bisschen laut, aber selbst dabei bleibt er sehr<br />

zurückhaltend. Die e<strong>in</strong>zigen Momente der Katharsis s<strong>in</strong>d<br />

also die Songs.<br />

<strong>in</strong>terview: Llewyns Begleiter ist e<strong>in</strong>e Katze. Wie war es,<br />

<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er Katze zu drehen?<br />

isaac: In Wirklichkeit waren es vier.<br />

<strong>in</strong>terview: Wieso das denn?<br />

isaac: Weil sie so schwer zu dressieren s<strong>in</strong>d. Also braucht<br />

man Katzen <strong>mit</strong> unterschiedlichen Persönlichkeiten.<br />

Zum Beispiel war die Katze, die ich auf dem Arm durch<br />

New York trage, e<strong>in</strong>igermaßen entspannt. Wir brauchten<br />

aber auch e<strong>in</strong>e neugierige und abenteuerlustige Katze,<br />

die munter durch die Gegend spr<strong>in</strong>gt. Wir hatten also für<br />

jede Katzenszene e<strong>in</strong> entsprechend aufgelegtes Tier am Set.<br />

<strong>in</strong>terview: Würde ich den Unterschied bemerken, wenn<br />

ich ganz genau h<strong>in</strong>sähe?<br />

isaac: Ja, die e<strong>in</strong>e war e<strong>in</strong> bisschen dicker, die andere hatte<br />

e<strong>in</strong>en ganz besonderen Gesichtsausdruck.<br />

<strong>in</strong>terview: Und wie waren die Katzen am Set?<br />

isaac: Die ruhige Katze war ganz okay. Grundsätzlich ist<br />

es aber nicht besonders angenehm, wenn e<strong>in</strong>e Katze an<br />

e<strong>in</strong>em festgebunden wird.<br />

<strong>in</strong>terview: Festgebunden?<br />

isaac: Mit Draht, da<strong>mit</strong> sie mir nicht vom Arm spr<strong>in</strong>gt<br />

und vor die Autos läuft. Sie können sich also vorstellen,<br />

wie es war, als e<strong>in</strong>e Katze mir tatsächlich vom Arm<br />

spr<strong>in</strong>gen wollte: Sie wurde wütend und hat mich gekratzt.<br />

<strong>in</strong>terview: Warum hat Llewyn eigentlich ke<strong>in</strong>en Erfolg?<br />

isaac: Weil er nur alte Lieder s<strong>in</strong>gt. Anfang der Sechziger<br />

fängt das Publikum der New Yorker Folkszene aber an,<br />

sich auch für neue Sachen zu <strong>in</strong>teressieren, was Llewyn<br />

aber nicht weiter kümmert. Er spielt lieber Songs, die<br />

<strong>mit</strong>unter Hunderte von Jahren alt s<strong>in</strong>d. Er versteht sich als<br />

e<strong>in</strong> Folksänger, der diese Lieder ausgräbt und am Leben<br />

hält – wie e<strong>in</strong> DJ oder Kurator <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Museum. Er<br />

<strong>in</strong>teressiert sich nicht für kommerzielle Verwertbarkeit, er<br />

macht ke<strong>in</strong>e Zugeständnisse, er besteht darauf, dass die<br />

Songs authentisch bleiben.<br />

<strong>in</strong>terview: Es gibt diese großartige Szene, <strong>in</strong> der er sich<br />

bei e<strong>in</strong>em Konzertveranstalter bewirbt und ihm den Song<br />

The Death Of Queen Jane vors<strong>in</strong>gt, e<strong>in</strong> wirklich<br />

herzergreifendes Lied. Doch der Konzertveranstalter sagt<br />

nur ungerührt: „Nicht gerade e<strong>in</strong> Kassenschlager.“<br />

isaac: Brutal, oder?


„Es ist nicht besonders<br />

angenehm zu drehen,<br />

wenn e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>e Katze am<br />

Arm festgebunden wird”<br />

Bademantel alexander<br />

mcqueen Uhr rolex


Oscar Isaac<br />

124<br />

"Inside<br />

Llewyn Davis"<br />

E<strong>in</strong> Musiker will nach oben.<br />

Se<strong>in</strong> Problem: das Publikum.<br />

Es will, im New York der<br />

frühen Sechziger, Songs zur<br />

Zeit, Llewyn Davis aber<br />

s<strong>in</strong>gt Lieder, die aus der Zeit<br />

gefallen s<strong>in</strong>d. Joel und Ethan<br />

Coens Tragikomödie über<br />

e<strong>in</strong>en scheiternden Folk-<br />

Fundamentalisten <strong>mit</strong> Oscar<br />

Isaac, Just<strong>in</strong> Timberlake und<br />

Carey Mulligan ist herzerweichendes<br />

Künstlerdrama<br />

<strong>mit</strong> sensationell guter Musik.<br />

In Cannes gab es dafür den<br />

Großen Preis der Jury<br />

<strong>in</strong>terview: Absolut, haha.<br />

isaac: Aber Sie lachen, das ist gut.<br />

<strong>in</strong>terview: Klar, das ist ja auch lustig.<br />

isaac: Aber warum ist es lustig? Weil es so brutal ist?<br />

<strong>in</strong>terview: Es ist der Kontrast zwischen dem geradezu<br />

absurd gefühlvollen Lied und der kalten Ablehnung.<br />

isaac: Ich kann mir auch vorstellen, dass es Leute gibt, die<br />

denken: „Me<strong>in</strong>e Güte, wie furchtbar.“ Aber die Coens<br />

f<strong>in</strong>den die Szene wahns<strong>in</strong>nig komisch, ich f<strong>in</strong>de sie komisch<br />

und Sie auch. Doch wenn ich Ihnen erklären sollte, was<br />

genau daran komisch ist – ke<strong>in</strong>e Ahnung. Ich glaube<br />

jedenfalls nicht, dass man nur aus Schadenfreude lacht:<br />

„Zum Glück ist mir das nicht passiert!“ Man lacht darüber<br />

nicht, wie man über jemanden lachen würde, der auf dem<br />

Gehweg stolpert. Die Szene hat mich mehr an Buster<br />

Keaton er<strong>in</strong>nert, dem ständig die größte Scheiße widerfährt,<br />

der aber ke<strong>in</strong>e Miene verzieht, sondern der Absurdität des<br />

Dase<strong>in</strong>s trotzt, <strong>in</strong>dem er e<strong>in</strong>fach stoisch weitermacht.<br />

<strong>in</strong>terview: Würden Sie sagen, dass es von Llewyn e<strong>in</strong>e<br />

gute Idee war, sich <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Titel wie The Death Of<br />

Queen Jane für e<strong>in</strong>e Show zu bewerben?<br />

isaac: Als ich das Drehbuch das erste Mal las, stand da nur:<br />

„Llewyn s<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong> Lied.“ Welches Lied, war zu dem<br />

Zeitpunkt noch nicht klar. Also dachte ich, dass das me<strong>in</strong>e<br />

Chance sei, mich aktiv e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen und e<strong>in</strong> Lied<br />

auszusuchen, zu dem ich e<strong>in</strong>e wirkliche Verb<strong>in</strong>dung habe.<br />

Also habe ich mich durch den kompletten Songkatalog<br />

von Dave Van Ronk gehört. Ich stellte mir vor, dass Llewyn<br />

irgende<strong>in</strong> besonders bluesiges Stück von Van<br />

Ronk spielt und aus sich herauskommt und schwitzt<br />

und be<strong>in</strong>ah we<strong>in</strong>t, das ganze Programm.<br />

<strong>in</strong>terview: Aber Ihr Plan g<strong>in</strong>g nicht auf.<br />

isaac: Exakt. Als ich me<strong>in</strong>e Songs den Coens vorschlug,<br />

me<strong>in</strong>ten die nur: „Hm, wir dachten eher an was Weißes.<br />

Wir haben auch schon e<strong>in</strong>en<br />

Song gefunden. Hör dir den<br />

mal an!“ Es war The Death<br />

Of Queen Jane, und zwar <strong>in</strong><br />

der Version der Bothy Band,<br />

e<strong>in</strong>er irischen Folkband<br />

aus den Siebzigern, die <strong>mit</strong><br />

Akkordeon, Flöte und<br />

Cembalo aufgetreten ist<br />

und beim S<strong>in</strong>gen die<br />

Vokale immer so seltsam<br />

zog, wie man das <strong>in</strong> der<br />

tradi tionellen Musik eben<br />

so macht.<br />

<strong>in</strong>terview: Lassen Sie mich raten: Der Song hat Ihnen<br />

nicht gefallen.<br />

isaac: Ich sagte nur: „Oh je, was ist denn das? Das kl<strong>in</strong>gt<br />

ja entsetzlich! Und das Stück soll Llewyn spielen? Ist<br />

das euer Ernst? Warum nur?“ Aber die Coens me<strong>in</strong>ten:<br />

„Also, wir f<strong>in</strong>den’s lustig!“ E<strong>in</strong>en ganzen Monat habe<br />

ich dann da<strong>mit</strong> zugebracht, irgende<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung zu dem<br />

Song aufzubauen, der von K<strong>in</strong>g Henry handelt, der<br />

irgendwann im Mittelalter von se<strong>in</strong>er Frau Queen Jane<br />

darum gebeten wird, e<strong>in</strong>en Kaiserschnitt an ihr<br />

vorzunehmen. Ich habe echt nicht verstanden, was das<br />

alles sollte, auch musikalisch nicht. Aber dann habe<br />

ich daran gearbeitet und gearbeitet, und irgendwie hat es<br />

geklappt.<br />

<strong>in</strong>terview: Und was denken Sie jetzt?<br />

isaac: Als ich den fertigen Film zu sehen bekam, war mir<br />

natürlich klar, warum er ausgerechnet diesen Song spielen<br />

muss. Weil es nämlich der Song ist, den er auf ke<strong>in</strong>en Fall<br />

spielen sollte. Das ist das unkommerziellste Lied, das man<br />

sich überhaupt vorstellen kann, e<strong>in</strong> Lied, zu dem es<br />

sche<strong>in</strong>bar ke<strong>in</strong>e Anknüpfungspunkte gibt. Aber genau das<br />

macht den Song so bewegend. Und er zeigt, wie sehr er<br />

sich und se<strong>in</strong>er Musik treu bleibt, selbst wenn es bedeutet,<br />

dass er scheitert.<br />

<strong>in</strong>terview: Aber der Song ist toll.<br />

isaac: Ja, ke<strong>in</strong>e Frage, obwohl es mir zunächst nicht so<br />

„Wenn mich Leute auf der<br />

Straße erkennen, ist es<br />

zwar nett, aber vor allem<br />

ist es mir irre pe<strong>in</strong>lich”<br />

vorkam. Aber das Interessante an den Coens ist, dass sie<br />

ihre Ideen und Entscheidungen nicht <strong>in</strong>tellektualisieren.<br />

Die beiden s<strong>in</strong>d Genies, und ich gebrauche diesen<br />

Begriff wirklich nicht leichtfertig, weil sie ihre Filme nicht<br />

von Anfang bis Ende durchplanen und <strong>mit</strong> tiefs<strong>in</strong>nigen<br />

Gedanken aufladen, sondern ganz spontan danach<br />

entscheiden, was sie lustig f<strong>in</strong>den. Und dann stellt sich<br />

h<strong>in</strong>terher heraus, dass es voller Bedeutung steckt.<br />

<strong>in</strong>terview: Auf YouTube gibt es Videos, <strong>in</strong> denen man Sie<br />

auf Dächern und <strong>in</strong> Kneipen <strong>mit</strong> der Akustikgitarre<br />

Lieder s<strong>in</strong>gen sieht. S<strong>in</strong>d das Auftritte, <strong>mit</strong> denen Sie sich<br />

auf die Rolle vorbereitet haben?<br />

isaac: Nicht unbed<strong>in</strong>gt. Viele s<strong>in</strong>d erst nach den<br />

Dreharbeiten entstanden. Das mache ich eigentlich<br />

ständig, dass ich irgendwo e<strong>in</strong> paar Songs spiele.<br />

<strong>in</strong>terview: Wird das <strong>in</strong> Zukunft noch möglich se<strong>in</strong>?<br />

isaac: Das hoffe ich doch. Aber der Film ist ja noch nicht<br />

e<strong>in</strong>mal draußen. Ich glaube, dass ich nicht so der<br />

Filmstartyp b<strong>in</strong>, sondern eher e<strong>in</strong> Schauspieler, der sich<br />

<strong>mit</strong> jeder Rolle verändert.<br />

<strong>in</strong>terview: Sag ich doch, darauf wollte ich h<strong>in</strong>aus.<br />

isaac: Ich weiß. E<strong>in</strong>erseits will ich natürlich <strong>in</strong> Zukunft<br />

mehr Hauptrollen spielen, andererseits will ich nicht, dass<br />

irgende<strong>in</strong>e Art von Ruhm me<strong>in</strong>e Arbeit beh<strong>in</strong>dert. Ruhm<br />

ist etwas, das mich wirklich gar nicht <strong>in</strong>teressiert. Wenn<br />

mich Leute auf der Straße erkennen, ist es zwar nett, aber<br />

meistens ist es mir vor allem irre pe<strong>in</strong>lich.<br />

Der Film „Inside Llewyn Davis“<br />

startet am 5. Dezember<br />

groom<strong>in</strong>g Charlie Duffy<br />

produktion Frank Seidlitz,<br />

Dorothea Fiedler foto-assistenz<br />

Phil Dunlop, Di<strong>mit</strong>ri Ramazankhani<br />

FOTO: (l<strong>in</strong>ke Seite) © 2013 STUDIOCANAL GmbH


Jacke paul s<strong>mit</strong>h<br />

Rollkragenpullover<br />

john smedley Hose<br />

burberry prorsum<br />

125


Kleid Vionnet<br />

demi couture<br />

Schuhe, durchgehend<br />

getragen adidas<br />

Socken, durchgehend<br />

getragen american<br />

apparel


Adiletten<br />

u n d<br />

S o c k e n<br />

g e h e n<br />

nicht zu<br />

Couture?<br />

D as sieht<br />

Karlie Kloss<br />

aber anders<br />

Fashion Bl<strong>in</strong>dtext<br />

127<br />

Fotos Gregory Harris<br />

Styl<strong>in</strong>g El<strong>in</strong> Svahn<br />

Kleid Viktor &<br />

rolf haute<br />

coututre


Kleid atelier<br />

Versace


Kleid Valent<strong>in</strong>o<br />

haute couture


Look dior<br />

haute couture


Kleid armani priVé<br />

Rucksack supreme


Kleid armani priVé


Look<br />

schiaparelli<br />

photography Gregory<br />

Harris / Trunk Archive model<br />

Karlie Kloss / IMG hair Sandy<br />

Hullett us<strong>in</strong>g Redken colorist<br />

Victoria Hunter for Whittemore<br />

house make-up Francelle<br />

us<strong>in</strong>g Chanel manicure Casey<br />

Herman / Kate Ryan <strong>in</strong>c. for<br />

Dior Vernis production Bo<br />

Zhang / Management + Artists<br />

retouch<strong>in</strong>g Ken Harris<br />

digital technician Mary<br />

Gebhardt photography<br />

assistants Jake Jones,<br />

Mark Luckasavage styl<strong>in</strong>g<br />

assistants Aleksandra Koj,<br />

Andrew Mukamal, Christian<br />

Allaire make-up assistant<br />

Ai Yokomizo special<br />

thanks Gabriel Dos Santos,<br />

V<strong>in</strong>icius Rothberg, Dune Studios


Léa Seydoux & Adèle Exarchopoulos<br />

134<br />

<strong>Claire</strong><br />

<strong>Danes</strong><br />

Die frau, Die <strong>in</strong> „homelanD“ Die bipolarste Ciaagent<strong>in</strong><br />

aller zeiten spielt, unterhält siCh <strong>mit</strong><br />

Dust<strong>in</strong> hoffman, Dem mann, Der <strong>in</strong> „ra<strong>in</strong> man“ Den<br />

anrührenDsten autisten Der filmgesChiChte spielte<br />

Von Dust<strong>in</strong> Hoffman<br />

Fotos Fabien Baron<br />

Styl<strong>in</strong>g Karl Templer


Kleid giorgio armani<br />

Kette camilla<br />

dietz bergeron


Léa: R<strong>in</strong>g cast of vices<br />

Adèle: Höschen zimmerli of switzerland<br />

Hut lola hats Armband <strong>in</strong>ez<br />

and v<strong>in</strong>oodh Socken maria la rosa


Blazer tommy<br />

hilfiger<br />

collection<br />

Kummerbund turnbull<br />

& asser Choker<br />

cél<strong>in</strong>e Armreife<br />

sa<strong>in</strong>t laurent by<br />

hedi slimane,<br />

camilla dietz<br />

bergeron &<br />

jennifer fisher<br />

R<strong>in</strong>g maiyet<br />

dust<strong>in</strong> hoffman: Ich weiß, dass du als junges Mädchen<br />

durch das Fernsehen berühmt wurdest, aber wie ist es für<br />

dich, jetzt bei <strong>Homeland</strong> <strong>mit</strong>zuarbeiten?<br />

claire danes: Mich hat das Fernsehen wieder zu<br />

<strong>in</strong>teressieren begonnen, als ich The Wire gesehen habe. Das<br />

war e<strong>in</strong>e Serie, die mich so sehr weggeblasen hat, dass ich<br />

selbst als Schauspieler<strong>in</strong> bei so etwas <strong>mit</strong>machen wollte.<br />

<strong>Homeland</strong> ist e<strong>in</strong>e großartige Erfahrung. Ich mag die<br />

<strong>in</strong>time Beziehung, die man <strong>mit</strong> den Autoren hat. Man<br />

arbeitet sozusagen als Tandem.<br />

hoffman: Du bist fast so was wie e<strong>in</strong>e Co-Autor<strong>in</strong> …<br />

danes: Die Autoren schreiben e<strong>in</strong>em die Handlung<br />

geradezu auf den Leib. Weil man so eng und lange<br />

zusammenarbeitet, entsteht e<strong>in</strong> bl<strong>in</strong>des Verständnis.<br />

hoffman: Als Schauspieler wird e<strong>in</strong>em manchmal von<br />

Regisseuren oder Drehbuchautoren gesagt: „Du wirst<br />

an e<strong>in</strong>en bestimmten Punkt kommen, an dem du mehr<br />

über die Geschichte weißt als wir anderen.“ Wenn ich<br />

<strong>Homeland</strong> sehe, habe ich das Gefühl, als seist du <strong>mit</strong><br />

de<strong>in</strong>er Rolle regelrecht verschmolzen.<br />

danes: Es kommt mir immer noch ungewöhnlich vor,<br />

dass man als Schauspieler<strong>in</strong> so große Autorität haben<br />

kann. Wir haben zwar e<strong>in</strong>en Stamm von Regisseuren, aber<br />

jede Folge wird von jemand anderem gedreht.<br />

Deswegen s<strong>in</strong>d bei <strong>Homeland</strong> wir Schauspieler die alten<br />

Hasen, die am ehesten wissen, wo es langgeht. Es ist oft<br />

die völlige Umkehrung der Beziehung, die Regisseure und<br />

Schauspieler sonst haben.<br />

hoffman: Ist es dir schwergefallen, dich auf Carrie<br />

Mathison e<strong>in</strong>zulassen?<br />

danes: Ja, weil sie mir total fremd vorkam. Sie ist es <strong>in</strong><br />

mancher H<strong>in</strong>sicht immer noch, aber <strong>mit</strong>tlerweile habe ich<br />

viel Zeit <strong>mit</strong> ihr verbracht. Carrie kann manisch se<strong>in</strong>. In<br />

der letzten Staffel hat sie halbwegs regelmäßig ihre<br />

Medikamente genommen und deswegen selten ihre<br />

Selbstkontrolle verloren, aber natürlich s<strong>in</strong>d es gerade diese<br />

Szenen, die beim Spielen Spaß machen. In der ersten<br />

Staffel hat Carrie mich angesteckt, wenn sie ihre manischen<br />

Euphorieschübe hatte, es war total anstrengend, aber<br />

auch aufputschend. Zu Beg<strong>in</strong>n der neuen Staffel war sie<br />

auf andere Weise manisch, eher durchgeschüttelt,<br />

und als wir diese Szenen gedreht haben, war me<strong>in</strong> Sohn<br />

gerade sechs Monate alt und me<strong>in</strong> Zustand das exakte<br />

Gegenteil von dem Carries. Ich war gerade aus me<strong>in</strong>em<br />

Mama-Kokon hervorgekrochen und hatte me<strong>in</strong>en<br />

Liebesplaneten verlassen. Es war nicht sehr lustig, <strong>in</strong><br />

diesem Zustand die Maniker<strong>in</strong> geben zu müssen.<br />

hoffman: Dass Carrie bipolar ist, war von Anfang an so<br />

vorgesehen, nehme ich an.<br />

danes: Es hat sich <strong>mit</strong> dem Fortgang von <strong>Homeland</strong><br />

immer mehr ergeben. Alex Gansa, der Executive Producer,<br />

hat me<strong>in</strong>es Wissens e<strong>in</strong>mal gesagt, dass Carrie als jemand<br />

<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er bipolaren Störung angelegt war, die Diagnose für<br />

ihren Zustand aber erst später gefunden wurde.<br />

hoffman: Interessant.<br />

danes: Zuerst hatte ich Sorge, dass das nur e<strong>in</strong> Gimmick<br />

ist. Manchmal habe ich die Angst immer noch. Ich<br />

vermute, ich b<strong>in</strong> besorgt um sie.<br />

hoffman: Habt ihr bei <strong>Homeland</strong> e<strong>in</strong>e Rout<strong>in</strong>e?<br />

danes: Das ist alles ziemlich reglementiert. Es gibt für<br />

jede Folge e<strong>in</strong>e Leseprobe, die für mich sehr wichtig ist,<br />

weil sie mir hilft, die Handlung <strong>in</strong> allen ihren<br />

Verästelungen zu verstehen, ehe sie zum Drehen <strong>in</strong> ihre<br />

E<strong>in</strong>zelheiten zerlegt wird und sich jeder Schauspieler auf<br />

se<strong>in</strong>en eigenen Part zurückzieht. Für jede Folge<br />

brauchen wir acht Tage, und vielleicht die Hälfte davon ist<br />

12 bis 15 Stunden lang.<br />

hoffman: Das ist nicht viel Zeit für e<strong>in</strong>e Serie <strong>mit</strong> diesem<br />

Aufwand.<br />

danes: Ne<strong>in</strong>, ich muss ständig Text lernen.<br />

hoffman: Du hast also e<strong>in</strong>en 12- oder 15-Stunden-Tag,<br />

dann kommst du nach Hause und hast de<strong>in</strong> <strong>Baby</strong>, aber du<br />

kannst nicht <strong>in</strong>s Bett, weil du noch Text lernen musst.<br />

"Ich hatte gerade<br />

me<strong>in</strong>en Liebesplaneten<br />

verlassen<br />

und sollte plötzlich<br />

wieder die<br />

Verrückte geben"<br />

danes: Das ist der Grund dafür, warum ich so organisiert<br />

se<strong>in</strong> muss. Ich lerne an me<strong>in</strong>en freien Tagen, ich lerne<br />

während des Haaretrocknens. Me<strong>in</strong> Mann (der Schauspieler<br />

Hugh Dancy) spielt gerade auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Serie <strong>mit</strong>, also<br />

fragen wir e<strong>in</strong>ander ständig ab, beim Telefonieren, im Taxi.<br />

hoffman: Du machst das jetzt schon drei Staffeln lang.<br />

Kannst du dir vorstellen, an e<strong>in</strong>en Punkt zu kommen, an<br />

dem du dir sagst, dass du das nicht noch e<strong>in</strong> Jahr machen<br />

kannst?<br />

danes: Weiß ich nicht. Ich b<strong>in</strong> def<strong>in</strong>itiv noch nicht so<br />

weit, aber es ist e<strong>in</strong> Marathon. Ich habe, seit ich bei<br />

<strong>Homeland</strong> b<strong>in</strong>, nichts anderes gespielt, weil ich me<strong>in</strong> <strong>Baby</strong><br />

bekommen habe.<br />

hoffman: Ohne <strong>Baby</strong> würdest du sechs Monate im Jahr<br />

für die Serie arbeiten und <strong>in</strong> den zweiten sechs Monaten<br />

e<strong>in</strong>en Film machen?<br />

danes: Ja, das war die Idee. Wenn man fürs Fernsehen<br />

arbeitet, bekommt man als sehr luxuriöses Geschenk auch<br />

Zeit, die man <strong>in</strong> andere Projekte <strong>in</strong>vestieren kann. Me<strong>in</strong><br />

Projekt <strong>in</strong> den letzten Jahren war, e<strong>in</strong>e Familie zu gründen.<br />

Aber jetzt würde ich gern wieder e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e andere Frau<br />

als Carrie spielen, um für e<strong>in</strong>e Sekunde von ihr wegzukommen.<br />

Ich beg<strong>in</strong>ne ja schon zu denken, dass<br />

Schauspielen dar<strong>in</strong> besteht, Carrie zu se<strong>in</strong>. Ich glaube, ich<br />

würde sie noch mehr mögen, wenn ich e<strong>in</strong> wenig Urlaub<br />

von ihr hätte und e<strong>in</strong>e Zeit lang jemand anderen als sie<br />

bewohnen könnte.<br />

hoffman: Nach dem Beg<strong>in</strong>n de<strong>in</strong>er Karriere hast du<br />

e<strong>in</strong>ige Jahre Pause gemacht, um <strong>in</strong> Yale Politik, Kunst und<br />

Psychologie zu studieren. Hast du je <strong>in</strong> Erwägung<br />

gezogen, <strong>in</strong> de<strong>in</strong>em Leben etwas anderes zu machen, als<br />

Schauspieler<strong>in</strong> zu se<strong>in</strong>?<br />

danes: Ich habe mir die Freiheit gegönnt, ernsthaft<br />

darüber nachzudenken. Bevor ich nach Yale g<strong>in</strong>g, hatte<br />

ich ja schon e<strong>in</strong> paar Jahre gespielt. Ich war rastlos, e<strong>in</strong><br />

wenig gelangweilt und erpicht darauf, andere Seiten an<br />

mir kennenzulernen. Also habe ich drei Jahre lang<br />

nicht gespielt, und als ich wieder da<strong>mit</strong> begonnen habe,<br />

kam es mir sehr seltsam vor.<br />

hoffman: Wie alt warst du damals?<br />

danes: Ich habe <strong>mit</strong> 18 aufgehört und b<strong>in</strong> <strong>mit</strong> 21 wieder<br />

e<strong>in</strong>gestiegen. Das war allerd<strong>in</strong>gs nicht der Plan. Der Plan<br />

<strong>Claire</strong> <strong>Danes</strong><br />

137


<strong>Claire</strong> <strong>Danes</strong><br />

138<br />

Kleid narciso<br />

rodriguez<br />

Stola marni<br />

Armreif sa<strong>in</strong>t<br />

laurent by<br />

hedi slimane<br />

Uhr camilla<br />

dietz bergeron<br />

R<strong>in</strong>g maiyet<br />

Clutch tom ford


<strong>Claire</strong> <strong>Danes</strong><br />

140<br />

war, jeden Sommer e<strong>in</strong>en Film zu drehen. Aber irgendwie<br />

hatte ich vergessen, wie viel Arbeit es macht, Arbeit zu<br />

bekommen, und außerdem hat Yale mir viel abverlangt.<br />

Ich hatte nicht die Zeit, Drehbücher zu lesen oder mich zu<br />

Meet<strong>in</strong>gs zu verabreden. Außerdem weißt du ja selbst, wie<br />

unberechenbar es <strong>in</strong> unserer Branche zugeht, da<br />

verschieben sich schon mal ganz plötzlich Drehterm<strong>in</strong>e.<br />

Das Ende vom Lied war, dass ich überhaupt nicht spielte.<br />

Als ich schließlich wieder da<strong>mit</strong> anf<strong>in</strong>g, fiel es mir<br />

e<strong>in</strong>igermaßen schwer. Plötzlich näherte ich mich me<strong>in</strong>er<br />

"E<strong>in</strong> <strong>Baby</strong> zuu<br />

haben ähnelt<br />

dem Verliebtse<strong>in</strong>,<br />

aber es ist noch<br />

körperlicher.<br />

Es ist, als wäre<br />

jede Zelle <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em verliebt"<br />

Rolle auf so e<strong>in</strong>e studentische Weise, eher analytisch.<br />

Ich dachte über sie nach, als müsste ich e<strong>in</strong>en Essay oder<br />

so etwas schreiben, was natürlich e<strong>in</strong> grundfalscher<br />

Zugang war. Ich musste erst herausf<strong>in</strong>den, wie ich den Teil<br />

me<strong>in</strong>es Gehirns, auf den es <strong>in</strong> Yale angekommen war,<br />

wieder abschalten konnte. Natürlich gehört zum<br />

Schauspielen auch die Analyse, aber im Grunde ist es e<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong>tuitive, <strong>in</strong>st<strong>in</strong>ktive Tätigkeit.<br />

hoffman: Du machst das jetzt schon ziemlich lange.<br />

Deswegen nehme ich an, dass es dir manchmal so geht wie<br />

mir und du beim Zappen im Fernsehen ganz zufällig über<br />

e<strong>in</strong>e Szene stolperst, <strong>in</strong> der du <strong>mit</strong>gespielt hast. Wenn mir<br />

das passiert, denke ich jedes Mal: „Mist, das würde ich<br />

gern noch e<strong>in</strong>mal machen, und zwar ganz anders …“ Geht<br />

es dir genauso?<br />

danes: Oh Gott, ständig. Aber ich freue mich, wenn ich<br />

irgendwo My So-Called Life zu sehen bekomme. Ich habe<br />

zwar schon damals gewusst, dass diese Serie etwas<br />

Besonderes ist, aber weil es me<strong>in</strong>e erste große Rolle war,<br />

hatte ich ke<strong>in</strong> wirkliches Gefühl für den Kontext. Die<br />

Zeit damals war für mich wahns<strong>in</strong>nig wichtig, sowohl<br />

beruflich als auch persönlich, und <strong>mit</strong> vielen Leuten von<br />

damals habe ich immer noch Kontakt. Das Wilde an<br />

dieser Serie war, dass ich genauso alt war wie die Figur,<br />

die ich spielte, und es zwischen uns beiden unglaubliche<br />

Symmetrien gab, ganz anders als bei Carrie, die mir <strong>in</strong><br />

ke<strong>in</strong>erlei H<strong>in</strong>sicht ähnelt. Ich wäre die schlechteste<br />

Geheimdienstler<strong>in</strong> der Welt, total unfähig. Angela Chase<br />

dagegen war bloß e<strong>in</strong>e andere Schüler<strong>in</strong>.<br />

hoffman: Wie haben sich de<strong>in</strong>e Teenagerjahre von jenen<br />

<strong>in</strong> My So-Called Life unterschieden?<br />

danes: Na ja, ich habe irgendwann die Schule<br />

geschmissen. Für Angela Chase gab es diesen<br />

Notausgang nicht, den ich hatte: die Schauspielerei.<br />

Außerdem war sie e<strong>in</strong> Vorstadt-Teenager, während ich<br />

diese Künstlereltern hatte. Aber jeder Teenager fühlt<br />

sich unverstanden. E<strong>in</strong> Teenager zu se<strong>in</strong> bedeutet, sich<br />

unverstanden zu fühlen.<br />

hoffman: Warst du denn e<strong>in</strong>e gute Schüler<strong>in</strong>, solange<br />

du <strong>in</strong> der Schule warst?<br />

danes: Ja, ich war e<strong>in</strong> Nerd. Ich mochte es zu lernen. Ich<br />

konnte nur <strong>mit</strong> dieser Gruppendynamik nichts anfangen.<br />

Ich fand das immer anstrengend und auch e<strong>in</strong> wenig<br />

beängstigend.<br />

hoffman: Warst du Außenseiter<strong>in</strong>? Oder hast du zu den<br />

Klassenkönig<strong>in</strong>nen gehört?<br />

danes: Beides. Ich war manchmal im „In“-Club und dann<br />

wieder überhaupt nicht, und beides fand ich anstrengend.<br />

In e<strong>in</strong>er Clique zu se<strong>in</strong> gab e<strong>in</strong>em ke<strong>in</strong>e Sicherheit, man<br />

musste superwachsam se<strong>in</strong>, um se<strong>in</strong>en Status zu erhalten<br />

und beliebt zu bleiben. Für so etwas hatte ich e<strong>in</strong>fach<br />

nicht die Geduld. Ich war eher dieses unerträgliche K<strong>in</strong>d,<br />

das ständig aufzeigte und <strong>mit</strong> den richtigen Antworten<br />

herausplatzen wollte.<br />

hoffman: Was ist für dich bisher das Überraschendste am<br />

Mutterse<strong>in</strong>?<br />

danes: Wie körperlich es ist. Wie sehr ich me<strong>in</strong>en Sohn<br />

vermissen kann, wenn er nicht <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Nähe ist.<br />

Das ist e<strong>in</strong>e Art von Schmachten, die ich noch nicht<br />

gekannt habe. Ich muss ganz ernsthaft <strong>mit</strong> ihm se<strong>in</strong>.<br />

hoffman: Ich weiß, wovon du sprichst, me<strong>in</strong>e Frau hat<br />

dasselbe. Man fühlt richtige Entzugsschmerzen.<br />

danes: Es ähnelt dem Verliebtse<strong>in</strong>, aber es ist nicht ganz<br />

dasselbe. Es ist noch körperlicher. Als wäre jede Zelle<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em verliebt. Ich kann nicht nicht gucken, wenn er <strong>in</strong><br />

me<strong>in</strong>er Nähe ist, nichts kommt an ihn heran. Ich kann<br />

mir nichts im Fernsehen ansehen, ich kann nichts lesen,<br />

ich kann nichts anderes tun, als ihm ständig dabei<br />

zuzusehen, wie er gar nichts tut. Und es ist so unglaublich,<br />

wie rasend schnell er sich verändert. Ich me<strong>in</strong>e, er hat <strong>in</strong><br />

vier Tagen drei Zähne bekommen. Und plötzlich versteht<br />

er, was „Ne<strong>in</strong>“ bedeutet. Das hat er vor zwei Tagen noch<br />

nicht gekonnt.<br />

hoffman: Er versteht „Ne<strong>in</strong>“?<br />

danes: Ja. Und er kann es nicht leiden.<br />

hoffman: Wenn Gott dir sagen würde, dass du ke<strong>in</strong>e<br />

Schauspieler<strong>in</strong> mehr se<strong>in</strong> darfst, was würdest du tun?<br />

danes: Es müsste ja immer noch etwas Kreatives se<strong>in</strong>.<br />

Vielleicht Maler<strong>in</strong>. Me<strong>in</strong>e Eltern s<strong>in</strong>d beide Künstler, me<strong>in</strong><br />

Dad Fotograf, me<strong>in</strong>e Mutter alles Mögliche, aber vor<br />

allem Maler<strong>in</strong> und Bildhauer<strong>in</strong>. Andererseits habe ich<br />

immer gedacht, dass ich auch e<strong>in</strong>e Therapeut<strong>in</strong> se<strong>in</strong><br />

könnte. Vielleicht also Therapeut<strong>in</strong>. Oder Maler<strong>in</strong>.<br />

hoffman: Du sche<strong>in</strong>st <strong>mit</strong> de<strong>in</strong>em Leben, wie es gerade<br />

ist, sehr versöhnt zu se<strong>in</strong>.<br />

danes: B<strong>in</strong> ich. Aber ich weiß immer noch, wie es sich<br />

anfühlt, kreativ frustriert zu se<strong>in</strong>.<br />

hoffman: Wir beide haben das Glück, gut im Geschäft<br />

zu se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> Maler kann e<strong>in</strong>fach malen, e<strong>in</strong> Schreiber<br />

schreiben, aber e<strong>in</strong> Schauspieler kann se<strong>in</strong>e Arbeit nur<br />

dann tun, wenn man ihm e<strong>in</strong>en Job gibt.<br />

danes: Wir s<strong>in</strong>d abhängig von so vielen Faktoren und<br />

Menschen, und wenn wir nicht arbeiten, geraten wir<br />

wahns<strong>in</strong>nig schnell außer Form. Das ist e<strong>in</strong>er der Gründe,<br />

warum ich das Fernsehen so mag. Ich mag die Sicherheit<br />

und die Regelmäßigkeit dieses Jobs – es ist wie e<strong>in</strong> Studio,<br />

<strong>in</strong> das ich jeden Tag gehen kann. Ich hatte ja mal diesen<br />

Musikerfreund. Und ich habe ihn immer e<strong>in</strong> wenig<br />

beneidet, wenn er um 2 Uhr morgens e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fall hatte<br />

und ihn irgendwo notierte, um am nächsten Morgen<br />

nach dem Aufwachen daran zu arbeiten, bis er am Ende<br />

daraus etwas gemacht hatte, das ganz aus ihm gekommen<br />

war. Aber so b<strong>in</strong> ich e<strong>in</strong>fach nicht.


Kleid balenciaga<br />

hair Rec<strong>in</strong>e us<strong>in</strong>g Rod<strong>in</strong><br />

make-up Mark<br />

Carrasquillo / Art<br />

Partner us<strong>in</strong>g Dior<br />

manicure Bernadette<br />

Thompson for<br />

the Bernadette Thompson<br />

Nail Collection set<br />

design Stefan Beckman<br />

/ Exposure NY<br />

production Steven<br />

Dam, Wesley Torrance<br />

for PRODn/Art + Commerce<br />

retouch<strong>in</strong>g<br />

Gloss Studio New York<br />

light<strong>in</strong>g director<br />

Rob Kassabian digital<br />

technician Jeronimo<br />

de Moraes for<br />

Dtouch NYC photography<br />

assistants<br />

Jon Dennis, Peter-Jhon<br />

Gordon styl<strong>in</strong>g assistant<br />

Melissa Levy<br />

hair assistant Sh<strong>in</strong>go<br />

Shibata make-up<br />

assistant Emi Kaneko<br />

set assistants Yonatan<br />

Zonsze<strong>in</strong>, Max Z<strong>in</strong>ser<br />

special thanks<br />

to Pier 59 Studios


Plötzlich gehen wieder alle <strong>in</strong>s<br />

Theater. Verantwortlich dafür<br />

s<strong>in</strong>d grandiose Schauspieler<br />

und Regisseure <strong>mit</strong> Witz und<br />

Visionen. Wer die besten<br />

s<strong>in</strong>d, weiß am ehesten das<br />

Bühnenvolk selbst. Also<br />

haben wir sie gefragt. Als<br />

Allerersten: Lars Eid<strong>in</strong>ger …<br />

Fotos Jonas Unger<br />

Redaktion Antje Wewer<br />

T h e a t


De<strong>in</strong> ist me<strong>in</strong> ganzes<br />

Haar: Für Schauspielkollege<br />

Lars Eid<strong>in</strong>ger<br />

hat sich Lilith<br />

Stangenberg (Volksbühne)<br />

ausnahmsweise an<br />

die Schaubühne nach<br />

Charlottenburg bemüht<br />

Auf der Bühne<br />

143<br />

e r? Jetzt!


Lars Eid<strong>in</strong>ger ist e<strong>in</strong> charmanter<br />

Angeber („Ich b<strong>in</strong> der beste<br />

Schauspieler der Welt“) und hat<br />

dafür gesorgt, dass Theater so<br />

cool geworden ist, wie es seit<br />

Jahren nicht war. Se<strong>in</strong>e nächste<br />

Premiere an der Schaubühne:<br />

„Tartuffe“ am 20. Dezember. Sehr<br />

zu empfehlen s<strong>in</strong>d auch se<strong>in</strong>e<br />

erste eigene Regie („Romeo und<br />

Julia“) und er als Hamlet<br />

Lars Eid<strong>in</strong>ger<br />

über Lilith<br />

Stangenberg<br />

„Lilith. Lilith. Lilith. Immer wieder fällt <strong>in</strong> Theaterkreisen<br />

ihr Name. Gerade mal 25 Jahre alt, ke<strong>in</strong>e klassische Ausbildung,<br />

und trotzdem oder gerade deswegen behauptet sie sich<br />

auf der Bühne gegen Volksbühnen-Superhelden wie Mart<strong>in</strong><br />

Wuttke, Sophie Rois oder Kathi Angerer. E<strong>in</strong> Wahns<strong>in</strong>nsmädchen.<br />

Diese blauen Augen machen mich neugierig. In<br />

dieser Spielzeit will ich Lilith unbed<strong>in</strong>gt als Nadeshda <strong>in</strong><br />

Das Duell von Castorf sehen und wie sie den großen Tatort-<br />

Wuttke <strong>in</strong> Don Juan an die Wand spielt.“<br />

Stangenberg zählt zum festen Ensemble der Volksbühne und ist dort auch<br />

zu sehen <strong>in</strong> „Der e<strong>in</strong>gebildete Kranke“, „Der Geizige“ und „Der General“<br />

Lilith Stangenberg<br />

über Marc Hosemann<br />

„Marc ist auf der Bühne e<strong>in</strong> Krieger, e<strong>in</strong> Pirat, e<strong>in</strong> Rebell,<br />

e<strong>in</strong> Getriebener, e<strong>in</strong> Raubtier und dann wieder e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>dskopf.<br />

Manchmal spielt er so lustig, dass ich vor Lachen<br />

Bauchschmerzen bekomme. Bei Stürzen gibt er alles,<br />

manchmal habe ich das Gefühl, man muss ihn vor sich<br />

selbst beschützen. Und er hat e<strong>in</strong>e seltene, gefährliche Männlichkeit.<br />

Bestes Beispiel dafür: Marc als Mur<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Dostojewski-Adaption<br />

Die Wirt<strong>in</strong>.“<br />

Hosemann und Stangenberg spielen zusammen <strong>in</strong> „La Cous<strong>in</strong>e Bette“,<br />

Regie führt Frank Castorf, Premiere ist am 19. Dezember. Fe<strong>in</strong>er,<br />

kle<strong>in</strong>er Filmauftritt für zu Hause: Hosemann als Matze <strong>in</strong> „Oh Boy“


(diese und vorherige Doppelseite) HAARE & MAKE-UP/GROOMING Andréas B./basics-berl<strong>in</strong> <strong>mit</strong> Produkten von Giorgio Armani Cosmetics<br />

„Marc ist e<strong>in</strong> irre<br />

körperlicher Spieler<br />

und hat e<strong>in</strong>e Männlichkeit,<br />

die an<br />

den jungen Brando<br />

er<strong>in</strong>nert!“<br />

Marc Hosemann im freien Fall <strong>in</strong> der<br />

Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz<br />

145


Marc<br />

Hosemann über<br />

Angela Richter<br />

„Wir kennen uns aus dem Hamburger<br />

Nachtleben. Zugegeben:<br />

Ich habe nur e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges Stück<br />

von Angela gesehen: Der grüne<br />

Kakadu an den Hamburger Kammerspielen.<br />

Damals war ich so<br />

entzückt, dass ich mir vor Vergnügen<br />

e<strong>in</strong>e Zigarette ansteckte und<br />

fast rausgeflogen wäre. Ich mag<br />

ihren Ego-Anarcho-Style. Jetzt<br />

hat Angela <strong>in</strong> Köln e<strong>in</strong> Stück über<br />

Mart<strong>in</strong> Kippenberger <strong>in</strong>szeniert.<br />

Kl<strong>in</strong>gt <strong>in</strong>teressant, würde ich gerne<br />

sehen. Ich schlage vor: Gastspiel<br />

<strong>in</strong> der Berl<strong>in</strong>er Paris Bar?“<br />

„Kippenberger! E<strong>in</strong> Exzess des<br />

Moments“ von Angela Richter am<br />

Schauspiel Köln


Angela Richter<br />

über<br />

René Pollesch<br />

„Auf Pollesch passt tatsächlich die<br />

Bezeichnung Ausnahmeregisseur,<br />

er ist e<strong>in</strong>zigartig <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Art. Se<strong>in</strong>e<br />

Stücke s<strong>in</strong>d nie vorhersehbar,<br />

sexy und immer das Gegenteil<br />

von Langeweile. E<strong>in</strong> Künstler,<br />

ke<strong>in</strong> Handwerker, der die Bourgeoisie<br />

bedient. Das erste Stück,<br />

das ich von Pollesch gesehen habe,<br />

war 2001 die Theater-Soap wwwslums<br />

am Hamburger Schauspielhaus:<br />

Der Abend war wie e<strong>in</strong>e Erleuchtung<br />

für mich! So kann<br />

Theater also auch se<strong>in</strong>. Seither:<br />

ke<strong>in</strong>e Enttäuschung. Außerdem<br />

ist Pollesch der e<strong>in</strong>zige deutsche<br />

Regisseur <strong>mit</strong> Twitter-Account.“<br />

Polleschs nächste Uraufführungen:<br />

„Here<strong>in</strong>! Here<strong>in</strong>! Ich atme euch e<strong>in</strong>!“<br />

am 11. Januar im Schauspielhaus Zürich,<br />

„KapiTal der Puppen“ ab 15. Februar<br />

am Staatsschauspiel Dresden. Polleschs<br />

Buch „Kill Your Darl<strong>in</strong>gs“ <strong>mit</strong> gesammelten<br />

Stücken ersche<strong>in</strong>t am<br />

2. Januar im Rowohlt Verlag<br />

(l<strong>in</strong>ke Seite) HAARE & MAKE-UP Andréas B./basics-berl<strong>in</strong> <strong>mit</strong> Produkten von Giorgio Armani Cosmetics<br />

147


Auf der Bühne<br />

148<br />

René Pollesch<br />

über<br />

Bernhard Schütz<br />

„E<strong>in</strong>er der größten Schauspieler, die<br />

ich jemals gesehen habe. Er war, als<br />

ich an die Volksbühne kam, auch die<br />

größte Unterstützung, die man sich<br />

denken und wünschen kann. Er ist das<br />

konkreteste Wesen der Welt. In unsere<br />

erste Arbeit fiel nach drei Wochen Proben<br />

der 11. September 2001. Das<br />

Stück hieß Stadt als Beute, und unser<br />

Titel begann zu flirren. Und trotzdem<br />

konnten wir, nachdem wir die Proben<br />

wieder aufgenommen hatten, unmissverständlich<br />

se<strong>in</strong>. Bernhard taucht übrigens<br />

auch an Theaterabenden auf, bei<br />

denen er gar nicht <strong>mit</strong>spielt: Wenn die<br />

Schauspieler e<strong>in</strong>en freien Abend haben<br />

wollen, übernimmt Hedley Lamarr –<br />

e<strong>in</strong> Stück, das ich über Bernhard geschrieben<br />

habe.<br />

Schütz spielt <strong>in</strong> „La Cous<strong>in</strong>e Bette“ von<br />

Castorf (Premiere ist am 19. Dezember an<br />

der Volks bühne) und ist <strong>in</strong> „F<strong>in</strong>sterworld“<br />

im K<strong>in</strong>o zu sehen<br />

Bernhard Schütz<br />

über<br />

Maximilian<br />

Brauer &<br />

Bibiana Beglau<br />

„Kennengelernt habe ich Maxi bei e<strong>in</strong>er<br />

Inszenierung von Ulli Lommel, der übrigens<br />

e<strong>in</strong> Wegbegleiter von Andy<br />

Warhol war. Das Stück hieß Fuck<strong>in</strong>g<br />

Liberty!, seither gibt’s Maxi <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em<br />

Leben. Halb so alt wie ich und e<strong>in</strong> irre<br />

virtuoser, moderner Schauspieler. Der<br />

asynchron bis synkopisch spielt, sich<br />

dabei manchmal fast auflöst. Hyperreal.<br />

Und für mich sehr tröstlich, weil<br />

so gar nicht normal. Und <strong>mit</strong> Bibi, dieser<br />

coolen, virtuosen Theaterkolleg<strong>in</strong>,<br />

habe ich dieses Jahr e<strong>in</strong>e Dokufiktion<br />

über Helmut Schmidt gedreht. Wie<br />

Bibi die Loki spielt, äußerlich wie auch<br />

<strong>in</strong>nerlich, ist e<strong>in</strong>fach großartig.“<br />

Maximilian Brauer spielt an der Berl<strong>in</strong>er<br />

Volksbühne <strong>in</strong> „Der e<strong>in</strong>gebildete Kranke“, „Der<br />

Geizige“ und „Don Juan“. „Helmut Schmidt –<br />

Lebens fragen“ <strong>mit</strong> Schütz und Beglau läuft am<br />

23. Dezember im Ersten


Bibiana Beglau über<br />

Herbert Fritsch<br />

„Als Schauspieler ist Herbert den Zuschauern gehörig auf<br />

die Nerven gegangen. Genial, wie er das unter Castorf<br />

gemacht hat: das Nervige als Struktur, aber immer <strong>mit</strong><br />

Eleganz. Nach se<strong>in</strong>er Zeit an der Volksbühne hat er sich<br />

als Regisseur <strong>in</strong> der Prov<strong>in</strong>z neu erfunden, und gleich<br />

zwei se<strong>in</strong>er Inszenierungen wurden 2011 zum Theatertreffen<br />

e<strong>in</strong>geladen. Herbert hat <strong>mit</strong> Stücken wie Murmel<br />

Murmel e<strong>in</strong>e neue, schlaue Form von Theater entwickelt,<br />

e<strong>in</strong>e Art 2000er-Dadaismus, der der Blabla-Gesellschaft<br />

etwas entgegensetzt. Aber <strong>mit</strong> Gute-Laune-Faktor! Er<br />

will die Zuschauer nicht erziehen, das f<strong>in</strong>de ich grundsympathisch<br />

an ihm.“<br />

Fritschs Stücke an der Volksbühne: „Murmel Murmel“, „Die (s)<br />

panische Fliege“, „Frau Luna“. Am 21. Januar feiert „Ohne Titel No. 1“<br />

Premiere. Am Schauspielhaus Zürich: „Die Physiker“ von Dürrenmatt.<br />

2014 <strong>in</strong>szeniert Fritsch se<strong>in</strong>e erste Oper an der Komischen Oper <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

Auf der Bühne<br />

150<br />

Bibiana Beglau am Münchner Residenztheater im<br />

Szenenbild von Castorfs Inszenierung „Reise ans<br />

Ende der Nacht“. E<strong>in</strong>e Sensation ist Beglau auch<br />

<strong>in</strong> „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ und<br />

<strong>in</strong> „Zement“, der letzten Inszenierung des 2013<br />

verstorbenen Regiestars Di<strong>mit</strong>er Gotscheff


(l<strong>in</strong>ke Seite) HAARE & MAKE-UP Alexander Hofmann/Uschi Rabe <strong>mit</strong> Produkten von Chanel


Herbert Fritsch<br />

über Britta<br />

Hammelste<strong>in</strong><br />

„Britta ist mir <strong>in</strong> Mart<strong>in</strong> Kušejs<br />

Inszenierung von Das weite Land<br />

aufgefallen, ich fand sie so charmant,<br />

musste über ihr Spiel gr<strong>in</strong>sen.<br />

Also habe ich sie <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em<br />

Stück Der Revisor als Ballaballa-<br />

Tochter Maria besetzt. Genial,<br />

wie sie das macht. Britta hat Talent<br />

zum Slapstick, und sie bleibt<br />

dran und offen, egal was kommt.<br />

Als uns bei den Proben mal der<br />

Mut verließ, sagte Britta, Anfang<br />

30, zu mir, Herbert, Anfang<br />

60: ‚Come on, Herbert, wir<br />

ziehen das jetzt durch.‘“<br />

Hammelste<strong>in</strong> spielt am Münchner<br />

Residenztheater <strong>in</strong> „Agonie“ und „Reise<br />

ans Ende der Nacht“, im Hamburger<br />

„Tatort“ spielt sie die junge Kolleg<strong>in</strong> von<br />

Til Schweiger


(l<strong>in</strong>ke Seite) HAARE & MAKE-UP Alexander Hofmann/Uschi Rabe <strong>mit</strong> Produkten von Chanel; (rechte Seite) HAARE & MAKE-UP Wolfgang L<strong>in</strong>denhofer<br />

„M<strong>in</strong>ichmayr?<br />

Auf der Bühne:<br />

unfassbar gut. Nach<br />

der Vorstellung:<br />

ansteckend exzessiv“<br />

Birgit M<strong>in</strong>ichmayr am<br />

Burgtheater <strong>in</strong> Wien


Britta Hammelste<strong>in</strong><br />

über Birgit M<strong>in</strong>ichmayr<br />

„Birgit schont sich nicht, geht bei jedem Stück e<strong>in</strong> Risiko<br />

e<strong>in</strong>, ist emotional hoch<strong>in</strong>telligent. Mich bee<strong>in</strong>druckt, dass<br />

sie jede Rolle anders spielt, nie auf Nummer sicher setzt. Die<br />

M<strong>in</strong>ichmayr kann alles: Film (Alle anderen, Das weiße<br />

Band), klassische Inszenierungen genauso wie Uraufführungen<br />

von Pollesch. Birgit spielt <strong>in</strong> verschiedenen Städten, an<br />

verschiedenen Häusern. E<strong>in</strong>e, die sich ganz genau überlegt,<br />

wie sie klassische Frauenrollen neu <strong>in</strong>terpretiert. Nach der<br />

Vorstellung kann sie ansteckend exzessiv und lustig se<strong>in</strong>,<br />

gleichzeitig ist sie wahns<strong>in</strong>nig süß und zuvorkommend.“<br />

M<strong>in</strong>ichmayr spielt am Münchner Residenztheater <strong>in</strong> „Hedda Gabler“,<br />

am Burgtheater <strong>in</strong> „Cavalcade or Be<strong>in</strong>g a holy motor“ und 2014 <strong>in</strong><br />

Kar<strong>in</strong> Beiers Eröffnungs<strong>in</strong>szenierung „Die Rasenden“ am Schauspielhaus<br />

Hamburg<br />

Birgit M<strong>in</strong>ichmayr<br />

über Sandra Hüller<br />

„Zusammen gespielt haben wir noch nie, aber wir hatten<br />

e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>en sehr vergnüglichen Abend <strong>in</strong> der Kant<strong>in</strong>e der<br />

Kammerspiele. Sandra hat tatsächlich, bei ihr ist es ke<strong>in</strong>e<br />

Plattitüde, e<strong>in</strong>e ganz besondere Ausstrahlung. Gesehen habe<br />

ich sie zum ersten Mal im Sarah-Kane-Abend und zuletzt <strong>in</strong><br />

Die Straße. Die Stadt. Der Überfall unter der Regie von<br />

Johan Simons. Für ihre Rolle der Shopp<strong>in</strong>g-Lady ist sie beim<br />

Theatertreffen Schauspieler<strong>in</strong> des Jahres geworden. Zu<br />

Recht. Immer wenn Sandra auf der Bühne ist, kann ich<br />

me<strong>in</strong>en Blick nicht von ihr wenden und b<strong>in</strong> bee<strong>in</strong>druckt,<br />

wie hochmusikalisch sie <strong>mit</strong> Sprache umgeht. Grandios.“<br />

Hüller spielt an den Münchner Kammerspielen <strong>in</strong> Johan Simons‘ „Dantons<br />

Tod“, <strong>in</strong> Polleschs „Gasol<strong>in</strong>e Bill“ und <strong>in</strong> „Seltsames Intermezzo“


(l<strong>in</strong>ke Seite) HAARE & MAKE-UP Wolfgang L<strong>in</strong>denhofer; (rechte Seite) HAARE & MAKE-UP Alexander Hofmann/Uschi Rabe <strong>mit</strong> Produkten von Chanel<br />

„Als Intendant hat<br />

Johan Simons die<br />

Kammerspiele gegen<br />

alle Widerstände<br />

geöffnet. Respekt! Und<br />

als Regisseur ist er<br />

neugierig, offen und<br />

kreiert e<strong>in</strong>e angstfreie<br />

Atmosphäre – der<br />

Text fliegt e<strong>in</strong>em nur<br />

zu! Schaut ihn euch<br />

an, solange er noch <strong>in</strong><br />

München <strong>in</strong>szeniert!"<br />

Sandra Hüller über ihren Intendanten, den<br />

Niederländer Johan Simons, der auch aus<br />

„Heimweh” se<strong>in</strong>en Vertrag an den Münchner<br />

Kammerspielen nicht verlängert hat und<br />

dessen Posten der Berl<strong>in</strong>er Matthias Lilienthal<br />

<strong>mit</strong> der Spielzeit 2015/2016 übernehmen wird<br />

155


Léa Seydoux & Adèle Exarchopoulos<br />

156<br />

Duo<br />

Infernale<br />

So viel Leidenschaft, so viel Entblößung hat man lange<br />

nicht im K<strong>in</strong>o gesehen: Adèle Exarchopoulos und Léa<br />

Seydoux gehen <strong>in</strong> Abdellatif Kechiches „Blau ist e<strong>in</strong>e<br />

warme Farbe“, der lesbischen Antwort auf „Brokeback<br />

Mounta<strong>in</strong>“, an ihre Grenzen und darüber h<strong>in</strong>aus<br />

Von Zoë Wolff<br />

Fotos Mikael Jansson<br />

Styl<strong>in</strong>g Karl Templer


Léa: Hemd haider<br />

ackermann Hose chloé<br />

R<strong>in</strong>g cast of vices<br />

Clogs louis vuitton<br />

Adèle: Top sonia rykiel<br />

Höschen zimmerli of<br />

switzerland Socken<br />

maria la rosa R<strong>in</strong>g cast<br />

of vices Armband <strong>in</strong>ez<br />

and v<strong>in</strong>oodh Kette ju$t<br />

another rich kid


Léa: R<strong>in</strong>g cast of vices<br />

Adèle: Höschen zimmerli of<br />

switzerland Hut lola hwats<br />

Armband <strong>in</strong>ez and v<strong>in</strong>oodh<br />

Socken maria la rosa


"Es war so <strong>in</strong>tensiv.<br />

Wir mussten alles<br />

geben, den Körper, die<br />

Seele – e<strong>in</strong>fach alles"<br />

adèle exarchopoulos<br />

Wenn <strong>in</strong> Cannes sowohl e<strong>in</strong> Film als auch<br />

se<strong>in</strong>e beiden Hauptdarsteller<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>e<br />

Goldene Palme gew<strong>in</strong>nen, rechnet man<br />

nicht da<strong>mit</strong>, dass danach die Beteiligten übere<strong>in</strong>ander<br />

herfallen. Genau das ist bei Blau ist e<strong>in</strong>e warme Farbe<br />

geschehen, Abdellatif Kechiches Geschichte e<strong>in</strong>er jungen<br />

Schüler<strong>in</strong>, die sich leidenschaftlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Student<strong>in</strong><br />

verliebt. Offensichtlich hat Kechiche es e<strong>in</strong> wenig <strong>mit</strong><br />

se<strong>in</strong>em Perfektionsdrang übertrieben: Am Ende gab es<br />

750 Stunden Rohmaterial, Techniker klagten über elend<br />

lange Arbeitstage, und auch Léa Seydoux, 28, und Adèle<br />

Exarchopoulos, 20, Kechiches Schauspieler<strong>in</strong>nen,<br />

machten ihrer Wut Luft: Er habe von ihnen unzählige<br />

Wiederholungen verlangt – auch bei den Sexszenen, die<br />

sehr viel expliziter s<strong>in</strong>d als sonst im K<strong>in</strong>o. Kechiche<br />

revanchierte sich <strong>mit</strong> der Behauptung, die beiden wollten<br />

ihn vernichten und Seydoux sei e<strong>in</strong>e verwöhnte Ziege.<br />

Von dem Gezanke sollte man sich aber nicht beirren<br />

lassen: Kechiches Film ist toll, und Léa und Adèle s<strong>in</strong>d<br />

grandiose Schauspieler<strong>in</strong>nen.<br />

Léa Seydoux & Adèle Exarchopoulos<br />

159


Adèle: Armbänder<br />

<strong>in</strong>ez and v<strong>in</strong>oodh,<br />

sa<strong>in</strong>t laurent by<br />

hedi slimane &<br />

cél<strong>in</strong>e R<strong>in</strong>ge stella<br />

mccartney & cast<br />

of vices Socken<br />

maria la rosa<br />

Léa: Mantel haider<br />

ackermann Shorts<br />

dolce & gabbana<br />

R<strong>in</strong>g cast of vices<br />

Socken maria la rosa


<strong>in</strong>terview: Nach Cannes gab es viele Berichte über Ihre<br />

Spannungen <strong>mit</strong> Abdellatif Kechiche. Wie ist denn nun<br />

der Stand der D<strong>in</strong>ge?<br />

léa seydoux: Jetzt soll erst e<strong>in</strong>mal der Film <strong>in</strong> die K<strong>in</strong>os<br />

kommen. Wir haben gesagt, was zu sagen war, und er war<br />

darüber nicht erfreut. Ich habe ihn nie persönlich<br />

angegriffen, sondern darüber gesprochen, wie schwierig<br />

die Zusammenarbeit <strong>mit</strong> ihm war. Er hat gekontert, <strong>in</strong>dem<br />

er sich über me<strong>in</strong>en familiären H<strong>in</strong>tergrund ausgelassen hat.<br />

Was nichts <strong>mit</strong> der Arbeit zu tun hat, f<strong>in</strong>de ich.<br />

<strong>in</strong>terview: Es wurde persönlich?<br />

seydoux: Ja, es wurde persönlich. Ich frage mich, was<br />

schlimmer ist: was er uns bei den Dreharbeiten zugemutet<br />

hat oder dass wir darüber gesprochen haben?<br />

<strong>in</strong>terview: Ich könnte mir vorstellen, dass sich Kechiche<br />

verleumdet fühlt. Bereuen Sie den Film?<br />

seydoux: Ganz und gar nicht! Ich wollte den Film<br />

unbed<strong>in</strong>gt machen, und ich wusste auch, wie er arbeitet.<br />

Ich habe nie zu ihm gesagt: „Behandeln Sie mich nicht<br />

so“, oder so ähnlich. Ich habe überhaupt nichts gesagt,<br />

weil ich nichts sagen konnte.<br />

<strong>in</strong>terview: Warum nicht?<br />

seydoux: Weil er auch Produzent war. Er hat die Macht.<br />

<strong>in</strong>terview: Sie hätten e<strong>in</strong>fach gehen können …<br />

seydoux: Ja, sicher, aber ich wollte den Film ja machen.<br />

<strong>in</strong>terview: Adèle, bereuen Sie Ihre Aussage, die<br />

Zusammenarbeit <strong>mit</strong> Kechiche sei schrecklich gewesen?<br />

adèle exarchopoulos: Wir wollten nur die Wahrheit<br />

erzählen, und offenbar stört ihn das. Mich schockiert<br />

nicht so sehr unsere Ause<strong>in</strong>andersetzung, sondern dass er<br />

es nicht über sich zu br<strong>in</strong>gen sche<strong>in</strong>t, e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges Mal<br />

zu sagen, dass er möglicherweise zu weit gegangen ist.<br />

Ich glaube, er ist zu stolz dafür.<br />

<strong>in</strong>terview: Welche Szene ist Ihnen am schwersten<br />

gefallen? Der Streit? Oder die Sexszenen?<br />

seydoux: Jede e<strong>in</strong>zelne. Weil jede Szene e<strong>in</strong> paar Tage<br />

und manchmal e<strong>in</strong>e Woche oder sogar noch länger<br />

gedauert hat – e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Szene. Können Sie sich das<br />

vorstellen? Bei dem Film, bei dem ich gerade <strong>mit</strong>spiele,<br />

haben wir gestern zwei sehr große und e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Szene<br />

abgedreht. Bei Kechiche musste man e<strong>in</strong>e Woche lang<br />

jeden Tag dasselbe machen. Das macht e<strong>in</strong>en verrückt.<br />

<strong>in</strong>terview: Sie haben auch oft die Szene wiederholt, <strong>in</strong> der<br />

Sie Adèle schlagen. Ist Ihnen das schwergefallen?<br />

seydoux: Sicher.<br />

<strong>in</strong>terview: Adèle, hat es wehgetan, wenn Léa Sie schlug?<br />

exarchopoulos: Das Emotionale war schlimmer als der<br />

körperliche Schmerz. Ich musste mich ja am Anfang der<br />

Szene unwissend geben, obwohl ich wusste, dass ich am<br />

Ende dieser Szene verstoßen werde.<br />

<strong>in</strong>terview: S<strong>in</strong>d die Sexszenen, die für so viel Aufregung<br />

gesorgt haben, früh gedreht worden? Mussten Sie<br />

<strong>mit</strong>e<strong>in</strong>ander <strong>in</strong>s Bett, obwohl Sie e<strong>in</strong>ander kaum kannten?<br />

seydoux: Das war ke<strong>in</strong>e große Sache für mich. Schwierig<br />

war nur, dass wir den Sex immer und immer spielen<br />

mussten, wie alles andere auch. Irgendwann hält man das<br />

nervlich e<strong>in</strong>fach nicht mehr aus.<br />

exarchopoulos: Für mich waren die Szenen härter, <strong>in</strong><br />

denen wir essen mussten. Auch das wurde ja immer 20<br />

Mal oder so wiederholt. Es ist ziemlich traumatisierend,<br />

um acht Uhr früh so viele Sandwiches essen zu müssen.<br />

<strong>in</strong>terview: Die Zuschauer <strong>in</strong> Cannes haben immer von<br />

der „20-M<strong>in</strong>uten-Sexszene“ gesprochen, obwohl sie<br />

tatsächlich nur sieben M<strong>in</strong>uten dauert. Denken Sie, dass<br />

die Szene unnötig lang ist oder dass sie ans<br />

Pornografische grenzt?<br />

exarchopoulos: Ich kann mir das nicht gut anschauen,<br />

aber das hat etwas <strong>mit</strong> mir zu tun, ich denke zum Beispiel,<br />

dass jedem me<strong>in</strong>e Makel auffallen werden. Aber ich<br />

habe akzeptiert, dass das zum Film gehört. Zwei M<strong>in</strong>uten<br />

weniger wären vielleicht angenehmer gewesen. Aber es<br />

gibt Menschen, die diese Szene mögen, weil sie so etwas<br />

nie zuvor gesehen haben und weil es …<br />

<strong>in</strong>terview: Es ist sehr provokativ.<br />

exarchopoulos: Es ist realistischer als der Sex, den man<br />

sonst <strong>in</strong> Filmen zu sehen bekommt, Sie wissen schon,<br />

dieses Dreimal-Auf-und-Ab, und das war’s. Aber ich denke<br />

nicht, dass das Pornografie ist. Es ist explizit –<br />

explizit und lang.<br />

<strong>in</strong>terview: In den Nacktszenen von Blau ist e<strong>in</strong>e warme<br />

Farbe s<strong>in</strong>d Sie nicht vollständig nackt, sondern jede von<br />

Ihnen trägt e<strong>in</strong>e künstliche Vag<strong>in</strong>a. Ich habe gelesen, dass<br />

„Die Sexszenen waren<br />

nicht schwierig. Schwierig<br />

war, dass wir sie immer<br />

wieder spielen mussten“<br />

léa seydoux<br />

jeden Tag e<strong>in</strong>e Maskenbildner<strong>in</strong> aus Paris angereist ist, um<br />

sie Ihnen anzulegen. Wie muss man sich das vorstellen?<br />

seydoux: Es ist so ähnlich, wie wenn man Falten<br />

aufs Gesicht geklebt bekommt, da<strong>mit</strong> man älter aussieht.<br />

<strong>in</strong>terview: Wie <strong>in</strong> Benjam<strong>in</strong> Button …<br />

seydoux: Ja, so ähnlich, Special-Effects-Make-up. Es gab<br />

Abgüsse unserer echten Vag<strong>in</strong>en. Und die wurden uns<br />

dann <strong>mit</strong> Klebstoff zusammen <strong>mit</strong> Haaren angeklebt.<br />

<strong>in</strong>terview: Wie lange hat das jedes Mal gedauert?<br />

seydoux: Anderthalb Stunden, manchmal zwei.<br />

<strong>in</strong>terview: Me<strong>in</strong>e Güte! Was ist Ihnen dabei durch den<br />

Kopf gegangen?<br />

seydoux: Es war wie beim Gynäkologen. Zuerst war es<br />

unangenehm, aber irgendwann haben wir <strong>mit</strong> den<br />

Maskenbildner<strong>in</strong>nen geplaudert.<br />

<strong>in</strong>terview: Sie haben bei dieser Prozedur nebene<strong>in</strong>ander<br />

gesessen?<br />

seydoux: Ja.<br />

exarchopoulos: Wir haben geplaudert und SMS<br />

geschrieben. Natürlich war das die ersten Male nicht toll.<br />

Aber danach fühlt man sich wirklich frei, man kann jede<br />

Bewegung machen. Wir wussten, dass es so echt aussehen<br />

würde, dass sich die Zuschauer fragen würden: Haben die<br />

beiden nun <strong>mit</strong>e<strong>in</strong>ander geschlafen oder nicht?<br />

<strong>in</strong>terview: Konnten Sie e<strong>in</strong>ander unter diesen Hüllen<br />

immer noch spüren?<br />

exarchopoulos: Ja, man ist nackt, auch wenn man e<strong>in</strong>e<br />

Art zweite Haut trägt.<br />

<strong>in</strong>terview: Man sieht e<strong>in</strong>e Menge Action, aber nicht<br />

wirklich die Details.<br />

seydoux: Doch, es gibt e<strong>in</strong>en sehr kurzen Augenblick,<br />

<strong>in</strong> dem man sie sehen kann.<br />

<strong>in</strong>terview: Wonach schmeckt das? Nach Kunststoff?<br />

seydoux: Ja. Aber selbst wenn da e<strong>in</strong>e Schutzhülle war,<br />

war das wie bei jeder Sexszene oder wie <strong>in</strong> Kussszenen.<br />

Man kommt e<strong>in</strong>ander nahe, atmet den Geruch des<br />

Léa Seydoux & Adèle Exarchopoulos<br />

161


Léa Seydoux & Adèle Exarchopoulos<br />

162<br />

anderen e<strong>in</strong>. Ich habe schon <strong>mit</strong>bekommen, wie Adèle sich<br />

anfühlt. Auf der Le<strong>in</strong>wand wirkt das sehr <strong>in</strong>tensiv, aber<br />

beim Drehen war es gar nicht so kompliziert. Kompliziert<br />

war nur, das alles immer und immer wieder zu tun.<br />

Es gibt diesen Augenblick, <strong>in</strong> dem man sich erniedrigt fühlt<br />

und denkt, dass es jetzt e<strong>in</strong>fach zu viel ist. Man kann so<br />

etwas e<strong>in</strong> paar Stunden lang machen, aber es waren ja<br />

nicht e<strong>in</strong> paar Stunden, sondern es waren e<strong>in</strong> paar Tage.<br />

exarchopoulos: Es war für mich möglich, weil ich das<br />

alles <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er Frau getan habe, die für mich wie e<strong>in</strong>e<br />

Schwester ist. Ich kenne Léa, wie ich ke<strong>in</strong>e andere kenne.<br />

Unser Verhältnis war so <strong>in</strong>tensiv, wir mussten alles geben<br />

– den Körper, die Seele, e<strong>in</strong>fach alles. Manchmal war es<br />

"Ich muss nicht für die<br />

Kunst leiden. Ich leide schon<br />

genug <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Leben"<br />

léa seydoux<br />

kompliziert, weil immer Leute um uns herum waren,<br />

während wir beide nackt waren, es gab ke<strong>in</strong>e wirkliche<br />

Choreografie, man wusste nicht, wo die Grenzen bei all<br />

dem se<strong>in</strong> sollten.<br />

<strong>in</strong>terview: In der Filmgeschichte gibt es e<strong>in</strong>ige<br />

Anekdoten über Regisseure, die ihre Schauspieler<strong>in</strong>nen<br />

gequält haben – Hitchcock Tippi Hedren zum Beispiel<br />

oder Kubrick Shelley Duvall.<br />

seydoux: Ich habe ke<strong>in</strong>e Probleme <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Regisseur,<br />

der viele Takes machen will, solange ich respektiert werde.<br />

<strong>in</strong>terview: Sie haben sich von Kechiche nicht respektiert<br />

gefühlt?<br />

seydoux: Ne<strong>in</strong>.<br />

<strong>in</strong>terview: Weil er fiese Sachen gesagt hat?<br />

exarchopoulos: Es war nicht so, dass er Sätze gesagt wie:<br />

„Hey, ihr Schlampen, wir machen jetzt das und das.<br />

“ Es war auch nicht wie bei Hitchcock, wenn er se<strong>in</strong>e<br />

Schauspieler<strong>in</strong>nen als Objekte behandelte. Es g<strong>in</strong>g tiefer.<br />

In jeder E<strong>in</strong>stellung gab es so etwas wie Manipulation.<br />

Es war, als würde er <strong>in</strong> unseren Kopf e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen wollen.<br />

Anfangs haben wir uns alle geliebt. Wir waren e<strong>in</strong>ander so<br />

nahe. Wir haben über das Leben gesprochen, über<br />

wirklich persönliche D<strong>in</strong>ge. Manchmal war er schwer zu<br />

ertragen, aber wir haben es ihm nachgesehen, so wie<br />

man nachsichtig <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Vater ist, wenn er e<strong>in</strong>en anbrüllt<br />

oder vor etwas zu beschützen versucht. Man denkt:<br />

„Okay, das ist eben für den Film oder für ihn wichtig.“ Ich<br />

glaube, dass Léa irgendwann begriffen hat, dass sie e<strong>in</strong>e<br />

wirklich gute Schauspieler<strong>in</strong> ist und es auch ohne diesen<br />

ganzen Druck schafft. Und ich irgendwie auch.<br />

<strong>in</strong>terview: Glauben Sie denn nicht, dass man für die<br />

Kunst leiden muss?<br />

seydoux: Ne<strong>in</strong>! Ich leide schon genug <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Leben,<br />

das reicht mir völlig. Ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Schauspieler<strong>in</strong>. Ich will<br />

e<strong>in</strong>fach nur arbeiten.<br />

exarchopoulos: Das ist e<strong>in</strong>e schwierige Frage. Ich glaube<br />

schon, dass alle Genies – Kubrick, Coppola <strong>mit</strong> Apocalypse<br />

Now, Hitchcock oder Picasso – etwas im Schmerz f<strong>in</strong>den.<br />

Es gibt etwas, das sich durch den Schmerz enthüllt.<br />

Manchmal, wenn man an die Grenzen se<strong>in</strong>er Moral geht,<br />

gerät man <strong>in</strong> dunkle Bezirke. Aber ich glaube auch, dass<br />

Respekt wichtig ist.<br />

Adèle: Top chloé<br />

Höschen zimmerli of<br />

switzerland Socken<br />

maria la rosa R<strong>in</strong>g<br />

stella mccartney<br />

Kette ju$t another<br />

rich kid Armband<br />

<strong>in</strong>ez and v<strong>in</strong>oodh<br />

Léa: Höschen zimmerli<br />

of switzerland Ohrr<strong>in</strong>ge<br />

wendy nichol<br />

R<strong>in</strong>g cast of vices


<strong>in</strong>terview: Wo liegen die Grenzen? Ist es <strong>in</strong> Ordnung,<br />

dass Hitchcock auf Tippi Hedren Vögel gehetzt hat, die<br />

auf sie e<strong>in</strong>gepickt und sie vollgekackt haben?<br />

seydoux: Es würde mich nicht stören, wenn e<strong>in</strong>em<br />

Regisseur e<strong>in</strong>fiele, mich von Vögeln bekacken zu lassen.<br />

Wenn er mir erklärt, dass wir das für e<strong>in</strong>e Szene brauchen,<br />

denk ich: „Ke<strong>in</strong> Problem.“ Ich kann sehr weit gehen.<br />

<strong>in</strong>terview: Sie beide wurden <strong>in</strong> Cannes praktisch zum<br />

selben Zeitpunkt ausgezeichnet, als <strong>in</strong> Frankreich nach<br />

langen Debatten homosexuelle Ehen zugelassen wurden.<br />

Ist der Film für Sie letztlich e<strong>in</strong> politisches Statement?<br />

exarchopoulos: Ne<strong>in</strong>. Das war nur e<strong>in</strong> glücklicher<br />

Zufall. Während der Dreharbeiten haben wir nie über<br />

Homosexualität oder Militanz geredet. Für mich g<strong>in</strong>g es bei<br />

diesem Film darum, e<strong>in</strong>e Liebesgeschichte zu erzählen.<br />

Me<strong>in</strong>e Herausforderung bestand dar<strong>in</strong>, die Menschen<br />

vergessen zu lassen, dass wir zwei Frauen s<strong>in</strong>d. Sie sollten<br />

nicht denken können: „He, zwei Lesben, das könnte<br />

cool se<strong>in</strong>.“<br />

seydoux: Ja, das war e<strong>in</strong> schöner Zufall, aber ich glaube,<br />

dass dieser Zufall stattf<strong>in</strong>den konnte, weil der Film sehr<br />

modern ist. Er ist nicht militant, aber er ist engagiert.<br />

Es sollte ganz normal se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e Geschichte über zwei<br />

Frauen zu erzählen.<br />

<strong>in</strong>terview: Hat Sie das an dem Film angezogen?<br />

seydoux: Ja. Ich wollte e<strong>in</strong>e Lesbe spielen.<br />

<strong>in</strong>terview: Warum?<br />

seydoux: Weil ich es <strong>in</strong>teressant fand. Es ist e<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong>teressante Figur, auch weil sie auf e<strong>in</strong>e bestimmte Art<br />

eher wie e<strong>in</strong> Mann ist.<br />

<strong>in</strong>terview: Stimmt. In der Dynamik dieses Paares ist Ihre<br />

Figur typisch männlich. Glauben Sie, dass das Publikum<br />

Sie beide als lesbische Ikonen wahrnehmen wird?<br />

seydoux: Weiß ich nicht. Warum nicht? Ich hätte ke<strong>in</strong><br />

Problem da<strong>mit</strong>.<br />

<strong>in</strong>terview: Sie haben öffentlich Auskunft darüber gegeben,<br />

dass Sie beide Freunde haben. War es Ihnen wichtig, die<br />

Leute wissen zu lassen, dass Sie hetero s<strong>in</strong>d?<br />

exarchopoulos: Ich habe <strong>in</strong> Cannes me<strong>in</strong>en Freund vor<br />

der Kamera geküsst, weil man se<strong>in</strong>e Freude <strong>mit</strong> jemandem<br />

teilen will, den man liebt. Es g<strong>in</strong>g mir nicht darum zu<br />

zeigen, dass ich ke<strong>in</strong>e Lesbe b<strong>in</strong>.<br />

seydoux: Ich habe ke<strong>in</strong>e Probleme <strong>mit</strong> Homosexualität.<br />

Es würde mich nicht stören, wenn ich e<strong>in</strong>e Lesbe wäre. Ich<br />

glaube, Kechiche wollte für se<strong>in</strong>en Film heterosexuelle<br />

Schauspieler<strong>in</strong>nen haben, weil es zu e<strong>in</strong>fach gewesen wäre,<br />

e<strong>in</strong>e lesbische Geschichte <strong>mit</strong> lesbischen Schauspieler<strong>in</strong>nen<br />

zu drehen. Er mag Fiktion.<br />

<strong>in</strong>terview: Wie g<strong>in</strong>g es Ihnen, als Julie Maroh (die<br />

Autor<strong>in</strong> der Graphic Novel „Blue Angel“, die der<br />

Ausgangspunkt von Kechiches Film ist) über die Sexszenen<br />

<strong>in</strong> Blau ist e<strong>in</strong>e warme Farbe sagte, sie seien „brutal<br />

und chirurgisch“, „sogenannter lesbischer Sex“, „Porno“<br />

und „lächerlich“?<br />

exarchopoulos: Ich b<strong>in</strong> nicht e<strong>in</strong>verstanden da<strong>mit</strong>. Man<br />

hat jedes Recht, uns <strong>in</strong> diesen Szenen schlecht zu f<strong>in</strong>den.<br />

Aber man kann doch nicht sagen: „So machen es die Leute<br />

nicht. So haben Leute ke<strong>in</strong>en Sex.“ Wissen Sie denn, wie<br />

Leute Sex haben? Menschen haben ganz verschieden Sex.<br />

Es ist so persönlich, sich jemandem h<strong>in</strong>zugeben; es muss<br />

Menschen geben, die es gerne <strong>mit</strong> Affen, <strong>mit</strong> Videos, <strong>mit</strong><br />

zehn anderen oder nur <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen anderen tun.<br />

Verdammt, es gibt so vieles. Also macht Julie Maroh es<br />

sich sehr leicht, wenn sie behauptet, dass Lesben so nicht<br />

Sex haben. Ganz abgesehen davon, dass der Sex <strong>in</strong><br />

unserem Film gar nicht lesbisch ist. Für Adèle ist es ja<br />

das erste Mal. Also hat sie nicht wie e<strong>in</strong>e Lesbe Sex,<br />

sondern wie e<strong>in</strong> Mensch, der noch alles lernt und verliebt<br />

und besessen von e<strong>in</strong>er Frau ist.<br />

seydoux: Der Film handelt nicht von Homosexualität.<br />

Kechiche ist irgendwie besessen von gesellschaftlichen<br />

Unterschieden, und deswegen ist das irgendwie e<strong>in</strong><br />

gesellschaftlicher Film geworden. Adèle hat e<strong>in</strong>en eher<br />

volkstümlichen H<strong>in</strong>tergrund …<br />

<strong>in</strong>terview: Sie f<strong>in</strong>den, dass es um Klassenunterschiede<br />

geht?<br />

seydoux: Ja. Adèle lebt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>stadt im Norden<br />

Frankreichs, e<strong>in</strong>er sehr armen Stadt. Wir haben dort<br />

gearbeitet. Es ist e<strong>in</strong> sehr trister Ort, jeder ist Alkoholiker<br />

und übergewichtig. Ich b<strong>in</strong> mehr so die Bürgerliche.<br />

<strong>in</strong>terview: Glauben Sie, das Kechiche Sie wegen Ihrer<br />

familiären Herkunft ausgesucht hat?<br />

seydoux: Total. Damals hab ich das noch nicht so<br />

<strong>mit</strong>bekommen. Ich will aber ke<strong>in</strong>e Bourgeoise spielen,<br />

weil ich e<strong>in</strong>e b<strong>in</strong>, verstehen Sie? Ich will Menschen<br />

spielen, die fern von mir s<strong>in</strong>d.<br />

<strong>in</strong>terview: Hat es Ihre Karriere bee<strong>in</strong>flusst, dass Sie aus<br />

e<strong>in</strong>er Familie stammen, die im Filmgeschäft ist?<br />

seydoux: Ne<strong>in</strong>, glaube ich nicht. Sicher, ich b<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Familie aufgewachsen, <strong>in</strong> der es viel Kultur gab.<br />

Und ich weiß auch, dass es e<strong>in</strong> großes Privileg ist, wenn<br />

man <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zuhause aufwächst, <strong>in</strong> dem es Bücher<br />

gibt. Als ich e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d war, g<strong>in</strong>g me<strong>in</strong> Vater <strong>mit</strong> mir oft <strong>in</strong><br />

Museen, und ich hatte die Möglichkeit, viel zu reisen.<br />

Das hat me<strong>in</strong>en Horizont erweitert.<br />

<strong>in</strong>terview: Adèle, gab es auch <strong>in</strong> Ihrer Familie Kultur?<br />

exarchopoulos: Me<strong>in</strong> Vater ist e<strong>in</strong> Gitarrist,<br />

me<strong>in</strong>e Mutter Krankenschwester. Aber es gab so etwas<br />

wie Kultur. Me<strong>in</strong>e Mutter liest viel, me<strong>in</strong> Vater hat gerne<br />

Rockmusik gehört.<br />

<strong>in</strong>terview: Was denn?<br />

exarchopoulos: Guns N’ Roses, die Roll<strong>in</strong>g Stones,<br />

Lenny Kravitz. Und er hat viele DVDs gekauft, weil er<br />

ke<strong>in</strong>e Zeit dafür hatte, <strong>in</strong>s K<strong>in</strong>o zu gehen. Da war alles<br />

dabei: K<strong>in</strong>derfilme, psychologische Filme, blutige Filme.<br />

Es war e<strong>in</strong> großes Vergnügen, mir das alles anzusehen.<br />

<strong>in</strong>terview: Léa, Sie spielen <strong>in</strong> Wes Andersons nächstem<br />

Film The Grand Budapest Hotel und haben <strong>mit</strong> ihm<br />

e<strong>in</strong>e ziemlich lustige Werbekampagne für Prada gedreht.<br />

Wie war die Zusammenarbeit <strong>mit</strong> ihm?<br />

seydoux: Ach, <strong>mit</strong> Wes war es sehr nett. Er sagt<br />

anfangs nie sehr viel und macht viele Takes. Also macht<br />

man e<strong>in</strong> wenig n’importe quoi, wie sagt man noch mal?<br />

<strong>in</strong>terview: E<strong>in</strong> wenig Nichts?<br />

seydoux: Ne<strong>in</strong>, ne<strong>in</strong>, man macht e<strong>in</strong>fach, was man fühlt.<br />

Und h<strong>in</strong>terher kommt er und macht alles hübsch.<br />

Am Anfang ist es immer e<strong>in</strong> ziemliches Durche<strong>in</strong>ander,<br />

doch dann macht er es klarer und klarer.<br />

<strong>in</strong>terview: Geht es auf dem Set lustig zu?<br />

seydoux: Ja, sehr. Man spürt sehr viel Humor.<br />

<strong>in</strong>terview: Und <strong>mit</strong> Woody Allen, hatten Sie <strong>mit</strong> ihm Spaß?<br />

seydoux: Ja, er ist brillant. Er beobachtet e<strong>in</strong>en ständig<br />

und sagt kaum etwas, und dann s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Filmen alle<br />

se<strong>in</strong>e Schauspieler immer unglaublich gut.<br />

„Blau ist e<strong>in</strong>e warme Farbe“<br />

startet am 19. Dezember


„Ich habe ke<strong>in</strong>e Probleme<br />

<strong>mit</strong> Homosexualität. Es<br />

würde mich nicht stören,<br />

wenn ich Lesbe wäre“<br />

léa seydoux<br />

photography Mikael<br />

Jansson / Trunk Archive<br />

hair Yannick D’Is for<br />

Oribe / Management Artists<br />

make-up Hannah Murray /<br />

Art + Commerce us<strong>in</strong>g Prestige<br />

manicure Anatole<br />

Ra<strong>in</strong>ey / B Agency set design<br />

Emma Roach / Streeters<br />

London production Marie<br />

Hu for North 6 retouch<strong>in</strong>g<br />

Gloss Studio New York digital<br />

technicians Nicolas<br />

Fallet, Faremi Pujol, Pablo<br />

Azevedo for D-Factory photography<br />

assistants<br />

Robert L<strong>in</strong>dholm, Emilio<br />

Her nandez, Virgile Biechy,<br />

Fabrizio Amoroso styl<strong>in</strong>g<br />

assistants Melissa Levy,<br />

Grace Atk<strong>in</strong>son hair assistant<br />

Quent<strong>in</strong> Guyen makeup<br />

assistant Khela Tyson<br />

set design assistants<br />

Joshua Stovell, Benedicte Lepere


Haute Joaillerie<br />

166


Top julien DaviD Schmuck (hier<br />

und auf allen Folgeseiten): Bulgari<br />

haute joaillerie Kette<br />

aus Plat<strong>in</strong> <strong>mit</strong> runden Smaragden und<br />

Diamanten ohrr<strong>in</strong>g aus Weißgold<br />

<strong>mit</strong> Diamanten im Baguetteschliff und<br />

Pavéfassung r<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Blumenform,<br />

aus Weißgold <strong>mit</strong> Diamanten besetzt<br />

Das Maß<br />

der Gefühle167<br />

Portof<strong>in</strong>o, soPhia loren,<br />

grosse leidenschaften,<br />

schmuck von Bulgari:<br />

Wenn man die lieBe auf e<strong>in</strong>e<br />

formel Br<strong>in</strong>gen Wollte,<br />

Wären das schon e<strong>in</strong> Paar<br />

Bestandteile, auf die Wir<br />

nicht verzichten könnten.<br />

<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en zeiten Wird<br />

man Wohl noch e<strong>in</strong> Wenig<br />

grösser träumen dürfen<br />

Fotos Adrian Crisp<strong>in</strong><br />

Styl<strong>in</strong>g Ann-Kathr<strong>in</strong><br />

Obermeyer


Diese Seite: Top giorgio armani Hose chloé<br />

Kette <strong>mit</strong> 9,39-karätigen gelben tropfenförmigen<br />

Diamanten r<strong>in</strong>g aus Gelbgold <strong>mit</strong> 14,26-karätigem<br />

Smaragd im Cabochonschliff r<strong>in</strong>g aus Weißgold<br />

<strong>mit</strong> Diamanten besetzt<br />

Rechte Seite: Pullover louis vuitton Rock<br />

rochas ohrr<strong>in</strong>g <strong>mit</strong> fünf Turmal<strong>in</strong>en und<br />

e<strong>in</strong>em Brillanten r<strong>in</strong>g aus Plat<strong>in</strong>, <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Smaragd, Rub<strong>in</strong>en im Tafelschliff und Diamanten<br />

<strong>in</strong> Pavéfassung uhr „Diva“ aus 18-karätigem<br />

Roségold <strong>mit</strong> Diamanten und Amethysten<br />

Haute Joaillerie<br />

168


Bl<strong>in</strong>D Kane<br />

dress, J.W Anderson<br />

trousers, Dries van<br />

Noten crystal r<strong>in</strong>g,<br />

jeweled b<strong>in</strong>di from St.<br />

Mark's Place, NYC<br />

169<br />

moDel paul<strong>in</strong>e hoarau @ the society management<br />

hair takashi yusa maKeup just<strong>in</strong>e purdue<br />

@ tim howard management us<strong>in</strong>g mac<br />

photo assistants ned rogers, ned mulvhill<br />

stylist assistants anny choi and chris lee<br />

cast<strong>in</strong>g samuel ellis sche<strong>in</strong>man @dm fashion studio


Look BurBerry prorsum<br />

Brille Bulgari collier<br />

<strong>mit</strong> 20,2-karätigen Diamanten <strong>in</strong><br />

Pavéfassung ohrr<strong>in</strong>ge<br />

<strong>in</strong> Blumenform <strong>mit</strong> Smaragden<br />

und Diamanten r<strong>in</strong>g aus<br />

Plat<strong>in</strong> und Gelbgold <strong>mit</strong> ge bem<br />

Diamant und weißen Diamantstegen<br />

r<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Weißgold <strong>mit</strong><br />

Türkisen, Diamanten und e<strong>in</strong>em<br />

14,25-karätigen Saphir uhr<br />

aus 18-karätigem Gelbgold <strong>mit</strong><br />

Diamanten besetzt


Blazer sa<strong>in</strong>t laurent By heDi<br />

slimane Kette aus Weißgold und<br />

e<strong>in</strong>em 43,02-karätigen Cabochonsaphir,<br />

13 Saphirperlen, 149 Tafelschliffsaphiren<br />

und Diamanten uhr „Diva“<br />

aus Weiß-gold <strong>mit</strong> Diamanten besetzt<br />

Haute Joaillerie<br />

171


Haute Joaillerie<br />

172<br />

Cape & Rock valent<strong>in</strong>o<br />

Kette aus Plat<strong>in</strong> und Gold <strong>mit</strong><br />

43 tropfenförmigen Diamanten,<br />

Brillanten und Diamanten <strong>in</strong><br />

Pavéfassung armBanD aus<br />

Weißgold und 60,49-karätigen<br />

Diamanten <strong>in</strong> Pavéfassung ohrr<strong>in</strong>ge<br />

aus Plat<strong>in</strong> und Gelbgold<br />

<strong>mit</strong> 20,31-karätigen Smaragden<br />

und Diamanten r<strong>in</strong>g aus Plat<strong>in</strong><br />

und Gelbgold <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Saphir<br />

und 21,63-karätigen Diamanten<br />

uhr „Assioma D“ <strong>mit</strong> Diamantziffernblatt<br />

und -armband


173<br />

Top sonia ryKiel<br />

Lederrock jacquemus<br />

Kette <strong>mit</strong> p<strong>in</strong>kem 38,86-<br />

karätigem Sp<strong>in</strong>ell, 56 kle<strong>in</strong>en<br />

Sp<strong>in</strong>ellen, Smaragden und<br />

Brillanten ohrr<strong>in</strong>ge aus<br />

Weißgold <strong>mit</strong> Brillanten<br />

r<strong>in</strong>g <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Rub<strong>in</strong>, Diamanten<br />

im Marquiseschliff<br />

und Pavé fassung r<strong>in</strong>g<br />

<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em p<strong>in</strong>ken Saphir,<br />

Brillanten und Diamanten im<br />

Baguetteschliff uhr<br />

„Serpenti“ aus 18-karätigem<br />

Roségold und Brillanten<br />

haare Stefano Gatti / W-M Management maKe-up Giorgia Pambianchi /<br />

Atomo Management maniKüre Sara Alaimo / Atomo Management<br />

moDel Chloe Belle / Iconic Management proDuKtion Dorothea Fiedler


jetzt ist die zeit, <strong>in</strong> der sternenstaub vom<br />

himmel fällt und Gesichter leuchten<br />

lässt. wer jemanden sieht, der so die<br />

w<strong>in</strong>terdunkelheit verscheucht, hat<br />

e<strong>in</strong>en wunsch frei. auch <strong>mit</strong> offenen auGen<br />

Nacht<br />

aus<br />

Gold<br />

Beauty Make-up<br />

175<br />

Augenbrauen: „Eyebrow Def<strong>in</strong>er <strong>in</strong><br />

Warm“ von LAURA MERCIER<br />

Rouge: „Shimmer Bricks Nude Glow“<br />

von BOBBI BROWN, li<strong>mit</strong>iert<br />

Lidschatten: „S<strong>in</strong>gle Eyeshadow No. 16<br />

Copper“ von NYX, exklusiv bei Douglas<br />

Kajal: „Khôl Me Kajal“ von GUERLAIN<br />

Mascara: „High Impact Waterproof<br />

Mascara“ von CLINIQUE<br />

Lippenstift: „L’Absolue Rouge No. 131<br />

Pense a Moi“ von LANCÔME<br />

Fotos Pawel Pysz<br />

Make-up Maria Olsson


Augenbrauen: „Eyebrow<br />

Pencil No. EB01 Grayish<br />

Brown“ von SENSAI<br />

Lidschatten: „5 Couleurs<br />

Iridescent No. 008 Smokey<br />

Design“ von DIOR<br />

Rouge: „Cream Rouge for<br />

Lips & Cheeks No. 10 Creamy<br />

P<strong>in</strong>k“ von ARTDECO<br />

Lippen: „Lip Color Bruised<br />

Plum“ von TOM FORD


Augenbrauen:<br />

„Browz<strong>in</strong>gs Dark“<br />

von BENEFIT<br />

Kajal: „Magic Kajal“<br />

von GIVENCHY<br />

Mascara: „Double<br />

Extension Re-Novation<br />

Mascara“ von<br />

L’ORÉAL PARIS<br />

Lippenstift: „Rouge<br />

Ecstasy No. 203“ von<br />

GIORGIO<br />

ARMANI BEAUTY


Beauty Make-up<br />

178<br />

Augenbrauen: „Phyto-<br />

Sourcils Perfect No. 03 Brun“<br />

von SISLEY Kajal:<br />

„Crayon Khôl No. 01 Intense<br />

Black“ von CLARINS<br />

Rouge: „Wanted Blush No. 05<br />

Sculpt<strong>in</strong>g Woodrose“ von<br />

HELENA RUBINSTEIN<br />

Lippenstift: „Perfect Rouge<br />

No. RD613 Mystery“ von<br />

SHISEIDO<br />

STYLING Omaima Salem<br />

MAkE-UP Maria Olsson /<br />

Jed Root us<strong>in</strong>g Urban<br />

Decay HAIR Daniel<br />

Mart<strong>in</strong> / D+V Management<br />

us<strong>in</strong>g ORIBE products<br />

MANICURE Crist<strong>in</strong>a<br />

Conrad / Calliste MO-<br />

DEL Lera Tribel / Next<br />

Models STYLING AS-<br />

SISTANT Oumeih Benaicha<br />

PHOTO ASSISTANTS<br />

Mehdi Sefrioui, Christian<br />

Bragg, Michael Williams<br />

HAIR ASSISTANT<br />

Miharu Oshiba RETOU-<br />

CHING Jam Imag<strong>in</strong>g


www.eliesaab.com


Was Kle<strong>in</strong>es<br />

zum Fest<br />

ParfÜms zu weihnachten: e<strong>in</strong> klassiker,<br />

den sich orig<strong>in</strong>elle zeitgenossen oft<br />

nicht zu schenken trauen. ausser …<br />

V Bett<strong>in</strong>a Brenn<br />

Illustration Manuel Birnbacher<br />

Beauty Kolumne<br />

180<br />

Bewundernswert:<br />

der Luxusflakon<br />

für die Luxusvariante<br />

von<br />

Diors „J‘adore“<br />

Vor Weihnachten werden die Fantasien kühner<br />

– sowohl jene der Frauen, deren <strong>in</strong>nere Werte<br />

endlich durch das richtige Geschenk erkannt<br />

werden sollen, als auch jene der Luxushersteller, die<br />

wissen: Jetzt ist mancher bereit für Verausgabung beim<br />

Versuch, se<strong>in</strong>e Liebe zu zeigen. Und so begibt es sich, dass<br />

sich <strong>in</strong> diesem Jahr gleich drei Unternehmen dafür<br />

entschieden haben, ihre Düfte e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong> wenig kostbarer<br />

zu verpacken.<br />

Für den Duft „La Vie Est Belle“ von Lancôme erschuf<br />

die Schweizer Spieluhrenmanufaktur Reuge zusammen<br />

<strong>mit</strong> dem französischen Traditions-Kristalllabel Baccarat<br />

e<strong>in</strong> Kunstwerk, das den Irisduft umspielt (<strong>mit</strong> dem Lied<br />

der Werbekampagne <strong>mit</strong> Julia Roberts). Weltweit gibt es<br />

von der „La Vie Est Belle L’Édition Féerique“ – e<strong>in</strong>er<br />

doppelten Kuppel aus Glas, geschmückt <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Leuchter aus 133 Kristallkugeln und 48 Röhren – nur<br />

15 Exemplare. E<strong>in</strong>es davon kann man ab Ende November<br />

<strong>in</strong> Düsseldorfs gerade eröffnetem Shopp<strong>in</strong>g-Tempel<br />

Breun<strong>in</strong>ger besichtigen. Dort wird das kostbare Stück im<br />

Januar für e<strong>in</strong>en guten Zweck versteigert, E<strong>in</strong>stiegsgebot:<br />

20 000 Euro. Da die Luxusgüterbranche trotz Eurokrise<br />

immer noch stetig wächst, wird sich gewiss e<strong>in</strong> kaufkräftiger<br />

Liebhaber f<strong>in</strong>den.<br />

Auch für Diors erfolgreichsten Duft „J’adore“ gibt es<br />

jetzt e<strong>in</strong>e Luxusverpackung. Die bekannte schlanke<br />

Amphore wird von Frankreichs bestem Glasbläser aus<br />

Baccarat-Kristall gefertigt, um danach von den Ateliers<br />

der Haute Joaillerie Dior <strong>mit</strong> echten goldenen Ketten<br />

und Diamanten verziert zu werden. Kostenpunkt des<br />

Schmuckstücks <strong>mit</strong> 100 ml „Essence de Parfum J’adore<br />

l’Or“: circa 50 000 Euro.<br />

Guerla<strong>in</strong> wiederum, e<strong>in</strong>es der ältesten Parfümhäuser<br />

der Welt, das wie Dior zum Luxusgüterkonzern LVMH<br />

gehört, veredelt die beiden Klassiker „Shalimar“ und<br />

„La Petite Robe Noir“. Der „Shalimar“-Flakon wurde<br />

von der französischen Accessoire- und Schmuckdesigner<strong>in</strong><br />

Sylvia Toledano <strong>mit</strong> 24-karätigem Mattgold überzogen<br />

und <strong>mit</strong> Edelste<strong>in</strong>en aus Jaipur verziert, die auch das<br />

Taj Mahal schmücken, das 1921 e<strong>in</strong>e zentrale Rolle bei<br />

der „Shalimar“-Entstehungsgeschichte spielte. Von der<br />

„Shalimar Indes & Merveilles“-Edition <strong>mit</strong> dem üppigen<br />

Inhalt von anderthalb Litern (!) wird es exklusiv <strong>in</strong> den<br />

Guerla<strong>in</strong>-Boutiquen weltweit 48 nummerierte Exemplare<br />

zu je 9 500 Euro geben. Dagegen ersche<strong>in</strong>t der Baccarat-<br />

Flakon <strong>mit</strong> silberner Spitze von „La Petite Robe Noir“<br />

für 6 400 Euro geradezu erschw<strong>in</strong>glich.<br />

Während Parfüms saisonbed<strong>in</strong>gt aufrüsten (30 Prozent<br />

des Jahresumsatzes werden <strong>in</strong> der Weihnachtszeit gemacht),<br />

f<strong>in</strong>den im Luxuspflegemarkt die Preisexplosionen längst<br />

ganzjährig statt. Marken wie La Mer, La Prairie, RéVive<br />

oder Kanebo lancieren e<strong>in</strong>e Kostbarkeit nach der anderen,<br />

<strong>mit</strong> erlesenen Wirkstoffen und zarten Texturen, die e<strong>in</strong>em<br />

schon beim Auftragen e<strong>in</strong> One-Million-Dollar-Treatment-<br />

Gefühl geben. So entspannen sich Fältchen von ganz<br />

alle<strong>in</strong>e. Das schaffen weder neue Schuhe von Jimmy Choo<br />

noch e<strong>in</strong>e Designerhandtasche.


VERWANDLE DEIN HAAR IN<br />

WUSCHELIGE WELLEN MIT<br />

TONI&GUY<br />

CASUAL SEA SALT<br />

TEXTURISING SPRAY<br />

UND VOLLENDE .. DEINEN<br />

LOOK MIT LASSIGEN<br />

WILDLEDERFRANSEN.<br />

HIER GEHTS ZUR VIDEO-STYLING-ANLEITUNG<br />

FÜR DEN TREND-LOOK DER SAISON.<br />

TONI&GUY Produkte erhältst Du <strong>in</strong> ausgewählten Filialen folgender Drogeriemärkte & Parfümerien:<br />

ROSSMANN, MÜLLER, DOUGLAS & DOUGLAS ONLINE, BUDNIKOWSKY.<br />

FINDE DEINEN SHOP: HTTP://SHOPFINDER.HAIRMEETWARDROBE.DE


W<strong>in</strong>terwunderland<br />

VIRTUOSE MAKE-UPS, EINE KERZE, DIE NACH<br />

WHISKY DUFTET, PFINGSTROSEN IM ADVENT,<br />

HANDBEMALTER BETON UND EINE CREME,<br />

DIE IN EINEM TINTENFISCH AUS MURANO-<br />

GLAS STECKT: SCHÖNHEIT ZUM STAUNEN<br />

V Bett<strong>in</strong>a Brenn<br />

Make-up<br />

Extrem!<br />

Spektakulärer ist e<strong>in</strong> Gesicht<br />

nie verborgen worden als von<br />

Pat McGrath für Givenchy.<br />

Für ihren von afrikanischen<br />

Masken <strong>in</strong>spirierten Look<br />

brauchte die britische<br />

Make-up-Künstler<strong>in</strong> Pailletten,<br />

Swarovski-Kristalle, Glitter,<br />

Stickereien und zwölf Stunden<br />

Model-Geduld.<br />

DUFT AM HALS<br />

E<strong>in</strong>e hübsche Idee von Marc Jacobs:<br />

Parfüm als Creme <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kette. Gut,<br />

weil der Duft erstens <strong>mit</strong> Aromen von<br />

Birne, Orangenblüten und Honig stets <strong>in</strong><br />

der Nähe bleibt, und weil man zweitens<br />

e<strong>in</strong> Accessoire-Problem weniger hat.<br />

Бauty News Бauty News<br />

TÜRCHEN, ÖFFNE DICH!<br />

Warten kann so schön se<strong>in</strong>: Der m<strong>in</strong>imalistische<br />

Adventskalender des Wellnesshotels Post im<br />

vorarlbergischen Bezau entzückt <strong>mit</strong> 24 höchst liebevoll<br />

ausgesuchten Geschenken für Seele, Körper und<br />

Schönheit. Kompetent kuratiert von Susanne Kaufmann.<br />

Adventskalender von Susanne Kaufmann, ca. 70 €<br />

Passend zum<br />

Sparkl<strong>in</strong>g Trend:<br />

„Perfumista<br />

Avenue“ <strong>mit</strong><br />

Rose, Honig und<br />

Patschuli. Von<br />

Bond No 9, als<br />

Swarovski Edition,<br />

ca. 1 050 €<br />

„For Men Hydrat<strong>in</strong>g Lip Balm“ von Tom Ford,<br />

ca. 25 €, ausschließlich im KaDeWe erhältlich<br />

PFLEGE<br />

& HEGE<br />

Tom Ford hat jetzt<br />

e<strong>in</strong>e Groom<strong>in</strong>g-Serie:<br />

acht Produkte, vom<br />

Bronz<strong>in</strong>g Gel bis zum<br />

Concealer. Und Männer<br />

haben gleich acht<br />

Ausreden weniger.<br />

„Honey Solid<br />

Perfume Kette“<br />

von Marc Jacobs,<br />

ca. 42 €<br />

Viererpack<br />

Sieht aus wie e<strong>in</strong> Relief, das man am liebsten<br />

gar nicht zerstören möchte – ist aber sehr<br />

nützlich. Die vier Rouge-Töne von Giorgio<br />

Armani Beauty lassen sich <strong>mit</strong> dem P<strong>in</strong>sel zu<br />

subtilen Make-ups komb<strong>in</strong>ieren.<br />

„Eccentrico<br />

Face Palette“<br />

von Giorgio<br />

Armani Beauty,<br />

ca. 86 €, li<strong>mit</strong>iert


„Deep Sea<br />

Cream“ <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er handgearbeiteten<br />

Skulptur<br />

aus Muranoglas,<br />

von<br />

Ligne<br />

St. Barth,<br />

ca. 1 350 €<br />

P<strong>in</strong>k, p<strong>in</strong>k, noch mehr p<strong>in</strong>k<br />

Der britische Fotograf Tim Walker ist nicht für<br />

Realismus bekannt: Wenn ihm nicht passt, wie die Welt<br />

aussieht, färbt er sie um. Das hat er schon <strong>mit</strong> Katzen,<br />

Pferden oder Scarlett Johansson gemacht, und so hält er es jetzt<br />

auch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Werbekampagne für Jo Malone, <strong>in</strong> der<br />

alles unübersehbar pfi ngstrosa ist. Das könnte daran liegen,<br />

dass der neue Jo-Malone-Duft „Peony & Blush Suede“ heißt.<br />

Und nach Rose (und rotem Apfel und weißem Moschus) duftet.<br />

CRÈME DE LA CRÈME<br />

Über 20 Jahre Forschung. Ähnelt<br />

dem menschlichen Hautfett.<br />

Inhaltsstoffe wie Algenextrakt, Gold<br />

oder Silizium. T<strong>in</strong>tenfi sch-Flakon.<br />

Soweit die Basics der „Deep<br />

Sea Cream“. Ihr Effekt: Anti-Ag<strong>in</strong>g.<br />

„The Peony &<br />

Blush Suede<br />

Collection“, als<br />

Cologne, Body<br />

& Hand Wash,<br />

Body Crème und<br />

Kerze, ab ca. 40 €<br />

FOTOS: Andrea Adriani/IMAXTREE.COM; Marc Jacobs (2); PR (15); Shona Stark<br />

Beauty und Beton: der<br />

Aesop Store <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

Beauty-Talk<br />

<strong>mit</strong> Birgit Hölzer<br />

Die Berl<strong>in</strong>er<strong>in</strong> hat <strong>mit</strong> dem Designbüro<br />

Weiss-heiten den ersten deutschen Store der<br />

Beautymarke Aesop gestaltet<br />

INTERVIEW: Wenn man den Laden betritt,<br />

fallen e<strong>in</strong>em sofort die ungewöhnlichen Fliesen<br />

auf. Welche Idee steckt dah<strong>in</strong>ter?<br />

BIRGIT HÖLZER: Wir haben uns bei unserer<br />

Gestaltung sehr von der<br />

Umgebung des Ladens und<br />

von der Geschichte Berl<strong>in</strong>s<br />

<strong>in</strong>spirieren lassen. Ausgangspunkt<br />

war die U-Bahnstation<br />

Alexanderplatz. Die Kacheln<br />

s<strong>in</strong>d aus Beton und wurden<br />

von Hand bemalt. Ke<strong>in</strong>e ist<br />

wie die andere, und wir<br />

Birgit Hölzer<br />

wussten vorher nicht, wie<br />

alles am Ende wirken würde. Zu den Materialien,<br />

für die wir uns entschieden haben, gehören auch<br />

roher Stahl, der erst über die Jahre die richtige<br />

Pat<strong>in</strong>a entwickelt, und geweißte deutsche Eiche.<br />

Mit den Materialien wollten wir auch die<br />

Natürlichkeit der Produkte von Aesop widerspiegeln.<br />

INTERVIEW: Kannten Sie die Marke bereits?<br />

HÖLZER: Ja, ich habe e<strong>in</strong>e Zeitlang <strong>in</strong> Australien<br />

gelebt und mich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Bar <strong>in</strong> Melbourne <strong>in</strong> den<br />

Duft der Seife verliebt. Es ist großartig, dass sich<br />

der Kreis jetzt wieder geschlossen hat.<br />

INTERVIEW: Australier haben e<strong>in</strong> großes Gespür für<br />

Interior und Produktgestaltung. Woran liegt das?<br />

HÖLZER: Australier gehen generell viel freier<br />

und experimenteller <strong>mit</strong> Design um und sehen die<br />

D<strong>in</strong>ge nicht so verkopft wie wir Deutschen.<br />

Dadurch wird viel Avantgardistisches <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em<br />

stimmigen Gesamtkonzept möglich – vom<br />

Zuckerstreuer bis zur Licht<strong>in</strong>stallation.<br />

INTERVIEW: Welchen Wunsch haben Sie sich<br />

zuletzt erfüllt?<br />

HÖLZER: E<strong>in</strong>en Lippenstift von Tom Ford <strong>in</strong> der<br />

Farbe „Wild G<strong>in</strong>ger“. Und nach<br />

dem Abschluss des Aesop-<br />

Projekts habe ich mir e<strong>in</strong><br />

„Anna“-Dress von Henrik<br />

Vibskov gegönnt. Sonst kaufe<br />

ich mir jedes Jahr zu me<strong>in</strong>em<br />

Geburtstag e<strong>in</strong> besonderes<br />

Kleid. Das mache ich seit mehr<br />

als zehn Jahren, und ich habe<br />

sie alle noch.<br />

AROMATHERAPIE<br />

Sechs Duftkerzen für<br />

jeden Raum, jede<br />

Stimmungslage und jede<br />

Parfümvorliebe<br />

„PHOENICIS“: Birke, Myrrhe<br />

und Eichenmoos – die<br />

neue Kreation der New Yorker<br />

Kultparfümerie duftet<br />

nach Waldspaziergang. Von<br />

Aedes de Venustas, ca. 55 €.<br />

„BLACK PEARLS“: Wenn<br />

der Duft von Ingwer und<br />

Rose schon verklungen ist,<br />

hat man immer noch<br />

e<strong>in</strong> Designobjekt aus Glas.<br />

Von Baobab, ab 65 €.<br />

„24 OLD BOND STREET“:<br />

E<strong>in</strong>e eher männliche Mixtur<br />

aus Wacholder, Rose,<br />

schwarzem Tee und e<strong>in</strong><br />

wenig altem Whisky.<br />

Von Atk<strong>in</strong>sons, ca. 65 €.<br />

„ENCENS DES INDES“:<br />

Mit exotischen Aromen wie<br />

Weihrauch, Myrrhe, Rose<br />

und Nelke. Von Diptyque <strong>in</strong><br />

Kooperation <strong>mit</strong> Tsé & Tsé,<br />

ab 30 € und li<strong>mit</strong>iert.<br />

„FLEURS DE SEL“: Angeregt<br />

von den Salzfeldern<br />

<strong>in</strong> der Bretagne – <strong>mit</strong><br />

rotem Thymianöl, Rosmar<strong>in</strong><br />

und Wildblumen.<br />

Von Miller Harris, ca. 65 €.<br />

„RAJASTHAN“: Die Farben<br />

er<strong>in</strong>nern an Indien, der<br />

Duft ist Er<strong>in</strong>nerung an und<br />

Vorfreude auf den Sommer.<br />

Mit Zitrone, Rose und Akazien.<br />

Von Etro, ca. 64 €.<br />

Бauty News<br />

183


Erleben Sie Sie journalistische Qualität,<br />

die die aus aus Kultur e<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Erlebnis macht.<br />

Jetzt Jetzt testen: sz.de/lesen oder oder 089 089 / 21 / 21 83 83 10 10000


Jeanne<br />

DARK<br />

Jeanne Tremsal hat den größten Teil ihres jungen Lebens <strong>in</strong><br />

Paris verbracht. Und e<strong>in</strong>ige Jahre <strong>in</strong> München. Jetzt lebt sie<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und testet diesmal das Nachtleben <strong>in</strong> Los Angeles<br />

Foto Maxime Ballesteros<br />

Night & Life<br />

186<br />

Es war halb sechs am Morgen,<br />

aber ich war hellwach. Ich trat auf<br />

den Balkon, der Himmel blaute, die<br />

Sonne wärmte schon. Ich war <strong>in</strong> Los Angeles,<br />

wo genau, wusste ich nicht. In der Nacht<br />

zuvor war es zu spät gewesen, ich zu müde,<br />

um irgendetwas zu sehen. Ich beschloss<br />

h<strong>in</strong>auszugehen, der Stadt beim Erwachen<br />

zuzusehen. Und stand <strong>mit</strong>ten auf dem Rodeo<br />

Drive. Menschenleer und völlig surreal,<br />

e<strong>in</strong>e Geisterstadt der Prosperität. Ich drehte<br />

mich um und sah zum ersten Mal me<strong>in</strong><br />

Hotel. Ich erkannte es gleich wieder: Es war<br />

das Hotel aus Pretty Woman.<br />

So wie sie fühlte ich mich jetzt. Nicht<br />

wie e<strong>in</strong>e Prostituierte. Aber fehl am Platz.<br />

Als könnte jeder sehen, dass ich nicht hierher<br />

gehöre, nur so tue. Und dass ich e<strong>in</strong>e<br />

Europäer<strong>in</strong> b<strong>in</strong>. Was so viel bedeutet wie:<br />

nicht operiert, nicht optimal epiliert.<br />

Ich war von Ferragamo zu e<strong>in</strong>em<br />

Galad<strong>in</strong>ner e<strong>in</strong>geladen, zur Eröffnung des<br />

Wallis Annenberg Centers, des allerersten<br />

Kulturzentrums <strong>in</strong> Beverly Hills. Auf der<br />

Gästeliste: Brad Pitt, Robert Redford, Demi<br />

Moore, Kev<strong>in</strong> Spacey, Jodie Foster …<br />

Selbstverständlich machte mich das<br />

unsicher. Was anziehen? Und was ist <strong>mit</strong> den<br />

Haaren, diesen dünnen, traurig herunterhängenden<br />

Zotteln, hier <strong>in</strong> Kalifornien, dem<br />

Mekka der perfekten Haare? Auf<br />

unangenehme Art fühlte ich mich viel zu<br />

naturbelassen.<br />

Also unternahm ich den Versuch, mich<br />

anzupassen. Ich buchte e<strong>in</strong>en Term<strong>in</strong> bei der<br />

nächstgelegenen Blow Dry Bar (nicht<br />

schneiden, nur föhnen). „We blow for just<br />

35 Dollar“ klang ziemlich überzeugend. Als<br />

ich 40 M<strong>in</strong>uten später die Fönstation verließ,<br />

sah ich kalifornischer als Kim Kardashian aus.<br />

Zurück im Hotel versuchte ich, das<br />

verfünffachte Volumen <strong>mit</strong> Wasser zu<br />

reduzieren. Kurz darauf stand ich <strong>in</strong> der alten<br />

Post von Beverly Hills, <strong>in</strong> der sich jetzt das<br />

Ferragamo-Kulturzentrum bef<strong>in</strong>det,<br />

zwischen älteren, sichtbar operierten Damen<br />

<strong>in</strong> zu bunten Kleidern, die zu große E<strong>in</strong>blicke<br />

<strong>in</strong> ihre Dekolletés gewährten, das ließ<br />

mich umgehend sicherer werden und me<strong>in</strong>e<br />

<strong>mit</strong>tlerweile glatt hängenden Haare stolz<br />

tragen. Mich kam die Lust an, mich zu<br />

besaufen und danebenzubenehmen. Jetzt<br />

verstand ich Miley Cyrus, ihre Rebellion, die<br />

mir von Europa aus noch so lächerlich und<br />

naiv erschienen war. Hier ergab das alles S<strong>in</strong>n.<br />

Ich wollte mir gerade <strong>in</strong> dem riesigen<br />

Garten <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em riesigen G<strong>in</strong> Tonic <strong>in</strong> der<br />

Hand e<strong>in</strong>e Zigarette anstecken, da stand schon<br />

jemand von der Security neben mir und<br />

eskortierte mich sehr höflich und sehr<br />

bestimmt erst zum Ausgang und danach noch<br />

60 Fuß weiter. Da stand ich nun, halb h<strong>in</strong>ter<br />

und halb unter e<strong>in</strong>er Hecke, e<strong>in</strong>sam rauchend.<br />

Große Aufregung: Schwarze Limous<strong>in</strong>en<br />

fuhren vor. Erst Dita von Teese, dann Demi<br />

Moore. Da waren sie, die echten Stars.<br />

Demi Moore sah viel besser aus, als ich sie<br />

jemals gesehen hatte. Ganz <strong>in</strong> Schwarz,<br />

unglaubliche Eleganz. Wieder schämte ich<br />

mich, fühlte mich schäbig, wie ich<br />

rauchend und alle<strong>in</strong>e unter der Hecke stand.<br />

Glücklicherweise entstieg kurz danach André,<br />

e<strong>in</strong> alter Freund aus Paris, e<strong>in</strong>er Limo.<br />

Der Abend war gerettet. Große runde Tische<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em schwarz ausgekleideten Zelt.<br />

Zwei Tische von mir entfernt: Nicole Richie.<br />

Neben ihr Demi Moore und Charlize Theron<br />

<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em wunderbaren Kurzhaarschnitt, laut<br />

lachend, und e<strong>in</strong> süßes blondes Mädchen, das<br />

aussah wie Gwen Stefani. Es war Gwen<br />

Joy Ventur<strong>in</strong>i Bianchi<br />

& Demi Moore<br />

Jodie Foster<br />

Stefani. Alle wirkten wie junge fröhliche<br />

Mädchen. Lauter bekannte Gesichter, kurz<br />

dachte ich, ich wäre auf e<strong>in</strong>em Klassentreffen.<br />

Fast wäre ich zu ihrem Tisch gestürmt, hätte<br />

sie alle euphorisch umarmt und ihnen<br />

erzählt, wie toll sie aussehen.<br />

Es gab Fleisch, riesige Stücke Fleisch, auf<br />

dem Menü stand „Kalb“, es sah eher nach<br />

Elefantenschulter aus. Dann wurde e<strong>in</strong>e<br />

Modenschau von Ferragamo gezeigt, die ich<br />

sehr mochte. Dazu und danach<br />

Gesangse<strong>in</strong>lagen e<strong>in</strong>es italienischen<br />

Opernsängers. Drama!<br />

Ich hatte Spaß. Das Essen war geschafft,<br />

ich freute mich darauf, wie es auf der Party<br />

weitergehen würde!<br />

Ich g<strong>in</strong>g den langen Weg zu me<strong>in</strong>er<br />

Raucherhecke. Herrlich. Doch als ich zurück<br />

kam, war das Zelt – leer. Absolut niemand<br />

mehr da. Selbst me<strong>in</strong> Freund André war<br />

verschwunden. So ist das hier: Nach dem<br />

Dessert s<strong>in</strong>d alle weg. Nur die Familie<br />

Ferragamo – Ferruccio, Massimo, Diego,<br />

Leonardo und James – waren noch da, und<br />

Karolína Kurková, die sich von den Italienern<br />

verabschiedete. Die Ferragamos nahmen<br />

mich <strong>mit</strong> <strong>in</strong> me<strong>in</strong> Hotel, lange saßen wir an<br />

der Hotelbar. Ich weiß nur noch ungenau,<br />

wie es dazu kam, dass wir Tequila-Shots<br />

tranken, und zwar viele davon. Wir alle,<br />

Vater, Onkel, die Söhne und ich. Tapfer.<br />

E<strong>in</strong>en Tequila nach dem anderen. Ich hatte es<br />

mir e<strong>in</strong>facher vorgestellt, Italiener unter den<br />

Tisch zu tr<strong>in</strong>ken.<br />

Massimiliano Giornetti<br />

& Karolína Kurková<br />

Charlize Theron<br />

& Kev<strong>in</strong> Spacey<br />

FOTOS: Stefanie Keenan/Getty Images (3); Donato Sardella/Getty Images


Vorteils-<br />

Abnement<br />

Nur 30 €<br />

für 10 Ausgaben<br />

25 % GESPART!<br />

Ihr Geschenk!<br />

(gilt nur für INTERVIEW im XXL-Format)<br />

Der Padded Pak ‚ r®<br />

aus der Comixt-<br />

Kollektion ist exklusiv<br />

bei uns als Abo-<br />

Prämie erhältlich<br />

*10 Ausgaben <strong>Interview</strong> Tw<strong>in</strong> für 18 €, <strong>Interview</strong> XXL für 30 € <strong>mit</strong> Geschenk<br />

Authentic Comixt<br />

Pop-Art ist e<strong>in</strong>e Kunstrichtung, die genau wie Eastpak <strong>in</strong><br />

den Fünfzigern entstand. Die Authentic-Comixt-Kollektion<br />

ist so<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>e Hommage auf Kunst und Tradition. Der<br />

Padded Pak’r® <strong>in</strong> dem Pr<strong>in</strong>t „Mwah“ lässt den Betrachter<br />

schon beim Namen schmunzeln. Andy Warhol und Roy<br />

Lichtenste<strong>in</strong> hätten das bestimmt auch getan.<br />

Telefonisch bestellen: 040/41 448480<br />

Onl<strong>in</strong>e: abo@<strong>in</strong>terview.de<br />

& www.<strong>in</strong>terview.de/abo


Dita von Teese <strong>mit</strong> Schwester<br />

Angela L<strong>in</strong>dvall, Poppy Delev<strong>in</strong>gne & Jessica Hart<br />

Karolína Kurková, Rachel Zoe,<br />

Alessandra Ambrosio<br />

Gwen Stefani & Gav<strong>in</strong> Rossdale<br />

André Saraiva, Jeanne Tremsal<br />

188<br />

Joe Jonas<br />

Ruhm<br />

für Kunst<br />

wenn<br />

salvatore<br />

Ferragamo<br />

beverly hills e<strong>in</strong><br />

kulturzentrum<br />

s p e n d i e r t,<br />

bleiben die stars<br />

nicht zu hause<br />

Fotos Olivier Zahm<br />

Miroslava Duma<br />

Freida P<strong>in</strong>to & Dev Patel


Yaz Bukey & Marie Marot<br />

Ariel Wizman &<br />

Karl Lagerfeld<br />

Robbie Furze & Mary Charteris<br />

Bernard-Henri Lévy, Franca Sozzani,<br />

V<strong>in</strong>cent Darré<br />

Alles<br />

geben<br />

h<strong>in</strong> und wieder<br />

Fragen wir uns, was<br />

das grössere talent<br />

unseres partykorrespondenten<br />

ist: nur auF partys<br />

zu gehen, auF denen<br />

es abgeht? oder Jede<br />

party, auF der er ist<br />

(wie das l'oFFicield<strong>in</strong>ner<br />

<strong>in</strong> paris), zum<br />

kochen zu br<strong>in</strong>gen?<br />

Fotos Olivier Zahm<br />

Camille Bidault<br />

Wadd<strong>in</strong>gton<br />

Paul Sevigny<br />

189<br />

Marisa Berenson, Haider Ackermann, Krist<strong>in</strong> Scott Thomas, V<strong>in</strong>cent Darré, Arielle Dombasle & Amira Casar<br />

Olivier Zahm, Ellen von Unwerth


Lokaler Wodka im Lokal<br />

Langer<br />

Atem<br />

das label Filippa k<br />

eröFFnete se<strong>in</strong>en<br />

weltweit grössten<br />

F l agship-store<br />

<strong>in</strong> berl<strong>in</strong>, und die<br />

nacht dauerte<br />

bis <strong>in</strong> den morgen<br />

Fotos Jan Kapitän<br />

Brol<strong>in</strong><br />

Ronny Krohn, Daniel Larysch & Eduardo Sebastião<br />

Ellen Dixdotter<br />

Sofia Kourtesis (Mitte)<br />

190<br />

Anika<br />

Pump it up!<br />

Kara Wolf & Phuong Lam<br />

Stephanie Leong, Sofia Kourtesis,<br />

Carol<strong>in</strong>a Del Pilar & Gen Sadakane


Naomi Watts, Isabelle Huppert<br />

Giorgio Armani, Bruce Weber & Nan Bush<br />

Car<strong>in</strong>e Roitfeld<br />

Leonardo DiCaprio, Roberta Armani & Mart<strong>in</strong> Scorsese<br />

Harry Brant & Hilary Swank<br />

Peter Brant Jr. & Stephen Dorff<br />

Er<strong>in</strong> O’Connor & Coco Rocha<br />

Renée Zellweger & Giorgio Armani<br />

FOTOS: Giorgio Armani; Billy Farrell Agency (5); Stefan Gu<strong>in</strong>dani Photo (2)<br />

Glenn Close, S<strong>in</strong>ead Cusack, Lauren Hutton, Nancy Heller & Jeremy Irons<br />

Nur für<br />

e<strong>in</strong>e Nacht<br />

e<strong>in</strong>e der letzten taten michael<br />

bloombergs als bürgermeister<br />

von nyc: die ausruFung des<br />

24.10. zum „giorgio armani day“.<br />

zu armanis gala „one night<br />

only“ kamen ungeFähr alle,<br />

die auF a-listen stehen


Hersteller<br />

192<br />

FOTO Adrian Crisp<strong>in</strong><br />

STYLING Ann-Kathr<strong>in</strong><br />

Obermeyer<br />

A. LANGE & SÖHNE<br />

www.alange-soehne.<br />

com ACNE www.<br />

acnestudios.com ADIDAS<br />

www.adidas.de AEDES DE<br />

VENUSTAS www.ausliebezumduft.<br />

de AESOP www.aesop.com<br />

ALESSANDRA RICH www.alessandrarich.<br />

com ALEXANDER McQUEEN www.<br />

alexandermcqueen.com ALLUDE www.alludecashmere.com<br />

AMERICAN APPAREL www.<br />

americanapparel.net ARMANI PRIVÉ www.armani.com<br />

ARTDECO www.artdeco.de ASHLEY LLOYD www.<br />

ashleydlloyd.com ATELIER VERSACE www.versace.com<br />

ATKINSONS 1799 www.atk<strong>in</strong>sons1799.com BALENCIAGA www.<br />

balenciaga.com BAOBAP www.apropos-store.com BELVEDERE www.<br />

belvederevodka.com BENEFIT www.benefitcosmetics.de BOBBI BROWN www.bobbibrown.de BOND NO.9 www.bondno9.com BORSALINO<br />

www.borsal<strong>in</strong>o.com BOSS www.hugoboss.com BOTTEGA VENETA www.bottegaveneta.com BOUCHERON www.boucheron.com BUCHERER<br />

www.bucherer.com BULGARI HAUTE JOAILLERIE fr.bulgari.com BURBERRY PRORSUM www.burberry.com CALVIN KLEIN www.calv<strong>in</strong>kle<strong>in</strong>.<br />

com CAMILLA DIETZ BERGERON www.cdbltd.com CARTIER www.cartier.de CAST OF VICES www.castofvices.com CÉDRIC CHARLIER www.<br />

cedric-charlier.com CÉLINE www.cel<strong>in</strong>e.com CHANEL www.chanel.com CHANEL HAUTE JOAILLERIE www.chanel.com CHARLOTTE OLYMPIA<br />

www.charlotteolympia.com CHAUMET www.chaumet.com CHLOÉ www.chloe.com CHOPARD www.chopard.de CHRONOSWISS www.<br />

chronoswiss.de CLARINS www.clar<strong>in</strong>s.de CLINIQUE www.cl<strong>in</strong>ique.de COLETTE www.colette.fr COSTUME NATIONAL www.costumenational.<br />

com CREME DE LA MER www.cremedelamer.de DE GRISOGONO www.degrisogono.com DELFINA DELETTREZ www.delf<strong>in</strong>adelettrez.com<br />

DEREK LAM www.dereklam.com DIOR www.dior.com DIOR HAUTE COUTURE www.dior.com DIOR HAUTE JOAILLERIE www.dior.com<br />

DIPTYQUE PARIS www.diptyqueparis.com DODO www.dodo.it DOLCE & GABBANA www.dolcegabbana.de DSQUARED2 www.dsquared2.com<br />

ELIE SAAB www.eliesaab.com ESCADA www.escada.com ETRO www.etro.com FARFETCH www.farfetch.com FILIPPA K www.filippa-k.com<br />

FOGAL www.fogal.com FREY WILLE www.frey-wille.com G-STAR www.g-star.com GENNY www.genny.com GIORGIO ARMANI www.armani.<br />

com GIUSEPPE ZANOTTI www.giuseppezanottidesign.com GIVENCHY www.givenchy.com GUCCI www.gucci.com GUERLAIN www.guerla<strong>in</strong>.<br />

com H.STERN www.hstern.net HAIDER ACKERMANN www.haiderackermann.be HEATHER HUEY www.heatherhuey.com HELENA RUBINSTEIN<br />

www.helenarub<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>.com INA BEISSNER www.<strong>in</strong>abeissner.com INEZ AND VINOODH www.net-a-porter.com IWC www.iwc.com JACQUEMUS<br />

www.jacquemus.com JAEGER LECOULTRE www.jaeger-lecoultre.com JEAN-MICHEL CAZABAT www.jeanmichelcazabat.com JEFFREY<br />

CAMPBELL www.jeffreycampbellshoes.com JENNIFER BEHR www.jenniferbehr.com JENNIFER FISHER www.jenniferfisherjewelry.com JO<br />

MALONE www.jomalone.com JOHN SMEDLEY www.johnsmedley.com JULIEN DAVID www.juliendavid.com JUNGHANS www.junghans.de<br />

JU$T ANOTHER RICH KID www.justanotherrichkid.com KANEBO www.kanebo.de KHAI KHAI JEWELRY www.khaikhaijewelry.com L’ORÉAL<br />

PARIS www.loreal-paris.de LALA BERLIN www.lalaberl<strong>in</strong>.com LANCÔME www.lancome.de LANVIN www.lanv<strong>in</strong>.com LAPRAIRIE www.<br />

laprairie.com LAURA MERCIER www.lauramercier.com LIGNE ST BARTH www.ludwigbeck.de LOLA HATS www.lolahats.com LONGINES www.<br />

long<strong>in</strong>es.de LOST ART www.lostartshop.co.uk LOUIS VUITTON www.louisvuitton.de LYDIA COURTEILLE www.lydiacourteille.com MAIYET<br />

www.maiyet.com MALAIKARAISS www.malaikaraiss.com MARC JACOBS www.marcjacobs.com MARC JACOBS FRAGRANCES www.<br />

marcjacobsfragrances.com MARCEL BONNI www.marcelbonni.com MARIA BLACK www.maria-black.com MARIA LA ROSA www.marialarosa.<br />

it MARINA YACHTING www.mar<strong>in</strong>ayacht<strong>in</strong>g.it MARNI www.marni.com MELET MERCANTILE www.meletmercantile.com MICHAEL KORS www.<br />

michaelkors.com MILLER HARRIS www.millerharris.com MR. HARE www.mrhare.com MYKITA www.mykita.com NARCISO RODRIGUEZ www.<br />

narcisorodriguez.com NET-A-PORTER.COM www.net-a-porter.com NYX www.douglas.de OLE LYNGGAARD COPENHAGEN www.olelynggaard.<br />

com OMEGA www.omegawatches.com PANTHERELLA www.pantherella.com PAPERLESS POST www.paperlesspost.com PATEK PHILIPPE<br />

www.patekphilippe.com PAUL SMITH www.pauls<strong>mit</strong>h.co.uk POMELLATO www.pomellato.com POTTER STYLE www.crownpublish<strong>in</strong>g.com<br />

PRADA www.prada.com PROENZA SCHOULER www.proenzaschouler.com RALPH LAUREN www.ralphlauren.de REINIER BOSCH www.<br />

re<strong>in</strong>ierbosch.nl REPOSSI www.repossi.com RÉVIVE www.ludwigbeck.de ROBERTO CAVALLI HOME www.robertocavalli.com ROCHAS www.<br />

rochas.com RODARTE www.rodarte.net ROGER VIVIER www.rogervivier.com ROLEX www.rolex.com SAINT LAURENT BY HEDI SLIMANE<br />

www.ysl.com SALVATORE FERRAGAMO www.ferragamo.com SCHIAPARELLI www.schiaparelli.com SCREAMING MIMIS www.scream<strong>in</strong>gmimis.<br />

com SELETTI www.seletti.it SENSAI www.sensai-cosmetics.com SET www.set-fashion.com SEVIGNÉ www.sevigne.de SHISEIDO www.<br />

shiseido.de SILVIYA NERI www.silviyaneri.com SISLEY www.sisley-cosmetics.com SONIA RYKIEL www.soniarykiel.com SOPHIE BILLE BRAHE<br />

www.sophiebillebrahe.com STELLA McCARTNEY www.stellamccartney.com STUTTERHEIM www.stutterheim.com SUNSPEL www.sunspel.<br />

com SUPREME www.supremenewyork.com SUSANNE KAUFMANN www.susannekaufmann.com SWATCH www.swatch.de TASCHEN VERLAG<br />

www.taschen.com TENEUES www.teneues.com THOM BROWNE www.thombrowne.com TIFFANY & CO. www.tiffany.de TIGER OF SWEDEN<br />

www.tigerofsweden.com TISSOT www.tissot.ch TOD‘S www.tods.com TOM FORD www.tomford.com TOMMY HILFIGER COLLECTIONS de.tommy.<br />

com TURNBULL & ASSER www.turnbullandasser.co.uk TVTOR www.tvtormagaz<strong>in</strong>e.com TWIN SET www.tw<strong>in</strong>-set.it VACHERON CONSTANTIN<br />

www.vacheron-constant<strong>in</strong>.com VALENTINO www.valent<strong>in</strong>o.com VALENTINO HAUTE COUTURE www.valent<strong>in</strong>o.com VAN CLEEF & ARPELS<br />

www.vancleefarpels.com VIERI www.vieri.com VIKTOR & ROLF HAUTE COUTURE www.viktor-rolf.com VIONNET DEMI COUTURE www.vionnet.<br />

com WEMPE www.wempe.de WENDY NICHOL www.wendynicholnyc.com ZIMMERLI OF SWITZERLAND www.zimmerliofswitzerland.com


Neuer<br />

Look<br />

.de<br />

Follow us on:<br />

F A C E B O O K<br />

T W I T T E R<br />

facebk.c/terew.de<br />

ttter.c/<strong>in</strong>terew_de


LOU REED<br />

starb am 27. Oktober auf Long Island, wo er<br />

<strong>mit</strong> se<strong>in</strong>er Frau Laurie Anderson wohnte. Mit<br />

dem „<strong>Interview</strong>“-Gründer Andy Warhol unterhielt<br />

Reed seit Mitte der 60er-Jahre e<strong>in</strong>e nicht<br />

immer e<strong>in</strong>fache Freundschaft, die er wenige Jahre<br />

nach Warhols Tod <strong>in</strong> den „Songs For Drella“<br />

besang. Wir werden Lou Reed niemals vergessen.<br />

Dies hier ist nur der Anfang.<br />

Lou<br />

Reed<br />

194<br />

Lou Reed <strong>in</strong><br />

„<strong>Interview</strong>”,<br />

März 1973<br />

KAM ANFANG<br />

1973 VON SEINER<br />

„TRANSFORMER“-<br />

TOUR ZURÜCK,<br />

SEINER ERSTEN<br />

WIRKLICH<br />

ERFOLGREICHEN<br />

T O U R N E E<br />

Flashback<br />

DIE NÄCHSTE<br />

AUSGABE VON<br />

<strong>Interview</strong><br />

ERSCHEINT AM<br />

15. JANUAR 2014<br />

LOU REED: Wir waren gerade im Mittleren<br />

Westen unterwegs. Es war verrückt da.<br />

H<strong>in</strong>terher s<strong>in</strong>d die Konzertveranstalter zu<br />

mir gekommen und sagten: „Ich hatte ja<br />

ke<strong>in</strong>e Ahnung, dass es solche Leute gibt.“<br />

Die verstecken sich sonst. Aber zu mir s<strong>in</strong>d<br />

sie gekommen, weil sie wissen, dass me<strong>in</strong>e<br />

Show für sie genauso ist wie für alle anderen.<br />

Ich mag die Schwulen und die Transen.<br />

Deswegen tauchen sie auf, wenn ich <strong>in</strong> der<br />

Stadt b<strong>in</strong>. Weil sie wissen, dass sie bei mir<br />

im Konzert alles machen können und die<br />

Heten ihnen nichts tun.<br />

GLENN O’BRIEN: Was machen die nach<br />

dem Konzert?<br />

REED: Sie werfen Quaaludes e<strong>in</strong> und<br />

fallen um. Das ist es, was sie machen.<br />

O’BRIEN: Was hältst du von Quaaludes?<br />

REED: Bei Konzerten nicht so toll, weil es<br />

die Leute unfähig macht, den H<strong>in</strong>tern hochzubekommen.<br />

Sie werfen vier Quaaludes e<strong>in</strong><br />

und tr<strong>in</strong>ken e<strong>in</strong>e Flasche We<strong>in</strong> dazu, so sieht<br />

e<strong>in</strong> Teil me<strong>in</strong>es Publikums aus. Dann gibt<br />

es die Typen, die auf Speed s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>e andere<br />

Sorte von ganz harten Freaks. Und dann hätten<br />

wir noch die ganz normalen Leute, die früher<br />

Fans von Velvet Underground waren. Wenn die<br />

alle zusammen auf e<strong>in</strong>em Haufen s<strong>in</strong>d, gruseln<br />

sie sich vore<strong>in</strong>ander.<br />

O’BRIEN: S<strong>in</strong>d Velvet-Underground-Fans<br />

<strong>mit</strong>tlerweile normal drauf?<br />

REED: Ne<strong>in</strong>, ne<strong>in</strong>, so habe ich das nicht<br />

geme<strong>in</strong>t. Es gibt bei mir im Publikum eben<br />

auch diese eher <strong>in</strong>tellektuellen Leute, die auf<br />

Texte abfahren und so. Und andere, die eher<br />

auf e<strong>in</strong>em Sextrip s<strong>in</strong>d. Ich f<strong>in</strong>de beides gut.<br />

O’BRIEN: E<strong>in</strong> <strong>in</strong>tellektueller Sextrip …<br />

REED: Ja, genau.<br />

FOTO: Betsy Jones für <strong>Interview</strong> Magaz<strong>in</strong>e, März 1973


089.54042149 · chafor.com · facebook.com/chafor.official


« E<strong>in</strong> Tropfen N°5 und sonst nichts »<br />

N°5 UND MARILYN MONROE INSIDE-CHANEL.COM<br />

CHANEL-Kundenservice - Tel. 01 801-24 26 35 (0,39€/M<strong>in</strong>. aus dem Festnetz, max. 0,42€/M<strong>in</strong>. aus Mobilfunknetzen).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!