gwf Wasser/Abwasser Flowtite GFK-Speichersysteme (Vorschau)
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6/2013<br />
Jahrgang 154<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />
www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />
ISSN 0016-3651<br />
B 5399<br />
www.amitech-germany.de<br />
FLOWTITE<br />
<strong>GFK</strong>-<strong>Speichersysteme</strong><br />
• Kanalrohrleitungen<br />
• Druckrohrleitungen<br />
• Trinkwasserleitungen<br />
• Stauraumkanalsysteme<br />
• <strong>Wasser</strong>kraftleitungen<br />
• Trinkwasserspeicher<br />
• <strong>GFK</strong>-Sonderprofile<br />
• Industrieleitungen<br />
• Brunnenrohre<br />
• Schächte<br />
• Bewässerungsleitungen<br />
• Brückenrohre<br />
A Member of the<br />
Group
3. Praxistag am 29. Oktober 2013 in Essen<br />
<strong>Wasser</strong>versorgungsnetze<br />
Programm<br />
Moderation: Prof. Th. Wegener,<br />
iro Institut für Rohrleitungsbau, Oldenburg<br />
Wann und Wo?<br />
Themenblock 1: Netzbetrieb - Analysieren und Optimieren<br />
Auf zu neuen Ufern -<br />
aktuelle Fragestellungen in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Th. Rücken, Timo Wehr, Rechenzentrum für Versorgungsnetze Wehr<br />
GmbH, Düsseldorf<br />
Was können Asset Manager von Psychologen lernen?<br />
M. Beck, Fichtner Water & Transportation GmbH, Berlin<br />
Themenblock 2: Strategien zur Netzspülung<br />
Zustandsorientierte Spülung von Trinkwassernetzen<br />
Dr. A. Korth, TZW, Außenstelle Dresden<br />
Softwarebasierte Ermittlung von Spülprogrammen<br />
zur Unterstützung systematischer Netzspülungen<br />
Dr. J. Deuerlein, 3S Consult GmbH, Garbsen<br />
Strategische Planung von Netzspülungen mit Hilfe<br />
von Trinkwasseranalysen<br />
M. Geib, OOVW Oldenburgisch-Ostfriesischer <strong>Wasser</strong>verband, Brake<br />
Themenblock 3: Netzüberwachung<br />
Multiparameter-Sensorik und Online-Überwachung für <strong>Wasser</strong>versorgungsnetze<br />
- Einsatz im Rahmen des Forschungsprojektes<br />
IWaNet<br />
W. Geiger, GERO Meßsysteme GmbH, Braunschweig<br />
Watercloud: Neue Wege im <strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />
H.-P. Karle, F.A.S.T GmbH, Langenbrettach<br />
Kombination von Ortungsverfahren für die <strong>Wasser</strong>lecksuche<br />
D. Becker, Hermann Sewerin GmbH, Gütersloh<br />
Themenblock 4: Netzbetrieb - Anwendungen aus Sicht<br />
der <strong>Wasser</strong>versorger<br />
Handlungsempfehlungen zur Minimierung von Rohrschäden<br />
an Hauptleitungen des Hamburger Versorgungsnetzes<br />
K. Krieger, HAMBURG WASSER, Hamburg; Dr. Ch. Sorge, IWW, Mülheim<br />
Umsetzung einer Netzmanagementstrategie bei der RWW–<br />
Rheinisch-Westfälischen <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
J. Erbel, RWW GmbH, Mülheim, Dr. G. Gangl, RBS Wave GmbH, Stuttgart<br />
Veranstalter:<br />
Veranstalter<br />
3R, ZfW, iro<br />
Termin: Dienstag, 29.10.2013,<br />
9:00 Uhr – 17:15 Uhr<br />
Ort:<br />
Zielgruppe:<br />
Essen, Welcome Hotel<br />
Mitarbeiter von Stadtwerken<br />
und <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen,<br />
Dienstleister im Bereich<br />
Netzplanung, -inspektion und<br />
-wartung<br />
Teilnahmegebühr*:<br />
3R-Abonnenten<br />
und iro-Mitglieder: 390,- €<br />
Nichtabonnenten: 420,- €<br />
Bei weiteren Anmeldungen aus einem Unternehmen<br />
wird ein Rabatt von 10 % auf den jeweiligen<br />
Preis gewährt.<br />
Im Preis enthalten sind die Tagungsunterlagen<br />
sowie das Catering (2 x Kaffee, 1 x Mittagessen).<br />
* Nach Eingang Ihrer schriftlichen Anmeldung (auch per Internet<br />
möglich) sind Sie als Teilnehmer registriert und erhalten eine<br />
schriftliche Bestätigung sowie die Rechnung, die vor Veranstaltungsbeginn<br />
zu begleichen ist. Bei Absagen nach dem 15.<br />
Oktober 2013 oder Nichterscheinen wird ein Betrag von 100,- €<br />
für den Verwaltungsaufwand in Rechnung gestellt. Die Preise<br />
verstehen sich zzgl. MwSt.<br />
Mehr Information und Online-Anmeldung unter<br />
www.praxistag-wasserversorgungsnetze.de<br />
Fax-Anmeldung: 0201-82002-40 oder Online-Anmeldung: www.praxistag-wasserversorgungsnetze.de<br />
Ich bin 3R-Abonnent<br />
Ich bin iro-Mitglied<br />
Ich bin Nichtabonnent/kein iro-Mitglied<br />
Vorname, Name des Empfängers<br />
Telefon<br />
Telefax<br />
Firma/Institution<br />
E-Mail<br />
Straße/Postfach<br />
Land, PLZ, Ort<br />
Nummer<br />
✘<br />
Ort, Datum, Unterschrift
STANDPUNKT<br />
Brauchen wir mehr Hochwasserschutz?<br />
„Immer hieß es, Rothensee ist sicher“ –<br />
schrieb die FAZ Anfang Juni 2013.<br />
Diese Schlagzeile ist symptomatisch für das<br />
Hochwasser-Risiko-Management in Deutschland.<br />
Nach wie vor wird einseitig auf den Technischen<br />
Hochwasserschutz gesetzt und den<br />
Bürgern damit suggeriert, dass auch extreme<br />
Hochwasserereignisse vollständig beherrschbar<br />
seien. Dabei werden Anlagen des Technischen<br />
Hochwasserschutzes auf Bemessungsabflüsse<br />
dimensioniert, die statistisch<br />
gesehen nur einmal in 100 Jahren überschritten<br />
werden. Übersteigen die Hochwasserabflüsse<br />
diese Bemessungsansätze, versagen<br />
die Anlagen.<br />
Das Dilemma: je höher das „Hochwasserschutzversprechen“<br />
– desto größer auch die<br />
möglichen Schäden. Denn gerade weil sich<br />
Anwohner und Gewerbetreibende hinter den<br />
Deichen so sicher fühlen, schaffen sie auch in<br />
potenziellen Überschwemmungs gebieten<br />
entsprechend hohe Werte. Das Hochwasserrisiko<br />
– definiert als Kombination aus der<br />
Wahrscheinlichkeit des Eintritts eines Hochwasserereignisses<br />
und den anzunehmenden<br />
Schäden – bleibt gleich oder steigt sogar an.<br />
Den Technischen Hochwasserschutz auf noch<br />
höhere Schutzziele auszulegen, kann also<br />
nicht die Lösung kein – zumindest wenn nicht<br />
gleichzeitig versucht wird, die Schadenspotenziale<br />
in den Überschwemmungsgebieten<br />
zu vermindern.<br />
Diese Erkenntnis ist nicht neu. Mit der Hochwasser-Risiko-Management-Richtlinie<br />
wurden<br />
im Jahr 2007 die entsprechenden Grundlagen<br />
geschaffen und diese im Jahr 2009 auch<br />
in das WHG (<strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz) überführt.<br />
Ein modernes Hochwasser-Risiko-<br />
Management basiert demnach auf drei Säulen:<br />
Neben dem Technischen Hochwasserschutz<br />
sind die Hochwasservorsorge und die<br />
Stärkung des <strong>Wasser</strong>rückhaltes in der Fläche<br />
wichtige Bausteine.<br />
Im Bereich der Hochwasservorsorge bestehen<br />
noch erhebliche Verbesserungsmöglichkeiten.<br />
So können beispielsweise regen-radarbasierte<br />
Abflussvorhersagen die Vorwarnzeit<br />
in kleinen Einzugsgebieten deutlich verlängern.<br />
Ein besserer Objektschutz und eine<br />
noch nachhaltigere Berücksichtigung des<br />
Hochwasserschutzes im Rahmen der Bauleitplanung<br />
vermindern die Schadenspotenziale<br />
und damit das Risiko.<br />
Bei der Stärkung des <strong>Wasser</strong>rückhaltes wird<br />
vom WWF und Anderen zu Recht auf die<br />
Bedeutung der Flussauen hingewiesen. Eine<br />
naturnahe Gewässerentwicklung kann durch<br />
erhöhte Rauigkeiten und längere Fließwege<br />
eine Verlangsamung und Abflachung von<br />
Hochwasserwellen bewirken. Die Forderung<br />
des BWK Landesverbandes Brandenburg und<br />
Berlin, dem (technischen) Hochwasserschutz<br />
Vorrang vor dem Naturschutz (und den Zielen<br />
der <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie) einzuräumen, ist<br />
nicht zielführend und zeugt von einem veralteten<br />
Denken. Bezeichnend ist, dass in der<br />
Resolution vom 31. Mai 2013 die Begriffe<br />
„Risiko“ und „Vorsorge“ nicht vorkommen.<br />
Neben den Flussauen ist aber auch dem Rest<br />
des Einzugsgebietes größere Beachtung zu<br />
schenken: Hochwasserabflüsse entstehen in<br />
der Fläche und nicht erst in der Aue! Maßnahmen<br />
in der Landwirtschaft wie etwa die<br />
konservierende Bodenbearbeitung oder<br />
die naturnahe Regenwasserbewirtschaftung<br />
in Siedlungsgebieten helfen, Hochwasserabflüsse<br />
zu vermindern.<br />
Hochwasser-Risiko-Management ist also deutlich<br />
mehr als nur technischer Hochwasserschutz.<br />
Was wir vor allem brauchen, ist eine<br />
stärkeres Risiko-Bewusstsein.<br />
Prof. Dr. Heiko Sieker<br />
Ingenieurgesellschaft Prof. Dr. Sieker mbH<br />
Hoppegarten<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 629
INHALT<br />
Das neue VDMA-Einheitsblatt 24657 „Technische Ausrüstung für Anlagen der<br />
zentralen Regenwasserbehandlung und -rückhaltung – Hinweise für Betrieb,<br />
Instandhaltung und Erneuerung“. Ab Seite 708<br />
Untersuchungen belegen, dass Extrazellulare Polymere<br />
Substanzen (EPS) bei Fouling- und Biofilmerscheinungen<br />
auf Membranen in der Trinkwasseraufbereitung und in<br />
der <strong>Abwasser</strong>reinigung eine Schlüsselrolle spielen.<br />
Ab Seite 716<br />
Fachberichte<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
708 J. Dettmar und H. Brombach<br />
Neues Regelwerk für die<br />
Instandhaltung der technischen<br />
Ausrüstung zentraler Regenwasserbehandlungsanlagen<br />
New Technical Guidelines for Maintenance of<br />
Technical Equipment of Central Storm Water<br />
Treatment Facilities<br />
Membrantechnik<br />
716 H. Exler, U. Telgmann und F.-B. Frechen<br />
Einfluss gelöster organischer<br />
Verbindungen (EPS) auf die hydraulische<br />
Leistungsfähigkeit von<br />
Membranen<br />
Ausbildung – Lehre und Forschung<br />
724 H. Bockhorn, H. Horn, J. Klinger und Th. Kolb<br />
Engler-Bunte-Institut des Karlsruher<br />
Instituts für Technologie (KIT)<br />
und Technologiezentrum <strong>Wasser</strong>,<br />
Karlsruhe (TZW) im Jahre 2012<br />
Karlsruhe Institute of Technology 2012<br />
Tagungsbericht<br />
740 Regeln, Nennweiten, Verfahren –<br />
es gibt noch viel Potenzial<br />
11. Deutscher Schlauchlinertag in<br />
Würzburg<br />
Netzwerk Wissen<br />
Aktuelles aus Bildung und Wissenschaft,<br />
Forschung und Entwicklung<br />
663 Das Forschungsinstitut <strong>Wasser</strong> und Umwelt<br />
(fwu) an der Universität Siegen im Portrait<br />
Influence of Dissolved Organic Substances (EPS)<br />
on Hydraulic Performance of Membranes<br />
Juni 2013<br />
630 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
INHALT<br />
Bericht über aktuelle Entwicklungen und Aktivitäten am<br />
Engler-Bunte-Institut, der DVGW-Forschungsstelle am<br />
Engler-Bunte-Institut sowie der Forschungsstelle für<br />
Brandschutztechnik im Jahr 2012. Ab Seite 724<br />
Mehr als 500 Teilnehmer trafen sich auf dem 11. Deutschen Schlauchlinertag<br />
im Congress Centrum in Würzburg. Ab Seite 740<br />
Fokus<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
634 Dezentrale Niederschlagswasserbehandlungsanlagen:<br />
Bedeutung und Wirkungsgrad<br />
wachsen<br />
640 Paradigmenwechsel in Leer: Entflechtung<br />
der Mischwasserkanalisation mit dem<br />
HS®-Kanalrohrsystem<br />
642 Close-fit am Tegernsee: Sanierung eines<br />
<strong>Abwasser</strong>sammlers mit Compact Pipe<br />
645 Rohre schützen die Spree: <strong>GFK</strong>-Rohrmodule<br />
im neuen LURITEC-Regenbecken verbaut<br />
648 Saubere Lösung: Rinnenfilter entlasten das<br />
Grundwasser und die kommunalen Kassen<br />
652 Regenwasser von innerstädtischen Verkehrsflächen<br />
vor Ort versickern? – Regenwasserbehandlung<br />
mit Kastenrinnen<br />
655 Marktübersicht Regenwassernutzung<br />
Regenwasserversickerung<br />
656 Vier Aufgaben – eine Lösung: Regenwasser<br />
ist unsere Kompetenz<br />
658 Hagebau Zentrallager in Herten entwässert<br />
mit individuell angepasstem System<br />
660 Primus unterm Vorfeld: Abscheidetechnik<br />
auf dem neuen Flughafen Kassel-Calden<br />
Nachrichten<br />
Branche<br />
680 Kulturlandschaften entwickeln, Ökosystemleistungen<br />
stärken – Politikempfehlungen<br />
für Deutschland<br />
681 Rheinisch-Westfälische <strong>Wasser</strong>werke und<br />
Hochschule Ruhr West festigen Partnerschaft<br />
683 Fachverbände und Leitungsbauer auf der<br />
WASSER BERLIN 2013<br />
684 Starke Vernetzungen, internationaler Kontaktausbau<br />
und konkrete Geschäftsanbahnungen<br />
– German Water Partnership auf<br />
der WASSER BERLIN 2013<br />
686 Empirische Analyse der Grundversorgungstarife<br />
in NRW<br />
688 Nanosilber aus Konsumprodukten landet<br />
kaum in Gewässern – Forschungsprogramm<br />
des Schweizerischen Nationalfonds<br />
SNF<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 631
INHALT<br />
Netzwerk Wissen: Das Forschungsinstitut <strong>Wasser</strong> und<br />
Umwelt (fwu) an der Universität Siegen. Ab Seite 663 Fokus-Thema im Juni: Regenwasserbewirtschaftung. Ab Seite 634<br />
690 Hier wird getrennt, was nicht zusammen<br />
gehört – Chemiker der TU Chemnitz entwickeln<br />
Zeolithmembranen zur Stofftrennung<br />
mit optimierten Eigenschaften<br />
691 Teilnehmer wieder auf dem neuesten Stand<br />
– Fachtagung Abscheidetechnik der Gütegemeinschaft<br />
Entwässerungstechnik (GET)<br />
692 Gemeinsam stark in der Region und der<br />
Welt – HUBER SE und SPANGLER GmbH<br />
feiern 25 Jahre Zusammenarbeit<br />
Veranstaltungen<br />
694 6. Hansgrohe <strong>Wasser</strong>symposium – Das<br />
Thema 2013: Stadtwasser – <strong>Wasser</strong>stadt<br />
694 FILTECH 2013 Kongressprogramm<br />
veröffentlicht<br />
695 Innovative Technologien und Branchentrends<br />
rund um Trinkwasser im Fokus von<br />
Experten – wat 2013 vom 30. September<br />
bis 1. Oktober in Nürnberg<br />
696 <strong>Wasser</strong>beurteilung und <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
– GDCh-Fortbildungskurs<br />
696 Steuern in der kommunalen Entsorgungswirtschaft<br />
– Korrekte Anwendung der Vorschriften<br />
für Abfall- und <strong>Abwasser</strong>betriebe<br />
Leute<br />
697 Friedhelm Sieker 80 Jahre<br />
Recht und Regelwerk<br />
698 DVGW-Regelwerk <strong>Wasser</strong><br />
699 DVGW-Regelwerk Gas/<strong>Wasser</strong><br />
705 Neue DWA-Merkblätter erschienen<br />
706 DWA: Aufruf zur Stellungnahme – Entwurf<br />
Arbeitsblatt DWA-M 388<br />
Praxis<br />
744 Pegasus HD im Ersteinsatz in Koblenz –<br />
IBAK-Kamerasysteme im Untergrund<br />
746 Roboter-basierte Stutzensanierung mit<br />
Harz12 in Eiprofilen<br />
Produkte und Verfahren<br />
747 Optimierung der Betriebseffizienz von<br />
Versorgungsunternehmen<br />
748 Verkauf der neuen Geräteserie Neon startet<br />
mit dem pH-Gerät<br />
749 Vereinfachte Montage für EGE-Strömungswächter<br />
Juni 2013<br />
632 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
INHALT<br />
Zuverlässige<br />
Durchflussmessung<br />
für<br />
die <strong>Wasser</strong>wirtschaft?<br />
Sicher.<br />
Nachlese zur<br />
WASSER BERLIN<br />
INTERNATIONAL.<br />
© Messe Berlin<br />
Ab Seite 683<br />
750 Druckerhöhungsanlagen mit Komfort-<br />
Regelung und höchster Energieeffizienz<br />
Information<br />
723, 739 Buchbesprechungen<br />
751 Impressum<br />
752 Termine<br />
Recht und Steuern<br />
Recht und Steuern im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach,<br />
Ausgabe 5/6, 2013<br />
Zum Beispiel mit dem magnetischinduktiven<br />
Durchflussmesser<br />
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Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 633
FOKUS<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
Dezentrale Niederschlagswasserbehandlungsanlagen:<br />
Bedeutung und Wirkungsgrad wachsen<br />
Im internationalen Vergleich besitzt Deutschland einen hohen Standard in der <strong>Abwasser</strong>beseitigung. Am Beispiel<br />
des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen (NRW) zeigt sich aber auch, wie sehr die öffentlichen Kanalnetze<br />
bereits belastet sind. Das bevölkerungs- und infrastrukturstärkste Bundesland verfügt über eine sehr umfassende<br />
Infrastruktur.<br />
Folgende<br />
Rahmenbedingungen<br />
sind bei der Festlegung zukünftiger<br />
Bewirtschaftungsziele zu beachten:<br />
645 Kommunale Kläranlagen<br />
werden heute bereits in NRW betrieben,<br />
darüber hinaus sind derzeit<br />
etwa 83 000 Kleinkläranlagen (KKA)<br />
und 8500 abflusslose Gruben seitens<br />
der Betreiber gemeldet bzw.<br />
genehmigt. Hinzu kommen 1200<br />
Industriebetriebe, welche direkt<br />
einleiten und rund 40 000 Betriebe,<br />
welche als indirekte Einleiter registriert<br />
sind. Mehr als 8000 Regenbecken<br />
und Entlastungsanlagen<br />
sowie rund 70 000 km öffentliche<br />
Kanalisation, geschätzte 200 000 km<br />
private Kanalisation und 3 Mio.<br />
Hausanschlüsse runden das Bild der<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlungssituation in<br />
NRW ab.<br />
Weitere Fakten zur Niederschlagswasserbeseitigung<br />
im Bundesland<br />
NRW:<br />
##<br />
17,9 % der Flächen in NRW sind<br />
als Siedlungs-, Gewerbe und Verkehrsflächen<br />
ausgewiesen,<br />
##<br />
ca. 100 000 ha als befestigte und<br />
abflusswirksame Fläche (12 %),<br />
##<br />
über 5000 Mischwassereinleitung<br />
sowie,<br />
##<br />
ca. 2000 Einleitungen aus Trennsystemen<br />
mit Behandlung,<br />
##<br />
ca. 100 000 Einleitungen, erfolgen<br />
heute bereits bzw. immer<br />
noch ohne jegliche Behandlung!<br />
Hohes Volumen an Ersatz<br />
und Neuinvestitionen<br />
Bedenkt man darüber hinaus, dass<br />
die 654 aktuell betriebenen Kommunalen<br />
Kläranlagen im Durchschnitt<br />
30 Jahre alt sind, dann<br />
wird das Ausmaß des Volumens an<br />
Ersatz- und Neuinvestitionen für die<br />
nahe Zukunft deutlich [2]. Entsprechendes<br />
gilt natürlich für die Kanalnetze<br />
und sonstigen technischen<br />
Entwässerungs- und Behandlungseinrichtungen,<br />
welche mitunter<br />
noch deutlich älter sind.<br />
Ferner ist fest davon auszugehen,<br />
dass bei einer Vielzahl von<br />
dezentral aber auch zentral bereits<br />
betriebenen Entwässerungseinrichtungen,<br />
wie z. B. nicht ständig<br />
gefüllte, als auch ständig gefüllte<br />
Regenklärbecken, Regenwasserentlastungs-<br />
und Regenwasserreinigungsanlagen<br />
sowie nachgeschalteten<br />
Bodenfilter-/<strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen<br />
der Ablauf nicht oder<br />
nicht mehr den gesetzlichen Anforderungen<br />
entspricht (siehe auch<br />
§ 7a Abs. 1 WHG sowie die MUNLV-<br />
Broschüre „Retentionsbodenfilter –<br />
Handbuch, Bau und Betrieb“).<br />
Ähnlich, wie es sich im Ballungsraum<br />
NRW darstellt, verhält es sich<br />
in vielen anderen Bundesländern<br />
oder auch im benachbarten Ausland<br />
wie z. B. in Österreich. Hier<br />
wurde unlängst beschlossen, dass<br />
im Haushaltsjahr 2013 sämtliche<br />
staatliche Zuschüsse/Subventionen<br />
an die Kommunen für Infrastrukturmaßnahmen<br />
gestrichen werden<br />
sollen. Dies betrifft dort sowohl den<br />
Aufbau, die Instandhaltungsmaßnahmen,<br />
die Anpassung, sowie den<br />
Rückbau von nicht mehr benötigten<br />
Infrastrukturen wie z. B. überdimensionierte<br />
Kanalsysteme oder <strong>Abwasser</strong>behandlungseinrichtungen.<br />
Somit ist die Niederschlagswasserbeseitigung<br />
zukünftig, sowohl<br />
logistisch, als auch finanziell, eine<br />
der größten Herausforderungen für<br />
die Städte und Gemeinden bzw. für<br />
die Öffentliche Hand im Allgemeinen.<br />
Eine Vielzahl von Gewässern<br />
zeigen bereits Probleme auf, die<br />
auf unbehandelte oder nicht ausreichend<br />
behandelte Niederschlagswassereinleitungen<br />
zurückzuführen<br />
sind. Durch jede weitere Versiegelung<br />
der Flächen ergeben sich neue<br />
gewässerstrukturelle Probleme.<br />
Mit dem im Landeswassergesetz<br />
festgeschriebenen <strong>Abwasser</strong>beseitigungskonzept<br />
sollen die Gemeinden<br />
nun gegenüber den zuständigen<br />
Behörden Aussagen treffen, wie<br />
zukünftig in den Entwässerungsgebieten<br />
das Niederschlagswasser<br />
unter Beachtung des § 51 a und der<br />
städtebaulichen Entwicklung beseitigt<br />
werden kann. Und dies unter<br />
Berücksichtigung der bestehenden<br />
Entwässerungssituation und der<br />
Auswirkungen der Maßnahmen,<br />
sowohl auf das Grundwasser, als<br />
auch auf die oberirdischen Gewässer.<br />
Dezentrale <strong>Abwasser</strong>beseitigung<br />
mit zunehmender<br />
Bedeutung<br />
Eine zentrale <strong>Abwasser</strong>beseitigung<br />
und Behandlung ist in der Regel<br />
aufgrund der zunehmenden Flächenversiegelungen,<br />
städtebaulichen<br />
Maßnahmen, vorhandener<br />
Infrastruktur sowie aber auch vor<br />
allem aus Kostengründen nicht realisierbar.<br />
Die dezentrale <strong>Abwasser</strong>beseitigung<br />
und Behandlung<br />
gewinnt damit zunehmend an<br />
Bedeutung [2].<br />
Die <strong>Abwasser</strong>behandlung muss<br />
je nach Behandlungsbedürftigkeit<br />
in unterschiedlichen Verfahren<br />
erfolgen. Grundvoraussetzung für<br />
den Einsatz der dezentralen<br />
Anlagentechnik ist es jedoch, dass<br />
sie in den Punkten Reinigungsleistung,<br />
Schadstoffrückhalt und Stand-<br />
Juni 2013<br />
634 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Regenwasserbewirtschaftung<br />
FOKUS<br />
zeit den Qualitätsansprüchen, welche<br />
an die zentralen Systemen<br />
gestellt werden, standhält.<br />
Verschiedene Forschungsprojekte<br />
im In- und Ausland befassen<br />
sich seit einigen Jahren damit, der<br />
Leistungsfähigkeit und Betriebssicherheit<br />
solcher dezentralen An -<br />
lagen und Systeme auch unter<br />
schwierigsten Rahmenbedingungen<br />
wie z. B. winterlicher Betrieb an<br />
hochfrequentierten Autobahnen<br />
auf den Grund zu gehen. Hierbei<br />
sind neben labortechnischen Untersuchungen<br />
sicherlich auch langfristig<br />
angelegte Praxistests Gegenstand<br />
der Forschungsvorhaben [6].<br />
Die in diesem Rahmen durchgeführten<br />
Untersuchungen zeigen,<br />
dass dezentrale Anlagen heute<br />
bereits das gleiche Leistungsniveau,<br />
sowohl im Rückhalt und Abbau<br />
anorganischer als auch organischer<br />
Frachten, wie ansonsten nur aufwändig<br />
zu erstellende Bodenfilter<br />
bzw. Muldenrigolenanlagen er -<br />
reicht haben [6].<br />
Der Ansatz der dezentralen<br />
Behandlung des Niederschlagsabflusses<br />
zielt im Wesentlichen darauf<br />
ab, dass die niederschlagsabflusswirksamen<br />
Flächen bewertet und<br />
dann gezielt behandelt werden. So<br />
sind es häufig nur die durch den<br />
Straßenverkehr belasteten Flächen<br />
(Flächen der Kategorie II), die eine<br />
erhöhte Anforderung an die <strong>Abwasser</strong>-<br />
bzw. Niederschlagswasserbehandlung<br />
im städtischen Bereich<br />
stellen.<br />
Unbelastete <strong>Abwasser</strong> dürfen in<br />
der Regel ohne Behandlung direkt<br />
in Gewässer oder Vorfluter eingeleitet<br />
oder im Erdreich versickert werden.<br />
Im Gegensatz zu dem leicht<br />
verschmutzten Niederschlagswasser,<br />
das z.B. auf privaten Grundstücken<br />
anfällt, sind die Niederschlagsabflüsse<br />
von Verkehrsflächen wie<br />
Straßen, Parkplätze und Betriebsbzw.<br />
Industriegelände deutlich<br />
höher belastet und erfordern eine<br />
komplexere Behandlung bzw. Aufbereitung<br />
des Flächenabflusses [5].<br />
In der Regel ist der Abfluss hier<br />
durch einen hohen, jahreszeitlich<br />
oder örtlich bedingten, variablen<br />
Feststoffanteil (abfiltrierbare Stoffe<br />
– AFS) wie z. B. Staub, Reifen- und<br />
Bremsabrieb, Flächenabrieb, Pflanzen-<br />
und Baumbestandteile, Streusalz-<br />
und Streusplitteintrag oder<br />
auch durch Baumaßnahmen<br />
bedingte Einträge, belastet. Hinzu<br />
kommen Belastungen durch den<br />
Eintrag von organischen Frachten<br />
wie z. B. Mineralölkohlenwasserstoffe<br />
(MKWs) oder polycyclische<br />
aromatische Kohlenwasserstoffe<br />
(PAKs), die durch Verbrennungsanlagen<br />
aber natürlich in erster Linie<br />
auch durch den Straßenverkehr<br />
selbst eingetragen werden. Letztere<br />
treten heute jedoch bereits nur<br />
noch in Mengen auf, die unterhalb<br />
der Grenzwerte, häufig unter der<br />
Nachweisgrenze liegen. Ferner sind<br />
Schwermetalle wie Kupfer, Zink<br />
in zeitweise hoher Konzentration,<br />
sowie Cadmium, Blei, Nickel und<br />
Chrom in den Flächenabflüssen<br />
nachgewiesen worden. Aber auch<br />
Nitrat und Phosphor wie auch Pestizide<br />
und Phenole gelangen standortbedingt<br />
in den Flächenabfluss<br />
[6].<br />
Eines der Hauptprobleme ist<br />
sicherlich die nicht homogene, pauschal<br />
zu definierende Menge der<br />
einzelnen Frachten. Starke pro- ▶▶<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 635
FOKUS<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
CRC-<strong>Abwasser</strong>behandlungsanlage.<br />
CRC-Doppelschachtsystem.<br />
jektspezifische, regionale sowie jahreszeitbedingte<br />
Einflüsse lassen von<br />
einer großen Streuung der zu<br />
erwartenden Schmutzfrachten ausgehen.<br />
Speziell für diese komplexen<br />
An forderungen im öffentlichen<br />
bzw. industriellen Bereich (Flächenentwässerung<br />
der Kategorie II) sind<br />
seitens der Industrie die verschiedensten<br />
Systeme für die dezentrale<br />
Ab wasserbehandlung entwickelt<br />
worden.<br />
Man unterscheidet hierbei in<br />
zwei verfahrenstechnische Grundoperationen,<br />
den sogenannten<br />
Wirkmechanismen: Stofftrennung<br />
und Stoffwandlung.<br />
Als Stofftrennung wird hierbei<br />
die Funktion der Sedimentation<br />
und das Aufschwimmen, die Resuspension,<br />
Filtration (mechanisch<br />
oder hydraulisch) und die Adsorption<br />
durch z. B. geeignete Adsorptionssubstrate<br />
verstanden.<br />
Unter Stoffwandlung ist die chemische<br />
Oxidation oder auch die biologische<br />
Umsetzung bzw. Abbau<br />
der Frachten unter Zuhilfenahme<br />
bakteriologischer Prozesse zu sehen<br />
[3].<br />
Es hat sich herausgestellt, dass<br />
die Mehrzahl der Anbieter entsprechender<br />
Systeme sich auf die Stofftrennung<br />
konzentrieren. Die Stoffwandlung<br />
hingegen, und hier vor<br />
allem die biochemische Umsetzung,<br />
wird in der Regel eher vernachlässigt.<br />
Systeme, die den Anspruch<br />
hegen, qualitativ die natürliche<br />
Bodenpassage/Bodenfilter zu ersetzen,<br />
gehen hier neue Wege. Der Einsatz<br />
moderner leistungsstarker Substrattechniken<br />
garantiert nach Aussage<br />
der Hersteller heute bereits in<br />
einer Schütthöhe von ca. 20 cm eine<br />
höhere Reinigungs- bzw. Abbauleistung<br />
der organischen sowie anorganischen<br />
Frachten als die, die einer<br />
normenkonform aufgebauten Bo -<br />
denpassage (Bodenfilter) zugesprochen<br />
wird. Eingebaut werden die<br />
Substrate bereits in zentrale Entwässerungseinrichtungen<br />
wie z. B.<br />
Bodenfilteranlagen, die Regenklärbecken<br />
nachgeschaltet werden<br />
oder auch direkt in die Regenwasser-Muldensysteme.<br />
Auch garantieren<br />
die Hersteller bereits, dass mit<br />
dem Einsatz der Substrattechnik<br />
den gesetzlichen Anforderungen<br />
des § 7a Abs. 1 WHG entsprochen<br />
wird.<br />
Die Stoffwandlung mittels<br />
moderner Substrattechnik findet<br />
ihre Anwendung aber auch zunehmend<br />
in dezentralen <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen.<br />
So bieten spezialisierte<br />
Hersteller Substrate nicht<br />
nur für den Einsatz in dezentralen,<br />
klassischen Bodenfiltern als zertifiziertes<br />
Substitutionsprodukt zu<br />
an deren, häufig nicht klassifizierbaren<br />
Bodenmaterialien an, sondern<br />
erschließen immer weitere Einsatzbzw.<br />
Anwendungsformen und Einsatzorte.<br />
Befahrbare Muldensysteme,<br />
die auf dem Einsatz der Substrattechnik<br />
basieren, sind am Markt<br />
erhältlich. Ebenso werden Schachtsysteme,<br />
die z. B. die gezielte<br />
Behandlung von Schwermetallfrachten<br />
vornehmen, z. B. das ENRE-<br />
Juni 2013<br />
636 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Regenwasserbewirtschaftung<br />
FOKUS<br />
GIS/ESAF System, angeboten. Auf<br />
der Substrattechnik aufbauende<br />
Linienentwässerungsanlagen (Rinnen)<br />
als vollwertiger Muldenersatz<br />
oder auch platzsparende unterirdische<br />
Biofiltrationsstufen, die ebenfalls<br />
die Stoffwandlung zur Aufgabe<br />
haben, werden ebenso bereits am<br />
Markt positioniert. Der Einsatz<br />
moderner Substrat- und Verfahrenstechnik<br />
gehört heute bereits zum<br />
„Stand der Technik“ und trägt zu<br />
erheblichen Kosteneinsparungen<br />
gegenüber zentraler <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen<br />
bei und hebt die<br />
Qualität der Behandlung auf ein<br />
neues Niveau.<br />
CRC-Straßeneinlaufsystem für<br />
DIN-Abläufe.<br />
Versuche mit Biocalith<br />
MR-F1<br />
Im Gegensatz zu Schwermetallen<br />
(Stofftrennung), die seit vielen Jahren<br />
Gegenstand zahlloser Messkampagnen<br />
weltweit sind, wurden<br />
organische Schadstoffe (Stoffumwandlung)<br />
bisher meist vereinzelt<br />
untersucht. Einzig für polyzyklische<br />
aromatische Kohlenwasserstoffe<br />
(PAK) und Mineralölkohlenwasserstoffe<br />
gibt es einige Untersuchungen.<br />
Daher wurden diese als Indikatoren<br />
für den Rückhalt schwerabbaubarer<br />
organischer Schadstoffe<br />
ausgewählt. In einem Versuch im<br />
halbtechnischen Maßstab wurde<br />
die ereignisbezogene Leistungsfähigkeit<br />
von ENREGIS/Biocalith<br />
MR-F1 hinsichtlich des Rückhaltes<br />
der 16 von der US-amerikanischen<br />
Umweltbehörde als prioritär eingestuften<br />
polyzyklischen aromatischen<br />
Kohlenwasserstoffe (PAK16)<br />
untersucht. Die Versuche zeigten<br />
die Schwierigkeit, diese Verbindungen<br />
in ihren real auftretenden Konzentrationen<br />
in der Matrix Oberflächenabfluss<br />
nachzuweisen. Von<br />
fünf Versuchen konnte trotz Erhöhung<br />
der Konzentration des Autobahnabflusses<br />
durch Zudosierung<br />
eines PAK-Mixstandards nur bei drei<br />
Versuchen im Zulauf die PAK16<br />
gemessen werden. Bei keinem der<br />
Versuche wurden PAK16 oder der<br />
KW-Index im Ablauf des ENREGIS/<br />
Biocalith MR-F1 Filters nachgewiesen.<br />
Bei allen durchgeführten Untersuchungen<br />
war die Leistungsfähigkeit<br />
der Enregis-Substrattechnik<br />
gleich gut oder besser als die einer<br />
Versickerungsmulde, bzw. lagen die<br />
Einbau des Envia-Straßeneinlaufsystems CRC.<br />
Konzentrationen von PAK16 oder<br />
KW-Index im Ablauf des ENREGIS-<br />
Systems unter der Nachweisgrenze.<br />
In der Studie zeigte die ENREGIS-<br />
Substrat-Verfahrenstechnik im Rahmen<br />
der untersuchten Bedingungen<br />
und Parameter einer Rasenmulde<br />
gleichwertige bzw. in einigen Fällen<br />
sogar bessere Leistungsfähigkeit [6].<br />
Fazit: Am Beispiel des Herstellers<br />
ENREGIS ist zu erkennen, dass heute<br />
eine gezielte Betrachtung und<br />
Bewertung der Abflussströme im<br />
Hinblick auf die zu erwartende<br />
Abflussmenge, Art und Belastung<br />
(Schmutzfracht) sowie im Hinblick<br />
auf die Qualitätsanforderungen der<br />
nachgeschalteten Verfahrensstufen<br />
▶▶<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 637<br />
Integratives<br />
Niederschlagswasserbehandlungsverfahren.
FOKUS<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlungssystem<br />
als<br />
Schachtsystem<br />
in Verbindung<br />
mit einer nachgeschalteten<br />
unterir dischen<br />
Biofiltrationsstufe.<br />
oder Einleitungsvorschriften unumgänglich<br />
ist und so eine sichere<br />
dezentrale <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
erst ermöglicht.<br />
Dezentrale <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen<br />
nehmen gerade unter<br />
Berücksichtigung zukünftiger kommunaler<br />
Bewirtschaftungsziele an<br />
Bedeutung zu und ermöglichen erst<br />
eine kostenoptimierte Umsetzung<br />
entsprechender Ziele.<br />
Aus qualitativer Sicht ist davon<br />
auszugehen, dass moderne dezentrale<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen<br />
wie die hier vorgestellten, sowohl<br />
mit als auch ohne Substrattechnik<br />
den zentralen <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen<br />
gegenüber als gleichwertig<br />
einzustufen sind.<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung direkt<br />
im Straßeneinlauf<br />
Dezentrale Regenwasserbehandlungsanlagen,<br />
z.B. das Straßeneinlaufsystem<br />
CRC des Unternehmens<br />
ENREGIS, die auf verfahrenstechnische<br />
Grundoperationen (Wirkmechanismus)<br />
der Stofftrennung aufbauen,<br />
können sowohl in bereits<br />
bestehende Straßeneinläufe nach<br />
DIN 4052 als natürlich auch in neu<br />
zu erstellende Behandlungsanlagen<br />
in Form eines Straßeneinlaufs integriert<br />
werden. Im Beispiel des Systems<br />
CRC können Flächen bis<br />
500 m² mit einer Nominalabflussleistung<br />
bis zu 7 L/s bei einer Regenspende<br />
von 150 L/sha nachhaltig<br />
behandelt werden.<br />
Die Anforderungen, die an die<br />
Systeme dieser Art gestellt werden,<br />
sind nicht unerheblich. So sind es<br />
gerade die abfiltrierbaren Stoffe<br />
AFS mit einer Korngröße von<br />
< 0,300 mm, die ein Hauptprüfkriterium<br />
darstellen. Diese Fraktion der<br />
AFS tragen in der Regel zwischen 70<br />
und 90 % zur partikulären Bindung<br />
gelöster Schwermetalle im Niederschlagsabfluss<br />
bei.<br />
Systeme dieser Art sind leicht<br />
einzubauen und auch nachträglich<br />
in vorhandene Schachtsysteme zu<br />
integrieren. Sollten entsprechende<br />
Systeme einmal mit Sediment/<br />
Feinstpartikel oder auch mit Grobschmutz<br />
angereichert sein, so<br />
kommt es zum Rückstau in den<br />
Zulauf- bzw. Straßenbereich. Die<br />
Betreiber haben damit die Möglichkeit,<br />
eine Funktionsstörung visuell<br />
zu erkennen und so zeitnah zu<br />
beseitigen. Der Behandlungsanlage<br />
nachgeschaltete Systemstufen, wie<br />
z. B. Versickerungsanlagen, dürfen<br />
nicht durch einen system- bzw.<br />
funktionsbedingten hydraulischen<br />
Bypass belastet werden.<br />
Ein großer Vorteil dieser Systeme<br />
ist es, dass sie in der Regel ohne aufwändige<br />
Wartungs- oder Substratwechselkosten<br />
wirtschaftlich betrieben<br />
werden können.<br />
Für die dezentrale Niederschlags-<br />
bzw. <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
in Verbindung mit Linienentwässerungssystemen/Rinnen<br />
oder auch<br />
in der Bauart kleineren Punkteinläufe<br />
bieten Unternehmen Schachtbauwerke<br />
an, in denen mehrere<br />
Einzelsysteme zu Anlagenbatterien<br />
verschaltet werden. Eine nochmalige<br />
Leistungssteigerung sowohl in<br />
qualitativer als auch hydraulischer<br />
Art der <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlage<br />
ist nach Herstellerangaben die<br />
Folge. Zusätzliche Schlammräume<br />
sowie eine weitere Stofftrennung<br />
durch in die Schachtbauwerke<br />
zusätzlich eingebrachte hydraulische<br />
Reinigungsstufen erhöht die<br />
Reinigungsleistung sowie Funktionssicherheit<br />
des <strong>Abwasser</strong>behandlungssystems.<br />
Diese Schachtbauwerke<br />
sind speziell für den<br />
Anschluss mehrerer Einzelabläufe<br />
oder auch Rinnensysteme konzipiert.<br />
Ein weiterer Vorteil dieser Systeme<br />
ist der geringere Wartungsaufwand<br />
gegenüber Einzelsystemen.<br />
Je nach Belastungsgrad des Niederschlagsabflusses<br />
kann auf weitere<br />
Verfahrensstufen, die ebenfalls<br />
auf der Substrattechnik aufbauen,<br />
zurückgegriffen werden. Unterirdische<br />
Biofiltrationsstufen übernehmen<br />
hierbei die Aufgabe der Stoffwandlung.<br />
Hierbei werden die noch<br />
im Ablauf der <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlage<br />
befindlichen organischen<br />
Frachten nachhaltig umgewandelt<br />
bzw. abgebaut. Der nun<br />
folgende Behandlungsprozess findet<br />
als biotische und abiotische<br />
Sorption, Fällung und Komplexierung<br />
unter Mitwirkung von gelöstem<br />
Luftsauerstoff, bestimmten<br />
Inhaltsstoffen im Substrat und<br />
Bakterien statt. Durch die hohe<br />
Durchlässigkeit des Materials wird<br />
eine optimale Strömungshydraulik<br />
sichergestellt. Die große innere<br />
Oberfläche der Substrate bewirkt<br />
einen optimalen Austausch von<br />
chemischen Substanzen wie z. B.<br />
Eisen bei der Phosphatbindung<br />
sowie die Regulierung des ph-Wertes<br />
und ermöglicht die Ansiedlung<br />
unterschiedlichster Mikroorganismen<br />
zum Abbau von <strong>Wasser</strong>- und<br />
<strong>Abwasser</strong>inhaltsstoffen wie z. B.<br />
Ammonium, Nitrit und Nitrat. Hierzu<br />
leisten die enthaltenen Mikro-<br />
Juni 2013<br />
638 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Regenwasserbewirtschaftung<br />
FOKUS<br />
und Mittelporen einen erheblichen Anteil. Konstante<br />
Bedingungen schaffen die Prozesse und „mikrobielle<br />
Helfer“ das entsprechende Umfeld. Bei der Reduktion<br />
handelt es sich in der Regel um einen regenerativen<br />
Abbauprozess: Das Substrat kann dauerhaft die organischen<br />
Schadstoffe abbauen. Ein Austausch des Substratmaterials<br />
ist unter den einzuhaltenden Bedingungen<br />
(z. B. Sauerstoffzufuhr) grundsätzlich nicht erforderlich.<br />
Durch Einbringung in unterirdische Trägersysteme stellt<br />
es eine hervorragende und sichere Alternative zur be -<br />
lebten Bodenzone (Mulde/Bodenfilter) dar.<br />
Unternehmen wie z. B. die ENREGIS GmbH, haben<br />
anhand verschiedenster Praxisversuche sowie labortechnische<br />
Untersuchungen ge zeigt, dass dezentrale<br />
Systeme eine interessante Alternative zu herkömmlichen<br />
zentralen <strong>Abwasser</strong> behandlungsanlagen darstellen.<br />
Ge rade auch die Möglichkeit des unterirdischen<br />
Einbaus überzeugt sowohl Planer, private als auch<br />
öffentliche Bauherren. Aufwändige Wartungsarbeiten<br />
und damit auch nicht kalkulierbare Wartungskosten<br />
entfallen bzw. werden, wie im vorliegenden Fall, stark<br />
reduziert. Eine projektspezifische Anpassungsfähigkeit<br />
der Verfahrenstechnik sowie leicht zu bedienende<br />
Software und Berechnungsprogramme runden das<br />
Leistungsbild entsprechender Unternehmen ab [7].<br />
www.fotolia.de<br />
transportieren reinigen speichern ableiten<br />
4 Aufgaben – 1 Lösung!<br />
www.fotolia.de<br />
Quellen und Verweise<br />
[1] vgl. Anforderungen an die Niederschlagsentwässerung im<br />
Trennverfahren. RdErl. d. Ministeriums für Umwelt und<br />
Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, IV-9<br />
031 001 2104 – vom 26.5.2004.<br />
[2] vgl. Vortragsskript Viktor Mertsch, Bedeutung zugelassener<br />
Niederschlagswasserbehandlungsanlagen für die Umsetzung<br />
des Trennerlasses in NRW. DIBt/FH Frankfurt-Gemeinschaftsveranstaltung,<br />
25.10.2012.<br />
Manchmal bedarf es nur eines kleinen Anstoßes<br />
um zu erkennen, dass man die vier Grundauf gaben<br />
der Entwässerung im Tiefbau – Regenwasser<br />
transportieren, reinigen, speichern, ableiten – am<br />
besten mit einer integrierten Systemlösung er-<br />
[3] Vgl. C. Dirkes, Vortragsskript: Dezentrale Anlagen zur<br />
Behandlung von Niederschlagsabflüssen. DIBt Infoveranstaltung<br />
25.10.12 Berlin.<br />
füllen kann. Bei Bedarf unterstützen wir auch das<br />
komplette Projektmanagement.<br />
[4] Produktdokumentation ENREGIS/CRC Envia Straßenentwässerungssysteme.<br />
[5]) vgl. DWA Regelwerk, Merkblatt DWA-M 153, 08/2007.<br />
[6] Untersuchungen zur Leistungsfähigkeit von ENREGIS/Biocalith<br />
MR-F1 und ENREGIS/Biocalith K, C. Engelhard/S. Fach,<br />
AB Umwelttechnik, Institut für Infrastruktur, Bau fakultät Universität<br />
Innsbruck, 2012.<br />
[7] Eugen Hillebrand, Fachbeitrag Straßen und Tiefbau, Konsequent<br />
nachhaltig, Ausgabe 12/2010.<br />
Regenwasser ist<br />
unsere Kompetenz.<br />
Kontakt:<br />
ENREGIS GmbH,<br />
Zu den Ruhrwiesen 3,<br />
D-59755 Arnsberg,<br />
Tel. (02932) 890 16- 0,<br />
Fax (02932) 890 16- 16,<br />
E-Mail: info@enregis.de,<br />
www.enregis.de<br />
www.fraenkische-drain.de<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 639
FOKUS<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
Paradigmenwechsel in Leer: Entflechtung der Mischwasserkanalisation<br />
mit dem HS®-Kanalrohrsystem<br />
Zug um Zug wird in Leer das alte Mischwassersystem durch ein modernes<br />
Trennsystem abgelöst. Alle Abbildungen: © Funke Kunststoffe GmbH<br />
Seit rund zehn Jahren stellen die<br />
Stadtwerke Leer – Anstalt des<br />
öffentlichen Rechts (AöR) das innerstädtische<br />
Kanalnetz sukzessive von<br />
einer Mischwasserkanalisation auf<br />
ein Trennsystem um. Zum einen<br />
werden damit die Vorgaben des<br />
<strong>Wasser</strong>haushaltsgesetzes (WHG) er -<br />
füllt. Zum anderen führt die Entflechtung<br />
der Mischwasserkanalisation<br />
zu einer Verringerung der Kosten,<br />
da das anfallende Regenwasser<br />
zunehmend aus der Kläranlage<br />
ferngehalten wird. Deshalb werden<br />
Abschnitte des städtischen Kanalnetzes<br />
überall dort, wo die baulichen<br />
Rahmenbedingungen es zu -<br />
lassen, konsequent erneuert. Etwa<br />
dann, wenn entsprechende Schadensbilder<br />
vorliegen oder hydraulische<br />
Mindestvoraussetzungen nicht<br />
mehr erfüllt werden. So auch bei<br />
einer Tiefbaumaßnahme im Helmsweg<br />
und im Esklumer Fährweg, wo<br />
die H. Schmidt GmbH im Auftrag<br />
der Stadtwerke eine neue Regenwasser-<br />
und Schmutzwasserkanalisation<br />
hergestellt hat. Auftraggeber<br />
und Planer haben sich dabei für<br />
das HS®-Kanalrohrsystem der Funke<br />
Kunststoffe GmbH entschieden.<br />
Neben HS®-Kanalrohren in Blau<br />
(Regenwasser) und Braun (Schmutzwasser),<br />
die für die Erstellung der<br />
Sammler und Hausanschlussleitungen<br />
genutzt wurden, kamen weitere<br />
Bauteile wie die HS®-<br />
<strong>Abwasser</strong>kontrolle oder die VPC®-<br />
Rohrkupplung zum Einsatz.<br />
Der Systemcharakter der aufeinander<br />
abgestimmten Komponenten<br />
des moderne Kanalrohrsystems<br />
konnte dabei ebenso überzeugen,<br />
wie die einfache und flexible Handhabung<br />
der Rohre und Formteile an<br />
der Einbaustelle. Das <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz<br />
gibt die Richtung ganz<br />
klar vor: Niederschlagswasser soll<br />
ortsnah versickert, verrieselt oder<br />
direkt oder über eine Kanalisation<br />
ohne Vermischung mit Schmutzwasser<br />
in ein Gewässer eingeleitet<br />
werden, soweit dem weder wasserrechtliche<br />
noch sonstige öffentlichrechtliche<br />
Vorschriften noch wasserwirtschaftliche<br />
Belange entgegenstehen,<br />
heißt es in § 55, Abs. 2,<br />
des <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetzes.<br />
„Dementsprechend findet bei uns<br />
eine Entflechtung des Mischwassersystems<br />
statt“, erläutert Dipl.-Ing.<br />
Jörg Kuhls, Projektleiter bei den<br />
Stadtwerken Leer. Die Sammlung<br />
und der Transport des <strong>Abwasser</strong>s<br />
erfolgt über ein Kanalsystem, welches<br />
aus Gefälle- und Druckrohrleitungen<br />
sowie Pumpwerken besteht.<br />
Ein Hauptpumpwerk fördert das<br />
<strong>Abwasser</strong> zur Kläranlage Leer, wo<br />
eine Behandlung durch mechanische<br />
und biologische Reinigungsverfahren<br />
erfolgt. „Vor allem unter<br />
dem Gesichtspunkt der Kosten- und<br />
Energieoptimierung gewinnt das<br />
Trennsystem dabei immer mehr an<br />
Bedeutung, da sich der Energieaufwand<br />
und die Betriebskosten für die<br />
<strong>Abwasser</strong>beseitigung reduzieren<br />
lassen“, so Kuhls. Überall dort, wo<br />
die Straßendecke aufgemacht wird,<br />
sind deshalb die Kanalbauer zur<br />
Stelle, um die alte Mischwasserkanalisation<br />
durch einen entsprechenden<br />
<strong>Abwasser</strong>- und Regenwassersammler<br />
zu erneuern. Zumindest<br />
da, wo es Sinn ergibt. Ausgenommen<br />
sind in der Regel die Altstadtbereiche,<br />
in denen es aus Platz- und<br />
Kostengründen einfach nicht zu<br />
realisieren ist.<br />
Sukzessive Umstellung<br />
„Erste Baumaßnahmen mit der entsprechenden<br />
Systemumstellung<br />
fanden vor etwa sechs bis sieben<br />
Jahren statt“, erinnert sich Kuhls, der<br />
als weiteres Beispiel die Umsetzung<br />
des Projektes „Soziale Stadt“ nennt.<br />
Im Jahr 2001 wurde die beiderseits<br />
der Bahnlinie gelegene Leerer Oststadt<br />
als städtebauliches Sanierungsgebiet<br />
ausgewiesen und in<br />
das bundesweite Förderprogramm<br />
„Soziale Stadt“ aufgenommen. Seitdem<br />
wurden die Lebens- und<br />
Arbeitsbedingungen ebenso wie<br />
die Wohnqualität in diesem Quartier<br />
nach und nach gesteigert. Im<br />
Zuge der geförderten Baumaßnahmen<br />
wurden mehrere Straßenzüge<br />
auf das Trennsystem umgestellt.<br />
Gleiches erfolgte auch in diesem<br />
Jahr, etwa bei der Entflechtung<br />
Juni 2013<br />
640 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Regenwasserbewirtschaftung<br />
FOKUS<br />
der Mischwasserkanalisation und<br />
Herstellung einer Regenwasserund<br />
Schmutzwasserkanalisation im<br />
Helmsweg und im Esklumer Fährweg.<br />
Überschwemmungen<br />
nach Starkregen<br />
Nach Aussage des verantwortlichen<br />
Planers Dipl.-Ing. Steffen Seidel vom<br />
Ingenieurbüro Börjes GmbH & Co.<br />
KG war neben den für die Dauer der<br />
Nutzung des alten Mischwasserkanals<br />
typischen Schadensbildern<br />
vor allem eine nicht mehr zeitgemäße<br />
hydraulische Dimensionierung<br />
der Haltungen ausschlaggebend<br />
für die Erneuerung der<br />
Kana lisation in den beiden Straßenzügen.<br />
„So kam es besonders nach<br />
Stark regenereignissen am Tiefpunkt<br />
des Helmsweg regelmäßig zu Überschwemmungen“,<br />
erklärt Seidel,<br />
„und die Anwohner mussten sich<br />
öfters mit gefluteten Kellern auseinandersetzen.<br />
Abhilfe schafft das<br />
neue Trennsystem. In Zukunft werden<br />
Regen- und Schmutzwasser<br />
getrennt abgeleitet. Während das<br />
<strong>Abwasser</strong> zu den Pumpstationen<br />
und über das Hauptpumpwerk in<br />
die Kläranlage geführt wird, kann<br />
das Regenwasser dem Vorfluter<br />
zugeführt werden.<br />
Stabil, sicher und gut<br />
verlegbar<br />
Beim Neubau der Sammler setzte<br />
die H. Schmidt GmbH Rohre und<br />
Formteile aus dem HS®-Kanalrohrsystem<br />
von Funke ein. Für die<br />
Regenwasser- und Mischwassersammler<br />
kamen blaue und braune<br />
Rohre in Nennweiten von DN/OD<br />
200 bis DN/OD 400 zur Ausführung.<br />
Hierbei handelt es sich um Vollwandrohre<br />
aus PVCU, hergestellt in<br />
Anlehnung an die DIN EN 1401-1,<br />
jedoch mit erhöhter Wanddicke.<br />
„Das HS®-Kanalrohr zeichnet sich<br />
durch hohe Stabilität, hohe Sicherheit<br />
und gute Verlegbarkeit aus“,<br />
erklärt Ewald Michels-Lübben, Fachberater<br />
Funke Kunststoffe GmbH.<br />
Die Rohre verfügen über eine Mindestringsteifigkeit<br />
von 12 kN/m 2<br />
und die Formteile sind wandverstärkt<br />
(SDR 34). Die Bauteile halten<br />
starke Druckbelastungen aus und<br />
sind bereits bei Überdeckungen<br />
von 0,5 m für Verkehrslasten bis SLW<br />
60 einsetzbar. Neben der Farbgebung,<br />
die eine Zuordnung der<br />
Leitungen auch viele Jahre nach der<br />
Verlegung möglich macht, ist auch<br />
die Innengravur erwähnenswert.<br />
Axial fortlaufend in einem Winkel<br />
von 120° tragen die Rohre einen<br />
Schriftzug, der neben dem Namen<br />
des Herstellers Angaben zur<br />
Ringsteifigkeit und zum Produktionsdatum<br />
macht. „Die dauerhafte<br />
Prägung ist im Gegensatz zu einer<br />
drucktechnisch hergestellten Be -<br />
schriftung auch noch nach jahrelangem<br />
Einsatz gut lesbar“, so Michels-<br />
Lübben, der mit der fest eingelegten<br />
FE ® -Dichtung ein weiteres<br />
wichtiges bautechnisches Merkmal<br />
des HS ® -Kanalrohrsystems nennt.<br />
Die Konstruktion sorgt dafür, dass<br />
die Dichtung bei der Montage<br />
weder herausgedrückt noch verschoben<br />
werden kann.<br />
Einfacher Zugang<br />
„Mit blauen und braunen Rohren<br />
DN/OD 160 wurden auch die Hausanschlussleitungen<br />
bis zur Grundstücksgrenze<br />
verlegt“, erläutert Projektleiter<br />
Kuhls mit Verweis auf die<br />
Satzung, nach der der öffentliche<br />
Bereich an der Grundstücksgrenze<br />
endet. Hier wurde dann eine HS®-<br />
<strong>Abwasser</strong>kontrolle eingebaut. Sie<br />
erlaubt einen schnellen und einfachen<br />
Zugang zur Kanalisation im<br />
öffentlichen Bereich und auf dem<br />
Privatgrundstück, ohne dieses zu<br />
betreten. Revisionen, Spülungen,<br />
Dichtigkeitskontrollen oder wenn<br />
nötig Absperrungen sind jederzeit<br />
möglich. Geliefert werden die<br />
<strong>Abwasser</strong>kontrollen im anwenderund<br />
einbaufreundlichen Set. Ihr Einbau<br />
verläuft schnell und ist denkbar<br />
einfach, wie Georg Klinkenborg,<br />
Geschäftsführer des ausführenden<br />
Unternehmens H. Schmidt GmbH<br />
und Polier Matthias Jürgens berichten.<br />
Einig sind sie sich auch bei der<br />
Beurteilung des mit umfangreichen<br />
Formteile wie die HS ® -VARIOmuffe erleichtern das<br />
Einbinden der Hausanschlussleitungen in den<br />
Sammler.<br />
Die HS ® -<strong>Abwasser</strong>kontrolle erlaubt einen schnellen<br />
und einfachen Zugang zur Kanalisation im öffentlichen<br />
Bereich und auf dem Privatgrundstück.<br />
Planer Steffen Seidel, Geschäftsführer Georg Klinkenborg,<br />
Projektleiter Jörg Kuhls (obere Reihe von li.)<br />
sowie Polier Matthias Jürgens und Fachberater<br />
Ewald Michels-Lübben (vorne von li.) bei einem Baustellentermin.<br />
Zubehörteilen ausgestatteten HS ® -<br />
Kanalrohrsystems. „Da ist vom Haus<br />
bis zum Sammler praktisch alles<br />
vorhanden, was der Tiefbauer vor<br />
Ort im Leitungsgraben benötigt“,<br />
▶▶<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 641
FOKUS<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
findet Klinkenborg. „Das sorgt für<br />
einen schnellen Baufortschritt,<br />
denn Stillstände, etwa weil<br />
bestimmte Teile fehlen und erst herbei<br />
geschafft werden müssen oder<br />
über alternative Baulösungen nachgedacht<br />
werden muss, kommen im<br />
Grunde genommen nicht vor.“ „Und<br />
wenn mal etwas fehlt, kann Funke<br />
die gewünschten Bauteile schnell<br />
liefern“, ergänzt Polier Jürgens.<br />
Zwei Werkstoffe –<br />
eine Verbindung<br />
Neben den Rohren und Formteilen<br />
machen unter anderem Bauteile wie<br />
die VARIOmuffe oder die VPC®-<br />
Rohrkupplung die Leistungsstärke<br />
und Einsatzvielfalt des modernen<br />
Kanalrohrsystems aus. So wurden<br />
beispielsweise Hausanschlussleitungen<br />
mit dem HS ® -Abzweig DN/OD<br />
250/160 45° eingebunden. Er wird<br />
ab Werk mit der HS®-VARIOmuffe<br />
geliefert. Das Besondere: Das Bauteil<br />
verfügt über eine integrierte Kugel,<br />
die die Rohrverbindungen in einem<br />
Bereich von 0° bis 11° schwenkbar<br />
macht. „Für uns bedeutet das schon<br />
beim Einbau mehr Flexibilität, aber<br />
die Konstruktion ermöglicht es auch,<br />
nachträg liche Hausanschlüsse leichter<br />
zu realisieren“, so Jürgens. Gleiches<br />
gilt für die VPC ® -Rohrkupplung,<br />
die die Tiefbauer bei der Verbindung<br />
der neuen Hausanschlussleitungen<br />
aus PVC-U mit bereits vorhanden<br />
Rohren in gleichen Nennweiten aber<br />
aus anderen Werkstoffen verwendet<br />
haben. Genau für diesen Verwendungszweck<br />
ist das Bauteil kons -<br />
truiert. Die Rohrkupplung besteht<br />
aus einer Dichtmanschette aus Elastomergummi,<br />
einem Fixierkorb aus<br />
Kunststoff sowie zwei Edelstahlbändern,<br />
die den Verschluss bilden.<br />
Werden die Schrauben der Edelstahlbänder<br />
bei der Montage entsprechend<br />
der Herstellerangaben<br />
angezogen, passt sich die Manschette<br />
den unterschiedlichen<br />
Außendurchmessern der verschiedenen<br />
Rohrwerkstoffe stufenlos an.<br />
Nach Fertigstellung der neuen Kanalisation<br />
sollten Überschwemmungen<br />
nach Starkregenereignissen<br />
weitestgehend der Vergangenheit<br />
angehören – hierin sind sich die<br />
beteiligten Baupartner einig. Ebenso<br />
wie in ihrem Urteil über das eingesetzte<br />
Kanalrohrsystem, das aufgrund<br />
seiner Vielfältigkeit und seiner<br />
bautechnischen Eigenschaften zu<br />
einem flexiblen und wirtschaftlichen<br />
Bauablauf beigetragen hat.<br />
Kontakt:<br />
Funke Kunststoffe GmbH,<br />
Siegenbeckstraße 15,<br />
D-59071 Hamm-Uentrop,<br />
Tel. (02388) 3071-0,<br />
Fax (02388) 3071-550,<br />
E-Mail: info@funkegruppe.de,<br />
www.funkegruppe.de<br />
Close-fit am Tegernsee: Sanierung eines<br />
<strong>Abwasser</strong>sammlers mit Compact Pipe<br />
Ideales<br />
Verfahren in<br />
einem sensiblen<br />
Bauumfeld:<br />
In Bad Wiessee<br />
wurden 25 Haltungen<br />
des<br />
<strong>Abwasser</strong> kanals<br />
in der Adrian-<br />
Stoop-Straße<br />
mit Compact<br />
Pipe ausgekleidet.<br />
Vor allem aufgrund der besonders<br />
hohen Schadensdichte<br />
und dem daraus resultierenden<br />
Handlungsbedarf, hatte der Zweckverband<br />
zur <strong>Abwasser</strong>beseitigung<br />
am Tegernsee (AZV) das Kanalsystem<br />
in der Adrian-Stoop-Straße in<br />
Bad Wiessee als Sanierungsschwerpunkt<br />
für das Jahr 2012 festgelegt.<br />
Während der Regenwassersammler<br />
im Berstlining-Verfahren erneuert<br />
wurde, setzte der Auftraggeber bei<br />
Alle Abbildungen: © DIRINGER&SCHEIDEL ROHRSANIERUNG<br />
der Sanierung des <strong>Abwasser</strong>sammlers<br />
aus bautechnischen und wirtschaftlichen<br />
Erwägungen auf eine<br />
Auskleidung im Close-fit-Lining-<br />
Verfahren. Zur Anwendung kam das<br />
Compact-Pipe-System, das von den<br />
Sanierungsprofis der DIRINGER &<br />
SCHEIDEL ROHRSANIERUNG GmbH<br />
& Co. KG, Niederlassung München,<br />
eingebaut wurde. Dabei wird ein<br />
werkseitig C-förmig vorverformtes<br />
HDPE-Rohr in die gereinigte Haltung<br />
eingezogen. Druck und Wärme<br />
sorgen dann beim weiteren Arbeitsablauf<br />
dafür, dass der Inliner sich<br />
durch den sogenannten Memory-<br />
Effekt close-fit an die Innenwandung<br />
des alten Rohres legt. Das<br />
Ergebnis ist ein statisch eigenständiges<br />
und belastbares Rohr, das in<br />
Bezug auf die Qualität mit einer<br />
Neuverlegung vergleichbar ist. Zu<br />
Juni 2013<br />
642 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Regenwasserbewirtschaftung<br />
FOKUS<br />
den weiteren Vorteilen zählt neben<br />
der kurzen Einbauzeit der Umstand,<br />
dass sich die Beeinträchtigungen<br />
für die Anwohner sowie den Fußgänger-<br />
und Straßenverkehr in<br />
akzeptablen Grenzen halten – ein<br />
Aspekt, der vor allem in Hinblick auf<br />
den Fremdenverkehrscharakter des<br />
Kur- und Urlaubsortes Bad Wiessee<br />
eine wichtige Rolle spielte.<br />
Der Tegernsee liegt rund 50 km<br />
südlich von München in den Bayerischen<br />
Alpen und zählt zu den<br />
beliebtesten Ausflugs- und Fremdenverkehrszielen<br />
der Region.<br />
Bereits in den 1960er-Jahren erhielt<br />
der See eine durchgängige Ringkanalisation,<br />
die entscheidend dazu<br />
beigetragen hat, dass der Tegernsee<br />
zu den saubersten Gewässern in<br />
Bayern zählt. Für seine Reinhaltung<br />
zeichnet der Zweckverband zur<br />
<strong>Abwasser</strong>beseitigung am Tegernsee<br />
verantwortlich. Der Zweckverband<br />
reinigt und beseitigt die Abwässer<br />
von rund 25 300 Einwohnern und<br />
von fast 300 000 Touristen, die im<br />
Jahresdurchschnitt die Region<br />
besuchen. Hierzu betreibt der Verband<br />
ein etwa 260 km langes Kanalnetz<br />
im Trennsystem, in das nur<br />
häusliches <strong>Abwasser</strong> und Industrieabwasser<br />
eingeleitet werden<br />
dürfen. „Die anfallende Jahresschmutzwassermenge<br />
beträgt etwa<br />
3,6 Mio. m³“, erläutert Dipl.-Ing.<br />
(Univ.) Markus Strohschneider,<br />
Techn. Betriebsleiter, Zweckverband<br />
zur <strong>Abwasser</strong>beseitigung am<br />
Tegernsee. „Niederschlagswasser<br />
von Dachflächen und befestigten<br />
Flächen ist entweder vor Ort zu versickern<br />
oder kann in Teilbereichen<br />
über Regenwasser kanäle dem<br />
Tegernsee oder anderen Gewässern<br />
zugeleitet werden.“ Entsprechend<br />
der Eigenüberwachungsverordnung<br />
(EÜV) wird das öffentliche<br />
Kanalnetz seit 1991 regelmäßig mit<br />
einer Kamera befahren und etwaige<br />
Schäden dokumentiert. Die Ergebnisse<br />
fließen in ein sogenanntes<br />
digitales Geografisches-Informations-System<br />
(GIS) ein und werden<br />
dort verwaltet. Gleichzeitig stellt<br />
das System die Grundlage für die<br />
Ein C-förmig vorverformtes<br />
HDPE-Rohr wird in die gereinigte<br />
Haltung eingezogen. Druck und<br />
Wärme sorgen dann beim<br />
weiteren Arbeitsablauf dafür,<br />
dass der Inliner sich durch den<br />
Memory-Effekt close-fit an die<br />
Innenwandung des alten Rohres<br />
legt.<br />
Erstellung des Sanierungskonzeptes<br />
dar, nach dem die schadhaften<br />
öffentlichen Kanäle im<br />
Verbands gebiet seit 1998 saniert<br />
werden. „Damit die Anstrengungen<br />
des Zweckverbandes wirklich Sinn<br />
machen, müssen auch die gesamten<br />
privaten Leitungen und Schäch te<br />
der Grundstücksentwässerung vom<br />
jeweiligen Eigentümer untersucht<br />
und geprüft werden“, so Strohschneider<br />
weiter. Gegebenenfalls ist<br />
dann eine Sanierung erforderlich.“<br />
Hochwertiges Verfahren<br />
Wie in diesem Jahr in Bad Wiessee:<br />
„Entlang der Adrian-Stoop-Straße<br />
verläuft der Schmutzwasserkanal in<br />
der Nennweite DN 400, der aufgrund<br />
seiner Tiefenlage, der<br />
Seenähe und des verbauten Werkstoffes<br />
eine Vielzahl an undichten<br />
Rohrverbindungen aufwies“, erklärt<br />
der verantwortliche Planer Dipl.-<br />
Ing. (FH) Andreas Böhm, ing München<br />
West GmbH. Bei der Sanierung<br />
der insgesamt 25 Haltungen des<br />
rund 950 m langen Abschnittes des<br />
Ringkanals haben sich Auftraggeber<br />
und Planer für den Einsatz eines<br />
Close-fit-Lining-Verfahrens entschieden.<br />
Ausschlaggebend waren<br />
hierfür neben bautechnischen und<br />
wirtschaftlichen Gründen in erster<br />
Linie die Ansprüche in Bezug auf<br />
einen nachhaltigen Kanalbetrieb.<br />
„Für den Zweckverband und uns<br />
kam deshalb nur ein langlebiges<br />
und qualitativ hochwertiges Renovationsverfahren<br />
in Frage“, so Böhm<br />
weiter. Und das ist nicht unbedingt<br />
das billigste, sondern das wirtschaftlichste<br />
– ist er sich mit Be -<br />
triebsleiter Strohschneider einig.<br />
Konsequent fiel die Entscheidung<br />
auf das sogenannte Compact Pipe-<br />
System, bei dem ein werkseitig vorverformtes<br />
Rohr mit hoher Werkstoffqualität<br />
eingezogen und mittels<br />
Druck und Dampf rückverformt<br />
wird.<br />
Verfahrenstypische<br />
Verformung<br />
Compact Pipe wird als Standardrohr<br />
in Anlehnung an die Norm DIN 8074<br />
mit entsprechenden Wanddicken<br />
gefertigt. Bereits bei der Herstellung<br />
im Werk erhält das Produkt die<br />
verfahrenstypische Verformung.<br />
„Dazu wird das HDPE-Rohr unter<br />
definierten Bedingungen axial<br />
C-förmig gefaltet“, beschreibt Dipl.-<br />
Ing. (FH) Stephan Oeder, DIRINGER<br />
&SCHEIDEL ROHRSANIERUNG GmbH<br />
& Co. KG, den Herstellungsprozess.<br />
Aus wicklungs- und einbautechnischen<br />
Gründen liegt die Falte an der<br />
Seite des Rohres. „Die daraus resultierende<br />
Reduzierung des Querschnittes<br />
ermöglicht das Einziehen<br />
über vorhandene Schächte in die zu<br />
sanierende Leitung“, so Oeder weiter.<br />
In Abhängigkeit von der Nennweite<br />
können mehrere 100 Meter<br />
auf eine Trommel gewickelt und<br />
eingezogen werden.“<br />
Qualität einer Neuverlegung<br />
Bereits beim Herstellungs- und Einbauprozess<br />
wird die Qualität von<br />
PE-Compact Pipe werkseitig durch<br />
Eigen- und Fremdüberwachung<br />
gesichert. „Darum weist das fertige<br />
▶▶<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 643
FOKUS<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
Rohr in den gewünschten Materialeigenschaften<br />
keine messbaren<br />
Schwankungen auf und die Qualität<br />
der mit diesem Verfahren eingebauten<br />
PE-Rohre entspricht neu verlegten<br />
PE-Standardrohren“, stellt<br />
Dipl.-Ing. (Univ.) Martin Schuster,<br />
Niederlassungsleiter NL München,<br />
Vor dem Einzug wird ein Zugkopf an den<br />
PE-Rohrstrang geschweißt.<br />
Einzug des Compact Pipe-Systems.<br />
Baubesprechung vor Ort: D&S-Niederlassungsleiter<br />
Dipl.-Ing. (Univ.) Martin Schuster, der technische<br />
Betriebsleiter des <strong>Abwasser</strong>verbandes, Dipl.-Ing.<br />
(Univ.) Markus Strohschneider, Planer Dipl.-Ing.<br />
(FH) Andreas Böhm und D&S-Oberbauleiter<br />
Dipl.-Ing. (FH) Stephan Oeder (v.li.).<br />
DIRINGER&SCHEIDEL ROHRSANIE-<br />
RUNG GmbH & Co. KG, fest. Zudem<br />
erfolgt der Einbau relativ schnell<br />
und die bei offenen Sanierungsmaßnahmen<br />
üblichen Beeinträchtigungen<br />
des Bauumfeldes halten<br />
sich in Grenzen.<br />
Ergebnis close-fit<br />
Im Vorlauf der Sanierung wird eine<br />
TV-Untersuchung durchgeführt,<br />
vorhandene Zuläufe eingemessen<br />
und das zu sanierende Rohr auf seinen<br />
Zustand überprüft. Hierbei festgestellte<br />
Hindernisse wie zum Beispiel<br />
Ablagerungen oder einragende<br />
Stutzen werden mit einem<br />
Roboter bündig mit der Innenwandung<br />
des Altrohres zurückgefräst.<br />
Auch die am Kanal angeschlossenen<br />
Grundstücksanschlüsse wurden vor<br />
der Sanierung des Hauptkanals mittels<br />
Schlauchliner saniert. Unmittelbar<br />
vor dem Liner-Einzug wird das<br />
Altrohr unter Einsatz eines HD-Spülfahrzeuges<br />
rückstandslos gereinigt.<br />
Danach wird ein Zugkopf an den<br />
PE-Rohrstrang geschweißt, das<br />
Compact Pipe in den vorhandenen<br />
Einstiegsschacht eingeführt und in<br />
die zu sanierenden Haltungen eingezogen.<br />
Nachdem beide Rohrenden<br />
druckfest verschlossen sind,<br />
wird die Haltung mit heißem Dampf<br />
beschickt. Der Druck ist abhängig<br />
von Dimension und Wandstärke des<br />
verwendeten Rohres. Am Compact<br />
Pipe angebrachte Fühler messen<br />
während der Einbauphase permanent<br />
Innen- und Außentemperatur.<br />
Die Erwärmung löst den so genannten<br />
Memory-Effekt aus, durch den<br />
das eingezogene Rohr den Außendurchmesser<br />
des extrudierten Rohres<br />
erreicht. Die Dauer der Erwärmungsphase<br />
ist ebenfalls von Parametern<br />
wie Wandstärke, Nennweite<br />
und Länge des Rohres abhängig.<br />
Das Ergebnis: Während der Erwärmungsphase<br />
wird es „close-fit“ an<br />
die Wandung des zu sanierenden<br />
Rohres gedrückt und durch die spätere<br />
Abkühlung in seiner ursprünglichen<br />
kreisrunden Form fixiert. Nachdem<br />
ein Roboter die Zuläufe aufgefräst<br />
hat, werden abschließend<br />
Hutprofile vom Typ CP-ZA 2012<br />
gesetzt und verschweißt. Dabei handelt<br />
es sich um ein Hutprofil mit<br />
einer 5 mm starken PE-Krempe mit<br />
integriertem Dichtungsgummi und<br />
Heizwendeln zum Verschweißen mit<br />
dem PE-Rohr. Der Übergang zu den<br />
in den Anschlusskanal gestülpten<br />
25 cm langem Gewebeschlauch ist<br />
vulkanisiert. Zudem schützt ein<br />
Stützschlauch den Gewebeschlauch<br />
gegen Überdehnung.<br />
„Das Compact Pipe-Verfahren ist<br />
ausgereift und steht für wirtschaftliche<br />
und nachhaltige Kanalsanierung“,<br />
fasst Niederlassungsleiter<br />
Schuster zusammen. „Compact Pipe<br />
eignet sich für die Sanierung von<br />
<strong>Wasser</strong>leitungen, Industrierohrleitungen,<br />
Gasleitungen und Kanalrohrleitungen<br />
aus Werkstoffen wie<br />
Stahl, Guss, Steinzeug oder Beton<br />
und ist in einem Nennweitenbereich<br />
von DN 100 bis DN 500 einsetzbar.“<br />
Laut Schuster setzt der<br />
D&S-Standort München seit geraumer<br />
Zeit auf das Sanierungsverfahren,<br />
für das sich zunehmend mehr<br />
Kunden entscheiden. Zufriedenheit<br />
herrscht jedenfalls auch beim<br />
Zweckverband zur <strong>Abwasser</strong>beseitigung<br />
am Tegernsee. Die Sanierungsarbeiten<br />
konnten trotz eines<br />
straffen Zeitplans – unter anderem<br />
musste aufgrund der Lage der Baustelle<br />
im Kurviertel in den Mittagsstunden<br />
Baulärm vollständig vermieden<br />
werden – termingerecht<br />
und in der gewünschten Qualität<br />
abgeschlossen werden.<br />
Kontakt:<br />
DIRINGER & SCHEIDEL<br />
ROHRSANIERUNG GmbH & Co. KG,<br />
Niederlassung München,<br />
Elly-Staegmeyr Straße 15,<br />
D-80999 München,<br />
Tel. (089) 74 85 23-0,<br />
Fax (089) 74 85 23-30,<br />
E-Mail: rohrsan.muenchen@dus.de,<br />
http://www.dus-rohr.de/<br />
Juni 2013<br />
644 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Regenwasserbewirtschaftung<br />
FOKUS<br />
Rohre schützen die Spree: <strong>GFK</strong>-Rohrmodule<br />
im neuen LURITEC-Regenbecken verbaut<br />
Ökonomisch sinnvoll und ökologisch<br />
nachhaltig – idealerweise<br />
treffen bei einem Projekt diese beiden<br />
Eigenschaften zusammen. Der<br />
Osthafen von Berlin Friedrichshain-<br />
Kreuzberg liefert hierfür ein Beispiel.<br />
Nach achtmonatiger Bauzeit<br />
ist am Nordufer der Spree auf Höhe<br />
der Danneckerstraße ein Regenüberlaufbecken<br />
errichtet worden,<br />
das die Abwässer der Hauptstadt<br />
bei Starkregenereignissen speichert<br />
und anschließend wieder an die<br />
Kanalisation abgibt. Das Besondere<br />
an „LURITEC“, wie die projektleitende<br />
LURI.watersystems.GmbH ihr<br />
System nennt: Das 470 m³ fassende<br />
Becken in Modulbauweise ist im<br />
Flusslauf integriert. Konventionelle<br />
Land-Anlagen sind in der Regel mit<br />
erheblichen Eingriffen im urbanen<br />
Umfeld und beim Vegetationsbestand<br />
verbunden und erfordern<br />
meist diverse Ausgleichsmaßnahmen.<br />
Das LURITEC-System dagegen<br />
ist hiervon unberührt und bietet<br />
zusätzlichen Mehrwert: Durch die<br />
im Fluss installierten Becken entstehen<br />
kleine Inseln, deren Oberflächen<br />
zu Erholungszwecken genutzt<br />
werden können. Die anfängliche<br />
Idee fand schnell Unterstützer.<br />
Gefördert durch das Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung<br />
und in Zusammenarbeit mit der<br />
Technischen Universität (TU) Berlin<br />
suchte man nach geeigneten Materialien<br />
für die Umsetzung. Die Wahl<br />
fiel auf FLOWTITE <strong>GFK</strong>-Wickelrohre<br />
der AMITECH Germany GmbH. Ausschlaggebend<br />
waren deren Stabilität,<br />
die Fertigung als Endlosrohr<br />
sowie die Möglichkeit von Sonderkonstruktionen<br />
ohne Werkstoffwechsel.<br />
Nach ihrer Fertigstellung<br />
im Jahr 2012 ist die Anlage 2013 in<br />
eine zweijährige Testphase gestartet.<br />
Bei starken Niederschlägen passiert<br />
es: Die Kanalisation kann die<br />
<strong>Wasser</strong>mengen nicht auffangen; die<br />
Die FLOWTITE <strong>GFK</strong>-Rohre DN 2000 der AMITECH Germany GmbH<br />
stellen das Herzstück eines Pilotprojektes dar, mit dem die Berliner<br />
Spree vor Verschmutzungen durch Abwässer geschützt werden soll.<br />
Das Besondere daran: nicht landseitig, sondern durch im Flusslauf installierte<br />
Regenüberlaufbecken. Alle Abbildungen: © Steeg©LURI<br />
Abwässer der Großstädte fließen in<br />
Flüsse und Seen. Mögliche Folgen<br />
sind die Gefährdung der Trinkwasservorräte,<br />
Fischsterben und Badeverbote.<br />
So auch in der deutschen<br />
Hauptstadt, zumindest bis jetzt.<br />
Denn wenn das Pilotprojekt der<br />
LURI.watersystems.GmbH erfolgreich<br />
verläuft, könnten dort auf längere<br />
Sicht im <strong>Wasser</strong> installierte<br />
Regenüberlaufbecken die Spree vor<br />
Verschmutzungen schützen. Zwei<br />
Jahre lang hat das LURITEC System<br />
Zeit, sich zu bewähren. In diesem<br />
Zeitraum wird das 470 m³ große<br />
Becken geschätzte 54 Mal überschüssiges<br />
<strong>Abwasser</strong> nach starken<br />
Niederschlägen speichern.<br />
Vorteile liegen auf der Hand<br />
„LURITEC ist weltweit das erste<br />
modulare System, das in vorhandenen<br />
Gewässern als Alternative zu<br />
landseitig aufwändigen Regenbecken<br />
eingesetzt werden kann.<br />
Dabei liegen die Vorteile gegenüber<br />
der herkömmlichen Lösung auf der<br />
Hand“, sagt Geschäftsführer Dipl.-<br />
Ing. Ralf Steeg. „Zum einen verkürzen<br />
sich die Planungszeiträume für<br />
die Anlagen um rund 50 %. Auch die<br />
bauliche Umsetzung ist deutlich<br />
kürzer. Eingriffe in komplizierte<br />
kommunale Infrastrukturen entfallen<br />
fast gänzlich. Straßensperrungen<br />
während der Bauzeit sind ebenfalls<br />
deutlich seltener. Und das bei<br />
Kosteneinsparungen zwischen 10<br />
bis 30 % im Vergleich zu konventionellen<br />
Becken derselben Größe.<br />
Nicht vergessen sollte man auch<br />
den Mehrwert, der durch die im<br />
Fluss installierten Becken entsteht:<br />
Deren Oberflächen können individuell<br />
genutzt werden. Hier im Ost-<br />
▶▶<br />
Auf den im Fluss installierten Speicherbecken<br />
entsteht eine zusätzliche Nutzfläche mit einer Größe<br />
von rund 450 m².<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 645
FOKUS<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
hafen sind Gärten und ein Solarbootsverleih<br />
geplant. Dies erlaubt<br />
unter gewissen Umständen sogar<br />
eine Mitfinanzierung der Anlage<br />
durch die Mieter der Oberflächen.“<br />
Die Plattform – hier die Montage – soll im Osthafen<br />
als Garten und Solarbootsverleih genutzt werden.<br />
Aus drei Rohrsträngen wie diesem mit jeweils 4 Einzelmodulen<br />
besteht das System Luritec. Das über<br />
12 m lange FLOWTITE <strong>GFK</strong>-Rohr liegt dabei in einer<br />
Stahltragkonstruktion.<br />
Zwei Fliegen mit einer Klappe: Durch das System<br />
LURITEC ist nicht nur das <strong>Abwasser</strong>problem bei<br />
Starkregen gelöst, es entsteht auch eine rund 450 m²<br />
große, zusätzliche Nutzfläche über der Spree, die wie<br />
hier im Berliner Osthafen als Solarbootsverleih<br />
dienen soll.<br />
Breite Unterstützung für<br />
Pilotprojekt<br />
Bereits 2001 hatte Ralf Steeg zusammen<br />
mit seiner Kollegin Dipl.-Ing.<br />
Cathrin Berger eine Studie angefertigt,<br />
wie das Hauptverschmutzungsproblem<br />
der innerstädtischen Spree<br />
mithilfe von modularen Becken im<br />
<strong>Wasser</strong> gelöst werden könnte. Es<br />
folgten Untersuchungen unter<br />
Beteiligung der TU Berlin, des Kompetenzzentrums<br />
<strong>Wasser</strong> Berlin und<br />
der Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe. Letztere<br />
führten schließlich auch das<br />
Genehmigungsverfahren durch, da<br />
die forschende LURI.watersystems.<br />
GmbH nach dem Berliner Gesetz<br />
nicht befugt ist, im Stadtgebiet<br />
Regenbecken zu errichten. Gefördert<br />
wurde der 1,55 Mio. Euro teure<br />
Bau der Anlage vom Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung<br />
sowie von der Stiftung Zukunft Berlin.<br />
„Eigentlich ist das Prinzip eines<br />
Regenbeckens einfach. Die Herausforderung<br />
liegt jedoch in der Um -<br />
setzung, konkret: in der Kombination<br />
der Bauteile, der Materialauswahl<br />
und der Reinigung der<br />
Anlagen“, erklärt Steeg.<br />
Werkstoffeigenschaften<br />
ausschlaggebend<br />
Dass die Wahl nach eingehender<br />
Prüfung verschiedener Werkstoffe<br />
schließlich auf FLOWTITE <strong>GFK</strong>-<br />
Wickelrohre der AMITECH Germany<br />
GmbH fiel, erläutert der Geschäftsführer<br />
von LURI.watersystems so:<br />
„Letztendlich ausschlaggebend wa -<br />
ren die hohe Fertigungspräzision,<br />
die schadlose Verformung von<br />
Kupplung und Rohr bei Belastung,<br />
die Verfügbarkeit als Endlosrohr<br />
sowie die Ausführung von Sonderkonstruktionen<br />
am Rohr durch Laminate<br />
und damit die Vermeidung von<br />
Werkstoffwechseln.“ Thomas Schulz,<br />
Gebietsleiter der AMITECH Germany<br />
GmbH, hebt noch weitere Vorteile<br />
der glasfaserverstärkten FLOWTITE<br />
Kunststoffrohre hervor: „Unsere <strong>GFK</strong>-<br />
Rohre mit derzeit erhältlichen<br />
Durchmessern von bis zu 4 Metern<br />
sind korrosionsbeständig und trotz<br />
der großen Durchmesser im Verhältnis<br />
zu vielen anderen Materialien<br />
recht leichtgewichtig. Dies vereinfacht<br />
das Handling auf der Baustelle<br />
ungemein. Die Innenflächen sind<br />
sehr glatt und verhindern das Anhaften<br />
von Verunreinigungen. Durch<br />
die Beifügung von Glasfasern zum<br />
Kunststoff werden Riss- und Bruchbildungen<br />
vermieden. Ein weiterer<br />
wichtiger Werkstoff, der ebenfalls<br />
zur hohen Qualität unserer FLOW-<br />
TITE Produkte beiträgt, ist Quarzsand<br />
im Rohrmantelkern: Dieser<br />
erhöht die Rohrsteifigkeit und verhindert<br />
eine Eigenverformung, ohne<br />
die Elastizität zu verringern. All diese<br />
Eigenschaften machen daher das<br />
Rohr auch für den Bau von komplexen<br />
Modulen geeignet.“<br />
Aufbau im Berliner Osthafen<br />
Für die 48,5 m lange, 9,2 m breite<br />
und 4,3 m hohe Anlage im Osthafen<br />
Berlins kamen 12,19 m lange FLOW-<br />
TITE <strong>GFK</strong>-Rohre mit einer Nennweite<br />
von DN 2000 und einem Fassungsvermögen<br />
von jeweils 38,82 m³ zum<br />
Einsatz, die, eingebettet in einer<br />
Stahl-Fachwerkkonstruktion, zu -<br />
sammen eine modulare Einheit bilden.<br />
Die insgesamt 12 Einzel module<br />
wurden in einem Baukastensystem<br />
hintereinander und nebeneinander<br />
zu Strängen installiert und verbunden.<br />
AMITECH-Gebietsleiter Schulz:<br />
„Das Stahlgerüst dient dazu, die<br />
Anlage, gebettet auf Pfählen, im<br />
Flusslauf der Spree zu befestigen,<br />
um – je nach Befüllung – einen Aufoder<br />
Abtrieb des Speichers zu vermeiden.<br />
Das Gerüst dient außerdem<br />
als Grundkonstruktion und Lastaufnahme<br />
für mögliche, spätere Aufbauten.“<br />
Die Montage der Einzelmodule<br />
bot den Schaulustigen spektakuläre<br />
Bilder: Zunächst wurden am<br />
Ufer drei jeweils 50 m lange Stränge<br />
verbunden und diese dann mit<br />
einem 700 t Kran in die Spree gehoben.<br />
Mit der Kanalisation<br />
verbunden<br />
Ralf Steeg beschreibt, wie die Pilotanlage<br />
seit der Installation funktioniert:<br />
„LURITEC ist über ein DN 800<br />
Juni 2013<br />
646 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Regenwasserbewirtschaftung<br />
FOKUS<br />
Die LURITEC-<br />
Module werden<br />
in einem<br />
Baukastensystem<br />
hintereinander<br />
und<br />
nebeneinander<br />
zu Strängen<br />
installiert und<br />
verbunden.<br />
Zuleitungsrohr mit der städtischen<br />
Kanalisation verbunden. Ab einer<br />
Menge von 17,1 mm Niederschlag<br />
pro Stunde spricht man von Starkregen<br />
und bei einem solchen Wolkenbruch<br />
füllt sich die Anlage. Wenn<br />
der Pegel in der Kanalisation wieder<br />
sinkt, wird das System leer gepumpt.<br />
Das erfolgt ebenso vollautomatisch<br />
wie die anschließende Reinigung,<br />
bei der Spülklappen mit hydraulischer<br />
Steuerung geöffnet werden.<br />
Entstandene Gerüche werden mit<br />
Hilfe einer Abluftreinigungsanlage<br />
gefiltert.“ Die Erwartungen sind<br />
groß und mit entsprechend hoher<br />
Aufmerksamkeit wird das Projekt<br />
deshalb auch in der Fachwelt beobachtet.<br />
Bei der generellen Planung des<br />
LURITEC Systems bewiesen die Verantwortlichen<br />
Weitsicht: Die individuell<br />
kombinierbaren Einzelmodule<br />
wurden so konzipiert, dass sie mit<br />
ihren Außenmaßen jeweils in einen<br />
40-Fuß-Überseecontainer passen –<br />
ein kostengünstiger Transport ist<br />
somit möglich. Denn schließlich, so<br />
Steeg, handele es sich um ein „weltweit<br />
übertragbares System“, mit<br />
dem auch andere Großstädte ihre<br />
Flüsse und Seen wirtschaftlich und<br />
nachhaltig schützen könnten.<br />
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Die Pilotanlage des Systems LURITEC im Berliner Osthafen.<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 647
FOKUS<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
Saubere Lösung: Rinnenfilter entlasten das<br />
Grundwasser und die kommunalen Kassen<br />
Dr.-Ing. Bernd Schiller, Leiter Forschung und Entwicklung bei HAURATON und<br />
Dipl.-Agr.-Ing. Claus Huwe, Produktmanager<br />
Intensive Nutzung und Bebauung<br />
von Landflächen, stetig zunehmender<br />
Ausbau von Verkehrs-,<br />
Industrie- und Siedlungsflächen –<br />
das sind Faktoren, die den natürlichen<br />
<strong>Wasser</strong>haushalt negativ beeinflussen.<br />
Denn versiegelte Flächen<br />
verhindern nicht nur die Verdunstung,<br />
auch die Grundwasserneubildung<br />
wird unterbunden. Niederschläge<br />
gelangen nicht ins Grundwasser,<br />
sondern fließen als Oberflächenabfluss<br />
durch die Kanalisation<br />
ab. Die Folge: Kanäle und Kläranlagen<br />
sind – insbesondere bei extremen<br />
Regenereignissen – stark überlastet.<br />
Es kommt immer häufiger zu<br />
Kellerrückstau und Straßenüberschwemmungen.<br />
Moderne Planungen<br />
sehen deshalb vor, dass die Niederschläge<br />
direkt vor Ort versickern.<br />
Dafür muss das Regenwasser häufig<br />
von hohen verkehrsbürtigen sowie<br />
per Windfracht transportierten<br />
Schadstofflasten in geeigneten An -<br />
lagen gereinigt werden.<br />
Zusätzliche Herausforderung:<br />
Vor dem Hintergrund der angespannten<br />
Haushaltslage vieler Kommunen<br />
müssen die Anlagen nicht<br />
nur hochwirksam sondern auch<br />
kostengünstig arbeiten. Wartungskosten<br />
dürfen nur in geringem Ausmaß<br />
anfallen. Lange Wartungsintervalle<br />
sind anzustreben. Mithilfe<br />
einer umfangreichen Versuchsanlage<br />
ist es nun gelungen, einen Rinnenfilter<br />
zu entwickeln, der all diesen<br />
Anforderungen entspricht.<br />
Herkömmliche <strong>Abwasser</strong>systeme<br />
stoßen an ihre Grenzen<br />
Bisher gab es zwei Möglichkeiten,<br />
die Überlastung der <strong>Abwasser</strong>systeme<br />
zu verhindern. Entweder wird<br />
der Niederschlag in Regenwasserleitungen<br />
getrennt aufgefangen<br />
und nicht in die Kläranlage, sondern<br />
direkt in die Vorflut geleitet, oder<br />
Regenrückhalte- und Überlaufbecken<br />
sorgen für eine Entlastung der<br />
Kläranlagen. Beide Wege sind nicht<br />
nur teuer, sondern lösen auch das<br />
eigentliche Problem nicht, denn<br />
nach wie vor versickert zu wenig<br />
Regenwasser im Boden. Außerdem<br />
werden u.a. durch Abnutzung und<br />
Verschleiß im Straßenverkehr oder<br />
durch verfahrenstechnische Prozesse<br />
jedes Jahr Tonnen von Schadstoffen<br />
freigesetzt.<br />
Bei Überlastung der Kläranlagen<br />
oder über die Regenwasserabläufe<br />
im Trennsystem gelangen die<br />
Schadstoffe in unsere Flüsse oder<br />
ins Grundwasser, sofern eine vorgeschaltete<br />
Regenwasserbehandlung<br />
ausbleibt.<br />
Inzwischen hat auch der Gesetzgeber<br />
das Problem erkannt. Das<br />
<strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz (WHG) empfiehlt<br />
seit 2009 den Ländern und<br />
Kommunen, die naturnahe Behandlung<br />
des Regenwassers zu forcieren.<br />
Naturnah heißt: Es soll möglichst<br />
dort versickern, wo es anfällt. Im<br />
einfachsten Fall kann das Regenwasser<br />
oberirdisch über eine Grünfläche<br />
oder eine Grünmulde gereinigt<br />
und zu 100 % versickert werden.<br />
Dies ist jedoch nicht immer<br />
möglich – wie etwa in Industriegebieten,<br />
die mit besonders wassergefährdenden<br />
Schadstoffen belastet<br />
sind.<br />
Problematisch ist die Situation in<br />
Ballungsräumen, weil dort hohe<br />
Grundstückspreise das Freihalten<br />
von ausreichenden Versickerungsflächen<br />
verhindern. Dabei brauchen<br />
gerade solche Gebiete Alternativen<br />
zur traditionellen Siedlungswasserwirtschaft.<br />
Starke Regenfälle führen<br />
hier besonders häufig zu Straßenüberschwemmungen<br />
und Kellerrückstau.<br />
Diese Faktoren stecken den Rahmen<br />
ab für ein alternatives Regenwasserbehandlungssystem.<br />
Es muss<br />
sich nahtlos in die vorhandenen<br />
Verkehrsflächen einfügen, höchsten<br />
mechanischen Belastungen Stand<br />
halten, Schadstoffe besonders ef -<br />
fektiv filtern und dauerhaft binden<br />
sowie hohe Feststofffrachten aufnehmen.<br />
Städte und Gemeinden<br />
legen außerdem einen hohen Wert<br />
auf lange Betriebszeiten und eine<br />
einfache Wartung.<br />
Die Lösung: eine neuartige<br />
Filtersubstrat-Rinne<br />
In Zusammenarbeit mit renommierten<br />
Forschungseinrichtungen wie<br />
der Technischen Hochschule Karlsruhe<br />
und der Ingenieurgesellschaft<br />
BIOPLAN ist es dem Unternehmen<br />
HAURATON gelungen, ein hochwirksames<br />
und äußerst robustes<br />
Reinigungssystem für schadstoffbelastetes<br />
Regenwasser zu entwickeln,<br />
das all diese Forderungen erfüllt.<br />
Um die Alltagstauglichkeit sicherzustellen,<br />
erfolgte die Entwicklung<br />
nicht nur im Labor, sondern überwiegend<br />
unter Realbedingungen in<br />
einer Pilotanlage in Augsburg. Sie<br />
liegt an einem stark befahrenen<br />
Autobahnzubringer mit einer entsprechend<br />
hohen Wintersalzung.<br />
Um eine höchstmögliche Belastung<br />
herbeizuführen wurde mit der Stadt<br />
Augsburg zusätzlich der Verzicht<br />
auf Straßenkehrungen vereinbart.<br />
Das reale Verkehrsaufkommen<br />
betrug vor dem Autobahnanschluss<br />
im Jahr 2009 rund 6000–7500 Kfz/d<br />
mit 15–20 % LKW Anteil (Zählungen<br />
im Zeitraum 1996–2004) Unter diesen<br />
Bedingungen wurde die stoffliche<br />
und hydraulische Leistung des<br />
Rinnenfiltersystems untersucht. Da<br />
vor der Inbetriebnahme der Anlage<br />
im April 2009 bereits von November<br />
Juni 2013<br />
648 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Regenwasserbewirtschaftung<br />
FOKUS<br />
1996 bis Oktober 2005 stoffliche<br />
Rückhalteleistungen verschiedener<br />
Behandlungssysteme durch die LfU<br />
Bayern an dieser Anlage geprüft<br />
wurden, bestand für die Untersuchung<br />
des Rinnenfiltersystems<br />
eine exzellente Zulaufreferenz.<br />
Die Versuchsanlage<br />
in Augsburg<br />
Die Abflüsse von der zur Versuchsanlage<br />
geneigten asphaltierten<br />
Fahrbahn werden fünf Versuchsfeldern<br />
gleichmäßig zugeführt. Ein<br />
Feld wird für die Erfassung des<br />
Zulaufsignals genutzt. In vier weiteren<br />
Feldern wurden Filterrinnen<br />
mit unterschiedlich großen Filterflächen<br />
und Rückhaltevolumina an -<br />
geordnet. Die Rinnenfilterabläufe<br />
wurden vollständig über Sammelbehälter<br />
erfasst.<br />
Das belastete Regenwasser läuft<br />
von den angeschlossenen Verkehrsflächen<br />
in unterschiedlich dimensionierte<br />
Entwässerungsrinnenkörper<br />
mit speziellem Filtersubstrat. Bei<br />
dem Substrat handelt es sich um ein<br />
kalziumkarbonathaltiges Gemisch,<br />
in dem eine weitgehende und<br />
schnelle Trennung des Regenwassers<br />
von den partikulär vorliegenden<br />
Schmutz- und Schadstoffteilchen<br />
erfolgt. Der Porenraum des<br />
Gemisches ist so engmaschig eingestellt,<br />
dass selbst feinste Teilchen<br />
bereits an der Substratoberfläche<br />
zurückgehalten werden. Die Filterbettverweilzeit<br />
entspricht dabei<br />
den Empfehlungen der DWA hinsichtlich<br />
der Verweilzeiten in belebten<br />
Bodenzonen. Etwaig rückstauendes<br />
<strong>Wasser</strong> bei extremen Regenereignissen<br />
wird in dem sehr<br />
großen Retentionsraum der Rinnen<br />
zwischengespeichert, sodass kein<br />
Notüberlauf erforderlich ist. An -<br />
schließend wird das von Schadstoffen<br />
befreite Regenwasser am Boden<br />
der Rinne durch ein Drainagerohr<br />
abgeleitet.<br />
Neben großen Auffangbehältern<br />
für das Filtrat wurden, zusätzliche<br />
Überlaufbehälter nachgeschaltet.<br />
Auf diese Weise können auch die<br />
Überläufe der kleineren Filtereinheiten<br />
bei Überlastereignissen, sicher<br />
aufgefangen und ausgewertet werden.<br />
Damit lassen sich über den<br />
gesamten Jahresverlauf 100 % der<br />
Regenwasserablauf- und Überlaufmengen<br />
exakt bestimmen, sowie<br />
Fest- und Schadstoffe quantitativ<br />
und qualitativ erfassen. Eine spezielle<br />
Gischtauffangwand am Fahrbahnrand<br />
verhindert zudem Spritzwasser-<br />
und Sprühnebelverluste der<br />
vorbeifahrenden Fahrzeuge. Schadund<br />
Feststoffeinträge werden maximiert.<br />
So lassen sich Erkenntnisse<br />
darüber gewinnen, wie sich der<br />
Schadstoffrückhalt und die Durchlässigkeit<br />
der Filter in Anhängigkeit<br />
von der Filterflächengröße über<br />
einen langen Versuchszeitraum entwickeln.<br />
Besonders bedeutsam ist<br />
der Einfluss der Jahreszeiten mit<br />
den saisonal typischen Belastungsprofilen<br />
(Bild 1).<br />
Parallel zu den Hauptuntersuchungen<br />
an den Rinnenfiltern<br />
wurde auch die Wirksamkeit von<br />
Geotextilfiltersäcken untersucht.<br />
Diese wurden dem Überlauf der<br />
Rinnenfilter nachgeschaltet. Auch<br />
hierzu lagen bislang keine Langzeitmessergebnisse<br />
vor.<br />
Versuchsergebnisse<br />
Die Versuchsanlage lieferte eine<br />
Reihe wichtiger Erkenntnisse, die in<br />
die Entwicklung des neuartigen<br />
Substratfilters mit einfließen konnten.<br />
Besonders wichtig ist die Fähigkeit<br />
des Substrats, verkehrsübliche<br />
Schadstoffe wie Schwermetalle,<br />
MKW’s oder PAK’s, auch bei extremer<br />
Wintersalzung, dauerhaft zu<br />
binden. Hierbei spielen der hohe<br />
Karbonatgehalt des Substrats und<br />
der verkehrsflächenbürtige Eisenanteil<br />
der Feststoffabflüsse entscheidende<br />
Rollen.<br />
An den lückenlos aufgefangenen<br />
und zu Quartalsmischproben<br />
zusammengefassten Abflüssen ließen<br />
sich Stressfaktoren wie Tausalzbelastung,<br />
Feststoffabflussspitzen<br />
etc. in ihrer wiederkehrenden Amplitude<br />
sehr gut abbilden. So ergaben<br />
Messungen des 3. Quartals Natriumkonzentrationen<br />
in der Grö-<br />
Bild 1. Versuchsanordnung.<br />
Grafik.<br />
ßenordnung von 3–4 mg/L, während<br />
in den 1. Quartalen jeweils Werte<br />
> 1000 mg/L gemessen wurden.<br />
Ein dispergierender Effekt des<br />
Tausalzeinflusses auf die Feststofffracht<br />
ließ sich sowohl optisch an<br />
der entstandenen Trübung im Filterablauf<br />
wie auch stofflich an den um<br />
den Faktor 10 erhöhten Ablaufwerten<br />
von Zink im Winterbetrieb feststellen.<br />
Dabei werden die Aggregate<br />
bildenden mehrwertigen Kationen<br />
wie z.B. Kalzium zunehmend<br />
durch einwertiges Natrium ersetzt<br />
(siehe Grafik).<br />
Dennoch konnten mit dem Reinigungssystem<br />
die derzeit gültigen<br />
Grenzwerte der Bundes-Bodenschutz-<br />
und Altlastenverordnung<br />
(BBodSchV, 1999) nachweisbar weit<br />
unterschritten werden.<br />
Wichtig ist auch die langjährige<br />
Durchlässigkeit des Filters. Voraus-<br />
▶▶<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 649
FOKUS<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
Bild 2.<br />
setzung hierfür ist ein trocken fallendes<br />
System. Zudem muss eine ausreichende<br />
Porenneubildung durch<br />
Restrukturierung des eingetragenen<br />
Sedimentes über chemische und<br />
biogene Abbauvorgänge durch Mikroorganismen<br />
und Kleinlebewesen<br />
erfolgen (Mineralisierung). Durch<br />
geeignete konstruktive Maßnahmen<br />
und ausreichender Filterflächengröße<br />
(A f ) von mindestens 2 %<br />
des undurchlässigen Anteils (A u ) der<br />
angeschlossen Verkehrsfläche ist<br />
dies auch bei hoher Feststoffbelastung<br />
möglich. Bei kleineren Filterflächen<br />
nimmt unter hoher Feststoffbelastung<br />
die Filterleistung besonders<br />
in den kühlen und nassen<br />
Wetterperioden deutlich ab. Die<br />
restrukturierenden Bodenbildungsprozesse<br />
verlangsamen sich.<br />
Bei der kleinsten Filteranlage mit<br />
0,6 % Filterfläche kam es im Dezember<br />
2009 zur Kolmation. Selbst bei<br />
den größeren Filterflächen war in<br />
den feuchten Monaten ein leichter<br />
Rückgang der hydraulischen Leistungsfähigkeiten<br />
zu verzeichnen,<br />
sie blieben aber dennoch voll funktionstüchtig.<br />
Nach den abflussärmeren Wintermonaten<br />
erreichen alle Filtersysteme,<br />
auch die mit den kleinsten<br />
Filterflächen, wieder ihre Betriebsdurchlässigkeit.<br />
Das bedeutet für<br />
die hydraulische Auslegung von<br />
Filteranlagen der Regenwasserbehandlung,<br />
dass auf Grund der saisonal<br />
stark variierenden Einflussgrößen<br />
wie Feststoffmengenanfall,<br />
Tausalzeinsatz, Niederschlagsmengen<br />
etc., hierfür erforderliche Messungen<br />
unter realen Bedingungen<br />
zu erfolgen haben. Im Labor oder<br />
unter Kurzzeitversuchen gefundene<br />
Werte entsprechen nicht der Realität!<br />
Die Versuche ergaben darüber<br />
hinaus, dass die Reinigung von<br />
Regenwasser über Geotextilfiltersäcke<br />
ohne weitere Maßnahmen<br />
nur innerhalb engerer Grenzen eine<br />
größere Effektivität aufweist. Je<br />
nach Häufigkeit der Beschickungen<br />
aus dem Überlauf der Rinnenfilter<br />
verstopften die Geotextilfiltersäcke<br />
entweder sehr rasch, oder ein sich<br />
nur langsam aufbauender Filterkuchen<br />
bei nur wenigen Beschickungen<br />
ermöglichte nur eine ungenügende<br />
stoffliche Rückhalteleistung.<br />
Durch die dispergierende Wirkung<br />
von Tausalz auf die Feststoffe im<br />
Niederschlagsabfluss wird die partikuläre<br />
Rückhalteleistung des Geotextilfiltersacks<br />
im Winterbetrieb<br />
zusätzlich stark herabgesetzt. Für<br />
den Einsatz von Geotextilfiltersäcken<br />
besteht daher noch deutlicher<br />
Optimierungsbedarf.<br />
Bild 3.<br />
Bild 4.<br />
Die Testanlage: Die Leistungsfähigkeit<br />
der Anlage<br />
unter hoher Belastung<br />
Welche Faktoren beeinflussen nun<br />
die Laufzeit einer Filteranlage? Hier<br />
ist an erster Stelle der Feststoffeintrag<br />
zu nennen. Unter den Extrembedingungen<br />
der Testanlage musste<br />
der Filter mit erheblich mehr<br />
Feststoffen zurechtkommen, als<br />
dies etwa in urbanen Gebieten mit<br />
einer regelmäßigen Straßenreinigung<br />
der Fall ist. Der Eintrag von<br />
Feststoffen verfüllt anteilig das<br />
Retentionsvolumen wodurch sich<br />
die hydraulische Kapazität der<br />
Anlage (Retentionsvolumen) redu-<br />
Juni 2013<br />
650 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Regenwasserbewirtschaftung<br />
FOKUS<br />
ziert. Auf die Filterdurchgängigkeit<br />
(k f -Wert) hat der Feststoffeintrag<br />
nur dann einen nennenswerten Einfluss,<br />
wenn das gewählte Filterflächenverhältnis<br />
nicht der Feststoffbelastung<br />
entspricht (siehe Bild 2).<br />
Die Tests in Augsburg ergaben,<br />
dass der durch natürliche biogene<br />
Faktoren aus dem Sedimenteintrag<br />
entstandene Boden bei einer optimalen<br />
Abstimmung in urbanen<br />
Gebieten erst nach etwa 20 bis 25<br />
Jahren entfernt werden muss. Selbst<br />
bei sehr hohem Feststoffanfall liegen<br />
die Wartungsintervalle noch<br />
bei über 6 Jahren. Mit einer Filterflächengröße<br />
≥2 % zur angeschlossenen<br />
Entwässerungsfläche (A u ) arbeiteten<br />
die Anlagen ohne Wartungsmaßnahmen<br />
vollkommen zuver -<br />
lässig (Bild 3).<br />
Laub und andere organische<br />
Materialien zersetzten sich ohne<br />
fremdes Zutun. Zudem unterstützen<br />
diese Materialien die Bindung<br />
von Schadstoffen. Die Leistungsfähigkeit<br />
lässt sich am Zink als Leitschwermetall<br />
verdeutlichen. Über<br />
den gesamten Versuchszeitraum<br />
wurden die in der Bundes-Bodenschutz-<br />
und Altlastenverordnung<br />
(BBSchV) festgelegten Grenzwerte<br />
deutlich unterschritten und lagen<br />
teilweise sogar unterhalb der Nachweisgrenze.<br />
Auf das Jahresmittel<br />
betrachtet werden auch die Geringfügigkeitsschwellenwerte<br />
der LAWA<br />
unterschritten. Mit Ausnahme des<br />
Winterbetriebs lag der Schadstoffrückhalt<br />
der Anlage bei weit<br />
über 90 % (Bild 4).<br />
Gleichzeitig ist das System<br />
äußerst robust. Es ist bis zur Belastungsklasse<br />
F erhältlich und damit<br />
in jeder Situation befahrbar. Der<br />
Vorteil: Durch die Regenwasserbehandlung<br />
entsteht kein zusätzlicher<br />
Platzbedarf. Wartungsarbeiten sind<br />
dank des schraubenlosen Verschlusssystems<br />
besonders leicht<br />
durchzuführen. Der zu Boden<br />
gewordene Sedimenteintrag wird<br />
dann genauso wie Straßenkehrricht<br />
entsorgt, während das Substrat in<br />
der Rinne verbleibt.<br />
Insgesamt zeigen die Ergebnisse<br />
der Versuchsanlage, dass die ökologischen<br />
Probleme, die die Versiegelung<br />
der Böden und der Klimawandel<br />
für die <strong>Wasser</strong>wirtschaft mit sich<br />
bringen, mit richtig konzipierten<br />
und dimensionierten Reinigungsund<br />
Versickerungsanlagen durchaus<br />
zu bewältigen sind. Entsprechende<br />
Investitionen lohnen sich<br />
auch für Städte und Gemeinden mit<br />
knappen Haushalten – denn sie profitieren<br />
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Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 651
FOKUS<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
Regenwasserbehandlung mit Kastenrinnen<br />
Regenwasser von innerstädtischen Verkehrsflächen vor Ort versickern?<br />
Klaus W. König<br />
Beim Bau großflächiger Liegenschaften wie kommunalen Eigenbetrieben, Verkehrsflächen und öffentlichen<br />
Gebäuden werden innerhalb von dicht besiedelten Gebieten zunehmend dezentrale Anlagen zur Rückhaltung<br />
und Behandlung von Regenwasser eingesetzt. Dieses wird gedrosselt und gereinigt – eine der Voraussetzungen<br />
für die wasserrechtliche Erlaubnis, um in ein Gewässer eingeleitet oder in den Untergrund versickert zu<br />
werden, wenn bewachsener Oberboden für Sickermulden nicht zur Verfügung steht.<br />
Basis von<br />
BIRCOpur ist<br />
die Betonrinne BIR-<br />
COsir der Nennweite 300<br />
AS. Die Reinigungsintervalle<br />
hängen von den jeweiligen örtlichen<br />
Rahmenbedingungen ab. © BIRCO<br />
Das modulare<br />
Innenleben der<br />
Filtrationsrinne<br />
BIRCOpur<br />
besteht aus<br />
3 Komponenten:<br />
Sedimentationsbox,<br />
Granulatfilterkissen,<br />
Leitblech.<br />
© BIRCO<br />
Der Grund: Nach dem aktuellen<br />
<strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz WHG<br />
2009, gültig seit 1. März 2010, hat<br />
die ortsnahe Bewirtschaftung von<br />
Regenwasser Priorität. Ziel von Ge -<br />
setzgebung und Normen ist, dass<br />
künftig im Zuge der Oberflächenentwässerung<br />
der natürliche <strong>Wasser</strong>haushalt<br />
weitgehend erhalten<br />
wird. Dies soll erreicht werden mit<br />
den dezentralen Methoden der<br />
Regenwasserbewirtschaftung.<br />
Doch Regenabläufe von versiegelten<br />
Plätzen und Verkehrsflächen<br />
können wegen ihrer Abflussmenge<br />
oder Inhaltsstoffe problematisch<br />
sein für die aufnehmenden Gewässer<br />
bzw. das Grundwasser.<br />
Entscheidend ist, von welchen<br />
Flächen das Regenwasser stammt<br />
und wie es dem natürlichen <strong>Wasser</strong>kreislauf<br />
wieder „einverleibt“ werden<br />
soll. Bei Einleitung in Grundwasser<br />
oder in Oberflächengewässer<br />
entscheidet deren Schutzwürdigkeit,<br />
ob und wie zufließendes<br />
Regenwasser vorab behandelt werden<br />
muss. Als problematisch gelten<br />
Niederschlagsabflüsse von Verkehrsflächen<br />
mit starkem KFZ-<br />
Betrieb.<br />
Entweder großflächig<br />
bewachsener Oberboden …<br />
Ist das Grundwasser Ziel der Ableitung,<br />
dann muss möglichst breitflächig<br />
über bewachsenen Oberboden<br />
versickert werden. Breitflächig<br />
be deutet, die gesamte Fläche<br />
gleichmäßig zu nutzen. Der humusreiche<br />
Oberboden mit seiner Vielfalt<br />
an anorganischem Material und<br />
organischem Leben ist in der Lage,<br />
Problemstoffe im versickernden<br />
Regenwasser zurückzuhalten und<br />
teilweise umzuwandeln – das Niederschlagswasser<br />
also zu reinigen.<br />
Damit diese Eigenschaft auf Dauer<br />
erhalten bleibt, muss das Zuschlämmen<br />
der Poren an der Oberfläche<br />
des Oberbodens verhindert werden.<br />
Dies gelingt am besten durch<br />
einen flächendeckenden wurzelreichen<br />
Bewuchs. Um dies zu gewährleisten,<br />
gehört Mähen und Mähgut<br />
abräumen als Pflegemaßnahme der<br />
Sickerfläche dazu. Die technische<br />
Regel für dezentrale Versickerungsmaßnahmen<br />
„DWA A-138“ gibt<br />
hierzu weitere Hinweise, auch zur<br />
erforderlichen Größe einer solchen<br />
Fläche. Tabelle 1 bietet einen Überblick,<br />
welche Art der Versickerung in<br />
welchem Fall zulässig ist.<br />
… oder Regenwasserbehandlungsanlage<br />
mit<br />
DIBt-Zulassung<br />
Ist eine breitflächige Versickerung<br />
erforderlich, aber aus Mangel an<br />
Fläche nicht möglich (häufig der Fall<br />
in Innenstädten), so darf punktuell<br />
versickert werden, falls eine geeignete<br />
Behandlung des Regenwassers<br />
erfolgt und die wasserrechtliche<br />
Erlaubnis der unteren <strong>Wasser</strong>behörde<br />
erteilt ist. Als Nachweis für die<br />
Eignung gilt in der Regel die Bauartzulassung<br />
der in Frage kommenden<br />
Behandlungsanlage.<br />
Bei Einleiten in das Oberflächengewässer<br />
gilt zunächst WHG 2009.<br />
Darin bestimmt der Gesetzgeber<br />
seit 1. März 2010 laut § 57 (1): „Eine<br />
Juni 2013<br />
652 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Regenwasserbewirtschaftung<br />
FOKUS<br />
Erlaubnis für das Einleiten von Ab -<br />
wasser in Gewässer (Direkteinleitung)<br />
darf nur erteilt werden, wenn<br />
die Menge und Schädlichkeit des<br />
<strong>Abwasser</strong>s so gering gehalten wird,<br />
wie dies bei Einhaltung der jeweils<br />
in Betracht kommenden Verfahren<br />
nach dem Stand der Technik möglich<br />
ist, …“.<br />
Geschieht das Einleiten über<br />
den Regenkanal einer Trennkanalisation,<br />
so sind zum Stand der<br />
Technik laut WHG 2009 die Ausführungen<br />
der <strong>Abwasser</strong>verordnung,<br />
speziell Anhang Regenwasser, maßgeblich.<br />
Doch dieser Anhang fehlt<br />
bisher. Deshalb gelten für Regenabflüsse<br />
von Verkehrsflächen zur Einleitung<br />
in Oberflächengewässer bis<br />
auf weiteres noch örtlich spezifische<br />
Auflagen mit Verweis auf technische<br />
Regeln wie z. B. BWK M3 oder<br />
DWA-M 153. Darin wird die eingangs<br />
erwähnte Schutzwürdigkeit<br />
des Gewässers ins Verhältnis<br />
gebracht zur Qualität und Menge<br />
des abgeleiteten Regenwassers, bei<br />
Bedarf mit Empfehlung geeigneter<br />
Behandlungsmaßnahmen.<br />
Das Rinnensystem BIRCOpur hat<br />
vom Deutschen Institut für Bautechnik<br />
die allgemeine bauaufsichtliche<br />
Zulassung Nr. Z-84.2-10 erhalten.<br />
Es ist zertifiziert als linienförmige<br />
Anlage zur Behandlung von<br />
Niederschlagsabflüssen von Verkehrsflächen<br />
für die Versickerung<br />
und kann auf Grundlage dieser<br />
Zulassung ohne weitere Nachweisführung<br />
eingebaut werden.<br />
##<br />
Sedimentationsbox: Sie übernimmt<br />
die Grobreinigung, in -<br />
dem alle Feststoffe wie Steine,<br />
Laub und Schwebteile zurückgehalten<br />
werden. Eine Gummilippe<br />
sorgt für Dichtigkeit an den Rändern<br />
– für die sichere Abgrenzung<br />
zur anschließenden Filtration.<br />
##<br />
Granulatfilterkissen: Es nimmt<br />
das vorgereinigte Niederschlagswasser<br />
auf und entzieht ihm<br />
organische und anorganische<br />
Stoff-Frachten.<br />
##<br />
Leitblech: Es lenkt das gefilterte<br />
<strong>Wasser</strong> in den freien Abflussraum<br />
der Rinne, von wo aus dieses<br />
zur Weiterverwendung, Versickerung<br />
oder Einleitung in<br />
offene Gewässer zur Verfügung<br />
steht.<br />
Wartungsintervalle<br />
Im Gegensatz zu herkömmlichen<br />
Filtrationsrinnen entfällt der häufige<br />
Austausch von Filtermateria-<br />
▶▶<br />
Die Sedimentationsbox lässt sich leicht<br />
einsehen, entnehmen, ausspülen und wieder<br />
einsetzen. Arretierungshaken in den Zargentaschen<br />
sorgen für den optimalen Sitz der<br />
Sedimenta tionsbox im Rinnenelement.<br />
© BIRCO<br />
Trinkwasserbehälter<br />
In bewährter Wiedemanntechnik sanieren wir jedes Jahr nahezu<br />
100 Trinkwasserbehälter, seit 1947, Jahr für Jahr.<br />
Von der Zustandsanalyse, Beratung und Ausarbeitung des<br />
Sanierungs kon zeptes bis zur fix und fertigen Ausführung.<br />
Abdichtung<br />
Betoninstandsetzung<br />
Rissinjektion<br />
Stahlkorrosionsschutz<br />
Statische Verstärkung -CFK-Lamellen-<br />
Vergelung<br />
Spritzbeton / Spritzmörtel<br />
Mineralische Beschichtung<br />
Unsere Fachleuchte sind für Sie da, rufen Sie an!<br />
Kastenrinne mit modularem<br />
Filter-Aufbau<br />
Basis von BIRCOpur ist die Betonrinne<br />
BIRCOsir der Nennweite<br />
300 AS. Mit einer Belastbarkeit bis<br />
Klasse F 900 ist sie für die Linienentwässerung<br />
auch auf stark befahrenen<br />
Parkplätzen oder öffentlichen<br />
Plätzen geeignet. Planer müssen<br />
also keine wesentlichen Änderungen<br />
in der Entwässerungsplanung<br />
berücksichtigen. Eine Besonderheit<br />
ist das modulare Innenleben dieser<br />
Filtrationsrinne. Es besteht aus drei<br />
Komponenten:<br />
Zentrale<br />
65189 Wiesbaden<br />
Weidenbornstr. 7-9<br />
Tel. 0611/7908-0<br />
Fax 0611/761185<br />
Niederlassung<br />
01159 Dresden<br />
Ebertplatz 7-9<br />
Tel. 0651/42441-0<br />
Fax 0351/42441-11<br />
Wiedemann<br />
Instandsetzung und Schutz von Betonbauwerken<br />
W 316-1<br />
Besuchen Sie uns im Internet:<br />
www.wiedemann-gmbh.com<br />
Zertifiziert nach<br />
DIN EN ISO 9001:2008<br />
seit 1947<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 653
FOKUS<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
In Stadtzentren fehlt der Platz für Sickerflächen mit bewachsenem Oberboden. © König<br />
lien, denn der sogenannte „Filterkuchen“<br />
bildet sich bei BIRCOpur<br />
nicht – dank des modularen Aufbaus.<br />
Feststoffe wie Sand, Blätter,<br />
Steine und Schwebteilchen werden<br />
bereits in der Sedimentationsbox<br />
abgelagert, ohne die Leistung der<br />
Filtereinheit zu vermindern. Und<br />
dieser oben liegende Grobfilter lässt<br />
sich leicht einsehen, entnehmen,<br />
ausspülen und wieder einsetzen.<br />
Die Reinigungsintervalle hängen<br />
von den jeweiligen örtlichen Rahmenbedingungen<br />
ab. Arretierungshaken<br />
in den Zargentaschen sorgen<br />
für den optimalen Sitz der Sedimentationsbox<br />
im Rinnenelement.<br />
Zusammenfassung<br />
Ist eine breitflächige Versickerung<br />
erforderlich, aber aus Mangel an<br />
Fläche nicht möglich (häufig der Fall<br />
in Innenstädten), so darf punktuell<br />
versickert werden, falls eine geeignete<br />
Behandlung des Regenwassers<br />
erfolgt und die wasserrechtlichen<br />
Erlaubnis der unteren <strong>Wasser</strong>behörde<br />
erteilt ist. Als Nachweis für die<br />
Eignung gilt in der Regel die Bauartzulassung<br />
der in Frage kommenden<br />
Behandlungsanlage.<br />
Die neue Filtrationsrinne BIRCOpur<br />
hat vom Deutschen Institut für<br />
Bautechnik die allgemeine bauaufsichtliche<br />
Zulassung Nr. Z-84.2-10<br />
erhalten. Das Rinnensystem fungiert<br />
als anerkannte Regenwasserbehandlungsanlage<br />
und filtert aus<br />
dem anfallenden <strong>Wasser</strong> Belastungen,<br />
die durch Auswaschung oder<br />
durch Straßenverkehr verursacht<br />
werden. Es stellt eine Option für<br />
nachhaltiges Bewirtschaften des<br />
städtischen Raums dar und ist gleichermaßen<br />
für industrielle Flächenbetreiber<br />
attraktiv. Wissenschaftliche,<br />
technische und rechtliche<br />
Zusammenhänge dazu sind zusammengefasst<br />
in einem Grundlagenpapier,<br />
das zum Download bereit<br />
steht unter www.birco.de/umwelt/<br />
BIRCOpur<br />
Kontakt:<br />
Klaus W. König,<br />
Jakob-Kessenring-Straße 38,<br />
D-88662 Überlingen,<br />
Tel. (07551)61 305,<br />
Fax (07551) 68 126,<br />
E-Mail: kwkoenig@koenig-regenwasser.de,<br />
www.klauswkoenig.com<br />
Mit einer Belastbarkeit bis Klasse F 900 ist BIRCOpur<br />
als Linienentwässerung auch auf stark befahrenen<br />
Parkplätzen oder öffentlichen Straßen geeignet.<br />
© BIRCO<br />
Beim Einleiten in ein Oberflächengewässer ist in der Regel die<br />
Behandlung des von Verkehrsflächen abfließenden Regenwassers<br />
Voraussetzung für eine wasserrechtliche Erlaubnis. © König<br />
Juni 2013<br />
654 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Regenwasserbewirtschaftung<br />
FOKUS<br />
Marktübersicht<br />
Regenwassernutzung<br />
Regenwasserversickerung<br />
Wer sich intensiv mit der Planung, Anschaffung<br />
oder Installation einer Regenwassernutzungsanlage<br />
oder der Regenwasserversickerung<br />
beschäftigt, findet in dem neu aufgelegten und aktualisierten<br />
Sonderheft der Fachvereinigung Betriebs-und<br />
Regenwassernutzung e. V. wertvolle Hinweise über fast<br />
alle am Markt vorhandenen Produkte.<br />
In der Marktübersicht 2013/2014 werden u. a. Regenwasserfilter,<br />
Speicher aus Beton und Kunststoff, Pumpen<br />
und Regenwasserzentralen für die Regenwassernutzung<br />
dargestellt.<br />
Wesentlich erweitert wurde die Rubrik der Behälter<br />
für die Gartenbewässerung. Hier findet sich eine Vielzahl<br />
interessant gestalteter Be hälter von der klassischen<br />
Regentonne bis hin zu sogenannten Design behältern.<br />
Alle Speicher werden oberirdisch aufgestellt und sind in<br />
verschiedenen Ausführungen und Volumina von 250 bis<br />
2000 Liter erhältlich.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt der Marktübersicht sind<br />
Produkte zur Regenwasserversickerung und Rückhaltung<br />
von Niederschlagswasser sowie Systeme zur<br />
dezen tralen Regenwasserbehandlung.<br />
Unter der Rubrik Kleinkläran lagen finden Grundstückseigen<br />
tümer, die nicht an die öffentliche Kläranlage<br />
angeschlossen werden können, Systeme für den<br />
privaten Einbau mit Bemessungswerten von 4 bis<br />
50 Einwohnerwerten (EW).<br />
Abgerundet wird die fbr-Marktübersicht durch Produkte<br />
zum Grauwasser-Recycling und einer Übersicht<br />
von Softwareprogrammen zur Auslegung von Versickerungsanlagen.<br />
Die Marktübersicht stellt auf über 60 Seiten mehr<br />
als 300 Produkte, weitestgehend in Farbe, von über<br />
50 Herstellern vor.<br />
TAGUNG 23.-24.Oktober 2013, Rosenheim<br />
DWA-LANDESVERBANDS-<br />
TAGUNG BAYERN<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft im Blickpunkt<br />
– Herausforderungen heute und morgen<br />
Treffpunkt und Informationsforum der bayerischen Fachleute<br />
aus der <strong>Wasser</strong>wirtschaft ist in diesem Jahr das Kultur und<br />
Kongress Zentrum in Rosenheim. Am 23. und 24. Oktober<br />
2013 lädt der DWA-Landesverband Bayern alle Mitglieder<br />
und Interessierten zu seiner Jahrestagung ein.<br />
Unter dem Tagungsmotto „<strong>Wasser</strong>wirtschaft im Blickpunkt<br />
– Herausforderungen heute und morgen“ bietet die<br />
Veranstaltung einen Überblick welchen Herausforderungen<br />
sich die <strong>Wasser</strong>wirtschaft auch in Zukunft gegenübersieht.<br />
Aufgezeigt werden mögliche Lösungsansätze sowie<br />
Erfahrungen aus bereits umgesetzten Maßnahmen. In den<br />
zwei parallel stattfindenden Seminarreihen Gewässer und<br />
<strong>Abwasser</strong> werden u. a. Vorträge zu den Themen Gewässerschutz<br />
und Energie, der Gewässerentwicklung oder Strategien<br />
der <strong>Abwasser</strong>reinigung zu hören sein.<br />
Neben den Vortragsreihen ist ein weiterer Schwerpunkt der<br />
Workshop zum Thema <strong>Abwasser</strong>abgabe.<br />
Begleitet wird die Tagung wiederum von einer Fachausstellung<br />
sowie zwei interessanten Fachexkursionen und einem<br />
attraktiven Rahmenprogramm.<br />
Fotos: Veranstaltungs + Kongress GmbH Rosenheim<br />
Bezug/Bestellung:<br />
Die fbr-Marktübersicht<br />
2013/2014 kann<br />
zum Preis von 5,- Euro unter<br />
www.fbr.de bezogen werden.<br />
Weitere Informationen sowie Anmeldeunterlagen:<br />
DWA-Landesverband Bayern<br />
Friedenstraße 40 . 81671 München<br />
Tel: 089/233-62590 . Fax: 089/233-62595<br />
E-Mail: info@dwa-bayern.de<br />
Internet: www.dwa-bayern.de/<br />
Veranstaltungen/Tagung<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 655
FOKUS<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
Vier Aufgaben – eine Lösung:<br />
Regenwasser ist unsere Kompetenz<br />
Das integrierte Regenwassermanagement der Fränkischen Rohrwerke transportiert, reinigt und speichert<br />
Regenwasser und führt es in den natürlichen <strong>Wasser</strong>kreislauf zurück. Das Unternehmen präsentiert sich als<br />
Full-Service-Anbieter und unterstreicht mit „Regenwasser ist unsere Kompetenz! 4 Aufgaben – 1 Lösung“ die<br />
langjährige Erfahrung als Technologie- und Marktführer.<br />
Wenn große Naturflächen überbaut<br />
sind und <strong>Wasser</strong> auf versiegelten<br />
Flächen nicht mehr un -<br />
gehindert versickern kann, ist der<br />
natürliche <strong>Wasser</strong>kreislauf unterbrochen.<br />
Hier kommen die Produkte<br />
und Systeme für integriertes Regenwassermanagement<br />
der Fränkischen<br />
Rohrwerke ins Spiel. Die Drainage-<br />
und Entwässerungssysteme<br />
vermeiden Engpässe im Kanalnetz<br />
und beugen stehendem <strong>Wasser</strong> und<br />
Überflutungen vor. Über Versickerung<br />
den natürlichen <strong>Wasser</strong>kreislauf<br />
wieder herzustellen, ist ein technisch<br />
sowie wasserwirtschaftlich<br />
ökologisch und ökonomisch sinnvolles<br />
Ziel. Mit sparsamem Materialeinsatz,<br />
Wartungsfreundlichkeit<br />
und streng kontrollierter Fertigungsqualität<br />
erfüllen die innovativen<br />
Module von FRÄNKISCHE hohe<br />
Ansprüche an Sicherheit, Umweltschutz<br />
und Wirtschaftlichkeit.<br />
EU-Ziel umfassender<br />
Gewässerschutz<br />
Den rechtlichen Rahmen für die Flächen-Entwässerung<br />
gibt die Europäische<br />
Union mit der europäischen<br />
<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie vor. Sie ist<br />
die Basis für einen umfassenden<br />
Gewässerschutz in ganz Europa. Ziel<br />
ist, bis 2015 einen guten Zustand in<br />
den Oberflächengewässern und im<br />
Grundwasser zu erreichen. In<br />
Deutschland wurde dazu 2010 das<br />
<strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz nochmals<br />
angepasst, das nun als technischen<br />
Standard die besten verfügbaren<br />
Technologien fordert. Diesem technischen<br />
Stand entsprechen Systeme<br />
der naturnahen Regenwasserbewirtschaftung<br />
oder leistungsstarke,<br />
moderne Regenwasserbehandlungsanlagen,<br />
wie sie FRÄNKISCHE<br />
entwickelt hat.<br />
Optimal aufeinander<br />
abgestimmte Systemkomponenten<br />
In vier Systemschritten entwässert<br />
das Komplettsystem zuverlässig alle<br />
Flächen, egal ob in Gewerbe und<br />
Industrie, Garten- und Landschaftsbau<br />
oder im Bereich Verkehrswege.<br />
Befördern mit dem Transportrohr-<br />
System Aqua-pipe, Reinigen mit<br />
dem Sedimentationsprogramm<br />
SediPipe, Speichern über Rigofill<br />
inspect, Ableiten mithilfe des Drosselschachts<br />
Quadro-limit: Diese vier<br />
Module sind optimal aufeinander<br />
abgestimmt und greifen reibungslos<br />
ineinander über. „Wir arbeiten<br />
auf einer Full-Service-Basis: Bei<br />
Bedarf können wir alle Systemkomponenten<br />
inklusive aller Schritte,<br />
die dem Bau vor- und nachgelagert<br />
sind, aus einer Hand liefern“, sagt<br />
Michael Schütz, Leiter Produktmanagement.<br />
Das neue Logo spiegelt<br />
das Selbstverständnis der Fränkischen<br />
Rohrwerke als Komplettanbieter<br />
im Bereich Drainage Systeme<br />
wider: Die vier gelben Segmente<br />
symbolisieren die vier technisch zu<br />
lösenden Aufgaben im Umgang mit<br />
Regenwasser – Transportieren, Reinigen,<br />
Speichern, Ableiten –, die<br />
den natürlichen <strong>Wasser</strong>kreislauf<br />
ausgewogen wieder schließen.<br />
Individuelle Planung und<br />
wirtschaftliche Realisierung<br />
So individuell wie die örtlichen<br />
Gegebenheiten sind auch die<br />
Lösungsansätze von FRÄNKISCHE<br />
für die Wahl einer geeigneten Versi-<br />
Jede Aufgabe im Zusammenhang mit Regenwasser verlangt integriertes<br />
Systemdenken. SediPipe XLPlus übernimmt im Komplett-System zur<br />
Regenwasserbewirtschaftung von FRÄNKISCHE die Aufgabe der Reinigung.<br />
Dabei entfernt die Sedimentationsanlage mit den zwei Strömungstrennern<br />
nicht nur Schmutzpartikel zuverlässig aus dem abgeleiteten<br />
<strong>Wasser</strong>, sondern scheidet auch bei hohen Durchflüssen in Havariefällen<br />
Leichtflüssigkeiten wie Öl sicher ab. Dabei erreicht SediPipe XL-Plus den<br />
Wirkungsgrad eines Koaleszenzabscheiders und bietet damit auch optimalen<br />
Gewässerschutz gegen auslaufende Leichtstoffe bei Unfällen im Regenwetter.<br />
Juni 2013<br />
656 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Regenwasserbewirtschaftung<br />
FOKUS<br />
ckerungsanlage. Neben geologischen<br />
Gegebenheiten und städtebaulichen<br />
Aspekten beurteilen die<br />
Regenwasser-Profis vor der Planung<br />
auch die Qualität und das Schadstoffpotenzial<br />
des Niederschlags.<br />
Fundierte Beratung von Planern,<br />
Baufirmen, Behörden und Investoren<br />
spielt dabei eine wichtige Rolle.<br />
Erfahrene Experten konzipieren<br />
Gesamtanlagen, bemessen die<br />
Anlagenteile und entwickeln optimierte<br />
Gesamtpakete. „Mit unserem<br />
Komplettservice erreichen wir eine<br />
hohe Effizienz bei der Projekt-Realisierung.<br />
Außerdem können wir im<br />
laufenden Betrieb eine hohe Wirtschaftlichkeit<br />
zusichern und die<br />
Investitionen unserer Kunden ab -<br />
sichern“, erklärt Vertriebsleiter<br />
Michael Fries.<br />
Seit mehr als 30 Jahren ist<br />
FRÄNKISCHE erfolgreich aktiv in<br />
den Bereichen Regenwasserbewirtschaftung<br />
und Verkehrswege-<br />
Entwässerung. „Weil wir wissen,<br />
Wenn große Naturflächen überbaut<br />
sind und <strong>Wasser</strong> auf versiegelten<br />
Flächen nicht mehr ungehindert<br />
versickern kann, ist der<br />
natürliche <strong>Wasser</strong>kreislauf unterbrochen.<br />
Hier kommen die Produkte<br />
und Systeme für integriertes<br />
Regenwassermanagement der<br />
Fränkischen Rohrwerke ins Spiel.<br />
Mit sparsamem Materialeinsatz,<br />
Wartungsfreundlichkeit und<br />
streng kontrollierter Fertigungsqualität<br />
erfüllen die innovativen<br />
Module von FRÄNKISCHE hohe<br />
Ansprüche an Sicherheit,<br />
Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit.<br />
dass jede Aufgabe im Zusammenhang<br />
mit Regenwasser integriertes<br />
Systemdenken verlangt, sind<br />
unsere Lösungen zu 100 Prozent<br />
verlässlich, langlebig und wartungsfreundlich“,<br />
sagt Michael<br />
Schütz.<br />
Kontakt:<br />
Fränkische Rohrwerke<br />
Gebr. Kirchner GmbH & Co. KG, GB Drainage,<br />
Hellinger Straße 1, D-97486 Königsberg/Bayern,<br />
Tel. (09525) 88-480, Fax (09525) 88-412,<br />
E-Mail: info.drain@fraenkische.de,<br />
www.fraenkische-drain.de<br />
14. Kölner Kanal und Kläranlagen Kolloquium<br />
am 9. und 10. September 2013<br />
Montag, 9.9.2013<br />
Planung<br />
Leitung: Dipl.-Ök. Roland W. Waniek, IKT gGmbH, Gelsenkirchen<br />
Bau und Sanierung<br />
Leitung: Dr. Bert Bosseler, IKT gGmbH, Gelsenkirchen<br />
Betrieb<br />
Leitung: Dipl.-Ing. Henning Werker, StEB Köln, AöR<br />
Phosphorrückgewinnung<br />
Leitung: Dipl.-Ing. Norbert Engelhardt, Erftverband, Bergheim<br />
Energie<br />
Leitung: Dipl.-Ing. Otto Schaaf, StEB Köln, AöR<br />
Spurenstoffe<br />
Leitung: Prof. Dr. Johannes Pinnekamp, ISA der RWTH Aachen<br />
Dienstag, 10.9.2013<br />
Starkregen<br />
Leitung: Prof. Dr. Rainer Feldhaus, FH Köln<br />
Gewässer<br />
Leitung: Dr. Wolfgang Leuchs, LANUV NRW, Essen<br />
<strong>Abwasser</strong>technologien<br />
Leitung: Dr. David Montag, ISA der RWTH Aachen<br />
Management<br />
Leitung: Dr. Friedrich-Wilhelm Bolle, FiW an der<br />
RWTH Aachen e. V.<br />
Exkursionsprogramm:<br />
Großklärwerk Köln Stammheim und <strong>Wasser</strong>schule Köln<br />
Organisation und Auskünfte:<br />
Dr. Verena Kölling<br />
Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft<br />
und Siedlungsabfallwirtschaft der RWTH Aachen<br />
52056 Aachen<br />
E-Mail: et@isa.rwth-aachen.de<br />
Tel.: 0241 / 80-252 14, Fax: 0241 / 80-229 70<br />
Weitere Informationen finden Sie im Internet unter<br />
www.kanalkolloquium.de<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 657
FOKUS<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
Hagebau Zentrallager in Herten entwässert<br />
mit individuell angepasstem System<br />
Beim Umbau des Hagebau Zentrallagers in Herten entschieden sich die Bauherren für eine Entwässerungsanlage<br />
aus dem Hause REHAU. Zum Einsatz kam ein lange geplantes, individuell angepasstes Komplettsystem,<br />
welches derzeit nur REHAU liefern kann.<br />
Die zunehmende Versiegelung<br />
der natürlichen Flächen durch<br />
Straßen und Gebäude belastet<br />
Umwelt und Infrastruktur immer<br />
mehr. Die Hochwassergefahr steigt<br />
durch Überlastung der Kanalsysteme,<br />
Kläranlagen und Vorfluten.<br />
Aufgrund von versiegelten Flächen<br />
kann das Niederschlagswasser nur<br />
schwer ablaufen und folglich auch<br />
nicht am natürlichen <strong>Wasser</strong>kreislauf<br />
teilnehmen. Die Folge ist ein<br />
sinkender Grundwasserspiegel. Um<br />
dieser Entwicklung entgegenzuwirken,<br />
ist eine natürliche Regenwasserbewirtschaftung<br />
von Nöten. Ge -<br />
setzgeber und Gemeinden haben<br />
dies erkannt und fördern die Betreiber<br />
durch Zuschüsse, oder durch<br />
Befreiung von Versiegelungsabgaben.<br />
REHAU liefert für den Umbau<br />
ein Komplettsystem, das zum<br />
umweltschonenden Umgang mit<br />
Regenwasser beiträgt.<br />
Zentraler Bestandteil der Regenbewirtschaftung im Hagebau Zentral lager in Herten: eine<br />
Boxrigole mit 672 m 3 Fassungsvermögen, errichtet aus RAUSIKKO Boxen von REHAU.<br />
Hagebau Zentrallager<br />
setzt auf Entwässerung<br />
von REHAU<br />
Ziel auf dem Grundstück des Hagebau<br />
Zentrallagers war es, das<br />
Regenwasser von 19 000 m 2 Dachfläche<br />
und 11 500 m 2 Verkehrsfläche<br />
zur Versickerung zu bringen. Eine<br />
gedrosselte Regenwassermenge<br />
von 10 Litern pro Sekunde darf<br />
gleichzeitig in ein offenes Gewässer<br />
abgeleitet werden. Das Regenwasser<br />
der Verkehrsflächen muss dabei<br />
einer intensiven Regenwasserbehandlung<br />
unterzogen werden,<br />
bevor es mit dem Grundwasser in<br />
Berührung kommen darf.<br />
Um die erforderlichen Volumina<br />
von insgesamt rund 870 m 3 zu erreichen,<br />
wurde eine offene Versickerungsmulde<br />
mit einer Grundfläche<br />
von 1200 m 2 zu einer Boxrigole mit<br />
672 m 3 Fassungsvermögen umgebaut.<br />
Hier kamen die bewährten<br />
RAUSIKKO Boxen von REHAU zum<br />
Einsatz. Zusätzlich wurde in der vorhandenen<br />
Platzfläche ein Rückhaltebecken<br />
mit 196 m 3 Fassungsvermögen<br />
geschaffen. Beide Systeme<br />
werden durch einen bestehenden<br />
Kanal DN 800 ge speist. 95 % der<br />
Regenereignisse entwässern über<br />
die Versickerung, die restlichen<br />
Regenereignisse durch Aktivierung<br />
eines Überlaufs in das Rückhaltebecken<br />
und von dort über den REHAU<br />
AWASCHACHT DN 1000 Drosselschacht<br />
in ein offenes Gewässer.<br />
Durch den Umbau der Mulde<br />
entfiel die Regenwasserbehandlung<br />
durch die belebte Bodenzone.<br />
Gleichzeitig konnte die Platzfläche<br />
um 1 200 m 2 erweitert werden. Der<br />
Wegfall dieser Regenwasserbehandlung<br />
wurde durch den kombinierten<br />
Einsatz von RAUSIKKO Sediclean in<br />
Verbindung mit einer chemischen<br />
und mechanischen Reinigung durch<br />
das RAUSIKKO HydroClean Filtersystem<br />
kompensiert. Der intensiven Be -<br />
handlungspflicht unterliegen 11 500<br />
m 2 Verkehrsfläche.<br />
Das Bauvorhaben wurde zusammen<br />
mit anderen Projekten im<br />
Zuge des Programms „Zukunftsverein<br />
barung Regenwasser“ von<br />
der Emschergenossenschaft bezuschusst.<br />
Das Programm besteht aus<br />
einer Strategie zur Reduzierung<br />
des Regenwasserabflusses über die<br />
Kanalisation, beispielsweise über Versickerungsmulden,<br />
-rigolen, gewässerverträgliche<br />
Ableitung, Regenwassernutzung<br />
und Entsiegelung.<br />
Die Fläche im Emschergebiet, wel-<br />
Juni 2013<br />
658 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Regenwasserbewirtschaftung<br />
FOKUS<br />
Die Vorbehandlung des Verkehrsflächenniederschlagswassers<br />
wird mittels einer Kombination aus<br />
RAUSIKKO HydroClean Reinigungsschächten und<br />
RAUSIKKO SediClean Sedimentationsanlagen<br />
gewährleitet.<br />
Nach der Reinigung des Verkehrsflächenwassers fließt es in den<br />
bestehenden Kanal DN 800 und versickert gemeinsam mit dem<br />
Niederschlagswasser von der Dachfläche in der Boxrigole. Bei starken<br />
Niederschlägen löst im Kanal ein Überlauf aus, das überschüssige<br />
<strong>Wasser</strong> fließt dann in ein Rückhaltebecken.<br />
che an die Kanalisation angekoppelt<br />
ist, soll innerhalb von 15 Jahren um<br />
15 % reduziert werden. Ähnliche<br />
Projekte zur Förderung von Bauvorhaben,<br />
mit dem Ziel der Reduktion<br />
des Regenwasserabflusses über die<br />
Kanalisation, gibt es in unterschiedlicher<br />
Ausprägung deutschlandweit.<br />
Gesamtsystem von REHAU<br />
überzeugt<br />
Ein wesentlicher Aspekt in der Konzeption<br />
der gesamten Entwässerungsanlage<br />
ist die Regenwasserbehandlung<br />
und der in der RAU-<br />
SIKKO Box integrierte Kanal mit<br />
gestufter Schlitzung. Nur die Verwendung<br />
von DIBT-zugelassenen<br />
Filterschächten RAUSIKKO Hydroclean<br />
bietet, in Kombination mit<br />
Sedimentationsanlagen und RAU-<br />
SIKKO Box mit integriertem Kanal,<br />
die Voraussetzung zur wasserrechtlichen<br />
Genehmigung der Anlage.<br />
Allein REHAU ist als Systemhersteller<br />
derzeit in der Lage dieses<br />
Gesamtsystem zu liefern. Zusätzlich<br />
unterstützte REHAU die Bauherren<br />
intensiv planerisch in der Auslegung<br />
dieser Sonderlösung.<br />
Weitere Informationen unter<br />
www.rehau.de/rausikko-box<br />
Kontakt:<br />
REHAU AG + Co, Communication Bau,<br />
Ytterbium 4, D-91058 Erlangen,<br />
Tel. (09131) 92-5810,<br />
E-Mail: info@rehau.com,<br />
www.rehau.com<br />
Vollständige Funktionalität unter<br />
WINDOWS, Projektverwaltung,<br />
Hintergrundbilder (DXF, BMP, TIF, etc.),<br />
Datenübernahme (ODBC, SQL), Online-<br />
Hilfe, umfangreiche GIS-/CAD-<br />
Schnittstellen, Online-Karten aus Internet.<br />
Gas, <strong>Wasser</strong>,<br />
Fernwärme, <strong>Abwasser</strong>,<br />
Dampf, Strom<br />
Stationäre und dynamische Simulation,<br />
Topologieprüfung (Teilnetze),<br />
Abnahmeverteilung aus der Jahresverbrauchsabrechnung,<br />
Mischung von<br />
Inhaltsstoffen, Verbrauchsprognose,<br />
Feuerlöschmengen, Fernwärme mit<br />
Schwachlast und Kondensation,<br />
Durchmesseroptimierung, Höheninterpolation,<br />
Speicherung von<br />
Rechenfällen<br />
I NGE N I E U R B Ü R O FIS C H E R — U H R I G<br />
WÜRTTEMBERGALLEE 27 14052 BERLIN<br />
TELEFON: 030 — 300 993 90 FAX: 030 — 30 82 42 12<br />
INTERNET: WWW.STAFU.DE<br />
Sie haben eine Trennkanalisation?<br />
Dann können Sie hohe Entsorgungskosten sparen, wenn<br />
Sie verhindern, dass Regenwasser in den Schmutzwasserkanal<br />
gelangt.<br />
Die einfache und preiswerte Lösung hierfür bietet<br />
GAT GmbH mit dem<br />
Fremd (Regen)-<strong>Wasser</strong>-Stopp-System.<br />
Detaillierte Informationen hierzu und weitere Produkte<br />
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Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 659
FOKUS<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
Hier noch im<br />
Bau, seit<br />
4. April 2013<br />
in Betrieb: der<br />
neue Flughafen<br />
Kassel-<br />
Calden.<br />
© Flughafen<br />
Kassel-Calden<br />
Primus unterm Vorfeld: Abscheidetechnik auf dem<br />
neuen Flughafen Kassel-Calden<br />
Tom Kionka<br />
Zwischen März 2011 und Dezember 2012 wurde der Regionalflughafen Kassel-Calden zum internationalen<br />
Airport erweitert. Der Auftrag für die hierbei erforderlichen Abscheideranlagen ging an die Firma Mall. Deren<br />
Abscheidertyp NeutraPrim hat sich in Verbindung mit Malls Allroundservice aus einer Hand beim Vergabeverfahren<br />
als Primus durchgesetzt.<br />
Damit der neue Flughafen so -<br />
wohl den sicherheitstechnischen<br />
Anforderungen wie auch den<br />
Umweltvorschriften entspricht,<br />
muss te dessen gesamte Infrastruktur<br />
neu erstellt werden. Davon<br />
betroffen waren auch die entwässerungstechnischen<br />
Anlagen mit dem<br />
für Boden- und Grundwasserschutz<br />
maßgeblichen Teilbereich der<br />
Leichtflüssigkeitsabscheidung.<br />
Flächen, auf denen mineralische<br />
Leichtflüssigkeiten anfallen können,<br />
sind die beiden Vorfelder Ost und<br />
West, die Betankungsareale sowie<br />
Bereiche beim Tanklager und bei der<br />
Feuerwache. Seitens des Bauträgers<br />
waren Abscheideranlagen mit verstopfungs-<br />
und wartungsfreier Koaleszenzeinrichtung<br />
gefordert. Für<br />
die Anlagen auf den Vorfeldern hatten<br />
die Flughafenplaner Baufeldraster<br />
vorgegeben – Zonen, die später<br />
nicht von Flugzeugen befahren<br />
werden –, und diese Raster mussten<br />
beim Einbau exakt eingehalten werden.<br />
Außerdem war vom Anbieter<br />
zu berechnen und zu gewährleisten,<br />
wie sich die Gesamtwassermenge<br />
auf die einzelnen Anlagen je<br />
Abscheidergruppe verteilt, um hy -<br />
draulische Überlastungen einzelner<br />
Anlagen auszuschließen. Und<br />
schließlich musste eine auf 15<br />
Betriebsjahre angelegte Wirtschaftlichkeitsberechnung<br />
erstellt werden.<br />
25 NeutraPrim für Kassel-<br />
Calden<br />
Nach Vergabeverhandlungen mit<br />
mehreren Bietern hatte der Bauträger<br />
im Juli 2012 Mall (Donaueschingen)<br />
mit der Lieferung der Abscheidetechnik<br />
beauftragt. In den Folgemonaten<br />
erreichten die 25 ge -<br />
orderten Anlagen vom Typ Neutra-<br />
Prim die Baustelle und wurden<br />
eingebaut. Das Vorfeld Ost erhielt<br />
eine Gruppe von zwölf und das Vorfeld<br />
West von acht Anlagen. Zwei<br />
weitere Abscheider wurden installiert,<br />
um die Enteisungsfläche zu<br />
entwässern, einer außerdem am<br />
Tanklager und zwei bei der Feuerwache.<br />
Die Feuerwache erhielt dar-<br />
Juni 2013<br />
660 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Regenwasserbewirtschaftung<br />
FOKUS<br />
über hinaus eine Doppelpumpstation<br />
von Mall. Bereits im Dezember<br />
2012 konnten die Anlagen endmontiert<br />
und der vorgeschriebenen<br />
Generalinspektion unterzogen werden.<br />
Anfang März 2013 erfolgte<br />
die mängelfreie Übergabe an den<br />
Betreiber.<br />
Der Abscheidertyp NeutraPrim ist<br />
ein Klasse-I-Abscheider mit integriertem<br />
Schlammfang, der in der nach<br />
Kassel-Calden gelieferten Ausführung<br />
mit einem Kugeldurchgang von<br />
300 mm zuverlässig verstopfungsfrei<br />
arbeitet. Seine wartungsfreie und<br />
selbstreinigende Koalszenzeinrichtung<br />
aus Edelstahl resultiert in Kostenvorteilen<br />
bei den monatlichen<br />
Eigenkontrollen und halbjährlichen<br />
Wartungen sowie auch insofern,<br />
als keine Ersatz-Koaleszenzeinsätze<br />
beschafft und vorgehalten werden<br />
müssen. Die Entsorgung der Abscheiderinhalte<br />
erfolgt bedarfsorientiert<br />
gemäß DIN 1999-100, sobald 50 %<br />
des Schlammfangvolumens oder<br />
80 % der Ölspeicherkapazität erreicht<br />
sind.<br />
Künftiges Vorfeld Ost: Einbau der<br />
Abscheidergruppe mit Verteilerrinne.<br />
© Mall<br />
Flughafen Kassel-Calden<br />
Am 4. April 2013 hob die erste Chartermaschine vom Flughafen Kassel-Calden ab. Der<br />
Start erfolgte im Rahmen der Eröffnungsfeierlichkeiten. Seither ist Kassel-Calden eine<br />
weitere Drehscheibe im internationalen Flugverkehr. Durch Linien- und Charterflüge<br />
verbindet der neue Airport den Großraum Kassel mit der weiten Welt.<br />
In seiner rund 40-jährigen Vorgeschichte war Kassel-Calden ein Regionalflughafen. Als<br />
solcher wurde er im Januar 1970 eröffnet. Das Jahr 2002 brachte dann den Beschluss<br />
zum Neubau, mit dem im März 2011 begonnen werden konnte, nachdem die erforderliche<br />
Verlegung der Bundesstraße B7 im Jahr zuvor erfolgt war. Zum Jahresende 2012<br />
kamen die Bauarbeiten zum Ende. Es folgten die behördlichen Abnahmen und schließlich<br />
Anfang 2013 verschiedene Testbetriebsdurchgänge.<br />
Bis dahin waren 4,3 Mio. Kubikmeter Erde bewegt und 250 Mio. Euro investiert worden.<br />
Das 220 Hektar große Baufeld machte Calden im Jahr 2012 zur größten Erdbaustelle<br />
Europas. Doch nun – mit seiner neuen Start- und Landebahn von 2,5 Kilometern Länge<br />
und 45 Metern Breite sowie einem Terminal, das 2 277 qm Nutzfläche bietet – schließt<br />
der Flughafen Kassel-Calden die Region direkt an das europäische Flugnetz an. Die<br />
meisten europäischen Wirtschaftszentren sind via Calden nur noch ein bis zwei Stunden<br />
entfernt.<br />
Gleiche Belastung<br />
sichergestellt<br />
Für die beiden Abscheidergruppen<br />
auf den Vorfeldern konnten Anlagen<br />
mit Standardstatik der LKW-<br />
Lastklasse SLW 60 verwendet werden,<br />
da Flugzeuge die Einbauflächen<br />
nicht befahren. Hier war<br />
jedoch die Zulaufhydraulik genau<br />
zu berechnen und auszuführen, da<br />
einerseits die einzelnen Anlagen<br />
der Nenngröße NS 30 mit höchstens<br />
30 l/sec belastet werden dürfen,<br />
andererseits aber im Fall der<br />
12er-Gruppe eine Nennleistung<br />
von 360 l/sec gefordert war. Es war<br />
also sicherzustellen, dass aus dem<br />
Ge samtvolumenstrom bei maximaler<br />
Belastung jeder Anlage ein gleicher<br />
Teilstrom zufließt. Die Umsetzung<br />
dieser Anforderung erfolgte<br />
durch die exakte Festlegung der<br />
Höhen der einzelnen Abläufe aus<br />
einer mittig angeordneten Verteilerrinne.<br />
In den engen Zeitfenstern des<br />
Flughafenneubaus Kassel-Calden<br />
waren reibungslose Abläufe unverzichtbar.<br />
Hier hat Mall mit Großbaustellenerfahrung<br />
und Komplettservice<br />
aus einer Hand – von Beratung<br />
und Planung über Lieferung und<br />
Montage bis zu Generalinspektion,<br />
Inbetriebnahme und Einweisung<br />
des Betreiberpersonals – auch in<br />
organisatorischer Hinsicht mit Leistungsstärke<br />
gepaarte Kompetenz<br />
unter Beweis gestellt.<br />
Mit von der Partie: 25 NeutraPrim-Abscheider. © Mall<br />
Autor<br />
Tom Kionka,<br />
Büro für umwelTKommunikation,<br />
Fichtenweg 9,<br />
D-97528 Sulzdorf an der Lederhecke,<br />
Tel. (0151) 6148-1443,<br />
E-Mail: tom.kionka@t-online.de<br />
Firmenkontakt<br />
mall umweltsysteme,<br />
Mall GmbH,<br />
Hüfinger Straße 39-45,<br />
D-78166 Donaueschingen-Pfohren,<br />
Tel. (0771) 80 05-0,<br />
Fax (0771) 8005-100,<br />
E-Mail : info@mall.info,<br />
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Vorname/Name des Empfängers<br />
Straße/Postfach, Nr.<br />
Antwort<br />
Leserservice <strong>gwf</strong><br />
Postfach 91 61<br />
97091 Würzburg<br />
Land, PLZ, Ort<br />
Telefon<br />
E-Mail<br />
Branche/Wirtschaftszweig<br />
Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B. Brief, Fax, E-Mail) oder<br />
durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die Datum, Unterschrift<br />
XFGWFW2013<br />
rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an Leserservice <strong>gwf</strong>, Franz-Horn-Str. 2, 97082 Wü rzburg<br />
Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pfl ege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst, gespeichert und verarbeitet. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich von<br />
DIV Deutscher Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag □ per Post, □ per Telefon, □ per Telefax, □ per E-Mail, □ nicht über interessante Fachangebote informiert und beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.<br />
✘<br />
Telefax
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
NETZWERK WISSEN<br />
Aktuelles aus Bildung und Wissenschaft,<br />
Forschung und Entwicklung<br />
© Universität Siegen<br />
Das Forschungsinstitut <strong>Wasser</strong> und Umwelt (fwu)<br />
an der Universität Siegen<br />
##<br />
Vorwort: „Der Traum jedes Bauingenieurs“<br />
##<br />
Das fwu stellt sich vor: Umweltschutz verpflichtet<br />
##<br />
Die Studiengänge am fwu: „Die Berufsbefähigung ist garantiert“<br />
##<br />
Leben und Studieren im Siegerland – mit „Krönchen“ ausgezeichnet<br />
##<br />
Praktikum am Neuen Schiffshebewerk Niederfinow<br />
Forschungsvorhaben und Ergebnisse<br />
##<br />
Lehrstuhl <strong>Wasser</strong>bau und Hydromechanik: Forschungsverbund setzt sich<br />
für das Weltnaturerbe ein<br />
##<br />
Lehrstuhl <strong>Wasser</strong>wirtschaft und Ingenieurhydrologie:<br />
Integrative Kompetenz zum Thema <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
##<br />
Forschungsprojekte des Lehrstuhls <strong>Abwasser</strong>- und Abfalltechnik<br />
##<br />
Im Bann der Wissenschaft: Nobelpreisträger bewertet Doktorarbeit mit summa cum laude<br />
##<br />
Dissertation: Bildung, Phasentransfer und Toxizität halogenierter<br />
Desinfektionsnebenprodukte im Aufbereitungszyklus von Schwimmbeckenwasser –<br />
Schwerpunkt stickstoffhaltige Verbindungen
NETZWERK WISSEN Porträt<br />
Der Traum jedes Bauingenieurs<br />
Vorwort<br />
Prof. Dr.-Ing.<br />
Horst Görg<br />
© Universität<br />
Siegen<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
das Bauingenieurwesen hält ungemein<br />
weitreichende Aufgabenfelder<br />
bereit, und das in den unterschiedlichsten<br />
Tätigkeitsbereichen: auf<br />
Auftraggeberseite, im öffentlichen<br />
Dienst wie auch im Ingenieurbüro<br />
und in der Bauwirtschaft. Die<br />
Berufsperspektiven sind sehr gut.<br />
Unsere Absolventen können mit<br />
Recht von sich behaupten, dass sie<br />
die Zukunft verantwortlich mitgestalten,<br />
nachhaltig und umweltgerecht<br />
planen und bauen und die<br />
gebaute Umwelt erhalten.<br />
Leider reduziert die uninformierte<br />
Öffentlichkeit uns Bauingenieure<br />
immer wieder gern darauf,<br />
„graue Masse in braune Bretter“ zu<br />
gießen. Dann bemühe ich gern das<br />
Beispiel der grabenlosen Verfahren<br />
beim Bau und Erhalt der Leitungsinfrastruktur<br />
und stelle die Analogie<br />
zur Medizin her. Dort ist die minimal-invasive<br />
Chirurgie hoch angesehen,<br />
bei der operative Eingriffe<br />
durch endoskopisch winzigste<br />
Zugänge, den Einsatz kleinster<br />
Kameras und Operationsinstrumente<br />
sowie spezieller Techniken<br />
die kleinstmöglichen Verletzungen<br />
von Haut und Gewebe bewirken.<br />
Tatsächlich genügen die sogenannten<br />
No-Dig-Verfahren selbst<br />
modernsten Ansprüchen. Sie erfüllen<br />
den Traum jedes Bauingenieurs,<br />
an Ort und Stelle zur Leitungsverlegung<br />
oder -erneuerung in der Stadt<br />
das „Werk“ zu vollbringen. Und zwar<br />
ganz ohne teure Oberflächen aufzureißen,<br />
ohne alte Bäume zu fällen,<br />
ohne größere Erdhaufen, ohne Verkehrsstörungen,<br />
ohne Staus und<br />
Unfälle, ohne Baustellenlärm und<br />
alle anderen Nachteile, die ein<br />
„Aufriss“ ansonsten nach sich ziehen<br />
würde.<br />
Durch den zurückhaltenden<br />
Geräteeinsatz des Baggers, die<br />
enormen Einsparungen an Lkw-<br />
Bewegungen und stau- oder umfahrungsbedingten<br />
Kfz-Mehrlaufzeiten<br />
des normalen Verkehrs ergeben<br />
sich sogar deutliche Einsparungen<br />
an CO 2 -Emissionen. Die grabenlosen<br />
Bauverfahren haben in den<br />
vergangenen Jahren einen rasanten<br />
technischen Fortschritt erfahren<br />
und viele neue Anwendungsbereiche<br />
erschlossen, stellen aber bei der<br />
Planung und Ausführung auch<br />
einen hohen Anspruch dar.<br />
Modernes Leben in urbanen<br />
Lebensräumen ist ohne unterirdische<br />
Infrastruktur nicht mehr denkbar.<br />
Die Versorgung mit <strong>Wasser</strong>, Gas,<br />
Elektrizität und Fernwärme erfolgt<br />
ebenso unterirdisch wie die <strong>Abwasser</strong>entsorgung.<br />
Wachsende Bevölkerungsdichten<br />
in den Städten, die<br />
Erschließung neuer Siedlungsgebiete<br />
und die steigenden Anforderungen<br />
an eine nachhaltige<br />
umweltfreundliche Entwicklung<br />
fordern das Infrastruktursystem<br />
sehr. Nimmt man nun noch die<br />
Energiewende hinzu, die Anpassung<br />
an die Auswirkungen des Klimawandels<br />
und auch den demografischen<br />
Wandel, so wird man als<br />
Bauingenieur an allen „Megathemen“<br />
beteiligt.<br />
In dieser Ausgabe Netzwerk Wissen<br />
finden Sie daher alles Wissenswerte<br />
und viele spannende Beiträge<br />
rund um das Forschungsinstitut<br />
<strong>Wasser</strong> und Umwelt der Universität<br />
Siegen, das sich um genau diese<br />
Themen und alles, was Mensch und<br />
Umwelt bewegt, dreht. Ich wünsche<br />
Ihnen viel Freude beim Lesen und<br />
freue mich sehr, wenn ich Ihr Interesse<br />
an diesen so wichtigen Themen<br />
geweckt habe.<br />
Ihr Horst Görg,<br />
Departmentsprecher des<br />
Bauingenieurwesens<br />
an der Universität Siegen<br />
<strong>Wasser</strong>bau-Studenten am Siegplatten flutungs modell. © Universität Siegen<br />
Weitere Informationen:<br />
Prof. Dr.-Ing. Horst Görg,<br />
Universität Siegen,<br />
Paul-Bonatz-Straße 9–11, D-57069 Siegen,<br />
Tel. 0271 - 740-2323,<br />
E-Mail: goerg@bauwesen.uni-siegen.de<br />
Juni 2013<br />
664 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt NETZWERK WISSEN<br />
Umweltschutz verpflichtet<br />
Das Forschungsinstitut <strong>Wasser</strong> und Umwelt an der Universität Siegen<br />
Die Lehrstühle „<strong>Abwasser</strong>- und Abfalltechnik“, „<strong>Wasser</strong>bau und Hydromechanik“ und „<strong>Wasser</strong>wirtschaft und<br />
Ingenieurhydrologie“ bilden zusammen das Forschungsinstitut <strong>Wasser</strong> und Umwelt (fwu). Ziel des Instituts ist<br />
es, die Fachkompetenz verschiedener Fachgebiete zu vereinen und vorhandene Ressourcen für interdisziplinäre<br />
Fragestellungen effektiver zu nutzen. Mit dem interdisziplinär angelegten Themenfeld „<strong>Wasser</strong> und<br />
Umwelt“ ist eine Vernetzung innerhalb der Fakultäten der Universität (z. B. im Forschungsschwerpunkt „Zivile<br />
Sicherheit“) sowie im nationalen und internationalen Forschungsverbund gewährleistet.<br />
Das Forschungsinstitut <strong>Wasser</strong><br />
und Umwelt (fwu) wurde im<br />
Jahr 1994 gegründet. Dabei ist die<br />
Tradition der <strong>Wasser</strong>wirtschaft und<br />
des <strong>Wasser</strong>baus in Siegen fest verwurzelt.<br />
Bereits im Jahr 1853 wurde<br />
die Siegener Wiesenbauschule<br />
gegründet. Sie bildete Meliorationstechniker<br />
und Wiesenbaumeister<br />
aus, die aufgrund ihrer fachlich fundierten<br />
Ausbildung national und<br />
international ein hohes Ansehen<br />
erlangten. So legte im Jahr 1891 ein<br />
Erlass der preußischen Regierung<br />
fest, dass Absolventen der Siegener<br />
Wiesenbauschule bei den Meliorationsämtern<br />
bevorzugt eingestellt<br />
werden sollten. Die Siegener Wiesenbauschule<br />
entwickelte sich stetig<br />
weiter. So entstand zunächst die<br />
Kulturbauschule, dann die Bauschule<br />
für <strong>Wasser</strong>wirtschaft und<br />
Kulturtechnik, danach die Ingenieur<br />
schule für Bauwesen, bis<br />
Die fwu-Forschungsthemen<br />
schließlich im Jahr 1971 die Universität-Gesamthochschule<br />
Siegen<br />
(später: Universität Siegen) gegründet<br />
wurde.<br />
Heute gliedert sich das fwu in<br />
die drei Lehrstühle: <strong>Abwasser</strong>- und<br />
Abfalltechnik, <strong>Wasser</strong>bau und<br />
Hy dromechanik sowie <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
und Ingenieurhydrologie. Es<br />
folgt ein kurzer Überblick.<br />
Forschungsthemen im Forschungsschwerpunkt <strong>Wasser</strong>- und Ressourcenmanagement<br />
des Departments Bauingenieurwesen der Universität<br />
Siegen:<br />
• <strong>Wasser</strong>- und Ressourcenmanagement<br />
• Entwicklung von Hochwasserschutzkonzepten<br />
• Extremereignisse, Küstenforschung, Georisiken<br />
• Capacity Development<br />
• Klimafolgenforschung und Entwicklung von<br />
Klimaanpas sungskonzepten<br />
• Hydrologischer Wandel<br />
• Hydrologische Modellierung<br />
• <strong>Wasser</strong>management in Entwicklungs- und Schwellenländern<br />
• <strong>Wasser</strong>qualität, <strong>Wasser</strong>aufbereitung, Optimierung von Kläranlagen<br />
• Flächenrecycling<br />
Der fwu-<strong>Wasser</strong>turm. © Universität Siegen<br />
<strong>Abwasser</strong>- und<br />
Abfalltechnik<br />
Der Umweltschutz verpflichtet<br />
dazu, neue Umweltgefährdungen<br />
zu vermeiden sowie bereits entstandene<br />
zu erkunden, zu bewerten und<br />
zu sanieren. Der Lehrstuhl <strong>Abwasser</strong>-<br />
und Abfalltechnik beschäftigt<br />
sich in der Lehre mit dem gesamten<br />
Bereich der baubezogenen Umwelttechnik.<br />
Vor und nachsorgend sind<br />
die Qualität der Planungen und<br />
Ingenieurleistungen, der Bauleistungen<br />
und des Einsatzes der Verfahrenstechnik<br />
eine zwingende<br />
Notwendigkeit. Der Schutz unserer<br />
Umwelt kann nur unter Einsatz von<br />
Umwelttechnik und Einbeziehung<br />
qualifizierter Bau- und Dienstleistungen<br />
erfolgreich sein. Dazu zählen<br />
Tätigkeiten aus den Bereichen<br />
##<br />
Bau und Erhaltung von Ver- und<br />
Entsorgungsinfrastruktur,<br />
##<br />
Bau von Abfallentsorgungsanlagen<br />
und Kläranlagen,<br />
##<br />
Deponiebau, -sanierung, -stil-<br />
llegung (dazu Abbau vorgänge<br />
im Deponiekörper beschleunigen)<br />
sowie Nachnutzung<br />
des Deponiestandortes<br />
(„Deponie auf Deponie“),<br />
##<br />
Flächenrecycling und<br />
Altlastensanierung,<br />
##<br />
Stoffstrommanagement und<br />
Ressourcenschonung, selektiver<br />
Rückbau und Kreislaufwirtschaft<br />
sowie das Urban Mining.<br />
▶▶<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 665
NETZWERK WISSEN Porträt<br />
Die Forschungsthemen des Lehrstuhls<br />
<strong>Abwasser</strong>- und Abfalltechnik<br />
• Optimierung bestehender Anlagen, Betrieb,<br />
Ersatzbeschaffung (Kanalnetz)<br />
• Sanierung, Optimierung und Erweiterung von<br />
kommunalen Kläranlagen<br />
• Qualitäts- und Umweltmanagement<br />
• Konzepte zur Energieoptimierung von<br />
Kläranlagen<br />
• Flächenrecycling und Umgang mit<br />
mineralischen Bauabfällen<br />
• Stoffstrommanagement zur nachhaltigen<br />
Bewirtschaftung von Ressourcen<br />
Zentrale Forderungen sind die<br />
Umweltverträglichkeit der Verfahren<br />
selbst sowie die Einhaltung von<br />
Sicherheitsstandards. Dies erfordert<br />
schlüssige Technikkonzepte, fachkundige<br />
Planungen und qualifizierte<br />
Ausführungen. Neue Überlegungen<br />
wie Deponierückbau<br />
(Stichwort: „Urban Mining – Die<br />
Deponie als Wertstoff-Ressource“)<br />
zeichnen sich in der Wissenschaft<br />
ab. In der Kreislaufwirtschaft sind<br />
die Grenzen hoher Verwertungsraten<br />
durch das Vorsorgeprinzip<br />
gesetzt, es darf zu keiner Schadstoffverschleppung<br />
und Scheinverwertung<br />
kommen.<br />
Aufgabe der <strong>Abwasser</strong>technik ist<br />
in Zukunft die Optimierung bestehender<br />
Anlagen sowie der Betrieb<br />
und die Ersatzbeschaffung.<br />
Eine ganze Reihe von Fachgebieten<br />
der Abfalltechnik an deutschen<br />
Universitäten beschäftigt sich im<br />
Wesentlichen mit Siedlungsabfällen.<br />
Vor diesem Hintergrund lassen<br />
sich für die Universität Siegen<br />
folgende Schwerpunkte ableiten:<br />
Flächenrecycling und Umgang mit<br />
mineralischen Bauabfällen (ErsatzbaustoffV,<br />
Verfüllungen, Säuleneluat<br />
statt DEV-S4), Stoffstrommanagement<br />
zur nachhaltigen<br />
Bewirtschaftung von Ressourcen,<br />
Bewerten von Recyclingstrategien<br />
auch unter dem Aspekt der CO 2 -<br />
Einsparung sowie Implementierung<br />
von Abfall-Managementsystemen<br />
in Unternehmen.<br />
Das Labor <strong>Abwasser</strong>technik<br />
Das Laboratorium kann bei Sonderaufgaben<br />
der Forschungs- und Entwicklungsvorhaben<br />
genutzt werden.<br />
Es wird zudem zur Unterstützung der<br />
Lehrtätigkeit eingesetzt. In einem<br />
Praktikum, in dem die Studenten<br />
selbstständig <strong>Wasser</strong>- und Reststoffuntersuchungen<br />
durchführen, werden<br />
die theoretischen Ansätze der<br />
Lehre anschaulich dargestellt.<br />
Weitere Informationen:<br />
Prof. Dr.-Ing. Horst Görg,<br />
Universität Siegen,<br />
Paul-Bonatz-Straße 9–11, D-57069 Siegen,<br />
Tel. 0271 - 740 2323,<br />
E-Mail: horst.goerg@uni-siegen.de,<br />
www.umwelt.uni-siegen.de<br />
<strong>Wasser</strong>bau<br />
und Hydromechanik<br />
Die Forschung am Lehrstuhl <strong>Wasser</strong>bau<br />
und Hydromechanik mit insgesamt<br />
14 wissenschaftlichen und<br />
nicht-wissenschaftlichen Mitarbeitern<br />
umfasst eine breite Fülle wasserbaulicher<br />
Fragestellungen. Dabei<br />
stehen Aspekte zu den Auswirkungen<br />
von Meeresspiegeländerungen<br />
und extremer Hochwasser- und<br />
Sturmflutereignisse im Fokus der<br />
Forschungen. Dazu gehören physikalische<br />
und numerische Modelluntersuchungen<br />
von Fließgewässern<br />
ebenso wie die Analyse der Sturmflutrisiken<br />
unter heutigen und<br />
zukünftigen Bedingungen in den<br />
Küstengebieten. Ein besonderes<br />
Augenmerk wird bei vielen Forschungsarbeiten<br />
auf interdisziplinäre<br />
Lösungsansätze gelegt. So ist<br />
der Lehrstuhl in das Forschungskolleg<br />
„Zukunft menschlich gestalten“<br />
der Universität Siegen (FoKoS) eingebunden.<br />
Hier werden in dem<br />
Schwerpunktbereich „Zivile Sicherheit“<br />
Forschungsarbeiten interdisziplinär<br />
zwischen Medien-, Sozial-,<br />
Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaften<br />
durchgeführt. Ein weiterer<br />
Forschungsschwerpunkt des Lehrstuhls<br />
liegt in der Optimierung von<br />
Kleinstwasserkraftanlagen, was insbesondere<br />
die Durchführung physikalischer<br />
Modellversuche mit dem<br />
Ziel der Optimierung bzw. der<br />
Erhöhung des Wirkungsgrades der<br />
Bauingenieur-Studenten auf dem Campus an der Paul-Bonatz-Straße. © Universität Siegen<br />
Juni 2013<br />
666 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt NETZWERK WISSEN<br />
Die Forschungsthemen des Lehrstuhls<br />
<strong>Wasser</strong>bau und Hydromechanik<br />
Auch spektakuläre Großbaustellen wie die Schleusenstufe Münster<br />
gehören zum späteren Einsatzgebiet der <strong>Wasser</strong>bau-Studierenden.<br />
© Pixelio/Erich Westendarp<br />
• Küsteningenieurwesen: Auswirkungen von<br />
Meeresspiegel änderungen und extremer Hochwasser-<br />
und Sturmflutereignisse<br />
• Numerische Simulationen<br />
• Extremwertstatistische Analysen<br />
• Risikobetrachtungen von baulichen Anlagen,<br />
insbesondere in Folge von Naturkatastrophen<br />
• Binnenwasserbau und Hochwasserrisikomanagement<br />
sowie integrierte Hochwasserschutzkonzepte<br />
• Besondere Aspekte von Gewässerentwicklungskonzepten<br />
• Naturnaher Gewässerausbau<br />
• Sicherheitsüberprüfungen von wasser baulichen<br />
Anlagen<br />
• Ermittlung von Bemessungsereignissen<br />
• <strong>Wasser</strong>kraft<br />
Anlagen beinhaltet. In den vergangenen<br />
zehn Jahren wurden am<br />
Lehrstuhl <strong>Wasser</strong>bau und Hydromechanik<br />
etwa 5 Mio. Euro Forschungsmittel<br />
eingeworben.<br />
In der Lehre werden in Bachelor-/Masterstudiengängen<br />
Kenntnisse<br />
im Bereich Hydromechanik,<br />
Binnen- und Küstenwasserbau, wasserbauliches<br />
Versuchswesen, numerische<br />
Verfahren in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
und Umweltwissenschaften<br />
vermittelt. Diplom- und Abschlussarbeiten<br />
sind in Vorhaben der<br />
Grundlagen- und anwendungsorientierten<br />
Forschung eingebunden.<br />
<strong>Wasser</strong>baulabor<br />
Das <strong>Wasser</strong>baulabor verfügt über<br />
zwei Versuchshallen mit einer unabhängigen<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung dank<br />
eigenem <strong>Wasser</strong>turm. Bis zu 700 L/s<br />
<strong>Wasser</strong> können mit einem konstanten<br />
Druck von 1,5 bar über drei<br />
getrennt steuerbare Pumpen in die<br />
Versuchseinrichtungen eingeleitet<br />
werden. In einer der Versuchshallen<br />
steht eine 40 m lange hydraulische<br />
Umlaufrinne mit einem Querschnitt<br />
von 0,6 x 1,0 m. Mit einer Turbine<br />
können Strömungsgeschwindigkeiten<br />
von bis zu 5m/s erzeugt werden.<br />
Außerdem steht auf dem Freigelände<br />
ein Versuchsgebäude zur<br />
Entwicklung mobiler Hochwasserschutzsysteme<br />
zur Verfügung.<br />
Weitere Informationen:<br />
Prof. Dr.-Ing. Jürgen Jensen,<br />
Universität Siegen,<br />
Paul-Bonatz-Straße 9–11,<br />
D-57069 Siegen,<br />
Tel. 0271 - 740 2172,<br />
E-Mail: juergen.jensen@uni-siegen.de,<br />
www.uni-siegen.de/fb10/fwu/wb<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft und<br />
Ingenieurhydrologie<br />
Der globale Wandel stellt unsere<br />
Gesellschaft vor vielfältige Herausforderungen.<br />
Während der Klimawandel<br />
die Randbedingungen hy -<br />
dro logischer und wasserwirtschaftlicher<br />
Systeme verändert, beeinflusst<br />
die Gesellschaft selbst durch eine<br />
intensive Nutzung der Landschaft<br />
und der Gewässer sowie durch<br />
demografische Veränderungen die<br />
Voraussetzungen für und Anforderungen<br />
an wasserwirtschaftliche<br />
Systeme. Neben der Quantifizierung<br />
der veränderten Randbedingungen<br />
für die <strong>Wasser</strong>bewirtschaftung<br />
ist die Gesellschaft gefordert,<br />
regional angepasste <strong>Wasser</strong>bewirtschaftungssysteme<br />
zu entwickeln.<br />
Der Lehrstuhl bearbeitet Themenstellungen<br />
aus den Bereichen<br />
Die Forschungsthemen des Lehrstuhls<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft und Ingenieurhydrologie<br />
• Analyse des hydrologischen Wandels (regional,<br />
großräumig, global), Identifizierung des<br />
Beitrags des Klimawandels zum hydrologischen<br />
Wandel<br />
• Modellbasierte Abbildung hydrologischer<br />
Prozesse in vom Menschen beeinflussten<br />
Einzugsgebieten<br />
• Abschätzung der Güte von Modellvorhersagen<br />
und -projektionen als grundlegender Beitrag für<br />
das wasserwirtschaftliche Risikomanagement<br />
• Bewertung hydrologischer Modelle vor dem<br />
Hintergrund unterschiedlicher Datenverfügbarkeit<br />
und instationären Systemverhaltens<br />
(Modellvergleichsstudien)<br />
• Optimierung hydrologischer Vorhersageinstrumente<br />
für den Einsatz in Szenariostudien<br />
sowie im Rahmen der Risikobewertung<br />
(Ensemblestudien)<br />
• Entwicklung wasserwirtschaftlicher<br />
Anpassungsstrategien an den Klimawandel<br />
• Entwicklung von Strategien zum integrativen<br />
<strong>Wasser</strong>ressourcenmanagement, Umsetzung des<br />
IWRM in Regionen mit regionaler bzw.<br />
temporärer <strong>Wasser</strong>knappheit<br />
der hydrologischen und wasserwirtschaftlichen<br />
Systemanalyse, der<br />
Modellierung und Simulation hy -<br />
drologischer und wasserwirtschaft-<br />
▶▶<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 667
NETZWERK WISSEN Porträt<br />
Verdunstungsmessung<br />
als Teil einer<br />
Klimastation<br />
an der Obernau-Talsperre<br />
in der Nähe<br />
von Siegen.<br />
© Helge Bormann<br />
Der Trinkwasserentnahmeturm<br />
an<br />
der Obernau-<br />
Talsperre<br />
östlich von<br />
Siegen.<br />
© Helge Bormann<br />
licher Systeme, der Szenario- und<br />
Impaktanalyse, der Entwicklung<br />
wasserwirtschaftlicher Anpassungsstrategien<br />
an den Wandel sowie des<br />
wasserwirtschaftlichen Wissensaustausches<br />
zwischen Regionen.<br />
Die Lehre der „<strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
und Ingenieurhydrologie“ trägt in<br />
den Studiengängen Bachelor und<br />
Master Bauingenieurwesen sowohl<br />
zur Verbesserung des hydrologischen<br />
Prozessverständnisses in<br />
vom Menschen beeinflussten Landschaften<br />
als auch zum Verständnis<br />
der Steuerung wasserwirtschaftlicher<br />
Anlagen bei. Lehrveranstaltungen<br />
über das Management von<br />
Einzugsgebieten vermitteln wertvolle<br />
Berufsqualifikationen hinsichtlich<br />
<strong>Wasser</strong>menge und <strong>Wasser</strong>güte.<br />
Auch in der Lehre ist die hydrologische<br />
Modellierung ein zentrales<br />
Werkzeug, um die Sensitivität hy -<br />
drologischer und wasserwirtschaftlicher<br />
Systeme zu analysieren.<br />
In der Hydrologie liegt der Forschungsschwerpunkt<br />
auf der Verbesserung<br />
des Verständnisses<br />
hydrologischer Prozesse in Abhängigkeit<br />
sich wandelnder Randbedingungen.<br />
Das Verständnis des<br />
hydrologischen Prozessgeschehens<br />
ist die Voraussetzung für ein erfolgreiches<br />
Einzugsgebiets-Management.<br />
In Zeiten des Abbaus hydrologischer<br />
Messnetze spielt die a priori<br />
Simulation hydrologischer Systeme<br />
eine zunehmend wichtige Rolle<br />
(Transregio SFB 38). Entscheidend<br />
ist eine vertrauenswürdige Quantifizierung<br />
des Impakts sich<br />
än dernder Umweltbedingungen<br />
hinsichtlich des mittleren Verhaltens<br />
(<strong>Wasser</strong>bilanz), der Saisonalität<br />
(Abflussregime) und der Extremereignisse<br />
(Hoch- und Niedrigwasser).<br />
Deren Abschätzung erfolgt<br />
durch eine modellbasierte Szenarioanalyse.<br />
Ein Schwerpunkt des Lehrstuhls<br />
ist das adäquate Design hy -<br />
drologischer Modelle in Abhängigkeit<br />
von der Zielstellung sowie die<br />
Untersuchung der Eignung von<br />
Multi-Modellensembles zur Reduzierung<br />
der Unsicherheiten in den<br />
modellbasierten Projektionen (SFB<br />
299). Inhaltliche Schwerpunkte in<br />
der <strong>Wasser</strong>wirtschaft liegen auf der<br />
Entwicklung angepasster wasserwirtschaftlicher<br />
Systeme an den<br />
Wandel.<br />
Das Labor <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
Der Lehrstuhl <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
verfügt über ein bodenphysikalisches<br />
Labor, in dem die zentralen<br />
bodenphysikalischen und bodenhydraulischen<br />
Parameter für die<br />
Analyse von Abflussbildungsprozessen<br />
(etwa zur Hochwasservorhersage)<br />
quantifiziert werden. Zu -<br />
dem betreibt der Lehrstuhl <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
eine eigene Klimastation<br />
auf dem Gelände der Universität.<br />
Weitere Informationen:<br />
Prof. Dr. rer. nat. Helge Bormann,<br />
Universität Siegen,<br />
Paul-Bonatz-Straße 9–11,<br />
D-57069 Siegen,<br />
Tel. 0271 - 740 2162,<br />
E-Mail: helge.bormann@uni-siegen.de<br />
www.wasserwirtschaft.uni-siegen.de<br />
Juni 2013<br />
668 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt NETZWERK WISSEN<br />
Die Berufsbefähigung ist garantiert<br />
Die Studiengänge am Forschungsinstitut <strong>Wasser</strong> und Umwelt<br />
Das gestufte Studienmodell (Bachelor-/ Master-Struktur) wurde an der Universität Siegen ab dem WS 2004/05<br />
schrittweise eingeführt. Dabei bietet das Department Bauingenieurwesen derzeit folgende Studiengänge an:<br />
Bachelorstudiengang Bauingenieurwesen (6 Semester), konsekutiver Masterstudiengang (4 Semester), Dualer<br />
ausbildungsintegrierter Bachelorstudiengang (8 Semester).<br />
Die Studiengänge mit den<br />
Abschlussgraden „Bachelor of<br />
Science“ und „Master of Science“<br />
vermitteln ein breit gefächertes<br />
Basiswissen in Verbindung mit<br />
theoretischem Fachwissen in ausgewählten<br />
Schwerpunkten (Letzteres<br />
insbesondere im Masterstudiengang).<br />
Wissenschaftliche Erkenntnisse,<br />
methodisch-analytische<br />
Fähigkeiten und zugleich die kontextspezifischen<br />
Anwendungen<br />
werden in den einzelnen Modulen<br />
und in Studien- und Abschlussarbeiten<br />
vermittelt und bilden das<br />
vorrangige Qualifizierungsziel. Der<br />
Praxisbezug in Studien- und<br />
Abschlussarbeiten soll die Einordnung<br />
von wissenschaftlichen<br />
Erkenntnissen für die berufliche Praxis<br />
fördern. Schlüsselqualifikationen<br />
und insbesondere die Fähigkeit zu<br />
kooperativem Arbeiten werden insbesondere<br />
in den Pflicht- und Wahlpflichtmodulen<br />
höherer Semester<br />
vermittelt. Die Studiengänge sind<br />
als Vollzeitstudiengänge konzipiert.<br />
Aktuell studieren im Studiengang<br />
Bauingenieurwesen ca. 450 Studentinnen<br />
und Studenten. Dem Department<br />
sind 14 Professorinnen und<br />
Professoren sowie gut 30 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter zugeordnet.<br />
universell einsetzbar. Der insbesondere<br />
in den Ingenieurwissenschaften<br />
nötige Praxisbezug wird durch<br />
Projektarbeiten, vorlesungsbegleitende<br />
Übungen und die Bachelorarbeit<br />
garantiert, die häufig in Kooperation<br />
mit Baufirmen, Ingenieurbüros<br />
oder der Bauverwaltung<br />
geschrieben wird.<br />
Der Bachelor-Studiengang schafft<br />
in den ersten 5 Semestern eine<br />
breite Basis. Für einen leichteren<br />
Eintritt ins spätere Berufsleben<br />
erfolgt im 6. Semester eine Vertiefung,<br />
die klassisch – im Baubetrieb,<br />
Konstruktiven Ingenieurbau, Verkehrswesen<br />
und in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
– erfolgen kann. Hierzu<br />
gehört auch die im 6. Semester<br />
anzufertigende Bachelor-Arbeit. Die<br />
Profilierung setzt sich dann entweder<br />
im Berufsleben fort oder aber<br />
in einem anschließenden Masterstudiengang.<br />
Master Bauingenieurwesen<br />
Im Masterstudiengang erfolgt die<br />
wissenschaftliche Vertiefung in<br />
ausgewählten Schwerpunkten. Der<br />
Abschluss berechtigt formal zur<br />
▶▶<br />
Bachelor<br />
Bauingenieurwesen<br />
Der Bachelorstudiengang ist stark<br />
„generalistisch“ angelegt. Er vermittelt<br />
Kenntnisse aus dem gesamten<br />
Bereich der Aufgabenfelder im Bauingenieurwesen,<br />
die für Planung<br />
und Bau von Bauwerken und Infrastrukturprojekten<br />
erforderlich sind.<br />
Die Absolventen sind entsprechend<br />
Der Verlauf des Bachelorstudiums.<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 669
NETZWERK WISSEN Porträt<br />
Das Modulangebot Master-Studiengang im Schwerpunkt <strong>Wasser</strong> und Verkehr im Überblick.<br />
Die RBS wave GmbH, eines der großen Ingenieurunternehmen<br />
in Baden-Württemberg, sucht zum nächstmöglichen<br />
Zeitpunkt für den Standort Stuttgart im Bereich<br />
Engineering einen erfahrenen<br />
Teamleiter w | m<br />
Energie-, <strong>Wasser</strong>- und<br />
Umwelttechnik<br />
• Ingenieurwissenschaftliches Studium der Fachrichtung<br />
Elektro-, Verfahrens- oder Versorgungstechnik<br />
• Mehrjährige Berufserfahrung, idealerweise in einem<br />
Ingenieurbüro, auf dem Gebiet der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
und <strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />
Die ausführliche Stellenbeschreibung finden Sie unter<br />
www.rbs-wave.de/cid/karriere.<br />
Die RBS wave GmbH ist ein Tochterunternehmen der<br />
EnBW Regional AG.<br />
Promotion. Die Lehre basiert als vertikale<br />
Säule auf den Vertiefungsrichtungen<br />
„Baustoffe und Konstruktion“<br />
und „<strong>Wasser</strong> und Verkehr“ und<br />
hat als Klammer notwendige Pflichtund<br />
Ergänzungsfächer. Die Vertiefungen<br />
sind jeweils auf Bauerhaltung<br />
und/oder Umwelttechnik ausgerichtet.<br />
Die Gutachter des letzten<br />
Akkreditierungsverfahrens bewerteten<br />
die inhaltliche Ausgestaltung<br />
der Studiengänge ausgesprochen<br />
positiv. Sie stellten insbesondere<br />
heraus, dass die Lehrinhalte die<br />
Berufsbefähigung garantieren und<br />
insgesamt gut auf die Anforderungen<br />
der Berufspraxis ausgerichtet<br />
seien.<br />
Der Masterstudiengang ist konsekutiv.<br />
Als Leitidee gilt die wissenschaftliche<br />
Vertiefung in ausgewählten<br />
Fächern, jedoch jeweils mit<br />
einer ganzheitlichen Ausrichtung<br />
und Betrachtung. Vertiefungsfächer<br />
können aus den Richtungen „Baustoffe<br />
und Bauwerke“ sowie „Verkehr<br />
und <strong>Wasser</strong>“ gewählt werden.<br />
Als Pflichtprogramm für alle werden<br />
neben mathematischen Vertiefungsfächern<br />
insbesondere Module<br />
der Bauerhaltung und des Stoffkreislaufs<br />
verlangt, sodass sowohl<br />
die notwendige ganzheitliche<br />
Betrachtungsweise als auch die<br />
interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />
zwischen diesen Fächern gewährleistet<br />
ist.<br />
Weitere Informationen:<br />
Universität Siegen,<br />
Adolf-Reichwein-Straße 2,<br />
D-57068 Siegen,<br />
Tel. 0271 - 740-0,<br />
http://www.uni-siegen.de/start/zielgruppen/studieninteressierte/?lang=de<br />
Juni 2013<br />
670 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt NETZWERK WISSEN<br />
Das Siegerland lädt zum Entdecken ein: intellektuell wie kulturell und sportlich. © Universität Siegen<br />
Mit „Krönchen“ ausgezeichnet<br />
Leben und Studieren im Siegerland<br />
Siegen, oder wie sie oft genannt wird, die Rubensstadt ist eine schillernde Stadt reich an<br />
Kultur, Geschichte, Wirtschaft und Wissen – der ideale Ort, um zu studieren.<br />
Das<br />
„Krönchen“<br />
ist das Wahrzeichen<br />
der<br />
Stadt Siegen.<br />
© Universität<br />
Siegen<br />
Siegen liegt am Rande des Rothaargebirges<br />
im südlichen Westfalen.<br />
Die Universitätsstadt ist die<br />
Geburtsstadt des berühmten<br />
Barockmalers Peter Paul Rubens,<br />
weshalb sie vielfach auch als<br />
Rubensstadt bekannt ist. Derzeit<br />
leben rund 102 000 Einwohner in<br />
der grünen, bergigen Landschaft<br />
mit einer jungen Universität, die in<br />
vielfältiger Weise das städtische<br />
Leben bereichert. Hier studieren<br />
15 093 junge Leute, 1512 Wissenschaftler<br />
und Beschäftigte lehren,<br />
forschen und arbeiten hier. Inmitten<br />
des Dreiländerecks aus Hessen,<br />
Rheinland-Pfalz und Nordrhein-<br />
Westfalen gelegen, ist die<br />
Geschichte Siegens geprägt von der<br />
Tradition des Eisenbergbaus, der<br />
Stahl- und Metallindustrie.<br />
Auch wenn nicht alles, was kurz<br />
vor Ende des Zweiten Weltkriegs in<br />
der Stadt Siegen zerstört wurde,<br />
wieder aufgebaut werden konnte:<br />
Das, was mittlerweile liebevoll restauriert<br />
wurde, unterstützt das<br />
besondere Flair der Siegener Oberstadt.<br />
Dabei bietet etwa der Platz<br />
am Unteren Schloss viel Raum für<br />
Veranstaltungen, wie zum Beispiel<br />
dem Open Air-Kino und Konzerten<br />
im Sommer und im Winter dem<br />
Weihnachtsmarkt. Historische Kirchen,<br />
wie die Martinikirche beim<br />
Unteren Schloss, das älteste Gotteshaus<br />
der Stadt, die katholische Marienkirche<br />
oder die Nikolaikirche in<br />
der Altstadt bereichern im alten<br />
Stadtkern die Atmosphäre. Die<br />
Nikolaikirche trägt auch das Wahrzeichen<br />
der Stadt, das „Krönchen“.<br />
Im Sinne von „Man trifft sich im<br />
Apollo“ vereint Siegens Theater seit<br />
2007 ein ebenso vielfältiges wie<br />
ambitioniertes Repertoire von Konzerten,<br />
Schauspiel, Tanz, Musical,<br />
Lesungen und Eigenproduktionen<br />
Das Obere Schloss, 1259 erstmals<br />
urkundlich erwähnt, war im<br />
Mittelalter die Stammburg der Nassauer.<br />
Seit 1905 beherbergt es das<br />
Siegerlandmuseum. Neben einer<br />
Porträtsammlung der Nassauer und<br />
Oranier stellt es Gemälde und Grafiken<br />
des Barockmalers Peter Paul<br />
Rubens (1577–1640) aus. An das<br />
Obere Schloss schmiegt sich ein pittoresker<br />
Park. Wer keine Muße hat,<br />
es sich hier bequem zu machen<br />
oder für die Uni zu lernen, erfährt<br />
im Siegerlandmuseum Näheres<br />
über die Geschichte der Region.<br />
Fast das ganze Jahr über können<br />
sich Naturfreunde in den Wanderund<br />
Mountainbikegebieten aus leben:<br />
Mit weit mehr als 60 Prozent Waldanteil<br />
gehört der Kreis Siegen-<br />
Wittgenstein zu den waldreichsten<br />
Ge bieten in Deutschland. In der<br />
abwechslungsreichen Mittelgebirgslandschaft<br />
mit dem Naturpark Rothaargebirge<br />
und dem Quellgebiet<br />
von Sieg, Lahn und Eder kann man in<br />
sauberer, gesunder Luft viel frische<br />
Kraft tanken. Sportler finden hier<br />
Sommers wie Winters auf rund<br />
3500 km markierten Wanderwegen<br />
alles, was das Herz begehrt. Im Sommer<br />
ist der Biggesee bei Olpe ein idealer<br />
Treffpunkt für <strong>Wasser</strong>sportler und<br />
ein guter Ort, einen sonnigen Tag<br />
außerhalb Siegens zu verbringen. Im<br />
Winter locken Loipen auf der Ginsberger<br />
Heide oder das nahe Sauerland<br />
mit vielen Wintersportmöglichkeiten.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.uni-siegen.de/start/zielgruppen/<br />
studieninteressierte/?lang=de<br />
Mitten in der<br />
herrlichen<br />
Landschaft des<br />
Siegerlands<br />
liegt die Universität<br />
Siegen.<br />
© Universität<br />
Siegen<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 671
NETZWERK WISSEN Aktuell<br />
Forschungsverbund setzt sich für Weltnaturerbe ein<br />
Aktuelle Forschungsvorhaben des Lehrstuhls <strong>Wasser</strong>bau und Hydromechanik<br />
Unter den aktuellen Forschungsprojekten des fwu-Lehrstuhls <strong>Wasser</strong>bau und Hydromechanik sticht unter<br />
anderem die Entwicklung von nachhaltigen Küstenschutz- und Bewirtschaftungsstrategien für die Halligen<br />
unter Berücksichtigung des Klimawandels hervor (Zukunft Hallig). Die Ergebnisse des Forschungsvorhabens<br />
sollen zum dauerhaften Schutz des Weltnaturerbes Wattenmeer beitragen.<br />
Das Bundesministerium für Bildung<br />
und Forschung fördert<br />
das Projekt, an dem Wissenschaftler<br />
aus Siegen, Aachen, Göttingen und<br />
Schleswig-Holstein beteiligt sind,<br />
derzeit mit rund 1 Mio. Euro. Die<br />
Koordination erfolgt durch das Forschungsinstitut<br />
<strong>Wasser</strong> und Umwelt<br />
(fwu) der Universität Siegen unter<br />
der Leitung von Professor Dr.-Ing.<br />
Jürgen Jensen.<br />
Während viele Konsequenzen<br />
des Klimawandels noch nicht wissenschaftlich<br />
abgesichert sind,<br />
steht jedoch fest, dass der Meeresspiegel<br />
steigt. Dieser beeinflusst<br />
direkt die Überflutungshäufigkeit<br />
und -intensität der Halligen und<br />
stellt damit eine existenzielle<br />
Gefährdung dar. Unter Berücksichtigung<br />
des Klimawandels erforschen<br />
nun das fwu der Universität Siegen,<br />
das Institut für <strong>Wasser</strong>bau und<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft sowie das Institut<br />
für Soziologie der Rheinisch-Westfälischen<br />
Technischen Hochschule<br />
Aachen, das geowissenschaftliche<br />
Zentrum der Universität Göttingen<br />
und die Landesbetriebe für Küstenschutz,<br />
Nationalpark und Meeresschutz<br />
Schleswig-Holstein (LKN-SH)<br />
die Zukunft eines weltweit einzigartigen<br />
Landschaftsraumes.<br />
Die Halligen sind Teil des<br />
Weltnaturerbes und aktueller<br />
Forschungsprojekte des<br />
fwu-Lehrstuhls <strong>Wasser</strong>bau<br />
und Hydromechanik.<br />
© Pixelio/x-ray-andi<br />
„Unser Ziel ist es, innerhalb von<br />
drei Jahren nachhaltige, Küstenschutz-<br />
und Bewirtschaftungsstrategien<br />
unter Berücksichtigung des<br />
Klimawandels zu entwickeln, welche<br />
die Bedeutung der Halligen im nordfriesischen<br />
Wattenmeer fokussieren<br />
und zum Erhalt des Weltnaturerbes<br />
beitragen“, erklärt Prof. Jensen. Teilergebnisse<br />
des Forschungsvorhabens,<br />
wie etwa Analysen zu Meeresspiegeländerungen,<br />
Sturmfluten<br />
oder Seegang, lassen sich dabei auch<br />
auf andere Küstenbereiche übertragen<br />
und leisten so einen Beitrag<br />
zu anderen Forschungsprojekten.<br />
Nur auf Basis eines umfassenden<br />
Prozessverständnisses kann die<br />
zukünftige Entwicklung des Wattenmeers,<br />
der Halligen und Inseln<br />
abgeschätzt werden. Durch die<br />
Erfassung des derzeitig vorhandenen<br />
Schutzstandards sollen risiko<br />
orientierte Gefährdungsanalysen<br />
durchgeführt werden, die als<br />
Grundlage zur Entwicklung neuer<br />
Küstenschutzstrategien dienen.<br />
Abschließend erfolgt eine Untersuchung<br />
der Akzeptanz dieser Maßnahmen<br />
unter den Bewohnern<br />
der Halligen. Die Untersuchungen<br />
werden exemplarisch an den drei<br />
Halligen Langeneß, Nordstrandischmoor<br />
und Hooge durchgeführt.<br />
Quelle: „Querschnitt“<br />
Ausgabe 01/2011<br />
Weitere Informationen:<br />
http://www.bau.uni-siegen.de/fwu/wb/<br />
forschung/projekte/hallig/?lang=<br />
Weitere Projekte<br />
Grundablass an der Obernauer Talsperre östlich von<br />
Siegen. © Helge Bormann<br />
Ein weiteres Projektbeispiel der vielen interessanten Forschungsprojekte<br />
des Lehrstuhls ist die Errichtung des wasserbaulichen und städtebaulichen<br />
Modells zur Untersuchung der Neugestaltung der Sieg in<br />
der Siegener Innenstadt (Regionale 2013).<br />
Weitere Informationen dazu:<br />
www.bau.uni-siegen.de/fwu/wb/forschung/projekte/siegplatte/?lang=<br />
Juni 2013<br />
672 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Aktuell NETZWERK WISSEN<br />
Integrative Kompetenz zum Thema <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
Projektbeispiele des Lehrstuhls <strong>Wasser</strong>wirtschaft und Ingenieurhydrologie<br />
Der Lehrstuhl <strong>Wasser</strong>wirtschaft und Ingenieurhydrologie engagiert sich intensiv für die Weiterbildung von<br />
Alumni im Bereich des <strong>Wasser</strong>managements.<br />
Zielgruppe sind ausländische<br />
Studierende aus Schwellenund<br />
Entwicklungsländern, die in<br />
Deutschland einen Teil ihres Studiums<br />
absolviert und in ihrer beruflichen<br />
Tätigkeit mit dem <strong>Wasser</strong>management<br />
zu tun haben. Zu -<br />
sammen mit der Universidad<br />
Tecnológica Nacional Bahia Blanca<br />
haben Helge Bormann, Professor für<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft, und seine Mitarbeiterin<br />
Dipl.-Ing. Ingrid Althoff<br />
im Jahr 2011 ein DAAD-Alumni-<br />
Expertenseminar zum Thema<br />
„Water Governance and Wastewater<br />
Management in the scope of Water<br />
Quality Management in Latin America“<br />
durchgeführt. Weitere Expertenseminare<br />
veranstaltete der Lehrstuhl<br />
2012 zum Thema „<strong>Wasser</strong>gewinnung“<br />
in Hof und zum Thema<br />
„Water Pollution by Agriculture in<br />
Latin America“ in Santa Maria (Brasilien).<br />
Ein weiteres Expertenseminar<br />
zum Thema „Flood Risk Management<br />
in Latin Amerika“ im September<br />
2013 (Curitiba, Brasilien) und<br />
März 2014 (Porto Alegre, Brasilien)<br />
ist derzeit in Vorbereitung.<br />
Zudem beteiligt sich der Lehrstuhl<br />
an der internationalen Forschungsinitiative<br />
„Prediction in<br />
ungauged basins“, eine internationale<br />
Initiative der IAHS (International<br />
Association for Hydrological Sciences).<br />
Ziel ist die Verbesserung der<br />
Modell-basierten Vorhersage des<br />
hydrologischen Verhaltens unbeobachteter<br />
Einzugsgebiete vor dem<br />
Hintergrund weltweit abnehmender<br />
hydrometeorologischer Messstationen<br />
aber steigender wasserwirtschaftlicher<br />
Herausforderungen<br />
(z. B. Klimafolgen, Klimaanpassung).<br />
Hierzu wurde im Rahmen des SFB-<br />
TRR 38 ein wesentlicher Beitrag zum<br />
Thema „A priori Simulationen des<br />
hydrologischen Prozessgeschehens<br />
in einem künstlichen Einzugsgebiet<br />
(Hühnerwasser)“ geleistet. Das Hühnerwassereinzugsgebiet<br />
in der Niederlausitz<br />
wurde im Rahmen der<br />
Rekultivierung von Braunkohleabbauflächen<br />
künstlich angelegt und<br />
als „Freilandlabor“ eingerichtet.<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaftliche<br />
Anpassung an den Klimawandel<br />
Vor dem Hintergrund der durch den<br />
Klimawandel zu erwartenden wasserwirtschaftlichen<br />
Probleme an<br />
der Nordseeküste wurde 2008 das<br />
EU-Interreg IVB Projekt „Climate<br />
Proof Areas“ initiiert. Hiermit wollte<br />
das Kompetenznetzwerk von Partnern<br />
aus fünf Nordsee-Anrainerstaaten<br />
(NL, B, GB, D, S) Klimaanpassungsstrategien<br />
entwickeln, die auf<br />
andere Küstenregionen im Nordseeraum<br />
übertragbar sind. In allen<br />
regionalen Studien steht das <strong>Wasser</strong>management<br />
im Mittelpunkt. In<br />
der Fallstudie über die Wesermarsch<br />
werden für den Zeithorizont 2050<br />
Anpassungsoptionen des <strong>Wasser</strong>managements<br />
an den Klimawandel<br />
entwickelt. Der integrative und partizipative<br />
Ansatz trägt der Multifunktionalität<br />
der Raumnutzung<br />
Rechnung. Das Ziel von „Climate<br />
Proof Areas“ war, bestehende Konzepte<br />
des <strong>Wasser</strong>managements zu<br />
überprüfen und im Bedarfsfall an<br />
den zu erwartenden Klimawandel<br />
anzupassen. Zusammen mit den<br />
wasserwirtschaftlichen Akteuren<br />
wurden aktuelle und zu erwartende<br />
regionale wasserwirtschaftliche<br />
Probleme identifiziert sowie<br />
Zukunftsvisionen erfasst. Bestehende<br />
wasserwirtschaftliche Strategien<br />
wurden auf Ihre Tauglichkeit<br />
unter veränderten klimatischen<br />
Weitere Informationen<br />
• Zu den Seminaren:<br />
www.bau.uni-siegen.de/fwu/ww/projekte<br />
• Zum Projekt Hühnerwasser:<br />
www.tu-cottbus.de/projekte/de/oekosysteme/startseite.html<br />
Bedingungen überprüft und im<br />
Falle der Notwendigkeit Ideen für<br />
neue Konzepte und Strategien<br />
zusammengestellt. Die Ergebnisse<br />
zeigen, dass die Zu- und Entwässerungssysteme<br />
bereits heute an ihre<br />
Grenzen stoßen und unter den<br />
Bedingungen des zu erwartenden<br />
Klimawandels nicht „klimasicher“<br />
sind. Alternative Konzepte zeigen<br />
Möglichkeiten zur technischen<br />
Optimierung der bestehenden wasserwirtschaftlichen<br />
Systeme auf,<br />
deuten aber auch an, dass unter<br />
Berücksichtigung zukünftiger energiepolitischer<br />
Entwicklungen Flächennutzungsstrategien<br />
überdacht<br />
werden müssen.<br />
Weitere Informationen unter:<br />
www.climateproofareas.com<br />
Das Hühnerwassereinzugsgebiet in der Niederlausitz<br />
wurde als „Freilandlabor“ eingerichtet.<br />
© Helge Bormann<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 673
NETZWERK WISSEN Aktuell<br />
Praxisnah, innovativ, kompetent<br />
Forschungsprojekte des Lehrstuhls <strong>Abwasser</strong>- und Abfalltechnik<br />
Der Lehrstuhl <strong>Abwasser</strong>- und Abfalltechnik richtet jedes Jahr die Fachtagung „Grabenlose Leitungserneuerung“<br />
an der Universität Siegen aus. Forschungsschwerpunkt ist daneben aber auch Abfall als Ressource. Es<br />
folgt ein kleiner Auszug aktueller Forschungsprojekte.<br />
Kalkeinsatz auf Kläranlagen,<br />
Hilchenbach<br />
##<br />
Großtechnische Versuche auf<br />
der KA Ferndorftal über mehr als<br />
12 Monate<br />
##<br />
Dauerhafte Anhebung der<br />
Säurekapazität, Erhöhung des<br />
natürlichen Puffers<br />
##<br />
Optimierung der Biologie<br />
##<br />
Schlammbeschwerung<br />
##<br />
Erprobung einer geeigneten<br />
Online-Steuerung<br />
Deutsches Symposium<br />
für grabenlose Leitungserneuerung<br />
• Der Branchentreff für die Bereiche<br />
<strong>Abwasser</strong> – Trinkwasser – Gas<br />
• über 20 Referenten, über 200 Teilnehmer,<br />
25 Fachfirmen<br />
• informativ und kompetent, praxisnah und<br />
innovativ<br />
Weitere Informationen zum Symposium:<br />
http://www.bau.uni-siegen.de/subdomains/abwabf/<br />
veranstaltungen/?lang=de<br />
<strong>Abwasser</strong>beseitigung<br />
Röspe, Erndtebrück<br />
##<br />
Beurteilung der<br />
<strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />
##<br />
Variantenbetrachtung:<br />
Dezentrale und zentrale<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
##<br />
Kostenvergleichsrechnung<br />
nach LAWA-Richtlinie für<br />
verschiedene Szenarien<br />
##<br />
Nutzwertanalyse<br />
##<br />
Handlungsempfehlung<br />
Erdstoffdeponie<br />
Leimbach, Siegen<br />
##<br />
Wissenschaftliche Analyse<br />
zur Nutzung eines<br />
Deponiegeländes zur<br />
Gewerbeansiedlung<br />
##<br />
Historische Erkundung des<br />
Abfallinventars<br />
##<br />
Gefährdungsabschätzung<br />
für den Leimbach anhand<br />
des Wirkungspfades Boden –<br />
<strong>Wasser</strong><br />
##<br />
Untersuchung von Bohrprofilen<br />
und <strong>Wasser</strong>analysen<br />
Weitere mögliche<br />
Forschungsfelder:<br />
Angesichts einer gut ausgebauten<br />
Infrastruktur rückt der Erhalt derselben<br />
in den Blickpunkt der Betrachtung.<br />
Die Phänomene Klimawandel,<br />
Demografie und Ressourcen werden<br />
die Siedlungswasserwirtschaft<br />
und den gesamten Infrastrukturbereich<br />
beeinflussen. Hier ist besonders<br />
die Wissenschaft angesprochen,<br />
Lösungsansätze zu finden, die<br />
gleichsam adäquat und nachhaltig<br />
sind. Nachhaltigkeit im Sinne der<br />
generationenumfassenden Definition<br />
der Brundtland-Kommission<br />
1987 umfasst die Säulen Ökologie<br />
(Umwelt), Ökonomie (Wirtschaft)<br />
und Soziales. Vor diesem Hintergrund<br />
dürfte das Leitmotiv der Universität<br />
Siegen „Zukunft menschlich<br />
gestalten“ im Einklang mit der Ausrichtung<br />
des Fachgebietes <strong>Abwasser</strong>-<br />
und Abfalltechnik und der fachlichen<br />
Positionierung stehen.<br />
In der <strong>Abwasser</strong>technik stehen<br />
neue Verfahren (Bodenfilter, Membran-Anlagen)<br />
auf dem Prüfstand, die<br />
es ermöglichen, Spurenstoffe oder<br />
Arzneimittelrückstände zu entfernen.<br />
Überlegungen zum Deponierückbau<br />
(„Urban Mining – Die<br />
Deponie als Wertstoff-Quelle“) und<br />
der Nachnutzung werden im Fachgebiet<br />
ausgearbeitet. In der Kreislaufwirtschaft<br />
werden Bewertungssysteme<br />
benötigt, die die Abwägung<br />
zwischen umfangreicher<br />
Verwertung und Vorsorge für<br />
Boden- und Grundwasserschutz<br />
ermöglichen.<br />
<strong>Abwasser</strong>beseitigung wie hier per als Steg getarntes <strong>Abwasser</strong>rohr ist nur eins der vielen<br />
Forschungsfelder der fwu. © Pixelio/Jonas Eberhardt<br />
Weitere Informationen unter:<br />
http://www.bau.uni-siegen.de/subdomains/<br />
abwabf/forschung/projekte.html?lang=de<br />
Juni 2013<br />
674 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Aktuell NETZWERK WISSEN<br />
Die Baustelle des neuen Hebewerks (links). Das Widerlager der Kanalbrücke und der neue obere Vorhafen (rechts)<br />
im Februar 2013. © Marius Ulm<br />
Eine großartige Erfahrung<br />
Praktikum am Neuen Schiffshebewerk Niederfinow<br />
Im brandenburgischen Niederfinow, ca. 60 km nordöstlich von Berlin, entsteht zurzeit ein neues Schiffshebewerk<br />
für die Havel-Oder-<strong>Wasser</strong>straße. Hier trat fwu-Absolvent Marius Ulm sein Praktikum an. Für Netzwerk<br />
Wissen erzählt er von seinen Erfahrungen.<br />
Nach meinem Bachelorabschluss<br />
im September 2012 wollte ich<br />
vor meinem Masterstudium noch<br />
etwas Praxiserfahrung in der Bauleitung<br />
sammeln und bewarb mich<br />
dafür auf die ausgeschriebene Praktikumsstelle<br />
am neuen Schiffshebewerk.<br />
Während meiner sechsmonatigen<br />
Zeit auf der Baustelle konnte<br />
ich aktiv an der Arbeit der Bauleitung<br />
für den Massivbau teilhaben.<br />
Durch die Zuteilung von eigenen<br />
Zuständigkeitsbereichen im Qualitätsmanagement<br />
und der Arbeitsvorbereitung<br />
waren Selbstständigkeit<br />
und eigene Organisation der<br />
Aufgaben gefragt. Unterstützung<br />
gab es dabei aber jederzeit durch<br />
die Bauleiter und Poliere. Diese tolle<br />
Einbindung ins Team, die Einblicke<br />
in eine Großbaustelle und das<br />
Arbeiten mit guten Kollegen<br />
machen für mich das Praktikum zu<br />
einer großartigen Erfahrung.<br />
An dieser Stelle vielleicht noch<br />
etwas Hintergrundwissen zur Baustelle<br />
selbst: Der Neubau wird auch<br />
den heute üblichen, bis zu 110 m<br />
langen Schubverbänden ermöglichen,<br />
mit nur einem Hub geschleust<br />
zu werden. Bei der Durchfahrt durch<br />
das kürzere, alte Hebewerk müssen<br />
diese Verbände zunächst getrennt<br />
werden. Die Verbandsteile werden<br />
dann in zwei Schleusungsvorgängen<br />
befördert, was die Wartezeit<br />
erheblich vergrößert. In direkter<br />
Nachbarschaft leistet noch das 1934<br />
fertiggestellte, alte Senkrechthebewerk<br />
seine Dienste und ermöglicht<br />
Schiffen den anstehenden Geländesprung<br />
von 36 m in nur fünf Minuten<br />
zu überwinden.<br />
Während das alte Hebewerk vollständig<br />
in Stahlbauweise gebaut<br />
wurde, wird für den Neubau des<br />
Schiffshebewerks Niederfinow ein<br />
Tragwerk in Massivbauweise errichtet.<br />
Die Bundesrepublik Deutschland<br />
als Bauherr, vertreten durch<br />
das <strong>Wasser</strong>straßen-Neubauamt Berlin,<br />
vergab den Auftrag im Jahr 2008<br />
an die ARGE „Neues Schiffshebewerk<br />
Niederfinow“. Die Firmen Bilfinger<br />
Construction GmbH (Massivbau),<br />
DSD Brückenbau GmbH<br />
(Stahlbau), Johann Bunte Bauunternehmung<br />
GmbH & Co. KG (Tief- und<br />
Spezialtiefbau) und SIEMAG Tecberg<br />
GmbH (Maschinenbau) erhielten<br />
gemeinsam den rund 285 Mio.<br />
Euro schweren Auftrag.<br />
Marius Ulm<br />
Weitere Informationen zu den Hebewerken:<br />
www.wna-berlin.de<br />
Neues und altes Hebewerk in einer<br />
Computeranimation. © www.wna-berlin.de<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 675
NETZWERK WISSEN Dissertation<br />
Im Bann der Wissenschaft<br />
Nobelpreisträger bewertet Doktorarbeit mit summa cum laude<br />
Dass ein Studium zum Bauingenieur nicht zwingend eine Karriere in der Bauindustrie nach sich ziehen muss,<br />
sondern auch Wege in Forschung und Wissenschaft öffnet, zeigt der Werdegang von Dr. Thomas Wahl. Der<br />
Küsteningenieur beendete seine Promotion am Forschungsinstitut <strong>Wasser</strong> und Umwelt (fwu) der Universität<br />
Siegen mit Auszeichnung. Bewertet wurde er durch seinen Siegener Betreuer Professor Jürgen Jensen und den<br />
britischen Nobelpreisträger Professor Robert Nicholls.<br />
Wie entwickelt sich der Meeresspiegel<br />
der Nordsee? Wann<br />
und wie extrem treten Sturmfluten<br />
in Deutschland auf, die Mensch und<br />
Küste gefährden? Das hat der<br />
31-jährige Wissenschaftler aus<br />
Netphen in seiner Doktorarbeit<br />
erforscht. Unter Betreuung von Professor<br />
Jensen sammelte Thomas<br />
Wahl dabei wichtige Erkenntnisse,<br />
die ihn in die Riege der international<br />
anerkannten Experten in diesem<br />
Bereich aufsteigen ließen. Als Zweitbetreuer<br />
der Promotion nahm Professor<br />
Robert Nicholls an der Verteidigung<br />
der Dissertation teil, das<br />
Ergebnis: Note 1,0. Nicholls ist einer<br />
der Hauptautoren des 4. Sachstandsberichts<br />
des „Intergovernmental<br />
Panel on Climate Change“<br />
(IPCC), der im Jahr 2007 mit dem<br />
Friedensnobelpreis ausgezeichnet<br />
wurde. „Dass einmal ein Nobelpreisträger<br />
meine Arbeit auszeichnet,<br />
habe ich mir zu Beginn meines Studiums<br />
nicht träumen lassen. In der<br />
Schule war ich noch nicht einmal<br />
besonders gut. Aber die Forschung<br />
hat mich schnell in ihren Bann<br />
Sturmfluten und die Entwicklung des Nordsee-<br />
Meeresspiegels waren die Themen einer von<br />
Nobelpreisträgerhand ausgezeichneten Doktorarbeit<br />
am fwu. © Pixelio/schubalu<br />
ge zogen. Ich habe meinen Weg<br />
gefunden“, sagt Thomas Wahl.<br />
Von Siegen in die Welt<br />
Als Student des Bauingenieurwesens<br />
arbeitete Thomas Wahl<br />
zunächst als Wissenschaftliche Hilfskraft<br />
am fwu. Dabei faszinierte ihn<br />
das Küsteningenieurwesen. Als<br />
Doktorand präsentierte er Forschungsergebnisse<br />
auf internationalen<br />
Konferenzen in Europa, den<br />
USA, Australien und Asien, häufig<br />
gefördert durch die Deutsche<br />
Forschungsgemeinschaft und den<br />
Deutschen Akademischen Austauschdienst.<br />
Bei einer Konferenz in<br />
den USA 2008 weckten seine Forschungsergebnisse<br />
das Interesse<br />
des britischen Professors Robert<br />
Nicholls, der sich mit ähnlichen<br />
Fragestellungen befasste.<br />
2010 gelang es Thomas Wahl,<br />
einen von Experten begutachteten<br />
Aufsatz in einer international angesehenen<br />
Fachzeitschrift zu veröffentlichen<br />
– ein entscheidender<br />
Schritt in der Laufbahn eines jungen<br />
Wissenschaftlers. Weitere Fachbeiträge<br />
folgten, und auch den Kontakt<br />
zu Professor Nicholls vertiefte<br />
er bei einem Forschungsaufenthalt<br />
an der University of Western Australia<br />
in Perth im Frühjahr 2012.<br />
Die erste ihrer Art<br />
Die von Experten begutachteten<br />
Veröffentlichungen bildeten<br />
schließlich die Grundlage seiner<br />
kumulativen Dissertation, die erste<br />
ihrer Art im Department Bauingenieurwesen<br />
der Universität Siegen.<br />
„Das Faszinierende an meinem<br />
Beruf ist, dass wir uns als Küste n-<br />
ingenieure mit einer der wichtigsten<br />
Herausforderungen unserer<br />
Zeit befassen, dem Erhalt der durch<br />
den Klimawandel bedrohten dicht<br />
besiedelten und ökologisch wertvollen<br />
Küstengebiete. Das ist nicht<br />
allein ein regionales Problem, sondern<br />
eine globale Herausforderung.<br />
Deshalb arbeiten wir eng mit Kollegen<br />
aus der ganzen Welt zusammen“,<br />
erklärt Wahl.<br />
Seine Mitwirkung an der Beantragung<br />
verschiedener internationaler<br />
Forschungsvorhaben mit<br />
Beteiligung internationaler Konsortien<br />
spiegelt auch die Kompetenzen<br />
des Forschungsinstituts für <strong>Wasser</strong><br />
und Umwelt auf europäischer und<br />
internationaler Ebene wieder und<br />
etabliert das Institut auch für die<br />
Zukunft als interessanten Partner.<br />
Die Anzahl der Doktoranden am<br />
fwu ist in den letzten Jahren deutlich<br />
gewachsen. Auch zukünftig<br />
finden hier junge Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler die<br />
Möglichkeit, sich in den Bereichen<br />
<strong>Wasser</strong> und Umwelt weiter zu qualifizieren<br />
und sich an zukunftsträchtigen<br />
Forschungsvorhaben mit<br />
nationalen und internationalen<br />
Partnern zu beteiligen.<br />
fwu/KLJ aus „Querschnitt“<br />
Ausgabe 05/2012<br />
Weitere Informationen:<br />
Dr.-Ing. Thomas Wahl,<br />
Wissenschaftlicher Mitarbeiter,<br />
Universität Siegen,<br />
Paul-Bonatz-Str. 9–11,<br />
D-57068 Siegen,<br />
Tel. 0271 - 740-3462,<br />
E-Mail: thomas.wahl@uni-siegen.de<br />
Juni 2013<br />
676 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Dissertation NETZWERK WISSEN<br />
Bildung, Phasentransfer und Toxizität<br />
halogenierter Desinfektionsnebenprodukte im<br />
Aufbereitungszyklus von Schwimmbeckenwasser –<br />
Schwerpunkt stickstoffhaltige Verbindungen<br />
Kurzfassung der Dissertation<br />
Von Christina Schmalz<br />
Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Engler-Bunte-Institut für <strong>Wasser</strong>chemie und <strong>Wasser</strong>technologie<br />
und DVGW-Forschungsstelle<br />
Referent: Prof. Dr. Christian Zwiener, Zentrum für Angewandte Geowissenschaften, Umweltanalytik,<br />
Universität Tübingen<br />
Koreferent: Prof. Dr. Jürgen Hubbuch, Institut für Molekulare Aufarbeitung von Bioprodukten, KIT<br />
Desinfektionsnebenprodukte<br />
(DNP) sind unerwünschte Verbindungen,<br />
die aus der Reaktion<br />
von <strong>Wasser</strong>inhaltsstoffen mit einem<br />
Desinfektionsmittel entstehen. Es<br />
handelt sich hierbei um eine sehr<br />
große Anzahl an halogenierten und<br />
oxidierten Verbindungen mit unterschiedlichen<br />
funktionellen Gruppen.<br />
Einige der gebildeten Desinfektionsnebenprodukte<br />
sind zytooder<br />
gentoxisch. Neben den<br />
polaren, in <strong>Wasser</strong> gelösten DNP<br />
können unpolare und flüchtige DNP<br />
in der Luft von Hallenschwimmbädern<br />
nachgewiesen werden. Epidemiologische<br />
Studien zeigen Korrelationen<br />
von Schwimmbadbesuchen<br />
und dem Risiko für<br />
Atemwegserkrankungen. Die instabile,<br />
reizende, flüchtige und typisch<br />
nach Schwimmbad riechende Verbindung<br />
Trichloramin wird in diesem<br />
Zusammenhang diskutiert. Da<br />
Trichloramin eine reaktive und folglich<br />
sehr instabile Verbindung darstellt,<br />
die in isolierter Form hochexplosiv<br />
ist, sind keine Trichloramin-<br />
Standards verfügbar. Deshalb stellen<br />
der analytische Nachweis und die<br />
toxikologische Unter suchung von<br />
Trichloramin eine Herausforderung<br />
dar.<br />
Das Ziel dieser Dissertation war<br />
die Untersuchung von stickstoffhaltingen<br />
DNP mit einem Schwerpunkt<br />
auf deren Bildungsbedingungen im<br />
Schwimmbeckenwasser (SBW) und<br />
deren Verteilung in die Luft von Hallenschwimmbädern.<br />
Die Stoffklasse<br />
der Chloramine und vor allem die<br />
Verbindung Trichloramin spielten<br />
bei den Untersuchungen die Hauptrolle.<br />
Um das Auftreten und die<br />
Relevanz der DNP zu berücksichtigen<br />
wurden chemisch-analytische<br />
Verfahren und toxikologische Tests<br />
durchgeführt.<br />
Chloramin-Standards in der<br />
wässrigen Phase und in der Gasphase<br />
wurden unmittelbar vor<br />
jeder Untersuchung aus Chlor und<br />
Ammoniumsalzen sowie organischen<br />
Aminen bei definierten pH-<br />
Werten und molaren Chlor zu Stickstoff-Verhältnissen<br />
synthetisiert.<br />
Zur quantitativen Bestimmung<br />
waren mehrere unabhängige Referenzverfahren<br />
notwendig, welche<br />
die Transformationsreaktion zu<br />
Chlorid, die Analyse des<br />
Gesamtstickstoffgehaltes, die UV-<br />
Absorption und die Reaktion mit<br />
N,N-Diethyl-1,4-phenylendiamin<br />
(DPD) nutzten. Die Identifizierung<br />
der organischen N,N-Dichloramine<br />
erfolgte mit gaschromatografischen<br />
und massenspektrometrischen<br />
Methoden. Die UV-spektroskopische<br />
Bestimmung von Trichloramin,<br />
nach Extraktion in Hexan für<br />
die Flüssigphase bzw. nach Absorption<br />
in Isooctan aus der Gasphase,<br />
erwies sich bei den hier durchgeführten<br />
Untersuchungen als besonders<br />
gut geeignet.<br />
Zur Ermittlung der Bildungsbedingungen<br />
von DNP wurde die<br />
Reaktion von Chlor mit verschiedenen<br />
organischen stickstoffhaltigen<br />
Vorläuferverbindungen untersucht.<br />
Durch systematische Variation<br />
von Modellverbindungen mit<br />
funktionellen Gruppen konnte<br />
gezeigt werden, dass Alkylamine<br />
ohne weitere Polarisation der C-N-<br />
Bindung ausschließlich zu N,Ndichlorierten<br />
Aminen reagieren.<br />
Erst Aminosäure- und vor allem<br />
Amidfunktionen wie sie im Harnstoff<br />
enthalten sind können als effiziente<br />
Präkursoren der Trichloraminbildung<br />
gelten. Harnstoff bildet<br />
bei neutralen pH-Werten und substöchiometrischen<br />
molaren Chlor zu<br />
Stickstoff-Verhältnissen bevorzugt<br />
Trichloramin gegenüber mono- und<br />
dichlorierten Produkten. Die Bildung<br />
und Verteilung von Trichloramin<br />
in Hallenschwimm bädern<br />
wurde unter Einbezug folgender<br />
Faktoren und Prozesse betrachtet:<br />
##<br />
Bildung und Zerfall von<br />
Trichloramin in <strong>Wasser</strong> aus der<br />
Reaktion von freiem Chlor mit<br />
Präkursorverbindungen<br />
##<br />
Verteilung des Trichloramins<br />
zwischen der <strong>Wasser</strong>- und<br />
Gasphase<br />
##<br />
Austausch über Lüftungsanlagen<br />
▶▶<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 677
NETZWERK WISSEN Dissertation<br />
Harnstoff kommt in SBW oft im<br />
molaren Überschuss zu Chlor vor.<br />
Unter diesen Reaktionsbedingungen<br />
ist die Bildung von Trichloramin<br />
aus Harnstoff und Chlor ein langsamer<br />
Prozess. Der folgende Zerfall<br />
von Trichloramin ist um den Faktor<br />
2 bis 7 schneller. Unter der Berücksichtigung<br />
der Bildung und des Zerfalls<br />
über eine irreversible konsekutive<br />
Reaktion konnten Trichloramin-<br />
Konzentrationen im „steady state“<br />
bestimmt werden. Dabei wurden 1<br />
bis 4 % des Stickstoffes aus dem<br />
Harnstoff zu Trichloramin umgesetzt.<br />
Nach der Untersuchung der Bildung<br />
und des Zerfalls von Trichloramin<br />
im <strong>Wasser</strong> war der Austausch<br />
von der <strong>Wasser</strong>- in die Gasphase<br />
von Interesse, um eine praxisnahe<br />
Abschätzung der Trichloramin-Konzentrationen<br />
in der Luft von Hallenbädern<br />
und damit der inhalativen<br />
Exposition der Badegäste durchführen<br />
zu können. Die Berechnungen<br />
der Trichloramin-Konzentrationen<br />
in der Luft erfolgten für eine typische<br />
Geometrie eines Hallenschwimmbades<br />
mit einem Schwimmerbecken.<br />
Variable Parameter<br />
waren die Trichloramin-Konzentration<br />
im <strong>Wasser</strong>, die <strong>Wasser</strong>oberflächenbeschaffenheit<br />
(von ruhig bis<br />
rau) und die Lüftungsleistung. Das<br />
Grenzschichtmodell nach Deacon<br />
(1977) wurde zur Ermittlung von<br />
Massentransfergeschwindigkeiten<br />
der <strong>Wasser</strong>grenzschicht für Trichloramin<br />
bei verschiedenen <strong>Wasser</strong>oberflächenbeschaffenheiten<br />
verwendet.<br />
Für ein typisch belastetes<br />
SBW mit 0,08 mg/L Trichloramin im<br />
<strong>Wasser</strong> reichten berechnete Trichloramin-Konzentrationen<br />
in der Hallenbadluft<br />
von 0,1 mg/m 3 bei ausreichender<br />
Belüftung und ruhiger<br />
<strong>Wasser</strong>oberfläche bis zu 4,5 mg/m 3<br />
bei unzureichender Belüftung und<br />
einer rauen <strong>Wasser</strong>oberfläche. Diese<br />
Ergebnisse zeigen, dass bei unzureichender<br />
Belüftung des Hallenschwimmbades<br />
der diskutierte<br />
Richtwert von 0,2 mg/m 3 für Trichlor<br />
amin in der Hallenbadluft<br />
überschritten wird.<br />
Im Rahmen eines vom BMBF<br />
geförderten Verbundprojektes<br />
erfolgten in Kooperation mit dem<br />
Umweltbundesamt toxikologische<br />
Untersuchungen. Der Versuchsaufbau<br />
eines Expositionsmodelles für<br />
Gasproben (CULTEX®), bei dem Zellkulturen<br />
von der Unterseite mit<br />
Nährmedium versorgt und von der<br />
Oberseite mit einem kontinuierlichen<br />
Gasstrom exponiert werden<br />
können, wurde dafür verwendet.<br />
Dazu wurden besondere Anstrengungen<br />
unternommen, um einen<br />
kontinuierlichen, möglichst reinen<br />
Gasstrom von Trichloramin herzustellen<br />
und zur Exposition der Lungenzellen<br />
(A-549) zu verwenden.<br />
Mit dem Ergebnis von abnehmenden<br />
Zellzahlen mit zunehmenden<br />
Trichloramin-Konzentrationen<br />
konnte gezeigt werden, dass dieser<br />
Versuchsaufbau für toxikologische<br />
Untersuchungen dieser flüchtigen<br />
und instabilen Verbindung geeignet<br />
ist. Weiterhin konnte eine<br />
Abgabe der Zytokine IL-6 und IL-8<br />
als Entzündungsindikator in das<br />
Zellmedium beobachtet werden. In<br />
Untersuchungen mit dem CULTEX®-<br />
Expositionsmodell in einem Hallenbad<br />
konnte die Abgabe der Zytokine<br />
IL-6 und IL-8 bereits bei<br />
geringeren Trichloramin-Konzentrationen<br />
im Vergleich zu den Laboruntersuchungen<br />
mit reinen Trichloramin-Gasströmen<br />
beobachtet werden.<br />
Daraus folgt, dass weitere in<br />
der Hallenbadluft vorkommende<br />
Desinfektionsnebenprodukte zu<br />
toxikologischen Effekten beitragen.<br />
Dies gilt auch für aufkonzentrierte<br />
Extrakte von <strong>Wasser</strong>-Proben. Für<br />
unterschiedlich belastete SBW wurden<br />
wiederholt gentoxische und<br />
zytotoxische Effekte gemessen. Die<br />
gen- und zytotoxischen Effekte in<br />
den SBW-Extrakten konnten nicht<br />
ausreichend mit den anteilmäßig<br />
dominierenden Substanzgruppen<br />
Trihalogenmethane und Halogenessigsäuren<br />
erklärt werden.<br />
Download als Volltext:<br />
http://digbib.ubka.uni-karlsruhe.de/<br />
volltexte/documents/2294469<br />
Ausgewählte Publikationen, die<br />
im Rahmen dieser Dissertation<br />
entstanden:<br />
Schmalz, C. und Zwiener, C.: Trichloramin in<br />
Schwimmbädern – Eine Herausforderung<br />
für die Analytik? GIT Labor-Fachzeitschrift<br />
52 (2008), S. 199–203.<br />
Schmalz, C., Frimmel, F. H. and Zwiener, C.:<br />
Trichloramine in swimming pools –<br />
Formation and mass transfer. Water<br />
Research 45 (2011), p. 2681–2690.<br />
Schmalz, C., Wunderlich, H.-G., Heinze, R.,<br />
Frimmel, F. H., Zwiener, C. and Grummt,<br />
T.: Application of an optimized system<br />
for the well-defined exposure of<br />
human lung cells to trichloramine and<br />
indoor pool air. Journal of Water and<br />
Health 9 (2011), p. 586–596.<br />
Erschienen als Band 57 der Schriftenreihe des<br />
Lehrstuhls für <strong>Wasser</strong>chemie und<br />
DVGW-Forschungsstelle am Engler-Bunte-<br />
Institut des Karlsruher Instituts für Technologie<br />
(KIT), ISSN 1612-118X.<br />
part of it! Be part of it! Be part of it! Be part of<br />
NETZWERK WISSEN<br />
Universitäten und Hochschulen stellen sich vor:<br />
Studiengänge und Studienorte rund ums <strong>Wasser</strong>fach<br />
im Porträt – in der technisch-wissenschaftlichen<br />
Fachzeitschrift <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
Kontakt zur Redaktion:<br />
E-Mail: ziegler@ di-verlag.de
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Kulturlandschaften entwickeln, Ökosystemleistungen<br />
stärken – Politikempfehlungen für Deutschland<br />
Die Leistungen von Ökosystemen für den Natur- und Umweltschutz müssen verstärkt durch politische Maßnahmen<br />
gefördert werden. Ihre Bedeutung als Grundlage für die menschliche Lebensqualität sollte sowohl auf<br />
Bundes- als auch auf Landesebene durch entsprechend umfassende Politikprogramme gesichert werden. Dies<br />
sind zentrale Punkte eines veröffentlichten Politikpapiers der interdisziplinären Forschungsgruppe „Ökosystemleistungen“.<br />
Die NachwuchswissenschaftlerInnen stellen darin Möglichkeiten einer Umsetzung des Ökosystemleistungsansatzes<br />
in Deutschland sowie Leitlinien vor, die bei der Integration des Konzepts in relevante<br />
Sektor- und Querschnittsspolitiken beachtet werden sollen.<br />
Politikpapier<br />
Ökosystemleistungen.<br />
Foto: :Ma<br />
nfre fred Wanner<br />
ner<br />
Leitlinien zur Förderung von<br />
Ökosystemleistungen<br />
Das Politikpapier definiert sieben<br />
Leitlinien für die Sicherung und Förderung<br />
von Ökosystemleistungen<br />
in Kulturlandschaften und zeigt auf,<br />
wie diese in dem in Deutschland<br />
bestehenden Politikgefüge konkretisiert<br />
und implementiert werden<br />
können. Als Querschnitts-Ansatz be -<br />
treffen Ökosystemleistungen eine<br />
Reihe von Politikfeldern, etwa die<br />
Naturschutz-, Wald-, <strong>Wasser</strong>- und<br />
Agrarpolitik. Das Papier beleuchtet<br />
daher insbesondere Umsetzungsmöglichkeiten<br />
in diesen Sektoren.<br />
Die Wissenschaftlerinnen und<br />
Wissenschaftler schlagen folgende<br />
Leitlinien vor:<br />
##<br />
Die spezifischen Eigenschaften<br />
unterschiedlicher Ökosystemleistungen<br />
müssen bei der<br />
Gestaltung von Politikmaßnahmen<br />
in Betracht gezogen werden.<br />
##<br />
Erfolgreiche politische Instrumente<br />
für den Erhalt und die<br />
Förderung von Ökosystemleistungen<br />
müssen den unterschiedlichen<br />
natürlichen, ökonomischen<br />
und soziokulturellen<br />
Kontexten von Ökosystemleistungen<br />
Rechnung tragen.<br />
##<br />
Politikinstrumente sollten ge -<br />
zielt die Bereitstellung von „Bündeln“<br />
verschiedener Ökosystemleistungen<br />
fördern.<br />
##<br />
Instrumente zur Förderung von<br />
Ökosystemleistungen müssen<br />
an der jeweils relevanten räumlichen<br />
Ebene ansetzen.<br />
##<br />
Die Erhaltung und Förderung<br />
von kulturellen Ökosystemleistungen<br />
sollte eine größere Rolle<br />
in der Gestaltung politischer Instrumente<br />
einnehmen.<br />
Politikpapier<br />
KULTURLANDSCHAFTEN ENTWICKELN,<br />
ÖKOSYSTEMLEISTUNGEN STÄRKEN<br />
Claudia Bieling<br />
Yvonne Dinter<br />
Holger Gerdes<br />
Bettina Ohnesorge<br />
Tobias Plieninger<br />
Harald Schaich<br />
Christian Schleyer<br />
Kathrin Trommler<br />
Franziska Wolff<br />
##<br />
Neue Finanzierungsinstrumente<br />
für Ökosystemleistungen sollten<br />
unter Einbindung aller relevanten<br />
Akteure entwickelt und ge -<br />
nutzt werden.<br />
##<br />
Ökosystemleistungen sollten in<br />
der Politikgestaltung auch übersektoral<br />
berücksichtigt werden –<br />
beispielsweise im Planungs- und<br />
Haftungsrecht.<br />
Ökosystemleistungen –<br />
Grundlage für das Leben<br />
Mitteleuropa ist geprägt durch<br />
vielfältige Kulturlandschaften, die<br />
durch eine jahrhundertelange Be -<br />
siedlungs- und Nutzungsgeschichte<br />
geformt wurden. Häufig weisen<br />
diese Kulturlandschaften besondere<br />
soziale und ökologische Werte<br />
auf und erbringen Leistungen, die<br />
typischerweise nicht oder nicht<br />
unmittelbar von der Gesellschaft<br />
wahrgenommen, anerkannt und<br />
entgolten werden. Hierzu zählen<br />
<strong>Wasser</strong>reinhaltung, Klimaregulation<br />
und die Bestäubung von Nutzpflanzen.<br />
Der vielfältige Nutzen, den<br />
Menschen aus Ökosystemen erzielen,<br />
wird mit dem Begriff „Ökosystemleistungen“<br />
beschrieben.<br />
Der voranschreitende Landnutzungswandel<br />
in mitteleuropäischen<br />
Kulturlandschaften, insbesondere<br />
die Tendenz zur Intensivierung in<br />
der Land- und Forstwirtschaft, führt<br />
zu einer Abnahme der hier bereitgestellten<br />
Ökosystemleistungen.<br />
Beispielsweise kommt es zu negativen<br />
Auswirkungen bei der Klimaregulierung<br />
durch CO 2 -Bindung, bei<br />
Hochwasserschutz und bei Erho-<br />
Juni 2013<br />
680 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
NACHRICHTEN<br />
lungsleistungen. Es ist weitgehend<br />
unklar, wie die Vielfalt von Ökosystemleistungen<br />
durch Politiken auf<br />
Bundes- und Länderebene gesichert<br />
werden kann. Zudem stellt<br />
sich die Frage, wie die Besonderheiten<br />
von Kulturlandschaften, in<br />
denen Naturschutz und Landnutzung<br />
auf derselben Fläche realisiert<br />
werden, bei einer solchen Umsetzung<br />
berücksichtigt werden können.<br />
Informationen zum Projekt<br />
„Marktbasierte Instrumente<br />
für Ökosystemleistungen“<br />
Die Leitlinien basieren auf Ergebnissen<br />
des von 2009 bis 2013 vom Bundesministerium<br />
für Bildung und<br />
Forschung geförderten Forschungsprojekts<br />
„Marktbasierte Instrumente<br />
für Ökosystemleistungen“ (FKZ<br />
01UU0904). Träger des Projekts sind<br />
die Berlin-Brandenburgische Akademie<br />
der Wissenschaften, das Ecologic<br />
Institut, das Öko-Institut und<br />
die Professur für Landespflege der<br />
Universität Freiburg. Mit diesem<br />
innovativen Verbund aus einer Wissenschaftsakademie,<br />
einer Universität<br />
und zwei politikberatenden<br />
Instituten hat das Projekt zum Ziel,<br />
gleichermaßen wissenschaftliche<br />
Er kenntnisse zu gewinnen sowie<br />
praxisorientierte Lösungsansätze<br />
im Spannungsfeld von Landnut-<br />
zung, Naturschutz und Klimaschutz<br />
zu entwickeln.<br />
Zum Politikpapier „Kulturlandschaften<br />
entwickeln, Ökosystemleistungen stärken“:<br />
www.oekosystemleistungen.de/dateien/<br />
politikpapier-oekosystemleistungen<br />
Weitere Informationen<br />
zum Forschungsprojekt und<br />
rund um Ökosystemleistungen:<br />
www.oekosystemleistungen.de<br />
Weitere Informationen:<br />
http://www.oekosystemleistungen.de<br />
Rheinisch-Westfälische <strong>Wasser</strong>werke und<br />
Hochschule Ruhr West festigen Partnerschaft<br />
Die RWW Rheinisch-Westfälische <strong>Wasser</strong>werksgesellschaft und die Hochschule Ruhr West (HRW) festigen ihre<br />
bereits intensive, aber bisher lose Zusammenarbeit. RWW-Geschäftsführer Dr. Franz-Josef Schulte und HRW<br />
Präsident Prof. Dr. Eberhard Menzel unterzeichneten bei RWW eine entsprechende Vereinbarung. Beide haben<br />
sich darauf verständigt, für den Studiengang Energie- und <strong>Wasser</strong>management am Campus Mülheim an der<br />
Ruhr zusammenzuarbeiten. RWW wird für die Studierenden Exkursionen zu wasserwirtschaftlichen Anlagen<br />
durchführen und auch weiterhin RWW-Praktiker als Referenten für Vorlesungen und Seminare stellen. Studierende<br />
erhalten Einblicke in die Unternehmenspraxis.<br />
Für beide Partner steht der<br />
gemeinsame Beitrag zur nachhaltigen<br />
Entwicklung in der Region<br />
im Vordergrund. Für Prof. Menzel<br />
und seine Hochschule macht die<br />
Partnerschaft allerdings hier nicht<br />
halt: „Mit RWW führen wir Bildung<br />
und Praxis noch enger zusammen<br />
und leisten damit auch einen Beitrag<br />
zur Verbesserung der Studienbedingungen<br />
an der Hochschule.<br />
Wir haben vorab Felder der Zusammenarbeit<br />
definiert, die es jetzt gilt,<br />
weiter mit Leben zu füllen.“<br />
Beide Parteien haben sich darauf<br />
verständigt, für den Studiengang<br />
Energie- und <strong>Wasser</strong>management<br />
am Campus Mülheim an der Ruhr<br />
zusammenzuarbeiten. „Wir setzen<br />
bereits seit einiger Zeit Praktikanten<br />
▶▶<br />
RWW-Geschäftsführer Dr. Franz-Josef Schulte (links) und<br />
HRW-Präsident Prof. Dr. Eberhard Menzel besiegeln die Partnerschaft.<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 681
NACHRICHTEN<br />
Branche<br />
Über die Rheinisch-Westfälische <strong>Wasser</strong>werksgesellschaft<br />
Das Wissen um <strong>Wasser</strong>, um seine Aufbereitung und die Versorgung der Menschen mit<br />
dem lebensnotwendigen Gut ist heute wertvoller denn je. RWW blickt nunmehr auf 100<br />
Jahre Erfahrung als <strong>Wasser</strong>versorger und -dienstleister in einem der größten Ballungsgebiete<br />
Europas zurück. Aktuell versorgt RWW mit ihren 450 Mitarbeitern rund 825 000<br />
Menschen, Industrie und Gewerbe im westlichen Ruhrgebiet und dem angrenzenden<br />
Münsterland mit jährlich etwa 85 Millionen Kubikmetern bestem Trinkwasser. Um das<br />
zu leisten, stehen neun <strong>Wasser</strong>werke, 13 <strong>Wasser</strong>behälter und ein 3000 Kilometer langes<br />
Verbundnetz zur Verfügung.<br />
Über die Hochschule Ruhr West<br />
Die Hochschule Ruhr West (HRW) ist eine staatliche Hochschule mit Standorten in den<br />
Ruhrgebietsstädten Mülheim an der Ruhr und Bottrop. Die Schwerpunkte liegen in den<br />
Bereichen Informatik, Ingenieurwissenschaften, Mathematik, Naturwissenschaften und<br />
Wirtschaft. Im Studienangebot sind derzeit die Bachelorstudiengänge Angewandte<br />
Informatik, Bauingenieurwesen, Elektrotechnik, Maschinenbau, BWL-Industrielles<br />
Dienstleistungsmanagement, BWL-Internationales Handelsmanagement & Logistik,<br />
Energie- und <strong>Wasser</strong>management, Energieinformatik, Internationale Wirtschaft-Emerging<br />
Markets, Mechatronik, Mensch-Technik-Interaktion, Wirtschaftsingenieurwesen-<br />
Energiesysteme, Wirtschaftsingenieurwesen-Maschinenbau sowie Wirtschaftsinformatik.<br />
Die HRW bietet die meisten ihrer Bachelorstudiengänge auch als duale Variante an.<br />
Außerdem im Studienangebot: die Masterstudiengänge Modellierung technischer<br />
Systeme und Betriebswirtschaftslehre.<br />
und Bacheloranden bei uns ein,<br />
wollen gemeinsam Forschungsund<br />
Entwicklungsprojekte umsetzen<br />
und gestalten Lehrangebote<br />
mit der Hochschule“, beschreibt<br />
Dr. Franz-Josef Schulte Inhalte, bei<br />
denen RWW eingebunden ist oder<br />
bald sein wird. Beispielsweise wird<br />
RWW für die HRW-Studierenden<br />
Exkursionen zu ihren wasserwirtschaftlichen<br />
Anlagen durchführen<br />
und auch weiterhin RWW-Praktiker<br />
als Referenten für Vorlesungen,<br />
Seminare und Workshops stellen.<br />
Den Studierenden werden somit<br />
theoretische Einblicke in die Unternehmenspraxis<br />
gewährt. Im Mai<br />
stehen daher das Controlling und<br />
im Juni das Marketing in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
auf dem Lehrplan.<br />
Zudem wird RWW jeweils zum<br />
2. Semester Werkstudierendenplätze<br />
ausschreiben, die den Studierenden<br />
eine praxisnahe Beschäftigung<br />
über ihre gesamte Studiendauer<br />
sichern. Sowohl Menzel als<br />
auch Schulte sind gleichermaßen<br />
überzeugt, den richtigen Weg eingeschlagen<br />
zu haben: „Die Studierenden<br />
werden direkt in die Lösung<br />
der Herausforderungen eines<br />
<strong>Wasser</strong>versorgers eingebunden und<br />
leisten damit ihren unternehmerischen<br />
Beitrag. Ein sinnvoller Start in<br />
das Berufsleben.“ Im Beirat „<strong>Wasser</strong>/<br />
<strong>Abwasser</strong>“ der HRW wird ebenfalls<br />
ein RWW-Vertreter mitwirken, um<br />
sicherzustellen, dass der Studiengang<br />
auch künftig seinen Praxisbezug<br />
wahrt.<br />
Seit ihrem Bestehen arbeitet die<br />
Hochschule Ruhr West mit RWW<br />
eng zusammen. Schon nach kurzer<br />
Zeit ihrer Zusammenarbeit können<br />
beide Partner auf einen gemeinsamen<br />
Erfolg zurückblicken: Denn<br />
Studiengangsleiter Prof. Dr. Mark<br />
Oelmann hat ganz maßgeblich das<br />
Systempreismodell mit entwickelt<br />
und das neue Mülheimer Tarifsystem<br />
mit eingeführt. Auf diesem<br />
Fundament entwickeln RWW und<br />
HRW seitdem erfolgreich das Mülheimer<br />
Kompetenzzentrum <strong>Wasser</strong>ökonomie.<br />
Weitere Informationen:<br />
http://www.hochschule-ruhr-west.de<br />
part of it! Be part of it! Be part of it! Be part of<br />
NETZWERK WISSEN<br />
Universitäten und Hochschulen stellen sich vor:<br />
Studiengänge und Studienorte rund ums <strong>Wasser</strong>fach<br />
im Porträt – in der technisch-wissenschaftlichen<br />
Fachzeitschrift <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
Kontakt zur Redaktion:<br />
E-Mail: ziegler@ di-verlag.de<br />
EAZ Netzwerk 1.indd 1 3.9.2012 15:25:06<br />
Juni 2013<br />
682 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
NACHRICHTEN<br />
Fachverbände und Leitungsbauer auf der<br />
WASSER BERLIN 2013<br />
Die führenden Verbände der Leitungsbaubranche<br />
und 22 Mitgliedsunternehmen<br />
haben auf der<br />
Messe einmal mehr ihre Stärke und<br />
ihre gebündelte Fachkompetenz<br />
gezeigt. Der gemeinsame Auftritt<br />
von Rohrleitungsbauverband e.V.<br />
(rbv), Energieeffizienzverband für<br />
Wärme, Kälte und KWK e. V. (AGFW),<br />
dem Verband Güteschutz Horizontalbohrungen<br />
e.V. (DCA), der Gütegemeinschaft<br />
Leitungstiefbau e.V.<br />
(GLT), der German Society for Trenchless<br />
Technology e. V. (GSTT) und<br />
dem Rohrleitungssanierungsverband<br />
e.V. (RSV) im Kompetenz-Zentrum<br />
Leitungsbau in Messehalle 1.2<br />
stellte eine gute Plattform dar, um<br />
die Leistungsfähigkeit von Unternehmen<br />
und Verbänden zu präsentieren.<br />
Aus Sicht der Leitungsbauer<br />
zählte neben dem 8. Internationalen<br />
Leitungsbausymposium (ILBS) insbesondere<br />
die Publikumsshow WASsERLEBEN<br />
zu den interessanten Programmpunkten<br />
einer Messewoche,<br />
in der neben Themen wie Qualitätssicherung<br />
und Leistungsstärke der<br />
Branche über den demografischen<br />
Wandel, den daraus resultierenden<br />
Fachkräftemangel und die Nachwuchsgewinnung<br />
diskutiert wurde.<br />
Diesem Themenkomplex Rechnung<br />
tragend stellte der Rohrleitungsbauverband<br />
den Imagefilm „Zukunft Leitungsbau<br />
– Beruf mit Perspektive“<br />
pünktlich zur Messe vor, der im Kompetenz-Zentrum<br />
Leitungsbau und<br />
im Rahmen der WASsERLEBEN-Schau<br />
Premiere feierte. Mit dem Film, der<br />
Berufswege und Ausbildungsmöglichkeiten<br />
in einer Branche aufzeigt,<br />
die sich mit dem „Kulturgut Leitungsinfrastruktur“<br />
beschäftigt, sollen die<br />
Leitungsbauunternehmen bei der<br />
Suche nach dem dringend benötigten<br />
Nachwuchs unterstützt werden.<br />
Dementsprechend zufrieden zeigte<br />
sich rbv-Geschäftsführer Dipl.-<br />
Wirtsch.-Ing. Dieter Hesselmann deshalb<br />
mit der interaktiven Ausstellung<br />
WASsERLEBEN in Halle 5.2, die dieses<br />
brandaktuelle Thema aufgriff und<br />
Möglichkeiten aufzeigte, Entwicklungen<br />
wie dem Fachkräftemangel<br />
wirkungsvoll zu begegnen.<br />
Erwartungen von Seiten der Leitungsbauer<br />
waren auch mit dem 8.<br />
Internationalen Leitungsbausymposium<br />
(ILBS) verknüpft. Das Symposium<br />
– eine gemeinsame Veranstaltung<br />
der Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe,<br />
der NBB Netzgesellschaft Berlin-<br />
Brandenburg mbH & Co. KG, der Vattenfall<br />
Europe AG & Co. KG, des Bauindustrieverbandes<br />
Berlin/Brandenburg,<br />
der German Society for<br />
Trenchless Technology e. V., des<br />
Rohrleitungsbauverbandes und der<br />
DVGW-Landesgruppe Berlin/Brandenburg<br />
– beschäftigte sich unter<br />
anderem mit „Netzmanagement und<br />
Instandhaltung“ sowie „Herausforderungen<br />
an Netze im Zuge der Energiewende“.<br />
Gleichzeitig stellte das<br />
von Dipl.-Volksw. Gudrun Lohr-Kapfer,<br />
Präsidentin des Rohrleitungsbauverbandes,<br />
moderierte Symposium<br />
den Praxisbezug zum Baustellentag<br />
Schaustelle <strong>Wasser</strong> Berlin International<br />
her. Allerdings regt die doch eher<br />
geringe Teilnehmerzahl die Veranstalter<br />
zum Nachdenken an. „Wir<br />
müssen über eine neue und zielgruppengenaue<br />
Orientierung der<br />
Messe und des Kongresses nachdenken“,<br />
wirft Dieter Hesselmann folgerichtig<br />
einen Blick nach vorne. „Der<br />
Zuspruch des für den Leitungsbau<br />
relevanten Fachpublikums dürfte<br />
auf einer WASSER BERLIN in 2015<br />
wieder ein wenig ausgeprägter sein“,<br />
so sein vorläufiges Fazit, wobei er<br />
sich der großen Herausforderung,<br />
regionale, nationale und internationale<br />
Gäste unter einen Hut zu bringen,<br />
sehr wohl bewusst ist.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.rbv-gmbh.de<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 683<br />
Ausdruck von<br />
Stärke und<br />
Fachkompetenz:<br />
Die führenden<br />
Verbände<br />
aus der<br />
Leitungsbaubranche<br />
präsentierten<br />
sich<br />
mit Mitgliedsunternehmen<br />
auf einem<br />
Gemeinschaftsstand.<br />
© rbv<br />
rbv-Präsidentin Gudrun Lohr-Kapfer moderierte das<br />
8. Internationales Leitungsbausymposium (ILBS). © rbv
NACHRICHTEN<br />
Branche<br />
Starke Vernetzungen, internationaler Kontaktausbau<br />
und konkrete Geschäftsanbahnungen<br />
Bild 1. Bundesminister Dirk Niebel (Mitte) informierte<br />
sich am Gemeinschaftsstand insbesondere<br />
über aktuelle internationale Aktivitäten von GWP.<br />
© FOTAC/W.-G. Kirst<br />
Bild 2. Am GWP-Gemeinschaftsstand holten sich die<br />
Fachbesucher Infos über Innovationen im deutschen<br />
<strong>Wasser</strong>sektor.<br />
Bild 3. Am Internationalen Forum zur <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
in Ägypten/Tunesien nahmen auch die Minister<br />
für <strong>Wasser</strong>wirtschaft aus Ägypten und Jemen teil.<br />
Vom 22. bis 26. April informierten<br />
sich mehr als 31 000 Fachbesucher<br />
aus aller Welt über innovative<br />
Produkte, bedarfsgerechte<br />
Dienstleistungen sowie individuelle<br />
Lösungsansätze für alle Bereiche<br />
der <strong>Wasser</strong>wirtschaft. Das Netzwerk<br />
der exportorientierten deutschen<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft und -forschung,<br />
German Water Partnership (GWP),<br />
präsentierte sich zusammen mit<br />
20 Mitgliedern auf einem Gemeinschaftsstand<br />
sowie mit vielfältigem<br />
Rahmenprogramm.<br />
Bundesentwicklungsminister<br />
Dirk Niebel, Melanie Schultz von<br />
Haegen (Ministerin für Infrastruktur<br />
und Umwelt der Niederlande) und<br />
Dr. Abdelkawi Khalifa (Minister for<br />
Water and Wastewater Utilities,<br />
Egypt) zeigten sich auf dem offiziellen<br />
Messerundgang von der Präsenz<br />
von German Water Partnership<br />
(GWP) beeindruckt. Die Gäste überzeugten<br />
sich bei den verschiedenen<br />
Mitgliedern auf dem Gemeinschaftsstand<br />
von der Expertise der<br />
deutschen <strong>Wasser</strong>wirtschaft unter<br />
dem Dach von GWP (Bild 1).<br />
Auf dem Gemeinschaftsstand<br />
von GWP war während des Messebetriebes<br />
rege Betriebsamkeit und<br />
großes Interesse der Fachbesucher<br />
zu verzeichnen. Internationale Delegationen<br />
aus Belarus, Bulgarien,<br />
MENA, Mongolei, Ostafrika, Rumänien,<br />
Russland, Singapur und den<br />
USA mit Teilnehmern aus dem <strong>Wasser</strong>sektor<br />
informierten sich über die<br />
Aktivtäten von GWP sowie in individuellen<br />
Führungen über Produkte<br />
und Dienstleistungen der Mitglieder<br />
(Bild 2).<br />
Die USA-Delegation überzeugte<br />
sich im Rahmen einer BMWi-geförderten<br />
Einkäuferreise von der deutschen<br />
<strong>Wasser</strong>expertise. Eine Station<br />
war Berlin. Auf der WASSER BERLIN<br />
INTERNATIONAL konnte GWP die<br />
Expertendelegation begrüßen und<br />
organisierte eine Informationsveranstaltung,<br />
einen fachspezifischen<br />
Rundgang und individuelle Ge -<br />
sprächstermine zu relevanten Frage -<br />
stellungen.<br />
Mit der ACWUA (Arab Countries<br />
Water Utilities Association), als Partner<br />
der WBI 2013, wie auch GWP,<br />
wurde der Fokus auf die Länder im<br />
Nahen und Mittleren Osten gelegt.<br />
Das spiegelte sich auch in den zahlreichen<br />
Aktivitäten und Events wieder.<br />
Im Rahmen des gut besuchten<br />
Internationalen Länderforums bot<br />
German Water Partnership drei Sessions<br />
zu <strong>Wasser</strong>märkten im arabischen<br />
Raum: Marokko, Ägypten/<br />
Tunesien und Saudi Arabien. Experten<br />
von GWP und Partnerorganisationen<br />
erörterten die Herausforderungen<br />
und Partizipationsmöglichkeiten<br />
deutscher Unternehmen und<br />
Institutionen, um gemeinsam angepasste<br />
wasserwirtschaftliche Lösungen<br />
zu entwickeln (Bild 3).<br />
Ein Highlight war das Arab<br />
Forum innerhalb des Kongressprogramms,<br />
das GWP gemeinsam<br />
mit der ACWUA präsentierte. Mehr<br />
als 80 internationale Teilnehmer trafen<br />
sich zum Informations- und<br />
Erfahrungsaustausch. Azmi Ghneim,<br />
Re ferent für die arabische Region<br />
bei GWP, moderierte die ganztägige<br />
Veranstaltung. Auch hier waren<br />
hochrangige Vertreter aus der Re -<br />
gion beteiligt: Dr. Abdelkawi Khalifa,<br />
Minister der <strong>Wasser</strong>wirtschaft von<br />
Ägypten, Abdelsalam Razaz Minister<br />
für <strong>Wasser</strong>wirtschaft im Jemen<br />
sowie Dr. Latif Rashid, Berater des<br />
irakischen Präsidenten. Die arabische<br />
Seite erläuterte die aktuelle<br />
Situation und Bedarfe für ein nachhaltiges<br />
<strong>Wasser</strong>management im<br />
arabischen Raum. Die GIZ gab einen<br />
Überblick über bereits bestehende<br />
Aktivitäten und Kooperationen in<br />
den verschiedenen Ländern, verschiedene<br />
GWP-Mitglieder wie<br />
Dorsch Consultants GmbH und Lahmeyer<br />
GKW Consult präsentierte<br />
Juni 2013<br />
684 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
NACHRICHTEN<br />
anhand von Best Practice Beispielen<br />
eindrücklich die umfassenden Kompetenzen<br />
der deutschen <strong>Wasser</strong>branche<br />
(Bild 4).<br />
Neben nationalen Pressevertretern<br />
war auch die internationale<br />
Fachpresse am Gemeinschaftsstand<br />
präsent (Bild 5).<br />
Highlight waren die Videointerviews<br />
mit GWP-Vertretern, die Tom<br />
Freyberg, Chefredakteur von „Water<br />
& Wastewater International“, geführt<br />
hat: Vorstandsmitglied Dieter Ernst<br />
informierte über internationale<br />
Kooperationen und Erfolge von<br />
GWP und betonte insbesondere das<br />
gebündelte Know-how im Netzwerk,<br />
das weltweit zur Lösung wasser-wirtschaftlicher<br />
Herausforderungen<br />
bereit steht. Azmi Ghneim,<br />
in seiner Eigenschaft als Projektleiter<br />
im WEB-TT Projekt, erörterte<br />
Ziele und Aktivitäten des Projektes<br />
und berich-tete über einen Expertenworkshop,<br />
der im Vorfeld der<br />
Messe erfolgreich durchgeführt<br />
wurde. Mit hochrangiger internationaler<br />
Beteiligung erörterten die<br />
rund 30 Teilnehmer die Notwendigkeit<br />
eines umfassenden Ansatzes<br />
bei der Implementierung von<br />
Maßnahmen für ein nachhaltiges<br />
<strong>Wasser</strong>management: So muss ein<br />
bedarfsgerechter Technologietransfer<br />
mit nachhaltigem Bildungstransfer<br />
einhergehen (Bild 6).<br />
Das Russland Special „<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
und <strong>Abwasser</strong>entsorgung-<br />
Aktuelle Marktentwicklungen<br />
in der Russischen Föderation“<br />
wurde von GWP, der Messe Berlin<br />
GmbH und dem Ost-Ausschuss der<br />
Deutschen Wirtschaft organisiert.<br />
Bernd Zacharias, Leiter des GWP-<br />
Länderforums Russland, moderierte<br />
die Veranstaltung.<br />
Die Situation und die Perspektiven<br />
der <strong>Wasser</strong>wirtschaft in der Russischen<br />
Föderation wurden präsentiert,<br />
Kooperationsmöglichkeiten<br />
mit deutschen Unternehmen, insbesondere<br />
mit kleinen und mittleren<br />
Unternehmen im Bereich der<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung und <strong>Abwasser</strong>entsorgung,<br />
diskutiert. Es zeigte<br />
sich, dass das Thema Energieeffizienz<br />
zunehmend an Bedeutung<br />
gewinnt. Darüber hinaus standen<br />
neben dem Transfer von Technologien<br />
und technischen Standards die<br />
administrativen Regularien der Russischen<br />
Föderation im Fokus der<br />
Veranstaltung.<br />
Im Rahmen der Veranstaltung<br />
„<strong>Wasser</strong>kooperation in Zentralasien<br />
– Möglichkeiten und Chancen für<br />
das Engagement der deutschen<br />
Wirtschaft“ diskutierten rund 50 Teilnehmer<br />
deutscher Unternehmen<br />
aus dem Sektor <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
und mit Delegationsteilnehmern<br />
der Zielländer, wie deutsche Unternehmen<br />
in Zukunft verstärkt in wasserwirtschaftliche<br />
Projekte eingebunden<br />
werden können. Referenten<br />
aus den beteiligten Ländern<br />
stellten aktuelle oder in Planung<br />
befindliche Projekte aus dem <strong>Wasser</strong>sektor<br />
vor. Hier wurde bekräftigt,<br />
dass es um mehr als um das Übertragen<br />
von Technologien aus<br />
Deutschland gehe, sondern auch<br />
um das Erarbeiten von gemeinsamen<br />
Strategien.<br />
Beim traditionellen Get-Together<br />
am GWP-Stand haben die mehr als<br />
100 Gäste aus aller Welt in entspannter<br />
Atmosphäre anregende<br />
Gespräche geführt, diskutiert, Kontakte<br />
geknüpft oder Kontakte vertieft<br />
(Bild 7).<br />
Fazit: Ganz eindeutig hat die<br />
WASSER BERLIN INTERNATIONAL an<br />
internationaler Präsenz gewonnen<br />
und ihren Platz in der Messe- und<br />
Kongresslandschaft behauptet. Das<br />
zeigt sich besonders im internationalen<br />
Rahmenprogramm, dem<br />
hochwertigen Kongress, der in<br />
Gemeinschaft aller Fachverbände<br />
organisiert wurde. Mit der ACWUA<br />
als Partner gewann die Messe weiter<br />
an Profil.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.germanwaterpartnership.de<br />
Bild 4. Khaldon Khashman, Generalsekretär der<br />
Arab Countries Water Utilities Association<br />
(ACWUA), beleuchtet die German Herausforderungen<br />
im <strong>Wasser</strong>sektor in der arabischen Region.<br />
© <strong>Wasser</strong> Berlin<br />
Bild 5. Dieter Ernst, Vorstandsmitglied von GWP, im<br />
Interview mit Tom Freyberg. © Timm Dower<br />
Bild 6. Experten diskutieren Kooperationsmöglichkeiten<br />
im ägyptischen <strong>Wasser</strong>sektor.<br />
Bild 7. Networking in entspannter Atmosphäre.<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 685
NACHRICHTEN<br />
Branche<br />
Empirische Analyse der Grundversorgungstarife<br />
in NRW<br />
Ein Projektteam der Hochschule Rhein-Waal präsentiert die Ergebnisse einer Analyse der Grundversorgungstarife<br />
der Sparten Erdgas, Strom und <strong>Wasser</strong> regionaler Energie- und <strong>Wasser</strong>versorger des Landes Nordrhein-<br />
Westfalen. Der Analyse lag ein Preisvergleich aller 271 nordrhein-westfälischen Städte zugrunde. Die Stadt<br />
Kleve nimmt bei den sehr heterogenen Ergebnissen den Spitzenplatz ein.<br />
Kaum ein Thema beschäftigt die<br />
breiten gesellschaftlichen Kreise<br />
so sehr wie die hohen Energiepreise.<br />
Auch die Auswirkungen der<br />
von der EU ins Gespräch gebrachten<br />
Liberalisierung der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
und deren Auswirkung auf<br />
die <strong>Wasser</strong>preise wurden zuletzt<br />
heiß diskutiert.<br />
Im Auftrag der Stadtwerke Kleve<br />
GmbH hat die Fakultät Gesellschaft<br />
und Ökonomie der Hochschule<br />
Rhein-Waal eine Analyse der Grundversorgungstarife<br />
der Sparten Erdgas,<br />
Strom und <strong>Wasser</strong> regionaler<br />
Energie- und <strong>Wasser</strong>versorger des<br />
Landes Nordrhein-Westfalen durchgeführt.<br />
Hierzu wurde ein umfangreicher<br />
Preisvergleich aller 271 nordrhein-westfälischen<br />
Städte durchgeführt.<br />
Ziel der Studie war es, ein Ranking<br />
für jede einzelne Sparte sowie<br />
für das gesamte Bündel der Sparten<br />
Erdgas, Strom und <strong>Wasser</strong> zu erstellen.<br />
Hierzu wurden die relevanten<br />
Daten in aufwändiger Recherchearbeit<br />
vom gesamten Team zusammengetragen<br />
und in eine flexible<br />
Datenbank überführt. Die Grundversorgungstarife<br />
wurden als Untersuchungsgegenstand<br />
gewählt, um<br />
eine Vergleichbarkeit der Versorgungsgebiete<br />
zu gewährleisten. Die<br />
entwickelte Datenbank ist jedoch<br />
so konzipiert, dass sie sich leicht um<br />
weitere Tarifstrukturen und -arten<br />
sowie Versorgungsgebiete erweitern<br />
lässt.<br />
Die Studie zeigt, dass ein typischer<br />
Drei-Personenhaushalt mit<br />
einem jährlichen Verbrauch von<br />
25 000 kWh Erdgas, 3500 kWh Strom<br />
und 150 cbm <strong>Wasser</strong> in der Grundversorgung<br />
in Nordrhein-Westfalen<br />
Prof. Dr. Marie-Louise Klotz, Präsidentin der Hochschule Rhein-Waal,<br />
Dipl.-Ökonom Rolf Hoffmann, Geschäftsführer der Stadtwerke Kleve<br />
GmbH, Dipl.-Volksw. Wolf Gardian, wissenschaftlicher Mitarbeiter der<br />
Fakultät im Bereich Volkswirtschaftslehre, Prof. Dr. Hasan Alkaş,<br />
Dekan der Fakultät Gesellschaft und Ökonomie, Claudia Kschonz,<br />
M.Sc., wissenschaftliche Mitarbeiterin der Fakultät im Bereich Volkswirtschaftslehre,<br />
Dipl-Ing. Jörg Schunkert, Leiter Marketing/Vertrieb der<br />
Stadtwerke Kleve GmbH, Christina Deiters, studentische Hilfskraft an<br />
der Fakultät, Lisa Wolken, B.A., Dekanatsreferentin der Fakultät und<br />
Theodor Brauer, Bürgermeister der Stadt Kleve.<br />
© Hochschule-Rhein-Waal (v.l.n.r.).<br />
im Mittelwert 3236,75 Euro zahlt.<br />
Kunden, die über Grundversorgungstarife<br />
beliefert werden, beziehen<br />
das Bündel Erdgas, Strom und<br />
<strong>Wasser</strong> in den definierten Verbrauchsmengen<br />
in keiner Stadt in<br />
NRW so günstig wie in Kleve. Hier<br />
kostet das Bündel zurzeit 2754,38<br />
Euro brutto und somit 14,9 % weniger<br />
als der Durchschnitt.<br />
Das Projektteam wurde vom<br />
Dekan der Fakultät Gesellschaft und<br />
Ökonomie, Prof. Dr. Hasan Alkaş<br />
geleitet. Neben den wissenschaftlichen<br />
Mitarbeitern, Claudia Kschonz,<br />
M.Sc., Dipl.-Volksw. Wolf Gardian<br />
und Lisa Wolken, B.A., waren auch<br />
studentische Hilfskräfte aus den<br />
verschiedensten Studiengängen<br />
der Fakultät an der Durchführung<br />
der Studie beteiligt.<br />
Info: Eine Tabelle mit den Werten<br />
zu den Grundversorgungstarifen<br />
aller 271 nordrhein-westfälischen<br />
Städte im Vergleich findet man im<br />
Internet unter: www.hochschulerhein-waal.de<br />
Weitere Informationen:<br />
http://www.hochschule-rhein-waal.de<br />
Juni 2013<br />
686 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
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Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an den Leserservice <strong>gwf</strong>, Postfach<br />
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Diese erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.
NACHRICHTEN<br />
Branche<br />
Nanosilber aus Konsumprodukten landet kaum<br />
in Gewässern<br />
Forschungsprogramm des Schweizerischen Nationalfonds SNF<br />
Nanosilber im <strong>Abwasser</strong> kann stark umweltschädlich wirken, wenn es in metallischer Form vorliegt. Eine im<br />
Rahmen des Schweizerischen Nationalen Forschungsprogramms „Chancen und Risiken der Nanomaterialien“<br />
(NFP 64) durchgeführte Studie zeigt nun erstmals auf, dass Nanosilber auf dem Weg zur Kläranlage rasch in<br />
weniger problematische Formen umgewandelt wird. Zudem wird es effizient im Klärschlamm zurückgehalten,<br />
sodass nur ein kleiner Teil in unsere Gewässer gelangt.<br />
Nanosilber ist das Paradepferd<br />
im Nanotechnologie-Stall –<br />
und zwar nicht als bloße Zukunftshoffnung,<br />
sondern bereits auf breiter<br />
Front in Konsumprodukten.<br />
Längst sind Hunderte von Produkten<br />
im Umlauf, die Silbernanopartikel<br />
enthalten. Zum Einsatz kommen<br />
die Partikel zum Beispiel in Kosmetika,<br />
Lebensmittelverpackungen und<br />
Desinfektions- und Reinigungsmitteln.<br />
Verbreitet sind auch antibakterielle<br />
Socken und Funktionskleidung,<br />
in deren Textilien Nanosilber<br />
eingearbeitet ist. Der weltweite Verbrauch<br />
von Nanosilber wird auf<br />
über 300 Tonnen pro Jahr geschätzt<br />
– ein beträchtlicher Teil davon<br />
gelangt über das <strong>Abwasser</strong> in den<br />
<strong>Wasser</strong>kreislauf. Im Rahmen des<br />
Nationalen Forschungsprogramms<br />
„Chancen und Risiken der Nanomaterialien“<br />
(NFP 64) hat nun erstmals<br />
ein Team um Ralf Kägi von der<br />
Eawag in Dübendorf genauer untersucht<br />
1, was mit dem Nanosilber auf<br />
dem Weg vom Siphon bis in die<br />
Kläranlage geschieht und in welcher<br />
Form es schließlich in die<br />
Umwelt gelangt.<br />
<strong>Abwasser</strong>proben und<br />
Laborexperimente<br />
Dazu haben die Forscher einerseits<br />
Proben im Schweizer <strong>Abwasser</strong>system<br />
genommen, um den Transport<br />
des Nanosilbers zu untersuchen.<br />
Andererseits haben sie in Laborexperimenten<br />
ermittelt, wie sich ver -<br />
schiedene Formen von Nanosilber<br />
im Kontakt mit <strong>Abwasser</strong> und in der<br />
Kläranlage verhalten. Dabei zeigte<br />
sich, dass das Nanosilber nicht<br />
lange in seiner metallischen Form<br />
bleibt, sondern sehr effizient in ein<br />
Silbersulfidsalz umgewandelt wird.<br />
„Wir gehen davon aus, dass die Sulfidation<br />
zu einem großen Teil bereits<br />
im <strong>Abwasser</strong>kanal passiert“, sagt<br />
Kägi. Das ist eine gute Nachricht,<br />
denn „diese Salzkristalle bereiten<br />
viel weniger Probleme, das Silber ist<br />
in dieser Form viel schlechter löslich.“<br />
Es sind vor allem gelöste Ionen,<br />
die Sorgen bezüglich der Schädlichkeit<br />
von Silber in der Umwelt bereiten<br />
und etwa die Bakterien im Klärschlamm<br />
von ihrer Arbeit abhalten.<br />
Dass auch Nanosilber rasch in<br />
Silbersulfid umgewandelt wird, und<br />
zwar unabhängig davon, welche<br />
Beschichtungen die Partikel tragen,<br />
haben die Eawag-Forscher das erste<br />
Mal klar aufgezeigt – bisher war der<br />
Effekt nur von Abwässern der Fotoindustrie<br />
bekannt. Offenbar spielt<br />
die ursprüngliche Form des Silbers<br />
im <strong>Abwasser</strong> – ob als metallische<br />
Nanopartikel, gelöst als Silberionen<br />
oder als unlöslicher Silbersalzniederschlag<br />
– keine entscheidende<br />
Rolle bei der Sulfidation. Die<br />
Geschwindigkeit der Versalzung ist<br />
Nanosilber besitzt eine antimikrobielle Wirkung und wird in medizinischen Salben und<br />
Wundauflagen, Desinfektions- und Reinigungsmitteln sowie in Kosmetika und Lebensmittelverpackungen<br />
eingesetzt. © BirgitH / pixelio.de<br />
1 Kägi Ralf, Voegelin Andreas, Ort Christoph,<br />
Sinnet Brian, Thalmann Basilius,<br />
Krismer Jasmin, Hagendorfer Harald,<br />
Elumelu Maline and Mueller Elisabeth.<br />
Fate and transformation of silver nanoparticles<br />
in urban wastewater systems<br />
(2013). Water Research: doi 10.1016/j.<br />
watres.2012.11.060 (als PDF beim SNF<br />
erhältlich; E-Mail: com@snf.ch)<br />
Juni 2013<br />
688 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
NACHRICHTEN<br />
www.<strong>gwf</strong>-gas-erdgas.de<br />
Über das NFP 64<br />
Das Nationale Forschungsprogramm „Chancen<br />
und Risiken von Nanomaterialien“ (NFP 64) hat<br />
zum Ziel, Wissenslücken zu schließen, damit<br />
Chancen und Risiken des Einsatzes von Nanomaterialien<br />
besser eingeschätzt werden können. Die<br />
Ergebnisse der 23 Forschungsprojekte sollen unter<br />
anderem als Basis dienen für die Erstellung von<br />
Richtlinien für die Produktion, den Einsatz und<br />
die Entsorgung von Nanomaterialien. Damit werden<br />
die Entwicklung und Anwendung sicherer<br />
Technologien unterstützt, der Nutzen des Einsatzes<br />
von Nanomaterialien optimiert und die Risiken<br />
für Mensch und Umwelt minimiert. Das NFP<br />
64 verfügt über einen Finanzrahmen von 12 Millionen<br />
Franken und dauert bis Oktober 2016.<br />
www.nfp64.ch<br />
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allerdings stark von der Größe der Partikel abhängig,<br />
kleines Nano silber (10 Nanometer) wird sehr rasch umgewandelt,<br />
größere Partikel sulfidisieren womöglich nur<br />
unvollständig und können so noch länger Silberionen in<br />
die Umwelt abgeben.<br />
Silber effizient aus dem <strong>Abwasser</strong> entfernen<br />
Die Forscher konnten weiter zeigen, dass rund 95 % der<br />
Nanopartikel im Klärschlamm gebunden werden. Bloß<br />
5 % des Silbers verbleibt im geklärten <strong>Wasser</strong>. Wenn<br />
man diesen Anteil noch weiter senken will, müsste man<br />
bessere Teilchenfilter einsetzen. Dabei braucht man<br />
nicht gleich in Nanogrößenordnungen vorzudringen:<br />
Das sulfidierte Nanosilber aggregiert fast vollständig an<br />
größere Partikel im <strong>Abwasser</strong>; diese könnten ohne<br />
unverhältnismäßigen Aufwand noch effizienter aus<br />
dem <strong>Abwasser</strong> entfernt werden.<br />
Was mit dem Nanosilber im Klärschlamm weiter passiert,<br />
war nicht Teil der Studie. In der Schweiz ist die<br />
Ausbringung des Klärschlamms auf landwirtschaftlich<br />
genutzte Flächen nicht erlaubt – der Schlamm wird deshalb<br />
größtenteils verbrannt. Schwermetalle werden<br />
dabei abgeschieden und sollten nicht in größeren ßßßßßßßßß<br />
Mengen<br />
in die Umwelt gelangen.<br />
Kontakt:<br />
Dr. Ralf Kägi,<br />
Eawag,<br />
Überlandstrasse 133,<br />
Postfach 611,<br />
CH-8600 Dübendorf, Schweiz<br />
Tel. +41 58 765 52 73,<br />
E-Mail: ralf.kaegi@eawag.ch,<br />
http://www.snf.ch<br />
<strong>gwf</strong> Gas/Erdgas erscheint in der DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München
NACHRICHTEN<br />
Branche<br />
Hier wird getrennt, was nicht zusammen gehört<br />
Chemiker der TU Chemnitz entwickeln Zeolithmembranen zur Stofftrennung<br />
mit optimierten Eigenschaften<br />
© Simone Hainz / pixelio.de<br />
Beim Kaffeekochen lässt die<br />
Filtertüte das flüssige Getränk<br />
durch, die Kaffeekörner hält sie<br />
zurück. Dieser Vorgang ist ein alltägliches<br />
Beispiel eines Membrantrennverfahrens:<br />
Der Kaffeefilter ist<br />
eine Membran, die Partikel und<br />
Flüssigkeit voneinander trennt.<br />
Membrantrennverfahren gelten als<br />
besonders schonende und energieeffiziente<br />
Methoden zur Trennung<br />
von Gemischen. Moderne Spezialmembranen<br />
vermögen nicht nur<br />
Partikel von Flüssigkeiten zu trennen,<br />
sondern auch Substanzen<br />
anhand der Eigenschaften ihrer<br />
Moleküle voneinander zu unterscheiden.<br />
Sie können so zum Beispiel<br />
Sauerstoff oder Kohlendioxid<br />
von Stickstoff, aber auch Alkohol<br />
oder Salz von <strong>Wasser</strong> trennen. Folglich<br />
werden Membrantrennverfahren<br />
heutzutage zur Gasreinigung,<br />
Konzentration von Bioalkohol und<br />
zur <strong>Wasser</strong>entsalzung eingesetzt.<br />
Eine vielversprechende Materialklasse<br />
zur Herstellung solcher Membranen<br />
sind Zeolithe. Forscher am<br />
Institut für Chemie der Technischen<br />
Universität Chemnitz haben ein<br />
neues Verfahren zur Herstellung solcher<br />
Zeolithmembranen entwickelt.<br />
Zeolithe sind anorganische<br />
Materialien, enthalten also keinen<br />
Kohlenstoff. Sie haben eine starre<br />
Gerüststruktur. Diese enthält einheitliche<br />
Hohlräume, die in der<br />
Größe passende Moleküle durchlassen,<br />
zu große Moleküle jedoch ausschließen.<br />
Aufgrund dieser Eigenschaften<br />
werden sie auch als Molekülsiebe<br />
bezeichnet. Bekannt sind<br />
Zeolithe als Trockenhaltemittel zum<br />
Beispiel in der Versandverpackung<br />
elektronischer Geräte und als<br />
weichpflegende Mineralien, die zur<br />
<strong>Wasser</strong>entkalkung Waschmitteln<br />
zugegeben werden. Aus Zeolithen<br />
können sehr gute Trennmem branen<br />
hergestellt werden. Allerdings<br />
ergibt sich ein grundsätzliches Problem:<br />
Die erwünschte starre Gerüststruktur,<br />
die dafür sorgt, dass die<br />
Hohlräume im Inneren des Zeolithes<br />
stabil bleiben, bewirkt auch,<br />
dass Zeolithmembranen vergleichsweise<br />
spröde sind, also leicht Risse<br />
bekommen und so unbrauchbar<br />
werden.<br />
Genau hier setzen die Chemnitzer<br />
Chemiker an: „Das neue Herstellungsverfahren<br />
beruht darauf, dass<br />
wir spröde Zeolithpartikel mit<br />
günstigen Trenneigenschaften und<br />
ein aushärtbares Öl auf einer <strong>Wasser</strong>oberfläche<br />
nebeneinander ausbreiten“,<br />
sagt Ina Kiesow, Doktorandin<br />
an der Professur Physikalische<br />
Chemie und an der Entwicklung<br />
maßgeblich beteiligt. „Hierbei ordnen<br />
sich die Partikel und das Öl<br />
durch Selbstorganisation so an,<br />
dass sie eine gemischte Schicht bilden,<br />
in der jedes Partikel seitlich<br />
lückenlos vom Öl eingefasst ist,<br />
aber oben und unten daraus herausragt“,<br />
erklärt sie weiter. Durch<br />
Aushärten des Öls zu einem bruchstabilen<br />
Kunststoff entsteht eine<br />
Membran. Ihre mechanischen<br />
Eigenschaften kommen denen des<br />
Kunststoffes nahe. Die guten<br />
Trenneigen schaften der Partikel<br />
bleiben dabei erhalten.<br />
„Die neue Membran ist vergleichsweise<br />
robust und zeigt Trenneigenschaften,<br />
die denen der Zeolithe<br />
entsprechen“, fasst Lutz Reinhardt<br />
zusammen. Er ist ebenfalls als<br />
Doktorand an der Professur Physikalische<br />
Chemie an der Entwicklung<br />
beteiligt und berichtet: „Wir haben<br />
zur Zeit ein beispielhaftes System<br />
realisiert und dieses zur Lufttrocknung<br />
verwendet. Nun gilt es, die<br />
vielfältigen Variationsmöglichkeiten<br />
in Struktur und Eigenschaften der<br />
beiden Bestandteile zu nutzen.“<br />
Durch eine Kombination entsprechend<br />
ausgewählter Eigenschaften<br />
beider Materialien wollen die TU-<br />
Chemiker Membranen für unterschiedliche<br />
Trennaufgaben erzeugen.<br />
„Die neuen Membranen werden<br />
sicherlich eine Anwendung in<br />
der Gastrennung, <strong>Wasser</strong>reinigung<br />
und <strong>Wasser</strong>entsalzung finden können“,<br />
sagt Reinhardt.<br />
Die ersten Ergebnisse der Chemnitzer<br />
Forschergruppe wurden in<br />
den amerikanischen Fachzeitschriften<br />
„Journal of the American Chemical<br />
Society“ und „Langmuir“ veröffentlicht.<br />
Publikationen:<br />
Ina Kiesow, Dawid Marczewski, Lutz Reinhardt,<br />
Marcel Mühlmann, Mario Possiwan,<br />
Werner A. Goedel: Bicontinuous<br />
zeolite-polymer-composite<br />
membranes prepared via float-casting.<br />
Journal of the American Chemical<br />
Society 135 (2013), S. 4380-4388,<br />
DOI: 10.1021/ja311785f.<br />
Marcel Mühlmann, Annemarie Magerl,<br />
Werner A. Goedel: Preparation of<br />
Composite Membranes with Bicontinuous<br />
structure. Langmuir 28<br />
(2012), S. 8197-8204; DOI: 10.1021/<br />
la300355h.<br />
Weitere Informationen:<br />
Prof. Dr. Werner A. Goedel,<br />
Tel. (0371) 531-31713,<br />
http://www.tu-chemnitz.de/physchem<br />
Juni 2013<br />
690 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
NACHRICHTEN<br />
Teilnehmer wieder auf dem neuesten Stand<br />
Fachtagung Abscheidetechnik der Gütegemeinschaft Entwässerungstechnik (GET)<br />
Wer auf dem aktuellen Stand<br />
der Technik sein will, muss<br />
sich fortbilden. Dies ist vor allem<br />
dort wichtig, wo es um sicherheitsrelevante<br />
Fragen geht. Rund 50<br />
Brancheninsider nahmen Ende Februar<br />
an der Frühjahrs-Fachtagung<br />
„Abscheidetechnik“ der Gütegemeinschaft<br />
Entwässerungstechnik<br />
(GET) in Frankfurt/Main teil. Der<br />
Tagungs-Schwerpunkt lag bei<br />
Leichtflüssigkeits-Abscheideranlagen.<br />
Fünf Fachreferenten informierten<br />
über Zulassungsverfahren, Be -<br />
trieb und Wartung von Abscheideranlagen,<br />
über typische Fehler und<br />
Mängel beim Einbau und die Auswirkungen<br />
alternativer Kraftstoffe<br />
(Bio-Diesel, E10, etc.) im Abscheider.<br />
Den Auftakt machte Dipl.-Ing.<br />
Ulrich Bachon, Geschäftsführer der<br />
GET. Er stellte Ziele, Aufgaben und<br />
die vielfältigen Aktivitäten der GET<br />
in den verschiedenen technischen<br />
Fachgremien vor und machte damit<br />
die Bedeutung der GET für die<br />
Sicherheit und Langlebigkeit von<br />
Produkten der Entwässerungs- und<br />
Abscheidetechnik deutlich. Er informierte<br />
über verwaltungsrechtliche<br />
Änderungen und sprach auch über<br />
Wunsch und Wirklichkeit der CE-<br />
Kennzeichnung. Schließlich stellte<br />
er die freiwillige Gütesicherung der<br />
GET vor und sprach über die Vorteile<br />
der RAL-Zertifizierung der Produkte<br />
durch die GET.<br />
Zweiter Redner war Dipl.-Ing.<br />
Michael Ummenhofer, der die Anliegen<br />
der GET-Mitglieder im DIBt-<br />
Sachverständigen-Ausschuss<br />
„Abscheider“ vertritt. Er sprach über<br />
die Regelsetzung im Bereich <strong>Wasser</strong>-<br />
und Baurecht und den aktuellen<br />
Stand der Normung, insbesondere<br />
die europäische Norm DIN<br />
EN 858 sowie die deutschen Restnormen<br />
DIN 1999-101 und -100<br />
(derzeit in Überarbeitung) – für europäisch<br />
nicht geregelte Bereiche. Er<br />
verwies zudem auf einige DWA-<br />
Merkblätter und ging auch auf die<br />
Rolle von Ethanol und Biodiesel ein.<br />
Über „Betreiberpflichten – Kontrolle,<br />
Wartung, Inspektion“ referierte<br />
Dipl.-Ing. Michael Voß, der u. a.<br />
bei der DWA in der AG „Einbau,<br />
Betrieb, Wartung und Kontrolle von<br />
Grundstücksentwässerungen“ mitarbeitet.<br />
Auch er bezog sich auf die<br />
bereits angesprochenen Normen<br />
und zudem auf die DIN EN 752 und<br />
die ATV 781. Er erläuterte die Eigenkontrolle<br />
und sprach über die Einleitbedingungen<br />
für das spezifische<br />
<strong>Abwasser</strong> sowie über die Erfordernis<br />
der Eigenkontrolle. Plastisch<br />
wurden die geschilderten Fälle<br />
durch ausführliches Fotomaterial. Er<br />
stellte Prüfgrundlagen und Prüfverfahren<br />
vor und gab Hinweise zum<br />
Prüfkoffer für die Eigenkontrolle.<br />
Nach der Pause sprach Manfred<br />
Schäfer, Fachberater im GET-Fachbereich<br />
„Abscheider“. Sein Thema<br />
war „Häufigste Mängel beim Einbau<br />
und Betrieb von Abscheideranlagen“.<br />
Er zeigte eine Reihe von typischen<br />
Mängeln wie sie bei Inspektionen<br />
und Prüfungen oft entdeckt<br />
werden. Er wies auch darauf hin,<br />
was bei Einbau und Montage und<br />
im Betriebsablauf zu berücksichtigen<br />
ist und erläuterte dies anhand<br />
zahlreicher Foto- und Fallbeispiele.<br />
Schließlich beschrieb er ebenfalls<br />
mit vielen Beispielen Ursachen und<br />
Auswirkungen von Mängeln.<br />
Der letzte Fachvortrag beschäftigte<br />
sich mit dem heiß diskutierten<br />
Problem alternativer Kraftstoffe am<br />
Beispiel von Bioethanol, in der<br />
Bevölkerung vor allem bekannt<br />
durch den Begriff E10. Dr. Ing. Stefan<br />
Grube, Mitglied im DIN-Normenausschuss<br />
„Abscheider“, berichtete über<br />
„Verfahrenstechnische Aspekte der<br />
Abscheidung von Kraftstoffen mit<br />
Bioethanol“. Er stellte ein Forschungsprojekt<br />
vor und schilderte<br />
den Versuchsaufbau, die Methodik<br />
und die Laborversuche, illustriert<br />
durch ausführliches Fotomaterial.<br />
Dr. Grube fasste die Ergebnisse der<br />
Laborversuche so zusammen, dass<br />
dieser Kraftstoff zwar formal keine<br />
Leichtflüssigkeit im strengen Sinne<br />
der Norm ist, bei Verwendung herkömmlich<br />
bemessener Leichtflüssigkeitsabscheider<br />
an Tankstellen<br />
die Gegenwart von E10-Anteilen im<br />
Abscheider nach derzeitiger Einschätzung<br />
jedoch keine Gefahr für<br />
die Umwelt darstelle.<br />
Wer sich für die Vorträge der<br />
GET-Fachtagung „Abscheider“ interessiert,<br />
findet diese auf der Internetseite<br />
der GET unter www.fv-get.de/<br />
index.php?id=22 (zum Download<br />
eingestellt). Die nächste Fachtagung<br />
der GET zu diesem Thema<br />
wird voraussichtlich im Herbst 2013<br />
stattfinden. Das genaue Datum wird<br />
rechtzeitig auf der GET-Internetseite<br />
angekündigt oder kann bei der GET-<br />
Geschäftsstelle unter info@fv-get.<br />
de oder Tel. (06432) 9368-0, erfragt<br />
werden.<br />
Kontakt:<br />
GET Gütegemeinschaft Entwässerungstechnik<br />
e. V., Dipl.-Ing. Ulrich Bachon,<br />
Louise-Seher-Straße 19, D-65582 Diez/Lahn,<br />
E-Mail: info@fv-get.de, Tel. (06432) 9368-0,<br />
www.fv-get.de<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 691
NACHRICHTEN<br />
Branche<br />
Gemeinsam stark in der Region und der Welt<br />
Familienunternehmen feiern 25 Jahre Zusammenarbeit<br />
Zwei Familienunternehmen mit<br />
über 200-jähriger Tradition und<br />
zusammen mehr als 700 Mitarbeitern<br />
in der Region: HUBER SE aus<br />
Berching und die SPANGLER GMBH<br />
aus Dietfurt sind jeweils Spezialisten<br />
auf ihrem Gebiet. Sie ergänzen<br />
sich gegenseitig, profitieren voneinander<br />
und haben gemeinsam schon<br />
viel bewegt. Beide Firmen können<br />
auf eine mittlerweile 25 Jahre lange<br />
Zusammenarbeit zurückblicken.<br />
SPANGLER AUTOMATION hatte<br />
seine Geschäftspartner aus Berching<br />
daher im Mai zum Firmensitz<br />
nach Dietfurt eingeladen. Vertreter<br />
beider Unternehmen schauten feierlich<br />
zurück, blickten gleichzeitig<br />
aber auch auf die weitere Zusammenarbeit,<br />
schließlich soll längst<br />
nicht Schluss sein, darüber herrscht<br />
Einigkeit auf beiden Seiten.<br />
Bodenständig und<br />
heimatverbunden<br />
Hannelore Spangler, Geschäftsführerin<br />
der SPANGLER GMBH, präsentierte<br />
eine eindrucksvolle Bilder-<br />
beziehungsweise Zeitreise über die<br />
bisherige Kooperation der Oberpfälzer<br />
Betriebe. Dabei stellte sie die<br />
gemeinsamen Leistungen und Er -<br />
folge heraus, ging auf die Entwicklung<br />
beider Firmen ein und verriet<br />
auch die eine oder andere Anekdote<br />
aus dem vergangenen Vierteljahrhundert.<br />
„Wir bedanken uns<br />
ganz herzlich für das Vertrauen, das<br />
uns HUBER in all den Jahren ge -<br />
schenkt hat und sind stolz darauf,<br />
einen so starken Partner an unserer<br />
Seite zu haben“, diese Worte richtete<br />
Hannelore Spangler an Georg<br />
Huber, Vorstandsvorsitzender der<br />
HUBER SE, und Dr. Oliver Rong, stellvertretender<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
von HUBER.<br />
SPANGLER schätze die konsequent<br />
innovative Durchsetzungskraft<br />
der Berchinger als Marktführer<br />
und Trendsetter. HUBER habe seinem<br />
Lieferanten SPANGLER stets<br />
ein Gefühl der Wertschätzung vermittelt<br />
und fortwährend mit ihm<br />
gemeinsam an der Technologieführerschaft<br />
gearbeitet. „Und obwohl<br />
wir uns hinsichtlich der Firmengröße<br />
doch etwas unterscheiden,<br />
haben wir viele Gemeinsamkeiten“,<br />
so die Geschäftsführerin der Dietfurter.<br />
„Beide sind wir generationenübergreifend<br />
bodenständig und<br />
heimatverbunden, uns liegt die<br />
Region am Herzen und wir wissen<br />
um das Engagement unserer Mitarbeiter<br />
vor Ort.“, setzt Hannelore<br />
Spangler fort. Die Mitarbeiter machten<br />
den Erfolg der Unternehmen<br />
aus, darüber hinaus bilden sie in der<br />
Region starke Netzwerke und<br />
Freundschaften, über die Betriebsbeziehungen<br />
hinweg.<br />
Erfolgsmodell keine Selbstverständlichkeit<br />
Georg Huber, Vorstandsvorsitzender<br />
der HUBER SE, bezeichnete die<br />
25-jährige Zusammenarbeit in seiner<br />
Rede ebenfalls als Erfolgsmodell.<br />
Eine derart langjährige Partnerschaft<br />
sei in unserer schnelllebigen<br />
Welt jedoch gar nicht mehr so<br />
selbstverständlich. „Es sind nicht nur<br />
zwei Firmen, die erfolgreich zusammenarbeiten,<br />
es sind vor allem die<br />
Menschen bei Spangler und bei<br />
Huber, ihr gegenseitiges Verständnis<br />
und Vertrauen, die diese Zusammenarbeit<br />
zum Wohl aller beteiligten<br />
so erfolgreich machen.“<br />
Auf die nächsten 25 Jahre: Dr. Oliver Rong und Georg Huber (Vorstände der HUBER SE)<br />
mit Hannelore Spangler und Helmut Graspointner. © Spangler Automation<br />
Weiterentwicklung in die<br />
Zukunft<br />
SPANGLER und HUBER setzen auch<br />
in Zukunft auf eine enge und vertrauensvolle<br />
Zusammenarbeit. Man<br />
wolle weiterhin gemeinsam neue<br />
Ideen einbringen, an Produkten<br />
arbeiten und diese wie gewohnt<br />
kontinuierlich weiterentwickeln.<br />
„Wir wollen zusammen die Anforderungen<br />
der Kunden und Märkte<br />
sowohl regional als auch weltweit<br />
erkennen und umsetzen und damit<br />
auch künftig starke Arbeitgeber<br />
sein“, blickt Hannelore Spangler voraus.<br />
Georg Huber berichtet: „Es wird<br />
Juni 2013<br />
692 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
NACHRICHTEN<br />
immer wichtiger, bei Neuentwicklungen<br />
die Lieferanten einzubeziehen,<br />
um auf dem jeweiligen Fachgebiet<br />
das Expertenwissen und die<br />
Erfahrung des Lieferanten mit einzubeziehen.<br />
Hier ist Spangler seit Jahren<br />
ein verlässlicher und inno vativer<br />
Partner, der maßgeblich am Erfolg<br />
unserer Maschinen und Anlagen auf<br />
den Märkten Anteil trägt.“<br />
Ein Bienenvolk als<br />
Dankeschön<br />
Für die langjährige Zusammenarbeit<br />
bedankte sich die SPANGLER<br />
GMBH bei HUBER SE mit einem<br />
ganz besonderen Geschenk: Helmut<br />
Graspointner, zweiter Geschäftsführer<br />
bei SPANGLER, überreichte<br />
Georg Huber symbolisch ein Bienenvolk<br />
für den neuen Huber Natur<br />
Park. „Die Bienen sind wichtig für<br />
unsere Umwelt und HUBER ist wichtig<br />
für die Umwelttechnik“, erklärte<br />
Graspointner. Das Bienenvolk symbolisiere<br />
die vielen fleißigen Mitarbeiter,<br />
die hinter der 25 Jahre<br />
andauernden Partnerschaft stünden.<br />
„Die Bienenwaben charakterisieren<br />
unsere gegenseitige Verflechtung<br />
sowie unsere Vernetzung<br />
in der Region und in der ganzen<br />
Welt“, so Graspointner weiter.<br />
Neben dem Bienenvolk schenkte<br />
die SPANGLER GMBH der HUBER SE<br />
einen Schaukasten für die Bienen<br />
Als Anerkennung für die langjährige erfolgreiche Zusammen arbeit nahmen die HUBER-<br />
Vorstände ein Bienenvolk für den neuen Huber-Natur-Park von Spangler entgegen.<br />
sowie neun Schautafeln, welche<br />
allesamt im Huber Natur Park aufgestellt<br />
werden können. Außerdem<br />
erhielt HUBER einen einjährigen<br />
„Wartungsvertrag“ für die Bienen,<br />
indem sich ein Bienenbetreuer einmal<br />
pro Woche um das Volk kümmern<br />
wird. Für die Gäste der Jubiläumsfeier<br />
gab es zusätzlich zu<br />
einem „Elektrisierenden Quick-<br />
Lunch 3-Gang-Menü“ von Gourmetkoch<br />
Johann Herrler ein paar kleine<br />
Gläser Honig zum Mitnehmen.<br />
Kontakt:<br />
Christian Stark,<br />
HUBER SE,<br />
Industriepark Erasbach A1, D-92334 Berching,<br />
Tel. (08462) 201 380,<br />
E-Mail: sk@huber.de<br />
Tina Lambert,<br />
SPANGLER GMBH,<br />
Altmühlstraße 13,<br />
D-92345 Dietfurt/Töging,<br />
Tel. (08464) 651 135,<br />
E-Mail: lt@spangler-automation.de<br />
Über SPANGLER und HUBER<br />
Während HUBER SE heute ausschließlich Edelstähle verarbeitet und Maschinen- und Ausrüstungsteile für die <strong>Wasser</strong>ver- und<br />
<strong>Abwasser</strong>entsorgung sowie für die Fest/Flüssig-Trennung produziert, fungiert SPANGLER seit jeher als Automatisierungstechniker<br />
für die Maschinen der Berchinger. Im Laufe der Jahre entwickelten und bauten beide Unternehmen gemeinsam Maschinen<br />
von einfacher Elektrotechnik bis hin zu kom plexen Anlagen mit Verfahrenstechnik. Ganz aktuell werden zwei internationale<br />
Großprojekte bearbeitet. Für das russische Sochi, den Austragungsort der olympischen Winterspiele 2014 lieferten HUBER<br />
und SPANGLER Maschinen- und Automatisierungstechnik. Weiterhin rüsteten beide Unternehmen die weltweit größte Kläranlage<br />
in Atotonilco in Mexiko, im Bereich der mechanischen Vorreinigung aus.<br />
HUBER ist ein mittelständisches Unternehmen mit einer über 175-jährigen Tradition. Der Maschinen- und Anlagenbauer bietet<br />
ein umfassendes Sortiment an Lösungen für den <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>bereich. Mit über 550 Mitarbeitern am Standort<br />
Berching/Erasbach erwirtschaftete HUBER im Geschäftsjahr 2010 einen Gesamtumsatz von über 98 Mio. Euro.<br />
SPANGLER ist Spezialist für die Realisierung von Automatisierungslösungen für verschiedene Branchen und Industrien weltweit.<br />
Das mittelständische Familienunternehmen mit Sitz in Dietfurt/Töging im Altmühltal beschäftigt derzeit 115 Mitarbeiter<br />
und ist seit über 30 Jahren ein zuverlässiger Partner des nationalen und internationalen Maschinen- und Anlagenbaus. Über<br />
50 % der von SPANGLER produzierten Anlagen werden exportiert.<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 693
NACHRICHTEN<br />
Veranstaltungen<br />
6. Hansgrohe <strong>Wasser</strong>symposium<br />
Das Thema 2013: Stadtwasser – <strong>Wasser</strong>stadt<br />
Heinz G. Steinberg / pixelio.de<br />
Die Hansgrohe SE lädt zum sechsten<br />
Mal zum <strong>Wasser</strong>symposium<br />
nach Schiltach in den Schwarzwald<br />
ein. Zentrales Thema der ganztägigen<br />
Veranstaltung 2013 wird „Stadtwasser<br />
– <strong>Wasser</strong>stadt“ sein. Dabei<br />
diskutieren <strong>Wasser</strong>experten die Herausforderungen,<br />
die der Klimawandel<br />
an die Städter von heute stellt –<br />
seien sie nun Bewohner, Politiker,<br />
Wissenschaftler, Architekten oder<br />
Künstler. Spannende Vorträge erörtern<br />
außerdem moderne Stadtplanung<br />
und die Entwicklung von<br />
Mega-Cities in Bezug auf die kostbare<br />
Ressource.<br />
Das <strong>Wasser</strong> und die Stadt: Auch<br />
neue Ideen und Konzepte zum<br />
Schutz und Erhalt des Lebens elixiers<br />
kommen zur Sprache. Weitere Fragestellungen<br />
und Diskussionen stehen<br />
auf dem Programm, das Dr.<br />
Klaus Lanz moderiert – Chemiker,<br />
<strong>Wasser</strong>forscher und Gründer des<br />
Forschungsinstituts International<br />
Water Affairs. In Workshops vertiefen<br />
die Teilnehmer das vielschichtige<br />
Thema.<br />
Das <strong>Wasser</strong>symposium findet<br />
am Donnerstag, 24. Oktober 2013,<br />
von 9.30 bis circa 17.00 Uhr im<br />
Hansgrohe Besucher- und Erlebniszentrum<br />
Aquademie, in der Auestraße<br />
in Schiltach statt. Die Teilnahme<br />
ist kostenfrei.<br />
Anmeldung:<br />
E-Mail: wassersymposium@hansgrohe.com<br />
www.wassertermine.de<br />
FILTECH 2013 Kongressprogramm veröffentlicht<br />
Mit der FILTECH 2013, die vom<br />
22. bis 24. Oktober 2013 stattfindet,<br />
wird Wiesbaden wieder zum<br />
Treffpunkt der weltweiten Filtrations-<br />
und Separationsindustrie mit<br />
Anwendern aller Branchen. Auf der<br />
Messe werden 300 Aussteller Entscheidungsträgern<br />
aus den Bereichen<br />
Ein- und Verkauf, Design, Entwicklung<br />
und Forschung neueste<br />
Produkte und Entwicklungen präsentieren.<br />
Mit über 200 Vorträgen<br />
aus 37 Ländern ist der Internationale<br />
Kongress die weltweit anerkannte<br />
Plattform für den wissenschaftlichen<br />
Austausch neuester<br />
Forschungsergebnisse und den Wissenstransfer<br />
zwischen Theorie und<br />
Praxis.<br />
Alle relevanten Themengebiete<br />
und Techniken der Abtrennung von<br />
Partikeln aus Flüssigkeiten und<br />
Gasen werden behandelt. Ein spannendes<br />
Programm mit über 200<br />
Vorträgen aus 37 Ländern gibt<br />
einen repräsentativen Querschnitt<br />
sowohl über die verschiedenen Verfahren<br />
und Apparate der Trenntechnik<br />
als auch branchenübergreifend<br />
über die Anwendungen von der<br />
Aufbereitung mineralischer Rohstoffe,<br />
der Chemie, der Umwelttechnik<br />
und <strong>Wasser</strong>reinigung bis<br />
hin zur Pharmazie und Biotechnologie.<br />
Neben aktuellen Ergebnissen<br />
grundlagenorientierter Forschung<br />
werden innovative apparative<br />
Lösungen und Verfahren vorgestellt.<br />
Dies schließt neben den<br />
trenntechnischen Apparaten und<br />
Maschinen auch Filterprüfstände,<br />
Messgeräte für Partikel-, Flüssigkeits-<br />
und Grenzflächeneigenschaften<br />
sowie zur Porometrie ein.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.filtech.de<br />
Juni 2013<br />
694 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Veranstaltungen<br />
NACHRICHTEN<br />
Innovative Technologien und Branchentrends<br />
rund um Trinkwasser im Fokus von Experten<br />
wat 2013 vom 30. September bis 1. Oktober in Nürnberg<br />
Der Schutz der Rohwasserressourcen,<br />
der abnehmende<br />
<strong>Wasser</strong>gebrauch und das steigende<br />
Bewusstsein für Energie- und Kosteneffizienz<br />
sind die bestimmenden<br />
Themen im <strong>Wasser</strong>fach. Neben der<br />
Sicherung der Trinkwasserqualität<br />
rückt insbesondere auch der Um -<br />
welt und Ressourcen schonende<br />
Betrieb der <strong>Wasser</strong>versorgung in<br />
den Mittelpunkt der öffentlichen<br />
Aufmerksamkeit. Daher müssen<br />
zunehmend Lösungsansätze gefunden<br />
werden, die technische, ökologische<br />
und sozioökonomische<br />
Aspekte der Trinkwasserversorgung<br />
nachhaltig miteinander verbinden.<br />
Neben weiteren Topthemen aus<br />
der <strong>Wasser</strong>branche sind dies die<br />
Leitinhalte der 67. <strong>Wasser</strong>fachlichen<br />
Aussprachetagung (wat 2013). Das<br />
wichtigste deutschsprachige Forum<br />
zu aktuellen ordnungspolitischen<br />
und technischen Themen rund um<br />
Trinkwasser findet in diesem Jahr in<br />
Nürnberg statt.<br />
Welche Herausforderungen er -<br />
geben sich durch den demografischen<br />
und klimatischen Wandel für<br />
die <strong>Wasser</strong>versorgungspraxis? Wie<br />
sind innovative Energiegewinnungskonzepte<br />
und der nachhaltige<br />
Schutz der Trinkwasserressourcen<br />
in Einklang zu bringen? Wie<br />
kann die Trinkwasserqualität in der<br />
Trinkwasser-Installation optimiert<br />
werden? Welche Konzepte zur<br />
Instandhaltung des Netz- und Anlagenbestands<br />
sind zukunftsorientiert?<br />
Wie können leistungsfähige<br />
und sichere Versorgungssysteme<br />
durch neue Managementansätze<br />
unterstützt werden? Welche Chancen<br />
und Potenziale bietet das Prozess-Benchmarking<br />
für <strong>Wasser</strong>versorger?<br />
Zu diesen und weiteren aktuellen<br />
Fragestellungen nehmen namhafte<br />
Experten Stellung und diskutieren<br />
Lösungsmöglichkeiten mit<br />
Fachleuten aus Versorgungsunternehmen,<br />
Industrie, Verwaltungen<br />
und Forschungsinstituten. Teilnehmer<br />
profitieren dabei auch von der<br />
Möglichkeit, branchenübergreifend<br />
Veranstaltungen auf der gat 2013 zu<br />
besuchen. Der größte gasfachliche<br />
Kongress Deutschlands findet vom<br />
1. bis 2. Oktober 2013 ebenfalls in<br />
Nürnberg statt (www.gat-dvgw.de).<br />
Eingeschlossen in dieses vielfältige<br />
Programm ist der 6. DVGW-<br />
Hochschultag. Hier werden die<br />
wichtigsten nationalen und europäischen<br />
Entwicklungen im Ausbildungssektor<br />
für Ingenieure der<br />
Versorgungswirtschaft zwischen In -<br />
dustrie, Hochschulvertretern und<br />
Studenten diskutiert. Ein Muss insbesondere<br />
für Personalverantwortliche,<br />
die topaktuelle Informationen<br />
und Branchentrends aus erster<br />
Hand erwarten.<br />
Ausgerichtet wird die wat 2013<br />
vom DVGW Deutscher Verein des<br />
Gas- und <strong>Wasser</strong>faches mit Unterstützung<br />
des Bundesverbandes der<br />
Energie- und <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
(BDEW). Die aktuelle Programmübersicht<br />
kann jetzt unter www.<br />
wat-dvgw.de heruntergeladen werden.<br />
Kontakt/Anmeldung:<br />
DVGW-Hauptgeschäftsführung,<br />
Ludmilla Asarow,<br />
Tel. (0228) 9188-601,<br />
E-Mail: asarow@dvgw.de,<br />
www.wat-dvgw.de<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitung GmbH<br />
Grasstraße 11 • 45356 Essen<br />
Telefon (02 01) 8 61 48-60<br />
Telefax (02 01) 8 61 48-48<br />
www.aquadosil.de<br />
Messe Nürnberg.<br />
© Thomas Geiger<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 695
NACHRICHTEN<br />
Veranstaltungen<br />
<strong>Wasser</strong>beurteilung und <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
Professor Dr. Fritz H. Frimmel vom<br />
Karlsruher Institut für Technologie<br />
(KIT) bietet vom 23. bis 25. September<br />
2013 im Rahmen des GDCh-<br />
Fortbildungsprogramms den Kurs<br />
„<strong>Wasser</strong>beurteilung und <strong>Wasser</strong>aufbereitung“<br />
an. Einbezogen in die<br />
Zielgruppe für diesen auf die nutzungsbezogenen<br />
Qualitätskriterien<br />
fokussierten Kurs sind Chemie-<br />
Ingenieure, Chemiker, Lebensmittelchemiker<br />
sowie <strong>Wasser</strong>versorger<br />
und -entsorger und Mitarbeiter aus<br />
Behörden.<br />
Der Kurs wird am Engler-Bunte-<br />
Institut des Karlsruher Instituts für<br />
Technologie durchgeführt und vermittelt<br />
die theoretischen Grundlagen<br />
und praxisrelevanten Aspekte<br />
der Beurteilung von <strong>Wasser</strong>qualität.<br />
Ein wesentliches Anliegen des Kurses<br />
ist die Darstellung des Zusammenhangs<br />
von <strong>Wasser</strong>qualität und<br />
<strong>Wasser</strong>technologie sowie, Lösungsansätze<br />
für die globalen Probleme<br />
aufzuzeigen.<br />
Kontakt:<br />
Gesellschaft Deutscher Chemiker e. V.,<br />
Caroline Kilb,<br />
Varrentrappstraße 40-42,<br />
D-60486 Frankfurt am Main,<br />
Tel. (069) 7917-364,<br />
Fax (069) 7917-475,<br />
E-Mail: fb@gdch.de,<br />
www.gdch.de/fortbildung<br />
Steuern in der kommunalen Entsorgungswirtschaft<br />
Korrekte Anwendung der Vorschriften für Abfall- und <strong>Abwasser</strong>betriebe<br />
Die Besteuerung der öffentlichen<br />
Hand befindet sich angesichts<br />
aktueller Rechtsprechung des BFH<br />
sowie einer immer stringenter<br />
werdenden Verwaltungspraxis vor<br />
einem Umbruch. Auch im Bereich<br />
der kommunalen Abfall- und Ab -<br />
wasserwirtschaft nimmt die Bedeutung<br />
steuerrechtlicher Themen permanent<br />
zu.<br />
Die VKU Service GmbH bietet<br />
daher erstmals einen Infotag an, der<br />
sich ausschließlich den steuerrechtlichen<br />
Fragen und Problemstellungen<br />
widmet, die für die kommunale<br />
Entsorgungswirtschaft relevant<br />
sind. Experten aus der Unternehmenspraxis,<br />
der Steuerberatung<br />
und der Hauptgeschäftsstelle des<br />
VKU werden sowohl Grundlagen zur<br />
Besteuerung der öffentlichen Hand<br />
vermitteln als auch umfassend über<br />
die relevanten Neuerungen im<br />
Ertrag-, Umsatz- sowie Energie- und<br />
Stromsteuerrecht informieren. Dies<br />
u.a. auch vor dem Hintergrund der<br />
© Thomas Klauer / pixelio.de<br />
mit dem Kreislaufwirtschaftsgesetz<br />
in Kraft getretenen Neuregelungen.<br />
Schließlich wird die Frage behandelt,<br />
wann und in welchem Umfang<br />
kommunale Entsorgungsbetriebe<br />
zur Einführung der E-Bilanz verpflichtet<br />
sind und wie die hierfür<br />
erforderlichen Maßnahmen im<br />
Betrieb umgesetzt werden können.<br />
Das Seminar richtet sich insbesondere<br />
an Werkleiter, Vorstände<br />
oder Geschäftsführer kommunaler<br />
Entsorgungsunternehmen. Darüber<br />
hinaus angesprochen sind Führungskräfte<br />
und Mitarbeiter der<br />
Bereiche Finanz- und Rechnungswesen,<br />
Steuern, Controlling und<br />
Recht.<br />
Veranstaltungsorte<br />
4. Juli 2013 in Köln<br />
17. September 2013 in Berlin<br />
Kontakt/Anmeldung:<br />
VKU Service GmbH,<br />
Katja Selleske,<br />
Invalidenstraße 91, D-10115 Berlin,<br />
Tel. (030) 58580-401, Fax (030) 58580-108,<br />
E-Mail: selleske@vku.de,<br />
www.vku.de<br />
Juni 2013<br />
696 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Leute<br />
NACHRICHTEN<br />
Friedhelm Sieker 80 Jahre<br />
Prof. Dr.-Ing. Friedhelm Sieker<br />
feierte am 27. April 2013 seinen<br />
80. Geburtstag.<br />
In Bad Qeynhausen geboren,<br />
begann Friedhelm Sieker zuerst<br />
eine Berufsausbildung zum Möbeltischler,<br />
die er 1955 mit Gesellenund<br />
Meisterprüfung abschloss.<br />
Nach dem Abitur am Abendgymnasium<br />
Hannover studierte er Bauingenieurwesen<br />
an der Technischen<br />
Hochschule Hannover und arbeitete<br />
dort anschließend als wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter und Assistent<br />
von Prof. Billib am Institut für<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft, Hydrologie und<br />
landwirtschaftlichen <strong>Wasser</strong>bau.<br />
1969 folgte die Promotion über das<br />
Thema der Entwässerung von Autobahnen,<br />
1974 die Habilitation mit<br />
einer Arbeit im Bereich hydrologischen<br />
Statistik und 1979 schließlich<br />
die Ernennung zum Professor.<br />
In den 80er-Jahren begründete<br />
Prof. Sieker an der Universität Hannover<br />
die Forschungsgruppe „Stadthydrologie“,<br />
die sich schwerpunktmäßig<br />
mit der Einführung systemhydrologischer<br />
Verfahren und<br />
Modelle befasste. In zahlreichen<br />
Einzel- und Verbundprojekten mit<br />
einem Gesamtforschungsbudget<br />
von rund 25 Mio. Euro wurden<br />
Methoden wie die hydrodynamische<br />
Kanalnetzberechnung, die<br />
Schmutzfrachtsimulation oder die<br />
Gesamtemissionsbetrachtung maßgeblich<br />
mit entwickelt – Verfahren<br />
die heute Standard in der Ingenieurspraxis<br />
sind.<br />
1985 war er Mitbegründer des<br />
„Instituts für technisch-wissenschaftliche<br />
Hydrologie (itwh)“. Ziel war<br />
ein verbesserter Wissenstransfer zwischen<br />
Forschung und Praxis durch<br />
die Professionalisierung der an der<br />
Hochschule entwickelten Software<br />
und die Durchführung von Kursen<br />
u.a. zum „Einsatz von Mikrocomputern<br />
in der Stadtentwässerung“.<br />
Auch in verschiedenen Arbeitsgruppen<br />
der DWA versuchte Friedhelm<br />
Sieker frühzeitig innovative<br />
Ansätze und Methoden in die<br />
Regelwerke einzubringen – oftmals<br />
gegen erhebliche Widerstände.<br />
Langfristig haben sich die von ihm<br />
propagierten Methoden wie die<br />
Langzeitsimulation, Überstaunachweise<br />
oder das große Thema der<br />
naturnahen Regenwasserbewirtschaftung<br />
dennoch durchgesetzt.<br />
Als Hochschullehrer hat Prof.<br />
Sieker über 150 Diplomanden und<br />
mehr als 30 Doktoranden betreut.<br />
Die Ausrichtung der „7 th International<br />
Conference on Urban Storm<br />
Drainage“ 1996 in Hannover war<br />
ein Höhepunkt seiner wissenschaftlichen<br />
Laufbahn.<br />
Auch nach der Pensionierung<br />
blieb er beruflich aktiv. 1998<br />
gründete der gemeinsam mit<br />
seinem Sohn die Ingenieurgesellschaft<br />
Prof. Dr. Sieker mbH mit Sitz<br />
in Hop pe garten bei Berlin. Mit<br />
inzwischen etwa 20 Mitarbeitern<br />
werden weiterhin innovative Projekte<br />
im Grenz bereich von Forschung<br />
und Praxis bearbeitet.<br />
Neben aktuellen Themen der Stadthydrologie<br />
wie z. B. der Verbesserung<br />
des lokalen <strong>Wasser</strong>haushaltes<br />
oder der dezentralen Regenwasserbehandlung<br />
stehen dabei<br />
auch Fragen der großräumigen<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft im Mittelpunkt,<br />
insbesondere der dezentrale Hochwasserschutz<br />
– ein äußerst aktuelles<br />
Thema!<br />
Wir gratulieren Friedhelm Sieker<br />
ganz herzlich und wünschen ihm<br />
weiterhin Gesundheit und unverminderte<br />
Schaffenskraft.<br />
part of it! Be part of it! Be part of it! Be part of<br />
NETZWERK WISSEN<br />
Universitäten und Hochschulen stellen sich vor:<br />
Studiengänge und Studienorte rund ums <strong>Wasser</strong>fach<br />
im Porträt – in der technisch-wissenschaftlichen<br />
Fachzeitschrift <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
Kontakt zur Redaktion:<br />
E-Mail: ziegler@ di-verlag.de<br />
EAZ Netzwerk 2.indd 1 3.9.2012 15:24:16<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 697
RECHT UND REGELWERK<br />
Regelwerk <strong>Wasser</strong><br />
W 105 A Entwurf: Grundsätze und Maßnahmen einer Gewässer schützenden<br />
Waldbewirtschaftung, 6/2013<br />
Der Entwurf des neuen Arbeitsblattes<br />
definiert die Grundsätze<br />
einer Gewässer schützenden Waldbewirtschaftung<br />
im Sinne einer ordnungsgemäßen<br />
Forstwirtschaft und<br />
benennt Maßnahmen für deren<br />
Umsetzung in der Praxis. Neuere<br />
Erkenntnisse bezüglich der Wirkung<br />
des Waldes in Verbindung mit seiner<br />
Bewirtschaftung auf die Be -<br />
schaffenheit des Grundwassers und<br />
des <strong>Wasser</strong>s in Talsperren führten zu<br />
einer Überarbeitung des bestehenden<br />
Merkblattes W 105. Es ist in ein<br />
DVGW-Arbeitsblatt umgewandelt<br />
worden und gleichzeitig bezieht sich<br />
seine Ausrichtung nun auf die Bewirtschaftung<br />
von Wäldern insgesamt.<br />
Mit den Arbeitsblättern W 104<br />
und W 105 enthält das DVGW-<br />
Regelwerk nun zwei vergleichbar<br />
strukturierte Regelwerke, welche<br />
die Anforderungen des vorsorgenden<br />
Gewässerschutzes an die in den<br />
Einzugsgebieten von <strong>Wasser</strong>gewinnungsanlagen<br />
dominierenden Flächennutzungen<br />
der Land- und<br />
Waldbewirtschaftung konkretisiert.<br />
Hintergrund dieses Arbeitsblattes<br />
ist, dass der Wald laut Bundeswaldgesetz<br />
mehreren Funktionen – Nutz-,<br />
Schutz-, und Erholungsfunktion –<br />
dient. Die Art und Weise der Waldbewirtschaftung<br />
kann bei der Umsetzung<br />
von Maßnahmen zur Erfüllung<br />
dieser Funktionen erheb liche Auswirkungen<br />
auf die Qualität und Quantität<br />
von Gewässern, d. h. sowohl<br />
Oberflächen- als auch Grundwasser,<br />
haben. Daher kommt der <strong>Wasser</strong>schutzfunktion<br />
eine besondere<br />
Bedeutung innerhalb der ordnungsgemäßen<br />
Forstwirtschaft zu.<br />
Ziel dieses Arbeitsblattes ist es<br />
daher, die <strong>Wasser</strong>schutzfunktion<br />
des Waldes zu konkretisieren und<br />
Notwendigkeiten in der Bewirtschaftung<br />
der Wälder zu definieren,<br />
bei deren Einhaltung unter dem<br />
Aspekt der <strong>Wasser</strong>schutzfunktion<br />
eine ordnungsgemäße Forstwirtschaft<br />
eingehalten ist.<br />
Dieses Arbeitsblatt, das inhaltsgleich<br />
auch als DWA-Arbeitsblatt<br />
A 906 veröffentlicht ist, wurde von<br />
dem gemeinsamen DVGW/DWA-<br />
Projektkreis „Waldbewirtschaftung<br />
und Gewässerschutz“ unter Beteiligung<br />
der Arbeitsgemeinschaft der<br />
Trinkwassertalsperren e.V. (ATT) und<br />
Fachleuten aus der Forstwirtschaft<br />
erarbeitet.<br />
Das Arbeitsblatt enthält Hinweise<br />
und Empfehlungen für Waldbesitzer,<br />
Talsperrenbetreiber und <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />
sowie wasserwirtschaftliche<br />
und forstliche<br />
Fachbehörden für die Planung,<br />
Genehmigung, Ausführung und<br />
Begleitung waldbaulicher Aktivitäten.<br />
Der Gelbdruck erscheint am<br />
15. Juni 2013, Einsprüche sind bis<br />
zum 15. September 2013 per E-Mail<br />
an petry@dvgw.de zu richten.<br />
Preis:<br />
€ 22,27 € für Mitglieder;<br />
€ 29,69 € für Nichtmitglieder.<br />
W 408-B1: Anschluss von Entnahmevorrichtungen an Hydranten in Trinkwasserverteilungsanlagen<br />
– Beiblatt 1: Hinweise zu Standrohren mit Entnahmevorrichtungen, 5/2013<br />
Da das Beiblatt eigentlich „nur“<br />
ein „informativer Anhang“ der<br />
W 408 ist und somit nicht den vergleichsweise<br />
verbindlichen Charakter<br />
einer „Technischen Regel“<br />
(Arbeitsblatt) aufweist, hätte man<br />
diesen Anhang auch einfach als<br />
„Technischen Hinweis“ (Merkblatt)<br />
und damit ohne Beteiligung der<br />
Öffentlichkeit abschließend veröffentlichen<br />
können. Die zuständigen<br />
DVGW-Gremien entschieden sich<br />
bewusst für den offenen Weg, um<br />
die Akzeptanz, Qualität und Verbreitung<br />
des Beiblatts zu fördern. In der<br />
Tat trugen die Stellungnahmen der<br />
Fachöffentlichkeit zum Entwurf des<br />
Beiblatts vom Juni 2012 sehr zur Verdeutlichung<br />
und Präzisierung bei.<br />
Gleich zu Beginn hebt die endgültige<br />
Fassung des DVGW-Arbeitsblatts<br />
W 408-B1 „Anschluss von Entnahmevorrichtungen<br />
an Hydranten in Trinkwasserverteilungsanlagen<br />
- Beiblatt<br />
1: Hinweise zu Standrohren mit Entnahmevorrichtung“<br />
vom Mai 2013<br />
hervor: „Die Relevanz des einzelnen<br />
Hinweises richtet sich u. a. nach dem<br />
Verwendungszweck (Trinkwasser,<br />
Brauchwasser, Löschwasser etc.) und<br />
der damit verbundenen Beanspruchung,<br />
der Verwendungsdauer und<br />
Häufigkeit der Wiederverwendung<br />
(Gesamtlebensdauer) sowie der<br />
Intensität der Inspektion, Wartung<br />
und ggf. Instandsetzung.“<br />
Standrohre sind eben keine Bauteile,<br />
wie sie etwa in Trinkwasserinstallationen<br />
in der Erwartung<br />
eingebaut werden, dass sie mindestens<br />
50 Jahre von der Bildfläche<br />
verschwinden und entsprechend<br />
unauffällig ihren Dienst in einer<br />
üblicherweise technisch desinteressierten<br />
Laienumgebung verrichten.<br />
Vielmehr sind Standrohre jederzeit<br />
sichtbar und man setzt voraus, dass<br />
sie nur von unterwiesenen bzw.<br />
fachkundigen Personen gehandhabt<br />
werden.<br />
Das Beiblatt deckt alle Aspekte ab,<br />
die Standrohre mit Entnahmevorrichtung<br />
und ihre Trinkwassertauglichkeit<br />
betreffen, insbesondere:<br />
##<br />
Aufbau (Rohr, Sieb, <strong>Wasser</strong>zähler,<br />
Sicherungseinrichtung, Probenahmestelle,<br />
Auslaufventil)<br />
Juni 2013<br />
698 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
RECHT UND REGELWERK<br />
##<br />
Werkstoffe (Metalle/Korrosionsbeständigkeit,<br />
organische Werkstoffe)<br />
##<br />
Handhabung (Instandhaltung,<br />
Reinigung/Desinfektion, Lagerung,<br />
Transport, Vorgehensweise<br />
bei Beschädigungen)<br />
##<br />
Vermietung (vertragliche<br />
Aspekte, Unterweisung, Bedienungsanleitung)<br />
Preis:<br />
€ 17,27 € für Mitglieder;<br />
€ 23,03 € für Nichtmitglieder.<br />
Bezugsquelle:<br />
wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft<br />
Gas und <strong>Wasser</strong> mbH,<br />
Josef-Wirmer-Straße 3, D-53123 Bonn,<br />
Tel. (0228) 9191 - 40,<br />
Fax (0228) 9191 - 499,<br />
www.wvgw.de<br />
Prüfgrundlagen W 384 und W 385 als Entwürfe erschienen<br />
Die DVGW-Prüfgrundlagen W 384<br />
und W 385 gelten für Dichtungen<br />
von Muffen- bzw. Flanschverbindungen<br />
in Rohrleitungen der<br />
Trinkwasserversorgung aus duktilem<br />
Gusseisen oder Stahl.<br />
Sie legen Anforderungen an die<br />
jeweiligen Dichtungen und entsprechende<br />
Prüfungen fest. In W 384<br />
werden zudem Anforderungen und<br />
Prüfungen bezüglich der Haltesegmente,<br />
die in Dichtungen für längskraftschlüssige<br />
Verbindungen enthalten<br />
sind, definiert.<br />
Weiterhin enthalten die neuen<br />
Prüfgrundlagen Angaben zur Gütesicherung<br />
zwecks langfristiger Sicherstellung<br />
der Konformität der hergestellten<br />
Produkte mit den Anforderungen<br />
dieser Prüfgrundlagen. In<br />
dieser Weise zertifizierte Bauteile sind<br />
konform mit den ins nationale DIN-<br />
Normenwerk eingeführten europäischen<br />
Normen DIN EN 681-1, DIN EN<br />
545, DIN EN 10224, DIN EN 10311, DIN<br />
EN 1092-1 oder DIN EN 1092-2 sowie<br />
mit den Anforderungen des DVGW-<br />
Regelwerkes und den nationalen<br />
gesetzlichen Bestimmungen. Sie weisen<br />
somit die erforderliche Sicherheit,<br />
Gebrauchstauglichkeit, Qualität,<br />
Hygiene und Umweltverträglichkeit<br />
auf, wie sie für den Einsatz in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
vorausgesetzt werden.<br />
W 384 und W 385 sollen zukünftig<br />
die DVGW-Prüfgrundlagen VP<br />
546:2007-05 und VP 547:2002-03<br />
ersetzen. Sie wurden vom Projektkreis<br />
„Metallische Werkstoffe in <strong>Wasser</strong>versorgungssystemen“<br />
im Technischen<br />
Komitee „Bauteile <strong>Wasser</strong>versorgungssysteme“<br />
erarbeitet.<br />
Etwaige Einsprüche können bis<br />
zum 10. August 2013 per E-Mail:<br />
gies@dvgw.de an den DVGW gesendet<br />
werden.<br />
Preise:<br />
W 384 P Entwurf: Dichtungen für Muffenverbindungen<br />
in Rohrleitungen aus duktilem<br />
Gusseisen oder Stahl in der <strong>Wasser</strong>versorgung;<br />
Anforderungen und Prüfungen,<br />
4/2013, 26,82 € für Mitglieder,<br />
35,76 € für Nichtmitglieder<br />
W 385 P Entwurf: Dichtungen für Flanschverbindungen<br />
in Rohrleitungen aus duktilem<br />
Gusseisen oder Stahl in der <strong>Wasser</strong>versorgung;<br />
Anforderungen und Prüfungen,<br />
4/2013, 17,27 € für Mitglieder,<br />
23,03 € für Nichtmitglieder<br />
Bezugsquelle:<br />
wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft<br />
Gas und <strong>Wasser</strong> mbH,<br />
Josef-Wirmer-Straße 3,<br />
D-53123 Bonn,<br />
Tel. (0228) 9191 - 40,<br />
Fax (0228) 9191 - 499,<br />
www.wvgw.de<br />
Regelwerk Gas/<strong>Wasser</strong><br />
GW 335-B3-B2 P: Beiblatt für Verbinder aus PA-GF zu DVGW GW 335-B3:2011-09 Kunststoff-Rohrleitungssysteme<br />
in der Gas- und <strong>Wasser</strong>verteilung – Teil B3: Mechanische<br />
Verbinder aus Kunststoffen (POM, PP) für die <strong>Wasser</strong>verteilung, 4/2013<br />
Die endgültige Fassung der Technischen<br />
Prüfgrundlage DVGW<br />
GW 335-B3-B2 „2. Beiblatt für Verbinder<br />
aus PA-GF zu DVGW GW 335-<br />
B3:2011-09 Kunststoff-Rohrleitungssysteme<br />
in der Gas- und <strong>Wasser</strong>verteilung<br />
– Teil B3: Mechanische<br />
Verbinder aus Kunststoffen (POM,<br />
PP) für die <strong>Wasser</strong>verteilung“ vom<br />
April 2013 ist identisch mit dem Entwurf<br />
vom Juli 2012. Das Beiblatt<br />
berücksichtigt die gängigen Werkstoffkombinationen<br />
PA 6T/6I-GF50,<br />
PA12-GF30, PA12-GF50 und PA12-<br />
GF65. Die Kombinationen verschiedener<br />
Polyamide (PA 6T/6I, PA12)<br />
und Glasfaseranteile (GF30, GF50,<br />
GF65) erlauben unterschiedliche<br />
Ausprägungen der Werkstoffeigenschaften<br />
(E-Modul, Bruchspannung,<br />
Bruchdehnung), die der Leitungsbetreiber<br />
gemäß seinem Bedarf<br />
festlegen kann. Die Anforderungen<br />
der Gebrauchstauglichkeit des Verbinders<br />
gemäß Beiblatt sind jedoch<br />
für alle Kombinationen identisch.<br />
Preis:<br />
€ 17,27 € für Mitglieder;<br />
€ 23,03 € für Nichtmitglieder.<br />
Bezugsquelle:<br />
wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft<br />
Gas und <strong>Wasser</strong> mbH,<br />
Josef-Wirmer-Straße 3,<br />
D-53123 Bonn,<br />
Tel. (0228) 9191 - 40,<br />
Fax (0228) 9191 - 499,<br />
www.wvgw.de<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 699
RECHT UND REGELWERK<br />
Regelwerk Gas/<strong>Wasser</strong><br />
Ankündigung Veröffentlichung der AfK-Empfehlungen Nr. 1, Nr. 2, Nr. 3, Nr. 5,<br />
Nr. 10 und Nr. 11 als DVGW-Arbeitsblätter<br />
Das technische Komitee G-TK-<br />
1-10 Außenkorrosion und die<br />
Arbeitsgemeinschaft für Korrosionsfragen<br />
(AfK) haben beschlossen,<br />
eine Reihe von AfK-Empfehlungen<br />
in den Status eines DVGW-<br />
Arbeitsblattes zu überführen und<br />
als Gelbdrucke zu veröffentlichen.<br />
Damit wird die Wichtigkeit des AfK-<br />
Regelwerkes verdeutlicht. Ziel ist es,<br />
wichtige AfK-Empfehlungen dem<br />
Regelsetzungsprozess gemäß<br />
DVGW Geschäftsordnung GW 100<br />
zu un terziehen. Es handelt sich<br />
dabei um folgende Entwürfe:<br />
##<br />
DVGW-Arbeitsblatt GW 28 Beurteilung<br />
der Korrosionsgefährdung<br />
durch Wechselstrom bei<br />
kathodisch geschützten Stahlrohrleitungen<br />
und Schutzmaßnahmen<br />
- Textgleich mit der AfK-<br />
Empfehlung Nr. 11<br />
##<br />
DVGW-Arbeitsblatt GW 27 Verfahren<br />
zum Nachweis der Wirksamkeit<br />
des kathodischen Korrosionsschutzes<br />
an erdverlegten<br />
Rohrleitungen – Textgleich mit<br />
der AfK-Empfehlung Nr. 10<br />
##<br />
DVGW-Arbeitsblatt GW 24<br />
Kathodischer Korrosionsschutz<br />
in Verbindung mit explosionsgefährdeten<br />
Bereichen – Textgleich<br />
mit der AfK-Empfehlung Nr. 5<br />
##<br />
DVGW-Arbeitsblatt GW 22 Maßnahmen<br />
beim Bau und Betrieb<br />
von Rohrleitungen im Einflussbereich<br />
von Hochspannungs-<br />
Drehstromanlagen und Wechselstrom-Bahnanlagen<br />
– Textgleich<br />
mit der AfK-Empfehlung<br />
Nr. 3 und der Technischen<br />
Empfehlung Nr. 7 der Schiedsstelle<br />
für Beeinflussungsfragen<br />
(SfB)<br />
##<br />
DVGW-Arbeitsblatt GW 21 Be -<br />
einflussung von unterirdischen<br />
metallischen Anlagen durch<br />
Streuströme von Gleichstromanlagen<br />
– Textgleich mit der AfK-<br />
Empfehlung Nr. 2<br />
##<br />
DVGW-Arbeitsblatt GW 20<br />
Kathodischer Korrosionsschutz<br />
in Mantelrohren im Kreuzungsbereich<br />
mit Verkehrswegen Produktrohre<br />
aus Stahl im Vortriebsverfahren<br />
– Textgleich mit der<br />
AfK-Empfehlung Nr. 1<br />
DVGW-Arbeitsblatt GW 28<br />
Der Inhalt dieses Entwurfes spiegelt<br />
das gemeinsame Verständnis (fachlicher<br />
Bearbeitungsstand 2011)<br />
unter den für Beeinflussungsfragen<br />
und Korrosionsschutz zuständigen<br />
Fachleuten aus den der AfK zugehörigen<br />
Verbänden wider. Im Zusammenhang<br />
mit der bevorstehenden<br />
europäischen Norm DIN EN 15280<br />
muss erwähnt werden, dass dieses<br />
Arbeitsblatt nicht im Widerspruch<br />
zu dieser Norm steht. Das Arbeitsblatt<br />
ist in sich als geschlossenes<br />
Dokument zu sehen, welches praxisorientierte<br />
Hinweise gibt und die<br />
DIN EN 15280 konkret auf die nationalen<br />
Bedürfnisse spezifiziert.<br />
Ein vertieftes Verständnis der<br />
beteiligten Prozesse der Wechselstromkorrosion,<br />
unter Einfluss des<br />
kathodischen Korrosionsschutzes,<br />
hat aber über längere Zeit gefehlt.<br />
Erst aufgrund jüngerer Labor- und<br />
Felduntersuchungen war es möglich,<br />
ein Modell zu entwickeln, welches<br />
in der Lage ist, alle bisherigen<br />
empirischen Beobachtungen zu<br />
erklären. Insbesondere betrifft dies<br />
die Befunde zum Einfluss des kathodischen<br />
Schutzniveaus auf die<br />
Wechselstrom-Korrosionsgefährdung.<br />
Die aktuellen Modellvorstellungen<br />
erklären dann auch die<br />
Schutzkriterien, unter deren Einhaltung<br />
die Korrosionsgeschwindigkeit<br />
auf ein technisch akzeptierbares<br />
Maß verringert werden kann. Mittels<br />
umfangreicher Feldversuche konnten<br />
die dem Modell zugrunde liegenden<br />
Schutzkriterien in der Praxis<br />
bestätigt bzw. überprüft werden.<br />
Die Felduntersuchungen zeigten<br />
außerdem, dass eine Verringerung<br />
der Korrosionsgeschwindigkeit auf<br />
technisch vernachlässigbare Werte<br />
< 0,01 mm/a, wie in DIN EN 12954<br />
als Kriterium für die Anwendung<br />
des kathodischen Korrosionsschutzes<br />
angegeben, bei Wechselspannungsbeeinflussung<br />
nicht gewährleistet<br />
werden kann. In diesem<br />
Arbeitsblatt wird daher bei Einhaltung<br />
der genannten Kriterien<br />
bewusst der Begriff „technisch<br />
akzeptierbare Korrosionsgeschwindigkeit“<br />
(Korrosionsgeschwindigkeit<br />
< 0,03 mm/a) gewählt.<br />
Für die praktische Anwendung<br />
einzelner Kriterien werden Mittelwerte<br />
empfohlen, welche mit einer<br />
maximal zulässigen Standardabweichung<br />
verknüpft sind. Die Werte<br />
wurden aus den Daten der Feldversuche<br />
abgeleitet und entsprechen<br />
den vorgefundenen Rahmenbedingungen.<br />
Es ist daher möglich, dass<br />
sich mit zunehmender Praxiserfahrung<br />
Anpassungsbedarf der statistischen<br />
Größen ergibt.<br />
An dieser Stelle muss erwähnt<br />
werden, dass zurzeit Forschungstätigkeiten<br />
zu der Umsetzung von<br />
Maßnahmen zur Verminderung der<br />
Wechselstrom-Korrosionsgefährdung<br />
durchgeführt werden, sodass<br />
in naher Zukunft weitere Erkenntnisse<br />
in das Arbeitsblatt einfließen<br />
werden. Die Veröffentlichung wurde<br />
jedoch zum jetzigen Zeitpunkt als<br />
sinnvoll erachtet, um dem Anwender,<br />
auch in Bezug auf die bevorstehende<br />
europäische Norm DIN EN<br />
15280, die bisherigen wichtigen<br />
Erkenntnisse nicht unnötig vorzuenthalten.<br />
DVGW-Arbeitsblatt GW 27<br />
Nach DIN EN 12954 muss bei vollständigem<br />
kathodischen Korrosionsschutz<br />
das Schutzkriterium an<br />
jedem Messpunkt des Schutzobjek-<br />
Juni 2013<br />
700 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
RECHT UND REGELWERK<br />
tes, d. h. an jeder Fehlstelle seiner<br />
Umhüllung erfüllt sein.<br />
In dem Bemühen aufzuzeigen,<br />
wie dies unter Berücksichtigung der<br />
bekannten physikalischen Grundlagen<br />
mit eingeführten und neueren<br />
Messverfahren in der Praxis weitgehend<br />
nachgewiesen werden kann,<br />
wurde DIN EN 13509 erarbeitet. In<br />
den Fällen, in denen die beschriebenen<br />
Messmethoden oder die örtlichen<br />
Verhältnisse die Ermittlung der<br />
notwendigen Daten in nicht hinreichendem,<br />
aussagefähigem Maße<br />
erlauben, ergeben sich Schwierigkeiten<br />
beim Nachweis. Diesbezügliche<br />
Problemfälle stellen die meisten<br />
Behälter dar, beispielsweise aber<br />
auch Rohrleitungen in Stadtgebieten,<br />
insbesondere bei Vorliegen<br />
von zeitlich sich stark ändernder<br />
Streustrombeeinflussung durch z. B.<br />
Gleichstrom-Bahnanlagen, Rohrleitungen<br />
mit Schutzmaßnahmen<br />
gegen Hochspannungsbeeinflussung<br />
und parallel verlaufende Rohrleitungen.<br />
Das vorliegende Arbeitsblatt be -<br />
schreibt weitere Messverfahren, mit<br />
denen der Nachweis des Schutzkriteriums<br />
im Sinne von DIN EN 13509<br />
erfolgen kann. Es gibt darüber hinaus<br />
Hinweise über die Zweckmäßigkeit<br />
der Anwendung der einzelnen<br />
Verfahren unter verschiedenen Einsatzbedingungen<br />
sowie zur Vermeidung<br />
von Fehlmessungen und Fehlinterpretationen<br />
der Messergebnisse.<br />
Hinsichtlich der Definition der<br />
Begriffe wird auf die beiden zuvor<br />
zitierten Normen hingewiesen.<br />
Die beschriebenen Nachweisverfahren<br />
sind teils seit Langem<br />
Stand der Technik (z. B. Ausschaltpotentialmessungen),<br />
teils finden sie<br />
zunehmend Anwendung (z. B.<br />
Intensivmessungen), so dass hier<br />
Erfahrungen bei der Erarbeitung<br />
dieses Arbeitsblattes berücksichtigt<br />
werden konnten. Bei einigen Verfahren<br />
(z.B. Potenzialgradientenvergleich)<br />
liegen dagegen nur wenige<br />
Erfahrungen vor.<br />
DVGW-Arbeitsblatt GW 24<br />
Dieses Arbeitsblatt behandelt allgemeine<br />
Richtlinien und Maßnahmen<br />
zur Vermeidung von Zündgefahren<br />
an Isolierstücken und zur Sicherstellung<br />
eines kathodischen Korrosionsschutzes<br />
in explosionsgefährdeten<br />
Bereichen. Es ist anwendbar auf<br />
Stationen von Erdgas-Leitungssystemen<br />
und – unter Beachtung der<br />
jeweils gültigen Vorschriften (z. B.<br />
TRbF, TRBS, TRGS, BetrSichV) – sinngemäß<br />
auch für andere Produktleitungen.<br />
Isolierstücke dienen der elektrischen<br />
Trennung von Rohrleitungsanlagen<br />
– z. B. zur Sicherstellung<br />
des kathodischen Korrosionsschutzes<br />
(Trennung KKS-geschützter<br />
Anlagen vom geerdeten Stationssystem),<br />
zur elektrischen Aufteilung<br />
längerer Rohrleitungssysteme an<br />
Eigentums- bzw. KKS-Schutzbereichsgrenzen<br />
oder – in selteneren<br />
Fällen – zur elektrischen Aufteilung<br />
hochspannungsbeeinflusster Rohrleitungsabschnitte.<br />
Die elektrische<br />
Trennung besteht bis zur Durchschlagfestigkeit<br />
des Isolierstücks.<br />
Diese Durchschlagfestigkeit kann –<br />
z. B. in Abhängigkeit von dem<br />
durchströmenden Medium, der Einbaulage<br />
und den äußeren atmosphärischen<br />
Einflüssen – unter<br />
Umständen auch mit zunehmender<br />
Betriebsdauer abnehmen. Es ist<br />
aber davon auszugehen, dass blitzbedingte<br />
Überspannungen infolge<br />
eines Einschlages in exponierte<br />
Teile einer Pipelineanlage zu einer<br />
Überbeanspruchung der Durchschlagfestigkeit<br />
von Isolierstücken<br />
führen können. Bei Isolierstücken<br />
kathodisch geschützter Anlagen in<br />
explosionsgefährdeten Bereichen<br />
sind zur Vermeidung von Zündgefahren<br />
besondere Vorkehrungen zu<br />
treffen. Solche Gefahren können<br />
infolge Funkenbildung durch elektrische<br />
Anlagen oder durch Blitzeinwirkungen<br />
entstehen. Des Weiteren<br />
sind Maßnahmen zur Aufrechterhaltung<br />
des kathodischen Korrosionsschutzes<br />
erforderlich.<br />
Die erste Neufassung der diesem<br />
Arbeitsblatt zugrunde liegenden<br />
AfK-Empfehlung entstand aus der<br />
Ausgabe Februar 1986 aufgrund<br />
von Vorschlägen aus der Praxis. In<br />
der Neufassung wird auch auf Prüfungen<br />
von Trennfunkenstrecken<br />
eingegangen und es werden Hinweise<br />
zur Auswahl der am vorgesehenen<br />
Einsatzort geeigneten Funkenstrecke<br />
gegeben. Die Textpassagen<br />
hinsichtlich der Schutzmaßnahmen<br />
gegen elektrischen Schlag<br />
bei der Errichtung kathodischer<br />
Korrosionsschutzanlagen wurden in<br />
das Arbeitsblatt nicht übernommen;<br />
zu diesem Themengebiet sei<br />
auf die AfK-Empfehlung Nr. 6 verwiesen.<br />
DVGW-Arbeitsblatt GW 22<br />
Als erste Technische Regel zum Themenbereich<br />
„Hochspannungsbeeinflussung“<br />
erschien im Januar<br />
1966 die Empfehlung „Maßnahmen<br />
beim Bau und Betrieb von Rohrleitungen<br />
im Einflussbereich von<br />
Hochspannungsfreileitungen<br />
(Richtlinien für hochspannungsbeeinflusste<br />
Rohrleitungen)“, welche<br />
nach intensiven Beratungen<br />
eines Arbeitskreises erstellt und<br />
textgleich als Technische Empfehlung<br />
Nr. 7 (TE 7) der Schiedsstelle für<br />
Beeinflussungsfragen (SfB) und als<br />
Empfehlung Nr. 3 der Arbeitsgemeinschaft<br />
für Korrosionsfragen<br />
(AfK) (AfK-3) veröffentlicht wurde.<br />
Diese erste Ausgabe der Empfehlung<br />
stützte sich überwiegend<br />
auf theoretische Überlegungen,<br />
Berechnungen und Feldversuche.<br />
Praktische Erfahrungen lagen nur<br />
im begrenzten Umfang vor.<br />
In den folgenden Jahren kam es<br />
zu einer fortschreitenden Bündelung<br />
der Trassen von Hochspannungs-<br />
und Rohrleitungen. Die stärkere<br />
Vermaschung der Netze führte<br />
zu einem Anstieg der Kurzschlussleistungen.<br />
Neue, hoch isolierende<br />
Werkstoffe für die Rohrleitungsumhüllung<br />
(Polyethylen) ergaben zu -<br />
sätzliche Beeinflussungsfälle, da<br />
allein schon durch die Betriebsströme<br />
der Hochspannungsfreileitungen<br />
eine relevante Dauerbeeinflussungsspannung<br />
auf Rohrleitun-<br />
▶▶<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 701
RECHT UND REGELWERK<br />
gen induziert werden konnte. Diese<br />
Gegebenheiten führten zu einer<br />
ersten Überarbeitung der TE 7/AfK-<br />
3, welche im Herbst des Jahres 1971<br />
begann und mit der Veröffentlichung<br />
der Neufassungen im Mai<br />
1982 abgeschlossen wurde.<br />
Im Rahmen dieser ersten Überarbeitung<br />
flossen weitere − theoretische<br />
und durch Versuche ermittelte<br />
− Erkenntnisse ein. Es wurden ab -<br />
standsabhängige Grenzlängen definiert<br />
und so Hinweise gegeben, in<br />
welchen Beeinflussungsfällen die<br />
Höhe der Beeinflussungsspannungen<br />
eine genauere Betrachtung<br />
erfordert. Des Weiteren wurde die<br />
Abhängigkeit der Dauerbeeinflussungsspannung<br />
von der Geometrie<br />
der Freileitung (Anordnung der Leiter-<br />
und Erdseile und deren Variation<br />
an Verdrillungsmasten) erkannt<br />
und beschrieben. Mit der ersten<br />
Überarbeitung der TE 7/AfK-3 stand<br />
ab Mitte 1982 eine Technische Empfehlung<br />
zur Verfügung, welche ein<br />
sicheres Handling der Beeinflussungssituationen<br />
und Schutzmaßnahmen<br />
gegen gefährlich hohe<br />
Beeinflussungsspannungen ermöglichte.<br />
Grundlagen der Betrachtungen<br />
waren dabei die in den 80er-<br />
Jahren eingesetzten Rohrleitungsumhüllungssysteme.<br />
15 Jahre nach Veröffent lichung<br />
der ersten Neubearbeitung im Mai<br />
1982 hat sich eine AfK/SfB-Arbeitsgruppe<br />
im Sinne einer Anpassung<br />
an den aktuellen Stand der Technik<br />
zum Ziel gesetzt,<br />
##<br />
die Gültigkeit der in der Ausgabe<br />
vom Mai 1982 zuletzt definierten<br />
Grenzwerte für die maximal zu -<br />
lässigen Berührungsspannungen<br />
vor dem Stand der aktuellen<br />
europäischen Normen zu überprüfen.<br />
##<br />
die Tabellen um die Daten neuer,<br />
nahezu fehlstellenfreier Rohrleitungsumhüllungen<br />
zu erweitern.<br />
##<br />
bei den empfohlenen Maßnahmen<br />
auch die teilweise auftretenden<br />
Unterschiede von erdfühligen<br />
und nahezu fehlstellenfreien<br />
Rohrsystemen herauszustellen.<br />
##<br />
die Möglichkeiten der Anschlusstechnik<br />
von Rohrleitungserdern<br />
vorzustellen, welche sich von<br />
den Alternativen „direkter An -<br />
schluss oder über Gasentladungsableiter“<br />
aus der 82er-<br />
Empfehlung zu einer breiten<br />
Palette von Geräten unterschiedlicher<br />
Funktionsweisen weiterentwickelt<br />
haben, etwa Diodenund<br />
Kondensator-Abgrenzeinheiten,<br />
welche die früher eingesetzten<br />
Polarisationszellen teilweise<br />
verdrängt haben sowie<br />
spannungsgesteuerte Halbleiter-Abgrenzeinheiten.<br />
##<br />
die Anforderungen an Korrosionsschutz-Gleichrichter<br />
zu aktualisieren,<br />
welche an hochspannungsbeeinflussten<br />
Rohrleitungen<br />
eingesetzt werden.<br />
##<br />
neue Erkenntnisse und Praxiswissen<br />
für Themenbereiche einzubringen,<br />
z. B.<br />
– Bau von Rohrleitungen mit<br />
hervorragender Umhüllungsqualität<br />
im Einflussbereich von<br />
Hochspannungsanlagen<br />
– Einsatz moderner Messtechniken<br />
und -geräte<br />
– Berechnung von induzierten<br />
Beeinflussungsspannungen<br />
mithilfe von DV-Programmen<br />
sowie<br />
##<br />
die TE 7/AfK-3 noch themenbezogener<br />
zu strukturieren.<br />
Die in den Empfehlungen vom 1966<br />
und 1982 formulierten mathematischen<br />
Gesetzmäßigkeiten der Be -<br />
einflussung von Rohrleitungen im<br />
Nahbereich von Drehstrom-Hochspannungsfreileitungen<br />
und Wechselstrom-Bahnanlagen<br />
besitzen<br />
nach wie vor Gültigkeit und wurden<br />
nicht von der Nachüberarbeitung<br />
berührt.<br />
Aufgrund neuer Veröffentlichungen,<br />
insbesondere hinsichtlich der<br />
Personengefährdung bei beeinflussten<br />
Telekommunikationsleitungen,<br />
wurde das Grenzwertkonzept<br />
überprüft. Für den praktischen<br />
Anwendungsfall ergaben sich nach<br />
dieser Prüfung keine Änderungen,<br />
da im Fehlerfall die zur Einhaltung<br />
der 1000-V-Beeinflussungsspannung<br />
geforderte Beschränkung der<br />
Einwirkzeit von den Hochspannungsanlagen<br />
aufgrund der bestehenden<br />
Schutzkonzepte eingehalten<br />
wird. Für den Fall des Normalbetriebs<br />
wurde eine Anpassung an<br />
den international für Beeinflussungen<br />
geltenden, einheitlichen Wert<br />
von 60 V (früher 65 V) vorgenommen.<br />
Es werden in diesem Arbeitsblatt<br />
erprobte Maßnahmen aufgezählt,<br />
mit denen eine wirkungsvolle Reduzierung<br />
der eingekoppelten Beeinflussungsspannung<br />
erreicht werden<br />
kann – falls die Möglichkeit einer<br />
gefährlich hohen Berührungsspannung<br />
zwischen Rohrleitung und<br />
Erde im ungünstigen Beeinflussungsfall<br />
besteht. Auch in diesem<br />
Themenkomplex stand das Bemühen<br />
im Vordergrund, dem Anspruch<br />
einer „gültigen Technischen Regel“<br />
gerecht zu werden – d. h. die verschiedenen<br />
Techniken darzustellen<br />
und neben den Möglichkeiten einzelner<br />
Verfahren auch deren Grenzen<br />
aufzuzeigen.<br />
Damit sollen Betreibern von<br />
Rohrleitungen, Hochspannungsnetzen<br />
und elektrifizierten Wechselstrom-Bahnanlagen<br />
Lösungen für<br />
eventuelle Beeinflussungsprobleme<br />
aufgezeigt werden. Dem Anwender<br />
auf der Rohrleitungsseite soll auch<br />
ermöglicht werden, ein Rohrnetz<br />
unter dem Gesichtspunkt „Hochspannungsbeeinflussung“<br />
sicher zu<br />
errichten und zu betreiben. Den<br />
Herstellern von Einrichtungen für<br />
den kathodischen Korrosionsschutz<br />
bzw. Einrichtungen zur Begrenzung<br />
von Beeinflussungsspannungen<br />
werden hier praxisgerechte und allgemeingültige<br />
Anforderungen an<br />
die Komponenten an die Hand<br />
gegeben.<br />
Der im Themenbereich „Hochspannungsbeeinflussung“<br />
Sachkundige<br />
wird stets bemüht sein, ein<br />
funktionierendes Schutzsystem ge -<br />
gen Hochspannungsbeeinflussung<br />
zu definieren und umzusetzen. Bei<br />
der Erarbeitung des Schutzkonzeptes<br />
ist aber zu beachten, dass – bei<br />
Juni 2013<br />
702 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
RECHT UND REGELWERK<br />
einem so umfangreichen Gewerk<br />
wie einer Rohrleitung – auch die<br />
Maßnahmen anderer Fachbereiche<br />
(welchen oft die Problematik „Hochspannungsbeeinflussung“<br />
fremd<br />
ist) berücksichtigt werden müssen.<br />
Diese Anforderung gilt sowohl für<br />
die Bauphase (z. B. elektrische Verbindung<br />
von Rohrleitungsteilstücken<br />
im Rahmen von Druckproben<br />
über wassereinspeisende Rohrleitungen<br />
und stahlarmierte Schläuche)<br />
als auch für die Betriebsphase,<br />
wo es<br />
##<br />
z. B. durch Blitzschutzmaßnahmen<br />
(z. B. Trennfunkenstrecken<br />
mit niedrigen Ansprechspannungen)<br />
sowie<br />
##<br />
durch Maßnahmen des kathodischen<br />
Korrosionsschutzes (Po-<br />
tenzialverbindungen zu anderen<br />
Rohrleitungssystemen, Wechselstromableitung<br />
über Anoden<br />
von KKS-Anlagen)<br />
zu weiteren Verbindungen der<br />
Rohrleitung mit erdfühligen Objekten<br />
kommen kann.<br />
Nicht zu vernachlässigen sind<br />
auch gezielt durchgeführte, spannungsreduzierende<br />
Maßnahmen im<br />
Hinblick auf mögliche Wechselstromkorrosion<br />
(siehe auch DVGW-<br />
Arbeitsblatt GW 28, textgleich mit<br />
der AfK-Empfehlung Nr. 11). Diese<br />
Einrichtungen (Erd- und deren<br />
Anschaltgeräte) spielen z.B. auch im<br />
Falle einer kurzzeitigen Beeinflussung<br />
in Folge eines Erdfehlers im<br />
Hochspannungsnetz eine nicht zu<br />
unterschätzende Rolle bei der Verteilung<br />
der Höhe der Beeinflussungsspannung<br />
entlang der Rohrleitung.<br />
Ein sicherer Betrieb von Rohrleitungen<br />
ist nur möglich, wenn die<br />
verschiedenen Aspekte (Hochspannungsbeeinflussung<br />
– Blitzschutz –<br />
Korrosionsschutz) als komplexes<br />
Gesamtsystem gesehen werden, in<br />
dem einzelne Maßnahmen mit Einfluss<br />
auf die Erdfühligkeit auch Auswirkungen<br />
auf die Wirksamkeit der<br />
anderen zu berücksichtigenden<br />
Schutzaspekte haben können.<br />
Daher ist eine Einbeziehung aller<br />
relevanten Maßnahmen in das<br />
Schutzkonzept „Hochspannungsbeeinflussung“<br />
möglichst früh<br />
erforderlich.<br />
Im Beeinflussungsfall soll bei<br />
Festlegung der Schutzmaßnahmen<br />
die jeweils bestmögliche Gesamtlösung<br />
erreicht werden, die das<br />
technisch Erforderliche mit der<br />
geringsten wirtschaftlichen Belastung<br />
gewährleistet.<br />
Die Kosten für Schutzmaßnahmen<br />
zur Vermeidung, Reduzierung<br />
oder Beseitigung von Beeinflussungen<br />
im Rahmen der Festlegungen<br />
dieser Empfehlung hat der Betreiber<br />
der beeinflussenden Anlage zu<br />
tragen, soweit seine Anlage die spätere<br />
ist. Hiervon abweichende vertragliche<br />
Vereinbarungen oder<br />
zwingende gesetzliche Vorschriften<br />
bleiben unberührt. Eine spätere<br />
beeinflussungserhebliche Änderung<br />
einer Anlage ist wie eine spätere<br />
Errichtung der Anlage zu<br />
behandeln.<br />
Die vorliegende Fassung stellt<br />
eine Nachüberarbeitung der Ausgabe<br />
vom November 2007 dar.<br />
Hauptgrund der Nachüberarbeitung<br />
war der entfallene Erwartungsfaktor<br />
w für die Kurzzeitbeeinflussung<br />
in den (der) Bezugsnorm(en).<br />
Dies hat zur Folge, dass aus einer<br />
Nachberechnung von bisher (unter<br />
dem Gesichtspunkt „Berührungsschutz“)<br />
unkritischer Beeinflussungsabschnitten<br />
auch bei unveränderter<br />
Beeinflussungssituation<br />
eine kritisch hohe Kurzzeitbeeinflussung<br />
resultieren kann. Aufgrund<br />
der bisher auch sicherheitstechnisch<br />
nur positiven Betriebserfahrungen<br />
mit der Anwendung des<br />
Erwartungsfaktors von w = 0,7 (und<br />
der uneingeschränkten Gültigkeit<br />
bei Beeinflussung durch Bahnanlagen)<br />
wird dieser Faktor zur<br />
Anwendung bei Personenschutzbetrachtungen<br />
in der Betriebsphase<br />
von Rohrleitungen wieder eingeführt.<br />
Im Einflussbereich von Drehstrom-Hochspannungsfreileitungen<br />
ist bezüglich des Geräteschutzes<br />
und der Bauphase von<br />
Rohrleitungen weiterhin ein Erwartungsfaktor<br />
von w = 1 anzusetzen.<br />
Des Weiteren wurde die Aufstellung<br />
der Ab grenzeinheiten um den jetzt<br />
häufiger eingesetzten Reihenschwingkreis<br />
ergänzt.<br />
Eine weitere Änderung zur vorherigen<br />
Ausgabe ergab sich bezüglich<br />
der erforderlichen Sicherheitsabstände<br />
von Hochspannungsanlagen<br />
zu Ausblaseeinrichtungen von<br />
Rohrleitungen – bzw. Anlagen – für<br />
brennbare Gase.<br />
Zeitgleich mit der Nachüberarbeitung<br />
lag auf europäischer Ebene<br />
die – mittlerweile verabschiedete –<br />
Norm EN 50443 zum Thema „Hochspannungsbeeinflussung“<br />
vor. Es<br />
bestehen keine fachspezifischen<br />
Widersprüche zwischen den Inhalten<br />
dieser beiden Dokumente.<br />
DVGW-Arbeitsblatt GW 21<br />
Dieses Arbeitsblatt befasst sich mit<br />
der Beeinflussung erdverlegter<br />
metallischer Objekte durch Streuströme<br />
aus Gleichstromanlagen.<br />
Dabei gibt es Hinweise über die<br />
Grundlagen, Kriterien und messtechnische<br />
Beurteilung der<br />
Streustrombeeinflussung und<br />
beschreibt Maßnahmen zur Verhinderung<br />
schädlicher Beeinflussung<br />
von erdverlegten metallischen<br />
Objekten. Dabei wird ausschließlich<br />
das Thema Außenkorrosion<br />
betrachtet. Das Thema Innenkorrosion<br />
im Zusammenhang mit der<br />
Beeinflussung erdverlegter metallischer<br />
Objekte durch Streuströme<br />
aus Gleichstromanlagen ist nicht<br />
Thema dieses Arbeitsblattes.<br />
Ebenfalls nicht Thema dieses<br />
Arbeitsblattes ist die Beeinflussung<br />
erdverlegter metallischer Objekte<br />
durch Streuströme aus Wechselstromanlagen.<br />
Für die Überarbeitung des<br />
Arbeitsblattes waren die folgenden<br />
Überlegungen ausschlaggebend:<br />
##<br />
Seit der Ablösung von DIN VDE<br />
0150 durch DIN EN 50162 existieren<br />
neue Beeinflussungskriterien.<br />
Diese werden in diesem<br />
Arbeitsblatt praxisgerecht dargestellt.<br />
##<br />
Die von der Technischen Akademie<br />
in Wuppertal in den 90er.<br />
▶▶<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 703
RECHT UND REGELWERK<br />
Jahren des letzten Jahrhunderts<br />
entwickelten Mess- und Beurteilungsmethoden<br />
hinsichtlich des<br />
Nachweises einer unzulässigen<br />
Beeinflussung durch zeitlich veränderliche<br />
Streuströme sind in<br />
dieses Arbeitsblatt mit eingeflossen.<br />
##<br />
Durch die gleichzeitige Überarbeitung<br />
von DIN EN 50122-2<br />
konnte sichergestellt werden,<br />
dass zumindest in Deutschland<br />
im Falle der Streustrombeeinflussung<br />
durch zeitlich veränderliche<br />
Streuströme sowohl die<br />
Bahnbetreiber als auch die Rohrleitungs-<br />
und Tankanlagenbetreiber<br />
dieselben Mess- und<br />
Beurteilungsmethoden bei der<br />
Beurteilung einer möglichen<br />
Beeinflussung anwenden.<br />
##<br />
Die Grundlagen der Beeinflussung<br />
werden ausführlich dargestellt<br />
und die Schwierigkeiten<br />
beim messtechnischen Nachweis<br />
einer möglichen unzulässigen<br />
Beeinflussung umfassend<br />
beschrieben.<br />
##<br />
Die früher in der AfK-Empfehlung<br />
Nr. 9 beschriebenen Spannungstrichterberechnungen<br />
von Anodenanlagen werden<br />
nun in diesem Arbeitsblatt dargestellt.<br />
##<br />
Es werden Maßnahmen zur Verhinderung<br />
schädlicher Beeinflussung<br />
von erdverlegten<br />
metallischen Objekten durch<br />
Streuströme aus Gleichstromanlagen<br />
beschrieben.<br />
DVGW-Arbeitsblatt GW 20<br />
Dieses Arbeitsblatt gibt aus korrosionsschutztechnischer<br />
Sicht Hinweise<br />
für die Planung, die Inbetriebnahme<br />
und die messtechnische<br />
Überwachung einer kathodisch<br />
geschützten Produktleitung, die in<br />
einem Mantelrohr verlegt ist.<br />
Für die Überarbeitung waren die<br />
folgenden Überlegungen ausschlaggebend:<br />
##<br />
Neben Mantelrohren aus Stahl<br />
werden in der Praxis häufig Mantelrohre<br />
aus Kunststoff oder<br />
Beton bzw. Stahlbeton eingesetzt.<br />
Diese Materialien werden<br />
in der vorliegenden Überarbeitung<br />
bezüglich ihres Einflusses<br />
auf den Korrosionsschutz des<br />
Produktrohres berücksichtigt.<br />
##<br />
Der Einfluss eines Mantelrohres<br />
auf die Wechselstrom-Korrosionsgefährdung<br />
des Produktrohres<br />
sollte aufgegriffen werden.<br />
##<br />
Erfahrungen mit zement- und<br />
kunststoffartigen Verfüllmaterialien<br />
für den Ringraum sollten in<br />
dieses neue Arbeitsblatt einfließen.<br />
##<br />
Es liegen neue Erkenntnisse zur<br />
Bewertung des kathodischen<br />
Korrosionsschutzes des Produktrohres<br />
vor. Diese werden in dem<br />
überarbeiteten Arbeitsblatt ausführlich<br />
beschrieben.<br />
##<br />
Vor dem Hintergrund der Ausführungen<br />
im DVGW-Arbeitsblatt<br />
GW 20 textgleich mit der<br />
der AfK-Empfehlung Nr.10 mussten<br />
die Messvorschriften für die<br />
Prüfung des kathodischen Schutzes<br />
von Rohren, die mit grabenlosen<br />
Verlegeverfahren eingebracht<br />
wurden, angepasst werden.<br />
##<br />
Es sollten die Maßnahmen zu -<br />
sammengestellt werden, die<br />
ergriffen werden können, wenn<br />
der kathodische Korrosionsschutz<br />
des Produktrohres im<br />
Mantelrohr nicht ausreichend<br />
wirksam ist.<br />
Weiterhin wurden in dieses Arbeitsblatt<br />
Hinweise eingearbeitet zur<br />
Überprüfung der Umhüllungsqualität<br />
eines Produktrohres, das z. B. im<br />
Rahmen einer Neubaumaßnahme<br />
in ein Mantelrohr eingezogen<br />
wurde. Dies wurde als notwendig<br />
erachtet, weil in der Vergangenheit<br />
Fälle bekannt wurden, bei denen es<br />
während des Einzugsvorganges zu<br />
Umhüllungsfehlstellen am Produktrohr<br />
gekommen war.<br />
Bei Interesse und Rückfragen:<br />
Dipl.-Ing. Peter Frenz,<br />
Referent Korrosionsschutz & <strong>Wasser</strong>speicherung,<br />
<strong>Wasser</strong>bereich,<br />
Tel. (0228) 9188-654,<br />
Fax (0228) 9188-988,<br />
E-Mail: frenz@dvgw.de<br />
Preise:<br />
GW 20 A Entwurf: Kathodischer Korrosionsschutz<br />
in Mantelrohren im Kreuzungsbereich<br />
mit Verkehrswegen, 4/2013, 34,29 € für Mitglieder,<br />
45,72 € für Nichtmitglieder<br />
GW 21 A Entwurf: Beeinflussung von unterirdischen<br />
metallischen Anlagen durch Streuströme<br />
von Gleichstromanlagen, 4/2013,<br />
47,87 € für Mitglieder, 63,22 € für Nichtmitglieder<br />
GW 22 A Entwurf: Maßnahmen beim Bau und<br />
Betrieb von Rohrleitungen im Einflussbereich<br />
von Hochspannungs-Drehstromanlagen und<br />
Wechselstrom-Bahnanlagen; textgleich mit<br />
der AfK-Empfehlung Nr. 3 und der Technischen<br />
Empfehlung Nr. 7 der Schiedsstelle für<br />
Beeinflussungsfragen, 5/2013, 62,00 € für<br />
Mitglieder, 82,67 € für Nichtmitglieder<br />
GW 24 A Entwurf: Kathodischer Korrosionsschutz<br />
in Verbindung mit explosionsgefährdeten<br />
Bereichen,4/2013, 38,59 € für Mitglieder,<br />
51,46 € für Nichtmitglieder<br />
GW 27 A Entwurf: Verfahren zum Nachweis<br />
der Wirksamkeit des kathodischen Korrosionsschutzes<br />
an erdverlegten Rohrleitungen<br />
04/2013, 38,59 € für Mitglieder, 51,46 € für<br />
Nichtmitglieder<br />
GW 28 A Entwurf: Beurteilung der Korrosionsgefährdung<br />
durch Wechselstrom bei<br />
kathodisch geschützten Stahlrohrleitungen<br />
und Schutzmaßnahmen, 4/2013, 26,82 € für<br />
Mitglieder, 35,76 € für Nichtmitglieder<br />
Bezugsquelle:<br />
wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft<br />
Gas und <strong>Wasser</strong> mbH,<br />
Josef-Wirmer-Straße 3,<br />
D-53123 Bonn,<br />
Tel. (0228) 9191-40,<br />
Fax (0228) 9191-499,<br />
www.wvgw.de<br />
Juni 2013<br />
704 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
RECHT UND REGELWERK<br />
Neue DWA-Merkblätter erschienen<br />
Merkblatt DWA-M 718: Üben mit und Erproben von Feuerlöschmitteln<br />
(Pulver, Schaum, flüssige Löschmittel und Löschwasserzusätze)<br />
Die Deutsche Vereinigung für<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong><br />
und Abfall e. V. (DWA) hat mit<br />
DWA-M 718 ein neues Merkblatt<br />
veröffentlicht, das die bestehenden<br />
Empfehlungen zum Üben und<br />
Erproben mit den Feuerlöschmitteln<br />
Schaum und Pulver aktualisiert.<br />
Aufgrund der geänderten Rechtslage<br />
und der fortschreitenden technischen<br />
Entwicklungen war eine<br />
Anpassung an die gesetzlichen<br />
technischen Novellierungen erforderlich.<br />
Übungen oder Erprobungen mit<br />
Feuerlöschmitteln sind für eine<br />
umfassende Ausbildung von<br />
Anwendern, für die Entwicklung<br />
und Erprobung von neu- und weiterentwickelten<br />
Löschmitteln sowie<br />
für die Überprüfung vorhandener<br />
Gerätesysteme bzw. die Erprobung<br />
neu- und weiterentwickelter Löschanlagen<br />
und -geräte unverzichtbar.<br />
Ziel dieser Empfehlungen ist es,<br />
für die Verwendung von Feuerlöschmitteln<br />
im Rahmen der Ausbildung,<br />
Entwicklung und Erprobung<br />
die Belange des Umweltschutzes,<br />
vorrangig des Gewässerschutzes<br />
und der menschlichen Gesundheit<br />
darzustellen sowie sachgerechte<br />
Entsorgungswege aufzuzeigen. Be -<br />
trachtet werden die Löschmittel<br />
Pulver, Schaum und flüssige Löschmittel<br />
sowie Löschwasserzusätze.<br />
Das Merkblatt DWA-M 718 gibt<br />
Anwendern und Herstellern Hinweise,<br />
welche Maßnahmen bei der<br />
Ausbildung, Entwicklung und Er -<br />
probung von flüssigen und pulverförmigen<br />
Feuerlöschmitteln zu<br />
beachten sind, um Gefährdungen<br />
für Mensch und Umwelt auf ein<br />
Mindestmaß zu reduzieren.<br />
Das Merkblatt beschreibt keine<br />
einsatztaktischen Vorgehensweisen.<br />
Information:<br />
Mai 2013, 14 Seiten,<br />
ISBN 978-3-942964-93-7,<br />
Ladenpreis: 27,00 Euro, fördernde DWA-<br />
Mitglieder: 21,60 Euro.<br />
Merkblatt DWA-M 229-1: Systeme zur Belüftung und Durchmischung von<br />
Belebungsanlagen – Teil 1: Planung, Ausschreibung und Ausführung<br />
Zwischen 50 und 80 % des Ge -<br />
samtenergiebedarfs der <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
entfallen auf die Belüftung<br />
und Durchmischung von Belebungsanlagen.<br />
Eine energieeffiziente<br />
Planung ist daher nicht nur<br />
beim Bau einer Belebungsanlage,<br />
sondern auch bei anstehenden<br />
Reinvestitionsmaßnahmen von großer<br />
Bedeutung.<br />
Die DWA hat nun ein neues<br />
Merkblatt vorgelegt, das Hinweise<br />
zur verfahrens- und energieoptimierten<br />
Auslegung von Belüftungsund<br />
Durchmischungseinrichtungen<br />
bei Belebungsanlagen gibt. DWA-<br />
M 229-1 befasst sich vorrangig mit<br />
den Grundlagen, der Dimensionierung,<br />
der konkreten Planung und<br />
Anordnung von Belüftungs- und<br />
Durchmischungseinrichtungen<br />
sowie deren Ausschreibung.<br />
Das Merkblatt greift die grundlegenden<br />
Ansätze zur Bemessung<br />
von Belebungsanlagen und Ermittlung<br />
des Sauerstoffbedarfs aus dem<br />
DWA-Regelwerk auf. Der Schwerpunkt<br />
liegt auf der detaillierten<br />
Betrachtung der Wechselwirkungen<br />
zwischen Belüftung und Durchmischung<br />
einschließlich konkreter<br />
Hinweise zur Anordnung von Be -<br />
lüftungseinrichtungen und Durchmischungsaggregaten<br />
in Abhängigkeit<br />
der Beckenform.<br />
Eine verfahrenstechnisch und<br />
energetisch optimierte Auslegung<br />
bedeutet, dass – neben einer unter<br />
Berücksichtigung der Grundsätze<br />
dieses Merkblatts erfolgten Auslegung<br />
der Belüftungs- und Durchmischungseinrichtungen<br />
von Belebungsanlagen<br />
– auch die Grundsätze<br />
der Automatisierung, insbesondere<br />
im Hinblick auf die Nährstoffelimination,<br />
sowie die konkreten<br />
Hinweise zur Überprüfung der<br />
Garantiewerte von Belüftungseinrichtungen<br />
beachtet werden. Dieses<br />
Merkblatt ergänzt somit die<br />
Merkblätter DWA-M 209 und<br />
DWA-M 268, die sich mit der Messung<br />
der Sauerstoffzufuhr von<br />
Belüftungseinrichtungen bzw. mit<br />
der Steuerung und Regelung der<br />
Stickstoffelimination befassen.<br />
Das Merkblatt richtet sich an Planer,<br />
Betreiber, Hersteller und Fachbehörden<br />
als praxisorientierte, wissenschaftlich<br />
fundierte Arbeitshilfe<br />
zur verfahrenstechnischen und<br />
energetisch optimierten Auslegung<br />
und Bewertung von Belüftungsund<br />
Durchmischungseinrichtungen.<br />
Information:<br />
Mai 2013, 67 Seiten,<br />
ISBN 978-3-942964-86-9,<br />
Ladenpreis: 71,00 Euro, fördernde DWA-<br />
Mitglieder: 56,80 Euro.<br />
Herausgeber und Vertrieb:<br />
DWA Deutsche Vereinigung für<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
<strong>Abwasser</strong> und Abfall e.V.,<br />
Theodor-Heuss-Allee 17,<br />
D-53773 Hennef,<br />
Tel. (02242) 872-333,<br />
Fax (02242) 872-100 ,<br />
E-Mail: info@dwa.de,<br />
DWA-Shop: www.dwa.de/shop<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 705
RECHT UND REGELWERK<br />
Aufruf zur Stellungnahme<br />
Entwurf Merkblatt DWA-M 388: Mechanisch-Biologische Restabfallbehandlung (MBA)<br />
Die Deutsche Vereinigung für<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong><br />
und Abfall e. V. (DWA) hat den Entwurf<br />
für ein neues Merkblatt vorgelegt.<br />
DWA-M 388 will auf Basis der<br />
vorhandenen umfangreichen Be -<br />
triebserfahrungen die Potenziale<br />
für technische und organisatorische<br />
Optimierungen von Anlagen zur<br />
mechanisch-biologischen Restabfallbehandlung<br />
(MBA) identifizieren<br />
und Planern und Betreibern entsprechende<br />
Empfehlungen geben.<br />
Neben den technischen Grundlagen<br />
der verschiedenen Verfahrensvarianten<br />
werden detailliert die<br />
Energie- und Stoffströme beleuchtet<br />
und die rechtlichen Rahmenbedingungen<br />
dargestellt.<br />
In Deutschland werden rund<br />
50 MBA-Anlagen betrieben, die ca.<br />
5,6 Mio. Tonnen Siedlungsabfälle<br />
behandeln. Ziel ist es, die Abfälle so<br />
aufzubereiten, dass eine möglichst<br />
große Fraktion einer stofflichen<br />
oder energetischen Verwertung<br />
zugeführt werden kann. Das verbleibende<br />
Material wird biologisch<br />
stabilisiert, sodass es auf Deponien<br />
abgelagert werden kann.<br />
Aufgrund der in Deutschland<br />
bestehenden Behandlungskapazitäten<br />
für Hausmüll ist davon auszugehen,<br />
dass in Zukunft keine nennenswerten<br />
neuen MBA-Kapazitäten<br />
geschaffen werden. Der Neubau<br />
von Anlagen in Deutschland steht<br />
daher nicht im Fokus dieses Merkblatts.<br />
Frist zur Stellungnahme:<br />
Hinweise und Anregungen zu dieser Thematik<br />
nimmt die DWA-Bundesgeschäftsstelle<br />
gerne entgegen. Das Merkblatt DWA-M 388<br />
wird bis zum 31. Juli 2013 öffentlich zur<br />
Diskussion gestellt.<br />
Stellungnahmen bitte schriftlich,<br />
nach Möglichkeit in digitaler Form, an:<br />
DWA-Bundesgeschäftsstelle,<br />
Josefine Dahmen,<br />
Theodor-Heuss-Allee 17, D-53773 Hennef,<br />
Tel. (02242) 872-186, Fax (02242) 872-184,<br />
E-Mail: dahmen@dwa.de<br />
Digitale Vorlage für Stellungnahmen<br />
befindet sich unter:<br />
http://de.dwa.de/themen.html<br />
Information:<br />
Mai 2013, 45 Seiten,<br />
ISBN 978-3-942964-98-2,<br />
Ladenpreis: 49,00 Euro,<br />
fördernde DWA-Mitglieder: 39,20 Euro<br />
Herausgeber und Vertrieb:<br />
DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
<strong>Abwasser</strong> und Abfall e.V.,<br />
Theodor-Heuss-Allee 17,<br />
D-53773 Hennef,<br />
Tel. (02242) 872-333,<br />
Fax (02242) 872-100 ,<br />
E-Mail: info@dwa.de,<br />
DWA-Shop: www.dwa.de/shop<br />
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PAGWfW0313<br />
nutzung personenbezogener Daten: für die Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich<br />
vom DIV Deutscher Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per e-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medien und Informationsangebote informiert und beworben werde.<br />
Diese erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.
FACHBERICHTE Regenwasserbewirtschaftung<br />
Neues Regelwerk für die Instandhaltung<br />
der technischen Ausrüstung zentraler<br />
Regenwasserbehandlungsanlagen<br />
Regenwasserbewirtschaftung, Regenwasserbehandlung, Betrieb, Nutzungsdauer, Erneuerung,<br />
Modernisierung<br />
Joachim Dettmar und Hansjörg Brombach<br />
Viele der technischen Einrichtungen von zentralen<br />
Regenwasserbehandlungsanlagen haben das Ende<br />
der normalen Nutzungsdauer erreicht. Es besteht ein<br />
großer Instandhaltungs-, Erneuerungs- und Modernisierungsbedarf.<br />
Die relevanten Regelwerksvorgaben<br />
zur Instandhaltung sind nicht einheitlich, unklar und<br />
teilweise widersprüchlich. Einen Beitrag zur Verbesserung<br />
dieser unzureichenden Situation liefert das<br />
neue VDMA-Einheitsblatt 24657 „Technische Ausrüstung<br />
für Anlagen der zentralen Regenwasserbehandlung<br />
und -rückhaltung – Hinweise für Betrieb,<br />
Instandhaltung und Erneuerung“. Es beinhaltet eine<br />
Neueinteilung der technischen Ausrüstung sowie eine<br />
an den spezifischen Gegebenheiten und Anforderungen<br />
des Regenbeckenbetriebs ausgerichtete modifizierte<br />
Struktur der Instandhaltung.<br />
New Technical Guidelines for Maintenance of Technical<br />
Equipment of Central Storm Water Treatment<br />
Facilities<br />
Great parts of the technical equipment of central<br />
storm water facilities have reached the end of the normal<br />
life expectancy. There are great needs in maintenance,<br />
replacement and modernization. The relevant<br />
technical standards for maintenance are not uniform,<br />
unclear and partly inconsistent. The new guideline<br />
VDMA 24657 „Technical plant equipment for central<br />
storm water treatment and retention facilities –<br />
instructions for operation, maintenance and renewal“<br />
provides a contribution to improve the insufficient<br />
situation. It comprises a new classification of the<br />
technical equipment as well as a modified structure<br />
depending on specific circumstances and demands of<br />
operation of storm water tanks.<br />
1. Einleitung<br />
Im Oktober 2012 hat die Fachabteilung <strong>Wasser</strong>- und<br />
<strong>Abwasser</strong>technik des Verbandes Deutscher Maschinenund<br />
Anlagenbau e.V. (VDMA) das Einheitsblatt 24657<br />
„Technische Ausrüstung für Anlagen der zentralen<br />
Regenwasserbehandlung und -rückhaltung – Hinweise<br />
für Betrieb, Instandhaltung und Erneuerung“ herausgebracht<br />
[1]. Es wurde im VDMA-Arbeitskreis „Regenwassertechnik“,<br />
der sich aus Fachleuten verschiedener<br />
Unternehmen und Institutionen zusammensetzt, in<br />
fünfjähriger Arbeit erstellt. Das Thema „Zentrale Regenwasserbehandlung<br />
und -rückhaltung“ wird damit erstmalig<br />
innerhalb des VDMA-Regelwerkes behandelt.<br />
Das neue Einheitsblatt soll dazu beitragen, den Prozess<br />
von der Planung, Installation und Inbetriebnahme<br />
über den Betrieb und die Instandhaltung bis hin zur<br />
Erneuerung der technischen Ausrüstung zu verbessern.<br />
Es richtet sich vornehmlich an Planer und Betreiber von<br />
zentralen Bauwerken der Regenwasserbehandlung und<br />
-rückhaltung. Im Folgenden werden die wesentlichen<br />
Aussagen des neuen Einheitsblattes vorgestellt.<br />
2. Grundlagen, Regelungsbedarf und Ziele<br />
Die Behandlung und Speicherung von Regenwasserabflüssen<br />
in öffentlichen <strong>Abwasser</strong>kanalisationen ist<br />
eine relativ junge Technologie, die vor etwa 40 Jahren<br />
ihren Anfang nahm und sich seitdem rasant weiterentwickelt<br />
hat.<br />
Heute sind die Bauwerke der zentralen Regenwasserbehandlung<br />
und -rückhaltung in allen <strong>Abwasser</strong>kanalisationen<br />
Deutschlands zu finden. Gemäß DWA-<br />
Arbeitsblatt A 166 [2] werden Regenbecken unterschieden<br />
nach dem Entwässerungssystem, der<br />
Funktion, Art und Anordnung. In Mischwasserkanalisationen<br />
gibt es Regenüberlaufbecken (RÜB) und Stauraumkanäle<br />
(SK), in Trennsystemen Regenklärbecken<br />
(RKB). Regenrückhalteanlagen (RRA) und Retentionsbodenfilterbecken<br />
(RBF) gibt es in beiden Systemen.<br />
Durch den Rückhalt und die Sedimentation der Regenund<br />
Mischwasserabflüsse in kompakten Betonbecken,<br />
Kanälen, Erdbecken oder Gräben soll die hydraulische<br />
und stoffliche Belastung der Gewässer reduziert<br />
werden.<br />
Juni 2013<br />
708 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Regenwasserbewirtschaftung<br />
FACHBERICHTE<br />
Die Regenwasserbehandlung war anfangs eine bauwerksbetonte<br />
Technologie. Die Bauwerksgröße, die Systemwahl,<br />
das Speichervolumen und die konstruktive<br />
Gestaltung standen lange Zeit im Fokus der Fachdiskussionen.<br />
Die Zunahme von Gewässerschutzanforderungen,<br />
z. B. durch die Umsetzung der europäischen <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie,<br />
und auch die knappen Finanzmittel<br />
zwingen die Betreiber, die Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit<br />
der Anlagen zu verbessern. Dies erfolgt<br />
heute durch die automatisierte Steuerung der Füll-,<br />
Entleerungs- und Reinigungsvorgänge, die Meldung<br />
von Betriebszuständen und Störungen und die Fernüberwachung<br />
mittels Prozessleit- und Fernwirksystemen.<br />
Die operative Umsetzung dieser Prozesse erfordert<br />
zunehmend die Ausrüstung der Regenbecken mit<br />
leistungsfähiger Maschinen- und Elektrotechnik. Der<br />
nachhaltige Betrieb der technischen Regenbeckenausrüstung<br />
bedarf einer aus ökonomischer und ökologischer<br />
Sicht angemessenen Instandhaltung, Erneuerung<br />
und Modernisierung. Bild 1 zeigt beispielhaft das<br />
Foto eines modernen Regenüberlaufbeckens, dessen<br />
Beckenüberlauf nach einem Starkregen aktiv ist.<br />
Gemäß der jüngsten Erhebung des Statistischen<br />
Bundesamtes [3] waren im Jahr 2007 in Deutschland<br />
rund 45 500 zentrale Regenbecken in <strong>Abwasser</strong>kanalisationen<br />
in Betrieb. Davon sind rund 23 800 Regenüberlaufbecken<br />
(RÜB) und Stauraumkanäle (SK),<br />
18 500 Regenrückhalteanlagen (RRA) und 3 200 Regenklärbecken<br />
(RKB). Über die Anzahl der Retentionsbodenfilterbecken<br />
(RBF) liegen derzeit noch keine statistisch<br />
gesicherten Informationen vor. Die Entwicklung<br />
der Anzahl der Anlagen zur Regenwasserbehandlung<br />
und -rückhaltung einschließlich Regenüberläufen (RÜ)<br />
und Kläran lagen (KA) in Deutschland verdeutlicht<br />
Bild 2.<br />
Bei den im Mischsystem betriebenen Regenbecken<br />
(RÜB und SK) ist eine deutliche Sättigung des Neubaubedarfs<br />
zu erkennen [4]. Hingegen ist bei den Regenklärbecken<br />
(RKB) und insbesondere bei den Regenrückhalteanlagen<br />
(RRA) ein kräftiges Wachstum der Anzahl<br />
festzustellen. Extrapoliert man die zeitliche Entwicklung<br />
der Bauwerkszahlen, so dürften heute in Deutschland<br />
über 50 000 Regenwasserbehandlungsanlagen in Be -<br />
trieb sein.<br />
Heute sind die Hälfte der Regenüberlaufbecken und<br />
Stauraumkanäle im Mischsystem bereits länger als<br />
22 Jahre in Betrieb. Entsprechend alt ist auch die in den<br />
Becken vorhandene technische Ausrüstung. Viele der<br />
technischen Einrichtungen haben das Ende der normalen<br />
Nutzungsdauer erreicht, sodass ein großer Instandhaltungs-,<br />
Erneuerungs- und Modernisierungsbedarf<br />
besteht. Der schnelle Fortschritt bei der Mess-, Steuer-,<br />
Regelungs-, Nachrichten- und Fernwirktechnik erlaubt<br />
heute eine Automatisierung vieler Betriebsvorgänge<br />
und deren zentrale Überwachung und Dokumentation,<br />
sodass durch eine Modernisierung auch die alten<br />
Bild 1. Modernes Regenüberlaufbecken mit aktivem Beckenüberlauf,<br />
vorne Messwehr mit Tauchwand, hinten rechts selbstregulierender Klärüberlauf<br />
und Spülkippe. Foto: © Withopf<br />
Bild 2. Entwicklung der Anzahl der Anlagen zur Regenwasserbehandlung<br />
und -rückhaltung in Deutschland [1].<br />
Anlagen effizient und zuverlässig betrieben werden<br />
können.<br />
Eine Betrachtung der aktuellen Vorgaben des Regelwerks<br />
für technische Ausrüstungsgegenstände von<br />
Bauwerken der zentralen Regenwasserbehandlung und<br />
-rückhaltung hinsichtlich Art und Umfang durchzuführender<br />
Instandhaltungsmaßnahmen macht deutlich,<br />
dass Begriffe, Maßnahmen und Intervallbereiche merklich<br />
differieren oder gar widersprüchlich sind, siehe DIN<br />
EN 13306 [6], DIN 31051 [7], DWA-A 147 [8], DWA- A 199-2<br />
[9], BUM [10] sowie Dettmar und Brombach [11]. Bei den<br />
in Tabelle 1 zusammengestellten Vorgaben der aktuell<br />
gültigen Eigenkontroll- bzw. Selbstüberwachungsverordnungen<br />
der Länder variieren sowohl die Begriffe<br />
als auch die Mindestintervalle zum Teil erheblich.<br />
Zudem ist oft unklar, welche konkreten Arbeiten mit<br />
den Instandhaltungsmaßnahmen verbunden sind. In<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 709
FACHBERICHTE Regenwasserbewirtschaftung<br />
Tabelle 1. Vorgaben der Eigenkontroll- bzw. Selbstüberwachungsverordnungen der Länder für die Instandhaltung der technischen<br />
Ausrüstung an zentralen Regenbecken.<br />
Bundesland Verordnung, Gesetz Instandhaltungsmaßnahme<br />
1 Baden-<br />
Württemberg<br />
Verordnung des Ministeriums für Umwelt und Verkehr über die<br />
Eigenkontrolle von <strong>Abwasser</strong>anlagen EKVO - Eigenkontrollverordnung,<br />
2001<br />
Sichtkontrolle 1, 2<br />
Funktionskontrolle 2 2, 3<br />
2, 3<br />
Mindestintervall<br />
in Monaten<br />
2 Bayern Verordnung zur Eigenüberwachung von <strong>Wasser</strong>versorgungs- und<br />
<strong>Abwasser</strong>anlagen (Eigenüberwachungsverordnung – EÜV), 2010<br />
3 Berlin Berliner <strong>Wasser</strong>gesetz<br />
(BWG), 2008<br />
12<br />
Sichtprüfung 1<br />
Genauigkeitsprüfung 2, 3 12, 60<br />
Funktionskontrolle<br />
1<br />
– –<br />
4 Brandenburg Anzeige und Genehmigung von Kanalisationsnetzen, 2009 Inspektion<br />
Funktionsprüfung 1<br />
5 Bremen Bremisches <strong>Wasser</strong>gesetz<br />
(BremWG), 2011<br />
6 Hamburg Hamburgisches <strong>Abwasser</strong>gesetz<br />
HmbAbwG, 2001<br />
7 Hessen <strong>Abwasser</strong>eigenkontrollverordnung<br />
(EKVO), 2010<br />
8 Mecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
Verordnung über die Selbstüberwachung<br />
von <strong>Abwasser</strong>anlagen und <strong>Abwasser</strong>einleitungen (Selbstüberwachungsverordnung<br />
– SÜVO M-V), 2006<br />
9 Niedersachsen Niedersächsisches <strong>Wasser</strong>gesetz<br />
(NWG), 2010<br />
10 Nordrhein-<br />
Westfalen<br />
11 Rheinland-<br />
Pfalz<br />
Verordnung zur Selbstüberwachung von Kanalisationen und Einleitungen<br />
von <strong>Abwasser</strong> aus Kanalisationen im Mischsystem und im<br />
Trennsystem<br />
(SüwV Kan), 1995<br />
EÜVOA – Landesverordnung über die Eigenüberwachung von<br />
<strong>Abwasser</strong>anlagen, 2006<br />
Hydraulische Kalibrierung<br />
– –<br />
– –<br />
Sichtprüfung<br />
Funktionstest<br />
Hydraulische Prüfung<br />
– –<br />
– –<br />
12<br />
1, 6, 12<br />
60<br />
1<br />
3<br />
60<br />
Inaugenscheinnahme 1 1<br />
Inspektion<br />
12<br />
Funktionskontrolle 2 1, 6<br />
Hydraulische Kalibrierung 4 60<br />
Funktionsprüfung<br />
1<br />
12 Saarland Verordnung über die Eigenkontrolle von <strong>Abwasser</strong>anlagen (EKVO),<br />
2006<br />
13 Sachsen Verordnung des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und<br />
Landesentwicklung über Art und Häufigkeit der Eigenkontrolle von<br />
<strong>Abwasser</strong>anlagen und <strong>Abwasser</strong>einleitungen (Eigenkontrollverordnung<br />
– EigenkontrollVO), 2009<br />
14 Sachsen-<br />
Anhalt<br />
15 Schleswig-<br />
Holstein<br />
Eigenüberwachungsverordnung<br />
(EigÜVO), 2010<br />
Landesverordnung über die Selbstüberwachung von <strong>Abwasser</strong>anlagen<br />
und <strong>Abwasser</strong>einleitungen (Selbstüberwachungsverordnung)<br />
SüVO, 2011<br />
16 Thüringen Thüringer Verordnung über die Eigenkontrolle von <strong>Abwasser</strong>anlagen<br />
ThürAbwEKVO – Thüringer <strong>Abwasser</strong>eigenkontrollverordnung, 2004<br />
– –<br />
Sichtkontrolle 1<br />
Funktionskontrolle<br />
Sichtkontrolle 1<br />
Funktionskontrolle<br />
Sichtkontrolle<br />
Funktionsprüfung 2<br />
Zustandsprüfung<br />
3<br />
3<br />
3<br />
3<br />
3<br />
3, 6<br />
12<br />
1<br />
Sichtprüfung<br />
Hydraulische Prüfung 4 60<br />
Funktionsprüfung<br />
3<br />
Die Jahresangaben beziehen sich auf das Jahr des Inkrafttretens oder der letzten Änderung. Bei den Mindestintervallen verweisen einige Verordnungen/<br />
Gesetze auch auf Herstellerangaben, den Bedarf, Wartungsvorschriften, Niederschlagsereignisse und/oder die Regeln der Technik. Die hydraulische<br />
Kalibrierung / Prüfung bezieht sich auf Drosseleinrichtungen.<br />
1) Maßnahme bezieht sich nur mittelbar auf die technische Ausrüstung.<br />
2) Mehrfachnennung bei Intervallen bezieht sich auf unterschiedliche Bauwerke und/oder technische Einrichtungen.<br />
3) Die Genauigkeitsprüfung bezieht sich auf Mess- und Drosseleinrichtungen.<br />
4) Hydraulische Kalibrierung/Prüfung bezieht sich auf Drosseleinrichtungen.<br />
Juni 2013<br />
710 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Regenwasserbewirtschaftung<br />
FACHBERICHTE<br />
einigen Bundesländern fehlen Eigenkontrollverordnungen.<br />
Eine bundesweite Harmonisierung der Begriffe,<br />
Maßnahmen und Intervalle ist aus Sicht der Ausrüster<br />
und Anlagenbetreiber dringend geboten.<br />
Ziel des VDMA-Einheitsblattes ist das Erreichen eines<br />
langfristigen, sicheren, wirkungsvollen und wirtschaftlichen<br />
Betriebs der maschinen- und elektrotechnischen<br />
Ausrüstung von Anlagen zur Regenwasserbehandlung<br />
und -rückhaltung in der <strong>Abwasser</strong>kanalisation zum<br />
Schutze der natürlichen Gewässer. Dazu soll:<br />
""<br />
in der Planungsphase die technische Kommunikation<br />
zwischen Planern, Betreibern und Anlagenbauern<br />
verbessert werden, damit eine optimale Geräteauswahl<br />
und -auslegung getroffen werden kann,<br />
""<br />
der Betrieb und die Funktionssicherheit durch eine<br />
optimale Instandhaltung verbessert werden,<br />
""<br />
die Nutzungsdauer der technischen Ausrüstung bei<br />
gleichzeitiger Minimierung der Gesamtnutzungskosten<br />
gesteigert werden sowie<br />
""<br />
ein Beitrag zur Harmonisierung von Begriffen und<br />
Vorgaben für Maßnahmen der Instandhaltung<br />
geleistet werden.<br />
3. Technische Ausrüstung<br />
Das VDMA-Einheitsblatt unterteilt die technische Ausrüstung<br />
von Regenbecken in Anlehnung an das neue<br />
DWA-Arbeitsblatt A 166 [2] in 9 Klassen und 15 Gruppen<br />
(Tabelle 2).<br />
Die vorgenommene Einteilung orientiert sich an der<br />
Funktion der Einrichtung, wie z. B. Abfluss- oder <strong>Wasser</strong>standsbegrenzung,<br />
der konstruktiven Gestaltung, wie<br />
z. B. Ausrüstung mit oder ohne bewegliche Teile, und<br />
der Antriebsart mit oder ohne Fremdenergie. Aufgenommen<br />
wurden nur Geräte, die häufig in Regen becken<br />
anzutreffen sind oder von denen positive betriebliche<br />
Langzeiterfahrungen vorliegen. So wurden beispielsweise<br />
Sprühanlagen zur Beckenreinigung, die sich nicht<br />
sehr bewährt haben, nicht aufgenommen.<br />
Tabelle 2. Einteilung der technischen Ausrüstung nach Klassen und Gruppen<br />
gemäß VDMA [1].<br />
Klassen VDMA-Nr. Gruppen<br />
1<br />
Abflussbegrenzer<br />
2<br />
<strong>Wasser</strong>standsbegrenzer<br />
3<br />
Reinigungseinrichtungen<br />
4<br />
Feststoffrückhalteanlagen<br />
5<br />
Tauchwände<br />
6<br />
Rückstausicherungen<br />
7<br />
Pumpen<br />
8<br />
Armaturen<br />
9<br />
Elektrotechnik<br />
1.1 Drosselorgane ohne bewegliche Teile und<br />
ohne Fremdenergie<br />
1.2 Drosselorgane mit beweglichen Teilen und<br />
ohne Fremdenergie<br />
1.3 Drosselorgane mit beweglichen Teilen und mit<br />
Fremdenergie<br />
2.1 Feste Wehre und Heber ohne bewegliche Teile<br />
und ohne Fremdenergie<br />
2.2 Selbstregulierende Entlastungsorgane mit<br />
beweglichen Teilen und ohne Fremdenergie<br />
2.3 Selbstregulierende Entlastungsorgane mit<br />
beweglichen Teilen und mit Fremdenergie<br />
3.1 Schwallspüleinrichtungen<br />
3.2 Strömungserzeuger<br />
4 Rechen und Siebe zur Rückhaltung von Grobund<br />
Schwebstoffen<br />
5 Tauchwände zur Rückhaltung von Schwimmstoffen<br />
6 Rückstausicherungen gegen Fließumkehr<br />
7 Pumpen<br />
8.1 Armaturen mit Handantrieb<br />
8.2 Armaturen mit Motorantrieb<br />
9 EMSR-Technik (Elektro-, Mess-, Steuerungsund<br />
Regelungstechnik)<br />
4. Instandhaltung und Erneuerung<br />
4.1 Neue Strukturierung der Instandhaltung<br />
Das neue VDMA-Einheitsblatt 24657 [1] gliedert die<br />
Instandhaltung für die technische Ausrüstung in Anlehnung<br />
an die Definitionen der DIN 31051 [7] gemäß<br />
Tabelle 3 in Grund- und Einzelmaßnahmen. Zu den<br />
Grundmaßnahmen gehören die Inspektion, die Wartung<br />
und die Instandsetzung. Die Inspektion setzt sich aus den<br />
drei Einzelmaßnahmen: Sichtkontrolle, Funk tionsprüfung<br />
sowie Genauigkeits- und Wirksamkeitsprüfung zusammen.<br />
Die Wartung umfasst die drei Einzelmaßnahmen:<br />
Reinigung, Betriebsmittelnachfüllung und -austausch<br />
sowie Nachjustierung und Kalibrierung von Anlagenkomponenten.<br />
Die Instandsetzung besteht aus den beiden<br />
Einzelmaßnahmen: Reparatur und Verbesserung.<br />
Aufgrund der besonderen Situation beim Betrieb<br />
von zentralen Regenwasserbehandlungs- und -rückhalteanlagen<br />
– in der Regel nicht ständig besetzte und nur<br />
temporär betriebene Bauwerke mit sehr unterschiedlicher<br />
technischer Ausrüstung und hohem Umweltgefährdungspotenzial<br />
– werden abweichend von der DIN<br />
31051 [7] die Verbesserung der Instandsetzung zugeordnet<br />
und die Inspektion zeitlich vor der Wartung<br />
angeordnet.<br />
Mit der Einführung zusätzlicher Einzelmaßnahmen<br />
im Vergleich zur DIN 31051 [7] soll auch die zunehmend<br />
an Bedeutung gewinnende zustandsorientierte<br />
Instandhaltung von technischen Anlagen, deren praktische<br />
Durchführung auf einer regelmäßigen und gezielten<br />
Zustandserfassung basiert, berücksichtigt werden.<br />
Mit der in Tabelle 3 auch aufgeführten Erneuerung,<br />
die nicht zu den Instandhaltungsmaßnahmen gehört,<br />
beginnt ein neuer Instandhaltungszyklus.<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 711
FACHBERICHTE Regenwasserbewirtschaftung<br />
Drosselorgane ohne bewegliche Teile<br />
1.1 und ohne Fremdenergie<br />
Drosselorgane mit beweglichen Teilen<br />
1.2 und ohne Fremdenergie<br />
Drosselorgane mit beweglichen Teilen und<br />
1.3 mit Fremdenergie<br />
Feste Wehre und Heber ohne bewegliche<br />
2.1 Teile und ohne Fremdenergie<br />
Selbstregulierende Entlastungsorgane mit<br />
2.2 beweglichen Teilen und ohne Fremdenergie<br />
Selbstregulierende Entlastungsorgane mit<br />
2.3 beweglichen Teilen und mit Fremdenergie<br />
3.1 Schwallspüleinrichtungen<br />
3.2 Strömungserzeuger<br />
4.0 Rechen und Siebe<br />
5.0 Tauchwände<br />
6.0 Rückstausicherungen<br />
7.0 Pumpen<br />
8.1 Armaturen mit Handbetrieb<br />
8.2 Armaturen mit Motorbetrieb<br />
9.0 EMSR-Technik<br />
Drosselorgane ohne bewegliche Teile<br />
1.1 und ohne Fremdenergie<br />
Drosselorgane mit beweglichen Teilen<br />
1.2 und ohne Fremdenergie<br />
Drosselorgane mit beweglichen Teilen und<br />
1.3 mit Fremdenergie<br />
Feste Wehre und Heber ohne bewegliche<br />
2.1 Teile und ohne Fremdenergie<br />
Selbstregulierende Entlastungsorgane mit<br />
2.2 beweglichen Teilen und ohne Fremdenergie<br />
Selbstregulierende Entlastungsorgane mit<br />
2.3 beweglichen Teilen und mit Fremdenergie<br />
3.1 Schwallspüleinrichtungen<br />
3.2 Strömungserzeuger<br />
4.0 Rechen und Siebe<br />
5.0 Tauchwände<br />
6.0 Rückstausicherungen<br />
7.0 Pumpen<br />
8.1 Armaturen mit Handbetrieb<br />
8.2 Armaturen mit Motorbetrieb<br />
9.0 EMSR-Technik<br />
Drosselorgane ohne bewegliche Teile<br />
1.1 und ohne Fremdenergie<br />
Drosselorgane mit beweglichen Teilen<br />
1.2 und ohne Fremdenergie<br />
Drosselorgane mit beweglichen Teilen und<br />
1.3 mit Fremdenergie<br />
Feste Wehre und Heber ohne bewegliche<br />
2.1 Teile und ohne Fremdenergie<br />
Selbstregulierende Entlastungsorgane mit<br />
2.2 beweglichen Teilen und ohne Fremdenergie<br />
Selbstregulierende Entlastungsorgane mit<br />
2.3 beweglichen Teilen und mit Fremdenergie<br />
3.1 Schwallspüleinrichtungen<br />
3.2 Strömungserzeuger<br />
4.0 Rechen und Siebe<br />
5.0 Tauchwände<br />
6.0 Rückstausicherungen<br />
7.0 Pumpen<br />
8.1 Armaturen mit Handbetrieb<br />
8.2 Armaturen mit Motorbetrieb<br />
9.0 EMSR-Technik<br />
0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5<br />
Intervallbereiche der Funktionsprüfung in Jahren<br />
Bild 3. Intervallbereiche der Funktionsprüfung von Ausrüstungsgegenständen<br />
bei Anlagen der zentralen Regenwasserbehandlung und<br />
-rückhaltung, VDMA [1].<br />
0 2 4 6 8 10 12 14 16<br />
Intervallbereiche der Genauigkeits- / Wirksamkeitsprüfung in Jahren<br />
Bild 4. Intervallbereiche der Genauigkeits- und Wirksamkeitsprüfung<br />
von Ausrüstungsgegenständen bei Anlagen der zentralen<br />
Regenwasserbehandlung und -rückhaltung, VDMA [1].<br />
0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55<br />
Intervallbereiche durchschnittlicher Nutzungsdauern in Jahren<br />
Bild 5. Intervallbereiche der durchschnittlichen Nutzungsdauern<br />
von Ausrüstungsgegenständen bei Anlagen der zentralen Regenwasserbehandlung<br />
und -rückhaltung, VDMA [1].<br />
4.2 Maßnahmen der Instandhaltung<br />
Im Folgenden werden die zuvor genannten Einzelmaßnahmen<br />
näher erläutert. Das VDMA-Einheitsblatt 24657<br />
liefert zu allen Einzelmaßnahmen praxisnahe Durchführungsbeispiele<br />
und empfiehlt, alle vorgenommenen<br />
Maßnahmen mit der Angabe von Ort, Datum, Uhrzeit,<br />
Resultat und Unterschrift im Beckenbuch oder Betriebsführungssystem<br />
zu dokumentieren. Damit sollen nachfolgende<br />
Maßnahmen und die Intervalle der Instandhaltung<br />
sukzessive optimiert werden können.<br />
4.2.1 Sichtkontrolle<br />
Unter der Sichtkontrolle soll die kurzzeitige Vor-Ort-<br />
Kontrolle eines in Betrieb befindlichen Ausrüstungsgegenstandes<br />
sowie des <strong>Abwasser</strong>stromes durch Inaugenscheinnahme<br />
bei Trocken- oder Regenwetter verstanden<br />
werden.<br />
Ziel dieser Vor-Ort-Kontrolle ist es, offensichtlich<br />
erkennbare Mängel, z. B. Alarmanzeigen der Steuereinheit,<br />
abgefallene Sicherungen, mechanische Beschädigungen,<br />
Rückstau, Verstopfungen, ungewöhnliche<br />
Gerüche, übermäßige Schlammablagerungen, sichtbare<br />
Verschmutzung unterhalb des Regenauslasses<br />
oder Vandalismus, festzustellen. Als Untergrenze des<br />
Zeitaufwandes für eine qualifizierte Sichtkontrolle<br />
der gesamten technischen Ausrüstung eines Regenbeckens<br />
sind in der Regel 15 Vor-Ort-Minuten zu veranschlagen.<br />
Die mit diesem VDMA-Einheitsblatt neu eingeführte<br />
und definierte Sichtkontrolle ist auch bereits in<br />
einigen Eigenkontroll- und Selbstüberwachungsverordnungen<br />
enthalten. Sie ist die einfachste Instandhaltungsmaßname<br />
und sollte deshalb auch die häufigste<br />
sein. Aus praktischen Gründen empfiehlt das Einheitsblatt<br />
ein pauschales Sichtkontrollintervall von einem<br />
oder zwei Monaten für alle technischen Ausrüstungsgegenstände.<br />
4.2.2 Funktionsprüfung<br />
Unter einer Funktionsprüfung versteht das VDMA-Einheitsblatt<br />
die „Feststellung der Funktionsfähigkeit eines<br />
Ausrüstungsgegenstandes“. Die erste Funktionsprüfung<br />
soll vor oder spätestens bei der Abnahme stattfinden. In<br />
der dann folgenden Probebetriebsphase, die gemäß<br />
dem neuen Arbeitsblatt DWA-A 166 [2] eine Dauer von<br />
3 bis 6 Monaten haben sollte, werden weitere Funktionsprüfungen<br />
zur Optimierung der Prozessabläufe<br />
empfohlen.<br />
In der sich daran anschließenden Hauptnutzungsphase<br />
sollten in festgelegten Zeitintervallen Funktionsprüfungen<br />
durchgeführt werden. Nach jeder Instandsetzungsmaßnahme<br />
ist grundsätzlich eine zusätzliche<br />
Funktionsprüfung notwendig.<br />
In Bild 3 sind die empfohlenen Intervallbereiche für<br />
die Durchführung von Funktionsprüfungen an den Ausrüstungsgegenständen<br />
dargestellt. Demnach haben die<br />
Juni 2013<br />
712 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Regenwasserbewirtschaftung<br />
FACHBERICHTE<br />
Funktionsprüfungen halb- bis vierjährlich<br />
zu erfolgen. Die großen Unterschiede der<br />
Intervallbereiche für die verschiedenen<br />
Aggregate ergeben sich einerseits aus der<br />
Wichtigkeit für das ordnungsgemäße Funktionieren<br />
der Gesamtanlage und andererseits<br />
aus deren Stör anfälligkeit.<br />
4.2.3 Genauigkeits- und Wirksamkeitsprüfung<br />
Das Einheitsblatt definiert die Genauigkeitsprüfung<br />
als „Ermittlung der Abweichung<br />
der Istwerte von den Sollwerten“.<br />
Dabei sind die Istwerte mit einem zusätzlichen<br />
und unabhängigen Messgerät oder<br />
-verfahren zu bestimmen. Die Wirksamkeitsprüfung<br />
ist definiert als „Ermittlung<br />
der Abweichung der festgestellten von der<br />
erwarteten Wirksamkeit“.<br />
Für die Genauigkeits- und Wirksamkeitsprüfung<br />
der Ausrüstungsgegenstände werden<br />
die in Bild 4 dargestellten Intervallbereiche<br />
empfohlen. Das Einheitsblatt liefert<br />
für jede Geräteklasse eine nähere<br />
Erläuterung des Begriffs „Genauigkeit“ oder<br />
„Wirksamkeit“.<br />
Abflussbegrenzer sind einer Genauigkeitsprüfung<br />
zu unterziehen, weil hier die<br />
Aufgabe klar definiert ist und auch verschiedene<br />
Eigenkontrollverordnungen der<br />
Länder sie detailliert fordern, z. B. als „Hydraulische<br />
Kalibrierung“, siehe Tabelle 1.<br />
Aber auch an Pumpen, Durchfluss-, <strong>Wasser</strong>stands-<br />
und Stellungsmessern von Armaturen<br />
und beweglichen Entlastungsorganen<br />
können Genauigkeitsprüfungen nach<br />
obiger Definition durchgeführt werden. Für<br />
Reinigungseinrichtungen, Feststoffrückhalteanlagen<br />
(Rechen und Siebe) sowie Tauchwände<br />
gibt es keine Definition für die<br />
„Genauigkeit“. Ersatzweise wird hier die<br />
festgestellte mit der erwar teten „Wirksamkeit“<br />
verglichen. Bei <strong>Wasser</strong>standsbegrenzern<br />
– insbesondere den selbstregulierenden<br />
Entlastungsorganen – und Rückstausicherungen<br />
gibt es das Problem, dass sie<br />
für Lastfälle ausgelegt sind, die selten eintreten<br />
und sich auch nicht mit vertretbarem<br />
Aufwand künstlich erzeugen lassen.<br />
Die kürzesten Intervalle werden für die<br />
Einrichtungen der EMSR-Technik mit einem<br />
Jahr bis zu zwei Jahren empfohlen. Grund<br />
dafür ist, dass die stabile und genaue Funktion<br />
von Messgeräten, wie z. B. <strong>Wasser</strong>standssonden,<br />
Durchflussmessern, Stellungsgebern<br />
oder Drehmomentsonden,<br />
eine essenzielle Voraussetzung für den ordnungsgemäßen<br />
automatischen Betrieb von<br />
Regenwasserbauwerken ist.<br />
Das Einheitsblatt empfiehlt, gestaffelt<br />
nach dem Verschleiß- und Gefährdungspotenzial,<br />
für die Genauigkeitsprüfung der<br />
Abflussbegrenzer Intervalle von 3 bis zu 10<br />
Jahren.<br />
4.2.4 Wartung<br />
Unter „Wartung“ sollen in Anlehnung an<br />
DIN 31051 [7] „Maßnahmen zur Verzögerung<br />
des vorhandenen Abnutzungsvorrates<br />
von technischen Ausrüstungsgegenständen“<br />
verstanden werden. Die<br />
notwendige Intensität und Häufigkeit der<br />
Wartungen hängen stark von der Belastung<br />
der Aggregate ab. Sie lässt sich in der Planungsphase<br />
nur abschätzen. Die Auswertung<br />
von über 700 Messjahren an über<br />
100 Regenüberlaufbecken hat ergeben,<br />
dass sich Regenüberlaufbecken mit durchschnittlichem<br />
Verhalten im Langzeitmittel<br />
alle zwei Wochen vollständig füllen und<br />
dann 4 bis 8 Stunden überlaufen, siehe<br />
Brombach [5]. Die tatsächliche Belastung<br />
wird erst nach längerer Betriebsdauer von<br />
einigen Jahren sicher erkennbar.<br />
Die empfohlenen Wartungsintervalle<br />
liegen zwischen einem halben Jahr und<br />
5 Jahren und erstrecken sich aufgrund der<br />
sehr unterschiedlichen Belastungen und<br />
der Berücksichtigung aller drei Kategorien<br />
(Einzelmaßnahmen) über relativ lange<br />
Intervallbereiche.<br />
4.2.5 Instandsetzung<br />
Unter Instandsetzung versteht die DIN<br />
31051 [7] physische Maßnahmen, die ausgeführt<br />
werden, um die Funktion einer<br />
fehlerhaften Einheit wiederherzustellen. Im<br />
VDMA-Einheitsblatt gehören sowohl die<br />
Reparatur als auch die Verbesserung zu den<br />
Instandsetzungsmaßnahmen (Tabelle 3).<br />
Wird während einer Inspektion oder Wartung<br />
ein defekter Ausrüstungsgegenstand<br />
vorgefunden, der weder durch Nachjustierung<br />
noch durch Kalibrierung oder Austausch<br />
von Einzelteilen wieder hinreichend<br />
funktionsfähig gemacht werden kann, so ist<br />
eine Reparatur notwendig.<br />
Unter der Verbesserung wird der Austausch<br />
einer defekten Anlagenkomponente<br />
gegen eine hochwer tigere, neue Komponente<br />
verstanden, die zu einer Steigerung<br />
der Funktionssicherheit führt (Tabelle 3).<br />
Gewässerschutz<br />
energieeffizient und<br />
in High-Tech-Quality!<br />
über 10.000 installierte Anlagen<br />
bgu-Waage-Drossel -<br />
Abflussregelung auf<br />
hohem Niveau<br />
• seit über 30 Jahren tausendfach<br />
weltweit im Einsatz<br />
• hohe Genauigkeit bei Abfluss<br />
• wartungsarm und zuverlässig<br />
• optional: Durchflussmessung und<br />
Anschluss an Fernwirktechnik<br />
bgu-Service verlängert die<br />
Nutzungsdauer<br />
• Wartung von maschinen- und<br />
elektrotechnischen Anlagen<br />
• verlängert die Anlagen-Einsatzzeit<br />
• Anpassung der Ausrüstung an<br />
neue Gegebenheiten<br />
• kann in bgu-Teleservice<br />
eingebunden werden: Messdaten-<br />
Erfassung, Fernwirken der Anlagen<br />
bgu - Umweltschutzanlagen GmbH<br />
Schwabenstr. 27∙ D-74626 Bretzfeld<br />
Telefon +49(0)7946 - 9120 - 0<br />
Telefax +49(0)7946 - 9120 - 19<br />
E-Mail info@bgu-online.de<br />
www.bgu-online.de<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 713
FACHBERICHTE Regenwasserbewirtschaftung<br />
Tabelle 3. Instandhaltung und Erneuerung der technischen Ausrüstung von Anlagen zur Regenwasserbehandlung und<br />
-rückhaltung, Struktur und Erläuterung [1].<br />
Grundmaßnahme Einzelmaßnahme Erläuterung<br />
Inspektion<br />
Maßnahmen zur Feststellung und Beurteilung des Istzustandes<br />
eines Ausrüstungsgegenstandes<br />
Instandhaltung<br />
Wartung<br />
Instandsetzung<br />
Erneuerung<br />
Sichtkontrolle<br />
Funktionsprüfung<br />
Genauigkeits- und<br />
Wirksamkeitsprüfung<br />
Reinigung<br />
Feststellung der Funktionsfähigkeit eines Ausrüstungsgegenstandes<br />
Betriebsmittelnachfüllung<br />
und -austausch<br />
Nachjustierung und<br />
Kalibrierung von<br />
Anlagenkomponenten<br />
Reparatur<br />
Verbesserung<br />
Vor-Ort-Kontrolle eines in Betrieb befindlichen Ausrüstungsgegenstandes<br />
sowie des <strong>Abwasser</strong>stromes durch Inaugenscheinnahme<br />
Ermittlung der Abweichung der Istwerte von den Sollwerten, bzw.<br />
Feststellung der Wirksamkeit<br />
Maßnahmen zur Verzögerung des Abbaus des vorhandenen<br />
Abnutzungsvorrates eines Ausrüstungsgegenstandes<br />
Beseitigung von unerwünschten Schmutzstoffen<br />
Auffüllung, Aufladung oder Erneuerung von Betriebs- und Hilfsmitteln,<br />
Austausch von Verschleißteilen<br />
Nachstellen, Nachziehen, Nachspannen von Komponenten,<br />
Nachkalibrierung von Abflussbegrenzern und Sensoren für <strong>Wasser</strong>stände,<br />
Abflüsse etc.<br />
Rückführung eines Ausrüstungsgegenstandes in den funktionsfähigen<br />
Zustand<br />
Vorgang, bei dem ein defekter Ausrüstungsgegenstand in einen<br />
funktionsfähigen Zustand versetzt wird<br />
Maßnahmen zur Steigerung der Zuverlässigkeit eines Ausrüstungsgegenstandes<br />
Austausch eines defekten und/oder alten gegen einen neuen<br />
Ausrüstungsgegenstand, der mindestens die bisherigen Aufgaben<br />
übernimmt. Start eines neuen Lebenszyklus‘<br />
4.3 Erneuerung und Modernisierung<br />
Das VDMA-Einheitsblatt versteht unter der Erneuerung<br />
den Austausch eines defekten und/oder alten gegen<br />
einen neuen Ausrüstungsgegenstand, der mindestens<br />
die bisherigen Aufgaben übernimmt. Der alte Ausrüstungsgegenstand<br />
muss dann z. B. durch Verschrottung<br />
entsorgt werden.<br />
Mit der Erneuerung ist häufig auch eine Modernisierung<br />
verbunden. So kann beispielsweise ein modernes<br />
Gerät mit größerer Funktionalität die alte Einrichtung<br />
ersetzen. Eine Erneuerung, verbunden mit dem Sprung<br />
auf eine höhere Technologieebene, auch „Migration“<br />
genannt, z. B. durch die nachträgliche Anbindung an<br />
eine Fernüberwachung, bietet auch zusätzliche betriebliche<br />
und wirtschaftliche Vorteile.<br />
Bei der Erneuerung und Modernisierung der technischen<br />
Ausrüstung sollten insbesondere die Erfahrungen<br />
und Anregungen des Betriebspersonals mit<br />
der bisher vorhandenen technischen Ausrüstung<br />
berücksichtigt werden.<br />
Die Intervalle der durchschnittlichen Nutzungsdauer<br />
der technischen Ausrüstung variieren von 5 Jahren bei<br />
Einrichtungen der EMSR-Technik bis zu 50 Jahren bei<br />
Anlagen ohne bewegliche Teile und ohne Fremdenergieantrieb,<br />
siehe Bild 5. Zwischen den einzelnen Ausrüstungsgruppen<br />
sind deutliche Unterschiede zu erkennen.<br />
Es ist ersichtlich, dass zum einen die Nutzungsdauern<br />
bei Pumpen sowie bei der EMSR-Technik deutlich<br />
kleiner als beispielsweise bei Rückstausicherungen oder<br />
<strong>Wasser</strong>spiegelbegrenzern sind. Zum anderen differieren<br />
die Spannweiten der Nutzungsdauern mit bis zu 30 Jahren<br />
bei Armaturen mit Handantrieb erheblich. Dies<br />
liegt an der Typenvielfalt, der Funktionsweise und der<br />
Bedienhäufigkeit.<br />
Das Diagramm in Bild 5 zeigt aber auch deutlich<br />
und warnend, dass die Einrichtungen der Geräteklasse<br />
„9.0 EMSR-Technik“, die das größte Potenzial zur Modernisierung<br />
und zum Sprung auf eine höhere Technologieebene<br />
besitzen, leider auch die kürzesten Nutzungsdauern<br />
erwarten lassen. Der Fortschritt hat seinen<br />
Juni 2013<br />
714 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Regenwasserbewirtschaftung<br />
FACHBERICHTE<br />
Preis. Doch muss nicht jede technische Neuheit umgesetzt<br />
und nicht jedes Bauwerk mit einer modernen<br />
tech nischen Ausrüstung ausgestattet werden, um<br />
einen sicheren und wirtschaftlichen Betrieb zu ge währleisten.<br />
5. Zusammenfassung<br />
Nach der jüngsten Erhebung des Statistischen Bundesamtes<br />
(Destatis [3]) waren im Jahr 2007 rund 45 500<br />
Bauwerke der zentralen Regenwasserbehandlung und<br />
-rückhaltung in Deutschland in Betrieb. Extrapoliert<br />
man die zeitliche Entwicklung der Bauwerkszahlen<br />
(Brombach [5]), so hat es Ende des Jahres 2012 in<br />
Deutschland einen Bestand von mehr als 50 000 Regenwasserbehandlungsanlagen<br />
gegeben. Die Hälfte der<br />
Regenüberlaufbecken und Stauraumkanäle ist schon<br />
über 22 Jahre in Betrieb. Entsprechend alt ist auch die in<br />
den Becken installierte technische Ausrüstung. Viele der<br />
technischen Einrichtungen haben das Ende der normalen<br />
Nutzungsdauer erreicht, sodass mittlerweile ein<br />
großer Instandhaltungs-, Erneuerungs- und Modernisierungsbedarf<br />
besteht. Zudem zeigt die Betrachtung des<br />
Regelwerks zur Instandhaltung der technischen Ausrüstung<br />
in Regenbecken, dass hier ein dringender Überarbeitungs-<br />
und Harmonisierungsbedarf besteht. Die<br />
aktuellen Vorgaben sind nicht einheitlich, unklar und<br />
teilweise widersprüchlich.<br />
Einen Beitrag zur Verbesserung dieser unzureichenden<br />
Situation liefert das neue VDMA-Einheitsblatt 24657<br />
„Technische Ausrüstung für Anlagen der zentralen<br />
Regenwasserbehandlung und -rückhaltung – Hinweise<br />
für Betrieb, Instandhaltung und Erneuerung“ [1]. Ziel<br />
des Einheitsblattes ist das Erreichen eines langfristigen,<br />
sicheren, wirkungsvollen und wirtschaftlichen Betriebs<br />
der maschinen- und elektrotechnischen Ausrüstung<br />
von Anlagen zur Regenwasserbehandlung und -rückhaltung<br />
in der <strong>Abwasser</strong>kanalisation zum Schutze der<br />
natürlichen Gewässer. Es beinhaltet eine Neueinteilung<br />
der technischen Ausrüstung, ähnlich wie das Arbeitsblatt<br />
DWA-A 166 [2], sowie eine an den spezifischen<br />
Gegebenheiten und den Anforderungen des Regenbeckenbetriebs<br />
ausgerichtete modifizierte Struktur der<br />
Instandhaltung in Anlehnung an die DIN 31051 [7]. Das<br />
Einheitsblatt empfiehlt für durchschnittlich belastete<br />
Regenbecken Zeitintervalle für Sichtkontrollen, Funktionsprüfungen,<br />
Genauigkeits- und Wirksamkeitsprüfungen<br />
und Wartungsarbeiten. Auch werden Angaben zur<br />
erwarteten Nutzungsdauer der technischen Ausrüstung<br />
bei einer mittleren Beanspruchung aus Sicht der Anlagenbauer<br />
gemacht.<br />
Literatur<br />
[1] VDMA Einheitsblatt 24657: Technische Ausrüstung für Anlagen<br />
der zentralen Regenwasserbehandlung und -rückhaltung<br />
– Hinweise für Betrieb, Instandhaltung und Erneuerung.<br />
Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V.<br />
(VDMA), Beuth Verlag GmbH, Berlin, 2012.<br />
[2] Arbeitsblatt DWA-A 166: Bauwerke der zentralen Regenwasserbehandlung<br />
und -rückhaltung, konstruktive Gestaltung<br />
und Ausrüstung. DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
<strong>Abwasser</strong> und Abfall e. V., Hennef, 2013.<br />
[3] Destatis: Umwelt – Öffentliche <strong>Wasser</strong>versorgung und<br />
<strong>Abwasser</strong>beseitigung, Stand 2007, Fachserie 19 Reihe 2.1.<br />
Statistisches Bundesamt, Wiesbaden, 2009.<br />
[4] Brombach, H.: Planung, Instandhaltung und Erneuerung der<br />
technischen Ausrüstung zentraler Regenwasserbehandlungsanlagen.<br />
11. DWA-Regenwassertage in Schönefeld bei<br />
Berlin, 2012.<br />
[5] Brombach, H.: Im Spiegel der Statistik: <strong>Abwasser</strong>kanalisation<br />
und Regenwasserbehandlung in Deutschland. Korrespondenz<br />
<strong>Abwasser</strong>, Abfall, (2010) Nr. 1, S. 28-36.<br />
[6] DIN EN 13306: Instandhaltung – Begriffe der Instandhaltung.<br />
DIN Deutsches Institut für Normung e. V., Beuth Verlag<br />
GmbH, Berlin, 2010.<br />
[7] DIN 31051: Grundlagen der Instandhaltung. DIN Deutsches<br />
Institut für Normung e. V., Beuth Verlag GmbH, Berlin, 2012.<br />
[8] Arbeitsblatt DWA-A 147: Betriebsaufwand für die Kanalisation<br />
– Betriebsaufgaben und Häufigkeiten. DWA Deutsche<br />
Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und Abfall e. V.,<br />
Hennef, 2005.<br />
[9] Arbeitsblatt DWA-A 199-2: Dienst- und Betriebsanweisung<br />
für das Personal von <strong>Abwasser</strong>anlagen, Teil 2: Betriebsanweisung<br />
für das Personal von Kanalnetzen und Regenwasserbehandlungsanlagen.<br />
DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
<strong>Abwasser</strong> und Abfall e. V., Hennef, 2007.<br />
[10] BUM: Arbeitshilfen <strong>Abwasser</strong>, Planung, Bau und Betrieb von<br />
abwassertechnischen Anlagen in Liegenschaften des Bundes.<br />
Hrsg.: Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung,<br />
Berlin, Bundesministerium der Verteidigung,<br />
Bonn, 2012.<br />
[11] Dettmar, J. und Brombach, H.: VDMA-Einheitsblatt „Technische<br />
Ausrüstung für Anlagen der zentralen Regenwasserbehandlung<br />
und -rückhaltung – Veranlassung, Ziele und Stand<br />
der Bearbeitung. 11. VDMA-<strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>tagung,<br />
Tagungsbericht, 2010, S. 79-87.<br />
Autoren<br />
Eingereicht: 15.03.2013<br />
Ohne Korrekturauflagen<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
Prof. Dr.-Ing. Joachim Dettmar<br />
E-Mail: joachim.dettmar@htw-saarland.de |<br />
Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes |<br />
Fakultät für Architektur und Bauingenieurwesen |<br />
Lehrgebiet Siedlungswasserwirtschaft |<br />
Goebenstraße 40 |<br />
D-66117 Saarbrücken<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. Hansjörg Brombach<br />
E-Mail: h.brombach@uft-brombach.de |<br />
UFT Umwelt- und Fluid-Technik GmbH |<br />
Steinstraße 7 |<br />
D-97980 Bad Mergentheim<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 715
FACHBERICHTE Membrantechnik<br />
Einfluss gelöster organischer Verbindungen<br />
(EPS) auf die hydraulische<br />
Leistungsfähigkeit von Membranen<br />
Membrantechnik, Membranfiltration, EPS, Mikrofiltration, Ultrafiltration, MBR-Verfahren,<br />
Fouling, <strong>Wasser</strong>aufbereitung, <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Harald Exler, Ulla Telgmann und Franz-Bernd Frechen<br />
Sowohl in der Trinkwasseraufbereitung wie in der<br />
<strong>Abwasser</strong>reinigung ist die Membranfiltration eine<br />
immer wichtiger werdende Technologie, die insbesondere<br />
im Zusammenhang mit der <strong>Wasser</strong>wiederverwendung<br />
wie auch dem Rückhalt schwer abbaubarer<br />
Stoffe zu Recht als Schlüsseltechnologie bezeichnet<br />
wird. Entscheidend für die hydraulische Leistungsfähigkeit<br />
der Membranfiltration ist die Vermeidung<br />
bzw. Minimierung von Fouling und Biofilmbildung<br />
auf der Membran. Die durchgeführten Untersuchungen<br />
belegen, dass Extrazelluläre Polymere Substanzen<br />
(EPS) für Fouling- und Biofilmerscheinungen eine<br />
Schlüsselrolle spielen.<br />
Influence of Dissolved Organic Substances (EPS) on<br />
Hydraulic Performance of Membranes<br />
Membrane filtration becomes more and more important<br />
in both drinking water abstraction and wastewater<br />
treatment. Particularly in connection with water<br />
reclamation and retention of persistent pollutants<br />
membrane filtration can be described as key technology.<br />
Prevention of fouling and biofilm aggregation on<br />
the membrane surface is substantial to maintain<br />
hydraulic performance of the process. Results of this<br />
study prove that extracellular polymeric substances<br />
(EPS) have major influence on fouling mechanisms<br />
and therefore influence on the hydraulic performance.<br />
1. Einführung<br />
Die Membrantechnik hat sich mittlerweile als ein fester<br />
Bestandteil im Bereich der Trinkwasseraufbereitung und<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung etabliert. Dabei stellt sie insbesondere<br />
vor dem Hintergrund der <strong>Wasser</strong>verknappung<br />
in vielen Teilen der Welt eine Schlüsseltechnologie<br />
sowohl beim Schließen von <strong>Wasser</strong>kreisläufen (<strong>Wasser</strong>wiederverwendung)<br />
als auch bei der Erschließung<br />
neuer <strong>Wasser</strong>quellen (Meerwasserentsalzung) dar. In<br />
der <strong>Abwasser</strong>reinigung ermöglicht die Membrantechnik<br />
in Form des Membranbelebungsverfahrens (MBR-<br />
Verfahren) erhebliche Einsparungen bei den notwendigen<br />
Bauwerksvolumina. Darüber hinaus weist das<br />
Verfahren eine im Gegensatz zum konventionellen Belebungsverfahren<br />
erhöhte Reinigungsleistung in Bezug<br />
auf die Standardabwasserparameter auf, und es wird<br />
eine weitgehende Hygienisierung des gereinigten<br />
<strong>Abwasser</strong>s erreicht. Auch der Rückhalt von Mikroverunreinigungen<br />
wie z. B. Arzneimittelrückständen kann<br />
durch den Einsatz von Nanofiltrationsmembranen<br />
erreicht werden. In der Trinkwasseraufbereitung kommen<br />
verstärkt Ultrafiltrationsmembranen zum Einsatz,<br />
die für die Aufbereitung von Oberflächen, Quell- und<br />
Grundwässern genutzt werden. Vorteile gegenüber<br />
konventionellen Verfahren wie z.B. der Sandfiltration<br />
sind vor allem der geringere Platzbedarf und die gleichbleibende,<br />
hohe Ablaufqualität auch bei wechselnden<br />
Rohwasserqualitäten. Ebenfalls sind einfache membranbasierte<br />
Systeme zur <strong>Wasser</strong>aufbereitung in Entwicklungsländern<br />
und für Katastrophengebiete erhältlich,<br />
z. B. der durch das Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft<br />
(FG SWW) der Universität Kassel beginnend im<br />
Jahr 2001 entwickelte „<strong>Wasser</strong>rucksack PAUL®“ für<br />
Personengruppen bis 400 Menschen, über den [1] im<br />
Jahr 2005 erstmals international berichteten, oder der<br />
LifeStraw® von Vestergaard Frandsen für Familien, die in<br />
der Lage sind, die hygienische Qualität bakteriell<br />
verunreinigten <strong>Wasser</strong>s signifikant zu verbessern.<br />
Im <strong>Abwasser</strong>bereich gehen die genannten Vorteile<br />
der Membrantechnik fast immer (noch) mit höheren<br />
Kosten einher, verursacht durch prozessspezifische<br />
Aspekte wie die notwendige aufwendigere mechanische<br />
<strong>Abwasser</strong>vorbehandlung, den notwendigen Energieeintrag<br />
für die Crossflow-Belüftung und insbesondere<br />
auch die chemische Membranreinigung zum Erhalt<br />
der hydraulischen Leistungsfähigkeit. Diese Reinigung<br />
Juni 2013<br />
716 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Membrantechnik<br />
FACHBERICHTE<br />
dient der Verhinderung von Foulingeffekten, die sich im<br />
Wesentlichen durch die Ablagerung von organischen<br />
und anorganischen Partikeln auf der Membranoberfläche<br />
und in den Membranporen sowie durch die Biofilmbildung<br />
ergeben. Dabei wird den EPS (Extrazelluläre<br />
Polymere Substanzen) der größte Einfluss auf das Fouling<br />
beigemessen [2, 3]. Insbesondere die gelösten EPS<br />
sind in diesem Zusammenhang als maßgebliche Foulants,<br />
die zur Herabsetzung der hydraulischen Leistungsfähigkeit<br />
beitragen, identifiziert worden [4, 5].<br />
2. Grundlagen und Untersuchungsziele<br />
Unter dem Begriff Extrazelluläre Polymere Substanzen<br />
(EPS) werden organische Makromoleküle mikrobiellen<br />
Ursprungs zusammengefasst. Die wichtigsten Polymergruppen<br />
stellen dabei Proteine, Huminsäuren und Kohlenhydrate<br />
dar. Bei Belebtschlammflocken beispielweise<br />
besteht die um die Bakterien befindliche Matrix aus EPS,<br />
wobei diese an den Belebtschlamm gebunden oder<br />
suspendiert in gelöster Form vorliegen können. EPS<br />
sind definitionsgemäß außerhalb der Zelle lokalisiert.<br />
Der Übergang von gebundenen EPS zu gelösten EPS<br />
kann durch eine aktive Absonderung (Sekretion) der<br />
Bakterien oder durch eine passive Ablösung infolge von<br />
außen auf die Bakterien und die EPS-Matrix einwirkenden<br />
Kräften geschehen. Zudem gelangen EPS durch<br />
Zelllysis in die wässrige Phase des Belebtschlamms. Es<br />
ist in diesem Zusammenhang aber zu bemerken, dass<br />
Proteine, Kohlenhydrate und Huminsäuren bereits im<br />
Kläranlagenzulauf, d.h. im Rohabwasser zu finden sind<br />
und nicht zwangsläufig mikrobiologischen Ursprungs<br />
sein müssen. In der <strong>Abwasser</strong>- bzw. Belebtschlammanalytik<br />
werden diese Stoffe miterfasst. Dabei wird im Rahmen<br />
der hier im Folgenden diskutierten Auswirkungen<br />
der EPS auf die hydraulische Leistungsfähigkeit von<br />
Membranen davon ausgegangen, dass der Einfluss<br />
gelöster EPS unabhängig davon, ob sie mikrobiologischer<br />
Herkunft oder bereits z.B. durch anthropogenen<br />
Einfluss im <strong>Abwasser</strong> vorhanden sind, identisch ist. Am<br />
FG SWW erfolgt die EPS-Analytik für Proteine und<br />
Huminsäuren nach der Methode von Lowry, modifiziert<br />
nach [6], und für Kohlenhydrate nach der Anthron-<br />
Methode [7]. Die ausführliche Beschreibung der Methodik<br />
kann [4] entnommen werden.<br />
Im Bereich der Trinkwasseraufbereitung ist der Parameter<br />
„natürliche organische Substanzen“, kurz NOM<br />
(natural organic matter), im Zusammenhang mit dem<br />
Membranfouling gebräuchlicher. NOM umfassen molekulare<br />
Bruchstücke wie z.B. Biopolymere und Huminstoffe<br />
von abgestorbenen Pflanzen und Tieren. [8]<br />
untersuchten den Einfluss von Huminsäuren auf das<br />
Foulingverhalten von Ultrafiltrationsmembranen mit<br />
verschiedenen MWCO (molecular weight cut off). Dabei<br />
zeigten Membranen mit hohem MWCO das stärkste<br />
Fouling und den höchsten Flux-Rückgang. Insbesondere<br />
niedrige pH-Werte und das Vorhandensein von<br />
Calcium-Ionen verstärkten das Fouling durch Huminsäuren.<br />
[9] führten Untersuchungen zur Filtration von<br />
natürlichen Wässern mit Mikro- und Ultrafiltrationsmembranen<br />
durch und identifizierten sehr kleine organische<br />
Kolloide im Bereich von 3 nm bis 20 nm als wichtige<br />
Foulants. Bei den gelösten organischen Stoffen<br />
vermuteten [9] nur für eine kleine Fraktion einen Einfluss<br />
auf das Fouling. [10] identifizierten im Rahmen von<br />
Untersuchungen des Foulingverhaltens von Ultrafiltrationsmembranen<br />
durch verschiedene NOM-Fraktionen<br />
Polysaccharide als maßgebliche Foulants, welche zur<br />
Porenverblockung und Gelschichtbildung an der Membranoberfläche<br />
führen und damit maßgeblich für einen<br />
Rückgang der hydraulischen Leistungsfähigkeit verantwortlich<br />
sind. [11] benennt ebenfalls Polysaccharide<br />
und daneben auch Proteine als am problematischsten<br />
in Bezug auf das Fouling. [12] stellte ebenfalls fest, dass<br />
natürliche organische Substanzen maßgeblich für die<br />
Abnahme der Permeabilität verantwortlich sind. Dabei<br />
wurde ein Zusammenhang mit der DOC-Konzentration<br />
im Rohwasser und der Abnahme der Permeabilität festgestellt,<br />
wobei höhere DOC-Konzentrationen einen<br />
höheren Permeabilitätsverlust bewirkten. Ebenso<br />
wurde auch hier ein Einfluss von Calcium und dessen<br />
Wechselwirkung mit den NOM beobachtet. Calcium-<br />
Zugabe bewirkte eine höhere Adsorption der NOM an<br />
der Membranoberfläche und damit eine stärkere Permeabilitätsabnahme.<br />
Das Verfahren zur Bestimmung<br />
der NOM ist ausführlich in z. B. [13] beschrieben.<br />
Auch wenn die Parameter „NOM“ und „EPS“ aufgrund<br />
unterschiedlicher Definitionen und Analyseverfahren<br />
nicht direkt verglichen werden können, ergeben sich<br />
breite Überschneidungen bei den erfassten foulingrelevanten<br />
Stoffen und Stoffgruppen, die beide Parameter<br />
geeignet erscheinen lassen, die generelle Foulingtendenz<br />
von (Ab-)Wässern zu charakterisieren. Darüber<br />
hinaus erscheint auch der TOC bzw. DOC (Summenparameter<br />
zur Erfassung aller (gelösten) organischen Kohlenstoffverbindungen)<br />
als potenziell geeignet, das Foulingpotenzial<br />
einfach und zumindest grob zu charakterisieren.<br />
Ziel der hier beschriebenen Untersuchungen war es,<br />
den negativen Einfluss von gelösten, organischen Makromolekülen<br />
auf die hydraulische Leistungsfähigkeit von<br />
Membranen anhand der Parameter EPS und DOC zu<br />
veranschaulichen und zu quantifizieren. Darüber hinaus<br />
sollten auch Wechselwirkungen der organischen Verbindungen<br />
mit den in verschiedenen Rohwässern enthaltenen<br />
Feststoffen aufgezeigt werden. Hierfür wurden gravimetrisch<br />
betriebene Membranmodule mit Ultra- und<br />
Mikrofiltrationsflachmembranen im dead-end-Betrieb<br />
mit verschiedenen Abwässern, Oberflächenwässern und<br />
synthetischen Rohwässern beschickt und deren hydraulische<br />
Leistungsfähigkeit unter dem Einfluss verschiedener<br />
gelöster EPS- und DOC-Konzentrationen sowie<br />
unterschiedlicher Feststoffkonzentrationen verglichen.<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 717
FACHBERICHTE Membrantechnik<br />
3. Material und Methoden<br />
3.1 Untersuchte Wässer<br />
Die Filtrationsversuche und die EPS- und DOC-Bestimmung<br />
wurden mit Abwässern aus verschiedenen Verfahrensstufen<br />
des Klärwerkes Kassel, Oberflächenwasser<br />
der Fließgewässer „Fulda“ und „Ahna“ (GEW) sowie<br />
mit synthetischem Rohwasser bestehend aus Trinkwasser<br />
und Bodenaushub (TW) durchgeführt. Bei den<br />
Abwässern wurde der Zulauf zur Vorklärung (ZVK), der<br />
Ablauf der Vorklärung (AVK) und der Ablauf der Nachklärung<br />
(ANK) untersucht. Teilweise wurden auch<br />
Mischungen der verschiedenen Wässer eingesetzt.<br />
3.2 Eingesetzte Module und Membrane<br />
Untersucht wurden Plattenmodule mit einer Filterfläche<br />
von 6 m² des Typs FM 6 mit Ultrafiltrationsflachmembranen<br />
des Typs UP150 (MWCO 150kDa), des Typs UP020<br />
(MWCO 20kDa) sowie mit Mikrofiltrationsmembranen<br />
des Typs MicroPES 2F (nominelle Porenweite 0,2 mm).<br />
Des Weiteren wurden Versuche mit Modulen des Typs<br />
FM 10 mit einer Filterfläche von 9,5 m², ausgestattet mit<br />
Ultrafiltrationsflachmembranen UP150, durchgeführt.<br />
Darüber hinaus wurde noch ein Modul des Typs MCXL,<br />
ebenfalls ausgestattet mit Ultrafiltrationsflachmembran<br />
UP150 und einer Filtrationsfläche von 7 m², getestet.<br />
3.3 Analytik von EPS gelöst , DOC und TS<br />
Zur Bestimmung der gelösten EPS wurden die zu untersuchenden<br />
Wässer zunächst über einen Papierfilter und<br />
dann über einen Cellulose-Acetat-Filter mit einer Porenweite<br />
von 0,45 mm filtriert. Daraufhin erfolgte die EPS-<br />
Analytik. Die Analyse der Proteine und Huminstoffe<br />
erfolgte nach der Methode von Lowry, modifiziert nach<br />
[6] und die Analyse der Kohlenhydrate nach der Anthron-<br />
Methode [7]. Die Angabe der gelösten EPS erfolgt in<br />
dieser Veröffentlichung als Summe der C-Gehalte der<br />
drei Komponenten, und zwar berechnet mithilfe der<br />
C-Gehalte der drei verwendeten Modellsubstanzen BSA<br />
(Bovine Serum Albumin) mit 0,53 g/g, Humussäure<br />
(Fluka 53680) mit 0,51 g/g und Glucose mit 0,40 g/g.<br />
Der DOC wurde nach DIN EN 1484 [14] bestimmt. Die<br />
TS-Analytik erfolgte nach DIN EN 872 [14].<br />
3.4 Durchführung der Versuchsreihen<br />
Die Membranmodule wurden jeweils kontinuierlich mit<br />
den entsprechenden Rohwässern in gravimetrischer<br />
dead-end Betriebsweise über zwei Tage betrieben. Der<br />
Transmembrandruck wurde dabei durch einen konstanten<br />
<strong>Wasser</strong>überstand über dem Membranmodul je nach<br />
entsprechender Versuchsreihe im Bereich zwischen<br />
75 mbar und 140 mbar konstant gehalten. Tabelle 1<br />
gibt einen Überblick über die durchgeführten Versuchsreihen.<br />
Teilweise erfolgte in verschiedenen Versuchsreihen<br />
eine Zudosierung von Feststoffen in Form von feinkörnigem,<br />
nicht näher charakterisiertem Bodenaushub,<br />
um den Einfluss erhöhter Feststoffkonzentrationen in<br />
den zu filtrierenden Rohwässern zu untersuchen.<br />
4. Ergebnisse und Diskussion<br />
4.1 Entwicklung der Permeabilität<br />
In Bild 1 ist die Entwicklung der Permeabilität der jeweiligen<br />
Versuchsreihen zusammengefasst dargestellt.<br />
Dabei wurde eine Umrechnung der Permeabilitätswerte<br />
auf eine Temperatur von 20 °C vorgenommen.<br />
Es lassen sich drei charakteristisch unterschiedliche Verläufe<br />
deutlich identifizieren. Die Versuche A und B ohne<br />
bzw. mit sehr geringem <strong>Abwasser</strong>anteil im Rohwasser<br />
zeigen bei insgesamt hoher Permeabilität eine nur langsame<br />
Abnahme. Hierbei steigt die Permeabilität bei<br />
Versuch A sogar zu Beginn noch an. Deutlich wird aber<br />
bereits hier der negative Einfluss der extrem geringen<br />
Zudosierung von ungereinigtem <strong>Abwasser</strong> (ZVK).<br />
Bei den Versuchen C, D und E (Oberflächenwasser<br />
aus Fließgewässer und Ablauf Nachklärung) zeigt sich –<br />
bei gleicher Ausgangspermeabilität wie bei den Versuchen<br />
A und B – ein typischer, bei der dead-end-Filtration<br />
Tabelle 1. Überblick über durchgeführte Versuchsreihen.<br />
Reihe Modul Membran Typ Porenweite;<br />
Trenngrenze<br />
Rohwasser*<br />
TMP<br />
[mbar]<br />
Temp.<br />
[°C]<br />
Ø TS<br />
[mg/L]<br />
A FM 6 UP 150 UF 150 kDa TW 100 15 270 Ja<br />
B FM 6 MicroPES 2F MF 0,2 µm TW:ZVK (110:1) 100 15 41 Ja<br />
C FM 6 UP 150 UF 150 kDa GEW 80 15 22 –<br />
D FM 6 UP 150 UF 150 kDa GEW 130 7 4 –<br />
E FM 6 UP 150 UF 150 kDa ANK 80 16 4 –<br />
F FM 10 UP 150 UF 150 kDa TW:AVK (1:1) 75 20 31 –<br />
G FM 10 UP 150 UF 150 kDa TW:AVK (1:1) 75 20 111 Ja<br />
H FM 6 UP 020 UF 20 kDa TW:AVK (1:1) 140 20 29 –<br />
I MCXL UP 150 UF 150 kDa TW:AVK (1:1) 75 20 26 –<br />
* TW = Trinkwasser + Feststoff; ZVK = Zulauf Vorklärung; AVK = Ablauf Vorklärung, GEW = Fließgewässer;<br />
ANK = Ablauf Nachklärung; Zahlen in den Klammern geben das Mischungsverhältnis an<br />
Zusätzl. Feststoffdosierung<br />
Juni 2013<br />
718 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Membrantechnik<br />
FACHBERICHTE<br />
von Oberflächenwässern bereits oft beobachteter Verlauf,<br />
siehe [15], mit einer schnellen Abnahme der Permeabilität<br />
und asymptotischer Annäherung auf einen<br />
dann konstanten Endwert, der in den bisherigen Versuchsreihen<br />
des FG SWW nach drei bis 14 Tagen erreicht<br />
wurde und dann über sehr lange Zeiten im Bereich von<br />
Monaten beobachtet werden konnte. Das Phänomen<br />
der Stabilisation der Permeabilität wurde ebenfalls<br />
durch [16] festgestellt. Die Stabilisation ist laut [16, 17]<br />
dabei auf biologische Prozesse in der Deckschicht der<br />
Membran zurückzuführen, welche zu einer stetigen Bildung<br />
von Kanälen und einer Auflockerung der Deckschichtstruktur<br />
führen und somit permeabilitätserhöhende<br />
Effekte im Gleichgewicht mit permeabilitätssenkenden<br />
Effekten stehen.<br />
Bei den Versuchen F bis I mit hohem <strong>Abwasser</strong>anteil<br />
liegt die Permeabilität von Anfang an auf einem deutlich<br />
niedrigeren Niveau. In der Folge sinkt die Permeabilität<br />
weiter und ebenfalls ist eine asymptotische Annäherung<br />
auf einen Endwert zu beobachten.<br />
In Bild 2 ist die Entwicklung des Flux für alle Versuchsreihen<br />
dargestellt. Hierbei ist bei den Versuchsreihen<br />
ohne bzw. mit geringem <strong>Abwasser</strong>anteil (A und B)<br />
für die Ultrafiltrationsmembran (UP150) und die Mikrofiltrationsmembran<br />
(MicroPES 2F) ein ähnlicher An -<br />
fangsflux festzustellen. Die stärkere Abnahme des Flux<br />
mit zunehmender Versuchsdauer in Versuchsreihe B ist,<br />
wie bereits im Zusammenhang der Permeabilität diskutiert,<br />
auf den im Rohwasser enthaltenen <strong>Abwasser</strong>anteil<br />
zurückzuführen. Inwieweit ein Einfluss der unterschiedlichen<br />
Membranen vorliegt, kann in diesem Zusammenhang<br />
nicht geklärt werden.<br />
Im Vergleich der Versuchsreihen C und D – beide mit<br />
Oberflächenwasser aus Fließgewässern und der Membran<br />
UP150 durchgeführt – wird deutlich, dass eine Erhöhung<br />
des TMP eine nahezu proportionale Erhöhung des<br />
Anfangsflux bewirkt. Während in Reihe C bei einem TMP<br />
vom 80 mbar ein Anfangsflux von etwa 46 L/(m²·h) zu<br />
verzeichnen ist, liegt der Anfangsflux für Reihe D bei<br />
einem TMP von 130 mbar bei 82 L/(m²·h). In der Folge<br />
gleichen sich die Flux-Kurven jedoch schnell aneinander<br />
an und verlaufen auf etwa selbem Niveau. In Versuchsreihe<br />
E (Ablauf Nachklärung) erreicht die Membran<br />
UP150 bei einem TMP von 80 mbar mit 43 L/(m²·h)<br />
einen ähnlichen Wert für den Anfangsflux wie in Versuchsreihe<br />
C und verläuft im weiteren Verlauf synchron<br />
mit der Flux-Kurve der Versuchsreihe C.<br />
Die Flux-Kurven der Versuchsreihen F bis I (TW+AVK<br />
1:1) verlaufen alle auf vergleichbarem Niveau und auch<br />
die erreichten Werte des Anfangsflux sind nahezu identisch.<br />
Hierbei fällt im Rahmen der Versuchsreihe H auf,<br />
dass für die Membran UP020 (MWCO 20kDa) zum<br />
Erreichen eines Flux von 10 L/(m² · h) im Gegensatz<br />
zur Membran UP150 (MWCO 150 kDa) ein nahezu doppelt<br />
so hoher TMP notwendig ist (vgl. Versuchsreihen<br />
F,G,I).<br />
Flux [L/(m 2 *h)|<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Entwicklung des Flux<br />
0,0 0,5 1,0 1,5 2,0<br />
Zeit [d]<br />
Reihe A (TW+Feststoff)<br />
Reihe B (TW+ZVK 110:1 +Feststoff)<br />
Reihe C (GEW)<br />
Reihe D (GEW)<br />
Reihe E (ANK)<br />
Reihe F (TW+AVK 1:1)<br />
Reihe G (TW+AVK 1:1 +Feststoff)<br />
Reihe H (TW+AVK 1:1)<br />
Reihe I (TW+AVK 1:1)<br />
Mithilfe chemischer Reinigungen kann das Fouling<br />
weitestgehend beseitigt und die hydraulische Leistungsfähigkeit<br />
wiederhergestellt werden. Dabei werden<br />
zur Beseitigung von organischem und biologischem<br />
Fouling hauptsächlich alkalische (NaOH) oder oxidierende<br />
Reiniger (NaOCl, H 2 O 2 ) verwendet. Am FG SWW<br />
werden die Module zur Reinigung in eine NaOCl-Lösung<br />
(250 ppm) getaucht und von der Unterseite belüftet.<br />
4.2 EPS- und DOC-Analyse der verschiedenen<br />
Rohwässer<br />
Die verschiedenen Rohwässer wurden im Labor des FG<br />
SWW auf den Gehalt gelöster EPS, DOC und der Feststoffe<br />
hin untersucht. Dabei wurden die höchsten Werte<br />
gelöster EPS im Zulauf der Vorklärung gemessen.<br />
Huminstoffe machen dabei den größten Anteil aus. Im<br />
weiteren Reinigungsverlauf in der Kläranlage ist bis zum<br />
Ablauf der Nachklärung eine deutliche Reduktion der<br />
gelösten EPS zu verzeichnen, wobei eine Abnahme der<br />
Huminstoff- und Kohlenhydrat-Konzentrationen bereits<br />
im Ablauf der Vorklärung zu messen ist. Proteine bleiben<br />
von der Vorklärung scheinbar unbeeinflusst und<br />
werden erst im Belebungsbecken reduziert.<br />
In den untersuchten Fließgewässerproben fanden<br />
sich nur geringe Konzentrationen an gelösten EPS. Die<br />
Bild 1. Entwicklung<br />
der<br />
Permeabilität<br />
(temperaturkompensiert<br />
20 °C) für alle<br />
Versuche.<br />
Bild 2. Entwicklung<br />
des<br />
Flux (temperaturkompensiert<br />
20 °C) für alle<br />
Versuche.<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 719
FACHBERICHTE Membrantechnik<br />
Bild 3. Gelöste EPS in verschiedenen Rohwässern.<br />
Bild 4. Beziehung zwischen der Summe des in EPS gebundenen<br />
organischen Kohlenstoffs aus Proteinen (P), Huminstoffen (H)<br />
und Kohlenhydraten (K) und dem Kohlenstoffgehalt, gemessen<br />
als DOC, in unterschiedlichen <strong>Wasser</strong>proben.<br />
Bild 5. Anteil an EPS gelöst bezogen auf DOC gemessen in<br />
unbehandelten <strong>Abwasser</strong>proben.<br />
EPS-Werte des synthetischen Rohwassers (Trinkwasser<br />
+ Bodenaushub) lagen in einem ähnlichen Bereich wie<br />
in den Fließgewässerproben.<br />
Für den DOC wurden wie erwartet die höchsten<br />
Werte ebenfalls im Zulauf der Vorklärung gemessen.<br />
Wieder ergibt sich eine hohe Reduktion durch die Vorklärung.<br />
Im synthetischen Rohwasser (Trinkwasser mit<br />
Bodenaushub) lag die DOC-Konzentration teilweise<br />
unter der Bestimmungsgrenze, obwohl über den Parameter<br />
„Kohlenhydrate“ gelöster organischer Kohlenstoff<br />
erfasst wurde. Diese Diskrepanz offenbart die Sensibilität<br />
der Analytik in Bereichen knapp über der Bestimmungsgrenze.<br />
Die mittleren Konzentrationen der gemessenen EPSund<br />
DOC-Werte in den jeweiligen Rohwässern sind<br />
in Tabelle 2 zusammengefasst. Bild 3 zeigt die Fraktionen<br />
der gemessenen EPS in den verschiedenen<br />
Rohwässern.<br />
Bild 4 gibt Aufschluss über die Zusammensetzung<br />
kohlenstoffhaltiger organischer Verbindungen in unterschiedlichen<br />
<strong>Wasser</strong>proben. Die Konzentrationen an<br />
Proteinen, Huminstoffen und Kohlenhydraten wurden,<br />
wie im Abschnitt „Analytik“ beschrieben, jeweils auf<br />
ihren Gehalt an organischen Kohlenstoff umgerechnet.<br />
Erst die daraus resultierenden DOC-Werte können summiert<br />
werden und geben die Summe an EPS gelöst , bezogen<br />
auf organischen Kohlenstoff, an. Diese berechneten<br />
Werte wurden mit den gemessenen DOC-Werten verglichen.<br />
Die Diagonale liegt dort, wo berechnete und gemessene<br />
Kohlenstoffwerte übereinstimmen, d. h. bei Messwerten<br />
im Bereich dieser Linie setzt sich der DOC praktisch<br />
ganz aus den EPS gelöst zusammen. Dies ist der Fall<br />
bei den Gewässerproben, den Trinkwasserproben mit<br />
Bodenaushub und den Proben aus dem Ablauf der<br />
Nachklärung, also bei allen Proben, die entweder nicht<br />
bzw. gering verunreinigt oder bereits einer weitestgehenden<br />
biologischen Behandlung unterworfen waren.<br />
Für diese 14 Proben ergibt die statistische Untersuchung<br />
eine mittlere Abweichung zwischen EPS gelöst und<br />
DOC von etwa 3 % bei einem R 2 von 0,77.<br />
Im Zulaufbereich der Kläranlage, hier Zulauf und<br />
Ablauf Vorklärung, also „vor biologischer Behandlung“,<br />
in Bild 4 gemeinsam markiert durch den Kreis um die<br />
Messwerte, liegen neben Proteinen, Huminstoffen und<br />
Kohlenhydraten noch weitere Stoffgruppen mit einem<br />
hohen Anteil an organischem Kohlenstoff wie z. B. organische<br />
Säuren und Fette vor. Diese werden erst im biologischen<br />
Teil der Kläranlage abgebaut. Bild 5 zeigt den<br />
Anteil an EPS gelöst , bezogen auf den DOC gemessen, in<br />
ungereinigtem <strong>Abwasser</strong>. Es handelt sich hierbei um die<br />
umkreisten Messwerte aus Bild 4.<br />
Mit zunehmender DOC-Konzentration nimmt der<br />
Anteil an EPS gelöst ab, d. h. die EPS gelöst -Konzentration<br />
nimmt nicht weiter zu und war bei den Messungen<br />
nicht höher als etwa 50 mg/L.<br />
Juni 2013<br />
720 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Membrantechnik<br />
FACHBERICHTE<br />
Tabelle 2. Mittlere Konzentration bestimmbarer gelöster organischer Verbindungen in verschiedenen Rohwässern.<br />
Rohwasser<br />
Proteine<br />
[mg/L]<br />
Huminstoffe<br />
[mg/L]<br />
Kohlenhydrate<br />
[mg/L]<br />
C_EPS gelöst<br />
[mg/L] *1<br />
DOC<br />
[mg/L]<br />
Zulauf Vorklärung (ZVK) 9,3 47,6 27,2 39,3 81,3 8<br />
Ablauf Vorklärung (AVK) 10,0 34,1 20,6 30,9 59,0 12<br />
Ablauf Nachklärung (ANK) 0,8 12,4 6,4 9,3 8,8 12<br />
Fließgewässer (GEW) 0,7 2,1 2,9 2,6 3,6 10<br />
Trinkwasser+<br />
Bodenaushub (TW+Feststoff))<br />
< 0,5 2,3 2,3 2,1 0,6 3<br />
* 1 Summe des in den EPS gebundenen organischen Kohlenstoffs<br />
Anzahl<br />
Proben<br />
Bild 6. Abnahme der Permeabilität und Rohwassercharakteristik<br />
bei Versuchen mit der Membran Typ UP150.<br />
4.3 Einfluss von EPS gelöst und DOC auf die hydraulische<br />
Leistungsfähigkeit und Wechselwirkungen<br />
mit den Feststoffen<br />
Zur Veranschaulichung des Einflusses der Rohwassercharakteristik<br />
auf das Filtrationsverhalten, d.h. auf die<br />
Abnahme der Permeabilität, zeigt Bild 6 nur die sechs<br />
Versuche, die mit derselben Membran, nämlich Typ<br />
UP150, unternommen wurden. Dabei sind die jeweiligen<br />
Rohwasserkonzentrationen (EPS gelöst als Summe<br />
des in den EPS gebundenen Kohlenstoffs, DOC und<br />
Feststoffe) neben den Permeabilitätskurven dargestellt.<br />
Versuch A zeigt deutlich, dass hohe Feststoffkonzentrationen<br />
alleine nur einen geringen Einfluss auf die<br />
Entwicklung der Permeabilität haben. Der verwendete<br />
Bodenaushub führt offensichtlich trotz der hohen Feststoffkonzentrationen<br />
im Rohwasser zu keinem signifikanten<br />
Fouling bzw. Biofilmbildung auf der Membran.<br />
Die durchgeführten Versuche mit Oberflächenwasser<br />
und Ablauf Nachklärung (Versuche C und E) zeigen<br />
einen ähnlichen Verlauf der Permeabilitätskurve,<br />
obwohl die Konzentration an EPS gelöst wie auch an DOC<br />
im Ablauf der Nachklärung deutlich höher sind. In diesem<br />
Fall scheinen die gegenüber dem Ablauf der Nachklärung<br />
erhöhten Feststoffkonzentrationen im Oberflächenwasser<br />
(feine Schwebstoffe mit wahrscheinlich<br />
organischem Charakter wie z. B. aufgewirbeltes Sediment,<br />
Algen, Pflanzenteile etc.) eine entscheidende<br />
Rolle zu spielen und die geringere Konzentration gelöster<br />
organischer Verbindungen zu kompensieren, sodass<br />
sich letztendlich eine vergleichbare Abnahme der Permeabilität<br />
ergibt. Offensichtlich reichen bereits niedrige<br />
Gehalte an EPS bzw. gelösten organischen Verbindungen<br />
in Kombination mit diesen Feststoffen aus, ein<br />
schnelles Fouling und damit eine rasche Abnahme der<br />
Permeabilität zu bewirken.<br />
Bei den schon zu Beginn auf sehr niedrigem Niveau<br />
liegenden Permeabilitätskurven im Rahmen der Versuchsreihen<br />
F, G und I ist der Einfluss des <strong>Abwasser</strong>s und<br />
insbesondere der darin enthaltenen gelösten organischen<br />
Verbindungen vorherrschend. Die Analyse von<br />
DOC und EPS gelöst konnte zeigen, dass neben den Stoffgruppen<br />
Proteine, Kohlenhydrate und Huminstoffe weitere<br />
gelöste organische Inhaltsstoffe vorhanden sind,<br />
wie beispielsweise Fette. Das Stoffgemisch ist hier so<br />
komplex, dass der Einfluss der jeweiligen Stoffgruppen<br />
nicht separat ermittelt werden kann.<br />
5. Zusammenfassung<br />
Durch die durchgeführten Untersuchungen wird deutlich,<br />
dass die Abnahme der Permeabilität und damit der<br />
hydraulischen Leistungsfähigkeit von Membranen<br />
durch das Vorhandensein von gelösten orga nischen<br />
Verbindungen negativ beeinflusst wird. Es ergeben sich<br />
zudem Wechselwirkungen mit in zu filtrierenden Rohwässern<br />
enthaltenen Feststoffen, sodass bereits geringe<br />
Konzentrationen gelöster organischer Verbindungen<br />
in Kombination mit (organischen) Feinpartikeln eine<br />
starke Abnahme der Permeabilität bewirken. Es ergeben<br />
sich in gravimetrischer dead-end Betriebsweise je<br />
nach Konzentration gelöster organischer Inhaltsstoffe<br />
charakteristische Verläufe der Permeabilitätskurven. Je<br />
höher dabei die Konzentrationen gelöster organischer<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 721
FACHBERICHTE Membrantechnik<br />
Inhaltsstoffe in den zu filtrierenden Rohwässern sind,<br />
desto geringer ist die hydraulische Leistungsfähigkeit.<br />
Hohe Feststoffkonzentrationen (siehe Versuchsreihe A)<br />
bei nur sehr geringen Konzentrationen gelöster organischer<br />
Inhaltsstoffe nahe der Bestimmungsgrenze bewirken<br />
dagegen nur eine geringe Abnahme der hydraulischen<br />
Leistungsfähigkeit.<br />
Weiterhin erscheint der DOC aufgrund der Beziehung<br />
zu den gelösten EPS als ein guter und einfacher<br />
Parameter, die Foulingtendenz sowohl von Oberflächenwässern<br />
als auch von Abwässern und synthetischen<br />
Rohwässern grob zu charakterisieren. Mit der hier<br />
vorgestellten Analysemethode kann darüber hinaus die<br />
Zusammensetzung der Kohlenstoffverbindungen weitergehend<br />
charakterisiert werden.<br />
Die gewonnenen Erkenntnisse untermauern zum<br />
einen die bisherigen Ergebnisse in Bezug auf den – mittlerweile<br />
in über 900 Exemplaren eingesetzten – <strong>Wasser</strong>rucksack<br />
PAUL (siehe www.uni-kassel.de/fb14/siwawi<br />
und www.wasserrucksack.de) hinsichtlich der Leistungsfähigkeit<br />
bei langem Betrieb im dead-end-Modus<br />
[15].<br />
Sie sind zudem von besonderer praktischer Bedeutung<br />
im Zusammenhang mit dem MBR-Verfahren zur<br />
<strong>Abwasser</strong>reinigung, denn hier ist der Nachweis erbracht,<br />
dass die Filtration von ungenügend (vor-)gereinigtem<br />
Rohabwasser infolge von Kurzschlussströmungen zu<br />
erhöhtem Fouling führen und kürzere Reinigungsintervalle<br />
notwendig machen kann, was erhöhte Betriebskosten<br />
zur Folge hat. Eine vielversprechende und zudem<br />
energieeffiziente Verfahrenskonstellation nach dem von<br />
[18] vorgestellten Verfahren mit Zwischensiebung beim<br />
separaten MBR-System kann dieses Problem beseitigen.<br />
Literatur<br />
[1] Frechen, F.B. and Waldhoff, A.: Water supply from surface<br />
waters with a small gravity flow membrane filtration unit for<br />
use in cases of disasters. IWA Specialty Conference of “Wastewater<br />
Reclamation & Reuse for Sustainability (WRRS2005)”,<br />
08.-11.11.2005, Jeju, Korea.<br />
[2] Chang, I.S., Le-Clech, P., Jefferson, B. and Judd, S.: Membrane<br />
fouling in membrane bioreactors for wastewater treatment.<br />
In: J. Environ. Eng. ASCE 128 (2002), p. 1018–1029.<br />
[3] Le-Clech, P., Chen, V. and Fane, T.: Fouling in membrane bioreactors<br />
used in wastewater treatment. In: J. Membr. Sci 284<br />
(2006), p. 17–53.<br />
[4] Wett, M.: Foulingverhalten des Membranbelebungsverfahrens<br />
und Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit. Schriftenreihe<br />
des Fachgebietes Siedlungswasserwirtschaft der<br />
Universität Kassel, Band 26, 2005.<br />
[5] Wett, M., Telgmann, U. und Frechen, F.-B.: Untersuchung von<br />
extrazellulären polymeren Substanzen in konventionellen<br />
Belebtschlammanlagen und Membranbelebungsanlagen.<br />
In: <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> 150 (2009) Nr. 11, S. 926-934.<br />
[6] Frolund, B., Griebe, T. and Nielsen, P.H.: Enzymatic activity in<br />
the activated-sludge floc matrix. In: Appl. Microbiol. Biotechn.<br />
43 (1995), p. 755-761.<br />
[7] Raunkjaer, K., Hvitved-Jacobsen, T. and Nielsen, P.H.: Measurement<br />
of pools of protein, carbohydrate and lipid in domestic<br />
wastewater. Wat. Res. (282) No. 2, p. 251-262.<br />
[8] Yuan, W. and Zydney, A. L.: Humic acid fouling during Ultrafiltration.<br />
In: Environ. Sci. Technol. 34 (2000), p. 5043-5050.<br />
[9] Howe, K. J. and Clark, M. M.: Fouling of microfiltration and<br />
ultrafiltration membranes by natural waters. In: Environ. Sci.<br />
Technol. 36 (2002), p. 3571-3576.<br />
[10] Jermann, D., Pronk, W., Meylan S. and Boller, M.: Interplay of<br />
different NOM fouling mechanisms during ultrafiltration for<br />
drinking water production. In: Wat. Res. 41 (2007) No. 8, p.<br />
1713-1722.<br />
[11] Amy, G.: Fundamental understanding of organic matter fouling<br />
of membranes. Desalination 231 (2008), p. 44–51.<br />
[12] Saravia, F.: Entfernung von organischen Spurenstoffen und<br />
Untersuchung von Foulingprozessen in getauchten Membranen<br />
und Hybridverfahren. Schriftenreihe des Lehrstuhls für<br />
<strong>Wasser</strong>chemie und der DVGW-Forschungsstelle am Engler-<br />
Bunte-Institut der Universität Karlsruhe (TH), Band 49, 2009.<br />
[13] Huber, S. and Frimmel, F.H.: A liquid chromatographic system<br />
with multi-detection for the direct analysis of hydrophilic<br />
organic compounds in natural waters. In: Fresenius J. Anal.<br />
Chem. 342, No.1-2, p. 198-200.<br />
[14] DEV: Deutsche Einheitsverfahren zur <strong>Wasser</strong>-, <strong>Abwasser</strong>und<br />
Schlammuntersuchung. 84. Lieferung, Beuth-Verlag<br />
Berlin/Zürich/München, 2012.<br />
[15] Frechen, F.-B. und Exler, H.: Membrantechnologie zur <strong>Abwasser</strong>wiederverwendung<br />
und zur Trinkwasserbereitstellung in<br />
Katastrophenfällen. In: Schriftenreihe zur <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
TU Graz, Band 50, „dex Fachsymposium 2007 „<strong>Abwasser</strong>ableitung,<br />
<strong>Abwasser</strong>- und Klärschlammbehandlung“, 2007, S.<br />
E1 bis E21, ISBN 978-3-902465-82-5.<br />
[16] Peter-Varbanets, M., Hammes, F., Vital, M. and Pronk, W.: Stabilization<br />
of flux during dead-end ultra-low pressure ultrafiltration.<br />
In: Wat. Res. 44 (2010) No. 12, p. 3607–3616.<br />
[17] Peter-Varbanets, M., Margot, J., Traber, J. and Pronk, W.: Mechanisms<br />
of membrane fouling during ultra-low pressure ultrafiltration.<br />
In: J. Membr. Sci. 377 (2011) No. 1-2, p. 42-53.<br />
[18] Schier, W. and Frechen, F.-B.: Intermediate sieving (IntS) strategy<br />
to optimize separate MBR systems. 6th IWA Specialist<br />
Conference on Membrane Technology for Water and Wastewater<br />
Treatment, 04. - 07.10.2011, Aachen (under review for<br />
publication in Water, Science and Technology), 2011.<br />
Autoren<br />
Eingereicht: 22.02.2013<br />
Korrektur: 24.05.2013<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
Dipl.-Ing. Harald Exler<br />
E-Mail: exler@uni-kassel.de |<br />
Dipl.-Chem. Ulla Telgmann<br />
E-Mail: telgmann@uni-kassel.de |<br />
Prof. Dr. Franz-Bernd Frechen<br />
E-Mail: frechen@uni-kassel.de |<br />
Universität Kassel |<br />
Fachbereich Bauingenieur- und Umweltingenieurwesen |<br />
Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft |<br />
Kurt-Wolters-Straße 3 |<br />
D-34125 Kassel<br />
Juni 2013<br />
722 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
BUCHBESPRECHUNG<br />
Buchbesprechung<br />
Die neue Trinkwasserverordnung<br />
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Von RA Per Seeliger, Dr. Michaela Schmitz und Dr.<br />
Ulrich Oehmichen. Bonn: wvgw 2012. Vollständig<br />
überarbeitete mit aktuellem Ergänzungsblatt zur<br />
2. Änderung der Trinkwasserverordnung. 3. Auflage<br />
2012, 380 S., 16,5 x 23,8 cm. Das Buch ist auch incl.<br />
E-Book erhältlich.<br />
Die neue Trinkwasserverordnung ist in Kraft getreten.<br />
<strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen müssen sich<br />
auf geänderte Regeln einstellen. Die Verordnung<br />
passt insbesondere die Vorgaben für <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />
zu mikrobiologischen Parametern<br />
und Indikatorparametern an den neuen wissenschaftlichen<br />
Stand an. Auch auf Bund, Länder,<br />
Gemeinden sowie gewerbliche Vermieter kommen<br />
erweiterte und zum Teil strafbewehrte Pflichten<br />
zum sicheren Betrieb ihrer Hausinstallation zu.<br />
Die Autoren kommentieren die Hintergründe der<br />
Verordnung aus erster Hand und geben rechtliche<br />
und technisch-wirtschaftliche Hinweise zu den<br />
neuen Regelungen und Vorgaben. Ein Ergänzungsblatt<br />
erläutert die aktuellen Veränderungen.<br />
Aus dem Inhalt:<br />
– Neue Pflichten für <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />
– Schärfere Pflichten für gewerbliche Vermieter<br />
– Angaben zu den neuen Indikatorparametern wie<br />
Legionellen, Cadmium und coliforme Bakterien<br />
– Neuer Grenzwert für Uran<br />
– Strafbewehrung und Ordnungswidrigkeiten<br />
bei Verstößen<br />
– Liste zulässiger Aufbereitungsstoffe<br />
Nach Drucklegung hat der Bundesrat die Änderung<br />
der Trinkwasserverordnung beschlossen. Am<br />
13.12.2012 wurde die 2. Verordnung zur Änderung<br />
der Trinkwasserverordnung dann verkündet. Im<br />
vorliegenden Kommentar ist der Entwurf dieser<br />
Änderung nebst Begründung des Bundesgesundheitsministeriums<br />
als Bundesratsdrucksache<br />
(525/12) bereits abgedruckt und wesentliche Änderungen<br />
der Novelle sind angesprochen.<br />
Ein aktuelles Ergänzungsblatt erläutert die Veränderungen.<br />
Bestell-Hotline<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH,<br />
München<br />
Tel. +49 (0) 201/82002-11<br />
Fax +49 (0) 201/82002-34<br />
E-Mail: S.Spies@vulkan-verlag.de<br />
www.di-verlag.de<br />
Zeitschrift „KA Korrespondenz <strong>Abwasser</strong> · Abfall“<br />
In der Ausgabe 6/2013 lesen Sie u. a. folgende Beiträge:<br />
Nusch u. a.<br />
Hansen<br />
Palm u. a.<br />
Sehlhoff / Brandhorst<br />
Arbeitsbericht der DWA-Arbeitsgruppe ES-2.6 „Abfluss- und Schmutzfrachtsimulation“<br />
Methoden der Überflutungsberechnung<br />
Arbeitsbericht der DWA-Arbeitsgruppe ES-3.4 „Gestaltung von Regenbecken“<br />
Erfahrungen mit Bau und Betrieb von Geschiebeschächten ohne Sammeleinsatz<br />
Dynamische Simulation – Adsorption organischer Reststoffe an Pulveraktivkohle<br />
im <strong>Abwasser</strong><br />
Das Bessere ist der Feind des Guten – Bericht über die verfahrenstechnische und<br />
energetische Optimierung der Kläranlage Plön<br />
Kommunen müssen sich zunehmend den Aufgaben der Grundwasserbewirtschaftung<br />
stellen – wer trägt die Kosten?<br />
Arbeitsbericht der DWA-Arbeitsgruppe RE-00.3 „Rechtliche Aspekte des öffentlichen<br />
Auftragswesens“<br />
Die Energieeffizienz im Vergaberecht<br />
Tajura – ein wasserwirtschaftliches Projekt in Libyen<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 723
FACHBERICHTE Ausbildung – Lehre und Forschung<br />
Engler-Bunte-Institut des Karlsruher<br />
Instituts für Technologie (KIT) und<br />
Technologiezentrum <strong>Wasser</strong>,<br />
Karlsruhe (TZW) im Jahre 2012<br />
Engler-Bunte-Institut, DVGW-Forschungsstelle, Forschungsstelle für Brandschutztechnik,<br />
Technologiezentrum <strong>Wasser</strong>, Tätigkeitsbericht, Forschung und Lehre, Ausbildung,<br />
Weiterbildung<br />
Henning Bockhorn, Harald Horn, Josef Klinger und Thomas Kolb<br />
Dieser Bericht soll einen Überblick über aktuelle Entwicklungen<br />
und Aktivitäten im Jahr 2012 am Engler-<br />
Bunte-Institut, der DVGW-Forschungsstelle am<br />
Engler-Bunte-Institut sowie der Forschungsstelle für<br />
Brandschutztechnik ermöglichen. Ebenso wird über<br />
das aus dem Engler-Bunte-Institut hervorgegangene<br />
TZW: DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> berichtet.<br />
Wie in den vergangenen Jahren erscheinen die gasspezifischen<br />
Beiträge im <strong>gwf</strong>-Gas|Erdgas und die<br />
wasserspezifischen Beiträge im <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>.<br />
Im Mittelpunkt des Berichtes steht die Entwicklung<br />
der oben angegebenen Einrichtungen im Jahr 2012<br />
mit Beiträgen über die universitäre Lehre, die Ausbildung<br />
und Weiterbildung, über Forschungs- und Entwicklungsprojekte,<br />
über Beratung und Firmenkontakte<br />
sowie sonstige Aktivitäten. Der Bericht streift<br />
ebenso die Entwicklung des Karlsruher Instituts für<br />
Technologie (KIT), das durch die Zusammenführung<br />
der Universität Karlsruhe (TH) und der Forschungszentrum<br />
Karlsruhe GmbH entstanden ist.<br />
Karlsruhe Institute of Technology<br />
This report aims at giving an overview about actual<br />
developments and activities of the Engler-Bunte-<br />
Institute, the DVGW-Research Center, the Research<br />
Center of Fire Protection Technology and TZW:<br />
DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> which developed<br />
from the Engler-Bunte-Institute. As usual, the gas<br />
related parts can be found in <strong>gwf</strong>-Gas|Erdgas and the<br />
water related parts in <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>. The<br />
report highlights academic teaching, courses and<br />
advanced education, and focuses on scientific<br />
research and development projects, on consulting<br />
and contacts to business companies as well as on<br />
other activities. The report also refers to the development<br />
of the Karlsruhe Institute of Technology (KIT),<br />
which evolved from the fusion of the University of<br />
Karlsruhe (TH) and the Research Centre of Karlsruhe.<br />
Zur Geschichte und zum Umfeld<br />
Das Engler-Bunte-Institut am Karlsruher Institut für<br />
Technologie ist hervorgegangen aus der 1907 gegründeten<br />
ehemaligen „Lehr- und Versuchsgasanstalt“ und<br />
führt seit 1971 den Namen „Engler-Bunte-Institut“. Die<br />
enge Verbindung zur Praxis des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches<br />
äußert sich darin, dass die jeweiligen Lehrstuhlinhaber,<br />
gegenwärtig „Chemische Energieträger – Brennstofftechnologie“,<br />
„Verbrennungstechnik“ und „<strong>Wasser</strong>chemie<br />
und <strong>Wasser</strong>technologie“, auch in Personalunion<br />
Leiter der fachlich entsprechenden Bereiche einer<br />
Forschungsstelle des DVGW im Engler-Bunte-Institut<br />
sind.<br />
In den zurückliegenden Jahren wurde die Verschmelzung<br />
der Universität Karlsruhe (TH) mit dem<br />
Forschungszentrum Karlsruhe zum Karlsruher Institut<br />
für Technologie (KIT) umgesetzt. Seit dem 1. Oktober<br />
2010 existiert das Karlsruher Institut für Technologie<br />
(KIT) als „legal entity“. Mit dem Gesetz zur Zusammenführung<br />
der Universität Karlsruhe und der Forschungszentrum<br />
Karlsruhe GmbH im Karlsruher Institut für<br />
Technologie (KIT-Zusammenführungsgesetz), das der<br />
Baden-Württembergische Landtag am 8. Juli 2009 verabschiedete,<br />
und dem Gesetz zur Weiterentwicklung des<br />
Karlsruher Instituts für Technologie (KIT-Weiterentwicklungsgesetz<br />
– KIT-WG) vom 22. Mai 2012 ist der recht liche<br />
Rahmen für das KIT gegeben. Das KIT ist eine rechtsfähige<br />
Körperschaft des öffentlichen Rechts. Es nimmt die Aufgabe<br />
einer Universität und die Aufgabe einer Großforschungseinrichtung<br />
wahr.<br />
Juni 2013<br />
724 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Ausbildung – Lehre und Forschung<br />
FACHBERICHTE<br />
Die Schwerpunktsetzung des KIT als ein internationales<br />
Zentrum der Forschung auf dem Gebiet der<br />
Energie und des <strong>Wasser</strong>s hat stattgefunden und in den<br />
KIT-Zentren „Energie“ sowie „Klima und Umwelt“ die<br />
entsprechenden Strukturen gefunden. Das Engler-<br />
Bunte-Institut ist wichtiger Teil des KIT-Zentrums Energie<br />
für die Bereiche Energieumwandlung und Erneuerbare<br />
Energien sowie des KIT-Zentrums Klima und<br />
Umwelt im Bereich <strong>Wasser</strong>chemie und <strong>Wasser</strong>technologie.<br />
Die zahlreichen Forschungsprojekte aus dem Gasund<br />
Verbrennungsfach sowie dem <strong>Wasser</strong>fach zeugen<br />
von der nationalen und internationalen Bedeutung der<br />
Lehrstühle und der Praxisnähe der ihnen zugeordneten<br />
Laboratorien und Technologieeinheiten. Einen Schwerpunkt<br />
bildet der Sonderforschungsbereich 606 „Instationäre<br />
Verbrennung: Transportphänomene, chemische<br />
Reaktionen, Technische Systeme“ (Sprecher: H. Bockhorn),<br />
der in seiner letzten Förderperiode bis zum Ende des Jahres<br />
2012 mit 19 Teilprojekten (Förderumfang insgesamt<br />
ca. 8 Mio. Euro) nunmehr die in den vergangenen Jahren<br />
entwickelten Grundlagen auf praxisnahe Systeme überträgt.<br />
Das vom KIT in 2010 erfolgreich eingeworbene EU-<br />
Großprojekt KIC InnoEnergy (KIC: Knowledge & Innovation<br />
Community) arbeitet mit starker Beteiligung des<br />
Engler-Bunte-Instituts. Die wissenschaftliche Koordination<br />
der Innovationsprojekte des CC Germany (CC: collocation<br />
center) auf dem Gebiet „Energy from Chemical<br />
Fuels“ wird durch das EBI (Prof. T. Kolb) wahrgenommen.<br />
Ein weiteres großes Verbundprojekt bildet die „Innovationsoffensive<br />
Gas“ des DVGW, an dem die Lehrstühle<br />
des Engler-Bunte-Instituts und die Forschungsstelle des<br />
DVGW wesentlich beteiligt sind. Darüber hinaus arbeiten<br />
die drei Bereiche des Engler-Bunte-Instituts in zahlreichen<br />
Verbund-Großprojekten an maßgeblicher Stelle<br />
mit. Hierzu finden sich detaillierte Angaben auf den<br />
nächsten Seiten.<br />
Die aus der Praxis entstehenden Fragestellungen<br />
werden vor allem in der DVGW-Forschungsstelle, der<br />
Abteilung Gastechnologie, dem Prüflaboratorium Gas<br />
und der Forschungsstelle für Brandschutztechnik<br />
be arbeitet. Das Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> mit seiner<br />
praxisgerechten Kompetenz in Analytik, Aufbereitung,<br />
Ressourcenschutz, Korrosion, Verteilungsnetze und<br />
Umweltbiotechnologie bedient <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen,<br />
Behörden und Verbände.<br />
Viele der Projekte wurden und werden durch Institutionen<br />
wie der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
(DFG), dem Deutschen Verein des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches<br />
(DVGW), dem Bundesministerium für Bildung<br />
und Forschung (BMBF), der Helmholtz Gemeinschaft<br />
Deutscher Forschungszentren (HGF), der Arbeitsgemeinschaft<br />
industrieller Forschungsvereinigungen (AIF), der<br />
Europäischen Kommission und anderen Drittmittelgebern<br />
des Bundes und des Landes gefördert. Ein erheblicher<br />
Anteil wird aber auch durch Forschungsaufträge<br />
aus Industrie und Unternehmen finanziert. Schließlich<br />
trugen Stiftungen und gemeinnützige Fördervereinigungen<br />
zur Umsetzung so mancher Forschungsidee<br />
bei. Ein besonderer Partner ist hierbei die Gesellschaft<br />
der Freunde des Engler-Bunte-Instituts, die das Institut<br />
insbesondere bei unerwartet auftretenden Schwierigkeiten<br />
großzügig unterstützt.<br />
Die Ergebnisse der zahlreichen Forschungsprojekte<br />
sind in einer beachtlichen Zahl von Publikationen dokumentiert,<br />
die zum großen Teil in den führenden internationalen<br />
Fachjournalen nach strenger Begutachtung<br />
erschienen sind. Die Verzeichnisse sind den Berichten<br />
der einzelnen Bereiche zu entnehmen.<br />
Die Studiengänge „Bioingenieurwesen“ und „Chemieingenieurwesen<br />
und Verfahrenstechnik“ erfreuen<br />
sich zunehmender Attraktivität. Die steigenden Studierendenzahlen<br />
haben sich auch im vergangenen Wintersemester<br />
2011/2012 fortgesetzt. Im Rahmen der Studiengänge<br />
„Chemieingenieurwesen und Verfahrenstechnik“<br />
und „Bioingenieurwesen“ beteiligt sich das<br />
Engler-Bunte-Institut in der Grundausbildung und bietet<br />
in den Bereichen Brennstoffe, Energieverfahrenstechnik,<br />
Verbrennung und <strong>Wasser</strong>chemie eine Reihe<br />
von Hauptfächern, Vertiefungsrichtungen und Profilfächern<br />
an.<br />
Die Diplomstudiengänge am KIT sind seit dem Wintersemester<br />
2009/10 durch Bachelor/Master-Studiengänge<br />
abgelöst. Die ersten Master-Studenten haben im<br />
WS 2012/13 ihr Studium aufgenommen. Gemäß der<br />
Schwerpunktsetzung des KIT wurde der interfakultative<br />
Studiengang „Energietechnik“ im Rahmen der KIT<br />
School of Energy, den die Lehrstühle des Engler-Bunte-<br />
Instituts wesentlich mitgestalten, mit dem Wintersemester<br />
2012/13 eingerichtet. Ein internationaler Master-<br />
Studiengang im Rahmen des KIC InnoEnergy wurde<br />
bereits in 2011 sehr erfolgreich etabliert. Der überwiegend<br />
vom Engler-Bunte-Institut getragene englischsprachige<br />
Master-Studiengang „Utilities and Waste –<br />
Sustainable Processing“ wurde in diesen KIC EnTechmaster<br />
integriert.<br />
Neben der Studierenden- und Doktorandenausbildung<br />
stand wie immer auch die Weiterbildung<br />
der bereits im Beruf stehenden Fachleute auf dem<br />
Programm. 2012 wurde der Gaskurs, ebenso wie der<br />
jähr liche Erfahrungsaustausch der Chemiker und Ingenieure<br />
des Gasfachs, wieder sehr erfolgreich durchgeführt.<br />
Auch das Jahr 2012 hat gezeigt, dass das Engler-<br />
Bunte-Institut mit seinen Lehrstühlen, Prüfstellen und<br />
der DVGW-Forschungsstelle sowie das Technologiezentrum<br />
<strong>Wasser</strong> des DVGW gut aufgestellt sind. Neu eingeworbene<br />
Forschungsprojekte weiten die Kooperationen<br />
innerhalb Deutschlands und international aus. Die<br />
Neubesetzung des Lehrstuhls für „ <strong>Wasser</strong>chemie und<br />
<strong>Wasser</strong>technologie“ wurde durch den Amtsantritt von<br />
Prof. Dr. rer. nat. Harald Horn zum 1. Januar 2012 erfolg-<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 725
FACHBERICHTE Ausbildung – Lehre und Forschung<br />
reich umgesetzt. Die Neubesetzung des Lehrstuhls für<br />
Verbrennungstechnik wird in 2013 realisiert werden.<br />
Der folgende Tätigkeitsbericht enthält Beiträge der<br />
einzelnen Bereiche des Engler-Bunte-Instituts und des<br />
Technologiezentrums <strong>Wasser</strong> (TZW). Weitere und ausführliche<br />
Informationen sind auch im Internet auf den<br />
Seiten des Instituts und der einzelnen Bereiche sowie<br />
des TZW zu finden.<br />
1. Aktivitäten des Lehrstuhls für <strong>Wasser</strong>chemie und der DVGW-Forschungsstelle,<br />
Bereich <strong>Wasser</strong>chemie und <strong>Wasser</strong>technologie<br />
Prof. Dr. rer. nat. Harald Horn, Akad. Direktorin Dr. rer. nat. Gudrun Abbt-Braun, Prof. Dr. rer. nat. Fritz H. Frimmel (entpflichtet)<br />
1.1 Lehre und Forschung<br />
KIT<br />
Mit dem „KIT Zukunftskonzept <strong>Wasser</strong>“ hat sich das<br />
Karlsruher Institut für Technologie 2012 eindeutig<br />
zu einem institutsübergreifenden Schwerpunktthema<br />
bekannt, das den Bogen von der universitären Forschung<br />
hin zur Großforschung spannt. In Bild 1 ist eine<br />
Übersicht zur <strong>Wasser</strong>forschung am KIT gegeben. Ein<br />
zentrales Element bildet die Prozessforschung sowohl<br />
in natürlichen aquatischen Systemen als auch in<br />
technischen Reaktoren zur <strong>Wasser</strong>behandlung und/<br />
oder <strong>Abwasser</strong>reinigung. Aus Sicht des Bereichs <strong>Wasser</strong>chemie<br />
und <strong>Wasser</strong>technologie am Engler-Bunte-Institut<br />
(EBI) ist dies ein wichtiger Schritt, da zusehends<br />
erkannt wird, dass das biogeochemische Prozessverständnis<br />
fundamental für das Management der <strong>Wasser</strong>qualität<br />
in allen <strong>Wasser</strong>körpern ist.<br />
Ein weiteres Element des KIT-Zukunftskonzepts ist<br />
die Entwicklung und der Einsatz von mathematischnumerischen<br />
und physikalischen Modellen, um auf der<br />
einen Seite die Prozesse besser zu verstehen und auf der<br />
anderen Seite die Vorhersagefähigkeit im Bereich des<br />
<strong>Wasser</strong>ressourcenmanagements weiterzuentwickeln.<br />
Ins gesamt sind rund 10 Arbeitsgruppen am KIT vollständig<br />
oder zum Teil mit den in Bild 1 abgebildeten<br />
Themen beschäftigt.<br />
Bild 1. Übersicht zur <strong>Wasser</strong>forschung am KIT (aus dem KIT-<br />
Zukunftskonzept <strong>Wasser</strong>).<br />
Lehre<br />
Die Studierendenzahlen in den Studiengängen „Bioingenieurwesen“<br />
und „Chemieingenieurwesen und Verfahrenstechnik“<br />
sind gleichbleibend hoch, die Anfängerzahlen<br />
liegen insgesamt bei ca. 300 Studierenden.<br />
Der Lehrstuhl für <strong>Wasser</strong>chemie und <strong>Wasser</strong>technologie<br />
bietet neben der Pflichtlehre in der Grundlagenfächern<br />
(„Allgemeine Chemie und Chemie in<br />
wässrigen Lösungen“, Vorlesung mit Übungen und<br />
Praktikum) Lehrveranstaltungen mit Schwerpunkten in<br />
<strong>Wasser</strong>chemie und <strong>Wasser</strong>technologie, weitere Spezialvorlesungen,<br />
Übungen und Praktika sowie Exkursionen<br />
zu Ver- und Entsorgungsunternehmen an.<br />
Viele Studierenden sind aktiv in die Forschung im<br />
Rahmen von Bachelor-, Studien- und Masterarbeiten<br />
sowie über die Anstellung als studentische Hilfskräfte<br />
integriert.<br />
Internationale Kooperationen in Forschung<br />
und Lehre<br />
Im Rahmen des Austauschprogramms für Doktoranden<br />
und Postdoktoranden „Verständnis und Beherrschung<br />
komplexer Systeme (ZOIV Programm)“ zwischen der<br />
Moskauer Staatlichen Lomonosov-Universität und dem<br />
KIT arbeitet Alexandr Kondrakov aus Moskau seit Mai<br />
2011 an der Modellbildung für Abbaukinetiken bei der<br />
TiO 2 Photokatalyse. Im letzten Jahr war darüber hinaus<br />
Dr. Alexey Ignatev von der Lomonosov-Universität für<br />
ein halbes Jahr am Lehrstuhl und hat zusammen mit<br />
Herrn Kondrakov das Thema vorangetrieben.<br />
Bis zum Sommer 2012 hat Dr. Marios Drosos von der<br />
Universität Ioannina, Griechenland, im Rahmen seines<br />
Stipendiums der Bodassaki-Stiftung als Gastwissenschaftler<br />
an unserem Institut zur Wechselwirkung von<br />
natürlichen organischen Stoffen (NOM) und pharmazeutischen<br />
Wirkstoffen gearbeitet.<br />
Vom 24. bis 26. September 2012 fand der GDCh-<br />
Fortbildungskurs 349/11 „Praxisgerechte <strong>Wasser</strong>beurteilung“<br />
statt. Dieser Kurs wird gemeinsam mit den Professoren<br />
M. Jekel (TU Berlin) und E. Worch (TU Dresden)<br />
jährlich veranstaltet. Prof. F. H. Frimmel und Dr. G. Abbt-<br />
Braun sind von Seiten des EBI beteiligt. Im letzten Jahr<br />
wurde er an der TU Berlin vom Kollegen M. Jekel ausgerichtet,<br />
2013 wird der Kurs in Karlsruhe stattfinden.<br />
Seit 2002 wird von Thomas Neu (UFZ), Cristian Picioreanu<br />
(TU Delft), Michael Kühl (Universität Kopenhagen)<br />
Juni 2013<br />
726 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Ausbildung – Lehre und Forschung<br />
FACHBERICHTE<br />
und Harald Horn (KIT) in jedem Jahr der „Advanced Biofilm<br />
Course“ für Doktoranden und Postdoktoranden<br />
jeweils in Magdeburg, Delft, Helsingør und jetzt in Karlsruhe<br />
veranstaltet. Im letzten Jahr fand der Kurs mit 15<br />
internationalen Teilnehmern vom 8. bis 13. Oktober am<br />
EBI statt, er wurde von der DVGW-Forschungsstelle<br />
organisiert. In der Biofilmszene hat der Kurs eine hohe<br />
Reputation, sodass in der Regel mehr Anmeldungen als<br />
Plätze vorhanden sind. Ein wesentlicher Grund dafür ist<br />
die Praxisnähe des Kurses. So werden am Vormittag<br />
bildgebende Verfahren theoretisch besprochen, am<br />
Nachmittag können die Teilnehmer dann direkt an den<br />
Geräten arbeiten und 3D-Bilder ihrer mitgebrachten<br />
Biofilme machen. Im Jahr 2013 wird der Kurs an der<br />
TU Delft stattfinden.<br />
Promotionen<br />
Angela Klüpfel hat ihre Promotion mit dem Thema<br />
„Nanofiltration bei der Aufbereitung von Trink- und<br />
Schwimmbeckenwasser – Foulingmechanismen und<br />
Rückhalt anthropogener Kontaminanten“ im Juni 2012<br />
abgeschlossen (Betreuer: Prof. Dr. F. H. Frimmel, Korreferent:<br />
Prof. Dr.-Ing. H. Nirschl). Die vorliegende Dissertation<br />
wurde durch ein Promotionsstipendium der <strong>Wasser</strong>chemischen<br />
Gesellschaft in der Gesellschaft Deutscher<br />
Chemiker (GDCh) gefördert und ist im Folgenden<br />
kurz dargestellt (Auszug aus VOM WASSER, 110 (3),<br />
2012). Die vollständige Arbeit kann im Rahmen der Institutsschriftenreihe<br />
„Schriftenreihe Bereich <strong>Wasser</strong>chemie<br />
und <strong>Wasser</strong>technologie, Engler-Bunte-Institut am<br />
Karlsruher Institut für Technologie“, Band 56, bezogen<br />
werden.<br />
Nanofiltration bei der Aufbereitung von Trink- und<br />
Schwimmbeckenwasser – Foulingmechanismen<br />
und Rückhalt anthropogener Kontaminanten<br />
<br />
A. Klüpfel<br />
Die Arbeit leistet einen Beitrag zum grundlegenden<br />
Verständnis der Faktoren, die den Fluxrückgang und<br />
den Rückhalt organischer Belastungsstoffe bei der<br />
Nanofiltration (NF) beeinflussen. Dafür wurde in systematischen<br />
Versuchen das Filtrationsverhalten ausgewählter<br />
NF-Membranen bei unterschiedlichen Betriebsbedingungen<br />
verglichen und die entstandenen Deckschichten<br />
einer umfangreichen Charakterisierung<br />
unterzogen. Erstmals wurden im Rahmen dieser Arbeit<br />
NF-Langzeitversuche zum Rückhalt von Desinfektionsnebenprodukten<br />
(DNP) und ihrer Vorläuferverbindungen<br />
in der Schwimmbeckenwasseraufbereitung (SBWA)<br />
durchgeführt. Aufbauend auf den experimentellen<br />
Ergebnissen wurde mit Hilfe von Modellrechnungen<br />
das Potenzial der NF in der Aufbereitung von Schwimmbeckenwasser<br />
als neuem Anwendungsfeld ermittelt.<br />
In Versuchen mit ausgewählten Modellsubstanzen<br />
zeigte sich die NF geeignet für die Entfernung anthropogener<br />
Spurenstoffe wie Pestizide oder pharmazeutisch<br />
aktive Substanzen in der Trinkwasseraufbereitung.<br />
Bei Filtration natürlicher Wässer zur Entfernung organischer<br />
Spurenstoffe können jedoch sowohl die <strong>Wasser</strong>matrix<br />
als auch die Zugabe von Stoffen zur Optimierung<br />
der Aufbereitung (z. B. Antiscalants) den Rückhalt der<br />
Kontaminanten ändern, indem sie beispielsweise elektrostatische<br />
Wechselwirkungen zwischen Membran und<br />
gelöster Substanz beeinflussen. Für die Dimensionierung<br />
einer Aufbereitungsanlage sollte der zu erwartende<br />
Rückhalt unter genauer Berücksichtigung der<br />
Substanzeigenschaften, Rohwasserzusammensetzung<br />
und Betriebsbedingungen bestimmt werden. Auch der<br />
Effekt eines Reinigungsmittels muss in einem konkreten<br />
Anwendungsfall berücksichtigt werden.<br />
Weiterhin erwies sich die NF in den im Rahmen dieser<br />
Arbeit durchgeführten Untersuchungen im Labormaßstab<br />
als vielversprechendes Verfahren für die Entfernung<br />
von DNP und ihrer Vorläuferverbindungen in<br />
der Schwimmbeckenwasseraufbereitung. Die experimentell<br />
und rechnerisch ermittelten Ergebnisse und<br />
Überlegungen liefern eine wertvolle Grundlage für die<br />
Konzipierung einer Anlage im Pilotmaßstab, mit deren<br />
Hilfe das vorgeschlagene Aufbereitungskonzept für ein<br />
ganzes Schwimmbecken eingesetzt werden soll. Hierbei<br />
sollen insbesondere die Ergebnisse hinsichtlich des<br />
Membranfoulings, des <strong>Wasser</strong>verbrauchs und der Entwicklung<br />
der DNP-Konzentration im Beckenwasser verifiziert<br />
werden.<br />
1.2 In Arbeit befindliche, im Jahre 2012<br />
abgeschlossene und neu begonnene<br />
Forschungsprojekte<br />
Durch den Wechsel in der Leitung des Lehrstuhls und<br />
der DVGW-Forschungsstelle, Bereich <strong>Wasser</strong>chemie und<br />
<strong>Wasser</strong>technologie, hat sich die Ausrichtung der Forschung<br />
etwas verschoben. Die aktuellen Schwerpunkte<br />
im Bereich <strong>Wasser</strong>chemie und <strong>Wasser</strong>technologie sind<br />
""<br />
<strong>Wasser</strong>chemie und <strong>Wasser</strong>qualität,<br />
""<br />
<strong>Wasser</strong>technologie (Membranfiltration und AOP),<br />
""<br />
Biologische <strong>Abwasser</strong>reinigung (Biofilmverfahren),<br />
""<br />
Bildgebende Verfahren an biologischen Grenzflächen.<br />
Die einzelnen Forschungsbereiche sind einem oder<br />
mehreren Postdoktoranden zugeordnet, dies ist detaillierter<br />
im Internetauftritt des Lehrstuhls und/oder der<br />
DVGW-Forschungsstelle aufgeführt (http://wasserchemie.ebi.kit.edu).<br />
Neu ist unstrittig die Ausrichtung hin<br />
zu den biologischen Verfahren in der <strong>Abwasser</strong>reinigung.<br />
Sie ergibt sich auch aus der Kompetenz im Bereich<br />
der biologischen Grenzflächen. Unabhängig von diesem<br />
neuen Schwerpunkt im Bereich <strong>Wasser</strong>chemie und<br />
<strong>Wasser</strong>technologie am EBI wird aus den im Folgenden<br />
dargestellten laufenden Forschungsprojekten deutlich,<br />
dass eine große Breite von relevanten Fragen der Was-<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 727
FACHBERICHTE Ausbildung – Lehre und Forschung<br />
serqualität in technischen und natürlichen Systemen<br />
bearbeitet wird. Die Projekte reichen dabei von sehr<br />
fundamentalen Fragestellungen im Bereich der Stoffumsetzung<br />
bis hin zu Anwendungen für die Aufbereitung<br />
von z. B. Brackwasser in Jordanien oder Prozesswasser<br />
aus der Schlammentwässerung auf kommunalen<br />
Kläranlagen in Europa.<br />
Die Projekte wurden 2012 vom Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung (BMBF), durch die Deutsche<br />
Forschungsgemeinschaft (DFG), das Land Baden-Württemberg<br />
(ZOIV Programm), vom Bayerischen Landesamt<br />
für Umwelt, durch den Deutschen Verein des Gasund<br />
<strong>Wasser</strong>faches (DVGW) und andere Institutionen<br />
oder industrielle Partner gefördert.<br />
Visualisierung der Mesoskala von Biofilmen<br />
mittels optischer Kohärenztomographie<br />
Michael Wagner, Förderung: Helmholtz <strong>Wasser</strong> Allianz<br />
Biofilme sind die bevorzugte Lebensform von Mikroorganismen<br />
sowohl an Grenzflächen in der aquatischen<br />
Umwelt als auch in der Technosphäre. Die Gemeinschaft<br />
der Mikroorganismen (z. B. Bakterien, Pilze) bildet ein<br />
dreidimensionales Netzwerk aus extrazellulären polymeren<br />
Substanzen (EPS). Es hat sich gezeigt, dass ein<br />
detaillierteres Verständnis der Biofilm-Struktur zu einem<br />
besseren Verständnis der Funktion von Biofilmen führt.<br />
Unterschiedlichste Methoden zur Charakterisierung<br />
der Biofilm-Struktur sind verfügbar. Bevorzugt werden<br />
Fluoreszenzmethoden wie die konfokale Laser-Scanning-Mikroskopie<br />
(CLSM) zur räumlichen Abbildung<br />
fluoreszenzmarkierter Matrix-Komponenten eingesetzt.<br />
Auf der Mikroskala (µm-Bereich) wird so hochaufgelöst<br />
die Verteilung bestimmter Bestandteile wie EPS-Glykokonjugate,<br />
Proteine oder Bakterien abgebildet.<br />
Bild 2. OC-Tomogramm eines heterotrophen <strong>Abwasser</strong>biofilms kultiviert<br />
unter laminaren Strömungsbedingungen. Gezeigt sind die dreidimensionale<br />
Rekonstruktion (a; 4×4×1,6 mm³), eine Serie einzelner<br />
optischer Schnitte in xz-Richtung (b; 4×1,6 mm²) sowie der Verlauf<br />
der Porosität – innerhalb der visualisierten Biofilm-Struktur (c).<br />
Mit der optischen Kohärenztomographie (OCT) steht<br />
der Biofilm-Forschung seit Kurzem ein neues bildgebendes<br />
Verfahren zur Verfügung. Bei der OCT handelt es<br />
sich um ein interferometrisches Verfahren, welches die<br />
Reflexion des eingestrahlten Lichtes an partikulären<br />
Bestandteilen der Biofilm-Matrix analysiert und visualisiert.<br />
Anorganische und organische Stoffe sowie Hohlräume<br />
werden somit auf der Mesoskala (mm-Bereich)<br />
nachweisbar und erlauben Rückschlüsse auf Transportwege<br />
sowohl an der Grenzschicht zur Flüssigphase<br />
(bulk-biofilm-interface) als auch innerhalb der Biofilm-<br />
Struktur. Das Verfahren ist nich-invasiv und kann in situ<br />
angewendet werden. Mit dem OCT werden repräsentative<br />
Volumina von bis zu 10 × 10 × 2,85 mm³ mit Auflösungen<br />
≤ 20 µm abgebildet. Entscheidend ist die enorm<br />
hohe Aufnahmegeschwindigkeit von unter einer<br />
Minute für ein Volumen dieser Größe und Auflösung.<br />
Damit stellt die OCT eine Alternative zu anderen tomographischen<br />
Verfahren wie der Magnetresonanztomographie<br />
dar und kann ergänzend zu mikroskopischen<br />
Methoden wie der CLSM eingesetzt werden.<br />
In Bild 2 ist ein OC-Tomogramm eines heterotrophen<br />
<strong>Abwasser</strong>biofilm gezeigt. Deutlich zu erkennen ist<br />
die Heterogenität der Biofilm-Struktur ((a) und b)), die<br />
sich aus Biomasse-Aggregaten unterschiedlicher Größe<br />
sowie Struktur zusammensetzt und unverkennbar<br />
Hohlräume enthält (c)), die prinzipiell konvektiven<br />
Stofftransport erlauben und die Versorgung des Basisbiofilms<br />
mit Substraten und Nährstoffen erklären können.<br />
Populationsdynamik in Deammonifikations-Reaktoren<br />
zur kommunalen <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Eva M. Gilbert, Förderung: Deutsche Bundesstiftung<br />
Umwelt (DBU)<br />
Durch die Kombination von aerober (Nitritation) und<br />
anaerober Ammoniumoxidation kann Ammonium rein<br />
autotroph in Luftstickstoff umgewandelt werden<br />
(Deammonifikation). Dabei ist im Gegensatz zur konventionellen<br />
Ammoniumelimination (Nitrifikation/<br />
Denitrifikation) kein Kohlenstoff notwendig, die beteiligten<br />
Mikroorganismen fixieren Kohlendioxid für ihren<br />
Zellaufbau.<br />
Aufgrund der Einsparung bei organischem Kohlenstoff<br />
und deutlich geringerem Sauerstoffbedarf würde<br />
ein Einsatz im Hauptstrom der kommunalen <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
deren Kosten und die Klimabilanz deutlich<br />
verbessern. Die Übertragung der Deammonifikation auf<br />
die Bedingungen der kommunalen <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
im Vergleich zum Einsatz bei der Prozesswasserbehandlung<br />
(im Nebenstrom) ist in erster Linie eine Adaption<br />
auf niedrige Temperaturen. Dabei erschwert das<br />
verlangsamte Wachstum die Kultivierung aerober und<br />
anaerober ammoniumoxidierende Bakterien. Gleichzeitig<br />
begünstigt verbesserter Sauerstoffübergang das<br />
Wachstum störendender nitritoxidierender Bakterien.<br />
Juni 2013<br />
728 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Ausbildung – Lehre und Forschung<br />
FACHBERICHTE<br />
Der Fokus dieses Projektes liegt auf dem Verständnis<br />
des mikrobiologischen Zusammenspiels bei niedrigen<br />
Temperaturen. In Batchexperimenten und Laborreaktoren<br />
werden verfahrenstechnische Ansätze zur Hemmung<br />
von nitritoxidierender Bakterien untersucht.<br />
Durch mikrobiologische Untersuchungen und Messungen<br />
der Kinetik wird begleitend das Wachstum der<br />
einzelnen Mikroorganismen verfolgt. Das Ziel ist die<br />
Bewertung verschiedener Betriebsstrategien im Hinblick<br />
auf die Kultivierung aerober und anaerober ammoniumoxidierender<br />
und der Unterdrückung störender<br />
nitritoxidierender Bakterien.<br />
Stability and Interactions of Engineered<br />
Nanoparticles (ENP) in Aqueous Matrices (SIENA)<br />
Markus Delay, Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />
(DFG)<br />
Der zunehmende Einsatz von synthetischen Nanopartikeln<br />
(engineered nanoparticles, ENP) in unterschiedlichen<br />
Bereichen führt dazu, dass diese schließlich in die<br />
(aquatische) Umwelt gelangen. Bislang ist aber wenig<br />
darüber bekannt, wie sich ENP in wässrigen Systemen bei<br />
unterschiedlichen physikalisch-chemischen Randbedingungen<br />
(pH-Wert, Ionenstärke, Konzentration und Qualität<br />
von gelöster organischer Materie [NOM]) verhalten.<br />
In dem seit Mitte 2011 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
(DFG) geförderten Projekt werden<br />
unterschiedliche ENP (hauptsächlich Silber-Nanopartikel,<br />
n-Ag) charakterisiert und ihre Stabilität sowie<br />
ihre Wechselwirkungen mit (natürlichen) organischen<br />
und anorganischen Stoffen in wässrigen Modell- und<br />
Realsystemen untersucht.<br />
In den bisherigen Untersuchungen konnte gezeigt<br />
werden, dass vor allem die im <strong>Wasser</strong> gelöste NOM<br />
einen signifikanten Einfluss auf die Stabilität der n-Ag-<br />
Suspensionen aufweist. Bei einer Erhöhung der Ionenstärke<br />
führte die Anwesenheit von NOM in der Regel zu<br />
einer Stabilisierung von n-Ag-Suspensionen im Vergleich<br />
zu Suspensionen ohne NOM. Dies ist darauf<br />
zurückzuführen, dass sich NOM an die Nanopartikel<br />
anlagert, diese unter anderem sterisch stabilisiert und<br />
somit ihrer Agglomeration entgegenwirkt.<br />
Die erzielten Ergebnisse tragen dazu bei, das<br />
Umweltverhalten von Nanopartikeln besser zu verstehen<br />
und in Abhängigkeit von den physikalisch-chemischen<br />
Rahmenbedingungen abschätzen zu können.<br />
Sorption magnetischer Nanopartikel an<br />
suspendierter Biomasse und Biofilmen<br />
Maria Pia Herrling, Susanne Lackner, Förderung:<br />
Kompetenzbereich Erde und Umwelt am KIT (STUB)<br />
Magnetische Nanopartikel (MNP) sind aufgrund ihrer<br />
besonderen physikalischen und chemischen Eigenschaften<br />
für verschiedene Branchen von Interesse und<br />
bergen ein großes Zukunftspotenzial. Sie finden unter<br />
anderem in der Biotechnologie, Biomedizin und<br />
Bild 3. MRI MSME Image (Multi Slice Multi Echo), A: Schlamm der<br />
Fraktion 250 bis 500 µm, B (Kontraständerung): Schlamm der Fraktion<br />
250 bis 500 µm für t = 60 h mit MNP (25 nm, Konzentration<br />
0,05 g/L) behandelt.<br />
Umweltsanierung Anwendung. Durch den verstärkten<br />
Einsatz von Nanomaterialen (NM) in der Industrie<br />
kommt es zu einem zunehmenden Eintrag in die<br />
Umwelt. Kläranlagen gehören zu den wichtigsten Senken<br />
für NM im <strong>Wasser</strong>kreislauf. Heutzutage werden<br />
nicht nur Belebtschlammsysteme, sondern auch Biofilme<br />
vermehrt zur biologischen <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
eingesetzt. Nach dem neuesten Kenntnisstand stellt die<br />
Biomasse in Kläranlagen einen Sorbens für Nanopartikel<br />
(NP) jeglicher Art dar und kann so den Eintrag in den<br />
Vorfluter verhindern. Das Ziel der Arbeit ist es, die<br />
grundlegenden Mechanismen zwischen MNP und Biomasse<br />
aus der <strong>Abwasser</strong>reinigung sowie deren Effekte<br />
und Schicksal in technischen Prozessen zu untersuchen.<br />
Zur Analyse der MNP in der lebenden Biomasse werden<br />
zwei nicht-invasive Methoden kombiniert: die Magnetische<br />
Suszeptibilitätswaage (Magnetic Susceptibility<br />
Balance, MSB) und die Bildgebung mittels magnetischer<br />
Resonanz (Magnetic Resonance Imaging, MRI). Die<br />
Sorption der MNP an Biomasse kann mithilfe der MRI<br />
nicht-invasiv und in situ abgebildet werden, siehe<br />
Bild 3. Mithilfe dieser Methoden soll das Verhalten von<br />
Magnetit-Nanopartikeln (Fe 3 O 4 ) unter Berücksichtigung<br />
von Kontaktzeit, pH-Wert, Partikelgröße und Oberflächenfunktionalisierung<br />
näher untersucht werden. Die<br />
Oberflächenfunktionalisierung kann beispielsweise<br />
dazu eingesetzt werden, den Stofftransport zu verfolgen<br />
und die physiologische Struktur der Biomasse zu<br />
erschließen.<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 729
FACHBERICHTE Ausbildung – Lehre und Forschung<br />
Bild 4. Normierte<br />
CBZ-<br />
Konzentration<br />
in Abhängigkeit<br />
von der<br />
Bestrahlungszeit,<br />
ρ0(CBZ) =<br />
10 mg/L.<br />
Photokatalyse von Bisphenol A mit Titandioxid –<br />
Untersuchungen zur Abbaukinetik und zum<br />
Abbaumechanismus<br />
Alexandr Kondrakov, Alexey Ignatev, Fritz H. Frimmel,<br />
Förderung: Zukunftsoffensive (ZOIV), Land Baden-<br />
Württemberg<br />
Die jährliche Produktionsmenge von Bisphenol A (BPA)<br />
beträgt weltweit mehr als drei Millionen Tonnen. Es wird<br />
als Ausgangsstoff für die Synthese unterschiedlicher<br />
Polymere eingesetzt, wie beispielsweise bei Polycarbonaten,<br />
Epoxidharzen und Additiven. Viele dieser Kunststoffe<br />
werden zur Verpackung von Lebensmitteln und<br />
anderen Gebrauchsgegenständen eingesetzt. Die<br />
gesundheitliche Relevanz von BPA, dessen östrogene<br />
Wirkung in zahlreichen Studien beschrieben wurde, ist<br />
bedingt durch die Freisetzung von BPA aus diesen Materialien.<br />
Die Photokatalyse gehört zu der Gruppe der<br />
„Advanced oxidation processes (AOP)“ und stellt ein<br />
hocheffizientes, umweltfreundliches Verfahren zum<br />
Abbau von schwer abbaubaren Stoffen dar. Allerdings<br />
ist der Abbaumechanismus von BPA in wässrigen Lösungen<br />
derzeit nur unzureichend aufgeklärt. Die Untersuchungen<br />
wurden mit Titandioxid als Katalysator ausgeführt,<br />
und die Zwischen- und Abbauprodukte wurden<br />
mittels HPLC/MS-MS und GC/MS bestimmt. Im Vergleich<br />
dazu wurden die kinetischen Daten mit den Ergebnissen<br />
der direkten Photolyse verglichen.<br />
Photokatalytischer Abbau von Carbamazepin an<br />
Pt-dotiertem TiO 2 : Einfluss von natürlicher organischer<br />
Materie und Metallionen<br />
Meijie Ren, Fritz H. Frimmel, Förderung: China Scholarship<br />
Council (CSC)<br />
Carbamazepin (CBZ) gelangt durch den Einsatz als<br />
Antiepileptikum in natürliche aquatische Systeme und<br />
weist dort eine große Persistenz auf. In der <strong>Wasser</strong>aufbereitungstechnik<br />
haben sich photokatalytische Verfahren<br />
als äußerst vielversprechend erwiesen, um CBZ und<br />
andere pharmazeutisch wirksame Substanzen aus der<br />
<strong>Wasser</strong>phase zu entfernen. Bei den dabei ablaufenden<br />
Redox-Reaktionen spielen sowohl die im <strong>Wasser</strong> gelöste<br />
natürliche organische Materie (NOM) wie auch Metallionen<br />
(MI) eine wichtige Rolle.<br />
In dieser Arbeit wurde gezielt der Einfluss dieser<br />
Parameter auf den photokatalytischen Abbau von CBZ<br />
untersucht; als Photokatalysator wurde Pt-dotiertes<br />
TiO 2 (Pt-TiO 2 ) eingesetzt. Mit Pt-TiO 2 konnte in Reinstwasser<br />
ein guter Abbau von CBZ festgestellt werden;<br />
nach 2 h Bestrahlung wurden rund 90 % abgebaut und<br />
etwa 50 % vollständig mineralisiert (r(TiO 2 ) = 1 g/L,<br />
r(CBZ) = 10 mg/L, pH = 6,3). Die Zugabe von NOM (Hohlohsee/Nordschwarzwald)<br />
führte zu einer Verminderung<br />
der Abbauleistung, was durch die Deaktivierung<br />
des Photokatalysators durch Beladung mit NOM sowie<br />
Radikalfänger- und Filtereffekte zu erklären ist. Bei Erhöhung<br />
der Konzentration von gelöstem organischen<br />
Kohlenstoff von r(DOC) = 1,6 mg/L auf 16,5 mg/L<br />
konnte ferner festgestellt werden, dass sich die Abbaukinetik<br />
von einer pseudo-ersten Ordnung hin zu einer<br />
Abbaukinetik nullter Ordnung verschiebt (Bild 4).<br />
In Abwesenheit von NOM hatte die Zugabe von Zn 2+<br />
keinen Einfluss auf die Abbauleistung von CBZ, wohingegen<br />
Fe 3+ und Ca 2+ diese leicht herabsetzten. In Anwesenheit<br />
von NOM führte eine Zugabe der erwähnten MI<br />
generell zu einer besseren Abbauleistung als bei reinem<br />
NOM.<br />
Der dynamische Kapillarsaum (Dynamic Capillary<br />
Fringes) – ein multidisziplinärer Denkansatz:<br />
Teilprojekt 5: Refraktäre organische Substanzen<br />
im Kapillarsaum: ihre Dynamik, Gradienten und<br />
Reaktionen<br />
Norman Hack, Gudrun Abbt-Braun, Fritz H. Frimmel,<br />
Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)<br />
Aufgrund der großen Verbreitung synthetischer organischer<br />
Mikroverunreinigungen ist das Verhalten der<br />
Substanzen und ihre biologische Abbaubarkeit in gesättigten<br />
und ungesättigten Bereichen des Bodens von<br />
erheblicher Bedeutung. Es wird erwartet, dass der<br />
Bereich des Kapillarsaums (gesättigte bis ungesättigte<br />
Zone) eine hohe biologische Aktivität beim Abbau der<br />
Schadstoffe aufweist.<br />
In „Teilprojekt 5“ der DFG-Forschergruppe DyCAP<br />
werden Stofftransport und die biologische Abbaubarkeit<br />
ausgewählter organischer Modellsubstanzen<br />
(Phenol, Salicylsäure, Benzolsulfonsäure, Iomeprol) im<br />
Kapillarsaum untersucht.<br />
Dazu werden Experimente in unterschiedlichen<br />
Reaktoren (Batch, Säule und Helle-Shaw-Zelle, jeweils<br />
gefüllt mit Quarzsand definierter Korngröße (200 bis<br />
600 µm)), durchgeführt. Es zeigt sich, dass die biologische<br />
Abbaubarkeit der Schadstoffe deutlich von<br />
der <strong>Wasser</strong>sättigung abhängt. So ergibt sich bereits bei<br />
Juni 2013<br />
730 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Ausbildung – Lehre und Forschung<br />
FACHBERICHTE<br />
einer <strong>Wasser</strong>sättigung unterhalb 60 % eine deutliche<br />
Abnahme der biologischen Aktivität der Mikroorganismen.<br />
Application of Anaerobic Ammonium Oxidation in<br />
Mainstream Municipal Wastewater Treatment<br />
(MAnAmO)<br />
Susanne Lackner, Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />
(DFG)<br />
Nitritation wird in Kombination mit anaerober Ammoniumoxidation<br />
(Anammox) als kosteneffizientes Verfahren<br />
heute schon vermehrt bei der Behandlung von Prozesswässern<br />
(Ammoniumkonzentrationen > 500 mg-<br />
Nl-1 und Temperaturen um die 30 °C) aus der kommunalen<br />
Schlammentwässerung untersucht.<br />
Das Hauptziel dieses Projektes ist, die Anwendung<br />
des Nitritation-Anammox-Konzepts auf niedrige Temperaturen<br />
und niedrige Substratkonzentrationen zu<br />
erweitern. Der Schlüssel zur erfolgreichen Umsetzung<br />
liegt dabei einerseits in der Stabilisierung der Anammox-Reaktion<br />
und andererseits in der Minimierung<br />
ungewollter Nitritoxidation. Um ein tieferes Systemverständnis<br />
zu erhalten, werden verfahrenstechnische<br />
Ansätze zur Optimierung des Reaktorbetriebs mit<br />
molekularbiologischen Untersuchung der Biomasse<br />
kombiniert.<br />
Transport und Verbleib von Fäkalkeimen in<br />
Fließgewässern nach Mischwasserentlastungen<br />
(PATHISAR)<br />
Harald Horn, Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />
(DFG)<br />
Das DFG Projekt wurde bereits an der TU München<br />
bearbeitet, wo es mit dem Kollegen Peter Rutschmann<br />
(<strong>Wasser</strong>bau) gemeinsam beantragt wurde. Die Doktorandin<br />
Evelyn Walters wird ihre experimentellen Arbeiten<br />
in München abschließen. Sie hat sich intensiv mit<br />
den Absterbekinetiken für Escherichia coli und intestinale<br />
Enterokokken in Fließgewässern beschäftigt.<br />
Dabei standen die Wechselwirkungen der fäkalen Indikatorbakterien<br />
mit der partikulären Fracht und dem<br />
benthischen Biofilm im Vordergrund. In Karlsruhe werden<br />
die experimentellen Daten genutzt, um modellhaft<br />
die verschiedenen Einflüsse (Inaktivierung, Sedimentation,<br />
UV-Licht, Prädatoren) auf den Verbleib der<br />
fäkalen Indikatorbakterien in Fließgewässern abzubilden.<br />
1.3. Aus der Tätigkeit der DVGW-Forschungsstelle,<br />
Bereich <strong>Wasser</strong>chemie und <strong>Wasser</strong>technologie<br />
Die Schwerpunkte der Arbeiten lagen im Jahr 2012 bei<br />
den folgenden Projekten aus dem Bereich der <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
durch Membranverfahren und der Untersuchung<br />
der gebildeten Biofilme, der biologischen<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung sowie bei Untersuchungen zur<br />
Gewässergüte:<br />
Wissenschaftliche Betreuung des Pilotvorhabens<br />
„Deammonifikation“ auf der ZKA Ingolstadt<br />
Susanne Lackner, Förderung: Bayerisches Landesamt<br />
für Umwelt<br />
Bei der Deammonifikation wird die Nitritation (biologische<br />
Oxidation von Ammonium zu Nitrit) mit der anaeroben<br />
Ammoniumoxidation (Umwandlung von Ammonium<br />
und Nitrit zu gasförmigem Stickstoff) zu komplett<br />
autotropher Stickstoffelimination kombiniert. Dieser<br />
Prozess wurde vor mehr als 10 Jahren bei der Be -<br />
handlung hochstickstoffhaltiger Abwässer (> 500 mg/L<br />
NH4 + -N), wie sie beispielsweise auch während der Faulschlammentwässerung<br />
auf kommunalen Kläranlagen<br />
anfallen können, entdeckt.<br />
Das Verfahren ist wirtschaftlich sehr interessant, weil<br />
eine zusätzliche Kohlenstoffquelle zur Stickstoffentfernung<br />
wie bei der klassischen Denitrifikation nicht mehr<br />
nötig ist, bis zu 60 % an Belüftungsenergie eingespart<br />
werden kann und die Überschussschlammproduktion<br />
geringer ist.<br />
Viele der existierenden großtechnischen Anlagen<br />
zur Deammonifikation haben aber oft noch mit wiederkehrenden<br />
Betriebsstörungen zu kämpfen. Auch sind<br />
großtechnische Betriebserfahrungen noch limitiert.<br />
Auf der ZKA Ingolstadt wurde daher ein Pilotvorhaben<br />
realisiert, um gezielt Erkenntnisse über den Betrieb<br />
von Deammonifikationsanlagen zu gewinnen. Dabei<br />
wurde die bestehende Prozesswasserbehandlung der<br />
Kläranlage Ingolstadt in 2 von 3 Sequencing Batch Reaktoren<br />
(Bild 5) von konventioneller Nitrifikation/Denitrifikation<br />
auf die Deammonifikation umgestellt. Im Fokus<br />
stand dabei die Entwicklung einer geeigneten Inbetriebnahmestrategie<br />
zur schnellen Umsatzsteigerung<br />
der Deammonifikation ausgehend von geringen Impfschlammmengen.<br />
Bild 5. Foto der SBR-Anlage zur Prozesswasserbehandlung auf der<br />
ZKA Ingolstadt. SBR 2 und 3 (links) und Vorlagebehälter (rechts).<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 731
FACHBERICHTE Ausbildung – Lehre und Forschung<br />
Partner in dem Projekt sind die Zentralkläranlage<br />
Ingolstadt, das Ingenieurbüro Dr.-Ing. Schreff (Irschenberg)<br />
und die Ingenieurgesellschaft Dr.-Ing. Steinle<br />
(Weyarn).<br />
Charakterisierung des (Bio)Fouling im Feedspacer<br />
von Wickelmodulen mittels Membran-Fouling-<br />
Simulator (MFS)<br />
Stephanie West, Michael Wagner, Förderung: Deutscher<br />
Verein des Gas und <strong>Wasser</strong>fachs (DVGW)<br />
Beim Betrieb von Membranwickelmodulen zur <strong>Wasser</strong>aufbereitung,<br />
wie der Umkehrosmose (RO) und Nanofiltration<br />
(NF), bereitet neben der Deckschichtbildung auf<br />
der Membran vor allem das (Bio)Fouling im Feedspacer<br />
beträchtliche Probleme. Die Biofilmentwicklung führt<br />
zu einer signifikanten Erhöhung des Reibungswiderstandes<br />
und somit zu einem Druckverlust über die<br />
Länge des Feedspacerkanals.<br />
Um Fragen hinsichtlich Bildung, Entfernung und Vermeidung<br />
von (Bio)Fouling in Wickelmodulen detaillierter<br />
zu klären, wurde ein Membran-Fouling-Simulator (MFS)<br />
im Labormaßstab betrieben. Dieser ist in seinen hydraulischen<br />
Eigenschaften einem Wickelmodul nachempfunden<br />
und erlaubt Experimente unterschiedlichster Konfigurationen<br />
hinsichtlich Substratzusammensetzung des<br />
Zulaufs, Fließgeschwindigkeit des Zulaufs, Spacergeometrie<br />
sowie Betriebs- und Transmembrandruck.<br />
Die lichtmikroskopische Aufnahme in Bild 6 zeigt,<br />
dass das Biofilmwachstum in den Kreuzungspunkten<br />
der Spacerfasern beginnt. Nach 168 h Versuchszeit zeigt<br />
die Aufnahme in Bild 6 c), dass sich der Biofilm nicht nur<br />
Bild 6. Lichtmikroskopische Aufnahmen a) Leerer Spacer (Δp = 0,1<br />
bar); b) nach t = 48 h (Δp = 0,3 bar); c) nach t = 168 h (Δp = 1,2 bar); d)<br />
nach t = 20 d (Δp = 6 bar). Der Skalierungsbalken entspricht 1 mm.<br />
in den Kreuzungspunkten, sondern in Form von filamentösen<br />
Strukturen bevorzugt auf der dem Fluss<br />
abgewandten Seite bildet. Weitergehende Untersuchungen<br />
mithilfe der optischen Kohärenztomographie<br />
(OCT) sollen tiefenaufgelöste Informationen zur<br />
Bildung der Biofilme auf den Spacern liefern.<br />
Entwicklung eines energieeffizienten <strong>Abwasser</strong>behandlungsprozesses<br />
zur verbesserten Kohlenstoff-<br />
und Stickstoff-Elimination in warmen<br />
Klimaten: Verbundprojekt Deutsch-Israelische<br />
<strong>Wasser</strong>technologie-Kooperation – ESWaT<br />
Stephanie West, Förderung: Bundesministerium für<br />
Bildung und Forschung (BMBF)<br />
Im Rahmen dieses Projektes sollen innovative Technologien<br />
zur <strong>Abwasser</strong>behandlung und Schlammdesintegration<br />
sowie die sich daraus ergebenen verfahrenstechnischen<br />
Möglichkeiten untersucht werden. Der<br />
Fokus liegt dabei auf einer anaeroben Behandlung mit<br />
immobilisierten Bakterien (israelische Partner) sowie<br />
auf der elektrokinetischen Desintegration (EBI-DVGW).<br />
Dabei soll vor allem die anaerobe Schlammbehandlung<br />
betrachtet werden. Im Gegensatz zur aeroben Behandlung<br />
kann hier Energie in Form von Biogas gewonnen<br />
werden. Erhebliche Mengen des im Schlamm vorhandenen<br />
organischen Kohlenstoffs sind für den anaeroben<br />
Abbau und die Denitrifikation nur begrenzt verfügbar.<br />
Mit dem Bau und der Erprobung von Labor- und Pilotanlagen<br />
sollen Energiebilanz und Stickstoffentfernung auf<br />
einer Kläranlage in Karmiel (Israel) optimiert werden.<br />
Untersuchungen zur elektrokinetischen Desintegration<br />
von Belebtschlamm werden im Labormaßstab bei<br />
unterschiedlichen Betriebsbedingungen durchgeführt.<br />
Evaluiert werden die Desintegrationsversuche mit<br />
schlamm- und wasserrelevanten Analysen durch weiterführende<br />
Laborexperimente.<br />
Zusätzlich zu den Laboruntersuchungen werden für<br />
weitere Kläranlagen in Deutschland standardisierte<br />
Masse- und Energiebilanzen erstellt. Die Ergebnisse aus<br />
den Bilanzierungen und den Laboruntersuchungen sollen<br />
abschließend dazu genutzt werden, die Umsetzbarkeit<br />
der untersuchten Technologien auf der Kläranlage<br />
in Karmiel zu prüfen.<br />
Das Verbundprojekt wird gemeinsam mit Partnern<br />
aus Israel und Deutschland (Galilee Society Institute of<br />
Applied Research (Israel), Mekorot (Israel), Hugo Vogelsang<br />
Maschinenbau GmbH (Germany) und TE Engineering<br />
GmbH (Germany)) durchgeführt.<br />
Sustainable Management of Available Water<br />
Resources with Innovative Technologies (SMART II)<br />
– Brackish Water Usage<br />
Florencia Saravia, Fritz H. Frimmel, Förderung: Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung (BMBF)<br />
Im Rahmen des Forschungsprojektes „SMART“ steht die<br />
Entwicklung eines übertragbaren Ansatzes für integrier-<br />
Juni 2013<br />
732 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Ausbildung – Lehre und Forschung<br />
FACHBERICHTE<br />
tes <strong>Wasser</strong>resourcenmanagement (IWRM, engl.: Integrated<br />
Water Resources Management) in der Region des<br />
unteren Jordantals im Vordergrund. Diese Region ist vor<br />
allem in den Sommermonaten von starker <strong>Wasser</strong>knappheit,<br />
aber auch von kurzen heftigen Regenereignissen<br />
geprägt. Im Teilprojekt „Technologien: Brackwassernutzung“<br />
werden das Potenzial, die Möglichkeiten<br />
sowie die Grenzen des Einsatzes von Membrantechnologien<br />
für die Aufbereitung von stark salzhaltigen<br />
Wässern auf lokaler Ebene untersucht.<br />
Hierbei werden die Mechanismen zur Bildung von<br />
Fouling/Scaling und verschiedene Methoden zu ihrer<br />
Minimierung im Labor- und Pilotmaßstab untersucht.<br />
Innovative Vorbehandlungsmethoden sowie alternative<br />
Chemikalien (beispielsweise der Einsatz biologisch<br />
abbaubarer Chemikalien und physikalischer Verfahren<br />
für die Reduzierung von Scaling) werden dabei auf ihren<br />
Einfluss auf die Membranleistung und das Rückhaltevermögen<br />
getestet (Bild 7).<br />
Um das Verfahren der Brackwasseraufbereitung zu<br />
optimieren, werden 2013 in Kooperation mit einem<br />
Industriepartner (Stulz-Planaqua GmbH, Bremen) verschiedene<br />
Membranen, innovative Vorbehandlungsstufen<br />
und Filtrationsbedingungen mit einer Pilotanlage<br />
vor Ort im unteren Jordantal getestet. Die energieeffiziente<br />
Anlage ist mit Solarpaneelen und Energierückgewinnungssystemen<br />
ausgestattet. Der für die „Vor-Ort-<br />
Untersuchungen“ ausgewählte Standort ist Karameh<br />
(ca. 40 km westlich von Amman, ca. 3 km östlich vom<br />
Jordan).<br />
Das Projekt läuft in Zusammenarbeit mit dem Institut<br />
für angewandte Geowissenschaften (KIT), dem Technologiezentrum<br />
<strong>Wasser</strong> (TZW), dem Helmholtz Zentrum<br />
für Umweltforschung (UFZ), dem Geowissenschaftlichen<br />
Zentrum, Universität Göttingen, mit Universitäten<br />
in Israel, Palästina und Jordanien, israelischen und jordanischen<br />
<strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen und Ministerien<br />
sowie deutschen Industrieunternehmen. Weitere<br />
Informationen finden sich unter http://www.iwrmsmart.org/<br />
Assessement of Nutrients, Micropollutants and<br />
fine Particles in Raw Waters and Sediments<br />
Marius Majewsky, Gudrun Abbt-Braun, Fritz H. Frimmel,<br />
Förderung: Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />
(BMBF)<br />
Der <strong>Wasser</strong>bedarf durch die stark ansteigende Bevölkerung<br />
von Brasília, Hauptstadt von Brasilien, stellt ein<br />
zukünftiges Problem dar. Der Stausee Paranoá (Oberfläche:<br />
38 km², Volumen: 4.98.10 8 m³) bietet eine Möglichkeit<br />
als zusätzliche <strong>Wasser</strong>resource zur Trinkwassergewinnung.<br />
Der See besitzt allerdings ein überwiegend<br />
urbanes Einzugsgebiet, und die zwei größten Kläranlagen<br />
Brasílias leiten in ihn ein. In den 1970er-Jahren<br />
zeigte der See starke Eutrophierungserscheinungen<br />
aufgrund der hohen Nährstoffeinleitungen aus den<br />
Bild 7. REM-Aufnahme von Carbonat-Scaling, v. l. n. r.: ohne Vorbehandlung,<br />
mit Vorbehandlung mit magnetischem Feld im niederen<br />
Frequenzbereich und mit Vorbehandlung mit magnetischem Feld im<br />
hohen Frequenzbereich.<br />
Kläranlagen, die besonders starkes Algenwachstum hervorriefen.<br />
1990 wurden die Kläranlagen mit einer zusätzlichen<br />
Phosphoreliminierung ausgestattet, was zu einer<br />
deutlichen Verbesserung der Seewasserqualität führte.<br />
In Anbetracht der rasanten Urbanisierung und auch der<br />
veränderten klimatischen Bedingungen wird ein nachhaltiger<br />
<strong>Wasser</strong>managementplan benötigt.<br />
Ziel dieses Projektes ist es, die (Trink-)<strong>Wasser</strong>qualität<br />
des Stausees Paranoá anhand ausgewählter wasserchemischer<br />
Parameter, wie z. B. gelöster organischer Kohlenstoff,<br />
Schwermetalle sowie organische Spurenstoffe,<br />
während Trocken- und Regenzeit zu beurteilen. Ein breites<br />
Spektrum von verschiedenen Verbindungen wurde<br />
dafür ausgesucht, welches u. a. Pharmaka, Röntgenkontrastmittel,<br />
Süßstoffe, perfluorierte Verbindungen und<br />
Algentoxine umfasst. Die Resultate ermöglichen eine<br />
Aufstellung und Anpassung bestehender und neuer<br />
Monitoringstrategien für die <strong>Wasser</strong>reservoire. Massenbilanzberechnungen<br />
wurden verwendet, um Langzeiteffekte<br />
und Kosten-Nutzen-Analysen von zusätzlichen<br />
Aufbereitungsmethoden, wie z. B. Membran- oder<br />
Aktivkohleverfahren, zu bewerten.<br />
Das Projekt ist Teil des IWAS AguáDF Konsortiums<br />
(<strong>Wasser</strong>Allianz Sachsen, Distrito Federal Brasília; http://<br />
www.ufz.de/iwas-achsen/index.php?de=18049).<br />
1.4 Veröffentlichungen<br />
Veröffentlichungen in „peer-reviewed“ Fachjournalen<br />
Delay, M. und Frimmel, F. H.: Nanoparticles in aquatic systems. Analytical<br />
and Bioanalytical Chemistry 402 (2012) No. 2, S. 583-592.<br />
Geißen, S., Bennemann, H., Horn, H., Krull, R. und Neumann, S.: Industrieabwasserbehandlung<br />
und -recycling – Potenziale und<br />
Perspektiven. Chemie Ingenieur Technik 84 (2012) Nr. 7, S.<br />
1005-1017.<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 733
FACHBERICHTE Ausbildung – Lehre und Forschung<br />
Kumar, A., Hille-Reichel, A., Horn, H., Dewulf, J., Lens, P. und Van Langenhove,<br />
H.: Oxygen transport within the biofilm matrix of a<br />
membrane biofilm reactor treating gaseous toluene. Journal<br />
of Chemical Technology and Biotechnology 87 (2012) No. 6,<br />
S. 751-757.<br />
Lackner S. und Horn H.: Evaluating operation strategies and process<br />
stability of a single stage nitritation-anammox SBR by use of<br />
the oxidation-reduction potential (ORP). Bioresource Technology<br />
107 (2012), S. 70-77.<br />
Lackner, S. und Smets, B.F.: Effect of the kinetics of ammonium and<br />
nitrite oxidation on nitritation success or failure for different<br />
biofilm reactor geometries. Biochemical Engineering Journal<br />
69 (2012), S. 123-129.<br />
Lackner, S., Lindenblatt, C. und Horn, H.: ‘Swinging ORP’ as operation<br />
strategy for stable reject water treatment by Deammonification<br />
in Sequencing Batch Reactors. Chemical Engineering<br />
Journal 180(2012), S. 190-196.<br />
Liu, S. und Horn, H.: Effects of biofilm geometry on deammonification<br />
biofilm performance – a simulation study. Bioresource<br />
Technology 116 (2012), S. 252-258.<br />
Liu, S. und Horn, H.: Effects of Fe (II) and Fe (III) on the single-stage<br />
deammonification process treating high-strength reject<br />
water from sludge dewatering. Bioresource Technology 114<br />
(2012), S. 12-19.<br />
Lorz, C., Abbt-Braun, G., Bakker, F., Borges, P., Börnick, H., Fortes, L.,<br />
Frimmel, F.H., Gaffron, A., Hebben, N., Höfer, R., Makeschin, F.,<br />
Neder, K., Roig, L.H., Steiniger, B., Strauch, M., Walde, D., Weiß,<br />
H., Worch, E. und Wummel, J.: Challenges of an integrated<br />
water resource management for the Distrito Federal, Western<br />
Central Brazil: climate, land-use and water resources.<br />
Environmental Earth Science 65 (2012), S. 1575-1586.<br />
Martinez-Sosa, D., Helmreich, B. und Horn, H.: Anaerobic submerged<br />
membrane bioreactor (AnSMBR) treating low-strength wastewater<br />
at psychrophilic temperature (20 °C) under critical<br />
and supra-critical flux conditions. Process Biochemistry 47<br />
(2012), S. 792–798.<br />
Montag, D., Frant, M., Horn, H. und Liefeith, K.: Dependence of the<br />
initial adhesion of biofilm forming Pseudomonas putida mt2<br />
on physico-chemical material properties. Biofouling 28<br />
(2012) No. 3, S. 315-327.<br />
Peng, Y., Guo, J., Horn , H., Yang, X. und Wang, S.: Achieving nitrite<br />
accumulation in a continuous system treating low-strength<br />
domestic wastewater: switchover from batch start-up to<br />
continuous operation with process control. Applied Microbiological<br />
Biotechnology 94 (2012) No. 2, S. 517-26.<br />
Saravia, F., Zwiener, CH. und Frimmel, F.H.: Influence of PAC properties<br />
on membrane performance in a PAC-UF hybrid system.<br />
Water Science and Technology: Water Supply 12 (2012) No.<br />
4, S. 496-503,<br />
Simstich, B., Beimfohr, C. und Horn, H.: Lab scale experiments using<br />
a submerged MBR under thermophilic aerobic conditions<br />
for the treatment of paper mill deinking wastewater. Bioresource<br />
Technology 122 (2012), S. 11-16.<br />
Taherzadeh, D., Picioreanu, C. und Horn, H.: Mass transfer enhancement<br />
in moving biofilm structures. Biophysical Journal 102<br />
(2012) No. 7, S. 1483-1492.<br />
Valencia, S., Marín, J., Velásquez, J., Restrepo, G. und Frimmel, F.H.:<br />
Study of pH effects on the evolution of properties of brownwater<br />
natural organic matter as revealed by size-exclusion<br />
chromatography during photocatalytic degradation. Water<br />
Research 46 (2012), S. 1198-1206.<br />
Weitere Veröffentlichungen (Auswahl)<br />
Frimmel, F.H., Ewers, U., Schmitt-Jansen, M., Gordalla, B. und Altenburger,<br />
R.: Toxikologische Bewertung von Fracking-Fluiden.<br />
<strong>Wasser</strong> und Abfall 14 (2012) Nr. 6, S. 22-29.<br />
Lackner, S. und Horn, H.: Einstufige Deammonifikation zur Behandlung<br />
von <strong>Abwasser</strong> mit hohem Kohlenstoffgehalt: ein Verfahrensvergleich<br />
zwischen SBR und MBBR. <strong>gwf</strong>-<br />
<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> 153 (2012) Nr. 11, 1206-1213.<br />
Simstich, B., Beimfohr, C., Lyko, M. und Horn, H.: Thermophiler<br />
Betrieb eines getauchten MBR bei 50 °C zur Prozesswasserreinigung<br />
in der Papierindustrie. Korrespondenz <strong>Abwasser</strong>,<br />
Abfall 59 (2012) Nr. 5, S. 465-472.<br />
Veröffentlichungen im Rahmen der Schriftenreihe des<br />
Lehrstuhls für <strong>Wasser</strong>chemie und <strong>Wasser</strong>technologie<br />
und der DVGW-Forschungsstelle am EBI im Jahr 2012<br />
Band 55: Fritz H. Frimmel, Gudrun Abbt-Braun: Praktikum – Allgemeine<br />
Chemie und Chemie in wässrigen Lösungen - Qualitative<br />
und quantitative Bestimmungen.<br />
Band 56: Klüpfel, Angela: Nanofiltration bei der Aufbereitung von<br />
Trink- und Schwimmbeckenwasser – Foulingmechanismen<br />
und Rückhalt anthropogener Kontaminanten.<br />
Dissertation, Karlsruher Institut für Technologie (KIT).<br />
Band 57: Schmalz, Christina: Bildung, Phasentransfer und Toxizität<br />
halogenierter Desinfektionsnebenprodukte im Aufbereitungszyklus<br />
von Schwimmbeckenwasser – Schwerpunkt<br />
stickstoffhaltige Verbindungen.<br />
Dissertation, Karlsruher Institut für Technologie (KIT).<br />
Technologiezentrum <strong>Wasser</strong>, Karlsruhe<br />
Josef Klinger<br />
Das Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> (TZW) ist eine organisatorisch<br />
und haushaltsmäßig verselbstständigte,<br />
gemeinnützige Einrichtung des DVGW und verfügt über<br />
Standorte in Karlsruhe, Dresden und Hamburg. Das TZW<br />
bildet unter dem Dach des DVGW die größte tragende<br />
Säule. Das TZW bearbeitet auf einer wissenschaftlichtechnischen<br />
Basis und unter Berücksichtigung neuer<br />
Erkenntnisse praktische Lösungsvorschläge für konkret<br />
anstehende Fragestellungen für <strong>Wasser</strong>werke und Kommunen<br />
und begleitet aktiv die Umsetzung des DVGW-<br />
Regelwerkes. Dazu richtet das TZW seine angewandte<br />
Forschung auf die Bereiche Analytik und <strong>Wasser</strong>beschaffenheit,<br />
Technologie und Wirtschaftlichkeit, Korrosion,<br />
Mikrobiologie, Ressourcenschutz, Verteilung sowie<br />
Umweltbiotechnologie aus.<br />
Im Berichtszeitraum wiesen die wissenschaftlichtechnischen<br />
Untersuchungen des TZW verschiedene<br />
Juni 2013<br />
734 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Ausbildung – Lehre und Forschung<br />
FACHBERICHTE<br />
Bild 8. Beispiel einer vollautomatischen und fernsteuerbaren<br />
Versuchsanlage aus dem Bestand des TZW mit acht Membranmodulen<br />
in vier Druckrohren zur Pilotierung der Umkehrosmose<br />
für Großanlagen.<br />
Schwerpunkte auf, die im Folgenden im Überblick dargestellt<br />
werden.<br />
In der Abteilung Analytik und Stoffbewertung lag<br />
der Schwerpunkt der Forschungsarbeiten auf der Entwicklung<br />
von selektiven und sensitiven Analysenmethoden<br />
sowie auf praxisnahen Studien zu Vorkommen,<br />
Verhalten und Verbleib von organischen Spurenstoffen<br />
im <strong>Wasser</strong>kreislauf. Insgesamt 12 Forschungsvorhaben<br />
mit unterschiedlichen Fragestellungen zu Bestimmung,<br />
Entfernung und Bewertung von organischen Spurenstoffen<br />
bei der <strong>Wasser</strong>aufbereitung, zu Bildung, Verhalten<br />
und Verbleib von mikrobiellen und abiotischen<br />
Transformationsprodukten bei natürlichen (Uferfiltration,<br />
Bodenpassage) und technischen Verfahren (Ozonung,<br />
AOP) wurden durchgeführt. Abgeschlossen wurden<br />
die Projekte zur Entwicklung eines fluorspezifischen<br />
Parameters (AOF) zur Identifizierung rohwasserseitiger<br />
Belastungsschwerpunkte und eine Studie zur Bedeutung<br />
von Chromat für die Trinkwasserversorgung in der<br />
Bundesrepublik Deutschland. Neue Projekte befassen<br />
sich mit der Online-Analytik von relevanten <strong>Wasser</strong>qualitätsparametern<br />
und Spurenstoffen sowie mit der<br />
Detektion und Untersuchung von anorganischen und<br />
organischen Nanopartikeln im <strong>Wasser</strong>kreislauf. Wie in<br />
den Vorjahren wurden in enger fachlicher Zusammenarbeit<br />
mit <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen und Behörden<br />
zahlreiche Untersuchungen und Projekte zur Qualitätskontrolle<br />
von Roh- und Trinkwässern sowie von<br />
Grund- und Oberflächengewässern durchgeführt. Nach<br />
wie vor der größte Teil der Analysen erfolgte auf organische<br />
Spurenstoffe wie beispielsweise Pflanzenschutzmittel<br />
(PSM) und PSM-Metaboliten, Arzneimittelrückstände,<br />
Biozide, per- und polyfluorierte Verbindungen, künstliche<br />
Süßstoffe, synthetische Komplexbildner, Korrosionsschutzmittel<br />
oder Lösungsmittel. Die Leistungsfähigkeit<br />
und hohe Qualität der analytischen Arbeiten wurden<br />
auch im Jahr 2012 durch verschiedene interne und<br />
externe Audits sowie durch sehr erfolgreiche Teilnahmen<br />
an nationalen und internationalen Ringversuchen bestätigt.<br />
Im Fokus der Abteilung Technologie und Wirtschaftlichkeit<br />
standen wissenschaftlich-technische<br />
Kooperationen mit <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />
zur Lösung konkret anstehender aufbereitungstechnischer<br />
Fragestellungen. Seitens der Versorgungsunternehmen<br />
wurden beispielsweise die zentrale Enthärtung,<br />
die Aufbereitung huminstoffhaltiger Wässer, die<br />
Entfernung von Aluminium und Mangan oder die Einführung<br />
der UV-Desinfektion thematisiert. Ein weiterer<br />
Schwerpunkt lag in der Ausarbeitung von optimalen<br />
Konzepten für die Struktur der <strong>Wasser</strong>aufbereitung in<br />
ländlichen Regionen. Bei der technischen Umsetzung<br />
nahmen Membranverfahren einen weiterwachsenden<br />
Stellenwert ein. Im Berichtszeitraum wurden im Auftrag<br />
von <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen mehrere Pilotierungen<br />
für die Großtechnik, beispielsweise zur Huminstoffentfernung<br />
mittels Ultrafiltrationsanlagen in Kombination<br />
mit Flockungsmitteln oder zur Enthärtung<br />
bzw. Entsalzung durch Nanofiltration und Umkehrosmose<br />
(Bild 8), durchgeführt. Auf dem Gebiet der Forschung<br />
und Entwicklung wurden im Berichtszeitraum<br />
neun Projekte bearbeitet. Im Fokus standen der Schutz<br />
der Trinkwasserversorgung vor möglichen Anschlägen,<br />
die Erarbeitung von Testmethoden für Kornaktivkohlen<br />
sowie technisch-wissenschaftliche Untersuchungen zur<br />
Erstellung der DVGW-Arbeitsblätter zur Entsäuerung<br />
oder Rückstandsbehandlung. Darüber hinaus befassten<br />
sich die Forschungsarbeiten mit einem innovativen,<br />
elektrokatalytischen Oxidationsverfahren auf Basis von<br />
Nano-Polyanilin-Elektroden sowie mit der Elektrodialyse<br />
zur selektiven Spurenstoffentfernung.<br />
In der Abteilung Grundwasser und Boden war das<br />
systematische, prozessbasierte Risikomanagement in<br />
der Trinkwasserversorgung („Water Safety Plans“, WSP)<br />
Gegenstand mehrerer Projekte. Für verschiedene<br />
<strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen wurden gemeinsam<br />
mit dem jeweiligen <strong>Wasser</strong>versorger Risikomanagementsysteme<br />
gemäß DVGW-Hinweis W 1001 erarbeitet<br />
und umgesetzt. Beispielhaft wurden Ergebnisse den<br />
Vertretern mehrerer Umweltbehörden vorgestellt und<br />
in einem Workshop gemeinsam Maßnahmen zu ausgewählten<br />
Handlungsfeldern im <strong>Wasser</strong>schutzgebiet erarbeitet.<br />
In der Abteilung befanden sich im Berichtszeitraum<br />
vier Forschungs- und Entwicklungsprojekte in<br />
Bearbeitung. Inhaltlich fokussierten diese Projekte das<br />
Spannungsfeld zwischen Anbau von Energiepflanzen<br />
für die Biogasproduktion und dem Schutz der Rohwas-<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 735
FACHBERICHTE Ausbildung – Lehre und Forschung<br />
serressourcen für <strong>Wasser</strong>werke, der Verwendbarkeit von<br />
kommunalen und industriellen Rest- und Abfallstoffen<br />
als Substrate für die Biogasgewinnung, sowie Konsequenzen<br />
eines nachlassenden Nitratabbauvermögens<br />
des Grundwasserleiters. In einem weiteren Projekt<br />
wurde gemeinsam mit Partnern aus <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
und <strong>Wasser</strong>forschung ein neues Bewertungssystem zur<br />
Gefährdungsanalyse in Einzugsgebieten entworfen.<br />
Weiterhin wurden gebietsspezifische Grundwasseruntersuchungsprogramme,<br />
etwa bei Belastungen des<br />
Grundwassers mit Nitrat, Arzneimittelwirkstoffen, PFC,<br />
Pflanzenschutzmittelwirkstoffen und deren Abbauprodukten,<br />
sowie Bodenuntersuchungen zur Abschätzung<br />
von Nitratauswaschungsverlusten durchgeführt und<br />
ausgewertet. Ziel der Monitoringprogramme ist es,<br />
Handlungsempfehlungen zur Ursachenbeseitigung von<br />
Grundwasserverunreinigungen oder zum Umgang mit<br />
Belastungen abzuleiten. In verschiedenen <strong>Wasser</strong>schutzgebieten<br />
werden z. B. die Erstellung und Umsetzung<br />
von Sanierungsplänen zur nachhaltigen Erniedrigung<br />
überhöhter Nitratkonzentrationen des Grundwassers<br />
wissenschaftlich begleitet.<br />
Die Abteilung Mikrobiologie erschloss einen neuen<br />
Arbeitsbereich. Hierbei steht die hygienische Bewertung<br />
von Nicht-Trinkwasser im Mittelpunkt. Beispielsweise<br />
sind darunter die Themen Beregnungswasser und<br />
Brauchwassernutzung zu verstehen. Die bereits im Vorjahr<br />
verstärkt bearbeiteten mikrobiologischen Probleme<br />
der Trinkwasser-Installation stellten im Berichtszeitraum<br />
wiederholt einen weiteren Schwerpunkt der<br />
Arbeiten dar. Kontaminationen durch die hygienischrelevanten<br />
Bakterien Legionellen und Pseudomonas<br />
aeruginosa sowie Koloniezahlerhöhungen konnten in<br />
Zusammenarbeit mit den Betreibern der Trinkwasser-<br />
Installationen behoben werden. Das DVGW-Forschungsvorhaben<br />
W3/02/09 zur Festlegung mikrobiologischer<br />
Anforderungen an Schmierstoffe wurde erfolgreich<br />
abgeschlossen und die im Vorhaben erarbeitete<br />
Vorgehensweise in ein DVGW-Arbeitsblatt als Prüfvorschrift<br />
eingearbeitet. In einem weiteren Forschungsprojekt<br />
befasste sich die Abteilung mit der Entwicklung<br />
quantitativer molekularbiologischer Nachweisverfahren<br />
auf der Basis von FISH. Bei der wissenschaftlichen<br />
Kooperation mit <strong>Wasser</strong>versorgern stand die Beurteilung<br />
der Aufbereitungsnotwendigkeit und -wirksamkeit<br />
in Bezug auf mikrobiologische Belastungen sowie die<br />
Prüfung der Desinfektionsnotwendigkeit im Mittelpunkt<br />
der Arbeiten. Immer mehr <strong>Wasser</strong>versorger streben<br />
nach Möglichkeit und unter Berücksichtigung der<br />
jeweiligen spezifischen Rahmenbedingungen eine desinfektionsmittelfreie<br />
Verteilung des Trinkwassers an, um<br />
Geruchs- und Geschmacksbeanstandungen der Verbraucher<br />
vorzubeugen. Deshalb wird dort wo möglich<br />
eine Abstellung der Abschlussdesinfektion oder eine<br />
Umstellung auf UV-Desinfektion gewünscht. Darüber<br />
hinaus ist auch die Aufstellung von Handlungsplänen<br />
bei restgehaltfreier Fahrweise des Verteilungsnetzes ein<br />
wichtiger Bestandteil dieses Arbeitsgebietes<br />
Die Schwerpunkte der Abteilung Umweltbiotechnologie<br />
und Altlasten lagen auf den Gebieten molekularbiologische<br />
Methoden zum Nachweis von Viren, Bakterien<br />
und Resistenzgenen, der Bewertung von Wärmeträgerfluiden<br />
in der Geothermie, biologische Verfahren<br />
in der Sicherheitsforschung, der Ökotoxizität von heterozyklischen<br />
Kohlenwasserstoffen und kurzkettigen<br />
Alkylphenolen, dem mikrobiologischen Abbau von<br />
halogenierten Schadstoffen (z. B. Chlorethene) und dem<br />
natürlichen Abbau von Kohlenwasserstoffen unter<br />
instationären Bedingungen. Beispielsweise wurden<br />
Methoden zur Anreicherung und zum Nachweis von<br />
z. B. humanpathogenen Viren weiterentwickelt. Die<br />
neuen Methoden werden u. a. zur Identifikation fäkaler<br />
Eintragsquellen (Microbial Source Tracking) genutzt. Die<br />
aktuellen Arbeiten zielen auch auf die Unterscheidung<br />
von lebenden/toten Bakterien im PCR-Verfahren. Im<br />
Sinne des vorbeugenden Grundwasserschutzes sind<br />
neben dem Potenzial der Erdwärmenutzung auch die<br />
möglichen Risiken zu bewerten. Insbesondere war noch<br />
wenig über die möglichen Einflüsse der eingesetzten<br />
Wärmeträgerfluide auf das Grundwasser bekannt. Es<br />
erfolgte daher eine Gefährdungsabschätzung von<br />
Wärmeträgerfluiden und Korrosionsschutzmitteln. Im<br />
Ergebnis wurde gezeigt, dass eine mögliche Grundwasser-Gefährdung<br />
von dem hohen Organik-Gehalt (Sauerstoffzehrung)<br />
und persistenten Einzelstoffen wie z. B.<br />
den Triazolen ausgehen kann.<br />
Schwerpunkt der Forschungsarbeiten auf dem<br />
Gebiet der Verteilungsnetze waren Untersuchungen<br />
zu den in Trinkwassernetzen eingesetzten Spülverfahren.<br />
Hierzu wurden im Berichtszeitraum Vergleichsuntersuchungen<br />
an dem in der TZW Außenstelle Dresden<br />
vorhandenen Modellnetz durchgeführt. Im Auftrag von<br />
<strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen wurden zustandsorientierte<br />
Spülpläne erarbeitet und Vorhaben zur Umstellung<br />
auf einen desinfektionsmittelfreien Netzbetrieb<br />
begleitet. Im Bereich Forschung wurden sechs Forschungsvorhaben<br />
zur Thematik Verteilungsnetze bearbeitet.<br />
Beispielsweise wird in einem DVGW-Forschungsprojekt<br />
ein Verfahren entwickelt, mit dem die Wirkung<br />
von Korrosionsinhibitoren direkt im Netz beurteilt werden<br />
kann. Ein Verbundprojekt befasst sich mit der<br />
Beeinflussung der Bildung von Ablagerungen in Trinkwasserleitungen<br />
durch strukturierte Oberflächen. Damit<br />
<strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen den Verschmutzungsgrad<br />
von Trinkwasserleitungen im Rahmen von Spülungen<br />
erfassen können, wird in einem weiteren Forschungsprojekt<br />
zusammen mit einem Partner aus der<br />
Wirtschaft ein Spülstand entwickelt. Im Rahmen eines<br />
deutsch-französischen Verbundprojektes werden<br />
Ansätze und Werkzeuge zur Gewährleistung der Sicherheit<br />
in <strong>Wasser</strong>verteilungsnetzen überprüft und weiterentwickelt.<br />
Neu begonnen wurde mit einem DVGW-<br />
Juni 2013<br />
736 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Ausbildung – Lehre und Forschung<br />
FACHBERICHTE<br />
Forschungsvorhaben zur Aktualisierung der Verbrauchsganglinien<br />
und der Entwicklung eines Modells zur<br />
Simulation des <strong>Wasser</strong>bedarfs.<br />
Die Abteilung Korrosion konzentrierte sich im<br />
Berichtszeitraum auf die technisch-wissenschaftliche<br />
Kooperation mit <strong>Wasser</strong>versorgern. Hierbei erstreckten<br />
sich die Fragestellungen von Beurteilungen zur Werkstoffauswahl<br />
für bestimmte Versorgungsgebiete unter<br />
Berücksichtigung der vorherrschenden <strong>Wasser</strong>qualitäten,<br />
über die Begutachtung von Schadensfällen in der<br />
Trinkwasserversorgung wie Behältern oder Rohrleitungen<br />
bis hin zur Ursachenfindung bei auftretenden Rostwasserproblemen.<br />
Im Zusammenhang von Korrosionsschäden<br />
wurde eine Vielzahl von Trinkwasser-Installationen<br />
in größeren Objekten wie Krankenhäusern,<br />
Altersheimen oder großen Wohn- und Geschäftskomplexen<br />
begutachtet sowie problemspezifische Handlungsempfehlungen<br />
abgeleitet. Neben Trinkwasser-Installationen<br />
waren Mitarbeiter der Abteilung zunehmend<br />
auch im Bereich des Gebäudemanagements bei<br />
Problemen mit anderen nicht-trinkwasserführenden<br />
Systemen in Großgebäuden wie beispielsweise Museen<br />
oder im produzierenden Gewerbe tätig. Im Bereich Forschung<br />
wurden drei Projekte unter Förderung von<br />
BMBF, DVGW, Plastics Europe sowie der Water Research<br />
Foundation (USA) bearbeitet. Beispielsweise wurden in<br />
Zusammenarbeit mit der Abteilung Analytik und Stoffbewertung<br />
des TZW Analysenmethoden für kunststoffspezifische<br />
Einzelsubstanzen entwickelt und Vorgehensweisen<br />
bei der experimentellen Bestimmung von<br />
Migrationsparametern an Spezialproben bestehend aus<br />
unterschiedlichen Kunststoffmaterialien entwickelt. Die<br />
gewonnenen Daten werden zur Weiterentwicklung<br />
eines softwarebasierten Migrationsmodells herangezogen.<br />
An der Prüfstelle <strong>Wasser</strong> wurden Hygiene- und Produktprüfungen<br />
für Materialien und Produkte im Kontakt<br />
mit Trinkwasser seitens der Industrie auf hohem Niveau<br />
nachgefragt. Als Grundlage für die hygienischen Prüfungen<br />
an Produkten aus organischen Materialien sind<br />
die entsprechenden Leitlinien des Umweltbundesamtes<br />
(z. B. KTW-Leitlinie) zu nennen. Darüber hinaus ist ein<br />
Nachweis für die mikrobielle Unbedenklichkeit nach<br />
DVGW Arbeitsblatt W 270 zu führen. Die Prüfstelle<br />
<strong>Wasser</strong> hat die Reakkreditierung nach DIN EN ISO 17025<br />
durch die Deutsche Akkreditierungstelle (DAkkS) für<br />
über 100 verschiedene Hygiene-, Mechanik- und Produktprüfungen<br />
im Jahr 2012 erfolgreich abgeschlossen.<br />
Mit der Einführung der Elastomerleitlinie durch das<br />
Umweltbundesamt zum 1.1.2012 hat sich der Prüfaufwand<br />
für Elastomere deutlich erhöht. Hier konnte die<br />
Prüfstelle aufgrund der aktiven und intensiven Zusammenarbeit<br />
mit dem Umweltbundesamt bei der Erstellung<br />
der Leitlinie die Elastomerhersteller informierend<br />
anleiten und so dazu beitragen, dass zwischenzeitlich<br />
eine gewisse Anzahl von Elastomeren die Prüfung<br />
Bild 9. Auswahl von Produkten aus Elastomeren für den Einsatz im<br />
Trinkwasser.<br />
erfolgreich bestanden hat (Bild 9). Gemäß der letzten<br />
Änderung der Trinkwasserverordnung kann das<br />
Umweltbundesamt unter anderem verbindliche Bewertungsgrundlagen<br />
für die Auswahl von hygienisch geeigneten<br />
Werkstoffen veröffentlichen. Im Zusammenhang<br />
mit Einführung der Liste „Trinkwasserhygienisch geeignete<br />
metallene Werkstoffe“ zum 1.12.2015 wurde das<br />
TZW von Unternehmen der Kupferindustrie beauftragt,<br />
Werkstoffe zu testen, um diese nach erfolgreicher Prüfung<br />
listen zu können. Hierfür wurden an den entsprechenden<br />
Standorten mehrere Versuchsstände nach DIN<br />
EN 15664-1 vom TZW betrieben.<br />
In Zusammenhang mit den internationalen Tätigkeiten<br />
des TZW war im Jahr 2012 die Unterzeichung<br />
einer Vereinbarung zur intensiven Zusammenarbeit auf<br />
dem Gebiet der Ausbildung und Forschung zwischen<br />
dem TZW, der University of Surrey, der Hochschule<br />
Karlsruhe – Technik und Wirtschaft sowie den Stadtwerken<br />
Karlsruhe hervorzuheben. Ziel der Vereinbarung<br />
ist es, die bereits bestehenden guten Kontakte nachhaltig<br />
zu stärken und auf dem Gebiet der Forschung und<br />
Lehre noch enger zusammenzuarbeiten. Im Auftrag von<br />
PUB (Public Utilities Board), Singapurs nationaler<br />
<strong>Wasser</strong>behörde, begutachteten im Oktober 2012 zwei<br />
Experten von der Abteilung Technologie und Wirtschaftlichkeit<br />
des TZW verschiedene <strong>Wasser</strong>werke in<br />
Singapur. Dabei bestand die Aufgabe darin, Aktivkohleanwendungen<br />
zu optimieren, Flockungs- und Filtrationsprozesse<br />
zu verbessern sowie Vorschläge für eine<br />
verbesserte Aufbereitung zur Entfernung von Geruchsund<br />
Geschmacksstoffen zu unterbreiten. Wie in den<br />
Vorjahren wurden durch das TZW aktiv die Mitgliedschaften<br />
im europäischen Forschungsnetzwerk<br />
ACQUEAU (www.acqueau.eu) sowie im Global Water<br />
Research Coalition GWRC (www.globalwaterresearchcoalition.net)<br />
weitergeführt.<br />
Der NEO 2012 Innovationspreis wurde am<br />
21.11.2012 an die Firma Unisensor Sensorsysteme<br />
GmbH (Karlsruhe) für die Entwicklung eines Online-<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 737
FACHBERICHTE Ausbildung – Lehre und Forschung<br />
Analysensystems verliehen. Die Grundlagen für dieses<br />
System wurden gemeinsam mit dem TZW im Rahmen<br />
eines Forschungsprojektes im zentralen Innovationsprogramm<br />
Mittelstand (ZIM) mit Förderung des Bundesministeriums<br />
für Wirtschaft und Technologie entwickelt.<br />
Dies ist ein Beispiel für den hohen Innovationsgrad<br />
und die Praxisnähe der TZW-Forschung.<br />
Ausgaben des TZW-Newsletter erschienen im April<br />
und Oktober 2012 mit Kurzinformationen zu aktuellen<br />
Themen in der <strong>Wasser</strong>aufbereitung wie beispielsweise<br />
zum Spannungsfeld von Energiewende und Umweltschutz<br />
oder zum Einsatz des Indikatorprinzips zur<br />
Bewertung der mikrobiologischen <strong>Wasser</strong>beschaffenheit.<br />
Die TZW-Schriftenreihe umfasst derzeit 56 Bände,<br />
von denen fünf Ausgaben im Berichtszeitraum erschienen.<br />
Dabei wurden folgende Themen behandelt: Altlastensanierung<br />
(MNA-Konzept an einem Teeröl-kontaminierten<br />
Standort), Grundwasserschutz (Rohwasserdatenbank<br />
und Wärmeträgerfluide in der Geothermie)<br />
und Analytik (Biozide, Umsetzung von DMS durch Desinfektionsmaßnahmen<br />
mit Chlor). Außerdem erschien<br />
der Tagungsband zum TZW-Kolloquium 2012 mit Beiträgen<br />
zum Thema „Grundlagen für sichere Entscheidungen<br />
in der <strong>Wasser</strong>versorgung“.<br />
Das TZW richtete im Jahr 2012 wieder mehrere<br />
Veranstaltungen aus, um Ergebnisse aus der Forschung<br />
und Entwicklung in die <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />
zu transferieren. Zu den Veranstaltungen<br />
zählen u. a. die TZW-Kolloquien in Dresden und Karlsruhe<br />
sowie die TZW-Diskussionsreihe in Karlsruhe. Insgesamt<br />
wurden im Rahmen der vom TZW ausgerichteten<br />
Fachveranstaltungen im Jahr 2012 ca. 400 Besucher<br />
aus Versorgungsunternehmen und Behörden gezählt.<br />
Zur Fortbildung bzw. zur Förderung des internen<br />
Informationsaustausches im TZW wurden wie in den<br />
Vorjahren Seminare organisiert. Dazu berichten und diskutieren<br />
Mitarbeiter des TZW über aktuelle Projekte. Im<br />
Jahr 2012 wurden sechs dieser Seminare durchgeführt.<br />
Darüber hinaus fanden zwei TZW-interne Fachvorträge<br />
statt, bei denen mit Referenten aus dem Hochschulbereich<br />
der Fachaustausch intensiviert werden konnte.<br />
Mit Stand zum 31.12.2012 befanden sich am TZW<br />
49 Forschungsvorhaben in Bearbeitung, die im<br />
Wesentlichen durch BMBF, BMWi, DVGW und EU<br />
ge fördert wurden. Im gleichen Zeitraum wurden am<br />
TZW 92 Publikationen in Fachzeitschriften sowie Konferenzunterlagen<br />
angefertigt. Davon sind 10 Publikationen<br />
beispielhaft nachstehend aufgeführt. Eine vollständige<br />
Liste der Publikationen sowie Informationen zu<br />
ausgewählten Forschungsvorhaben können über die<br />
Homepage des TZW (www.TZW.de) abgerufen werden.<br />
Haist-Gulde, B., Riegel, M. und Baldauf, G.: Einsatz beladener Aktivkohlen<br />
aus der Trinkwasseraufbereitung zur weitergehenden<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung. <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> 153 (2012)<br />
Nr. 5, S. 592-601.<br />
Hambsch, B., Bösl, M., Eberhagen, I. und Müller, U.: Removal of bacteriophages<br />
with different surface charges by diverse<br />
ceramic membrane materials in pilot spiking tests. Water<br />
Science and Technology 66 (2012) No.1, S. 151-157.<br />
Happel, O., Mertineit, S. und Brauch, H.-J.: Online-Sensor zur Überwachung<br />
der <strong>Wasser</strong>beschaffenheit auf organische Verbindungen.<br />
Vom <strong>Wasser</strong> 110 (2012) Nr. 3, S. 63-110.<br />
Kiefer, J., Fischer, T. und Sturm, S.: Inbetriebnahme der bundesweiten<br />
Rohwasserdatenbank <strong>Wasser</strong>versorgung. DVGW energie<br />
| wasser-praxis (2012) Nr. 3, S. 36-40.<br />
Lange, F. Th., Scheurer, M. und Brauch, H.-J.: Artificial sweeteners – a<br />
recently recognized class of emerging environmental contaminants:<br />
a review. Anal Bioanal Chem 403 (2012), S. 2503-<br />
2518.<br />
Lipp, P., Groß, H.-J. und Tiehm, A.: Improved elimination of organic<br />
micropollutants by a process combination of membrane<br />
bioreactor (MBR) and powdered activated carbon (PAC).<br />
Desalination and Water Treatment 42, April (2012), S. 65-72.<br />
Pei, L., Rieger, M., Lengger, S., Ott, S., Zawadsky, C., Hartmann, N. M.,<br />
Selinka, H.-C., Tiehm, A., Niessner, R. und Seidel, M.: Combination<br />
of Crossflow Ultrafiltration, Monolithic Affinity Filtration,<br />
and Quantitative Reverse Transcriptase PCR for Rapid Concentration<br />
and Quantification of Model Viruses in Water.<br />
Environmental Science & Technology 46 (2012), S.<br />
10073−10080.<br />
Scheurer, M., Michel, A., Brauch, H.-J., Ruck, W. und Sacher, F.: Occurrence<br />
and fate of the antidiabetic drug metformin and its<br />
metabolite guanylurea in the environment and during drinking<br />
water treatment. Water Research 46 (2012), S. 4790-<br />
4802.<br />
Stoll, C., Sidhu, J. P. S., Tiehm, A. und Toze, S.: Prevalence of Clinically<br />
Relevant Anti-biotic Resistance Genes in Surface Water Samples<br />
Collected from Germany and Australia. Environmental<br />
Science & Technology 46 (2012), S. 9716-9726.<br />
Storck, F. R., Schmidt, C. K., Wülser, R. und Brauch, H.–J.: Effects of<br />
boundary conditions on the cleaning efficiency of riverbank<br />
filtration and artificial groundwater re-charge systems<br />
regarding bulk parameters and trace pollutants. Water Science<br />
& Technology 66 (2012) No. 1, S. 138-144.<br />
Autoren<br />
Eingereicht: 17.04.2013<br />
Prof. Dr.-Ing. Henning Bockhorn<br />
Prof. Dr. rer.nat. Harald Horn<br />
Prof. Dr.-Ing. Thomas Kolb<br />
Engler-Bunte-Institut des Karlsruher Instituts<br />
für Technologie (KIT) |<br />
Engler-Bunte-Ring 1 |<br />
D-76131 Karlsruhe<br />
Dr. rer. nat. Josef Klinger<br />
TZW: DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> |<br />
Karlsruher Straße 84 |<br />
D-76139 Karlsruhe<br />
Juni 2013<br />
738 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
BUCHBESPRECHUNG<br />
Buchbesprechung<br />
Handbuch des Deutschen <strong>Wasser</strong>rechts<br />
Neues Recht des Bundes und der Länder <br />
Herausgegeben von Prof. Dr. iur. Heinrich Frhr. von<br />
Lersner, Dr. jur. Konrad Berendes, Michael<br />
Reinhardt. Begründet von Prof. Dr. jur. Alexander<br />
Wüsthoff und Prof. Dr.-Ing. E. h. Walther Kumpf.<br />
Berlin, Bielefeld, München: Erich Schmidt Verlag<br />
2013. Loseblatt-Kommentar, 16 221 S. in 8 Ordnern,<br />
Preis: € 268,00, ISBN 978-3-503-00011-1.<br />
Das <strong>Wasser</strong>recht hat sich in den letzten Jahren stark<br />
verändert, zuletzt 2010 durch das Inkrafttreten des<br />
neuen WHG. Es bedarf bedeutsamer und umfangreicher<br />
Ergänzungen und Konkretisierungen durch<br />
Verordnungen des Bundes und insbesondere auf<br />
Landesebene, in erster Linie durch Erlass neuer<br />
Landeswassergesetze. Das <strong>Wasser</strong>recht bleibt im<br />
Wandel, auf dem aktuellen Wissenstand zu sein,<br />
eine Herausforderung.<br />
Ob als tägliches Praxis-Arbeitsmittel oder als<br />
Nachschlagewerk für Spezialfragen, in über 5 Jahrzehnten<br />
hat das Handbuch des Deutschen <strong>Wasser</strong>rechts<br />
seinen festen Platz unter den unverzichtbaren<br />
Standardwerken in der Fachwelt eingenommen.<br />
Neben den einschlägigen Vorschriften – auch<br />
solchen, die schwer zugänglich sind – bietet das<br />
Handbuch des Deutschen <strong>Wasser</strong>rechts fundierte<br />
Kommentierungen zu wichtigen, insbesondere<br />
bundesweit geltenden Gesetzen, z. B. zum<br />
""<br />
<strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz (schon in neuer Fassung)<br />
""<br />
<strong>Abwasser</strong>abgabengesetz<br />
""<br />
Bundeswasserstraßengesetz.<br />
Seit Inkrafttreten des WHG ist für die Praxis insbesondere<br />
die Entwicklung der Rechtslage in den Ländern<br />
von Relevanz. Infolge der noch jungen Instrumente<br />
des verfassungsrechtlichen Abweichungsrechts<br />
werden verlässliche Informationen über den<br />
jeweils aktuellen Rechtsstand benötigt, das Werk<br />
HDW bietet mit seiner Entscheidungssammlung<br />
genau diese.<br />
Die aktuelle Ergänzungslieferung des HDW enthält<br />
aus Hessen die neuen Fassungen der Indirekteinleiterverordnung<br />
und der hierzu ergangenen Verwaltungsvorschrift.<br />
Außerdem wird in den auch wasserrechtlich<br />
relevanten Teilen die sehr bedeutsame und<br />
umfangreiche Richtlinie der EU über Industrieemissionen<br />
abgedruckt (zunächst nur der Vorschriftenteil,<br />
die Anhänge folgen in der nächsten Lieferung).<br />
Die durch die <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie und<br />
das neue europäische Recht der Industrieemissionen<br />
abgelösten Richtlinien können ausgesondert werden.<br />
Als „HDW“-Abonnent bekommt man einen kostenlosen<br />
Zugang zur Umweltrechtsdatenbank unter www.<br />
UMWELTdigital.de! Hier stehen zusätzlich laufend<br />
aktualisierte wasserrechtliche Normen zur Verfügung.<br />
Bestellmöglichkeit online<br />
www.ESV.info/978 3 503 00011 1<br />
Parallelheft <strong>gwf</strong>-Gas | Erdgas<br />
Gas-PlusTechnologien/Gasmess- und -regelungstechnik<br />
In der Ausgabe 6/2013 lesen Sie u. a. fol gende Bei träge:<br />
Albus<br />
Grützmacher<br />
Effizienzverbesserung durch Lastmanagement in der häuslichen Energieversorgung<br />
Neue Märkte, neue Chancen, neues Denken<br />
Mischner/Dornack/Seifert Netzanschlusskosten von Biogasanlagen, Teil 2<br />
Günther/Ernst/Bloß/<br />
Hofmann/Mikow/Nauditt<br />
Bockhorn/Horn/Klinger/Kolb<br />
Steigerung der Effektivität von Biogasanlagen durch die BCM-amino-Stufe<br />
Engler-Bunte-Institut des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und<br />
DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> (TZW) im Jahre 2012<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 739
FACHBERICHTE Tagungsbericht<br />
Regeln, Nennweiten, Verfahren –<br />
es gibt noch viel Potenzial<br />
11. Deutscher Schlauchlinertag in Würzburg<br />
Zu Beginn von vielen noch als „Korrosionstapete“ bespöttelt, hat sich der Schlauchliner als Renovierungsverfahren<br />
schon lange etabliert. Die Fangemeinde auf Seiten von Auftraggebern, Netzbetreibern und Planern ist<br />
stetig gewachsen und das Interesse an Neuigkeiten „rund um den Schlauch“ ungebrochen. Das belegen die<br />
unverändert hohen Teilnehmerzahlen einer Veranstaltung, die in diesem Jahr in Würzburg zum 11ten Mal<br />
stattfand: Mehr als 500 Teilnehmer trafen sich zur Neuauflage des Deutschen Schlauchlinertages im Congress<br />
Centrum in der fränkischen Metropole. Wie in den Jahren zuvor nutzten rund 50 Sponsoren und Unternehmen<br />
aus der Sanierungsbranche die Gelegenheit, ihre Dienstleistungen und Produkte zu präsentieren und ihren<br />
Beitrag zur aktuellen Diskussion rund um das Thema Schlauchliner zu leisten. Neben einer thematischen Einführung<br />
gehörten Schwerpunkte wie die Entwicklungen im Regelwerk, die Auseinandersetzung mit Qualitätsaspekten<br />
sowie einer fachgerechten Sanierungsplanung und qualifizierten Ausschreibung zum Vortragsprogramm<br />
in Würzburg, ebenso wie die Vorstellung von Kostenvergleichsrechnungen oder neuen Anwendungsbereichen<br />
und die Diskussion über das Schlauchlining in der Grundstücksentwässerung.<br />
Traditionsgemäß ging der Organisator der Veranstaltung,<br />
Dr.-Ing. Igor Borovsky von der Technischen Akademie<br />
Hannover, auf den Zustand der Kanalisation in<br />
Deutschland ein. Dabei verwies er auf die von namhaften<br />
Institutionen veröffentlichten Zahlen: Rund ein<br />
Fünftel aller öffentlichen <strong>Abwasser</strong>kanäle, Hausanschlüsse<br />
und Grundstücksleitungen weisen Schäden<br />
auf, die kurz- bis mittelfristig zu sanieren sind. „Umso<br />
wichtiger ist es, Bewusstsein für die regelmäßige In -<br />
spektion, Sanierung oder Erneuerung zu schaffen“,<br />
erklärte Borovsky, „zumal es sich bei der <strong>Abwasser</strong>kanalisation<br />
mit einem geschätzten Wiederbeschaffungswert<br />
von etwa 576 Mrd. Euro um die mit Abstand wertvollste<br />
Position aller Infrastrukturanlagen handelt.“ In<br />
der Tat ist der Sanierungsbedarf enorm. Auch vorsichtige<br />
Schätzungen gehen davon aus, dass pro Jahr rund<br />
7 Mrd. Euro investiert werden müssten, um das Netz zu<br />
erhalten.<br />
Große Herausforderung<br />
Für die Betreiber stellt dieser Sanierungsaufwand baulich<br />
und planerisch eine immense Herausforderung dar.<br />
Neben ganzheitlichen Sanierungsstrategien sind vor<br />
allem moderne Sanierungsverfahren gefragt, die<br />
schnelle und kostengünstige Lösungen bieten. Dabei<br />
spielen grabenlose Verfahren – und hierbei vor allem<br />
die Schlauchliner-Technik – ihre Vorteile mittlerweile<br />
voll aus. Zu den nennenswerten wirtschaftlichen Aspekten<br />
zählen etwa die geringeren Kosten, die im Gegensatz<br />
zu einer Neuverlegung für eine Sanierungsmaßnahme<br />
aufzubringen sind. Zudem können die notwendigen<br />
Arbeiten in der Regel in kurzer Bauzeit ausgeführt<br />
werden. Ein Umstand, der nicht zuletzt aufgrund einer<br />
entspannteren Verkehrssituation auch zu einem deutlich<br />
reduzierten CO 2 -Ausstoß beiträgt. Hinzu kommt:<br />
Die Unterbrechung der Versorgung ist in der Regel<br />
innerhalb von Tagen erledigt. Auch die Beeinträchtigungen<br />
für den Fußgänger- und Straßenverkehr halten sich<br />
in akzeptablen Grenzen. Nicht zuletzt verfügen die<br />
sanierten Leitungsabschnitte wieder über eine Lebensdauer,<br />
die mit einer Neuverlegung vergleichbar ist.<br />
Diese Vorteile haben wesentlich zum Siegeszug der sogenannten<br />
Reliningverfahren beigetragen. Sie machen<br />
heute den Großteil der angewendeten Renovierungsverfahren<br />
aus.<br />
Nicht ausgereizt<br />
Entsprechend ihrer marktwirtschaftlichen Bedeutung<br />
werden die Produkte von den Herstellern unter material-<br />
und verfahrenstechnischen Gesichtspunkten ständig<br />
weiterentwickelt und verbessert. „Trotzdem ist vieles<br />
nach wie vor noch verbesserungswürdig“, stellte Dipl.-<br />
Ing. Franz Hoppe, Hamburg <strong>Wasser</strong>, bei seiner Einführung<br />
sachlich fest. Zwar hätte sich in den letzten Monaten<br />
insbesondere auf dem Gebiet des Regelwerks, bei<br />
den Merkblättern und auch bei den Zusätzlichen technischen<br />
Vertragsbedingungen (ZTV) Entscheidendes<br />
getan, doch in den sogenannten trockenen Tüchern ist<br />
für den Begründer und Mitveranstalter des Deutschen<br />
Schlauchlinertages doch noch nicht alles. Insbesondere<br />
im Bereich der kleineren Nennweiten herrsche Nachholbedarf<br />
genauso wie bei der Anbindung von Hausanschlussleitungen<br />
und Schächten. Auch beim Einsatz von<br />
Schlauchlinern bei der Druckrohrsanierung scheint für<br />
Juni 2013<br />
740 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Tagungsbericht<br />
FACHBERICHTE<br />
Hoppe das Entwicklungspotenzial bei Weitem noch<br />
nicht ausgereizt.<br />
Erwartungen hoch<br />
Damit steht der Redner nicht alleine – das zeigten Vorträge<br />
und Diskussionen in Würzburg. Gleichzeitig offenbart<br />
sich hierin auch die Sinnhaftigkeit der Veranstaltung,<br />
die 2003 in Hannover erstmals stattfand: Hersteller,<br />
Anwender, Planer und Auftraggeber nutzen die<br />
Plattform „Schlauchlinertag“, um sich intensiv mit der<br />
Technologie, ihren Einsatzmöglichkeiten, den Rahmenbedingungen<br />
und der Weiterentwicklung zu beschäftigen.<br />
Das bringt letztendlich alle weiter. Auch das Produkt,<br />
wie mehrere Vorträge von Vertretern aus deutschen<br />
Kommunen und Tiefbauämtern belegten. So<br />
berichtete Dipl.-Ing. Henning Werker, Stadtentwässerungsbetriebe<br />
Köln, AöR, über Führungs- und Managementaufgaben<br />
bei der Kanalsanierung in der Domstadt<br />
am Rhein, in der bereits die Römer den Grundstein für<br />
das heute rund 2400 km lange Kanalnetz legten. „Mit<br />
ihrem Kanalsanierungskonzept will die Stadt in erster<br />
Linie eine Qualitätsverbesserung in baulicher und hydraulischer<br />
Hinsicht sowie eine Substanz- und Werterhaltung<br />
erreichen“, führte Werker aus. Dabei gelte es, die<br />
Substanz der Kanalnetze im Sinne der Wirtschaftlichkeit<br />
auch im Sanierungsfall möglichst lange zu erhalten.<br />
Deshalb sind die Erwartungen beim Einsatz von<br />
Schlauchlinern vor allem in Bezug auf die technischen<br />
Anforderungen und die Umweltaspekte in Köln hoch.<br />
Vorteile haben sich herumgesprochen<br />
Dieser Anspruch hat mit Blick auf die vielfältigen Schadensquellen<br />
seine Berechtigung. Unbestritten, aber<br />
wahrscheinlich hoch ist die <strong>Abwasser</strong>exfiltration aus<br />
Hausanschlussleitungen – das stellte Prof. Dr.-Ing.<br />
Johannes Weinig, Fachhochschule Bielefeld, Fachbereich<br />
Architektur und Bauingenieurwesen, anhand von<br />
Untersuchungsergebnissen vor. Für Weinig dienen die<br />
Untersuchungen dazu, die Zusammenhänge im Boden<br />
und Untergrund sowie die Grund- bzw. Trinkwasserbelastung<br />
besser zu verstehen und die Bürger von der<br />
Notwendigkeit einer intakten Infrastruktur zu überzeugen.<br />
Hierbei ergäbe sich zudem die Chance, Möglichkeiten<br />
und Leistungsfähigkeit der Schlauchlining-Technologie<br />
noch besser bekannt zu machen. Die Vorteile des<br />
Verfahrens haben sich allerdings schon weit herumgesprochen<br />
– „auch das letztendlich ein Verdienst des<br />
Schlauchlinertages“, wie Dr. Bernd Fischer vom Bundesamt<br />
für Bauwesen und Raumordnung, Bonn, gerne<br />
bestätigt. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben<br />
(BImA) repräsentiert mit den Bundesliegenschaften auf<br />
über 28 000 Liegenschaften, 400 000 ha Grundstücksfläche<br />
sowie mit 44 000 Wohnungen eines der größten<br />
Portfolien in Deutschland. Die Frage nach der Dichtheit<br />
der Grundstücksentwässerungsleitungen auf den Bundesliegenschaften<br />
ist da nur allzu berechtigt. Und das<br />
Das Interesse an Neuigkeiten „rund um den Schlauch“ ist ungebrochen:<br />
Mehr als 500 Teilnehmer trafen sich zur Neuauflage des<br />
Deutschen Schlauchlinertages im Congress Centrum in Würzburg.<br />
Alle Abbildungen: © TAH<br />
Ergebnis überrascht kaum: „Die Schadensbilder und<br />
-häufigkeiten unterscheiden sich nicht signifikant von<br />
denen der Kommunen“, so Fischers Bilanz.<br />
Regelkreis geschlossen<br />
Es gilt deshalb, die Kanalinfrastruktur durch gezielte,<br />
intelligente Sanierungsmaßnahmen in ihrer Funktion zu<br />
erhalten. Auch um Gebührengelder sinnvoll und zu -<br />
Organisator<br />
Dr.-Ing. Igor<br />
Borovsky von<br />
der Technischen<br />
Akademie<br />
Hannover<br />
eröffnete die<br />
Veranstaltung<br />
mit einem<br />
Bericht über<br />
den Zustand<br />
der Kanalisation<br />
in<br />
Deutschland.<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 741
FACHBERICHTE Tagungsbericht<br />
Vieles ist nach<br />
wie vor noch<br />
verbesserungswürdig<br />
– hierin<br />
waren sich<br />
Dipl.-Ing. Franz<br />
Hoppe, Hamburg<br />
<strong>Wasser</strong><br />
(li.), und Dipl.-<br />
Ing. (FH) Markus<br />
Vogel, Vorsitzender<br />
des<br />
Vorstands im<br />
Verband Zertifizierter<br />
Sanierungsberater<br />
für<br />
Entwässerungssysteme<br />
e. V<br />
(VSB), einig.<br />
Im Forum diskutierten die Teilnehmer am 11. Deutschen Schlauchlinertag<br />
mit Professor Dr.-Ing. Volker Wagner von der Hochschule<br />
Wismar (re.) und den Referenten, zu denen u.a. Dr. Jörg Sebastian,<br />
SBKS GmbH & Co. KG, gehörte.<br />
Rund 50 Sponsoren und Unternehmen aus der Sanierungsbranche<br />
nutzten die Gelegenheit, ihre Dienstleistungen und Produkte zu präsentieren<br />
und ihren Beitrag zur aktuellen Diskussion rund um das<br />
Thema Schlauchliner zu leisten.<br />
kunftsorientiert einzusetzen. An die Kanalsanierung<br />
werden aus diesem Grund besondere Ansprüche<br />
gestellt. Zum Beispiel hinsichtlich einer konsequenten<br />
Qualitätssicherung von der Kanaluntersuchung über<br />
die Ausschreibung bis zur Ausführung – diese Meinung<br />
vertrat Dipl.-Ing. (FH) Markus Vogel, Vorsitzender des<br />
Vorstands im Verband Zertifizierter Sanierungsberater<br />
für Entwässerungssysteme e.V. (VSB), in seinem Vortrag<br />
zu „Entwicklung und Regelwerk – Der Regelkreis wird<br />
geschlossen“. „Die Qualitätssicherung beginnt mit der<br />
Auswahl des Planers“, machte Vogel deutlich. „Er ist es,<br />
der dafür Sorge zu tragen hat, dass die richtigen Techniken<br />
vor Ort zur Schadensbehebung eingesetzt werden.“<br />
Das Thema Kanalsanierung, das vor allem durch unterschiedliche<br />
Regelwerke bestimmt wird, erfordert erfahrene<br />
Fachleute in der Planung, Ausschreibung und Bauüberwachung,<br />
davon ist der erfahrene Ingenieur überzeugt.<br />
„Die Normung von Technischen Bauverfahren<br />
erachten wir als selbstverständlich“, so Vogel. Planungsprozesse<br />
zu normen, erscheint als logische Konsequenz,<br />
um allgemeine Standards auch in diesem Bereich zu<br />
etablieren. Diese Lücke wird mit der DIN EN 14654-2<br />
und dem zugehörigen DWA-Regelwerk geschlossen.<br />
Konkrete Anforderungen aus dem Bereich der Ausführung<br />
(ATV DIN 18326) bestehen bereits heute. „Damit<br />
werden Ingenieurleistungen jetzt messbarer“, ist Vogel<br />
überzeugt.<br />
Exakte Planung erforderlich<br />
Dass die Anforderungen stetig steigen, vor allem wenn<br />
es um Qualitätsaspekte geht, bestätigte Dipl.-Ing. Markus<br />
Dohmann, Stadt Becknang aus der Sichtweise eines<br />
Kanalnetzbetreibers. Qualitätsbewusstsein beim Betreiber,<br />
die Bereitstellung ausreichender finanzieller Mittel<br />
und eine ausreichende Anzahl fachlich qualifizierter<br />
und engagierter Mitarbeiter zählen für Dohmann zu<br />
den wichtigsten Erfolgsfaktoren bei einer Kanalsanierungsmaßnahme.<br />
Darüber hinaus sei die Planung aller<br />
erforderlichen Schritte für das Erreichen des definierten<br />
Sanierungszieles ebenso unerlässlich wie die Qualität<br />
der eingesetzten Produkte, der Ausführung und Bauüberwachung.<br />
Hierin stimmt er mit Dipl.-Ing. Roland<br />
Wacker, Ingenieurbüro Wacker, überein. „Die Qualitätssicherung<br />
für eine erfolgreiche Kanalsanierungsmaßnahme<br />
fängt bereits bei der Auswahl eines geeigneten<br />
Planers an, geht über eine fach- und sachgerechte Planung<br />
und Ausschreibung sowie die Auswahl einer<br />
geeigneten Fachfirma bis hin zur qualifizierten Bauüberwachung“,<br />
führte Wacker aus. „Denn Fehler, die in<br />
einem frühen Stadium gemacht werden, können später<br />
nicht mehr ausgeglichen werden.“ Darum sollte ein<br />
Kanalnetzbetreiber Planungen und Ausschreibungen<br />
von Sanierungsleistungen nur von speziell dafür ausgebildeten<br />
Fachleuten durchführen lassen. Schäden an<br />
sanierten Kanälen mit entsprechenden Folgekosten<br />
treten oft erst zu einem Zeitpunkt auf, wenn die Frist für<br />
Juni 2013<br />
742 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Tagungsbericht<br />
FACHBERICHTE<br />
Mängelansprüche bereits abgelaufen ist. „Deshalb ist es<br />
wichtig, dass bei der Ausschreibung klare Anforderungen<br />
an die Sanierungsleistung definiert werden und<br />
entsprechende zulässige Toleranzen mit den daraus<br />
resultierenden Folgen und Konsequenzen, gegebenenfalls<br />
auch Wertminderungen bei Über- oder Unterschreitung<br />
der zugelassenen Toleranzen vertraglich festgeschrieben<br />
werden“, lautete Wackers Fazit. Wer dieser<br />
Empfehlung nicht folgt, wird von den Ereignissen oft<br />
überrollt – auch das eine Erfahrung, von der viele Teilnehmer<br />
in Würzburg berichten konnten. Nicht selten<br />
bleibt dann nur der Weg vor Gericht. „Ausführliche Leistungsbeschreibungen<br />
und Nachträge sind das A und O<br />
bei der Durchführung einer Sanierungsmaßnahme“, so<br />
die Erfahrungen von RA Carsten Schmidt, CLP Rechtsanwälte,<br />
Düsseldorf. „Auftragnehmer und Auftraggeber<br />
sollten frühzeitig aufeinander zugehen, um schon im<br />
Vorfeld alle Eventualitäten anzusprechen“, so seine<br />
Empfehlung.<br />
Politische Dimension<br />
Dass der Bereich der Kanalsanierung nicht nur über eine<br />
rechtliche, sondern auch über eine politische Dimension<br />
verfügt, erläuterte der Geschäftsführer des Güteschutz<br />
Grundstücksentwässerung e.V., Dipl.-Ing. Dirk<br />
Bellinghausen. Vor dem Hintergrund der seit Monaten<br />
kontrovers geführten Diskussion um die Dichtheitsprüfungen<br />
auf privaten Grundstücken ging er explizit<br />
auf die Entwicklungen in Nordrhein-Westfalen, Hessen,<br />
Hamburg und Schleswig-Holstein ein. „Unabhängig von<br />
Gesetzen und landesrechtlichen Bestimmungen sind<br />
öffentliche und private <strong>Abwasser</strong>anlagen als Gesamtsystem<br />
zu betrachten und können jeweils nur störungsfrei<br />
funktionieren, wenn alle Anlagenteile zusammenwirken“,<br />
ist Bellinghausen überzeugt. Nur durch das<br />
Zusammenwirken von Kommune, Fachbetrieb und<br />
Grundstückseigentümer wird die Funktionsfähigkeit<br />
von Grundstücksentwässerungsanlagen wirtschaftlich<br />
und fachlich richtig sichergestellt. Der Grundstückseigentümer<br />
profitiert dann vom Know-how des Netzbetreibers,<br />
der diese Thematik systematisch angeht.<br />
Zudem wird unseriösen Dienstleistern – den sogenannten<br />
Kanalhaien – die Tätigkeit erschwert.<br />
Im Regelwerk angekommen<br />
Wichtige Voraussetzungen, damit auch die Grundstücksentwässerungsleitungen<br />
im Blickfeld bleiben. In<br />
diesem Zusammenhang werden die kleineren Nennweitenbereiche<br />
beim Schlauchlining interessant, die<br />
vornehmlich bei der Hausanschlusssanierung zum Einsatz<br />
kommen. Aufgrund der mittlerweile vorhandenen<br />
nationalen und internationalen Normen ist der<br />
Schlauchliner heute ein Standardprodukt, dem selbst in<br />
der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen<br />
(VOB) mit der DIN 18326 Platz eingeräumt worden ist.<br />
Merk- und Arbeitsblätter sowie Zusätzliche technische<br />
Vertragsbedingungen (ZTV) tun ein Übriges. Allerdings<br />
kamen Schlauchliner in den Nennweiten ≤ DN 200 in<br />
der Vergangenheit im Regelwerk praktisch nicht vor.<br />
Deshalb wertete Hoppe es hinsichtlich der Regelsetzung<br />
als Schritt in die richtige Richtung, dass auch kleinere<br />
Schlauchliner jetzt erstmals Aufnahme in das DWA-<br />
Arbeitsblatt A 143-3 (Sanierung von Entwässerungssystemen<br />
außerhalb von Gebäuden, Teil 3: Vor Ort härtende<br />
Schlauchliner) gefunden haben. Ein entsprechender<br />
Passus findet sich unter Anhang F, in dem sich „besondere<br />
Ergänzungen für die Auskleidung von <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />
mittels vor Ort härtender Schlauchliner für<br />
Nennweiten ≤ DN 200“ finden. „Und hier wird sich in<br />
Zukunft noch einiges tun“, ist Franz Hoppe sicher. Nicht<br />
nur in puncto Regelwerk, sondern auch in verfahrenstechnischer<br />
Hinsicht.<br />
Eine Aussage, die nicht nur für die kleineren Nennweitenbereiche<br />
Gültigkeit hat. Entwicklungspotenzial<br />
für die Schlauchliner-Technologie gibt es unter anderem<br />
auch im Bereich der Druckrohrsanierung. Darüber<br />
diskutierten die Teilnehmer am 11. Deutschen Schlauchlinertag<br />
mit Professor Dr.-Ing. Volker Wagner von der<br />
Hochschule Wismar und Dr. John Gumbel, JG Pipeline<br />
Consultancy Ltd, im Forum, das begleitend zum Hauptprogramm<br />
stattfand. Vorträge von Professor Reinhard<br />
Schmidtke, Bayerisches Landesamt für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
über „Praktische Kostenvergleichsrechnungen<br />
bei Sanierungsvorhaben“ und Dr. Jörg Sebastian, SBKS<br />
GmbH & Co. KG, über „Prüfverfahren gemäß DWA 144-3“<br />
rundeten den Vortragsblock einer Veranstaltung inhaltlich<br />
ab, die im nächsten Jahr mit dem 12. Deutschen<br />
Schauchlinertag ihre Fortsetzung finden wird. Dafür<br />
haben sich Teilnehmer, Aussteller, Sponsoren und Organisatoren<br />
bereits in Würzburg mit großer Mehrheit ausgesprochen.<br />
Die enorme Vielfalt der Technologie in<br />
puncto Material und Einbauverfahren ist in ihrer Entwicklung<br />
noch immer nicht ausgereizt ebenso wie die<br />
Optionen auf weitere Einsatzmöglichkeiten eines Verfahrens,<br />
das innerhalb der Renovierungsverfahren eine<br />
absolute Spitzenstellung einnimmt. Die Branche darf<br />
also gespannt sein, was sich bis dahin tut, etwa bei<br />
Regeln, Nennweiten und Verfahren.<br />
Weitere Informationen unter www.schlauchliner.de<br />
Eingereicht: 01.05.2013<br />
Kontakt:<br />
Dr.-Ing. Dipl.-Math. Igor Borovsky<br />
E-Mail: borovsky@ta-hannover.de |<br />
Technische Akademie Hannover e.V. |<br />
Wöhlerstraße 42 |<br />
D-30163 Hannover<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 743
PRAXIS<br />
Pegasus HD im Ersteinsatz in Koblenz<br />
1972 schaffte die Koblenzer Stadtentwässerung<br />
erstmals eine<br />
Kanal-TV-Kamera der IBAK GmbH<br />
an – seitdem waren lückenlos alle<br />
IBAK-Kamerasysteme im Untergrund<br />
rund ums Deutsche Eck im<br />
Einsatz. Angesichts solcher Lieferantentreue<br />
verwundert es nicht, dass<br />
Manfred Marx beim Einsetzen der PEGASUS HD in<br />
den Schacht: Mit dieser Kamera zu arbeiten „macht<br />
richtig Spaß“. Die Auflösungsvorgaben des Merkblatts<br />
DWA M 149 Teil 5 werden hier bis DN 1100<br />
erfüllt - ein Alleinstellungsmerkmal dieser Kamera.<br />
Klassischer Dreh- und Schwenkkopf, aber im Detail<br />
auf dem neuesten Stand der Technik, z.B. was die<br />
dimmbaren LEDs als Lichtquelle oder das optische<br />
Zoom angeht. Letztlich setzt diese HD-Kamera neue<br />
Standards für die Kanal-TV-Inspektion.<br />
das erste Exemplar des neuen, in<br />
vielerlei Hinsicht Maßstäbe setzenden<br />
IBAK-Kamerasystems PEGASUS<br />
HD Anfang 2013 nach Koblenz ging.<br />
Dort wiederum ist man nach drei<br />
Monaten Dauereinsatz der PEGA-<br />
SUS einmal mehr begeistert von der<br />
ungebrochenen Innovationskraft<br />
des Kameraherstellers aus Kiel.<br />
Koblenz: 60 Kilometer<br />
I nspektion pro Jahr<br />
Koblenz, die geschichtsträchtige<br />
Stadt am Zusammenfluss von Rhein<br />
und Mosel, wird über ein inzwischen<br />
rund 540 Kilometer langes<br />
Kanalisationsnetz entwässert. Dessen<br />
Nennweiten reichen von klassischen<br />
DN 300 bis zur absolut großstädtischen<br />
Dimension DN 3500.<br />
Immerhin 15 % des Netzes liegen in<br />
sogenannten „begehbaren“ Nennweiten<br />
über DN 800. Alle zehn Jahre<br />
einmal muss der gesamte Netzbestand<br />
einer optischen Inspektion<br />
unterzogen werden. Daraus resultiert,<br />
zuzüglich des Bedarfs an Neubauabnahme-Befahrungen,<br />
eine<br />
jährlich notwendige Inspektionsleistung<br />
von rund 60 Kilometern.<br />
Bei der wichtigen Frage nach der<br />
für die Inspektionen eingesetzten<br />
Kameratechnik ist man bei der<br />
Koblenzer Stadtentwässerung be -<br />
mer kenswert konsequent: Seit über<br />
40 Jahren, genau gesagt, seit Beginn<br />
der Kanal-TV-Inspektionen überhaupt,<br />
setzt man auf Kameras der<br />
IBAK Helmut Hunger GmbH & Co.<br />
KG, Kiel. Damit gehören die Koblenzer<br />
Netzbetreiber ohne Zweifel<br />
zu den ältesten und treuesten IBAK-<br />
Kunden. Daran scheint sich allem<br />
Anschein nach auch nichts zu<br />
ändern: Anfang des Jahres wurde<br />
mit dem allerersten Exemplar der<br />
PEGASUS Full HD das neue Flaggschiff<br />
der IBAK-Kameratechnologie<br />
an den Mittelrhein ausgeliefert und<br />
ist dort seitdem quasi ununterbrochen<br />
im Inspektionseinsatz – was<br />
sich schon daraus zwingend ergibt,<br />
dass die Jahres-Inspektionsleistung<br />
von 60 Kilometern von je her durch<br />
ein einziges Kamerateam erbracht<br />
wird.<br />
Das, weiß man in Koblenz, geht<br />
nicht zuletzt deswegen, wenn (und<br />
weil) man sich auf die verwendeten<br />
Kameras verlassen kann. Mit der<br />
PEGASUS Full HD bekommt das<br />
Team von Operator Hans-Peter Firmenich<br />
und seinem Assistenten<br />
Manfred Marx (beides erfahrene TV-<br />
Inspekteure der ersten Generation)<br />
jedoch nicht nur bewährte Qualität<br />
geboten, sondern zugleich den<br />
Sprung in das „Full HD“-Format.<br />
Eine Bildqualität wie „Heimkino<br />
vom Feinsten“<br />
Die PEGASUS HD ist die derzeit einzige<br />
auf dem Markt verfügbare Full<br />
HD Kanalinspektionskamera. Full<br />
HD bedeutet, dass hier ein Digitalbild<br />
in der Auflösung 1920 x 1080<br />
aufgenommen und als HD SDI-Signal<br />
via Glasfaserleitung bis zum<br />
Endausgabegerät, einem HDTV-<br />
Monitor im 16:9-Format mit identischer<br />
Auflösung, durchgeleitet wird.<br />
Optional kann auch auf HD mit der<br />
Auflösung 1280 x 720 herunter ge -<br />
schaltet werden, wodurch sich mit<br />
der Auflösung auch das transportierte<br />
Datenvolumen verringert.<br />
Was gegenüber analoger Aufnahmetechnik<br />
im PAL-Format völlig<br />
entfällt, sind Umwandlungsprozesse<br />
des Datensignals. Die mehrfach<br />
notwendigen analog-digitalen bzw.<br />
digital-analogen Umwandlungen<br />
bargen das Risiko eines nicht zu<br />
100 % sauberen Signals. Zudem<br />
muss das Signal jetzt nicht mehr so<br />
viele Stationen durchlaufen, bevor<br />
es als Video auf dem PC abgelegt<br />
bzw. auf dem 16 : 9-Monitor angesehen<br />
werden kann. Dies führt quasi<br />
zwangsläufig zu einem brillianten<br />
sauberen Bild.<br />
Konform mit DWA M 149<br />
Teil 5 bis DN 1100<br />
Ein Alleinstellungsmerkmal der<br />
PEGASUS HD ergibt sich daraus, dass<br />
die hohe Bildauflösung es erlaubt,<br />
einer zentralen Forderung des Merk-<br />
Juni 2013<br />
744 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
PRAXIS<br />
blatts DWA M 149 Teil 5 auch in großen<br />
Nennweiten gerecht zu werden:<br />
Danach soll die vertikale Bildauflösung<br />
in Pixeln der Rohrhöhe in Millimetern<br />
entsprechen. Dies erfüllt die<br />
Pegasus HD also zumindest bis<br />
DN 1100. Und auch in noch größeren<br />
Rohrdimensionen bietet diese<br />
Technologie einen eindeutigen<br />
Mehrwert durch die bessere Auflösung<br />
und ist damit konkurrenzlos.<br />
Das System bietet übrigens in<br />
Verbindung mit der neuen Software<br />
IKAS Evolution optional eine höchst<br />
interessante Zusatzfunktion: Die si -<br />
multane Darstellung von Software-<br />
Bedienoberfläche und digitalen<br />
Schadensbildern auf einem Monitor.<br />
12fach optischer Zoom für<br />
Anschlüsse und begehbare<br />
Nennweiten<br />
Resultat der rein digitalen Datenübertragung<br />
und -Verarbeitung ist<br />
eine bislang in der Kanalinspektion<br />
unbekannte Auflösung, ein völlig<br />
störungsfreies Signal und absolute<br />
Farbechtheit des Bildmaterials: Ein<br />
deutlich erkennbarer Quantensprung<br />
in der Inspektionstechnologie.<br />
Operator Hans-Peter Firmenich<br />
ist dementsprechend überzeugt.<br />
Unklare optische Eindrücke, die<br />
zusätzliche Betrachtungen, etwa<br />
durch Heranzoomen notwendig<br />
machen, sind jetzt eher selten, ob -<br />
wohl dies in bis zu 12-facher Vergrößerung<br />
möglich ist. Hauptanwendungsbereich<br />
des brillanten Zooms<br />
ist im Koblenzer Netz bislang die<br />
Inspektion größerer Nennweiten,<br />
bei denen selbst die Full HD-Auflösung<br />
der PEGASUS HD gemäß DWA-<br />
Vorgabe offiziell schon ausgereizt<br />
ist. Firmenich: „Mit dem Zoom holen<br />
wir aber auch aus begehbaren<br />
Nennweiten noch exzellentes Bildmaterial<br />
heraus!“ Eine Voraussetzung<br />
dafür ist die stufenlos regulierbare<br />
LED-Beleuchtung des Kamerakopfes,<br />
mit der man stets die<br />
erforderliche Lichtmenge zur Rohrwand<br />
bringt. Und natürlich ist der<br />
PEGASUS-HD Fahrwagen per Scherenmechanik<br />
auch Richtung Rohrmittelachse<br />
hochfahrbar – doch das<br />
kennt man schon von vorherigen<br />
Kamera-Generationen.<br />
Gern wird dieser Zoom aber<br />
genutzt, um tiefe und scharfe Seitenblicke<br />
in die Anschlussleitungen<br />
zu werfen. Die Stutzen werden systematisch<br />
gefilmt, die Bilder dann<br />
ebenfalls im Kanalkaster hinterlegt.<br />
Das ergibt Sinn, denn in Koblenz<br />
liegt der Anschluss bis zur Grundstücksgrenze<br />
in der Zuständigkeit<br />
der Gemeinde.<br />
In den ersten drei Monaten des<br />
PEGASUS HD-Betriebs ist in Koblenz<br />
die Inspektions-Tagesleistung ge -<br />
genüber der vorher benutzten<br />
ARGUS 4 allerdings nicht messbar<br />
gestiegen. Firmenich führt das darauf<br />
zurück, ja noch in einer Übungsphase<br />
sei.<br />
Nie wieder im Rohr<br />
„kentern“<br />
Ebenso begeistert wie von der<br />
neuen Qualität des Bilddatenmaterials<br />
ist die Besatzung der ersten<br />
Pegasus-Einheit von einem anderen<br />
Feature des Pegasus-Fahrwagens:<br />
Die Einzelrad-Steuerung der Kamera<br />
ermöglicht Wendemanöver auf der<br />
Stelle. Den Vorteil erläutert TV-Assistent<br />
Manfred Marx: „Die Kamera<br />
kann ich praktisch in den Schacht<br />
reinsetzen, wie ich will, sie lässt sich<br />
in Sekunden in die korrekte Fahrtrichtung<br />
ausrichten“. Und im Rohr<br />
sorgt eine Neigungs-Sensorik mit<br />
Rückkoppelung zu den Antriebsrädern<br />
für spektakuläre Lagestabilität:<br />
Der „Worst case“ jeder TV-Untersuchung,<br />
dass die Kamera die Rohrwand<br />
hinaufläuft und dann „kentert“,<br />
ist mit der Pegasus HD technisch<br />
ausgeschlossen. Das gilt auch und<br />
gerade im Großprofil-Einsatz mit<br />
maximal hochgefahrener Scherenmechanik.<br />
Und wenn man, wie in<br />
Koblenz, ein 500-km-<strong>Abwasser</strong>netz<br />
mit einer einzigen TV-Anlage unter<br />
Kontrolle halten muss, zählt diese<br />
Sicherheit doppelt. Da ist für stundenlange<br />
Bergungsmanöver umgekippter<br />
Kameras keine Zeit, schon<br />
gar nicht für Reparaturzeiten wegen<br />
Havarie-Schäden am System, weiß<br />
TV-Routinier Hans-Peter Firmenich,<br />
Operator Hans-Peter Firmenich vor dem 16:9-Monitor<br />
in seinem Pegasus-Inspektionsfahrzeug: Schärferes<br />
und farbechteres Bildmaterial dürfte derzeit kaum<br />
ein Inspekteur in Deutschland zu sehen bekommen.<br />
Originalbild der Pegasus HD: Eine Bildqualität, wie<br />
man sie sonst nur vom „Heimkino“ der Spitzenklasse<br />
kennt. Bei solchen Dokumentationen bleibt<br />
keine Frage offen.<br />
der solche Vorkommnisse aus der<br />
Vergangenheit durchaus noch<br />
kennt. Er schätzt auch die Knopfdruck-Ausrichtung<br />
der Kamera-<br />
Horizontalen – die vollautomatische<br />
Lage-Ausrichtung, wie sie beim<br />
Vorgänger ARGUS 4 Standard war,<br />
vermisst er im Koblenzer Pegasus-<br />
Betrieb jedenfalls nicht. Eine Option<br />
der PEGASUS wird in Koblenz gar<br />
nicht genutzt, und das ganz bewusst:<br />
Die Möglichkeit der Lasergestützten<br />
Messung von Rissbreiten und Scherbengrößen<br />
im Rohr. Da verlässt sich<br />
der Operator doch lieber auf seine<br />
jahrzehntelange Erfahrung.<br />
Kontakt:<br />
IBAK Helmut Hunger GmbH & Co. KG,<br />
Janina Galinski,<br />
Wehdenweg 122, D-24148 Kiel,<br />
Tel. (0431) 7270-0, E-Mail: j.galinski@ibak.de,<br />
www.ibak.de<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 745
PRAXIS<br />
Roboter-basierte Stutzensanierung mit Harz12<br />
in Eiprofilen<br />
Die BRG Kanaltechnik GmbH, Krautscheid, saniert seit Jahren <strong>Abwasser</strong>kanäle mit innovativen grabenlosen<br />
Verfahren. Dazu gehört auch die Robotergestützte Anschluss-Einbindung, nicht zuletzt im Nachgang zu<br />
Schlauchliner-Sanierungen. Am 17. April 2013 hatte BRG technologisch „die Nase ganz weit vorn“. Mit dem<br />
SIKA-Robotersystem wurde erstmals in einem Eiprofil-Kanal 400/600 das Epoxidharz-System Harz12<br />
eingesetzt.<br />
BRG-Sanierungseinheit im Einsatz in Wiesbaden.<br />
Der Roboter auf dem Weg in den Untergrund.<br />
Mit Harz12 konnte problemlos auch ohne flächigen<br />
Schalungsschild gespachtelt werden.<br />
Zu den jüngsten Produkten im<br />
Portfolio der resinnovation<br />
GmbH, Rülzheim, gehört Harz12.<br />
Dieses zweikomponentige Epoxidharz<br />
setzt die Tradition der zuverlässigen<br />
Sanierungs-Harzsysteme für<br />
die Robotergestützte Verpressung<br />
von Anschlussstutzen fort. Dabei ist<br />
es in einem Punkte noch stärker als<br />
die bisherigen Systeme: Bei Topfzeiten,<br />
die eine sorgfältige Verarbeitung<br />
zulassen, härtet es binnen<br />
zweieinhalb Stunden ausschalfertig<br />
aus. Auch wenn die Endhärte erst<br />
einige Stunden später eintritt, kann<br />
der Anschluss nach der Ausschalung<br />
umgehend wieder in Betrieb<br />
genommen werden.<br />
Genauso erlebten es die Techniker<br />
der BRG Kanaltechnik GmbH,<br />
Krautscheid, die am 17. April 2013<br />
in Wiesbaden acht Anschlüsse an<br />
einen Glasfaserliner mit Harz12<br />
abdichteten. Das Innovative an diesem<br />
Vorhaben: Erstmals wurden mit<br />
dem Harz Anschlüsse an ein Eiprofil,<br />
nämlich der Dimension 400/600,<br />
eingebunden. Zugleich war das die<br />
Premiere für die Harz12-Anwendung<br />
durch das SIKA-Robotersystem.<br />
Mit anderen, Kreisprofilgängigen<br />
Robotersystemen wie ProKasro<br />
oder KATE PMO hat sich das Material<br />
schon mehrfach bewährt. Dass<br />
das SIKA-System nicht mit einem<br />
vollflächigen Schalungsschild arbeitet,<br />
sondern mit einem beweglichen,<br />
vom Operator gesteuerten<br />
Spachtel, tut dem Erfolg keinen<br />
Abbruch: Die Viskosität des Harzes<br />
ist so eingestellt, dass es sich bei der<br />
Applikation gut streichen lässt,<br />
dabei weder fließt noch tropft.<br />
Selbst in Stutzenpositionen bei<br />
12 Uhr konnte in Wiesbaden absolut<br />
„stressfrei“ gespachtelt werden.<br />
Die kurzen Ausschalzeiten ha -<br />
ben signifikante Vorteile für Anwender<br />
und Auftraggeber gleichermaßen:<br />
Der Anwender kann „die<br />
Schlagzahl erhöhen“ und mehr<br />
Stutzen verpressen, ohne Qualitätseinbußen<br />
zu riskieren. Noch wichtiger<br />
ist, dass die Nutzungseinschänkungen<br />
für die Anschlüsse deutlich<br />
verkürzt werden und damit Sanierungsarbeiten<br />
in sehr knappen Zeitfenstern<br />
möglich sind. Das eröffnet<br />
dem Sanierungsplaner ganz neue<br />
Optionen für das Projektmanagement<br />
von Bauabläufen. Ganz<br />
ab gesehen davon, dass das Risiko<br />
des Netzbetreibers, für Kellerüberflutungen<br />
in die Verantwortung<br />
gezogen zu werden, deutlich sinkt.<br />
Kontakt Bauausführung:<br />
BRG Kanaltechnik GmbH,<br />
Uwe Wilhelm,<br />
Bitburger Straße 4,<br />
D-54673 Krautscheid,<br />
Tel. (06554) 900 90 92,<br />
E-Mail: info@brg-kanaltechnik.com,<br />
http://brg-kanaltechnik.com/de/<br />
Kontakt Material:<br />
resinnovation GmbH,<br />
Dipl.-Ing. Ulrich Winkler,<br />
Kirtschenweg 2a,<br />
D-76761 Rülzheim,<br />
Tel. (07272) 702502,<br />
E-Mail: ulrich.winkler@resinnovation.de<br />
Juni 2013<br />
746 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
PRODUKTE UND VERFAHREN<br />
Optimierung der Betriebseffizienz von<br />
Versorgungsunternehmen<br />
Bentley Systems, Incorporated,<br />
ein weltweit führender Anbieter<br />
umfassender Softwarelösungen für<br />
nachhaltige Infrastrukturprojekte,<br />
stellt ab sofort die aktualisierten<br />
Datenmodellierlösungen WaterCAD<br />
und WaterGEMS V8i (SELECTseries<br />
4) für die Berechnung und den Entwurf<br />
von <strong>Wasser</strong>verteilungssystemen<br />
zur Verfügung. Die neuen be -<br />
triebsspezifischen Funktionen optimieren<br />
die Effizienz von <strong>Wasser</strong>verteilungssystemen<br />
und minimieren<br />
die Betriebskosten. So können Versorgungsunternehmen<br />
beispielsweise<br />
die Energiekosten aller Pumpstationen<br />
in einer komplexen Ge -<br />
bührenordnung zusammenrechnen<br />
und dabei zusätzliche Energie kosten,<br />
beispielsweise für TGA- und<br />
SCADA-Systeme, berücksichtigen,<br />
um Nettobarwertanalysen für ihre<br />
Betriebsszenarien durchzuführen.<br />
So können Entwurfsmodellierer<br />
eine besonders kosteneffiziente<br />
Strategie ermitteln. Earl C. Schneider,<br />
Vice President von Hatch Mott<br />
MacDonald erklärte dazu: „Wir<br />
erhoffen uns von den erweiterten<br />
Funktionen für die Energiekostenanalyse<br />
in den aktualisieren Versionen<br />
von WaterCAD und WaterGEMS,<br />
dass sie uns die Bearbeitung komplexer<br />
Elektrizitätstarife erleichtern.<br />
Außerdem sollen sie unsere Bemühungen<br />
um eine höhere Kosteneffizienz<br />
bei den Kostenstudien für die<br />
<strong>Wasser</strong>verteilungssysteme unserer<br />
Kunden stützen.<br />
Die neuen Versionen von V8i<br />
(SELECTseries 4) ermöglichen die<br />
Durchführung von Spülungslösungen<br />
mit mehreren Spüldurchläufen<br />
und -bereichen. Die Generierung<br />
der neuen Berichte mit einer Darstellung<br />
der Position von Armaturen<br />
und Hydranten, die von Außendienstmitarbeitern<br />
bei der Durchführung<br />
von Spülprogrammen be -<br />
tätigt werden, erfolgt ab sofort<br />
automatisch.<br />
Die Erweiterung der Lösungen<br />
WaterCAD und WaterGEMS wird<br />
Funktionen für die Übertragung der<br />
Hydraulikmodellierung auf die Kontrollzentren<br />
der Versorgungsunternehmen<br />
enthalten, um die Datenmobilität<br />
in den Planungs- und<br />
Betriebsabteilungen zu steigern<br />
und die Entscheidungsfindung zu<br />
verbessern.<br />
Malcolm Sharkey, Bentley Senior<br />
Product Manager für Hydraulik- und<br />
Hydrologie-Modellierlösungen,<br />
erklärte dies mit folgenden Worten:<br />
„In den kurz vor der Markeinführung<br />
stehenden Aktualisierungen<br />
der Lösungen WaterCAD und Water-<br />
GEMS V8i werden die Modellergebnisse<br />
unter Verwendung eines dem<br />
Industriestandard entsprechenden<br />
OPC-Protokolls auf den Kontrollbildschirmen<br />
des vom Unternehmen<br />
verwendeten SCADA-Systems<br />
veröffentlicht, so dass die Systemverwalter<br />
die Modellierergebnisse<br />
auf einer vertrauten Oberfläche<br />
visualisieren können. Diese Funktion<br />
ist derzeit als Vorabversion für<br />
die Nutzer von WaterGEMS und<br />
SCADAConnect verfügbar, die un -<br />
serem Produktentwicklungsteam<br />
Feedback in Bezug auf die spezifischen<br />
Anforderungen ihres Unternehmens<br />
geben möchten.“<br />
Die neuen Funktionen in den<br />
aktualisierten Versionen erhöhen<br />
die Benutzerfreundlichkeit und<br />
Nutzerproduktivität, insbesondere<br />
bei der Bearbeitung komplexer<br />
Modelle. Highlights:<br />
##<br />
Das neue SQLite-Datenbankformat<br />
überwindet die herkömmlichen<br />
Limitierungen des MDB-<br />
Formats, wie z. B. die maximale<br />
Dateigröße von 2 GB, und er -<br />
möglicht eine effizientere Datenspeicherung<br />
sowie eine Verkleinerung<br />
der Datenbankdatei um<br />
durchschnittlich 50 %.<br />
##<br />
Die erweiterte Oberfläche enthält<br />
neue Funktionen, wie z. B.<br />
eine Hintergrundebene und eine<br />
Elementsymbologie für das Ko -<br />
pieren und Einfügen, eine Symbologiedefinition<br />
für das Importieren/Exportieren<br />
sowie eine<br />
Eigenschaftensuche zum Filtern<br />
der Elementeigenschaften.<br />
##<br />
Die 64-Bit-Unterstützung, die<br />
bereits in WaterCAD und Water-<br />
GEMS zur Vergrößerung des<br />
adressierbaren Speichers und<br />
zur Steigerung der Leistung enthalten<br />
war, ermöglicht dem Nutzer<br />
jetzt das Ausführen von<br />
WaterCAD für AutoCAD oder<br />
WaterGEMS mit der 64-Bit-Version<br />
von AutoCAD 2013.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.bentley.com/WaterGEMS/how-to-get<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 747
PRODUKTE UND VERFAHREN<br />
Verkauf der neuen Geräteserie Neon<br />
startet mit dem pH-Gerät<br />
Mit dem Neon pR geht das erste Gerät der neuen Einkanal-Geräteserie der Firma Dr. A. Kuntze GmbH auf den<br />
Markt. Neon ist ein modulares Mess- und Regelgerät. In der Grundversion sind neben der Messfunktion bereits<br />
ein digitaler Eingang und ein Alarmrelais enthalten. Die Erweiterung erfolgt über Add-on Codes und Module.<br />
Das Neon pR kann sowohl für die<br />
pH-Wert – als auch für die Re -<br />
dox messung eingesetzt werden.<br />
Neon als Wandgerät mit Touchscreen.<br />
Für die pH-Messung lassen sich<br />
neben Standard-pH-Elektroden<br />
auch pH-Differenzelektroden an -<br />
schließen. Die Temperaturkompensation<br />
des pH-Werts erfolgt automatisch<br />
oder manuell. Hierbei<br />
bestimmt der Anwender die verwendete<br />
Referenztemperatur. Für<br />
die Temperaturmessung kann entweder<br />
ein Pt100 oder Pt1000 verwendet<br />
werden. Bei der Verwendung<br />
von Pt100 mit Zweileiteranschluss<br />
kann es bei größeren<br />
Kabellängen zu einem Versatz der<br />
Messwerte kommen. Um das zu<br />
verhindern, ist es im Neon möglich,<br />
den Temperatur sensor mit Dreileiteranschluss<br />
anzuschließen. Der<br />
Einfluss des Kabelwiderstands wird<br />
so ermittelt und nivelliert. Ist der<br />
Temperaturwert des Messmediums<br />
konstant, kann auf eine Temperaturmessung<br />
verzichtet werden. Der<br />
Anwender kann in diesem Fall<br />
für die Temperaturkompensation<br />
den Temper aturwert des Messmediums<br />
manuell eingeben.<br />
Angepasster<br />
Funktionsumfang<br />
Schon durch die Auswahl der<br />
Funktionen beginnt der Kunde,<br />
das Gerät an seine Anwendung<br />
anzupassen. Die Bedienung<br />
erfolgt wahlweise über Tastenoder<br />
Touchscreen. Für die Datenausgabe<br />
steht als serielle Schnittstelle<br />
eine RS 485 mit Modbus<br />
RTU Protokoll und bis zu zwei<br />
analoge Ausgänge zur Verfügung.<br />
Als Regelfunktion sind<br />
entweder eine konzentrationsgesteuerte<br />
PID-Regelung oder<br />
eine mengenproportionale Dosierung<br />
verfügbar. In vielen Anwendungen<br />
ist es notwendig, dass die<br />
Messwerte dokumentiert werden.<br />
Mit der Option Datenaufzeichnung<br />
kann der Anwender alle Messwerte<br />
des Neons auf einer internen SD-<br />
Karte speichern. Weiterentwicklungen<br />
können in der Neon Geräteserie<br />
problemlos in be reits in -<br />
stallierte Geräte implementiert<br />
werde. Durch die SD-Kartenfunktion<br />
kann der Anwender Firmware<br />
ohne PC-Anbindung direkt vor Ort<br />
aktualisieren.<br />
Hilfestellung bei der<br />
Inbetriebnahme<br />
Mithilfe der SD-Kartenfunktion und<br />
dem Konfigurationsprogramm der<br />
Fa. Kuntze ist es möglich, Einstellungen<br />
bequem am Schreibtisch vorzunehmen,<br />
auf einer SD-Karte zu<br />
speichern und dann auf das<br />
gewünschte Gerät zu übertragen.<br />
Zusätzlich ist es möglich, Einstellungen,<br />
die direkt in dem Gerät vorgenommen<br />
worden sind, zu speichern<br />
und auf ein anderes Gerät zu übertragen.<br />
Bei der Inbetriebnahme und vor<br />
allem bei der Einbindung des Gerätes<br />
in ein übergeordnetes Leitsystem<br />
kommt es häufig zu Übertragungsfehlern<br />
durch die Verkabelung<br />
oder den Anschluss. Mit dem<br />
Neon kann man in einem Testmenü<br />
alle Ausgänge vorgeben und so<br />
die Verdrahtung der Anlage und<br />
die Reaktion der übergeordneten<br />
Schaltstelle prüfen.<br />
Auch Energiesparen ist mit dem<br />
Neon möglich. Durch den Ecomodus<br />
reduziert sich der Energieverbrauch<br />
des Neons durch Ab -<br />
schalten der Hintergrundbeleuchtung.<br />
Ebenso erhöht sich die<br />
Lebensdauer der Anzeige.<br />
Reibungsloser Betrieb<br />
Die pH-Messung ist in vielen Fällen<br />
ein wichtiges Qualitätskriterium<br />
und der pH-Wert wird häufig zur<br />
Dosierung von Chemikalien verwendet.<br />
Daher ist es wichtig, dass<br />
das Neon vor nicht autorisiertem<br />
Zugang geschützt werden kann.<br />
Hierzu gibt es Benutzercodes, die<br />
dem Anwender nur bestimmte Ebenen<br />
freischalten. Mit der Autolockfunktion<br />
wird der Benutzercode<br />
automatisch nach der eingestellten<br />
Zeit auf Null gestellt.<br />
Kommt es zu einem Ereignis, das<br />
die Messung oder die Funktionalität<br />
der Ausgabe beeinflusst, erscheint<br />
auf der Messwertanzeige eine Meldung.<br />
In der Anlage können diese<br />
Ereignisse über ein Alarmrelais<br />
registriert werden. Zusätzlich werden<br />
Ereignisse, die die Messung<br />
Juni 2013<br />
748 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
PRODUKTE UND VERFAHREN<br />
beeinflussen, bei aktiviertem Fehlerstrom<br />
über den Stromausgang<br />
ausgegeben.<br />
Zu den anstehenden Ereignismeldungen<br />
findet der Anwender im<br />
Hilfe-Menü Hinweise wie man diese<br />
beheben kann.<br />
Das Neon ermöglicht dem Be -<br />
nutzer, die Darstellung der Messwertanzeige<br />
anzupassen und damit<br />
alle für Ihn wichtigen Informationen<br />
direkt im Blick zu haben.<br />
Unterstützung bei Wartung<br />
Das Neon enthält viele Funktionen,<br />
die den Anwender bei der Wartung<br />
unterstützen. Mit der Hold-Funktion<br />
wird dem Anwender ermöglicht,<br />
Wartungs- und Kalibrierarbeiten<br />
durchzuführen, ohne dass es zu<br />
einer Alarmierung kommt. Eine<br />
vorausschauende Wartung wird<br />
ermöglicht durch die Speicherung<br />
der letzten zehn Kalibrierergebnisse.<br />
Die geführte Zwei-Punkt-Kalibrierung<br />
hilft dem Anwender auch<br />
bei Sensoren, die bereits länger im<br />
Einsatz sind.<br />
Die SD-Kartenfunktionen er -<br />
laubt es im Falle eines Problems,<br />
eine Diagnosedatei zu speichern<br />
und in dem Kuntze-Konfigurator<br />
alle Einstellungen, den Ereignisspeicher,<br />
die aktuellen Werte und die<br />
Geräteinformationen einzusehen<br />
und so einen Überblick über die<br />
Situation zu erhalten.<br />
Die Dr. A Kuntze GmbH konzentriert<br />
sich seit mehr als 60 Jahren auf<br />
die Entwicklung und Produktion<br />
von Komponenten und Systemen<br />
der Mess- und Regeltechnik für die<br />
<strong>Wasser</strong>analytik. Als Spezialist für<br />
hochwertige Lösungen mit Schwerpunkt<br />
Desinfektion unterstützt das<br />
innovative Familienunternehmen<br />
Kommunen und Unternehmen bei<br />
der Bereitstellung des Elements<br />
<strong>Wasser</strong> für jeden Einsatzzweck.<br />
Kontakt:<br />
Dr. A. Kuntze GmbH,<br />
Robert-Bosch-Straße 7a,<br />
D-40668 Meerbusch,<br />
Tel. (02150) 7066-0,<br />
Fax (02150) 7066-60,<br />
www.kuntze.com<br />
Vereinfachte Montage für EGE-Strömungswächter<br />
Mit den EGE-Messfühlern und<br />
Kompaktsensoren der Serien<br />
ST 418, SNS und SCS zur Strömungsüberwachung<br />
erleichtert sich dank<br />
neuer Einschraubadapter ab sofort<br />
die Montage: Nutzer müssen die<br />
Geräte nur noch stecken, ausrichten<br />
und festdrehen. Beim Einbau mittels<br />
Einschraubadapter können<br />
Steckverbinder und LED-Anzeige<br />
der Sensoren frei ausgerichtet werden.<br />
Der Adapter wird in ein T-Stück<br />
oder eine Schweißmuffe eingeschraubt,<br />
anschließend wird der<br />
Sensor mit einer Überwurfmutter<br />
im Adapter fixiert. Die Verbindung<br />
dichtet zuverlässig bis 100 bar. Zahlreiche<br />
optional verfügbare Ausführungen<br />
des Einschraubadapters<br />
ermöglichen einen universellen Einsatz<br />
der Strömungssensoren. Standardmäßig<br />
liefert EGE die Adapter<br />
mit G½- bzw. G¼-Gewinde. Die<br />
nach dem thermodynamischen<br />
Prinzip arbeitenden Sensoren eigenen<br />
sich für die Strömungsüberwachung<br />
flüssiger Medien bis<br />
300 cm/s.<br />
Strömungswächter von EGE lassen sich mit einem Einschraubadapter<br />
leicht installieren und frei ausrichten.<br />
Kontakt:<br />
EGE-Elektronik Spezial-Sensoren GmbH,<br />
Sven-Eric Hiss,<br />
Ravensberg 34,<br />
D-24214 Gettorf,<br />
Tel. (04346) 41 58-0,<br />
Fax (04346) 56 58,<br />
E-Mail: info@ege-elektronik.com,<br />
www.ege-elektronik.com<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 749
PRODUKTE UND VERFAHREN<br />
Druckerhöhungsanlagen mit Komfort-Regelung<br />
und höchster Energieeffizienz<br />
Hydro MPC mit neuem MGE.<br />
Reicht der vorhandene <strong>Wasser</strong>druck<br />
in Versorgungsnetzen<br />
oder für die Bereitstellung von<br />
Trinkwasser in den höheren Ge -<br />
schossen eines Gebäudes nicht aus,<br />
sind Druckerhöhungsanlagen (DEA)<br />
die Lösung. Meist handelt es sich<br />
um Anlagen mit zwei bis sechs<br />
Pumpen, komplett verrohrt und mit<br />
der erforderlichen Steuerungstechnik<br />
ausgerüstet. Je nach Bedarf werden<br />
die Pumpen kaskadenartig zuoder<br />
abgeschaltet.<br />
Für eine noch feinere Abstimmung<br />
bietet sich der Einsatz<br />
drehzahlgeregelter Pumpen an. Bei<br />
Hydro MPC und Hydro Multi-E<br />
Druckerhöhungsanlagen von<br />
Grund fos gibt es diese Option<br />
bereits seit Jahren: Wählt der Betreiber<br />
E-Pumpen der Baureihen CRE<br />
aus, sind die hier zum Einsatz<br />
kommenden Antriebsmotoren mit<br />
einem integrierten Frequenzumformer<br />
zur Drehzahlanpassung ausgestattet.<br />
In der Motortechnik setzt Grundfos<br />
nun einmal mehr den Benchmark:<br />
Seit April 2013 wird der bisher<br />
angebotene MGE-Motor bis zu einer<br />
Leistung einschließlich 2,2 kW<br />
durch eine besonders effiziente Permanentmagnetmotoren-Baureihe<br />
ersetzt. Diese Motoren übertreffen<br />
sogar zusammen mit dem integrierten<br />
Frequenzumformer deutlich die<br />
Anforderungen der Energieeffizienzklasse<br />
Super Premium Efficiency<br />
IE4 (IEC TS 60034-31 Ed.1). Als weitere<br />
Besonderheit ist herauszuheben,<br />
dass PM-Motoren gerade im<br />
meist beanspruchten Teillastbereich<br />
kaum an Wirkungsgrad einbüßen –<br />
anders als ältere Asynchronmotoren,<br />
die hier „einbrechen“.<br />
Bemerkenswert ist auch diese<br />
Änderung: CRE-Pumpen arbeiten<br />
nun mit der Hochdrehzahl 3600 min -1 .<br />
Durch die höhere Ausgangsdrehzahl<br />
liefert die Pumpe eine größere<br />
Fördermenge bzw. mehr Förderhöhe<br />
als die bisher angebotene<br />
2900 min -1 -Variante (zur Erinnerung:<br />
gemäß Affinitätsgesetz bringt eine<br />
doppelt so hohe Drehzahl den vierfachen<br />
Förderdruck). Das be deutet<br />
in der Praxis, dass der Anlagenbauer/Betreiber<br />
für die gleiche Leistung<br />
eine kleinere Pumpe einplanen<br />
kann, er also beim DEA-Einsatz Platz<br />
spart. Für die 2900 min -1 /3600 min -1 -<br />
Umstellung stehen fertige Austauschlisten<br />
zur Verfügung. International<br />
tätige Anlagenbauer werden<br />
es begrüßen, fortan mit einem<br />
50/60-Hz-Motor zu arbeiten.<br />
Der Clou: Grundfos-Kunden<br />
erhalten diesen neuen Hocheffizienzmotor<br />
preisneutral zum bisherigen<br />
MGE. Schon beim ersten Einschalten<br />
ist die Amortisation<br />
erreicht und der Betreiber spart<br />
sofort Kosten.<br />
Betreiber profitieren zudem von<br />
nützlichen Funktionalitäten, wie das<br />
Beispiel Hydro MPC mit der CU352-<br />
Steuerung zeigt: Durch ständige<br />
Anpassung/Überprüfung von Pumpendrehzahl<br />
und Pumpenanzahl<br />
bietet diese DEA ein Höchstmaß an<br />
Konstantdruck, unabhängig von<br />
schwankenden Entnahmemengen<br />
und Vordruckschwankungen. Zum<br />
Komfort trägt zudem bei, dass beim<br />
Pumpenwechsel keine Druckschwankungen<br />
auftreten. Für die<br />
Erstbefüllung von Rohrleitungen<br />
kann die Hydro MPC mit der Funktion<br />
„Sanfter Druckaufbau“ betrieben<br />
werden, um das Rohrnetz vor<br />
Druckschlägen zu schützen. Kostensparende<br />
Features sind auch der<br />
wirkungsgradoptimierte Pumpenwechsel,<br />
eine Energiesparfunktion<br />
für den Schwachlastbereich, Sollwertänderungen<br />
mit integrierter<br />
Wochenzeitschaltuhr und die Proportionaldruckregelung.<br />
Fazit: Drehzahlgeregelte Druckerhöhungsanlagen<br />
von Grundfos<br />
mit dem neuen Hocheffizienz-MGE-<br />
Motor arbeiten nicht nur besonders<br />
ökonomisch; sie bieten zudem eine<br />
besonders hohe Regelgüte (Druckkonstanz)<br />
und können per CIM-<br />
Modul umfassend in übergeordnete<br />
Leitsysteme eingebunden werden.<br />
Mit über 7000 Anlagen pro Jahr<br />
zählt Grundfos zu den führenden<br />
Herstellern von Druckerhöhungsanlagen.<br />
Im globalen Kompetenzzentrum<br />
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am deutschen Produktionsstandort<br />
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des Unternehmens.<br />
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Schlüterstraße 33, D-40699 Erkrath,<br />
Tel. (0211) 92969-0, Fax (0211) 92969-3699,<br />
www.grundfos.de<br />
Juni 2013<br />
750 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Impressum<br />
INFORMATION<br />
Das Gas- und <strong>Wasser</strong>fach<br />
<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong><br />
Die technisch-wissenschaftliche Zeitschrift für<br />
<strong>Wasser</strong>gewinnung und <strong>Wasser</strong>versorgung, Gewässerschutz,<br />
<strong>Wasser</strong>reinigung und <strong>Abwasser</strong>technik.<br />
Organschaften:<br />
Zeitschrift des DVGW Deutscher Verein des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches e. V.,<br />
Technisch-wissenschaftlicher Verein,<br />
des Bundesverbandes der Energie- und <strong>Wasser</strong>wirtschaft e. V. (BDEW),<br />
der Bundesvereinigung der Firmen im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach e. V.<br />
(figawa),<br />
der DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und<br />
Abfall e. V.<br />
der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und <strong>Wasser</strong>fach<br />
(ÖVGW),<br />
des Fachverbandes der Gas- und Wärme versorgungsunternehmen,<br />
Österreich,<br />
der Arbeitsgemeinschaft <strong>Wasser</strong>werke Bodensee-Rhein (AWBR),<br />
der Arbeitsgemeinschaft Rhein-<strong>Wasser</strong>werke e. V. (ARW),<br />
der Arbeitsgemeinschaft der <strong>Wasser</strong>werke an der Ruhr (AWWR),<br />
der Arbeitsgemeinschaft Trinkwassertalsperren e. V. (ATT)<br />
Herausgeber:<br />
Dr.-Ing. Rolf Albus, Gaswärme Institut e.V., Essen<br />
Prof. Dr.-Ing. Harro Bode, Ruhrverband, Essen<br />
Dipl.-Ing. Heiko Fastje, EWE Netz GmbH, Oldenburg<br />
Prof. Dr. Fritz Frimmel, Engler-Bunte-Institut, Universität (TH) Karlsruhe<br />
Dipl.-Wirtschafts-Ing. Gotthard Graß, figawa, Köln<br />
Prof. Dr. -Ing. Frieder Haakh, Zweckverband Landeswasserversorgung,<br />
Stuttgart (federführend <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>)<br />
Prof. Dr. Dipl.-Ing. Klaus Homann (federführend Gas|Erdgas),<br />
Thyssengas GmbH, Dortmund<br />
Prof. Dr. Matthias Krause, Stadtwerke Halle, Halle<br />
Dipl.-Ing. Klaus Küsel, Heinrich Scheven Anlagen- und Leitungsbau<br />
GmbH, Erkrath<br />
Prof. Dr. Joachim Müller-Kirchenbauer, TU Clausthal,<br />
Clausthal-Zellerfeld<br />
Prof. Dr.-Ing. Rainer Reimert, EBI, Karlsruhe<br />
Dr. Karl Roth, Stadtwerke Karlsruhe GmbH, Karlsruhe<br />
Dipl.-Ing. Otto Schaaf, Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR<br />
BauAss. Prof. Dr.-Ing. Lothar Scheuer, Aggerverband, Gummersbach<br />
Harald Schmid, WÄGA Wärme-Gastechnik GmbH, Kassel<br />
Dr.-Ing. Walter Thielen, DVGW e. V., Bonn<br />
Dr. Anke Tuschek, BDEW e. V., Berlin<br />
Heinz Watka, Open Grid Europa GmbH, Essen<br />
Martin Weyand, BDEW e. V., Berlin<br />
Redaktion:<br />
Hauptschriftleitung (verantwortlich):<br />
Dipl.-Ing. Christine Ziegler, DIV Deutscher Industrieverlag GmbH,<br />
Arnulfstraße 124, 80636 München,<br />
Tel. +49 89 203 53 66-33, Fax +49 89 203 53 66-99,<br />
E-Mail: ziegler@di-verlag.de<br />
Redaktionsbüro im Verlag:<br />
Sieglinde Balzereit, Tel. +49 89 203 53 66-25,<br />
Fax +49 89 203 53 66-99, E-Mail: balzereit@di-verlag.de<br />
Katja Ewers, E-Mail: ewers@di-verlag.de<br />
Stephanie Fiedler, M.A., E-Mail: fiedler@di-verlag.de<br />
Redaktionsbeirat:<br />
Dr. rer. nat. Dipl.-Phys. Jan-Ulrich Arnold, Technische Unternehmens -<br />
beratungs GmbH, Bergisch Gladbach<br />
Prof. Dr.-Ing. Mathias Ernst, TU Hamburg-Harburg, Hamburg<br />
Prof. Dr.-Ing. Frank Wolfgang Günthert, Universität der Bundeswehr<br />
München, Institut für Siedlungswasserwirtschaft und<br />
Abfall technik, Neubiberg<br />
Dr. rer. nat. Klaus Hagen, Krüger WABAG GmbH, Bayreuth<br />
Prof. Dr.-Ing. Werner Hegemann, Andechs<br />
Dipl.-Volksw. Andreas Hein, IWW GmbH, Mülheim/Ruhr<br />
Dr. Bernd Heinzmann, Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe, Berlin<br />
Prof. Dr.-Ing. Norbert Jardin, Ruhrverband, Essen<br />
Prof. Dr.-Ing. Martin Jekel, TU Berlin, Berlin<br />
Dr. Josef Klinger, DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> (TZW), Karlsruhe<br />
Dipl.-Ing. Reinhold Krumnack, DVGW, Bonn<br />
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Merkel, Wiesbaden<br />
Dipl.-Ing. Rudolf Meyer, Gelsenwasser AG, Gelsenkirchen<br />
Dipl.-Ing. Karl Morschhäuser, figawa, Köln<br />
Dr. Matthias Schmitt, RheinEnergie AG, Köln<br />
Dipl.-Geol. Ulrich Peterwitz, AWWR e.V. (Arbeitsgemeinschaft der<br />
<strong>Wasser</strong>werke an der Ruhr), Schwerte<br />
Prof. Dr.-Ing. Friedhelm Sieker, Institut für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
Universität Hannover<br />
RA Jörg Schwede, Kanzlei Doering, Hannover<br />
Prof. Dr.-Ing. Heidrun Steinmetz, Institut für Siedlungswasserbau,<br />
<strong>Wasser</strong>güte- und Abfallwirtschaft, Universität Stuttgart, Stuttgart<br />
Prof. Dr. habil. Christoph Treskatis, Bieske und Partner<br />
Beratende Ingenieure GmbH, Lohmar<br />
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Uhl, Techn. Universität Dresden, Dresden<br />
Prof. Dipl.-Ing. Thomas Wegener, Institut für Rohrleitungsbau an der<br />
Fachhochschule Oldenburg e.V., Oldenburg<br />
Verlag:<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstraße 124,<br />
80636 München, Tel. +49 89 203 53 66-0, Fax +49 89 203 53 66-99,<br />
Internet: http://www.di-verlag.de<br />
Geschäftsführer: Carsten Augsburger, Jürgen Franke<br />
Verlagsleitung: Kirstin Sommer<br />
Anzeigenabteilung:<br />
Mediaberatung:<br />
Inge Matos Feliz, im Verlag,<br />
Tel. +49 89 203 53 66-22 Fax +49 89 203 53 66-99,<br />
E-Mail: matos.feliz@di-verlag.de<br />
Anzeigenverwaltung:<br />
Brigitte Krawzcyk, im Verlag,<br />
Tel. +49 89 203 53 66-12, Fax +49 89 203 53 66-99,<br />
E-Mail: krawczyk@di-verlag.de<br />
Zur Zeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 63.<br />
Bezugsbedingungen:<br />
„<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>“ erscheint monatlich<br />
(Doppelausgabe Juli/August). Mit regelmäßiger Verlegerbeilage<br />
„R+S – Recht und Steuern im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach“ (jeden 2. Monat).<br />
Jahres-Inhaltsverzeichnis im Dezemberheft.<br />
Jahresabonnementpreis:<br />
Print: 350,– €<br />
Porto Deutschland 30,– / Porto Ausland 35,– €<br />
ePaper: 350,– €<br />
Einzelheft Print: 39,– €<br />
Porto Deutschland 3,– € / Porto Ausland 3,50 €<br />
Einzelheft ePaper: 39,– €<br />
Abo plus (Print und ePaper): 455,– €<br />
Porto Deutschland 30,– / Porto Ausland 35,– €<br />
Die Preise enthalten bei Lieferung in EU-Staaten die Mehrwertsteuer,<br />
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Studentenpreis: Ermäßigung gegen Nachweis.<br />
ePaper für € 70,–, Heft für € 175,– zzgl. Versand<br />
Bestellungen über jede Buchhandlung oder direkt an den Verlag.<br />
Abonnements-Kündigung 8 Wochen zum Ende des Kalenderjahres.<br />
Abonnement/Einzelheftbestellungen:<br />
Leserservice <strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
Postfach 91 61, 97091 Würzburg<br />
Tel. +49 931 4170-1615, Fax +49 931 4170-494<br />
E-Mail: leserservice@di-verlag.de<br />
Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen<br />
sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen<br />
Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages<br />
strafbar. Mit Namen gezeichnete Beiträge entsprechen nicht unbedingt<br />
der Meinung der Redaktion.<br />
Druck: Druckerei Chmielorz GmbH<br />
Ostring 13, 65205 Wiesbaden-Nordenstadt<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, München<br />
Printed in Germany<br />
Juni 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 751
INFORMATION Termine<br />
##<br />
Gewässerschutz – Deutschland und Europa<br />
26.06.2013, Hennef<br />
DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und Abfall e.V., Belinda Höcherl, Theodor-Heuss-Allee 17,<br />
53773 Hennef, Tel. (02242) 872-206, E-Mail: hoecherl@dwa.de, http://213.216.6.175/eva/Flyer/2524.pdf<br />
##<br />
Siedlungswasserwirtschaft 20..40..60 – Herausforderungen und Perspektiven „insight outsite K’town“<br />
05.07.2013, Kaiserslautern<br />
Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft der TU Kaiserslautern mit tectraa, Zentrum für Innovative<br />
Ab<strong>Wasser</strong>technologien, Dipl.-Biol. Birgit Valerius, Tel. (0631) 205-2905, E-Mail: birgit.valerius@bauing.uni-kl.de,<br />
http://siwawi.bauing.uni-kl.de/<br />
##<br />
1. Abfallwirtschaftliches Seminar mit Fachausstellung – Kommunale biogene Reststoffe als regionale<br />
Energieträger<br />
18.07.2013, Neubiberg<br />
Universität der Bundeswehr München, Institut für <strong>Wasser</strong>wesen, Siedlungswasserwirtschaft und Abfalltechnik,<br />
Dipl.-Ing. Marcel Hagen, Werner-Heisenberg-Weg 39, 85577 Neubiberg, Tel. (089) 6004-2161, Fax (089) 6004-3858,<br />
E-Mail: marcel.hagen@unibw.de<br />
##<br />
Energietage – Tagung mit begleitender Fachausstellung<br />
09.–11.09.2013, Garching<br />
DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und Abfall e.V., Barbara Sundermeyer-Kirstein,<br />
Theodor-Heuss-Allee 17, 53773 Hennef, Tel. (02242) 872-181, E-Mail: sundermeyer-kirstein@dwa.de,<br />
http://de.dwa.de/energietage-2013.html<br />
##<br />
Steuern in der kommunalen Entsorgungswirtschaft – Korrekte Anwendung der Vorschriften<br />
für Abfall- und <strong>Abwasser</strong>betriebe<br />
17.09.2013, Berlin<br />
VKU Service GmbH, Katja Selleske, Invalidenstraße 91, 10115 Berlin, Tel. (030) 58580-401, (030) 58580-108,<br />
E-Mail: selleske@vku.de, www.vku.de<br />
##<br />
Gewässerschutz hat Priorität<br />
18.–19.09.2013, Kassel<br />
DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und Abfall e.V., Doris Herweg, Theodor-Heuss-Allee 17,<br />
53773 Hennef, Tel. (02242) 872-236, E-Mail: herweg@dwa.de, http://de.dwa.de/trws-2013.html<br />
##<br />
wat – <strong>Wasser</strong>fachliche Aussprachetagung<br />
30.09.–01.10.2013, Nürnberg<br />
DVGW Deutscher Verein des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches e.V., Ludmilla Asarow, Josef-Wirmer-Straße 1-3, 53123 Bonn,<br />
Tel. (0228) 9188-601, Fax (0228) 9188-997, www.wat-dvgw.de<br />
##<br />
Deponietage<br />
22.–23.10.2013, Münster<br />
DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und Abfall e.V., Renate Teichmann,<br />
Theodor-Heuss-Allee 17, 53773 Hennef, Tel. (02242) 872-118, E-Mail: teichmann@dwa.de,<br />
http://de.dwa.de/deponietage.html<br />
##<br />
KOMMUNALE<br />
23.–24.10.2013, Nürnberg<br />
NürnbergMesse GmbH, Messezentrum, 90471 Nürnberg, Tel. (0911) 86 06-0, Fax (0911) 86 06-82 28,<br />
www.kommunale.de<br />
##<br />
Klärschlammbehandlung – Techniken, Wertstoffe, Perspektiven<br />
28.–30.10.2013, Kassel<br />
DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und Abfall e.V., Renate Teichmann,<br />
Theodor-Heuss-Allee 17, 53773 Hennef, Tel. (02242) 872-118, E-Mail: teichmann@dwa.de,<br />
http://de.dwa.de/klaerschlammbehandlung-2013.html<br />
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12.–14.11.2013, Essen<br />
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Juni 2013<br />
752 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
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Telefon: 0 89/203 53 66-22<br />
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<strong>Wasser</strong>aufbereitung
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Sonderbauwerke<br />
Öffentliche Ausschreibungen<br />
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GW 302<br />
• GN2: B<br />
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G 468-1<br />
G 493-1<br />
G 493-2<br />
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von Hydrogeologie und<br />
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Hygiene und Mikrobiologie,<br />
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Seite<br />
14. Kölner Kanal und Kläranlagen Kolloquium, RWTH Aachen 657<br />
ABB Automation GmbH, Frankfurt 633<br />
Amitech Germany GmbH, Mochau b. Döbeln<br />
Titelseite<br />
Aquadosil <strong>Wasser</strong>aufbereitung GmbH, Essen 695<br />
BGU Umweltschutzanlagen GmbH, Bretzfeld 713<br />
Blücher GmbH, Erkrath 651<br />
DWA-Landesverbands-Tagung Bayern, München 655<br />
Endress+Hauser GmbH & Co. KG,Weil am Rhein<br />
Einhefter<br />
Ing. Büro Fischer-Uhrig, Berlin 659<br />
Fränkische Rohrwerke Gebr. Kirchner GmbH & Co. KG, Königsberg 639<br />
GAT GmbH, Norderstedt 659<br />
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14.08.2013<br />
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16.10.2013<br />
25.09.2013<br />
Themenschwerpunkt<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Produkte und Verfahren<br />
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Aufgaben und Verfahren<br />
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Stoffe<br />
• Entsäuerung, Enthärtung<br />
• Flockung und Flockungsmittel<br />
• Adsorptions-Verfahren<br />
• Membrantechnik, Ultrafiltration<br />
• Desinfektion: Chlorung, Ozonung,<br />
UV-Bestrahlung<br />
Filtration, Membrantechnik<br />
Neue Verfahren und Materialien<br />
• Ultrafiltration<br />
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• Entfernung von Krankheitserregern und<br />
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Fachmessen/<br />
Fachtagungen/<br />
Veranstaltung<br />
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DWA-Bundestagung –<br />
Berlin, 23.09.–24.09.2013<br />
wat –<br />
Nürnberg, 30.09.–02.10.2013<br />
Kommunale –<br />
Nürnberg, 09.10.–10.10.2013<br />
SHKG – Leipzig,16.10.–18.10.2013<br />
DWA-Landesverbandstagung<br />
Baden-Württemberg –<br />
Friedrichshafen, 17.10.–18.10.2013<br />
Geo-T Expo - Intern. Geothermie-Messe<br />
und Kongress – Essen, 21.10.–23.10.2013<br />
FILTECH – Wiesbaden, 22.10.–24.10.2013<br />
DWA-Landesverbandstagung Bayern –<br />
Rosenheim, 23.10.–24.10.2013<br />
Aquatech –<br />
Amsterdam (NL), 05.11.–08.11.2013<br />
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