Diabetes & Technologie Praktische Technologie (Vorschau)
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
3+4 | 2013<br />
15978<br />
www.diabetes-und-technologie.de<br />
Im App-Store<br />
<strong>Praktische</strong> <strong>Technologie</strong><br />
Methoden, Menschen,<br />
Marathon<br />
Forschung<br />
Institute, die Medizinprodukte<br />
untersuchen<br />
Pionier<br />
40 Jahre aktiv in der<br />
<strong>Diabetes</strong> technologie<br />
Insulinwirkung<br />
kennen<br />
Zum Heraustrennen:<br />
S. 21
Für jeden Insulinpatienten das passende<br />
CONTOUR ® NEXT<br />
Messsystem von Bayer<br />
Einfach. Sicher. Individuell.<br />
CONTOUR ® XT<br />
ist vertraut und sicher.<br />
CONTOUR ® NEXT<br />
erklärt sich selbst.<br />
CONTOUR ® NEXT USB<br />
bietet einfach mehr.<br />
Alle CONTOUR ® NEXT Messgeräte<br />
verwenden CONTOUR ® NEXT Sensoren.<br />
Fragen zu CONTOUR ® NEXT Messsystemen:<br />
Bayer <strong>Diabetes</strong> Service<br />
Telefon: 0800 / 72 61 880 (kostenfrei)<br />
www.diabetes.bayer.de
Editorial<br />
Dr. Katrin Kraatz<br />
Dr. Andreas Thomas<br />
Für alte Hasen und Frischlinge<br />
»»<br />
Diesmal haben wir uns dem Besonderen verschrieben:<br />
ein besonderes Erlebnis, eine besondere<br />
Methode, ein besonderer Mensch …<br />
Diesmal haben wir uns dem Besonderen verschrieben:<br />
ein besonderes Erlebnis, ein besonderes Hilfsmittel,<br />
eine besondere Untersuchungsmethode, ein<br />
besonderer Mensch. Und das nächste Besondere dabei:<br />
Alle diese Artikel haben natürlich mit <strong>Diabetes</strong>technologie<br />
zu tun. Lassen Sie sich einfach hineinziehen<br />
in die Texte, vielleicht inspirieren zu eigenen<br />
Ideen. Vielleicht schwelgen Sie als Langzeitdiabetiker<br />
aber auch in alten Erinnerungen – „Genau, so<br />
war das damals!“ geht Ihnen vielleicht beim Lesen<br />
durch den Kopf. Oder auch als neu in die Typ-1-<strong>Diabetes</strong>-Community<br />
Gekommener: „Gut, dass ich erst<br />
jetzt den Dia betes bekommen habe – heute ist vieles<br />
so viel einfacher und so viel möglich!“<br />
Daneben haben wir auch hinter Türen gesehen in<br />
Ulm und Neuss: Zwei Forschungsinstitute stellen sich<br />
vor und lassen Sie und uns teilhaben an ihren Tätigkeiten.<br />
Sie erklären uns, wer sie sind und wie Studien<br />
ablaufen, die durchgeführt werden, damit Medizinprodukte<br />
für Diabetiker sicher und zuverlässig funktionieren<br />
– garniert mit einem Erfahrungsbericht bei<br />
einer Studienteilnahme. Wer sich weiter informieren<br />
möchte, findet die Kontaktdaten der Institute in den<br />
beiden Artikeln.<br />
Und haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber<br />
gemacht, welche Fallen die moderne Computertechnik<br />
im Medizinbetrieb stellen kann? Theoretisch ist<br />
einem das bestimmt klar, aber es konkret zu lesen,<br />
lässt einen noch einmal intensiver darüber nachdenken,<br />
was man tut oder lieber lässt.<br />
Wir wünschen gute Lektüre und viele neue Erkenntnisse!<br />
Ihr/e<br />
Dr. med. Katrin Kraatz<br />
Chefredakteurin „<strong>Diabetes</strong> & <strong>Technologie</strong>“<br />
Dr. rer. nat. habil. Andreas Thomas<br />
Chefredakteur „<strong>Diabetes</strong> & <strong>Technologie</strong>“<br />
Dr. Guido Freckmann Dr. Dr. Wulf Quester Prof. Dr. Lutz Heinemann Oliver Ebert<br />
<strong>Diabetes</strong> & <strong>Technologie</strong> 3+4/2013<br />
www.diabetes-und-technologie.de<br />
3
Mit<br />
dem Heinrich-<br />
Sauer-Preis<br />
ausgezeichnet<br />
Das ABC der Insulinpumpentherapie (CSII)<br />
und der kontinuierlichen Glukosemessung (CGM)<br />
inklusive Pumpen Notfall-Pocket<br />
für unterwegs<br />
Ulrike Thurm und Bernhard Gehr<br />
CGM- und Insulinpumpenfibel<br />
2. Auflage 2013, 472 Seiten<br />
24,90 €, ISBN 978-3-87409-535-8<br />
Überall im Buchhandel<br />
oder gleich hier bestellen:<br />
per Telefon<br />
07 11/ 66 72-14 83<br />
per Internet<br />
www.kirchheim-shop.de<br />
80.0011<br />
per Post SVK-GmbH, VA Kirchheim-<br />
Verlag, Postfach 10 60 16, 70049 Stuttgart<br />
per Mail<br />
svk@svk.de<br />
Ihr <strong>Diabetes</strong>-Verlag
Impressum<br />
Inhalt<br />
Herausgeber und Verlag: Verlag Kirchheim + Co GmbH,<br />
Kaiserstraße 41, 55116 Mainz, Tel.: 0 61 31/ 9 60 70-0,<br />
Fax: 0 61 31/ 9 60 70-70, E-Mail: info@kirchheim-verlag.de,<br />
Internet: www.kirchheim-verlag.de<br />
Chefredaktion:<br />
Dr. Katrin Kraatz, Mainz (kk)<br />
Dr. Andreas Thomas, Pirna (at)<br />
Redaktion:<br />
Dr. Guido Freckmann, Ulm (gf)<br />
Dr. Dr. Wulf Quester, Bad Oeynhausen (wq)<br />
Prof. Dr. Lutz Heinemann, Düsseldorf (lh)<br />
Oliver Ebert, Stuttgart (oe)<br />
Die Interessenskonflikte der Redaktionsmitglieder<br />
können Sie einsehen im Internet (s. u.).<br />
Internet:<br />
www.diabetes-und-technologie.de<br />
Geschäftsführung: Stephan Kröck<br />
Anzeigenleitung: Björn Lindenau<br />
Anzeigendisposition: Margarete Hahn, Tel.: 0 61 31/ 9 60 70-91<br />
Layout: Sabine Roach<br />
Abonnenten-Service: InTime Media Services, Leserservice Kirchheim-Verlag,<br />
Steffi Krawiec, Postfach 13 63, 82034 Deisenhofen,<br />
Tel.: 0 89/8 58 53-8 01, Fax: 0 89/8 58 53-8 88<br />
Leser-Service: Steffie Wolf, Tel.: 0 61 31/ 9 60 70-62<br />
Buch-Service: Ursula Zehnter, Tel.: 0 61 31/ 9 60 70-28<br />
Erscheinungsweise: viermal jährlich<br />
Bestellung: über jede Buchhandlung oder über InTime Media<br />
Services, zum Abonnementspreis von jährlich 21,80 €<br />
(pro Heft 6,10 €). Die Kündigung des Abonnements ist jederzeit<br />
möglich.<br />
Druck: Hofmann Infocom GmbH, Emmericher Str. 10,<br />
90411 Nürnberg<br />
Alle Rechte bleiben dem Verlag nach Maßgabe der gesetzlichen<br />
Bestimmungen vorbehalten. Für unverlangt eingesandte<br />
Manu skripte übernehmen Verlag und Redaktion keine Haftung.<br />
Gezeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der<br />
Redaktion wieder. Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen<br />
Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Mit<br />
Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung<br />
ohne Einwilligung des Verlags strafbar.<br />
Der Anzeigenteil der Zeitschrift <strong>Diabetes</strong> & <strong>Technologie</strong> steht<br />
außerhalb der Verantwortung der Redaktion. Anzeigen und<br />
Fremdbeilagen stellen allein die Meinung der dort erkennbaren<br />
Auftraggeber dar.<br />
© Kirchheim-Verlag, Mainz<br />
Titelbild: fotolia<br />
ISSN 1868-5064<br />
5. Jahrgang<br />
ab S. 18<br />
Aktuelles<br />
Strengere Norm 6<br />
Neuer Draht erleichtert Herzdiagnostik 6<br />
HbA 1c<br />
messen – Diagnose stellen 6<br />
Neue Wege 6<br />
Maßstäbe setzen im Internet 7<br />
Gesundheitsdaten in der Cloud 7<br />
Daten zum Leben bringen 7<br />
Ein Tag speziell für Typ-1-Diabetiker 13<br />
Wissenschaft<br />
Wirksamere Therapie mit InsuPad 8<br />
Zuckerprodukte messen und analysieren 14<br />
In der Tradition der „Ulmer Zuckeruhr“ 18<br />
Vier Schritte bis zur fertigen Studie 24<br />
Mehr als Marathon mit Jubel und CGM 28<br />
Ein Pionier der <strong>Diabetes</strong>technologie 32<br />
Produkte<br />
Messen mit Multi-Puls 12<br />
Gehen mit 3D-Sensor 12<br />
Wissenswert<br />
Insulinwirkung kennen und nutzen 21<br />
Produkte weltweit<br />
Druck am Handgelenk 35<br />
Closed-Loop-System mit Nanopartikeln 36<br />
Gesundheit im Blick 36<br />
Sehr schnelles Insulin 36<br />
AGDT<br />
Rechtliche Anforderungen durch das Internet 37<br />
Medizinprodukte<br />
für die Therapie<br />
von Diabetikern<br />
müssen gut untersucht<br />
sein – damit<br />
sie sicher sind.<br />
Forschungsinstitute<br />
führen dafür<br />
Studien durch. Wir<br />
stellen zwei Institute<br />
vor.<br />
<strong>Diabetes</strong> & <strong>Technologie</strong> 3+4/2013<br />
www.diabetes-und-technologie.de<br />
5
Aktuelles<br />
Kurzmeldungen<br />
ISO 15197:2013<br />
Strengere Norm<br />
Seit dem 14. Mai 2013 definiert die<br />
neue ISO-Norm 15197:2013 strengere<br />
Qualitätsstandards bei der Systemgenauigkeit<br />
von Blutzuckermesssystemen.<br />
Danach dürfen Messwerte<br />
über 100 mg/dl (5,6 mmol/l) nur<br />
noch 15 % gegenüber der Labormethode<br />
abweichen. Wie das Unternehmen<br />
Bayer in einer Pressemitteilung<br />
schreibt, bedeutet die Veröffentlichung<br />
der ISO-Norm nicht, dass alle<br />
neu zugelassenen Blutzuckermessgeräte<br />
die strengeren Anforderungen<br />
für die Systemgenauigkeit erfüllen.<br />
Eine CE-Kennzeichnung stelle kein<br />
rechtliches Gütesiegel dar, sondern<br />
bescheinige lediglich die Verkehrsfähigkeit<br />
des Produkts, so Bayer. Erst<br />
nach Harmonisierung der ISO-Norm<br />
Neuer Draht erleichtert Herzdiagnostik<br />
Um Diagnose und Behandlung im Bereich koronarer und peripher-vaskulärer<br />
Erkrankungen zu verbessern, hat das Unternehmen Volcano Corporation, ein<br />
Entwickler und Hersteller von präzisionsgelenkten Behandlungsins trumenten,<br />
den Verrata-Druckführungsdraht und die iFR®-Modalität (Instant wave-Free<br />
Ratio) entwickelt. Die beiden für interventionelle Eingriffe konzipierten Instrumente<br />
sollen Ärzten dabei helfen, noch mehr Eingriffe durchzuführen und<br />
noch mehr Entscheidungen auf Grundlage der tatsächlichen Herzfunktion zu<br />
treffen. Das Design des neuen Verrata-Drahts ermöglicht laut Presseinformation,<br />
den Draht schnell und problemlos aus- und wieder einzustecken, ohne<br />
dabei den Arbeitsablauf zu unterbrechen.<br />
in eine DIN EN ISO-Norm, mit einer<br />
Übergangsfrist von drei Jahren, wird<br />
die neue DIN EN ISO-Norm verbindlich<br />
und damit Bestandteil der<br />
grundlegenden Anforderungen des<br />
Konformitätsbewertungsverfahrens<br />
zur CE-Kennzeichnung.<br />
Point-of-Care-Test zur <strong>Diabetes</strong>diagnose<br />
HbA 1c<br />
messen – Diagnose stellen<br />
Das Unternehmen Siemens Healthcare<br />
bietet einen Point-of-Care-Test<br />
an, der auch bei der Erstdiagnose<br />
von <strong>Diabetes</strong> eingesetzt werden<br />
darf: Der DCA-HbA 1c<br />
-Test, der eine<br />
CE-Kennzeichnung für die Erstdiagnose<br />
von <strong>Diabetes</strong> erhalten hat,<br />
liefert mit dem Siemens-Analysesystem<br />
DCA Vantage innerhalb<br />
von sechs Minuten ein zuverlässiges<br />
Ergebnis in Laborqualität,<br />
heißt es in der Pressemitteilung<br />
des Unternehmens. Der Arzt kann<br />
also zu hohe Werte direkt mit dem<br />
Patienten besprechen. Ein zweiter<br />
Arztbesuch zur Diagnosebesprechung<br />
entfällt, was nicht nur Kosten<br />
senkt, sondern auch einen wichtigen<br />
psychologischen Effekt haben kann,<br />
schreibt Siemens. Klinische Studien<br />
haben ergeben, dass die Face-toface-Tests<br />
in Kombination mit einem<br />
direkt anschließenden Gespräch<br />
das Therapieverhalten der Patienten<br />
deutlich verbessern. Bisher waren<br />
diese Tests nur für den Einsatz in der<br />
Therapiekontrolle von Diabetikern<br />
zugelassen.<br />
Innovationsfonds<br />
Neue Wege<br />
Um medizintechnische Innovationen<br />
schneller in der Patientenversorgung<br />
einzuführen, müssen<br />
neue Wege gegangen werden,<br />
schreibt der Bundesverband<br />
Medizintechnologie (BV Med) in<br />
einer Presseinformation. Dazu<br />
gehören die Einführung eines<br />
Innovationsfonds, intelligente<br />
Versorgungsverträge mit den<br />
Krankenkassen sowie Qualitätsmerkmale<br />
in der Erstattung von<br />
Leistungen. Das sagten Experten<br />
bei der BVMed-Konferenz „Umdenken:<br />
Neue Techniken – neue<br />
Erlöse im Krankenhaus“ im<br />
Frühjahr 2013. „Der Ansatz, aus<br />
dem ‚Gesundheitsfonds‘ einen<br />
‚Innovationsfonds‘ abzuspalten,<br />
erscheint mir als der richtige<br />
Weg“, sagte Dr. Tobias Schilling<br />
aus Hannover laut Presseinformation.<br />
Diskutiert wurde auch<br />
der Ansatz von Thom Rasche von<br />
Earlybird, für bestimmte Innovationen<br />
Privatzahler-Lösungen<br />
vorzusehen. Rasche meinte zudem:<br />
„Die Kassen müssen sich<br />
im Wettbewerb künftig auch<br />
darüber differenzieren, dass sie<br />
Innovationen gestalten und ihren<br />
Versicherten anbieten.“<br />
6<br />
www.diabetes-und-technologie.de <strong>Diabetes</strong> & <strong>Technologie</strong> 3+4/2013
Aktuelles<br />
Kurzmeldungen<br />
Neues Institut DITG<br />
Daten zum<br />
Leben bringen<br />
Relaunch des Internetangebots diabetes-forum.de<br />
Maßstäbe setzen im Internet<br />
Das 1996 gegründete diabetesforum<br />
war eins der ersten deutschprachigen<br />
Internetangebote zu<br />
<strong>Diabetes</strong>. Es zählt noch immer zu<br />
den am häufigsten besuchten Seiten<br />
rund um das Thema <strong>Diabetes</strong>,<br />
berichtet das Unternehmen mediaspects,<br />
das die Seite betreibt.<br />
Mit einem Relaunch will das diabetes-forum<br />
erneut Maßstäbe setzen:<br />
Unter www.diabetes-forum.de gibt<br />
es ein umfassendes Diskussionsforum<br />
mit fast 100 000 Beiträgen,<br />
außerdem eine laut Anbieter riesige<br />
Produktdatenbank mit weit über<br />
tausend verschiedenen Produkten.<br />
Ein Highlight ist laut mediaspects<br />
die Möglichkeit zum einfachen Produktvergleich:<br />
Wer die Unterschiede<br />
zwischen bestimmten Messgeräten<br />
sehen will, der kann mit<br />
wenigen Klicks eine übersichtliche<br />
Vergleichstabelle erstellen.<br />
Selbsthilfegruppen, Hersteller oder<br />
Händler können kostenfrei einen<br />
eigenen Seitenbereich einstellen<br />
und kostenlos ihre Termine oder<br />
Pressemitteilungen veröffentlichen.<br />
Außerdem gibt es z. B. Adressdatenbanken<br />
und ein <strong>Diabetes</strong>lexikon.<br />
Gesundheitsdaten in der Cloud<br />
Für Gesundheitsbewusste bietet das Unternehmen Beurer Diagnosewaagen<br />
und Blutdruckmessgeräte an, die die gemessenen Werte via Bluetooth®<br />
smart oder USB-Anschluss an die HealthManager App bzw. die Software<br />
HealthManager PC übertragen. Wie Beurer in einer Presseinformation weiter<br />
schreibt, können die Daten auch in der Cloudlösung HealthManager<br />
Web gespeichert und mit jedem internetfähigen System erreicht werden.<br />
Alle angebotenen Programme sind nach einem ähnlichen Schema aufgebaut<br />
und erstellen übersichtliche Langzeitdiagramme, informiert das<br />
Unternehmen.<br />
Zielrichtung des neuen Instituts<br />
DITG – Deutsches Institut für Telemedizin<br />
und Gesundheitsförderung<br />
ist „Bringing Data to Life for<br />
a Healthier World“. Wie das DITG<br />
in einer Presseinformation mitteilt,<br />
bündelt das DITG in Zusammenarbeit<br />
mit Telekommunikationsunternehmen,<br />
Versicherungsanbietern,<br />
Lifestyle-Portalen und Anbietern<br />
aus dem Krankenhausmanagement<br />
telemedizinische Dienstleistungen<br />
am Markt in einem hochspezialisierten<br />
Zentrum.<br />
„Wir haben das DITG mit dem Anspruch<br />
gegründet, Telemedizin als<br />
Bestandteil ganzheitlicher<br />
Therapieoptimierung zu etablieren<br />
und unterschiedliche Betreuungsansätze<br />
miteinander zu vernetzen.<br />
Zahlreiche Krankheitsbilder werden<br />
durch die heutigen Lebensstile gefördert.<br />
Daher wird die individuelle<br />
Veränderung von Lebensstilen eine<br />
zentrale Rolle in der Entlastung unseres<br />
Gesundheitssystems spielen.<br />
Für diese Herausforderung möchten<br />
wir nachhaltige Antworten geben“,<br />
sagt Bernd Altpeter, Geschäftsführer<br />
des DITG, laut Presseinformation.<br />
Die drei wichtigsten Säulen des<br />
DITG bilden die Telemedizin, die<br />
Innovation von Produkten sowie die<br />
Innovation von Dienstleistungen.<br />
In diesen drei Geschäftsfeldern entwickelt<br />
das DITG Ideen und führt<br />
diese bis zur Geschäftsreife.<br />
<strong>Diabetes</strong> & <strong>Technologie</strong> 3+4/2013<br />
www.diabetes-und-technologie.de<br />
7
Wissenschaft<br />
InsuPad<br />
Wirksamere Therapie<br />
mit InsuPad<br />
Insulin, das ins Unterhautfettgewebe gespritzt wird,<br />
braucht einige Zeit, bis es seinen Wirkort erreicht und<br />
dort seine Wirkung entfalten kann. Durch Erwärmen der<br />
Haut lässt sich das Anfluten des Insulins beschleunigen,<br />
so dass bessere Werte zum Beispiel nach Mahlzeiten<br />
erreichbar sind – zum Beispiel mit InsuPad.<br />
Autor:<br />
Prof. Dr. Andreas<br />
Pfützner<br />
Temperaturveränderungen<br />
verändern die Zirkulation<br />
der kleinen Hautgefäße<br />
(Mikrozirkulation) und können so<br />
die Aufnahme von subkutan verabreichten<br />
Medikamenten beschleunigen.<br />
Durch Laser-Doppler-Untersuchungen<br />
konnte gezeigt<br />
werden, dass ab 37 °C die<br />
Gefäßerweiterung zunimmt und<br />
bei ca. 42 °C ein Plateau erreicht<br />
wird [1]. Dieser zweiphasige Effekt<br />
beruht aller Wahrscheinlichkeit<br />
nach auf einer zuerst erfolgenden<br />
Aktivierung von Nervenfasern<br />
für das Temperaturempfinden und<br />
einer anschließenden lokalen Freisetzung<br />
von Stickoxid, um die erhöhte<br />
Mikrozirkulation aufrechtzuerhalten<br />
[2, 3]. Dieses Phänomen<br />
nutzt das InsuPad-Gerät.<br />
Durch standardisierte Erwärmungszyklen<br />
nach der Injektion<br />
flutet das Insulin schneller an und<br />
erreicht schneller seinen Wirkort.<br />
Fenster mit Wärmequelle<br />
Das InsuPad-Gerät besteht im<br />
Wesentlichen aus zwei Kompo-<br />
Aufbau des InsuPad<br />
InsuPad: Fensterrahmen mit<br />
Wärmeblock und Ladegerät<br />
Das InsuPad-Gerät besteht<br />
aus einem „Fensterrahmen“<br />
und einem Wärmeblock, der in<br />
den Rahmen eingeklinkt wird.<br />
Der Wärmeblock muss täglich<br />
aufgeladen werden. Das Insulin<br />
wird innerhalb des Fensterrahmens<br />
gespritzt, die Wärme sorgt<br />
für eine bessere Insulinwirkung.<br />
8 <strong>Diabetes</strong> & <strong>Technologie</strong> 3+4/2013
PASSGENAU!<br />
nenten: einem 8 mm flachen und<br />
2 × 4 cm großen Wärmeblock und<br />
einem zweiteiligen Plastikrahmen,<br />
der sich über ein Plastikscharnier<br />
wie ein Fenster öffnen und schließen<br />
lässt. Dieser „Fensterrahmen“<br />
wird morgens mit einem antiallergischen<br />
Pflaster auf der Haut befestigt,<br />
während der Wärmeblock<br />
in das Fenster eingeklinkt werden<br />
kann. Der Patient injiziert das Insulin<br />
innerhalb des Fensters, in<br />
dem bis zu 5 Injektionen mit ausreichendem<br />
Abstand – um Gewebeveränderungen<br />
wie Lipodystrophien<br />
zu vermeiden – appliziert<br />
werden können. Das Gerät erwärmt<br />
nach Schließen des Fensters<br />
die Injektionsstelle dreimal für<br />
jeweils 10 Minuten auf 39,5 °C, gefolgt<br />
von jeweils 10 Minuten Pause.<br />
Dieser Zyklus bewirkt eine stärkere<br />
und länger anhaltende Steigerung<br />
der Mikrozirkulation als eine konstante<br />
Erwärmung. Danach schaltet<br />
sich der Wärmeblock automatisch<br />
ab. Für die nächste Injektion<br />
wird das Fenster durch Druck auf<br />
einen speziellen Druckpunkt am<br />
Rahmen wieder geöffnet, Schließen<br />
des Fensters nach der Injektion<br />
führt wieder zur automatischen<br />
Kontakt<br />
Prof. Dr. Andreas<br />
Pfützner<br />
IKFE Services –<br />
Institut für klinische<br />
Forschung<br />
und Entwicklung,<br />
Mainz<br />
E-Mail: andreasp<br />
@ikfe.de<br />
»»<br />
Das Gerät erwärmt die Injektionsstelle<br />
dreimal für 10 Minuten mit<br />
jeweils 10 Minuten Pause.<br />
Gesundheits-Pass<br />
<strong>Diabetes</strong><br />
2,60 €, KI 43974<br />
(Staffelpreise ab 50 Expl.<br />
2,15 €, ab 100 Expl. 1,70 €,<br />
ab 200 Expl. 1,50 €)<br />
Kinder- und<br />
Jugendpass-<strong>Diabetes</strong><br />
2,60 €, KI 43975<br />
(Staffelpreise ab 50 Expl.<br />
2,30 €, ab 100 Expl. 1,90 €)<br />
Aktivierung des Erwärmungsvorgangs.<br />
Die Energiequelle kann das<br />
Gerät für einen Tag mit der notwendigen<br />
Wärme versorgen, danach<br />
muss sie wieder aufgeladen<br />
werden.<br />
Bessere Werte mit weniger<br />
Insulin<br />
22.0031<br />
Gesundheits-Pass<br />
<strong>Diabetes</strong><br />
(deutsch/türkisch)<br />
3,50 €, KI 43978<br />
(Staffelpreise ab 50 Expl.<br />
3,30 €, ab 100 Expl. 3,10 €)<br />
In Studien, in denen der Effekt<br />
kurzwirksamer Insulinanaloga<br />
auf die Blutzuckerwerte nach der<br />
Mahlzeit gemessen wurde, waren<br />
bei gleicher Insulindosis und ei-<br />
<strong>Diabetes</strong> & <strong>Technologie</strong> 3+4/2013<br />
▸<br />
Erhältlich über:<br />
per Telefon<br />
07 11/ 66 72-14 83<br />
per Mail<br />
svk@svk.de<br />
per Post<br />
SVK-GmbH, VA Kirchheim-Verlag,<br />
Postfach 10 60 16, 70049 Stuttgart<br />
per Internet<br />
www.kirchheim-shop.de
Wissenschaft<br />
InsuPad<br />
Auswirkung des<br />
InsuPad-Geräts<br />
bei gleicher Dosis<br />
Insulin aspart auf<br />
den Blutzuckerverlauf<br />
nach einer<br />
Mahlzeit anhand<br />
von 16 Diabetikern<br />
(1).<br />
Sehr zufrieden<br />
Fast alle Studienteilnehmer<br />
führten<br />
die Therapie<br />
mit InsuPad nach<br />
Studienende fort.<br />
Bessere Blutzuckerwerte nach dem Essen<br />
Blutzuckerwert (mg/dl)<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 50 100 150 200 250 300<br />
Zeit (min)<br />
Kontrolle InsuPad p < 0,05 zwischen den Gruppen (signifikanter Unterschied)<br />
nem gleichen Ausgangswert von<br />
ca. 120 mg/dl bzw. 6,7 mmol/l die<br />
Blutzuckerwerte nach dem Essen<br />
(postprandial) substantiell besser<br />
[4]. Bei Dosisreduktion um 20 %<br />
ließen sich mit InsuPad vergleichbare<br />
Ergebnisse erzielen. Bei den<br />
Mahlzeitenstudien konnte ebenfalls<br />
gezeigt werden, dass die postprandiale<br />
Gabe einer vergleichbaren<br />
Dosis Insulin aspart nach der<br />
Mahlzeit mit InsuPad immer noch<br />
zu einer besseren postprandialen<br />
Bluzuckerkontrolle führt als die<br />
Gabe der gleichen Dosis Insulin<br />
aspart direkt vor der Mahlzeit [5].<br />
Typ-1- und Typ-2-<strong>Diabetes</strong><br />
Primäres Ziel einer großen prospektiven<br />
Vergleichsstudie war die<br />
Frage, ob sich mit InsuPad bei gleicher<br />
Blutzuckereinstellung mehr<br />
als 10 % prandiales Insulin einsparen<br />
lassen als ohne Verwendung<br />
des InsuPad. In die Studie wurden<br />
145 Patienten mit Typ-1- und Typ-<br />
2-<strong>Diabetes</strong> eingeschlossen, die eine<br />
intensivierte Insulintherapie<br />
mit Insulin analoga durchführten<br />
und eine Tagesgesamtdosis von<br />
über 60 Einheiten benötigten. Bevor<br />
die Patienten per Zufall einer<br />
der beiden Behandlungsgruppen<br />
(InsuPad oder Kontrolle ohne InsuPad)<br />
zugeteilt werden konnten,<br />
musste die Insulintherapie<br />
optimiert werden. Sobald durch<br />
intensive Schulung, verbunden<br />
mit Titration der Insuline, stabile<br />
Nüchternblutzuckerwerte bzw.<br />
Werte vor Mittag- und Abendessen<br />
von jeweils unter 130 mg/dl bzw.<br />
7,2 mmol/l erreicht wurden, konnte<br />
der Patient in die aktive Behandlungsphase<br />
mit oder ohne InsuPad<br />
eingeschlossen werden. Ziel war,<br />
ein HbA 1c<br />
unter 6,5 % zu erreichen.<br />
Weniger Hypoglykämien<br />
Der HbA 1c<br />
-Zielwert wurde in den<br />
drei Behandlungsmonaten im Mittel<br />
in beiden Gruppen vergleichbar<br />
eingestellt (jeweils 6,3 ± 0,5 %).<br />
Während zum Erreichen des<br />
HbA 1c<br />
-Ziels in der Kontrollgruppe<br />
eine um 8 % signifikant höhere<br />
Insulindosis zur Mahlzeit benötigt<br />
wurde, konnten die Patienten mit<br />
InsuPad die gleiche Einstellung<br />
mit 20 % weniger prandialem Insulin<br />
erreichen. Die Basalinsulindosis<br />
blieb in beiden Gruppen im<br />
Wesentlichen unverändert, so dass<br />
die Tagesgesamtdosis ohne Insu-<br />
Pad zunahm und mit InsuPad im<br />
Gesamtvergleich signifikant um<br />
12 % abnahm. Patienten mit InsuPad<br />
hatten in den drei Monaten<br />
Beobachtungsdauer 46 % weniger<br />
Hypoglykämien (< 63 mg/<br />
dl bzw. 3,5 mmol/l) und auch ein<br />
Drittel weniger Hyperglyk ämien<br />
(> 250 mg/dl bzw. 13,9 mmol/l).<br />
Das Körpergewicht blieb in beiden<br />
Gruppen unverändert [6].<br />
Trotz des technischen Mehraufwands<br />
war die Therapiezufriedenheit<br />
hoch und fast alle Patienten<br />
führten die Therapie mit InsuPad<br />
nach Studienende fort. Es bleibt<br />
zu hoffen, dass diese Innovation<br />
im Bereich der <strong>Diabetes</strong>technologie<br />
in unserem Land nicht das gleiche<br />
Schicksal erleidet wie aktuelle<br />
pharmakologische Innovationen,<br />
die den deutschen Dia betologen in<br />
absehbarer Zeit nicht oder nur mit<br />
massiven Restriktionen zur Verfügung<br />
stehen werden. ◼<br />
(Das Literaturverzeichnis ist beim<br />
Verlag erhältlich.)<br />
Fazit<br />
Das InsuPad-Gerät lässt durch<br />
standardisierte Erwärmungszyklen<br />
nach der Injektion das Insulin<br />
schneller anfluten, so dass es<br />
schneller seinen Wirkort erreicht.<br />
Trotz Reduktion der Insulindosis<br />
zu einer Mahlzeit unter Verwendung<br />
des InsuPad ließ sich in Studien<br />
mit Typ-1- und Typ-2-Diabetikern<br />
zeigen, dass im Vergleich zu<br />
Kontrollgruppen ohne den Einsatz<br />
des InsuPad vergleichbare Blutzucker-<br />
und HbA 1c<br />
-Werte erreicht<br />
werden können. Die Zahl der<br />
Hypo- und der Hyperglykämien<br />
reduzierte sich mit dem InsuPad.<br />
Die Therapiezufriedenheit mit<br />
InsuPad war hoch, der Wunsch<br />
nach Weiterverwendung hoch.<br />
10<br />
www.diabetes-und-technologie.de <strong>Diabetes</strong> & <strong>Technologie</strong> 3+4/2013
50 feine Backrezepte<br />
mit den Zuckeralternativen<br />
Stevia und<br />
Erythritol: Damit<br />
sparen Sie Zucker-<br />
Kalorien, ohne dass<br />
der Geschmack<br />
leidet. Naschen ist<br />
also unbedingt<br />
erlaubt!<br />
Mit detaillierten Nährwertangaben<br />
für Diabetiker.<br />
Überall im Buchhandel oder gleich hier bestellen:<br />
per Telefon<br />
07 11/ 66 72-14 83<br />
Kirsten Metternich:<br />
Himmlisch Backen mit Stevia und Co<br />
1. Auflage 2013, 116 Seiten, Kirchheim-Verlag,<br />
17,90, ISBN 978-3-87409-548-8<br />
per Internet<br />
www.kirchheim-shop.de<br />
93.0001<br />
per Post SVK-GmbH, VA Kirchheim-<br />
Verlag, Postfach 10 60 16, 70049 Stuttgart<br />
per Mail<br />
svk@svk.de<br />
Ihr <strong>Diabetes</strong>-Verlag
Produkte<br />
Blutzuckermesssystem<br />
Messen mit Multi-Puls<br />
Contour® Next: Größe: 80 x 53 x 12,7 mm, Gewicht:<br />
45 g, Betriebstemperatur: 5 – 45 °C, Luftfeuchtigkeit:<br />
10 – 93 %, Stromversorgung: zwei<br />
3-Volt-Lithiumzellen (DL2032 oder CR2032),<br />
Blutmenge: 0,6 μl, Messzeit: 5 Sekunden, Messbereich:<br />
10 – 600 mg/dl bzw. 0,6 – 33,3 mmol/l<br />
Mit dem Blutzuckermesssystem Contour® Next hat das Unternehmen<br />
Bayer <strong>Diabetes</strong> Care ein weiteres Gerät auf den Markt gebracht,<br />
das mit den Contour®-Next-Sensoren arbeitet. Der Vorteil<br />
dieser Sensoren ist nach Unternehmensangaben das Multi-Puls-<br />
Prinzip, bei dem sieben aufeinanderfolgende Messimpulse einen<br />
präzisen Messwert ergeben. Einflüsse wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit<br />
oder Hämatokrit werden so laut Bayer minimiert.<br />
Das Messgerät selbst bietet eine Markierungsfunktion für die gemessenen<br />
Werte: Nüchtern, vor dem Essen und nach dem Essen,<br />
aber auch das Überspringen dieser Funktion ist möglich. Solange<br />
der Sensor nach der Messung im Gerät bleibt, ist das Hinzufügen<br />
von Notizen zum aktuellen Messwert möglich. Man kann sich<br />
auch erinnern lassen, dass wieder eine Messung erforderlich ist.<br />
800 Messergebnisse werden im Gerät gespeichert. Neben den Einzelwerten<br />
sind Mittelwerte und Zusammenfassungen über einen<br />
wählbaren Zeitraum von 7, 14, 30 und 90 Tagen abrufbar. Mit der<br />
Software Glucofacts® Deluxe von Bayer sind die Ergebnisse auch<br />
in Form von Graphiken und Tabellen im Computer darstellbar.<br />
Weitere Informationen zum neuen Blutzuckermesssystem gibt es<br />
unter www.diabetes.bayer.de > Produkte > Contour® Next.<br />
Schrittzähler<br />
Gehen mit 3D-Sensor<br />
Einen neuen Schrittzähler gibt es vom Unternehmen Promedia<br />
aus Heidelberg: den Pedometer 60. Um die tatsächlich gegangenen<br />
oder gelaufenen Schritte anzuzeigen und daraus Daten wie<br />
den Kalorienverbrauch und die gegangenen Kilometer berechnen<br />
zu können, benötigt der Schrittzähler Angaben wie Datum und<br />
Uhrzeit, Geschlecht, Alter und Körpergewicht des Anwenders. Außerdem<br />
ist natürlich die Angabe der Schrittlänge, mathematisch<br />
oder praktisch durch Messen ermittelt, erforderlich.<br />
Die getanen Schritte, die das Gerät mit einem 3D-Bewegungssensor<br />
feststellt, summiert der Schrittzähler auf, die tageweise<br />
gegangenen Schritte sind im Speicher abrufbar. Im Speicher lassen<br />
sich dann auch der Kalorienverbrauch und die zurückgelegten<br />
Kilometer ansehen. Die Daten von insgesamt 60 Tagen speichert<br />
der Schrittzähler. Alle Daten sind über einen eingebauten USB-<br />
Anschluss in einen Computer auslesbar und auszuwerten über<br />
die zugehörige Software des Anbieters. Die Software kann bis zu<br />
999 Schrittzähler mit Passwortschutz verwalten, sie erlaubt die<br />
Darstellung von Tages-, Wochen-, Monats- oder Jahreswerten mit<br />
Soll/Ist-Vergleich. Der Schrittzähler ist außerdem nutzbar als Uhr<br />
mit Alarm- und Stoppuhrfunktion. Weitere Informationen zum<br />
Schrittzähler und die Software gibt es unter www.mystep3d.de.<br />
Pedometer 60: Größe: ca. 86 × 31 ×12 mm;<br />
Gewicht: ca. 25 g; Material: ABS (Acrylnitril-<br />
Butadien-Styrol)-Kunststoff; Zubehör: zweite<br />
Batterie, Schraubendreher, zwei verschieden<br />
lange Trageschlaufen; Stromversorgung:<br />
3-Volt-Lithium-Batterie, Typ CR2032<br />
12<br />
www.diabetes-und-technologie.de <strong>Diabetes</strong> & <strong>Technologie</strong> 3+4/2013
Aktuelles<br />
Ein Tag speziell für<br />
Typ-1-Diabetiker<br />
T1Day<br />
Einen Tag speziell für Typ-1-Diabetiker<br />
bietet der T1Day am 26. Januar 2014<br />
in Berlin. Die <strong>Diabetes</strong>technologie steht<br />
hier im Mittelpunkt, über die Experten<br />
gemeinsam mit Diabetikern diskutieren<br />
wollen – um gezielte Weiterentwicklungen<br />
zu ermöglichen. Das umfangreiche<br />
Programm bietet zudem viele Informationen<br />
zum Thema.<br />
Autor:<br />
Dr. Katrin Kraatz<br />
Speziell für Typ-<br />
1-Diabetiker<br />
Typ-1-Diabetiker<br />
sind eingeladen,<br />
zum T1Day nach<br />
Berlin zu kommen<br />
– zum Lernen und<br />
Diskutieren.<br />
Der T1Day ist der Tag für<br />
alle Typ-1-Diabetiker<br />
und Startpunkt für eine<br />
„<strong>Diabetes</strong>technologie-Community“<br />
in Deutschland. Diese Veranstaltung<br />
folgt am 26. Januar<br />
2014 auf den Fachkongress Dia<br />
Tec 2014, der am 24. und 25. Januar<br />
2014 stattfindet.<br />
Vielseitiges Programm<br />
Das Programm bietet viele Themen<br />
zur Diskussion. Es beginnt mit der<br />
Frage: Warum ist eine Typ-1-Technology-Community<br />
wichtig? Referenten<br />
sind in dieser Sitzung z. B.<br />
Jonathan Teklu, der Gründer von<br />
Studi-VZ, und der Segler und Typ-<br />
1-Diabetiker Bastian Hauck. Eine<br />
große Gesprächsrunde wirft einen<br />
Blick über den Tellerrand: Wie organisieren<br />
sich Typ-1-Diabetiker<br />
in anderen Ländern und was können<br />
wir von ihnen lernen?<br />
Eine weitere Sitzung befasst sich<br />
mit der kontinuierlichen Glukosemessung<br />
(CGM): Welche Vortei<br />
le und welchen Nutzen bietet sie?<br />
Was bringt CGM beim Sporttreiben?<br />
Oder, erläutert durch einen<br />
Vertreter der Krankenversicherung<br />
Barmer GEK: Wie sieht die Kostenübernahme<br />
für CGM durch die<br />
Krankenkassen aus?<br />
In Workshops können sich die<br />
Teilnehmer des T1Day intensiv<br />
mit den angebotenen Themen<br />
befassen: CGM, Pumpentherapie,<br />
Boluskalkulatoren und Software.<br />
Zum Abschluss gibt der Verantwortliche<br />
des Tages, Professor<br />
Dr. Lutz Heinemann, noch<br />
einen Überblick über den<br />
aktuellen Stand der Entwicklung<br />
der künstlichen<br />
Bauchspeicheldrüse.<br />
Ohne Diabetiker<br />
keine Weiterentwicklung<br />
Beim Kongress DiaTec<br />
finden sich Fachleute<br />
aus allen Bereichen zusammen,<br />
um sich über<br />
die neuesten <strong>Diabetes</strong>technologien,<br />
die die<br />
T1Day<br />
Behandlung der Typ-1-Diabetiker<br />
unterstützen können, fortzubilden.<br />
Dabei aber gilt: Ohne die<br />
Erfahrungen und den Input der<br />
Betroffenen kann es keine gezielte<br />
Neu- und Weiterentwicklung geben.<br />
Deshalb gibt es beim T1Day<br />
viele Möglichkeiten und Gelegenheiten,<br />
mit Mitarbeitern der Industrie,<br />
mit Medizinern und <strong>Diabetes</strong>beraterinnen<br />
zu sprechen<br />
– um gemeinsam neue technologische<br />
Wege für die Zukunft zu finden.<br />
◾<br />
www.T1Day.de<br />
ZUKUNFT<br />
DIABETES<br />
TECHNOLOGIE<br />
MIT EUCH –<br />
FÜR EUCH!<br />
Der erste Tag von,<br />
mit und für Typ-1er<br />
26.01.2014, Berlin<br />
Wann? 26. Januar 2014, 9.00 – 16.30 Uhr<br />
Wo? Hotel Ramada am Alexanderplatz, Berlin-Alexanderplatz,<br />
Karl-Liebknecht-Straße 32, 10178 Berlin<br />
Für wen? Menschen mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong> in jedem Alter, Eltern und<br />
Familienangehörige von Kindern mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />
Eintrittspreis? 15 € (mit Flyer, verfügbar im Internet: 5 €)<br />
Programm und Anmeldung unter www.t1day.de<br />
<strong>Diabetes</strong> & <strong>Technologie</strong> 3+4/2013<br />
www.diabetes-und-technologie.de<br />
13
Wissenschaft<br />
Messung von AGEs<br />
Zuckerprodukte<br />
messen und analysieren<br />
Den Advanced Glycation Endproducts (AGEs) werden viele pathogenetische<br />
Rollen zugeschrieben, z. B. in der Entstehung von <strong>Diabetes</strong>folgeerkrankungen<br />
oder kardiovaskulären Komplikationen. Die chemische<br />
Vielfalt dieser Substanzen, aber auch die Vielfalt der Messmethoden<br />
erschweren die Entscheidung, was, wie und wo im Rahmen von Studien<br />
gemessen werden soll.<br />
Autoren:<br />
Dr. Alin Stirban,<br />
Dr. Thomas<br />
Gawlowski<br />
Während der Maillard-<br />
Reaktion entstehen<br />
durch nichtenzymatische<br />
Glykierung („Verzuckerung“)<br />
von Proteinen, Lipiden oder Nukleinsäuren<br />
Zwischenprodukte.<br />
Aus diesen Schiffschen Basen<br />
und Amadoriprodukten bilden<br />
sich durch irreversible Strukturänderungen<br />
chemisch stabile<br />
Advanced Glycation Endproducts<br />
(AGEs). Auch unter Einwirkung<br />
von z. B. oxidativem Stress<br />
können AGEs entstehen. Sie stellen<br />
also eine heterogene Substanz-<br />
»»<br />
AGEs werden vermehrt im Rahmen<br />
von erhöhten Blutzucker- und<br />
erhöhten Blutfettwerten gebildet.<br />
klasse dar. Einige der bekanntesten<br />
Amadoriprodukte und AGEs sind:<br />
N ε -Carboxymethyllysin (CML),<br />
N-Carboxyethyllysin (CEL), Pyrralin,<br />
Pentosidin, Imidazolon,<br />
ε-Fruktose-Lysin, Furosin sowie<br />
die hochreaktiven α-Dicarbonyle<br />
Methylglyoxal und Glyoxal. Die<br />
beiden Letzten sind besonders interessant,<br />
weil sie im Rahmen des<br />
Glukose- oder Fettabbaus entstehen<br />
können, mit Proteinen in Reaktion<br />
treten – und somit zum Entstehen<br />
von AGEs und Advanced<br />
Lypoxidation Endproducts (ALEs)<br />
führen.<br />
AGEs aus dem Körper und<br />
der Nahrung<br />
AGEs werden im Körper (endogene<br />
AGEs) vermehrt im Rahmen<br />
von erhöhten Blutzuckerund<br />
erhöhten Blutfettwerten gebildet,<br />
außerdem entstehen sie,<br />
wenn der oxidative Stress hoch ist.<br />
Nahrungs-AGEs (exogene AGEs)<br />
werden beim Erhitzen von Nahrungsmitteln<br />
erzeugt, erkennbar<br />
an der Bräunung der Nahrungsmittel.<br />
Diese exogenen AGEs werden<br />
teilweise vom Darm aufgenommen<br />
und gelangen so in die<br />
Blutbahn. Endogene und exogene<br />
AGEs werden zum Teil von Fresszellen<br />
im Blut (Makrophagen) abgebaut<br />
oder über die Niere ausgeschieden.<br />
Liegt eine Niereninsuffizienz,<br />
egal welcher Ursache,<br />
vor, kann es deshalb<br />
zu erhöhten AGE-<br />
Konzentrationen im<br />
Blut und in den Geweben<br />
kommen. Ein Teil<br />
der nicht verstoffwechselten<br />
AGEs wird in körpereigene<br />
Proteinstrukturen<br />
oder Enzyme eingebaut,<br />
die dadurch in ihrer<br />
Funktion beeinträchtigt werden<br />
können. Wenn sich AGEs<br />
an spezifische Rezeptoren des<br />
Körpers binden, können sie darüber<br />
hinaus in den Zellen oxidativen<br />
Stress oder Entzündungen<br />
auslösen. Dies erklärt, wie-<br />
Nahrungs-AGEs<br />
werden beim<br />
Erhitzen von<br />
Nahrungsmitteln, z. B.<br />
Toastbrot, erzeugt;<br />
erkennbar sind die AGEs<br />
an der zunehmenden Bräunung<br />
der Brotschreiben.<br />
14<br />
www.diabetes-und-technologie.de <strong>Diabetes</strong> & <strong>Technologie</strong> 3+4/2013
so AGEs in der Entstehung der<br />
Dia beteskomplikationen, aber<br />
auch beim Entstehen der Atherosklerose,<br />
bei entzündlichen Prozessen<br />
wie der rheumatoiden Arthritis<br />
oder bei der Alzheimer-Demenz<br />
eine Rolle spielen.<br />
AGE-Messung ist schwierig<br />
Die AGEs in vivo zu isolieren, ist<br />
schwierig, weil sie in Säurelösung<br />
instabil und die resultierenden<br />
Proteinhydrolysate sehr komplex<br />
sind. Aus diesem Grund wurden<br />
nur einige der wahrscheinlich<br />
hunderte AGEs isoliert und chemisch<br />
charakterisiert. Dies<br />
heißt, dass zurzeit nur die einigen<br />
uns bekannten AGEs<br />
messbar sind – die erste große<br />
Hürde der AGEs-Messung.<br />
Die zweite Hürde besteht<br />
in der Variabilität der<br />
AGEs-Akkumulation in verschiedenen<br />
Geweben, die dritte Hürde<br />
in der Wahl der Messmethode.<br />
Je nach Studienendpunkt werden<br />
unterschiedliche AGEs gemessen.<br />
Im Rahmen von Studien, die Effekte<br />
der Hyperglykämie oder deren<br />
Reduktion untersuchen, werden<br />
in der Regel AGEs gemessen, die<br />
eng mit dem Kohlenhydratstoffwechsel<br />
verbunden sind: z. B. Pentosidin<br />
und Pyrallin. Im Rahmen<br />
der Reaktion von Fetten mit Sauerstoff<br />
(Lipidperoxidation) kann<br />
z. B. Glyoxal oder Malondialdehyd<br />
(MDA) entstehen. Die daraus<br />
resultierenden ALEs wie MDA-Lysin<br />
oder Carboxyethyl-Pyrrol-Lysin<br />
können verwendet werden, um<br />
den Lipidstoffwechsel zu quantifizieren.<br />
CML und CEL sind Produkte,<br />
die sowohl dem Kohlenhydrat-<br />
als auch dem Fettstoffwechsel<br />
entspringen und sich deshalb<br />
Wissenschaft<br />
Messung von AGEs<br />
»»<br />
AGEs können im Blut oder als<br />
an zelluläre Strukturen gebundene<br />
Substanzen gemessen werden.<br />
z. B. für diätetische Interventionsstudien<br />
eignen.<br />
In Blut oder in Gewebe?<br />
Das zweite Problem ist: Wo soll<br />
gemessen werden? In Blut, Urin<br />
oder Gewebe? AGEs reichern<br />
sich in atherosklerotischen Läsionen<br />
an, aber auch in Läsionen,<br />
die im Verlauf von Erkrankungen<br />
wie der Alzheimer-Demenz, der<br />
rheumatoiden Arthritis, der diabetischen<br />
Retinopathie, Nephropathie<br />
oder Neuropathie auftreten.<br />
Sie können aber auch im Blut<br />
als zirkulierende AGEs oder als<br />
an zelluläre Strukturen gebundene<br />
Substanzen gemessen werden.<br />
▸<br />
Aminosäuren<br />
+<br />
Zucker<br />
[ox]<br />
Lipide<br />
[ox]<br />
So entstehen<br />
AGEs (modifiziert<br />
nach: Huebschman<br />
et al., <strong>Diabetes</strong><br />
Care 2006; 29:<br />
1420 – 1432).<br />
[ox]<br />
Schiffsche Basen<br />
Polyolweg<br />
Dicarbonylzwischenprodukte<br />
Amadoriprodukte<br />
exogene AGEs<br />
Foto: fotolia<br />
AGEs<br />
(ALEs)<br />
ox: Oxidation<br />
AGEs: Advanced Glycation Endproducts<br />
ALEs: Advanced Lipoxidation Endproducts<br />
<strong>Diabetes</strong> & <strong>Technologie</strong> 3+4/2013<br />
www.diabetes-und-technologie.de<br />
15
Wissenschaft<br />
Messung von AGEs<br />
Beim AGE-Reader<br />
legt die Probandin<br />
ihren Unterarm<br />
auf die „Armlehne“<br />
und das von<br />
dort aufgestrahlte<br />
Licht wird gemessen<br />
und analysiert.<br />
Eine der nichtinvasiven Messtechniken<br />
für die Autofluoreszenz der<br />
Haut verwendet der AGE-Reader.<br />
Der Proband legt seinen Unterarm<br />
auf eine spezielle Armlehne, die<br />
in der Mitte ein Fenster hat, durch<br />
das Licht auf ein ca. 4 cm 2 großes<br />
Hautareal aufgestrahlt wird.<br />
Das reflektierte Licht wird regis-<br />
Interessenkonflikt:<br />
Alin Stirban hat<br />
Beratungshonorare<br />
vom Unternehmen<br />
DiagnOptics,<br />
dem Hersteller<br />
des AGE-Readers,<br />
erhalten.<br />
Während die Messergebnisse von<br />
im Blut zirkulierenden AGEs größere<br />
Schwankungsbreiten aufweisen<br />
(z. B. nach Mahlzeiten), weisen die<br />
Messergebnisse bei gewebsgebundenen<br />
AGEs eine größere Stabilität<br />
auf. Insbesondere Gewebe mit einer<br />
nur langsam stattfindenden Erneuerung<br />
(z. B. Lederhaut, Gefäßwand,<br />
Augenlinse) weisen eine hohe<br />
AGE-Akkumulation auf, die über<br />
die Zeit auch stabil bleibt. Deshalb<br />
wird je nach Fragestellung die Messung<br />
zirkulierender oder gewebsgebundener<br />
AGEs bevorzugt.<br />
Verschiedene Messmethoden<br />
verfügbar<br />
Das dritte Problem bezieht sich<br />
auf die Methode, die zur Messung<br />
der AGEs angewendet werden soll.<br />
Zirkulierende oder gewebsgebundene<br />
AGEs können mittels ELISA<br />
(enzyme linked immunosorbent<br />
assay) gemessen werden. Dabei<br />
kommen monoklonale oder polyklonale<br />
Antikörper zur Anwendung,<br />
die Fluoreszenzspektroskopie,<br />
die auf Fluoreszenzspektren<br />
einiger AGEs basiert, oder die<br />
hochleistungsfähige Flüssigkeitschromatographie-Massenspektrometrie.<br />
Die Letztere scheint die genaueste<br />
Methode zu sein.<br />
Weitere auf der Massenspektrometrie<br />
basierende Methoden erlauben<br />
z. B. die Messung von CML<br />
oder CEL im Urin mittels Isotopenverdünnung<br />
und Gaschromatographie/Massenspektrometrie.<br />
Diese Methode ist sensitiv, reproduzierbar,<br />
genau, einfach und relativ<br />
kostengünstig. Für die quantitative<br />
Messung der Produkte der<br />
Proteinglykierung wurde die Flüssigkeitschromatographie<br />
mit dreifacher<br />
Quadrupol-Massenspektrometrie<br />
verwendet. Bei Patienten<br />
mit terminaler Niereninsuffizienz<br />
wurde die Messung von Glykierungsprodukten<br />
in Plasma, Urin<br />
(begrenzt aussagekräftig bei fortgeschrittener<br />
Niereninsuffizienz)<br />
und Dialysat mittels Flüssigkeitschromatographie<br />
und Tandem-<br />
Massenspektrometrie (LC-MS/<br />
MS) durchgeführt. Die „matrixassisted<br />
laser desorption ionization-mass<br />
spectrometry with timeto-flight<br />
detection“ (MALDI-TOF/<br />
MS) stellt eine neue, vielversprechende<br />
Methode zur Messung<br />
AGE-modifizierter Proteine dar.<br />
Goldstandard: Analyse von<br />
Hautbiopsien<br />
Gewebsgebundene AGEs werden<br />
häufig in der Haut gemessen, da<br />
dieses Gewebe am einfachsten zu<br />
erreichen ist. Den Goldstandard<br />
Fazit<br />
Die Messung der AGEs in vivo<br />
stellt eine Herausforderung wegen<br />
der Vielfalt der AGEs, der<br />
multiplen Messstellen, aber auch<br />
der unterschiedlichen verfügbaren<br />
Messmethoden dar. Die Messung<br />
der Autofluoreszenz der Haut ist<br />
eine einfache, kostengünstige,<br />
reproduzierbare und schnell<br />
durchführbare Untersuchungsmethode,<br />
nutzbar für Screening<br />
für die Messung von AGEs in der<br />
Haut stellt die biochemische Analyse<br />
von Hautbiopsien dar. Diese<br />
Methode ist jedoch invasiv, es bedarf<br />
einer aufwendigen Analyseapparatur<br />
in spezialisierten Zentren,<br />
die Messergebnisse sind erst<br />
nach Tagen oder Wochen verfügbar<br />
und die Messungen sind teuer.<br />
Deshalb wurden nichtinvasive<br />
Methoden entwickelt, die anhand<br />
der Messung der Autofluoreszenz<br />
der Haut, der Hornhaut des Auges<br />
oder der Linse die AGE-Konzentration<br />
im Gewebe messen; Geräte<br />
sind z. B. der AGE-Reader von<br />
Diagn Optics (Groningen, Niederlande),<br />
das SCOUT DS® von Vera-<br />
Light (Albuquerque, New Mexico,<br />
USA) und das Fluorotron von<br />
Ocumetrics (San Jose, Kalifornien,<br />
USA). Diese Methoden erlauben<br />
eine schnelle, reproduzierbare<br />
und relativ kostengünstige Messung<br />
der AGE-Ansammlung.<br />
Nichtinvasive Messung<br />
und Risikoabschätzung, allerdings<br />
ist sie semiquantitativ. Während<br />
die Messung der Autofluoreszenz<br />
der Haut und der ELISA für den<br />
Einsatz in klinischen Studien<br />
und dem medizinischen Alltag<br />
reserviert sind, stehen für die<br />
Wissenschaft Methoden wie die<br />
Fluoreszenzspektroskopie oder<br />
hochleistungsfähige Flüssigkeitschromatographie/Massenspektrometrie<br />
zur Verfügung.<br />
16<br />
www.diabetes-und-technologie.de <strong>Diabetes</strong> & <strong>Technologie</strong> 3+4/2013
»»<br />
Die Messung der Autofluoreszenz<br />
der Haut könnte zum <strong>Diabetes</strong>screening<br />
eingesetzt werden.<br />
triert, analysiert und der AGE-Gehalt<br />
anhand der Autofluoreszenz<br />
ermittelt. Das Licht hat maximale<br />
Intensität bei einer Wellenlänge<br />
von ca. 370 nm im Frequenzbereich<br />
von 300 bis 420 nm. Das<br />
Messen der Frequenzverteilung<br />
und der Strahlungsintensität des<br />
ausgestrahlten und des reflektierten<br />
Lichts erfolgt mit einem Detektor<br />
im Wellenlängenbereich<br />
von 300 bis 600 nm. Das Messergebnis<br />
wird in willkürlichen Einheiten<br />
(Arbitrary Units, AU) angegeben;<br />
dabei wird das Ergebnis als<br />
Quotient kalkuliert: Intensität des<br />
reflektierten Lichts/Intensität des<br />
Erregungslichts × 100.<br />
FÜR ALLE FÄLLE!<br />
Allergieausweis<br />
Allergene, Therapie und<br />
Allergische Erkrankungen<br />
2,30 €, KI 43980<br />
(Staffelpreise ab 50 Expl. 2,05 €,<br />
ab 100 Expl. 1,85 €,<br />
ab 200 Expl. 1,70 €)<br />
Internationaler<br />
Allergieausweis<br />
Der Allergieausweis<br />
auf Deutsch, Englisch,<br />
Französisch und Spanisch<br />
Risikoabschätzung und<br />
Screening<br />
Die Autofluoreszenz der Haut erlaubt<br />
eine semiquantitative Messung<br />
einiger fluoreszierender<br />
AGEs. Darüber hinaus werden<br />
z. B. reduziertes Nicotinamidadenindinukleotid<br />
(NADH), Flavinadenindinukleotid<br />
(FAD) und<br />
Porphyrine sowie Substanzen,<br />
die nicht durch Glykierung entstehen,<br />
erfasst. Die Messung der<br />
Autofluoreszenz der Haut wurde<br />
in einer Reihe von Studien untersucht<br />
und könnte sowohl zum<br />
<strong>Diabetes</strong>screening als auch zum<br />
Abschätzen des Risikos für mikro-<br />
und makroangiopathische<br />
sowie neuropathische Komplikationen<br />
bei Typ-1- und Typ-2-Diabetikern<br />
und für kardiovaskuläre<br />
Komplikationen bei Nichtdiabetikern<br />
eingesetzt werden. Leitlinienempfehlungen<br />
zur Messung der<br />
Autofluo reszenz der Haut gibt es<br />
jedoch noch nicht, weitere Studien<br />
werden noch durchgeführt. ◼<br />
<strong>Diabetes</strong> & <strong>Technologie</strong> 3+4/2013<br />
Kontakt<br />
Dr. Alin Stirban<br />
Profil Institut<br />
für Stoffwechselforschung,<br />
Hellersbergstr. 9,<br />
41460 Neuss<br />
E-Mail: alin.<br />
stirban@profil.<br />
com<br />
23_0001<br />
Erhältlich über Kirchheim-Verlag:<br />
per Telefon<br />
07 11/ 66 72-14 83<br />
per Mail<br />
3,50 €, KI 43979<br />
(Staffelpreise ab 50 Expl. 3,15 €,<br />
ab 100 Expl. 2,80 €,<br />
ab 200 Expl. 2,60 €)<br />
Internationaler<br />
Notfallausweis<br />
Allergien, Unverträglichkeiten,<br />
chronische Erkrankungen,<br />
Implantate, Transplantate,<br />
Medikation auf<br />
Deutsch, Englisch, Französisch<br />
und Spanisch<br />
3,50 €, KI 43981<br />
(Staffelpreise ab 50 Expl. 3,15 €,<br />
ab 100 Expl. 2,80 €,<br />
ab 200 Expl. 2,60 €)<br />
per Post<br />
SVK-GmbH, VA Kirchheim-Verlag,<br />
Postfach 10 60 16, 70049 Stuttgart<br />
per Internet<br />
svk@svk.de<br />
www.kirchheim-shop.de<br />
www.diabetes-und-technologie.de<br />
17
Wissenschaft<br />
IDT Ulm<br />
In der Tradition<br />
der „Ulmer Zuckeruhr“<br />
Seit 1986 gibt es das Institut für <strong>Diabetes</strong>-<strong>Technologie</strong><br />
in Ulm – gegründet vom<br />
Vater der „Ulmer Zuckeruhr“. Seitdem<br />
hat sich viel getan in der <strong>Diabetes</strong>-<strong>Technologie</strong>,<br />
viele Hilfsmittel sind hinzugekommen.<br />
Studien, die die Sicherheit und<br />
den Nutzen der eingesetzten Hilfsmittel<br />
belegen, werden immer wichtiger. Genau<br />
diese Studien führt das IDT in Ulm durch.<br />
Autoren:<br />
Dr. Guido Freckmann,<br />
Dr. Katrin<br />
Kraatz<br />
Der Bereich <strong>Diabetes</strong>-<strong>Technologie</strong><br />
steht im Mittelpunkt<br />
des Interesses<br />
beim Institut für <strong>Diabetes</strong>-<strong>Technologie</strong><br />
(IDT) in Ulm. Hier werden<br />
vorwiegend klinische Studien<br />
z. B. mit Gewebeglukosesensoren,<br />
Insulinpumpen und Blutzuckermessgeräten<br />
durchgeführt. Etwa<br />
20 Mitarbeiter sind an den Studien<br />
beteiligt.<br />
Ziel: tragbare<br />
Bauchspeicheldrüse<br />
Gegründet wurde das Institut im<br />
Jahr 1986 von Professor Dr. med.<br />
Dres. h. c. Ernst Friedrich Pfeiffer.<br />
Sein Ziel war, eine tragbare künstliche<br />
Bauchspeicheldrüse zu entwickeln<br />
– damit die Therapie des<br />
Dia betes automatisch geregelt<br />
wird und schwere Folgeschäden<br />
verhindert werden können. Schon<br />
in den 1970er Jahren war der <strong>Diabetes</strong>pionier<br />
maßgeblich an der<br />
Entwicklung einer künstlichen<br />
Bauchspeicheldrüse beteiligt; bekannt<br />
ist das System als Biostator.<br />
Dieses Gerät misst kontinuierlich<br />
die venöse Blutglukose und kann<br />
Insulin und Glukose in eine Vene<br />
abgeben. Noch heute hat das System<br />
seinen Stellenwert in Studienzentren.<br />
Für Studien mit<br />
Blutzuckermessgeräten<br />
und Blutzuckerteststreifen<br />
sind<br />
viele Probenröhrchen<br />
nötig.<br />
„Ulmer Zuckeruhr“<br />
Bekannt in Fachkreisen, auch international,<br />
wurde das IDT, als es<br />
ein System zur kontinuierlichen<br />
subkutanen Zuckermessung entwickelte:<br />
die „Ulmer Zuckeruhr“.<br />
Auch wenn ab Ende der 1990er<br />
Jahre Prototypen des Systems zur<br />
Verfügung standen, zuerst einmal<br />
für Studien, kam es nicht zur<br />
Marktreife: Das auf dem Prinzip<br />
der Mikrodialyse basierende System<br />
war für den Alltagseinsatz am<br />
Patienten zu aufwendig.<br />
Breites Themenspektrum<br />
Mit der Neueinführung des Medizinproduktegesetzes<br />
Ende der<br />
1990er Jahre wurden dementsprechende<br />
Studien zunehmend<br />
bedeutsam. Das Themenspektrum<br />
ist vielfältig: Zu den zu untersuchenden<br />
Medizinprodukten<br />
gehören z. B. Stechhilfen, Insulinpens,<br />
Insulinpumpen, Boluskalkulatoren,<br />
Algorithmen für Closed-<br />
Loop-Systeme und Systeme zur<br />
kontinuierlichen Glukosemessung<br />
(CGM). Aber auch Studien zu Blutzuckermessgeräten<br />
aus der Gruppe<br />
In-vitro-Diagnostika werden im<br />
IDT durchgeführt. Dabei geht es<br />
nicht nur um Studien im Bereich<br />
Diabetologie vor der Zulassung eines<br />
sich noch in der Entwicklung<br />
befindenden Produkts, sondern<br />
es werden auch bereits zugelassene<br />
Medizinprodukte und In-vitro-<br />
Dia gnostika untersucht. Hierbei<br />
18<br />
<strong>Diabetes</strong> & <strong>Technologie</strong> 3+4/2013
Wissenschaft<br />
IDT Ulm<br />
geht es um die Leistungsfähigkeit<br />
und die Sicherheit der Systeme.<br />
Blutzuckermesssysteme<br />
im Test<br />
»»<br />
Besonders intensiv<br />
untersucht das IDT Blutzuckermessgeräte<br />
und<br />
Blutzuckerteststreifen.<br />
Besonders intensiv untersucht das<br />
IDT Blutzuckermessgeräte und<br />
Blutzuckerteststreifen nach den<br />
Vorgaben der Norm „ISO 15197 –<br />
Testsysteme für die In-vitro-Diagnostik<br />
– Anforderungen an Blutzuckermesssysteme<br />
zur Eigenanwendung<br />
beim <strong>Diabetes</strong> mellitus“.<br />
Eine Aktualisierung hat die Norm<br />
in diesem Jahr erfahren: Sie wurde<br />
strenger. Mindestens 95 % der mit<br />
dem jeweiligen Blutzuckermesssystem<br />
bei 100 Probanden gemessenen<br />
Blutzuckerkonzen trationen<br />
dürfen folgende maximale Abweichung<br />
von den Ergebnissen der<br />
entsprechenden Referenzmethode<br />
aufweisen: bei Glukosekonzentrationen<br />
< 100 mg/dl maximal<br />
± 15 mg/dl und bei Glukosekonzentrationen<br />
> 100 mg/dl maximal<br />
± 15 %. Außerdem sollen drei<br />
Teststreifenchargen eines Blutzuckermesssystems<br />
untersucht werden,<br />
um Unterschiede zwischen<br />
den einzelnen Chargen zu entdecken.<br />
Blutzuckermesssysteme, die<br />
bereits auf dem Markt sind, sollten<br />
die Vorgaben der Norm erfüllen.<br />
Deshalb untersucht das IDT auch<br />
solche Messsysteme hinsichtlich<br />
Präzision, Einflüssen von Interferenzen<br />
und Handhabung sowie<br />
Genauigkeit in den Händen der<br />
Anwender.<br />
CGM schon lange Thema<br />
Das Thema kontinuierliche Glukosemessung,<br />
das seit einigen Jahren<br />
<strong>Diabetes</strong> & <strong>Technologie</strong> 3+4/2013<br />
Studien in familiärer Atmosphäre<br />
8 Uhr 53 ist es, als ich das Institut für <strong>Diabetes</strong>-<strong>Technologie</strong> im Science<br />
Park I in Ulm betrete – mit einem Koffer, um hier vier Tage zu<br />
verbringen. Der Grund: Ich habe mich bereit erklärt, an einer Hilfsmittelstudie<br />
teilzunehmen. Ich habe gerade den langen Flur des<br />
Instituts betreten, als mich bereits eine der Studienkoordinatorinnen<br />
entdeckt. „Sie können gleich ins ‚blaue Zimmer‘ gehen“, ruft<br />
sie mir zu; dort werde ich über die Studientage residieren. Obwohl<br />
die Krankenhausatmosphäre nicht komplett zu umgehen ist, strahlt<br />
das Zimmer Gemütlichkeit aus: Ein Sessel steht darin, Blumen stehen<br />
auf dem Tisch und dem Fensterbrett.<br />
Gute Stimmung, ausführliche Schulung<br />
Ich packe schnell das Wichtigste aus, dann geht es auch schon<br />
los. Inzwischen sind auch die anderen Typ-1-Diabetiker, die an der<br />
Studie teilnehmen, eingetroffen. Gleich herrscht gute Stimmung, irgendwie<br />
passt alles zusammen – fast familiär ist es hier. Da es um<br />
ein neues Hilfsmittel geht, werden wir als Erstes intensiv in dessen<br />
Handhabung geschult, auch die Auftraggeber, also die Hersteller<br />
des Systems, schulen uns mit. So können wir unsere Fragen direkt<br />
an die „Quelle“ stellen.<br />
Geräteeinsatz<br />
Am Nachmittag setzen wir das Gerät erstmalig ein, jetzt wird es<br />
ernst – und spannend. Denn wie bei allem, was man zum ersten<br />
Mal in der Hand hat, tauchen trotz Schulung Fragen auf und Unerwartetes.<br />
Aber alles meistern wir gemeinsam, mit hervorragender<br />
Unterstützung durch das IDT-Personal.<br />
Intensiver Erfahrungsaustausch<br />
Wir fünf Typ-1-Diabetiker nutzen die Zeit aber auch zu etwas anderem:<br />
zum intensiven – und hilfreichen – Erfahrungsaustausch. An<br />
den Abenden wird es meist recht spät, weil es so viele spannende<br />
Themen gibt.<br />
Viel gelernt, herzlich verabschiedet<br />
Am vierten Tag sind wir alle um viele Erkenntnisse und Erfahrungen<br />
reicher. Die Gruppe ist richtig zusammengewachsen. Nach und<br />
nach ziehen wir alle los Richtung Heimat, auch herzlich verabschiedet<br />
von den IDTlern. Zur Nachuntersuchung sehen wir uns aber<br />
in Kürze wieder, es ist also nur ein Abschied auf Zeit. Wir Studienteilnehmer<br />
sehen uns vielleicht auch einmal wieder – sicher aber<br />
werden wir telefonisch und per E-Mail in Kontakt bleiben. KK<br />
www.diabetes-und-technologie.de<br />
Kontakt<br />
Dr. Guido<br />
Freckmann<br />
Institut für<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Technologie</strong><br />
GmbH<br />
an der Universität<br />
Ulm<br />
Helmholtz str. 20<br />
89081 Ulm<br />
E-Mail: guido.<br />
freckmann@<br />
uni-ulm.de<br />
Nebeneffekt<br />
Die Studienteilnehmer<br />
nutzen die<br />
Zeit im IDT auch<br />
zum intensiven<br />
und hilfreichen<br />
Erfahrungsaustausch.<br />
▸<br />
19
Wissenschaft<br />
IDT Ulm<br />
Studienteilnahme<br />
In Zweibettzimmern<br />
(oben) wohnen<br />
die Probanden<br />
während ihres<br />
Aufenthalts im<br />
IDT. Zur Durchführung<br />
von Studien<br />
dient zum einen<br />
das Labor des Instituts<br />
(Mitte), zum<br />
anderen wird auch<br />
der Aufenthaltsraum<br />
(unten) für<br />
Studien genutzt,<br />
aber auch zum<br />
Unterhalten, Fernsehen,<br />
Lesen …<br />
Wollen auch Sie einen Beitrag<br />
zur Verbesserung der medizinischen<br />
Versorgung von Diabetikern<br />
leisten und möglicherweise<br />
an Studien dazu teilnehmen?<br />
Dann melden Sie sich im IDT.<br />
Sie erhalten zuerst ein Infopaket<br />
über das Institut, eine Verpflichtung<br />
zur Studienteilnahme ergibt<br />
sich daraus nicht.<br />
Die Kontaktdaten:<br />
Institut für <strong>Diabetes</strong>-<strong>Technologie</strong><br />
Helmholtzstraße 20, 89081 Ulm<br />
Tel.: 07 31/5 09 90-0<br />
Fax: 07 31/5 09 90-22<br />
E-Mail: diabetes@idt-ulm.de<br />
Internet: www.idt-ulm.de<br />
»»<br />
Als „An-Institut“ der Universität<br />
Ulm ist eine enge Zusammenarbeit<br />
mit der Universität möglich.<br />
im Licht der Öffentlichkeit angekommen<br />
ist, beschäftigte das IDT<br />
bereits vor mehr als zehn Jahren:<br />
Damals hat das Institut Schulungsfolien<br />
entwickelt für den Einsatz<br />
bei der Auswertung von retrospektiven<br />
kontinuierlichen Glukosekurven;<br />
diese Folien wurden auch<br />
zeitnah international präsentiert.<br />
Studien, bei denen Systeme zur<br />
kontinuierlichen Glukosemessung<br />
(CGM) untersucht werden oder bei<br />
denen es um die Entwicklung und<br />
Optimierung von Algorithmen zur<br />
Insulindosierung geht oder auch<br />
bei Insulinpumpenstudien bleiben<br />
die Probanden, meist Typ-1-Diabetiker,<br />
häufig mehrere Tage stationär<br />
im Institut; Zweibettzimmer<br />
sind dafür eingerichtet. Die Daten<br />
– Glukoseverläufe und deren Interpretation<br />
für Therapieanpassungen<br />
unter Berücksichtigung der Insulindosierungen,<br />
Mahlzeiten und<br />
Aktivitäten –, die sich in den Studi-<br />
en ergeben, besprechen die Ärzte<br />
des IDT während des Aufenthalts<br />
intensiv mit den Probanden.<br />
Wie genau schätzen<br />
Diabetiker?<br />
Ein weiterer Forschungsschwerpunkt<br />
des Instituts ist die Untersuchung<br />
von Glukoseverläufen<br />
nach Mahlzeiten, untersucht in<br />
Abhängigkeit von der Mahlzeitenzusammensetzung.<br />
Auch die<br />
Schätzgenauigkeit, wie Mahlzeiten<br />
zusammengesetzt sind, hat das<br />
IDT mit Typ-1-Diabetikern in Studien<br />
erfasst.<br />
IDT-Team<br />
Gute Uni-Kooperation<br />
Das IDT wird zu 100 % von der<br />
Ernst Friedrich Pfeiffer-Dotation<br />
getragen; Vorstand dieser Dotation<br />
sind Professor Dr. Andreas<br />
F. H. Pfeiffer, Sohn des Institutsgründers,<br />
und Dr. M. Pfeiffer. Geschäftsführer<br />
und ärztlicher Leiter<br />
des IDT ist Dr. Guido Freckmann,<br />
wissenschaftliche Leiterin Professor<br />
Dr. Cornelia Haug. Durch den<br />
Status als „An-Institut“ der Universität<br />
Ulm ist eine enge Zusammenarbeit<br />
mit den Fakultäten und<br />
Einrichtungen der Universität Ulm<br />
möglich.<br />
◼<br />
Viele Menschen und Berufsgruppen<br />
sind im Institut für <strong>Diabetes</strong>-<br />
<strong>Technologie</strong> für die Planung, die<br />
Durchführung und die Auswertung<br />
der Studien zuständig. Zu den Berufsgruppen<br />
gehören Ärzte, Biologen,<br />
Physiker, Krankenschwestern,<br />
Medizinisch-technische Laboratoriumsassistentinnen,<br />
Pharmazeutisch-technische<br />
Assistentinnen,<br />
Biologielaboranten, Diätassistentinnen,<br />
Ernährungsberaterinnen,<br />
Arzthelferinnen, Medizintechniker<br />
und Elektrotechniker – hier existiert<br />
also eine große Bandbreite<br />
an Wissen. Und natürlich sind<br />
mit einem Diabetologen auch die<br />
erforderlichen <strong>Diabetes</strong>kenntnisse<br />
vorhanden.<br />
20<br />
www.diabetes-und-technologie.de <strong>Diabetes</strong> & <strong>Technologie</strong> 3+4/2013
Wissenswert<br />
Insulinwirkung und Boli<br />
Insulinwirkung<br />
kennen und nutzen<br />
Insulin, das von außen zugeführt, also ins Unterhautfettgewebe<br />
gespritzt wird, hat eine andere Wirkkurve<br />
als das im Körper gebildete Insulin. Außerdem spielen<br />
bei einer Insulintherapie Faktoren wie die Zusammensetzung<br />
einer Mahlzeit und die Wahl der Bolusvariante<br />
eine Rolle – zum Erreichen einer guten Glykämie.<br />
Gute Abstimmung von Kohlenhydratresorption und Insulinwirkung<br />
Mahlzeit<br />
◾ Kohlenhydratresorption<br />
◾ Insulinwirkung<br />
Zu späte und zu lange Wirkung des Insulins<br />
Mahlzeit<br />
Zeit<br />
◾ Kohlenhydratresorption<br />
◾ Insulinwirkung<br />
Zeit<br />
Mahlzeit<br />
Mahlzeit<br />
◾ Glukosekonzentration<br />
◾ Glukosekonzentration<br />
Zeit<br />
Zeit<br />
Bei einer Insulintherapie<br />
gibt es zwei entscheidende<br />
Unterschiede im Vergleich<br />
mit der Insulinausschüttung des<br />
Körpers: Physiologisch<br />
• kommt das Insulin zunächst<br />
über die Pfortader in die Leber<br />
und wird dort zu ca. 50 % verbraucht<br />
(u. a. zur Glykogenbildung).<br />
Erst danach wirkt es peripher.<br />
Insulin, das gespritzt wird,<br />
gelangt dagegen zuerst ins subkutane<br />
Fettgewebe, wodurch es<br />
als Erstes in der Peripherie und<br />
anschließend in der Leber wirkt.<br />
Auch ist die Insulinsekretion bei<br />
Stoffwechselgesunden biphasisch<br />
und erfolgt oszillierend.<br />
• wirkt Insulin (in seiner zweiten<br />
Phase) entsprechend der Glukosekonzentration<br />
im Körper. Gespritztes<br />
Insulin hingegen wirkt<br />
entsprechend seiner Pharmakodynamik,<br />
welche u. a. abhängt<br />
von der Dosis, dem Spritzort und<br />
der Hauttemperatur.<br />
Weiterhin sind die Resorption der<br />
Kohlenhydrate und damit der Anstieg<br />
der Glukosekonzentration<br />
u. a. abhängig von der Mahlzeit:<br />
• der Menge der darin enthaltenen<br />
Kohlenhydrate,<br />
• dem glykämischen Index und<br />
• dem Anteil an Fett und Protein.<br />
Folglich ist die möglichst gute<br />
Abstimmung zwischen gespritztem<br />
Insulin und der Resorption<br />
der Kohlenhydrate eine wichtige<br />
Vor aussetzung, um postprandiale<br />
Hyperglykämien, aber auch<br />
Hypoglyk ämien zu vermeiden.<br />
▸<br />
<strong>Diabetes</strong> & <strong>Technologie</strong> 3+4/2013<br />
www.diabetes-und-technologie.de<br />
21
Wissenswert<br />
Insulinwirkung und Boli<br />
Bolusvarianten<br />
»»<br />
Eine spezielle Anwendung der<br />
Bolusvarianten erfolgt im Fall einer<br />
fett- und proteinreichen Mahlzeit.<br />
Kontakt<br />
Dr. Andreas<br />
Thomas<br />
Medtronic<br />
GmbH<br />
Earl-Bakken-<br />
Platz 1<br />
40670 Meerbusch<br />
E-Mail: andreas.<br />
thomas@<br />
medtronic.com<br />
Bei einer Insulintherapie mit Hilfe<br />
einer Insulinpumpe lassen sich<br />
verschiedene Bolusvarianten nutzen.<br />
Beim Normalbolus wird die<br />
eingestellte Insulinmenge sofort<br />
abgegeben, so wie unter der intensivierten<br />
Insulintherapie (ICT) mit<br />
einem Insulinpen. Bei Mahlzeiten<br />
mit hohem glykämischem Index<br />
und auch bei fettreichen Mahlzeiten<br />
ist die Kohlenhydratresorption<br />
verzögert, so dass ein verlängerter<br />
Bolus sinnvoll ist. Mischmahlzeiten<br />
(z. B. Vorsuppe aus Instantprodukten<br />
und Pizza) verlangen<br />
dagegen einen Dualbolus als eine<br />
Kombination von Normal- und<br />
verzögertem Bolus, was die postprandiale<br />
Glykämie optimiert.<br />
Fett-Protein-Einheiten (FPE)<br />
Eine spezielle Anwendung der Bolusvarianten<br />
erfolgt im Fall einer<br />
fett- und proteinreichen Mahlzeit.<br />
Die enthaltene Kohlenhydratmenge<br />
wird wie üblich mit dem Mahlzeitenbolus<br />
abgedeckt (KHE-Bolus).<br />
Zusätzlich werden Fett und<br />
Protein über den FPE-Bolus abgedeckt.<br />
Dabei entsprechen 100 kcal<br />
Bolusvarianten zur besseren postprandialen Glykämie<br />
Normalbolus<br />
verlängerter<br />
Bolus<br />
an Fett und Protein einer FPE.<br />
Der gesamte Bolus ergibt sich aus<br />
der Summe der beiden Anteile.<br />
Bolusmanager<br />
Dualbolus<br />
Nach dem Spritzen von Insulin –<br />
egal ob als Mahlzeiten- oder als<br />
Korrekturbolus – wirkt das Insulin<br />
entsprechend seiner Pharmakodynamik<br />
über mehrere Stunden.<br />
Wird innerhalb dieser Zeit ein weiterer<br />
Insulinbolus gegeben, muss<br />
die noch wirksame Menge Insulin<br />
(„aktives Insulin“) vom vorherigen<br />
Bolus abgezogen werden, um die<br />
Gefahr einer Hypoglykämie zu reduzieren.<br />
In die Berechnung der<br />
Dosis gehen folglich ein<br />
• die aktuelle Glukosekonzentration,<br />
• der Zielwert der zu erreichenden<br />
Glukosekonzentration und<br />
• die Menge des noch wirksamen,<br />
aktiven Insulins.<br />
Die Insulinwirkung ist insbesondere<br />
abhängig von der tageszeitabhängigen<br />
Insulinsensitivität des<br />
Patienten.<br />
Durch die Anwendung eines Bolusmanagers<br />
lassen sich Überlappungseffekte<br />
sowie Über- oder Unterkorrekturen<br />
des Insulins durch<br />
Fehler bei der Berechnung der Boli<br />
vermeiden. Wichtig dabei ist die<br />
richtige Wahl der Wirkdauer des<br />
Insulins. Wegen der Möglichkeit,<br />
Fehler zu vermeiden, wird dieses<br />
Konzept von einigen Herstellern<br />
von Blutzuckermessgeräten auch<br />
auf die Berechnung von Boli unter<br />
der ICT übertragen. ◼<br />
Nutzung der Bolusvarianten bei fett- und proteinreichen Mahlzeiten*<br />
Abdeckung der Kohlenhydrate (wie üblich):<br />
• KHE-Bolus = Insulinempfindlichkeit x KHE<br />
Abdeckung von FPE (über verlängerten Bolus):<br />
• FPE-Bolus = Insulinempfindlichkeit x FPE<br />
• 1 FPE = 100 kcal Fett/Protein<br />
• Verlängerungszeiten:<br />
• 1 FPE – 3 Stunden • 2 FPE – 4 Stunden<br />
• 3 FPE – 5 Stunden • > 3 FPE – 8 Stunden<br />
Gesamtbolus =<br />
KHE-Bolus<br />
+ FPE-Bolus<br />
* Empfehlung nach E. Pankowska<br />
22 www.diabetes-und-technologie.de <strong>Diabetes</strong> & <strong>Technologie</strong> 3+4/2013
Jetzt auch im App-Store!<br />
<strong>Diabetes</strong> & <strong>Technologie</strong><br />
gibt es auch als<br />
eMagazine (Einzelausgabe)<br />
für das iPad.<br />
www.diabetesundtechnologie.de<br />
03.0019
Wissenschaft<br />
Institut Profil<br />
Vier Schritte<br />
bis zur fertigen Studie<br />
Sollen Medizinprodukte auf den Markt gebracht werden, müssen<br />
sie zuerst beweisen, dass sie zuverlässig und sicher sind. Spezielle<br />
Institute führen solche Zulassungsstudien durch – mit Hilfe von freiwilligen<br />
Studienteilnehmern. Eins dieser Institute ist das Profil Institut<br />
für Stoffwechselforschung mit Sitz in Neuss, Mainz und Essen. Viele<br />
Schritte sind notwendig bei einer solchen Studie: von der Planung<br />
über die Genehmigung und die Durchführung bis zur Auswertung.<br />
Autoren:<br />
Dr. Eric Zijlstra,<br />
Prof. Dr. Lutz<br />
Heinemann<br />
Bevor ein neues Medizinprodukt<br />
wie ein Blutzuckermessgerät<br />
auf den<br />
Markt gebracht werden darf, muss<br />
dessen Sicherheit untersucht werden.<br />
Dazu gibt es spezielle Richtlinien,<br />
die überall in der Europäischen<br />
Union (EU) gelten. Diese<br />
»»<br />
Spezielle Richtlinien sehen für<br />
Medizinprodukte die Durchführung<br />
von klinischen Studien vor.<br />
Richtlinien sehen die Durchführung<br />
von einer oder mehreren klinischen<br />
Studien vor. Diese Studien<br />
stellen somit einen kritischen<br />
Teil für die Entwicklung eines neuen<br />
medizinischen Geräts dar auf<br />
seinem Weg zu einem kommerziell<br />
verfügbaren Produkt. Der Aufwand<br />
für die Planung, Vorbereitung,<br />
Einholung aller notwendigen<br />
behördlichen Erlaubnisse, die eigentliche<br />
Durchführung sowie die<br />
Dokumentation aller Daten, deren<br />
Auswertung und Publikation der<br />
Ergebnisse einer klinischen Studie<br />
ist erheblich. Um solche Stu<br />
dien, auch mit Medizinprodukten,<br />
schnell und mit einer guten Qualität<br />
durchführen zu können, werden<br />
diese zunehmend von spezialisierten<br />
Instituten durchgeführt.<br />
Mehr als 1 000 Teilnehmer<br />
im Jahr<br />
Das Profil Institut für Stoffwechselforschung<br />
GmbH in Neuss ist ein<br />
solches Institut. Während eines<br />
Jahres nehmen mehr als 1 000 Freiwillige,<br />
zumeist Patienten mit <strong>Diabetes</strong>,<br />
an klinischen Studien teil,<br />
bei denen die Sicherheit und Wirkung<br />
von neuartigen Medikamenten<br />
und Geräten für die Behandlung<br />
von Patienten mit <strong>Diabetes</strong><br />
untersucht werden.<br />
Entwicklung des Instituts<br />
Die Ursprünge von Profil gehen auf<br />
die Abteilung für Ernährung und<br />
Stoffwechsel an der Heinrich-Heine-Universität<br />
Düsseldorf unter<br />
der Leitung von Professor Dr. Michael<br />
Berger zurück. Eine eigene<br />
Arbeitsgruppe in dieser Abteilung<br />
begann in den 1990er Jahren, die<br />
Wirkprofile von verschiedenen Insulinen<br />
zu untersuchen. Auch neuartige<br />
Arten der Insulingabe, wie<br />
die Inhalation von Insulin, wurden<br />
in Glukose-Clamp-Untersuchungen<br />
studiert. Die genaue und reproduzierbare<br />
Untersuchung solcher<br />
Wirkprofile mit einer automatisierten<br />
Messmethode hat nicht<br />
nur für die Zulassung solcher Medikamente<br />
eine hohe Bedeutung,<br />
sie ist auch für die praktische Behandlung<br />
der Patienten wichtig.<br />
Um der Bedeutung dieser besonderen<br />
Untersuchungsmethode ge<br />
Profil – Kontakt<br />
Profil Institut für Stoffwechselforschung<br />
GmbH<br />
Hellersbergstraße 9<br />
41460 Neuss<br />
Tel.: 0 21 31/40 18-1 80<br />
Parcusstraße 8<br />
55116 Mainz<br />
Tel.: 0 61 31/5 76 36-40<br />
24<br />
www.diabetes-und-technologie.de <strong>Diabetes</strong> & <strong>Technologie</strong> 3+4/2013
Wissenschaft<br />
Institut Profil<br />
Ablauf klinischer Studien:<br />
Planung<br />
Planung der Studie mit Erstellung<br />
aller notwendigen Dokumente,<br />
Erstellung detaillierter Studien-<br />
1protokolle<br />
4Analyse<br />
Überführung aller Studiendaten<br />
in eine Datenbank, Datenauswertung,<br />
Dokumentation im Studienbericht,<br />
Publikationen Durchführung<br />
Suche der Studienteilnehmer<br />
aus einer Datenbank im Institut,<br />
Information über die Studie, Stu-<br />
3dienteilnahme<br />
Zulassung<br />
Ethikkommission prüft ethische<br />
Aspekte, BfArM prüft (sicherheits-)technische<br />
Aspekte (Studi-<br />
2enprotokoll, weitere Dokumente)<br />
Der Ablauf von<br />
klinischen Studien<br />
kann in vier Abschnitte<br />
eingeteilt<br />
werden.<br />
recht zu werden und die Durchführung<br />
von klinischen Studien<br />
im <strong>Diabetes</strong>bereich weiter zu<br />
professionalisieren und auszuweiten,<br />
gründeten Professor Dr. Lutz<br />
Heinemann und Dr. Tim Heise im<br />
Jahr 1999 das eigenständige Forschungsinstitut<br />
Profil.<br />
Vision: Behandlung und<br />
Lebensqualität verbessern<br />
Ausgehend von sechs Mitarbeitern<br />
bei Gründung ist das Institut in<br />
den letzten 14 Jahren auf mehr als<br />
200 Mitarbeiter angewachsen. Im<br />
Laufe der Jahre wurden fast 300 klinische<br />
Studien durchgeführt. Aktuell<br />
wurden Niederlassungen in<br />
Essen und Mainz gegründet. Auch<br />
wenn immer noch viele Studien<br />
mit Hilfe der Glukose-Clamp-<br />
Technik durchgeführt werden,<br />
werden mittlerweile nahezu alle<br />
Aspekte der Behandlung von <strong>Diabetes</strong><br />
und zugehöriger Erkrankungen<br />
wie Übergewicht untersucht,<br />
um der Vision von Profil näherzukommen:<br />
mit professioneller klinischer<br />
Forschung beizutragen, die<br />
Behandlung und die Lebensqualität<br />
von Menschen mit <strong>Diabetes</strong><br />
zu verbessern. Aus diesem Grund<br />
arbeiten bei Profil eine ganze Reihe<br />
von international anerkannten<br />
Experten z. B. aus den Bereichen<br />
Endokrinologie, diabetische Spätkomplikationen,<br />
Kardiometabolismus,<br />
Übergewicht, Ernährung und<br />
auch Medizintechnologie.<br />
Technologische Forschung<br />
zunehmend wichtig<br />
Gerade die technologische Forschung<br />
spielt bei Profil eine immer<br />
»»<br />
Profil möchte dazu beitragen,<br />
Behandlung und Lebensqualität<br />
von Diabetikern zu verbessern.<br />
wichtigere Rolle, da zur Bewältigung<br />
des Alltags mit <strong>Diabetes</strong> medizinische<br />
Geräte eine immer zentralere<br />
Rolle einnehmen. Die wichtigsten<br />
Medizinprodukte für die<br />
<strong>Diabetes</strong>therapie sind Geräte zur<br />
Überwachung des Glukoseverlaufs<br />
(Blutzuckermessgeräte und Systeme<br />
zum kontinuierlichen Glukosemonitoring)<br />
und zur Insulingabe<br />
(Spritzen, Insulinpens und Insulinpumpen).<br />
Diese Geräte werden<br />
fortlaufend verbessert und durch<br />
weitere Entwicklungen ergänzt,<br />
u. a. mit dem Ziel, eine schmerzlose<br />
Blutzuckermessung und eine<br />
selbständige Regulation des Blut<br />
▸<br />
<strong>Diabetes</strong> & <strong>Technologie</strong> 3+4/2013<br />
www.diabetes-und-technologie.de<br />
25
Wissenschaft<br />
Institut Profil<br />
zuckers (um die sich die Patienten<br />
nicht mehr kümmern müssen)<br />
zu ermöglichen. Profil ist mit seiner<br />
Abteilung „Medical Technology“<br />
unter der Leitung von Dr. Eric<br />
Zijl stra an der Entwicklung solcher<br />
Geräte und deren kritischer Evaluierung<br />
beteiligt und unterstützt<br />
Hersteller von Medizinprodukten<br />
bei allen Aspekten von klinischen<br />
Studien in diesem Bereich.<br />
Abschnitt 1: Planung der<br />
Studie<br />
»»<br />
Für die Genehmigung der Studie<br />
werden mehrere dicke Aktenordner<br />
an Dokumentation angelegt.<br />
Wer an einer<br />
Studie bei Profil<br />
teilnimmt, wird<br />
vorher ausführlich<br />
untersucht.<br />
Die Mitarbeiter von Profil, die sich<br />
gezielt um Studien mit Medizinprodukten<br />
kümmern, sind üblicherweise<br />
aktiv in die Studienplanung<br />
involviert, um zusammen<br />
mit den Geräteherstellern<br />
das Design der Studien so zu optimieren,<br />
dass auch unter strengsten<br />
wissenschaftlichen Gesichtspunkten<br />
aussagekräftige Ergebnisse erzielt<br />
werden. Da die Kriterien hinsichtlich<br />
ihrer Leistungsfähigkeit<br />
bei Medizinprodukten in internationalen<br />
Richtlinien deutlich verschärft<br />
wurden, wird neben dem<br />
Studiendesign auch einer professionellen<br />
Studiendurchführung große<br />
Aufmerksamkeit gewidmet. In<br />
detaillierten Studienprotokollen<br />
werden alle Aspekte der Studien<br />
(z. B. Studienziele, Auswahlkriterien<br />
für potentielle Studienteilnehmer<br />
und die geplanten Interventionen)<br />
und die genaue Verantwortung<br />
aller an der Studie beteiligten<br />
Partner festgelegt. Dieses zentrale<br />
Dokument ist somit für jede Studie<br />
das wichtigste Dokument und<br />
wird entsprechend gründlich von<br />
der zuständigen Ethikkommission<br />
und den zuständigen Behörden<br />
(z. B. dem Bundesamt für Arzneimittelsicherheit<br />
und Medizinprodukte,<br />
BfArM) geprüft, bevor die<br />
Studie begonnen werden darf.<br />
Abschnitt 2: Zulassung<br />
durch die Behörden<br />
Während die Ethikkommission<br />
primär ethische Aspekte wie eine<br />
adäquate Aufklärung und höchstmöglichen<br />
Schutz für die teilnehmenden<br />
Patienten evaluiert, prüft<br />
das BfArM auch (sicherheits-)<br />
technische Aspekte anhand des<br />
Studienprotokolls und einer ganzen<br />
Reihe von zusätzlichen Dokumenten,<br />
die detaillierte Angaben<br />
zur <strong>Technologie</strong> des untersuchten<br />
Geräts beinhalten. Es ist nicht<br />
ungewöhnlich, dass bereits für die<br />
Genehmigung der Studie (also bevor<br />
überhaupt der erste Patient in<br />
die Studie eingeschlossen wird)<br />
mehrere dicke Aktenordner an<br />
Dokumentation angelegt werden.<br />
Während die Ethikkommission<br />
ca. 10 Dokumente verlangt, sind es<br />
beim BfArM bis zu 20 Dokumente.<br />
Die gründliche Durchsicht dieser<br />
Materialien durch beide Institutionen<br />
erfolgt nach den Vorgaben<br />
durch das deutsche Medizinproduktegesetz.<br />
Dies soll sicherstellen,<br />
dass Risiken (insbesondere die<br />
potentiellen Risiken für die Studienteilnehmer)<br />
und ein möglicher<br />
Vorteil, den Patienten mit <strong>Diabetes</strong><br />
durch die neue Entwicklung nach<br />
einer Markteinführung hoffentlich<br />
haben, in einem guten Verhältnis<br />
stehen. Aufgrund der Komplexität<br />
der regulatorischen Vorgänge einer<br />
Studie kümmert sich bei Profil<br />
mittlerweile eine eigene Abteilung<br />
um die Einreichung von Anträgen<br />
und die Kommunikation mit Ethikkommission<br />
und Behörden.<br />
Abschnitt 3: Studiendurchführung<br />
Wenn alle Studienvorbereitungen<br />
erfolgreich abgeschlossen wurden,<br />
gilt es, geeignete Studienteilnehmer<br />
zu finden. Die Kontaktierung<br />
von Patienten erfolgt bei Profil<br />
durch eine eigene Abteilung, die<br />
potentiell für eine Studie geeignete<br />
Patienten aus einer Datenbank<br />
mit mehr als 21 000 Menschen heraussucht.<br />
Alle in der Datenbank<br />
registrierten Patienten und Pro<br />
26<br />
www.diabetes-und-technologie.de <strong>Diabetes</strong> & <strong>Technologie</strong> 3+4/2013
Wissenschaft<br />
Institut Profil<br />
banden haben prinzipiell ihr Interesse<br />
an der Teilnahme an klinischen<br />
Studien bei Profil und ihr<br />
Einverständnis zur Aufnahme ihrer<br />
Daten in die Datenbank erklärt.<br />
Wenn Patienten nach einer ersten<br />
telefonischen Information über<br />
die Hintergründe und Abläufe der<br />
klinischen Studie Interesse an einer<br />
Studienteilnahme haben, werden<br />
sie zu einer Aufnahmeuntersuchung<br />
eingeladen.<br />
Ausführliche Information<br />
Dabei erhalten sie zunächst noch<br />
einmal detaillierte Informationen<br />
zu der Studie in schriftlicher Form<br />
und können Fragen und Bedenken<br />
mit einem Studienarzt diskutieren,<br />
der auch die Rechte der Studienteilnehmer<br />
erläutert. Erst wenn alle<br />
Fragen beantwortet sind und Patienten<br />
wirklich an der Studie teilnehmen<br />
wollen, unterschreiben<br />
sie eine Einverständniserklärung,<br />
bevor eine studienrelevante Aktivität<br />
erfolgt. Auch nach Unterschreiben<br />
der Einverständniserklärung<br />
und Beginn der Studienaktivität<br />
kann ein Patient seine Teilnahme<br />
an einer Studie jederzeit ohne Angabe<br />
von Gründen beenden.<br />
Finanzielle Entschädigung<br />
Die Studienteilnehmer erhalten<br />
am Ende der Studie eine finanzielle<br />
Kompensation für den mit der<br />
Studie verbundenen Zeitaufwand.<br />
Die Höhe der Aufwandsentschädigung<br />
ist in der Einwilligungserklärung<br />
zur Studienteilnahme beschrieben<br />
und wird somit auch von<br />
der Ethikkommission begutachtet.<br />
Im Rahmen von Medizinproduktestudien<br />
(und auch bei Arzneimittelstudien)<br />
ist vorgeschrieben,<br />
dass eine Versicherung für jeden<br />
Studienteilnehmer für den Fall von<br />
Gesundheitsschäden abgeschlossen<br />
wird. Glücklicherweise ist bei<br />
Profil in den 14 Jahren seiner Existenz<br />
noch nie ein Versicherungsfall<br />
aufgetreten!<br />
In klinischen Studien werden oft auch<br />
Blutproben in großem Umfang analysiert,<br />
um Wirkungen von Medikamenten<br />
oder Hilfsmitteln zu erfassen.<br />
Patienten, die an einer Studie teilnehmen<br />
wollen, werden bei der<br />
Aufnahmeuntersuchung gründlich<br />
untersucht und es werden<br />
Blutproben zur Bestimmung von<br />
klinisch-chemischen Parametern<br />
genommen. Wenn ein Proband<br />
für die jeweilige Studie geeignet<br />
ist, also alle im Studienprotokoll<br />
beschriebenen Ein- und Ausschlusskriterien<br />
erfüllt, beginnt<br />
die eigentliche Studiendurchführung.<br />
Je nach Studiendesign kann<br />
eine Studie nur aus einem einmaligen<br />
Aufenthalt in der Klinik von<br />
Profil bestehen. Möglich ist aber<br />
auch die Betreuung eines Patienten<br />
über mehrere Tage, manchmal<br />
sogar Wochen hinweg unter stationären<br />
oder ambulanten Bedingungen.<br />
Interesse?<br />
Abschnitt 4: Analyse, Studienberichte<br />
und Publikation<br />
Nach dem Ende des praktischen<br />
Teils der Studie werden alle Daten,<br />
die im Rahmen der Studie erfasst<br />
wurden, in eine Datenbank<br />
überführt. Dabei werden die Daten<br />
zunächst aufwendig auf Korrektheit<br />
und Konsistenz geprüft<br />
durch „Monitore“ und zahlreiche<br />
Datenbank-Checks. Erst danach<br />
erfolgt die eigentliche Datenauswertung<br />
durch Statistiker. Die für<br />
die Auswertung verwendeten statistischen<br />
Verfahren, um die Leistung<br />
des Medizinprodukts und des<br />
erreichten Behandlungseffekts zu<br />
charakterisieren, wurden dabei bereits<br />
vor Beginn der Auswertung<br />
genau festgelegt, um eine nachträgliche<br />
Beeinflussung der Ergebnisse<br />
zu verhindern.<br />
Studienbericht, Publikationen<br />
Alle Ergebnisse werden in einem<br />
Studienbericht dokumentiert, wobei<br />
dieser einen Umfang von mehreren<br />
tausend Seiten aufweisen<br />
kann! Die mit der Studie betrauten<br />
Mitarbeiter von Profil präsentieren<br />
diese Ergebnisse anschließend bei<br />
nationalen und internationalen<br />
Kongressen und publizieren sie in<br />
einem entsprechenden Fachjournal,<br />
so dass die Studienergebnisse<br />
auch wissenschaftlichen Kolleginnen<br />
und Kollegen weltweit zur<br />
Verfügung stehen.<br />
◼<br />
Wer Interesse hat, an einer Studie<br />
bei Profil teilzunehmen, kann mit<br />
den Mitarbeitern des Instituts<br />
Kontakt aufnehmen:<br />
Tel.: 0 21 31/40 18-1 80<br />
Fax: 0 21 31/40 18-5 80<br />
E-Mail: info@profil-research.de<br />
Durch die Teilnahme an der klinischen<br />
Entwicklung neuer Substanzen<br />
und <strong>Technologie</strong>n tragen<br />
Sie zum medizinischen Fortschritt<br />
bei, der den Betroffenen zugutekommt.<br />
Außerdem erhalten sie<br />
Informationen über neue therapeutische<br />
Möglichkeiten. Und<br />
ganz wichtig: Sie sind und bleiben<br />
immer frei in Ihrer Entscheidung<br />
zur Studienteilnahme und können<br />
eine Teilnahme jederzeit beenden.<br />
Kontakt<br />
Dr. Eric Zijlstra<br />
Director Medical<br />
Technology<br />
Profil Institut für<br />
Stoffwechselforschung<br />
GmbH<br />
Hellersbergstraße<br />
9<br />
41460 Neuss<br />
E-Mail:<br />
Eric.Zijlstra@<br />
profil.com<br />
<strong>Diabetes</strong> & <strong>Technologie</strong> 3+4/2013<br />
www.diabetes-und-technologie.de<br />
27
Wissenschaft<br />
Marathon in New York<br />
Mehr als Marathon<br />
mit Jubel und CGM<br />
Die Marathonis<br />
ließen sich von<br />
der sturmbedingten<br />
Absage nicht<br />
abhalten – und<br />
liefen trotzdem in<br />
New York.<br />
Autor:<br />
Ulrike Thurm<br />
Wer zum Marathon nach New York kommt, möchte<br />
laufen. Davon abhalten kann auch kein Wirbelsturm.<br />
Und so machten sich im letzten Jahr die Laufbegeisterten<br />
auf den Weg im und um den Central Park, Typ-<br />
1-Diabetikerin Ulrike Thurm aus Berlin war dabei. Für<br />
sie war es ein ganz besonderer Marathon …<br />
Nach der Absage des NYC<br />
Marathons im vergangenen<br />
Jahr am Freitagabend<br />
waren alle Marathonis, die natürlich<br />
schon vor Ort waren, unglaublich<br />
enttäuscht, traurig, fassungslos.<br />
Aber ein echter Marathonläufer<br />
lässt sich, nachdem wir uns<br />
vom ersten Schock erholt hatten,<br />
von so einer Absage nicht vom Marathon<br />
abbringen: „Don’ stop me<br />
now“ oder „Keep on running!“ Also<br />
haben sich Tausende von Marathonläufern<br />
am Marathonmorgen<br />
im Central Park verabredet.<br />
Verpflegung im Gepäck<br />
Dort fand 1970 der allererste NYC<br />
Marathon statt. Damals zahlten<br />
127 Läufer ein Startgeld von einem<br />
Dollar und umrundeten den<br />
Central Park mehrere Male. Was<br />
127 Läufer 1970 konnten, das<br />
konnten wir auch 2012. Ich startete<br />
am Morgen um 8 Uhr in meinem<br />
Hotel in Queens, natürlich mit extre<br />
mer Ausrüstung – da wir uns die<br />
gesamte Strecke über komplett allein<br />
verpflegen mussten, auch mit<br />
Wasser etc. – und meiner offiziellen<br />
Startnummer. Ich überquerte<br />
die Queensboro Bridge und lief gegen<br />
9 Uhr im Central Park ein, um<br />
dort die historische Marathonstrecke<br />
von 1970 zu absolvieren. Tausende<br />
von anderen Marathonläufern<br />
aus aller Welt hatten den<br />
gleichen Spirit, die gleiche Überzeugung,<br />
den Enthusiasmus, den<br />
nur echte Marathonis aufbringen<br />
können: Was stört mich eine Absage?<br />
Ich bin hier, um den Mara<br />
28<br />
www.diabetes-und-technologie.de <strong>Diabetes</strong> & <strong>Technologie</strong> 3+4/2013
Wissenschaft<br />
Marathon in New York<br />
thon zu laufen. Natürlich bedeutet<br />
das nicht, dass wir nicht tiefes<br />
Mitgefühl gegenüber den Opfern<br />
von Sandy gehabt hätten; wir haben<br />
versucht, vor Ort zu helfen, wo<br />
es möglich war, haben alle unser<br />
Startgeld und jegliche Verpflegung<br />
den Opfern gespendet.<br />
Stolze Amerikaner<br />
Schon auf der Brücke wurde ich<br />
von entgegenkommenden Joggern<br />
begrüßt, abgeklatscht und<br />
angefeuert: „Go, marathoner, go<br />
– Just do it!“ Im Central Park war<br />
die Stimmung unfassbar, unbeschreiblich,<br />
einzigartig – mexikanische<br />
Läufer rannten mit traditionellen<br />
Ponchos und Sombreros,<br />
mindestens 30 spanische Läufer<br />
trugen eine riesige spanische Flagge,<br />
Hunderte von Italienern rannten<br />
in Trikots mit der Landesfahne.<br />
Aber auch die Amerikaner vor Ort<br />
zeigten ihren unvergleichlichen<br />
amerikanischen Spirit, ebenso<br />
wie im Jahr 2001, als der NYC Marathon<br />
nach 9/11 trotzdem stattgefunden<br />
hatte, nach dem Motto:<br />
Jetzt erst recht – wir Amerikaner<br />
lassen uns weder von Terroristen<br />
noch von Naturgewalten unterkriegen<br />
– wir sind stolz auf unser<br />
Land! Ein Beispiel dafür: An der<br />
5 th Avenue stand eine junge Amerikanerin,<br />
gesegnet mit einer unglaublichen<br />
Stimme, mit der rechten<br />
Hand auf ihrem Herzen und<br />
sang aus tiefster Überzeugung für<br />
alle vorbeilaufenden Marathonläufer<br />
die amerikanische Nationalhymne<br />
– Gänsehaut pur!<br />
Mit Halloween-Süßigkeiten<br />
improvisiert<br />
Glukoseverlauf am Tag des Marathons<br />
Glukose (mg/dl)<br />
550<br />
500<br />
450<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
06 08 10 12 14 16 18 20 22 00 02 04<br />
Uhrzeit<br />
Quelle: Freestyle CoPilot Health Management System, Bericht „Glukose Standardtag“, 4.11.2012 bis<br />
5.11.2012<br />
Je später der Vormittag wurde,<br />
desto mehr New Yorker kamen,<br />
um die Marathonläufer zu unterstützen.<br />
Sie brachten Wasser, Elektrolytgetränke,<br />
Obst, übriggebliebene<br />
Süßigkeiten von den abgesagten<br />
Halloweenpartys mit und<br />
verpflegten die Massen von Läufern<br />
im Park, so gut es eben völlig<br />
improvisiert ging. Einige bildeten<br />
sozusagen ein Spalier, indem sie<br />
sich an den Händen hielten und<br />
die Läufer unter diesen hindurch<br />
liefen – begleitet von ohrenbetäubenden<br />
Anfeuerungsrufen und<br />
Beifallsstürmen. Yes – we can!<br />
Es ging nicht um Bestzeiten<br />
Für mich war dies der ursprünglichste<br />
aller Marathonläufe, im<br />
echten Spirit des „dabei sein ist alles“!<br />
Es ging nicht um irgendwelche<br />
Bestzeiten, Stunden, Minuten<br />
oder Sekunden, sondern um den<br />
wirklichen Sport – die Freude an<br />
der gemeinsamen Bewegung, die<br />
Begeisterung des Dabeiseins – und<br />
des Ankommens.<br />
„run anyway marathon“<br />
Da ich allerdings zu den wenigen<br />
Laufexoten gehöre, die ganz<br />
ohne Uhr laufen, also auch ohne<br />
moderne GPS-Steuerung, hatte<br />
»»<br />
Es ging nicht um irgendwelche<br />
Bestzeiten, sondern um die Freude<br />
an der gemeinsamen Bewegung.<br />
ich ein kleines Problem: Im Vorfeld<br />
hatte man mir gesagt, dass die<br />
Strecke um den Central Park eine<br />
Länge von sieben bis acht Kilometern<br />
hat, also die historische Marathonstrecke<br />
bedeutet, den Cen<br />
Die kontinuierliche<br />
Glukosemessung<br />
gab während<br />
des Marathons<br />
zusätzliche Sicherheit.<br />
▸<br />
Glukose-<br />
Zielbereich:<br />
hoch<br />
innerhalb<br />
niedrig<br />
<strong>Diabetes</strong> & <strong>Technologie</strong> 3+4/2013<br />
www.diabetes-und-technologie.de<br />
29
Wissenschaft<br />
Marathon in New York<br />
<strong>Diabetes</strong>- und<br />
Sportfibel<br />
Tipps und Informationen<br />
von<br />
Ulrike Thurm und<br />
Bernhard Gehr<br />
zu <strong>Diabetes</strong> und<br />
Sport – erhältlich<br />
unter www.<br />
kirchheim-shop.de<br />
tral Park fünfmal zu umrunden;<br />
mit meinen circa fünf bis sechs<br />
Kilometern von meinem Hotel bis<br />
zum Central Park müssten dann<br />
also fünf Umrundungen ausreichen.<br />
Gesagt, getan.<br />
Ich wurde getragen von der Welle<br />
der Begeisterung entlang der<br />
Strecke, ob jetzt ein schottischer<br />
Dudelsackspieler, Schweizer Kuhglocken,<br />
afroamerikanische Trommelgruppen,<br />
der aus vollstem Herzen<br />
geschmetterten amerikanischen<br />
Nationalhymne, dem Jubel<br />
und den Anfeuerungsrufen der<br />
entgegenkommenden Marathonläuferinnen<br />
und -läufer, denn der<br />
Central Park wurde von den Marathonis<br />
in beiden Richtungen umrundet.<br />
Nicht höhenerprobt?<br />
»»<br />
Ich musste alles, was ich für meine<br />
<strong>Diabetes</strong>versorgung im Notfall<br />
brauchen würde, mit mir tragen.<br />
Aber irgendwann, zu Beginn der<br />
vierten Runde des extrem hügeligen<br />
Central Parks, schmerzten<br />
meine Beine unvorstellbar. Klar,<br />
als Flachlandläuferin aus Berlin<br />
war ich diese Berge im Central<br />
Park nicht gewöhnt. Natürlich lief<br />
ich auch mit einem viel zu hohen<br />
Blutzuckerwert, denn ich wollte ja<br />
kein Risiko eingehen – ich dachte<br />
ja zu Anfang, dass es keinerlei<br />
Verpflegung entlang der Strecke<br />
geben würde, keinerlei medizinische<br />
Betreuung. Also musste ich<br />
alles, was ich auch für meine <strong>Diabetes</strong>versorgung<br />
im Notfall brauchen<br />
würde, mit mir tragen: ein<br />
Blutzucker- und Blutketonmessgerät<br />
mit Blutzucker- und Blutketonmessstreifen,<br />
Insulin, Einmalspritzen,<br />
Ersatzkatheter für die<br />
Insulinpumpe, meinen Freestyle<br />
Navigator zum kontinuierlichen<br />
Messen der Glukose (CGM), damit<br />
<strong>Diabetes</strong>ausrüstung<br />
Für den Notfall waren dabei:<br />
• Blutzucker- und Blutketonmessgerät<br />
mit Messstreifen<br />
• Insulin, Einmalspritzen<br />
• Ersatzkatheter für die Insulinpumpe<br />
• System zur kontinuierlichen<br />
Glukosemessung<br />
• Not-BE in Gelform<br />
• Wasser<br />
ich zumindest glukosemäßig richtig<br />
navigiert bin, Massen an Not-BE<br />
in Gelform, da diese möglichst viele<br />
Kohlenhydrate bei geringem Gewicht<br />
gewährleisten, und vor allem<br />
Wasser. Glücklicherweise gab es<br />
dann ja doch Verpflegung, vor allem<br />
„Wasserstellen“. Ich füllte also<br />
einmal pro Runde meine zwei kleinen<br />
Wasserflaschen, mehr konnte<br />
ich bei meiner sowieso schon<br />
sehr üppigen Versorgung in meiner<br />
Laufweste nicht transportieren.<br />
Aber reichte das bei den hohen<br />
Blutzuckerwerten?<br />
Laaaaangsam fortbewegen<br />
Ich versuchte, mich Kilometer für<br />
Kilometer voranzuquälen, nach<br />
Den besonderen Marathon geschafft mit<br />
kontinuierlicher Glukosemessung – die<br />
Finisher-Medaille beweist es.<br />
dem Motto: noch einen Kilometer<br />
für Mama, einen für Papa, einen<br />
für Brigitte, einen für Angelo,<br />
einen für Professor Berger, einen<br />
für Claudia, einen für Andreas, einen<br />
für Bernhard und den Heinrich-Sauer-Preis<br />
usw. Irgendwann<br />
kam eine ganz steile Passage bergab,<br />
am Fuße des Hügels standen<br />
Dutzende von Amerikanern, die<br />
ein umtosendes Jubelszenario veranstalteten<br />
– also: gut aussehen!<br />
Nochmal alles geben, ich erhöhte<br />
mein Tempo, und plötzlich schoss<br />
ein irrer Krampf durch mein linkes<br />
Bein. So etwas hatte ich bis dato<br />
erst bei anderen Läufern gegen<br />
Ende einer Marathonstrecke gesehen,<br />
wenn diese dann schmerzverzerrt<br />
versuchten, sich irgendwo<br />
verzweifelt zu dehnen; ich<br />
hatte das auch im Buch „Bewegt<br />
Euch“ von Hajo Schuhmacher auf<br />
dem Hinflug gelesen. Er beschrieb,<br />
wie ihn ein solcher Krampf gegen<br />
Ende des Berlin-Marathons ereilte<br />
und er für die letzten zwei<br />
bis drei Kilometer hüpfend und<br />
schleichend über 30 Minuten gebraucht<br />
hatte – „Weichei“, hatte<br />
ich im Flugzeug noch überheblich<br />
gedacht! Nun ereilte mich<br />
selbst dieses Desaster. Ich wusste<br />
gar nicht mehr, wie ich auftreten,<br />
geschweige denn, noch weitere Kilometer<br />
bis ins Ziel laufen sollte.<br />
Ganz laaaaaaaaaaaaaaaaangsam<br />
ging ich einige Schritte und hatte<br />
Glück – der Krampf löste sich und<br />
ich konnte weitergehen.<br />
Hoher Blutzucker? Wassermangel?<br />
Was war los? War ich etwa zu<br />
schlecht trainiert? Rächte es sich,<br />
dass ich am Vortag über 25 Kilometer<br />
durch New York gegangen<br />
30<br />
www.diabetes-und-technologie.de <strong>Diabetes</strong> & <strong>Technologie</strong> 3+4/2013
war? Da wusste ich ja noch nicht,<br />
dass der alternative Marathon am<br />
nächsten Tag doch stattfinden<br />
würde, ich hatte am Abend vorher<br />
schon richtig schwere Beine.<br />
War ich bei der für einen Marathon<br />
deutlich zu geringen Wasserzufuhr<br />
jetzt doch dehydriert? Rächte sich<br />
der über Stunden deutlich zu hohe<br />
Blutzuckerwert jetzt gegen Ende<br />
des Marathons? Oder lag es daran,<br />
dass ich als Verpflegung nur auf<br />
diese „immens wohlschmeckenden“<br />
Gels zurückgreifen konnte,<br />
etwas, was ich bei meinen früheren<br />
Marathonläufen oder im Training<br />
nie in einem solchen Maß<br />
konsumiere. Folgerichtig habe<br />
ich diese dann auch gegen Ende<br />
des Laufes wieder den Büschen im<br />
Central Park zurückgegeben, mein<br />
Magen hat mir unmissverständlich<br />
signalisiert, dass er diese klebrige<br />
Masse in einem solchen Umfang<br />
keinesfalls toleriert.<br />
„Marathon plus“<br />
in den Central Park gelaufen und<br />
hatte schon dreieinhalb Runden<br />
von jeweils zehn Kilometern Länge<br />
absolviert – also, Glückwunsch,<br />
ich war hier und jetzt erfolgreiche<br />
Finisherin des eigentlich abgesagten<br />
und doch stattgefundenen<br />
New York City Marathons!<br />
Ich war überglücklich, wahnsinnig<br />
stolz, unfassbar erleichtert und<br />
ging ganz entspannt die letzten Kilometer<br />
bis ins Ziel, genoss einfach<br />
die Stimmung, machte Fotos – ich<br />
hatte es geschafft!<br />
3 000 Höhenmeter<br />
Nachtrag: Nach meiner Ankunft im<br />
Hotel (ich bin den Rückweg nicht<br />
mehr gelaufen, sondern habe mich<br />
ganz bequem mit dem Taxi fahren<br />
lassen) haben wir uns noch mit<br />
den anderen Läufern von der deutschen<br />
Tourgruppe zusammengesetzt.<br />
Die meisten von ihnen waren<br />
nur eine Runde um den Park<br />
gelaufen und hatten den Rest des<br />
Wissenschaft<br />
Marathon in New York<br />
»»<br />
Ich hatte fast 50 Kilometer mit<br />
insgesamt 3 000 Höhenmetern in<br />
den Beinen.<br />
Tages mit Sightseeing in New York<br />
verbracht. Ein Mitläufer hat dann<br />
per GPS meine Strecke nachgemessen:<br />
Ich bin also „unwissend“<br />
nicht nur einen vollen Marathon<br />
gelaufen, sondern hatte fast 50 Kilometer<br />
mit insgesamt 3 000 Höhenmetern<br />
in den Beinen.<br />
Ich bin bei einem Marathonlauf<br />
mitgelaufen, der in dieser Art wohl<br />
einzigartig in der Geschichte der<br />
New York City Marathonläufe sein<br />
wird und habe mir damit meine Finishermedaille,<br />
die vom New York<br />
City Road Runners Club den Tourveranstaltern<br />
für diesen alternativen<br />
Marathonlauf zur Verfügung<br />
gestellt wurden, mehr als verdient!<br />
Ich werde diesen Tag und diesen<br />
ganz unvergleichlichen Marathonlauf<br />
niemals vergessen! ◼<br />
In dem Moment lief eine deutsche<br />
Läuferin an mir vorbei, ich<br />
humpelte hinter ihr her und fragte<br />
sie, ob sie eigentlich eine Ahnung<br />
hätte, wie lang eine dieser<br />
Runden denn wirklich sei. Klar,<br />
sagte sie, eine Mitläuferin hätte<br />
die Strecke mit einem Fahrradtacho<br />
ausgemessen, es wären knappe<br />
zehn Kilometer pro Strecke.<br />
Was?! Zehn Kilometer! Ich hatte<br />
gedacht, sieben. Ja, sieben Kilometer<br />
war die historische Strecke<br />
durch den Park, aber seit 1970<br />
war der Central Park nochmal umgebaut<br />
und renoviert worden und<br />
die neue Strecke hatte eine Länge<br />
von zehn Kilometern, entgegnete<br />
sie mir sehr hilfsbereit. Das<br />
änderte ALLES! Ich dankte ihr und<br />
ließ sie mit dieser für mich sensationellen<br />
Information weiterlaufen.<br />
Damit hatte ich also den Marathon<br />
längst geschafft, ich war ja<br />
circa sieben Kilometer vom Hotel<br />
Fazit<br />
Der New York City Marathon wurde<br />
zwar im Jahr 2012 wegen des<br />
Wirbelstrurms Sandy abgesagt<br />
– das aber hielt viele Marathonläufer<br />
nicht davon ab, trotzdem<br />
zu laufen. In beiden Richtungen<br />
wurde der Central Park umrundet,<br />
angefeuert von vielen Zuschauern<br />
und mit Getränken und Essen,<br />
aus Eigeninitiative organisiert,<br />
versorgt. Da die Kilometer nun<br />
nicht offiziell gemessen wurden,<br />
mussten die Läufer schätzen –<br />
mit einem interessanten Ergebnis:<br />
Ulrike Thurm war mehr als die<br />
volle Marathondistanz gelaufen<br />
– und ihr Typ-1-<strong>Diabetes</strong> hat alles<br />
mitgemacht, auch dank guter Vorbereitung<br />
und Planung.<br />
Kontakt<br />
Ulrike Thurm<br />
Erste Vorsitzende<br />
der IDAA<br />
Sektion Deutschland<br />
e. V.<br />
Tel.: 0 30/<br />
42 80 80 68<br />
E-Mail:<br />
thurm@idaa.de<br />
<strong>Diabetes</strong> & <strong>Technologie</strong> 3+4/2013<br />
www.diabetes-und-technologie.de<br />
31
Wissenschaft<br />
Pionier<br />
Ein Pionier<br />
der <strong>Diabetes</strong>technologie<br />
Über Jahrzehnte war Professor Dr. Helmut R. Henrichs einer der Verfechter<br />
der <strong>Diabetes</strong>technologie in Deutschland. Unter seiner Regie<br />
hat sich vieles bewegt – wir haben uns mit ihm darüber unterhalten.<br />
Herr Professor Henrichs, wie<br />
waren Ihre ersten Berührungspunkte<br />
mit der <strong>Diabetes</strong>technologie?<br />
Professor Dr. Helmut R. Henrichs:<br />
In meiner Freiburger Zeit habe ich<br />
Insulinrezeptortests entwickelt<br />
– das könnte man <strong>Technologie</strong><br />
»»<br />
Der Impuls, auf eine Pumpe zu<br />
gehen, kam ganz entscheidend<br />
von den Patienten.<br />
„Die Insulinpumpe<br />
Mill hill Infusor<br />
war eine Art Durchbruch.“<br />
Rechts daneben<br />
liegt als Größenvergleich<br />
eine Medtronic-Insulinpumpe<br />
der neueren<br />
Generation.<br />
nennen. Nach dem Wechsel nach<br />
Quakenbrück 1977 haben wir die<br />
erste Pumpentherapie gemacht:<br />
1978 die i.v.-Pumpe, seit 1979 oder<br />
1980 auch vermehrt subkutane<br />
Pumpen.<br />
Welche Hersteller waren das damals?<br />
Das waren das Medical Research<br />
Council England mit dem Millhill<br />
Infusor – das war schon so eine Art<br />
Durchbruch. Es gab noch andere,<br />
zum Beispiel die Auto Syringe<br />
AS 6 C, den Nordisk Infusor, die<br />
H-Tron Hoechst und die Minimed<br />
506. Interessant ist: Die Pumpentherapie<br />
war damals die Therapie<br />
des Verzweiflungsfalls. Patienten<br />
fragten: „Ist es schon so weit? Muss<br />
ich bald sterben?“ Wenn die Spätschäden<br />
schon deutlich erkennbar<br />
waren oder wenn die Stoffwechsellage<br />
katastrophal war, hat man an<br />
die Pumpe gedacht, so auch bei unserem<br />
ersten Patienten. Die nächsten<br />
kamen dann etwa so: „Könnt<br />
ihr mir eine Pumpe geben? Wenn<br />
ja, bleibe ich, wenn nein, gehe ich<br />
weiter.“ Der Impuls, auf eine Pumpe<br />
zu gehen, kam ganz entscheidend<br />
von den Patienten. Danach kamen<br />
die Insulinpens – die Insulinpumpe<br />
war vor den Insulinpens.<br />
Wie hat sich damals die Insulinpumpentherapie<br />
so schnell herumgesprochen<br />
bei den Patienten?<br />
Gute Frage. Das waren Patienten,<br />
die ambulant oder auch stationär<br />
zu uns kamen. Wir haben seinerzeit<br />
relativ viel Öffentlichkeitsarbeit<br />
gemacht. Ich habe nahezu<br />
wöchentlich auch mehrere Laienvorträge<br />
hier in der Region gehalten.<br />
Dadurch sind wir in Quakenbrück<br />
so bekannt geworden und<br />
die Patienten, die ein Problem hatten,<br />
kontaktierten uns, vorwiegend<br />
Typ-1-Diabetiker zu der Zeit.<br />
Der erste<br />
Insulinpen, der<br />
NovoPen, war<br />
sehr elegant.<br />
32<br />
www.diabetes-und-technologie.de <strong>Diabetes</strong> & <strong>Technologie</strong> 3+4/2013
Wissenschaft<br />
Pionier<br />
Helmut R. Henrichs:<br />
Gründer der Arbeitsgemeinschaft<br />
diabetologische<br />
<strong>Technologie</strong>.<br />
Welche Schritte in der<br />
Entwicklung der technologischen<br />
Hilfsmittel<br />
waren für Sie die<br />
wichtigsten in der <strong>Diabetes</strong>therapie?<br />
Die ganz großen<br />
Schritte sind sicher die<br />
Blutzuckerselbstkontrol<br />
le, die die flexible<br />
Therapie ermöglichte,<br />
die Verbesserung der<br />
Insulininjektion, seien<br />
es nun Einmalspritzen,<br />
Pens oder Pumpen mit<br />
dem Wechsel von der<br />
einen Spritze am Tag<br />
auf zwei Spritzen am<br />
Tag und weiter auf die<br />
intensivierte Insulintherapie und<br />
die Pumpentherapie – durch die<br />
<strong>Technologie</strong> ermöglichte Schritte.<br />
Auf dem anderen Feld gab es<br />
Der Wunsch:<br />
„ein Katheter, der<br />
gleichzeitig Insulin appliziert<br />
und einen Sensor<br />
trägt“ – noch ist es<br />
einzeln, wie hier<br />
eine Kanüle.<br />
Prof. Dr. Helmut R. Henrichs<br />
geb. 1939 in Siegen<br />
1958 – 1964: Medizinstudium<br />
1964 – 1977: als Arzt in verschiedenen Disziplinen<br />
tätig in Bonn, Siegen, Berlin,<br />
Marburg und Freiburg im Breisgau<br />
1977 – 2004: Chefarzt des <strong>Diabetes</strong> Zentrums<br />
Quakenbrück<br />
1980 – 2004: Ärztlicher Direktor des Christlichen<br />
Krankenhauses Quakenbrück<br />
1995 – 1996: Präsident der Deutschen <strong>Diabetes</strong><br />
Gesellschaft<br />
2000 – 2003: Präsident der Deutschen <strong>Diabetes</strong>-<br />
Union<br />
2001 – 2009: im Vorstand der International<br />
<strong>Diabetes</strong> Federation Europe<br />
2008 – 2010: Chefredakteur <strong>Diabetes</strong> Voice<br />
noch kontinuierliches Monitoring,<br />
Monitoring von Ketonkörpern und<br />
darüber hinaus mein Lieblingsthema:<br />
das HbA 1c<br />
und Fruktosamin.<br />
Für epochal halte ich die Entwicklung<br />
des HbA 1c<br />
.<br />
Diese <strong>Technologie</strong>n haben den Patienten<br />
mehr Selbständigkeit gegeben.<br />
Wie haben damals die Ärzte<br />
diese Fortschritte beurteilt?<br />
Auf der einen Seite gab es Besorgtheit,<br />
ob das wohl gut geht und ob<br />
die Patienten da nicht überfordert<br />
sind, vielleicht auch, ob sie sich<br />
schaden durch zu viel Kontrolle.<br />
Aber es gab auch den enthusiastischen<br />
Begleiter, der gesagt hat:<br />
„Das brauchen wir. Jetzt können<br />
wir den <strong>Diabetes</strong> ganz anders, flexibel<br />
und biologischer, bedarfsgerechter<br />
therapieren.“<br />
Wie haben die Patienten<br />
reagiert?<br />
Zum Teil erschrocken,<br />
wenn wir das auf die<br />
Pumpe reduzieren. Die<br />
Pumpenindikation war<br />
für viele angstbetont.<br />
Vielleicht hat sie Probleme<br />
gebracht, es gab Todesfälle,<br />
und die sind in<br />
den Augen der Patienten<br />
durchaus auch bewusst<br />
gemacht worden.<br />
Auf der anderen Seite<br />
kam es zu Rückmeldungen<br />
von Eltern, die sagten:<br />
„Zum ersten Mal seit<br />
Jahren haben wir mal<br />
wieder durchgeschlafen.“<br />
Oder andere Patienten, die begeistert<br />
waren: „Warum habe ich das<br />
nicht schon lange gemacht?“ Auch<br />
da haben wir also das breite Spektrum<br />
gehabt, wobei wir recht früh<br />
gesagt haben, die Patientenreaktion<br />
ist das Entscheidende. Nachdem<br />
wir diese Phase der Therapie<br />
des letzten Aufgebots verlassen hatten,<br />
gab es auch prominente Sportler<br />
und Schauspieler, die gezeigt haben,<br />
dass es nicht die Therapie der<br />
Verzweiflung ist, sondern ganz im<br />
Gegenteil die beste Therapie dann,<br />
wenn es einem noch gut geht, nicht<br />
erst, wenn es einem schlecht geht.<br />
Durchbruch<br />
Blutzuckerselbstmessung<br />
Ärzte haben gesagt:<br />
„Jetzt können<br />
wir den <strong>Diabetes</strong><br />
flexibel bedarfsgerechter<br />
therapieren.“<br />
»»<br />
Die <strong>Technologie</strong> hat die Umkehr<br />
ermöglicht: Die Insulintherapie<br />
richtet sich nach dem Leben.<br />
▸<br />
<strong>Diabetes</strong> & <strong>Technologie</strong> 3+4/2013<br />
www.diabetes-und-technologie.de<br />
33
Wissenschaft<br />
Pionier<br />
Waren die Reaktionen genauso ambivalent<br />
bei der Pentherapie und<br />
der Blutzuckermessung?<br />
Zu Anfang waren die Blutmengen<br />
sehr groß, der Stich war sehr tief,<br />
die Technik bedeutete zwei Minuten<br />
oder mehr Messzeit – und<br />
trotzdem haben Patienten die<br />
Blutzuckerselbstmessung sehr begrüßt.<br />
Da hat sich vieles getan, was<br />
die Akzeptanz durch die Patienten<br />
verbessert hat. Auf die Pens haben<br />
die Patienten einen Augenblick<br />
vielleicht irritiert reagiert, weil der<br />
Pen sozusagen bei Körpertemperatur<br />
in der Jacke getragen wurde<br />
und damals das Insulin als sehr<br />
empfindlich galt, das ständig in<br />
den Kühlschrank und den Schatten<br />
gepackt wurde. Aber sonst ist<br />
das – vielleicht dank der sehr eleganten<br />
ersten Generation, dem<br />
NovoPen – sehr begrüßt worden.<br />
»»<br />
Wir haben mittlerweile große<br />
nationale und internationale<br />
Kongresse.<br />
Kongresse<br />
für <strong>Diabetes</strong>technologie<br />
National und international<br />
haben<br />
sich inzwischen<br />
Kongresse zum<br />
Thema <strong>Diabetes</strong>technologie<br />
etabliert.<br />
Was hat die Entwicklung für die<br />
Dia betiker gebracht?<br />
Aufs Ganze gesehen dramatische<br />
Fortschritte in Richtung Selbstbehandlung.<br />
Der Patient wurde<br />
vor der Pen-/Pumpenära behandelt,<br />
er ging alle vier Wochen zum<br />
Arzt und ließ sich eine neue Dosierung<br />
verordnen – das Leben<br />
richtete sich nach dem Insulin.<br />
Die <strong>Technologie</strong> hat die Umkehr<br />
ermöglicht: Die Insulintherapie<br />
richtet sich nach dem Leben und<br />
kann ermöglichen, dass man einen<br />
Viel erlebt in 40 Jahren<br />
• Blutzuckermessung<br />
• Insulinpumpen<br />
• Insulinpens<br />
• HbA 1c<br />
-Bestimmung<br />
• kontinuierliche Glukosemessung<br />
„Die großen, die epochalen Schritte sind meines Erachtens gemacht, auch mit dem<br />
kontinuierlichen Messen, CGM.“ Dazu gehört zum Beispiel das System Dexcom G4.<br />
Fastentag machen, Sport treiben<br />
oder schwanger sein kann, ohne<br />
dass der <strong>Diabetes</strong> darunter leidet.<br />
Parallel dazu kamen die Verbesserungen<br />
der Insuline, die modifizierten<br />
schnellen Insuline waren<br />
sicher für die Flexibilisierung der<br />
Therapie wichtig – aber die allein<br />
hätten es nicht gebracht. Und mit<br />
dem HbA 1c<br />
ist die ganze Diabetologie<br />
objektiv darstellbar geworden.<br />
Gibt es aus Ihrer Sicht auch Nachteile<br />
auf diesem Entwicklungsweg?<br />
Im Einzelfall mag es das geben,<br />
dass durch Gerätegläubigkeit,<br />
wenn jemand nicht auf seine<br />
Selbstbeobachtung vertraut, sondern<br />
trotz der Symptome einer<br />
Unterzuckerung einem hohen gemessenen<br />
Wert glaubt. Der Mehraufwand<br />
ist materiell ein Nachteil<br />
– aber wenn man einen Vorteil haben<br />
will, muss es auch Geld kosten<br />
dürfen. Vielleicht rechnet es sich<br />
sogar à la long durch die Verbesserung<br />
der Gesamtprognose.<br />
Warum wurde die Arbeitsgemeinschaft<br />
diabetologische <strong>Technologie</strong><br />
gegründet?<br />
Wir haben um die Jahrtausendwende<br />
gemerkt, dass die Pumpentherapie<br />
aus der Nische der<br />
niedrigen Prozentzahlen heraus<br />
in die Größenordnung 10 % oder<br />
mehr der Typ-1-Diabetiker ging,<br />
also eine Standardtherapie wurde.<br />
Und wir haben gemerkt, dass<br />
die Pumpentherapie „chaotisch“<br />
beginnt – jeder Therapeut, der damit<br />
angefangen hat, hat seinen eigenen<br />
Weg gesucht und gefunden.<br />
Wir haben seinerzeit gedacht, wir<br />
brauchen eine Plattform und laden<br />
alle Pumpeninteressierten<br />
vom Psychologen über den Therapeuten<br />
bis zum Patienten ein,<br />
sich einzubringen und auszutauschen<br />
und damit eine Qualitätsoffensive<br />
zu haben. Wir haben dann<br />
drei große Projekte entwickelt. Das<br />
eine war das Pumpenregister, um<br />
Patienten, die neu mit der Pumpe<br />
angefangen haben, zu registrieren.<br />
Ein weiteres war der Versuch,<br />
Pumpenzentren zu zertifizieren,<br />
ambulant und stationär. Da<br />
hat leider die Deutsche <strong>Diabetes</strong><br />
Gesellschaft nicht mitgespielt, alle<br />
anderen Player waren dabei und<br />
die Krankenkassen waren sehr daran<br />
interessiert. Und ein dritter<br />
Punkt: Ich hatte die Vorstellung<br />
– das wird wohl jetzt erst so allmählich<br />
realisiert – dass wir auch<br />
Pumpentherapeuten persönlich<br />
qualifizieren wollen. Gut gelungen<br />
ist das Allererste: Plattform<br />
für den Austausch, auch den Austausch<br />
mit den Herstellern, damit<br />
wir möglichst zügig Innovationen<br />
kennenlernen, kommentieren<br />
oder kritisieren können, der Austausch<br />
untereinander auch in den<br />
unterschiedlichen Disziplinen.<br />
Wie sehen Sie die wissenschaftliche<br />
Zukunft der <strong>Diabetes</strong>technologie?<br />
Wissenschaft definiert sich ba-<br />
34<br />
www.diabetes-und-technologie.de <strong>Diabetes</strong> & <strong>Technologie</strong> 3+4/2013
Produkte weltweit<br />
nalerweise in meinen Augen dadurch,<br />
dass es ein eigenes Journal,<br />
eigene Lehrstühle und eigene<br />
wissenschaftliche Kongresse<br />
gibt. Alles, bis auf den Lehrstuhl,<br />
ist bei der <strong>Technologie</strong> erfüllt. Wir<br />
haben mittlerweile nationale und<br />
internationale Journale, wir haben<br />
große nationale und internationale<br />
Kongresse, große Forschungskonsortien<br />
– da ist viel Bewegung<br />
drin. Wenn sich eine <strong>Technologie</strong><br />
»»<br />
Wenn sich eine <strong>Technologie</strong><br />
30 Jahre entwickeln konnte, hat<br />
sie schon einen hohen Standard.<br />
mittlerweile 30 Jahre kontinuierlich<br />
entwickeln konnte, dann hat<br />
sie schon einen hohen Standard.<br />
Großartige Weiterentwicklungen<br />
sind ganz schwer. Ich sehe nicht<br />
ganz, wohin die <strong>Technologie</strong> gehen<br />
soll, denn die großen, die epochalen<br />
Schritte sind meines Erachtens<br />
gemacht, auch mit dem kontinuierlichen<br />
Messen, CGM, und<br />
dem Zusammenschalten von CGM<br />
und Pumpe. Kleine Schritte wird es<br />
weiter geben und damit: Ja, das ist<br />
eine wissenschaftliche, fundierte<br />
Weiterentwicklung.<br />
Wenn Sie einen Wunsch frei hätten,<br />
welche <strong>Diabetes</strong>technologie würden<br />
Sie sich wünschen?<br />
Einen Katheter oder vielleicht sogar<br />
nur eine Nadel, die gleichzeitig<br />
Insulin appliziert und einen Sensor<br />
trägt, so dass die Entwicklung<br />
zum Closed-Loop an dieser entscheidenden<br />
Stelle nicht mehr gehemmt<br />
ist. Damit wäre schlagartig<br />
die Zusammenführung von Diagnostik<br />
und Therapie sehr viel einfacher.<br />
Das ist die Aufgabe für die<br />
nächste Zukunft, das praxisfähig<br />
zu machen.<br />
Herzlichen Dank für das interessante<br />
Interview, Herr Professor<br />
Henrichs.<br />
◼<br />
<strong>Diabetes</strong> & <strong>Technologie</strong> 3+4/2013<br />
Produkte weltweit<br />
Auf diesen Seiten wollen wir über den<br />
Tellerrand gucken: Welche Produkte<br />
gibt es in anderen Ländern? Welche<br />
Forschungsansätze für technologische Entwicklungen<br />
gibt es?<br />
Viele dieser Produkte werden nicht oder noch nicht auf dem<br />
deutschen Markt verfügbar sein – sind aber vielleicht eine<br />
Anregung, sich intensiver damit zu befassen.<br />
Ob die Forschungsansätze, die wir vorstellen, erfolgreich sein<br />
werden, können wir Ihnen nicht versprechen. Aber auch sie<br />
können vielleicht die Phantasie anregen und zu weiteren<br />
Ideen führen.<br />
Wie eine Uhr<br />
Druck am Handgelenk<br />
Ein Sensor, kaum größer als eine Armbanduhr, soll bald<br />
für die Blutdruckmessung verfügbar sein. Das Unternehmen<br />
STBL Medical Research (STBL) entwickelte ein Gerät,<br />
das am Handgelenk getragen werden kann und den<br />
Blutdruck kontinuierlich aufzeichnet. Das berichtet die<br />
Eidgenössische Materialprüfungs- und Versuchsanstalt<br />
für Industrie, Bauwesen und Gewerbe (EMPA) in einer<br />
Presseinformation. Gemessen<br />
wird, indem an der Hautoberfläche<br />
in Handgelenksnähe mit<br />
mehreren Sensoren gleichzeitig<br />
Anpressdruck, Puls und Blutdurchfluss<br />
gemessen werden.<br />
Michael Tschudin, Mitgründer<br />
von STBL: „Das Messgerät kann<br />
für medizinische Zwecke eingesetzt<br />
werden (…), aber auch als<br />
Blutdruck- und Pulsmesser für<br />
Freizeitaktivitäten, Sport sowie<br />
zur Formstandüberwachung im<br />
Spitzensport.“<br />
Die Ingenieure hatten mit der<br />
neuen <strong>Technologie</strong> vor allem<br />
ein Hindernis zu meistern: Der<br />
Gerätedruck auf die Haut wechselt<br />
ständig, weshalb hochsensible Korrekturmessungen<br />
notwendig werden. Ein Sensor aus piezo-resistiven Fasern<br />
im Armband misst den Anpressdruck des Geräts auf der<br />
Haut. So kann der Sensor Verrutschen oder Muskelanspannung<br />
registrieren, so dass die Messwerte darauf korrigiert<br />
werden können. Zurzeit laufen klinische Tests. Mehr Informationen<br />
gibt es unter www.empa.ch.<br />
www.diabetes-und-technologie.de<br />
Das neu entwickelte Blutdruckmessgerät<br />
wird am<br />
Handgelenk getragen und<br />
zeichnet den Blutdruck kontinuierlich<br />
auf.<br />
▸<br />
35
Produkte weltweit<br />
Netzwerke mit Insulin<br />
Closed-Loop-System<br />
mit Nanopartikeln<br />
Ein Netzwerk aus Nanopartikeln, das in den Körper<br />
injiziert werden kann und das dort bei steigenden<br />
Blutzuckerwerten Insulin abgibt, haben Forscher<br />
entwickelt. In Tierversuchen konnten damit über<br />
eine Woche normale Blutzuckerwerte erreicht werden.<br />
Die Forscher kamen von der North-Carolina-<br />
State-Universität, der Universität von North Carolina<br />
am Chapel Hill, dem Massachusetts-Institut für<br />
<strong>Technologie</strong> und der Kinderklinik Boston.<br />
Professor Dr. Zhen Gu, Erstautor einer Publikation<br />
zu diesem Forschungsprojekt, berichtet laut<br />
Presseinformation: „Wir haben die <strong>Technologie</strong><br />
bei Mäusen getestet und eine Injektion konnte die<br />
Blutzuckerwerte bis zu zehn Tagen im Normbereich<br />
halten.“<br />
Das neue injizierbare Netzwerk besteht aus einer<br />
Mischung aus einem stabilen Kern mit Insulin, modifiziertem<br />
Dextran und dem Enzym Glukoseoxidase.<br />
Wenn das Enzym mit hohen Glukosewerten in<br />
Kontakt kommt, baut es<br />
die Glukose zu Glukonsäure<br />
ab und bricht so<br />
die Dextranhülle auf – so<br />
dass Insulin freigesetzt<br />
wird. Glukonsäure und<br />
Dextran werden komplett<br />
im Körper abgebaut.<br />
Jedes der Nanopartikel<br />
erhält auf der Oberfläche<br />
Netzwerke aus Nanopartikeln<br />
können nach Injejtion<br />
Insulin freisetzen – als Reaktion<br />
auf Veränderungen des<br />
Blutzuckers.<br />
eine positive Ladung<br />
(durch Chitosan) oder<br />
eine negative Ladung<br />
(durch Alginat). Durch<br />
die unterschiedlichen<br />
Ladungen können die Nanopartikel, wenn sie<br />
zusammengebracht werden, ein Nano-Netzwerk<br />
bilden. Sowohl das Nano-Netzwerk als auch die<br />
Ladungshüllen sind porös, so dass nach der Injektion<br />
Blut und damit auch der Blutzucker die Nanopartikel<br />
erreichen können. „Diese <strong>Technologie</strong><br />
schafft tatsächlich ein Closed-Loop-System, das<br />
die Aktivität der Bauchspeicheldrüse bei Gesunden<br />
nachahmt, indem es Insulin als Reaktion auf Blutzuckerveränderungen<br />
ausschüttet“, sagt Gu laut<br />
Presseinformation. „Das hat das Potential, die Gesundheit<br />
und die Lebensqualität von Diabetikern zu<br />
verbessern.“<br />
Vitalzeichen messen<br />
Gesundheit im Blick<br />
Der Scanadu Scout des gleichnamigen Herstellers Scanadu<br />
ist ein Instrument, mit dem die Vitalzeichen des Körpers gemessen<br />
werden können, so dass man seine Gesundheit immer<br />
im Blick hat. Analysiert werden Temperatur, Atmung,<br />
Sauerstoff, EKG, systolischer und diastolischer Blutdruck<br />
und Stress – alles innerhalb von 10 Sekunden. Außerdem<br />
erhält der Anwender Trendinformationen. Das System erlaubt,<br />
nicht nur sich selbst, sondern auch weitere Personen<br />
zu scannen. Alle Produkte des Unternehmens lassen sich<br />
in eine einzige, in das System integrierte App auslesen.<br />
Nach Unternehmensangaben<br />
besteht eine starke Nachfrage.<br />
„Wir bekommen täglich Anrufe<br />
und E-Mails von Eltern,<br />
Forschern und Studenten,<br />
die unbedingt mit dem Gerät<br />
ihre eigene Gesundheit<br />
verstehen wollen“, sagte Scanadu-Gründer<br />
und Geschäftsführer<br />
Walter de Brouwer.<br />
Mehr Informationen gibt es<br />
unter www.scanadu.com.<br />
Der Scanadu Scout analysiert<br />
Temperatur, Atmung, Sauerstoff,<br />
EKG, systolischen und diastolischen<br />
Blutdruck und Stress.<br />
Zum Inhalieren<br />
Sehr schnelles Insulin<br />
Afrezza® ist ein neuartiges sehr schnell wirkendes Insulin,<br />
das sich, wie das Unternehmen MannKind in einer Presseinformation<br />
mitteilt, in späten klinischen Studien befindet.<br />
Das Produkt kombiniert das Insulin in Pulverform, das in<br />
Einmalkartuschen vordosiert ist, und einen Inhalator. Das<br />
Unternehmen geht davon aus, dass sein Produkt synchron<br />
wirkt mit dem Verdauen einer Mahlzeit.<br />
Mehr als 5 300 Erwachsene haben bisher in Studien mit dem<br />
neuen Insulin teilgenommen. Im Vergleich mit derzeit verfügbaren<br />
Insulinen hat sich gezeigt, dass postprandiale Blutzuckerwerte<br />
signifikant gesenkt werden konnten. Auch die<br />
Nüchternblutzuckerwerte lagen niedriger, Hypoglykämien<br />
traten seltener auf. Die Gewichtszunahme fiel geringer aus,<br />
als oft zu beobachten ist. Die Lungenfunktion veränderte<br />
sich nicht anders als unter einer Vergleichstherapie mit Insulin<br />
oder oralen Antidiabetika. Die häufigsten<br />
Nebenwirkungen waren Hypoglykämien und<br />
leichter, vorübergehender Husten.<br />
Produkte weltweit<br />
36 www.diabetes-und-technologie.de <strong>Diabetes</strong> & <strong>Technologie</strong> 3+4/2013
Arbeitsgemeinschaft diabetologische <strong>Technologie</strong><br />
Recht und Internet<br />
Rechtliche Anforderungen<br />
durch das Internet<br />
Der Einsatz von Software, Telemedizin und Apps gewinnt<br />
auch bei der Behandlung von Diabetikern immer mehr an<br />
Bedeutung. Patienten senden zunehmend Daten von ihrem<br />
Smartphone bzw. wünschen eine allgemein zugängliche Datenspeicherung<br />
in der „cloud“. Vielen Anwendern ist aber nicht bewusst,<br />
dass dies mit erheblichen rechtlichen Risiken verbunden ist. Zahlreiche<br />
Ärzte bewegen sich – aus Unkenntnis oder fahrlässig – so im rechtswidrigen<br />
Bereich; nicht selten wird die Grenze zu einer Strafbarkeit<br />
überschritten. In diesem Beitrag erhalten Sie einen kurzen Überblick.<br />
Autor:<br />
Oliver Ebert<br />
Neue <strong>Technologie</strong><br />
in der Praxis<br />
Die Missachtung<br />
von Datenschutzbestimmungen<br />
kann erhebliche<br />
Konsequenzen<br />
nach sich ziehen.<br />
Mit Hilfe von speziellen Auswertungsprogrammen<br />
kann die Therapie<br />
von Diabetikern unterstützt<br />
werden, in zahlreichen Praxen<br />
sind elektronische <strong>Diabetes</strong>dokumentationssysteme<br />
nicht mehr aus<br />
dem Arbeitsalltag wegzudenken.<br />
Das Einlesen von Messgeräten,<br />
der Datenempfang per E-Mail oder<br />
die Speicherung von Daten aus Insulinpumpen<br />
und Systemen zum<br />
kontinuierlichen Glukosemonitoring<br />
(CGM) in der „cloud“ gewinnen<br />
immer mehr an Bedeutung.<br />
Verantwortung für<br />
Datensicherheit<br />
Bei der Nutzung solcher neuen<br />
<strong>Technologie</strong>n müssen die geltenden<br />
Gesetze und Vorschriften beachtet<br />
werden. Verstöße gegen<br />
die ärztliche Schweigepflicht sind<br />
strafrechtlich sanktioniert; auch<br />
die Missachtung von Datenschutzbestimmungen<br />
kann erhebliche<br />
Konsequenzen nach sich ziehen.<br />
Daneben ist der Arzt auch für die<br />
Datensicherheit (Schutz seiner Daten<br />
vor Angriffen, Vermeidung von<br />
Schäden, Risikominimierung) und<br />
Datenintegrität (Sicherstellung,<br />
dass Daten nicht beschädigt oder<br />
verändert werden) verantwortlich.<br />
Ärztliche Schweigepflicht<br />
„(…) Was ich bei der Behandlung<br />
oder auch außerhalb meiner Praxis<br />
im Umgange mit Menschen sehe<br />
und höre, das man nicht weiterreden<br />
darf, werde ich verschweigen<br />
und als Geheimnis bewahren“<br />
– diese Verpflichtung steht im hippokratischen<br />
Eid; Verstöße werden<br />
auch strafrechtlich sanktioniert.<br />
Schweigepflicht<br />
Die Empfehlungen der Bundesärztekammer<br />
zur ärztlichen Schweigepflicht,<br />
Datenschutz und Datenverarbeitung<br />
in der Arztpraxis:<br />
www.bundesaerztekammer.de/<br />
downloads/Empfehlung_Schwei<br />
gepflicht_Datenschutz.pdf<br />
Gemäß § 203<br />
Strafgesetzbuch<br />
(StGB) wird „mit Freiheitsstrafe<br />
bis zu einem Jahr oder<br />
mit Geldstrafe bestraft“, wer „unbefugt<br />
(…) ein zum persönlichen<br />
Lebensbereich gehörendes Geheimnis<br />
(…) offenbart, das ihm als<br />
Arzt (…) anvertraut worden oder<br />
sonst bekanntgeworden ist“. Auch<br />
gemäß § 9 Musterberufsordnung<br />
für die Ärzte (MBO) haben Ärzte<br />
über das, was ihnen in ihrer Eigenschaft<br />
als Arzt anvertraut oder bekanntgeworden<br />
ist, zu schweigen.<br />
Straf- und berufsrechtliche<br />
Sanktionen möglich<br />
Neben straf- und berufsrechtlichen<br />
Sanktionen muss der Arzt bei<br />
Zuwiderhandlung auch mit Schadensersatz-<br />
und Unterlassungsforderungen<br />
betroffener Patienten<br />
rechnen; schließlich kann ein solches<br />
Verhalten auch von anderen<br />
Ärzten wettbewerbsrechtlich „abgemahnt“<br />
werden, was mit nicht<br />
unerheblichen Kosten verbunden<br />
ist. Grundsätzlich gilt: Daten, Diagno<br />
sen oder sonstige patientenbezogene<br />
Informationen – und dazu<br />
zählt schon die bloße Angabe,<br />
dass ein Patient bei einem Arzt in<br />
Behandlung ist – dürfen nur in gesetzlich<br />
bestimmten Ausnahmefällen<br />
oder nach vorheriger Einwilligung<br />
des Patienten an Dritte weitergegeben<br />
werden.<br />
Gesetzliche Übermittlungsbefugnisse<br />
und -pflichten finden sich<br />
▸<br />
<strong>Diabetes</strong> & <strong>Technologie</strong> 3+4/2013<br />
www.diabetes-und-technologie.de<br />
37
Arbeitsgemeinschaft diabetologische <strong>Technologie</strong><br />
Recht und Internet<br />
»»<br />
Was ich bei der Behandlung<br />
oder auch außerhalb meiner Praxis<br />
im Umgange mit Menschen sehe<br />
und höre, das man nicht weiterreden<br />
darf, werde ich verschweigen<br />
und als Geheimnis bewahren.<br />
in speziellen Bereichen. Ansonsten<br />
ist eine Datenweitergabe ohne<br />
Einwilligung nur in Ausnahmefällen<br />
zulässig, insbesondere wenn<br />
eine konkrete, nicht anders abwendbare<br />
Gefahr für Leben, Gesundheit<br />
und Freiheit (§ 34 StGB)<br />
besteht, der Arzt sich selbst gegen<br />
strafrechtliche Ermittlungen verteidigen<br />
muss oder er gegen den<br />
Patienten zivilrechtliche Ansprüche<br />
geltend macht. In allen anderen<br />
Fällen dürfen personenbezogene<br />
Patientendaten nur<br />
dann erfolgen, wenn<br />
Illustration: fotolia<br />
der Patient zuvor in den konkreten<br />
Übermittlungsvorgang eingewilligt<br />
hat (Bundesgerichtshof, Urteil<br />
vom 10.07.1991 – NJW 1991, 2 955).<br />
Eine pauschale, vorweggenommene<br />
Einwilligungserklärung in eine<br />
Datenübermittlung ist nicht ausreichend.<br />
Einwilligung der Patienten<br />
Hierbei ergeben sich oft Probleme:<br />
Eine wirksame Einwilligung<br />
kann nur erfolgen, wenn der Patient<br />
überhaupt in der Lage ist, die<br />
Reichweite und den Inhalt seiner<br />
Einwilligungserklärung zu verstehen.<br />
Der Arzt muss im Zweifel<br />
nachweisen (können), dass er<br />
den Patienten vor (!) Erteilung der<br />
Einwilligung umfassend über alle<br />
Empfänger sowie den Umfang<br />
der vorgesehenen Datenweitergabe<br />
informiert und der Patient<br />
die Tragweite der abverlangten<br />
Einwilligungserklärung begriffen<br />
hat. Ein Aushang im Wartezimmer<br />
oder die bloße Mitteilung,<br />
dass die Patientendaten zur Datenauswertung<br />
oder Speicherung<br />
übermittelt werden, reichen nicht<br />
aus, um eine (stillschweigende)<br />
Einwilligung der Patienten<br />
in die Datenübermittlung<br />
anzunehmen (OLG Düsseldorf,<br />
Urteil vom 4.3.1994 – NJW<br />
1994, 2 421; OLG Karlsruhe, Urteil<br />
vom 15.10.1997 – NJW<br />
1998, 831).<br />
Der Patient muss also<br />
im Vorfeld wissen,<br />
aus welchem Anlass<br />
und mit welcher Zielsetzung<br />
er welche Personen<br />
wem gegenüber von<br />
der ärztlichen Schweigepflicht entbindet.<br />
Dem Arzt obliegt im Streitfall<br />
die Beweislast dafür, dass dieses<br />
Wissen vorlag. Ein nachträglich<br />
eingeholtes Einverständnis reicht<br />
nicht aus; bis dahin erfolgte Datenweitergaben<br />
bleiben rechtswidrig<br />
bzw. strafbar.<br />
Datenpannen nicht<br />
unwahrscheinlich<br />
Ein nicht gänzlich unwahrscheinliches<br />
Szenario könnte beispielsweise<br />
sein, dass die vom Arzt an<br />
die Onlineplattform eines Geräteherstellers<br />
übermittelten Insulinpumpen-<br />
oder CGM-Verläufe<br />
plötzlich aufgrund eines Datenlecks<br />
frei zugänglich werden.<br />
Auch besteht eine grundsätzliche<br />
Gefahr, dass die Daten – möglicherweise<br />
sogar in Einklang mit<br />
dem am Betreiberstandort geltenden<br />
Recht – wirtschaftlich weiterverwertet<br />
werden, z. B. durch Verkauf<br />
der Daten an Versicherungen,<br />
Krankenkassen oder Versandhändler.<br />
Man wird davon ausgehen<br />
dürfen, dass viele Patienten<br />
in Kenntnis solcher Konsequenzen<br />
wohl eher nicht bereit wären,<br />
einer Datenweitergabe zuzustimmen.<br />
Es ist somit riskant, den<br />
Patienten lapidar eine formularmäßige<br />
Einwilligungserklärung<br />
zur Unterschrift vorzulegen. Eine<br />
umfassende Aufklärung, in der<br />
die Patienten auch über die Risiken<br />
der vorgesehenen telemedizinischen<br />
Datenverarbeitung informiert<br />
werden, ist daher in jedem<br />
Fall anzuraten.<br />
Einhalten der Verpflichtungen<br />
Dritter überwachen<br />
Übrigens: Selbst wenn der Arzt –<br />
was allgemein eher unüblich ist<br />
– den Plattformanbieter vertraglich<br />
zur Einhaltung europäischer<br />
Datenschutzstandards verpflichtet<br />
hat, würde dies nicht zur Exkulpation<br />
ausreichen können. Denn<br />
in diesem Fall müsste der Arzt<br />
auch sicherstellen und nachweisen,<br />
dass er die Einhaltung dieser<br />
Verpflichtungen (regelmäßig)<br />
überwacht. Zumindest bei ausländischen<br />
Unternehmen dürfte sich<br />
dies in der Praxis aber als schwierig<br />
oder gar unmöglich erweisen.<br />
38<br />
www.diabetes-und-technologie.de <strong>Diabetes</strong> & <strong>Technologie</strong> 3+4/2013
Arbeitsgemeinschaft diabetologische <strong>Technologie</strong><br />
Recht und Internet<br />
Risikoszenarien im Praxisalltag (Beispiele)<br />
Dateneinlesen aus Messgeräten/Insulinpumpen<br />
Das Einlesen bzw. Speichern der Daten aus Messgeräten/Insulinpumpen<br />
sowie die Analyse der Werte ist grundsätzlich im<br />
Rahmen des Behandlungsvertrags zulässig und bedarf keiner<br />
gesonderten Einwilligung. Der Patient kann aber einer solchen<br />
Datenverwendung widersprechen und auch die Aushändigung<br />
seines Messgeräts zum Auslesen verweigern. Sind die Werte allerdings<br />
zur Begründung einer Verordnungsentscheidung (z. B. für<br />
Teststreifen) erforderlich, kann der Arzt im Gegenzug ein entsprechendes<br />
Rezept verweigern.<br />
Internetbasierte Patientenakten (Daten auf externem Server)<br />
Für die Nutzung von internetbasierten Plattformen zur Speicherung<br />
und Auswertung von <strong>Diabetes</strong>daten müssen vom Arztgeheimnis<br />
geschützte Daten an Dritte übermittelt und dort gespeichert<br />
bzw. weiterverarbeitet werden. Eine Anonymisierung<br />
oder zumindest Pseudonymisierung der Patientendaten erfolgt hier<br />
in der Regel nicht. Der Arzt muss zur Meidung einer Strafbarkeit<br />
daher fortlaufend sicherstellen, dass eine wirksame Einwilligung<br />
seiner Patienten vorliegt. Ein weiteres Problem könnte sich aus der<br />
gemäß § 10 Abs. 5 MBO, dem Patientenrechtegesetz sowie der sich<br />
aus dem Behandlungsvertrag ergebenden Aufbewahrungs- und<br />
Dokumentationspflicht ergeben: Der Arzt muss nämlich für einen<br />
Zeitraum von mindestens 10 Jahren sicherstellen, dass seine Behandlungsunterlagen<br />
zugänglich und lesbar sind. Befinden sich die<br />
Daten auf einem Server eines Drittunternehmens, sollte immer das<br />
Risiko einer technischen oder vertraglichen Unzugänglichkeit, einer<br />
Insolvenz oder auch einer politischen Erschwernis des Datenzugangs<br />
einkalkuliert werden.<br />
Verwendung von Apps zur <strong>Diabetes</strong>-Software<br />
Sofern der Patient aus einer App per Smartphone Daten einseitig<br />
an den Arzt schickt, ist dies eher unproblematisch. Ein Arzt,<br />
der zur Kommunikation mit Patienten eine E-Mail-Adresse<br />
angibt oder bereitstellt, muss jedoch darüber aufklären bzw.<br />
darauf hinweisen, dass unverschlüsselte Kommunikation per<br />
E-Mail generell unsicher und risikobehaftet ist. Eine bidirektionale<br />
Kommunikation bzw. ein Rückversand sind dagegen nur zulässig,<br />
wenn der Patient zuvor in die Datenübermittlung per E-Mail eingewilligt<br />
hat.<br />
Verwendung von Freemail-Accounts<br />
Nicht wenige Ärzte nutzen zur Patientenkommunikation kostenfreie<br />
E-Mail-Zugänge, beispielsweise von gmail, hotmail, gmx,<br />
web oder yahoo. Hier ist höchste Vorsicht geboten – nicht<br />
selten sehen die dortigen Nutzungsbestimmungen vor, dass<br />
der Betreiber die E-Mails sichten und analysieren darf („emailscanning“).<br />
Grundsätzlich muss von der Nutzung solcher Dienste<br />
zur Patientenkommunikation daher abgeraten werden, da sich das<br />
Patientengeheimnis und die Datenschutzvorschriften hier nur selten<br />
bzw. mit in der Praxis kaum zu bewerkstelligendem Aufwand<br />
einhalten lassen.<br />
<strong>Diabetes</strong> & <strong>Technologie</strong> 3+4/2013<br />
Und schließlich: Auch wenn vorab<br />
eine umfassende und wirksame<br />
Einwilligung eingeholt wurde<br />
und der Patient in der Vergangenheit<br />
keine Probleme mit der Datenübermittlung<br />
hatte, ist dieses<br />
Einverständnis nicht unbegrenzt<br />
gültig. Die Einwilligung muss regelmäßig<br />
und wiederholt eingeholt<br />
werden (vgl. Bundesgerichtshof,<br />
Urteil vom 20.05.1992 – NJW<br />
1992, 2 348).<br />
Elektronische Patientenakte<br />
Neben der ärztlichen Schweigepflicht<br />
sind auch die datenschutzrechtlichen<br />
Vorschriften (u. a. gemäß<br />
§ 4 BDSG)<br />
einzuhalten.<br />
Hiernach ist eine<br />
Datenspeicherung<br />
und Die „Arbeitsgemeinschaft diabetologische<br />
<strong>Technologie</strong>“ (www.diabetes-<br />
Weitergabe nur technologie.de) und „<strong>Diabetes</strong> &<br />
zulässig, soweit <strong>Technologie</strong>“ kooperieren: Die Zeitschrift<br />
dies gesetz-<br />
ist offizielles Organ der AGDT.<br />
lich zugelassen<br />
bzw. vorgeschrieben ist oder der<br />
Betroffene eingewilligt hat. Verstöße<br />
gegen datenschutzrechtliche<br />
Vorschriften können mit Geldbußen<br />
bis 50 000 €, in schweren Fällen<br />
bis 300 000 € oder Freiheitsstrafe<br />
geahndet werden (§ 43 BDSG).<br />
Im Rahmen des Behandlungsvertrags<br />
kann und darf der Arzt die<br />
hierfür notwendigen Daten auch<br />
mittels EDV erheben und speichern,<br />
ohne dass hierfür eine besondere<br />
Einwilligung benötigt<br />
wird. Auch die elektronische Führung<br />
einer Patientenkartei bedarf<br />
daher grundsätzlich keiner Einwilligung.<br />
Gemäß § 3a BDSG sind<br />
aber „Erhebung, Verarbeitung<br />
und Nutzung personenbezogener<br />
Daten“ sowie die „Auswahl und<br />
Gestaltung von Datenverarbeitungssystemen“<br />
dahingehend zu<br />
organisieren, dass „so wenig personenbezogene<br />
Daten wie möglich“<br />
erhoben, verarbeitet oder genutzt<br />
werden.<br />
◼<br />
www.diabetes-und-technologie.de<br />
Kontakt<br />
RA Oliver Ebert<br />
Rechtsanwalt<br />
und Fachanwalt<br />
für IT-Recht<br />
REK Rechtsanwälte<br />
Nägelestraße 6A,<br />
70597 Stuttgart<br />
Friedrichstraße<br />
49, 72336 Balingen<br />
E-Mail: ebert@<br />
diabetes-undrecht.de<br />
Internet: www.<br />
diabetes-undrecht.de<br />
39
NEU Blutzuckermessgerät –<br />
auffallend unauffällig<br />
Kompakt, mit Teststreifen<br />
und Stechhilfe<br />
25in<br />
ONE<br />
25 Teststreifen in<br />
einer Kartusche<br />
Blutzuckermessung<br />
in 5 Sekunden<br />
Gerätetasche ade – Cover<br />
für Schutz und Funktion<br />
Kunden-Service <strong>Diabetes</strong>: Telefon (kostenlos) 0800 - 45826636<br />
www.glucomenready.de | glucomen@berlin-chemie.de<br />
So misst man heute.