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BoxSport King Arthur trägt wieder Krone (Vorschau)

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Boxsport . September 2012<br />

Nr. 09 . September 2012 . € 4,20 . spanien € 5,30 . Österreich € 4,85 . Schweiz sfr. 8,40<br />

www.box-sport.de<br />

88. Jahrgang 1882<br />

sport<br />

DAS MAGAZIN: alles Über PROFIS UND AMATEURE<br />

Das Leben des<br />

Manuel Charr<br />

Aus dem Schatten<br />

in die Sonne<br />

Vitali Klitschko<br />

im Interview<br />

Auf zum letzten<br />

Gefecht?<br />

<strong>King</strong> <strong>Arthur</strong><br />

<strong>trägt</strong> <strong>wieder</strong> <strong>Krone</strong><br />

Viel Lob nach gelungenem<br />

Comeback gegen Stieglitz<br />

Mit der Rechten trifft <strong>Arthur</strong><br />

Abraham Weltmeister<br />

Robert Stieglitz<br />

Die<br />

Schlamm-<br />

Schlacht um<br />

Universum<br />

Kohl schlägt<br />

zurück<br />

Olympia-<br />

Analysen<br />

mit Kommentar<br />

von Henry<br />

Maske auf<br />

10 Seiten<br />

Nach seiner<br />

überraschenden<br />

Niederlage gegen<br />

Daniel Geale<br />

Sturm in der<br />

Klemme<br />

Felix Sturm muss eine Linke<br />

von Daniel Geale einstecken<br />

Kein Rückkampf,<br />

kein Abraham –<br />

Wer wird der<br />

nächste<br />

Gegner?


Hans Reski<br />

Universum: Krieg der Bosse –<br />

Sportler zahlen die Zeche<br />

Teilt die AIBA die Box-Welt in Ost und West?<br />

Mit dem Satz „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ wollte<br />

ich eigentlich diese Kolumne beginnen. Nach dem<br />

gelungenen Comeback von <strong>Arthur</strong> Abraham gegen<br />

Robert Stieglitz rechnete ich wie die meisten Experten und<br />

Fans natürlich auch mit einem Sieg von Felix Sturm bei der<br />

Titelvereinigung gegen Daniel Geale. Das wären die idealen<br />

Bedingungen gewesen, um endlich den Super-Fight zwischen<br />

Abraham und Sturm auf die Schiene zu bringen. Endlich<br />

ein echtes Highlight im deutschen Boxen. Das Ballyhoo<br />

hatte ja schon begonnen. Die Giftpfeile waren abgefeuert.<br />

Doch dann gab es das böse Erwachen.<br />

Sturm verlor, zwar nur knapp, aber der Gürtel war weg. Eine<br />

Rückkampfklausel mit Geale wurde nicht vereinbart. Guter<br />

Rat ist jetzt teuer. Wie geht es jetzt weiter mit dem einstigen<br />

Super-Champ und seinem Unternehmen, das gerade dabei<br />

ist, den eigenen Boxstall zu<br />

positionieren? Antworten auf<br />

diese Fragen sind nicht einfach.<br />

Manager Roland Bebak<br />

meint nur: „Jetzt muss<br />

alles gut überlegt werden.“<br />

Nach den beiden WM-<br />

Kämpfen von Berlin und<br />

Oberhausen steht jetzt schon<br />

der dritte WM-Hammer vor<br />

der Tür. Manuel Charr, der<br />

Gassenhauer aus Köln, will<br />

das Wunder im Stile von<br />

Rocky Balboa schaffen und<br />

in Moskau Vitali Klitschko<br />

alias Ivan Drago vom<br />

Thron stürzen. Lesen Sie das<br />

große Interview mit Vitali Klitschko und die interessante<br />

Lebensgeschichte des Manuel Charr – „Vom Schatten in die<br />

Sonne“.<br />

In Hamburg geht wohl endgültig ein trauriges Kapitel<br />

deutscher Box-Geschichte zu Ende. Eine Schlamm-Schlacht<br />

tobt zwischen dem Universum-Gründer Klaus-Peter Kohl<br />

und dem neuen Geschäftsführer Waldemar Kluch. Von der<br />

einstigen Harmonie beim gemeinsamen Start ist nichts mehr<br />

geblieben. Die Herren bezichtigen sich heute der Lüge und<br />

des Betrugs. Kohl hat nach Kluchs wilden Tiraden jetzt<br />

eiskalt zurückgeschlagen und die Zwangsversteigerung<br />

für das Gelände in Lohbrügge anordnen lassen, auf denen<br />

das Sport-Center von Kluch steht. Ab Seite 30 lesen Sie<br />

die Hintergründe dieses Trauerspiels, bei dem am Ende die<br />

Boxer und Trainer die Gelackmeierten sind und einen Teil<br />

der Zeche tragen müssen. So wie Ex-Weltmeister Sebastian<br />

Zbik, der immer noch auf die Auszahlung seiner 250.000<br />

Euro von Kluch aus dem Fight gegen Sturm wartet.<br />

Einen Report über die Reaktionen der Profi-Weltverbände<br />

auf die Attacken der AIBA, die mit ihrem Präsidenten Wu<br />

die Weltherrschaft anstrebt, hatten wir für diese Ausgabe<br />

angekündigt. Doch die ersten Recherchen ergaben, dass<br />

hier auf allen Seiten noch Informationsmangel herrscht, so<br />

dass wir dieses Thema auf die Oktober-Ausgabe verschieben.<br />

Lediglich WBC-Präsident José Sulaiman kündigte<br />

an, dass es Krieg gebe, wenn die AIBA nur ihre Profis bei<br />

Olympia zulässt. WBO-Präsident Valcarcel meinte nur kalt<br />

lächelnd: „Was soll das? Die AIBA hat ja sowieso kein<br />

Geld, um solche Dinge zu stemmen.“ Wenn er sich da mal<br />

nicht täuscht. Die AIBA soll für den Großangriff 40 Millionen<br />

Euro gebunkert haben. Da die Gelder anscheinend in<br />

erster Linie aus den ehemaligen Sowjetrepubliken Aserbaidschan,<br />

Kasachstan und<br />

der Ukraine fließen, glaubt<br />

der erfahrenste europäische<br />

Promoter Wilfried Sauerland,<br />

dass es das Ziel der<br />

AIBA sei, im Profigeschäft<br />

eigene Weltmeister aus dem<br />

fernen Osteuropa und Asien<br />

zu installieren. Also eine<br />

Teilung der Box-Welt in<br />

Ost und West. Was Wilfried<br />

Sauerland sonst noch über<br />

die Entwicklung und die Zukunft<br />

des Boxens sagt, lesen<br />

Sie in dem großen Interview<br />

ab Seite 26.<br />

Dass bei der AIBA nicht<br />

alles wie geschmiert läuft, zeigt sich darin, dass die neuen<br />

Gruppen der World Series nicht wie geplant Anfang September<br />

bereits feststehen. Auch das Olympische Boxturnier<br />

war nicht nur ein reines Vergnügen. Die Engländer machten<br />

zwar eine Bombenstimmung, doch die zahlreichen Fehlurteile<br />

sorgten für viel Ärger. Hierzu lesen Sie die große<br />

Kolumne von Henry Maske („Fehlurteile treffen die Sportler<br />

mitten ins Herz“). Er war selbst 1988 Olympiasieger, als das<br />

Olympische Boxen in der DDR seine heile Welt hatte. Jetzt<br />

sagt er: „Präsident Wu hat noch eine große Aufgabe vor<br />

sich.“ Viel Spaß bei der Lektüre!<br />

<strong>BoxSport</strong><br />

3


INHALT<br />

Namen, Nachrichten, Termine............................................. 6<br />

Keine Rückkampfklausel – wen soll Sturm jetzt boxen?...... 8<br />

Kampf gegen Abraham liegt <strong>wieder</strong> auf Eis....................... 10<br />

Nadia siegte - Susi giftete................................................. 11<br />

Ruhrpott-Derby am Box-Ring............................................. 12<br />

<strong>King</strong> <strong>Arthur</strong> <strong>trägt</strong> <strong>wieder</strong> die <strong>Krone</strong>.................................... 14<br />

Trotz Sieg: Culcay enttäuscht............................................. 16<br />

Nach Sieg: Krasniqi will WM-Kampf................................. 18<br />

Mayweather raus aus dem Knast...................................... 38<br />

Holyfield pleite – jetzt wird alles versteigert..................... 40<br />

„Mini-Tyson“ konnte „Geist“ nicht fällen.......................... 42<br />

Deutsche rettete Guerreros Frau das Leben...................... 43<br />

3 Briten-Riesen eine Bedrohung für Klitschko................... 44<br />

Vito Vendetta – Rapper und Boxer..................................... 46<br />

Wer wird deutscher Firmen-Meister?................................ 47<br />

Olympia: Profis locken Joshua mit Millionenverträgen..... 50<br />

Dirks in Not - Zeuge mit K.o............................................... 19<br />

Vitali Klitschko: Jeder Kampf kann der letzte sein............. 20<br />

Uncle Sam sponsert jetzt Manuel Charr............................ 22<br />

Wladimir Klitschko: Jetzt gegen Wach.............................. 24<br />

Wladimir Klitschkos<br />

nächster Gegner<br />

ist Dariusz Wach<br />

(links). Am 10.<br />

November verteidigt<br />

„Dr. Steelhammer“<br />

seine vier WM-Gürtel<br />

gegen den Polen,<br />

der mit seinen<br />

2,02 Metern vier<br />

Zentimeter länger ist<br />

als der Champion.<br />

Seite 24<br />

Sauerland: Zwei unserer Nachwuchsboxer werden Stars.26<br />

Doering freut sich: Kölling jetzt bei Sauerland................... 29<br />

Universum: Jetzt schlägt Kohl zurück................................ 30<br />

Wegner: Hernandez der beste Boxer in Deutschland........ 32<br />

Die <strong>BoxSport</strong>-Weltrangliste............................................... 34<br />

Schöne Pop-Sängerin ist Pulevs Stolz................................ 36<br />

Povetkin: Tszyu sein neuer Trainer..................................... 37<br />

Keine Medaillen für den<br />

DBV bei Olympia – aber die<br />

Verantwortlichen waren dennoch<br />

zufrieden. Stefan Härtel (rechts)<br />

kam vom deutschen Tross noch<br />

am weitesten, scheiterte im<br />

Viertelfinale am Lokalmatador<br />

Anthony Ogogo<br />

Seite 52<br />

Wieder keine Medaillen – aber DBV war zufrieden.......... 52<br />

Claressas Story ein toller Filmstoff.................................... 54<br />

US-Pleite: Jetzt greift De La Hoya ein................................ 56<br />

Olympia: Alle Ergebnisse................................................... 57<br />

Maske: Fehlurteile treffen Sportler ins Herz...................... 58<br />

Die Ansetzung der 1. und 2. Bundesliga............................. 60<br />

DBV: Viermal Gold beim Brandenburg Cup........................ 61<br />

Aus den Verbänden............................................................ 62<br />

Alle Kämpfe, alle Sieger.................................................... 64<br />

Leser schreiben zu............................................................. 65<br />

Lesen Sie nächsten Monat................................................ 66<br />

4 <strong>BoxSport</strong>


Namen Nachrichten<br />

Boxen<br />

Im fernsehen<br />

Freitag, 07. September 2012: Sport1, 22:15 -<br />

Live aus Mülheim an der Ruhr: Kampf im<br />

Schwergewicht zwischen Francesco Pianeta<br />

und Francois Botha<br />

Samstag, 08. September 2012: RTL, 22.15 – Live<br />

aus Moskau: WBC-WM im Schwergewicht<br />

zwischen Champion Vitali Klitschko und<br />

Manuel Charr<br />

Freitag, 14. September 2012: Eurosport, 21:00<br />

- Live aus Halle an der Saale: Kampf im<br />

Schwergewicht zwischen Timo Hoffmann<br />

und Steffen Kretschmann<br />

Samstag, 15. September 2012: ARD, 22:15 - Live<br />

aus Bamberg: IBF-Weltmeisterschaft im<br />

Cruisergewicht zwischen Champion Yoan<br />

Pablo Hernandez und Troy Ross<br />

Freitag, 28. September 2012: Eurosport, 21:00<br />

- Live aus Göttingen: WBO-Intercontinental-<br />

Meisterschaft im Cruisergewicht zwischen<br />

Champion Alexander Alexeev und Agron<br />

Dzila<br />

Samstag, 29. September 2012: ARD, 22:10 - Live<br />

aus Hamburg: WBA-Weltmeisterschaft im<br />

Schwergewicht zwischen Champion Alexander<br />

Povetkin und Ex-Weltmeister Hasim<br />

Rahman<br />

Drei Gevors schlagen zu<br />

Gleich drei Gevors schlagen<br />

im September zu. Den Anfang<br />

macht Ex-Europameister Khoren<br />

am 8. September in Moskau<br />

gegen Maxim Vlasow (Russland)<br />

im Kampf um den WBC-Baltic-<br />

Titel im Supermittelgewicht.<br />

Die Stiefsöhne Noel und Abel<br />

mischen dann bei der Evil-Fight-<br />

Night von Promoter Erol Ceylan<br />

am 28. September in der Göttinger<br />

Sparkassen-Arena mit. Im<br />

Hauptkampf trifft Europameister<br />

Alexander Alekseev auf Agron<br />

Dzila aus der Schweiz.<br />

Heidi Hartmanns neuer<br />

Titel ist der Doktor<br />

Nach zahlreichen Weltmeistergürteln<br />

im Boxen darf sich Heidi<br />

Hartmann mit einem weiteren<br />

Titel schmücken: Die gebürtige<br />

Emderin hat am 1. August an der<br />

Carl von Ossietzky Universität<br />

in Oldenburg mit der Note „sehr<br />

gut” (magna cum laude) promoviert.<br />

Die Sportwissenschaftlerin<br />

legte unter dem Titel „Die<br />

Entstehung eines neues Feldes:<br />

Frauenboxen in Deutschland -<br />

Chancen und Grenzen einer Karriere”<br />

eine mehr als 300 Seiten<br />

starke Arbeit vor.<br />

Huck: Super-Champion<br />

mit Sieg über Arslan<br />

n Nach Stieglitz gegen Abraham<br />

steht das nächste deutsche<br />

WM-Highlight bevor: Marco<br />

Huck verteidigt seinen WBO-<br />

Weltmeistertitel im Cruisergewicht<br />

am 3. November im Gerry<br />

Weber Stadion in Halle/Westfalen<br />

gegen Ex-Weltmeister Firat<br />

Arslan aus Süßen. Damit kehrt<br />

Huck an die Stätte seines größten<br />

Erfolges zurück. Im Gerry<br />

Weber Stadion entthronte der<br />

Bielefelder am 29. August 2009<br />

Weltmeister Victor Emilio Ramirez<br />

aus Argentinien. Seitdem<br />

konnte Huck den WBO-Titel<br />

neunmal erfolgreich verteidigen.<br />

Sollte er auch gegen Arslan<br />

siegen, winkt ihm ein ganz<br />

besonderer Status. Denn der<br />

Weltverband WBO ernennt<br />

seine Titelträger nach zehn erfolgreichen<br />

Titelverteidigungen<br />

zum Super-Champion. „Das<br />

motiviert mich natürlich ganz<br />

besonders“, meinte Huck. „Aktuell<br />

gibt es keinen Kämpfer bei<br />

uns im Team, der das von sich<br />

behaupten kann. Die Chance,<br />

WBO-Super-Champion zu werden,<br />

will ich mir auf gar keinen<br />

Fall entgehen lassen.“<br />

Der 41 Jahre alte Arslan, WBA-<br />

Champion von 2007 bis 2008,<br />

Lokalderby: Hoffmann<br />

trifft auf Kretschmann<br />

Zwei schwere Jungs wollen<br />

es noch einmal wissen. Vielleicht<br />

zum letzten Mal. Am 14.<br />

September treffen zu einem echten<br />

Lokalderby Steffen Kretschmann<br />

und Timo Hoffmann, der<br />

den Kampfabend zusammen mit<br />

Ahmet Öners Arena-Promotion<br />

veranstaltet, in Halle/Saale aufeinander.<br />

„Der Kampf ist natürlich<br />

vor allem für die Region Halle<br />

von großer Bedeutung“, sagt<br />

Hoffmann. „Wir wollen im Ring<br />

klären, wer der stärkste Mann in<br />

unserer Region ist. Aber klar ist<br />

auch: Wir sind beide so gute und<br />

erfahrene Boxer, dass es für den<br />

Sieger schnell <strong>wieder</strong> weit nach<br />

oben gehen kann. Ich weiß, dass<br />

Hatten gute Laune beim Kampf von <strong>Arthur</strong> Abraham in Berlin:<br />

Weltmeister Marco Huck (rechts)<br />

und Schauspieler Til Schweiger<br />

ist die Nummer acht der WBO-<br />

Weltrangliste. Er will seine<br />

letzte Chance nutzen. „Ich bin<br />

topfit“, sagte Arslan. „Huck<br />

ist ein starker Boxer, ich habe<br />

viel Respekt vor ihm. Aber ich<br />

glaube an meine Chance.“ „Er<br />

ist eine echte Kampfmaschine“,<br />

sagte Huck über Arslan. „Er<br />

übt permanent Druck aus und<br />

ist dazu noch Rechtsausleger.<br />

Da muss ich konditionell topfit<br />

Steffen technisch exzellent ausgebildet<br />

ist und auch ordentlich<br />

hart hauen kann. Aber ich weiß<br />

auch, was ich kann. Ich bin mir<br />

sicher, das wird ein richtig großer<br />

Kampf.“<br />

In einem weiteren deutschen<br />

Schwergewichts-Duell steigt der<br />

ungeschlagene Erkan Teper aus<br />

Ahlen gegen Wahlhamburger<br />

Konstantin Airich in den Ring.<br />

Francesco Pianeta will<br />

„Weißen Büffel“ erlegen<br />

Francesco Pianeta will den<br />

„Weißen Büffel“ erlegen. Am 7.<br />

September soll Pianeta in Mülheim<br />

an der Ruhr endlich auf<br />

den einstigen Bezwinger von<br />

Axel Schulz, den Südafrikaner<br />

Francois Botha, treffen. Im<br />

März platzte das Duell noch,<br />

sein.“ „Wir freuen uns, dass wir<br />

ein weiteres deutsch-deutsches<br />

Duell realisieren können“, sagte<br />

Sauerland-Geschäftsführer<br />

Chris Meyer. „Solche Kämpfe<br />

sind für die Zuschauer besonders<br />

interessant. Huck gegen<br />

Arslan ist auch der Kampf zwischen<br />

dem aktuellen Champion<br />

und einem früheren Weltmeister<br />

- das verspricht reichlich<br />

Brisanz.“<br />

Pianeta besiegte stattdessen<br />

Ex-Weltmeister Oliver McCall.<br />

Nun reiste der 27 Jahre alte Gelsenkirchener<br />

zur Vorbereitung<br />

auf Botha extra nach Kitzbühel<br />

zum Sparring mit Weltmeister<br />

Wladimir Klitschko. „Nach dem<br />

einwöchigen Sparring mit Wladimir<br />

Klitschko weiß ich, dass<br />

ich ganz oben anklopfen kann“,<br />

meinte die aktuelle Nummer 13<br />

der WBO-Weltrangliste. „Francois<br />

Botha ist der nächste Schritt<br />

auf meinem Weg an die Spitze.<br />

Ich schlage jetzt einen Ex-Weltmeister<br />

nach dem anderen!“,<br />

meinte Pianeta.<br />

In der RWE-Halle verteidigt<br />

außerdem Mittelgewichts-Weltmeisterin<br />

Christina Hammer<br />

ihre <strong>Krone</strong>n der WBO und WBF<br />

gegen Yahaira Hernandez aus<br />

der Dominikanischen Republik.<br />

6 <strong>BoxSport</strong>


Termine<br />

jürgen Brähmer:<br />

Comeback bei sauerland<br />

mit Trainer Röwer<br />

n Jürgen Brähmer, der gefeierte<br />

Ringheld und bisweilen gefallene<br />

Star, klettert ab sofort für<br />

den Sauerland-Stall durch die<br />

Ringseile. Die Nachricht wurde<br />

lange geheim gehalten. „Nicht<br />

einmal ich wusste davon. Am<br />

Mittwoch vor dem Kampf Abraham<br />

gegen Stieglitz habe<br />

ich mit Jürgen noch in Schwerin<br />

Fußball gespielt. Ich hatte<br />

keine Ahnung, dass ich zwei<br />

Tage später sein Trainer bin“,<br />

schwört Karsten Röwer.<br />

Seinen letzten Kampf bestritt<br />

Brähmer im Mai in seiner<br />

Heimatstadt Schwerin vor 5000<br />

Fans gegen Vikapita Meroro<br />

(Namibia). Damals wurde er<br />

noch von seinem langjährigen<br />

Trainer Michael Timm betreut.<br />

Es war sein 40. Profifight. Er<br />

gewann nach Punkten. „Ärgerlich<br />

für mich. Ich wollte<br />

vor meinen Fans durch K.o.<br />

siegen. Ich war zu hektisch<br />

und nicht konzentriert genug“,<br />

entschuldigte sich Brähmer damals.<br />

Nun freut er sich auf die<br />

Zusammenarbeit mit Trainer<br />

Röwer: „Es ist schön, <strong>wieder</strong> in<br />

einem renommierten Boxstall<br />

zu sein. Ich will noch einmal<br />

um einen Titel boxen“, meinte<br />

Brähmer, der den Hamburger<br />

Universum-Stall nach 13 Jahren<br />

verließ. Röwer sieht durchaus<br />

die Möglichkeit für einen neuen<br />

WM-Kampf, mahnt aber zur<br />

Konsequenz: „Jürgen muss zu<br />

Jürgen Brähmer, hier bei seinem Sieg über Meroro,<br />

will im Sauerland-Stall noch einmal angreifen<br />

mir nach Berlin in unser Gym<br />

Marzahn II kommen. Ich werde<br />

dann sehen, wie weit seine<br />

Freude am Boxen vorhanden<br />

ist. Er muss auch konsequent<br />

sein. Es hat keinen Zweck in<br />

der Woche in Berlin scharf zu<br />

trainieren und am Wochenende<br />

in Schwerin Party machen.<br />

Wenn Jürgen heiß ist, bekommen<br />

wir einen Titelkampf und<br />

noch ein paar schöne Kämpfe<br />

hin.“ Brähmer ist schließlich<br />

offizieller Herausforderer von<br />

Europameister Eduard Gutknecht<br />

– auch der boxt für den<br />

Sauerland-Stall.<br />

Der 33 Jahre alte Brähmer<br />

will als junger Vater für sein im<br />

Winter geborenes Töchterchen<br />

und die langjährige Lebensgefährtin<br />

Tatjana Verantwortung<br />

übernehmen, verspricht er. Außerdem<br />

ist der Ex-Weltmeister<br />

scharf darauf, seine K.o.-Bilanz<br />

von 30 vorzeitigen Siegen weiter<br />

zu erhöhen. „Bei Sauerland<br />

stehen mir dafür die Türen offen“,<br />

glaubt der Halbschwergewichtler.<br />

Brähmer und Röwer kennen<br />

sich schon lange. „Ich war<br />

Jürgens Trainer in Kuba, als<br />

er Junioren-Weltmeister wurde.<br />

Auch den ersten deutschen<br />

Amateur-Meistertitel gewann<br />

Jürgen bei mir, ehe er zu Michael<br />

Timm wechselte und Profi<br />

bei Universum wurde“, erinnert<br />

Röwer an alte Zeiten.<br />

deutsche termine<br />

07. September, Mülheim an der Ruhr (SES)<br />

Kampf im Schwergewicht: Francesco Pianeta vs. Francois Botha<br />

08. September, Hattersheim am Main (Sevecke)<br />

Kampf im Halbschwergewicht mit Konni Konrad<br />

14. September, Halle an der Saale (ARENA)<br />

Kampf im Schwergewicht: Timo Hoffmann vs. Steffen Kretschmann<br />

15. September, Stechert-Arena Bamberg (Sauerland Event)<br />

IBF-Weltmeisterschaft im Cruisergewicht: Yoan Pablo Hernandez vs. Troy<br />

Ross<br />

EU-Meisterschaft im Mittelgewicht: Dominik Britsch vs. Roberto Santos<br />

28. September, Sparkassen-Arena Göttingen (EC Boxpromotion)<br />

WBO-Intercontinental-Meisterschaft im Cruisergewicht: Alexander Alexeev<br />

vs. Agron Dzila<br />

29. September, Sporthalle Alsterdorf Hamburg (Sauerland Event)<br />

WBA-Weltmeisterschaft im Schwergewicht Alexander Povetkin vs. Hasim<br />

Rahman<br />

29. September, Neuwied (Punch Up)<br />

Kampf im Cruisergewicht mit Hizni Altunkaya<br />

internationale termine<br />

08. September, Moskau (Russland)<br />

WBC-WM im Schwergewicht: Vitali Klitschko vs. Manuel Charr<br />

08. September, Oakland (USA)<br />

WBA- und WBC-WM im Supermittelgewicht: Andre Ward vs. Chad Dawson<br />

08. September, Newark (USA)<br />

Kampf im Schwergewicht: Tomasz Adamek vs. Travis Walker<br />

15. September, Las Vegas (USA):<br />

WBC-WM im Superweltergewicht: Saul Alvarez vs. Josesito Lopez<br />

15. September, Las Vegas (USA):<br />

WBC-WM im Mittelgewicht: Julio Cesar Chavez jr. vs. Sergio Martinez<br />

22. September, Frederikshavn (Dänemark)<br />

WBA-, WBO- und WBC-WM im Weltergewicht: Cecilia Braekhus vs. Anne<br />

Sophie Mathis<br />

22. September, Breslau (Polen)<br />

WBC-WM im Cruisergewicht: Krzysztof Wlodarczyk vs. Francisco Palacios<br />

Robert Stieglitz liebt<br />

„Miss Sachsen-Anhalt“<br />

n Tatjana saß am Ring in Berlin<br />

und vergoss bittere Tränen. Ihr<br />

Robert hatte gegen <strong>Arthur</strong> Abraham<br />

verloren. Als die 19-Jährige<br />

in das ramponierte Gesicht ihres<br />

Freundes mit drei blutenden Cuts<br />

sah, war ihr sicher klar, warum<br />

der nunmehrige Ex-Weltmeister<br />

zu ihr sagte: „Du kannst Boxtraining<br />

und Sparring machen. Im<br />

Ring will ich dich als Boxerin<br />

nicht mehr sehen.“ Der Ex-Weltmeister<br />

fürchtet, dass dieses<br />

schöne Model-Gesicht verbeult<br />

wird. Schließlich wurde Tatjana<br />

zur „Miss Sachsen-Anhalt“<br />

gekürt.<br />

Tatjana und Robert hatten sich<br />

im Magdeburger SES-Gym kennen<br />

gelernt, als die junge Frau vorbei<br />

schaute, um sich als Profiboxerin<br />

zu bewerben.<br />

Als Amateurmeisterin von<br />

Sachsen-Anhalt hatte sie sich<br />

eine sportliche Grundlage für den<br />

Wechsel zu den Profis geschaffen.<br />

Der Gedanke mit den Profis<br />

ist jetzt wohl vom Tisch. Stieglitz<br />

ist bis über beide Ohren in seine<br />

Miss verliebt: „Ich schätze ihr Verständnis<br />

für meinen Sport und ihre<br />

Zärtlichkeit. Wir verstehen uns oft<br />

ohne Worte.“<br />

Heiraten kann der 31-Jährige<br />

seine Freundin allerdings im Moment<br />

nicht. Die Friseurin Anna,<br />

mit der er den gemeinsamen Sohn<br />

Oskar hat, ist immer noch seine<br />

angetraute Ehefrau. „Die Scheidung<br />

zieht sich schon zweieinhalb<br />

Jahre hin. Ich will endlich Klarheit<br />

und wissen, was ich zahlen muss“,<br />

betont der Boxer, denn natürlich<br />

geht es bei der Scheidung ums liebe<br />

Geld. Deshalb wird Robert auf<br />

seine neue Freiheit wahrscheinlich<br />

noch etwas warten müssen.<br />

Ob sie jetzt noch boxen will? Robert<br />

Stieglitz‘ Freundin Tatjana<br />

<strong>BoxSport</strong><br />

7


Ratlosigkeit nach der überrasche<br />

Keine Rückkampfklausel –<br />

Wen soll Sturm jetzt boxen?<br />

Dieses eine Wort machte<br />

in der Nacht der großen<br />

Niederlage sofort<br />

die Runde: Rematch –<br />

Rückkampf. Gerade hatte Felix<br />

Sturm seinen Weltmeistertitel<br />

abgeben müssen, da bot er dem<br />

neuen Champion schon eine<br />

zweite Auflage an. „We can make<br />

a rematch, if you like“, sagte<br />

Sturm im Moment der großen<br />

Trauer auf Englisch. Denn Sturm<br />

wusste nach der Punktniederlage<br />

im Vereinigungskampf von<br />

Oberhausen sofort: Der Weg zurück<br />

auf den Weltmeisterthron<br />

führt eigentlich nur über den<br />

Australier Daniel Geale. Über<br />

den Mann also, der seinen großen<br />

Traum von einem zweiten<br />

Weltmeistertitel im Mittelgewicht<br />

mit einem 2:1-Urteil der<br />

Punktrichter (116-112, 116-112,<br />

112-116) zerstört hatte.<br />

„Ich bin mir sicher, dass ich<br />

ziemlich schnell <strong>wieder</strong> um die<br />

WM kämpfen werde“, sagte der<br />

entthronte WBA-Superchampion.<br />

Aber Sturm weiß auch: Mit<br />

33 Jahren wird es schwer, sich<br />

noch einmal hinten anzustellen<br />

und <strong>wieder</strong> hochzuboxen. Ob<br />

noch das Feuer in ihm brennt,<br />

Auf ihn mit Gebrüll: Daniel Geale (rechts) trifft Felix Sturm<br />

dass ihn nach seiner letzten Niederlage<br />

2006 gegen den Spanier<br />

Javier Castillejo im Rematch<br />

zurück auf den Weltmeisterthron<br />

geführt hat, darf bezweifelt<br />

werden. „Die Niederlage von<br />

damals ist gar nicht mit der von<br />

heute zu vergleichen“, sagte<br />

Sturm. „Damals hätte ich nie<br />

damit gerechnet, dass ich verlieren<br />

könnte. Und damals ist zehn<br />

Tage später meine Mutter gestorben.“<br />

Sturm hat also schon mehr<br />

im Leben mitgemacht, als dass<br />

ihn ein verlorener Kampf aus<br />

der Bahn werfen könnte. „Mein<br />

Sohn ist gesund, ich habe meine<br />

Frau, mein Vater ist auch noch<br />

da. Jetzt erhole ich mich erstmal<br />

im Urlaub“, sagte der Kölner.<br />

Die Niederlage im „wichtigsten<br />

Kampf meines Lebens“ nahm<br />

Sturm überraschend sportlich<br />

– obwohl er den zweiten WM-<br />

Titel eigentlich seiner verstorbenen<br />

Mutter hatte widmen<br />

wollen. „So ist das Boxen. Mal<br />

gewinnt man, mal verliert man.<br />

Mein Traum hatte kein Happy<br />

End“, sagte Sturm. Ob es dazu<br />

noch kommt? Castillejo war<br />

nach seinem überraschenden<br />

K.o.-Sieg über Sturm dazu ver-<br />

Thunder from Down under: Der neue Doppel-Champion Daniel Geale mit Promoter<br />

Gary Shaw (rechts) und Trainer Graham Shaw<br />

pflichtet, noch einmal gegen den<br />

Deutschen anzutreten. Eine bei<br />

freiwilligen Titelverteidigungen<br />

übliche Rückkampfklausel im<br />

Vertrag schrieb die Neuauflage<br />

vor. Im Kampfvertrag von IBF-<br />

Champion Daniel Geale dagegen<br />

befand sich keine solche Klausel.<br />

Wenn zwei Weltmeister zur<br />

Titelvereinigung aufeinander<br />

treffen, ist sie nicht unbedingt<br />

üblich. Nach Angaben von Geales<br />

Promoter Gary Shaw verzichtete<br />

das Team Sturm auf einen<br />

solchen Vertragsposten. „Wir<br />

haben ihnen eine Rückkampfklausel<br />

angeboten. Aber sie<br />

haben abgelehnt. Weil sie nicht<br />

daran geglaubt haben, dass Felix<br />

verlieren könnte“, meinte Shaw.<br />

Das Sturm-Lager dagegen behauptete,<br />

Shaw habe diese Klausel<br />

verweigert.<br />

Dem Einfluss des listigen<br />

Shaw war es wohl auch zu verdanken,<br />

dass sich zwei der drei<br />

Punktrichter nach dem knappen,<br />

mitreißenden Kampf für Geale<br />

als Sieger aussprachen. Sogar<br />

der vom Weltverband WBA eingesetzte<br />

Punktrichter Stanley<br />

Christodoulou aus Südafrika,<br />

der im Zweifelsfalle eigentlich<br />

für Sturm hätte werten sollen,<br />

hatte den Australier vorne. „Ich<br />

war überrascht“, gestand Sturms<br />

Trainer Fritz Sdunek. „Ich dachte,<br />

Felix hätte mit ein, zwei Runden<br />

Vorsprung gewonnen. Denn<br />

er hatte die klareren Treffer.<br />

Geale hat zwar mehr geschlagen,<br />

aber es ging doch vieles auf<br />

die Deckung.“ Was Sdunek erst<br />

nach dem Kampf in der Kabine<br />

erfuhr: Sturm hatte in der letzten<br />

Woche der Kampfvorbereitung<br />

eine Bronchitis erwischt. Der<br />

Boxer ignorierte seine Erkrankung,<br />

trainierte einfach weiter.<br />

„Deshalb hat ihm etwas die Fri-<br />

8 <strong>BoxSport</strong>


nden Niederlage gegen Geale<br />

Eine niedergeschlagene Jasmin Sturm nach der Niederlage ihres<br />

Mannes<br />

sche gefehlt, ich muss ihn ein<br />

bisschen in Schutz nehmen“,<br />

meinte Sdunek. „Das ist keine<br />

Ausrede“, sagte Sturm, der sich<br />

nach gutem Start und starkem<br />

Finish in den mittleren Runden<br />

eine Auszeit gegönnt hatte. „Ich<br />

habe mich gut gefühlt, ich wollte<br />

diesen Kampf unbedingt.“<br />

Weil Sdunek Vitali Klitschko im<br />

Trainingslager im Stanglwirt in<br />

Österreich auf den Kampf gegen<br />

Manuel Charr vorbereitete, hielt<br />

er mit Schützling Sturm nur telefonischen<br />

Kontakt, war selbst<br />

nicht im Kölner Gym vor Ort.<br />

Hätte er den Kampf sonst abgesagt?<br />

Sdunek: „Ich hätte ihn im<br />

Training sehen müssen, um das<br />

zu bewerten.“ So ging Sturm das<br />

Risiko ein – und verzockte sich.<br />

Geale brachte damit das<br />

Kunststück fertig, beide Weltmeistertitel<br />

in Deutschland gewonnen<br />

zu haben. Im Mai 2011<br />

hatte er Sebastian Sylvester in<br />

Neubrandenburg den IBF-Titel<br />

abgenommen, nun Sturm in<br />

Oberhausen den WBA-Gürtel.<br />

„Das ist einmalig in der Geschichte<br />

des Boxens“, frohlockte<br />

Shaw. „Das war ein großartiger<br />

Kampf. Es kann leider nur einen<br />

Sieger geben. Aber Felix wird<br />

zurückkommen“, meinte Geale.<br />

Aber gegen wen? Den WBC-Titel<br />

boxen am 15. September der<br />

Mexikaner Julio Cesar Chavez<br />

jr. und Sergio Martinez aus Argentinien<br />

in Las Vegas aus. Der<br />

Sieger ist ein Superstar in den<br />

USA und wird dort seinen Titel<br />

für viel Geld verteidigen. Den<br />

regulären WBA-Gürtel <strong>trägt</strong> der<br />

Kasache Gennady<br />

Golovkin, der nur<br />

wenige Stunden<br />

nach Sturm in Verona<br />

im US-Bundesstaat New<br />

York Europameister Grzegorz<br />

Proksa aus Polen souverän ausknockte.<br />

Die Pflichtverteidigung<br />

gegen Golovkin hatte Sturm mit<br />

der Titelvereinigung gegen Geale<br />

verhindert. Sturms alten Titel,<br />

den der WBO im Mittelgewicht,<br />

verteidigt der Franzose Hassan<br />

N’Dam N’Jikam am 20. Oktober<br />

in New York gegen den ungeschlagenen<br />

Amerikaner Peter<br />

Quillin.<br />

Für den Unternehmer Sturm<br />

ist die Niederlage ein harter<br />

Schlag: Der Boxstall aus der Kölner<br />

Südstadt ist ganz auf Sturm<br />

zugeschnitten, ohne WM-Titel<br />

wird es schwer für das Team<br />

Sturm und Fernsehpartner<br />

Aus Oberhausen<br />

berichten<br />

Arne Leyenberg<br />

und Gino Casale<br />

Felix Sturm (rechts) trifft Daniel Geale mit dem rechten<br />

Aufwärtshaken<br />

Sat.1, den<br />

Boxer und<br />

seine Kampfabende<br />

als Erfolgsgeschichte<br />

zu vermarkten. Schwer<br />

vorstellbar, dass der Privatsender<br />

einen Aufbaukampf Sturms<br />

als Live-Event aufziehen könnte.<br />

Sat.1 erklärte zwar noch in der<br />

Nacht der Niederlage: „Unsere<br />

Partnerschaft mit Felix ist ungebrochen.<br />

Wir stehen an seiner<br />

Seite.“ Aber für Sat.1, das zeigte<br />

nicht zuletzt die Übertragung<br />

aus Oberhausen, zählen nur Superlative.<br />

Höher, schneller, weiter<br />

- inklusive Live-Schaltung<br />

zum Public Viewing am Ballermann.<br />

Kommentator Alexander<br />

von der Groeben und Experte<br />

Markus Beyer waren denn auch<br />

so mitgenommen vom Hype um<br />

Champion Sturm, dass sie gar<br />

Lange Gesichter bei Felix Sturm und Trainer Fritz<br />

Sdunek<br />

nicht mitbekamen, dass der gegen<br />

Geale verloren hatte. Sie waren<br />

vom Urteil wie vor den Kopf<br />

gestoßen und konnten es kaum<br />

glauben.<br />

„Alle großen Kämpfer haben<br />

verloren und sind zurückgekommen:<br />

Ali, Tyson Lewis,<br />

De La Hoya. Das war meine<br />

dritte Niederlage, andere hatten<br />

doppelt so viele. Ich habe<br />

noch drei bis vier Jahre vor<br />

mir“, machte sich Sturm selbst<br />

Mut. „Klar, komme ich zurück.<br />

In bin immer ehrgeizig gewesen.<br />

Ich glaube an mich und<br />

meine Fähigkeiten.“ „Er wird<br />

das nochmal packen. Er ist von<br />

besonderem Ehrgeiz geprägt“,<br />

sagte auch Sdunek. „Felix wird<br />

zurückkommen“, meinte auch<br />

Promoter Shaw. Der hat es<br />

schließlich in der Hand: Falls<br />

er dem Rematch zustimmt.<br />

<strong>BoxSport</strong><br />

9


Kampf gegen<br />

Abraham liegt<br />

<strong>wieder</strong> auf Eis<br />

Wegner: Aber aufgeschoben heißt nicht aufgehoben<br />

Tagelang hatten sie sich<br />

verbal bekämpft. Dann<br />

legte der eine vor – und<br />

der andere konnte nicht<br />

nachziehen. Nach <strong>Arthur</strong> Abrahams<br />

WM-Sieg über Robert<br />

Stieglitz musste Felix Sturm seinen<br />

WBA-Titel an Daniel Geale<br />

abgeben. Ist der deutsche Superfight<br />

damit geplatzt?<br />

Während Abrahams Schwächeperiode<br />

in den vergangenen<br />

beiden Jahren war es still geworden<br />

um ein immer <strong>wieder</strong><br />

diskutiertes mögliches Duell der<br />

beiden besten deutschen Boxer.<br />

Als sich „<strong>King</strong> <strong>Arthur</strong>“ auf dem<br />

Weltmeisterthron zurückmeldete,<br />

ging das Schattenboxen <strong>wieder</strong><br />

los. Sturm lästerte, Abraham<br />

keilte zurück. Das Interesse an<br />

dem deutsch-deutschen Showdown<br />

war <strong>wieder</strong> riesig – der<br />

Kampf schien auf einmal möglich.<br />

Die Fernsehsender spekulierten<br />

schon, wie man das Super-<br />

Duell möglich machen konnte.<br />

Nun liegt der Kampf erst einmal<br />

<strong>wieder</strong> auf Eis. „Jetzt ist die ganz<br />

große Spannung natürlich ein<br />

bisschen raus“, sagte Abrahams<br />

Trainer Ulli Wegner nach Sturms<br />

überraschender Niederlage. Den<br />

Kampf sah Wegner daheim in<br />

Berlin vor dem Fernseher. Er hatte<br />

Sturm die Daumen gedrückt.<br />

„Hätte Sturm gewonnen, wäre<br />

es natürlich interessanter gewesen<br />

für mich“, erzählte Wegner.<br />

„Denn ich will den Kampf gegen<br />

<strong>Arthur</strong> unbedingt. Ich hatte im<br />

Stillen auf ein Unentschieden<br />

gehofft, aber das wäre Geale gegenüber<br />

nicht fair gewesen. Mit<br />

Sturm als Weltmeister hätten wir<br />

in Deutschland Stadien gefüllt.“<br />

Doch auch nach Sturms Niederlage<br />

schreibt Wegner das Duell<br />

noch nicht ab. „Es ist immer<br />

noch ein interessanter Kampf.<br />

Felix soll sich <strong>wieder</strong> zurückkämpfen.<br />

Vor allen Dingen sollte<br />

er aber eine Gewichtsklasse<br />

aufsteigen. Meiner Ansicht nach<br />

macht er zuviel Gewicht“, meinte<br />

Wegner.<br />

Golovkin: K.o.-Sieg bei Amerika-Debüt<br />

Gennady Golovkins<br />

Amerika-Debüt geriet<br />

zum Triumphzug.<br />

Der Mittelgewichts-<br />

Weltmeister aus Kasachstan<br />

benötigte<br />

Gennady<br />

Golovkin nur fünf Runden,<br />

um Herausforderer Grzegorz Proksa<br />

aus dem Weg zu räumen. Der<br />

Europameister aus Polen, der im<br />

Oktober 20011 in Neubrandenburg<br />

die Karriere von Ex-Weltmeister<br />

Sebastian Sylvester beendet hatte,<br />

war chancenlos im Turning Stone<br />

Casino von Verona im US-Bundesstaat<br />

New York.<br />

Der 24. Sieg im 24. Kampf für den<br />

in Stuttgart lebenden Kasachen<br />

Golovkin – der 21. durch K.o. Der<br />

WBA-Weltmeister aus dem Klitschko-Stall<br />

K2 war der Hauptkämpfer<br />

der Live-Übertragung von HBO.<br />

Der Fernsehsender will Golovkin<br />

zum neuen Star aufbauen. „Das<br />

war mein erster Kampf in den USA,<br />

er war nicht einfach“, sagte der Kasache.<br />

„Auf HBO zu kämpfen war<br />

immer mein Traum. Egal wer jetzt<br />

kommt, ich bin bereit.“<br />

Im Rahmenprogramm boxte<br />

der frühere Weltmeister aus dem<br />

Universum Stall Sergej Dzinziruk<br />

unentschieden über zwölf Runden<br />

gegen den zuvor in 15 Kämpfen<br />

unbesiegten Puertoricaner Jonathan<br />

Gonzalez.<br />

Sturm hatte vor seinem<br />

Kampf gelästert, Abraham<br />

hätte sich mit Stieglitz den<br />

schwächsten aller Weltmeister<br />

ausgesucht, gegen Gegner vom<br />

Kaliber Carl Froch oder Andre<br />

Ward würde er <strong>wieder</strong> Prügel<br />

kassieren. Abraham nahm die<br />

Sturm-Attacke nicht so ernst,<br />

meinte: „Wer so viel brüllt, der<br />

hat nur Angst.“ Hatte Sturm sich<br />

von den Diskussionen um Abraham<br />

in seiner Vorbereitung auf<br />

Geale ablenken lassen? „Natürlich<br />

nicht“, meinte Sturm. „Was<br />

ich gesagt habe, dazu stehe ich.“<br />

Kritik kam aber von Trainer Fritz<br />

Sdunek. „Ich bezweifle, dass es<br />

gut war, das Thema vor so einem<br />

Kampf anzuschieben“, meinte<br />

Sdunek. Den Kampf hält er immer<br />

noch für interessant. Sdunek:<br />

„Das wäre für Deutschland<br />

ein toller Kampf. <strong>Arthur</strong> war ja<br />

gegen Stieglitz auch nicht so souverän.<br />

Aber ich weiß nicht, ob<br />

das fernsehmäßig geht.“ Sturm<br />

ist exklusiv an Sat.1 gebunden,<br />

Das ging in’s Auge: Felix Sturm ist nicht mehr Weltmeister<br />

Abraham über den Sauerland-<br />

Stall an die ARD. Ein Duell könne<br />

„ohne Wenn und Aber“ nur<br />

im Programm von Sat.1 stattfinden,<br />

hatte Sturm als Weltmeister<br />

erklärt. Sat.1-Sportchef Sven<br />

Froberg dagegen meinte: „So<br />

ein Box-Highlight würde nicht<br />

zwingend an den verschiedenen<br />

TV-Partnern scheitern. Man<br />

kann über vieles sprechen.“<br />

Abrahams Promoter Kalle Sauerland<br />

schwebte sogar ein Modell<br />

mit Hin- und Rückkampf<br />

vor: Ein Kampf in der ARD, einer<br />

bei Sat.1. Diese Variante ist<br />

allerdings nicht risikolos: Wird<br />

das erste Aufeinandertreffen ein<br />

Langweiler oder einseitig, schaltet<br />

beim zweiten Mal niemand<br />

mehr ein.<br />

Promoter Gary Shaw und<br />

sein Boxer Daniel Geale machten<br />

Sturm nach ihrem Sieg jedenfalls<br />

Mut. Unisono erklärten sie in der<br />

Nacht von Oberhausen: „<strong>Arthur</strong><br />

Abraham hat keine Chance gegen<br />

Felix.“<br />

Daniel Geale (links) stürmt voran, Felix Sturm steht ohne Deckung da<br />

10 <strong>BoxSport</strong>


Nach Raouis WM-Kampf über Thailänderin Buamas<br />

Nadia<br />

siegte –<br />

Susi<br />

giftete<br />

Susi Kentikian verging Ein Rückkampf kam bislang<br />

die gute Laune schnell. nicht zustande. Nun, nach dem<br />

Kaum hatte sie in der Wechsel von Kentikian zu Sturm<br />

ersten Reihe in Oberhausen<br />

bei der Veranstaltung ih-<br />

langfristigen Vertrag mit Felix<br />

Box-Promotion („Ich habe einen<br />

res neuen Promoters Felix Sturm geschlossen, der mindestens auf<br />

Platz genommen, da bekam sie zwei Jahre angelegt ist“) und<br />

eine Kampfansage ihrer früheren damit ins Programm von Fernsehpartner<br />

Sat.1 könnte es da-<br />

Gegnerin zu hören. „Ich würde<br />

gerne noch einmal gegen Susi zu kommen. Denn auch Raoui<br />

Kentikian kämpfen, jederzeit gerne“,<br />

sagte Nadia Raoui über das programm von Sturm in den<br />

steigt regelmäßig im Rahmen-<br />

Hallenmikrofon. Kentikian antwortete<br />

spottend: „Nadia Raoui sie die Thailänderin Samson Tor<br />

Ring. In Oberhausen punktete<br />

kann ich gerne mal rannehmen – Buamas (97-93, 97-94, 99-92)<br />

so nebenbei.“ Im April 2010 hatte<br />

Kentikian in ihrer Heimatstadt nach Punkten aus.<br />

einstimmig über zehn Runden<br />

Hamburg knapp und umstritten Kentikian allerdings schwebt<br />

nach Punkten gegen Raoui gewonnen.<br />

Viele Beobachter am hatte die gebürtige Armenierin<br />

ein anderes Rematch vor. Im Mai<br />

Ring hatten die Herausforderin ihre WM-Titel im Fliegengewicht<br />

überraschend an die aus Herne als Siegerin gesehen.<br />

US-<br />

Felix Sturm hatte Glück, dass<br />

er sich in der Kabine warm<br />

machte, während in der Oberhausener<br />

Arena die Vorkämpfe liefen.<br />

Denn so verpasste der Promoter<br />

Sturm den ersten Einsatz seines<br />

neuen Boxers: des alten Weltmeisters<br />

Ruslan Chagaev. Der<br />

einstige WBA-Champion und erste<br />

Bezwinger des Russen-Riesen<br />

Nikolai Valuev ist nur noch ein<br />

Schatten seiner selbst. Der 33 Jahre<br />

alte Usbeke siegte zwar durch<br />

technischen K.o. in der siebten<br />

Runde über Werner Kreiskott.<br />

Aber Chagaev tat sich schwer mit<br />

dem unbedarften Wuppertaler,<br />

der die Herzen der Zuschauer<br />

gewann. „Werner, Werner“ skandierten<br />

die Zuschauer, weil Kreiskott<br />

nach den Niederschlägen in<br />

der dritten und fünften Runde immer<br />

<strong>wieder</strong> aufstand und zurückkämpfte.<br />

Über Chagaevs rechtem<br />

Auge prangte von der dritten Runde<br />

an eine groteske Schwellung.<br />

Der Ex-Weltmeister, der im August<br />

2011 gegen WBA-Champion<br />

Alexander Povetkin verlor, wirkte<br />

einfalls- und lustlos. Als Kreiskott<br />

nach einer linken Schlaghand<br />

Chagaevs in der sechsten Runde<br />

zu Boden ging, brach Ringrichter<br />

Arnold Golger den Kampf ohne<br />

Nadia Raoui (links) punktete Samson Tor Buamas<br />

deutlich aus<br />

Amerikanerin Melissa McMorrow<br />

verloren. „Mit einem Sieg<br />

will ich die Niederlage vergessen<br />

machen und mir meine WM-<br />

Titel zurückholen“, kündigte<br />

Kentikian nun an. Im Oktober<br />

oder November will Felix Sturm,<br />

der Promoter, seinen ersten<br />

Kampfabend im Programm von<br />

Sat.1 ohne seine Beteiligung im<br />

Hauptkampf aufziehen. Dann<br />

vielleicht mit Kentikian in der<br />

Hauptrolle.<br />

Mit einem neuen Trainer versuchte<br />

WIBA-Fliegengewichts-<br />

Weltmeisterin Nadia Raoui in<br />

Oberhausen ihr Glück. Mit Erfolg.<br />

Der frühere mehrmalige<br />

DDR-Meister Manfred Gebauer<br />

führte Raoui zum Sieg über Tor<br />

Buamas. Lediglich in den ersten<br />

Runden kassierte Raoui mehr-<br />

Da konnte sie noch lachen: Susi<br />

Kentikian in Oberhausen am Ring<br />

mals die rechte Schlaghand der<br />

eine Gewichtsklasse aufgestiegenen<br />

Weltmeisterin im Minimumgewicht.<br />

Dann stellte sie<br />

sich besser auf die Thailänderin<br />

ein, boxte aus der Distanz, traf<br />

mit dem Jab und mit harten Aufwärtshaken.<br />

Chagaev nur ein Schatten von einst<br />

Klare Siege von Weber und Dobroschi<br />

Ruslan Chagaev (links) hatte seine liebe<br />

Mühe mit Werner Kreiskott<br />

zu zählen ab. Viel zu früh. Das<br />

Publikum in der Halle tobte.<br />

Felix Sturms Kumpel Maurice<br />

Weber und Patrick Dobroschi<br />

fuhren dagegen klare Siege<br />

ein. Halbmittelgewichtler Weber<br />

boxte den Weißrussen Andrei<br />

Dolhozhyieu aus. Dolhozhyieu<br />

blutete stark aus der Nase, in der<br />

dritten Runde flog aus seiner Ecke<br />

das Handtuch zum Zeichen der<br />

Aufgabe. Noch besser machte es<br />

Halbschwergewichtler Dobroschi<br />

im Auftaktkampf des Abends. Er<br />

schlug den Weißrussen Maxim<br />

Maximov gleich dreimal in der<br />

ersten Runde zu Boden. Beim<br />

dritten Mal schlug Maximov<br />

schwer mit dem Hinterkopf auf<br />

dem Ringboden auf, Ringrichter<br />

Oliver Brien brach sofort ab. Der<br />

Münchner Halbmittelgewichtler<br />

Mike Keta schlug Aliaksei<br />

Volchan aus Weißrussland in der<br />

zweiten Runde mit einem perfekten<br />

Leberhaken k.o.<br />

<strong>BoxSport</strong><br />

11


Die Fußballstars von Schalke und Dortmu<br />

Mats Hummels kam<br />

in Begleitung seiner<br />

hübschen Freundin Cathy<br />

Fischer in die Arena<br />

Der<br />

Ein wahres<br />

komplette<br />

Schwergewicht: Fußball-<br />

Kader von<br />

Manager Reiner Calmund<br />

Schalke 04 – hier<br />

hatte Mitleid mit Felix,<br />

unterhalten sich<br />

befand das Ergebnis aber<br />

Christoph Metzelder und Julian Draxler –<br />

für in Ordnung<br />

verbrachte seinen Mannschaftsabend in der Arena<br />

Ruhrpott-Derby am<br />

Da<br />

„F<br />

Felix Sturms PR-Manager<br />

Manfred Meier hatte<br />

seine Hausaufgaben<br />

gemacht. Der Promiauflauf<br />

am Ring war in Oberhausen<br />

vom Allerfeinsten und einer Titelvereinigung<br />

würdig.<br />

So tummelte sich in der König-Pilsener-Arena<br />

gleich eine<br />

ganze Horde an Bundesliga-Profis<br />

ums Seilgeviert. Die Fußballer<br />

von Schalke 04 richteten nach<br />

ihrem souveränen Sieg<br />

über Augsburg gar<br />

ihren Mannschaftsabend<br />

bei der Veranstaltung<br />

aus.<br />

Abwehrspieler<br />

Christoph Metzelder:<br />

„Ich war<br />

zu dem Kampf<br />

eingeladen, da habe<br />

ich Felix Sturm<br />

gefragt, ob nicht die<br />

ganze Mannschaft<br />

kommen kann. Toll, dass<br />

er dies ermöglicht hat.“ Mit<br />

den Kollegen Christian Fuchs,<br />

Julian Draxler, Chinedu Obasi,<br />

Jermaine Jones und Klaas-<br />

Jan Huntelaar und Co. pilgerte<br />

„Metze“ also in die Arena. Und<br />

Lothar<br />

Matthäus,<br />

mittlerweile<br />

ein richtiger<br />

Box-Experte,<br />

hatte auf einen<br />

Punktsieg von<br />

Sturm getippt<br />

auch der „Hunter“, letzte<br />

Saison Torschützenkönig in der<br />

Fußball-Bundesliga, präsentierte<br />

sich vor dem Kampf noch bestens<br />

gelaunt: „Geboxt habe ich<br />

früher nur auf der Straße.“<br />

Bestens gelaunt nach dem Sieg über Augsburg waren die Schalker Klaas-<br />

Jan Huntelaar und Jermaine Jones. Oberhausen-Trainer Mario Basler<br />

gefällt’s<br />

Auch am Ring: die Erzrivalen<br />

der Blau-Weißen von Borussia<br />

Dortmund. Kapitän Sebastian<br />

Kehl führte die schwarz-gelbe<br />

Truppe um Mats Hummels, Lars<br />

Bender, Roman Weidenfeller<br />

und Patrick Owomoyela an. So<br />

kam es zu einem regelrechten<br />

Ruhrpott-Derby am Box-Ring.<br />

Hummels nach dem Fight:<br />

„Schade, ich habe Felix die Daumen<br />

gedrückt. Aber es war ein<br />

knapper Kampf. Im Sport muss<br />

man auch mit Niederlagen umgehen<br />

können.“<br />

So sah es auch Schwergewicht<br />

Reiner Calmund. „Calli“<br />

zum Kampfausgang: „Wie in<br />

jeder anderen Sportart muss<br />

man die Schieds- und Punktrichterwertungen<br />

akzeptieren.<br />

Das ist natürlich immer Auslegungssache<br />

und man kann darüber<br />

diskutieren, vor allem im<br />

Boxen. Aber das heutige Ergebnis<br />

geht meiner Meinung nach<br />

12 <strong>BoxSport</strong>


nd trafen sich in der Oberhausener Arena<br />

BVB-Torhüter Roman Weidenfeller mit seiner Freundin, dem Model Lisa<br />

DIE KONDITIONS-<br />

GEHEIMNISSE VON<br />

FELIX STURM<br />

um ist sich sicher:<br />

elix wird <strong>wieder</strong> Weltmeister“<br />

Box-Ring<br />

Fußballtrainer Christoph Daum verfolgte das<br />

Spektakel mit Ehefrau Angelika<br />

Viel Spaß hatte Tom Gerhardt mit seiner Frau Nadja<br />

in Ordnung.“ Und<br />

Fußballtrainer Christoph<br />

Daum, einst erfolgreich<br />

mit Calmund<br />

im Doppelpack bei<br />

Bayer Leverkusen tätig,<br />

fügte hinzu: „Diese<br />

Niederlage und der<br />

Verlust des Titels tun<br />

weh. Aber ich bin mir<br />

sicher: Felix wird <strong>wieder</strong><br />

Weltmeister.“<br />

Außerdem in der<br />

Arena: die Fußballtrainer<br />

Mario Basler und<br />

Lothar Matthäus, Comedian<br />

Tom Gerhardt<br />

mit Ehefrau sowie Felix<br />

Sturms Landsmann<br />

und enger Freund<br />

Edin Dzeko, der nach<br />

seinem Spiel mit Manchester<br />

City extra mit<br />

dem Privatjet zum<br />

Kampf geflogen kam.<br />

Garniert wurde das<br />

Ganze durch den Live-<br />

Auftritt der schwedischen<br />

Popsängerin<br />

Lykke Li mit ihrem<br />

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Nach seinem großen Sieg über Weltmeister Robert S<br />

<strong>King</strong> <strong>Arthur</strong> <strong>trägt</strong> wie<br />

Trainer Wegner: „Wir haben <strong>wieder</strong> einen würdigen Weltmeister“<br />

Ein hartes Gefecht: <strong>Arthur</strong> Abraham<br />

(rechts) dominiert Weltmeister<br />

Robert Stieglitz<br />

Den Moment der Schwäche<br />

erlaubte sich <strong>Arthur</strong><br />

Abraham erst nach<br />

dem Schlussgong. Erst<br />

als sein Name ausgerufen, sein<br />

Arm gehoben und ihm der WBO-<br />

Weltmeistergürtel im Supermittelgewicht<br />

umgelegt wurde, fing<br />

Abraham an zu weinen. „Das<br />

ist ein sehr, sehr emotionaler<br />

Moment“, brachte er mit tränenerstickter<br />

Stimme hervor.<br />

„Es war mein Ziel, <strong>wieder</strong> Weltmeister<br />

zu werden und ich habe<br />

es geschafft.“ Als es um Alles<br />

oder Nichts ging, fand er sein<br />

Kämpferherz <strong>wieder</strong>. Mit einer<br />

fehlerlosen Leistung punktete er<br />

Titelverteidiger Robert Stieglitz<br />

über zwölf Runden aus (116-112,<br />

116-112, 115-113) und sicherte<br />

sich bei seiner dritten WM-<br />

Chance im Supermittelgewicht<br />

den WBO-Titel. Es wäre wohl<br />

die letzte Titelchance des einst<br />

so souveränen Weltmeisters im<br />

Mittelgewicht geblieben. Comeback<br />

geglückt, Karriere gerettet:<br />

<strong>King</strong> <strong>Arthur</strong> <strong>trägt</strong> <strong>wieder</strong> <strong>Krone</strong>.<br />

„Wenn er das vergeigt hätte,<br />

hätte ich auch keinen Rat mehr<br />

gewusst“, sagte Abrahams Trainer<br />

Ulli Wegner. Bei den Niederlagen<br />

im Rahmen des „Super-<br />

Six-Turniers“ der weltbesten<br />

Supermittelgewichtler war Wegner<br />

schier verzweifelt an seinem<br />

Boxer – der zuvor gefürchtete<br />

K.o.-König hatte sich beinahe<br />

widerstandlos seinem Schicksal<br />

gegen technisch überlegene<br />

Gegner gefügt. Aber gerade noch<br />

rechtzeitig entdeckte Abraham<br />

das Auge des Tigers <strong>wieder</strong>. Zum<br />

Song „Eye of the Tiger“ aus der<br />

legendären Reihe der Rocky-Filme<br />

war er in seiner Heimatstadt<br />

Berlin zum Ring marschiert - mit<br />

dem Weltmeistergürtel um die<br />

Schulter verließ er ihn <strong>wieder</strong>.<br />

Nach den bitteren Pleiten gegen<br />

WBC-Titelträger Carl Froch<br />

(Großbritannien) und WBA-<br />

Weltmeister Andre Ward (USA)<br />

hatte Abrahams Management<br />

mit viel Geschick eine weitere<br />

WM-Chance für den gebürtigen<br />

Armenier organisiert. „Das sah<br />

nach Boxen aus“, meinte Wegner<br />

nun nach dem deutlichen<br />

Sieg des 32-Jährigen über Stieglitz.<br />

„Aber es hat viel Arbeit gekostet.“<br />

Nach dem Schlussgong<br />

schauten sich die beiden an den<br />

Ringseilen tief und lange in die<br />

Augen und strahlten. Das Erfolgsgespann,<br />

das nicht immer ohne<br />

Spannungen auskommt, hat es<br />

noch einmal geschafft. Den Unterschied<br />

habe ausgemacht, dass<br />

Abraham sich dieses Mal an die<br />

taktische Marschroute gehalten<br />

habe, meinte Wegner. „Wenn er<br />

sein Leistungsvermögen abruft,<br />

gehört er zur absoluten Weltspitze.<br />

Wir haben <strong>wieder</strong> einen<br />

würdigen Weltmeister. Jetzt geht<br />

es weiter.“ „Der Druck war sehr<br />

groß nach den nicht erfreulichen<br />

Leistungen. <strong>Arthur</strong> ist zurück -<br />

jetzt können wir auf viele schöne<br />

Kämpfe hoffen“, sagte Manager<br />

Wilfried Sauerland.<br />

Abraham begann gegen<br />

Stieglitz aktiver als üblich, behielt<br />

stets die Übersicht und boxte,<br />

statt zu keilen. „Ich musste<br />

klug boxen“, sagte Abraham.<br />

Einen K.o.-Sieg über den überlegenen<br />

Techniker hatten ihm<br />

viele zugetraut - einen Punktsieg<br />

Sektdusche für den neuen Weltmeister: <strong>Arthur</strong> Abraham nach dem Kampf in der Kabine<br />

nicht. „Viele haben gesagt, dass<br />

<strong>Arthur</strong> nicht nach Punkten gewinnen<br />

kann. Da habe ich mich<br />

totgelacht“, meinte Wegner. Sorgen<br />

hatte dem Trainer lediglich<br />

seine Ruhe bereitet. „Es hat mich<br />

nervös gemacht, dass ich so ruhig<br />

und entspannt war“, meinte<br />

Wegner. Anerkennend sagte<br />

der strenge Lehrmeister: „Alle<br />

Achtung, das hat <strong>Arthur</strong> toll gemacht.“<br />

„Das war nicht der alte <strong>Arthur</strong><br />

und nicht der neue, sondern<br />

der erfahrene, der aus<br />

seinen Niederlagen viel gelernt<br />

hat“, sagte Abraham nach dem<br />

35. Sieg im 38. Profikampf. „Die<br />

letzten zwei Jahre waren sehr<br />

hart für mich, es gab viele Tiefschläge.“<br />

Als Abraham zu mitternächtlicher<br />

Stunde über seinen<br />

Lernprozess sinnierte, war ausgerechnet<br />

derjenige nicht mehr<br />

anwesend, der solche Ratschläge<br />

nun gut gebrauchen könnte.<br />

Die zahlreichen blutenden Cutverletzungen<br />

des 31 Jahre alten<br />

Stieglitz‘ mussten genäht werden.<br />

„So hatte ich mir das nicht<br />

14 <strong>BoxSport</strong>


tieglitz weinte Abraham vor Glück<br />

der <strong>Krone</strong><br />

Schwer gezeichnet: Der<br />

entthronte Weltmeister<br />

Robert Stieglitz<br />

vorgestellt“, hatte der<br />

entthronte Weltmeister<br />

zuvor noch mitgeteilt.<br />

„Ich habe viele Fehler<br />

gemacht und konnte<br />

ab der siebten Runde<br />

auf dem linken Auge<br />

nichts mehr sehen.“<br />

Nach sechs erfolgreichen<br />

Titelverteidigungen<br />

musste sich der Deutschrusse<br />

von seinem WM-Gürtel<br />

<strong>wieder</strong> trennen. „Das tut weh.<br />

Aber Robert hat toll gekämpft“,<br />

meinte sein Manager Ulf Steinforth.<br />

Anderer Meinung war der<br />

frühere Weltmeister Graciano<br />

Rocchigiani, einst wie Abraham<br />

Titelträger im Mittel- und<br />

Supermittelgewicht. „Das war<br />

eine Bestrafung“, sagte Rocchigiani.<br />

„Die ersten drei Runden<br />

liefen sehr gut“, meinte Trainer<br />

Dirk Dzemski. „Dann hat sich<br />

Robert ab der vierten Runde immer<br />

die letzte Minute nehmen<br />

lassen.“ Zum Ende der Runde<br />

drehte Abraham immer auf, diese<br />

Aktionen bleiben dann besonders<br />

im Gedächtnis der<br />

Punktrichter, wenn die<br />

in der Pause Sieger und<br />

Verlierer des Durchgangs<br />

bestimmen. „Das haben<br />

wir so trainiert“, meinte<br />

Wegner. Dieses Mal hielt<br />

sich Abraham an alle<br />

Vorgaben des Trainers.<br />

„Dann kann bei <strong>Arthur</strong><br />

nichts schiefgehen“,<br />

sagte Wegner. Auch Promoter<br />

Kalle Sauerland<br />

war begeistert: „<strong>Arthur</strong><br />

hat mich wirklich überrascht.<br />

Diese Disziplin,<br />

mit der er geboxt<br />

hat, war super.“<br />

Stieglitz soll sich nun<br />

auskurieren, dann könnte<br />

es zu einem Rückkampf<br />

mit Abraham kommen – der<br />

ist vertraglich vereinbart.<br />

„Wieder hinten anstellen ist<br />

Quatsch. Wir haben einen<br />

Deal“, sagte Steinforth. Der<br />

neue Weltmeister soll seine <strong>wieder</strong>gewonnene<br />

<strong>Krone</strong> am 15.<br />

Dezember freiwillig verteidigen.<br />

Das Erfolgsduo hat <strong>wieder</strong> Erfolg: <strong>Arthur</strong> Abraham mit Trainer Ulli Wegner<br />

Kann <strong>wieder</strong> strahlen:<br />

Weltmeister <strong>Arthur</strong> Abraham<br />

<strong>Arthur</strong> Abrahams Rechte schlägt<br />

bei Robert Stieglitz ein<br />

<strong>BoxSport</strong><br />

15


Ringrichter brach Kampf nach blutigem Cut ab<br />

Jack Culcay (rechts) nimmt<br />

Maß, gleich schlägt es bei<br />

Frederic Serre ein<br />

Das hatte sich Jack Culcay<br />

ganz anderes vorgestellt.<br />

„Golden Jack“<br />

wollte glänzen bei seinem<br />

ersten Titelkampf und seiner<br />

ersten ARD-Fernsehübertragung<br />

als zweites Highlight nach<br />

dem WM-Sieg von <strong>Arthur</strong> Abraham<br />

über Robert Stieglitz. Aber<br />

Talent Culcay, Amateur-Weltmeister<br />

von 2009, konnte nicht<br />

viel zeigen von seiner Boxkunst.<br />

Acht Minuten und vier Sekunden<br />

stand er in der o2 World im<br />

Ring – dann war sein Duell mit<br />

dem Franzosen Frederic Serre<br />

(sprich: Sehr) schon <strong>wieder</strong> beendet.<br />

Über Serres linkem Auge,<br />

am Augenlid, prangte eine große,<br />

blutende Platzwunde. Serre,<br />

Vater dreier Kinder, beklagte<br />

hinterher einen Kopfstoß des<br />

Darmstädters, Culcay dagegen<br />

sprach von Schlagwirkung. „Das<br />

war ein sauberer Schlag“, meinte<br />

auch Culcays Manager Moritz<br />

Trotz Sieg: Culcay enttäuscht<br />

„Ich hätte lieber länger geboxt und mehr gezeigt“<br />

Klatten. „Die beiden sind zwar in<br />

der ersten Runde mit den Köpfen<br />

zusammengerasselt, aber dabei<br />

ist der Cut nicht aufgegangen.“<br />

Sei‘s drum: Ringrichter Guiseppe<br />

Quartarone aus Italien brach<br />

den Kampf ab. Und das obwohl<br />

Ringarzt Walter Wagner, der einen<br />

Blick auf Serres Platzwunde<br />

geworfen hatte, der Meinung<br />

war, der 32 Jahre alte Franzose<br />

könne weiterboxen. „Die Sicht<br />

war nicht behindert“, meinte<br />

Wagner.<br />

Der 26 Jahre alte Culcay war<br />

enttäuscht – obwohl er mit dem<br />

vakanten Intercontinental-Gürtel<br />

der WBA im Halbmittelgewicht<br />

den ersten Profititel seiner<br />

Laufbahn gewann und auch im<br />

zwölften Profikampf ungeschlagen<br />

blieb. „Ich hätte lieber länger<br />

geboxt“, meinte Culcay. „Ich<br />

wollte zeigen, was ich kann.“<br />

Culcay demonstrierte gegen Serre<br />

seine schnellen Hände, er ließ<br />

die Fäuste fliegen. Allerdings<br />

hinterließen seine Treffer keine<br />

Wirkung beim Franzosen, der<br />

2008 in Halle Felix Sturms besten<br />

Kumpel Maurice Weber nach<br />

Punkten besiegt hatte. Culcay<br />

musste inmitten seiner Schlaghagel<br />

auch manchen Treffer Serres<br />

wegstecken. „Ich habe sechs<br />

Wochen lang hart und intensiv<br />

für diesen Kampf trainiert mit<br />

mehr als 150 Sparringsrunden“,<br />

meinte Culcay. „Ich wollte einen<br />

richtigen K.o.“<br />

Mit seinem kubanischen Trainer<br />

Ismael Salas und mit Manager<br />

Moritz Klatten trainiert Culcay<br />

hauptsächlich in Hamburg<br />

Der blutige Frederic Serre<br />

kurz vor dem Abbruch<br />

– in Klattens Garage. Die hat der<br />

gelernte Fitnesstrainer zu einem<br />

Box-Gym umgebaut. „Ich habe<br />

das Glück, an verschiedenen Orten<br />

zu trainieren“, sagt Culcay,<br />

dessen Vater und Bruder schließlich<br />

in Pfungstadt bei Darmstadt<br />

ein Box-Studio betreiben. Dort<br />

leitete auch der berühmte Jack<br />

Kurse, wenn er gerade in der<br />

Stadt ist. „Die umgebaute Garage<br />

ist unser ‚Home-Gym‘“,<br />

erzählt Culcay. Dort trainierte<br />

Klatten bereits Ex-Weltmeister<br />

Juan Carlos Gomez und Superstar<br />

Yuriorkis Gamboa. „Das ist<br />

ein gut eingerichtetes Gym mit<br />

mehreren Räumen und auch<br />

einem Außenbereich“, erklärt<br />

Klatten, der dort auch Fußballund<br />

Polospieler vorbereitet.<br />

Klatten war „erleichtert“<br />

über den Sieg seines Schützlings<br />

in Berlin. „Jack hatte im Training<br />

schon Phasen, in denen er übertrainiert<br />

war. Das war die erste<br />

Kampfvorbereitung, in der es<br />

auch mal schlecht lief“, meinte<br />

Klatten. „Natürlich wäre es<br />

schöner gewesen, wenn er mehr<br />

Runden gesammelt hätte. Aber<br />

ich bin zufrieden.“<br />

Der WBA-Intercontinental-<br />

Titel, auch wenn er Culcay nicht<br />

zufrieden stellen konnte, soll<br />

nun Sprungbrett auf dem Weg<br />

zu einem EM-Kampf sein. „Ich<br />

hoffe sehr, dass ich in absehbarer<br />

Zeit um die Europameisterschaft<br />

kämpfen kann“, sagt Culcay.<br />

Spätestens im November<br />

soll „Golden Jack“ <strong>wieder</strong> in den<br />

Ring steigen. Dann vielleicht mit<br />

etwas mehr Glanz.<br />

16 <strong>BoxSport</strong>


Nach seinem tollen Sieg über den schlagstarken Sahin<br />

Ungewohntes Bild:<br />

Serdar Sahin am Boden<br />

Krasniqi will WM-Kampf<br />

„Ich würde gerne gegen den WBO-Champion Cleverly antreten“<br />

Der Münchner Halbschwergewichtler<br />

Robin<br />

Krasniqi ist erst 25<br />

Jahre, bestritt in der o2<br />

World bereits seinen 40. Profikampf<br />

und fuhr dabei den 38. Sieg<br />

und 14. K.o.-Erfolg ein. Nun mag<br />

sein, dass die ersten 15 Kämpfe im<br />

Umfeld von München boxerisch<br />

noch nicht das Gelbe vom Ei waren.<br />

„Gewinnen musst du trotzdem<br />

erst einmal“, sagt Krasniqi<br />

berechtigterweise. Seit gut zwei<br />

Jahren klettert Krasniqi für den<br />

Magdeburger SES-Boxstall durch<br />

die Ringseile. „Die Entscheidung<br />

war richtig, zu SES zu gehen. Ich<br />

konnte mich deutlich verbessern<br />

und rutschte in der Weltrangliste<br />

weit nach oben.“<br />

Der Aufwärtstrend setzte<br />

sich auch in Berlin fort. Zwar<br />

hatte so mancher Fan auf den<br />

schlagstarken Türken Serdar Sahin<br />

als Sieger getippt. Doch nach<br />

46 Sekunden der vierten Runde<br />

war es nach zwei schweren Niederschlägen<br />

mit der Herrlichkeit<br />

des 30-jährigen Sahin vorbei.<br />

Trainer Ali Yildirim konnte einem<br />

Leid tun. Nach der herben<br />

Niederlage seines Schützlings<br />

Thomas Ulrich saß auch Sahin<br />

völlig hilflos in der Ringecke –<br />

wo Ulrich als Betreuer stand.<br />

Robin Krasniqi dagegen<br />

konnte jubeln. Mit dem Gewinn<br />

der Internationalen WBO-Meisterschaft<br />

steht er unmittelbar<br />

vor einem WM-Titelkampf. „Ich<br />

würde als nächstes gern gegen<br />

den WBO-Weltmeister Nathan<br />

Cleverly antreten“, verrät Robin.<br />

„So schnell schießen die Preußen<br />

nicht“, bleibt Trainer Dirk Dzemski<br />

gelassen. Er sagt: „Robin hat<br />

zwar jetzt alle Bedingungen als<br />

Herausforderer erfüllt. Vor einer<br />

WM soll er aber noch ein bis zwei<br />

Kämpfe machen. Damit wir auf<br />

der sicheren Seite sind.“<br />

Mit dem Athletik-Training<br />

bei Alfred Segerer in München<br />

und dem speziellen Boxtraining<br />

mit Sparring in Magdeburg könnte<br />

für den Halbschwergewichtler<br />

tatsächlich ein heimlicher Traum<br />

von einem Weltmeistertitel in Erfüllung<br />

gehen. „Neben der Technik<br />

legten wir viel Wert auf die<br />

Verbesserung der Schlaghärte“,<br />

verrät Krasiniqi. Der gefürchtete<br />

K.o.-Schläger Serdar Sahin bekam<br />

es zu spüren.<br />

Freuten sich über den K.o.-Triumph: Robin Krasniqi und Trainer Dirk Dzemski<br />

Robin Krasniqi (rechts) überrollte Serdar Sahin förmlich<br />

18 <strong>BoxSport</strong>


Dirks in Not<br />

Aber in der 7. Runde kam er<br />

doch noch zu einem Abbruchsieg<br />

Ausgerechnet in seinem<br />

25. Profikampf<br />

taumelte Dustin Dirks<br />

in der fünften Runde<br />

kurz am Rande einer Niederlage.<br />

Der unbequeme Georgier<br />

Sandro Siproschwili traf Dustin<br />

mit einer harten Geraden derart<br />

auf die Leber, dass dem Berliner<br />

die Luft weg blieb. „Man lernt als<br />

Boxer nie aus. Ich hätte besser<br />

decken sollen“, gab der 23-Jährige<br />

zu. Trainer Otto Ramin schob<br />

sofort nach: „Der Kampf war<br />

wohl nicht das, was wir uns vorgenommen<br />

hatten.“ Boxer und<br />

Trainer äußerten sich ziemlich<br />

kritisch. Wahrscheinlich kommt<br />

man nur so weiter. „Schönreden<br />

bringt nichts“, bleibt Ramin konsequent.<br />

Dustin beendete gegen<br />

den Georgier dennoch zum<br />

19. Mal einen Kampf vorzeitig.<br />

In der siebenten Runde musste<br />

der Ringrichter Siproschwili<br />

aus dem Seilquadrat nehmen.<br />

Der Georgier - neun Jahre älter<br />

als Dirks und mit 39 Kämpfen<br />

ziemlich erfahren - wusste nicht<br />

mehr wo oben und unten war.<br />

„Der Georgier hatte sich völlig<br />

verausgabt. Er war platt wie<br />

eine Flunder. Ich hatte schon<br />

Hemmung, weiter gnadenlos<br />

auf ihn einzuprügeln“, sagt<br />

Dustin Dirks (links) musste<br />

gegen den Georgier Sandro<br />

Siproschwili hart kämpfen<br />

Dirks. Der Ringrichter klärte<br />

die Situation und schickte Siproschwili<br />

in der siebenten<br />

Runde in die Ecke.<br />

Ist Lamm<br />

ein Juwel?<br />

Der Harzer Junge Felix Lamm aus<br />

Nordhausen ließ gegenüber seinem<br />

Deutschland-Debüt vor vier Monaten<br />

in Frankfurt/Oder als Boxprofi<br />

einen deutlichen Leistungssprung<br />

erkennen. Der Spanier Eloy Rebollo<br />

musste darunter leiden. Bereits in<br />

der zweiten Runde „küsste“ er den<br />

Ringbelag. In der vierten von geplanten<br />

sechs Runden konnte es Rebollos<br />

Trainer nicht mehr mit ansehen,<br />

wie sein Schützling verprügelt<br />

wurde. Der Trainer warf das schwarze<br />

Handtuch. Der ehrgeizige Lamm<br />

blieb in seinem dritten Profikampf<br />

zum dritten Mal Sieger: Auf die Frage,<br />

ob er mit dem Kampf zufrieden<br />

ist, antwortete er überraschend:<br />

„Wie immer natürlich nicht. Der<br />

Spanier hat zwar aufgegeben. Ich<br />

habe trotzdem meine Führungshand<br />

nicht optimal eingesetzt. Ich muss<br />

bei meinen Trainern Matthias Scherf<br />

in Nordhausen und Dirk Dzemski in<br />

Magdeburg weiter hart arbeiten. Ich<br />

will einmal um eine WM boxen. Um<br />

dieses Ziel zu erreichen, darf ich mir<br />

auch kleine Fehler nicht durchgehen<br />

lassen.“<br />

Dirk Dzemski glaubt, mit Felix<br />

Lamm ein Juwel schleifen zu können:<br />

„Der Junge bewegt sich gut<br />

im Ring. Man spürt seine langjährige<br />

Ausbildung an der Sportschule<br />

Frankfurt/Oder. Er kann im Halbweltergewicht<br />

eine Lücke in Deutschland<br />

schließen.“ Der 22-Jährige<br />

zieht demnächst nach Magdeburg.<br />

Den nächsten Auftritt im Seilquadrat<br />

plant SES-Manager Ulf Steinforth für<br />

Felix Lamm am 6. Oktober in Kiew.<br />

Zeuge knockte den Muskelberg aus<br />

Mit Trainer Röwer Kraft in den USA getankt<br />

Der Berliner Tyron Zeuge<br />

blieb beim Heimspiel<br />

in der o2 World seiner<br />

Linie treu. Auch<br />

in seinem dritten Kampf durfte<br />

der deutsche Amateurmeister<br />

den Ring vorzeitig verlassen.<br />

Der Ecuadorianer Carlos Caicedo<br />

schien direkt vom Fitness-<br />

Studio in den Ring gestiegen<br />

zu sein. Gegen den Muskelberg<br />

erweckte Zeuge - wie Caicedo<br />

77,4 kg schwer – den Eindruck<br />

eines Pennälers. Doch die Optik<br />

kann täuschen. Geschickt setzte<br />

Zeuge seine Schläge und acht<br />

Sekunden vor dem Ende der<br />

dritten Runde war es um Carlos<br />

geschehen. Zeuge traf mit der<br />

Rechten die Kinnspitze und aus<br />

war der Traum oder sagt man<br />

richtiger, begann der Traum für<br />

den Ecuadorianer. „Wir sind erst<br />

am Montag von einem USA-Aufenthalt<br />

zurückgekehrt. Dafür<br />

war Tyron heute schon <strong>wieder</strong><br />

ziemlich frisch“, freute sich Trainer<br />

Karsten Röwer.<br />

Promoter Wilfried Sauerland<br />

hatte für seinen Nachwuchs-<br />

Trainer eine Art zweiwöchigen<br />

Weiterbildungskurs gesponsert.<br />

„Wir waren zum Training in Philadelphia<br />

und New York und haben<br />

dabei viel gelernt“, erklärte<br />

Röwer.<br />

Weiterbildung geglückt: Tyron Zeuge mit Trainer Karsten Röwer<br />

<strong>BoxSport</strong><br />

19


Das<br />

sport<br />

gespräch<br />

Björn Jensen mit Vitali Klitschko<br />

Sportlich war es kein guter Tag für Vitali Klitschko. Der WBC-Weltmeister<br />

im Schwergewicht verlor erst die obligatorische Tischtennispartie<br />

gegen seinen Trainer Fritz Sdunek. Anschließend unterlag<br />

er seinem Freund, dem ehemaligen Schachweltmeister Wladimir<br />

Kramnik, der ihn in seinem Trainingslager im Tiroler Promihotel<br />

„Stanglwirt“ besuchte, in einer Blitzschachpartie. Trotzdem stellte<br />

sich der 41 Jahre alte Ukrainer am Medientag gut gelaunt den Fragen<br />

der Reporter.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Herr Klitschko,<br />

Manuel Charr, der am 8. September<br />

in Moskau Ihr Herausforderer<br />

ist, bezeichnet Sie als<br />

Vorbild. Ist es schön, von einem<br />

Gegner mal Wertschätzung zu<br />

bekommen anstatt hässlicher<br />

Kampfansagen?<br />

Vitali Klitschko: Für mich<br />

spielt das keine Rolle. Niemand<br />

wird Weltmeister, weil er die<br />

größten Sprüche klopft, und<br />

auch nicht, weil er den größten<br />

Respekt zeigt. Im Ring ist Charr<br />

jemand, der mir etwas wegnehmen<br />

will. Und das werde ich<br />

nicht zulassen.<br />

Er hat ja angekündigt, mich auszuknocken.<br />

Das hat zwar noch<br />

niemand geschafft, sogar Lennox<br />

Lewis nicht. Aber vielleicht<br />

ist Charr ja stärker als Lewis. Ich<br />

kann versprechen: Es wird eine<br />

Schlacht.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Viele befürchten,<br />

dass es Ihre letzte Schlacht wird.<br />

Sie haben mal gesagt, dass Leistungssport<br />

und ein politisches<br />

Amt sich nicht vereinbaren lassen.<br />

Am 28. Oktober treten Sie<br />

mit Ihrer Partei UDAR bei der ukrainischen<br />

Parlamentswahl an.<br />

Hören Sie mit dem Boxen auf,<br />

wenn Sie gewählt werden?<br />

Beim Tischtennis musste sich der Box-Weltmeister seinem<br />

Trainer Fritz Sdunek geschlagen geben<br />

Jeder Kampf kan<br />

Warum die Veranstaltung in Moskau stattfindet und w<br />

<strong>BoxSport</strong>: Sie unterschätzen<br />

nie einen Gegner. Aber hat Charr<br />

etwas, das Ihnen besonderen Respekt<br />

einflößt?<br />

Klitschko: Für ihn ist der<br />

Kampf eine riesige Chance. Er<br />

liebt sich selbst sehr, ist ein großer<br />

Selbstdarsteller und will sich<br />

präsentieren. Und er hat nichts<br />

zu verlieren. Wenn er gewinnt,<br />

ist er der Größte, und wenn er<br />

verliert, ist das gegen Klitschko<br />

nicht schlimm. Er ist körperlich<br />

sehr stark, vielleicht stärker als<br />

ich, aber ich habe mehr Erfahrung,<br />

bin schneller und technisch<br />

besser. Meine Aufgabe ist<br />

es, der Beste zu sein. Deshalb<br />

werde ich mit ihm spielen, seine<br />

Fehler aufzeigen und sie bestrafen.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Ihr Trainer Fritz<br />

Sdunek warnt vor der Entschlossenheit<br />

Charrs. Ihm wird ein großes<br />

Kämpferherz nachgesagt.<br />

Klitschko: Ich habe viele<br />

seiner Kämpfe gesehen und bin<br />

überzeugt, dass es ein harter<br />

Kampf wird. Er war noch nie am<br />

Boden und kann viel einstecken.<br />

Es ist mein Ziel, ihn zu Boden zu<br />

schicken, aber er wird niemals<br />

aufgeben und bis zum letzten<br />

Tropfen seines Blutes kämpfen.<br />

Vitali Klitschko vor der Skyline von Moskau. Der Ukrainer freut sich sehr auf den<br />

Kampf in der russischen Metropole<br />

Klitschko: Ich mag das Wort<br />

‚wenn’ nicht, deshalb mache<br />

ich keine Sprüche oder Versprechungen.<br />

Niemand weiß, was<br />

passieren wird. Ich sage immer,<br />

dass jeder Kampf der letzte sein<br />

kann, und ich bereite mich immer<br />

so vor, als ob es mein letzter<br />

Kampf wäre. Aber ich schließe<br />

nicht aus, dass ich meine Karriere<br />

auch fortsetzen werde, wenn<br />

wir den Einzug ins Parlament<br />

schaffen.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Wie groß schätzen<br />

Sie denn die Chancen ein,<br />

dass Sie es schaffen, und wären<br />

Sie bei einer erfolgreichen Wahl<br />

automatisch Parlamentarier?<br />

Klitschko: 68 Parteien wollten<br />

zur Wahl antreten, 22 sind<br />

zugelassen worden. Die aktuellsten<br />

Umfragen sehen die<br />

UDAR als drittstärkste Kraft, wir<br />

liegen bei zwölf bis 15 Prozent<br />

und spüren eine große Unterstützung<br />

aus dem Volk. Damit<br />

hätten wir die Fünfprozenthürde<br />

locker überwunden. Ich als<br />

Parteivorsitzender wäre dann<br />

Parlamentarier. Aber wie gesagt,<br />

ich möchte Schritt für Schritt<br />

vorgehen. Zunächst zählt erst<br />

einmal der Kampf gegen Charr,<br />

alles weitere werde ich danach<br />

entscheiden.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Sie wollten auch<br />

erneut zur Wahl des Kiewer Bürgermeisters<br />

antreten. Wie ist da<br />

der Stand der Dinge?<br />

Klitschko: Diese Wahl sollte<br />

schon 2011 stattfinden, nun ist<br />

sie <strong>wieder</strong> verschoben worden,<br />

mindestens bis ins nächste Jahr,<br />

und niemand weiß, wann es so<br />

weit ist. Das ist ja das Problem<br />

mit der Regierung in der Ukraine:<br />

sie bricht die Gesetze, wie<br />

sie will. Es gibt für niemanden<br />

Sicherheit, das Land bewegt<br />

sich in Richtung einer Diktatur.<br />

Dagegen kämpfen meine Parteifreunde<br />

und ich. Wir sehen uns<br />

nicht als klassische Politiker, da<br />

die ein sehr schlechtes Image<br />

haben, sondern als Politiker der<br />

neuen Generation. Wir wollen,<br />

dass die demokratische Opposition<br />

gewinnt und das Land nach<br />

Europa führen kann. Leider hat<br />

die Ukraine diesen Schritt nicht<br />

geschafft, den Länder wie Polen<br />

oder Tschechien nach dem Fall<br />

des Eisernen Vorhangs gegangen<br />

sind. Aber die Ukraine gehört ge-<br />

20<strong>BoxSport</strong>


sellschaftlich und historisch zu<br />

Europa und nicht zu Asien.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Wie geht es der<br />

inhaftierten Ex-Ministerpräsidentin<br />

Julia Timoschenko, mit<br />

deren Partei die UDAR gern koalieren<br />

würde?<br />

Klitschko: Ich weiß nur,<br />

dass sie psychisch sehr angegriffen<br />

ist und unter starken Rückenschmerzen<br />

leidet. Ich habe zigmal<br />

um ein persönliches Treffen<br />

gebeten, aber nur ihr Arzt und ihr<br />

Rechtsanwalt dürfen sie sehen.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Haben Sie manchmal<br />

Angst, dass auch Sie einfach<br />

verhaftet werden könnten?<br />

Klitschko: Die Methoden,<br />

mit denen gearbeitet wird, sind<br />

gefährlich. Ich habe große Sorgen,<br />

aber das gibt mir umso<br />

mehr Kraft, für Veränderungen<br />

zu kämpfen. Ohne Kampf gibt<br />

es keinen Sieg, das weiß niemand<br />

besser als ich. Und meine<br />

Mitstreiter sind alle genauso<br />

nem Land, dessen Demokratieverständnis<br />

derzeit im Westen<br />

ebenfalls hart kritisiert wird.<br />

Werden Sie diese Bühne auch<br />

politisch nutzen?<br />

Klitschko: Es haben viele<br />

vermutet, dass unsere Entscheidung,<br />

in Moskau zu boxen, politisch<br />

motiviert war und etwas<br />

mit Wahlkampf zu tun hatte. Das<br />

ist Unsinn. Die Arena dort wollte<br />

unbedingt einen Klitschko-<br />

Kampf, und ich habe noch nie<br />

als Profi in Russland gekämpft.<br />

Deshalb freue ich mich sehr darauf.<br />

Was die russische Politik<br />

angeht, muss man sagen, dass<br />

sie ziemlich weit von demokratischen<br />

Kriterien entfernt ist.<br />

Nicht umsonst wollen 60 Prozent<br />

der Ukrainer deshalb auch<br />

eine nähere Bindung zu Europa.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Wie haben Sie<br />

den Prozess um die Punkband<br />

Pussy Riot verfolgt?<br />

Klitschko: Ich war von der<br />

Blicken optimistisch nach vorne: Vitali Klitschko<br />

und sein Trainer Fritz Sdunek<br />

n der letzte sein<br />

arum ihn seine Mutter im Trainingslager besuchte<br />

motiviert, denn wenn man der<br />

Beste sein will, muss man mit<br />

den Besten arbeiten. Wir haben<br />

drei Kriterien, nach denen wir<br />

neue Teammitglieder einstellen.<br />

Sie müssen das Feuer haben, um<br />

für ihr Land kämpfen zu wollen.<br />

Sie müssen Fachleute in ihren<br />

Bereichen sein. Und sie müssen<br />

moralisch sauber sein.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Können Sie,<br />

knapp zwei Monate danach, sagen,<br />

welchen Effekt die Fußball-<br />

EM auf Ihre Heimat hatte?<br />

Klitschko: Die EM war sehr<br />

wichtig für die Ukraine. In erster<br />

Linie konnten wir in Europa<br />

eine Visitenkarte abgeben, und<br />

ich habe von vielen Gästen sehr<br />

positive Meinungen über unser<br />

Land gehört. Viele waren überrascht,<br />

wie schön es hier ist. Die<br />

EM hat uns eine neue Infrastruktur<br />

gebracht, von der wir profitieren.<br />

Andererseits gibt es auch<br />

einige negative Dinge, die aufgearbeitet<br />

werden müssen. Zum<br />

Beispiel die Frage, warum die<br />

Stadien bei uns doppelt so teuer<br />

waren wie in Polen. Korruption<br />

lähmt die Ukraine, wir müssen<br />

alles tun, um sie zu bekämpfen.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Nun kämpfen<br />

Sie gegen Charr in Russland, ei-<br />

Härte des Urteils überrascht,<br />

hatte das nicht erwartet. Die<br />

Mädels haben sicherlich etwas<br />

überzogen, aber zwei Jahre Haft<br />

halte ich für viel zu hart.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Wird Staatschef<br />

Wladimir Putin Ihren Kampf<br />

besuchen?<br />

Klitschko: Das ist möglich,<br />

die Veranstalter sind mit ihm in<br />

Kontakt. Ich persönlich habe<br />

keinen Kontakt zu ihm.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Wie ist denn Ihre<br />

persönliche Beziehung zu Russland?<br />

Klitschko: Ich habe mich in<br />

Russland niemals fremd gefühlt.<br />

Politisch sind die beiden Länder<br />

getrennt, aber das Volk kennt<br />

diese Grenzen nicht. Ukrainer<br />

sind in Russland gern gesehene<br />

Gäste. Mein Bruder Wladimir<br />

und ich sind in Russland sehr<br />

beliebt, wir haben eine riesige<br />

Fangemeinde, und es werden<br />

bestimmt auch aus der Ukraine<br />

viele Fans anreisen. Aber natürlich<br />

gibt es, wie überall, auch<br />

viele, die mich verlieren sehen<br />

wollen. Ich habe in meiner Karriere<br />

schon oft bewiesen, dass<br />

ich mir nichts daraus mache, wo<br />

ich kämpfe. Ich habe in London<br />

einen Briten besiegt, in den USA<br />

einen Amerikaner, in Deutschland<br />

einen Deutschen, in Polen<br />

einen Polen. Wichtig ist, dass<br />

der Kampf gut ist. Dann ist das<br />

Publikum zufrieden.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Wäre es reizvoller<br />

für Sie, in Moskau gegen einen<br />

Russen zu kämpfen?<br />

Klitschko: Wenn ich gegen<br />

einen Russen kämpfen würde,<br />

wäre es sicherlich eine spezielle<br />

Situation. Aber so wird die Unterstützung<br />

für mich bestimmt<br />

sehr groß sein. Zumal<br />

unsere Mutter auch<br />

Russin ist.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Ihre<br />

Mutter war bei Ihnen<br />

im Trainingslager zu<br />

Besuch. Sie hat noch<br />

nie einen Kampf von<br />

Ihnen gesehen. Stimmt<br />

es, dass sie noch nicht<br />

einmal im Sparring<br />

zuschauen mochte?<br />

Klitschko: Das<br />

stimmt, das einzige<br />

Mal, als sie mir beim<br />

Training zugesehen<br />

hat, war, als wir gemeinsam<br />

geschwommen<br />

sind. Sie er<strong>trägt</strong><br />

es nicht, uns im Ring<br />

kämpfen zu sehen.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Dass sie trotzdem<br />

im Camp zu Besuch war,<br />

gab Ihnen die Gelegenheit, sich<br />

nach dem Tod Ihres Vaters im<br />

vergangenen Jahr mehr um sie<br />

zu kümmern?<br />

Klitschko: Richtig. Wladimir<br />

und ich versuchen, mehr<br />

Zeit für unsere Mutter zu investieren.<br />

Es ist schön, dass es auf<br />

diese Weise möglich war. Das<br />

machte das Trainingscamp noch<br />

angenehmer.<br />

Im Sparring ist<br />

Vitali Klitschko hoch<br />

konzentriert<br />

<strong>BoxSport</strong><br />

21


Uncle Sam sponsert jetzt<br />

Es ist die Firma, die die Geissens so steinreich machte ✽ ✽ ✽ Prof. Tobolski r<br />

Der „Diamondboy“ will<br />

endlich glänzen. Strahlen.<br />

Er will aus der Dunkelheit<br />

ans Licht, aus<br />

der Anonymität zu Weltruhm,<br />

aus der Armut zu Reichtum.<br />

„Diamondboy“ Manuel Charr,<br />

der Koloss von Köln, hat viele<br />

Schläge einstecken müssen in<br />

seinem Leben. Das will er mit einem<br />

Schlag vergessen machen.<br />

Wenn er am 8. September in<br />

Moskau WBC-Schwergewichtsweltmeister<br />

Vitali Klitschko vor<br />

die Fäuste bekommt, schreibt<br />

Charr ein weiteres Kapitel seines<br />

schon jetzt filmreifen Lebens.<br />

Die Rolle des Außenseiters, der<br />

eine Chance nutzen will, die er<br />

nicht hat, gefällt dem selbsternannten<br />

„Rocky“ des wahren<br />

Lebens. Er kennt sie bereits.<br />

1990 kommt Mahmoud<br />

Omeirat Charr nach Deutschland.<br />

Seine Mutter flieht mit dem<br />

fünf Jahre alten Mahmoud und<br />

sieben älteren Geschwistern vor<br />

dem Bürgerkrieg im Libanon.<br />

Seinen Vater, einen Syrer, hat<br />

die Gewalt in der Heimat das<br />

Leben gekostet. Nach einem<br />

halben Jahr in Berlin ziehen<br />

die Charrs weiter nach Gelsenkirchen.<br />

Sie landen im sozialen<br />

Brennpunkt an der Katernberger<br />

Straße – berüchtigt für Kriminalität<br />

und Armut. Hoffnungslose<br />

Arbeitlose leben hier, entwurzelte<br />

Asylanten, heimatlose Sinti<br />

und Roma. „Eine schlimme<br />

Siedlung“, erinnert sich Manuel<br />

Charr, wie sich der Boxer heute<br />

nennt. In einem Containerheim<br />

hausen die Flüchtlinge. Die Tage<br />

sind geprägt von Gewalt auf der<br />

Straße. „Dort hat jeder um das<br />

Überleben gekämpft. Es ist viel<br />

Scheiße passiert“, erzählt Charr.<br />

Die Kinder der Siedlung spielen<br />

auf einer nahegelegenen Wiese<br />

mit Teich. Bis dort ein Gefängnis<br />

gebaut wird. „Das hat alles<br />

zerstört“, sagt Charr. Die hohen,<br />

undurchdringlichen Knastmauern<br />

sind Mahnung für die Heranwachsenden.<br />

Hier könnte ihr<br />

Weg enden.<br />

Als Manuel 15 Jahre alt ist,<br />

zieht die Familie um in den Gelsenkirchener<br />

Stadtteil Schalke.<br />

„Da hat alles angefangen“, sagt<br />

Charr. Dort, wo der berühmte<br />

Fußballklub seine Heimat hat,<br />

beginnt auch für Charr der sportliche<br />

Aufstieg. Er schließt sich<br />

einer Kickboxschule in Essen<br />

an, wenig später beginnt er im<br />

berühmten Duisburger Masters<br />

Gym von Klaus Waschkewitz,<br />

der einst auch K1-Star Stefan<br />

Leko entdeckte, mit dem Thaiboxen.<br />

2003 wird Charr jüngster<br />

deutscher Meister im Muay<br />

Thai, 2005 Welt- und Europameister.<br />

Insgesamt absolviert er<br />

19 Kämpfe, die er allesamt gewinnt.<br />

Nebenbei steigt Charr als<br />

Amateurboxer für den Gelsenkirchener<br />

Klub BC Erle 49 in den<br />

Ring, trainiert beim mehrmaligen<br />

deutschen Amateurmeister<br />

und späteren Profiboxer Michael<br />

Kopzog. Charr wird 2004 Westfalenmeister<br />

und Westdeutscher<br />

Meister. Weil er kein deutscher<br />

Staatsbürger ist, darf er nicht<br />

an der deutschen Meisterschaft<br />

teilnehmen. „Also bin ich Profi<br />

geworden“, erzählt Charr.<br />

Nach elf Siegen in elf Amateurkämpfen<br />

stellt er sich bei Ulli<br />

Wegner im Berliner Sauerland-<br />

Stall vor. Als Sparringspartner<br />

von Nikolai Valuev und Alexander<br />

Povetkin kann er überzeugen.<br />

Wilfried Sauerland nimmt<br />

den Syrer unter Vertrag, Startrainer<br />

Ulli Wegner führt ihn zu sieben<br />

Siegen. Wegner glaubt, dass<br />

Prof. Oliver Tobolski (rechts)<br />

richtete die Wirbelsäule von<br />

Manuel Charr <strong>wieder</strong> auf, der sich<br />

„krumm und schief“ trainiert<br />

hatte<br />

er in Charr endlich den Schwergewichts-Weltmeister<br />

gefunden<br />

haben könnte, den er schon<br />

immer trainieren wollte. In seinem<br />

siebten Profikampf besiegt<br />

Charr den früheren kubanischen<br />

Spitzenamateur Pedro Carrion.<br />

„Ich war 21 Jahre alt, ich war<br />

ein heißer Junge“, erinnert sich<br />

Charr. „Das Geld hat gelacht und<br />

ich wurde falsch beraten.“<br />

2006 kommt es zur Trennung<br />

mit Sauerland. Charr wird<br />

gemeinsam mit seinem Stallgefährten<br />

Alexander Abraham<br />

wegen einer Messerstecherei in<br />

der Nähe des Berliner Kudamms<br />

Bei seiner Pressekonferenz im<br />

Rhein-Energie-Stadion engagierte<br />

Manuel Charr eigens einen seiner<br />

Sparringspartner als Klitschko-Double.<br />

Über die Ähnlichkeit lässt sich streiten<br />

verhaftet. Charr sitzt lange in<br />

Untersuchungshaft, 2007 muss<br />

er sich wegen versuchten Totschlags<br />

vor Gericht verantworten.<br />

Charr und Abraham werden<br />

wegen Notwehr freigesprochen.<br />

Nach dem Freispruch nimmt<br />

Charr seine Karriere <strong>wieder</strong> auf<br />

– bei Sauerlands ärgstem Konkurrenten,<br />

der Hamburger Universum<br />

Box-Promotion. Neun<br />

Kämpfe absolviert er für Universum<br />

und Spotlight Promotion,<br />

trainiert unter Fritz Sdunek und<br />

Michael Timm. Die Promoter<br />

Klaus-Peter Kohl und Dietmar<br />

Poszwa setzen dem „Diamondboy“<br />

starke Gegner vor. In einem<br />

Stallduell schlägt er den damals<br />

unbesiegten Nigerianer Gbenga<br />

Oloukun k.o., das gleiche<br />

Schicksal ereilt den ehemaligen<br />

WM-Herausforderer Owen Beck<br />

(USA). Als Fernsehpartner ZDF<br />

bei Universum aussteigt und die<br />

Zukunft des Boxstalls ungewiss<br />

ist, folgt Charr seinem Stallgefährten<br />

Felix Sturm nach Köln.<br />

Der Mittelgewichts-Weltmeister<br />

hat sich gerade in der Kölner<br />

Südstadt mit eigenem Gym und<br />

eigener Promotion selbständig<br />

gemacht. Doch auch diese Liaison<br />

ist nur von kurzer Dauer<br />

– sie hält gar nur zwei Kämpfe<br />

lang. Aber immerhin einen vor-<br />

22 <strong>BoxSport</strong>


Manuel Charr<br />

ichtete „krummen Koloss“ <strong>wieder</strong> auf<br />

zeitigen Sieg lang über den Briten<br />

Danny Williams, ehemals<br />

Bezwinger von Box-Legende<br />

Mike Tyson. „Es hat leider nicht<br />

gepasst zwischen Sturm und<br />

mir“, erzählt der Schwergewichtler.<br />

„Felix wollte mit seinen<br />

Gedanken Richtung Berge und<br />

ich Richtung Sonne. Da mussten<br />

wir uns trennen.“<br />

Und was macht Charr? Er<br />

gründet einfach sein eigenes<br />

Unternehmen. Der Schwergewichtler<br />

kratzt sein Erspartes<br />

zusammen - 200.000 Euro. So<br />

entsteht im September 2011 die<br />

„Diamondboy Promotion“. Drei<br />

Kämpfe bestreitet Charr nicht<br />

nur ohne eine Börse zu erhalten,<br />

er bezahlt auch noch seine<br />

Gegner selbst. „Das macht kein<br />

anderer Sportler. Ich habe mich<br />

verschuldet“, erzählt der Boxer.<br />

Er unterschreibt sogar bei seinem<br />

früheren Arbeitgeber Universum<br />

einen Vertrag für ein Duell<br />

gegen Ex-Weltmeister Ruslan<br />

Chagaev - für 0,00 Euro Börse,<br />

an Chagaev soll er laut Kontrakt<br />

„bis zu 30.000 Euro“ entrichten.<br />

Der Kampf ist für den 11.<br />

Mai in Göppingen geplant. „Ich<br />

habe bei Sponsoren gebettelt“,<br />

erzählt Charr. Ein Freund übernimmt<br />

die Miete für die Kölner<br />

Wohnung des Boxers, zahlt seine<br />

Versicherungen. Dann flattert<br />

dem Selfmademan das Angebot<br />

von Weltmeister Klitschko ins<br />

Haus. „Herr Klitschko hat mich<br />

gerettet“, sagt Charr. Das Defizit<br />

auf seinem Konto konnte er von<br />

der Kampfbörse in Höhe von<br />

200.000 Euro locker ausgleichen.<br />

Und nicht nur das: Weil mit dem<br />

Kölner Sports- und Streetwear-<br />

Hersteller „Uncle Sam“ noch<br />

ein neuer Hauptsponsor auf den<br />

Charr-Express aufsprang, ist der<br />

Boxer nun sogar erstmals im<br />

Plus. „Mit Uncle Sam komme<br />

ich jetzt erstmals in die schwarzen<br />

Zahlen“, sagt Charr. Uncle<br />

Sam sponserte einst auch Axel<br />

Schulz, die Kultfirma machte<br />

Robert Geiss, heute gemeinsam<br />

mit seiner Frau Carmen Kult-Star<br />

der Fernsehserie „Die Geissens“,<br />

zum Multimillionär. Bruder Michael<br />

Geiss ist seit fünf Jahren<br />

alleiniger Geschäftsführer. „Als<br />

ich von Charrs Geschichte gehört<br />

und gelesen habe, war mir sofort<br />

klar, das musst du machen“, erzählt<br />

Michael Geiss.<br />

So hat der Einzelkämpfer<br />

Charr mittlerweile ein Team<br />

um sich. Geschäftsführer seiner<br />

Neuer Sponsor: Charr mit Michael<br />

Geiss, dem Geschäftsführer von Uncle<br />

Sam (großes Foto). Jahre zuvor leitete<br />

Bruder Robert – hier mit Ehefrau<br />

Carmen – das erfolgreiche Kölner<br />

Bekleidungsunternehmen<br />

Firma ist der Liechtensteiner<br />

Geschäftsmann Peter Gleim,<br />

der Charr mit seinem Unternehmen,<br />

der Bemer AG, sponsert.<br />

Manager ist sein Cousin Walid<br />

Omairat. Der bekannte Kölner<br />

Sportmediziner Oliver Tobolski<br />

begleitete Charrs Training auf<br />

den WM-Kampf, checkte den<br />

Schwergewichtler einmal die<br />

Woche gründlich durch. „Eigentlich<br />

unmenschlich, wie viel<br />

Manuel trainiert hat“, meinte<br />

Tobolski, der bei einer Wirbelsäulendiagnostik<br />

feststellte, das<br />

Charr „schief und krumm“ war.<br />

Der Orthopäde richtete den Koloss<br />

von Köln <strong>wieder</strong> auf.<br />

„Als ich Manuels Geschichte<br />

gehört habe, habe ich gedacht,<br />

um Himmels willen, was habe<br />

ich mir denn hier eingehandelt“,<br />

erzählt Sponsor Gleim. „Er ist<br />

schon ein bisschen verrückt.<br />

Aber der Erfolg gibt ihm Recht.“<br />

Gleim beschreibt seinen Auftrag<br />

so: „Manuel hat in seinem Leben<br />

bis zum heutigen Tag nur die<br />

Schattenseiten kenngelernt. Wir<br />

bringen ihm die Sonne <strong>wieder</strong>.“<br />

Arne Leyeneberg<br />

Neues Diamondboy-Team (v.l.): Prof. Tobolski, Manuel Charr, Geschäftsführer Peter Gleim und Manager Walid Omairat<br />

<strong>BoxSport</strong> 23


Wladimir Klitschko witzelte vor seinem nächsten Kampf<br />

Wach der größte Gegner,<br />

den ich je geboxt habe!<br />

Er meinte damit aber nur die Körperlänge des Polen (2,02 Meter)<br />

Seit 16 Jahren schlägt<br />

sich Wladimir Klitschko<br />

bereits professionell<br />

durch die Boxringe<br />

dieser Welt. Doch auch ein<br />

Dreifachweltmeister im Schwergewicht<br />

kann im Alter von 36<br />

Jahren noch neue Erfahrungen<br />

machen. Am 28. August war<br />

so ein Tag. Im „Blue Room“ der<br />

Hamburger o2 World, wo der<br />

jüngere der Klitschko-Brüder für<br />

seinen nächsten Kampf am 10.<br />

November warb, musste er beim<br />

obligatorischen Staredown-<br />

Foto erstmals die Augen aufwärts<br />

richten, um seinem Gegner<br />

in den „Spiegel der Seele“<br />

zu schauen. Der Pole Mariusz<br />

Wach ist mit 202 Zentimetern<br />

Körperlänge und 206 Zentimetern<br />

Reichweite um jeweils vier<br />

Zentimeter im Vorteil gegenüber<br />

dem ukrainischen Titelverteidiger.<br />

„Er ist der größte Gegner, gegen<br />

den ich jemals geboxt habe.<br />

Die Herausforderungen werden<br />

größer“, witzelte Klitschko.<br />

Die Frage, ob diese Aussage<br />

auch sportlichen Wert hat,<br />

wird sich erst nach dem Kampf<br />

beantworten lassen. Wach, der<br />

seit zwei Jahren in den USA lebt<br />

und seine Frau Marta und den<br />

zweijährigen Sohn Oliver, die<br />

kein dauerhaftes Visum für die<br />

Vereinigten Staaten besitzen,<br />

nur selten in Krakau besucht, ist<br />

zwar in bislang 27 Profikämpfen<br />

unbesiegt und war als Amateur<br />

immerhin Vize-Europameister.<br />

Doch in seinem Rekord findet<br />

sich kein Name von Rang, seine<br />

K.o.-Quote ist mit 15 vorzeitigen<br />

Siegen auch nicht gerade<br />

angsteinflößend, zudem gilt der<br />

32-Jährige als relativ langsam.<br />

Wer hörte, wie freundlich sich<br />

Wach für die „Chance meines<br />

Lebens“ bedankte, und wer sah,<br />

wie er Klitschko ein Foto überreichte,<br />

das die beiden bei einer<br />

Zwischen Wladimir Klitschko (links) und seinem nächsten Gegner<br />

in der Hamburger o2 World, Mariusz Wach, liegen vier Zentimeter<br />

Größenunterschied<br />

gemeinsamen Trainingseinheit<br />

vor neun Jahren im Hamburger<br />

Universum-Gym zeigt, der fühlte<br />

sich eher an einen Fan erinnert,<br />

der sein Idol trifft, als von einem<br />

Herausforderer beeindruckt, der<br />

dem Champion die Titel entreißen<br />

will.<br />

„Ich werde mich auf diesen<br />

Kampf millionen-prozentig vorbereiten,<br />

denn es ist der wichtigste<br />

Kampf meiner Karriere“,<br />

sagte der Pole, der als Amateur<br />

bei Universum trainieren durfte<br />

und auch zwei seiner Profikämpfe<br />

auf Kampfabenden des Hamburger<br />

Stalls bestritt. „Schon<br />

damals habe ich Wladimir beobachtet<br />

und bewundert“, sagte er.<br />

Seine Vorbereitung wird Wach<br />

vom 20. September an in den<br />

Bergen bestreiten, entweder in<br />

Tschechien oder Slowenien. Ein<br />

Vorteil für ihn könnte sein, dass<br />

er schon für diverse Klitschko-<br />

Gegner als Sparringspartner arbeitete.<br />

„Dadurch hat er gelernt,<br />

Wladimirs Stil zu imitieren. Er<br />

weiß sehr gut, was auf ihn zukommt“,<br />

sagte Manager Mariusz<br />

Kolodziej.<br />

Klitschko, der vor seinen bislang<br />

61 Profikämpfen schon alle<br />

möglichen Verhaltensweisen<br />

seiner Gegner erleben konnte,<br />

Ungewohnte Position:<br />

Wladimir Klitschko<br />

muss zu Wach<br />

hinaufschauen – das<br />

passiert ihm bei<br />

seinen Gegnern selten<br />

ließ sich von der sanften Tour<br />

des kantigen Riesen nicht einwickeln.<br />

„Ich spüre, dass Wach<br />

einen großartigen Kampf liefern<br />

wird. Er hat nichts zu verlieren<br />

und wird mir alles abverlangen“,<br />

sagte er. Was soll er auch sonst<br />

sagen? Gegner zu unterschätzen,<br />

diesen Leichtsinn erlaubt<br />

sich der Champion, der sich wie<br />

üblich im Stanglwirt in Tirol vor-<br />

24 <strong>BoxSport</strong>


ereiten wird, seit Jahren nicht<br />

mehr.<br />

Auch wenn der Kampf in<br />

Hamburg sein erster seit Dezember<br />

2008 ist, der nicht in einem<br />

Fußballstadion ausgetragen und<br />

deshalb schnell ausverkauft sein<br />

wird, kann das Starkreden des<br />

Kontrahenten nicht schaden.<br />

Immerhin feiert die o2 World,<br />

die am 8.November 2002 eröffnet<br />

wurde, mit dem Duell ihr<br />

zehnjähriges Bestehen. „Etwas<br />

Besseres als einen Klitschko-<br />

Kampf kann es dafür gar nicht<br />

geben“, sagte Arena-Geschäftsführer<br />

Uwe Frommhold.<br />

Weil zudem eine Woche nach<br />

dem Kampf auch das von den<br />

Klitschko-Brüdern unterstützte<br />

Musical „Rocky“ in Hamburg<br />

Premiere feiert, wird TV-Partner<br />

RTL den Kampfabend im Zeichen<br />

des von Sylvester Stallone<br />

verkörperten Filmhelden inszenieren.<br />

Ein Duell, das nicht<br />

nur körperlich auf Augenhöhe<br />

stattfindet, wäre dafür die beste<br />

Pointe. Allerdings wird Klitschko<br />

einen Sieg des Außenseiters zu<br />

verhindern wissen. Wenigstens<br />

einmal soll ihm sein Gegner von<br />

unten ins Gesicht blicken – nach<br />

dem Knockout auf dem Ringboden<br />

liegend.<br />

Wach, der in den USA lebt, kann seine Frau Marta und den zweijährigen Sohn Oliver, die kein dauerhaftes Visum für die<br />

Vereinigten Staaten besitzen, nur selten in Krakau besuchen. Bei der Pressekonferenz in Hamburg gab es ein herzliches<br />

Wiedersehen.<br />

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Carl-Zeiss-Straße 38-40<br />

<br />

24568 Kaltenkirchen<br />

<br />

Fon: +49-41 91-99 66 0<br />

Fax: +49-41 91-99 66 33


Das<br />

sport<br />

gespräch<br />

Hans Reski mit Wilfried Sauerland<br />

Wilfried Sauerland, Grand Seigneur des europäischen Profi-Boxsports,<br />

ist seit über dreißig Jahren im Geschäft. Er hat schon viele<br />

Veränderungen erlebt, Höhen und Tiefen durchlaufen. Aus diesem<br />

Grunde lassen ihn die geplanten Attacken des Amateur-Weltverbandes<br />

AIBA auf das Profiboxen kalt. Er glaubt weiterhin an seinen<br />

inzwischen größten Boxstall Europas und ist überzeugt, dass seine<br />

Nachwuchsarbeit bald Früchte <strong>trägt</strong> und er mindestens zwei deutsche<br />

Boxer präsentieren kann, die echte TV-Stars werden können.<br />

Außerdem spricht er im <strong>BoxSport</strong>-Interview mit Hans Reski über die<br />

unterschiedlichen Entwicklungen in den USA und in England.<br />

Zwei unserer Nachwuchs-<br />

Boxer werden große Stars<br />

Die Attacken der AIBA lassen ihn kalt<br />

<strong>BoxSport</strong>: Was halten Sie<br />

von den Plänen der AIBA, einen<br />

weiteren Profiverband zu gründen?<br />

Wilfried Sauerland: Eigentlich<br />

weiß ich darüber zu wenig,<br />

da bislang sehr wenig nach außen<br />

gedrungen ist. Ich weiß nur,<br />

dass da vorzeitig Profiverpflichtungen<br />

verkündet wurden, ohne<br />

dass Verträge vorlagen. Angeblich<br />

sollte auch Tervel Pulev, der<br />

Bruder von unserem Boxer Kubrat,<br />

Profi bei der AIBA werden.<br />

Der wusste aber davon nichts.<br />

Die AIBA lässt die Sportler im<br />

Unklaren darüber, was verdient<br />

wird, wie lange die Verträge<br />

laufen und wie viele Kämpfe<br />

im Jahr die Boxer machen. Da<br />

stehen noch sehr viele Fragezeichen<br />

hinter. In den nächsten<br />

Wochen oder Monaten wird das<br />

sicher alles etwas klarer werden.<br />

Das Problem, das ich sehe, ist<br />

jedoch, dass die AIBA die USA<br />

außen vorlässt. Da fehlen jegliche<br />

Kontakte. Profiboxen ohne<br />

die USA aufzuziehen - das geht<br />

natürlich nicht. Das wäre so,<br />

als würde man im Fußball ohne<br />

Deutschland oder England planen.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Es sieht nach einer<br />

Verlagerung des Profiboxens<br />

nach Russland, Aserbaidschan,<br />

Kasachstan und die Ukraine<br />

aus.<br />

Sauerland: Ganz genau.<br />

Das Ganze entwickelt sich hin<br />

zu einem Ostblock-Sport. Die<br />

Box-Welt ist gesplittet in einen<br />

Ostblock, einen Asienblock und<br />

den Rest der Welt.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Gibt es Pläne über<br />

eine verstärkte Zusammenarbeit<br />

mit den Russen bzw. generell mit<br />

Osteuropa?<br />

Sauerland: Nein, da gibt<br />

es keine Pläne. Die Staaten dort<br />

sind vom Finanziellen her weit<br />

hinterher. Es gibt da zwar immer<br />

mal einen Oligarchen, der größere<br />

Summen auf den Tisch legt<br />

und eine Veranstaltung finanziert,<br />

aber etwas Längerfristiges<br />

mit einem soliden Fundament<br />

kann man besser in Westeuropa<br />

und den USA machen. Die Russen<br />

haben hervorragende Boxer,<br />

aber die Rahmenbedingungen<br />

stimmen einfach nicht. Es gibt<br />

keine vernünftigen Veranstalter<br />

und keine Fernsehpartner. Das<br />

lohnt sich einfach nicht.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Die Boxer sollen<br />

von der AIBA fest bezahlt werden<br />

mit Rentenversicherungsbeiträgen<br />

etc. Handelt es sich um<br />

sozialistische Profiboxer?<br />

Sauerland: Bei der IBF ist es<br />

so, dass bei Weltmeisterschaftskämpfen<br />

auch immer einige<br />

Prozente der Börsen einbehalten<br />

werden, die den Sportlern<br />

mit 38 Jahren ausgezahlt werden.<br />

Henry Maske und Sven Ottke<br />

haben so beispielsweise ein<br />

nettes Beigeld bekommen. Der<br />

Weltverband WBC hatte so etwas<br />

auch schon geplant. Das ist<br />

nichts Außergewöhnliches und<br />

ich begrüße das sehr.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Haben Sie Bedenken,<br />

dass die AIBA Ihnen die jungen<br />

Boxtalente wegschnappt?<br />

Sauerland: Nein, überhaupt<br />

nicht. Die AIBA kann ja sowieso<br />

Ein starkes Gespann: Wilfried<br />

Sauerland und Sohn Kalle<br />

nur eine limitierte Anzahl von<br />

Boxern unter Vertrag nehmen.<br />

Außerdem strecken wir auch<br />

unsere Fühler schon nach sehr<br />

jungen Talenten aus und unterstützen<br />

diese als Jugendliche<br />

bzw. Junioren. Da wird es<br />

immer Sportler geben, die für<br />

uns noch interessant sind. Außerdem<br />

glaube ich nicht, dass<br />

viele Boxer das Theater mit dem<br />

Wechsel der Gewichtsklassen<br />

zwischen WSB, Bundesliga und<br />

Profiboxen lange mitmachen<br />

werden.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Hagen Doering<br />

spricht davon, dass die AIBA um<br />

die 40 Millionen Euro besitzt.<br />

Sauerland: Das weiß ich<br />

nicht, das könnte natürlich sein.<br />

Ich habe jedenfalls keine Ah-<br />

26 <strong>BoxSport</strong>


Nachwuchsboxer bei Sauerland<br />

Jack Culcay Dustin Dirks Edmund Gerber Tyron Zeuge Enrico Kölling<br />

ball oder American Football. Da<br />

müssen die Boxvereine aktiver<br />

werden. Talente gibt es noch zuhauf,<br />

man muss sie nur finden<br />

und fördern.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Wie sehen Sie<br />

überhaupt die Zukunft im deutschen<br />

Profiboxen nach dem Untergang<br />

von Universum? Viele<br />

Experten sind da sehr skeptisch.<br />

Sauerland: Das sind Leute,<br />

die gerne alles skeptisch sehen.<br />

Ich bin da sehr guter Dinge.<br />

Wenn ich betrachte, was wir in<br />

Deutschland an Boxern haben,<br />

sehe ich eine Reihe großer Talente,<br />

die in den nächsten Jahren<br />

nach oben kommen, z.B.<br />

Jack Culcay oder Dustin Dirks,<br />

aber auch Tyron Zeuge, Enrico<br />

Kölling und Edmund Gerber. Da<br />

gibt es eine ganze Reihe<br />

an deutschen Jungs, aus<br />

denen was werden kann.<br />

Natürlich sollen noch weitere<br />

hinzukommen.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Also glauben<br />

Sie daran, dass aus<br />

diesen Talenten auch mal<br />

ein großer TV-Star hervorgehen<br />

kann?<br />

Sauerland: Da bin ich<br />

mir sogar ziemlich sicher,<br />

dass mindestens zwei von<br />

denen das Zeug haben,<br />

richtige Stars zu werden.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Das Boxen<br />

hängt vom Fernsehen ab.<br />

Es gibt Gerüchte, dass Ihr<br />

TV-Vertrag mit der ARD<br />

nicht verlängert wird.<br />

Sauerland: Unser<br />

Vertrag läuft jetzt erst<br />

einmal noch für zweieinhalb<br />

Jahre. Da ist es viel<br />

zu früh, sich über eine<br />

Verlängerung Gedanken<br />

zu machen. Aber bislang<br />

erhalten wir von der ARD<br />

positive Signale. Natürlich gibt<br />

es auch andere Sender, die Interesse<br />

haben. Das Interesse am<br />

Boxen in Deutschland ist einfach<br />

da. Wo sonst schauen samstagabends<br />

fünf bis sechs Millionen<br />

Leute dabei zu? Da gibt es kaum<br />

andere Sendungen.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Warum wird der<br />

Sauerland-Stall immer größer?<br />

Sauerland: Nicht wir werden<br />

größer, sondern die anderen<br />

werden kleiner, bzw. verschwinden<br />

leider. Wir haben derzeit 16<br />

oder 18 Boxer in unseren Reihen.<br />

Aber es geht ja nicht nur um<br />

Quantität, sondern vielmehr um<br />

Qualität. Vor einem Jahr hatten<br />

wir noch um die 25 Boxer. Aber<br />

wir haben zurückgefahren, weil<br />

wir uns mehr auf die Qualität<br />

konzentrieren wollen. Außerdem<br />

stellen wir uns viel internationaler<br />

auf. Wir haben in Dänemark<br />

ein eigenes Team mit sechs<br />

Boxern und einen langfristigen<br />

Fernsehvertrag.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Geht Mikkel Kessler<br />

ins Halbschwergewicht oder<br />

boxt er gegen Carl Froch?<br />

Sauerland: Kesslers nächster<br />

Kampf wird aller Voraussicht<br />

nach <strong>wieder</strong> im Supermittelgewicht<br />

sein. Da sind wir mit zwei,<br />

drei Gegnern in Verhandlungen.<br />

Wo er boxt, ob in Skandinavien<br />

oder den USA, wo er sehr populär<br />

ist, steht noch nicht fest.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Sie haben mal gesagt,<br />

dass Ihnen die Konkurrenz<br />

von einem großen Stall wie Universum<br />

lieber war, als die jetzige<br />

„Die große Konkurrenz war mir lieber“ – Wilfried Sauerland denkt gern an die Zeit, in der sein Stall mit<br />

Universum um die deutsche Box-Herrschaft kämpfte<br />

Situation, in der viele kleinere<br />

Boxpromoter agieren.<br />

Sauerland: Richtig. Mir wäre<br />

ein richtig guter Konkurrent,<br />

wie Universum es immer war,<br />

lieber. Das ist auch für die Leute<br />

interessanter. Dann gäbe es auch<br />

vielmehr solcher toller Duelle<br />

wie zuletzt Stieglitz gegen Abraham.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Warum darf<br />

Marco Huck nicht ins Schwergewicht<br />

wechseln, obwohl er so<br />

gerne will?<br />

Sauerland: Ganz einfach:<br />

Marco ist mit der beste Boxer im<br />

Cruisergewicht. Im Schwergewicht<br />

sehe ich ihn nicht als Besten.<br />

Darum bin ich der Ansicht,<br />

dass er erst einmal im Cruisergewicht<br />

Titel vereinigen soll.<br />

Wenn das dann mal der<br />

Fall ist, kann er immer<br />

noch ins Schwergewicht<br />

wechseln. Vom<br />

rein physischen Aspekt<br />

her ist er aber einfach<br />

kein Schwergewichtler.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Obwohl<br />

er derzeit vielleicht der<br />

gefährlichste Gegner<br />

für die Klitschkos wäre.<br />

Sauerland: Natürlich<br />

kann bei einem der<br />

Klitschkos immer mal<br />

ein Lucky Punch durchkommen,<br />

aber letztendlich<br />

sind die physischen<br />

Unterschiede zwischen<br />

Marco und den Klitschkos<br />

einfach sehr groß.<br />

Aber ich tue mich mit<br />

dieser Pauschalisierung<br />

„Die Klitschkos“<br />

sehr schwer. Vitali sehe<br />

ich nicht mehr so stark<br />

wie einst.<br />

28 <strong>BoxSport</strong>


nung, woher die das Geld haben<br />

sollten. Da fängt man schon an<br />

über die umstrittenen Punkturteile<br />

bei Olympia anders zu denken.<br />

In Lodon hat nicht immer<br />

der beste Boxer gewonnen. Es<br />

ist aber auch unglaublich, dass<br />

nicht offiziell geklärt wird, was<br />

als Treffer gilt und was nicht. Die<br />

Leute wissen überhaupt nicht,<br />

was da gerade im Ring passiert.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Die Amateure<br />

beschweren sich immer darüber,<br />

dass die Profiställe keine Ablösen<br />

zahlen, wenn Sie Amateurboxer<br />

verpflichten.<br />

Sauerland: Ich habe ein<br />

einziges Mal eine Ablösesumme<br />

bezahlt. Damals war das noch<br />

ein sechsstelliger DM-Betrag.<br />

Aber das Geld ist niemals dort<br />

gelandet, wo es eigentlich hätte<br />

hingehen sollen, nämlich in<br />

die Nachwuchsförderung. Stattdessen<br />

wurde es für Reisen von<br />

Funktionären verwendet. Das<br />

ist nicht der Sinn der Sache. Wir<br />

sind gerne bereit, junge Amateure<br />

zu unterstützen, damit sie sich<br />

voll aufs Boxen konzentrieren<br />

können. Wir finanzieren auch<br />

Turniere und geben im Rahmen<br />

unserer Möglichkeiten Geld an<br />

Boxvereine.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Woher kommt<br />

die positive Entwicklung im englischen<br />

Boxen? Immerhin haben<br />

Sie ja lange selbst dort gelebt.<br />

Sauerland: England war<br />

schon immer eine Box-Nation.<br />

Aber in den letzten Jahren ist<br />

das Profiboxen da regelrecht explodiert,<br />

was unter anderem an<br />

der tollen Nachwuchsförderung<br />

liegt. Da gibt es eine viel engere<br />

Zusammenarbeit zwischen<br />

Amateuren und Profis. Man<br />

greift noch auf die Expertise der<br />

Profitrainer zurück und kooperiert.<br />

<strong>BoxSport</strong>: Das Gegenteil<br />

passiert in Amerika. Wie erklären<br />

Sie sich diesen Niedergang?<br />

Sauerland: Dort wurde<br />

das Amateurboxen eben lange<br />

Zeit vernachlässigt. Jetzt wollen<br />

die USA Boxlegenden wie<br />

De La Hoya und Sugar Ray Leonard<br />

mit ins Boot holen, um das<br />

Amateurboxen <strong>wieder</strong> attraktiv<br />

zu machen. Aber das große<br />

Problem im US-amerikanischen<br />

Profiboxen sind nicht die kleineren<br />

Gewichtsklassen, sondern<br />

das Schwergewicht. Dort waren<br />

die Staaten über Jahrzehnte die<br />

Nummer eins. Dass sie es jetzt<br />

nicht mehr sind, nagt am Selbstbewusstsein.<br />

Viele der jungen<br />

potentiellen Schwergewichtler<br />

interessieren sich nicht für Boxen<br />

und spielen lieber Basket-<br />

Wilfried Sauerland ist der erfolgreichste Boxpromoter Europas<br />

Pure boxing!<br />

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Bei Sauerland Event<br />

freut man sich über einen<br />

Neuzugang: Enrico<br />

Kölling (22) tritt von<br />

nun an für den Berliner Boxstall<br />

im Halbschwergewicht an. „Wir<br />

bekommen einen sehr gut ausgebildeten<br />

Boxer“, so Sportdirektor<br />

Hagen Doering über Kölling.<br />

„Da wurde in der Vergangenheit<br />

vom Berliner Landestrainer Ralf<br />

Dickert und von der Sportfördergruppe<br />

der Bundeswehr eine<br />

hervorragende Arbeit geleistet.<br />

Wir versprechen uns eine Menge<br />

von dieser Neuverpflichtung.“<br />

Kölling, der bei den Olympischen<br />

Spielen in London im<br />

Achtelfinale gegen den Algerier<br />

Abdelhafid Benchabla nach<br />

Punkten mit 9:12 verlor, wird<br />

am 15. September in der Stechert<br />

Arena in Bamberg seinen<br />

ersten Kampf bei den Profis bestreiten.<br />

Trainiert wird der Halb-<br />

Profivertrag unterzeichnet: Enrico Kölling (links) und Sauerland-Sportdirektor Hagen Doering<br />

Doering freut sich: Kölling<br />

boxt jetzt für Sauerland!<br />

Erster Profikampf am 15. September in Bamberg +++ Sein neuer Trainer ist Karsten Röwer<br />

Mit der DBV-Physiotherapeutin Eleni<br />

Coskina quälte sich Kölling in Hennef in<br />

Vorbereitung auf Olympia in London<br />

schwergewichtler zukünftig von<br />

Karsten Röwer.<br />

„Ich freue mich darauf“, so<br />

der Berliner. „Ich habe bei den<br />

Amateuren viel erlebt. Jetzt wird<br />

es Zeit für den nächsten Schritt<br />

in meiner Karriere – sozusagen<br />

für ein neues Abenteuer.“<br />

Kölling streifte sich erstmals<br />

im Alter von acht Jahren die Box-<br />

Handschuhe über. „Mein Vater<br />

ging damals mit mir zum Training<br />

und ich bin dabei geblieben“,<br />

erinnert er sich. Zwei Jahre<br />

später bestritt er seinen ersten<br />

Kampf. Insgesamt stand er 169<br />

Mal im Ring. Im Nachwuchsbereich<br />

wurde er sechsmal<br />

Deutscher Meister. Im Jahr<br />

2008 gewann er Silber bei<br />

der U-19-Weltmeisterschaft<br />

in Mexiko. 2009 wurde<br />

er Deutscher Meister im<br />

Halbschwergewicht bei<br />

den Senioren. Von 2010 bis<br />

Anfang dieses Jahres ging<br />

er bei der World Series of<br />

Boxing (WSB) an den Start.<br />

Es folgte die Olympiateilnahme<br />

in London.<br />

„Das war wirklich großartig,<br />

bei Olympia dabei zu sein. Die<br />

vielen Leute und Sportler, die<br />

unterschiedlichen Kulturen und<br />

Menschen aus allen erdenklichen<br />

Ländern – das war phänomenal.“<br />

Diese Euphorie nimmt Kölling<br />

jetzt mit in seine Profilaufbahn.<br />

„Wenn es möglich ist,<br />

werde ich in diesem Jahr noch<br />

vier Kämpfe bestreiten. Meine<br />

Karriere soll Schritt für Schritt<br />

vorangehen. Später geht es dann<br />

darum, in die Ranglisten zu kommen.<br />

Danach muss man sehen,<br />

welche Chancen sich ergeben.<br />

Mein Ziel ist es, ganz nach oben<br />

zu kommen.“<br />

Nimmt Amateurtrainer Ralf Dickert nur den Puls<br />

oder geht er seinem Ex-Schützling an die Gurgel?<br />

Mit Kölling verliert Dickert nach Tyron Zeuge in<br />

diesem Jahr seinen zweiten Boxer an Sauerland<br />

<strong>BoxSport</strong> 29


Die<br />

Schlammschlacht<br />

um<br />

Universum<br />

Nachdem ihn Kluch einen Betrüger n<br />

Jetzt schläg<br />

Er lässt Kluchs Sportcenter zwangsversteig<br />

Zbik und Brähmer haben schon gekündigt ✽ ✽ ✽<br />

Es ist mit Herrn Kohl vertraglich<br />

vereinbart, dass<br />

er noch mindestens zwei<br />

Jahre im Unternehmen<br />

bleibt. Ohne ihn ginge es auch<br />

gar nicht.“ Waldemar Kluch hat<br />

diese Sätze am 21. September<br />

2011 gesagt, und wenn man sie<br />

heute liest, klingen sie wie ein<br />

Hohnlachen angesichts der dramatischen<br />

Entwicklungen, die<br />

der Hamburger Profiboxstall<br />

Universum in den vergangenen<br />

Monaten genommen hat. Von der<br />

einstigen Harmonie zwischen<br />

Geschäftsführer Kluch und seinem<br />

Vorgänger Klaus-Peter Kohl<br />

ist nichts mehr geblieben, beide<br />

bezichtigen sich gegenseitig der<br />

Lüge und des Betrugs. Der Streit<br />

um die Umstände der Geschäftsübernahme,<br />

die Ende Juni 2011<br />

auf einer denkwürdigen Pressekonferenz<br />

verkündet worden<br />

war, ist dermaßen eskaliert, dass<br />

er vor Gericht geklärt werden<br />

muss. In seinem Verlauf könnte,<br />

das befürchten viele, die einstige<br />

Weltmeisterschmiede endgültig<br />

zu Grunde gehen.<br />

Die Vorwürfe, die Kluch<br />

Ende Juli erhoben hatte, waren<br />

hart. Kohl habe ihm bei der Geschäftsübergabe<br />

wichtige Wirtschaftsdaten<br />

vorenthalten, nach<br />

der Geschäftsübergabe fünfstellige<br />

Summen vom Firmenkonto<br />

abgehoben und zudem versucht,<br />

den als großen Hoffnungsträger<br />

geltenden Schwergewichtler Denis<br />

Boytsov an den US-Promoter<br />

Golden Boy zu verkaufen. „Das<br />

ist, wie wenn man jemandem<br />

ein Auto verkauft und danach<br />

versucht, den Motor auszubauen“,<br />

hatte Kluch gesagt.<br />

Kohl, der Universum mehr<br />

als 25 Jahre lang geführt und zu<br />

einem der weltweit erfolgreichsten<br />

Boxställe aufgebaut hatte,<br />

pflegt seine Streitigkeiten intern<br />

oder vor Gericht auszutragen.<br />

Doch um seinen Ruf zu retten,<br />

hat sich der 68-Jährige zu einer<br />

öffentlichen Klarstellung entschlossen,<br />

die er am 30. August<br />

im Beisein seines Anwalts Peter<br />

Wulf und seines<br />

Schwiegersohns<br />

Dietmar Poszwa,<br />

früher Mitglied<br />

der Universum-<br />

Geschäftsleitung,<br />

ins Feld führte.<br />

Tenor: „Waldemar<br />

Kluch ist ein Lügner.<br />

Ich habe mich<br />

in ihm getäuscht<br />

wie noch nie zuvor<br />

in meinem Leben.<br />

Ich hoffe nur, dass<br />

er seine Investoren<br />

nicht so belogen<br />

hat wie mich.“<br />

Um die Anschuldigungen<br />

Kluchs zu widerlegen,<br />

gewährte<br />

Kohl Einblicke in<br />

Korrespondenzen<br />

zwischen<br />

Wulf und Kluchs<br />

Rechtsbeistand<br />

Olaf Dahlmann.<br />

Aus diesen geht<br />

hervor, dass Kluch<br />

und sein Anwalt vor dem Verkauf<br />

über alle noch anhängigen<br />

Rechtsstreitigkeiten und<br />

relevanten Wirtschaftsdaten in<br />

Kenntnis gesetzt wurden. Ein<br />

Verkauf Boytsovs, das bestätigt<br />

Golden Boy-Geschäftsführer Richard<br />

Schaefer, sei zu keinem<br />

Zeitpunkt diskutiert worden, lediglich<br />

sei vor dem Verkauf über<br />

eine Kooperation gesprochen<br />

worden. „Dietmar und ich haben<br />

noch nach der Geschäftsübergabe<br />

für Universum einen neuen<br />

Vertrag mit Denis gemacht, für<br />

den uns Kluch beglückwünscht<br />

hat“, sagt Kohl. Die Mail mit<br />

dem Glückwunsch legte Kohl<br />

ebenso als Beweis vor wie den<br />

von Boytsov und seinem Berater<br />

und Dolmetscher Gagik Khachatryan<br />

unterzeichneten Kontrakt.<br />

Rechtliche Schritte, um gegen<br />

die „verleumderischen Anschuldigungen“<br />

vorzugehen, behält<br />

er sich vor.<br />

Zudem bekräftigte der Großgastronom,<br />

dass nicht Kluch,<br />

Der Sack zwischen Waldemar<br />

Kluch (links) und Klaus-Peter<br />

Kohl ist endgültig zerschnitten<br />

sondern er selbst der Geschädigte<br />

sei. So schulde ihm Kluch<br />

noch rund 80 Prozent der vereinbarten<br />

Kaufsumme, die sich<br />

nach Boxsport-Informationen<br />

auf rund 1,5 Millionen Euro<br />

beläuft. „Ich habe ihm mehrfach<br />

Aufschub gewährt, weil er<br />

Probleme mit seinen Investoren<br />

angeführt hat. Aber er hat mich<br />

immer <strong>wieder</strong> vertröstet. Seit<br />

April haben wir kein persönliches<br />

Gespräch mehr geführt“,<br />

so Kohl.<br />

Ende Dezember, mehr als<br />

vier Monate nach Fälligkeit der<br />

Kaufsumme, hatte Dahlmann<br />

in einer E-Mail die Zahlungsabwicklung<br />

für Anfang Januar<br />

avisiert und in Kluchs Namen<br />

erklärt, dass dieser ausschließlich<br />

für die verzögerte Zahlung<br />

verantwortlich sei und dies ausdrücklich<br />

bedaure.<br />

Im November 2011 hatte Kohl<br />

seine Geschäftsanteile trotz ausgebliebener<br />

Zahlungen an Kluch<br />

überschrieben, sich als Sicherheit<br />

jedoch den Grundschuldbrief<br />

für das Gelände in Lohbrügge<br />

geben lassen, auf dem Kluch<br />

sein Dima-Sportcenter betreibt.<br />

Nachdem die Zahlungen weiterhin<br />

ausblieben, riss ihm der Geduldsfaden.<br />

Ende April erwirkte<br />

Kohl die Zwangsversteigerung,<br />

die das Amtsgericht Bergedorf<br />

am 6..August anordnete.<br />

„Mir geht es nicht ums Geld,<br />

sondern ums Prinzip. Ich kann<br />

mich von Herrn Kluch nicht<br />

länger vorführen lassen“, sagte<br />

Kohl, „am liebsten hätte ich die<br />

ganze Angelegenheit im Stillen<br />

geklärt. Aber Kluchs öffentliche<br />

Vorwürfe konnte ich nicht so stehen<br />

lassen.“ Eine Rückabwicklung<br />

des Geschäfts, die Kluch ins<br />

Gespräch gebracht hatte, wäre<br />

nur bei arglistiger Täuschung<br />

möglich, die Kluch nachweisen<br />

müsste. Seiner Rückkehr an die<br />

Universum-Spitze erteilte Kohl<br />

eine Absage.<br />

„Jeder hätte verstanden,<br />

wenn ich den Laden im Sommer<br />

30<strong>BoxSport</strong>


annte, bezeichnete er seinen Nachfolger als Lügner<br />

t Kohl zurück!<br />

ern ✽ ✽ ✽ Jetzt soll alles <strong>wieder</strong> vor Gericht geregelt werden<br />

Auch Hanraths <strong>wieder</strong> weg<br />

Kohl, Kluch und Kohls Schwiegersohn und Geschäftspartner Dietmar Poszwa (v.l.) vor dem<br />

Sportgelände von Kluch, das Kohl jetzt zwangsversteigern lässt<br />

2010 nach dem Ende des ZDF-<br />

Vertrags dichtgemacht hätte.<br />

Aber ich dachte wirklich, Kluch<br />

meint es ernst und hat Investoren,<br />

die den Neuaufbau finanzieren.<br />

Dass ich ihm geglaubt habe,<br />

kann ich rückblickend nicht verstehen“,<br />

sagt er. Das Schlimmste<br />

sei, dass sein Lebenswerk nun<br />

doch vor dem Aus steht. „Wenn<br />

nicht ein Wunder passiert, dann<br />

ist Universum am Ende.“<br />

Von solcherlei Mutmaßungen<br />

will Kluch weiterhin nichts<br />

hören. Der 54-Jährige wies die<br />

Ausführungen Kohls vehement<br />

zurück und kündigte an, dies in<br />

einem Gerichtsprozess auch zu<br />

belegen. So habe Kohl nicht nur<br />

Gelder vom Konto entnommen,<br />

sondern auch Sportbekleidung<br />

im Wert von 300.000 Euro und<br />

Büromaterial unterschlagen.<br />

Im Fall Boytsov könne er Eidesstattliche<br />

Versicherungen<br />

sowohl vom Boxer als auch von<br />

Berater Khachatryan vorlegen,<br />

die bezeugen, dass Boytsov in<br />

die USA verkauft werden sollte.<br />

„Herr Kohl hat uns das in mehreren<br />

Gesprächen offenbart“, so<br />

Khachatryan, der zudem eingestand,<br />

den Vertrag vor der Unterschrift<br />

nicht gelesen zu haben,<br />

sondern auf Kohl vertraut zu<br />

haben, der ihm ganz andere Inhalte<br />

zugesagt habe. „Den Fehler<br />

muss Gagik sich ankreiden“,<br />

sagte Kluch.<br />

Ihm sei es nur<br />

recht, wenn Kohl die<br />

Vollstreckungsklage<br />

durchziehe. „Dann<br />

mache ich eine Vollstreckungswiderklage<br />

und wir klären alles<br />

vor Gericht.“ Es sei<br />

im Übrigen unwahr,<br />

dass er 80 Prozent der<br />

Kaufsumme schuldig<br />

sei. „Eher schuldet<br />

Kohl mir noch Geld,<br />

nach allem, was er getan<br />

hat.“ Dies sei ihm<br />

erst im Januar dieses<br />

Jahres klar geworden,<br />

deshalb habe er die<br />

avisierte Zahlung der<br />

vereinbarten Kaufsumme<br />

gestoppt.<br />

Die Zahl der Menschen,<br />

die Kluch seine<br />

Beteuerungen noch<br />

abnehmen, dürfte über die vergangenen<br />

Monate indes nicht<br />

gestiegen sein. Immer mehr<br />

Sportler klagten zuletzt über<br />

ausbleibende Zahlungen, allen<br />

voran der ehemalige Mittelgewichtsweltmeister<br />

Sebastian<br />

Zbik, der seit 13. April auf die<br />

250.000 Euro Börse aus seinem<br />

Duell mit Felix Sturm wartet.<br />

Zbik hat seinen Vertrag mit Universum<br />

mittlerweile gekündigt.<br />

Der Abgang von Cheftrainer Michael<br />

Timm zum Bundesstützpunkt<br />

des Deutschen Boxsport-<br />

Das letzte Häuflein vom Universum-Boxstall (v.l.): Trainer Artur Grigorian, Denis<br />

Boytsov, Rakhim Chakhiev, der neue Chefcoach Tony Brooks und Ina Menzer<br />

Verbands in<br />

Schwerin sorgte<br />

ebenso für Aufsehen<br />

wie die<br />

Maßnahme von<br />

Peter Hanraths,<br />

der seinen erst im<br />

Februar geschlossenen<br />

Beratervertrag Mitte<br />

August <strong>wieder</strong> kündigte.<br />

Und sogar Exweltmeister<br />

Jürgen Brähmer, der als einer<br />

der wenigen berichten konnte,<br />

dass „Kluch alles, was er mir<br />

versprochen hat, auch eingehalten<br />

hat“, hat die Konsequenz aus<br />

der unsicheren Lage gezogen<br />

und stattdessen einen längerfristigen<br />

Vertrag beim Berliner<br />

Sauerland-Team unterzeichnet.<br />

„Es gab einfach keine Sicherheit<br />

bei Universum“, sagte der Halbschwergewichtler.<br />

Kluch hält die Abwanderungsbewegungen<br />

für nicht allzu<br />

tragisch. „Ich habe immer gesagt,<br />

dass ich nur auf die zähle,<br />

die wirklich bleiben wollen. Ich<br />

verspreche, dass ich diesen Laden<br />

<strong>wieder</strong> zu der Größe führe,<br />

die er mal hatte“, sagte er. Dass<br />

der als Timm-Nachfolger verpflichtete<br />

US-Amerikaner Tony<br />

Peter Hanraths<br />

hat schon<br />

<strong>wieder</strong><br />

gekündigt<br />

Brooks von einigen<br />

Sportlern<br />

bereits infrage gestellt<br />

wurde, nachdem<br />

er angekündigt<br />

hatte, in Zukunft sieben Stunden<br />

täglich trainieren zu lassen, ficht<br />

ihn auch nicht an.<br />

Das Geld, das er bis zuletzt<br />

zurückgelegt haben will, um<br />

Kohl bei einer Einigung doch<br />

noch eine gewisse Summe zahlen<br />

zu können, werde er nun<br />

verwenden, um alle Außenstände<br />

bei seinen Boxern zu begleichen.<br />

„Alle werden ihr Geld bekommen“,<br />

versprach er.<br />

Vielleicht hätte man es<br />

schon am 21. September 2011<br />

wissen können, dass es mit der<br />

Geschäftsbeziehung der Herren<br />

Kohl und Kluch nicht zum Besten<br />

bestellt war. Acht Tage zuvor<br />

war Kohl durch die Löschung<br />

seines Namens im Handelsregister<br />

als Geschäftsführer der<br />

Universum Box-Promotion ausgeschieden.<br />

BJÖRN JENSEN<br />

<strong>BoxSport</strong><br />

31


Musterathlet:<br />

Der<br />

kubanische<br />

IBF-<br />

Weltmeister<br />

Yoan Pablo<br />

Hernandez<br />

Trainer-Lob vor WM-Kampf gegen Troy Ross<br />

Wegner: Hernandez<br />

ist der beste Boxer<br />

in Deutschland<br />

Kubaner wartet weiter auf deutschen Pass<br />

Wenn Fidel<br />

Castro ein<br />

paar Hundert<br />

Millionen<br />

Dollar benötigt, muss er<br />

uns einige seiner Boxer<br />

schicken“, soll Top-<br />

Manager Don <strong>King</strong><br />

(USA) einmal geäußert<br />

haben. Inzwischen<br />

wissen wir,<br />

dass die Kubaner in<br />

der Fremde beileibe<br />

nicht alle Boxglanz<br />

wie in der alten Heimat<br />

zu verbreiten vermochten.<br />

Das süße Leben<br />

in dunklen Bars mit<br />

teuren Senoritas saugte<br />

oft die Schlagkraft aus den<br />

Fäusten. Manchmal fehlte<br />

auch der entsprechende<br />

Trainer.<br />

Auf Yoan Pablo Hernandez<br />

trifft das alles nicht zu. Als sich<br />

der Junioren-Weltmeister 2005<br />

beim Chemie-Pokal in Halle/<br />

Saale entschloss, in Zukunft in<br />

Deutschland als Profi sein Glück<br />

zu machen, winkte ihm Fortuna.<br />

Trainer Ulli Wegner hatte<br />

nämlich von Hernandez gehört.<br />

Ein kubanischer Junioren-Weltmeister<br />

in Halle. Das elektrisierte<br />

den Ring-Haudegen, schließlich<br />

kannte er die kubanischen<br />

Boxer bestens aus seinen Zeiten<br />

als Amateur-Trainer. Wegner<br />

holte Yoan Pablo zum Berliner<br />

Sauerlandstall. Noch 2005 bestritt<br />

Hernandez am 3. September<br />

seinen ersten Profikampf.<br />

Der Gegner David Vicena wurde<br />

nach wenigen Sekunden der<br />

zweiten Runde aus dem Kampf<br />

genommen.<br />

Gegen Steve Cunningham holte sich<br />

Hernandez (rechts) den IBF-Titel<br />

Die bisherige Krönung seiner<br />

Laufbahn glückte dem Kubaner<br />

am 1. Oktober 2011 in Neubrandenburg,<br />

als er den US-Starboxer<br />

Steve Cunningham klar beherrschte,<br />

nach sechs Runden<br />

aber wegen zweier Cuts vom<br />

Ringarzt aus dem Kampf genommen<br />

wurde. Die Punktrichter<br />

werteten 2:1 für Hernandez.<br />

Der Kubaner durfte somit den<br />

Gürtel eines IBF-Weltmeisters in<br />

Empfang nehmen. Cunningham<br />

protestierte und die IBF setzte<br />

für den 4. Februar 2012 in Frankfurt/Main<br />

erneut ein WM-Duell<br />

zwischen den beiden Cruisergewichtlern<br />

an. Hernandez lief<br />

zur Glanzform auf, schickte den<br />

US-Fighter zweimal zu Boden<br />

und gewann am Ende klar nach<br />

Punkten. Hernandez stieg nun<br />

ohne Wenn und Aber zum Weltmeister<br />

und Superchamp auf.<br />

Den Sieg nach Version der<br />

IBF musste der Kubaner jedoch<br />

teuer bezahlen. „Es war in der<br />

vierten Runde, als ich Cunningham<br />

zu Boden schlug, spürte ich<br />

einen Schmerz in der rechten<br />

Hand. Ich achtete aber weiter<br />

nicht darauf. Es ist schließlich<br />

nichts Ungewöhnliches, wenn<br />

ein Boxer nach einer Schlagserie<br />

Schmerzen in den Händen hat“,<br />

berichtet Yoan Pablo. Am Sonntag<br />

nach dem Kampf schwoll<br />

die Hand dick an. Diagnose des<br />

Handchirurgen Dr. Eisenschenk<br />

in Deutschlands größtem Unfall-Klinikum<br />

Berlin-Marzahn:<br />

Bruch des Mittelhandknochens.<br />

Sieben Wochen Pause. „Pablo ist<br />

unheimlich fleißig und sehr diszipliniert.<br />

Er hat sich an die ärztlichen<br />

Empfehlungen gehalten.<br />

Die Hand haben wir lange nicht<br />

belastet. Mit Konditionstraining<br />

auf dem Radergometer konnten<br />

32 <strong>BoxSport</strong>


Hernandez‘ nächster<br />

Gegner ist der Kanadier<br />

Troy Ross<br />

Einer edlen<br />

kubanischen<br />

Zigarre ist<br />

auch der<br />

Leistungssportler<br />

nicht abgeneigt<br />

wir bald <strong>wieder</strong> beginnen. Inzwischen<br />

marschiert Pablo in Richtung<br />

Topform. Er ist im Moment<br />

der beste Boxer in Deutschland.<br />

Ich sehe dem Kampf am 15. September<br />

in Bamberg gegen Troy<br />

Ross deshalb recht zuversichtlich<br />

entgegen“, gibt sich Ulli<br />

Wegner als Optimist.<br />

Der Cruisergewichtler tritt<br />

ein bisschen auf die Euphorie-<br />

Bremse: „Ich absolvierte in<br />

Zinnowitz einen Lehrgang und<br />

trainiere bis kurz vor dem Kampf<br />

in Kienbaum. Ich fühle mich fit.<br />

Ich kenne Troy Ross. Ich habe<br />

keine Angst. Aber Ross ist ein<br />

guter Boxer, da ist Vorsicht angeraten,<br />

denn ich will mit dem<br />

WM-Gürtel den Ring in Bamberg<br />

verlassen.“<br />

Der elegante Faustkämpfer<br />

lebt mit Ehefrau Shally sowie<br />

den beiden Kindern Yoan Junior<br />

und Rebeca in Berlin-Spandau.<br />

Hernandez gilt in Kuba als unerwünschte<br />

Person. Er darf nicht<br />

einreisen. „Ich stelle jedes Jahr<br />

einen Antrag, bis jetzt wurde er<br />

immer <strong>wieder</strong> abgelehnt“, berichtet<br />

der Boxer. Doch nicht nur<br />

über die kubanischen Behörden<br />

kann der Boxprofi ein Klagelied<br />

anstimmen: „Ich habe schon<br />

vor Jahren einen deutschen<br />

Pass beantragt. Ich muss erst einen<br />

Sprachkurs belegen. Dabei<br />

spreche ich nach Aussagen der<br />

Mitarbeiter im Sauerland-Stall<br />

ganz gut Deutsch. Ich verstehe<br />

alle und alle verstehen mich. Für<br />

einen Sprachkurs bleibt mir bei<br />

den WM-Vorbereitungen einfach<br />

keine Zeit. Was mir nicht von<br />

meinen Trainern Wegner und<br />

Bramowski beigebracht wurde,<br />

Hernandez, zusammen mit seinem Sohn Yoan Junior, Mutter Carmen Suaizez<br />

Martinez und Ehefrau Shally (v.l.)<br />

Jubel nach dem Sieg über Cunningham: Trainer Ulli<br />

Wegner, Hernandez und Wilfried Sauerland (v.l.)<br />

lernte ich im Supermarkt, bei<br />

Veranstaltungen oder in Restaurants.“<br />

Yoan Pablo Hernandez, der<br />

2004 bei Olympia in Athen mit<br />

19 Jahren für Kuba in den Ring<br />

geklettert war, unterlag damals<br />

dem zweimaligen Weltmeister<br />

Jewgeni Makarenko (Russland).<br />

„Mit dem Hernandez von damals<br />

hat der heutige nichts mehr zu<br />

tun. Das Talent war zwar schon<br />

da, aber erst in den vergangenen<br />

fünf Jahren stieg Pablo zum<br />

Weltklasseboxer auf. Der Junge<br />

könnte auch Schwergewicht. Bis<br />

auf die beiden Klitschkos, sehe<br />

ich für Pablo im Schwergewicht<br />

keine Probleme. Ein Povetkin<br />

steht aus meiner Sicht bei Pablo<br />

auf verlorenem Posten“, glaubt<br />

Ring-Fuchs Wegner. Beim Thema<br />

Schwergewicht schaltet der<br />

Kubaner vorerst noch auf Durchzug:<br />

„Es wird schwer genug,<br />

meinen Cruisergewichts-Titel zu<br />

verteidigen. Darauf konzentriere<br />

ich mich. Schwergewicht kommt<br />

vielleicht später.“ Allerdings ist<br />

sich Hernandez schon bewusst,<br />

dass Trainer Wegner nicht nur so<br />

aus Jux das Schwergewicht zum<br />

Thema gemacht hat: „Ich habe<br />

in Kuba bei Peter Roches und anderen<br />

trainiert. Das waren alles<br />

gute Trainer. Ulli Wegner hat den<br />

kubanischen und wahrscheinlich<br />

auch vielen anderen Trainern<br />

gegenüber einen großen Vorteil.<br />

Seine<br />

Arbeit<br />

ist zielgerichtet.<br />

Er<br />

weiß, wann er<br />

was sagt. Trainer<br />

Wegner bringt<br />

unendlich viel<br />

Erfahrung aus<br />

dem Amateurund<br />

Profibereich<br />

mit. Er fördert<br />

und fordert und<br />

verfügt über ein<br />

großes Talent. Er<br />

kann Menschen<br />

zur Vernunft<br />

bringen. Bei ihm<br />

habe nicht nur<br />

trainiert. Ich habe viel bei ihm<br />

gelernt.“<br />

Das Gefühl hatte Mutter<br />

Carmen Hernandez auch, als sie<br />

2011 nach sechs Jahren Ausreisesperre<br />

endlich ihren Sohn in<br />

Berlin besuchen durfte. Bei Ulli<br />

Wegner wähnt sie ihren Jungen<br />

in besten Händen. So gern Pablo<br />

unter der Flagge seiner neuen<br />

Heimat Deutschland kämpfen<br />

würde, für Kubas Box-Fans erfüllt<br />

er eine Mission. Der Boxer<br />

war einst nach Deutschland<br />

gekommen, um als Profi Geld<br />

zu verdienen, damit er seine<br />

Mutter in Pinar del Rio aus<br />

den Fesseln der Armut befreien<br />

kann. Was er nicht ahnte, dass<br />

ein ganzes Land mit ihm fiebert.<br />

So berichtet Carmen Hernandez,<br />

dass die Nachrichten über die<br />

Kampfergebnisse ihres Sohnes<br />

wie eine Welle über die Insel<br />

schwappen. Angesichts dieser<br />

Freude, die Yoan Pablo Hernandez<br />

in seiner alten Heimat unter<br />

den vielen armen Menschen<br />

verbreitet, kann der deutsche<br />

Amtsschimmel durchaus noch<br />

etwas langsam reiten. Die deutschen<br />

Boxanhänger wollen guten<br />

Sport sehen, sie akzeptieren<br />

auch die kubanische Flagge. In<br />

der Karibik dagegen sind viele<br />

Menschen stolz, wenn ihr Pablo<br />

vor einem WM-Fight neben der<br />

kubanischen Fahne steht.<br />

Manfred Hönel<br />

<strong>BoxSport</strong> 33


Die Weltrangliste des<br />

Die Jury: Jean-Marcel Nartz, Geschäftsführer<br />

der Box-Event GmbH,<br />

Hagen Doering, Sport-Koordinator<br />

von Sauerland Event, der Box-Jour-<br />

mittelgewicht<br />

Superchamp: Sergio Martinez (Argentinien) WBC-Diamant<br />

01. Daniel Geale (Australien) IBF, WBA-Super<br />

02. Gennady Golovkin (Kasachstan) WBA<br />

03. Felix Sturm (Deutschland)<br />

04. Hassan N’Dam N’Jikam (Frankreich) WBO<br />

05. Dimitry Pirog (Russland)<br />

06. Julio Cesar Chavez Jr. (Mexiko) WBC<br />

07. Grzegorz Proksa (Polen)<br />

08. Matthew Macklin (England)<br />

09. Kerry Hope (England)<br />

10. Avtandil Khurtsidze (Ukraine)<br />

Sergio Gabriel Martinez (rechts) und Julio Cesar Chavez Jr. blicken sich tief in die Augen. Am 15. September<br />

kommt es im Thomas & Mack Center in Las Vegas zum Showdown um den WBC-Titel im Mittelgewicht. Der<br />

argentinische Diamant-Champion Martinez steigt gegen den regulären Weltmeister aus Mexiko in den Ring.<br />

Genug Erfahrung haben beide: Martinez (37) hat 53 Profikämpfe bestritten, davon 49 Siege (28 durch K.o.), zwei<br />

Niederlagen und zwei Unentschieden. Sein weitaus jüngerer Kontrahent (26) weist bei insgesamt 47 Kämpfen 46<br />

Siege (32 K.o.‘s) und nur ein Unentschieden auf.<br />

halbmittelgewicht<br />

Superchamp: Floyd Mayweather jr. (USA) WBA-Super-Champion<br />

01. Cornelius Bundrage (USA) IBF<br />

02. Zaurbek Baysangurov (Ukraine) WBO<br />

03. Lukas Konecny (Tschechien)<br />

04. Saul Alvarez (Mexiko) WBC<br />

05. Austin Trout (USA) WBA<br />

06. Miguel Cotto (Puerto Rico)<br />

07. Vanes Martyrosyan (Armenien)<br />

08. Sergey Rabchenko (Weissrussland)<br />

09. Sergey Dzinziruk (Russland)<br />

10. Anthony Mundine (Australien)<br />

Schwergewicht<br />

Superchamp: W. Klitschko (Ukraine) WBA-Super, IBF, WBO<br />

01. Vitali Klitschko (Ukraine) WBC<br />

02. David Haye (England)<br />

03. Alexander Povetkin (Russland) WBA<br />

04. Odlanier Solis (Kuba)<br />

05. Kubrat Pulev (Bulgarien)<br />

06. Robert Helenius (Finnland)<br />

07. Tomasz Adamek (Polen)<br />

08. Denis Boytsov (Russland)<br />

09. David Price (England)<br />

10. Manuel Charr (Deutschland)<br />

leichtSchwergewicht (Cruiser)<br />

Superchamp: Yoan Pablo Hernandez (Kuba) IBF<br />

01. Antonio Tarver (USA)<br />

02. Marco Huck (Deutschland) WBO<br />

03. Guillermo Jones (Panama) WBA<br />

04. Dennis Lebedev (Russland)<br />

05. Krysztof Wlodarczyk (Polen) WBC<br />

06. Ola Afolabi (USA)<br />

07. David Quinonero (Spanien)<br />

08. Firat Arslan (Deutschland)<br />

09. Alexander Alexeev (Russland)<br />

10. Steve Cunningham (USA)<br />

HalbSchwergewicht<br />

Superchamp: Chad Dawson (USA) WBC<br />

01. Bernard Hopkins (USA)<br />

02. Jean Pascal (Kanada)<br />

03. Travoris Cloud (USA) IBF<br />

04. Zsolt Erdei (Ungarn)<br />

05. Beibut Shumenov (Kasachstan) WBA<br />

06. Nathan Cleverly (Wales) WBO<br />

07. Mikkel Kessler (Dänemark)<br />

08. Eduard Gutknecht (Deutschland)<br />

09. Robin Krasniqi (Deutschland)<br />

10. Jürgen Brähmer (Deutschland)<br />

supermittelgewicht<br />

Superchamp: Andre Ward (USA) WBA-Super; WBC<br />

01. Carl Froch (Kanada) IBF<br />

02. Andre Dirrell (USA)<br />

03. <strong>Arthur</strong> Abraham (Deutschland) WBO<br />

04. Robert Stieglitz (Deutschland)<br />

05. Karoly Balzsay (Ungarn) WBA<br />

06. Brian Magee (Irland)<br />

07. Lucian Bute (Rumänien)<br />

08. James Degale (England)<br />

09. Adonis Stevenson (Kanada)<br />

10. Dimitri Sartison (Deutschland)<br />

weltergewicht<br />

Superchamp: Manny Pacquiao (Philippinen)<br />

01. Timothy Bradley (USA) WBO<br />

02. Victor Ortiz (USA)<br />

03. Randall Bailey (USA) IBF<br />

04. Jan Zaveck (Slowenien)<br />

05. Paul Malignaggi (USA) WBA<br />

06. Josesito Lopez (USA)<br />

07. Diego Gabriel Chaves (Argentinien)<br />

08. Ismael El Massoudi (Frankreich)<br />

09. Selcuk Aydin (Türkei)<br />

10. Vyacheslav Senchenko (Ukraine)<br />

halbweltergewicht<br />

Superchamp: Danny Garcia WBC, WBA-Super<br />

01. Timothy Bradley (USA) WBO<br />

02. Amir Khan (England)<br />

03. Marcos Rene Maidana (Argentinien) WBA<br />

04. Lamont Peterson (USA) IBF<br />

05. Roberto Ortiz (Mexiko)<br />

06. Denis Shafikov (Russland)<br />

07. Juan Manuel Marquez (Mexiko)<br />

08. Johan Perez (Venezuela)<br />

09. Pablo Cesar Cano (Mexiko)<br />

10. Nate Campbell (USA)<br />

34 <strong>BoxSport</strong><br />

Die top-ten


BOXSPORT<br />

nalist Hartmut Scherzer sowie die Redaktionen<br />

von <strong>BoxSport</strong> und The Ring<br />

(USA).<br />

Stand: September 2012<br />

leichtgewicht<br />

Superchamp: Yuriorkis Gamboa (Kuba)<br />

01. Anthony Mezaaache (Frankreich)<br />

02. Brandon Rios (USA) WBA<br />

03. Miguel Vazques (Mexiko) IBF<br />

04. Antonio de Marco (Mexiko) WBC<br />

05. Ricky Burns (Schottland) WBO<br />

06. Alejandro Sanabria (Mexiko)<br />

07. Abdiel Ramirez (Mexiko)<br />

08. Gavin Rees (Wales)<br />

09. Richard Abril (Kuba)<br />

10. Ji Hoon Kim (Korea)<br />

superbantamgewicht<br />

Superchamp: Nonito Donaire WBO, IBF<br />

01. Abner Mares (Mexiko) WBC<br />

02. Guillermo Rigondeaux (Kuba) WBA<br />

03 Celestino Caballero (Panama) WBA-Super<br />

03. Jeffrey Mathebula (Südafrika)<br />

04. Rendall Munroe (England)<br />

05. Toshiaki Nishioka (Japan)<br />

07. Kiko Martinez (Spanien)<br />

08. Wilfredo Vasquez junior (Puerto Rico)<br />

09. Victor Terrazas (Mexiko)<br />

10. Takalani Ndlovu (Südafrika)<br />

bantamgewicht<br />

Superchamp: Anselmo Moreno (Panama) WBA-Super<br />

01. Shinsuke Yamanaka (Japan) WBC<br />

02. Koki Kameda (Japan) WBA<br />

03. Jorge Arce (Mexiko) WBO<br />

04. Leo Santa Cruz (Mexiko) IBF<br />

05. Alex John Banal (Philippinen)<br />

06. Eric Morel (Puerto Rico)<br />

07. Yonnhy Perez (Kolumbien)<br />

08. Hugo Ruiz (Mexiko)<br />

09. Joseph Agbeko (Ghana)<br />

10. Tomoki Kameda (Japan)<br />

Am 15. September wird das MGM Grand Hotel in Las<br />

Vegas brodeln. Dann steigt nämlich Publikumsliebling<br />

Saul Alavrez (links) <strong>wieder</strong> in den Ring, um seinen<br />

WBC-Titel im Halbmittelgewicht zu verteidigen. Gegner<br />

des Mexikaners, der wegen seiner roten Haare den<br />

Spitznamen „Canelo“ (zu deutsch: Zimt) verpasst<br />

bekam, ist der US-Amerikaner Josesito Lopez. Bei<br />

einer Pressekonferenz in Los Angeles kam es bereits zu<br />

einem ersten Showdown der beiden Kontrahenten.<br />

superfedergewicht<br />

Superchamp: Takashi Uchiyama (Japan) WBA<br />

01. Terdsak Jandaeng (Thailand)<br />

02. Adrien Broner (USA) WBO<br />

03. Devis Boschiero (Italien)<br />

04. Takahiro Aoh (Japan) WBC<br />

05. Jorge Linares (Mexiko)<br />

06. Juan Carlos Salgado (Mexiko) IBF<br />

07. Bryan Vazquez (Costa Rica)<br />

08. Juan Carlos Burgos (Mexiko)<br />

09. Edgar Puerta (Mexiko)<br />

10. Ermani Fegatelli (Belgien)<br />

federgewicht<br />

Superchamp: Chris John (Indonesien) WBA-Super<br />

01. Celestino Caballero (Panama) WBA<br />

02. Orlando Salido (Mexiko) WBO<br />

03. Billy Dib (Australien) IBF<br />

04. Jhonny Gonzales (Mexiko) WBC<br />

05. Robinson Castellanos (Mexiko)<br />

06. Juan Manuel Lopez (Puerto Rico)<br />

07. Hozumi Hasegawa (Japan)<br />

08. Miguel Garcia (USA)<br />

09. Alexander Miskirtchan (Georgien)<br />

10. Chonlatarn Piryapinyo (Thailand)<br />

superfliegengewicht<br />

Superchamp: Omar Andres Narvaez (Argentinien) WBO<br />

01. Juan Carlos Sanchez (Mexiko) IBF<br />

02. Tepparith Kokietgym (Thailand) WBA<br />

03. Yota Sato (Japan) WBC<br />

04. Cristian Mijares (Mexiko)<br />

05. Sylvester Lopez (Philippinen)<br />

06. Tomobu Shimizu (Japan)<br />

07. Daiki Kameda (Japan)<br />

08. Liborio Solis (Venezuela)<br />

09. Suryan Sor Rungvisai (Thailand)<br />

10. Rodrigo Guerrero (Mexiko)<br />

fliegengewicht<br />

Superchamp: Moruti Mthalana (Südafrika) IBF<br />

01. Toshyaki Igarashi (Japan) WBC<br />

02. Hernan Marquez (Mexiko) WBA<br />

03. Brian Viloria (USA) WBO<br />

04. Wilbert Uicab (Mexiko)<br />

05. Pomgsaklek Wonjongkam (Thailand)<br />

06. Juan Carlos Reveco (Argentinien)<br />

07. Silvio Olteanu (Rumänien)<br />

08. Sonny Boy Jaro (Philippinen)<br />

09. Giovanni Segura (Mexiko)<br />

10. Edgar Sosa (Mexiko)<br />

Die Gewichtsklassen:<br />

Schwergewicht über 90,720 kg, Cruisergewicht (- 90,720 kg) auch Leichtschwergewicht. Halbschwer (- 79,378<br />

kg), Supermittel (- 76,203 kg), Mittelgewicht (- 72,574 kg), Superwelter (- 69,853 kg) auch Junior- oder Halbmittelgewicht.<br />

Weltergewicht (- 66,678 kg) Halbwelter (63,503 kg). die Klasse wird auch Juniorwelter- oder Superleichtgewicht<br />

genannt. Leichtgewicht (-61,235 kg), Superfeder (- 58,967 kg), Feder (- 57,153 kg), Superbantam<br />

(- 55,338 kg), Bantam (- 53,524 kg), Superfliegen (- 52, 163 kg), Fliegengewicht (- 50,802 kg), Halbfliegen<br />

(- 48,988 kg) auch Juniorfliegengewicht. Strohgewicht (- 47,628 kg) auch Minifliegengewicht.<br />

Die Abkürzungen WBA, WBC, WBO und IBF hinter den Namen bezeichnen die Weltmeistertitel der jeweiligen Verbände.<br />

halbfliegengewicht<br />

Superchamp: Roman Gonzales (Nicaragua) WBA<br />

01. Kompayak Porpramook (Thailand) WBC<br />

02. Giovani Segura (Mexiko) WBA-SUPER<br />

03. Donnie Nietes (Philippinen) WBO<br />

04. Johnriel Casimero (Philippinen) IBF<br />

05. Jose Rodriguez (Mexiko)<br />

06. Ulises Solis (Mexiko)<br />

07. Ivan Calderon (Puerto Rico)<br />

08. Kiong Zhao Zhong (China)<br />

09. Alberto Rossel (Peru)<br />

10. Ryo Miyazaki (Japan)<br />

mini-fliegengewicht<br />

Superchamp: Kazuto Ioka WBC, WBA<br />

01. Nkosinathi Joyi (Südafrika) IBF<br />

02. Moises Fuentes (Mexiko) WBO<br />

03. Akira Yaegashi (Japan)<br />

04. Paipharon Kokietgym (Thailand)<br />

05. Oleydong Sithsamerchai (Thailand)<br />

06. Heri Amol (Indonesien)<br />

07 Denver Cuello (Philippinen)<br />

08. Ganigan Lopez (Mexiko)<br />

09. Carlos Buitrago (Nicaragua)<br />

10. Jesus Silvestre (Mexiko)<br />

<strong>BoxSport</strong> 35


Schöne Pop-<br />

Sängerin ist<br />

Pulevs Stolz<br />

2,02-Meter-Riese Ustinov ein harter Brocken<br />

Gegen Alexander Dimitrenko holte sich Kubrat Pulev mit<br />

einem K.o.-Sieg in Runde elf den EM-Titel<br />

Pulevs schöne Freundin Andrea ist eine<br />

bekannte Pop-Sängerin<br />

Über den Parkplatz an<br />

der Boxhalle in der<br />

Eisenacher Straße im<br />

Berliner Osten rollt ein<br />

weißer Lieferwagen mit der grünen<br />

Aufschrift „Hotel Kubrat“.<br />

Der Wagen stoppt und Bulgariens<br />

Boxprofi Kubrat Pulev steigt<br />

aus. Donnerwetter! Hat es der<br />

Schwergewichtler bereits zu<br />

einem Hotel gebracht? „Leider<br />

nein“, sagt er. „Ich wohne nur<br />

dort und darf das Firmenauto<br />

benutzen.“ Dann erzählt der 31-<br />

Jährige die Geschichte: „Kubrat<br />

ist ein sehr seltener Vorname.<br />

Ich habe ihn in Bulgarien noch<br />

nicht gehört. Ich komme nach<br />

Deutschland und lese Hotel<br />

Kubrat. Das hat mich neugierig<br />

gemacht.“ Inzwischen weiß der<br />

Boxer, dass der Hotelbesitzer wie<br />

er Bulgare ist und Kubrat Panev<br />

heißt. Panev besitzt drei Hotels<br />

in Berlin und Pulev darf bei ihm<br />

wohnen und das Firmenauto benutzen.<br />

„Günstig für mich und<br />

gleich ein bisschen Reklame für<br />

das Hotel“, grinst der Boxer.<br />

Pulev nennt Berlin seine<br />

zweite Heimat. „Seit ich im September<br />

2009 meinen Vertrag<br />

bei Sauerland Event unterschrieben<br />

habe, bin ich viele<br />

Wochen im Jahr bei Otto Ramin<br />

zum Training. Ich habe es<br />

mit den Trainern gut getroffen.<br />

Zu Hause in Sofia bestreite ich<br />

mein Athletik-Programm bei<br />

meinen langjährigen National-<br />

Trainern Michael Tankow oder<br />

Borsilav Bojatschir und in Berlin<br />

betreut mich mit Otto Ramin ein<br />

ausgesprochener Super-Trainer.<br />

Ich werde am 29. September<br />

bestimmt in Topform sein“,<br />

schwärmt Kubrat Pulev. Die wird<br />

auch notwendig sein, denn dann<br />

verteidigt der Bulgare in Hamburg<br />

nicht nur seinen EM-Gürtel<br />

gegen den Russen Alexander<br />

Ustinov. In dem Faustduell geht<br />

es gleichzeitig um die Nummer<br />

1 in der IBF-Weltrangliste. Damit<br />

eröffnet sich für den Sieger<br />

die Chance eines möglichen<br />

WM-Kampfes gegen Wladimir<br />

Klitschko. Kubrat Pulev ahnt,<br />

wie schwer der Abend in Hamburg<br />

werden kann: „Ustinov<br />

stammt aus Nowosibirsk. Er ist<br />

einer der kantigen Sibirjaks, die<br />

viel einstecken<br />

und vor allem<br />

gewaltig austeilen<br />

können. Dazu<br />

ist Ustinov<br />

2,02 m groß<br />

und wiegt<br />

136 kg.<br />

Ich habe<br />

trotzdem<br />

keine Angst. Ich will weiter<br />

Harter<br />

Prüfstein:<br />

Alexander<br />

Ustinov aus<br />

dem K2-Stall<br />

fordert Pulev<br />

als nächstes heraus<br />

nach oben, dafür trainiere ich<br />

hart, um gegen Ustinov aus dem<br />

Klitschko-Clan zu gewinnen.“<br />

Europameister Pulev wohnt<br />

in Sofia am Fuße des über 2000<br />

m hohen Witoscha-Gebirges.<br />

„Bei der Hitze in den vergangenen<br />

Wochen war das angenehm.<br />

Bei meinen Konditionsläufen<br />

rannte ich ins Gebirge, dort waren<br />

die Temperaturen angenehmer“,<br />

berichtet Kubrat, der mit<br />

116 kg Körpergewicht und 1,94<br />

m Größe nicht gerade als Leichtfuß<br />

über die Bergwege tänzelt.<br />

Die Pulevs gehören in dem<br />

Schwarzmeer-Land nicht erst<br />

durch Kubrat zur Boxprominenz.<br />

„Mein Vater war ein bekannter<br />

Schwergewichtler. Bei ihm lernte<br />

ich Boxen. Vater brachte mir<br />

und meinem zwei Jahre jüngeren<br />

Bruder Terwel alle Kniffe des<br />

Boxens bei. Erst später bin ich<br />

zum Armee-Klub ZSKA Sofia gegangen.<br />

Ich brauchte einen Verein,<br />

um Boxen zu können.“ Kubrat<br />

schwoll sichtlich die Brust,<br />

als er in die Sonne blinzelte und<br />

sagte: „Was mir bei Olympia<br />

2008 nicht vergönnt war, schaffte<br />

im August in London Terwel.<br />

Er gewann in der Klasse bis 91 kg<br />

die Bronzemedaille. Mein Vater<br />

weinte bei der Siegerehrung vor<br />

Freude.“<br />

Der Sauerland-Profi spricht<br />

ziemlich gut Deutsch, dabei<br />

konnte er vor drei Jahren noch<br />

kein Wort: „In unserem Berliner<br />

Gym versteht keiner Bulgarisch,<br />

deshalb hat mir Sauerland eine<br />

Deutsch-Lehrerin besorgt.<br />

Immer wenn ich in Berlin bin,<br />

nehme ich Unterricht.“ Und<br />

zu Hause? „Da übe ich in der<br />

Praxis. Wir haben in Bulgarien<br />

<strong>wieder</strong> so viele deutsche Touristen,<br />

da ergibt sich fast jeden<br />

Tag die Chance, Deutsch zu<br />

sprechen.“ Am 10. Oktober will<br />

Kubrat seine Freundin Andrea<br />

als Dolmetscher nach Deutschland<br />

begleiten. Andrea ist eine<br />

bekannte Popsängerin auf dem<br />

Balkan. Schon mit 15 Jahren war<br />

sie „Miss Bulgarien“. Nach der<br />

Schauspielschule wechselte die<br />

heute 25-Jährige zur Popmusik.<br />

Seit 2006 sind Kubrat und die<br />

blonde Traumfrau ein Paar. Sie<br />

ist Pulevs ganzer Stolz.<br />

Manfred Hönel<br />

36 <strong>BoxSport</strong>


Wer wollte es Hasim<br />

Rahman verdenken,<br />

dass er schlechte<br />

Laune hatte, als er<br />

am 16. August sein Duell mit<br />

WBA-Schwergewichtsweltmeister<br />

Alexander Povetkin bewerben<br />

sollte? Erst am Morgen war<br />

der 39 Jahre alte US-Amerikaner<br />

aus Las Vegas kommend in<br />

Hamburg gelandet, und nach<br />

wenigen Stunden Schlaf im Hotel<br />

Maritim Reichshof musste er<br />

dann auf der Pressekonferenz in<br />

einem Tagungsraum des Hotels<br />

feststellen, dass sein Gesicht<br />

nicht auf dem Kampfplakat zu<br />

sehen ist. „Ich finde nicht, dass<br />

das die Art ist, mit einem Exweltmeister<br />

umzugehen. Umso süßer<br />

wird am 29. September der Sieg<br />

schmecken“, brummte Rahman,<br />

Will den WM-Titel behalten: Alexander Povetkin mit seinem neuen Trainer Kostya Tszyu (rechts) und Promoter Kalle Sauerland<br />

Rahman: Ärger wegen Plakates –<br />

Povetkin: Tszyu sein neuer Trainer<br />

Der Sieger des Duells ist Pflichtherausforderer von Wladimir Klitschko<br />

der schon am nächsten Morgen<br />

<strong>wieder</strong> in die USA zurückflog.<br />

Sechs Tage vor dem Aufeinandertreffen<br />

mit dem russischen<br />

Olympiasieger aus dem Berliner<br />

Sauerland-Stall, das in der Alsterdorfer<br />

Sporthalle in Hamburg<br />

ausgetragen wird, will Rahman<br />

in die Hansestadt zurückkehren.<br />

Für den Mann, der im April<br />

2001 die Boxwelt schockte, als<br />

er den Briten Lennox Lewis in<br />

Südafrika ausknockte und sich<br />

dessen WM-Titel nach Version<br />

von WBC und IBF sicherte, ist es<br />

der zweite Auftritt in Deutschland.<br />

Im Dezember 2008 hatte<br />

„The Rock“ in Mannheim durch<br />

technischen K.o. in Runde sieben<br />

gegen Wladimir Klitschko<br />

verloren. Seitdem hat er nur<br />

fünf Kämpfe bestritten. „Mehr<br />

brauchte ich nicht“, sagt er, „außerdem<br />

habe ich seit einem Jahr<br />

auf den Kampf gegen Povetkin<br />

gewartet.“ Zuletzt hatte jedoch<br />

Rahman den ursprünglich für<br />

den 14. Juli geplanten Kampf<br />

wegen einer Handblessur verschieben<br />

müssen.<br />

Wladimir Klitschko und<br />

dessen Bruder Vitali, die die<br />

WM-Titel aller vier bedeutenden<br />

Weltverbände halten, sehen<br />

Rahman derzeit auf einem Level<br />

überhalb aller anderen<br />

Schwergewichtler. Das<br />

Gerede über die Schwäche<br />

der Königsklasse, das besonders<br />

in seiner Heimat<br />

an der Tagesordnung ist,<br />

ärgert den 1,89 m großen<br />

Hünen trotzdem. „Ich lasse<br />

jedem seine Meinung,<br />

aber ich finde es respektlos<br />

gegenüber allen Kämpfern,<br />

die sich Mühe geben.<br />

Es gibt eine Menge guter<br />

Jungs im Schwergewicht,<br />

auch in den USA. Und an<br />

einem perfekten Tag kann<br />

man auch die Klitschkos Treffen am 29. September in Hamburg aufeinander: Hasim Rahman (links) und Alexander Povetkin<br />

besiegen“, sagt er.<br />

Dass der Sieger seines Duells<br />

mit Povetkin bei der WBA<br />

ernst. Um konditionell nicht so<br />

einzubrechen wie bei seinem<br />

letzten Kampf im Februar, dem<br />

will seinen neuen Schützling<br />

nicht allzu sehr umstellen.<br />

„Ich kenne Alexander seit vielen<br />

Pflichtherausforderer für deren<br />

glücklichen Punktsieg über seinen<br />

Jahren. Mit seinem Stil ist<br />

Superchampion Wladimir<br />

Klitschko wird, ist für ihn keine<br />

große Zusatzmotivation. „Aber<br />

nur, weil ich schon zu 100 Prozent<br />

motiviert bin“, sagt er. Gerne<br />

würde er zu einem Rematch<br />

antreten. „Das ist der größte<br />

Kampf, den es gibt, weil es um<br />

drei Titel geht. Aber ich denke<br />

derzeit nicht weiter als bis zum<br />

29. September. Ich bin voll auf<br />

Stallkollegen Marco Huck,<br />

hat Povetkin mit Kostya Tszyu,<br />

von 1995 bis 2005 Weltmeister<br />

im Halbweltergewicht, einen<br />

neuen Trainer verpflichtet, mit<br />

dem er vor allem an der Athletik<br />

gearbeitet hat. „Alle weiteren<br />

Verbesserungen werde ich am<br />

29. September zeigen“, kündigte<br />

der 32-Jährige an.<br />

Tszyu, der im Februar in<br />

er Olympiasieger geworden, da<br />

muss man nicht viel ändern. Ich<br />

werde ihn etwas polieren, dann<br />

ist er perfekt“, kündigte der in<br />

Russland geborene australische<br />

Staatsbürger an. Sollte es dem<br />

42-Jährigen gelingen, den einstigen<br />

Rohdiamanten Povetkin<br />

in neuem Glanz erscheinen zu<br />

lassen, dann dürfte Hasim Rahman<br />

am 30. September Hamburg<br />

Povetin fokussiert“, sagt er. Povetkins Team eingeschert<br />

erneut mit schlechter Lau-<br />

Der Russe nimmt die Worte war und nun den exzentrischen ne verlassen.<br />

seines Pflichtherausforders sehr US-Coach Teddy Atlas ersetzt,<br />

Björn Jensen<br />

<strong>BoxSport</strong> 37


Mayweather raus aus dem<br />

Rapper 50 Cent sein neuer Pr<br />

Neue Chancen für den Mega-Fight gegen<br />

Am Gefängnistor wurde<br />

er von seinem besten<br />

Kumpel und neuen<br />

Geschäftspartner, US-<br />

Rapper 50 Cent, von seinem<br />

Manager Leonard Ellerbe und<br />

seinen Familienangehörigen erwartet:<br />

Bei bester Laune verließ<br />

Floyd Mayweather Jr. an einem<br />

Freitagmorgen um kurz nach<br />

Mitternacht nach zwei Monaten<br />

Haft das Clark County Detention<br />

Center von Las Vegas, stieg<br />

in den wartenden blauen Bentley<br />

und rauschte davon. Aus<br />

seiner Villa in der Zockermetropole<br />

schickte der unbesiegte<br />

Box-Champion nach 63 Tagen<br />

Zwangsunterbrechung die erste<br />

Botschaft an seine Fans: „Danke<br />

für all die Unterstützung und<br />

Gottes Segen für alle, die mir<br />

geschrieben haben“, twitterte<br />

Mayweather an seine mehr als<br />

drei Millionen Follower. Dazu<br />

schickte er ein Bild, das ihn in<br />

gelöster Stimmung in Jogginghose<br />

und Unterhemd zeigte, mit<br />

dem typischen Lächeln des groß<br />

gewordenen Jungen im Gesicht.<br />

Einzig sichtbare Veränderung<br />

nach der Haft: Mayweather ließ<br />

sich Haare und einen Bart wachsen.<br />

Wegen guter Führung durfte<br />

der Multi-Millionär und Weltmeister<br />

das Gefängnis einen Monat<br />

früher verlassen als geplant.<br />

Im Dezember hatte ihn ein Gericht<br />

in Las Vegas für schuldig<br />

befunden, die Mutter seiner Kinder<br />

tätlich angegriffen zu haben.<br />

Zwar hatte Mayweather bereits<br />

nach zwölf Tagen im Gefängnis<br />

einen Antrag auf Haftverschonung<br />

gestellt – weil ihm das Essen<br />

nicht schmeckte und er nicht<br />

ordentlich trainieren konnte.<br />

Der war jedoch abgelehnt worden.<br />

Immerhin wurde der Boxer<br />

getrennt von den übrigen 3200<br />

Insassen im Knast von Las Vegas<br />

gefangen gehalten – zu seiner<br />

eigenen Sicherheit.<br />

Lediglich zwei Monate war<br />

der 35 Jahre alte Mayweather von<br />

der Bildfläche verschwunden –<br />

dennoch hat sich einiges getan<br />

in seiner Abwesenheit. Sein<br />

ärgster Rivale Manny Pacquiao<br />

ist nicht mehr Weltmeister im<br />

Weltergewicht, er verlor seinen<br />

WBO-Titel an den Amerikaner<br />

Timothy Bradley – wenn auch<br />

nach skandalösem Punkturteil.<br />

Noch immer wartet die Welt<br />

auf den großen Showdown zwischen<br />

Mayweather und Pacquiao.<br />

Aber auch am 10. November,<br />

dann soll der nächste Fight des<br />

Philippiner steigen, wird es wohl<br />

nicht dazu kommen. Zudem hat<br />

Die Stars des neuen Boxstalls<br />

✩<br />

✩<br />

✩<br />

Supermittelgewichtler Andre Dirrell<br />

✩<br />

✩<br />

Familienfoto nach dem Sieg über Miguel Cotto: Die Musiker Justin Bieber und Lil‘ Wayne, Floyd Mayweather, 50 Cent und<br />

✩Ex-Weltmeister Andre Berto<br />

Yuriorkis Gamboa (von links)<br />

38<strong>BoxSport</strong>


Knast<br />

omoter<br />

Pacquiao<br />

Mayweather derzeit keine Box-<br />

Lizenz mehr, er muss erst eine<br />

neue bei der Sportbehörde von<br />

Nevada beantragen. Seine letzte<br />

war mit dem Fight gegen Miguel<br />

Cotto am 5. Mai, für den extra<br />

der Haftantritt nach hinten verschoben<br />

wurde, abgelaufen.<br />

Ein heißer Kandidat als Gegner<br />

Mayweathers ist der Amerikaner<br />

Robert Guerrero, der sich gegen<br />

den Türken Selcuk Aydin gerade<br />

den Interims-Titel des WBC<br />

im Weltergewicht sicherte. Der<br />

Boxverband ließ den Gürtel ausboxen,<br />

weil der reguläre Champion<br />

Mayweather zu diesem<br />

Zeitpunkt noch im Haft saß.<br />

Nach seiner Haftentlassung<br />

hat Mayweather zudem einen<br />

neuen Promoter. Zwar promotete<br />

er sich schon vorher selbst,<br />

allerdings veranstaltete sein früherer<br />

Gegner Oscar De La Hoya<br />

mit seinem Unternehmen „Golden<br />

Boy Promotions“ Mayweathers<br />

Kämpfe – denn der hat keine<br />

Promoterlizenz. Die hat nun<br />

allerdings Rapper 50 Cent – zu-<br />

Haben gut lachen: Floyd Mayweather (links) und 50<br />

Cent wollen gemeinsam die Welt erobern<br />

Mayweathers großer Rivale Manny Pacquiao beim Pratzentraining mit Freddie Roach<br />

50 Cent und Floyd Mayweather (rechts)<br />

im Gerichtssaal von Las Vegas<br />

mindest<br />

in New York, im Bundesstaat<br />

Nevada, wo das Box-Mekka Las<br />

Vegas liegt., läuft sein Antrag<br />

noch. Während Mayweathers<br />

Haftzeit hat 50 Cent das gemeinsame<br />

Unternehmen „TMT Promotions“<br />

gegründet. TMT steht<br />

für „The Money Team“.<br />

Der frühere Amateurboxer<br />

50 Cent hat den Mächtigen des<br />

Box-Business den Kampf angesagt.<br />

Mit De La Hoya lieferte sich<br />

der Multi-Millionär bereits einen<br />

offenen Schlagabtausch über<br />

Twitter. „Ich bin kein Spieler,<br />

Floyd ist einer, aber ich wette,<br />

dass Du Mayweather nicht mehr<br />

promotest“, schrieb 50 Cent an<br />

den früheren Box-Weltmeister.<br />

De La Hoya konterte: „Jeder<br />

möchte ein Box-Promoter sein.<br />

Viel Glück. Leichter gesagt als<br />

getan.“<br />

Immerhin hat 50 Cent<br />

prompt einige Hochkaräter<br />

unter Vertrag genommen.<br />

Neben Mayweather boxen<br />

künftig Super-Six-Teilnehmer<br />

und <strong>Arthur</strong>-Abraham-<br />

Bezwinger Andre Dirrell für<br />

den Rapper, der ehemalige<br />

Weltmeister und Kuba-Star<br />

Yuriorkis Gamboa, der australische<br />

Federgewichts-<br />

Weltmeister Billy Dib sowie<br />

die früheren Champions Zab<br />

Judah und Andre Berto. „Aus<br />

der Sicht der Athleten ist es<br />

aufregend, ein Teil unseres<br />

Unternehmens zu sein“, sagte<br />

50 Cent, der zugab, dass die<br />

gemeinsame Promotion Mayweathers<br />

Idee war. Im November<br />

sollen die ersten Veranstaltungen<br />

steigen.<br />

„Ich wünsche 50 Cent und<br />

seinem Unternehmen viel<br />

Glück“, erklärte Pacquiaos Promoter<br />

Bob Arum, bei dem auch<br />

Mayweather früher unter Vertrag<br />

stand. Laut Arum sei es nun<br />

leichter, über den Mega-Fight<br />

Mayweather-Pacquiao zu verhandeln.<br />

Mit seinem früheren<br />

Boxer De La Hoya tat sich Arum<br />

stets schwer. „Ein Deal mit Mayweathers<br />

eigenem Unternehmen<br />

und Pacquiaos eigenem, nämlich<br />

meinem, könnte wunderbar<br />

funktionieren“, meinte Arum. 50<br />

Cent sagte in einem Radiointerview:<br />

„Die Gespräche laufen. Ich<br />

glaube, dass ich den Kampf auf<br />

die Beine stellen kann.“ Es besteht<br />

also doch noch Hoffnung<br />

auf den Fight, auf den die ganze<br />

Welt wartet.<br />

<strong>BoxSport</strong> 39


Holyfield total pleite -<br />

Hätten Sie ihn erkannt? Evander Holyfield mit Baseball Cap beim olympischen<br />

Basketball-Turnier<br />

Irgendwann war es einfach<br />

nicht mehr zu leugnen. Jahrelang<br />

hatte Evander Holyfield<br />

erklärt, er steige nicht<br />

für Geld in den Ring, sondern<br />

um eine Mission zu erfüllen:<br />

um noch einmal Weltmeister im<br />

Schwergewicht zu werden, zum<br />

fünften Mal. Nun ist klar: Auch<br />

Holyfield steigt, wie so viele<br />

Boxer vor ihm, mit fast 50 Jahren<br />

nur noch in den Ring, weil<br />

er dringend Geld braucht. Die<br />

Anzeichen hatten sich in den<br />

vergangenen Monaten derart<br />

verdichtet, dass die Box-Legende<br />

nicht mehr leugnen konnte:<br />

Evander Holyfield ist pleite.<br />

Im Juni reichte die Familienbehörde<br />

des US-Bundesstaates<br />

Atlanta Klage gegen Holyfield<br />

ein, weil er für seine 18 Jahre<br />

alte Tochter Emani mit Unterhaltszahlungen<br />

in Höhe von<br />

372.000 Dollar in Rückstand sei.<br />

Nach offiziellen Angaben hat<br />

der Ex-Weltmeister im Cruiser-<br />

und Schwergewicht elf Kinder<br />

– es könnten jedoch noch mehr<br />

sein. Außerdem soll Holyfield<br />

der Steuer 500.000 Dollar schulden.<br />

Im Juli dann wurde sein<br />

109-Zimmer-Anwesen südlich<br />

von Atlanta zwangsversteigert.<br />

7,5 Millionen Dollar brachte die<br />

Villa samt Swimmingpool im<br />

Olympia-Maß ein, noch einmal<br />

dieselbe Summe soll Holyfield<br />

jedoch der Bank schulden. Also<br />

rückten wenig später die Möbelpacker<br />

an und schafften Holyfields<br />

Habseligkeiten aus dem<br />

Haus.<br />

Genau die sollen jetzt zu<br />

Geld gemacht werden. Am 30.<br />

November herrscht Ausverkauf<br />

bei der Box-Legende: Alles muss<br />

raus. Das amerikanische Auktionshaus<br />

Julien‘s aus dem feinen<br />

Stadtteil von Los Angeles, Beverly<br />

Hills, teilte mit, sämtliche<br />

Habseligkeiten des Boxers zu<br />

versteigern: seine olympische<br />

Bronzemedaille von 1984, mehr<br />

Seine Villa ging<br />

als 20 Paar Boxhandschuhe, mit<br />

denen er kämpfte. Unter anderen<br />

kommen auch die Handschuhe<br />

unter den Hammer, mit<br />

denen Holyfield 1996 sensationell<br />

Mike Tyson k.o. schlug und<br />

auch jene aus dem berüchtigten<br />

Ohrenbiss-Kampf, als Tyson blutige<br />

Revanche nahm. Mehr als<br />

30 Mäntel, Hosen und Schuhen,<br />

die er während seiner Kämpfe<br />

trug, versteigert Holyfield. Hinzu<br />

kommen seine Weltmeistergürtel<br />

aus dem Cruiser- und<br />

Schwergewicht, Autos, Uhren,<br />

Schmuck und maßgeschneiderte<br />

Anzüge aus seinem Privatbesitz.<br />

Holyfields früherer Rivale<br />

George Foreman nahm den Ausverkauf<br />

bei seinem ehemaligen<br />

Gegner mit Humor. Dass Holyfield<br />

die Hose versteigert, die er<br />

trug, als er Foreman 1991 besiegte,<br />

kommentierte „Big George“<br />

via Twitter so: „Die Hose braucht<br />

er ja jetzt nicht mehr. Er hat mich<br />

ja schon besiegt.“<br />

In einem Interview mit dem<br />

„Atlanta Journal-Constitution“<br />

zum Auszug aus seiner Villa sagte<br />

Holyfield: „Man ist erst dann<br />

pleite, wenn man keine Ideen<br />

mehr hat. Und ich bin ein Siegertyp.<br />

Ich glaube daran, dass<br />

wir auf Erden alle getestet werden.“<br />

Für seine elf Kinder soll<br />

er angeblich 500.000 Dollar im<br />

Jahr an Unterhalt bezahlen, sein<br />

Anwesen kostete eine Million im<br />

Jahr, um es instand zu halten. Im<br />

Gegensatz zu Mike Tyson, der<br />

als Schauspieler in den beiden<br />

Hollywood-Filmen „Hangover“<br />

sowie gerade als Alleinunterhalter<br />

am New Yorker Broadway auf<br />

die große Bühne zurückkehrte,<br />

hat Holyfield außerhalb des Boxrings<br />

noch keine geeignete Geldquelle<br />

aufgetan. Noch immer ist<br />

er nicht offiziell zurückgetreten.<br />

Seinen letzten Kampf bestritt er<br />

im Mai vergangenen Jahres in<br />

Kopenhagen, den Dänen Brian<br />

Nielsen schlug er in der zehnten<br />

Runde k.o. Zwar brachte Holyfield<br />

gerade erst seine „Real Deal<br />

Barbecue Sauce“ auf den Markt<br />

– reich wird der 49-Jährige, der<br />

während seiner Karriere rund<br />

230 Millionen Dollar verdient<br />

haben soll, damit aber wohl<br />

nicht mehr. Am 2. Februar 2013<br />

steigt er in Südafrika zu einem<br />

Vier-Runden-Showkampf zu Ehren<br />

von Nelson Mandela noch<br />

einmal gegen Ray Mercer in den<br />

Ring, den er vor 18 Jahren schon<br />

nach Punkten besiegte. Auch als<br />

Gegner für WBA-Weltmeister<br />

Alexander Povetkin im Dezember<br />

in der Schweiz wird er immer<br />

<strong>wieder</strong> gehandelt. Der französischen<br />

Sportzeitung „L‘Equipe“<br />

verriet Holyfield, dass er von<br />

einer WM-Chance gegen die<br />

Klitschko-Brüder träume. „Ich<br />

kann sie beide schlagen. Aber<br />

sie möchten das Risiko nicht eingehen.<br />

Dabei könnten sie gegen<br />

mich das meiste Geld machen,<br />

gegen zweitklassige Gegner verdienen<br />

sie doch nichts.“<br />

Auch die Handschuhe aus dem berüchtigten Ohrenbiss-Kampf gegen Mike Tyson<br />

(links) versteigert Holyfield<br />

40<strong>BoxSport</strong>


Jetzt wird alles versteigert<br />

für 7,5 Millionen Dollar weg<br />

Ist schon verkauft: Evander Holyfields ehemaliges<br />

In London, wo Holyfield in<br />

109-Zimmer-Anwesen südlich von Georgia<br />

den vergangenen Wochen das<br />

olympische Boxturnier verfolgte<br />

und auch auf seinen alten Rivalen<br />

Lennox Lewis traf, kam es für<br />

die Box-Legende ganz dicke. Bei<br />

einer Umfrage unter Olympia-<br />

Touristen nach den Chancen des<br />

US-Teams holte der amerikanische<br />

TV-Sender NBC auch Holyfield<br />

vor die Kamera – die Redakteure<br />

hielten den Ex-Weltmeister<br />

jedoch für einen gewöhnlichen<br />

Schlachtenbummler. Der Sender<br />

entschuldigte sich, nachdem der<br />

Fauxpas öffentlich geworden<br />

war. Holyfield nahm es locker.<br />

„Es war schwierig, mich mit<br />

dem Baseball Cap zu erkennen.<br />

Das hätte jedem Reporter passieren<br />

können“, twitterte Holyfield.<br />

Er hat im Moment eben andere<br />

Sorgen. arne leyenberg<br />

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<strong>BoxSport</strong> 41


R i n g s c h l a c h t<br />

„Mini-Tyson“<br />

Der rechte Aufwärtshaken<br />

war Selcuk Aydins<br />

gefährlichste Waffe gegen<br />

Robert Guerrero<br />

konnte den<br />

„Geist“ nicht fällen<br />

Guerrero: „Aydin war mein härtester Gegner“<br />

Hoch gepokert - und gewonnen.<br />

Robert Guerrero<br />

riskierte alles, um<br />

an die ganz großen<br />

Zahltage heranzukommen. Weil<br />

er Floyd Mayweather, Manny<br />

Pacquiao, Timothy Bradley oder<br />

Miguel Cotto vor die Fäuste bekommen<br />

will, übersprang Guerrero<br />

nach mehr als einem Jahr<br />

Verletzungspause gleich zwei<br />

Gewichtsklassen auf einmal und<br />

legte sich mit einem ungeschlagenen<br />

Knockouter an: mit Selcuk<br />

Aydin, dem Mini-Tyson aus dem<br />

Stall von Promoter Ahmet Öner.<br />

Guerreros Vabanquespiel ging<br />

auf. Der frühere Weltmeister im<br />

Feder- und Superfedergewicht,<br />

Kampfname „The Ghost“ – Der<br />

Geist – sicherte sich bei seinem<br />

Debüt im Weltergewicht auf<br />

Anhieb den Interims-Titel des<br />

World Boxing Council (WBC)<br />

und darf nun auf einen Showdown<br />

mit Mayweather hoffen.<br />

Denn der hält noch immer den<br />

regulären WBC-WM-Gürtel, wegen<br />

der Haftstrafe des Superstars<br />

ließ der Weltverband jedoch den<br />

Interims-Titel ausboxen. „Floyd,<br />

wenn du deinen Gürtel zurückhaben<br />

willst, komm und hol ihn<br />

dir“, sagte Guerrero nach dem<br />

einstimmigen Punktsieg (116-<br />

112, 116-112, 117-111).<br />

Boxer Guerrero gegen Puncher<br />

Aydin – das Duell von San<br />

Jose hielt, was es versprach. Der<br />

Türke, angetrieben in der Höhle<br />

des Löwen vom deutschen Trainer<br />

Conny Mittermaier in der<br />

Ecke, marschierte zwölf Runden<br />

lang nach vorne, versuchte, den<br />

alles entscheidenden Treffer zu<br />

landen. Der mutige Aydin hatte<br />

seine Momente, aber es reichte<br />

nicht. Rechtsausleger Guerreo<br />

boxte zu gut aus der Distanz, ließ<br />

sich kaum in den offenen Schlagabtausch<br />

locken. „Guerrero war<br />

stärker, als ich es erwartet hatte“,<br />

haderte Aydin nicht mit den<br />

Punktrichtern, obwohl einige<br />

Beobachter am Ring den Kampf<br />

knapper gewertet hatten. „Ich bin<br />

von mir selber enttäuscht, und ich<br />

möchte mich bei all meinen Fans<br />

und Freunden dafür entschuldigen,<br />

dass ich sie enttäuscht habe.<br />

Ich möchte keine Ausreden<br />

vorbringen, ich kann auch die<br />

Punktrichter nicht für die Niederlage<br />

verantwortlich machen.<br />

Wir wussten genau, dass es sehr<br />

schwer wird, hier nach Punkten<br />

zu gewinnen. Ich bin nach San<br />

Jose gekommen, um Guerrero<br />

k.o. zu schlagen – und das habe<br />

ich nicht geschafft.“<br />

Obwohl sich die Heißsporne<br />

beim öffentlichen Wiegen einen<br />

Tag zuvor eine kleine Rangelei<br />

geliefert hatten, gab es nach dem<br />

spannenden Kampf kein böses<br />

Blut mehr zwischen den beiden.<br />

„Aydin ist der stärkste und härteste<br />

Gegner, gegen den ich je geboxt<br />

habe“, sagte Guerrero, der nach<br />

dem Kampf eine Sonnenbrille tragen<br />

musste, um seine geschwollenen<br />

Augen zu verbergen. „Er<br />

hat mich mit einigen Treffern<br />

ganz gut durchgeschüttelt, aber<br />

ich denke, ich habe genug getan,<br />

um mir den Sieg zu verdienen. Es<br />

war ein hartes Stück Arbeit, und<br />

ich bin froh und glücklich, dass<br />

ich zum sechsten Mal Weltmeister<br />

geworden bin.“<br />

Guerrero schweben nun die<br />

großen Zahltage vor. Aber auch<br />

für den 28 Jahre alten Aydin soll<br />

trotz der ersten Niederlage im 24.<br />

Profikampf noch nicht Schluss<br />

sein.<br />

Ein linker Volltreffer schüttelt<br />

Selcuk Aydin durch<br />

42<strong>BoxSport</strong>


Knochenmarkspende<br />

Eine Deutsche<br />

rettete Guerreros<br />

Frau das Leben<br />

Die Deutsche<br />

Katharina Zech<br />

(links) rettete<br />

Casey Guerrero<br />

das Leben<br />

Weder Robert Guerrero<br />

noch Selcuk<br />

Aydin sind in den<br />

USA große Namen.<br />

Veranstalter Oscar De La Hoya<br />

verkaufte für das Duell im HP<br />

Pavilion von San Jose lediglich<br />

2891 Tickets – 3126 verschenkte<br />

er. Um den Kampf anzuheizen,<br />

stellte der amerikanische Bezahlsender<br />

Showtime nicht Boxer<br />

Guerrero in den Mittelpunkt<br />

der Vorberichterstattung, sondern<br />

dessen Frau. Casey Guerrero<br />

erkrankte vor sechs Jahren<br />

an Leukämie und überlebte nur<br />

dank einer Knochemarkspende<br />

aus einem fernen Land. Katharina<br />

Zech aus München rettete der<br />

Frau des Box-Champions das Leben.<br />

Zum Dank saß die 22-jährige<br />

Deutsche in San Jose neben<br />

Casey Guerrero am Ring.<br />

Robert und Casey lernten<br />

sich im Alter von 14 Jahren in der<br />

Schule in ihrer Heimatstadt Gilroy,<br />

der Knoblauch-Hauptstadt<br />

von Kalifornien, kennen, sie heirateten,<br />

bekamen Kinder. 2006<br />

dann die Schock-Diagnose: Casey<br />

war an Leukämie erkrankt.<br />

„Ich trainierte gerade für einen<br />

Kampf“, erinnert sich Guerrero,<br />

„als die Nachricht kam.<br />

Das ist, wie wenn jemand eine<br />

Bombe auf dich wirft. Das ist<br />

wahrscheinlich die schlimmste<br />

Sache, die man zu hören bekommen<br />

kann.“ Guerrero verteidigte<br />

seinen IBF-Titel im Federgewicht<br />

dennoch. Herausforderer Martin<br />

Honorio schlug er in der ersten<br />

Runde k.o. „Ich habe ihn in 56<br />

Sekunden ausgeknockt. Und<br />

bin dann so schnell wie möglich<br />

nach Hause“, sagt Guerrero.<br />

„Ich musste jetzt schließlich Vater<br />

und Mutter für unsere Kinder<br />

sein.“<br />

„Robert war immer an meiner<br />

Seite, er war immer stark<br />

für mich“, erzählt Casey, die<br />

stark an Gewicht verlor und<br />

dringend eine Knochenmarkspende<br />

brauchte – sonst wäre<br />

sie gestorben. Ihre Angehörigen<br />

wurden getestet, kamen als<br />

Spender jedoch nicht in Frage.<br />

Weltweit wurde gesucht, die<br />

Familie Guerrero feiert im<br />

Ring nach dem Sieg<br />

Spender-Datenbank spuckte<br />

schließlich einen Namen aus<br />

München aus: Katharina Zech.<br />

Die Deutsche war zehn Jahre<br />

alt, als ihr Großvater an Leukämie<br />

starb, erzählte sie der Bild-<br />

Zeitung. Im Alter von 18 Jahren<br />

hatte sie beschlossen, sich in der<br />

weltweiten Knochenmarkspenderdatei<br />

registrieren zu lassen.<br />

Wenig später kam der Anruf aus<br />

Amerika. „Als sie sagten, dass<br />

ich vermutlich spenden könnte,<br />

dachte ich: Mein Großvater<br />

muss etwas damit zu tun haben.<br />

Ich glaube wirklich, dass er das<br />

möglich gemacht hat“, sagte Katharina<br />

Zech. Dann spendete sie;<br />

„Es hat überhaupt nicht wehgetan.<br />

Man kann dabei sogar einen<br />

Film gucken.“<br />

Die Transplantation funktionierte,<br />

Casey wurde <strong>wieder</strong> gesund.<br />

Zwei Jahre später lernten<br />

sich die beiden Frauen persönlich<br />

kennen. „Ich wollte sie treffen,<br />

um ihr zu danken, dass sie<br />

mein Leben gerettet hat“, erzählt<br />

Casey. „Sie ist wie ein Engel, der<br />

über mich gewacht hat. Ohne<br />

sie wäre ich nicht mehr hier. Ich<br />

habe sie in den Arm genommen<br />

und gedrückt und wollte sie gar<br />

nicht mehr loslassen.“ „Als ich<br />

Casey kennenlernte, war es, als<br />

ob ich meine Schwester zum<br />

ersten Mal sah“, sagt Zech. Und<br />

Robert Guerrero erzählt: „Sie haben<br />

sich in die Augen geschaut,<br />

sich umarmt und geweint. Das<br />

ging fünf bis zehn Minuten lang<br />

so. Das ist eine der Erinnerungen,<br />

die man niemals vergessen<br />

wird.“ Casey ist mittlerweile<br />

<strong>wieder</strong> ganz gesund. Robert:<br />

„Sie war kurz davor zu sterben<br />

und nun rennt sie <strong>wieder</strong> mit<br />

den Kindern herum. Das ist fantastisch.<br />

Ich danke Gott.“<br />

<strong>BoxSport</strong>43


Fury (2,06 m), Price (2,03 m) und Towers (2,03<br />

3 Briten-Riesen eine Be<br />

Aber Ex-Weltmeister Lennox Lewis setzt<br />

Sie sind zusammengenommen<br />

4,09 Meter<br />

groß und wiegen mehr<br />

als 210 Kilogramm. Die<br />

Briten Tyson Fury und David<br />

Price sind die größten Bedrohungen<br />

der Klitschko-Brüder.<br />

Die beiden Giganten von der<br />

Insel wollen spätestens im kommenden<br />

Jahr den WM-Thron im<br />

Schwergewicht besteigen. Weil<br />

Amerika in der Königsklasse des<br />

Boxens schon lange die Talente<br />

ausgegegangen sind und auf absehbare<br />

Zeit nichts mehr nachkommt,<br />

ruhen die Hoffnungen<br />

auf den Briten. Können Fury,<br />

Price und Co. <strong>wieder</strong> Spannung<br />

ins Schwergewicht bringen?<br />

Denn auch Ex-Weltmeister David<br />

Haye, der ehemalige WM-<br />

Herausforderer Dereck Chisora<br />

und der noch unbesiegte Richard<br />

Towers mischen auf der<br />

Insel im Schwergewicht noch<br />

mit. Zählt man Anthony Joshua,<br />

den Goldmedaillengewinner der<br />

Olympischen Spiele im Superschwergewicht<br />

von London hinzu,<br />

ist England, das Mutterland<br />

des Boxens, auch das Mutterland<br />

der schweren Jungs.<br />

Bei einer Trainingseinheit kam es zu einem Treffen zwischen Fury und<br />

Weltmeister Wladimir Klitschko. Im Ring würde es weitaus weniger freundlich<br />

zugehen…<br />

Erst im Juli brachte Bernd<br />

Bönte die beiden Riesen Fury<br />

und Price als nächste Gegner für<br />

WBA-, IBF-, und WBO-Champion<br />

Wladimir Klitschko ins<br />

Gespräch. „Das wären Riesen-<br />

2,06 Meter geballte Power: Tyson Fury (rechts) bei seinem Punktsieg<br />

über den Tschechen Tomasz Mrazek<br />

Fights“, sagte der Manager des<br />

Weltmeisters aus der Ukraine.<br />

Denn Bönte weiß: Fury und Price<br />

können nicht nur boxen, sie sind<br />

auch gut, und damit lukrativ, zu<br />

vermarkten - die englischen Box-<br />

Fans warten sehnsüchtig auf<br />

einen neuen Schwergewichts-<br />

König. Price und Fury würden<br />

Klitschko nicht nur auf Augenhöhe<br />

begegnen – sie sind sogar<br />

größer als Wladimir. Price misst<br />

2,03 Meter, Fury sogar 2,06 Meter.<br />

Und boxen können sie auch<br />

noch: Fury ist in 19 Kämpfen unbesiegt,<br />

Price in 13.<br />

Kaum hatte Riese Fury unlängst<br />

den britischen Meistertitel<br />

im Schwergewicht niedergelegt,<br />

sicherte sch Price den vakanten<br />

Gürtel. Kaum zu glauben, aber<br />

wahr: Price ist in der reichen<br />

Box-Historie Englands der erste<br />

nationale Box-Champion im<br />

Schwergewicht aus Liverpool.<br />

Nun träumen die begeisterten<br />

Fans aus der Arbeiterstadt sogar<br />

vom WM-Gürtel in ihrer Stadt.<br />

Sie stehen wie eine Wand hinter<br />

ihrem Boxer, denn der ist einer<br />

von ihnen. Price läuft mit „You‘ll<br />

never walk alone“, der weltberühmten<br />

Stadionhymne des FC<br />

Liverpool, zum Ring. Und der<br />

Boxer spricht den Akzent der<br />

Hafenstadt so ausgeprägt, dass<br />

er kaum zu verstehen ist.<br />

Price ist Wladimir Klitschko<br />

in seinem Stil ähnlich: er ist ein<br />

vorsichtiger Boxer, einer, der das<br />

Risiko scheut, lieber rundenlang<br />

mit der Führungshand vorbereitet,<br />

ehe er mit der Schlaghand<br />

hinlangt – dann aber richtig.<br />

Auch deshalb hält Lennox Lewis,<br />

der letzte unumstrittene<br />

Schwergewichts-Weltmeister<br />

aus Großbritannien, den 29<br />

Jahre alten Price für die größte<br />

Bedrohung der Klitschkos. „Price<br />

ist groß genug, hat Talent, bewegt<br />

sich gut, hat einen guten<br />

Jab und einen guten Punch. Er<br />

könnte seinen Weg machen“,<br />

meinte Lewis.<br />

Am 13. Oktober trifft der<br />

Bronzemedaillengewinner von<br />

Peking 2008 erst einmal in seiner<br />

Heimatstadt Liverpool auf einen<br />

Olympiasieger aus Großbritannien.<br />

Auf Audley Harrison, der<br />

es als Profi nie ganz nach oben<br />

44<strong>BoxSport</strong>


m) wollen auf den WM-Thron im Schwergewicht<br />

drohung für Klitschko<br />

auf den Olympiasieger Anthony Joshua<br />

David Price (rechts) ist in seiner Heimat<br />

Liverpool wegen seiner spektakulären<br />

Aktionen im Ring<br />

ein Star<br />

2,03 Meter großer<br />

Koloss aus Sheffield:<br />

Richard Towers<br />

schaffte, muss sich der Riese für<br />

einen Kampf um die WM-<strong>Krone</strong><br />

empfehlen. Sollte Harrison<br />

überraschend gewinnen, mischt<br />

das einst hilflose K.o.-Opfer von<br />

Haye plötzlich <strong>wieder</strong> mit im Titelgeschehen.<br />

Weil in Großbritannien, wie<br />

man zuletzt in London sehen<br />

und vor allem hören konnte,<br />

auch das Amateurboxen noch<br />

einen hohen Stellenwert hat,<br />

die Boxer technisch gut ausgebildet<br />

werden und es nicht wie<br />

in Amerika die starke und lukrative<br />

Konkurrenz aus Basketball<br />

und American Football gibt, die<br />

die langen, kräftigen Jungs wegschnappt,<br />

boomt das Schwergewichts-Boxen<br />

auf der Insel<br />

noch. Die amerikanische Box-<br />

Bibel „The Ring“ widmete den<br />

schweren Jungs aus Großbritannien<br />

im vergangenen Monat die<br />

Der große Lennox<br />

Lewis setzt in<br />

Zukunft auf<br />

den englischen<br />

Goldjungen<br />

Anthony<br />

Joshua<br />

Titel-Gesichte: „Rule Britannia“<br />

lautete die Schlagzeile – die Briten<br />

wollen die Weltherrschaft.<br />

Denn manchmal trifft auch<br />

noch Familientradition auf körperliche<br />

Voraussetzungen. So<br />

liegt Tyson Fury der Faustkampf<br />

im Blut. Er stammt aus einer<br />

Familie der „Irish Travellers“-<br />

fahrendes Volk, das Geld und<br />

Ruf unter anderem mit illegalen<br />

Boxkämpfen mit bloßen Fäusten<br />

verdient. Furys Vorfahren kämpfen<br />

seit Generationen – für kleines<br />

Geld auf Jahrmärkten und<br />

in Hinterhöfen. Vater John Fury,<br />

der den kleinen Tyson einst trainierte,<br />

sitzt derzeit noch immer<br />

in Haft, weil er einem Mann<br />

nach einem missglückten Autoverkauf<br />

ein Auge eindrückte.<br />

Tyson, benannt nach dem<br />

jüngsten Schwergewichts-Weltmeister<br />

aller Zeiten, könnte es<br />

aus dem Fury-Clan nun zu Weltruhm<br />

und Reichtum bringen.<br />

Chisora besiegte er einst deutlich<br />

nach Punkten um die nationale<br />

<strong>Krone</strong>. Im November soll er<br />

laut Manager Mick Hennesy nun<br />

einen früheren Weltmeister vor<br />

die Fäuste bekommen. Im Gespräch<br />

sind Sergej Liakhovitch,<br />

Jean-Marc Mormeck und Ruslan<br />

Chagaev.<br />

Öffentlich herausgefordert<br />

wurde Fury, der als Amateur<br />

einst gegen Price verlor, allerdings<br />

gerade von zwei Amerikanern<br />

– ja, die gibt es auch<br />

noch im Schwergewicht. Das<br />

unbesiegte Talent Deontay Wilder,<br />

2008 in Peking mit Bronze<br />

letzter Olympiamedaillengewinner<br />

der USA im Boxen, und Ex-<br />

Weltmeister James Toney wollen<br />

beide mit dem 2,06 Meter langen<br />

Riesen in den Ring steigen. Fury,<br />

der sowohl die englische<br />

als auch die irische<br />

Stastsbürgerschaft hat,<br />

und Hennessy halten sich<br />

noch bedeckt. Denn noch<br />

ist ein Duell mit König<br />

Wladimir im Gespräch.<br />

Neben Price und Fury<br />

gibt es in England auch<br />

noch Richard Towers –<br />

den 2,03 Meter großen<br />

Koloss aus Sheffield hat<br />

niemand auf der Rechnung,<br />

weil der schon 33<br />

Jahre alt ist und seine<br />

besten Jahre im Knast<br />

verschwendete. Als Mitglied<br />

einer Jugendgang musste<br />

Towers wegen Entführung und<br />

Erpressung hinter Gittern. Der<br />

in 14 Kämpfen unbesiegte EU-<br />

Champion aus dem Stall von<br />

Ex-Weltmeister Ricky Hatton<br />

hat jedoch den Ehrgeiz, sich von<br />

ganz unten nach oben durchzuboxen.<br />

Den unbedingten Siegeswillen<br />

hatte David Haye bei seiner<br />

großen WM-Chance vermissen<br />

lassen. Mit David Price als Sparringspartner<br />

hatte sich Haye auf<br />

das Duell mit Wladimir Klitschko<br />

im Juli vergangenen Jahres in<br />

Hamburg vorbereitet – er verlor<br />

deutlich nach Punkten. Auch<br />

deshalb glaubt Lennox Lewis –<br />

trotz dessen vorzeitigen Sieges<br />

über Chisora – nicht mehr an<br />

Haye. „David Haye hat gegen<br />

Wladimir absolut enttäuscht.<br />

Traurig“, sagte Lewis. „Wladimir<br />

und Vitali Klitschko sind<br />

die einzigen A-Klasse-Boxer derzeit.<br />

Die besten vom Rest sind<br />

B-Klasse.“ Lewis setzt seine<br />

Hoffnungen vor allem in Goldemedaillengewinner<br />

Joshua, dessen<br />

Weg zu Gold er in London<br />

live am Ring mitverfolgte. „Als<br />

ich ihn das erste Mal gesehen habe,<br />

war ich überrascht, dass er<br />

größer ist als ich“, sagte Lewis.<br />

„Ich sage nur: Größe macht den<br />

Unterschied.“ Joshua ist wie<br />

Wladimir Klitschko 1,98 Meter<br />

groß – Fury und Price sind sogar<br />

noch größer.<br />

Arne Leyenberg<br />

<strong>BoxSport</strong>45


Für Vito Vendetta bedeutet<br />

Kunst Kämpfen. Und<br />

Kämpfen Kunst. Aus<br />

seinem Lebenskampf<br />

hat er Musik gemacht, hat seine<br />

Erlebnisse und Erfahrungen<br />

von der Straße aufs Papier gebracht.<br />

Nun will der Frankfurter<br />

Rapper auch aus seinem Kampf<br />

im Boxring eine Kunst machen.<br />

„Ich versuche, künstlerisch im<br />

Boxen tätig zu sein“, sagt der 31<br />

Jahre alte Italiener, der mit bürgerlichem<br />

Namen Vito Palmieri<br />

heißt. Denn dass Boxen nicht<br />

einfach zuschlagen bedeutet,<br />

diese Erfahrung hat Vendetta in<br />

seinen fünf Profikämpfen bereits<br />

gemacht. Bei seinen vier Siegen<br />

und einem Unentschieden offenbarte<br />

er Höhen und Tiefen. „Ich<br />

will das umsetzen, was ich drauf<br />

habe“, gibt der Boxer als Ziel für<br />

Vito Vendetta<br />

holt im Ring mit<br />

den Fäusten<br />

aus, als Rapper<br />

mit Worten<br />

Vito Vendetta –<br />

Rapper und Boxer<br />

Der Italiener: „Ein Titel, dann stehen alle Türen offen“<br />

seinen nächsten Auftritt im Ring<br />

aus. Am 8. September will er bei<br />

der 9. Hattersheimer Boxnacht<br />

Revanche nehmen am tschechischen<br />

Rechtsausleger Vladimir<br />

Fecko, gegen den er im März nur<br />

Unentschieden kämpfte.<br />

Revanche, Rache, Vendetta.<br />

„Der Name ist Programm“, sagt<br />

der zweimalige Hessenmeister<br />

der Amateurboxer. „Ich werde es<br />

allen zeigen, ich werde noch eine<br />

große Nummer“, sagt Vendetta.<br />

Er will nach oben, weil er von<br />

unten kommt. Mit seinen Eltern,<br />

Einwanderern aus Bari, die in einer<br />

Wäscherei malochten, wächst<br />

Vendetta in der Hochhaussiedlung<br />

an der Toni-Sender-Straße im<br />

Frankfurter Stadtteil Sossenheim<br />

auf. Ein sozialer Brennpunkt, in<br />

dem auch der Kosovare Arid U.<br />

lebte, der im vergangenen Jahr<br />

zwei amerikanische Soldaten am<br />

Frankfurter Flughafen erschoss.<br />

„Ein Ghetto“, sagt Vendetta. Eines,<br />

das er immer mit sich <strong>trägt</strong>.<br />

Die Siedlung hat sich der großflächig<br />

tätowierte Italiener auf den<br />

Rücken stechen lassen.<br />

Die Kindheit im Ghetto bedient<br />

das Klischee des Gangster-<br />

Rappers. Was Vendetta nicht gelten<br />

lassen will. „Ich komme von<br />

der Straße und habe alles erlebt.<br />

Aber das will ich hinter mir lassen<br />

und nicht mehr in den Vordergrund<br />

stellen“, sagt der Halbmittelgewichtler.<br />

In seinen Texten<br />

will er nicht den starken Mann<br />

markieren. Zumindest nicht,<br />

ohne seinen Worten auch Taten<br />

folgen zu lassen. „Wenn ich krass<br />

sein will, gehe ich in den Ring“,<br />

sagt Vendetta. Nach seiner Zeit<br />

als einer der besten Amateurboxer<br />

Hessens verlor er den Ring<br />

jedoch aus den Augen. Falscher<br />

Umgang, falsche Freunde, falsche<br />

Ziele. Er steigt beim Mixed Martial<br />

Arts in den Käfig, gewinnt vier<br />

von fünf Kämpfen. Durch Zufall<br />

findet er zurück zum Boxen. In<br />

einem Frankfurter Gym, in dem<br />

er trainiert, wird er angesprochen,<br />

weil ein Profiboxer einen<br />

Trainingspartner sucht. Wenig<br />

später steigt Vendetta gegen den<br />

Kaiserslauterer Manuel Faißt in<br />

den Ring, zu der Zeit auch Sparringspartner<br />

von Weltmeister Felix<br />

Sturm. Vendetta hält gut mit,<br />

Faißts Vater entdeckt den Italiener<br />

für das Profiboxen. Denn der hat<br />

ein Auge für Talente: Enno Werle,<br />

einst Trainer des Cruisergewichts-<br />

Weltmeisters Markus Bott. „Enno<br />

hat mir das Boxen komplett neu<br />

beigebracht“, sagt Vendetta. „Vito<br />

ist ein echter Kämpfer“, meint<br />

Werle, der Vendetta mittlerweile<br />

drei- bis viermal in der Woche die<br />

Pratzen hält. Manchmal ist sein<br />

Schützling jedoch zu viel Kämpfer<br />

und zu wenig Künstler.<br />

„Ich bin eine Emotionsbombe“,<br />

sagt Vendetta. Dann verliert<br />

er im Ring den Überblick, prügelt,<br />

statt zu boxen. „Im Training<br />

hat er alles drauf. Eine gute Kondition,<br />

einen starken Jab. Aber<br />

im Kampf vergisst er alles“, sagt<br />

Werle. Dann, erzählt Vendetta,<br />

kommt <strong>wieder</strong> der hyperaktive,<br />

kaum zu bremsende kleine Vito<br />

hervor, der „Durchgeknallte“,<br />

der einst in einem Sossenheimer<br />

Eiscafé dem örtlichen Boxtrainer<br />

aufgefallen war. Um sein Temperament<br />

zu zügeln, schickte ihn<br />

die Mutter mit acht Jahren zum<br />

Boxtraining, vier Jahre später<br />

machte er seinen ersten Kampf.<br />

23 Jahre später ist er Profiboxer.<br />

„Das war immer mein Traum“,<br />

sagt Vendetta. Aber nur die eine<br />

Hälfte eines Traums. Die andere<br />

ist die Musik, der Hip-Hop.<br />

„Welcher Musiker kann schon<br />

von sich behaupten, Profiboxer<br />

zu sein?“, fragt Vendetta. „Und<br />

welcher Profiboxer, Musiker zu<br />

sein?“<br />

Weil er weder von der Musik<br />

noch vom Sport leben kann, arbeitet<br />

Vendetta in einem Frankfurter<br />

Club als Türsteher. Und bedient<br />

damit ein weiteres Klischee,<br />

das des Haudraufs mit Nebenerwerb.<br />

„Ich würde es gerne lassen,<br />

das zieht nur Probleme an“, sagt<br />

der Vater eines fünf Jahre alten<br />

Sohnes. „Ich tue alles dafür, um<br />

irgendwann einmal ein normales<br />

Leben zu führen. Je früher ich davon<br />

weg bin, desto besser.“ Dieses<br />

Jahr könnte ein entscheidendes<br />

auf dem Weg fort von der Disco-<br />

Tür sein. Im November soll sein<br />

neues Album erscheinen, zehn<br />

Songs sind bereits aufgenommen,<br />

drei Videos abgedreht. Und<br />

Box-Promoter Torsten Techel will<br />

Vendetta bis zum Ende des Jahres<br />

einen Interconti-Titelkampf organisieren.<br />

„Danach stehen alle Türen<br />

offen“, sagt der Italiener.<br />

arne leyenberg<br />

46<strong>BoxSport</strong>


Punch-Up-Sponsor Holefeld steigt selbst in den Ring<br />

Wer wird Deutscher<br />

Firmen-Meister?<br />

Punch-Up-Sponsor<br />

Thomas Holefeld<br />

(links) mit seinem<br />

ungeschlagenen<br />

Boxer Hizni Altunkaya<br />

Am 29. September ist<br />

es <strong>wieder</strong> soweit: Der<br />

ungeschlagene Cruisergewichtler<br />

Hizni<br />

Altunkaya (24) steigt in den<br />

Ring, um seinen Interims-WM-<br />

Titel der WBF zu verteidigen.<br />

Der Gegner für das Duell in der<br />

Neu<strong>wieder</strong> Stadthalle, sozusagen<br />

Altunkayas „Wohnzimmer“,<br />

steht noch nicht fest. „Ich verspreche<br />

aber ein Feuerwerk an<br />

Profikämpfen“, kündigt Promoter<br />

Turhan Altunkaya den Abend<br />

an. Neben Hizni Altunkaya sollen<br />

mit Harut Sahakyan, Yasin<br />

Altunkaya und Daniel Paul weitere<br />

Boxer aus dem Neu<strong>wieder</strong><br />

Punch-Up-Boxstall in den Ring<br />

steigen.<br />

Unumstrittener „Star“ des<br />

Teams ist jedoch Cruisergewichtler<br />

Hizni, der von 20 Profikämpfen<br />

alle gewann – davon<br />

zwölf durch K.o. „Ich bin in der<br />

besten Form meines Lebens“,<br />

sagt der Neu<strong>wieder</strong>, der bereits<br />

als Trainingspartner von Marco<br />

Huck fungierte und im Vorprogramm<br />

der Klitschkos antrat.<br />

„Mein Training ist so intensiv<br />

wie noch nie.“<br />

Das bestätigt auch Thomas<br />

Holefeld, Hauptsponsor von<br />

Punch Up. Der Inhaber eines<br />

Logistik-Unternehmens muss<br />

es wissen, denn er bereitet sich<br />

seit Wochen mit dem Profiboxer<br />

auf seinen persönlichen ganz<br />

großen Auftritt vor: bei der Veranstaltung<br />

in Neuwied boxt Holefeld<br />

um die vakante Deutsche<br />

Firmenmeisterschaft.<br />

Bei der Firmen-Meisterschaft<br />

treten Unternehmer unter Profibedingungen<br />

mehrere Runden<br />

gegeneinander an. Der Sieger<br />

darf sich „Deutscher Firmen-<br />

Meister“ im Boxen nennen. Für<br />

die eigentlichen Freizeitsportler<br />

eine gute Gelegenheit, sich<br />

selbst etwas zu beweisen und<br />

die eigenen Grenzen auszutesten.<br />

In den letzten Jahren wurde<br />

nicht um diesen „Titel“ geboxt,<br />

da sich kein Ausrichter fand.<br />

Titelanwärter Holefeld gibt<br />

sich optimistisch: „Ich bin auf<br />

einem guten Weg. Das Training<br />

ist hart, macht aber Spaß, weil<br />

ich ein Ziel vor Augen habe. Ich<br />

will die Firmen-Meisterschaft<br />

nach Neuwied holen.“ Da das<br />

Punch-Up-Team auch Managerboxen<br />

anbietet, sicherlich auch<br />

eine gute Werbung in eigener<br />

Sache.<br />

Gegen welchen Unternehmer<br />

Holefeld boxen wird, ist<br />

noch nicht raus. „Nachdem<br />

bekannt wurde, dass wir die<br />

Firmen-Meisterschaft <strong>wieder</strong><br />

aufleben lassen, konnten wir<br />

uns vor Anfragen kaum retten“,<br />

so Holefeld. „Wir haben uns<br />

noch nicht entschieden. Aber<br />

das zeigt doch den hohen Stellenwert<br />

dieses Events.“<br />

Wie dem auch sei: am 29.<br />

September steigen unter dem<br />

Titel „All for Neuwied“ sowohl<br />

Profis als auch Unternehmer<br />

in den Ring. „Wir werden dem<br />

Publikum <strong>wieder</strong> faire, saubere<br />

und ausgewogene Kämpfe auf<br />

technisch hohem Niveau präsentieren“,<br />

ist sich Turhan Altunkaya<br />

sicher. „Man darf sich<br />

schon jetzt auf einen spannenden<br />

Kampfabend freuen“, so<br />

Turhan Altunkaya.<br />

<strong>BoxSport</strong> 47


Obwohl 3 Siege von Großbritannie<br />

Profis locken Joshua<br />

Trotz Lob von Lennox Lewis und Wladimir Klitschko will er aber noch bi<br />

Ukraines Goldjungen wollen zu<br />

Lennox Lewis und Wladimir<br />

Klitschko, beide er noch ziemlich grün ist. „Es ist Heimvorteil, dem Einfluss von Aserbaidschaner Magomedra-<br />

und Klitschko zu wissen, dass im Londoner Turnier mehr dem im Finale von Baku gegen den<br />

beim Finale in der Boxarena<br />

ExCel, waren sich mehr Erfahrung haben als ich.“ fünf Trefferdrücker am Ring zu Niederlage gegen Cammarelle in<br />

schwer gegen Boxer, die weitaus 10.000 lärmenden Fans auf die sul Medzhidov, der nach einer<br />

einig: Die Goldmedaille Anthony<br />

Joshuas im Superschwergewicht<br />

ist, wie bei ihnen, der Schlüssel<br />

zum Eintritt ins Million-Dollar-<br />

Business. Sie prophezeien dem<br />

Novizen trotz seines umstrittenen<br />

Sieges über Roberto Cammarelle<br />

(„Das war Raub“) eine<br />

große Profikarriere, an deren<br />

Ende, so Lewis, die Weltmeisterschaft<br />

Wie gegen den Rechtsausleger<br />

Cammarelle (32), Olympiasieger<br />

von Peking und zweifacher<br />

Weltmeister. Als der Polizist aus<br />

Mailand, der nie mit dem Gedanken<br />

gespielt hatte, seine sichere<br />

Berufsexistenz gegen eine unsichere<br />

Laufbahn als Berufsboxer<br />

einzutauschen, in Peking Gold<br />

gewann, hatte Joshua noch nie<br />

verdanken hat als dem eigenen<br />

Können: Den 17:16-Sieg über<br />

den Kubaner Erislandy Savon,<br />

den Neffen des großen Felix<br />

Savon. Das 13:11 im Halbfinale<br />

gegen den Kasachen Ivan Dytchko,<br />

mit 2,05 Meter der Längste<br />

unter den Superschwergewichtlern.<br />

Vor allem aber nach einem<br />

10:13-Rückstand vor der letzten<br />

London Bronze holte. Den einzig<br />

eindrucksvollen und überzeugenden<br />

Sieg (15:11) bot Joshua<br />

im Viertelfinale gegen den Zwei-<br />

Meter-Chinesen Zhilei Zhang,<br />

einen weiteren Rechtsausleger.<br />

Den Olympiazweiten von Peking<br />

schlug Joshua mit einem rechten<br />

Konterschlag in der zweiten<br />

Runde sogar zu Boden.<br />

steht.<br />

Boxhandschuhe angezogen. Da Runde das 18:18 und die danach Nach hartnäckigen briti-<br />

Die Angebote der Promoter machte der Teenager noch mit notwendige Mehrheitsentscheidung<br />

schen Mediengerüchten soll<br />

aus den USA und Großbritannien<br />

werden dem 22-jährigen<br />

seinen Freunden die Straßen von<br />

Watford unsicher. Erst vor zwei zu seinen Gunsten gegen<br />

Cammarelle.<br />

Golden Boy Promotions (USA)<br />

von Oscar De La Hoya dem<br />

Modellathleten von 1,98 Meter Jahren wurde er wegen des Besitzes<br />

Joshua gab zu: „Die letzte Olympiasieger bereits einen<br />

in Watford ins Haus flattern wie<br />

von Marihuana verhaftet. Runde war qualvoll. Meine Bei-<br />

Multi-Millionen-Deal für zehn<br />

Werbeprospekte. Doch Joshua Der Spätstarter, obwohl ne, alles hat mich umgebracht. Kämpfe angeboten haben. Dazu<br />

hat es nicht eilig, das Gold sofort<br />

zu Geld zu machen. Kaum baumelte<br />

die 29. und letzte Goldmedaille<br />

- nach einem abgelehnten<br />

italienischen Protest – der so<br />

überaus erfolgreichen Briten vor<br />

seiner breiten Brust, teilte er den<br />

Medien seine Zukunftspläne mit.<br />

„Ich werde so lange wie möglich<br />

Amateur bleiben, vielleicht sogar<br />

noch bis zu den Spielen 2016<br />

in Rio de Janeiro.“<br />

Anders als die enthusiastischen<br />

schon Zweiter bei der WM 2011<br />

in Baku, will „als Amateur dominant<br />

werden, jeden beherrschen“.<br />

Er kündigte an: „Ich will<br />

noch Weltmeister werden, Europameister.<br />

In jedem Turnier kann<br />

ich lernen. Je mehr Turniere ich<br />

bestreite, umso mehr werde ich<br />

mich als Fighter weiterentwickeln“.<br />

Das Finale war erst sein<br />

43.Kampf.<br />

Anders als die jubelnden<br />

Medien, scheint der „eindrucks-<br />

Aber ich habe einfach drauflos<br />

geschlagen. Ich konnte nicht<br />

mehr, aber meine Arme sind<br />

einfach weiter geflogen. Ich habe<br />

ihn mit rechten Geraden auch<br />

getroffen“, schilderte Joshua die<br />

letzte Runde, die mit 8:5 für ihn<br />

gewertet wurde.<br />

„Mein Job ist das Kämpfen,<br />

der Job der Richter ist, zu<br />

entscheiden, wer der Sieger ist.<br />

Alle Achtung vor Cammarelle.<br />

Er ist ein großer Champion“,<br />

müsse der Brite aber in die USA<br />

ziehen. „Großbritannien nur<br />

wegen des Geldes zu verlassen,<br />

wäre ein großer Fehler“, erteilte<br />

er dem unbestätigten Angebot<br />

von vornherein eine Absage.<br />

„Es ist eine großartige Erfahrung<br />

mit diesen Leuten im Team, mit<br />

Headcoach Robert McCracken<br />

zu arbeiten. Das will ich nicht<br />

für ein bisschen Geld aufgeben,<br />

das man mir jetzt ins Gesicht<br />

wirft. Ich bin mit meinem Leben<br />

Londoner Reporter volle Joshua“ (The Times) sich sagte Joshua, der sich selbst glücklich. Meine Eltern sind bo-<br />

scheint der „Olympic Champion“<br />

als Nachfolger von Lewis<br />

einzugestehen, dass er so manches<br />

äußerst knappe Ergebnis<br />

schon „überall auf der Welt“<br />

benachteiligt gefühlt habe. Wie<br />

denständige Leute. Mein Vater<br />

schuftet wirklich. Dadurch blei-<br />

Supertalent Robeisy Carrazaba Ramirez<br />

(rechts) holte endlich <strong>wieder</strong> Gold für<br />

Kuba<br />

Der Ukrainer Wasil Lomatschenko<br />

(rechts) verteidigte seinen Titel im<br />

Leichtgewicht<br />

Auf Augenhöhe mit den<br />

großen Amateurbox-<br />

Nationen: Gastgeber<br />

Großbritannien schloss<br />

in London mit zwei Goldmedaillen<br />

bei den Männern auf zu Kuba<br />

und der Ukraine. Kuba beendete<br />

in den Londoner Docklands damit<br />

gleichzeitig seine kurze Krise:<br />

Nachdem die Stilisten von der<br />

Zuckerinsel 2008 in Peking ohne<br />

Gold im Gepäck die Heimreise in<br />

Castros Reich antreten mussten,<br />

waren nun Robeisy Carrazaba Ramirez<br />

im Fliegen- und Sotolongo<br />

Iglesias im Leichtweltergewicht<br />

nicht zu schlagen. Supertalent<br />

Robeisy Ramirez ist mit 18 Jahren<br />

einer der jüngsten Olympiagold-<br />

Boxer aller Zeiten. Im Fliegengewichtsfinale<br />

schlug er in einem<br />

starken Kampf den auch erst 20<br />

Jahre alten Mongolen Tugtsogt<br />

Nyambar. Dem amtierenden<br />

Asien-Vizemeister und Vizeweltmeister<br />

von 2009 war zuvor immerhin<br />

das Kunststück gelungen,<br />

den hoch favorisierten Weltmeister<br />

Mischa Aloyan aus Russland<br />

im Halbfinale aus dem Weg zu<br />

räumen.<br />

Kubameister Ramirez, WM-<br />

Neunter von 2011 und Sieger der<br />

Panamerikanischen Spiele 2012,<br />

holte nicht nur die insgesamt<br />

34. Goldmedaille für Kuba bei<br />

olympischen Boxturnieren, er<br />

hinterließ auch einen glänzenden<br />

Eindruck. „Es gibt Boxer, die<br />

sind schneller als er. Aber Robeisy<br />

schlägt härter, das hat den Unterschied<br />

gemacht“, meinte der kubanische<br />

Trainer Rolando Acebal.<br />

„Ich bin jetzt Teil der Geschichte<br />

meines Landes“, jubelte Rechtsausleger<br />

Ramirez nach seinem<br />

Finalsieg. „Ich bin erst 18 Jahre<br />

alt und schon Olympiasieger. Ich<br />

bin sehr glücklich.“ Ramirez hatte<br />

sich auf seinem Weg zu Gold auch<br />

nicht von einem Lokalmatador,<br />

50<strong>BoxSport</strong>


ns Helden sehr umstritten waren<br />

mit Millionenverträgen<br />

s Olympia 2016 Amateur bleiben<br />

Der Held von<br />

London: Anthony<br />

Joshua jubelt mit<br />

der Goldmedaille<br />

und dem Union<br />

Jack um den<br />

Hals. Zuvor<br />

hatte er<br />

sich denkbar<br />

knapp gegen<br />

Titelverteidiger<br />

Robert<br />

Cammarelle<br />

durchgesetzt<br />

(Bild links)<br />

Wladimir Klitschko<br />

folgen wird?<br />

be auch ich mit den Füßen auf dem<br />

Boden.“<br />

In einem Geschäft wie dem<br />

Profiboxen überlebt normalerweise<br />

solche Moral nicht. Doch Anthony<br />

Joshua, ein ungewöhnlicher, eher<br />

spezieller junger Typ, scheint entschlossen,<br />

anders zu sein. Zumindest<br />

war er es am Abend des 12.<br />

August 2012. Wetten, dass er<br />

eines Tages den Fußstapfen<br />

eines Lennox Lewis und<br />

Klitschko<br />

vom Briten Andrew Selby, aufhalten<br />

lassen. Im Gegensatz zum<br />

vor den Spielen so hoch gehandelten<br />

Superschwergewichtler<br />

Erislandy Savon, dem Neffen des<br />

berühmten dreimaligen Schwergewichts-Olympiasiegers<br />

Felix<br />

Savon. Savon schied schon in der<br />

ersten Runde gegen den späteren<br />

Olympiasieger Anthony Joshua<br />

aus Großbritannien aus. Für das<br />

umjubelte „Team GB“ holte Luke<br />

Campbell im Bantamgewicht das<br />

zweite Gold gegen John Joe Nevin<br />

aus Irland.<br />

Dem Ukrainer Wasil Lomatschenko<br />

gelang es im Leichtgewicht,<br />

seinen Triumph von Peking<br />

zu <strong>wieder</strong>holen. Das zweite<br />

Gold für die frühere Sowjetrepublik<br />

gewann Olaksander Usyk<br />

im Schwergewicht.<br />

Der gemeinsam mit seinem<br />

älteren Bruder Vitali derzeit<br />

berühmteste Faustkämpfer der<br />

Ukraine, der Profi-Champion<br />

im Schwergewicht Wladimir<br />

Klitschko, saß in London am<br />

Ring. Wegen Joshua. Er war das<br />

erste Mal seit seinem Olympiasieg<br />

1996 in Atlanta <strong>wieder</strong> live<br />

bei einem olympischen Boxfinale,<br />

erzählte Klitschko. Immerhin<br />

erlebte der Weltmeister nach<br />

einem Interview mit dem britischen<br />

Fernsehsender BBC auf<br />

der VIP-Tribüne gerade noch,<br />

wie sein Landsmann Lomatschenko,<br />

erst der zweite ukrainische<br />

Olympiasieger nach ihm,<br />

im Leichtgewicht seinen Erfolg<br />

von Peking <strong>wieder</strong>holte. Der 24<br />

Jahre alte ukrainische Lehramtsstudent<br />

(Weltrangplatz 2) beherrschte<br />

im Finale den Koreaner<br />

Han Soonchuk (Weltrangplatz<br />

19) fast nach Belieben mit 19:9<br />

nach Punkten.<br />

Als der Doppelolympiasieger<br />

den Ring verlassen hatte, gratulierte<br />

und beugte sich Hüne<br />

Vom Olympischen<br />

Boxturnier<br />

berichten<br />

Hartmut Scherzer,<br />

Arne Leyenberg<br />

und Peter Jaschke<br />

Mit 2 Olympiasiegen beendeten<br />

Kubas Boxer ihre Krise<br />

Klitschko herab, um den kleinen<br />

Fighter zu umarmen. Die Popularität<br />

der Klitschkos in ihrer<br />

Heimat und die dadurch ausgelöste<br />

Begeisterung für das Boxen<br />

<strong>trägt</strong> Früchte: Zweimal Gold<br />

für die Ukraine. Ob Usyk (25)<br />

und Lomatschenko nun bei der<br />

Klitschko-Promotion K2 Profis<br />

werden? „Wenn sie wollen. Wir<br />

werden mit ihnen sprechen“,<br />

meinte Wladimir Klitschko, der<br />

Promoter. Usyk, bereits Weltmeister<br />

2011, erklärte: „Ich habe<br />

großes Interesse, jetzt Profi zu<br />

werden.“<br />

<strong>BoxSport</strong><br />

51


Wieder keine Medaille –<br />

aber DBV war zufrieden<br />

Kyas: Bessere Leistung als in Peking<br />

Was die frühere Box-<br />

Macht USA in London<br />

erlebte, das<br />

hat Deutschland<br />

schon 2008 in Peking hinter<br />

sich gebracht: das historisch<br />

schlechteste Olympia-Ergebnis<br />

im Boxen. Vor vier Jahren hatten<br />

alle vier deutschen Boxer, unter<br />

ihnen der spätere Weltmeister<br />

Jack Culcay, ihre Auftaktkämpfe<br />

verloren. Während in Amerika<br />

gerätselt wird, wie es nur so weit<br />

kommen konnte und wie die<br />

US-Boxer <strong>wieder</strong> aus dem Tief<br />

herausfinden, sehen die deutschen<br />

Boxsport-Funktionäre die<br />

Sportart hierzulande <strong>wieder</strong> im<br />

Aufwind - auch wenn <strong>wieder</strong><br />

keine Medaille heraussprang.<br />

Dabei waren mit dem Deutschen<br />

Olympischen Sportbund (DOSB)<br />

zwei Medaillen als Ziel für die<br />

Spiele von London vereinbart<br />

worden. Nach dem erneut medaillenlosen<br />

Ausscheiden steht<br />

die Spitzenförderung durch das<br />

für den Leistungssport zuständige<br />

Bundesinnenministerium<br />

(BMI) zumindest in Frage. Dort<br />

teilte man auf Anfrage mit: „Das<br />

Abschneiden der deutschen<br />

Sportfachverbände in London<br />

wird nach Ende der Wettkämpfe<br />

vom Deutschen Olympischen<br />

Sportbund und dem Bundesinnenministerium<br />

evaluiert.“ Dem<br />

könne man nicht vorgreifen. Nur<br />

so viel ließ man wissen: 2011<br />

habe der DBV 745.900 Euro an<br />

Grund- sowie 302.990 Euro an<br />

Projektförderung erhalten.<br />

Zumindest das Fazit des<br />

Deutschen Boxverbandes (DBV)<br />

liest sich überschwänglich: „Ein<br />

Leistungssprung der gesamten<br />

deutschen Mannschaft macht<br />

sich bemerkbar und bietet Zuversicht<br />

für die Spiele 2016 in Sao<br />

Paolo. Deutschland kann <strong>wieder</strong><br />

als eine ernstzunehmende Boxnation<br />

angesehen werden. Bei<br />

kontinuierlicher Fortsetzung<br />

dieser angefangenen Arbeit darf<br />

man auf Olympia 2016 gespannt<br />

blicken“, erklärte der DBV. „Die<br />

Athleten Patrick Wojcicki, Enrico<br />

Kölling und Erik Pfeifer<br />

ungleich bessere Leistung abgeliefert.“<br />

Wojcicki habe laut<br />

Kyas Pech bei der Auslosung gehabt,<br />

Härtel sei nur wegen eines<br />

Fehlurteils ausgeschieden. „Die<br />

von Seiten der Trainer und DBV-<br />

Funktionäre gestellten Erwartungen<br />

wurden von Wojcicki,<br />

Härtel und Kölling übererfüllt“,<br />

teilte der DBV mit. „Sie gingen<br />

nicht sang- und klanglos unter.<br />

Vielmehr waren es tagesformabhängige<br />

Faktoren, die bei den<br />

Auseinandersetzungen über<br />

Sieg und Niederlage bestimmt<br />

haben.“ Von diesem Lob wurde<br />

lediglich der WM-Dritte Pfeifer<br />

DBV-Präsident Jürgen Kyas<br />

ten“, kündigte Müller an. Auch<br />

den Berliner Ringrichter Frank<br />

Scharmach erwischte es in London<br />

hart. Der in der Vergangenheit<br />

international tadellose und<br />

schon mehrfach ausgezeichnete<br />

hatten gegen starke und international<br />

erfahrene Boxer das<br />

Nachsehen. Nichtsdestotrotz<br />

kann von einer erheblichen Steigerung<br />

gegenüber Olympia 2008<br />

gesprochen werden: Drei der<br />

vier teilnehmenden Boxer des<br />

Deutschen Boxsport Verbandes<br />

konnten durch ihre Leistungen<br />

zeigen, dass die Maßnahmen<br />

der Trainings- und Strukturumstellung<br />

greifen.“ Die Nachrichtenagentur<br />

dpa bilanzierte dagegen<br />

nüchtern: „Dem Deutschen<br />

Boxsport-Verband (DBV) ist der<br />

erhoffte Befreiungsschlag nach<br />

der größten Pleite der Geschich-<br />

Ein enttäuschender Auftritt: Erik Pfeifer schied in der ersten Runde gegen Ivan Dytchko aus Kasachstan aus<br />

te in Peking 2008 nur zum Teil ausgenommen: Als einer der Referee war nach einem Protest<br />

geglückt. Alle vier deutschen bestgeförderten Sportler des der iranischen Delegation vom<br />

Faustkämpfer waren vor vier<br />

Jahren bereits in der ersten Runde<br />

ausgeschieden, in London<br />

zeigten sich die DBV-Faustkämpfer<br />

zumindest verbessert.“<br />

DBV-Präsident Jürgen Kyas<br />

zeigte sich zufrieden mit den<br />

Leistungen seiner Boxer. Im<br />

Vergleich zu Peking hätten die<br />

deutschen Faustkämpfer „eine<br />

DBV habe Pfeifer im Verhältnis<br />

zu seiner Förderung den Ansprüchen<br />

nicht gerecht werden<br />

können. DBV-Sportdirektor Michael<br />

Müller erklärte: „Bis auf<br />

Erik Pfeifer können wir zufrieden<br />

sein. Er hat die Erwartungen<br />

jedoch nicht erfüllt. Wir werden<br />

Gespräche mit ihm führen und<br />

seinen Kampf intern auswer-<br />

Weltverband AIBA für fünf Tage<br />

suspendiert worden. Grund<br />

waren Scharmachs umstrittene<br />

Wertungen im Schwergewichtskampf<br />

zwischen dem Iraner<br />

Mazaheri und dem Kubaner<br />

Larduet Gomez. Mazaheri hatte<br />

den Offiziellen nach seiner Achtelfinalniederlage<br />

Betrug vorgeworfen.<br />

52 <strong>BoxSport</strong>


Bei jedem Schlag des Boxers<br />

in Rot jubelten und<br />

trampelten 10.000 Zuschauer<br />

in der Boxarena<br />

in den Londoner Docklands.<br />

Klarer Treffer aus Sicht des Publikums.<br />

Es skandierte „jiibiibii“<br />

- für GB, Great Britain – und „Ogo-go“.<br />

Der Mittelgewichtler in<br />

Rot war also ein Brite, Anthony<br />

Ogogo. Der Boxer in Blau war<br />

Stefan Härtel aus Berlin-Lichtenberg.<br />

Die Herren in Weiß aus<br />

Litauen, Polen, Südkorea, Algerien<br />

und Vietnam schienen mehr<br />

nach Gehör als nach Sehvermögen<br />

auf den Knopf zu drücken.<br />

Am Ende stand ein Trefferverhältnis<br />

von 15:10.<br />

Dem 24 Jahre alten Soldaten<br />

und Sportstudenten Härtel hatte<br />

die stimmungsvolle Atmosphäre<br />

eigentlich gefallen. „Es hat Spaß<br />

gemacht, in so einer Halle zu boxen.<br />

Schöner wäre es natürlich<br />

gewesen, wenn ich gewonnen<br />

hätte“, sagte der Blonde noch<br />

keuchend mit krächzender Stimme.<br />

Aber zu gewinnen, war so<br />

gut wie unmöglich vor dieser<br />

lautstarken britischen Kulisse.<br />

„Heimrecht“, sagte Bundestrainer<br />

Valentin Silaghi lapidar.<br />

„Die Kampfrichter sind auch<br />

nur Menschen.“ DBV-Präsident<br />

Jürgen Kyas sagte empört: „Ich<br />

möchte nicht von Betrug sprechen,<br />

aber wir sind doch verschaukelt<br />

worden. Es war ein<br />

krasses Fehlurteil.“ Ein offiziel-<br />

Das war das Aus für Stefan Härtel:<br />

Anthony Ogogos Arm wird gehoben<br />

Trauriger Stefan Härtel -<br />

Wurde er verschaukelt?<br />

Die Zuschauer brüllten Ogogo zum Sieg<br />

ler Protest gegen das Kampfurteil<br />

hätte jedoch nur bei einem<br />

Regelverstoß Sinn gemacht.<br />

So musste das Urteil als Tatsachenentscheidung<br />

hingenommen<br />

werden. Wie schon bei der<br />

Olympiaqualifikation im April in<br />

der Türkei, als der Neusser Halbfliegengewichtler<br />

Hamza Touba<br />

durch ein Fehlurteil um das verdiente<br />

London-Ticket gebracht<br />

worden war, tobte Kyas auch<br />

jetzt <strong>wieder</strong>: „Die Ringrichter<br />

haben nicht den Mut besessen,<br />

die gebotene Neutralität durchzusetzen,<br />

und haben sie stattdessen<br />

mit Füßen getreten.“<br />

Schon in der Vorrunde hatte<br />

Ogogo vom „Punktgericht“<br />

Publikum profitiert. 18:18 nach<br />

doppeltem Nachzählen stand<br />

es nach drei Runden gegen den<br />

Weltmeister Lewgen Khytrow<br />

aus der Ukraine. Die Kampfrichter<br />

drücken bei Gleichstand<br />

dann die Farbe, von der sie meinen,<br />

der bessere Boxer habe sie<br />

getragen. Reine Sympathiewertung.<br />

Aber die Zuschauer beeinflussten<br />

nicht nur die „Drücker“,<br />

sondern trieben auch ihren Boxer<br />

an, die letzten Kräfte zu mobilisieren.<br />

„Das Publikum gab mir<br />

einen zweiten Wind, einen dritten<br />

Wind, einen vierten Wind“,<br />

sagte Ogogo bewegt und dankbar.<br />

Immerhin hatte Härtel nach<br />

zwei Siegen, zunächst 18:10 zum<br />

Auftakt gegen Enrique Collazo<br />

Pelaiz aus Puerto Rico und dann<br />

19:12 über den Weltranglistendritten<br />

Darren O‘Neill (Irland),<br />

als leichter Favorit gegolten. Was<br />

er mit sauberen Geraden in der<br />

ersten Runde auch andeutete.<br />

Schon diese klare Wertung gegen<br />

ihn, nur zwei Treffer gegen fünf<br />

des Briten, war merkwürdig. In<br />

der zweiten Runde hatte Härtel<br />

nun wirklich mehr klare Treffer<br />

gesetzt. Dennoch ein 4:5.<br />

Härtel sagte traurig: „Die erste<br />

Runde, dachte ich, war knapp.<br />

In der zweiten aber haben sich<br />

die Kampfrichter durch das Publikum<br />

wohl genötigt gefühlt,<br />

ihm mehr Punkte zu geben als<br />

mir.“ Mit vier Treffern im Rückstand<br />

(6:10) trat Härtel also<br />

zur Schlussrunde an. „Zerstöre<br />

ihn“, mit diesen Worten schickte<br />

Silaghi den Berliner in die dritte<br />

Runde. „Umhauen kann ich ihn<br />

nicht. Dazu habe ich zu wenig<br />

Dampf in den Fäusten“, sagte<br />

Härtel, zumal er sich schon in<br />

der ersten Runde die<br />

bereits einmal operierte<br />

rechte Hand geprellt<br />

hatte. „Ich habe dennoch<br />

versucht, die vier<br />

Punkte noch aufzuholen.<br />

Ich konnte machen,<br />

was ich wollte.“<br />

Wieder 4:5. „Selbst den<br />

Handschlag hätten sie<br />

wahrscheinlich nicht<br />

anerkannt“, mutmaßte<br />

Härtel.<br />

Wojcicki im Pech –<br />

Pfeifer mutlos<br />

Patrick Wojcicki hatte bei seiner<br />

Olympia-Premiere Pech. Der erst<br />

20-jährige Wolfsburger traf in der<br />

Vorrunde im Limit bis 69 Kilogramm<br />

gleich auf den favorisierten Franzosen<br />

Alexis Vastine, den Olympia-Dritten<br />

von 2008. Von dessen Schnelligkeit<br />

zeigte sich der dreimalige deutsche<br />

Meister Wojcicki überrascht. Der größere<br />

Vastine nutzte außerdem seinen<br />

Reichweitenvorteil konsequent.<br />

Enrico Kölling übernahm in seinem<br />

Auftaktkampf im Halbschwergewicht<br />

bis 81 Kilogramm gegen Christian<br />

Donfack Adjoufack sofort die Regie<br />

im Ring. Für den Kameruner war dies<br />

der erste Einsatz außerhalb Afrikas.<br />

Der 22 Jahre alte Berliner Kölling<br />

spielte seine Weltboxliga-Erfahrung<br />

aus. Die erste Runde gewann Kölling<br />

mit 3:2 nur knapp. Ab Runde zwei<br />

schlug Kölling variabel und gewann<br />

nach Punkten erwartungsgemäß klar.<br />

Im Achtelfinale der Spiele unterlag der<br />

Berliner nach einem hart umkämpften<br />

Duell Abdelhafid Benchabla mit 9:12<br />

nach Punkten. Der 1986 geborene<br />

Algerier hatte sich als Champion der<br />

Weltboxliga für die Spiele qualifiziert<br />

und war auf Rang zwei gesetzt mit einem<br />

Freilos ausgestattet gewesen.<br />

Erik Pfeifer (25, Lohne) verlor<br />

im Superschwergewicht schon in der<br />

Vorrunde gegen Ivan Dytchko aus Kasachstan.<br />

Beide hatten bei der WM in<br />

Baku Bronze geholt. Pfeifer galt als<br />

Geheimtipp. Der 14. der Weltrangliste<br />

hatte von allen deutschen Olympiastartern<br />

theoretisch die besten Chancen.<br />

Doch für den mit Goldhoffnungen<br />

gestarteten Superschwergewichtler<br />

endete das olympische Boxturnier<br />

allzu früh. Der 25-Jährige wirkte bei<br />

der 4:14-Niederlage chancenlos gegen<br />

den 14 Zentimeter größeren, aber<br />

dennoch beweglicheren Zweimeter-<br />

Mann, der stilistisch ein wenig an den<br />

jungen Wladimir Klitschko erinnerte<br />

und mit dem auch der Engländer Anthony<br />

Joshua im Halbfinale zunächst<br />

seine Not hatte.<br />

Ein enges Gefecht: Stefan Härtel<br />

(rechts) lieferte sich mit Anthony<br />

Ogogo ein Duell auf Augenhöhe<br />

<strong>BoxSport</strong> 53


Boxerinnen weinen nicht bei Gold<br />

Claressas Story<br />

ein toller Filmstoff<br />

Claressa Shields<br />

reißt ihre<br />

Goldmedaille<br />

hoch und blickt<br />

glücklich gen<br />

Himmel<br />

(großes Bild).<br />

Gerade hat sie im<br />

Mittelgewicht die<br />

Russin Torlopova besiegt<br />

(Bild oben)<br />

17-jährige Schülerin rettete die amerikanische Box-Ehre<br />

Eine Lokalmatadorin<br />

schrieb Geschichte,<br />

eine große Kämpferin<br />

machte eine kleine<br />

Insel froh und eine 17-jährige<br />

Schülerin rettete die Ehre der<br />

USA. Die Britin Nicola Adams<br />

(29), die Irin Katie Taylor (26)<br />

und die Amerikanerin Claressa<br />

Shields (17) wurden in London<br />

die ersten Goldgewinnerinnen<br />

in der neuen Disziplin Frauenboxen.<br />

Und widerlegten damit<br />

so ganz nebenbei eine berühmte<br />

Schriftstellerin. Denn die große<br />

Joyce Carlo Oates (74) hatte in<br />

ihrem Essay „Über Boxen“ einst<br />

geschrieben: „Boxen ist das Gegenteil<br />

von Weiblichkeit, ist etwas<br />

für Männer, es handelt von<br />

Männern, es ist männlich.“ Diese<br />

Macho-Philosophie ist schon<br />

von Laila Ali und Jacqueline<br />

Frazier mit ihrem Millionen-<br />

Dollar-Fight vor zwölf Jahren ad<br />

absurdum geführt worden. Erst<br />

recht von Clint Eastwoods tragisch<br />

endendem Filmepos Million<br />

Dollar Baby (vier Oscars).<br />

Nun haben sogar Frauenfäuste<br />

bei den Olympischen Spielen in<br />

London Misses Oates‘ anachronistische<br />

Ansicht zerstört.<br />

Die 17 Jahre alte Schülerin<br />

Claressa Shields gewann die 49.<br />

Goldmedaille für die USA im Boxen,<br />

nachdem die männlichen<br />

Teamkameraden, neun Kerle,<br />

erstmals seit der olympischen<br />

Boxpremiere 1904 ohne eine<br />

Medaille heimkehrten. Es war<br />

erstaunlich, nicht erst in den<br />

drei Endkämpfen, mit welch<br />

männlicher Boxtechnik, Kampfkraft<br />

und Entschlossenheit die<br />

Pugilistinnen vier Zwei-Minuten-Runden<br />

lang aufeinander<br />

einschlugen.<br />

Unvorstellbar muss es für<br />

die Männerrechtlerin des Boxens,<br />

Oates, gewesen sein, dass<br />

10.000 Zuschauer in der South<br />

Arena 2 im Hallenkomplex Ex-<br />

Cel wegen einer britischen und<br />

einer irischen Boxerin mit Klatschen,<br />

Schreien und Trampeln<br />

einen Lärm machten, der mit<br />

gemessenen 113,7 Dezibel die<br />

Schmerzgrenze von Kreissägen<br />

und Presslufthämmern übertraf.<br />

Nicola Adams besiegte im<br />

Fliegengewicht (51 kg) mit ihrem<br />

mutigen Angriffsstil die<br />

chinesische Weltmeisterin Cancan<br />

Ren mit 16:7 und schlug die<br />

Rechtsauslegerin sogar zu Boden.<br />

„Ein Traum ist wahr geworden“,<br />

jubelte die kleine Frau aus<br />

Leeds. „Ich bin von Freude überwältigt.“<br />

Auf den Titelseiten der<br />

britischen Zeitungen verdrängte<br />

die kleine Fighterin sogar den<br />

Superstar Usain Bolt nach dessen<br />

zweitem Gold über 200 Meter.<br />

Seit ihrem zwölften Lebensjahr<br />

trainiert sie, schon zu einer<br />

Zeit also, als Frauenboxen noch<br />

nicht legalisiert war und Männer<br />

keine Frauen im Gym mochten.<br />

Erst 1998 hatte der Welt-Boxverband<br />

(AIBA) erstmals ein Frauenturnier<br />

sanktioniert. Mit dem<br />

legendären irischen Kampfgeist<br />

fightete im Leichtgewicht (57<br />

kg) Kati Taylor die Russin Sofia<br />

Otschigawa nieder. 10:8 Treffer.<br />

Das war knapp.<br />

54<strong>BoxSport</strong>


Die Iren Katie Taylor<br />

wurde ihrer Favoritenrolle<br />

gerecht und holte<br />

die Goldmedaille im<br />

Leichtgewicht<br />

Ein Küsschen in Ehren:<br />

Nicola Adams holte im<br />

Fliegengewicht Gold<br />

für Großbritannien<br />

Das Gold baumelt auf ihrem beigen<br />

Trainingsanzug. Schweiß perlt zwischen<br />

ihrem Haargeflecht. Mit breitem Lächeln<br />

versucht Claressa Shields, ihr Glück zu<br />

begreifen. Immer <strong>wieder</strong> nimmt sie das<br />

Goldstück in die Hand. „Es fühlt sich großartig<br />

an. Unglaublich. Ich kann es noch<br />

gar nicht fassen.“ Claressa Shields Sätze<br />

sprudeln wie ein Wasserfall. „Gott kennt<br />

mein Herz. Außer meinen Trainern Jason<br />

(Crutchfield) und Ed (Kendell) hat mir das<br />

niemand zugetraut. Ich sei zu jung. Jetzt<br />

werden diese Leute mich als Inspiration<br />

betrachten. Es kann sein, dass ich nun in<br />

die Geschichtsbücher eingehe.“<br />

Mit Sicherheit. Die afroamerikanische<br />

Mittelgewichtlerin mit den breiten und<br />

runden Schultern eines jungen Athleten,<br />

75 Kilo schwer und 1,75 Meter groß,<br />

kämpft nicht wie ein Mädchen. Sie boxt wie<br />

ein Mann. Der runde Profistil erinnert die<br />

Chefsekundantin Gloria Peel an die „old<br />

days“. Die Betreuerin mit Brille und angegrautem<br />

Kraushaar trainierte schon Boxer,<br />

als es noch keine Boxerinnen gab. „Ich bin<br />

seit 34 Jahren dabei.“ Die großmütterliche<br />

Trainerin schwärmt nostalgisch von der<br />

Wiedergeburt des einst typisch amerikanischen<br />

Boxstils durch ein Mädchen. Sugar<br />

Ray Robinson ist Claressas Idol. Wann immer<br />

sie von Selbstzweifeln geplagt wurde,<br />

hat sie sich Videos des größten Champions<br />

im Mittelgewicht angeschaut.<br />

Gegen den aggressiven Kampfstil, die<br />

geschmeidigen Bewegungen, die wirbelnden<br />

Schlagserien hatte die fast doppelt so<br />

alte Russin Nadeschda Torlopowa, ehemalige<br />

Weltmeisterin, keine Chance. 19:12.<br />

Eindeutig. Und Claressa liebt schon die<br />

Show, legte einen Ali-Shuffle ein, ließ die<br />

Fäuste herabhängen und steckte der Gegnerin<br />

frech die Zunge raus. Charles Chase,<br />

einer der drei Trainer des Teams, sagt:<br />

„Claressa ist ein Boxer und boxt wie ein<br />

Boxer.“<br />

Und ihre Geschichte ist die eines Boxers.<br />

Filmstoff für „Golden Baby“: Der Vater<br />

saß im Gefängnis, der Bruder sitzt im<br />

Gefängnis. Eine schreckliche Kindheit mit<br />

einer unfähigen alleinerziehenden Mutter.<br />

Vergewaltigungen, wie sie vor den Spielen<br />

dem Magazin „Essence“ gestand. „Aber<br />

das ist für mich keine Bürde mehr.“ Mit<br />

elf Jahren suchte und fand sie Geborgenheit<br />

im Gym in der Nachbarschaft. Jason<br />

Crutchfield wurde auch Ersatzvater, nahm<br />

sie in seiner Familie auf. Der strenge Heimtrainer<br />

hat seiner Ziehtochter, die immer<br />

noch Plüschtiere sammelt, das Heulen abgewöhnt.<br />

„Sie hat immer geflennt wie ein<br />

Baby.“ Zuletzt bei den Weltmeisterschaften<br />

im April, als sie schon in der Vorrunde<br />

verlor. Ihre erste Niederlage.<br />

Claressa freute sich bei der Siegeszeremonie<br />

mit fröhlichem Lachen und Jubelgesten<br />

wie sich nur Schulmädchen mit<br />

Siebzehn freuen können. Sie vergoss bei<br />

den „cry games“, wie sich die „Times“<br />

über das allgemeine Heulen bei den Medaillenzeremonien<br />

amüsierte, nicht eine<br />

Träne. Wie auch Nicola Adams und Kati<br />

Taylor. Boxerinnen weinen nicht, wenn sie<br />

Gold gewinnen. Tapfer kämpfte Claressa<br />

Shields bei der Hymne gegen ihre Emotionen<br />

an, machte ein ernstes Gesicht und<br />

legte die rechte Hand aufs Herz.<br />

Wie sich nun ihr Leben verändern werde?<br />

„Ich habe alles nur bis zum 9. August<br />

2012 geplant. Ich werde jetzt 2000 Meilen<br />

Twitter erhalten, Publicity bekommen,<br />

versuchen, meiner Familie zu helfen, meinem<br />

Dad, mit dem ich jeden Tag telefoniert<br />

habe.“<br />

Aber sie ist nicht nur Olympiasiegerin,<br />

sondern in London auch erwachsen<br />

geworden: „Ich gehe jetzt dorthin, wo immer<br />

der Wind weht.“ Vielleicht Richtung<br />

Profiboxen? Promoter Oscar De La Hoya,<br />

1992 in Barcelona selbst Olympiasieger,<br />

gratulierte schon einmal via Twitter:<br />

„Jaaaa! Gold für Claressa Shields, herzlichen<br />

Glückwunsch“, schrieb der Ex-Weltmeister.<br />

„Du bist ein tolles Beispiel dafür,<br />

dass im Leben alles möglich ist. Was für<br />

eine fantastische Inspiration. Ich wünsche<br />

Dir nur das Beste.“<br />

Wu: In Rio sechs<br />

Gewichtsklassen<br />

Einer fühlte sich<br />

ganz besonders<br />

bestätigt in London<br />

am Ring: AIBA-Präsident<br />

Ching-Kuo Wu.<br />

Der Taiwanese hatte<br />

lange für die Aufnahme<br />

der Boxerinnen<br />

in das Programm der<br />

Olympischen Spiele<br />

gekämpft. „Alles in<br />

dieser Welt ist spannend,<br />

interessant<br />

und inspirierend,<br />

wenn Frauen teilnehmen“,<br />

meinte Wu.<br />

Zufrieden: AIBA-Chef<br />

Ching-kuo Wu<br />

„Auch als Vater von zwei Töchtern meine ich,<br />

dass Frauen alles tun können.“ Wu, seit sechs<br />

Jahren im Amt, bezeichnet den olympischen<br />

Einzug der Boxerinnen als „eine der wichtigsten<br />

Reformen“ seiner Amtszeit.<br />

„Die Boxerinnen sind Helden, sie spielen<br />

eine sehr wichtige Rolle in der Geschichte<br />

der AIBA“, schwärmte Wu in London. Dort<br />

war das Feld der Faustkämpferinnen allerdings<br />

noch übersichtlich: 34 Boxerinnen<br />

gingen in drei Gewichtsklassen an den Start.<br />

Bei den Männern waren es 250 in zehn Gewichtsklassen.<br />

Doch schon in vier Jahren<br />

in Rio de Janeiro will Wu die Zahl der Boxerinnen<br />

verdoppeln. Dann sollen sie in sechs<br />

Gewichtsklassen um Gold kämpfen können.<br />

„Bei den olympischen Spielen in Rio 2016<br />

werden wir, nach der Erfahrung von London,<br />

mehr Boxerinnen haben. Diese Spiele haben<br />

drei Gewichtsklassen. Die folgenden werden<br />

mindestens doppelt so viele aufweisen“, kündigte<br />

Wu an. In London war den Boxerinnen<br />

übrigens freigestellt, ob sie in Hose oder Rock<br />

in den Ring steigen. „Feminist“ Wu wird es<br />

gefallen haben: Die meisten trugen Hose.<br />

<strong>BoxSport</strong> 55


Die US-Boxpleite<br />

Geschlagen blickt Spence bei der Urteilsverkündung zu Boden<br />

Jetzt greift Oscar de la<br />

Errol Spence (rechts) kam noch am weitesten, doch im Viertelfinale<br />

gegen den Russen Andrej Samkowoi war dann Endstation<br />

Er will jetzt das Training im<br />

Hinblick auf Rio übernehmen<br />

Hoya ein<br />

seit zwei Olympischen<br />

Spielen, seit Als die Medaillen beim<br />

olympischen Boxturnier dem Sieg von Andre<br />

vergeben wurden, waren<br />

Bob Papa und Teddy auf einen neuen Olympiasieger.<br />

Ward 2004 in Athen, nun<br />

Atlas schon seit fünf Tagen <strong>wieder</strong><br />

zu Hause in New York. Der Journalist<br />

und der Weltmeister-Trainer,<br />

in London als Kommentatoren des<br />

„Das war nicht die Art, wie wir<br />

London verlassen wollten“, gab<br />

der Assitenztrainer des amerikanischen<br />

Boxteams Charles Leverette<br />

amerikanischen Fernsehsenders zu. „Das ist schwer zu verkraften.“<br />

NBC am Ring, reisten vorzeitig<br />

ab und kommentierten die Finalkämpfe<br />

aus dem Studio. Denn zu<br />

diesem Zeitpunkt war schon lange<br />

kein Boxer aus den USA mehr<br />

dabei. Die Amerikaner erlebten<br />

in London die größte Box-Pleite<br />

aller Zeiten. Neun Faustkämpfer<br />

gingen an den Start – neun scheiterten,<br />

spätestens im Halbfinale<br />

war keiner mehr dabei. Nur fünf<br />

Kämpfe konnten sie insgesamt<br />

gewinnen. Seit 1904 waren die<br />

amerikanischen Boxer bei Olympischen<br />

Spielen nie ohne Medaille<br />

geblieben, noch immer führen sie<br />

mit 108 Mal Edelmetall den ewigen<br />

Medaillenspiegel an – mit 41 Medaillen<br />

Vorsprung vor dem Zweitplatzierten<br />

Kuba. Während Kuba<br />

jedoch zweimal Gold in London<br />

gewann, warten die Amerikaner<br />

Der Sportsender ESPN kommentierte<br />

am Tag nach den Spielen:<br />

„Es wird große Veränderungen bei<br />

USA Boxing geben, das ist sicher.“<br />

Scott Blackmun, Präsident des<br />

amerikanischen olympischen Komitees<br />

meinte: „Das Box-Ergebnis<br />

hat uns enttäuscht. Wir wollten<br />

besser abschneiden. Ich bin enttäuscht,<br />

weil ich weiß, dass wir es<br />

besser können. Und darauf müssen<br />

wir uns jetzt konzentrieren.<br />

Wir werden uns zusammensetzen<br />

und genau schauen, warum wir<br />

sind, wo wir sind. Es wird einige<br />

Veränderungen geben.“<br />

Ausgerechnet die Amerikaner,<br />

die Olympiasieger in Serie produzierten,<br />

Athleten wie Muhammad<br />

Ali, Joe Frazier, George Foreman,<br />

Sugar Ray Leonard und Oscar De<br />

La Hoya, die später als Profi-Welt-<br />

Will jetzt das Ruder<br />

übernehmen: Oscar de la<br />

Hoya<br />

meister zu Legenden des<br />

Sports aufstiegen, wurden<br />

nun in London von Ländern wie<br />

Thailand und Litauen überholt:<br />

beide Nationen traten die Heimreise<br />

aus London immerhin mit<br />

einer Medaille im Gepäck an. Die<br />

Pleite der Amerikaner wurde nur<br />

von den Frauen geschönt: Claressa<br />

Shields gewann die Goldmedaille<br />

im Mittelgewicht, Marlen Esparza<br />

Bronze im Fliegengewicht. Die<br />

Frauen kaschierten die Schwäche<br />

der Männer.<br />

Weltergewichtler Errol Spence<br />

kam in London am weitesten: er<br />

schied erst im Viertelfinale aus.<br />

Dabei war Spence, wie die meisten<br />

seiner Teamkameraden auch,<br />

schon im Achtelfinale gescheitert.<br />

Der Weltverband AIBA hatte die<br />

11:13-Niederlage des Amerikaners<br />

gegen den Inder Krishnan Vikas<br />

nachträglich in einen 15:13-Sieg<br />

umgewandelt. Zwei Verwarnungen<br />

gegen den Asiaten seien entgegen<br />

des Reglements nicht in<br />

jeweils zwei Punkte für Spence<br />

umgewandelt worden, hieß es<br />

zur Begründung. Genützt hatte es<br />

nichts: Gegen den Russen Andrej<br />

Samkowoi war dann doch Endstation<br />

für Spence.<br />

Die Amerikaner wollen nun<br />

einen genauen Blick auf die Konkurrenz<br />

werfen. Wie machen<br />

die das denn? „Wir müssen nun<br />

schauen, was die anderen Länder<br />

anders machen als wir“, sagte der<br />

Interims-Cheftrainer der amerikanischen<br />

Boxer, Basheer Abdullah.<br />

„Der Rest der Welt hat uns eingeholt.<br />

Also müssen wir etwas verändern.“<br />

Deshalb will nun Oscar De La<br />

Hoya übernehmen. „Das war‘s“,<br />

erklärte De La Hoya nach dem<br />

Ausscheiden von Spence. „Ich<br />

werde Mark Breland und Sugar<br />

Ray Leonard fragen, ob sie mit mir<br />

zusammen das nächste amerikanische<br />

Olympia-Team trainieren. Ich<br />

habe zu viel Leidenschaft für diesen<br />

Sport. Ich werde etwas tun!“<br />

Die Allianz der Olympiasieger, De<br />

La Hoya gewann 1992 in Barcelona<br />

Gold, Breland 1984 in Los Angeles<br />

und Leonard 1976 in Montreal,<br />

will retten, was zu retten ist. Diese<br />

Aufgabe wird wohl schwerer als<br />

ihre Olympiasiege.<br />

56<strong>BoxSport</strong>


Olympia-Boxen<br />

auf einen Blick<br />

MÄNNER<br />

Halbfliegengewicht (- 49 kg)<br />

Gold: Zou Shiming (China)<br />

Der Chinese Zhou Shiming war der Top-<br />

Favorit im Halbfliegengewicht – und<br />

holte die Goldmedaille<br />

Silber: Kaeo Pongprayoon (Thailand)<br />

Bronze: Paddy Barnes (Irland)<br />

Bronze: Dawid Ajrapetjan (Russland)<br />

5. Birschan Schakypow (Kasachstan), Aleksandar<br />

Aleksandrow<br />

(Bulgarien), Ferhat Pehlivan (Türkei) und<br />

Devendro Singh Laishram<br />

(Indien) (keine deutsche Beteiligung)<br />

Finale: Zou Shiming (China) - Kaeo<br />

Pongprayoon (Thailand) 13:10<br />

Fliegengewicht (- 52 kg)<br />

Gold: Robeisy Ramírez (Kuba)<br />

Silber: Nyambayar Tugstsogt (Mongolei)<br />

Bronze: Michael Conlan (Irland)<br />

Bronze: Mischa Alojan (Russland)<br />

5. Nordine Oubaali (Frankreich), Andrew Selby<br />

(Großbritannien),<br />

Jeyvier Cintrón (Puerto Rico) und Jasurbek<br />

Latipov (Usbekistan)<br />

(keine deutsche Beteiligung)<br />

Finale: Robeisy Ramírez (Kuba) - Nyambayar<br />

Tugstsogt (Mongolei) 17:14<br />

Bantamgewicht (- 56 kg)<br />

Gold: Luke Campbell (Großbritannien)<br />

Silber: John Joe Nevin (Irland)<br />

Bronze: Satoshi Shimizu (Japan)<br />

Bronze: Lázaro Álvarez (Kuba)<br />

5. Detelin Dalakliew (Bulgarien), Óscar Valdez<br />

(Mexiko),<br />

Mohamed Amine Ouadahi (Algerien) und<br />

Robenílson Vieira (Brasilien) (keine deutsche<br />

Beteiligung)<br />

Finale: Luke Campbell (Großbritannien)<br />

- John Joe Nevin (Irland) 14:11<br />

Leichtgewicht (- 60 kg)<br />

Gold: Wassyl Lomatschenko (Ukraine)<br />

Silber: Han Soonchul (Südkorea)<br />

Bronze: Yasniel Toledo (Kuba)<br />

Bronze: Evaldas Petrauskas (Litauen)<br />

5. Domenico Valentino (Italien), Gani Schajlawow<br />

(Kasachstan), Félix Verdejo (Puerto<br />

Rico) und Fazliddin Gaibnazarov (Usbekistan)<br />

(keine deutsche Beteiligung)<br />

Finale: Wassyl Lomatschenko (Ukraine) -<br />

Han Soonchul (Südkorea) 19:9<br />

Halbweltergewicht (- 64 kg)<br />

Gold: Roniel Iglesias (Kuba)<br />

Silber: Denys Berintschyk (Ukraine)<br />

Bronze: Vincenzo Mangiacapre (Italien)<br />

Bronze: Uranchimeg Munkh-Erdene<br />

(Mongolei)<br />

5. Uktamjon Rahmonov (Usbekistan), Jeffrey<br />

Horn (Australien), Danijar Jelewssinow (Kasachstan)<br />

und Thomas Stalker (Großbritannien)<br />

(keine deutsche Beteiligung)<br />

Finale: Roniel Iglesias (Kuba) - Denys<br />

Berintschyk (Ukraine) 22:15<br />

Weltergewicht (- 69 kg)<br />

Gold: Serik Sapijew (Kasachstan)<br />

Der Kasache Serik Sapijew holte Gold<br />

im Weltergewicht<br />

Silber: Freddie Evans (Großbritannien)<br />

Bronze: Andrej Samkowoi (Russland)<br />

Bronze: Taras Schelestjuk (Ukraine)<br />

5. Custio Clayton (Kanada), Alexis Vastine<br />

(Frankreich), Errol Spence (USA) und Gabriel<br />

Maestre (Venezuela); ...17. Patrick Wojcicki<br />

(Wolfsburg) 1. Runde<br />

Finale: Serik Sapijew (Kasachstan) -<br />

Freddie Evans (Großbritannien) 17:9<br />

Mittelgewicht (- 75 kg)<br />

Gold: Ryota Murata (Japan)<br />

Silber: Esquiva Falcão (Brasilien)<br />

Bronze: Anthony Ogogo (Großbritannien)<br />

Bronze: Abbos Atoev (Usbekistan)<br />

5. Stefan Härtel (Lichtenberg), Adem Kilicci<br />

(Türkei), Vijender Kumar Singh (Indien) und<br />

Zoltan Harcsa (Ungarn) alle Viertelfinale<br />

Finale: Ryota Murata (Japan) - Esquiva<br />

Falcão (Brasilien) 14:13<br />

Halbschwergewicht (- 81 kg)<br />

Im Halbschwergewicht holte sich der<br />

Russe Jegor Mechonzew (links) die<br />

Goldmedaille mit einem Sieg über<br />

Adilbek Nijasymbetow (Kasachstan)<br />

Gold: Jegor Mechonzew (Russland)<br />

Silber: Adilbek Nijasymbetow (Kasachstan)<br />

Bronze: Yamaguchi Falcão (Brasilien)<br />

Bronze: Alexander Gwosdyk (Ukraine)<br />

5. Abdelhafid Benchabla (Algerien), Julio la<br />

Cruz Peraza (Kuba), Ehsan Rouzbahani (Iran)<br />

und Elshod Rasulov (Usbekistan); 9. Enrico<br />

Kölling (Berlin) Achtelfinale<br />

Finale: Jegor Mechonzew (Russland) -<br />

Adilbek Nijasymbetow (Kasachstan) 15:15/<br />

Kampfrichterentscheid<br />

Schwergewicht (- 91 kg):<br />

Gold: Alexander Ussyk (Ukraine)<br />

Silber: Clemente Russo (Italien)<br />

Bronze: Teymur Mammadov (Aserbaidschan)<br />

Bronze: Terwel Pulew (Bulgarien)<br />

5. Artur Beterbiew (Russland), José Larduet<br />

(Kuba), Yamil Peralta (Argentinien) und<br />

Sergej Karnejew (Weißrussland) (keine deutsche<br />

Beteiligung)<br />

Finale: Alexander Ussyk (Ukraine) - Clemente<br />

Russo (Italien) 14:11<br />

Superschwergewicht (+ 91 kg)<br />

Gold: Anthony Joshua (Großbritannien)<br />

Silber: Roberto Cammarelle (Italien)<br />

Bronze: Magomedrasul Medzhidov<br />

(Aserbaidschan)<br />

Bronze: Iwan Dytschko (Kasachstan)<br />

5. Simon Kean (Kanada), Zhang Zhilei (China),<br />

Mohammed Arjaoui (Marokko) und Magomed<br />

Omarow (Russland); 9. Erik Pfeifer<br />

(Lohne)<br />

Achtelfinale<br />

Finale: Anthony Joshua (Großbritannien)<br />

- Roberto Cammarelle (Italien) 18:18/Kampfrichterentscheid<br />

FRAUEN<br />

Fliegengewicht (- 51 kg)<br />

Gold: Nicola Adams (Großbritannien)<br />

Silber: Ren Cancan (China)<br />

Medaillenspiegel<br />

Bronze: Chungneijang Mery Kom<br />

Hmangte (Indien), Marlen Esparza (USA)<br />

5. Stoyka Petrowa (Bulgarien), Jelena Saweljewa<br />

(Russland), Karlha Magliocco (Venezuela)<br />

und Maroua Rahali (Tunesien) (keine<br />

deutsche Beteiligung)<br />

Finale: Nicola Adams (Großbritannien) -<br />

Ren Cancan (China) 16:7<br />

Halbfinale: Ren Cancan (China) -<br />

Marlen Esparza (USA) 10:8; Nicola Adams<br />

(Großbritannien) - Chungneijang Mery Kom<br />

Hmangte (Indien) 11:6<br />

Leichtgewicht (- 60 kg)<br />

Gold: Katie Taylor (Irland)<br />

Silber: Sofia Otschigawa (Russland)<br />

Bronze: Mawsuna Tschorijewa (Tadschikistan),<br />

Adriana Araújo (Brasilien)<br />

5. Natasha Jonas (Großbritannien), Dong<br />

Cheng (China), Mahjouba Oubtil (Marokko)<br />

und Alexis Pritchard (Neuseeland) (keine<br />

deutsche Beteiligung)<br />

Finale: Katie Taylor (Irland) - Sofia Otschigawa<br />

(Russland) 10:8<br />

Halbfinale: Katie Taylor (Irland) - Mawsuna<br />

Tschorijewa (Tadschikistan) 17:9; Sofia<br />

Otschigawa (Russland) - Adriana Araújo<br />

(Brasilien) 17:11<br />

Mittelgewicht (- 75 kg)<br />

Gold: Claressa Shields (USA)<br />

Silber: Nadesda Torlopowa (Russland)<br />

Bronze: Marina Wolnowa (Kasachstan),<br />

Li Jinzi (China)<br />

5. Anna Laurell (Schweden), Edith Ogoke<br />

(Nigeria), Savannah Marshall (Großbritannien)<br />

und Mary Spencer (Kanada) (keine<br />

deutsche Beteiligung)<br />

Finale: Claressa Shields (USA) - Nadesda<br />

Torlopowa (Russland) 19:12<br />

Halbfinale: Claressa Shields (USA)<br />

- Marina Wolnowa (Kasachstan) 29:15;<br />

Nadesda Torlopowa (Russland) - Li Jinzi<br />

(China) 12:10<br />

Platz Nation G S B Ges.<br />

1 Großbritannien 3 1 1 5<br />

2 Ukraine 2 1 2 5<br />

3 Kuba 2 - 2 4<br />

4 Russische Föderation 1 2 3 6<br />

5 Irland 1 1 2 4<br />

5 Kasachstan 1 1 2 4<br />

7 China 1 1 1 3<br />

8 Japan 1 - 1 2<br />

8 Vereinigte Staaten 1 - 1 2<br />

10 Italien - 2 1 3<br />

11 Brasilien - 1 2 3<br />

12 Mongolei - 1 1 2<br />

13 Südkorea - 1 - 1<br />

13 Thailand - 1 - 1<br />

15 Aserbaidschan - - 2 2<br />

16 Bulgarien - - 1 1<br />

16 Indien - - 1 1<br />

16 Litauen - - 1 1<br />

16 Tadschikistan - - 1 1<br />

16 Usbekistan - - 1 1<br />

<strong>BoxSport</strong> 57


Henry Maske<br />

exklusiv über<br />

das Olympia-Turnier<br />

Henry Maske bei der<br />

Verabschiedung der<br />

Olympia-Boxer in Hennef<br />

Vor den Spielen von London hatte Henry Maske die deutschen Olympia-Boxer<br />

im Trainingslager in Hennef verbschiedet und ihnen Mut<br />

zugesprochen. „Ihr habt es in der Hand, die Enttäuschung von Peking<br />

vor vier Jahren vergessen zu machen“, sagte Maske, 1988 selbst<br />

Olympiasieger. Für eine Medaille für den Deutschen Boxsport-Verband<br />

reichte es zwar auch in London nicht. Dennoch zieht der spätere<br />

Profi-Weltmeister Maske exklusiv für <strong>BoxSport</strong> ein positives Fazit:<br />

Nicht nur bei den deutschen Boxern hat er einen Aufwärtstrend erkannt,<br />

sondern im Amateurboxen insgesamt.<br />

treffen die S<br />

Dem Amateurboxen genermaßen <strong>wieder</strong> von allen<br />

stehen große Umwälzungen<br />

bevor. Deshalb das ist die richtige Entwicklung.<br />

Sportlern gefordert. Das ist gut,<br />

hat man auch während<br />

In London hat man gesehen, dass<br />

des olympischen Boxtur-<br />

die „Trefferhascherei“ glückli-<br />

niers in London eine gewisse cherweise <strong>wieder</strong> vernachlässigt<br />

Verunsicherung gespürt. Wo wird, dass das Boxerische <strong>wieder</strong><br />

geht es jetzt eigentlich hin, was deutlich an Bedeutung gewinnt.<br />

entscheidet? Die Kamprichter Dass die Athleten sich auf ihre<br />

haben stark dazu beigetragen, Stärken konzentrieren und nicht<br />

dass diese Verunsicherung nicht nur danach richten, wie die erste<br />

genommen werden konnte. Ich Runde gepunktet wurde. Selbst<br />

finde es absolut respektlos den wenn sie zurücklagen, haben sie<br />

Sportlern gegenüber, wenn Fehl-<br />

Fehlurteile<br />

versucht, ruhig zu bleiben und<br />

AIBA-Präsident Wu hat eine große Aufgabe vor sich – Entwi<br />

entscheidungen getroffen werden.<br />

Der Aserbaidschaner Magomed<br />

Abdulhamidow war im<br />

Bantamgewicht gegen den Japaner<br />

Satoshi Shimizu nur noch<br />

getaumelt und wurde dennoch<br />

zum Sieger erklärt. Dieses Urteil<br />

wurde letztendlich abgeändert.<br />

Das beschreibt allerdings nur die<br />

Spitze des Eisbergs. Wenn solch<br />

drastische Entscheidungen dazu<br />

führen, dass man eingreift, gibt<br />

es genügend Entscheidungen,<br />

die akzeptiert werden. Die aber<br />

nicht akzeptiert werden sollten.<br />

Denn damit trifft man nicht ein<br />

Land, oder eine Medaillenwertung,<br />

sondern vor allem den einzelnen<br />

Sportler – und zwar mitten<br />

ins Herz. Das ist schmerzlich,<br />

das darf einfach nicht sein.<br />

Langsam findet das Amateurboxen<br />

zu seinen alten Grundlagen<br />

zurück, so wird etwa der<br />

Kopfschutz im kommenden Jahr<br />

<strong>wieder</strong> abgeschafft. Die Verteidigungsbereitschaft<br />

wird gezwun-<br />

Gold und Silber im<br />

Superschwergewicht: Anthony Joshua<br />

(links) und Roberto Cammarelle<br />

ihrer Linie zu folgen. So hat mir<br />

der britische Superschwergewichtler<br />

Anthony Joshua sehr<br />

gut gefallen. Joshua ist für meine<br />

Begriffe eine Bereicherung. Er<br />

versucht, sich im Ring professionell<br />

darzustellen. Das sind die<br />

Athleten, die sich später auch<br />

bei den Profis durchsetzen werden,<br />

viele andere werden in der<br />

Masse bleiben.<br />

Es war eine Freude, Joshua<br />

zuzuschauen. Bei ihm war Begeisterung<br />

da, eine gewisse Klarheit,<br />

das sieht man im Superschwergewicht<br />

nicht so häufig.<br />

Viele Boxer dieser Gewichtsklasse<br />

bauen ab der zweiten Runde<br />

energetisch ab, wie Roberto<br />

Cammarelle. Das war bei Joshua<br />

nicht der Fall. Er hat seine Linie<br />

behalten, konnte ein relativ hohes<br />

Tempo gehen. Auch in der<br />

dritten Runde konnte er noch<br />

überzeugen.<br />

Joshua hat gute Ansätze, es<br />

auch als Profi einmal zu schaffen.<br />

Natürlich habe ich darauf<br />

geachtet, als ich mir die Kämpfe<br />

aus London angeschaut habe.<br />

Mein Blick ist verständlicherweise<br />

heute ein anderer als<br />

gestern. Aber ich habe es nicht<br />

vergessen, dass ich selbst einmal<br />

als Amateur im Ring stand.<br />

Dass ich in dreimal drei Minuten<br />

meine Stärken unterbringen,<br />

meine Linie behalten musste.<br />

Das zeichnet auch heute <strong>wieder</strong><br />

die Großen aus: Klar sein,<br />

überzeugend sein, nicht so viele<br />

Aktionen bringen, die untergehen<br />

und die die Punktrichter gar<br />

nicht sehen können. Sondern<br />

einzelne, wirkungsvolle Hände,<br />

58<strong>BoxSport</strong>


cklungen im Amateurboxen stimmen mich hoffnungsvoll<br />

ordentlich präsentiert. Schade,<br />

dass es nicht zu einer Medaille<br />

gereicht hat. Aber auch so ist eine<br />

Entwicklung erkennbar. Das<br />

deutsche Amateurboxen hat<br />

einen besseren Eindruck hinterlassen<br />

als noch vor vier Jahren.<br />

Herauszuheben ist der kleine<br />

Härtel. Klar, Stefan Härtel ist<br />

am weitesten gekommen. Aber<br />

auch den letzten Kampf hat er<br />

würdevoll verloren. Er hatte<br />

gute Chancen, zu gewinnen.<br />

Allerdings wäre er dann wohl,<br />

wie sein Bezwinger Anthony<br />

Ogogo, in der nächsten Runde<br />

gescheitert. Da wäre mit dem<br />

brasilianischen Rechtsausleger<br />

Esquiva Falcao Florentino noch<br />

eine echte Hürde gekommen.<br />

Der Fünf-Punkte-Abstand bei<br />

der 10:15-Niederlage gegen Ogogo<br />

war mir zu hoch, das stimmte<br />

nicht. Stefan fehlte letztlich<br />

ein bisschen Klarheit, vielleicht<br />

auch ein wenig der Mut. Aber<br />

insgesamt hat er sich gut präsentiert.<br />

Er hätte definitiv eine Medaille verdient gehabt. Ich<br />

glaube der Abstand zwischen der Spitze und unseren<br />

besten Boxern ist noch vorhanden. Position fünf bis acht<br />

zu erreichen ist also durchaus legitim.<br />

Bei Erik Pfeifer fehlte mir persönlich ein Stück Überzeugung,<br />

im ersten Kampf erfolgreich zu sein. Gerade<br />

im Superschwergewicht hatten ja alle im Vorfeld damit<br />

gerechnet, dass es dort am ehesten zu einer Medaille<br />

reicht. Das stimmte auch. Wirklich schade, dass es relativ<br />

schnell zu Ende ging.<br />

Enrico Kölling konnte seinen ersten Kampf gewinnen,<br />

der zweite war dann eine relativ klare Niederlage.<br />

Auch Patrik Wojcicki musste eine deutliche Niederlage<br />

einstecken. Aber er ist ja noch ein ganz junger<br />

Mann.<br />

Über unsere Sportart redet man seit vielen Jahren,<br />

man diskutiert, ob sie überhaupt noch bei den<br />

Olympischen Spielen dabei sein sollte. Es wurden<br />

Kompromisse eingegangen, der Kopfschutz eingeführt,<br />

die Rundenzahl verändert. Es wird also auf<br />

einer Ebene gekämpft, die ich nicht als die in der<br />

Öffentlichkeit zu kritisierende erachte. Die Gefahr<br />

im Boxen ist mit einem gutem Herangehen, mit einer<br />

sicheren Vorbereitung, auch mit dem Bewusstsein<br />

für Gefahr, dafür, für sich selbst verantwortlich<br />

zu sein, ausreichend minimiert. Man muss die<br />

Menschen, die in weißer Kleidung im Ring ste-<br />

die den Gegner beeindrucken<br />

und die Zuschauer spüren lassen,<br />

wer hier seinen Gegner in<br />

der Hand hat.<br />

In London hat man gesehen,<br />

dass die Boxer, die die Führungshand<br />

aktiv nutzen, deutlich erfolgreicher<br />

und zielorientierter<br />

agieren können. Bei den Profis<br />

wird sie ja oft vernachlässigt, sie<br />

ist dann nur die Auftakthand für<br />

die Schlaghand. Schnell wird der<br />

Kampf dann ausschließlich auf<br />

der Ebene reiner physischer Fähigkeiten<br />

geführt. Die Führungshand<br />

kann vorbereiten, führen<br />

eben, bei den Amateuren, wie<br />

bei den Profis.<br />

In London waren die Länder<br />

der früheren Sowjetunion stark<br />

in der Wertung. Früher war es ein<br />

Land, heute sind es zahlreiche.<br />

Kuba hat an Stärke eingebüßt,<br />

was die momentane Anzahl<br />

an Finalteilnehmern erkennen<br />

lässt. Die inneren Verhältnisse<br />

haben sich in den vergangenen<br />

30 Jahren gewandelt, die finanziellen<br />

Ressourcen sind nicht<br />

mehr so da. Dafür mischen heute<br />

<strong>wieder</strong> Boxer beispielsweise<br />

aus Brasilien mit, sie spielten bei<br />

uns früher kaum eine Rolle. Unsere<br />

Das Fehlurteil des Turniers: Magomed Abdulhamidow<br />

hen und am Ring sitzen, die Kampfrichter,<br />

in Frage stellen und drastische Maßnahmen<br />

treffen. In London hat man gesehen, dass<br />

die Kampfrichter einen Weg finden, sich gemeinsam<br />

auf einen Sieger zu verständigen.<br />

Selbst, wenn der eigentlich gar nicht gewonnen<br />

hatte. Das ist schlimm.<br />

AIBA-Präsident Ching-Kuo Wu hat eine<br />

große Aufgabe vor sich, er sollte sie angehen.<br />

Nein, er muss sie angehen, um unserem<br />

Sport zu dienen. Es geht ja gar nicht um<br />

diese krassen Fehlentscheidungen, die jeder<br />

Laie erkennt. Es geht um diese schleichenden<br />

Entscheidungen, die knapp sind und<br />

nach denen man sagt: naja, eigentlich hat ja<br />

der andere gewonnen. In anderen Sportarten<br />

entscheiden Bruchteile von Sekunden. Das<br />

ist bei uns nicht möglich. Bei uns ist eins plus<br />

eins nicht immer zwei. Das zu beurteilen fällt<br />

nicht immer leicht, Ansichten einzelner Entscheider<br />

sind bei Entscheidungen auch von<br />

Bedeutung. Die Schulung der Kampfrichter<br />

hat große Bedeutung. Wünschenswert wäre,<br />

Kampfrichter waren selbst Aktive. Um den<br />

Sportlern gerecht zu werden, muss es eine<br />

klare Linie geben. Klare Treffer sind klare<br />

Treffer. Punkt aus. Wenn einer nur aktiv ist,<br />

aber nicht trifft, kann er nicht gewinnen,<br />

wenn sein Gegner weniger aktiv ist, dafür<br />

aber trifft.<br />

Dass Präsident Wu jetzt Entscheidungen<br />

im Nachhinein abgeändert hat, ist gut so.<br />

Hätte er es nicht gemacht, wäre die kritische<br />

vier deutschen Boxer haben geht im Bantamgewicht gegen den Japaner Satoshi<br />

Resonanz noch weitaus größer. Aber es geht<br />

Shimizu sechsmal zu Boden und wird dennoch zum<br />

es zwar nicht in die Medaillenränge<br />

geschafft, haben sich aber<br />

man hinterher diskutiert, ob der Sieger tat-<br />

nicht um diese Entscheidungen, bei denen<br />

Sieger erklärt - zumindest vorübergehend<br />

portler mitten ins Herz<br />

sächlich gewonnen hat. Sondern um die, die<br />

man durchwinkt. Es sollte doch hauptsächlich<br />

darum gehen, den Sportler zu schätzen<br />

und seine Leistung bestmöglich zu bewerten.<br />

Jedenfalls stimmen mich die positiven<br />

Entwicklungen im Amateurboxen für die<br />

Zukunft ausgesprochen hoffnungsvoll. Bestimmt<br />

werde nicht nur ich unsere vier Akteure<br />

von Olympia im Auge behalten. 2016<br />

ruft schon heute. Lasst uns nicht <strong>wieder</strong><br />

nur gute Teilnehmer sein. Siegen ist einfach<br />

noch schöner.<br />

Henry Maske mit DBV-Sportdirektor<br />

Michael Müller, Boxer Enrico Kölling<br />

und Präsident Jürgen Kyas (von links)<br />

<strong>BoxSport</strong> 59


Alle Termine der 1. und 2. Bundesliga<br />

Die Kampfpläne der 1. und 2. Bundesliga stehen fest. Geboxt wird<br />

in beiden Staffeln nur jeweils mit fünf Mannschaften. Während das<br />

Oberhaus am 6. Oktober mit der Besetzung des Meisterfinale aus<br />

dem Vorjahr Velberter BC – Nordhäuser SV in die Saison startet,<br />

beginnt die 2. Liga erst zwei Wochen später.<br />

Dabei überrascht, dass in diesem Jahr nur fünf Teams im Unterhaus<br />

antreten. „Wir haben leider nur so wenige Meldungen bekommen“,<br />

so der kommissarische Liga-Obmann des DBV Steven Nichols. „Bei<br />

vielen Vereinen, wie Braunschweig oder Cottbus, sind Sponsoren<br />

abgesprungen, so dass sie die Finanzierung nicht auf die Beine<br />

gestellt bekamen.“ Nichols betont jedoch nochmal, dass die Startgebühren<br />

die gleichen wie im Vorjahr sind. Nur die Strafen für<br />

Nicht-Antreten von Boxern wurden erhöht.<br />

<strong>BoxSport</strong> druckt die Ligastaffeln mit<br />

den entsprechenden<br />

Kampfplänen.<br />

Titelverteidiger: Der Velberter BC startet auch in diesem Jahr als haushoher Favorit in die Serie<br />

1.Bundesliga Saison 2012/2013<br />

Velberter BC<br />

Nordhäuser SV<br />

Motor Babelsberg<br />

BC Straubing<br />

MBR Hamm<br />

1. WK-Tag: 05.-07.10.2012<br />

Velberter BC<br />

Motor Babelsberg<br />

Frei: MBR Hamm<br />

- Nordhäuser SV<br />

- BC Straubing<br />

2. WK-Tag: 12.-14.10.2012<br />

MBR Hamm<br />

- Velberter BC<br />

BC Straubing - Nordhäuser SV<br />

Frei: Motor Babelsberg<br />

3. WK-Tag: 26.-28.10.2012<br />

Nordhäuser SV<br />

MBR Hamm<br />

Frei: Velberter BC<br />

- Motor Babelsberg<br />

- BC Straubing<br />

4. WK-Tag: 02.-04.11.2012<br />

BC Straubing<br />

- Velberter BC<br />

Motor Babelsberg - MBR Hamm<br />

Frei: Nordhäuser SV<br />

5. WK-Tag: 16.-18.11.2012<br />

Velberter BC - Motor Babelsberg<br />

MBR Hamm - Nordhäuser SV<br />

Frei: BC Straubing<br />

6. WK-Tag: 14.-16.12.2012<br />

Nordhäuser SV - Velberter BC<br />

BC Straubing - Motor Babelsberg<br />

Frei: MBR Hamm<br />

7. WK-Tag: 01.-03.02.2013<br />

Nordhäuser SV - BC Straubing<br />

Velberter BC<br />

- MBR Hamm<br />

Frei: Motor Babelsberg<br />

8. WK-Tag: 08.-10.02.2013<br />

Motor Babelsberg - Nordhäuser SV<br />

BC Straubing<br />

- MBR Hamm<br />

Frei: Velberter BC<br />

9. WK-Tag: 15.-17.02.2013<br />

Velberter BC<br />

- BC Straubing<br />

MBR Hamm - Motor Babelsberg<br />

Frei: Nordhäuser SV<br />

10. WK-Tag: 22. – 24.02.2013<br />

Motor Babelsberg - Velberter BC<br />

Nordhäuser SV - MBR Hamm<br />

Frei: BC Straubing<br />

Hinweis:<br />

Nach Absprache mit den Vertretern der 1. Bundesliga<br />

wird die Gewichtsklasse 76,0 Kg auf<br />

78,0 Kg erhöht!<br />

2. Bundesliga Saison 2012/2013<br />

BC Chemnitz<br />

BSK Seelze<br />

BR Hanau<br />

BV Weimar<br />

BT Hanse Wismar<br />

1. WK: 19.-21.10.2012<br />

BC Chemnitz<br />

- BSK Seelze<br />

BR Hanau<br />

- BV Weimar<br />

Frei: Boxteam Hanse Wismar<br />

2. WK: 02.-04.11.2012<br />

Boxteam Hanse Wismar<br />

BV Weimar<br />

Frei: BR Hanau<br />

3. WK: 09.-11.11.2012<br />

- BC Chemnitz<br />

- BSK Seelze<br />

BR Hanau - Boxteam Hanse Wismar<br />

BC Chemnitz<br />

- BV Weimar<br />

Frei: BSK Seelze<br />

4. WK: 14.-16.12.2012<br />

BV Weimar - Boxteam Hanse Wismar<br />

BSK Seelze<br />

- BR Hanau<br />

Frei: BC Chemnitz<br />

5. WK: 01.-03.02.2013<br />

Boxteam Hanse Wismar<br />

- BSK Seelze<br />

BC Chemnitz<br />

Frei: BV Weimar<br />

6. WK: 15. -17.02.2013<br />

- BR Hanau<br />

BV Weimar<br />

- BR Hanau<br />

BSK Seelze<br />

- BC Chemnitz<br />

Frei: Boxteam Hanse Wismar<br />

7. WK: 15.-17.03.2013<br />

Boxteam Hanse Wismar<br />

BV Weimar<br />

Frei: BSK Seelze<br />

8. WK: 22.-24.03.2013<br />

- BR Hanau<br />

- BC Chemnitz<br />

BC Chemnitz - Boxteam Hanse Wismar<br />

BSK Seelze<br />

- BV Weimar<br />

Frei: BR Hanau<br />

9. WK: 05.-07.04.2013<br />

Boxteam Hanse Wismar<br />

BR Hanau<br />

Frei: BC Chemnitz<br />

10. WK: 19.-21.04.2013<br />

- BV Weimar<br />

- BSK Seelze<br />

BSK Seelze - Boxteam Hanse Wismar<br />

BR Hanau<br />

- BC Chemnitz<br />

Frei: BV Weimar<br />

60 <strong>BoxSport</strong>


Deutsche Boxer glänzen beim<br />

17. Brandenburg-Cup in Frankfurt/Oder<br />

Viermal Gold für DBV<br />

Extra-Lob für Berliner El-Hag<br />

Omar El-Hag mit<br />

Trainer Egon Omsen.<br />

Der Boxer verdiente<br />

sich ein Sonderlob<br />

von seinem Trainer<br />

Die Ergebnisse der DBV-Boxer<br />

49 Kg: 7Teilnehmer:<br />

Dejan Cajic (GER)<br />

- 10:11 PN g. Evan Gillard (CAN)<br />

52 Kg: 11 Teilnehmer:<br />

Richard Goman (GER) - 18:04 PS ü. Tomasz Smerdel (POL)<br />

Richard Goman (GER) - 11:10 PS ü. Viktor Komkov (LTU)<br />

Richard Goman (GER) - 13:09 PS ü. Nikita Kuznetsov (RUS)<br />

Richard Goman (GER) - +11:11 PS ü. Bakhtovar Nazirov (RUS)<br />

56 Kg:11 Teilnehmer:<br />

Batu Coskun (GER)<br />

- 09:17 PN g. Elias Friha (FRA)<br />

Omar El Hag (GER) - 12:06 PS ü. Bradley Wilcox (CAN)<br />

Omar El Hag (GER) - 13:07 PS ü. Viktor Agateljan (CZE)<br />

Omar El Hag (GER)<br />

- 12:08 PS ü. Elias Friha (FRA)<br />

Die deutschen Jugend-Boxer haben<br />

beim 17. Brandenburg-Cup<br />

ebenso wie Russland viermal<br />

Gold erobert und mit den weiteren<br />

acht Medaillen den Mannschaftswettbewerb<br />

knapp gewonnen. Litauen und erstmals Dänemark<br />

stellten die restlichen Sieger.<br />

„Olympia ist vorbei, jetzt wird überall<br />

in den Nachwuchs investiert, in vielen Ländern<br />

wird mit Blick schon auf 2016 boxsportlich<br />

aufgerüstet", hat Hans Birka erkannt.<br />

Der Nachwuchs-Bundestrainer wertet das<br />

Frankfurter DBV-Resultat als "wider Erwarten<br />

gut angesichts der nicht optimalen Vorbereitung.“<br />

Ein Extra-Lob verdiente sich Omar El<br />

Hag. Der Vorjahres-Cup-Dritte setzte sich im<br />

Bantamgewicht souverän durch, bezwang<br />

im Endkampf den Franzosen Elias Friha mit<br />

12:8. „Eine WM-Medaille im Oktober in Thailand<br />

ist jetzt das Ziel", so der Schwarzschopf<br />

vom TSC Berlin.<br />

Für eine weitere Goldmedaille sorgte<br />

noch ein Berliner: Abu-Lubdeh Abdulrahman<br />

aus der Eintracht-Berlin-Schmiede<br />

von Harald Lange siegte im Mittelgewicht<br />

gegen den Polen Arkadiusz Szwedowicz<br />

klar mit 14:11 nach Punkten. „Das war ein<br />

wichtiger Erfolg“, so „Arnold“, der bereits bei<br />

der U19-DM in Köln die gesamte Konkurrenz<br />

vermöbelte. „Ich werde im Oktober<br />

an den Weltmeisterschaften in Thailand<br />

teilnehmen. Da bringt mich jedes Turnier<br />

weiter.“ Landestrainer Egon Omsen war<br />

nach dem souveränen Sieg beim Brandenburg-Cup<br />

von Abdulrahmans Leistung<br />

begeistert. Omsen: „Der Junge hat eine<br />

außergewöhnliche Technik und ist sehr,<br />

sehr schnell. Das hat er hier <strong>wieder</strong> demonstriert.“<br />

Die weiteren Medaillen für Deutschland<br />

holten Dejan Cajic (Halbfliegengewicht,<br />

Bronze), Richard Gomann (Fliegengewicht,<br />

Silber), Abass Baraou (Weltergewicht, Silber),<br />

Roman Fress, Melvin Perry ( beide<br />

Halbschwergewicht, Bronze), Tom Schwarz<br />

(Schwergewicht, Silber), Albon Pervizaj,<br />

Mike Fanselow (beide Schwergewicht,<br />

Bronze) und Florian Schulz (Super-Schwergewicht,<br />

Bronze).<br />

Die Länderwertung:<br />

Rang: Land Gold Silber Bronze Summe<br />

01 Deutschland 4 2 6 12<br />

02 Rußland 4 2 3 9<br />

03 Dänemark 1 - - 1<br />

03 Litauen 1 - - 1<br />

05 Frankreich - 3 - 3<br />

06 Kanada - 1 2 3<br />

07 Norwegen - 1 1 2<br />

07 Polen - 1 1 2<br />

09 Irland - - 3 3<br />

10 Tschechien - - 2 2<br />

11 Österreich - - 1 1<br />

11 Wales - - 1 1<br />

13 Belgien - - - 0<br />

13 Estland - - - 0<br />

13 Portugal - - - 0<br />

13 Schottland - - - 0<br />

13 Schweden - - - 0<br />

13 Ungarn - - - 0<br />

60 Kg: 13 Teilnehmer:<br />

Sahan Aybay (GER) - 10:13 PN g. Mark Mc Keown (SCO)<br />

64 Kg 16 Teilnehmer:<br />

Chris Förster (GER) - 07:10 PN g. David Roche (IRL)<br />

Malek Ezzeldinne (GER)- 09:08 PS ü. Nicolai Hede Jensen (DEN)<br />

Malek Ezzeldinne (GER)- Aufg.-NL 3.R. g. Sergey Sobylinskiy (RUS)<br />

David Todorovic (GER) - 08:07 PS ü. Salavat Khatujev (NOR)<br />

David Todorovic (GER) - Aufg.-NL 3.R. g. Yannick Dehez (FRA)<br />

Marcel Orsinger (GER) - 14:12 PS ü. Ricky Rowlands (WAL)<br />

Marcel Orsinger (GER) - 08:10 PN g. Artur Biarslanov (CAN)<br />

69 Kg: 12 Teilnehmer:<br />

Jan Ualhanov (GER) - 09:11 PN g. Patrik Balog (CZE)<br />

Johannes Simsch (GER) - 05:11 PN g. Igor Kharitonov (RUS)<br />

Abbas Baraou (GER) - 14:08 PS ü. Adam Sakhnini (SWE)<br />

Abbas Baraou (GER) - 18:08 PS ü. Michal Ostrowski (POL)<br />

Abbas Baraou (GER) - 09:15 PN g.Igor Kharitonov (RUS)<br />

75 Kg: 12 Teilnehmer:<br />

Andreas Hermann (GER) - 03:12 PN g. Magomed Madiyev (RUS)<br />

Abu-Lubdeh Abdulrahman (GER) - 15:09 PS ü. Jordan Kulinski (POL)<br />

Abu-Lubdeh Abdulrahman (GER) - 07:03 PS ü. Sultan Musaev (AUT)<br />

Abu-Lubdeh Abdulrahman (GER) - 14:11 PS ü. Arkadiusz Szwedowicz (POL)<br />

81 Kg: 11 Teilnehmer:<br />

Roman Fress (GER) - 09:06 PS ü. Hampus Henriksson (SWE)<br />

Roman Fress (GER) - 12:+12 PN g. Alexander Jankovic (DEN)<br />

Melvin Perry (GER) - 16:09 PS ü. George Boylan (IRL)<br />

Melvin Perry (GER) - WO-NL g. Joakim Sliwa (NOR)<br />

91 Kg: 9 Teilnehmer:<br />

Mike Fanselow (GER) +15:15 PS ü. Kody Davies (WAL)<br />

Mike Fanselow (GER) - 17:08 PS ü. Lamine Seraiche (FRA)<br />

Tom Schwarz (GER) - 17:06 PS ü. Richard Horth (CAN)<br />

Albon Pervizaj (GER) - 07:13 PN g. Andrey Stotskiy (RUS)<br />

Tom Schwarz (GER) - 13:10 PS ü. Mike Fanselow (GER)<br />

Tom Schwarz (GER) - 05:15 PN g. Andrey Stotskiy (RUS)<br />

+91 Kg: 5 Teilnehmer:<br />

Dennis Lewandowski (GER) - 12:06 PS ü. Bela Szajko (HUN)<br />

Florian Schulz (GER) - 09:12 PN g. Ivan Kabatov (RUS)<br />

Dennis Lewandowski (GER) - 10:04 PS ü. Samuel Goyet (CAN)<br />

Dennis Lewandowski (GER) - 12:10 PS ü. Ivan Kabatov (RUS)<br />

Die Ergebnisse der Finalkämpfe:<br />

49 Kg: Yusup Gazaev (RUS) - 14:10 PS ü. Evan Gillard (CAN<br />

52 Kg: Richard Goman (GER) - +11:11 PS ü. Bakhtovar Nazirov (RUS)<br />

56 Kg: Omar El Hag (GER) - 12:08 PS ü. Elias Friha (FRA)<br />

60 Kg: Khuseyn Baysangurov (RUS) - 14:09 PS ü. Sofiane Oumiha (FRA)<br />

64 Kg: Eimantas Stanionis (LTU) - 15:06 PS ü. Yannick Dehez (FRA)<br />

69 Kg: Igor Kharitonov (RUS) - 15:09 PS ü. Abass Baraou (GER)<br />

75 Kg: Abu-Lubdeh Abdulrahman (GER) - 14:11 PS ü. Arkadiusz Szwedowicz (POL)<br />

81 Kg: Aleksanda Jankovic (DEN) - 14:11 PS ü. Joakim Sliwa (NOR)<br />

91 Kg: Andrey Stotskiy (RUS) - 15:05 PS ü. Tom Schwarz (GER)<br />

91+Kg: Dennis Lewandowski (GER) - 12:10 PS ü. Ivan Kabatov (RUS)<br />

<strong>BoxSport</strong> 61


AUS DEN VERBÄNDEN<br />

Baden-Württemberg<br />

Auszeichnung für<br />

Boxprojekt<br />

Ein Boxprojekt, das schon seit<br />

vielen Jahren einige sehr gute<br />

und erfolgreiche Kaderathleten<br />

unter der Leitung von Oliver<br />

Dentz hervorgebracht hat und<br />

mit den Vereinen SpVgg 07 Ludwigsburg<br />

und Vfk Germania<br />

Stuttgart kooperiert, wurde jetzt<br />

ausgezeichnet. Und zwar mit<br />

dem diesjährigen Bürgerpreis<br />

Rems-Murr zum Thema „Engagiert<br />

für junge Leute“. Seit jeher<br />

stehen die guten Trainingsmöglichkeiten<br />

des Projekts den Kaderathleten<br />

des Box-Verbands<br />

Baden-Württemberg (BVBW)<br />

offen. Diese nutzen das Angebot<br />

auch regelmäßig und gerne. Anfang<br />

dieses Jahres erst hat Dentz,<br />

der Trainer und Begründer des<br />

Projekts, seine A-Lizenz in Bad<br />

Hennef erfolgreich bestanden.<br />

Regio-Cup ein voller Erfolg<br />

Der 1. Regio-Cup im Bereich<br />

Boxen war ein voller Erfolg. Insgesamt<br />

kamen neun Kämpfe zustande,<br />

was insgesamt ein zweieinhalbstündiges<br />

Programm<br />

ergab. Es waren Kämpfer aus<br />

dem gesamten Landesgebiet<br />

angereist. Die weiteste Anreise<br />

hatten die Boxer<br />

aus dem Klettgau<br />

an der schweizerischen<br />

Grenze bei<br />

Waldshut. Die Region<br />

Stuttgart musste<br />

sich knapp mit 12:11<br />

der Landesauswahl<br />

geschlagen geben. „Dieses Ergebnis<br />

war aber nebensächlich,<br />

da durchweg spannende Kämpfe<br />

zu sehen waren“, sagte Jürgen<br />

Wiedemann, der Präsident des<br />

Box-Verbands Baden-Württemberg<br />

(BVBW). Alle Teilnehmer<br />

erhielten eine Erinnerungsmedaille.<br />

Mario Loguercio vom Iron<br />

Box-Club Singen wurde zum<br />

besten Techniker gekürt und mit<br />

einem Pokal gewürdigt. Richard<br />

Fehn vom BC Sinsheim erhielt<br />

einen Pokal für die knappste<br />

Niederlage.<br />

BAYERN<br />

Winnerl feiert 60.!<br />

Oliver Dentz leitet das<br />

preisgekrönte Box-<br />

Projekt<br />

Der langjährige Landesjugendwart<br />

des Boxverbandes Bayern,<br />

Gerhard Winnerl, feierte seinen<br />

sechzigsten Geburtstag. Winnerl<br />

leistet bis heute herausragende<br />

und erfolgreiche Arbeit<br />

für die BABV-Jugend und hofft,<br />

noch viele weitere Jahre in dieser<br />

Funktion tätig zu sein.<br />

Landesmeisterschaft<br />

beim BC Weißenburg<br />

Die Bayerische Meisterschaften<br />

2012 für Männer und Frauen<br />

wurden an den Boxclub Weißenburg<br />

vergeben und finden nun<br />

am 20. und 21. Oktober 2012 in<br />

Scheckübergabe am Rande des Regio-Cups: Stuttgarter Türsteher und Promoter<br />

Torsten Techel haben Ringfrei Leonberg mit einer 500-Euro-Spende unterstützt<br />

Weißenburg statt. Die Internationalen<br />

Süddeutschen Meisterschaften<br />

für Jugend werden am<br />

27. und 28. Oktober 2012 in Ulm<br />

durchgeführt.<br />

HAMBURG<br />

Hamburg trauert um<br />

Andreas Prox<br />

Eine Autogrammkarte aus Profi-Tagen:<br />

Andreas Prox<br />

Der zweimalige Deutsche Vizemeister<br />

Andreas Prox ist im<br />

Alter von 53 Jahren nach einer<br />

schweren Krankheit verstorben.<br />

Prox lernte beim BC Sportmann<br />

das Boxen, wurde dort 1977 das<br />

erste Mal Deutscher Vizemeister.<br />

Nach dem Wechsel zum BSV<br />

19 erreichte er 1980 zum zweitem<br />

Mal den Titel im Halbmittelgewicht.<br />

Im Anschluss wurde<br />

er Profi und bestritt 19 Kämpfe,<br />

wovon er 15 Kämpfe gewann.<br />

Bessere Förderung<br />

für Hamburg<br />

Bei einem Treffen mit dem Vorstand<br />

und den Vereinsvertretern<br />

des HABV setzte sich der Vertreter<br />

des DBV, Michael Müller,<br />

ganz entschieden für eine Stärkung<br />

des Standortes Hamburg<br />

ein. Konkret sollen das Leistungszentrum<br />

im Braamkamp<br />

und das Verbandstraining eine<br />

stärkere Förderung erfahren. Die<br />

Landestrainer sollen durch verantwortliche<br />

Stützpunkttrainer<br />

in den Stadtteilen unterstützt<br />

werden. Der, auf Grundlage der<br />

Rahmenkonzeption des DBV erfolgende<br />

Leistungsaufbau soll<br />

systematisiert und konzeptioniert<br />

werden. Hierdurch wird<br />

auch die Voraussetzung für eine<br />

relevante, öffentliche, finanzielle<br />

Förderung geschaffen. Die Bedingungen<br />

für die besten Sportlerinnen<br />

und Sportler Hamburgs<br />

sollen verbessert werden.<br />

NIEDERSACHSEN<br />

May <strong>wieder</strong> im Box-Ring<br />

Der VfB Oldenburg nutzte die<br />

Gesundheitsinitiative der Barmer<br />

GEK „Deutschland bewegt<br />

sich“ auf dem Oldenburger<br />

Schloßplatz um eindrucksvoll<br />

für den Boxsport zu werben.<br />

Unterstützung fanden sie dabei<br />

bei dem ehemaligen Box-Olympiasieger<br />

Torsten May, der u.a.<br />

mit den jüngsten Mitgliedern<br />

des VFB und den Mädels einen<br />

Einblick in die Trainingsarbeit<br />

lieferte. Auch absolvierte er mit<br />

dem VFB-Boxer Mohammad<br />

Nasser einen Sparringskampf.<br />

Am Ende war Torsten May voll<br />

des Lobes über die Aktivitäten<br />

des VFB: „Solch eine gute und<br />

gezielte Nachwuchsförderung<br />

wie beim VFB gibt es heute selten<br />

in den Vereinen.“<br />

Für die Gesundheit zurück in den Ring:<br />

Torsten May<br />

NORDRHEIN-WESTFALEN<br />

Happy Birthday,<br />

Dieter Schumann!<br />

Auf stolze 70 Jahre darf er nun<br />

zurückblicken, die Dortmunder<br />

Boxsportikone Dieter Schumann.<br />

Dortmunds Boxfunktionär<br />

Nr.1, der mittlerweile im<br />

40.Jahr die Geschicke des über<br />

die Stadtgrenzen hinaus bekannten<br />

DBS 20/50 Dortmund<br />

führt, feierte nun seinen 70.<br />

Geburtstag. Ende der 50er Jahre<br />

stieg Schumann ganze 25 mal in<br />

den Ring und lehrte seine hochkarätigen<br />

Gegner das Fürchten.<br />

„15 mal durfte ich davon als<br />

Sieger den Ring verlassen“, erinnert<br />

sich der rüstige und vitale<br />

Jubilar mit einem bisschen<br />

Wehmut im Blick. Begann er als<br />

Jugendturniersieger im Bezirk<br />

Ruhr-Ems, holte er zwei Jahre<br />

später den heiß umkämpften<br />

Titel des Junioren Bezirksmeisters<br />

im gleichnamigen Verband.<br />

Heute legt Schumann viel Wert<br />

auf die Betreuung des Boxnach-<br />

62 <strong>BoxSport</strong>


Schwergewichtler im damaligen<br />

Boxverband der DDR. Im Jahr<br />

1974 erkämpfte er den DDR<br />

Meistertitel im Schwergewicht<br />

und schlug im Finale Gerd Sachse<br />

aus Gera. Nach Beendigung<br />

seiner aktiven Laufbahn zog es<br />

ihn <strong>wieder</strong> nach Helbra zurück<br />

und als Trainer war er bis zur<br />

Wende erfolgreich für die Boxer<br />

in Eisleben verantwortlich.<br />

Hoffnungsvolle Sportler wie Timo<br />

Hoffmann oder Maik Kulbe<br />

wurden von ihm entwickelt und<br />

gingen dann ihren erfolgreichen<br />

Weg im Sportverein in Halle weiter.<br />

SCHLESWIG-HOLSTEIN<br />

Emil Willer feiert 80.!<br />

Viel Spaß hatten die Kinder beim Boxtraining mit Christian Grelik und Dieter<br />

Schumann<br />

wuchses. So führte er kurz nach<br />

seinem Geburtstag zusammen<br />

mit Boxtrainer Christian Grelik<br />

auf der Kinderferienpartie in der<br />

Helmut-Körnig-Halle in Dortmund<br />

mit zahlreichen Kindern<br />

ein Boxtraining durch. Die Kinder<br />

machten begeistert mit und<br />

lernten nach dem Aufwärmtraining<br />

einige Boxtechniken. Nach<br />

den Übungen waren alle nassgeschwitzt<br />

und die aufgestauten<br />

Aggressionen verflogen. Es hat<br />

allen gefallen und für den nächsten<br />

Boxlehrgang des DBS 20/50<br />

haben sich einige neue Teilnehmer<br />

gefunden.<br />

Technik-Training<br />

mit Kuba-Trainer<br />

Jo de Vrieze, der seit vielen Jahren<br />

in Havanna für den Kubanischen<br />

Boxverband arbeitet,<br />

führte ein intensives Technik-<br />

Training für einige Nachwuchsboxer<br />

durch. Organisiert wurde<br />

der Lehrgang vom Förderverein<br />

Düsseldorfer-Box-Vereine. 38<br />

Athleten aus dem Rheinland,<br />

Westfalen, Lüttich und Düsseldorf<br />

waren dabei. Sprachprobleme<br />

gab es keine. Martin Lücker,<br />

Coach beim PTSV Aachen,<br />

folgte der spontanen Einladung<br />

des Fördervereins und half beim<br />

Übersetzten. Lücker brachte<br />

gleich zwei talentierte Sportler<br />

mit. Unter den aufmerksamen<br />

Augen der anwesenden Trainer<br />

arbeitete der Vrieze mit den Teilnehmern<br />

maßgeblich an ihrer<br />

Beinarbeit.<br />

Alles im Blick: Konsequent führte Joe<br />

de Vrieze sein Boxtraining durch<br />

SACHSEN-ANHALT<br />

Detlef Schulze ist tot<br />

Der erfolgreiche Amateurboxer<br />

Detlef Schulze ist im Alter von<br />

61 Jahren verstorben. Schulzebegann<br />

Ende der 60iger Jahre<br />

mit dem Boxsport in Helbra und<br />

wurde aufgrund seiner guten<br />

sportlichen Entwicklung zum<br />

ASK Vorwärts nach Franfurt/<br />

Oder delegiert. Er entwickelte<br />

sich dort zu einem erfolgreichen<br />

Neue Trainingsstätte<br />

für Boxclub Helbra<br />

Großer Auflauf in Helbra, denn<br />

hoher Besuch hatte sich bei den<br />

Boxern angekündigt. Alle Sportler<br />

und weitere Gäste waren in<br />

der zukünftigen neuen Trainingsstätte<br />

in der Minnastraße<br />

erschienen und pünktlich um<br />

09.30 Uhr kam Innenminister<br />

Holger Stahlknecht zur feierlichen<br />

Scheckübergabe in Höhe<br />

von Euro 100.000 an die Gemeinde<br />

zum Ausbau des alten Kinos<br />

zur neuen Trainings- und Wettkampfstätte.<br />

Dankend nahmen<br />

der Bürgermeister Herr Alfred<br />

Böttge und die Abteilungsleiterin<br />

Boxen Frau RA Kathrin Sonderhoff<br />

diesen Scheck entgegen.<br />

Die Boxer des Boxclub Helbra<br />

werden nach Abschluss der<br />

Bauarbeiten voraussichtlich im<br />

Frühjahr 2013 im umgebauten<br />

ehemaligen Kino und Tanzsaal<br />

ihren Traingsbetrieb aufnehmen<br />

können. Die Trainingsstätte wird<br />

umfangreich saniert und mit<br />

Umkleide-und Sanitärbereich,<br />

Kraftraum, Trainerzimmer sowie<br />

Nebengelass bestens ausgestattet<br />

sein.<br />

Emil Willer feierte seinen 80.<br />

Geburtstag<br />

Der ehemalige Deutsche Meister<br />

im Halbschwer- und Schwergewicht,<br />

Emil Willer, feierte<br />

seinen 80. Geburtstag. Emil<br />

Willer erlernte als Jugendlicher<br />

den Beruf eines Schlossers und<br />

begann 1947 in seiner Heimatstadt<br />

Kiel mit dem Boxen. 1951<br />

wurde er erstmals schleswigholsteinischer<br />

Landesmeister<br />

im Halbschwergewicht. Diesen<br />

Titel errang er in der Folgezeit<br />

noch öfter. 1954 wechselte Emil<br />

Willer aus beruflichen Gründen<br />

nach Leverkusen und boxte von<br />

da an für Bayer Leverkusen. Im<br />

Jahre 1956 gelang Emil Willer<br />

im Finale der deutschen Meisterschaft<br />

im Halbschwergewicht<br />

ein Punktsieg über Altmeister<br />

Helmut Pfirrmann aus Weinheim.<br />

Seinen zweiten deutschen<br />

Meistertitel gewann Emil Willer<br />

im Jahre 1959. Im Schwergewicht<br />

siegte er dabei über Emil<br />

Herrmann aus Recklinghausen<br />

durch Abbruch in der 1. Runde.<br />

Große Freude beim BC Helbra über die Spende von 100.000 Euro von Holger<br />

Stahlknecht<br />

<strong>BoxSport</strong><br />

63


ALLE KÄMPFE – alle sieger<br />

BAYERN<br />

Mannschaftsvergleich TV Bad<br />

Windsheim - BR Villingen 15:9<br />

Schüler: Pap. 40: Bedzenezhnykh<br />

(V) PS über Derheim (W) Pap. 42:<br />

Stiben (W) PS über Heubauer (V)<br />

Kadetten: Pap. 38: Krotter (W) PS<br />

über Geissler Alexander (V) Pap. 42:<br />

Sterny (V) RSC-S.3.R. über Brabander<br />

(W) Junioren: Fl: Rempel (W) ue.<br />

Geissler Mathias (V) L: Dezel (W) PS<br />

über Milberger (V) W: Bauer (W) PS<br />

über Selimovic (V) Jugend: W: Tesse<br />

(V) PS über Wölfling (W) Männer/<br />

Frauen: L (weibl): Coussens (W) PS<br />

über Avranenko (V) HW: Raman (W)<br />

PS über Mut (V) M: Büchner (W) PS<br />

über Kindsvater (V) S: Becker (V) PS<br />

über Kujak (W)<br />

Mannschaftsvergleich TSV<br />

Peißenberg - TV Kempten 7:5<br />

Schüler: Pap. 44: Hardok (K) PS über<br />

Vollmann (P) HFl: Rigas M. (P) PS<br />

über Kurschak (K) Junioren: L: Faico<br />

(K) PS über Hoffmann (P) Männer: W:<br />

Wittur (P) PS über Dikici (K) M: Kirsanov<br />

(P) PS über Ipek (K) HS: Rigas A<br />

(P) ue. John (K)<br />

Mannschaftsvergleich BC<br />

Kaufbeuren - TG Worms 14:4<br />

Schüler: Pap. 42: Fedotov (K) PS<br />

über Morio (W) Junioren: Fl: Fertich<br />

Stefan (K) PS über Skliarov (W) HW:<br />

Eifert (K) PS über Pinarbasi (W) W:<br />

Helbling (K) PS über Baimler (W) W:<br />

Judt (W) Aufg.-S.2.R. über Gorr (K)<br />

Männer/Frauen: L (weibl): Slobodjanikowa<br />

(K) PS über Gertel (W) L:<br />

Bilgin (K) Aufg.-S.1.R. über Kinshakov<br />

(W) M: Pritschow (W) Aufg.-S.2.R.<br />

über Yildiz (K) S: Gorst (K) Disq.-<br />

S.3.R. über Aci (W)<br />

Mannschaftsvergleich BC Speyer<br />

- Bad Windsheim 6:16<br />

Schüler: Pap. 38: Krotter (BW) ue. Fischer<br />

(S) Pap. 42: Derheim (BW) PS<br />

über Ibrahim (S) HFl: Rossbach (BW)<br />

PS über Seil (S) Kadetten: Pap.42:<br />

Stiben (BW) RSC-S.1.R. über Brodbeck<br />

(S) HW: Dezel (BW) PS über<br />

Beimler (S) M: Barmani (S)<br />

PS über Bauer (BW) Junioren: B:<br />

Skiliarov (S) PS über Rempel (BW)<br />

HM: Wölfling (BW) ue. Häusler (S)<br />

Männer: W: Waigand (BW) RSC-<br />

S.3.R. über Gaul (S) M: Hinkel (BW)<br />

PS über Gries (S) HS: Büchner (BW)<br />

PS über Ayar (S)<br />

Intern. Mannschaftsvergleich BC<br />

Weißenburg - Stadtauswahl Prag/<br />

CZ 12:6<br />

Männer/Frauen: F (weibl): Juranova<br />

(P) PS über Milles (W) HW: Barsegjan<br />

(W) Aufg.-S.2.R. über Broz (P) HW:<br />

Dahinten (W) RSC-S.1.R. über Molik<br />

(P) W: Balog (P) PS über Winter (W)<br />

M: Andrysek (P) PS über Arsumanjan<br />

Marten (W) HS: Arsumanjan Sascha<br />

(W) PS über Voitech (P) HS: Lang<br />

(W) PS über Vaclav (P) S: Lehnis<br />

(W) RSC-S.1.R. über Rozec (P) SS:<br />

Kujak (W) KO-S.3.R. über Lazar (P)<br />

Einlagekämpfe: Schüler: Pap. 34:<br />

Schäfler (Schwabach) PS über Rudi<br />

(Weißenburg) Kadettinnen: B: Albrecht<br />

(Weißenburg) RSC-S.2.R. über<br />

Kucharski (Landsberg)<br />

Mannschaftsvergleich BC<br />

Straubing - PSV Stralsund 11:5<br />

Kasdetten: HFl: Gorte (SR) ue. Atac<br />

(S) Junioren: B: Meier (SR) PS über<br />

Tsratz (S) L: Ramadan (SR) PS über<br />

Jangojan (S) HM: Wasischew (S) PS<br />

über Shala Florit (SR) Jugend: HW:<br />

Kafli (SR) PS über Fischer (S) HS:<br />

Rexhepi (S) PS über Gutkowski (SR)<br />

SSchwer: Shala Granit (SR) PS über<br />

Lewandowski (S) Männer: S: Gorst<br />

(SR) Aufg.-S.3.R. über Witzke (S)<br />

Bezirksvergleich Oberfranken -<br />

Unterfranken 10:6<br />

Schüler: Pap. 40: Derheim (UFR) PS<br />

über Jomaa (OFR) Junioren: HW:<br />

Rubner (OFR) ue. Kopka (UFR) F:<br />

Root (UFR) ÜS über Meitz (OFR) M:<br />

Angles (OFR) PS über Bastron (UFR)<br />

Kadetten: Pap. 42: Ören (OFR) ue.<br />

Stiben (UFR) Jugend: W: Maier (OFR)<br />

PS über Dadaev (UFR) Männer: HW:<br />

Horn (OFR) Disq.-S.3.R. über Knorr<br />

(UFR) SSchwer: Bulgardarjan (OFR)<br />

KO-S.1.R. über Neustein (UFR)<br />

Intern. Mannschaftsvergleich BC<br />

Straubing - BK Sesvete 6:14<br />

Kadetten: F: Suvaly (BK) PS über<br />

Schinabeck (SR) L: Hunic (BK) PS<br />

über Ramadan (SR) Jugend: HW:<br />

Pretenjaco (BK) PS über Bilgin (SR)<br />

HW: Platic Luka (BK) Aufg,-S.3.R.<br />

über Kafli (SR) M: Gogic (BK) PS<br />

über Ufuk (SR) Männer: L: Walth<br />

(SR) PS über Prtehjaca Stipan (BK)<br />

HW: Dahinten (SR) PS über Vekis<br />

(BK) W: Hakobian (SR) PS über Khjezevic<br />

(BK) HS: Platic Damir (BK)<br />

PS über Seven (SR) S: Kadic (BK)<br />

PS über Wahl (SR) Einlagekampf:<br />

Jugend: W: Habler (ASV Cham) PS<br />

über Malterer (SR)<br />

Mannschaftsvergleich BC 1. FC<br />

Nürnberg - Boxfit Regensburg<br />

11:5<br />

Schüler: B: Faynshteyn (N) PS über<br />

Wagner (R) Jugend: M: Arsumanjan<br />

Marten (N) Aufg.-S. 3.R. über Wagner<br />

Box-Begeisterter verkauft Box-<br />

Raritäten im großen Umfang.<br />

Tel.: 05322-90 54 288<br />

(R) M: Wölfling (N) Aufg.-S.2.R. über<br />

Brandel (R) Männer: B: Zeneli (N) ue.<br />

Liebrecht (R) M: Eckert (R) PS über<br />

Recke (N) M: Osipov (N) PS über Shakeri<br />

(R) HS: Arsumanjan Sascha (R)<br />

Aufg.-S.2.R. über Thal (N) S: Block (N)<br />

PS über Götz (R)<br />

SÜDWEST<br />

Siedlerfest-Vergleich 1. BC/AV<br />

03 Speyer verstärkt - TV Bad<br />

Windsheim 6:16.<br />

Männer: 68 kg: Fabian Gaul (1. BC<br />

Speyer) Abbruchniederlage 3. Runde<br />

gegen Michael Wiegand. - 72 kg:<br />

Erik Gries (BC Pirmasens für Speyer)<br />

- Eugen Hinkel (1. BC Frankenthal<br />

für Windsheim) 0:3-Punktniederlage.<br />

- 82 kg: Aykan Ayar (AV 03 Speyer) -<br />

Matthias Büchner 0:3. Junioren (U<br />

17): 51 kg: German Skliarov (1. FC<br />

Kaiserslautern für Speyer)- Stanislav<br />

Rempel 2:1. - 70 kg: Marlon Häusler<br />

(1. BC Speyer) - Hannes Wölfling 1:1.<br />

Kadetten (U 15): 42 kg: Kai Brodbeck<br />

(1. BC Speyer) Abbruchniederlage 1.<br />

Runde gegen Maks Stibben. - 63 kg:<br />

Vladimir Baimler (1. FC Kaiserslautern<br />

für Speyer) - Christian Dezel 0:3. - 72<br />

kg: Saleh Barmani (AV 03 Speyer) -<br />

Alexander Bauer 3:0. Schüler (U 13):<br />

37 kg: Noah Fischer (Weimarer BV<br />

für Speyer) - Daniel Krotter 1:1. - 42<br />

kg: Edmond Ibrahimi (1. BC Speyer) -<br />

Daniel Derheim 0:3. - 51 kg: Richard<br />

Roßbach (AV 03 Speyer für Windsheim)<br />

- Jessy Sell (VT Frankenthal für<br />

BAYERN<br />

Intern. Mannschaftsvergleich<br />

DJK Bavaria Rosenheim - BC<br />

Wörgl/A<br />

• Sonntag, 9. September 2012 -<br />

10.30 Uhr, Rosenheim-Pfaffenhofen,<br />

Box-Stadl<br />

Mannschaftsvergleich TV<br />

Gunzenhausen - Auswahl<br />

Unterfranken<br />

• Sonntag, 16. September 2012<br />

- 10.15 Uhr, Gunzenhausen, Kirchweihplatz<br />

Intern. Mannschaftsvergleich<br />

TSV Peißenberg - BC Sopron (H)<br />

• Samstag, 22. September 2012<br />

Speyer) 3:0. Einlagekämpfe ohne<br />

Wertung: Männer: 65 kg: Dominic<br />

Schaaf (BC Pirmasens) - Vladimir<br />

Geier. Jugend (U 19): 68 kg: Johann<br />

Pfirmann (BC Pirmasens) - Manuel<br />

Melkomians. Schüler (U 13): Oronco<br />

Birardi (TV Alzey) - Moses Fischer.<br />

Weibliche Kadetten (U 15): Antonella<br />

Birardi (TV Alzey) - Ana Akrapovic<br />

(1. BC Speyer).<br />

Auswahl Baden-Württemberg -<br />

Auswahl Polen 16:4<br />

Männer: Federgewicht: Dieter Geier -<br />

Grzegorz Brynda 3:2 Punkte. - Welter:<br />

Andranik Hakobian - Sylwester Stempniewski<br />

5:0. - Halbmittel: Sinan Bayrak<br />

- Tomasz Mazur 3:2. - Mittel: Alexander<br />

Danilow - Przemyslaw Kulig 0:5.<br />

- Schwer: Igor Teziew - Przemyslaw<br />

Bartkawiak, Abruchsieger (RSC = Referee<br />

stops contest) 1. Runde Teziew.<br />

- Superschwer: Andreas Wahl - Wlodzimierz<br />

Letr 5:0. Johann Witt - Michal<br />

Gerlecki 5:0, Marcin Snitko - Andreas<br />

Becker 5:0. Jugend (U 19): Leicht:<br />

Mohamed Maher - Marek Pietruczuk<br />

3:2. - Halbwelter: Albert Mut - Mateusz<br />

Polski 0:5 Außerhalb der Vergleichswertung:<br />

Männer: Schwer:<br />

Martin Schönherr (1. BC Speyer) Mohammed<br />

Marzouki (1. Wiesbadener<br />

ABC), Aufgabesieger 2. Runde Marzouki.<br />

Junioren (U 17): Mittel: Dariusz<br />

Birnbach (1. BC Speyer) - Marc Becker<br />

(TG Worms), Aufgabesieger 2. Runde<br />

Birnbach. - Schwer: Marat Ataev (BC<br />

Kostheim) - Melvin Perry (BC Neckarsulm)<br />

5:0. Hans-Freistadt-Pokale an<br />

Baden-Württemberg (erfolgreichste<br />

Mannschaft, bester Techniker (Johann<br />

Witt), unglücklichster Verlierer<br />

(Thomasz Mazur).<br />

TERMINKALENDER DER AMATEURE<br />

- 20.00 Uhr, Peißenberg, Festzelt<br />

Volksfestplatz<br />

HAMBURG<br />

Hamburger Box-Meisterschaft<br />

• Freitag, 14. September 2012<br />

– 20:00 Uhr u. Samstag, 15. September<br />

2012 – 19.00 Uhr, HABV<br />

Sporthalle, Braamkamp 1<br />

NORDRHEIN-WESTFALEN<br />

Internationales Sichtungsturnier<br />

BV Ibbenbüren<br />

• Samstag, 15. September 2012<br />

– 18:00 Uhr, Sporthalle der Ludwigschule,<br />

Groner Allee 49, 49477<br />

Ibbenbüren<br />

Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 24. September 2012<br />

64 <strong>BoxSport</strong>


… Interview mit<br />

Michael Müller<br />

LESER<br />

Wenn es stimmt, dass nach Aussage<br />

des DBV-Sportdirektors Michael<br />

Müller der komplette Männerbereich<br />

im Amateurboxen ab<br />

2013 ohne Kopfschutz boxen<br />

wird, widerspricht das meiner<br />

Meinung nach eklatant seiner<br />

Beurteilung der „größten Revolution<br />

aller Zeiten“ im Amateurboxen:<br />

„Es gibt nur Gewinner.“<br />

…Stieglitz vs.<br />

Abraham<br />

Karl-Ch. Flick, Bielefeld<br />

<strong>Arthur</strong> is back! Es war wohl schon<br />

eine Sensation, mit der auch<br />

viele Experten nicht gerechnet<br />

haben, aber <strong>Arthur</strong> Abraham ist<br />

Weltmeister der WBO im Super-<br />

Mittelgewicht geworden. Es war<br />

eine unglaubliche mentale und<br />

taktische Leistung des Berliners,<br />

der das „Konditionsmonster“<br />

Robert Stieglitz teilweise spielerisch<br />

ausboxte. Glückwunsch,<br />

<strong>Arthur</strong> Abraham !<br />

M. Best, Berlin<br />

Ulli Wegner<br />

Mein Leben in 13 Runden<br />

»Für seine Boxer ist er<br />

Respektsperson,<br />

manchmal auch Vaterfigur,<br />

Förderer und Forderer.«<br />

Berliner Zeitung<br />

Viel Lob für <strong>Arthur</strong> Abraham nach dessen Sieg über Robert Stieglitz<br />

Abraham hat dazu gelernt. Vom<br />

Titelträger Stieglitz hätte man<br />

mehr erwarten können, er ist mit<br />

Abstand der bessere Boxer. Aber<br />

Abraham boxte gut mit, schlug<br />

linke und rechte Geraden. Er<br />

präsentierte sich erstaunlich gut,<br />

sogar gegen Ende hatte er noch<br />

reichlich Stehvermögen. Das<br />

war eine respektable Leistung.<br />

H. Schucht, Remscheid<br />

schreiben Zu...<br />

…Vitali und Wladimir<br />

Klitschko<br />

Vitali und Wladimir Klitschko<br />

sind großartige Männer – innerhalb<br />

und außerhalb des Rings.<br />

Aber etwas könnten sie doch<br />

noch verbessern. Bei den K2-<br />

Veranstaltungen werden Rahmenkämpfer<br />

überhaupt nicht<br />

erwähnt, geschweige denn in<br />

kurzen Ausschnitten gezeigt,<br />

sowie es die ARD macht. Das ist<br />

nicht in Ordnung. Auch Vitali<br />

und Wladimir war man zu Beginn<br />

ihrer Karriere behilflich.<br />

Sicherlich handelt es sich nicht<br />

um böse Absicht. Aber man sollte<br />

daran arbeiten.<br />

B. Weber, Berlin<br />

…Waldimir Klitschko<br />

vs. Tony Thompson<br />

Man muss es mal deutlich sagen:<br />

diese Verarsche der Klitschkos<br />

Fallobst zu engagieren geht<br />

jedem Liebhaber vernünftiger<br />

Fights auf die Nerven. Das ist<br />

nicht gut für den Boxsport.<br />

R. Jüttner, Gran Canaria<br />

Ich, m, 37, suche eine starke<br />

muskulöse Boxerin, die gern<br />

gegen einen Anfänger boxen/<br />

sparren möchte.<br />

Sei stark und melde dich.<br />

Tel:0160-8057632<br />

www.eulenspiegel-verlagsgruppe.de<br />

304 Seiten, geb.<br />

19,95 €<br />

ISBN 978-3-355-01795-4<br />

Foto: © André Kowalski


Lesen Sie in der nächsten Ausgabe<br />

Alexander Povetkin<br />

(rechts) steht unter<br />

Beobachtung: nicht nur<br />

von seinem nächsten<br />

Gegner Hasim Rahman.<br />

Am 29. September will<br />

der WBA-Champion<br />

im Schwergewicht<br />

beweisen, dass seine<br />

Konditions-Schwäche<br />

gegen Marco Huck nur<br />

ein Ausrutscher war.<br />

Sein neuer Trainer<br />

Kostya Tszyu soll ihn fit<br />

wie nie machen.<br />

Nächster<br />

Erscheinungstermin ist<br />

für Abonnenten<br />

der 4. Oktober,<br />

ab dem 6. Oktober<br />

im Handel<br />

Marco Huck trifft am<br />

3. November im Gerry<br />

Weber Stadion von<br />

Halle/Westfalen auf<br />

einen ganz harten<br />

Brocken: auf Ex-<br />

Weltmeister Firat Arslan.<br />

Dann will Huck die<br />

zehnte Titelverteidigung<br />

seines WBO-Gürtels im<br />

Cruisergewicht feiern.<br />

Stürzt Koloss Charr Dr. Eisenfaust?<br />

Manuel Charr will Schwergewichts-Weltmeister<br />

Vitali Klitschko vom Thron hauen. Der Kampf in<br />

Moskau könnte wegen der politischen Karriere der<br />

letzte von Dr. Eisenfaust sein. Große Berichte und<br />

Analysen.<br />

Hernandez weiter Weltmeister?<br />

Alles über die Pflichtverteidigung von Sauerlands<br />

Kuba-Champion Yoan Pablo Hernandez gegen Troy<br />

Ross in Bamberg.<br />

Der „Zar“ gegen „The Rock“<br />

Neuer Trainer, neuer Povetkin? In Hamburg muss<br />

der WBA-Schwergewichts-Weltmeister gegen<br />

Pflichtherausforderer und Ex-Champion Hasim<br />

Rahman antreten. Schlägt der „russische Zar“ auch<br />

„The Rock“?<br />

Herausgeber und Chefredakteur: Hans Reski (0221-2587-260/261/334)<br />

Redaktion: Gino Casale, Arne Leyenberg, Marianne Müller (Foto-Reportagen)<br />

Ständige Mitarbeiter: Tobias Drews, Manfred Hönel, Peter Jaschke, Björn Jensen,<br />

Bertram Job, Matthias Kerber, Joachim Leyenberg, Jörg Lubrich, Alexander<br />

Mazur, Susanne Rohlfing, Hartmut Scherzer, Ebby Thust, Hubert Wildschütz-Mizia<br />

Fotos in dieser Ausgabe: ap, arena, DBV, dapd, dpa, Manzano, Sauerland Event,<br />

SES, Universum, Wende<br />

Layout: Katharina Büchner, Michael Rosenstein, Bernd Schulte zur Wissen<br />

Internet: www.sportverlag.de<br />

E-Mail der Redaktion: boxsport@sportverlag.de<br />

Verlag: DSV Deutscher Sportverlag GmbH, Friesenplatz 16, 50672 Köln<br />

Tel.: (0221) 2587-0, Fax: (0221) 2587-200<br />

Verlagsleitung: Lutz Bandte<br />

Vertriebsleitung: Tobias Weidmann<br />

Anzeigen, Koordination: Gino Casale. Tel. (0221) 2587-261.<br />

E-Mail: boxsport@sportverlag.de.<br />

IMPRESSUM<br />

Käpt’n Huck<br />

Großes Interview mit Weltmeister Marco Huck vor<br />

seiner Titelverteidigung gegen Firat Arslan.<br />

World Series und Bundesliga<br />

Wie geht es mit der World Series of Boxing<br />

weiter? Alles über die neuen Staffeln und den<br />

Austragungsmodus. Große <strong>Vorschau</strong> auf die<br />

Bundesliga.<br />

AIBA und die Weltverbände<br />

Gibt es Krieg zwischen Amateuren und Profis? Was<br />

die Weltverbände vom Plan der AIBA halten, ins<br />

Profigeschäft einzusteigen. Großer Report<br />

Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 10 vom 1.1.2012.<br />

Abonnement: DSV Deutscher Sportverlag GmbH, Friesenplatz 11, 50672 Köln,<br />

Telefon (0221) 2587-243, E-Mail: service@sportverlag.de.<br />

Einzelverkauf: Partner Medienservices GmbH,<br />

Postfach 81 06 40, 70523 Stuttgart, Fax.: (0711) 7252320<br />

Druck: Dierichs Druck + Media GmbH & Co KG, Frankfurter Str. 168, 34121 Kassel<br />

BOXSPORT erscheint monatlich, Einzelpreis: € 4,20. Jahresabonnementpreis<br />

(12 Ausgaben): € 45,60. Abonnementkündigungen sind sechs Wochen vor Ablauf<br />

des berechneten Zeitraums dem Abonnement-Vertrieb schriftlich bekannt zu<br />

geben. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche<br />

Genehmigung des Verlages vervielfältigt oder verbreitet werden. Unter dieses<br />

Verbot fällt insbesondere auch die Vervielfältigung per Kopie, die Aufnahme in<br />

elektronische Datenbanken und die Vervielfältigung auf CD-ROM. Der Verlag haftet<br />

nicht für unverlangt eingesandte Manuskripte, Unterlagen und Fotos.<br />

66 <strong>BoxSport</strong>


„Boxen statt Gewalt“<br />

„Boxen statt Gewalt“ jetzt auch mit<br />

Boxtraining für Manager, Ingenieure, Ärzte,<br />

Lehrer und andere Geistesschaffende. Als<br />

Trainer steht Profi-Trainer Otto Ramin und<br />

weiter examinierte Trainer zur Verfügung.<br />

jetzt auch für Manager<br />

Wo wird geboxt?<br />

Boxhalle in Berlin-Marzahn, Eisenacher Straße 123<br />

Wann wird geboxt?<br />

Jeden Donnerstag und Freitag von 13 – 15 Uhr. Nach<br />

Vereinbarung sind auch andere Trainingszeiten möglich.<br />

Wo kann man sich anmelden?<br />

Mobil: 0178 -600 5555 oder 030 42 0049 92 und im<br />

Internet unter: Boxring-Eintracht@gmx.com<br />

Unternehmensberater Dr. Wilhelm Paffenhausen (rechts)<br />

beim Pratzentraining mit Harald Lange<br />

Oliver Hess (links), Manager<br />

der Bergwerk Berlin GmbH,<br />

ist vom Managerboxen<br />

begeistert

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