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Boxsport . September 2012<br />
Nr. 09 . September 2012 . € 4,20 . spanien € 5,30 . Österreich € 4,85 . Schweiz sfr. 8,40<br />
www.box-sport.de<br />
88. Jahrgang 1882<br />
sport<br />
DAS MAGAZIN: alles Über PROFIS UND AMATEURE<br />
Das Leben des<br />
Manuel Charr<br />
Aus dem Schatten<br />
in die Sonne<br />
Vitali Klitschko<br />
im Interview<br />
Auf zum letzten<br />
Gefecht?<br />
<strong>King</strong> <strong>Arthur</strong><br />
<strong>trägt</strong> <strong>wieder</strong> <strong>Krone</strong><br />
Viel Lob nach gelungenem<br />
Comeback gegen Stieglitz<br />
Mit der Rechten trifft <strong>Arthur</strong><br />
Abraham Weltmeister<br />
Robert Stieglitz<br />
Die<br />
Schlamm-<br />
Schlacht um<br />
Universum<br />
Kohl schlägt<br />
zurück<br />
Olympia-<br />
Analysen<br />
mit Kommentar<br />
von Henry<br />
Maske auf<br />
10 Seiten<br />
Nach seiner<br />
überraschenden<br />
Niederlage gegen<br />
Daniel Geale<br />
Sturm in der<br />
Klemme<br />
Felix Sturm muss eine Linke<br />
von Daniel Geale einstecken<br />
Kein Rückkampf,<br />
kein Abraham –<br />
Wer wird der<br />
nächste<br />
Gegner?
Hans Reski<br />
Universum: Krieg der Bosse –<br />
Sportler zahlen die Zeche<br />
Teilt die AIBA die Box-Welt in Ost und West?<br />
Mit dem Satz „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ wollte<br />
ich eigentlich diese Kolumne beginnen. Nach dem<br />
gelungenen Comeback von <strong>Arthur</strong> Abraham gegen<br />
Robert Stieglitz rechnete ich wie die meisten Experten und<br />
Fans natürlich auch mit einem Sieg von Felix Sturm bei der<br />
Titelvereinigung gegen Daniel Geale. Das wären die idealen<br />
Bedingungen gewesen, um endlich den Super-Fight zwischen<br />
Abraham und Sturm auf die Schiene zu bringen. Endlich<br />
ein echtes Highlight im deutschen Boxen. Das Ballyhoo<br />
hatte ja schon begonnen. Die Giftpfeile waren abgefeuert.<br />
Doch dann gab es das böse Erwachen.<br />
Sturm verlor, zwar nur knapp, aber der Gürtel war weg. Eine<br />
Rückkampfklausel mit Geale wurde nicht vereinbart. Guter<br />
Rat ist jetzt teuer. Wie geht es jetzt weiter mit dem einstigen<br />
Super-Champ und seinem Unternehmen, das gerade dabei<br />
ist, den eigenen Boxstall zu<br />
positionieren? Antworten auf<br />
diese Fragen sind nicht einfach.<br />
Manager Roland Bebak<br />
meint nur: „Jetzt muss<br />
alles gut überlegt werden.“<br />
Nach den beiden WM-<br />
Kämpfen von Berlin und<br />
Oberhausen steht jetzt schon<br />
der dritte WM-Hammer vor<br />
der Tür. Manuel Charr, der<br />
Gassenhauer aus Köln, will<br />
das Wunder im Stile von<br />
Rocky Balboa schaffen und<br />
in Moskau Vitali Klitschko<br />
alias Ivan Drago vom<br />
Thron stürzen. Lesen Sie das<br />
große Interview mit Vitali Klitschko und die interessante<br />
Lebensgeschichte des Manuel Charr – „Vom Schatten in die<br />
Sonne“.<br />
In Hamburg geht wohl endgültig ein trauriges Kapitel<br />
deutscher Box-Geschichte zu Ende. Eine Schlamm-Schlacht<br />
tobt zwischen dem Universum-Gründer Klaus-Peter Kohl<br />
und dem neuen Geschäftsführer Waldemar Kluch. Von der<br />
einstigen Harmonie beim gemeinsamen Start ist nichts mehr<br />
geblieben. Die Herren bezichtigen sich heute der Lüge und<br />
des Betrugs. Kohl hat nach Kluchs wilden Tiraden jetzt<br />
eiskalt zurückgeschlagen und die Zwangsversteigerung<br />
für das Gelände in Lohbrügge anordnen lassen, auf denen<br />
das Sport-Center von Kluch steht. Ab Seite 30 lesen Sie<br />
die Hintergründe dieses Trauerspiels, bei dem am Ende die<br />
Boxer und Trainer die Gelackmeierten sind und einen Teil<br />
der Zeche tragen müssen. So wie Ex-Weltmeister Sebastian<br />
Zbik, der immer noch auf die Auszahlung seiner 250.000<br />
Euro von Kluch aus dem Fight gegen Sturm wartet.<br />
Einen Report über die Reaktionen der Profi-Weltverbände<br />
auf die Attacken der AIBA, die mit ihrem Präsidenten Wu<br />
die Weltherrschaft anstrebt, hatten wir für diese Ausgabe<br />
angekündigt. Doch die ersten Recherchen ergaben, dass<br />
hier auf allen Seiten noch Informationsmangel herrscht, so<br />
dass wir dieses Thema auf die Oktober-Ausgabe verschieben.<br />
Lediglich WBC-Präsident José Sulaiman kündigte<br />
an, dass es Krieg gebe, wenn die AIBA nur ihre Profis bei<br />
Olympia zulässt. WBO-Präsident Valcarcel meinte nur kalt<br />
lächelnd: „Was soll das? Die AIBA hat ja sowieso kein<br />
Geld, um solche Dinge zu stemmen.“ Wenn er sich da mal<br />
nicht täuscht. Die AIBA soll für den Großangriff 40 Millionen<br />
Euro gebunkert haben. Da die Gelder anscheinend in<br />
erster Linie aus den ehemaligen Sowjetrepubliken Aserbaidschan,<br />
Kasachstan und<br />
der Ukraine fließen, glaubt<br />
der erfahrenste europäische<br />
Promoter Wilfried Sauerland,<br />
dass es das Ziel der<br />
AIBA sei, im Profigeschäft<br />
eigene Weltmeister aus dem<br />
fernen Osteuropa und Asien<br />
zu installieren. Also eine<br />
Teilung der Box-Welt in<br />
Ost und West. Was Wilfried<br />
Sauerland sonst noch über<br />
die Entwicklung und die Zukunft<br />
des Boxens sagt, lesen<br />
Sie in dem großen Interview<br />
ab Seite 26.<br />
Dass bei der AIBA nicht<br />
alles wie geschmiert läuft, zeigt sich darin, dass die neuen<br />
Gruppen der World Series nicht wie geplant Anfang September<br />
bereits feststehen. Auch das Olympische Boxturnier<br />
war nicht nur ein reines Vergnügen. Die Engländer machten<br />
zwar eine Bombenstimmung, doch die zahlreichen Fehlurteile<br />
sorgten für viel Ärger. Hierzu lesen Sie die große<br />
Kolumne von Henry Maske („Fehlurteile treffen die Sportler<br />
mitten ins Herz“). Er war selbst 1988 Olympiasieger, als das<br />
Olympische Boxen in der DDR seine heile Welt hatte. Jetzt<br />
sagt er: „Präsident Wu hat noch eine große Aufgabe vor<br />
sich.“ Viel Spaß bei der Lektüre!<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
3
INHALT<br />
Namen, Nachrichten, Termine............................................. 6<br />
Keine Rückkampfklausel – wen soll Sturm jetzt boxen?...... 8<br />
Kampf gegen Abraham liegt <strong>wieder</strong> auf Eis....................... 10<br />
Nadia siegte - Susi giftete................................................. 11<br />
Ruhrpott-Derby am Box-Ring............................................. 12<br />
<strong>King</strong> <strong>Arthur</strong> <strong>trägt</strong> <strong>wieder</strong> die <strong>Krone</strong>.................................... 14<br />
Trotz Sieg: Culcay enttäuscht............................................. 16<br />
Nach Sieg: Krasniqi will WM-Kampf................................. 18<br />
Mayweather raus aus dem Knast...................................... 38<br />
Holyfield pleite – jetzt wird alles versteigert..................... 40<br />
„Mini-Tyson“ konnte „Geist“ nicht fällen.......................... 42<br />
Deutsche rettete Guerreros Frau das Leben...................... 43<br />
3 Briten-Riesen eine Bedrohung für Klitschko................... 44<br />
Vito Vendetta – Rapper und Boxer..................................... 46<br />
Wer wird deutscher Firmen-Meister?................................ 47<br />
Olympia: Profis locken Joshua mit Millionenverträgen..... 50<br />
Dirks in Not - Zeuge mit K.o............................................... 19<br />
Vitali Klitschko: Jeder Kampf kann der letzte sein............. 20<br />
Uncle Sam sponsert jetzt Manuel Charr............................ 22<br />
Wladimir Klitschko: Jetzt gegen Wach.............................. 24<br />
Wladimir Klitschkos<br />
nächster Gegner<br />
ist Dariusz Wach<br />
(links). Am 10.<br />
November verteidigt<br />
„Dr. Steelhammer“<br />
seine vier WM-Gürtel<br />
gegen den Polen,<br />
der mit seinen<br />
2,02 Metern vier<br />
Zentimeter länger ist<br />
als der Champion.<br />
Seite 24<br />
Sauerland: Zwei unserer Nachwuchsboxer werden Stars.26<br />
Doering freut sich: Kölling jetzt bei Sauerland................... 29<br />
Universum: Jetzt schlägt Kohl zurück................................ 30<br />
Wegner: Hernandez der beste Boxer in Deutschland........ 32<br />
Die <strong>BoxSport</strong>-Weltrangliste............................................... 34<br />
Schöne Pop-Sängerin ist Pulevs Stolz................................ 36<br />
Povetkin: Tszyu sein neuer Trainer..................................... 37<br />
Keine Medaillen für den<br />
DBV bei Olympia – aber die<br />
Verantwortlichen waren dennoch<br />
zufrieden. Stefan Härtel (rechts)<br />
kam vom deutschen Tross noch<br />
am weitesten, scheiterte im<br />
Viertelfinale am Lokalmatador<br />
Anthony Ogogo<br />
Seite 52<br />
Wieder keine Medaillen – aber DBV war zufrieden.......... 52<br />
Claressas Story ein toller Filmstoff.................................... 54<br />
US-Pleite: Jetzt greift De La Hoya ein................................ 56<br />
Olympia: Alle Ergebnisse................................................... 57<br />
Maske: Fehlurteile treffen Sportler ins Herz...................... 58<br />
Die Ansetzung der 1. und 2. Bundesliga............................. 60<br />
DBV: Viermal Gold beim Brandenburg Cup........................ 61<br />
Aus den Verbänden............................................................ 62<br />
Alle Kämpfe, alle Sieger.................................................... 64<br />
Leser schreiben zu............................................................. 65<br />
Lesen Sie nächsten Monat................................................ 66<br />
4 <strong>BoxSport</strong>
Namen Nachrichten<br />
Boxen<br />
Im fernsehen<br />
Freitag, 07. September 2012: Sport1, 22:15 -<br />
Live aus Mülheim an der Ruhr: Kampf im<br />
Schwergewicht zwischen Francesco Pianeta<br />
und Francois Botha<br />
Samstag, 08. September 2012: RTL, 22.15 – Live<br />
aus Moskau: WBC-WM im Schwergewicht<br />
zwischen Champion Vitali Klitschko und<br />
Manuel Charr<br />
Freitag, 14. September 2012: Eurosport, 21:00<br />
- Live aus Halle an der Saale: Kampf im<br />
Schwergewicht zwischen Timo Hoffmann<br />
und Steffen Kretschmann<br />
Samstag, 15. September 2012: ARD, 22:15 - Live<br />
aus Bamberg: IBF-Weltmeisterschaft im<br />
Cruisergewicht zwischen Champion Yoan<br />
Pablo Hernandez und Troy Ross<br />
Freitag, 28. September 2012: Eurosport, 21:00<br />
- Live aus Göttingen: WBO-Intercontinental-<br />
Meisterschaft im Cruisergewicht zwischen<br />
Champion Alexander Alexeev und Agron<br />
Dzila<br />
Samstag, 29. September 2012: ARD, 22:10 - Live<br />
aus Hamburg: WBA-Weltmeisterschaft im<br />
Schwergewicht zwischen Champion Alexander<br />
Povetkin und Ex-Weltmeister Hasim<br />
Rahman<br />
Drei Gevors schlagen zu<br />
Gleich drei Gevors schlagen<br />
im September zu. Den Anfang<br />
macht Ex-Europameister Khoren<br />
am 8. September in Moskau<br />
gegen Maxim Vlasow (Russland)<br />
im Kampf um den WBC-Baltic-<br />
Titel im Supermittelgewicht.<br />
Die Stiefsöhne Noel und Abel<br />
mischen dann bei der Evil-Fight-<br />
Night von Promoter Erol Ceylan<br />
am 28. September in der Göttinger<br />
Sparkassen-Arena mit. Im<br />
Hauptkampf trifft Europameister<br />
Alexander Alekseev auf Agron<br />
Dzila aus der Schweiz.<br />
Heidi Hartmanns neuer<br />
Titel ist der Doktor<br />
Nach zahlreichen Weltmeistergürteln<br />
im Boxen darf sich Heidi<br />
Hartmann mit einem weiteren<br />
Titel schmücken: Die gebürtige<br />
Emderin hat am 1. August an der<br />
Carl von Ossietzky Universität<br />
in Oldenburg mit der Note „sehr<br />
gut” (magna cum laude) promoviert.<br />
Die Sportwissenschaftlerin<br />
legte unter dem Titel „Die<br />
Entstehung eines neues Feldes:<br />
Frauenboxen in Deutschland -<br />
Chancen und Grenzen einer Karriere”<br />
eine mehr als 300 Seiten<br />
starke Arbeit vor.<br />
Huck: Super-Champion<br />
mit Sieg über Arslan<br />
n Nach Stieglitz gegen Abraham<br />
steht das nächste deutsche<br />
WM-Highlight bevor: Marco<br />
Huck verteidigt seinen WBO-<br />
Weltmeistertitel im Cruisergewicht<br />
am 3. November im Gerry<br />
Weber Stadion in Halle/Westfalen<br />
gegen Ex-Weltmeister Firat<br />
Arslan aus Süßen. Damit kehrt<br />
Huck an die Stätte seines größten<br />
Erfolges zurück. Im Gerry<br />
Weber Stadion entthronte der<br />
Bielefelder am 29. August 2009<br />
Weltmeister Victor Emilio Ramirez<br />
aus Argentinien. Seitdem<br />
konnte Huck den WBO-Titel<br />
neunmal erfolgreich verteidigen.<br />
Sollte er auch gegen Arslan<br />
siegen, winkt ihm ein ganz<br />
besonderer Status. Denn der<br />
Weltverband WBO ernennt<br />
seine Titelträger nach zehn erfolgreichen<br />
Titelverteidigungen<br />
zum Super-Champion. „Das<br />
motiviert mich natürlich ganz<br />
besonders“, meinte Huck. „Aktuell<br />
gibt es keinen Kämpfer bei<br />
uns im Team, der das von sich<br />
behaupten kann. Die Chance,<br />
WBO-Super-Champion zu werden,<br />
will ich mir auf gar keinen<br />
Fall entgehen lassen.“<br />
Der 41 Jahre alte Arslan, WBA-<br />
Champion von 2007 bis 2008,<br />
Lokalderby: Hoffmann<br />
trifft auf Kretschmann<br />
Zwei schwere Jungs wollen<br />
es noch einmal wissen. Vielleicht<br />
zum letzten Mal. Am 14.<br />
September treffen zu einem echten<br />
Lokalderby Steffen Kretschmann<br />
und Timo Hoffmann, der<br />
den Kampfabend zusammen mit<br />
Ahmet Öners Arena-Promotion<br />
veranstaltet, in Halle/Saale aufeinander.<br />
„Der Kampf ist natürlich<br />
vor allem für die Region Halle<br />
von großer Bedeutung“, sagt<br />
Hoffmann. „Wir wollen im Ring<br />
klären, wer der stärkste Mann in<br />
unserer Region ist. Aber klar ist<br />
auch: Wir sind beide so gute und<br />
erfahrene Boxer, dass es für den<br />
Sieger schnell <strong>wieder</strong> weit nach<br />
oben gehen kann. Ich weiß, dass<br />
Hatten gute Laune beim Kampf von <strong>Arthur</strong> Abraham in Berlin:<br />
Weltmeister Marco Huck (rechts)<br />
und Schauspieler Til Schweiger<br />
ist die Nummer acht der WBO-<br />
Weltrangliste. Er will seine<br />
letzte Chance nutzen. „Ich bin<br />
topfit“, sagte Arslan. „Huck<br />
ist ein starker Boxer, ich habe<br />
viel Respekt vor ihm. Aber ich<br />
glaube an meine Chance.“ „Er<br />
ist eine echte Kampfmaschine“,<br />
sagte Huck über Arslan. „Er<br />
übt permanent Druck aus und<br />
ist dazu noch Rechtsausleger.<br />
Da muss ich konditionell topfit<br />
Steffen technisch exzellent ausgebildet<br />
ist und auch ordentlich<br />
hart hauen kann. Aber ich weiß<br />
auch, was ich kann. Ich bin mir<br />
sicher, das wird ein richtig großer<br />
Kampf.“<br />
In einem weiteren deutschen<br />
Schwergewichts-Duell steigt der<br />
ungeschlagene Erkan Teper aus<br />
Ahlen gegen Wahlhamburger<br />
Konstantin Airich in den Ring.<br />
Francesco Pianeta will<br />
„Weißen Büffel“ erlegen<br />
Francesco Pianeta will den<br />
„Weißen Büffel“ erlegen. Am 7.<br />
September soll Pianeta in Mülheim<br />
an der Ruhr endlich auf<br />
den einstigen Bezwinger von<br />
Axel Schulz, den Südafrikaner<br />
Francois Botha, treffen. Im<br />
März platzte das Duell noch,<br />
sein.“ „Wir freuen uns, dass wir<br />
ein weiteres deutsch-deutsches<br />
Duell realisieren können“, sagte<br />
Sauerland-Geschäftsführer<br />
Chris Meyer. „Solche Kämpfe<br />
sind für die Zuschauer besonders<br />
interessant. Huck gegen<br />
Arslan ist auch der Kampf zwischen<br />
dem aktuellen Champion<br />
und einem früheren Weltmeister<br />
- das verspricht reichlich<br />
Brisanz.“<br />
Pianeta besiegte stattdessen<br />
Ex-Weltmeister Oliver McCall.<br />
Nun reiste der 27 Jahre alte Gelsenkirchener<br />
zur Vorbereitung<br />
auf Botha extra nach Kitzbühel<br />
zum Sparring mit Weltmeister<br />
Wladimir Klitschko. „Nach dem<br />
einwöchigen Sparring mit Wladimir<br />
Klitschko weiß ich, dass<br />
ich ganz oben anklopfen kann“,<br />
meinte die aktuelle Nummer 13<br />
der WBO-Weltrangliste. „Francois<br />
Botha ist der nächste Schritt<br />
auf meinem Weg an die Spitze.<br />
Ich schlage jetzt einen Ex-Weltmeister<br />
nach dem anderen!“,<br />
meinte Pianeta.<br />
In der RWE-Halle verteidigt<br />
außerdem Mittelgewichts-Weltmeisterin<br />
Christina Hammer<br />
ihre <strong>Krone</strong>n der WBO und WBF<br />
gegen Yahaira Hernandez aus<br />
der Dominikanischen Republik.<br />
6 <strong>BoxSport</strong>
Termine<br />
jürgen Brähmer:<br />
Comeback bei sauerland<br />
mit Trainer Röwer<br />
n Jürgen Brähmer, der gefeierte<br />
Ringheld und bisweilen gefallene<br />
Star, klettert ab sofort für<br />
den Sauerland-Stall durch die<br />
Ringseile. Die Nachricht wurde<br />
lange geheim gehalten. „Nicht<br />
einmal ich wusste davon. Am<br />
Mittwoch vor dem Kampf Abraham<br />
gegen Stieglitz habe<br />
ich mit Jürgen noch in Schwerin<br />
Fußball gespielt. Ich hatte<br />
keine Ahnung, dass ich zwei<br />
Tage später sein Trainer bin“,<br />
schwört Karsten Röwer.<br />
Seinen letzten Kampf bestritt<br />
Brähmer im Mai in seiner<br />
Heimatstadt Schwerin vor 5000<br />
Fans gegen Vikapita Meroro<br />
(Namibia). Damals wurde er<br />
noch von seinem langjährigen<br />
Trainer Michael Timm betreut.<br />
Es war sein 40. Profifight. Er<br />
gewann nach Punkten. „Ärgerlich<br />
für mich. Ich wollte<br />
vor meinen Fans durch K.o.<br />
siegen. Ich war zu hektisch<br />
und nicht konzentriert genug“,<br />
entschuldigte sich Brähmer damals.<br />
Nun freut er sich auf die<br />
Zusammenarbeit mit Trainer<br />
Röwer: „Es ist schön, <strong>wieder</strong> in<br />
einem renommierten Boxstall<br />
zu sein. Ich will noch einmal<br />
um einen Titel boxen“, meinte<br />
Brähmer, der den Hamburger<br />
Universum-Stall nach 13 Jahren<br />
verließ. Röwer sieht durchaus<br />
die Möglichkeit für einen neuen<br />
WM-Kampf, mahnt aber zur<br />
Konsequenz: „Jürgen muss zu<br />
Jürgen Brähmer, hier bei seinem Sieg über Meroro,<br />
will im Sauerland-Stall noch einmal angreifen<br />
mir nach Berlin in unser Gym<br />
Marzahn II kommen. Ich werde<br />
dann sehen, wie weit seine<br />
Freude am Boxen vorhanden<br />
ist. Er muss auch konsequent<br />
sein. Es hat keinen Zweck in<br />
der Woche in Berlin scharf zu<br />
trainieren und am Wochenende<br />
in Schwerin Party machen.<br />
Wenn Jürgen heiß ist, bekommen<br />
wir einen Titelkampf und<br />
noch ein paar schöne Kämpfe<br />
hin.“ Brähmer ist schließlich<br />
offizieller Herausforderer von<br />
Europameister Eduard Gutknecht<br />
– auch der boxt für den<br />
Sauerland-Stall.<br />
Der 33 Jahre alte Brähmer<br />
will als junger Vater für sein im<br />
Winter geborenes Töchterchen<br />
und die langjährige Lebensgefährtin<br />
Tatjana Verantwortung<br />
übernehmen, verspricht er. Außerdem<br />
ist der Ex-Weltmeister<br />
scharf darauf, seine K.o.-Bilanz<br />
von 30 vorzeitigen Siegen weiter<br />
zu erhöhen. „Bei Sauerland<br />
stehen mir dafür die Türen offen“,<br />
glaubt der Halbschwergewichtler.<br />
Brähmer und Röwer kennen<br />
sich schon lange. „Ich war<br />
Jürgens Trainer in Kuba, als<br />
er Junioren-Weltmeister wurde.<br />
Auch den ersten deutschen<br />
Amateur-Meistertitel gewann<br />
Jürgen bei mir, ehe er zu Michael<br />
Timm wechselte und Profi<br />
bei Universum wurde“, erinnert<br />
Röwer an alte Zeiten.<br />
deutsche termine<br />
07. September, Mülheim an der Ruhr (SES)<br />
Kampf im Schwergewicht: Francesco Pianeta vs. Francois Botha<br />
08. September, Hattersheim am Main (Sevecke)<br />
Kampf im Halbschwergewicht mit Konni Konrad<br />
14. September, Halle an der Saale (ARENA)<br />
Kampf im Schwergewicht: Timo Hoffmann vs. Steffen Kretschmann<br />
15. September, Stechert-Arena Bamberg (Sauerland Event)<br />
IBF-Weltmeisterschaft im Cruisergewicht: Yoan Pablo Hernandez vs. Troy<br />
Ross<br />
EU-Meisterschaft im Mittelgewicht: Dominik Britsch vs. Roberto Santos<br />
28. September, Sparkassen-Arena Göttingen (EC Boxpromotion)<br />
WBO-Intercontinental-Meisterschaft im Cruisergewicht: Alexander Alexeev<br />
vs. Agron Dzila<br />
29. September, Sporthalle Alsterdorf Hamburg (Sauerland Event)<br />
WBA-Weltmeisterschaft im Schwergewicht Alexander Povetkin vs. Hasim<br />
Rahman<br />
29. September, Neuwied (Punch Up)<br />
Kampf im Cruisergewicht mit Hizni Altunkaya<br />
internationale termine<br />
08. September, Moskau (Russland)<br />
WBC-WM im Schwergewicht: Vitali Klitschko vs. Manuel Charr<br />
08. September, Oakland (USA)<br />
WBA- und WBC-WM im Supermittelgewicht: Andre Ward vs. Chad Dawson<br />
08. September, Newark (USA)<br />
Kampf im Schwergewicht: Tomasz Adamek vs. Travis Walker<br />
15. September, Las Vegas (USA):<br />
WBC-WM im Superweltergewicht: Saul Alvarez vs. Josesito Lopez<br />
15. September, Las Vegas (USA):<br />
WBC-WM im Mittelgewicht: Julio Cesar Chavez jr. vs. Sergio Martinez<br />
22. September, Frederikshavn (Dänemark)<br />
WBA-, WBO- und WBC-WM im Weltergewicht: Cecilia Braekhus vs. Anne<br />
Sophie Mathis<br />
22. September, Breslau (Polen)<br />
WBC-WM im Cruisergewicht: Krzysztof Wlodarczyk vs. Francisco Palacios<br />
Robert Stieglitz liebt<br />
„Miss Sachsen-Anhalt“<br />
n Tatjana saß am Ring in Berlin<br />
und vergoss bittere Tränen. Ihr<br />
Robert hatte gegen <strong>Arthur</strong> Abraham<br />
verloren. Als die 19-Jährige<br />
in das ramponierte Gesicht ihres<br />
Freundes mit drei blutenden Cuts<br />
sah, war ihr sicher klar, warum<br />
der nunmehrige Ex-Weltmeister<br />
zu ihr sagte: „Du kannst Boxtraining<br />
und Sparring machen. Im<br />
Ring will ich dich als Boxerin<br />
nicht mehr sehen.“ Der Ex-Weltmeister<br />
fürchtet, dass dieses<br />
schöne Model-Gesicht verbeult<br />
wird. Schließlich wurde Tatjana<br />
zur „Miss Sachsen-Anhalt“<br />
gekürt.<br />
Tatjana und Robert hatten sich<br />
im Magdeburger SES-Gym kennen<br />
gelernt, als die junge Frau vorbei<br />
schaute, um sich als Profiboxerin<br />
zu bewerben.<br />
Als Amateurmeisterin von<br />
Sachsen-Anhalt hatte sie sich<br />
eine sportliche Grundlage für den<br />
Wechsel zu den Profis geschaffen.<br />
Der Gedanke mit den Profis<br />
ist jetzt wohl vom Tisch. Stieglitz<br />
ist bis über beide Ohren in seine<br />
Miss verliebt: „Ich schätze ihr Verständnis<br />
für meinen Sport und ihre<br />
Zärtlichkeit. Wir verstehen uns oft<br />
ohne Worte.“<br />
Heiraten kann der 31-Jährige<br />
seine Freundin allerdings im Moment<br />
nicht. Die Friseurin Anna,<br />
mit der er den gemeinsamen Sohn<br />
Oskar hat, ist immer noch seine<br />
angetraute Ehefrau. „Die Scheidung<br />
zieht sich schon zweieinhalb<br />
Jahre hin. Ich will endlich Klarheit<br />
und wissen, was ich zahlen muss“,<br />
betont der Boxer, denn natürlich<br />
geht es bei der Scheidung ums liebe<br />
Geld. Deshalb wird Robert auf<br />
seine neue Freiheit wahrscheinlich<br />
noch etwas warten müssen.<br />
Ob sie jetzt noch boxen will? Robert<br />
Stieglitz‘ Freundin Tatjana<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
7
Ratlosigkeit nach der überrasche<br />
Keine Rückkampfklausel –<br />
Wen soll Sturm jetzt boxen?<br />
Dieses eine Wort machte<br />
in der Nacht der großen<br />
Niederlage sofort<br />
die Runde: Rematch –<br />
Rückkampf. Gerade hatte Felix<br />
Sturm seinen Weltmeistertitel<br />
abgeben müssen, da bot er dem<br />
neuen Champion schon eine<br />
zweite Auflage an. „We can make<br />
a rematch, if you like“, sagte<br />
Sturm im Moment der großen<br />
Trauer auf Englisch. Denn Sturm<br />
wusste nach der Punktniederlage<br />
im Vereinigungskampf von<br />
Oberhausen sofort: Der Weg zurück<br />
auf den Weltmeisterthron<br />
führt eigentlich nur über den<br />
Australier Daniel Geale. Über<br />
den Mann also, der seinen großen<br />
Traum von einem zweiten<br />
Weltmeistertitel im Mittelgewicht<br />
mit einem 2:1-Urteil der<br />
Punktrichter (116-112, 116-112,<br />
112-116) zerstört hatte.<br />
„Ich bin mir sicher, dass ich<br />
ziemlich schnell <strong>wieder</strong> um die<br />
WM kämpfen werde“, sagte der<br />
entthronte WBA-Superchampion.<br />
Aber Sturm weiß auch: Mit<br />
33 Jahren wird es schwer, sich<br />
noch einmal hinten anzustellen<br />
und <strong>wieder</strong> hochzuboxen. Ob<br />
noch das Feuer in ihm brennt,<br />
Auf ihn mit Gebrüll: Daniel Geale (rechts) trifft Felix Sturm<br />
dass ihn nach seiner letzten Niederlage<br />
2006 gegen den Spanier<br />
Javier Castillejo im Rematch<br />
zurück auf den Weltmeisterthron<br />
geführt hat, darf bezweifelt<br />
werden. „Die Niederlage von<br />
damals ist gar nicht mit der von<br />
heute zu vergleichen“, sagte<br />
Sturm. „Damals hätte ich nie<br />
damit gerechnet, dass ich verlieren<br />
könnte. Und damals ist zehn<br />
Tage später meine Mutter gestorben.“<br />
Sturm hat also schon mehr<br />
im Leben mitgemacht, als dass<br />
ihn ein verlorener Kampf aus<br />
der Bahn werfen könnte. „Mein<br />
Sohn ist gesund, ich habe meine<br />
Frau, mein Vater ist auch noch<br />
da. Jetzt erhole ich mich erstmal<br />
im Urlaub“, sagte der Kölner.<br />
Die Niederlage im „wichtigsten<br />
Kampf meines Lebens“ nahm<br />
Sturm überraschend sportlich<br />
– obwohl er den zweiten WM-<br />
Titel eigentlich seiner verstorbenen<br />
Mutter hatte widmen<br />
wollen. „So ist das Boxen. Mal<br />
gewinnt man, mal verliert man.<br />
Mein Traum hatte kein Happy<br />
End“, sagte Sturm. Ob es dazu<br />
noch kommt? Castillejo war<br />
nach seinem überraschenden<br />
K.o.-Sieg über Sturm dazu ver-<br />
Thunder from Down under: Der neue Doppel-Champion Daniel Geale mit Promoter<br />
Gary Shaw (rechts) und Trainer Graham Shaw<br />
pflichtet, noch einmal gegen den<br />
Deutschen anzutreten. Eine bei<br />
freiwilligen Titelverteidigungen<br />
übliche Rückkampfklausel im<br />
Vertrag schrieb die Neuauflage<br />
vor. Im Kampfvertrag von IBF-<br />
Champion Daniel Geale dagegen<br />
befand sich keine solche Klausel.<br />
Wenn zwei Weltmeister zur<br />
Titelvereinigung aufeinander<br />
treffen, ist sie nicht unbedingt<br />
üblich. Nach Angaben von Geales<br />
Promoter Gary Shaw verzichtete<br />
das Team Sturm auf einen<br />
solchen Vertragsposten. „Wir<br />
haben ihnen eine Rückkampfklausel<br />
angeboten. Aber sie<br />
haben abgelehnt. Weil sie nicht<br />
daran geglaubt haben, dass Felix<br />
verlieren könnte“, meinte Shaw.<br />
Das Sturm-Lager dagegen behauptete,<br />
Shaw habe diese Klausel<br />
verweigert.<br />
Dem Einfluss des listigen<br />
Shaw war es wohl auch zu verdanken,<br />
dass sich zwei der drei<br />
Punktrichter nach dem knappen,<br />
mitreißenden Kampf für Geale<br />
als Sieger aussprachen. Sogar<br />
der vom Weltverband WBA eingesetzte<br />
Punktrichter Stanley<br />
Christodoulou aus Südafrika,<br />
der im Zweifelsfalle eigentlich<br />
für Sturm hätte werten sollen,<br />
hatte den Australier vorne. „Ich<br />
war überrascht“, gestand Sturms<br />
Trainer Fritz Sdunek. „Ich dachte,<br />
Felix hätte mit ein, zwei Runden<br />
Vorsprung gewonnen. Denn<br />
er hatte die klareren Treffer.<br />
Geale hat zwar mehr geschlagen,<br />
aber es ging doch vieles auf<br />
die Deckung.“ Was Sdunek erst<br />
nach dem Kampf in der Kabine<br />
erfuhr: Sturm hatte in der letzten<br />
Woche der Kampfvorbereitung<br />
eine Bronchitis erwischt. Der<br />
Boxer ignorierte seine Erkrankung,<br />
trainierte einfach weiter.<br />
„Deshalb hat ihm etwas die Fri-<br />
8 <strong>BoxSport</strong>
nden Niederlage gegen Geale<br />
Eine niedergeschlagene Jasmin Sturm nach der Niederlage ihres<br />
Mannes<br />
sche gefehlt, ich muss ihn ein<br />
bisschen in Schutz nehmen“,<br />
meinte Sdunek. „Das ist keine<br />
Ausrede“, sagte Sturm, der sich<br />
nach gutem Start und starkem<br />
Finish in den mittleren Runden<br />
eine Auszeit gegönnt hatte. „Ich<br />
habe mich gut gefühlt, ich wollte<br />
diesen Kampf unbedingt.“<br />
Weil Sdunek Vitali Klitschko im<br />
Trainingslager im Stanglwirt in<br />
Österreich auf den Kampf gegen<br />
Manuel Charr vorbereitete, hielt<br />
er mit Schützling Sturm nur telefonischen<br />
Kontakt, war selbst<br />
nicht im Kölner Gym vor Ort.<br />
Hätte er den Kampf sonst abgesagt?<br />
Sdunek: „Ich hätte ihn im<br />
Training sehen müssen, um das<br />
zu bewerten.“ So ging Sturm das<br />
Risiko ein – und verzockte sich.<br />
Geale brachte damit das<br />
Kunststück fertig, beide Weltmeistertitel<br />
in Deutschland gewonnen<br />
zu haben. Im Mai 2011<br />
hatte er Sebastian Sylvester in<br />
Neubrandenburg den IBF-Titel<br />
abgenommen, nun Sturm in<br />
Oberhausen den WBA-Gürtel.<br />
„Das ist einmalig in der Geschichte<br />
des Boxens“, frohlockte<br />
Shaw. „Das war ein großartiger<br />
Kampf. Es kann leider nur einen<br />
Sieger geben. Aber Felix wird<br />
zurückkommen“, meinte Geale.<br />
Aber gegen wen? Den WBC-Titel<br />
boxen am 15. September der<br />
Mexikaner Julio Cesar Chavez<br />
jr. und Sergio Martinez aus Argentinien<br />
in Las Vegas aus. Der<br />
Sieger ist ein Superstar in den<br />
USA und wird dort seinen Titel<br />
für viel Geld verteidigen. Den<br />
regulären WBA-Gürtel <strong>trägt</strong> der<br />
Kasache Gennady<br />
Golovkin, der nur<br />
wenige Stunden<br />
nach Sturm in Verona<br />
im US-Bundesstaat New<br />
York Europameister Grzegorz<br />
Proksa aus Polen souverän ausknockte.<br />
Die Pflichtverteidigung<br />
gegen Golovkin hatte Sturm mit<br />
der Titelvereinigung gegen Geale<br />
verhindert. Sturms alten Titel,<br />
den der WBO im Mittelgewicht,<br />
verteidigt der Franzose Hassan<br />
N’Dam N’Jikam am 20. Oktober<br />
in New York gegen den ungeschlagenen<br />
Amerikaner Peter<br />
Quillin.<br />
Für den Unternehmer Sturm<br />
ist die Niederlage ein harter<br />
Schlag: Der Boxstall aus der Kölner<br />
Südstadt ist ganz auf Sturm<br />
zugeschnitten, ohne WM-Titel<br />
wird es schwer für das Team<br />
Sturm und Fernsehpartner<br />
Aus Oberhausen<br />
berichten<br />
Arne Leyenberg<br />
und Gino Casale<br />
Felix Sturm (rechts) trifft Daniel Geale mit dem rechten<br />
Aufwärtshaken<br />
Sat.1, den<br />
Boxer und<br />
seine Kampfabende<br />
als Erfolgsgeschichte<br />
zu vermarkten. Schwer<br />
vorstellbar, dass der Privatsender<br />
einen Aufbaukampf Sturms<br />
als Live-Event aufziehen könnte.<br />
Sat.1 erklärte zwar noch in der<br />
Nacht der Niederlage: „Unsere<br />
Partnerschaft mit Felix ist ungebrochen.<br />
Wir stehen an seiner<br />
Seite.“ Aber für Sat.1, das zeigte<br />
nicht zuletzt die Übertragung<br />
aus Oberhausen, zählen nur Superlative.<br />
Höher, schneller, weiter<br />
- inklusive Live-Schaltung<br />
zum Public Viewing am Ballermann.<br />
Kommentator Alexander<br />
von der Groeben und Experte<br />
Markus Beyer waren denn auch<br />
so mitgenommen vom Hype um<br />
Champion Sturm, dass sie gar<br />
Lange Gesichter bei Felix Sturm und Trainer Fritz<br />
Sdunek<br />
nicht mitbekamen, dass der gegen<br />
Geale verloren hatte. Sie waren<br />
vom Urteil wie vor den Kopf<br />
gestoßen und konnten es kaum<br />
glauben.<br />
„Alle großen Kämpfer haben<br />
verloren und sind zurückgekommen:<br />
Ali, Tyson Lewis,<br />
De La Hoya. Das war meine<br />
dritte Niederlage, andere hatten<br />
doppelt so viele. Ich habe<br />
noch drei bis vier Jahre vor<br />
mir“, machte sich Sturm selbst<br />
Mut. „Klar, komme ich zurück.<br />
In bin immer ehrgeizig gewesen.<br />
Ich glaube an mich und<br />
meine Fähigkeiten.“ „Er wird<br />
das nochmal packen. Er ist von<br />
besonderem Ehrgeiz geprägt“,<br />
sagte auch Sdunek. „Felix wird<br />
zurückkommen“, meinte auch<br />
Promoter Shaw. Der hat es<br />
schließlich in der Hand: Falls<br />
er dem Rematch zustimmt.<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
9
Kampf gegen<br />
Abraham liegt<br />
<strong>wieder</strong> auf Eis<br />
Wegner: Aber aufgeschoben heißt nicht aufgehoben<br />
Tagelang hatten sie sich<br />
verbal bekämpft. Dann<br />
legte der eine vor – und<br />
der andere konnte nicht<br />
nachziehen. Nach <strong>Arthur</strong> Abrahams<br />
WM-Sieg über Robert<br />
Stieglitz musste Felix Sturm seinen<br />
WBA-Titel an Daniel Geale<br />
abgeben. Ist der deutsche Superfight<br />
damit geplatzt?<br />
Während Abrahams Schwächeperiode<br />
in den vergangenen<br />
beiden Jahren war es still geworden<br />
um ein immer <strong>wieder</strong><br />
diskutiertes mögliches Duell der<br />
beiden besten deutschen Boxer.<br />
Als sich „<strong>King</strong> <strong>Arthur</strong>“ auf dem<br />
Weltmeisterthron zurückmeldete,<br />
ging das Schattenboxen <strong>wieder</strong><br />
los. Sturm lästerte, Abraham<br />
keilte zurück. Das Interesse an<br />
dem deutsch-deutschen Showdown<br />
war <strong>wieder</strong> riesig – der<br />
Kampf schien auf einmal möglich.<br />
Die Fernsehsender spekulierten<br />
schon, wie man das Super-<br />
Duell möglich machen konnte.<br />
Nun liegt der Kampf erst einmal<br />
<strong>wieder</strong> auf Eis. „Jetzt ist die ganz<br />
große Spannung natürlich ein<br />
bisschen raus“, sagte Abrahams<br />
Trainer Ulli Wegner nach Sturms<br />
überraschender Niederlage. Den<br />
Kampf sah Wegner daheim in<br />
Berlin vor dem Fernseher. Er hatte<br />
Sturm die Daumen gedrückt.<br />
„Hätte Sturm gewonnen, wäre<br />
es natürlich interessanter gewesen<br />
für mich“, erzählte Wegner.<br />
„Denn ich will den Kampf gegen<br />
<strong>Arthur</strong> unbedingt. Ich hatte im<br />
Stillen auf ein Unentschieden<br />
gehofft, aber das wäre Geale gegenüber<br />
nicht fair gewesen. Mit<br />
Sturm als Weltmeister hätten wir<br />
in Deutschland Stadien gefüllt.“<br />
Doch auch nach Sturms Niederlage<br />
schreibt Wegner das Duell<br />
noch nicht ab. „Es ist immer<br />
noch ein interessanter Kampf.<br />
Felix soll sich <strong>wieder</strong> zurückkämpfen.<br />
Vor allen Dingen sollte<br />
er aber eine Gewichtsklasse<br />
aufsteigen. Meiner Ansicht nach<br />
macht er zuviel Gewicht“, meinte<br />
Wegner.<br />
Golovkin: K.o.-Sieg bei Amerika-Debüt<br />
Gennady Golovkins<br />
Amerika-Debüt geriet<br />
zum Triumphzug.<br />
Der Mittelgewichts-<br />
Weltmeister aus Kasachstan<br />
benötigte<br />
Gennady<br />
Golovkin nur fünf Runden,<br />
um Herausforderer Grzegorz Proksa<br />
aus dem Weg zu räumen. Der<br />
Europameister aus Polen, der im<br />
Oktober 20011 in Neubrandenburg<br />
die Karriere von Ex-Weltmeister<br />
Sebastian Sylvester beendet hatte,<br />
war chancenlos im Turning Stone<br />
Casino von Verona im US-Bundesstaat<br />
New York.<br />
Der 24. Sieg im 24. Kampf für den<br />
in Stuttgart lebenden Kasachen<br />
Golovkin – der 21. durch K.o. Der<br />
WBA-Weltmeister aus dem Klitschko-Stall<br />
K2 war der Hauptkämpfer<br />
der Live-Übertragung von HBO.<br />
Der Fernsehsender will Golovkin<br />
zum neuen Star aufbauen. „Das<br />
war mein erster Kampf in den USA,<br />
er war nicht einfach“, sagte der Kasache.<br />
„Auf HBO zu kämpfen war<br />
immer mein Traum. Egal wer jetzt<br />
kommt, ich bin bereit.“<br />
Im Rahmenprogramm boxte<br />
der frühere Weltmeister aus dem<br />
Universum Stall Sergej Dzinziruk<br />
unentschieden über zwölf Runden<br />
gegen den zuvor in 15 Kämpfen<br />
unbesiegten Puertoricaner Jonathan<br />
Gonzalez.<br />
Sturm hatte vor seinem<br />
Kampf gelästert, Abraham<br />
hätte sich mit Stieglitz den<br />
schwächsten aller Weltmeister<br />
ausgesucht, gegen Gegner vom<br />
Kaliber Carl Froch oder Andre<br />
Ward würde er <strong>wieder</strong> Prügel<br />
kassieren. Abraham nahm die<br />
Sturm-Attacke nicht so ernst,<br />
meinte: „Wer so viel brüllt, der<br />
hat nur Angst.“ Hatte Sturm sich<br />
von den Diskussionen um Abraham<br />
in seiner Vorbereitung auf<br />
Geale ablenken lassen? „Natürlich<br />
nicht“, meinte Sturm. „Was<br />
ich gesagt habe, dazu stehe ich.“<br />
Kritik kam aber von Trainer Fritz<br />
Sdunek. „Ich bezweifle, dass es<br />
gut war, das Thema vor so einem<br />
Kampf anzuschieben“, meinte<br />
Sdunek. Den Kampf hält er immer<br />
noch für interessant. Sdunek:<br />
„Das wäre für Deutschland<br />
ein toller Kampf. <strong>Arthur</strong> war ja<br />
gegen Stieglitz auch nicht so souverän.<br />
Aber ich weiß nicht, ob<br />
das fernsehmäßig geht.“ Sturm<br />
ist exklusiv an Sat.1 gebunden,<br />
Das ging in’s Auge: Felix Sturm ist nicht mehr Weltmeister<br />
Abraham über den Sauerland-<br />
Stall an die ARD. Ein Duell könne<br />
„ohne Wenn und Aber“ nur<br />
im Programm von Sat.1 stattfinden,<br />
hatte Sturm als Weltmeister<br />
erklärt. Sat.1-Sportchef Sven<br />
Froberg dagegen meinte: „So<br />
ein Box-Highlight würde nicht<br />
zwingend an den verschiedenen<br />
TV-Partnern scheitern. Man<br />
kann über vieles sprechen.“<br />
Abrahams Promoter Kalle Sauerland<br />
schwebte sogar ein Modell<br />
mit Hin- und Rückkampf<br />
vor: Ein Kampf in der ARD, einer<br />
bei Sat.1. Diese Variante ist<br />
allerdings nicht risikolos: Wird<br />
das erste Aufeinandertreffen ein<br />
Langweiler oder einseitig, schaltet<br />
beim zweiten Mal niemand<br />
mehr ein.<br />
Promoter Gary Shaw und<br />
sein Boxer Daniel Geale machten<br />
Sturm nach ihrem Sieg jedenfalls<br />
Mut. Unisono erklärten sie in der<br />
Nacht von Oberhausen: „<strong>Arthur</strong><br />
Abraham hat keine Chance gegen<br />
Felix.“<br />
Daniel Geale (links) stürmt voran, Felix Sturm steht ohne Deckung da<br />
10 <strong>BoxSport</strong>
Nach Raouis WM-Kampf über Thailänderin Buamas<br />
Nadia<br />
siegte –<br />
Susi<br />
giftete<br />
Susi Kentikian verging Ein Rückkampf kam bislang<br />
die gute Laune schnell. nicht zustande. Nun, nach dem<br />
Kaum hatte sie in der Wechsel von Kentikian zu Sturm<br />
ersten Reihe in Oberhausen<br />
bei der Veranstaltung ih-<br />
langfristigen Vertrag mit Felix<br />
Box-Promotion („Ich habe einen<br />
res neuen Promoters Felix Sturm geschlossen, der mindestens auf<br />
Platz genommen, da bekam sie zwei Jahre angelegt ist“) und<br />
eine Kampfansage ihrer früheren damit ins Programm von Fernsehpartner<br />
Sat.1 könnte es da-<br />
Gegnerin zu hören. „Ich würde<br />
gerne noch einmal gegen Susi zu kommen. Denn auch Raoui<br />
Kentikian kämpfen, jederzeit gerne“,<br />
sagte Nadia Raoui über das programm von Sturm in den<br />
steigt regelmäßig im Rahmen-<br />
Hallenmikrofon. Kentikian antwortete<br />
spottend: „Nadia Raoui sie die Thailänderin Samson Tor<br />
Ring. In Oberhausen punktete<br />
kann ich gerne mal rannehmen – Buamas (97-93, 97-94, 99-92)<br />
so nebenbei.“ Im April 2010 hatte<br />
Kentikian in ihrer Heimatstadt nach Punkten aus.<br />
einstimmig über zehn Runden<br />
Hamburg knapp und umstritten Kentikian allerdings schwebt<br />
nach Punkten gegen Raoui gewonnen.<br />
Viele Beobachter am hatte die gebürtige Armenierin<br />
ein anderes Rematch vor. Im Mai<br />
Ring hatten die Herausforderin ihre WM-Titel im Fliegengewicht<br />
überraschend an die aus Herne als Siegerin gesehen.<br />
US-<br />
Felix Sturm hatte Glück, dass<br />
er sich in der Kabine warm<br />
machte, während in der Oberhausener<br />
Arena die Vorkämpfe liefen.<br />
Denn so verpasste der Promoter<br />
Sturm den ersten Einsatz seines<br />
neuen Boxers: des alten Weltmeisters<br />
Ruslan Chagaev. Der<br />
einstige WBA-Champion und erste<br />
Bezwinger des Russen-Riesen<br />
Nikolai Valuev ist nur noch ein<br />
Schatten seiner selbst. Der 33 Jahre<br />
alte Usbeke siegte zwar durch<br />
technischen K.o. in der siebten<br />
Runde über Werner Kreiskott.<br />
Aber Chagaev tat sich schwer mit<br />
dem unbedarften Wuppertaler,<br />
der die Herzen der Zuschauer<br />
gewann. „Werner, Werner“ skandierten<br />
die Zuschauer, weil Kreiskott<br />
nach den Niederschlägen in<br />
der dritten und fünften Runde immer<br />
<strong>wieder</strong> aufstand und zurückkämpfte.<br />
Über Chagaevs rechtem<br />
Auge prangte von der dritten Runde<br />
an eine groteske Schwellung.<br />
Der Ex-Weltmeister, der im August<br />
2011 gegen WBA-Champion<br />
Alexander Povetkin verlor, wirkte<br />
einfalls- und lustlos. Als Kreiskott<br />
nach einer linken Schlaghand<br />
Chagaevs in der sechsten Runde<br />
zu Boden ging, brach Ringrichter<br />
Arnold Golger den Kampf ohne<br />
Nadia Raoui (links) punktete Samson Tor Buamas<br />
deutlich aus<br />
Amerikanerin Melissa McMorrow<br />
verloren. „Mit einem Sieg<br />
will ich die Niederlage vergessen<br />
machen und mir meine WM-<br />
Titel zurückholen“, kündigte<br />
Kentikian nun an. Im Oktober<br />
oder November will Felix Sturm,<br />
der Promoter, seinen ersten<br />
Kampfabend im Programm von<br />
Sat.1 ohne seine Beteiligung im<br />
Hauptkampf aufziehen. Dann<br />
vielleicht mit Kentikian in der<br />
Hauptrolle.<br />
Mit einem neuen Trainer versuchte<br />
WIBA-Fliegengewichts-<br />
Weltmeisterin Nadia Raoui in<br />
Oberhausen ihr Glück. Mit Erfolg.<br />
Der frühere mehrmalige<br />
DDR-Meister Manfred Gebauer<br />
führte Raoui zum Sieg über Tor<br />
Buamas. Lediglich in den ersten<br />
Runden kassierte Raoui mehr-<br />
Da konnte sie noch lachen: Susi<br />
Kentikian in Oberhausen am Ring<br />
mals die rechte Schlaghand der<br />
eine Gewichtsklasse aufgestiegenen<br />
Weltmeisterin im Minimumgewicht.<br />
Dann stellte sie<br />
sich besser auf die Thailänderin<br />
ein, boxte aus der Distanz, traf<br />
mit dem Jab und mit harten Aufwärtshaken.<br />
Chagaev nur ein Schatten von einst<br />
Klare Siege von Weber und Dobroschi<br />
Ruslan Chagaev (links) hatte seine liebe<br />
Mühe mit Werner Kreiskott<br />
zu zählen ab. Viel zu früh. Das<br />
Publikum in der Halle tobte.<br />
Felix Sturms Kumpel Maurice<br />
Weber und Patrick Dobroschi<br />
fuhren dagegen klare Siege<br />
ein. Halbmittelgewichtler Weber<br />
boxte den Weißrussen Andrei<br />
Dolhozhyieu aus. Dolhozhyieu<br />
blutete stark aus der Nase, in der<br />
dritten Runde flog aus seiner Ecke<br />
das Handtuch zum Zeichen der<br />
Aufgabe. Noch besser machte es<br />
Halbschwergewichtler Dobroschi<br />
im Auftaktkampf des Abends. Er<br />
schlug den Weißrussen Maxim<br />
Maximov gleich dreimal in der<br />
ersten Runde zu Boden. Beim<br />
dritten Mal schlug Maximov<br />
schwer mit dem Hinterkopf auf<br />
dem Ringboden auf, Ringrichter<br />
Oliver Brien brach sofort ab. Der<br />
Münchner Halbmittelgewichtler<br />
Mike Keta schlug Aliaksei<br />
Volchan aus Weißrussland in der<br />
zweiten Runde mit einem perfekten<br />
Leberhaken k.o.<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
11
Die Fußballstars von Schalke und Dortmu<br />
Mats Hummels kam<br />
in Begleitung seiner<br />
hübschen Freundin Cathy<br />
Fischer in die Arena<br />
Der<br />
Ein wahres<br />
komplette<br />
Schwergewicht: Fußball-<br />
Kader von<br />
Manager Reiner Calmund<br />
Schalke 04 – hier<br />
hatte Mitleid mit Felix,<br />
unterhalten sich<br />
befand das Ergebnis aber<br />
Christoph Metzelder und Julian Draxler –<br />
für in Ordnung<br />
verbrachte seinen Mannschaftsabend in der Arena<br />
Ruhrpott-Derby am<br />
Da<br />
„F<br />
Felix Sturms PR-Manager<br />
Manfred Meier hatte<br />
seine Hausaufgaben<br />
gemacht. Der Promiauflauf<br />
am Ring war in Oberhausen<br />
vom Allerfeinsten und einer Titelvereinigung<br />
würdig.<br />
So tummelte sich in der König-Pilsener-Arena<br />
gleich eine<br />
ganze Horde an Bundesliga-Profis<br />
ums Seilgeviert. Die Fußballer<br />
von Schalke 04 richteten nach<br />
ihrem souveränen Sieg<br />
über Augsburg gar<br />
ihren Mannschaftsabend<br />
bei der Veranstaltung<br />
aus.<br />
Abwehrspieler<br />
Christoph Metzelder:<br />
„Ich war<br />
zu dem Kampf<br />
eingeladen, da habe<br />
ich Felix Sturm<br />
gefragt, ob nicht die<br />
ganze Mannschaft<br />
kommen kann. Toll, dass<br />
er dies ermöglicht hat.“ Mit<br />
den Kollegen Christian Fuchs,<br />
Julian Draxler, Chinedu Obasi,<br />
Jermaine Jones und Klaas-<br />
Jan Huntelaar und Co. pilgerte<br />
„Metze“ also in die Arena. Und<br />
Lothar<br />
Matthäus,<br />
mittlerweile<br />
ein richtiger<br />
Box-Experte,<br />
hatte auf einen<br />
Punktsieg von<br />
Sturm getippt<br />
auch der „Hunter“, letzte<br />
Saison Torschützenkönig in der<br />
Fußball-Bundesliga, präsentierte<br />
sich vor dem Kampf noch bestens<br />
gelaunt: „Geboxt habe ich<br />
früher nur auf der Straße.“<br />
Bestens gelaunt nach dem Sieg über Augsburg waren die Schalker Klaas-<br />
Jan Huntelaar und Jermaine Jones. Oberhausen-Trainer Mario Basler<br />
gefällt’s<br />
Auch am Ring: die Erzrivalen<br />
der Blau-Weißen von Borussia<br />
Dortmund. Kapitän Sebastian<br />
Kehl führte die schwarz-gelbe<br />
Truppe um Mats Hummels, Lars<br />
Bender, Roman Weidenfeller<br />
und Patrick Owomoyela an. So<br />
kam es zu einem regelrechten<br />
Ruhrpott-Derby am Box-Ring.<br />
Hummels nach dem Fight:<br />
„Schade, ich habe Felix die Daumen<br />
gedrückt. Aber es war ein<br />
knapper Kampf. Im Sport muss<br />
man auch mit Niederlagen umgehen<br />
können.“<br />
So sah es auch Schwergewicht<br />
Reiner Calmund. „Calli“<br />
zum Kampfausgang: „Wie in<br />
jeder anderen Sportart muss<br />
man die Schieds- und Punktrichterwertungen<br />
akzeptieren.<br />
Das ist natürlich immer Auslegungssache<br />
und man kann darüber<br />
diskutieren, vor allem im<br />
Boxen. Aber das heutige Ergebnis<br />
geht meiner Meinung nach<br />
12 <strong>BoxSport</strong>
nd trafen sich in der Oberhausener Arena<br />
BVB-Torhüter Roman Weidenfeller mit seiner Freundin, dem Model Lisa<br />
DIE KONDITIONS-<br />
GEHEIMNISSE VON<br />
FELIX STURM<br />
um ist sich sicher:<br />
elix wird <strong>wieder</strong> Weltmeister“<br />
Box-Ring<br />
Fußballtrainer Christoph Daum verfolgte das<br />
Spektakel mit Ehefrau Angelika<br />
Viel Spaß hatte Tom Gerhardt mit seiner Frau Nadja<br />
in Ordnung.“ Und<br />
Fußballtrainer Christoph<br />
Daum, einst erfolgreich<br />
mit Calmund<br />
im Doppelpack bei<br />
Bayer Leverkusen tätig,<br />
fügte hinzu: „Diese<br />
Niederlage und der<br />
Verlust des Titels tun<br />
weh. Aber ich bin mir<br />
sicher: Felix wird <strong>wieder</strong><br />
Weltmeister.“<br />
Außerdem in der<br />
Arena: die Fußballtrainer<br />
Mario Basler und<br />
Lothar Matthäus, Comedian<br />
Tom Gerhardt<br />
mit Ehefrau sowie Felix<br />
Sturms Landsmann<br />
und enger Freund<br />
Edin Dzeko, der nach<br />
seinem Spiel mit Manchester<br />
City extra mit<br />
dem Privatjet zum<br />
Kampf geflogen kam.<br />
Garniert wurde das<br />
Ganze durch den Live-<br />
Auftritt der schwedischen<br />
Popsängerin<br />
Lykke Li mit ihrem<br />
Erfolgshit „I follow rivers“.<br />
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die gesamte Muskulatur in Form bringt. Mit seinem<br />
innovativen Trainingsprogramm kann jeder seine Stärke<br />
und Reaktionsschnelligkeit steigern. Erfahren Sie<br />
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sonst noch wichtig ist, damit er im Ring erfolgreich ist.<br />
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Nach seinem großen Sieg über Weltmeister Robert S<br />
<strong>King</strong> <strong>Arthur</strong> <strong>trägt</strong> wie<br />
Trainer Wegner: „Wir haben <strong>wieder</strong> einen würdigen Weltmeister“<br />
Ein hartes Gefecht: <strong>Arthur</strong> Abraham<br />
(rechts) dominiert Weltmeister<br />
Robert Stieglitz<br />
Den Moment der Schwäche<br />
erlaubte sich <strong>Arthur</strong><br />
Abraham erst nach<br />
dem Schlussgong. Erst<br />
als sein Name ausgerufen, sein<br />
Arm gehoben und ihm der WBO-<br />
Weltmeistergürtel im Supermittelgewicht<br />
umgelegt wurde, fing<br />
Abraham an zu weinen. „Das<br />
ist ein sehr, sehr emotionaler<br />
Moment“, brachte er mit tränenerstickter<br />
Stimme hervor.<br />
„Es war mein Ziel, <strong>wieder</strong> Weltmeister<br />
zu werden und ich habe<br />
es geschafft.“ Als es um Alles<br />
oder Nichts ging, fand er sein<br />
Kämpferherz <strong>wieder</strong>. Mit einer<br />
fehlerlosen Leistung punktete er<br />
Titelverteidiger Robert Stieglitz<br />
über zwölf Runden aus (116-112,<br />
116-112, 115-113) und sicherte<br />
sich bei seiner dritten WM-<br />
Chance im Supermittelgewicht<br />
den WBO-Titel. Es wäre wohl<br />
die letzte Titelchance des einst<br />
so souveränen Weltmeisters im<br />
Mittelgewicht geblieben. Comeback<br />
geglückt, Karriere gerettet:<br />
<strong>King</strong> <strong>Arthur</strong> <strong>trägt</strong> <strong>wieder</strong> <strong>Krone</strong>.<br />
„Wenn er das vergeigt hätte,<br />
hätte ich auch keinen Rat mehr<br />
gewusst“, sagte Abrahams Trainer<br />
Ulli Wegner. Bei den Niederlagen<br />
im Rahmen des „Super-<br />
Six-Turniers“ der weltbesten<br />
Supermittelgewichtler war Wegner<br />
schier verzweifelt an seinem<br />
Boxer – der zuvor gefürchtete<br />
K.o.-König hatte sich beinahe<br />
widerstandlos seinem Schicksal<br />
gegen technisch überlegene<br />
Gegner gefügt. Aber gerade noch<br />
rechtzeitig entdeckte Abraham<br />
das Auge des Tigers <strong>wieder</strong>. Zum<br />
Song „Eye of the Tiger“ aus der<br />
legendären Reihe der Rocky-Filme<br />
war er in seiner Heimatstadt<br />
Berlin zum Ring marschiert - mit<br />
dem Weltmeistergürtel um die<br />
Schulter verließ er ihn <strong>wieder</strong>.<br />
Nach den bitteren Pleiten gegen<br />
WBC-Titelträger Carl Froch<br />
(Großbritannien) und WBA-<br />
Weltmeister Andre Ward (USA)<br />
hatte Abrahams Management<br />
mit viel Geschick eine weitere<br />
WM-Chance für den gebürtigen<br />
Armenier organisiert. „Das sah<br />
nach Boxen aus“, meinte Wegner<br />
nun nach dem deutlichen<br />
Sieg des 32-Jährigen über Stieglitz.<br />
„Aber es hat viel Arbeit gekostet.“<br />
Nach dem Schlussgong<br />
schauten sich die beiden an den<br />
Ringseilen tief und lange in die<br />
Augen und strahlten. Das Erfolgsgespann,<br />
das nicht immer ohne<br />
Spannungen auskommt, hat es<br />
noch einmal geschafft. Den Unterschied<br />
habe ausgemacht, dass<br />
Abraham sich dieses Mal an die<br />
taktische Marschroute gehalten<br />
habe, meinte Wegner. „Wenn er<br />
sein Leistungsvermögen abruft,<br />
gehört er zur absoluten Weltspitze.<br />
Wir haben <strong>wieder</strong> einen<br />
würdigen Weltmeister. Jetzt geht<br />
es weiter.“ „Der Druck war sehr<br />
groß nach den nicht erfreulichen<br />
Leistungen. <strong>Arthur</strong> ist zurück -<br />
jetzt können wir auf viele schöne<br />
Kämpfe hoffen“, sagte Manager<br />
Wilfried Sauerland.<br />
Abraham begann gegen<br />
Stieglitz aktiver als üblich, behielt<br />
stets die Übersicht und boxte,<br />
statt zu keilen. „Ich musste<br />
klug boxen“, sagte Abraham.<br />
Einen K.o.-Sieg über den überlegenen<br />
Techniker hatten ihm<br />
viele zugetraut - einen Punktsieg<br />
Sektdusche für den neuen Weltmeister: <strong>Arthur</strong> Abraham nach dem Kampf in der Kabine<br />
nicht. „Viele haben gesagt, dass<br />
<strong>Arthur</strong> nicht nach Punkten gewinnen<br />
kann. Da habe ich mich<br />
totgelacht“, meinte Wegner. Sorgen<br />
hatte dem Trainer lediglich<br />
seine Ruhe bereitet. „Es hat mich<br />
nervös gemacht, dass ich so ruhig<br />
und entspannt war“, meinte<br />
Wegner. Anerkennend sagte<br />
der strenge Lehrmeister: „Alle<br />
Achtung, das hat <strong>Arthur</strong> toll gemacht.“<br />
„Das war nicht der alte <strong>Arthur</strong><br />
und nicht der neue, sondern<br />
der erfahrene, der aus<br />
seinen Niederlagen viel gelernt<br />
hat“, sagte Abraham nach dem<br />
35. Sieg im 38. Profikampf. „Die<br />
letzten zwei Jahre waren sehr<br />
hart für mich, es gab viele Tiefschläge.“<br />
Als Abraham zu mitternächtlicher<br />
Stunde über seinen<br />
Lernprozess sinnierte, war ausgerechnet<br />
derjenige nicht mehr<br />
anwesend, der solche Ratschläge<br />
nun gut gebrauchen könnte.<br />
Die zahlreichen blutenden Cutverletzungen<br />
des 31 Jahre alten<br />
Stieglitz‘ mussten genäht werden.<br />
„So hatte ich mir das nicht<br />
14 <strong>BoxSport</strong>
tieglitz weinte Abraham vor Glück<br />
der <strong>Krone</strong><br />
Schwer gezeichnet: Der<br />
entthronte Weltmeister<br />
Robert Stieglitz<br />
vorgestellt“, hatte der<br />
entthronte Weltmeister<br />
zuvor noch mitgeteilt.<br />
„Ich habe viele Fehler<br />
gemacht und konnte<br />
ab der siebten Runde<br />
auf dem linken Auge<br />
nichts mehr sehen.“<br />
Nach sechs erfolgreichen<br />
Titelverteidigungen<br />
musste sich der Deutschrusse<br />
von seinem WM-Gürtel<br />
<strong>wieder</strong> trennen. „Das tut weh.<br />
Aber Robert hat toll gekämpft“,<br />
meinte sein Manager Ulf Steinforth.<br />
Anderer Meinung war der<br />
frühere Weltmeister Graciano<br />
Rocchigiani, einst wie Abraham<br />
Titelträger im Mittel- und<br />
Supermittelgewicht. „Das war<br />
eine Bestrafung“, sagte Rocchigiani.<br />
„Die ersten drei Runden<br />
liefen sehr gut“, meinte Trainer<br />
Dirk Dzemski. „Dann hat sich<br />
Robert ab der vierten Runde immer<br />
die letzte Minute nehmen<br />
lassen.“ Zum Ende der Runde<br />
drehte Abraham immer auf, diese<br />
Aktionen bleiben dann besonders<br />
im Gedächtnis der<br />
Punktrichter, wenn die<br />
in der Pause Sieger und<br />
Verlierer des Durchgangs<br />
bestimmen. „Das haben<br />
wir so trainiert“, meinte<br />
Wegner. Dieses Mal hielt<br />
sich Abraham an alle<br />
Vorgaben des Trainers.<br />
„Dann kann bei <strong>Arthur</strong><br />
nichts schiefgehen“,<br />
sagte Wegner. Auch Promoter<br />
Kalle Sauerland<br />
war begeistert: „<strong>Arthur</strong><br />
hat mich wirklich überrascht.<br />
Diese Disziplin,<br />
mit der er geboxt<br />
hat, war super.“<br />
Stieglitz soll sich nun<br />
auskurieren, dann könnte<br />
es zu einem Rückkampf<br />
mit Abraham kommen – der<br />
ist vertraglich vereinbart.<br />
„Wieder hinten anstellen ist<br />
Quatsch. Wir haben einen<br />
Deal“, sagte Steinforth. Der<br />
neue Weltmeister soll seine <strong>wieder</strong>gewonnene<br />
<strong>Krone</strong> am 15.<br />
Dezember freiwillig verteidigen.<br />
Das Erfolgsduo hat <strong>wieder</strong> Erfolg: <strong>Arthur</strong> Abraham mit Trainer Ulli Wegner<br />
Kann <strong>wieder</strong> strahlen:<br />
Weltmeister <strong>Arthur</strong> Abraham<br />
<strong>Arthur</strong> Abrahams Rechte schlägt<br />
bei Robert Stieglitz ein<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
15
Ringrichter brach Kampf nach blutigem Cut ab<br />
Jack Culcay (rechts) nimmt<br />
Maß, gleich schlägt es bei<br />
Frederic Serre ein<br />
Das hatte sich Jack Culcay<br />
ganz anderes vorgestellt.<br />
„Golden Jack“<br />
wollte glänzen bei seinem<br />
ersten Titelkampf und seiner<br />
ersten ARD-Fernsehübertragung<br />
als zweites Highlight nach<br />
dem WM-Sieg von <strong>Arthur</strong> Abraham<br />
über Robert Stieglitz. Aber<br />
Talent Culcay, Amateur-Weltmeister<br />
von 2009, konnte nicht<br />
viel zeigen von seiner Boxkunst.<br />
Acht Minuten und vier Sekunden<br />
stand er in der o2 World im<br />
Ring – dann war sein Duell mit<br />
dem Franzosen Frederic Serre<br />
(sprich: Sehr) schon <strong>wieder</strong> beendet.<br />
Über Serres linkem Auge,<br />
am Augenlid, prangte eine große,<br />
blutende Platzwunde. Serre,<br />
Vater dreier Kinder, beklagte<br />
hinterher einen Kopfstoß des<br />
Darmstädters, Culcay dagegen<br />
sprach von Schlagwirkung. „Das<br />
war ein sauberer Schlag“, meinte<br />
auch Culcays Manager Moritz<br />
Trotz Sieg: Culcay enttäuscht<br />
„Ich hätte lieber länger geboxt und mehr gezeigt“<br />
Klatten. „Die beiden sind zwar in<br />
der ersten Runde mit den Köpfen<br />
zusammengerasselt, aber dabei<br />
ist der Cut nicht aufgegangen.“<br />
Sei‘s drum: Ringrichter Guiseppe<br />
Quartarone aus Italien brach<br />
den Kampf ab. Und das obwohl<br />
Ringarzt Walter Wagner, der einen<br />
Blick auf Serres Platzwunde<br />
geworfen hatte, der Meinung<br />
war, der 32 Jahre alte Franzose<br />
könne weiterboxen. „Die Sicht<br />
war nicht behindert“, meinte<br />
Wagner.<br />
Der 26 Jahre alte Culcay war<br />
enttäuscht – obwohl er mit dem<br />
vakanten Intercontinental-Gürtel<br />
der WBA im Halbmittelgewicht<br />
den ersten Profititel seiner<br />
Laufbahn gewann und auch im<br />
zwölften Profikampf ungeschlagen<br />
blieb. „Ich hätte lieber länger<br />
geboxt“, meinte Culcay. „Ich<br />
wollte zeigen, was ich kann.“<br />
Culcay demonstrierte gegen Serre<br />
seine schnellen Hände, er ließ<br />
die Fäuste fliegen. Allerdings<br />
hinterließen seine Treffer keine<br />
Wirkung beim Franzosen, der<br />
2008 in Halle Felix Sturms besten<br />
Kumpel Maurice Weber nach<br />
Punkten besiegt hatte. Culcay<br />
musste inmitten seiner Schlaghagel<br />
auch manchen Treffer Serres<br />
wegstecken. „Ich habe sechs<br />
Wochen lang hart und intensiv<br />
für diesen Kampf trainiert mit<br />
mehr als 150 Sparringsrunden“,<br />
meinte Culcay. „Ich wollte einen<br />
richtigen K.o.“<br />
Mit seinem kubanischen Trainer<br />
Ismael Salas und mit Manager<br />
Moritz Klatten trainiert Culcay<br />
hauptsächlich in Hamburg<br />
Der blutige Frederic Serre<br />
kurz vor dem Abbruch<br />
– in Klattens Garage. Die hat der<br />
gelernte Fitnesstrainer zu einem<br />
Box-Gym umgebaut. „Ich habe<br />
das Glück, an verschiedenen Orten<br />
zu trainieren“, sagt Culcay,<br />
dessen Vater und Bruder schließlich<br />
in Pfungstadt bei Darmstadt<br />
ein Box-Studio betreiben. Dort<br />
leitete auch der berühmte Jack<br />
Kurse, wenn er gerade in der<br />
Stadt ist. „Die umgebaute Garage<br />
ist unser ‚Home-Gym‘“,<br />
erzählt Culcay. Dort trainierte<br />
Klatten bereits Ex-Weltmeister<br />
Juan Carlos Gomez und Superstar<br />
Yuriorkis Gamboa. „Das ist<br />
ein gut eingerichtetes Gym mit<br />
mehreren Räumen und auch<br />
einem Außenbereich“, erklärt<br />
Klatten, der dort auch Fußballund<br />
Polospieler vorbereitet.<br />
Klatten war „erleichtert“<br />
über den Sieg seines Schützlings<br />
in Berlin. „Jack hatte im Training<br />
schon Phasen, in denen er übertrainiert<br />
war. Das war die erste<br />
Kampfvorbereitung, in der es<br />
auch mal schlecht lief“, meinte<br />
Klatten. „Natürlich wäre es<br />
schöner gewesen, wenn er mehr<br />
Runden gesammelt hätte. Aber<br />
ich bin zufrieden.“<br />
Der WBA-Intercontinental-<br />
Titel, auch wenn er Culcay nicht<br />
zufrieden stellen konnte, soll<br />
nun Sprungbrett auf dem Weg<br />
zu einem EM-Kampf sein. „Ich<br />
hoffe sehr, dass ich in absehbarer<br />
Zeit um die Europameisterschaft<br />
kämpfen kann“, sagt Culcay.<br />
Spätestens im November<br />
soll „Golden Jack“ <strong>wieder</strong> in den<br />
Ring steigen. Dann vielleicht mit<br />
etwas mehr Glanz.<br />
16 <strong>BoxSport</strong>
Nach seinem tollen Sieg über den schlagstarken Sahin<br />
Ungewohntes Bild:<br />
Serdar Sahin am Boden<br />
Krasniqi will WM-Kampf<br />
„Ich würde gerne gegen den WBO-Champion Cleverly antreten“<br />
Der Münchner Halbschwergewichtler<br />
Robin<br />
Krasniqi ist erst 25<br />
Jahre, bestritt in der o2<br />
World bereits seinen 40. Profikampf<br />
und fuhr dabei den 38. Sieg<br />
und 14. K.o.-Erfolg ein. Nun mag<br />
sein, dass die ersten 15 Kämpfe im<br />
Umfeld von München boxerisch<br />
noch nicht das Gelbe vom Ei waren.<br />
„Gewinnen musst du trotzdem<br />
erst einmal“, sagt Krasniqi<br />
berechtigterweise. Seit gut zwei<br />
Jahren klettert Krasniqi für den<br />
Magdeburger SES-Boxstall durch<br />
die Ringseile. „Die Entscheidung<br />
war richtig, zu SES zu gehen. Ich<br />
konnte mich deutlich verbessern<br />
und rutschte in der Weltrangliste<br />
weit nach oben.“<br />
Der Aufwärtstrend setzte<br />
sich auch in Berlin fort. Zwar<br />
hatte so mancher Fan auf den<br />
schlagstarken Türken Serdar Sahin<br />
als Sieger getippt. Doch nach<br />
46 Sekunden der vierten Runde<br />
war es nach zwei schweren Niederschlägen<br />
mit der Herrlichkeit<br />
des 30-jährigen Sahin vorbei.<br />
Trainer Ali Yildirim konnte einem<br />
Leid tun. Nach der herben<br />
Niederlage seines Schützlings<br />
Thomas Ulrich saß auch Sahin<br />
völlig hilflos in der Ringecke –<br />
wo Ulrich als Betreuer stand.<br />
Robin Krasniqi dagegen<br />
konnte jubeln. Mit dem Gewinn<br />
der Internationalen WBO-Meisterschaft<br />
steht er unmittelbar<br />
vor einem WM-Titelkampf. „Ich<br />
würde als nächstes gern gegen<br />
den WBO-Weltmeister Nathan<br />
Cleverly antreten“, verrät Robin.<br />
„So schnell schießen die Preußen<br />
nicht“, bleibt Trainer Dirk Dzemski<br />
gelassen. Er sagt: „Robin hat<br />
zwar jetzt alle Bedingungen als<br />
Herausforderer erfüllt. Vor einer<br />
WM soll er aber noch ein bis zwei<br />
Kämpfe machen. Damit wir auf<br />
der sicheren Seite sind.“<br />
Mit dem Athletik-Training<br />
bei Alfred Segerer in München<br />
und dem speziellen Boxtraining<br />
mit Sparring in Magdeburg könnte<br />
für den Halbschwergewichtler<br />
tatsächlich ein heimlicher Traum<br />
von einem Weltmeistertitel in Erfüllung<br />
gehen. „Neben der Technik<br />
legten wir viel Wert auf die<br />
Verbesserung der Schlaghärte“,<br />
verrät Krasiniqi. Der gefürchtete<br />
K.o.-Schläger Serdar Sahin bekam<br />
es zu spüren.<br />
Freuten sich über den K.o.-Triumph: Robin Krasniqi und Trainer Dirk Dzemski<br />
Robin Krasniqi (rechts) überrollte Serdar Sahin förmlich<br />
18 <strong>BoxSport</strong>
Dirks in Not<br />
Aber in der 7. Runde kam er<br />
doch noch zu einem Abbruchsieg<br />
Ausgerechnet in seinem<br />
25. Profikampf<br />
taumelte Dustin Dirks<br />
in der fünften Runde<br />
kurz am Rande einer Niederlage.<br />
Der unbequeme Georgier<br />
Sandro Siproschwili traf Dustin<br />
mit einer harten Geraden derart<br />
auf die Leber, dass dem Berliner<br />
die Luft weg blieb. „Man lernt als<br />
Boxer nie aus. Ich hätte besser<br />
decken sollen“, gab der 23-Jährige<br />
zu. Trainer Otto Ramin schob<br />
sofort nach: „Der Kampf war<br />
wohl nicht das, was wir uns vorgenommen<br />
hatten.“ Boxer und<br />
Trainer äußerten sich ziemlich<br />
kritisch. Wahrscheinlich kommt<br />
man nur so weiter. „Schönreden<br />
bringt nichts“, bleibt Ramin konsequent.<br />
Dustin beendete gegen<br />
den Georgier dennoch zum<br />
19. Mal einen Kampf vorzeitig.<br />
In der siebenten Runde musste<br />
der Ringrichter Siproschwili<br />
aus dem Seilquadrat nehmen.<br />
Der Georgier - neun Jahre älter<br />
als Dirks und mit 39 Kämpfen<br />
ziemlich erfahren - wusste nicht<br />
mehr wo oben und unten war.<br />
„Der Georgier hatte sich völlig<br />
verausgabt. Er war platt wie<br />
eine Flunder. Ich hatte schon<br />
Hemmung, weiter gnadenlos<br />
auf ihn einzuprügeln“, sagt<br />
Dustin Dirks (links) musste<br />
gegen den Georgier Sandro<br />
Siproschwili hart kämpfen<br />
Dirks. Der Ringrichter klärte<br />
die Situation und schickte Siproschwili<br />
in der siebenten<br />
Runde in die Ecke.<br />
Ist Lamm<br />
ein Juwel?<br />
Der Harzer Junge Felix Lamm aus<br />
Nordhausen ließ gegenüber seinem<br />
Deutschland-Debüt vor vier Monaten<br />
in Frankfurt/Oder als Boxprofi<br />
einen deutlichen Leistungssprung<br />
erkennen. Der Spanier Eloy Rebollo<br />
musste darunter leiden. Bereits in<br />
der zweiten Runde „küsste“ er den<br />
Ringbelag. In der vierten von geplanten<br />
sechs Runden konnte es Rebollos<br />
Trainer nicht mehr mit ansehen,<br />
wie sein Schützling verprügelt<br />
wurde. Der Trainer warf das schwarze<br />
Handtuch. Der ehrgeizige Lamm<br />
blieb in seinem dritten Profikampf<br />
zum dritten Mal Sieger: Auf die Frage,<br />
ob er mit dem Kampf zufrieden<br />
ist, antwortete er überraschend:<br />
„Wie immer natürlich nicht. Der<br />
Spanier hat zwar aufgegeben. Ich<br />
habe trotzdem meine Führungshand<br />
nicht optimal eingesetzt. Ich muss<br />
bei meinen Trainern Matthias Scherf<br />
in Nordhausen und Dirk Dzemski in<br />
Magdeburg weiter hart arbeiten. Ich<br />
will einmal um eine WM boxen. Um<br />
dieses Ziel zu erreichen, darf ich mir<br />
auch kleine Fehler nicht durchgehen<br />
lassen.“<br />
Dirk Dzemski glaubt, mit Felix<br />
Lamm ein Juwel schleifen zu können:<br />
„Der Junge bewegt sich gut<br />
im Ring. Man spürt seine langjährige<br />
Ausbildung an der Sportschule<br />
Frankfurt/Oder. Er kann im Halbweltergewicht<br />
eine Lücke in Deutschland<br />
schließen.“ Der 22-Jährige<br />
zieht demnächst nach Magdeburg.<br />
Den nächsten Auftritt im Seilquadrat<br />
plant SES-Manager Ulf Steinforth für<br />
Felix Lamm am 6. Oktober in Kiew.<br />
Zeuge knockte den Muskelberg aus<br />
Mit Trainer Röwer Kraft in den USA getankt<br />
Der Berliner Tyron Zeuge<br />
blieb beim Heimspiel<br />
in der o2 World seiner<br />
Linie treu. Auch<br />
in seinem dritten Kampf durfte<br />
der deutsche Amateurmeister<br />
den Ring vorzeitig verlassen.<br />
Der Ecuadorianer Carlos Caicedo<br />
schien direkt vom Fitness-<br />
Studio in den Ring gestiegen<br />
zu sein. Gegen den Muskelberg<br />
erweckte Zeuge - wie Caicedo<br />
77,4 kg schwer – den Eindruck<br />
eines Pennälers. Doch die Optik<br />
kann täuschen. Geschickt setzte<br />
Zeuge seine Schläge und acht<br />
Sekunden vor dem Ende der<br />
dritten Runde war es um Carlos<br />
geschehen. Zeuge traf mit der<br />
Rechten die Kinnspitze und aus<br />
war der Traum oder sagt man<br />
richtiger, begann der Traum für<br />
den Ecuadorianer. „Wir sind erst<br />
am Montag von einem USA-Aufenthalt<br />
zurückgekehrt. Dafür<br />
war Tyron heute schon <strong>wieder</strong><br />
ziemlich frisch“, freute sich Trainer<br />
Karsten Röwer.<br />
Promoter Wilfried Sauerland<br />
hatte für seinen Nachwuchs-<br />
Trainer eine Art zweiwöchigen<br />
Weiterbildungskurs gesponsert.<br />
„Wir waren zum Training in Philadelphia<br />
und New York und haben<br />
dabei viel gelernt“, erklärte<br />
Röwer.<br />
Weiterbildung geglückt: Tyron Zeuge mit Trainer Karsten Röwer<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
19
Das<br />
sport<br />
gespräch<br />
Björn Jensen mit Vitali Klitschko<br />
Sportlich war es kein guter Tag für Vitali Klitschko. Der WBC-Weltmeister<br />
im Schwergewicht verlor erst die obligatorische Tischtennispartie<br />
gegen seinen Trainer Fritz Sdunek. Anschließend unterlag<br />
er seinem Freund, dem ehemaligen Schachweltmeister Wladimir<br />
Kramnik, der ihn in seinem Trainingslager im Tiroler Promihotel<br />
„Stanglwirt“ besuchte, in einer Blitzschachpartie. Trotzdem stellte<br />
sich der 41 Jahre alte Ukrainer am Medientag gut gelaunt den Fragen<br />
der Reporter.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Herr Klitschko,<br />
Manuel Charr, der am 8. September<br />
in Moskau Ihr Herausforderer<br />
ist, bezeichnet Sie als<br />
Vorbild. Ist es schön, von einem<br />
Gegner mal Wertschätzung zu<br />
bekommen anstatt hässlicher<br />
Kampfansagen?<br />
Vitali Klitschko: Für mich<br />
spielt das keine Rolle. Niemand<br />
wird Weltmeister, weil er die<br />
größten Sprüche klopft, und<br />
auch nicht, weil er den größten<br />
Respekt zeigt. Im Ring ist Charr<br />
jemand, der mir etwas wegnehmen<br />
will. Und das werde ich<br />
nicht zulassen.<br />
Er hat ja angekündigt, mich auszuknocken.<br />
Das hat zwar noch<br />
niemand geschafft, sogar Lennox<br />
Lewis nicht. Aber vielleicht<br />
ist Charr ja stärker als Lewis. Ich<br />
kann versprechen: Es wird eine<br />
Schlacht.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Viele befürchten,<br />
dass es Ihre letzte Schlacht wird.<br />
Sie haben mal gesagt, dass Leistungssport<br />
und ein politisches<br />
Amt sich nicht vereinbaren lassen.<br />
Am 28. Oktober treten Sie<br />
mit Ihrer Partei UDAR bei der ukrainischen<br />
Parlamentswahl an.<br />
Hören Sie mit dem Boxen auf,<br />
wenn Sie gewählt werden?<br />
Beim Tischtennis musste sich der Box-Weltmeister seinem<br />
Trainer Fritz Sdunek geschlagen geben<br />
Jeder Kampf kan<br />
Warum die Veranstaltung in Moskau stattfindet und w<br />
<strong>BoxSport</strong>: Sie unterschätzen<br />
nie einen Gegner. Aber hat Charr<br />
etwas, das Ihnen besonderen Respekt<br />
einflößt?<br />
Klitschko: Für ihn ist der<br />
Kampf eine riesige Chance. Er<br />
liebt sich selbst sehr, ist ein großer<br />
Selbstdarsteller und will sich<br />
präsentieren. Und er hat nichts<br />
zu verlieren. Wenn er gewinnt,<br />
ist er der Größte, und wenn er<br />
verliert, ist das gegen Klitschko<br />
nicht schlimm. Er ist körperlich<br />
sehr stark, vielleicht stärker als<br />
ich, aber ich habe mehr Erfahrung,<br />
bin schneller und technisch<br />
besser. Meine Aufgabe ist<br />
es, der Beste zu sein. Deshalb<br />
werde ich mit ihm spielen, seine<br />
Fehler aufzeigen und sie bestrafen.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Ihr Trainer Fritz<br />
Sdunek warnt vor der Entschlossenheit<br />
Charrs. Ihm wird ein großes<br />
Kämpferherz nachgesagt.<br />
Klitschko: Ich habe viele<br />
seiner Kämpfe gesehen und bin<br />
überzeugt, dass es ein harter<br />
Kampf wird. Er war noch nie am<br />
Boden und kann viel einstecken.<br />
Es ist mein Ziel, ihn zu Boden zu<br />
schicken, aber er wird niemals<br />
aufgeben und bis zum letzten<br />
Tropfen seines Blutes kämpfen.<br />
Vitali Klitschko vor der Skyline von Moskau. Der Ukrainer freut sich sehr auf den<br />
Kampf in der russischen Metropole<br />
Klitschko: Ich mag das Wort<br />
‚wenn’ nicht, deshalb mache<br />
ich keine Sprüche oder Versprechungen.<br />
Niemand weiß, was<br />
passieren wird. Ich sage immer,<br />
dass jeder Kampf der letzte sein<br />
kann, und ich bereite mich immer<br />
so vor, als ob es mein letzter<br />
Kampf wäre. Aber ich schließe<br />
nicht aus, dass ich meine Karriere<br />
auch fortsetzen werde, wenn<br />
wir den Einzug ins Parlament<br />
schaffen.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Wie groß schätzen<br />
Sie denn die Chancen ein,<br />
dass Sie es schaffen, und wären<br />
Sie bei einer erfolgreichen Wahl<br />
automatisch Parlamentarier?<br />
Klitschko: 68 Parteien wollten<br />
zur Wahl antreten, 22 sind<br />
zugelassen worden. Die aktuellsten<br />
Umfragen sehen die<br />
UDAR als drittstärkste Kraft, wir<br />
liegen bei zwölf bis 15 Prozent<br />
und spüren eine große Unterstützung<br />
aus dem Volk. Damit<br />
hätten wir die Fünfprozenthürde<br />
locker überwunden. Ich als<br />
Parteivorsitzender wäre dann<br />
Parlamentarier. Aber wie gesagt,<br />
ich möchte Schritt für Schritt<br />
vorgehen. Zunächst zählt erst<br />
einmal der Kampf gegen Charr,<br />
alles weitere werde ich danach<br />
entscheiden.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Sie wollten auch<br />
erneut zur Wahl des Kiewer Bürgermeisters<br />
antreten. Wie ist da<br />
der Stand der Dinge?<br />
Klitschko: Diese Wahl sollte<br />
schon 2011 stattfinden, nun ist<br />
sie <strong>wieder</strong> verschoben worden,<br />
mindestens bis ins nächste Jahr,<br />
und niemand weiß, wann es so<br />
weit ist. Das ist ja das Problem<br />
mit der Regierung in der Ukraine:<br />
sie bricht die Gesetze, wie<br />
sie will. Es gibt für niemanden<br />
Sicherheit, das Land bewegt<br />
sich in Richtung einer Diktatur.<br />
Dagegen kämpfen meine Parteifreunde<br />
und ich. Wir sehen uns<br />
nicht als klassische Politiker, da<br />
die ein sehr schlechtes Image<br />
haben, sondern als Politiker der<br />
neuen Generation. Wir wollen,<br />
dass die demokratische Opposition<br />
gewinnt und das Land nach<br />
Europa führen kann. Leider hat<br />
die Ukraine diesen Schritt nicht<br />
geschafft, den Länder wie Polen<br />
oder Tschechien nach dem Fall<br />
des Eisernen Vorhangs gegangen<br />
sind. Aber die Ukraine gehört ge-<br />
20<strong>BoxSport</strong>
sellschaftlich und historisch zu<br />
Europa und nicht zu Asien.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Wie geht es der<br />
inhaftierten Ex-Ministerpräsidentin<br />
Julia Timoschenko, mit<br />
deren Partei die UDAR gern koalieren<br />
würde?<br />
Klitschko: Ich weiß nur,<br />
dass sie psychisch sehr angegriffen<br />
ist und unter starken Rückenschmerzen<br />
leidet. Ich habe zigmal<br />
um ein persönliches Treffen<br />
gebeten, aber nur ihr Arzt und ihr<br />
Rechtsanwalt dürfen sie sehen.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Haben Sie manchmal<br />
Angst, dass auch Sie einfach<br />
verhaftet werden könnten?<br />
Klitschko: Die Methoden,<br />
mit denen gearbeitet wird, sind<br />
gefährlich. Ich habe große Sorgen,<br />
aber das gibt mir umso<br />
mehr Kraft, für Veränderungen<br />
zu kämpfen. Ohne Kampf gibt<br />
es keinen Sieg, das weiß niemand<br />
besser als ich. Und meine<br />
Mitstreiter sind alle genauso<br />
nem Land, dessen Demokratieverständnis<br />
derzeit im Westen<br />
ebenfalls hart kritisiert wird.<br />
Werden Sie diese Bühne auch<br />
politisch nutzen?<br />
Klitschko: Es haben viele<br />
vermutet, dass unsere Entscheidung,<br />
in Moskau zu boxen, politisch<br />
motiviert war und etwas<br />
mit Wahlkampf zu tun hatte. Das<br />
ist Unsinn. Die Arena dort wollte<br />
unbedingt einen Klitschko-<br />
Kampf, und ich habe noch nie<br />
als Profi in Russland gekämpft.<br />
Deshalb freue ich mich sehr darauf.<br />
Was die russische Politik<br />
angeht, muss man sagen, dass<br />
sie ziemlich weit von demokratischen<br />
Kriterien entfernt ist.<br />
Nicht umsonst wollen 60 Prozent<br />
der Ukrainer deshalb auch<br />
eine nähere Bindung zu Europa.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Wie haben Sie<br />
den Prozess um die Punkband<br />
Pussy Riot verfolgt?<br />
Klitschko: Ich war von der<br />
Blicken optimistisch nach vorne: Vitali Klitschko<br />
und sein Trainer Fritz Sdunek<br />
n der letzte sein<br />
arum ihn seine Mutter im Trainingslager besuchte<br />
motiviert, denn wenn man der<br />
Beste sein will, muss man mit<br />
den Besten arbeiten. Wir haben<br />
drei Kriterien, nach denen wir<br />
neue Teammitglieder einstellen.<br />
Sie müssen das Feuer haben, um<br />
für ihr Land kämpfen zu wollen.<br />
Sie müssen Fachleute in ihren<br />
Bereichen sein. Und sie müssen<br />
moralisch sauber sein.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Können Sie,<br />
knapp zwei Monate danach, sagen,<br />
welchen Effekt die Fußball-<br />
EM auf Ihre Heimat hatte?<br />
Klitschko: Die EM war sehr<br />
wichtig für die Ukraine. In erster<br />
Linie konnten wir in Europa<br />
eine Visitenkarte abgeben, und<br />
ich habe von vielen Gästen sehr<br />
positive Meinungen über unser<br />
Land gehört. Viele waren überrascht,<br />
wie schön es hier ist. Die<br />
EM hat uns eine neue Infrastruktur<br />
gebracht, von der wir profitieren.<br />
Andererseits gibt es auch<br />
einige negative Dinge, die aufgearbeitet<br />
werden müssen. Zum<br />
Beispiel die Frage, warum die<br />
Stadien bei uns doppelt so teuer<br />
waren wie in Polen. Korruption<br />
lähmt die Ukraine, wir müssen<br />
alles tun, um sie zu bekämpfen.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Nun kämpfen<br />
Sie gegen Charr in Russland, ei-<br />
Härte des Urteils überrascht,<br />
hatte das nicht erwartet. Die<br />
Mädels haben sicherlich etwas<br />
überzogen, aber zwei Jahre Haft<br />
halte ich für viel zu hart.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Wird Staatschef<br />
Wladimir Putin Ihren Kampf<br />
besuchen?<br />
Klitschko: Das ist möglich,<br />
die Veranstalter sind mit ihm in<br />
Kontakt. Ich persönlich habe<br />
keinen Kontakt zu ihm.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Wie ist denn Ihre<br />
persönliche Beziehung zu Russland?<br />
Klitschko: Ich habe mich in<br />
Russland niemals fremd gefühlt.<br />
Politisch sind die beiden Länder<br />
getrennt, aber das Volk kennt<br />
diese Grenzen nicht. Ukrainer<br />
sind in Russland gern gesehene<br />
Gäste. Mein Bruder Wladimir<br />
und ich sind in Russland sehr<br />
beliebt, wir haben eine riesige<br />
Fangemeinde, und es werden<br />
bestimmt auch aus der Ukraine<br />
viele Fans anreisen. Aber natürlich<br />
gibt es, wie überall, auch<br />
viele, die mich verlieren sehen<br />
wollen. Ich habe in meiner Karriere<br />
schon oft bewiesen, dass<br />
ich mir nichts daraus mache, wo<br />
ich kämpfe. Ich habe in London<br />
einen Briten besiegt, in den USA<br />
einen Amerikaner, in Deutschland<br />
einen Deutschen, in Polen<br />
einen Polen. Wichtig ist, dass<br />
der Kampf gut ist. Dann ist das<br />
Publikum zufrieden.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Wäre es reizvoller<br />
für Sie, in Moskau gegen einen<br />
Russen zu kämpfen?<br />
Klitschko: Wenn ich gegen<br />
einen Russen kämpfen würde,<br />
wäre es sicherlich eine spezielle<br />
Situation. Aber so wird die Unterstützung<br />
für mich bestimmt<br />
sehr groß sein. Zumal<br />
unsere Mutter auch<br />
Russin ist.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Ihre<br />
Mutter war bei Ihnen<br />
im Trainingslager zu<br />
Besuch. Sie hat noch<br />
nie einen Kampf von<br />
Ihnen gesehen. Stimmt<br />
es, dass sie noch nicht<br />
einmal im Sparring<br />
zuschauen mochte?<br />
Klitschko: Das<br />
stimmt, das einzige<br />
Mal, als sie mir beim<br />
Training zugesehen<br />
hat, war, als wir gemeinsam<br />
geschwommen<br />
sind. Sie er<strong>trägt</strong><br />
es nicht, uns im Ring<br />
kämpfen zu sehen.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Dass sie trotzdem<br />
im Camp zu Besuch war,<br />
gab Ihnen die Gelegenheit, sich<br />
nach dem Tod Ihres Vaters im<br />
vergangenen Jahr mehr um sie<br />
zu kümmern?<br />
Klitschko: Richtig. Wladimir<br />
und ich versuchen, mehr<br />
Zeit für unsere Mutter zu investieren.<br />
Es ist schön, dass es auf<br />
diese Weise möglich war. Das<br />
machte das Trainingscamp noch<br />
angenehmer.<br />
Im Sparring ist<br />
Vitali Klitschko hoch<br />
konzentriert<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
21
Uncle Sam sponsert jetzt<br />
Es ist die Firma, die die Geissens so steinreich machte ✽ ✽ ✽ Prof. Tobolski r<br />
Der „Diamondboy“ will<br />
endlich glänzen. Strahlen.<br />
Er will aus der Dunkelheit<br />
ans Licht, aus<br />
der Anonymität zu Weltruhm,<br />
aus der Armut zu Reichtum.<br />
„Diamondboy“ Manuel Charr,<br />
der Koloss von Köln, hat viele<br />
Schläge einstecken müssen in<br />
seinem Leben. Das will er mit einem<br />
Schlag vergessen machen.<br />
Wenn er am 8. September in<br />
Moskau WBC-Schwergewichtsweltmeister<br />
Vitali Klitschko vor<br />
die Fäuste bekommt, schreibt<br />
Charr ein weiteres Kapitel seines<br />
schon jetzt filmreifen Lebens.<br />
Die Rolle des Außenseiters, der<br />
eine Chance nutzen will, die er<br />
nicht hat, gefällt dem selbsternannten<br />
„Rocky“ des wahren<br />
Lebens. Er kennt sie bereits.<br />
1990 kommt Mahmoud<br />
Omeirat Charr nach Deutschland.<br />
Seine Mutter flieht mit dem<br />
fünf Jahre alten Mahmoud und<br />
sieben älteren Geschwistern vor<br />
dem Bürgerkrieg im Libanon.<br />
Seinen Vater, einen Syrer, hat<br />
die Gewalt in der Heimat das<br />
Leben gekostet. Nach einem<br />
halben Jahr in Berlin ziehen<br />
die Charrs weiter nach Gelsenkirchen.<br />
Sie landen im sozialen<br />
Brennpunkt an der Katernberger<br />
Straße – berüchtigt für Kriminalität<br />
und Armut. Hoffnungslose<br />
Arbeitlose leben hier, entwurzelte<br />
Asylanten, heimatlose Sinti<br />
und Roma. „Eine schlimme<br />
Siedlung“, erinnert sich Manuel<br />
Charr, wie sich der Boxer heute<br />
nennt. In einem Containerheim<br />
hausen die Flüchtlinge. Die Tage<br />
sind geprägt von Gewalt auf der<br />
Straße. „Dort hat jeder um das<br />
Überleben gekämpft. Es ist viel<br />
Scheiße passiert“, erzählt Charr.<br />
Die Kinder der Siedlung spielen<br />
auf einer nahegelegenen Wiese<br />
mit Teich. Bis dort ein Gefängnis<br />
gebaut wird. „Das hat alles<br />
zerstört“, sagt Charr. Die hohen,<br />
undurchdringlichen Knastmauern<br />
sind Mahnung für die Heranwachsenden.<br />
Hier könnte ihr<br />
Weg enden.<br />
Als Manuel 15 Jahre alt ist,<br />
zieht die Familie um in den Gelsenkirchener<br />
Stadtteil Schalke.<br />
„Da hat alles angefangen“, sagt<br />
Charr. Dort, wo der berühmte<br />
Fußballklub seine Heimat hat,<br />
beginnt auch für Charr der sportliche<br />
Aufstieg. Er schließt sich<br />
einer Kickboxschule in Essen<br />
an, wenig später beginnt er im<br />
berühmten Duisburger Masters<br />
Gym von Klaus Waschkewitz,<br />
der einst auch K1-Star Stefan<br />
Leko entdeckte, mit dem Thaiboxen.<br />
2003 wird Charr jüngster<br />
deutscher Meister im Muay<br />
Thai, 2005 Welt- und Europameister.<br />
Insgesamt absolviert er<br />
19 Kämpfe, die er allesamt gewinnt.<br />
Nebenbei steigt Charr als<br />
Amateurboxer für den Gelsenkirchener<br />
Klub BC Erle 49 in den<br />
Ring, trainiert beim mehrmaligen<br />
deutschen Amateurmeister<br />
und späteren Profiboxer Michael<br />
Kopzog. Charr wird 2004 Westfalenmeister<br />
und Westdeutscher<br />
Meister. Weil er kein deutscher<br />
Staatsbürger ist, darf er nicht<br />
an der deutschen Meisterschaft<br />
teilnehmen. „Also bin ich Profi<br />
geworden“, erzählt Charr.<br />
Nach elf Siegen in elf Amateurkämpfen<br />
stellt er sich bei Ulli<br />
Wegner im Berliner Sauerland-<br />
Stall vor. Als Sparringspartner<br />
von Nikolai Valuev und Alexander<br />
Povetkin kann er überzeugen.<br />
Wilfried Sauerland nimmt<br />
den Syrer unter Vertrag, Startrainer<br />
Ulli Wegner führt ihn zu sieben<br />
Siegen. Wegner glaubt, dass<br />
Prof. Oliver Tobolski (rechts)<br />
richtete die Wirbelsäule von<br />
Manuel Charr <strong>wieder</strong> auf, der sich<br />
„krumm und schief“ trainiert<br />
hatte<br />
er in Charr endlich den Schwergewichts-Weltmeister<br />
gefunden<br />
haben könnte, den er schon<br />
immer trainieren wollte. In seinem<br />
siebten Profikampf besiegt<br />
Charr den früheren kubanischen<br />
Spitzenamateur Pedro Carrion.<br />
„Ich war 21 Jahre alt, ich war<br />
ein heißer Junge“, erinnert sich<br />
Charr. „Das Geld hat gelacht und<br />
ich wurde falsch beraten.“<br />
2006 kommt es zur Trennung<br />
mit Sauerland. Charr wird<br />
gemeinsam mit seinem Stallgefährten<br />
Alexander Abraham<br />
wegen einer Messerstecherei in<br />
der Nähe des Berliner Kudamms<br />
Bei seiner Pressekonferenz im<br />
Rhein-Energie-Stadion engagierte<br />
Manuel Charr eigens einen seiner<br />
Sparringspartner als Klitschko-Double.<br />
Über die Ähnlichkeit lässt sich streiten<br />
verhaftet. Charr sitzt lange in<br />
Untersuchungshaft, 2007 muss<br />
er sich wegen versuchten Totschlags<br />
vor Gericht verantworten.<br />
Charr und Abraham werden<br />
wegen Notwehr freigesprochen.<br />
Nach dem Freispruch nimmt<br />
Charr seine Karriere <strong>wieder</strong> auf<br />
– bei Sauerlands ärgstem Konkurrenten,<br />
der Hamburger Universum<br />
Box-Promotion. Neun<br />
Kämpfe absolviert er für Universum<br />
und Spotlight Promotion,<br />
trainiert unter Fritz Sdunek und<br />
Michael Timm. Die Promoter<br />
Klaus-Peter Kohl und Dietmar<br />
Poszwa setzen dem „Diamondboy“<br />
starke Gegner vor. In einem<br />
Stallduell schlägt er den damals<br />
unbesiegten Nigerianer Gbenga<br />
Oloukun k.o., das gleiche<br />
Schicksal ereilt den ehemaligen<br />
WM-Herausforderer Owen Beck<br />
(USA). Als Fernsehpartner ZDF<br />
bei Universum aussteigt und die<br />
Zukunft des Boxstalls ungewiss<br />
ist, folgt Charr seinem Stallgefährten<br />
Felix Sturm nach Köln.<br />
Der Mittelgewichts-Weltmeister<br />
hat sich gerade in der Kölner<br />
Südstadt mit eigenem Gym und<br />
eigener Promotion selbständig<br />
gemacht. Doch auch diese Liaison<br />
ist nur von kurzer Dauer<br />
– sie hält gar nur zwei Kämpfe<br />
lang. Aber immerhin einen vor-<br />
22 <strong>BoxSport</strong>
Manuel Charr<br />
ichtete „krummen Koloss“ <strong>wieder</strong> auf<br />
zeitigen Sieg lang über den Briten<br />
Danny Williams, ehemals<br />
Bezwinger von Box-Legende<br />
Mike Tyson. „Es hat leider nicht<br />
gepasst zwischen Sturm und<br />
mir“, erzählt der Schwergewichtler.<br />
„Felix wollte mit seinen<br />
Gedanken Richtung Berge und<br />
ich Richtung Sonne. Da mussten<br />
wir uns trennen.“<br />
Und was macht Charr? Er<br />
gründet einfach sein eigenes<br />
Unternehmen. Der Schwergewichtler<br />
kratzt sein Erspartes<br />
zusammen - 200.000 Euro. So<br />
entsteht im September 2011 die<br />
„Diamondboy Promotion“. Drei<br />
Kämpfe bestreitet Charr nicht<br />
nur ohne eine Börse zu erhalten,<br />
er bezahlt auch noch seine<br />
Gegner selbst. „Das macht kein<br />
anderer Sportler. Ich habe mich<br />
verschuldet“, erzählt der Boxer.<br />
Er unterschreibt sogar bei seinem<br />
früheren Arbeitgeber Universum<br />
einen Vertrag für ein Duell<br />
gegen Ex-Weltmeister Ruslan<br />
Chagaev - für 0,00 Euro Börse,<br />
an Chagaev soll er laut Kontrakt<br />
„bis zu 30.000 Euro“ entrichten.<br />
Der Kampf ist für den 11.<br />
Mai in Göppingen geplant. „Ich<br />
habe bei Sponsoren gebettelt“,<br />
erzählt Charr. Ein Freund übernimmt<br />
die Miete für die Kölner<br />
Wohnung des Boxers, zahlt seine<br />
Versicherungen. Dann flattert<br />
dem Selfmademan das Angebot<br />
von Weltmeister Klitschko ins<br />
Haus. „Herr Klitschko hat mich<br />
gerettet“, sagt Charr. Das Defizit<br />
auf seinem Konto konnte er von<br />
der Kampfbörse in Höhe von<br />
200.000 Euro locker ausgleichen.<br />
Und nicht nur das: Weil mit dem<br />
Kölner Sports- und Streetwear-<br />
Hersteller „Uncle Sam“ noch<br />
ein neuer Hauptsponsor auf den<br />
Charr-Express aufsprang, ist der<br />
Boxer nun sogar erstmals im<br />
Plus. „Mit Uncle Sam komme<br />
ich jetzt erstmals in die schwarzen<br />
Zahlen“, sagt Charr. Uncle<br />
Sam sponserte einst auch Axel<br />
Schulz, die Kultfirma machte<br />
Robert Geiss, heute gemeinsam<br />
mit seiner Frau Carmen Kult-Star<br />
der Fernsehserie „Die Geissens“,<br />
zum Multimillionär. Bruder Michael<br />
Geiss ist seit fünf Jahren<br />
alleiniger Geschäftsführer. „Als<br />
ich von Charrs Geschichte gehört<br />
und gelesen habe, war mir sofort<br />
klar, das musst du machen“, erzählt<br />
Michael Geiss.<br />
So hat der Einzelkämpfer<br />
Charr mittlerweile ein Team<br />
um sich. Geschäftsführer seiner<br />
Neuer Sponsor: Charr mit Michael<br />
Geiss, dem Geschäftsführer von Uncle<br />
Sam (großes Foto). Jahre zuvor leitete<br />
Bruder Robert – hier mit Ehefrau<br />
Carmen – das erfolgreiche Kölner<br />
Bekleidungsunternehmen<br />
Firma ist der Liechtensteiner<br />
Geschäftsmann Peter Gleim,<br />
der Charr mit seinem Unternehmen,<br />
der Bemer AG, sponsert.<br />
Manager ist sein Cousin Walid<br />
Omairat. Der bekannte Kölner<br />
Sportmediziner Oliver Tobolski<br />
begleitete Charrs Training auf<br />
den WM-Kampf, checkte den<br />
Schwergewichtler einmal die<br />
Woche gründlich durch. „Eigentlich<br />
unmenschlich, wie viel<br />
Manuel trainiert hat“, meinte<br />
Tobolski, der bei einer Wirbelsäulendiagnostik<br />
feststellte, das<br />
Charr „schief und krumm“ war.<br />
Der Orthopäde richtete den Koloss<br />
von Köln <strong>wieder</strong> auf.<br />
„Als ich Manuels Geschichte<br />
gehört habe, habe ich gedacht,<br />
um Himmels willen, was habe<br />
ich mir denn hier eingehandelt“,<br />
erzählt Sponsor Gleim. „Er ist<br />
schon ein bisschen verrückt.<br />
Aber der Erfolg gibt ihm Recht.“<br />
Gleim beschreibt seinen Auftrag<br />
so: „Manuel hat in seinem Leben<br />
bis zum heutigen Tag nur die<br />
Schattenseiten kenngelernt. Wir<br />
bringen ihm die Sonne <strong>wieder</strong>.“<br />
Arne Leyeneberg<br />
Neues Diamondboy-Team (v.l.): Prof. Tobolski, Manuel Charr, Geschäftsführer Peter Gleim und Manager Walid Omairat<br />
<strong>BoxSport</strong> 23
Wladimir Klitschko witzelte vor seinem nächsten Kampf<br />
Wach der größte Gegner,<br />
den ich je geboxt habe!<br />
Er meinte damit aber nur die Körperlänge des Polen (2,02 Meter)<br />
Seit 16 Jahren schlägt<br />
sich Wladimir Klitschko<br />
bereits professionell<br />
durch die Boxringe<br />
dieser Welt. Doch auch ein<br />
Dreifachweltmeister im Schwergewicht<br />
kann im Alter von 36<br />
Jahren noch neue Erfahrungen<br />
machen. Am 28. August war<br />
so ein Tag. Im „Blue Room“ der<br />
Hamburger o2 World, wo der<br />
jüngere der Klitschko-Brüder für<br />
seinen nächsten Kampf am 10.<br />
November warb, musste er beim<br />
obligatorischen Staredown-<br />
Foto erstmals die Augen aufwärts<br />
richten, um seinem Gegner<br />
in den „Spiegel der Seele“<br />
zu schauen. Der Pole Mariusz<br />
Wach ist mit 202 Zentimetern<br />
Körperlänge und 206 Zentimetern<br />
Reichweite um jeweils vier<br />
Zentimeter im Vorteil gegenüber<br />
dem ukrainischen Titelverteidiger.<br />
„Er ist der größte Gegner, gegen<br />
den ich jemals geboxt habe.<br />
Die Herausforderungen werden<br />
größer“, witzelte Klitschko.<br />
Die Frage, ob diese Aussage<br />
auch sportlichen Wert hat,<br />
wird sich erst nach dem Kampf<br />
beantworten lassen. Wach, der<br />
seit zwei Jahren in den USA lebt<br />
und seine Frau Marta und den<br />
zweijährigen Sohn Oliver, die<br />
kein dauerhaftes Visum für die<br />
Vereinigten Staaten besitzen,<br />
nur selten in Krakau besucht, ist<br />
zwar in bislang 27 Profikämpfen<br />
unbesiegt und war als Amateur<br />
immerhin Vize-Europameister.<br />
Doch in seinem Rekord findet<br />
sich kein Name von Rang, seine<br />
K.o.-Quote ist mit 15 vorzeitigen<br />
Siegen auch nicht gerade<br />
angsteinflößend, zudem gilt der<br />
32-Jährige als relativ langsam.<br />
Wer hörte, wie freundlich sich<br />
Wach für die „Chance meines<br />
Lebens“ bedankte, und wer sah,<br />
wie er Klitschko ein Foto überreichte,<br />
das die beiden bei einer<br />
Zwischen Wladimir Klitschko (links) und seinem nächsten Gegner<br />
in der Hamburger o2 World, Mariusz Wach, liegen vier Zentimeter<br />
Größenunterschied<br />
gemeinsamen Trainingseinheit<br />
vor neun Jahren im Hamburger<br />
Universum-Gym zeigt, der fühlte<br />
sich eher an einen Fan erinnert,<br />
der sein Idol trifft, als von einem<br />
Herausforderer beeindruckt, der<br />
dem Champion die Titel entreißen<br />
will.<br />
„Ich werde mich auf diesen<br />
Kampf millionen-prozentig vorbereiten,<br />
denn es ist der wichtigste<br />
Kampf meiner Karriere“,<br />
sagte der Pole, der als Amateur<br />
bei Universum trainieren durfte<br />
und auch zwei seiner Profikämpfe<br />
auf Kampfabenden des Hamburger<br />
Stalls bestritt. „Schon<br />
damals habe ich Wladimir beobachtet<br />
und bewundert“, sagte er.<br />
Seine Vorbereitung wird Wach<br />
vom 20. September an in den<br />
Bergen bestreiten, entweder in<br />
Tschechien oder Slowenien. Ein<br />
Vorteil für ihn könnte sein, dass<br />
er schon für diverse Klitschko-<br />
Gegner als Sparringspartner arbeitete.<br />
„Dadurch hat er gelernt,<br />
Wladimirs Stil zu imitieren. Er<br />
weiß sehr gut, was auf ihn zukommt“,<br />
sagte Manager Mariusz<br />
Kolodziej.<br />
Klitschko, der vor seinen bislang<br />
61 Profikämpfen schon alle<br />
möglichen Verhaltensweisen<br />
seiner Gegner erleben konnte,<br />
Ungewohnte Position:<br />
Wladimir Klitschko<br />
muss zu Wach<br />
hinaufschauen – das<br />
passiert ihm bei<br />
seinen Gegnern selten<br />
ließ sich von der sanften Tour<br />
des kantigen Riesen nicht einwickeln.<br />
„Ich spüre, dass Wach<br />
einen großartigen Kampf liefern<br />
wird. Er hat nichts zu verlieren<br />
und wird mir alles abverlangen“,<br />
sagte er. Was soll er auch sonst<br />
sagen? Gegner zu unterschätzen,<br />
diesen Leichtsinn erlaubt<br />
sich der Champion, der sich wie<br />
üblich im Stanglwirt in Tirol vor-<br />
24 <strong>BoxSport</strong>
ereiten wird, seit Jahren nicht<br />
mehr.<br />
Auch wenn der Kampf in<br />
Hamburg sein erster seit Dezember<br />
2008 ist, der nicht in einem<br />
Fußballstadion ausgetragen und<br />
deshalb schnell ausverkauft sein<br />
wird, kann das Starkreden des<br />
Kontrahenten nicht schaden.<br />
Immerhin feiert die o2 World,<br />
die am 8.November 2002 eröffnet<br />
wurde, mit dem Duell ihr<br />
zehnjähriges Bestehen. „Etwas<br />
Besseres als einen Klitschko-<br />
Kampf kann es dafür gar nicht<br />
geben“, sagte Arena-Geschäftsführer<br />
Uwe Frommhold.<br />
Weil zudem eine Woche nach<br />
dem Kampf auch das von den<br />
Klitschko-Brüdern unterstützte<br />
Musical „Rocky“ in Hamburg<br />
Premiere feiert, wird TV-Partner<br />
RTL den Kampfabend im Zeichen<br />
des von Sylvester Stallone<br />
verkörperten Filmhelden inszenieren.<br />
Ein Duell, das nicht<br />
nur körperlich auf Augenhöhe<br />
stattfindet, wäre dafür die beste<br />
Pointe. Allerdings wird Klitschko<br />
einen Sieg des Außenseiters zu<br />
verhindern wissen. Wenigstens<br />
einmal soll ihm sein Gegner von<br />
unten ins Gesicht blicken – nach<br />
dem Knockout auf dem Ringboden<br />
liegend.<br />
Wach, der in den USA lebt, kann seine Frau Marta und den zweijährigen Sohn Oliver, die kein dauerhaftes Visum für die<br />
Vereinigten Staaten besitzen, nur selten in Krakau besuchen. Bei der Pressekonferenz in Hamburg gab es ein herzliches<br />
Wiedersehen.<br />
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Carl-Zeiss-Straße 38-40<br />
<br />
24568 Kaltenkirchen<br />
<br />
Fon: +49-41 91-99 66 0<br />
Fax: +49-41 91-99 66 33
Das<br />
sport<br />
gespräch<br />
Hans Reski mit Wilfried Sauerland<br />
Wilfried Sauerland, Grand Seigneur des europäischen Profi-Boxsports,<br />
ist seit über dreißig Jahren im Geschäft. Er hat schon viele<br />
Veränderungen erlebt, Höhen und Tiefen durchlaufen. Aus diesem<br />
Grunde lassen ihn die geplanten Attacken des Amateur-Weltverbandes<br />
AIBA auf das Profiboxen kalt. Er glaubt weiterhin an seinen<br />
inzwischen größten Boxstall Europas und ist überzeugt, dass seine<br />
Nachwuchsarbeit bald Früchte <strong>trägt</strong> und er mindestens zwei deutsche<br />
Boxer präsentieren kann, die echte TV-Stars werden können.<br />
Außerdem spricht er im <strong>BoxSport</strong>-Interview mit Hans Reski über die<br />
unterschiedlichen Entwicklungen in den USA und in England.<br />
Zwei unserer Nachwuchs-<br />
Boxer werden große Stars<br />
Die Attacken der AIBA lassen ihn kalt<br />
<strong>BoxSport</strong>: Was halten Sie<br />
von den Plänen der AIBA, einen<br />
weiteren Profiverband zu gründen?<br />
Wilfried Sauerland: Eigentlich<br />
weiß ich darüber zu wenig,<br />
da bislang sehr wenig nach außen<br />
gedrungen ist. Ich weiß nur,<br />
dass da vorzeitig Profiverpflichtungen<br />
verkündet wurden, ohne<br />
dass Verträge vorlagen. Angeblich<br />
sollte auch Tervel Pulev, der<br />
Bruder von unserem Boxer Kubrat,<br />
Profi bei der AIBA werden.<br />
Der wusste aber davon nichts.<br />
Die AIBA lässt die Sportler im<br />
Unklaren darüber, was verdient<br />
wird, wie lange die Verträge<br />
laufen und wie viele Kämpfe<br />
im Jahr die Boxer machen. Da<br />
stehen noch sehr viele Fragezeichen<br />
hinter. In den nächsten<br />
Wochen oder Monaten wird das<br />
sicher alles etwas klarer werden.<br />
Das Problem, das ich sehe, ist<br />
jedoch, dass die AIBA die USA<br />
außen vorlässt. Da fehlen jegliche<br />
Kontakte. Profiboxen ohne<br />
die USA aufzuziehen - das geht<br />
natürlich nicht. Das wäre so,<br />
als würde man im Fußball ohne<br />
Deutschland oder England planen.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Es sieht nach einer<br />
Verlagerung des Profiboxens<br />
nach Russland, Aserbaidschan,<br />
Kasachstan und die Ukraine<br />
aus.<br />
Sauerland: Ganz genau.<br />
Das Ganze entwickelt sich hin<br />
zu einem Ostblock-Sport. Die<br />
Box-Welt ist gesplittet in einen<br />
Ostblock, einen Asienblock und<br />
den Rest der Welt.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Gibt es Pläne über<br />
eine verstärkte Zusammenarbeit<br />
mit den Russen bzw. generell mit<br />
Osteuropa?<br />
Sauerland: Nein, da gibt<br />
es keine Pläne. Die Staaten dort<br />
sind vom Finanziellen her weit<br />
hinterher. Es gibt da zwar immer<br />
mal einen Oligarchen, der größere<br />
Summen auf den Tisch legt<br />
und eine Veranstaltung finanziert,<br />
aber etwas Längerfristiges<br />
mit einem soliden Fundament<br />
kann man besser in Westeuropa<br />
und den USA machen. Die Russen<br />
haben hervorragende Boxer,<br />
aber die Rahmenbedingungen<br />
stimmen einfach nicht. Es gibt<br />
keine vernünftigen Veranstalter<br />
und keine Fernsehpartner. Das<br />
lohnt sich einfach nicht.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Die Boxer sollen<br />
von der AIBA fest bezahlt werden<br />
mit Rentenversicherungsbeiträgen<br />
etc. Handelt es sich um<br />
sozialistische Profiboxer?<br />
Sauerland: Bei der IBF ist es<br />
so, dass bei Weltmeisterschaftskämpfen<br />
auch immer einige<br />
Prozente der Börsen einbehalten<br />
werden, die den Sportlern<br />
mit 38 Jahren ausgezahlt werden.<br />
Henry Maske und Sven Ottke<br />
haben so beispielsweise ein<br />
nettes Beigeld bekommen. Der<br />
Weltverband WBC hatte so etwas<br />
auch schon geplant. Das ist<br />
nichts Außergewöhnliches und<br />
ich begrüße das sehr.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Haben Sie Bedenken,<br />
dass die AIBA Ihnen die jungen<br />
Boxtalente wegschnappt?<br />
Sauerland: Nein, überhaupt<br />
nicht. Die AIBA kann ja sowieso<br />
Ein starkes Gespann: Wilfried<br />
Sauerland und Sohn Kalle<br />
nur eine limitierte Anzahl von<br />
Boxern unter Vertrag nehmen.<br />
Außerdem strecken wir auch<br />
unsere Fühler schon nach sehr<br />
jungen Talenten aus und unterstützen<br />
diese als Jugendliche<br />
bzw. Junioren. Da wird es<br />
immer Sportler geben, die für<br />
uns noch interessant sind. Außerdem<br />
glaube ich nicht, dass<br />
viele Boxer das Theater mit dem<br />
Wechsel der Gewichtsklassen<br />
zwischen WSB, Bundesliga und<br />
Profiboxen lange mitmachen<br />
werden.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Hagen Doering<br />
spricht davon, dass die AIBA um<br />
die 40 Millionen Euro besitzt.<br />
Sauerland: Das weiß ich<br />
nicht, das könnte natürlich sein.<br />
Ich habe jedenfalls keine Ah-<br />
26 <strong>BoxSport</strong>
Nachwuchsboxer bei Sauerland<br />
Jack Culcay Dustin Dirks Edmund Gerber Tyron Zeuge Enrico Kölling<br />
ball oder American Football. Da<br />
müssen die Boxvereine aktiver<br />
werden. Talente gibt es noch zuhauf,<br />
man muss sie nur finden<br />
und fördern.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Wie sehen Sie<br />
überhaupt die Zukunft im deutschen<br />
Profiboxen nach dem Untergang<br />
von Universum? Viele<br />
Experten sind da sehr skeptisch.<br />
Sauerland: Das sind Leute,<br />
die gerne alles skeptisch sehen.<br />
Ich bin da sehr guter Dinge.<br />
Wenn ich betrachte, was wir in<br />
Deutschland an Boxern haben,<br />
sehe ich eine Reihe großer Talente,<br />
die in den nächsten Jahren<br />
nach oben kommen, z.B.<br />
Jack Culcay oder Dustin Dirks,<br />
aber auch Tyron Zeuge, Enrico<br />
Kölling und Edmund Gerber. Da<br />
gibt es eine ganze Reihe<br />
an deutschen Jungs, aus<br />
denen was werden kann.<br />
Natürlich sollen noch weitere<br />
hinzukommen.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Also glauben<br />
Sie daran, dass aus<br />
diesen Talenten auch mal<br />
ein großer TV-Star hervorgehen<br />
kann?<br />
Sauerland: Da bin ich<br />
mir sogar ziemlich sicher,<br />
dass mindestens zwei von<br />
denen das Zeug haben,<br />
richtige Stars zu werden.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Das Boxen<br />
hängt vom Fernsehen ab.<br />
Es gibt Gerüchte, dass Ihr<br />
TV-Vertrag mit der ARD<br />
nicht verlängert wird.<br />
Sauerland: Unser<br />
Vertrag läuft jetzt erst<br />
einmal noch für zweieinhalb<br />
Jahre. Da ist es viel<br />
zu früh, sich über eine<br />
Verlängerung Gedanken<br />
zu machen. Aber bislang<br />
erhalten wir von der ARD<br />
positive Signale. Natürlich gibt<br />
es auch andere Sender, die Interesse<br />
haben. Das Interesse am<br />
Boxen in Deutschland ist einfach<br />
da. Wo sonst schauen samstagabends<br />
fünf bis sechs Millionen<br />
Leute dabei zu? Da gibt es kaum<br />
andere Sendungen.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Warum wird der<br />
Sauerland-Stall immer größer?<br />
Sauerland: Nicht wir werden<br />
größer, sondern die anderen<br />
werden kleiner, bzw. verschwinden<br />
leider. Wir haben derzeit 16<br />
oder 18 Boxer in unseren Reihen.<br />
Aber es geht ja nicht nur um<br />
Quantität, sondern vielmehr um<br />
Qualität. Vor einem Jahr hatten<br />
wir noch um die 25 Boxer. Aber<br />
wir haben zurückgefahren, weil<br />
wir uns mehr auf die Qualität<br />
konzentrieren wollen. Außerdem<br />
stellen wir uns viel internationaler<br />
auf. Wir haben in Dänemark<br />
ein eigenes Team mit sechs<br />
Boxern und einen langfristigen<br />
Fernsehvertrag.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Geht Mikkel Kessler<br />
ins Halbschwergewicht oder<br />
boxt er gegen Carl Froch?<br />
Sauerland: Kesslers nächster<br />
Kampf wird aller Voraussicht<br />
nach <strong>wieder</strong> im Supermittelgewicht<br />
sein. Da sind wir mit zwei,<br />
drei Gegnern in Verhandlungen.<br />
Wo er boxt, ob in Skandinavien<br />
oder den USA, wo er sehr populär<br />
ist, steht noch nicht fest.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Sie haben mal gesagt,<br />
dass Ihnen die Konkurrenz<br />
von einem großen Stall wie Universum<br />
lieber war, als die jetzige<br />
„Die große Konkurrenz war mir lieber“ – Wilfried Sauerland denkt gern an die Zeit, in der sein Stall mit<br />
Universum um die deutsche Box-Herrschaft kämpfte<br />
Situation, in der viele kleinere<br />
Boxpromoter agieren.<br />
Sauerland: Richtig. Mir wäre<br />
ein richtig guter Konkurrent,<br />
wie Universum es immer war,<br />
lieber. Das ist auch für die Leute<br />
interessanter. Dann gäbe es auch<br />
vielmehr solcher toller Duelle<br />
wie zuletzt Stieglitz gegen Abraham.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Warum darf<br />
Marco Huck nicht ins Schwergewicht<br />
wechseln, obwohl er so<br />
gerne will?<br />
Sauerland: Ganz einfach:<br />
Marco ist mit der beste Boxer im<br />
Cruisergewicht. Im Schwergewicht<br />
sehe ich ihn nicht als Besten.<br />
Darum bin ich der Ansicht,<br />
dass er erst einmal im Cruisergewicht<br />
Titel vereinigen soll.<br />
Wenn das dann mal der<br />
Fall ist, kann er immer<br />
noch ins Schwergewicht<br />
wechseln. Vom<br />
rein physischen Aspekt<br />
her ist er aber einfach<br />
kein Schwergewichtler.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Obwohl<br />
er derzeit vielleicht der<br />
gefährlichste Gegner<br />
für die Klitschkos wäre.<br />
Sauerland: Natürlich<br />
kann bei einem der<br />
Klitschkos immer mal<br />
ein Lucky Punch durchkommen,<br />
aber letztendlich<br />
sind die physischen<br />
Unterschiede zwischen<br />
Marco und den Klitschkos<br />
einfach sehr groß.<br />
Aber ich tue mich mit<br />
dieser Pauschalisierung<br />
„Die Klitschkos“<br />
sehr schwer. Vitali sehe<br />
ich nicht mehr so stark<br />
wie einst.<br />
28 <strong>BoxSport</strong>
nung, woher die das Geld haben<br />
sollten. Da fängt man schon an<br />
über die umstrittenen Punkturteile<br />
bei Olympia anders zu denken.<br />
In Lodon hat nicht immer<br />
der beste Boxer gewonnen. Es<br />
ist aber auch unglaublich, dass<br />
nicht offiziell geklärt wird, was<br />
als Treffer gilt und was nicht. Die<br />
Leute wissen überhaupt nicht,<br />
was da gerade im Ring passiert.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Die Amateure<br />
beschweren sich immer darüber,<br />
dass die Profiställe keine Ablösen<br />
zahlen, wenn Sie Amateurboxer<br />
verpflichten.<br />
Sauerland: Ich habe ein<br />
einziges Mal eine Ablösesumme<br />
bezahlt. Damals war das noch<br />
ein sechsstelliger DM-Betrag.<br />
Aber das Geld ist niemals dort<br />
gelandet, wo es eigentlich hätte<br />
hingehen sollen, nämlich in<br />
die Nachwuchsförderung. Stattdessen<br />
wurde es für Reisen von<br />
Funktionären verwendet. Das<br />
ist nicht der Sinn der Sache. Wir<br />
sind gerne bereit, junge Amateure<br />
zu unterstützen, damit sie sich<br />
voll aufs Boxen konzentrieren<br />
können. Wir finanzieren auch<br />
Turniere und geben im Rahmen<br />
unserer Möglichkeiten Geld an<br />
Boxvereine.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Woher kommt<br />
die positive Entwicklung im englischen<br />
Boxen? Immerhin haben<br />
Sie ja lange selbst dort gelebt.<br />
Sauerland: England war<br />
schon immer eine Box-Nation.<br />
Aber in den letzten Jahren ist<br />
das Profiboxen da regelrecht explodiert,<br />
was unter anderem an<br />
der tollen Nachwuchsförderung<br />
liegt. Da gibt es eine viel engere<br />
Zusammenarbeit zwischen<br />
Amateuren und Profis. Man<br />
greift noch auf die Expertise der<br />
Profitrainer zurück und kooperiert.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Das Gegenteil<br />
passiert in Amerika. Wie erklären<br />
Sie sich diesen Niedergang?<br />
Sauerland: Dort wurde<br />
das Amateurboxen eben lange<br />
Zeit vernachlässigt. Jetzt wollen<br />
die USA Boxlegenden wie<br />
De La Hoya und Sugar Ray Leonard<br />
mit ins Boot holen, um das<br />
Amateurboxen <strong>wieder</strong> attraktiv<br />
zu machen. Aber das große<br />
Problem im US-amerikanischen<br />
Profiboxen sind nicht die kleineren<br />
Gewichtsklassen, sondern<br />
das Schwergewicht. Dort waren<br />
die Staaten über Jahrzehnte die<br />
Nummer eins. Dass sie es jetzt<br />
nicht mehr sind, nagt am Selbstbewusstsein.<br />
Viele der jungen<br />
potentiellen Schwergewichtler<br />
interessieren sich nicht für Boxen<br />
und spielen lieber Basket-<br />
Wilfried Sauerland ist der erfolgreichste Boxpromoter Europas<br />
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freut man sich über einen<br />
Neuzugang: Enrico<br />
Kölling (22) tritt von<br />
nun an für den Berliner Boxstall<br />
im Halbschwergewicht an. „Wir<br />
bekommen einen sehr gut ausgebildeten<br />
Boxer“, so Sportdirektor<br />
Hagen Doering über Kölling.<br />
„Da wurde in der Vergangenheit<br />
vom Berliner Landestrainer Ralf<br />
Dickert und von der Sportfördergruppe<br />
der Bundeswehr eine<br />
hervorragende Arbeit geleistet.<br />
Wir versprechen uns eine Menge<br />
von dieser Neuverpflichtung.“<br />
Kölling, der bei den Olympischen<br />
Spielen in London im<br />
Achtelfinale gegen den Algerier<br />
Abdelhafid Benchabla nach<br />
Punkten mit 9:12 verlor, wird<br />
am 15. September in der Stechert<br />
Arena in Bamberg seinen<br />
ersten Kampf bei den Profis bestreiten.<br />
Trainiert wird der Halb-<br />
Profivertrag unterzeichnet: Enrico Kölling (links) und Sauerland-Sportdirektor Hagen Doering<br />
Doering freut sich: Kölling<br />
boxt jetzt für Sauerland!<br />
Erster Profikampf am 15. September in Bamberg +++ Sein neuer Trainer ist Karsten Röwer<br />
Mit der DBV-Physiotherapeutin Eleni<br />
Coskina quälte sich Kölling in Hennef in<br />
Vorbereitung auf Olympia in London<br />
schwergewichtler zukünftig von<br />
Karsten Röwer.<br />
„Ich freue mich darauf“, so<br />
der Berliner. „Ich habe bei den<br />
Amateuren viel erlebt. Jetzt wird<br />
es Zeit für den nächsten Schritt<br />
in meiner Karriere – sozusagen<br />
für ein neues Abenteuer.“<br />
Kölling streifte sich erstmals<br />
im Alter von acht Jahren die Box-<br />
Handschuhe über. „Mein Vater<br />
ging damals mit mir zum Training<br />
und ich bin dabei geblieben“,<br />
erinnert er sich. Zwei Jahre<br />
später bestritt er seinen ersten<br />
Kampf. Insgesamt stand er 169<br />
Mal im Ring. Im Nachwuchsbereich<br />
wurde er sechsmal<br />
Deutscher Meister. Im Jahr<br />
2008 gewann er Silber bei<br />
der U-19-Weltmeisterschaft<br />
in Mexiko. 2009 wurde<br />
er Deutscher Meister im<br />
Halbschwergewicht bei<br />
den Senioren. Von 2010 bis<br />
Anfang dieses Jahres ging<br />
er bei der World Series of<br />
Boxing (WSB) an den Start.<br />
Es folgte die Olympiateilnahme<br />
in London.<br />
„Das war wirklich großartig,<br />
bei Olympia dabei zu sein. Die<br />
vielen Leute und Sportler, die<br />
unterschiedlichen Kulturen und<br />
Menschen aus allen erdenklichen<br />
Ländern – das war phänomenal.“<br />
Diese Euphorie nimmt Kölling<br />
jetzt mit in seine Profilaufbahn.<br />
„Wenn es möglich ist,<br />
werde ich in diesem Jahr noch<br />
vier Kämpfe bestreiten. Meine<br />
Karriere soll Schritt für Schritt<br />
vorangehen. Später geht es dann<br />
darum, in die Ranglisten zu kommen.<br />
Danach muss man sehen,<br />
welche Chancen sich ergeben.<br />
Mein Ziel ist es, ganz nach oben<br />
zu kommen.“<br />
Nimmt Amateurtrainer Ralf Dickert nur den Puls<br />
oder geht er seinem Ex-Schützling an die Gurgel?<br />
Mit Kölling verliert Dickert nach Tyron Zeuge in<br />
diesem Jahr seinen zweiten Boxer an Sauerland<br />
<strong>BoxSport</strong> 29
Die<br />
Schlammschlacht<br />
um<br />
Universum<br />
Nachdem ihn Kluch einen Betrüger n<br />
Jetzt schläg<br />
Er lässt Kluchs Sportcenter zwangsversteig<br />
Zbik und Brähmer haben schon gekündigt ✽ ✽ ✽<br />
Es ist mit Herrn Kohl vertraglich<br />
vereinbart, dass<br />
er noch mindestens zwei<br />
Jahre im Unternehmen<br />
bleibt. Ohne ihn ginge es auch<br />
gar nicht.“ Waldemar Kluch hat<br />
diese Sätze am 21. September<br />
2011 gesagt, und wenn man sie<br />
heute liest, klingen sie wie ein<br />
Hohnlachen angesichts der dramatischen<br />
Entwicklungen, die<br />
der Hamburger Profiboxstall<br />
Universum in den vergangenen<br />
Monaten genommen hat. Von der<br />
einstigen Harmonie zwischen<br />
Geschäftsführer Kluch und seinem<br />
Vorgänger Klaus-Peter Kohl<br />
ist nichts mehr geblieben, beide<br />
bezichtigen sich gegenseitig der<br />
Lüge und des Betrugs. Der Streit<br />
um die Umstände der Geschäftsübernahme,<br />
die Ende Juni 2011<br />
auf einer denkwürdigen Pressekonferenz<br />
verkündet worden<br />
war, ist dermaßen eskaliert, dass<br />
er vor Gericht geklärt werden<br />
muss. In seinem Verlauf könnte,<br />
das befürchten viele, die einstige<br />
Weltmeisterschmiede endgültig<br />
zu Grunde gehen.<br />
Die Vorwürfe, die Kluch<br />
Ende Juli erhoben hatte, waren<br />
hart. Kohl habe ihm bei der Geschäftsübergabe<br />
wichtige Wirtschaftsdaten<br />
vorenthalten, nach<br />
der Geschäftsübergabe fünfstellige<br />
Summen vom Firmenkonto<br />
abgehoben und zudem versucht,<br />
den als großen Hoffnungsträger<br />
geltenden Schwergewichtler Denis<br />
Boytsov an den US-Promoter<br />
Golden Boy zu verkaufen. „Das<br />
ist, wie wenn man jemandem<br />
ein Auto verkauft und danach<br />
versucht, den Motor auszubauen“,<br />
hatte Kluch gesagt.<br />
Kohl, der Universum mehr<br />
als 25 Jahre lang geführt und zu<br />
einem der weltweit erfolgreichsten<br />
Boxställe aufgebaut hatte,<br />
pflegt seine Streitigkeiten intern<br />
oder vor Gericht auszutragen.<br />
Doch um seinen Ruf zu retten,<br />
hat sich der 68-Jährige zu einer<br />
öffentlichen Klarstellung entschlossen,<br />
die er am 30. August<br />
im Beisein seines Anwalts Peter<br />
Wulf und seines<br />
Schwiegersohns<br />
Dietmar Poszwa,<br />
früher Mitglied<br />
der Universum-<br />
Geschäftsleitung,<br />
ins Feld führte.<br />
Tenor: „Waldemar<br />
Kluch ist ein Lügner.<br />
Ich habe mich<br />
in ihm getäuscht<br />
wie noch nie zuvor<br />
in meinem Leben.<br />
Ich hoffe nur, dass<br />
er seine Investoren<br />
nicht so belogen<br />
hat wie mich.“<br />
Um die Anschuldigungen<br />
Kluchs zu widerlegen,<br />
gewährte<br />
Kohl Einblicke in<br />
Korrespondenzen<br />
zwischen<br />
Wulf und Kluchs<br />
Rechtsbeistand<br />
Olaf Dahlmann.<br />
Aus diesen geht<br />
hervor, dass Kluch<br />
und sein Anwalt vor dem Verkauf<br />
über alle noch anhängigen<br />
Rechtsstreitigkeiten und<br />
relevanten Wirtschaftsdaten in<br />
Kenntnis gesetzt wurden. Ein<br />
Verkauf Boytsovs, das bestätigt<br />
Golden Boy-Geschäftsführer Richard<br />
Schaefer, sei zu keinem<br />
Zeitpunkt diskutiert worden, lediglich<br />
sei vor dem Verkauf über<br />
eine Kooperation gesprochen<br />
worden. „Dietmar und ich haben<br />
noch nach der Geschäftsübergabe<br />
für Universum einen neuen<br />
Vertrag mit Denis gemacht, für<br />
den uns Kluch beglückwünscht<br />
hat“, sagt Kohl. Die Mail mit<br />
dem Glückwunsch legte Kohl<br />
ebenso als Beweis vor wie den<br />
von Boytsov und seinem Berater<br />
und Dolmetscher Gagik Khachatryan<br />
unterzeichneten Kontrakt.<br />
Rechtliche Schritte, um gegen<br />
die „verleumderischen Anschuldigungen“<br />
vorzugehen, behält<br />
er sich vor.<br />
Zudem bekräftigte der Großgastronom,<br />
dass nicht Kluch,<br />
Der Sack zwischen Waldemar<br />
Kluch (links) und Klaus-Peter<br />
Kohl ist endgültig zerschnitten<br />
sondern er selbst der Geschädigte<br />
sei. So schulde ihm Kluch<br />
noch rund 80 Prozent der vereinbarten<br />
Kaufsumme, die sich<br />
nach Boxsport-Informationen<br />
auf rund 1,5 Millionen Euro<br />
beläuft. „Ich habe ihm mehrfach<br />
Aufschub gewährt, weil er<br />
Probleme mit seinen Investoren<br />
angeführt hat. Aber er hat mich<br />
immer <strong>wieder</strong> vertröstet. Seit<br />
April haben wir kein persönliches<br />
Gespräch mehr geführt“,<br />
so Kohl.<br />
Ende Dezember, mehr als<br />
vier Monate nach Fälligkeit der<br />
Kaufsumme, hatte Dahlmann<br />
in einer E-Mail die Zahlungsabwicklung<br />
für Anfang Januar<br />
avisiert und in Kluchs Namen<br />
erklärt, dass dieser ausschließlich<br />
für die verzögerte Zahlung<br />
verantwortlich sei und dies ausdrücklich<br />
bedaure.<br />
Im November 2011 hatte Kohl<br />
seine Geschäftsanteile trotz ausgebliebener<br />
Zahlungen an Kluch<br />
überschrieben, sich als Sicherheit<br />
jedoch den Grundschuldbrief<br />
für das Gelände in Lohbrügge<br />
geben lassen, auf dem Kluch<br />
sein Dima-Sportcenter betreibt.<br />
Nachdem die Zahlungen weiterhin<br />
ausblieben, riss ihm der Geduldsfaden.<br />
Ende April erwirkte<br />
Kohl die Zwangsversteigerung,<br />
die das Amtsgericht Bergedorf<br />
am 6..August anordnete.<br />
„Mir geht es nicht ums Geld,<br />
sondern ums Prinzip. Ich kann<br />
mich von Herrn Kluch nicht<br />
länger vorführen lassen“, sagte<br />
Kohl, „am liebsten hätte ich die<br />
ganze Angelegenheit im Stillen<br />
geklärt. Aber Kluchs öffentliche<br />
Vorwürfe konnte ich nicht so stehen<br />
lassen.“ Eine Rückabwicklung<br />
des Geschäfts, die Kluch ins<br />
Gespräch gebracht hatte, wäre<br />
nur bei arglistiger Täuschung<br />
möglich, die Kluch nachweisen<br />
müsste. Seiner Rückkehr an die<br />
Universum-Spitze erteilte Kohl<br />
eine Absage.<br />
„Jeder hätte verstanden,<br />
wenn ich den Laden im Sommer<br />
30<strong>BoxSport</strong>
annte, bezeichnete er seinen Nachfolger als Lügner<br />
t Kohl zurück!<br />
ern ✽ ✽ ✽ Jetzt soll alles <strong>wieder</strong> vor Gericht geregelt werden<br />
Auch Hanraths <strong>wieder</strong> weg<br />
Kohl, Kluch und Kohls Schwiegersohn und Geschäftspartner Dietmar Poszwa (v.l.) vor dem<br />
Sportgelände von Kluch, das Kohl jetzt zwangsversteigern lässt<br />
2010 nach dem Ende des ZDF-<br />
Vertrags dichtgemacht hätte.<br />
Aber ich dachte wirklich, Kluch<br />
meint es ernst und hat Investoren,<br />
die den Neuaufbau finanzieren.<br />
Dass ich ihm geglaubt habe,<br />
kann ich rückblickend nicht verstehen“,<br />
sagt er. Das Schlimmste<br />
sei, dass sein Lebenswerk nun<br />
doch vor dem Aus steht. „Wenn<br />
nicht ein Wunder passiert, dann<br />
ist Universum am Ende.“<br />
Von solcherlei Mutmaßungen<br />
will Kluch weiterhin nichts<br />
hören. Der 54-Jährige wies die<br />
Ausführungen Kohls vehement<br />
zurück und kündigte an, dies in<br />
einem Gerichtsprozess auch zu<br />
belegen. So habe Kohl nicht nur<br />
Gelder vom Konto entnommen,<br />
sondern auch Sportbekleidung<br />
im Wert von 300.000 Euro und<br />
Büromaterial unterschlagen.<br />
Im Fall Boytsov könne er Eidesstattliche<br />
Versicherungen<br />
sowohl vom Boxer als auch von<br />
Berater Khachatryan vorlegen,<br />
die bezeugen, dass Boytsov in<br />
die USA verkauft werden sollte.<br />
„Herr Kohl hat uns das in mehreren<br />
Gesprächen offenbart“, so<br />
Khachatryan, der zudem eingestand,<br />
den Vertrag vor der Unterschrift<br />
nicht gelesen zu haben,<br />
sondern auf Kohl vertraut zu<br />
haben, der ihm ganz andere Inhalte<br />
zugesagt habe. „Den Fehler<br />
muss Gagik sich ankreiden“,<br />
sagte Kluch.<br />
Ihm sei es nur<br />
recht, wenn Kohl die<br />
Vollstreckungsklage<br />
durchziehe. „Dann<br />
mache ich eine Vollstreckungswiderklage<br />
und wir klären alles<br />
vor Gericht.“ Es sei<br />
im Übrigen unwahr,<br />
dass er 80 Prozent der<br />
Kaufsumme schuldig<br />
sei. „Eher schuldet<br />
Kohl mir noch Geld,<br />
nach allem, was er getan<br />
hat.“ Dies sei ihm<br />
erst im Januar dieses<br />
Jahres klar geworden,<br />
deshalb habe er die<br />
avisierte Zahlung der<br />
vereinbarten Kaufsumme<br />
gestoppt.<br />
Die Zahl der Menschen,<br />
die Kluch seine<br />
Beteuerungen noch<br />
abnehmen, dürfte über die vergangenen<br />
Monate indes nicht<br />
gestiegen sein. Immer mehr<br />
Sportler klagten zuletzt über<br />
ausbleibende Zahlungen, allen<br />
voran der ehemalige Mittelgewichtsweltmeister<br />
Sebastian<br />
Zbik, der seit 13. April auf die<br />
250.000 Euro Börse aus seinem<br />
Duell mit Felix Sturm wartet.<br />
Zbik hat seinen Vertrag mit Universum<br />
mittlerweile gekündigt.<br />
Der Abgang von Cheftrainer Michael<br />
Timm zum Bundesstützpunkt<br />
des Deutschen Boxsport-<br />
Das letzte Häuflein vom Universum-Boxstall (v.l.): Trainer Artur Grigorian, Denis<br />
Boytsov, Rakhim Chakhiev, der neue Chefcoach Tony Brooks und Ina Menzer<br />
Verbands in<br />
Schwerin sorgte<br />
ebenso für Aufsehen<br />
wie die<br />
Maßnahme von<br />
Peter Hanraths,<br />
der seinen erst im<br />
Februar geschlossenen<br />
Beratervertrag Mitte<br />
August <strong>wieder</strong> kündigte.<br />
Und sogar Exweltmeister<br />
Jürgen Brähmer, der als einer<br />
der wenigen berichten konnte,<br />
dass „Kluch alles, was er mir<br />
versprochen hat, auch eingehalten<br />
hat“, hat die Konsequenz aus<br />
der unsicheren Lage gezogen<br />
und stattdessen einen längerfristigen<br />
Vertrag beim Berliner<br />
Sauerland-Team unterzeichnet.<br />
„Es gab einfach keine Sicherheit<br />
bei Universum“, sagte der Halbschwergewichtler.<br />
Kluch hält die Abwanderungsbewegungen<br />
für nicht allzu<br />
tragisch. „Ich habe immer gesagt,<br />
dass ich nur auf die zähle,<br />
die wirklich bleiben wollen. Ich<br />
verspreche, dass ich diesen Laden<br />
<strong>wieder</strong> zu der Größe führe,<br />
die er mal hatte“, sagte er. Dass<br />
der als Timm-Nachfolger verpflichtete<br />
US-Amerikaner Tony<br />
Peter Hanraths<br />
hat schon<br />
<strong>wieder</strong><br />
gekündigt<br />
Brooks von einigen<br />
Sportlern<br />
bereits infrage gestellt<br />
wurde, nachdem<br />
er angekündigt<br />
hatte, in Zukunft sieben Stunden<br />
täglich trainieren zu lassen, ficht<br />
ihn auch nicht an.<br />
Das Geld, das er bis zuletzt<br />
zurückgelegt haben will, um<br />
Kohl bei einer Einigung doch<br />
noch eine gewisse Summe zahlen<br />
zu können, werde er nun<br />
verwenden, um alle Außenstände<br />
bei seinen Boxern zu begleichen.<br />
„Alle werden ihr Geld bekommen“,<br />
versprach er.<br />
Vielleicht hätte man es<br />
schon am 21. September 2011<br />
wissen können, dass es mit der<br />
Geschäftsbeziehung der Herren<br />
Kohl und Kluch nicht zum Besten<br />
bestellt war. Acht Tage zuvor<br />
war Kohl durch die Löschung<br />
seines Namens im Handelsregister<br />
als Geschäftsführer der<br />
Universum Box-Promotion ausgeschieden.<br />
BJÖRN JENSEN<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
31
Musterathlet:<br />
Der<br />
kubanische<br />
IBF-<br />
Weltmeister<br />
Yoan Pablo<br />
Hernandez<br />
Trainer-Lob vor WM-Kampf gegen Troy Ross<br />
Wegner: Hernandez<br />
ist der beste Boxer<br />
in Deutschland<br />
Kubaner wartet weiter auf deutschen Pass<br />
Wenn Fidel<br />
Castro ein<br />
paar Hundert<br />
Millionen<br />
Dollar benötigt, muss er<br />
uns einige seiner Boxer<br />
schicken“, soll Top-<br />
Manager Don <strong>King</strong><br />
(USA) einmal geäußert<br />
haben. Inzwischen<br />
wissen wir,<br />
dass die Kubaner in<br />
der Fremde beileibe<br />
nicht alle Boxglanz<br />
wie in der alten Heimat<br />
zu verbreiten vermochten.<br />
Das süße Leben<br />
in dunklen Bars mit<br />
teuren Senoritas saugte<br />
oft die Schlagkraft aus den<br />
Fäusten. Manchmal fehlte<br />
auch der entsprechende<br />
Trainer.<br />
Auf Yoan Pablo Hernandez<br />
trifft das alles nicht zu. Als sich<br />
der Junioren-Weltmeister 2005<br />
beim Chemie-Pokal in Halle/<br />
Saale entschloss, in Zukunft in<br />
Deutschland als Profi sein Glück<br />
zu machen, winkte ihm Fortuna.<br />
Trainer Ulli Wegner hatte<br />
nämlich von Hernandez gehört.<br />
Ein kubanischer Junioren-Weltmeister<br />
in Halle. Das elektrisierte<br />
den Ring-Haudegen, schließlich<br />
kannte er die kubanischen<br />
Boxer bestens aus seinen Zeiten<br />
als Amateur-Trainer. Wegner<br />
holte Yoan Pablo zum Berliner<br />
Sauerlandstall. Noch 2005 bestritt<br />
Hernandez am 3. September<br />
seinen ersten Profikampf.<br />
Der Gegner David Vicena wurde<br />
nach wenigen Sekunden der<br />
zweiten Runde aus dem Kampf<br />
genommen.<br />
Gegen Steve Cunningham holte sich<br />
Hernandez (rechts) den IBF-Titel<br />
Die bisherige Krönung seiner<br />
Laufbahn glückte dem Kubaner<br />
am 1. Oktober 2011 in Neubrandenburg,<br />
als er den US-Starboxer<br />
Steve Cunningham klar beherrschte,<br />
nach sechs Runden<br />
aber wegen zweier Cuts vom<br />
Ringarzt aus dem Kampf genommen<br />
wurde. Die Punktrichter<br />
werteten 2:1 für Hernandez.<br />
Der Kubaner durfte somit den<br />
Gürtel eines IBF-Weltmeisters in<br />
Empfang nehmen. Cunningham<br />
protestierte und die IBF setzte<br />
für den 4. Februar 2012 in Frankfurt/Main<br />
erneut ein WM-Duell<br />
zwischen den beiden Cruisergewichtlern<br />
an. Hernandez lief<br />
zur Glanzform auf, schickte den<br />
US-Fighter zweimal zu Boden<br />
und gewann am Ende klar nach<br />
Punkten. Hernandez stieg nun<br />
ohne Wenn und Aber zum Weltmeister<br />
und Superchamp auf.<br />
Den Sieg nach Version der<br />
IBF musste der Kubaner jedoch<br />
teuer bezahlen. „Es war in der<br />
vierten Runde, als ich Cunningham<br />
zu Boden schlug, spürte ich<br />
einen Schmerz in der rechten<br />
Hand. Ich achtete aber weiter<br />
nicht darauf. Es ist schließlich<br />
nichts Ungewöhnliches, wenn<br />
ein Boxer nach einer Schlagserie<br />
Schmerzen in den Händen hat“,<br />
berichtet Yoan Pablo. Am Sonntag<br />
nach dem Kampf schwoll<br />
die Hand dick an. Diagnose des<br />
Handchirurgen Dr. Eisenschenk<br />
in Deutschlands größtem Unfall-Klinikum<br />
Berlin-Marzahn:<br />
Bruch des Mittelhandknochens.<br />
Sieben Wochen Pause. „Pablo ist<br />
unheimlich fleißig und sehr diszipliniert.<br />
Er hat sich an die ärztlichen<br />
Empfehlungen gehalten.<br />
Die Hand haben wir lange nicht<br />
belastet. Mit Konditionstraining<br />
auf dem Radergometer konnten<br />
32 <strong>BoxSport</strong>
Hernandez‘ nächster<br />
Gegner ist der Kanadier<br />
Troy Ross<br />
Einer edlen<br />
kubanischen<br />
Zigarre ist<br />
auch der<br />
Leistungssportler<br />
nicht abgeneigt<br />
wir bald <strong>wieder</strong> beginnen. Inzwischen<br />
marschiert Pablo in Richtung<br />
Topform. Er ist im Moment<br />
der beste Boxer in Deutschland.<br />
Ich sehe dem Kampf am 15. September<br />
in Bamberg gegen Troy<br />
Ross deshalb recht zuversichtlich<br />
entgegen“, gibt sich Ulli<br />
Wegner als Optimist.<br />
Der Cruisergewichtler tritt<br />
ein bisschen auf die Euphorie-<br />
Bremse: „Ich absolvierte in<br />
Zinnowitz einen Lehrgang und<br />
trainiere bis kurz vor dem Kampf<br />
in Kienbaum. Ich fühle mich fit.<br />
Ich kenne Troy Ross. Ich habe<br />
keine Angst. Aber Ross ist ein<br />
guter Boxer, da ist Vorsicht angeraten,<br />
denn ich will mit dem<br />
WM-Gürtel den Ring in Bamberg<br />
verlassen.“<br />
Der elegante Faustkämpfer<br />
lebt mit Ehefrau Shally sowie<br />
den beiden Kindern Yoan Junior<br />
und Rebeca in Berlin-Spandau.<br />
Hernandez gilt in Kuba als unerwünschte<br />
Person. Er darf nicht<br />
einreisen. „Ich stelle jedes Jahr<br />
einen Antrag, bis jetzt wurde er<br />
immer <strong>wieder</strong> abgelehnt“, berichtet<br />
der Boxer. Doch nicht nur<br />
über die kubanischen Behörden<br />
kann der Boxprofi ein Klagelied<br />
anstimmen: „Ich habe schon<br />
vor Jahren einen deutschen<br />
Pass beantragt. Ich muss erst einen<br />
Sprachkurs belegen. Dabei<br />
spreche ich nach Aussagen der<br />
Mitarbeiter im Sauerland-Stall<br />
ganz gut Deutsch. Ich verstehe<br />
alle und alle verstehen mich. Für<br />
einen Sprachkurs bleibt mir bei<br />
den WM-Vorbereitungen einfach<br />
keine Zeit. Was mir nicht von<br />
meinen Trainern Wegner und<br />
Bramowski beigebracht wurde,<br />
Hernandez, zusammen mit seinem Sohn Yoan Junior, Mutter Carmen Suaizez<br />
Martinez und Ehefrau Shally (v.l.)<br />
Jubel nach dem Sieg über Cunningham: Trainer Ulli<br />
Wegner, Hernandez und Wilfried Sauerland (v.l.)<br />
lernte ich im Supermarkt, bei<br />
Veranstaltungen oder in Restaurants.“<br />
Yoan Pablo Hernandez, der<br />
2004 bei Olympia in Athen mit<br />
19 Jahren für Kuba in den Ring<br />
geklettert war, unterlag damals<br />
dem zweimaligen Weltmeister<br />
Jewgeni Makarenko (Russland).<br />
„Mit dem Hernandez von damals<br />
hat der heutige nichts mehr zu<br />
tun. Das Talent war zwar schon<br />
da, aber erst in den vergangenen<br />
fünf Jahren stieg Pablo zum<br />
Weltklasseboxer auf. Der Junge<br />
könnte auch Schwergewicht. Bis<br />
auf die beiden Klitschkos, sehe<br />
ich für Pablo im Schwergewicht<br />
keine Probleme. Ein Povetkin<br />
steht aus meiner Sicht bei Pablo<br />
auf verlorenem Posten“, glaubt<br />
Ring-Fuchs Wegner. Beim Thema<br />
Schwergewicht schaltet der<br />
Kubaner vorerst noch auf Durchzug:<br />
„Es wird schwer genug,<br />
meinen Cruisergewichts-Titel zu<br />
verteidigen. Darauf konzentriere<br />
ich mich. Schwergewicht kommt<br />
vielleicht später.“ Allerdings ist<br />
sich Hernandez schon bewusst,<br />
dass Trainer Wegner nicht nur so<br />
aus Jux das Schwergewicht zum<br />
Thema gemacht hat: „Ich habe<br />
in Kuba bei Peter Roches und anderen<br />
trainiert. Das waren alles<br />
gute Trainer. Ulli Wegner hat den<br />
kubanischen und wahrscheinlich<br />
auch vielen anderen Trainern<br />
gegenüber einen großen Vorteil.<br />
Seine<br />
Arbeit<br />
ist zielgerichtet.<br />
Er<br />
weiß, wann er<br />
was sagt. Trainer<br />
Wegner bringt<br />
unendlich viel<br />
Erfahrung aus<br />
dem Amateurund<br />
Profibereich<br />
mit. Er fördert<br />
und fordert und<br />
verfügt über ein<br />
großes Talent. Er<br />
kann Menschen<br />
zur Vernunft<br />
bringen. Bei ihm<br />
habe nicht nur<br />
trainiert. Ich habe viel bei ihm<br />
gelernt.“<br />
Das Gefühl hatte Mutter<br />
Carmen Hernandez auch, als sie<br />
2011 nach sechs Jahren Ausreisesperre<br />
endlich ihren Sohn in<br />
Berlin besuchen durfte. Bei Ulli<br />
Wegner wähnt sie ihren Jungen<br />
in besten Händen. So gern Pablo<br />
unter der Flagge seiner neuen<br />
Heimat Deutschland kämpfen<br />
würde, für Kubas Box-Fans erfüllt<br />
er eine Mission. Der Boxer<br />
war einst nach Deutschland<br />
gekommen, um als Profi Geld<br />
zu verdienen, damit er seine<br />
Mutter in Pinar del Rio aus<br />
den Fesseln der Armut befreien<br />
kann. Was er nicht ahnte, dass<br />
ein ganzes Land mit ihm fiebert.<br />
So berichtet Carmen Hernandez,<br />
dass die Nachrichten über die<br />
Kampfergebnisse ihres Sohnes<br />
wie eine Welle über die Insel<br />
schwappen. Angesichts dieser<br />
Freude, die Yoan Pablo Hernandez<br />
in seiner alten Heimat unter<br />
den vielen armen Menschen<br />
verbreitet, kann der deutsche<br />
Amtsschimmel durchaus noch<br />
etwas langsam reiten. Die deutschen<br />
Boxanhänger wollen guten<br />
Sport sehen, sie akzeptieren<br />
auch die kubanische Flagge. In<br />
der Karibik dagegen sind viele<br />
Menschen stolz, wenn ihr Pablo<br />
vor einem WM-Fight neben der<br />
kubanischen Fahne steht.<br />
Manfred Hönel<br />
<strong>BoxSport</strong> 33
Die Weltrangliste des<br />
Die Jury: Jean-Marcel Nartz, Geschäftsführer<br />
der Box-Event GmbH,<br />
Hagen Doering, Sport-Koordinator<br />
von Sauerland Event, der Box-Jour-<br />
mittelgewicht<br />
Superchamp: Sergio Martinez (Argentinien) WBC-Diamant<br />
01. Daniel Geale (Australien) IBF, WBA-Super<br />
02. Gennady Golovkin (Kasachstan) WBA<br />
03. Felix Sturm (Deutschland)<br />
04. Hassan N’Dam N’Jikam (Frankreich) WBO<br />
05. Dimitry Pirog (Russland)<br />
06. Julio Cesar Chavez Jr. (Mexiko) WBC<br />
07. Grzegorz Proksa (Polen)<br />
08. Matthew Macklin (England)<br />
09. Kerry Hope (England)<br />
10. Avtandil Khurtsidze (Ukraine)<br />
Sergio Gabriel Martinez (rechts) und Julio Cesar Chavez Jr. blicken sich tief in die Augen. Am 15. September<br />
kommt es im Thomas & Mack Center in Las Vegas zum Showdown um den WBC-Titel im Mittelgewicht. Der<br />
argentinische Diamant-Champion Martinez steigt gegen den regulären Weltmeister aus Mexiko in den Ring.<br />
Genug Erfahrung haben beide: Martinez (37) hat 53 Profikämpfe bestritten, davon 49 Siege (28 durch K.o.), zwei<br />
Niederlagen und zwei Unentschieden. Sein weitaus jüngerer Kontrahent (26) weist bei insgesamt 47 Kämpfen 46<br />
Siege (32 K.o.‘s) und nur ein Unentschieden auf.<br />
halbmittelgewicht<br />
Superchamp: Floyd Mayweather jr. (USA) WBA-Super-Champion<br />
01. Cornelius Bundrage (USA) IBF<br />
02. Zaurbek Baysangurov (Ukraine) WBO<br />
03. Lukas Konecny (Tschechien)<br />
04. Saul Alvarez (Mexiko) WBC<br />
05. Austin Trout (USA) WBA<br />
06. Miguel Cotto (Puerto Rico)<br />
07. Vanes Martyrosyan (Armenien)<br />
08. Sergey Rabchenko (Weissrussland)<br />
09. Sergey Dzinziruk (Russland)<br />
10. Anthony Mundine (Australien)<br />
Schwergewicht<br />
Superchamp: W. Klitschko (Ukraine) WBA-Super, IBF, WBO<br />
01. Vitali Klitschko (Ukraine) WBC<br />
02. David Haye (England)<br />
03. Alexander Povetkin (Russland) WBA<br />
04. Odlanier Solis (Kuba)<br />
05. Kubrat Pulev (Bulgarien)<br />
06. Robert Helenius (Finnland)<br />
07. Tomasz Adamek (Polen)<br />
08. Denis Boytsov (Russland)<br />
09. David Price (England)<br />
10. Manuel Charr (Deutschland)<br />
leichtSchwergewicht (Cruiser)<br />
Superchamp: Yoan Pablo Hernandez (Kuba) IBF<br />
01. Antonio Tarver (USA)<br />
02. Marco Huck (Deutschland) WBO<br />
03. Guillermo Jones (Panama) WBA<br />
04. Dennis Lebedev (Russland)<br />
05. Krysztof Wlodarczyk (Polen) WBC<br />
06. Ola Afolabi (USA)<br />
07. David Quinonero (Spanien)<br />
08. Firat Arslan (Deutschland)<br />
09. Alexander Alexeev (Russland)<br />
10. Steve Cunningham (USA)<br />
HalbSchwergewicht<br />
Superchamp: Chad Dawson (USA) WBC<br />
01. Bernard Hopkins (USA)<br />
02. Jean Pascal (Kanada)<br />
03. Travoris Cloud (USA) IBF<br />
04. Zsolt Erdei (Ungarn)<br />
05. Beibut Shumenov (Kasachstan) WBA<br />
06. Nathan Cleverly (Wales) WBO<br />
07. Mikkel Kessler (Dänemark)<br />
08. Eduard Gutknecht (Deutschland)<br />
09. Robin Krasniqi (Deutschland)<br />
10. Jürgen Brähmer (Deutschland)<br />
supermittelgewicht<br />
Superchamp: Andre Ward (USA) WBA-Super; WBC<br />
01. Carl Froch (Kanada) IBF<br />
02. Andre Dirrell (USA)<br />
03. <strong>Arthur</strong> Abraham (Deutschland) WBO<br />
04. Robert Stieglitz (Deutschland)<br />
05. Karoly Balzsay (Ungarn) WBA<br />
06. Brian Magee (Irland)<br />
07. Lucian Bute (Rumänien)<br />
08. James Degale (England)<br />
09. Adonis Stevenson (Kanada)<br />
10. Dimitri Sartison (Deutschland)<br />
weltergewicht<br />
Superchamp: Manny Pacquiao (Philippinen)<br />
01. Timothy Bradley (USA) WBO<br />
02. Victor Ortiz (USA)<br />
03. Randall Bailey (USA) IBF<br />
04. Jan Zaveck (Slowenien)<br />
05. Paul Malignaggi (USA) WBA<br />
06. Josesito Lopez (USA)<br />
07. Diego Gabriel Chaves (Argentinien)<br />
08. Ismael El Massoudi (Frankreich)<br />
09. Selcuk Aydin (Türkei)<br />
10. Vyacheslav Senchenko (Ukraine)<br />
halbweltergewicht<br />
Superchamp: Danny Garcia WBC, WBA-Super<br />
01. Timothy Bradley (USA) WBO<br />
02. Amir Khan (England)<br />
03. Marcos Rene Maidana (Argentinien) WBA<br />
04. Lamont Peterson (USA) IBF<br />
05. Roberto Ortiz (Mexiko)<br />
06. Denis Shafikov (Russland)<br />
07. Juan Manuel Marquez (Mexiko)<br />
08. Johan Perez (Venezuela)<br />
09. Pablo Cesar Cano (Mexiko)<br />
10. Nate Campbell (USA)<br />
34 <strong>BoxSport</strong><br />
Die top-ten
BOXSPORT<br />
nalist Hartmut Scherzer sowie die Redaktionen<br />
von <strong>BoxSport</strong> und The Ring<br />
(USA).<br />
Stand: September 2012<br />
leichtgewicht<br />
Superchamp: Yuriorkis Gamboa (Kuba)<br />
01. Anthony Mezaaache (Frankreich)<br />
02. Brandon Rios (USA) WBA<br />
03. Miguel Vazques (Mexiko) IBF<br />
04. Antonio de Marco (Mexiko) WBC<br />
05. Ricky Burns (Schottland) WBO<br />
06. Alejandro Sanabria (Mexiko)<br />
07. Abdiel Ramirez (Mexiko)<br />
08. Gavin Rees (Wales)<br />
09. Richard Abril (Kuba)<br />
10. Ji Hoon Kim (Korea)<br />
superbantamgewicht<br />
Superchamp: Nonito Donaire WBO, IBF<br />
01. Abner Mares (Mexiko) WBC<br />
02. Guillermo Rigondeaux (Kuba) WBA<br />
03 Celestino Caballero (Panama) WBA-Super<br />
03. Jeffrey Mathebula (Südafrika)<br />
04. Rendall Munroe (England)<br />
05. Toshiaki Nishioka (Japan)<br />
07. Kiko Martinez (Spanien)<br />
08. Wilfredo Vasquez junior (Puerto Rico)<br />
09. Victor Terrazas (Mexiko)<br />
10. Takalani Ndlovu (Südafrika)<br />
bantamgewicht<br />
Superchamp: Anselmo Moreno (Panama) WBA-Super<br />
01. Shinsuke Yamanaka (Japan) WBC<br />
02. Koki Kameda (Japan) WBA<br />
03. Jorge Arce (Mexiko) WBO<br />
04. Leo Santa Cruz (Mexiko) IBF<br />
05. Alex John Banal (Philippinen)<br />
06. Eric Morel (Puerto Rico)<br />
07. Yonnhy Perez (Kolumbien)<br />
08. Hugo Ruiz (Mexiko)<br />
09. Joseph Agbeko (Ghana)<br />
10. Tomoki Kameda (Japan)<br />
Am 15. September wird das MGM Grand Hotel in Las<br />
Vegas brodeln. Dann steigt nämlich Publikumsliebling<br />
Saul Alavrez (links) <strong>wieder</strong> in den Ring, um seinen<br />
WBC-Titel im Halbmittelgewicht zu verteidigen. Gegner<br />
des Mexikaners, der wegen seiner roten Haare den<br />
Spitznamen „Canelo“ (zu deutsch: Zimt) verpasst<br />
bekam, ist der US-Amerikaner Josesito Lopez. Bei<br />
einer Pressekonferenz in Los Angeles kam es bereits zu<br />
einem ersten Showdown der beiden Kontrahenten.<br />
superfedergewicht<br />
Superchamp: Takashi Uchiyama (Japan) WBA<br />
01. Terdsak Jandaeng (Thailand)<br />
02. Adrien Broner (USA) WBO<br />
03. Devis Boschiero (Italien)<br />
04. Takahiro Aoh (Japan) WBC<br />
05. Jorge Linares (Mexiko)<br />
06. Juan Carlos Salgado (Mexiko) IBF<br />
07. Bryan Vazquez (Costa Rica)<br />
08. Juan Carlos Burgos (Mexiko)<br />
09. Edgar Puerta (Mexiko)<br />
10. Ermani Fegatelli (Belgien)<br />
federgewicht<br />
Superchamp: Chris John (Indonesien) WBA-Super<br />
01. Celestino Caballero (Panama) WBA<br />
02. Orlando Salido (Mexiko) WBO<br />
03. Billy Dib (Australien) IBF<br />
04. Jhonny Gonzales (Mexiko) WBC<br />
05. Robinson Castellanos (Mexiko)<br />
06. Juan Manuel Lopez (Puerto Rico)<br />
07. Hozumi Hasegawa (Japan)<br />
08. Miguel Garcia (USA)<br />
09. Alexander Miskirtchan (Georgien)<br />
10. Chonlatarn Piryapinyo (Thailand)<br />
superfliegengewicht<br />
Superchamp: Omar Andres Narvaez (Argentinien) WBO<br />
01. Juan Carlos Sanchez (Mexiko) IBF<br />
02. Tepparith Kokietgym (Thailand) WBA<br />
03. Yota Sato (Japan) WBC<br />
04. Cristian Mijares (Mexiko)<br />
05. Sylvester Lopez (Philippinen)<br />
06. Tomobu Shimizu (Japan)<br />
07. Daiki Kameda (Japan)<br />
08. Liborio Solis (Venezuela)<br />
09. Suryan Sor Rungvisai (Thailand)<br />
10. Rodrigo Guerrero (Mexiko)<br />
fliegengewicht<br />
Superchamp: Moruti Mthalana (Südafrika) IBF<br />
01. Toshyaki Igarashi (Japan) WBC<br />
02. Hernan Marquez (Mexiko) WBA<br />
03. Brian Viloria (USA) WBO<br />
04. Wilbert Uicab (Mexiko)<br />
05. Pomgsaklek Wonjongkam (Thailand)<br />
06. Juan Carlos Reveco (Argentinien)<br />
07. Silvio Olteanu (Rumänien)<br />
08. Sonny Boy Jaro (Philippinen)<br />
09. Giovanni Segura (Mexiko)<br />
10. Edgar Sosa (Mexiko)<br />
Die Gewichtsklassen:<br />
Schwergewicht über 90,720 kg, Cruisergewicht (- 90,720 kg) auch Leichtschwergewicht. Halbschwer (- 79,378<br />
kg), Supermittel (- 76,203 kg), Mittelgewicht (- 72,574 kg), Superwelter (- 69,853 kg) auch Junior- oder Halbmittelgewicht.<br />
Weltergewicht (- 66,678 kg) Halbwelter (63,503 kg). die Klasse wird auch Juniorwelter- oder Superleichtgewicht<br />
genannt. Leichtgewicht (-61,235 kg), Superfeder (- 58,967 kg), Feder (- 57,153 kg), Superbantam<br />
(- 55,338 kg), Bantam (- 53,524 kg), Superfliegen (- 52, 163 kg), Fliegengewicht (- 50,802 kg), Halbfliegen<br />
(- 48,988 kg) auch Juniorfliegengewicht. Strohgewicht (- 47,628 kg) auch Minifliegengewicht.<br />
Die Abkürzungen WBA, WBC, WBO und IBF hinter den Namen bezeichnen die Weltmeistertitel der jeweiligen Verbände.<br />
halbfliegengewicht<br />
Superchamp: Roman Gonzales (Nicaragua) WBA<br />
01. Kompayak Porpramook (Thailand) WBC<br />
02. Giovani Segura (Mexiko) WBA-SUPER<br />
03. Donnie Nietes (Philippinen) WBO<br />
04. Johnriel Casimero (Philippinen) IBF<br />
05. Jose Rodriguez (Mexiko)<br />
06. Ulises Solis (Mexiko)<br />
07. Ivan Calderon (Puerto Rico)<br />
08. Kiong Zhao Zhong (China)<br />
09. Alberto Rossel (Peru)<br />
10. Ryo Miyazaki (Japan)<br />
mini-fliegengewicht<br />
Superchamp: Kazuto Ioka WBC, WBA<br />
01. Nkosinathi Joyi (Südafrika) IBF<br />
02. Moises Fuentes (Mexiko) WBO<br />
03. Akira Yaegashi (Japan)<br />
04. Paipharon Kokietgym (Thailand)<br />
05. Oleydong Sithsamerchai (Thailand)<br />
06. Heri Amol (Indonesien)<br />
07 Denver Cuello (Philippinen)<br />
08. Ganigan Lopez (Mexiko)<br />
09. Carlos Buitrago (Nicaragua)<br />
10. Jesus Silvestre (Mexiko)<br />
<strong>BoxSport</strong> 35
Schöne Pop-<br />
Sängerin ist<br />
Pulevs Stolz<br />
2,02-Meter-Riese Ustinov ein harter Brocken<br />
Gegen Alexander Dimitrenko holte sich Kubrat Pulev mit<br />
einem K.o.-Sieg in Runde elf den EM-Titel<br />
Pulevs schöne Freundin Andrea ist eine<br />
bekannte Pop-Sängerin<br />
Über den Parkplatz an<br />
der Boxhalle in der<br />
Eisenacher Straße im<br />
Berliner Osten rollt ein<br />
weißer Lieferwagen mit der grünen<br />
Aufschrift „Hotel Kubrat“.<br />
Der Wagen stoppt und Bulgariens<br />
Boxprofi Kubrat Pulev steigt<br />
aus. Donnerwetter! Hat es der<br />
Schwergewichtler bereits zu<br />
einem Hotel gebracht? „Leider<br />
nein“, sagt er. „Ich wohne nur<br />
dort und darf das Firmenauto<br />
benutzen.“ Dann erzählt der 31-<br />
Jährige die Geschichte: „Kubrat<br />
ist ein sehr seltener Vorname.<br />
Ich habe ihn in Bulgarien noch<br />
nicht gehört. Ich komme nach<br />
Deutschland und lese Hotel<br />
Kubrat. Das hat mich neugierig<br />
gemacht.“ Inzwischen weiß der<br />
Boxer, dass der Hotelbesitzer wie<br />
er Bulgare ist und Kubrat Panev<br />
heißt. Panev besitzt drei Hotels<br />
in Berlin und Pulev darf bei ihm<br />
wohnen und das Firmenauto benutzen.<br />
„Günstig für mich und<br />
gleich ein bisschen Reklame für<br />
das Hotel“, grinst der Boxer.<br />
Pulev nennt Berlin seine<br />
zweite Heimat. „Seit ich im September<br />
2009 meinen Vertrag<br />
bei Sauerland Event unterschrieben<br />
habe, bin ich viele<br />
Wochen im Jahr bei Otto Ramin<br />
zum Training. Ich habe es<br />
mit den Trainern gut getroffen.<br />
Zu Hause in Sofia bestreite ich<br />
mein Athletik-Programm bei<br />
meinen langjährigen National-<br />
Trainern Michael Tankow oder<br />
Borsilav Bojatschir und in Berlin<br />
betreut mich mit Otto Ramin ein<br />
ausgesprochener Super-Trainer.<br />
Ich werde am 29. September<br />
bestimmt in Topform sein“,<br />
schwärmt Kubrat Pulev. Die wird<br />
auch notwendig sein, denn dann<br />
verteidigt der Bulgare in Hamburg<br />
nicht nur seinen EM-Gürtel<br />
gegen den Russen Alexander<br />
Ustinov. In dem Faustduell geht<br />
es gleichzeitig um die Nummer<br />
1 in der IBF-Weltrangliste. Damit<br />
eröffnet sich für den Sieger<br />
die Chance eines möglichen<br />
WM-Kampfes gegen Wladimir<br />
Klitschko. Kubrat Pulev ahnt,<br />
wie schwer der Abend in Hamburg<br />
werden kann: „Ustinov<br />
stammt aus Nowosibirsk. Er ist<br />
einer der kantigen Sibirjaks, die<br />
viel einstecken<br />
und vor allem<br />
gewaltig austeilen<br />
können. Dazu<br />
ist Ustinov<br />
2,02 m groß<br />
und wiegt<br />
136 kg.<br />
Ich habe<br />
trotzdem<br />
keine Angst. Ich will weiter<br />
Harter<br />
Prüfstein:<br />
Alexander<br />
Ustinov aus<br />
dem K2-Stall<br />
fordert Pulev<br />
als nächstes heraus<br />
nach oben, dafür trainiere ich<br />
hart, um gegen Ustinov aus dem<br />
Klitschko-Clan zu gewinnen.“<br />
Europameister Pulev wohnt<br />
in Sofia am Fuße des über 2000<br />
m hohen Witoscha-Gebirges.<br />
„Bei der Hitze in den vergangenen<br />
Wochen war das angenehm.<br />
Bei meinen Konditionsläufen<br />
rannte ich ins Gebirge, dort waren<br />
die Temperaturen angenehmer“,<br />
berichtet Kubrat, der mit<br />
116 kg Körpergewicht und 1,94<br />
m Größe nicht gerade als Leichtfuß<br />
über die Bergwege tänzelt.<br />
Die Pulevs gehören in dem<br />
Schwarzmeer-Land nicht erst<br />
durch Kubrat zur Boxprominenz.<br />
„Mein Vater war ein bekannter<br />
Schwergewichtler. Bei ihm lernte<br />
ich Boxen. Vater brachte mir<br />
und meinem zwei Jahre jüngeren<br />
Bruder Terwel alle Kniffe des<br />
Boxens bei. Erst später bin ich<br />
zum Armee-Klub ZSKA Sofia gegangen.<br />
Ich brauchte einen Verein,<br />
um Boxen zu können.“ Kubrat<br />
schwoll sichtlich die Brust,<br />
als er in die Sonne blinzelte und<br />
sagte: „Was mir bei Olympia<br />
2008 nicht vergönnt war, schaffte<br />
im August in London Terwel.<br />
Er gewann in der Klasse bis 91 kg<br />
die Bronzemedaille. Mein Vater<br />
weinte bei der Siegerehrung vor<br />
Freude.“<br />
Der Sauerland-Profi spricht<br />
ziemlich gut Deutsch, dabei<br />
konnte er vor drei Jahren noch<br />
kein Wort: „In unserem Berliner<br />
Gym versteht keiner Bulgarisch,<br />
deshalb hat mir Sauerland eine<br />
Deutsch-Lehrerin besorgt.<br />
Immer wenn ich in Berlin bin,<br />
nehme ich Unterricht.“ Und<br />
zu Hause? „Da übe ich in der<br />
Praxis. Wir haben in Bulgarien<br />
<strong>wieder</strong> so viele deutsche Touristen,<br />
da ergibt sich fast jeden<br />
Tag die Chance, Deutsch zu<br />
sprechen.“ Am 10. Oktober will<br />
Kubrat seine Freundin Andrea<br />
als Dolmetscher nach Deutschland<br />
begleiten. Andrea ist eine<br />
bekannte Popsängerin auf dem<br />
Balkan. Schon mit 15 Jahren war<br />
sie „Miss Bulgarien“. Nach der<br />
Schauspielschule wechselte die<br />
heute 25-Jährige zur Popmusik.<br />
Seit 2006 sind Kubrat und die<br />
blonde Traumfrau ein Paar. Sie<br />
ist Pulevs ganzer Stolz.<br />
Manfred Hönel<br />
36 <strong>BoxSport</strong>
Wer wollte es Hasim<br />
Rahman verdenken,<br />
dass er schlechte<br />
Laune hatte, als er<br />
am 16. August sein Duell mit<br />
WBA-Schwergewichtsweltmeister<br />
Alexander Povetkin bewerben<br />
sollte? Erst am Morgen war<br />
der 39 Jahre alte US-Amerikaner<br />
aus Las Vegas kommend in<br />
Hamburg gelandet, und nach<br />
wenigen Stunden Schlaf im Hotel<br />
Maritim Reichshof musste er<br />
dann auf der Pressekonferenz in<br />
einem Tagungsraum des Hotels<br />
feststellen, dass sein Gesicht<br />
nicht auf dem Kampfplakat zu<br />
sehen ist. „Ich finde nicht, dass<br />
das die Art ist, mit einem Exweltmeister<br />
umzugehen. Umso süßer<br />
wird am 29. September der Sieg<br />
schmecken“, brummte Rahman,<br />
Will den WM-Titel behalten: Alexander Povetkin mit seinem neuen Trainer Kostya Tszyu (rechts) und Promoter Kalle Sauerland<br />
Rahman: Ärger wegen Plakates –<br />
Povetkin: Tszyu sein neuer Trainer<br />
Der Sieger des Duells ist Pflichtherausforderer von Wladimir Klitschko<br />
der schon am nächsten Morgen<br />
<strong>wieder</strong> in die USA zurückflog.<br />
Sechs Tage vor dem Aufeinandertreffen<br />
mit dem russischen<br />
Olympiasieger aus dem Berliner<br />
Sauerland-Stall, das in der Alsterdorfer<br />
Sporthalle in Hamburg<br />
ausgetragen wird, will Rahman<br />
in die Hansestadt zurückkehren.<br />
Für den Mann, der im April<br />
2001 die Boxwelt schockte, als<br />
er den Briten Lennox Lewis in<br />
Südafrika ausknockte und sich<br />
dessen WM-Titel nach Version<br />
von WBC und IBF sicherte, ist es<br />
der zweite Auftritt in Deutschland.<br />
Im Dezember 2008 hatte<br />
„The Rock“ in Mannheim durch<br />
technischen K.o. in Runde sieben<br />
gegen Wladimir Klitschko<br />
verloren. Seitdem hat er nur<br />
fünf Kämpfe bestritten. „Mehr<br />
brauchte ich nicht“, sagt er, „außerdem<br />
habe ich seit einem Jahr<br />
auf den Kampf gegen Povetkin<br />
gewartet.“ Zuletzt hatte jedoch<br />
Rahman den ursprünglich für<br />
den 14. Juli geplanten Kampf<br />
wegen einer Handblessur verschieben<br />
müssen.<br />
Wladimir Klitschko und<br />
dessen Bruder Vitali, die die<br />
WM-Titel aller vier bedeutenden<br />
Weltverbände halten, sehen<br />
Rahman derzeit auf einem Level<br />
überhalb aller anderen<br />
Schwergewichtler. Das<br />
Gerede über die Schwäche<br />
der Königsklasse, das besonders<br />
in seiner Heimat<br />
an der Tagesordnung ist,<br />
ärgert den 1,89 m großen<br />
Hünen trotzdem. „Ich lasse<br />
jedem seine Meinung,<br />
aber ich finde es respektlos<br />
gegenüber allen Kämpfern,<br />
die sich Mühe geben.<br />
Es gibt eine Menge guter<br />
Jungs im Schwergewicht,<br />
auch in den USA. Und an<br />
einem perfekten Tag kann<br />
man auch die Klitschkos Treffen am 29. September in Hamburg aufeinander: Hasim Rahman (links) und Alexander Povetkin<br />
besiegen“, sagt er.<br />
Dass der Sieger seines Duells<br />
mit Povetkin bei der WBA<br />
ernst. Um konditionell nicht so<br />
einzubrechen wie bei seinem<br />
letzten Kampf im Februar, dem<br />
will seinen neuen Schützling<br />
nicht allzu sehr umstellen.<br />
„Ich kenne Alexander seit vielen<br />
Pflichtherausforderer für deren<br />
glücklichen Punktsieg über seinen<br />
Jahren. Mit seinem Stil ist<br />
Superchampion Wladimir<br />
Klitschko wird, ist für ihn keine<br />
große Zusatzmotivation. „Aber<br />
nur, weil ich schon zu 100 Prozent<br />
motiviert bin“, sagt er. Gerne<br />
würde er zu einem Rematch<br />
antreten. „Das ist der größte<br />
Kampf, den es gibt, weil es um<br />
drei Titel geht. Aber ich denke<br />
derzeit nicht weiter als bis zum<br />
29. September. Ich bin voll auf<br />
Stallkollegen Marco Huck,<br />
hat Povetkin mit Kostya Tszyu,<br />
von 1995 bis 2005 Weltmeister<br />
im Halbweltergewicht, einen<br />
neuen Trainer verpflichtet, mit<br />
dem er vor allem an der Athletik<br />
gearbeitet hat. „Alle weiteren<br />
Verbesserungen werde ich am<br />
29. September zeigen“, kündigte<br />
der 32-Jährige an.<br />
Tszyu, der im Februar in<br />
er Olympiasieger geworden, da<br />
muss man nicht viel ändern. Ich<br />
werde ihn etwas polieren, dann<br />
ist er perfekt“, kündigte der in<br />
Russland geborene australische<br />
Staatsbürger an. Sollte es dem<br />
42-Jährigen gelingen, den einstigen<br />
Rohdiamanten Povetkin<br />
in neuem Glanz erscheinen zu<br />
lassen, dann dürfte Hasim Rahman<br />
am 30. September Hamburg<br />
Povetin fokussiert“, sagt er. Povetkins Team eingeschert<br />
erneut mit schlechter Lau-<br />
Der Russe nimmt die Worte war und nun den exzentrischen ne verlassen.<br />
seines Pflichtherausforders sehr US-Coach Teddy Atlas ersetzt,<br />
Björn Jensen<br />
<strong>BoxSport</strong> 37
Mayweather raus aus dem<br />
Rapper 50 Cent sein neuer Pr<br />
Neue Chancen für den Mega-Fight gegen<br />
Am Gefängnistor wurde<br />
er von seinem besten<br />
Kumpel und neuen<br />
Geschäftspartner, US-<br />
Rapper 50 Cent, von seinem<br />
Manager Leonard Ellerbe und<br />
seinen Familienangehörigen erwartet:<br />
Bei bester Laune verließ<br />
Floyd Mayweather Jr. an einem<br />
Freitagmorgen um kurz nach<br />
Mitternacht nach zwei Monaten<br />
Haft das Clark County Detention<br />
Center von Las Vegas, stieg<br />
in den wartenden blauen Bentley<br />
und rauschte davon. Aus<br />
seiner Villa in der Zockermetropole<br />
schickte der unbesiegte<br />
Box-Champion nach 63 Tagen<br />
Zwangsunterbrechung die erste<br />
Botschaft an seine Fans: „Danke<br />
für all die Unterstützung und<br />
Gottes Segen für alle, die mir<br />
geschrieben haben“, twitterte<br />
Mayweather an seine mehr als<br />
drei Millionen Follower. Dazu<br />
schickte er ein Bild, das ihn in<br />
gelöster Stimmung in Jogginghose<br />
und Unterhemd zeigte, mit<br />
dem typischen Lächeln des groß<br />
gewordenen Jungen im Gesicht.<br />
Einzig sichtbare Veränderung<br />
nach der Haft: Mayweather ließ<br />
sich Haare und einen Bart wachsen.<br />
Wegen guter Führung durfte<br />
der Multi-Millionär und Weltmeister<br />
das Gefängnis einen Monat<br />
früher verlassen als geplant.<br />
Im Dezember hatte ihn ein Gericht<br />
in Las Vegas für schuldig<br />
befunden, die Mutter seiner Kinder<br />
tätlich angegriffen zu haben.<br />
Zwar hatte Mayweather bereits<br />
nach zwölf Tagen im Gefängnis<br />
einen Antrag auf Haftverschonung<br />
gestellt – weil ihm das Essen<br />
nicht schmeckte und er nicht<br />
ordentlich trainieren konnte.<br />
Der war jedoch abgelehnt worden.<br />
Immerhin wurde der Boxer<br />
getrennt von den übrigen 3200<br />
Insassen im Knast von Las Vegas<br />
gefangen gehalten – zu seiner<br />
eigenen Sicherheit.<br />
Lediglich zwei Monate war<br />
der 35 Jahre alte Mayweather von<br />
der Bildfläche verschwunden –<br />
dennoch hat sich einiges getan<br />
in seiner Abwesenheit. Sein<br />
ärgster Rivale Manny Pacquiao<br />
ist nicht mehr Weltmeister im<br />
Weltergewicht, er verlor seinen<br />
WBO-Titel an den Amerikaner<br />
Timothy Bradley – wenn auch<br />
nach skandalösem Punkturteil.<br />
Noch immer wartet die Welt<br />
auf den großen Showdown zwischen<br />
Mayweather und Pacquiao.<br />
Aber auch am 10. November,<br />
dann soll der nächste Fight des<br />
Philippiner steigen, wird es wohl<br />
nicht dazu kommen. Zudem hat<br />
Die Stars des neuen Boxstalls<br />
✩<br />
✩<br />
✩<br />
Supermittelgewichtler Andre Dirrell<br />
✩<br />
✩<br />
Familienfoto nach dem Sieg über Miguel Cotto: Die Musiker Justin Bieber und Lil‘ Wayne, Floyd Mayweather, 50 Cent und<br />
✩Ex-Weltmeister Andre Berto<br />
Yuriorkis Gamboa (von links)<br />
38<strong>BoxSport</strong>
Knast<br />
omoter<br />
Pacquiao<br />
Mayweather derzeit keine Box-<br />
Lizenz mehr, er muss erst eine<br />
neue bei der Sportbehörde von<br />
Nevada beantragen. Seine letzte<br />
war mit dem Fight gegen Miguel<br />
Cotto am 5. Mai, für den extra<br />
der Haftantritt nach hinten verschoben<br />
wurde, abgelaufen.<br />
Ein heißer Kandidat als Gegner<br />
Mayweathers ist der Amerikaner<br />
Robert Guerrero, der sich gegen<br />
den Türken Selcuk Aydin gerade<br />
den Interims-Titel des WBC<br />
im Weltergewicht sicherte. Der<br />
Boxverband ließ den Gürtel ausboxen,<br />
weil der reguläre Champion<br />
Mayweather zu diesem<br />
Zeitpunkt noch im Haft saß.<br />
Nach seiner Haftentlassung<br />
hat Mayweather zudem einen<br />
neuen Promoter. Zwar promotete<br />
er sich schon vorher selbst,<br />
allerdings veranstaltete sein früherer<br />
Gegner Oscar De La Hoya<br />
mit seinem Unternehmen „Golden<br />
Boy Promotions“ Mayweathers<br />
Kämpfe – denn der hat keine<br />
Promoterlizenz. Die hat nun<br />
allerdings Rapper 50 Cent – zu-<br />
Haben gut lachen: Floyd Mayweather (links) und 50<br />
Cent wollen gemeinsam die Welt erobern<br />
Mayweathers großer Rivale Manny Pacquiao beim Pratzentraining mit Freddie Roach<br />
50 Cent und Floyd Mayweather (rechts)<br />
im Gerichtssaal von Las Vegas<br />
mindest<br />
in New York, im Bundesstaat<br />
Nevada, wo das Box-Mekka Las<br />
Vegas liegt., läuft sein Antrag<br />
noch. Während Mayweathers<br />
Haftzeit hat 50 Cent das gemeinsame<br />
Unternehmen „TMT Promotions“<br />
gegründet. TMT steht<br />
für „The Money Team“.<br />
Der frühere Amateurboxer<br />
50 Cent hat den Mächtigen des<br />
Box-Business den Kampf angesagt.<br />
Mit De La Hoya lieferte sich<br />
der Multi-Millionär bereits einen<br />
offenen Schlagabtausch über<br />
Twitter. „Ich bin kein Spieler,<br />
Floyd ist einer, aber ich wette,<br />
dass Du Mayweather nicht mehr<br />
promotest“, schrieb 50 Cent an<br />
den früheren Box-Weltmeister.<br />
De La Hoya konterte: „Jeder<br />
möchte ein Box-Promoter sein.<br />
Viel Glück. Leichter gesagt als<br />
getan.“<br />
Immerhin hat 50 Cent<br />
prompt einige Hochkaräter<br />
unter Vertrag genommen.<br />
Neben Mayweather boxen<br />
künftig Super-Six-Teilnehmer<br />
und <strong>Arthur</strong>-Abraham-<br />
Bezwinger Andre Dirrell für<br />
den Rapper, der ehemalige<br />
Weltmeister und Kuba-Star<br />
Yuriorkis Gamboa, der australische<br />
Federgewichts-<br />
Weltmeister Billy Dib sowie<br />
die früheren Champions Zab<br />
Judah und Andre Berto. „Aus<br />
der Sicht der Athleten ist es<br />
aufregend, ein Teil unseres<br />
Unternehmens zu sein“, sagte<br />
50 Cent, der zugab, dass die<br />
gemeinsame Promotion Mayweathers<br />
Idee war. Im November<br />
sollen die ersten Veranstaltungen<br />
steigen.<br />
„Ich wünsche 50 Cent und<br />
seinem Unternehmen viel<br />
Glück“, erklärte Pacquiaos Promoter<br />
Bob Arum, bei dem auch<br />
Mayweather früher unter Vertrag<br />
stand. Laut Arum sei es nun<br />
leichter, über den Mega-Fight<br />
Mayweather-Pacquiao zu verhandeln.<br />
Mit seinem früheren<br />
Boxer De La Hoya tat sich Arum<br />
stets schwer. „Ein Deal mit Mayweathers<br />
eigenem Unternehmen<br />
und Pacquiaos eigenem, nämlich<br />
meinem, könnte wunderbar<br />
funktionieren“, meinte Arum. 50<br />
Cent sagte in einem Radiointerview:<br />
„Die Gespräche laufen. Ich<br />
glaube, dass ich den Kampf auf<br />
die Beine stellen kann.“ Es besteht<br />
also doch noch Hoffnung<br />
auf den Fight, auf den die ganze<br />
Welt wartet.<br />
<strong>BoxSport</strong> 39
Holyfield total pleite -<br />
Hätten Sie ihn erkannt? Evander Holyfield mit Baseball Cap beim olympischen<br />
Basketball-Turnier<br />
Irgendwann war es einfach<br />
nicht mehr zu leugnen. Jahrelang<br />
hatte Evander Holyfield<br />
erklärt, er steige nicht<br />
für Geld in den Ring, sondern<br />
um eine Mission zu erfüllen:<br />
um noch einmal Weltmeister im<br />
Schwergewicht zu werden, zum<br />
fünften Mal. Nun ist klar: Auch<br />
Holyfield steigt, wie so viele<br />
Boxer vor ihm, mit fast 50 Jahren<br />
nur noch in den Ring, weil<br />
er dringend Geld braucht. Die<br />
Anzeichen hatten sich in den<br />
vergangenen Monaten derart<br />
verdichtet, dass die Box-Legende<br />
nicht mehr leugnen konnte:<br />
Evander Holyfield ist pleite.<br />
Im Juni reichte die Familienbehörde<br />
des US-Bundesstaates<br />
Atlanta Klage gegen Holyfield<br />
ein, weil er für seine 18 Jahre<br />
alte Tochter Emani mit Unterhaltszahlungen<br />
in Höhe von<br />
372.000 Dollar in Rückstand sei.<br />
Nach offiziellen Angaben hat<br />
der Ex-Weltmeister im Cruiser-<br />
und Schwergewicht elf Kinder<br />
– es könnten jedoch noch mehr<br />
sein. Außerdem soll Holyfield<br />
der Steuer 500.000 Dollar schulden.<br />
Im Juli dann wurde sein<br />
109-Zimmer-Anwesen südlich<br />
von Atlanta zwangsversteigert.<br />
7,5 Millionen Dollar brachte die<br />
Villa samt Swimmingpool im<br />
Olympia-Maß ein, noch einmal<br />
dieselbe Summe soll Holyfield<br />
jedoch der Bank schulden. Also<br />
rückten wenig später die Möbelpacker<br />
an und schafften Holyfields<br />
Habseligkeiten aus dem<br />
Haus.<br />
Genau die sollen jetzt zu<br />
Geld gemacht werden. Am 30.<br />
November herrscht Ausverkauf<br />
bei der Box-Legende: Alles muss<br />
raus. Das amerikanische Auktionshaus<br />
Julien‘s aus dem feinen<br />
Stadtteil von Los Angeles, Beverly<br />
Hills, teilte mit, sämtliche<br />
Habseligkeiten des Boxers zu<br />
versteigern: seine olympische<br />
Bronzemedaille von 1984, mehr<br />
Seine Villa ging<br />
als 20 Paar Boxhandschuhe, mit<br />
denen er kämpfte. Unter anderen<br />
kommen auch die Handschuhe<br />
unter den Hammer, mit<br />
denen Holyfield 1996 sensationell<br />
Mike Tyson k.o. schlug und<br />
auch jene aus dem berüchtigten<br />
Ohrenbiss-Kampf, als Tyson blutige<br />
Revanche nahm. Mehr als<br />
30 Mäntel, Hosen und Schuhen,<br />
die er während seiner Kämpfe<br />
trug, versteigert Holyfield. Hinzu<br />
kommen seine Weltmeistergürtel<br />
aus dem Cruiser- und<br />
Schwergewicht, Autos, Uhren,<br />
Schmuck und maßgeschneiderte<br />
Anzüge aus seinem Privatbesitz.<br />
Holyfields früherer Rivale<br />
George Foreman nahm den Ausverkauf<br />
bei seinem ehemaligen<br />
Gegner mit Humor. Dass Holyfield<br />
die Hose versteigert, die er<br />
trug, als er Foreman 1991 besiegte,<br />
kommentierte „Big George“<br />
via Twitter so: „Die Hose braucht<br />
er ja jetzt nicht mehr. Er hat mich<br />
ja schon besiegt.“<br />
In einem Interview mit dem<br />
„Atlanta Journal-Constitution“<br />
zum Auszug aus seiner Villa sagte<br />
Holyfield: „Man ist erst dann<br />
pleite, wenn man keine Ideen<br />
mehr hat. Und ich bin ein Siegertyp.<br />
Ich glaube daran, dass<br />
wir auf Erden alle getestet werden.“<br />
Für seine elf Kinder soll<br />
er angeblich 500.000 Dollar im<br />
Jahr an Unterhalt bezahlen, sein<br />
Anwesen kostete eine Million im<br />
Jahr, um es instand zu halten. Im<br />
Gegensatz zu Mike Tyson, der<br />
als Schauspieler in den beiden<br />
Hollywood-Filmen „Hangover“<br />
sowie gerade als Alleinunterhalter<br />
am New Yorker Broadway auf<br />
die große Bühne zurückkehrte,<br />
hat Holyfield außerhalb des Boxrings<br />
noch keine geeignete Geldquelle<br />
aufgetan. Noch immer ist<br />
er nicht offiziell zurückgetreten.<br />
Seinen letzten Kampf bestritt er<br />
im Mai vergangenen Jahres in<br />
Kopenhagen, den Dänen Brian<br />
Nielsen schlug er in der zehnten<br />
Runde k.o. Zwar brachte Holyfield<br />
gerade erst seine „Real Deal<br />
Barbecue Sauce“ auf den Markt<br />
– reich wird der 49-Jährige, der<br />
während seiner Karriere rund<br />
230 Millionen Dollar verdient<br />
haben soll, damit aber wohl<br />
nicht mehr. Am 2. Februar 2013<br />
steigt er in Südafrika zu einem<br />
Vier-Runden-Showkampf zu Ehren<br />
von Nelson Mandela noch<br />
einmal gegen Ray Mercer in den<br />
Ring, den er vor 18 Jahren schon<br />
nach Punkten besiegte. Auch als<br />
Gegner für WBA-Weltmeister<br />
Alexander Povetkin im Dezember<br />
in der Schweiz wird er immer<br />
<strong>wieder</strong> gehandelt. Der französischen<br />
Sportzeitung „L‘Equipe“<br />
verriet Holyfield, dass er von<br />
einer WM-Chance gegen die<br />
Klitschko-Brüder träume. „Ich<br />
kann sie beide schlagen. Aber<br />
sie möchten das Risiko nicht eingehen.<br />
Dabei könnten sie gegen<br />
mich das meiste Geld machen,<br />
gegen zweitklassige Gegner verdienen<br />
sie doch nichts.“<br />
Auch die Handschuhe aus dem berüchtigten Ohrenbiss-Kampf gegen Mike Tyson<br />
(links) versteigert Holyfield<br />
40<strong>BoxSport</strong>
Jetzt wird alles versteigert<br />
für 7,5 Millionen Dollar weg<br />
Ist schon verkauft: Evander Holyfields ehemaliges<br />
In London, wo Holyfield in<br />
109-Zimmer-Anwesen südlich von Georgia<br />
den vergangenen Wochen das<br />
olympische Boxturnier verfolgte<br />
und auch auf seinen alten Rivalen<br />
Lennox Lewis traf, kam es für<br />
die Box-Legende ganz dicke. Bei<br />
einer Umfrage unter Olympia-<br />
Touristen nach den Chancen des<br />
US-Teams holte der amerikanische<br />
TV-Sender NBC auch Holyfield<br />
vor die Kamera – die Redakteure<br />
hielten den Ex-Weltmeister<br />
jedoch für einen gewöhnlichen<br />
Schlachtenbummler. Der Sender<br />
entschuldigte sich, nachdem der<br />
Fauxpas öffentlich geworden<br />
war. Holyfield nahm es locker.<br />
„Es war schwierig, mich mit<br />
dem Baseball Cap zu erkennen.<br />
Das hätte jedem Reporter passieren<br />
können“, twitterte Holyfield.<br />
Er hat im Moment eben andere<br />
Sorgen. arne leyenberg<br />
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<strong>BoxSport</strong> 41
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„Mini-Tyson“<br />
Der rechte Aufwärtshaken<br />
war Selcuk Aydins<br />
gefährlichste Waffe gegen<br />
Robert Guerrero<br />
konnte den<br />
„Geist“ nicht fällen<br />
Guerrero: „Aydin war mein härtester Gegner“<br />
Hoch gepokert - und gewonnen.<br />
Robert Guerrero<br />
riskierte alles, um<br />
an die ganz großen<br />
Zahltage heranzukommen. Weil<br />
er Floyd Mayweather, Manny<br />
Pacquiao, Timothy Bradley oder<br />
Miguel Cotto vor die Fäuste bekommen<br />
will, übersprang Guerrero<br />
nach mehr als einem Jahr<br />
Verletzungspause gleich zwei<br />
Gewichtsklassen auf einmal und<br />
legte sich mit einem ungeschlagenen<br />
Knockouter an: mit Selcuk<br />
Aydin, dem Mini-Tyson aus dem<br />
Stall von Promoter Ahmet Öner.<br />
Guerreros Vabanquespiel ging<br />
auf. Der frühere Weltmeister im<br />
Feder- und Superfedergewicht,<br />
Kampfname „The Ghost“ – Der<br />
Geist – sicherte sich bei seinem<br />
Debüt im Weltergewicht auf<br />
Anhieb den Interims-Titel des<br />
World Boxing Council (WBC)<br />
und darf nun auf einen Showdown<br />
mit Mayweather hoffen.<br />
Denn der hält noch immer den<br />
regulären WBC-WM-Gürtel, wegen<br />
der Haftstrafe des Superstars<br />
ließ der Weltverband jedoch den<br />
Interims-Titel ausboxen. „Floyd,<br />
wenn du deinen Gürtel zurückhaben<br />
willst, komm und hol ihn<br />
dir“, sagte Guerrero nach dem<br />
einstimmigen Punktsieg (116-<br />
112, 116-112, 117-111).<br />
Boxer Guerrero gegen Puncher<br />
Aydin – das Duell von San<br />
Jose hielt, was es versprach. Der<br />
Türke, angetrieben in der Höhle<br />
des Löwen vom deutschen Trainer<br />
Conny Mittermaier in der<br />
Ecke, marschierte zwölf Runden<br />
lang nach vorne, versuchte, den<br />
alles entscheidenden Treffer zu<br />
landen. Der mutige Aydin hatte<br />
seine Momente, aber es reichte<br />
nicht. Rechtsausleger Guerreo<br />
boxte zu gut aus der Distanz, ließ<br />
sich kaum in den offenen Schlagabtausch<br />
locken. „Guerrero war<br />
stärker, als ich es erwartet hatte“,<br />
haderte Aydin nicht mit den<br />
Punktrichtern, obwohl einige<br />
Beobachter am Ring den Kampf<br />
knapper gewertet hatten. „Ich bin<br />
von mir selber enttäuscht, und ich<br />
möchte mich bei all meinen Fans<br />
und Freunden dafür entschuldigen,<br />
dass ich sie enttäuscht habe.<br />
Ich möchte keine Ausreden<br />
vorbringen, ich kann auch die<br />
Punktrichter nicht für die Niederlage<br />
verantwortlich machen.<br />
Wir wussten genau, dass es sehr<br />
schwer wird, hier nach Punkten<br />
zu gewinnen. Ich bin nach San<br />
Jose gekommen, um Guerrero<br />
k.o. zu schlagen – und das habe<br />
ich nicht geschafft.“<br />
Obwohl sich die Heißsporne<br />
beim öffentlichen Wiegen einen<br />
Tag zuvor eine kleine Rangelei<br />
geliefert hatten, gab es nach dem<br />
spannenden Kampf kein böses<br />
Blut mehr zwischen den beiden.<br />
„Aydin ist der stärkste und härteste<br />
Gegner, gegen den ich je geboxt<br />
habe“, sagte Guerrero, der nach<br />
dem Kampf eine Sonnenbrille tragen<br />
musste, um seine geschwollenen<br />
Augen zu verbergen. „Er<br />
hat mich mit einigen Treffern<br />
ganz gut durchgeschüttelt, aber<br />
ich denke, ich habe genug getan,<br />
um mir den Sieg zu verdienen. Es<br />
war ein hartes Stück Arbeit, und<br />
ich bin froh und glücklich, dass<br />
ich zum sechsten Mal Weltmeister<br />
geworden bin.“<br />
Guerrero schweben nun die<br />
großen Zahltage vor. Aber auch<br />
für den 28 Jahre alten Aydin soll<br />
trotz der ersten Niederlage im 24.<br />
Profikampf noch nicht Schluss<br />
sein.<br />
Ein linker Volltreffer schüttelt<br />
Selcuk Aydin durch<br />
42<strong>BoxSport</strong>
Knochenmarkspende<br />
Eine Deutsche<br />
rettete Guerreros<br />
Frau das Leben<br />
Die Deutsche<br />
Katharina Zech<br />
(links) rettete<br />
Casey Guerrero<br />
das Leben<br />
Weder Robert Guerrero<br />
noch Selcuk<br />
Aydin sind in den<br />
USA große Namen.<br />
Veranstalter Oscar De La Hoya<br />
verkaufte für das Duell im HP<br />
Pavilion von San Jose lediglich<br />
2891 Tickets – 3126 verschenkte<br />
er. Um den Kampf anzuheizen,<br />
stellte der amerikanische Bezahlsender<br />
Showtime nicht Boxer<br />
Guerrero in den Mittelpunkt<br />
der Vorberichterstattung, sondern<br />
dessen Frau. Casey Guerrero<br />
erkrankte vor sechs Jahren<br />
an Leukämie und überlebte nur<br />
dank einer Knochemarkspende<br />
aus einem fernen Land. Katharina<br />
Zech aus München rettete der<br />
Frau des Box-Champions das Leben.<br />
Zum Dank saß die 22-jährige<br />
Deutsche in San Jose neben<br />
Casey Guerrero am Ring.<br />
Robert und Casey lernten<br />
sich im Alter von 14 Jahren in der<br />
Schule in ihrer Heimatstadt Gilroy,<br />
der Knoblauch-Hauptstadt<br />
von Kalifornien, kennen, sie heirateten,<br />
bekamen Kinder. 2006<br />
dann die Schock-Diagnose: Casey<br />
war an Leukämie erkrankt.<br />
„Ich trainierte gerade für einen<br />
Kampf“, erinnert sich Guerrero,<br />
„als die Nachricht kam.<br />
Das ist, wie wenn jemand eine<br />
Bombe auf dich wirft. Das ist<br />
wahrscheinlich die schlimmste<br />
Sache, die man zu hören bekommen<br />
kann.“ Guerrero verteidigte<br />
seinen IBF-Titel im Federgewicht<br />
dennoch. Herausforderer Martin<br />
Honorio schlug er in der ersten<br />
Runde k.o. „Ich habe ihn in 56<br />
Sekunden ausgeknockt. Und<br />
bin dann so schnell wie möglich<br />
nach Hause“, sagt Guerrero.<br />
„Ich musste jetzt schließlich Vater<br />
und Mutter für unsere Kinder<br />
sein.“<br />
„Robert war immer an meiner<br />
Seite, er war immer stark<br />
für mich“, erzählt Casey, die<br />
stark an Gewicht verlor und<br />
dringend eine Knochenmarkspende<br />
brauchte – sonst wäre<br />
sie gestorben. Ihre Angehörigen<br />
wurden getestet, kamen als<br />
Spender jedoch nicht in Frage.<br />
Weltweit wurde gesucht, die<br />
Familie Guerrero feiert im<br />
Ring nach dem Sieg<br />
Spender-Datenbank spuckte<br />
schließlich einen Namen aus<br />
München aus: Katharina Zech.<br />
Die Deutsche war zehn Jahre<br />
alt, als ihr Großvater an Leukämie<br />
starb, erzählte sie der Bild-<br />
Zeitung. Im Alter von 18 Jahren<br />
hatte sie beschlossen, sich in der<br />
weltweiten Knochenmarkspenderdatei<br />
registrieren zu lassen.<br />
Wenig später kam der Anruf aus<br />
Amerika. „Als sie sagten, dass<br />
ich vermutlich spenden könnte,<br />
dachte ich: Mein Großvater<br />
muss etwas damit zu tun haben.<br />
Ich glaube wirklich, dass er das<br />
möglich gemacht hat“, sagte Katharina<br />
Zech. Dann spendete sie;<br />
„Es hat überhaupt nicht wehgetan.<br />
Man kann dabei sogar einen<br />
Film gucken.“<br />
Die Transplantation funktionierte,<br />
Casey wurde <strong>wieder</strong> gesund.<br />
Zwei Jahre später lernten<br />
sich die beiden Frauen persönlich<br />
kennen. „Ich wollte sie treffen,<br />
um ihr zu danken, dass sie<br />
mein Leben gerettet hat“, erzählt<br />
Casey. „Sie ist wie ein Engel, der<br />
über mich gewacht hat. Ohne<br />
sie wäre ich nicht mehr hier. Ich<br />
habe sie in den Arm genommen<br />
und gedrückt und wollte sie gar<br />
nicht mehr loslassen.“ „Als ich<br />
Casey kennenlernte, war es, als<br />
ob ich meine Schwester zum<br />
ersten Mal sah“, sagt Zech. Und<br />
Robert Guerrero erzählt: „Sie haben<br />
sich in die Augen geschaut,<br />
sich umarmt und geweint. Das<br />
ging fünf bis zehn Minuten lang<br />
so. Das ist eine der Erinnerungen,<br />
die man niemals vergessen<br />
wird.“ Casey ist mittlerweile<br />
<strong>wieder</strong> ganz gesund. Robert:<br />
„Sie war kurz davor zu sterben<br />
und nun rennt sie <strong>wieder</strong> mit<br />
den Kindern herum. Das ist fantastisch.<br />
Ich danke Gott.“<br />
<strong>BoxSport</strong>43
Fury (2,06 m), Price (2,03 m) und Towers (2,03<br />
3 Briten-Riesen eine Be<br />
Aber Ex-Weltmeister Lennox Lewis setzt<br />
Sie sind zusammengenommen<br />
4,09 Meter<br />
groß und wiegen mehr<br />
als 210 Kilogramm. Die<br />
Briten Tyson Fury und David<br />
Price sind die größten Bedrohungen<br />
der Klitschko-Brüder.<br />
Die beiden Giganten von der<br />
Insel wollen spätestens im kommenden<br />
Jahr den WM-Thron im<br />
Schwergewicht besteigen. Weil<br />
Amerika in der Königsklasse des<br />
Boxens schon lange die Talente<br />
ausgegegangen sind und auf absehbare<br />
Zeit nichts mehr nachkommt,<br />
ruhen die Hoffnungen<br />
auf den Briten. Können Fury,<br />
Price und Co. <strong>wieder</strong> Spannung<br />
ins Schwergewicht bringen?<br />
Denn auch Ex-Weltmeister David<br />
Haye, der ehemalige WM-<br />
Herausforderer Dereck Chisora<br />
und der noch unbesiegte Richard<br />
Towers mischen auf der<br />
Insel im Schwergewicht noch<br />
mit. Zählt man Anthony Joshua,<br />
den Goldmedaillengewinner der<br />
Olympischen Spiele im Superschwergewicht<br />
von London hinzu,<br />
ist England, das Mutterland<br />
des Boxens, auch das Mutterland<br />
der schweren Jungs.<br />
Bei einer Trainingseinheit kam es zu einem Treffen zwischen Fury und<br />
Weltmeister Wladimir Klitschko. Im Ring würde es weitaus weniger freundlich<br />
zugehen…<br />
Erst im Juli brachte Bernd<br />
Bönte die beiden Riesen Fury<br />
und Price als nächste Gegner für<br />
WBA-, IBF-, und WBO-Champion<br />
Wladimir Klitschko ins<br />
Gespräch. „Das wären Riesen-<br />
2,06 Meter geballte Power: Tyson Fury (rechts) bei seinem Punktsieg<br />
über den Tschechen Tomasz Mrazek<br />
Fights“, sagte der Manager des<br />
Weltmeisters aus der Ukraine.<br />
Denn Bönte weiß: Fury und Price<br />
können nicht nur boxen, sie sind<br />
auch gut, und damit lukrativ, zu<br />
vermarkten - die englischen Box-<br />
Fans warten sehnsüchtig auf<br />
einen neuen Schwergewichts-<br />
König. Price und Fury würden<br />
Klitschko nicht nur auf Augenhöhe<br />
begegnen – sie sind sogar<br />
größer als Wladimir. Price misst<br />
2,03 Meter, Fury sogar 2,06 Meter.<br />
Und boxen können sie auch<br />
noch: Fury ist in 19 Kämpfen unbesiegt,<br />
Price in 13.<br />
Kaum hatte Riese Fury unlängst<br />
den britischen Meistertitel<br />
im Schwergewicht niedergelegt,<br />
sicherte sch Price den vakanten<br />
Gürtel. Kaum zu glauben, aber<br />
wahr: Price ist in der reichen<br />
Box-Historie Englands der erste<br />
nationale Box-Champion im<br />
Schwergewicht aus Liverpool.<br />
Nun träumen die begeisterten<br />
Fans aus der Arbeiterstadt sogar<br />
vom WM-Gürtel in ihrer Stadt.<br />
Sie stehen wie eine Wand hinter<br />
ihrem Boxer, denn der ist einer<br />
von ihnen. Price läuft mit „You‘ll<br />
never walk alone“, der weltberühmten<br />
Stadionhymne des FC<br />
Liverpool, zum Ring. Und der<br />
Boxer spricht den Akzent der<br />
Hafenstadt so ausgeprägt, dass<br />
er kaum zu verstehen ist.<br />
Price ist Wladimir Klitschko<br />
in seinem Stil ähnlich: er ist ein<br />
vorsichtiger Boxer, einer, der das<br />
Risiko scheut, lieber rundenlang<br />
mit der Führungshand vorbereitet,<br />
ehe er mit der Schlaghand<br />
hinlangt – dann aber richtig.<br />
Auch deshalb hält Lennox Lewis,<br />
der letzte unumstrittene<br />
Schwergewichts-Weltmeister<br />
aus Großbritannien, den 29<br />
Jahre alten Price für die größte<br />
Bedrohung der Klitschkos. „Price<br />
ist groß genug, hat Talent, bewegt<br />
sich gut, hat einen guten<br />
Jab und einen guten Punch. Er<br />
könnte seinen Weg machen“,<br />
meinte Lewis.<br />
Am 13. Oktober trifft der<br />
Bronzemedaillengewinner von<br />
Peking 2008 erst einmal in seiner<br />
Heimatstadt Liverpool auf einen<br />
Olympiasieger aus Großbritannien.<br />
Auf Audley Harrison, der<br />
es als Profi nie ganz nach oben<br />
44<strong>BoxSport</strong>
m) wollen auf den WM-Thron im Schwergewicht<br />
drohung für Klitschko<br />
auf den Olympiasieger Anthony Joshua<br />
David Price (rechts) ist in seiner Heimat<br />
Liverpool wegen seiner spektakulären<br />
Aktionen im Ring<br />
ein Star<br />
2,03 Meter großer<br />
Koloss aus Sheffield:<br />
Richard Towers<br />
schaffte, muss sich der Riese für<br />
einen Kampf um die WM-<strong>Krone</strong><br />
empfehlen. Sollte Harrison<br />
überraschend gewinnen, mischt<br />
das einst hilflose K.o.-Opfer von<br />
Haye plötzlich <strong>wieder</strong> mit im Titelgeschehen.<br />
Weil in Großbritannien, wie<br />
man zuletzt in London sehen<br />
und vor allem hören konnte,<br />
auch das Amateurboxen noch<br />
einen hohen Stellenwert hat,<br />
die Boxer technisch gut ausgebildet<br />
werden und es nicht wie<br />
in Amerika die starke und lukrative<br />
Konkurrenz aus Basketball<br />
und American Football gibt, die<br />
die langen, kräftigen Jungs wegschnappt,<br />
boomt das Schwergewichts-Boxen<br />
auf der Insel<br />
noch. Die amerikanische Box-<br />
Bibel „The Ring“ widmete den<br />
schweren Jungs aus Großbritannien<br />
im vergangenen Monat die<br />
Der große Lennox<br />
Lewis setzt in<br />
Zukunft auf<br />
den englischen<br />
Goldjungen<br />
Anthony<br />
Joshua<br />
Titel-Gesichte: „Rule Britannia“<br />
lautete die Schlagzeile – die Briten<br />
wollen die Weltherrschaft.<br />
Denn manchmal trifft auch<br />
noch Familientradition auf körperliche<br />
Voraussetzungen. So<br />
liegt Tyson Fury der Faustkampf<br />
im Blut. Er stammt aus einer<br />
Familie der „Irish Travellers“-<br />
fahrendes Volk, das Geld und<br />
Ruf unter anderem mit illegalen<br />
Boxkämpfen mit bloßen Fäusten<br />
verdient. Furys Vorfahren kämpfen<br />
seit Generationen – für kleines<br />
Geld auf Jahrmärkten und<br />
in Hinterhöfen. Vater John Fury,<br />
der den kleinen Tyson einst trainierte,<br />
sitzt derzeit noch immer<br />
in Haft, weil er einem Mann<br />
nach einem missglückten Autoverkauf<br />
ein Auge eindrückte.<br />
Tyson, benannt nach dem<br />
jüngsten Schwergewichts-Weltmeister<br />
aller Zeiten, könnte es<br />
aus dem Fury-Clan nun zu Weltruhm<br />
und Reichtum bringen.<br />
Chisora besiegte er einst deutlich<br />
nach Punkten um die nationale<br />
<strong>Krone</strong>. Im November soll er<br />
laut Manager Mick Hennesy nun<br />
einen früheren Weltmeister vor<br />
die Fäuste bekommen. Im Gespräch<br />
sind Sergej Liakhovitch,<br />
Jean-Marc Mormeck und Ruslan<br />
Chagaev.<br />
Öffentlich herausgefordert<br />
wurde Fury, der als Amateur<br />
einst gegen Price verlor, allerdings<br />
gerade von zwei Amerikanern<br />
– ja, die gibt es auch<br />
noch im Schwergewicht. Das<br />
unbesiegte Talent Deontay Wilder,<br />
2008 in Peking mit Bronze<br />
letzter Olympiamedaillengewinner<br />
der USA im Boxen, und Ex-<br />
Weltmeister James Toney wollen<br />
beide mit dem 2,06 Meter langen<br />
Riesen in den Ring steigen. Fury,<br />
der sowohl die englische<br />
als auch die irische<br />
Stastsbürgerschaft hat,<br />
und Hennessy halten sich<br />
noch bedeckt. Denn noch<br />
ist ein Duell mit König<br />
Wladimir im Gespräch.<br />
Neben Price und Fury<br />
gibt es in England auch<br />
noch Richard Towers –<br />
den 2,03 Meter großen<br />
Koloss aus Sheffield hat<br />
niemand auf der Rechnung,<br />
weil der schon 33<br />
Jahre alt ist und seine<br />
besten Jahre im Knast<br />
verschwendete. Als Mitglied<br />
einer Jugendgang musste<br />
Towers wegen Entführung und<br />
Erpressung hinter Gittern. Der<br />
in 14 Kämpfen unbesiegte EU-<br />
Champion aus dem Stall von<br />
Ex-Weltmeister Ricky Hatton<br />
hat jedoch den Ehrgeiz, sich von<br />
ganz unten nach oben durchzuboxen.<br />
Den unbedingten Siegeswillen<br />
hatte David Haye bei seiner<br />
großen WM-Chance vermissen<br />
lassen. Mit David Price als Sparringspartner<br />
hatte sich Haye auf<br />
das Duell mit Wladimir Klitschko<br />
im Juli vergangenen Jahres in<br />
Hamburg vorbereitet – er verlor<br />
deutlich nach Punkten. Auch<br />
deshalb glaubt Lennox Lewis –<br />
trotz dessen vorzeitigen Sieges<br />
über Chisora – nicht mehr an<br />
Haye. „David Haye hat gegen<br />
Wladimir absolut enttäuscht.<br />
Traurig“, sagte Lewis. „Wladimir<br />
und Vitali Klitschko sind<br />
die einzigen A-Klasse-Boxer derzeit.<br />
Die besten vom Rest sind<br />
B-Klasse.“ Lewis setzt seine<br />
Hoffnungen vor allem in Goldemedaillengewinner<br />
Joshua, dessen<br />
Weg zu Gold er in London<br />
live am Ring mitverfolgte. „Als<br />
ich ihn das erste Mal gesehen habe,<br />
war ich überrascht, dass er<br />
größer ist als ich“, sagte Lewis.<br />
„Ich sage nur: Größe macht den<br />
Unterschied.“ Joshua ist wie<br />
Wladimir Klitschko 1,98 Meter<br />
groß – Fury und Price sind sogar<br />
noch größer.<br />
Arne Leyenberg<br />
<strong>BoxSport</strong>45
Für Vito Vendetta bedeutet<br />
Kunst Kämpfen. Und<br />
Kämpfen Kunst. Aus<br />
seinem Lebenskampf<br />
hat er Musik gemacht, hat seine<br />
Erlebnisse und Erfahrungen<br />
von der Straße aufs Papier gebracht.<br />
Nun will der Frankfurter<br />
Rapper auch aus seinem Kampf<br />
im Boxring eine Kunst machen.<br />
„Ich versuche, künstlerisch im<br />
Boxen tätig zu sein“, sagt der 31<br />
Jahre alte Italiener, der mit bürgerlichem<br />
Namen Vito Palmieri<br />
heißt. Denn dass Boxen nicht<br />
einfach zuschlagen bedeutet,<br />
diese Erfahrung hat Vendetta in<br />
seinen fünf Profikämpfen bereits<br />
gemacht. Bei seinen vier Siegen<br />
und einem Unentschieden offenbarte<br />
er Höhen und Tiefen. „Ich<br />
will das umsetzen, was ich drauf<br />
habe“, gibt der Boxer als Ziel für<br />
Vito Vendetta<br />
holt im Ring mit<br />
den Fäusten<br />
aus, als Rapper<br />
mit Worten<br />
Vito Vendetta –<br />
Rapper und Boxer<br />
Der Italiener: „Ein Titel, dann stehen alle Türen offen“<br />
seinen nächsten Auftritt im Ring<br />
aus. Am 8. September will er bei<br />
der 9. Hattersheimer Boxnacht<br />
Revanche nehmen am tschechischen<br />
Rechtsausleger Vladimir<br />
Fecko, gegen den er im März nur<br />
Unentschieden kämpfte.<br />
Revanche, Rache, Vendetta.<br />
„Der Name ist Programm“, sagt<br />
der zweimalige Hessenmeister<br />
der Amateurboxer. „Ich werde es<br />
allen zeigen, ich werde noch eine<br />
große Nummer“, sagt Vendetta.<br />
Er will nach oben, weil er von<br />
unten kommt. Mit seinen Eltern,<br />
Einwanderern aus Bari, die in einer<br />
Wäscherei malochten, wächst<br />
Vendetta in der Hochhaussiedlung<br />
an der Toni-Sender-Straße im<br />
Frankfurter Stadtteil Sossenheim<br />
auf. Ein sozialer Brennpunkt, in<br />
dem auch der Kosovare Arid U.<br />
lebte, der im vergangenen Jahr<br />
zwei amerikanische Soldaten am<br />
Frankfurter Flughafen erschoss.<br />
„Ein Ghetto“, sagt Vendetta. Eines,<br />
das er immer mit sich <strong>trägt</strong>.<br />
Die Siedlung hat sich der großflächig<br />
tätowierte Italiener auf den<br />
Rücken stechen lassen.<br />
Die Kindheit im Ghetto bedient<br />
das Klischee des Gangster-<br />
Rappers. Was Vendetta nicht gelten<br />
lassen will. „Ich komme von<br />
der Straße und habe alles erlebt.<br />
Aber das will ich hinter mir lassen<br />
und nicht mehr in den Vordergrund<br />
stellen“, sagt der Halbmittelgewichtler.<br />
In seinen Texten<br />
will er nicht den starken Mann<br />
markieren. Zumindest nicht,<br />
ohne seinen Worten auch Taten<br />
folgen zu lassen. „Wenn ich krass<br />
sein will, gehe ich in den Ring“,<br />
sagt Vendetta. Nach seiner Zeit<br />
als einer der besten Amateurboxer<br />
Hessens verlor er den Ring<br />
jedoch aus den Augen. Falscher<br />
Umgang, falsche Freunde, falsche<br />
Ziele. Er steigt beim Mixed Martial<br />
Arts in den Käfig, gewinnt vier<br />
von fünf Kämpfen. Durch Zufall<br />
findet er zurück zum Boxen. In<br />
einem Frankfurter Gym, in dem<br />
er trainiert, wird er angesprochen,<br />
weil ein Profiboxer einen<br />
Trainingspartner sucht. Wenig<br />
später steigt Vendetta gegen den<br />
Kaiserslauterer Manuel Faißt in<br />
den Ring, zu der Zeit auch Sparringspartner<br />
von Weltmeister Felix<br />
Sturm. Vendetta hält gut mit,<br />
Faißts Vater entdeckt den Italiener<br />
für das Profiboxen. Denn der hat<br />
ein Auge für Talente: Enno Werle,<br />
einst Trainer des Cruisergewichts-<br />
Weltmeisters Markus Bott. „Enno<br />
hat mir das Boxen komplett neu<br />
beigebracht“, sagt Vendetta. „Vito<br />
ist ein echter Kämpfer“, meint<br />
Werle, der Vendetta mittlerweile<br />
drei- bis viermal in der Woche die<br />
Pratzen hält. Manchmal ist sein<br />
Schützling jedoch zu viel Kämpfer<br />
und zu wenig Künstler.<br />
„Ich bin eine Emotionsbombe“,<br />
sagt Vendetta. Dann verliert<br />
er im Ring den Überblick, prügelt,<br />
statt zu boxen. „Im Training<br />
hat er alles drauf. Eine gute Kondition,<br />
einen starken Jab. Aber<br />
im Kampf vergisst er alles“, sagt<br />
Werle. Dann, erzählt Vendetta,<br />
kommt <strong>wieder</strong> der hyperaktive,<br />
kaum zu bremsende kleine Vito<br />
hervor, der „Durchgeknallte“,<br />
der einst in einem Sossenheimer<br />
Eiscafé dem örtlichen Boxtrainer<br />
aufgefallen war. Um sein Temperament<br />
zu zügeln, schickte ihn<br />
die Mutter mit acht Jahren zum<br />
Boxtraining, vier Jahre später<br />
machte er seinen ersten Kampf.<br />
23 Jahre später ist er Profiboxer.<br />
„Das war immer mein Traum“,<br />
sagt Vendetta. Aber nur die eine<br />
Hälfte eines Traums. Die andere<br />
ist die Musik, der Hip-Hop.<br />
„Welcher Musiker kann schon<br />
von sich behaupten, Profiboxer<br />
zu sein?“, fragt Vendetta. „Und<br />
welcher Profiboxer, Musiker zu<br />
sein?“<br />
Weil er weder von der Musik<br />
noch vom Sport leben kann, arbeitet<br />
Vendetta in einem Frankfurter<br />
Club als Türsteher. Und bedient<br />
damit ein weiteres Klischee,<br />
das des Haudraufs mit Nebenerwerb.<br />
„Ich würde es gerne lassen,<br />
das zieht nur Probleme an“, sagt<br />
der Vater eines fünf Jahre alten<br />
Sohnes. „Ich tue alles dafür, um<br />
irgendwann einmal ein normales<br />
Leben zu führen. Je früher ich davon<br />
weg bin, desto besser.“ Dieses<br />
Jahr könnte ein entscheidendes<br />
auf dem Weg fort von der Disco-<br />
Tür sein. Im November soll sein<br />
neues Album erscheinen, zehn<br />
Songs sind bereits aufgenommen,<br />
drei Videos abgedreht. Und<br />
Box-Promoter Torsten Techel will<br />
Vendetta bis zum Ende des Jahres<br />
einen Interconti-Titelkampf organisieren.<br />
„Danach stehen alle Türen<br />
offen“, sagt der Italiener.<br />
arne leyenberg<br />
46<strong>BoxSport</strong>
Punch-Up-Sponsor Holefeld steigt selbst in den Ring<br />
Wer wird Deutscher<br />
Firmen-Meister?<br />
Punch-Up-Sponsor<br />
Thomas Holefeld<br />
(links) mit seinem<br />
ungeschlagenen<br />
Boxer Hizni Altunkaya<br />
Am 29. September ist<br />
es <strong>wieder</strong> soweit: Der<br />
ungeschlagene Cruisergewichtler<br />
Hizni<br />
Altunkaya (24) steigt in den<br />
Ring, um seinen Interims-WM-<br />
Titel der WBF zu verteidigen.<br />
Der Gegner für das Duell in der<br />
Neu<strong>wieder</strong> Stadthalle, sozusagen<br />
Altunkayas „Wohnzimmer“,<br />
steht noch nicht fest. „Ich verspreche<br />
aber ein Feuerwerk an<br />
Profikämpfen“, kündigt Promoter<br />
Turhan Altunkaya den Abend<br />
an. Neben Hizni Altunkaya sollen<br />
mit Harut Sahakyan, Yasin<br />
Altunkaya und Daniel Paul weitere<br />
Boxer aus dem Neu<strong>wieder</strong><br />
Punch-Up-Boxstall in den Ring<br />
steigen.<br />
Unumstrittener „Star“ des<br />
Teams ist jedoch Cruisergewichtler<br />
Hizni, der von 20 Profikämpfen<br />
alle gewann – davon<br />
zwölf durch K.o. „Ich bin in der<br />
besten Form meines Lebens“,<br />
sagt der Neu<strong>wieder</strong>, der bereits<br />
als Trainingspartner von Marco<br />
Huck fungierte und im Vorprogramm<br />
der Klitschkos antrat.<br />
„Mein Training ist so intensiv<br />
wie noch nie.“<br />
Das bestätigt auch Thomas<br />
Holefeld, Hauptsponsor von<br />
Punch Up. Der Inhaber eines<br />
Logistik-Unternehmens muss<br />
es wissen, denn er bereitet sich<br />
seit Wochen mit dem Profiboxer<br />
auf seinen persönlichen ganz<br />
großen Auftritt vor: bei der Veranstaltung<br />
in Neuwied boxt Holefeld<br />
um die vakante Deutsche<br />
Firmenmeisterschaft.<br />
Bei der Firmen-Meisterschaft<br />
treten Unternehmer unter Profibedingungen<br />
mehrere Runden<br />
gegeneinander an. Der Sieger<br />
darf sich „Deutscher Firmen-<br />
Meister“ im Boxen nennen. Für<br />
die eigentlichen Freizeitsportler<br />
eine gute Gelegenheit, sich<br />
selbst etwas zu beweisen und<br />
die eigenen Grenzen auszutesten.<br />
In den letzten Jahren wurde<br />
nicht um diesen „Titel“ geboxt,<br />
da sich kein Ausrichter fand.<br />
Titelanwärter Holefeld gibt<br />
sich optimistisch: „Ich bin auf<br />
einem guten Weg. Das Training<br />
ist hart, macht aber Spaß, weil<br />
ich ein Ziel vor Augen habe. Ich<br />
will die Firmen-Meisterschaft<br />
nach Neuwied holen.“ Da das<br />
Punch-Up-Team auch Managerboxen<br />
anbietet, sicherlich auch<br />
eine gute Werbung in eigener<br />
Sache.<br />
Gegen welchen Unternehmer<br />
Holefeld boxen wird, ist<br />
noch nicht raus. „Nachdem<br />
bekannt wurde, dass wir die<br />
Firmen-Meisterschaft <strong>wieder</strong><br />
aufleben lassen, konnten wir<br />
uns vor Anfragen kaum retten“,<br />
so Holefeld. „Wir haben uns<br />
noch nicht entschieden. Aber<br />
das zeigt doch den hohen Stellenwert<br />
dieses Events.“<br />
Wie dem auch sei: am 29.<br />
September steigen unter dem<br />
Titel „All for Neuwied“ sowohl<br />
Profis als auch Unternehmer<br />
in den Ring. „Wir werden dem<br />
Publikum <strong>wieder</strong> faire, saubere<br />
und ausgewogene Kämpfe auf<br />
technisch hohem Niveau präsentieren“,<br />
ist sich Turhan Altunkaya<br />
sicher. „Man darf sich<br />
schon jetzt auf einen spannenden<br />
Kampfabend freuen“, so<br />
Turhan Altunkaya.<br />
<strong>BoxSport</strong> 47
Obwohl 3 Siege von Großbritannie<br />
Profis locken Joshua<br />
Trotz Lob von Lennox Lewis und Wladimir Klitschko will er aber noch bi<br />
Ukraines Goldjungen wollen zu<br />
Lennox Lewis und Wladimir<br />
Klitschko, beide er noch ziemlich grün ist. „Es ist Heimvorteil, dem Einfluss von Aserbaidschaner Magomedra-<br />
und Klitschko zu wissen, dass im Londoner Turnier mehr dem im Finale von Baku gegen den<br />
beim Finale in der Boxarena<br />
ExCel, waren sich mehr Erfahrung haben als ich.“ fünf Trefferdrücker am Ring zu Niederlage gegen Cammarelle in<br />
schwer gegen Boxer, die weitaus 10.000 lärmenden Fans auf die sul Medzhidov, der nach einer<br />
einig: Die Goldmedaille Anthony<br />
Joshuas im Superschwergewicht<br />
ist, wie bei ihnen, der Schlüssel<br />
zum Eintritt ins Million-Dollar-<br />
Business. Sie prophezeien dem<br />
Novizen trotz seines umstrittenen<br />
Sieges über Roberto Cammarelle<br />
(„Das war Raub“) eine<br />
große Profikarriere, an deren<br />
Ende, so Lewis, die Weltmeisterschaft<br />
Wie gegen den Rechtsausleger<br />
Cammarelle (32), Olympiasieger<br />
von Peking und zweifacher<br />
Weltmeister. Als der Polizist aus<br />
Mailand, der nie mit dem Gedanken<br />
gespielt hatte, seine sichere<br />
Berufsexistenz gegen eine unsichere<br />
Laufbahn als Berufsboxer<br />
einzutauschen, in Peking Gold<br />
gewann, hatte Joshua noch nie<br />
verdanken hat als dem eigenen<br />
Können: Den 17:16-Sieg über<br />
den Kubaner Erislandy Savon,<br />
den Neffen des großen Felix<br />
Savon. Das 13:11 im Halbfinale<br />
gegen den Kasachen Ivan Dytchko,<br />
mit 2,05 Meter der Längste<br />
unter den Superschwergewichtlern.<br />
Vor allem aber nach einem<br />
10:13-Rückstand vor der letzten<br />
London Bronze holte. Den einzig<br />
eindrucksvollen und überzeugenden<br />
Sieg (15:11) bot Joshua<br />
im Viertelfinale gegen den Zwei-<br />
Meter-Chinesen Zhilei Zhang,<br />
einen weiteren Rechtsausleger.<br />
Den Olympiazweiten von Peking<br />
schlug Joshua mit einem rechten<br />
Konterschlag in der zweiten<br />
Runde sogar zu Boden.<br />
steht.<br />
Boxhandschuhe angezogen. Da Runde das 18:18 und die danach Nach hartnäckigen briti-<br />
Die Angebote der Promoter machte der Teenager noch mit notwendige Mehrheitsentscheidung<br />
schen Mediengerüchten soll<br />
aus den USA und Großbritannien<br />
werden dem 22-jährigen<br />
seinen Freunden die Straßen von<br />
Watford unsicher. Erst vor zwei zu seinen Gunsten gegen<br />
Cammarelle.<br />
Golden Boy Promotions (USA)<br />
von Oscar De La Hoya dem<br />
Modellathleten von 1,98 Meter Jahren wurde er wegen des Besitzes<br />
Joshua gab zu: „Die letzte Olympiasieger bereits einen<br />
in Watford ins Haus flattern wie<br />
von Marihuana verhaftet. Runde war qualvoll. Meine Bei-<br />
Multi-Millionen-Deal für zehn<br />
Werbeprospekte. Doch Joshua Der Spätstarter, obwohl ne, alles hat mich umgebracht. Kämpfe angeboten haben. Dazu<br />
hat es nicht eilig, das Gold sofort<br />
zu Geld zu machen. Kaum baumelte<br />
die 29. und letzte Goldmedaille<br />
- nach einem abgelehnten<br />
italienischen Protest – der so<br />
überaus erfolgreichen Briten vor<br />
seiner breiten Brust, teilte er den<br />
Medien seine Zukunftspläne mit.<br />
„Ich werde so lange wie möglich<br />
Amateur bleiben, vielleicht sogar<br />
noch bis zu den Spielen 2016<br />
in Rio de Janeiro.“<br />
Anders als die enthusiastischen<br />
schon Zweiter bei der WM 2011<br />
in Baku, will „als Amateur dominant<br />
werden, jeden beherrschen“.<br />
Er kündigte an: „Ich will<br />
noch Weltmeister werden, Europameister.<br />
In jedem Turnier kann<br />
ich lernen. Je mehr Turniere ich<br />
bestreite, umso mehr werde ich<br />
mich als Fighter weiterentwickeln“.<br />
Das Finale war erst sein<br />
43.Kampf.<br />
Anders als die jubelnden<br />
Medien, scheint der „eindrucks-<br />
Aber ich habe einfach drauflos<br />
geschlagen. Ich konnte nicht<br />
mehr, aber meine Arme sind<br />
einfach weiter geflogen. Ich habe<br />
ihn mit rechten Geraden auch<br />
getroffen“, schilderte Joshua die<br />
letzte Runde, die mit 8:5 für ihn<br />
gewertet wurde.<br />
„Mein Job ist das Kämpfen,<br />
der Job der Richter ist, zu<br />
entscheiden, wer der Sieger ist.<br />
Alle Achtung vor Cammarelle.<br />
Er ist ein großer Champion“,<br />
müsse der Brite aber in die USA<br />
ziehen. „Großbritannien nur<br />
wegen des Geldes zu verlassen,<br />
wäre ein großer Fehler“, erteilte<br />
er dem unbestätigten Angebot<br />
von vornherein eine Absage.<br />
„Es ist eine großartige Erfahrung<br />
mit diesen Leuten im Team, mit<br />
Headcoach Robert McCracken<br />
zu arbeiten. Das will ich nicht<br />
für ein bisschen Geld aufgeben,<br />
das man mir jetzt ins Gesicht<br />
wirft. Ich bin mit meinem Leben<br />
Londoner Reporter volle Joshua“ (The Times) sich sagte Joshua, der sich selbst glücklich. Meine Eltern sind bo-<br />
scheint der „Olympic Champion“<br />
als Nachfolger von Lewis<br />
einzugestehen, dass er so manches<br />
äußerst knappe Ergebnis<br />
schon „überall auf der Welt“<br />
benachteiligt gefühlt habe. Wie<br />
denständige Leute. Mein Vater<br />
schuftet wirklich. Dadurch blei-<br />
Supertalent Robeisy Carrazaba Ramirez<br />
(rechts) holte endlich <strong>wieder</strong> Gold für<br />
Kuba<br />
Der Ukrainer Wasil Lomatschenko<br />
(rechts) verteidigte seinen Titel im<br />
Leichtgewicht<br />
Auf Augenhöhe mit den<br />
großen Amateurbox-<br />
Nationen: Gastgeber<br />
Großbritannien schloss<br />
in London mit zwei Goldmedaillen<br />
bei den Männern auf zu Kuba<br />
und der Ukraine. Kuba beendete<br />
in den Londoner Docklands damit<br />
gleichzeitig seine kurze Krise:<br />
Nachdem die Stilisten von der<br />
Zuckerinsel 2008 in Peking ohne<br />
Gold im Gepäck die Heimreise in<br />
Castros Reich antreten mussten,<br />
waren nun Robeisy Carrazaba Ramirez<br />
im Fliegen- und Sotolongo<br />
Iglesias im Leichtweltergewicht<br />
nicht zu schlagen. Supertalent<br />
Robeisy Ramirez ist mit 18 Jahren<br />
einer der jüngsten Olympiagold-<br />
Boxer aller Zeiten. Im Fliegengewichtsfinale<br />
schlug er in einem<br />
starken Kampf den auch erst 20<br />
Jahre alten Mongolen Tugtsogt<br />
Nyambar. Dem amtierenden<br />
Asien-Vizemeister und Vizeweltmeister<br />
von 2009 war zuvor immerhin<br />
das Kunststück gelungen,<br />
den hoch favorisierten Weltmeister<br />
Mischa Aloyan aus Russland<br />
im Halbfinale aus dem Weg zu<br />
räumen.<br />
Kubameister Ramirez, WM-<br />
Neunter von 2011 und Sieger der<br />
Panamerikanischen Spiele 2012,<br />
holte nicht nur die insgesamt<br />
34. Goldmedaille für Kuba bei<br />
olympischen Boxturnieren, er<br />
hinterließ auch einen glänzenden<br />
Eindruck. „Es gibt Boxer, die<br />
sind schneller als er. Aber Robeisy<br />
schlägt härter, das hat den Unterschied<br />
gemacht“, meinte der kubanische<br />
Trainer Rolando Acebal.<br />
„Ich bin jetzt Teil der Geschichte<br />
meines Landes“, jubelte Rechtsausleger<br />
Ramirez nach seinem<br />
Finalsieg. „Ich bin erst 18 Jahre<br />
alt und schon Olympiasieger. Ich<br />
bin sehr glücklich.“ Ramirez hatte<br />
sich auf seinem Weg zu Gold auch<br />
nicht von einem Lokalmatador,<br />
50<strong>BoxSport</strong>
ns Helden sehr umstritten waren<br />
mit Millionenverträgen<br />
s Olympia 2016 Amateur bleiben<br />
Der Held von<br />
London: Anthony<br />
Joshua jubelt mit<br />
der Goldmedaille<br />
und dem Union<br />
Jack um den<br />
Hals. Zuvor<br />
hatte er<br />
sich denkbar<br />
knapp gegen<br />
Titelverteidiger<br />
Robert<br />
Cammarelle<br />
durchgesetzt<br />
(Bild links)<br />
Wladimir Klitschko<br />
folgen wird?<br />
be auch ich mit den Füßen auf dem<br />
Boden.“<br />
In einem Geschäft wie dem<br />
Profiboxen überlebt normalerweise<br />
solche Moral nicht. Doch Anthony<br />
Joshua, ein ungewöhnlicher, eher<br />
spezieller junger Typ, scheint entschlossen,<br />
anders zu sein. Zumindest<br />
war er es am Abend des 12.<br />
August 2012. Wetten, dass er<br />
eines Tages den Fußstapfen<br />
eines Lennox Lewis und<br />
Klitschko<br />
vom Briten Andrew Selby, aufhalten<br />
lassen. Im Gegensatz zum<br />
vor den Spielen so hoch gehandelten<br />
Superschwergewichtler<br />
Erislandy Savon, dem Neffen des<br />
berühmten dreimaligen Schwergewichts-Olympiasiegers<br />
Felix<br />
Savon. Savon schied schon in der<br />
ersten Runde gegen den späteren<br />
Olympiasieger Anthony Joshua<br />
aus Großbritannien aus. Für das<br />
umjubelte „Team GB“ holte Luke<br />
Campbell im Bantamgewicht das<br />
zweite Gold gegen John Joe Nevin<br />
aus Irland.<br />
Dem Ukrainer Wasil Lomatschenko<br />
gelang es im Leichtgewicht,<br />
seinen Triumph von Peking<br />
zu <strong>wieder</strong>holen. Das zweite<br />
Gold für die frühere Sowjetrepublik<br />
gewann Olaksander Usyk<br />
im Schwergewicht.<br />
Der gemeinsam mit seinem<br />
älteren Bruder Vitali derzeit<br />
berühmteste Faustkämpfer der<br />
Ukraine, der Profi-Champion<br />
im Schwergewicht Wladimir<br />
Klitschko, saß in London am<br />
Ring. Wegen Joshua. Er war das<br />
erste Mal seit seinem Olympiasieg<br />
1996 in Atlanta <strong>wieder</strong> live<br />
bei einem olympischen Boxfinale,<br />
erzählte Klitschko. Immerhin<br />
erlebte der Weltmeister nach<br />
einem Interview mit dem britischen<br />
Fernsehsender BBC auf<br />
der VIP-Tribüne gerade noch,<br />
wie sein Landsmann Lomatschenko,<br />
erst der zweite ukrainische<br />
Olympiasieger nach ihm,<br />
im Leichtgewicht seinen Erfolg<br />
von Peking <strong>wieder</strong>holte. Der 24<br />
Jahre alte ukrainische Lehramtsstudent<br />
(Weltrangplatz 2) beherrschte<br />
im Finale den Koreaner<br />
Han Soonchuk (Weltrangplatz<br />
19) fast nach Belieben mit 19:9<br />
nach Punkten.<br />
Als der Doppelolympiasieger<br />
den Ring verlassen hatte, gratulierte<br />
und beugte sich Hüne<br />
Vom Olympischen<br />
Boxturnier<br />
berichten<br />
Hartmut Scherzer,<br />
Arne Leyenberg<br />
und Peter Jaschke<br />
Mit 2 Olympiasiegen beendeten<br />
Kubas Boxer ihre Krise<br />
Klitschko herab, um den kleinen<br />
Fighter zu umarmen. Die Popularität<br />
der Klitschkos in ihrer<br />
Heimat und die dadurch ausgelöste<br />
Begeisterung für das Boxen<br />
<strong>trägt</strong> Früchte: Zweimal Gold<br />
für die Ukraine. Ob Usyk (25)<br />
und Lomatschenko nun bei der<br />
Klitschko-Promotion K2 Profis<br />
werden? „Wenn sie wollen. Wir<br />
werden mit ihnen sprechen“,<br />
meinte Wladimir Klitschko, der<br />
Promoter. Usyk, bereits Weltmeister<br />
2011, erklärte: „Ich habe<br />
großes Interesse, jetzt Profi zu<br />
werden.“<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
51
Wieder keine Medaille –<br />
aber DBV war zufrieden<br />
Kyas: Bessere Leistung als in Peking<br />
Was die frühere Box-<br />
Macht USA in London<br />
erlebte, das<br />
hat Deutschland<br />
schon 2008 in Peking hinter<br />
sich gebracht: das historisch<br />
schlechteste Olympia-Ergebnis<br />
im Boxen. Vor vier Jahren hatten<br />
alle vier deutschen Boxer, unter<br />
ihnen der spätere Weltmeister<br />
Jack Culcay, ihre Auftaktkämpfe<br />
verloren. Während in Amerika<br />
gerätselt wird, wie es nur so weit<br />
kommen konnte und wie die<br />
US-Boxer <strong>wieder</strong> aus dem Tief<br />
herausfinden, sehen die deutschen<br />
Boxsport-Funktionäre die<br />
Sportart hierzulande <strong>wieder</strong> im<br />
Aufwind - auch wenn <strong>wieder</strong><br />
keine Medaille heraussprang.<br />
Dabei waren mit dem Deutschen<br />
Olympischen Sportbund (DOSB)<br />
zwei Medaillen als Ziel für die<br />
Spiele von London vereinbart<br />
worden. Nach dem erneut medaillenlosen<br />
Ausscheiden steht<br />
die Spitzenförderung durch das<br />
für den Leistungssport zuständige<br />
Bundesinnenministerium<br />
(BMI) zumindest in Frage. Dort<br />
teilte man auf Anfrage mit: „Das<br />
Abschneiden der deutschen<br />
Sportfachverbände in London<br />
wird nach Ende der Wettkämpfe<br />
vom Deutschen Olympischen<br />
Sportbund und dem Bundesinnenministerium<br />
evaluiert.“ Dem<br />
könne man nicht vorgreifen. Nur<br />
so viel ließ man wissen: 2011<br />
habe der DBV 745.900 Euro an<br />
Grund- sowie 302.990 Euro an<br />
Projektförderung erhalten.<br />
Zumindest das Fazit des<br />
Deutschen Boxverbandes (DBV)<br />
liest sich überschwänglich: „Ein<br />
Leistungssprung der gesamten<br />
deutschen Mannschaft macht<br />
sich bemerkbar und bietet Zuversicht<br />
für die Spiele 2016 in Sao<br />
Paolo. Deutschland kann <strong>wieder</strong><br />
als eine ernstzunehmende Boxnation<br />
angesehen werden. Bei<br />
kontinuierlicher Fortsetzung<br />
dieser angefangenen Arbeit darf<br />
man auf Olympia 2016 gespannt<br />
blicken“, erklärte der DBV. „Die<br />
Athleten Patrick Wojcicki, Enrico<br />
Kölling und Erik Pfeifer<br />
ungleich bessere Leistung abgeliefert.“<br />
Wojcicki habe laut<br />
Kyas Pech bei der Auslosung gehabt,<br />
Härtel sei nur wegen eines<br />
Fehlurteils ausgeschieden. „Die<br />
von Seiten der Trainer und DBV-<br />
Funktionäre gestellten Erwartungen<br />
wurden von Wojcicki,<br />
Härtel und Kölling übererfüllt“,<br />
teilte der DBV mit. „Sie gingen<br />
nicht sang- und klanglos unter.<br />
Vielmehr waren es tagesformabhängige<br />
Faktoren, die bei den<br />
Auseinandersetzungen über<br />
Sieg und Niederlage bestimmt<br />
haben.“ Von diesem Lob wurde<br />
lediglich der WM-Dritte Pfeifer<br />
DBV-Präsident Jürgen Kyas<br />
ten“, kündigte Müller an. Auch<br />
den Berliner Ringrichter Frank<br />
Scharmach erwischte es in London<br />
hart. Der in der Vergangenheit<br />
international tadellose und<br />
schon mehrfach ausgezeichnete<br />
hatten gegen starke und international<br />
erfahrene Boxer das<br />
Nachsehen. Nichtsdestotrotz<br />
kann von einer erheblichen Steigerung<br />
gegenüber Olympia 2008<br />
gesprochen werden: Drei der<br />
vier teilnehmenden Boxer des<br />
Deutschen Boxsport Verbandes<br />
konnten durch ihre Leistungen<br />
zeigen, dass die Maßnahmen<br />
der Trainings- und Strukturumstellung<br />
greifen.“ Die Nachrichtenagentur<br />
dpa bilanzierte dagegen<br />
nüchtern: „Dem Deutschen<br />
Boxsport-Verband (DBV) ist der<br />
erhoffte Befreiungsschlag nach<br />
der größten Pleite der Geschich-<br />
Ein enttäuschender Auftritt: Erik Pfeifer schied in der ersten Runde gegen Ivan Dytchko aus Kasachstan aus<br />
te in Peking 2008 nur zum Teil ausgenommen: Als einer der Referee war nach einem Protest<br />
geglückt. Alle vier deutschen bestgeförderten Sportler des der iranischen Delegation vom<br />
Faustkämpfer waren vor vier<br />
Jahren bereits in der ersten Runde<br />
ausgeschieden, in London<br />
zeigten sich die DBV-Faustkämpfer<br />
zumindest verbessert.“<br />
DBV-Präsident Jürgen Kyas<br />
zeigte sich zufrieden mit den<br />
Leistungen seiner Boxer. Im<br />
Vergleich zu Peking hätten die<br />
deutschen Faustkämpfer „eine<br />
DBV habe Pfeifer im Verhältnis<br />
zu seiner Förderung den Ansprüchen<br />
nicht gerecht werden<br />
können. DBV-Sportdirektor Michael<br />
Müller erklärte: „Bis auf<br />
Erik Pfeifer können wir zufrieden<br />
sein. Er hat die Erwartungen<br />
jedoch nicht erfüllt. Wir werden<br />
Gespräche mit ihm führen und<br />
seinen Kampf intern auswer-<br />
Weltverband AIBA für fünf Tage<br />
suspendiert worden. Grund<br />
waren Scharmachs umstrittene<br />
Wertungen im Schwergewichtskampf<br />
zwischen dem Iraner<br />
Mazaheri und dem Kubaner<br />
Larduet Gomez. Mazaheri hatte<br />
den Offiziellen nach seiner Achtelfinalniederlage<br />
Betrug vorgeworfen.<br />
52 <strong>BoxSport</strong>
Bei jedem Schlag des Boxers<br />
in Rot jubelten und<br />
trampelten 10.000 Zuschauer<br />
in der Boxarena<br />
in den Londoner Docklands.<br />
Klarer Treffer aus Sicht des Publikums.<br />
Es skandierte „jiibiibii“<br />
- für GB, Great Britain – und „Ogo-go“.<br />
Der Mittelgewichtler in<br />
Rot war also ein Brite, Anthony<br />
Ogogo. Der Boxer in Blau war<br />
Stefan Härtel aus Berlin-Lichtenberg.<br />
Die Herren in Weiß aus<br />
Litauen, Polen, Südkorea, Algerien<br />
und Vietnam schienen mehr<br />
nach Gehör als nach Sehvermögen<br />
auf den Knopf zu drücken.<br />
Am Ende stand ein Trefferverhältnis<br />
von 15:10.<br />
Dem 24 Jahre alten Soldaten<br />
und Sportstudenten Härtel hatte<br />
die stimmungsvolle Atmosphäre<br />
eigentlich gefallen. „Es hat Spaß<br />
gemacht, in so einer Halle zu boxen.<br />
Schöner wäre es natürlich<br />
gewesen, wenn ich gewonnen<br />
hätte“, sagte der Blonde noch<br />
keuchend mit krächzender Stimme.<br />
Aber zu gewinnen, war so<br />
gut wie unmöglich vor dieser<br />
lautstarken britischen Kulisse.<br />
„Heimrecht“, sagte Bundestrainer<br />
Valentin Silaghi lapidar.<br />
„Die Kampfrichter sind auch<br />
nur Menschen.“ DBV-Präsident<br />
Jürgen Kyas sagte empört: „Ich<br />
möchte nicht von Betrug sprechen,<br />
aber wir sind doch verschaukelt<br />
worden. Es war ein<br />
krasses Fehlurteil.“ Ein offiziel-<br />
Das war das Aus für Stefan Härtel:<br />
Anthony Ogogos Arm wird gehoben<br />
Trauriger Stefan Härtel -<br />
Wurde er verschaukelt?<br />
Die Zuschauer brüllten Ogogo zum Sieg<br />
ler Protest gegen das Kampfurteil<br />
hätte jedoch nur bei einem<br />
Regelverstoß Sinn gemacht.<br />
So musste das Urteil als Tatsachenentscheidung<br />
hingenommen<br />
werden. Wie schon bei der<br />
Olympiaqualifikation im April in<br />
der Türkei, als der Neusser Halbfliegengewichtler<br />
Hamza Touba<br />
durch ein Fehlurteil um das verdiente<br />
London-Ticket gebracht<br />
worden war, tobte Kyas auch<br />
jetzt <strong>wieder</strong>: „Die Ringrichter<br />
haben nicht den Mut besessen,<br />
die gebotene Neutralität durchzusetzen,<br />
und haben sie stattdessen<br />
mit Füßen getreten.“<br />
Schon in der Vorrunde hatte<br />
Ogogo vom „Punktgericht“<br />
Publikum profitiert. 18:18 nach<br />
doppeltem Nachzählen stand<br />
es nach drei Runden gegen den<br />
Weltmeister Lewgen Khytrow<br />
aus der Ukraine. Die Kampfrichter<br />
drücken bei Gleichstand<br />
dann die Farbe, von der sie meinen,<br />
der bessere Boxer habe sie<br />
getragen. Reine Sympathiewertung.<br />
Aber die Zuschauer beeinflussten<br />
nicht nur die „Drücker“,<br />
sondern trieben auch ihren Boxer<br />
an, die letzten Kräfte zu mobilisieren.<br />
„Das Publikum gab mir<br />
einen zweiten Wind, einen dritten<br />
Wind, einen vierten Wind“,<br />
sagte Ogogo bewegt und dankbar.<br />
Immerhin hatte Härtel nach<br />
zwei Siegen, zunächst 18:10 zum<br />
Auftakt gegen Enrique Collazo<br />
Pelaiz aus Puerto Rico und dann<br />
19:12 über den Weltranglistendritten<br />
Darren O‘Neill (Irland),<br />
als leichter Favorit gegolten. Was<br />
er mit sauberen Geraden in der<br />
ersten Runde auch andeutete.<br />
Schon diese klare Wertung gegen<br />
ihn, nur zwei Treffer gegen fünf<br />
des Briten, war merkwürdig. In<br />
der zweiten Runde hatte Härtel<br />
nun wirklich mehr klare Treffer<br />
gesetzt. Dennoch ein 4:5.<br />
Härtel sagte traurig: „Die erste<br />
Runde, dachte ich, war knapp.<br />
In der zweiten aber haben sich<br />
die Kampfrichter durch das Publikum<br />
wohl genötigt gefühlt,<br />
ihm mehr Punkte zu geben als<br />
mir.“ Mit vier Treffern im Rückstand<br />
(6:10) trat Härtel also<br />
zur Schlussrunde an. „Zerstöre<br />
ihn“, mit diesen Worten schickte<br />
Silaghi den Berliner in die dritte<br />
Runde. „Umhauen kann ich ihn<br />
nicht. Dazu habe ich zu wenig<br />
Dampf in den Fäusten“, sagte<br />
Härtel, zumal er sich schon in<br />
der ersten Runde die<br />
bereits einmal operierte<br />
rechte Hand geprellt<br />
hatte. „Ich habe dennoch<br />
versucht, die vier<br />
Punkte noch aufzuholen.<br />
Ich konnte machen,<br />
was ich wollte.“<br />
Wieder 4:5. „Selbst den<br />
Handschlag hätten sie<br />
wahrscheinlich nicht<br />
anerkannt“, mutmaßte<br />
Härtel.<br />
Wojcicki im Pech –<br />
Pfeifer mutlos<br />
Patrick Wojcicki hatte bei seiner<br />
Olympia-Premiere Pech. Der erst<br />
20-jährige Wolfsburger traf in der<br />
Vorrunde im Limit bis 69 Kilogramm<br />
gleich auf den favorisierten Franzosen<br />
Alexis Vastine, den Olympia-Dritten<br />
von 2008. Von dessen Schnelligkeit<br />
zeigte sich der dreimalige deutsche<br />
Meister Wojcicki überrascht. Der größere<br />
Vastine nutzte außerdem seinen<br />
Reichweitenvorteil konsequent.<br />
Enrico Kölling übernahm in seinem<br />
Auftaktkampf im Halbschwergewicht<br />
bis 81 Kilogramm gegen Christian<br />
Donfack Adjoufack sofort die Regie<br />
im Ring. Für den Kameruner war dies<br />
der erste Einsatz außerhalb Afrikas.<br />
Der 22 Jahre alte Berliner Kölling<br />
spielte seine Weltboxliga-Erfahrung<br />
aus. Die erste Runde gewann Kölling<br />
mit 3:2 nur knapp. Ab Runde zwei<br />
schlug Kölling variabel und gewann<br />
nach Punkten erwartungsgemäß klar.<br />
Im Achtelfinale der Spiele unterlag der<br />
Berliner nach einem hart umkämpften<br />
Duell Abdelhafid Benchabla mit 9:12<br />
nach Punkten. Der 1986 geborene<br />
Algerier hatte sich als Champion der<br />
Weltboxliga für die Spiele qualifiziert<br />
und war auf Rang zwei gesetzt mit einem<br />
Freilos ausgestattet gewesen.<br />
Erik Pfeifer (25, Lohne) verlor<br />
im Superschwergewicht schon in der<br />
Vorrunde gegen Ivan Dytchko aus Kasachstan.<br />
Beide hatten bei der WM in<br />
Baku Bronze geholt. Pfeifer galt als<br />
Geheimtipp. Der 14. der Weltrangliste<br />
hatte von allen deutschen Olympiastartern<br />
theoretisch die besten Chancen.<br />
Doch für den mit Goldhoffnungen<br />
gestarteten Superschwergewichtler<br />
endete das olympische Boxturnier<br />
allzu früh. Der 25-Jährige wirkte bei<br />
der 4:14-Niederlage chancenlos gegen<br />
den 14 Zentimeter größeren, aber<br />
dennoch beweglicheren Zweimeter-<br />
Mann, der stilistisch ein wenig an den<br />
jungen Wladimir Klitschko erinnerte<br />
und mit dem auch der Engländer Anthony<br />
Joshua im Halbfinale zunächst<br />
seine Not hatte.<br />
Ein enges Gefecht: Stefan Härtel<br />
(rechts) lieferte sich mit Anthony<br />
Ogogo ein Duell auf Augenhöhe<br />
<strong>BoxSport</strong> 53
Boxerinnen weinen nicht bei Gold<br />
Claressas Story<br />
ein toller Filmstoff<br />
Claressa Shields<br />
reißt ihre<br />
Goldmedaille<br />
hoch und blickt<br />
glücklich gen<br />
Himmel<br />
(großes Bild).<br />
Gerade hat sie im<br />
Mittelgewicht die<br />
Russin Torlopova besiegt<br />
(Bild oben)<br />
17-jährige Schülerin rettete die amerikanische Box-Ehre<br />
Eine Lokalmatadorin<br />
schrieb Geschichte,<br />
eine große Kämpferin<br />
machte eine kleine<br />
Insel froh und eine 17-jährige<br />
Schülerin rettete die Ehre der<br />
USA. Die Britin Nicola Adams<br />
(29), die Irin Katie Taylor (26)<br />
und die Amerikanerin Claressa<br />
Shields (17) wurden in London<br />
die ersten Goldgewinnerinnen<br />
in der neuen Disziplin Frauenboxen.<br />
Und widerlegten damit<br />
so ganz nebenbei eine berühmte<br />
Schriftstellerin. Denn die große<br />
Joyce Carlo Oates (74) hatte in<br />
ihrem Essay „Über Boxen“ einst<br />
geschrieben: „Boxen ist das Gegenteil<br />
von Weiblichkeit, ist etwas<br />
für Männer, es handelt von<br />
Männern, es ist männlich.“ Diese<br />
Macho-Philosophie ist schon<br />
von Laila Ali und Jacqueline<br />
Frazier mit ihrem Millionen-<br />
Dollar-Fight vor zwölf Jahren ad<br />
absurdum geführt worden. Erst<br />
recht von Clint Eastwoods tragisch<br />
endendem Filmepos Million<br />
Dollar Baby (vier Oscars).<br />
Nun haben sogar Frauenfäuste<br />
bei den Olympischen Spielen in<br />
London Misses Oates‘ anachronistische<br />
Ansicht zerstört.<br />
Die 17 Jahre alte Schülerin<br />
Claressa Shields gewann die 49.<br />
Goldmedaille für die USA im Boxen,<br />
nachdem die männlichen<br />
Teamkameraden, neun Kerle,<br />
erstmals seit der olympischen<br />
Boxpremiere 1904 ohne eine<br />
Medaille heimkehrten. Es war<br />
erstaunlich, nicht erst in den<br />
drei Endkämpfen, mit welch<br />
männlicher Boxtechnik, Kampfkraft<br />
und Entschlossenheit die<br />
Pugilistinnen vier Zwei-Minuten-Runden<br />
lang aufeinander<br />
einschlugen.<br />
Unvorstellbar muss es für<br />
die Männerrechtlerin des Boxens,<br />
Oates, gewesen sein, dass<br />
10.000 Zuschauer in der South<br />
Arena 2 im Hallenkomplex Ex-<br />
Cel wegen einer britischen und<br />
einer irischen Boxerin mit Klatschen,<br />
Schreien und Trampeln<br />
einen Lärm machten, der mit<br />
gemessenen 113,7 Dezibel die<br />
Schmerzgrenze von Kreissägen<br />
und Presslufthämmern übertraf.<br />
Nicola Adams besiegte im<br />
Fliegengewicht (51 kg) mit ihrem<br />
mutigen Angriffsstil die<br />
chinesische Weltmeisterin Cancan<br />
Ren mit 16:7 und schlug die<br />
Rechtsauslegerin sogar zu Boden.<br />
„Ein Traum ist wahr geworden“,<br />
jubelte die kleine Frau aus<br />
Leeds. „Ich bin von Freude überwältigt.“<br />
Auf den Titelseiten der<br />
britischen Zeitungen verdrängte<br />
die kleine Fighterin sogar den<br />
Superstar Usain Bolt nach dessen<br />
zweitem Gold über 200 Meter.<br />
Seit ihrem zwölften Lebensjahr<br />
trainiert sie, schon zu einer<br />
Zeit also, als Frauenboxen noch<br />
nicht legalisiert war und Männer<br />
keine Frauen im Gym mochten.<br />
Erst 1998 hatte der Welt-Boxverband<br />
(AIBA) erstmals ein Frauenturnier<br />
sanktioniert. Mit dem<br />
legendären irischen Kampfgeist<br />
fightete im Leichtgewicht (57<br />
kg) Kati Taylor die Russin Sofia<br />
Otschigawa nieder. 10:8 Treffer.<br />
Das war knapp.<br />
54<strong>BoxSport</strong>
Die Iren Katie Taylor<br />
wurde ihrer Favoritenrolle<br />
gerecht und holte<br />
die Goldmedaille im<br />
Leichtgewicht<br />
Ein Küsschen in Ehren:<br />
Nicola Adams holte im<br />
Fliegengewicht Gold<br />
für Großbritannien<br />
Das Gold baumelt auf ihrem beigen<br />
Trainingsanzug. Schweiß perlt zwischen<br />
ihrem Haargeflecht. Mit breitem Lächeln<br />
versucht Claressa Shields, ihr Glück zu<br />
begreifen. Immer <strong>wieder</strong> nimmt sie das<br />
Goldstück in die Hand. „Es fühlt sich großartig<br />
an. Unglaublich. Ich kann es noch<br />
gar nicht fassen.“ Claressa Shields Sätze<br />
sprudeln wie ein Wasserfall. „Gott kennt<br />
mein Herz. Außer meinen Trainern Jason<br />
(Crutchfield) und Ed (Kendell) hat mir das<br />
niemand zugetraut. Ich sei zu jung. Jetzt<br />
werden diese Leute mich als Inspiration<br />
betrachten. Es kann sein, dass ich nun in<br />
die Geschichtsbücher eingehe.“<br />
Mit Sicherheit. Die afroamerikanische<br />
Mittelgewichtlerin mit den breiten und<br />
runden Schultern eines jungen Athleten,<br />
75 Kilo schwer und 1,75 Meter groß,<br />
kämpft nicht wie ein Mädchen. Sie boxt wie<br />
ein Mann. Der runde Profistil erinnert die<br />
Chefsekundantin Gloria Peel an die „old<br />
days“. Die Betreuerin mit Brille und angegrautem<br />
Kraushaar trainierte schon Boxer,<br />
als es noch keine Boxerinnen gab. „Ich bin<br />
seit 34 Jahren dabei.“ Die großmütterliche<br />
Trainerin schwärmt nostalgisch von der<br />
Wiedergeburt des einst typisch amerikanischen<br />
Boxstils durch ein Mädchen. Sugar<br />
Ray Robinson ist Claressas Idol. Wann immer<br />
sie von Selbstzweifeln geplagt wurde,<br />
hat sie sich Videos des größten Champions<br />
im Mittelgewicht angeschaut.<br />
Gegen den aggressiven Kampfstil, die<br />
geschmeidigen Bewegungen, die wirbelnden<br />
Schlagserien hatte die fast doppelt so<br />
alte Russin Nadeschda Torlopowa, ehemalige<br />
Weltmeisterin, keine Chance. 19:12.<br />
Eindeutig. Und Claressa liebt schon die<br />
Show, legte einen Ali-Shuffle ein, ließ die<br />
Fäuste herabhängen und steckte der Gegnerin<br />
frech die Zunge raus. Charles Chase,<br />
einer der drei Trainer des Teams, sagt:<br />
„Claressa ist ein Boxer und boxt wie ein<br />
Boxer.“<br />
Und ihre Geschichte ist die eines Boxers.<br />
Filmstoff für „Golden Baby“: Der Vater<br />
saß im Gefängnis, der Bruder sitzt im<br />
Gefängnis. Eine schreckliche Kindheit mit<br />
einer unfähigen alleinerziehenden Mutter.<br />
Vergewaltigungen, wie sie vor den Spielen<br />
dem Magazin „Essence“ gestand. „Aber<br />
das ist für mich keine Bürde mehr.“ Mit<br />
elf Jahren suchte und fand sie Geborgenheit<br />
im Gym in der Nachbarschaft. Jason<br />
Crutchfield wurde auch Ersatzvater, nahm<br />
sie in seiner Familie auf. Der strenge Heimtrainer<br />
hat seiner Ziehtochter, die immer<br />
noch Plüschtiere sammelt, das Heulen abgewöhnt.<br />
„Sie hat immer geflennt wie ein<br />
Baby.“ Zuletzt bei den Weltmeisterschaften<br />
im April, als sie schon in der Vorrunde<br />
verlor. Ihre erste Niederlage.<br />
Claressa freute sich bei der Siegeszeremonie<br />
mit fröhlichem Lachen und Jubelgesten<br />
wie sich nur Schulmädchen mit<br />
Siebzehn freuen können. Sie vergoss bei<br />
den „cry games“, wie sich die „Times“<br />
über das allgemeine Heulen bei den Medaillenzeremonien<br />
amüsierte, nicht eine<br />
Träne. Wie auch Nicola Adams und Kati<br />
Taylor. Boxerinnen weinen nicht, wenn sie<br />
Gold gewinnen. Tapfer kämpfte Claressa<br />
Shields bei der Hymne gegen ihre Emotionen<br />
an, machte ein ernstes Gesicht und<br />
legte die rechte Hand aufs Herz.<br />
Wie sich nun ihr Leben verändern werde?<br />
„Ich habe alles nur bis zum 9. August<br />
2012 geplant. Ich werde jetzt 2000 Meilen<br />
Twitter erhalten, Publicity bekommen,<br />
versuchen, meiner Familie zu helfen, meinem<br />
Dad, mit dem ich jeden Tag telefoniert<br />
habe.“<br />
Aber sie ist nicht nur Olympiasiegerin,<br />
sondern in London auch erwachsen<br />
geworden: „Ich gehe jetzt dorthin, wo immer<br />
der Wind weht.“ Vielleicht Richtung<br />
Profiboxen? Promoter Oscar De La Hoya,<br />
1992 in Barcelona selbst Olympiasieger,<br />
gratulierte schon einmal via Twitter:<br />
„Jaaaa! Gold für Claressa Shields, herzlichen<br />
Glückwunsch“, schrieb der Ex-Weltmeister.<br />
„Du bist ein tolles Beispiel dafür,<br />
dass im Leben alles möglich ist. Was für<br />
eine fantastische Inspiration. Ich wünsche<br />
Dir nur das Beste.“<br />
Wu: In Rio sechs<br />
Gewichtsklassen<br />
Einer fühlte sich<br />
ganz besonders<br />
bestätigt in London<br />
am Ring: AIBA-Präsident<br />
Ching-Kuo Wu.<br />
Der Taiwanese hatte<br />
lange für die Aufnahme<br />
der Boxerinnen<br />
in das Programm der<br />
Olympischen Spiele<br />
gekämpft. „Alles in<br />
dieser Welt ist spannend,<br />
interessant<br />
und inspirierend,<br />
wenn Frauen teilnehmen“,<br />
meinte Wu.<br />
Zufrieden: AIBA-Chef<br />
Ching-kuo Wu<br />
„Auch als Vater von zwei Töchtern meine ich,<br />
dass Frauen alles tun können.“ Wu, seit sechs<br />
Jahren im Amt, bezeichnet den olympischen<br />
Einzug der Boxerinnen als „eine der wichtigsten<br />
Reformen“ seiner Amtszeit.<br />
„Die Boxerinnen sind Helden, sie spielen<br />
eine sehr wichtige Rolle in der Geschichte<br />
der AIBA“, schwärmte Wu in London. Dort<br />
war das Feld der Faustkämpferinnen allerdings<br />
noch übersichtlich: 34 Boxerinnen<br />
gingen in drei Gewichtsklassen an den Start.<br />
Bei den Männern waren es 250 in zehn Gewichtsklassen.<br />
Doch schon in vier Jahren<br />
in Rio de Janeiro will Wu die Zahl der Boxerinnen<br />
verdoppeln. Dann sollen sie in sechs<br />
Gewichtsklassen um Gold kämpfen können.<br />
„Bei den olympischen Spielen in Rio 2016<br />
werden wir, nach der Erfahrung von London,<br />
mehr Boxerinnen haben. Diese Spiele haben<br />
drei Gewichtsklassen. Die folgenden werden<br />
mindestens doppelt so viele aufweisen“, kündigte<br />
Wu an. In London war den Boxerinnen<br />
übrigens freigestellt, ob sie in Hose oder Rock<br />
in den Ring steigen. „Feminist“ Wu wird es<br />
gefallen haben: Die meisten trugen Hose.<br />
<strong>BoxSport</strong> 55
Die US-Boxpleite<br />
Geschlagen blickt Spence bei der Urteilsverkündung zu Boden<br />
Jetzt greift Oscar de la<br />
Errol Spence (rechts) kam noch am weitesten, doch im Viertelfinale<br />
gegen den Russen Andrej Samkowoi war dann Endstation<br />
Er will jetzt das Training im<br />
Hinblick auf Rio übernehmen<br />
Hoya ein<br />
seit zwei Olympischen<br />
Spielen, seit Als die Medaillen beim<br />
olympischen Boxturnier dem Sieg von Andre<br />
vergeben wurden, waren<br />
Bob Papa und Teddy auf einen neuen Olympiasieger.<br />
Ward 2004 in Athen, nun<br />
Atlas schon seit fünf Tagen <strong>wieder</strong><br />
zu Hause in New York. Der Journalist<br />
und der Weltmeister-Trainer,<br />
in London als Kommentatoren des<br />
„Das war nicht die Art, wie wir<br />
London verlassen wollten“, gab<br />
der Assitenztrainer des amerikanischen<br />
Boxteams Charles Leverette<br />
amerikanischen Fernsehsenders zu. „Das ist schwer zu verkraften.“<br />
NBC am Ring, reisten vorzeitig<br />
ab und kommentierten die Finalkämpfe<br />
aus dem Studio. Denn zu<br />
diesem Zeitpunkt war schon lange<br />
kein Boxer aus den USA mehr<br />
dabei. Die Amerikaner erlebten<br />
in London die größte Box-Pleite<br />
aller Zeiten. Neun Faustkämpfer<br />
gingen an den Start – neun scheiterten,<br />
spätestens im Halbfinale<br />
war keiner mehr dabei. Nur fünf<br />
Kämpfe konnten sie insgesamt<br />
gewinnen. Seit 1904 waren die<br />
amerikanischen Boxer bei Olympischen<br />
Spielen nie ohne Medaille<br />
geblieben, noch immer führen sie<br />
mit 108 Mal Edelmetall den ewigen<br />
Medaillenspiegel an – mit 41 Medaillen<br />
Vorsprung vor dem Zweitplatzierten<br />
Kuba. Während Kuba<br />
jedoch zweimal Gold in London<br />
gewann, warten die Amerikaner<br />
Der Sportsender ESPN kommentierte<br />
am Tag nach den Spielen:<br />
„Es wird große Veränderungen bei<br />
USA Boxing geben, das ist sicher.“<br />
Scott Blackmun, Präsident des<br />
amerikanischen olympischen Komitees<br />
meinte: „Das Box-Ergebnis<br />
hat uns enttäuscht. Wir wollten<br />
besser abschneiden. Ich bin enttäuscht,<br />
weil ich weiß, dass wir es<br />
besser können. Und darauf müssen<br />
wir uns jetzt konzentrieren.<br />
Wir werden uns zusammensetzen<br />
und genau schauen, warum wir<br />
sind, wo wir sind. Es wird einige<br />
Veränderungen geben.“<br />
Ausgerechnet die Amerikaner,<br />
die Olympiasieger in Serie produzierten,<br />
Athleten wie Muhammad<br />
Ali, Joe Frazier, George Foreman,<br />
Sugar Ray Leonard und Oscar De<br />
La Hoya, die später als Profi-Welt-<br />
Will jetzt das Ruder<br />
übernehmen: Oscar de la<br />
Hoya<br />
meister zu Legenden des<br />
Sports aufstiegen, wurden<br />
nun in London von Ländern wie<br />
Thailand und Litauen überholt:<br />
beide Nationen traten die Heimreise<br />
aus London immerhin mit<br />
einer Medaille im Gepäck an. Die<br />
Pleite der Amerikaner wurde nur<br />
von den Frauen geschönt: Claressa<br />
Shields gewann die Goldmedaille<br />
im Mittelgewicht, Marlen Esparza<br />
Bronze im Fliegengewicht. Die<br />
Frauen kaschierten die Schwäche<br />
der Männer.<br />
Weltergewichtler Errol Spence<br />
kam in London am weitesten: er<br />
schied erst im Viertelfinale aus.<br />
Dabei war Spence, wie die meisten<br />
seiner Teamkameraden auch,<br />
schon im Achtelfinale gescheitert.<br />
Der Weltverband AIBA hatte die<br />
11:13-Niederlage des Amerikaners<br />
gegen den Inder Krishnan Vikas<br />
nachträglich in einen 15:13-Sieg<br />
umgewandelt. Zwei Verwarnungen<br />
gegen den Asiaten seien entgegen<br />
des Reglements nicht in<br />
jeweils zwei Punkte für Spence<br />
umgewandelt worden, hieß es<br />
zur Begründung. Genützt hatte es<br />
nichts: Gegen den Russen Andrej<br />
Samkowoi war dann doch Endstation<br />
für Spence.<br />
Die Amerikaner wollen nun<br />
einen genauen Blick auf die Konkurrenz<br />
werfen. Wie machen<br />
die das denn? „Wir müssen nun<br />
schauen, was die anderen Länder<br />
anders machen als wir“, sagte der<br />
Interims-Cheftrainer der amerikanischen<br />
Boxer, Basheer Abdullah.<br />
„Der Rest der Welt hat uns eingeholt.<br />
Also müssen wir etwas verändern.“<br />
Deshalb will nun Oscar De La<br />
Hoya übernehmen. „Das war‘s“,<br />
erklärte De La Hoya nach dem<br />
Ausscheiden von Spence. „Ich<br />
werde Mark Breland und Sugar<br />
Ray Leonard fragen, ob sie mit mir<br />
zusammen das nächste amerikanische<br />
Olympia-Team trainieren. Ich<br />
habe zu viel Leidenschaft für diesen<br />
Sport. Ich werde etwas tun!“<br />
Die Allianz der Olympiasieger, De<br />
La Hoya gewann 1992 in Barcelona<br />
Gold, Breland 1984 in Los Angeles<br />
und Leonard 1976 in Montreal,<br />
will retten, was zu retten ist. Diese<br />
Aufgabe wird wohl schwerer als<br />
ihre Olympiasiege.<br />
56<strong>BoxSport</strong>
Olympia-Boxen<br />
auf einen Blick<br />
MÄNNER<br />
Halbfliegengewicht (- 49 kg)<br />
Gold: Zou Shiming (China)<br />
Der Chinese Zhou Shiming war der Top-<br />
Favorit im Halbfliegengewicht – und<br />
holte die Goldmedaille<br />
Silber: Kaeo Pongprayoon (Thailand)<br />
Bronze: Paddy Barnes (Irland)<br />
Bronze: Dawid Ajrapetjan (Russland)<br />
5. Birschan Schakypow (Kasachstan), Aleksandar<br />
Aleksandrow<br />
(Bulgarien), Ferhat Pehlivan (Türkei) und<br />
Devendro Singh Laishram<br />
(Indien) (keine deutsche Beteiligung)<br />
Finale: Zou Shiming (China) - Kaeo<br />
Pongprayoon (Thailand) 13:10<br />
Fliegengewicht (- 52 kg)<br />
Gold: Robeisy Ramírez (Kuba)<br />
Silber: Nyambayar Tugstsogt (Mongolei)<br />
Bronze: Michael Conlan (Irland)<br />
Bronze: Mischa Alojan (Russland)<br />
5. Nordine Oubaali (Frankreich), Andrew Selby<br />
(Großbritannien),<br />
Jeyvier Cintrón (Puerto Rico) und Jasurbek<br />
Latipov (Usbekistan)<br />
(keine deutsche Beteiligung)<br />
Finale: Robeisy Ramírez (Kuba) - Nyambayar<br />
Tugstsogt (Mongolei) 17:14<br />
Bantamgewicht (- 56 kg)<br />
Gold: Luke Campbell (Großbritannien)<br />
Silber: John Joe Nevin (Irland)<br />
Bronze: Satoshi Shimizu (Japan)<br />
Bronze: Lázaro Álvarez (Kuba)<br />
5. Detelin Dalakliew (Bulgarien), Óscar Valdez<br />
(Mexiko),<br />
Mohamed Amine Ouadahi (Algerien) und<br />
Robenílson Vieira (Brasilien) (keine deutsche<br />
Beteiligung)<br />
Finale: Luke Campbell (Großbritannien)<br />
- John Joe Nevin (Irland) 14:11<br />
Leichtgewicht (- 60 kg)<br />
Gold: Wassyl Lomatschenko (Ukraine)<br />
Silber: Han Soonchul (Südkorea)<br />
Bronze: Yasniel Toledo (Kuba)<br />
Bronze: Evaldas Petrauskas (Litauen)<br />
5. Domenico Valentino (Italien), Gani Schajlawow<br />
(Kasachstan), Félix Verdejo (Puerto<br />
Rico) und Fazliddin Gaibnazarov (Usbekistan)<br />
(keine deutsche Beteiligung)<br />
Finale: Wassyl Lomatschenko (Ukraine) -<br />
Han Soonchul (Südkorea) 19:9<br />
Halbweltergewicht (- 64 kg)<br />
Gold: Roniel Iglesias (Kuba)<br />
Silber: Denys Berintschyk (Ukraine)<br />
Bronze: Vincenzo Mangiacapre (Italien)<br />
Bronze: Uranchimeg Munkh-Erdene<br />
(Mongolei)<br />
5. Uktamjon Rahmonov (Usbekistan), Jeffrey<br />
Horn (Australien), Danijar Jelewssinow (Kasachstan)<br />
und Thomas Stalker (Großbritannien)<br />
(keine deutsche Beteiligung)<br />
Finale: Roniel Iglesias (Kuba) - Denys<br />
Berintschyk (Ukraine) 22:15<br />
Weltergewicht (- 69 kg)<br />
Gold: Serik Sapijew (Kasachstan)<br />
Der Kasache Serik Sapijew holte Gold<br />
im Weltergewicht<br />
Silber: Freddie Evans (Großbritannien)<br />
Bronze: Andrej Samkowoi (Russland)<br />
Bronze: Taras Schelestjuk (Ukraine)<br />
5. Custio Clayton (Kanada), Alexis Vastine<br />
(Frankreich), Errol Spence (USA) und Gabriel<br />
Maestre (Venezuela); ...17. Patrick Wojcicki<br />
(Wolfsburg) 1. Runde<br />
Finale: Serik Sapijew (Kasachstan) -<br />
Freddie Evans (Großbritannien) 17:9<br />
Mittelgewicht (- 75 kg)<br />
Gold: Ryota Murata (Japan)<br />
Silber: Esquiva Falcão (Brasilien)<br />
Bronze: Anthony Ogogo (Großbritannien)<br />
Bronze: Abbos Atoev (Usbekistan)<br />
5. Stefan Härtel (Lichtenberg), Adem Kilicci<br />
(Türkei), Vijender Kumar Singh (Indien) und<br />
Zoltan Harcsa (Ungarn) alle Viertelfinale<br />
Finale: Ryota Murata (Japan) - Esquiva<br />
Falcão (Brasilien) 14:13<br />
Halbschwergewicht (- 81 kg)<br />
Im Halbschwergewicht holte sich der<br />
Russe Jegor Mechonzew (links) die<br />
Goldmedaille mit einem Sieg über<br />
Adilbek Nijasymbetow (Kasachstan)<br />
Gold: Jegor Mechonzew (Russland)<br />
Silber: Adilbek Nijasymbetow (Kasachstan)<br />
Bronze: Yamaguchi Falcão (Brasilien)<br />
Bronze: Alexander Gwosdyk (Ukraine)<br />
5. Abdelhafid Benchabla (Algerien), Julio la<br />
Cruz Peraza (Kuba), Ehsan Rouzbahani (Iran)<br />
und Elshod Rasulov (Usbekistan); 9. Enrico<br />
Kölling (Berlin) Achtelfinale<br />
Finale: Jegor Mechonzew (Russland) -<br />
Adilbek Nijasymbetow (Kasachstan) 15:15/<br />
Kampfrichterentscheid<br />
Schwergewicht (- 91 kg):<br />
Gold: Alexander Ussyk (Ukraine)<br />
Silber: Clemente Russo (Italien)<br />
Bronze: Teymur Mammadov (Aserbaidschan)<br />
Bronze: Terwel Pulew (Bulgarien)<br />
5. Artur Beterbiew (Russland), José Larduet<br />
(Kuba), Yamil Peralta (Argentinien) und<br />
Sergej Karnejew (Weißrussland) (keine deutsche<br />
Beteiligung)<br />
Finale: Alexander Ussyk (Ukraine) - Clemente<br />
Russo (Italien) 14:11<br />
Superschwergewicht (+ 91 kg)<br />
Gold: Anthony Joshua (Großbritannien)<br />
Silber: Roberto Cammarelle (Italien)<br />
Bronze: Magomedrasul Medzhidov<br />
(Aserbaidschan)<br />
Bronze: Iwan Dytschko (Kasachstan)<br />
5. Simon Kean (Kanada), Zhang Zhilei (China),<br />
Mohammed Arjaoui (Marokko) und Magomed<br />
Omarow (Russland); 9. Erik Pfeifer<br />
(Lohne)<br />
Achtelfinale<br />
Finale: Anthony Joshua (Großbritannien)<br />
- Roberto Cammarelle (Italien) 18:18/Kampfrichterentscheid<br />
FRAUEN<br />
Fliegengewicht (- 51 kg)<br />
Gold: Nicola Adams (Großbritannien)<br />
Silber: Ren Cancan (China)<br />
Medaillenspiegel<br />
Bronze: Chungneijang Mery Kom<br />
Hmangte (Indien), Marlen Esparza (USA)<br />
5. Stoyka Petrowa (Bulgarien), Jelena Saweljewa<br />
(Russland), Karlha Magliocco (Venezuela)<br />
und Maroua Rahali (Tunesien) (keine<br />
deutsche Beteiligung)<br />
Finale: Nicola Adams (Großbritannien) -<br />
Ren Cancan (China) 16:7<br />
Halbfinale: Ren Cancan (China) -<br />
Marlen Esparza (USA) 10:8; Nicola Adams<br />
(Großbritannien) - Chungneijang Mery Kom<br />
Hmangte (Indien) 11:6<br />
Leichtgewicht (- 60 kg)<br />
Gold: Katie Taylor (Irland)<br />
Silber: Sofia Otschigawa (Russland)<br />
Bronze: Mawsuna Tschorijewa (Tadschikistan),<br />
Adriana Araújo (Brasilien)<br />
5. Natasha Jonas (Großbritannien), Dong<br />
Cheng (China), Mahjouba Oubtil (Marokko)<br />
und Alexis Pritchard (Neuseeland) (keine<br />
deutsche Beteiligung)<br />
Finale: Katie Taylor (Irland) - Sofia Otschigawa<br />
(Russland) 10:8<br />
Halbfinale: Katie Taylor (Irland) - Mawsuna<br />
Tschorijewa (Tadschikistan) 17:9; Sofia<br />
Otschigawa (Russland) - Adriana Araújo<br />
(Brasilien) 17:11<br />
Mittelgewicht (- 75 kg)<br />
Gold: Claressa Shields (USA)<br />
Silber: Nadesda Torlopowa (Russland)<br />
Bronze: Marina Wolnowa (Kasachstan),<br />
Li Jinzi (China)<br />
5. Anna Laurell (Schweden), Edith Ogoke<br />
(Nigeria), Savannah Marshall (Großbritannien)<br />
und Mary Spencer (Kanada) (keine<br />
deutsche Beteiligung)<br />
Finale: Claressa Shields (USA) - Nadesda<br />
Torlopowa (Russland) 19:12<br />
Halbfinale: Claressa Shields (USA)<br />
- Marina Wolnowa (Kasachstan) 29:15;<br />
Nadesda Torlopowa (Russland) - Li Jinzi<br />
(China) 12:10<br />
Platz Nation G S B Ges.<br />
1 Großbritannien 3 1 1 5<br />
2 Ukraine 2 1 2 5<br />
3 Kuba 2 - 2 4<br />
4 Russische Föderation 1 2 3 6<br />
5 Irland 1 1 2 4<br />
5 Kasachstan 1 1 2 4<br />
7 China 1 1 1 3<br />
8 Japan 1 - 1 2<br />
8 Vereinigte Staaten 1 - 1 2<br />
10 Italien - 2 1 3<br />
11 Brasilien - 1 2 3<br />
12 Mongolei - 1 1 2<br />
13 Südkorea - 1 - 1<br />
13 Thailand - 1 - 1<br />
15 Aserbaidschan - - 2 2<br />
16 Bulgarien - - 1 1<br />
16 Indien - - 1 1<br />
16 Litauen - - 1 1<br />
16 Tadschikistan - - 1 1<br />
16 Usbekistan - - 1 1<br />
<strong>BoxSport</strong> 57
Henry Maske<br />
exklusiv über<br />
das Olympia-Turnier<br />
Henry Maske bei der<br />
Verabschiedung der<br />
Olympia-Boxer in Hennef<br />
Vor den Spielen von London hatte Henry Maske die deutschen Olympia-Boxer<br />
im Trainingslager in Hennef verbschiedet und ihnen Mut<br />
zugesprochen. „Ihr habt es in der Hand, die Enttäuschung von Peking<br />
vor vier Jahren vergessen zu machen“, sagte Maske, 1988 selbst<br />
Olympiasieger. Für eine Medaille für den Deutschen Boxsport-Verband<br />
reichte es zwar auch in London nicht. Dennoch zieht der spätere<br />
Profi-Weltmeister Maske exklusiv für <strong>BoxSport</strong> ein positives Fazit:<br />
Nicht nur bei den deutschen Boxern hat er einen Aufwärtstrend erkannt,<br />
sondern im Amateurboxen insgesamt.<br />
treffen die S<br />
Dem Amateurboxen genermaßen <strong>wieder</strong> von allen<br />
stehen große Umwälzungen<br />
bevor. Deshalb das ist die richtige Entwicklung.<br />
Sportlern gefordert. Das ist gut,<br />
hat man auch während<br />
In London hat man gesehen, dass<br />
des olympischen Boxtur-<br />
die „Trefferhascherei“ glückli-<br />
niers in London eine gewisse cherweise <strong>wieder</strong> vernachlässigt<br />
Verunsicherung gespürt. Wo wird, dass das Boxerische <strong>wieder</strong><br />
geht es jetzt eigentlich hin, was deutlich an Bedeutung gewinnt.<br />
entscheidet? Die Kamprichter Dass die Athleten sich auf ihre<br />
haben stark dazu beigetragen, Stärken konzentrieren und nicht<br />
dass diese Verunsicherung nicht nur danach richten, wie die erste<br />
genommen werden konnte. Ich Runde gepunktet wurde. Selbst<br />
finde es absolut respektlos den wenn sie zurücklagen, haben sie<br />
Sportlern gegenüber, wenn Fehl-<br />
Fehlurteile<br />
versucht, ruhig zu bleiben und<br />
AIBA-Präsident Wu hat eine große Aufgabe vor sich – Entwi<br />
entscheidungen getroffen werden.<br />
Der Aserbaidschaner Magomed<br />
Abdulhamidow war im<br />
Bantamgewicht gegen den Japaner<br />
Satoshi Shimizu nur noch<br />
getaumelt und wurde dennoch<br />
zum Sieger erklärt. Dieses Urteil<br />
wurde letztendlich abgeändert.<br />
Das beschreibt allerdings nur die<br />
Spitze des Eisbergs. Wenn solch<br />
drastische Entscheidungen dazu<br />
führen, dass man eingreift, gibt<br />
es genügend Entscheidungen,<br />
die akzeptiert werden. Die aber<br />
nicht akzeptiert werden sollten.<br />
Denn damit trifft man nicht ein<br />
Land, oder eine Medaillenwertung,<br />
sondern vor allem den einzelnen<br />
Sportler – und zwar mitten<br />
ins Herz. Das ist schmerzlich,<br />
das darf einfach nicht sein.<br />
Langsam findet das Amateurboxen<br />
zu seinen alten Grundlagen<br />
zurück, so wird etwa der<br />
Kopfschutz im kommenden Jahr<br />
<strong>wieder</strong> abgeschafft. Die Verteidigungsbereitschaft<br />
wird gezwun-<br />
Gold und Silber im<br />
Superschwergewicht: Anthony Joshua<br />
(links) und Roberto Cammarelle<br />
ihrer Linie zu folgen. So hat mir<br />
der britische Superschwergewichtler<br />
Anthony Joshua sehr<br />
gut gefallen. Joshua ist für meine<br />
Begriffe eine Bereicherung. Er<br />
versucht, sich im Ring professionell<br />
darzustellen. Das sind die<br />
Athleten, die sich später auch<br />
bei den Profis durchsetzen werden,<br />
viele andere werden in der<br />
Masse bleiben.<br />
Es war eine Freude, Joshua<br />
zuzuschauen. Bei ihm war Begeisterung<br />
da, eine gewisse Klarheit,<br />
das sieht man im Superschwergewicht<br />
nicht so häufig.<br />
Viele Boxer dieser Gewichtsklasse<br />
bauen ab der zweiten Runde<br />
energetisch ab, wie Roberto<br />
Cammarelle. Das war bei Joshua<br />
nicht der Fall. Er hat seine Linie<br />
behalten, konnte ein relativ hohes<br />
Tempo gehen. Auch in der<br />
dritten Runde konnte er noch<br />
überzeugen.<br />
Joshua hat gute Ansätze, es<br />
auch als Profi einmal zu schaffen.<br />
Natürlich habe ich darauf<br />
geachtet, als ich mir die Kämpfe<br />
aus London angeschaut habe.<br />
Mein Blick ist verständlicherweise<br />
heute ein anderer als<br />
gestern. Aber ich habe es nicht<br />
vergessen, dass ich selbst einmal<br />
als Amateur im Ring stand.<br />
Dass ich in dreimal drei Minuten<br />
meine Stärken unterbringen,<br />
meine Linie behalten musste.<br />
Das zeichnet auch heute <strong>wieder</strong><br />
die Großen aus: Klar sein,<br />
überzeugend sein, nicht so viele<br />
Aktionen bringen, die untergehen<br />
und die die Punktrichter gar<br />
nicht sehen können. Sondern<br />
einzelne, wirkungsvolle Hände,<br />
58<strong>BoxSport</strong>
cklungen im Amateurboxen stimmen mich hoffnungsvoll<br />
ordentlich präsentiert. Schade,<br />
dass es nicht zu einer Medaille<br />
gereicht hat. Aber auch so ist eine<br />
Entwicklung erkennbar. Das<br />
deutsche Amateurboxen hat<br />
einen besseren Eindruck hinterlassen<br />
als noch vor vier Jahren.<br />
Herauszuheben ist der kleine<br />
Härtel. Klar, Stefan Härtel ist<br />
am weitesten gekommen. Aber<br />
auch den letzten Kampf hat er<br />
würdevoll verloren. Er hatte<br />
gute Chancen, zu gewinnen.<br />
Allerdings wäre er dann wohl,<br />
wie sein Bezwinger Anthony<br />
Ogogo, in der nächsten Runde<br />
gescheitert. Da wäre mit dem<br />
brasilianischen Rechtsausleger<br />
Esquiva Falcao Florentino noch<br />
eine echte Hürde gekommen.<br />
Der Fünf-Punkte-Abstand bei<br />
der 10:15-Niederlage gegen Ogogo<br />
war mir zu hoch, das stimmte<br />
nicht. Stefan fehlte letztlich<br />
ein bisschen Klarheit, vielleicht<br />
auch ein wenig der Mut. Aber<br />
insgesamt hat er sich gut präsentiert.<br />
Er hätte definitiv eine Medaille verdient gehabt. Ich<br />
glaube der Abstand zwischen der Spitze und unseren<br />
besten Boxern ist noch vorhanden. Position fünf bis acht<br />
zu erreichen ist also durchaus legitim.<br />
Bei Erik Pfeifer fehlte mir persönlich ein Stück Überzeugung,<br />
im ersten Kampf erfolgreich zu sein. Gerade<br />
im Superschwergewicht hatten ja alle im Vorfeld damit<br />
gerechnet, dass es dort am ehesten zu einer Medaille<br />
reicht. Das stimmte auch. Wirklich schade, dass es relativ<br />
schnell zu Ende ging.<br />
Enrico Kölling konnte seinen ersten Kampf gewinnen,<br />
der zweite war dann eine relativ klare Niederlage.<br />
Auch Patrik Wojcicki musste eine deutliche Niederlage<br />
einstecken. Aber er ist ja noch ein ganz junger<br />
Mann.<br />
Über unsere Sportart redet man seit vielen Jahren,<br />
man diskutiert, ob sie überhaupt noch bei den<br />
Olympischen Spielen dabei sein sollte. Es wurden<br />
Kompromisse eingegangen, der Kopfschutz eingeführt,<br />
die Rundenzahl verändert. Es wird also auf<br />
einer Ebene gekämpft, die ich nicht als die in der<br />
Öffentlichkeit zu kritisierende erachte. Die Gefahr<br />
im Boxen ist mit einem gutem Herangehen, mit einer<br />
sicheren Vorbereitung, auch mit dem Bewusstsein<br />
für Gefahr, dafür, für sich selbst verantwortlich<br />
zu sein, ausreichend minimiert. Man muss die<br />
Menschen, die in weißer Kleidung im Ring ste-<br />
die den Gegner beeindrucken<br />
und die Zuschauer spüren lassen,<br />
wer hier seinen Gegner in<br />
der Hand hat.<br />
In London hat man gesehen,<br />
dass die Boxer, die die Führungshand<br />
aktiv nutzen, deutlich erfolgreicher<br />
und zielorientierter<br />
agieren können. Bei den Profis<br />
wird sie ja oft vernachlässigt, sie<br />
ist dann nur die Auftakthand für<br />
die Schlaghand. Schnell wird der<br />
Kampf dann ausschließlich auf<br />
der Ebene reiner physischer Fähigkeiten<br />
geführt. Die Führungshand<br />
kann vorbereiten, führen<br />
eben, bei den Amateuren, wie<br />
bei den Profis.<br />
In London waren die Länder<br />
der früheren Sowjetunion stark<br />
in der Wertung. Früher war es ein<br />
Land, heute sind es zahlreiche.<br />
Kuba hat an Stärke eingebüßt,<br />
was die momentane Anzahl<br />
an Finalteilnehmern erkennen<br />
lässt. Die inneren Verhältnisse<br />
haben sich in den vergangenen<br />
30 Jahren gewandelt, die finanziellen<br />
Ressourcen sind nicht<br />
mehr so da. Dafür mischen heute<br />
<strong>wieder</strong> Boxer beispielsweise<br />
aus Brasilien mit, sie spielten bei<br />
uns früher kaum eine Rolle. Unsere<br />
Das Fehlurteil des Turniers: Magomed Abdulhamidow<br />
hen und am Ring sitzen, die Kampfrichter,<br />
in Frage stellen und drastische Maßnahmen<br />
treffen. In London hat man gesehen, dass<br />
die Kampfrichter einen Weg finden, sich gemeinsam<br />
auf einen Sieger zu verständigen.<br />
Selbst, wenn der eigentlich gar nicht gewonnen<br />
hatte. Das ist schlimm.<br />
AIBA-Präsident Ching-Kuo Wu hat eine<br />
große Aufgabe vor sich, er sollte sie angehen.<br />
Nein, er muss sie angehen, um unserem<br />
Sport zu dienen. Es geht ja gar nicht um<br />
diese krassen Fehlentscheidungen, die jeder<br />
Laie erkennt. Es geht um diese schleichenden<br />
Entscheidungen, die knapp sind und<br />
nach denen man sagt: naja, eigentlich hat ja<br />
der andere gewonnen. In anderen Sportarten<br />
entscheiden Bruchteile von Sekunden. Das<br />
ist bei uns nicht möglich. Bei uns ist eins plus<br />
eins nicht immer zwei. Das zu beurteilen fällt<br />
nicht immer leicht, Ansichten einzelner Entscheider<br />
sind bei Entscheidungen auch von<br />
Bedeutung. Die Schulung der Kampfrichter<br />
hat große Bedeutung. Wünschenswert wäre,<br />
Kampfrichter waren selbst Aktive. Um den<br />
Sportlern gerecht zu werden, muss es eine<br />
klare Linie geben. Klare Treffer sind klare<br />
Treffer. Punkt aus. Wenn einer nur aktiv ist,<br />
aber nicht trifft, kann er nicht gewinnen,<br />
wenn sein Gegner weniger aktiv ist, dafür<br />
aber trifft.<br />
Dass Präsident Wu jetzt Entscheidungen<br />
im Nachhinein abgeändert hat, ist gut so.<br />
Hätte er es nicht gemacht, wäre die kritische<br />
vier deutschen Boxer haben geht im Bantamgewicht gegen den Japaner Satoshi<br />
Resonanz noch weitaus größer. Aber es geht<br />
Shimizu sechsmal zu Boden und wird dennoch zum<br />
es zwar nicht in die Medaillenränge<br />
geschafft, haben sich aber<br />
man hinterher diskutiert, ob der Sieger tat-<br />
nicht um diese Entscheidungen, bei denen<br />
Sieger erklärt - zumindest vorübergehend<br />
portler mitten ins Herz<br />
sächlich gewonnen hat. Sondern um die, die<br />
man durchwinkt. Es sollte doch hauptsächlich<br />
darum gehen, den Sportler zu schätzen<br />
und seine Leistung bestmöglich zu bewerten.<br />
Jedenfalls stimmen mich die positiven<br />
Entwicklungen im Amateurboxen für die<br />
Zukunft ausgesprochen hoffnungsvoll. Bestimmt<br />
werde nicht nur ich unsere vier Akteure<br />
von Olympia im Auge behalten. 2016<br />
ruft schon heute. Lasst uns nicht <strong>wieder</strong><br />
nur gute Teilnehmer sein. Siegen ist einfach<br />
noch schöner.<br />
Henry Maske mit DBV-Sportdirektor<br />
Michael Müller, Boxer Enrico Kölling<br />
und Präsident Jürgen Kyas (von links)<br />
<strong>BoxSport</strong> 59
Alle Termine der 1. und 2. Bundesliga<br />
Die Kampfpläne der 1. und 2. Bundesliga stehen fest. Geboxt wird<br />
in beiden Staffeln nur jeweils mit fünf Mannschaften. Während das<br />
Oberhaus am 6. Oktober mit der Besetzung des Meisterfinale aus<br />
dem Vorjahr Velberter BC – Nordhäuser SV in die Saison startet,<br />
beginnt die 2. Liga erst zwei Wochen später.<br />
Dabei überrascht, dass in diesem Jahr nur fünf Teams im Unterhaus<br />
antreten. „Wir haben leider nur so wenige Meldungen bekommen“,<br />
so der kommissarische Liga-Obmann des DBV Steven Nichols. „Bei<br />
vielen Vereinen, wie Braunschweig oder Cottbus, sind Sponsoren<br />
abgesprungen, so dass sie die Finanzierung nicht auf die Beine<br />
gestellt bekamen.“ Nichols betont jedoch nochmal, dass die Startgebühren<br />
die gleichen wie im Vorjahr sind. Nur die Strafen für<br />
Nicht-Antreten von Boxern wurden erhöht.<br />
<strong>BoxSport</strong> druckt die Ligastaffeln mit<br />
den entsprechenden<br />
Kampfplänen.<br />
Titelverteidiger: Der Velberter BC startet auch in diesem Jahr als haushoher Favorit in die Serie<br />
1.Bundesliga Saison 2012/2013<br />
Velberter BC<br />
Nordhäuser SV<br />
Motor Babelsberg<br />
BC Straubing<br />
MBR Hamm<br />
1. WK-Tag: 05.-07.10.2012<br />
Velberter BC<br />
Motor Babelsberg<br />
Frei: MBR Hamm<br />
- Nordhäuser SV<br />
- BC Straubing<br />
2. WK-Tag: 12.-14.10.2012<br />
MBR Hamm<br />
- Velberter BC<br />
BC Straubing - Nordhäuser SV<br />
Frei: Motor Babelsberg<br />
3. WK-Tag: 26.-28.10.2012<br />
Nordhäuser SV<br />
MBR Hamm<br />
Frei: Velberter BC<br />
- Motor Babelsberg<br />
- BC Straubing<br />
4. WK-Tag: 02.-04.11.2012<br />
BC Straubing<br />
- Velberter BC<br />
Motor Babelsberg - MBR Hamm<br />
Frei: Nordhäuser SV<br />
5. WK-Tag: 16.-18.11.2012<br />
Velberter BC - Motor Babelsberg<br />
MBR Hamm - Nordhäuser SV<br />
Frei: BC Straubing<br />
6. WK-Tag: 14.-16.12.2012<br />
Nordhäuser SV - Velberter BC<br />
BC Straubing - Motor Babelsberg<br />
Frei: MBR Hamm<br />
7. WK-Tag: 01.-03.02.2013<br />
Nordhäuser SV - BC Straubing<br />
Velberter BC<br />
- MBR Hamm<br />
Frei: Motor Babelsberg<br />
8. WK-Tag: 08.-10.02.2013<br />
Motor Babelsberg - Nordhäuser SV<br />
BC Straubing<br />
- MBR Hamm<br />
Frei: Velberter BC<br />
9. WK-Tag: 15.-17.02.2013<br />
Velberter BC<br />
- BC Straubing<br />
MBR Hamm - Motor Babelsberg<br />
Frei: Nordhäuser SV<br />
10. WK-Tag: 22. – 24.02.2013<br />
Motor Babelsberg - Velberter BC<br />
Nordhäuser SV - MBR Hamm<br />
Frei: BC Straubing<br />
Hinweis:<br />
Nach Absprache mit den Vertretern der 1. Bundesliga<br />
wird die Gewichtsklasse 76,0 Kg auf<br />
78,0 Kg erhöht!<br />
2. Bundesliga Saison 2012/2013<br />
BC Chemnitz<br />
BSK Seelze<br />
BR Hanau<br />
BV Weimar<br />
BT Hanse Wismar<br />
1. WK: 19.-21.10.2012<br />
BC Chemnitz<br />
- BSK Seelze<br />
BR Hanau<br />
- BV Weimar<br />
Frei: Boxteam Hanse Wismar<br />
2. WK: 02.-04.11.2012<br />
Boxteam Hanse Wismar<br />
BV Weimar<br />
Frei: BR Hanau<br />
3. WK: 09.-11.11.2012<br />
- BC Chemnitz<br />
- BSK Seelze<br />
BR Hanau - Boxteam Hanse Wismar<br />
BC Chemnitz<br />
- BV Weimar<br />
Frei: BSK Seelze<br />
4. WK: 14.-16.12.2012<br />
BV Weimar - Boxteam Hanse Wismar<br />
BSK Seelze<br />
- BR Hanau<br />
Frei: BC Chemnitz<br />
5. WK: 01.-03.02.2013<br />
Boxteam Hanse Wismar<br />
- BSK Seelze<br />
BC Chemnitz<br />
Frei: BV Weimar<br />
6. WK: 15. -17.02.2013<br />
- BR Hanau<br />
BV Weimar<br />
- BR Hanau<br />
BSK Seelze<br />
- BC Chemnitz<br />
Frei: Boxteam Hanse Wismar<br />
7. WK: 15.-17.03.2013<br />
Boxteam Hanse Wismar<br />
BV Weimar<br />
Frei: BSK Seelze<br />
8. WK: 22.-24.03.2013<br />
- BR Hanau<br />
- BC Chemnitz<br />
BC Chemnitz - Boxteam Hanse Wismar<br />
BSK Seelze<br />
- BV Weimar<br />
Frei: BR Hanau<br />
9. WK: 05.-07.04.2013<br />
Boxteam Hanse Wismar<br />
BR Hanau<br />
Frei: BC Chemnitz<br />
10. WK: 19.-21.04.2013<br />
- BV Weimar<br />
- BSK Seelze<br />
BSK Seelze - Boxteam Hanse Wismar<br />
BR Hanau<br />
- BC Chemnitz<br />
Frei: BV Weimar<br />
60 <strong>BoxSport</strong>
Deutsche Boxer glänzen beim<br />
17. Brandenburg-Cup in Frankfurt/Oder<br />
Viermal Gold für DBV<br />
Extra-Lob für Berliner El-Hag<br />
Omar El-Hag mit<br />
Trainer Egon Omsen.<br />
Der Boxer verdiente<br />
sich ein Sonderlob<br />
von seinem Trainer<br />
Die Ergebnisse der DBV-Boxer<br />
49 Kg: 7Teilnehmer:<br />
Dejan Cajic (GER)<br />
- 10:11 PN g. Evan Gillard (CAN)<br />
52 Kg: 11 Teilnehmer:<br />
Richard Goman (GER) - 18:04 PS ü. Tomasz Smerdel (POL)<br />
Richard Goman (GER) - 11:10 PS ü. Viktor Komkov (LTU)<br />
Richard Goman (GER) - 13:09 PS ü. Nikita Kuznetsov (RUS)<br />
Richard Goman (GER) - +11:11 PS ü. Bakhtovar Nazirov (RUS)<br />
56 Kg:11 Teilnehmer:<br />
Batu Coskun (GER)<br />
- 09:17 PN g. Elias Friha (FRA)<br />
Omar El Hag (GER) - 12:06 PS ü. Bradley Wilcox (CAN)<br />
Omar El Hag (GER) - 13:07 PS ü. Viktor Agateljan (CZE)<br />
Omar El Hag (GER)<br />
- 12:08 PS ü. Elias Friha (FRA)<br />
Die deutschen Jugend-Boxer haben<br />
beim 17. Brandenburg-Cup<br />
ebenso wie Russland viermal<br />
Gold erobert und mit den weiteren<br />
acht Medaillen den Mannschaftswettbewerb<br />
knapp gewonnen. Litauen und erstmals Dänemark<br />
stellten die restlichen Sieger.<br />
„Olympia ist vorbei, jetzt wird überall<br />
in den Nachwuchs investiert, in vielen Ländern<br />
wird mit Blick schon auf 2016 boxsportlich<br />
aufgerüstet", hat Hans Birka erkannt.<br />
Der Nachwuchs-Bundestrainer wertet das<br />
Frankfurter DBV-Resultat als "wider Erwarten<br />
gut angesichts der nicht optimalen Vorbereitung.“<br />
Ein Extra-Lob verdiente sich Omar El<br />
Hag. Der Vorjahres-Cup-Dritte setzte sich im<br />
Bantamgewicht souverän durch, bezwang<br />
im Endkampf den Franzosen Elias Friha mit<br />
12:8. „Eine WM-Medaille im Oktober in Thailand<br />
ist jetzt das Ziel", so der Schwarzschopf<br />
vom TSC Berlin.<br />
Für eine weitere Goldmedaille sorgte<br />
noch ein Berliner: Abu-Lubdeh Abdulrahman<br />
aus der Eintracht-Berlin-Schmiede<br />
von Harald Lange siegte im Mittelgewicht<br />
gegen den Polen Arkadiusz Szwedowicz<br />
klar mit 14:11 nach Punkten. „Das war ein<br />
wichtiger Erfolg“, so „Arnold“, der bereits bei<br />
der U19-DM in Köln die gesamte Konkurrenz<br />
vermöbelte. „Ich werde im Oktober<br />
an den Weltmeisterschaften in Thailand<br />
teilnehmen. Da bringt mich jedes Turnier<br />
weiter.“ Landestrainer Egon Omsen war<br />
nach dem souveränen Sieg beim Brandenburg-Cup<br />
von Abdulrahmans Leistung<br />
begeistert. Omsen: „Der Junge hat eine<br />
außergewöhnliche Technik und ist sehr,<br />
sehr schnell. Das hat er hier <strong>wieder</strong> demonstriert.“<br />
Die weiteren Medaillen für Deutschland<br />
holten Dejan Cajic (Halbfliegengewicht,<br />
Bronze), Richard Gomann (Fliegengewicht,<br />
Silber), Abass Baraou (Weltergewicht, Silber),<br />
Roman Fress, Melvin Perry ( beide<br />
Halbschwergewicht, Bronze), Tom Schwarz<br />
(Schwergewicht, Silber), Albon Pervizaj,<br />
Mike Fanselow (beide Schwergewicht,<br />
Bronze) und Florian Schulz (Super-Schwergewicht,<br />
Bronze).<br />
Die Länderwertung:<br />
Rang: Land Gold Silber Bronze Summe<br />
01 Deutschland 4 2 6 12<br />
02 Rußland 4 2 3 9<br />
03 Dänemark 1 - - 1<br />
03 Litauen 1 - - 1<br />
05 Frankreich - 3 - 3<br />
06 Kanada - 1 2 3<br />
07 Norwegen - 1 1 2<br />
07 Polen - 1 1 2<br />
09 Irland - - 3 3<br />
10 Tschechien - - 2 2<br />
11 Österreich - - 1 1<br />
11 Wales - - 1 1<br />
13 Belgien - - - 0<br />
13 Estland - - - 0<br />
13 Portugal - - - 0<br />
13 Schottland - - - 0<br />
13 Schweden - - - 0<br />
13 Ungarn - - - 0<br />
60 Kg: 13 Teilnehmer:<br />
Sahan Aybay (GER) - 10:13 PN g. Mark Mc Keown (SCO)<br />
64 Kg 16 Teilnehmer:<br />
Chris Förster (GER) - 07:10 PN g. David Roche (IRL)<br />
Malek Ezzeldinne (GER)- 09:08 PS ü. Nicolai Hede Jensen (DEN)<br />
Malek Ezzeldinne (GER)- Aufg.-NL 3.R. g. Sergey Sobylinskiy (RUS)<br />
David Todorovic (GER) - 08:07 PS ü. Salavat Khatujev (NOR)<br />
David Todorovic (GER) - Aufg.-NL 3.R. g. Yannick Dehez (FRA)<br />
Marcel Orsinger (GER) - 14:12 PS ü. Ricky Rowlands (WAL)<br />
Marcel Orsinger (GER) - 08:10 PN g. Artur Biarslanov (CAN)<br />
69 Kg: 12 Teilnehmer:<br />
Jan Ualhanov (GER) - 09:11 PN g. Patrik Balog (CZE)<br />
Johannes Simsch (GER) - 05:11 PN g. Igor Kharitonov (RUS)<br />
Abbas Baraou (GER) - 14:08 PS ü. Adam Sakhnini (SWE)<br />
Abbas Baraou (GER) - 18:08 PS ü. Michal Ostrowski (POL)<br />
Abbas Baraou (GER) - 09:15 PN g.Igor Kharitonov (RUS)<br />
75 Kg: 12 Teilnehmer:<br />
Andreas Hermann (GER) - 03:12 PN g. Magomed Madiyev (RUS)<br />
Abu-Lubdeh Abdulrahman (GER) - 15:09 PS ü. Jordan Kulinski (POL)<br />
Abu-Lubdeh Abdulrahman (GER) - 07:03 PS ü. Sultan Musaev (AUT)<br />
Abu-Lubdeh Abdulrahman (GER) - 14:11 PS ü. Arkadiusz Szwedowicz (POL)<br />
81 Kg: 11 Teilnehmer:<br />
Roman Fress (GER) - 09:06 PS ü. Hampus Henriksson (SWE)<br />
Roman Fress (GER) - 12:+12 PN g. Alexander Jankovic (DEN)<br />
Melvin Perry (GER) - 16:09 PS ü. George Boylan (IRL)<br />
Melvin Perry (GER) - WO-NL g. Joakim Sliwa (NOR)<br />
91 Kg: 9 Teilnehmer:<br />
Mike Fanselow (GER) +15:15 PS ü. Kody Davies (WAL)<br />
Mike Fanselow (GER) - 17:08 PS ü. Lamine Seraiche (FRA)<br />
Tom Schwarz (GER) - 17:06 PS ü. Richard Horth (CAN)<br />
Albon Pervizaj (GER) - 07:13 PN g. Andrey Stotskiy (RUS)<br />
Tom Schwarz (GER) - 13:10 PS ü. Mike Fanselow (GER)<br />
Tom Schwarz (GER) - 05:15 PN g. Andrey Stotskiy (RUS)<br />
+91 Kg: 5 Teilnehmer:<br />
Dennis Lewandowski (GER) - 12:06 PS ü. Bela Szajko (HUN)<br />
Florian Schulz (GER) - 09:12 PN g. Ivan Kabatov (RUS)<br />
Dennis Lewandowski (GER) - 10:04 PS ü. Samuel Goyet (CAN)<br />
Dennis Lewandowski (GER) - 12:10 PS ü. Ivan Kabatov (RUS)<br />
Die Ergebnisse der Finalkämpfe:<br />
49 Kg: Yusup Gazaev (RUS) - 14:10 PS ü. Evan Gillard (CAN<br />
52 Kg: Richard Goman (GER) - +11:11 PS ü. Bakhtovar Nazirov (RUS)<br />
56 Kg: Omar El Hag (GER) - 12:08 PS ü. Elias Friha (FRA)<br />
60 Kg: Khuseyn Baysangurov (RUS) - 14:09 PS ü. Sofiane Oumiha (FRA)<br />
64 Kg: Eimantas Stanionis (LTU) - 15:06 PS ü. Yannick Dehez (FRA)<br />
69 Kg: Igor Kharitonov (RUS) - 15:09 PS ü. Abass Baraou (GER)<br />
75 Kg: Abu-Lubdeh Abdulrahman (GER) - 14:11 PS ü. Arkadiusz Szwedowicz (POL)<br />
81 Kg: Aleksanda Jankovic (DEN) - 14:11 PS ü. Joakim Sliwa (NOR)<br />
91 Kg: Andrey Stotskiy (RUS) - 15:05 PS ü. Tom Schwarz (GER)<br />
91+Kg: Dennis Lewandowski (GER) - 12:10 PS ü. Ivan Kabatov (RUS)<br />
<strong>BoxSport</strong> 61
AUS DEN VERBÄNDEN<br />
Baden-Württemberg<br />
Auszeichnung für<br />
Boxprojekt<br />
Ein Boxprojekt, das schon seit<br />
vielen Jahren einige sehr gute<br />
und erfolgreiche Kaderathleten<br />
unter der Leitung von Oliver<br />
Dentz hervorgebracht hat und<br />
mit den Vereinen SpVgg 07 Ludwigsburg<br />
und Vfk Germania<br />
Stuttgart kooperiert, wurde jetzt<br />
ausgezeichnet. Und zwar mit<br />
dem diesjährigen Bürgerpreis<br />
Rems-Murr zum Thema „Engagiert<br />
für junge Leute“. Seit jeher<br />
stehen die guten Trainingsmöglichkeiten<br />
des Projekts den Kaderathleten<br />
des Box-Verbands<br />
Baden-Württemberg (BVBW)<br />
offen. Diese nutzen das Angebot<br />
auch regelmäßig und gerne. Anfang<br />
dieses Jahres erst hat Dentz,<br />
der Trainer und Begründer des<br />
Projekts, seine A-Lizenz in Bad<br />
Hennef erfolgreich bestanden.<br />
Regio-Cup ein voller Erfolg<br />
Der 1. Regio-Cup im Bereich<br />
Boxen war ein voller Erfolg. Insgesamt<br />
kamen neun Kämpfe zustande,<br />
was insgesamt ein zweieinhalbstündiges<br />
Programm<br />
ergab. Es waren Kämpfer aus<br />
dem gesamten Landesgebiet<br />
angereist. Die weiteste Anreise<br />
hatten die Boxer<br />
aus dem Klettgau<br />
an der schweizerischen<br />
Grenze bei<br />
Waldshut. Die Region<br />
Stuttgart musste<br />
sich knapp mit 12:11<br />
der Landesauswahl<br />
geschlagen geben. „Dieses Ergebnis<br />
war aber nebensächlich,<br />
da durchweg spannende Kämpfe<br />
zu sehen waren“, sagte Jürgen<br />
Wiedemann, der Präsident des<br />
Box-Verbands Baden-Württemberg<br />
(BVBW). Alle Teilnehmer<br />
erhielten eine Erinnerungsmedaille.<br />
Mario Loguercio vom Iron<br />
Box-Club Singen wurde zum<br />
besten Techniker gekürt und mit<br />
einem Pokal gewürdigt. Richard<br />
Fehn vom BC Sinsheim erhielt<br />
einen Pokal für die knappste<br />
Niederlage.<br />
BAYERN<br />
Winnerl feiert 60.!<br />
Oliver Dentz leitet das<br />
preisgekrönte Box-<br />
Projekt<br />
Der langjährige Landesjugendwart<br />
des Boxverbandes Bayern,<br />
Gerhard Winnerl, feierte seinen<br />
sechzigsten Geburtstag. Winnerl<br />
leistet bis heute herausragende<br />
und erfolgreiche Arbeit<br />
für die BABV-Jugend und hofft,<br />
noch viele weitere Jahre in dieser<br />
Funktion tätig zu sein.<br />
Landesmeisterschaft<br />
beim BC Weißenburg<br />
Die Bayerische Meisterschaften<br />
2012 für Männer und Frauen<br />
wurden an den Boxclub Weißenburg<br />
vergeben und finden nun<br />
am 20. und 21. Oktober 2012 in<br />
Scheckübergabe am Rande des Regio-Cups: Stuttgarter Türsteher und Promoter<br />
Torsten Techel haben Ringfrei Leonberg mit einer 500-Euro-Spende unterstützt<br />
Weißenburg statt. Die Internationalen<br />
Süddeutschen Meisterschaften<br />
für Jugend werden am<br />
27. und 28. Oktober 2012 in Ulm<br />
durchgeführt.<br />
HAMBURG<br />
Hamburg trauert um<br />
Andreas Prox<br />
Eine Autogrammkarte aus Profi-Tagen:<br />
Andreas Prox<br />
Der zweimalige Deutsche Vizemeister<br />
Andreas Prox ist im<br />
Alter von 53 Jahren nach einer<br />
schweren Krankheit verstorben.<br />
Prox lernte beim BC Sportmann<br />
das Boxen, wurde dort 1977 das<br />
erste Mal Deutscher Vizemeister.<br />
Nach dem Wechsel zum BSV<br />
19 erreichte er 1980 zum zweitem<br />
Mal den Titel im Halbmittelgewicht.<br />
Im Anschluss wurde<br />
er Profi und bestritt 19 Kämpfe,<br />
wovon er 15 Kämpfe gewann.<br />
Bessere Förderung<br />
für Hamburg<br />
Bei einem Treffen mit dem Vorstand<br />
und den Vereinsvertretern<br />
des HABV setzte sich der Vertreter<br />
des DBV, Michael Müller,<br />
ganz entschieden für eine Stärkung<br />
des Standortes Hamburg<br />
ein. Konkret sollen das Leistungszentrum<br />
im Braamkamp<br />
und das Verbandstraining eine<br />
stärkere Förderung erfahren. Die<br />
Landestrainer sollen durch verantwortliche<br />
Stützpunkttrainer<br />
in den Stadtteilen unterstützt<br />
werden. Der, auf Grundlage der<br />
Rahmenkonzeption des DBV erfolgende<br />
Leistungsaufbau soll<br />
systematisiert und konzeptioniert<br />
werden. Hierdurch wird<br />
auch die Voraussetzung für eine<br />
relevante, öffentliche, finanzielle<br />
Förderung geschaffen. Die Bedingungen<br />
für die besten Sportlerinnen<br />
und Sportler Hamburgs<br />
sollen verbessert werden.<br />
NIEDERSACHSEN<br />
May <strong>wieder</strong> im Box-Ring<br />
Der VfB Oldenburg nutzte die<br />
Gesundheitsinitiative der Barmer<br />
GEK „Deutschland bewegt<br />
sich“ auf dem Oldenburger<br />
Schloßplatz um eindrucksvoll<br />
für den Boxsport zu werben.<br />
Unterstützung fanden sie dabei<br />
bei dem ehemaligen Box-Olympiasieger<br />
Torsten May, der u.a.<br />
mit den jüngsten Mitgliedern<br />
des VFB und den Mädels einen<br />
Einblick in die Trainingsarbeit<br />
lieferte. Auch absolvierte er mit<br />
dem VFB-Boxer Mohammad<br />
Nasser einen Sparringskampf.<br />
Am Ende war Torsten May voll<br />
des Lobes über die Aktivitäten<br />
des VFB: „Solch eine gute und<br />
gezielte Nachwuchsförderung<br />
wie beim VFB gibt es heute selten<br />
in den Vereinen.“<br />
Für die Gesundheit zurück in den Ring:<br />
Torsten May<br />
NORDRHEIN-WESTFALEN<br />
Happy Birthday,<br />
Dieter Schumann!<br />
Auf stolze 70 Jahre darf er nun<br />
zurückblicken, die Dortmunder<br />
Boxsportikone Dieter Schumann.<br />
Dortmunds Boxfunktionär<br />
Nr.1, der mittlerweile im<br />
40.Jahr die Geschicke des über<br />
die Stadtgrenzen hinaus bekannten<br />
DBS 20/50 Dortmund<br />
führt, feierte nun seinen 70.<br />
Geburtstag. Ende der 50er Jahre<br />
stieg Schumann ganze 25 mal in<br />
den Ring und lehrte seine hochkarätigen<br />
Gegner das Fürchten.<br />
„15 mal durfte ich davon als<br />
Sieger den Ring verlassen“, erinnert<br />
sich der rüstige und vitale<br />
Jubilar mit einem bisschen<br />
Wehmut im Blick. Begann er als<br />
Jugendturniersieger im Bezirk<br />
Ruhr-Ems, holte er zwei Jahre<br />
später den heiß umkämpften<br />
Titel des Junioren Bezirksmeisters<br />
im gleichnamigen Verband.<br />
Heute legt Schumann viel Wert<br />
auf die Betreuung des Boxnach-<br />
62 <strong>BoxSport</strong>
Schwergewichtler im damaligen<br />
Boxverband der DDR. Im Jahr<br />
1974 erkämpfte er den DDR<br />
Meistertitel im Schwergewicht<br />
und schlug im Finale Gerd Sachse<br />
aus Gera. Nach Beendigung<br />
seiner aktiven Laufbahn zog es<br />
ihn <strong>wieder</strong> nach Helbra zurück<br />
und als Trainer war er bis zur<br />
Wende erfolgreich für die Boxer<br />
in Eisleben verantwortlich.<br />
Hoffnungsvolle Sportler wie Timo<br />
Hoffmann oder Maik Kulbe<br />
wurden von ihm entwickelt und<br />
gingen dann ihren erfolgreichen<br />
Weg im Sportverein in Halle weiter.<br />
SCHLESWIG-HOLSTEIN<br />
Emil Willer feiert 80.!<br />
Viel Spaß hatten die Kinder beim Boxtraining mit Christian Grelik und Dieter<br />
Schumann<br />
wuchses. So führte er kurz nach<br />
seinem Geburtstag zusammen<br />
mit Boxtrainer Christian Grelik<br />
auf der Kinderferienpartie in der<br />
Helmut-Körnig-Halle in Dortmund<br />
mit zahlreichen Kindern<br />
ein Boxtraining durch. Die Kinder<br />
machten begeistert mit und<br />
lernten nach dem Aufwärmtraining<br />
einige Boxtechniken. Nach<br />
den Übungen waren alle nassgeschwitzt<br />
und die aufgestauten<br />
Aggressionen verflogen. Es hat<br />
allen gefallen und für den nächsten<br />
Boxlehrgang des DBS 20/50<br />
haben sich einige neue Teilnehmer<br />
gefunden.<br />
Technik-Training<br />
mit Kuba-Trainer<br />
Jo de Vrieze, der seit vielen Jahren<br />
in Havanna für den Kubanischen<br />
Boxverband arbeitet,<br />
führte ein intensives Technik-<br />
Training für einige Nachwuchsboxer<br />
durch. Organisiert wurde<br />
der Lehrgang vom Förderverein<br />
Düsseldorfer-Box-Vereine. 38<br />
Athleten aus dem Rheinland,<br />
Westfalen, Lüttich und Düsseldorf<br />
waren dabei. Sprachprobleme<br />
gab es keine. Martin Lücker,<br />
Coach beim PTSV Aachen,<br />
folgte der spontanen Einladung<br />
des Fördervereins und half beim<br />
Übersetzten. Lücker brachte<br />
gleich zwei talentierte Sportler<br />
mit. Unter den aufmerksamen<br />
Augen der anwesenden Trainer<br />
arbeitete der Vrieze mit den Teilnehmern<br />
maßgeblich an ihrer<br />
Beinarbeit.<br />
Alles im Blick: Konsequent führte Joe<br />
de Vrieze sein Boxtraining durch<br />
SACHSEN-ANHALT<br />
Detlef Schulze ist tot<br />
Der erfolgreiche Amateurboxer<br />
Detlef Schulze ist im Alter von<br />
61 Jahren verstorben. Schulzebegann<br />
Ende der 60iger Jahre<br />
mit dem Boxsport in Helbra und<br />
wurde aufgrund seiner guten<br />
sportlichen Entwicklung zum<br />
ASK Vorwärts nach Franfurt/<br />
Oder delegiert. Er entwickelte<br />
sich dort zu einem erfolgreichen<br />
Neue Trainingsstätte<br />
für Boxclub Helbra<br />
Großer Auflauf in Helbra, denn<br />
hoher Besuch hatte sich bei den<br />
Boxern angekündigt. Alle Sportler<br />
und weitere Gäste waren in<br />
der zukünftigen neuen Trainingsstätte<br />
in der Minnastraße<br />
erschienen und pünktlich um<br />
09.30 Uhr kam Innenminister<br />
Holger Stahlknecht zur feierlichen<br />
Scheckübergabe in Höhe<br />
von Euro 100.000 an die Gemeinde<br />
zum Ausbau des alten Kinos<br />
zur neuen Trainings- und Wettkampfstätte.<br />
Dankend nahmen<br />
der Bürgermeister Herr Alfred<br />
Böttge und die Abteilungsleiterin<br />
Boxen Frau RA Kathrin Sonderhoff<br />
diesen Scheck entgegen.<br />
Die Boxer des Boxclub Helbra<br />
werden nach Abschluss der<br />
Bauarbeiten voraussichtlich im<br />
Frühjahr 2013 im umgebauten<br />
ehemaligen Kino und Tanzsaal<br />
ihren Traingsbetrieb aufnehmen<br />
können. Die Trainingsstätte wird<br />
umfangreich saniert und mit<br />
Umkleide-und Sanitärbereich,<br />
Kraftraum, Trainerzimmer sowie<br />
Nebengelass bestens ausgestattet<br />
sein.<br />
Emil Willer feierte seinen 80.<br />
Geburtstag<br />
Der ehemalige Deutsche Meister<br />
im Halbschwer- und Schwergewicht,<br />
Emil Willer, feierte<br />
seinen 80. Geburtstag. Emil<br />
Willer erlernte als Jugendlicher<br />
den Beruf eines Schlossers und<br />
begann 1947 in seiner Heimatstadt<br />
Kiel mit dem Boxen. 1951<br />
wurde er erstmals schleswigholsteinischer<br />
Landesmeister<br />
im Halbschwergewicht. Diesen<br />
Titel errang er in der Folgezeit<br />
noch öfter. 1954 wechselte Emil<br />
Willer aus beruflichen Gründen<br />
nach Leverkusen und boxte von<br />
da an für Bayer Leverkusen. Im<br />
Jahre 1956 gelang Emil Willer<br />
im Finale der deutschen Meisterschaft<br />
im Halbschwergewicht<br />
ein Punktsieg über Altmeister<br />
Helmut Pfirrmann aus Weinheim.<br />
Seinen zweiten deutschen<br />
Meistertitel gewann Emil Willer<br />
im Jahre 1959. Im Schwergewicht<br />
siegte er dabei über Emil<br />
Herrmann aus Recklinghausen<br />
durch Abbruch in der 1. Runde.<br />
Große Freude beim BC Helbra über die Spende von 100.000 Euro von Holger<br />
Stahlknecht<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
63
ALLE KÄMPFE – alle sieger<br />
BAYERN<br />
Mannschaftsvergleich TV Bad<br />
Windsheim - BR Villingen 15:9<br />
Schüler: Pap. 40: Bedzenezhnykh<br />
(V) PS über Derheim (W) Pap. 42:<br />
Stiben (W) PS über Heubauer (V)<br />
Kadetten: Pap. 38: Krotter (W) PS<br />
über Geissler Alexander (V) Pap. 42:<br />
Sterny (V) RSC-S.3.R. über Brabander<br />
(W) Junioren: Fl: Rempel (W) ue.<br />
Geissler Mathias (V) L: Dezel (W) PS<br />
über Milberger (V) W: Bauer (W) PS<br />
über Selimovic (V) Jugend: W: Tesse<br />
(V) PS über Wölfling (W) Männer/<br />
Frauen: L (weibl): Coussens (W) PS<br />
über Avranenko (V) HW: Raman (W)<br />
PS über Mut (V) M: Büchner (W) PS<br />
über Kindsvater (V) S: Becker (V) PS<br />
über Kujak (W)<br />
Mannschaftsvergleich TSV<br />
Peißenberg - TV Kempten 7:5<br />
Schüler: Pap. 44: Hardok (K) PS über<br />
Vollmann (P) HFl: Rigas M. (P) PS<br />
über Kurschak (K) Junioren: L: Faico<br />
(K) PS über Hoffmann (P) Männer: W:<br />
Wittur (P) PS über Dikici (K) M: Kirsanov<br />
(P) PS über Ipek (K) HS: Rigas A<br />
(P) ue. John (K)<br />
Mannschaftsvergleich BC<br />
Kaufbeuren - TG Worms 14:4<br />
Schüler: Pap. 42: Fedotov (K) PS<br />
über Morio (W) Junioren: Fl: Fertich<br />
Stefan (K) PS über Skliarov (W) HW:<br />
Eifert (K) PS über Pinarbasi (W) W:<br />
Helbling (K) PS über Baimler (W) W:<br />
Judt (W) Aufg.-S.2.R. über Gorr (K)<br />
Männer/Frauen: L (weibl): Slobodjanikowa<br />
(K) PS über Gertel (W) L:<br />
Bilgin (K) Aufg.-S.1.R. über Kinshakov<br />
(W) M: Pritschow (W) Aufg.-S.2.R.<br />
über Yildiz (K) S: Gorst (K) Disq.-<br />
S.3.R. über Aci (W)<br />
Mannschaftsvergleich BC Speyer<br />
- Bad Windsheim 6:16<br />
Schüler: Pap. 38: Krotter (BW) ue. Fischer<br />
(S) Pap. 42: Derheim (BW) PS<br />
über Ibrahim (S) HFl: Rossbach (BW)<br />
PS über Seil (S) Kadetten: Pap.42:<br />
Stiben (BW) RSC-S.1.R. über Brodbeck<br />
(S) HW: Dezel (BW) PS über<br />
Beimler (S) M: Barmani (S)<br />
PS über Bauer (BW) Junioren: B:<br />
Skiliarov (S) PS über Rempel (BW)<br />
HM: Wölfling (BW) ue. Häusler (S)<br />
Männer: W: Waigand (BW) RSC-<br />
S.3.R. über Gaul (S) M: Hinkel (BW)<br />
PS über Gries (S) HS: Büchner (BW)<br />
PS über Ayar (S)<br />
Intern. Mannschaftsvergleich BC<br />
Weißenburg - Stadtauswahl Prag/<br />
CZ 12:6<br />
Männer/Frauen: F (weibl): Juranova<br />
(P) PS über Milles (W) HW: Barsegjan<br />
(W) Aufg.-S.2.R. über Broz (P) HW:<br />
Dahinten (W) RSC-S.1.R. über Molik<br />
(P) W: Balog (P) PS über Winter (W)<br />
M: Andrysek (P) PS über Arsumanjan<br />
Marten (W) HS: Arsumanjan Sascha<br />
(W) PS über Voitech (P) HS: Lang<br />
(W) PS über Vaclav (P) S: Lehnis<br />
(W) RSC-S.1.R. über Rozec (P) SS:<br />
Kujak (W) KO-S.3.R. über Lazar (P)<br />
Einlagekämpfe: Schüler: Pap. 34:<br />
Schäfler (Schwabach) PS über Rudi<br />
(Weißenburg) Kadettinnen: B: Albrecht<br />
(Weißenburg) RSC-S.2.R. über<br />
Kucharski (Landsberg)<br />
Mannschaftsvergleich BC<br />
Straubing - PSV Stralsund 11:5<br />
Kasdetten: HFl: Gorte (SR) ue. Atac<br />
(S) Junioren: B: Meier (SR) PS über<br />
Tsratz (S) L: Ramadan (SR) PS über<br />
Jangojan (S) HM: Wasischew (S) PS<br />
über Shala Florit (SR) Jugend: HW:<br />
Kafli (SR) PS über Fischer (S) HS:<br />
Rexhepi (S) PS über Gutkowski (SR)<br />
SSchwer: Shala Granit (SR) PS über<br />
Lewandowski (S) Männer: S: Gorst<br />
(SR) Aufg.-S.3.R. über Witzke (S)<br />
Bezirksvergleich Oberfranken -<br />
Unterfranken 10:6<br />
Schüler: Pap. 40: Derheim (UFR) PS<br />
über Jomaa (OFR) Junioren: HW:<br />
Rubner (OFR) ue. Kopka (UFR) F:<br />
Root (UFR) ÜS über Meitz (OFR) M:<br />
Angles (OFR) PS über Bastron (UFR)<br />
Kadetten: Pap. 42: Ören (OFR) ue.<br />
Stiben (UFR) Jugend: W: Maier (OFR)<br />
PS über Dadaev (UFR) Männer: HW:<br />
Horn (OFR) Disq.-S.3.R. über Knorr<br />
(UFR) SSchwer: Bulgardarjan (OFR)<br />
KO-S.1.R. über Neustein (UFR)<br />
Intern. Mannschaftsvergleich BC<br />
Straubing - BK Sesvete 6:14<br />
Kadetten: F: Suvaly (BK) PS über<br />
Schinabeck (SR) L: Hunic (BK) PS<br />
über Ramadan (SR) Jugend: HW:<br />
Pretenjaco (BK) PS über Bilgin (SR)<br />
HW: Platic Luka (BK) Aufg,-S.3.R.<br />
über Kafli (SR) M: Gogic (BK) PS<br />
über Ufuk (SR) Männer: L: Walth<br />
(SR) PS über Prtehjaca Stipan (BK)<br />
HW: Dahinten (SR) PS über Vekis<br />
(BK) W: Hakobian (SR) PS über Khjezevic<br />
(BK) HS: Platic Damir (BK)<br />
PS über Seven (SR) S: Kadic (BK)<br />
PS über Wahl (SR) Einlagekampf:<br />
Jugend: W: Habler (ASV Cham) PS<br />
über Malterer (SR)<br />
Mannschaftsvergleich BC 1. FC<br />
Nürnberg - Boxfit Regensburg<br />
11:5<br />
Schüler: B: Faynshteyn (N) PS über<br />
Wagner (R) Jugend: M: Arsumanjan<br />
Marten (N) Aufg.-S. 3.R. über Wagner<br />
Box-Begeisterter verkauft Box-<br />
Raritäten im großen Umfang.<br />
Tel.: 05322-90 54 288<br />
(R) M: Wölfling (N) Aufg.-S.2.R. über<br />
Brandel (R) Männer: B: Zeneli (N) ue.<br />
Liebrecht (R) M: Eckert (R) PS über<br />
Recke (N) M: Osipov (N) PS über Shakeri<br />
(R) HS: Arsumanjan Sascha (R)<br />
Aufg.-S.2.R. über Thal (N) S: Block (N)<br />
PS über Götz (R)<br />
SÜDWEST<br />
Siedlerfest-Vergleich 1. BC/AV<br />
03 Speyer verstärkt - TV Bad<br />
Windsheim 6:16.<br />
Männer: 68 kg: Fabian Gaul (1. BC<br />
Speyer) Abbruchniederlage 3. Runde<br />
gegen Michael Wiegand. - 72 kg:<br />
Erik Gries (BC Pirmasens für Speyer)<br />
- Eugen Hinkel (1. BC Frankenthal<br />
für Windsheim) 0:3-Punktniederlage.<br />
- 82 kg: Aykan Ayar (AV 03 Speyer) -<br />
Matthias Büchner 0:3. Junioren (U<br />
17): 51 kg: German Skliarov (1. FC<br />
Kaiserslautern für Speyer)- Stanislav<br />
Rempel 2:1. - 70 kg: Marlon Häusler<br />
(1. BC Speyer) - Hannes Wölfling 1:1.<br />
Kadetten (U 15): 42 kg: Kai Brodbeck<br />
(1. BC Speyer) Abbruchniederlage 1.<br />
Runde gegen Maks Stibben. - 63 kg:<br />
Vladimir Baimler (1. FC Kaiserslautern<br />
für Speyer) - Christian Dezel 0:3. - 72<br />
kg: Saleh Barmani (AV 03 Speyer) -<br />
Alexander Bauer 3:0. Schüler (U 13):<br />
37 kg: Noah Fischer (Weimarer BV<br />
für Speyer) - Daniel Krotter 1:1. - 42<br />
kg: Edmond Ibrahimi (1. BC Speyer) -<br />
Daniel Derheim 0:3. - 51 kg: Richard<br />
Roßbach (AV 03 Speyer für Windsheim)<br />
- Jessy Sell (VT Frankenthal für<br />
BAYERN<br />
Intern. Mannschaftsvergleich<br />
DJK Bavaria Rosenheim - BC<br />
Wörgl/A<br />
• Sonntag, 9. September 2012 -<br />
10.30 Uhr, Rosenheim-Pfaffenhofen,<br />
Box-Stadl<br />
Mannschaftsvergleich TV<br />
Gunzenhausen - Auswahl<br />
Unterfranken<br />
• Sonntag, 16. September 2012<br />
- 10.15 Uhr, Gunzenhausen, Kirchweihplatz<br />
Intern. Mannschaftsvergleich<br />
TSV Peißenberg - BC Sopron (H)<br />
• Samstag, 22. September 2012<br />
Speyer) 3:0. Einlagekämpfe ohne<br />
Wertung: Männer: 65 kg: Dominic<br />
Schaaf (BC Pirmasens) - Vladimir<br />
Geier. Jugend (U 19): 68 kg: Johann<br />
Pfirmann (BC Pirmasens) - Manuel<br />
Melkomians. Schüler (U 13): Oronco<br />
Birardi (TV Alzey) - Moses Fischer.<br />
Weibliche Kadetten (U 15): Antonella<br />
Birardi (TV Alzey) - Ana Akrapovic<br />
(1. BC Speyer).<br />
Auswahl Baden-Württemberg -<br />
Auswahl Polen 16:4<br />
Männer: Federgewicht: Dieter Geier -<br />
Grzegorz Brynda 3:2 Punkte. - Welter:<br />
Andranik Hakobian - Sylwester Stempniewski<br />
5:0. - Halbmittel: Sinan Bayrak<br />
- Tomasz Mazur 3:2. - Mittel: Alexander<br />
Danilow - Przemyslaw Kulig 0:5.<br />
- Schwer: Igor Teziew - Przemyslaw<br />
Bartkawiak, Abruchsieger (RSC = Referee<br />
stops contest) 1. Runde Teziew.<br />
- Superschwer: Andreas Wahl - Wlodzimierz<br />
Letr 5:0. Johann Witt - Michal<br />
Gerlecki 5:0, Marcin Snitko - Andreas<br />
Becker 5:0. Jugend (U 19): Leicht:<br />
Mohamed Maher - Marek Pietruczuk<br />
3:2. - Halbwelter: Albert Mut - Mateusz<br />
Polski 0:5 Außerhalb der Vergleichswertung:<br />
Männer: Schwer:<br />
Martin Schönherr (1. BC Speyer) Mohammed<br />
Marzouki (1. Wiesbadener<br />
ABC), Aufgabesieger 2. Runde Marzouki.<br />
Junioren (U 17): Mittel: Dariusz<br />
Birnbach (1. BC Speyer) - Marc Becker<br />
(TG Worms), Aufgabesieger 2. Runde<br />
Birnbach. - Schwer: Marat Ataev (BC<br />
Kostheim) - Melvin Perry (BC Neckarsulm)<br />
5:0. Hans-Freistadt-Pokale an<br />
Baden-Württemberg (erfolgreichste<br />
Mannschaft, bester Techniker (Johann<br />
Witt), unglücklichster Verlierer<br />
(Thomasz Mazur).<br />
TERMINKALENDER DER AMATEURE<br />
- 20.00 Uhr, Peißenberg, Festzelt<br />
Volksfestplatz<br />
HAMBURG<br />
Hamburger Box-Meisterschaft<br />
• Freitag, 14. September 2012<br />
– 20:00 Uhr u. Samstag, 15. September<br />
2012 – 19.00 Uhr, HABV<br />
Sporthalle, Braamkamp 1<br />
NORDRHEIN-WESTFALEN<br />
Internationales Sichtungsturnier<br />
BV Ibbenbüren<br />
• Samstag, 15. September 2012<br />
– 18:00 Uhr, Sporthalle der Ludwigschule,<br />
Groner Allee 49, 49477<br />
Ibbenbüren<br />
Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 24. September 2012<br />
64 <strong>BoxSport</strong>
… Interview mit<br />
Michael Müller<br />
LESER<br />
Wenn es stimmt, dass nach Aussage<br />
des DBV-Sportdirektors Michael<br />
Müller der komplette Männerbereich<br />
im Amateurboxen ab<br />
2013 ohne Kopfschutz boxen<br />
wird, widerspricht das meiner<br />
Meinung nach eklatant seiner<br />
Beurteilung der „größten Revolution<br />
aller Zeiten“ im Amateurboxen:<br />
„Es gibt nur Gewinner.“<br />
…Stieglitz vs.<br />
Abraham<br />
Karl-Ch. Flick, Bielefeld<br />
<strong>Arthur</strong> is back! Es war wohl schon<br />
eine Sensation, mit der auch<br />
viele Experten nicht gerechnet<br />
haben, aber <strong>Arthur</strong> Abraham ist<br />
Weltmeister der WBO im Super-<br />
Mittelgewicht geworden. Es war<br />
eine unglaubliche mentale und<br />
taktische Leistung des Berliners,<br />
der das „Konditionsmonster“<br />
Robert Stieglitz teilweise spielerisch<br />
ausboxte. Glückwunsch,<br />
<strong>Arthur</strong> Abraham !<br />
M. Best, Berlin<br />
Ulli Wegner<br />
Mein Leben in 13 Runden<br />
»Für seine Boxer ist er<br />
Respektsperson,<br />
manchmal auch Vaterfigur,<br />
Förderer und Forderer.«<br />
Berliner Zeitung<br />
Viel Lob für <strong>Arthur</strong> Abraham nach dessen Sieg über Robert Stieglitz<br />
Abraham hat dazu gelernt. Vom<br />
Titelträger Stieglitz hätte man<br />
mehr erwarten können, er ist mit<br />
Abstand der bessere Boxer. Aber<br />
Abraham boxte gut mit, schlug<br />
linke und rechte Geraden. Er<br />
präsentierte sich erstaunlich gut,<br />
sogar gegen Ende hatte er noch<br />
reichlich Stehvermögen. Das<br />
war eine respektable Leistung.<br />
H. Schucht, Remscheid<br />
schreiben Zu...<br />
…Vitali und Wladimir<br />
Klitschko<br />
Vitali und Wladimir Klitschko<br />
sind großartige Männer – innerhalb<br />
und außerhalb des Rings.<br />
Aber etwas könnten sie doch<br />
noch verbessern. Bei den K2-<br />
Veranstaltungen werden Rahmenkämpfer<br />
überhaupt nicht<br />
erwähnt, geschweige denn in<br />
kurzen Ausschnitten gezeigt,<br />
sowie es die ARD macht. Das ist<br />
nicht in Ordnung. Auch Vitali<br />
und Wladimir war man zu Beginn<br />
ihrer Karriere behilflich.<br />
Sicherlich handelt es sich nicht<br />
um böse Absicht. Aber man sollte<br />
daran arbeiten.<br />
B. Weber, Berlin<br />
…Waldimir Klitschko<br />
vs. Tony Thompson<br />
Man muss es mal deutlich sagen:<br />
diese Verarsche der Klitschkos<br />
Fallobst zu engagieren geht<br />
jedem Liebhaber vernünftiger<br />
Fights auf die Nerven. Das ist<br />
nicht gut für den Boxsport.<br />
R. Jüttner, Gran Canaria<br />
Ich, m, 37, suche eine starke<br />
muskulöse Boxerin, die gern<br />
gegen einen Anfänger boxen/<br />
sparren möchte.<br />
Sei stark und melde dich.<br />
Tel:0160-8057632<br />
www.eulenspiegel-verlagsgruppe.de<br />
304 Seiten, geb.<br />
19,95 €<br />
ISBN 978-3-355-01795-4<br />
Foto: © André Kowalski
Lesen Sie in der nächsten Ausgabe<br />
Alexander Povetkin<br />
(rechts) steht unter<br />
Beobachtung: nicht nur<br />
von seinem nächsten<br />
Gegner Hasim Rahman.<br />
Am 29. September will<br />
der WBA-Champion<br />
im Schwergewicht<br />
beweisen, dass seine<br />
Konditions-Schwäche<br />
gegen Marco Huck nur<br />
ein Ausrutscher war.<br />
Sein neuer Trainer<br />
Kostya Tszyu soll ihn fit<br />
wie nie machen.<br />
Nächster<br />
Erscheinungstermin ist<br />
für Abonnenten<br />
der 4. Oktober,<br />
ab dem 6. Oktober<br />
im Handel<br />
Marco Huck trifft am<br />
3. November im Gerry<br />
Weber Stadion von<br />
Halle/Westfalen auf<br />
einen ganz harten<br />
Brocken: auf Ex-<br />
Weltmeister Firat Arslan.<br />
Dann will Huck die<br />
zehnte Titelverteidigung<br />
seines WBO-Gürtels im<br />
Cruisergewicht feiern.<br />
Stürzt Koloss Charr Dr. Eisenfaust?<br />
Manuel Charr will Schwergewichts-Weltmeister<br />
Vitali Klitschko vom Thron hauen. Der Kampf in<br />
Moskau könnte wegen der politischen Karriere der<br />
letzte von Dr. Eisenfaust sein. Große Berichte und<br />
Analysen.<br />
Hernandez weiter Weltmeister?<br />
Alles über die Pflichtverteidigung von Sauerlands<br />
Kuba-Champion Yoan Pablo Hernandez gegen Troy<br />
Ross in Bamberg.<br />
Der „Zar“ gegen „The Rock“<br />
Neuer Trainer, neuer Povetkin? In Hamburg muss<br />
der WBA-Schwergewichts-Weltmeister gegen<br />
Pflichtherausforderer und Ex-Champion Hasim<br />
Rahman antreten. Schlägt der „russische Zar“ auch<br />
„The Rock“?<br />
Herausgeber und Chefredakteur: Hans Reski (0221-2587-260/261/334)<br />
Redaktion: Gino Casale, Arne Leyenberg, Marianne Müller (Foto-Reportagen)<br />
Ständige Mitarbeiter: Tobias Drews, Manfred Hönel, Peter Jaschke, Björn Jensen,<br />
Bertram Job, Matthias Kerber, Joachim Leyenberg, Jörg Lubrich, Alexander<br />
Mazur, Susanne Rohlfing, Hartmut Scherzer, Ebby Thust, Hubert Wildschütz-Mizia<br />
Fotos in dieser Ausgabe: ap, arena, DBV, dapd, dpa, Manzano, Sauerland Event,<br />
SES, Universum, Wende<br />
Layout: Katharina Büchner, Michael Rosenstein, Bernd Schulte zur Wissen<br />
Internet: www.sportverlag.de<br />
E-Mail der Redaktion: boxsport@sportverlag.de<br />
Verlag: DSV Deutscher Sportverlag GmbH, Friesenplatz 16, 50672 Köln<br />
Tel.: (0221) 2587-0, Fax: (0221) 2587-200<br />
Verlagsleitung: Lutz Bandte<br />
Vertriebsleitung: Tobias Weidmann<br />
Anzeigen, Koordination: Gino Casale. Tel. (0221) 2587-261.<br />
E-Mail: boxsport@sportverlag.de.<br />
IMPRESSUM<br />
Käpt’n Huck<br />
Großes Interview mit Weltmeister Marco Huck vor<br />
seiner Titelverteidigung gegen Firat Arslan.<br />
World Series und Bundesliga<br />
Wie geht es mit der World Series of Boxing<br />
weiter? Alles über die neuen Staffeln und den<br />
Austragungsmodus. Große <strong>Vorschau</strong> auf die<br />
Bundesliga.<br />
AIBA und die Weltverbände<br />
Gibt es Krieg zwischen Amateuren und Profis? Was<br />
die Weltverbände vom Plan der AIBA halten, ins<br />
Profigeschäft einzusteigen. Großer Report<br />
Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 10 vom 1.1.2012.<br />
Abonnement: DSV Deutscher Sportverlag GmbH, Friesenplatz 11, 50672 Köln,<br />
Telefon (0221) 2587-243, E-Mail: service@sportverlag.de.<br />
Einzelverkauf: Partner Medienservices GmbH,<br />
Postfach 81 06 40, 70523 Stuttgart, Fax.: (0711) 7252320<br />
Druck: Dierichs Druck + Media GmbH & Co KG, Frankfurter Str. 168, 34121 Kassel<br />
BOXSPORT erscheint monatlich, Einzelpreis: € 4,20. Jahresabonnementpreis<br />
(12 Ausgaben): € 45,60. Abonnementkündigungen sind sechs Wochen vor Ablauf<br />
des berechneten Zeitraums dem Abonnement-Vertrieb schriftlich bekannt zu<br />
geben. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche<br />
Genehmigung des Verlages vervielfältigt oder verbreitet werden. Unter dieses<br />
Verbot fällt insbesondere auch die Vervielfältigung per Kopie, die Aufnahme in<br />
elektronische Datenbanken und die Vervielfältigung auf CD-ROM. Der Verlag haftet<br />
nicht für unverlangt eingesandte Manuskripte, Unterlagen und Fotos.<br />
66 <strong>BoxSport</strong>
„Boxen statt Gewalt“<br />
„Boxen statt Gewalt“ jetzt auch mit<br />
Boxtraining für Manager, Ingenieure, Ärzte,<br />
Lehrer und andere Geistesschaffende. Als<br />
Trainer steht Profi-Trainer Otto Ramin und<br />
weiter examinierte Trainer zur Verfügung.<br />
jetzt auch für Manager<br />
Wo wird geboxt?<br />
Boxhalle in Berlin-Marzahn, Eisenacher Straße 123<br />
Wann wird geboxt?<br />
Jeden Donnerstag und Freitag von 13 – 15 Uhr. Nach<br />
Vereinbarung sind auch andere Trainingszeiten möglich.<br />
Wo kann man sich anmelden?<br />
Mobil: 0178 -600 5555 oder 030 42 0049 92 und im<br />
Internet unter: Boxring-Eintracht@gmx.com<br />
Unternehmensberater Dr. Wilhelm Paffenhausen (rechts)<br />
beim Pratzentraining mit Harald Lange<br />
Oliver Hess (links), Manager<br />
der Bergwerk Berlin GmbH,<br />
ist vom Managerboxen<br />
begeistert