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Magische Momente<br />
120 Jahre Motorsport<br />
Erleben Sie die magischen Momente aus 120 Jahren Motorsport hautnah im Mercedes-Benz Museum.<br />
Weitere Informationen unter www.mercedes-benz-classic.com<br />
Eine Marke der Daimler AG<br />
Anbieter: Daimler AG, Mercedesstraße 137, 70327 Stuttgart
Editorial<br />
Die Giulietta und<br />
der Porsche 356<br />
bieten beide<br />
Fahrspaß, Status,<br />
spannende Technik<br />
und schöne<br />
Formen. Dennoch<br />
kostet der<br />
Alfa halb soviel<br />
wie der 356er.<br />
<br />
<br />
Foto: Jörn Müller-Neuhaus, Alfa Romeo<br />
Vom Wert der Dinge<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
Um die 100.000 Euro muss man mittlerweile in die Hand nehmen für einen wirklich guten Porsche<br />
356. Für die Hälfte erhält man eine nicht minder begehrenswerte und technisch interessantere<br />
Alfa Romeo Giulietta. Beide bieten vergleichbare Fahrleistungen, waren seinerzeit in derselben<br />
Preisklasse unterwegs und gefallen mit bildhübschen Formen. Auch einige Preisklassen darunter<br />
sieht es ähnlich aus: Ein 58er-VW Käfer 1200 kostet heute nicht unter 10.000 Euro, der wesentlich<br />
seltenere und modernere Lloyd LP600/Alexander ist bei vergleichbarem Zustand gut die Hälfte<br />
wert. Und dabei bietet der Lloyd mehr Platz.<br />
Was lehrt uns das? Der Wert eines klassischen Automobils definiert sich nicht über den Nutzwert,<br />
über die damaligen Neupreise oder darüber, wie selten oder häufig ein bestimmtes Modell heute<br />
ist. Charisma, Emotion und ein gewisser Mythos, wie er zum Beispiel Porsche und VW anhängt,<br />
machen den Unterschied aus. Und natürlich Jugenderinnerungen und -träume. Viele können sich<br />
heute den Traum vom Porsche oder Käfer erfüllen, der in der Jugend unerreichbar war. Dabei<br />
bieten auch andere Modelle alles, was ein Klassikerfan liebt: schöne Formen, spannende Technik,<br />
Emotionen und Werterhalt. Und für das gesparte Geld kann man sich viele schöne Ausfahrten mit<br />
dem Klassiker leisten oder sich gar einen zweiten Oldtimer anschaffen – Abwechslung ist ja<br />
schließlich das Salz in der Suppe, und Weihnachtszeit ist auch Traumzeit.<br />
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ruhige<br />
Feiertage, einen guten Rutsch und viel Ver -<br />
gnügen bei der Lektüre des vor Ihnen liegenden<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>, mit Klassikern zum Träumen,<br />
Tipps zum Schrauben und Kaufberatungen –<br />
passenderweise dieses Mal für eher unerwar -<br />
tete Fahrzeuge!<br />
Ihr<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014<br />
Jörn-M. Müller-Neuhaus<br />
Verantwortlicher Redakteur<br />
Foto: Archiv Müller-Neuhaus<br />
Das neue<br />
Heft ist da.<br />
Jetzt am<br />
Kiosk!
Inhalt<br />
14<br />
Titelstory<br />
<strong>Sportive</strong> <strong>Schnäppchen</strong><br />
Die Topmodelle der Mittelklasse der 60er- bis 80er-Jahre bieten großen Fahrspaß für kleines<br />
Geld: Schon ab 5.000 Euro kann man gute Exemplare finden. <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> bat einen<br />
BMW E21, einen R 16 und einen Saab 99 zum Vergleich auf den Sportplatz.<br />
+<br />
Aktuelle<br />
Marktwerte<br />
<strong>Sportive</strong> Mittelklasse<br />
der 60er- bis 80er-<br />
Jahre<br />
Service & Werkstatt<br />
94 Blick ins Herz<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> zeigt,was Sie in<br />
einem Motor nach jahrzehntelanger<br />
Standzeit erwartet.<br />
98 Ventile einstellen,<br />
Motorschäden vermeiden<br />
Unser Experte zeigt Schritt für<br />
Schritt, wie man Ventile richtig<br />
einstellt.<br />
102 Wellnesskur<br />
für die Batterie<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> zeigt, wie die<br />
Autobatterie in der Winterpause fit<br />
bleibt<br />
104 Schöner Wohnen<br />
für Oldies<br />
Die neue Werkstatt wird renoviert<br />
und die Grundausstatung installiert.<br />
14 BMW 3er, Renault 16, Saab 99<br />
<strong>Sportive</strong> <strong>Schnäppchen</strong>: Fahrspaß ab<br />
5.000 €. BMW 3er, Renault 16, Saab 99<br />
im Vergleich<br />
24 Markttrends<br />
<strong>Schnäppchen</strong> für Leistungshungrige:<br />
Halwart Schrader präsentiert die Topmodelle<br />
der bezahlbaren Mittelklasse<br />
der 60er- bis 80er-Jahre.<br />
28 Barkas B-1000, B-1000/1<br />
Der „DDR-Bulli“: 30 Jahre wurde der<br />
Kultbus gebaut,<br />
nun wird<br />
er auch<br />
im<br />
Westen<br />
immer<br />
beliebter.<br />
34 Citroën GS/GSA<br />
Kleine Göttin: <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> präsentiert<br />
die gallische Avantgardistin für komfortorientierte<br />
Individualisten.<br />
38 Opel Rekord A bis E<br />
Rekordverdächtig: Welchen nehmen?<br />
Die Qual der Wahl aus fünf<br />
Rekordgenerationen.<br />
46 Mercedes-Benz W 116<br />
Heilig’s Blechle: Das einst „beste<br />
Automobil der Welt“ bietet Luxus und<br />
Leistung und gehört zu den großen<br />
Benz-Klassikern.<br />
50 VW Käfer<br />
Ideen, Irrtümer und Intrigen: Die<br />
wahre Geschichte des VW-Käfers.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> präsentiert Auszüge<br />
aus dem Buch „Die Akte VW“.<br />
52 Cottin & Desgouttes<br />
Nomen est omen: Der erste Serien-<br />
Vorkriegsklassiker mit Einzelradaufhängung<br />
vorne und hinten.<br />
74 Events, Rückblick<br />
ADAC Trentino Classic, Goodwood Revival,<br />
Bensberg Classic, 10-Seen-Classic-<br />
Rallye<br />
84 Ford Taunus P7b Cabrio<br />
Taunus oben ohne: Markus Schrammen<br />
machte diese Rarität aus Familienbesitz<br />
wieder fit.<br />
88 Porsche 597 Jagdwagen<br />
Ausgemustert: Karl-Heinz Rüter besitzt<br />
einen von nur 70 gebauten Porsche 597.<br />
90 Pantheon Museum Basel<br />
Volles Programm: In außergewöhn -<br />
licher Architektur präsentiert das Mu -<br />
seum über 100 Klassiker von 1830 bis zur<br />
Neuzeit.<br />
92 IG VW Bulli T2<br />
Bulli-Parade: Die IG T2 hat über 600<br />
Mitglieder und kümmert sich um die<br />
zweite Bulli-Generation.<br />
4
Kaufberatung<br />
Der große Vergleich: Opel Rekord A bis E<br />
114<br />
Triumph TR 7/TR 8<br />
Kaufberatung<br />
118<br />
Matra Murena<br />
108 Jochen Mass<br />
Einmal Rennsportler, immer Rennsportler:<br />
Unser Autor Ulf Kaack traf<br />
die deutsche Motorsport-Legende.<br />
110 Weltkulturerbe Wachau<br />
An der blauen Donau: Mit dem<br />
Youngtimer entlang der Donau von<br />
Ybbs bis Krems.<br />
114 Triumph TR 7/TR 8<br />
Der letzte Keil: <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> offenbart<br />
die Stärken und Schwächen des<br />
letzten Sportwagens von Triumph.<br />
118 Matra Murena<br />
Der Lack ist ab: Ist der Franzose so<br />
schlecht wie sein Ruf ? Unser Young -<br />
timer-Spezialist meint: „Es kommt<br />
drauf an…“<br />
124 Aston Martin DBS<br />
Breitling: Der DBS ist der letzte Aston<br />
mit dem legendären Sechszylinder.<br />
RUBRIKEN<br />
3 Editorial<br />
6 Einsteigen bitte<br />
8 Panorama<br />
9 Kolumne<br />
11 Oldtimerrecht<br />
55 Kleinanzeigen<br />
64 Termine<br />
76 Geschenktipps<br />
93 Deuvet-Info<br />
122 Pinnwand<br />
128 Medien<br />
129 Leserbriefe<br />
129 Impressum<br />
130 <strong>Vorschau</strong><br />
www.autoclassic.de<br />
Besuchen Sie uns im Internet<br />
38<br />
Porträt<br />
Mercedes-Benz W 116<br />
34 Porträt<br />
Citroën GS/GSA<br />
Aston Martin DBS<br />
Die Qual der Wahl<br />
aus fünf Generationen<br />
Traumklassiker<br />
46<br />
Porträt<br />
124<br />
FAHRZEUGE IN<br />
DIESER AUSGABE<br />
Aston Martin DBS .................124<br />
Audi 200 Turbo C3 ..................24<br />
Barkas B-1000/B-1000-1........28<br />
BMW 232i (E 21) .....................25<br />
BMW 315 (E 21) ......................14<br />
Chevrolet Corvette..................12<br />
Citroën GS/GSA ......................34<br />
Cottin & Desgouttes................52<br />
Ford Escort II RS 2000............25<br />
Ford Taunus P7b Cabrio.........84<br />
Glas Goggomobil .....................12<br />
Land Rover Series I ...................8<br />
Matra Murena ........................118<br />
Mercedes-Benz W 116............46<br />
Opel Rekord A Coupé .............38<br />
Opel Rekord B6 Coupé ...........38<br />
Opel Rekord C Limousine ......38<br />
Opel Rekord D Caravan..........38<br />
Opel Rekord E Limousine ......38<br />
Peugeot 205 GTI......................27<br />
Porsche 550 RS Spyder ...........11<br />
Porsche 597 Jagdwagen .........88<br />
Renault R 16 .............................14<br />
Saab 99......................................14<br />
Triumph Dolomite Sprint .......25<br />
Triumph TR 7/TR 8..............114<br />
Volvo 440 ..................................13<br />
VW Käfer ..................................50<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014 5
Einsteigen bitte! | Porsche 911 G-Modell<br />
Das Herzstück<br />
Foto: Porsche AG<br />
Eigentlich ist es nur eine sanfte Modellüberarbeitung.<br />
Doch das von 1973 bis<br />
1989 gefertigte G-Modell ging als die<br />
am längsten produzierte 911er-Generation in<br />
die Geschichte ein. Mit Motoren von 2,7 bis<br />
3,3 Litern Hubraum und 150 bis 300 PS beim<br />
brachialen Turbo 3.3 wurde jeder Leistungswunsch<br />
erfüllt. Und ab 1983 gab es endlich<br />
auch das lang ersehnte 911er-Cabrio! Das Bild<br />
zeigt einen 911 Carrera und stammt aus Wolfgang<br />
Hörners „Das Porsche 911 Buch“, das die<br />
Modellgeschichte vom ersten 901 bis zum aktuellen<br />
Modell ausführlich und kenntnisreich<br />
darstellt.<br />
6
Auto Classic 1/2014 7
Panorama<br />
NACHRICHTEN AUS DER KLASSIKERSZENE<br />
Panorama | XXXXXXXXX<br />
1957 ging der Land Rover Series I<br />
noch auf Expedition, bald geht er als<br />
Defender mit 67 Jahren in Rente.<br />
Torte im Anmarsch: Sicher –<br />
der Transport mit einem Hubschrauber<br />
ist „cooler“.<br />
Back to the roots: Ab und an<br />
darf Huey, der allererste<br />
Land Rover, in die Natur.<br />
Fotos: Land Rover Heritage<br />
Eine Torte für Huey<br />
> OFFROAD-LEGENDE VOR DEM AUS<br />
Damit Defender-Fans Zeit zum trauern<br />
haben, verriet Land Rover jetzt schon,<br />
dass die Produktion des Geländeklassikers<br />
aus Solihull im Jahr 2015 auslaufen wird.<br />
Der Name „Defender“ ist zwar erst seit den<br />
1990er-Jahren in Gebrauch, doch die Wurzeln<br />
des rauen Naturburschen liegen im Land Rover<br />
Series I, der ab 1948 vom Band lief. Damit geht<br />
eine lange Offroad-Tradition ihrem Ende entgegen.<br />
Doch bevor die Briten ihre Flaggen auf<br />
Halbmast hängten, wurde der 65. Geburtstag<br />
des Land Rovers noch ordentlich gefeiert.<br />
Star der Feierlichkeiten war der allererste<br />
Land Rover Series I – „HUE 166“ – der von vielen<br />
einfach nur liebevoll „Huey“ genannt wird.<br />
Und was wäre eine britische Party ohne eine<br />
verrückte Idee? Ganz ohne großes Aufsehen<br />
flog die Royal Navy eine Geburtstagstorte für<br />
den vierrädrigen Jubilar ein – mit einem Huey<br />
aus Marzipan oben drauf. Logisch, denn geliebte<br />
Familienmitglieder bekommen an ihrem Ehrentag<br />
schließlich einen Kuchen.<br />
Getragen wurde das süße Stück unter anderem<br />
von Land Rovers Dienstältestem Roger<br />
Crathorne (Bild links oben, Mann rechts). Da<br />
bleibt nur noch eine Frage offen: Wie die Queen<br />
wohl ihre Geburtstagstorte erhält?<br />
„Klassisch“ surfen<br />
><br />
Ausgefallene und witzige<br />
Websites für Sie entdeckt<br />
Oldtimerclub gesucht? Egal ob britische,<br />
italienische, französische, deutsche oder<br />
US-amerikanische Marken: Auf folgender<br />
Website werden Dutzende Oldtimer-Fanclubs<br />
aufgelistet und zu deren Websites verlinkt.<br />
Einfach stöbern und Gleichgesinnte finden.<br />
> www.oldtimer-fanclubs.321link.eu/en<br />
Infos über Infos bietet die Website des<br />
Heinkel-Club Deutschland e.V.: mit tech -<br />
nischen Daten, Kaufberatungen, einem<br />
Online-Ersatzteildienst, Literaturtipps<br />
und Informationen zum Motorsport sowie<br />
einem Forum zum Gedankenaustausch.<br />
> www.heinkel-club.de<br />
8
Machen<br />
Sie mit!<br />
Top-Pflegepakete zu gewinnen!<br />
> 110 JAHRE CARAMBA<br />
KOLUMNE<br />
Hallo Taxi<br />
Zweiter Platz<br />
> ADAC <strong>AUTO</strong>BUCH-PREIS 2013<br />
Zum dritten Mal in Folge kürte der ADAC<br />
die besten 15 Autobücher des Jahres.<br />
2013 durfte der GeraMond Verlag erneut<br />
aufs Siegertreppchen: Der Prachtband<br />
Wenn das kein Grund zum Feiern ist:<br />
Caramba, die Marke mit den Spezialprodukten<br />
rund um Reinigung,<br />
Pflege und Wartung, wird 110 Jahre alt. Daher<br />
verlosen wir 10 Caramba-Produktpakete für<br />
blecherne Schätzchen!<br />
1. bis 5. Preis: Das „Rundum-Sorglos-<br />
Paket“ enthält Lederpflege, Hohlraumversiegelung,<br />
Auto-Shampoo, Imprägnier-Spray, Polster-Reiniger,<br />
Felgenreiniger Brillant, Magic<br />
Wonder Sofort-Glanz, Lackreiniger, Lack-Versiegelung<br />
und Silikon-Spray. Als Clou erhalten<br />
die ersten fünf Gewinner die limitierte Nostalgiedose<br />
des ersten Caramba-Produkts „Super<br />
Plus“ in einer edlen Holzschatulle!<br />
6. bis 10. Preis: Fünf weitere Gewinner können<br />
sich auf das hochwertige „Lackpflege-Paket“<br />
freuen mit Magic Wonder Sofort-Glanz,<br />
Lackreiniger und Lack-Versiegelung. Weitere<br />
Informationen zu den Produkten gibt es unter<br />
Tel. (0203) 77 86 01 oder www.caramba.eu.<br />
Und so geht’s: Einfach eine Postkarte mit dem<br />
Stichwort „Caramba“, Ihrem Namen und Ihrer<br />
Adresse schicken an:<br />
Redaktion <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>, Infanteriestr. 11a,<br />
80797 München. Oder schicken Sie eine E-Mail<br />
an gewinnspiel@autoclassic.de<br />
Einsendeschluss: 31. Januar 2014<br />
„Corvette – 60<br />
Jahre“ von Randy<br />
Leffingwell errang<br />
den zweiten<br />
Platz in der<br />
Kategorie<br />
Marke. Die<br />
Jurymitglieder – ADAC-Vizepräsident<br />
für Technik Thomas Burkhardt<br />
und Buchautor Jürgen Lewandowski –<br />
überreichten Janina Roso, Leiterin Pressearbeit<br />
Verlagshaus, die Urkunde auf<br />
der Frankfurter Buchmesse. Weitere Infos<br />
zu dem Buch finden Sie unter<br />
www.verlagshaus24.de.<br />
Thomas Burkhardt, Janina Roso<br />
und Jürgen Lewandowski bei der<br />
Urkundenübergabe.<br />
Foto: ADAC<br />
Foto: Caramba<br />
Als Liebhaber klassischer Fahrzeuge<br />
ist man immer im Dienst. Auch im<br />
Urlaub. Und da der eigene Oldie bei<br />
Reisen in die weite Welt meist zuhause bleiben<br />
muss, sucht der Altauto-Freund in der<br />
Ferne entsprechenden Ersatz. Bis vor ein paar<br />
Jahren war das auch problemlos möglich: Ich<br />
erinnere mich an wunderbare Fahrten mit den<br />
roten Londoner Doppelstockbussen. Ziellos<br />
ging es durch die<br />
Stadt, hier sprang Tempi passati: Die alten<br />
man auf die offene „Routemaster“ fahren<br />
Plattform auf, da nur noch auf einigen<br />
wieder herunter.<br />
„Heritage Lines“.<br />
Zum Glück gibt’s<br />
noch das London Taxi, das so schön auf der<br />
Stelle wenden kann. Aber auch seine Zukunft<br />
ist ungewiss, denn die Firma rutschte in die<br />
Insolvenz und versucht sich mit chinesischem<br />
Kapital über Wasser zu halten.<br />
Ebenfalls in Konkurs gegangen ist das Unternehmen<br />
Checker, das die ikonografischen<br />
New Yorker Taxis produzierte. Da bleiben nur<br />
noch Kinofilme wie Martin Scoreses „Taxi<br />
Driver“. Auch schlimm hat es die Käfer-Taxis<br />
„Vocho“ in Mexiko-City erwischt: Die sind jetzt<br />
verboten, angeblich weil man bei einem Überfall<br />
auf der Rückbank<br />
ohne hintere<br />
Türen in der ist natürlich einfacher als<br />
Den Käfer zu verbieten<br />
Falle sitzt.<br />
Überfälle zu verhindern.<br />
Nicht viel besser<br />
sieht es in Mumbai aus: Auch der Premier<br />
Padmini, ein Lizenzbau des Fiat 1200 GranLuce<br />
Berlina aus den 60er-Jahren, wird wegen<br />
seines Schadstoff-Ausstoßes nach und nach<br />
aus dem Verkehr gezogen. Schade, denn die<br />
Fahrer staffierten ihre Autos mit skurrilen Dingen<br />
wie Leopardensitzen und Plexiglas-Lenkrädern<br />
aus. Wacker hält sich hingegen der<br />
Hindustan Ambassador, ein Lizenzbau des<br />
Morris Oxford von 1956, dessen größtes Biotop<br />
Neu Delhi ist. Vor kurzem habe ich den<br />
knuddeligen Exilbriten bei einem Besuch für<br />
einen ganzen Tag gebucht – schließlich muss<br />
man die feine britische Art erhalten, auch<br />
wenn das nur noch in Indien möglich ist.<br />
Dirk Maxeiner<br />
Dirk Maxeiner,<br />
bekennender<br />
Old- und Young -<br />
timer-Fan, ist<br />
freier Publizist<br />
und Buchautor. Er<br />
schreibt unter anderem<br />
für „Die Welt“.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014 9
Panorama<br />
RÜCKSPIEGEL<br />
1889 – Vor 120 Jahren<br />
Michelin: Vom Gummiball zum Reifen<br />
André und Édouard Michelin übernehmen<br />
1889 ein kautschukverarbeitendes Unternehmen<br />
in Clermont-Ferrand und taufen es „Michelin<br />
& Compagnie“. Vorerst fertigen sie u.a.<br />
Gummibälle für Kinder. 1891 repariert Édouard<br />
einen Fahrradreifen – daraufhin lässt er<br />
sich die Idee eines auswechselbaren Luftreifens<br />
patentieren.<br />
1899 – Vor 115 Jahren<br />
FIAT in den Startlöchern<br />
Foto: Monmouth Museum<br />
Das ist kein BMW<br />
> TRÄUME AUS GFK<br />
Die eher laxen Zulassungsvorschriften<br />
der 1980er-Jahre begünstigten Umbauten,<br />
bei denen so manche automobile<br />
Kreation eine schnelle Gnade vor den<br />
Augen der Prüfer fand. Vom Ferrari Testarossa<br />
bis hin zum BMW M1 reichte die Bandbreite<br />
der auf das Metallchassis gebastelten<br />
Autoträume aus GFK. Für den letzteren<br />
zeichnete die Firma Saier verantwortlich und<br />
begab sich damit auf ziemlich dünnes Eis.<br />
Denn die Kopie des Supersportwagens war<br />
den Tüftlern aus der Nähe von Stuttgart so<br />
So nicht! In den Augen von<br />
BMW war das M1-Double<br />
von Saier zu gut gelungen.<br />
gut gelungen, dass BMW kurz nach dem Debüt<br />
des ersten Bausatzautos die Notbremse<br />
zog und das Auto verbieten ließ. Wenig später<br />
kam das M1-Double dann aber doch auf die<br />
Straße, wenngleich mit geänderter Front und<br />
weiteren dezenten Änderungen. Rund 13.000<br />
DM kostete der Bausatz des M1 zum Selberbauen,<br />
inklusive einer Video-Bastelanleitung.<br />
Es bleibt offen, ob es heutzutage schwerer<br />
sein wird, den passenden Bausatz samt Fahrgestell<br />
aufzutreiben oder das Gerät, um das<br />
Videoband abzuspielen.<br />
Foto: via Sven Jürisch<br />
Foto: FIAT<br />
Am 11. Juli 1899 wird die Fabbrica Italiana di<br />
Automobili Torino (FIAT) gegründet. Im Jahr<br />
1900 weiht FIAT sein erstes Werk im Corso<br />
Dante ein. Die Produktion startet mit 35 Arbeitern,<br />
die im ersten Jahr 24 Fahrzeuge produzieren.<br />
Der erste FIAT ist der Typ 3 1/2 HP<br />
(Foto). Das ovale FIAT-Emblem auf blauem<br />
Grund ziert die Fahrzeuge jedoch erst ab 1904.<br />
1894 – Vor 120 Jahren<br />
Erstes Großserienauto der Welt<br />
Das Benz Velo Comfortable<br />
wird ab 1894 gebaut. Wer das knapp 20<br />
Stundenkilometer schnelle Gefährt sein Eigen<br />
nennen will, muss ein Vermögen dafür<br />
hinblättern: 2.000 Mark kostet kostet das<br />
Benz Velo! 1902 endet die Produktion: Stolze<br />
1.200 Stück machen das Benz Velo zum<br />
weltweit ersten Großserienautomobil.<br />
Foto: Daimler AG<br />
Billiger<br />
tanken<br />
Wer jagt nicht nach der<br />
billigsten Tankstelle?<br />
Auch wenn von „billig“<br />
mittlerweile nicht<br />
mehr die Rede sein<br />
kann. Umso mehr freut<br />
man sich doch, ein<br />
paar Cent pro Liter<br />
Sprit zu sparen.<br />
Der ADAC bietet – vorerst<br />
im Probebetrieb –<br />
die jeweils aktuellen<br />
Kraftstoffpreise in einer<br />
Schnell- und Umkreissuche<br />
an, damit<br />
gezielt der günstigste<br />
Anbieter in der unmittelbaren<br />
Umgebung angesteuert<br />
werden kann.<br />
Preisvergleich in „Echtzeit“:<br />
Die App zeigt die<br />
günstigsten Tankstellen für<br />
E10, Super und Diesel an.<br />
> SPRITPREISE VERGLEICHEN<br />
Die kostenlose App<br />
„ADAC Spritpreise“ ist<br />
für Android-Geräte sowie<br />
iPhone und iPad<br />
verfügbar – einfach<br />
nach dem Installieren<br />
der App im Menüpunkt<br />
„Auswahl“ die gewünschten<br />
Spritsorten<br />
aktivieren. Weitere Infos<br />
gibt es unter<br />
www.adac.de.<br />
Ohne App finden Sie<br />
die aktuellen Preise<br />
weiterhin unter<br />
www.adac.de/tanken:<br />
einfach Ort sowie<br />
Spritsorte eingeben und<br />
Preise vergleichen.<br />
Foto: ADAC<br />
10
Fundstück aus der Vergangenheit<br />
> DIE BESTEN VON 1984<br />
Februar 1984 – etwa<br />
90.000 Leser werden von<br />
„auto, motor und sport“ um<br />
ihre Meinung gebeten: Welche<br />
Fahrzeuge sind die besten<br />
der Welt? Nein, die Frage<br />
lautet wirklich „der Welt“<br />
und nicht „Deutschlands“,<br />
auch wenn das Ergebnis<br />
letztendlich nur deutsche<br />
Fabrikate zeigt. Was wohl<br />
ganz klar am Heimvorteil<br />
liegt. Doch auch im Ausland<br />
fahren deutsche Autos weit<br />
vorne mit: 57 von 100 in<br />
der Bundesrepublik gebaute<br />
Fahrzeuge erhalten eine<br />
ausländische Zulassung.<br />
Supersportwagen<br />
> SONDERSCHAU IM PORSCHE-MUSEUM<br />
Seit 1948 baut Porsche Sportwagen, doch<br />
in den vergangenen 60 Jahren stellte die<br />
Edelschmiede auch exklusive Supersportwagen<br />
vor. Bis 16. März 2014 können die Besucher<br />
des Porsche-Museums in Stuttgart-Zuffenhausen<br />
Exponate bestaunen, die der Öffentlichkeit<br />
bisher verwehrt geblieben sind. So wird der<br />
erste an einen Privatkunden verkaufte<br />
550 Spyder zu bestaunen sein, der<br />
im Januar 1955 an den Rennfahrer<br />
Kurt Ahrens übergeben wurde. Oder<br />
der legendäre 904 Carrera GTS: Als<br />
Mit dem Typ 550 1500 RS Spyder<br />
stellte Porsche im Oktober 1953<br />
seinen ersten speziell für den<br />
Rennsport konstruierten Mittelmotor-Sportwagen<br />
vor.<br />
Die Umfrage auf www.autoclassic.de – Sie haben abgestimmt:<br />
Als Oldtimer gelten landläufig Fahrzeuge, die mindestens 30 Jahre alt sind.<br />
Welche Fahrzeugepochen sind für Sie am interessantesten?<br />
20,3 %<br />
Fahrzeuge bis zum Ende der 50er-Jahre<br />
Fahrzeuge der 60er- und 70er-Jahre<br />
Allrounder bewies er seine Sportlichkeit auf allen<br />
Terrains des Rennsports und fuhr von seiner<br />
Präsentation 1963 bis Mitte der 1970er über<br />
300 Rennsiege ein. Zudem können sich die<br />
Besucher auf einen weltweit einmaligen 911<br />
Turbo RS freuen. Weitere Infos gibt es unter<br />
www.porsche.de/museum.<br />
54,5 %<br />
25,2 %<br />
Fahrzeuge der 80er-Jahre und Youngtimer<br />
Besuchen Sie unsere Website und machen Sie bei der aktuellen Umfrage mit!<br />
Foto: Archiv Alexandra Wurl<br />
Foto: Porsche AG<br />
ALLES, WAS RECHT IST<br />
Schadengutachten<br />
beim Klassiker – Teil 2<br />
Ein Schadengutachten behandelt vier<br />
Themen: Reparaturkosten und Wertminderung<br />
(siehe <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />
6/13) sowie Restwert und Wiederbeschaffungswert.<br />
Hinsichtlich des Restwertes eines<br />
verunfallten Klassikers gibt der BGH vor: Der<br />
Geschädigte muss den Restwert dem örtlich<br />
in seiner Nähe gelegenen, allgemeinen<br />
Markt, sprich: den<br />
örtlichen KFZ-Händlern,<br />
entnehmen. wertaufkäufer etc. sind<br />
Restwertbörsen, Rest-<br />
Das Gutachten sollte<br />
mindestens drei der allgemeine Markt.<br />
ein Sondermarkt, nicht<br />
Angebote örtlicher<br />
Händler benennen, die ausweisen, zu welchen<br />
Konditionen ein jeder bereit ist, das<br />
verunfallte Fahrzeug zu kaufen.<br />
Eine Wertermittlung muss der Gutachter<br />
auch in Sachen Wiederbeschaffungswert vornehmen.<br />
Das ist der Geldbetrag, den der Geschädigte<br />
für den Erwerb eines Ersatzfahrzeuges<br />
gleicher Art und Güte und gleichem<br />
Abnutzungszustand vor Ort aufwenden müsste.<br />
Hier liegt die Problematik bei den Details<br />
von „gleicher Art und Güte“. Ein Beispiel: Ein<br />
frisch restaurierter Kadett C wird heute selten<br />
angeboten. Hier kann eine Art der Wiederbeschaffung<br />
darin bestehen, einen schlechteren<br />
Kadett zu erwerben, ihn zu restaurieren<br />
und so in einen vergleichbaren Zustand zu<br />
bringen, den der beschädigte Kadett vor dem<br />
Unfall hatte. In diesem Fall muss das Gutachten<br />
aber konkrete Angaben zum Zustand<br />
des verunfallten Fahrzeugs machen und darlegen,<br />
dass ein Kadett C in vergleichbarer<br />
Qualität am Markt nun einmal nicht zu beschaffen<br />
ist, bzw. nur, indem man einen<br />
schlechteren erwirbt und restauriert.<br />
Ein Tipp: Wer aktiv<br />
die Schadenregulierung<br />
betreibt, am LG Hamburg erstrit-<br />
Dieses Urteil habe ich<br />
ist klar im Vorteil – ten und kann bei Bedarf<br />
was für den Geschädigten<br />
heißt:<br />
angefordert werden.<br />
Gutachten prüfen und umsetzen, also beispielsweise<br />
einen Reparaturbetrieb mit der<br />
Instandsetzung beauftragen. Dr. Götz Knoop<br />
Haben Sie Fragen<br />
aus dem Oldtimerbereich<br />
an unseren<br />
Rechtsexperten?<br />
Dann<br />
schicken Sie eine<br />
E-Mail an:<br />
redaktion@autoclassic.de.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014 11
Panorama<br />
Mäßiger Erfolg: 1953 kostete<br />
die Corvette C1 unglaubliche<br />
3.513 Dollar.<br />
Foto: Technik Museum Speyer<br />
> TECHNIK MUSEUM SPEYER<br />
Seit 60 Jahren reizt sie vor allem die Männerwelt<br />
mit ihren Kurven: die Chevrolet<br />
Corvette. 1953 wurde sie auf der „General<br />
Motors Motorama Show“ vorgestellt. Doch wer<br />
glaubt, sie sei von Anfang an eine Ikone gewesen,<br />
irrt, diesen Status musste sich die Corvette<br />
hart erarbeiten – durch richtungsweisende Evolutionsschritte<br />
und kontinuierlichen Feinschliff<br />
im Detail.<br />
Mit der Sonderausstellung „The Original<br />
American Idol“ feiert das Technik Museum<br />
Speyer diesen legendären Sportwagen, der<br />
mittlerweile in der siebten Generation weiterlebt.<br />
Bis 24. April 2014 können Besucher zehn<br />
Fahrzeuge der Corvette-Familie begutachten<br />
und gegebenenfalls anhimmeln.<br />
Weitere Infos gibt es unter www.technikmuseum.de/corvette.<br />
Fotos: Bburago<br />
Für Liebhaber<br />
> NEUES VON BBURAGO<br />
Wenn das Geld für den Maßstab 1:1 nicht<br />
reicht, einfach zum kleineren greifen! Wer<br />
es elegant mag, kann Bburagos goldenen<br />
Mercedes-Benz 450 SL Cabrio (1997) im<br />
Knuffig: Mini Cooper<br />
(1969) im Maßstab 1:18.<br />
Maßstab 1:32 wählen und sich an den maßstabgetreuen Details wie dem<br />
Motor und der Innenausstattung erfreuen. Wer eher auf quirlige Stadtautos<br />
steht: für den gibt es den feuerroten Mini Cooper (1969) in 1:18. Mit jeder<br />
Menge 60er-Jahre-Flair. Wie bei dem 450 SL lassen sich auch hier die Türen<br />
öffnen und das Lenkrad bewegen. Erhältlich<br />
bei ausgewählten Modellfachhändlern<br />
und über Amazon.<br />
Schick: Mercedes-Benz 450 SL<br />
Cabrio (1997) im Maßstab 1:32.<br />
Goggo<br />
> 60 JAHRE<br />
Der<br />
„Goggo“<br />
ist bis<br />
heute sympathisch.<br />
Im Herbst 1954<br />
erschien das<br />
Glas Goggomobil,<br />
das im Februar<br />
1955 in die Serienproduktion<br />
ging.<br />
Ein Zweizylindermotor<br />
im Heck<br />
trieb die winzige Limousine<br />
auf beachtliche<br />
72 Kilometer<br />
pro Stunde. Der Preis für das knuddelige Gefährt startete bei 3.097<br />
DM. Vor allem Besitzer des alten Führerscheins der Klasse IV kauften den<br />
„Goggo“, da mit diesem „Lappen“ auch Automobile bis 250 Kubikzentimeter<br />
Hubraum gefahren werden durften. Nach über 280.000 Exemplaren<br />
endete die Produktion 1969.<br />
Foto: Mbdortmund/Commonsmedia<br />
12
Schon wieder Käfer?<br />
> DIE HÄUFIGSTEN MODELLE MIT „H“<br />
Laut VDA (Verband der Automobilindustrie) waren im Jahr 2012<br />
254.053 Pkw mit H-Kennzeichen auf deutschen Straßen zugelassen.<br />
Was nicht verwundert: Unter den Top-15 der häufigsten<br />
Modelle befinden sich wieder einige der „üblichen Verdächtigen“ wie<br />
Mercedes-Benz R 107 und Porsche 911 – und ganz oben? Genau, der<br />
VW Käfer. Mit deutlichem Vorsprung. Zuwachs bekamen sie alle – extremstes<br />
Beispiel: Die Anzahl der Mercedes-Benz W 123 mit H-Kennzeichen<br />
stieg um knapp 50 Prozent. Die Zahlen für das Jahr 2013 lagen<br />
bei Redaktionsschluss leider noch nicht vor. Man darf gespannt sein,<br />
aber wahrscheinlich rangiert auf Platz 1 wieder – oh, welch’ Überraschung<br />
– der VW Käfer.<br />
Foto: Volvo Car Corp. Grafik: VDA<br />
Volvo<br />
> MR. SICHERHEITSTICK<br />
440<br />
384.682 Kunden ließen sich von 1988 bis 1996 vom<br />
Volvo 440 beschützen. Als Nachfolger des „großen<br />
Daf“, dem Volvo 343, genoss der Kompakte einen guten<br />
Ruf in Sachen Insassensicherheit und Zuverlässigkeit.<br />
ABS, Airbag, Gurtstraffer und ein richtungsstabiler<br />
Frontantrieb inklusive ASR<br />
machten den Volvo zum<br />
Innovationsträger seiner Klasse.<br />
Mittelmaß dagegen bei<br />
den Motoren, die für<br />
herzlich wenig Temperament<br />
sorgten.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014
Titelstory | BMW 3er (E21), Renault 16, Saab 99<br />
Klassikervergnügen ab 5.000 Euro<br />
<strong>Sportive</strong><br />
Schnäpp<br />
14
Noch in den 70er- und 80er-Jahren waren Automobile jenseits der<br />
80 PS durchaus eine stramme Ansage. Wir bitten drei bezahlbare<br />
Leistungsträger dieser Zeit zum Vergleich: BMWs erster 3er,<br />
Renault 16 und Saab 99 – was können sie, wer sprintet nach vorn,<br />
worauf muss man beim Kauf achten, und was kosten sie heute?<br />
Otto Normalfahrers Neuwagen hatte bis<br />
vor fast 20 Jahren im Schnitt gerade mal<br />
95 PS. Doch auch in den 70ern gab es<br />
besonders leistungsbereite Modelle, die zu ihrer<br />
Zeit zwar Mittelklasse – aber keineswegs Mittelmaß<br />
waren: Auch der Renault 16, der BMW-<br />
3er und der Saab 99 gehörten dazu. Wir stellen<br />
die drei Typen auf den Sportplatz – dort, wo sie<br />
hingehören. Auf die Plätze, fertig, los …<br />
chen<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014 15
Titelstory | BMW 3er (E21), Renault 16, Saab 99<br />
BMW 3er (E21)<br />
Typisch BMW: Die schräge<br />
Schnauze fällt nach unten<br />
ab. Designer nennen das<br />
Negativ-Front.<br />
Cockpit: Die Mittelkonsole neigt sich zum Fahrer hin. Das blieb so<br />
bis zum 3er der Baureihe E 46, der von 1998 bis 2006 gebaut wurde.<br />
Bayerische Motoren Werke: Potente Vier- und Sechszylinder waren<br />
im E21 möglich. Hier der kleinste Vertreter, ein 315 mit 1,6-Liter.<br />
Mit dem E 21 definiert BMW im August<br />
1975 die automobile Mittelklasse neu.<br />
Schon der kleinste 3er ist damals mit<br />
fast 14.000 Mark kein Billigheimer. Leistungsmäßig<br />
startet der E21 mit mindestens 90 PS.<br />
Die deutsche Konkurrenz kann meist nur maximal<br />
75 Pferde aufbieten. Der Schachzug der<br />
Münchner ist clever, die Einsteigermodelle sind<br />
das, was man später Premium-Mittelklasse nennen<br />
wird. Stets zweitürig und (knapp) fünfsitzig<br />
im klassischen Dreibox-Design. Die Linie<br />
stammt von Paul Bracq. Der kreative<br />
Franzose arbeitete seit 1957 zehn<br />
Jahre bei Mercedes als Chefstylist und<br />
verantwortete dort unter anderem den<br />
Strich-Acht und den Über-Benz 600. 1970<br />
wechselt er zu BMW als Designdirektor und<br />
Nachfolger des legendären Wilhelm Hofmeister.<br />
Bracq zeichnet später die ersten 5er-, 6er- und<br />
7er-Baureihen.<br />
Für die salopp umgerechneten 7.000 Euro<br />
wird beim E 21 einiges geboten: Kräftige Motoren,<br />
Wischer-Intervallschaltung, heizbare Heckscheibe,<br />
Zeituhr, Liegesitze vorn und eine leistungsstarke<br />
Heizung sind Serie. Die ersten Modelle<br />
werden noch ohne die schwarze Kunststoffblende<br />
zwischen den Rückleuchten angeboten,<br />
das Blechkleid der kompakten Limousine<br />
wirkt knuffig-handlich. Der Innenraum ist<br />
übersichtlich, das Platzangebot bequem, der<br />
Kofferraum taugt auch für die großen Ferien.<br />
Die Antriebstechnik wird weitgehend vom Null-<br />
Knackiges Heck: Gern wurde ein Gummispoiler<br />
auf dem Kofferdeckel nachgerüstet.<br />
Zwo übernommen: Vierzylinder von 1,6- bis<br />
zwei Liter Hubraum mit 90 bis 125 PS (320i).<br />
Das ist neu: Premium in der Mittelklasse<br />
Ein echtes Alleinstellungsmerkmal: das „fahrerorientierte“<br />
Cockpit, das die Münchner lange<br />
zum Ergonomieführer der Branche macht. 1977<br />
folgt endgültig der Aufstieg ins damals so noch<br />
nicht genannte Premiumsegment: Ein Zweiliter-Sechszylinder<br />
mit 122 PS im 320 rückt die<br />
Verhältnisse auf der linken Spur wieder zurecht.<br />
Für Überholprestige sorgen vier Rundscheinwerfer<br />
und eine Plakette auf dem Kühlergrill:<br />
320. Innen gibt’s in den Sechsendern den<br />
Drehzahlmesser serienmäßig – sonst ändert<br />
sich nichts. Wer die GTI oder GTE aus<br />
dem VW-Konzern restlos in Schach halten<br />
will, wählt Ende des Jahres das Topmodell;<br />
der 323i reicht muntere 143 PS ans<br />
Differenzial weiter. Und damit die Konkurrenz<br />
auch weiß, wer sie gerade so schneidig zersägt<br />
hat, zieren das Knack-Heck zwei Auspuffrohre<br />
– je eines rechts und links. Nur Neidhammel behaupten,<br />
das sähe nach Schubkarre aus. Und<br />
doch stimmt es: Denn Schub hat die Karre or-<br />
16
dentlich. 9,5 Sekunden genügen bis Tempo 100.<br />
„Obenrum“ sind echte 190 Stundenkilometer<br />
drin.<br />
Im Herbst 1978 spendieren die Entwickler<br />
dem E 21 neue Sitze, und das Typenschild am<br />
Heck kommt nun ohne schwarzen Hintergrund<br />
aus. Im selben Jahr erscheint die einzige offizielle<br />
Variante des E 21: das Baur-Topcabrio aus<br />
Stuttgart (4.595 wurden gebaut). Die gleiche<br />
Idee lief zuvor auch schon beim Null-Zwo.<br />
Im August 1979 folgt die Modellpflege. Ein<br />
größerer Spoiler an der Front, am Heck ist die<br />
Nebelschlusslampe in die linke Rückleuchte integriert.<br />
Ebenfalls frisch: Die Außenspiegel sitzen<br />
nun in schwarzem Kunststoff im Fensterdreieck<br />
und sind elektrisch verstellbar. Innen<br />
ändert sich die Mittelkonsole: Die Heizung wird<br />
jetzt per Drehschalter statt Schieberegler betätigt.<br />
Und: Modelle mit Drehzahlmesser haben<br />
eine rot leuchtende Digitaluhr im Tourenzähler.<br />
Die Lenkerhebel werden ergonomischer gestaltet.<br />
Auch die Auswahl der Interieurvarianten<br />
wird vergrößert.<br />
Ein Bestseller für Sparfüchse<br />
Im April 1980 folgt die Knauserversion, der 315<br />
für gut 15.000 Mark. Eine geschickte Strategie,<br />
die die Bayern auch schon beim Vorgänger<br />
(1502) erfolgreich anwenden: Trotz Einführung<br />
des Nachfolgers bleibt der Alte mit kleinem Motor<br />
als Einstiegsmodell im Programm. Schwarze<br />
Zierteile um die Seitenfenster, keine Ablagen in<br />
den Türen, mechanische Außenspiegel, kein<br />
Bordwerkzeug. Der 315 läuft zwar nur 154 Stundenkilometer,<br />
braucht aber dennoch Superplus.<br />
1981 schließlich bekommt der 316 entgegen<br />
dem Typenschild gar 1,8-Liter Hubraum, und<br />
der 318i hat nun 105 PS. Ende 1982 erscheint<br />
der Nachfolger, E 30. Der letzte E 21, ein 315,<br />
läuft nach 1,364 Millionen Exemplaren im Dezember<br />
1983 vom bayerischen Band.<br />
Unser Testwagen<br />
Mit 75 PS ist dieser 315 für die damalige Zeit<br />
angemessenen motorisiert. Und ein echtes<br />
Schweizer Sahnestück aus zweiter Hand. Die<br />
Eidgenossen pflegen ihre Fahrzeuge meist liebevoll,<br />
und der Händler spendierte den meisten<br />
Modellen eine zusätzliche Hohlraumkonservierung.<br />
Das erklärt auch das ungeschweißte<br />
Blechkleid dieses E 21, der im Mai 1982 erstmals<br />
zugelassen wurde. In Savanna-Beige und<br />
passendem braunen Interieur wirkt er farblich<br />
zwar etwas blass, doch der (nachgerüstete)<br />
Doppelscheinwerfergrill und der schwarze<br />
Heckspoiler verleihen dem Münchner sportliches<br />
Flair. Viele Extras hat dieser 315er nicht<br />
zu bieten, rechter Außenspiegel, Speichen-Alufelgen<br />
und die bei Fans gesuchten hinteren Ausstellseitenfenster<br />
– das war’s. Auf dem Zählwerk<br />
stehen 155.000 Kilometer, sein Besitzer, der<br />
Stuttgarter Tuncan Tolun, hat ihn Anfang 2013<br />
gekauft. Der Industriedesigner besitzt noch eine<br />
Alfa Giulia und für den Alltag einen Toyota<br />
Landcruiser, dennoch hat Tolun schon 5.000 Kilometer<br />
auf dem Bayern abgespult.<br />
KAUFBERATUNG<br />
BMW 3er (Baureihe E 21)<br />
Der E 21 ist die logische Fortsetzung der Neuen Klasse von BMW. Für die Zeit<br />
üppig motorisiert, knackig abgestimmt, immer zweitürig – und dennoch familientauglich.<br />
Selbst die jüngsten Exemplare haben schon ein H-Kennzeichen.<br />
Karosserie<br />
Zwar war die bayerische Rostvorsorge<br />
zu der Zeit gut, doch<br />
es gibt neuralgische Stellen.<br />
Als da wären: Frontschürze,<br />
Schraubkante der Kotflügel,<br />
Federbeindome, A-Säulen-<br />
Stehbleche, Windleitblech um<br />
die Frontscheibe, Schweller,<br />
Türunterkanten, Endspitzen,<br />
Bodenblech unter der Rückbank,<br />
Radläufe, Kofferraumboden,<br />
Innenkotflügel, Heckblech.<br />
Auch der Auspuffendtopf gilbt<br />
gern. Wassereinbrüche<br />
im<br />
Rost droht an der<br />
Schraubkante der<br />
vorderen Kotflügel.<br />
Kofferraum<br />
liegen oft an defekten<br />
Rückleuchtendichtungen.<br />
Oft werden Doppelscheinwerfer<br />
oder ein Heckspoiler<br />
nachgerüstet.<br />
Im Heckblech unter<br />
der Stoßstange sammelt<br />
sich Schmutz.<br />
Motor/Getriebe<br />
Die drehfreudigen Motoren<br />
gelten als langlebig. 250.000<br />
Kilometer und mehr sind drin –<br />
sofern sie regelmäßig Frischöl<br />
bekommen und das Kühlsystem<br />
dicht ist. Bei<br />
Wasserverlust<br />
trifft es<br />
schnell die Kopfdichtung.<br />
Wer weiterfährt, riskiert<br />
einen verzogenen Zylinderkopf.<br />
Und wer Ölwechsel<br />
vergisst, hat rasch Probleme<br />
mit den Lagerschalen. Bei allzu<br />
sportlichem Schalten gehen<br />
die Synchronringe des Getriebes<br />
über die Isar.<br />
Fahrwerk<br />
Die Achsen des Bösen: Die etwas<br />
schwach dimensionierten<br />
Fahrwerkgelenke leiden unter<br />
der sportlichen Attitüde vieler<br />
BMW-Piloten. Auch sind<br />
Federbrüche keine Seltenheit.<br />
Bremsleitungen<br />
rosten, auch die Bremsschläuche<br />
sind meist<br />
porös. Festgegammelte Bremssättel<br />
kommen vor. Gut erhaltene<br />
original Werkalufelgen<br />
werden rar.<br />
Innenraum<br />
Der Stofffahrersitz<br />
(besonders die<br />
Lehne) ist eigentlich<br />
immer durchgescheuert<br />
und<br />
durchgesessen, die<br />
Rückbanklehne meist<br />
ausgeblichen. Nach langer<br />
Sonneneinwirkung reißt<br />
auch das Armaturenbrett<br />
auf der Oberseite.<br />
MARKTWERTE<br />
Ersatzteilsituation<br />
Auch wenn BMW 2013<br />
einige Logistikprobleme hatte,<br />
die Teileversorgung für den E<br />
21 ist noch recht gut. Manches<br />
ist direkt ab Werk unter<br />
www.shop.bmw -classic.de erhältlich.<br />
Zudem kümmert sich<br />
eine treue Markengemeinde<br />
und mancher engagierte<br />
Händler um die sportlichen<br />
Kompakten aus München.<br />
An den Radläufen<br />
zeigen sich rostbedingt<br />
öfter Blasen.<br />
Fazit<br />
Der erste 3er war ein echter<br />
Bestseller – doch die meisten<br />
starben den Rosttod und wurden<br />
dann kaltherzig beim<br />
Autoverwerter gewürfelt.<br />
Gesucht: die<br />
Sechszylinder – besonders<br />
das Spitzenmodell 323i. Für<br />
Frischluftfans interessant: eines<br />
der gut 4.500-mal gebauten<br />
Baur-Topcabrios. Insgesamt gilt:<br />
E 21 sind (noch) unterbewertet.<br />
Ab 2.500 gibt’s ordentliche, um<br />
die 4.000 Euro gute Vierzylinderexemplare<br />
(oft 315) – sogar<br />
Baur Topcabrios mit Hardtop.<br />
BMW 315–323i<br />
Besonders die Vierzylindervarianten sind noch richtig<br />
preiswert und bieten viel Fahrvergnügen.<br />
Modelle: 315–320 (4-Zyl.)/320 (6-Zyl.)/323i Baujahr: 1975–83<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 8.000/9.000/14.000 2: 5.000/5.600/9.000<br />
3: 3.200/3.600/5.900 4: 1.400/1.600/2.800<br />
5: 300/400/800 Quelle: EurotaxSchwacke/Interclassic<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014 17
Titelstory | BMW 3er (E21), Renault 16, Saab 99<br />
Renault 16<br />
Erster: In der Klasse so<br />
noch nicht dagewesen,<br />
der Mix aus Limousine<br />
und Kombi mit<br />
schrägem Heck.<br />
Die Vorserienmodelle werden zwar schon<br />
Ende 1964 gebaut, doch der R 16 kommt<br />
erst im Juni 1965 zu den Kunden. Am<br />
Ende des Jahres sind fast 40.000 Exemplare<br />
produziert, und eine Fachjury wählt den Renault<br />
zum „Auto des Jahres“: Kein Wunder, ist er<br />
doch ein unverschämt intelligentes Auto. Schon<br />
die Karosserielinie ist mehr als ungewöhnlich.<br />
Eine Mischung aus Limousine und Kombi, die<br />
es so in der Mittelklasse noch nicht gibt. Keilförmige,<br />
nach vorn abfallende Motorhaube, großes<br />
Greenhouse mit Pagodendach und vier Türen,<br />
steile Klappe im Heck. Das unkonventionelle<br />
Design ist, nun ja, gewöhnungsbedürftig.<br />
Innen größer als außen<br />
Ohne Zweifel sind dagegen die inneren Werte.<br />
Zeitgenössische Berichte schreiben: Der R 16<br />
ist innen größer als außen – und ungeahnt variabel<br />
dazu. In der Bedienungsanleitung werden<br />
allein sieben verschiedene Positionen der Bestuhlung<br />
gezeigt. Die Rücksitzbank (nicht im<br />
Basismodell GL) lässt sich verschieben (15 Zentimeter),<br />
mannigfaltig klappen oder gar ganz<br />
ausbauen. Dann stehen satte 1,2 Kubikmeter<br />
Stauvolumen zur Verfügung stehen – Heimwerker,<br />
was willst du mehr? Und damit das Projekt<br />
115, wie es intern genannt wird, voll beladen<br />
nicht zum Blender wird, hat der Fahrer unterm<br />
Armaturenbrett mit zeitgenössischem Breitbandtacho<br />
rechts einen Drehknopf für die<br />
Leuchtweitenregulierung der Scheinwerfer.<br />
Einhelliges Lob erntet auch das Platzangebot.<br />
Fünf Personen passen rein und genießen dank<br />
luftigem Aufbau eine hervorragende Rundumsicht.<br />
Das Gestühl ist französisch-weich, wie die<br />
Der R 16 hat links und rechts unterschiedliche<br />
Radstände: Die Drehstäbe liegen hintereinander.<br />
Federung. Letztere übernehmen aus Komfortund<br />
Platzgründen Drehstäbe, die vorn längs und<br />
im Heck quer angeordnet sind. Die Folge: Keine<br />
Federbeindome schränken den Laderaum ein.<br />
Und weil das fünfte Rad am Wagen unter der Motorhaube<br />
schlummert, stört auch keine Reserveradmulde<br />
im üppigen Gepäckabteil.<br />
Auch beim Antrieb gehen die Renault-Ingenieure<br />
eigene Wege. Das Getriebe sitzt direkt<br />
hinter dem Kühler, dann folgen die Lenkung und<br />
die angetriebene Vorderachse, schließlich der<br />
Vierzylinder. Dieser „Frontmittelmotor” beschert<br />
eine ausgewogene Gewichtsverteilung<br />
und ein besseres Fahrverhalten. Motorisch<br />
bleibt es stets bei längs eingebauten Vierzylindern,<br />
anfangs mit 1,5 Litern Hubraum und 55<br />
PS. Das Vierganggetriebe wird über einen Hebel<br />
am Lenkrad betätigt. Das hat Vorteile, weil innen<br />
mehr Raum für die Füße der Frontpassagiere<br />
oder eine Mittelkonsole aus dem Zubehör bleibt.<br />
1968 erhalten alle R 16 den<br />
neuen 1,6-Liter-Vierzylinder<br />
mit 62 bis 85 PS, die der Fahrer<br />
im Spitzenmodell R 16 TS<br />
mit Rundinstrumenten überwacht.<br />
Vier Jahre nach der Premiere gibt es im<br />
R 16 TA (67 PS) auch eine Automatik, die erste<br />
ihrer Art, welche in Frankreich entwickelt wird.<br />
Kleine Modellpflege fürs Heck<br />
Im Jahr 1970 werden die R 16 leicht renoviert.<br />
Allerdings mehr hinten: neue, größere Rückleuchten<br />
und ein kleinerer Renault-Schriftzug<br />
auf einer schwarzen Zierleiste am Heckdeckel,<br />
Typisch Renault: Der Antrieb ist „verkehrt herum“ untergebracht.<br />
Das Getriebe sitzt wie beim R4 vor dem Motor.<br />
Französische Fahrgastzelle: Weiche Polster und viel Raum waren<br />
serienmäßig. Die Mittelkonsole wurde nachgerüstet.<br />
18
das war’s zur Neu-Optik. Und in allen Modellen<br />
gibt es nun auf Wunsch die Automatik. Ein stolzes<br />
Jubiläum feiert der R 16 Anfang 1972: Eine<br />
Million Fahrzeuge sind gebaut. Als Geschenk<br />
gibt es später im Jahr ein neues Markenlogo:<br />
Die Renault-Raute ist nun nicht mehr flach mit<br />
Schriftzug, sondern dreidimensional geformt.<br />
Das damalige Spitzenmodell – und heute der<br />
gesuchteste R 16 – folgt ab Herbst 1973. Aus<br />
fast 1,7 Liter zaubert der 16 TX mit Fünfganggetriebe<br />
muntere 93 (im TX Automatik 90) PS,<br />
das reicht für 165 Stundenkilometer Spitze. Ein<br />
Jahr später verschwindet der bis dahin verbaute<br />
Alugrill, jetzt ist das Frontgitter aus schnödem<br />
Kunststoff. 1980 werden die letzten R 16 ausgeliefert.<br />
Mit über 1,8 Millionen verkauften Exemplaren<br />
in 15 Baujahren ist der französische Mittelklässler<br />
gleichermaßen Best- wie Longseller.<br />
Unser Testwagen<br />
Der grell-grüne Lack unseres Testfranzosen<br />
glänzt wie einst im November 1975, dem Monat<br />
der Erstzulassung. Und weil manchmal selbst<br />
1.200 Liter Stauvolumen nicht reichen, hat dieser<br />
Wagen noch einen praktischen Dachgepäckträger.<br />
Das schwarze Stoffinterieur wirkt<br />
gemütlich und neu wie am ersten Tag. Die Sitze<br />
sind weich wie ein reifer Camembert, doch das<br />
war damals halt so. Das Neckermannradio in<br />
der Mittelkonsole mit Kugellautsprechern und<br />
der Wackeldackel auf der Hutablage stammen<br />
aus dem Zubehör. Auch sonst steht der Grünling<br />
gut da, auf „Breitreifen“ im Format 155x14<br />
auf Alufelgen. Der Wegstreckenzähler steht auf<br />
jungfräulichen 38.425 Kilometern, die angesichts<br />
des Zustands glaubwürdig erscheinen.<br />
Für den Fall der Fälle liegt im Handschuhfach<br />
ein „Jetzt helfe ich mir selbst“. Besitzer Fritz<br />
Schweier braucht den Ratgeber jedoch nicht,<br />
schließlich ist er Kfz-Meister und Markenfan<br />
durch und durch. Kunststück, ist seine Familie<br />
doch seit 1953 Renault-Händler im schwäbischen<br />
Fellbach. Einer der ersten in Süddeutschland<br />
überhaupt. Und weil so mancher Rauten-<br />
Renner einfach dablieb, gibt’s sogar ein wohl<br />
sortiertes Museum gleich neben dem Betrieb.<br />
Koffer(t)raum: Mehr schluckt im Vergleich<br />
keiner. Und der Wackelhund passt auf.<br />
KAUFBERATUNG<br />
Renault 16<br />
Geringe Verbreitung in Deutschland, exotische Bauweise, kaum Ersatzteile,<br />
geringe Wertsteigerungschancen – wer einen R 16 am Leben erhalten will,<br />
muss ein echter Überzeugungstäter sein.<br />
Karosserie<br />
Sind die Aufnahmen der Hinterachsschwingen<br />
durchgerostet,<br />
lohnt die Restaurierung allenfalls<br />
bei den begehrten R<br />
16 TX. Schwierig für Restaurateure:<br />
die Konstruktion der Karosse<br />
mit vielen Hohlräumen,<br />
Trägern und doppelwandigen<br />
Blechen. Gefährdet: Frontblech,<br />
Windleitblech unter der Frontscheibe,<br />
A- und C-Säulen, Kotflügelbefestigung<br />
oben, Batterieaufnahme,<br />
Schweller, Profile<br />
der Bodengruppe<br />
sowie die<br />
Gilbgefahr am Frontblech,<br />
die Motorhaube<br />
ist abschließbar.<br />
Längsträger<br />
vor der Aussparung<br />
für die hinteren Drehstäbe<br />
und den Auspufftopf. Seitenteile<br />
und Endspitzen hinten<br />
sind meist verrostet.<br />
Motor/Getriebe<br />
Die langhubigen Motoren sind<br />
sehr haltbar, 200.000 Kilometer<br />
problemlos möglich, nur<br />
die Kopfdichtung brennt trotz<br />
Elektrolüfter hitzebedingt gern<br />
mal durch. Das Motorschutzblech<br />
unten fehlt meist,<br />
weil Mechaniker es<br />
der Einfachheit<br />
halber gern „vergessen“.<br />
Das Getriebe<br />
verliert oft<br />
Öl, das Pilotlager<br />
ist schon mal verschlissen<br />
– sonst keine<br />
Auffälligkeiten. Die Dreistufenautomatik<br />
ist selten und wird<br />
von manchem Markenfan gerade<br />
deshalb gesucht.<br />
Fahrwerk<br />
Schon im 50.000-Kilometer-<br />
Dauertest der ams von 1968<br />
wurde eine Antriebswelle erneuert.<br />
Das trifft besonders<br />
die frühen Varianten mit offenen<br />
Kreuzgelenken und die<br />
leistungsstärkeren Versionen.<br />
Radbremszylinder sind<br />
öfter undicht. Die unterdimensionierte<br />
Bremse<br />
gilt als großer<br />
Schwachpunkt des R<br />
16, ab Modelljahr 1969 gibt’s<br />
eine bessere Zweikreisbremse.<br />
Die Servolenkung (nur TX) ist<br />
selten ganz dicht. Auch die<br />
Radlager gelten als wenig<br />
haltbar.<br />
Innenraum<br />
Leder ist sehr selten und<br />
entsprechend gesucht. Die<br />
Stoffsitze sind weich und<br />
haltbar. Die Kunststoffe im Interieur<br />
neigen zum Altersbruch.<br />
Der Lack ist bei Modellen aus<br />
Südfrankreich oft stark<br />
ausgeblichen oder rissig.<br />
Ebenfalls oft bemängelt:<br />
Die Türschlösser<br />
klemmen oder haken.<br />
MARKTWERTE<br />
Säure frisst Blech:<br />
Korrosion droht auch<br />
am Batteriekasten.<br />
Ersatzteilsituation<br />
Die Markenclubs horten zwar<br />
alles, was sie in die Finger bekommen<br />
– doch gut passendes<br />
Ersatzblech bleibt selten.<br />
Technik ist leichter verfügbar –<br />
weil auch im R 17 oder R 20<br />
verwendet. Ansonsten sind<br />
Frankreich und die Niederlande<br />
mit ihrer aktiven R-<br />
16-Szene gute<br />
Teile-Quellen.<br />
Begehrte Beine:<br />
schmucke Alufelgen<br />
aus dem Zubehör.<br />
Fazit<br />
Trotz über 1,8 Millionen<br />
gebauter R 16 endeten<br />
(zu) viele auf dem Schrottplatz.<br />
Zudem brauchte die Oldieszene<br />
etwas länger, um die<br />
Qualitäten des schrägen Mittelklässlers<br />
zu erkennen. Heute<br />
sind ungeschweißte R 16 so<br />
selten wie ein echter Mercedes<br />
SSK. Ab rund 4.000 Euro beginnt<br />
die Welt von Sweet Sixteen,<br />
wenn denn einer zu finden<br />
ist. Die TX sind etwas teurer.<br />
Renault 16<br />
Viel Platz, viel Komfort und viel Fahrspaß für wenig<br />
Geld: Das ist der R 16 heute.<br />
Modelle: R 16, L, TL, TS, TX Baujahr: 1965–79<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 9.000–10.000 2: 5.600–6.200 3: 3.600–4.000<br />
4: 1.400–1.600 5: 400 Quelle: EurotaxSchwacke/Interclassic<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014 19
Titelstory | BMW 3er (E21), Renault 16, Saab 99<br />
Saab 99<br />
Wo, bitte, geht's zur<br />
Rennstrecke? 99 EMS<br />
waren einst die Basis<br />
für Werk-Rallyewagen.<br />
Es lebe der<br />
Sport: 99-<br />
Cockpit mit<br />
reichlich<br />
nachgerüstetem<br />
Rallyezubehör.<br />
Massiv:<br />
USA-Modelle<br />
sind an den<br />
Teleskopstoß -<br />
stangen erkennbar.<br />
Eigenwilliges<br />
Maschinenabteil:<br />
Die Kraftabnahme<br />
zum<br />
unten liegenden<br />
Getriebe<br />
sitzt vorn.<br />
Die „Svenska Aeroplan Aktiebolaget“ ist<br />
seit Anfang 2012 leider Geschichte. Der<br />
Insolvenzverwalter sucht bis heute noch<br />
nach einem potenten Investor.<br />
1968 war der zweite schwedische<br />
Pkw-Hersteller neben<br />
Volvo noch zuversichtlich: Es<br />
erscheint der brandneue 99 als<br />
eigenwillig gestaltete zweitürige Limousine<br />
(Viertürer ab 1971). Erkennungszeichen: Die<br />
weit herumgezogene Windschutzscheibe und<br />
die vorn angeschlagene, abfallende Motorhaube.<br />
Im Innenraum sind stilistische Anleihen aus<br />
dem Cockpit erkennbar. Was nicht verwunderlich<br />
ist, liegen die Wurzeln von Saab seit 1937<br />
doch im Flugzeugbau. Noch eine Eigenart fällt<br />
auf: Das Zündschloss sitzt bei Saab seit dem 99<br />
hinter dem Schalthebel: Nur bei eingelegtem<br />
Rückwärtsgang lässt sich der Schlüssel abziehen.<br />
Das Gestühl bietet vorn guten Seitenhalt,<br />
und im Fond finden drei Mitreisende angemessen<br />
Platz – auch wenn sie wegen der eingezogenen<br />
Dachlinie besser kleinwüchsig sind. Sicherheit<br />
wird bei Saab immer großgeschrieben:<br />
Sicherheitsgurte, Scheiben bremsen ringsum, eine<br />
servounterstützte Zweikreisbremsanlage<br />
sind zu der Zeit noch eine Seltenheit.<br />
Unter der großen Motorhaube werkelt ein<br />
Vierzylinder-Viertakter, dessen Geschichte in<br />
Die Schweden waren schon immer anders:<br />
Saabs waren technisch und optisch einzigartig.<br />
Großbritannien bei Triumph beginnt und der<br />
unter anderem im Dolomite, TR 7 oder in doppelter<br />
Ausführung im V8-Stag verwendet wurde.<br />
Im Saab gab’s zunächst 1,7 Liter mit 80 PS.<br />
Des Motors Besonderheit: sein unkonventioneller<br />
Aufbau und die Einbaulage mancher Aggregate,<br />
die Schwungscheibe sitzt vorn hinterm<br />
Kühler, die Lichtmaschine und der Nockenwellenantrieb<br />
per Steuerkette liegen vor der Spritzwand<br />
unterhalb der steilen Frontscheibe. Das<br />
Vierganggetriebe ist direkt unterhalb des um 45<br />
Grad geneigten Antriebs angeflanscht. Ungewöhnlich:<br />
Die Schaltbox hat einen Freilauf, was<br />
bei Bergabfahrten ohne übliche Motorbremse<br />
die Fahrzeugbremsen stärker fordert und den<br />
Fahrer leicht ins Schwitzen bringt.<br />
Der Querstrom-Zylinderkopf ist aus Aluminium.<br />
Seit 1972 wird der überarbeitete 1,85 Litermotor<br />
(bekannt als B-Motor), mit Vergaser<br />
oder Einspritzanlage bei Konzernschwester<br />
Scania hergestellt. Seitdem tropft auch die chronisch<br />
undichte Wasserpumpe nicht mehr. Zu-<br />
20
dem werden die Vorderachse und das Getriebe<br />
(jetzt ohne Freilauf) überarbeitet. Optisch ändern<br />
sich die Stoßfänger, sie vertragen nun Zusammenstöße<br />
bis sechs Kilometer unbeschadet,<br />
und neue Scheinwerfer vorn. Außerdem gibt es<br />
jetzt eine Sitzheizung für die Fahrerseite serienmäßig.<br />
Im Folgejahr steigt die Leistung dank<br />
des neuen Zweiliter-Vierzylinders auf 95 PS.<br />
Lifestyle-Laster und Turbopower<br />
Das dreitürige CombiCoupé CC erscheint 1974<br />
und bietet bei umgelegter Rückbank satte 1.600<br />
Liter Gepäckvolumen hinter der riesigen Heckklappe.<br />
Zwei Jahre später gibt es den CC auch<br />
als Fünftürer. Ein Jahr später werden die Motoren<br />
überarbeitet: 110 oder 118 PS sind möglich.<br />
Eine Modellpflege bringt 1977 größere Rückleuchten,<br />
und der Motor von Triumph entfällt.<br />
Einen Innovationssprung machen die Ingenieure<br />
aus Trollhättan dank Unterstützung der Kollegen<br />
von Scania im Folgejahr mit der Einführung<br />
aufgeladener Benzinmotoren. Aus zwei Litern<br />
Hubraum sorgte das für heitere 145 PS, die<br />
beim Sprint auf 100 in acht Sekunden heftig am<br />
Lenkrad reißen. Erst bei gut 200 Sachen bremsen<br />
die Fahrwiderstände die weitere Beschleunigung<br />
des 99 Turbo.<br />
1978 präsentieren die Schweden den größeren<br />
900. Sein zwei Liter großer H-Motor ist eine<br />
Eigenentwicklung, die mit Einfachvergaser 100,<br />
mit Doppelvergaser 108, mit Bosch K-Jetronic<br />
118 und mit Turbolader 145 PS ans Getriebe<br />
liefert. 1982 wird der H-Motor auch im 99 angeboten.<br />
Jetzt gibt es wahlweise auch ein mechanisches<br />
Fünfganggetriebe – dafür entfällt die<br />
Automatik. Zwei Jahre später heißt der 99 nur<br />
noch 90, weil es so besser in die Modell-Hierarchie<br />
unterhalb des 900 passt. Der 90 wird noch<br />
drei Jahre weitergebaut, bis schließlich 1987 die<br />
sprichwörtliche Langlebigkeit beider 9er-Saab<br />
nach über 610.000 produzierten Exemplaren<br />
schließlich endet.<br />
Unser Testwagen<br />
Auch der 99 EMS (E wie Einspritzer, M wie manuelles<br />
Getriebe) kommt aus kundiger Hand.<br />
Besitzer Wilhelm Heim ist Kfz-Meister und betreibt<br />
seit 1987 eine Saab-Vertretung in Tübingen.<br />
Seinen raren Sport-Silberling (EMS war die<br />
Rallye-Basis für Rennfahrer Stig Blomqvist und<br />
Per Eklund) fand er 2010 in den USA. Der alte<br />
Schwede, Baujahr 1976, hat 210.000 Meilen auf<br />
der Uhr, doch dank einer Neulackierung sieht<br />
man ihm das kaum an. Eher schon, dass Heims<br />
gern an Oldtimerrallyes teilnimmt. Auf der<br />
Stoßstange thronen dicke Cibies im Format<br />
Flugzeuglandescheinwerfer, innen schützt ein<br />
Überrollkäfig den Piloten. Um Fahrbahnkontakt<br />
kümmert sich das Bilstein-Sportfahrwerk (dafür<br />
steht das S in EMS). Der Vierzylinder klingt<br />
dank „Optimierung“ der Abgasanlage durch<br />
Meister Heims richtig bissig. „Nur“ etwa 118 PS<br />
soll der Vierzylinder liefern – wir glauben es in<br />
Anbetracht der kernigen Akustik. Keine Frage:<br />
Dieser Wagen wird gern und beherzt bewegt,<br />
das zeigen schon einige Kampfspuren.<br />
KAUFBERATUNG<br />
Saab 99<br />
Die Schweden waren immer schon Exoten bei uns, doch die Fans halten ihren<br />
Saab weiterhin die Treue. Mehr werden es nicht, dennoch lohnt eine teure<br />
Vollrestauration heute kaum. Der beste Kauf: ein Exemplar aus Ersthand.<br />
Karosserie<br />
Eigentlich droht wenig Gilbgefahr,<br />
weil das Blech dicker als<br />
bei der Konkurrenz ist. Und<br />
wenn, trifft es die Frontpartie,<br />
den Batteriekasten, die Türschächte<br />
und die Unterkanten<br />
der Türen, die hinteren Radläufe,<br />
die Schweller und Scheibenrahmen.<br />
Sind die Frontkotflügel<br />
durch, wird’s kompliziert<br />
– sie sind verschweißt. Auch<br />
schwierig: der Unterboden zwischen<br />
Motor und Auspuff und<br />
die seitlichen Antriebswellentunnel<br />
vorn.<br />
Achtung:<br />
Blasenfrei rosten?<br />
Geht selten bei<br />
Blechtüren.<br />
Wassereinbrüche<br />
im Koffer-<br />
und Innenraum sind häufig.<br />
Und die Mechanik (Seilzüge)<br />
der Scheinwerferwischer<br />
(seit 1971) versagt öfter.<br />
Motor/Getriebe<br />
Die Wasserpumpe ist ein Problem.<br />
Die Reparatur ist kompliziert,<br />
weil sie auf einer Welle<br />
mit Verteiler und Benzinpumpe<br />
sitzt. Typisch: Ölverlust zwischen<br />
Motor und dem<br />
unten angeflanschtem<br />
Getriebe. An<br />
Triumph-Motoren<br />
gammeln die Haltebolzen<br />
des Zylinderkopfes<br />
fest. Die<br />
letzten Exemplare mit<br />
dem H-Motor (ab 1982)<br />
gelten als problemlos und sind<br />
daher begehrter.<br />
Fahrwerk<br />
Interessant: Die Bremsleitungen<br />
sind in den Türschwellern<br />
verlegt, das mindert das Rost -<br />
risiko. Und: Die Handbremse<br />
wirkt auf die angetriebenen<br />
Vorderräder und ist nur von<br />
Experten einstellbar. Bei den<br />
Turbos erhöhter Antriebswellen-<br />
und Radlagerverschleiß.<br />
Schon passiert:<br />
Brüche der hinteren<br />
Längslenker.<br />
Innenraum<br />
Manchem Saab-<br />
Fahrer fällt der<br />
Himmel auf den<br />
Kopf, weil das<br />
gepresste Formteil<br />
Blasen wirft<br />
und sich auflöst.<br />
Das Armaturenbrett<br />
zieht sich unter Sonneneinstrahlung<br />
zusammen. Auch ein<br />
Problem: Feuchtigkeit im Innenraum.<br />
Oft liegt’s an vergammelten<br />
Tür- oder<br />
Scheibengummis.<br />
Für verrostete Portale<br />
gibt es Reparaturbleche.<br />
Ersatzteilsituation<br />
Trotz Pleite produziert<br />
Saab Parts seit 2012 wieder.<br />
MARKTWERTE<br />
Die Antriebswellentunnel<br />
vorn rosten<br />
im Verborgenen.<br />
Dennoch: Blech wird langsam<br />
rar (für die Türen gibt es Teilersatz),<br />
(Triumph-)Motortechnik<br />
ist leichter erhältlich. Gutes Angebot<br />
in Skandinavien, aber<br />
auch den USA, GB, Schweiz,<br />
Holland und Belgien.<br />
Sonst hilft der 1. Deutsche<br />
Saab Club, das<br />
Magazin heißt treffend<br />
Saabine.<br />
Fazit<br />
Von einem Saab kann keine<br />
Werkstatt leben. Das Blech ist<br />
teilweise doppelt so dick wie<br />
damals üblich, die Technik überwiegend<br />
haltbar. Trotzdem: Je<br />
jünger und weniger Kilometer,<br />
desto besser sind Saab 99. Die<br />
Qualität wurde im Laufe der<br />
Bauzeit deutlich besser. Insgesamt<br />
ist der Schwede aber ein<br />
sehr problemloser Oldie.<br />
Saab 99/99 Turbo<br />
Besonders die Vierzylinder-Varianten sind noch richtig<br />
preiswert, bieten aber dennoch viel Fahrvergnügen.<br />
Modelle: 99/99 Turbo Baujahr: 1968–84/1978–82<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 9.000/10.000 2: 5.600/6.200 3: 3.600/4.000<br />
4: 1.600/1.800 5: 400 Quelle: EurotaxSchwacke/Interclassic<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014 21
Titelstory | BMW 3er (E21), Renault 16, Saab 99<br />
Vergleich<br />
Es ist ein bisschen wie beim Spiel ohne<br />
Grenzen. Drei Kandidaten aus drei Ländern<br />
kämpfen mit unterschiedlichen<br />
Konzepten um den Sieg. Der Deutsche mit zeitlos<br />
klarer Linie und teutonisch-sachlichem Interieur.<br />
Der Franzose mit intelligentem Raumkonzept,<br />
technische Besonderheiten und großer<br />
Klappe am Heck. Der Schwede verfolgt die nordische<br />
Kombination: eigenwillige Gestaltung,<br />
solide Technik, rostfreies Blech.<br />
Und wie fahren sie sich? Der 315 wirkt im<br />
Handling wie ein kleineres Auto: direkte Lenkung,<br />
knackigste Schaltung im Test, laufruhiger<br />
Motor, der etwas mehr Dampf vertragen könnte.<br />
Wer mehr braucht, greift zu mehr Hubraum<br />
und riskiert in flotten Kehren bei Nässe schnell<br />
ein ausbrechendes Heck. Das Fahrwerk ist angenehm<br />
straff und vermittelt jederzeit Sicherheit.<br />
Der Renault gefällt mit den längsten Federwegen<br />
und sehr komfortabler Abstimmung, ist<br />
jedoch am wenigsten sportlich. In schnellen<br />
Kurven neigt er sich bedenklich stark zur Seite<br />
und schiebt dann heulend über die Vorderräder.<br />
Dennoch, wäre es ein TX mit 93 Pferden an der<br />
Vorderachse – auch er könnte im Sprint souverän<br />
mithalten.<br />
Der 99 trägt eindeutig das Sportabzeichen.<br />
Zwar wirkt er etwas schwerfälliger als der Bayer,<br />
doch die sportlich harte Federung, gepaart mit<br />
der gebotenen Motorleistung und auch das<br />
sportliche Zubehör machen ihn schon optisch<br />
schnell. Auch der Saab schiebt beim schnellen<br />
Abbiegen untersteuernd über die vorderen Räder.<br />
Und seine Schaltung könnte präziser sein.<br />
Weniger sportlich: Eine Handbremse, die auf<br />
die Vorderräder wirkt, erstickt leider jedwede<br />
Gelegenheit zum Drift im Keim.<br />
Die Verarbeitungsqualität von BMW und<br />
Saab ist auch heute noch vorbildlich – hier knispelt<br />
und knarzt nichts auf unwegsamen Wegen.<br />
Beim Renault ist alles ein wenig mehr Laissez<br />
faire, Knirschen im Gebälk verhindert allerdings<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Hersteller BMW, München Renault, Billancourt/Frankreich Saab, Schweden<br />
Modell 3er, Baureihe E21 R 16 Saab 99/99 Turbo<br />
Karosserie Limousine, 2 Türen, selbst tragend Limousine, 4 Türen, selbst tragend Limousine, 2- & 4-türig, Kombicoupe 3-türig<br />
Motor 4-Zyl.-Reihe/6-Zyl.-Reihe, ohc, wassergekühlt 4-Zyl.-Reihe, ohv, wassergekühlt 4.-Zyl.-Reihe, ohc, wassergekühlt<br />
Hubraum (ccm) 1.573–19.44/1.990–2.315 1.470–1.647 1.709–1.985<br />
Leistung (PS) 75–127/122–143 54–93 80–118/ Turbo: 145<br />
Getriebe Viergang manuell Viergang/Fünfgang, 4-Gang, optional Automatik & 5-Gang<br />
optional Automatik ab 1969<br />
(2-Liter-Version)<br />
Antrieb Heckantrieb Frontantrieb Frontantrieb<br />
Fahrwerk vorn McPherson-Federbeine, Doppelquerlenker, Torsionfedern, Trapez-Querlenker,Schraubenfedern,<br />
Querlenker, Teleskopdämpfer Teleskopdämpfer Teleskopdämpfer<br />
Fahrwerk hinten Schräglenker, Teleskopdämpfer Längslenker, Torsionsfedern, Starrachse, Längslenker,Schubstreben,<br />
Teleskopdämpfer<br />
Teleskopdämpfer, Schraubenfedern<br />
Radstand (mm) 2.563 Rechts: 2.560, Links: 2.710 2.473<br />
Spurweite vorn/hinten (mm) 1.365/1.375 1.340/1.290 1.390/1.400<br />
L x B x H (mm) 4.355 x 1.610 x 1.380 4.230 x 1.650 x 1.450 4.354 x 1.676 x 1.450<br />
(ab 1,85 l: 4.420 x 1.690 x 1.440)<br />
Reifen 165 SR 13–185 HR 13 145 SR 14–155 SR 14 155 SR 15–165 SR 15/Turbo: 175/70 HR 15<br />
Bremsen vorne/hinten Scheibe/Trommel Scheibe/Trommel Scheibe/Scheibe<br />
Höchstgeschwindigkeit (km/h) 154–180/181–192 142–175 156–170<br />
0–100 km/h (Sek.) 14,8–10,0/10,7–9,5 12–16 12–13<br />
Gewicht leer (kg) 1.010–1.050/1.090–1.110 980–1.090 1.070–1.230<br />
Verbrauch (l/100 km) 9–10 10–12 11–13<br />
Bauzeit 1975–84/1978–82 1965–80 1968–84/Turbo: 1978–82<br />
Stückzahl ca. 1,4 Mio. (alle Versionen) 1.845.959 ca. 615.000/Turbo: ca. 10.000<br />
Neupreis (DM) 13.980 (316, 1976)–21.450 (323i, 1979) 7.640 (1966) 10.600 (1968)/Turbo: 25.350<br />
Club/Weblink BMW 3er-Club (E21, E30), R16-Club e. V., Tel.: (0271) 798 79, 1. Deutscher Saab Club, Tel.: (0201) 360 39 41,<br />
Tel.: (0171) 125 19 17, www.3er-club.de www.renault16.de www.erster-deutscher-saab-club.de<br />
22
Allesamt Limousinen: Doch wie das<br />
Thema variieren kann, zeigen die Heckansichten<br />
von E21, R 16 und Saab 99.<br />
die Softabstimmung. Die Materialien innen wirken<br />
etwas billiger – dennoch ist der R 16 urgemütlich<br />
wie eine Chaiselongue. In der harten<br />
Alltagsprüfung gewänne der fünftürige Renault,<br />
weil er den größten Innenraum und das geräumigste<br />
Gepäckabteil bietet. Die Zweitürer Saab<br />
und BMW liegen in diesem Kapitel nur auf den<br />
Plätzen. Im Fond der beiden wären drei Fahrgäste<br />
doch allzu beengt untergebracht.<br />
Schreiben wir über Geld<br />
Was kosten die drei sportiven <strong>Schnäppchen</strong> heute?<br />
Nehmen wir vergleichbare Modelle im Zustand<br />
drei: 320, R16 TX, Saab 99 – alle liegen<br />
zwischen 4.000 und 5.000 Euro. Oldielimousinen<br />
sind nun mal vergleichsweise günstig. Der<br />
Preis ist also weniger das Problem. Eher schon,<br />
ein ordentliches Exemplar aufzutreiben. In einem<br />
gängigen Internetportal finden wir spontan<br />
rund 100 3er-BMW in der Spanne zwischen<br />
1.500 und 32.000 Euro (ein 76er 320 mit Schiebedach,<br />
Automatik und 63.000 Kilometern Laufleistung)!<br />
Saab 99 stehen sieben im Netz – zu<br />
Kursen zwischen 800 und 8.900 Euro. Und vom<br />
R 16 finden wir gar nur sechs passende Modelle<br />
zu Preisen zwischen 3.600 und 20.400 Euro<br />
(neuwertiges 67er-Exemplar mit 17.400 Kilometern<br />
Tachostand). Noch Fragen? Es ist leider gar<br />
nicht so leicht, bei diesen sportlichen <strong>Schnäppchen</strong><br />
auch richtig zuschlagen zu können.<br />
Preiswert sind sie alle. Das größte Problem liegt<br />
darin, ein wirklich gutes Exemplar zu finden.<br />
Fazit<br />
Exoten sind mittlerweile alle drei. Oder wann<br />
haben Sie den letzten E 21, Renault 16 oder<br />
Saab 99 im Straßenbild gesehen? Der BMW ist<br />
nach mindestens 30 Jahren auf unseren Straßen<br />
auch schon richtig rar geworden, doch verglichen<br />
mit R16 und 99 ist ein E21 fast schon<br />
ein Massen-Oldie. Der 3er gefällt mit seiner unaufgeregten<br />
Sachlichkeit, der sportlichen Einstellung,<br />
seiner problemlosen Technik und der<br />
recht guten Ersatzteilversorgung. Begehrt sind<br />
die Sechszylinder; in noch ganz anderen Preisregionen<br />
als ein 320 liegen originale 323i oder<br />
Modelle von Alpina sowie AC Schnitzer.<br />
Die Modelle mit vier Verbrennungsräumen<br />
sind noch unterbewertet. Ein 315 etwa ist meist<br />
auch in gutem Zustand ein echtes <strong>Schnäppchen</strong>.<br />
Damals wie heute ein echter Exot: das<br />
Baur-Cabrio mit dem herausnehmbarem Targadach.<br />
Auch hier schätzen Kenner große Motoren.<br />
Am liebsten nehmen Frischluft-Freaks so<br />
einen Münchner aus Schwaben mit Schaltgetriebe,<br />
(Kunst-)Lederausstattung und Metalliclack.<br />
Was gar nicht geht beim 3er? Modelle mit<br />
Automatik, sie schluckt (zu viel) Leistung und<br />
passt kaum zur Sportattitüde der Markenfans.<br />
Ein R 16 ist die perfekte Begleitung für feinsinnige<br />
Connaisseure, die das Besondere lieben<br />
– und zur Oldieausfahrt die Großfamilie oder<br />
die Freunde nebst üppigen Picknickkorb mitnehmen<br />
möchten. Der Franzose ist typisch für<br />
die Langstrecke und eher entschleunigtes Gleiten<br />
konzipiert – selbst wenn die Wahl auf den<br />
munteren TX fällt. Schon die etwas hakelige<br />
Lenkradschaltung und die indirekte Lenkung<br />
verleiten weniger zum Rasen als zum Rollen.<br />
Weich wie ein Baguette aus dem Bahnhofsautomaten<br />
federt der R16 auch über übelste<br />
Schlaglochpisten. Dabei bleibt das Innenraumgeräuschniveau<br />
erfreulich gering und die Passagiere<br />
daher jederzeit entspannt. Dazu kommt:<br />
Nicht nur Techniker lieben den Mittelklasse-Renault:<br />
Getriebe vorn, dahinter der Frontmittelmotor,<br />
der Block ist aus Aluminium, nasse Laufbuchsen<br />
erleichtern die Motorrevision, die 12-<br />
Volt-Drehstromlichtmaschine versorgt das<br />
Bordnetz zuverlässig mit Energie, der sichere<br />
Frontantrieb – Zutaten, die in dieser Kombination<br />
1965 alles andere als alltäglich waren.<br />
Auch der Saab ist wahrlich kein Allerweltsauto.<br />
In ihm saßen gerne Individualisten, die sich<br />
vom gewöhnlichen Autofahrer abgrenzen wollten.<br />
Zwar waren die Schweden in Skandinavien<br />
zusammen mit Volvo stets Marktführer, doch<br />
das eigenwillige Schweden-Design war bei uns<br />
noch nie wirklich mehrheitsfähig. Ein Saab war<br />
in Deutschland immer ein besonderes Automobil.<br />
Auf kongeniale Weise haben es die Marketing-Mannen<br />
aus Trollhättan geschafft, ihren<br />
Autos die Qualität aus Schwedenstahl ins Blech<br />
zu bügeln. Wer die 99-Tür am soliden Griff zuwirft,<br />
hört ein sattes Fummp, wie es so nur noch<br />
das G-Modell von Mercedes bieten kann. Rost<br />
findet sich deutlich später als bei den Wettbewerbern,<br />
die Motoren (wenn es<br />
keine Turbos sind) sind langlebig<br />
wie ein Lanz Bulldog, die<br />
Kupplung ist leicht in anderthalb<br />
Stunden gewechselt. Das<br />
Raumangebot innen und im Kofferraum ist absolut<br />
familientauglich. Die Abstimmung sportlich-komfortabel,<br />
das Image höchst intelligent.<br />
Alles in allem ein sympathisches Fahrzeug mit<br />
ausgesprochenen Talenten für den alltäglichen<br />
Oldie-Einsatz.<br />
Und welchen nehmen wir? Am einfachsten<br />
ist der BMW, weil er schlichtweg verfügbarer<br />
ist. Der Saab wäre unsere zweite Wahl, weil wir<br />
seine eigenwillige Einstellung zur Mobilität mögen.<br />
Der Renault ist vielleicht etwas zu praktisch,<br />
auch wenn seine vielen klugen Ideen und<br />
Techniktricks uns ausgesprochen gut gefallen.<br />
Stefan Viktor<br />
„Ich fahre BMW, weil dieser 3er<br />
mir quasi zugelaufen ist. Und<br />
ein E 21 mein erstes Auto überhaupt<br />
war – da konnte ich nicht<br />
widerstehen.“<br />
TUNCER TOLUN<br />
„Ich fahre Renault, weil ich mit<br />
16 Jahren auf so einem R 16<br />
das Autofahren bei uns auf<br />
dem Hof gelernt habe.“<br />
GÜNTER SCHWEIER<br />
„Ich fahre Saab, weil die Marke<br />
für mich Beruf und auch Berufung<br />
bedeutet. Und: Ich mag<br />
die eigenwillige Form des 99.“<br />
WILHELM HEIMS<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014 23
Titelstory | Trends und Preise<br />
<strong>Sportive</strong> Mittelklasse der 60er- bis 80er-Jahre<br />
<strong>Schnäppchen</strong> für<br />
Leistungshungrige<br />
Aktuelle Markttrends, präsentiert von<br />
Halwart Schrader und <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />
Mittelklasselimousinen der 60er- bis 80er-Jahre spielen auch heute häufig noch eine Nebenrolle bei<br />
Oldieliebhabern. Dabei können gerade die jeweiligen Topmodelle oft mit durchaus sportlichem<br />
Auftreten überzeugen. Günstig sind sie allemal, was sie als Einsteiger- und Alltagsoldies prädestiniert.<br />
Ist es wirklich schon so lange her, dass sich<br />
der mobilitätsbeflissene Bundesbürger<br />
ernsthaft darüber Gedanken machte, ob er<br />
sich einen Chrysler-Simca 180 oder doch besser<br />
einen Ford 20M anschaffen sollte? Einen Fiat<br />
131 Mirafiori oder eine Alfetta?<br />
Und da es zu jener Zeit noch kein Internet<br />
gab, mit dem man sich aufschlussreiche Entscheidungshilfen<br />
ins Wohnzimmer holen konnte,<br />
besorgte man sich am Kiosk diverse Autozeitschriften<br />
mit Testberichten, bevor als nächster<br />
Schritt der Gang durch die Verkaufsräume<br />
des Markenhändlers mit den unausbleiblichen<br />
Fachsimpeleien an der Reihe war. Für welches<br />
Audi 200 Turbo (C3)<br />
KRAFTPAKET FÜR<br />
KOSTENBEWUSSTE<br />
Die Topmodelle der damaligen Mittelklasse sind<br />
heute so reizvoll, weil sie stark sind und recht selten.<br />
Luxus-<br />
<strong>Schnäppchen</strong><br />
Marktwert<br />
(Zustand 3–2)<br />
3.400<br />
–5.200 €<br />
Fabrikat die Entscheidung dann auch fiel: Jeder<br />
clevere Verkäufer wusste seinen Interessenten<br />
in spe mit rhetorischem Geschick die<br />
etwas stärker motorisierte oder besser ausgestattete<br />
Variante eines Standardmodells<br />
schmackhaft zu machen. Das legten ihm ja<br />
auch die Verkäuferschulungshefte nahe. Ein<br />
etwas teureres Modell zu wählen, verstand<br />
sich am Ende von selbst. Nicht nur BMW-Verkäufer<br />
sollen unbestätigten Gerüchten zufolge<br />
auch schon mal für das Standardmodell eine<br />
sehr lange Lieferzeit prophezeit haben, um<br />
dann ein stärkeres Modell mit kurzfristiger<br />
Lieferung aus dem Hut<br />
zu ziehen …<br />
Alleine die Chrombuchstaben<br />
GT, GL, GS<br />
oder das angehängte „i“<br />
oder „E“ für „Injektion“, respektive „Einspritzanlage“,<br />
hatten eine faszinierende Ausstrahlung,<br />
und da das G immer für „grand“, also<br />
„groß“, stand, so wie das S sofort an „Sport“<br />
oder „Spezial“ denken ließ, konnte man sicher<br />
Auch die zweite Audi 200-Generation basierte auf dem Audi 100<br />
und unterschied sich durch luxuriöse Ausstattung, eine<br />
Frontpartie mit Doppelscheinwerfern und großen Frontspoilern,<br />
eine andere Motorhaube und stärkere Motoren. Die Fünfzylinder-<br />
Saugmotoren mit 2,1 bis 2,3 Litern Hubraum entwickelten<br />
136–137 PS. Die Turbo-Fünfzylinder hatten zwischen 165 und<br />
220 PS. Das Topmodell, der „2,2 20V Turbo quattro“, rannte gute<br />
240 Stundenkilometer und erledigte den Sprint auf 100 in nur<br />
6,6 Sekunden. Dabei konnten die Insassen sich auf noblem<br />
Ledergestühl wohlfühlen und an Luxusoptionen wie einer<br />
Klimaautomatik erfreuen. So ganz konnte der Audi 200 sich nie<br />
vom Image des biederen 100er lösen, dazu waren die Motoren<br />
trotz hoher Leistung immer noch zu sehr „Mittelklasse“. Das<br />
drückt auch heute noch den Marktwert und macht den Audi 200<br />
zu einem perfekten „Understatement-Klassiker“.<br />
Modell: Audi 200 (C3), Motor/Getriebe: 5-Zyl.-Reihe, 2,1–2,2 Liter Hubraum, 5-Ganggetriebe oder Automatik, Leistung: 165–220 PS, Fahrleistungen: 220–245 km/h, 0–100 km/h: 8,5–6,6<br />
Sek., Gewicht: 1.290–1.410 kg, Bauzeit: 1983–91, Neupreis: 44.950 DM (1984), Club: Freunde des Audi Typ 44 e. V., Mail: info@langzeitauto.de, Web: www.langzeitauto.de<br />
Fotos: Axel Schwenke/CommonsMedia, David C. Whitehead/CommonsMedia, Jörn Müller-Neuhaus<br />
24
sein, auch mit einem Mittelklassefahrzeug dieser<br />
Designation der Mittelmäßigkeit davonzufahren.<br />
Mittelklasse, aber nicht mittelmäßig<br />
Fast hätten wir sie vergessen, die Biedermänner<br />
der 60er- bis 80er-Jahre, und mit ihnen die höherwertigen<br />
Sprinter. Denn während die Sportwagen<br />
und Cabrios jener Ära schon lange Sammlerstatus<br />
genießen und zu ganz ansehnlichen<br />
Preisen gehandelt werden, führen die Limousinen<br />
ein Schattendasein – noch jedenfalls. Freilich,<br />
die meisten hat damals irgendwann der Rost<br />
außer Betrieb gesetzt und die eine oder andere<br />
Welle wirtschaftlicher Wohlstandsentwicklung in<br />
die dunkle Ecke der Vergessenheit gedrängt. Was<br />
die wenigen Überlebenden umso reizvoller dastehen<br />
lässt.<br />
Wann ist Ihnen in den letzten zwei Jahren mal<br />
ein R16 oder ein Montego begegnet? Sind Sie der<br />
Ansicht, das seien langweilige Autos, die keine<br />
Emotionen zu wecken imstande seien? Solche<br />
Meinung hatte ich auch einmal vom VW Käfer,<br />
als er noch zu Tausenden täglich produziert wurde,<br />
oder von einem Ponton-Mercedes...<br />
Meine Geringschätzigkeit habe ich korrigieren<br />
müssen. Aber so wie ich dachten viele andere<br />
Autonarren auch. Die Visionäre unter ihnen aber<br />
schnappten sich die <strong>Schnäppchen</strong>, sicherten sich<br />
zu kleinen Preisen Verschmähtes (wenn ein guter<br />
Erhaltungszustand dafür sprach) und bemaßen<br />
ihre individuelle Liebe zum Blech nicht nach den<br />
Werten auf der nach oben offenen Nobelskala.<br />
Und so rangiert auch heute wieder eine bestimmte<br />
Fahrzeugkategorie noch ziemlich weit unten<br />
im Beliebtheitsranking, obwohl sie es verdient<br />
hätte, etwas mehr Beachtung zu finden. Das<br />
will sagen: Unter 10.000, ja sogar unter 5.000<br />
Euro kann man durchaus auf der Suche nach einer<br />
Rarität von heute – und erst recht von morgen<br />
– fündig zu werden. Wenn nicht hierzulande,<br />
dann im benachbarten Ausland, dort lassen sich<br />
ebenfalls interessante Objekte aufspüren. Warten<br />
Sie aber nicht zu lange... Halwart Schrader<br />
BMW 323i (E21)<br />
FAHRDYNAMISCHER<br />
KOMPAKT-SPORTLER<br />
Die Baureihe E21 bot eine umfangreiche<br />
Motorenpalette aus Vier- und Sechszylindern, und<br />
schon der kleinste 3er war kein Verkehrshindernis.<br />
Richtig krachen ließen es die Münchner dann mit<br />
dem 323i, der ab 1978 die Modellpalette nach<br />
oben abrundete. Die Kombination des seidenweich<br />
laufenden, 143 PS starken Reihensechsers mit der<br />
kompakten und leichten 3er-Karosserie sorgte für<br />
überdurchschnittliche Fahrleistungen. Das ohnehin<br />
gute Fahrwerk war beim 323i sportlicher<br />
abgestimmt, konnte die Mehrleistung gut verkraften<br />
und treibt auch heute noch auf Landstraßen jedem<br />
323i-Fahrer in jeder Kurve ein breites Grinsen ins<br />
Gesicht. Vom „Wolf im Schafspelz“ kann man<br />
Modell: BMW 323i, Motor/Getriebe: 6-Zyl.-Reihe, 2,3 Liter Hubraum, Vierganggetriebe, Leistung: 143 PS, Fahrleistungen:<br />
190 km/h, 0–100 km/h: 9,5 Sek., Gewicht: 1.135 kg, Bauzeit: 1978–82, Neupreis: 21.450 DM (1979), Club: BMW 3er-<br />
Club (E21/E30) e.V., Tel.: 0171 125 19 17, Web: www.3er-club.de<br />
Ford Escort II RS 2000<br />
KRAFTPAKET MIT SPASSGARANTIE<br />
Wer Mitte der 70er-Jahre ein Fahrzeug für Sport<br />
und Familie suchte, wurde bei Ford mit dem RS<br />
2000 fündig. Das Topmodell der zweiten Escort-<br />
Baureihe wandelte auch bei Rallyes und<br />
Rennen auf den Spuren des<br />
„Hundeknochen“-Ford. Unter der<br />
geglätteten Hülle verbarg sich dieselbe<br />
Antriebstechnik wie beim legendären<br />
Vorgänger, vor allem aber der knorrige<br />
Zweiliter-Motor mit 110 PS. Wer hinter dem<br />
Volant des nur 13.000 DM teuren Zweitürers saß,<br />
konnte sich also ein wenig wie ein echter<br />
Rennfahrer fühlen – und auch das Fahrgefühl und<br />
die Fahrleistungen waren damals<br />
Power-<br />
<strong>Schnäppchen</strong><br />
Marktwert<br />
(Zustand 3–2)<br />
5.400–<br />
8.200 €<br />
Anlage-<br />
<strong>Schnäppchen</strong><br />
allerdings dank der optischen<br />
Retuschen mit dem unüberseh -<br />
baren 323i-Logo am Frontgrill,<br />
dem Heckspoiler und vor allem der<br />
zweiflutigen Auspuffanlage mit je einem Endrohr<br />
links und rechts nicht mehr sprechen. Gute<br />
Exemplare dieses Kraftwagens steigen kontinu -<br />
ierlich im Marktwerkt. Noch sind sie bezahlbar!<br />
Marktwert<br />
(Zustand 3–2)<br />
6.500–<br />
9.900 €<br />
überdurchschnittlich gut. Noch heute ist der<br />
RS 2000 bei beherztem Einsatz der Leistung<br />
ein begeisternder Kurvenkünstler, der extrem<br />
viel Fahrspaß fürs Geld bietet. Noch ist der zweite<br />
RS bezahlbar, aber es ist absehbar, dass er im Wert<br />
ebenso steigen wird wie zehn Jahre zuvor der<br />
„Hundeknochen“-RS!<br />
Modell: Ford Escort II RS 2000, Motor/Getriebe: 4-Zyl.-Reihe, 2 Liter Hubraum, 4-Ganggetriebe, Leistung: 110 PS, Fahrleistungen:<br />
180 km/h, 0–100 km/h: 9 Sek., Gewicht: 935 kg, Bauzeit: 1974–80, Neupreis: 13.000 (1974), Club: IG ford Escort<br />
RS 2000, www.igrs2000.de<br />
Triumph Dolomite Sprint<br />
NOBLES SPORTSTUDIO FÜR KENNER<br />
Auch die Briten konnten<br />
Hightech! Der Dolomite<br />
Sprint, das Topmodell der<br />
Triumph Mittelklasse, hatte es faustdick unter der Motorhaube: Er war der<br />
erste Großserienwagen mit einem 16-Ventil-Zylinderkopf überhaupt! Der<br />
1,85-Liter-Vierzylinder mobilisierte satte 129 PS, die dem eigentümlich<br />
gestylten Briten die Fahrleistungen eines Sportwagens entlockten: 185 Kilometer<br />
Spitze und knapp zehn Sekunden von null auf 100 waren 1973<br />
eine Kampfansage vor allem an die ähnlich potenten 02er aus München.<br />
Der mit viel Holz, einer klassischen Uhrensammlung mit Chromringen und<br />
meist Leder nobel ausgestattete Fahrgastraum bot allerdings mehr Platz und<br />
war mit vier Türen und einem großen Kofferraum auch familientauglicher als<br />
der Münchner. Das ist auch heute noch so, und deshalb ist der Dolomite<br />
Sprint die ideale „Mehrzweckwaffe“ für Familie, Freizeit und Sportgenuss.<br />
Exoten-<br />
<strong>Schnäppchen</strong><br />
Marktwert<br />
(Zustand 3–2)<br />
5.200–<br />
10.500 €<br />
Modell: Triumph Dolomite Sprint, Motor/Getriebe: 4-Zyl.-Reihe, 16 Ventile, 1,85 Liter Hubraum, 4-Ganggetriebe mit Oderdrive, Leistung: 129 PS, Fahrleistungen: 185 km/h, 0–100 km/h: 9–10<br />
Sek., Gewicht: 1.015 kg, Bauzeit: 1973–80, Club: Triumph Dolomite Club Sektion Deutschland, Tel.: (08082) 83 89, Web: www.mytriumph.de, www.triumph-dolomite.co.uk<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014 25
Titelstory | Trends und Preise<br />
MARKTPREISE UND –TRENDS <strong>Sportive</strong> Mittelklasse der 60er- bis 80er-Jahre<br />
Marke Modell Motor ccm Bj. vonbis Euro, Zustn. 3–2 Trend<br />
Alfa Romeo Giulia 1300/1300 Ti R-4 1.290 64 72 8.700–13.500 <br />
Giulia 1300 Super R-4 1.290 70 72 8.700–13.500 <br />
Giulia Super 1,3 R-4 1.290 72 74 8.700–13.500 <br />
Giulia Nuova Super 1,3 R-4 1.290 74 77 7.800–12.200 <br />
Giulia Nuova Super 1,6 R-4 1.570 74 77 8.700–13.500 <br />
1750 Berlina R-4 1.779 67 72 7.500–12.000 <br />
2000 Berlina R-4 1.962 71 77 7.000–11.000 <br />
Alfetta 2000 R-4 1.962 77 84 5.800–9.000 <br />
Giulietta 2.0 Turbodelta R-4 1.962 83 86 6.500–10.000 <br />
90 2.0 Iniezione R-4 1.962 84 87 3.000–4.900 <br />
90 2.5 V6 V-6 2.492 84 87 3.400–5.300 <br />
Audi 80 GT/GTE (B1) R-4 1.588 73 78 5.800–8.500 <br />
200 5E (C2) R-5 2.133 79 82 6.400–9.900 <br />
200 5T (C2) R-5 2.133 79 82 6.600–10.200 <br />
80 GLE/GTE (B2) R-4 1.588 79 86 3.900–6.000 <br />
200 Turbo (C3) R-5 2.144 83 91 3.200–4.900 <br />
Austin 1300 GT R-4 1.275 69 74 3.400–5.200 <br />
BMW 320/6 (E21) R-6 1.990 77 82 3.900–6.000 <br />
323i (E21) R-6 2.315 78 82 6.500–9.900 <br />
M 535i (E28) R-6 3.430 85 88 7.100–11.000 <br />
745i (E23) R-6 3.210 80 86 7.000–10.800 <br />
Chrysler-Simca 160 GT R-4 1.639 70 73 2.700–4.200 <br />
180 R-4 1.812 70 76 2.600–4.000 <br />
1610 R-4 1.639 76 81 2.500–3.900 <br />
2-Litres R-4 1.981 73 81 3.000–4.600 <br />
Citroën GS X Berline B-4 1.129 75 79 2.600–4.000 <br />
CX 2400 GTi R-4 2.347 77 83 4.500–6.900 <br />
Visa GTi R-4 1.361 85 88 3.200–5.500 <br />
DAF 55 Marathon R-4 1.108 71 72 2.600–4.000 <br />
66 Marathon R-4 1.108 72 75 2.700–4.200 <br />
Fiat 850 Speciale R-4 843 68 71 3.800–5.900 <br />
124/124 Speciale R-4 1.438 66 74 4.000–6.100 <br />
131 Super Mirafiori R-4 1.297, 1.585 78 84 3.300–5.000 <br />
131 Racing Sport R-4 1.995 78 82 6.400–9.900 <br />
Ritmo 105 TC R-4 1.585 81 86 4.000–6.200 <br />
Ritmo Abarth 125 TC R-4 1.995 81 86 4.400–6.800 <br />
Ritmo Abarth 130 TC R-4 1.995 83 88 4.400–6.800 <br />
Ford (D) 15 M TS (P6) V-4 1.498 66 67 3.400–5.200 <br />
15 M RS (P6) V-4 1.699 68 70 4.000–6.000 <br />
20 M RS (P7) V-6 2.293 67 72 4.500–6.800 <br />
Escort RS 2000 R-4 1.993 73 74 8.500–13.000 <br />
Escort II RS 2000 R-4 1.993 75 80 5.400–8.200 <br />
Ford (UK) Cortina 1500 Super Mk I R-4 1.498 63 66 4.000–6.000 <br />
Cortina GT Mk I R-4 1.498 63 66 7.800–12.000 <br />
Corsair GT R-4 1.498 63 65 4.000–6.000 <br />
Corsair V4 GT V-4 1.663 65 66 4.000–6.000 <br />
Der Golf GTI definierte eine neue Sportklasse,<br />
war aber nicht der erste Kompakt-Kraftwagen.<br />
Marke Modell Motor ccm Bj. vonbis Euro, Zustn. 3–2 Trend<br />
Cortina 1500 GT Mk II R-4 1.498 66 67 5.300–8.000 <br />
Cortina 1600 GT Mk II R-4 1.599 67 70 5.300–8.000 <br />
Escort 1300 GT/Sport R-4 1.298 68 75 4.500–6.800 <br />
Hillman Hunter GT/GLS R-4 1.725 69 76 4.700–7.200 <br />
Avenger GT/GLS R-4 1.598 73 79 4.000–6.000 <br />
Innocenti Mini Cooper R-4 998 66 72 7.200–11.000 <br />
Mini Cooper 1300 R-4 1.275 72 76 6.900–10.600 <br />
Lancia Fulvia Berlina GT V-4 1.231 67 69 3.600–5.400 <br />
Fulvia Berlina GTE V-4 1.298 68 69 4.000–6.100 <br />
Delta 1600 GT R-4 1.585 82 86 3.000–4.600 <br />
Mercedes-Benz 190 E 2.3 R-4 2.299 83 93 3.900–6.000 <br />
190 E 2.3-16 R-4 2.299 84 88 8.700–13.500 <br />
MG Montego Turbo R-4 1.275 85 88 2.900–4.500 <br />
Metro Turbo R-4 1.275 81 94 2.800–4.400 <br />
Maestro 1600 R-4 1.598 83 88 3.200–4.900 <br />
Mini 1275 GT R-4 1.275 69 81 5.100–7.800 <br />
NSU 1000 TTS R-4 996 67 71 10.000–15.400 <br />
1200 TT R-4 1.177 67 72 9.200–14.100 <br />
Opel Rekord C Sprint R-4 1.897 67 71 5.400–8.200 <br />
Commodore A GS/GS/E R-6 2.490 67 71 5.700–8.800 <br />
Commodore B GS/E R-6 2.784 72 77 7.200–11.000 <br />
Ascona B SR 2.0 R-4 1.979 77 81 5.800–8.400 <br />
Ascona C SR 1.6 R-4 1.584 81 84 5.300–8.000 <br />
Ascona C Sport 1.8 R-4 1.796 83 88 4.900–7.500 <br />
Kadett D GTE R-4 1.796 83 84 4.000–6.100 <br />
Kadett E GSi R-4 1.796 84 91 3.200–5.000 <br />
Peugeot 505 Turbo R-4 2.155 85 88 3.900–6.000 <br />
205 GTi R-4 1.580 84 93 3.900–6.000 <br />
Renault R 16 L / TL R-4 1.565 69 79 4.000–6.100 <br />
R 16 TS R-4 1.565 68 76 4.300–6.600 <br />
R 16 TX R-4 1.647 74 79 4.300–6.600 <br />
R 12 Gordini R-4 1.565 71 74 8.600–13.000 <br />
R 5 Alpine R-4 1.397 76 81 4.200–6.400 <br />
R 5 Alpine Turbo R-4 1.397 81 85 4.500–6.500 <br />
Saab Sport/Monte Carlo R-3 841 62 67 8.500–12.900 <br />
99 R-4 1.709 68 84 4.000–6.200 <br />
99 Turbo R-4 1.985 78 82 4.500–6.500 <br />
Simca 1000 GL/GLS R-4 944 68 78 3.300–5.000 <br />
1000 Rallye 1 R-4 1.188 69 78 6.500–10.000 <br />
1000 Rallye 2 R-4 1.294 72 78 8.000–12.000 <br />
1000 Rallye 3 R-4 1.294 77 78 8.300–13.000 <br />
1307/1308 R-4 1.295 76 84 3.300–5.000 <br />
Alpine/TC R-4 1.295 77 84 3.800–5.800 <br />
Simca-Talbot 1301/1501 R-4 1.295 67 76 3.900–6.000 <br />
1501 Tourisme R-4 1.475 67 70 4.100–6.200 <br />
Singer Chamois Sport R-4 875 66 70 3.200–4.900 <br />
Skoda 1000 MBX R-4 988 66 69 3.800–5.800 <br />
1100 MBX R-4 1.107 67 69 4.000–6.100 <br />
120 LS/GLS R-4 1.174 77 89 2.700–4.100 <br />
Sunbeam 1600 GT/GLS R-4 1.598 73 79 3.500–5.300 <br />
Talbot 1510/Solara R-4 1.442 79 86 2.900–4.400 <br />
Horizon GL / GLS 1.5 R-4 1.442 78 86 3.000–4.600 <br />
Toyota Carina 1600 ST R-4 1.588 72 76 4.000–6.000 <br />
Triumph 1500 TC R-4 1.493 74 76 2.800–4.200 <br />
Dolomite 1850 HL R-4 1.854 72 80 3.600–5.400 <br />
Dolomite Sprint R-4 1.998 73 80 7.200–10.500 <br />
2000 TC R-6 1.998 75 77 3.600–5.400 <br />
2500 TC/S R-6 2.498 74 77 3.800–5.900 <br />
Vauxhall VX 4/90 FB R-4 1.507 62 64 3.100–4.800 <br />
Viva GT R-4 1.975 68 70 2.500–3.800 <br />
VX 4/90 FD R-4 1.594 70 72 2.600–4.000 <br />
Volkswagen Polo GLS R-4 1.272 78 81 2.300–3.500 <br />
Polo GT R-4 1.272 79 81 2.500–3.800 <br />
Polo 1.3 R-4 1.272 83 94 2.200–3.300 <br />
Golf I GTI R-4 1.588 76 78 8.600–13.000 <br />
Golf I GTI R-4 1.588 78 82 7.900–12.000 <br />
Golf I GTI R-4 1.781 82 83 8.000–12.200 <br />
Volvo 123 GT R-4 1.778 67 69 9.300–14.100 <br />
242 GT R-4 2.127 77 80 4.700–6.200 <br />
244 GLT R-4 2.316 79 82 3.400–5.200 <br />
26
Halwart Schrader<br />
DER OLDTIMEREXPERTE<br />
Halwart Schrader, einer der profiliertesten deutschen<br />
Motorjournalisten, leitete seit 1974 die erste deutsche<br />
Oldtimerzeitschrift überhaupt, die „Automobil Chronik“.<br />
Heute arbeitet er für den Marktwertespezialist Schwacke.<br />
Klassisches Fahrvergnügen erfordert<br />
keinen großen Geldbeutel.<br />
Foto: Peugeot AG<br />
Peugeot 205 GTI<br />
FRANZÖSISCHER GTI-JÄGER<br />
Youngtimer-<br />
<strong>Schnäppchen</strong><br />
Marktwert<br />
(Zustand 3–2)<br />
3.900–<br />
6.000 €<br />
Der Erfolg des Golf GTI ließ auch den französischen Autobauer<br />
Peugeot nicht ruhig schlafen, und 1984 wurde dann der 205 GTI<br />
präsentiert, das Topmodell der erfolgreichen Baureihe, die bis<br />
zum Ende der Bauzeit 1998 alleine in Deutschland über<br />
410.000 Käufer fand. Der GTI war mit 1,6- und 1,9-Liter-<br />
Vierzylindern mit Einspritzanlage bestückt, die zwischen 104 und<br />
128 PS über ein Fünfganggetriebe an die Vorderräder lieferten.<br />
Damit war er mit den großen Motoren kräftiger als der deutsche<br />
Sprinter, und wie den Golf gab es den kecken Franzosen ab März<br />
1986 auch als Sicherheitscabrio mit Targabügel. Von den<br />
kleineren Brüdern unterschied er sich durch andere Radhäuser<br />
mit Kotflügelverbreiterungen, größere Räder sowie andere<br />
Hinterachsen mit breiterer Spur und teilweise Scheibenbremsen.<br />
Trotz der überzeugenden Technik und der hübschen Karosse hat<br />
der 205 nur eine kleine Fangemeinde, was die Preise niedrig hält<br />
– gut für potenzielle Interessenten!<br />
Modell: Peugeot 205 GTI, Motor/Getriebe: 4-Zyl.-Reihe, Frontantrieb, 1,6–1,9 Liter Hubraum, Fünfganggetriebe, Leistung: 104–128 PS, Fahrleistungen: 185–208 km/h, 0–100 km/h: 9,6–<br />
7,6 Sek., Gewicht: 720–880 kg, Bauzeit: 1984–98, Neupreis: 19.295 DM (1984)<br />
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eingebaut
Porträt | Barkas B 1000<br />
Vom Lastesel zum Kult-Transporter<br />
Der<br />
„ -Bu<br />
„Barkas – ein Begriff für Zuverlässigkeit“, so prangte es in großen<br />
Lettern noch bis weit in die 90er-Jahre von einem Chemnitzer<br />
Eisenbahnviadukt. Mittlerweile ist der B 1000 zum begehrten<br />
Klassiker gereift, und zwar nicht nur im Osten.<br />
28
lli“<br />
Barkas<br />
B 1000<br />
Kult in<br />
Ost und West<br />
Oben: Das Armaturenbrett<br />
erfuhr im Lauf der<br />
Jahr nur wenige Veränderungen.<br />
Rechts: Auch die Heckpartie<br />
blieb unverändert.<br />
Als Nachfolger des Framo V901 trat der<br />
neue Frontlenker-Kleinbus seine Karriere<br />
1961 an. Hineingeboren in eine Zeit des<br />
kraftfahrzeugtechnischen Aufschwungs in der<br />
DDR. In die große Zeit der neuen Modelle, die<br />
Ende der 50er-Jahre begann, aber nur zehn Jahre<br />
andauern sollte: Trabant 601, Wartburg 353, der<br />
neue Lkw IFA W 50 und der Eintonner Barkas<br />
B 1000, der seinem Vorgänger vieles voraushatte:<br />
Frontlenkerbauweise, 1.000 Kilo Nutzlast, selbst<br />
tragende Karosserie und einen Komfort, den man<br />
bis dato nur von Pkw kannte.<br />
1950 begann man im Forschungs- und Entwicklungswerk<br />
(FEW) in Chemnitz (ab 1953:<br />
Karl-Marx-Stadt) – der ehemaligen Konstruktionsabteilung<br />
der Auto Union –<br />
mit den Planungen für den L1,<br />
den Lastwagen mit einer Tonne<br />
Nutzlast. Drei Prototypen entstanden,<br />
aber wieder in schwerer<br />
Rahmenbauweise und somit ohne Zukunft. Erst<br />
1954 begannen die Arbeiten bei Framo in Hainichen<br />
unter Führung des Chefkonstrukteurs<br />
Heinrich Schmieder erneut.<br />
Das größte Problem war die Motorisierung.<br />
Zwei Möglichkeiten wurden erwogen: ein neu zu<br />
konstruierender 1,2-Liter-Vierzylinder-Viertakter<br />
oder ein aus zwei Trabant-Motoren zu entwickelnder<br />
Vierzylinder-Zweitakter. Der 900 Kubikzentimeter<br />
große Dreizylinder-Zweitakter aus<br />
dem F9, der auch schon im V 901 eingesetzt wurde,<br />
war aufgrund zu geringer Leistung ursprünglich<br />
nicht vorgesehen. Am Ende erhielt er trotzdem<br />
den Zuschlag, denn für alle anderen Konzeptionen<br />
gab es entweder keine Kapazitäten<br />
oder die konstruktiven Probleme überwogen.<br />
Hoher Nutzwert war das Ziel<br />
Im Pflichtenheft für den neuen Kleinbus standen<br />
die Hauptforderungen Frontantrieb, Frontlenkerbauweise<br />
und selbst tragende Karosserie,<br />
um das Verhältnis von Leergewicht und Nutzlast<br />
etwa auf eins zu eins zu bringen. Das war<br />
wirklich neu: Der Barkas B1000 war 1961 der<br />
erste Eintonner mit Frontantrieb. Das sparte die<br />
Kardanwelle und brachte ein Plus beim Ladevolumen.<br />
Letztlich hatte aber auch das etwas<br />
mit dem Erbgut des B 1000 zu tun – schließlich<br />
entstanden bei der Chemnitzer Auto Union<br />
schon in den 30er-Jahren die DKW-Kleinwagen<br />
mit Frontantrieb. Bei Volkswagen erschien der<br />
erste „Bulli“ mit Frontantrieb 1990: der T4. Bis<br />
dahin sorgten Heckmotoren<br />
für hohe Ladekanten<br />
und wenig Ladefläche.<br />
Die neu konstruierte<br />
Ganzstahlkarosserie basierte<br />
auf einer Mittelgräte<br />
mit seitlichen Auslegern,<br />
die mit dem Bodenblech<br />
verschweißt war. Vorn öffnete<br />
sich der Mittelträger<br />
zu einer Gabel, die Motor<br />
und Getriebe aufnahm. Das<br />
komfortable Fahrwerk bot<br />
Einzelradaufhängung an<br />
Schwingarmen mit gummigelagerter Drehstabfederung<br />
– ganz anders als beim knüppelharten<br />
Vorgänger. Ein echter Sprung nach vorn also,<br />
der den Fahrern völlig neue Bequemlichkeit bot.<br />
Flexible Nutzung als Grundkonzept<br />
1961 begann die Serienfertigung des neuen Barkas-Schnelltransporters<br />
B 1000 vorerst mit dem<br />
klassischen Busaufbau als geschlossener Kastenwagen,<br />
Kombi-Mehrzweckwagen und voll<br />
verglastem Kleinbus. Vier Jahre später folgte die<br />
Pritschenvariante. Dafür behielt man den Bodenträger<br />
bei und kombinierte ihn mit einem<br />
aufgeschweißten Hilfsrahmen zur Aufnahme der<br />
Pritsche. Hierdurch erreichte man die günstige<br />
Als der B 1000 im Jahr 1961 vorgestellt wurde,<br />
war er der erste Eintonner mit Frontantrieb .<br />
Ladehöhe von nur 740 Millimetern. Auf Basis<br />
des Pritschenfahrgestells mit Fahrerhaus entstanden<br />
später noch weitere Varianten, darunter<br />
verschiedene Kofferaufbauten. Die ursprüngliche<br />
Planung, statt der Pritsche einen Pick-up zu<br />
bauen, wurde aufgrund des ungünstigen Verhältnisses<br />
aus Leergewicht und Nutzlast verworfen,<br />
nachdem ein Prototyp fertiggestellt war.<br />
Aufbauten für jede Anwendung<br />
Der Barkas B 1000 war einer der variantenreichsten<br />
Kleintransporter seiner Zeit. Kasten,<br />
Kombi, Kleinbus, Wärme-Isolierfahrzeug, Pritsche<br />
mit und ohne Plane, Bestattungswagen,<br />
Verkaufskoffer, Großraumkoffer, Isothermkoffer,<br />
diverse Varianten vom Polizeifahrzeug,<br />
Krankenwagen, Kleinlöschfahrzeug, Kommunal-Drehleiter,<br />
Arbeits- und Wohnfahrzeug für<br />
Bautrupps, Post-Spezialausführung bis zum<br />
(wenn auch inoffiziell) Gefangenentransporter<br />
beim MfS. Dafür rüstete man fensterlose Kofferaufbauten<br />
mit winzigen Einzelzellen aus, versah<br />
sie mit einer beliebigen Tarnaufschrift<br />
Clubs & Szene<br />
Barkas-Fanseite und -Forum, Michael Geiger, 46149<br />
Oberhausen, Web: www.barkas.de<br />
„Die Kraft der Drei“, Barkas-Club und -Forum,<br />
01877 Bischofswerda, Web: www.barkas-club.net<br />
IFA Barkas Team, Web: www.barkas-team.de<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014 29
Porträt | Barkas B 1000<br />
KAUFBERATUNG<br />
Barkas B 1000, B 1000-1<br />
Sowohl die Zwei- als auch die selteneren Viertakter sind technisch<br />
robust und pflegeleicht. Probleme bereiten die rostanfälligen<br />
Karosserien und die schlechte Ersatzteilversorgung speziell bei<br />
Blechteilen.<br />
Der Barkas war in der DDR Betrieben,<br />
der Landwirtschaft und staatlichen Institutionen<br />
vorbehalten. Lediglich in<br />
absoluten Einzelfällen wurde mal einer<br />
kinderreichen Familie<br />
ein B 1000 auf<br />
Am Fahrerhaus sind<br />
Radkästen und der<br />
Fußraum rostanfällig.<br />
Antrag zugesprochen.<br />
Oder man hatte<br />
zahlungswillige Westverwandtschaft,<br />
die ein solches Fahrzeug als Geschenk<br />
über den GENEX-Katalog in<br />
harter Währung bezahlte. Das alles<br />
waren Ausnahmen. Deshalb wurden<br />
privat auch keine Ersatzteile gehortet.<br />
Das macht die Versorgungslage für<br />
den Kleintransporter heute um einiges<br />
schwieriger als bei Trabant oder<br />
Wartburg.<br />
Die Ersatzteilbestände der Betriebe<br />
wurden bei deren Abwicklung nach<br />
1990 allzu oft vernichtet, außerdem<br />
waren die Stückzahlen des Barkas so<br />
gering, dass der Gesamtbestand heute<br />
eher klein ist. Wer einen Barkas in<br />
gutem Zustand sucht, der braucht etwas<br />
Geduld und auch Geld. Die einschlägigen<br />
Internetbörsen werden<br />
von Pritschenfahrzeugen<br />
beherrscht. Ein<br />
guter Achtsitzerbus<br />
ist schwer<br />
zu bekommen,<br />
eher noch die<br />
anderen Kastenvarianten,<br />
vor allem<br />
der Kombi-Mehrzweckwagen<br />
B 1000 KM mit zweiter<br />
Sitzreihe und geschlossenem hinteren<br />
Karosseriesegment.<br />
Karosserie<br />
Hauptfeind des Barkas ist der Rost.<br />
Im vorderen Bereich unterscheidet<br />
der Lochfraß auch nicht zwischen<br />
Kastenkarosserie und Fahrerhaus der<br />
Pritschen- oder Koffervarianten. Es<br />
gammelt vorrangig im Fußraum und<br />
entlang der Radhäuser. Der Übergang<br />
von B-Säule zum Radlauf (unter dem<br />
schmalen Seitenfenster hinter der Tür)<br />
ist beidseitig ein großes Problem. Vor<br />
allem links, denn hinter dem Fahrersitz<br />
steht die Batterie. Kocht die über,<br />
läuft Säure in die Hohlräume. Bilder<br />
von katastrophalen Restaurierungen<br />
zeigen, wie man beim Kauf danebengreifen<br />
kann, wenn man vorher nicht<br />
richtig hinschaut. Schweller, Türsäulen,<br />
die Türen selbst, die Einstiege unterhalb<br />
der Türen zum Laderaum –<br />
kurz: Alle Übergänge und Hohlräume<br />
sind beim B 1000 rostgefährdet. Dazu<br />
die Schweißverbindungen der Seitenpartien<br />
und auch an der Bodengruppe,<br />
wo Trägerprofil und<br />
Bodenblech miteinander verbunden<br />
sind.<br />
Das ist nur durch eine sehr<br />
gründliche Hohlraumkonservierung<br />
zu verhindern, weshalb allen<br />
Barkas-Besitzern dringend angeraten<br />
ist, ihre gut erhaltenen oder aufwendig<br />
restaurierten Fahrzeuge mit modernen<br />
Korrosionsschutzfetten zu versiegeln<br />
und tunlichst die Finger von billigem<br />
Hohlraumwachs zu lassen. Es gibt sogar<br />
einen Spezialisten, der sich fast<br />
ausschließlich mit der Hohlraumversiegelung<br />
von Ostblock-Fahrzeugen<br />
beschäftigt – die Firma OldtimerKonservierung<br />
(www.oldtimer-konservierung.de)<br />
im Erzgebirge, die für die<br />
Konservierung mit Korrosionsschutzfett<br />
sogar zum Kunden ins Haus<br />
Die Hohlräume wie<br />
hier die A-Säule<br />
sind oft morsch.<br />
(oder in die<br />
Garage)<br />
kommt.<br />
Fahrwerk<br />
Das Fahrwerk ist prinzipiell reparaturfreundlich<br />
aufgebaut. Obacht geben<br />
sollte man bei den Achsaufhängungen,<br />
die gern wegrosten. Und<br />
man muss wissen, das man im Lkw-<br />
Segment arbeitet. Viele Teile sind<br />
größer und schwerer als vom Pkw<br />
gewohnt, die Abzieher und Hebel<br />
müssen also auch eine Nummer<br />
größer sein als üblich. An der<br />
Bremsanlage sollte man sich auch<br />
dann nicht lange aufhalten, wenn<br />
sie augenscheinlich funktioniert,<br />
sondern sie erneuern – schließlich<br />
sind<br />
die Fahrzeuge<br />
mittlerweile<br />
alle deutlich älter<br />
als 20 Jahre.<br />
Motor/Getriebe<br />
Der auf DKW zurückgehende Dreizylinder-Zweitaktmotor<br />
wurde zwar stets im<br />
Detail weiterentwickelt und seine Leistung<br />
über die Jahre fast verdoppelt,<br />
und vom IFA F9 über die Framo-Transporter<br />
und die Wartburg-<br />
Baureihen 311 und<br />
353 bis zum Barkas B<br />
1000 hunderttausendfach<br />
eingebaut. Daher ist die Teileversorgung<br />
kein großes Problem. Man muss<br />
aber wissen, dass nach all den Jahrzehnten<br />
fast kein Weg an einer kompletten<br />
Motorüberholung vorbeiführt.<br />
Zylinderblock honen, regenerierte Kurbelwelle,<br />
neue Kolben stehen dabei<br />
mindestens im Pflichtenheft.<br />
Das Getriebe des Zweitakters ist<br />
eher unauffällig. Anders beim<br />
Viertakter B 1000-1, wo es eine<br />
echte Schwachstelle ist,<br />
die schon vielen (der wenigen<br />
vorhandenen) Viertakt-Barkas<br />
das Genick gebrochen hat.<br />
Ersatzteilversorgung<br />
Die schlechte Nachricht zuerst: Es gibt<br />
für den Barkas keine Blechteile mehr.<br />
MARKTWERTE<br />
Pritschenwagen hatten<br />
einen Hilfsrahmen<br />
für die Aufbauten.<br />
Wer<br />
repariert<br />
oder restauriert<br />
und das tun will, ohne<br />
zu pfuschen, der wird Blechpartien<br />
in Handarbeit anfertigen oder zum<br />
Karosseriebauer gehen müssen. Und<br />
ohne Spenglerarbeiten wird es nahezu<br />
bei keinem Barkas gehen. Für alles andere<br />
gibt es Händler und eine rege Fangemeinschaft,<br />
von der nahezu alles<br />
aufzutreiben ist. Fahrwerkteile und<br />
sonstige Technik wird teils noch von<br />
Händlern angeboten, teils aufgearbeitet.<br />
Neue Diagonalreifen in Originalgröße<br />
6.70-13 und im Originalprofil werden<br />
vom Reifenwerk Heidenau seit einiger<br />
Zeit wieder produziert.<br />
Teile für Zweitaktmotor und Getriebe<br />
sind kein Problem. Anders beim Getriebe<br />
des Viertakters B 1000-1. Ersatzteile<br />
dafür sind quasi nicht zu bekommen,<br />
dafür waren die Stückzahlen zu klein.<br />
Für den Viertaktmotor BM 880 wiederum<br />
ist die Versorgung gesichert,<br />
schließlich kann<br />
Die Bremsanlage<br />
sollte grundsätzlich<br />
überholt werden.<br />
man bei Teilen für Zylinderkopf<br />
und Kurbeltrieb aufs<br />
VW-Regal zurückgreifen und hat oft sogar<br />
die Auswahl zwischen Erstausrüsterqualität<br />
und günstiger Nachfertigung.<br />
Der Barkas hat das Zeug zum Sammlerstück<br />
Aufgrund der großen Vielfalt an Aufbauten können die genannten<br />
Marktpreise nur Anhaltspunkte bieten. Was ein Barkas tatsächlich<br />
wert ist, hängt sehr stark davon ab, wie viel der Wagen<br />
dem potenziellen Käufer wert ist.<br />
Modelle: Barkas B 1000 Zweitakt, B 1000-1 Viertakt, diverse Aufbauten<br />
Baujahr: Zweitakter: 1961–90, Viertakter: 1989–1991<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: k. A. 2: 10.000–8.900 3: 6.200–5.000 4: 2.000 5: 500–1.000<br />
Quelle: eigene Recherche<br />
Fotos: Sebastian Mai, Jörn-M. Müller-Neuhaus, Daniel Remus, Christian Wimmer<br />
30
Die charakteristische, freundliche<br />
Frontpartie blieb dem Barkas bis<br />
zum Schluss erhalten.<br />
(„Frischfisch“, „Obst & Gemüse“) und konnte<br />
damit unauffällig Gefangene transportieren.<br />
Später wurden in Ungarn und in der DDR sogar<br />
dreiachsige Abschleppfahrzeuge und Langpritschen<br />
als Kleinserien von Fremdbetrieben produziert.<br />
Der Barkas war auch in Exportländern erfolgreich,<br />
allen voran Belgien, das große Stückzahlen<br />
importierte. Ganze 52<br />
Stück auf einmal bestellte<br />
der Antwerpener Suppen -<br />
fabrikant J. v. Boom und<br />
ließ den Konvoi nagelneuer<br />
B 1000 anno 1965 eine Werbefahrt durch die<br />
Stadt unternehmen. Importeur Pierreux rüstete<br />
allerdings viele Barkas auf Fremdmotoren um.<br />
Auch bei Barkas war man daran interessiert, das<br />
Produkt weiterzuentwickeln. Doch hier stieß<br />
man an die Grenzen der Planwirtschaft – und<br />
teilte dieses Schicksal mit allen anderen DDR-<br />
Fahrzeugproduzenten.<br />
Fortschrittsbremse Planwirtschaft<br />
Nicht nur, dass der B 1000 auf einem der längsten<br />
Fließbänder der Welt produziert wurde. Die<br />
Produktion fand in drei Betriebsteilen statt, die<br />
Das System der Planwirtschaft verhinderte echte<br />
Weiterentwicklungen am Konzept des Barkas.<br />
sich in drei verschiedenen Städten befanden.<br />
Karl-Marx-Stadt, Hainichen und ab 1965 auch<br />
Frankenberg. Die Rahmen, Stanz- und Umformteile<br />
aus Frankenberg wurden etwa 15 Kilometer<br />
nach Karl-Marx-Stadt ins dortige Fahrzeugwerk<br />
geliefert, wo man die Rohkarossen des B 1000<br />
zusammenschweißte.<br />
Dann lud man je fünf Rohkarosserien auf<br />
zweistöckige Spezialsattelauflieger, die von<br />
W50-Zugmaschinen ins 30 Kilometer entfernte<br />
Hainichen zur Endmontage gebracht wurden. Investitionsmittel<br />
für Zentralisierung oder gar<br />
Neubau wurden von den staatlichen Planungsbehörden<br />
nicht zugestanden. Besonderheit der<br />
Planwirtschaft: Gewinne verblieben nicht in<br />
den Betrieben, sondern wurden an den Staat<br />
abgeführt. Über Investitionen wurde also nicht<br />
in den Betrieben entschieden, sondern in Ministerien,<br />
der Staatlichen Plankommission und<br />
letztlich immer wieder im Politbüro des ZK der<br />
SED, wo man zwar nicht viel vom Automobilbau<br />
verstand, aber grundsätzlich das letzte<br />
Wort über jede Entscheidung hatte.<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Der Motor zwischen<br />
den Sitzen war nach<br />
dem Abnehmen einer<br />
Blende zugänglich.<br />
Hersteller VEB Barkas-Werke Karl-Marx-Stadt VEB Barkas-Werke Karl-Marx-Stadt<br />
Modell Barkas B1000 Barkas B1000-1<br />
Karosserie Kasten/Pritsche/Koffer Kasten/Pritsche/Koffer<br />
Motor (Benziner) Dreizylinder-Zweitakt Vierzylinder-Viertakt, ohc<br />
Hubraum (ccm) 991 1.272<br />
Leistung (PS) 45 58<br />
Getriebe Viergang Viergang<br />
Antrieb Frontmotor, Frontantrieb Frontmotor, Frontantrieb<br />
Fahrwerk vorn Schräglenker, Drehstabfederung Schräglenker, Drehstabfederung<br />
Fahrwerk hinten Schräglenker, Drehstabfederung Schräglenker, Drehstabfederung<br />
Radstand (mm) 2.400 2.400<br />
Spurweite v/h (mm) 1.450/1.460 1.450/1.460<br />
Reifen 6.70-13 6.70-13<br />
Bremsen v/h Trommeln, hydraulisch, Trommeln, hydraulisch,<br />
vorne duplex, hinten simplex<br />
vorne duplex, hinten simplex<br />
Vmax (km/h) 85–105 90–115<br />
L x B x H (mm) Kasten: 4.520 x 1.860 x 1.910<br />
Pritsche: 4.650 x 2.025 x 1.910/2.300<br />
Leergewicht (kg) 1.160–1.490 1.275–1.715<br />
Verbrauch (l/100 km) 10,5 l/Pritsche mit Plane: 12,5l)<br />
10–12 l<br />
Bauzeit 1961–1989 1989–1991<br />
Stückzahl ca. 175.000 1.962<br />
Neupreis ab ca. 18.000 Mark (DDR) ab 22.400 DM (West)<br />
Club/Weblink www.barkas.de www.b1000-1.de<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014 31
Die Karosserievarianten: Der Barkas wurde in<br />
diversen Versionen für alle Anwendungen vom<br />
Feuerwehrbus bis zum Pritschenwagen produziert.<br />
Geschlossene Gesellschaft: Auch Kofferaufbauten wurden ab Werk<br />
für den Barkas angeboten, hier ein später B 1000-1-Viertakter.<br />
Fensterbus für den Notfall: ein Krankenwagen der Schnellen Medizinischen<br />
Hilfe (SMH).<br />
Handwerkers Liebling: ein hervorragend restaurierter früher Barkas<br />
mit Pritschenladefläche.<br />
Schwerer Junge: Einige Barkas wurden von Fremdbetrieben in Ungarn<br />
und der DDR sogar zum Dreiachs-Pritschenwagen umgebaut.<br />
Trotzdem entwickelte man ab Ende der 60er-<br />
Jahre einen Nachfolger, den B 1100. Der sollte<br />
endlich einen leistungsfähigeren Viertakter erhalten<br />
und wurde überarbeitet, um wieder ein<br />
konkurrenzfähiges Produkt anbieten zu können.<br />
Der lange Weg zum Viertakter<br />
Geplant war die Nutzung eines 1,5-Liter-Moskwitsch-Motors<br />
mit 75 PS. Drei Prototypen entstanden,<br />
bis im Juni 1972 das Projekt auf Anweisung<br />
aus Berlin abgebrochen und die Prototypen<br />
vernichtet werden mussten. Mutigen<br />
Mitarbeitern gelang es, den Kurzpritschen-Prototyp<br />
mit Doppelkabine zu verstecken und der<br />
Nachwelt zu erhalten. Er ist heute im Fahrzeugmuseum<br />
Frankenberg zu sehen. Weiter ging’s<br />
also im Zweitakt mit dem Barkas B 1000, an<br />
dem man von nun an lediglich sogenannte Gebrauchswerterhöhungen,<br />
also Detailweiterentwicklungen,<br />
vornehmen konnte. Tausend kleine<br />
Änderungen bestimmten in den folgenden Jahren<br />
die „große Zeit der kleinen Schritte“, wie es<br />
die DDR-Fachzeitschrift „Kraftfahrzeugtechnik“<br />
einst nannte.<br />
Erst als man 1984 von Volkswagen eine Motoren-Produktionsstraße<br />
übernommen hatte<br />
und in Karl-Marx-Stadt 1,1- und 1,3-Liter-Viertaktmotoren<br />
gefertigt wurden, gab es einen letzten<br />
größeren Schritt. Im Wartburg werkelte seit<br />
Ende 1988 der 1,3-Liter-Motor, für den Trabant<br />
Der letzte produzierte Zweitakter steht<br />
heute im Fahrzeugmuseum Frankenberg.<br />
32
Ersatzteile & Service<br />
Hohlraumversiegelung: OldtimerKonservierung, 09456 Annaberg-Buchholz,<br />
Tel.: (03733) 419 67 04, Mail: info@oldtimer-konservierung.de,<br />
Web: www.oldtimer-konservierung.de<br />
Neubelegung von Bremsbacken: Limbacher Bremsbelag GmbH,<br />
09322 Penig, Tel.: (037381) 955 20, Mail: info@limbacher-bremsbelag.de,<br />
Web: www.limbacher-bremsbelag.de<br />
Radbremszylinder und Hauptbremszylinder im Austausch:<br />
Firma Siegfried Mallin, 99610 Großbrembach, Tel.: (036451) 604 40<br />
Barkas Ersatzteile, 04600 Altenburg, Tel.: (3447) 48 90 40,<br />
Mail: info@barkasteile.de, Web: www.barkasteile.de<br />
Danzer Ersatzteile für alle DDR-Fahrzeuge, 09125 Chemnitz, Tel.: (0371)<br />
280 39 70, Mail: info@danzer-autoteile.de, Web: www.danzer-autoteile.de<br />
Project 601, Oldtimer-Kaufhaus für Trabant, Wartburg & Barkas,<br />
01900 Großröhrsdorf, Tel.: (035952) 328 56, Mail: info@project601.com,<br />
Web: www.project601.com<br />
LDM-Tuning, 08525 Plauen, Tel.: (03741) 55 00 66, Mail: info@ldm-tuning.de,<br />
Web: www.ldm-tuning.de<br />
hatte man den Serienstart mit 1,1-Liter-Motor für Mai 1990 angesetzt,<br />
als die Wende vom Herbst 1989 sozusagen dazwischenkam.<br />
Der Barkas B 1000-1 mit 1,3-Liter-Viertakter wurde im September<br />
1989 auf der Leipziger Herbstmesse präsentiert – mit überarbeiteter<br />
Frontpartie und längs eingebautem Viertakter. Danach wurden einzelne<br />
B 1000-1 in die Produktion eingestreut, aber die Serienproduktion<br />
begann, allerdings ohne optische Veränderungen am Fahrzeugbug,<br />
erst im September 1990. Da läutete die Totenglocke für den DDR-<br />
Automobilbau schon deutlich hörbar. Schlussendlich blieb es bei knapp<br />
2.000 Stück Barkas B 1000-1. Im April 1991 wurde die Produktion eingestellt.<br />
Bei allen drei Pkw-Produzenten in Zwickau (Trabant), Eisenach<br />
(Wartburg) und Hainichen (Barkas) gingen die Lichter aus. Nach<br />
nicht einmal 180.000 Stück endete die Ära Barkas. Sebastian Mai<br />
Doppelschleifer,<br />
200 W<br />
263524<br />
Der kraftvolle 200-W-Motor -Motor treibt<br />
die 150-mm-Schleifscheiben mühelos an,<br />
so dass der Doppelschleifer über genügend<br />
Leistung für die meisten Heimwerker- er-<br />
und<br />
KFZ-Anwendungen verfügt.<br />
‘‘<br />
Mittel- und feinkörnige<br />
150-mm-Schleifscheiben<br />
vormontiert<br />
Große Schutzscheiben zum Schutz des Bedieners<br />
Gummierte Montagefüße<br />
Schutzhauben und Werkstückauflagen aus Ganzstahl<br />
Kompakte Maschine, auch für beengte Arbeitsplätze geeignet<br />
‘‘<br />
Magnetleisten, 3-tlg. Satz<br />
633950<br />
13, 98<br />
€<br />
MEHR ALS<br />
Frostschutzprüfer<br />
427656<br />
42, 13 €<br />
Lagerabzieher,<br />
3-tlg. Satz<br />
MS23<br />
20, 23<br />
€<br />
5000 WERKZEUGE<br />
Strapazierfähiges<br />
Starthilfekabel,<br />
max.<br />
600 A<br />
456956<br />
Zeitzeuge: Der Prototyp B 1100 mit Kurzpritsche und Doppelkabine<br />
wurde vor der angeordneten Verschrottung gerettet.<br />
5, 13<br />
€<br />
Mechaniker-<br />
Werkzeug,<br />
90-tlg.<br />
Satz<br />
868818<br />
116, 86<br />
€<br />
‘‘<br />
26, 78<br />
€<br />
Die Steckschlüsseleinsätze sind<br />
beindruckend:<br />
1/4 Zoll,<br />
3/8 Zoll und 1/2 Zoll<br />
von 4-27 mm bzw.<br />
3/16-1-1/16 Zoll AF und<br />
sogar 12 tiefe Stecknüsse.<br />
Alle Teile sind sehr<br />
hochwertig hergestellt und<br />
extrem nützlich.<br />
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Steckschlüssel-Sortiment<br />
Im stabilen Tragekoffer<br />
Metrisch u.<br />
zöllig<br />
Aus hochwertigem<br />
Chrom-Vanadium-Stahl<br />
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Entblößt: Dieses Fahrgestell eines B 1000-1 Viertakters mit Pritschenaufbau<br />
ist im Fahrzeugmuseum Frankenberg zu sehen.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014<br />
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Porträt | Citroën GS, 1970–86<br />
Gallischer Avantgardist für Individualisten<br />
Kleine Göttin<br />
Als Citroën 1971 den GS auf den Markt<br />
brachte, waren die Franzosen noch<br />
berühmt für einzigartige, innovative Kreationen. Das macht<br />
den GS als modernen Klassiker heute interessant als preiswerte<br />
und individuelle Alternative zur sehr viel teureren DS.<br />
Die internationale Motorpresse wählte<br />
den GS zum Europäischen Auto des Jahres<br />
1971. Er bot fortschrittliche Technik<br />
für wenig Geld, auch das Design darf als Meilenstein<br />
der automobilen Entwicklung gelten.<br />
Die lang gestreckte Schrägheckkarosserie war<br />
Vorreiter einer Epoche, in der sich fast alle europäischen<br />
Hersteller von den klassischen Stufenhecklimousinen<br />
lösten. Die Epigonen waren<br />
unter anderem VW Passat, Renault 20, Rover<br />
SD1, Saab 99 und Lancia Beta.<br />
Großer Kompaktwagen<br />
Die Modellbezeichnung GS stand für „Grande<br />
Série“, also „Große Modellreihe“. Auf dem europäischen<br />
Parkett wurde der GS jedoch in die<br />
untere Mittelklasse eingestuft. Das lag maßgeblich<br />
an der Motorisierung, die anfänglich bei gut<br />
einem Liter Hubraum lag. Die kurzhubig ausgelegten<br />
luftgekühlten Vierzylinder-Boxer mit<br />
oben liegenden, zahnriemenbetriebenen Nockenwellen<br />
waren agil, boten überdurchschnittlich<br />
hohe Leistungen und verwöhnten mit<br />
einem vibrationsarmen Lauf, der in dieser Hubraumklasse<br />
bis dato selten war. Trotz Luftkühlung<br />
und hoher Drehzahlen waren sie bemerkenswert<br />
leise. Die für die Zeit ungewöhnlich<br />
stromlinienförmige Karosserie wies einen cW-<br />
Wert von nur 0,36 auf. Die tief heruntergezogene<br />
Haube mit stark geneigter Frontscheibe trug<br />
zu den Fahrleistungen bei und ermöglichte dabei<br />
einen geringen Verbrauch.<br />
Bestes Fahrverhalten<br />
Das Fahrwerk war eine vereinfachte Version der<br />
legendären Hydropneumatik aus dem großen<br />
34
Clubs, Ersatzteile<br />
Clubs:<br />
GS/GSA IG, Gabi Okner und Günter Busse<br />
Rigaer Str. 10, 38542 Leiferde, www.gs-gsa-ig.de<br />
Ersatzteile<br />
Daniel Engelhardt, Französische Klassiker<br />
Im Hinninghofen 23, 45219 Essen<br />
Tel.: (02054) 874 21 40,<br />
www.franzoesischeklassiker.de<br />
Der GS Break (Kombi) mit großer Heckklappe und vier Türen hatte enorm viel Platz. Die<br />
meisten Exemplare starben einen frühen Tod durch Rost und nachlässige Pflege.<br />
Zwischen 1977 und 1979 hatte<br />
der GS konventionelle Rundins -<br />
trumente, die besser aussahen,<br />
und besser abzulesen waren.<br />
Der Klassiker der frühen Baujahre<br />
mit Lupentacho und dem rechts davon<br />
platzierten passenden analogen<br />
Drehzahlmesser.<br />
Schwestermodell DS. Auch weitere hydraulische<br />
Komponenten wie die Bremsen werden von der<br />
zentralen Hydraulik versorgt. Beim GS entfiel jedoch<br />
die Servolenkung. Sie wird beim Rangieren<br />
trotz der dünnen 145er-Reifen auf großen 15-<br />
Zoll-Felgen aber durchaus vermisst.<br />
In Verbindung mit dem Frontantrieb sorgt<br />
insbesondere der lange Radstand für Fahreigenschaften<br />
und Komfort, die in der unteren Mittelklasse<br />
außergewöhnlich waren. Außerdem ist<br />
die Spurweite – wie auch schon beim DS – hinten<br />
erheblich kleiner als vorne. Für zusätzliche<br />
Sicherheit sorgen Scheibenbremsen vorne wie<br />
hinten, ebenfalls weit über dem Klassenstandard.<br />
Und Citroën hatte den GS sogar weitsichtig<br />
in Crashtests erprobt und optimiert.<br />
Das Magazin „auto motor und sport“ war 1971<br />
sogar der Meinung‚ „das Bestmögliche sei erreicht<br />
worden, eine Steigerung in dieser Wagenkategorie<br />
kaum noch möglich.“ Und noch 1975<br />
machte dieselbe Zeitschrift den GS zum Gesamtsieger<br />
in einem Vergleichstest, wo er unter anderem<br />
gegen Golf und Kadett antrat. Die Tester waren<br />
der Ansicht „annehmbaren Fahrkomfort zu<br />
erzeugen gehört zu den schwierigsten Herausforderungen“,<br />
und bei alledem war die Hydropneumatik<br />
eben nicht zu schlagen.<br />
Licht und Schatten<br />
Der Innenraum ist geräumig und große Fensterflächen<br />
schaffen eine gute Übersicht, vom hohen<br />
Heck einmal abgesehen. Unterstützt werden<br />
diese Vorzüge von bequemen Sitzen, einem<br />
griffigen Lenkrad,<br />
das mit nur<br />
einer Speiche<br />
eine gute Sicht<br />
auf das Armaturenbrett<br />
sicherstellt. Doch kein Licht ohne<br />
Schatten, und genau hier kippte die Begeisterung.<br />
Die Instrumente mit dem fast legendären<br />
Lupentachometer gingen gerade noch als skurril<br />
durch, ebenso die Lage der Handbremse im Armaturenbrett.<br />
Dafür war das Radio schwer erreichbar<br />
unten hinter dem Schalthebel platziert.<br />
„Der GS verbindet die Wirtschaftlichkeit des 2CV mit dem<br />
Komfort der D-Modelle“, so eine Citroën-Werbung von 1970.<br />
Als lästig wurde die vertauschte Anordnung von<br />
Blinker und Scheibenwischerhebel registriert.<br />
Schon fast gefährlich war die Lage des Rückwärtsgangs<br />
rechts oben. Nicht wenige Fahrer<br />
wollten der Überlieferung nach, angeregt durch<br />
die hohen Drehzahlen von bis zu 6.500 U/min,<br />
vom vierten in den nicht vorhandenen fünften<br />
Gang schalten. Überhaupt war die Schaltung hakelig,<br />
und auch mit der Synchronisierung des<br />
Getriebes stand es nicht zum Besten. Zum Ausgleich<br />
war es aber mit kurzer Gesamtübersetzung<br />
gut auf die agilen Kurzhuber abgestimmt.<br />
Als Manko erwies sich auch der dunkle, tiefe<br />
Kofferraumschacht, der immerhin eine niedrige<br />
Ladekante hatte. Optional gab es eine umlegbare<br />
Rücksitzbank. Eine große Klappe hatte nur<br />
der 1971 eingeführte Kombi (Break). Was den<br />
Ruf des GS aber völlig ruinierte, war die<br />
schlechte Verarbeitungsqualität. Trotz Korrosionsschutztauchbad<br />
war und blieb Rost ein ständiger<br />
Begleiter schon zu Lebzeiten der Modellreihe.<br />
Dazu kamen Mängel mit schlecht einge-<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014 35
Porträt | Citroën GS, 1970–86<br />
KAUFBERATUNG<br />
Citroën GS, GSA<br />
Der GS ist trotz langer Bauzeit mit hohen Stückzahlen heute recht selten. Im Vergleich zu<br />
den Markenlegenden 2 CV und DS war und blieb er eine graue Maus. Ein Citroën GS<br />
braucht in jeden Fall eine erfahrene Hand und ist nichts für Anfänger.<br />
Typisch: Rost an den<br />
hinteren Radkästen<br />
zum Kofferraum hin.<br />
Karosserie<br />
Die Rostanfälligkeit begleitete den GS<br />
schon als Neuwagen. Bei frühen Baujahren<br />
konnte der gesamte Vorderwagen<br />
inklusive Innenkotflügeln abgeschraubt<br />
werden, später wurde leider<br />
geschweißt. Auch die<br />
doppelten Bodenbleche<br />
sind problematisch.<br />
Sie haben Öffnungen<br />
nach unten, durch die Dreck<br />
und Feuchtigkeit in den Zwischenraum<br />
eindringen kann. Im Innenraum<br />
ist eine bitumenartige Dämmschicht<br />
aufgebracht, die Rostschäden lange<br />
kaschiert. Dazu rostet es von den<br />
hinteren Radkästen aus in den<br />
Kofferraum, was bei den mit<br />
Filz ausgekleideten dunklen<br />
Kofferraumschächten ohne<br />
Heckklappe gezieltes Suchen<br />
erforderlich macht. Die<br />
Kofferraumklappen sind<br />
ebenfalls überdurchschnittlich<br />
anfällig, was sie zu gesuchten und raren<br />
Ersatzteilen macht. Vorsicht in der<br />
Waschanlage: Es gibt Berichte, das<br />
die rotierenden Bürsten den Kühlergrill<br />
mitnehmen.<br />
Motor und Getriebe<br />
Die ersten Maschinen mit 1.015 Kubikzentimetern<br />
hatten einen Konstruktionsmangel,<br />
der zu Nockenwellenschäden<br />
führen konnte. Ansonsten<br />
sind die gebläsegekühlten Motoren<br />
langlebig und robust. Allerdings sammelt<br />
sich in den<br />
Auspuff, Ventile und<br />
Verteiler sind kompliziert<br />
zu warten.<br />
Kühlrippen Dreck, der sich mit dem Öl<br />
der gerne schwitzenden Maschinen<br />
verbindet. Die oben liegenden Nockenwellen<br />
sind über Zahnriemen angetrieben,<br />
was regelmäßigen Tausch<br />
bedingt. Leider ist das Aggregat<br />
schlecht zugänglich. So ist der Verteiler<br />
nach hinten gerichtet und spritzwassergefährdet.<br />
Zum Einstellen der<br />
Zündkontakte braucht es Spiegel,<br />
Winkelschraubenzieher, bewegliche<br />
Finger, Erfahrung und Geduld. Ab<br />
Werk gab es damals Tauschplatinen<br />
mit eingestellten Kontakten. Häufiger<br />
sind aber marode Zündkabel für Aussetzer<br />
verantwortlich. In jedem Fall<br />
sollte auf Motorwäschen verzichtet<br />
werden: Diese führen fast unweigerlich<br />
zu anschließenden Startproblemen:<br />
Erst beim GSA gab es eine kontaktlose<br />
Transistorzündung.<br />
Auch für das Einstellen der<br />
Ventile sind flexible Finger<br />
erforderlich. Von unten<br />
erschweren Verkleidungsbleche<br />
den Zugang. Für einen Wechsel<br />
des Auspuffkrümmers bis zum Y-<br />
Stück, an dem die beiden Rohre von<br />
den Zylinderbänken des Boxers zusammenkommen,<br />
muss sogar der<br />
Motor raus. Den frühen Maschinen<br />
fehlt eine Vergaservorwärmung, was<br />
gelegentlich zu widerwilliger Gasannahme<br />
im kalten Zustand führt. Dazu<br />
haben die kleineren GS-Motoren keine<br />
Benzinrückführung vom Vergaser.<br />
Bei Erwärmung etwa im Stau ist Blasenbildung<br />
in den Leitungen häufig<br />
die Folge.<br />
Die kompakte Antriebseinheit<br />
aus Motor, Getriebe und<br />
Bremsen<br />
vorne.<br />
Fahrwerk und Bremsen<br />
Ausgerechnet die Hydropneumatik<br />
macht vergleichsweise selten Ärger.<br />
Neue Federkugeln haben eine gute<br />
Qualität, Originale können neu befüllt<br />
werden. Als Faustregel darf der Druckregler<br />
des Systems während der Fahrt<br />
alle 20 Sekunden anspringen. Sind<br />
die Intervalle regelmäßig deutlich kürzer,<br />
deutet das auf ein Problem, etwa<br />
einen defekten Hauptspeicher, hin.<br />
Die vorderen Scheibenbremsen liegen<br />
innen am Differenzial, was<br />
die Wartung kompliziert macht.<br />
Außerdem sitzt die Handbremse<br />
mit eigenen Belägen auf<br />
den vorderen Bremsscheiben.<br />
Bei Verlust von Hydraulikflüssigkeit<br />
aus dem Zentralsystem können<br />
Bremsventile undicht sein. Die<br />
Flüssigkeit kann im Unterboden verschwinden,<br />
ohne verräterische Lachen<br />
auf dem Boden zu hinterlassen.<br />
Innenraum und Elektrik<br />
Der Blinkerhebel hat keine automatische<br />
Rückstellung, die Innenraumlüftung<br />
zwei separate Gebläse. Der Kaltlüfter<br />
sitzt schwer zugänglich hinter<br />
dem Armaturenbrett. Ansonsten gilt<br />
die Elektrik als unproblematisch.<br />
Manchmal treten Benzingerüche im<br />
Innenraum auf, die ihren Ursprung<br />
meist in Haarrissen im Tankstutzen<br />
oder den damit verbundenen Rücklaufleitungen<br />
haben. Die Stoffbezüge<br />
sind recht dünn und reißen gerne ein.<br />
MARKTWERTE<br />
Deutlich haltbarer<br />
sind die Kunstlederausführungen.<br />
Ebenfalls altern können die Armaturenbretter,<br />
was im Endstadium zu Rissen<br />
führt. Der aufgeklebte Innenspiegel<br />
kann abfallen. Einmal passiert, ist<br />
er mit den heutigen Klebern nahezu<br />
unmöglich dauerhaft wieder an der<br />
Windschutzscheibe zu befestigen.<br />
Die Heizung mit zwei<br />
Gebläsen hat wenig<br />
Wirkungsgrad.<br />
Fazit und Ersatzteile<br />
Wer das Besondere schätzt<br />
und den damit verbundenen<br />
Aufwand nicht<br />
scheut, wird am GS mit<br />
dem Fahrgefühl der legendären DS<br />
seine Freude haben. Es braucht einige<br />
Erfahrung, typische Geräusche und<br />
Eigenheiten von Schäden oder Fehlern<br />
zu unterscheiden, aber ein gut<br />
ausgesuchtes Fahrzeug ohne Wartungsstau<br />
ist beherrschbar. Die Ersatzteilversorgung<br />
ist sogar erstaunlich<br />
gut. Es gibt alte Bestände und<br />
Nachfertigungen etwa für die stark gefährdeten<br />
Bodenbleche. Von allen Citroën-Oldtimern<br />
ist er preislich am<br />
günstigsten. Noch ist er als Geheimtipp<br />
unterbewertet. Besonders die<br />
letzten Baujahre, die noch etwas bis<br />
zum H-Kennzeichen reifen müssen,<br />
dürften günstig zu bekommen sein.<br />
Citroën GS, GSA<br />
Der GS ist in allen Versionen preiswert. Das sollte zu großer Sorgfalt<br />
bei der Besichtigung führen, denn Restaurierungen und technische<br />
Instandsetzungen übersteigen leicht den Marktwert.<br />
Modelle: GS/GSA Limousine & Break (Kombi) Baujahr: 1970–86<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 4.800–5.500 2: 3.000–3.400 3: 1.900–2.200 4: 900–1.000 5: 200<br />
Quelle: EurotaxSchwacke/Interclassic<br />
Fotos: Bodo Wistinghausen, Citroën Communication/Editechnic, Citroën Communication/George Guyot, Citroën Communication/Jean-Francois Malard<br />
36
Die hohe Heckpartie sorgte nach<br />
hinten für schlechte Sichtverhältnisse.<br />
Ersatzteilpreise<br />
Motordichtsatz<br />
40 Euro<br />
Auspuffendtopf<br />
79 Euro<br />
Kupplungssatz<br />
99 Euro<br />
Federkugel (Stck.)<br />
39 Euro<br />
Hydraulikbehälter<br />
194 Euro<br />
Bremsventil<br />
90–115 Euro<br />
Antriebswelle<br />
120 Euro<br />
Tür vorne<br />
150 Euro<br />
Stoßstange vorne<br />
119 Euro<br />
(alle Preise ohne Gewähr)<br />
passten Teilen, etwa im Innenraum, die sich<br />
nach kurzer Zeit lösten. Auch die Heizung war<br />
schwachbrüstig. Citroën versuchte über die Jahre<br />
nachzubessern. Schon beim ersten Facelift<br />
1977 gab es konventionelle Rundinstrumente<br />
und sukzessive wuchs der Motor auf immer<br />
noch magere 1,3 Liter Hubraum.<br />
Satelliten zum Facelift<br />
Nach einer gründlichen Überarbeitung 1979<br />
hieß der Citroën nun GSA (Grande Série Athlète).<br />
Neben Kunststoffstoßstangen gab es nun<br />
die große Heckklappe serienmäßig und einen<br />
Das futuristische Bedienkonzept mit Satelliten<br />
und Lupentacho konnte nie so recht begeistern.<br />
fünften Gang optional. Alle Schalter befanden<br />
sich jetzt in zwei „Satelliten“ links und rechts<br />
vom Lenkrad, die so bedient werden konnten,<br />
ohne die Hände vom Lenkrad zu nehmen. Auch<br />
der Walzentachometer wurde wieder erweckt.<br />
Aber besonders teure Wartungskosten und aufwendige<br />
Routinereparaturen verschlechterten<br />
das Image mit zunehmendem Alter.<br />
Auf den Spuren der Ente<br />
Dennoch wurden der GS und GSA mit über 2,5<br />
Millionen Exemplaren zu einem Erfolg: Damit<br />
war er nach der Ente der meistgebaute Citroën.<br />
Als eines von wenigen Autos<br />
westlicher Produktion wurde<br />
der GSA gar in die DDR exportiert.<br />
Wie sehr die Franzosen<br />
den futuristischen Charakter<br />
des GS mit ebensolcher Technik untermauern<br />
wollten, zeigt sich in dem 1973 lancierten<br />
Zweischeiben-Wankelmodell. Den GS-Birotor<br />
trieb eine Weiterentwicklung aus dem Ro 80 an.<br />
Nach nur knapp 900 Einheiten und zwei Jahren<br />
wurde das Projekt allerdings sang- und klanglos<br />
eingestellt. Citroën versuchte später sogar, alle<br />
Exemplare zurückzukaufen, um keine Ersatzteilversorgung<br />
aufrechterhalten zu müssen.<br />
Fazit<br />
Warum eines der interessantesten und intelligentesten<br />
Fahrzeuge der 70er-Jahre so untergegangen<br />
ist, erscheint im Nachhinein schwer<br />
verständlich. Die braune Pest war markenübergreifend<br />
ein Problem, aber viele Konkurrenten<br />
hatten in Sachen Technik und vor allem Komfort<br />
wesentlich weniger zu bieten. Das macht<br />
ihn als Klassiker so interessant: Er ist selten,<br />
sehr komfortabel, technisch wie stilistisch innovativ<br />
und geradezu unverschämt günstig: Selbst<br />
ein GS in Zustand 1 kostet kaum mehr als 5.000<br />
Euro – billiger geht klassische Avantgarde nicht<br />
mehr!<br />
Bodo Wistinghausen<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Hersteller<br />
Citroën, Paris, Frankreich<br />
Modell GS GSA<br />
Karosserie Limousine 4-türig, Kombi 3- oder 5türig, Limousine, Kombi 5-türig, selbst tragend<br />
selbst tragend<br />
Motor 4-Zylinder-Boxer, Viertakt, OHC, 4-Zylinder-Boxer, Viertakt, OHC,<br />
luft-(gebläse)gekühlt<br />
luft-(gebläse)gekühlt<br />
Hubraum 1.015–1.220 1.129–1.299<br />
Leistung (PS) bei U/min 54 bei 6.250 – 58 bei 5.750 57 bei 5.750 – 65 bei 5.500<br />
Getriebe 4-Gang, optional 3-Gang-Automatik 4-/5-Gang, optional 3-Gang-Automatik<br />
Antrieb Frontantrieb Frontantrieb<br />
Fahrwerk vorn hydropneumatische Federung/Dämpfer, Einzelradaufhängung an Dreiecksquerlenker,<br />
Stabilisator<br />
Fahrwerk hinten hydropneumatische Federung/Dämpfer, Einzelradaufhängung an Längslenker, Stabilisator<br />
Reifen 145 SR 15 145 SR 15<br />
Bremsen vorn/hinten Scheibenbremsen mit lastabhängiger Bremskraftverteilung auf die Hinterräder<br />
Radstand (mm) 2.550 2.550<br />
Spurweite v/h (mm) 1.378/1.328 1.378/1.328<br />
Maße L x B x H (mm) 4.120 x 1.608 x 1.349 4.181 x 1.608 x 1.349<br />
Bodenfreiheit (mm) 70–240 70–240<br />
Leergewicht (kg) 800 955<br />
Vmax (km/h) 144 –148 150–155<br />
0-100 km/h (Sek.) 16,1-18,3 13,8-14,2<br />
Verbrauch (l/100 km) 8,4–9,2 8,4–9,2<br />
Bauzeit 1970–79 1979–86<br />
Stückzahl<br />
2,5 Millionen (GS und GSA)<br />
Neupreis (DM) 7.680 11.500<br />
Bequeme Sitze vorne wie hinten machten<br />
auch lange Reisen zum Vergnügen.<br />
Der Motor ist schwer zugänglich. Links und<br />
rechts die Federkugeln der Hydraulik.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014 37
Vergleich | Opel Rekord A bis E<br />
Qual der Wahl: fünf Rekord-<br />
Typen, drei Karosserievarianten<br />
– mit welchem Opel wird<br />
Matthias vom Hof fahren?<br />
Opel<br />
Rekord<br />
Qual der Wahl<br />
aus fünf Generationen<br />
Opel-Gang im Vergleich<br />
Rekordverdächtig<br />
Der Inbegriff von „Vatis Auto“ soll es sein – doch welcher Opel<br />
Rekord lässt Matthias’ Herz höherschlagen? Als „jüngeres<br />
Baujahr“ ist er dankbar für die Tipps der „alten Oldiehasen“.<br />
Und was raten ihm die langjährigen Rekord-Fahrer?<br />
38
Rekord-Fahrer werden? Das will Matthias<br />
unbedingt. Auf eine konkrete Baureihe<br />
oder Karosserieform hat er sich nicht<br />
festgelegt. Doch nicht nur die Chemie zwischen<br />
ihm und dem Wagen muss stimmen. Neben<br />
dem „gewissen Etwas“ soll sein Rekord auch<br />
ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis haben,<br />
zuverlässig, komfortabel und „einfach nur<br />
schön“ sein. Welches Mitglied der Opel-Gang<br />
wohl das Reizvollste ist? Langjährige Rekord-<br />
Halter helfen ihm auf die Sprünge.<br />
Formschöne Familienkutsche<br />
Ein chamonix-weißes Rekord A 1700 Coupé Luxus,<br />
Baujahr 1964, fährt vor. Es erinnert an einen<br />
kleinen eleganten US-Straßenkreuzer. Kein Wunder,<br />
denn die blinkende Chromfront ist inspiriert<br />
von der amerikanischen Formensprache. Eine<br />
Fahrerin mit Petticoat und weißen Handschuhen<br />
würde ihm wunderbar zu Gesicht stehen.<br />
Hermann Rudhart nennt das unrestaurierte<br />
Schmuckstück seit zwei Jahren sein Eigen. Mit<br />
1,7 Litern Hubraum und 67 PS war der Rekord<br />
für damalige Verhältnisse ordentlich motorisiert.<br />
Ob er drehfreudig sei? „Klar! Auch wenn<br />
er es heute etwas gemütlicher mag. Die Leistung<br />
reicht aber völlig aus“, unterstreicht Hermann.<br />
An der Karosserie zeigt das Coupé leichte<br />
Patina, aber keinen Rost. Matthias begeistert<br />
das leicht amerikanische Design. Das ist 60er-<br />
Jahre-Flair!<br />
Und im Innenraum? Achtung, wer größer ist,<br />
sollte beim Einsteigen den Kopf einziehen.<br />
Doch die Platzverhältnisse sind üppig und der<br />
Sitzkomfort erstaunlich. „Wie auf der Couch“,<br />
lobt Hermann das 60er-Jahre-Gestühl. Die Luxusausstattung<br />
wartet mit „sportlicher“ Knüppelschaltung<br />
auf, die es aber auch nur im Coupé<br />
gab. Doch das Armaturenbrett ist für Matthias<br />
alles andere als luxuriös. Spartanisch trifft es<br />
besser. „Es ist übersichtlich“, stimmt Hermann<br />
zu, „Tacho, Tank- und Temperaturanzeige sind<br />
das Nötigste, aber das reicht auch.“<br />
Das Raumgefühl hingegen überzeugt Matthias<br />
sofort: Dank großer Fensterflächen hat der<br />
KAROSSERIE-DESIGN VON A BIS E<br />
Ein Chevy II aus Rüsselsheim? Die frappierende Ähnlichkeit zu diesem<br />
General-Motors-Modell kreidet der SPIEGEL dem Opel Rekord A<br />
(1963–65) bei Erscheinen an. Mit seinem prägnanten, verchromten<br />
Kühlergrill und den „Kulleraugen“ versprüht der neue Opel amerikanischen<br />
Charme, der auch beim Nachfolger Rekord B (1965–66)<br />
trotz optischer Veränderungen an Front und Heck zum Ausdruck<br />
kommt. Erst das C-Modell (1966–71) fällt in der Rekord-Familie<br />
durch ein komplett neues und zeitgenössisches Design auf: Die Coke-Bottle-Line,<br />
der Hüftschwung vor der C-Säule, orientiert sich an<br />
der Formensprache der Konzernmutter GM. Doch mit dem Rekord D<br />
(1972–77) kommt das Aus des amerikanischen Stils: Seine Formen<br />
sind europäisch, sachlich und funktional, der D punktet mit glatten<br />
Flächen und großen Fenstern. Nach der Funktionalität steht die Dynamik<br />
im Mittelpunkt: Im Lastenheft des Rekord E (1977–86) ist ein<br />
niedriger C W -Wert vorgegeben, den er mittels Keilform und abgesenkter<br />
Motorhaube auch erreicht (E1: 0,42, E2: 0,36).<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014 39
Vergleich | Opel Rekord A bis E<br />
Kleiner Ami: Der verchromte Kühlergrill<br />
und die Weißwandreifen zeugen vom<br />
amerikanischen Schick der 60er-Jahre.<br />
Innenausstattung noch top? Zugreifen, denn Ersatz gibt es kaum.<br />
Auch Hermanns Wackeldackel profitiert von den Panoramascheiben.<br />
Fahrer auch beim Rückwärtsfahren und Rangieren<br />
eine gute Rundumsicht – auch wenn<br />
Letzteres mangels Servo in schweißtreibende<br />
Arbeit ausarten kann. Im Fond ist Platz für die<br />
Fußballkumpels, die dank Luxusausstattung mit<br />
Mittelarmlehne und Ausstellfenstern verwöhnt<br />
werden. Auch der Blick in den Kofferraum enttarnt<br />
den Rekord als familientaugliches Reisemobil.<br />
Mit circa 9,5 Litern Super ist das A Coupé<br />
ein sparsamer Geselle. „Ab und zu einen Ölwechsel,<br />
mehr braucht er<br />
nicht“, freut sich Hermann.<br />
Der Rekord ist schrauberfreundlich,<br />
wartungsarm und<br />
robust – was übrigens auf alle<br />
fünf Baureihen zutrifft. „Opel, der Zuverlässige“<br />
eben. Doch wo ist der Haken am Rekord<br />
A Coupé?<br />
Beim Thema Ersatzteilversorgung schüttelt<br />
der Rekord-A-Fahrer verzweifelt den Kopf. Verschleißteile<br />
wie Bremsen und Wasserpumpe<br />
sind noch erhältlich, doch Innenausstattung<br />
Petticoat lässt grüßen: Das Rekord A Coupé<br />
versprüht einen Hauch amerikanischer Eleganz.<br />
und Blechteile kaum aufzutreiben. Auch der<br />
Rost hat am A seinen Narren gefressen: „Der<br />
berühmt-berüchtigte Radlaufrost bei Opel ist<br />
gefürchtet“, schaltet sich Roland Schäfenacker,<br />
der Besitzer der Rekord C und D, ein. In Sachen<br />
Rost können alle Rekord-Fahrer dasselbe<br />
Ständchen singen: Betroffen sind neben den<br />
Radläufen vor allem Kotflügel, Endspitzen,<br />
Lampentöpfe und Türkanten.<br />
Und was kostet die formschöne Familienkutsche?<br />
Für ein vernünftiges Coupé ohne Reparaturstau<br />
müsste Matthias laut Hermann 6.500<br />
bis 9.000 Euro hinblättern. Seine Rente könne<br />
der Rekord ihm später leider nicht finanzieren.<br />
„Riesige Gewinnsteigerungen wirst du bei Opel<br />
nicht haben, aber Verluste machst du auch<br />
nicht“, so Hermann. Aber bei diesem Wagen<br />
geht es auch nicht um Geld, sondern um Begeisterung.<br />
„Die Coupé-Form ist Ästhetik pur!<br />
Wer allerdings etwas praktischer veranlagt ist,<br />
sollte zum Caravan greifen.“<br />
Spritzige Sportskanone<br />
Die Liebe zum Coupé hat auch Rainer Wieler<br />
erwischt, doch sein Rekord B6 Coupé, Baujahr<br />
1966, ist ein Exot: „Das ist ein seltener Sechszylinder,<br />
der entsprechend Qualm unter der<br />
Haube hat“, grinst der Opel-Freund, der mit einem<br />
B6 aufgewachsen ist. „17 Jahre habe<br />
ich nach ihm gesucht!“ Nur 3.705 Exemplare<br />
mit dem 100 PS starken 2,6-Liter-Kapitän-Motor<br />
wurden gebaut. Ein K.o.-Kriterium für Matthias?<br />
Das frisch polierte Miele-Rot, das nur die Firmenfahrzeuge<br />
von Miele zierte, strahlt mit den<br />
glänzenden Chromteilen um die Wette. Welch’<br />
Augenweide! Im Innenraum sinkt Matthias in<br />
den Fauteuil-ähnlichen Sitz. „Seitenführung<br />
brauchen wir nicht“, lacht Rainer. Der Reihen-<br />
Sechser summt, und die Beschleunigung drückt<br />
die beiden mit einem Grinsen im Gesicht in den<br />
Fotos: Christian Wimmer<br />
40
Sitz. Wie im Rekord A sind die Raumverhältnisse<br />
üppig, zwei Kinder können<br />
mitfahren. Und Platz für seine Frau hat<br />
Matthias auch schon gefunden, denn<br />
der Kofferraum offenbart „unendliche<br />
Weiten“ – da wird sogar der Diplomat<br />
neidisch.<br />
Das Armaturenbrett ist übersichtlich,<br />
vorausgesetzt, man kann mit dem<br />
Walzentacho umgehen. Den B6 gibt es nur in<br />
der Vollausstattung der Baureihe B, aber nur der<br />
B6-Fahrer erfreut sich an der thermostatisch geregelten<br />
Wagenheizung. Die Rundumsicht ist<br />
zufriedenstellend. „Nach hinten ist die Limousine<br />
jedoch übersichtlicher“, merkt Rainer an.<br />
Eine Diva ist das miele-rote Coupé sicher nicht,<br />
sondern ein sportlicher Draufgänger.<br />
Und der Fahrkomfort? B6-Fahrer sind keine<br />
Freunde des Rangierens, da die Lenkung recht<br />
schwergängig ist. Obwohl die Spritzigkeit dafür<br />
So lassen sich die fehlenden<br />
Kilogramm auf der Hinterachse ausgleichen.<br />
entschädigt, versteckt sich genau hier die<br />
Schwachstelle des B6: Durch das Gewicht der<br />
zwei zusätzlichen Zylinder auf der Vorderachse<br />
liegt das Coupé zwar vorne wie<br />
ein Brett auf der Straße, lässt<br />
aber deswegen hinten ein paar<br />
Kilogramm missen, was vor allem<br />
bei Nässe zu Haftungsproblemen<br />
führen kann.<br />
Elf Liter schluckt der B6. „Aber bei zahmer<br />
Fahrweise“, grinst Rainer. Sein Blick verrät, dass<br />
sein Rekord in der Regel mehr schluckt.<br />
Der Ölverbrauch hingegen ist nicht nennenswert.<br />
Und das Schöne: „Lässt man<br />
Wartung und Pflege weg, fährt er trotzdem“,<br />
sagt Rainer mit einem Augenzwinkern.<br />
Die Ersatzteilsituation allerdings ist<br />
nicht rosig. Typisch Rekord, bei Blechen<br />
schaut es schlecht aus, Innenausstattung<br />
und Neuteile gibt es keine mehr, aber man<br />
kann viel aufarbeiten. „B6-Spezialteile sind<br />
selten angeboten und selten gefragt“, fasst<br />
Rainer die Lage zusammen. 10.000 bis 11.000<br />
Euro müsste Matthias für den flotten Flitzer berappen.<br />
Und die Wertsteigerung? „Das ist ein<br />
Opel, kein Bugatti“, grinst Rainer. „Aber du verlierst<br />
kein Geld.“<br />
Sympathischer Opa-Rekord<br />
Ein völlig anderes Kaliber ist Roland Schäfenackers<br />
Rekord C 1,7 Limousine, Baujahr 1970,<br />
in Sierrabeige 408 mit 66 PS. Und zwar in der<br />
L-Ausstattung mit Radzierringen, hochwertigerer<br />
Stoffausstattung, Zigarettenanzünder und<br />
Sparsamer Sportler: Der Rekord B6 verbraucht so gut wie kein Öl.<br />
Keine Auswahl nötig: Den B6 gibt es nur mit dieser Vollausstattung.<br />
6 Zylinder, 2,6 Liter, 100 PS: In Sachen<br />
Spritzigkeit können die anderen vier<br />
Rekorde dem B6 nichts vormachen.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014 41
Vergleich | Opel Rekord A bis E<br />
General Motors lässt grüßen: Der<br />
Rekord C ist der letzte Rekord mit<br />
amerikanischen Stilelementen.<br />
Der Dritte im Rekord-Bunde präsentiert sich<br />
technisch und formal komplett überarbeitet.<br />
Aschenbecher. Optisch ist der Rekord C komplett<br />
von seinen Vorgängern losgelöst: Coke-<br />
Bottle-Line heißt der leichte Hüftschwung vor<br />
der C-Säule, der ihn als Mitglied der GM-Familie<br />
identifiziert. Ganz zeitgenössisch im 60er-Jahre-Schick.<br />
„Für mich ist der C der Opa-Rekord.<br />
Ich bin stolz darauf, ihn mit einem Augenzwinkern<br />
zu fahren, vor allem in der heutigen Zeit,<br />
wo alle immer so schnell und sportlich sein wollen“,<br />
erklärt Roland seine Rekord-Philosophie.<br />
Ein Gedanke, der Matthias gefällt.<br />
Gut, rassig und aufregend mag anders sein –<br />
vor allem nach der Fahrt im B6 –, doch der C ist<br />
ein schrauberfreundlicher, technisch unproblematischer<br />
und absolut zuverlässiger Begleiter.<br />
Und ein Sympathieträger! Die Karosserie untersucht<br />
Roland des Öfteren auf Rost, denn die<br />
Versorgung mit Ersatzteilen ist schlecht. Verschleißteile<br />
gibt es problemlos, eine brauchbare<br />
Innenausstattung ist jedoch kaum aufzutreiben.<br />
Und wie komfortabel ist der „Opa-Rekord“ im<br />
biederen Beige? Die straffen und recht hohen<br />
Sitze ermöglichen ein problemloses Ein- und<br />
Aussteigen – ob mit oder ohne Stock. Und in<br />
Verbindung mit den großen Scheiben<br />
vermittelt die erhöhte Sitzposition<br />
eine gute Rundumsicht. Auch<br />
im C erwartet Matthias ein schlichtes<br />
und funktionales Cockpit – mit<br />
Lenkradschaltung und ohne Mitteltunnel. Platz<br />
für die Fußballkumpels ist mehr als genug, Stauraum<br />
en masse ist allemal vorhanden. Ein<br />
Schluckspecht ist die familientaugliche Limousine<br />
nicht, der leicht „amerikanisch“ federnde<br />
Rekord verbraucht bei gemütlicher Fahrweise<br />
etwa neun Liter Super. „Man kriegt hier so viel<br />
für sein Geld“, schwärmt Roland. Etwa 6.400<br />
Euro kostet eine Limousine im Zustand 2. Wer<br />
sich für den Wertzuwachs interessiert, sei an den<br />
Bugatti-Kommentar erinnert. Immerhin: „C<br />
Coupé und Caravan sind eine bessere Wertanlage,<br />
da sie seltener sind“, merkt Roland an.<br />
Handwerkers Liebling<br />
„Handwerker pur“: Mit diesen Worten beschreibt<br />
Roland seinen dreitürigen altlasbeigen<br />
Rekord D 1,9 SH Caravan von 1972. Jahrelang<br />
war der Rekord D Caravan in erster Linie Handwerkers<br />
und nicht Vatis Liebling, weshalb die<br />
meisten auch komplett heruntergewirtschaftet<br />
wurden. Noch vorhandene Exemplare weisen<br />
entsprechende Gebrauchsspuren auf. Eine nicht<br />
verkratzte Ladefläche zu finden, grenzt da fast<br />
an ein Wunder.<br />
Die Karosserie des D vollzieht den wohl größten<br />
Designsprung in der Geschichte der Rekord-<br />
Familie: Der amerikanische Charme verschwindet<br />
zugunsten eines „europäischen“, sachlichen<br />
und funktionalen Stils. Was auf den ersten Blick<br />
bedeutet: niedrige Gürtellinie und weniger<br />
Chrom. A- und B-Säule sind extrem schmal und<br />
Gute Rundumsicht dank erhöhter Sitzposition und großer Scheiben.<br />
Das „L“ am Heck verspricht schöne Extras wie Radzierringe.<br />
42
„Irgendwas stimmt am Rekord D nicht“, so<br />
Matthias. Klar: Ein dreitüriger Caravan ist<br />
für heutige Verhältnisse exotisch.<br />
Auch für ungewöhnliches Transportgut<br />
findet sich ein Plätzchen im D Caravan.<br />
die Fenster dementsprechend größer, was dem<br />
Fahrer eine gute Rundumsicht verschafft. Die<br />
Kunstledersitze erinnern an Omas alten Fernsehsessel,<br />
nicht schick, aber bequem. Das Cockpit<br />
ist auf das Nötigste beschränkt.<br />
„Der Rekord D war damals wahnsinnig modern“,<br />
erzählt Roland. „Seine nüchterne Linienführung<br />
macht ihn für mich zum Zeitlosesten<br />
der Rekord-Gang.“ Und genau diese<br />
schnörkellose Formgebung ließ die Fachpresse<br />
1972 Lobeshymnen auf den Rekord<br />
D singen.<br />
Typisch Rekord: Auch der 97 PS starke<br />
Kombi ist schrauberfreundlich und technisch<br />
unkompliziert. „Ab und zu muss man<br />
Öl und Bremsen checken“, legt Roland<br />
Matthias nahe. Vor einer besonderen<br />
Schwachstelle allerdings warnt der Rekord-<br />
Sammler: „Der untere Rahmenträger rostet<br />
oft wegen Kondenswasser von innen nach<br />
außen durch. Das lässt sich nur mit viel Aufwand<br />
richten! Ein Spengler<br />
kann das Blech heraustrennen<br />
und nachformen.<br />
Dann sollte man es unbedingt<br />
mit Wachs ausstreichen.“<br />
Generell ist der Bestand an Ersatzblechen<br />
katastrophal, und genauso düster sieht es<br />
bei der Innenausstattung aus. Verschleißteile<br />
hingegen gibt es noch reichlich.<br />
Rund elf Liter verbraucht der straff gefederte<br />
Caravan. Alltagstauglich ist er auch heute noch.<br />
„Allerdings ist es im Innenraum recht laut. Ist<br />
ja schließlich alles Blech“, merkt Roland an.<br />
„Das steigert nicht gerade seine Attraktivität als<br />
Reisewagen.“ Doch sein Wert wird sich laut Roland<br />
steigern, denn gut erhaltene Fahrzeuge aufzutreiben<br />
ist schwer.<br />
Sachliche Form, niedrige Gürtellinie, große Fenster:<br />
Für viele ist der D der Zeitloseste der Opel-Gang.<br />
Plüschiger Reisewagen<br />
Fast luxuriös mutet da der Rekord E 1,9 N von<br />
1981 an, der mit seiner Metalliclackierung in<br />
Bernsteingold und der plüschigen Berlina-Ausstattung<br />
gegenüber seinen Vorgängern ein wenig<br />
anzugeben scheint. Gerade mal 31.500 Kilometer<br />
hat die viertürige 75-PS-Limousine von<br />
Friedrich Wenger auf dem Buckel, und sowohl<br />
Der weiterentwickelte Vierzylinder aus dem C treibt den D an.<br />
Auch die Innenausstattung des D ist meist heruntergewirtschaftet.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014 43
Vergleich | Opel Rekord A bis E<br />
Frisch aus dem Windkanal: Ganz oben im<br />
Lastenheft stand ein niedriger C W -Wert;<br />
der Hut auf der Ablage kam erst später.<br />
Spartanisch war vorher: Das Armaturenbrett stammt aus dem E2.<br />
Ohne Zweifel: Den meisten Komfort bietet der Rekord E Berlina.<br />
die Innenausstattung als auch der Motorraum<br />
wirken wie geleckt. Genauer betrachtet handelt<br />
es sich bei Friedrichs Rekord um ein Interimsmodell,<br />
das den Übergang vom E1 zum E2 markiert:<br />
Um die Rücklichter herum schmiegt sich<br />
eine schwarze Blende mit Chromrand, die Stoßstange<br />
hinten ist verlängert, und das Armaturenbrett<br />
gehört zum E2.<br />
Friedrich ist zwar kein besonderer Opel-<br />
Freund, doch er liebt seinen Rekord E: „Er passt<br />
einfach zu mir, weil ich in die Jahre gekommen<br />
bin.“ Wichtiges Requisit hierfür: der Hut auf der<br />
Ablage. Und dabei war der Rekord E bei seinem<br />
Erscheinen 1977 topmodern – in erster Linie<br />
durch seine Keilform, die er dem Windkanal<br />
verdankt. Doch das fahrdynamische Erlebnis<br />
sucht Friedrich bisher vergebens: „Es ist mehr<br />
die Entdeckung der Langsamkeit“, grinst er.<br />
Aber man genießt sie in plüschigen und bequemen<br />
Velourssitzen, mit viel Beinfreiheit, was<br />
auch Matthias erlebt, als er sich in den Fahrersitz<br />
lümmelt. Dieser lässt sich in der Waagrechten<br />
und Senkrechten stufenlos verstellen, das<br />
Armaturenbrett ist übersichtlich, das Handschuhfach<br />
abschließbar. Matthias’ Fazit: Das<br />
Küken der Rekord-Familie bietet als perfekter<br />
Reisewagen den meisten Komfort. Und viel<br />
Stauraum obendrein.<br />
Rund zehn Liter Super verbraucht der E, bis<br />
auf einen regelmäßigen Ölwechsel verlangt er<br />
herzlich wenig Zuwendung. Die technische Unkompliziertheit<br />
bleibt auch beim jüngsten und<br />
letzten Rekord erhalten. Auf eine Schwachstelle<br />
Ausstattung einsteigen. Doch<br />
Metalliclackierung, Veloursstoffe, Beinfreiheit –<br />
dem jüngsten Rekord fehlt<br />
der E vermittelt ein „modernes“ Rekord-Feeling. laut Matthias das gewisse Etwas:<br />
„Der E wäre die Vernunftentscheidung.<br />
Doch wo ist das Oldtimer-<br />
aber soll Matthias besonders achten: Die Federbeindombleche<br />
sind oft auffällig. Sollte der Flair?“ Es kann also nur eine Bauchentscheidung<br />
sein.<br />
Wunsch-Rekord dort einen Schaden haben, Finger<br />
weg und weitersuchen! Ansonsten ist die In Sachen Sportlichkeit gibt es einen ganz klaren<br />
Sieger: Das Rekord B6 Coupé ist der sprit-<br />
Ersatzteilversorgung Rekord-untypisch, nämlich<br />
komplett problemlos. Prognosen zur Wertzigste,<br />
doch auch der teuerste Rekord. Außer-<br />
steigerung zu treffen, ist schwierig, dafür ist der<br />
Wagen noch zu jung. „Das Potenzial ist da, aber<br />
das wird noch dauern“, vermutet Friedrich.<br />
Die Entscheidung<br />
Welches Mitglied der Opel-Gang soll es nun<br />
sein? Zuverlässig und technisch unkompliziert<br />
sind sie alle, daher lässt Matthias diese Kriterien<br />
außen vor. Ganz klar: Würde er in erster Linie<br />
auf die günstigste Ersatzteillage oder den meisten<br />
Komfort achten, würde er in den Rekord E<br />
mit seiner plüschigen Berlina-<br />
44
Rekord A bis E: Alle haben ihren Reiz, doch Matthias’ Bauchgefühl sagte: „Nimm den C!“ Und zufälligerweise<br />
sucht genau dieser Wagen auch einen neuen Besitzer – mehr dazu unter www.mobile.de.<br />
TECHNISCHE DATEN *<br />
Hersteller<br />
Adam Opel AG, Rüsselheim<br />
Modell Rekord A 1700 L Rekord B6 Rekord C 1700 L Rekord D 1900 SH Rekord E 1900 N<br />
Karosserie 2-türiges Coupé, 2-türiges Coupé, 4-türige Limousine, 3-türiger Caravan, 4-türige Limousine,<br />
selbst tragend selbst tragend selbst tragend selbst tragend selbst tragend<br />
Motor 4-Zyl.-Reihe, ohv, 6-Zyl.-Reihe, ohv, 4-Zyl.-Reihe, ohc, 4-Zyl.-Reihe, cih, 4-Zyl.-Reihe, cih,<br />
Grauguss, wassergekühlt, Grauguss, seitl. Nocken- Grauguss, Grauguss, Grauguss,<br />
seitl. Nockenwelle welle, flüssigkeitsgekühlt flüssigkeitsgekühlt flüssigkeitsgekühlt flüssigkeitsgekühlt<br />
Hubraum (ccm) 1.680 2.605 1.698 1.897 1.897<br />
Leistung (PS bei U/min) 67 bei 4.400 100 bei 4.600 66 bei 5.300 97 bei 5.200 75 bei 4.800<br />
Getriebe 4-Gang 4-Gang 4-Gang 4-Gang 4-Gang<br />
Antrieb Heckantrieb Heckantrieb Heckantrieb Heckantrieb Heckantrieb<br />
Fahrwerk vorn Doppelquerlenker, Stabi, Schraubenfedern Doppelquerlenker, Schraubenfedern, McPherson-Federbeine, Lenker<br />
Drehstab-Stabi<br />
mit Zugstreben, Schraubenfedern,<br />
Drehstab-Stabi<br />
Fahrwerk hinten Starrachse, 3-Blatt- Starrachse, 3-Blatt- Starrachse, (D: Doppel-)Längslenker, Panhard- Starrachse, 4 Längslenker,<br />
Halbfedern Halbfedern, Stabi stab, Schraubenfedern, D: Drehstab-Stabi Panhardstab, Schraubenfedern,<br />
Drehstab-Stabi<br />
Radstand (mm) 2.639 2.639 2.668 2.668 2.668<br />
Spurweite v/h (mm) 1.321/1.276 1.325/1.356 1.412/1.410 1.427/1.412 1.435/1.432<br />
Reifen 5.90 x 13 165 SR 14 6.40 x 13 6.40 S 13 175 SR 14<br />
Bremsen v/h Trommeln/Trommeln Scheiben/Trommeln Scheiben/Trommeln Scheiben/Trommeln Scheiben/Trommeln<br />
Beschleunigung 0–100 km/h (Sek.) 17 13 20 15 19 (Automatik)<br />
Vmax (km/h) 144 170 141 161 165<br />
L x V x B (mm) 4.512 x 1.669 x 1.400 4.551 x 1.690 x 1.418 4.550 x 1.754 x 1.456 4.594 x 1.718 x 1.440 4.593 x 1.726 x 1.420<br />
Leergewicht (kg) 980 1.100 1.060 1.080 1.120<br />
Verbrauch (l/100 km) 9–10 11–13 10,5 9,8 10,2<br />
Bauzeit 1963–65 1965–66 1966–71 1972–77 1977–82<br />
Stückzahl 554.729 (alle A 1700) 3.705 541.221 (alle C 1700) 18.713 77.259<br />
Neupreis (DM) 8.195 8.520 (ab Apr. 1966) 9.535 (1970) 12.665 (Okt. 1975) 18.560 (Okt. 1982)<br />
*Die technischen Daten beziehen sich auf die fünf konkreten, hier gezeigten Modelle.<br />
dem ist er ein Exot. „Rainer war es die 17-jährige<br />
Suche wert, weil der B6 sein Kindheitstraum<br />
ist. Der Wagen ist wunderschön, aber die<br />
lange Suche würde es mir vergällen.“<br />
Den meisten Platz bietet der D Caravan. „Er<br />
ist verdammt praktisch, und die klare Formgebung<br />
reizt mich sehr.“ Aber? „Ich bin nicht mit<br />
Herz dabei. Das Klischee des Lastenesels kriege<br />
ich einfach nicht aus meinem Kopf. Auch der D<br />
wäre eine reine Vernunftentscheidung.“<br />
Also: Rekord A oder C? Bei Coupés wird Matthias<br />
für gewöhnlich schwach. „Der A punktet<br />
aber auch mit seinen liebevollen Details. Die<br />
rot-weiße Innenausstattung und auch die kleine<br />
Blumenvase machen ihn richtig sympathisch.“<br />
Aber? „Mein Bauch sagt mir: Nimm den C! Mir<br />
gefällt seine amerikanische Form. Er ist groß<br />
und gemütlich – genau wie ich“, grinst er. „Und<br />
mir gefällt Rolands Philosophie vom biederen<br />
Opa-Rekord!“<br />
Alexandra Wurl<br />
MARKTWERTE<br />
Je besser der Zustand, desto weniger Folgekosten und Ärger. Rekord-Ersatzteile sind ein Thema für sich: Bleche gibt es wenig, Innenausstattung fast gar nicht mehr. Beim<br />
Rekord E hingegen darf die Ersatzteilsituation entspannter gesehen werden, auch wenn die Abwrackprämie sicher vielen Exemplaren ein vorzeitiges Ende beschert hat.<br />
Rekord A Coupé /<br />
Rekord B Coupé<br />
Das B6-Coupé ist der Teuerste unserer<br />
Fünfer-Gruppe, da von ihm lediglich 3.705<br />
Exemplare gebaut wurden.<br />
Modelle: Rekord A 1700 L Coupé/B6 Coupé<br />
Baujahr: 1963–65/1965–66<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 15.000/16.000 2: 9.600/10.200<br />
3: 6.300/6.700 4: 2.700/2.900 5: 900/1.000<br />
Rekord C Limousine /<br />
Rekord D Caravan<br />
Preislich spielen der Rekord C und D in einer<br />
ähnlichen Liga. Gut erhaltene D Caravan<br />
sind jedoch schwer aufzutreiben.<br />
Modelle: Rekord C 1,7 L Limousine/D 1,9 SH Caravan<br />
Baujahr: 1966–71/1972–77<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 10.000/8.000 2: 6.400/5.000<br />
3: 4.200/3.200 4: 1.800/1.300 5: 600/300<br />
Rekord E Limousine<br />
Der Rekord E ist das jüngste und billigste<br />
Mitglied der Opel-Gang. In Sammler -<br />
kreisen ist er allerdings noch nicht an -<br />
gekommen.<br />
Modell: Rekord E 1,9 N Limousine<br />
Baujahr: 1977–82<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: k.A. 2: 2.600 3: 1.300<br />
4: 400 5: k.A. Quelle : EurotaxSchwacke/IC<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014 45
Porträt | Mercedes-Benz W 116<br />
Mercedes-<br />
Benz<br />
W 116<br />
König der Aufpreisliste<br />
Die erste<br />
S-Klasse<br />
Heilig’s Blechle<br />
Alle Pracht und Herrlichkeit vereint in nur einem Automobil: Der W 116 ist noch aus dem Vollen<br />
geschnitzt, und er ist die erste S-Klasse überhaupt. Und die letzte mit Chrom satt am stattlichschmucken<br />
Blechkleid. Bei aller strahlenden Schönheit: Wir schauen mal genauer hin.<br />
Auch wenn die Daimler AG in den bunten<br />
Marketingbroschüren 2013 für ihr neuestes<br />
Topmodell (Baureihe 222) gern<br />
den Mitte 1965 präsentierten W 108/109 als<br />
erste S-Klasse benennt, so wurde doch der W<br />
116 von 1972 in den zeitgenössischen Prospekten<br />
als Erster so bezeichnet. Im September<br />
1972 stellen die Schwaben ihre neueste Erkenntnis<br />
vom „besten Automobil der Welt“ auf<br />
zierliche 14-Zoll-Stahlfelgen. Das klassische Limousinendesign<br />
stammt mehrheitlich vom Leiter<br />
der schwäbischen Stilistik, Friedrich Geiger,<br />
der auch den 107 verantwortet – die Verwandtschaft<br />
zum offenen Benz-Beau ist klar erkennbar.<br />
Auch wenn der 116er keine markante Riffelung<br />
über den Schwellern trägt.<br />
Die neue S-Klasse ist deutlich flacher als der<br />
Vorgänger. Besonders die Front macht klar, hier<br />
kommt ein modernes Automobil: Breitbandscheinwerfer,<br />
ein gestutzter Kühlergrill, der<br />
nicht höher als die seitlich anschließenden<br />
Frontlampen ist. Geblieben sind, wie bei Mercedes-Topmodellen<br />
üblich, die soliden Blechstoßfänger<br />
mit aufgedoppelten Ecken. Neu ist<br />
allerdings: Den empfindlichen Chrom schützen<br />
dicke Leisten aus PVC-Gummi.<br />
Mehr Extras als ein Rolls-Royce<br />
Markentypisch: die oft kritisierte Aufpreispolitik<br />
der Schwaben. Die Liste der Extras ist lang –<br />
sehr lang. Wenngleich manche Banalitäten<br />
draufstehen, bedeuten die vielen Wahlmöglichkeiten<br />
schlichtweg: Wir befinden uns tief im Luxusbereich.<br />
Billigstes 116er-Extra: das Handschuhfachschloss<br />
für etwas über 13 DM. Das<br />
teuerste: ein B-Netz-Telefon mit fingerdicken<br />
Kabeln, die zur koffergroßen Steuereinheit im<br />
Kofferraum führen, für fast 19.000 Mark.<br />
Der aus damaliger Sicht automobile Endstand<br />
beim 116 beginnt bei knapp 24.000 DM im Einstiegsmodell<br />
280 S mit Doppelregister-Fallstromvergaser<br />
von Solex und 160 PS oder bei<br />
dem 1.500 DM teureren 280 SE (185 PS) mit der<br />
D-Jetronic von Bosch. Beides flüsterleise Reihensechszylinder<br />
mit oben liegenden Nockenwellen,<br />
die in Sachen Laufkultur, schon aus<br />
schwingungstechnischen Gründen, absolute<br />
Maßstäbe setzen. Allerdings fahren die Sechsender,<br />
wie damals durchaus üblich, nur mit mechanischem<br />
Viergangschaltgetriebe serienmäßig<br />
vor die schmucke Reihenhausgarage der<br />
Oberschicht – eine Fünfgang-Schaltbox für die<br />
Sechszylindermodelle kostet 640 DM Aufpreis.<br />
Zahlungskräftige Kunden, die dem kräftigen<br />
Vorgänger (W 109) mit leistungsstarkem Achtzylinder<br />
nachtrauern, bestellen Ende 1972 für<br />
fast 30.000 DM den potenteren 350 SE – dessen<br />
Mercedes-Benz 280 S: flottes und luxuriöses<br />
Reisen im Stil der 70er-Jahre.<br />
46
Sparen ist überwertet: Trotz Ölkrise tüftelt Mercedes-Benz<br />
am 450 SEL 6.9. Er wird zur Sensation auf der IAA 1975.<br />
Die S-Klasse ist: sicher, komfortabel, qualitativ hochwertig,<br />
wirtschaftlich, wertbeständig – und teuer.<br />
Doch Letzteres verschweigt die Werbung 1977.<br />
V8-Antrieb beeindruckende 200 PS an das mechanische<br />
Getriebe weiterreicht. Wer im 350er<br />
lieber schalten und walten lässt, muss weitere<br />
1.600 DM in ein Automatikgetriebe investieren.<br />
Wobei es dem zumeist solventen Chauffeur natürlich<br />
freisteht, die drei Stufen unnötigerweise<br />
von Hand wahlweise am Lenkrad oder per<br />
„sportlicheren“ Wählhebel in der Mittelkonsole<br />
zu sortieren.<br />
Oft kritisiert: die Aufpreispolitik der Schwaben.<br />
Einzelne Extras kosten zwischen 13 DM und 19.000 DM.<br />
Hubraum ist durch nichts zu ersetzen?<br />
Schon ein Vierteljahr später legen die Schwaben<br />
in Sachen Leistung und Länge in der von<br />
ihnen dominierten Luxusklasse noch eine ordentliche<br />
Schippe obendrauf: Den neuen 450<br />
mit mächtigen 225 PS gibt es im bekannten SE<br />
und in einer neuen Langversion, intern V 116<br />
genannt, als SEL. Die Idee ist nicht ganz neu,<br />
hat sie sich doch schon beim Vorgänger als erfolgreich<br />
erwiesen. Der Große bietet wieder<br />
zehn Zentimeter mehr Radstand, die ausschließlich<br />
den Fondspassagieren zugutekommen.<br />
Das macht eine gelängte Bodengruppe<br />
und größere Portale im Heck nötig. Vorteil für<br />
die „Lang-Kunden“: Die Türkontaktschalter hinten<br />
für die Innenbeleuchtung kosten dann auch<br />
keine 24 DM extra wie in den „Kurzversionen“<br />
SE.<br />
Ebenfalls serienmäßig im vorläufigen Spitzenmodell:<br />
Dreistufen-Automatikgetriebe, Sonderlackierung<br />
und eine gehobene Innenausstattung<br />
mit Vollpfeiffen-Polsterung des Vordergestühls<br />
sowie geschäumten Verkleidungen der<br />
Türen (sonst nur gegen Aufpreis). Und: Auch<br />
serienmäßig im 450er, der sogenannte Anfahr-<br />
Ausgleich, der durch eine spezielle Hinterachsgeometrie<br />
und Wattgestänge ein Eintauchen<br />
des flachen Hecks beim Beschleunigen wirkungsvoll<br />
verhindert. Über die gleiche Technik<br />
verfügt ebenfalls der<br />
offene Markenbruder<br />
450 SL (R 107).<br />
Ende 1973 folgen<br />
der 350 und im Frühjahr<br />
1974 auch der 280er in der Langversion<br />
(nur SE mit Einspritzung). Etwas verspätet wegen<br />
der Ölkrise Anfang der 70er-Jahre erscheint<br />
1975 der „Big-Benz“: Der 450 SEL 6.9 (siehe<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 4/13) leistet dank überarbeitetem<br />
Motor aus dem vom französischen Designer<br />
Paul Bracq gestalteten W 100 unglaubliche<br />
286 PS, die für atemberaubende 225 Stun-<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014 47
Porträt | Mercedes-Benz W 116<br />
KAUFBERATUNG<br />
Mercedes-Benz W 116<br />
30 Jahre nach Produktionsstopp sind viele 116er bereits mehr oder minder<br />
einmal „saniert“ worden. Doch eine Blechrestaurierung lohnt selten. Besser:<br />
ein gepflegtes Modell aus erster Hand finden.<br />
Die Stoßstangen unter<br />
dem Rammschutz<br />
sind rostgefährdet.<br />
Karosserie<br />
Rostgefährdet sind: Stoßstangen<br />
unter den Rammschutzgummis,<br />
Frontblech, Aufnahmen<br />
der Querlenker, Stehbleche<br />
(Haltepunkt des Motorsteuergeräts),<br />
Längsträger/<br />
Sicherungskasten<br />
vor<br />
Spritzwand, Kotflügel<br />
über Schweinwerfer und zum<br />
Schweller hin, Schweller, Türkanten,<br />
Endspitzen, Radläufe<br />
und Innenkotflügel<br />
hinten, Heckblech unten,<br />
Kofferraumboden<br />
und Reserveradwanne.<br />
Bei Scheinwerferreinigungsanlagen<br />
gammeln<br />
die Wischerachsen oder die<br />
biegsame Welle des Antriebs<br />
fest.<br />
Motor/Getriebe<br />
Beides „unkaputtbar“ – regelmäßige<br />
Pflege vorausgesetzt.<br />
350 und<br />
Spritzwasser<br />
lässt die Radläufe<br />
rosten.<br />
450 mit Graugussmotoren<br />
halten<br />
ewig. Nur Ventilschaftdichtungen<br />
und Zündkabel schwächeln im<br />
Alter. Die Automatik dankt einen<br />
Ölwechsel spätestens nach<br />
150.000 Kilometern. Manchmal<br />
ist zu viel Spiel im Automatikwählhebel,<br />
das Differenzial meist<br />
feucht und Wasser- und Ölkühler<br />
oft morsch.<br />
Fahrwerk<br />
Mehr als zwei Finger breit sollte<br />
das Lenkspiel nicht sein. Beim<br />
W 116 war es ab Werk fast so<br />
groß. Zittern im Lenkrad? Liegt<br />
oft am Lenkungsdämpfer oder<br />
an den Achsgelenken. Scheibenbremssättel<br />
rosten fest.<br />
Und bei Automat-Modellen<br />
die Parkbremse.<br />
Problematisch:<br />
poröse Kardanwellen-Gummilager.<br />
Innenraum<br />
Das Armaturenbrett ist oft<br />
rissig, die Hutablage ausgeblichen.<br />
Die Fahrersitze<br />
sind an den Wangen oft<br />
durchgescheuert. Nichts<br />
Ernstes: Im Kombiinstrument<br />
sammeln sich Staub und<br />
manch totes Insekt. Die orangefarbenen<br />
Zeiger der Anzeigen<br />
MARKTWERTE<br />
Wassereinbruch:<br />
Das Schiebedach<br />
ist oft undicht.<br />
bleichen aus. Die Uhr bleibt oft<br />
stehen. Die Verglasung vorn<br />
und hinten wird milchig. Und:<br />
Der Klarlack der Holzzierteile<br />
löst sich ab. Schiebedach?<br />
Wassereinbruch! Tempomat?<br />
Defekt!<br />
Ersatzteilsituation<br />
Teile kosten ordentlich, dafür<br />
können die Schwaben eigentlich<br />
alles flott liefern. Eine andere<br />
Preisklasse<br />
ist der 6.9 –<br />
Im Automatikwählhebel<br />
kann<br />
zu viel Spiel sein.<br />
im Unterhalt<br />
wie im Betrieb. Die<br />
Überholung eines 6.9er-Motors<br />
kostet so viel wie ein Neuwagen.<br />
Mercedes-Benz 280 S / SE, SEL<br />
Extras kosten, aber steigern den „Haben-wollen“-Effekt.<br />
Modelle: Mercedes-Benz 280 S / SE, SEL Baujahr: 1972–80<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 18.000/20.000 2: 11.500/12.800 3: 7.600/8.400<br />
4: 4.000/4.400 5: 1.400/1.600<br />
Mercedes-Benz 350 SE, SEL/450 SE, SEL<br />
Tief greifende Restaurierungen lohnen sich nur bei<br />
Topausstattungen, 6.9 und 450 SEL.<br />
Modelle: Mercedes-Benz 350 SE, SEL / 450 SE, SEL<br />
Baujahr: 1972–80<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 22.000/24.000 2: 14.000/15.400 3: 9.200/10.000<br />
4: 4.800/5.300 5: 1.800/1.900 Quelle: EurotaxSchwacke/IC<br />
Wer Luxus will, muss blechen: Die schicken<br />
Fuchs-Alufelgen kosten im Mai 1979 rund<br />
1.130 DM Aufpreis.<br />
denkilometer Spitze auf den leeren Autobahnen<br />
Deutschlands taugen. Der Sprint von null auf<br />
100 gelingt in für eine fast zwei Tonnen schwere<br />
Limousine sensationellen acht Sekunden. Das<br />
sind 1975 Spitzenwerte, weswegen auch handelsübliche<br />
Ferrari auf die Mittelspur wechseln<br />
müssen. Der 6.9 hat aus Platzgründen eine Trockensumpf-Ölschmierung,<br />
also ein separates<br />
Ölreservoir im Motorraum – das heute zuweilen<br />
durchrostet – und eine hydropneumatische Federung,<br />
bei der sich die Bodenfreiheit per Zughebel<br />
unterhalb des Kombiinstrumentes hinter<br />
dem dick umschäumten Vierspeichenlenkrad<br />
um vier Zentimeter erhöhen lässt. Die komplexe<br />
Hydropneumatik ähnelt dem System der Citroën<br />
DS.<br />
Von umfassenden Modellpflegen bleibt der<br />
Erfolgstyp 116 weitgehend verschont. Doch<br />
1976 passen die Sindelfinger Ingenieure, die in<br />
der Abstimmung weniger zuverlässige D-Jetronic<br />
auf eine deutlich unkompliziertere Einspritzanlage<br />
namens K-Jetronic an. Im selben Jahr<br />
erhalten die Achtzylinder einen hydraulischen<br />
Ventilspielausgleich, das System ähnelt heutigen<br />
Hydrostößeln und reduziert den Wartungsaufwand.<br />
Novum in der Luxusklasse: ein Diesel<br />
Nur für den US-Markt wird 1978 wegen der verschärften<br />
Abgasbestimmungen in Kalifornien<br />
ein 116er-Diesel angeboten: Der 300 SD liefert<br />
dank Turbolader vor dem Ansaugtrakt (erstmals<br />
in einem Serien-Pkw) drehmomentstarke<br />
110 PS aus einem Fünfzylinder-Reihenmotor,<br />
der in seiner Grundauslegung Anfang der 70er-<br />
Jahre zunächst für den 240 D 3.0-Strich-Acht<br />
entwickelt wurde. Im selben Jahr hält eine weitere<br />
revolutionäre Innovation bei Mercedes-<br />
Benz Einzug: das ABS. Ein aufwendiges Verzögerungssystem,<br />
welches erstmals im 1966 präsentierten,<br />
allradgetriebenen Jensen FF<br />
verfügbar war und erst 1985 Einzug in die Serienfertigung<br />
finden sollte (im Ford Scorpio).<br />
Nach über 470.000 gebauten W 116 endet die<br />
Ära der letzten echten Chrom-S-Klasse 1980<br />
Fotos: Stefan Viktor, Daimler AG<br />
48
Ein Diesel für die Staaten:<br />
Den 300 SD fertigen die<br />
Sindelfinger ausschließlich für<br />
den US-amerikanischen Markt.<br />
mit einem 300 SD vom Sindelfinger Band.<br />
Nachfolger des 116er wird der vom italienischen<br />
Mercedes-Design-Chef Bruno Sacco gezeichnete<br />
126er, der keine Stoßfänger aus Stahl<br />
mehr, sondern aus grauem Kunststoff hat.<br />
Fazit<br />
Pflegehistorie und Herkunft sind entscheidend.<br />
Dank langer Bauzeit und hoher Stückzahlen bietet<br />
der Markt heute alles – vom maroden Teileträger<br />
bis zum Spitzen-Benz im Neuwagenzustand.<br />
Tief greifende Restaurationen lohnen nur<br />
bei top ausgestatteten Exemplaren sowie bei<br />
450 SEL und 6.9er. „Nackt-Benze“ in Hellgelb<br />
Die Qualität des W 116 ist über jeden Zweifel<br />
erhaben – und kostet daher entsprechend.<br />
mit Schaltgetriebe, ohne rechten Außenspiegel<br />
und mit grünen Schottenkaro-Stoffsitzen werden<br />
höchstens von Hardcore-Fans gesucht. Alle<br />
anderen wollen nur eines: viele Knöpfe, sprich<br />
Extras. Und davon gab es schon 1972 reichlich:<br />
Metalliclack, Fuchs-Alufelgen, Klima, Becker-<br />
Kassettenradio, Fensterheber, Schiebedach<br />
oder Fondsitzbank elektrisch<br />
betätigt, Tempomat, Sitze oder<br />
Heckscheibe beheizbar, Velours-, Lederpolster,<br />
Zentralverriegelung und,<br />
und, und. Umso mehr Kreuze auf dem Bestellformular<br />
von einst, desto begehrenswerter der<br />
Benz.<br />
Stefan Viktor<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Hersteller<br />
Mercedes-Benz, Untertürkheim<br />
Modell 280 S/SE/SEL 350 SE/SEL; 450 SE/SEL 300 SD<br />
Karosserie 4-türige Limousine 4-türige Limousine 4-türige Limousine<br />
Motor 6-Zyl.-Reihe, 4-Takt, V8, 90° Zylinderwinkel, 5-Zyl.-Reihe, 4-Takt Diesel,<br />
wassergekühlt, dohc 4-Takt, wassergekühlt, ohc wassergekühlt, ohc<br />
Hubraum (ccm) 2.746 3.499–4.517 2.998 (bis 1979: 3.005)<br />
Leistung (PS) 160–185 (USA: 120) 200–225; USA (450): 190 112–122<br />
Getriebe 4-/5-Gang-Handschaltung, 4-Gang-Lenkrad-/Mittel- 4-Gang-Automatik<br />
Automatik (bei 450er-Serie) schaltung, Automatik optional<br />
Antrieb Heckantrieb Heckantrieb Heckantrieb<br />
Fahrwerk vorne Doppelquerlenker, Stabilisator, Schraubenfedern, Querlenker, Schraubenfedern,<br />
Teleskopdämpfer<br />
Teleskopdämpfer<br />
Fahrwerk hinten Pendelachse, Schraubenfedern, Teleskopdämpfer, Stabi Starrachse, Längslenker, Schraubenfedern,<br />
Teleskopdämpfer<br />
Bremsen v/h Scheiben/Scheiben Scheiben/Scheiben Scheiben/Scheiben<br />
Reifen 185HR 14 205/70 HR 14 185HR 14<br />
Radstand (mm) 2.865; SEL: 2.965 2.865; SEL: 2.965 2.865<br />
Spurweite v/h (mm) 1.521/1.505 1.521/1.505 1.521/1.505<br />
L X B X H (mm) 4.960 (SEL: 5.060) x 1.870 x 1.410<br />
Leergewicht (kg) 1.660–1.665/2.130 1.725–1.825/2.195–2.285 1.815/2.215<br />
0–100 km/h (Sek.) 10,5–11,5 9,3–9,5 16,2–17<br />
Vmax (km/h) 190–200 210–225 165<br />
Verbrauch (l/100 km) 12,5 13–14,5 10,6<br />
Bauzeit 1972–80; SEL: 1974–80 1972–80; SEL: 1973–80 1977–80<br />
Stückzahl 473.035 (alle Modelle)<br />
Neupreis (DM) 25.030–26.806 (1973), 30.247–38.572 (1973), 26.265 $ (US-Preis 1977)<br />
34.159–38.894 (1979) 40.680–51.087 (1979)<br />
Wer viel Komfort will und ihn bezahlen kann,<br />
freut sich über die lange Liste an Extras.<br />
Das Herzstück des 280 S ist unverwüstlich,<br />
wenn es regelmäßig gewartet wurde/wird.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014 49
Buchtipp | „Die Akte Volkswagen“<br />
Maßarbeit: Der Karosserieplan des „kommenden Volkswagens“ entsteht schon im Mai<br />
1928. Bis zum 11. August 1929 zeichnen Béla Barényi und Josef Duchan ihn im Maßstab<br />
1:20 und tragen die geplanten Innen- und Außenabmessungen ein.<br />
Die wahre Geschichte des VW Käfers<br />
Ein Thema für die Presse: Im Frühjahr 1934<br />
berichtet „Motor-Kritik“ erstmals über Barényis<br />
Volkswagen-Konzeption.<br />
Ideen, Irrtümer<br />
und Intrigen<br />
Ferdinand Porsche war der Konstrukteur des Volkswagens, Heinrich<br />
Nordhoff hat ihn zum Bestseller gemacht. So wird die Geschichte<br />
erzählt. Doch ist dies vielleicht nur die halbe Wahrheit?<br />
War Ferdinand Porsche das große Genie,<br />
dessen Ideen den Volkswagen in Fahrt<br />
brachten? Stammen wesentliche<br />
Technikmerkmale des Volkswagens ursprünglich<br />
nicht auch von anderen Ingenieuren? Und welchen<br />
Einfluss hatte Adolf Hitler? War es tatsächlich<br />
Nordhoff, der das VW-Werk und den Käfer<br />
auf Touren brachte? Welche Rolle spielte ein junger<br />
britischer Offizier? Fragen über Fragen. Dieses<br />
Buch lässt die Geschichte des Käfers in einem<br />
neuen Licht erscheinen. Es erzählt die Lebensgeschichten<br />
dreier Männer, die sich um die Entwicklung<br />
und Produktion des VW Käfer beziehungsweise<br />
um das Unternehmen Volkswagen<br />
verdient gemacht haben – zwei von ihnen erhielten<br />
dafür aber weder Geld noch Anerkennung.<br />
Fotos: Daimler AG, Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG, Volkswagen AG<br />
50
Junger Vordenker: Schon<br />
als Teenager macht sich Béla Barényi Gedanken<br />
über die Autotechnik der Zukunft.<br />
Prunk und Propaganda: In seiner Rede bei der Grundsteinlegung des Volkswagenwerks<br />
macht Hitler aus dem Volkswagen ein „Kraft-durch-Freude“-Auto.<br />
Béla Barényi<br />
vergleicht<br />
1948 die<br />
Technik<br />
des Volks -<br />
wagens mit<br />
seinen<br />
Plänen aus<br />
den 20er-<br />
Jahren.<br />
Denkpause: Wenn<br />
sich Ferdinand Porsche<br />
im Büro blicken<br />
lässt, muss er sich um<br />
die Gewichts-, Kosten-<br />
und Motorenprobleme<br />
des Volkswagen<br />
kümmern.<br />
BUCHTIPP<br />
Neu erschienen<br />
Vorserie: Der Wagen mit dem<br />
Kennzeichen IIIA-37000 ist der<br />
erste der „W30“-Serie. Er wird in<br />
der Porsche-Villa montiert<br />
Die Akte Volkswagen<br />
Von Christof Vieweg<br />
Er läuft und läuft<br />
und läuft, der „Ervolkswagen“.<br />
Doch<br />
stimmt die Geschichte<br />
des VW<br />
Käfer tatsächlich<br />
so, wie sie immer<br />
erzählt wird? Dieses<br />
Buch deckt auf, wie der Volkswagen<br />
wirklich entstand. Und seine Geschichte ist<br />
voll von Intrigen sowie vom ewigen Streit<br />
ums Geld und um das Recht. Mit bisher unveröffentlichte<br />
Fakten, Fotos und Skizzen.<br />
192 Seiten, ca. 100 Abb., Format 17,0 x<br />
24,0 cm, Hardcover, GeraMond Verlag,<br />
ISBN: 978-3-86245-724-3, 26,99 Euro.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014 51
Rarität | Cottin & Desgouttes, 1931<br />
Französische Vorkriegs-Oberklasse<br />
Nomen est omen<br />
Es gibt viele Gründe, sich für Oldtimer<br />
zu interessieren. Mancher liebt die urwüchsige Technik.<br />
Andere faszinieren die Formen vergangener Epochen.<br />
Auf Horst Cottin trifft nichts dergleichen zu.<br />
Dennoch parkt in der Garage des 66-Jährigen<br />
aus dem Bergischen Land ein seltener<br />
französischer Klassiker, Baujahr<br />
1931. Warum es gerade dieses Auto sein musste,<br />
wird bei einem Blick auf das Kühleremblem<br />
klar: „Cottin & Desgouttes“, steht dort zu lesen.<br />
Vor mehr als 20 Jahren erfuhr Horst Cottin,<br />
dass in Lyon in den ersten Jahrzehnten des 20.<br />
Jahrhunderts Fahrzeuge gebaut worden waren,<br />
die seinen Familiennamen im Signet trugen. „In<br />
der Tat war Cottin & Desgouttes eine der Luxusmarken<br />
der damaligen Automobilmetropole<br />
an der Rhône, in der zeitweise bis zu 50 Automobilmanufakturen<br />
ansässig waren“, weiß der<br />
Fachmann für Computerlogistik. Er hat die Geschichte<br />
seines Autos und der Herstellerfirma<br />
recherchiert und kennt die Entwicklung des Unternehmens,<br />
dessen Gründer Pierre Desgouttes<br />
Anfang des letzten Jahrhunderts mit der Produktion<br />
von Personenwagen begann.<br />
Hightech der 20er-Jahre<br />
„1904 stellte Desgouttes einen Sechszylinderwagen<br />
mit 9,5 Litern Hubraum vor“, weiß Horst<br />
Cottin. „Allerdings hat er davon nur sehr wenige<br />
Exemplare gebaut.“ Als zwei Jahre später Cyrille<br />
Cottin als Partner in die Firma kam, setzte<br />
man auf Motoren mit vier Zylindern. Der<br />
stärkste dieser Motoren hatte allerdings mehr<br />
als zehn (!) Liter Hubraum und leistete rund 70<br />
PS – zu dieser Zeit durchaus eine Ansage. Nach<br />
dem Ersten Weltkrieg dauerte es mehr als drei<br />
Jahre, bis Cottin & Desgouttes die Fahrzeugproduktion<br />
wieder aufnehmen konnten.<br />
1925 stellte Cyrille Cottin – Pierre Desgouttes<br />
hatte die Firma inzwischen verlassen – ein Fahrzeug<br />
mit höchst moderner Achskonstruktion<br />
vor: „Der Typ Sans-Secousse (zu Deutsch: stoßsicher)<br />
hatte erstmals Einzelradaufhängung<br />
rundum. Selbst der französische Staatspräsident<br />
lobte diese Entwicklung bei der Vorstellung des<br />
Fahrzeugs auf dem Pariser Automobilsalon“,<br />
berichtet Horst Cottin. Daraufhin soll sein Namensvetter<br />
Cyrille lapidar entgegnet haben, der<br />
französische Staat habe ebenfalls seinen Anteil<br />
Fotos: Michael Grote<br />
52
Wie viele Vorkriegswagen hat auch<br />
der Cottin & Desgouttes noch Rechtslenkung.<br />
Der 45 PS starke<br />
2,5-Liter-Vierzylinder hat<br />
es schwer mit über zwei<br />
Tonnen Gesamtgewicht.<br />
Welches Auto trägt<br />
schon den Namen<br />
seines Besitzers im<br />
Markenlogo?<br />
Fortschrittlich: Hinterachse<br />
mit Querblattfeder und innen<br />
liegenden hydraulischen<br />
Bremsen.<br />
Die damals sehr fortschrittliche Technik<br />
ist unter einer konservativen Oberklassekarosserie<br />
mit viel Platz verborgen.<br />
an der Entwicklung, denn er habe sie durch seine<br />
schlechten Straßen erst notwendig gemacht.<br />
Cottins viertürige Limousine ist Baujahr 1931<br />
und damit einer der letzten gebauten „14 CV<br />
VA Sans-Secousse“. Zwei Jahre später endete<br />
die Produktion der Firma. Die Fahrzeuge waren<br />
angesichts der Wirtschaftskrise der frühen 30er-<br />
Jahre zu teuer – für den Preis eines Cottin &<br />
Desgouttes bekam man zwei Sechszylinder-Citroën.<br />
Dieses Exemplar erwarb der Niederländer<br />
Paul van Acker Mitte der 70er-Jahre als Ruine<br />
aus dem Fundus des Automobilmuseums in<br />
Leiden. Er investierte rund 3.000 Arbeitsstunden,<br />
um das Wrack wieder in einen vorzeigbaren<br />
und fahrfähigen Zustand zu versetzen. In<br />
den Folgejahren legte der Niederländer mit dem<br />
seltenen Franzosen mehr als 25.000 Kilometer<br />
zurück, bevor er den Wagen verkaufte.<br />
Eine einmalige Chance<br />
Dass ein Cottin & Desgouttes zum Verkauf<br />
stand, und noch dazu in relativer Nähe, erfuhr<br />
Horst Cottin im Sommer 1993 aus einem Inserat<br />
in einer Oldtimer-Fachzeitschrift. „Diese Gelegenheit<br />
konnte ich mir einfach nicht entgehen<br />
lassen“, fand Horst Cottin. Als Mitinvestor holte<br />
er seinen Bruder Wolfgang ins Boot, der in Köln<br />
mit Antiquitäten handelte und den seltenen Oldtimer<br />
auch als eine Art Aushängeschild ansah.<br />
Die Brüder Cottin kauften den Wagen, der die<br />
Vollabnahme und die H-Prüfung beim deutschen<br />
TÜV problemlos absolvierte. Allerdings<br />
war der Zustand im Detail nicht so, wie sich die<br />
neuen Eigentümer das wünschten.<br />
So ließen sie die vorderen Kotflügel glasperlstrahlen<br />
und neu schwarz lackieren. Im folgenden<br />
Jahr durfte sich ein Sattler der vorderen<br />
Sitzbank widmen; sie war doch schon ziemlich<br />
verbraucht. Im Herbst 1997 widmete sich Horst<br />
Cottin der Vorderachse: Die ermüdete Blattfeder<br />
wurde überholt, die Herzbolzen ersetzt.<br />
Danach tat der „Sans Secousse“, was er sollte:<br />
Er brachte seine Insassen ohne Probleme zu<br />
Oldtimerveranstaltungen und -treffen. Mitten<br />
in der Saison 2001 machte ein Schaden am Dif-<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014 53
Rarität | Cottin & Desgouttes, 1931<br />
Der maßgefertige Koffer am Heck<br />
bietet viel Stauraum fürs Gepäck.<br />
ferenzial den greisen Franzosen für längere Zeit<br />
zum „Stehzeug“: Die Antriebswelle zum Ausgleichsgetriebe<br />
war gebrochen. Ersatz war nicht<br />
aufzutreiben, und bis eine neue Welle angefertigt<br />
war, gingen acht Monate ins Land.<br />
Schrittweise Restaurierung über Jahre<br />
Weitere vier Jahre später machte der Aufbau<br />
durch Geräusche auf sich aufmerksam. Wie<br />
Horst Cottin – der inzwischen Alleineigentümer<br />
des Wagens war – feststellte, waren Teile des<br />
Holzrahmens vermodert. So machte er sich daran,<br />
die geschwächten Holzelemente behutsam<br />
auszubauen und durch originalgetreu gefertigte<br />
Teile aus Eschenholz zu ersetzen: Zunächst auf<br />
der rechten Seite bis zur A-Säule, im folgenden<br />
Jahr war die linke Seite an der Reihe. In den<br />
kommenden Jahren standen unter anderem die<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Hersteller Cottin & Desgouttes, Lyon,<br />
Frankreich<br />
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Bremsen v/h Trommel/Trommel, hydraulisch<br />
betätigt, Trommeln hinten innenliegend,<br />
Servo-Bremshilfe<br />
Maße L x B x H (mm) 4.650 x 1.770 x 1.790<br />
Gewicht leer/gesamt (kg) 1.760/2.100<br />
Vmax (km/h) ca. 80<br />
Bauzeit 1925–31<br />
Bereits 1925 beeindruckte der Cottin & Desgouttes<br />
mit Einzelradaufhängung vorne und hinten.<br />
Überholung des Vergasers und der Ersatz der<br />
Leder-Faltenbälge der vorderen Achsschenkel<br />
an. Einige Zeit später waren hinten neue Bremsleitungen<br />
notwendig, ebenso die Bremsschläuche<br />
an der Vorderachse, denn die französische<br />
Luxusschmiede setzte bereits Anfang der 30er-<br />
Jahre auf hydraulische Bremsen. Bei dieser Gelegenheit<br />
ließ Cottin die hinteren Bremstrommeln<br />
ausdrehen und die Radbremszylinder<br />
überholen. Außerdem überarbeitete er alle<br />
Fensterheber und Türschlösser. Schließlich<br />
musste auch das rechte hintere Kreuzgelenk erneuert<br />
werden. Die Sperre für den Rückwärtsgang<br />
verlangte ebenfalls nach Aufmerksamkeit,<br />
und der Tacho wollte erst nach einer<br />
gründlichen Reinigung seines<br />
Innenlebens wieder die (leidlich) exakte Geschwindigkeit<br />
anzeigen.<br />
Im Jahr 2012 wurde dann die Tankanzeige<br />
undicht. Um sie abdichten zu können, musste<br />
Horst Cottin das Armaturenbrett ausbauen.<br />
Fahrten mit dem deutlich über 80 Jahre alten<br />
Franzosen unternimmt Horst Cottin nach wie<br />
vor, aber sie sind seltener<br />
geworden. Zum Oldtimertreff,<br />
der sonntags am alten<br />
Bahnhof in Hilgen stattfindet,<br />
kommen Auto und<br />
Fahrer regelmäßig; Horst Cottin ist schließlich<br />
von Anfang an dabei. Ansonsten aber steht die<br />
alte Limousine meist in der Garage. Die 45 PS<br />
des 2,5 Liter-Vierzylinders und eine Höchstgeschwindigkeit<br />
von gut 80 Stundenkilometern<br />
sind für den heutigen Verkehr angesichts eines<br />
Betriebsgewichts von rund zwei Tonnen doch<br />
nicht mehr zeit gemäß. „Auto und Fahrer genießen<br />
sozusagen ihren Ruhestand“, bi lanziert der<br />
Eigentümer schmunzelnd. Er sei beiden von<br />
Herzen gegönnt!<br />
Michael Grote<br />
Horst Cottin wartet<br />
und pflegt gern<br />
selbst.<br />
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Ford Taunus, 11.900 EUR VB, 1965, Ford<br />
Taunus 20M/P5 Turnier V6 – 3 Türer, Restauration<br />
2007, neue 2-Schicht-Lackierung<br />
in orig. Farbton + Klarlack, Rostfreier<br />
Unterboden Hohlraumversiegelung, Elektrik<br />
12V Bremsanlage überholt, Auspuffanlage<br />
+ Reifen + viele Chromteile +<br />
Teppiche neu. Orig. Stoff vorh. Orig.<br />
Anhängerkupplung von Oris, zeitgenöss.<br />
Radio + orig. Werkstatthandbuch.<br />
Tel. 00436643869091<br />
Ford T, 18.000 EUR VB, 1926,<br />
Tel.: 0172/5301549<br />
Ford Capri III, 3.000 EUR VB, 1982; wir<br />
wollen uns schweren Herzens von unserem<br />
Capri trennen. Er ist jetzt 31 Jahre alt und es<br />
wäre schön, wenn jemand ihn weiter pflegt<br />
und hegt. Er ist in guter bis sehr guter Verfassung<br />
und total unverbaut. 033632/5465<br />
Ford A, 5.500 EUR VB, 1932, 1932<br />
Ford Roadster Stahlkörper, 331 Hemi<br />
mit 354 Köpfen fest Lifter Motor<br />
5-Gang-S-10 trans, hat Chrome<br />
4-Zoll Tropfen Achse, Buick-Bremstrommeln<br />
mit Wilson Rippengehäuse<br />
Trägerplatten, gleiten Sitz mit Schaum.<br />
www.oldtimerpalace.com<br />
Ford Capri 2,0 Ghia, 9.500 EUR VB, 1983,<br />
Orig.zustand bewahrt. Liebhaberfahrzeug,<br />
wurde aufgearbeitet, neue Batterie, TÜV<br />
neu, H–Kennzeichen, linker Kotflügel wurde<br />
nachgearbeitet. 015164817242<br />
Ford Capri III 2.8 superinjection,<br />
9.999 EUR VB, 1985, 2.8 superinjection<br />
EZ 3/1985, Bleifreiköpfe, erster Lack,<br />
teilweise neu lackiert, kein Rost. Kardanwelle<br />
fast neu. Getriebe vor 4 Jahren<br />
ausgetauscht, Original-Getriebe ist noch<br />
vorhanden. TÜV 7/14, 189000 km.<br />
www.oldtimerpalace.com<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014 59
Markt | Kleinanzeigen<br />
Gaz<br />
Jaguar XJ6 Sovereign Serie 3, Bj 86,<br />
gunmetal grey, einer der letzten 6-Zylinder<br />
der Serie 3, echte 100.000 km, super<br />
gepflegtes Auto mit GKAT, grüne Umwelt-<br />
Plakette. 13.500,- €. Klassische<br />
Fahrzeuge Neumann, www.classic-jags.de<br />
Tel. +49 (0) 6150/17570<br />
Tel. 00-31-653-960560 Holland,<br />
wir sprechen deutsch, TÜV und Transport<br />
möglich<br />
Lamborghini<br />
Wolga M21, 11.000 EUR VB, 1965,<br />
Oldtimer in gutem Zustand, fahrbereit,<br />
Bremsanlage vor 2 Jahren neu, Benziner.<br />
0171/ 8092483<br />
Jaguar D Type Reconstruction, Preis VB,<br />
1957, 00491752467405<br />
GAS Chaika M13, 30.000 EUR VB,<br />
+36 +36 209 644 418<br />
Invicta<br />
Jaguar XJ 12 Daimler D6, 5.500 EUR VB,<br />
1983, 4. Hand, Nichtraucher, TÜV/AU bis<br />
03/2015, Farbe Sitze: schwarz, Leder.<br />
0173/9302910<br />
Youngtimer in Topzustand, Jaguar XJ(6)<br />
4.0 Sovereign, ein Traum in weinrot<br />
(met.), Youngtimer in Topzustand, BJ<br />
1993, Automatic, 67.000 km, grüne<br />
Plakette, 10.500 EUR VB, PLZ 4. Kontakt:<br />
(0177) 7780452, info@esprit-ecrit.de<br />
Jeep<br />
Lamborghini 400 GT 2+2 1968. Over<br />
350 Classic and sportscars in stock.<br />
More information and photos on<br />
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by phone: 0031-575-564055, email:<br />
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cars wanted.<br />
Lancia<br />
Invicta 3-litre Cordery, Baujahr 1928,<br />
extrem seltene Ausführung mit offener<br />
Rennkarosserie wie von Violette Cordery bei<br />
der Rekordfahrt über 30.000mls in Monza<br />
verwendet, matching numbers, sehr bekanntes<br />
Rallyefahrzeug, beste Fahreigenschaften,<br />
TÜV/H-Kennzeichen, FIVA-Papiere,<br />
165.000 Euro. Tel.: 0160/4356597<br />
www.Oldtimergalerie-Rosenau.de<br />
Jaguar SS100 Replica Reconstruction<br />
1936. Over 350 Classic and sportscars in<br />
stock. More information and photos on<br />
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cars wanted.<br />
Jeep Wagoneer 2.8L V6 aus 1986 in<br />
schönem, rostfreien Zustand, € 9.000<br />
inkl. MwSt. www.classiccarsvandewouw.nl<br />
Chromveredelungen<br />
Lancia Augusta MilleMiglia, Preis VB,<br />
1933, Lancia Augusta model 1933, first<br />
Jaguar<br />
Jaguar XJ 12 5.3, Preis VB, 1972, ASI<br />
plated, blue/leather beige, restored<br />
8 years ago, excellent condition, air cond,<br />
power windows, automatic, power<br />
steering, motor overhauled.<br />
00491752467405<br />
Jaguar XK 120 FHC, Bj. 1952, EUR<br />
97'000.-, Zustand 1, wunderschöner englischer<br />
Klassiker (Privatsammlung) welcher<br />
vor ein paar Jahren in der Schweiz einer<br />
Vollrestauration unterzogen wurde. British<br />
Heritage Certificate liegt vor. Kontakt:<br />
(0041) 796236449, wschnell@bluewin.ch<br />
Jaguar C Type by Proteus, 1984, reconstruction,<br />
built 5/1984, 3 owner car,<br />
Jaguar 3.4, 210hp engine, 4speed moss<br />
gearbox with overdrive, new dunlop 185-15<br />
tyres, 15" dunlop sportspoke rims, doors<br />
Aluminium, Motolita steering wheel, TÜV<br />
6/2015, accidentfree, serviced, H Historic<br />
plates, 00491752467405<br />
60
PRIVATE KLEINANZEIGEN<br />
KOSTENLOS<br />
series, all documents available. The car<br />
is in the Mille Miglia Museum.<br />
00491752467405<br />
Lancia Flaminia Super Sport Zagato<br />
2.8 3C 1967. Over 350 Classic and<br />
sportscars in stock. More information<br />
and photos on www.thegallerybrummen.nl.<br />
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0031-575-564055, email:<br />
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Also classic cars wanted.<br />
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LandRover 90 TD5. Bj 2002, 150.000 km,<br />
mit Dachzelt und Anhängekupplung zu<br />
verkaufen 7.200,- Euro, BCG British Car<br />
GmbH, Chemnitzer Straße 7, 70597<br />
Stuttgart-Degerloch, Tel. 0711/7222094,<br />
Fax: 0711/7289306, E-Mail:<br />
british-car-center@t-online.de,<br />
www.british-car-gmbh.de<br />
einer Schweizer Feuerwehr – also immer Behördenpflege!<br />
Sowohl technisch wie auch<br />
substanziell außergewöhnlich guter, nicht<br />
restaurierter SII Landy mit einer tollen Optik.<br />
Selbstverständlich kann das Hardtop abgenommen<br />
werden. Landys dieser Qualität<br />
sind auf dem Markt fast nicht mehr zu bekommen,<br />
entweder in Sammlerhänden oder<br />
treue Familienmitglieder von denen man<br />
sich nicht trennt. Landypoint GmbH, Neidinger<br />
Str. 41, 88631 Beuron-Neidingen,<br />
Tel.: +49-7579/9211-0<br />
Maserati 3500 Vignale Spider 1961. Over<br />
350 Classic and sportscars in stock. More<br />
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0031-575-564055, email: info@thegallerybrummen.nl.<br />
Also classic cars wanted.<br />
Mercedes-Benz<br />
Land Rover<br />
Land Rover – Range Rover 3500 V8,<br />
1972, one of the rare Range Rover V8<br />
3500 survived from the early 70s.<br />
00491752467405<br />
SII Bj. 12/1961, 40.000 km, 24.000 €.<br />
Dieser Wagen wurde 2006 für über<br />
25.000,- € von uns restauriert. Als Basis haben<br />
wir einen schweizer Militärlandrover mit<br />
39.000 km auf dem Tacho – ziemlich sicher<br />
original – verwendet. Der Landy wurde auf<br />
dem sehr gut erhaltenen originalen Chassis<br />
restauriert. Vergleichbar gute Basisfahrzeuge<br />
gibt es heute fast nicht mehr. Seitdem ist<br />
der Wagen kaum 1000 km gefahren. Landypoint<br />
GmbH, Neidinger Str. 41, 88631<br />
Beuron-Neidingen, Tel.: +49-7579/9211-0<br />
Range Rover Classic LSEI 4,2; Bj.11/<br />
1992 km 294.000 TÜV neu 15.500,-<br />
Der Beau!- restaurierter rostfreier ungeschweißter<br />
Range Rover Classic mit langem<br />
Radstand aus den USA. Der Wagen<br />
fährt wunderbar, Motor ist kräftig, Getriebe<br />
schaltet sauber, Fahrwerk ist straff<br />
(wurde auf Spiralfedern umgebaut).<br />
Neu lackiert. Landypoint GmbH, Neidinger<br />
Str. 41, 88631 Beuron-Neidingen,<br />
Tel.: +49-7579/9211-0<br />
Mercedes Benz 230E W123, 230E W123,<br />
100 kw, 138.600 km, Bj 10, 83. sehr<br />
gepflegtes Fahrzeug mit Klima, Color,<br />
E-Schiebedach, Automatik, Melber-Alu mit<br />
205/60-15 und Winter auf Barock,<br />
H-Kennzeichen, Farbe: Silberdistel. PLZ 4.<br />
6.500.- VB. Kontakt: (0176) 22725922,<br />
fiatsevchen@arcor.de<br />
Kerngesunder Land Rover Serie IIA<br />
Diesel. LHD, kurzer Radstand, neues<br />
Planenverdeck, durchgängig gepflegter,<br />
sofort einsatzbereiter Landy ohne<br />
Reparaturstau, 13.200,- €, Klassische<br />
Fahrzeuge Neumann, www.classic-jags.de<br />
Tel. +49 (0) 6150/17570<br />
SII Bj. 7/1967, 108.000 km 20.000,-<br />
plus MwSt, TÜV AN neu, H-Kennzeichen SII<br />
der Superlative, einer der ganz wenigen<br />
noch richtig gut erhaltenen SIIa. Dieser Wagen<br />
kam nach dem Schweizer Militär zu<br />
Range Rover Classic, Bj.8/1989, kein<br />
G-Kat, Schaltwagen 274.000 km<br />
12.000,- TÜV AU neu. Aufwändig überarbeiteter,<br />
gepflegter Range Rover, im Off<br />
Road Trimm. Die Karosserie ist quasi rostfrei-ungeschweißt<br />
original. Der Motor wurde<br />
vor etwa 5000 km überholt. Zur gleichen<br />
Zeit wurde der Range Rover von unten<br />
komplett Trockeneisgestrahlt. Anschließend<br />
wurde der Unterboden sehr<br />
aufwändig versiegelt. Ein toller Wagen<br />
auch für etwas mehr Off Road geeignet,<br />
mit bester Substanz und guter Technikund<br />
starker Optik. Landypoint GmbH,<br />
Neidinger Str. 41, 88631 Beuron-<br />
Neidingen, Tel.: +49-7579/9211-0<br />
Schöner Mercedes W126 300SE. in edlem<br />
Weiß, technisch top, sehr wenig Rost<br />
(kleinste Stellen), Wenige Dellen auf<br />
Blech, sehr gute schwarze Lederausstattung,<br />
300 SE mit 180PS und KLR! 15'<br />
BBS Felgen, 202Tkm, 5.600 Euro VB. PLZ<br />
0. Kontakt: (0152) 54613521,<br />
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Lotus<br />
Mercedes S 600 Coupé 1996. Km<br />
94000, Topzustand, schwarz/bicolor,<br />
5-Gang Automat, inkl. Servicebuch etc.<br />
0041(0)79 403 52 49, 9500 Euro.<br />
Kontakt: wpr@bluemail.ch<br />
Maserati<br />
Mercedes Benz 230 E. Verkaufe schweren<br />
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wenig Kilometer (87000) gelaufen und<br />
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<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014 61
Markt | Kleinanzeigen<br />
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103.000 Km, gepflegter Garagenwagen,<br />
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1971, 5. Hand, Nichtraucher, TÜV/AU bis<br />
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Mercedes-Benz 608D, 4.350 EUR VB,<br />
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1 gr. Heckbett, Zerhacker-WC, Dusche,<br />
Wassertank, viel Stauraum, Kompl.<br />
Küche u. Kühlschrank, Ofen, Heizung<br />
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Mercedes-Benz W 111 280 SE,<br />
17.200 EUR VB, 1969, werkstattgepflegt,<br />
H-Kennz., Flachkühler. Erneuerte Teile: Austauschmotor,<br />
Auspuffanlage, Wasserpumpe,<br />
Federn, Frontscheinwerfer, div. Fahrwerksteile,<br />
orig. aufgearbeitete Mercedesfelgen.<br />
Unterboden geschweißt, ansonsten<br />
vollkommen rostfrei. Chromteile gut mit<br />
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Mercedes-Benz 220 S Ponton Cabriolet,<br />
107.000 EUR VB, 1959, bestens gepflegtes<br />
Schätzchen aus Sammlerhand. Laut Gutachten<br />
unfallfrei und mit 2+ bewertet.<br />
Lackierung und Verdeck 2007 erneuert.<br />
Gutachten aus 2012 bescheinigt einen<br />
Marktwert von EUR 125.000 sowie den<br />
einwandfreien Zustand. 02273 6018020<br />
Mercedes-Benz 230E. 2.750 EUR VB,<br />
1983 ca 160.000 km. Vor ca. 7 Jahren<br />
wurde ein Motor eingebaut der erst<br />
3.5000km gelaufen war, aktuelle Laufleistung<br />
daher ca. 70000 km. Von unten<br />
gibt es ein paar Schweißarbeiten. Fahrbereit<br />
und angemeldet, 4 Sommerräder auf<br />
Alus, Servo, Colorverglasung, 5 Gang, TÜV<br />
bis 11.2013, Kat Euro 2 Grüne Plakette,<br />
Scheckheft etc. Tel. 01638692120<br />
Mercedes-Benz 280se 3.5, 15.800 EUR<br />
Festpreis, 1971 , Mercedes Benz 280SE<br />
3.5 mod 7/71, 103th km, 200hp, white/<br />
brown interieur, very rare manual transmission:<br />
power pure! sunroof, german<br />
TÜV, drives perfect. 00491752467405<br />
Mercedes-Benz 300 SEL 3,5 W109,<br />
32.900 EUR VB, 1970, Einzelstück im Top-<br />
Zustand, für den amerik. Markt gebaut.<br />
Zusätzl. zur normalen Ausstattung: 4 seitl.<br />
Blinker-Lampen, orange Nebelleuchten.<br />
Scheckheftgepflegt, Klima, Luftfederung,<br />
8 Zyl., Wurzelnußholz-Armatur, Kurzbewertung<br />
nach Classic Data System: 2+, TÜV<br />
bis 2015 alle Fahrzeug- und Werkstattunterlagen<br />
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Mercedes W123 230E Top Zustand.<br />
EZ: 05/1982, Astral-Silber-Metallic, Stoff<br />
blau, 100 kW, Automatik, Klimaanlage,<br />
Tempomat, Sitzhzg. Vorne, Armlehne<br />
vorne, Alurad Barock, Servo, ZV, 2. Hand,<br />
H-Zulassung, kein Rost, 206.000 km,<br />
VB: 8.500 Euro. Kontakt:<br />
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Mercedes-Benz 170 DS, 35.000 EUR,<br />
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price: 35.000 Euro. You can see this car in<br />
Paris, France. 0033661313209<br />
Mercedes-Benz 190C, 8.800 EUR VB,<br />
1966, 01635469670<br />
Mercedes-Benz 280 C W123 H-Gutachten,<br />
6.000 EUR VB, 1977, H-Zulas sung,<br />
Versicherung 173,-€/Jahr Steuern 191,- €/<br />
Jahr, technisch und optisch in sehr gutem<br />
Zustand, Bewertung nach Classic Data 2-.<br />
Evtl. können orig. Fuchs Barockfelgen mit<br />
gekauft werden. Preis 7500,- Euro VB oder<br />
nennen Sie mir Ihren Preis. Außen silber,<br />
innen beige, TÜV: 05/14, 156 PS,<br />
261.500 km. 015123322443<br />
220B Cabrio W187 6-Zylinder TOP, aus<br />
Platzmangel wird folgendes Fahrzeug verkauft:<br />
W187 220B Cabrio mit 6 Zylinder<br />
Motor, Bj 1952, kein Rost, komplett fahrbereit,<br />
laufend serviciert, Getriebe vor<br />
2 Jahren überholt, 79000 Euro. Kontakt:<br />
(0043) 6643933220, desgeht@yahoo.de<br />
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25.500 EUR Festpreis, 1969, seltenes<br />
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incl. Reifen 20 Jahre investiert und<br />
gepflegt (vollst. Beweismaterial vorhanden)<br />
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45386500, theo@deras-thoma s.com<br />
62
MG<br />
Anzeigenschluss Kleinanzeigen<br />
für die Ausgabe 2/2014 ist der<br />
03.01.2014<br />
MG A de Luxe, BJ1959, Extrem seltener<br />
MG A 1600er MK1 de Luxe. Ein de Luxe<br />
aus der ersten Serie. Verkaufsbezeichnung<br />
(Competition Suspension). Es wurden davon<br />
nur 70 Roadster und 12 Coupes gebaut.<br />
Kilometer Tacho. Schöne Leder Innenausstattung,<br />
Auf Wunsch mit Moto-<br />
Lita-Holzlenkrad. Chromteile sehr schön.<br />
Motor und Getriebe laufen sehr sauber. Kilometertacho.<br />
Stoppuhr. Edelstahl Auspuffanlage.<br />
Mit einer Dunlop 4 Scheiben<br />
Bremsanlage wie im MG A Twin Cam verbaut<br />
wurde & dazugehörigen auf 5,5" verbreiterten<br />
Dunlop Zentralversschlußrädern<br />
mit 195/65 R15 Bereifung. Preis:<br />
26.950,-- €, info@veteranenladen.de<br />
0208/ 25 888 o. 0172 60 33 0 33<br />
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MG A TwinCam, BJ1959 Extrem seltener<br />
MG A Twin Cam. Mit einer Leistungssteigerung,<br />
Diagram liegt vor. Super saubere<br />
Lackierung. Neue Leder Innenausstattung.<br />
Kilometer Tacho. Totalrestauration (frame<br />
off). Original 16" Holzlenkrad. Tiefbettfelgen<br />
5,5" X 15 mit 195 / 65 HR 15 Bereifung<br />
NEU. Big Bore Edelstahl Auspuffanlage.<br />
Spezial- Kofferraumdeckel mit dem Reserverad<br />
außen. Ohne montierter Stosstangen<br />
vorne und hinten ( Neue Stoßtangen V + H<br />
dabei ). Ein BMIHT-Zertifikat liegt vor. Preis:<br />
42.500,-- €, info@veteranenladen.de<br />
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auch andere britische Roadster wie TR 6,<br />
MGB , Austin Healey etc. im Angebot.<br />
Infos: 0251-326969 oder<br />
KlassischeAutomobile.de<br />
MG Midget MK 2 1100, BJ1966, Extrem<br />
seltener und super schöner MG Midget<br />
MK2 1100er in Europaversion. Klm Tacho &<br />
Blech Armaturenbrett. Totalrestauration<br />
(frame off). Die Restaurationskosten übersteigen<br />
den Verkaufspreis erheblich Super<br />
Spaltmaße. Innenausstattung (Ledersitze)<br />
neu. Neue MWS Chrom Speichenräder 4 X<br />
13 mit neuer Fireston – Bereifung 155/80<br />
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Edelstahl-Auspuffanlage, K&N Luftfilter,<br />
Original Holzlenkrad. Ein BMIHT-Zertifikat<br />
liegt vor. TÜV Abnahme und H-Zulassung<br />
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Motorsport (GB) überholt. Rechnungen<br />
vorhanden. K & N Luftfilter. Elektro Zusatzlüfter.<br />
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befindet sich in der Durchsicht und Aufarbeitung.<br />
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Für die Terminankündigungen sind ausschließlich die Veranstalter verantwortlich. Verlag und<br />
Redaktion übernehmen keine Haftung. Bitte tragen Sie ihre Termine und Veranstaltungen<br />
kostenlos ein auf der Web-Seite www.autoclassic.de<br />
PLZ 1<br />
07.06.14–09.06.14<br />
14621 Schönwalde-Glien, Die Oldtimer<br />
Show, MAFZ Erlebnispark, Simone Peppel,<br />
Tel. (030) 832 17 92 22,<br />
info@agentur-peppel.de,<br />
www.dieoldtimershow.de<br />
30.08.14–31.08.14<br />
15831 Diedersdorf, US Car Classics,<br />
Schloss Diedersdorf, Simone Peppel,<br />
Tel. (030) 832 17 92 22,<br />
info@agentur-peppel.de,<br />
www.uscarclassics.de<br />
PLZ 2<br />
31.01.14–02.02.14<br />
28215 Bremen, Bremen Classic<br />
Motorshow, Theodor-Heuss-Allee,<br />
Tel. (0421) 350 55 25,<br />
info@classicmotorshow.de,<br />
www.classicmotorshow.de<br />
13.06.14–15.06.14<br />
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Fax (04453) 728 88,<br />
www.bockhorner-oldtimermarkt.de<br />
08.8.14–10.8.14<br />
26871 Papenburg, Drachenfahrt,<br />
peter@toyota-heaven.de,<br />
www.drachenfahrt.de<br />
PLZ 3<br />
18.04.14–21.04.14<br />
38667 Bad Harzburg, 13. Int. Harzer<br />
Oldtimertreffen, info@vzschladen.com,<br />
www.vzschladen.com<br />
Foto: via Agentur Peppel<br />
26.04.14–27.04.14<br />
38835 Osterwieck, Osterwiecker<br />
Oldie-Meeting, Vor dem Kapellentor,<br />
Info und Anmeldung:<br />
info@ostmobile-feuerstack.de,<br />
www.ostmobile-feuerstack.de<br />
27.04.2014<br />
31737 Rinteln, 18. Rintelner<br />
Oldtimer-Weserberglandfahrt, Hans-Erich<br />
Scheffler, Tel. (05751) 22 83 oder<br />
22 30, Fax (05751) 467 01,<br />
scheffler-rinteln@t-online.de<br />
PLZ 4<br />
26.03.14–30.03.14<br />
45131 Essen, Techno Classica 2014,<br />
Messe Essen, Norbertstr. 2, S.I.H.A.<br />
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Tel. (02407) 173 00,<br />
Fax (02407) 177 11,<br />
info@siha.de, www.siha.de<br />
PLZ 5<br />
20.07.14<br />
56253 Treis-Karden, Mosel,<br />
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oldtimertreffen@live.de,<br />
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Foto: via Hans-Erich Scheffler<br />
Foto: SIHA<br />
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13.12.13–15.12.13<br />
68527 Ladenburg, Weihnachtsmarkt,<br />
Automuseum Dr. Carl Benz,<br />
Tel. (06203) 18 17 86,<br />
www.automuseum-dr-carl-benz.de<br />
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5.100 km durch Europa, Pasion del<br />
Free’s IG, oldtimertreffen@live.de,<br />
www.pasion.de<br />
27.04.14<br />
67098 Bad Dürkheim, Pfälzer<br />
Frühlingsfahrt, In den Almen 3,<br />
oldtimertreffen@live.de,<br />
www.pasion.de<br />
30.04.14–04.05.14<br />
67480 Edenkoben, Maitour in die Pfalz,<br />
ceo@classic-event-organisation.de,<br />
www.classic-event-organisation.de<br />
10.05.14–11.05.14<br />
67346 Speyer, Brazzeltag, Technik<br />
Museum, Am Technik Museum 1,<br />
Corinna Handrich, Tel. (06232) 67 08 68,<br />
Fax (06232) 67 08 20,<br />
handrich@technik-museum.de,<br />
www.brazzeltag.de<br />
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Deutschland, Tel. (06333) 60 27 78<br />
oder 0175 614 91 15 und<br />
01520 423 74 95,<br />
webmaster@fiat600club.de<br />
14.08.14–17.08.14<br />
65582 Bad Ems, Die romantische Lahn,<br />
ceo@classic-event-organisation.de,<br />
www.classic-event-organisation.de<br />
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6520 Wiesbaden, Benzinparty<br />
auf der Tanke, Schönaustr. 78,<br />
oldtimertreffen@live.de,<br />
www.pasion.de<br />
PLZ 8<br />
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87534 Oberstaufen, Legends Winter-<br />
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mit Oldtimertreffen, Rennbahn an<br />
der B12, Altöttingerstraße, Markus Mandl,<br />
mandl@oldtimerfreunde-muehldorf.de,<br />
www.oldtimerfreunde-muehldorf.de<br />
28.05.14–31.05.14<br />
87700 Memmingen, 5. Bergfrühling-<br />
Classic 2014, Memmingen Start + Ziel,<br />
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+49(0)8145 997 97 73,<br />
info@bergfruehling-classic.de,<br />
www.bergfruehling-classic.de<br />
29.05.14–01.06.14<br />
86983 Lechbruck am See,<br />
5. Treffen der Arabella-Freunde,<br />
Via Claudia Camping, Arabella-Freunde<br />
Deutschland IG, Uwe Pawelski,<br />
Tel. 0170 760 24 20,<br />
Uwe@Pawelski.de,<br />
www.arabella-freunde-deutschland.de<br />
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15.05.14–18.05.14<br />
I-39057 Eppan, 1. MG-Fahrt duch den<br />
Südtiroler Frühling, Dr. Christian Bianco,<br />
christian@discohustle.info<br />
14.05.14–18.05.14<br />
I-25087 Brescia, Reisen zur Mille Miglia,<br />
ceo@classic-event-organisation.de,<br />
www.classic-event-organisation.eu<br />
01.06.14–08.06.14<br />
I-39040 Siena, Zauber der Toskana,<br />
ceo@classic-event-organisation.de,<br />
www.classic-event-organisation.de<br />
26.06.14–29.06.14<br />
I-39040 Villanders, 2nd MG Meeting in<br />
the Dolomites, Dr. Christian Bianco,<br />
christian@discohustle.info<br />
23.07.14–30.07.14<br />
I-39026 Prad am Stilfserjoch, Pässe<br />
pur, ceo@classic-event-organisation.de,<br />
www.classic-event-organisation.de<br />
07.09.14–12.09.14<br />
I-38056 Levico Terme, Trentino Tour,<br />
ceo@classic-event-organisation.de,<br />
www.classic-event-organisation.de<br />
14.09.14–21.09.14<br />
I-43100 Parma, Schlössertour,<br />
ceo@classic-event-organisation.de,<br />
www.classic-event-organisation.de<br />
01.10.14–08.10.14<br />
I-39040 Seis am Schlern,<br />
Genießerherbst in Südtirol,<br />
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Events<br />
RÜCKBLICK 2013<br />
Wanderpause: Es gab genug<br />
Gelegenheiten für die Teilnehmer,<br />
in den Pausen die herrliche Landschaft<br />
zu genießen und mit<br />
Gleichgesinnten zu plaudern.<br />
> 10. ADAC TRENTINO <strong>CLASSIC</strong>, 27.–31. AUGUST 2013<br />
Die schönste Jahreszeit –<br />
Oldiewandern im Trentino<br />
Bereits zum 10. Mal lud der ADAC zur Oldtimer-Genießertour ins Trentino, und über 200 Teilnehmer ließen<br />
sich von traumhaften Oldtimerrouten und kulinarischen Highlights bei perfekter Organisation verwöhnen.<br />
<strong>AUTO</strong><br />
<strong>CLASSIC</strong><br />
WAR DABEI!<br />
Viel Lob, zugegeben. Aber die Trentino<br />
Classic ist tatsächlich wie ein Wellness -<br />
urlaub! Das erlebte auch das <strong>AUTO</strong><br />
<strong>CLASSIC</strong>-Team mit seinem roten 64er MGB,<br />
der die 700 Kilometer An- und Abreise ebenso<br />
klaglos absolvierte wie die gut 500 Kilometer<br />
der vier hervorragend ausgearbeiteten Tagesetappen.<br />
Vom Hauptort Cavalese aus warteten<br />
diverse Passstrecken, darunter auch der 2.240<br />
Meter hohe Sellapass, Sehenswürdigkeiten wie<br />
Schloss Castel Thun, der Karersee und die Erdpyramiden<br />
von Segonzano auf die Teilnehmer.<br />
Während der WPs, den „Wanderpausen“, gab<br />
es viel Zeit, die traumhafte Landschaft und regionale<br />
kulinarische Köstlichkeiten zu genießen.<br />
Teilnehmer aus allen Automobilepochen<br />
Vorkriegsfahrzeuge wie Bentley, Mercedes-<br />
Benz, BMW und Horch rollten in Cavalese<br />
ebenso an den Start wie die Ikonen der 50erbis<br />
70er-Jahre von Audi bis Volkswagen. Das älteste<br />
Fahrzeug war ein Bentley Speed Six aus<br />
Wandermusiker: Die Besatzung dieses T1-<br />
Bullis unterhielt Teilnehmer und Publikum<br />
mit Gassenhauern der 50er- bis 70er-Jahre.<br />
dem Jahre 1929. Gleich zwei seltene Fiat 130<br />
waren dabei: ein Coupé, Baujahr 1974, und die<br />
Limousine, wie sie Kommissar Kopper im „Tatort“<br />
fährt. Der Ermittler, Schauspieler Andreas<br />
Hoppe, startete höchstpersönlich zum ersten<br />
Mal außerhalb der Dreharbeiten auf der 165 PS<br />
starken „italienischen S-Klasse“.<br />
Die elfte ADAC TRENTINO <strong>CLASSIC</strong> findet<br />
vom 20. bis 24, September 2014 in Riva Del<br />
Garda statt. Die Ausschreibungsunterlagen sind<br />
ab Mitte Dezember unter www.adac.de/oldtimer<br />
verfügbar. Weitere Info: ADAC Oldtimer-<br />
Sektion, Hansastr. 19, 80686 München, Tel.<br />
(089) 7676-0, Mail: oldtimer@adac.de<br />
Jörn Müller-Neuhaus<br />
Star der Zuschauer: der historische ADAC-<br />
Käfer mit voller Pannenhilfe-Ausstattung.<br />
Fotos: Jörn Müller-Neuhaus<br />
74
Fotos: Sven Jürisch<br />
> GOODWOOD REVIVAL,<br />
13.–15. SEPTEMBER 2013<br />
Mit Vollgas in die<br />
Vergangenheit<br />
Selbst die Mechaniker, die im Goodwood-Fahrerlager<br />
an den Rennwagen schrauben, tragen Hemd<br />
und Schlips unter dem Overall. Und Besucher kommen<br />
ebenfalls nur mit Krawatte respektive die Damen<br />
im Kleid ins Allerheiligste der Rennstrecke im<br />
Süden Englands. Gefühlte 80 Prozent der weit über<br />
100.000 Besucher hielten sich an die Kleiderordnung<br />
der 30er- bis 60er-Jahre und genossen in 15<br />
Rennen hochkarätigen historischen Motorsport und<br />
die Atmosphäre auf dem gesamten Gelände.<br />
Und während auf der Rennstrecke unter anderem<br />
Jochen Mass mit einem Ford Galaxy kämpfte,<br />
zogen Tausende Klassiker auf dem riesigen Besucherparkplatz<br />
und der „Retromarket“, der alles vom<br />
vollrestaurierten Klassiker bis zum Beatles-Sticker<br />
bot, die Besucher ebenso in den Bann. Highlight<br />
des an Attraktionen nicht armen Revivals war das<br />
50-jährige Jubiläum des Ford GT 40: Unglaubliche<br />
> 5. BENSBERG <strong>CLASSIC</strong>S 2013, 7.–8. SEPTEMBER 2013<br />
Power mit Grandezza<br />
Es war das große Stelldichein der Klassiker. Zum fünften<br />
Mal trafen in Bensberg zahlreiche Ikonen des<br />
Rennsports, Klassiker und solche, die es werden wollen,<br />
aufeinander. Vor der herrlichen Schlosskulisse<br />
sind alle gern gesehen, egal ob Hippie-Bulli oder der<br />
fast unbezahlbare Horch 930 V Roads ter. Die Teilnehmer<br />
und Besucher genossen die großartige Kulisse<br />
und fachsimpelten, was das Zeug hielt. Hauptsponsor<br />
Volkswagen hatte mit einer Jubiläumssonderausstellung<br />
rund um die Marke Lamborghini dafür gesorgt,<br />
dass der Gesprächsstoff so schnell nicht ausging. Besonderes<br />
Bonbon waren dabei der in Restauration<br />
befindliche Marzal und der Lamborghini Egoista. Die<br />
üblichen Prominenten und viele „bürgerliche“ Oldies<br />
rundeten das Programm ab. Sven Jürisch<br />
Heiße Kämpfe: Auf der Rennstrecke<br />
schenkten die Teilnehmer sich nichts<br />
und kämpften um jede Zehntelsekunde.<br />
Hippy-Hippy-<br />
Shake: Die<br />
60er feierten<br />
nicht nur mit<br />
diesem herrlichen<br />
Bulli T1<br />
ein friedliches<br />
Comeback.<br />
Hochkaräter: Der Bugatti Typ 35 beherrschte<br />
ab 1924 die Rennstrecken und<br />
gewann über 1.000 Rennen.<br />
27 GT 40 boten auf der Rennstrecke packende<br />
Wettkämpfe.<br />
Viele deutsche Oldiefans besuchten das Revival,<br />
das trotz mäßigen Wetters und Dauerregen am letzten<br />
Tag eines der Saison-Highlights war.<br />
Das Goodwood Revival 2014 findet vom<br />
12.–14. September 2014 statt. Infos unter<br />
www.goodwood.co.uk.<br />
Britische Idylle: Szenen wie diese machten<br />
die Illusion perfekt, sich auf einer<br />
Reise in die Vergangenheit zu befinden.<br />
> 10-SEEN-<strong>CLASSIC</strong>-RALLYE,<br />
13. OKTOBER 2013<br />
Saisonfinale im<br />
Voralpenland<br />
Jedes Team wurde am Ziel vom Veranstalter<br />
Pascal Kapp launisch begrüßt.<br />
Mehr als 130 Klassiker starteten an der<br />
Stadthalle Germering zum vierten Mal<br />
zur „10-Seen-Classic-Rallye“.<br />
Auf kleinen, wenig befahrenen Straßen führte<br />
das Roadbook durch stille Ortschaften und Regionen,<br />
die man sonst eher selten zu sehen bekommt.<br />
Am Ziel in Germering wurden die Teilnehmer<br />
dem zahlreichen Publikum launig vorgestellt.<br />
„Ein abwechslungsreiches Starterfeld,<br />
eine zeitlich durchdachte Strecke, ein paar mehr<br />
oder weniger gemeine Sonderprüfungen, viel<br />
Humor und natürlich bestes Wetter“, so beschreibt<br />
Veranstalter Pascal Kapp das Event.<br />
Die gut gelaunten Teilnehmer sahen das am Ende<br />
einer rundum gelungenen Rallye genauso!<br />
Foto: Pascal Kapp Rallye Tram Fotos: Jörn Müller-Neuhaus<br />
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Foto: picture alliance/ZB, H. Jens Wolf<br />
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selber? Wir haben ein paar Geschenkideen zusammengestellt, die das Herz jedes Klassikerfreundes<br />
höherschlagen lassen: vom Automodell bis zum Gutschein für ein Sicherheitstraining. Ho, ho, ho!<br />
Rennsport im<br />
Wohnzimmer<br />
Ein Geschenk, das großes Rennsport-<br />
Feeling im kleinen Maßstab bietet.<br />
Wer hat als Junge nicht leuchtende Augen<br />
bekommen, wenn er bei Freunden oder mit<br />
der eigenen Carrera-Rennbahn Gas geben<br />
durfte! Seit Beginn des neuen Jahrtausends<br />
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man kann mit bis zu sechs Fahrzeugen, wie<br />
auf der DIGITAL-132-Bahn, mit Vollgas<br />
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eine große Anzahl an klassischen Fahrzeugen<br />
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76
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die Ergebnisse beste Katalogqualität erreichen. Das ist preiswerter,<br />
als man glaubt, denn Bildermeister bietet verschiedene Pauschalpakete<br />
an: Für 199 Euro wird das Auto aus einer Perspektive mehrfach<br />
fotografiert, beim Paket für 399 Euro wird das Auto aus mehreren<br />
Perspektiven abgelichtet, und im Top-Paket für 498 Euro werden<br />
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Die Fotos des Shootings erhält man auf einer DVD zur freien<br />
Verfügung, bei den Paketen zwei und drei gehört ein „Mini-Pic“<br />
– ein auf Acrylglas gerahmtes Bild freier Wahl – zum Angebot.<br />
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das perfekte Geschenk! Die Termine und Locations für<br />
2014 sind auf der Website von Bildermeister.com zu finden. Info:<br />
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Fotos: Jörn Müller-Neuhaus, Bildermeister.com<br />
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Es gibt Fahrzeuge, die einen nicht mehr loslassen. Oft verbringt man viel Zeit mit der Suche nach<br />
einem Modell, das der Erinnerung möglichst nahe kommt. Diese Mühe konnte sich Marcus<br />
Schrammen sparen: Das Auto seiner Kindheit wartete viele Jahre lang auf ihn.<br />
Markus Schrammen erinnert sich: „Den<br />
Wagen hat mein Vater irgendwann in<br />
den 70er-Jahren einem Kunden der<br />
Tankstelle abgekauft, die er seinerzeit betrieben<br />
hat. Das von der Kölner Firma Deutsch auf Basis<br />
der zweitürigen P7b Limousine gebaute Cabrio<br />
war damals schon ein seltenes Exemplar,<br />
erst recht in der Topversion 26M.“<br />
Ein paar Jahre lief der offene Kölner bei<br />
Schrammens im Alltag, dann meldete der Vater<br />
ihn ab. Danach stand der seltene Ford erst unter<br />
einem Carport, später in einer Garage. Insgesamt<br />
18 Jahre lang wartete der Sechszylinder<br />
darauf, wiedererweckt zu werden. Mitte der<br />
90er-Jahre war es so weit. Marcus Schrammen<br />
machte sich an die Wiederbelebung. „Damals<br />
hatte ich noch nicht viel Ahnung von der Materie<br />
und habe wohl ein paar Anfängerfehler gemacht“,<br />
gibt der Mann aus dem Bergischen<br />
Land unumwunden zu. So wurde der defekte<br />
Motor gegen ein Austauschaggregat ausgewechselt,<br />
notwendige Schweißarbeiten erledigt<br />
und dann die Vollabnahme beim TÜV durchgeführt.<br />
„Die hat er dann auch bestanden, und danach<br />
bin ich ihn gefahren“, berichtet der Solinger.<br />
Allerdings war ihm nach einer Saison klar:<br />
„So war das nix auf Dauer. Da musste man<br />
gründlich drangehen!“<br />
Zweiter Dornröschenschlaf fürs Cabrio<br />
Also wurde der inzwischen knapp 30 Jahre alte<br />
Ford mit dem seltenen Deutsch-Umbau erneut<br />
abgemeldet – und fiel in einen weiteren Dornröschenschlaf.<br />
Der dauerte zum Glück nicht<br />
ganz so lange wie beim ersten Mal. Im Frühjahr<br />
2003 begann Marcus Schrammen seinen zwei-<br />
Fotos: Michael Grote, Marcus Schrammen<br />
84
Die<br />
Restaurierung<br />
Im ersten Schritt wurde das<br />
Cabrio komplett zerlegt.<br />
Das marode Blech wurde<br />
großflächig herausgeschnitten,<br />
durch gesundes Material<br />
ersetzt und sorgfältig vor<br />
neuem Rost geschützt.<br />
Besonders die Endspritzen<br />
und die<br />
Spritzbleche im vorderen<br />
Bereich waren<br />
böse durchgerostet<br />
und mussten erneuert<br />
werden.<br />
ten Restaurationsversuch an dem offenen Zweitürer.<br />
Diesmal wollte er es vernünftig machen<br />
und zerlegte das Cabrio gründlich. An Blecharbeiten<br />
fiel unter anderem die Sanierung des<br />
Frontblechs an. Außerdem bedurfte das Windleitblech<br />
unterhalb der Frontscheibe einer heilenden<br />
Hand. Im Innenraum hatte es vor allem<br />
den Verstärkungsträger erwischt, den die<br />
Deutsch-Mannen im Zuge des Cabrioumbaus<br />
im linken Fußraum eingesetzt hatten. Im Heckbereich<br />
stand unter anderem der Austausch der<br />
maroden hinteren Radläufe an.<br />
Doch dann kam der Schock: „Mitten während<br />
der Arbeit an dem Taunus musste ich umziehen,<br />
weil mir unerwartet der Hallenstellplatz gekündigt<br />
worden war“, erinnert sich der Ford-Restaurator<br />
mit Grausen. „So stand ich dann da mit<br />
einer Karosse, die – mangels Achsen – nicht einmal<br />
rollfähig war. Mit Paletten und Hubwagen<br />
haben wir das Teil auf einen Trailer bugsiert<br />
und in eine andere Halle verfrachtet.“<br />
Für einen der größten Posten bei der Restauration,<br />
die Lackierung, hatte Marcus Schrammen<br />
zum Glück einen Fachmann bei der Hand:<br />
„Mein Schwager ist Autolackierer und hatte sich<br />
bereit erklärt, diesen Part zu übernehmen. Im<br />
Gegenzug habe ich mich verpflichtet, ihm die<br />
Manche Arbeiten an der<br />
Karosserie verlangten<br />
vollen Körpereinsatz!<br />
Die Blechpartie am vorderen<br />
Windlauf war dem<br />
Zahn der Zeit zum Opfer<br />
gefallen und wurde mit<br />
selbst angefertigten Blechen<br />
erneuert.<br />
Die Innenschweller und die Cabrioverstärkungen<br />
im vorderen<br />
Bereich waren nicht zu retten.<br />
Neu angefertigte Bleche sorgen<br />
hier wieder für die nötige Festigkeit.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014 85
Restaurierung | Ford Taunus P7b Deutsch Cabrio<br />
Die verchromten Felgen mit dem<br />
simulierten Zentralverschluss sind<br />
zeitgenössisches Zubehör.<br />
Deutsch baute seit Jahrzehnten Cabrios auf Fordund<br />
Opel-Basis, der P7b war wohl sein letztes Werk.<br />
Fassade seines Hauses neu zu machen, angefangen<br />
von der Dämmung.“ Zeitmangel verzögerte<br />
die Fertigstellung des Cabrios allerdings<br />
immer wieder, nicht nur wegen der Familienhilfe<br />
auf Gegenseitigkeit. Das wiederum frustrierte<br />
den Eigentümer: „Der Ford wurde und wurde<br />
nicht fertig. Ich war zwischendurch schon so<br />
weit, das ganze Projekt aufzugeben und das Auto<br />
als Baustelle zu verkaufen. Doch da haben<br />
meine Frau und mein Bruder mir zugeredet,<br />
nicht aus Frust einen Fehler zu begehen, der<br />
sich hinterher nicht mehr würde korrigieren lassen.<br />
Heute bin ich froh, dass ich auf meine Familie<br />
gehört und den Wagen behalten habe.“<br />
Anfang des Jahres 2008 war abzusehen, dass<br />
auch der aktuelle Hallenstellplatz nicht mehr<br />
lange verfügbar sein würde. Aber erneut mit einer<br />
automobilen Baustelle umzuziehen, danach<br />
stand Marcus Schrammen der Sinn nun gar<br />
nicht. So machte er sich mit voller Kraft an den<br />
Zusammenbau, tatkräftig unterstützt von seinem<br />
drei Jahre älteren Bruder Michael. „Ihm<br />
gebührt auch mein besonderer Dank – ohne ihn<br />
wäre der Ford vermutlich immer noch nicht<br />
fertig“, bekennt der Mann aus Solingen. Dabei<br />
wusste der ältere der<br />
Schrammen-Brüder genau,<br />
was er dort tat: „Michael<br />
hat sein Handwerk als Kfz-<br />
Mechaniker auf Ford-Fahrzeugen<br />
gelernt.“ Ziel der Brüder war es, den<br />
26M wieder in den Auslieferungszustand zu<br />
versetzen. Das bedeutete unter anderem, dass<br />
der ursprünglich montierte Motor überholt wur-<br />
DIE FAKTEN<br />
Ford Taunus P7b/26M Deutsch Cabrio<br />
Im Jahr 2013 hätte Karl Deutsch das hundertjährige Jubiläum seiner Karosserieschmiede<br />
feiern können: 1913 übernahm er die Stellmacherei Utermöhle, die seit<br />
1916 seinen Namen trug. Deutsch machte sich nach dem Zweiten Weltkrieg vor<br />
allem mit Cabrioumbauten von Opel- und Ford-Limousinen einen Namen. Der<br />
Ford P7b war eines der letzten Fahrzeuge der renommierten Kölner Karosserie -<br />
baufirma, die 1971 ihre Tätigkeit einstellte, und zugleich das letzte Cabrio auf Basis<br />
eines Kölner Großserienmodells. Da die Cabrioumbauten sündhaft teuer waren,<br />
entstand nur eine Handvoll Fahrzeuge auf Kundenbestellung.<br />
Das Lenkrad ist nicht original, passt aber perfekt ins Cockpit.<br />
Topfit: Der Sechszylinder wurde neu aufgebaut und von Marcus<br />
Schrammen mit Farbe und Chrom aufgewertet.<br />
Hersteller<br />
Ford-Werke, Köln<br />
Modell<br />
Taunus P7b 26M<br />
Karosserie 2-türiger Cabrioumbau Karl Deutsch<br />
Motor<br />
V6, ohv, wassergekühlt<br />
Hubraum (ccm) 2.550<br />
Leistung (PS) 125<br />
Getriebe/Antrieb 4-Gang oder Automatik/Heckantrieb<br />
Fahrwerk vorne Federbeine, Querlenker, Schraubenfedern, Teleskopdämpfer<br />
Fahrwerk hinten Starrachse, Blattfedern, Reaktionsstrebe, Teleskopdämpfer<br />
Radstand (mm) 2.705<br />
Spurweite v/h (mm) 1.450/1.420<br />
Reifen 175 SR 14<br />
Bremsen v/h Scheiben/Trommeln<br />
Vmax (km/h) ca. 175<br />
Maße L x B x H (mm) 4.720 x 1.755 x 1.480<br />
Leergewicht (kg) ca. 1.300<br />
Bauzeit 1968–71<br />
86
de und wieder an seinen alten Platz zurückkehrte.<br />
Bei dieser Gelegenheit wurde das Triebwerk<br />
von außen gründlich gesäubert, lackiert und erhielt<br />
zusätzlichen Glanz, mit verchromten Deckeln<br />
für Luftfilter und Zylinderköpfe.<br />
Restauriert und individuell veredelt<br />
Ein paar weitere Abweichungen vom Originalzustand<br />
im April 1969 gestattete sich der Mann<br />
aus der Messerstadt dann aber doch. So ist das<br />
Interieur inzwischen nicht mehr braun, sondern<br />
schwarz. „Die originale Inneneinrichtung habe<br />
ich allerdings aufgehoben“, berichtet der Eigentümer.<br />
Das werkseitig montierte Radio mit der<br />
Chromblende sitzt zwar am alten Platz im Armaturenbrett,<br />
hat aber nur noch optische Funktion.<br />
Die echte Musik spielt in einer selbst gefertigten<br />
Mittelkonsole, die auch einige Zusatzinstrumente<br />
enthält und jederzeit demontierbar<br />
ist. Außerdem rotieren anstelle der biederen<br />
Stahlscheibenräder nun verchromte Mangels-<br />
Felgen in den vier Radhäusern.<br />
Nach drei Monaten intensiver Arbeit konnte<br />
Marcus Schrammen mit dem offenen Topmodell<br />
der damaligen deutschen Ford-Palette<br />
zwecks H-Abnahme den TÜV ansteuern. Die<br />
Herrschaften im grauen Kittel waren von dem<br />
seltenen Cabriolet und seinem guten Zustand<br />
angetan. Seitdem hat es schon einige Tausend<br />
Kilometer zurückgelegt. Genutzt wird der weiße<br />
Ford für Fahrten zu Oldtimerveranstaltungen,<br />
aber auch im Alltag, wann immer es geht, offen<br />
natürlich. Abgeben ist übrigens kein Thema<br />
mehr, wen wundert’s … Michael Grote<br />
Der einst ausgebaute originale 2,6-<br />
Liter-V6 wurde im Zuge der Restaurierung<br />
komplett neu aufgebaut.<br />
Die geschweißten Bereiche der Karosserie<br />
wurden vor der Lackierung sorgfältig verspachtelt<br />
und geschliffen.<br />
Vor der endgültigen Lackierung wurden<br />
die Türen und andere Bereiche,<br />
die nicht in Außenfarbe lackiert werden<br />
sollen, sorgfältig abgeklebt.<br />
Nach der Lackierung<br />
erstrahlte der Wagen im originalen<br />
Weiß der 70er-Jahre.<br />
Frontkotflügel, Hauben und Türen<br />
wurden getrennt vom Auto lackiert<br />
und anschließend wurde alles sorgfältig<br />
zusammengebaut.<br />
Eigenbau: Mittelkonsole mit Platz für Zusatzinstrumente<br />
und das versteckte Radio.<br />
Marcus Schrammen ist stolz auf die<br />
gelungene Restaurierung und genießt<br />
jeden Kilometer mit seinem Familienerbstück.<br />
Doppelbezeichnung: Das RS-Emblem ist ein<br />
Gag, der Schriftzug 26M hingegen echt.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014 87
Leserauto | Porsche 597<br />
Porsche<br />
597<br />
Seltener<br />
Prototyp für die<br />
Bundeswehr<br />
EIGENTÜMER<br />
Karl-Heinz Rüter<br />
Im Tal 3<br />
59071 Hamm<br />
Waidmannsheil!<br />
Karl-Heinz Rüter nutzt seinen<br />
Jagdwagen noch im Revier.<br />
Auch Porsche kann mal scheitern<br />
Ausgemustert!<br />
Vor knapp 60 Jahren baute Porsche bereits einen allradgetriebenen Geländewagen.<br />
Auf eine Ausschreibung für die entstehende Bundeswehr präsentierten die Stuttgarter<br />
das Modell 597. Doch den Zuschlag bekam der DKW Munga …<br />
Wenn Karl-Heinz Rüter in seinem Porsche<br />
mit 80 Sachen über die Straßen<br />
des südlichen Münsterlandes fährt,<br />
ahnt wahrscheinlich nur eine Minderheit der anderen<br />
Verkehrsteilnehmer, an welcher automobilen<br />
Preziose sie da vorbeikommen. Dabei<br />
prangt der Name der Stuttgarter Edelschmiede,<br />
die wirklich jeder kennt, in Großbuchstaben an<br />
der Seite. Nur wird diese eben nicht mit knatternden<br />
Kübelwagen in Militäroliv in Verbindung<br />
gebracht. Dem 61-jährigen Westfalen ist<br />
das recht, liebt er doch gerade bei den fahrbaren<br />
Klassikern schon seit Jahren das Besondere.<br />
Auf Rüters Hof bei Hamm ist der Typ 597 gut<br />
aufgehoben, denn der Hobbywaidmann nutzt<br />
den Exoten als geländegängiges Fahrzeug bei<br />
der Jagd im nahen Revier. Exakt so stellte sich<br />
das Zuffenhausen seinerzeit auch vor. 1953 war<br />
ein leichtes, geländegängiges Kübelfahrzeug für<br />
die entstehende Bundeswehr ausgeschrieben,<br />
im Bundeswehr-Jargon Lkw 0,25 to gl. (0,25<br />
Tonnen, geländegängig) genannt. Das Rennen<br />
machte allerdings nicht der Porsche 597 für rund<br />
16.000 DM, sondern der DKW Munga für 7.000<br />
DM. Doch war tatsächlich allein der Preisunterschied<br />
ausschlaggebend?<br />
Porsche blieb also nur noch der Versuch, eine<br />
zivile Version zu vermarkten. Auf dem Genfer<br />
Automobilsalon 1955 zeigte sich der Typ 597 als<br />
„Jagdwagen“ – was wohl zivil klingen sollte – der<br />
Öffentlichkeit. Doch für einen SUV war die<br />
Klientel der späten 50er-Jahre wohl noch nicht<br />
reif. Der Stuttgarter floppte erneut, weil niemand<br />
seinen überzogenen Preis zahlen wollte. Insgesamt<br />
entstanden nur gut 70 Exemplare, was den<br />
Wagen heute zur gesuchten Rarität macht. Der<br />
größte Teil befindet sich in Museen und Privatsammlungen.<br />
Auch Karl-Heinz Rüter hat fast 20<br />
Jahre nach einem restaurierten 597 gesucht!<br />
Praktisches Porsche-Puzzle<br />
Den Kauf hat der 61-Jährige nie bereut. „Der 597<br />
ist ein gutmütiger, unverwüstlicher Oldie“, fasst<br />
er zusammen. Das beginnt schon bei der Technik,<br />
die prinzipiell auf VW basiert. Der 1600er-<br />
Fotos: Bodo Wistinghausen<br />
88
TECHNISCHE DATEN<br />
Hersteller Dr. Ing. h. c. F. Porsche AG<br />
Stuttgart-Zuffenhausen<br />
Modell Porsche 597 (Lkw 0,25 to gl.) *<br />
Karosserie selbst tragend, Ganzstahl<br />
Motor<br />
luft(gebläse-)gekühlter 2-Ventil-<br />
Vierzyl., Boxer, ohv mit Zenith-<br />
Fallstrom-Vergaser<br />
Hubraum (ccm) 1.571<br />
Leistung (PS) 50 bei 4.000 U/min<br />
Getriebe 5-Gang ** , vollsynchronisiert<br />
(außer Rückwärtsgang), Fichtel<br />
& Sachs Einscheiben-Trockenkupplung<br />
Antrieb Allrad (Heck, mit zuschaltbarem<br />
Frontantrieb)<br />
Fahrwerk vorn Einzelradaufhängung mit Kurbellenker,<br />
Drehstabfederung,<br />
Öldruckstoßdämpfer<br />
Fahrwerk hinten Einzelradaufhängung mit Pendelachse,<br />
Drehstabfederung,<br />
Öldruckstoßdämpfer, Untersetzungsgetriebe<br />
an den Rädern<br />
Bremsen v/h Aluminium-Trommeln<br />
Reifen 6.60-16<br />
Radstand (mm) 2.060<br />
Spurweite v/h (mm) k. A.<br />
L x B x H (mm) 3.391 x 1.600 x 1.500<br />
Leergewicht (kg) 887<br />
Beschleunigung 0–100 km/h (Sek.) k. A.<br />
Vmax (km/h) 100<br />
Verbrauch (l/100km) 9<br />
Bauzeit 1956–58<br />
Stückzahl 71, davon ca. 49 zivile<br />
Neupreis (DM) ca. 16.000<br />
* Lastkraftwagen 0,25 Tonnen, geländegängig<br />
** davon ein Kriechgang<br />
Boxer kommt aus dem Porsche 356 und leistet,<br />
befeuert von einem simplen Vergaser, 50 PS. Der<br />
ebenfalls problemlose Allradantrieb ist sogar<br />
während der Fahrt bis zehn Kilometer pro Stunde<br />
zuschaltbar. Für den Militäreinsatz war die elektrische<br />
Anlage bereits auf 24 Volt ausgelegt und<br />
hatte eine entsprechend leistungsfähige Lichtmaschine<br />
verbaut. Was sich noch heute auszahlt,<br />
denn Startprobleme kennt der 597 in Hamm<br />
nicht. Auch das, was der Bundeswehr an Grundprinzipien<br />
wichtig war, kann Rüter voll unterstreichen:<br />
die Einfachheit und gute Wartungsmöglichkeit.<br />
Alle Aggregate und Baukomponenten<br />
sind leicht zugänglich, weshalb sich der Porsche<br />
mit einfachsten Mitteln komplett demontieren<br />
und wieder zusammenbauen lässt.<br />
Keine Gnade bei der Bundeswehr<br />
Nur einmal hatte Karl-Heinz Rüter Sorge, dass<br />
irgendetwas nicht in Ordnung war. Das Differenzial<br />
vorne machte sich von Anfang an beim<br />
Fahren durch ein heulendes Geräusch bemerkbar.<br />
„Ich dachte schon, ich hätte einen Schaden<br />
mitgekauft.“ Doch zum Glück stellte sich heraus,<br />
dass solche Geräusche für den 597 normal<br />
sind. Heute kann er darüber lachen: „Deswegen<br />
ist der Porsche seinerzeit gewiss nicht bei den<br />
Erprobungsversuchen durchgefallen.“<br />
Trotzdem war die Mängelliste lang: Das<br />
Heckmotorprinzip an sich wurde unter dem Gesichtspunkt<br />
von Nutzraum und Lastenfähigkeit<br />
negativ bewertet, dazu kamen enttäuschende<br />
Federungs- und Lenkeigenschaften im Gelände<br />
und bei hohen Geschwindigkeiten. Auch der<br />
Ein waschechter Zuffenhausener: Der 1600er-Boxer stammt<br />
aus dem Porsche 356.<br />
Simpel und robust geht es auch im Innenraum<br />
des 597 weiter. Der Frontantrieb kann im Mitteltunnel<br />
während der Fahrt zugeschaltet werden.<br />
Motor wurde als zu schwach und zu laut eingestuft.<br />
Und da an so vielen Details herumgenörgelt<br />
wurde – Windschutzscheibe zu klein, Sitze<br />
Die Bundeswehr verschmähte den Typ 597,<br />
daher wurden nur gut 70 Exemplare gebaut.<br />
klappern, zu geringer Abstand der Pedale –, hält<br />
sich bis heute hartnäckig das Gerücht, ein anderes<br />
Fabrikat sollte aus politischen Erwägungen<br />
gewinnen.<br />
Der als unzureichend eingestufte Ein- und<br />
Ausstieg jedenfalls hatte seine Berechtigung:<br />
Dank einer geschlossenen Wanne war der 597<br />
schwimmfähig, ein aktiver Wasserantrieb fehlte<br />
Bonny ist im Gelände immer<br />
mit von der Partie.<br />
Auch das missfiel dem Militär: Der vorne<br />
liegende 50-Liter-Tank war anfällig<br />
für Minen.<br />
jedoch. Einem Problem aber stellte sich der<br />
Hersteller: Da es bei den Tests im Gelände zu<br />
Rissen im Aufbau der selbst tragenden Karosserie<br />
kam, baute Karmann eine<br />
zweite verbesserte Grundausführung<br />
mit versteifenden Sicken. Rüter<br />
hat noch keine Verwindungsprobleme<br />
an seinem Jagdwagen gespürt.<br />
„Allerdings nehme ich den auch nicht so<br />
hart wie ein Heerestester ran“, gibt er zu.<br />
Die letzte Versuchung<br />
Gut 1.000 Kilometer bewegt der Münsterländer<br />
seinen seltenen Gelände-Porsche jedes Jahr auf<br />
Straßen und auch im (leichten) Gelände. „Anschließend<br />
spritze ich ihn bei Bedarf mit dem<br />
Dampfstrahler ab. Das muss er einfach über sich<br />
ergehen lassen.“ Nur vor dem letzten großen<br />
Abenteuer schreckt auch Karl-Heinz Rüter zurück:<br />
Die Watfähigkeit hat er noch nie getestet,<br />
auch wenn es ihn schon in den Fingern gejuckt<br />
hat. „Die Durchführungen für den Heizungswärmetauscher<br />
müssten dafür abgedichtet werden.“<br />
So weit geht das Vertrauen dann<br />
doch nicht, dass dies dann alles hält.<br />
Hätte Porsche 1955 die Ausschreibung<br />
gewonnen, wären mindestens<br />
50.000 Stück gebaut worden. Dann<br />
hätte das sicher jemand ausprobiert.<br />
Bodo Wistinghausen<br />
Durch Untersetzungsgetriebe in den<br />
hinteren Radnaben wird eine größere<br />
Bodenfreiheit erreicht.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014 89
Museum | Pantheon Basel<br />
Entlang der über mehrere Etagen kreisrund<br />
verlaufenden Fahrbahn zeigt das Pantheon<br />
eine Fahrzeugsammlung vom Laufrad bis zu<br />
Nachkriegsklassikern.<br />
Pantheon Basel – Forum für Oldtimer<br />
Volles Programm<br />
Im Pantheon Basel ziehen die Besucher sprichwörtlich weite Kreise. Die effektvolle Präsentation der<br />
Klassiker geht auf die außergewöhnliche Architektur der ehemaligen Werkhalle zurück: Die Rotunde<br />
bietet mehr als eine Sammlung vom Dampf-Velo bis zum Flügeltürer.<br />
Von außen erinnert die kreisrunde Halle<br />
am Basler Stadtrand an einen Rundlokschuppen<br />
moderner Art. Doch das dreistöckige<br />
Gebäude beherbergt keine Eisenbahnen:<br />
Einst war es Werkhalle eines Bauunternehmens,<br />
und seit ein paar Jahren ist sie das<br />
Zuhause zahlreicher Klassiker und ein Treffpunkt<br />
für Oldtimerfahrer.<br />
Und wer hat’s erfunden? Für die Entstehungsgeschichte<br />
des Basler Autoforums spielt ein<br />
Schweizer Oldtimerliebhaber die entscheidende<br />
Rolle: Stephan Musfelds automobile Leidenschaft<br />
begann früh. Zu Jugendzeiten begeisterten<br />
ihn die Bilder eines Sammelalbums und<br />
weckten das erste Interesse an motorisierten<br />
Gefährten. Im Alter von 19 Jahren stand der<br />
erste selbst ersparte Oldtimer vor der elterlichen<br />
Haustür: ein Austin Seven. Um es kurz zu<br />
machen: Mit der Zeit wuchs unter Freunden<br />
Schmucke Details künden vom ausgefeilten<br />
Handwerk früherer Automobilgenerationen.<br />
und Bekannten eine Schrauberszene heran. An<br />
jedem Samstag wurde gewerkelt und gefachsimpelt.<br />
Doch irgendwann reichte der vorhandene<br />
Platz fürs Hobby nicht mehr aus: Ein gemeinsames<br />
Einstellparkhaus musste her. Als die<br />
Rundhalle bei Basel frei wurde, griff der Klassikerfahrer<br />
zu. Aus dieser Privatinitiative entstand<br />
im Jahr 2008 auf der Hallengrundfläche von<br />
2.670 Quadratmetern das Pantheon Basel.<br />
Eine zylindrische Spirale als Clou<br />
In zwölf Metern Höhe überspannt die Ausstellung<br />
eine stützenfreie Dachkonstruktion. Die<br />
245 Tonnen wiegende Dachschale ist lediglich<br />
fünf Zentimeter dick. Musfeld ließ eine zylindrische<br />
Spirale einziehen: Die Helix schuf zusätzliche<br />
Nutzfläche, ohne den Rundbaucharakter<br />
der Halle zu beeinträchtigen. Gleichzeitig<br />
entstand eine Rampe als Fahrbahn und Lauf-<br />
Fotos: Frank Wündsch<br />
90
Der Schweizer Klassikerfahrer Stephan Musfeld verwandelte die<br />
ehemalige Werkhalle in ein Forum für Oldtimer.<br />
Interessante Veteranen dokumentieren die Geschichte der Mobilität,<br />
wie ein Voiturette von De Dietrich (rechts im Bild).<br />
Auf etlichen Mietparkplätzen stehen Fahrzeuge<br />
privater Sammler und sorgen für eine Ergänzung<br />
der ausgestellten Museumsstücke.<br />
fläche in die oberen Stockwerke. „Wir wollten<br />
ein Museum in Bewegung“, so Musfeld. Daher<br />
sind neben der Sammlung im Innenkreis auf<br />
dem gegenüberliegenden Außenkreis die Mietparkplätze<br />
für Oldtimerliebhaber angelegt. Die<br />
Mieter können dort ihre Klassiker effektvoll<br />
präsentieren, aber auch jederzeit ausfahren.<br />
„Hier ist die Klassikerwelt lebendig“, fährt Musfeld<br />
fort. Es ist ein Erlebnis, wenn beim Museumsbesuch<br />
ein Fahrzeug zur Ausfahrt präpariert<br />
wird und Motoren angeworfen werden.<br />
Insgesamt bietet die Halle Raum für rund 120<br />
Autos.<br />
Unser Rundgang beginnt im ersten Stock. Die<br />
gezeigte Geschichte der Mobilität beginnt mit<br />
einem Laufrad von 1830. Es folgen Fortbewegungsmittel,<br />
wie pedallose Fahrräder oder Kinderautos<br />
und natürlich echte Automobile. Darunter<br />
sind so interessante Fahrzeuge wie ein<br />
Dampf-Velo aus dem Jahre 1887, ein von einer<br />
Kolbendampfmaschine angetriebenes, dreirädriges<br />
Dampfmobil. Oder das Voiturette des elsässischen<br />
Herstellers De Dietrich von 1901:<br />
Der Einzylinder ist fahrbereit und befindet sich<br />
im Originalzustand mit Zulassungskennzeichen<br />
des Jahres 1906. „Wir wollen zeigen, was sich<br />
täglich auf den Straßen abgespielt hat“, erläutert<br />
Museumsmacher Musfeld das Ausstellungskonzept.<br />
Man verzichte bewusst auf die<br />
ganz teuren Fahrzeuge, da sie nicht prägend für<br />
den Alltag gewesen seien. So haben neben dem<br />
Mercedes-Benz 300 SL Flügeltürer auch Autos<br />
wie BMW Isetta und Fiat 500 C ihren Platz. Am<br />
oberen Ende der Rampe ist Raum für wechselnde<br />
Sonderausstellungen.<br />
Von der Classic-Garage zur Boxengasse<br />
Der Blick ins offene Hallenrund reicht bis zu<br />
den im Parterre zum Verkauf angebotenen<br />
Fahrzeugen. Hier befinden sich auch der Museumsshop,<br />
eine Geschäftsstelle des Schweizer<br />
Automobilclubs ACS, die Klassiker-Mietfahrzeuge,<br />
das Museumsrestaurant sowie Tagungsräume.<br />
Im Museumsgebäude befindet sich eine<br />
gläserne Werkstatt<br />
mit eigener Schlosserer<br />
und Sattlerei:<br />
Die Classic-Garage<br />
bietet das komplette<br />
Spektrum von der Wartung über Kleinreparaturen<br />
bis zur vollständigen Restauration.<br />
Im Außenbereich entdecken wir eine Boxengasse.<br />
Hinter den 20 großen, grauen Toren verbergen<br />
sich an Klassikerfahrer dauerhaft vermietete<br />
Werkstätten zum Selberschrauben. Deren<br />
Einrichtung sei so individuell wie die Fahrer<br />
und ihre Wagen – vom gemütlichen Wohnzimmerambiente<br />
bis zum nutzeroptimierten Werkstattflair.<br />
„Und wer Hilfe braucht, holt sich die<br />
Unterstützung von den Profis in der Classic-Garage<br />
nebenan“, berichtet Stephan Musfeld. Wie<br />
„Hier ist die Klassikerwelt lebendig!“ So beschreibt<br />
Museumsmacher Stephan Musfeld sein Oldtimerforum.<br />
praktisch! Hinter einem der neuzeitlichen Portale<br />
verbirgt sich ein uraltes Holztor. Was sich<br />
dahinter versteckt? Wir betreten eine stilvolle<br />
Werkstatt der automobilen Anfangsjahre. In diesem<br />
Reich will der Hausherr künftig selber beim<br />
Schrauben entspannen.<br />
Frank Wündsch<br />
DIE FAKTEN<br />
Pantheon Basel<br />
Neben der Dauerausstellung zur Geschichte der<br />
Mobilität bietet das Pantheon Basel zahlreiche<br />
Dienstleistungen rund um das klassische Automobil<br />
und eröffnet mit etlichen Mietparkplätzen<br />
den Blick in ein effektvolles Oldtimer-Parkhaus.<br />
Anschrift und Kontakt<br />
Pantheon Basel – Forum für Oldtimer<br />
Hofackerstraße 72<br />
CH-4132 Muttenz bei Basel<br />
Tel. +41 (0)61 466 40 77<br />
www.pantheonbasel.ch<br />
Öffnungszeiten<br />
Montag bis Freitag 10.00–17.30 Uhr<br />
Samstag/Sonntag 10.00–16.30 Uhr<br />
(24. Dezember bis 1. Januar<br />
und während der<br />
Basler Fasnacht<br />
geschlossen)<br />
Eintrittspreise<br />
10 SFR/Person<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014 91
Clubporträt | IG T2 – Freunde des VW-Busses 1967–1979 e. V.<br />
Am internationalen Museumstag<br />
2012 öffnete auch das Bulli-Museum<br />
in Hessisch Oldendorf seine Pforten.<br />
Angereist wurde natürlich im T2.<br />
Aus Liebe zum VW-Bus<br />
Bulli-Parade<br />
Er ist nicht nur praktisch, sondern<br />
auch sympathisch: der<br />
Bulli. Großen Anteil an der Erfolgsgeschichte<br />
des VW-Transporters<br />
hat aber auch seine<br />
treue Fangemeinde – wie die Interessengemeinschaft<br />
T2, ein<br />
deutschlandweiter Verbund<br />
von VW-Bus-Liebhabern.<br />
Mit Beginn der 50er-Jahre brach das<br />
Bulli-Zeitalter an. Der Transporter von<br />
Volkswagen, der Typ T1 – leicht zu erkennen<br />
an der geteilten Windschutzscheibe und<br />
dem großen „V“ an der Front – beförderte die<br />
wachsende Wirtschaft. Das Herzstück der ersten<br />
Bulli-Generationen, ein VW-Boxermotor,<br />
saß zunächst im Heck. Erst 1991 kam der Umbruch,<br />
als der Motor nach vorn wanderte. Doch<br />
auch die ersten 40 Bulli-Jahre brachten eine<br />
permanente Weiterentwicklung der Modelle<br />
mit sich. Heute, über 60 Jahre später, hat sich<br />
in unserer Welt einiges verändert, doch in stets<br />
neuen Generationen verrichtet der VW-Transporter<br />
noch immer seinen Job.<br />
Die „Interessengemeinschaft T2 Freunde des<br />
VW-Busses 1967–1979 e. V.“ konzentriert sich auf<br />
die seit den späten 60ern bis 1979 gebauten Heckboxer-Busse.<br />
Zunächst galt das Interesse nur dem<br />
von August 1967 bis Sommer 1971 gebauten Typ<br />
T2a mit Trittbrettern, ovalen Rücklichtern und<br />
tiefliegenden Frontblinkern. Später nahm man<br />
den optisch wie technisch abweichenden, ab August<br />
1971 produzierten Typ T2b hinzu.<br />
Gegründet wurde die IG im Sommer 1993,<br />
als zahlreiche T2 noch im Alltag zu sehen waren.<br />
Schon zuvor hatten sich Freundschaften<br />
rund um die Kultmobile entwickelt, die sich für<br />
den Erhalt dieses sympathischen VW einsetzten.<br />
Spätestens seit den 70er-Jahren galt der<br />
Eine bunte Bulli-Schar: Jedes<br />
Jahr organisiert die IG T2<br />
ein großes Jahrestreffen,<br />
so auch<br />
2010 in<br />
Kassel.<br />
Feuerrot in Pension: 2003 kaufte die IG T2 diesen Bulli<br />
der Freiwilligen Feuerwehr Rolfsbüttel.<br />
Fotos: Interessengemeinschaft T2<br />
92
Bulli als eine Art deutsches Kulturgut. Damals<br />
entdeckten gerade Junge und Junggebliebene<br />
die Praktikabilität der Hecktriebler als Freizeitfahrzeug.<br />
Mit ein paar Handgriffen konnte man<br />
eine Liegefläche einbauen. Und Platz fürs Gepäck<br />
gab es genug. Da dem Bulli der Ruf der Zuverlässigkeit<br />
vorauseilte und man ihm eine gewisse<br />
Geländegängigkeit attestierte, eroberten<br />
auch günstig erworbene Gebrauchte, wie ausgemusterte<br />
Behörden- oder Lieferfahrzeuge, mit<br />
abenteuerfreudiger Besatzung nicht nur am Wochenende<br />
das nahe liegende Grüne, sondern auf<br />
ausgedehnten Weltreisen ganze Kontinente.<br />
Inzwischen mehr als 600 Mitglieder<br />
In den zurückliegenden 20 Jahren ist die IG T2<br />
zu einem respektablen Verein herangewachsen,<br />
der sich um den Erhalt historischer Bullis kümmert.<br />
„Seit unserer ersten öffentlichen Präsentation<br />
auf der Techno Classica im März 1994 ist<br />
unsere Mitgliederzahl auf über 600 angestiegen“,<br />
berichtet Vorstandsmitglied Roland Röttges.<br />
„Inzwischen konnte manch besonderer<br />
Bulli vor dem Untergang gerettet werden.“ Die<br />
Vereinszeitungen „Bus-Kurier“ und „Bus-Info-<br />
Brief“ tragen zum aktiven Clubleben bei. Der<br />
Verein unterhält einen Clubshop. Regionale<br />
Stammtische dienen als Informationsbörsen<br />
rund um den T2. Neben Messebesuchen auf<br />
der Techno Classica oder der Retro Classics sorgen<br />
die Ausfahrten für Kontakte und den Austausch<br />
unter den Mitgliedern. Alljährlich findet<br />
auch ein großes Jahrestreffen statt.<br />
Basierend auf der Bulli-Sammlung des früheren<br />
VW-Bus-Museums Salzgitter bauen die Bulli-Freunde<br />
im niedersächsischen Hessisch Oldendorf<br />
ein neues Museum auf. „Die rund zwei<br />
Dutzend Fahrzeuge können zu besonderen Anlässen<br />
besichtigt werden“, so Röttges. In dem<br />
mehrstöckigen Backsteinbau einer ehemaligen<br />
Zuckerfabrik habe man das ideale Ambiente für<br />
die VW-Transporter sämtlicher Baureihen gefunden.<br />
„Wir wollen eine Zeitreise durch die Geschichte<br />
der VW-Transporter bieten, die vor<br />
mehr als 60 Jahren begonnen hat.“ Und nebenbei<br />
laufen auch die Planungen des 20-jährigen<br />
IG-Jubiläums.<br />
Frank Wündsch<br />
DIE FAKTEN<br />
Club: Interessengemeinschaft T2<br />
Freunde des VW-Busses 1967–1979 e. V.<br />
Gründungsjahr: 1994<br />
Mitgliedsbeitrag: 50 Euro/Jahr<br />
Clubaktivitäten: Jahrestreffen, regionale<br />
Stammtische, T2-Beratung, Vereinszeitungen<br />
„Bus-Kurier“, „Bus-Info-Brief“, Club-Shop,<br />
Aufbau eines Bulli-Museums in Hessisch<br />
Oldendorf<br />
Kontakt: Interessengemeinschaft T2<br />
Freunde des VW-Busses 1967–1979 e. V.<br />
Roland Röttges, Uerdinger Str. 329–331,<br />
47800 Krefeld, Tel. (02151) 96 68 90<br />
www.bulli.org, www.bullimuseum.eu<br />
in jeder<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />
Auch 2014 wird der Parlamentarische Arbeitskreis<br />
Automobiles Kulturgut in Berlin zusammenkommen.<br />
Dort wird der DEUVET folgende Probleme ansprechen,<br />
die uns viele Miotglieder nannten.<br />
Viele Oldtimerbesitzer sind an den DEUVET herangetreten,<br />
mit der Bitte, die folgenden Problemfelder zu<br />
thematisieren und einheitliche, bundesweite Regelungen<br />
zu fordern. Dies würde vielen Oldtimerbesitzern<br />
Erhalt, Nutzung und Pflege ihres Fahrzeuges erleichtern<br />
und auch helfen, Bürokratie abzubauen.<br />
Bestandsschutz für rote 07-Kennzeichen bei Umzug<br />
Wer umzieht, hat je nach Bundesland mehr oder weniger<br />
Probleme, ein einmal zugeteiltes rotes Kennzeichen<br />
weiter nutzen zu können. Wir kennen drei Varianten:<br />
Der Besitzer eines Fahrzeuges zieht in ein anderes<br />
Bundesland, das Fahrzeug mit einem<br />
zugeteilten 07-Kennzeichen wird innerhalb eines<br />
Bundeslandes verkauft. Oder das Fahrzeug wird an<br />
eine Person in einem anderen Bundesland verkauft.<br />
Hier handeln fast alle Bundesländer unterschiedlich.<br />
Von absolut tolerant, wie in Bremen, wo die Berechtigung<br />
für die 07-Nummer in jedem Fall bestehen bleibt,<br />
bis in allen Fällen ablehnend wie in Bayern. Dort muss<br />
der Fahrzeughalter selbst bei Umzug in einen anderen<br />
Zulassungsbezirk für das Fahrzeug erneut die 07-Nummer<br />
beantragen mit kompletter Abnahme nach dem<br />
Anforderungskatalog für das H-Kennzeichen. Dadurch<br />
entstehen unnötige Bürokratie und Kosten.<br />
H-Kennzeichen für Wohnwagen und andere Anhänger<br />
Viele Besitzer historische Wohnwagen und Anhänger<br />
möchten diese mit einem H-Kennzeichen als historische<br />
Fahrzeuge zulassen. Die Besteuerung des H-<br />
Kennzeichens beträgt jedoch mit 191,73 Euro ein<br />
Vielfaches des regulären Steuersatzes für Anhänger.<br />
Eine Information des DEUVET,<br />
Bundesverband für Clubs klassischer Fahrzeuge<br />
DEUVET-Aktivitäten im Parlamentarischen Arbeitskreis Automobiles Kulturgut<br />
Zulassungserleichterungen für Klassiker<br />
Bremen Classic Motorshow 2014<br />
Deuvet präsentiert sich im Norden<br />
Die Bremen Motorshow hat sich zu einem der wichtigen<br />
Events der deutschen Oldtimerszene entwickelt.<br />
Deshalb wird der DEUVET, wie bereits in den Vorjahren,<br />
wieder auf der Klassikershow im hohen Norden vertreten<br />
sein. Dazu ist ein Dialogstand in Halle 5 in unmittelbarer<br />
Nähe des Messebüros geplant, mit aktuellen<br />
Informationen zu Themen rund um unser Oldtimerhobby.<br />
An allen drei Messetagen wird der DEUVET sich mit<br />
Vorträgen und einer Podiumsdiskussion auf der Messebühne<br />
beteiligen. Nähere Informationen über das<br />
genaue Programm des DEUVET werden zeitnah bekannt<br />
gegeben.<br />
Die Bremen Classic Motorshow findet vom 31. Januar<br />
bis 2. Februar 2014 auf der Messe Bremen,<br />
Theodor-Heuss-Allee, 28215 Bremen, statt. Die Messe<br />
Der E-Type ist das beste Beispiel für einen<br />
Klassiker, der ein Klebeschild benötigt.<br />
Durch die Formulierung „Wenn die Kfz-Steuer für ein<br />
Fahrzeug nach der bisherigen Besteuerung für diese<br />
Fahrzeugart niedriger als die Steuer für das H-Kennzeichen<br />
ausfällt, bleibt dieser Steuersatz für das<br />
Fahrzeug gültig“ könnte Abhilfe geschaffen werden.<br />
Mit dieser Formulierung wäre auch die Zulassung für<br />
Automobile und Motorräder mit geringem Hubraum<br />
ohne finanzielle Nachteile für den Besitzer möglich.<br />
Klebekennzeichen für Jaguar E-Type<br />
Es gab bereits bis etwa 2002 Ausnahmegenehmigungen<br />
für Klebekennzeichen auf der Motorhaube<br />
dieses Fahrzeugtyps. Bei diesem Fahrzeugtyp verdeckt<br />
ein übliches Kennzeichenschild die Kühlluftöffnung<br />
und beeinträchtigt die Öffnung der Motorhaube.<br />
In den letzten Jahren wurde dies nicht mehr genehmigt.<br />
Hier sollte in Anbetracht der Nutzung als historisches,<br />
technisches Kulturgut diese Möglichkeit wieder<br />
geschaffen werden, damit auch diese Fahrzeuge<br />
weiterhin ohne eventuelle Folgeschäden ihrem Einsatzzweck<br />
entsprechend genutzt werden können.<br />
ist von 9.00–18.00h geöffnet, die Tageskarte kostet 15<br />
Euro Mit der DEUVET-Card gibt es Ermäßigungen.<br />
Infos: www.classicmotorshow.de.<br />
Die Bremen Classic Motorshow ist heute<br />
nicht nur für Nordlichter eine feste Größe.<br />
SO ERREICHEN SIE UNS<br />
www.deuvet.de, E-Mail: info@deuvet.de, Tel.: (08628) 987 99 35, Fax: (03212) 137 49 17, Bundesverband<br />
DEUVET e.V., Postfach 1102, 83166 Olching, Büro Peter Schneider, werktags 8–17 Uhr: (02204) 613 46<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014 93<br />
Foto: Deuvet<br />
Foto: Messe Bremen
Service & Werkstatt<br />
Blick<br />
ins Herz<br />
Motordiagnose<br />
nach langer<br />
Standzeit<br />
Seite 94<br />
Ventile<br />
einstellen<br />
Motorschäden<br />
vermeiden<br />
Seite 98<br />
Wellnesskur<br />
für die<br />
Batterie<br />
Wichtig für die<br />
Winterpause<br />
Seite 102<br />
Schöner<br />
wohnen<br />
für Oldies<br />
Werkstatt<br />
einrichten<br />
Seite 104<br />
Größere Schäden verhindern durch rechtzeitige Kontrolle<br />
Blick ins Herz<br />
Wer kennt nicht die Geschichten vom Scheunenfund, der nach 20 Jahren<br />
Standzeit neben einer Grundreinigung nur neues Öl und frisches Benzin<br />
brauchte, um wieder zu laufen wie ein Junger? Vergessen Sie’s! <strong>AUTO</strong><br />
<strong>CLASSIC</strong> zeigt, was Sie an einem Motor nach langer Standzeit erwartet.<br />
Video auf<br />
www.autoclassic.de<br />
in Kooperation mit<br />
Wer einen alten Motor retten will, der dreht ihn maximal<br />
von Hand durch, bevor er sorgfältig überholt wird.<br />
Natürlich gibt es solche Fälle, und mit etwas<br />
Glück wird der Scheunenfund auch<br />
noch einige Zeit laufen. Die Frage ist<br />
nur, wann er seinen doch Geist aufgibt, und<br />
dann wahrscheinlich mit einem größeren Schaden.<br />
Wer einmal einen Motor von innen angesehen<br />
hat, der viele Jahre nicht gelaufen ist –<br />
und nicht korrekt eingemottet war –, der weiß,<br />
was ihn erwartet: zähes Öl, verharztes Benzin,<br />
spröde Wasser- und Ölschläuche, harte Dichtungen,<br />
verschlissene Kolben und Lager. Während<br />
der Standzeit werden im Motor nicht nur<br />
Dichtungen hart und unelastisch. Deshalb sollte<br />
ein Motor, der sehr lange nicht gelaufen ist, ausgebaut<br />
und zerlegt und sorgfältig inspiziert werden.<br />
Dazu muss er zunächst ausgebaut werden.<br />
Wie es dann weitergeht, zeigen wir an einigen<br />
Motoren, die nach langer Pause geöffnet wurden.<br />
Motoren sind schwer. Versuchen Sie nie,<br />
einen Motor ohne Motorkran auszubauen.<br />
Und achten Sie<br />
darauf, dass die Seile<br />
oder Ketten, an<br />
denen Sie den Motor<br />
anheben, das<br />
Gewicht aushalten. Nichts ist schlimmer als ein<br />
Motor, der aus einem Meter Höhe auf die Karosserie<br />
kracht!<br />
Kay MacKenneth<br />
94
Zylinderkopf, Ventile und Kolben: Zylinderkopf und Ventile können in den meisten Fällen nach einer Reinigung und<br />
Überholung weiterverwendet werden. Kolben und Ringe sind in den seltensten Fällen weiter nutzbar.<br />
1 2<br />
Bereits beim Abnehmen des Zylinderkopfs, hier bei einem MGC-<br />
Motor, der 15 Jahre lang in einer Scheune lag, erkennt man erste<br />
Schäden an den Kolben, den Ventilen und der Zylinderkopfdichtung.<br />
Feuchtigkeit und Korrosion haben der Dichtung an diesem Seitenventilmotor<br />
zugesetzt. Die Zylinderkopfdichtung hat die Aufgabe,<br />
den Brennraum vor austretenden Gasen und eindringendem Kühlwasser<br />
zu schützen.<br />
3 4<br />
Deutlich erkennt man die Metalleinfassungen um die Durchgangslöcher<br />
herum. Haben diese leichte Verletzungen, sind diese Dichtungen<br />
nicht mehr dicht und lassen Wasser und Abgase durch.<br />
Durch die defekte Zylinderkopfdichtung eingedrungenes Wasser hat<br />
an der Zylinderlauffläche bereits zu Rostansätzen geführt. Auch die<br />
Kolben und Kolbenringe sind sehr wahrscheinlich bereits verrostet.<br />
5<br />
Die Ventile und die Brennräume sind stark verkokt, also voller extrem<br />
harter Verbrennungsrückstände. Solche Verschmutzungen<br />
mindern die Leistung und erhöhen das Risiko, dass die Ventile weiter<br />
beschädigt werden.<br />
6<br />
Vor allem an den<br />
starken „Verkrustungen“<br />
der<br />
Auslassventile<br />
sammeln sich<br />
verharzte Verbrennungsrückstände,<br />
die mechanisch<br />
nur<br />
schwer zu entfernen<br />
sind. Gut<br />
erkennbar auch<br />
der beschädigte<br />
und damit undichte<br />
Ventilsitz.<br />
7 8<br />
Auch die Ölablagerungen in den Nuten für die Kolbenringe sind in<br />
der Regel stark verharzt. Diese Verharzung kann so hart sein, dass<br />
sich die Kolbenringe absolut nicht mehr drehen lassen. Sie sitzen so<br />
fest, dass das natürliche Spiel nicht mehr gegeben ist.<br />
Nach langer Standzeit können Kolben und Kolbenringe sowie natürlich<br />
die Zylinderlaufflächen Schäden erleiden. Wenn der Motor<br />
angelassen wird und die Ölversorgung nicht einwandfrei funktioniert,<br />
sind Kolbenfresser möglich.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014 95
Service & Werkstatt | Motordiagnose nach langer Standzeit<br />
Schäden im Ölkreislauf: Altöl verliert im Lauf der Jahre seine Schmierfähigkeit und setzt die Ölkanäle im Block so<br />
zu. Auch nach sorgfältiger Reinigung des Motors ohne vorheriges Zerlegen würde frisches Öl in den verstopften Ölkanälen<br />
weitere Schäden an allen bewegten Teilen verursachen.<br />
1 2<br />
Betrachtet man die Ölwanne nach langer Standzeit, erkennt man<br />
am Boden der Ölwanne eine zähe schlammartige Masse, das einstige<br />
Motoröl. Gerät diese Masse in den Ölkreislauf, verstopfen die<br />
Kanäle, die Lager und Laufflächen werden beschädigt.<br />
Fast immer hat sich auch in den Ölkanälen, hier an der Ölpumpe,<br />
im Lauf der Jahre eine zähe Verharzung aus altem Öl gebildet, die<br />
nur mit einer gründlichen Durchspülung der Ölkanäle im Motorblock<br />
beseitigt werden kann.<br />
3<br />
Auch das Ölpumpensieb<br />
ist in der<br />
Regel stark verharzt<br />
und verschmutzt.<br />
Damit<br />
ist die Funktion<br />
der Ölpumpe<br />
stark beeinträchtigt,<br />
weil weniger<br />
Öl gefördert wird<br />
und Schmutzpartikel<br />
dennoch in<br />
den Ölkreislauf<br />
gelangen können.<br />
4<br />
Niedriger Öldruck<br />
und Fremdkörper<br />
im Ölkreislauf können<br />
die Laufflächen<br />
beschädigen. Hier<br />
ist gut zu sehen,<br />
dass ein harter<br />
Fremdkörper, in<br />
diesem Fall das<br />
Bruchstück eines<br />
Kolbenrings, die<br />
Lauffläche verkratzt<br />
und große Riefen<br />
„hineingefräst“ hat.<br />
5 6<br />
Ölverharzungen machen<br />
auch vor den Lagern keinen<br />
Halt. Bei langen<br />
Standzeiten hat sich oft<br />
an den Lagern der Kurbelwelle<br />
bereits Ölschlamm<br />
angesetzt und<br />
vor allem die Ölbohrungen<br />
so verstopft, dass<br />
keine Schmierung mehr<br />
erfolgt.<br />
7<br />
Nach dem Abnehmen der Lagerblöcke können<br />
die Lagerschalen inspiziert werden. Haben<br />
sie Riefen oder ist das Material verfärbt,<br />
müssen sie getauscht werden. Welche<br />
Masse nötig sind, ergibt sich aus dem Zustand<br />
der Lagerflächen von Pleueln und<br />
Kurbelwelle.<br />
Sind die Lagerlaufflächen der Kurbelwelle und der<br />
Pleuellageraugen angelaufen oder weisen sogar<br />
Riefen auf, müssen sie vom Motorenbauer auf das<br />
nächste Untermaß geschliffen und mit Lagern derselben<br />
Größe neu zusammengebaut werden.<br />
Fotos: Kay MacKenneth<br />
96
Auch die Peripherie leidet: Benzinpumpe, Benzinschläuche und auch die Innereien der Vergaser werden durch alten<br />
Kraftstoff in Mitleidenschaft gezogen.<br />
1 2<br />
Eine mechanische Benzinpumpe weist nach<br />
langer Standzeit meist ausgetrocknete und<br />
rissige Membranen auf, ist mit verharztem<br />
Kraftstoff verschmutzt und auf keinen Fall<br />
mehr funktionsfähig.<br />
Vergaser leiden durch lange Standzeiten.<br />
Membranen und Dichtungen sind meist verhärtet<br />
und undicht, und die Vergaserdüsen<br />
sind in der Regel durch hart gewordene<br />
Kraftstoffrückstände verstopft.<br />
3<br />
Auch das Kühlsystem ist nach langer Standzeit<br />
meist undicht, und die Wasserkanäle<br />
sind verkalkt. Der Zustand der Wasserkanäle<br />
lässt sich gut prüfen, wenn man die<br />
Froststopfen am Motorblock entfernt.<br />
4<br />
Besonders Wasserpumpen leiden sehr schnell unter längeren Standzeiten.<br />
Die Lager rosten, und die Wellen werden undicht. Die Folgen sind<br />
starker Kühlwasserverlust und letztendlich das Versagen der Pumpe.<br />
5<br />
Auch Dichtungen und vor allem die Simmerringe der Kurbelwelle<br />
mögen keine langen Standzeiten. Sie verhärten, und das führt zu Undichtigkeiten.<br />
Hier hilft nur Ersatz durch neue Simmerringe.<br />
CHECKLISTE<br />
Das benötigen Sie zur Motordiagnose<br />
Arbeiten an Motoren erfordern Sorgfalt und Erfahrung.<br />
Das Zerlegen ist nicht kompliziert, wohl aber<br />
die Diagnose und die darauffolgenden Entscheidungen,<br />
was an diesem Motor gemacht werden<br />
muss. Das benötigen Sie dazu:<br />
4 Einen Motorkran, der das Gewicht des auszubauenden<br />
Motors trägt<br />
4 Umfangreiche Werkzeugausstattung: Ratschensatz,<br />
Schlüssel in diversen Größen<br />
4 Eventuell Abzieher für Lager und Simmerringe<br />
4 Schaber zum Entfernen verklebter Dichtungen<br />
4 Pressluft zum Reinigen von Öl- und Wasser -<br />
kanälen<br />
4 Messuhren und Schublehre zum Vermessen der<br />
Toleranzen an Kolben, Laufflächen und Lagern<br />
Ihr Instandsetzungs- Spezialist für<br />
Motoren, Getriebe und Achsen<br />
Young- und Oldtimer, PKW, Traktoren<br />
Nutzfahrzeuge und Transporter<br />
Salzstraße 140 74076 Heilbronn German<br />
Tel.: +49 (0) 7131 6496-900 Fax: +49 (0) 7131 6496-923<br />
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<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014 97
Service & Werkstatt | Ventile einstellen<br />
Video auf<br />
www.autoclassic.de<br />
Die richtige Toleranz ist wichtig!<br />
in Kooperation mit<br />
Ventile einstellen,<br />
Motorschäden vermeiden<br />
Die Ventileinstellung ist maßgeblich verantwortlich für guten Motorlauf und saubere Verbrennung.<br />
Damit das so bleibt, muss das Ventilspiel regelmäßig überprüft und eingestellt werden, um optimale<br />
Motorleistung zu behalten und mögliche Schäden zu verhindern. <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> zeigt, wie es geht.<br />
Ventile im Viertakter werden in Abhängigkeit<br />
von der Position des Kolbens im Zylinder<br />
geöffnet oder geschlossen, die nötige<br />
Steuerung erfolgt immer durch die Nockenwelle.<br />
Bei Motoren mit der Nockenwelle im<br />
Block und hängenden Ventilen (ohv = overhead<br />
valve) sowie bei vielen Motoren mit oben liegender<br />
Nockenwelle (ohc = overhead cam) werden<br />
die Ventile über Kipphebel betätigt. Bei ohv-Motoren<br />
betätigt die Nockenwelle Stößelstangen,<br />
die über Kipphebel die Ventile öffnen und schließen.<br />
Bei Motoren mit einer oben liegenden Nockenwelle<br />
werden die Kipphebel meist direkt<br />
von der Nockenwelle gesteuert, Motoren mit<br />
zwei oben liegenden Nockenwellen steuern die<br />
Ventile fast immer direkt über Tassenstößel an.<br />
Ein Spezialfall sind die meisten Vorkriegsmotoren,<br />
die seitlich im Block stehende Ventile besitzen<br />
(sv = side valve). Sie werden entweder direkt<br />
oder über kurze Stößel von der unterhalb der<br />
Ventile platzierten Nockenwelle betätigt.<br />
Fotos: Kay MacKenneth, Jörn Müller-Neuhaus<br />
98
Kipphebelgesteuerte Ventile können in der<br />
heimischen Werkstatt ohne große Vorkenntnisse<br />
und meist ohne Spezialwerkzeug über Einstellschrauben<br />
selber justiert werden, weil die<br />
Nockenwelle nicht ausgebaut werden muss.<br />
Auch bei vielen sv-Motoren lassen sich die Ventile<br />
justieren, vorausgesetzt, die Ventilsteuerung<br />
erfolgt über einstellbare Stößel.<br />
Schwieriger wird es bei Motoren, bei denen<br />
die Ventile direkt von der Nockenwelle über<br />
Tassenstößel gesteuert werden. Hier wird das<br />
Ventilspiel durch unterschiedlich starke Plättchen<br />
(shims) justiert, die im Tassenstößel über<br />
dem Ventil eingelegt werden müssen. Für diese<br />
Arbeit muss die Nockenwelle ausgebaut werden,<br />
was große Sorgfalt und oft Spezialwerkzeug<br />
erfordert, damit später die Steuerzeiten der<br />
Ventile wieder stimmen.<br />
Warum Ventile eingestellt werden müssen<br />
Der Ventiltrieb muss sowohl in kaltem Zustand<br />
als auch in heißem Zustand zuverlässig funktionieren.<br />
Würde man die Ventilbetätigung ohne<br />
Toleranzen konstruieren, wären die Steuerzeiten<br />
bei heißem und kaltem Motor unterschiedlich,<br />
weil sich Metall ausdehnt, wenn es warm<br />
wird. Deshalb muss bei kaltem Motor ein gewisses<br />
Spiel zwischen Kipphebel und Ventilschaft<br />
sein, damit sich die Ventile bei heißem<br />
Motor nicht früher öffnen. Ist das Ventilspiel zu<br />
groß, klappert es unter dem Ventildeckel wie eine<br />
Nähmaschine. Darüber hinaus kann es zu<br />
Leistungsverlusten und erhöhtem Verbrauch<br />
führen, weil die Ventile dann kürzer öffnen und<br />
dadurch weniger Kraftstoff-Luft-Gemisch in den<br />
Zylinder eintritt und die Abgase nicht vollständig<br />
entweichen können. Auch die Kompression<br />
sinkt ab, und die Ventile werden sehr heiß, was<br />
zu Materialschäden an Ventil und Ventilsitz führen<br />
kann.<br />
Auch zu geringes Ventilspiel ist schädlich. Es<br />
rattert zwar nicht mehr, dafür können die Ventile<br />
auch leicht geöffnet bleiben, wenn sie den<br />
Brennraum gasdicht abschließen sollten. Die<br />
Betriebswärme – am Auslassventil können bis<br />
zu 800 Grad Celsius herrschen – kann dann<br />
nicht mehr über die Ventilteller und die Ventilsitze<br />
an den Zylinderkopf abgeführt werden:<br />
Die Ventile werden zu heiß, Ventilsitze und Ventilteller<br />
können verbrennen und zu weiteren<br />
Motorschäden führen. Überprüfen Sie das Ven-<br />
Varianten der Ventilsteuerung: Ventile werden über Kipphebel oder direkt<br />
von der Nockenwelle gesteuert<br />
1<br />
Stoßstangenmotor: Die Ventile werden über<br />
Stößelstangen und Kipphebel betätigt.<br />
3 4<br />
Ohne Umwege: Ventilbetätigung über Tassenstößel<br />
direkt von den Nockenwellen.<br />
Einstellschraube<br />
Ventil<br />
Kipphebel<br />
Stößelstange<br />
Nockenwelle<br />
Schema ohv-Motor: Das Ventilspiel wird an der Einstellschraube<br />
justiert, die Nockenwelle bleibt eingebaut.<br />
2<br />
Oben liegende Nockenwelle: Ventilbetätigung<br />
über Kipphebel ohne Stößelstangen.<br />
Vorkrieg: Bei seitengesteuerten Motoren<br />
werden die Ventile von unten angesteuert.<br />
Nockenwelle<br />
Tassenstößel<br />
Ventil<br />
Einstellung durch Distanzscheiben<br />
im Tassenstößel.<br />
CHECKLISTE<br />
Das benötigen Sie<br />
zum Ventileinstellen<br />
4 Eine Fühlerlehre<br />
4 Schraubendreher für die Einstellschraube<br />
4 Ring- oder Gabelschlüssel zum Öffnen<br />
und Schließen der Kontermutter<br />
4 Werkzeug zum Entfernen des Ventildeckels<br />
4 Neue Ventildeckeldichtung<br />
4 Einstellwerte aus dem Fzg.-Handbuch<br />
Das wichtigste Werkzeug neben Schraubendreher, Schraubenschlüssel und einer Fühlerlehre<br />
ist das Handbuch mit den Einstellwerten für das Ventilspiel!<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014 99
Service & Werkstatt | Ventile einstellen<br />
Click-Adjust Ventileinstellhilfe<br />
Bei vielen Anbietern gibt es unter dem Namen<br />
Click-Adjust eine auf den ersten Blick sehr pfiffige<br />
Einstellratsche, mit der das Einstellen der Ventile<br />
schneller und einfacher gehen soll. Sie kombiniert<br />
den Schraubendreher mit einer drehbaren Stecknussaufnahme.<br />
Auf den Vierkant wird eine für die<br />
Kontermutter passende Nuss aufgesteckt und das<br />
Werkzeug dann auf die Ventileinstellschraube gesetzt.<br />
Mit dem Hebelarm des Click-Adjust wird<br />
dann die Kontermutter gehalten, während mit dem<br />
Schraubendreher die Einstellschraube so eingedreht<br />
wird, dass zwischen Kipphebel und Ventil<br />
kein Spiel mehr ist. Dann wird die Einstellschraube<br />
mit dem Schraubendreher langsam wieder herausgedreht.<br />
Der Clou: Beim Drehen klickt der Schraubendreher<br />
alle 0,05 Millimeter. Um also ein Ventilspiel<br />
von 0,2 Millimetern einzustellen, muss der<br />
tilspiel regelmäßig, als Faustregel alle 5.000 Kilometer<br />
oder einmal im Jahr, dann fühlt der Motor<br />
sich wohl und liefert optimale Leistung!<br />
So funktioniert die Ventilsteuerung<br />
Bevor Sie das Werkzeug in die Hand nehmen,<br />
möchten wir kurz darstellen, wie die Ventile geöffnet<br />
und geschlossen werden. Das Prinzip ist<br />
klickende Schraubendreher genau viermal klicken.<br />
Theoretisch perfekt. In der Praxis weicht das Ergebnis<br />
gelegentlich von der Theorie ab. Man sollte also<br />
in jedem Falle nach dem Einstellvorgang mit Click-<br />
Adjust das Spiel aller Ventile noch einmal mit einer<br />
Fühlerlehre kontrollieren.<br />
Click-Adjust wird von der Firma Gunson hergestellt<br />
und von vielen Werkzeug- und Teilehändlern<br />
wie Limora, aber auch über eBay<br />
zum Preis von knapp 50<br />
Euro vertrieben.<br />
einfach: Jede Nocke der Nockenwelle bewegt<br />
ein Ventil, entweder direkt oder über Stößelstangen<br />
und Kipphebel. Die Stößelstange erzeugt<br />
an einem Arm des Kipphebels eine Aufund<br />
Abwärtsbewegung, die am anderen Arm<br />
auf das Ventil übertragen wird. Bei direkter Betätigung<br />
wird das Ventil direkt von einem Stößelbecher<br />
bewegt, der wiederum direkt auf den<br />
Ventilschaft einwirkt. In beiden Fällen wird das<br />
Ventil durch die Bewegung geöffnet und von<br />
der Ventilfeder selbsttätig geschlossen, wenn<br />
der Druck auf das Ventil wieder nachlässt.<br />
Zwischen dem Kipphebelarm auf Ventilseite<br />
und dem Ventil selbst muss das korrekte Ventilspiel<br />
eingestellt sein, meist sind das zwischen<br />
0,3 und 0,5 Millimeter, gemessen bei kaltem bis<br />
maximal handwarmem Motor. Achten Sie darauf,<br />
dass manche Motoren ein unterschiedliches<br />
Ventilspiel für das Einlass- und Auslassventil<br />
haben. Die tatsächlichen Werte für Ihr<br />
Fahrzeug entnehmen Sie dem Handbuch. Bedenken<br />
Sie auch, dass das vorgeschriebene<br />
Ventilspiel je nach eingebauter Nockenwelle<br />
größer oder kleiner sein kann – dies ist wichtig<br />
bei getunten Motoren.<br />
So wird das Ventilspiel eingestellt<br />
Bei Ventilen, die mit Kipphebeln betätigt werden,<br />
ist am Kipphebel auf der Nockenwellenseite<br />
eine Schraube, die mit einer Mutter gekontert<br />
ist. Das Ventilspiel zwischen Stößelstange<br />
und Auflagefläche des Kipphebels wird durch<br />
Hineindrehen der Schraube verringert und<br />
durch Herausdrehen vergrößert. Das Ventilspiel<br />
wird mit einer Fühlerlehre zwischen Kipphebel-<br />
Auflagefläche und Stößelstange gemessen.<br />
Kay MacKenneth/Jörn Müller-Neuhaus<br />
Ventilspiel einstellen: Das Einstellen des Ventilspiels bei Kipphebeln erfordert Sorgfalt, ist aber unkompliziert.<br />
1<br />
Entfernen Sie die Zündkerzen, um den Motor<br />
durchdrehen zu können. Das Ventilspiel<br />
wird immer bei völlig geschlossenem Ventil<br />
justiert. Nur in dieser Position stehen Kipphebel<br />
und Stößelstange nicht auf Spannung.<br />
2<br />
Drehen Sie den Motor durch, bis der Kolben<br />
von Zylinder 1 im oberen Totpunkt steht,<br />
erkennbar über eine Markierung an den<br />
Steuerrädern oder am Schwungrad oder der<br />
Riemenscheibe an der Kurbelwelle.<br />
3<br />
Steht der Motor in der OT-Position, befindet<br />
sich auch der Finger des Zündverteilers auf<br />
der Zündposition von Zylinder 1. So sind<br />
beide Ventile von Zylinder 1 geschlossen,<br />
und die Ventilsteuerung ist entspannt.<br />
4<br />
5<br />
7<br />
Mit einer Fühlerlehre wird<br />
das Spiel zwischen Ventilschaft<br />
und der Stößelstange<br />
gemessen. Sie muss ohne<br />
Spiel zwischen Nocke und<br />
Ventil hindurchgleiten.<br />
Zum Einstellen wird die Kontermutter<br />
an der Einstellschraube<br />
gelöst und das<br />
Spiel durch Hinein- und Hinausdrehen<br />
der Einstellschraube<br />
verändert.<br />
6<br />
Nach dem Festziehen der Kontermutter<br />
wird das Spiel nochmals genau mit der<br />
Fühlerlehre überprüft. Wer ganz sicher<br />
gehen will, dass alles stimmt, misst nach<br />
Einstellung aller Ventile das Spiel jedes<br />
einzelnen Ventils erneut.<br />
Für jeden Zylinder wird der<br />
Motor so weit gedreht, bis<br />
der Kolben auf OT steht. Dazu<br />
wird der Motor an der<br />
Riemenscheibe gedreht, bis<br />
die Ventilstellung passt.<br />
100
Service & Werkstatt | Batteriepflege<br />
Ein Ladegerät, ein Polschaber und Polfett sowie<br />
destilliertes Wasser für die Batteriezellen<br />
sind nötig für das Akku-Wellnessprogramm.<br />
Wichtig für die Winterpause<br />
Loser Dreck wird mit dem Staubsauger<br />
aus dem Batteriefach entfernt, bevor der<br />
Stromspender ausgebaut wird.<br />
Wellnesskur<br />
für die Batterie<br />
Oft vergessen und doch lebenswichtig: Das ist die Batterie<br />
eines jeden Automobils. Auch die Winterpause beim Oldie bringt die Spannung leicht in den<br />
Keller. Wir zeigen, wie Sie den Stromspender bis zur nächsten Saison fit halten.<br />
Ohne Strom geht auch im Old- oder Youngtimer<br />
nichts. Und doch wird dem Akku bei<br />
der Einmottung des Oldies meist wenig<br />
Aufmerksamkeit geschenkt. Warum auch, wird<br />
schon im nächsten Frühjahr wieder laufen. Doch<br />
mit etwas Liebe zum Detail und einer Frischzellenkur<br />
hält der Akku nicht nur länger, er bietet<br />
auch nicht mehr diesen lieblosen Anblick in dem<br />
ansonsten aufgeräumten und auf Hochglanz polierten<br />
Motorraum. Noch schneller werden Batterien<br />
vergessen, wenn sie nicht im Motorraum,<br />
sondern vor der Hinterachse (wie bei manchen<br />
Briten), im Kofferraum oder gar unter der Rücksitzbank<br />
versteckt ihr spannendes Dasein fristen.<br />
Es beginnt mit dem Ausbau des geschundenen<br />
Stromspenders. Seine Umgebung ist oft<br />
CHECKLISTE<br />
Das benötigen Sie<br />
zur Batteriepflege<br />
4 Destilliertes Wasser<br />
4 Polfett<br />
4 Polschaber<br />
4 Handschuhe, Schutzbrille<br />
4 Messingdrahtbürste<br />
4 Staubsauger<br />
4 Ladegerät<br />
4 Werkzeug zum Öffnen der Polklemmen<br />
und der Batteriehalterungen<br />
völlig verdreckt von einem Gemisch aus Ölnebel,<br />
Straßendreck und Laubreste; all das dient<br />
als Feuchtigkeitsdepot. Raus damit! Staubsauger<br />
anwerfen und aussaugen. Danach bietet es<br />
sich an, die eventuell vorhandenen Wasserabläufe<br />
zu reinigen, denn eine Überschwemmung<br />
beim ersten Regenguss mag weder die Batterie<br />
noch die restliche Elektrik.<br />
Zweiter Stopp ist der an vielen Batterien vorhandene<br />
dünne Überlaufschlauch für Batteriesäure.<br />
Er ist auf schadhafte Stellen zu überprüfen<br />
und danach mit Druckluft durchzublasen.<br />
Herrscht im Batteriefach bereits erster Rostbefall,<br />
ist Handlungsbedarf angesagt, denn besser<br />
wird das Blech auch im stillen Winterlager<br />
nicht. Zu guter Letzt befreit ein feuchter Lappen<br />
Fotos: Sven Jürisch, Towel401/CommonsMedia<br />
102
Die Batteriepole können mit einem Polschaber<br />
bequem und perfekt gesäubert werden.<br />
Eine Prise Polfett sorgt dafür, dass die gesäuberten<br />
Kontakte nicht mehr korrodieren.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>-TIPP<br />
Batteriespannung<br />
okay?<br />
Die Batteriespannung wird<br />
bei abgeklemmter Batterie mit einem Voltmeter<br />
an den beiden Polen gemessen. Aus<br />
der anliegenden Spannung kann auf den<br />
Ladezustand der Batterie geschlossen<br />
werden:<br />
Gemessene Spannung<br />
Ladezustand<br />
zwischen den Polen<br />
12 Volt 6 Volt In Prozent<br />
Bordspannung Bordspannung<br />
12,6 6,32 100<br />
12,35 6,22 75<br />
12,1 6,12 50<br />
11,95 6,03 25<br />
11,7 6,0 0 – tot!<br />
(ein trockener kann zu statischer Aufladung führen)<br />
den Stromspender vom Schmutz und gibt<br />
den Blick auf ein hoffentlich unbeschädigtes<br />
Kunststoffgehäuse frei.<br />
Die saubere Batterie offenbart jetzt auch das<br />
Herstellungsdatum, das entweder am Gehäuse<br />
oder den Batteriepolen eingeprägt ist oder auf<br />
einem Aufkleber steht. Liegt das Datum mehr als<br />
sechs Jahre zurück, sind – Ausnahmen bestätigen<br />
die Regel – weitere Zuwendungen für den<br />
Akku eigentlich überflüssig.<br />
Nach Angaben der<br />
meisten Hersteller ist die<br />
maximale Lebensdauer in<br />
diesem Alter erreicht, und<br />
der Kandidat lebt entweder nur noch aufgrund<br />
einer unbekannten Frischzellenkur, oder aber er<br />
verabschiedet sich in der nächsten Saison im ersten<br />
unpassenden Moment. In diesem Fall tauschen<br />
Sie den Batteriesenior nach der Winterpause<br />
gegen einen frischen Kraftspender aus.<br />
Peeling für die Pole<br />
Damit der Strom auch bei den Verbrauchern ankommt,<br />
müssen die Batteriepole frei von Ablagerungen<br />
sein. Schmutzige, feuchte Pole lassen<br />
Kriechströme fließen, Rost am Masseanschluss<br />
behindert den Stromfluss: Weg mit dem Blumenkohl<br />
am Pol! Die Möglichkeiten reichen von Sparfuchstipps<br />
wie der Behandlung mit Backpulver<br />
oder Kaffeesatz und Zahnbürste bis hin zu einer<br />
Coladusche für die Pole. Doch wirklich seriös arbeitet<br />
nur ein professioneller Polschaber. Das Gerät<br />
wird auf den Batteriepol aufgesetzt, einmal<br />
um sich selbst gedreht und raspelt dabei die<br />
oberste Schicht des Materials (meistens Blei) ab.<br />
Den Restschmutz beseitigt dann die Messingdrahtbürste.<br />
Zum Abschluss gibt’s eine Ladung<br />
Polfett (Polfett schirmt die Metalle gegen Luft,<br />
Wasser und Säure ab, das verhindert eine galvanische<br />
Reaktion), und einer Vereinigung mit der<br />
ebenfalls mittels Polschaber gereinigten Batterieklemme<br />
steht nichts mehr im Wege. Optisch<br />
macht unsere Batterie nun schon einiges her,<br />
doch auch der Check der inneren Werte ist notwendig:<br />
Fehlt etwa Batteriewasser (mit destilliertem<br />
Wasser verdünnte Schwefelsäure), bringt<br />
auch die beste Pflege in der Winterzeit nichts.<br />
Damit die Batterie in der Winterzeit keine Kapazität<br />
verliert, muss sie regelmäßig nachgeladen werden.<br />
Zellerneuerung durch Wassertherapie<br />
Wer eine moderne Batterie ohne aufschraubbare<br />
Deckel zum Wassernachfüllen (Ja, das gibt<br />
es!) besitzt, hat verloren und braucht nach der<br />
Winterpause einen neuen Stromspender. Alle<br />
anderen öffnen die Deckel (spätestens jetzt können<br />
Handschuhe und eine Schutzbrille nicht<br />
schaden) und prüfen, ob in jeder Zelle so viel<br />
Wasser enthalten ist, dass die Batterieplatten<br />
gerade eben bedeckt sind. Ist das nicht der Fall,<br />
wird mit „Heilwasser“ aus der destillierten Quelle<br />
ergänzt. Zu viel Wasser ist nicht unbedingt<br />
ratsam, denn eine Überfüllung führt mitunter<br />
zum Überkochen der Batterie beim Laden.<br />
Jogging für den Akku<br />
Ist der Check-up beendet, die Batterie gesäubert<br />
und gefettet am Start, steht einer Kraftkur<br />
nichts mehr im Wege. Also Akkulader anklemmen<br />
und los geht’s. Wie immer, wenn Sport getrieben<br />
wird, das Lüften nicht vergessen, denn<br />
beim Laden der Batterie entsteht Knallgas, das,<br />
wenn auch gering konzentriert, in ungünstigen<br />
Fällen zu Verpuffungen führen kann. Und damit<br />
der Kandidat im nächsten Frühjahr richtig fit ist,<br />
wiederholen wir die Sportstunde alle zwei Wochen.<br />
Als Alternative zum regelmäßigen Krafttraining<br />
bieten sich natürlich moderne Erhaltungsladegeräte<br />
an, die einmal angeklemmt,<br />
den Ladezustand automatisch überwachen und<br />
bei Bedarf nachladen.<br />
Sven Jürisch<br />
Wenn eine<br />
Batterie über -<br />
laden wird,<br />
kann sie ex -<br />
plodieren, wenn<br />
die Entlüftung<br />
der Batteriezellen<br />
verstopft ist.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014 103
Service & Werkstatt | Werkstatt einrichten, Teil 2<br />
Neue Serie – Teil 2<br />
Die eigene<br />
Werkstatt<br />
Bis unsere neue Werkstatt so<br />
stilvoll patiniert aussieht, wird<br />
noch einige Zeit ins Land gehen!<br />
Wir renovieren unsere Werkstatt<br />
Schöner<br />
wohnen für Oldies<br />
Eine massive Stahlplatte als Auffahrrampe überbrückt<br />
den Höhenunterschied an der Einfahrt.<br />
Im ersten Teil der Serie zeigten wir, wie Schrauber ihre Garage finden und was dabei – auch<br />
rechtlich – zu beachten ist. Jetzt wird die Halle, die wir direkt in der Nachbarschaft fanden,<br />
richtig hübsch gemacht. Und was an Möblierung rein soll, zeigen wir auch.<br />
Ja, die lieben Handwerker, sie sind oft nicht<br />
so zuverlässig, wie man es sich wünscht.<br />
In unserem Renovierungsfall hat Handwerk<br />
nicht nur goldenen Boden. Nein, die Jungs<br />
und das beteiligte Mädel waren auch noch<br />
gründlich, schnell und pünktlich. Doch der Reihe<br />
nach. Im ersten Teil der Serie „Die eigene<br />
Werkstatt“ berichteten wir, wie wir unsere Oldiewerkstatt<br />
gefunden haben. Danach benötigten<br />
wir als ersten Schritt zum neuen Schrauberglück<br />
einen Stahlbauer: Die Zufahrt durchs<br />
Rolltor verhindert ein 20 Zentimeter hoher Absatz<br />
davor. Wir haben keine hochbeinigen Geländewagen<br />
in der bescheidenen Sammlung<br />
und brauchen deshalb eine oldietaugliche Lösung.<br />
Schlosserfreund Roman meint zum hinderlichen<br />
Sockel nur trocken: „Kein Problem,<br />
da nehmen wir eine fette Stahlplatte, fertig ist<br />
die Zufahrt.“ Gesagt, getan: Fünf Millimeter dickes<br />
Riffelblech, einige Schweißnähte, und vier<br />
Stunden später ist die mit Dreiecksblechen ver-<br />
Fotos: Stefan Victor<br />
104
stärkte Auffahrrampe fertig. Jetzt noch an der<br />
Stufe verschrauben, damit sie nicht wegrutschen<br />
kann, wenn ein Auto drüberfährt. Gut so.<br />
Das Schrauberparadies macht viel Arbeit<br />
Die fast 70 Quadratmeter große Halle war lange<br />
Jahre ein Elektrobetrieb und sieht entsprechend<br />
abgewohnt aus. Die einst weißen Wände erinnern<br />
heute farblich eher an Zahnbelag, der Linoleumboden<br />
ist fleckig mit reichlich Schleifspuren,<br />
an manchen Stellen fehlt er gar ganz.<br />
Grund für eine Komplettrenovierung. Kumpel<br />
Maler-Mike verspricht, sich Decke und Wänden<br />
anzunehmen, wenn dafür der nächste Service<br />
seines Japan-Bikes in der fertigen Werkstatt<br />
ausgeführt wird. Abgemacht! Heizkörper, Steckdosen<br />
und Anschlüsse werden fix abgeklebt,<br />
dann kommt Farbe ins Spiel. In zwei Extraschichten<br />
nach dem verdienten Feierabend<br />
lässt Mike Pinsel und Farbrolle kreiseln, dann<br />
strahlt ringsum alles weiß wie frisch gefallener<br />
Neuschnee.<br />
Jetzt braucht nur noch der Fußboden etwas<br />
Liebe. Mercedes-Fan und Bodenexperte Götz<br />
schaut sich den fleckig-graumelierten Linoleum<br />
an: „Das Zeug muss erst mal runter, dann sehen<br />
wir weiter.“ Was so einfach klingt, ist schweißtreibende<br />
Arbeit. Der Belag ist natürlich verklebt<br />
– bombenfest, da muss der Spachtel ran.<br />
Zum Vorschein kommt eine recht saubere Betonoberfläche.<br />
Warum der Beton gut ist, erfahren<br />
wir im nächsten Teil der Serie, wenn es um<br />
das Thema Hebebühne geht. Götz empfiehlt<br />
beim Blick nach unten: „Wir schleifen den Kleber<br />
ab und machen dann Flüssigkunststoff<br />
drauf, das geht recht schnell und sieht hinterher<br />
richtig sauber aus.“<br />
So machen wir’s: Nach dem Vorschliff<br />
kommt die Grundierung. Das Material besteht,<br />
wie der eigentliche Belag später, aus zwei Komponenten,<br />
die im richtigen Mix vermischt werden<br />
müssen. Atemmasken auf! Einmal angerührt,<br />
muss alles ganz schnell gehen – denn die<br />
Abbindezeit liegt im Minutenbereich. Assistentin<br />
Birgitta beginnt in der hintersten Ecke der<br />
Halle und vergießt den zähen Belagbrei, Götz<br />
verstreicht das Material mit dem Gummirakel.<br />
Quadratmeter für Quadratmeter arbeiten sich<br />
die beiden Richtung Ausgang vor. Das sieht<br />
schon richtig gut aus. Drei Tage später ist der<br />
Erst muss renoviert werden: Die Decken und der Boden mussten auf den<br />
rauen Werkstattbetrieb vorbereitet werden.<br />
1 2<br />
Die Wände und die Decke wurden mit einer<br />
abwaschbaren weißen Farbe renoviert.<br />
3<br />
Der alte Fußboden war unrettbar beschädigt,<br />
darunter kam Beton zum Vorschein.<br />
Mit Flüssigkunststoff wurde der Fußboden neu versiegelt. Das geht schnell und schafft eine<br />
strapazierfähige und optisch ansprechende Oberfläche.<br />
4<br />
Nach drei Tagen ist der Kunststoff komplett ausgehärtet und wird dann noch einmal angeschliffen,<br />
um den finalen Bodenbelag aufzubringen, der dann glänzt wie ein stiller See.<br />
Im Baumarkt gab es von der Werkbank<br />
bis zum Kompressor alles, was<br />
des Hallenbesitzers Herz erfreut.<br />
Die kleine<br />
Werkbank mit<br />
der massiven<br />
Holzplatte ist<br />
schnell montiert.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014 105
Service & Werkstatt | Werkstatt einrichten, Teil 2<br />
Die Werkstatt-Grundausstattung: Man kann, wie hier, die komplette Ausstattung<br />
neu anschaffen. Oder sich mit gebrauchten Geräten, etwa aus einer Werkstattauflösung,<br />
ausstatten.<br />
1<br />
Die Grundausstattung: Zangen, Schraubenschlüssel<br />
und -dreher, Stecknüsse, Hammer.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>-TIPP<br />
4<br />
Ein Kompressor erleichtert das Arbeitsleben<br />
in der Werkstatt enorm.<br />
Was gehört in eine Werkstatt?<br />
Neben dem üblichen Werkzeug wie Schraubenschlüssel, Zangen, Ratschen-Set mit<br />
Nüssen, Schraubendreher und Leuchten ist natürlich auch entsprechendes Zubehör<br />
nötig.<br />
• Stabile Werkbank mit Schraubstock ist ein Muss.<br />
• Mindestens ein hydraulischer Wagenheber (ab 70 Euro) auf<br />
Rollen<br />
• Mindestens zwei stabile Unterstellböcke (etwa 50 Euro für<br />
das Paar).<br />
• Licht: Eine stabile Arbeitsleuchte (30 Euro) plus Taschenlampe<br />
(LED ab 15 Euro) sollten immer vorhanden sein.<br />
• Ein leistungsstarker Werkstattsauger, der auch bei Flüssigkeiten<br />
nicht schlappmacht, ist praktisch und kostet etwa<br />
200 Euro.<br />
• Kompressor. Wer nur mal schnell eine Vergaserdüse ausblasen<br />
muss, dem reicht das Minimodell ab 120 Euro. Doch<br />
wer mit Druckluftwerkzeugen arbeiten, Hohlräume konservieren<br />
oder beilackieren will, braucht einen Verdichter, der mindestens 350 Liter Druckluft pro Minute<br />
liefert (circa 400 Euro).<br />
• Ein Schutzgas-Schweißgerät ist schon Luxus, aber hilfreich. Macht rund 450 Euro plus Drahtrolle<br />
und Leihflasche mit Schutzgas.<br />
• Eine Hebebühne (gibt es gebraucht schon für ein paar Hundert Euro) ist dann der absolute Luxus,<br />
dazu mehr im dritten Teil der Serie.<br />
2<br />
Für Blecharbeiten gehört ein Schutzgas-Schweißgerät<br />
in die Werkstatt.<br />
Ein Industriesauger<br />
macht auch vor ein Feuerlöscher<br />
Für den Notfall ist<br />
3<br />
Nässe nicht halt. unverzichtbar.<br />
5<br />
graue Grund komplett ausgehärtet. Jetzt folgt<br />
der Zwischenschliff. Wieder Masken auf und<br />
ordentlich schleifen. Nach einer gründlichen<br />
Säuberung folgt der finale Bodenbelag. Auch<br />
hier wird der Kunststoff wieder in mehreren Arbeitsgängen<br />
aufgegossen und per Rakel verteilt.<br />
Vorteil des Materials: Es ist wasser- und ölresistent.<br />
Gut, wenn beim Schrauben mal was daneben<br />
geht. Als schließlich alles fertig ist, glänzt<br />
der Boden wie ein mit grauem Wasser gefüllter<br />
Swimmingpool. Götz meint: „Der Glanz wird<br />
noch etwas matter, in einer Woche ist der<br />
Kunststoff hart und voll belastbar.“<br />
Unser Baumarkt hat alles auf Lager<br />
Zeit für uns, sich Gedanken über die Möblierung<br />
der Halle zu machen. Was kann, was muss rein?<br />
Klar, wir brauchen eine Werkbank mit solidem<br />
Schraubstock und dazu reichlich Ablagen. Unsere<br />
Recherche zeigt: Ums Eck ist ein Bauhaus,<br />
das wir an einem Samstag besuchen. Der Baumarkt<br />
ist heute so gut besucht wie ein Konsum<br />
zu DDR-Zeiten, als bekannt wird, es gibt frische<br />
Bananen. Doch uns interessiert nur das üppige<br />
Schraubersortiment. Das Angebot ist fast unüberschaubar.<br />
Unsere Wahl fällt auf einen stabilen,<br />
rollbaren Werkstattwagen mit ordentlichen<br />
Schubladen, eine kleine Werkbank mit<br />
Holzarbeitsplatte, Stahlschränke für Elektround<br />
Druckluftwerkzeuge sowie reichlich Regale,<br />
um Teile abzulegen oder einzulagern. Das<br />
klingt nach dem vollen Programm.<br />
Doch das reicht noch nicht, wir wollen die<br />
große Werkstattlösung. Glücklicherweise hat<br />
der Baumarkt alles vorrätig: Ein Nasssauger, ein<br />
Schutzgas-Schweißgerät samt Gasflasche und<br />
ein leistungsfähiger Kompressor runden den<br />
samstäglichen Einkauf zur Werkstattausrüstung<br />
ab. Gut, dass wir uns vorsorglich von Freund<br />
Stefan den Mercedes-Sprinter für diese Shoppingtour<br />
ausgeliehen haben. Wir laden alles in<br />
einem Rutsch ein und fahren zurück zur Werkstatt.<br />
Jetzt kommt der angenehme Teil der Aufgabe:<br />
Die Halle strahlt fast schon klinisch rein wie<br />
ein aseptischer OP-Raum. Es ist ein bisschen<br />
so wie bei einer Oldierestaurierung gleich nach<br />
dem Lackierer: jetzt nur noch Neuteile auspacken<br />
und einfach zusammenbauen. Alles ist<br />
fein säuberlich in Kartons verpackt. Die Regale<br />
sind einfach gesteckt, Arbeitstisch und Stahlschränke<br />
mehrfach verschraubt. Einige Blicke<br />
auf die Anleitung später stehen die Borde, der<br />
Werkstattwagen, die Schränke. Auch Kompressor<br />
und Schweißgerät brauchen nur noch Räder<br />
unters Gestell, dann sind auch sie einsatzbereit.<br />
Das sieht schon sehr gut aus. Doch wie es auf<br />
dem Weg zu unserer semiprofessionellen Werkstatt<br />
weitergeht, zeigt der dritte Teil unserer Serie<br />
in der nächsten <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>. Dann komplettieren<br />
wir das Mobiliar und zeigen, welche<br />
Möglichkeiten es gibt, Autos auf Arbeitshöhe<br />
zu lupfen, und welche Elektrowerkzeuge im<br />
Schrauberalltag hilfreich sind.<br />
Stefan Viktor<br />
106
Neu im Handel<br />
Neu<br />
Die neue Publikation „Altes Handwerk ...neu erlebt!“ befasst sich mit traditionellen Handwerksberufen<br />
und -techniken und bringt diese dem Leser auf anschauliche Weise näher.<br />
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alte Handwerk“ ausgeübt oder aber auch in Freilichtmuseen und auf Veranstaltungen veranschaulicht.<br />
Mit einzigartigen Fotografi en werden die Berichte über Schnitzer, Schmied,<br />
Schnapsbrenner, Müller, Bäcker und Edelsteinschleifer etc. lebendig, sodass sich der Leser<br />
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Porträt | JOCHEN MASS<br />
Auf dem Weg in die Königsklasse:<br />
Jochen Mass 1971 im Formel Super V<br />
Kaimann.<br />
Seit dem offiziellen<br />
Ende seiner<br />
Motorsportkarriere<br />
engagiert<br />
sich Jochen<br />
Mass im Oldtimerrennsport.<br />
Jochen Mass – eine deutsche Motorsportlegende<br />
Einmal Rennsportler,<br />
immer Rennsportler<br />
Insgesamt 105 Mal ging er in der Formel 1 an den Start, gewann die 24 Stunden von Le Mans und ist<br />
heute im historischen Motorsport aktiv. Ulf Kaack traf die Rennlegende Jochen Mass.<br />
DAls Jochen Mass 1973 die Bühne der Formel<br />
1 betritt, ist er bereits 27 Jahre alt.<br />
Zum Vergleich: Sebastian Vettel zählte bei<br />
seinem Debüt 19 Lenze und hat aktuell – immer<br />
noch ein Jahr jünger – seinen vierten WM-Titel<br />
eingefahren.<br />
Seine Premiere in der Königsklasse wird Jochen<br />
Mass jedoch gründlich verhagelt. Beim Großen<br />
Preis von England in Silverstone ist das Rennen<br />
für ihn im Cockpit seines Surtees bereits kurz<br />
nach dem Start beendet: Mitten im Startpulk rast<br />
er zusammen mit diversen Kollegen in eine plötzlich<br />
aufsteigende Staubwolke. Er bremst, gibt wieder<br />
Gas – und es kracht gewaltig. Mass ist einer<br />
unter vielen bei dieser von Jody Scheckter in seinem<br />
McLaren ausgelösten Massenkarambolage.<br />
Dabei ist Jochen Mass die Rennerei keinesfalls<br />
in die Wiege gelegt. Die frühe Kindheit verbringt<br />
er in München, zieht im Alter von sechs Jahren<br />
mit seinen Eltern nach Frankenthal in der Pfalz.<br />
Sein Vater stirbt früh, seine berufstätige Mutter<br />
schickt ihn ins Internat. Hier gefällt es ihm, er<br />
entdeckt das Reiten für sich.<br />
Kurz vor dem Abitur schmeißt er die Schule<br />
und fährt zur See. In Bremervörde besucht er die<br />
Seefahrtsschule und ist auf einem Frachter unterwegs.<br />
Werksfahrer im Capri<br />
Anschließend heuert er als Mechaniker bei einem<br />
Alfa-Händler an, der am Wochenende mit<br />
seinen GTA Rennen fährt. Jochen Mass steuert<br />
den Transporter, einen Opel Blitz, und ist für die<br />
Technik zuständig. Nicht lange dauert es, und der<br />
Chef lässt ihn bei einem Rennen ans Steuer. 1969<br />
fährt er an jedem Wochenende in der Deutschen<br />
Rundstrecken-Meisterschaft. Wenn die Ford-<br />
Werkswagen nicht am Start sind, hat er das Siegerpodest<br />
für sich abonniert. So kommt er zu einem<br />
Werksvertrag mit den Kölnern, landet im<br />
Cockpit des Ford Capri und wird 1972 Deutscher<br />
Meister und Europameister in der Tourenwagen-<br />
Meisterschaft.<br />
„Ich war nie wirklich auf der Suche nach einer<br />
Formel-1-Karriere“, sinniert er über die frühen<br />
Jahre. „Meine ersten Runden in einem Monoposto<br />
drehte ich 1971 in der Formel Super V. Da<br />
die Serie in der Jahresmitte endete, fuhr ich die<br />
Fotos: Archiv Kaack, Daimler AG, Koen Suyk<br />
108
Mille Miglia<br />
2012: Mass im<br />
300 SLR, dem<br />
Originalfahrzeug<br />
von Juan Manuel<br />
Fangio bei der<br />
Mille Miglia 1955.<br />
Grand Prix Zandvoort am 28. August 1977:<br />
Jochen Mass hebt am Steuer seines<br />
McLaren unfreiwillig ab.<br />
Strahlende Sieger: Jochen<br />
Mass, Manuel Reuter und<br />
Stanley Dickens feiern ihren<br />
ersten Platz bei den<br />
24 Stunden von Le Mans.<br />
zweite Saisonhälfte mit Unterstützung von Ford<br />
in der englischen Formel 3 und feierte erste Achtungserfolge.<br />
Als ich 1973 im Surtees Formel 2-<br />
Vize-Europameister wurde, mehrten sich die Interessenten,<br />
und ich wusste, dass ich auf dem<br />
richtigen Weg war.“<br />
1974 bekommt Jochen Mass einen Stammplatz<br />
im Formel-1-Team von John Surtees. Das<br />
Team leidet unter chronischem Geldmangel, und<br />
die Autos sind der Konkurrenz hoffnungslos unterlegen.<br />
Noch in der laufenden Saison unterschreibt<br />
er bei McLaren. Die nächsten zweieinhalb<br />
Jahre hat er ein festes Cockpit bei dem britischen<br />
Toprennstall, steht aber meistens im<br />
Schatten seiner Kollegen Emerson Fittipaldi und<br />
James Hunt. Beim Großen Preis von Spanien am<br />
27. April 1975 gelingt ihm sein einziger Sieg in<br />
der Königsklasse.<br />
Der Gewinn der 24 Stunden von Le Mans 1989<br />
ist der Höhepunkt von Mass’ Karriere.<br />
Seine Entscheidung, 1978 zum gerade neu gegründeten<br />
ATS-Team zu wechseln, bezeichnet<br />
er heute als Fehler: „Die Autos waren nicht konkurrenzfähig.“<br />
In dieser Saison kann er keinen<br />
WM-Zähler für sich verbuchen. Es folgen zwei<br />
Jahre im Arrows-Rennstall, in denen er jeweils<br />
drei und vier Punkte einfährt. Nach einer zwölfmonatigen<br />
Auszeit beendet er seine Formel-1-<br />
Karriere im Team von March, erneut ohne Punkte<br />
– und mit einem spektakulären Unfall!<br />
Horrorcrash<br />
Beim Großen Preis von Frankreich fährt ihm bei<br />
Tempo 280 der Italiener Mauro Baldi im Arrows<br />
zwischen die Räder. Mass fliegt ab und landet<br />
mit dem ersten Überschlag auf der Piste. Dabei<br />
drückt der Überrollbügel den Tank ein, und sein<br />
March RM821 fängt Feuer. Eingewickelt in den<br />
Draht eines Fangzaunes steht der lichterloh<br />
brennende Bolide vor der Zuschauertribüne. Jochen<br />
Mass über diesen Moment der Todesnähe:<br />
„Während ich durch die Luft segelte, liefen<br />
wunderschöne Bilder vor meinem geistigen Auge<br />
ab. Das Auto stand in Flammen, es wurde<br />
immer heißer, und ich konnte mich nicht selbst<br />
befreien. Dann deckte mich der Löschschaum<br />
komplett zu.“<br />
Dem Motorsport bleibt Jochen Mass auch<br />
GEWINNSPIEL<br />
Handsigniertes Buch zu gewinnen!<br />
nach seinem Ausstieg aus der<br />
Formel 1 treu. Für Porsche und<br />
Sauber-Mercedes beteiligt er sich<br />
an verschiedenen Sportwagenrennen.<br />
Bei der Paris-Dakar-Rallye<br />
geht er 1985 im Werks-Porsche an den Start,<br />
scheidet aber wegen eines Unfalls vorzeitig aus.<br />
1989 gewinnt Jochen Mass gemeinsam mit Manuel<br />
Reuter und Stanley Dickens in einem Sauber-Mercedes<br />
das legendäre 24-Stunden-Rennen<br />
von Le Mans.<br />
Von 1993 bis 1997 ist er RTL-Co-Moderator<br />
bei der TV-Berichterstattung über die Formel 1.<br />
Seit zwei Jahrzehnten engagiert sich Jochen<br />
Mass aktiv im historischen Motorsport: „Alte Automobile<br />
haben mich schon immer fasziniert,<br />
und Veranstaltungen wie die Mille Miglia Storica<br />
bieten eine seltene Chance, die wertvollen Stücke<br />
schnell zu bewegen.“<br />
Ulf Kaack<br />
Unter dem Titel „Jochen Mass – Auf der Ideallinie in die Freiheit“ hat die deutsche Motorsportlegende<br />
den Autoren Paul-Janosch Ersing und Bernd-Wilfried Keller Rede und Antwort<br />
gestanden. Ein sehr exklusiver Einblick in das Leben und die Karriere des 67-jährigen<br />
Motorsportlers. Erschienen beim Verlag Stadler, 24 x 16,8 cm, Hardcover, 128 Seiten,<br />
mit 57 Farb- und 28 S-W-Abbildungen, ISBN 978-3-7977-0549-5, 18,95 Euro<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> verlost zwei handsignierte Exemplare des Jochen-Mass-Porträts.<br />
Beantworten Sie folgende Frage: In welchem Jahr gewann Jochen Mass das legendäre<br />
24-Stunden-Rennen von Le Mans?<br />
Einfach eine Postkarte mit dem Stichwort „Jochen Mass“, der Lösung, Ihrem Namen und Ihrer Adresse<br />
schicken an: Redaktion <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>, Infanteriestr. 11a, 80797 München.<br />
Oder schicken Sie eine E-Mail an gewinnspiel@autoclassic.de<br />
Einsendeschluss: 31. Januar 2014<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014 109
Reise | Wachau<br />
Mit dem Klassiker durchs Weltkulturerbe Wachau<br />
An der schönen<br />
blauen Donau<br />
Österreich hat nicht nur Berge, sondern auch viele andere reizvolle Regionen. Wir folgen in<br />
der Wachau dem Lauf der Donau von Ybbs nach Krems und finden dort herrliche Straßen und<br />
traumhafte Orte, wie geschaffen für eine Tour mit dem Klassiker.<br />
Die Donau ist der zweitlängste Fluss<br />
Europas und für Freunde des gepflegten<br />
Oldtimerwanderns ein perfektes Ziel.<br />
Auf geht’s mit der Fiat Barchetta in die Wachau.<br />
Niederösterreich ist von Deutschland aus über<br />
die Autobahn A1 nach Wien gut zu erreichen.<br />
Wir verlassen sie bei Amstetten und folgen der<br />
A 91 etwa 15 Kilometer bis nach Willersbach,<br />
einem Ortsteil von Neustadtl direkt am rechten<br />
Donauufer. Hier beginnt die eigentliche Tour,<br />
die immer dem Lauf der Donau bis Krems folgt.<br />
Erste Station ist die Gemeinde Ybbs, die ihren<br />
Namen dem Fluss verdankt, der hier in die Donau<br />
mündet. Ybbs erhielt 1317 die Stadtrechte<br />
und war im Mittelalter eine wichtige Handelsstadt.<br />
Wir lassen die hübsche Altstadt hinter uns<br />
und folgen dem Donaubogen auf der Landstraße<br />
L5320 durch die liebliche Flusslandschaft.<br />
Bis Pöchlarn: Die „Nibelungenstadt“ ist bekannt<br />
aus dem Nibelungenlied, und zwar als Stammburg<br />
des Rüdiger von Bechelaren. Kulturfreunde<br />
können auch das Geburtshaus des Malers<br />
Oskar Kokoschka besuchen.<br />
Kurz nach Pöchlarn biegen wir rechts auf die<br />
L104 in Richtung Autobahn und gleich wieder<br />
links ab. Wir bummeln gemütlich im vierten<br />
Gang, mit offenem Dach auf der Landstraße bis<br />
Melk. Die Sonne meint es gut mit uns, die Barchetta<br />
brummt friedlich vor sich hin. Ferienstimmung<br />
pur! Schon vor der Stadtgrenze von<br />
Melk – dem Tor zur Wachau – beherrscht rechterhand<br />
Stift Melk die Stadt. Das 1702 bis 1746<br />
im Barockstil erbaute Benediktinerkloster, dessen<br />
Geschichte bis ins Jahr 1089 zurückreicht,<br />
ist UNESCO-Weltkulturerbe und unbedingt eine<br />
Besichtigung wert! Der Marmorsaal und die<br />
Stiftsbibliothek mit über 100.000 Bänden faszinieren<br />
mit grandiosen Deckenfresken.<br />
Noch benommen von der Pracht des Melker<br />
Stifts geht es direkt an der Donau entlang. Kurz<br />
nach Aggsbach-Dorf biegen wir rechts ab und<br />
fahren auf einer kurvenreichen Bergstraße hi-<br />
110
KURZ & KNAPP<br />
Streckenlänge: ca. 200 Kilometer<br />
Reisedauer: 2–4 Tage<br />
Reisezeit: April bis Oktober<br />
Der weithin sichtbare blauweiße<br />
Turm der Stiftskirche<br />
Dürnstein gilt als<br />
Wahrzeichen der Wachau.<br />
Die Geschichte des Weltkulturerbes Wachau geht<br />
über 1.000 Jahre bis zum Nibelungenlied zurück.<br />
nauf zur Ruine Aggstein. Christine Jäger, die die<br />
Ruine verwaltet, bringt uns bei einer mitreißenden<br />
Führung die Geschichte und das mittelalterliche<br />
Leben auf einer Burg nahe – sie scheint<br />
hier jeden Stein persönlich zu kennen!<br />
Weiter geht’s nach Stift Göttweig. Die Straße<br />
folgt den sanften Windungen der Donau, gegenüber<br />
von Rossatz sieht man am anderen Donauufer<br />
den Ort und das Stift Dürnstein. Der auffällige<br />
blau-weiße Turm der Stiftskirche gilt als<br />
Wahrzeichen der Wachau.<br />
Kurz hinter Rossatz machen wir auf einem<br />
Parkplatz mit Blick auf den Schiffsanleger von<br />
Dürnstein eine Pause. Kleine Motorboote flitzen<br />
an uns vorbei. Gegenüber vom Parkplatz entdecken<br />
wir eine steile Treppe den Berg hinauf.<br />
Neugierig überqueren wir die Straße und erfahren,<br />
dass hier im 17. Jahrhundert die Rossatzer<br />
Bürger einen Kreuzweg errichteten als Dank für<br />
den damaligen Sieg gegen die Türken. Wallfahrer<br />
kommen heute nicht<br />
mehr hierher, wohl aber<br />
Touristen, die vom „Berg<br />
Calvari“ aus einen Blick auf<br />
das Donautal werfen.<br />
Stift Göttweig thront in der Ortschaft Fürth auf<br />
einem Hügel. Schon von außen ist das riesige und<br />
hervorragend restaurierte Anwesen, das zu den<br />
ältesten Klöstern Österreichs zählt, beeindruckend.<br />
Ein großer Teil der prunkvollen Räume,<br />
die Stiftskirche und die Kaiserstiege, das größte<br />
Barocktreppenhaus Österreichs, sind im Rahmen<br />
von Führungen zugänglich. Noch heute leben<br />
und arbeiten dort etwa 50 Mönche in strenger<br />
Klausur – ihr Wohnbereich und die rund 140.000<br />
Bände umfassende Bibliothek sind nicht öffentlich<br />
zugänglich. Das Stift bietet das ganze Jahr<br />
über Veranstaltungen, Ausstellungen sowie Übernachtungen<br />
im Exerzitienhaus. Ein Restaurant<br />
mit großer Terrasse verwöhnt mit hervorragender<br />
regionaler Küche, vor allem der „Göttweiger<br />
Marillenbreznschmarrn“ ist zu empfehlen!<br />
Kulinarisches Kulturgut<br />
In Angern-Krems treffen wir anschließend Frau<br />
Tanzer-Aufreiter, die uns ihren „Weinhof Aufreiter“<br />
zeigt. Der Familienbetrieb baut Wein und<br />
Marillen an und vermarktet die Produkte im eigenen<br />
Hofladen und im Internet. Man merkt<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014 111
Reise | Wachau<br />
Stift Melk begeistert mit üppiger<br />
Barockarchitektur und grandiosen<br />
Deckenfresken.<br />
der jungen Bäuerin den Stolz auf ihren Betrieb<br />
und ihre schöne Heimat an, als sie uns durch<br />
die Weinberge und Marillengärten führt. Bei einem<br />
Glas Sekt, versetzt mit köstlichem Marillensaft<br />
aus eigener Produktion, gibt sie uns den<br />
Tipp, den Marillenkirtag in Spitz zu besuchen.<br />
Auf diesem Volksfest gebe es alles, was aus Marillen<br />
hergestellt wird: Marillenknödel, Marmelade,<br />
Säfte und natürlich Brände und Liköre!<br />
Aber Spitz muss warten, denn heute stehen<br />
noch eine Weinprobe und die Besichtigung der<br />
Winzergenossenschaft Krems auf dem Programm.<br />
Neben modernster Keltertechnik begeistert<br />
vor allem der historische Weinkeller:<br />
Hunderte von Metern führen die Gewölbegänge<br />
in den Untergrund, links und rechts flankiert<br />
von großen hölzernen Weinfässern.<br />
Kunst in Krems und Burgruinen<br />
Ein herrlicher Sommermorgen begrüßt uns. Wir<br />
fahren über die Donaubrücke zur Kunstmeile<br />
In Spitz musste der ÖAMTC den<br />
abgerissenen Auspuff flicken.<br />
Krems. Die quirlige Donaustadt beherbergt eines<br />
der größten und international bedeutends -<br />
ten Ausstellungszentren Österreichs und befasst<br />
sich mehrheitlich mit der Kunst des 20. Jahrhunderts.<br />
Bis Anfang 2014 läuft hier bei -<br />
spielsweise eine Yoko-Ono-Retrospektive. Das<br />
Kontrastprogramm gibt es auf der anderen<br />
Straßenseite: Das einzige Karikaturenmuseum<br />
Österreichs widmet sich der Zeichenkunst von<br />
politischer Karikatur bis hin zu Comic und Cartoons<br />
nationaler und internationaler Künstler.<br />
UNSER FAHRZEUG<br />
Auch kommende Klassiker wollen bewegt werden.<br />
Deshalb haben wir die Wachau mit einer Fiat Barchetta<br />
erkundet. Der zwischen 1995 und 2005<br />
nur etwa 50.000-mal gebaute Roadster hat bereits<br />
heute eine große Fangemeinde und ist das<br />
wohl letzte klassische Fiat-Cabrio für zwei!<br />
Jedes zweite Gebäude in Weißenkirchen<br />
scheint ein Weingut zu sein!<br />
Viel Zeit bleibt nicht für die Kunst, denn wir haben<br />
einen Termin auf der Burgruine Senftenberg<br />
im Kremstal, etwa zehn Kilometer abseits<br />
des linken Donauufers. Über die kurvenreiche<br />
L73 nähern wie uns Senftenberg, wo wir uns eine<br />
kulinarische Mittagspause im urgemütlichen<br />
Wirtsgarten des Weinhaus-Restaurants Nigl direkt<br />
an der Krems gönnen.<br />
Die Zufahrt zur Burgruine führt über eine<br />
abenteuerliche Schotterstraße und erfordert<br />
Aufmerksamkeit, damit die niedrige Barchetta<br />
nicht unsanft aufsetzt. Die Burgruine wird von<br />
einem ehrenamtlich tätigen Verein erhalten.<br />
Ludwig Niederreiter, der Obmann des Vereins,<br />
führt uns durch die schroffen Überreste der<br />
wahrscheinlich bereits im 11. Jahrhundert erbauten<br />
Höhenburg. Fast den ganzen Nachmittag<br />
erkunden wir das Gemäuer und können uns<br />
an dem grandiosen Fernblick auf das Kremstal<br />
kaum sattsehen. Doch wir müssen weiter. Auf<br />
der linken Donauseite entlang fahren wir nach<br />
Fotos: Jörn Müller-Neuhaus, Jutta Müller-Neuhaus, Gregor Semradt, Wolfgang M. Buchta/Austroclassic<br />
112
DIE FAKTEN<br />
Weltkulturerbe Wachau: Burgen, Schlösser und schöne Landschaft<br />
Die Wachau bietet viele Sehenswürdigkeiten vom Mittelalter bis zur Neuzeit und ist ein Schlaraffenland für Genießer hervorragender Weine<br />
und regionaler Spezialitäten. Die Straßen sind gut ausgebaut und laden zum gemütlichen Cruisen ein.<br />
Anreise<br />
Von Deutschland aus ist Niederösterreich<br />
am schnellsten über die Autobahn<br />
A8 Richtung Salzburg zu erreichen,<br />
dann weiter auf der A1 (Achtung:<br />
Mautpflicht in Österreich!)<br />
Richtung Wien bis zur Abfahrt Kemmelbach,<br />
Richtung Abbs/Donau.<br />
Essen, Trinken, Übernachten<br />
Weinhof Aufreiter,<br />
Weingut, Marillenhof, Gasthaus und<br />
Pension, Dorfstr. 34, A-3506 Krems-<br />
Angern, Tel. +43 (0) 2739 22 05,<br />
willkommen@weinhof.at,<br />
www.weinhof.at<br />
****Arte Hotel,<br />
Designhotel im Kremser Kunstviertel,<br />
Dr. Karl Dorrek-Str. 23, A-3500<br />
Krems, Tel. +43 (0) 2732 711 23,<br />
willkommen@arte-hotel.at,<br />
www.arte-hotel.at<br />
Renaissancehotel Raffelsberger Hof,<br />
Freisingerplatz 54, A-3610 Weißenkirchen,<br />
Tel. +43 (0) 2715 22 01 27,<br />
office@raffelsberger-hof.at,<br />
www.raffelsberger-hof.at<br />
Heuriger Anton Noibinger,<br />
deftige Brotzeiten, regionale Weine,<br />
schöner Wirtsgarten, Landstr. 35,<br />
A-3610 Weißenkirchen,<br />
Tel. +43 (0) 2715 22 88<br />
Restaurant Weingut Hotel Nigl,<br />
gehobene Küche mit regionalen<br />
Produkten, Kirchenberg 1, 3541 Senftenberg,<br />
Tel. +43 (0) 2719 26 09,<br />
www.weingutnigl.at<br />
Hotel Restaurant Haus Krone,<br />
A-3672 Maria Taferl 24, Tel.<br />
+43 (0) 7413 63 55, office@hotelschachner.at,<br />
www.hotel-schachner.at<br />
Domäne Wachau<br />
Winzergenossenschaft, Weingut, Vertrieb<br />
eigener Weine, Dürnstein 107,<br />
A-3601 Dürrnstein, Tel. +43 (0) 2711<br />
371, office@domaene-wachau.at,<br />
www.domaene-wachau.at<br />
Winzer Krems<br />
Winzergenossenschaft, Weingut, Vertrieb<br />
eigener Weine, Sandgrube 13,<br />
A-3500 Krems, Tel. +43 (0) 2732<br />
855 11, office@winzerkrems.at,<br />
www.winzerkrems.at<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
Burgruine Aggstein<br />
A-3642 Aggsbach-Dorf, Tel. +43 (0)<br />
2752 82 03, info@ruineaggstein.de,<br />
www.ruineaggstein.de<br />
Stift Göttweig & Stiftrestaurant<br />
A-3511 Stift Göttweig,<br />
Tel. +43 (0) 2732 855 81-225,<br />
www.stiftgoettweig.at<br />
Burgruine Senftenberg<br />
A-3541 Senftenberg,<br />
Tel. +43 (0) 664 450 31 10,<br />
www.burgruinesenftenberg.at, Führungen<br />
nur nach telefonischer Absprache<br />
Schloss Artstetten<br />
Schlossplatz 1, A-3661 Artstetten,<br />
Tel. +43 (0) 7413 80 06,<br />
office@schloss-artstetten.at,<br />
www.schloss-artstetten.at<br />
Wallfahrtsbasilika Maria Taferl<br />
3672 Maria Taferl, Tel. +43 (0) 7413<br />
278, info@basilika.at, www.basilika.at<br />
Kunstmeile Krems<br />
Franz-Zeller-Platz 3, A-3500 Krems,<br />
Tel. +43 (0) 2732 90 80 10,<br />
www.kunsthalle.at<br />
Stift Melk<br />
Abt-Berthold-Dietmayr-Str. 1,<br />
A-3390 Melk, Tel. +43 (0) 2752<br />
555-0, www.stiftmelk.at<br />
Weitere Ausflugstipps finden Sie unter<br />
www.wachau.at.<br />
(Alle Angaben ohne Gewähr)<br />
Stift Göttweig ist Heimat von 50 Mönchen.<br />
Die Wachau ist ein beliebtes Oldtimerrevier.<br />
Beim Heurigen schmeckt es besonders!<br />
Dürnstein. Der Ort kann auf eine tausendjährige<br />
Geschichte zurückblicken und rühmt sich damit,<br />
dass Richard Löwenherz 1192/1193 auf<br />
Burg Dürnstein gefangen gehalten wurde. Von<br />
hier aus sind es nur noch ein paar Kilometer bis<br />
Weißenkirchen, wo wir Quartier im Raffelsberger<br />
Hof nehmen, einem Renaissancebauwerk,<br />
das 1574 als Schiffsmeisterhaus gebaut wurde.<br />
Die Fähre und der Auspuff<br />
Am späten Nachmittag zieht es uns nach Spitz<br />
– wir möchten den berühmten Marillenkirtag<br />
erleben und außerdem mit der Donaufähre<br />
übersetzen. Das war jedoch eine schlechte Idee!<br />
Beim Befahren der Rampe zur Fähre setzt die<br />
Barchetta auf, und der Auspuff reißt ab. Damit<br />
fällt der Kirtag für uns aus, denn wir warten auf<br />
den ÖAMTC, der nach 45 Minuten erscheint<br />
und Gott sei Dank den Auspuff so flicken kann,<br />
dass wir mit normaler Lautstärke weiterfahren<br />
können. Zum Trost winken beim Heurigen der<br />
Familie Noibinger in Weißenkirchen ein Schoppen<br />
und eine Brotzeit.<br />
Abschied von der Wachau<br />
Zwei Ziele stehen am letzten Tag auf dem Programm:<br />
Schloss Artstetten und die Basilika Maria<br />
Tafel im Nibelungengau, der Region zwischen<br />
Ybbs und Melk, die ihren Ursprung im<br />
Nibelungenlied hat. Wir bummeln die Donaustraße<br />
gegen den Strom der Donau nach Westen<br />
entlang und biegen bei Klein-Pöchlarn<br />
Die Region zwischen Ybbs und Krems ist klein,<br />
bietet aber unermesslich viel Sehenswertes.<br />
rechts ab nach Artstetten. Schloss Artstetten<br />
war die Heimat von Erzherzog Franz Ferdinand,<br />
der bei dem Attentat in Sarajevo, das den Ersten<br />
Weltkrieg auslöste, erschossen wurde. Seit 1982<br />
beherbergt das Schloss ein Museum, das die<br />
Geschichte des Schlosses und seiner Bewohner<br />
nachzeichnet. Im Eingangsbereich begrüßt ein<br />
Graf & Stift die Besucher – in einem Fahrzeug<br />
dieser Marke wurden der Erzherzog und seine<br />
Gattin Sophie 1914 erschossen. Das Museum<br />
gibt spannende Einblicke in die Zeit vor dem<br />
Ersten Weltkrieg und das Leben des Erzherzogs.<br />
Die letzten fünf Kilometer führen uns über<br />
sanft geschwungene Straßen an Feldern und<br />
Waldstücken vorbei über Unterthalheim und<br />
Oberthalheim zur Basilika Maria Taferl. Das Barockjuwel<br />
ist der wichtigste Wallfahrtsort<br />
Niederösterreichs. Unsere<br />
Wallfahrt führt uns jedoch<br />
zum Mittagessen in das Restaurant<br />
Donauterrasse im Haus Krone.<br />
Dort genießen wir die hervorragende Küche<br />
und einen grandiosen Rundblick auf die Donau.<br />
Etwas wehmütig geht es wieder heimwärts. Eines<br />
ist jedoch sicher: Wir kommen wieder!<br />
Jörn Müller-Neuhaus<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014 113
Kaufberatung | Triumph TR 7/TR 8<br />
Triumph<br />
TR 7/TR 8<br />
Aufbruch in die Moderne<br />
Kompakter<br />
Sportler mit Rostproblemen<br />
Der TR 7 brach mit allen britischen Traditionen: Es gab<br />
zunächst nur das Coupé und es besaß eine selbst tragende<br />
Karosserie mit moderner Keilform. Dabei macht vor<br />
allem das später vorgestellte Cabrio Laune –<br />
wenn Technik und Karosserie stimmen!<br />
Als Cabrio bietet der TR 7 trotz moderner<br />
Form alle klassischen Frischlufttugenden.<br />
British Leyland wollte mit dem TR 7 vor allem<br />
seinen Hauptabsatzmarkt, die USA,<br />
sichern. Die klassischen Roadster wie der<br />
TR 6 hätten über kurz oder lang die immer<br />
schärfer werdenden Abgas- und Sicherheitsvorschriften<br />
nicht mehr erfüllen können. Hinzu<br />
kam, dass die Zeit der harten, zugigen Roadster<br />
mit Minimalkomfort eindeutig vorbei war – moderne<br />
Konkurrenten wie der Datsun 240 ließen<br />
die Briten in jeder Hinsicht alt aussehen.<br />
Da die Autoindustrie zudem ein baldiges Verbot<br />
offener Autos in den USA erwartete, war es<br />
nur logisch, dass der TR 7 zunächst ausschließlich<br />
als Coupé produziert wurde.<br />
Erst ab 1979 gab es ein Cabrio, und auch die<br />
schon lange geplante V8-Version wurde 1980<br />
als TR 8 ausschließlich als Cabrio angeboten.<br />
In der Entwicklungsphase des V8 entstanden<br />
jedoch knapp 250 V8-Coupés, die zu Werbezwecken<br />
an US-Händler ausgeliefert wurden<br />
und von denen einige überlebt haben.<br />
Bei den Traditionalisten, die den TR 7 immer<br />
mit dem klassischen TR 6 verglichen, war das<br />
Gezeter natürlich groß, aber vor allem in den<br />
USA verkaufte sich der moderne Keil richtig<br />
gut: Von 1974–81 entstanden über 110.000<br />
Exemplare aller Versionen, was den TR 7 und<br />
den TR 8 zum meistverkauften Modell der Triumph-Firmengeschichte<br />
machte. In Deutschland<br />
fristete er ein Nischendasein, auch in der<br />
Presse wurde er genüsslich<br />
kritisiert, was ihn hierzulande<br />
nicht erfolgreicher machte!<br />
Mittlerweile hat der letzte<br />
Triumph-Sportwagen jedoch<br />
eine feste Fangemeinde, und <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />
zeigt, worauf Sie achten sollten, falls Sie einem<br />
dieser Britenkeile eine Heimat geben möchten.<br />
Rust never sleeps<br />
Rost ist der größte Feind des kleinen Briten und<br />
kann an praktisch allen Karosseriebereichen<br />
auftreten, denn einen werkseitigen Hohlraumschutz<br />
gab es nicht! Wir beginnen am Frontblech<br />
zwischen den Klappscheinwerfern, das an<br />
den Nähten von Kotflügel zur Frontpartie und<br />
von unten rosten kann. Weitere Problemstellen<br />
sind die Radläufe und die Endspitzen, die durch<br />
aufgewirbelten Dreck der Vorderräder in Mitleidenschaft<br />
gezogen werden können, sowie die<br />
Türschweller auf ihrer gesamten Länge und der<br />
untere Bereich der B-Säulen.<br />
Weiter geht’s mit der Inspektion am Heck.<br />
Öffnen Sie den Kofferraum und überprüfen Sie<br />
den Kofferraumboden und die Schweißnähte<br />
Der TR 7 wurde gerade in Europa viel kritisiert,<br />
ist aber dennoch der meistverkaufte Triumph.<br />
zum Heckblech, die seitlichen Taschen in den<br />
Radkästen und die Nähte zu den Kotflügeln hin.<br />
Feuchtigkeit, die durch undichte Kofferdeckelgummis<br />
eingedrungen ist, führt in diesen Bereichen<br />
zum Blechfraß.<br />
Zurück an der Frontpartie, öffnen Sie die Motorhaube,<br />
auch dort warten noch einige potenzielle<br />
Rostnester. Wenn die Federbeindome<br />
Rost zeigen, sollten Sie sehr genau prüfen, wie<br />
stark der Gilb hier ist, denn eine fachgerechte<br />
Reparatur an dieser sicherheitsrelevanten Stelle<br />
(Fahrwerksgeometrie!) ist aufwendig. Doch<br />
auch weiter vorne lauert das Unheil: Sowohl die<br />
Kühler-Quertraverse wie auch der vordere<br />
Fahrschemel können kräftig gammeln.<br />
114
Aus Angst vor einem drohenden<br />
Cabrioverbot in<br />
den USA gab es den TR 7<br />
anfangs nur als keilförmiges<br />
Coupé.<br />
MODELLGESCHICHTE TR 7/TR 8<br />
Der TR 7 hatte mit seinen Vorgängern nur die Namensterminologie<br />
gemeinsam. Das war es wohl<br />
auch, was zu der negativen Aufnahme der potenziellen<br />
Kunden führte: Die verglichen den neuen,<br />
keilförmigen Zweisitzer mit dem kernigen Sechs -<br />
zylinder-Roadster TR 6. Dabei war der TR 7 eine<br />
völlig neue Konstruktion mit selbst tragender<br />
Karosserie, die alle aktuellen US-Sicherheitsbestimmungen<br />
erfüllte. Da man in den USA ein Cabrioverbot<br />
erwartete, gab es den keilförmigen<br />
Sportler zunächst nur als Coupé. Der zwei Liter<br />
große Vierzylinder stammte wie das Getriebe aus<br />
der Dolomite-Limousine und sorgte für akzeptable,<br />
wenn auch wenig sportliche Fahrleistungen.<br />
Mit dem 1979 vorgestellten Cabrio wurde aus<br />
dem formal umstrittenen Coupé dann eine respektable<br />
Frischluft-schönheit. Im selben Jahr erschien<br />
der TR 8, der mit dem 3,5-Liter-V8 aus<br />
dem zahmen Boulevardsportler ein spurtstarkes<br />
Kraftpaket machte. Optisch gab es während der<br />
Bauzeit wenig Änderungen, technisch ist vor allem<br />
der Wechsel zum Fünfganggetriebe mit stärkerer<br />
Hinterachse und größeren Bremsen erwähnenswert,<br />
außerdem die Tatsache, dass ab 1978 alle<br />
Coupés serienmäßig mit einem Sonnendach bestückt<br />
waren.<br />
Und obwohl er vor allem in Europa eher negativ<br />
aufgenommen wurde, ist die TR 7/TR 8-Baureihe<br />
mit etwa 112.000 gebauten Exemplaren der erfolgreichste<br />
Triumph aller Zeiten gewesen!<br />
Der letzte Check führt auf eine Hebebühne,<br />
um den Unterboden zu inspizieren. Hier müssen<br />
die üblichen Verdächtigen wie Bodenbleche,<br />
Schweißnähte zu den Schwellern und<br />
Chassis-Längsträger auf Rostbefall untersucht<br />
werden. Achtung bei frischem Unterbodenschutz:<br />
Darunter kann sich eine fachgerechte<br />
Reparatur oder aber TÜV-relevanter Pfusch<br />
verbergen! Ein weiterer Blick sollte auch der<br />
Hinterachse und ihren Aufnahmen am Chassis<br />
gelten: Wenn die Aufnahmen der Längslenker<br />
am Chassisträger morsch sind, sollten Sie die<br />
Finger von dem Objekt der Begierde lassen!<br />
Kerniger Motor mit leichten Problemen<br />
Der TR 7 erhielt den leicht modifizierten Motor<br />
aus dem Triumph Dolomite mit zwei Litern<br />
Hubraum, musste jedoch auf den 16-Ventilkopf<br />
verzichten. Mit zwei SU-Vergasern lieferte der<br />
moderne Ohc-Motor 106 PS bei 5.500 U/min.<br />
Leider hat der Motor (Graugussblock und Aluminiumzylinderkopf)<br />
einige Schwachstellen,<br />
TR-7-Kenner gehen von einer durchschnittlichen<br />
Lebensdauer von 150.000 Kilometern aus,<br />
bevor eine Überholung nötig wird, regelmäßige<br />
Sachlich: Das Kunststoff-Cockpit erfreute<br />
mit einer umfangreichen Uhrensammlung.<br />
70er-Jahre-Chic: Manche damalige Farbkombinationen<br />
sind heute wieder total cool.<br />
Das kantige Heck verbirgt<br />
einen überraschend voluminösen<br />
Kofferraum.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014 115
Kaufberatung | Triumph TR 7/TR 8<br />
Der 10-Punkte-Check<br />
Der flotte Keil macht nur Freude, wenn er rostfrei ist.<br />
Wie bei praktisch allen Fahrzeuge der 70er-Jahre war das<br />
Wort „Rostschutz“ für die Hersteller ein Fremdwort.<br />
Entsprechend ungehemmt wütet die braune<br />
Pest fast überall. Die Technik hingegen ist<br />
robust und bewährt.<br />
1. Hitzewallung: Den originalen<br />
Viscolüfter haben viele<br />
Besitzer gegen einen<br />
Elektrolüfter getauscht.<br />
Das<br />
verhindert Hitzeprobleme.<br />
2. Die Bremsscheiben<br />
beim TR 7 verziehen<br />
sich leicht. Abhilfe<br />
schaffen moderne Bremsscheiben,<br />
wie in diesem Beispiel<br />
zu sehen.<br />
3. Die Federbeindome rosten gerne an<br />
den Schweißverbindungen zu den Innenkotflügeln.<br />
4. Rostbefall an Radläufen, Türschwellern, den<br />
Türunterkanten und den Endspitzen ist ein häufiges<br />
Problem.<br />
5. Im Kofferraum gedeiht der Gilb durch eingedrungene<br />
Feuchtigkeit unter den Dämmmatten<br />
der Innenkotflügel und im Reserveradkasten.<br />
6. Auch die Frontschürze und das Blech unter<br />
der massiven Stoßstange besteht oft mehr aus<br />
Löchern denn aus gesundem Blech.<br />
8<br />
7. Das<br />
4 Windleitblech<br />
unter der verklebten<br />
2 Frontscheibe ist rostgefährdet,<br />
weil sich hier Feuchtigkeit<br />
und Dreck sammeln.<br />
Die Reparatur des Scheibenrahmens<br />
ist aufwendig.<br />
8. Die Klappscheinwerfer werden elektrisch betätigt.<br />
Verweigern sie den Dienst, sind meist Kontaktprobleme<br />
im Kabelbaum schuld, selten die<br />
Klappmechanik.<br />
9. Der Tankeinfüllstutzen hinter der Heckscheibe<br />
rostet durch eingedrungene Feuchtigkeit, was zu<br />
Benzindämpfen im Cockpit führen kann.<br />
10. Die Innenausstattung sollte möglichst sein,<br />
Türverkleidungen sind aufgrund von Feuchtigkeit<br />
oft wellig. Ersatz ist jedoch problemlos zu finden.<br />
1 2 3 4<br />
5 6 7<br />
8 9 10<br />
6<br />
3<br />
1<br />
7<br />
10<br />
9<br />
5<br />
Wartung und Ölwechsel vorausgesetzt. Wenn<br />
der Motor zu heiß wird, ist oft das Kühlsystem<br />
durch Ablagerungen in den Wasserkanälen verstopft,<br />
oder die Wasserpumpe ist undicht – die<br />
ist unter dem vorderen Vergaser nur schwer zugänglich,<br />
was einen Tausch zeitaufwendig<br />
macht. Auch der Viscolüfter hinter dem Kühler<br />
gibt gelegentlich den Geist auf, manche Besitzer<br />
ersetzen ihn daher durch einen Elektrolüfter. Ölspuren<br />
am Motorblock können ihre harmlose<br />
Ursache in einem defekten Überdruckventil der<br />
Ölpumpe haben. Muss hingegen der Zylinderkopf<br />
entfernt werden, etwa um die Kopfdichtung<br />
zu erneuern oder den Kopf zu planen, wird<br />
es „tricky“, weil der Motor um 45 Grad geneigt<br />
eingebaut und schlecht zugänglich ist. In einigen<br />
US-Staaten wurden die Fahrzeuge mit Abgasreinigungssystem<br />
und Stromberg-Vergasern<br />
mit nur noch 92 PS ausgeliefert, ab 1980 gab es<br />
sogar eine 96-Version mit Einspritzanlage, die<br />
aber auf dem Markt keine Rolle spielt.<br />
Schwaches Getriebe, starker V8<br />
Bis 1976 wurde der TR 7 mit dem Vierganggetriebe<br />
aus dem Marina angeboten, das für die<br />
Leistung zu schwach ausgelegt war. Das äußert<br />
sich in Lagerschäden (erkennbar an Poltergeräuschen<br />
unter Last) und herausspringenden<br />
Gängen. Ein Umbau auf das seit 1976 optionale<br />
und seit 1979 serienmäßige Fünfganggetriebe<br />
aus dem Rover SD 1 ist möglich, aber aufwendig<br />
und teuer. Dieses Getriebe ist der Leistung<br />
des Vierzylinders voll gewachsen, kann aber bei<br />
hoher Laufleistung an schwacher Synchronisation<br />
des zweiten und dritten Gangs leiden. Die<br />
dritte Getriebeoption ist die ab 1976 auf<br />
Wunsch lieferbare Dreigangautomatik. Fahrzeuge<br />
mit Automatik sind allerdings in Europa<br />
praktisch nicht zu finden.<br />
Das Differenzial der Viergang-TRs ist etwas<br />
unterdimensioniert und erreicht meist keine hohen<br />
Laufleistungen. Fahrzeuge mit Fünfganggetriebe<br />
hatten eine stärkere Hinterachse, die<br />
zudem noch größere Bremstrommeln besaß.<br />
Der TR 8 ist mit einer Variante des weitverbreiteten<br />
3,5-Liter-Rover-V8 ausgestattet, der<br />
immer mit Fünfganggetriebe oder Automatik<br />
ausgeliefert wurde. Der Motor ist bei guter<br />
Pflege und regelmäßigen Ölwechseln sehr<br />
langlebig und zuverlässig. Die größten Probleme<br />
sind die Hitzeempfindlichkeit bei nicht optimalem<br />
Kühlsystem, eingelaufene Nockenwellen<br />
bei hoher Laufleistung sowie die Steuerkette,<br />
die ab Werk von mäßiger Qualität war,<br />
aber mittlerweile wohl bei den meisten Motoren<br />
durch eine standfestere Duplexkette ersetzt<br />
wurde.<br />
Gutes Fahrwerk, schlechte Bremsanlage<br />
Das Fahrwerk des TR 7 gilt als sehr gut und hat<br />
bis auf die üblichen Verschleißerscheinungen<br />
an Gummibuchsen und Kugelköpfen keine besonderen<br />
Schwächen. Schwammiges Fahrverhalten<br />
und spürbare Lastwechselreaktionen<br />
sind ein Indiz für verschlissene Gummis; Geräusche<br />
beim Bremsen und bei Lastwechseln kön-<br />
Fotos: Jörn Müller-Neuhaus, Richard Dredge/Magiccarpics, dave07/CommonsMedia, Sicnag/ComonsMedia<br />
116
TECHNISCHE DATEN<br />
Hersteller<br />
Triumph/British Leyland, Großbritannien<br />
Modell TR 7 TR 8<br />
Karosserie<br />
Roadster, Coupé (nur TR7), selbst tragende Stahlkarosserie, 2 Türen<br />
Motor (Benziner) 4-Zyl.-Reihe, ohv, wassergekühlt Rover V8, ohv, wassergekühlt<br />
Hubraum (ccm) 1.995 3.528<br />
Leistung (PS bei U/min) 106 bei 5.500 (US-Version: 90 bei 5.000) 133 bei 5.000<br />
Getriebe<br />
Viergang- oder Fünfgang, Automatik optional Fünfgang, Automatik optional<br />
Antrieb Frontmotor, Heckantrieb Frontmotor, Heckantrieb<br />
Fahrwerk vorn McPherson-Federbeine, Telskopdämpfer, Querlenker, Stabilisator<br />
Fahrwerk hinten Stattachse an Längs- und Querlenkern, Teleskopdämpfer<br />
Radstand (mm) 2.160 2.160<br />
Spurweite v/h (mm) 1.410/1.405 1.410/1.405<br />
Reifen 175 SR 13 oder 185/70 HR 13 185/70 HR 13<br />
Bremsen vorne/hinten Scheibe/Trommel, servounterstützt Scheibe/Trommel, servounterstützt<br />
0–100 km/h (Sek.) 11,8 k. A.<br />
Vmax (km/h) 177–180 190–195<br />
LxBxH (mm) 4.067 x 1.681 x 1.268 4.067 x 1.681 x 1.268<br />
Leergewicht (kg) 1.015 1.210<br />
Verbrauch (l/100 km) 10 12–15<br />
Bauzeit 1974–81, Cabrio: 1979–81 1980–81 (Vorseriencoupés: 1978–79)<br />
Stückzahl ca. 112.000, davon ca. 28.000 Cabrios 2.297, plus ca. 350 Vorseriencoupés<br />
Neupreis (DM) 21.950 (Coupé), 22.500 (Cabrio), 1981 nicht in D angeboten, USA: ca. 11.150 $<br />
Club/Weblink TR7 IG Deutschland, Andreas Dittiger, Tel.: (07141) 926 035, Web: www.tr7ig.de<br />
Der moderne Vierzylinder aus dem Triumph<br />
Dolomite war kein Temperamentsbolzen.<br />
Der TR 8 mit seinem 3,5-Liter-V8 überzeugte<br />
mit Drehmoment und lässiger Power.<br />
nen auf verschlissene Radlager hindeuten, die<br />
einfach zu wechseln sind. Die Hinterachse ist<br />
mit Längs- und Querlenkern sowie Schraubenfedern<br />
und einem Querstabilisator gut geführt<br />
und problemlos – vom zu schwachen Differenzial<br />
der Viergangversionen einmal abgesehen.<br />
Die Bremsanlage mit Scheiben vorne und<br />
Trommeln hinten ist simpel aufgebaut, leicht zu<br />
warten und gilt allgemein als Schwachstelle,<br />
Frühe Exemplare des TR 7 litten unter sehr schlechter<br />
Fertigungsqualität, ab 1979 gab es weniger Probleme.<br />
weil die Bremsleistung nicht überwältigend ist.<br />
Die Scheiben beim TR 7 sind recht dünn und<br />
können bei hartem Gebrauch wellig werden,<br />
was sich beim Bremsen durch ein Flattern im<br />
Lenkrad zeigt.<br />
Elektrik, Innenausstattung<br />
Die Inneneinrichtung ist ein Kunststoff-„Traum“<br />
in Schwarz, gefällt aber mit sechs gut ablesbaren<br />
Rundinstrumenten und gut bedienbaren Schaltern.<br />
Ersatzteile sind bei vielen, meist in England<br />
ansässigen Händlern zu akzeptablen Preisen<br />
verfügbar. Die Elektrik ist simpel und trotz des<br />
schlechten Lucas-Images durchaus zuverlässig.<br />
Viele Elektrikdefekte lassen sich auf schlechte,<br />
im Lauf der Jahre korrodierte Steckverbinder<br />
und somit auf Kontaktprobleme zurückführen.<br />
Dies gilt meist auch, wenn die Klappscheinwerfer<br />
ihren Dienst verweigern, nur selten ist die<br />
Klappmechanik die Ursache.<br />
Weniger schön sieht es bei der Innenausstattung<br />
aus. Die Sitze (Sitzfläche und Lehne aus<br />
Stoff, Einfassung der Sitzkissen, Seitenwangen<br />
und Rückseite der Lehne Kunstleder) sind nicht<br />
sehr langlebig, die Bezüge verschleißen an der<br />
Sitzfläche, den Seitenwangen und der Rücklehne,<br />
vor allem die Nähte reißen gerne. Gleiches<br />
gilt für die Türverkleidungen, die vor allem<br />
beim Cabrio durch in die Tür eingedrungene<br />
Feuchtigkeit wellig werden.<br />
Ersatzteilsituation<br />
Es gilt also, eine große Checkliste abzuarbeiten,<br />
um beim Kauf nicht auf einen Blender hereinzufallen.<br />
Ein Trost ist, dass die wenigsten Fahrzeuge<br />
alle genannten Probleme aufweisen, viele<br />
sind sogar ausgesprochen<br />
gut gepflegt. Der<br />
zweite Trost: Zumindest<br />
in England ist die<br />
Teileversorgung auch<br />
mit Karosserie-Ersatzteilen, Reparaturblechen,<br />
Innenausstattung sowie Technik- und Verschleißteilen<br />
ordentlich und nicht allzu teuer.<br />
Händler wie Rimmer Brothers oder Moss Motors<br />
bieten fast jedes Teil für den Britenkeil an,in<br />
Deutschland beschränkt sich das Angebot auf<br />
Technik- und Verschleißteile. Eine umfangreiche<br />
Linkliste gibt es im Internet auf der Website<br />
der deutschen TR7-IG (www.tr7ig.de).<br />
Fazit<br />
Allen Imageproblemen zum Trotz ist ein gut gepflegter<br />
TR 7 (und natürlich der wirklich seltene<br />
TR 8 erst recht!) ein angenehmer Alltagsklassiker,<br />
der Fahrkomfort und individuelles Styling<br />
mit annehmbaren Fahrleistungen verbindet.<br />
Und das bei günstigen Einstiegs- und Unterhaltskosten.<br />
Dass ein TR 7 oder TR 8 extrem<br />
selten ist, gibt es gewissermaßen als kostenlosen<br />
Bonus dazu. Oder, um den Bezug zu seinen<br />
raubeinigen Vorgängern herzustellen: Dem<br />
TR 7 mag der Charme der Vorgänger abgehen,<br />
aber er hat eine deutlich bessere Straßenlage<br />
und mehr Komfort als ein TR 6, ist fast genauso<br />
schnell und wesentlich praktischer!<br />
Wir danken der TR7 IG für die Unterstützung.<br />
Jörn Müller-Neuhaus<br />
MARKTWERTE<br />
Lange Zeit wurde der TR 7 in der Szene nicht geschätzt,<br />
aber die Talsohle ist definitiv überschritten:<br />
Die Preise ziehen an, gute Exemplare sind gesucht.<br />
TR 7<br />
Allmählich ziehen die Preise an, das Cabrio<br />
ist deutlich teuer als das Coupé.<br />
Modell: TR 7 Coupé/Cabrio<br />
Baujahr: 1976–81/1979–81<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 11.000/18.000 2: 7.700/11.200<br />
3: 4.600/6.700 4: 2.300/3.400 5: 700/1.000<br />
TR 8<br />
Mit dem kräftigen V8 ist der TR 8 ein Wolf<br />
im Schafspelz, der auf Landstraßen viel<br />
Fahrfreude bereitet.<br />
Modell: Cabrio<br />
Baujahr: 1979–81/1980–81<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 16.000/22.000 2: 11.200/15.600<br />
3: 6.700/9.900 4: 3.400/5.300 5: 1.000/1.800<br />
Quelle: EurotaxSchwacke/InterClassic<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014 117
Kaufberatung | Matra Murena<br />
Sollte nach der Rolex<br />
von der Steuerrückzahlung<br />
noch etwas übrig<br />
sein, ist der Matra Murena<br />
eine gute Wertanlage.<br />
Unterschätzte Plastikflunder<br />
Der Lack ist ab<br />
Als Träger der silbernen Zitrone ist der Matra Bagheera dafür verantwortlich, dass auch<br />
das Image des Nachfolgemodells Murena bis heute beschädigt ist. Wir klären, ob zu Recht<br />
und worauf man beim Kauf des Dreisitzers achten sollte.<br />
118
MODELLGESCHICHTE MATRA MURENA<br />
Getreu dem Motto „aus Schaden wird man klug“<br />
profitierte Matra beim Murena von den schmerzlichen<br />
Erfahrungen, die man bei der Konstruktion<br />
und Fertigung des Bagheera gesammelt hatte. Heraus<br />
kam ein 4,07 Meter langes Coupé, das drei<br />
Personen nebeneinander Platz bot, einen brauchbaren<br />
Kofferraum hatte und sich in Sachen Fahrleistungen<br />
nicht zu verstecken brauchte, auch<br />
wenn der 1,6-Liter-Einstiegs-Vierzylinder mit nur<br />
90 PS keine Kavalierstarts ermöglichte. Deutlich<br />
flotter ging es mit dem 2,2 Liter großen 115-PS-<br />
Motor zur Sache. Mit knapp 200 km/h trieb der<br />
Keil durch den Wind, gebremst nur durch die pneumatisch<br />
ausfahrenden Klappscheinwerfer. Allzu<br />
empfindlich durfte die Murena-Besatzung während<br />
einer solchen Autobahnhatz nicht sein: Dank des<br />
hinter den Passagieren werkelnden Vierzylinders<br />
und der Abwesenheit einer durchsatzfreudigen Lüftung<br />
und Klimaanlage stiegen Temperatur und<br />
Lautstärke in der Kabine schnell auf ein heute als<br />
gesundheitsgefährdend einzustufendes Maß. Neben<br />
den Serienmodellen heizte Matra die Kauflaune<br />
mit Sondermodellen und einem geringfügig<br />
stärker motorisierten Murena S mit 142 PS an.<br />
Matra<br />
Murena<br />
Heiß, laut und<br />
begehrt<br />
Das Chaos beginnt bereits mit dem Markennamen.<br />
Wir hätten zur Auswahl: Matra,<br />
Talbot Matra, Simca oder Matra<br />
Simca, was zeigt, dass die Marke ein vielseitiges<br />
Leben führte, bis sie 1986 unter dem Namen<br />
Talbot dem Rotstift des PSA-Controllings zum<br />
Opfer fiel. 1981, dem Erscheinungsjahr des Murena,<br />
firmierte man unter dem Titel Talbot Matra<br />
(Mécanique Aviation Traction) und umgab<br />
sich mit automobilen Preziosen, wie dem SUV-<br />
Pionier Rancho oder den unter Talbot-Flagge<br />
segelnden Limousinen Solara und Tagora. Dem<br />
Murena kam dabei die Rolle der exklusiven<br />
sportlichen Speerspitze zu, und die erfüllte er<br />
besser, als erwartet. Waren nämlich die übrigen<br />
Modelle des Herstellers eher bieder konstruierte<br />
Verbrauchsautos, stellte der Murena mit seinem<br />
Mittelmotorkonzept und seiner Kunststoffkarosserie<br />
viele weitaus teurere Sportwagen in<br />
den Schatten und erwies der Marke in Sachen<br />
Imagepolitur einen guten Dienst.<br />
Beherzt griffen die Kunden<br />
zu, doch die Freude an<br />
dem Coupé währte nur<br />
knapp vier Jahre, bis die<br />
Übernahme der Marke<br />
durch Renault keinen Platz mehr für den sportlichen<br />
Plastikflitzer ließ. Renault sah die Stellung<br />
des Alpine gefährdet und wollte von den Erfahrungen<br />
in Sachen Kunststoffkarosserien lieber<br />
für eigene Produkte profitieren. Bis 2003 liefen<br />
in dem Werk in Romorantin-Lanthenay zahlreiche<br />
Modelle mit Karosserien in laminierter<br />
GFK-Bauweise vom Band. Doch hohe Qualitätsschwankungen<br />
und andere Faktoren bewogen<br />
Renault dazu, sich von Matra zu trennen<br />
und den Standort zu schließen. Das heute zu Pininfarina<br />
gehörende Unternehmen könnte aber<br />
in naher Zukunft eine Auferstehung feiern, da<br />
man dort derzeit an der Konstruktion eines<br />
Kunststoff-Elektroautos tüftelt.<br />
Die Karosserie<br />
Brüche oder Risse im Plastikkleid müssen von<br />
fachkundiger Hand repariert werden. Hierfür<br />
bietet sich der Bootsbauer an, denn er kennt<br />
sich mit den Eigenheiten des zu verarbeitenden<br />
Werkstoffes am besten aus. Ausbrüche, die häufig<br />
am Frontspoiler zu beobachten sind, kann er<br />
mit Reparaturmatten ausfüllen und entsprechend<br />
angleichen. Das Hauptproblem stellt allerdings<br />
die nachfolgende Lackierung dar, denn<br />
der Original-Metalliclack des Matra löst sich<br />
gerne auf. Mitunter reicht dafür schon der zerstörerische<br />
Einfluss eines Regengusses aus,<br />
denn dann beginnt sich der Klarlack von der<br />
Metallicschicht kräuselnd abzulösen.<br />
Der unter dem Plastikkleid ruhende Rahmen<br />
hingegen macht bis heute keinen Ärger. Das<br />
Chassis ist durch eine Vollverzinkung im Tauchbad<br />
gut geschützt und gammelt nur, wenn diese<br />
Zinkschicht, etwa durch einen Unfall, beschädigt<br />
wurde. Ist die schwarze Beschichtung des<br />
Scheibenrahmens defekt, kann es rund um die<br />
Frontscheibe zu Rostansätzen kommen. Deutlich<br />
mehr Probleme an der Matra-Karosserie<br />
machen alle beweglichen Teile: Die kraftlosen<br />
Fensterheber reißen aus den Befestigungspunkten<br />
in den GFK-Türen, die nicht selten nachträglich<br />
montierten Glashubdächer lecken und<br />
die von zwei häufig ermatteten Gasdruckdämpfern<br />
gehaltene Glasheckklappe fällt dem Interessenten<br />
nach dem Öffnen wieder auf den<br />
Kopf. Kleinigkeiten, die einem jedoch den Spaß<br />
Die etwas andere Patina nach über 30 Jahren:<br />
Der Lack des Murena hängt in der Regel in Fetzen.<br />
am Matra vermiesen können. Das trifft auch auf<br />
den Rest des Innenraums zu: Dort ist alles irgendwie<br />
schief und krumm. Dennoch kommt,<br />
speziell in der Luxusversion mit ihren heimeligen<br />
Veloursstoffen, Gemütlichkeit auf, vor allem<br />
wenn man den Mittelsitz als Ablage umgelegt<br />
hat und so genug Raum für die Kleinigkeiten des<br />
Lebens bleibt.<br />
Der Antrieb<br />
Zwei bieder konstruierte Vierzylinder sorgen im<br />
Matra für den Vortrieb, und so verwundert es<br />
nicht, dass sich die motorische Faszination in<br />
Grenzen hält. Die ruppigen Gesellen verfügen<br />
über simple Vergaseranlagen, die, eine korrekte<br />
Einstellung vorausgesetzt, problemlos ihren<br />
Dienst verrichten. Einen Zahnriemen gibt es<br />
nicht. Die Steuerkette verrichtet ihre Arbeit ohne<br />
Auffälligkeiten. Einzig die Lagerung der Kurbelwelle<br />
des 2,2 Liter sorgt für kostenintensive<br />
Überraschungen. Ein Lagerschaden ist allerdings<br />
eine gute Möglichkeit, den gebrauchten<br />
Motor gegen einen überholten mit zahlreichen<br />
konstruktiven Verbesserungen zu tauschen.<br />
Dann erledigen sich auch unangenehme Arbeiten<br />
wie der Ersatz des meist gerissenen Abgaskrümmers<br />
samt Stehbolzen fast wie von alleine.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014 119
Kaufberatung | Matra Murena<br />
Der 10-Punkte-Check<br />
Murenas Mängel sind zahlreich, aber leicht zu finden.<br />
MARKTWERTE<br />
Früher siechten gebrauchte Murena beim Peugeot-<br />
Händler vor sich hin, dann gingen sie für kleines Geld<br />
bei eBay weg, und heute kosten sie eine Stange Geld.<br />
Augen auf beim Matra-Kauf. Obwohl viele Exemplare bereits schon einmal restauriert<br />
worden sind, finden sich dennoch an fast jedem Mängel.<br />
3<br />
7<br />
1<br />
9<br />
8<br />
1. Frontschürze: Der Randstein kann die tiefliegenden<br />
Frontschürze leicht beschädigen.<br />
2. Frontscheibenrahmen: Im Alter tritt gerne Rost<br />
auf und ist nur schwer in den Griff zu bekommen.<br />
3. Glasdach: Oft wurden Glasdächer aus dem Zubehör<br />
eingebaut, die undicht sind.<br />
4. Wagenheberaufnahmen: Nur an ausgewiesenen<br />
Punkten und mit dem Originalwagenheber<br />
aufbocken!<br />
5. Fensterheber: Die Fensterheber brechen heraus<br />
und krabbeln an der Scheibe hoch.<br />
2<br />
4<br />
6<br />
5<br />
6. Lenkräder: Die original Einspeichenlenkräder<br />
sind oft spröde und reißen an den Kanten ein.<br />
7. Dachhimmel: Die Wolken hängen tief, denn der<br />
Stoff der Dachverkleidung löst sich im Alter.<br />
8. Lenkgetriebe: Die Zahnstange neigt zu übermäßigem<br />
Spiel. Austausch macht der Spezialist.<br />
9. Kraftstoffleitungen: Achtung, Brandgefahr! Die<br />
Leitungen sind alt, der Motorraum ist heiß. Alle<br />
Spritleitungen austauschen und ordentlich verlegen!<br />
10. Lackmängel: Der Lack löst sich nicht nur an<br />
der Karosserie, sondern auch an den Felgen.<br />
10<br />
Matra Murena<br />
Der Murena S ist die meistgesuchte und<br />
teuerste Variante.<br />
Modell: Matra Murena/Murena S<br />
Baujahr: 1981–83/1982–84<br />
Zustand (in Euro)<br />
1: 14.000/15.000 2: 9.000/9.600<br />
3: 5.900/6.300 4: 2.800/3.000 5: 800/900<br />
Läuft der neue Motor trotz aller Sorgfalt beim<br />
Zusammenbau nicht rund, kann es an dem<br />
komplexen Unterdrucksystem liegen: Denn von<br />
dem Vergaser wird über eine Bypassleitung der<br />
Unterdruck zur Versorgung des Scheinwerfer-<br />
Klapp-Mechanismus abgezweigt. Sind Leitung<br />
oder System undicht, zieht der Motor Falschluft<br />
und beginnt zu ruckeln.<br />
Ein Wort noch zur Kühlung des Aggregates:<br />
Das Kühlwasser muss weite Wege zurücklegen,<br />
denn der Motorkühler befindet sich im Bug. Eine<br />
penible Entlüftung sowie ausreichend Frostschutz<br />
sind daher besonders wichtig. Zudem<br />
benötigt der Matra auffallend lange, bis sein gesamter<br />
Wasserhaushalt erwärmt wird.<br />
1 2 3 4<br />
5 6 7<br />
8 9 10<br />
Kraftübertragung und Fahrwerk<br />
In Sachen Fahrwerk kann der Murena mit<br />
durchaus anspruchsvollen Lösungen punkten.<br />
An der Vorderachse arbeitet eine doppelte Dreieckslenkerkonstruktion<br />
mit Drehstabfedern,<br />
die, wenn alle Buchsen, Gelenke und Stoßdämpfer<br />
in Ordnung sind, keine Probleme bereitet.<br />
Anders die Hinterachse, wo die beiden<br />
Achsschwingen die einzigen Bauteile am gesamten<br />
Matra sind, die stark rostgefährdet sind.<br />
Ihr Austausch ist kostspielig, und von Schweißarbeiten<br />
raten Matra-Experten dringend ab, da<br />
sonst die Gefahr einer fehlerhaften Achsgeometrie<br />
besteht. Stoßdämpfer, Achsmanschetten<br />
und Bremsen sind normale Verschleißteile, die<br />
auf dem Einkaufszettel eines jeden Matra-Interessenten<br />
stehen sollten. Bisweilen sind auch<br />
die Bremssättel zu ersetzen, da entweder die<br />
Kolben durch lange Standzeiten festsitzen oder<br />
der komplexe Handbremsmechanismus an der<br />
Hinterachse nicht mehr funktioniert.<br />
Keine Gedanken muss man sich hinsichtlich<br />
der Getriebe machen. Der Murena war ausschließlich<br />
mit einem von Citroën beigesteuer-<br />
Fotos: Sven Jürisch, Lichterwahn<br />
120
Das lässt sich nicht<br />
mehr überschminken:<br />
Der Lack des Murena<br />
zeigt meist böse Auflösungserscheinungen.<br />
ten und leicht modifizierten Fünfgangschaltgetriebe<br />
zu haben. Das Aggregat ist unauffällig,<br />
doch der Murena-Fahrer muss mit den langen<br />
Schaltwegen ebenso leben wie mit der Knorpeligkeit<br />
der Schaltvorgänge. Die hydraulisch<br />
betätigte Kupplung schließt sich an diese Problemlosigkeit<br />
an, nur gelegentlich streiken die<br />
Nehmer- oder Geberzylinder, während verschlissene<br />
Beläge oder defekte Ausrücklager<br />
eher die Ausnahme sind.<br />
Die Kosten<br />
Bis vor wenigen Jahren standen die Matras als<br />
vergammelte Ruinen bei Peugeot-Händlern in<br />
der hintersten Ecke und verschwanden bei<br />
manch einer Hofsäuberungsaktion im Schredder<br />
des nächsten Schrotthändlers. Dann kam<br />
eBay, und die noch verbliebenen Exemplare<br />
wurden für kleines Geld verschachert. Doch<br />
heute sieht die Situation ganz anders aus: Wer<br />
Kupfer oder Gold? Die Originalfarbe der Felgen<br />
ist bei Experten bis heute umstritten.<br />
einen gut erhaltenen oder top restaurierten Murena<br />
möchte, muss tief in die Tasche greifen:<br />
Knapp 14.000 Euro kann ein Murena im Zustand<br />
1 kosten, der begehrte Murena S kostet<br />
gut einen Tausender mehr. Selber restaurieren<br />
kann sich da schon lohnen, wenn die Ausgangsbasis<br />
vollständig und in der Substanz gut ist.<br />
Dank eines findigen Händlers ist die Teileversorgung<br />
gut, und auch preislich bewegt sich alles<br />
im Rahmen. Hinzu kommt, dass selbst der<br />
Neueinsteiger in das Autohobby<br />
mit einem übersichtlichen<br />
Werkzeugkasten gut mit dem<br />
Matra zurechtkommt. Für die<br />
meisten Arbeiten braucht man<br />
weder Spezialwerkzeug noch einen Reparaturleitfaden.<br />
Teuer wird es eigentlich nur, wenn die<br />
Komplettlackierung ansteht. Denn der erste<br />
Lack ist bei den meisten Matras mittlerweile ab.<br />
Sven Jürisch<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Hersteller<br />
Matra, Romorantin, Frankreich<br />
Modell Murena 1,6 l Murena 2,2 l (S)<br />
Karosserie 2-türiges Coupé, selbst tragend<br />
Motor (Benziner) 4-Zyl.-Reihe, Viertakt, Wasserkühlung<br />
Hubraum (ccm) 1.592 2.155<br />
Leistung (PS) 90 115 (142 Murena S)<br />
Getriebe<br />
5-Gang, Mittelschaltung, voll synchronisiert<br />
Antrieb Mittelmotor, Heckantrieb Mittelmotor, Heckantrieb<br />
Fahrwerk vorn Doppelte Dreiechslenker, Drehstabfederung<br />
Fahrwerk hinten Einzelradaufhängung Schräglenker, Stabilisator, McPherson-Federbeine<br />
Radstand (mm) 2.435 2.435<br />
Spurweite v/h (mm) 1.410/1.506 (1.526 nur 2,2 l und Murena S)<br />
Reifen<br />
185/60/14 vorne, 195/60/15 hinten<br />
Bremsen v/h Scheiben, hydraulisch Scheiben, hydraulisch<br />
Beschleunigung 11,2 (90 PS), 9,6 (115 PS) 8 (S)<br />
0–100 km/h (Sek.)<br />
Vmax (km/h) 182, 200 (210) 182, 200 (210)<br />
L x B x H (mm) 4.070 x 1.725 x 1.220 4.070 x 1.725 x 1.220<br />
Leergewicht (kg) 1.000 1.050<br />
Verbrauch (l/100 km) 9–10 Liter<br />
9–10 Liter<br />
Bauzeit 1981–83 1982–84 (S)<br />
Stückzahl 5.640 4.560 (2,2 l), 480 (S)<br />
Neupreis (DM) 21.950 24.900 (2,2 l)<br />
Club/Museum http://www.matraclub.de/www.museematra.com<br />
Ersatzteile Simon Automobiltechnik, www.simon-auto.de<br />
Zwei<br />
biedere Vierzylinder<br />
treiben<br />
den Murena an –<br />
und versorgen die<br />
Insassen mit ordentlich<br />
Wärme und Dezibel.<br />
Praktisch: Auf den flauschigen Velourssitzen der Luxusausstattung<br />
knarzt der schwarze Lederanzug des Fahrers nicht.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014 121
Pinnwand | Reise in die Vergangenheit<br />
Aus den Fotoalben<br />
unserer Leser<br />
1964<br />
Ford<br />
Taunus<br />
Pack die „Badewanne“ ein! 17M<br />
Im Sommer 1964 machte die kleine Regina mit ihren Eltern<br />
einen Ausflug in den Harz. Das Besondere daran? Sie machten<br />
ihn mit ihrem ersten Auto, einem wunderschönen Ford Taunus 17M. Hier<br />
posiert die Neunjährige vor der Badewanne, im Hintergrund Reginas Mutter.<br />
Eingesandt von Regina Liebmann aus Lengede.<br />
1959<br />
BMW<br />
Isetta<br />
1989<br />
Wartburg<br />
353<br />
tourist<br />
Treuer Gefährte<br />
Der Wartburg 353 tourist kutschierte Familie Eckert<br />
jahrelang im Sommer nach Ungarn. Und zwar zuverlässig! 1989 posierte<br />
der kleine Eric im Pumuckl-Shirt vor dem heiß geliebten Wagen,<br />
den er heute übrigens selbst hegt und pflegt – ohne Pumuckl.<br />
Opas<br />
Knutschkugel<br />
Stephan Nießen aus<br />
Erkelenz schickt einen<br />
Schnappschuss seines<br />
Großvaters: Im<br />
Sommer 1959 fuhren<br />
seine Großeltern mit<br />
ihrer knuddeligen<br />
Isetta in die Eifel. Die<br />
alten ERK-Kennzeichen<br />
gibt es allerdings<br />
seit 1972 nicht<br />
mehr.<br />
122
1974<br />
Ford<br />
Escort<br />
1300 S<br />
1965<br />
BMW<br />
1800<br />
Vaters<br />
Stolz<br />
Als sich Clemens Wiegands<br />
Vater Karl-Peter<br />
1965 einen BMW<br />
1800 kaufte, grüßten<br />
sich die BMW-Fahrer<br />
noch mit Lichthupe.<br />
Auf kurviger Strecke jedoch<br />
roch es im Wagen<br />
derart nach Benzin,<br />
dass dem achtjährigen<br />
Clemens<br />
regelmäßig schlecht<br />
wurde.<br />
Bitte lächeln!<br />
Zu Fotozwecken steckte Vater di Nucci seinen<br />
Sohn Dino 1977 in den Kofferraum seines<br />
Fiat 131. Da der Sohnemann auf Wunsch<br />
1977<br />
Fiat<br />
131<br />
brav lächelte und den Arm lässig raushängen ließ, blieb der<br />
Kofferraumdeckel auch oben.<br />
Pistenräuber<br />
„Schon in den 70er-Jahren<br />
ging fast jede Rallye im hohen<br />
Norden über den Truppenübungsplatz<br />
Putlos an<br />
der Ostsee“, schreibt Hans-<br />
Günter Lindorf aus Dörverden.<br />
1974 räuberte er<br />
selbst mit einem Ford Escort<br />
1300 S durch die Weiten<br />
des Geländes.<br />
1966<br />
DKW<br />
F 12<br />
Frecher Dreierpack<br />
Hans, Bärbel und Regina Aillaud posierten<br />
im Sommer 1966 bei einem Sonntagsausflug<br />
vor Vatis DKW F 12, den er 1962 gekauft<br />
hatte. „Noch heute schlägt mein Herz<br />
höher, wenn ich einen DKW F 12 erspähe“,<br />
schwärmt Hans Aillaud aus Rauschenberg.<br />
Rekord-Sparer<br />
„Mit 16 Jahren habe ich angefangen zu sparen“, schreibt Klaus Böttner aus München. „Dank Ferienjobs<br />
und meiner Oma konnte ich mir 1962 mit 18 Jahren diesen gebrauchten Olympia Rekord, Baujahr<br />
1957, aus erster Hand mit 65.000 Kilometern für 2.100 Mark kaufen.“<br />
1962<br />
Opel<br />
Olympia<br />
Rekord<br />
Machen<br />
Sie mit!<br />
Hier zeigt die <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>-Redaktion die<br />
besten Einsen dungen für die Pinnwand.<br />
Haben Sie einen (historischen) Schnappschuss<br />
von Ihrem eigenen Old- oder<br />
Youngtimer? Dann senden Sie uns Ihre<br />
Motive an:<br />
Redaktion <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>,<br />
„Pinnwand“, Postfach 40 02 09,<br />
80702 München<br />
oder per E-Mail an:<br />
redaktion@autoclassic.de<br />
Auto Classic 1/2014 123
Traum-Klassiker | Aston Martin DBS<br />
Moderne Zeiten beim Traditionsautobauer<br />
Breitling<br />
Eine Prise Chevrolet Impala, eine Messerspitze Iso Grifo, ein<br />
Hauch Jensen Interceptor – optisch ist der Aston Martin DBS<br />
ein Leckerbissen der besten Designerzutaten der 60er-Jahre<br />
und – ungeplant – das letzte Modell mit dem legendären<br />
4-Liter-Sechszylinder.<br />
Mit Erscheinen des DB 6 im Jahre 1965<br />
setzte die einst vom italienischen<br />
Blechschneider Touring für den DB 4<br />
entworfene Linie unübersehbar Hüftspeck an.<br />
Die barocken Wölbungen und das kantige<br />
Kammheck mit seiner Abrisslippe wollten nicht<br />
mehr so recht zueinander passen. Aber auch<br />
der Rest erschien langsam altbacken. Der Nachfolger<br />
des DB 6 musste mit dem alten Erscheinungsbild<br />
der DB-Reihe brechen und sich dem<br />
aktuellen Zeitgeschmack anpassen, sollte er ein<br />
Erfolg werden. Eigentlich war William Towns<br />
als Designer für Fahrzeugsitze bei der Aston<br />
Martin Lagonda Limited in Newport Pagnell angestellt<br />
worden, doch seine übersprudelnde<br />
Kreativität machte auch vor der Außenhülle<br />
nicht halt. Er unterbreitete seinem Arbeitgeber<br />
den Vorschlag, eine viertürige Limousine für Lagonda<br />
zu entwerfen und von dieser ein Coupé<br />
mit verkürztem Radstand für Aston Martin abzuleiten.<br />
Die Geschäftsführung muss von den<br />
Entwürfen ziemlich beeindruckt gewesen sein,<br />
denn sie gab grünes Licht: Towns durfte das<br />
neue Aston Martin Coupé als vollwertigen Vier-<br />
124
sitzer gestalten. Die anfänglich spitz zulaufende<br />
Frontpartie aus Towns ursprünglichem Entwurf<br />
wurde fallen gelassen: Die Scheinwerfer konnten<br />
so nicht in der für US-Markt erforderlichen<br />
Höhe montiert werden. Anschließend wurde<br />
das endgültige, sehr klar wirkende Gesicht des<br />
DBS abgesegnet. Eigentlich wollte man lieber<br />
zwei leistungsstarke, statt vier kleinere und<br />
schwächere Scheinwerfer. Doch Doppelscheinwerfer<br />
waren Mitte der 60er total „in“, das gab<br />
den Ausschlag für den Leuchtenvierer.<br />
Zeit- und Kostendruck sorgten dafür, dass der<br />
DBS kein neues Chassis erhielt, sondern auf<br />
dem verlängerten und verbreiterten Plattformrahmen<br />
des DB6 aufbauen musste. Die vom DB<br />
6 übernommene Vorderradaufhängung wurde<br />
um einen Querstabilisator ergänzt, während die<br />
Starrachse immerhin gegen eine deutlich modernere<br />
und komfortablere De-Dion-Konstruktion<br />
ausgetauscht wurde. Als Antrieb war der<br />
neue V8 mit vier oben liegenden Nockenwellen<br />
vorgesehen, der aber trotz Jahre der Entwicklung<br />
noch immer nicht produktionsreif war. Aston<br />
Martin blieb daher keine andere Wahl, als<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014 125
Traum-Klassiker | Aston Martin DBS<br />
Dem Fastback-Coupé DBS fehlt das<br />
Charisma der Vorgänger, dafür ist das<br />
Design zeitlos und bietet mehr Platz.<br />
den Motorraum für die Aufnahme des alten<br />
Sechszylinders aus dem DB 6 vorzubereiten.<br />
Mit unglaublichem Engagement arbeitete das<br />
über 30 Mann starke DBS-Entwicklungsteam in<br />
den letzten Wochen vor der Premiere auf dem<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Pariser Autosalon 1967 am Show-Prototypen.<br />
Um Haaresbreite hätte das Debüt nicht stattgefunden,<br />
da der Transporter mit der wertvollen<br />
Fracht an Bord unterwegs verunglückte. Zur Erleichterung<br />
der Aston-Mannen blieb der DBS<br />
Hersteller<br />
Aston Martin Lagonda Ltd., England<br />
Typ DBS DBS Vantage<br />
Karosserie Coupé, Aluminium auf Stahlstruktur Coupé, Aluminium auf Stahlstruktur<br />
Motor 6-Zyl.-Reihe, dohc, 3 SU-Vergaser 6-Zyl.-Reihe, dohc, 3 x Weber DCOE 45<br />
Hubraum (ccm) 3.995 3.995<br />
Leistung (PS @ U/min) 280 @ 5.500 325 @ 5.750<br />
Getriebe 5-Gang manuell, 3-Gang-Automatik 5-Gang manuell, 3-Gang-Automatik<br />
Fahrwerk vorne Dreiecksquerlenker, Schraubenfedern, Teleskopdämpfer, Stabilisator<br />
Fahrwerk hinten DeDion-Achse, Schraubenfedern, Teleskopdämpfer<br />
Bremsen v/h Scheibe/Scheibe, mit Servo Scheibe/Scheibe, mit Servo<br />
Felgen/Reifen Speichenfelgen/205 VR 15 Speichenfelgen/205 VR 15<br />
Radstand (mm) 2.610 2.610<br />
Spur v/h (mm) 1.500/1.500 1.500/1.500<br />
Maße L x B x H (mm) 4.580 x 1.830 x 1.330 4.580 x 1.830 x 1.330<br />
Gewicht (kg) 1.588 1.588<br />
Vmax (km/h) Ca. 225 Ca. 230<br />
Bauzeit 1966–72 1967–72<br />
Stückzahlen Insgesamt 786, davon 296 Vantage<br />
Der legendäre Sechszylinder mit zwei oben liegenden Nockenwellen<br />
ist eine Augenweide für Motorenliebhaber.<br />
jedoch nahezu unbeschädigt und konnte nach<br />
einigen kosmetischen Retuschen auf die Bühne<br />
gelassen werden.<br />
Breit gebaut<br />
Als einige Wochen später in London der DBS<br />
vom Scheinwerferlicht der dortigen Motor<br />
Show 1967 angestrahlt und neben einem DB 6<br />
vor sich hin leuchtete, wurde offensichtlich, wie<br />
gewaltig der neue Aston geraten war. Am deutlichsten<br />
zeigte sich dies an seiner Breite von<br />
über 1,80 Meter, was in erster Linie auf die ursprünglich<br />
geplante Motorisierung mit dem<br />
breit bauenden V8 zurückzuführen war. William<br />
Towns verteidigte sich damit, dass der DBS ja<br />
auf der Plattform einer viertürigen Limousine<br />
basierte, bei der dieselbe Breite nicht weiter aufgefallen<br />
wäre. Eine Verringerung der Breite hätte<br />
den DBS zu hoch wirken lassen. Wie auch immer,<br />
nun saß zunächst einmal der etwas verloren<br />
wirkende Sechszylinder des DB 6 statt des<br />
geplanten V8 im großen Motorraum des DBS.<br />
Letztendlich fungierte der Doppelnockenwellensechser<br />
bis 1969 als Standardantrieb und<br />
von da an bis 1972 als preiswertere Alternative<br />
zum V8. Wie für den DB 6, bot Aston Martin<br />
Der Kofferraum unter dem schnittigen Coupéheck hat eine hohe Ladekante<br />
und ist aufgrund des senkrecht montierten Reseverrads recht klein.<br />
Fotos: Michael Schäfer, Ahnengalerie: Brian Snelson, Rex Gray, Redsimon, thesupermat, Herranderssvensson/CommonsMedia<br />
126
FILMSTAR DBS<br />
• George Lazenby fuhr 1969 als James Bond<br />
im Film „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“<br />
einen DBS. In der letzten Filmszene wird seine<br />
Frau, Tracy, auf dem Beifahrersitz erschossen.<br />
• Nachhaltige Prominenz erlangte der edle Brite<br />
als standesgemäßes Fortbewegungsmittel für<br />
den von Roger Moore gespielten Lord Brett<br />
Sinclair in der Kultserie „Die Zwei“.<br />
auch für den DBS eine leistungsgesteigerte Vantage-Variante<br />
an – das übliche Vantage-Emblem<br />
auf der Chromstrebe der Motorraumentlüftung<br />
wies auf die stärkere Motorisierung hin.<br />
Die Leistung wurde – wie beim DB 6 Vantage –<br />
weiterhin mit 325 PS angegeben. Und trotzdem:<br />
Der DBS war erstmals in der Geschichte der<br />
Marke langsamer als sein Vorgänger. Zu Beginn<br />
konnte man eine Servolenkung von ZF gegen<br />
Aufpreis ordern, die etwas später in die Grundausstattung<br />
übernommen wurde. Kunden konnten<br />
je nach Temperament ein manuelles ZF-5-<br />
Getriebe oder eine Dreigangautomatik von<br />
Borg-Warner ordern. Weil nicht nur die Presse,<br />
sondern auch einige Kunden das Abblendlicht<br />
der Lucas-Scheinwerfer als zu schwach empfanden,<br />
wurden von Aston Martin auch Zusatzscheinwerfer<br />
von Cibié angeboten, die mehr<br />
Licht ins Dunkel brachten.<br />
Modellpflege für die Seventies<br />
1970 wurde der DBS gründlich überarbeitet.<br />
Unter anderem wurde dabei die Zwangsentlüftung<br />
von der C-Säule unter die Heckscheibe<br />
verlegt, die Bleche unter der Front- und Heckpartie<br />
für weniger Auftrieb bei hohem Tempo<br />
modifiziert, die Mittelkonsole und der Instrumententräger<br />
(das edle Holzfurnier wurde gegen<br />
sportiven Schrumpflack getauscht) neu gestaltet<br />
und die Edelstahlabdeckung der Schweller<br />
tiefer heruntergezogen.<br />
Mit dem DBS begann Aston Martin einen Teil<br />
seiner bislang so speziellen Individualität einzubüßen.<br />
Wie er sahen nämliche auch viele andere<br />
„Fastback“-Coupés aus. Und dennoch: Der<br />
DBS war der letzte Sechszylinder der klassischen<br />
DB-Baureihe, was sich inzwischen auch<br />
auf seinen Preis niedergeschlagen hat. Ein<br />
<strong>Schnäppchen</strong> ist er längst nicht mehr.<br />
Michael Schäfer<br />
MARKTWERTE<br />
Gute DBS sind nicht<br />
günstig, aber immer noch<br />
geschenkt im Vergleich<br />
zum Vorgänger: Ein DB 6<br />
in Zustand 2 kostet<br />
100.000, ein Einser nicht<br />
unter 180.000 Euro!<br />
Eines ist sicher: Auch der DBS wird teurer<br />
werden, denn er ist noch seltener als seine<br />
charismatischen Vorgänger.<br />
Modell: DBS/DBS Vantage Baujahr: 1966–72<br />
Zustand/Marktwert (in Euro)<br />
1: 65.000–90.000 2: 44.200–61.200<br />
3: 29.900–41.400 4: 16.800–23.400 5: 9.000<br />
Quelle: EurotaxSchwacke/Interclassic<br />
Sportabzeichen: das Vantage-Enblem<br />
auf der Motorraum-Entlüftung.<br />
Doppelscheinwerfer waren<br />
in den 60ern nicht nur bei<br />
Aston Martin ein Symbol<br />
für Sportlichkeit.<br />
Augenweide:<br />
Holzarmaturenbrett<br />
mit klassischer<br />
Uhrensammlung.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014 127
Medien | Für Sie gelesen<br />
Jean-Patrick Baraillé<br />
u. a.: Renault 4 –<br />
Alle Modelle 1961–<br />
1994. 192 Seiten,<br />
468 Abb., Format<br />
22,5 x 27,5 x 2 cm,<br />
Hardcover, Schneider<br />
Media, 29,90 €,<br />
ISBN 978-3-7688-<br />
5807-6<br />
Biografie eines<br />
Enten-Konkurrenten<br />
Nach dem 2CV (s. <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />
1/13) hat sich das bewährte Autorenteam nun<br />
den R4 vorgenommen: Den Kern des Werks bildet<br />
eine chronologische Auflistung aller Modelländerungen<br />
in Wort und Bild, die Entwicklungsgeschichte<br />
ist hier aber ebenfalls ausführlich geschildert. Für<br />
deutsche Leser besonders erhellend sind Extrakapitel<br />
über Sondermodelle und Spezialkarosserien,<br />
wie z. B. die Sportcoupés von Sovam. Leider ist der<br />
Text ziemliches Augenpulver, wie auch sonst das<br />
Layout sehr zu wünschen übrig lässt – es scheint,<br />
als sei auch noch der letzte Millimeter Weißraum<br />
genutzt worden, um mehr unterzubringen, als ein<br />
Buch dieses Formats eigentlich fassen kann. (fes)<br />
Fazit: Inhaltlich sucht dieses Buch seinesglei -<br />
chen – ein echtes Standardwerk, das auch in<br />
Bibliotheken passt, die nicht allein dem Volks -<br />
wagen aus Billancourt verschrieben sind!<br />
4<br />
Jost Neßhöver (Hg.):<br />
Mercedes-Benz 190<br />
(W 201). 152 Seiten,<br />
140 Abb., Format<br />
24 x 29 x 1,7<br />
cm, Hardcover mit<br />
Schutzumschlag,<br />
Heel, 19,99 €,<br />
ISBN 978-3-86852-<br />
635-6<br />
Der Benz für alle<br />
Dass der Baby-Benz heute noch zum<br />
Straßenbild gehört, macht fast vergessen, wie<br />
schwierig seine Formfindung war. Über die ersten<br />
Entwürfe sagt etwa ein ehemaliger Designer: „Das<br />
waren alles nur ‚Mercedesle‘. Wir waren damals<br />
noch zu sehr in den überkommenen Formenrastern<br />
gefangen.“ Ebenso ausführlich wie der Designgeschichte<br />
widmen sich die Autoren den technischen<br />
Aspekten, listen Modelländerungen auf und liefern<br />
zwar kleinteilige, aber erfreulich komplette technische<br />
Datentabellen. Fast ein Drittel des Buches entfällt<br />
auf die Sechzehnventiler und EVO-Ausführungen.<br />
Leider gibt es nicht viel neues Bildmaterial zu<br />
sehen, und ein Quellenverzeichnis fehlt auch. (fes)<br />
Fazit: Die Autoren haben die Geschichte des<br />
W 201 in gut lesbare Form gebracht. Große<br />
Geheimnisse haben sie dabei aber nicht<br />
gelüftet – was durchaus zur Pragmatik des Wagens<br />
selbst passt.<br />
3<br />
Tony Adriaensens:<br />
SportErfolge. 640<br />
Seiten, 376 Abb.,<br />
Format 25 x 23,5 x<br />
5 cm, Hardcover mit<br />
Schuber, Corsa Research,<br />
komplett in<br />
Englisch, 207 €<br />
(inkl. Versandkosten).<br />
Weitere Infos<br />
und Bestellung<br />
unter: www.corsaresearch.com<br />
Als Porsche nicht<br />
immer gewann<br />
Eigentlich wollte der belgische Sportwagen-Historiker<br />
Tony Adriaensens aus seinen Porsche-<br />
Archivfotos nur ein kleines Büchlein über die Rennsportgeschichte<br />
der Marke machen. Doch herausgekommen<br />
ist (mal wieder) ein einzigartiges Opus<br />
Magnum, das die Jahre 1951 bis 1963 abdeckt.<br />
Nicht nur Schwarz-Weiß-Bilder gibt es zu sehen,<br />
sondern auch hervorragende Farbfotos (!) schon aus<br />
den frühen Jahren. Alle sind kommentiert: Nicht nur<br />
hinsichtlich der erkennbaren Fakten, sondern auch<br />
was Hintergründe des Rand- und Renngeschehens<br />
betrifft. Ausgefallene Gestaltung und hochwertige<br />
Verarbeitung des Buches selbst machen die Lektüre<br />
zu einem besonderen Vergnügen. (fes)<br />
Fazit: SportErfolge ist das Werk eines Kenners<br />
und Enthusiasten: Hier macht jedes Umblättern<br />
Freude. Also: kaufen oder verschenken,<br />
solange es dieses Schmuckstück noch gibt!<br />
5<br />
Thomas Fuchs: Bj.<br />
66, männlich,<br />
restaurierungsbedürftig.<br />
261 Seiten.<br />
Format: 12,5 x<br />
20 x 1,2 cm,<br />
Taschenbuch, Edition<br />
Gegenwind bei<br />
Amazon (Print-on-<br />
Demand), E-Book<br />
bei allen gängigen<br />
Anbietern, 8,95 €,<br />
ISBN 978-<br />
1482776409<br />
Eine Déesse als Lebensretter<br />
Ein Roman mit einem witzigen Titel,<br />
in dem ein Citroën DS Cabrio eine<br />
fast „psychologische“ Rolle spielt.<br />
Volkmar steckt in einer Lebenskrise:<br />
Job weg, Frau weg, Kohle weg. Mitschuld<br />
daran trägt sein Kifferproblem. Seine Stieftochter<br />
hält ihn für einen Idioten, und seine Geschäftsidee,<br />
schnell an viel zu kommen, ist absoluter<br />
Unfug – vor allem für den Leser. Doch wie kommt<br />
der Romanheld zum persönlichen Happy End? Über<br />
die Restaurierung eines DS Cabrios, das seit 20 Jahren<br />
auf seine Fertigstellung wartet. Und plötzlich<br />
schraubt Volkmar wie wild und restauriert parallel<br />
mithilfe der DS verflossene Freundschaften und so<br />
auch sein verkorkstes Leben. (gm)<br />
Fazit: Der Oldiefan verspricht sich von dem<br />
Cover mehr DS, als in dem Buch steckt. Ein<br />
paar Passagen wirken an den Haaren herbeigezogen.<br />
Leider kommt das Ende sehr abrupt.<br />
2<br />
Die einzelnen Gänge bedeuten: 5 = Perfekt. 4 = Absolut empfehlenswert. 3 = Ganz gut. 2 = Mäßig. 1 = Nicht empfehlenswert.<br />
Bella figura<br />
Neuerscheinung!<br />
Alfisti aufgepasst! Hier kommt das ultimative Kompendium zu<br />
über 100 Jahren Alfa-Geschichte. Umfassend und klar strukturiert.<br />
Autor Fred Heller liefert die vollständige Darstellung aller Modelle<br />
der Mailänder Avantgardemarke. Gegliedert ist das Nachschlagewerk<br />
in vier Teile: Personenwagen, Rennwagen, Prototypen und<br />
Karosseriebauer. Eine kompakte Zeitreise durch zehn Dekaden voller<br />
Leidenschaft und Faszination. Alle Modelle werden in Text und Bild<br />
und mit allen relevanten technischen Daten vorgestellt. Einfach einsteigen<br />
und schwärmen.<br />
Fred Heller: Alfa Romeo –<br />
Das Kompendium. 168 Seiten, ca.<br />
300 Abb., Format 22,3 x 26,5 cm,<br />
Hardcover mit Schutzumschlag,<br />
GeraMond Verlag, 29,99 Euro,<br />
ISBN 978-3-86245-725-0<br />
128
Nummer 47 | 1/14 | Januar/Februar | 9. Jahrgang<br />
Foto: Rudolf Stricker<br />
Post<br />
Zu <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/13<br />
Erste Maßnahmen gegen Gilb<br />
Mit Interesse habe ich diesen Bericht gelesen.<br />
Zwei Dinge verstehe ich jedoch<br />
nicht. Erstens: Wäre es nicht viel einfacher<br />
gewesen, den Scheinwerfer und die Stoßstange<br />
auszubauen, statt beide Teile mühsam abzukleben?<br />
Denn, obwohl die Teile abgeklebt<br />
sind, stören sie doch bei der Sanierung des<br />
korrodierten Bereiches. Zweitens: Sie beschreiben<br />
zwar ausführlich den Einsatz eines<br />
Rostschutzspachtels an der sichtbaren Außenseite,<br />
aber wie haben Sie eigentlich das<br />
unter dem Scheinwerfer eingesetzte Blechstück<br />
und die Schweißnaht von innen konserviert?<br />
Dr. Ing. Lutz-Stefan Henrich,<br />
per E-Mail<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>: Scheinwerfer und Stoßstangen<br />
bei der Barchetta auszubauen ist eine langwierige<br />
Aktion, da man an sehr viel unzugänglichen Stellen<br />
schrauben müsste. Da der Wagen während der<br />
Überarbeitung fahrbar bleiben soll, haben wir uns<br />
entschlossen, darauf zu verzichten und eventuell<br />
nötige kleine Nachbesserungen vor der Lackierung<br />
durchzuführen – hierfür müssen dann die Scheinwerfer<br />
ohnehin ausgebaut werden.<br />
Das Blechstück, das wir rechts unter dem Scheinwerfer<br />
eingesetzt haben, wurde abschließend von<br />
unten mit Rostschutz und dann mit einem Unterbodenschutz<br />
versiegelt. Man kommt auf der Hebebühne<br />
von unten recht gut an den entsprechenden<br />
Bereich des Kotflügels neben dem Scheinwerfereinsatz<br />
heran. Die Roststellen am linken Kotflügel waren<br />
nur oberflächlich, hier war keine Konservierung<br />
von unten nötig.<br />
Zu <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/13<br />
Noch mehr Stil ohne Grenzen<br />
Auf Seite 25 ist Ihnen ein Fehler unterlaufen.<br />
Dort stellen Sie als Ergänzung zu den<br />
Oberklasselimousinen den BMW der 7er-Reihe.<br />
Das von Ihnen abgebildete Foto zeigt jedoch<br />
den Vorgänger, den sogenannten Typ 3.<br />
Stefan Böske, per E-Mail<br />
Briefe an die Redaktion<br />
Redaktion <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>, Postfach 40 02 09, 80702 München<br />
Fax: (089) 13 06 99-700, E-Mail: briefe@autoclassic.de<br />
Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>: Vielen Dank für Ihren Hinweis,<br />
Sie haben natürlich recht: Auf Seite 25 ist das Bild<br />
des BMW E3 mit dem vorgesehenen Foto eines<br />
BMW E23 vertauscht worden. Anbei zeigen wir<br />
das richtige Foto.<br />
Zu <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 3/13<br />
Frühjahrsgewinnspiel<br />
Nachdem mich nun mein Gewinn aus dem<br />
Frühjahrsgewinnspiel erreicht hat und die lange<br />
Wartezeit ein Ende hat, möchte ich mich<br />
tausendmal bedanken und nochmals voller<br />
Freude zum Ausdruck bringen, dass dieser<br />
Werkstattwagen (komplett mit gutem<br />
WÜRTH-Werkzeug) mir ab sofort ein ständiger<br />
Helfer in meiner kleinen Hobbywerkstatt<br />
sein wird! Neben meinem 1986er-Passat gibt<br />
es noch zwei Ford Falcons von 1964, die regelmäßig<br />
etwas Zuwendung erfordern!<br />
Udo Friedrich, per E-Mail<br />
Zu <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/13<br />
Rückspiegel: Schlörwagen<br />
In den 80er-Jahren betreute ich die Verzeichnung<br />
der Archivalien in den verschiedenen<br />
Zentren der DLR, unter anderem auch in Göttingen.<br />
Daher erinnere ich mich an diverse<br />
Untersuchungsberichte und Fotos des Schlörwagens.<br />
Der niedrige cW-Wert hatte seinen<br />
Preis: Der Wagen war extrem seitenwindempfindlich.<br />
„Den hustete eine tuberkulöse<br />
Schnecke von der Straße“, wie ein älterer Diplom-Ingenieur<br />
mir damals sagte. Der Wagen<br />
musste auf gerader Strecke immer mit leicht<br />
eingeschlagenen Vorrädern gefahren werden<br />
– Fotos belegen auch den extremen Abrieb<br />
der Vorderräder. Der Wagen hat nach Aussagen<br />
eines früheren Mitarbeiters den Zweiten<br />
Weltkrieg überlebt und wurde Ende der 50er-<br />
Jahre verschrottet.<br />
Gebhard Aders, Altenberge, per E-Mail<br />
Internet: www.autoclassic.de<br />
Redaktionsanschrift<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong>, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />
Tel.: +49 (0) 89.13 06 99-720, Fax: +49 (0) 89.13 06 99-700<br />
E-Mail: redaktion@autoclassic.de<br />
Redaktion<br />
Jörn-M. Müller-Neuhaus (verantwortlicher Redakteur),<br />
Michael Krische (Redaktionsleitung), Alexandra Wurl<br />
Ständige Mitarbeiter<br />
Michael Grote, Sven Jürisch, Ulf Kaack, Götz Knoop, Kay<br />
MacKenneth, Dirk Maxeiner, Annelie Nau, Michael Schäfer,<br />
Halwart Schrader, Stefan Viktor, Frank Wündsch,<br />
Bodo Wistinghausen<br />
Grafische Konzeption<br />
Werner Bauer<br />
Layout<br />
Rico Kummerlöwe<br />
Leserservice<br />
Kundenservice, GeraMond-Programm<br />
Tel.: 0180 – 5.32 16 17 (14 ct/min)<br />
Fax: 0180 – 5.32 16 20 (14 ct/min)<br />
E-Mail: leserservice@autoclassic.de<br />
Gesamtanzeigenleitung: Helmut Kramer,<br />
Tel.: +49 (0) 89.13 06 99-270, Fax: +49 (0) 89. 13 06 99-100,<br />
E-Mail: helmut.kramer@verlagshaus.de<br />
Anzeigenleitung: Helmut Gassner,<br />
Tel.: +49 (0) 89.13 06 99-520, Fax: +49 (0) 89. 13 06 99-100,<br />
E-Mail: helmut.gassner@verlagshaus.de<br />
Medienberatung: MedienAgentur Peter Fabich<br />
Tel.: +49 (0) 6433.94 93 10, Fax: +Fax: +49 (0) 6433.70 837,<br />
E-Mail: peter.fabich@t-online.de<br />
Anzeigendisposition: Johanna Eppert<br />
Tel.: +49 (0) 89.13 06 99 130, Fax: +49 (0) 89.13 06 99 100,<br />
E-Mail: johanna.eppert@verlagshaus.de<br />
Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 9 vom 01.01.2014.<br />
www.verlagshaus-media.de<br />
Druckvorstufe: Cromika, Verona<br />
Druck<br />
Stürtz, Würzburg<br />
Verlag<br />
GeraMond Verlag GmbH<br />
Infanteriestr. 11a, 80797 München<br />
www.geramond.de<br />
Geschäftsführung<br />
Clemens Hahn, Carsten Leininger<br />
Herstellungsleitung Zeitschriften<br />
Sandra Kho<br />
Vertriebsleitung<br />
Dr. Regine Hahn<br />
Vertrieb/Auslieferung<br />
Bahnhofsbuchhandel, Zeitschriftenhandel:<br />
MZV, Unterschleißheim<br />
Im selben Verlag erscheinen außerdem:<br />
SCHIFFClassic<br />
Preise: Einzelheft EUR 4,20 (D), EUR 4,50 (A), sFr 7,60 (CH)<br />
(bei Einzelversand zzgl. Versandkosten); Jahresabopreis<br />
(6 Hefte): EUR 22,68 inkl. MwSt. und Versandkosten; für<br />
Mitglieder des DEUVET Bundesverband für Clubs klassischer<br />
Fahrzeuge e. V. gilt ein Verbandspreis von EUR 17,64 pro Jahr<br />
(6 Ausgaben). Bestellungen direkt an DEUVET.<br />
Ausland: EUR 22,68 inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten.<br />
ISSN: 1867-9838<br />
Erscheinen und Bezug: <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> erscheint sechsmal jährlich.<br />
Sie erhalten <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> in Deutschland, in<br />
Österreich und in der Schweiz im Bahnhofsbuchhandel, an<br />
gut sortierten Zeitschriftenkiosken sowie direkt beim Verlag.<br />
© 2014 by GeraMond Verlag. Die Zeitschrift und alle ihre<br />
enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />
geschützt. Durch Annahme eines Manuskripts erwirbt der<br />
Verlag das ausschließliche Recht zur Veröffentlichung. Für<br />
unverlangt eingesandte Fotos und Manuskripte wird keine<br />
Haftung übernommen.<br />
100%-Gesellschafterin der GeraMond Verlag GmbH ist die<br />
GeraNova Bruckmann Verlagshaus GmbH.<br />
Geschäftsführender Gesellschafter: Clemens Schüssler.<br />
Gerichtsstand ist München. Verantwortlich für den redaktionellen<br />
Inhalt: Jörn-M. Müller-Neuhaus; verantwortlich für Anzeigen:<br />
Helmut Kramer, beide Infanteriestraße 11a, 80797 München.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2014
<strong>Vorschau</strong><br />
Mercedes-Benz W 114, C 123, C 124<br />
Die schönsten Benz-Coupés aus drei Jahrzehnten<br />
Ein Coupé ist immer etwas Besonderes. Das<br />
weiß natürlich auch Mercedes-Benz und hat deshalb<br />
von fast jeder Limousinenbaureihe eine<br />
Coupéversion entwickelt. Die populärsten und<br />
vor allem immer noch bezahlbaren Modelle sind<br />
die Mittelklasse-Coupés der Baureihen 114, 123<br />
und 124. <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> vergleicht die Klassiker<br />
und klärt, welches Modell am wertvollsten,<br />
am fahraktivsten und am schönsten ist.<br />
Wer glaubt, kompakte Familientrans -<br />
porter seien eine Erfindung der Neuzeit,<br />
der irrt. Diese Ehre gebührt wohl dem<br />
von 1957–59 gebauten Isetta-Nachfolger<br />
BMW 600 und dem 1956 vorgestellten<br />
BMW 600 und<br />
Fiat 600 Multipla<br />
Die ersten<br />
Mini-Vans<br />
Sechssitzer Fiat 600 Multipla, der bis 1965<br />
gebaut wurde. Beide sollten preiswerte<br />
Mobilität für Familien ermöglichen. <strong>AUTO</strong><br />
<strong>CLASSIC</strong> vergleicht die beiden Trendsetter<br />
und nennt ihre Stärken und Schwächen.<br />
Porträt<br />
Ford Granada II, 1977–85<br />
Der Ford Granada gehörte bis Ende der 80er-Jahre zum deutschen<br />
Straßenbild, bis Rost und knauserige Siebthandbesitzer<br />
die bequemen und geräumigen Familienkutschen dahinrafften.<br />
Die wenigen Überlebenden sind heute begehrt<br />
bei Liebhabern wegen ihrer zeitlosen Eleganz.<br />
Fotos: Stefan Victor, Bodo Wistinghausen, Frederik Scherer, Volkswagen, Volvo, Mr. choppers/CommonsMedia<br />
Kaufberatungen<br />
Porsche 944, 1981–91<br />
Peugeot 604, 1975–86<br />
Lieber Leser,<br />
Sie haben Freunde,<br />
die sich ebenso für<br />
Oldtimer begeistern<br />
wie Sie? Dann empfehlen Sie uns<br />
doch weiter! Ich freue mich über<br />
jeden neuen Leser.<br />
Ihr Jörn-M. Müller-Neuhaus<br />
Verantwortlicher Redakteur<br />
Allmählich entwickelt sich der lange unterbewertete<br />
Vierzylinder-Porsche zum begehrten Klassiker. Kein<br />
Wunder, denn Fahrleistungen und Optik des Transaxle-Sportlers<br />
überzeugen noch heute. Wie es um die<br />
Qualität des Schwabensprinters steht, klärt <strong>AUTO</strong><br />
<strong>CLASSIC</strong> für Sie.<br />
Der erste Oberklasse-Peugeot seit Langem erschien<br />
1975 und brachte es in Frankreich bis zum Repräsentationsfahrzeug<br />
der Regierung. In Deutschland war<br />
der noble Franzose weniger erfolgreich und ist heute<br />
sehr selten. <strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> verrät die Stärken und<br />
Schwächen der eleganten und komfortablen Limousine.<br />
AUSSERDEM Rarität: Lombardi Grand Prix |<br />
Leserauto: Singer LeMans | Restaurierung: BMW<br />
Dixie | Museum: Sammlung Grundmann | Reisetipp:<br />
Mit dem Oldie ins Weserbergland | Workshop:<br />
Vergaser reinigen, aber richtig! | Know-how:<br />
Tempomat: Funktionsweise, Wartung, Reparatur |<br />
Fotoreport: Winterspiele mit dem VW Iltis<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> 2/2014<br />
erscheint am<br />
3.2.2014 …<br />
… oder schon zwei Tage<br />
früher im Abonnement mit<br />
bis zu 21 % Preisvorteil<br />
und Geschenkprämie.<br />
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Plus Geschenk<br />
Ihrer Wahl,<br />
beispielsweise<br />
das praktische und<br />
attraktive Cap.<br />
Vergleich<br />
VW Corrado<br />
vs. Volvo 480<br />
Der Corrado und der Volvo 480 boten in den<br />
80ern bezahlbaren Fahrspaß für Coupéfreunde.<br />
<strong>AUTO</strong> <strong>CLASSIC</strong> prüft, welcher der beiden Flitzer<br />
heute die Nase vorn hat. Selten sind sie mittlerweile<br />
beide!<br />
NICHT VERPASSEN: