25.02.2014 Aufrufe

atp edition Energie sparen in geregelten Pumpensystemen (Vorschau)

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

9 / 2013<br />

55. Jahrgang B3654<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />

Automatisierungstechnische Praxis<br />

<strong>Energie</strong> <strong>sparen</strong> <strong>in</strong> <strong>geregelten</strong><br />

<strong>Pumpensystemen</strong> | 26<br />

Standardprofile für<br />

elektrische Geräte | 34<br />

Bewertung <strong>in</strong>dustrieller<br />

Funklösungen | 44<br />

Smart Meter Gateway als<br />

Vorbild für die Automation | 58


<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> – die Referenzklasse<br />

der Automatisierungstechnik


EDITORIAL<br />

Wertschöpfende Innovationen<br />

flächendeckend umsetzen<br />

E<strong>in</strong>e hohe Innovationsfähigkeit ist existenziell für die Prozess<strong>in</strong>dustrie <strong>in</strong><br />

Deutschland. Dies betrifft nicht nur das Kerngeschäft der verfahrenstechnischen<br />

und chemischen Prozesse, sondern auch die unterstützenden Gewerke. Die Automatisierungstechnik<br />

als wesentlicher Enabler für Operational Excellence muss<br />

selbst e<strong>in</strong>e führende Rolle als Innovationstreiber übernehmen.<br />

Die größte Herausforderung besteht allerd<strong>in</strong>gs dar<strong>in</strong>, Innovationen flächendeckend<br />

umzusetzen. Denn aufgrund der langen Lebensdauer e<strong>in</strong>er verfahrenstechnischen<br />

Anlage f<strong>in</strong>den wir <strong>in</strong> der Regel e<strong>in</strong>e heterogene Landschaft verschiedener<br />

Automatisierungsgrade und -systeme unterschiedlicher Generationen und Releases<br />

vor. Betreiber meiden E<strong>in</strong>griffe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e laufende Anlage, sodass nur die kurzen<br />

Abstellzeiten beispielsweise für Upgrades genutzt werden können. Selbst etablierte<br />

Technologien erfahren ke<strong>in</strong>en homogenen Durchdr<strong>in</strong>gungsgrad. So gibt es auch<br />

heute noch pneumatische Mess-und Regelungstechnik.<br />

Die Basis für die Implementierung e<strong>in</strong>er neuen Technologie ist somit nicht gegeben<br />

und muss erst durch weitere Investitionen geschaffen werden. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

s<strong>in</strong>d die Betreiber nicht immer bereit, für e<strong>in</strong>en potenziellen Nutzen <strong>in</strong> der Zukunft<br />

die notwendigen personellen Ressourcen zur Implementierung <strong>in</strong>novativer Lösungen<br />

zur Verfügung zu stellen. Die Umsetzungsrate von neuen wertschöpfenden<br />

Technologien könnte also höher se<strong>in</strong>.<br />

Auf der anderen Seite steht der Automatisierer e<strong>in</strong>em Innovations-Tsunami gegenüber.<br />

Getrieben durch die IT- und Consumer-Elektronik werden auch <strong>in</strong> der<br />

Automatisierung unzählige Innovationen als Produkte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sehr frühen Stadium<br />

<strong>in</strong> den Markt gedrängt, teils von neuen unbekannten Lieferanten. Für den<br />

Anwender stellt sich die Frage: Welcher Trend und welches Produkt bedeutet wirklichen<br />

Mehrwert für den <strong>in</strong>ternen Kunden, und welcher Lieferant wird sich langfristig<br />

am Markt behaupten können? Daneben gilt es, mögliche unerwünschte Folgen<br />

abzuschätzen, wie die kurzen Migrationszyklen durch Standard-IT-Komponenten.<br />

Der Betreiber erwartet Investitionssicherheit und verlässlich abgeschätzte<br />

Folgekosten. Auch die Automation Security wird immer drängender und die Lösungen<br />

müssen den hohen Sicherheits- und Verfügbarkeitsanforderungen <strong>in</strong> der<br />

Prozess<strong>in</strong>dustrie genügen. Es bedarf also e<strong>in</strong>es umfassenden Selektions- und Validierungsprozesses,<br />

der die Umsetzungsgeschw<strong>in</strong>digkeit hemmt.<br />

Um diesen Herausforderungen und speziellen Randbed<strong>in</strong>gungen zu begegnen,<br />

benötigt die Prozess<strong>in</strong>dustrie e<strong>in</strong>e eigene, hohe Beurteilungs- und Implementierungskompetenz.<br />

Nur damit wird es gel<strong>in</strong>gen, auf die richtigen Technologien und<br />

Lieferanten zu setzen und die Umsetzung effizient beim Betreiber zu realisieren.<br />

Diese Kompetenz hilft auch dabei, mit den Lieferanten die Herausforderungen zu<br />

def<strong>in</strong>ieren, die mit neuen Innovationen gelöst werden könnten – und nicht die<br />

Herausforderungen zu f<strong>in</strong>den, die zu angebotenen Innovationen passen. Natürlich<br />

ist die Standardisierung gerade der Schnittstellen zwischen Komponenten e<strong>in</strong><br />

wichtiges Element für langlebige und abwärtskompatible Lösungen. Auch die Namur<br />

und Hochschulen könnten an dieser Stelle e<strong>in</strong>e wichtige Rolle spielen, noch<br />

stärker die wirklichen Bedarfe und Randbed<strong>in</strong>gungen für <strong>in</strong>novative Lösungen zu<br />

formulieren. Gerade bei der Umsetzung von Innovationen ist Effizienz und Effektivität<br />

gefragt, um kurz- und langfristig die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.<br />

DR. ANDREAS<br />

WERNSDÖRFER,<br />

BASF SE, Leiter Automatisierung<br />

und Elektrotechnik<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013<br />

3


INHALT 9 / 2013<br />

FORSCHUNG<br />

6 | Dreifacherfolg für Deutsche Studenten<br />

beim <strong>in</strong>ternationalen Wettbewerb iCan 2013<br />

3D-Technologien stärker für Prozesstechnik nutzen<br />

Call for <strong>atp</strong> experts – Thema: Advanced Process Control<br />

7 | Hochschule Harz will Geschw<strong>in</strong>digkeitsrekord<br />

VERBAND<br />

8 | GMA richtet Weltkongress der Regelungstechnik <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> aus –<br />

mehr als 2 500 Experten erwartet<br />

NE 138: Prozessleittechnik und Explosionsschutz<br />

Ausfallmechanismen <strong>in</strong> der Elektronik beherrschen<br />

9 | Neue Fachgruppe „Vernetzte Sicherheit“<br />

Cenelec: DKE-Experte ist Vizepräsident Technik<br />

BRANCHE<br />

10 | Der Markt für Automatisierungstechnik<br />

<strong>in</strong> der Stromversorgung wächst weiter<br />

Richtl<strong>in</strong>ie zur IT-Security <strong>in</strong> der <strong>in</strong>dustriellen Automation:<br />

Anwendungsbeispiel LDPE-Anlage<br />

VDI 3694: Lasten- und Pflichtenheft für den E<strong>in</strong>satz<br />

von Automatisierungssystemen<br />

11 | Großaufträge verschaffen den Bestellungen<br />

<strong>in</strong> der Elektro<strong>in</strong>dustrie e<strong>in</strong> deutliches Plus<br />

INTERVIEW<br />

12 | „Ich weiß jetzt, wie ich mich bei e<strong>in</strong>em<br />

Vorstellungsgespräch verhalten muss“<br />

GRISHMA RAJ PANDEYA, STUDENT DER ELEKTRO- UND COMPUTERTECHNIK<br />

IM ZWEITEN STUDIENJAHR AN DER JACOBS UNIVERSITY BREMEN IM INTERVIEW MIT <strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013


PRAXIS<br />

14 | Offene Architektur ermöglicht<br />

maßgeschneiderte Steuerungssoftware<br />

für die CNC-Masch<strong>in</strong>en<br />

16 | Mit Hilfe additiver Verfahren entstehen<br />

Endprodukte: Potenziale von<br />

Rapid Manufactur<strong>in</strong>g besser nutzen<br />

18 | Roboter simulieren S<strong>in</strong>neswahrnehmungen<br />

für angehende Chirurgen sehr realitätsnah<br />

20 | Teamarbeit von Konstruktion und<br />

Dokumentation garantiert Risikobeurteilung<br />

aus e<strong>in</strong>em Guss<br />

22 | Wireless vom Feld <strong>in</strong> die Welt: Sicher drahtlos<br />

kommunizieren im Automatisierungsumfeld<br />

Produkte,<br />

Systeme<br />

und Service<br />

für die<br />

Prozess<strong>in</strong>dustrie?<br />

Natürlich.<br />

HAUPTBEITRÄGE<br />

26 | <strong>Energie</strong> <strong>sparen</strong> <strong>in</strong> <strong>geregelten</strong><br />

<strong>Pumpensystemen</strong><br />

W. SCHICKETANZ<br />

34 | Standardprofile für elektrische Geräte<br />

J. GREIFENEDER, D. SCHULZ UND P. RODRIGUEZ<br />

44 | Bewertung <strong>in</strong>dustrieller Funklösungen<br />

U. MEIER UND L. RAUCHHAUPT<br />

58 | Smart Meter Gateway als<br />

Vorbild für die Automation<br />

A. SIKORA<br />

System 800xA 5.1 hilft Anlagen<br />

noch effizienter zu betreiben<br />

und die Produktivität und Rentabilität<br />

zu verbessern. Dies wird durch<br />

gesteigerte Bediener-Effizienz,<br />

optimiertes Handl<strong>in</strong>g bei Batch-<br />

Produktion, effizientere Sequenzkonfiguration,<br />

verbesserte<br />

Asset-Verwendung und optimierte<br />

Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g Best Practices erreicht.<br />

Wünschen Sie sich auch so e<strong>in</strong>e<br />

effiziente Anlagenbedienung?<br />

www.abb.de/controlsystems<br />

Wussten Sie, dass Ihnen ABB<br />

neben maßgeschneiderten<br />

Leitsystemen e<strong>in</strong> umfassendes<br />

Portfolio für die Instrumentierung,<br />

herausragende Produkte und<br />

Lösungen für die Analysentechnik<br />

sowie erstklassigen Service bietet?<br />

Lesen Sie mehr unter:<br />

www.abb.de/<br />

prozessautomatisierung<br />

RUBRIKEN<br />

3 | Editorial<br />

66 | Impressum, <strong>Vorschau</strong><br />

ABB Automation GmbH<br />

Tel.: +49 (0) 1805 26 67 76<br />

market<strong>in</strong>g.control-products@de.abb.com


FORSCHUNG<br />

Dreifacherfolg für Deutsche Studenten beim<br />

<strong>in</strong>ternationalen Wettbewerb iCan 2013<br />

Über e<strong>in</strong>en großen Erfolg können sich die drei Siegerteams<br />

des VDE/BMBF-Wettbewerbs Cosima freuen: Sie<br />

belegten auch die ersten Plätze beim <strong>in</strong>ternationalen Studentenwettbewerb<br />

iCan 2013 <strong>in</strong> Barcelona, der sich rund<br />

um das Thema Mikrosystemtechnik dreht. Dort traten 19<br />

Teams aus Ch<strong>in</strong>a, Taiwan, Japan, S<strong>in</strong>gapur, Hongkong, Neuseeland,<br />

USA, Schweiz und Deutschland vor die <strong>in</strong>ternationale<br />

Jury. Der erste Preis und 2000 US-Dollar g<strong>in</strong>gen an<br />

Franziska Emmerich, Carol<strong>in</strong>e Schultalbert, Florian Bansemer<br />

und Tizian Schneider vom Team Quasimodo der<br />

Universität des Saarlandes. Sie überzeugten mit e<strong>in</strong>em Projekt,<br />

das die Stellung der Wirbelsäule mittels 3-D W<strong>in</strong>kelsensoren<br />

erfasst und zur Rückengesundheit beitragen soll.<br />

Den zweiten Preis und 1000 Dollar erhielten Ye Ji Park,<br />

Simone Rudolph, Johannes Bilz und Tobias Fritzsche von<br />

der TU Darmstadt, die mit e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>telligenten Brems- und<br />

Identifikationssystem die Sicherheit von K<strong>in</strong>derwagen erhöhen<br />

wollen. Mit dem Projekt xPanel landeten Sabr<strong>in</strong>a<br />

Lederer, Katja Me<strong>in</strong>el, Tommy Müller, Björn Kretschmar,<br />

Sebastian Stelzner und Michael Schramm von der Westsächsischen<br />

Hochschule Zwickau auf Platz Drei. Sie präsentierten<br />

e<strong>in</strong> <strong>in</strong>telligentes System zur Beleuchtung von<br />

Gehwegen und freuten sich über 500 Dollar Preisgeld.<br />

iCan ist e<strong>in</strong>e ch<strong>in</strong>esische Initiative, die im Rahmen der<br />

<strong>in</strong>ternationalen Tagung Transducers stattf<strong>in</strong>det. Qualifizieren<br />

können sich jeweils die drei Siegerteams der Wettbewerbe<br />

aus den Teilnehmerländern, unter anderem<br />

Deutschland mit dem Wettbewerb Cosima. In diesem<br />

Wettbewerb, den der VDE und das Bundesm<strong>in</strong>isterium für<br />

Bildung und Forschung (BMBF) ausrichten, entwickeln<br />

Studierende der Elektro- und Informationstechnik sowie<br />

Interessierte anderer Fachrichtungen neuartige Anwendungen<br />

für Mikrosysteme.<br />

(gz)<br />

VDE VERBAND DER ELEKTROTECHNIK ELEKTRONIK<br />

INFORMATIONSTECHNIK E.V.,<br />

Stresemannallee 15, D-60596 Frankfurt am Ma<strong>in</strong>,<br />

Tel. +49 (0) 69 630 80, Internet: www.vde.com<br />

3D-Technologien stärker für Prozesstechnik nutzen<br />

Die 3D-Technologien sollten schneller und <strong>in</strong>tensiver<br />

für die Prozesstechnik genutzt werden. Diese Forderung<br />

erhebt der temporäre Arbeitskreis Virtual Reality &<br />

Laserscann<strong>in</strong>g von Processnet, der geme<strong>in</strong>samen Initiative<br />

von Dechema und VDI-GVC. In e<strong>in</strong>er Stellungnahme<br />

kritisiert der Arbeitskreis, dass der 3D-E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Deutschland<br />

zu langsam voranschreite. Es bestehe akuter Entwicklungsbedarf<br />

h<strong>in</strong>sichtlich der Entwicklung neutraler offener<br />

Formate und Datenmodelle, beim Datenmanagement,<br />

bei Prozessmodellen und bei Mixed- beziehungsweise<br />

Augmented-Reality-Anwendungen. Noch sei der Entwicklungsrückstand<br />

gegenüber anderen Weltregionen aufhol-<br />

bar. Forschung und Entwicklung <strong>in</strong> Deutschland zeigten<br />

zwar <strong>in</strong> die richtige Richtung. Die Zeit bis zur Markte<strong>in</strong>führung<br />

für <strong>in</strong> der Realität anwendbare Applikationen<br />

oder neutrale Schnittstellen sei aber unbefriedigend. Erforderlich<br />

sei e<strong>in</strong>e „signifikante Erhöhung“ der Anzahl<br />

der Forschungsprojekte und ihre Beschleunigung. (gz)<br />

DECHEMA, GESELLSCHAFT FÜR CHEMISCHE<br />

TECHNIK UND BIOTECHNOLOGIE E.V.,<br />

Theodor-Heuss Allee 25,<br />

D-60486 Frankfurt am Ma<strong>in</strong>,<br />

Tel. +49 (0) 69 756 40, Internet: www.dechema.de<br />

Call for <strong>atp</strong> experts – Thema: Advanced Process Control<br />

DIE AUSGABE 56(3) DER ATP EDITION im<br />

März 2014 stellt praxisrelevante Ansätze<br />

zur effizienten Prozessführung und -überwachung<br />

vor. Steigende Anforderungen an<br />

Wirtschaftlichkeit und Sicherheit stellen<br />

auch höhere Anforderungen an die Ausführung<br />

der Regelungstechnik. Bereits über<br />

die Überwachung und Optimierung bestehender<br />

Basisregelkreise durch Reglermanagementsysteme<br />

kann erhebliches Potential<br />

gehoben werden.<br />

Wo dies nicht ausreicht, s<strong>in</strong>d höhere Regelund<br />

Optimierungsverfahren gefragt. Hier<br />

liegen die Herausforderungen <strong>in</strong> der Integration<br />

dieser modernen Verfahren <strong>in</strong> Automatisierungs-<br />

und Prozessleitsysteme, im<br />

nachhaltigen Transfer <strong>in</strong> die Betriebe, der<br />

effizienten Anpassung an unterschiedliche<br />

Betriebsbed<strong>in</strong>gungen und der Pflege sowie<br />

der Nachführung bei Anlagenänderungen.<br />

Wir bitten Sie bis zum 15. Oktober zu diesem<br />

Themenschwerpunkt e<strong>in</strong>en gemäß der<br />

Autorenrichtl<strong>in</strong>ien der <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> ausgearbeiteten<br />

Hauptbeitrag per E-Mail an urbas@di-verlag.de<br />

e<strong>in</strong>zureichen.<br />

Die <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> ist die hochwertige Monatspublikation<br />

für Fach- und Führungskräfte der<br />

Automatisierungsbranche. In den Hauptbeiträgen<br />

werden die Themen mit hohem wissenschaftlichem<br />

und technischem Anspruch<br />

und vergleichsweise abstrakt dargestellt.<br />

Alle Beiträge werden von e<strong>in</strong>em Fachgremium<br />

begutachtet. Sollten Sie sich selbst aktiv<br />

an dem Begutachtungsprozess beteiligen<br />

wollen, bitten wir um kurze Rückmeldung.<br />

Für weitere Rückfragen stehen wir Ihnen<br />

selbstverständlich gern zur Verfügung.<br />

Ihre Redaktion der <strong>atp</strong> <strong>edition</strong>: Leon Urbas,<br />

Anne Purschwitz, Aljona Hartstock<br />

CALL FOR<br />

Aufruf zur Beitragse<strong>in</strong>reichung<br />

Thema: Advanced Process Control<br />

Kontakt: urbas@di-verlag.de<br />

Term<strong>in</strong>: 15. Oktober 2013<br />

6<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013


Hochschule Harz will<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeitsrekord<br />

WELTREKORD ANGEPEILT: Dipl.-Ing. Mladen Joncic,<br />

Dr. Matthias Haupt, Student<strong>in</strong> Sabr<strong>in</strong>a Hoppstock<br />

und Prof. Dr. Ulrich Fischer-Hirchert (v.l.n.r.) vom<br />

Fachbereich Auto matisierung und Informatik der<br />

Hochschule Harz erwarten e<strong>in</strong>en Geschw<strong>in</strong>digkeitsweltrekord<br />

bei der Datenübertragung. Bild: HS Harz<br />

Beim „International Students and Young Scientists<br />

Workshop“ des IEEE (Institute of Electrical and Electronics<br />

Eng<strong>in</strong>eers) <strong>in</strong> der sächsischen Oberlausitz zeigten<br />

Nachwuchswissenschaftler der Hochschule Harz <strong>in</strong>novative<br />

Entwicklungen des Photonic Communications Lab.<br />

Den Höhepunkt bildete die Präsentation von Mladen Joncic,<br />

der neueste Forschungsergebnisse im Bereich der hochbitratigen<br />

Datenübertragung mittels Kunststofflichtwellenleiter<br />

vorstellte. Ihm gelang es, e<strong>in</strong> Bauteil im Labormaßstab<br />

zu entwickeln, das mit sehr ger<strong>in</strong>gen Verlusten die<br />

Anwendung des Wellenlängenmultiplexverfahrens für<br />

vier Farben durch sichtbare Halbleiter-Laser ermöglicht.<br />

Diese Ergebnisse s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>nerhalb des Verbundprojektes<br />

Hope (Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsnetze über optische Polymerfasern)<br />

an der Hochschule Harz entstanden.<br />

Projektleiter Dr. Matthias Haupt zeigte sich begeistert:<br />

„Unser Ziel ist es, <strong>in</strong> Zukunft Datenraten über 10 Gbit/s<br />

zu erreichen. Trotz des frühen Stadiums ist das vorgestellte<br />

Projekt so vielversprechend und wohl weltweit<br />

e<strong>in</strong>malig, dass wir damit rechnen, e<strong>in</strong>en neuen Geschw<strong>in</strong>digkeitsrekord<br />

für Kunststofflichtwellenleiter aufzustellen.“<br />

Der Ingenieur erklärte auch H<strong>in</strong>tergründe und<br />

Anwendungsbereiche: „Solche Projekte br<strong>in</strong>gen überall<br />

dort Nutzen, wo hohe Datenraten gebraucht werden und<br />

nur kurze Entfernungen zu überbrücken s<strong>in</strong>d.“<br />

Bei dem IEEE-Workshop stellte die Hochschule Harz als<br />

e<strong>in</strong>zige Fachhochschule eigene Beiträge vor und war mit<br />

<strong>in</strong>sgesamt fünf Präsentationen durch das Photonic Communications<br />

Lab überdurchschnittlich stark vertreten. Bei<br />

der Veranstaltung, die von Instituten der TU Dresden und<br />

der TU Wroclaw organisiert und durchgeführt wurde,<br />

trafen sich über 40 junge Wissenschaftler aus Europa, die<br />

unter dem Titel „Photonics and Microsystems“ über neueste<br />

Entwicklungen im Bereich der optischen Technologien,<br />

der Informations- und Kommunikationstechnik sowie<br />

der Mikrosysteme diskutierten. <br />

(gz)<br />

HOCHSCHULE HARZ,<br />

Friedrichstr. 57-59, D-38855 Wernigerode,<br />

Tel.+49 (0) 3943 65 90, Internet: www.hs-harz.de


VERBAND<br />

GMA richtet Weltkongress der Regelungstechnik<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> aus – mehr als 2 500 Experten erwartet<br />

Der 21. Weltkongress der Regelungs- und Automatisie<br />

rungstechnik wird im Jahr 2020 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> stattf<strong>in</strong>den.<br />

So entschied das Council der International Federation of<br />

Automatic Control (IFAC) Ende Juli <strong>in</strong> Zürich. Dabei<br />

setzte sich Deutschland mit der VDI/VDE-Gesellschaft<br />

Mess- und Automatisierungstechnik (GMA) <strong>in</strong> der End<br />

DAS DEUTSCHE TEAM freute sich nach der Entscheidung <strong>in</strong> Zürich über<br />

den Zuschlag für den Weltkongress: Prof. Detlef Zühlke, Prof. Sandra Hirche,<br />

Prof. Ulrich Jumar, Prof. Frank Allgöwer, Prof. Stefan Kowalewski, Prof. Lars<br />

Grüne, Prof. Rolf F<strong>in</strong>deisen, Prof. Birgit Vogel-Heuser, Dieter Westerkamp,<br />

Prof. Jörg Raisch, Prof. Thomas Meurer (v.l.n.r). Bild: GMA<br />

ausscheidung gegen Japan und die USA durch. Im Juli<br />

2020 werden <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> über 2500 Experten der Regelungsund<br />

Automatisierungstechnik aus aller Welt erwartet.<br />

„Dies ist e<strong>in</strong> gutes Zeichen für die Forschung, die Leh<br />

re und die Industrie der Regelungs- und Automatisie<br />

rungstechnik <strong>in</strong> Deutschland“, so Dieter Westerkamp. Der<br />

GMA-Geschäftsführer ergänzt: Diese Veranstaltung „ist<br />

e<strong>in</strong> wenig als ‚Weltmeisterschaft‘ unserer Fachdiszipl<strong>in</strong><br />

anzusehen, die <strong>in</strong> sieben Jahren <strong>in</strong> Deutschland ausgetra<br />

gen wird – das wird unser Fachgebiet und unsere Com<br />

munity sicher fördern.“<br />

Damit wird der Weltkongress zum zweiten Mal nach<br />

1987 <strong>in</strong> Deutschland ausgetragen. Damals kamen rund<br />

1500 Teilnehmer nach München. Bis 2020 werden noch<br />

die Kongresse 2014 <strong>in</strong> Kapstadt (Südafrika) und 2017 <strong>in</strong><br />

Toulouse (Frankreich) stattf<strong>in</strong>den.<br />

Mit der Entscheidung für Berl<strong>in</strong> als Austragungsort<br />

steht auch fest, dass Deutschland von 2017 bis 2020 den<br />

Präsidenten der IFAC stellen wird. Dazu wurde Prof. Dr.-<br />

Ing. Frank Allgöwer (Universität Stuttgart) gewählt, der<br />

Deutschland bereits seit längerer Zeit im höchsten Gre<br />

mium der IFAC vertritt.<br />

(gz)<br />

VDI/VDE-GESELLSCHAFT MESS- UND<br />

AUTOMATISIERUNGSTECHNIK (GMA)<br />

VEREIN DEUTSCHER INGENIEURE E.V.,<br />

VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,<br />

Tel. +49 (0) 211 621 40, Internet: www.vdi.de<br />

NE 138: Prozessleittechnik und Explosionsschutz<br />

Neben dem durch gerätespezifische Normen zum Explo<br />

sionsschutz <strong>geregelten</strong> Bereich werden Explosions<br />

schutz-Maßnahmen auch mit Mitteln der Prozessleittech<br />

nik erreicht oder überwacht. Die neue Namur-Empfehlung<br />

NE 138 beschreibt Anforderungen an PLT-E<strong>in</strong>richtungen<br />

zur Realisierung von Explosionsschutzmaßnahmen. Sie<br />

baut auf die Gefährdungsbeurteilung zum Explosions<br />

schutz auf Basis der entsprechenden Technischen Regeln<br />

zur Betriebssicherheit auf. Die Beispiele <strong>in</strong> NE 138 zielen<br />

darauf, neben SIL-bewerteten Maßnahmen auch andere<br />

bewährte Verfahren zu betrachten. Es wurde Wert darauf<br />

gelegt, dass sich die Beispiele <strong>in</strong> der NE 138 an den Grund<br />

sätzen des zukünftigen Teils 5 der TRBS 2152 orientieren.<br />

NAMUR-GESCHÄFTSSTELLE,<br />

c/o Bayer Technology Services GmbH,<br />

Gebäude K 9, D-51368 Leverkusen,<br />

Tel. +49 (0) 214 307 10 34, Internet: www.Namur.de<br />

Ausfallmechanismen <strong>in</strong> der Elektronik beherrschen<br />

Unerwartetes Verhalten von Embedded Systems kann<br />

erhebliche Auswirkungen auf Menschen und Umwelt<br />

haben. Systematische Entwicklungsfehler, zufällige<br />

Hardwarefehler oder der E<strong>in</strong>satz erprobter elektronischer<br />

Baugruppen <strong>in</strong> neuen Umgebungen mit nicht beachteten<br />

E<strong>in</strong>flussfaktoren können Gründe für den folgenreichen<br />

Ausfall elektronischer Baugruppen se<strong>in</strong>. Die VDIKonfe<br />

VDI-Konfe<br />

renz ‚Smart Systems Reliability‘ am 25. und 26. Septem<br />

ber 2013 <strong>in</strong> Freiburg diskutiert daher neue Möglichkeiten,<br />

um die Zuverlässigkeit und funktionale Sicherheit von<br />

elektronischen Baugruppen zu erhöhen. So wird unter<br />

anderem thematisiert, dass Fachleute nur durch genaue<br />

Kenntnis von Ausfallmechanismen, Fehlerquellen und<br />

E<strong>in</strong>flussfaktoren die Zuverlässigkeit von Smart Systems<br />

bereits beim Design erhöhen und mittels abgestimmter<br />

Teststrategien sicherstellen können. Diskutiert wird auch<br />

die gesetzlich vorgeschriebene und technisch notwen<br />

dige Redundanz bei sicherheitskritischen Systemen. Wei<br />

tere Informationen unter www.vdi.de/reliability. (gz)<br />

VDI WISSENSFORUM GMBH,<br />

VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,<br />

Tel. +49 (0) 211 621 42 01,<br />

Internet: www.vdi-wissensforum.de<br />

8<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013


Neue Fachgruppe<br />

„Vernetzte Sicherheit“<br />

Auf der konstituierenden Sitzung<br />

der ZVEI-Fachgruppe ‚Vernetzte<br />

Sicherheit‘ <strong>in</strong> der ZVEI-Arbeitsge<br />

me<strong>in</strong>schaft Errichter und Planer wur<br />

de Norbert Stühmer, Bosch Sicher<br />

heitssysteme, zum Vorsitzenden ge<br />

wählt. Stellvertreter wurde Jochen<br />

Sauer, Axis Communications.<br />

„Die digitale Vernetzung aller si<br />

cherheitstechnischen Gewerke<br />

nimmt rasant zu. Zum E<strong>in</strong>satz kom<br />

men <strong>in</strong>sbesondere Komponenten aus<br />

der IT-Technik und immer mehr Soft<br />

ware. Wir werden deshalb Informati<br />

onen und Hilfestellungen zur e<strong>in</strong><br />

heitlichen Vernetzung von Sicher<br />

heitsanlagen erarbeiten“, erläutert<br />

Stühmer die Ziele der Fachgruppe.<br />

Künftig sollen Schnittstellendef<strong>in</strong>iti<br />

onen, Datenschutz und IT-Sicherheit<br />

sowie rechtliche Rahmenbed<strong>in</strong><br />

gungen und Normen zur Schaffung<br />

von Planungssicherheit im Mittelpunkt der Arbeit stehen.<br />

Die Fachgruppe erwartet veränderte Anforderungen an<br />

das Planen und Errichten von Sicherheitsanlagen, an In<br />

standhaltung sowie Aus- und Weiterbildung. „Errichter<br />

und Planer benötigen künftig wesentlich mehr IT- und<br />

Softwarekenntnisse“, beschreibt Stühmer die Auswir<br />

kungen der Digitalisierung. <br />

(gz)<br />

ZVEI – ZENTRALVERBAND ELEKTROTECHNIK-<br />

UND ELEKTRONIKINDUSTRIE E.V.,<br />

Lyoner Straße 9, D-60528 Frankfurt am Ma<strong>in</strong>,<br />

Tel. +49 (0) 69 630 20, Internet: www.zvei.org<br />

NORBERT<br />

STÜHMER will<br />

mit der ZVEI-Fachgruppe<br />

„Vernetzte<br />

Sicherheit“ Informationen<br />

und<br />

Hilfestellungen<br />

zur e<strong>in</strong>heitlichen<br />

Vernetzung von<br />

Sicherheitsanlagen<br />

erarbeiten. Bild: ZVEI<br />

Cenelec: DKE-Experte ist<br />

Vizepräsident Technik<br />

Uwe Kampet, Normungsexperte der DKE Deutsche Kom<br />

mission Elektrotechnik Elektronik Informationstech<br />

nik im DIN und VDE (VDE/DKE), ist zum neuen Vizeprä<br />

sidenten Technik des Europäischen Komitees für Elektro<br />

technische Normung Cenelec gewählt worden. Er tritt zum<br />

1. Januar 2014 die Nachfolge des bisherigen Amts<strong>in</strong>habers<br />

Carlo Masetti aus Italien an.<br />

In se<strong>in</strong>er zweijährigen Amtszeit besteht se<strong>in</strong>e Hauptauf<br />

gabe im Vorsitz des technischen Lenkungsausschusses<br />

(BT) des Cenelec. Uwe Kampet ist bei der BSH Bosch Sie<br />

mens Hausgeräte GmbH tätig und seit 2008 stellvertre<br />

tender Vorsitzender des Technischen Beirats Internationa<br />

le und Nationale Koord<strong>in</strong>ierung der VDE/DKE. (gz)<br />

DKE DEUTSCHE KOMMISSION ELEKTROTECHNIK<br />

ELEKTRONIK INFORMATIONSTECHNIK IM DIN UND VDE,<br />

Stresemannallee 15,<br />

D-60596 Frankfurt am Ma<strong>in</strong>,<br />

Tel. +49 (0) 69 630 80, Internet: www.dke.de<br />

Condition Monitor<strong>in</strong>g<br />

E<strong>in</strong>fach Intelligent<br />

DEHNrecord SCM XT<br />

Monitor<strong>in</strong>g von Blitz- und<br />

Überspannungsschutz<br />

- Optimale Lösung für maximal 10 Schutzgeräte<br />

- Drahtlose Zustandserkennung ohne zusätzliche<br />

Verdrahtung und Spannungsversorgung der<br />

Schutzgeräte<br />

- E<strong>in</strong>fachste Integration selbst <strong>in</strong> bestehenden<br />

Anlagen<br />

- Auch e<strong>in</strong>setzbar für Schutzgeräte <strong>in</strong> Ex(i)- oder<br />

SIL-Kreisen<br />

Für mehr Informationen: www.dehn.de/anz/2297<br />

DEHN schützt.<br />

Überspannungsschutz, Blitzschutz / Erdung, Arbeitsschutz<br />

DEHN + SÖHNE GmbH + Co.KG.<br />

Postfach 1640, 92306 Neumarkt, Germany<br />

Tel. +49 9181 906-1123, <strong>in</strong>fo@dehn.de<br />

Anz Drecord SMC XT_<strong>atp</strong> <strong>edition</strong>_4.9._97x256.<strong>in</strong>dd 1 <strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11.03.13 13:51<br />

9 / 2013<br />

9


BRANCHE<br />

Der Markt für Automatisierungstechnik<br />

<strong>in</strong> der Stromversorgung wächst weiter<br />

Die Investitionen der Stromerzeuger <strong>in</strong> Automatisierungstechnik<br />

werden weiter wachsen. Zu diesem<br />

Ergebnis kommt e<strong>in</strong>e aktuelle Marktstudie der ARC Advisory<br />

Group über Automatisierungs- und Software<strong>in</strong>vestitionen<br />

der stromerzeugenden Industrie.<br />

Nach der Krise hätten die Aktivitäten der Stromerzeuger<br />

seit 2010 wieder zugenomen. In den entwickelten<br />

Ländern seien die Investitionen <strong>in</strong> die Modernisierung<br />

der Netze geflossen, während aufstrebende Länder ihre<br />

Stromversorgung ausbauen, Ch<strong>in</strong>a verfolge hier ambitionierte<br />

und langfristige Projekte. H<strong>in</strong>zu komme e<strong>in</strong> Wiederaufleben<br />

der Aktivitäten bei Kraftwerksprojekten,<br />

besonders bei Gas- und Dampfkraftwerken (GuD). In den<br />

entwickelten Ländern wird ARC zufolge der Schwerpunkt<br />

auf der Steigerung der Effizienz und der Reduzierung<br />

der Emissionen liegen. Die Schwellenländer, <strong>in</strong>sbesondere<br />

Ch<strong>in</strong>a, bef<strong>in</strong>den sich im Technologiewechsel von<br />

Kohlekraftwerken zu Kernkraftwerken und regenerativer<br />

Stromerzeugung aus W<strong>in</strong>d- und Sonnenenergie. In<br />

Deutschland und der Schweiz werde <strong>in</strong>folge der Reaktorkatastrophe<br />

<strong>in</strong> Fukushima Kernkraft durch neue GuD-<br />

Kraftwerke und regenerative Stromerzeugung ersetzt.<br />

Die höchsten Wachstumsraten erwartet ARC bei der Stromerzeugung<br />

<strong>in</strong> Asien und Late<strong>in</strong>amerika. Schon 2016 werde<br />

auf Asien e<strong>in</strong> fast ebenso hoher Marktanteil entfallen<br />

wie auf die Emea-Region (Europa, Mittlerer Osten und<br />

Afrika). In Late<strong>in</strong>amerika sei Brasilien der größte Markt für<br />

Automatisierungstechnik. Die Emea-Länder und Nordamerika<br />

dürften bei der Automatisierungstechnik für die<br />

Stromversorgung nur unterduchschnittlich wachsen. (gz)<br />

ARC ADVISORY GROUP,<br />

Boston, USA, 3 Allied Drive, Dedham, MA 02026,<br />

Tel. +1 781 471 11 75, Internet: www.arcweb.com<br />

Richtl<strong>in</strong>ie zur IT-Security <strong>in</strong> der <strong>in</strong>dustriellen<br />

Automation: Anwendungsbeispiel LDPE-Anlage<br />

Seit Juni ist die Richtl<strong>in</strong>ie VDI/VDE 2182 Blatt 3.3 Informationssicherheit<br />

<strong>in</strong> der <strong>in</strong>dustriellen Automatisierung<br />

– Anwendungsbeispiel des Vorgehensmodells <strong>in</strong> der Prozessautomation<br />

für Betreiber – LDPE-Anlage erhältlich.<br />

Das allgeme<strong>in</strong>e Vorgehensmodell der Richtl<strong>in</strong>ie VDI/<br />

VDE 2182 Blatt 1 wird <strong>in</strong> diesem Dokument aus Sicht des<br />

Betreibers mit dem Ziel bearbeitet, die Relevanz von<br />

Blatt 1 und dessen Praktikabilität unter Beweis zu stellen.<br />

Blatt 3.3 beschreibt die <strong>in</strong> der Richtl<strong>in</strong>ie VDI/VDE 2182<br />

Blatt 1 def<strong>in</strong>ierte Vorgehensweise und deren Randbed<strong>in</strong>gungen<br />

aus der Sicht e<strong>in</strong>es Betreibers anhand e<strong>in</strong>er LDPE-<br />

Anlage als konkretem Beispiel. Die Anwendung des Vorgehensmodells<br />

führt zu angemessenen Schutzmaßnah-<br />

men und zur Dokumentation der Security-relevanten Eigenschaften<br />

der LDPE-Anlage. Weitere Blätter beschreiben<br />

die Anwendung des Vorgehensmodells aus VDI/VDE 2182<br />

Blatt 1 sowohl für die Fabrikautomation (VDI/VDE 2182<br />

Blatt 2.1, Blatt 2.2, Blatt 2.3) als auch für die Prozessautomation<br />

(Blatt 3.1 und Blatt 3.2) aus Sicht des Herstellers,<br />

des Integrators/Masch<strong>in</strong>enbauers und des Betreibers. (gz)<br />

VDI/VDE-GESELLSCHAFT MESS- UND<br />

AUTOMATISIERUNGSTECHNIK (GMA)<br />

VEREIN DEUTSCHER INGENIEURE E.V.,<br />

VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,<br />

Tel. +49 (0) 211 621 40, Internet: www.vdi.de<br />

10<br />

VDI 3694: Lasten- und Pflichtenheft für<br />

den E<strong>in</strong>satz von Automatisierungssystemen<br />

Die Auslegung und Realisierung von Automatisierungssystemen<br />

im Anlagenbau wird aufgrund zunehmender<br />

Anforderungen immer komplexer. Umso wichtiger ist die<br />

genaue Spezifikation des zu realisierenden Automatisierungssystems<br />

im Vorfeld. Hierüber müssen sich Besteller<br />

beziehungsweise Betreiber, Planer und Lieferant sehr genau<br />

abstimmen. Die neue Richtl<strong>in</strong>ie VDI/VDE 3694 stellt<br />

die wesentlichen Aspekte zusammen, die bei Planung,<br />

Realisierung und Betrieb von Automatisierungssystemen<br />

von Bedeutung se<strong>in</strong> können und gibt e<strong>in</strong>en Gliederungsvorschlag<br />

für Lasten- und Pflichtenhefte.<br />

Die technischen und wirtschaftlichen Anforderungen<br />

an das Automatisierungssystem werden <strong>in</strong> der Richtl<strong>in</strong>ie<br />

ebenfalls festgelegt. Die Zusammenarbeit zwischen Betreiber,<br />

Planer und Lieferant wird deutlich vere<strong>in</strong>facht.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013<br />

Mit der VDI/VDE 3694 wird die Investitionssicherheit für<br />

den Betreiber erhöht, da alle möglichen Varianten und<br />

Anforderungen an die Automation bereits im Vorfeld berücksichtigt<br />

und spezifiziert werden.<br />

Die Richtl<strong>in</strong>ie ist als Entwurf beim Beuth Verlag <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

erhältlich. E<strong>in</strong>sprüche s<strong>in</strong>d elektronisch bis 30. September<br />

2013 über das E<strong>in</strong>spruchsportal unter www.vdi.<br />

de/e<strong>in</strong>spruchsportal möglich.<br />

(gz)<br />

VDI/VDE-GESELLSCHAFT MESS- UND<br />

AUTOMATISIERUNGSTECHNIK (GMA)<br />

VEREIN DEUTSCHER INGENIEURE E.V.,<br />

VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,<br />

Tel. +49 (0) 211 621 40,<br />

Internet: www.vdi.de


Großaufträge verschaffen den Bestellungen<br />

<strong>in</strong> der Elektro<strong>in</strong>dustrie e<strong>in</strong> deutliches Plus<br />

Stark getrieben durch Großaufträge s<strong>in</strong>d die Bestellungen<br />

<strong>in</strong> der deutschen Elektro<strong>in</strong>dustrie im Juni um<br />

11,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen, wie der<br />

Branchenverband ZVEI mitteilte. Aus dem Inland g<strong>in</strong>gen<br />

4,3 und aus dem Ausland 17,9 Prozent mehr Aufträge e<strong>in</strong><br />

als vor e<strong>in</strong>em Jahr. Die Bestellungen aus dem Euroraum<br />

legten um 13, die aus Drittländern um 20,5 Prozent zu.<br />

„Aufgrund des kräftigen Zuwachses im Juni bef<strong>in</strong>det<br />

sich nunmehr auch die Gesamtheit der im ersten Halbjahr<br />

2013 e<strong>in</strong>gesammelten Aufträge im Plus“, sagte ZVEI-<br />

Chefvolkswirt Dr. Andreas Gontermann.<br />

So übertrafen die ersten sechs Monate den Vorjahreswert<br />

um 1,6 Prozent. E<strong>in</strong>em Rückgang im Inland um 1,2<br />

steht e<strong>in</strong> Anstieg im Ausland um 4,2 Prozent gegenüber.<br />

Aufträge aus dem Euroraum legten zwischen Januar und<br />

Juni um 0,3 Prozent zu. Aus Ländern außerhalb des Währungsraums<br />

g<strong>in</strong>gen dagegen 6,6 Prozent mehr Bestellungen<br />

e<strong>in</strong>. „Alles <strong>in</strong> allem bleibt der Kurs der Auftragse<strong>in</strong>gänge<br />

von großen Schwankungen geprägt und damit<br />

noch recht undurchsichtig“, so Gontermann. Die preisbere<strong>in</strong>igte<br />

Produktion lag im Juni dieses Jahres 3,3 Prozent<br />

unter dem Vorjahreswert. Kumuliert von Januar bis<br />

Juni sank sie um 4,1 Prozent. Die Erlöse der Elektrounternehmen<br />

beliefen sich im Juni 2013 auf 14,3 Milliarden<br />

Euro (m<strong>in</strong>us 3,4 Prozent gegenüber dem<br />

Vorjahr). Das ergab sich aus e<strong>in</strong>em M<strong>in</strong>us<br />

von 5,2 Prozent im Inland, e<strong>in</strong>em<br />

Rückgang um 10,8 Prozent <strong>in</strong> der Eurozone<br />

und e<strong>in</strong>em Plus von 4,6 Prozent <strong>in</strong><br />

den übrigen Märkten.<br />

Nach zwei Anstiegen <strong>in</strong> den beiden<br />

Vormonaten hat das Geschäftsklima <strong>in</strong><br />

der deutschen Elektro<strong>in</strong>dustrie im Juli<br />

leicht nachgegeben. So bewerten 27<br />

Prozent der Firmen ihre gegenwärtige<br />

Situation als gut, 52 Prozent als stabil<br />

und 21 Prozent als schlecht. Gleichzeitig<br />

gehen 26 Prozent der deutschen<br />

Elektrounternehmen von e<strong>in</strong>er anziehenden<br />

Geschäftstätigkeit <strong>in</strong> den näch-<br />

Bild: ZVEI<br />

sten sechs Monaten aus, 65 Prozent der Firmen rechnen<br />

mit gleichbleibenden Aktivitäten, neun Prozent der Betriebe<br />

erwarten Rückgänge.<br />

(gz)<br />

ZVEI – ZENTRALVERBAND ELEKTROTECHNIK-<br />

UND ELEKTRONIKINDUSTRIE E.V.,<br />

Lyoner Straße 9, 60528 Frankfurt am Ma<strong>in</strong>,<br />

Tel. +49 69 630 20, Internet: www.zvei.org<br />

DR. ANDREAS<br />

GONTERMANN:<br />

„Aufgrund des<br />

kräftigen Zuwachses<br />

im Juni bef<strong>in</strong>det sich<br />

nunmehr auch die<br />

Gesamtheit der im<br />

ersten Halbjahr 2013<br />

e<strong>in</strong>gesammelten<br />

Aufträge im Plus.“<br />

Sie sehen Teamwork.<br />

Wir sehen nahtlose Kooperation.<br />

Egal wie komplex Ihr System ersche<strong>in</strong>t,<br />

unsere Access Po<strong>in</strong>ts garantieren stabile Datenübertragung:<br />

• Industrielles Design<br />

• Drahtlose Kommunikation ohne Paketdatenverlust<br />

• Redundanz auf WLAN, Ethernet und Spannungsversorgung<br />

• Mobilität durch Turbo Roam<strong>in</strong>g<br />

Technologie – Hand <strong>in</strong> Hand.<br />

www.moxa.com


INTERVIEW<br />

„Ich weiß jetzt, wie ich mich<br />

bei e<strong>in</strong>em Vorstellungsgespräch<br />

verhalten muss“<br />

Grishma Raj Pandeya, Student der Elektro- und Computertechnik im zweiten<br />

Studienjahr an der Jacobs University Bremen im Interview mit <strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

Die Jacobs University Bremen bietet geme<strong>in</strong>sam mit der Euro Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g AG e<strong>in</strong> Mentor<strong>in</strong>g-Programm<br />

an, das Studenten den E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> das Berufsleben erleichtern soll. Mitarbeiter des Unternehmens unterstützen<br />

die Studenten als Mentoren bei der Suche nach dem passenden Beruf, stellen Kontakte zu anderen<br />

Firmen her und geben Tipps zur Bewerbung. Der 22-jährige Nepalese Grishma Raj Pandeya ist e<strong>in</strong>er der<br />

Studenten, die an dem Pilotprojekt teilgenommen haben. In <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> erzählt er von se<strong>in</strong>en Erfahrungen.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong>: Warum haben Sie sich dazu entschieden, <strong>in</strong><br />

Deutschland zu studieren?<br />

PANDEYA: Ich wollte an e<strong>in</strong>er Universität studieren, die<br />

enge Verb<strong>in</strong>dungen zur Industrie und zu Forschungse<strong>in</strong>richtungen<br />

hat. Außerdem haben e<strong>in</strong>ige me<strong>in</strong>er Freunde<br />

bereits an der Jacobs University studiert. Das <strong>in</strong>ternationale<br />

Umfeld und die kle<strong>in</strong>en Klassen haben mir gefallen.<br />

Außerdem hat Deutschland e<strong>in</strong>e vielschichtige Kultur und<br />

Geschichte. Daher schien es mir e<strong>in</strong>e gute Idee, hier zu<br />

studieren und bisher hat Deutschland mich nicht enttäuscht.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong>: Was gefällt beziehungsweise gefällt Ihnen<br />

nicht am deutschen Bildungssystem im Allgeme<strong>in</strong>en und<br />

an Ihrem Studiengang im Besonderen?<br />

PANDEYA: Me<strong>in</strong> Studiengang an der Jacobs University dauert<br />

drei Jahre. Das hat gleichzeitig Vor- und Nachteile: Gut<br />

daran ist, dass ich das Studium früher beenden kann als<br />

me<strong>in</strong>e Freunde, die an amerikanischen Colleges studieren.<br />

Ich kann also sehr früh <strong>in</strong>s Berufsleben e<strong>in</strong>steigen – falls<br />

ich mich dazu entscheide; das ist e<strong>in</strong> Vorteil, denke ich.<br />

Andererseits muss ich die gleichen Inhalte lernen, wie me<strong>in</strong>e<br />

Freunde <strong>in</strong> Amerika, und das <strong>in</strong> drei statt <strong>in</strong> vier Jahren.<br />

Das nimmt viel Kraft und Zeit <strong>in</strong> Anspruch; es bleibt wenig<br />

Freizeit übrig.<br />

Im deutschen Bildungssystem werden Studenten dazu ermutigt,<br />

sich aktiv an der Forschung zu beteiligen. Sie können<br />

aus e<strong>in</strong>er Vielzahl an Praktika <strong>in</strong> Deutschland und <strong>in</strong><br />

ganz Europa wählen. Die Praktika während des Sommers<br />

helfen ihnen dabei, ihre Interessen zu kennen und entsprechende<br />

Berufserfahrung zu sammeln.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong>: S<strong>in</strong>d Sie der Me<strong>in</strong>ung, dass Ihr Studiengang<br />

ausreichend Praxisbezug hat?<br />

PANDEYA: Parallel zum theoretischen Unterricht haben<br />

wir meistens Computerkurse; das Verhältnis zwischen<br />

Theorie und Praxis ist also ausgeglichen. Man muss bedenken,<br />

dass Ingenieurwesen e<strong>in</strong> sehr großer Bereich ist;<br />

wir können im Studium nicht alles lernen, was wir im späteren<br />

Berufsleben wissen müssen. Stattdessen lehrt uns<br />

die Universität wie wir mit anspruchsvollen Situationen<br />

zurechtkommen.<br />

Me<strong>in</strong>e Kommilitonen absolvieren Praktika <strong>in</strong> unterschiedlichen<br />

Unternehmen und es macht ihnen Spaß. Jeder von<br />

uns arbeitet an verschiedenen Projekten mit. Ich denke<br />

daher, dass wir durchaus Fähigkeiten erwerben, die wir <strong>in</strong><br />

unseren späteren Berufen benötigen werden.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong>: Wie haben Sie von dem Mentor<strong>in</strong>g-Programm<br />

erfahren und warum haben Sie sich dazu entschlossen,<br />

daran teilzunehmen?<br />

PANDEYA: An der Jacobs University haben wir e<strong>in</strong> Career<br />

Service Center (CSC), das uns Studenten <strong>in</strong>formiert über<br />

Karrieremöglichkeiten, Praktikaangebote und über Kooperationen<br />

mit der Industrie wie das Mentor<strong>in</strong>g-Programm.<br />

Durch e<strong>in</strong>e E-Mail des CSC habe ich von dem<br />

Programm erfahren.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong>: Wer ist Ihr Tandem-Partner? Wann hat das<br />

Programm begonnen und wie oft haben Sie sich seitdem<br />

getroffen?<br />

PANDEYA: Me<strong>in</strong> Tandem-Partner ist Frank Soballa (Euro<br />

Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g AG). Das Programm hat im Februar dieses<br />

Jahres begonnen; seitdem haben wir uns vier Mal getroffen.<br />

Da wir beide sehr beschäftigt s<strong>in</strong>d, war es schwierig,<br />

Term<strong>in</strong>e für persönliche Treffen zu vere<strong>in</strong>baren. Wir haben<br />

jedoch regelmäßig Kontakt gehalten über E-Mails und<br />

Videotelefonie.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong>: Wor<strong>in</strong> bestand genau das Mentor<strong>in</strong>g Ihres<br />

Tandem-Partners?<br />

PANDEYA: Bei dem Programmauftakt sagte mir Herr Soballa<br />

zu, mich bei me<strong>in</strong>en Bewerbungen zu unterstützen.<br />

Er sah sich me<strong>in</strong>en Lebenslauf und me<strong>in</strong> Anschreiben an<br />

und gab mir sehr hilfreiche Tipps. Außerdem nahm er<br />

mich mit zu e<strong>in</strong>igen Unternehmen, die mit mir Vorstel-<br />

12<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013


GRISHMA RAJ PANDEYA:<br />

„Nach me<strong>in</strong>em<br />

Masterstudium möchte<br />

ich <strong>in</strong> Deutschland<br />

arbeiten.“<br />

und <strong>Energie</strong>systemtechnik beschäftige ich mich mit den<br />

Steuerungssystemen von W<strong>in</strong>dturb<strong>in</strong>en. Im Masterstudium<br />

möchte ich mich dem Entwurf von Steuerungssystemen<br />

widmen. Für mich ist die Arbeit am Fraunhofer-Institut e<strong>in</strong>e<br />

gute Möglichkeit, um praktische Erfahrung auf diesem Gebiet<br />

zu sammeln und um mit leitenden Wissenschaftlern<br />

des Instituts zusammenzuarbeiten.<br />

lungsgespräche zur Übung führten. Das habe ich vorher<br />

noch nie gemacht; es hat mir sehr geholfen. Jetzt weiß<br />

ich, was mich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em echten Vorstellungsgespräch erwartet<br />

und wie ich mich verhalten muss. Außerdem wurde<br />

ich zur Hannover Messe e<strong>in</strong>geladen. Dort habe ich<br />

Vertreter e<strong>in</strong>iger Unternehmen kennengelernt. Ich konnte<br />

auch Firmen wie Alstom und Volkswagen besuchen.<br />

Me<strong>in</strong> Mentor gab mir e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick, wie es ist, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Ingenieurunternehmen zu arbeiten.<br />

Während der Vorlesungszeit b<strong>in</strong> ich sehr beschäftigt und<br />

verlasse den Campus so selten, dass ich genauso gut <strong>in</strong><br />

S<strong>in</strong>gapur oder Berl<strong>in</strong> se<strong>in</strong> könnte; das würde ke<strong>in</strong>en Unterschied<br />

für mich machen. Herr Soballa bestand deshalb<br />

immer darauf, dass ich mehr <strong>in</strong> die deutsche Kultur e<strong>in</strong>tauche<br />

und möglichst viel Deutsch lerne. Ich wurde nach<br />

Braunschweig zu e<strong>in</strong>em Abendessen e<strong>in</strong>geladen. Wir<br />

führten e<strong>in</strong> tolles Gespräch über Fußball, die E<strong>in</strong>tracht<br />

Braunschweig und über die Meisterschaft von 1967.<br />

Ich b<strong>in</strong> sehr zufrieden mit der Erfahrung, die ich beim<br />

Mentor<strong>in</strong>g-Programm gemacht habe. Me<strong>in</strong> Tandem-Partner<br />

und ich schreiben uns immer noch E-Mails und wollen<br />

weiterh<strong>in</strong> Kontakt halten.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong>: Zurzeit machen Sie e<strong>in</strong> Praktikum. Aus welchem<br />

Grund haben Sie sich dazu entschieden? In welchem<br />

Bereich arbeiten Sie?<br />

PANDEYA: Ich <strong>in</strong>teressiere mich sehr für Regelungstechnik.<br />

Als Praktikant am Fraunhofer-Institut für W<strong>in</strong>denergie<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong>: Würden Sie bitte zusammenfassen, <strong>in</strong>wiefern<br />

das Mentor<strong>in</strong>g-Programm Ihnen dabei geholfen hat, sich<br />

darüber klar zu werden, welchen Beruf Sie e<strong>in</strong>mal ausüben<br />

möchten?<br />

PANDEYA: Me<strong>in</strong> Mentor Frank Soballa hat mir dabei geholfen,<br />

<strong>in</strong> Kontakt mit e<strong>in</strong>igen deutschen Unternehmen zu<br />

treten. Ich konnte Übungsgespräche mit den Unternehmen<br />

führen. Dank all dieser Erfahrungen b<strong>in</strong> ich sehr zufrieden<br />

mit me<strong>in</strong>em Mentor.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong>: Wann werden Sie Ihr Studium beenden? Haben<br />

Sie vor, <strong>in</strong> Deutschland zu bleiben oder zieht es Sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

anderes Land?<br />

PANDEYA: Ich werde me<strong>in</strong>en Abschluss im Juni 2014 machen.<br />

Vielleicht gehe ich für me<strong>in</strong>en Master <strong>in</strong> e<strong>in</strong> anderes<br />

Land, das hängt davon ab, wo ich e<strong>in</strong>e Zusage bekomme.<br />

Dennoch möchte ich danach <strong>in</strong> jedem Fall <strong>in</strong> Deutschland<br />

arbeiten.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong>: Wie bewerten Sie das Mentor<strong>in</strong>g-Programm<br />

<strong>in</strong>sgesamt?<br />

PANDEYA: Es war e<strong>in</strong>e tolle Erfahrung; ich habe viel gelernt<br />

und neue Kontakte geknüpft. Fast alle Mentoren<br />

und Mentees haben die kurze Dauer des Pilotprojekts<br />

bedauert. Ich hoffe, dass die Organisatoren dies beim<br />

nächsten Durchlauf ändern. Für mich ist das Programm<br />

jedenfalls e<strong>in</strong>e der prägendsten Erfahrungen an der Jacobs<br />

University.<br />

Die Fragen stellte Aljona Hartstock<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013<br />

13


PRAXIS<br />

Offene Architektur ermöglicht maßgeschneiderte<br />

Steuerungssoftware für die CNC-Masch<strong>in</strong>en<br />

Dank der S<strong>in</strong>umerik 840D sl kann Mubea die Anforderungen des Massentransportmarkts erfüllen<br />

MUBEA SYSTEMS produziert Bearbeitungszentren für lange Alum<strong>in</strong>iumund<br />

Stahlprofilschienen, die <strong>in</strong> Zügen e<strong>in</strong>gesetzt werden. Wichtiges<br />

Know-how steckt <strong>in</strong> der maßgeschneiderten CAD/CAM-Software.<br />

ZUM FRÄSEN der langen Profile setzt<br />

Mubea Systems <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Bearbeitungszentren<br />

auf die offene Steuerungsarchitektur der<br />

S<strong>in</strong>umerik 840D sl. Bilder: Mubea Systems<br />

Mit dem E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> die Herstellung von Bearbeitungszentren<br />

für die Stahl- und Alum<strong>in</strong>ium-Extrusion<br />

rüstete Mubea Systems die Antriebstechnik mit CNC-<br />

Steuerungen der Solution L<strong>in</strong>e von Siemens auf. Die<br />

wichtigsten Vorteile liegen für Mubea <strong>in</strong> der Offenheit<br />

und Flexibilität der S<strong>in</strong>umerik 840D sl. Dank der offenen<br />

Systemarchitektur kann Mubea se<strong>in</strong>e ganze Kompetenz<br />

<strong>in</strong> für die Kunden maßgeschneiderte CAD/CAM-Software<br />

e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen.<br />

Mubea Systems S.A., e<strong>in</strong> zur Familie der Haco-Gruppe<br />

zählendes Unternehmen, produziert das komplette Spektrum<br />

an 4- und 5-Achs-CNC-Bearbeitungszentren. E<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden diese <strong>in</strong>sbesondere für die verschiedenen<br />

Zerspanungsaufgaben bei langen Alum<strong>in</strong>ium- und Stahlprofilen,<br />

wie sie für Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitszüge, Straßenbahnen<br />

und U-Bahnen benötigt werden.<br />

Für die Herstellung ihrer flexiblen und zuverlässigen<br />

CNC-Masch<strong>in</strong>en für die Transport<strong>in</strong>dustrie setzt Mubea<br />

ausschließlich hochwertige Komponenten und Software<br />

e<strong>in</strong>. Zur Produktpalette gehören die 4-Achs-Gantry-Masch<strong>in</strong>e<br />

Alu-Flex, die 5-Achs-C-Rahmen-Masch<strong>in</strong>e<br />

Profile-Flex sowie die 5-Achs-Gantry-Masch<strong>in</strong>e<br />

Multi-Flex. „Ganz oben <strong>in</strong> unserem Produktspektrum<br />

rangiert aber die 5-Achs-Masch<strong>in</strong>e Mega-Flex “, erklärt<br />

Frank Havegeer, Vorstandsvorsitzender von Mubea Systems.<br />

Dabei handelt es sich um e<strong>in</strong>e Profiliermasch<strong>in</strong>e<br />

mit patentierter Doppel-X-Achse, die für höhere Dynamik<br />

und gesteigerte Kapazität sorgt. Dank e<strong>in</strong>er zusätzlichen<br />

vertikalen Doppelspannvorrichtung erfüllt sie<br />

höchste Standards <strong>in</strong> puncto Bearbeitungsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

und -genauigkeit.<br />

Die Masch<strong>in</strong>e gibt es <strong>in</strong> 30 oder 60 Meter Länge, mit<br />

e<strong>in</strong> oder zwei Fräsköpfen, die e<strong>in</strong>zeln oder zusammen<br />

arbeiten. „Diese Doppelkopflösung bietet noch mehr Flexibilität<br />

und Geschw<strong>in</strong>digkeit, sodass wir den Anforderungen<br />

der Transport<strong>in</strong>dustrie zu 100 Prozent gerecht<br />

werden können – sprich wirtschaftlich und qualitativ<br />

hochwertig produzieren sowie zügig ausliefern können“,<br />

ergänzt Havegeer.<br />

KONTINUITÄT ÜBER DIE GESAMTE ORGANISATION<br />

S<strong>in</strong>umerik 840D sl, ausgestattet mit S<strong>in</strong>amics S120-Antriebstechnik,<br />

ist bei allen Mubea-Masch<strong>in</strong>en die Steuerungslösung<br />

erster Wahl. Nachdem das Unternehmen<br />

bislang die Power L<strong>in</strong>e im E<strong>in</strong>satz hatte, entschied sich<br />

Mubea im Oktober 2012 dafür, auf die Solution L<strong>in</strong>e aufzurüsten.<br />

„Wir s<strong>in</strong>d damals neu <strong>in</strong> das Feld der Stahl- und<br />

Alum<strong>in</strong>ium-Extrusion e<strong>in</strong>gestiegen. Siemens wusste sofort,<br />

worauf es dabei ankam“, er<strong>in</strong>nert sich Havegeer. „Und<br />

auch auf den Support können wir uns immer verlassen.“<br />

Entscheidend für das Upgrade zur Solution L<strong>in</strong>e waren<br />

laut Havegeer die positiven Erfahrungen mit der<br />

S<strong>in</strong>umerik CNC – sowie der Wunsch, mit Hilfe e<strong>in</strong>es<br />

durchgängigen Systems Kont<strong>in</strong>uität und Stabilität über<br />

die gesamte Unternehmensorganisation herzustellen.<br />

„S<strong>in</strong>umerik 840D sl bietet die von unseren Kunden ge-<br />

14<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013


Unser<br />

Know-how<br />

für Sie<br />

forderte Genauigkeit, Skalierbarkeit und Performance<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis“,<br />

erklärt Havegeer.<br />

Die E<strong>in</strong>führung des neuen Systems dauerte weniger<br />

als zwei Wochen. Für Dirk Algoet, verantwortlich für<br />

Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g und Automatisierungstechnik bei Mubea,<br />

s<strong>in</strong>d Offenheit und Flexibilität die beiden größten<br />

Stärken von S<strong>in</strong>umerik 840D sl. „Wir liefern unsere<br />

Masch<strong>in</strong>en mit e<strong>in</strong>er maßgeschneiderten CAD/<br />

CAM-Software an den Kunden aus“, erläutert Algoet.<br />

„Diese bietet dynamische Programmiereigenschaften<br />

und ermöglicht es dem Kunden, die Masch<strong>in</strong>en mithilfe<br />

von 3-D-Profilen mühelos zu steuern.“<br />

EINHEITLICHE SCHNITTSTELLE<br />

Durch die offene Systemarchitektur von S<strong>in</strong>umerik<br />

840D sl können das Knowhow und die Fachkompetenz<br />

von Mubea Systems direkt <strong>in</strong> das Endprodukt<br />

e<strong>in</strong>fließen. Das Ergebnis ist e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche und<br />

nutzerfreundliche Schnittstelle für Bedienung, Programmierung<br />

und Visualisierung. „Dank der systemweiten<br />

Offenheit von S<strong>in</strong>umerik 840D sl können wir<br />

bessere Masch<strong>in</strong>en für unsere Kunden entwickeln“,<br />

resümiert Algoet.<br />

Mubea Systems betreibt Regionalbüros <strong>in</strong> Belgien,<br />

Deutschland, den Vere<strong>in</strong>igten Staaten, Kanada und<br />

Ch<strong>in</strong>a. Das Unternehmen liefert se<strong>in</strong>e Bearbeitungszentren<br />

<strong>in</strong> <strong>in</strong>sgesamt zehn Länder und verzeichnet<br />

e<strong>in</strong>e Exportrate von 99 %. Der weltweite Support ist<br />

für den Masch<strong>in</strong>enhersteller und dessen Kunden deshalb<br />

von größter Wichtigkeit. „Wir haben e<strong>in</strong> hochqualifiziertes<br />

Team, das unsere Kunden weltweit persönlich<br />

betreut, wenn es um kundenspezifische Masch<strong>in</strong>en<br />

und Masch<strong>in</strong>enteile geht“, so Kris Rosseeuw,<br />

Serviceverantwortlicher bei Mubea. „Für alltägliche<br />

technische Belange s<strong>in</strong>d jedoch die Siemens-Serviceverträge<br />

von unschätzbarem Wert.“<br />

AUTOR<br />

STEIN MONSEREZ ist<br />

als Sales Eng<strong>in</strong>eer im<br />

Bereich Motion Control<br />

bei Siemens tätig.<br />

Besuchen Sie uns:<br />

MEORGA<br />

18.9.2013<br />

Sparkassen-Arena<br />

Landshut<br />

Stand B1<br />

Mit über 50 weitgehend selbstständigen<br />

Tochtergesellschaften und<br />

über 220 Ingenieur- und Verkaufsbüros<br />

ist SAMSON auf allen Kont<strong>in</strong>enten<br />

kundennah vertreten.<br />

Um Ihnen die gesamte Regeltechnik<br />

<strong>in</strong> höchster Qualität zu bieten,<br />

hat SAMSON mit hochspezialisierten<br />

Unternehmen die SAMSON<br />

GROUP gebildet.<br />

Siemens s.a./n.v.,<br />

Demeurslaan 132, 1654 Huiz<strong>in</strong>gen, Belgien,<br />

Tel. +32 2 536 27 91,<br />

E-Mail: ste<strong>in</strong>.monserez@siemens.com<br />

A01120DE<br />

SAMSON AG · MESS- UND REGELTECHNIK<br />

Weismüllerstraße 3 · 60314 Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />

Telefon: 069 4009-0 · Telefax: 069 4009-1507<br />

E-Mail: samson@samson.de · www.samson.de<br />

SAMSON GROUP · www.samsongroup.net


PRAXIS<br />

Mit Hilfe additiver Verfahren entstehen Endprodukte:<br />

Potenziale von Rapid Manufactur<strong>in</strong>g besser nutzen<br />

VDI treibt die Verbreitung der neuen Fertigungsverfahren mit Richtl<strong>in</strong>ien und e<strong>in</strong>er Tagung voran<br />

Bauteile, die so hergestellt werden, weisen gute mechanische<br />

Eigenschaften auf und können als f<strong>in</strong>ale Produkte<br />

verwendet werden. Dieses Verfahren heißt dann Rapid<br />

Manufactur<strong>in</strong>g.<br />

MIT DEM STRAHL-<br />

SCHMELZVERFAHREN<br />

lassen sich beispielsweise<br />

M<strong>in</strong>iatursiebe herstellen.<br />

Bild: Gregor Jell Werkzeugelemente<br />

Lange wurden additive Fertigungsverfahren zur Herstellung<br />

von Prototypen e<strong>in</strong>gesetzt (Rapid Prototyp<strong>in</strong>g).<br />

Durch Weiterentwicklung der Fertigungsmethoden<br />

und verbesserte Materialien ist es heute möglich,<br />

stabile Endprodukte herzustellen (Rapid Manufactur<strong>in</strong>g).<br />

Inzwischen haben additive Herstellungsmethoden,<br />

meist unter dem Namen 3D-Druck bekannt, den<br />

Weg <strong>in</strong> den Massenmarkt gefunden. Mit neuen Richtl<strong>in</strong>ien<br />

unterstützt der VDI die Verbreitung dieser Verfahren.<br />

In e<strong>in</strong>er Fachkonferenz im Oktober <strong>in</strong>formiert der<br />

VDI außerdem über das Herstellungsverfahren.<br />

VOM PROTOTYPEN ZUM ENDPRODUKT<br />

Unter „additiv“ werden alle Herstellverfahren zusammengefasst,<br />

bei denen e<strong>in</strong> Bauteil entsteht, <strong>in</strong>dem der<br />

Werkstoff schrittweise h<strong>in</strong>zugefügt wird. Das steht im<br />

Gegensatz zu den klassischen subtraktiven Verfahren<br />

wie Fräsen, Bohren und Drehen, bei denen Material weggenommen<br />

wird, um das endgültige Bauteil zu erzeugen.<br />

Rapid Prototyp<strong>in</strong>g fasst alle additiven Verfahren zusammen,<br />

mit denen Prototypen zur weiteren Begutachtung<br />

hergestellt werden. Beim 3D-Druck beispielsweise<br />

wird e<strong>in</strong> Kunststofffaden, ähnlich wie bei e<strong>in</strong>er Heißklebepistole,<br />

aufgeschmolzen. Das Bauteil wächst dann<br />

zusammen, <strong>in</strong>dem punktgenau e<strong>in</strong>zelne Materialtropfen<br />

Schicht für Schicht dort dosiert werden, wo weiteres<br />

Material für das endgültige Bauteil benötigt wird.<br />

Außer dem 3D-Druck gibt es weitere Konzepte, um<br />

Bauteile additiv herzustellen: Das Ausgangsmaterial<br />

kann pulverisiert und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er dünnen Schicht auf die<br />

Arbeitsfläche aufgetragen werden. Wenn man es nun<br />

punktgenau mit e<strong>in</strong>em Laser aufschmilzt, wächst das<br />

Material beim Wiedererstarren mit den darunter- und<br />

anliegenden Strukturen zusammen. Wenn e<strong>in</strong>e Schicht<br />

fertig ist, wird der Vorgang wiederholt. Auf diese Weise<br />

entsteht schrittweise das Bauteil.<br />

Der Vorteil des Laser-Verfahrens ist, dass es nicht nur<br />

mit Kunststoffen funktioniert. Wenn Metalle mit diesem<br />

Verfahren verarbeitet werden, spricht man von Strahlschmelzen,<br />

und bei Kunststoffen von Laser-S<strong>in</strong>tern. Die<br />

VDI REGELT RAPID MANUFACTURING<br />

Nachdem der Fachausschuss 105 der VDI-Gesellschaft<br />

Produktion und Logistik (GPL) „Rapid Manufactur<strong>in</strong>g“<br />

im Dezember 2009 <strong>in</strong> der Richtl<strong>in</strong>ie VDI 3404 die grundlegenden<br />

Begriffe und Qualitätskenngrößen festgelegt<br />

hatte, hat der Fachausschuss die Qualifizierung, Qualitätssicherung<br />

und Nachbearbeitung beim Strahlschmelzen<br />

metallischer Bauteile <strong>in</strong> der Richtl<strong>in</strong>ie VDI 3405<br />

Blatt 2 bearbeitet. Die Richtl<strong>in</strong>ie wurde im August 2013<br />

veröffentlicht. Außerdem entstand die Richtl<strong>in</strong>ie 3405<br />

Blatt 1 „Laser-S<strong>in</strong>tern von Kunststoffbauteilen“.<br />

Die guten mechanischen Eigenschaften der mit Strahlschmelzen<br />

oder Laser-S<strong>in</strong>tern hergestellten Bauteile<br />

ermöglichen es, Endprodukte herzustellen. Vor diesem<br />

H<strong>in</strong>tergrund bildete sich aus dem FA 105 heraus der<br />

Richtl<strong>in</strong>ienausschuss FA 105.3 „Konstruktionsempfehlungen“,<br />

der für Konstrukteure e<strong>in</strong>e Richtl<strong>in</strong>ie erarbeitet,<br />

die die Potenziale und die Grenzen dieses Fertigungsverfahrens<br />

beschreibt.<br />

Dies ist nur e<strong>in</strong> Aspekt, der beim Weg vom Prototypen<br />

bis zur Großserie mit additiven Fertigungsverfahren zu<br />

beachten ist. Diesem Thema widmet sich die VDI-Fachkonferenz<br />

„Additive Manufactur<strong>in</strong>g“ am 9. und 10. Oktober<br />

2013. Wer den Nutzen dieses Herstellungsverfahrens<br />

für sich bewerten will, erhält bei der Konferenz die<br />

Möglichkeit, schnell <strong>in</strong> das Thema e<strong>in</strong>zusteigen.<br />

E<strong>in</strong>ige Zweige des produzierenden Gewerbes zeichnen<br />

sich durch hochwertige, <strong>in</strong>dividuelle Produkte aus, die<br />

<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en oder mittleren Stückzahlen produziert werden.<br />

In diesem Segment kann die Nutzung der additiven<br />

Fertigung Vorteile bieten. Daher wird der VDI die weitere<br />

Entwicklung dieser Technologie aktiv begleiten. So hat<br />

der Fachausschuss „Rapid Manufactur<strong>in</strong>g“ die Unterausschüsse<br />

FA 105.1 „Kunststoffe“ und FA 105.2 „Metalle“<br />

gegründet, um die jeweiligen Themen voranzubr<strong>in</strong>gen.<br />

AUTOR<br />

Dr.-Ing. ERIK MARQUARDT<br />

ist verantwortlicher Referent<br />

im Bereich Technik und<br />

Wissenschaft des VDI.<br />

Vere<strong>in</strong> Deutscher<br />

Ingenieure e.V.,<br />

VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,<br />

Tel. +49 (0) 211 621 43 73,<br />

E-Mail: marquardt@vdi.de<br />

16<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013


Die Referenzklasse für die<br />

Automatisierungstechnik<br />

www.<strong>atp</strong>-<strong>edition</strong>.de<br />

Erfahren Sie auf höchstem <strong>in</strong>haltlichen Niveau, was die Automatisierungsbranche<br />

bewegt. Alle Hauptbeiträge werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Peer-Review-Verfahren begutachtet, um Ihnen maximale <strong>in</strong>haltliche<br />

Qualität zu garantieren.<br />

Sichern Sie sich jetzt dieses erstklassige Lektüreerlebnis. Als exklusiv<br />

ausgestattetes Heft oder als praktisches ePaper – ideal für unterwegs,<br />

auf mobilen Endgeräten oder zum Archivieren.<br />

Wählen Sie e<strong>in</strong>fach das Bezugsangebot, das Ihnen zusagt: als Heft,<br />

ePaper oder Heft + ePaper!<br />

Gratis für Sie: Der Tagungsband AALE 2013<br />

Das Kompendium bietet e<strong>in</strong>e Zusammenstellung der Fachreferate<br />

des 10. Fachkolloquiums für angewandte Automatisierungstechnik<br />

<strong>in</strong> Lehre und Entwicklung an Fachhochschulen. Die Veranstaltung<br />

versteht sich als Forum für Fachleute der Automatisierungstechnik<br />

aus Hochschulen und Wirtschaft.<br />

1. Auflage 2013, 350 Seiten, Broschur<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> ersche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> der DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />

WISSEN FÜR DIE<br />

ZUKUNFT<br />

Vorteilsanforderung per Fax: +49 Deutscher 931 Industrieverlag / 4170-494 GmbH | Arnulfstr. oder 124 abtrennen | 80636 München und im Fensterumschlag e<strong>in</strong>senden<br />

Ja, ich möchte <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> regelmäßig lesen.<br />

Bitte schicken Sie mir die Fachpublikation für zunächst e<strong>in</strong> Jahr (10 Ausgaben)<br />

als Heft für € 468,- zzgl. Versand (Deutschland: € 30,- / Ausland: € 35,-).<br />

als ePaper (E<strong>in</strong>zellizenz) für € 468,-<br />

als Heft + ePaper für € 638,40 (Deutschland) / € 643,40 (Ausland).<br />

Als Dankeschön erhalte ich den Tagungsband AALE 2013 gratis.<br />

Nur wenn ich nicht bis 8 Wochen vor Bezugsjahresende kündige, verlängert sich der Bezug um e<strong>in</strong><br />

Jahr. Die sichere, pünktliche und bequeme Bezahlung per Bankabbuchung wird mit e<strong>in</strong>er Gutschrift<br />

von € 20,- auf die erste Rechnung belohnt.<br />

Firma/Institution<br />

Vorname, Name des Empfängers<br />

Straße / Postfach, Nr.<br />

Land, PLZ, Ort<br />

Telefon<br />

Telefax<br />

Antwort<br />

Leserservice <strong>atp</strong><br />

Postfach 91 61<br />

97091 Würzburg<br />

E-Mail<br />

Branche / Wirtschaftszweig<br />

Bevorzugte Zahlungsweise Bankabbuchung Rechnung<br />

Bank, Ort<br />

Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung <strong>in</strong>nerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen <strong>in</strong> Textform (z.B.<br />

Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beg<strong>in</strong>nt nach Erhalt dieser Belehrung <strong>in</strong> Textform. Zur<br />

Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an den Leserservice <strong>atp</strong>, Postfach<br />

9161, 97091 Würzburg.<br />

Bankleitzahl<br />

✘<br />

Ort, Datum, Unterschrift<br />

Kontonummer<br />

PAATPE0213<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit e<strong>in</strong>verstanden, dass ich<br />

vom DIV Deutscher Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über <strong>in</strong>teressante, fachspezifische Medien und Informationsangebote <strong>in</strong>formiert und beworben werde.<br />

Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


PRAXIS<br />

Roboter simulieren S<strong>in</strong>neswahrnehmungen für<br />

angehende Chirurgen sehr realitätsnah<br />

Servomotor mit hohem Drehmoment erfüllt Anforderungen der Haptik-Entwickler<br />

n e<strong>in</strong>er zunehmend virtuellen Welt bietet die Fähigkeit<br />

I zum Simulieren von Berührungen buchstäblich spürbare<br />

Vorteile; e<strong>in</strong>em Onl<strong>in</strong>e-Kunden ermöglicht die<br />

Technologie beispielsweise, e<strong>in</strong>en Hemdstoff zu „fühlen“.<br />

Bei der Haptik simulieren Robotiksysteme mit<br />

Feedback- und Steuerungsfunktionen taktile Wahrnehmungen.<br />

Quanser, e<strong>in</strong> Hersteller von Haptikgeräten<br />

produziert beispielsweise fünf- und sechsachsige Roboter,<br />

die realitätsnahe S<strong>in</strong>neswahrnehmungen vermitteln.<br />

Hierfür setzt das Unternehmen Hardware und<br />

Software sowie drehmomentstarke, breitbandige Servomotoren<br />

e<strong>in</strong>.<br />

Quanser begann auf dem Markt für Lehrmittel mit Produkten<br />

wie Simulatoren für die Chirurgie. Die Geräte<br />

erlauben Mediz<strong>in</strong>studenten, E<strong>in</strong>schnitte ohne Leichen<br />

zu üben. „Nach diesem Verfahren kann man den gesamten<br />

Vorgang simulieren und den angehenden Chirurgen<br />

dieselben S<strong>in</strong>neswahrnehmungen vermitteln wie <strong>in</strong> der<br />

chirurgischen Praxis“, erläutert Paul Karam, Leiter Konstruktion<br />

und Entwicklung bei Quanser. „Mehr noch:<br />

Auch die Leistungen, wie viel Kraft die Kandidaten aufgewendet<br />

haben, wie umfangreich die Schnitte waren,<br />

lassen sich quantitativ erfassen.“<br />

Neben anwendungsspezifischen Produkten für Erstausrüster<br />

(OEM)-Kunden baut das Unternehmen allgeme<strong>in</strong>e<br />

Haptiksysteme für die Forschung. Die neueste<br />

Entwicklung ist das High Def<strong>in</strong>ition Haptic Device<br />

(HD2), e<strong>in</strong> Parallelmechanismus mit sechs Freiheitsgraden<br />

(x, y, z, Rollen, Nicken, Gieren), das heißt vone<strong>in</strong>ander<br />

unabhängigen Bewegungsmöglichkeiten. Dieser mechanisch<br />

ausbalancierte, reibungsarme Roboter besteht<br />

aus zwei mite<strong>in</strong>ander gekoppelten Auslegern mit je fünf<br />

Gelenken und kann über e<strong>in</strong>en großen Arbeitsbereich<br />

h<strong>in</strong>weg Bewegungen <strong>in</strong> hoher Auflösung ausführen. Das<br />

HD2 hat e<strong>in</strong>en Roll- (auf der x-Achse) beziehungsweise<br />

Nickbereich (y-Achse) von jeweils +/-90° und e<strong>in</strong>en Gierbereich<br />

(z-Achse) von +/-180°.<br />

ZENTRALES ENTWICKLUNGSZIEL: BERÜHRUNGEN<br />

„Was man auch immer zu simulieren versucht – sei es<br />

nun das Klopfen auf Holz oder Bewegungen bei der Gehirnchirurgie,<br />

die jeweilige Haptik muss def<strong>in</strong>ierte und<br />

gleichmäßige S<strong>in</strong>neswahrnehmungen vermitteln“, so<br />

Karam weiter. „Der Mechanismus muss das bei der Operation<br />

entstehende Gefühl orig<strong>in</strong>algetreu wiedergeben,<br />

sonst nützt er nichts.“<br />

E<strong>in</strong> gutes Haptikgerät zeichnet sich durch ger<strong>in</strong>ge<br />

Reibung und Massenträgheit aus, kann aber zugleich<br />

Kräfte mit e<strong>in</strong>em hohen Dynamikbereich erzeugen, und<br />

das <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es großen Arbeitsbereichs. Dafür werden<br />

mechatronische Konzepte entwickelt, bei denen vor<br />

dem Prototyp<strong>in</strong>g umfassende Modelle erstellt und getestet<br />

werden. Um beispielsweise das Reaktionsvermögen<br />

des HD2 zu maximieren, ordnete das Entwicklerteam<br />

die Motoren im Gehäuse an und nicht auf dem<br />

Stellgliedarm.<br />

Die für die Leistungsfähigkeit entscheidenden Komponenten<br />

s<strong>in</strong>d die L<strong>in</strong>earstromverstärker. „Damit lassen<br />

DER MECHANISCH AUSBALANCIERTE,<br />

reibungsarme Roboter simuliert mit<br />

ausgeklügelten Feedback- und<br />

Steuerungsfunktionen e<strong>in</strong>e<br />

taktile Wahrnehmung.<br />

Bild: Quanser<br />

sich sehr geschmeidige und gleichmäßige Kräfte um Null<br />

herum erzeugen und das kann man auch fühlen“, sagt<br />

Karam. „Mit e<strong>in</strong>em Verstärker, der mit Pulsbreitenmodulation<br />

arbeitet, ist das nicht realisierbar.“ Das Entwicklerteam<br />

verwendet außerdem ke<strong>in</strong>e Standard-Motion-<br />

Controller aufgrund der dabei entstehenden Verzögerungen.<br />

Denn um S<strong>in</strong>neswahrnehmung zu erzeugen, die<br />

beim Berühren e<strong>in</strong>er harten Oberfläche oder bei der Interaktion<br />

mit der Umgebung entsteht, s<strong>in</strong>d hohe Kraftbandbreiten<br />

und sehr kurze Latenzzeiten nötig. Daher<br />

setzt das Entwicklerteam eigene 8-Kanal-Datenerfassungsboards<br />

und die Steuerungssoftware Quarc e<strong>in</strong>. Das<br />

Ergebnis ist e<strong>in</strong>e PC-basierte Steuerung, die im Bereich<br />

von 1 bis 10 kHz arbeitet, die Encoder simultan ausliest,<br />

die K<strong>in</strong>ematik des Geräts berechnet und die Drehmomente<br />

aller sechs Motoren vorgibt.<br />

SERVOMOTOR KUNDENSPEZIFISCH MODIFIZIERT<br />

Zum mechatronischen Design gehört e<strong>in</strong> Konzept,<br />

nach dem die Bauelemente auf Systemebene entwickelt<br />

und nicht willkürlich ausgewählt werden. Dabei<br />

kooperiert Quanser mit der amerikanischen Faulhaber-Tochter<br />

Micromo. „Durch Komb<strong>in</strong>ation der High-<br />

End-Motoren mit unseren L<strong>in</strong>earverstärkern s<strong>in</strong>d Antriebe<br />

entstanden, die e<strong>in</strong> hohes Ausgangsdrehmoment<br />

liefern, aber zugleich reibungs- und haftreibungsarm<br />

arbeiten sowie e<strong>in</strong>e niedrige Massenträgheit aufweisen“,<br />

erklärt Karam.<br />

Das Team strebte e<strong>in</strong>e Standardisierung auf der Basis<br />

von e<strong>in</strong>em oder zwei Motoren an. Dazu benötigten die<br />

Wissenschaftler e<strong>in</strong> hohes Drehmoment, das jedoch e<strong>in</strong>en<br />

größeren Motor voraussetzt, der wiederum mehr<br />

Massenträgheit, Reibung und Gewicht mit sich br<strong>in</strong>gt.<br />

Die Entwickler haben daher nach e<strong>in</strong>er Speziale<strong>in</strong>heit<br />

18<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013


DAS HAPTIKGERÄT benötigt<br />

e<strong>in</strong>en Kle<strong>in</strong>stantrieb, der e<strong>in</strong><br />

hohes Ausgangsdrehmoment<br />

liefert, zugleich sehr reibungsund<br />

haftreibungsarm arbeitet<br />

und e<strong>in</strong>e sehr niedrige<br />

Massenträgheit aufweist.<br />

Bild: Faulhaber<br />

FÜR DIE CHIRURGENAUSBILDUNG muss das<br />

Gerät das bei der Operation entstehende Gefühl<br />

orig<strong>in</strong>algetreu wiedergeben. Bild: Quanser<br />

gesucht, die auf ihre Anforderungen abgestimmt se<strong>in</strong><br />

sollte – und fanden sie mit dem Faulhaber-Motor: „Dieser<br />

Motor hat e<strong>in</strong>e andere Spule, mit der sich e<strong>in</strong> hohes Ausgangsdrehmoment<br />

erzeugen lässt“, sagt Karam. „Er entwickelt<br />

zwar ke<strong>in</strong>e besonders hohen Drehzahlen, aber<br />

das ist bei Haptikgeräten auch selten erforderlich. E<strong>in</strong><br />

hohes Drehmoment und die nicht selbsthemmende<br />

Kraftübertragung, also die Fähigkeit des Benutzers, die<br />

Reibung zu überw<strong>in</strong>den und das Haptikgerät zu betätigen,<br />

s<strong>in</strong>d die entscheidenden Faktoren.“<br />

STANDARDENCODER FÜR FEEDBACK<br />

Die Motoren s<strong>in</strong>d mit hochauflösenden optischen Encodern<br />

ausgestattet. Diese liefern die präzisen Feedbackgrößen,<br />

die erforderlich s<strong>in</strong>d, um e<strong>in</strong>e realitätsnahe taktile<br />

Wahrnehmung zu erzeugen. Die Hersteller der Haptikgeräte<br />

verwenden Rollenantriebe anstelle von Getrieben,<br />

denn bei Getrieben kann es zu verzögerten<br />

Rückmeldungen kommen. E<strong>in</strong> Rollenantrieb besteht aus<br />

zwei Walzen, zwischen denen e<strong>in</strong> vorgespannter Strang<br />

verläuft, ähnlich wie bei e<strong>in</strong>er Videokassette. Das Verhältnis<br />

der beiden Walzendurchmesser bestimmt das<br />

Untersetzungsverhältnis. E<strong>in</strong>e typische Motor-Antriebsrollen-Baugruppe<br />

kann Untersetzungsverhältnisse von<br />

bis zu 30:1 erreichen.<br />

Damit Haptikgeräte effektiv arbeiten, müssen sie e<strong>in</strong>e<br />

kont<strong>in</strong>uierliche S<strong>in</strong>neswahrnehmung liefern, das bedeutet,<br />

dass die Motoren e<strong>in</strong> hohes Maß an Reproduzierbarkeit<br />

aufweisen müssen. Auch hier fanden die Forscher<br />

e<strong>in</strong>e Lösung. „Wie viel Kraft ich erzeuge, hängt e<strong>in</strong>zig<br />

und alle<strong>in</strong> davon ab, was ich für die nom<strong>in</strong>ale Drehmomentkonstante<br />

des Motors halte“, sagt Karam. „Quantitativ<br />

kann ich diese Größe von System zu System nicht<br />

messen, aber wir haben zahlreiche Varianten desselben<br />

Geräts hergestellt, und ich kann beim Nachführen ke<strong>in</strong>en<br />

Unterschied feststellen.“<br />

Dank ihrer Entwicklungsplattform und der Faulhaber-<br />

Motoren ist das Unternehmen <strong>in</strong> der Lage, aus Konzepten<br />

<strong>in</strong>nerhalb kürzerer Zeit Produkte herzustellen. „Wenn<br />

beispielsweise e<strong>in</strong> Chirurg mit dem Plan an uns herantritt,<br />

Nadele<strong>in</strong>stiche im Operationssaal zu untersuchen,<br />

können wir für ihn e<strong>in</strong> Gerät entwickeln, das genau die<br />

richtigen Spezifikationen dafür hat“, so Karam. In den<br />

kommenden zwanzig Jahren erhofft sich das Unternehmen<br />

zusätzliche Anwendungsmöglichkeiten <strong>in</strong> anderen<br />

Industriezweigen.<br />

AUTOR<br />

Dipl.-Ing. FH<br />

ANDREAS SEEGEN<br />

ist Leiter Market<strong>in</strong>g<br />

bei Faulhaber.<br />

Dr. Fritz Faulhaber GmbH & Co. KG,<br />

Daimlerstraße 23/25, D-71101 Schönaich,<br />

Tel. +49 (0) 7031 63 81 23,<br />

E-Mail: andreas.seegen@faulhaber.de<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013<br />

19


PRAXIS<br />

Teamarbeit von Konstruktion und Dokumentation<br />

garantiert Risikobeurteilung aus e<strong>in</strong>em Guss<br />

Robomotion nutzt für CE-Kennzeichnung gemäß Masch<strong>in</strong>enrichtl<strong>in</strong>ie webbasierte Spezialsoftware<br />

ROBOTER und Komponenten verschiedener Hersteller <strong>in</strong>tegriert<br />

Robomotion für Kunden <strong>in</strong> komplette Produktionsanlagen.<br />

Mit e<strong>in</strong>er Spezialsoftware konnte der Entwicklungsdienstleister<br />

die Risiko beurteilung der Anlagen optimieren. Bild: Robomotion<br />

DIE WEBBASIERTE SOFTWARE Docufy Mach<strong>in</strong>e Safety<br />

erlaubt es, die Risikobeurteilungen parallel zur<br />

Konstruktion Schritt für Schritt zu erstellen und dabei<br />

frühzeitig Sicherheitsrisiken zu elim<strong>in</strong>ieren. Bild: Docufy<br />

Der Automatisierungsspezialist Robomotion konnte<br />

die Erstellung von Risikobeurteilungen gemäß Masch<strong>in</strong>enrichtl<strong>in</strong>ie<br />

mit e<strong>in</strong>er CE-Spezialsoftware erheblich<br />

verbessern: Durch den E<strong>in</strong>satz von Docufy Mach<strong>in</strong>e<br />

Safety halbierte sich der Zeitaufwand und die Kosten<br />

sanken. Da die Erstellung der Risikobeurteilung nun<br />

direkt <strong>in</strong> die Konstruktion e<strong>in</strong>er Anlage <strong>in</strong>tegriert ist,<br />

lassen sich Gefahrenquellen zudem frühzeitig erkennen<br />

und elim<strong>in</strong>ieren.<br />

Zunehmend werden die CE-Kennzeichnung und die<br />

damit e<strong>in</strong>hergehende Sicherheit ihrer Produkte zur<br />

zw<strong>in</strong>genden Voraussetzung für den Marktzugang. „Immer<br />

mehr Kunden achten beim Kauf e<strong>in</strong>er Anlage darauf,<br />

ob e<strong>in</strong>e Risikobeurteilung vorliegt. Teilweise wird<br />

diese sogar explizit <strong>in</strong> den Lastenheften verlangt“, erläutert<br />

Jens Rippel, bei der Robomotion GmbH aus<br />

Le<strong>in</strong>felden-Echterd<strong>in</strong>gen verantwortlich für die Technische<br />

Dokumentation. Gerade bei großen Unternehmen<br />

ist e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>wandfreie Risikobeurteilung mittlerweile<br />

oft Bed<strong>in</strong>gung für die Vergabe e<strong>in</strong>es Auftrages.<br />

Gleichzeitig erkennen die Lieferanten, dass die bisher<br />

von ihnen e<strong>in</strong>gesetzten, oft improvisierten Methoden zur<br />

Erstellung von Risikobeurteilungen an ihre Grenzen stoßen:<br />

Die Rechtskonformität ist meist ungewiss, Aufwand<br />

und Kosten s<strong>in</strong>d oft zu hoch.<br />

Immer mehr Masch<strong>in</strong>en- und Anlagenbauer steigen<br />

daher auf e<strong>in</strong>e professionelle Software um. So auch die<br />

Robomotion GmbH, die für Kunden aus der Lebensmittel-,<br />

Pharma- und Kunststoff<strong>in</strong>dustrie Roboter und Komponenten<br />

verschiedener Hersteller <strong>in</strong> komplette Produktionsanlagen<br />

<strong>in</strong>tegriert. Robomotion nutzt die webbasierte<br />

Lösung Docufy Mach<strong>in</strong>e Safety seit Anfang<br />

2012, um Risikobeurteilungen zur CE-Kennzeichnung<br />

gemäß Masch<strong>in</strong>enrichtl<strong>in</strong>ie zu erstellen. Damit gelang<br />

es dem Entwicklungsdienstleister, die Erstellung der<br />

Risikobeurteilung optimal <strong>in</strong> die Konstruktion e<strong>in</strong>er<br />

Anlage e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den.<br />

RISIKEN BIS DATO ERST IM NACHHINEIN ERMITTELT<br />

Die größte Herausforderung bei der Risikobeurteilung<br />

bestand für Robomotion dar<strong>in</strong>, diese von Anfang an <strong>in</strong><br />

den Konstruktionsprozess zu <strong>in</strong>tegrieren. Vor E<strong>in</strong>führung<br />

von Docufy Mach<strong>in</strong>e Safety fertigte Jens Rippel die<br />

Risikobeurteilungen mit selbst erstellten Word- und<br />

Excel-Tabellen alle<strong>in</strong> an. In der Regel geschah dies nach<br />

Abschluss der Konstruktionsarbeiten. Das heißt, er<br />

musste diese Schritt für Schritt rekapitulieren und mit<br />

Hilfe des jeweiligen Konstrukteurs im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> mögliche<br />

Risiken ermitteln. Rippel erläutert: „Dank Docufy<br />

Mach<strong>in</strong>e Safety können wir heute die Erstellung der Risikobeurteilung<br />

optimal <strong>in</strong> die Konstruktion e<strong>in</strong>er Anlage<br />

<strong>in</strong>tegrieren. Die mechanischen Konstrukteure sowie<br />

die Mitarbeiter <strong>in</strong> der Elektroplanung fertigen die Risikobeurteilung<br />

parallel zur Konstruktion an und pflegen<br />

Schritt für Schritt alle relevanten Informationen <strong>in</strong> das<br />

webbasierte System e<strong>in</strong>.“ Derzeit arbeiten neben Jens<br />

Rippel noch drei Kollegen aus der Konstruktionsabteilung<br />

mit Docufy Mach<strong>in</strong>e Safety.<br />

20<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013


GEFAHRENQUELLEN FRÜHZEITIG ELIMINIERT<br />

Dieses parallele Arbeiten br<strong>in</strong>gt gleich mehrere Vorteile:<br />

Da der Konstruktionsprozess nicht nachträglich<br />

wieder aufgerollt werden muss, s<strong>in</strong>kt der Aufwand sowohl<br />

im Bereich Technische Dokumentation als auch<br />

bei den Konstrukteuren. Durch die zeitgleiche Risikobeurteilung<br />

ist es nun auch besser möglich, Gefahrenquellen<br />

sofort zu elim<strong>in</strong>ieren. „Vor allem aber hat der<br />

E<strong>in</strong>satz von Docufy Mach<strong>in</strong>e Safety dazu geführt, dass<br />

die Konstrukteure die Risikobeurteilung nicht mehr<br />

nur als notwendiges Übel ansehen, sondern dass sie viel<br />

bewusster auf mögliche Risiken achten. Früher haben<br />

wir bei der Beurteilung der fertigen Konstruktion<br />

manchmal Gefahrenquellen gefunden, die dem Konstrukteur<br />

anfangs nicht bewusst waren. Seit der E<strong>in</strong>führung<br />

dieser Software ist das Thema Masch<strong>in</strong>ensicherheit<br />

viel besser <strong>in</strong> den Köpfen unserer Konstrukteure<br />

verankert“, erläutert Jens Rippel.<br />

„Mit dem vorher von uns e<strong>in</strong>gesetzten Verfahren der<br />

Risikobeurteilung mittels Excel und Word war es immer<br />

sehr schwierig, die e<strong>in</strong>schlägigen Normen und Richtl<strong>in</strong>ien<br />

zu erfüllen“, blickt Jens Rippel zurück. Denn bei<br />

der Konzeption neuer Anlagen greift Robomotion häufig<br />

auf bereits verwendete und bewährte Baugruppen und<br />

Komponenten zurück. Deren Risikobeurteilungen wurden<br />

früher jeweils von Liste zu Liste weiterkopiert. „Das<br />

war nicht nur kompliziert und aufwendig, sondern führte<br />

auch häufig zu Fehlern. Da für e<strong>in</strong>e Anlage meist mehrere<br />

Excel-Tabellen herangezogen wurden, g<strong>in</strong>g schnell<br />

die Übersicht verloren. Oft war unklar, was wann ausgefüllt<br />

werden muss. Zudem gab es ke<strong>in</strong>e Gewähr, dass<br />

auch wirklich alle relevanten Inhalte übernommen wurden“,<br />

er<strong>in</strong>nert sich Jens Rippel.<br />

DER ZEITAUFWAND WURDE MIT DOCUFY HALBIERT<br />

Demgegenüber bietet Docufy Mach<strong>in</strong>e Safety dem Automatisierungsspezialisten<br />

jetzt maximale Rechtskonformität.<br />

E<strong>in</strong>en entscheidenden Beitrag dazu leisten die<br />

Kopiervorlagen. Hat man e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> Konzept erstellt,<br />

wie man die Sicherheit e<strong>in</strong>er Anlage gewährleisten<br />

kann, so wird dieses Pr<strong>in</strong>zip dank der Kopiervorlagen<br />

für jede weitere Anlage angewendet. Zudem führt die<br />

Software die Nutzer Schritt für Schritt durch den Beurteilungsprozess,<br />

so dass auch wirklich alle wichtigen<br />

Bestandteile enthalten s<strong>in</strong>d.<br />

Dank Docufy Mach<strong>in</strong>e Safety ist es Robomotion zudem<br />

gelungen, den Aufwand für die Erstellung der Risikobeurteilungen<br />

zu senken. „Wir haben den Zeitaufwand<br />

dank der Lösung etwa auf die Hälfte reduziert“, freut sich<br />

Jens Rippel. Diese Zeite<strong>in</strong>sparungen entstehen zum e<strong>in</strong>en<br />

durch die Erstellung der Risikobeurteilung parallel zum<br />

Konstruktionsprozess. Zum anderen leistet der modulare<br />

Aufbau der Software e<strong>in</strong>en entscheidenden Beitrag zur<br />

Aufwandsreduktion. Denn Risikobeurteilungen für e<strong>in</strong>zelne<br />

Baugruppen können abgespeichert und später wiederverwendet<br />

werden. Außerdem gibt Docufy Mach<strong>in</strong>e<br />

Safety am Schluss automatisch e<strong>in</strong>e Konformitätserklärung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sauberen Layout aus.<br />

Weitere Vorteile zieht Robomotion aus der Schnittstelle<br />

zum Software-Assistenten Sistema. So werden Projekte<br />

und die entsprechenden Sicherheitsfunktionen nun<br />

automatisch <strong>in</strong> Sistema generiert. Das mühsame Suchen<br />

<strong>in</strong> Excel-Tabellen entfällt, denn die Dokumentation e<strong>in</strong>es<br />

Projekts wird e<strong>in</strong>fach aus Docufy Mach<strong>in</strong>e Safety übernommen.<br />

Im Gegenzug importiert die Software die bearbeitete<br />

Sistema-Datei <strong>in</strong>klusive dem erreichten Performance<br />

Level für alle steuerungstechnischen Maßnahmen<br />

und führt es <strong>in</strong> der Risikobeurteilung mit auf. „Das<br />

alles spart Zeit und reduziert die Fehleranfälligkeit“,<br />

fasst Jens Rippel zusammen.<br />

WEBAPPLIKATION LÄSST SICH EINFACH INTEGRIEREN<br />

Robomotion war es darüber h<strong>in</strong>aus wichtig, dass die<br />

Software e<strong>in</strong>fach zu bedienen ist. „Wir konnten die Software<br />

sofort, ohne Schulung oder umfangreiche E<strong>in</strong>arbeitung<br />

nutzen – was besonders für unsere Konstrukteure<br />

sehr wichtig war. Das Programm ist nahezu selbsterklärend<br />

und leitet den Nutzer schrittweise durch den<br />

Risikobeurteilungs-Prozess“, erklärt Rippel.<br />

E<strong>in</strong> wichtiges Auswahlkriterium war für Robomotion<br />

außerdem die e<strong>in</strong>fache Integration <strong>in</strong> die vorhandene<br />

IT. Die Software ist auf e<strong>in</strong>em Server von Robomotion<br />

<strong>in</strong>stalliert. „Es kam uns sehr entgegen, dass Docufy Mach<strong>in</strong>e<br />

Safety e<strong>in</strong>e Webapplikation ist, bei der sich unsere<br />

Mitarbeiter ohne größeren adm<strong>in</strong>istrativen Aufwand<br />

e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>loggen können.“ Um die Lösung <strong>in</strong>tensiver<br />

nutzen zu können, erwarb Robomotion e<strong>in</strong>e<br />

zweite Lizenz. „Nun können mehrere Mitarbeiter, auch<br />

zwei gleichzeitig, mit Docufy Mach<strong>in</strong>e Safety arbeiten<br />

– Konstruktion und Risikobeurteilung können nun problemlos<br />

parallel erfolgen.“<br />

AUTOR<br />

PETER STROBELBERGER<br />

ist im Bereich Vertrieb und<br />

Beratung Docufy Mach<strong>in</strong>e<br />

Safety tätig.<br />

Docufy GmbH,<br />

Kapuz<strong>in</strong>erstraße 32,<br />

D-96047 Bamberg,<br />

Tel. +49 (0) 951 20 85 97 46,<br />

E-Mail: peter.strobelberger@docufy.de<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013<br />

21


PRAXIS<br />

Wireless vom Feld <strong>in</strong> die Welt: Sicher drahtlos<br />

kommunizieren im Automatisierungsumfeld<br />

WirelessHart, WLAN und Mobilfunk bieten zuverlässige Lösungen für nahezu alle Szenarien, Teil 1<br />

Drahtlose Kommunikation ist aus unserem Alltag nicht<br />

mehr wegzudenken. Informationen überall auf der<br />

Welt jederzeit per Internet abzurufen ist selbstverständlich<br />

geworden. Diese Vorteile können auch Anwender <strong>in</strong><br />

der Automatisierungstechnik nutzen. Die verschiedenen<br />

Technologien können mit Hilfe e<strong>in</strong>es Koexistenz-Managements<br />

ohne Probleme im Zusammenspiel e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden: WirelessHart sorgt für den Transport der Daten<br />

von der Feld- zur Steuerungsebene, Industrial Wireless<br />

LAN übernimmt die drahtlose Vernetzung der Steuerungsebene<br />

und Mobilfunk ermöglicht den Zugriff auf<br />

weltweit entfernte Anlagenteile. Der erste Teil dieses<br />

Beitrags stellt die Möglichkeiten von WirelessHart und<br />

die Grundzüge der WLAN-Standards dar. Die zweite<br />

Folge <strong>in</strong> <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> 10 beschreibt konkrete <strong>in</strong>dustrielle<br />

WLAN-Anwendungen und die Möglichkeiten der Mobilfunknetze.<br />

FUNKTECHNIK KOMMT IMMER HÄUFIGER ZUM EINSATZ<br />

Die Akzeptanz von drahtlosen Systemen <strong>in</strong> der Industrie<br />

wächst weltweit immer schneller – und vor allem gleichmäßig<br />

über die verschiedenen Regionen h<strong>in</strong>weg, was<br />

sich laut IMS Research <strong>in</strong> den erwarteten Absatzzahlen<br />

widerspiegelt (Bild 1). Drahtlose Netzwerke kommen <strong>in</strong><br />

der Industrie immer dann zum E<strong>in</strong>satz, wenn mehr Flexibilität<br />

gefordert ist oder das Verlegen von Kabeln an<br />

se<strong>in</strong>e technischen Grenzen stößt. Außerdem bieten<br />

drahtlose Systeme <strong>in</strong> bestimmten Fällen e<strong>in</strong>e höhere Zuverlässigkeit<br />

als fest verdrahtete, ermöglichen e<strong>in</strong>en<br />

schnelleren Aufbau und, wie oben angesprochen, mehr<br />

Flexibilität. So lassen sich deutliche Kostene<strong>in</strong>sparungen<br />

beispielsweise <strong>in</strong> Montage und Instandhaltung erzielen.<br />

Die Funktechnologien werden durch die Weiterentwicklung<br />

der Standards <strong>in</strong>nerhalb des IEEE, der IEC<br />

und ISA immer ausgereifter und f<strong>in</strong>den sowohl <strong>in</strong> der<br />

Fertigungs- als auch <strong>in</strong> der Prozessautomatisierung zunehmend<br />

Anwendung. Sie stellen somit e<strong>in</strong>e Alternative<br />

oder Ergänzung zu herkömmlichen kabelgebundenen<br />

Netzen dar. Es stehen zurzeit verschiedene standardisierte<br />

drahtlose Technologien zur Verfügung wie: WirelessHart<br />

(IEEE 802.15.4), Wireless LAN (IEEE 802.11) und<br />

der Mobilfunk (GSM/UMTS/LTE) (Bild 2 und 3).<br />

Weltmarkt für Wireless-Geräte im E<strong>in</strong>satz nach Region<br />

2012–2017<br />

EMEA<br />

Amerika<br />

Asien Pazifik<br />

0 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000<br />

Quelle: IMS Research (Part of IHS)<br />

BILD 1: Die Akzeptanz von drahtlosen Systemen <strong>in</strong><br />

der Industrie wächst weltweit immer schneller, was<br />

sich <strong>in</strong> den erwarteten Absatzzahlen widerspiegelt.<br />

2012<br />

2017<br />

BILD 4: WirelessHart wird <strong>in</strong> der Prozess<strong>in</strong>dustrie zur<br />

Überwachung und Diagnose verwendet. Bild: Siemens<br />

WIRELESSHART GEEIGNET FÜR PROZESSINDUSTRIE<br />

WirelessHart ist e<strong>in</strong> offener Industriestandard und setzt<br />

auf IEEE 802.15.4 auf. Er wurde speziell für die besonderen<br />

Anforderungen an drahtlose Kommunikation <strong>in</strong> der<br />

Feldebene der Prozess<strong>in</strong>dustrie entwickelt. WirelessHart<br />

ist e<strong>in</strong>e Weiterentwicklung des Hart (Highway Adressable<br />

Remote Transducer)-Protokolls und kommt heute maßgeblich<br />

zu drahtlosen Überwachungs- und Diagnosezwecken<br />

<strong>in</strong> der Prozess<strong>in</strong>dustrie zum E<strong>in</strong>satz. Typische Anwendungsfälle<br />

können die Aufnahme von Messdaten von<br />

Heiz-, Kühl-, Rühr- und Pumpvorgängen se<strong>in</strong> (Bild 4).<br />

Prozesstechnische Anlagen zeichnen sich dadurch<br />

aus, dass <strong>in</strong> der Regel der gesamte Prozess für die Herstellung<br />

e<strong>in</strong>es bestimmten Produktes an e<strong>in</strong>em Ort konzentriert<br />

ist. Je nach Industriebereich können diese Anlagen<br />

somit beträchtliche Ausmaße annehmen. Die Anforderungen<br />

an die Reichweite s<strong>in</strong>d also sehr hoch und<br />

liegen im Bereich von 10 km² oder mehr. Der von WirelessHart<br />

verwendete Standard IEEE 802.15.4 ermöglicht<br />

Reichweiten im Umkreis der Sende-/Empfangse<strong>in</strong>heit<br />

von 100 m zwischen zwei Teilnehmern. Größere Entfernungen<br />

überbrückt WirelessHart mit der Multi-Hop-<br />

Technologie: WirelessHart-Sensoren übertragen ihre<br />

Sensorwerte zum jeweils nächsten verfügbaren WirelessHart-Sensor<br />

bis die Daten am Gateway e<strong>in</strong>treffen.<br />

HOHE SICHERHEIT GEGEN ANGREIFER VON AUSSEN<br />

Häufig werden mit WirelessHart analoge Signale von<br />

Temperatur-, Druck oder Füllstandüberwachungen ausgewertet.<br />

Die vergleichsweise langsamen Prozessänderungen<br />

erlauben hohe Zykluszeiten, die typischerweise<br />

zwischen 100 ms und e<strong>in</strong>igen Sekunden liegen. Diese<br />

drahtlose Lösung nutzt das 2,4-GHz-ISM-Frequenzband<br />

22<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013


Weltmarkt für Wireless-Geräte nach Übertragungsstandard<br />

2012–2017<br />

Wireless LAN<br />

> 100 km<br />

Reichweite<br />

Wireless WAN<br />

(GSM/UMTS/LTE)<br />

Fernzugriffsebene<br />

(Scada, Telecontrol)<br />

WirelessHart<br />

Mobilfunk<br />

2012<br />

2017<br />

> 1000 m<br />

> 100 m<br />

Wireless LAN<br />

(IEEE 802.11abgn)<br />

Steuerungsebene<br />

(Feldbus, Scada)<br />

Andere<br />

WirelessHart<br />

Feldebene<br />

(Prozessdaten)<br />

0 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500<br />

0 m<br />

Quelle: IMS Research (Part of IHS)<br />

BILD 2 UND BILD 3: WirelessHart, Wireless LAN und der Mobilfunk mit den<br />

Standards GSM, UMTS und LTE decken unterschiedliche Reichweitenanforderungen<br />

ab. Für alle Wireless-Technologien wird der Markt wachsen.<br />

BILD 5: Typisches WirelessHart-Netzwerk mit vermaschter Netzwerktopologie und redundantem<br />

Gateway. Für die analogen Signale von Temperatur-, Druck oder Füllstandüberwachungen mit relativ<br />

langen Zykluszeiten reicht die Übertragungsgeschw<strong>in</strong>digkeit von maximal 250 kBit/s aus.<br />

mit maximal 250 kbit/s und bietet somit e<strong>in</strong>e ausreichende<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeit. Allerd<strong>in</strong>gs steigt die tatsächliche<br />

Übertragungszeit l<strong>in</strong>ear mit der Anzahl der Hops, die<br />

e<strong>in</strong>e Information zurücklegen muss, bis sie beim Gateway<br />

e<strong>in</strong>trifft (Bild 5).<br />

Da prozesstechnische Anlagen oft durch ihre Größe<br />

und aufgrund der Erzeugnisse, wie etwa Benz<strong>in</strong>,<br />

Kunststoffe, Pestizide und vieles mehr <strong>in</strong> ihrer gesamtgesellschaftlichen<br />

Relevanz wahrgenommen werden,<br />

s<strong>in</strong>d die Anforderungen an e<strong>in</strong>e sichere Kommunikation<br />

besonders hoch. Durch Verschlüsselung und Authentifizierung<br />

auf Applikationsebene (Ende-zu-Ende)<br />

und auf Paketebene (Hop-zu-Hop) bietet WirelessHart<br />

e<strong>in</strong>e hohe Sicherheit gegen Angreifer von außen und<br />

gegen die unauthorisierte Nutzung von Daten <strong>in</strong>nerhalb<br />

des Netzwerks.<br />

Auf Applikationsebene beg<strong>in</strong>nt die Sicherheit bereits,<br />

bevor sich e<strong>in</strong> Teilnehmer an e<strong>in</strong>em WirelessHart-<br />

Netzwerk anmeldet. Im Gateway wird für das Netzwerk<br />

e<strong>in</strong> sogenannter Jo<strong>in</strong>-Key vere<strong>in</strong>bart. Während des Anmeldeprozesses<br />

(Jo<strong>in</strong><strong>in</strong>g) muss e<strong>in</strong> neues Gerät den<br />

korrekten Jo<strong>in</strong>-Key vorweisen. Danach wird zwischen<br />

dem neuen Gerät und dem Gateway e<strong>in</strong> exklusiver<br />

Session-Key vere<strong>in</strong>bart, der ke<strong>in</strong>em weiteren Gerät bekannt<br />

ist. Grundsätzlich wird darüber h<strong>in</strong>aus jedes<br />

Datenpaket separat verschlüsselt und mit Authentifizierung<br />

übertragen.<br />

ZUVERLÄSSIG MIT REDUNDANZ UND KANALHOPPING<br />

Da viele Produktionsprozesse <strong>in</strong> prozesstechnischen<br />

Anlagen nicht unterbrochen werden dürfen – also lückenlos<br />

gesteuert und überwacht werden müssen – ist<br />

die Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit der Kommunikation<br />

hier besonders wichtig. Dies gewährleisten<br />

WirelessHart-Netzwerke mit e<strong>in</strong>er Reihe technischer<br />

Lösungen.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013<br />

23


PRAXIS<br />

Zunächst s<strong>in</strong>d diese Netzwerke <strong>in</strong> Maschen-Form<br />

(meshed network) aufgebaut. E<strong>in</strong> Teilnehmer baut e<strong>in</strong>e<br />

Verb<strong>in</strong>dung zu allen erreichbaren Teilnehmern <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

näheren Umgebung auf. Die Kommunikation wird<br />

so nahezu beliebig redundant und es ist sicher, dass<br />

auch beim Ausfall e<strong>in</strong>es Teilnehmers alle weiteren erreichbar<br />

bleiben. Zudem wird die gesamte Kommunikation<br />

im WirelessHart-Netzwerk Zeitschlitz-orientiert<br />

(TDMA – Time Division Multiple Access) aufgebaut.<br />

So bekommt zu jedem Zeitschlitz e<strong>in</strong> Knoten den<br />

Kommunikationskanal exklusiv zugewiesen. WirelessHart<br />

verhält sich somit ähnlich determ<strong>in</strong>istisch wie<br />

drahtgebundene Feldbusse und erhöht deutlich die<br />

Zuverlässigkeit der Applikation.<br />

Zusätzlich wird der Kommunikationskanal auf die<br />

verfügbaren Frequenzkanäle im 2,4-GHz-ISM-Frequenzband<br />

aufgeteilt. Insgesamt stehen WirelessHart<br />

14 überlappungsfreie Frequenzkanäle zur Verfügung<br />

(Bild 6). Das Hopp<strong>in</strong>g über die Kanäle liefert e<strong>in</strong>e deutlich<br />

robustere Kommunikation bei Koexistenzproblemen<br />

oder schlechten Kanalbed<strong>in</strong>gungen, die beispielsweise<br />

durch Mehrwegeausbreitung hervorgerufen se<strong>in</strong><br />

können.<br />

Das WirelessHart-Netzwerk wird von e<strong>in</strong>em zentralen<br />

Punkt aus, dem Netzwerk-Manager, aufgebaut und betrieben.<br />

Dieser legt beim Hochlauf des Netzes fest, welcher<br />

Knoten zu welchem Zeitschlitz auf welchem Kanal<br />

mit welchem benachbarten Knoten kommunizieren darf.<br />

Während der gesamten Laufzeit wird dieses Schema permanent<br />

überwacht und optimiert. Die gesamte Intelligenz<br />

des Netzwerk-Managers ist Bestandteil des WirelessHart-Gateways.<br />

Damit bei dessen Ausfall nicht das<br />

komplette Netzwerk zusammenbricht, kann die Topologie<br />

mit Hilfe e<strong>in</strong>es aktiven Gateways und e<strong>in</strong>es passiven<br />

Gateways redundant aufgebaut werden. Sollte das aktive<br />

ausfallen, übernimmt das passive Gateway aktiv die Kontrolle.<br />

Die redundante Ausführung des Gateways ist für<br />

das dah<strong>in</strong>terliegende Netzwerk tran<strong>sparen</strong>t.<br />

WIRELESS LAN IST AUCH ECHTZEITFÄHIG<br />

Wireless LAN (WLAN) ist e<strong>in</strong> offener Standard gemäß<br />

IEEE 802.11abgn, der die hohen Anforderungen an die<br />

anlagenweite Kommunikation auf der Steuerungsebene<br />

<strong>in</strong> puncto Zuverlässigkeit, Datendurchsatz und Datenübertragung<br />

erfüllen kann. Er ermöglicht die gleichzeitige<br />

Übertragung unterschiedlicher Kommunikationsdienste<br />

und kommt <strong>in</strong> der <strong>in</strong>dustriellen Automatisierung<br />

dann zum E<strong>in</strong>satz, wenn höhere Anforderungen an Echtzeitfähigkeit<br />

oder Bandbreite stellen, die WirelessHart<br />

nicht erfüllen kann.<br />

WLAN kann gemäß Standard IEEE 802.11n Brutto-<br />

Datenraten bis zu 600 MBit/s übertragen und mit <strong>in</strong>dustrietauglichen<br />

Optimierungen die für die Feldbuskommunikation<br />

notwendigen Echtzeitübertragungen erreichen.<br />

Grundlage s<strong>in</strong>d hier die lizenzfreien 2,4- und<br />

5-GHz-ISM-Frequenzbänder.<br />

Datenrate<br />

600<br />

Frequenzkanal<br />

Mittelfrequenz (MHz)<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24<br />

2405 2410 2415 2420 2425 2430 2435 2440 2445 2450 2455 2460 2465 2470<br />

100<br />

0<br />

1999 1999 2003 2004 2009 2009<br />

802.11a 802.11b 802.11g 802.11h 802.11n 802.11n<br />

2x3:2 2x3:3<br />

Bei 802.11n: Sendeantennen x Empfangsantennen : Anzahl Datenströme<br />

2009<br />

802.11n<br />

4x4:4<br />

Standard<br />

ratifiziert<br />

BILD 6: Zusätzlich zur E<strong>in</strong>teilung des Kommunikationskanals <strong>in</strong> Zeitschlitze<br />

wird dieser bei WirelessHart auf die verfügbaren Frequenzkanäle<br />

<strong>in</strong>nerhalb des 2,4-GHz-ISM-Frequenzbandes aufgeteilt. So stehen<br />

WirelessHart 14 überlappungsfreie Frequenzkanäle zur Verfügung.<br />

BILD 7: Die neuesten WLAN-Standards<br />

bieten deutlich höhere Übertragungsraten<br />

als Fast Ethernet und eröffnen viele<br />

neue Möglichkeiten: beispielsweise die<br />

Komb<strong>in</strong>ation der Kommunika tion<br />

zwischen Automatisierungskomponenten<br />

und High-Def<strong>in</strong>ition-Videostreams<br />

über dieselbe drahtlose Infrastruktur.<br />

Heim-/Büronetz<br />

Industrielle Umgebung<br />

Schutzklasse IP20 Bis zu IP67<br />

Temperatur 0… +30°C -40… +70°C<br />

Material Plastik Metall<br />

Stromversorgung 110/230 VAC 24 VDC<br />

BILD 8: Für den <strong>in</strong>dustriellen<br />

E<strong>in</strong>satz muss die WLAN-Hardware<br />

andere Eigenschaften besitzen als<br />

<strong>in</strong> der Büroumgebung.<br />

24<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013


„UR-STANDARD“ BOT NUR 2 MBIT PRO SEKUNDE<br />

Der „Ur-Standard“ IEEE 802.11 legacy aus dem Jahr 1997<br />

nutzt das 2,4-GHz-ISM-Frequenzband und bietet lediglich<br />

e<strong>in</strong>e Brutto-Übertragungsrate von bis zu 2 Mbit/s. Im<br />

großen Stil kamen WLAN-Produkte <strong>in</strong> der Industrie erst<br />

e<strong>in</strong>ige Jahre später zum E<strong>in</strong>satz, als der IEEE 802.11b-<br />

Standard im gleichen Frequenzband e<strong>in</strong>e Brutto-Übertragungsrate<br />

von bis zu 11 Mbit/s ermöglichte. Hier wird<br />

mit dem Modulationsverfahren Direct Sequence Spread<br />

Spectrum (DSSS) das Trägersignal aufgespreizt, was<br />

mehr Bandbreite erzeugt als für den eigentlichen Nutzdatenstrom<br />

nötig wäre. Dadurch wird das Signal nahezu<br />

unempf<strong>in</strong>dlich gegenüber schmalbandigen Störungen im<br />

selben Frequenzbereich. IEEE 802.11b kommt auch heute<br />

noch <strong>in</strong> vielen Geräte, wie etwa Handhelds, zum E<strong>in</strong>satz.<br />

IEEE 802.11H ERSCHLIESST AUCH DEN AUSSENBEREICH<br />

IEEE 802.11g ermöglicht e<strong>in</strong>en höheren Brutto-Datendurchsatz<br />

von bis zu 54 Mbit/s im 2,4-GHz-ISM-Frequenzband.<br />

Die gleiche Datenübertragung nutzt der für<br />

das 5-GHz-ISM-Band ausgelegte Standard IEEE 802.11a.<br />

Zur Modulation verwenden beide Standards Orthogonal<br />

Frequency Division Multiplex<strong>in</strong>g (OFDM), das sich<br />

durch mehrere e<strong>in</strong>zelne schmalbandige Trägersignale<br />

auszeichnet, über die der Nutzdatenstrom verteilt wird.<br />

IEEE 802.11h wiederum ist e<strong>in</strong>e Erweiterung des Standards<br />

IEEE-802.11a. Er erschließt Anwendungen im Außenbereich,<br />

höhere zulässige Sendeleistungen und weitere<br />

Frequenzen. Diese muss er sich aber mit Primärnutzern<br />

wie Radarsystemen sowie den Bereichen Meteorologie,<br />

Militär oder Schifffahrt teilen. Für den<br />

Sekundärnutzer s<strong>in</strong>d somit bestimmte Protokolleigenschaften<br />

verpflichtend vorgeschrieben: Beispielsweise<br />

muss sich das WLAN selbst abschalten, sobald e<strong>in</strong> Primärnutzer<br />

auf derselben Frequenz detektiert wird. Der<br />

Access Po<strong>in</strong>t schaltet sich anschließend wieder e<strong>in</strong> und<br />

sucht sich nach e<strong>in</strong>em Scan des Frequenzbandes e<strong>in</strong>e<br />

Frequenz, <strong>in</strong> welcher der Primärnutzer nicht aktiv ist.<br />

Diese Technik heißt Dynamic Frequency Selection (DFS).<br />

NEUESTE WLAN-VERSION FÜR 600 MBIT/SEKUNDE<br />

Der neueste Standard IEEE 802.11n def<strong>in</strong>iert Brutto-Bandbreiten<br />

von maximal 600 Mbit/s. In der Praxis h<strong>in</strong>gegen<br />

s<strong>in</strong>d aufgrund der Hardwarebeschaffenheit zurzeit maximal<br />

450 Mbit/s brutto verfügbar. IEEE 802.11n verwendet<br />

die Frequenzbänder 2,4 GHz und 5 GHz. Durch die<br />

Unterstützung beider Frequenzbänder vergrößert sich<br />

unter anderem die Zahl der für das gesamte Netzwerk zur<br />

Verfügung stehenden Kanäle. In der Praxis ist davon auszugehen,<br />

dass im Falle e<strong>in</strong>er Komb<strong>in</strong>ation des 2,4-GHz-<br />

(drei Kanäle) mit dem 5-GHz-ISM-Frequenzband (19 Kanäle)<br />

<strong>in</strong>sgesamt 22 überlappungsfreie Kanäle verfügbar<br />

s<strong>in</strong>d. Allerd<strong>in</strong>gs müssen hier auch alle Netzwerk-Clients<br />

– also Endgeräte wie Client-Module, Laptops oder Smartphones<br />

– beide Frequenzen unterstützen.<br />

Wie bei den herkömmlichen Standards kann sich e<strong>in</strong><br />

WLAN-Client mittels Roam<strong>in</strong>g mit unterschiedlichen<br />

Access Po<strong>in</strong>ts und somit auch unterschiedlichen Kanälen<br />

verb<strong>in</strong>den. Roam<strong>in</strong>g bezeichnet die Übergabe der<br />

Netzwerkverb<strong>in</strong>dung des Clients von e<strong>in</strong>em Access Po<strong>in</strong>t<br />

zum anderen und wird e<strong>in</strong>gesetzt, um die Reichweite<br />

e<strong>in</strong>es WLAN-Netzwerks zu vergrößern. Verwendet e<strong>in</strong><br />

Client den Standard IEEE 802.11n und unterstützt<br />

2,4 GHz sowie 5 GHz, dann kann er sogar zwischen den<br />

e<strong>in</strong>zelnen Frequenzbändern wechseln. Das Roam<strong>in</strong>g von<br />

Clients zwischen Access Po<strong>in</strong>ts mit unterschiedlichen<br />

Frequenzbändern vere<strong>in</strong>facht die Planung zuverlässiger<br />

und störungsfreier WLAN-Netzwerke erheblich.<br />

ZEHNMAL SCHNELLER ALS FAST ETHERNET<br />

Mit e<strong>in</strong>em Netto-Durchsatz von bis zu 220 Mbit/s unter<br />

Idealbed<strong>in</strong>gungen bietet der Standard IEEE 802.11n höhere<br />

Datenraten als das Fast Ethernet. Durch diese im<br />

Vergleich zu den bisherigen Standards nahezu zehnmal<br />

höhere Netto-Übertragungsrate eröffnen sich viele neue<br />

Möglichkeiten: beispielsweise die Komb<strong>in</strong>ation der<br />

Kommunikation zwischen Automatisierungskomponenten<br />

und High-Def<strong>in</strong>ition-Videostreams über dieselbe<br />

drahtlose Infrastruktur oder der gleichzeitige Transfer<br />

mehrerer High-Def<strong>in</strong>ition-Videostreams (Bild 7). Brutto-<br />

Datenraten von 6,77 Gbit/s werden von dem neuen Standard<br />

IEEE 802.11ac erwartet, der im 5 GHz-ISM-Frequenzband<br />

arbeitet und Anfang 2014 verabschiedet<br />

werden soll.<br />

Der zweite Teil dieses Beitrags beschreibt <strong>in</strong> <strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10/2013 konkrete <strong>in</strong>dustrielle WLAN-Anwendungen<br />

und die Möglichkeiten der Mobilfunknetze.<br />

AUTOREN<br />

Dipl.-Ing. JENS GREBNER ist<br />

Product Manager für Industrial Remote<br />

Commu nication bei Siemens.<br />

Siemens AG,<br />

Gleiwitzer Str. 555, D-90475 Nürnberg,<br />

Tel. +49 (0) 911 895 28 94,<br />

E-Mail: jens.grebner@siemens.com<br />

B.Sc. SANDER ROTMENSEN ist<br />

Product Manager Industrial Wireless<br />

LAN bei Siemens.<br />

Tel. +49 (0) 911 895 46 92,<br />

E-Mail: sander.rotmensen@siemens.com<br />

Dipl.-Betriebswirt<strong>in</strong> ROSWITHA SKOWRONEK<br />

ist Market<strong>in</strong>g Manager für <strong>in</strong>dustrielle<br />

Netzwerk komponenten bei Siemens.<br />

Tel. +49 (0) 911 895 43 09,<br />

E-Mail: roswitha.skowronek@siemens.com<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013<br />

25


HAUPTBEITRAG<br />

<strong>Energie</strong> <strong>sparen</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>geregelten</strong> <strong>Pumpensystemen</strong><br />

Vermeidbaren Druckverlust der Regelarmatur ermitteln<br />

In Anlagen f<strong>in</strong>den sich häufig Pumpensysteme mit überdimensionierten Pumpen. E<strong>in</strong><br />

<strong>Energie</strong>e<strong>in</strong>sparpotenzial lässt sich erschließen, wenn es gel<strong>in</strong>gt, den Anteil des Druckverlustes<br />

der Regelarmatur zu ermitteln, der sich vermeiden ließe. Hierzu werden im<br />

Beitrag Möglichkeiten aufgezeigt, die sich auf Daten aus der Anlage stützen. Diese erlauben<br />

es, e<strong>in</strong>en vermeidbaren Druckverlust zu bestimmen. Das ermöglicht es, den Leistungsbedarf<br />

zu verr<strong>in</strong>gern, entweder durch e<strong>in</strong>e Pumpe mit ger<strong>in</strong>gerer Leistung, vorzugsweise<br />

durch das Abdrehen des Laufrads, oder alternativ durch e<strong>in</strong>e Drehzahlverstellung. Bei<br />

kle<strong>in</strong>eren Pumpen <strong>in</strong> der chemischen Industrie stellt dabei – abhängig vom E<strong>in</strong>zelfall –<br />

die nachträgliche Anpassung e<strong>in</strong>e wirtschaftlich s<strong>in</strong>nvolle Alternative dar.<br />

SCHLAGWÖRTER Pumpe / <strong>Energie</strong>e<strong>in</strong>sparung / Drosselregelung / Abdrehen Laufrad<br />

Energy conservation <strong>in</strong> controlled pump systems –<br />

Identify<strong>in</strong>g avoidable pressure losses <strong>in</strong> throttle control systems<br />

Industrial plants frequently employ oversized pumps, so that energy consumption may be<br />

unnecessarily high. Reductions are possible by determ<strong>in</strong><strong>in</strong>g the avoidable pressure drop<br />

caused by excessive control valve throttl<strong>in</strong>g. Ways are described to identify this avoidable<br />

pressure drop, based on data extracted from the plant. Utilis<strong>in</strong>g the data it is possible to<br />

lower energy consumption by choos<strong>in</strong>g another pump, trimm<strong>in</strong>g the impeller, or alternatively<br />

switch<strong>in</strong>g to a variable speed drive. In the process <strong>in</strong>dustry, where the majority of<br />

centrifugal pumps have relatively low power rat<strong>in</strong>gs, trimm<strong>in</strong>g the impeller frequently<br />

turns out to be rather economical.<br />

KEYWORDS pump / energy conservation / throttle control systems / trimmed impeller<br />

26<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013


WALTER SCHICKETANZ, Pumpenfach<strong>in</strong>genieur<br />

Die E<strong>in</strong>sparung elektrischer <strong>Energie</strong> ist e<strong>in</strong> Ziel,<br />

das den regulatorischen Vorgaben entspr<strong>in</strong>gt<br />

und unter dem Gesichtspunkt der Wirtschaftlichkeit<br />

zunehmend an Bedeutung gew<strong>in</strong>nt.<br />

E<strong>in</strong>e Untersuchung von Pumpen, vorwiegend <strong>in</strong><br />

Unternehmen der chemischen Industrie, erfasste etwa<br />

35 000 Strömungspumpen mit bekannter Hydraulik [1].<br />

Dabei zeigte sich, dass der Anteil der Chemie-Norm-Pumpe<br />

bei etwa zwei Drittel liegt. Insgesamt weisen mehr als<br />

drei Viertel aller Pumpen e<strong>in</strong>e Leistung von weniger als<br />

15 kW auf. Die Pumpen werden zum größten Teil kont<strong>in</strong>uierlich<br />

betrieben. Während bei Neuanlagen die Drehzahlverstellung<br />

mittels Frequenzumrichter – üblicherweise<br />

ab e<strong>in</strong>er bestimmten Leistung (zum Beispiel 10 kW<br />

[2]) <strong>in</strong> Betracht gezogen – e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>gen <strong>Energie</strong>bedarf<br />

verspricht, steckt <strong>in</strong> <strong>in</strong>stallierten <strong>Pumpensystemen</strong> e<strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>sparpotenzial, welches sich nur durch nachträgliche<br />

Modifikationen heben lässt; um dieses abzuschätzen,<br />

müssen der tatsächlich erforderliche Betriebspunkt und<br />

das Lastprofil ermittelt werden.<br />

Der Leistungsbedarf e<strong>in</strong>er Pumpe wird bestimmt durch<br />

den Betriebspunkt, das heißt Förderleistung und Systemdruck;<br />

letzterer setzt sich aus dem statischen und dynamischen<br />

Druckverlust sowie gegebenenfalls dem e<strong>in</strong>er<br />

Regelarmatur zusammen. Die Regelung <strong>in</strong> Anlagen erfolgt<br />

<strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie mit Hilfe von Stellarmaturen, die angedrosselt<br />

werden (Drosselregelung). Liegt der tatsächliche<br />

Druckverlust des Systems unter dem, der berechnet worden<br />

ist, so muss die Regelarmatur e<strong>in</strong>en höheren Druckverlust<br />

erzeugen als eigentlich erforderlich wäre. Diese<br />

Differenz wird als vermeidbarer Druckverlust bezeichnet.<br />

Er resultiert aus Unsicherheiten bei der Anlagenplanung,<br />

wo zum Beispiel mit Widerstandsbeiwerten aus der Literatur,<br />

grob geschätzten Verläufen der Rohrleitungen gearbeitet<br />

werden muss; bei Pumpen s<strong>in</strong>d Toleranzen zu berücksichtigen.<br />

Dies führt zum Teil zu überhöhten Sicherheitszuschlägen,<br />

die sich aufgrund des Planungsablaufs<br />

im Allgeme<strong>in</strong>en später nicht mehr revidieren lassen; überdimensionierte<br />

Systeme s<strong>in</strong>d daher fast unvermeidlich.<br />

Der Druckverlust und damit der Leistungsbedarf e<strong>in</strong>es<br />

Systems lässt sich durch folgende Alternativen reduzieren:<br />

a | Anpassung der Pumpe, wobei der vermeidbare<br />

Druckverlust mehr oder weniger elim<strong>in</strong>iert wird,<br />

b | Änderung der Drehzahl der Pumpe, wobei gegebenenfalls<br />

e<strong>in</strong>e Drehzahlregelung implementiert wird.<br />

1. VERMEIDBARER DRUCKVERLUST<br />

Wenn die Pumpencharakteristik und die Leistungsaufnahme<br />

ermittelt werden, wofür der Markt verschiedene<br />

Messsysteme bietet, so lässt sich abschätzen, <strong>in</strong>wieweit<br />

der Förderstrom der Auslegung entspricht und ob die<br />

e<strong>in</strong>gesetzte Pumpe mit h<strong>in</strong>länglichem Wirkungsgrad<br />

arbeitet. Der vermeidbare Druckverlust des Systems lässt<br />

sich jedoch so nicht feststellen. Erst wenn dieser ermittelt<br />

ist, kann e<strong>in</strong> <strong>Energie</strong>e<strong>in</strong>sparpotenzial abgeschätzt<br />

und erschlossen werden.<br />

E<strong>in</strong> Weg dazu eröffnet sich – abgesehen von e<strong>in</strong>er<br />

meist wenig genauen Nachrechnung – falls es möglich<br />

ist, die Armatur, die die Drosselung bewirkt, voll zu öffnen;<br />

dabei kann es sich um e<strong>in</strong>e Hand- oder Regelarmatur<br />

handeln [3]. In der chemischen Industrie dürfte dieses<br />

Vorgehen allerd<strong>in</strong>gs nur <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen möglich se<strong>in</strong>, da<br />

die Gefahr besteht, dass durch den damit verbundenen<br />

Anstieg des Durchflusses die Produktion beh<strong>in</strong>dert wird<br />

oder zusammenbricht. Erfolgt e<strong>in</strong> derartiger Versuch <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er nicht produzierenden Anlage, so kommt dem meist<br />

e<strong>in</strong>e nur ger<strong>in</strong>ge Aussagekraft zu. Es wird daher im Beitrag<br />

aufgezeigt, wie sich e<strong>in</strong> vermeidbarer Druckverlust<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er laufenden Anlage ermitteln lässt, ohne dabei den<br />

Betrieb zu bee<strong>in</strong>trächtigen oder zu stören.<br />

1.1 Darstellung im H-Q-Diagramm<br />

Das Bild 1 zeigt e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches Pumpensystem, wobei die<br />

Regelarmatur RV ihr Stellsignal von e<strong>in</strong>em Regler <strong>in</strong>nerhalb<br />

des Systems – hier vom Standregler LC – oder vom<br />

übergeordneten Prozess erhält. Sie drosselt den Durchfluss<br />

so weit an, dass der Soll-Förderstrom Q S erzielt<br />

wird. Der zu überw<strong>in</strong>dende Druck des Systems setzt sich<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013<br />

27


HAUPTBEITRAG<br />

zusammen aus der statischen Druckdifferenz, <strong>in</strong>klusive<br />

der geodätischen Höhe H g , und dem dynamischen Druckverlust<br />

sowie dem des Aktors.<br />

Der Betriebspunkt des Systems wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em H-Q-<br />

Diagramm dargestellt, siehe Bild 2. Den Ausgangspunkt<br />

bildet der berechnete Druckbedarf des Systems ohne<br />

Berücksichtigung der Regelarmaturen, das heißt Punkt<br />

B‘ beim Volllast-Soll-Durchfluss Q S . Dazu addiert sich<br />

der Druckverlust der Regelarmatur, was im Idealfall den<br />

Druck ergibt, den die Pumpe zu liefern hat, Punkt B.<br />

Dieser liegt auf der Pumpenkennl<strong>in</strong>ie H p = f (Q). (In vielen<br />

Fällen wird die Pumpe e<strong>in</strong>en etwas höheren Druck<br />

liefern als erforderlich ist, was e<strong>in</strong>e weitere Erhöhung<br />

des Druckverlusts der Regelarmatur erzw<strong>in</strong>gt.) S<strong>in</strong>kt nun<br />

der Druckverlust des Systems <strong>in</strong>folge der Überschätzung<br />

auf den Wert R’, der auf der tatsächlichen Druckverlaufskurve<br />

des Systems H oRV liegt, so muss die Regelarmatur<br />

die Druckdifferenz der Punkte B m<strong>in</strong>us R’ bewältigen.<br />

Diese Differenz enthält e<strong>in</strong>en vermeidbaren Druckverlust<br />

B’ m<strong>in</strong>us R’. Wird dieser vom Betriebspunkt B abgezogen,<br />

so ergibt sich der Punkt R, der um diesen Wert,<br />

das heißt ∆H V , unter dem ursprünglichen Punkt B liegt.<br />

R stellt somit den Auslegungspunkt e<strong>in</strong>er hypothetischen<br />

– das heißt e<strong>in</strong>er neuen oder modifizierten – Pumpe<br />

dar, die e<strong>in</strong>en entsprechend reduzierten Leistungsbedarf<br />

aufweist. Die Druckhöhe von B folgt aus der Druckmessung<br />

auf der Druckseite der Pumpe unter Berücksichtigung<br />

der statischen Druckverhältnisse am Messort<br />

und eventuell des Geschw<strong>in</strong>digkeitsterms. Für die Regelung<br />

steht also im Falle e<strong>in</strong>er Pumpe mit dem Arbeitspunkt<br />

R die Druckdifferenz R m<strong>in</strong>us R’ zur Verfügung.<br />

Diese deckt auch den Punkt R’’ ab, der sich ergibt, wenn<br />

der bleibende Druckverlust der voll geöffneten Regelarmatur<br />

(Widerstandsbeiwert ξ) zur Druckverlaufskurve<br />

des Systems H oRV addiert wird; letztere beg<strong>in</strong>nt beim<br />

Durchfluss Q = 0 mit der statischen Druckhöhe und<br />

steigt stetig an.<br />

1.2 Ermittlung<br />

Da die überdimensionierte Pumpe e<strong>in</strong>en zu hohen Druck<br />

liefert, muss die Regelarmatur ihren Hub auf e<strong>in</strong>en Wert<br />

reduzieren, der unter dem der Auslegung liegt, das heißt<br />

die Armatur drosselt stärker an als geplant. Aus dem Hub<br />

beziehungsweise dem k v -Wert am Betriebspunkt B lässt<br />

sich der tatsächliche Druckverlust der Regelarmatur bei Q S<br />

berechnen. Bei der Planung wird für diesen meist e<strong>in</strong> Erfahrungswert<br />

herangezogen. Wird die Differenz der beiden<br />

Werte angesetzt, so ergibt sich e<strong>in</strong> vermeidbarer Druckverlust,<br />

wobei die tatsächliche Druckverlaufskurve H oRV nicht<br />

bekannt se<strong>in</strong> muss. (Erfahrungswerte für den Druckverlust<br />

der Regelarmatur, wie 0,5–1 bar oder 10 % und mehr des<br />

dynamischen Druckverlusts des Systems, siehe zum Beispiel<br />

[4], bei e<strong>in</strong>em empirisch festgelegten Hub.)<br />

E<strong>in</strong> höherer Wert für den vermeidbaren Druckverlust<br />

ergäbe sich, wenn die Regelarmatur am Betriebspunkt R<br />

der hypothetischen Pumpe so weit geöffnet wäre, dass<br />

sich alle Regelschw<strong>in</strong>gungen gerade noch abdecken lassen,<br />

der Hub also gegen 100 % geht. Dieser Hub lässt sich<br />

im Betrieb ermitteln, falls der Regelarmatur e<strong>in</strong>e weitere<br />

Armatur vor- oder nachgeschaltet ist, und sich der Durchfluss<br />

messen lässt. Bild 3 stellt die Vorgehensweise schematisch<br />

dar: Während e<strong>in</strong> Handventil V2 angedrosselt<br />

wird, wird die Regelung die Regelarmatur V1 auffahren.<br />

Dabei muss der Durchfluss konstant gehalten werden,<br />

zum Beispiel mit Hilfe e<strong>in</strong>es anklemmbaren Messgeräts,<br />

Symbol FI (Leistungsaufnahme und pumpendruckseitiger<br />

Druck haben ebenfalls konstant zu bleiben.). Vom<br />

normalen Betrieb mit dem Hub h B fährt die Regelung die<br />

Armatur V1 auf den Hub h R . Die Werte für h B und h R lassen<br />

sich mehr oder weniger genau feststellen. Es wird<br />

also e<strong>in</strong> Teil des Druckverlusts der Regelarmatur V1 auf<br />

die Armatur V2 verlagert, wobei die Summe der Druckverluste<br />

von V1 und V2 konstant bleibt; so werden die<br />

Strömungsverhältnisse an V1 simuliert, die denen am<br />

Betriebspunkt R entsprechen (<strong>in</strong>kompressible Flüssigkeit).<br />

Da es meist relativ schwierig ist, Handarmaturen<br />

fe<strong>in</strong>fühlig zu drosseln, muss dazu eventuell für V2 e<strong>in</strong>e<br />

Art Untersetzungsgetriebe e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />

In der Regelungstechnik wird der Durchflusskoeffizient<br />

k V e<strong>in</strong>er Regelarmatur durch e<strong>in</strong>e dimensionsbehaftete<br />

Gleichung [4] def<strong>in</strong>iert. Aus dieser abgeleitet folgt<br />

bei konstantem Durchfluss Q S die Druckdifferenz zwischen<br />

den Hüben h B und h R ,<br />

(<br />

(<br />

ρ<br />

Δpv = Q S ² ∙ ∙ 1 – 1<br />

1000<br />

{<br />

[k v (h B )]² [k v (h R )]²<br />

{<br />

(1)<br />

Die Funktion k v = f (h) der jeweiligen Regelarmatur ist<br />

bekannt; hierzu stellt der Armaturenhersteller entweder<br />

genaue Daten bereit oder gibt die Art der Ventilcharakteristik<br />

und den k v -Wert der Ventilserie an. In jedem Fall<br />

müssen die Toleranzen Berücksichtigung f<strong>in</strong>den. Wird die<br />

<strong>in</strong> der Pumpentechnik gängige Druckhöhe <strong>in</strong> [m] Flüssigkeitssäule<br />

anstelle des Drucks benutzt, so führt dies zu:<br />

∆H V = ∆p v ∙<br />

100 000<br />

(g ∙ ρ) (2)<br />

Lässt sich die Druckdifferenz direkt messen, so erübrigt<br />

sich natürlich die Berechnung.<br />

1.3 Festlegung des Hubs der Regelarmatur<br />

Um das Maximum des vermeidbaren Druckverlusts zu<br />

erzielen, sollte die Regelarmatur beim Durchfluss Q S möglichst<br />

weit geöffnet se<strong>in</strong>; zugleich muss die Regelung aber<br />

noch alle Störungen problemlos ausregeln können; es gilt,<br />

das Spiel der Regelung abzudecken. Die beschriebene Vorgehensweise,<br />

das heißt die Verlagerung e<strong>in</strong>es Teils des<br />

Druckverlusts von der Regelarmatur V1 auf e<strong>in</strong>e Handarmatur<br />

V2, ermöglicht, den entsprechenden Hub h R bei<br />

laufendem Betrieb zu ermitteln ohne diesen zu stören:<br />

Da Q S der Durchfluss bei Volllast ist, könnte zum<br />

Beispiel bei e<strong>in</strong>em Hubventil e<strong>in</strong>e Öffnung beziehungsweise<br />

e<strong>in</strong> k V von 90 % genügen, um das Spiel<br />

der Regelung abzudecken [5], was im Betrieb verifiziert<br />

werden sollte.<br />

Aus den Betriebsprotokollen ergibt sich im Allgeme<strong>in</strong>en<br />

die Schwankungsbreite der Abweichungen<br />

vom Solldurchfluss Q S (und eventuell des Hubs),<br />

verursacht durch das Spiel der Regelung. Ebenso<br />

lässt sich feststellen, <strong>in</strong>wieweit Abweichungen <strong>in</strong>folge<br />

besonderer Betriebszustände, zum Beispiel<br />

beim Anfahren, aufgetreten s<strong>in</strong>d. Daraus ergibt sich<br />

der maximale Durchfluss Q Smax , von dem aus sich<br />

auf den Hub h R zurückrechnen lässt.<br />

28<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013


Das genannte Procedere wird mehrfach angewendet,<br />

wobei der Hub der Regelarmatur <strong>in</strong> vorsichtigen<br />

Schritten erhöht und dabei das Regelverhalten beobachtet<br />

wird. So gel<strong>in</strong>gt es, sich an den maximal<br />

möglichen Hub h R bei Q S heranzutasten, der <strong>in</strong>folge<br />

der Regelschwankungen den maximalen Durchfluss<br />

Q Smax verlangt. (Gegebenenfalls werden Störungen<br />

aufgeprägt und e<strong>in</strong> Neutun<strong>in</strong>g des Reglers vorgenommen.)<br />

Auf diese Weise kommt e<strong>in</strong> relativ großer<br />

Hub zustande, womit sich e<strong>in</strong> erhebliches <strong>Energie</strong>e<strong>in</strong>sparpotenzial<br />

erschließen lässt.<br />

Wurde e<strong>in</strong> Hub h R – wie beschrieben – ermittelt und der<br />

entsprechende vermeidbare Druckverlust ∆H V errechnet,<br />

so def<strong>in</strong>iert dies den Betriebspunkt R, siehe Bild 2. Dieser<br />

ließe sich mit der hypothetischen Pumpe erzielen, wobei<br />

dann die Armatur V2 vollständig geöffnet se<strong>in</strong> muss.<br />

2. VERTEILUNGSSYSTEME<br />

E<strong>in</strong> Pumpensystem besitzt häufig parallele Stränge, die<br />

die Flüssigkeit auf mehrere Verbraucher verteilen. Dabei<br />

wird es Abschnitte geben, die vom gesamten Strom<br />

durchflossen werden sowie Stränge, <strong>in</strong> denen nur e<strong>in</strong><br />

Teilstrom fließt. E<strong>in</strong>er der Strömungswege mit se<strong>in</strong>em<br />

Strang wird den Druck bestimmen, den die Pumpe erzielen<br />

muss. E<strong>in</strong> typisches offenes Verteilungssystem<br />

stellt Bild 4 dar. Unmittelbar auf der Pumpendruckseite<br />

bef<strong>in</strong>det sich meist e<strong>in</strong> Manometer und es zweigt e<strong>in</strong><br />

By-Pass ab, der den M<strong>in</strong>destdurchfluss der Pumpe garantiert.<br />

Danach folgen e<strong>in</strong>e Rückschlagklappe und die<br />

druckseitige Absperrarmatur V2. Der druckverlustbestimmende<br />

Strang 1 führt vom Verzweigungspunkt VZ<br />

zum Verbraucher B1; <strong>in</strong> diesem Strang sitzt die Regelarmatur<br />

V1. Parallel dazu verläuft der Strang 2, der lediglich<br />

e<strong>in</strong> dynamisches Widerstandsglied aufweist, hier<br />

repräsentiert durch die Blende F. Besitzt der Strang 1<br />

ke<strong>in</strong>e geeignete Handarmatur, so wird für das geschilderte<br />

Procedere die üblicherweise vorhandene druckseitige<br />

Absperrarmatur V2 herangezogen und wie oben<br />

geschildert vorgegangen. Infolge des Androsselns dieser<br />

Armatur s<strong>in</strong>kt der Druck an der Verzweigungsstelle VZ;<br />

damit steht dem Strang 2 e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Druckdifferenz<br />

zur Verfügung. Es besteht daher die Gefahr, dass e<strong>in</strong><br />

derartiger Strang nicht mehr den bestimmungsgemäßen<br />

Durchfluss erzielt. Diese Gefahr besteht auch dann, wenn<br />

später e<strong>in</strong>e Pumpe e<strong>in</strong>gesetzt wird, die e<strong>in</strong>en Betriebspunkt<br />

R mit reduzierter Druckhöhe aufweist.<br />

3. ANPASSUNG DES LAUFRADS<br />

3.1 Abdrehen<br />

Um e<strong>in</strong>en vorgegebenen Betriebspunkt zu erzielen, wird<br />

das Laufrad von Zentrifugalpumpen aus zerspanbarem<br />

Werkstoff meist bereits herstellerseitig abgedreht, das<br />

heißt im Durchmesser reduziert. Diese Anpassung – vorwiegend<br />

bei Radialkreiselpumpen – stellt e<strong>in</strong>e leicht<br />

durchführbare Maßnahme dar. Mit Hilfe der Literatur<br />

oder den Unterlagen des Herstellers lässt sich der reduzierte<br />

Durchmesser e<strong>in</strong>fach ermitteln. Bei mehrstufigen<br />

Kreiselpumpen lassen sich Bl<strong>in</strong>dräder anstelle aktiver<br />

Laufräder montieren. In manchen Fällen kann es s<strong>in</strong>nvoll<br />

se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e neue Pumpe e<strong>in</strong>zusetzen. Bei Kreiselpumpen<br />

mit hoher Leistung, die häufig e<strong>in</strong>e höhere spezifische<br />

Drehzahl aufweisen, gestaltet sich e<strong>in</strong>e Anpassung<br />

meist aufwendig und ist kaum s<strong>in</strong>nvoll.<br />

Bei Verteilungssystemen ist es wichtig, zu beachten, dass<br />

durch die reduzierte Druckhöhe e<strong>in</strong>er modifizierten Pumpe<br />

die zuvor erwähnte Gefahr besteht, dass Stränge ohne<br />

Regelungen, das heißt nur mit dynamischen Widerstandsgliedern,<br />

nicht ihren erforderlichen Durchfluss erzielen.<br />

3.2 Ermittlung des maximalen Durchflusses<br />

Wäre die Pumpenkennl<strong>in</strong>ie der Pumpe (Bild 2) mit dem<br />

ursprünglichen Laufrad nur <strong>in</strong> den Punkt R verschoben,<br />

so würde die Regelarmatur V1 wie im Betriebsversuch<br />

arbeiten. Wegen der Verschiebung des Betriebspunkts<br />

von B nach R sowie des s<strong>in</strong>kenden Laufraddurchmessers<br />

ist die Pumpenkennl<strong>in</strong>ie durch R jedoch meist etwas<br />

stärker gekrümmt; dies hat zur Folge, dass beim Überschw<strong>in</strong>gen<br />

der Regelarmatur, das heißt über Q S h<strong>in</strong>aus,<br />

BILD 2: H-Q-Diagramm<br />

e<strong>in</strong>es Pumpensystems<br />

mit den Betriebspunkt B<br />

bei überdimensionierter<br />

Pumpe und dem Punkt R<br />

bei vermeidbarem<br />

Druckverlust ∆H V<br />

BILD 1: E<strong>in</strong>faches Pumpensystem mit Drosselregelung;<br />

geodätische Höhe Hg plus Druckdifferenz<br />

(p2-p1) ergibt statische Druckdifferenz.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013<br />

29


HAUPTBEITRAG<br />

BILD 3: Vorgehensweise zur Ermittlung<br />

des vermeidbaren Druckverlusts<br />

mit Hilfe e<strong>in</strong>er Regelarmatur<br />

BILD 4: Typisches Verteilungssystem, Strang 1 geregelt, Strang 2<br />

ohne Regelung, nur mit dynamischem Strömungswiderstand<br />

sich die verfügbaren Druckdifferenzen leicht reduzieren.<br />

Wurde durch Herantasten e<strong>in</strong>e relativ große Öffnung der<br />

Regelarmatur erreicht und die dabei auftretenden<br />

Schwankungen des Durchflusses ermittelt, so muss sichergestellt<br />

werden, dass der zugehörige maximale<br />

Durchfluss Q Smax durch die angepasste Pumpe erzielt<br />

beziehungsweise etwas übertroffen werden kann. Wird<br />

e<strong>in</strong>e neue kle<strong>in</strong>ere Pumpe e<strong>in</strong>gesetzt, so versteht sich<br />

diese Berechnung von selbst.<br />

Es gilt daher zu ermitteln, welchen maximalen Durchfluss<br />

die voll geöffnete Regelarmatur erlaubt. Dazu wird aus dem<br />

K V100 - beziehungsweise K VS -Wert der Regelarmatur deren<br />

Widerstandsbeiwert bei voller Öffnung mit Hilfe der dimensionsbehafteten<br />

Beziehung berechnet, hier mit d <strong>in</strong> cm:<br />

1,620 π² d<br />

ξ = 4<br />

=<br />

(K VS )²<br />

16 d 4<br />

(K VS )² (3)<br />

Der daraus resultierende Druckverlustterm wird zu<br />

der Druckverlaufskurve H oRV addiert. Der Schnittpunkt<br />

mit der Pumpenkennl<strong>in</strong>ie der modifizierten Pumpe<br />

ergibt den maximalen Durchfluss, der sich jetzt erzielen<br />

lässt. H oRV kann mit Hilfe der beiden bekannten Punkte,<br />

R‘ und der statischen Druckhöhe, abgeschätzt werden;<br />

s<strong>in</strong>nvoll ist es aber, mehrere Punkte zu ermitteln. Dabei<br />

ist zu beachten, dass im Falle e<strong>in</strong>es Verteilungssystems<br />

die Druckverlustkurve des maßgeblichen Strömungswegs<br />

H oRV auch bei voll turbulenter Strömung nicht<br />

notwendigerweise e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachen Parabel entspricht.<br />

Die Gleichung (3) zeigt, dass sich mit e<strong>in</strong>er widerstandsarmen<br />

Regelarmatur der Durchfluss erhöhen lässt,<br />

was durch e<strong>in</strong>en Austausch der Armatur oder der Sitzgarnitur<br />

geschehen kann. Auf diese Weise vergrößert sich bei<br />

e<strong>in</strong>er Pumpe mit dem Betriebspunkt R der maximal erzielbare<br />

Durchfluss Q Smax im Vergleich zu dem der <strong>in</strong>stallierten<br />

Regelarmatur noch etwas. Der E<strong>in</strong>fluss dieser Maßnahme<br />

ist meist nicht allzu groß; er hängt von den gewählten<br />

Parametern am Betriebspunkt sowie der Pumpenkennl<strong>in</strong>ie<br />

und der Druckverlaufskurve des Systems ab. Ferner<br />

ist zu beachten, dass Regelarmaturen, <strong>in</strong>sbesondere bei<br />

gleichprozentiger Charakteristik, nahe der vollständigen<br />

Öffnung Probleme bezüglich der Stabilität aufwerfen können.<br />

E<strong>in</strong>e modifizierte Charakteristik schafft hier Abhilfe.<br />

4. DREHZAHLVERSTELLUNG<br />

Der Betriebspunkt R lässt sich auch erreichen, <strong>in</strong>dem die<br />

Drehzahl der Pumpe verr<strong>in</strong>gert wird. Besitzt diese e<strong>in</strong><br />

mechanisches Getriebe, so ist e<strong>in</strong>e neue Festdrehzahl<br />

meist unkompliziert e<strong>in</strong>stellbar.<br />

Wird e<strong>in</strong>e elektronische Drehzahlverstellung mit Hilfe<br />

e<strong>in</strong>es Frequenzumformers gewählt, so lässt sich die<br />

Drosselregelung vielfach vollständig durch e<strong>in</strong>e Drehzahlregelung<br />

ersetzen, was die <strong>Energie</strong>e<strong>in</strong>sparung vergrößert.<br />

Dies führt zum Betriebspunkt R’ <strong>in</strong> Bild 2. In<br />

e<strong>in</strong>em bestehenden System kann das Lastprofil gemessen<br />

werden, was die Wirtschaftlichkeit dieser Nachrüstungsmaßnahme<br />

wesentlich bestimmt. Aber selbst bei<br />

manchen, stark unterschiedlichen Betriebsfällen – wie<br />

zum Beispiel periodisches Fördern aus e<strong>in</strong>em Tank sowie<br />

Umwälzen des Tank<strong>in</strong>halts – ist nicht unbed<strong>in</strong>gt<br />

der E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>er Drehzahlverstellung s<strong>in</strong>nvoll; hier<br />

genügt häufig e<strong>in</strong>e sorgfältige Planung und Inbetriebnahme.<br />

5. VERGLEICH<br />

E<strong>in</strong>e Entscheidung zwischen den Alternativen a) und b)<br />

erfolgt im Allgeme<strong>in</strong>en auf Grund e<strong>in</strong>er Wirtschaftlichkeitsbetrachtung,<br />

basierend auf den jeweiligen Investitions-<br />

und Betriebskosten. Für die Drehzahlregelung<br />

f<strong>in</strong>den sich Richtwerte für den Umformer von 100–200 €<br />

pro kW Pumpenleistung und Installationskosten von<br />

etwa 2000 € je Pumpene<strong>in</strong>heit [6]. Allerd<strong>in</strong>gs sche<strong>in</strong>en<br />

hierbei Ingenieurkosten und die Belange der chemischen<br />

Industrie [2], das heißt <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie die Erfordernisse<br />

bezüglich des Explosionsschutzes, sowie die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Prozessleitsystem nicht berücksichtigt worden zu<br />

se<strong>in</strong>. Im Falle, dass die gleiche Funktionalität wie bei<br />

der Drosselregelung erforderlich ist, dürften zudem die<br />

Kosten für die Umstellung e<strong>in</strong>es Systems auf e<strong>in</strong>e Drehzahlregelung<br />

deutlich steigen, zum Beispiel bei e<strong>in</strong>er<br />

Absperrung zu Verbrauchern. Da e<strong>in</strong> Großteil der Pumpensysteme<br />

e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>stallierte Reservepumpe besitzt (etwa<br />

80 % nach [1]), kommen gegebenenfalls Kosten für das<br />

30<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013


www.<strong>atp</strong>-<strong>edition</strong>.de<br />

Jetzt bestellen!<br />

Umrüsten des Systems h<strong>in</strong>zu. Der Verzicht auf e<strong>in</strong>e<br />

Reservepumpe ist aber kaum möglich, da – sachgerechte<br />

Auslegung vorausgesetzt – bei der Drossel- und<br />

bei der Drehzahlregelung prozessseitig die gleichen<br />

Probleme auftreten werden; darüber h<strong>in</strong>aus erhöht<br />

der Umrichter tendenziell die Ausfallwahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

ger<strong>in</strong>gfügig.<br />

Die Kosten für die Laufradanpassung betragen bis<br />

zu 1000 € pro Pumpe [6]. Das Anpassen des Laufrads<br />

oder die Installation e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>eren Pumpe gestaltet<br />

sich dann kostenmäßig besonders vorteilhaft, wenn<br />

dies im Rahmen von Wartungs- oder Reparaturarbeiten<br />

geschieht. Es ist s<strong>in</strong>nvoll, die Reservepumpe mit<br />

e<strong>in</strong>em Orig<strong>in</strong>allaufrad zu versehen, sodass im Notfall<br />

darauf zurückgegriffen werden kann, falls der Durchfluss<br />

erhöht werden soll.<br />

Mit den genannten Kosten und unter Berücksichtigung<br />

der Erfordernisse der chemischen Industrie<br />

wurden die Lebenszykluskosten für die Nachrüstung<br />

e<strong>in</strong>es Pumpensystems ausgerechnet. Dem Beispiel<br />

lag e<strong>in</strong> Pumpen-Leistungsbedarf von etwa<br />

12 kW und e<strong>in</strong> Betriebsbereich nahe dem Auslegungsdurchfluss<br />

zugrunde. Es zeigte sich, dass das<br />

Abdrehen im Vergleich zur Drehzahlregelung die<br />

wirtschaftlich günstigere Alternative darstellt; dies<br />

gilt, obwohl zusätzliche Kosten des Umrichterbetriebs,<br />

wie höherer Schaltraumkühlungsbedarf, höhere<br />

Ingenieurleistungen, Instandhaltungskosten<br />

ausgeklammert wurden. Dies bestätigt e<strong>in</strong> ähnliches<br />

Beispiel [7], wobei dort auf die Ermittlung des vermeidbaren<br />

Druckverlusts nicht e<strong>in</strong>gegangen wurde.<br />

Andererseits kann sich die Nachrüstung mit e<strong>in</strong>er<br />

Drehzahlregelung bei etwas höherem Leistungsbedarf<br />

und e<strong>in</strong>igen Vere<strong>in</strong>fachungen als wirtschaftlich<br />

erweisen, wobei dies <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie vom Lastprofil<br />

abhängt [8].<br />

Bei kle<strong>in</strong>er Leistung ersche<strong>in</strong>t es somit s<strong>in</strong>nvoll,<br />

das <strong>Energie</strong>e<strong>in</strong>sparpotenzial <strong>in</strong>stallierter Pumpensysteme<br />

durch Anpassung der Pumpe <strong>in</strong>s Auge zu<br />

fassen, siehe auch [2]; dies gilt <strong>in</strong>sbesondere, wenn<br />

sich die Abweichungen vom Auslegungsdurchfluss<br />

<strong>in</strong> Grenzen halten. Es ist selbstverständlich erforderlich,<br />

den E<strong>in</strong>zelfall zu betrachten, da Gesamt<strong>in</strong>vestitionskosten,<br />

Leistungsbedarf und Lastprofil und unternehmensspezifische<br />

Faktoren wie Lebenszykluszeit,<br />

Diskontsatz und <strong>Energie</strong>kosten die Wirtschaftlichkeit<br />

wesentlich bestimmen.<br />

Abgesehen von der Höhe des Leistungsbedarfs und<br />

der Gestalt des Lastprofils lässt sich qualitativ sagen,<br />

dass sich die Drehzahlregelung von Kreiselpumpen<br />

bei Nachrüstung und bei e<strong>in</strong>er Neuanlage umso<br />

günstiger gestaltet, je<br />

steiler die Pumpenkennl<strong>in</strong>ie abfällt<br />

(Pumpen höherer spezifischer Drehzahl),<br />

höher der dynamische Anteil am druckverlustbestimmenden<br />

Strömungsweg liegt<br />

(geschlossene Systeme),<br />

flacher beziehungsweise steiler fallend die<br />

Leistungsaufnahme über dem Förderstrom<br />

verläuft (ebenfalls Pumpen höherer<br />

spezifischer Drehzahl),<br />

höher die Kosten e<strong>in</strong>er Regelarmatur liegen<br />

(teurer Werkstoff; nur bei Neuanlage).<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> ersche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> der DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />

Die Referenzklasse für die<br />

Automatisierungstechnik<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> ist das Fachmagaz<strong>in</strong> für die Automatisierungstechnik.<br />

Die Qualität der wissenschaftlichen Hauptbeiträge<br />

sichert e<strong>in</strong> strenges Peer-Review-Verfahren. Bezug zur<br />

automatisierungstechnischen Praxis nehmen außerdem<br />

die kurzen Journalbeiträge aus der Fertigungs- und Prozessautomatisierung.<br />

Sichern Sie sich jetzt diese erstklassige Lektüre! Als<br />

exklusiv ausgestattetes Heft oder als praktisches ePaper<br />

– ideal für unterwegs, auf mobilen Endgeräten oder zum<br />

Archivieren.<br />

Wählen Sie e<strong>in</strong>fach das Bezugsangebot, das Ihnen zusagt:<br />

als Heft, ePaper oder Heft + ePaper!


HAUPTBEITRAG<br />

FAZIT<br />

Der aus e<strong>in</strong>er Überdimensionierung e<strong>in</strong>er Strömungspumpe<br />

resultierende vermeidbare Druckverlust e<strong>in</strong>es <strong>geregelten</strong><br />

Pumpensystems lässt sich im laufenden Betrieb e<strong>in</strong>er<br />

Anlage ermitteln; dabei muss bei e<strong>in</strong>em Verteilungssystem<br />

die Regelarmatur im druckverlustbestimmenden<br />

Strömungsweg liegen. Schon e<strong>in</strong> Rückgriff auf die ursprünglichen<br />

Auslegungsdaten der Regelarmatur kann<br />

die Basis für e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>sparung durch e<strong>in</strong>e Reduktion des<br />

Leistungsbedarfs der Pumpe se<strong>in</strong>, beispielsweise durch<br />

Abdrehen des Laufrads. Werden Daten aus dem Betrieb<br />

im Detail analysiert und darüber h<strong>in</strong>aus Betriebsversuche<br />

gemacht, so kann dies die Grundlage für die größtmögliche<br />

E<strong>in</strong>sparung bilden; diese Betriebsversuche lassen sich<br />

durchführen, ohne den Betrieb zu bee<strong>in</strong>flussen oder zu<br />

stören. Sie zielen darauf ab, den maximalen Hub der Regelarmatur<br />

zu ermitteln, der noch sicher das Spiel der<br />

Regelung abdeckt. Dies führt zum maximalen E<strong>in</strong>sparpotenzial<br />

e<strong>in</strong>er angepassten Pumpe. Aus Daten des Betriebs<br />

lässt sich ebenso das E<strong>in</strong>sparpotenzial e<strong>in</strong>er Drehzahlregelung<br />

herleiten, was es erlaubt, Nachrüstmaßnahmen<br />

unter wirtschaftlichen Aspekten zu vergleichen.<br />

In allen Fällen ist e<strong>in</strong>e enge <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Zusammenarbeit<br />

notwendig; für die Messungen im Betrieb s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie der MSR-Betriebs<strong>in</strong>genieur und das Betriebspersonal<br />

zuständig. Die Auswertung und die Errechnung<br />

der Daten für die Modifikation der Pumpe erfolgt<br />

dann durch den Prozess<strong>in</strong>genieur und/oder die<br />

Fachleute für Pumpen.<br />

MANUSKRIPTEINGANG<br />

24.03.2013<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

FORMELZEICHEN<br />

AUTOR<br />

d Durchmesser Rohrleitung/Armatur [cm/m]<br />

h relativer Hub [-]<br />

H Druckhöhe [m]<br />

HoRV Druckverlustverlauf System ohne Regelarmatur [m]<br />

kV Durchflusskoeffizient Regelarmatur [m³/h]<br />

HP Pumpenkennl<strong>in</strong>ie<br />

KVS nom<strong>in</strong>aler Durchflusskoeffizient Regelarmatur [m³/h]<br />

p Druck [bar]<br />

Q Durchfluss [m³/h]<br />

∆H Differenzdruckhöhe [m]<br />

∆p Differenzdruck [bar]<br />

ρ Dichte [kg/m³]<br />

ξ Widerstandsbeiwert [-]<br />

Indici:<br />

B Betrieb<br />

g geodätisch<br />

R reduziert<br />

S am Auslegungs-/maximalen Betriebspunkt<br />

Smax maximaler Wert <strong>in</strong>folge der Regelung<br />

V Verlust (unnötiger)<br />

Dr.-Ing. WALTER SCHICKE-<br />

TANZ (geb. 1941), Studium<br />

der Verfahrenstechnik an der<br />

TU München. Nach externer<br />

Tätigkeit dort Promotion und<br />

E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> e<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternationales<br />

Unternehmen der Chemischen<br />

Industrie. Vorwiegend<br />

<strong>in</strong> der Projektierung von<br />

Chemieanlagen im In-und Ausland tätig sowie<br />

Management e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>heit zur Projektierung von<br />

Anlagen für e<strong>in</strong> Produktsegment. Nach Pensionierung<br />

Beratertätigkeit sowie Mitarbeit bei<br />

Pumpenfach<strong>in</strong>igenieur GmbH.<br />

Pumpenfach<strong>in</strong>genieur GmbH,<br />

Walter Schicketanz,<br />

Heubergstr. 11, D-83026 Rosenheim,<br />

Tel. +49 (0) 8031 797 72 97,<br />

E-Mail: cuw22schicketanz@hotmail.de<br />

REFERENZEN<br />

[1] Kollmar, D., Heller, T., Kohlmann, B.: Abschlussbericht des<br />

Verbundprojekts Zuverlässigkeitsprognose von mechatronischen<br />

Systemen zur Ableitung restnutzungsdauerbezogener<br />

Betriebs- und Instandhaltungsstrategien, 2010. http://www.<br />

iml.fraunhofer.de/content/dam/iml/de/documents/OE%20<br />

240/10-12-20_ReMa<strong>in</strong>_Abschlussbericht_f<strong>in</strong>al.pdf<br />

[2] Bieniek, K..: Elektrische Antriebe <strong>in</strong> der Verfahrenstechnik,<br />

S.76 ff.. VDI 2006<br />

[3] Schicketanz, W.: Reduc<strong>in</strong>g avoidable pressure loss. World<br />

Pumps 2011(532), S 18-21. Jan. 2011,<br />

[4] Strohrmann, G.: Automatisierung verfahrenstech nischer<br />

Prozesse. Oldenbourg Industrieverlag 2002<br />

[5] Yu, F.: Allowable liquid control valve pressure drops.<br />

Hydrocarbon Process<strong>in</strong>g 86, S.107-113, July 2007<br />

[6] Beer, M. et al.: CO2-Verm<strong>in</strong>derung <strong>in</strong> Deutschland,<br />

Teil II – Umwandlung und Industrie, S.123-124.<br />

FfE-Forschungsstelle 2009<br />

[7] Europump/Hydraulic Institute: Pump Life Cycle Costs,<br />

Executive Summary, S.12, 2000.<br />

[8] Lehrmann, C.: Nachrüstung von Frequenzumrichtern<br />

– <strong>Energie</strong>sparpotentiale zum Antrieb von Strömungsmasch<strong>in</strong>en<br />

<strong>in</strong> der chemischen Industrie. <strong>atp</strong> – Automatisierungstechnische<br />

Praxis 51(3), S. 22-28, 2009<br />

32<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013


Der Klassiker für die<br />

Prozessautomation geht<br />

<strong>in</strong>s 21. Jahrhundert<br />

Industrielle Informationssicherheit<br />

Gereviewte Beiträge aus dem Automatisierungsfachtitel <strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

s<strong>in</strong>d unter dem Schwerpunkt „Industrielle Informationssicherheit“ neu<br />

zusammen gestellt worden. Praxisrelevante Maßnahmen zur Umsetzung<br />

aktueller Normen und Leitfäden sicherer Kommunikation <strong>in</strong> der<br />

Industrie geben den aktuellen Stand der Wissenschaft wieder.<br />

Hrsg.: Leon Urbas<br />

1. Auflage 2014<br />

96 Seiten, farbig, Broschur<br />

ISBN: 978-3-8356-7113-3<br />

Preis: € 59,–<br />

www.di-verlag.de<br />

Das Buch ersche<strong>in</strong>t im DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />

Jetzt bestellen!<br />

WISSEN FÜR DIE<br />

ZUKUNFT<br />

Bestellung per Fax: +49 201 / 820 Deutscher 02-34 Industrieverlag oder GmbH abtrennen | Arnulfstr. und 124 im | Fensterumschlag 80636 München e<strong>in</strong>senden<br />

Ja, ich bestelle gegen Rechnung 3 Wochen zur Ansicht<br />

___Ex.<br />

Industrielle Informationssicherheit<br />

1. Auflage 2014 – ISBN: 978-3-8356-7113-3 für € 59,– (zzgl. Versand)<br />

Firma/Institution<br />

Vorname, Name des Empfängers<br />

Straße / Postfach, Nr.<br />

Land, PLZ, Ort<br />

Telefon<br />

Telefax<br />

Antwort<br />

Vulkan-Verlag GmbH<br />

Versandbuchhandlung<br />

Postfach 10 39 62<br />

45039 Essen<br />

E-Mail<br />

Branche / Wirtschaftszweig<br />

Bevorzugte Zahlungsweise Bankabbuchung Rechnung<br />

Bank, Ort<br />

Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung <strong>in</strong>nerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen <strong>in</strong> Textform (z.B.<br />

Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beg<strong>in</strong>nt nach Erhalt dieser Belehrung <strong>in</strong> Textform.<br />

Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH,<br />

Versandbuchhandlung, Postfach 10 39 62, 45039 Essen.<br />

Bankleitzahl<br />

Ort, Datum, Unterschrift<br />

Kontonummer<br />

PAATP52013<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit e<strong>in</strong>verstanden, dass ich<br />

vom DIV Deutscher Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über <strong>in</strong>teressante, fachspezifische Medien und Informationsangebote <strong>in</strong>formiert und beworben werde.<br />

Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


HAUPTBEITRAG<br />

Standardprofile für<br />

elektrische Geräte<br />

E<strong>in</strong> IEC 61131-Funktionsbauste<strong>in</strong>konzept<br />

Moderne Prozessleitsysteme (PLS) erlauben es, branchen- und kundenspezifische Automatisierungslösungen<br />

anzubieten. Entsprechend vielfältig s<strong>in</strong>d die Möglichkeiten, Motoransteuerungen<br />

anwendungs- und kundenspezifisch <strong>in</strong> diese PLS zu <strong>in</strong>tegrieren. Dies<br />

umfasst unzählige Varianten der Geräteparametrisierung und unterschiedliche Def<strong>in</strong>itionen<br />

des zyklischen Prozessabbildes und der Laufzeitüberwachung der elektrischen Geräte.<br />

Dieser Beitrag präsentiert e<strong>in</strong>en Ansatz, wie sich die Geräte<strong>in</strong>tegration vere<strong>in</strong>fachen<br />

lässt, <strong>in</strong>dem er Motorsteuerung und Gerätediagnose vere<strong>in</strong>heitlicht aus Sicht der PLS-<br />

Applikationen beschreibt. Die Praxistauglichkeit wurde mit e<strong>in</strong>er prototypischen Implementierung<br />

verifiziert.<br />

SCHLAGWÖRTER IEC 61131-Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g / Objektorientierte Profilbildung / Generalisierte<br />

Motoransteuerung<br />

Model-based eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g with standard actor profiles –<br />

Efficient creation of IEC 61131 function libraries<br />

Process control systems (PCS) now make it possible to offer <strong>in</strong>dustry and customer specific<br />

solutions. There are many ways to <strong>in</strong>tegrate motor control <strong>in</strong>to the PCS, <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g<br />

device parameterization, the def<strong>in</strong>ition of cyclic process image, and watchdog tim<strong>in</strong>g.<br />

This article presents an approach to simplify<strong>in</strong>g device <strong>in</strong>tegration by motor control and<br />

device diagnosis from the PCS-application po<strong>in</strong>t of view. The viability of this approach<br />

was demonstrated for a prototype implementation.<br />

KEYWORDS electrical <strong>in</strong>tegration / process control / connectivity profiles / alarm<strong>in</strong>g and<br />

sequence of events<br />

34<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013


JÜRGEN GREIFENEDER, DIRK SCHULZ, PABLO RODRIGUEZ, ABB Forschungszentrum<br />

Die Integration von elektrischen Geräten <strong>in</strong> Leitsysteme<br />

erfordert immer mehr Zeit. Dies liegt<br />

an der zunehmenden Komplexität der Geräte<br />

und an der Vielfalt von branchen- und kundenspezifischen<br />

Lösungen. Die Anpassungen reichen<br />

von speziellen Bedienelementen über die Auswahl<br />

anzuzeigender Information bis h<strong>in</strong> zur Parametrisierung<br />

der Geräte sowie der IEC 61131 [1] Motorsteuerblöcke und<br />

leztlich der Ansteuerung der elektrischen Geräte durch<br />

e<strong>in</strong> def<strong>in</strong>iertes Prozessabbild (Bild 1). Die im Beitrag betrachteten<br />

Geräteklassen umfassen das Spektrum von<br />

Motorstartern, über Sanftanlasser, Breaker und Frequenzumrichter,<br />

bis zu Niederspannungsschaltanlagen.<br />

Das Branchensegment und der Kunde bee<strong>in</strong>flussen<br />

erheblich die Komplexität, da projektspezifische Ausprägungen<br />

der Motorsteuerung, wie Design und Inhalt der<br />

Bedienoberflächen zu berücksichtigen s<strong>in</strong>d. Dementsprechend<br />

wird <strong>in</strong> Bild 1 zwischen branchenspezifischen<br />

und kundenspezifischen Funktionsbauste<strong>in</strong>en unterschieden.<br />

H<strong>in</strong>zu kommen gerätespezifische Steueranwendungen,<br />

wie Logikverschaltungen. Die zugehörigen<br />

Variablensätze gehen <strong>in</strong> die Tausende und betreffen die<br />

Bereiche Steuerung, Bedienung, Status, Messwerte,<br />

Feedback und Optimierung der Motoransteuerung.<br />

Bild 2 zeigt anhand e<strong>in</strong>er pr<strong>in</strong>zipiellen Abschätzung,<br />

dass durch Anzahl der Branchensegmente n mal Anzahl<br />

der Geräteklassen k (Motorstarter, Sanftanlasser, Frequenzumrichter,<br />

Niederspannungsschaltanlagen) mal<br />

Anzahl der Gerätehersteller m e<strong>in</strong> Komplexitätsgrad entsteht,<br />

der mitverantwortlich ist für steigende Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>gkosten.<br />

Je Branchensegment f<strong>in</strong>det man häufig e<strong>in</strong>e<br />

eigene Schicht, welche durch die Anfertigung branchenspezifischer<br />

Funktionsbibliotheken gekennzeichnet ist<br />

und den Zweck hat, die Komplexität beim Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g<br />

zu reduzieren. Dieser Vorteil beim späteren Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g<br />

verursacht jedoch e<strong>in</strong>en deutlich erhöhten Komplexitätsgrad<br />

bei der Wartung der Bibliotheken.<br />

Es überrascht dabei wenig, dass bei verschiedenen<br />

Umsetzungen selbst die gleichen Signale unterschiedliche<br />

Bezeichner besitzen, unterschiedliche Wertebereiche<br />

und Skalierungen aufweisen (zum Beispiel Prozent<br />

e<strong>in</strong>es an anderer Stelle parametrierten Wertebereichs<br />

oder direkt die physikalische E<strong>in</strong>heit) oder unterschiedliche<br />

Herkunft sowie unterschiedliche Abonnenten besitzen.<br />

Und sie werden auf unterschiedlichen Kanälen,<br />

mit unterschiedlicher Priorität sowie unterschiedlicher<br />

Abtastrate beziehungsweise Zugriffsverfahren abgefragt<br />

und bereitgestellt.<br />

Die Vielzahl der Lösungen geht also auf berechtigte<br />

branchen- und projektspezifische Unterschiede zurück<br />

und auf e<strong>in</strong>e fehlende Abstimmung zwischen den Geräteherstellern,<br />

Anbietern von Prozessleitsystemen und<br />

den Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Unternehmen. E<strong>in</strong> weiteres Problem<br />

entsteht daraus, dass für das Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g von heute Hersteller<br />

und Typ des elektrischen Geräts im Detail feststehen<br />

müssen und erst dann mit den eigentlichen Arbeitsschritten<br />

begonnen werden kann. Das bedeutet, dass e<strong>in</strong>e<br />

spätere Änderung des Gerätetyps oder Gerätelieferanten<br />

aufwendige Nacharbeiten zur Folge hat.<br />

Die hieraus resultierenden Unterschiede bei den Implementierungen<br />

bee<strong>in</strong>flussen zunehmend die spätere<br />

Austauschbarkeit, den Wartungsaufwand und die Möglichkeiten<br />

der Weiterentwicklung.<br />

Der Wunsch, zum<strong>in</strong>dest die Geme<strong>in</strong>samkeiten zu standardisieren,<br />

ist verständlich, wenn auch leichter ausgesprochen<br />

als realisiert. Der Beitrag setzt sich daher mit<br />

der Frage ause<strong>in</strong>ander, wie e<strong>in</strong>e vere<strong>in</strong>heitlichte, profilbasierte<br />

Verb<strong>in</strong>dung zwischen den <strong>in</strong> GSD Markup Language<br />

(GSDML, [2]) repräsentierten Gerätebeschreibungen<br />

und der zugehörigen, <strong>in</strong> IEC 61131 implementierten,<br />

anwendungsspezifischen Logik aussehen kann. Die zugehörigen<br />

Gerätebeschreibungen können dabei direkt<br />

den vorgeschlagenen Profilen folgen. Andernfalls ist<br />

e<strong>in</strong>e explizite Mapp<strong>in</strong>g-Schicht erforderlich, mittels welcher<br />

die IEC 61131-Profilvariablen direkt Variablen des<br />

Geräts zugeordnet werden können.<br />

Moderne Geräte stellen neben den zur Steuerung und<br />

Überwachung benötigten Signalen e<strong>in</strong>e Vielzahl an diagnose-<br />

und wartungsbezogener Information zur Verfügung,<br />

welche den Empfängern <strong>in</strong> möglichst selbsterklärender,<br />

aber nicht überbordender Form zur Verfügung<br />

stehen soll. Hierbei lassen sich ähnliche Vere<strong>in</strong>heitli-<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013<br />

35


HAUPTBEITRAG<br />

chungen treffen, wie für die IEC 61131-Variablen, wobei<br />

es Informationsempfänger mit stark divergentem Informationsbedarf<br />

gibt.<br />

Ziel der vorgestellten Vere<strong>in</strong>heitlichung ist es, dass<br />

unabhängig von den tatsächlich verwendeten Motorstartern<br />

und deren jeweiligen Herstellern<br />

IEC 61131-Motorsteuerungen erstellt werden können,<br />

Anlagenfahrer <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Branche dieselbe<br />

Visualisierung und Datenstruktur verwenden,<br />

Alarme, Fehler und Warnmeldungen stets <strong>in</strong> derselben<br />

Weise und mit denselben Beschreibungen angezeigt<br />

werden,<br />

Dem Anlagenfahrer nur so viel Information angezeigt<br />

wird, wie er benötigt. Für se<strong>in</strong>e Arbeit ist es<br />

zum Beispiel weder erforderlich, zu wissen, welcher<br />

Motortyp sich h<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>em Motorensymbol verbirgt,<br />

noch welche E<strong>in</strong>zelvorgänge sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gruppenalarm<br />

verbergen.<br />

1. BESTEHENDE PROFILE UND STANDARDS<br />

Selbstverständlich gibt es heute schon e<strong>in</strong>e Vielzahl von<br />

standardisierten Profilen, wie <strong>in</strong> [6, 7, 8, 9] behandelt.<br />

Diese beschreiben – <strong>in</strong> meist sehr hohem Detailgrad – die<br />

technische Umsetzung für Teillösungen, wie beispielsweise<br />

die Kommunikation zwischen Gerät und Feldbusmaster/IO-Controller.<br />

Sie beschreiben jedoch im Allgeme<strong>in</strong>en<br />

nicht, wie sich verschiedene Standards mite<strong>in</strong>ander<br />

zu e<strong>in</strong>em Gesamtsystem <strong>in</strong>tegrieren lassen. Zwei<br />

Gesamtlösungen, welche jeweils mehrere Standards<br />

umsetzen, werden die Integration der e<strong>in</strong>zelnen Standards<br />

untere<strong>in</strong>ander verschieden lösen, das heißt auf<br />

nicht austauschbare Art und Weise. Des Weiteren s<strong>in</strong>d<br />

Profilstandards und konkrete Lösungen zu e<strong>in</strong>em gewissen<br />

Grad abhängig von den Protokolldiensten des verwendeten<br />

Feldbusstandards, zum Beispiel jene zur Übertragung<br />

von Alarmen.<br />

E<strong>in</strong>e spezielle Herausforderung stellt hierbei Information<br />

dar, welche nur <strong>in</strong> Profilstandards oder Herstellerhandbüchern,<br />

nicht aber masch<strong>in</strong>enlesbar <strong>in</strong> Gerätebeschreibungen<br />

(Prof<strong>in</strong>et GSD, Gerätestammdatei) enthalten<br />

ist. Dies stellt jedoch ke<strong>in</strong> wesentliches Problem dar,<br />

da der Vorteil der Profile unter anderem dar<strong>in</strong> liegt, dass<br />

die Struktur der IO-Daten genau def<strong>in</strong>iert ist und pr<strong>in</strong>zipiell<br />

e<strong>in</strong>e feste Kodierung an die Stelle e<strong>in</strong>er flexiblen<br />

GSD-Gerätebeschreibung treten kann. Gleichzeitig bedeutet<br />

dies aber, dass e<strong>in</strong>e namens- beziehungsweise<br />

kennzeichnerbasierte IO-Belegung nicht möglich ist.<br />

In die Reihe bestehender Profile fallen unter anderem<br />

die IEC 62390 [10], die festlegt, wie Geräteprofile für<br />

<strong>in</strong>dustrielle Feldgeräte zu entwickeln s<strong>in</strong>d, sowie die<br />

TC2 der PLCopen [11], die e<strong>in</strong> XML-Format def<strong>in</strong>iert, <strong>in</strong><br />

dem Funktionsblöcke für Positionssteuerungen angelegt<br />

werden können. In der Antriebstechnik steht mit der<br />

IEC 61800-7 [12] des Weiteren e<strong>in</strong> Nachschlagewerk<br />

funktionaler Zusammenhänge von Antrieben zur Verfügung,<br />

das def<strong>in</strong>iert, wie grundlegende Begriffe <strong>in</strong> unterschiedlichen<br />

Standards (zum Beispiel CiA 402 Drive<br />

and Motion Control, CIP Motion, Profidrive Sercos) zu<br />

verwenden s<strong>in</strong>d.<br />

In der derzeit im Abstimmungsprozess bef<strong>in</strong>dlichen<br />

Diagnoseguidel<strong>in</strong>e für Prof<strong>in</strong>et IO [13] wird je e<strong>in</strong> Datenmodell<br />

für Prof<strong>in</strong>et IO [14] Geräte und Alarm-Service-Element-Diagnosen<br />

(ASE diagnosis) e<strong>in</strong>geführt,<br />

sowie Empfehlungen zu deren Nutzung gegeben. Des<br />

Weiteren wird e<strong>in</strong> Benachrichtigungskonzept vorgeschlagen,<br />

welches e<strong>in</strong> hierarchisches Diagnosemodell<br />

enthält und def<strong>in</strong>iert, ob e<strong>in</strong> alarmgebendes Gerät sofort<br />

Bedienung<br />

IEC 61131<br />

Applikation<br />

!<br />

Status<br />

Steuerbefehle<br />

Funktionsbauste<strong>in</strong><br />

Steuerbefehle<br />

Status<br />

Feedback<br />

Bedienung(<br />

Messwerte<br />

Gerät /<br />

Equipment<br />

Management<br />

(z.B. DTM),<br />

FDI Device<br />

Package<br />

branchenspezifisch<br />

Funktionsbauste<strong>in</strong><br />

projektspezifisch<br />

Alarmverarbeitung<br />

800xA<br />

Operation<br />

n<br />

x<br />

IEC 61131<br />

Applikationseng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g<br />

k<br />

x<br />

Faceplate<br />

branchenspezifisch (n)<br />

Bediener-IO<br />

Motorsteuerung<br />

gerätespezifische IO<br />

BILD 2:<br />

Komplexität der<br />

Bereitstellung<br />

und Nutzung<br />

(Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g)<br />

von IEC 61131-<br />

Motorsteuerungs-<br />

Funktionsblöcken<br />

Prozess<br />

(weitere Geräte,<br />

z.B. Sensoren)<br />

gerätespezifische<br />

Steuerung<br />

Betriebsmittel<br />

(z.B. Motor)<br />

Motorsteuerung<br />

(z.B. Motorstarter,<br />

Breaker,…)<br />

Konfiguration<br />

BILD 1:<br />

Schema der<br />

Integration<br />

elektrischer<br />

Geräte <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

Prozessleitsystem<br />

Feldbusebene<br />

Feld<br />

m<br />

geräte spezifisch (m)<br />

GSDML<br />

D<br />

M<br />

36<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013


epariert werden muss. Wesentliches Element ist außerdem<br />

die Signalweitergabe <strong>in</strong> Controller-to-Controller-<br />

Netzen (C2C).<br />

2. VEREINHEITLICHTE MOTORSTEUERANWENDUNGEN<br />

Motorantriebssteuerungen werden primär gemäß des<br />

Arbeitsverhaltens der anzusteuernden Aktorik unterschieden<br />

(vergleiche Bild 3). Auf der e<strong>in</strong>en Seite stehen<br />

dabei die Stellantriebe, zum Beispiel Ventile, und auf der<br />

anderen auf Dauerbetrieb ausgelegte Motoren, wie Pumpen,<br />

Kompressoren oder Lüfter. Der Unterschied liegt<br />

weniger im zugehörigen Variablensatz, als vielmehr <strong>in</strong><br />

der Funktion: E<strong>in</strong> Pumpenmotor, der den Befehl an erhält,<br />

schaltet an und läuft dann, bis er ausgeschaltet<br />

wird. Der Motor e<strong>in</strong>es Stellantriebs läuft nur solange, bis<br />

die gewünschte Position erreicht ist.<br />

Die nächste <strong>in</strong> Bild 3 dargestellte Erweiterungsebene<br />

repräsentiert die Unterscheidung <strong>in</strong> Schaltstufen und<br />

Regelgetriebe. Zu den Motorsteuerungen mit Schaltstufen<br />

gehören alle motorbetriebenen Ventile, e<strong>in</strong>fache<br />

An-Aus-Typen sowie solche, die mehrere festgelegte<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeiten (Aus/Langsam/Schnell) oder unterschiedliche<br />

Drehrichtungen (Vorwärts/Stopp/Rückwärts)<br />

unterstützen. Bei den Regelgetrieben gibt es die<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeitsregelung, bei der die Motordrehzahl<br />

<strong>in</strong> der Regel <strong>in</strong> Prozent der Maximaldrehzahl angegeben<br />

wird, sowie die Momentenregelung. E<strong>in</strong>e Bidirektionalitätsklasse<br />

für Motorsteuerungen mit Regelgetrieben<br />

ist nicht praxisrelevant und daher bewusst nicht vorgesehen.<br />

Dies liegt daran, dass an die Drehrichtung<br />

Sicherheitsaspekte gekoppelt werden können, die zum<br />

Beispiel vor e<strong>in</strong>em Umschalten e<strong>in</strong>e bestimmte M<strong>in</strong>deststandzeit<br />

fordern.<br />

3. HIERARCHIE DER STRUKTURIERTEN<br />

IEC 61131-VARIABLEN<br />

Auf der obersten <strong>in</strong> Bild 3 dargestellten Klassenebene<br />

(Antrieb) existieren naturgemäß nur die grundlegenden<br />

Befehle. Hierzu gehören der Fehlerreset als Ausgangsvariable<br />

und als E<strong>in</strong>gangsvariablen Feedbacksignale zur<br />

Betriebsbereitschaft sowie zum Betriebszustand und<br />

zum Fehler- und Warnungsstatus. Ausgangsvariablen<br />

s<strong>in</strong>d dabei vom Funktionsbauste<strong>in</strong> zur Motorsteuerung<br />

gerichtet, während E<strong>in</strong>gangsvariablen von der Motorsteuerung<br />

zum Funktionsbauste<strong>in</strong> übermittelt werden.<br />

Die zweite Ebene <strong>in</strong> Bild 3 (Dauerbetrieb/Stellantrieb)<br />

erweitert die Ausgangsseite um das Startkommando<br />

(start beziehungsweise öffnen). Die E<strong>in</strong>gangsseite von<br />

Motoren wird erweitert, um allgeme<strong>in</strong>e Rückmeldungen<br />

des physikalischen Motorenstatus, wie Stromfluss, Overload<br />

oder Stillstand. Dabei handelt es sich um Variablen<br />

des Dauerbetriebs, welche für Stellantriebe offensichtlich<br />

ke<strong>in</strong>en wirklichen Nutzen haben. Stellantriebe h<strong>in</strong>gegen<br />

benötigen Variablen, welche den tatsächlich e<strong>in</strong>gestellten<br />

Zustand widerspiegeln, also beispielsweise<br />

Ventil geschlossen oder zu n % geöffnet. Somit erklärt<br />

sich die zuvor erwähnte Zweiteilung.<br />

In ähnlicher Weise werden <strong>in</strong> der Klasse der Regelgetriebe<br />

Rückmeldesignale zum tatsächlichen Wert der<br />

Regelgröße benötigt. Darüber h<strong>in</strong>aus weisen derartige<br />

Funktionsblöcke zur Motoransteuerung E<strong>in</strong>gangsvariablen<br />

für Überlast und Umschaltbarkeit auf, ebenso wie<br />

Ausgangsvariablen für schnelles Stoppen oder spezielle<br />

An- und Abfahrprofile.<br />

Der entscheidende Unterschied zwischen Regelgetrieben<br />

und Schaltstufen liegt <strong>in</strong> der Ansteuerung. Schaltstufen<br />

werden über e<strong>in</strong>en Satz b<strong>in</strong>ärer Variablen angesteuert.<br />

Jede Variable repräsentiert e<strong>in</strong>e bestimmte Geschw<strong>in</strong>dig-<br />

Antriebe<br />

Stellantriebe<br />

(z.B. Ventil)<br />

Dauerbetrieb<br />

(z.B. Pumpe)<br />

Schaltstufen<br />

Schaltstufen<br />

Regelgetriebe<br />

Auf-Zu<br />

Ventil<br />

Motorisiertes<br />

Regelventil<br />

An-Aus Aus-An1-An2 Bidirektional<br />

Variable<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />

Variables<br />

Drehmoment<br />

B<strong>in</strong>är<br />

Analog<br />

B<strong>in</strong>är B<strong>in</strong>är B<strong>in</strong>är<br />

Analog<br />

Analog<br />

BILD 3: Klassendiagramm der Antriebssteuerungen – ohne Spezialfälle<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013<br />

37


HAUPTBEITRAG<br />

BILD 4: Implementierungsvarianten<br />

Standard<br />

HMI IO<br />

Standard<br />

HMI IO<br />

Standard<br />

HMI IO<br />

bereichs spezifisch<br />

Funktionsbauste<strong>in</strong><br />

auf Profil Mapper<br />

bereichs spezifisch<br />

Funktionsbauste<strong>in</strong><br />

auf Profil Mapper<br />

profilbasiert<br />

profilbasiert<br />

profilbasiert<br />

Gerätesteuerung<br />

auf Profil Mapper<br />

Gerätesteuerung<br />

auf Profil Mapper<br />

geräte spezifisch<br />

GSDML<br />

GSDML<br />

geräte spezifisch<br />

GSDML<br />

Zyklisches<br />

Abbild<br />

(Status Word)<br />

Mapp<strong>in</strong>g <strong>in</strong><br />

SCP<br />

Standard<br />

HMI<br />

Nicht abbildbare<br />

Daten<br />

Bestehender<br />

Motor-Funktionsbauste<strong>in</strong><br />

&<br />

&<br />

&<br />

&<br />

Mapp<strong>in</strong>g out<br />

Wrapper<br />

Zyklisches Abbild<br />

(Command Word)<br />

Bestehende<br />

HMI<br />

Nicht abbildbare<br />

Daten<br />

BILD 5: Softwarearchitektur<br />

der Beispielimplementierung<br />

keitsstufe und muss – da zu e<strong>in</strong>em Zeitpunkt nur e<strong>in</strong>e<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeitsstufe e<strong>in</strong>gestellt se<strong>in</strong> kann – sowohl als<br />

Befehl als auch als Rückmeldung jeweils exklusiv gesetzt<br />

se<strong>in</strong>. Im Fall der Regelgetriebe wird h<strong>in</strong>gegen e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche<br />

Ansteuergröße verwendet, welche von weiteren<br />

für die Regelung des Motors notwendigen kont<strong>in</strong>uierlichen<br />

Variablen flankiert wird (wie Setpo<strong>in</strong>t, Anfahrverhalten,<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeit). Die Klasse der Bidirektionalität<br />

enthält lediglich e<strong>in</strong>e boolesche Variable, welche die<br />

Drehrichtung spezifiziert, zum Beispiel forward.<br />

4. BEREITSTELLUNG VON<br />

FUNKTIONSBAUSTEINBIBLIOTHEKEN<br />

E<strong>in</strong>e effiziente Implementierung der <strong>in</strong> Bild 3 aufgezeigten<br />

Profilhierarchie ist durch Vererbung zu realisieren. Obwohl<br />

IEC 61131 die Objektorientierung längst spezifiziert<br />

hat, wird dies von den PLS <strong>in</strong> der Regel nicht unterstützt.<br />

Daher ist e<strong>in</strong>e Lösung erforderlich, welche zwar der Vererbungshierarchie<br />

folgt, selbst aber nicht objektorientiert<br />

ist. Die technisch naheliegende Lösung besteht dar<strong>in</strong>, dass<br />

die Hersteller der elektrischen Geräte e<strong>in</strong>heitlich strukturierte<br />

E/A-Daten verwenden und dieselben Variablensignaturen<br />

<strong>in</strong> GSD wie IEC 61131-Funktionsbauste<strong>in</strong>bibliotheken<br />

e<strong>in</strong>setzen. Während bestehende Profile also lediglich<br />

die Gleichheit der Telegramme auf dem Bus garantieren,<br />

wird von den Autoren gefordert, dass auch die Variablennamen<br />

zum e<strong>in</strong>fachen automatischen beziehungsweise<br />

automatisierbaren E/A-Mapp<strong>in</strong>g passen müssen.<br />

Die zugehörige Umsetzung erfordert allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e<br />

vollständige Umstellung aller Produkte e<strong>in</strong>schließlich<br />

Migrationsstrategie. Als praxisrelevante Lösung f<strong>in</strong>det<br />

sich das H<strong>in</strong>zufügen e<strong>in</strong>er Zwischenschicht durch e<strong>in</strong>en<br />

Mapp<strong>in</strong>g-Block. Um diese Zwischenschicht im Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g<br />

effizient nutzen zu können, wird e<strong>in</strong>e Kapselung<br />

(Wrapp<strong>in</strong>g) der nunmehr zwei Blöcke vorgeschlagen,<br />

sodass e<strong>in</strong> IEC 61131-Programmierer nach wie vor<br />

nur mit e<strong>in</strong>em Funktionsbauste<strong>in</strong> pro Motorsteuerung<br />

hantieren muss. Wenn dieses Wrapp<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>gesetzt wird,<br />

38<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013


verr<strong>in</strong>gert sich im Vergleich zu Bild 2 nicht die Anzahl<br />

der Funktionsblöcke, es verr<strong>in</strong>gert sich jedoch der Softwareentwicklungs-<br />

und -wartungsaufwand.<br />

Das Ziel dabei ist es, sukzessive die Variablen von Bibliotheken<br />

und Geräten an die generalisierte Version<br />

heranzuführen. Dieses Vorgehen ermöglicht es, weiter<br />

die Integration und Erweiterung bestehender Systeme zu<br />

unterstützen und dedizierte, vom Standard abweichende,<br />

zusätzliche Variablen bereitstellen zu können.<br />

In e<strong>in</strong>er ersten Implementierungsvariante (vergleiche<br />

l<strong>in</strong>kes Schema <strong>in</strong> Bild 4) fungiert der Wrapper als e<strong>in</strong><br />

tran<strong>sparen</strong>ter Umsetzer der Variablen, ohne dass diese<br />

für die Kommunikation zwischen Funktionsbauste<strong>in</strong><br />

und Gerät notwendig wäre. Der Vorteil ist, dass der<br />

Steuerblock von außen betrachtet mit den Profilvariablen<br />

arbeitet, das heißt andere Bauste<strong>in</strong>e direkt auf diese<br />

zugreifen können. Hierdurch ist der E<strong>in</strong>satz jener standardisierten<br />

Benutzeroberflächen (vergleiche Abschnitt<br />

2.3) möglich, welche mit profilbasierten Variablen arbeiten.<br />

Beim Funktionsbauste<strong>in</strong> und Motorcontroller<br />

handelt es sich <strong>in</strong> diesem Fall um die bisherigen Bauste<strong>in</strong>e<br />

oder Geräte, welche ihre spezifischen E<strong>in</strong>- und<br />

Ausgangssignale (wie FB1 oder StatAct1) verwenden.<br />

Die zweite Implementierungsvariante (siehe Bild 4,<br />

mittleres Schema) lässt sich verwirklichen, wenn die<br />

Motorsteuerung Variablen verarbeitet und liefert, die<br />

mit e<strong>in</strong>em def<strong>in</strong>ierten Profil kompatibel s<strong>in</strong>d. Dann entfällt<br />

die Umsetzung zwischen Gerät und Profilschicht.<br />

Die Signalumsetzung zwischen bestehendem Funktionsblock<br />

und profilbasierter Umgebung ist dabei weiterh<strong>in</strong><br />

erforderlich.<br />

E<strong>in</strong> ähnliches Ergebnis wird mit der dritten Implementierungsvariante<br />

(vergleiche Bild 4, rechtes Schema) erreicht.<br />

Bei dieser wird e<strong>in</strong> profilkompatibler Funktionsbauste<strong>in</strong><br />

verwendet, während die Motorsteuerung weiter<br />

<strong>in</strong> ihrer klassischen Konfiguration arbeitet. Dabei entfällt<br />

dann entsprechend die Umsetzung von profilbasiert auf<br />

funktionsblockspezifisch, während die Umsetzung von<br />

gerätespezifisch auf profilbasiert nach wie vor erforderlich<br />

ist. Diese Variante ist <strong>in</strong>sbesondere deswegen <strong>in</strong>teressant,<br />

weil sie es ermöglicht, die Geräte anderer Hersteller<br />

e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den.<br />

5. NUTZUNG IM ENGINEERING<br />

Müssen heute erst Hersteller und Typ des elektrischen<br />

Geräts im Detail feststehen, können künftig die Arbeiten<br />

an HMI und Steuerungsapplikation bereits früher beziehungsweise<br />

auf Basis e<strong>in</strong>er geräteunabhängigeren Applikationsschicht<br />

beg<strong>in</strong>nen. Dies verr<strong>in</strong>gert den Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>gaufwand<br />

und vere<strong>in</strong>facht den E<strong>in</strong>satz von Gerätesimulationstechniken<br />

[3], etwa zur virtuellen Inbetriebnahme<br />

elektrischer Geräte auf FAT-tauglichem Niveau.<br />

Die vorgestellte Generalisierung könnte e<strong>in</strong> erster<br />

praktischer Schritt <strong>in</strong> Richtung modellgestütztes Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g<br />

werden, da dessen größter Bremsklotz bisher <strong>in</strong><br />

der Individualität der Anbieter und Kundensegmente<br />

liegt. Der Ablauf würde dann auf e<strong>in</strong>er steten Verfe<strong>in</strong>erung<br />

basieren, welche zunächst auf sehr abstraktem Level<br />

die Grundfunktionen def<strong>in</strong>iert und anschließend die<br />

angelegten Teilkomponenten sukzessive und rekursiv<br />

mit Eigenschaften und Detailverhalten befüllt.<br />

Auf der Basis generalisierter Variablensätze wird es außerdem<br />

möglich, <strong>in</strong> ähnlicher Weise generalisierte Faceplates<br />

(Benutzeroberflächen) zu def<strong>in</strong>ieren. Dabei spielt es<br />

ke<strong>in</strong>e Rolle mehr, für welches Gerät diese Benutzeroberfläche<br />

tatsächlich zum E<strong>in</strong>satz kommen wird, solange die<br />

Startertypen von Faceplate und Motorsteuerung zusammen<br />

passen. Somit kann das Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g der Bedienergrafik<br />

erfolgen, ohne den tatsächlichen Motorstarter bereits zu<br />

kennen. Sobald der konkrete Startertyp bekannt ist, läßt<br />

sich das Faceplate an die endgültige Situation anpassen.<br />

Dynamisch e<strong>in</strong>- und ausgeblendete Dialoge und Anzeigen<br />

machen dies möglich, setzen aber voraus, dass die Motorsteuerungen<br />

sich e<strong>in</strong>deutig identifizieren. E<strong>in</strong> vielversprechender<br />

Ansatz <strong>in</strong> dieser Richtung ist <strong>in</strong> [4] dargestellt.<br />

Die Standardisierung ermöglicht es auch, dass Tools<br />

für den Funktionstest von Prozessleitsystemen (zum Beispiel<br />

[5]) deutlich e<strong>in</strong>facher konfiguriert werden können<br />

und ergibt <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit automatisierten Testabläufen<br />

e<strong>in</strong>e effiziente Herangehensweise, um die zum<br />

Testen notwendigen Zeiten deutlich zu reduzieren und<br />

gleichzeitig e<strong>in</strong>e höhere Testabdeckung zu erreichen.<br />

6. BEISPIELIMPLEMENTIERUNG<br />

Ziel der <strong>in</strong> Bild 5 schematisch dargestellten Beispielimplementierung<br />

ist es, e<strong>in</strong>e Lösung zu schaffen, die sämtliche<br />

Funktionen der bestehenden Funktionsbauste<strong>in</strong>e<br />

und Motorsteuerungen beibehält, und dennoch die neuen<br />

profilbasierten Variablen und Kommunikationsparadigmen<br />

umsetzt. Dabei wurde auf der Geräteseite der<br />

Universal Motor Controller (UMC) der ABB Stotz AG und<br />

der zugehörige Funktionsblock aus der ABB System<br />

800xA Standard Library verwendet.<br />

Oben l<strong>in</strong>ks <strong>in</strong> Bild 5 werden die im zyklischen Abbild<br />

(Status Word) des UMC vorhandenen Daten <strong>in</strong>s System<br />

e<strong>in</strong>gespeist und im Mapp<strong>in</strong>g <strong>in</strong> auf Profilkonformität<br />

gebracht. Von dort aus werden sie an die mit SCP-gekennzeichnete<br />

Datenschnittstelle weitergegeben, auf die<br />

<strong>in</strong> der aktuellen Implementierung die neue Standard-<br />

Bedienoberfläche zugreift. SCP steht dabei für Standard<br />

Connectivity Profile und repräsentiert die von den Autoren<br />

entwickelte ABB-<strong>in</strong>terne Umsetzung des generalisierten<br />

Variablenprofils. Parallel dazu werden die profilkonformen<br />

Daten vom Mapp<strong>in</strong>g <strong>in</strong> zum Motorfunktionsbauste<strong>in</strong><br />

(MFB) weitergeleitet und mit jenen E<strong>in</strong>gängen<br />

des MFBs verbunden, welche e<strong>in</strong>e Entsprechung im<br />

Profil haben. Der <strong>in</strong> Bild 5 quer über den E<strong>in</strong>gangspfeilen<br />

verlaufende Balken signalisiert dabei, dass dies ke<strong>in</strong>e<br />

1:1-Verb<strong>in</strong>dung ist, sondern e<strong>in</strong>e geeignete Zuordnung<br />

auf Array-Variablen oder e<strong>in</strong>e Umkodierung im Bitmuster<br />

vorgenommen werden musste. Selbiges gilt für die<br />

Ausgangsvariablen des bestehenden MFBs, welche vom<br />

Mapp<strong>in</strong>g out wiederum <strong>in</strong> die vom UMC erwartete Form<br />

(Command Word) gebracht werden. Diese Ausgangsdaten<br />

werden auch an die SCP-Schnittstelle übermittelt, um<br />

dort das komplette Variablenprofil vorliegen zu haben.<br />

E<strong>in</strong>gangsdaten, die <strong>in</strong> ihrer heutigen Form nicht <strong>in</strong>s<br />

Schema passen oder aber nicht im zyklischen Abbild<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013<br />

39


HAUPTBEITRAG<br />

abgelegt s<strong>in</strong>d, werden dem bestehenden Motorfunktionsbauste<strong>in</strong><br />

direkt zugeführt. Selbiges gilt <strong>in</strong> analoger Weise<br />

für die Ausgangsseite (Nicht abbildbare Daten).<br />

Der Testaufbau wurde primär genutzt, um die neuen<br />

Möglichkeiten dynamischer Faceplates und der <strong>in</strong> Abschnitt<br />

3 erörterten auf Klassifizierung und Gruppierung<br />

beruhenden Alarmmechanismen zu demonstrieren. Insofern<br />

wurde die für e<strong>in</strong>e vollständige Umsetzung notwendige<br />

Bidirektionaltiät der SCP-Schnittstelle nicht<br />

implementiert, sondern die Bedienung auf Basis der bestehenden<br />

HMI durchgeführt.<br />

Die Experimente zeigten ferner, dass sich mit Hilfe der<br />

neuen Architektur e<strong>in</strong>e Motorsteuerung auch zu e<strong>in</strong>em<br />

späteren Zeitpunkt austauschen lässt, ohne dass der Code<br />

der Funktionsbauste<strong>in</strong>e oder des Faceplates umgeschrieben<br />

werden muss. Ebenso ist es möglich, e<strong>in</strong>en profilbasierten<br />

Funktionsbauste<strong>in</strong> durch e<strong>in</strong>en kundenspezifischen Bauste<strong>in</strong><br />

zu ersetzen. Hierfür ist es lediglich erforderlich, die<br />

Variablenzuordnung entsprechend anzupassen.<br />

7. ALARME, DIAGNOSE UND MAINTENANCE<br />

Neben der Profilbildung zur Motorsteuerung wird ebenfalls<br />

die Profilbildung für die Diagnose elektrischer Geräte<br />

betrachtet. Insgesamt wird dabei unterschieden, ob<br />

sich e<strong>in</strong> Diagnosedatum auf Gerät, Equipment oder den<br />

Prozess bezieht. Gerätediagnosen befassen sich mit Zuständen,<br />

welche ursächlich im Gerät aufgetreten s<strong>in</strong>d,<br />

wie beispielsweise e<strong>in</strong>e zu hohe Wicklungstemperatur<br />

oder e<strong>in</strong>e zu große Phasenverschiebung (cos φ). Equipmentdiagnosen<br />

betrachten nachgeordnete, aber funktional<br />

gekoppelte Geräte, wie zum Beispiel e<strong>in</strong> Leerlauf<br />

bei e<strong>in</strong>er von e<strong>in</strong>em Motor angetriebenen Pumpe. Probleme<br />

im physikalischen Umfeld des Prozesses, also beispielsweise<br />

stockender Durchfluss, werden wiederum<br />

getrennt ausgewertet. Die Herausforderung besteht dar<strong>in</strong>,<br />

diese Bereiche klar vone<strong>in</strong>ander zu trennen und<br />

Abhängigkeiten zu erkennen, vergleiche hierzu Bild 6.<br />

Für das E<strong>in</strong>greifen der Prozesssteuerung im Fehlerfall<br />

genügt bereits wenig Diagnose<strong>in</strong>formation im zyklischen<br />

Prozessabbild. Um jedoch auch Anlagenfahrer und Wartungsexperten<br />

entsprechend über Problemzustände zu<br />

unterrichten, wird e<strong>in</strong> breites Spektrum an diagnostischer<br />

Information als Alarme und Events (Ereignisse)<br />

übertragen. Im Gegensatz zu Events s<strong>in</strong>d Alarme vom<br />

Nutzer zu bestätigen und bis zu dieser Bestätigung als<br />

aktiv zu kennzeichnen. Die Ursachen für Alarme müssen<br />

behoben werden, bevor e<strong>in</strong> Alarm aus der Alarmliste<br />

entfernt werden kann. Während die Bedienern (Operator)<br />

zur Verfügung gestellte Information die Aufgaben<br />

Bedienung und Beobachtung mittels Faceplates<br />

sowie<br />

Alarmruf mittels Geräte- oder Equipmentevents<br />

über die System-Event-Liste<br />

abdeckt, müssen dem Wartung<strong>in</strong>genieur verschiedene<br />

Alarmrufe zur Verfügung stehen:<br />

Alarmruf mittels Geräte- oder Equipmentevents<br />

über die System-Event-Liste,<br />

BILD 6: Verschiedene<br />

Alarmquellen: Prozess,<br />

Equipment und Gerät<br />

Device /<br />

Gerät<br />

Controller<br />

Motorsteuerung<br />

Feldkommunikation<br />

Alarm-<br />

Server<br />

Prozessleitsystem<br />

Faceplate Bedienoberfläche<br />

Zyklische Daten Prozessalarme Diagnosealarme<br />

Motor<br />

Datenzugriff<br />

( z.B. OPC)<br />

Equipment<br />

Pumpe<br />

FI<br />

Prozess<br />

Controller<br />

Controller IO<br />

Alarmlogik<br />

Motor-<br />

Funktionsbauste<strong>in</strong><br />

Konfiguration<br />

BILD 7: Zyklische (blaue Pfade) und azyklische (rote und<br />

grüne) Datenpfade im System. Da <strong>in</strong> der GSD Prozessalarme<br />

nicht explizit ausgewiesen werden können,<br />

werden diese durch e<strong>in</strong>en zusätzlichen Bauste<strong>in</strong> erzeugt.<br />

IO Gerätecontroller<br />

Prozess<br />

40<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013


Alarmruf der Gerätezustandsüberwachung,<br />

Alarmruf der auf Basis detaillierter Diagnosedaten<br />

durchgeführten Rootcause-Analyse.<br />

8. ALARMKLASSIFIZIERUNG<br />

In diesem Beitrag liegt der Fokus auf den gerätebezogenen<br />

Alarmen und Events und basiert hauptsächlich auf den von<br />

Drivecom [6] vorgeschlagenen Alarmprofilen. Es wird die<br />

Nutzung e<strong>in</strong>es erweiterten Drivecom-Profils vorgeschlagen,<br />

um alle kritischen Diagnosezustände abbilden zu können,<br />

die e<strong>in</strong> Gerät liefert. Wie dort empfohlen, werden Alarme<br />

zunächst nach ihrer physikalischen Herkunft klassifiziert,<br />

also beispielsweise Strom-, Spannungs-, Temperatur- oder<br />

Softwarefehler. Danach wird der Geräteteil benannt, <strong>in</strong><br />

dem der Fehler aufgetreten ist und anschließend dokumentiert,<br />

welche Fehlfunktion sich e<strong>in</strong>gestellt hat, wie Kurzschluss,<br />

e<strong>in</strong>e zu hohe Temperatur oder e<strong>in</strong> zu ger<strong>in</strong>ges<br />

Drehmoment.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus werden die azyklisch im Gerätemanagement<br />

ausgelesenen Alarme zur Erzeugung des<br />

NE 107 [15] Gesundheitsstatus des elektrischen Gerätes<br />

mit verwendet, den der FDI-Standard [16] als Teil des<br />

Geräte<strong>in</strong>formationsmodells vorsieht. Die Abbildung der<br />

e<strong>in</strong>zelnen Alarme – die jeweils e<strong>in</strong>em Drivecom Fault<br />

entsprechen – auf die Zustandsklassen der NE 107 wurde<br />

anhand ausgewählter Beispiele demonstriert.<br />

Wie Bild 7 zeigt, wird zwischen Diagnose- und Prozessalarmen<br />

unterschieden. Bei Diagnosealarmen handelt es<br />

sich primär um:<br />

Kommunikationsprobleme <strong>in</strong>klusive dem Anschluss<br />

beziehungsweise der Entfernung von Gerätemodulen,<br />

Gerätediagnose, welche von dem erweiterten<br />

Drivecom-Profil abgedeckt wird, sowie<br />

Fehlermeldungen des Equipments.<br />

Prozessalarme, gegebenenfalls mit Sequence-of-Events-<br />

Profil, werden h<strong>in</strong>gegen für Fehler verwendet, welche <strong>in</strong><br />

der – elektrisches Gerät und Equipment – e<strong>in</strong>schließenden<br />

Regelschleife auftreten.<br />

Bild 7 zeigt außerdem die drei grundlegenden Informationspfade<br />

vom Gerät zum Prozessleitsystem: Zyklische<br />

Daten, azyklische Daten und Alarme. Die Aufgabe bei der<br />

Weiterleitung der Alarme, welche als farbige Datenpfade<br />

dargestellt werden, besteht dar<strong>in</strong>, die oben erwähnten<br />

Bezugspunkte der Alarme (Gerät, Equipment, Prozess) zu<br />

dekodieren, die Alarm<strong>in</strong>formation anzureichern und an<br />

die relevanten Alarmempfänger weiterzuleiten.<br />

H<strong>in</strong>weis: Bei der Verwendung von Prof<strong>in</strong>et IO f<strong>in</strong>det<br />

sich e<strong>in</strong>e Abbildung von aktiven Channel-Alarmen auf<br />

Parameterrecords. Hierdurch ist es möglich, den Alarmstatus<br />

azyklisch auszulesen, womit sich Alarmlisten für<br />

die Bediener standardmäßig mit Diagnose<strong>in</strong>formation<br />

des Gerätemanagements ausstatten lassen.<br />

9. DATENPFADE<br />

Die größte Herausforderung bei der Integration von aktuellen<br />

Geräteparametern und Steuerungsdaten ergibt<br />

sich aus der Frage, wie die jeweiligen Diagnosedaten vom<br />

Servers/Clients<br />

Prozessalarme<br />

mit SoE<br />

System-<br />

Ereignisse<br />

FDI-Diagnose-<br />

Menü<br />

FDI-Geräte-<br />

Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g<br />

PLC-Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g<br />

(GSD)<br />

Bediener-<br />

Faceplate<br />

Gruppenalarme<br />

Controller<br />

Prozessalarmweiterleitung<br />

Channelalarmdekodierung<br />

Parameter<br />

Record Tunnel<br />

Open-Loop Control<br />

Prof<strong>in</strong>et IO<br />

Prozessalarme<br />

Channel-<br />

Alarme<br />

Alarm ASE<br />

Parameter<br />

Record ASE<br />

IO Data ASE<br />

Gerät<br />

Fehler der<br />

Steuerung<br />

Geräte- und<br />

Equipmentzustand<br />

Diagnose-Information<br />

Geräteparameter<br />

Status/Feedback/Trips<br />

Befehle und<br />

Set-Po<strong>in</strong>ts<br />

Elektrische Steuerfunktionen<br />

BILD 8: Verteilung von Diagnose<strong>in</strong>formationen (wie Fehler, Warnungen, Status) über Prof<strong>in</strong>et IO.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013<br />

41


HAUPTBEITRAG<br />

AUTOREN<br />

Dr.-Ing. JÜRGEN GREIFEN EDER<br />

(geb. 1975) ist seit 2008 Wissenschaftler<br />

am ABB Forschungszentrum.<br />

Er studierte Technische<br />

Kybernetik <strong>in</strong> Stuttgart<br />

und promovierte über formale<br />

Antwortzeitanalyse netzbasierter<br />

Automatisierungssysteme <strong>in</strong><br />

Kaiserslautern. Se<strong>in</strong>e wissenschaftlichen<br />

Schwerpunkte beziehen sich auf<br />

Systemmodellierung und effizientes Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g.<br />

ABB AG Forschungszentrum,<br />

Wallstadter Str. 59, D-68526 Ladenburg,<br />

Tel. +49 (0) 6203 71 62 22,<br />

E-Mail: juergen.greifeneder@de.abb.com<br />

Dr. rer. nat. DIRK SCHULZ<br />

(geb. 1976) ist seit 2006<br />

Wissenschaftler am ABB<br />

Forschungszentrum. Nach<br />

e<strong>in</strong>em Studium der Technischen<br />

Information an der<br />

Universität Mannheim,<br />

promovierte er über Schutzverfahren<br />

für Taktverteilung<br />

<strong>in</strong> synchronen EVU-Weiterverkehrsnetzen.<br />

Aktuell ist er ist als Pr<strong>in</strong>cipal Scientist im<br />

Bereich Geräte- und Feldbus<strong>in</strong>tegration tätig.<br />

ABB AG Forschungszentrum,<br />

Wallstadter Str. 59, D-68526 Ladenburg,<br />

Tel. +49 (0) 6203 71 62 74,<br />

E-Mail: dirk.schulz@de.abb.com<br />

Gerät zum jeweils <strong>in</strong>teressierten Empfänger zu übertragen<br />

s<strong>in</strong>d (vergleiche Bild 8).<br />

Unter Diagnosedaten wird dabei jene Information verstanden,<br />

welche potenziell kritische Zustände des Prozesses,<br />

Geräts oder Equipments beschreibt. Als Beispiel<br />

seien die Spannungsniveaus L1,L2,L3 genannt. Diese<br />

könnten Teil des zyklischen Abbildes se<strong>in</strong> und <strong>in</strong>nerhalb<br />

der IEC 61131-Applikation Verwendung f<strong>in</strong>den. Sie lassen<br />

sich aber auch azyklisch auslesen und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gerätespezifischen<br />

FDI-Diagnosemenü [4] darstellen. In diesem<br />

Fall löst e<strong>in</strong> Überstrom e<strong>in</strong>en Channel-Alarm aus, der <strong>in</strong><br />

der System-Event-Liste angezeigt wird. Würde wegen dieses<br />

Überstroms die zugehörige Regelung ausfallen oder<br />

neustarten, wird e<strong>in</strong> mit Zeitstempel versehener Prozessalarm<br />

den Bediener aufmerksam machen (durch Anzeige<br />

des entsprechenden E<strong>in</strong>trags <strong>in</strong> der Prozess alarmliste).<br />

Dies bedeutet, dass die verschiedenen Datenpfade und<br />

Empfänger ihre Information alle aufgrund desselben<br />

physikalischen Ereignisses beziehungsweise des sich<br />

daraus ergebenenden Messwertes beziehen. Wichtig ist<br />

dabei <strong>in</strong>sbesondere, dass Diagnosedaten <strong>in</strong> der Regel<br />

nicht e<strong>in</strong>en Sender und e<strong>in</strong>en Empfänger haben, sondern<br />

so ziemlich jeder Teilnehmer e<strong>in</strong>es DCS immer sowohl<br />

Empfänger als auch Weiterleiter von Diagnosedaten ist.<br />

Die <strong>in</strong> diesem Architekturüberblick verwendeten Blöcke<br />

stehen dabei stellvertretend für e<strong>in</strong> stereotypisches<br />

DCS (distributed control system). Die Geräte und Server/Client-Seite<br />

ist vollständig unabhängig von der zugrunde<br />

liegenden Technologie. Auf der Geräteseite wäre<br />

das Bild bei Verwendung von Profibus DP komplexer<br />

wegen paralleler Nutzung der DPV0- und DPV1-Dienste.<br />

E<strong>in</strong> wichtiger Teilaspekt des vorgestellten Ansatzes ist es,<br />

die Belastung des Bedieners durch die E<strong>in</strong>führung von<br />

REFERENZEN<br />

B.Sc PABLO RODRIGUEZ<br />

(geb. 1980) ist seit 2010<br />

Wissenschaftler am ABB<br />

Forschungszentrum. Er<br />

studierte Telecommunications<br />

Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g (Electronic<br />

Systems) an der Escuela<br />

Politécnica de Alcalá de<br />

Henares Madrid. Nach se<strong>in</strong>em<br />

Studium befasste er sich mit dem Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g von<br />

konventionellen und Solarkraftwerken, Schwerpunkte<br />

System-Design, Steuerungs- und Regelungstechnik,<br />

Prozesssimulation, Turb<strong>in</strong>e/<br />

Boiler-Kontrolle. Derzeit ist er als Scientist<br />

im Bereich Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Effizienz tätig.<br />

ABB AG Forschungszentrum,<br />

Wallstadter Str. 59, D-68526 Ladenburg,<br />

Tel. +49 (0) 6203 71 60 22,<br />

E-Mail: pablo.rodriguez@de.abb.com<br />

[1] IEC 61131-3: Programmable controllers - Part 3:<br />

Programm<strong>in</strong>g languages, 2013.<br />

[2] PNO: GSDML (GSD Markup Language). Technische<br />

Spezifikation von PROFINET IO version 2.3, PNO Order No.:<br />

2352, 2011<br />

[3] Hoernicke, M., Greifeneder, J., Barth, M.: Effizientes<br />

Testen heterogener Leitsystemkonfigurationen –<br />

Integration gewerkeübergreifender Hardware-Emulatoren.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> – Automatisierungstechnische Praxis 54(11),<br />

S. 46-55, 2012<br />

[4] Schulz, D, Greifeneder, J.: E<strong>in</strong>e Standardlösung für die<br />

Integration elektrischer Geräte mit PROFINET IO<br />

und FDI. In: Tagungsband Automation 2013, S. 377-380.<br />

VDI-Verlag 2013<br />

[5] Greifeneder, J., Weber, P., Barth, M., Fay, A.: Generierung<br />

von Simulationsmodellen auf Basis von PLS-Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-<br />

Systemen. <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> – Automatisierungstechnische Praxis<br />

54(4), S. 34-41, 2012<br />

[6] DRIVECOM Nutzergruppe e.V.: DriveServer Spezifikation<br />

V 1.1, http://www.drivecom.org<br />

42<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013


Gruppenalarmen (summary alarms) <strong>in</strong> Grenzen zu halten.<br />

Hierdurch wird ermöglicht, dass Alarme mit gleicher<br />

Quelle nur e<strong>in</strong>mal weggeklickt werden müssen und<br />

überall dieselbe Erläuterung aufweisen, unabhängig<br />

davon über welchen Weg sie durch das System gelangt<br />

s<strong>in</strong>d. Für Fehler und Vorwarnungen wird lediglich jeweils<br />

für Gerät, Equipment und Prozess e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samer<br />

Sammelalarm <strong>in</strong> die Alarmlisten des Systems geleitet.<br />

Anstelle von knapp 100 theoretisch möglichen<br />

Alarmen werden also maximal sechs sichtbar.<br />

FAZIT<br />

Der entwickelte Profilansatz erleichtert die Integration<br />

der Funktions- und Diagnosedaten bestehender<br />

elektrischer Geräte, reduziert den Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>gaufwand<br />

elektrischer Steueranwendungen und vere<strong>in</strong>facht<br />

die Anwendung modellgestützten Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>gs.<br />

E<strong>in</strong>heitliche Bedienoberflächen und die Verwendung<br />

von klassifizierten Gruppenalarmen ermöglichen es<br />

dem Anlagenfahrer, e<strong>in</strong>en aussagekräftigen, aber<br />

schnell zu erfassenden Überblick über die Anlage zu<br />

bekommen und dennoch jederzeit alle wichtigen Informationen<br />

abrufen oder an den Wartungs<strong>in</strong>genieur<br />

übergeben zu können. Die Verwendung e<strong>in</strong>er geräteunabhängigen<br />

Applikationsschicht vere<strong>in</strong>facht<br />

außerdem den E<strong>in</strong>satz von Gerätesimulationstechniken<br />

und erleichtert die Anwendung automatisierter<br />

Testverfahren.<br />

MANUSKRIPTEINGANG<br />

17.05.2013<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

[7] PNO: PROFIdrive Technology and Application – System<br />

Description. PNO Order No.: 4.322 und 4.321, 2011<br />

[8] PNO: Low Voltage Switchgear (LVSG),<br />

PNO Order No.: 3.122, 2012<br />

[9] PNO: PROFINET IO Clock Synchronization – Common<br />

Application Profile for Sequence of Events,<br />

PNO Order No.: 7.102, 2013<br />

[10] IEC 62390: Common automation device – Profile guidel<strong>in</strong>e,<br />

2005<br />

[11] PLCopen: Function Blocks for Motion Control, TC2-1,<br />

version 2.0, 2011<br />

[12] IEC 61800-7: Generic <strong>in</strong>terface and use of profiles for<br />

power drive systems, 2007<br />

[13] PNO: Diagnosis for PROFINET IO, Guidel<strong>in</strong>e for<br />

PROFINET, draft <strong>in</strong> PI review, version 0.9, 2013<br />

[14] IEC 61784 and IEC 61158 [family of standards <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g<br />

PROFINET IO]<br />

[15] NE 107: Selbstüberwachung und Diagnose von<br />

Feldgeräten, 2006<br />

[16] IEC 62769: Field Device Integration (FDI), 2013<br />

Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g von<br />

Prozessleitsystemen<br />

– so geht‘s<br />

Das praxisorientierte Lehrbuch befasst sich mit der E<strong>in</strong>richtung<br />

von Prozessleitsystemen. Anhand e<strong>in</strong>er experimentellen<br />

Forschungsanlage werden die Herausforderungen h<strong>in</strong>sichtlich<br />

Anlagensicherheit und Anlagenverfügbarkeit dargestellt. Auch<br />

auf Modularisierung und virtuelle Inbetriebnahme von Anlagen<br />

geht der Autor e<strong>in</strong>.<br />

Hrsg.: Leon Urbas<br />

1. Auflage 2014<br />

ca. 300 Seiten, schwarz/weiß mit Schmuckfarbe, Hardcover<br />

ISBN: 978-3-8356-3362-9<br />

Preis: € 49,80<br />

Jetzt bestellen!<br />

www.di-verlag.de<br />

Das Buch ersche<strong>in</strong>t im DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München


HAUPTBEITRAG<br />

Bewertung <strong>in</strong>dustrieller<br />

Funklösungen<br />

Standardtests und Performance-Klassen<br />

Basierend auf repräsentativen Messungen <strong>in</strong> realen Umgebungen behandelt dieser Beitrag<br />

geeignete Standardtestfälle zur e<strong>in</strong>heitlichen Zeit- und Fehlerbewertung <strong>in</strong>dustrieller<br />

Funklösungen mit Bezug auf ausgewählte Klassen <strong>in</strong>dustrieller Automatisierungsanwendungen.<br />

Nach Auswahl relevanter Kenngrößen werden Performance-Klassen A, B, C mit<br />

e<strong>in</strong>er zusätzlichen Angabe der absoluten und zeitabhängigen Verfügbarkeit vorgeschlagen.<br />

Damit ist es Herstellern und Anwendern möglich, für e<strong>in</strong>e bestimmte Anwendungsklasse<br />

e<strong>in</strong>e optimale Funklösung zu entwickeln beziehungsweise auszuwählen.<br />

SCHLAGWÖRTER Industrielle Funksysteme / Standardtests / Performance-Klassen /<br />

Funkkanäle / Kanalemulator<br />

Assessment of <strong>in</strong>dustrial wireless systems –<br />

Standard tests and performance classes<br />

Standard tests are presented for the uniform time and error assessment of <strong>in</strong>dustrial<br />

wireless systems based on measurements <strong>in</strong> real environments. These standard tests<br />

take different classes of <strong>in</strong>dustrial applications <strong>in</strong>to account. After choos<strong>in</strong>g relevant<br />

performance parameters we propose the performance classes A, B, and C with additional<br />

<strong>in</strong>formation concern<strong>in</strong>g the total and time-dependent availability. This enables<br />

manufacturers and customers to develop or select optimum wireless solutions for specific<br />

application areas.<br />

KEYWORDS wireless automation / standard tests / performance classes / radio channels /<br />

channel emulator<br />

44<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013


UWE MEIER, Institut Init, Lemgo<br />

LUTZ RAUCHHAUPT, Institut Ifak, Magdeburg<br />

Seit etwa 15 Jahren werden Funklösungen für<br />

<strong>in</strong>dustrielle Automatisierungsanwendungen<br />

zunehmend e<strong>in</strong>gesetzt. In dieser Zeit wurden<br />

wesentliche Anforderungen an die Funkkommunikation<br />

def<strong>in</strong>iert sowie Gesichtspunkte der<br />

Nutzung von Funklösungen (zum Beispiel Koexistenzmanagement)<br />

erarbeitet und <strong>in</strong> Richtl<strong>in</strong>ienblättern veröffentlicht<br />

(zum Beispiel VDI/VDE-Richtl<strong>in</strong>ie 2185 [1]).<br />

E<strong>in</strong>e wesentliche Herausforderung besteht allerd<strong>in</strong>gs<br />

noch dar<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> optimales Zeitverhalten mit m<strong>in</strong>imaler<br />

Fehlerrate zu geforderten Zeitpunkten zu garantieren.<br />

Im Gegensatz zur kabelgebundenen Kommunikation ist<br />

bei Funk der Übertragungskanal zeitvariant, frequenzselektiv<br />

und e<strong>in</strong>er externen Bee<strong>in</strong>flussung ausgesetzt. In<br />

<strong>in</strong>dustriellen Umgebungen s<strong>in</strong>d Mehrwegeausbreitung<br />

und Bewegungseffekte dom<strong>in</strong>ant, aber es s<strong>in</strong>d ebenso<br />

parasitäre Masch<strong>in</strong>enemissionen und der E<strong>in</strong>fluss anderer<br />

Funksysteme zu beachten. Aus Mangel an Kenntnis<br />

der detaillierten Systemeigenschaften werden heute e<strong>in</strong>ige<br />

Funksysteme nicht genutzt oder sogar pr<strong>in</strong>zipiell<br />

abgelehnt. Damit werden die mit der Funkkommunikation<br />

verbundenen wirtschaftlichen Möglichkeiten nicht<br />

ausgeschöpft. Es besteht daher e<strong>in</strong> dr<strong>in</strong>gender Bedarf an<br />

Testverfahren, mit denen sich unterschiedliche Funklösungen<br />

unter Berücksichtigung relevanter E<strong>in</strong>flüsse applikationsspezifisch<br />

bezüglich des Zeit- und Fehlerverhaltens<br />

bewerten lassen.<br />

Dieser Beitrag stellt die wesentlichen Ergebnisse des<br />

Forschungsvorhabens „Entwicklung von Standardtests<br />

zur e<strong>in</strong>heitlichen Bewertung <strong>in</strong>dustrieller Funklösungen“<br />

(FITS) [2] vor. Ziel war es, geeignete Standardtestfälle<br />

zur e<strong>in</strong>heitlichen Zeit- und Fehlerbewertung <strong>in</strong>dustrieller<br />

Funklösungen mit Bezug auf ausgewählte Klassen<br />

<strong>in</strong>dustrieller Automatisierungsanwendungen bereitzustellen.<br />

Hierbei wurden folgende thematische<br />

Schwerpunkte adressiert:<br />

Verbesserung der Produktbewertung<br />

durch validierte Methoden und Modelle<br />

Unterstützung des Qualitätsmanagements<br />

durch systematisches Vorgehen<br />

Verbesserung der Tran<strong>sparen</strong>z<br />

durch e<strong>in</strong>heitliche Verfahren<br />

Unterstützung der Realisierung<br />

zuverlässiger Funklösungen<br />

Vermeidung von Fehl<strong>in</strong>vestitionen<br />

Im Rahmen der Arbeiten wurden zunächst Kenngrößen<br />

und statistische Parameter zur Zeit- und Fehlerbewertung<br />

sowie relevante E<strong>in</strong>flussgrößen spezifiziert. Basierend<br />

darauf s<strong>in</strong>d Anwendungsprofile und dazu passende<br />

Testfälle def<strong>in</strong>iert worden. Fußend auf repräsentativen<br />

Messungen <strong>in</strong> realen Umgebungen wurden für diese<br />

Standardtests geeignete Modellbeschreibungen und<br />

Testverfahren entwickelt und mit Validierungs- und Erprobungsmessungen<br />

verifiziert. Exemplarische Ergebnisse<br />

werden <strong>in</strong> diesem Beitrag vorgestellt. Abschließend<br />

werden Performance-Klassen A, B, C mit e<strong>in</strong>er zusätzlichen<br />

Angabe der absoluten und zeitabhängigen Verfügbarkeit<br />

vorgeschlagen.<br />

1. KONZEPT<br />

1.1 Betrachtungsraum<br />

Als Ausgangspunkt für die Beschreibung der Standardtests<br />

mit Bezug zu <strong>in</strong>dustriellen Automatisierungsanwendungen<br />

wird der Betrachtungsraum beschrieben.<br />

Bild 1 zeigt die Abstraktion e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>dustriellen Automatisierungsanwendung<br />

mit verteilten und gegebenenfalls<br />

mobilen Anlagenbestandteilen.<br />

Die verteilten Anlagenbestandteile s<strong>in</strong>d mit Funkgeräten<br />

ausgerüstet, die e<strong>in</strong> Netzwerk bilden und somit<br />

e<strong>in</strong>e drahtlose Kommunikation über e<strong>in</strong> Funkmedium<br />

ermöglichen. Konkrete Aussagen über die Art der Funkgeräte<br />

beziehungsweise über das Funknetzwerk, das sie<br />

bilden, werden nicht getroffen. Es wird lediglich festgestellt,<br />

dass e<strong>in</strong>e Schnittstelle zwischen den verteilten<br />

Automatisierungskomponenten und den Funkgeräten<br />

existiert und dass e<strong>in</strong> Funknetzwerk neben den Funkgeräten<br />

auch Infrastrukturkomponenten be<strong>in</strong>halten<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013<br />

45


HAUPTBEITRAG<br />

kann. Das Zeit- und Fehlerverhalten e<strong>in</strong>er konkreten<br />

Funklösung (Funkgerät oder Funknetzwerk) wird durch<br />

Kenngrößen charakterisiert, deren Werte sich auf die<br />

Schnittstelle zwischen Funkgerät und Anwendungskomponente<br />

beziehen. Diese Festlegung ist nötig, um<br />

e<strong>in</strong>e anwendungsorientierte Bewertung der Funklösung<br />

zu ermöglichen.<br />

Das Konzept der Standardtests sieht vor, die <strong>in</strong>dustrielle<br />

Automatisierungsanwendung durch e<strong>in</strong> def<strong>in</strong>iertes<br />

Verhalten und mit Hilfe standardisierter E<strong>in</strong>flussgrößen<br />

und E<strong>in</strong>flussgrößenwerte abzubilden (siehe Bild 2). Das<br />

geschieht durch e<strong>in</strong>e Testanwendung, die standardisierte<br />

Testfälle abarbeitet. Dazu werden <strong>in</strong> für den Testfall<br />

def<strong>in</strong>ierten Intervallen Kommunikationsanforderungen<br />

an der Anwendungsschnittstelle ausgelöst. Anschließend<br />

werden die Ereignisse an den Anwendungsschnittstellen<br />

genutzt, um die Kenngrößen zu ermitteln, die das<br />

Zeit- und Fehlerverhalten des zu testenden Systems charakterisieren.<br />

Die Eigenschaften des Übertragungskanals<br />

werden ebenfalls mit standardisierten Größen und Wertebereichen<br />

entsprechend den Standardtestfällen abgebildet.<br />

Das geschieht mit Hilfe e<strong>in</strong>es Kanalemulators.<br />

Das zu testende System (system under test, SUT) be<strong>in</strong>haltet<br />

die zu testenden Funkgeräte (devices under<br />

test, DUT) und gegebenenfalls weitere Infrastrukturkomponenten.<br />

Es bedient die def<strong>in</strong>ierten Kommunikationsanforderungen<br />

e<strong>in</strong>es Testfalls und nutzt zur Übertragung<br />

den für diesen Testfall spezifizierten Übertragungskanal.<br />

Entsprechend dieses Ansatzes werden<br />

Parameter def<strong>in</strong>iert, um die Anforderungen an die<br />

Funkkommunikation sowie die Bed<strong>in</strong>gungen dafür<br />

quantitativ beschreiben zu können. Damit lassen sich<br />

Funklösungen e<strong>in</strong>heitlich und unter reproduzierbaren<br />

Bed<strong>in</strong>gungen untersuchen.<br />

1.2 Anforderungen und E<strong>in</strong>flussgrößen<br />

Anwendungsbezogene E<strong>in</strong>flussgrößen auf die Funkkommunikation<br />

werden verwendet, um die Kommunikationsanforderungen<br />

e<strong>in</strong>er Automatisierungsanwendung<br />

zu formulieren. Des Weiteren bestimmen diese E<strong>in</strong>flussgrößen<br />

gewisse Bed<strong>in</strong>gungen, unter denen das Kommunikationsnetzwerk<br />

die Anforderungen erfüllen soll.<br />

Hierzu gehören:<br />

Kommunikationsnetzwerk (Anzahl der Kommunikationsgeräte,<br />

Anzahl logischer Verb<strong>in</strong>dungen,<br />

räumliche Ausdehnung, Security-Funktionalität)<br />

Logische Kommunikationsverb<strong>in</strong>dung (Endpunkte,<br />

Abstand zwischen Kommunikationsgeräten,<br />

Safety-Funktionalität)<br />

Kommunikationsgerät (Position, Bewegung)<br />

Kommunikationslast (Nutzdatenlänge, zyklisch<br />

oder ereignisgesteuert, Sendezeitabstand)<br />

Umgebungsbezogene E<strong>in</strong>flussgrößen beschreiben die<br />

Bed<strong>in</strong>gungen der Anwendungsumgebung. Dazu gehören<br />

die Charakteristik des E<strong>in</strong>satzbereiches, die natürlichen<br />

Umgebungsbed<strong>in</strong>gungen sowie der E<strong>in</strong>fluss von Frequenznutzern.<br />

Dabei wird unterschieden zwischen Frequenznutzern<br />

zur Funkkommunikation und anderen<br />

Nutzungen elektromagnetischer Wellen, zum Beispiel<br />

zur Trocknung von Werkstoffen oder zum Erhitzen.<br />

Gerätespezifische E<strong>in</strong>flussgrößen der Funkgeräte und<br />

Funknetzwerke bee<strong>in</strong>flussen deren Zeit- und Fehlerverhalten.<br />

Beispielhaft seien genannt:<br />

Funksystem (Funktechnologie, Topologie, Modulation,<br />

Medienzugriffsverfahren, Datensicherungsverfahren,<br />

...)<br />

Frequenzband (Mittenfrequenz, Bandbreite)<br />

Funkgerät (Sendeleistung, Empfängerempf<strong>in</strong>dlichkeit,<br />

Antennenanzahl, ...)<br />

Antennen (Richtdiagramm, Gew<strong>in</strong>n, Polarisation, ...)<br />

In erster L<strong>in</strong>ie müssen die Funkgeräte und Funknetzwerke<br />

den Anforderungen und Bed<strong>in</strong>gungen der automatisierungstechnischen<br />

Anwendung entsprechen.<br />

Das trifft beispielsweise auf den Abstand der Funkgeräte<br />

zu, auf die Umgebungsbed<strong>in</strong>gungen oder auf die<br />

Bewegungseigenschaften bei mobilen oder beweglichen<br />

Anlagenteilen. Bezüglich der Funktechnologie,<br />

des Funkstandards beziehungsweise der konkreten<br />

Funkgeräte bestehen oft mehrere Optionen. Mit der<br />

Entscheidung diesbezüglich werden die möglichen<br />

Topologien festgelegt.<br />

2. ANWENDUNGSPROFILE UND STANDARDTESTFÄLLE<br />

E<strong>in</strong> Anwendungsprofil beschreibt die Anforderungen e<strong>in</strong>er<br />

Applikation an die Kommunikation. Da <strong>in</strong>dustrielle<br />

Anwendungen sehr unterschiedlich s<strong>in</strong>d, haben unterschiedliche<br />

drahtlose Lösungen ihre Dase<strong>in</strong>sberechtigung.<br />

Aus diesem Grund müssen Standardtestfälle die Anforderungen<br />

der <strong>in</strong>dustriellen Anwendungen berücksichtigen.<br />

Die erste allgeme<strong>in</strong>e Analyse von Anforderungen an<br />

die <strong>in</strong>dustrielle Funkkommunikation wurde <strong>in</strong> der<br />

VDI/VDE-Richtl<strong>in</strong>ie 2185 [1] veröffentlicht. In dieser<br />

Richtl<strong>in</strong>ie werden Automatisierungsfelder wie Fabrikund<br />

Prozessautomation berücksichtigt. Die ISA 100<br />

def<strong>in</strong>iert fünf Anwendungsklassen [3], die im Grunde<br />

für alle <strong>in</strong> der VDI/VDE-Richtl<strong>in</strong>ie aufgelisteten Automationsbranchen<br />

relevant s<strong>in</strong>d. Allerd<strong>in</strong>gs existiert<br />

neben der Beschreibung, was Sicherheit, Regelung oder<br />

Monitor<strong>in</strong>g bedeutet, ke<strong>in</strong>e quantitative Def<strong>in</strong>ition. Deshalb<br />

s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Testfälle von diesen Def<strong>in</strong>itionen ableitbar.<br />

Die Namur-Empfehlung 124 [4] def<strong>in</strong>iert drei Anwendungsklassen<br />

für die Prozessautomation, aber wiederum<br />

ohne quantitative Angaben. Des Weiteren wurden<br />

<strong>in</strong> der Profibus-Nutzerorganisation Anforderungen<br />

speziell für die Fertigungsautomation zur Spezifikation<br />

e<strong>in</strong>es Wireless-Sensor-Aktornetzwerkes (WSAN) zusammengetragen<br />

[5].<br />

Im Projekt FITS wurde e<strong>in</strong> Ansatz entwickelt, welcher<br />

die genannten Dokumente berücksichtigt sowie die Erfahrungen<br />

aus der aktiven Mitarbeit <strong>in</strong> entsprechenden<br />

Gremien und Normungsorganisationen. Tabelle 1 zeigt<br />

die ausgewählten fünf Anwendungsprofile und spezifi-<br />

46<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013


BILD 1: Abstraktion des Betrachtungsraums<br />

BILD 2: Konzept für Standardtests von<br />

Funklösungen für die <strong>in</strong>dustrielle Automation<br />

E<strong>in</strong>flussgröße<br />

(anwendungsbezogen)<br />

Masch<strong>in</strong>e<br />

Fabrikhalle<br />

Prozessanlage<br />

(Indoor)<br />

Prozessanlage<br />

(Outdoor)<br />

Anzahl an Kommunikationsgeräten 16 50 100 100 2<br />

Räumliche Ausdehnung des<br />

Kommunikationssystems (L x B x H)<br />

Abstand zwischen den<br />

Kommunikationsgeräten<br />

5 m x 5 m<br />

x 5 m<br />

100 m x 25 m<br />

x 10 m<br />

100 m x 25 m<br />

x 15 m<br />

500 m x 500 m<br />

x 15 m<br />

Spezielle<br />

Applikation<br />

(Fahrstuhl)<br />

3 m x 3 m<br />

x 25 m<br />

10 m 100 m 100 m 700 m 25 m<br />

Bewegung der Kommunikationsgeräte 0 m/s, 5 m/s 1,5 m/s 0 0 2,5 m/s<br />

Nutzdatenlänge 2 Oktett 64 Oktett 20 Oktett 20 Oktett 2 Oktett<br />

Initiierung der Datenübertragung periodisch periodisch periodisch periodisch periodisch<br />

Sendezeitabstand 100 ms 250 ms 4 s 4 s 50 ms<br />

Sichtkontakt NLOS NLOS NLOS, OLOS NLOS, OLOS OLOS<br />

Andere Funkkommunikationssysteme WLAN WLAN WLAN WLAN WLAN<br />

Medienbelegung<br />

(benachbarter Kanal)<br />

1518 Oktett /<br />

1,8 ms<br />

1518 Oktett /<br />

1,8 ms<br />

1518 Oktett /<br />

1,8 ms<br />

1518 Oktett /<br />

1,8 ms<br />

1518 Oktett /<br />

1,8 ms<br />

E<strong>in</strong>satzbereich Indoor Indoor Indoor Outdoor Indoor<br />

TABELLE 1: Anwendungsprofile (non-/obstructed l<strong>in</strong>e of sight, NLOS/OLOS)<br />

ziert deren relevante E<strong>in</strong>flussgrößenwerte beziehungsweise<br />

Bed<strong>in</strong>gungen. Bei den Werten handelt es sich um<br />

zweckmäßige Festlegungen, die aus den Diskussionen<br />

<strong>in</strong> Arbeitskreisen der GMA, PNO, ZVEI sowie im projektbegleitenden<br />

Arbeitskreis abgeleitet wurden.<br />

Ausgehend von den Festlegungen der Anwendungsprofile<br />

wurden vier Testreihen mit je zwei bis fünf Standardtestfällen<br />

abgeleitet. Welchen Testfällen e<strong>in</strong>e Funklösung<br />

unterzogen werden soll, hängt von den <strong>in</strong>s Auge<br />

gefassten Anwendungsprofilen ab. Den Anwender werden<br />

<strong>in</strong> der Regel nur die Ergebnisse des für den Zielmarkt<br />

relevanten Anwendungsprofils <strong>in</strong>teressieren. Somit ist<br />

nicht für jedes Produkt die Durchführung aller Testreihen<br />

erforderlich.<br />

3. KENNGRÖSSEN<br />

Im Gegensatz zu E<strong>in</strong>flussgrößen, die Anforderungen<br />

und Bed<strong>in</strong>gungen für die zu testende Funklösung be-<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013<br />

47


HAUPTBEITRAG<br />

schreiben, werden messtechnisch zu bestimmende<br />

Kenngrößen verwendet, um die Performance der Funklösung<br />

zu bewerten. Hierbei gilt es aus Gründen der<br />

Effektivität, möglichst wenige generische Kenngrößen<br />

auszuwählen. Dabei ist darauf zu achten, dass die ausgewählten<br />

Kenngrößen das System bezüglich Verfügbarkeit<br />

und Echtzeitfähigkeit nach wie vor e<strong>in</strong>deutig<br />

charakterisieren.<br />

Zunächst werden primäre Kenngrößen def<strong>in</strong>iert:<br />

Die Übertragungszeit (transmission time, t TT ) gibt<br />

an, wie lange die Übertragung e<strong>in</strong>es Nutzdatums<br />

vom Producer (zum Beispiel e<strong>in</strong> Sensor) bis zum<br />

Consumer (zum Beispiel e<strong>in</strong>e Steuerung) dauert. Es<br />

ist der Zeitabschnitt von der Übergabe des ersten<br />

Bestandteils der Nutzdaten (Bit oder Oktett) an der<br />

Schnittstelle zwischen Anwendung und Funkkommunikation<br />

e<strong>in</strong>es Producers bis zur Übergabe des<br />

letzten Bestandteils derselben Nutzdaten an der<br />

Schnittstelle zwischen Funkkommunikation und<br />

Anwendung e<strong>in</strong>es Consumers (Bild 3). Diese Kenngröße<br />

berücksichtigt beispielsweise die bitratenabhängige<br />

Sende- und Empfangszeit (t TX , t RX ) und die<br />

Zeit für Telegrammwiederholungen im Fehlerfall.<br />

Die Aktualisierungszeit (update time, t UT ) entspricht<br />

im Idealfall dem Sendezeit<strong>in</strong>tervall t TI (Bild 3). Das<br />

heißt, die übertragenen Nutzdaten werden an der<br />

Anwendungsschnittstelle des Consumers <strong>in</strong> denselben<br />

zeitlichen Abständen übernommen, wie sie<br />

an der Anwendungsschnittstelle des Producers<br />

übergeben wurden. Die Aktualisierungszeit ist def<strong>in</strong>iert<br />

als der Zeitabschnitt von der Übergabe des<br />

letzten Bestandteils der Nutzdaten e<strong>in</strong>es Producers<br />

an der Anwendungsschnittstelle e<strong>in</strong>es Consumers<br />

bis zur Übergabe des letzten Bestandteils der unmittelbar<br />

nachfolgend übertragenen Nutzdaten vom<br />

gleichen Producer. Die Aktualisierungszeit ist besonders<br />

für die Bewertung der Echtzeitfähigkeit<br />

von Anwendungen mit periodischem Kommunikationsbedarf<br />

geeignet.<br />

Anzahl verlorener Pakete N PL : E<strong>in</strong> Paket gilt als<br />

verloren, wenn e<strong>in</strong> an der Anwendungsschnittstelle<br />

des Producers übergebenes Paket nicht an der<br />

Anwendungsschnittstelle des Consumers übergeben<br />

wird. Zusätzlich gilt e<strong>in</strong> empfangenes Paket<br />

auch dann als verloren, wenn dessen Übertragungszeit<br />

größer als e<strong>in</strong> Maximalwert ist. Außerdem wird<br />

bei Paketvertauschungen das verspätete Paket als<br />

BILD 3: Def<strong>in</strong>ition zeitlicher Kenngrößen<br />

zur Bewertung von Funklösungen<br />

BILD 5: Schematischer Aufbau des Emulators<br />

BILD 4: Beispiel e<strong>in</strong>es zeit- und frequenzselektiven<br />

Übertragungs faktors H(f,t) als<br />

Spektrogramm. Dargestellt ist der<br />

Betrag des Übertragungsfaktors von<br />

-65 ... -40 dB im Frequenzbereich 2,42 ...<br />

2,46 GHz über e<strong>in</strong>en Zeitraum von 10 s.<br />

48<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013


Wissenschaftlich<br />

fundierte Beiträge zur<br />

Anlagensicherheit<br />

Safety <strong>in</strong> der Praxis<br />

Die Automatisierungstechnik wird durch neue Forschungen und Entwicklungen<br />

bestimmt. Damit Ingenieure fit für ihren Job s<strong>in</strong>d und die aktuellen Trends <strong>in</strong> der<br />

Automatisierungstechnik schnell und praktisch zur Hand haben, hat die Zeitschrift<br />

„<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> – Automatisierungstechnische Praxis“ die Buchreihe „<strong>atp</strong> kompakt“<br />

etabliert. Daraus ersche<strong>in</strong>t der mittlerweile sechste Band: „Safety <strong>in</strong> der Praxis“.<br />

Hrsg.: Leon Urbas<br />

1. Auflage 2014<br />

112 Seiten, farbig, Broschur<br />

ISBN: 978-3-8356-7115-7<br />

Preis: € 59,–<br />

www.di-verlag.de<br />

Das Buch ersche<strong>in</strong>t im DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />

Jetzt bestellen!<br />

WISSEN FÜR DIE<br />

ZUKUNFT<br />

Bestellung per Fax: +49 201 / 820 Deutscher 02-34 Industrieverlag oder GmbH abtrennen | Arnulfstr. und 124 im | Fensterumschlag 80636 München e<strong>in</strong>senden<br />

Ja, ich bestelle gegen Rechnung 3 Wochen zur Ansicht<br />

___Ex.<br />

Safety <strong>in</strong> der Praxis<br />

1. Auflage 2014 – ISBN: 978-3-8356-7115-7 für € 59,– (zzgl. Versand)<br />

Firma/Institution<br />

Vorname, Name des Empfängers<br />

Straße / Postfach, Nr.<br />

Land, PLZ, Ort<br />

Telefon<br />

Telefax<br />

Antwort<br />

Vulkan-Verlag GmbH<br />

Versandbuchhandlung<br />

Postfach 10 39 62<br />

45039 Essen<br />

E-Mail<br />

Branche / Wirtschaftszweig<br />

Bevorzugte Zahlungsweise Bankabbuchung Rechnung<br />

Bank, Ort<br />

Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung <strong>in</strong>nerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen <strong>in</strong> Textform (z.B.<br />

Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beg<strong>in</strong>nt nach Erhalt dieser Belehrung <strong>in</strong> Textform.<br />

Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH,<br />

Versandbuchhandlung, Postfach 10 39 62, 45039 Essen.<br />

Bankleitzahl<br />

Ort, Datum, Unterschrift<br />

Kontonummer<br />

PAATP62013<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit e<strong>in</strong>verstanden, dass ich<br />

vom DIV Deutscher Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über <strong>in</strong>teressante, fachspezifische Medien und Informationsangebote <strong>in</strong>formiert und beworben werde.<br />

Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


HAUPTBEITRAG<br />

Verlust gewertet, selbst wenn es den Maximalwert<br />

noch nicht überschritten hat.<br />

Aus den primären Kenngrößen werden zwei sekundäre<br />

Kenngrößen abgeleitet:<br />

Die Verfügbarkeit (availability, A) ist e<strong>in</strong> Maß für die<br />

Fähigkeit, während e<strong>in</strong>es gegebenen Zeit<strong>in</strong>tervalls<br />

e<strong>in</strong>e geforderte Funktion zu erfüllen. Angewandt auf<br />

die Funktion e<strong>in</strong>er Funklösung ist die Verfügbarkeit<br />

das Verhältnis der Zeit der fehlerfreien Datenübertragung<br />

(uptime, t U ) zu e<strong>in</strong>em Betrachtungszeitraum<br />

(observation time, t O ). Werden während des Betrachtungszeitraums<br />

<strong>in</strong>sgesamt N TX Telegramme gesendet<br />

und N RX Telegramme davon korrekt empfangen, so<br />

kann deren Verhältnis für die Bestimmung der Verfügbarkeit<br />

verwendet werden.<br />

A = t U<br />

t O<br />

N RX<br />

N TX<br />

= (1)<br />

Ist der Betrachtungszeitraum t O kle<strong>in</strong>er als die gesamte<br />

Messzeit t M , so ergibt sich mit ∆N TX und ∆N RX<br />

als den im Betrachtungszeitraum gesendeten und<br />

empfangenen Telegrammen e<strong>in</strong>e zeitabhängige Verfügbarkeit:<br />

a(t) = ∆N RX<br />

∆N TX<br />

(2)<br />

Bei e<strong>in</strong>em zu langen Betrachtungszeitraum lassen<br />

sich gehäufte Paketverluste und damit zeitlich begrenzte<br />

E<strong>in</strong>brüche der Verfügbarkeit nicht erkennen.<br />

Für die Bestimmung der zeitabhängigen Verfügbarkeit<br />

nach Gleichung (2) sollte daher der Betrachtungszeitraum<br />

aus dem Sendezeit<strong>in</strong>tervall t TI abgeleitet<br />

werden.<br />

t O = 10 ∙ t TI (3)<br />

ist e<strong>in</strong>e zu empfehlende Größe.<br />

Oft wird statt der Verfügbarkeit die Paketverlustrate<br />

(packet loss rate, PLR) zur Bewertung e<strong>in</strong>es Kommunikationssystems<br />

herangezogen:<br />

N<br />

PLR = PL N<br />

= TX − N RX<br />

= 1 − A(4)<br />

N TX N TX<br />

plr(t) =<br />

∆N PL<br />

∆N TX<br />

= 1 − a(t) (5)<br />

4. MODELLIERUNG INDUSTRIELLER FUNKKANÄLE<br />

Die geeignete Modellierung <strong>in</strong>dustrieller Funkkanäle<br />

ist e<strong>in</strong> notwendiger Bestandteil des entwickelten Messverfahrens.<br />

Messungen <strong>in</strong> realen Umgebungen s<strong>in</strong>d sehr<br />

aufwendig und dadurch kostspielig, nicht reproduzierbar<br />

und wegen e<strong>in</strong>es laufenden Produktionsprozesses<br />

ist der Zugang zu dieser Umgebung oft nicht möglich.<br />

E<strong>in</strong>e geeignete Funkkanalemulation vermeidet diese<br />

BILD 6: Exemplarischer Aufbau des Testsystems.<br />

Oben: PC-Steuerung; Mitte von l<strong>in</strong>ks: Multiface,<br />

optionaler Spektrumanalysator, Vektor-Signalgenerator,<br />

Multiface; unten von l<strong>in</strong>ks: Testbox<br />

mit DUT, Kanalemulator, Testbox mit DUT<br />

Probleme. Erst damit wird e<strong>in</strong>e Vergleichbarkeit getesteter<br />

Funklösungen unterschiedlicher Standards und<br />

Hersteller ermöglicht.<br />

4.1 Vermessung <strong>in</strong>dustrieller Funkkanäle<br />

Die vorbereitende Arbeit für die Modellierung der<br />

Funkkanäle war die Analyse der relevanten HF-Übertragungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

für die spezifizierten Anwendungsklassen.<br />

Vor jeder Messung wurde die jeweilige<br />

Umgebung mittels der festgelegten E<strong>in</strong>flussgrößen beschrieben.<br />

Anschließend wurden HF-Messungen <strong>in</strong><br />

der realen Umgebung durchgeführt. Für die Charakterisierung<br />

e<strong>in</strong>es Funkkanals wird zweckmäßig der<br />

komplexe Übertragungsfaktor H(f) verwendet. Er ist<br />

identisch mit dem Streuparameter s 21 , der zum Beispiel<br />

mit e<strong>in</strong>em vektoriellen Netzwerkanalysator ermittelt<br />

werden kann. Der Übertragungsfaktor wird<br />

durch Mehrwegeausbreitung frequenzabhängig und<br />

durch Bewegungseffekte zeitabhängig. Bild 4 zeigt e<strong>in</strong><br />

Beispiel, bei dem der Funksender an e<strong>in</strong>em Roboterarm<br />

platziert wurde.<br />

Die wichtigsten statistischen Kenngrößen des durch<br />

Mehrwegeausbreitung verursachten frequenzabhängigen<br />

Übertragungsfaktors H(f) s<strong>in</strong>d der Medianwert H Median und<br />

die Schwankungshöhe ∆H 1090 . Der Median ist im Gegensatz<br />

zum Mittelwert robust gegenüber e<strong>in</strong>zelnen Ausreißern.<br />

Die Schwankungshöhe ∆H 1090 bezeichnet den Be-<br />

50<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013


TABELLE 2: Gerätespezifische E<strong>in</strong>flussgrößen (Auszug aus der Testspezifikation)<br />

Funksystem Wisa Base Station/Client Bluetooth Master/Slave<br />

Modulation GFSK, FHSS GFSK, FHSS<br />

Bitrate der physikalischen Verb<strong>in</strong>dung 1 MBit/s 1 MBit/s<br />

Medienzugriffsmechanismus FH, FDD, TDMA FH, TDMA<br />

Adaptivität ke<strong>in</strong>e Adaptive Frequency Hopp<strong>in</strong>g (AFH)<br />

Sendeleistung 10 dBm / 0 dBm 20 dBm<br />

Empfängerempf<strong>in</strong>dlichkeit -90 dBm / -72 dBm < -70 dBm<br />

Duty cycle 100 % / 0,32 %<br />

Sendezeit<br />

Pausenzeit<br />

2,048 ms / 0,128 ms<br />

0 / 39,872 ms<br />

Anzahl genutzter Frequenzkanäle 77 79<br />

Management: 11,2 %<br />

Data: 0,41 %<br />

Management: 0,21 ms / 0,21 ms<br />

Data: 0,41 ms<br />

Management: 3,75 ms / 3,75 ms<br />

Data: 100 ms<br />

Mittenfrequenz 2403 MHz + n*1 MHz; n=0,....,76 2402 MHz + n*1 MHz; n=0,....,78<br />

Bandbreite je Kanal 1 MHz 1 MHz<br />

reich, <strong>in</strong> dem ausgehend vom Median 80 % aller Werte<br />

liegen. Durch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>verse Fourier-Transformation wird<br />

∞<br />

H(t) = ∫ –∞ H( f ) ∙ e πft d f(6)<br />

bestimmt, womit sich das Impulsverhalten erkennen<br />

lässt. Dessen wichtigste Kenngröße ist die effektive Verbreiterung<br />

(delay spread) t RMS als Maß für das Abkl<strong>in</strong>gverhalten.<br />

Diese Kenngröße korreliert mit der Kohärenzbandbreite<br />

B C als Maß für die Breite der frequenzabhängigen<br />

Schwankungen. Zusammengefasst gibt es somit<br />

drei unabhängige charakteristische Kenngrößen für den<br />

frequenzabhängigen Übertragungsfaktor.<br />

Die entsprechenden drei unabhängigen statistischen Größen<br />

existieren auch für den durch Bewegungseffekte hervorgerufenen<br />

zeitabhängigen Übertragungsfaktor H(t): Medianwert<br />

H Median und Schwankungshöhe ∆H 1090 . Durch e<strong>in</strong>e<br />

Fourier-Transformation erhält man das Doppler-Spektrum<br />

∞<br />

H(ν) = ∫ –∞ H(t) ∙ e –j2t νt d t(7)<br />

Dessen wichtigste Kenngröße ist die effektive Verbreiterung<br />

(Doppler spread) B D , welche mit der Kohärenzzeit<br />

T C als Maß für die Breite der zeitabhängigen Schwankungen<br />

korreliert ist.<br />

Aus der statistischen Kenngröße H Median des Funkkanals<br />

und den gerätespezifischen E<strong>in</strong>flussgrößen Sendeleistung<br />

P S und Empfängerempf<strong>in</strong>dlichkeit MDS der<br />

Funkgeräte lässt sich mit<br />

M dB = P S,dBm + H Median, dB – MDS dBm (8)<br />

die Verb<strong>in</strong>dungsreserve M (l<strong>in</strong>k marg<strong>in</strong>) angeben. Beispielsweise<br />

ergibt sich für die Sendeleistung 20 dBm mit<br />

-80 dB mittlerem Übertragungsfaktor und e<strong>in</strong>er Empfängerempf<strong>in</strong>dlichkeit<br />

-90 dBm die Verb<strong>in</strong>dungsreserve<br />

30 dB. Die mittlere Empfangsleistung liegt somit 30 dB<br />

oberhalb der Empfängerempf<strong>in</strong>dlichkeit. Dies ist e<strong>in</strong>e<br />

sehr gute Funkverb<strong>in</strong>dung.<br />

Zusätzlich zum Funkkanal müssen für jede Umgebung<br />

die Störemissionen erfasst werden. Hierfür wird das<br />

Emissionsspektrum mit e<strong>in</strong>em echtzeitfähigen<br />

Spektrum analysator und e<strong>in</strong>er isotropen Antenne zeitund<br />

frequenzvariant vermessen. Näheres zu den Messverfahren<br />

f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> [6, 7].<br />

4.2 Emulation <strong>in</strong>dustrieller Funkkanäle<br />

E<strong>in</strong> häufig angewendetes Realisierungspr<strong>in</strong>zip von<br />

Kanalemulatoren verwendet diskrete Signalprozessoren<br />

(DSP) oder programmierbare Logikschaltungen<br />

(FPGA). Leider ist dies jedoch nicht im GHz-Bereich<br />

möglich. Daher muss das E<strong>in</strong>gangssignal zunächst<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en niederfrequenten Bereich heruntergemischt<br />

und anschließend digitalisiert werden. In dieser niederfrequenten<br />

digitalen Ebene wird die eigentliche<br />

Emulation des Funkkanals ausgeführt. Anschließend<br />

wird wiederum zunächst e<strong>in</strong> analoges Signal<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013<br />

51


HAUPTBEITRAG<br />

erzeugt und <strong>in</strong> den ursprünglichen Frequenzbereich<br />

hochgemischt. Dieses Verfahren hat mehrere E<strong>in</strong>schränkungen:<br />

Es kann nur e<strong>in</strong> begrenzter Frequenzbereich umgesetzt<br />

werden. Typisch s<strong>in</strong>d 20 oder 40 MHz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

festgelegten Frequenzbereich.<br />

Das Pr<strong>in</strong>zip funktioniert nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Übertragungsrichtung.<br />

Um die physikalisch erforderliche Übertragungssymmetrie<br />

zu erreichen, s<strong>in</strong>d die Signalverarbeitungsketten<br />

für H<strong>in</strong>- und Rückrichtung getrennt<br />

auszuführen. Der reale Signalweg muss also<br />

künstlich <strong>in</strong> zwei getrennte Richtungen aufgeteilt<br />

werden.<br />

E<strong>in</strong> reales Funksignal durchläuft e<strong>in</strong>en derartigen<br />

Emulator niemals <strong>in</strong> derselben Form wie den realen<br />

Funkkanal, weil es durch elektronische Maßnahmen<br />

verändert wird. Damit ergeben sich systembed<strong>in</strong>gt<br />

Nachteile bezüglich der Echtzeitfähigkeit und<br />

e<strong>in</strong>es begrenzten Datendurchsatzes.<br />

Aus diesen Gründen wird im Beitrag e<strong>in</strong> anderer Ansatz<br />

ohne Frequenzumsetzung und AD-Konversion verfolgt.<br />

Es f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e direkte breitbandige Emulation im realen<br />

Frequenzbereich statt. Bild 5 zeigt das Pr<strong>in</strong>zip. Der Aufbau<br />

des Emulators erfolgt mit Signalteilern (gelbe Markierung),<br />

programmierbaren Dämpfungsgliedern (grüne<br />

Markierung) und Leitungen zur Laufzeitverzögerung<br />

(rote Markierung).<br />

Durch die begrenzte Anzahl der <strong>in</strong>ternen Ausbreitungspfade<br />

kann ke<strong>in</strong>e exakte Nachbildung beliebiger<br />

frequenzselektiver Übertragungsfunktionen erreicht<br />

werden. Doch es hat sich gezeigt, dass reale <strong>in</strong>dustrielle<br />

Funkkanäle ausreichend genau nachgebildet werden<br />

können. Um auch zeitlich schnell veränderliche Kanäle<br />

nachzubilden, wird der Emulator von e<strong>in</strong>em echtzeitfähigen<br />

Industrie-PC gesteuert. Die zeitliche Auflösung<br />

liegt bei 1 ms. Dies bedeutet, dass pro Sekunde 1 000<br />

verschiedene frequenzabhängige Übertragungsfaktoren<br />

emuliert werden können. Dies hat sich für <strong>in</strong>dustrielle<br />

Funkkanäle als ausreichend herausgestellt. Details zur<br />

Generierung und Validierung der Kanalmodelle s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

[2, 6] angegeben.<br />

5. TESTSYSTEM<br />

Basierend auf den theoretischen Vorarbeiten und der Entwicklung<br />

relevanter Standardtestfälle zur e<strong>in</strong>heitlichen<br />

Zeit- und Fehlerbewertung <strong>in</strong>dustrieller Funklösungen<br />

wurden e<strong>in</strong>e Methodik und e<strong>in</strong> System zur Durchführung<br />

dieser Testfälle erarbeitet. Hierzu wurden zunächst<br />

die Anforderungen an e<strong>in</strong> solches Testsystem zusammengetragen.<br />

Dabei handelt es sich <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie um die<br />

BILD 7: Gemessene<br />

Übertragungszeit.<br />

L<strong>in</strong>ks: reale Umgebung;<br />

rechts: Emulation<br />

BILD 8: Gemessene<br />

Aktualisierungszeit.<br />

L<strong>in</strong>ks: reale Umgebung;<br />

rechts: Emulation<br />

52<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013


Umsetzung der <strong>in</strong> den Anwendungsprofilen beschriebenen<br />

Anwendungsanforderungen, den zu erwartenden<br />

Umgebungsbed<strong>in</strong>gungen und den Geräte- und Systemeigenschaften<br />

der Funklösungen. E<strong>in</strong>e exemplarische Umsetzung<br />

des Standardtestsystems ist <strong>in</strong> Bild 6 dargestellt.<br />

Die Anwendungsanforderungen werden durch die <strong>in</strong><br />

Bild 2 gezeigte Standardtestanwendung umgesetzt. Dabei<br />

handelt es sich um e<strong>in</strong>e PC-Software und um verteilte<br />

Testkomponenten. Mit der PC-Software werden<br />

Testprojekte verwaltet, Testfälle ausgewählt, das Testsystem<br />

entsprechend konfiguriert, die Testdurchführung<br />

gesteuert, der Testablauf dokumentiert und aus<br />

den Messergebnissen e<strong>in</strong> Testzertifikat generiert. Zur<br />

echtzeitgerechten Generierung der Testtelegramme und<br />

zur Ermittlung der Kenngrößenwerte lassen sich verschiedene<br />

Geräte e<strong>in</strong>setzen. Für Funkgeräte mit Ethernet-Schnittstelle<br />

bietet sich der E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>es kommerziellen<br />

Analysegeräts (data quality analyser) an. Bei<br />

Funkgeräten mit IO-Schnittstelle können zur Generierung<br />

des Datenverkehrs Funktionsgeneratoren verwendet<br />

werden. Für die Generierung und Vermessung von<br />

Testtelegrammen von Funkgeräten mit digitalen IOoder<br />

seriellen Schnittstellen (RS232, SPI und andere)<br />

eignet sich e<strong>in</strong> spezielles Geräte, das Multiface [8].<br />

Die Anforderungen der Umgebung werden durch das<br />

<strong>in</strong> Bild 2 dargestellte Standardtestmedium umgesetzt.<br />

Dazu gehören e<strong>in</strong> Kanalemulator, geschirmte Testboxen<br />

und Geräte zur Emulation anderer Frequenznutzer,<br />

das heißt Störer. Um äußere E<strong>in</strong>flüsse auszuschließen,<br />

werden die zu testenden Geräte <strong>in</strong> den abgeschirmten<br />

Testboxen untergebracht. Diese s<strong>in</strong>d durch Koaxialleitungen<br />

mit dem Kanalemulator verbunden. Der Kanalemulator<br />

wird entsprechend des gewählten Testfalls<br />

mit e<strong>in</strong>em der im Abschnitt 4 beschriebenen Modelle<br />

<strong>in</strong>dustrieller Funkkanäle konfiguriert. Zur Emulation<br />

anderer Frequenznutzer kommen entweder e<strong>in</strong> Vektor-<br />

Signalgenerator zum E<strong>in</strong>satz oder reale Funkgeräte. Mit<br />

dem Signalgenerator können determ<strong>in</strong>istische und reproduzierbare<br />

Störszenarien emuliert werden. Für<br />

Funkgeräte sprechen e<strong>in</strong> realistischer Mediumszugriff<br />

des Störsystems und damit e<strong>in</strong>e realistische Wechselwirkung<br />

zwischen dem zu testenden System und dem<br />

Störer sowie ger<strong>in</strong>gere Anschaffungskosten. Dabei<br />

wurden auch Szenarien betrachtet, bei denen e<strong>in</strong>e reale<br />

Funklösung zur dauerhaften Versendung von Telegrammen<br />

m<strong>in</strong>destens zwei Funkgeräte benötigt.<br />

Zur Berücksichtigung der Geräte und Systemeigenschaften<br />

der Funklösungen wurden verschiedene Szenarien<br />

untersucht. Die am häufigsten vorkommenden<br />

Anwendungsschnittstellen wurden durch die Auswahl<br />

und Gestaltung der verteilten Testkomponenten berücksichtigt.<br />

Durch die geschirmten Testboxen können Funkgeräte<br />

mit externem Antennenanschluss und Funkgeräte<br />

mit <strong>in</strong>terner, zum Beispiel PCB-Antenne, getestet wer-<br />

BILD 9: Gemessene<br />

Übertragungszeit.<br />

L<strong>in</strong>ks: reale Umgebung;<br />

rechts: Emulation<br />

BILD 10: Gemessene<br />

Aktualisierungszeit.<br />

L<strong>in</strong>ks: reale Umgebung;<br />

rechts: Emulation<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013<br />

53


HAUPTBEITRAG<br />

den. Es s<strong>in</strong>d Testszenarien für zu testende Funklösungen<br />

mit e<strong>in</strong>em oder mehreren Geräten sowie mit Infrastrukturkomponente<br />

(zum Beispiel Basisstation) betrachtet<br />

worden. Alle Geräte des Testsystems s<strong>in</strong>d über Ethernet<br />

mite<strong>in</strong>ander verbunden und werden von der Standardtestanwendung<br />

konfiguriert und gesteuert. Im Rahmen<br />

des Forschungsvorhabens wurde der Demonstrator e<strong>in</strong>es<br />

Testsystems realisiert, mit dem dann Validierungstests<br />

durchgeführt werden konnten. Ergebnisse dieser Validierungstests<br />

werden nachfolgend beschrieben.<br />

6. EXEMPLARISCHE TESTERGEBNISSE<br />

Um e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druck typischer Messergebnisse zu vermitteln,<br />

werden exemplarisch Testergebnisse der Anwendungsprofile<br />

Masch<strong>in</strong>e und Fabrikhalle mit den Funksystemem<br />

Wisa und Bluetooth vorgestellt. Tabelle 2 zeigt<br />

e<strong>in</strong>ige gerätespezifische E<strong>in</strong>flussgrößen. Es handelt sich<br />

jeweils um kommerzielle Standardprodukte.<br />

6.1 Anwendungsprofil Masch<strong>in</strong>e – Wisa<br />

Die Messungen <strong>in</strong> realer Umgebung wurden <strong>in</strong> der Werkzeugproduktion<br />

e<strong>in</strong>es Automatisierungsunternehmens<br />

durchgeführt. Dieses Testszenario entspricht den Bed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er typischen <strong>in</strong>dustriellen Fertigungszelle.<br />

Die Entfernung zwischen Producer und Consumer betrug<br />

7,5 m bei gestörter Sichtverb<strong>in</strong>dung. Als Funksystem<br />

wurde Wisa (Tabelle 2) verwendet. Die Verb<strong>in</strong>dungsreserve<br />

betrug M = 31 dB. Somit handelt es sich um e<strong>in</strong>e<br />

ausgezeichnete Funkverb<strong>in</strong>dung. Die Bilder 7 und 8 zeigen<br />

die Histogramme der gemessenen Übertragungs- und<br />

Aktualisierungszeit ohne Störer. In beiden Fällen liegt<br />

e<strong>in</strong>e nahezu perfekte Übere<strong>in</strong>stimmung zwischen den<br />

Ergebnissen der realen Umgebung und der emulierten<br />

Laborumgebung vor. Paketverluste traten nicht auf; die<br />

Verfügbarkeit war 100 %.<br />

6.2 Anwendungsprofil Fabrikhalle – Bluetooth<br />

Die Messungen <strong>in</strong> realer Umgebung wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Fertigungshalle<br />

e<strong>in</strong>es Automatisierungsunternehmens<br />

durchgeführt. Die Entfernung zwischen Producer und<br />

Consumer betrug 72 m bei gestörter Sichtverb<strong>in</strong>dung.<br />

Dieses Testszenario spiegelt die Bed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

typischen Fertigungshalle wider.<br />

Als Funksystem wurde Bluetooth (Tabelle 2) verwendet.<br />

Die Verb<strong>in</strong>dungsreserve betrug lediglich M = 6 dB.<br />

Somit handelt es sich um e<strong>in</strong>e kritische Funkverb<strong>in</strong>dung<br />

an der Grenze der Systemempf<strong>in</strong>dlichkeit. Die<br />

Bilder 9 und 10 zeigen die Histogramme der gemessenen<br />

Übertragungs- und Aktualisierungszeit ohne Störer.<br />

Auch hier liegt <strong>in</strong> beiden Fällen e<strong>in</strong>e sehr gute Übere<strong>in</strong>stimmung<br />

zwischen den Ergebnissen der realen Umgebung<br />

und der emulierten Laborumgebung vor. Es traten<br />

ke<strong>in</strong>e Paketverluste auf, sodass die Verfügbarkeit erneut<br />

100 % war.<br />

7. PERFORMANCE-KLASSEN<br />

Nach der Def<strong>in</strong>ition von Anwendungsprofilen und der<br />

Herleitung von Standardtestfällen ist es für e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>facheren<br />

Vergleich drahtloser Funklösungen s<strong>in</strong>nvoll,<br />

Performance-Klassen e<strong>in</strong>zuführen. Hierzu werden drei<br />

Performance-Klassen zur Bewertung des Zeitverhaltens<br />

def<strong>in</strong>iert (Bild 11):<br />

Klasse A: Die Anforderungen der Anwendung<br />

werden erfüllt.<br />

Klasse B: Die Anforderungen der Anwendung<br />

werden mit akzeptabler Toleranz erfüllt.<br />

Klasse C: Die Anforderungen der Anwendung<br />

werden nicht erfüllt.<br />

Zur Festlegung der Klassengrenzen s<strong>in</strong>d die E<strong>in</strong>flussgrößen<br />

der Anwendungsprofile zu berücksichtigen. Als<br />

Klassengrenze t A wird die maximale Übertragungszeit<br />

je Verb<strong>in</strong>dung def<strong>in</strong>iert:<br />

t A = t TI<br />

n LL<br />

(9)<br />

Hierbei bezeichnet n LL die Anzahl der logischen Verb<strong>in</strong>dungen<br />

<strong>in</strong>nerhalb des Netzwerks und t TI das anwendungsbezogene<br />

Sendezeit<strong>in</strong>tervall. Die Klassengrenze<br />

t B wird mit<br />

t B = 2 ∙ t A (10)<br />

aus t A abgeleitet, wobei der Faktor 2 e<strong>in</strong>e akzeptable Toleranz<br />

berücksichtigt, die sich im Verlauf der Untersuchungen<br />

als s<strong>in</strong>nvoll erwiesen hat.<br />

Um nun e<strong>in</strong>e Funklösung e<strong>in</strong>er Performance-Klasse<br />

zuweisen zu können, werden die <strong>in</strong> den Standardtests<br />

ermittelten Kenngrößenwerte Übertragungs- und Aktualisierungszeit<br />

(t TT , t UT ) verwendet. Als statistische<br />

Kennwerte dieser Kenngrößen werden der Perzentil-<br />

95-Wert der Übertragungszeit t TT,95 und die Standardabweichung<br />

der Aktualisierungszeit t UT,SD herangezogen.<br />

Die Verwendung dieser statistischen Kenngrößen ist<br />

s<strong>in</strong>nvoll, weil dadurch e<strong>in</strong>zelne Ausreißer der Messergebnisse<br />

nicht <strong>in</strong>s Gewicht fallen. Die Verwendung der<br />

maximalen Übertragungszeit (siehe zum Beispiel<br />

Bild 9) würde zu sehr starken Bewertungsschwankungen<br />

führen.<br />

Die Summe der beiden Kenngrößen t TT,95 und t UT,SD wird<br />

nun bezüglich der Klassengrenze bewertet:<br />

Klasse A: t TT,95 + t UT,SD ≤ t A (11)<br />

Klasse B: t A < t TT,95 + t UT,SD ≤ t B (12)<br />

Klasse C: t B < t TT,95 + t UT,SD (13)<br />

Als Beispiel s<strong>in</strong>d die sich daraus ergebenden Performance-Klassen-Grenzen<br />

der e<strong>in</strong>zelnen Applikationsprofile<br />

<strong>in</strong> Tabelle 3 aufgelistet.<br />

Als Ergebnis zeigt Tabelle 4 beispielhaft e<strong>in</strong>e Übersicht<br />

über Testergebnisse für verschiedene Funklösungen und<br />

54<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013


BILD 11:<br />

Performance-<br />

Klassen<br />

Masch<strong>in</strong>e Fabrikhalle Prozessanlage<br />

Spezielle<br />

Applikation<br />

Anzahl logischer Verb<strong>in</strong>dungen 16 50 100 1<br />

Sendezeitabstand / ms 100 250 4000 50<br />

Klassengrenze A / ms 6,25 5 40 50<br />

Klassengrenze B / ms 12,5 10 80 100<br />

TABELLE 3:<br />

Performance-<br />

Klassen-Grenzen<br />

der e<strong>in</strong>zelnen<br />

Applikationsprofile<br />

Standard<br />

TG name<br />

Standard<br />

TC name<br />

TT UT Performance class<br />

Mode P95 Mean SD Symbol Time Availability<br />

Mach<strong>in</strong>e Standard 35,7 45,9 100,4 16,9 Ð 62,8 C 99,52%<br />

Mach<strong>in</strong>e Interferer 15,8 18,9 40,0 3,4 Ð 5,6 A 100,00%<br />

Factory hall Standard 10,2 12,8 32,0 1,6 Ð 14,4 C 100,00%<br />

Factory hall Standard 0,3 2,4 31,9 2,1 P 4,5 A 99,96%<br />

Factory hall Interferer 0,3 2,5 33,0 6,0 ! 8,5 B 97,92%<br />

Factory hall Standard 0,4 0,6 32,0 0,3 P 0,9 A 100,00%<br />

Factory hall Interferer 0,6 4,2 32,2 6,7 Ð 10,9 C 99,53%<br />

Factory hall Interferer 0,5 3,6 32,0 5,0 ! 8,6 B 99,94%<br />

Process plant Indoor - Movement 23,2 25,0 50,2 4,8 P 29,8 A 99,96%<br />

Process plant Indoor - Movement 22,6 24,7 53,5 124,5 Ð 149,2 C 96,01%<br />

Special Standard 0,4 0,5 10,0 0,2 P 0,6 A 100,00%<br />

Special Standard 10,7 28,1 50,0 11,5 P 39,6 A 100,00%<br />

TABELLE 4: Exemplarische Beispiele für Performance-Klassen und Verfügbarkeit<br />

ausgewählte Testfälle. Im Vordergrund steht hier der<br />

Vorschlag für die Ermittlung und Darstellung der Performance-Klasse<br />

e<strong>in</strong>er Funklösung. In der Tabelle s<strong>in</strong>d<br />

zunächst die statistischen Kennwerte der Kenngrößen<br />

Übertragungszeit und Aktualisierungszeit aufgeführt.<br />

In der Spalte Time wird die Summe aus Perzentil-<br />

95-Wert der Übertragungszeit t TT,95 und Standardabweichung<br />

der Aktualisierungszeit t UT,SD angegeben. Entsprechend<br />

dieses Wertes erfolgt die Zuweisung zu e<strong>in</strong>er<br />

Performance-Klasse nach den Gleichungen (11–13). Zusätzlich<br />

und unabhängig von der Zuordnung zu e<strong>in</strong>er<br />

der drei Performance-Klassen wird die messtechnisch<br />

ermittelte gesamte Verfügbarkeit als Maß für das Fehlerverhalten<br />

ausgewiesen. Die def<strong>in</strong>ierten Performance-<br />

Klassen bewerten somit das Zeitverhalten e<strong>in</strong>er Funklösung.<br />

Die Verfügbarkeit bewertet das Fehlerverhalten.<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

Mit den erfolgreich entwickelten Testverfahren dieses<br />

Forschungsvorhabens haben nun Hersteller die Möglichkeit,<br />

durch Labormessungen frühe Aussagen über<br />

die Leistungsfähigkeit ihrer Funksysteme für e<strong>in</strong>e bestimmte<br />

Anwendungsklasse und -umgebung zu treffen.<br />

Da die Emulatormessung im Gegensatz zu Messungen<br />

<strong>in</strong> realen Umgebungen determ<strong>in</strong>istisch und damit reproduzierbar<br />

ist, können zum Beispiel verschiedene<br />

Hard- und Softwareversionen vergleichend getestet<br />

werden. Dies ist mit Messungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er realen Umgebung<br />

nicht möglich.<br />

Die vorgeschlagenen Performance-Klassen A, B, C mit<br />

e<strong>in</strong>er zusätzlichen Angabe der absoluten und zeitabhängigen<br />

Verfügbarkeit bieten Herstellern und Anwendern<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013<br />

55


HAUPTBEITRAG<br />

die Möglichkeit, für e<strong>in</strong>e bestimmte Anwendungsklasse<br />

e<strong>in</strong>e optimale Funklösung zu entwickeln beziehungsweise<br />

auszuwählen.<br />

Die Ergebnisse sollen als Richtl<strong>in</strong>ienblatt „Messtechnische<br />

Performance-Bewertung von Funklösungen für <strong>in</strong>dustrielle<br />

Automatisierungsanwendungen“ zur VDI/VDE-<br />

Richtl<strong>in</strong>ie 2185 veröffentlicht werden. Es richtet sich an<br />

Hersteller <strong>in</strong>dustrieller Funklösungen, an Planer <strong>in</strong>dust-<br />

rieller Funkanwendungen, an Betreiber <strong>in</strong>dustrieller<br />

Funkanwendungen, an Funktechnologielieferanten sowie<br />

an Normungsgremien für die <strong>in</strong>dustrielle Kommunikation<br />

und die Funkkommunikation.<br />

MANUSKRIPTEINGANG<br />

29.01.2013<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

DANKSAGUNG<br />

Die F<strong>in</strong>anzierung dieses Forschungsvorhabens<br />

erfolgte im Rahmen des IGF-Vorhaben 16192 BG/2<br />

der Forschungsvere<strong>in</strong>igung Forschungskuratorium<br />

Masch<strong>in</strong>enbau e.V. – FKM, Lyoner Straße 18,<br />

60528 Frankfurt am Ma<strong>in</strong>. Es wurde über die Allianz<br />

Industrie Forschung (AIF) im Rahmen des Programms<br />

zur Förderung der <strong>in</strong>dustriellen Geme<strong>in</strong>schaftsforschung<br />

und -entwicklung (IGF) vom Bundesm<strong>in</strong>isterium<br />

für Wirtschaft und Technologie aufgrund<br />

e<strong>in</strong>es Beschlusses des Deutschen Bundestages<br />

gefördert. Der Abschlussbericht ist erhältlich von:<br />

Deutsche Forschungsgesellschaft für<br />

Automatisierung und Mikroelektronik e.V. (DFAM),<br />

Jutta Langosch, Lyoner Str. 1, D-60528 Frankfurt,<br />

E-Mail: jutta.langosch@vdma.org,<br />

Internet: www.dfam.de<br />

REFERENZEN<br />

[1] VDI/VDE 2185: Funkgestützte Kommunikation <strong>in</strong> der<br />

Automatisierungstechnik (Radio based communication<br />

<strong>in</strong> <strong>in</strong>dustrial automation), September 2007<br />

[2] FITS: Entwicklung von Standardtests zur e<strong>in</strong>heitlichen<br />

Bewertung <strong>in</strong>dustrieller Funklösungen. Ergebnisbereicht<br />

IGF 16192 BG, http://www.dfam.de<br />

[3] ISA SP100.11a: Draft Standard, 21.12.2007<br />

[4] NE 124: Wireless Automation Requirements, 2009<br />

[5] H. Gerlach-Erhardt, B. Kärcher: Alles unter e<strong>in</strong>em<br />

Dach – Wireless-Technologien der PNO s<strong>in</strong>d komplett.<br />

In: Tagungsband 9. VDI-Jahrestagung Wireless<br />

Automation 2010, S. 85-92. VDI-Wissensforum 2010<br />

[6] P. Neufeld, D. Block, U. Meier: Echtzeitfähige Vermessung<br />

und Emulation <strong>in</strong>dustrieller Funkkanäle.<br />

In: Tagungsband 12. Wireless Technologies Kongress,<br />

S. 77-86. VDI Verlag 2010<br />

[7] D. Block, H. Trsek, U. Meier: Real-Time Characterization<br />

of Fast-Vary<strong>in</strong>g Industrial Wireless Channels.<br />

Vortrag RADCOM 2013 - Radar, Communication and<br />

Measurement, April 24 - 25, 2013<br />

[8] A. Gnad, L. Gollub, L. Rauchhaupt: Multi-Functional<br />

Interface for Tests of Industrial Wireless Solutions.<br />

In: Proc. Embedded World Conference 2008, [CD].<br />

Franzis 2008<br />

AUTOREN<br />

Prof. Dr.-Ing. UWE MEIER<br />

(geb. 1959) leitet das Fachgebiet<br />

Hochfrequenztechnik<br />

im Institut für <strong>in</strong>dustrielle<br />

Informationstechnik (<strong>in</strong>IT)<br />

der Hochschule Ostwestfalen-Lippe<br />

<strong>in</strong> Lemgo. Se<strong>in</strong>e<br />

derzeitigen Forschungsarbeiten<br />

liegen im Bereich<br />

‚Performance-Bewertung von <strong>in</strong>dustriellen<br />

Funklösungen‘ und ‚Koexistenzoptimierung<br />

<strong>in</strong>dustrieller Funksysteme durch kognitive<br />

Ansätze‘.<br />

<strong>in</strong>IT – Institut für <strong>in</strong>dustrielle Informationstechnik<br />

Hochschule Ostwestfalen-Lippe,<br />

Liebigstraße 87, D-32657 Lemgo,<br />

Tel. +49 (0) 5261 70 21 50,<br />

Fax: +49 (0) 5261 70 21 37 oder 70 23 73,<br />

E-Mail: uwe.meier@hs-owl.de<br />

Dr.-Ing. LUTZ RAUCHHAUPT<br />

(geb. 1959) ist Leiter des<br />

Forschungsschwerpunktes<br />

Drahtlose Industrielle<br />

Kommunikation am Institut<br />

für Automation und Kommunikation<br />

e.V. Magdeburg<br />

(ifak). In dieser Funktion<br />

leitet er nationale und<br />

<strong>in</strong>ternationale Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />

zu den Schwerpunkten Spezifikation,<br />

Implementierung und Analyse <strong>in</strong>dustrieller<br />

Kommunikationsprotokolle und -profile. Seit<br />

über zehn Jahren konzentriert sich se<strong>in</strong>e Arbeit<br />

auf funkgestützte <strong>in</strong>dustrielle Kommunikation.<br />

ifak – Institut für Automation<br />

und Kommunikation e.V. Magdeburg,<br />

Werner-Heisenberg-Str. 1, D-39106 Magdeburg,<br />

Tel. +49 (0) 391 990 14 95,<br />

Fax: +49 (0) 391 990 15 90,<br />

E-Mail: lutz.rauchhaupt@ifak.eu<br />

56<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013


Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g von<br />

Prozessleitsystemen<br />

– so geht‘s<br />

Das praxisorientierte Lehrbuch befasst sich mit der E<strong>in</strong>richtung von<br />

Prozessleitsystemen. Anhand e<strong>in</strong>er experimentellen Forschungsanlage<br />

werden die Herausforderungen h<strong>in</strong>sichtlich Anlagensicherheit und Anlagenverfügbarkeit<br />

dargestellt. Auch auf Modularisierung und virtuelle<br />

Inbetriebnahme von Anlagen geht der Autor e<strong>in</strong>.<br />

Hrsg.: Leon Urbas<br />

1. Auflage 2014<br />

ca. 300 Seiten, schwarz/weiß mit Schmuckfarbe, Hardcover<br />

ISBN: 978-3-8356-3362-9<br />

Preis: € 49,80<br />

www.di-verlag.de<br />

Das Buch ersche<strong>in</strong>t im DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />

Jetzt bestellen!<br />

WISSEN FÜR DIE<br />

ZUKUNFT<br />

Bestellung per Fax: +49 201 / 820 Deutscher 02-34 Industrieverlag oder GmbH abtrennen | Arnulfstr. und 124 im | Fensterumschlag 80636 München e<strong>in</strong>senden<br />

Ja, ich bestelle gegen Rechnung 3 Wochen zur Ansicht<br />

___Ex.<br />

Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g von Prozessleitsystemen<br />

1. Auflage 2014 – ISBN: 978-3-8356-3362-9 für € 49,80 (zzgl. Versand)<br />

Firma/Institution<br />

Vorname, Name des Empfängers<br />

Straße / Postfach, Nr.<br />

Land, PLZ, Ort<br />

Telefon<br />

Telefax<br />

Antwort<br />

Vulkan-Verlag GmbH<br />

Versandbuchhandlung<br />

Postfach 10 39 62<br />

45039 Essen<br />

E-Mail<br />

Branche / Wirtschaftszweig<br />

Bevorzugte Zahlungsweise Bankabbuchung Rechnung<br />

Bank, Ort<br />

Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung <strong>in</strong>nerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen <strong>in</strong> Textform (z.B.<br />

Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beg<strong>in</strong>nt nach Erhalt dieser Belehrung <strong>in</strong> Textform.<br />

Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH,<br />

Versandbuchhandlung, Postfach 10 39 62, 45039 Essen.<br />

Bankleitzahl<br />

Ort, Datum, Unterschrift<br />

Kontonummer<br />

PAEVPL2013<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit e<strong>in</strong>verstanden, dass ich<br />

vom DIV Deutscher Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über <strong>in</strong>teressante, fachspezifische Medien und Informationsangebote <strong>in</strong>formiert und beworben werde.<br />

Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


HAUPTBEITRAG<br />

Smart Meter Gateway als<br />

Vorbild für die Automation<br />

BSI-Richtl<strong>in</strong>ie erhöht Informationssicherheit<br />

Die Kommunikationstechnik für die Zählerfernauslesung (Smart Meter<strong>in</strong>g) und für die<br />

<strong>Energie</strong>erzeugungs- und -verteilnetze (Smart Grid) hat das Potenzial, zu e<strong>in</strong>er der ersten<br />

hoch skalierten M2M-Anwendungen zu werden. In den vergangenen Jahren konnten zwei<br />

vielversprechende Entwicklungen im Umfeld der drahtlosen Kommunikation für die<br />

Smart-Grid-Kommunikation vorbereitet werden, die das Marktgeschehen über Deutschland<br />

und über die Versorgungstechnik h<strong>in</strong>aus bee<strong>in</strong>flussen könnten. Neben der Spezifikation<br />

der OMS-Gruppe ist die Erarbeitung e<strong>in</strong>es Schutzprofils (Protection Profile, PP)<br />

sowie e<strong>in</strong>er Technischen Richtl<strong>in</strong>ie (TR) für die Kommunikationse<strong>in</strong>heit e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>telligenten<br />

Messsystems (Smart Meter Gateway) durch das Bundesamt für Sicherheit <strong>in</strong> der Informationstechnik<br />

(BSI) zu nennen. Diese greifen, wie der Beitrag beschreibt, den Stand<br />

der Technik auf und geben praxisorientierte Umsetzungen vor.<br />

SCHLAGWÖRTER BSI Schutzprofil / Sicheres Smart Meter Gateway / PKI<br />

Smart meter gateway as model for automation –<br />

Do official guidel<strong>in</strong>es <strong>in</strong>crease <strong>in</strong>formation security?<br />

The communication technologies for automatic meter read<strong>in</strong>g (smart meter<strong>in</strong>g) and for<br />

energy production and distribution networks (smart grids) have the potential to be one of<br />

the first highly scaled M2M-applications. In recent years, there have been two very promis<strong>in</strong>g<br />

developments for wireless smart grid communications which could have an impact<br />

far beyond energy automation.<br />

In addition to the specifications of the OMS Group, the German Federal Office for Information<br />

Security has developed a protection profile (PP) and a technical directive (TR) for<br />

the communication unit of an <strong>in</strong>telligent measurement system (Smart Meter Gateway),<br />

which were released <strong>in</strong> March 2013. This design uses state of the art technologies and<br />

specifies their implementation <strong>in</strong> real-life systems.<br />

KEYWORDS Protection profile / secure smart meter gateway / PKI<br />

58<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013


AXEL SIKORA, Hochschule Offenburg<br />

Die Kommunikationstechnik für die Zählerfernauslesung<br />

(Smart Meter<strong>in</strong>g) und für die <strong>Energie</strong>erzeugungs-<br />

und -verteilnetze (Smart Grid)<br />

hat nicht erst seit der <strong>Energie</strong>wende Konjunktur.<br />

Das Thema wurde von der Europäischen<br />

Kommission schon 2002 auf den Weg gebracht [1]. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

hat der deutsche <strong>Energie</strong>markt <strong>in</strong> diesem Bereich<br />

lange Zeit ke<strong>in</strong>e Vorreiterrolle e<strong>in</strong>genommen. Es blieb<br />

bislang bei fast allen <strong>Energie</strong>versorgern bei kle<strong>in</strong>eren<br />

Feldtests. Das wird sich nun dank zweier außerordentlich<br />

positiver Entwicklungen im Umfeld der drahtlosen Kommunikation<br />

für Smart-Grid-Anwendungen ändern.<br />

Die Gruppe Open Meter<strong>in</strong>g System (OMS) hat e<strong>in</strong>en<br />

Kommunikationsstandard erarbeitet, der auf dem Meter<strong>in</strong>g<br />

Bus (M-Bus) und se<strong>in</strong>er drahtlosen Erweiterung,<br />

dem Wireless M-Bus nach EN 13757-4 [2], basiert. Dieser<br />

OMS-Standard beschreibt die unteren beiden Schichten<br />

(physical layer, data l<strong>in</strong>k layer) und die Applikationsobjekte<br />

für Elektrizität, Gas, Wasser und Wärme [3]. Er enthält<br />

auch Vorgaben für die Gewährleistung der Datensicherheit<br />

[4].<br />

Die zweite Entwicklung nimmt darauf Bezug. Vor dem<br />

H<strong>in</strong>tergrund der möglichen Bedrohungen im Umfeld der<br />

Smart-Grid-Kommunikation formulierte die Bundesregierung<br />

früh die Anforderungen an die Sicherheitsarchitektur<br />

<strong>in</strong>telligenter Netze, um Datenschutz und Datensicherheit<br />

zu gewährleisten. Daher wurde das Bundesamt<br />

für Sicherheit <strong>in</strong> der Informationstechnik (BSI)<br />

durch das Bundesm<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft und Technologie<br />

(BMWi) im September 2010 mit der Erarbeitung<br />

e<strong>in</strong>es Schutzprofils (Protection Profile, PP) sowie im<br />

Anschluss e<strong>in</strong>er Technischen Richtl<strong>in</strong>ie (TR) für die<br />

Kommunikationse<strong>in</strong>heit e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>telligenten Messsystems<br />

(smart meter gateway) beauftragt, um e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>heitlichen<br />

Sicherheitsstandard für alle Marktakteure zu<br />

schaffen. Diese Arbeiten s<strong>in</strong>d mit der Veröffentlichung<br />

der ersten verabschiedeten Version 1.0 im März 2013<br />

vorläufig abgeschlossen [5]. Nach § 21d des <strong>Energie</strong>wirtschaftsgesetzes<br />

(EnWG) ist diese Komb<strong>in</strong>ation aus Kommunikationsnetz<br />

und Messe<strong>in</strong>richtung verpflichtend <strong>in</strong><br />

den Haushalten bestimmter Kundengruppen e<strong>in</strong>zubauen,<br />

wobei die Anforderungen an Datenschutz und Datensicherheit<br />

erfüllt werden müssen.<br />

Es ist davon auszugehen, dass diese Richtl<strong>in</strong>ien aus<br />

zwei Gründen Modellcharakter auch für andere Branchen<br />

haben werden:<br />

Das Ergebnis der Arbeiten mit dem Schutzprofil und<br />

den technischen Richtl<strong>in</strong>ien ist mustergültig und<br />

stellt e<strong>in</strong>en (meist) s<strong>in</strong>nvollen Kompromiss zwischen<br />

dem technisch Möglichen und wirtschaftlich<br />

Machbaren dar. Dabei ist das erreichte Sicherheitsniveau<br />

anspruchsvoll, nimmt aber auf viele praktische<br />

Aspekte Rücksicht. Es basiert auf bewährten<br />

Protokollen aus der IT-Welt. Der Versuch, e<strong>in</strong>e Parallelwelt<br />

zu entwickeln, wurde glücklicherweise<br />

nicht unternommen.<br />

Hierbei scheuten die Verfasser sich nicht, auf Verfahren<br />

und Vorgaben von potenziellen (teilüberlappenden)<br />

Konkurrenten, wie den Common Criteria<br />

[10, 11], zurückzugreifen beziehungsweise auf diese<br />

zu verweisen.<br />

Zusätzlich wurden weitere Vorgaben <strong>in</strong> Bezug auf<br />

den korrekten E<strong>in</strong>satz dieser Protokolle erarbeitet,<br />

die zur Sicherheit im praktischen E<strong>in</strong>satz beitragen.<br />

Der Prozess zur Erarbeitung der Schutzprofile und<br />

Richtl<strong>in</strong>ien ist ebenfalls als erfolgreich zu bezeichnen,<br />

weil er <strong>in</strong>nerhalb kurzer Zeit zu tragfähigen<br />

und zukunftsfähigen Ergebnissen geführt hat. Dabei<br />

gelang es gleichermaßen, die führende Hand des<br />

Staates und die praktischen und wirtschaftlichen<br />

Belange der Industrie zu berücksichtigen. Andere<br />

Beispiele von übergreifenden Abstimmungsprozessen,<br />

wie bei der elektronischen Gesundheitskarte,<br />

zeigen, dass dies nicht selbstverständlich ist.<br />

Um Missverständnisse zu vermeiden: Dem Autor wie allen<br />

anderen Beteiligen s<strong>in</strong>d sehr wohl e<strong>in</strong>e Reihe von Schwächen<br />

im Detail bekannt. Diese halten ihn jedoch nicht davon<br />

ab, die große Entwicklungsl<strong>in</strong>ie für vorbildlich zu halten.<br />

Generell ersche<strong>in</strong>t es immer weniger s<strong>in</strong>nvoll, die Sicherheitslösungen<br />

allzu anwendungsspezifisch zu def<strong>in</strong>ieren.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013<br />

59


HAUPTBEITRAG<br />

Erstens werden die Anforderungen – und die verwendeten<br />

Basisprotokolle, wie IP – immer ähnlicher, sodass die technische<br />

Notwendigkeit <strong>in</strong> zunehmendem Maße entfällt. Zweitens<br />

verbauen allzu spezifische Lösungen die Möglichkeit<br />

von <strong>in</strong>tegrierten, gewerkeübergreifenden Lösungen.<br />

Deshalb ersche<strong>in</strong>t es plausibel, dass sich die Automatisierungstechnik<br />

den anderen Anwendungsbereichen<br />

anschließt und auf die Erfahrungen der kostengünstigen<br />

und skalierbaren IP-basierten Protokolle zurückgreift.<br />

In Bezug auf die Automatisierungstechnik soll dieser<br />

Beitrag die Aktivitäten anderer Assoziationen und Allianzen,<br />

wie der ISA 99, nicht entwerten, sondern im Gegenteil<br />

anregen.<br />

1. DRAHTLOSE SENSOR- UND AKTORNETZWERKE<br />

Drahtlose Sensor- und Aktornetzwerke haben anwendungsübergreifend<br />

E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> reale Netzwerke gefunden.<br />

Um Missverständnisse zu vermeiden, wird im Beitrag<br />

auf die im technischen Sprachgebrauch verbreitete<br />

Bezeichnung Wireless Sensor Actuator Networks<br />

(WSAN) verzichtet, weil unter dieser Bezeichnung auch<br />

die drahtlose Erweiterung von Prof<strong>in</strong>et-IO-Devices vermarktet<br />

wird. Dabei s<strong>in</strong>d sie e<strong>in</strong> wesentliches Element<br />

des entstehenden Internet der D<strong>in</strong>ge (Internet of th<strong>in</strong>gs,<br />

IoT) und erlauben die flexible Anb<strong>in</strong>dung der cyberphysischen<br />

Systeme (CPS). Folgende grundlegende Aussagen<br />

lassen sich für solche Netzwerke übergreifend über<br />

alle Anwendungsgebiete machen.<br />

Die drahtlosen Sensor- und Aktornetzwerke<br />

erreichen nur e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Reichweite und Bandbreite,<br />

aber das zu ger<strong>in</strong>gen Kosten und ger<strong>in</strong>gem <strong>Energie</strong>bedarf,<br />

was die Anb<strong>in</strong>dung der Sensoren und<br />

Aktoren technisch und wirtschaftlich <strong>in</strong> vielen Fällen<br />

überhaupt erst ermöglicht.<br />

bilden nur lokale Netzwerke, die auf e<strong>in</strong> oder wenige<br />

Büros, e<strong>in</strong>e oder wenige Produktionszellen, Prozessanlagen,<br />

e<strong>in</strong> oder wenige Krankenzimmer oder<br />

e<strong>in</strong> Wohngebäude beschränkt s<strong>in</strong>d.<br />

ergänzen die bestehenden Netzwerke <strong>in</strong> Richtung<br />

e<strong>in</strong>er dezentralen Peripherie. Sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em der<br />

Fälle für die gesamte Kommunikation zuständig,<br />

sondern werden dann e<strong>in</strong>gesetzt, wenn<br />

die kabelgebundene Anb<strong>in</strong>dung zu teuer oder<br />

technisch unmöglich wäre, oder<br />

e<strong>in</strong>e Anb<strong>in</strong>dung über drahtlose Weitverkehrsnetze<br />

im S<strong>in</strong>ne herkömmlicher Mach<strong>in</strong>e-to-Mach<strong>in</strong>e-<br />

Kommunikation (M2M) unter Nutzung von GPRSoder<br />

UMTS-Netzwerken <strong>in</strong> Anschaffung und<br />

Betrieb zu teuer, energetisch unmöglich oder <strong>in</strong><br />

Bezug auf das Zeitverhalten zu langsam wäre.<br />

Alle Erwartungen, dass die drahtlosen Sensor- und Aktornetzwerke<br />

e<strong>in</strong>e dom<strong>in</strong>ierende Rolle bei der Abwicklung<br />

des Datenverkehrs spielen würden, ersche<strong>in</strong>en <strong>in</strong>sbesondere<br />

für die Automatisierungstechnik eher market<strong>in</strong>ggetrieben<br />

als technisch fundiert.<br />

Die drahtlosen Sensor- und Aktornetzwerke<br />

können zwar Information für lokale zeitnahe Regelungsvorgänge<br />

austauschen, benötigen <strong>in</strong> vielen<br />

Fällen aber e<strong>in</strong>e Anschaltung an die übergeordneten<br />

Netzwerke, um e<strong>in</strong> ausreichendes Monitor<strong>in</strong>g,<br />

sowie e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> e<strong>in</strong> übergreifendes,<br />

derzeit meist zentralisiert organisiertes Leitsystem<br />

zu erreichen. In diesem Zusammenhang<br />

ist <strong>in</strong>sbesondere auch die Anb<strong>in</strong>dung der verteilten<br />

Sensoren und Aktoren an die Embedded<br />

Cloud zu erwähnen.<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> besonderer Weise <strong>in</strong> Bezug auf die Datensicherheit<br />

zu schützen. Dies ist darauf zurück zu führen,<br />

dass<br />

Quaternärkommunikation<br />

zwischen Marktteilnehmern<br />

Backend-Server<br />

(Marktteilnehmer 2)<br />

Backend-Server<br />

(Marktteilnehmer 1)<br />

Adm<strong>in</strong>strator<br />

Tertiärkommunikation<br />

(Wide Area Network, WAN)<br />

Generator<br />

Sensor<br />

Aktor<br />

Benutzerschnittstelle<br />

Sekundärkommunikation<br />

(Home Area Network, HAN)<br />

Gateway<br />

Sensor<br />

Sensor<br />

Primärkommunikation<br />

(Local Metrological Network, LMN)<br />

BILD 1:<br />

Mehrstufige Architektur (A1)<br />

für drahtlose Sensor-Aktor-<br />

Netzwerke <strong>in</strong> sehr stark räumlich<br />

verteilten Anwendungen.<br />

60<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013


aufgrund der zunehmenden Nutzung der Luftschnittstelle<br />

Angriffe ohne unmittelbaren physischen<br />

Zugang möglich s<strong>in</strong>d,<br />

sie e<strong>in</strong>en direkten Zugriff auf die Sensoren, vor<br />

allem aber auch auf die Aktoren erlauben,<br />

sie durch die häufige Anb<strong>in</strong>dung an übergeordnete<br />

Netzwerke e<strong>in</strong>en Backdoor-Zugang <strong>in</strong> diese<br />

erlauben können,<br />

sie aufgrund ihrer – aus Kosten- und <strong>Energie</strong>gründen<br />

– meist sehr beschränkten Hardware-<br />

Ressourcen nur grundlegende Aufgaben bei der<br />

Absicherung übernehmen können.<br />

Unter Datensicherheit werden im Beitrag die typischen<br />

Anforderungen Vertraulichkeit, Integrität, Authentifizierung,<br />

Autorisierung, Unabweisbarkeit und Verfügbarkeit<br />

verstanden [6]. Sicherheit lässt sich erreichen durch<br />

das Vermeiden von Gefahren oder durch den Schutz vor<br />

Gefahren.<br />

1.1 Mehrstufige Architekturen<br />

Auf Grund der im vorangegangenen Abschnitt beschriebenen<br />

Sachverhalte ergeben sich mehrstufige<br />

Netzwerkarchitekturen, bei denen die drahtlosen Sensor-Aktor-Netzwerke<br />

die unterste Ebene darstellen. Die<br />

Bilder 1 und 2 veranschaulichen zwei typische Architekturen.<br />

Bild 1 zeigt die mehrstufige Architektur für drahtlose<br />

Sensor-Aktor-Netzwerke <strong>in</strong> sehr stark räumlich verteilten<br />

Anwendungen, im Folgenden als A1 bezeichnet. Anwendungsbeispiele<br />

s<strong>in</strong>d das Smart Meter<strong>in</strong>g, Telehealthoder<br />

Telecare-Anwendungen, die Hausautomation aber<br />

ebenso das Monitor<strong>in</strong>g <strong>in</strong> der Prozessautomation und der<br />

Logistik. In dieser Architektur werden vier Netzwerkebenen<br />

unterschieden:<br />

Die Primärkommunikation oder im Falle des Smart<br />

Meter<strong>in</strong>g das Local Metrological Network (LMN)<br />

erlaubt die Anb<strong>in</strong>dung von Sensoren an e<strong>in</strong>en Datensammler.<br />

Die Sekundärkommunikation stellt den Zugriff von<br />

lokalen Benutzern auf die lokalen Daten zur Verfügung.<br />

Diese erfolgt nach der Architektur über das<br />

Gateway – und nicht über den Datensammler oder<br />

über das Backend.<br />

Die Tertiärkommunikation ermöglicht als Weitverkehrsnetz<br />

(wide area network, WAN) die Anb<strong>in</strong>dung<br />

an die Backend-Systeme und Marktteilnehmer.<br />

Die Quaternärkommunikation erlaubt den Datenaustausch<br />

zwischen Marktteilnehmern.<br />

Bild 2 zeigt die mehrstufige Architektur A2 für die Automationspyramide<br />

<strong>in</strong> räumlich konzentrierteren Anwendungen.<br />

Typische Anwendungsbeispiele kommen<br />

aus den Bereichen Industrie- oder Prozessautomation<br />

sowie aus der Gebäudeautomation. Im weiteren S<strong>in</strong>ne<br />

können auch Automotive-Netze hier e<strong>in</strong>geordnet werden.<br />

Im Unterschied zur Architektur A1 gibt es umfangreiche<br />

lokale Netzwerke auf verschiedenen Ebenen, die<br />

klassischerweise über dezentrale Gateways verschaltet<br />

und über e<strong>in</strong> zentrales Gateway mit globalen Netzwerken<br />

verbunden werden.<br />

1.2 Gateways<br />

Der mehrstufige Aufbau erfordert Kopplungselemente<br />

zur Verb<strong>in</strong>dung der unterschiedlichen Ebenen. Da diese<br />

Kopplung <strong>in</strong> der Regel auf Anwendungsebene durchgeführt<br />

wird, hat sich der Begriff der Gateways durchgesetzt.<br />

Gateways haben unabhängig von der Architektur<br />

folgende Aufgaben zu erfüllen:<br />

Visualisierung<br />

Weitverkehrsnetz<br />

Leitgerät<br />

Steuergerät<br />

Steuergerät Steuergerät Steuergerät<br />

Gateway<br />

Feldgerät<br />

Feldgerät<br />

Sensor<br />

Feldgerät/<br />

Gateway<br />

Aktor<br />

Sensor<br />

BILD 2:<br />

Mehrstufige Architektur (A2)<br />

für drahtlose Sensor-Aktor-Netzwerke<br />

<strong>in</strong> räumlich konzentrierteren<br />

Anwendungen.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013<br />

61


HAUPTBEITRAG<br />

Sie müssen die physische Anb<strong>in</strong>dung an die verteilten<br />

Sensoren und Aktoren ermöglichen und damit<br />

deren Protokolle auf den Schichten 1 bis 4 unterstützen.<br />

In Abhängigkeit von den zeitlichen Zugriffsmöglichkeiten<br />

muss Information zwischengespeichert<br />

werden können.<br />

Sie müssen die physische Anb<strong>in</strong>dung an die übergeordneten<br />

Netzwerke und damit deren Protokolle<br />

auf den Schichten 1 bis 4 unterstützen. Auch <strong>in</strong> diese<br />

Richtung muss das Gateway <strong>in</strong> Abhängigkeit von<br />

den zeitlichen Zugriffsmöglichkeiten Information<br />

zwischenspeichern können. Im Zusammenhang mit<br />

der Kopplung muss dann entsprechend e<strong>in</strong>e Umsetzung<br />

dieser Protokolle erfolgen.<br />

In der Regel kommen <strong>in</strong> den Netzwerken der unteren<br />

Ebenen deutlich e<strong>in</strong>facher strukturierte Datenmodelle<br />

als <strong>in</strong> den oberen Ebenen zum E<strong>in</strong>satz, sodass<br />

e<strong>in</strong>e Formatumsetzung auch auf der Anwendungsebene<br />

notwendig wird. Deswegen wird von e<strong>in</strong>em<br />

Gateway gesprochen, weil die Übersetzung auf Anwendungsebene<br />

(Schicht 7) erfolgt.<br />

Herkömmliche Client-Server-Systeme s<strong>in</strong>d für die<br />

Kommunikation von zwei asymmetrischen Partnern<br />

ausgelegt. Um diese Beschränkung auf 1:1-Beziehungen<br />

aufzubrechen, die zum Beispiel den E<strong>in</strong>satz<br />

herkömmlicher Webclients nur e<strong>in</strong>geschränkt erlauben<br />

würden, werden Portalserver e<strong>in</strong>gesetzt, die den<br />

Verkehr auf mehrere Server verteilen.<br />

In der Regel übernehmen die Gateways als Koord<strong>in</strong>atoren<br />

die Aufgaben der Netzwerkverwaltung <strong>in</strong><br />

den untergeordneten Netzwerken. Diese kann<br />

funktionale Aufgaben be<strong>in</strong>halten wie die Adressvergabe<br />

oder die Zugriffsteuerung, aber ebenso<br />

Sicherheitsaufgaben, wie die Schlüssel- und Verb<strong>in</strong>dungsverwaltung,<br />

die Benutzerverwaltung und<br />

die zugehörige Authentifizierung und Autorisierung.<br />

Auch Filteraufgaben (Firewall) gehören zum<br />

Aufgabenumfang.<br />

1.3 Vergleich der Anforderungen<br />

Beim Vergleich der beiden Architekturen A1 und A2<br />

ergeben sich wesentliche Unterschiede. Bei verteilten<br />

Systemen (A1) ist schon die Primärkommunikation zwischen<br />

Datenpunkt und dem Gateway <strong>in</strong> zweierlei H<strong>in</strong>sicht<br />

öffentlich. Erstens werden zunehmend Funksysteme<br />

e<strong>in</strong>gesetzt und zweitens wird <strong>in</strong> den meisten Fällen<br />

über öffentlich zugängliche Bereiche übertragen. Automationsnetze<br />

(A2) s<strong>in</strong>d stattdessen klassischerweise <strong>in</strong><br />

doppelter H<strong>in</strong>sicht geschützt: Sie haben den Schutz über<br />

mehrere Netzwerkebenen und werden dort jeweils über<br />

Gateways und Firewalls vor unerlaubtem Zugriff geschützt.<br />

Sie bef<strong>in</strong>den sich räumlich häufig im Betriebsgelände,<br />

das nicht allgeme<strong>in</strong> zugänglich ist.<br />

Diese Unterschiede werden herangezogen, um zu begründen,<br />

warum die Sicherheitsarchitekturen der verteilten<br />

Systeme nicht <strong>in</strong> räumlich konzentrierten Umgebungen<br />

(A2) umgesetzt werden können. Diese beiden<br />

Aspekte verändern sich aber zunehmend, wie <strong>in</strong> den<br />

folgenden Punkten erläutert und <strong>in</strong> Bild 3 gezeigt wird.<br />

Insbesondere im Bereich der Prozessautomation werden<br />

sehr wohl große Netze aufgebaut, die nicht nur<br />

auf e<strong>in</strong> Firmengebäude beschränkt s<strong>in</strong>d. Dies führt<br />

dazu, dass der physische Zugriff nicht mehr so limitiert<br />

werden kann, wie dies bei ganz lokalen Netzen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Produktionszellen der Industrieautomation<br />

klassischerweise erfolgen konnte.<br />

Bei Anwendungen <strong>in</strong> der Prozess- und Industrieautomation<br />

kommen zunehmend drahtlose Übertragungsprotokolle<br />

für Sensor-Aktor-Netzwerke zum<br />

E<strong>in</strong>satz. Damit ist die räumliche physische Begrenzung<br />

nicht mehr so aufrechtzuerhalten, wie dies <strong>in</strong><br />

den klassischen drahtgebundenen Protokollen der<br />

Fall war. Trotz dieses Risikos weisen viele der drahtlosen<br />

Kommunikationsprotokolle für Anwendungen<br />

der Prozess- und Industrieautomation nur e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ges<br />

Schutzniveau auf.<br />

Beide Architekturen lassen sich durch e<strong>in</strong>en unmittelbaren<br />

Zugriff von Bediengeräten erweitern (Bild 3).<br />

Dies bedeutet, dass zum Beispiel auf e<strong>in</strong> Sensor- oder<br />

Aktorelement auch lokal zugegriffen werden kann,<br />

um beispielsweise zu parametrisieren, Messdaten<br />

auszulesen oder e<strong>in</strong> Firmware Update durchzuführen.<br />

Wenn dieser Zugriff durch e<strong>in</strong>e drahtlose<br />

Schnittstelle erfolgt, stellen diese Erweiterungen<br />

e<strong>in</strong>e wesentliche Veränderung der Sicherheitsarchitektur<br />

dar, weil dadurch e<strong>in</strong> unkontrollierter Zugang<br />

(backdoor) zu den Geräten und den Netzwerkverb<strong>in</strong>dungen<br />

eröffnet wird. Es ist deswegen von zentraler<br />

Bedeutung, diese Zugriffe abzusichern.<br />

2. BSI-RICHTLINIEN<br />

Die Gateways besitzen <strong>in</strong> Bezug auf die Absicherung der<br />

Kommunikationsstrecken e<strong>in</strong>e zentrale Stellung. Die<br />

funktionalen und sicherheitsbezogenen Bestandteile der<br />

BSI-Richtl<strong>in</strong>ien müssen entsprechend umgesetzt werden.<br />

Die Erfahrung aus vielen Projekten zeigt, dass diese<br />

Umsetzung bislang sehr spezifisch und damit immer<br />

wieder neu und <strong>in</strong> vielen Fällen nicht vollständig erfolgt<br />

ist. Deswegen ersche<strong>in</strong>t es dem Autor als e<strong>in</strong> wesentlicher<br />

Schritt, dass diese Bestandteile nun umfassend <strong>in</strong><br />

der BSI-Richtl<strong>in</strong>ie beschrieben s<strong>in</strong>d. Die Vorgaben betreffen,<br />

wie <strong>in</strong> Bild 1 gezeigt,<br />

die Absicherung der Kommunikation zwischen Sensor<br />

und Gateway (local metrological network, LMN,<br />

vergleiche Abschnitt 2.1),<br />

die Absicherung der Kommunikation mit externen<br />

Teilnehmern und damit unter Umständen auch e<strong>in</strong>em<br />

Backend-System oder der fälschlicherweise so<br />

benannten Embedded Cloud im Weitverkehrsnetz<br />

(wide area network, WAN, siehe Abschnitt 2.2),<br />

die Absicherung der Kommunikation zwischen<br />

Gateway und weiteren Benutzern, sowie aktiv geschalteten<br />

Lasten (home area network, HAN, vergleiche<br />

Abschnitt 2.3),<br />

die Absicherung und die Architektur des Gateways<br />

an sich, deren wesentliche Eigenschaften <strong>in</strong> Abschnitt<br />

2.4 erläutert werden.<br />

62<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013


BILD 3:<br />

Mehrstufige Architektur (A2) für<br />

draht lose Sensor-Aktor-Netzwerke <strong>in</strong><br />

räumlich konzentrierteren Anwendungen<br />

mit verteilten Benutzerschnittstellen.<br />

Visualisierung<br />

Leitgerät<br />

Weitverkehrsnetz<br />

Steuergerät<br />

Steuergerät Steuergerät Steuergerät<br />

Gateway<br />

Feldgerät<br />

Feldgerät<br />

Feldgerät/<br />

Gateway<br />

Benutzerschnittstelle<br />

Benutzerschnittstelle<br />

Sensor<br />

Aktor<br />

Sensor<br />

2.1 Absicherung der Primärkommunikation<br />

Die Absicherung der Primärkommunikation muss sich<br />

– wie bei den anderen Kommunikationsstrecken – auf<br />

beide Übertragungsrichtungen beziehen. Die <strong>in</strong> Abschnitt<br />

2.2 erwähnten Schutzziele müssen <strong>in</strong> Bezug auf<br />

die Kommunikation vom Datensammler zum Gateway<br />

und vom Gateway zum Datensammler gewährleistet werden.<br />

Insbesondere muss sichergestellt werden, dass sich<br />

über den Kommunikationskanal weder der Datensammler<br />

noch das Gateway angreifen lassen.<br />

Generell wird e<strong>in</strong>e symmetrisch verschlüsselte Datenübertragung<br />

gefordert, wobei als häufigste Variante<br />

die bewährte AES-Verschlüsselung zum E<strong>in</strong>satz kommen<br />

wird. Wird e<strong>in</strong>e bidirektionale Kommunikation<br />

unterstützt, bei der zum Beispiel Konfigurationsdaten<br />

oder e<strong>in</strong>e neue Firmware <strong>in</strong> den Datensammler übertragen<br />

werden können, dann muss zusätzlich beidseitig<br />

authentifiziert werden. Ferner ist zu berücksichtigen,<br />

dass die Verwendung e<strong>in</strong>es statischen Schlüssels<br />

hohe Risiken birgt. Entsprechend wird e<strong>in</strong> dynamischer<br />

Schlüssel gefordert. E<strong>in</strong> sicherer Austausch von<br />

geme<strong>in</strong>samen Schlüsseln, wie sie dann <strong>in</strong> effizienten<br />

symmetrischen kryptografischen Verfahren e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden können, ist mit Hilfe von asymmetrischen<br />

kryptografischen Verfahren möglich, die unter Verwendung<br />

von Zertifikaten gleichzeitig die Authentifizierung<br />

erlauben.<br />

E<strong>in</strong>e solche Abfolge wird im Bereich der Internet-Protokollfamilie<br />

schon seit Jahren vor allem beim Transport<br />

Layer Security Protocol (TLS) e<strong>in</strong>gesetzt und so ist es<br />

s<strong>in</strong>nvoll, auf das gleiche Protokoll zurückzugreifen. TLS<br />

liegt <strong>in</strong> der Version 1.2 vor und hat über se<strong>in</strong>en Vorgänger<br />

Secure Socket Layer (SSL) schon mehrere Revisionen<br />

durchlaufen, <strong>in</strong> denen sukzessiv beobachtete Sicherheitslücken<br />

geschlossen wurden [7, 8]. Der Aufbau für<br />

die Primärkommunikation ist dah<strong>in</strong>gehend beschrieben,<br />

dass das Gateway als TLS-Server und der Sensor als TLS-<br />

Client agieren und zum Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er TLS-Session e<strong>in</strong>e<br />

beidseitige Authentifizierung durch den Austausch der<br />

Zertifikate erfolgt.<br />

Die Implementierung von TLS stellt hohe Anforderungen<br />

an die Rechenleistung der beteiligten Mikrocontroller<br />

und an den Kommunikationskanal. Aus diesem<br />

Grund darf e<strong>in</strong>e solche Session, während der e<strong>in</strong> statischer<br />

Schlüssel verwendet wird, maximal e<strong>in</strong>en Monat<br />

(31 Tage) aufrecht erhalten werden, bevor e<strong>in</strong>e neue Session<br />

mit e<strong>in</strong>em neuen Schlüssel ausgehandelt werden<br />

muss. Alternativ muss e<strong>in</strong>e Session nach der Übertragung<br />

von 5 Megabyte Nutzdaten neu aufgebaut werden.<br />

E<strong>in</strong>e Wiederaufnahme der Session (Session Resumption)<br />

<strong>in</strong>nerhalb dieser Zeit ist erlaubt, e<strong>in</strong>e Neuverhandlung<br />

(Renegotiation) nicht.<br />

Da TLS-Pakete recht lang se<strong>in</strong> können, wird e<strong>in</strong>e zusätzliche<br />

Fragmentierungsschicht e<strong>in</strong>geführt. Die Def<strong>in</strong>ition<br />

des Authentication and Fragmentation Layer<br />

(AFL) kann als generisches Beispiel verstanden werden,<br />

wie e<strong>in</strong>e standardkonforme TLS-Verb<strong>in</strong>dung auch über<br />

bandbreitenbegrenzte und fehlerbehaftete Kanäle übertragen<br />

werden kann.<br />

Um die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von kostengünstigeren Sensoren<br />

zu ermöglichen, wird e<strong>in</strong> zweiter Weg der Gefahrenvermeidung<br />

eröffnet. Die Verwendung von statischen<br />

Schlüsseln für symmetrische Verschlüsselungsverfahren<br />

ist im unidirektionalen Betrieb erlaubt.<br />

Auf diese Weise können zum<strong>in</strong>dest die Sensoren<br />

nicht angegriffen werden. Dabei ist davon auszugehen,<br />

dass auf Grund der höheren Rechenleistung das<br />

Gateway e<strong>in</strong> besseres Monitor<strong>in</strong>g im H<strong>in</strong>blick auf<br />

Intrusion-Detection-Systeme (IDS) oder Intrusion-<br />

Prevention-Systeme (IPS) und Filterfunktionen<br />

(Firewall) unterstützen kann.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013<br />

63


HAUPTBEITRAG<br />

2.2 Absicherung des Weitverkehrsnetzes<br />

Die Kommunikation <strong>in</strong> das Weitverkehrsnetz wird mit<br />

TLS m<strong>in</strong>destens der Version 1.2 abgesichert. E<strong>in</strong> Fallback<br />

auf e<strong>in</strong>e ältere TLS-Version darf nicht möglich se<strong>in</strong>. Für<br />

die Kommunikation mit Teilnehmern im WAN muss das<br />

Gateway immer <strong>in</strong> der Rolle des TLS-Client und die Gegenstelle<br />

<strong>in</strong> der Rolle des TLS-Servers agieren. Dabei<br />

muss immer e<strong>in</strong> beidseitig auf Zertifikaten basierender<br />

authentifizierter TLS-Kanal aufgebaut werden. Die Zertifikate<br />

müssen hierbei aus der Smart-Meter<strong>in</strong>g-Public-<br />

Key-Infrastruktur stammen.<br />

Wichtig ersche<strong>in</strong>t der Aspekt, dass das Gateway ke<strong>in</strong>e<br />

TLS-Verb<strong>in</strong>dungen akzeptiert, die von Teilnehmern aus<br />

dem WAN <strong>in</strong>itiiert werden. Das Gateway kann jedoch für<br />

e<strong>in</strong>en bestimmten Fall über den Wake-Up-Dienst veranlasst<br />

werden, e<strong>in</strong>e TLS-Verb<strong>in</strong>dung zu e<strong>in</strong>em vorkonfigurierten<br />

Adm<strong>in</strong>istrator aufzubauen. Auf diese Weise lässt sich e<strong>in</strong><br />

zeitnaher Zugriff vom Adm<strong>in</strong>istrator unterstützen, ohne<br />

dass e<strong>in</strong> zusätzliches Sicherheitsrisiko eröffnet wird.<br />

E<strong>in</strong>e TLS-Session darf maximal für zwei Tage betrieben<br />

werden. E<strong>in</strong>e Wiederaufnahme der Session (session<br />

resumption) ist <strong>in</strong> dieser Zeit erlaubt. Mit dieser verschärften<br />

Anforderung wird den <strong>in</strong> der Regel größeren<br />

Ressourcen von Gateway und Anlagen im Backend Rechnung<br />

getragen.<br />

2.3 Absicherung des lokalen Netzes<br />

Der Zugriff von lokalen Benutzern ist von großer Bedeutung,<br />

um direkt vor Ort auf Daten zugreifen zu können.<br />

Im Zusammenhang mit Smart-Grid-Anwendungen ist <strong>in</strong><br />

diesem HAN auch der Anschluss von fernsteuerbaren<br />

Geräten (controllable local systems, CLS) möglich. Darunter<br />

werden dezentrale Erzeuger wie PV-Anlagen,<br />

Blockheizkraftwerke und größere Verbraucher verstanden.<br />

Diese können vom Backend gesteuert werden, wobei<br />

das Gateway im Wesentlichen die Funktion e<strong>in</strong>es sicheren<br />

Proxy übernimmt. Die jeweiligen TLS-Verb<strong>in</strong>dungen<br />

werden jeweils im Gateway term<strong>in</strong>iert.<br />

Neben weiteren Beschränkungen ist darauf h<strong>in</strong>zuweisen,<br />

dass der Zugriff auf die Datensammler nicht unmittelbar<br />

erfolgen darf. E<strong>in</strong> schreibender Zugriff kann<br />

(wie <strong>in</strong> Abschnitt 2.1 erläutert) nur nach e<strong>in</strong>er zweiseitigen<br />

Authentifizierung über das Gateway ablaufen. Die<br />

eichrelevanten E<strong>in</strong>heiten s<strong>in</strong>d vom Zugriff komplett<br />

ausgenommen.<br />

2.4 Gateway-Architektur<br />

Um die <strong>in</strong> den vorangegangenen Abschnitten beschriebenen<br />

Absicherungen durchführen zu können, hat das Gateway<br />

e<strong>in</strong>e Reihe von zentralen Aufgaben für die Verwaltung<br />

und die Speicherung zu erfüllen. Es ist e<strong>in</strong> besonders<br />

zu schützendes Objekt, da bei e<strong>in</strong>er Manipulation des<br />

Gateways die gesamte Sicherheitskonzeption <strong>in</strong> Frage gestellt<br />

werden muss. Aus diesem Grund wird gefordert,<br />

dass <strong>in</strong> dem Gateway e<strong>in</strong> Sicherheitsmodul e<strong>in</strong>gesetzt<br />

wird. Bei e<strong>in</strong>em solchen Sicherheitsmodul handelt es sich<br />

entweder um e<strong>in</strong>en getrennten Bauste<strong>in</strong> oder um e<strong>in</strong>en<br />

– mittlerweile <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen leistungsfähigen Prozessoren –<br />

<strong>in</strong>tegrierten Funktionsblock, der <strong>in</strong> besonderer Weise<br />

REFERENZEN<br />

[1] 2002/91/EC: Directive 2002/91/EC of the European<br />

Parliament and of the Council of 16 December 2002 on the<br />

energy performance of build<strong>in</strong>gs. http://europa.eu/legislation_summaries/other/l27042_en.htm<br />

[2] EN-13757: Communication systems for meters and remote<br />

read<strong>in</strong>g of meters. Part 1: Data exchange, Part 2: Physical and<br />

l<strong>in</strong>k layer, Part 3: Dedicated application layer, Part 4: Wireless<br />

meter readout (Radio meter read<strong>in</strong>g for operation <strong>in</strong> the 868 MHz<br />

to 870 MHz SRD band), Part 5: Relay<strong>in</strong>g, Part 6: Local Bus.<br />

[3] OMS: Open Meter<strong>in</strong>g System Specification, Volume 2, Primary<br />

Communication, OMS, Issue 3.0.1 / 2011-01-29. http://oms-group.<br />

org/download/OMS-Spec_Vol2_Primary_v301.pdf<br />

[4] OMS: OMS Technical Report 01 Security.<br />

http://oms-group.org/download/OMS-TR01_Security_v110.pdf<br />

[5] BSI: Smart Meter<strong>in</strong>g Systems – Intelligente Mess systeme.<br />

https://www.bsi.bund.de/DE/Themen/SmartMeter/smartmeter_node.htm<br />

[6] Sikora, A.: Technische Grundlagen der Rechnerkommunikation:<br />

Internet-Protokolle und Anwendungen. Carl Hanser Verlag 2003<br />

[7] Oppliger, R.: SSL and Tls: Theory and Practice.<br />

Artech House 2009<br />

[8] Jaeckel, S., Braun, N., Sikora, A.: Design Strategies for<br />

Secure Embedded Network<strong>in</strong>g. In: A.U.Schmidt,<br />

M. Kreutzer, R. Accorsi (Hrsg.) Long-Term and Dynamical<br />

Aspects of Information Security:Emerg<strong>in</strong>g Trends <strong>in</strong><br />

Information and Communication Security, S. 149-155.<br />

Nova Science Publisher 2007<br />

[9] Trusted Comput<strong>in</strong>g Group:<br />

https://www.trustedcomput<strong>in</strong>ggroup.org<br />

[10] The Common Criteria, http://www.commoncriteriaportal.org/<br />

[11] BSI: Guidel<strong>in</strong>es for Developer Documentation accord<strong>in</strong>g to<br />

Common Criteria Version 3.1 Version.<br />

http://www.commoncriteriaportal.org/files/ccfiles/<br />

CommonCriteriaDevelopersGuide_1_0.pdf<br />

[12] Sikora, A.: Privacy and Trust Management <strong>in</strong> Safety-Related<br />

Car2X Communication. In: B. Bhargava, S.M. Thampi,<br />

P. Atrey (Hrsg.), Manag<strong>in</strong>g Trust <strong>in</strong> Cyberspace. CRC Press,<br />

im Druck<br />

64<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013


auch gegen mechanische Angriffe geschützt ist. Vorgaben<br />

zu e<strong>in</strong>em solchen Trusted Platform Module (TPM) gibt es<br />

im Allgeme<strong>in</strong>en von der Trusted Comput<strong>in</strong>g Group [9].<br />

Die Vorgaben des BSI fordern e<strong>in</strong> nach Common Criteria<br />

(CC) zertifiziertes Modul mit speziellen Vorgaben.<br />

Als zentrale Komponente stellt das Sicherheitsmodul<br />

die kryptografische Identität des Gateways sicher und<br />

dient als Service Provider für kryptografische Operationen.<br />

E<strong>in</strong> solches zentrales Modul ist s<strong>in</strong>nvoll, weil es viele<br />

sicherheitstechnische Probleme löst und damit hilft,<br />

die anderen Systemelemente möglichst kostengünstig<br />

auszugestalten. In Bezug auf die Übertragbarkeit auf die<br />

Automatisierungstechnik ist allerd<strong>in</strong>gs darauf h<strong>in</strong>zuweisen,<br />

dass <strong>in</strong> den Systemen des Smart Meter<strong>in</strong>g ke<strong>in</strong>e Redundanz<br />

vorgesehen ist, sodass e<strong>in</strong> S<strong>in</strong>gle Po<strong>in</strong>t of Failure<br />

<strong>in</strong> den notwendigen Erweiterungen vorzusehen ist.<br />

Das Sicherheitsmodul stellt <strong>in</strong>sbesondere Funktionen<br />

zur Schlüsselgenerierung, zur Erzeugung und Verifikation<br />

von Digitalen Signaturen und zur Schlüsselaushandlung<br />

unter Nutzung von kryptografischen Verfahren mit elliptischen<br />

Kurven (ECC) bereit. Weiterh<strong>in</strong> dient das Sicherheitsmodul<br />

als zuverlässige Quelle für Zufallszahlen und<br />

als sicherer Speicher von Schlüsseln und Zertifikaten. Es<br />

unterstützt ferner e<strong>in</strong>en authentisierten und gesicherten<br />

Kanal zwischen dem Gateway und dem Sicherheitsmodul.<br />

Die Implementierung des Gateways soll auf dem Evaluation<br />

Assurance Level (EAL) 4+ der Common Criteria<br />

erfolgen und wird dementsprechend überprüft. Diese<br />

EAL stellt hohe Anforderung an die Organisation und<br />

Struktur der Entwicklungsabläufe.<br />

Die Hardware-Unterstützung durch das TPM ist auch<br />

e<strong>in</strong>e wichtige Voraussetzung für die Skalierbarkeit des<br />

AUTOR<br />

Prof. Dr.-Ing. AXEL SIKORA<br />

(geb. 1966) ist seit 2011<br />

Professor für Embedded<br />

Design und Kommunikationselektronik<br />

an der<br />

Hochschule Offenburg.<br />

Er beschäftigt sich<br />

mit se<strong>in</strong>em Team mit der<br />

Konzeption und Umsetzung<br />

von sichereren und effizienten Embedded<br />

Kommunikationslösungen vor allem für<br />

<strong>in</strong>dustrielle Anwendungen.<br />

Hochschule Offenburg,<br />

Badstraße 24, D-77652 Offenburg,<br />

Tel. +49 (0) 781 20 54 16,<br />

E-Mail: axel.sikora@hs-offenburg.de<br />

Gesamtsystems, da e<strong>in</strong>e größere Zahl von Schlüsseln<br />

sicher gespeichert und die Aushandlung dieser Schlüssel<br />

effizient unterstützt werden kann. Die Erfahrung aus<br />

der Car-to-Car-(C2C)-Kommunikation zeigt, dass sich mit<br />

e<strong>in</strong>er solchen Architektur potenziell sehr große und dynamische<br />

Installationen umsetzen lassen [12].<br />

3. KOSTEN UND NUTZEN<br />

Es ist offensichtlich, dass die gesamten <strong>in</strong> Abschnitt 2<br />

beschriebenen Maßnahmen zusätzliche Kosten hervorrufen.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs muss gleichzeitig das Vorurteil ausgeräumt<br />

werden, dass Sicherheit nur Kosten, aber ke<strong>in</strong>en<br />

Nutzen hervorrufen würde. Klar ist, dass die Absicherung<br />

e<strong>in</strong>es Systems ke<strong>in</strong>e funktionale Erweiterung<br />

darstellt.<br />

Es ist aber ebenso akzeptiert, dass e<strong>in</strong> funktional sicherer<br />

Betrieb (im S<strong>in</strong>ne von Safety) ohne Datensicherheit<br />

(Security) nicht möglich ist. Können Funktionen durch<br />

Netzwerk- oder Geräteangriffe manipuliert, im zeitlichen<br />

Verhalten bee<strong>in</strong>flusst oder außer Betrieb gesetzt werden,<br />

kann die Verfügbarkeit empf<strong>in</strong>dlich e<strong>in</strong>geschränkt und<br />

der sichere Betrieb nicht mehr garantiert werden.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus ist die Nutzerakzeptanz e<strong>in</strong> wichtiges<br />

Kriterium. Sie ist gefährdet, falls Sicherheitslücken bekannt<br />

werden. Dies gilt im übergreifenden Fall e<strong>in</strong>er<br />

Akzeptanz durch die Bevölkerung für das Smart Meter<strong>in</strong>g<br />

genauso wie im speziellen Fall der Investitionsentscheider<br />

für automatisierungstechnische Anlagen. Auf<br />

der Kostenseite s<strong>in</strong>d die Total Cost of Ownership (TCOO)<br />

während der gesamten Lebensdauer und damit Investionen<br />

und Betriebsausgaben zu berücksichtigen.<br />

FAZIT UND AUSBLICK<br />

Mit den Schutzprofilen und den technischen Richtl<strong>in</strong>ien<br />

für die Anwendungen aus dem Smart Meter<strong>in</strong>g wurde<br />

für e<strong>in</strong>e limitierte Anwendung, die aufgrund ihres<br />

öffentlichen Charakters ohneh<strong>in</strong> staatliche Vorgaben<br />

erfüllen muss, e<strong>in</strong>e zeitgemäße und weitreichende Sicherheitsarchitektur<br />

entwickelt. Diese Architektur hält<br />

Gegenmaßnahmen für viele Risiken bereit, die auch <strong>in</strong><br />

den sich stets weiter entwickelnden Netzwerken der<br />

Automatisierungstechnik auftreten, dort aber bislang<br />

selten so übergreifend und nachhaltig beantwortet wurden.<br />

Deswegen ist zu hoffen, dass diese Sicherheitsarchitektur<br />

auch für diese Anwendungen Vorbild für neuere<br />

Entwicklungen se<strong>in</strong> wird. Die Gründe für diesen<br />

Optimismus liegen zum e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> den immer höheren<br />

Anforderungen der Automatisierungstechnik an die<br />

Anlagensicherheit, die ohne Informationssicherheit<br />

nicht zu erreichen ist, und zum anderen an den immer<br />

ger<strong>in</strong>ger werdenden Kosten für die zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen.<br />

MANUSKRIPTEINGANG<br />

20.04.2013<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013<br />

65


IMPRESSUM / VORSCHAU<br />

IMPRESSUM<br />

VORSCHAU<br />

Verlag:<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />

Arnulfstraße 124, D-80636 München<br />

Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 0<br />

Telefax + 49 (0) 89 203 53 66 99<br />

www.di-verlag.de<br />

Geschäftsführer:<br />

Carsten Augsburger, Jürgen Franke<br />

Verlagsleiter<strong>in</strong>:<br />

Kirst<strong>in</strong> Sommer<br />

Spartenleiter<strong>in</strong>:<br />

Anne Purschwitz geb. Hütter<br />

Herausgeber:<br />

Dr.rer.nat. Thomas Albers<br />

Dr. Gunther Kegel<br />

Dipl.-Ing. Hans-Georg Kumpfmüller<br />

Dr.-Ing. Wilhelm Otten<br />

Beirat:<br />

Dr.-Ing. Kurt Dirk Bettenhausen<br />

Prof. Dr.-Ing. Christian Diedrich<br />

Prof. Dr.-Ing. Ulrich Epple<br />

Prof. Dr.-Ing. Alexander Fay<br />

Prof. Dr.-Ing. Michael Felleisen<br />

Prof. Dr.-Ing. Georg Frey<br />

Prof. Dr.-Ing. Peter Göhner<br />

Dipl.-Ing. Thomas Gre<strong>in</strong><br />

Prof. Dr.-Ing. Hartmut Haehnel<br />

Dr.-Ing. Jörg Kiesbauer<br />

Dipl.-Ing. Rolf Marten<br />

Dipl.-Ing. Gerald Mayr<br />

Dr. Jörg Nothdurft<br />

Dr.-Ing. Josef Papenfort<br />

Dr. Andreas Wernsdörfer<br />

Dipl.-Ing. Dieter Westerkamp<br />

Dr.rer.nat. Christian Zeidler<br />

Organschaft:<br />

Organ der GMA<br />

(VDI/VDE-Gesell schaft Messund<br />

Automatisierungs technik)<br />

und der NAMUR (Interessengeme<strong>in</strong>schaft<br />

Automatisierungstechnik<br />

der Prozess<strong>in</strong>dustrie).<br />

Redaktion:<br />

Anne Purschwitz geb. Hütter (ahü)<br />

(verantwortlich)<br />

Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 58<br />

Telefax + 49 (0) 89 203 53 66 99<br />

E-Mail: purschwitz@di-verlag.de<br />

Aljona Hartstock (aha)<br />

Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 78<br />

E-Mail: hartstock@di-verlag.de<br />

Gerd Scholz (gz)<br />

E<strong>in</strong>reichung von Hauptbeiträgen:<br />

Prof. Dr.-Ing. Leon Urbas<br />

(Chefredakteur, verantwortlich<br />

für die Hauptbeiträge)<br />

Technische Universität Dresden<br />

Fakultät Elektrotechnik<br />

und Informationstechnik<br />

Professur für Prozessleittechnik<br />

D-01062 Dresden<br />

Telefon +49 (0) 351 46 33 96 14<br />

E-Mail: urbas@di-verlag.de<br />

Fachredaktion:<br />

Dr.-Ing. Michael Blum<br />

Dipl.-Ing. He<strong>in</strong>rich Engelhard<br />

Prof. Dr.-Ing. Jürgen Jasperneite<br />

Dr.-Ing. Bernhard Kausler<br />

Dr.-Ing. Niels Kiupel<br />

Prof. Dr.-Ing. Gerrit Meixner<br />

Dr.-Ing. Jörg Neidig<br />

Dipl.-Ing. Ingo Rolle<br />

Dr.-Ing. Stefan Runde<br />

Prof. Dr.-Ing. Frank Schiller<br />

Bezugsbed<strong>in</strong>gungen:<br />

„<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> – Automatisierungstechnische<br />

Praxis“ ersche<strong>in</strong>t<br />

monatlich mit Doppelausgaben im<br />

Januar/Februar und Juli/August.<br />

Bezugspreise:<br />

Abonnement jährlich: € 468,– + € 30,–/<br />

€ 35,– Versand (Deutschland/Ausland);<br />

Heft-Abonnement + Onl<strong>in</strong>e-Archiv:<br />

€ 638,40; ePaper (PDF): € 468,–;<br />

ePaper + Onl<strong>in</strong>e-Archiv: € 608,40;<br />

E<strong>in</strong>zelheft: € 55,– + Versand;<br />

Die Preise enthalten bei Lieferung<br />

<strong>in</strong> EU-Staaten die Mehrwertsteuer,<br />

für alle übrigen Länder s<strong>in</strong>d es<br />

Nettopreise. Mitglieder der GMA: 30%<br />

Ermäßigung auf den Heftbezugspreis.<br />

Bestellungen s<strong>in</strong>d jederzeit über den<br />

Leserservice oder jede Buchhandlung<br />

möglich.<br />

Die Kündigungsfrist für Abonnementaufträge<br />

beträgt 8 Wochen zum Bezugsjahresende.<br />

Abonnement-/<br />

E<strong>in</strong>zelheftbestellung:<br />

DataM-Services GmbH, Leserservice <strong>atp</strong><br />

Herr Marcus Zepmeisel<br />

Franz-Horn-Str. 2, 97082 Würzburg<br />

Telefon + 49 (0) 931 417 04 59<br />

Telefax + 49 (0) 931 417 04 94<br />

leserservice@di-verlag.de<br />

Verantwortlich für<br />

den Anzeigenteil:<br />

Inge Matos Feliz<br />

Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 22<br />

Telefax + 49 (0) 89 203 53 66 99<br />

E-Mail: matos.feliz@di-verlag.de<br />

Es gelten die Preise der Mediadaten 2013<br />

Anzeigenverwaltung:<br />

Brigitte Krawczyk<br />

Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 12<br />

Telefax + 49 (0) 89 203 53 66 99<br />

E-Mail: krawczyk@di-verlag.de<br />

Art Direction / Layout:<br />

deivis aronaitis design | dad |<br />

Druck:<br />

Druckerei Chmielorz GmbH,<br />

Ostr<strong>in</strong>g 13,<br />

D-65205 Wiesbaden-Nordenstadt<br />

Gedruckt auf chlor- und<br />

säurefreiem Papier.<br />

Die <strong>atp</strong> wurde 1959 als „Regelungstechnische<br />

Praxis – rtp“ gegründet.<br />

DIV Deutscher Industrieverlag<br />

GmbH München<br />

Die Zeitschrift und alle <strong>in</strong> ihr enthaltenen<br />

Beiträge und Abbildungen s<strong>in</strong>d urheberrechtlich<br />

geschützt. Mit Ausnahme der<br />

gesetzlich zugelassenen Fälle ist e<strong>in</strong>e<br />

Verwertung ohne E<strong>in</strong> willigung des Verlages<br />

strafbar.<br />

Gemäß unserer Verpflichtung nach § 8<br />

Abs. 3 PresseG i. V. m. Art. 2 Abs. 1c DVO<br />

zum BayPresseG geben wir die Inhaber<br />

und Beteiligungsverhältnisse am Verlag<br />

wie folgt an:<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH,<br />

Arnulfstraße 124, D-80636 München.<br />

Alle<strong>in</strong>iger Gesellschafter des Verlages<br />

ist die ACM-Unternehmensgruppe,<br />

Ostr<strong>in</strong>g 13,<br />

D-65205 Wiesbaden-Nordenstadt.<br />

ISSN 2190-4111<br />

DIE AUSGABE 10 / 2013 DER<br />

ERSCHEINT AM 09.10.2013<br />

MIT DEM SCHWERPUNKT<br />

„INTEGRATION VON FELDGERÄTEN“<br />

Konfigurationsmanagement<br />

im Anlagenlebenszyklus –<br />

Effiziente Versionsverwaltung<br />

von Komponenten<br />

FDI-Spezifikation <strong>in</strong>tegriert<br />

EDD und FDT – Teil 1:<br />

Herausforderungen, Lösungsansätze<br />

und erste Umsetzung<br />

Selbsterklärende Geräte –<br />

Abbildung semantischer<br />

Information auf<br />

Parameter mit EDD<br />

AT-Geräte<strong>in</strong>tegration im<br />

Lebenszyklus – Bestandsaufnahme<br />

und Ausblick<br />

Aus aktuellem Anlass können sich die Themen<br />

kurzfristig verändern.<br />

LESERSERVICE<br />

E-MAIL:<br />

leserservice@di-verlag.de<br />

TELEFON:<br />

+ 49 (0) 931 417 04 59<br />

66<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

9 / 2013


5. SIL-Sprechstunde<br />

Funktionale Sicherheit<br />

17. + 18.9.2013, Mannheim, Pepperl+Fuchs GmbH<br />

www.sil-sprechstunde.de<br />

nicht nach<br />

Schema F<br />

Veranstaltungskonzept<br />

Term<strong>in</strong><br />

Ort<br />

Haben Sie Fragen zur Anwendung der Normen<br />

IEC 61508, IEC 61511 oder VDI / VDE 2180? S<strong>in</strong>d Sie<br />

gefordert, die e<strong>in</strong>getretenen Pfade zur Erlangung der<br />

Sicherheit zu verlassen? Dann s<strong>in</strong>d Sie hier richtig!<br />

Reichen Sie Ihre Fragen rund um SIL e<strong>in</strong>. Diskutieren<br />

Sie mit Experten über die aktuellen Themen der<br />

Funktionalen Sicherheit am 17. und 18. September<br />

2013 <strong>in</strong> Mannheim!<br />

Dienstag, 17.09.2013<br />

Veranstaltung (11:30 – 17:15 Uhr)<br />

„Get-Together“ mit Abendessen (ab 18:00 Uhr)<br />

Mittwoch, 18.09.2013<br />

Veranstaltung (9:00 – 15:00 Uhr)<br />

Pepperl+Fuchs GmbH<br />

Lilienthalstr. 200<br />

68307 Mannheim<br />

Programm<br />

Moderation: Anne Purschwitz<br />

geb. Hütter, <strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

SIL und Ex-Schutz (NE 138, VDI/VDE 2180 Bl. 6)<br />

SIL von elektrotechnischen Komponenten (NE 142)<br />

Diagnose durch automatisches Testen<br />

Funktionale Sicherheit bei Nieder- &<br />

Mittelspannungsschaltanlagen<br />

Sicherheitstechnische Bewertung ohne<br />

Probabilistik (50156)<br />

PFD-Berechnung bei nichtkonstanten<br />

Ausfallraten<br />

Referenten<br />

Thomas Gabriel, Bayer Technology Services GmbH<br />

Dirk Hablawetz, BASF SE<br />

Mart<strong>in</strong> Herrmann, Infracor GmbH<br />

Dr. Andreas Hildebrandt, Pepperl+Fuchs GmbH<br />

Udo Hug, BImSchG § 29a Sachverständiger<br />

Dr. Thomas Karte, Samson AG<br />

Dr. Gerold Klotz-Engmann,<br />

Endress+Hauser Messtechnik GmbH + Co. KG<br />

Josef Kuboth, Landesamt für Natur, Umwelt und<br />

Verbraucherschutz Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

Patrick Lerévérend, Pepperl+Fuchs GmbH<br />

Dr. Bernd Schrörs, Bayer Technology Services<br />

Heiko Schween, HIMA Paul Hildebrandt GmbH + Co KG<br />

Peter Sieber, Bilf<strong>in</strong>ger alpha msr GmbH<br />

Johann Ströbl, TÜV Süd Industrie Service GmbH<br />

Teilnahmegebühren<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong>-Abonnenten 540 € zzgl. MwSt.<br />

Firmenempfehlung 590 € zzgl. MwSt.<br />

reguläre Teilnahmegebühr 690 € zzgl. MwSt.<br />

Studenten kostenlos<br />

(Universität, Fachhoch- / Duale Hochschule – Vorlage des<br />

Studentenausweises bei der Anmeldung erforderlich)<br />

Im Preis enthalten s<strong>in</strong>d die Tagungsunterlagen<br />

sowie die Verpflegung während der Veranstaltung<br />

(<strong>in</strong>kl. geme<strong>in</strong>sames Abendessen).<br />

Anmeldung<br />

Detaillierte Informationen zur Veranstaltung,<br />

das vollständige Programm sowie die Onl<strong>in</strong>e-<br />

Anmeldung f<strong>in</strong>den Sie im Internet unter<br />

www.sil-sprechstunde.de<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />

Anne Purschwitz geb. Hütter<br />

Arnulfstraße 124<br />

80636 München<br />

Tel.: +49 (0) 89 203 53 66-58<br />

Fax: +49 (0) 89 203 53 66-99<br />

E-Mail: purschwitz@di-verlag.de<br />

www.sil-sprechstunde.de<br />

Pepperl+Fuchs GmbH<br />

Sandra Achenbach<br />

Lilienthalstraße 200<br />

68307 Mannheim<br />

Tel.: +49 (0) 621 776-2176<br />

Fax: +49 (0) 621 776-1108<br />

E-Mail: sachenbach@de.pepperl-fuchs.com<br />

www.pepperl-fuchs.de


3. Feldbus-Sprechstunde<br />

Feldbus <strong>in</strong> der<br />

Prozess<strong>in</strong>dustrie<br />

19. + 20.9.2013, Mannheim, Pepperl+Fuchs GmbH<br />

www.feldbus-sprechstunde.de<br />

Veranstaltungskonzept<br />

Haben Sie Fragen zum E<strong>in</strong>satz von Feldbussystemen <strong>in</strong> der<br />

Prozess<strong>in</strong>dustrie? Dann s<strong>in</strong>d Sie hier richtig! Reichen Sie Ihre<br />

Fragen zur Planung, Installation und Inbetriebnahme von<br />

Feldbussen e<strong>in</strong>. Diskutieren Sie mit Experten Ihre aktuellen<br />

Anliegen am 19. und 20. September 2013 <strong>in</strong> Mannheim!<br />

Teilnahmegebühren<br />

■ <strong>atp</strong> <strong>edition</strong>-Abonnenten 540 € zzgl. MwSt.<br />

■ Firmenempfehlung 590 € zzgl. MwSt.<br />

■ reguläre Teilnahmegebühr 690 € zzgl. MwSt.<br />

■ Studenten kostenlos<br />

(Universität, Fachhoch- / Duale Hochschule – Vorlage des<br />

Studentenausweises bei der Anmeldung erforderlich)<br />

Term<strong>in</strong> & Ort<br />

Term<strong>in</strong>: Do., 19.9.2013 + Fr., 20.9.2013<br />

Ort: Pepperl+Fuchs GmbH<br />

Lilienthalstr. 200<br />

68307 Mannheim<br />

Programm & Anmeldung<br />

Detaillierte Informationen zur Veranstaltung,<br />

das vollständige Programm sowie die Onl<strong>in</strong>e-<br />

Anmeldung f<strong>in</strong>den Sie im Internet unter<br />

www.feldbus-sprechstunde.de<br />

4. Explosionsschutz-Sprechstunde<br />

Explosionsschutz<br />

18. + 19.11.2013, Mannheim, Pepperl+Fuchs GmbH<br />

www.explosionsschutz-sprechstunde.de<br />

Veranstaltungskonzept<br />

Haben Sie Fragen zur Umsetzung der Betriebssicherheitsverordnung<br />

oder zur Anwendung der e<strong>in</strong>schlägigen Normen zum<br />

Explosionsschutz? Dann s<strong>in</strong>d Sie hier richtig! Reichen Sie Ihre<br />

Fragen rund um den Explosionsschutz e<strong>in</strong>. Diskutieren Sie mit<br />

Experten Ihre aktuellen Themen am 18. und 19. November<br />

2013 <strong>in</strong> Mannheim!<br />

Term<strong>in</strong> & Ort<br />

Term<strong>in</strong>: Mo., 18.11.2013 + Di., 19.11.2013<br />

Ort: Pepperl+Fuchs GmbH<br />

Lilienthalstr. 200<br />

68307 Mannheim<br />

Teilnahmegebühren<br />

■ <strong>atp</strong> <strong>edition</strong>-Abonnenten 540 € zzgl. MwSt.<br />

■ Firmenempfehlung 590 € zzgl. MwSt.<br />

■ reguläre Teilnahmegebühr 690 € zzgl. MwSt.<br />

■ Studenten kostenlos<br />

(Universität, Fachhoch- / Duale Hochschule – Vorlage des<br />

Studentenausweises bei der Anmeldung erforderlich)<br />

100 € Frühbucherrabatt bei Buchung bis 8.10.2013<br />

Programm & Anmeldung<br />

Detaillierte Informationen zur Veranstaltung,<br />

das vollständige Programm sowie die Onl<strong>in</strong>e-<br />

Anmeldung f<strong>in</strong>den Sie im Internet unter<br />

www.explosionsschutz-sprechstunde.de


da<br />

steckt mehr<br />

dah<strong>in</strong>ter


Erreichen Sie die Top-Entscheider<br />

der Automatisierungstechnik.<br />

Sprechen Sie uns an wegen Anzeigenbuchungen<br />

und Fragen zu Ihrer Planung.<br />

Inge Matos Feliz: Tel.: +49 89 203 53 66-22<br />

E-Mail: matos.feliz@di-verlag.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!