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Theater<br />
Heute<br />
Die wahren Helden der<br />
deutschen Bühnen<br />
Dezember 2013<br />
Januar 2014<br />
4 Euro<br />
PENéLOPE crUz<br />
spielt <strong>in</strong> „The counselor“ ihren<br />
Mann an die Wand! Und<br />
Brad Pitt! Und cameron Diaz!<br />
<strong>Claire</strong><br />
<strong>Danes</strong><br />
<strong>Manisch</strong> <strong>in</strong> „HOMELaND“,<br />
glücklich <strong>mit</strong> <strong>Baby</strong><br />
Duo Infernale<br />
LÉa Seydoux und<br />
adÈLe exarchopoulos<br />
führen uns <strong>in</strong> Versuchung<br />
Oscar Isaac<br />
Der Herzensbrecher<br />
dieses K<strong>in</strong>ow<strong>in</strong>ters<br />
Couture!!<br />
Capes!!<br />
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Kunst zu verkaufen!!<br />
Ellen von Unwerth<br />
<strong>in</strong>szeniert Juwelen und Uhren<br />
Elizabeth<br />
Olsen<br />
Kle<strong>in</strong>e Schwester<br />
(der Olsen-Zwill<strong>in</strong>ge),<br />
großes Talent<br />
01<br />
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FOtOs: Mark borthwick c/o brigitta-horvat.com; barbara Klemm, „Mick Jagger. Frankfurt am Ma<strong>in</strong>, 1970“, © barbara Klemm; Maurizio bavutti, styl<strong>in</strong>g: clare byrne; andreas Mühe/© VG bild-Kunst bonn, 2013; alexi lubomirski für lancôme © 2013<br />
Mark & bibi borthwick, s. 80<br />
andreas Mühe, s. 83<br />
Mick Jagger, s. 56<br />
sMall<br />
S. 25<br />
Editorial<br />
S. 26<br />
Impressum<br />
Mitarbeiter<br />
S. 30<br />
Abonnement<br />
Hersteller<br />
S. 192<br />
Ganz <strong>in</strong> cape, s. 76<br />
S. 59/67<br />
penélope cruz, s. 60<br />
talK<br />
Kle<strong>in</strong>e Gespräche <strong>mit</strong> großen Leuten: M.I.A.<br />
kocht zehn Tage lang fast dasselbe, Ben<br />
K<strong>in</strong>gsley geht es so, wie er aussieht, Svealena<br />
Kutschke guckt nicht Tatort, Damien Hirst<br />
kann den Tod auf den Tod nicht ausstehen,<br />
Natalie Portman langt gerne zu<br />
s. 34<br />
Talents<br />
Auf dem Weg nach vorne oben<br />
Zugezogen Maskul<strong>in</strong> Lily & Madele<strong>in</strong>e<br />
s. 38 s. 40<br />
My style<br />
Aussehen wie Sarah Illenberger<br />
s. 42<br />
wOw<br />
Schöne D<strong>in</strong>ge für den Dezember<br />
s. 44<br />
Now<br />
Kultur im Dezember<br />
s. 56<br />
Penélope cruZ<br />
… kann toll lügen: „In manchen Filmen habe<br />
ich wie e<strong>in</strong> Straßenhund ausgesehen.“<br />
s. 60<br />
cÉdric charlier<br />
Der belgische Modedesigner<br />
arbeitet nur <strong>mit</strong> Frauen<br />
s. 64<br />
GlitZern <strong>in</strong> den auGen<br />
E<strong>in</strong>e Ausstellung <strong>in</strong> Paris zeigt die<br />
Juwelen von Reichen, Schönen und Berühmten<br />
s. 68<br />
niGEl cOatEs<br />
Der britische Designer erklärt,<br />
was guter und was abscheulicher Stil ist<br />
s. 72<br />
caPes<br />
Der W<strong>in</strong>ter kann kommen<br />
s. 76<br />
papa & papas MÄDchEn<br />
Der Modefotograf Mark Borthwick und se<strong>in</strong>e<br />
Tochter, die Fotograf<strong>in</strong> Bibi Borthwick, über ihre<br />
Liebe fürs (und zum) Leben<br />
s. 80<br />
Künstler zu<br />
Verkaufen<br />
Wer noch ke<strong>in</strong> Sammler ist, könnte bei der<br />
PIN.-Party <strong>in</strong> München e<strong>in</strong>er werden<br />
s. 82<br />
Inhalt
D<strong>in</strong>ner <strong>mit</strong> bl<strong>in</strong>g, s. 102<br />
ElizabEth OlsEn<br />
Die kle<strong>in</strong>e Schwester der Olsen-Zwill<strong>in</strong>ge arbeitet<br />
hart – an guten Filmen und ihrer Berühmtheit<br />
s. 90<br />
Girls' best friends<br />
Ellen von Unwerth hat zu e<strong>in</strong>em sehr<br />
ausschweifenden D<strong>in</strong>ner <strong>mit</strong> Diamanten e<strong>in</strong>geladen<br />
s. 102<br />
Oscar isaac<br />
Noch ist nicht entschieden, ob er besser<br />
Gitarre spielen oder Herzen brechen kann<br />
s. 118<br />
Couture <strong>mit</strong> Attitude<br />
Mit der richtigen Haltung lässt sich alles tragen<br />
s. 126<br />
FOtOs: David burton, styl<strong>in</strong>g: Karen clarkson; Ellen von unwerth, styl<strong>in</strong>g: Klaus stockhausen; pawel pysz; Make-up: Maria Olsson; Jonas unger; cass bird, styl<strong>in</strong>g: Julia von boehm<br />
Oscar isaac, s. 118<br />
Make-ups für die nacht, s. 174<br />
Marc hosemann,<br />
s. 145<br />
Elizabeth Olsen, s. 90<br />
beauty<br />
Kolumne<br />
s. 180<br />
Beauty<br />
Trends &<br />
News<br />
s. 182<br />
claire danes<br />
Die Frau, die e<strong>in</strong>e bipolare<br />
CIA-Agent<strong>in</strong> spielt, im Gespräch <strong>mit</strong><br />
Dust<strong>in</strong> Hoffman, dem Mann,<br />
der den anrührendsten Autisten der<br />
Filmgeschichte gab<br />
s. 134<br />
siE wOllEn<br />
nur spiElEn<br />
Wir zeigen die Schauspieler und<br />
Regisseure, die das deutschsprachige Theater<br />
wieder zum Ereignis gemacht haben<br />
s. 142<br />
duo <strong>in</strong>fernale<br />
Léa Seydoux und Adèle Exarchopoulos lieben<br />
e<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> Blau ist e<strong>in</strong>e warme Farbe so<br />
leidenschaftlich, dass Kritik und Publikum sich<br />
vor Begeisterung überschlagen. E<strong>in</strong>en<br />
haben die beiden nicht mehr<br />
lieb – ihren Regisseur<br />
s. 156<br />
Drama!<br />
Große Liebe, große Ste<strong>in</strong>e<br />
s. 166<br />
nacht aus Gold<br />
Beherzte Make-ups fürs beherzte Ausgehen<br />
s. 174<br />
Jeanne dark<br />
Unser Nightlife-Scout war <strong>in</strong> Los Angeles<br />
auf dem, was man dort „Party“ nennt<br />
s. 186<br />
party<br />
s. 188<br />
flashback<br />
s. 194<br />
Inhalt
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von lisa Feldmann<br />
FOTO: Jonas Unger<br />
Theater ist plötzlich cool. Etwa so wie Fernsehen. Zur Adoleszenz me<strong>in</strong>er<br />
Generation gehörte be<strong>in</strong>ahe rexflexartig das strikte Ablehnen von<br />
beidem. Fernsehen galt als Massenverdummung, Theater h<strong>in</strong>gegen als<br />
bürgerlicher Schwachs<strong>in</strong>n, zum Fremdschämen pe<strong>in</strong>lich; nur Oper ließ man<br />
gelten, wer schaffte es schon ohne Tränen durch e<strong>in</strong>e Inszenierung von La<br />
Bohème an der Met? Dann kamen etwa gleichzeitig <strong>in</strong> me<strong>in</strong> Leben: E<strong>in</strong>e Serie<br />
namens The Office und e<strong>in</strong>e Inszenierung von 33 Variations am Broadway – und<br />
me<strong>in</strong>e Haltung änderte sich buchstäblich über Nacht. Ricky Gervais heißt der<br />
geniale Protagonist und das Masterm<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>ter der britischen Fernseh-Sitcom,<br />
die banalen Büro-Alltag realistisch abfilmt und <strong>in</strong> der sche<strong>in</strong>bar spontan Texte<br />
gesprochen werden, <strong>in</strong> denen sich das Komische, Rührende und Böse im<br />
Wahren e<strong>in</strong>stellen. Ausgerechnet Jane Fonda wiederum überzeugte mich vom<br />
Theater: Ihre brillante Darstellung, e<strong>in</strong>e drei Stunden lange Tour de Force <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Vierpersonenstück, begründete me<strong>in</strong>e Theaterleidenschaft. In diesem<br />
Monat treffen bei uns diese beiden Welten <strong>in</strong> ihrer aktuellen,<br />
<strong>in</strong>zwischen noch sublimeren Form aufe<strong>in</strong>ander. <strong>Claire</strong> <strong>Danes</strong>, die<br />
Held<strong>in</strong> der zurzeit wohl bemerkenswertesten Fernsehserie <strong>Homeland</strong>,<br />
spricht <strong>mit</strong> Dust<strong>in</strong> Hoffman darüber, warum für unsere Flatscreens<br />
<strong>mit</strong>tlerweile mehr gute Drehbücher verfilmt werden als für die K<strong>in</strong>os<br />
dieser Welt. Und wir stellen Ihnen e<strong>in</strong>en Reigen der zurzeit wichtigen<br />
Theatermacher Deutschlands vor. Die sehr frei nach Arthur Schnitzler<br />
das Staffelholz ihrer subjektiven Bewunderung e<strong>in</strong>ander weiterreichen.<br />
Bühnenstars empfehlen Inszenierungen, Regisseure Kollegen.<br />
Willkommen im Zeitalter der medialen Intelligenz für alle!<br />
auf verschiedenen Bühnen,<br />
geme<strong>in</strong>sam vor der „<strong>in</strong>terview“-<br />
Kamera: lars Eid<strong>in</strong>ger und lilith<br />
Stangenberg <strong>mit</strong> lisa Feldmann<br />
25
Impressum<br />
eDitor <strong>in</strong> cHief<br />
Lisa FeLDMAnn<br />
Executive Editor Peter PrascHl<br />
Creative Direction Art DiMitri jeurissen<br />
and sanDer VerMeulen for baseDesign<br />
Art Director DoM<strong>in</strong>ik scHatz<br />
Fashion Director klaus stockHausen<br />
Photography Director frank seiDlitz<br />
Senior Editors HaralD Peters, antje wewer<br />
Editors Heike blüMner, anDreas Merkel,<br />
raHa eMaMi kHansari (Junior)<br />
Beauty Editor bett<strong>in</strong>a brenn<br />
Assistant Photography DorotHea fieDler<br />
Assistant Fashion rÉka Maria Probst<br />
Assistant Editorial wiebke scHuirMann<br />
Intern Valerie soscHYnski<br />
International Fashion Director julia Von boeHM<br />
International Editor at Large naoMi caMPbell<br />
International Editor aliona DoletskaYa<br />
Art Department<br />
Manuel birnbacHer, fritz Marlon scHiffers<br />
Digital<br />
Executive Editor n<strong>in</strong>a scHolz, Junior Editor katHar<strong>in</strong>a bÖHM<br />
Interns Denise aMenD, aleXanDra golow<strong>in</strong>a<br />
Manag<strong>in</strong>g Editor & Chef vom Dienst silke Menzel<br />
Schlussredaktion ralPH scHüngel, kerst<strong>in</strong> sgon<strong>in</strong>a<br />
Mitarbeiter Dieser ausgabe<br />
Ludger Booms, Jan Brandt, Josh Brol<strong>in</strong>, Clare Byrne, Karen Clarkson,<br />
Sönke Hallmann, Dust<strong>in</strong> Hoffman, Mark van Huissel<strong>in</strong>g, Friederike Jung,<br />
Christian Kleemann, Helmut Krähe, Claudia Kühne,<br />
Ann-Kathr<strong>in</strong> Obermeyer, El<strong>in</strong> Svahn, Karl Templer, Jeanne Tremsal,<br />
Zoë Wolff Cast<strong>in</strong>g by Samuel Ellis Sche<strong>in</strong>man for DMCast<strong>in</strong>g<br />
terew<br />
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Vorteils-Abo<br />
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<strong>in</strong>KLuSiVe<br />
e i n e S<br />
geSchenKS<br />
fotografen Dieser ausgabe<br />
Allister Ann, Fabien Baron, Maurizio Bavutti, Cass Bird,<br />
David Burton, Adrian Crisp<strong>in</strong>, Jean-Paul Pastor Guzmán, Christian<br />
Hagemann, Gregory Harris, Mikael Jansson, Jan Kapitän,<br />
Kens<strong>in</strong>gton Leverne, Alexi Lubomirski, Michael Mann, Alfredo Piola,<br />
Pawel Pysz, Jonas Unger, Ellen von Unwerth, Olivier Zahm<br />
ProDuktion<br />
Lithografie Max-Color, Wrangelstraße 64, 10997 Berl<strong>in</strong><br />
Druck Mohn Media Mohndruck GmbH,<br />
Carl-Bertelsmann-Straße 161 M, 33311 Gütersloh<br />
Manufactur<strong>in</strong>g Director Oleg Novikov<br />
Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt<br />
Lisa Feldmann<br />
Board of Directors <strong>Interview</strong> Publish<strong>in</strong>g House Germany<br />
VlaDislaV Doron<strong>in</strong>, bernD runge<br />
BMP Media Hold<strong>in</strong>gs, LLC, Chairman Peter M. brant<br />
www.<strong>in</strong>terview.de
Impressum<br />
Herausgeber & gescHäftsfüHrer<br />
Bernd Runge<br />
PublisH<strong>in</strong>g Director<br />
Anja Schw<strong>in</strong>g<br />
Assistent<strong>in</strong> der Geschäftsführung: Viktoria Mos<strong>in</strong><br />
Tel.: 030/2000 89-126, viktoria.mos<strong>in</strong>@atelier-publications.de<br />
anzeigen<br />
Advertis<strong>in</strong>g Director iris gräbner<br />
Tel.: 030/2000 89-120, iris.graebner@atelier-publications.de<br />
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Tel.: 089/95 47 78 59, anke.sauerteig@atelier-publications.de<br />
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Tel.: 00 39/02/78 26 08, <strong>in</strong>fo@rockmedia.it<br />
Frankreich, Großbritannien und USA cHarlotte wieDeMann<br />
Tel.: 030/2000 89-129, charlotte.wiedemann@atelier-publications.de<br />
Advertis<strong>in</strong>g Service Manager susann bucHrotH (Ltg.), eVa baureis<br />
Tel.: 030/2000 89-127, susann.buchroth@atelier-publications.de<br />
Communications Manager cHarlotte wieDeMann<br />
Market<strong>in</strong>g Manager wilk<strong>in</strong> scHrÖDer<br />
Assistenz katHleen Massierer, Tel.: 030/2000 89-165<br />
IT Manager Patrick Hartwig<br />
Office Manager Hilko rentel<br />
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Mommsenstraße 57, 10629 Berl<strong>in</strong><br />
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<strong>Interview</strong>-Leserservice, PressUp GmbH, Postfach 701311, 22013 Hamburg<br />
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Andy Warhol’s <strong>Interview</strong> (TM). All rights reserved.<br />
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<strong>Interview</strong> PH GmbH, Mommsenstraße 57, 10629 Berl<strong>in</strong>, Tel.: 030/2000 89-0
Mitarbeiter<br />
JOnAS UnGEr<br />
fotografierte „Theater? Jetzt!“<br />
(ab Seite 142). Vor 13 Jahren<br />
zog es ihn nach Paris, dort lebt<br />
er <strong>mit</strong> Frau und Tochter. Für<br />
e<strong>in</strong> ungestümes Porträt des<br />
französischen Schauspielers<br />
Gérard Depardieu erhielt<br />
Unger 2011 den Lead Award<br />
<strong>in</strong> Gold. Deutschland ist der 37-Jährige zum Glück erhalten geblieben:<br />
Für <strong>Interview</strong> porträtierte Unger erfrischend unvore<strong>in</strong>genommen die<br />
Stars an den deutschsprachigen Theatern. Mit Birgit M<strong>in</strong>ichmayr<br />
schaute er sich <strong>in</strong> Wien Trauer muss Elektra tragen an, <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> ergatterte<br />
er e<strong>in</strong>e letzte Karte für Herbert Fritschs Inszenierung Murmel Murmel.<br />
Se<strong>in</strong>e Fotos s<strong>in</strong>d nicht <strong>in</strong>szeniert, sondern <strong>in</strong>time Momentaufnahmen.<br />
DUSTIn hOFFMAn<br />
sprach <strong>mit</strong> <strong>Claire</strong> <strong>Danes</strong> (ab Seite 134).<br />
Obwohl er 1967 schon 30 Jahre alt war,<br />
spielte Dust<strong>in</strong> Hoffman den 20-jährigen<br />
Benjam<strong>in</strong> Braddock <strong>in</strong> Die Reifeprüfung<br />
so überzeugend, dass er der Held der<br />
Beatnik-Generation wurde. Es folgten<br />
Werke wie Asphalt-Cowboy, Little Big<br />
Man, Wer Gewalt sät, Kramer gegen<br />
Kramer, Tootsie und eben Ra<strong>in</strong> Man<br />
– die Rolle des Autisten spielte Hoffman<br />
so genial, dass die Krankheit über Nacht<br />
weltbekannt wurde. Wie jetzt das<br />
Phänomen bipolare Störung dank <strong>Claire</strong><br />
<strong>Danes</strong>’ Darstellung <strong>in</strong> <strong>Homeland</strong>.<br />
JOSh BrOlIn<br />
sprach <strong>mit</strong> Elizabeth Olsen (ab Seite 90). Rund 300 Mal musste Josh Brol<strong>in</strong> vorsprechen, bis er<br />
se<strong>in</strong>e erste Rolle bekam – <strong>in</strong> Steven Spielbergs Die Goonies. Auf e<strong>in</strong>er Ranch <strong>in</strong> Kalifornien<br />
aufgewachsen, zog der heute 45-Jährige anschließend zu se<strong>in</strong>em Vater, dem Hollywoodstar James<br />
Brol<strong>in</strong>, nach Los Angeles und fand über TV-Serien und B-Movies den Weg zum Arthouse-K<strong>in</strong>o.<br />
Er spielte für die Coen-Brüder <strong>in</strong> No Country For Old Men, war George W. Bush <strong>in</strong> Oliver<br />
Stones W. und spielte neben Sean Penn <strong>in</strong> Gus Van Sants Milk. In Spike Lees Oldboy ist er jetzt<br />
an der Seite von Elizabeth Olsen zu sehen, <strong>mit</strong> der er für <strong>Interview</strong> telefonierte.<br />
30<br />
CASS BIrD<br />
fotografierte Elizabeth Olsen. In Los Angeles<br />
geboren, zog Cass Bird nach ihrem Studium<br />
nach New York, wo sie <strong>mit</strong> ihren Fotos<br />
rasch zu Ruhm kam. Ihre Bilder s<strong>in</strong>d im<br />
Brooklyn Museum und der National Portrait<br />
Gallery des S<strong>mit</strong>hsonian zu sehen. Mit<br />
JD Samson von der Band Le Tigre<br />
organisierte sie Kunstausstellungen und<br />
produzierte den Kalender JD’s Lesbian<br />
Utopia, von Cass Bird selbst erschien vergangenes<br />
Jahr der Bildband Rewild<strong>in</strong>g, der<br />
das Leben e<strong>in</strong>er Gruppe junger Frauen <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er Künstlerkolonie <strong>in</strong> Tennessee zeigt.<br />
S.90<br />
EllEn VOn UnWErTh<br />
fotografierte die Strecke „Girls’ Best Friends“ (ab Seite<br />
102). Gelangweilt von öden Posen und unfähigen<br />
Fotografen wechselte Ellen von Unwerth, Jahrgang<br />
1954, nach zehn Jahren als Model h<strong>in</strong>ter die<br />
Kamera. Startschuss ihrer Karriere wurde 1989 e<strong>in</strong>e<br />
Kampagne für Guess, die nicht nur sie, sondern<br />
auch Claudia Schiffer weltberühmt machte. Ihr Stil<br />
ist maßgeblich von ihrem großen Vorbild Helmut<br />
Newton bee<strong>in</strong>flusst.<br />
FOTOS: JOnas Unger; Vera Anderson/WireImage/Getty Images; Mike W<strong>in</strong>dle/Getty Images; Ellen von Unwerth
Hello!<br />
der private film<br />
über liz taylor<br />
und Mike todd<br />
ist teil der<br />
großen cartierausstellung<br />
<strong>in</strong> Paris (ab<br />
4. dezember)<br />
33<br />
fotos: Getty images (2)<br />
E<strong>in</strong> bild und se<strong>in</strong>e<br />
Geschichte<br />
E<strong>in</strong> Mann schEnkt sE<strong>in</strong>Er frau e<strong>in</strong> Collier und die dazu<br />
passenden Ohrr<strong>in</strong>ge. Denn sie ist se<strong>in</strong>e große Liebe und<br />
erwartet se<strong>in</strong> <strong>Baby</strong>. Weil dieser Mann MikE todd heißt und die Frau<br />
ElizabEth taylor, stammen die Preziosen von Cartier.<br />
Der dunkle Haarschopf im H<strong>in</strong>tergrund wiederum gehört dem<br />
Ehemann der (noch) besten Freund<strong>in</strong> Debbie Reynolds – Eddie Fisher<br />
wird der nächste Ehemann von Liz werden. Denn: Nur<br />
"Diamonds Are Forever". Willkommen <strong>in</strong> unserer Weihnachtsausgabe!
Small Talk<br />
Kle<strong>in</strong>e Gespräche <strong>mit</strong><br />
Grossen leuten: m.i.A.,<br />
Ben K<strong>in</strong>Gsley, sveAlenA<br />
KutschKe, dAmien<br />
hirst, nAtAlie portmAn<br />
Gut gegessen?<br />
Für die britische Musiker<strong>in</strong><br />
M.I.A., 38, ist<br />
Kochen wie Komponieren<br />
34<br />
IntervIew: Wie geht es Ihnen? Sie hatten e<strong>in</strong>en<br />
anstrengenden Tag, habe ich gehört.<br />
M.I.A.: Ja, tut mir leid, dass das <strong>Interview</strong> ständig<br />
verschoben wurde. Erst kam etwas dazwischen,<br />
und dann hat e<strong>in</strong> Fotoshoot viel länger gedauert<br />
als geplant. Eigentlich wären Sie heute Morgen<br />
der Erste gewesen.<br />
IntervIew: Jetzt ist es halb zehn Uhr abends, und<br />
ich b<strong>in</strong> <strong>mit</strong> Freunden im Restaurant. Das heißt,<br />
momentan stehe ich zwischen Hauptgang und Dessert zum<br />
Telefonieren auf dem Gehsteig. Ich glaube, wir müssen<br />
improvisieren.<br />
M.I.A.: Dann lassen Sie uns über Essen sprechen. Was gab’s?<br />
IntervIew: Ich hatte e<strong>in</strong> Steak.<br />
M.I.A.: Ah, R<strong>in</strong>d esse ich ja gerade nicht mehr.<br />
IntervIew: Sie s<strong>in</strong>d Vegetarier<strong>in</strong>?<br />
M.I.A.: Ne<strong>in</strong>, ich esse nur ke<strong>in</strong> R<strong>in</strong>d.<br />
IntervIew: Ach so! Schon lange?<br />
M.I.A.: Seit sechs Monaten ungefähr.<br />
IntervIew: Und warum?<br />
M.I.A.: Ich war <strong>in</strong> New York und wollte e<strong>in</strong>en Burger essen.<br />
Und weil ich ke<strong>in</strong>en guten gefunden habe, dachte ich, dass<br />
ich es gleich ganz lasse.<br />
IntervIew: Was essen Sie denn so am liebsten?<br />
M.I.A.: Als ich <strong>in</strong> New York war, habe ich neben e<strong>in</strong>em<br />
Jamaikaner gewohnt, der e<strong>in</strong> hervorragendes jerk chicken<br />
zubereitet hat. Das habe ich gern gegessen. Und<br />
heute Morgen kam me<strong>in</strong>e Mutter vorbei und hat mir etwas<br />
Leckeres gekocht. Ich b<strong>in</strong> nämlich e<strong>in</strong> bisschen krank.<br />
Sie war besorgt, dass ich nicht genug esse.<br />
IntervIew: Ja, so s<strong>in</strong>d Mütter.<br />
M.I.A.: Mütter s<strong>in</strong>d die Besten.<br />
IntervIew: Kochen Sie eigentlich selbst?<br />
M.I.A.: Ja, tu ich. Zwischen Kochen und Musikmachen<br />
gibt es viele Geme<strong>in</strong>samkeiten.<br />
IntervIew: Ist das so?<br />
M.I.A.: Wenn du e<strong>in</strong> gutes Gericht zubereitest, ist es so,<br />
als würdest du e<strong>in</strong>en Song komponieren.<br />
IntervIew: Mit dem Unterschied, dass der Song auch<br />
nach dem Hören bleibt, woh<strong>in</strong>gegen das Essen beim<br />
Essen verschw<strong>in</strong>det.<br />
M.I.A.: Ja, aber der Prozess ist vergleichbar.<br />
IntervIew: Sie me<strong>in</strong>en, die Zutaten s<strong>in</strong>d die Sounds und<br />
das Gericht e<strong>in</strong>e Komposition.<br />
M.I.A.: Genau. Wenn ich e<strong>in</strong>e Zutat habe, die ich gerade<br />
besonders mag, wird der Rest auf sie abgestimmt und<br />
immer wieder abgeschmeckt. Das kann dazu führen, dass<br />
ich zehn Tage lang die Variation e<strong>in</strong>es Gerichts koche.<br />
IntervIew: Sie s<strong>in</strong>d also ke<strong>in</strong>e Kochbuch-Kocher<strong>in</strong>?<br />
M.I.A.: Ne<strong>in</strong>, nicht wirklich.<br />
IntervIew: Wenn Ihr neues Album e<strong>in</strong> Menü wäre, wie<br />
würden Sie es beschreiben?<br />
M.I.A.: In Süd<strong>in</strong>dien war ich mal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ayurvedischen<br />
Restaurant, <strong>in</strong> dem 29 Gänge angeboten wurden. Und die<br />
Reihenfolge, <strong>in</strong> der die Gänge serviert werden, ist darauf<br />
abgestimmt, wie man sie verdaut. Selbst nach 29 Gängen<br />
fühlt man sich nicht schwer oder voll.<br />
IntervIew: Ihr Album ist demnach komplex, aber leichter<br />
verdaulich als das Album davor. Stimmt es, dass Ihre<br />
Plattenfirma es zunächst nicht veröffentlichen wollte, weil<br />
es „zu positiv“ sei? Was soll „zu positiv“ überhaupt heißen?<br />
M.I.A.: Ke<strong>in</strong>e Ahnung.<br />
IntervIew: Irgendwo haben Sie gesagt, dass Matangi Ihr<br />
letztes Album se<strong>in</strong> könnte. Stimmt das?<br />
M.I.A.: Wer weiß. Es ist nur so, dass ich gerade satt b<strong>in</strong>.<br />
Von Harald Peters<br />
„Matangi“ ist bei Universal erschienen
Gibt’s Vorbilder?<br />
Schauspieler Ben K<strong>in</strong>gsley,<br />
69, verdankt se<strong>in</strong>e Karriere e<strong>in</strong>er<br />
blonden schwangeren Frau<br />
Small Talk<br />
Shakespeare. Wir s<strong>in</strong>d da<strong>mit</strong> an sehr harten Schulen <strong>in</strong><br />
Südlondon aufgetreten. Die Schüler wären sofort<br />
gegangen, wenn sie sich nur e<strong>in</strong>e Sekunde gelangweilt hätten.<br />
Jedenfalls er<strong>in</strong>nere ich mich noch an diese Frau. Sie<br />
war e<strong>in</strong>e wunderschöne, blonde schwangere Frau! Sie sagte<br />
zu mir: „Sie werden e<strong>in</strong> großartiger klassischer<br />
Schauspieler werden.“ Ich dachte: „Wow!“ Und dann sagte<br />
sie: „Sie werden üben müssen, bis Sie nicht mehr können.“<br />
IntervIew: Diese Frau war es also, zu der Sie aufgesehen<br />
haben?<br />
KIngsley: Ich habe sie für ihre Erkenntnis, aber auch für<br />
diese Provokation vergöttert. Sie sah das Potenzial <strong>in</strong><br />
mir, aber alle<strong>in</strong> da<strong>mit</strong> schafft man es nicht, Hamlet zu<br />
spielen – was ich getan habe. Und dann habe ich auch<br />
den Ariel für e<strong>in</strong>en me<strong>in</strong>er Helden gespielt, Ian<br />
Richardson. Er spielte Prospero. Wann haben Sie zuletzt<br />
Der Sturm gesehen?<br />
IntervIew: Ich fürchte, noch nie.<br />
KIngsley: Oh, wirklich? Ich dachte, Sie wären Student<strong>in</strong><br />
der englischen Literatur … Nun, Sie sollten es sich<br />
ansehen. Dann werden Sie die Verb<strong>in</strong>dung e<strong>in</strong>es Mannes<br />
zu se<strong>in</strong>er Seele erleben. E<strong>in</strong>mal kam Ian nach den Proben<br />
zu mir und sagte: „Du kl<strong>in</strong>gst genau wie ich.“ Da wusste<br />
ich, ich habe es geschafft. Wunderschön, wunderschön!<br />
Von Kathar<strong>in</strong>a Böhm<br />
„Ender’s Game“ ist bereits angelaufen<br />
FOTOS: (l<strong>in</strong>ke Seite) Liz Johnson Artur; (rechte Seite) Vera Anderson/WireImage/Getty Images; Alexander Malecki<br />
IntervIew: Mr. K<strong>in</strong>gsley, wie geht es Ihnen?<br />
Ben KIngsley: So, wie ich aussehe.<br />
IntervIew: Aha – also gut?<br />
KIngsley: Diese Phrase habe ich gelernt, als ich den Film<br />
Bugsy drehte. Dar<strong>in</strong> spiele ich Meyer Lansky. Wenn ich e<strong>in</strong>e<br />
historische Figur spiele, von der Fotos oder Filmaufnahmen<br />
existieren, b<strong>in</strong> ich immer äußerst versucht, mir diese<br />
anzusehen. Wobei es e<strong>in</strong>en Fall gab, <strong>in</strong> dem ich so e<strong>in</strong>e<br />
Figur spielen sollte und bewusst darauf verzichtet habe.<br />
Dieser Film hieß Mrs. Harris. Aber um zurück auf Meyer<br />
Lansky zu kommen: Ich arbeitete <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Sprachtra<strong>in</strong>er<br />
zusammen, der mir diesen wundervollen New Yorker Akzent<br />
beibrachte. Als ich erfuhr, dass Meyer e<strong>in</strong> russischer Jude<br />
war, der nach Amerika emigriert war, kam mir e<strong>in</strong><br />
Geistesblitz: Ich habe <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Sprache e<strong>in</strong>en Rest Russisch<br />
durchkl<strong>in</strong>gen lassen. Das ist e<strong>in</strong> Fakt, der junge Schauspieler<br />
sehr <strong>in</strong>teressieren dürfte. Es gibt TV-Aufnahmen<br />
des echten Meyer Lansky, sie wurden gemacht, als er schon<br />
alt war und e<strong>in</strong> Rentnerdase<strong>in</strong> <strong>in</strong> Florida fristete. „Hallo<br />
Meyer, wie geht es Ihnen?“, fragt man ihn da. Und er sagt:<br />
„So, wie ich aussehe.“<br />
IntervIew: Verstehe. Sie haben junge Schauspieler<br />
erwähnt. In Ender’s Game spielen Sie fast nur <strong>mit</strong><br />
Teenagern.<br />
KIngsley: Ja, das Tolle an jungen Schauspielern ist, dass sie<br />
gefallen wollen. Moment, das muss ich korrigieren: Sie<br />
wollen alles richtig machen. Es ist überhaupt nicht nötig,<br />
sie anzuschreien.<br />
IntervIew: Zu wem haben Sie als junger Schauspieler<br />
aufgeschaut?<br />
KIngsley: Das ist e<strong>in</strong>e großartige Frage, denn me<strong>in</strong>e<br />
ersten Auftritte hatte ich ausnahmslos <strong>in</strong> Stücken von<br />
K<strong>in</strong>o<br />
oder<br />
TV?<br />
Schriftsteller<strong>in</strong><br />
Svealena<br />
Kutschke, 36,<br />
ist „Sopranos“-<br />
Fan<br />
IntervIew: Hier sitzen gerade zwei Typen am Tisch<br />
nebenan und reden über Literatur, man hat eben nur<br />
Klagenfurt, Hegemann und Agent<strong>in</strong> gehört. Hat man <strong>in</strong><br />
Berl<strong>in</strong> nirgendwo mehr se<strong>in</strong>e Ruhe?<br />
sveAlenA KutschKe: Wir s<strong>in</strong>d ja auch hier. Cafés s<strong>in</strong>d<br />
doch gute Biotope. Ich schreibe gern <strong>in</strong> Cafés, das ist ja auch<br />
so e<strong>in</strong> Klischee. Leider erfülle ich das Klischee des<br />
Notierens nicht, ich denke immer, ich kann mir alles<br />
35
Small Talk<br />
36<br />
merken, was ich so belausche. Dann kann ich mir aber gar<br />
nichts merken.<br />
IntervIew: Wirklich? Sie schreiben immer gleich <strong>in</strong> den<br />
Computer?<br />
KutschKe: Ja. Das liegt auch daran, dass me<strong>in</strong>e<br />
Handschrift scheußlich ist, außerdem würde es zu lang<br />
dauern.<br />
IntervIew: Stichwortvorgabe vom Nebentisch: Klagenfurt.<br />
Sie haben e<strong>in</strong> kritisches Literaturverständnis und lesen<br />
gut vor – warum haben Sie den Bachmannpreis noch nicht<br />
gewonnen?<br />
KutschKe: Ich glaube, es ist gegen die Regeln, den Preis <strong>in</strong><br />
Abwesenheit zu verleihen. Ich schätze den Wettbewerb<br />
sehr, das ist gewissermaßen me<strong>in</strong> Tatort. Aber ich möchte<br />
ehrlich gesagt ke<strong>in</strong>e Kamera im Gesicht haben, während<br />
me<strong>in</strong> Text nach allen Regeln der Kunst zerpflückt wird.<br />
IntervIew: In Ihrem neuen Roman Gefährliche Arten geht<br />
es um das Böse <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er etwas verschrobenen<br />
Künstler<strong>in</strong>, die erst Mutter und dann Mörder<strong>in</strong> wird …<br />
Wie weh tue ich Ihnen <strong>mit</strong> dieser e<strong>in</strong>igermaßen knappen<br />
Zusammenfassung?<br />
KutschKe: Ich empf<strong>in</strong>de Zusammenfassungen als<br />
erleichternd, ich selber könnte sie nie formulieren. Es ist ja<br />
auch immer schrecklich, wenn e<strong>in</strong> Autor versucht, se<strong>in</strong>en<br />
Roman zu erklären.<br />
IntervIew: Hat man <strong>in</strong> Ihrem Freundeskreis eigentlich<br />
Angst vor dem „bösen Blick“ des hypervigilanten Autors?<br />
KutschKe: (lacht) Ne<strong>in</strong>, vielleicht ist auch nicht so ganz<br />
klar, ob ich nicht doch eher der hypovigilante Typus b<strong>in</strong>.<br />
Auf jeden Fall habe ich ke<strong>in</strong>en zynischen Blick auf<br />
Menschen. Und ich schreibe nicht über Freunde, das<br />
hemmt mich zu sehr.<br />
IntervIew: Ist das Böse für Sie e<strong>in</strong>e Kategorie, literarisch<br />
und menschlich?<br />
KutschKe: Den Umgang <strong>mit</strong> dem sogenannten Bösen<br />
f<strong>in</strong>de ich <strong>in</strong>teressant, die Mechanismen, die e<strong>in</strong>en<br />
Menschen alles vor sich selber rechtfertigen lassen. Die<br />
Entstehung von monströsen Verhaltensweisen und<br />
die Dämonisierung durch die anderen. Daher wollte ich<br />
auch e<strong>in</strong>e Figur entwickeln, die man nicht auf den ersten<br />
Blick entlarven kann, die sich den durchpathologisierten<br />
Deutungsmustern entzieht.<br />
IntervIew: Hat der deutsche Gegenwartsroman<br />
erzähltechnisch noch e<strong>in</strong>e Chance gegen amerikanische<br />
Fernsehserien?<br />
KutschKe: Na ja, die Malerei hatte dann ja doch auch<br />
noch e<strong>in</strong>e Chance gegen die Fotografie. Ich f<strong>in</strong>de gute<br />
Serien <strong>in</strong>spirierend, auch für die Literatur. Der Roman<br />
leistet ja etwas völlig anderes. Ich vermute, es ist eher das<br />
K<strong>in</strong>o, das bald ke<strong>in</strong>e Chance mehr haben wird gegen die<br />
Serien.<br />
IntervIew: Sopranos oder The Wire?<br />
KutschKe: Ganz klar Sopranos. Die beste Serie aller Zeiten.<br />
The Wire mochte ich auch sehr. Aber ich fand die<br />
ver schiedenen Staffeln qualitativ dann doch sehr<br />
unterschiedlich.<br />
Von Andreas Merkel<br />
„Gefährliche Arten“ ist bei Eichborn erschienen<br />
(192 Seiten, 16,99 €)<br />
Angst vorm Tod?<br />
Künstler Damien Hirst, 48, feiert<br />
<strong>mit</strong> se<strong>in</strong>er Arbeit das Leben<br />
IntervIew: Mr Hirst, was bedeutet Ihnen Geld?<br />
DAMIen hIrst: Ich versuche, Geld zu respektieren.<br />
Zumal es so viele Leute gibt, die nicht genug davon<br />
haben, und Geld so e<strong>in</strong>e enorme Macht auf ihr<br />
Leben ausübt.<br />
IntervIew: Kann man Erfolg <strong>in</strong> Geld messen?<br />
hIrst: Erfolg ist e<strong>in</strong>e komische Angelegenheit, weil er<br />
sich auf so unterschiedliche Weisen messen lässt. Ich<br />
versuche dabei, me<strong>in</strong>e eigenen Maßstäbe anzulegen.<br />
Wegen des Geldes arbeite ich jedenfalls nicht. Scheiß<br />
aufs Geld! Ich glaube, dass Kunst die mächtigste<br />
Währung der Welt ist, viel mächtiger als Geld. Denn<br />
obwohl die Kunstwelt ständig <strong>mit</strong> der zynischen<br />
F<strong>in</strong>anzwelt zu tun bekommt, konnte sie doch ihre<br />
Integrität bewahren. Das f<strong>in</strong>de ich immer wieder<br />
fasz<strong>in</strong>ierend.<br />
IntervIew: Welches Bild hängt über Ihrem Bett?<br />
hIrst: Da hängt Man <strong>in</strong> Blue II von Francis Bacon.<br />
IntervIew: Ke<strong>in</strong> besonders optimistisches Bild. Woher<br />
kommt eigentlich Ihre Fasz<strong>in</strong>ation für den Tod?<br />
hIrst: Wahrsche<strong>in</strong>lich auch von Bacon. Ich mochte se<strong>in</strong>e<br />
Bilder von Anfang an. Nachdem ich se<strong>in</strong>e Bilder als<br />
Teenager sah, f<strong>in</strong>g ich an, Pathologiebücher zu sammeln<br />
und Anatomiestunden zu nehmen, um tote Körper<br />
zu zeichnen. Damals habe ich mich auch zum ersten<br />
Mal <strong>mit</strong> der Idee des Todes ause<strong>in</strong>andergesetzt, die ja im<br />
Grunde völlig <strong>in</strong>akzeptabel ist. Wer lebt, kann das<br />
Konzept der Sterblichkeit, se<strong>in</strong>er Sterblichkeit, nur schwer<br />
ertragen. Viele me<strong>in</strong>er Arbeiten handeln von dieser<br />
Zumutung. Der Hai ist zum Beispiel me<strong>in</strong> Versuch,<br />
unser Problem <strong>mit</strong> der Sterblichkeit zu ver<strong>mit</strong>teln, die
Small Talk<br />
FOTO: (l<strong>in</strong>ke Seite) Tristan Gregory/ddp images; (rechte Seite) Corbis<br />
irrationale Angst vor dem Tod. Deswegen musste der<br />
Hai auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Tank schwimmen, echt se<strong>in</strong> und so groß,<br />
dass der Betrachter me<strong>in</strong>t, er könnte gefressen werden.<br />
IntervIew: Fürchten Sie selbst den Tod?<br />
hIrst: Ich habe gelernt, dass man sich <strong>mit</strong> den D<strong>in</strong>gen,<br />
die man nicht ändern kann, beschäftigen muss, und der<br />
Tod ist von diesen D<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>e besonders große<br />
Nummer. Die Art, wie man <strong>in</strong> unserer westlichen Kultur<br />
<strong>mit</strong> dem Tod umgeht, ist völlig verrückt. Ich liebe<br />
dagegen an der mexikanischen Kultur, dass die Lebenden<br />
hier <strong>mit</strong> dem Tod sozusagen Hand <strong>in</strong> Hand gehen.<br />
Me<strong>in</strong>e Fasz<strong>in</strong>ation für den Tod mag anderen morbid<br />
vorkommen, aber ich habe immer gehofft, dass er die<br />
Leute <strong>in</strong>spiriert. Ich verstehe me<strong>in</strong>e Arbeit eher als e<strong>in</strong>e<br />
Feier des Lebens.<br />
IntervIew: Glauben Sie an Gott?<br />
hIrst: Ne<strong>in</strong>, das tue ich nicht. Aber ich <strong>in</strong>teressiere mich<br />
für Räume, von denen Gläubige glauben, dass sie von<br />
Gott erfüllt s<strong>in</strong>d. Ich denke nicht, dass Religion<br />
funktioniert. Andererseits ist me<strong>in</strong>e Religion die Kunst.<br />
Wir müssen alle e<strong>in</strong>en Weg f<strong>in</strong>den, um aus dem<br />
Dunkel ans Licht zu kommen.<br />
Von Aleksandra Roudyk<br />
„Freedom not Genius – Works from Damien Hirst’s<br />
Collection ‚Murderme‘“ bis 2.2.2014 im MAMM,<br />
Moskau<br />
Fest gehauen?<br />
Schauspieler<strong>in</strong> Natalie Portman,<br />
32, verteilt <strong>in</strong> „Thor 2“ Schläge<br />
IntervIew: Wovon waren Sie als kle<strong>in</strong>es Mädchen Fan?<br />
nAtAlIe PortMAn: Ich stand total auf die <strong>Baby</strong>-Sitters<br />
Club-Bücher. Ich weiß gar nicht, ob es die hier gibt.<br />
IntervIew: Ke<strong>in</strong>e Ahnung, ich kenne sie jedenfalls nicht.<br />
Aber der Titel macht neugierig.<br />
PortMAn: Das ist so e<strong>in</strong>e Buchreihe für junge Mädchen.<br />
Ich hatte m<strong>in</strong>destens 250 Bände davon. Als ich zehn war,<br />
habe ich e<strong>in</strong>mal fünf Stunden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Schlange gewartet,<br />
um die Autor<strong>in</strong> zu treffen. Ich hatte ihr e<strong>in</strong>en Entwurf für<br />
e<strong>in</strong>e neue Figur geschrieben. Na ja, e<strong>in</strong> bisschen bekloppt.<br />
IntervIew: Gutes Stichwort: Thor ist e<strong>in</strong> Typ <strong>mit</strong> langen<br />
Haaren und e<strong>in</strong>em Hammer. Was f<strong>in</strong>det Ihre Filmfigur an<br />
dem eigentlich so toll?<br />
PortMAn: Na ja … manchmal haben Frauen die Tendenz,<br />
ihre Männer auf e<strong>in</strong> Podest zu heben, als wären sie e<strong>in</strong> Gott.<br />
Ich f<strong>in</strong>de es witzig, dass sich Jane <strong>in</strong> Thor verliebt hat, also<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Typen, der tatsächlich e<strong>in</strong>er ist.<br />
IntervIew: Im zweiten Teil spielt Jane allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e<br />
größere Rolle für die Handlung. Sie himmelt Thor nicht<br />
nur an, sondern rettet nebenbei noch die Welt.<br />
PortMAn: Ja, wir haben uns Gedanken darüber gemacht,<br />
wie es Jane <strong>in</strong> der Zeit nach dem ersten Teil ergangen se<strong>in</strong><br />
könnte. Sie wusste ja zum Beispiel aufgrund der Ereignisse<br />
aus dem Avengers-Film, dass Thor auf der Erde gewesen<br />
ist – und er hat nicht e<strong>in</strong>mal bei ihr vorbeigeschaut und<br />
auch nicht angerufen.<br />
IntervIew: E<strong>in</strong> Skandal! Sie geben ihm die Ohrfeigen<br />
natürlich zu Recht.<br />
PortMAn: Ja! Ohrfeigen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dem Film sozusagen die<br />
Waffe me<strong>in</strong>er Wahl. Anfangs habe ich noch versucht, Chris<br />
(Hemsworth) und Tom (Hiddleston) ke<strong>in</strong>e richtigen Schläge<br />
zu verpassen, aber das sah zu unecht aus. Also musste ich<br />
richtig zuhauen. Sie s<strong>in</strong>d große Jungs – und haben<br />
zum<strong>in</strong>dest so getan, als ob sie es lustig fänden.<br />
IntervIew: Wäre es nicht hoch an der Zeit für weibliche<br />
Superhelden? Dann wären vielleicht mehr als nur<br />
Ohrfeigen dr<strong>in</strong>.<br />
PortMAn: Ich habe noch nicht ernsthaft darüber<br />
nachgedacht. Aber ich glaube, dass das Publikum mehr als<br />
bereit für Superheld<strong>in</strong>nen ist. Ich würde auf jeden Fall im<br />
K<strong>in</strong>o sitzen, wenn es so e<strong>in</strong>en Film gäbe!<br />
IntervIew: Wor<strong>in</strong> lag bei Thor die größte Herausforderung?<br />
PortMAn: Gegen den Greenscreen anzuspielen. Der<br />
Film spielt hauptsächlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er computergenerierten<br />
Welt, es gab kaum echte Kulissen. Da muss man<br />
sich alles selbst ausdenken. Vielleicht ist das sogar die<br />
re<strong>in</strong>ste Form der Schauspielerei.<br />
IntervIew: Und wie war es, den fertigen Film zu sehen?<br />
PortMAn: Ziemlich wild. So, als sähe man sich auf e<strong>in</strong>er<br />
Reise, die man nie angetreten hat. Man läuft plötzlich<br />
durch Gegenden, <strong>in</strong> denen man nie war, und spricht <strong>mit</strong><br />
Leuten, denen man gar nicht begegnet ist.<br />
IntervIew: Sie durften <strong>in</strong>teressante Gewänder tragen.<br />
PortMAn: Stimmt. Allerd<strong>in</strong>gs waren die nicht<br />
ganz so schön wie die Kostüme, die ich als Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong><br />
Leia <strong>in</strong> Star Wars tragen musste.<br />
Von Kathar<strong>in</strong>a Böhm<br />
„Thor – The Dark K<strong>in</strong>gdom“ ist bereits angelaufen<br />
37
Zugezogen<br />
Maskul<strong>in</strong><br />
Talents<br />
38<br />
Zwei RappeR auf<br />
dem weg nach oben<br />
V Harald Peters<br />
Foto Jean-Paul<br />
Pastor Guzmán<br />
Da hat sich das Praktikum doch<br />
gelohnt: Im Unterschied zu ungezählten<br />
hoffnungsfrohen jungen<br />
Menschen, die ihre Arbeitskraft für nichts<br />
und wieder nichts zu Markte tragen, durften<br />
grim104 und Testo <strong>in</strong> den Redaktionsräumen<br />
von rap.de immerh<strong>in</strong> feststellen, dass<br />
sie nicht für den Journalismus, sondern für<br />
die Bühne geschaffen s<strong>in</strong>d. In der Tradition<br />
der unvergesslichen Berl<strong>in</strong>er HipHop-Duos<br />
Westberl<strong>in</strong> Maskul<strong>in</strong> (Kool Savas & Taktloss)<br />
und Südberl<strong>in</strong> Maskul<strong>in</strong> (Silla & Fler)<br />
nannten grim104 und Testo sich e<strong>in</strong>fach<br />
Zugezogen Maskul<strong>in</strong>, da sie beide erst kurz<br />
zuvor aus dem norddeutschen Raum nach<br />
Berl<strong>in</strong> umgesiedelt waren. Grim104 weiß von<br />
e<strong>in</strong>er „bedrückend-idyllischen Jugend“<br />
<strong>in</strong> Nordfriesland zu berichten, Testo kommt<br />
h<strong>in</strong>gegen aus dem ostdeutschen Stralsund,<br />
wo es bestimmt auch ganz schön war. Ihren<br />
ersten Erfolg als Zugezogen Maskul<strong>in</strong> hatten<br />
sie jedenfalls <strong>mit</strong> dem umwerfenden Stück<br />
Undercut Tumblrblog, <strong>mit</strong> dem sie nicht nur<br />
unter Beweis stellen, dass man auch <strong>in</strong><br />
Berl<strong>in</strong>er Altbauwohnungen tolle HipHop-<br />
Videos drehen kann, sondern auch als Texter<br />
großes Talent zeigen: „Book<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Paris /<br />
Doch ich mag Croissants nicht / (Hä, wie<br />
me<strong>in</strong>st du das?) / Na ja, ich mag Cros<br />
Songs nicht“. Wortwitz, Weltläufigkeit und<br />
Kulturkritik – da steckt e<strong>in</strong>fach alles<br />
dr<strong>in</strong>. Und nimmt man dazu noch die leicht<br />
<strong>in</strong>s Hysterische kippenden Stimmen, den<br />
Klapperbeat und die Posaunen von Jericho<br />
aus der Konserve, hat man fast schon<br />
e<strong>in</strong>en Klassiker. Davon will man natürlich<br />
noch viel mehr, doch bis das Debütalbum<br />
ersche<strong>in</strong>t, dürften noch e<strong>in</strong>ige Monate vergehen.<br />
Zunächst wird es von grim104 das<br />
Soloalbum grim104 (Buback) geben, auf dem<br />
es um die Tristesse der norddeutschen<br />
Prov<strong>in</strong>z gehen soll („Es wird wohl noch e<strong>in</strong>e<br />
ganze Weile dauern, bis ich me<strong>in</strong>e Landjugend<br />
verarbeitet habe“). Passend dazu hat<br />
Testo se<strong>in</strong>e EP Töte de<strong>in</strong>e Helden wiederveröffentlicht.<br />
So startet man e<strong>in</strong>e Karriere:<br />
von Anfang an gleich Mangel erzeugen.
FEELS LIKE<br />
NOTHING ELSE<br />
uggaustralia.com
Lily &<br />
Madele<strong>in</strong>e<br />
40<br />
Talents<br />
wie zwei SchweStern<br />
die zumutungen<br />
deS erwachSenwerdenS<br />
<strong>mit</strong> Folkpop bezw<strong>in</strong>gen<br />
V Valerie Soschynski<br />
Foto Allister Ann<br />
Sollte die Teenager-Rebellion <strong>in</strong> den<br />
nächsten Tagen gestartet werden, dann<br />
sicher nicht von Lily, 16 (rechts), und<br />
Madele<strong>in</strong>e Jurkiewicz, 18. Die Schwestern<br />
aus Indianapolis s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> festen Beziehungen,<br />
machen abends lieber Hausaufgaben, als feiern<br />
zu gehen, und nehmen ihre Mutter <strong>mit</strong> auf<br />
Tour. Hört sich öde an, aber wir müssen ja<br />
nicht <strong>mit</strong>machen. Sollten wir uns dennoch<br />
für e<strong>in</strong>en Abend zu Hause entscheiden, bleibt<br />
uns für lauschige Stunden ihre Musik. Die<br />
kl<strong>in</strong>gt so melancholisch, dass nicht nur <strong>in</strong><br />
ihren Videos die Blätter von den Bäumen<br />
fallen. Anfang vergangenen Jahres stellten sie<br />
ihren ersten Song auf YouTube; ungeschm<strong>in</strong>kt<br />
und <strong>in</strong> Sweatshirts s<strong>in</strong>gen sie da <strong>mit</strong> mühelos<br />
klarer Stimme und ausschließlich von Lilys<br />
Ukulele begleitet Our Own Pretty Ways von<br />
First Aid Kit. Wenig später erschien ihre erste<br />
EP The Weight Of The Globe <strong>mit</strong> dem<br />
wunderschön traurigen Stück Back To The<br />
River, nun folgt ihr Debütalbum (Asthmatic<br />
Kitty Records), von dem die zwei überzeugt<br />
s<strong>in</strong>d, dass es „viel optimistischer“ ist (was man<br />
aber nicht merkt). Die Songs handeln von<br />
„Verwirrung, Unsicherheit und Zweifel <strong>in</strong><br />
unserem Alter“, sagen sie. „Du weißt noch<br />
nicht, wer du bist und wer du <strong>in</strong> der Welt se<strong>in</strong><br />
willst.“ Trotz <strong>in</strong>tensiver S<strong>in</strong>nsuche sche<strong>in</strong>en<br />
sie ihre Karriere verblüffend zielstrebig zu<br />
verfolgen. Musik und Texte dazu schreiben<br />
die beiden jedenfalls selbst, wobei Kenny<br />
Childers von der Band Gentleman Caller<br />
ihrem Folkpop den letzten Schliff verpasst.<br />
Und sonst so? Die Französischstudent<strong>in</strong><br />
Madele<strong>in</strong>e denkt kurz über die Möglichkeit<br />
nach, <strong>in</strong> Frankreich zu leben: „Oh, das wär<br />
total cool. Ke<strong>in</strong>e Ahnung, aber das wär’s echt.“<br />
Lily wäre natürlich sofort dabei.
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Ciao bella!<br />
Die illustrator<strong>in</strong> sarah<br />
illenberger lebt <strong>in</strong> berl<strong>in</strong>,<br />
ist aber e<strong>in</strong> Münchner<br />
K<strong>in</strong>Dl Mit e<strong>in</strong>er schwäche<br />
für italienische schuhe,<br />
blauMänner unD Paul sMith<br />
Life & Style<br />
42<br />
aufgewachsen b<strong>in</strong> ich <strong>in</strong> den<br />
roar<strong>in</strong>g eighties <strong>in</strong> München, die<br />
mich, ob ich will oder nicht, sehr<br />
geprägt haben. Fasch<strong>in</strong>g am Viktualienmarkt,<br />
Schumann’s oder die Grafiken von<br />
Günter Mattei für den Tierpark<br />
Hellabrunn, der auch das Logo für das<br />
Geschäft me<strong>in</strong>er Mutter entworfen hat. Ihr<br />
gehört das Juweliergeschäft Sévigné, und<br />
man könnte annehmen, dass ich als Tochter<br />
e<strong>in</strong>er Goldschmied<strong>in</strong> viel Schmuck trage.<br />
Nope. Ich mag es schlichter, trage nur e<strong>in</strong>e<br />
goldene Kette, an die ich jedes Jahr e<strong>in</strong>en<br />
Anhänger h<strong>in</strong>zufüge. Nur e<strong>in</strong>mal hat<br />
me<strong>in</strong>e Mutter mich für ihre<br />
Weihnachtskarte <strong>mit</strong> ihren Preziosen<br />
behängt. Damals war ich sieben Jahre alt<br />
und trug wie sie e<strong>in</strong>en gerade<br />
geschnittenen Pony, unser geme<strong>in</strong>sames<br />
Erkennungszeichen, von dem ich mich erst<br />
<strong>in</strong> der Pubertät verabschiedet habe. Als<br />
14-Jährige habe ich mal bei e<strong>in</strong>em<br />
Shoot<strong>in</strong>g für „Mädchen“ <strong>mit</strong>gemacht,<br />
200 Mark Gage, aber e<strong>in</strong>e traumatische<br />
Erfahrung für mich.<br />
Me<strong>in</strong> Leitmotiv:<br />
„You can f<strong>in</strong>d<br />
<strong>in</strong>spiration <strong>in</strong><br />
everyth<strong>in</strong>g“<br />
(Paul S<strong>mit</strong>h)<br />
Im Studio trage ich am liebsten e<strong>in</strong>en<br />
Blaumann von Obi oder die Lederschürze,<br />
die ich von Hermès als Dankeschön für die<br />
Schaufenstergestaltung des KaDeWe<br />
bekommen habe. Da ich als Illustrator<strong>in</strong> viel<br />
<strong>mit</strong> den Händen arbeite, habe ich e<strong>in</strong> Faible<br />
für alles, was von Hand angefertigt wurde:<br />
Lederwaren von Goyard, Hüte von Goor<strong>in</strong><br />
Bros., Schuhe von Dieppa Restrepo.<br />
E<strong>in</strong> Designer, den ich sehr verehre, ist<br />
Paul S<strong>mit</strong>h, der e<strong>in</strong> Buch <strong>mit</strong> dem Titel You<br />
Can F<strong>in</strong>d Inspiration In Everyth<strong>in</strong>g<br />
veröffentlicht hat, der zu me<strong>in</strong>em Leitmotiv<br />
geworden ist. Als ich am Central Sa<strong>in</strong>t<br />
Mart<strong>in</strong>s College <strong>in</strong> London studierte, habe<br />
ich mir e<strong>in</strong>en Blazer von ihm gekauft,<br />
außen derbe Wolle, <strong>in</strong>nen seidiges<br />
Blumenmuster. Ich spr<strong>in</strong>ge auf<br />
grafische Muster und auf Farben an.<br />
Vermutlich liebe ich deshalb auch die<br />
Kleider des verstorbenen Designers<br />
Geoffrey Beene. Bei me<strong>in</strong>em letzten<br />
NYC-Besuch habe ich bei Narnia<br />
V<strong>in</strong>tage e<strong>in</strong>e Tunika von ihm <strong>mit</strong><br />
e<strong>in</strong>em irren Farbverlauf <strong>in</strong> Mauve<br />
gefunden und <strong>in</strong> Tokio e<strong>in</strong> Kleid, das<br />
wie e<strong>in</strong> Bild von Mondrian aussieht.<br />
Sowieso shoppe ich gerne auf Reisen,<br />
babouches <strong>in</strong> Marrakesch, Badetücher <strong>in</strong><br />
Istanbul, Carab<strong>in</strong>ieri-Schuhe <strong>in</strong> Pietrasanta,<br />
dem kle<strong>in</strong>en Ort <strong>in</strong> der Toskana, an den ich<br />
mehrmals im Jahr reise, weil me<strong>in</strong>e Familie<br />
dort e<strong>in</strong> Haus <strong>in</strong> den Hügeln besitzt. Ach,<br />
bella Italia, im Grunde me<strong>in</strong>es Herzens b<strong>in</strong><br />
ich Südländer<strong>in</strong>. Vermutlich habe ich deshalb<br />
auch me<strong>in</strong>er Tochter Roberta e<strong>in</strong>en<br />
Leopardenmantel von M<strong>in</strong>i Rod<strong>in</strong>i gekauft.<br />
Nach me<strong>in</strong>er Studienzeit <strong>in</strong> London habe<br />
ich <strong>in</strong> München <strong>mit</strong> Patrik Muff das Label<br />
„Sarah & Patrik Design“ gegründet. Wir<br />
haben Armbänder gestaltet, Totenköpfe auf<br />
Pullis stricken lassen und unseren Jack<br />
Russell Terrier G<strong>in</strong>a auf e<strong>in</strong>em<br />
Chenille-Aufnäher verewigt. Das war <strong>in</strong> den<br />
Neunzigern, und wir waren irre stolz darauf,<br />
dass unsere Sachen bei Colette <strong>in</strong> Paris<br />
verkauft wurden. Als ich 2006 nach Berl<strong>in</strong><br />
gezogen b<strong>in</strong>, hat sich me<strong>in</strong> Stil etwas der<br />
Stadt angepasst: mehr Turnschuhe, Fancy<br />
Pants statt Hippie-Kleider, und für diesen<br />
W<strong>in</strong>ter habe ich im Weißen Laden <strong>in</strong> der<br />
Mulackstraße endlich e<strong>in</strong>e Jacke gefunden, <strong>in</strong><br />
der ich nicht mehr frieren werde: e<strong>in</strong>en<br />
Daunenanorak von Crescent Down Works.<br />
PROTOKOLL: Antje Wewer, FOTOS: Sabr<strong>in</strong>a Theissen; Anna Rosa Krau; Mary Scherpe; privat (6)
BERLIN<br />
DÜSSELDORF<br />
FRANKFURT<br />
HAMBURG<br />
KÖLN<br />
MÜNCHEN
Wow<br />
44<br />
Das leben,<br />
e<strong>in</strong><br />
abenteuer<br />
Der Fotograf, Sammler, Tagebuchschreiber und Buchautor Peter Beard<br />
hat se<strong>in</strong> ganzes Leben zu e<strong>in</strong>em Kunstwerk gemacht. Viele Jahre<br />
verbrachte er <strong>in</strong> Afrika und dokumentierte dort auf e<strong>in</strong>drückliche Weise<br />
den Verlust des Lebensraums von Menschen und Tieren. Jetzt ersche<strong>in</strong>t<br />
e<strong>in</strong> Bildband <strong>mit</strong> teilweise nie gezeigtem Material von Peter Beard.<br />
„Peter Beard“<br />
von Nejma<br />
Beard, Owen<br />
Edwards, Steven<br />
Aronson,<br />
Taschen, ca. 50 €<br />
FOTOS: © Peter Beard/TASCHEN (2), TASCHEN, Peter Beard, Nejma Beard, Owen Edwards, Steven M. L. Aronson, 770 Seiten, € 49,99
Wow<br />
Kronleuchter von<br />
Roberto Cavalli Home,<br />
Preis auf Anfrage<br />
Barock ’n’ Roll<br />
lieber Den WeiHnaCHtsbauM <strong>in</strong> Den<br />
sCHatten stellen, als aus FalsCHer<br />
besCHeiDenHeit ÜberseHen Zu WerDen<br />
Kate, 1999<br />
Clutch von Valent<strong>in</strong>o, ca. 3 980 €<br />
FOTOS: Dolce & Gabbana; "Boys get skulls, girls get butterflies", Armreif <strong>mit</strong> Doppelbildnis des Ehepaares von Mevissen, Deutschland 1885, MAKK; L’Wren Scott/net-a-porter.<br />
com; Alexander McQueen; Katie 1999, © Inez van Lamsweerde & V<strong>in</strong>oodh Matad<strong>in</strong>/TaschenPretty Much Everyth<strong>in</strong>g“, M/M Paris, Glenn O’Brien, Flexicover im Schuber <strong>mit</strong><br />
Poster, 704 Seiten; Versace; Dolce&Gabbana; Roberto Cavalli Home; Valent<strong>in</strong>o; Kenzo/farfetch.com; Roger Vivier; Jeffrey Campbell; Tod’s; Giuseppe Zanotti Design<br />
Uhr von Dolce & Gabbana,<br />
ca. 85 000 €<br />
Armreif aus der<br />
Ausstellung "Boys<br />
get skulls, girls<br />
get butterflies." im<br />
Museum für angewandte<br />
Kunst Köln<br />
Cape von L’Wren Scott<br />
über net-a-porter.com,<br />
ca. 2 150 €<br />
Clutch von Alexander<br />
McQueen, ca. 3 095 €<br />
Herrschaftszeiten<br />
Von der Natur eher m<strong>in</strong>imalistisch ausgestattet, ist<br />
Kate Moss eigentlich die Antithese zu ausladendem Pomp. Doch<br />
alle<strong>in</strong> <strong>mit</strong> dem Kragen e<strong>in</strong>er Jacke und dem richtigen Blick<br />
machen Inez van Lamsweerde und V<strong>in</strong>oodh Matad<strong>in</strong> <strong>in</strong> ihrem<br />
neuen Fotoband aus Moss e<strong>in</strong>e neobarocke König<strong>in</strong>.<br />
Fotoband: „Pretty Much<br />
Everyth<strong>in</strong>g“, ca. 50 €<br />
iPad-Case von<br />
Versace, ca. 373 €<br />
Krone von Dolce & Gabbana,<br />
Preis auf Anfrage<br />
Hose von Kenzo über<br />
farfetch.com, ca. 415 €<br />
PantOFFel<br />
POMPÖs<br />
Wennschon – dennschon:<br />
Größenwahn<br />
sollte nicht vor den<br />
Füßen haltmachen<br />
Slipper von Roger Vivier,<br />
ca. 1 600 €<br />
Slipper von Jeffrey<br />
Campbell, ca. 179 €<br />
Slipper von Tod’s, ca. 315 €<br />
Slipper von Giuseppe Zanotti<br />
Design, ca. 950 €<br />
45
Unbed<strong>in</strong>gt <strong>mit</strong>nehmen<br />
Wow<br />
Los Angeles. Die Sonne brennt. Die Pose sitzt. Und dann? Wir<br />
prognostizieren e<strong>in</strong>e Massenkarambolage trotz bester Straßenbed<strong>in</strong>gungen.<br />
Noch mehr ansehnliche junge Männer auf der Suche nach e<strong>in</strong>er<br />
Mitfahrgelegenheit und andere Leckerbissen f<strong>in</strong>det man im neuen Magaz<strong>in</strong><br />
TVTOR des Kreativdirektors und Fotografen Matthias Vriens-McGrath.<br />
Ersche<strong>in</strong>t ab Februar<br />
2014 zweimal jährlich<br />
DIE NACHRICHTEN<br />
In Sorge, dass niemand zu Ihrer Party kommt? Mit<br />
dieser Edition von Paperless Post <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />
<strong>mit</strong> Derek Blasberg werden diese und andere Probleme<br />
bereits im Vorfeld angesprochen und gelöst.<br />
Salvatore Ferragamo, ca. 280 €<br />
46<br />
Der erste Stiletto, der<br />
aussieht, als wäre<br />
er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen<br />
Leben e<strong>in</strong> Sneaker<br />
gewesen.<br />
Pumps von Dior,<br />
ca. 780 €<br />
Taschenspieler<br />
Abstraktion ist e<strong>in</strong> überschätztes Stil<strong>mit</strong>tel.<br />
Wer gerne Lebkuchenmänner, Parfümflaschen oder<br />
Elefanten <strong>mit</strong> sich herumträgt, kann se<strong>in</strong>em<br />
Vergnügen jetzt <strong>mit</strong> diesen Taschen nachgehen.<br />
Chanel, ca. 6 500 €<br />
Seidentücher von<br />
Silviya Neri, ca. 213 €<br />
VERHÄNGNIS<br />
Diesen Todeskuss und<br />
weitere Seidentücher der<br />
Künstler<strong>in</strong> Silviya Neri<br />
hat der Fotograf Vasil<br />
Germanov für das<br />
russische Kreativportal<br />
underthel<strong>in</strong>e.net kongenial<br />
<strong>in</strong> Szene gesetzt.<br />
Acne, ca. 900 € Charlotte Olympia,<br />
ca. 565 €<br />
FOTOS: Matthias Vriens-McGrath (2); Derek Blasberg for Paperless Post onl<strong>in</strong>e cards and <strong>in</strong>vitations;<br />
Ferragamo; Charlotte Olympia; Chanel; acnestudios.com; Dior; Vasil Germanov/underl<strong>in</strong>e.net
NEW<br />
LIMITED<br />
EDITION<br />
NOVEMBER -<br />
DEZEMBER 2013<br />
AB 2,79€<br />
WWW.CATRICE.EU<br />
FACEBOOK.COM/CATRICEDE
Wow<br />
LIQUID<br />
FASHION<br />
Gutes Tun zur Berl<strong>in</strong>er<br />
Fashion Week. Im Popup-Hotel<br />
The Belvedere<br />
Hotel by Q! gibt es die<br />
li<strong>mit</strong>ierte Edition Belvedere<br />
Red. Mit der<br />
Hälfte der Erlöse wird<br />
die Organisation RED<br />
unterstützt, die weltweit<br />
Aids, Tuberkulose<br />
und Malaria bekämpft.<br />
Wodka von Belvedere, 39,90 €<br />
48<br />
Tassen von<br />
Seletti wears<br />
Toiletpaper,<br />
ca. 14 €<br />
Alle Tassen im Schrank<br />
Niemand hat mehr Spaß bei der Arbeit als die<br />
Designer von Toiletpaper. Für den Onl<strong>in</strong>eshop<br />
yoox.com entwarf das Team um Maurizio<br />
Cattelan Geschirr und Tischdecken, die selbst die<br />
grimmigste Tischgesellschaft heiter stimmen.<br />
SCHÖN<br />
TRAURIG<br />
Der Claim für<br />
diese Regen jacke<br />
von Stutterheim<br />
sagt: „Swedish<br />
melancholy at<br />
its driest“.<br />
Regenjacke<br />
„Arholma“von<br />
Stutterheim,<br />
ca. 550 €<br />
Yeehaw!<br />
Diese Brille hätte<br />
Doris Day <strong>mit</strong><br />
Begeisterung zum<br />
Rodeo getragen.<br />
Sonnenbrille<br />
von Ralph Lauren,<br />
ca. 165 €<br />
Modell „Opaque“<br />
<strong>mit</strong> Goldbündchen<br />
von Fogal, ca. 30 €<br />
Rolle rückwärts<br />
Nichts, aber auch gar nichts fühlt sich subjektiv so sexy an<br />
und sieht objektiv so sexy aus wie e<strong>in</strong>e schwarze Seidenstrumpfhose.<br />
Zum 90. Geburtstag von Fogal br<strong>in</strong>gt das Schweizer<br />
Traditionsunternehmen e<strong>in</strong>e Jubiläumskollektion heraus, die<br />
genau diese These optisch überzeugend untermauert.<br />
FOTOS: Moet Hennessy(3); Studio Bad<strong>in</strong>i; Stutterheim; Ralph Lauren; Walter Pfeiffer for Fogal
Wow<br />
Daher der Name „Uhrwald“<br />
Er schreibt e<strong>in</strong>en Hit nach dem anderen und gilt <strong>in</strong>zwischen<br />
m<strong>in</strong>destens <strong>in</strong> Italien auch als Fernsehstar. Jetzt hat Mika<br />
zusammen <strong>mit</strong> se<strong>in</strong>er Schwester e<strong>in</strong>e Swatch-Uhr kreiert, die<br />
böse Geister vertreiben kann. E<strong>in</strong>fach bezaubernd!<br />
„Modern<br />
Manners“,<br />
Verlag<br />
Potter Style,<br />
ca. 14 €<br />
Uhr von<br />
Swatch,<br />
ca. 55 €<br />
Gut erzogen<br />
wie e<strong>in</strong> Tyler!<br />
Dorothea Johnson gilt <strong>in</strong><br />
den USA als Etiketteguru.<br />
Jetzt wissen wir endlich,<br />
warum ihre Enkel<strong>in</strong> Liv<br />
Tyler so gut geraten ist.<br />
Das gewisse<br />
etwas<br />
Braune Taschen kann jeder.<br />
Goldene Kettchen richtig<br />
platzieren nur Dsquared2.<br />
FOTOS: Etro; by Swatch; Crown Publish<strong>in</strong>g; Dsquared2; Thom Browne x Colette; Tissot; Wempe; Omega; Delf<strong>in</strong>a Delettrez<br />
Snowboard von Etro, ca. 1 500 €<br />
musterbeispiel<br />
für<br />
Die piste<br />
Ab etwa 25 wollen wir<br />
auf den Halfpipes dieser<br />
Welt anständig ausschauen.<br />
Mit diesem<br />
Snowboard im Paisleystil<br />
von Etro ist schon<br />
mal viel gewonnen.<br />
Attitüde<br />
So geht das: Griff<br />
<strong>in</strong> die Tasche,<br />
Blick auf die Uhr,<br />
Augenbraue<br />
hochziehen.<br />
Taschenuhr von Tissot,<br />
ca. 560 €<br />
Taschenuhr von Wempe,<br />
ca. 1 175 €<br />
Taschenuhr von Omega,<br />
ca. 79 900 €<br />
Mütze von<br />
Thome<br />
Browne x<br />
Colette,<br />
ca. 140 €<br />
HanD<br />
aufs porzellan<br />
Die neue Schmuckkollektion<br />
von Delf<strong>in</strong>a Delettrez ist so<br />
appetitlich und elegant wie<br />
e<strong>in</strong>e exzentrische Tischdeko.<br />
Tasche von<br />
Dsquared2,<br />
Preis auf<br />
Anfrage<br />
S ü ß e s<br />
Mützchen<br />
W<strong>in</strong>ter ist die Jahreszeit,<br />
<strong>in</strong> der k<strong>in</strong>dliche<br />
Accessoires gut gelaunt<br />
auch von erwachsenen<br />
Menschen getragen<br />
werden dürfen.<br />
Armband, ca. 1 212 €<br />
R<strong>in</strong>ge v. l. ca. 1 512 €, 2 019 €,<br />
3 280 €, 1 260 €, 2 019 €<br />
49
Ketten von<br />
Khai Khai<br />
Jewelry,<br />
ca. 1 210 €<br />
Nicht gucken ... Jetzt!<br />
E<strong>in</strong>e Statementkette für Fashion-Ignoranten und Menschen, die so<br />
wirken wollen: Der New Yorker Schmuckdesigner Khai Khai entwirft<br />
Schmuck, der sogar Ignoranz umwerfend aussehen lässt.<br />
Re<strong>in</strong>eR<br />
TiSch<br />
Leuchtreklame fürs Wohnzimmer:<br />
Inspiriert durch<br />
Reisen nach Istanbul und<br />
Schanghai und als Tribut<br />
an Roy Lichtenste<strong>in</strong><br />
entwarf der niederländische<br />
Designer Re<strong>in</strong>ier<br />
Bosch diesen buchstabengestützten<br />
Glastisch.<br />
Wow<br />
ToTal<br />
SpiTze<br />
Das italienische Label<br />
Alessandra Rich<br />
ist für Frauen, die<br />
ihren Look irgendwo<br />
zwischen Baiser,<br />
Braut und Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong><br />
ansiedeln.<br />
Süß und unschuldig<br />
<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Twist<br />
sexy Berechnung.<br />
Label<br />
to<br />
watch<br />
Heimatkunde<br />
Auf der Suche nach dem Wesen Amerikas treibt<br />
Bruce Weber, hier <strong>in</strong> der Rolle des Herausgebers,<br />
se<strong>in</strong>e Reihe All-American voran. Deren 13.<br />
Band <strong>mit</strong> dem Titel Born Ready (l. und u. r.)<br />
versammelt Essays, Gedichte und Fotografien,<br />
die Exzentrik und Individualismus feiern – zwei<br />
sehr amerikanische Tugenden.<br />
„Born Ready“<br />
von Bruce<br />
Weber, ca. 98 €<br />
Rotes Kleid,<br />
ca. 3 100 €,<br />
weißes Kleid,<br />
ca. 2 505 €<br />
Schrankkoffer,<br />
angefertigt für<br />
Damien Hirst<br />
My hoMe iS My<br />
SuiTcaSe<br />
Als Reisen noch e<strong>in</strong> Privileg von<br />
Abenteurern, Aristokraten und Künstlern<br />
war, zerbrach sich noch niemand den Kopf<br />
über zu großes Gepäck. Louis Vuitton<br />
widmet den wagemutigen Weltenwanderern<br />
e<strong>in</strong>e Ausstellung vom 4.12.2013 bis 19.1.2014<br />
auf dem Roten Platz <strong>in</strong> Moskau.<br />
FOTOS: Khai Khai Jewellry; Alexandra Rich SS 14 Lookbook; © All-American Volume Thirteen: Born Ready by Bruce Weber, published by teNeues, www.teneues.com. Photo © Sean Thomas(2);<br />
© Louis Vuitton / Philippe Jum<strong>in</strong>; Rachel Nieborg, Re<strong>in</strong>ier Bosch, WHAAM!, 2013, glass, LED’s, plexiglass, polished sta<strong>in</strong>less steel, Edition of 3+1AP+1P, Courtesy of Carol<strong>in</strong>a Wilcke
Ketten von<br />
Khai Khai<br />
Jewelry,<br />
ca. 1 210 €<br />
Nicht gucken ... Jetzt!<br />
E<strong>in</strong>e Statementkette für Fashion-Ignoranten und Menschen, die so<br />
wirken wollen: Der New Yorker Schmuckdesigner Khai Khai entwirft<br />
Schmuck, der sogar Ignoranz umwerfend aussehen lässt.<br />
Re<strong>in</strong>eR<br />
TiSch<br />
Leuchtreklame fürs Wohnzimmer:<br />
Inspiriert durch<br />
Reisen nach Istanbul und<br />
Schanghai und als Tribut<br />
an Roy Lichtenste<strong>in</strong><br />
entwarf der niederländische<br />
Designer Re<strong>in</strong>ier<br />
Bosch diesen buchstabengestützten<br />
Glastisch.<br />
Wow<br />
ToTal<br />
SpiTze<br />
Das italienische Label<br />
Alessandra Rich<br />
ist für Frauen, die<br />
ihren Look irgendwo<br />
zwischen Baiser,<br />
Braut und Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong><br />
ansiedeln.<br />
Süß und unschuldig<br />
<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Twist<br />
sexy Berechnung.<br />
Label<br />
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Heimatkunde<br />
Auf der Suche nach dem Wesen Amerikas treibt<br />
Bruce Weber, hier <strong>in</strong> der Rolle des Herausgebers,<br />
se<strong>in</strong>e Reihe All-American voran. Deren 13.<br />
Band <strong>mit</strong> dem Titel Born Ready (l. und u. r.)<br />
versammelt Essays, Gedichte und Fotografien,<br />
die Exzentrik und Individualismus feiern – zwei<br />
sehr amerikanische Tugenden.<br />
„Born Ready“<br />
von Bruce<br />
Weber, ca. 98 €<br />
Rotes Kleid,<br />
ca. 3 100 €,<br />
weißes Kleid,<br />
ca. 2 505 €<br />
Schrankkoffer,<br />
angefertigt für<br />
Damien Hirst<br />
My hoMe iS My<br />
SuiTcaSe<br />
Als Reisen noch e<strong>in</strong> Privileg von<br />
Abenteurern, Aristokraten und Künstlern<br />
war, zerbrach sich noch niemand den Kopf<br />
über zu großes Gepäck. Louis Vuitton<br />
widmet den wagemutigen Weltenwanderern<br />
e<strong>in</strong>e Ausstellung vom 4.12.2013 bis 19.1.2014<br />
auf dem Roten Platz <strong>in</strong> Moskau.<br />
FOTOS: Khai Khai Jewellry; Alexandra Rich SS 14 Lookbook; © All-American Volume Thirteen: Born Ready by Bruce Weber, published by teNeues, www.teneues.com. Photo © Sean Thomas(2);<br />
© Louis Vuitton / Philippe Jum<strong>in</strong>; Rachel Nieborg, Re<strong>in</strong>ier Bosch, WHAAM!, 2013, glass, LED’s, plexiglass, polished sta<strong>in</strong>less steel, Edition of 3+1AP+1P, Courtesy of Carol<strong>in</strong>a Wilcke
Armspangen, ca. 950 € & 895 €<br />
sa<strong>in</strong>t laurent<br />
by hedi slimane<br />
Choker,<br />
ca. 400 €<br />
cél<strong>in</strong>e<br />
Armspange,<br />
ca. 325 €<br />
balenciaga<br />
Armspange,<br />
ca. 1 100 €<br />
tiffany & co.<br />
52<br />
Schmuck<br />
Silberstreif<br />
Genau jetzt will man m<strong>in</strong>destens<br />
e<strong>in</strong>em HandGelenk GewicHt<br />
verleiHen. Oder kOpf und<br />
kraGen riskieren. cuff Oder<br />
cHOker s<strong>in</strong>d das d<strong>in</strong>G der stunde<br />
Foto Christian Hagemann<br />
Armspange,<br />
ca. 535 €<br />
pomellato
Mehr Uhr als Zeit<br />
ständig läutet das telefon. ständig will jemand<br />
was. ständig sagt jemand „mahlzeit“. wieso<br />
macht man das alles <strong>mit</strong>? um sich schöne uhren<br />
anzuschaffen, die e<strong>in</strong>em sagen, wann schluss ist<br />
Fotos Michael Mann<br />
Set Styl<strong>in</strong>g Christian Kleemann<br />
Styl<strong>in</strong>g Réka Maria Probst<br />
54<br />
„Portof<strong>in</strong>o Automatic“ <strong>mit</strong> Milanaisearmband und mechanischem<br />
Uhrwerk, ca. 4 950 € iWc R<strong>in</strong>ge, ca. 350 € DoDo<br />
Armband, ca. 990 € tiffany & co. Kleid, ca. 998 € escaDa<br />
„Master Ultra Th<strong>in</strong> Jubilee“ <strong>mit</strong> 4,05 mm „Couteau“-Gehäuse aus<br />
extraweißem Plat<strong>in</strong>, ca. 14 400 € jaeger-lecoultre R<strong>in</strong>g <strong>in</strong> der Mitte, ca. 3 675 €<br />
Wempe R<strong>in</strong>ge, ca. 1 490 € & 4 850 € caDa<br />
Armband, ca. 15 700 € tiffany & co. Armreif, ca. 2 975 € Wempe<br />
„Patrimony Contempora<strong>in</strong>e“ aus 18 Karat Weißgold <strong>mit</strong> Dornschließe <strong>in</strong> Form<br />
e<strong>in</strong>es Malteserkreuzes, ca. 22 200 € vacheron constant<strong>in</strong><br />
R<strong>in</strong>g, ca. 1 710 € pomellato Armband, ca. 1 733 € sophie bille brahe<br />
Bluse, ca. 198 € lala berl<strong>in</strong> Cardigan, ca. 170 € set<br />
„Saxonia“ aus Weißgold <strong>mit</strong> handgenähtem Krokoband, ca. 16 600 €<br />
a. lange & söhne R<strong>in</strong>g, ca. 2 900 € repossi<br />
Armband, ca. 1 100 € tiffany & co. Hemd, ca. 80 € g-star
„Sirius Automatic“ <strong>mit</strong> Edelstahlgehäuse und 40 mm Durchmesser, ca. 3 950 €<br />
chronosWiss R<strong>in</strong>g & Armreife, ca. 345 €, 530 € & 460 € frey Wille<br />
Sonnenbrille, ca. 335 € mykita x Damir Doma Bluse, ca. 260 € acne<br />
Hose, ca.180 € mar<strong>in</strong>a yacht<strong>in</strong>g<br />
„Calatrava“ <strong>mit</strong> mechanischem Handaufzug und Zifferblatt<br />
<strong>mit</strong> aufgesetzten Gold<strong>in</strong>dexen, ca. 17 810 € patek philippe R<strong>in</strong>g,<br />
ca. 1 550 € tiffany & co. R<strong>in</strong>g, ca. 165 € maria black<br />
Armreife, ca. 350 € & 520 € <strong>in</strong>a beissner Jacke, ca. 340 € tW<strong>in</strong> set<br />
Accessoires<br />
55<br />
„Max Bill“ <strong>mit</strong> Edelstahlgehäuse, Kalbslederarmband und<br />
Dornschließe, ca. 445 € junghans R<strong>in</strong>ge, ca. 3 475 € & 1 975 € Wempe<br />
Hemd, ca. 169 € tiger of sWeDen<br />
„La Grande Classique“ aus Edelstahl <strong>mit</strong> Quarzwerk und Alligatorlederband,<br />
ca. 720 € long<strong>in</strong>es R<strong>in</strong>g, Armband und Armreif,<br />
ca. 2 900 €, 720 € & 5 300 € tiffany & co. Pullover, ca. 559 € malaikaraiss<br />
haare & make-up Tan Vuong / Ballsaal <strong>mit</strong><br />
Produkten von Chanel maniküre Hien Pham <strong>mit</strong><br />
Produkten von YSL moDel Kassandra Jensen /<br />
m4 models post-proDuction Stephanie Wencek<br />
proDuktion Frank Seidlitz, Dorothea Fiedler
Kultur<br />
Now<br />
Neue AusstelluNgeN, Neues im kiNo, Neu<br />
im theAter, eiN VAterschAftstest sowie<br />
der spoNtAN improVisierte frAgebogeN<br />
Barbara<br />
K l e m m<br />
Diese Frau hat alles<br />
gesehen, was <strong>in</strong> den letzten<br />
50 Jahren der Bundesrepublik<br />
an Bedeutsamem<br />
(Willy Brandt verhandelt<br />
<strong>mit</strong> Leonid Breschnew),<br />
Befreiendem (Studentenrevolten)<br />
und Beunruhigendem<br />
(Mick Jagger auf<br />
e<strong>in</strong>em Konzert <strong>in</strong><br />
Frankfurt am Ma<strong>in</strong>)<br />
geschehen ist. Natürlich hat<br />
sie es nicht nur gesehen,<br />
sondern auch fotografisch<br />
festgehalten, und nun für<br />
den Berl<strong>in</strong>er Mart<strong>in</strong>-Gropius-Bau<br />
zu e<strong>in</strong>er umfassenden<br />
Retrospektive<br />
zusammengestellt. Danke,<br />
Barbara – so macht<br />
Geschichte Spaß.<br />
Vom 16. November 2013<br />
bis zum 9. März 2014.<br />
De<strong>in</strong>e erste Zigarette? Camel ohne. Das<br />
haben die coolen Leute auf dem Pausenhof<br />
56 alle geraucht. E<strong>in</strong>e Weile auch Tabak, weil’s<br />
billiger war: Red nicht rum – rauch Drum!<br />
softpack oDer HarDpack? Soft.<br />
Zerkrümeln Die bei iHnen nicHt? Meist<br />
bleiben sie heil. Wenn dann doch mal e<strong>in</strong>e<br />
zerbricht, macht es Spaß, sie <strong>mit</strong> Blättchen<br />
wieder zu reparieren. scHreiben unD<br />
raucHen: HanDicap oDer selbstoptimierung?<br />
Ich rauche beim Schreiben und<br />
schreibe, während ich rauche. Das Ungesunde<br />
daran stört mich schon sehr. Das tut den<br />
Texten auch nicht gut. Diesen Selbstoptimierungsimperativ<br />
lehne ich ab, versuche aber<br />
trotzdem, me<strong>in</strong> Rauchen beim Schreiben<br />
mehr e<strong>in</strong>zuschränken. frage an Den selbst<br />
DreHenDen scHreiber: klare<br />
outsiDer-perspektive oDer soZiale<br />
verstrickung? So e<strong>in</strong>e klare Outsider-Perspektive<br />
hatte ich früher mehr. Und ich<br />
verstricke mich auch dauernd, aber vielleicht<br />
anders, als Sie me<strong>in</strong>en. E<strong>in</strong> Teil des Outsidertums<br />
ist ja Veranlagung, wie man geworden<br />
ist; e<strong>in</strong> anderer hat <strong>mit</strong> dem freien Autorense<strong>in</strong><br />
zu tun. Wenn ich mehr Geld hätte, wäre<br />
ich schon öfter unterwegs als jetzt. iHr neues<br />
Zwölf Fragen an<br />
Detlef<br />
Kuhlbrodt<br />
bucH Heisst „umsonst unD Draussen“:<br />
raucHerroman oDer cHronik? Diese<br />
Zigarettenrauchperspektive war mir zu eng,<br />
der ursprüngliche Titel Wie ich e<strong>in</strong>mal zwei<br />
Wochen nicht rauchte zu lustigleichtironisch.<br />
Da war plötzlich so e<strong>in</strong> kokettierendes<br />
Fake-Element dr<strong>in</strong>. An den eigenen Aufzeichnungen<br />
zu arbeiten, als wären sie die e<strong>in</strong>es<br />
anderen, hatte mir dann mehr Spaß gemacht:<br />
Chronik! alles „super“: liebe Zum<br />
scHicksal oDer vollverblöDung?<br />
Der Begriff ist bei mir eher Mediz<strong>in</strong> als<br />
Affirmation. Als Teenager hatte ich versucht,<br />
mich <strong>in</strong> fürchterlichen Situationen auf<br />
Horrortrips zu retten, <strong>in</strong>dem ich es „super“<br />
und „prima“ fand. Der Sprung <strong>in</strong> der<br />
Schüssel, den man selber hat, oder die Ausstellung<br />
e<strong>in</strong>es kurzzeitigen Rückzugs <strong>in</strong><br />
die bewusste Regression kl<strong>in</strong>gt da schon <strong>mit</strong>.<br />
Man steht immer auch e<strong>in</strong> bisschen außerhalb<br />
der Situation, die man „super“ nennt.<br />
Die Vollverblödung droht auch dem kritischen<br />
Bewusstse<strong>in</strong>, wenn es <strong>in</strong>s Ressentiment<br />
kippt. Es gibt auch sehr gute Schriftsteller,<br />
die an ihrer Wut gescheitert s<strong>in</strong>d. e<strong>in</strong><br />
liebl<strong>in</strong>gsbucH? Ja von Thomas Bernhard.<br />
DortmunD oDer bayern? Schalke!<br />
WelcHe position spielen sie selber am<br />
liebsten? L<strong>in</strong>ker Verteidiger bis L<strong>in</strong>ksaußen.<br />
fussballscHuHe von nike oDer aDiDas?<br />
Momentan Nike, früher Adidas. nocH e<strong>in</strong><br />
kle<strong>in</strong>es bier oDer nacH Hause? Gerne<br />
noch e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Bier.<br />
„Umsonst und draußen“ ist<br />
<strong>in</strong> der Edition Suhrkamp<br />
erschienen, hat 198 Seiten<br />
und kostet 12 Euro<br />
FOTOS: Barbara Klemm, „Mick Jagger. Frankfurt am Ma<strong>in</strong>, 1970“, © Barbara Klemm; Detlef Kuhlbrodt
FOTOS: General Idea, „aIDS“, 1989, Deutsche aIDS-Stiftung, Bonn; © 2013 Concorde Filmverleih GmbH; Just Loomis, „Sigrid. Norway 2013“, © Just Loomis, Courtesy Galerie Hiltawsky; © 2013 STUDIOCaNaL GmbH<br />
L.a.r.S.<br />
Liebe, Aids, Riot und Sex<br />
waren zentrale Themen <strong>in</strong><br />
den 80er-Jahren. Inzwischen<br />
sche<strong>in</strong>t die Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />
<strong>mit</strong> Aids gespenstisch<br />
ruhig geworden zu se<strong>in</strong>,<br />
weshalb sich jetzt e<strong>in</strong>e zweiteilige<br />
Ausstellung <strong>in</strong> der<br />
Berl<strong>in</strong>er Neuen Gesellschaft<br />
für bildende Kunst <strong>mit</strong> dem Titel Love Aids Riot Sex der<br />
Frage widmet, ob unsere längst gewonnene Offenheit gegenüber<br />
der Krankheit nicht nur e<strong>in</strong>e verme<strong>in</strong>tliche ist. Noch bis zum<br />
5. Januar 2014 zu sehen.<br />
Im K<strong>in</strong>o<br />
Tage am Strand<br />
Two Mothers (englischer Arbeitstitel) verbr<strong>in</strong>gen Tage am Strand<br />
(offizieller deutscher Titel) und fangen e<strong>in</strong>e Affäre <strong>mit</strong> dem<br />
Sohn der jeweils anderen an. Nach e<strong>in</strong>igen dramatischen und<br />
erotischen Szenen vor der australischen Ostküste entscheidet<br />
sich e<strong>in</strong> Jüngl<strong>in</strong>g dann allerd<strong>in</strong>gs für e<strong>in</strong>e Frau se<strong>in</strong>es Alters und<br />
zieht von dannen. Umgeleiteter Elektrakomplex oder seriöse<br />
Variante des MILF-Phänomens? H<strong>in</strong> oder her, <strong>mit</strong> Naomi Watts<br />
und Rob<strong>in</strong> Wright so attraktiv besetzt, dass man sich den<br />
Film unbed<strong>in</strong>gt anschauen sollte (ab 28. November).<br />
Just Loomis<br />
Jahrelang arbeitete er als Assistent von Helmut Newton, jahrelang waren<br />
er und Newton befreundet. Inzwischen ist Just Loomis e<strong>in</strong> eigenständiger<br />
Künstler, der die Welt der Modefotografie h<strong>in</strong>ter sich gelassen hat. Er<br />
konzentriert sich auf Porträts von Frauen, die als Stripper<strong>in</strong>nen arbeiten,<br />
Frauen, die Kellner<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d, Frauen, die se<strong>in</strong>e Geliebten waren. Kurzum:<br />
In der Ausstellung Women werden 32 Bilder präsentiert, die Just Loomis<br />
<strong>in</strong> den vergangenen 20 Jahren von se<strong>in</strong>em Liebl<strong>in</strong>gsgender aufgenommen<br />
hat, <strong>in</strong>tim, ehrlich und klar. Die Ausstellung <strong>in</strong> der Galerie Hiltawsky<br />
ist noch bis zum 11. Januar 2014 zu sehen.<br />
Im K<strong>in</strong>o<br />
Die Tribute von Panem:<br />
Catch<strong>in</strong>g Fire<br />
Nachdem Katniss und Peeta die Hungerspiele<br />
des ersten Teils überlebt haben und da<strong>mit</strong><br />
dem Regime von Panem e<strong>in</strong>e Demütigung zufügen<br />
konnten, s<strong>in</strong>nt Präsident Snow auf<br />
Rache. Se<strong>in</strong> teuflischer Plan: Anlässlich des Jubel-<br />
Jubiläums der 75. Hungerspiele werden die<br />
Tribute aus dem Kreis der bisherigen Gew<strong>in</strong>ner<br />
ausgelost. Für Katniss bedeutet das die Rückkehr<br />
<strong>in</strong> die Arena. Peeta ist auch <strong>mit</strong> dabei. Also<br />
im Grunde alles wie beim ersten Mal, nur<br />
ganz anders, geme<strong>in</strong>er und brutaler – und e<strong>in</strong><br />
toller Anlass, Jennifer Lawrence bei der Arbeit zuzusehen.<br />
Jetzt im K<strong>in</strong>o.<br />
57
N was so geht<br />
58<br />
Sexy<br />
S e s e d e<br />
seseDe terZiyan ist die Tochter<br />
armenischer christlicher Eltern, aufgewachsen<br />
an der Nordsee und <strong>in</strong><br />
Baden-Württemberg, Absolvent<strong>in</strong> der<br />
Berl<strong>in</strong>er Hochschule für Schauspielkunst<br />
„Ernst Busch“. Alle<strong>in</strong> durch ihre<br />
Biografie passte Sesede hervorragend<br />
<strong>in</strong>s postmigrantische Ensemble am<br />
Ballhaus Naunynstraße <strong>in</strong> Kreuzberg.<br />
Im Fernsehen wird die 32-Jährige gern<br />
als kopftuchtragende Muslima oder<br />
Türk<strong>in</strong> besetzt. Egal. Denn es gibt<br />
tatsächlich Off-Theaterereignisse, die<br />
lebensverändernd se<strong>in</strong> können. So geschehen<br />
bei Sesede. Die Inszenierung<br />
Verrücktes Blut, die 2010 am Ballhaus<br />
<strong>in</strong> der schmalen und schmuddeligen<br />
Naunynstraße Premiere feierte, war so<br />
e<strong>in</strong> Ereignis. In der multikulturell<br />
Frank<br />
S<strong>in</strong>atra<br />
Ronan<br />
Farrow<br />
Now<br />
besetzten Produktion spielte Sesede<br />
e<strong>in</strong>e Lehrer<strong>in</strong>, die ihren Schülern<br />
deutsche Kultur beibr<strong>in</strong>gt – wenn es<br />
se<strong>in</strong> muss, auch <strong>mit</strong> Gewalt. Die<br />
schlaue „Amok-Komödie“ begeisterte<br />
das Publikum, wurde im Spiegel<br />
besprochen und katapultierte die Beteiligten<br />
nach vorn: Jens Hillje,<br />
damals Dramaturg, und Sherm<strong>in</strong><br />
Langhoff, damals Chefi n des Ballhauses,<br />
leiten jetzt e<strong>in</strong> sehr viel größeres<br />
Haus: das Maxim Gorki Theater.<br />
Die Eröffnungspremiere Tschechows<br />
Kirschgarten <strong>in</strong>szeniert Nurkan Erpulat,<br />
der Regisseur von Verrücktes Blut<br />
(das Stück wird am Gorki <strong>mit</strong><br />
englischen Übertiteln gezeigt). Und<br />
e<strong>in</strong>e der Hauptrollen spielt,<br />
logisch, Ensemble<strong>mit</strong>glied Sesede.<br />
First we take<br />
Kreuzberg, then we take<br />
Mitte: Sesede Terziyan<br />
auf dem Dach des<br />
Maxim Gorki Theaters<br />
FOTO: Jonas Unger<br />
Who’s your D a D D Y ?<br />
Woody<br />
Allen<br />
Fremdgelesen<br />
Unlautere Formen der Kritik<br />
ian mceWan: Honig<br />
Nachgefragt bei Marion K., 40, Jurist<strong>in</strong>,<br />
McEwan-Fan seit „Abbitte“ <strong>in</strong>tervieW: Sieht<br />
McEwan eigentlich aus wie Keith Carrad<strong>in</strong>e?<br />
marion k.: Ja, aber <strong>in</strong> alt. <strong>in</strong>tervieW: Wie ist<br />
der Titel? k.: Total irreführend. Im Orig<strong>in</strong>al<br />
heißt das Buch Sweet Tooth, das ist e<strong>in</strong>e Agent<strong>in</strong>nen-Story.<br />
<strong>in</strong>tervieW: War McEwan nicht auch mal beim MI6? k.:<br />
Auf der Lesung hat er das verne<strong>in</strong>t. <strong>in</strong>tervieW: Weibliche<br />
Erzählperspektive, bekommt er das h<strong>in</strong>? k.: Absolut.<br />
<strong>in</strong>tervieW: Wenn Ihnen jemand das Buch beim ersten<br />
Date empfohlen hätte? k.: In jedem Fall besser, als mir<br />
Illum<strong>in</strong>ati zu geben … Außerdem kenne ich McEwan ja<br />
schon! Diogenes, 22,90 Euro<br />
paul auster: W<strong>in</strong>terJournal<br />
Susanne W., 36, klassische Tänzer<strong>in</strong>,<br />
Alles-zu-Ende-Leser<strong>in</strong> <strong>in</strong>tervieW: Sieht Auster<br />
auf dem Cover zu gut aus? susanne W.: Ne<strong>in</strong>,<br />
endlich mal gut! <strong>in</strong>tervieW: Wissen Sie, wie<br />
er heute aussieht? W.: Ja, aber die Augen s<strong>in</strong>d<br />
entscheidend. <strong>in</strong>tervieW: Wenn e<strong>in</strong>er Erfolgsautor ist, so<br />
aussieht und auf Frauen steht, glauben Sie, dass ihn das<br />
ru<strong>in</strong>iert? W.: Was ist das denn für e<strong>in</strong>e blöde Frage?<br />
<strong>in</strong>tervieW: Haben Sie schon re<strong>in</strong>gelesen? W.: Ja, ziemlich<br />
egozentrisches Altmännergestammel. Aber ich lese es<br />
trotzdem zu Ende. Rowohlt, 19,95 Euro<br />
ann cotten: HauptWerk. softsoftporn<br />
Leon V., 28, Sportreporter, Von-Uslar-Fan<br />
leon v. (liest vor): „Wer kennt se<strong>in</strong>e seidigen<br />
Wände noch …“ Alter, das s<strong>in</strong>d ja Gedichte!<br />
<strong>in</strong>tervieW: „Softsoftporn“ – was könnte das<br />
se<strong>in</strong>? v.: Ke<strong>in</strong>e Ahnung. Frauen <strong>in</strong> Dessous<br />
beim Rauchen auf YouPorn? Ich war mal<br />
<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er Autor<strong>in</strong> verabredet. Wir wollten <strong>in</strong>s K<strong>in</strong>o. Sie kam<br />
zu spät – verheult, blutig gekaute F<strong>in</strong>gernägel – und me<strong>in</strong>te:<br />
„Ich kann nicht unter Menschen se<strong>in</strong>. Aber ich b<strong>in</strong> extra<br />
hier, um dir das zu sagen.“ Das habe ich ihr hoch<br />
angerechnet. Verlag Peter Engstler, 14 Euro<br />
Auf die Frage, wer von beiden – Frankie oder<br />
Woody – der Vater ihres Sohnes Ronan sei,<br />
lässt Mia Farrow bloß wissen, dass beides se<strong>in</strong><br />
könne. Wenn Ronan zugleich das K<strong>in</strong>d von<br />
Woody Allen und Frank S<strong>in</strong>atra se<strong>in</strong> soll, kann<br />
die Gleichung nur widerspruchsfrei aufgehen,<br />
wenn Frankie und Woody die gleiche Person<br />
s<strong>in</strong>d. Da beide an e<strong>in</strong>em Dezembertag <strong>in</strong> New<br />
York geboren wurden und Allen mehr oder<br />
m<strong>in</strong>der erfolgreich noch e<strong>in</strong>e Jazzkarriere<br />
verfolgt, wäre das also endlich geklärt. Oder?<br />
Mia<br />
Farrow<br />
FOTOS: Diogenes; rowohlt Verlag; © 2013 STUDIOCaNaL GmbH; Verlag Peter Engstler; Jonas Unger; C<strong>in</strong>emaPhoto/Corbis; George De Sota/Polaris/laif; Silver Screen Collection/Getty Images; Camerique/Getty Images
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pené<br />
lope<br />
cruz<br />
60
Hier ist die unvollständige Aufzählung dessen, was<br />
Penélope Cruz <strong>in</strong> letzter Zeit alles gemacht hat: E<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d<br />
geboren. In e<strong>in</strong>em ziemlich blutigen Thriller <strong>mit</strong>gespielt.<br />
Für e<strong>in</strong> Parfüm geworben. E<strong>in</strong>en ziemlich netten<br />
L<strong>in</strong>gerie-Werbefilm gedreht. Mit „<strong>Interview</strong>“ gesprochen<br />
Von Harald Peters<br />
Fotos Alexi Lubomirski
"Ich habe auch schon Filme<br />
gedreht, <strong>in</strong> denen ich aussah<br />
wie e<strong>in</strong> Straßenhund"<br />
Penélope Cruz<br />
62<br />
<strong>in</strong>terview: Ich glaube, wir müssen uns über<br />
„Trésor“ unterhalten. Aber ich weiß gar nicht, wie man<br />
sich über Düfte unterhält. Tragen Sie gerade „Trésor“?<br />
PenéloPe Cruz: Oh ja. Und ich f<strong>in</strong>de es überhaupt nicht<br />
schwer, darüber zu reden. Auch wenn die meisten Leute<br />
glauben, dass ich lüge. Der Umstand, dass der Duft, den<br />
ich <strong>in</strong>zwischen repräsentiere, tatsächlich me<strong>in</strong> erstes<br />
Parfüm war, ist wohl e<strong>in</strong> bisschen zu perfekt, um wahr zu<br />
se<strong>in</strong>. Aber es war wirklich so. Als ich damals <strong>in</strong> den<br />
Achtzigern die Kampagne <strong>mit</strong> Isabella Rossell<strong>in</strong>i von Peter<br />
L<strong>in</strong>dbergh gesehen habe … Sie kennen die Fotos, nicht wahr?<br />
<strong>in</strong>terview: Ja.<br />
Cruz: Die Bilder waren für mich die schönste Kampagne<br />
überhaupt. Also b<strong>in</strong> ich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Laden und habe mir e<strong>in</strong>e<br />
Probe geholt und mir das Parfüm zum Geburtstag<br />
gewünscht. Ich trage es fast schon e<strong>in</strong> Leben lang.<br />
<strong>in</strong>terview: Aber ist „Trésor“ überhaupt e<strong>in</strong> typischer Duft<br />
für Teenager?<br />
Cruz: Aber das war ich ja nicht!<br />
<strong>in</strong>terview: Sie waren damals ke<strong>in</strong> Teenager?<br />
Cruz: Doch. Aber ich war ke<strong>in</strong> typischer Teenager.<br />
Ich war 13 Jahre alt und hatte e<strong>in</strong> ausgeprägtes Interesse<br />
für Werbung. Wissen Sie, dass ich gerade me<strong>in</strong>en<br />
ersten Werbefilm gedreht habe, als Regisseur<strong>in</strong>?<br />
<strong>in</strong>terview: Ja, für Agent Provocateur, den habe ich<br />
gesehen.<br />
Cruz: Die Fragestellung war: Wie <strong>in</strong>szeniere ich e<strong>in</strong><br />
Produkt so, dass der Zuschauer e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung dazu<br />
herstellt, ohne dass es viele Worte braucht? Das hat<br />
mich auch an der Fotografie immer <strong>in</strong>teressiert. Die<br />
Fotografie ist schon seit Jahren e<strong>in</strong> Hobby von mir.<br />
Und was ich bei der Fotografie gelernt habe, übertrage ich<br />
jetzt auf Film. Allerd<strong>in</strong>gs will ich zurzeit noch ke<strong>in</strong>e<br />
Michael Fassbender<br />
spielt <strong>in</strong> Ridley Scotts<br />
„The Counselor“ die<br />
namenlose Hauptfigur,<br />
von der sich nicht ohne<br />
Abstriche sagen lässt,<br />
dass sie Penélope Cruz<br />
Glück br<strong>in</strong>gt<br />
Spielfilme drehen. Ich will mich zunächst auf Werbung<br />
und Musikvideos beschränken.<br />
<strong>in</strong>terview: Ihre erste Arbeit war jedenfalls e<strong>in</strong> voller<br />
Erfolg: zu sexy für Youtube!<br />
Cruz: Ja, offenbar war man davon überrascht, dass e<strong>in</strong>e<br />
Frau so e<strong>in</strong>en Film dreht. Man hat wohl erwartet,<br />
dass e<strong>in</strong>e Frau e<strong>in</strong>en softeren Film <strong>in</strong>szenieren würde,<br />
e<strong>in</strong>en Film, der, wie soll ich sagen, mehr puritano ist. Aber<br />
me<strong>in</strong>e Aufgabe war es ja, die Kollektion zu zeigen und<br />
dabei e<strong>in</strong>e Geschichte zu erzählen.<br />
<strong>in</strong>terview: Klar. War es für Sie leicht, Regie zu führen?<br />
Cruz: Regie führen ist nie leicht. Man muss es mögen<br />
und auch wollen, weil ungeheurer Druck auf e<strong>in</strong>em lastet.<br />
Für diesen viere<strong>in</strong>halb M<strong>in</strong>uten langen Clip habe<br />
ich vier Monate lang jeden Tag gearbeitet. Weil ich<br />
schwanger war, hatte ich sonst nicht viel zu tun, weshalb<br />
ich mich bei dem Clip praktisch um alles gekümmert<br />
habe. Ich habe das Drehbuch geschrieben und den Film
FOTOS: (vorherige Doppelseite) Alexi Lubomirski für Lancôme<br />
© 2013; (diese Seite) © 2013 Twentieth Century Fox (2)<br />
Neulich im Spa: In<br />
dieser e<strong>in</strong>en Szene<br />
von „The Counselor“<br />
sche<strong>in</strong>en Penélope<br />
Cruz und Cameron Diaz<br />
sich noch zu mögen<br />
geschnitten. Ich habe jede E<strong>in</strong>stellung geplant, jedes<br />
e<strong>in</strong>zelne Model selbst gecastet, und das waren nicht<br />
wenige, es spielen ja <strong>in</strong>sgesamt 60 Leute <strong>in</strong> dem Film <strong>mit</strong>.<br />
Und das dauert und bedeutet viel Arbeit. Aber wenn es<br />
anders liefe und ich nur e<strong>in</strong> Storyboard, das jemand<br />
anderes entwickelt hat, abdrehen müsste, dann wäre mir<br />
das zu wenig.<br />
<strong>in</strong>terview: Sie me<strong>in</strong>en: Wenn Sie schon Regie führen,<br />
dann wollen Sie es richtig machen.<br />
Cruz: Ja. Und ich will lernen.<br />
<strong>in</strong>terview: Wobei die Schauspielerei bestimmt e<strong>in</strong>e<br />
Vorbereitung auf das Regieführen war. Soll heißen: Sie<br />
wissen, was man von e<strong>in</strong>em Regisseur erwartet.<br />
Cruz: Unbed<strong>in</strong>gt. Wenn man sich fürs Filmemachen<br />
<strong>in</strong>teressiert und Fragen stellt und die Augen offenhält und<br />
<strong>mit</strong> Pedro Almodóvar, Woody Allen, Ridley Scott und all<br />
den anderen großartigen Regisseuren arbeiten darf, lernt<br />
man automatisch.<br />
<strong>in</strong>terview: Und das Ziel ist e<strong>in</strong> eigener Spielfilm?<br />
Cruz: Vielleicht <strong>in</strong> der Zukunft irgendwann. Wenn me<strong>in</strong>e<br />
K<strong>in</strong>der älter s<strong>in</strong>d. Für e<strong>in</strong>en Film braucht man ungefähr<br />
zwei Jahre Zeit. Und diese zwei Jahre habe ich aber<br />
derzeit nicht und ich fühl mich auch noch nicht bereit.<br />
Wenn ich e<strong>in</strong>en Film drehe, will ich so komplett dafür<br />
verantwortlich se<strong>in</strong> wie bei dem Werbefilm. Und das<br />
ist e<strong>in</strong> sehr langer Prozess. Wenn ich als Schauspieler<strong>in</strong><br />
arbeite, dann b<strong>in</strong> ich pro Film im Schnitt drei Monate<br />
beschäftigt und habe danach zwei Monate frei. Aber<br />
als Filmemacher muss man planen und hat Meet<strong>in</strong>gs<br />
und muss schneiden und muss casten und, und, und.<br />
Das ist ja nicht nur die Arbeit am Set.<br />
<strong>in</strong>terview: Wenn Sie irgendwann <strong>in</strong> ferner<br />
Zukunft e<strong>in</strong>en eigenen Spielfilm drehen sollten,<br />
wäre dieser Film dann eher e<strong>in</strong>e spanische oder<br />
e<strong>in</strong>e amerikanische Produktion?<br />
Cruz: Darüber habe ich noch nicht e<strong>in</strong>mal<br />
nachgedacht. Aber jetzt, wo Sie mich fragen, sage<br />
ich, dass es wohl eher e<strong>in</strong> spanischer Film wäre.<br />
<strong>in</strong>terview: Sie spielen ja auch noch oft <strong>in</strong><br />
spanischen Filmen.<br />
Cruz: Na klar! Ich liebe den spanischen Film. Und<br />
<strong>in</strong> der eigenen Sprache zu drehen macht mich e<strong>in</strong>fach<br />
glücklich. Dass ich <strong>in</strong> Frankreich, Italien und den<br />
USA arbeiten kann, ist natürlich e<strong>in</strong> Privileg, aber<br />
nicht vergleichbar <strong>mit</strong> der Arbeit hier. Es ist so schön hier.<br />
<strong>in</strong>terview: Hat die Wirtschaftskrise e<strong>in</strong>en Effekt auf das<br />
spanische K<strong>in</strong>o?<br />
Cruz: Ja, e<strong>in</strong>en großen. Es wird immer teurer, <strong>in</strong>s K<strong>in</strong>o zu<br />
gehen, überall wird die Kulturförderung gekürzt, beim<br />
Film, am Theater, an der Oper. Und das betrifft nicht nur<br />
e<strong>in</strong> paar Schauspieler und Regisseure, das wirkt sich<br />
auch auf all die Familien aus, die von dem Geschäft leben.<br />
Im Grunde ist fast jeder davon betroffen. Es ist wirklich<br />
e<strong>in</strong>e harte Zeit. Neulich hat Pedro Almodóvar e<strong>in</strong>en<br />
Artikel veröffentlicht, der die Auswirkungen auf das<br />
spanische K<strong>in</strong>o beschreibt. Es sieht nicht gut aus. Den<br />
Artikel müssen Sie unbed<strong>in</strong>gt mal googeln.<br />
<strong>in</strong>terview: Als ich gestern an e<strong>in</strong>em Multiplex-K<strong>in</strong>o<br />
vorbeilief, fiel mir auf, dass ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger spanischer Film<br />
gezeigt wurde – obwohl wir <strong>in</strong> Madrid s<strong>in</strong>d.<br />
Cruz: Schlimm, oder? Und es gibt auch kaum noch K<strong>in</strong>os,<br />
die Filme im Orig<strong>in</strong>al zeigen. Die meisten mussten bereits<br />
schließen. Es ist, als würde man sich zurückentwickeln.<br />
<strong>in</strong>terview: Ist es für Sie eigentlich e<strong>in</strong> Problem, <strong>in</strong><br />
Ihren Filmen immer schön se<strong>in</strong> zu müssen?<br />
Cruz: Muss ich das?<br />
<strong>in</strong>terview: Müssen Sie nicht?<br />
Cruz: Ich denke nicht, dass das Teil me<strong>in</strong>er Arbeit ist. Ich<br />
muss so se<strong>in</strong>, wie die Figur, wie das Drehbuch es erfordert.<br />
Und ich habe ja auch schon Filme gedreht, <strong>in</strong> denen ich<br />
aussah wie e<strong>in</strong> Straßenhund.<br />
<strong>in</strong>terview: Wirklich?<br />
Cruz: Ja, zum Beispiel <strong>in</strong> Non ti muovere von Sergio<br />
Castellitto. Die Figur, die ich dar<strong>in</strong> spiele, brauchte e<strong>in</strong>en<br />
besonderen Look. Wenn e<strong>in</strong> Film es verlangt, dass ich mal<br />
mies aussehen muss, b<strong>in</strong> ich mir dafür nicht zu schade.<br />
Die Rolle kommt vor der Eitelkeit. Ich mag es sogar, mich<br />
zu verwandeln. Das erleichtert die Arbeit.<br />
<strong>in</strong>terview: Verwandeln macht also Spaß?<br />
Cruz: Es geht nicht um Spaß. Es ist e<strong>in</strong>e Notwendigkeit.<br />
Man spielt sich ja nicht selbst, und man spielt auch nicht<br />
ständig die gleiche Figur. Vielmehr versuche ich, Figuren zu<br />
spielen, die so weit wie möglich von mir selbst entfernt s<strong>in</strong>d<br />
und auch untere<strong>in</strong>ander kaum Ähnlichkeiten haben.<br />
<strong>in</strong>terview: In Ihrem neuen Film The Counselor sehen Sie<br />
jedenfalls fantastisch aus.<br />
Cruz: Haben Sie ihn gesehen?<br />
<strong>in</strong>terview: Ja. Und Sie haben ihn auch gesehen?<br />
Cruz: Ja.<br />
<strong>in</strong>terview: Und?<br />
Cruz: Ich mag ihn. Es gibt dar<strong>in</strong> allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> paar<br />
Szenen, die ich mir nicht anschauen kann. Zu brutal.<br />
Zum Beispiel, wenn Brad Pitt umgebracht wird.<br />
<strong>in</strong>terview: Existieren diese Erdrosselungsmasch<strong>in</strong>en<br />
überhaupt?<br />
Cruz: Ke<strong>in</strong>e Ahnung, ich habe weggeschaut. Aber das ist e<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong>teressanter Film. Ridley Scott ist e<strong>in</strong> toller Regisseur,<br />
Cormac McCarthy ist e<strong>in</strong>er me<strong>in</strong>er Liebl<strong>in</strong>gsschriftsteller,<br />
und The Counselor ist se<strong>in</strong> erstes Drehbuch.<br />
<strong>in</strong>terview: E<strong>in</strong>e ziemlich f<strong>in</strong>stere Angelegenheit. Auch<br />
wenn ständig die Sonne sche<strong>in</strong>t.<br />
Cruz: McCarthys Geschichten s<strong>in</strong>d immer f<strong>in</strong>ster.<br />
<strong>in</strong>terview: Und Cameron Diaz ist so geme<strong>in</strong>. Wie kann<br />
man nur so geme<strong>in</strong> se<strong>in</strong>?<br />
„Ich denke, dass me<strong>in</strong><br />
erster selbst gedrehter<br />
Spielfilm wohl e<strong>in</strong><br />
spanischer Film wäre“<br />
Cruz: Ich glaube, me<strong>in</strong>e Figur ist die e<strong>in</strong>zige, die nicht<br />
geme<strong>in</strong> ist. Aber weil das Thema so fürchterlich ist,<br />
muss der Film e<strong>in</strong>fach so f<strong>in</strong>ster se<strong>in</strong>. Und auch so brutal.<br />
Die Gewalt muss e<strong>in</strong>en umhauen und abstoßen.<br />
<strong>in</strong>terview: Sonst käme man noch auf die Idee, dass<br />
Drogenhandel an der mexikanisch-amerikanischen<br />
Grenze e<strong>in</strong> Spaziergang sei.<br />
Cruz: Und dass man dabei den ganzen Tag <strong>mit</strong> so<br />
coolen Typen wie Brad Pitt, Michael Fassbender und<br />
me<strong>in</strong>em Mann abhängen kann.<br />
<strong>in</strong>terview: Im Unterschied zu den anderen Figuren im<br />
Film wird Ihr Tod nicht gezeigt.<br />
Cruz: Zum Glück.<br />
„The Counselor“ startet am 28. November<br />
63
Cédric<br />
Charlier<br />
NebeN TaleNT uNd KöNNeN<br />
brauchT maN auch sTrapazierfähige<br />
NerveN, um<br />
seiNem sTil Treu zu bleibeN.<br />
der belgische modedesigNer<br />
cédric charlier<br />
haT voN alldem viel uNd<br />
zählT zu eiNer frischeN<br />
uNd willeNssTarKeN ge-<br />
NeraTioN voN desigNerN<br />
Von Heike Blümner<br />
Porträt Alfredo Piola<br />
Resortkollektion<br />
2014: Abstrakte<br />
Malerei ist e<strong>in</strong>es<br />
der wiederkehrenden<br />
Themen bei<br />
Cédric Charlier
FOTOS: Alfredo Piola; (rechte Seite) Alfredo Piola; Guy Mar<strong>in</strong>o (3)<br />
INTERVIEW: Sie gelten als junger Hoffnungsträger <strong>in</strong> der<br />
Modewelt. Wurde Ihr Talent Ihnen <strong>in</strong> die Wiege gelegt?<br />
CÉDRIC CHARLIER: Me<strong>in</strong>e Urgroßmutter war Militärschneider<strong>in</strong><br />
und ausschließlich auf Armeehosen spezialisiert,<br />
me<strong>in</strong>e Großmutter war e<strong>in</strong>e begnadete Sticker<strong>in</strong>. Auch<br />
me<strong>in</strong>e Mutter besaß e<strong>in</strong>e Nähmasch<strong>in</strong>e, und e<strong>in</strong>e me<strong>in</strong>er<br />
ersten Er<strong>in</strong>nerungen ist, dass ich heimlich an ihr geübt<br />
habe, wenn ich früher als K<strong>in</strong>d alle<strong>in</strong>e zu Hause war.<br />
Me<strong>in</strong> Vater ist e<strong>in</strong> leidenschaftlicher Hobbymaler, und<br />
seit ich fünf b<strong>in</strong>, habe ich Mal- und Zeichenunterricht<br />
genommen.<br />
INTERVIEW: Dann war das Modestudium ja etwas sehr<br />
Naheliegendes.<br />
CHARLIER: Na ja, e<strong>in</strong>erseits entdeckte ich als Teenager<br />
vor allem über die Medien die Pariser Modewelt: Yves Sa<strong>in</strong>t<br />
Laurent, Christian Dior, das fand ich alles unglaublich.<br />
Andererseits begann ich <strong>mit</strong> zwölf Jahren <strong>mit</strong> dem Spr<strong>in</strong>greiten,<br />
und lange Zeit dachte ich eigentlich, dass ich e<strong>in</strong><br />
professioneller Spr<strong>in</strong>greiter werden würde. Für mich gab<br />
es nur Pferde und die Malerei. Bis me<strong>in</strong> Vater mir <strong>mit</strong> 18<br />
Jahren sagte: „Du musst dich jetzt entscheiden: entweder<br />
Reiten oder Mode.“ Da entschied ich mich für die Mode.<br />
INTERVIEW: Sie haben <strong>in</strong> Brüssel studiert. Welchen<br />
Unterschied macht es <strong>in</strong> Belgien, ob man <strong>in</strong> Antwerpen<br />
oder <strong>in</strong> Brüssel studiert?<br />
Sommerkollektion 2014:<br />
Rock und Oberteil <strong>mit</strong><br />
weicher Rückenpanzerung<br />
Sommerkollektion<br />
2014: im<br />
Samurailook bereit<br />
zur Verführung<br />
CHARLIER: Neben der Sprache ist es vor allem e<strong>in</strong>e<br />
Mentalitätsfrage. Die Antwerpener Hochschule hat e<strong>in</strong>e<br />
lange Tradition, Brüssel ist dafür jünger und frischer.<br />
Der Stil dort ist romantischer, verspielter und poetischer.<br />
In Antwerpen ist der vorherrschende Stil vergleichsweise<br />
düster. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass der Unterschied<br />
zwischen französischer und belgischer Mode der<br />
ist, dass die Franzosen auf immer auch von ihrer reichen<br />
Couturegeschichte bee<strong>in</strong>flusst s<strong>in</strong>d. In Belgien gibt es<br />
das nicht, deshalb wirkt belgische Mode oft androgyner.<br />
Belgische Mode hat für mich mehr Freiheiten.<br />
INTERVIEW: Sie s<strong>in</strong>d nach dem Studium trotzdem sofort<br />
nach Paris gegangen.<br />
CHARLIER: Ja, ich habe <strong>mit</strong> me<strong>in</strong>er Abschlussarbeit den<br />
Moët Hennessy Fashion Award gewonnen und fi ng<br />
<strong>mit</strong> 20 Jahren sofort bei Cél<strong>in</strong>e an, damals noch unter<br />
Michael Kors.<br />
INTERVIEW: Bis heute haben Sie e<strong>in</strong>e beachtliche Zahl<br />
an berufl ichen Stationen durchlaufen. Können Sie zu<br />
jeder e<strong>in</strong>zelnen sagen, was Sie dort gelernt haben?<br />
CHARLIER: Bei Cél<strong>in</strong>e war ich zwei Jahre und habe<br />
mich um die Accessoires gekümmert. Das war e<strong>in</strong> sehr<br />
<strong>in</strong>teressanter Job, denn ich habe dort sehr viel über<br />
dreidimensionale Entwurfstechniken, zum Beispiel für<br />
Taschen, gelernt. Das war e<strong>in</strong>e sehr wertvolle Erfahrung,<br />
aber dann kam das Angebot vom belgischen Designer<br />
Jean-Paul Knott.<br />
INTERVIEW: Was reizte Sie daran?<br />
CHARLIER: Jean-Paul Knott war früher der erste Assistent<br />
von Yves Sa<strong>in</strong>t Laurent, und me<strong>in</strong> Traum war immer<br />
gewesen, für Yves Sa<strong>in</strong>t Laurent zu arbeiten, aber als<br />
ich <strong>in</strong> Paris ankam, zog er sich gerade aus dem Geschäft<br />
zurück. Deshalb hoffte ich, dass ich über Jean-Paul<br />
Knott doch noch etwas im Geiste von Yves Sa<strong>in</strong>t Laurent<br />
lernen würde. Und so war es dann auch: Von ihm<br />
habe ich gelernt, wie man Kleider drapiert.<br />
"Man kann nur<br />
verführen, wenn man<br />
sich beschützt fühlt"<br />
INTERVIEW: Wie g<strong>in</strong>g es dann weiter?<br />
CHARLIER: Ich schrieb Alber Elbaz von Lanv<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />
Brief, und drei Tage später rief man mich an, und es<br />
hieß: „Alber Elbaz möchte Sie sehen.“ Wir trafen uns<br />
am Wochenanfang, und er sagte: „Kommen Sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Woche wieder und br<strong>in</strong>gen Sie mir Zeichnungen,<br />
Musterteile, Stoffe und alles, was Sie <strong>in</strong>teressant f<strong>in</strong>den<br />
und etwas über Sie aussagt, <strong>mit</strong>.“ E<strong>in</strong>e Woche später<br />
kam ich <strong>mit</strong> riesigen Koffern und breitete alles auf dem<br />
Boden se<strong>in</strong>es Büros vor ihm aus. Man konnte nirgendwo<br />
mehr laufen. Alber Elbaz schaute sich alles an und sagte<br />
nur: „Okay, morgen fängst du an.“<br />
INTERVIEW: So spektakulär wird vermutlich eher selten<br />
e<strong>in</strong>gestellt.<br />
CHARLIER: Vermutlich. Ich fühlte mich jedenfalls wie <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em schönen Traum. Ich habe sechs Jahre <strong>mit</strong> Alber<br />
Cédric Charlier<br />
65
Cédric Charlier<br />
66<br />
gearbeitet. Zuerst war ich für den Leder- und Fellbereich<br />
verantwortlich, dann wurde ich se<strong>in</strong>e rechte Hand. Es war<br />
e<strong>in</strong>e tolle Zeit, denn ich durfte erleben, wie Lanv<strong>in</strong> immer<br />
größer und erfolgreicher wurde, und Alber war für mich<br />
e<strong>in</strong> echter Meister, der mir den letzten Schliff gegeben hat.<br />
Dort habe ich gelernt, die Frau, für die man entwirft, noch<br />
mehr zu respektieren. Alber sagte immer: „Es ist wichtig,<br />
dass man sich an das Gesicht e<strong>in</strong>er Frau er<strong>in</strong>nert, die unser<br />
Kleid trägt. Nicht an das Kleid.“<br />
INTERVIEW: Und dann kam Cacharel.<br />
CHARLIER: Ja, und es kam sehr überraschend und aus<br />
e<strong>in</strong>er Richtung, aus der ich es nicht erwartet hätte, denn<br />
Cacharel ist e<strong>in</strong> ganz eigenes Universum, und es war<br />
ehrlich gesagt nicht me<strong>in</strong>s. Dann war es auch noch <strong>mit</strong>ten<br />
<strong>in</strong> der F<strong>in</strong>anzkrise, aber es war eben auch die Chance,<br />
e<strong>in</strong>e eigene L<strong>in</strong>ie zu prägen und e<strong>in</strong>em Modehaus e<strong>in</strong>e<br />
frische Identität zu geben.<br />
INTERVIEW: Die Medien überschlugen sich nach Ihrem<br />
E<strong>in</strong>stieg bei Cacharel regelrecht. Sie galten als Retter,<br />
und das Label war auf e<strong>in</strong>mal wieder angesagt.<br />
CHARLIER: Ich habe versucht, sehr loyal der Marke<br />
gegenüber zu se<strong>in</strong> und die Geschichte von Cacharel zu<br />
respektieren, aber gleichzeitig neue, moderne Wege<br />
aufzuzeigen. Den floralen Look der Marke wollte ich<br />
auf zeitgemäße Art <strong>in</strong>terpretieren und habe das blumige<br />
Thema eher <strong>in</strong> Richtung abstrakte Malerei gedreht.<br />
INTERVIEW: Nach zwei Jahren wurden Sie von e<strong>in</strong>em<br />
Tag auf den anderen entlassen. Die erste Zurückweisung<br />
<strong>in</strong> Ihrer Karriere, wie fühlte sich das an?<br />
CHARLIER: Ich war total überrascht, denn die Kollektionen<br />
verkauften sich gut, und kreativ hatte ich es geschafft,<br />
e<strong>in</strong>e neue Richtung e<strong>in</strong>zuschlagen, die dennoch die<br />
Tradition von Cacharel im Auge behielt. Es war wohl<br />
e<strong>in</strong>e persönliche Entscheidung.<br />
INTERVIEW: Waren Sie enttäuscht?<br />
CHARLIER: In dem S<strong>in</strong>ne, dass ich gedacht habe, dass es<br />
e<strong>in</strong> Fehler ist, vielleicht. Aber solche Entscheidungen<br />
muss man akzeptieren. Außerdem lernte ich dadurch<br />
Massimo Ferretti von der Investorengruppe Aeffe kennen.<br />
Er kam schon nach der ersten Cacharel-Show h<strong>in</strong>ter die<br />
Bühne und stellte sich vor, weil er gesehen hatte, dass<br />
gerade etwas Besonderes passierte. Drei Tage nach me<strong>in</strong>er<br />
Entlassung bei Cacharel sagte er zu mir, dass er auf mich<br />
gewartet habe und dass nun me<strong>in</strong>e Zeit gekommen sei,<br />
um me<strong>in</strong> eigenes Label <strong>mit</strong> se<strong>in</strong>er Hilfe zu starten.<br />
INTERVIEW: Wie plant man dann aus heiterem Himmel<br />
se<strong>in</strong> eigenes Label?<br />
CHARLIER: Mir war klar, dass ich etwas völlig anderes<br />
machen wollte als bei Cacharel, aber viele Leute waren so<br />
bee<strong>in</strong>druckt von me<strong>in</strong>er Arbeit dort, dass sie dachten, dass<br />
ich den Faden <strong>in</strong> diese Richtung weitersp<strong>in</strong>nen würde.<br />
Aber das Gute ist, dass Massimo und ich uns gegenseitig<br />
völlig vertrauen: Ich kann alle<strong>in</strong>e die kreative Seite<br />
me<strong>in</strong>es Labels bestimmen, und er kümmert sich um die<br />
geschäftliche Seite.<br />
INTERVIEW: Wer gehört sonst noch zu Ihrem Team?<br />
CHARLIER: Ausschließlich Frauen, und das ist e<strong>in</strong>e<br />
bewusste Entscheidung.<br />
INTERVIEW: Warum?<br />
Sommerkollektion<br />
2014: Auch fließende<br />
Stoffe können<br />
wie e<strong>in</strong>e Rüstung<br />
getragen werden<br />
CHARLIER: E<strong>in</strong>e me<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>flussreichsten Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />
ist über 60 Jahre alt. Ich habe sie bei Lanv<strong>in</strong> kennengelernt,<br />
und sie hat drei Tage nach mir dort aufgehört und kam <strong>mit</strong><br />
mir. Die anderen Frauen s<strong>in</strong>d sehr viel jünger, aber für<br />
mich ist es wichtig, von ihnen umgeben zu se<strong>in</strong>, denn was<br />
ich mir ausdenke, entsteht ja alles <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Fantasie. Ich<br />
brauche me<strong>in</strong>e Mitarbeiter<strong>in</strong>nen, um zu überprüfen, ob<br />
me<strong>in</strong>e Träume der Realität standhalten. Nicht nur<br />
philosophisch gesehen, sondern vor allem auch praktisch,<br />
wenn es um Absatzhöhen, Schnitte und Farben geht.<br />
INTERVIEW: Bei Ihrer ersten eigenen Modenschau standen<br />
Sie am E<strong>in</strong>gang, begrüßten jeden Gast per Handschlag<br />
und bedankten sich für das Ersche<strong>in</strong>en.<br />
CHARLIER: Ja, das war mir sehr wichtig, denn ich hatte das<br />
Gefühl, dass ich endlich zu Hause angekommen war, und<br />
was macht man <strong>mit</strong> Gästen, die man zu Hause empfängt?<br />
Man begrüßt sie selbstverständlich persönlich.<br />
INTERVIEW: Halten Sie an dieser Tradition bis heute fest?<br />
CHARLIER: Ich habe es erst vor Kurzem aufgegeben. Nicht,<br />
weil ich weniger dankbar b<strong>in</strong>, sondern weil vor der Show<br />
so viel los ist, dass ich es e<strong>in</strong>fach nicht mehr schaffe.<br />
INTERVIEW: Lassen Sie uns über Ihre Kollektionen<br />
sprechen. In Ihren Kleidern fühlt man sich sehr gut aufgehoben,<br />
geradezu beschützt.<br />
„Lange Zeit dachte ich,<br />
dass ich e<strong>in</strong> professioneller<br />
Spr<strong>in</strong>greiter werden würde“<br />
CHARLIER: Schutz ist für mich das Schlüsselwort, denn<br />
ich denke sehr viel über Verführung nach, und Kleidung<br />
hat ultimativ etwas <strong>mit</strong> Verführung zu tun. Ich glaube,<br />
dass man nur verführen kann, wenn man sich beschützt<br />
und unverwundbar fühlt. Das ist me<strong>in</strong>e Philosophie, und<br />
dann kommen jeweils die unterschiedlichen Themen<br />
dazu. Im Sommer ist es dieser samuraiartige Look, den<br />
ich army of charmes nannte. Das kl<strong>in</strong>gt jetzt sehr rigide,<br />
aber ich habe <strong>mit</strong> sehr leichten, transparenten Stoffen<br />
gearbeitet. Eigentlich e<strong>in</strong> Paradox, aber es hat<br />
funktioniert. Ich glaube, die Intuition ist e<strong>in</strong>er me<strong>in</strong>er<br />
besten Freunde.<br />
INTERVIEW: Sie s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>er der wenigen Designer, die<br />
offen über Preispolitik sprechen.<br />
CHARLIER: Qualität und Preis s<strong>in</strong>d Faktoren, über die<br />
ich viel nachdenke. Man kann außergewöhnliche Mode<br />
zu e<strong>in</strong>em nicht überdrehten Preis anbieten, wenn man<br />
zum Beispiel auf e<strong>in</strong>igen Market<strong>in</strong>gwahns<strong>in</strong>n verzichtet.<br />
Alle<strong>in</strong>e die Schauen verschl<strong>in</strong>gen schon so viele Kosten.<br />
Außerdem ist das Wichtigste ja erst mal me<strong>in</strong>e Idee. Und<br />
die kommt ohne zusätzliche Kosten direkt aus me<strong>in</strong>em<br />
Kopf. Ich denke, es ist aber auch e<strong>in</strong>e Generationenfrage.<br />
INTERVIEW: Inwiefern?<br />
CHARLIER: In der Mode bewegt sich gerade sehr viel. E<strong>in</strong>e<br />
neue, entspanntere Generation ist angetreten. Nicht nur<br />
bei den Designern, auch bei den E<strong>in</strong>käufern und bei den<br />
Journalisten. Dieser ganze ständige Kontrollzwang, dieses<br />
Aufplustern und diese Wichtigtuerei. Das ändert sich<br />
gerade, und ich b<strong>in</strong> froh, Teil dieser Entwicklung zu se<strong>in</strong>.<br />
FOTOS: Guy Mar<strong>in</strong>o (4)
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Und ewig lockt<br />
das Funkeln<br />
Stars & Stones<br />
68<br />
die AussteLLung<br />
„CArtier: styLe And<br />
History“ iM PAriser<br />
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die kurAtor<strong>in</strong> der<br />
CArtier-koLLektion,<br />
erzäHLt Von den<br />
LiebL<strong>in</strong>gsPreziosen<br />
der berüHMten,<br />
reiCHen und sCHönen<br />
Protokoll Heike Blümner<br />
Lange Zeit gab es bei Cartier gar ke<strong>in</strong> richtiges<br />
Archiv. Erst 1983 begann der Kurator Eric<br />
Nussbaum im Auftrag von Cartier da<strong>mit</strong>,<br />
systematisch historische Stücke aus der ganzen Welt<br />
zusammenzutragen. Die Cartier-Kollektion umfasst<br />
heute 1 500 Stücke aus unterschiedlichen Epochen.<br />
Dazu gehören nicht nur Schmuck, sondern auch<br />
künstlerische Objekte und Uhren. Viele davon s<strong>in</strong>d<br />
historische E<strong>in</strong>zelstücke. Neulich haben wir zum<br />
Beispiel e<strong>in</strong>e Kette der König<strong>in</strong> von Siam ersteigert.<br />
Cartier hat von Anfang an e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternationale Klientel<br />
angezogen, aber besonders wichtig waren für uns immer<br />
die amerikanischen Kund<strong>in</strong>nen wie zum Beispiel Evalyn<br />
Walsh McLean. Sie war unglaublich reich, und sie besaß<br />
auch den legendären „Hope“-Diamanten, der heute im<br />
S<strong>mit</strong>hsonian Museum <strong>in</strong> Wash<strong>in</strong>gton ausgestellt wird. In<br />
den 20er-Jahren kaufte sie e<strong>in</strong>e Spezialanfertigung der<br />
„Mystery Clock“, die bis heute zu den kostbarsten Stücken<br />
von Cartier gehört. Für mich ist die „Mystery Clock“ wie<br />
e<strong>in</strong>e kostbare Essenz, ke<strong>in</strong> Eau de Toilette, sondern e<strong>in</strong><br />
Konzentrat dessen, wofür Cartier steht. Uhrmacherkunst,<br />
Edelste<strong>in</strong>e und künstlerische Objektgestaltung verb<strong>in</strong>den<br />
sich bei der „Mystery Clock“ auf perfekte Art und Weise.<br />
Es wurden nur wenige davon gefertigt. Der König von<br />
Spanien besaß e<strong>in</strong>e, der Unternehmer J. P. Morgan<br />
Was funkelt<br />
mehr: die Augen<br />
von Elizabeth<br />
Taylor oder das<br />
Rub<strong>in</strong>- und<br />
Diamanten collier<br />
<strong>mit</strong> passenden<br />
Ohrr<strong>in</strong>gen von<br />
Cartier?
1957 überraschte<br />
ihr damaliger<br />
Mann Michael<br />
Todd die<br />
schwangere<br />
Elizabeth<br />
Taylor <strong>mit</strong><br />
dieser kle<strong>in</strong>en<br />
Aufmerksamkeit<br />
am Pool.<br />
Im H<strong>in</strong>tergrund<br />
übrigens Eddie<br />
Fisher, der<br />
nach dem<br />
Unfalltod ihrer<br />
großen Liebe<br />
ihr nächster<br />
Ehemann<br />
werden sollte.<br />
So großzügig<br />
schmücken<br />
wird sie erst<br />
wieder ihr übernächster<br />
Ehemann:<br />
Richard<br />
Burton
Stars & Stones<br />
70<br />
Da geht was: Grace<br />
Kelly und Fürst Ra<strong>in</strong>er<br />
frisch verliebt vordem<br />
Schaufenster des<br />
Cartier-Stammhauses<br />
<strong>in</strong> Paris<br />
„Die Preise auf<br />
Auktionen s<strong>in</strong>d<br />
unglaublich hoch.<br />
Es s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>fach<br />
großartige Museumsstücke<br />
<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er<br />
gewissen Pat<strong>in</strong>a“<br />
ebenfalls, und Gunter Sachs<br />
hatte e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Sammlung.<br />
Das Geheimnis der „Mystery<br />
Clock“ ist, dass man nicht<br />
sehen kann, durch welchen<br />
Mechanismus sich die Zeiger<br />
bewegen. Das Pr<strong>in</strong>zip wurde<br />
von e<strong>in</strong>em französischen<br />
Zauberkünstler entwickelt.<br />
Auch die berühmte Schauspieler<strong>in</strong><br />
Gloria Swanson war<br />
e<strong>in</strong>e Kund<strong>in</strong> von Cartier. 1930<br />
kaufte sie unter anderem zwei<br />
diamantenbesetzte Plat<strong>in</strong>armreife.<br />
Die Frau von Cole Porter<br />
besaß e<strong>in</strong>e wunderschöne Tutti-Frutti-Kette und verschiedene<br />
Armbänder. Diese Stücke waren für die<br />
damalige Zeit, Ende der 20er-Jahre, äußerst gewagt,<br />
und sie s<strong>in</strong>d heute kaum noch zu f<strong>in</strong>den. Die Preise auf<br />
Auktionen s<strong>in</strong>d unglaublich hoch, und das hat nichts<br />
<strong>mit</strong> dem eigentlichen Wert der Ste<strong>in</strong>e zu tun, denn diese<br />
Edelste<strong>in</strong>e hatten ke<strong>in</strong>e so gute Qualität wie heute. Es<br />
s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>fach großartige Kunstwerke, Museumsstücke<br />
<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er gewissen Pat<strong>in</strong>a.<br />
E<strong>in</strong>e weitere sehr elegante Frau und Stammkund<strong>in</strong> bei<br />
Cartier war die Herzog<strong>in</strong> von W<strong>in</strong>dsor. Sie war e<strong>in</strong>e Frau<br />
<strong>mit</strong> Humor, und das macht auch ihren Schmuck zu<br />
etwas Besonderem. Die Duchess hatte ke<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der, dafür<br />
liebte sie Tiere umso mehr. Deshalb gab es <strong>in</strong> ihrer<br />
Sammlung viele Broschen <strong>in</strong> Tierform: Leoparden, Flam<strong>in</strong>gos<br />
und natürlich Möpse. Sie empfand sich selbst<br />
nicht als besonders hübsch, aber widmete ihr ganzes<br />
Bestreben der Perfektionierung ihrer Eleganz, verbrachte<br />
viel Zeit bei Cartier und gab dort von ihr selbst <strong>in</strong>spirierte<br />
Entwürfe <strong>in</strong> Auftrag. E<strong>in</strong>ige Stücke von ihr s<strong>in</strong>d wie<br />
die Inkarnation ihres Charakters: Der „Schwarze Panther“<br />
FOTO: Jack Nisberg / Roger-Viollet<br />
1975 ließ sich die<br />
mexikanische Schauspieler<strong>in</strong><br />
María Félix<br />
diese beiden <strong>mit</strong><br />
Diamanten besetzten<br />
Krokodile anfertigen.<br />
Sie können auch<br />
e<strong>in</strong>zeln als Brosche<br />
getragen werden<br />
Liebe geht über den<br />
R<strong>in</strong>gf<strong>in</strong>ger: Der Verlobungsr<strong>in</strong>g<br />
von Grace<br />
Kelly hat 10,47 Karat<br />
und e<strong>in</strong>en Smaragdschliff<br />
Ke<strong>in</strong> Eau de Toilette,<br />
sondern die Essenz<br />
von Cartier: Von den<br />
„Mystery Clocks“<br />
gibt es nur wenige<br />
Exemplare<br />
schaut nicht gerade freundlich aus, dafür ist er aber<br />
schlank, wendig und liegt elegant auf e<strong>in</strong>em Saphir, der<br />
an den Planeten Erde er<strong>in</strong>nert. So sah sich die Duchess<br />
of Wales: <strong>in</strong> ihrer Eleganz über allem stehend. Als sie<br />
während des Zweiten Weltkriegs <strong>mit</strong> ihrem Mann auf die<br />
Bahamas zog, trug sie e<strong>in</strong>e Flam<strong>in</strong>gobrosche, denn der<br />
Flam<strong>in</strong>go ist das Wappenzeichen der Bahamas. Die<br />
Brosche wurde aus alten Stücken der Duchess angefertigt,<br />
denn im Krieg gab es ke<strong>in</strong> Rohmaterial, auf das Cartier<br />
zurückgreifen konnte. Für Cartier war es immer wichtig,<br />
solche Kund<strong>in</strong>nen zu haben, denn sie br<strong>in</strong>gen die Designer<br />
an ihre Grenzen und darüber h<strong>in</strong>aus.<br />
Grace Kelly hat ihren Verlobungsr<strong>in</strong>g bei Cartier<br />
gekauft. Wir werden ihren R<strong>in</strong>g ebenfalls <strong>in</strong> der<br />
Ausstellung zeigen. Leider gehört er nicht zu unserer<br />
Sammlung, er ist e<strong>in</strong>e Leihgabe. Es gibt dieses Foto, auf<br />
dem Grace Kelly <strong>mit</strong> dem Fürsten von Monaco kurz<br />
vor ihrer Verlobung vor dem Schaufenster von Cartier <strong>in</strong><br />
der Rue de la Paix steht. Man kann schwer sagen, ob es<br />
e<strong>in</strong> Paparazzifoto ist, aber ich denke eher nicht, denn<br />
damals konnten sich auch die berühmtesten Menschen<br />
der Welt noch relativ frei bewegen. In der Schweiz g<strong>in</strong>g<br />
das übrigens bis vor e<strong>in</strong> paar Jahren auch noch.<br />
"Es gibt sie noch, la<br />
grande cliente, die<br />
den Geist von Cartier<br />
lebendig hält"<br />
Barbara Hutton war e<strong>in</strong>e Milliardenerb<strong>in</strong>. Sie und<br />
Doris Duke waren <strong>in</strong> den 30er-Jahren die reichsten<br />
Mädchen Amerikas. Barbara Hutton liebte Schmuck.<br />
Sie kam zum Beispiel <strong>mit</strong> ihren eigenen Smaragden<br />
zu Cartier und ließ sich daraus e<strong>in</strong>e Tiara anfertigen,<br />
die auch als Kette getragen werden konnte.<br />
Auch Elizabeth Taylor brachte uns e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e riesige<br />
Perle, die wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Kette e<strong>in</strong>fassten. Den berühmten<br />
69-Karat-Diamanten, den sie ebenfalls an e<strong>in</strong>er Kette trug,<br />
hatte Richard Burton zuvor bei Cartier gekauft, allerd<strong>in</strong>gs<br />
auf Umwegen. Burton hatte se<strong>in</strong>en Assistenten zu<br />
e<strong>in</strong>er Auktion geschickt, um den Diamanten für ihn zu<br />
ersteigern. Es war das erste Mal überhaupt, dass bei e<strong>in</strong>em<br />
Edelste<strong>in</strong> die Millionengrenze durchbrochen wurde, und<br />
der Assistent hatte bei e<strong>in</strong>er Million Dollar kalte Füße<br />
bekommen. Cartier bekam den Zuschlag. Am nächsten<br />
Morgen rief e<strong>in</strong> wütender Burton bei Cartier an, dass er<br />
den Ste<strong>in</strong> unbed<strong>in</strong>gt haben wolle, und Cartier und er<br />
e<strong>in</strong>igten sich auf e<strong>in</strong>en leicht höheren Preis als e<strong>in</strong>e Million<br />
Dollar. Zuvor wurde er aber noch im Schaufenster von<br />
Cartier auf der 5th Avenue ausgestellt, und die Leute<br />
standen Schlange, um ihn zu sehen. Heute bef<strong>in</strong>det er sich<br />
leider <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er privaten Sammlung. Elizabeth hat ihn<br />
verkauft und den Erlös an e<strong>in</strong>e Wohltätigkeitsorganisation<br />
gespendet. Trotzdem schrieb sie e<strong>in</strong>mal, dass sie diesen<br />
Schritt wahrsche<strong>in</strong>lich ihr ganzes Leben lang bereuen<br />
würde. Wir haben allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> unserer Sammlung e<strong>in</strong><br />
wunderschönes Rub<strong>in</strong>collier, das wir auch auf der Ausstellung<br />
zeigen werden. Dazu zeigen wir e<strong>in</strong> Video, <strong>in</strong><br />
dem Elizabeth Taylor <strong>in</strong> Frankreich schwanger am Pool<br />
liegt, und ihr damaliger Mann Michael Todd überrascht<br />
sie <strong>mit</strong> diesem Schmuckstück. Sie strahlt vor lauter Glück.<br />
FOTOS: (vorherige Doppelseite) Getty Images; (diese l<strong>in</strong>ke Siete) ©Jack Nisberg/Roger-Viollet; Cartier; V.Wulveryck © Cartier; Cartier; (diese rechte Seite) © Illustrated London<br />
News Ltd/Mary Evans; Hollywood Picture Press/face to face; © Dennis Stock / Magnum Photos / Agentur Focus; ©Rue des Archives/AGIP/SZ Photo; Cartier
Stilikone <strong>mit</strong><br />
Humor: Die<br />
Duchess of<br />
W<strong>in</strong>dsor <strong>in</strong>spirierte<br />
Cartier zu<br />
Broschen <strong>in</strong><br />
Tierform<br />
Marlene Dietrichs<br />
Zigarettenetui<br />
stammte<br />
von Cartier<br />
Gunter Sachs besaß<br />
e<strong>in</strong>e der wenigen<br />
„Mystery Clocks“<br />
Wir werden auch e<strong>in</strong>ige Zigarettenetuis von Mary<br />
Pickford oder Marlene Dietrich ausstellen, denn Rauchen<br />
galt ja lange Zeit als äußerst elegant, und da hatten die<br />
Damen natürlich ihre eigenen Etuis. Das Etui des berühmten<br />
Fotografen Baron de Meyer hat die Unterschriften<br />
se<strong>in</strong>er berühmten Freunde e<strong>in</strong>graviert: Coco<br />
Chanel, Daisy Fellowes, Peggy Guggenheim und die<br />
ganze Pariser Café-Society, e<strong>in</strong>e Gruppe von Künstlern,<br />
Mäzenen und Intellektuellen.<br />
Die Queen hat e<strong>in</strong>en unglaublichen Schatz an Juwelen,<br />
aber die Tiara, die Kate Middleton für ihre Hochzeit<br />
auswählte, ist von Cartier, und wir werden sie selbstverständlich<br />
zeigen. Ich f<strong>in</strong>de, dass die heutige Duchess<br />
of Cambridge <strong>mit</strong> dieser Tiara e<strong>in</strong>e sehr gute Wahl getroffen<br />
hat, weil sie modern und dezenter ist als die alten,<br />
großen Kronen. Wir nennen diese Art von Tiara auch<br />
„Heiligensche<strong>in</strong>“, weil sie e<strong>in</strong>en fast überirdischen Glanz<br />
über die Träger<strong>in</strong> legt. Außerdem zeigen<br />
wir aus dem Besitz der Queen noch die<br />
„Williamson“-Brosche <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em großen<br />
rosa Diamanten <strong>in</strong> der Mitte.<br />
E<strong>in</strong>e der ganz großen Exzentriker<strong>in</strong>nen,<br />
die zu den Stammkund<strong>in</strong>nen von Cartier<br />
gehörte, war die mexikanische Schauspieler<strong>in</strong><br />
María Félix. Ihr gehörten zwei smaragdund<br />
diamantenbesetzte Krokodile, die man<br />
zusammenstecken konnte, um sie als Kette<br />
zu tragen. Sie war <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em <strong>Baby</strong>krokodil<br />
bei Cartier aufgetaucht und verlangte e<strong>in</strong>e<br />
möglichst naturgetreue I<strong>mit</strong>ation. Zuerst<br />
kaufte sie nur e<strong>in</strong>es, kurze Zeit später bestellte<br />
sie das zweite Krokodil und sagte: „Beeilt<br />
euch, das andere wächst sehr schnell.“ María<br />
Félix liebte den großen Auftritt, Zurückhaltung<br />
war nicht ihre Sache. Wir werden<br />
e<strong>in</strong>ige Filme zeigen, <strong>in</strong> denen sie ihren<br />
Schmuck sehr stolz spazieren trägt.<br />
Alle diese Frauen haben ihren ganz<br />
eigenen Stil. Heute läuft vieles diskreter,<br />
vieles wird <strong>in</strong> der Öffentlichkeit nicht mehr<br />
so gezeigt. Die Damen der Gesellschaft<br />
tragen ihren Schmuck eher auf privaten<br />
D<strong>in</strong>ers oder Partys. Es gibt sie noch: la grande<br />
cliente, die den Geist von Cartier lebendig<br />
hält, wenn auch eher im Verborgenen.<br />
71<br />
Allen Grund zum<br />
Strahlen: Grace<br />
Kelly trägt ihren<br />
Verlobungsr<strong>in</strong>g<br />
1899 eröffnet Cartier<br />
se<strong>in</strong> Stammhaus <strong>in</strong><br />
der Rue de la Paix<br />
<strong>in</strong> Paris<br />
Die Französ<strong>in</strong> Pascale Lepeu leitet seit zehn<br />
Jahren als Kurator<strong>in</strong> die Cartier-Kollektion<br />
<strong>in</strong> Genf. E<strong>in</strong>erseits sucht sie auf Auktionen<br />
und <strong>in</strong> Privatsammlungen nach ikonischen Stücken,<br />
andererseits pflegt sie das große Erbe des Schmuckkonzerns:<br />
„Es ist e<strong>in</strong> großes Puzzle <strong>mit</strong> vielen Lücken.<br />
Man braucht viel Geduld. Jedes Stück ist <strong>mit</strong> se<strong>in</strong>er<br />
Geschichte und <strong>mit</strong> Leben gefüllt, das ist das<br />
Spannende daran“, beschreibt Lepeu ihre Arbeit.<br />
Die Ausstellung „Cartier. Style And History“ ist<br />
vom 4. Dezember 2013 bis 16. Februar 2014 im<br />
Grand Palais <strong>in</strong> Paris zu sehen
Lüster „Sloop<br />
Medium“ aus<br />
Muranoglas<br />
NIGEL COATES IST EINER<br />
DER BEKANNTESTEN<br />
ZEITGENÖSSISCHEN<br />
ARCHITEKTEN UND<br />
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GROSSBRITANNIENS.<br />
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ER ÜBER GUTEN<br />
GESCHMACK UND<br />
DIE HOHE KUNST<br />
DES INDIVIDUELLEN<br />
W O H N E N S<br />
V Heike Blümner<br />
Pträt Kens<strong>in</strong>gton<br />
Leverne<br />
Nigel Coates<br />
72<br />
„Tête à Tête“-<br />
Vasen von Nigel<br />
Coates für die<br />
Fornasetti-L<strong>in</strong>ie
FOTOS: (l<strong>in</strong>ke Seite) Sloop, Murano chandelier by Nigel Coates for AV Mazzega; Tete a Tete, vases by Nigel Coates and Fornasetti;<br />
(rechte Seite) Ombretta, rug by Nigel Coates, edition of 12; Plasma, chair by Nigel Coates for Poltronova<br />
"Ich will nicht<br />
snobistisch kl<strong>in</strong>gen,<br />
aber die Wohnungen<br />
der meisten<br />
Menschen s<strong>in</strong>d sehr<br />
standardisiert"<br />
„Plasma“-Sessel<br />
aus Stahl<br />
<strong>mit</strong> Lederpolster<br />
INTERVIEW: Es gibt Menschen, die behaupten, dass man<br />
guten Geschmack nicht <strong>mit</strong> Geld kaufen kann. Nach<br />
e<strong>in</strong>em Rundgang über die PAD London könnte man zum<br />
gegenteiligen Schluss kommen. Was me<strong>in</strong>en Sie?<br />
NIGEL COATES: Bei PAD bekommen wir unterschiedliche<br />
Stilrichtungen auf sehr hohem Niveau präsentiert. Aber<br />
natürlich kann man auch etwas Geschmackvolles aus<br />
Sachen machen, die man auf dem Flohmarkt oder sogar<br />
auf dem Sperrmüll f<strong>in</strong>det. Es kommt drauf an, was man<br />
an ihnen verändert und wie man sie arrangiert. Guter<br />
Geschmack ist schwer zu fassen. Ich glaube, dass Objekte<br />
lebendig werden, wenn sich die Intention des Herstellers<br />
auf das Objekt überträgt und so Persönlichkeit erkennbar<br />
wird. Im Designbereich s<strong>in</strong>d für mich Qualität und Idee<br />
maßgeblich, durch sie erhält jedes Projekt e<strong>in</strong>e Seele.<br />
INTERVIEW: Kann man sich über Geschmack streiten?<br />
COATES: Schwierig. Was der e<strong>in</strong>e wahns<strong>in</strong>nig geschmackvoll<br />
f<strong>in</strong>det, f<strong>in</strong>det der andere unerträglich. E<strong>in</strong>e Freund<strong>in</strong><br />
von mir hat sich gerade e<strong>in</strong> Cocktailschränkchen zugelegt,<br />
das sie für wunderschön hält, ich aber nur schrecklich<br />
fi nde. Man muss akzeptieren, dass Geschmack etwas<br />
Pluralistisches ist.<br />
INTERVIEW: PAD zeigt „Kunst, Design und dekorative<br />
Kunst“. S<strong>in</strong>d diese Kategorien für Sie gleichwertig?<br />
COATES: Wenn man das Ethos dieser Messe teilt, auf jeden<br />
Fall. Dieses Jahr sehe ich auch kaum noch abscheuliche<br />
Stücke. Deshalb täuscht auch Ihr E<strong>in</strong>druck von gutem<br />
Geschmack nicht, denn die Qualität der Objekte ist<br />
ziemlich e<strong>in</strong>heitlich.<br />
Teppich „Ombretta“,<br />
handgeknüpft aus<br />
nepalesischer Wolle<br />
INTERVIEW: Wie sehen abscheuliche Stücke aus?<br />
COATES: Sie s<strong>in</strong>d offenkundig symbolisch, effekthascherisch<br />
oder darauf aus, den Betrachter zu schockieren.<br />
INTERVIEW: Also ist guter Geschmack eher subtil?<br />
COATES: Ich glaube, dass ich nicht unbed<strong>in</strong>gt für me<strong>in</strong>e<br />
Subtilität bekannt b<strong>in</strong>, denn ich mag D<strong>in</strong>ge, die e<strong>in</strong>en<br />
überraschen. Am liebsten ist es mir, wenn der Betrachter<br />
gefordert wird, se<strong>in</strong>e Vorstellung von Geschmack zu<br />
überdenken. Zum Beispiel s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige der D<strong>in</strong>ge, die ich<br />
entworfen habe, erotisch, aber auf e<strong>in</strong>e unterschwellige<br />
Weise. Das ist tatsächlich möglich! Sie suggerieren Nähe<br />
und das Ane<strong>in</strong>anderreiben von Körpern. Aber sie sagen<br />
e<strong>in</strong>em nicht direkt, was man <strong>mit</strong> dieser Information<br />
anstellen soll oder was sie repräsentieren. Die beste Kunst<br />
und auch die besten Filme servieren nicht alles auf dem<br />
Präsentierteller. In menschlichen Beziehungen verhält es<br />
sich ja genauso: Man kann jemanden über Klischees,<br />
Komplimente und Oberflächlichkeiten kennenlernen,<br />
oder man hat das Privileg, E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Seele von jemandem<br />
zu bekommen. Me<strong>in</strong> Bestreben ist es, dass<br />
auch bei guten Objekten Letzteres passiert.<br />
INTERVIEW: Kann man durch die E<strong>in</strong>richtung etwas über<br />
das Wesen e<strong>in</strong>er Person erfahren?<br />
COATES: Auf jeden Fall. Ich will nicht snobistisch kl<strong>in</strong>gen,<br />
aber die Wohnungen der meisten Menschen s<strong>in</strong>d sehr<br />
standardisiert. Die Möbel, die Küchen und viele andere<br />
Gegenstände <strong>in</strong> den Wohnungen s<strong>in</strong>d Fabrikware. Deshalb<br />
ist es auch nicht überraschend, dass die meisten<br />
Wohnungen e<strong>in</strong>ander sehr ähnlich sehen. Wenn man <strong>in</strong><br />
die Schaufenster von Londoner Immobilienmaklern guckt,<br />
sehen die Wohnungen auf den Fotos aus, als hätte jeder im<br />
selben langweiligen Möbelhaus e<strong>in</strong>gekauft. Das ist umso<br />
schlimmer, wenn man weiß, wie viel diese Wohnungen<br />
kosten. Ich zum Beispiel wohne seit me<strong>in</strong>er Studentenzeit<br />
im Londoner Stadtteil Kens<strong>in</strong>gton, der über die Jahre zu<br />
e<strong>in</strong>er sehr wohlhabenden Gegend aufgestiegen ist. Die<br />
Häuser dort kosten fünf oder sechs Millionen Pfund, aber<br />
sie werden <strong>mit</strong> garstigen, billigen Möbeln e<strong>in</strong>gerichtet.<br />
INTERVIEW: Oder sie sehen aus wie Suiten <strong>in</strong><br />
amerikanischen Fünf-Sterne-Hotels …<br />
Nigel Coates<br />
73
Skizze des von Nigel<br />
Coates im Jahr 1993<br />
gebauten „Art Silo“<br />
für das Penrose<br />
Institute <strong>in</strong> Tokio<br />
„Pebble<br />
Cushions“,<br />
Kissen <strong>in</strong><br />
Kieselform<br />
Lampe „Faretto<br />
Table“ <strong>mit</strong> nach<br />
unten gerichteter<br />
Lichtquelle<br />
Nigel Coates<br />
74<br />
Sofa „Back to Back“<br />
von Nigel Coates<br />
für Fratelli Boffi<br />
Wohnung am<br />
Lancaster Gate<br />
<strong>in</strong> London, e<strong>in</strong>gerichtet<br />
von<br />
Nigel Coates<br />
COATES: Richtig. Mit kle<strong>in</strong>en Plastikbüschen vor der Tür.<br />
Man muss sich schon fragen, was das für e<strong>in</strong>e Art von<br />
Geschmack ist. Aber wahrsche<strong>in</strong>lich handelt es sich nur<br />
um e<strong>in</strong>e Art von Konformismus – e<strong>in</strong> anderer wichtiger<br />
Aspekt von Geschmack: Guter Geschmack muss sich über<br />
den Durchschnitt und das, was alle anderen machen,<br />
stellen. Das schafft man nur <strong>mit</strong> Objekten, die dem<br />
Betrachter e<strong>in</strong>e spannende Geschichte erzählen, mehr als<br />
die Norm und das Offensichtliche.<br />
INTERVIEW: Selbst <strong>in</strong> den verme<strong>in</strong>tlich gut e<strong>in</strong>gerichteten<br />
Kreisen sieht man immer wieder dieselben Objekte:<br />
Kelims, Eames-Stühle, Knoll-Sofas und moderne Kunst<br />
<strong>in</strong> Petersburger Hängung.<br />
COATES: Klischees eben. Das ist übrigens ganz und gar<br />
nicht der Stil, für den ich stehe. Die Leute, von denen Sie<br />
sprechen, differenzieren nicht, kommen nicht weg von<br />
dem, was andere Leute machen. Hier setzt die Aufgabe<br />
des Designers e<strong>in</strong> – nicht das zu tun, was alle machen.<br />
INTERVIEW: Wie schafft man es, sich abzugrenzen?<br />
COATES: Es ist schwierig. Menschen, die denken, dass<br />
modernistische Stücke aus den 50er-Jahren der göttliche<br />
Gipfel des guten Geschmacks s<strong>in</strong>d, kannten diese Sachen<br />
lange Zeit nicht. Für sie ist das wie e<strong>in</strong>e Erleuchtung.<br />
Wenn Sie sich zum Beispiel Magaz<strong>in</strong>e wie Wallpaper<br />
anschauen, werden Sie feststellen, dass ihr Erfolg auf<br />
e<strong>in</strong>em unglaublich konservativen Geschmacksbild beruht.<br />
Mehr kann die Leserschaft sche<strong>in</strong>bar nicht verdauen.<br />
INTERVIEW: Wie ist Ihre eigene Wohnung e<strong>in</strong>gerichtet?<br />
COATES: Fast ausschließlich <strong>mit</strong> me<strong>in</strong>en eigenen<br />
Entwürfen – aber nicht aus Selbstgefälligkeit. Es ist e<strong>in</strong>e<br />
sehr eklektische Auswahl, und es geht dabei nicht nur<br />
FOTOS: Art Silo, Tokyo, 1990; Animalia, by Nigel Coates for Fratelli Boffi; Faretto, table lamp by Nigel Coates for Slamp; Glyndebourne,<br />
restaurant, 2009; Back to Back, sofa by Nigel Coates for Fratelli Boffi; Lancaster Gate Apartment, 2005
"Die meisten Architekten lassen<br />
sich e<strong>in</strong>er Kategorie zuordnen,<br />
aber ich gehe davon aus,<br />
dass me<strong>in</strong>e Arbeit vielfältiger ist"<br />
Gästeraum des Wallop-<br />
Restaurants <strong>in</strong> der<br />
Opernstadt Glyndebourne,<br />
e<strong>in</strong>gerichtet<br />
von Nigel Coates<br />
um Möbel, sondern auch um Licht oder darum, wie sich<br />
Türen öffnen und wie der Balkon im Verhältnis zum Innenraum<br />
wirkt – also um das Arrangement von Objekten im<br />
Raum. Dann gibt es <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Wohnung noch sehr viel<br />
zeitgenössische Kunst. Das meiste davon s<strong>in</strong>d Arbeiten,<br />
die ich von Absolventen des Royal College of Art gekauft<br />
habe und die noch Frische haben. Mir war es noch nie<br />
wichtig, e<strong>in</strong>en Damien Hirst, e<strong>in</strong>e Tracey Em<strong>in</strong> oder<br />
sonst e<strong>in</strong>e Unterschrift e<strong>in</strong>es führenden Künstlers zu<br />
besitzen. Ich mag Stücke, die weniger kosten, aber dafür<br />
voller Geist s<strong>in</strong>d.<br />
INTERVIEW: Hat sich Ihr Geschmack im Laufe der Jahre<br />
verändert? Dekorieren Sie um, oder lassen Sie eher D<strong>in</strong>ge<br />
sich kont<strong>in</strong>uierlich entwickeln?<br />
COATES: Auf jeden Fall Letzteres. Ich füge immer neue<br />
Ideen h<strong>in</strong>zu. Genauso wie man e<strong>in</strong> Outfit <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Schal oder e<strong>in</strong>em neuen Paar Schuhe beleben kann,<br />
funktioniert auch der Look e<strong>in</strong>er schönen Wohnung.<br />
INTERVIEW: Wenn jemand Sie bittet, se<strong>in</strong> Haus e<strong>in</strong>zurichten,<br />
wie br<strong>in</strong>gen Sie Ihren und den Geschmack des<br />
Auftraggebers <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang?<br />
COATES: Ich beg<strong>in</strong>ne immer beim Auftraggeber. Als Erstes<br />
möchte ich wissen, was ihm an se<strong>in</strong>em Haus gefällt und<br />
welche Vision er von se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>richtung hat. Dadurch<br />
kann ich e<strong>in</strong>schätzen, wie viel Bewegungsfreiheit ich für<br />
me<strong>in</strong>e Arbeit bekomme. Wenn mir e<strong>in</strong> Kunde sagen<br />
würde: „Ich möchte so e<strong>in</strong>gerichtet se<strong>in</strong> wie me<strong>in</strong>e<br />
Freunde und Nachbarn“, wäre es schwierig für mich. Ich<br />
möchte idealerweise durch Objekte die Geschichte der<br />
Personen erzählen, die <strong>in</strong> diesen Räumen leben – und<br />
jeder hat e<strong>in</strong>e Geschichte zu erzählen. Me<strong>in</strong> Talent ist es,<br />
Wünsche aus Leuten hervorzuholen, von denen sie vorher<br />
gar nicht wussten, dass sie existierten.<br />
INTERVIEW: Warum haben so viele Schwierigkeiten da<strong>mit</strong>,<br />
Ihre Vorstellungen auf den Punkt zu br<strong>in</strong>gen?<br />
COATES: Weil die meisten Menschen denken, dass sie selbst<br />
der beste Innene<strong>in</strong>richter s<strong>in</strong>d, und dann scheitern. Die<br />
Vorstellung, jemanden von außen zu holen, empf<strong>in</strong>den sie<br />
als Geldverschwendung. Genauso ist es <strong>mit</strong> Designermöbeln:<br />
Das Orig<strong>in</strong>al wird als Geldverschwendung<br />
angesehen, e<strong>in</strong>e Kopie tut es schließlich auch. Darauf beruht<br />
der Erfolg vieler Möbelhersteller. Das ist auch okay,<br />
wenn man sich <strong>mit</strong> dem Zweit- oder Drittbesten zufrieden<br />
gibt. Doch <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Spezialisten, dem man vertraut,<br />
kommt man auf jeden Fall weiter. Das ist <strong>in</strong> anderen<br />
Bereichen des Lebens nicht anders. Am Ende aber sollte die<br />
E<strong>in</strong>richtung immer den Stempel des Wohnungsbesitzers<br />
und nicht des Innene<strong>in</strong>richters tragen. Ich mag zum<br />
Beispiel gern runde, kurvige Sofas, aber die meisten Leute<br />
mögen viereckige, die me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach total out<br />
s<strong>in</strong>d. Außerdem wird Geschmack immer <strong>mit</strong> Stil <strong>in</strong><br />
Verb<strong>in</strong>dung gebracht. Mich aber hat der E<strong>in</strong>satz von Stil<br />
noch nie überzeugt.<br />
INTERVIEW: Was me<strong>in</strong>en Sie da<strong>mit</strong>?<br />
COATES: Ich mag ke<strong>in</strong>e m<strong>in</strong>imalistischen, barocken,<br />
poppigen oder sonst irgendwie e<strong>in</strong>deutig stilistisch geprägten<br />
Umgebungen. Das s<strong>in</strong>d immer kreative Zwangsjacken.<br />
Die meisten Architekten lassen sich e<strong>in</strong>er Kategorie<br />
zuordnen, aber ich gehe davon aus, dass me<strong>in</strong>e Arbeit<br />
vielfältiger ist. Wenn es denn e<strong>in</strong>e Kategorie se<strong>in</strong> muss,<br />
dann vielleicht plurosensual.<br />
INTERVIEW: Welche Wohnung haben Sie zuletzt<br />
e<strong>in</strong>gerichtet?<br />
COATES: E<strong>in</strong>e Wohnung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er smarten Gegend am<br />
Lancaster Gate <strong>in</strong> London. Sie hat hohe Fenster und hohe<br />
Decken, aber anfangs wollten die Besitzer den gesamten<br />
Stuck raushauen lassen.<br />
INTERVIEW: Warum das denn?<br />
COATES: Sie dachten, es wäre zeitgemäßer, <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em<br />
klaren, sauberen Raum ohne Ablenkung anzufangen. Sie<br />
wollten störende Details loswerden. Das ist e<strong>in</strong>e legitime<br />
Herangehensweise, aber es ist besser, die D<strong>in</strong>ge nicht<br />
zu beseitigen, sondern sie zu klären. Auch ich mag es nicht,<br />
wenn e<strong>in</strong> Raum <strong>mit</strong> Details optisch verstopft ist, aber<br />
wenn man <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em vier Meter hohen Raum Stuck abklopft,<br />
stimmen danach die Proportionen nicht mehr.<br />
INTERVIEW: Guter Geschmack kann ohne schlechten nicht<br />
existieren. Was war persönlich Ihr schlimmster Fehlgriff?<br />
COATES: Als Student mochte ich Art déco. Alle me<strong>in</strong>e<br />
Freunde sammelten das Zeug auf dem Portobello Road<br />
Market und füllten ihre Häuser <strong>mit</strong> Statuen von Damen<br />
<strong>mit</strong> schw<strong>in</strong>genden Gewändern. Heute hasse ich Art déco.<br />
Hass ist natürlich immer e<strong>in</strong> starkes Wort. Auf e<strong>in</strong>em<br />
Kreuzfahrtschiff könnte ich es eventuell schätzen, aber es<br />
ist mir <strong>in</strong>sgesamt zu oberflächlich. Die Wurzeln von Art<br />
déco f<strong>in</strong>de ich allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong>teressant: ägyptische Formen<br />
und das russische Ballett zum Beispiel. Ich war e<strong>in</strong>e<br />
Zeit lang im Gespräch <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Hausbesitzer <strong>in</strong> Covent<br />
Garden. Er hatte unter anderem e<strong>in</strong>en Art-déco-Toaster,<br />
und als ich ihm erzählte, dass ich Art déco nicht mag,<br />
war unsere Zusammenarbeit schnell beendet.<br />
INTERVIEW: Mit Art déco sollte man Ihnen also nicht 75<br />
kommen.<br />
COATES: Tief <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Herzen habe ich e<strong>in</strong>en ganz<br />
klassischen Geschmack. Als Student hat mich Italien<br />
unglaublich <strong>in</strong>spiriert: Dort gab es radikale, zeitgenössische<br />
Denker aus dem Umfeld von Mend<strong>in</strong>i und<br />
dem Superstudio. Ich durfte sie alle treffen und fand das<br />
für me<strong>in</strong>e Entwicklung ungeheuer förderlich. Aber die<br />
Sprache des Klassizismus, die ja angeblich so würdevoll<br />
ist und den Proportionen huldigt, bedeutet für mich<br />
e<strong>in</strong>fach nur, die D<strong>in</strong>ge weiter voranzutreiben und immer<br />
neue Wege zu f<strong>in</strong>den, etwas Schönes herzustellen.<br />
INTERVIEW: Können Sie mir noch e<strong>in</strong>en kostenlosen,<br />
konkreten Tipp geben, wie man sich ohne großes Budget<br />
geschmackvoll e<strong>in</strong>richtet?<br />
COATES: Ich würde Ikea vermeiden und auf Flohmärkten<br />
oder auf Ebay e<strong>in</strong>kaufen. Dann würde ich die Sachen<br />
überarbeiten, die man dort f<strong>in</strong>det, also zum Beispiel die<br />
Sessel neu beziehen oder die Stühle neu lackieren. Mir<br />
macht es immer noch viel Spaß, e<strong>in</strong> billiges, schrottiges<br />
Möbelstück zu f<strong>in</strong>den und es dann auf me<strong>in</strong>e persönliche<br />
Art wiederzubeleben. Das E<strong>in</strong>zige, was man nie secondhand<br />
kaufen sollte, s<strong>in</strong>d Lampen, höchstens vielleicht<br />
Kronleuchter. Mit Lampen kann man nicht mogeln. Für<br />
gutes Licht sollte man Geld ausgeben.<br />
Nigel Coates
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Großstadt-<br />
Hippies<br />
Der Brite MArk Borthwick<br />
revolutionierte Mit se<strong>in</strong>en<br />
lichtDurchfluteten BilDern Die<br />
MoDefotogrAfie. se<strong>in</strong>e 22-jährige<br />
tochter BiBi fotogrAfiert Auch<br />
unD sAgt nicht ohne stolz:<br />
„i’M My fAther’s DAughter“<br />
Protokoll Antje Wewer<br />
M a r k<br />
Borthwick<br />
ü b e r Bibi<br />
„<br />
Als Bibi geboren wurde, lebten<br />
me<strong>in</strong>e Frau Maria Cornejo und<br />
ich <strong>in</strong> Paris. Ich war 27 Jahre<br />
alt, und wir beide waren <strong>in</strong> unserem Freundes-<br />
80 kreis die Ersten, die Eltern wurden. In<br />
Paris hatte ich e<strong>in</strong>en Nachtclub eröffnet, als<br />
Hair & Make-up Artist gearbeitet und<br />
angefangen, für ID und The Face zu fotografieren.<br />
Bibi war für uns e<strong>in</strong>e Überraschung<br />
– und auch wieder nicht. Den Test hat Maria,<br />
die Modedesigner<strong>in</strong> ist, nach ihrer Show <strong>in</strong><br />
Mailand gemacht. So hatten wir während der<br />
Aftershowparty e<strong>in</strong> süßes Geheimnis. Wir<br />
nannten das <strong>Baby</strong> zuerst Pea, dann Pi-Pi,<br />
später wurde daraus dann Bibi.<br />
Nach Bibis Geburt war mir <strong>in</strong>st<strong>in</strong>ktiv<br />
klar, dass weite Reisen und Nachtleben nicht<br />
<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em <strong>Baby</strong> zu vere<strong>in</strong>baren s<strong>in</strong>d. Also<br />
legte ich e<strong>in</strong>e Pause e<strong>in</strong>. Fast zwei Jahre habe<br />
ich nicht gearbeitet und mich um Bibi, die<br />
früher aussah wie Mogli – dunkle Haut, viele<br />
schwarze Haare –, gekümmert. Diese Zeit<br />
war magisch und romantisch, weil ich<br />
stundenlang <strong>mit</strong> dem K<strong>in</strong>derwagen durch<br />
Paris spazierte. Ich glaube, aus dieser Zeit<br />
rührt auch unsere starke Verb<strong>in</strong>dung. E<strong>in</strong><br />
<strong>Baby</strong> ist nur dann stressig, wenn man se<strong>in</strong>en<br />
Rhythmus ignoriert. Die Pause hat me<strong>in</strong>er<br />
Entwicklung als Fotograf nicht geschadet. Im<br />
Gegenteil, als Bibi <strong>in</strong>s Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dalter kam,<br />
fotografierte ich für die französische und<br />
italienische Vogue und g<strong>in</strong>g <strong>mit</strong> S<strong>in</strong>éad<br />
O’Connor auf Tour.<br />
Als wir Bibi <strong>in</strong> Paris <strong>in</strong> die École<br />
maternelle e<strong>in</strong>schulten, gefiel es ihr dort gar<br />
nicht. Zu Hause durfte sie tun und lassen,<br />
was sie wollte. Dort gab es Regeln und<br />
Zwänge. Bibi ist e<strong>in</strong> Schmetterl<strong>in</strong>g, den man<br />
fliegen lassen muss. Enge Freunde von uns<br />
zogen von Paris nach New York, und wir<br />
zogen Mitte der Neunziger h<strong>in</strong>terher.<br />
Sicher, Bibi ist e<strong>in</strong> Großstadtk<strong>in</strong>d, aber<br />
im besten S<strong>in</strong>ne. Wir s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Manhattan<br />
zusammen viel durch die Stadt gelaufen,<br />
haben Zeit im Wash<strong>in</strong>gton Square Park verbracht,<br />
selten <strong>mit</strong> Shopp<strong>in</strong>g. Was ich gerne<br />
e<strong>in</strong>kaufe, s<strong>in</strong>d Lebens<strong>mit</strong>tel und Platten. Bibi<br />
und ich teilen die Liebe für das Musikmachen<br />
und für ungewöhnliche Dokumentationen.<br />
Sie ist von Haus aus neugierig und bereit, sich<br />
auf D<strong>in</strong>ge e<strong>in</strong>zulassen, die sie nicht kennt.<br />
Me<strong>in</strong>en beiden K<strong>in</strong>dern – Joey ist jetzt 16<br />
– habe ich nie Vorschriften gemacht, auch<br />
nicht als Bibi <strong>in</strong> die Pubertät kam und<br />
flügge wurde. Warum sollte ich auch? Ich<br />
tr<strong>in</strong>ke selber gerne We<strong>in</strong>, rauche mal e<strong>in</strong>en<br />
Jo<strong>in</strong>t oder bleibe oft viel zu lange auf. Als<br />
Bibi anf<strong>in</strong>g, <strong>in</strong> Clubs zu gehen, haben wir<br />
versucht, ihr e<strong>in</strong>en sicheren Heimathafen<br />
zu bieten: „Wir s<strong>in</strong>d ab Mitternacht zu<br />
Hause, oder ruf an, wenn du irgendwo<br />
abgeholt werden willst, egal wo du bist.“<br />
Das Wichtigste im Umgang <strong>mit</strong> me<strong>in</strong>en<br />
zwei K<strong>in</strong>dern ist Ehrlichkeit. Ke<strong>in</strong>e Lügen.<br />
Auch ke<strong>in</strong>e Notlügen.<br />
Bibi hat e<strong>in</strong>e alte Seele, schon als K<strong>in</strong>d<br />
war sie e<strong>in</strong>e gute Beobachter<strong>in</strong>. Zum 16.<br />
Geburtstag habe ich ihr e<strong>in</strong>e alte Contax<br />
geschenkt, ansonsten war es mir wichtig, ihr<br />
ke<strong>in</strong>e Richtung vorzugeben. Freiheit für alle<br />
und ganz besonders für die K<strong>in</strong>der. Als sie das<br />
College abgebrochen hat, um als Fotograf<strong>in</strong><br />
zu arbeiten, war das <strong>in</strong> Ordnung. Seit<br />
anderthalb Jahren assistiert Bibi mir an drei<br />
Tagen <strong>in</strong> der Woche. Das war me<strong>in</strong>e Idee,<br />
nicht ihre. Ich liebe unsere Vor<strong>mit</strong>tage im<br />
Studio. Wir tr<strong>in</strong>ken kannenweise Lapsang<br />
Souchong, sortieren, archivieren, entwickeln<br />
Ideen. An anderen Tagen macht Bibi ihre<br />
eigenen kommerziellen Arbeiten und treibt<br />
ihr Charity-Projekt Tu Sisi voran, <strong>mit</strong> dem sie<br />
Frauen und K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Swasiland unterstützt.<br />
Gerade habe ich allerd<strong>in</strong>gs das Gefühl, dass<br />
ich sie bald weiterziehen lassen muss.“<br />
Elternzeit à la Borthwick:<br />
Mark <strong>mit</strong> Bibi Anfang der<br />
Neunziger <strong>in</strong> Paris
Bibi Cornejo-Borthwick<br />
ü b e r Mark<br />
FOTOS: Mark Borthwick c/o brigitta-horvat.com<br />
Die Borthwicks<br />
<strong>in</strong> ihrem Studio<br />
<strong>in</strong> Brooklyn, <strong>mit</strong><br />
Selbstauslöser<br />
und natürlich<br />
analog fotografiert<br />
ziehen <strong>mit</strong> 22 Jahren zu<br />
Hause aus, ich b<strong>in</strong> vor e<strong>in</strong>em<br />
„Andere<br />
halben Jahr wieder <strong>in</strong> unser<br />
Brownstone <strong>in</strong> Brooklyn e<strong>in</strong>gezogen. Ich<br />
liebe die lichte, helle Atmosphäre, unsere<br />
Küche, <strong>in</strong> der alle zusammenkommen.<br />
Vielleicht war die Rückkehr so e<strong>in</strong>fach, weil<br />
es bei uns nie das klassische Eltern-K<strong>in</strong>d-<br />
Modell gab. Wir haben fast immer alles<br />
zusammen gemacht: chillen, unterwegs se<strong>in</strong>,<br />
abends <strong>mit</strong> Freunden und deren K<strong>in</strong>dern<br />
kochen. Ab und zu hatte ich mal e<strong>in</strong>en<br />
<strong>Baby</strong>sitter, aber ich war auch oft bei Marks<br />
Shoot<strong>in</strong>gs dabei. Als ich älter war, habe ich<br />
mich nützlich gemacht und die Filme <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>e Leica e<strong>in</strong>gelegt. Se<strong>in</strong>e Art zu arbeiten<br />
hat mich sehr geprägt. Es geht nicht um<br />
das Inszenieren von Bildern, sondern um<br />
Atmosphäre und um <strong>in</strong>time Momente.<br />
Genau wie Mark fotografiere ich analog.<br />
Ich habe ke<strong>in</strong> Gefühl für digitale Fotografie.<br />
Zu schnell und nicht s<strong>in</strong>nlich genug.<br />
Bei uns gilt die Vere<strong>in</strong>barung, dass nach<br />
jedem großen Job e<strong>in</strong> Familienurlaub folgt.<br />
Im Sommer s<strong>in</strong>d wir oft bei me<strong>in</strong>er<br />
französischen Großmutter <strong>in</strong> Castellaras,<br />
im W<strong>in</strong>ter meist <strong>in</strong> Tulum, Mexiko.<br />
Bei Mark vermischen sich Leben und<br />
Arbeit eigentlich ständig, sie fließen<br />
„Freiheit für alle<br />
und besonders<br />
für die K<strong>in</strong>der"<br />
Mark Borthwick<br />
<strong>in</strong>e<strong>in</strong>ander über, er ist Fotograf, Musiker,<br />
Poet, und genauso verhält es sich bei ihm <strong>mit</strong><br />
dem Vaterse<strong>in</strong>. Er ist für mich auch Freund,<br />
Kumpel, Mentor. Wir beide legen gerne<br />
Platten auf, Favoriten s<strong>in</strong>d Love Joys, Lee<br />
„Scratch“ Perry, Rhythm & Sound. E<strong>in</strong><br />
Ritual, das ich als K<strong>in</strong>d geliebt habe, war<br />
unser geme<strong>in</strong>sames Frühstück auf dem Weg<br />
zu me<strong>in</strong>er Grundschule P.S. 401. E<strong>in</strong>e<br />
öffentliche Schule <strong>in</strong> Lower Manhattan,<br />
ke<strong>in</strong>e Privatschule, das war me<strong>in</strong>em Vater<br />
wichtig. Wir g<strong>in</strong>gen die drei Blocks immer zu<br />
Fuß, ließen uns viel Zeit und machten meist<br />
e<strong>in</strong>en Stopp im Café French Roast, um e<strong>in</strong><br />
Croissant zu essen. Wir kamen dann und<br />
wann zu spät, aber das war egal. Ich war irre<br />
stolz, so e<strong>in</strong>en charmanten Daddy zu haben,<br />
der mich <strong>in</strong> Cowboystiefeln zur Schule<br />
brachte. Nach der Schule habe ich für zwei<br />
Jahre die School of Visual Arts besucht, um<br />
dann zu erkennen, dass diese Art von Lernen<br />
nicht wirklich me<strong>in</strong> D<strong>in</strong>g ist. Ähnlich wie<br />
me<strong>in</strong> Vater <strong>in</strong>teressiere ich mich nicht<br />
sonderlich für Technik. Also habe ich abgebrochen,<br />
was nicht schlimm war, weil<br />
me<strong>in</strong> Vater ja auch Autodidakt ist und me<strong>in</strong>e<br />
Entscheidung nachvollziehen konnte.<br />
Meist sehen wir uns zu den fest<br />
verabredeten Bürozeiten im Studio, das<br />
im vierten Stock unseres Hauses liegt, vom<br />
späten Vor<strong>mit</strong>tag bis <strong>in</strong> den Nach<strong>mit</strong>tag<br />
h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Noch f<strong>in</strong>de ich es <strong>in</strong>spirierend, als<br />
se<strong>in</strong>e Assistent<strong>in</strong> zu arbeiten. Se<strong>in</strong> Rat:<br />
„Auch wenn du kommerzielle Arbeiten<br />
machst, bleib persönlich. Erlaube dir Fehler,<br />
überschreite Grenzen, versuche, etwas<br />
Künstlerisches abzuliefern.“<br />
Mark ist bei uns <strong>in</strong> der Familie die Mama,<br />
was das Kochen angeht. Aber niemals nach<br />
Rezept. Er liebt Lagerfeuer (Tipi-Style!),<br />
macht scharfe Harissa-Pasten und Schokolade<br />
selber und ist e<strong>in</strong> toller Gastgeber.<br />
Me<strong>in</strong>en 18. Geburtstag habe ich <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er<br />
großen Party bei uns im Garten gefeiert,<br />
und Mark hat me<strong>in</strong>e Freunde <strong>mit</strong> me<strong>in</strong>en<br />
Liebl<strong>in</strong>gsgerichten bekocht.<br />
Wenn jemand sagt, dass me<strong>in</strong>e Fotografien<br />
denen me<strong>in</strong>es Vaters ähneln, ist das e<strong>in</strong><br />
Kompliment für mich. Ich weiß: Es ist me<strong>in</strong><br />
Blick, aber natürlich hat ihn me<strong>in</strong> Vater <strong>mit</strong>geprägt.<br />
Alles andere wäre doch auch seltsam.<br />
Schließlich b<strong>in</strong> ich my father’s daughter.“<br />
Diese Borthwicks<br />
81
zu<br />
verkaufen<br />
Künstler<br />
82<br />
AM 23. NOVEMBER FINDET IN DER ROTUNDE DER<br />
MÜNCHENER PINAKOTHEK DIE PIN.-PARTY STATT. IHR<br />
LOBENSWERTER ZWECK: 31 ARBEITEN INTERNATIONAL<br />
RENOMMIERTER KÜNSTLER ZU VERSTEIGERN, UM<br />
MIT DEM ERLÖS DEN ANKAUF NEUER WERKE FÜR<br />
DAS MUSEUM ZU ERLEICHTERN. WIR STELLEN 13 DER<br />
PIN.-KÜNSTLER VOR UND ZEIGEN AUF INTERVIEW.<br />
DE ALLE ARBEITEN, DIE IN DIE AUKTION KOMMEN<br />
V Annabelle Hirsch und Jeanne Tremsal<br />
SEO: „Dezember.Zwölf“,<br />
Acryl, Papiercollage auf<br />
Le<strong>in</strong>wand, 2009<br />
SEO<br />
Eigentlich hatten ihre Eltern für moderne Kunst<br />
nichts übrig und wollten ihr das Malen sogar<br />
verbieten, er<strong>in</strong>nert sich die südkoreanische Künstler<strong>in</strong><br />
SEO – bis sie an ihrem Talent doch nicht mehr<br />
vorbeisehen konnten. SEO studierte vier Jahre Kunst<br />
<strong>in</strong> ihrer Heimatstadt Gwangju und wurde danach<br />
<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> Meisterschüler<strong>in</strong> von Georg Baselitz, e<strong>in</strong>em<br />
sehr deutschen Maler. Er befand, sie orientiere sich zu<br />
sehr an e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>ternationalen Stil, und ermunterte sie,<br />
nie zu vergessen, woher sie kommt. Es hat<br />
gewirkt: Längst hat die 36-Jährige ihren ganzeigenen<br />
Stil gefunden. Statt die Le<strong>in</strong>wand <strong>mit</strong> P<strong>in</strong>sel und<br />
Farbe zu bearbeiten, beklebt sie sie <strong>mit</strong> eigenhändig<br />
zerrissenen Reispapierstücken, die sie <strong>mit</strong> se<strong>mit</strong>ransparenter<br />
Farbe überzieht. Das ergibt sehr<br />
farbenfrohe Bilder, e<strong>in</strong>en sehr speziellen Kulturmix<br />
und recht imposante Erlöse auf dem Kunstmarkt.<br />
FOTOS: „Dezember.Zwölf“, 2009, Acryl, Papiercollage auf Le<strong>in</strong>wand, 200 x 300 cm, Courtesy Galerie Michael Schultz; Florian Kolmer
Der Sohn des großen Ulrich Mühe und der Halbbruder der wunderbaren<br />
Schauspieler<strong>in</strong> Anna Maria Mühe hat <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er Familientradition gebrochen<br />
– und auch wieder nicht. Mühe ist Fotograf, stiller Beobachter statt Akteur<br />
auf e<strong>in</strong>er Bühne; doch zu se<strong>in</strong>en bevorzugten Sujets gehören die Schauspiele<br />
der Macht. Wenn die deutsche Polit- und Kulturprom<strong>in</strong>enz sich trifft, ist<br />
Mühe <strong>mit</strong> dabei; die meisten ihrer Vertreter hatte er schon vor der Kamera.<br />
Angela Merkel hat er so oft fotografiert, dass er <strong>mit</strong>unter „Kanzlerfotograf“<br />
genannt wird, e<strong>in</strong> Etikett, das Mühe sich verbietet. Zur Inszenierung der<br />
Macht trägt er nichts bei, er studiert sie nur.<br />
Andreas<br />
Mühe<br />
Andreas Mühe:<br />
„He<strong>in</strong>er und se<strong>in</strong>e<br />
Frau“, Fotografie, 2008<br />
Uwe<br />
Kowski<br />
PIN.-Party<br />
FOTOS: Andreas Mühe; Andreas Mühe, „He<strong>in</strong>er und se<strong>in</strong>e Frau“, 2008, Courtesy carlier I gebauer / © VG<br />
Bild-Kunst Bonn, 2013; Uwe Walter, Berl<strong>in</strong>; Uwe Walter, Berl<strong>in</strong>, Uwe Kowski, „Safari“, 2013, Öl auf Le<strong>in</strong>wand,<br />
165 x 190 cm, Courtesy Galerie EIGEN + ART Leipzig/Berl<strong>in</strong> / © VG Bild-Kunst Bonn 2013<br />
Wenn er se<strong>in</strong>e Arbeiten selbst<br />
erklären könnte, wäre er<br />
Schriftsteller geworden,<br />
me<strong>in</strong>t er. Kowski, 1963 <strong>in</strong><br />
Leipzig geboren, Absolvent<br />
der dortigen Hochschule für<br />
Grafik und Buchkunst, von<br />
Judy Lybkes Galerie Eigen +<br />
Art repräsentiert, wird oft<br />
der „Neuen Leipziger Schule“<br />
zugeordnet. Dabei s<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>e<br />
Gemälde abstrakt, eher heiter<br />
und sehr temperamentvoll.<br />
Muss man nicht<br />
<strong>in</strong>terpretieren, kann man<br />
auch e<strong>in</strong>fach gucken.<br />
Uwe Kowski: „Safari“, Öl auf Le<strong>in</strong>wand, 2013<br />
83
Stephan<br />
Marienfeld:<br />
„Dislike“,<br />
Polyester,<br />
Seil, Lack,<br />
2013<br />
Stephan<br />
Marienfeld<br />
Wer hat die Blase an den Baum<br />
gefesselt? Es war Stephan<br />
Marienfeld, dessen Skulpturen<br />
etwas so Körperliches haben, dass sie an Bondage er<strong>in</strong>nern.<br />
Und irgendwie geht es auch darum, auf philosophische<br />
Weise: Marienfeld, 1966 <strong>in</strong> Hatt<strong>in</strong>gen geboren, lange<br />
Assistent des britischen Turner-Preis-Trägers Tony Cragg,<br />
untersucht, wie Körper reagieren, sich verformen, neu zu<br />
leben beg<strong>in</strong>nen, wenn man sie ane<strong>in</strong>anderspannt.<br />
Simon Schubert: ohne Titel (Treppe nach unten),<br />
gefaltetes Papier, 2008<br />
84<br />
Georgia Russell: „La couleur du ciel“, zerschnittenes Papier, Plexiglas, 2013<br />
Simon<br />
Schubert<br />
Die Papierarbeiten des Kölner<br />
Bildhauers s<strong>in</strong>d fasz<strong>in</strong>ierende<br />
Mikro-Skulpturen. Durch<br />
e<strong>in</strong>e von Schubert erfundene<br />
Falttechnik entstehen unerwartet<br />
dreidimensionale<br />
Räume, <strong>in</strong> denen man immer<br />
neue W<strong>in</strong>kel entdeckt.<br />
Georgia Russell<br />
Manche behaupten, gedruckte Bücher<br />
hätten ke<strong>in</strong>e Zukunft mehr. Das sieht<br />
Georgia Russell ganz anders. Die gebürtige<br />
Schott<strong>in</strong>, die <strong>in</strong> Paris e<strong>in</strong>e neue<br />
Heimat gefunden hat, zerschneidet,<br />
ziseliert, filetiert <strong>mit</strong> fe<strong>in</strong>en Skalpell- und<br />
Scherenschnitten die Klassiker der<br />
Weltliteratur, Werke von Virg<strong>in</strong>ia Woolf,<br />
Charles Baudelaire oder Vladimir<br />
Nabokov. Das Resultat: zarte<br />
Papier-gebilde, die <strong>in</strong> den Raum wuchern<br />
lassen, was vor Russells E<strong>in</strong>griffen<br />
zwischen den Buchdeckeln e<strong>in</strong>gesperrt<br />
bleiben musste, fantastische Papierund<br />
Gedankenballette. Russells<br />
Buchskulpturen s<strong>in</strong>d <strong>mit</strong>tlerweile <strong>in</strong> den<br />
Sammlungen bedeutender europäischer<br />
Museen wie dem Centre Pompidou<br />
<strong>in</strong> Paris oder dem Victoria and Albert<br />
Museum <strong>in</strong> London zu f<strong>in</strong>den.
FOTOS: (l<strong>in</strong>ke Seite) Stephan Marienfeld, „Dislike“, 2013, Polyester, Seil, Lack, 100 x 95 x 73 cm, © Stephan Marienfeld, Courtesy Galerie Filser & Gräf, München; Stephan Marienfeld; Van der Gr<strong>in</strong>ten Galerie, Cologne;<br />
„Untitled“ (stairwell downwards), 2008, folded paper, 75 x 100 cm, Courtesy Van der Gr<strong>in</strong>ten Galerie, Cologne; Georgia Russell, „La couleur du ciel“, 2013, zerschnittenes Papier, Plexiglas, 34 x 25 x 8 cm, Verso unten rechts<br />
signiert und datiert: „Georgia Russell 13“; Courtesy Galerie Karsten Greve Paris, St. Moritz, Köln; Studio Georgia Russell; (rechte Seite) Installationsansicht, Julius He<strong>in</strong>emann bei Nusser & Baumgart, 2013, © Julius He<strong>in</strong>emann,<br />
Courtesy Galerie Nusser & Baumgart, München; Marc Oliver Rühle; Angelle Siyang Le, Christian Jankowski, „The Eye of Dubai“, 2012, Archival <strong>in</strong>kjet pr<strong>in</strong>t, Fotografie s/w gerahmt, 125 x 125 cm; Jörg Reichert<br />
Julius He<strong>in</strong>emann<br />
Julius He<strong>in</strong>emann: Installation bei Nusser & Baumgart, München, 2013<br />
Christian Jankowski: „The Eye of Dubai“, Archivdruck, 2012<br />
Es gab e<strong>in</strong>e Zeit, da es fast als undenkbar galt, dass e<strong>in</strong> Künstler <strong>mit</strong><br />
unter 30 schon erfolgreich und vom Markt anerkannt se<strong>in</strong> könnte.<br />
M<strong>in</strong>destens bis zu se<strong>in</strong>em 40. Jahr sollte er kämpfen müssen, dann<br />
hatte er es sich vielleicht verdient, se<strong>in</strong>e Kunst unter etwas<br />
gemütlicheren Umständen zu produzieren. Heute ist es umgekehrt.<br />
Die Karrierekurve von Künstlern ähnelt jener von Models und<br />
Hochleistungssportlern: je jünger, desto besser. Mit se<strong>in</strong>en 29 Jahren<br />
ist Julius He<strong>in</strong>emann also guter Durchschnitt, und doch noch sehr<br />
jung und wild. He<strong>in</strong>emanns Kunst ist schwer zu fassen. Mal bemalt<br />
oder besprüht er die weißen Wände se<strong>in</strong>er Münchener Galerie, mal<br />
beklebt er Le<strong>in</strong>wände, mal stellt er e<strong>in</strong> paar Holzpfeiler gegen e<strong>in</strong>e<br />
weiße Wand. Alles umgibt die<br />
Aura des Unfertigen, als würde er<br />
nur die Spuren e<strong>in</strong>es Werkes und<br />
nicht es selbst zeigen. Er hat auch<br />
schon lose Blätter an die Wand<br />
geklebt, Farbe darüber gesprüht<br />
und die Blätter wieder abgezogen<br />
– zurück blieben die Umrandung<br />
und die Rückstände, e<strong>in</strong> Verweis<br />
auf den Arbeitsprozess.<br />
Christian<br />
Jankowski<br />
In Berl<strong>in</strong> bekommt man über ihn viele<br />
Geschichten zu hören. Er sei wild, heißt<br />
es, lasse sich von nichts und niemandem<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Form zwängen. Über den<br />
Jankowski-Anekdoten treten manchmal<br />
se<strong>in</strong>e künstlerischen Taten <strong>in</strong> den<br />
H<strong>in</strong>tergrund. Dabei s<strong>in</strong>d die genauso<br />
gut. Für se<strong>in</strong>e Arbeit Heavy-Weight<br />
History zum Beispiel drehte er <strong>in</strong><br />
Warschau <strong>mit</strong> polnischen Gewichthebern.<br />
Die starken Typen sollten gegen<br />
die Geschichte des Landes antreten,<br />
die Denkmäler der Stadt <strong>in</strong> die Luft<br />
stemmen, um sie von der Last der<br />
Geschichte zu befreien. Geklappt hat<br />
das <strong>in</strong> den meisten Fällen nicht, bei<br />
manchen Monumenten immerh<strong>in</strong> für<br />
e<strong>in</strong>ige Sekunden. Doch über Jankowski<br />
wurde wieder mal lange gesprochen.<br />
PIN.-Party<br />
85
FOTO: Foto: David Fischer<br />
Simon<br />
Denny<br />
Er hat die Stadien des<br />
Alkoholrauschs erforscht,<br />
obskure Powerpo<strong>in</strong>t-<br />
Präsentationen <strong>in</strong>s Netz<br />
gestellt und e<strong>in</strong>en Freund<br />
alles aufschreiben lassen,<br />
was er isst: Der <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />
lebende Neuseeländer<br />
Simon Denny hat erstens<br />
Humor und ist zweitens<br />
extrem <strong>in</strong>telligent. Se<strong>in</strong>e<br />
Medienkunst klopft unsere<br />
durchmediatisierte Welt<br />
darauf ab, was sie taugt.<br />
Meistens zu nicht mehr als<br />
zu e<strong>in</strong>em (guten) Witz.<br />
Simon Denny:<br />
„The Personal<br />
Effects of<br />
Kim Dotcom“,<br />
Installation,<br />
MUMOK,<br />
Wien, 2013<br />
PIN.-Party<br />
86<br />
Luc Tuymans: „My Leg“, Öl auf Le<strong>in</strong>wand, 2011<br />
Luc Tuymans<br />
Der Belgier ist e<strong>in</strong> Star der Kunstwelt. Se<strong>in</strong>e<br />
blass-düster-unheimlichen Gemälde erzielen<br />
regelmäßig Rekordpreise und füllen<br />
Museums- und Galerieräume, und wenn<br />
Tuymans gerade mal nicht selber ausstellt, lädt<br />
ihn e<strong>in</strong> Museum wie kürzlich das Dresdner<br />
Albert<strong>in</strong>um e<strong>in</strong>, sich als Kurator zu versuchen.<br />
Dass Tuymans Bilder auf ebenso viel<br />
Ablehnung stoßen, wie sie kaufkräftige<br />
Bewunderer f<strong>in</strong>den, liegt <strong>in</strong> der Natur se<strong>in</strong>er<br />
Kunst. Schließlich s<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>e wässrigen<br />
Darstellungen vom Holocaust, von Krankheit,<br />
Tod, Völkermorden und ähnlich schwer im<br />
Bild und auf der Seele liegenden Sujets<br />
durchaus angreifbar (weil man sich von ihnen<br />
angegriffen fühlen kann). Nicht angreifbar ist<br />
allerd<strong>in</strong>gs, dass Tuymans zu den wenigen<br />
Künstlern gehört, die die lange Durststrecke<br />
der Malerei durchgehalten haben, und dass er<br />
se<strong>in</strong>en heutigen Erfolg unter anderem auch<br />
dieser Beständigkeit verdankt.<br />
FOTOS: David Fischer; Simon Denny, „The Personal Effects of Kim Dotcom“, 2013, <strong>in</strong>stallation view, MUMOK, Museum Moderner Kunst, Vienna, Courtesy Galerie<br />
Buchholz, Berl<strong>in</strong>/Cologne; Luc Tuymans, „My Leg“, 2011, oil on canvas, 192.2 x 142.4 cm, Courtesy the artist and David Zwirner, New York/London; Grant Del<strong>in</strong>
FOTOS: Noshe; „Freedom Fries“, 2013, mixed media, 112 x 377 x 130 cm, Michael Sailstorfer is represented by Johann König, Berl<strong>in</strong>, Carol<strong>in</strong>e Kurze © VG Bild-Kunst Bonn 2013; Kathr<strong>in</strong> Sonntag, „Green Doesn’t Matter when You’re Blue”, 2012, Digitale Projektion<br />
<strong>mit</strong> 40 Bildern, 2:42 m<strong>in</strong>, Ton, Größe variabel, Edition von 3, Courtesy Galerie Kamm, Berl<strong>in</strong>; Kathr<strong>in</strong> Sonntag; Peter Doig, „Figure <strong>in</strong> Mounta<strong>in</strong> Landscape“, 1997–1998, oil on canvas, 289 x 200 cm, P<strong>in</strong>chukArtCentre Collection, © Peter Doig; © Par<strong>in</strong>az Mogadassi<br />
Kathr<strong>in</strong> Sonntag<br />
Die Berl<strong>in</strong>er<strong>in</strong> rüttelt an unserer Wahrnehmung, bis wir<br />
me<strong>in</strong>en, doch noch alles ganz anders sehen zu können.<br />
Sonntag nimmt André Bretons Vorstellung von Schönheit<br />
als „Begegnung e<strong>in</strong>er Nähmasch<strong>in</strong>e und e<strong>in</strong>es Regenschirms<br />
auf e<strong>in</strong>em Seziertisch“ ernst – und lässt den Zufall<br />
se<strong>in</strong> Werk tun. E<strong>in</strong>mal ließ sie Le<strong>in</strong>wände ohne konkretes<br />
Ziel durch viele Länder reisen, bis sie <strong>mit</strong> Stempeln, Dreck,<br />
Gerüchen usw. übersät waren. Erst nachdem die Welt ihre<br />
Spuren und Zeichen h<strong>in</strong>terlassen hatte, war das „work <strong>in</strong><br />
progress“ (vorerst) abgeschlossen.<br />
Kathr<strong>in</strong> Sonntag: „Green Doesn’t Matter when You’re Blue“,<br />
Digitale Projektion, 2012<br />
Peter Doig:<br />
„Figure <strong>in</strong><br />
Mounta<strong>in</strong><br />
Landscape“, Öl<br />
auf Le<strong>in</strong>wand,<br />
1997–1998<br />
Michael<br />
Sailstorfer:<br />
„Freedom<br />
Fries“, Mixed<br />
Media, 2013<br />
Michael Sailstorfer<br />
Wer Bäume auf den Kopf stellen und sie wie gigantische<br />
Besen durch den Ausstellungsraum der Berl<strong>in</strong>ischen Galerie<br />
fegen lassen kann, braucht viel Humor und e<strong>in</strong>e gute Portion<br />
Überzeugungskraft. Michael Sailstorfer hat beides. Die<br />
Wirkung dieser vielleicht bekanntesten Arbeit des 34-Jährigen<br />
ist hypnotisierend und leicht verwirrend. Seit Jahren durchforstet<br />
er das Land, setzt unbemerkt Fremdkörper <strong>in</strong> die<br />
Landschaft e<strong>in</strong>, fegt e<strong>in</strong> 23 Quadratmeter großes Waldstück<br />
fe<strong>in</strong> säuberlich aus oder funktioniert Buswartehäuschen zu<br />
temporären Wohnungen um. Mittlerweile trifft man se<strong>in</strong>e<br />
Kunst öfter <strong>in</strong> Galerien an als <strong>in</strong> der Natur, doch der<br />
Grundduktus bleibt. Se<strong>in</strong>e Skulpturen und Installationen s<strong>in</strong>d<br />
der Versuch, die Räume auszudehnen, <strong>in</strong> denen wir uns<br />
bewegen, die Wirklichkeit e<strong>in</strong>en Tick überraschender<br />
ersche<strong>in</strong>en zu lassen – wenigstens e<strong>in</strong> paar Augenblicke lang.<br />
Peter<br />
Doig<br />
Foto: Carol<strong>in</strong>e Kurze<br />
Wenn man Peter Doig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Galerie stehen sieht, wirkt er wie<br />
e<strong>in</strong>er, der am liebsten gleich<br />
wieder weg will, h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong> die<br />
Natur. Auf den Gemälden des<br />
54-jährigen Schotten, der die<br />
meiste Zeit auf Tr<strong>in</strong>idad lebt, ist<br />
viel Landschaft zu sehen, nur<br />
vere<strong>in</strong>zelt sticht hier und da e<strong>in</strong><br />
kle<strong>in</strong>er Mensch hervor, der<br />
verloren sche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> der traumhaft<br />
unwirklichen, manchmal fast<br />
bedrohlich ruhigen Welt, <strong>in</strong> die<br />
Doig ihn gestellt hat.<br />
87
JOSEPH BEUYS<br />
ZEICHNUNGEN<br />
12. OKTOBER 2013 - 8. FEBRUAR 2014<br />
GALERIE BASTIAN<br />
AM KUPFERGRABEN 10 · 10117 BERLIN<br />
DO-FR 11-17.30 Uhr, SA 11-16 Uhr<br />
www.galeriebastian.com<br />
ANLÄßLICH DER AUSSTELLUNG ERSCHEINT EINE UMFANGREICHE PUBLIKATION.<br />
Joseph Beuys »Altes Meer <strong>mit</strong> Flugechse« 1956 © Joseph Beuys Estate / VG Bild-Kunst, Bonn 2013
Stories<br />
FOTO: Jonas Unger HAARE & MAKE-UP: Wolfgang L<strong>in</strong>denhofer<br />
Normalerweise<br />
werfen sich andere<br />
vor ihr auf den<br />
Boden: Birgit<br />
M<strong>in</strong>ichmayr<br />
im Wiener<br />
Burgtheater<br />
89<br />
E<strong>in</strong>fach zum<br />
H<strong>in</strong>legen!<br />
zu großen Gefühlen. Und alles endet <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er NAcHT AUs gOLd S. 174<br />
ELizABETH OLsEN S. 90 spricht <strong>mit</strong> JOsH BROLiN über die Geborgenheit <strong>in</strong><br />
Spontanfamilien. ELLEN vON UNWERTH S. 102 lädt e<strong>in</strong>en Girls’ Club zum D<strong>in</strong>ner <strong>mit</strong><br />
Diamanten e<strong>in</strong>. OscAR isAAc S. 118 kann gut Gitarre spielen und Herzen brechen.<br />
KARLiE KLOss S. 126 trägt Adiletten zu Couture. cLAiRE dANEs S. 134 ist machtlos<br />
gegen ihre Muttergefühle. BiRgiT MiNicHMAyR S. 142 und elf weitere Theaterstars<br />
erklären e<strong>in</strong>ander ihre Liebe. LéA sEydOUx & AdèLE ExARcHOPOULOs<br />
zetern über den Regisseur von Blau ist e<strong>in</strong>e warme Farbe. gROssE sTEiNE S. 166 passen<br />
S. 156
Top givenchy<br />
Hut Borsal<strong>in</strong>o
h,<br />
O l s e n !<br />
Hier ist der dritte Olsen-Zwill<strong>in</strong>g:<br />
eliZabetH („liZZie“), die sicH gerade<br />
anscHickt, meHr Filmstar Zu<br />
werden, als iHre scHwestern es<br />
je waren. dOcH vOrHer mOdelt<br />
sie Für uns nOcH rascH die ersten<br />
lOOks der neuen FrüHjaHrsmOde<br />
Von Josh Brol<strong>in</strong><br />
Fotos Cass Bird<br />
Styl<strong>in</strong>g Julia von Boehm<br />
91
Kleid Dolce &<br />
gaBBana
Kleid Balenciaga<br />
Hut ashley lloyd<br />
Sonnenbrille<br />
scream<strong>in</strong>g mimis<br />
„Ich freue mich, wenn<br />
ich e<strong>in</strong>en Preis bekomme,<br />
aber ich lege es nicht<br />
darauf und mehr text an”
Elizabeth Olsen<br />
94<br />
wie Berühmtwerden <strong>in</strong> jungen Jahren geht,<br />
haben die Zwill<strong>in</strong>gsschwestern Mary-Kate<br />
und Ashley Olsen vorgemacht: Die beiden<br />
waren schon <strong>mit</strong> neun Monaten K<strong>in</strong>derstars und haben<br />
seither nicht nachgelassen, die Welt zu fasz<strong>in</strong>ieren. Dagegen<br />
ist ihre nicht ganz drei Jahre jüngere Schwester<br />
Elizabeth e<strong>in</strong>e Spätzünder<strong>in</strong>: Sie hatte ihre ersten Rollen<br />
erst <strong>mit</strong> vier. Doch während man die Olsen-Zwill<strong>in</strong>ge<br />
<strong>mit</strong>tlerweile eher als erfolgreiche Modedesigner<strong>in</strong>nen wahrnimmt,<br />
schickt Lizzie sich gerade an, nachhaltig zum<br />
Filmstar zu werden. 2011 hatte sie ihren Durchbruch <strong>mit</strong><br />
e<strong>in</strong>er psychologisch fordernden Hauptrolle im Sektendrama<br />
Martha Marcy May Marlene, 2012 und 2013 legte sie <strong>mit</strong><br />
jeweils vier durchweg angetan besprochenen Filmen nach,<br />
und 2014 und 2015 wird sie <strong>mit</strong> den Blockbustern Godzilla<br />
und The Avengers nicht mehr nur das Arthouse-Publikum<br />
erreichen, das sie zu schätzen gelernt hat.<br />
In Spike Lees Oldboy, dem Remake e<strong>in</strong>es gleichnamigen<br />
südkoreanischen Rachedramas, kümmert sie<br />
sich als Sozialarbeiter<strong>in</strong> um e<strong>in</strong>en von Josh Brol<strong>in</strong> gespielten<br />
Mann, der nach e<strong>in</strong>er Entführung 20 Jahre lang<br />
e<strong>in</strong>gesperrt war und nun herauszuf<strong>in</strong>den versucht, wer<br />
ihm das alles angetan hat. Für <strong>Interview</strong> telefonierten<br />
Olsen und Brol<strong>in</strong> <strong>mit</strong>e<strong>in</strong>ander.<br />
„Noch wichtiger als me<strong>in</strong>e<br />
Filme s<strong>in</strong>d mir die kle<strong>in</strong>en<br />
Familien, die bei den<br />
Dreharbeiten entstehen”<br />
elizaBeth olsen: Hallo, woher rufst du an? Drehst du<br />
nicht gerade <strong>in</strong> Italien?<br />
Josh Brol<strong>in</strong>: Ich wünschte, es wäre so, aber ich b<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />
Los Angeles. Davor war ich <strong>in</strong> London, um Werbung<br />
für unseren Film zu machen und danach <strong>in</strong> die<br />
italienischen Alpen zu reisen. Aber dann tauchte bei<br />
dem Projekt e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es f<strong>in</strong>anzielles Problem auf, das<br />
zum Glück <strong>in</strong>zwischen gelöst ist. Anfang November<br />
geht es endlich nach Italien, wo ich wieder auf Bergen<br />
herumklettern darf.<br />
olsen: Du drehst dort <strong>mit</strong> Jake (Gyllenhaal), oder?<br />
Brol<strong>in</strong>: Ja. Ich glaube, er ist e<strong>in</strong>er der nettesten Kerle,<br />
die ich je kennengelernt habe.<br />
olsen: Ich weiß! Ich habe mich kürzlich <strong>mit</strong> se<strong>in</strong>er<br />
Mutter (Naomi Foner) unterhalten, und sie erzählte, dass<br />
du <strong>mit</strong> ihm diesen Film drehst. Und ich me<strong>in</strong>te nur:<br />
„Heilige Scheiße, die beiden werden sich super verstehen!“<br />
Brol<strong>in</strong>: Woher kennst du se<strong>in</strong>e Mutter?<br />
olsen: Sie war doch die Regisseur<strong>in</strong> von Very Good Girls,<br />
den ich dieses Jahr gedreht habe.<br />
Brol<strong>in</strong>: Stimmt. Aber wir sollten nicht so viel über Jake<br />
reden, sonst verlangt er noch, dass er aufs Cover kommt.<br />
Also: Wie läuft’s am Theater <strong>mit</strong> Romeo & Julia?<br />
olsen: Gut. Toll. Es ist e<strong>in</strong>e verrückte Erfahrung. Man<br />
braucht e<strong>in</strong> enormes Durchhaltevermögen. Die drei<br />
Stunden, <strong>in</strong> denen man auf der Bühne steht, schlauchen<br />
mehr als e<strong>in</strong> zwölfstündiger Arbeitstag. Sehr merkwürdig.<br />
Brol<strong>in</strong>: Geht es dir bei der Arbeit am Theater auch so,<br />
dass du ständig über das Stück nachdenken musst?<br />
olsen: Absolut.<br />
Brol<strong>in</strong>: Das ist komisch, denn selbst bei e<strong>in</strong>em emotional<br />
so aufgeladenen Film wie Oldboy hatte ich immer das<br />
Gefühl, dass man am Ende des Drehtags e<strong>in</strong>fach nach<br />
Hause gehen und abschalten kann. Man schläft, und am<br />
nächsten Tag geht es dann weiter. Aber <strong>mit</strong> Theater ist es<br />
anders. Das Stück sitzt e<strong>in</strong>em die ganze Zeit im Nacken.<br />
olsen: Total. Wenn ich <strong>mit</strong> Freunden zusammen b<strong>in</strong>,<br />
muss ich mich die ganze Zeit entschuldigen, weil ich<br />
ständig Sachen sage wie: „Leute, das wird mir jetzt alles zu<br />
viel.“ Das wirkt so egoistisch und unausstehlich – ganz<br />
schlimm. Und seltsam ist auch, dass ich zum ersten Mal<br />
dankbar für Komplimente b<strong>in</strong>. Das g<strong>in</strong>g mir sonst nie so.<br />
Brol<strong>in</strong>: Kenn ich, kenn ich. Auf der Bühne steht man ja<br />
jeden Abend an der Front und weiß nicht, ob man <strong>in</strong>s<br />
Schwarze trifft oder danebenschießt.<br />
olsen: Es gibt auch Abende, an denen ich das Publikum<br />
verachte: „Ach, ihr kapiert es doch eh nicht, weil ihr nie<br />
was kapiert! Also verhaltet euch am besten ruhig. Ich<br />
mache hier sowieso me<strong>in</strong> D<strong>in</strong>g, und ihr schaut zu!“ (lacht)<br />
Brol<strong>in</strong>: Weißt du noch, wie ich am Set von Oldboy Witze<br />
gemacht habe, weil ich e<strong>in</strong> Video von dir auf YouTube<br />
gesehen hatte, <strong>in</strong> dem du zusammen <strong>mit</strong> de<strong>in</strong>en<br />
Schwestern spielst? Dar<strong>in</strong> warst du noch ganz kle<strong>in</strong> und<br />
konntest das R noch nicht richtig aussprechen. Ich fand<br />
das niedlich. Doch dann fiel mir plötzlich auf, wie lange<br />
du diesen Job schon machst. Und vor allem machst du ihn<br />
sehr gut, was aber bis zu dem Film <strong>mit</strong> den vier Ms nie<br />
groß aufgefallen ist. Wie hieß er noch gleich? Marcia …<br />
olsen: Martha Marcy May Marlene.<br />
Brol<strong>in</strong>: Ich nenne den Film immer „vier Ms“, weil ich mir<br />
die Namen nicht merken kann. Als ich dich dar<strong>in</strong> gesehen<br />
habe, noch ohne dich zu kennen, hast du mich e<strong>in</strong>fach<br />
umgehauen. Nicht nur weil du auf der Le<strong>in</strong>wand e<strong>in</strong>fach<br />
großartig ausgesehen hast. Sondern auch weil du, und<br />
dabei handelt es sich wahrsche<strong>in</strong>lich um e<strong>in</strong>e Art<br />
genetischen Defekt, ke<strong>in</strong>e Scheu vor der Kamera hattest.<br />
Du musst doch nervös gewesen se<strong>in</strong>! In de<strong>in</strong>em Alter<br />
haben mir die Knie geschlottert, ich musste ständig darauf<br />
achten, dass me<strong>in</strong>e Stimme nicht wackelt. Statt <strong>mit</strong> der<br />
Rolle war ich eigentlich nur <strong>mit</strong> mir selbst beschäftigt.<br />
olsen: (lacht)<br />
Brol<strong>in</strong>: Beim Dreh von Oldboy war es so, dass du gerade<br />
noch über de<strong>in</strong>e Mutter erzählt hast, Spike Lee „Action“<br />
sagte und du dich wie e<strong>in</strong> Spr<strong>in</strong>ger vom Zehnmeterbrett<br />
<strong>in</strong> die emotionalen Tiefen de<strong>in</strong>er Figur stürztest. Du<br />
wurdest also aus dem Stand zu de<strong>in</strong>er Figur, um fünf<br />
M<strong>in</strong>uten später wieder zu sagen: „Egal, jedenfalls hat<br />
me<strong>in</strong>e Mutter mich dann angerufen und me<strong>in</strong>te …“<br />
olsen: Du bist doch genauso. Du hast auch die ganze Zeit<br />
zwischen der Rolle und dir selbst gewechselt, und <strong>in</strong> den<br />
Drehpausen haben wir ständig Quatsch gemacht. Das war<br />
ja auch das Tolle an der Arbeit <strong>mit</strong> dir: dass ich jemanden<br />
hatte, der nicht alles nur ernst nimmt. Wobei wir unsere<br />
Arbeit natürlich ernst genug nehmen, um darauf stolz se<strong>in</strong><br />
zu können, was am Ende dabei herauskommt.<br />
Brol<strong>in</strong>: Stimmt.<br />
olsen: Neulich habe ich darüber nachgedacht, welche<br />
Filme ich demnächst drehen sollte. Dabei fiel mir auf, dass<br />
mir zwar me<strong>in</strong>e Filme extrem wichtig s<strong>in</strong>d, aber noch<br />
wichtiger s<strong>in</strong>d mir die kle<strong>in</strong>en Familien, die während der<br />
Arbeit entstehen. In diesen Familien steckt noch viel<br />
mehr Lebenszeit als <strong>in</strong> den Filmen selbst, im Grunde s<strong>in</strong>d<br />
sie me<strong>in</strong> Leben.
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Brol<strong>in</strong>: Das hat me<strong>in</strong> Vater auch mal zu mir gesagt, und<br />
er arbeitet seit 50 Jahren <strong>in</strong> diesem Job. Er sagte: „Die<br />
familiären Beziehungen, die bei der Arbeit entstehen, s<strong>in</strong>d<br />
das, woran du dich er<strong>in</strong>nern wirst, die spontanen<br />
Familien, <strong>in</strong> denen es wahrsche<strong>in</strong>lich e<strong>in</strong>e größere Nähe<br />
gibt, als du <strong>in</strong> de<strong>in</strong>er eigenen Familie jemals erfährst.“<br />
olsen: Absolut.<br />
Brol<strong>in</strong>: So war es ja auch bei uns. Wir haben uns vorher<br />
e<strong>in</strong> paar E-Mails geschrieben, aber am Set s<strong>in</strong>d wir uns<br />
unglaublich nahe gewesen. Irgendwie schon seltsam, oder?<br />
Aber da du schon über de<strong>in</strong>e Zukunft gesprochen hast:<br />
Du hast gerade Godzilla abgedreht und drehst bald den<br />
neuen Avengers. Du bist <strong>in</strong> dem Film <strong>mit</strong> den vier Ms<br />
gewesen, Oldboy kommt <strong>in</strong> die K<strong>in</strong>os, und zwischendurch<br />
gab es noch e<strong>in</strong> paar Independentfilme, zum Beispiel Kill<br />
Your Darl<strong>in</strong>gs <strong>mit</strong> Daniel Radcliffe. Elizabeth Olsen,<br />
du bist überall! Die e<strong>in</strong>zige Person, die sonst noch so<br />
allgegenwärtig ist, b<strong>in</strong> ich.<br />
olsen: Das ist doch toll, oder?<br />
Brol<strong>in</strong>: Unbed<strong>in</strong>gt. Du hast dir e<strong>in</strong>e Karriere aufgebaut,<br />
die sich <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>e Schublade stecken lässt.<br />
olsen: Ich war kurz davor, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Schublade gesteckt zu<br />
werden, und ich habe es nicht e<strong>in</strong>mal richtig bemerkt. Bis<br />
bei e<strong>in</strong> paar Treffen <strong>mit</strong> Produzenten so nebenbei gesagt<br />
wurde: „Wir dachten, du wärst gar nicht an Blockbustern<br />
<strong>in</strong>teressiert. Wir dachten, du willst nur Independentfilme<br />
drehen.“ Und ich sagte: „Soll das e<strong>in</strong> Witz se<strong>in</strong>?“ Ich b<strong>in</strong><br />
besessen von Star Wars und Herr der R<strong>in</strong>ge, ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />
totaler Nerd, <strong>in</strong> der Fantasy-Welt sozusagen zu Hause. Bei<br />
Avengers darf ich mich bald <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Welt begeben, wie ich<br />
sie mir bisher nicht e<strong>in</strong>mal vorstellen konnte. Ich denke,<br />
dass die Arbeit an Romeo & Julia e<strong>in</strong>e gute Vorbereitung<br />
dafür ist.<br />
Brol<strong>in</strong>: Romeo & Julia als Vorbereitung auf Avengers? Das<br />
gefällt mir. Lass uns doch mal schnell über unseren Film<br />
sprechen …<br />
"Ich war kurz davor, <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>e Schublade gesteckt zu<br />
werden, und ich habe es<br />
nicht e<strong>in</strong>mal bemerkt"<br />
olsen: Gerne! Aber vorher muss ich dir noch e<strong>in</strong>e lustige<br />
Geschichte von Spike (Lee) erzählen.<br />
Brol<strong>in</strong>: Schieß los.<br />
olsen: Vor e<strong>in</strong> paar Monaten b<strong>in</strong> ich <strong>mit</strong> ihm am<br />
Madison Square Garden e<strong>in</strong> paar Blocks die Straße entlanggegangen,<br />
und <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em gesamten Leben habe<br />
ich mich nie so cool gefühlt. Die Leute haben se<strong>in</strong>en<br />
Namen gerufen, ihm High Fives gegeben und zugewunken.<br />
Und während er die ganze Zeit High Fives gibt,<br />
grüßt und w<strong>in</strong>kt, er ist schließlich e<strong>in</strong> freundlicher Mann,<br />
erzählt er mir <strong>in</strong> aller Ruhe, woran er gerade arbeitet.<br />
Ich dachte: „Wow, das ist so cool!“ Das war das<br />
e<strong>in</strong>zige Mal, dass ich mir Paparazzi herbeiwünschte,<br />
um das Ganze festzuhalten.<br />
Brol<strong>in</strong>: Me<strong>in</strong>en Spike-Lee-Moment hatte ich beim Dreh.<br />
Ich liege auf dem Bett, Spike sagt etwas zu mir, und<br />
plötzlich geht mir auf, dass ich gerade <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Mann<br />
zusammenarbeite, für den schon die größten Leute vor<br />
der Kamera standen und der all diese ikonischen Filme<br />
gedreht hat. Kannst du dich noch an de<strong>in</strong> erstes Treffen<br />
<strong>mit</strong> ihm er<strong>in</strong>nern?<br />
olsen: Ja, klar. Das war <strong>in</strong> diesem D<strong>in</strong>er direkt gegenüber<br />
von Barneys New York. Wahrsche<strong>in</strong>lich b<strong>in</strong> ich <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em<br />
ganzen Leben noch nie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em D<strong>in</strong>er gewesen, das so<br />
heruntergekommen war, ke<strong>in</strong>e Ahnung, warum Spike<br />
mich ausgerechnet da treffen wollte. Er hatte das Drehbuch<br />
<strong>mit</strong>, und dar<strong>in</strong> war nur e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Seite <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Eselsohr markiert. „Du bist wohl gut vorbereitet“, sagte er,<br />
und ich me<strong>in</strong>te: „Klar.“ Aber dann haben wir nur komisches<br />
Zeug geredet, er hat sich e<strong>in</strong>en Turkey Burger ohne<br />
Brötchen bestellt, und ich dachte: „Was ist denn hier los?“<br />
Dann nimmt er plötzlich das Drehbuch, schlägt die Seite<br />
<strong>mit</strong> dem Eselsohr auf, schiebt das Buch zu mir rüber und<br />
zeigt <strong>mit</strong> dem F<strong>in</strong>ger darauf. Ich: „Wie jetzt? Du me<strong>in</strong>st<br />
die Sexszene?“ Spike: „Ja, was machen wir da<strong>mit</strong>?“ Es war<br />
ihm so unangenehm, über die Szene zu reden, dass er nur<br />
<strong>mit</strong> dem F<strong>in</strong>ger darauf zeigen konnte. Irre.<br />
Brol<strong>in</strong>: Das ist ja lustig!<br />
olsen: Aber dann hat er mir alle möglichen Fragen zu<br />
dem Buch gestellt, und bei allen me<strong>in</strong>en Antworten hatte<br />
ich tatsächlich den E<strong>in</strong>druck, dass er me<strong>in</strong>e Me<strong>in</strong>ung<br />
wirklich ernst nimmt. Er hat sich sogar Notizen gemacht.<br />
Das erlebt man als Schauspieler ja eigentlich nie.<br />
Brol<strong>in</strong>: Dabei eilt ihm eigentlich der Ruf voraus, unwirsch,<br />
eigens<strong>in</strong>nig und rebellisch zu se<strong>in</strong>. Ich hatte ihn<br />
schon vor Oldboy kennengelernt, privat. Besonders<br />
rebellisch und unwirsch kam er mir nie vor. Aber oft,<br />
das weißt du ja selbst, ändern sich Leute, sobald sie<br />
am Set s<strong>in</strong>d. Privat s<strong>in</strong>d sie vielleicht die nettesten Kerle,<br />
und am Set wachsen ihnen plötzlich Hörner. Aber Spike<br />
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hat mich e<strong>in</strong>fach umgehauen. Wie offen und rücksichtsvoll<br />
und kommunikativ er war! Das Vertrauen war<br />
e<strong>in</strong>fach enorm.<br />
olsen: Genau.<br />
Brol<strong>in</strong>: Da du ja bereits die Sexszene erwähnt hast,<br />
können wir es die Welt ja gleich wissen lassen: Wir<br />
haben dafür elf M<strong>in</strong>uten gebraucht …<br />
olsen: … und ke<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>ute länger.<br />
Brol<strong>in</strong>: Was angesichts der Anforderungen an die Szene<br />
richtig schnell war. Ich weiß ja nicht, wie es dir g<strong>in</strong>g, aber<br />
ich war vorher ziemlich nervös.<br />
olsen: Ja, ich auch. Zumal das nicht wirklich<br />
choreografiert war. Es sollte ganz natürlich wirken. Ich<br />
kann mich daran er<strong>in</strong>nern, dass ich an e<strong>in</strong>em Punkt zu mir<br />
sagte: „Lizzie, konzentrier dich jetzt, sonst musst du die<br />
ganze Szene noch e<strong>in</strong>mal drehen. Und das willst du nicht.“<br />
„Spike war die Sexszene<br />
so pe<strong>in</strong>lich, dass er <strong>mit</strong><br />
dem F<strong>in</strong>ger auf die Stelle<br />
im Drehbuch zeigte”<br />
Brol<strong>in</strong>: Genau. Es stimmt e<strong>in</strong>fach nicht, was die Leute<br />
immer denken: Sexszenen s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong> Spaß. Wenn ich dabei<br />
mal Spaß hatte, dann nur, weil es spielerisch und ohne<br />
große Probleme ablief, nicht weil es so besonders s<strong>in</strong>nlich<br />
war. Ich kann mich daran er<strong>in</strong>nern, wie du dabei e<strong>in</strong>mal<br />
kurz lachen musstest, und ich dachte nur: „Gott sei Dank!“<br />
Aber <strong>in</strong> der Szene geben wir das volle Programm: Tränen,<br />
Lachen, Leidenschaft. Ich kenne ke<strong>in</strong>e Schauspieler<strong>in</strong>,<br />
die so bei der Sache war wie du <strong>in</strong> diesen elf M<strong>in</strong>uten.<br />
olsen: Die Szene war mir wichtig. Die Zuschauer müssen<br />
sie erleben, und sie müssen auch e<strong>in</strong> wenig erregt davon<br />
se<strong>in</strong>. Normalerweise behagt mir die Idee, das Publikum zu<br />
erregen, ganz und gar nicht, aber hier ist es was anderes.<br />
Es ist für den weiteren Verlauf des Films wichtig. Außerdem<br />
wusste ich, dass es Spike unangenehm gewesen wäre,<br />
wenn wir die Szene hätten wiederholen müssen.<br />
Brol<strong>in</strong>: Ist das so?<br />
olsen: Ja, Sexszenen s<strong>in</strong>d ihm irre pe<strong>in</strong>lich. Er<strong>in</strong>nerst du<br />
dich noch, dass er nach der Szene <strong>mit</strong> dem Bademantel<br />
auf mich gewartet und mich dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong>gewickelt hat – wie<br />
Eltern e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d, wenn es aus der Wanne steigt?<br />
Brol<strong>in</strong>: Ja, er war ganz der elterliche Beschützer.<br />
olsen: Wir sollten bald wieder e<strong>in</strong>en Film zusammen<br />
drehen.<br />
Brol<strong>in</strong>: Unbed<strong>in</strong>gt! Ich glaube, wir könnten alles<br />
Mögliche spielen. Wie wäre es <strong>mit</strong> Romeo & Julia, und<br />
ich b<strong>in</strong> Julia und du der Romeo?<br />
olsen: Das könnten wir tun.<br />
Brol<strong>in</strong>: Klar, wir s<strong>in</strong>d Charakterschauspieler!<br />
olsen: (lacht)<br />
Brol<strong>in</strong>: Bevor ich nach Italien <strong>in</strong> die Berge muss, werde<br />
ich auf jeden Fall versuchen, <strong>in</strong> New York de<strong>in</strong> Stück zu<br />
sehen. Falls ich es nicht schaffe, rufe ich dich an. Aber<br />
dann wird unser Gespräch nicht aufgezeichnet, und wir<br />
können uns Sachen erzählen, die man nicht erzählt, wenn<br />
das Band läuft. Mach’s gut, me<strong>in</strong>e Liebe!<br />
olsen: Grüß mir Los Angeles! Ich werde mir jetzt was<br />
zum Mittag kochen.<br />
Brol<strong>in</strong>: Und ich me<strong>in</strong>en Frühstückskaffee tr<strong>in</strong>ken und<br />
e<strong>in</strong> paar Trauben und Mandeln essen. Irgendwas Fettarmes,<br />
weil ich heute noch e<strong>in</strong>en In-n-Out-Burger essen will.<br />
„Oldboy“ startet am 5. Dezember<br />
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als Oscar Isaac erfuhr, dass Joel und Ethan<br />
Coen e<strong>in</strong>en Film über die New Yorker Folkszene<br />
der frühen 60er-Jahre drehen wollten, sah er<br />
se<strong>in</strong>e Chance gekommen. Der 33-Jährige las sich durch die<br />
entsprechende Literatur, lernte Songs und hoffte, die<br />
Coen-Brüder (The Big Lebowski, No Country For Old Men)<br />
würden sich nicht daran stören, dass er nicht e<strong>in</strong>mal<br />
ansatzweise Ähnlichkeit <strong>mit</strong> jenem Dave Van Ronk hatte,<br />
auf dessen Lebensgeschichte der Film beruhen sollte.<br />
Van Ronk hatte irische Vorfahren und die Statur e<strong>in</strong>es<br />
Riesen, Isaac ist eher kle<strong>in</strong>, und se<strong>in</strong>e Eltern stammen aus<br />
Guatemala und Kuba. Für die Coen-Brüder war er die<br />
Rettung. Zuerst hatten sie e<strong>in</strong>en Musiker gesucht, der auch<br />
spielen kann, danach e<strong>in</strong>en Schauspieler, der musiziert.<br />
Doch erst <strong>in</strong> Oscar Isaac fanden sie jemanden, der<br />
Schauspieler und Musiker <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Person ist. Nach<br />
Nebenrollen <strong>in</strong> Drive, Sucker Punch und The Bourne Legacy<br />
hat er jetzt <strong>in</strong> dem großartigen Inside Llewyn Davis an der<br />
Seite von Carey Mulligan, John Goodman und Just<strong>in</strong><br />
Timberlake se<strong>in</strong>e erste Hauptrolle – als der glücklose<br />
Folksänger Llewyn Davis, dessen Karriere e<strong>in</strong>fach nicht <strong>in</strong><br />
Fahrt kommen will.<br />
<strong>in</strong>terview: Oscar, wird Llewyn Davis es jemals als<br />
Musiker schaffen?<br />
oscar isaac: Das hängt davon ab, was Sie <strong>mit</strong> „schaffen“<br />
me<strong>in</strong>en.<br />
<strong>in</strong>terview: Wird er e<strong>in</strong> Publikum f<strong>in</strong>den?<br />
isaac: Das hoffe ich zum<strong>in</strong>dest. Aber er ist möglicherweise<br />
nicht das, was man sich als Zuschauer wünscht. Er ist<br />
nicht extrovertiert genug, ke<strong>in</strong> Showman. Dass aus ihm<br />
e<strong>in</strong> Bob Dylan wird, ist eher unwahrsche<strong>in</strong>lich.<br />
<strong>in</strong>terview: Sie haben früher selbst als Musiker auf der<br />
Bühne gestanden.<br />
isaac: Ja, damals <strong>in</strong> Miami <strong>mit</strong> me<strong>in</strong>er Band, den<br />
Bl<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g Underdogs. Wir haben Punk und Ska gespielt.<br />
<strong>in</strong>terview: Und Sie waren der Sänger?<br />
isaac: Ja, Sänger und Gitarrist. Wir haben jede Menge<br />
Konzerte gegeben, auf Festivals gespielt, zusammen <strong>mit</strong><br />
Green Day, den Stone Temple Pilots und so.<br />
<strong>in</strong>terview: Aber dann wollten Sie Schauspieler werden.<br />
isaac: Ne<strong>in</strong>, ich war bereits e<strong>in</strong>er. Ich habe <strong>in</strong> Miami am<br />
Theater gespielt. Davon habe ich gelebt.<br />
<strong>in</strong>terview: Nicht von der Musik?<br />
isaac: Ne<strong>in</strong>, nicht wirklich. Durch die Konzerte kam<br />
zwar e<strong>in</strong> bisschen Geld re<strong>in</strong>, aber wir waren e<strong>in</strong>e Ska-Band<br />
<strong>mit</strong> Bläsern und allem Drum und Dran. Und wenn man<br />
Gagen durch sechs teilen muss, bleibt nicht viel übrig.<br />
Wahrsche<strong>in</strong>lich e<strong>in</strong>er der Gründe, warum sich Ska nicht<br />
so richtig durchsetzen konnte, haha. Jedenfalls wurde ich<br />
dann von e<strong>in</strong>em New Yorker Theater für e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Stück<br />
engagiert. Gleich um die Ecke war die Juilliard, die New<br />
Yorker Schauspielschule. Also habe ich mich beworben,<br />
und die Juilliard hat mich tatsächlich genommen. Danach<br />
musste ich mich leider von der Band trennen.<br />
<strong>in</strong>terview: Wo<strong>mit</strong> auch ihr Ende besiegelt war?<br />
isaac: Ja.<br />
<strong>in</strong>terview: S<strong>in</strong>d die Leute von der Band sauer auf Sie?<br />
isaac: Ne<strong>in</strong>, ne<strong>in</strong>, die spielen längst <strong>in</strong> anderen Bands.<br />
<strong>in</strong>terview: Ihr erster großer Film war 2006 The Nativity<br />
Story von Cather<strong>in</strong>e Hardwicke. Dar<strong>in</strong> spielten Sie Joseph.<br />
isaac: Ja, obwohl, eigentlich hatte ich me<strong>in</strong>e erste große<br />
Rolle <strong>in</strong> Pu-239, e<strong>in</strong>em HBO-Film. Aber danach kam<br />
gleich der Maria-und-Joseph-Film.<br />
<strong>in</strong>terview: Auf welche Filme s<strong>in</strong>d Sie besonders stolz?<br />
isaac: Hm … auf diesen hier?!<br />
<strong>in</strong>terview: Ach nee!<br />
isaac: Ich glaube, <strong>in</strong> Drive war ich ganz gut.<br />
<strong>in</strong>terview: 10 Years mochte ich auch.<br />
isaac: Danke, Mann! Danke!<br />
<strong>in</strong>terview: In Ridley Scotts Body Of Lies werden Sie leider<br />
relativ frühzeitig erschossen.<br />
isaac: Das war me<strong>in</strong> Schicksal <strong>in</strong> vielen Filmen: der Freund<br />
des Helden zu se<strong>in</strong> und umgebracht zu werden, da<strong>mit</strong><br />
die Handlung <strong>in</strong> Gang kommt. So war es <strong>in</strong> The Bourne<br />
Legacy, <strong>in</strong> Drive, <strong>in</strong> Body Of Lies.<br />
<strong>in</strong>terview: Als Inside Llewyn Davis <strong>in</strong> Cannes gezeigt<br />
wurde, haben sich viele über den Newcomer Oscar Isaac<br />
gewundert: Wo kommt der denn her?<br />
isaac: Dabei war es bereits me<strong>in</strong> drittes Mal <strong>in</strong> Cannes.<br />
<strong>in</strong>terview: Fühlten Sie sich übersehen?<br />
isaac: Ne<strong>in</strong>, ich habe davor ja eigentlich nur Nebenrollen<br />
gespielt. Nun b<strong>in</strong> ich <strong>in</strong> jeder Szene zu sehen.<br />
<strong>in</strong>terview: E<strong>in</strong> Regisseur hat mir mal erklärt, dass es<br />
e<strong>in</strong>en Unterschied zwischen Schauspielern und Film stars<br />
gibt. Schauspieler verschw<strong>in</strong>den <strong>in</strong> ihrer Rolle, während<br />
e<strong>in</strong> Filmstar im Grunde immer die gleichen Figuren spielt.<br />
isaac: Ich b<strong>in</strong> mir nicht sicher, ob das stimmt. Dust<strong>in</strong><br />
Hoffman ist auf jeden Fall e<strong>in</strong> Schauspieler. Aber ist er<br />
nicht auch trotzdem e<strong>in</strong> Filmstar?<br />
<strong>in</strong>terview: Ich glaube, der Regisseur dachte bei Filmstars<br />
eher an Bruce Willis und Tom Cruise.<br />
isaac: Ich weiß gar nicht, was e<strong>in</strong> Filmstar überhaupt ist.<br />
"Me<strong>in</strong> Schicksal <strong>in</strong><br />
vielen Filmen war es,<br />
frühzeitig erschossen<br />
zu werden"<br />
<strong>in</strong>terview: Was den Film Inside Llewyn Davis angeht,<br />
s<strong>in</strong>d Sie zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>deutig der Star. Als Schauspieler<br />
und Musiker bestens für die Rolle gewappnet.<br />
isaac: Geht so, ich konnte die Gitarre nicht so spielen,<br />
wie es für die Rolle vorgesehen war. Die Handlung<br />
beruht ja lose auf Dave Van Ronks Biografie The Mayor<br />
of MacDougal Street. Und Dave Van Ronk spielte die<br />
Gitarre <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er besonderen Technik. Aber<br />
glücklicher weise traf ich <strong>in</strong> New York e<strong>in</strong>en Typen, der<br />
damals <strong>mit</strong> Van Ronk Musik gemacht hat. Der wohnte<br />
tatsächlich <strong>in</strong> der MacDougal Street, nahm mich <strong>mit</strong> zu<br />
sich nach Hause und brachte mir das Travis Pick<strong>in</strong>g bei.<br />
<strong>in</strong>terview: Was ist daran so besonders?<br />
isaac: Dass der Daumen die Funktion e<strong>in</strong>es Metronoms<br />
hat. Spielen Sie?<br />
<strong>in</strong>terview: Leider nicht.<br />
isaac: Okay. Der Daumen spielt jedenfalls die ganze Zeit<br />
den Bass, während die F<strong>in</strong>ger Melodie und Gegenmelodie<br />
spielen. Es passieren also drei Sachen zur gleichen Zeit.<br />
<strong>in</strong>terview: Kl<strong>in</strong>gt kompliziert. Ist es kompliziert?<br />
isaac: Sehr. Aber wenn man erst e<strong>in</strong>mal den Dreh raus<br />
hat, ist es, als würde man surfen.<br />
<strong>in</strong>terview: Und dann s<strong>in</strong>d Sie zum Vorspielen gegangen,<br />
haben <strong>mit</strong> Travis-Pick<strong>in</strong>g-Technik vorgespielt, woraufh<strong>in</strong><br />
die Coens sagten: „Du bist unser Mann!“<br />
121
Oscar Isaac<br />
122<br />
isaac: Ne<strong>in</strong>, zunächst g<strong>in</strong>g e<strong>in</strong> Monat <strong>in</strong>s Land, <strong>in</strong> dem<br />
nichts passierte. Es war hart. Ich habe die Götter<br />
angefleht: „Gebt mir diese Rolle!“ Aber ich musste warten,<br />
warten, warten.<br />
<strong>in</strong>terview: Wie viele Songs s<strong>in</strong>gen Sie eigentlich <strong>in</strong> dem<br />
Film? Fünf, sechs? Und Sie s<strong>in</strong>d längst nicht der E<strong>in</strong>zige,<br />
der s<strong>in</strong>gt.<br />
isaac: Ich glaube, ich habe sechs Songs. In Inside Llewyn<br />
Davis steckt fast mehr Musik als <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Musical.<br />
<strong>in</strong>terview: Alle Songs werden bis zum Ende ausgespielt.<br />
isaac: Dabei haben sie nichts <strong>mit</strong> der eigentlichen<br />
Filmhandlung zu tun – im Unterschied zu e<strong>in</strong>em Musical,<br />
wo die Songs die Handlung vorantreiben.<br />
<strong>in</strong>terview: Stimmt. Aber welchen Zweck haben sie dann?<br />
isaac: Durch die Songs bekommt Llewyn Gelegenheit,<br />
Gefühle zu zeigen. Wenn e<strong>in</strong> Film so nah an se<strong>in</strong>er Hauptfigur<br />
bleibt, braucht man e<strong>in</strong>en Moment der Katharsis. Aber<br />
den gibt es für Llewyn nicht. Er we<strong>in</strong>t nicht und<br />
schreit auch nicht. Nur e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges Mal wird er e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es<br />
bisschen laut, aber selbst dabei bleibt er sehr<br />
zurückhaltend. Die e<strong>in</strong>zigen Momente der Katharsis s<strong>in</strong>d<br />
also die Songs.<br />
<strong>in</strong>terview: Llewyns Begleiter ist e<strong>in</strong>e Katze. Wie war es,<br />
<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er Katze zu drehen?<br />
isaac: In Wirklichkeit waren es vier.<br />
<strong>in</strong>terview: Wieso das denn?<br />
isaac: Weil sie so schwer zu dressieren s<strong>in</strong>d. Also braucht<br />
man Katzen <strong>mit</strong> unterschiedlichen Persönlichkeiten.<br />
Zum Beispiel war die Katze, die ich auf dem Arm durch<br />
New York trage, e<strong>in</strong>igermaßen entspannt. Wir brauchten<br />
aber auch e<strong>in</strong>e neugierige und abenteuerlustige Katze,<br />
die munter durch die Gegend spr<strong>in</strong>gt. Wir hatten also für<br />
jede Katzenszene e<strong>in</strong> entsprechend aufgelegtes Tier am Set.<br />
<strong>in</strong>terview: Würde ich den Unterschied bemerken, wenn<br />
ich ganz genau h<strong>in</strong>sähe?<br />
isaac: Ja, die e<strong>in</strong>e war e<strong>in</strong> bisschen dicker, die andere hatte<br />
e<strong>in</strong>en ganz besonderen Gesichtsausdruck.<br />
<strong>in</strong>terview: Und wie waren die Katzen am Set?<br />
isaac: Die ruhige Katze war ganz okay. Grundsätzlich ist<br />
es aber nicht besonders angenehm, wenn e<strong>in</strong>e Katze an<br />
e<strong>in</strong>em festgebunden wird.<br />
<strong>in</strong>terview: Festgebunden?<br />
isaac: Mit Draht, da<strong>mit</strong> sie mir nicht vom Arm spr<strong>in</strong>gt<br />
und vor die Autos läuft. Sie können sich also vorstellen,<br />
wie es war, als e<strong>in</strong>e Katze mir tatsächlich vom Arm<br />
spr<strong>in</strong>gen wollte: Sie wurde wütend und hat mich gekratzt.<br />
<strong>in</strong>terview: Warum hat Llewyn eigentlich ke<strong>in</strong>en Erfolg?<br />
isaac: Weil er nur alte Lieder s<strong>in</strong>gt. Anfang der Sechziger<br />
fängt das Publikum der New Yorker Folkszene aber an,<br />
sich auch für neue Sachen zu <strong>in</strong>teressieren, was Llewyn<br />
aber nicht weiter kümmert. Er spielt lieber Songs, die<br />
<strong>mit</strong>unter Hunderte von Jahren alt s<strong>in</strong>d. Er versteht sich als<br />
e<strong>in</strong> Folksänger, der diese Lieder ausgräbt und am Leben<br />
hält – wie e<strong>in</strong> DJ oder Kurator <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Museum. Er<br />
<strong>in</strong>teressiert sich nicht für kommerzielle Verwertbarkeit, er<br />
macht ke<strong>in</strong>e Zugeständnisse, er besteht darauf, dass die<br />
Songs authentisch bleiben.<br />
<strong>in</strong>terview: Es gibt diese großartige Szene, <strong>in</strong> der er sich<br />
bei e<strong>in</strong>em Konzertveranstalter bewirbt und ihm den Song<br />
The Death Of Queen Jane vors<strong>in</strong>gt, e<strong>in</strong> wirklich<br />
herzergreifendes Lied. Doch der Konzertveranstalter sagt<br />
nur ungerührt: „Nicht gerade e<strong>in</strong> Kassenschlager.“<br />
isaac: Brutal, oder?
„Es ist nicht besonders<br />
angenehm zu drehen,<br />
wenn e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>e Katze am<br />
Arm festgebunden wird”<br />
Bademantel alexander<br />
mcqueen Uhr rolex
Oscar Isaac<br />
124<br />
"Inside<br />
Llewyn Davis"<br />
E<strong>in</strong> Musiker will nach oben.<br />
Se<strong>in</strong> Problem: das Publikum.<br />
Es will, im New York der<br />
frühen Sechziger, Songs zur<br />
Zeit, Llewyn Davis aber<br />
s<strong>in</strong>gt Lieder, die aus der Zeit<br />
gefallen s<strong>in</strong>d. Joel und Ethan<br />
Coens Tragikomödie über<br />
e<strong>in</strong>en scheiternden Folk-<br />
Fundamentalisten <strong>mit</strong> Oscar<br />
Isaac, Just<strong>in</strong> Timberlake und<br />
Carey Mulligan ist herzerweichendes<br />
Künstlerdrama<br />
<strong>mit</strong> sensationell guter Musik.<br />
In Cannes gab es dafür den<br />
Großen Preis der Jury<br />
<strong>in</strong>terview: Absolut, haha.<br />
isaac: Aber Sie lachen, das ist gut.<br />
<strong>in</strong>terview: Klar, das ist ja auch lustig.<br />
isaac: Aber warum ist es lustig? Weil es so brutal ist?<br />
<strong>in</strong>terview: Es ist der Kontrast zwischen dem geradezu<br />
absurd gefühlvollen Lied und der kalten Ablehnung.<br />
isaac: Ich kann mir auch vorstellen, dass es Leute gibt, die<br />
denken: „Me<strong>in</strong>e Güte, wie furchtbar.“ Aber die Coens<br />
f<strong>in</strong>den die Szene wahns<strong>in</strong>nig komisch, ich f<strong>in</strong>de sie komisch<br />
und Sie auch. Doch wenn ich Ihnen erklären sollte, was<br />
genau daran komisch ist – ke<strong>in</strong>e Ahnung. Ich glaube<br />
jedenfalls nicht, dass man nur aus Schadenfreude lacht:<br />
„Zum Glück ist mir das nicht passiert!“ Man lacht darüber<br />
nicht, wie man über jemanden lachen würde, der auf dem<br />
Gehweg stolpert. Die Szene hat mich mehr an Buster<br />
Keaton er<strong>in</strong>nert, dem ständig die größte Scheiße widerfährt,<br />
der aber ke<strong>in</strong>e Miene verzieht, sondern der Absurdität des<br />
Dase<strong>in</strong>s trotzt, <strong>in</strong>dem er e<strong>in</strong>fach stoisch weitermacht.<br />
<strong>in</strong>terview: Würden Sie sagen, dass es von Llewyn e<strong>in</strong>e<br />
gute Idee war, sich <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Titel wie The Death Of<br />
Queen Jane für e<strong>in</strong>e Show zu bewerben?<br />
isaac: Als ich das Drehbuch das erste Mal las, stand da nur:<br />
„Llewyn s<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong> Lied.“ Welches Lied, war zu dem<br />
Zeitpunkt noch nicht klar. Also dachte ich, dass das me<strong>in</strong>e<br />
Chance sei, mich aktiv e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen und e<strong>in</strong> Lied<br />
auszusuchen, zu dem ich e<strong>in</strong>e wirkliche Verb<strong>in</strong>dung habe.<br />
Also habe ich mich durch den kompletten Songkatalog<br />
von Dave Van Ronk gehört. Ich stellte mir vor, dass Llewyn<br />
irgende<strong>in</strong> besonders bluesiges Stück von Van<br />
Ronk spielt und aus sich herauskommt und schwitzt<br />
und be<strong>in</strong>ah we<strong>in</strong>t, das ganze Programm.<br />
<strong>in</strong>terview: Aber Ihr Plan g<strong>in</strong>g nicht auf.<br />
isaac: Exakt. Als ich me<strong>in</strong>e Songs den Coens vorschlug,<br />
me<strong>in</strong>ten die nur: „Hm, wir dachten eher an was Weißes.<br />
Wir haben auch schon e<strong>in</strong>en<br />
Song gefunden. Hör dir den<br />
mal an!“ Es war The Death<br />
Of Queen Jane, und zwar <strong>in</strong><br />
der Version der Bothy Band,<br />
e<strong>in</strong>er irischen Folkband<br />
aus den Siebzigern, die <strong>mit</strong><br />
Akkordeon, Flöte und<br />
Cembalo aufgetreten ist<br />
und beim S<strong>in</strong>gen die<br />
Vokale immer so seltsam<br />
zog, wie man das <strong>in</strong> der<br />
tradi tionellen Musik eben<br />
so macht.<br />
<strong>in</strong>terview: Lassen Sie mich raten: Der Song hat Ihnen<br />
nicht gefallen.<br />
isaac: Ich sagte nur: „Oh je, was ist denn das? Das kl<strong>in</strong>gt<br />
ja entsetzlich! Und das Stück soll Llewyn spielen? Ist<br />
das euer Ernst? Warum nur?“ Aber die Coens me<strong>in</strong>ten:<br />
„Also, wir f<strong>in</strong>den’s lustig!“ E<strong>in</strong>en ganzen Monat habe<br />
ich dann da<strong>mit</strong> zugebracht, irgende<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung zu dem<br />
Song aufzubauen, der von K<strong>in</strong>g Henry handelt, der<br />
irgendwann im Mittelalter von se<strong>in</strong>er Frau Queen Jane<br />
darum gebeten wird, e<strong>in</strong>en Kaiserschnitt an ihr<br />
vorzunehmen. Ich habe echt nicht verstanden, was das<br />
alles sollte, auch musikalisch nicht. Aber dann habe<br />
ich daran gearbeitet und gearbeitet, und irgendwie hat es<br />
geklappt.<br />
<strong>in</strong>terview: Und was denken Sie jetzt?<br />
isaac: Als ich den fertigen Film zu sehen bekam, war mir<br />
natürlich klar, warum er ausgerechnet diesen Song spielen<br />
muss. Weil es nämlich der Song ist, den er auf ke<strong>in</strong>en Fall<br />
spielen sollte. Das ist das unkommerziellste Lied, das man<br />
sich überhaupt vorstellen kann, e<strong>in</strong> Lied, zu dem es<br />
sche<strong>in</strong>bar ke<strong>in</strong>e Anknüpfungspunkte gibt. Aber genau das<br />
macht den Song so bewegend. Und er zeigt, wie sehr er<br />
sich und se<strong>in</strong>er Musik treu bleibt, selbst wenn es bedeutet,<br />
dass er scheitert.<br />
<strong>in</strong>terview: Aber der Song ist toll.<br />
isaac: Ja, ke<strong>in</strong>e Frage, obwohl es mir zunächst nicht so<br />
„Wenn mich Leute auf der<br />
Straße erkennen, ist es<br />
zwar nett, aber vor allem<br />
ist es mir irre pe<strong>in</strong>lich”<br />
vorkam. Aber das Interessante an den Coens ist, dass sie<br />
ihre Ideen und Entscheidungen nicht <strong>in</strong>tellektualisieren.<br />
Die beiden s<strong>in</strong>d Genies, und ich gebrauche diesen<br />
Begriff wirklich nicht leichtfertig, weil sie ihre Filme nicht<br />
von Anfang bis Ende durchplanen und <strong>mit</strong> tiefs<strong>in</strong>nigen<br />
Gedanken aufladen, sondern ganz spontan danach<br />
entscheiden, was sie lustig f<strong>in</strong>den. Und dann stellt sich<br />
h<strong>in</strong>terher heraus, dass es voller Bedeutung steckt.<br />
<strong>in</strong>terview: Auf YouTube gibt es Videos, <strong>in</strong> denen man Sie<br />
auf Dächern und <strong>in</strong> Kneipen <strong>mit</strong> der Akustikgitarre<br />
Lieder s<strong>in</strong>gen sieht. S<strong>in</strong>d das Auftritte, <strong>mit</strong> denen Sie sich<br />
auf die Rolle vorbereitet haben?<br />
isaac: Nicht unbed<strong>in</strong>gt. Viele s<strong>in</strong>d erst nach den<br />
Dreharbeiten entstanden. Das mache ich eigentlich<br />
ständig, dass ich irgendwo e<strong>in</strong> paar Songs spiele.<br />
<strong>in</strong>terview: Wird das <strong>in</strong> Zukunft noch möglich se<strong>in</strong>?<br />
isaac: Das hoffe ich doch. Aber der Film ist ja noch nicht<br />
e<strong>in</strong>mal draußen. Ich glaube, dass ich nicht so der<br />
Filmstartyp b<strong>in</strong>, sondern eher e<strong>in</strong> Schauspieler, der sich<br />
<strong>mit</strong> jeder Rolle verändert.<br />
<strong>in</strong>terview: Sag ich doch, darauf wollte ich h<strong>in</strong>aus.<br />
isaac: Ich weiß. E<strong>in</strong>erseits will ich natürlich <strong>in</strong> Zukunft<br />
mehr Hauptrollen spielen, andererseits will ich nicht, dass<br />
irgende<strong>in</strong>e Art von Ruhm me<strong>in</strong>e Arbeit beh<strong>in</strong>dert. Ruhm<br />
ist etwas, das mich wirklich gar nicht <strong>in</strong>teressiert. Wenn<br />
mich Leute auf der Straße erkennen, ist es zwar nett, aber<br />
meistens ist es mir vor allem irre pe<strong>in</strong>lich.<br />
Der Film „Inside Llewyn Davis“<br />
startet am 5. Dezember<br />
groom<strong>in</strong>g Charlie Duffy<br />
produktion Frank Seidlitz,<br />
Dorothea Fiedler foto-assistenz<br />
Phil Dunlop, Di<strong>mit</strong>ri Ramazankhani<br />
FOTO: (l<strong>in</strong>ke Seite) © 2013 STUDIOCANAL GmbH
Jacke paul s<strong>mit</strong>h<br />
Rollkragenpullover<br />
john smedley Hose<br />
burberry prorsum<br />
125
Kleid Vionnet<br />
demi couture<br />
Schuhe, durchgehend<br />
getragen adidas<br />
Socken, durchgehend<br />
getragen american<br />
apparel
Adiletten<br />
u n d<br />
S o c k e n<br />
g e h e n<br />
nicht zu<br />
Couture?<br />
D as sieht<br />
Karlie Kloss<br />
aber anders<br />
Fashion Bl<strong>in</strong>dtext<br />
127<br />
Fotos Gregory Harris<br />
Styl<strong>in</strong>g El<strong>in</strong> Svahn<br />
Kleid Viktor &<br />
rolf haute<br />
coututre
Kleid atelier<br />
Versace
Kleid Valent<strong>in</strong>o<br />
haute couture
Look dior<br />
haute couture
Kleid armani priVé<br />
Rucksack supreme
Kleid armani priVé
Look<br />
schiaparelli<br />
photography Gregory<br />
Harris / Trunk Archive model<br />
Karlie Kloss / IMG hair Sandy<br />
Hullett us<strong>in</strong>g Redken colorist<br />
Victoria Hunter for Whittemore<br />
house make-up Francelle<br />
us<strong>in</strong>g Chanel manicure Casey<br />
Herman / Kate Ryan <strong>in</strong>c. for<br />
Dior Vernis production Bo<br />
Zhang / Management + Artists<br />
retouch<strong>in</strong>g Ken Harris<br />
digital technician Mary<br />
Gebhardt photography<br />
assistants Jake Jones,<br />
Mark Luckasavage styl<strong>in</strong>g<br />
assistants Aleksandra Koj,<br />
Andrew Mukamal, Christian<br />
Allaire make-up assistant<br />
Ai Yokomizo special<br />
thanks Gabriel Dos Santos,<br />
V<strong>in</strong>icius Rothberg, Dune Studios
Léa Seydoux & Adèle Exarchopoulos<br />
134<br />
<strong>Claire</strong><br />
<strong>Danes</strong><br />
Die frau, Die <strong>in</strong> „homelanD“ Die bipolarste Ciaagent<strong>in</strong><br />
aller zeiten spielt, unterhält siCh <strong>mit</strong><br />
Dust<strong>in</strong> hoffman, Dem mann, Der <strong>in</strong> „ra<strong>in</strong> man“ Den<br />
anrührenDsten autisten Der filmgesChiChte spielte<br />
Von Dust<strong>in</strong> Hoffman<br />
Fotos Fabien Baron<br />
Styl<strong>in</strong>g Karl Templer
Kleid giorgio armani<br />
Kette camilla<br />
dietz bergeron
Léa: R<strong>in</strong>g cast of vices<br />
Adèle: Höschen zimmerli of switzerland<br />
Hut lola hats Armband <strong>in</strong>ez<br />
and v<strong>in</strong>oodh Socken maria la rosa
Blazer tommy<br />
hilfiger<br />
collection<br />
Kummerbund turnbull<br />
& asser Choker<br />
cél<strong>in</strong>e Armreife<br />
sa<strong>in</strong>t laurent by<br />
hedi slimane,<br />
camilla dietz<br />
bergeron &<br />
jennifer fisher<br />
R<strong>in</strong>g maiyet<br />
dust<strong>in</strong> hoffman: Ich weiß, dass du als junges Mädchen<br />
durch das Fernsehen berühmt wurdest, aber wie ist es für<br />
dich, jetzt bei <strong>Homeland</strong> <strong>mit</strong>zuarbeiten?<br />
claire danes: Mich hat das Fernsehen wieder zu<br />
<strong>in</strong>teressieren begonnen, als ich The Wire gesehen habe. Das<br />
war e<strong>in</strong>e Serie, die mich so sehr weggeblasen hat, dass ich<br />
selbst als Schauspieler<strong>in</strong> bei so etwas <strong>mit</strong>machen wollte.<br />
<strong>Homeland</strong> ist e<strong>in</strong>e großartige Erfahrung. Ich mag die<br />
<strong>in</strong>time Beziehung, die man <strong>mit</strong> den Autoren hat. Man<br />
arbeitet sozusagen als Tandem.<br />
hoffman: Du bist fast so was wie e<strong>in</strong>e Co-Autor<strong>in</strong> …<br />
danes: Die Autoren schreiben e<strong>in</strong>em die Handlung<br />
geradezu auf den Leib. Weil man so eng und lange<br />
zusammenarbeitet, entsteht e<strong>in</strong> bl<strong>in</strong>des Verständnis.<br />
hoffman: Als Schauspieler wird e<strong>in</strong>em manchmal von<br />
Regisseuren oder Drehbuchautoren gesagt: „Du wirst<br />
an e<strong>in</strong>en bestimmten Punkt kommen, an dem du mehr<br />
über die Geschichte weißt als wir anderen.“ Wenn ich<br />
<strong>Homeland</strong> sehe, habe ich das Gefühl, als seist du <strong>mit</strong><br />
de<strong>in</strong>er Rolle regelrecht verschmolzen.<br />
danes: Es kommt mir immer noch ungewöhnlich vor,<br />
dass man als Schauspieler<strong>in</strong> so große Autorität haben<br />
kann. Wir haben zwar e<strong>in</strong>en Stamm von Regisseuren, aber<br />
jede Folge wird von jemand anderem gedreht.<br />
Deswegen s<strong>in</strong>d bei <strong>Homeland</strong> wir Schauspieler die alten<br />
Hasen, die am ehesten wissen, wo es langgeht. Es ist oft<br />
die völlige Umkehrung der Beziehung, die Regisseure und<br />
Schauspieler sonst haben.<br />
hoffman: Ist es dir schwergefallen, dich auf Carrie<br />
Mathison e<strong>in</strong>zulassen?<br />
danes: Ja, weil sie mir total fremd vorkam. Sie ist es <strong>in</strong><br />
mancher H<strong>in</strong>sicht immer noch, aber <strong>mit</strong>tlerweile habe ich<br />
viel Zeit <strong>mit</strong> ihr verbracht. Carrie kann manisch se<strong>in</strong>. In<br />
der letzten Staffel hat sie halbwegs regelmäßig ihre<br />
Medikamente genommen und deswegen selten ihre<br />
Selbstkontrolle verloren, aber natürlich s<strong>in</strong>d es gerade diese<br />
Szenen, die beim Spielen Spaß machen. In der ersten<br />
Staffel hat Carrie mich angesteckt, wenn sie ihre manischen<br />
Euphorieschübe hatte, es war total anstrengend, aber<br />
auch aufputschend. Zu Beg<strong>in</strong>n der neuen Staffel war sie<br />
auf andere Weise manisch, eher durchgeschüttelt,<br />
und als wir diese Szenen gedreht haben, war me<strong>in</strong> Sohn<br />
gerade sechs Monate alt und me<strong>in</strong> Zustand das exakte<br />
Gegenteil von dem Carries. Ich war gerade aus me<strong>in</strong>em<br />
Mama-Kokon hervorgekrochen und hatte me<strong>in</strong>en<br />
Liebesplaneten verlassen. Es war nicht sehr lustig, <strong>in</strong><br />
diesem Zustand die Maniker<strong>in</strong> geben zu müssen.<br />
hoffman: Dass Carrie bipolar ist, war von Anfang an so<br />
vorgesehen, nehme ich an.<br />
danes: Es hat sich <strong>mit</strong> dem Fortgang von <strong>Homeland</strong><br />
immer mehr ergeben. Alex Gansa, der Executive Producer,<br />
hat me<strong>in</strong>es Wissens e<strong>in</strong>mal gesagt, dass Carrie als jemand<br />
<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er bipolaren Störung angelegt war, die Diagnose für<br />
ihren Zustand aber erst später gefunden wurde.<br />
hoffman: Interessant.<br />
danes: Zuerst hatte ich Sorge, dass das nur e<strong>in</strong> Gimmick<br />
ist. Manchmal habe ich die Angst immer noch. Ich<br />
vermute, ich b<strong>in</strong> besorgt um sie.<br />
hoffman: Habt ihr bei <strong>Homeland</strong> e<strong>in</strong>e Rout<strong>in</strong>e?<br />
danes: Das ist alles ziemlich reglementiert. Es gibt für<br />
jede Folge e<strong>in</strong>e Leseprobe, die für mich sehr wichtig ist,<br />
weil sie mir hilft, die Handlung <strong>in</strong> allen ihren<br />
Verästelungen zu verstehen, ehe sie zum Drehen <strong>in</strong> ihre<br />
E<strong>in</strong>zelheiten zerlegt wird und sich jeder Schauspieler auf<br />
se<strong>in</strong>en eigenen Part zurückzieht. Für jede Folge<br />
brauchen wir acht Tage, und vielleicht die Hälfte davon ist<br />
12 bis 15 Stunden lang.<br />
hoffman: Das ist nicht viel Zeit für e<strong>in</strong>e Serie <strong>mit</strong> diesem<br />
Aufwand.<br />
danes: Ne<strong>in</strong>, ich muss ständig Text lernen.<br />
hoffman: Du hast also e<strong>in</strong>en 12- oder 15-Stunden-Tag,<br />
dann kommst du nach Hause und hast de<strong>in</strong> <strong>Baby</strong>, aber du<br />
kannst nicht <strong>in</strong>s Bett, weil du noch Text lernen musst.<br />
"Ich hatte gerade<br />
me<strong>in</strong>en Liebesplaneten<br />
verlassen<br />
und sollte plötzlich<br />
wieder die<br />
Verrückte geben"<br />
danes: Das ist der Grund dafür, warum ich so organisiert<br />
se<strong>in</strong> muss. Ich lerne an me<strong>in</strong>en freien Tagen, ich lerne<br />
während des Haaretrocknens. Me<strong>in</strong> Mann (der Schauspieler<br />
Hugh Dancy) spielt gerade auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Serie <strong>mit</strong>, also<br />
fragen wir e<strong>in</strong>ander ständig ab, beim Telefonieren, im Taxi.<br />
hoffman: Du machst das jetzt schon drei Staffeln lang.<br />
Kannst du dir vorstellen, an e<strong>in</strong>en Punkt zu kommen, an<br />
dem du dir sagst, dass du das nicht noch e<strong>in</strong> Jahr machen<br />
kannst?<br />
danes: Weiß ich nicht. Ich b<strong>in</strong> def<strong>in</strong>itiv noch nicht so<br />
weit, aber es ist e<strong>in</strong> Marathon. Ich habe, seit ich bei<br />
<strong>Homeland</strong> b<strong>in</strong>, nichts anderes gespielt, weil ich me<strong>in</strong> <strong>Baby</strong><br />
bekommen habe.<br />
hoffman: Ohne <strong>Baby</strong> würdest du sechs Monate im Jahr<br />
für die Serie arbeiten und <strong>in</strong> den zweiten sechs Monaten<br />
e<strong>in</strong>en Film machen?<br />
danes: Ja, das war die Idee. Wenn man fürs Fernsehen<br />
arbeitet, bekommt man als sehr luxuriöses Geschenk auch<br />
Zeit, die man <strong>in</strong> andere Projekte <strong>in</strong>vestieren kann. Me<strong>in</strong><br />
Projekt <strong>in</strong> den letzten Jahren war, e<strong>in</strong>e Familie zu gründen.<br />
Aber jetzt würde ich gern wieder e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e andere Frau<br />
als Carrie spielen, um für e<strong>in</strong>e Sekunde von ihr wegzukommen.<br />
Ich beg<strong>in</strong>ne ja schon zu denken, dass<br />
Schauspielen dar<strong>in</strong> besteht, Carrie zu se<strong>in</strong>. Ich glaube, ich<br />
würde sie noch mehr mögen, wenn ich e<strong>in</strong> wenig Urlaub<br />
von ihr hätte und e<strong>in</strong>e Zeit lang jemand anderen als sie<br />
bewohnen könnte.<br />
hoffman: Nach dem Beg<strong>in</strong>n de<strong>in</strong>er Karriere hast du<br />
e<strong>in</strong>ige Jahre Pause gemacht, um <strong>in</strong> Yale Politik, Kunst und<br />
Psychologie zu studieren. Hast du je <strong>in</strong> Erwägung<br />
gezogen, <strong>in</strong> de<strong>in</strong>em Leben etwas anderes zu machen, als<br />
Schauspieler<strong>in</strong> zu se<strong>in</strong>?<br />
danes: Ich habe mir die Freiheit gegönnt, ernsthaft<br />
darüber nachzudenken. Bevor ich nach Yale g<strong>in</strong>g, hatte<br />
ich ja schon e<strong>in</strong> paar Jahre gespielt. Ich war rastlos, e<strong>in</strong><br />
wenig gelangweilt und erpicht darauf, andere Seiten an<br />
mir kennenzulernen. Also habe ich drei Jahre lang<br />
nicht gespielt, und als ich wieder da<strong>mit</strong> begonnen habe,<br />
kam es mir sehr seltsam vor.<br />
hoffman: Wie alt warst du damals?<br />
danes: Ich habe <strong>mit</strong> 18 aufgehört und b<strong>in</strong> <strong>mit</strong> 21 wieder<br />
e<strong>in</strong>gestiegen. Das war allerd<strong>in</strong>gs nicht der Plan. Der Plan<br />
<strong>Claire</strong> <strong>Danes</strong><br />
137
<strong>Claire</strong> <strong>Danes</strong><br />
138<br />
Kleid narciso<br />
rodriguez<br />
Stola marni<br />
Armreif sa<strong>in</strong>t<br />
laurent by<br />
hedi slimane<br />
Uhr camilla<br />
dietz bergeron<br />
R<strong>in</strong>g maiyet<br />
Clutch tom ford
<strong>Claire</strong> <strong>Danes</strong><br />
140<br />
war, jeden Sommer e<strong>in</strong>en Film zu drehen. Aber irgendwie<br />
hatte ich vergessen, wie viel Arbeit es macht, Arbeit zu<br />
bekommen, und außerdem hat Yale mir viel abverlangt.<br />
Ich hatte nicht die Zeit, Drehbücher zu lesen oder mich zu<br />
Meet<strong>in</strong>gs zu verabreden. Außerdem weißt du ja selbst, wie<br />
unberechenbar es <strong>in</strong> unserer Branche zugeht, da<br />
verschieben sich schon mal ganz plötzlich Drehterm<strong>in</strong>e.<br />
Das Ende vom Lied war, dass ich überhaupt nicht spielte.<br />
Als ich schließlich wieder da<strong>mit</strong> anf<strong>in</strong>g, fiel es mir<br />
e<strong>in</strong>igermaßen schwer. Plötzlich näherte ich mich me<strong>in</strong>er<br />
"E<strong>in</strong> <strong>Baby</strong> zuu<br />
haben ähnelt<br />
dem Verliebtse<strong>in</strong>,<br />
aber es ist noch<br />
körperlicher.<br />
Es ist, als wäre<br />
jede Zelle <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em verliebt"<br />
Rolle auf so e<strong>in</strong>e studentische Weise, eher analytisch.<br />
Ich dachte über sie nach, als müsste ich e<strong>in</strong>en Essay oder<br />
so etwas schreiben, was natürlich e<strong>in</strong> grundfalscher<br />
Zugang war. Ich musste erst herausf<strong>in</strong>den, wie ich den Teil<br />
me<strong>in</strong>es Gehirns, auf den es <strong>in</strong> Yale angekommen war,<br />
wieder abschalten konnte. Natürlich gehört zum<br />
Schauspielen auch die Analyse, aber im Grunde ist es e<strong>in</strong>e<br />
<strong>in</strong>tuitive, <strong>in</strong>st<strong>in</strong>ktive Tätigkeit.<br />
hoffman: Du machst das jetzt schon ziemlich lange.<br />
Deswegen nehme ich an, dass es dir manchmal so geht wie<br />
mir und du beim Zappen im Fernsehen ganz zufällig über<br />
e<strong>in</strong>e Szene stolperst, <strong>in</strong> der du <strong>mit</strong>gespielt hast. Wenn mir<br />
das passiert, denke ich jedes Mal: „Mist, das würde ich<br />
gern noch e<strong>in</strong>mal machen, und zwar ganz anders …“ Geht<br />
es dir genauso?<br />
danes: Oh Gott, ständig. Aber ich freue mich, wenn ich<br />
irgendwo My So-Called Life zu sehen bekomme. Ich habe<br />
zwar schon damals gewusst, dass diese Serie etwas<br />
Besonderes ist, aber weil es me<strong>in</strong>e erste große Rolle war,<br />
hatte ich ke<strong>in</strong> wirkliches Gefühl für den Kontext. Die<br />
Zeit damals war für mich wahns<strong>in</strong>nig wichtig, sowohl<br />
beruflich als auch persönlich, und <strong>mit</strong> vielen Leuten von<br />
damals habe ich immer noch Kontakt. Das Wilde an<br />
dieser Serie war, dass ich genauso alt war wie die Figur,<br />
die ich spielte, und es zwischen uns beiden unglaubliche<br />
Symmetrien gab, ganz anders als bei Carrie, die mir <strong>in</strong><br />
ke<strong>in</strong>erlei H<strong>in</strong>sicht ähnelt. Ich wäre die schlechteste<br />
Geheimdienstler<strong>in</strong> der Welt, total unfähig. Angela Chase<br />
dagegen war bloß e<strong>in</strong>e andere Schüler<strong>in</strong>.<br />
hoffman: Wie haben sich de<strong>in</strong>e Teenagerjahre von jenen<br />
<strong>in</strong> My So-Called Life unterschieden?<br />
danes: Na ja, ich habe irgendwann die Schule<br />
geschmissen. Für Angela Chase gab es diesen<br />
Notausgang nicht, den ich hatte: die Schauspielerei.<br />
Außerdem war sie e<strong>in</strong> Vorstadt-Teenager, während ich<br />
diese Künstlereltern hatte. Aber jeder Teenager fühlt<br />
sich unverstanden. E<strong>in</strong> Teenager zu se<strong>in</strong> bedeutet, sich<br />
unverstanden zu fühlen.<br />
hoffman: Warst du denn e<strong>in</strong>e gute Schüler<strong>in</strong>, solange<br />
du <strong>in</strong> der Schule warst?<br />
danes: Ja, ich war e<strong>in</strong> Nerd. Ich mochte es zu lernen. Ich<br />
konnte nur <strong>mit</strong> dieser Gruppendynamik nichts anfangen.<br />
Ich fand das immer anstrengend und auch e<strong>in</strong> wenig<br />
beängstigend.<br />
hoffman: Warst du Außenseiter<strong>in</strong>? Oder hast du zu den<br />
Klassenkönig<strong>in</strong>nen gehört?<br />
danes: Beides. Ich war manchmal im „In“-Club und dann<br />
wieder überhaupt nicht, und beides fand ich anstrengend.<br />
In e<strong>in</strong>er Clique zu se<strong>in</strong> gab e<strong>in</strong>em ke<strong>in</strong>e Sicherheit, man<br />
musste superwachsam se<strong>in</strong>, um se<strong>in</strong>en Status zu erhalten<br />
und beliebt zu bleiben. Für so etwas hatte ich e<strong>in</strong>fach<br />
nicht die Geduld. Ich war eher dieses unerträgliche K<strong>in</strong>d,<br />
das ständig aufzeigte und <strong>mit</strong> den richtigen Antworten<br />
herausplatzen wollte.<br />
hoffman: Was ist für dich bisher das Überraschendste am<br />
Mutterse<strong>in</strong>?<br />
danes: Wie körperlich es ist. Wie sehr ich me<strong>in</strong>en Sohn<br />
vermissen kann, wenn er nicht <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Nähe ist.<br />
Das ist e<strong>in</strong>e Art von Schmachten, die ich noch nicht<br />
gekannt habe. Ich muss ganz ernsthaft <strong>mit</strong> ihm se<strong>in</strong>.<br />
hoffman: Ich weiß, wovon du sprichst, me<strong>in</strong>e Frau hat<br />
dasselbe. Man fühlt richtige Entzugsschmerzen.<br />
danes: Es ähnelt dem Verliebtse<strong>in</strong>, aber es ist nicht ganz<br />
dasselbe. Es ist noch körperlicher. Als wäre jede Zelle<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em verliebt. Ich kann nicht nicht gucken, wenn er <strong>in</strong><br />
me<strong>in</strong>er Nähe ist, nichts kommt an ihn heran. Ich kann<br />
mir nichts im Fernsehen ansehen, ich kann nichts lesen,<br />
ich kann nichts anderes tun, als ihm ständig dabei<br />
zuzusehen, wie er gar nichts tut. Und es ist so unglaublich,<br />
wie rasend schnell er sich verändert. Ich me<strong>in</strong>e, er hat <strong>in</strong><br />
vier Tagen drei Zähne bekommen. Und plötzlich versteht<br />
er, was „Ne<strong>in</strong>“ bedeutet. Das hat er vor zwei Tagen noch<br />
nicht gekonnt.<br />
hoffman: Er versteht „Ne<strong>in</strong>“?<br />
danes: Ja. Und er kann es nicht leiden.<br />
hoffman: Wenn Gott dir sagen würde, dass du ke<strong>in</strong>e<br />
Schauspieler<strong>in</strong> mehr se<strong>in</strong> darfst, was würdest du tun?<br />
danes: Es müsste ja immer noch etwas Kreatives se<strong>in</strong>.<br />
Vielleicht Maler<strong>in</strong>. Me<strong>in</strong>e Eltern s<strong>in</strong>d beide Künstler, me<strong>in</strong><br />
Dad Fotograf, me<strong>in</strong>e Mutter alles Mögliche, aber vor<br />
allem Maler<strong>in</strong> und Bildhauer<strong>in</strong>. Andererseits habe ich<br />
immer gedacht, dass ich auch e<strong>in</strong>e Therapeut<strong>in</strong> se<strong>in</strong><br />
könnte. Vielleicht also Therapeut<strong>in</strong>. Oder Maler<strong>in</strong>.<br />
hoffman: Du sche<strong>in</strong>st <strong>mit</strong> de<strong>in</strong>em Leben, wie es gerade<br />
ist, sehr versöhnt zu se<strong>in</strong>.<br />
danes: B<strong>in</strong> ich. Aber ich weiß immer noch, wie es sich<br />
anfühlt, kreativ frustriert zu se<strong>in</strong>.<br />
hoffman: Wir beide haben das Glück, gut im Geschäft<br />
zu se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> Maler kann e<strong>in</strong>fach malen, e<strong>in</strong> Schreiber<br />
schreiben, aber e<strong>in</strong> Schauspieler kann se<strong>in</strong>e Arbeit nur<br />
dann tun, wenn man ihm e<strong>in</strong>en Job gibt.<br />
danes: Wir s<strong>in</strong>d abhängig von so vielen Faktoren und<br />
Menschen, und wenn wir nicht arbeiten, geraten wir<br />
wahns<strong>in</strong>nig schnell außer Form. Das ist e<strong>in</strong>er der Gründe,<br />
warum ich das Fernsehen so mag. Ich mag die Sicherheit<br />
und die Regelmäßigkeit dieses Jobs – es ist wie e<strong>in</strong> Studio,<br />
<strong>in</strong> das ich jeden Tag gehen kann. Ich hatte ja mal diesen<br />
Musikerfreund. Und ich habe ihn immer e<strong>in</strong> wenig<br />
beneidet, wenn er um 2 Uhr morgens e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fall hatte<br />
und ihn irgendwo notierte, um am nächsten Morgen<br />
nach dem Aufwachen daran zu arbeiten, bis er am Ende<br />
daraus etwas gemacht hatte, das ganz aus ihm gekommen<br />
war. Aber so b<strong>in</strong> ich e<strong>in</strong>fach nicht.
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Plötzlich gehen wieder alle <strong>in</strong>s<br />
Theater. Verantwortlich dafür<br />
s<strong>in</strong>d grandiose Schauspieler<br />
und Regisseure <strong>mit</strong> Witz und<br />
Visionen. Wer die besten<br />
s<strong>in</strong>d, weiß am ehesten das<br />
Bühnenvolk selbst. Also<br />
haben wir sie gefragt. Als<br />
Allerersten: Lars Eid<strong>in</strong>ger …<br />
Fotos Jonas Unger<br />
Redaktion Antje Wewer<br />
T h e a t
De<strong>in</strong> ist me<strong>in</strong> ganzes<br />
Haar: Für Schauspielkollege<br />
Lars Eid<strong>in</strong>ger<br />
hat sich Lilith<br />
Stangenberg (Volksbühne)<br />
ausnahmsweise an<br />
die Schaubühne nach<br />
Charlottenburg bemüht<br />
Auf der Bühne<br />
143<br />
e r? Jetzt!
Lars Eid<strong>in</strong>ger ist e<strong>in</strong> charmanter<br />
Angeber („Ich b<strong>in</strong> der beste<br />
Schauspieler der Welt“) und hat<br />
dafür gesorgt, dass Theater so<br />
cool geworden ist, wie es seit<br />
Jahren nicht war. Se<strong>in</strong>e nächste<br />
Premiere an der Schaubühne:<br />
„Tartuffe“ am 20. Dezember. Sehr<br />
zu empfehlen s<strong>in</strong>d auch se<strong>in</strong>e<br />
erste eigene Regie („Romeo und<br />
Julia“) und er als Hamlet<br />
Lars Eid<strong>in</strong>ger<br />
über Lilith<br />
Stangenberg<br />
„Lilith. Lilith. Lilith. Immer wieder fällt <strong>in</strong> Theaterkreisen<br />
ihr Name. Gerade mal 25 Jahre alt, ke<strong>in</strong>e klassische Ausbildung,<br />
und trotzdem oder gerade deswegen behauptet sie sich<br />
auf der Bühne gegen Volksbühnen-Superhelden wie Mart<strong>in</strong><br />
Wuttke, Sophie Rois oder Kathi Angerer. E<strong>in</strong> Wahns<strong>in</strong>nsmädchen.<br />
Diese blauen Augen machen mich neugierig. In<br />
dieser Spielzeit will ich Lilith unbed<strong>in</strong>gt als Nadeshda <strong>in</strong><br />
Das Duell von Castorf sehen und wie sie den großen Tatort-<br />
Wuttke <strong>in</strong> Don Juan an die Wand spielt.“<br />
Stangenberg zählt zum festen Ensemble der Volksbühne und ist dort auch<br />
zu sehen <strong>in</strong> „Der e<strong>in</strong>gebildete Kranke“, „Der Geizige“ und „Der General“<br />
Lilith Stangenberg<br />
über Marc Hosemann<br />
„Marc ist auf der Bühne e<strong>in</strong> Krieger, e<strong>in</strong> Pirat, e<strong>in</strong> Rebell,<br />
e<strong>in</strong> Getriebener, e<strong>in</strong> Raubtier und dann wieder e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>dskopf.<br />
Manchmal spielt er so lustig, dass ich vor Lachen<br />
Bauchschmerzen bekomme. Bei Stürzen gibt er alles,<br />
manchmal habe ich das Gefühl, man muss ihn vor sich<br />
selbst beschützen. Und er hat e<strong>in</strong>e seltene, gefährliche Männlichkeit.<br />
Bestes Beispiel dafür: Marc als Mur<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Dostojewski-Adaption<br />
Die Wirt<strong>in</strong>.“<br />
Hosemann und Stangenberg spielen zusammen <strong>in</strong> „La Cous<strong>in</strong>e Bette“,<br />
Regie führt Frank Castorf, Premiere ist am 19. Dezember. Fe<strong>in</strong>er,<br />
kle<strong>in</strong>er Filmauftritt für zu Hause: Hosemann als Matze <strong>in</strong> „Oh Boy“
(diese und vorherige Doppelseite) HAARE & MAKE-UP/GROOMING Andréas B./basics-berl<strong>in</strong> <strong>mit</strong> Produkten von Giorgio Armani Cosmetics<br />
„Marc ist e<strong>in</strong> irre<br />
körperlicher Spieler<br />
und hat e<strong>in</strong>e Männlichkeit,<br />
die an<br />
den jungen Brando<br />
er<strong>in</strong>nert!“<br />
Marc Hosemann im freien Fall <strong>in</strong> der<br />
Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz<br />
145
Marc<br />
Hosemann über<br />
Angela Richter<br />
„Wir kennen uns aus dem Hamburger<br />
Nachtleben. Zugegeben:<br />
Ich habe nur e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges Stück<br />
von Angela gesehen: Der grüne<br />
Kakadu an den Hamburger Kammerspielen.<br />
Damals war ich so<br />
entzückt, dass ich mir vor Vergnügen<br />
e<strong>in</strong>e Zigarette ansteckte und<br />
fast rausgeflogen wäre. Ich mag<br />
ihren Ego-Anarcho-Style. Jetzt<br />
hat Angela <strong>in</strong> Köln e<strong>in</strong> Stück über<br />
Mart<strong>in</strong> Kippenberger <strong>in</strong>szeniert.<br />
Kl<strong>in</strong>gt <strong>in</strong>teressant, würde ich gerne<br />
sehen. Ich schlage vor: Gastspiel<br />
<strong>in</strong> der Berl<strong>in</strong>er Paris Bar?“<br />
„Kippenberger! E<strong>in</strong> Exzess des<br />
Moments“ von Angela Richter am<br />
Schauspiel Köln
Angela Richter<br />
über<br />
René Pollesch<br />
„Auf Pollesch passt tatsächlich die<br />
Bezeichnung Ausnahmeregisseur,<br />
er ist e<strong>in</strong>zigartig <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Art. Se<strong>in</strong>e<br />
Stücke s<strong>in</strong>d nie vorhersehbar,<br />
sexy und immer das Gegenteil<br />
von Langeweile. E<strong>in</strong> Künstler,<br />
ke<strong>in</strong> Handwerker, der die Bourgeoisie<br />
bedient. Das erste Stück,<br />
das ich von Pollesch gesehen habe,<br />
war 2001 die Theater-Soap wwwslums<br />
am Hamburger Schauspielhaus:<br />
Der Abend war wie e<strong>in</strong>e Erleuchtung<br />
für mich! So kann<br />
Theater also auch se<strong>in</strong>. Seither:<br />
ke<strong>in</strong>e Enttäuschung. Außerdem<br />
ist Pollesch der e<strong>in</strong>zige deutsche<br />
Regisseur <strong>mit</strong> Twitter-Account.“<br />
Polleschs nächste Uraufführungen:<br />
„Here<strong>in</strong>! Here<strong>in</strong>! Ich atme euch e<strong>in</strong>!“<br />
am 11. Januar im Schauspielhaus Zürich,<br />
„KapiTal der Puppen“ ab 15. Februar<br />
am Staatsschauspiel Dresden. Polleschs<br />
Buch „Kill Your Darl<strong>in</strong>gs“ <strong>mit</strong> gesammelten<br />
Stücken ersche<strong>in</strong>t am<br />
2. Januar im Rowohlt Verlag<br />
(l<strong>in</strong>ke Seite) HAARE & MAKE-UP Andréas B./basics-berl<strong>in</strong> <strong>mit</strong> Produkten von Giorgio Armani Cosmetics<br />
147
Auf der Bühne<br />
148<br />
René Pollesch<br />
über<br />
Bernhard Schütz<br />
„E<strong>in</strong>er der größten Schauspieler, die<br />
ich jemals gesehen habe. Er war, als<br />
ich an die Volksbühne kam, auch die<br />
größte Unterstützung, die man sich<br />
denken und wünschen kann. Er ist das<br />
konkreteste Wesen der Welt. In unsere<br />
erste Arbeit fiel nach drei Wochen Proben<br />
der 11. September 2001. Das<br />
Stück hieß Stadt als Beute, und unser<br />
Titel begann zu flirren. Und trotzdem<br />
konnten wir, nachdem wir die Proben<br />
wieder aufgenommen hatten, unmissverständlich<br />
se<strong>in</strong>. Bernhard taucht übrigens<br />
auch an Theaterabenden auf, bei<br />
denen er gar nicht <strong>mit</strong>spielt: Wenn die<br />
Schauspieler e<strong>in</strong>en freien Abend haben<br />
wollen, übernimmt Hedley Lamarr –<br />
e<strong>in</strong> Stück, das ich über Bernhard geschrieben<br />
habe.<br />
Schütz spielt <strong>in</strong> „La Cous<strong>in</strong>e Bette“ von<br />
Castorf (Premiere ist am 19. Dezember an<br />
der Volks bühne) und ist <strong>in</strong> „F<strong>in</strong>sterworld“<br />
im K<strong>in</strong>o zu sehen<br />
Bernhard Schütz<br />
über<br />
Maximilian<br />
Brauer &<br />
Bibiana Beglau<br />
„Kennengelernt habe ich Maxi bei e<strong>in</strong>er<br />
Inszenierung von Ulli Lommel, der übrigens<br />
e<strong>in</strong> Wegbegleiter von Andy<br />
Warhol war. Das Stück hieß Fuck<strong>in</strong>g<br />
Liberty!, seither gibt’s Maxi <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em<br />
Leben. Halb so alt wie ich und e<strong>in</strong> irre<br />
virtuoser, moderner Schauspieler. Der<br />
asynchron bis synkopisch spielt, sich<br />
dabei manchmal fast auflöst. Hyperreal.<br />
Und für mich sehr tröstlich, weil<br />
so gar nicht normal. Und <strong>mit</strong> Bibi, dieser<br />
coolen, virtuosen Theaterkolleg<strong>in</strong>,<br />
habe ich dieses Jahr e<strong>in</strong>e Dokufiktion<br />
über Helmut Schmidt gedreht. Wie<br />
Bibi die Loki spielt, äußerlich wie auch<br />
<strong>in</strong>nerlich, ist e<strong>in</strong>fach großartig.“<br />
Maximilian Brauer spielt an der Berl<strong>in</strong>er<br />
Volksbühne <strong>in</strong> „Der e<strong>in</strong>gebildete Kranke“, „Der<br />
Geizige“ und „Don Juan“. „Helmut Schmidt –<br />
Lebens fragen“ <strong>mit</strong> Schütz und Beglau läuft am<br />
23. Dezember im Ersten
Bibiana Beglau über<br />
Herbert Fritsch<br />
„Als Schauspieler ist Herbert den Zuschauern gehörig auf<br />
die Nerven gegangen. Genial, wie er das unter Castorf<br />
gemacht hat: das Nervige als Struktur, aber immer <strong>mit</strong><br />
Eleganz. Nach se<strong>in</strong>er Zeit an der Volksbühne hat er sich<br />
als Regisseur <strong>in</strong> der Prov<strong>in</strong>z neu erfunden, und gleich<br />
zwei se<strong>in</strong>er Inszenierungen wurden 2011 zum Theatertreffen<br />
e<strong>in</strong>geladen. Herbert hat <strong>mit</strong> Stücken wie Murmel<br />
Murmel e<strong>in</strong>e neue, schlaue Form von Theater entwickelt,<br />
e<strong>in</strong>e Art 2000er-Dadaismus, der der Blabla-Gesellschaft<br />
etwas entgegensetzt. Aber <strong>mit</strong> Gute-Laune-Faktor! Er<br />
will die Zuschauer nicht erziehen, das f<strong>in</strong>de ich grundsympathisch<br />
an ihm.“<br />
Fritschs Stücke an der Volksbühne: „Murmel Murmel“, „Die (s)<br />
panische Fliege“, „Frau Luna“. Am 21. Januar feiert „Ohne Titel No. 1“<br />
Premiere. Am Schauspielhaus Zürich: „Die Physiker“ von Dürrenmatt.<br />
2014 <strong>in</strong>szeniert Fritsch se<strong>in</strong>e erste Oper an der Komischen Oper <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />
Auf der Bühne<br />
150<br />
Bibiana Beglau am Münchner Residenztheater im<br />
Szenenbild von Castorfs Inszenierung „Reise ans<br />
Ende der Nacht“. E<strong>in</strong>e Sensation ist Beglau auch<br />
<strong>in</strong> „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ und<br />
<strong>in</strong> „Zement“, der letzten Inszenierung des 2013<br />
verstorbenen Regiestars Di<strong>mit</strong>er Gotscheff
(l<strong>in</strong>ke Seite) HAARE & MAKE-UP Alexander Hofmann/Uschi Rabe <strong>mit</strong> Produkten von Chanel
Herbert Fritsch<br />
über Britta<br />
Hammelste<strong>in</strong><br />
„Britta ist mir <strong>in</strong> Mart<strong>in</strong> Kušejs<br />
Inszenierung von Das weite Land<br />
aufgefallen, ich fand sie so charmant,<br />
musste über ihr Spiel gr<strong>in</strong>sen.<br />
Also habe ich sie <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em<br />
Stück Der Revisor als Ballaballa-<br />
Tochter Maria besetzt. Genial,<br />
wie sie das macht. Britta hat Talent<br />
zum Slapstick, und sie bleibt<br />
dran und offen, egal was kommt.<br />
Als uns bei den Proben mal der<br />
Mut verließ, sagte Britta, Anfang<br />
30, zu mir, Herbert, Anfang<br />
60: ‚Come on, Herbert, wir<br />
ziehen das jetzt durch.‘“<br />
Hammelste<strong>in</strong> spielt am Münchner<br />
Residenztheater <strong>in</strong> „Agonie“ und „Reise<br />
ans Ende der Nacht“, im Hamburger<br />
„Tatort“ spielt sie die junge Kolleg<strong>in</strong> von<br />
Til Schweiger
(l<strong>in</strong>ke Seite) HAARE & MAKE-UP Alexander Hofmann/Uschi Rabe <strong>mit</strong> Produkten von Chanel; (rechte Seite) HAARE & MAKE-UP Wolfgang L<strong>in</strong>denhofer<br />
„M<strong>in</strong>ichmayr?<br />
Auf der Bühne:<br />
unfassbar gut. Nach<br />
der Vorstellung:<br />
ansteckend exzessiv“<br />
Birgit M<strong>in</strong>ichmayr am<br />
Burgtheater <strong>in</strong> Wien
Britta Hammelste<strong>in</strong><br />
über Birgit M<strong>in</strong>ichmayr<br />
„Birgit schont sich nicht, geht bei jedem Stück e<strong>in</strong> Risiko<br />
e<strong>in</strong>, ist emotional hoch<strong>in</strong>telligent. Mich bee<strong>in</strong>druckt, dass<br />
sie jede Rolle anders spielt, nie auf Nummer sicher setzt. Die<br />
M<strong>in</strong>ichmayr kann alles: Film (Alle anderen, Das weiße<br />
Band), klassische Inszenierungen genauso wie Uraufführungen<br />
von Pollesch. Birgit spielt <strong>in</strong> verschiedenen Städten, an<br />
verschiedenen Häusern. E<strong>in</strong>e, die sich ganz genau überlegt,<br />
wie sie klassische Frauenrollen neu <strong>in</strong>terpretiert. Nach der<br />
Vorstellung kann sie ansteckend exzessiv und lustig se<strong>in</strong>,<br />
gleichzeitig ist sie wahns<strong>in</strong>nig süß und zuvorkommend.“<br />
M<strong>in</strong>ichmayr spielt am Münchner Residenztheater <strong>in</strong> „Hedda Gabler“,<br />
am Burgtheater <strong>in</strong> „Cavalcade or Be<strong>in</strong>g a holy motor“ und 2014 <strong>in</strong><br />
Kar<strong>in</strong> Beiers Eröffnungs<strong>in</strong>szenierung „Die Rasenden“ am Schauspielhaus<br />
Hamburg<br />
Birgit M<strong>in</strong>ichmayr<br />
über Sandra Hüller<br />
„Zusammen gespielt haben wir noch nie, aber wir hatten<br />
e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>en sehr vergnüglichen Abend <strong>in</strong> der Kant<strong>in</strong>e der<br />
Kammerspiele. Sandra hat tatsächlich, bei ihr ist es ke<strong>in</strong>e<br />
Plattitüde, e<strong>in</strong>e ganz besondere Ausstrahlung. Gesehen habe<br />
ich sie zum ersten Mal im Sarah-Kane-Abend und zuletzt <strong>in</strong><br />
Die Straße. Die Stadt. Der Überfall unter der Regie von<br />
Johan Simons. Für ihre Rolle der Shopp<strong>in</strong>g-Lady ist sie beim<br />
Theatertreffen Schauspieler<strong>in</strong> des Jahres geworden. Zu<br />
Recht. Immer wenn Sandra auf der Bühne ist, kann ich<br />
me<strong>in</strong>en Blick nicht von ihr wenden und b<strong>in</strong> bee<strong>in</strong>druckt,<br />
wie hochmusikalisch sie <strong>mit</strong> Sprache umgeht. Grandios.“<br />
Hüller spielt an den Münchner Kammerspielen <strong>in</strong> Johan Simons‘ „Dantons<br />
Tod“, <strong>in</strong> Polleschs „Gasol<strong>in</strong>e Bill“ und <strong>in</strong> „Seltsames Intermezzo“
(l<strong>in</strong>ke Seite) HAARE & MAKE-UP Wolfgang L<strong>in</strong>denhofer; (rechte Seite) HAARE & MAKE-UP Alexander Hofmann/Uschi Rabe <strong>mit</strong> Produkten von Chanel<br />
„Als Intendant hat<br />
Johan Simons die<br />
Kammerspiele gegen<br />
alle Widerstände<br />
geöffnet. Respekt! Und<br />
als Regisseur ist er<br />
neugierig, offen und<br />
kreiert e<strong>in</strong>e angstfreie<br />
Atmosphäre – der<br />
Text fliegt e<strong>in</strong>em nur<br />
zu! Schaut ihn euch<br />
an, solange er noch <strong>in</strong><br />
München <strong>in</strong>szeniert!"<br />
Sandra Hüller über ihren Intendanten, den<br />
Niederländer Johan Simons, der auch aus<br />
„Heimweh” se<strong>in</strong>en Vertrag an den Münchner<br />
Kammerspielen nicht verlängert hat und<br />
dessen Posten der Berl<strong>in</strong>er Matthias Lilienthal<br />
<strong>mit</strong> der Spielzeit 2015/2016 übernehmen wird<br />
155
Léa Seydoux & Adèle Exarchopoulos<br />
156<br />
Duo<br />
Infernale<br />
So viel Leidenschaft, so viel Entblößung hat man lange<br />
nicht im K<strong>in</strong>o gesehen: Adèle Exarchopoulos und Léa<br />
Seydoux gehen <strong>in</strong> Abdellatif Kechiches „Blau ist e<strong>in</strong>e<br />
warme Farbe“, der lesbischen Antwort auf „Brokeback<br />
Mounta<strong>in</strong>“, an ihre Grenzen und darüber h<strong>in</strong>aus<br />
Von Zoë Wolff<br />
Fotos Mikael Jansson<br />
Styl<strong>in</strong>g Karl Templer
Léa: Hemd haider<br />
ackermann Hose chloé<br />
R<strong>in</strong>g cast of vices<br />
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Adèle: Top sonia rykiel<br />
Höschen zimmerli of<br />
switzerland Socken<br />
maria la rosa R<strong>in</strong>g cast<br />
of vices Armband <strong>in</strong>ez<br />
and v<strong>in</strong>oodh Kette ju$t<br />
another rich kid
Léa: R<strong>in</strong>g cast of vices<br />
Adèle: Höschen zimmerli of<br />
switzerland Hut lola hwats<br />
Armband <strong>in</strong>ez and v<strong>in</strong>oodh<br />
Socken maria la rosa
"Es war so <strong>in</strong>tensiv.<br />
Wir mussten alles<br />
geben, den Körper, die<br />
Seele – e<strong>in</strong>fach alles"<br />
adèle exarchopoulos<br />
Wenn <strong>in</strong> Cannes sowohl e<strong>in</strong> Film als auch<br />
se<strong>in</strong>e beiden Hauptdarsteller<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>e<br />
Goldene Palme gew<strong>in</strong>nen, rechnet man<br />
nicht da<strong>mit</strong>, dass danach die Beteiligten übere<strong>in</strong>ander<br />
herfallen. Genau das ist bei Blau ist e<strong>in</strong>e warme Farbe<br />
geschehen, Abdellatif Kechiches Geschichte e<strong>in</strong>er jungen<br />
Schüler<strong>in</strong>, die sich leidenschaftlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Student<strong>in</strong><br />
verliebt. Offensichtlich hat Kechiche es e<strong>in</strong> wenig <strong>mit</strong><br />
se<strong>in</strong>em Perfektionsdrang übertrieben: Am Ende gab es<br />
750 Stunden Rohmaterial, Techniker klagten über elend<br />
lange Arbeitstage, und auch Léa Seydoux, 28, und Adèle<br />
Exarchopoulos, 20, Kechiches Schauspieler<strong>in</strong>nen,<br />
machten ihrer Wut Luft: Er habe von ihnen unzählige<br />
Wiederholungen verlangt – auch bei den Sexszenen, die<br />
sehr viel expliziter s<strong>in</strong>d als sonst im K<strong>in</strong>o. Kechiche<br />
revanchierte sich <strong>mit</strong> der Behauptung, die beiden wollten<br />
ihn vernichten und Seydoux sei e<strong>in</strong>e verwöhnte Ziege.<br />
Von dem Gezanke sollte man sich aber nicht beirren<br />
lassen: Kechiches Film ist toll, und Léa und Adèle s<strong>in</strong>d<br />
grandiose Schauspieler<strong>in</strong>nen.<br />
Léa Seydoux & Adèle Exarchopoulos<br />
159
Adèle: Armbänder<br />
<strong>in</strong>ez and v<strong>in</strong>oodh,<br />
sa<strong>in</strong>t laurent by<br />
hedi slimane &<br />
cél<strong>in</strong>e R<strong>in</strong>ge stella<br />
mccartney & cast<br />
of vices Socken<br />
maria la rosa<br />
Léa: Mantel haider<br />
ackermann Shorts<br />
dolce & gabbana<br />
R<strong>in</strong>g cast of vices<br />
Socken maria la rosa
<strong>in</strong>terview: Nach Cannes gab es viele Berichte über Ihre<br />
Spannungen <strong>mit</strong> Abdellatif Kechiche. Wie ist denn nun<br />
der Stand der D<strong>in</strong>ge?<br />
léa seydoux: Jetzt soll erst e<strong>in</strong>mal der Film <strong>in</strong> die K<strong>in</strong>os<br />
kommen. Wir haben gesagt, was zu sagen war, und er war<br />
darüber nicht erfreut. Ich habe ihn nie persönlich<br />
angegriffen, sondern darüber gesprochen, wie schwierig<br />
die Zusammenarbeit <strong>mit</strong> ihm war. Er hat gekontert, <strong>in</strong>dem<br />
er sich über me<strong>in</strong>en familiären H<strong>in</strong>tergrund ausgelassen hat.<br />
Was nichts <strong>mit</strong> der Arbeit zu tun hat, f<strong>in</strong>de ich.<br />
<strong>in</strong>terview: Es wurde persönlich?<br />
seydoux: Ja, es wurde persönlich. Ich frage mich, was<br />
schlimmer ist: was er uns bei den Dreharbeiten zugemutet<br />
hat oder dass wir darüber gesprochen haben?<br />
<strong>in</strong>terview: Ich könnte mir vorstellen, dass sich Kechiche<br />
verleumdet fühlt. Bereuen Sie den Film?<br />
seydoux: Ganz und gar nicht! Ich wollte den Film<br />
unbed<strong>in</strong>gt machen, und ich wusste auch, wie er arbeitet.<br />
Ich habe nie zu ihm gesagt: „Behandeln Sie mich nicht<br />
so“, oder so ähnlich. Ich habe überhaupt nichts gesagt,<br />
weil ich nichts sagen konnte.<br />
<strong>in</strong>terview: Warum nicht?<br />
seydoux: Weil er auch Produzent war. Er hat die Macht.<br />
<strong>in</strong>terview: Sie hätten e<strong>in</strong>fach gehen können …<br />
seydoux: Ja, sicher, aber ich wollte den Film ja machen.<br />
<strong>in</strong>terview: Adèle, bereuen Sie Ihre Aussage, die<br />
Zusammenarbeit <strong>mit</strong> Kechiche sei schrecklich gewesen?<br />
adèle exarchopoulos: Wir wollten nur die Wahrheit<br />
erzählen, und offenbar stört ihn das. Mich schockiert<br />
nicht so sehr unsere Ause<strong>in</strong>andersetzung, sondern dass er<br />
es nicht über sich zu br<strong>in</strong>gen sche<strong>in</strong>t, e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges Mal<br />
zu sagen, dass er möglicherweise zu weit gegangen ist.<br />
Ich glaube, er ist zu stolz dafür.<br />
<strong>in</strong>terview: Welche Szene ist Ihnen am schwersten<br />
gefallen? Der Streit? Oder die Sexszenen?<br />
seydoux: Jede e<strong>in</strong>zelne. Weil jede Szene e<strong>in</strong> paar Tage<br />
und manchmal e<strong>in</strong>e Woche oder sogar noch länger<br />
gedauert hat – e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Szene. Können Sie sich das<br />
vorstellen? Bei dem Film, bei dem ich gerade <strong>mit</strong>spiele,<br />
haben wir gestern zwei sehr große und e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Szene<br />
abgedreht. Bei Kechiche musste man e<strong>in</strong>e Woche lang<br />
jeden Tag dasselbe machen. Das macht e<strong>in</strong>en verrückt.<br />
<strong>in</strong>terview: Sie haben auch oft die Szene wiederholt, <strong>in</strong> der<br />
Sie Adèle schlagen. Ist Ihnen das schwergefallen?<br />
seydoux: Sicher.<br />
<strong>in</strong>terview: Adèle, hat es wehgetan, wenn Léa Sie schlug?<br />
exarchopoulos: Das Emotionale war schlimmer als der<br />
körperliche Schmerz. Ich musste mich ja am Anfang der<br />
Szene unwissend geben, obwohl ich wusste, dass ich am<br />
Ende dieser Szene verstoßen werde.<br />
<strong>in</strong>terview: S<strong>in</strong>d die Sexszenen, die für so viel Aufregung<br />
gesorgt haben, früh gedreht worden? Mussten Sie<br />
<strong>mit</strong>e<strong>in</strong>ander <strong>in</strong>s Bett, obwohl Sie e<strong>in</strong>ander kaum kannten?<br />
seydoux: Das war ke<strong>in</strong>e große Sache für mich. Schwierig<br />
war nur, dass wir den Sex immer und immer spielen<br />
mussten, wie alles andere auch. Irgendwann hält man das<br />
nervlich e<strong>in</strong>fach nicht mehr aus.<br />
exarchopoulos: Für mich waren die Szenen härter, <strong>in</strong><br />
denen wir essen mussten. Auch das wurde ja immer 20<br />
Mal oder so wiederholt. Es ist ziemlich traumatisierend,<br />
um acht Uhr früh so viele Sandwiches essen zu müssen.<br />
<strong>in</strong>terview: Die Zuschauer <strong>in</strong> Cannes haben immer von<br />
der „20-M<strong>in</strong>uten-Sexszene“ gesprochen, obwohl sie<br />
tatsächlich nur sieben M<strong>in</strong>uten dauert. Denken Sie, dass<br />
die Szene unnötig lang ist oder dass sie ans<br />
Pornografische grenzt?<br />
exarchopoulos: Ich kann mir das nicht gut anschauen,<br />
aber das hat etwas <strong>mit</strong> mir zu tun, ich denke zum Beispiel,<br />
dass jedem me<strong>in</strong>e Makel auffallen werden. Aber ich<br />
habe akzeptiert, dass das zum Film gehört. Zwei M<strong>in</strong>uten<br />
weniger wären vielleicht angenehmer gewesen. Aber es<br />
gibt Menschen, die diese Szene mögen, weil sie so etwas<br />
nie zuvor gesehen haben und weil es …<br />
<strong>in</strong>terview: Es ist sehr provokativ.<br />
exarchopoulos: Es ist realistischer als der Sex, den man<br />
sonst <strong>in</strong> Filmen zu sehen bekommt, Sie wissen schon,<br />
dieses Dreimal-Auf-und-Ab, und das war’s. Aber ich denke<br />
nicht, dass das Pornografie ist. Es ist explizit –<br />
explizit und lang.<br />
<strong>in</strong>terview: In den Nacktszenen von Blau ist e<strong>in</strong>e warme<br />
Farbe s<strong>in</strong>d Sie nicht vollständig nackt, sondern jede von<br />
Ihnen trägt e<strong>in</strong>e künstliche Vag<strong>in</strong>a. Ich habe gelesen, dass<br />
„Die Sexszenen waren<br />
nicht schwierig. Schwierig<br />
war, dass wir sie immer<br />
wieder spielen mussten“<br />
léa seydoux<br />
jeden Tag e<strong>in</strong>e Maskenbildner<strong>in</strong> aus Paris angereist ist, um<br />
sie Ihnen anzulegen. Wie muss man sich das vorstellen?<br />
seydoux: Es ist so ähnlich, wie wenn man Falten<br />
aufs Gesicht geklebt bekommt, da<strong>mit</strong> man älter aussieht.<br />
<strong>in</strong>terview: Wie <strong>in</strong> Benjam<strong>in</strong> Button …<br />
seydoux: Ja, so ähnlich, Special-Effects-Make-up. Es gab<br />
Abgüsse unserer echten Vag<strong>in</strong>en. Und die wurden uns<br />
dann <strong>mit</strong> Klebstoff zusammen <strong>mit</strong> Haaren angeklebt.<br />
<strong>in</strong>terview: Wie lange hat das jedes Mal gedauert?<br />
seydoux: Anderthalb Stunden, manchmal zwei.<br />
<strong>in</strong>terview: Me<strong>in</strong>e Güte! Was ist Ihnen dabei durch den<br />
Kopf gegangen?<br />
seydoux: Es war wie beim Gynäkologen. Zuerst war es<br />
unangenehm, aber irgendwann haben wir <strong>mit</strong> den<br />
Maskenbildner<strong>in</strong>nen geplaudert.<br />
<strong>in</strong>terview: Sie haben bei dieser Prozedur nebene<strong>in</strong>ander<br />
gesessen?<br />
seydoux: Ja.<br />
exarchopoulos: Wir haben geplaudert und SMS<br />
geschrieben. Natürlich war das die ersten Male nicht toll.<br />
Aber danach fühlt man sich wirklich frei, man kann jede<br />
Bewegung machen. Wir wussten, dass es so echt aussehen<br />
würde, dass sich die Zuschauer fragen würden: Haben die<br />
beiden nun <strong>mit</strong>e<strong>in</strong>ander geschlafen oder nicht?<br />
<strong>in</strong>terview: Konnten Sie e<strong>in</strong>ander unter diesen Hüllen<br />
immer noch spüren?<br />
exarchopoulos: Ja, man ist nackt, auch wenn man e<strong>in</strong>e<br />
Art zweite Haut trägt.<br />
<strong>in</strong>terview: Man sieht e<strong>in</strong>e Menge Action, aber nicht<br />
wirklich die Details.<br />
seydoux: Doch, es gibt e<strong>in</strong>en sehr kurzen Augenblick,<br />
<strong>in</strong> dem man sie sehen kann.<br />
<strong>in</strong>terview: Wonach schmeckt das? Nach Kunststoff?<br />
seydoux: Ja. Aber selbst wenn da e<strong>in</strong>e Schutzhülle war,<br />
war das wie bei jeder Sexszene oder wie <strong>in</strong> Kussszenen.<br />
Man kommt e<strong>in</strong>ander nahe, atmet den Geruch des<br />
Léa Seydoux & Adèle Exarchopoulos<br />
161
Léa Seydoux & Adèle Exarchopoulos<br />
162<br />
anderen e<strong>in</strong>. Ich habe schon <strong>mit</strong>bekommen, wie Adèle sich<br />
anfühlt. Auf der Le<strong>in</strong>wand wirkt das sehr <strong>in</strong>tensiv, aber<br />
beim Drehen war es gar nicht so kompliziert. Kompliziert<br />
war nur, das alles immer und immer wieder zu tun.<br />
Es gibt diesen Augenblick, <strong>in</strong> dem man sich erniedrigt fühlt<br />
und denkt, dass es jetzt e<strong>in</strong>fach zu viel ist. Man kann so<br />
etwas e<strong>in</strong> paar Stunden lang machen, aber es waren ja<br />
nicht e<strong>in</strong> paar Stunden, sondern es waren e<strong>in</strong> paar Tage.<br />
exarchopoulos: Es war für mich möglich, weil ich das<br />
alles <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er Frau getan habe, die für mich wie e<strong>in</strong>e<br />
Schwester ist. Ich kenne Léa, wie ich ke<strong>in</strong>e andere kenne.<br />
Unser Verhältnis war so <strong>in</strong>tensiv, wir mussten alles geben<br />
– den Körper, die Seele, e<strong>in</strong>fach alles. Manchmal war es<br />
"Ich muss nicht für die<br />
Kunst leiden. Ich leide schon<br />
genug <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Leben"<br />
léa seydoux<br />
kompliziert, weil immer Leute um uns herum waren,<br />
während wir beide nackt waren, es gab ke<strong>in</strong>e wirkliche<br />
Choreografie, man wusste nicht, wo die Grenzen bei all<br />
dem se<strong>in</strong> sollten.<br />
<strong>in</strong>terview: In der Filmgeschichte gibt es e<strong>in</strong>ige<br />
Anekdoten über Regisseure, die ihre Schauspieler<strong>in</strong>nen<br />
gequält haben – Hitchcock Tippi Hedren zum Beispiel<br />
oder Kubrick Shelley Duvall.<br />
seydoux: Ich habe ke<strong>in</strong>e Probleme <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Regisseur,<br />
der viele Takes machen will, solange ich respektiert werde.<br />
<strong>in</strong>terview: Sie haben sich von Kechiche nicht respektiert<br />
gefühlt?<br />
seydoux: Ne<strong>in</strong>.<br />
<strong>in</strong>terview: Weil er fiese Sachen gesagt hat?<br />
exarchopoulos: Es war nicht so, dass er Sätze gesagt wie:<br />
„Hey, ihr Schlampen, wir machen jetzt das und das.<br />
“ Es war auch nicht wie bei Hitchcock, wenn er se<strong>in</strong>e<br />
Schauspieler<strong>in</strong>nen als Objekte behandelte. Es g<strong>in</strong>g tiefer.<br />
In jeder E<strong>in</strong>stellung gab es so etwas wie Manipulation.<br />
Es war, als würde er <strong>in</strong> unseren Kopf e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen wollen.<br />
Anfangs haben wir uns alle geliebt. Wir waren e<strong>in</strong>ander so<br />
nahe. Wir haben über das Leben gesprochen, über<br />
wirklich persönliche D<strong>in</strong>ge. Manchmal war er schwer zu<br />
ertragen, aber wir haben es ihm nachgesehen, so wie<br />
man nachsichtig <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Vater ist, wenn er e<strong>in</strong>en anbrüllt<br />
oder vor etwas zu beschützen versucht. Man denkt:<br />
„Okay, das ist eben für den Film oder für ihn wichtig.“ Ich<br />
glaube, dass Léa irgendwann begriffen hat, dass sie e<strong>in</strong>e<br />
wirklich gute Schauspieler<strong>in</strong> ist und es auch ohne diesen<br />
ganzen Druck schafft. Und ich irgendwie auch.<br />
<strong>in</strong>terview: Glauben Sie denn nicht, dass man für die<br />
Kunst leiden muss?<br />
seydoux: Ne<strong>in</strong>! Ich leide schon genug <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Leben,<br />
das reicht mir völlig. Ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Schauspieler<strong>in</strong>. Ich will<br />
e<strong>in</strong>fach nur arbeiten.<br />
exarchopoulos: Das ist e<strong>in</strong>e schwierige Frage. Ich glaube<br />
schon, dass alle Genies – Kubrick, Coppola <strong>mit</strong> Apocalypse<br />
Now, Hitchcock oder Picasso – etwas im Schmerz f<strong>in</strong>den.<br />
Es gibt etwas, das sich durch den Schmerz enthüllt.<br />
Manchmal, wenn man an die Grenzen se<strong>in</strong>er Moral geht,<br />
gerät man <strong>in</strong> dunkle Bezirke. Aber ich glaube auch, dass<br />
Respekt wichtig ist.<br />
Adèle: Top chloé<br />
Höschen zimmerli of<br />
switzerland Socken<br />
maria la rosa R<strong>in</strong>g<br />
stella mccartney<br />
Kette ju$t another<br />
rich kid Armband<br />
<strong>in</strong>ez and v<strong>in</strong>oodh<br />
Léa: Höschen zimmerli<br />
of switzerland Ohrr<strong>in</strong>ge<br />
wendy nichol<br />
R<strong>in</strong>g cast of vices
<strong>in</strong>terview: Wo liegen die Grenzen? Ist es <strong>in</strong> Ordnung,<br />
dass Hitchcock auf Tippi Hedren Vögel gehetzt hat, die<br />
auf sie e<strong>in</strong>gepickt und sie vollgekackt haben?<br />
seydoux: Es würde mich nicht stören, wenn e<strong>in</strong>em<br />
Regisseur e<strong>in</strong>fiele, mich von Vögeln bekacken zu lassen.<br />
Wenn er mir erklärt, dass wir das für e<strong>in</strong>e Szene brauchen,<br />
denk ich: „Ke<strong>in</strong> Problem.“ Ich kann sehr weit gehen.<br />
<strong>in</strong>terview: Sie beide wurden <strong>in</strong> Cannes praktisch zum<br />
selben Zeitpunkt ausgezeichnet, als <strong>in</strong> Frankreich nach<br />
langen Debatten homosexuelle Ehen zugelassen wurden.<br />
Ist der Film für Sie letztlich e<strong>in</strong> politisches Statement?<br />
exarchopoulos: Ne<strong>in</strong>. Das war nur e<strong>in</strong> glücklicher<br />
Zufall. Während der Dreharbeiten haben wir nie über<br />
Homosexualität oder Militanz geredet. Für mich g<strong>in</strong>g es bei<br />
diesem Film darum, e<strong>in</strong>e Liebesgeschichte zu erzählen.<br />
Me<strong>in</strong>e Herausforderung bestand dar<strong>in</strong>, die Menschen<br />
vergessen zu lassen, dass wir zwei Frauen s<strong>in</strong>d. Sie sollten<br />
nicht denken können: „He, zwei Lesben, das könnte<br />
cool se<strong>in</strong>.“<br />
seydoux: Ja, das war e<strong>in</strong> schöner Zufall, aber ich glaube,<br />
dass dieser Zufall stattf<strong>in</strong>den konnte, weil der Film sehr<br />
modern ist. Er ist nicht militant, aber er ist engagiert.<br />
Es sollte ganz normal se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e Geschichte über zwei<br />
Frauen zu erzählen.<br />
<strong>in</strong>terview: Hat Sie das an dem Film angezogen?<br />
seydoux: Ja. Ich wollte e<strong>in</strong>e Lesbe spielen.<br />
<strong>in</strong>terview: Warum?<br />
seydoux: Weil ich es <strong>in</strong>teressant fand. Es ist e<strong>in</strong>e<br />
<strong>in</strong>teressante Figur, auch weil sie auf e<strong>in</strong>e bestimmte Art<br />
eher wie e<strong>in</strong> Mann ist.<br />
<strong>in</strong>terview: Stimmt. In der Dynamik dieses Paares ist Ihre<br />
Figur typisch männlich. Glauben Sie, dass das Publikum<br />
Sie beide als lesbische Ikonen wahrnehmen wird?<br />
seydoux: Weiß ich nicht. Warum nicht? Ich hätte ke<strong>in</strong><br />
Problem da<strong>mit</strong>.<br />
<strong>in</strong>terview: Sie haben öffentlich Auskunft darüber gegeben,<br />
dass Sie beide Freunde haben. War es Ihnen wichtig, die<br />
Leute wissen zu lassen, dass Sie hetero s<strong>in</strong>d?<br />
exarchopoulos: Ich habe <strong>in</strong> Cannes me<strong>in</strong>en Freund vor<br />
der Kamera geküsst, weil man se<strong>in</strong>e Freude <strong>mit</strong> jemandem<br />
teilen will, den man liebt. Es g<strong>in</strong>g mir nicht darum zu<br />
zeigen, dass ich ke<strong>in</strong>e Lesbe b<strong>in</strong>.<br />
seydoux: Ich habe ke<strong>in</strong>e Probleme <strong>mit</strong> Homosexualität.<br />
Es würde mich nicht stören, wenn ich e<strong>in</strong>e Lesbe wäre. Ich<br />
glaube, Kechiche wollte für se<strong>in</strong>en Film heterosexuelle<br />
Schauspieler<strong>in</strong>nen haben, weil es zu e<strong>in</strong>fach gewesen wäre,<br />
e<strong>in</strong>e lesbische Geschichte <strong>mit</strong> lesbischen Schauspieler<strong>in</strong>nen<br />
zu drehen. Er mag Fiktion.<br />
<strong>in</strong>terview: Wie g<strong>in</strong>g es Ihnen, als Julie Maroh (die<br />
Autor<strong>in</strong> der Graphic Novel „Blue Angel“, die der<br />
Ausgangspunkt von Kechiches Film ist) über die Sexszenen<br />
<strong>in</strong> Blau ist e<strong>in</strong>e warme Farbe sagte, sie seien „brutal<br />
und chirurgisch“, „sogenannter lesbischer Sex“, „Porno“<br />
und „lächerlich“?<br />
exarchopoulos: Ich b<strong>in</strong> nicht e<strong>in</strong>verstanden da<strong>mit</strong>. Man<br />
hat jedes Recht, uns <strong>in</strong> diesen Szenen schlecht zu f<strong>in</strong>den.<br />
Aber man kann doch nicht sagen: „So machen es die Leute<br />
nicht. So haben Leute ke<strong>in</strong>en Sex.“ Wissen Sie denn, wie<br />
Leute Sex haben? Menschen haben ganz verschieden Sex.<br />
Es ist so persönlich, sich jemandem h<strong>in</strong>zugeben; es muss<br />
Menschen geben, die es gerne <strong>mit</strong> Affen, <strong>mit</strong> Videos, <strong>mit</strong><br />
zehn anderen oder nur <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen anderen tun.<br />
Verdammt, es gibt so vieles. Also macht Julie Maroh es<br />
sich sehr leicht, wenn sie behauptet, dass Lesben so nicht<br />
Sex haben. Ganz abgesehen davon, dass der Sex <strong>in</strong><br />
unserem Film gar nicht lesbisch ist. Für Adèle ist es ja<br />
das erste Mal. Also hat sie nicht wie e<strong>in</strong>e Lesbe Sex,<br />
sondern wie e<strong>in</strong> Mensch, der noch alles lernt und verliebt<br />
und besessen von e<strong>in</strong>er Frau ist.<br />
seydoux: Der Film handelt nicht von Homosexualität.<br />
Kechiche ist irgendwie besessen von gesellschaftlichen<br />
Unterschieden, und deswegen ist das irgendwie e<strong>in</strong><br />
gesellschaftlicher Film geworden. Adèle hat e<strong>in</strong>en eher<br />
volkstümlichen H<strong>in</strong>tergrund …<br />
<strong>in</strong>terview: Sie f<strong>in</strong>den, dass es um Klassenunterschiede<br />
geht?<br />
seydoux: Ja. Adèle lebt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>stadt im Norden<br />
Frankreichs, e<strong>in</strong>er sehr armen Stadt. Wir haben dort<br />
gearbeitet. Es ist e<strong>in</strong> sehr trister Ort, jeder ist Alkoholiker<br />
und übergewichtig. Ich b<strong>in</strong> mehr so die Bürgerliche.<br />
<strong>in</strong>terview: Glauben Sie, das Kechiche Sie wegen Ihrer<br />
familiären Herkunft ausgesucht hat?<br />
seydoux: Total. Damals hab ich das noch nicht so<br />
<strong>mit</strong>bekommen. Ich will aber ke<strong>in</strong>e Bourgeoise spielen,<br />
weil ich e<strong>in</strong>e b<strong>in</strong>, verstehen Sie? Ich will Menschen<br />
spielen, die fern von mir s<strong>in</strong>d.<br />
<strong>in</strong>terview: Hat es Ihre Karriere bee<strong>in</strong>flusst, dass Sie aus<br />
e<strong>in</strong>er Familie stammen, die im Filmgeschäft ist?<br />
seydoux: Ne<strong>in</strong>, glaube ich nicht. Sicher, ich b<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Familie aufgewachsen, <strong>in</strong> der es viel Kultur gab.<br />
Und ich weiß auch, dass es e<strong>in</strong> großes Privileg ist, wenn<br />
man <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zuhause aufwächst, <strong>in</strong> dem es Bücher<br />
gibt. Als ich e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d war, g<strong>in</strong>g me<strong>in</strong> Vater <strong>mit</strong> mir oft <strong>in</strong><br />
Museen, und ich hatte die Möglichkeit, viel zu reisen.<br />
Das hat me<strong>in</strong>en Horizont erweitert.<br />
<strong>in</strong>terview: Adèle, gab es auch <strong>in</strong> Ihrer Familie Kultur?<br />
exarchopoulos: Me<strong>in</strong> Vater ist e<strong>in</strong> Gitarrist,<br />
me<strong>in</strong>e Mutter Krankenschwester. Aber es gab so etwas<br />
wie Kultur. Me<strong>in</strong>e Mutter liest viel, me<strong>in</strong> Vater hat gerne<br />
Rockmusik gehört.<br />
<strong>in</strong>terview: Was denn?<br />
exarchopoulos: Guns N’ Roses, die Roll<strong>in</strong>g Stones,<br />
Lenny Kravitz. Und er hat viele DVDs gekauft, weil er<br />
ke<strong>in</strong>e Zeit dafür hatte, <strong>in</strong>s K<strong>in</strong>o zu gehen. Da war alles<br />
dabei: K<strong>in</strong>derfilme, psychologische Filme, blutige Filme.<br />
Es war e<strong>in</strong> großes Vergnügen, mir das alles anzusehen.<br />
<strong>in</strong>terview: Léa, Sie spielen <strong>in</strong> Wes Andersons nächstem<br />
Film The Grand Budapest Hotel und haben <strong>mit</strong> ihm<br />
e<strong>in</strong>e ziemlich lustige Werbekampagne für Prada gedreht.<br />
Wie war die Zusammenarbeit <strong>mit</strong> ihm?<br />
seydoux: Ach, <strong>mit</strong> Wes war es sehr nett. Er sagt<br />
anfangs nie sehr viel und macht viele Takes. Also macht<br />
man e<strong>in</strong> wenig n’importe quoi, wie sagt man noch mal?<br />
<strong>in</strong>terview: E<strong>in</strong> wenig Nichts?<br />
seydoux: Ne<strong>in</strong>, ne<strong>in</strong>, man macht e<strong>in</strong>fach, was man fühlt.<br />
Und h<strong>in</strong>terher kommt er und macht alles hübsch.<br />
Am Anfang ist es immer e<strong>in</strong> ziemliches Durche<strong>in</strong>ander,<br />
doch dann macht er es klarer und klarer.<br />
<strong>in</strong>terview: Geht es auf dem Set lustig zu?<br />
seydoux: Ja, sehr. Man spürt sehr viel Humor.<br />
<strong>in</strong>terview: Und <strong>mit</strong> Woody Allen, hatten Sie <strong>mit</strong> ihm Spaß?<br />
seydoux: Ja, er ist brillant. Er beobachtet e<strong>in</strong>en ständig<br />
und sagt kaum etwas, und dann s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Filmen alle<br />
se<strong>in</strong>e Schauspieler immer unglaublich gut.<br />
„Blau ist e<strong>in</strong>e warme Farbe“<br />
startet am 19. Dezember
„Ich habe ke<strong>in</strong>e Probleme<br />
<strong>mit</strong> Homosexualität. Es<br />
würde mich nicht stören,<br />
wenn ich Lesbe wäre“<br />
léa seydoux<br />
photography Mikael<br />
Jansson / Trunk Archive<br />
hair Yannick D’Is for<br />
Oribe / Management Artists<br />
make-up Hannah Murray /<br />
Art + Commerce us<strong>in</strong>g Prestige<br />
manicure Anatole<br />
Ra<strong>in</strong>ey / B Agency set design<br />
Emma Roach / Streeters<br />
London production Marie<br />
Hu for North 6 retouch<strong>in</strong>g<br />
Gloss Studio New York digital<br />
technicians Nicolas<br />
Fallet, Faremi Pujol, Pablo<br />
Azevedo for D-Factory photography<br />
assistants<br />
Robert L<strong>in</strong>dholm, Emilio<br />
Her nandez, Virgile Biechy,<br />
Fabrizio Amoroso styl<strong>in</strong>g<br />
assistants Melissa Levy,<br />
Grace Atk<strong>in</strong>son hair assistant<br />
Quent<strong>in</strong> Guyen makeup<br />
assistant Khela Tyson<br />
set design assistants<br />
Joshua Stovell, Benedicte Lepere
Haute Joaillerie<br />
166
Top julien DaviD Schmuck (hier<br />
und auf allen Folgeseiten): Bulgari<br />
haute joaillerie Kette<br />
aus Plat<strong>in</strong> <strong>mit</strong> runden Smaragden und<br />
Diamanten ohrr<strong>in</strong>g aus Weißgold<br />
<strong>mit</strong> Diamanten im Baguetteschliff und<br />
Pavéfassung r<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Blumenform,<br />
aus Weißgold <strong>mit</strong> Diamanten besetzt<br />
Das Maß<br />
der Gefühle167<br />
Portof<strong>in</strong>o, soPhia loren,<br />
grosse leidenschaften,<br />
schmuck von Bulgari:<br />
Wenn man die lieBe auf e<strong>in</strong>e<br />
formel Br<strong>in</strong>gen Wollte,<br />
Wären das schon e<strong>in</strong> Paar<br />
Bestandteile, auf die Wir<br />
nicht verzichten könnten.<br />
<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en zeiten Wird<br />
man Wohl noch e<strong>in</strong> Wenig<br />
grösser träumen dürfen<br />
Fotos Adrian Crisp<strong>in</strong><br />
Styl<strong>in</strong>g Ann-Kathr<strong>in</strong><br />
Obermeyer
Diese Seite: Top giorgio armani Hose chloé<br />
Kette <strong>mit</strong> 9,39-karätigen gelben tropfenförmigen<br />
Diamanten r<strong>in</strong>g aus Gelbgold <strong>mit</strong> 14,26-karätigem<br />
Smaragd im Cabochonschliff r<strong>in</strong>g aus Weißgold<br />
<strong>mit</strong> Diamanten besetzt<br />
Rechte Seite: Pullover louis vuitton Rock<br />
rochas ohrr<strong>in</strong>g <strong>mit</strong> fünf Turmal<strong>in</strong>en und<br />
e<strong>in</strong>em Brillanten r<strong>in</strong>g aus Plat<strong>in</strong>, <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Smaragd, Rub<strong>in</strong>en im Tafelschliff und Diamanten<br />
<strong>in</strong> Pavéfassung uhr „Diva“ aus 18-karätigem<br />
Roségold <strong>mit</strong> Diamanten und Amethysten<br />
Haute Joaillerie<br />
168
Bl<strong>in</strong>D Kane<br />
dress, J.W Anderson<br />
trousers, Dries van<br />
Noten crystal r<strong>in</strong>g,<br />
jeweled b<strong>in</strong>di from St.<br />
Mark's Place, NYC<br />
169<br />
moDel paul<strong>in</strong>e hoarau @ the society management<br />
hair takashi yusa maKeup just<strong>in</strong>e purdue<br />
@ tim howard management us<strong>in</strong>g mac<br />
photo assistants ned rogers, ned mulvhill<br />
stylist assistants anny choi and chris lee<br />
cast<strong>in</strong>g samuel ellis sche<strong>in</strong>man @dm fashion studio
Look BurBerry prorsum<br />
Brille Bulgari collier<br />
<strong>mit</strong> 20,2-karätigen Diamanten <strong>in</strong><br />
Pavéfassung ohrr<strong>in</strong>ge<br />
<strong>in</strong> Blumenform <strong>mit</strong> Smaragden<br />
und Diamanten r<strong>in</strong>g aus<br />
Plat<strong>in</strong> und Gelbgold <strong>mit</strong> ge bem<br />
Diamant und weißen Diamantstegen<br />
r<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Weißgold <strong>mit</strong><br />
Türkisen, Diamanten und e<strong>in</strong>em<br />
14,25-karätigen Saphir uhr<br />
aus 18-karätigem Gelbgold <strong>mit</strong><br />
Diamanten besetzt
Blazer sa<strong>in</strong>t laurent By heDi<br />
slimane Kette aus Weißgold und<br />
e<strong>in</strong>em 43,02-karätigen Cabochonsaphir,<br />
13 Saphirperlen, 149 Tafelschliffsaphiren<br />
und Diamanten uhr „Diva“<br />
aus Weiß-gold <strong>mit</strong> Diamanten besetzt<br />
Haute Joaillerie<br />
171
Haute Joaillerie<br />
172<br />
Cape & Rock valent<strong>in</strong>o<br />
Kette aus Plat<strong>in</strong> und Gold <strong>mit</strong><br />
43 tropfenförmigen Diamanten,<br />
Brillanten und Diamanten <strong>in</strong><br />
Pavéfassung armBanD aus<br />
Weißgold und 60,49-karätigen<br />
Diamanten <strong>in</strong> Pavéfassung ohrr<strong>in</strong>ge<br />
aus Plat<strong>in</strong> und Gelbgold<br />
<strong>mit</strong> 20,31-karätigen Smaragden<br />
und Diamanten r<strong>in</strong>g aus Plat<strong>in</strong><br />
und Gelbgold <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Saphir<br />
und 21,63-karätigen Diamanten<br />
uhr „Assioma D“ <strong>mit</strong> Diamantziffernblatt<br />
und -armband
173<br />
Top sonia ryKiel<br />
Lederrock jacquemus<br />
Kette <strong>mit</strong> p<strong>in</strong>kem 38,86-<br />
karätigem Sp<strong>in</strong>ell, 56 kle<strong>in</strong>en<br />
Sp<strong>in</strong>ellen, Smaragden und<br />
Brillanten ohrr<strong>in</strong>ge aus<br />
Weißgold <strong>mit</strong> Brillanten<br />
r<strong>in</strong>g <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Rub<strong>in</strong>, Diamanten<br />
im Marquiseschliff<br />
und Pavé fassung r<strong>in</strong>g<br />
<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em p<strong>in</strong>ken Saphir,<br />
Brillanten und Diamanten im<br />
Baguetteschliff uhr<br />
„Serpenti“ aus 18-karätigem<br />
Roségold und Brillanten<br />
haare Stefano Gatti / W-M Management maKe-up Giorgia Pambianchi /<br />
Atomo Management maniKüre Sara Alaimo / Atomo Management<br />
moDel Chloe Belle / Iconic Management proDuKtion Dorothea Fiedler
jetzt ist die zeit, <strong>in</strong> der sternenstaub vom<br />
himmel fällt und Gesichter leuchten<br />
lässt. wer jemanden sieht, der so die<br />
w<strong>in</strong>terdunkelheit verscheucht, hat<br />
e<strong>in</strong>en wunsch frei. auch <strong>mit</strong> offenen auGen<br />
Nacht<br />
aus<br />
Gold<br />
Beauty Make-up<br />
175<br />
Augenbrauen: „Eyebrow Def<strong>in</strong>er <strong>in</strong><br />
Warm“ von LAURA MERCIER<br />
Rouge: „Shimmer Bricks Nude Glow“<br />
von BOBBI BROWN, li<strong>mit</strong>iert<br />
Lidschatten: „S<strong>in</strong>gle Eyeshadow No. 16<br />
Copper“ von NYX, exklusiv bei Douglas<br />
Kajal: „Khôl Me Kajal“ von GUERLAIN<br />
Mascara: „High Impact Waterproof<br />
Mascara“ von CLINIQUE<br />
Lippenstift: „L’Absolue Rouge No. 131<br />
Pense a Moi“ von LANCÔME<br />
Fotos Pawel Pysz<br />
Make-up Maria Olsson
Augenbrauen: „Eyebrow<br />
Pencil No. EB01 Grayish<br />
Brown“ von SENSAI<br />
Lidschatten: „5 Couleurs<br />
Iridescent No. 008 Smokey<br />
Design“ von DIOR<br />
Rouge: „Cream Rouge for<br />
Lips & Cheeks No. 10 Creamy<br />
P<strong>in</strong>k“ von ARTDECO<br />
Lippen: „Lip Color Bruised<br />
Plum“ von TOM FORD
Augenbrauen:<br />
„Browz<strong>in</strong>gs Dark“<br />
von BENEFIT<br />
Kajal: „Magic Kajal“<br />
von GIVENCHY<br />
Mascara: „Double<br />
Extension Re-Novation<br />
Mascara“ von<br />
L’ORÉAL PARIS<br />
Lippenstift: „Rouge<br />
Ecstasy No. 203“ von<br />
GIORGIO<br />
ARMANI BEAUTY
Beauty Make-up<br />
178<br />
Augenbrauen: „Phyto-<br />
Sourcils Perfect No. 03 Brun“<br />
von SISLEY Kajal:<br />
„Crayon Khôl No. 01 Intense<br />
Black“ von CLARINS<br />
Rouge: „Wanted Blush No. 05<br />
Sculpt<strong>in</strong>g Woodrose“ von<br />
HELENA RUBINSTEIN<br />
Lippenstift: „Perfect Rouge<br />
No. RD613 Mystery“ von<br />
SHISEIDO<br />
STYLING Omaima Salem<br />
MAkE-UP Maria Olsson /<br />
Jed Root us<strong>in</strong>g Urban<br />
Decay HAIR Daniel<br />
Mart<strong>in</strong> / D+V Management<br />
us<strong>in</strong>g ORIBE products<br />
MANICURE Crist<strong>in</strong>a<br />
Conrad / Calliste MO-<br />
DEL Lera Tribel / Next<br />
Models STYLING AS-<br />
SISTANT Oumeih Benaicha<br />
PHOTO ASSISTANTS<br />
Mehdi Sefrioui, Christian<br />
Bragg, Michael Williams<br />
HAIR ASSISTANT<br />
Miharu Oshiba RETOU-<br />
CHING Jam Imag<strong>in</strong>g
www.eliesaab.com
Was Kle<strong>in</strong>es<br />
zum Fest<br />
ParfÜms zu weihnachten: e<strong>in</strong> klassiker,<br />
den sich orig<strong>in</strong>elle zeitgenossen oft<br />
nicht zu schenken trauen. ausser …<br />
V Bett<strong>in</strong>a Brenn<br />
Illustration Manuel Birnbacher<br />
Beauty Kolumne<br />
180<br />
Bewundernswert:<br />
der Luxusflakon<br />
für die Luxusvariante<br />
von<br />
Diors „J‘adore“<br />
Vor Weihnachten werden die Fantasien kühner<br />
– sowohl jene der Frauen, deren <strong>in</strong>nere Werte<br />
endlich durch das richtige Geschenk erkannt<br />
werden sollen, als auch jene der Luxushersteller, die<br />
wissen: Jetzt ist mancher bereit für Verausgabung beim<br />
Versuch, se<strong>in</strong>e Liebe zu zeigen. Und so begibt es sich, dass<br />
sich <strong>in</strong> diesem Jahr gleich drei Unternehmen dafür<br />
entschieden haben, ihre Düfte e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong> wenig kostbarer<br />
zu verpacken.<br />
Für den Duft „La Vie Est Belle“ von Lancôme erschuf<br />
die Schweizer Spieluhrenmanufaktur Reuge zusammen<br />
<strong>mit</strong> dem französischen Traditions-Kristalllabel Baccarat<br />
e<strong>in</strong> Kunstwerk, das den Irisduft umspielt (<strong>mit</strong> dem Lied<br />
der Werbekampagne <strong>mit</strong> Julia Roberts). Weltweit gibt es<br />
von der „La Vie Est Belle L’Édition Féerique“ – e<strong>in</strong>er<br />
doppelten Kuppel aus Glas, geschmückt <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Leuchter aus 133 Kristallkugeln und 48 Röhren – nur<br />
15 Exemplare. E<strong>in</strong>es davon kann man ab Ende November<br />
<strong>in</strong> Düsseldorfs gerade eröffnetem Shopp<strong>in</strong>g-Tempel<br />
Breun<strong>in</strong>ger besichtigen. Dort wird das kostbare Stück im<br />
Januar für e<strong>in</strong>en guten Zweck versteigert, E<strong>in</strong>stiegsgebot:<br />
20 000 Euro. Da die Luxusgüterbranche trotz Eurokrise<br />
immer noch stetig wächst, wird sich gewiss e<strong>in</strong> kaufkräftiger<br />
Liebhaber f<strong>in</strong>den.<br />
Auch für Diors erfolgreichsten Duft „J’adore“ gibt es<br />
jetzt e<strong>in</strong>e Luxusverpackung. Die bekannte schlanke<br />
Amphore wird von Frankreichs bestem Glasbläser aus<br />
Baccarat-Kristall gefertigt, um danach von den Ateliers<br />
der Haute Joaillerie Dior <strong>mit</strong> echten goldenen Ketten<br />
und Diamanten verziert zu werden. Kostenpunkt des<br />
Schmuckstücks <strong>mit</strong> 100 ml „Essence de Parfum J’adore<br />
l’Or“: circa 50 000 Euro.<br />
Guerla<strong>in</strong> wiederum, e<strong>in</strong>es der ältesten Parfümhäuser<br />
der Welt, das wie Dior zum Luxusgüterkonzern LVMH<br />
gehört, veredelt die beiden Klassiker „Shalimar“ und<br />
„La Petite Robe Noir“. Der „Shalimar“-Flakon wurde<br />
von der französischen Accessoire- und Schmuckdesigner<strong>in</strong><br />
Sylvia Toledano <strong>mit</strong> 24-karätigem Mattgold überzogen<br />
und <strong>mit</strong> Edelste<strong>in</strong>en aus Jaipur verziert, die auch das<br />
Taj Mahal schmücken, das 1921 e<strong>in</strong>e zentrale Rolle bei<br />
der „Shalimar“-Entstehungsgeschichte spielte. Von der<br />
„Shalimar Indes & Merveilles“-Edition <strong>mit</strong> dem üppigen<br />
Inhalt von anderthalb Litern (!) wird es exklusiv <strong>in</strong> den<br />
Guerla<strong>in</strong>-Boutiquen weltweit 48 nummerierte Exemplare<br />
zu je 9 500 Euro geben. Dagegen ersche<strong>in</strong>t der Baccarat-<br />
Flakon <strong>mit</strong> silberner Spitze von „La Petite Robe Noir“<br />
für 6 400 Euro geradezu erschw<strong>in</strong>glich.<br />
Während Parfüms saisonbed<strong>in</strong>gt aufrüsten (30 Prozent<br />
des Jahresumsatzes werden <strong>in</strong> der Weihnachtszeit gemacht),<br />
f<strong>in</strong>den im Luxuspflegemarkt die Preisexplosionen längst<br />
ganzjährig statt. Marken wie La Mer, La Prairie, RéVive<br />
oder Kanebo lancieren e<strong>in</strong>e Kostbarkeit nach der anderen,<br />
<strong>mit</strong> erlesenen Wirkstoffen und zarten Texturen, die e<strong>in</strong>em<br />
schon beim Auftragen e<strong>in</strong> One-Million-Dollar-Treatment-<br />
Gefühl geben. So entspannen sich Fältchen von ganz<br />
alle<strong>in</strong>e. Das schaffen weder neue Schuhe von Jimmy Choo<br />
noch e<strong>in</strong>e Designerhandtasche.
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nie verborgen worden als von<br />
Pat McGrath für Givenchy.<br />
Für ihren von afrikanischen<br />
Masken <strong>in</strong>spirierten Look<br />
brauchte die britische<br />
Make-up-Künstler<strong>in</strong> Pailletten,<br />
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E<strong>in</strong>e hübsche Idee von Marc Jacobs:<br />
Parfüm als Creme <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kette. Gut,<br />
weil der Duft erstens <strong>mit</strong> Aromen von<br />
Birne, Orangenblüten und Honig stets <strong>in</strong><br />
der Nähe bleibt, und weil man zweitens<br />
e<strong>in</strong> Accessoire-Problem weniger hat.<br />
Бauty News Бauty News<br />
TÜRCHEN, ÖFFNE DICH!<br />
Warten kann so schön se<strong>in</strong>: Der m<strong>in</strong>imalistische<br />
Adventskalender des Wellnesshotels Post im<br />
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Concealer. Und Männer<br />
haben gleich acht<br />
Ausreden weniger.<br />
„Honey Solid<br />
Perfume Kette“<br />
von Marc Jacobs,<br />
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Viererpack<br />
Sieht aus wie e<strong>in</strong> Relief, das man am liebsten<br />
gar nicht zerstören möchte – ist aber sehr<br />
nützlich. Die vier Rouge-Töne von Giorgio<br />
Armani Beauty lassen sich <strong>mit</strong> dem P<strong>in</strong>sel zu<br />
subtilen Make-ups komb<strong>in</strong>ieren.<br />
„Eccentrico<br />
Face Palette“<br />
von Giorgio<br />
Armani Beauty,<br />
ca. 86 €, li<strong>mit</strong>iert
„Deep Sea<br />
Cream“ <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er handgearbeiteten<br />
Skulptur<br />
aus Muranoglas,<br />
von<br />
Ligne<br />
St. Barth,<br />
ca. 1 350 €<br />
P<strong>in</strong>k, p<strong>in</strong>k, noch mehr p<strong>in</strong>k<br />
Der britische Fotograf Tim Walker ist nicht für<br />
Realismus bekannt: Wenn ihm nicht passt, wie die Welt<br />
aussieht, färbt er sie um. Das hat er schon <strong>mit</strong> Katzen,<br />
Pferden oder Scarlett Johansson gemacht, und so hält er es jetzt<br />
auch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Werbekampagne für Jo Malone, <strong>in</strong> der<br />
alles unübersehbar pfi ngstrosa ist. Das könnte daran liegen,<br />
dass der neue Jo-Malone-Duft „Peony & Blush Suede“ heißt.<br />
Und nach Rose (und rotem Apfel und weißem Moschus) duftet.<br />
CRÈME DE LA CRÈME<br />
Über 20 Jahre Forschung. Ähnelt<br />
dem menschlichen Hautfett.<br />
Inhaltsstoffe wie Algenextrakt, Gold<br />
oder Silizium. T<strong>in</strong>tenfi sch-Flakon.<br />
Soweit die Basics der „Deep<br />
Sea Cream“. Ihr Effekt: Anti-Ag<strong>in</strong>g.<br />
„The Peony &<br />
Blush Suede<br />
Collection“, als<br />
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Body Crème und<br />
Kerze, ab ca. 40 €<br />
FOTOS: Andrea Adriani/IMAXTREE.COM; Marc Jacobs (2); PR (15); Shona Stark<br />
Beauty und Beton: der<br />
Aesop Store <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />
Beauty-Talk<br />
<strong>mit</strong> Birgit Hölzer<br />
Die Berl<strong>in</strong>er<strong>in</strong> hat <strong>mit</strong> dem Designbüro<br />
Weiss-heiten den ersten deutschen Store der<br />
Beautymarke Aesop gestaltet<br />
INTERVIEW: Wenn man den Laden betritt,<br />
fallen e<strong>in</strong>em sofort die ungewöhnlichen Fliesen<br />
auf. Welche Idee steckt dah<strong>in</strong>ter?<br />
BIRGIT HÖLZER: Wir haben uns bei unserer<br />
Gestaltung sehr von der<br />
Umgebung des Ladens und<br />
von der Geschichte Berl<strong>in</strong>s<br />
<strong>in</strong>spirieren lassen. Ausgangspunkt<br />
war die U-Bahnstation<br />
Alexanderplatz. Die Kacheln<br />
s<strong>in</strong>d aus Beton und wurden<br />
von Hand bemalt. Ke<strong>in</strong>e ist<br />
wie die andere, und wir<br />
Birgit Hölzer<br />
wussten vorher nicht, wie<br />
alles am Ende wirken würde. Zu den Materialien,<br />
für die wir uns entschieden haben, gehören auch<br />
roher Stahl, der erst über die Jahre die richtige<br />
Pat<strong>in</strong>a entwickelt, und geweißte deutsche Eiche.<br />
Mit den Materialien wollten wir auch die<br />
Natürlichkeit der Produkte von Aesop widerspiegeln.<br />
INTERVIEW: Kannten Sie die Marke bereits?<br />
HÖLZER: Ja, ich habe e<strong>in</strong>e Zeitlang <strong>in</strong> Australien<br />
gelebt und mich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Bar <strong>in</strong> Melbourne <strong>in</strong> den<br />
Duft der Seife verliebt. Es ist großartig, dass sich<br />
der Kreis jetzt wieder geschlossen hat.<br />
INTERVIEW: Australier haben e<strong>in</strong> großes Gespür für<br />
Interior und Produktgestaltung. Woran liegt das?<br />
HÖLZER: Australier gehen generell viel freier<br />
und experimenteller <strong>mit</strong> Design um und sehen die<br />
D<strong>in</strong>ge nicht so verkopft wie wir Deutschen.<br />
Dadurch wird viel Avantgardistisches <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em<br />
stimmigen Gesamtkonzept möglich – vom<br />
Zuckerstreuer bis zur Licht<strong>in</strong>stallation.<br />
INTERVIEW: Welchen Wunsch haben Sie sich<br />
zuletzt erfüllt?<br />
HÖLZER: E<strong>in</strong>en Lippenstift von Tom Ford <strong>in</strong> der<br />
Farbe „Wild G<strong>in</strong>ger“. Und nach<br />
dem Abschluss des Aesop-<br />
Projekts habe ich mir e<strong>in</strong><br />
„Anna“-Dress von Henrik<br />
Vibskov gegönnt. Sonst kaufe<br />
ich mir jedes Jahr zu me<strong>in</strong>em<br />
Geburtstag e<strong>in</strong> besonderes<br />
Kleid. Das mache ich seit mehr<br />
als zehn Jahren, und ich habe<br />
sie alle noch.<br />
AROMATHERAPIE<br />
Sechs Duftkerzen für<br />
jeden Raum, jede<br />
Stimmungslage und jede<br />
Parfümvorliebe<br />
„PHOENICIS“: Birke, Myrrhe<br />
und Eichenmoos – die<br />
neue Kreation der New Yorker<br />
Kultparfümerie duftet<br />
nach Waldspaziergang. Von<br />
Aedes de Venustas, ca. 55 €.<br />
„BLACK PEARLS“: Wenn<br />
der Duft von Ingwer und<br />
Rose schon verklungen ist,<br />
hat man immer noch<br />
e<strong>in</strong> Designobjekt aus Glas.<br />
Von Baobab, ab 65 €.<br />
„24 OLD BOND STREET“:<br />
E<strong>in</strong>e eher männliche Mixtur<br />
aus Wacholder, Rose,<br />
schwarzem Tee und e<strong>in</strong><br />
wenig altem Whisky.<br />
Von Atk<strong>in</strong>sons, ca. 65 €.<br />
„ENCENS DES INDES“:<br />
Mit exotischen Aromen wie<br />
Weihrauch, Myrrhe, Rose<br />
und Nelke. Von Diptyque <strong>in</strong><br />
Kooperation <strong>mit</strong> Tsé & Tsé,<br />
ab 30 € und li<strong>mit</strong>iert.<br />
„FLEURS DE SEL“: Angeregt<br />
von den Salzfeldern<br />
<strong>in</strong> der Bretagne – <strong>mit</strong><br />
rotem Thymianöl, Rosmar<strong>in</strong><br />
und Wildblumen.<br />
Von Miller Harris, ca. 65 €.<br />
„RAJASTHAN“: Die Farben<br />
er<strong>in</strong>nern an Indien, der<br />
Duft ist Er<strong>in</strong>nerung an und<br />
Vorfreude auf den Sommer.<br />
Mit Zitrone, Rose und Akazien.<br />
Von Etro, ca. 64 €.<br />
Бauty News<br />
183
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Jeanne<br />
DARK<br />
Jeanne Tremsal hat den größten Teil ihres jungen Lebens <strong>in</strong><br />
Paris verbracht. Und e<strong>in</strong>ige Jahre <strong>in</strong> München. Jetzt lebt sie<br />
<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und testet diesmal das Nachtleben <strong>in</strong> Los Angeles<br />
Foto Maxime Ballesteros<br />
Night & Life<br />
186<br />
Es war halb sechs am Morgen,<br />
aber ich war hellwach. Ich trat auf<br />
den Balkon, der Himmel blaute, die<br />
Sonne wärmte schon. Ich war <strong>in</strong> Los Angeles,<br />
wo genau, wusste ich nicht. In der Nacht<br />
zuvor war es zu spät gewesen, ich zu müde,<br />
um irgendetwas zu sehen. Ich beschloss<br />
h<strong>in</strong>auszugehen, der Stadt beim Erwachen<br />
zuzusehen. Und stand <strong>mit</strong>ten auf dem Rodeo<br />
Drive. Menschenleer und völlig surreal,<br />
e<strong>in</strong>e Geisterstadt der Prosperität. Ich drehte<br />
mich um und sah zum ersten Mal me<strong>in</strong><br />
Hotel. Ich erkannte es gleich wieder: Es war<br />
das Hotel aus Pretty Woman.<br />
So wie sie fühlte ich mich jetzt. Nicht<br />
wie e<strong>in</strong>e Prostituierte. Aber fehl am Platz.<br />
Als könnte jeder sehen, dass ich nicht hierher<br />
gehöre, nur so tue. Und dass ich e<strong>in</strong>e<br />
Europäer<strong>in</strong> b<strong>in</strong>. Was so viel bedeutet wie:<br />
nicht operiert, nicht optimal epiliert.<br />
Ich war von Ferragamo zu e<strong>in</strong>em<br />
Galad<strong>in</strong>ner e<strong>in</strong>geladen, zur Eröffnung des<br />
Wallis Annenberg Centers, des allerersten<br />
Kulturzentrums <strong>in</strong> Beverly Hills. Auf der<br />
Gästeliste: Brad Pitt, Robert Redford, Demi<br />
Moore, Kev<strong>in</strong> Spacey, Jodie Foster …<br />
Selbstverständlich machte mich das<br />
unsicher. Was anziehen? Und was ist <strong>mit</strong> den<br />
Haaren, diesen dünnen, traurig herunterhängenden<br />
Zotteln, hier <strong>in</strong> Kalifornien, dem<br />
Mekka der perfekten Haare? Auf<br />
unangenehme Art fühlte ich mich viel zu<br />
naturbelassen.<br />
Also unternahm ich den Versuch, mich<br />
anzupassen. Ich buchte e<strong>in</strong>en Term<strong>in</strong> bei der<br />
nächstgelegenen Blow Dry Bar (nicht<br />
schneiden, nur föhnen). „We blow for just<br />
35 Dollar“ klang ziemlich überzeugend. Als<br />
ich 40 M<strong>in</strong>uten später die Fönstation verließ,<br />
sah ich kalifornischer als Kim Kardashian aus.<br />
Zurück im Hotel versuchte ich, das<br />
verfünffachte Volumen <strong>mit</strong> Wasser zu<br />
reduzieren. Kurz darauf stand ich <strong>in</strong> der alten<br />
Post von Beverly Hills, <strong>in</strong> der sich jetzt das<br />
Ferragamo-Kulturzentrum bef<strong>in</strong>det,<br />
zwischen älteren, sichtbar operierten Damen<br />
<strong>in</strong> zu bunten Kleidern, die zu große E<strong>in</strong>blicke<br />
<strong>in</strong> ihre Dekolletés gewährten, das ließ<br />
mich umgehend sicherer werden und me<strong>in</strong>e<br />
<strong>mit</strong>tlerweile glatt hängenden Haare stolz<br />
tragen. Mich kam die Lust an, mich zu<br />
besaufen und danebenzubenehmen. Jetzt<br />
verstand ich Miley Cyrus, ihre Rebellion, die<br />
mir von Europa aus noch so lächerlich und<br />
naiv erschienen war. Hier ergab das alles S<strong>in</strong>n.<br />
Ich wollte mir gerade <strong>in</strong> dem riesigen<br />
Garten <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em riesigen G<strong>in</strong> Tonic <strong>in</strong> der<br />
Hand e<strong>in</strong>e Zigarette anstecken, da stand schon<br />
jemand von der Security neben mir und<br />
eskortierte mich sehr höflich und sehr<br />
bestimmt erst zum Ausgang und danach noch<br />
60 Fuß weiter. Da stand ich nun, halb h<strong>in</strong>ter<br />
und halb unter e<strong>in</strong>er Hecke, e<strong>in</strong>sam rauchend.<br />
Große Aufregung: Schwarze Limous<strong>in</strong>en<br />
fuhren vor. Erst Dita von Teese, dann Demi<br />
Moore. Da waren sie, die echten Stars.<br />
Demi Moore sah viel besser aus, als ich sie<br />
jemals gesehen hatte. Ganz <strong>in</strong> Schwarz,<br />
unglaubliche Eleganz. Wieder schämte ich<br />
mich, fühlte mich schäbig, wie ich<br />
rauchend und alle<strong>in</strong>e unter der Hecke stand.<br />
Glücklicherweise entstieg kurz danach André,<br />
e<strong>in</strong> alter Freund aus Paris, e<strong>in</strong>er Limo.<br />
Der Abend war gerettet. Große runde Tische<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em schwarz ausgekleideten Zelt.<br />
Zwei Tische von mir entfernt: Nicole Richie.<br />
Neben ihr Demi Moore und Charlize Theron<br />
<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em wunderbaren Kurzhaarschnitt, laut<br />
lachend, und e<strong>in</strong> süßes blondes Mädchen, das<br />
aussah wie Gwen Stefani. Es war Gwen<br />
Joy Ventur<strong>in</strong>i Bianchi<br />
& Demi Moore<br />
Jodie Foster<br />
Stefani. Alle wirkten wie junge fröhliche<br />
Mädchen. Lauter bekannte Gesichter, kurz<br />
dachte ich, ich wäre auf e<strong>in</strong>em Klassentreffen.<br />
Fast wäre ich zu ihrem Tisch gestürmt, hätte<br />
sie alle euphorisch umarmt und ihnen<br />
erzählt, wie toll sie aussehen.<br />
Es gab Fleisch, riesige Stücke Fleisch, auf<br />
dem Menü stand „Kalb“, es sah eher nach<br />
Elefantenschulter aus. Dann wurde e<strong>in</strong>e<br />
Modenschau von Ferragamo gezeigt, die ich<br />
sehr mochte. Dazu und danach<br />
Gesangse<strong>in</strong>lagen e<strong>in</strong>es italienischen<br />
Opernsängers. Drama!<br />
Ich hatte Spaß. Das Essen war geschafft,<br />
ich freute mich darauf, wie es auf der Party<br />
weitergehen würde!<br />
Ich g<strong>in</strong>g den langen Weg zu me<strong>in</strong>er<br />
Raucherhecke. Herrlich. Doch als ich zurück<br />
kam, war das Zelt – leer. Absolut niemand<br />
mehr da. Selbst me<strong>in</strong> Freund André war<br />
verschwunden. So ist das hier: Nach dem<br />
Dessert s<strong>in</strong>d alle weg. Nur die Familie<br />
Ferragamo – Ferruccio, Massimo, Diego,<br />
Leonardo und James – waren noch da, und<br />
Karolína Kurková, die sich von den Italienern<br />
verabschiedete. Die Ferragamos nahmen<br />
mich <strong>mit</strong> <strong>in</strong> me<strong>in</strong> Hotel, lange saßen wir an<br />
der Hotelbar. Ich weiß nur noch ungenau,<br />
wie es dazu kam, dass wir Tequila-Shots<br />
tranken, und zwar viele davon. Wir alle,<br />
Vater, Onkel, die Söhne und ich. Tapfer.<br />
E<strong>in</strong>en Tequila nach dem anderen. Ich hatte es<br />
mir e<strong>in</strong>facher vorgestellt, Italiener unter den<br />
Tisch zu tr<strong>in</strong>ken.<br />
Massimiliano Giornetti<br />
& Karolína Kurková<br />
Charlize Theron<br />
& Kev<strong>in</strong> Spacey<br />
FOTOS: Stefanie Keenan/Getty Images (3); Donato Sardella/Getty Images
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Miroslava Duma<br />
Freida P<strong>in</strong>to & Dev Patel
Yaz Bukey & Marie Marot<br />
Ariel Wizman &<br />
Karl Lagerfeld<br />
Robbie Furze & Mary Charteris<br />
Bernard-Henri Lévy, Franca Sozzani,<br />
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Camille Bidault<br />
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LOU REED<br />
starb am 27. Oktober auf Long Island, wo er<br />
<strong>mit</strong> se<strong>in</strong>er Frau Laurie Anderson wohnte. Mit<br />
dem „<strong>Interview</strong>“-Gründer Andy Warhol unterhielt<br />
Reed seit Mitte der 60er-Jahre e<strong>in</strong>e nicht<br />
immer e<strong>in</strong>fache Freundschaft, die er wenige Jahre<br />
nach Warhols Tod <strong>in</strong> den „Songs For Drella“<br />
besang. Wir werden Lou Reed niemals vergessen.<br />
Dies hier ist nur der Anfang.<br />
Lou<br />
Reed<br />
194<br />
Lou Reed <strong>in</strong><br />
„<strong>Interview</strong>”,<br />
März 1973<br />
KAM ANFANG<br />
1973 VON SEINER<br />
„TRANSFORMER“-<br />
TOUR ZURÜCK,<br />
SEINER ERSTEN<br />
WIRKLICH<br />
ERFOLGREICHEN<br />
T O U R N E E<br />
Flashback<br />
DIE NÄCHSTE<br />
AUSGABE VON<br />
<strong>Interview</strong><br />
ERSCHEINT AM<br />
15. JANUAR 2014<br />
LOU REED: Wir waren gerade im Mittleren<br />
Westen unterwegs. Es war verrückt da.<br />
H<strong>in</strong>terher s<strong>in</strong>d die Konzertveranstalter zu<br />
mir gekommen und sagten: „Ich hatte ja<br />
ke<strong>in</strong>e Ahnung, dass es solche Leute gibt.“<br />
Die verstecken sich sonst. Aber zu mir s<strong>in</strong>d<br />
sie gekommen, weil sie wissen, dass me<strong>in</strong>e<br />
Show für sie genauso ist wie für alle anderen.<br />
Ich mag die Schwulen und die Transen.<br />
Deswegen tauchen sie auf, wenn ich <strong>in</strong> der<br />
Stadt b<strong>in</strong>. Weil sie wissen, dass sie bei mir<br />
im Konzert alles machen können und die<br />
Heten ihnen nichts tun.<br />
GLENN O’BRIEN: Was machen die nach<br />
dem Konzert?<br />
REED: Sie werfen Quaaludes e<strong>in</strong> und<br />
fallen um. Das ist es, was sie machen.<br />
O’BRIEN: Was hältst du von Quaaludes?<br />
REED: Bei Konzerten nicht so toll, weil es<br />
die Leute unfähig macht, den H<strong>in</strong>tern hochzubekommen.<br />
Sie werfen vier Quaaludes e<strong>in</strong><br />
und tr<strong>in</strong>ken e<strong>in</strong>e Flasche We<strong>in</strong> dazu, so sieht<br />
e<strong>in</strong> Teil me<strong>in</strong>es Publikums aus. Dann gibt<br />
es die Typen, die auf Speed s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>e andere<br />
Sorte von ganz harten Freaks. Und dann hätten<br />
wir noch die ganz normalen Leute, die früher<br />
Fans von Velvet Underground waren. Wenn die<br />
alle zusammen auf e<strong>in</strong>em Haufen s<strong>in</strong>d, gruseln<br />
sie sich vore<strong>in</strong>ander.<br />
O’BRIEN: S<strong>in</strong>d Velvet-Underground-Fans<br />
<strong>mit</strong>tlerweile normal drauf?<br />
REED: Ne<strong>in</strong>, ne<strong>in</strong>, so habe ich das nicht<br />
geme<strong>in</strong>t. Es gibt bei mir im Publikum eben<br />
auch diese eher <strong>in</strong>tellektuellen Leute, die auf<br />
Texte abfahren und so. Und andere, die eher<br />
auf e<strong>in</strong>em Sextrip s<strong>in</strong>d. Ich f<strong>in</strong>de beides gut.<br />
O’BRIEN: E<strong>in</strong> <strong>in</strong>tellektueller Sextrip …<br />
REED: Ja, genau.<br />
FOTO: Betsy Jones für <strong>Interview</strong> Magaz<strong>in</strong>e, März 1973
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