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atp edition Prozesssimulation im Automatisierungssystem (Vorschau)

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11 / 2013<br />

55. Jahrgang B3654<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />

Automatisierungstechnische Praxis<br />

<strong>Prozesss<strong>im</strong>ulation</strong> <strong>im</strong><br />

<strong>Automatisierungssystem</strong> | 26<br />

Handlungsorientiertes<br />

Werkzeugmaschinen-HMI | 32<br />

Fähigkeiten adaptiver<br />

Produktionsanlagen | 42<br />

Plug-and-produce von<br />

Feldbuskomponenten | 50<br />

Geräteintegration und<br />

-management | 58


VigilantPlant:<br />

das Automatisierungskonzept von Yokogawa<br />

Im Sinne der klassischen Automatisierungspyramide stellen die vier Initiativen<br />

von VigilantPlant Ihren Weg zur Operational Excellence sicher.<br />

Besuchen Sie uns vom 26.11. bis 28.11.<br />

auf der Fachmesse SPS IPC Drives 2013<br />

in Nürnberg, Stand 7-170<br />

Yokogawa Deutschland GmbH · Broichhofstraße 7-11 · D-40880 Ratingen<br />

Telefon +49(0)2102- 4983-0 · Telefax +49(0)2102- 4983-22<br />

www.yokogawa.com/de · info@de.yokogawa.com


EDITORIAL<br />

Wachsam sein, denn:<br />

„Only the paranoid survive“<br />

Diesen Ausspruch soll Andrew S. Grove, früherer CEO von Intel Corp, getan<br />

haben. Er meinte damit, um langfristig erfolgreich zu sein, müssen Unternehmen<br />

gewisse „neurotische“ Wahrnehmungen entwickeln, also auf der Hut<br />

sein und aktuelle Entwicklungen verfolgen.<br />

Die Namur-Hauptsitzung 2013 dreht sich um das Thema Integrated Engineering,<br />

das die Siemens AG als Hauptsponsor ausdrücklich unterstützen möchte.<br />

Konkret geht es bei der diesjährigen Sitzung um die Integration von Engineering-Werzeugen.<br />

Die Namur-Empfehlung NE 139 „Informationsschnittstellen<br />

in der Prozessautomatisierung“ enthält Kriterien für diese Integration und<br />

die dazugehörigen Schnittstellen. Integrated Engineering hat sich zum Schwerpunkt<br />

für die gesamte Automatisierungstechnik entwickelt. Alle Prozess- und<br />

Anlagendaten einmalig einzugeben, diese über alle Gewerke und den gesamten<br />

Lebenszyklus in allen Tools konsistent zu halten, eröffnet ungeahnte Effizienzpotenziale.<br />

Eine Schnittstelle zwischen CAE (Computer Aided Engineering)<br />

und DCS (Prozessleitsystem) haben wir mit Integrated Engineering zwischen<br />

Comos und S<strong>im</strong>atic PCS 7 geschaffen.<br />

Auch wird Integrated Engineering mit der Vision „Industrie 4.0“ verknüpft,<br />

was laut Studien zu einem Produktivitätszuwachs in der Fertigung von bis zu<br />

50 Prozent führen soll. Andere US-Quellen behaupten, dass das „industrielle<br />

Internet“ Wachstum von drei Prozent generieren und die Einkommen der<br />

Menschen um bis zu 30 Prozent erhöhen könnte. Und der Ansatz „Cyber-<br />

Physical Systems“ der digitalen Fertigung soll Produktion und Arbeitswelt<br />

revolutionieren. Wer möchte bei der Ausschöpfung dieser wirtschaftlichen<br />

Möglichkeiten nicht dabei sein?<br />

„Industrie 4.0“ ist aber eine Vision und der Weg dahin noch lang und voller<br />

Herausforderungen. Das weltweite Datenvolumen wird sich in fünf Jahren um<br />

das 25-Fache erhöhen. Das Breitbandnetz zur stabilen Datenkommunikation<br />

mit hoher Verfügbarkeit und Informationssicherheit muss dazu erst noch eingeführt<br />

werden. Auch Themen wie digitale Spionage, Hackerangriffe <strong>im</strong> Netz<br />

oder in der Cloud müssen wir uns in den nächsten Jahren stellen.<br />

Technisch bietet Integrated Engineering großen Reiz für Ingenieure wie für<br />

Informatiker, denn die Integration aller an der Produktion beteiligten Komponenten<br />

ist noch lange nicht abgeschlossen. Es wird <strong>im</strong>mer wieder neue Komponenten,<br />

Technologien, Standards und andere Fachgebiete geben, die in die<br />

Automatisierung zu integrieren sind: Denken wir beispielsweise an das Gerätemanagement<br />

mit PDM, eCl@ss oder die Integration mit EDDL und FDT zu<br />

FDI oder <strong>im</strong> Bereich der Kommunikation an Profibus, Profinet, Fieldbus oder<br />

Wireless. Was ist mit Rohrleitungen, Stromlaufplänen und den vielen nicht<br />

intelligenten Geräten einer Anlage (Pumpe, Wärmetauscher)? Bis diese realen<br />

Komponenten ein digitales Abbild haben, alle miteinander vernetzt sind und<br />

dann noch problemlos miteinander kommunizieren, haben wir noch viele<br />

Hausaufgaben zu machen. Und damit nenne ich nur einige der Themen, mit<br />

denen wir uns auf der Namur-Hauptsitzung beschäftigen.<br />

Sie sehen, die Betätigungsfelder gehen uns nicht aus – und hoffentlich auch<br />

nicht die Kreativität. Es braucht „wahnsinnig“ viele gute Ideen, die Herausforderungen<br />

ganzheitlicher Kommunikation, einheitlicher Datenbasis, integrierter<br />

Workflows oder autonomer Entscheidungen in der Produktion zu meistern.<br />

Es bleibt also spannend!<br />

Ich freue mich auf die Diskussionen.<br />

AXEL LORENZ,<br />

Siemens AG,<br />

Leiter Prozessautomatisierung,<br />

Industrial Automation Division<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013<br />

3


INHALT 11 / 2013<br />

VERBAND<br />

6 | Zweites Treffen europäischer Anwender der<br />

Automatisierungstechnik in der Prozessindustrie<br />

Achema 2015: Wasser, Prozessanalytik und<br />

Biobased World werden die Schwerpunkte<br />

7 | Jürgen Amedick und Roland Bent stehen ZVEI-Fachbereichen vor /<br />

Security wird ZVEI-Thema auf der SPS<br />

BRANCHE<br />

8 | Kumpfmüller steigt mit guten Nachrichten ein:<br />

Aufschwung in der Prozessautomation hält an<br />

Call for <strong>atp</strong> experts: Schutzziele und Schutzkonzepte<br />

9 | Wo stehen wir auf dem Weg zur Smart Factory?<br />

Pickhardt Leiter des GMA-Ausschusses 6.22<br />

FORSCHUNG<br />

10 | Wie Uhrzeit synchronisiert wird – Standard<br />

IEEE-1588 in Ostwestfalen-Lippe weiterentwickelt<br />

11 | AALE 2014 ruft zur Beitragseinreichung<br />

rund um Ideen in der Automatisierung auf<br />

Kommunikation in der Automation: Jahreskolloquium<br />

tagt am 13. und 14. November 2013<br />

12 | Computational Intelligence – Einführung in<br />

Probleme, Methoden und technische Anwendungen<br />

RUBRIKEN<br />

3 | Editorial<br />

66 | Impressum, Vorschau<br />

4<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013


PRAXIS<br />

13 | Kompletteinsatz <strong>im</strong> Gasbereich: Gas speicher<br />

mit Automatisierungstechnik ausgerüstet<br />

14 | Energieversorgungsunternehmen modernisiert<br />

sichere Stromerzeugung aus Wasserkraft<br />

18 | Grün zahlt sich aus: Kanadischer Papierhersteller<br />

spart Energie mit modernisiertem<br />

Antriebssystem<br />

20 | Dosiereinheiten Dos<strong>im</strong>ass inklusive Steuerung<br />

für Vakuumprozessanlagen in Brasilien<br />

22 | Flexibel und verbindlich:<br />

Agiles V-Modell bündelt Vorteile bei<br />

der Entwicklung von Software<br />

24 | Innovation spart 40 Prozent Bauraum<br />

<strong>im</strong> Schalt schrank verglichen mit den<br />

vorherigen Baugrößen<br />

Produkte,<br />

Systeme<br />

und Service<br />

für die<br />

Prozessindustrie?<br />

Natürlich.<br />

HAUPTBEITRÄGE<br />

26 | <strong>Prozesss<strong>im</strong>ulation</strong> <strong>im</strong><br />

<strong>Automatisierungssystem</strong><br />

M. SEITZ<br />

32 | Handlungsorientiertes<br />

Werkzeugmaschinen-HMI<br />

W. HERFS, D. KOLSTER UND W. LOHSE<br />

42 | Fähigkeiten adaptiver Produktionsanlagen<br />

J. PFROMMER, M. SCHLEIPEN UND J. BEYERER<br />

50 | Plug-and-produce von<br />

Feldbuskomponenten<br />

K. KRÜNING UND U. EPPLE<br />

58 | Geräteintegration und -management<br />

H. RACHUT, S. RUNDE, A. JUSTUS, J. FICKER, R. LANGE,<br />

K. SCHNEIDER UND H. RICHTER<br />

Zum Beispiel der magnetischinduktive<br />

Durchflussmesser<br />

ProcessMaster. Er setzt neue<br />

Maßstäbe mit umfangreichen<br />

Diagnosemöglichkeiten, einer<br />

Messabweichung von 0,2 %,<br />

Explosionsschutz sowie der<br />

ScanMaster-Software. Erfahren<br />

Sie mehr über die erste Wahl in<br />

der Durchflussmessung für die<br />

Prozessindustrie:<br />

www.abb.de/durchfluss<br />

Wussten Sie, dass Ihnen ABB<br />

neben dem umfassenden Portfolio<br />

für die Instrumentierung ebenso<br />

herausragende Produkte und<br />

Lösungen für die Analysentechnik,<br />

maßgeschneiderte Leitsysteme<br />

sowie erstklassigen Service bietet?<br />

Lesen Sie mehr unter:<br />

www.abb.de/<br />

prozessautomatisierung<br />

ABB Automation Products GmbH<br />

Tel.: 0800 111 44 11<br />

Fax: 0800 111 44 22<br />

vertrieb.messtechnik-produkte@de.abb.com


VERBAND<br />

Zweites Treffen europäischer Anwender der<br />

Automatisierungstechnik in der Prozessindustrie<br />

Erneut haben sich am 9. September 2013 in Brüssel Vorstandsmitglieder<br />

und Geschäftsführer der europäischen<br />

Anwender-Verbände der Automatisierungstechnik<br />

in der Prozessindustrie getroffen. Die Vertreter von EI,<br />

Exera, WIB und Namur besprachen in ihrem zweiten Treffen<br />

den aktuellen Status der <strong>im</strong> Vorjahr identifizierten<br />

gemeinsamen Handlungsfelder.<br />

Nach einem kurzen Update zu allen beteiligten Organisationen<br />

ermittelten die Experten in einer gemeinsamen<br />

Swot-Analyse Stärken und Schwächen der heutigen Verbände.<br />

Mögliche gemeinsame Betätigungsfelder aber auch<br />

aktuelle Hindernisse wurden erfasst. Die intensive Diskussion<br />

galt unter den Beteiligten als Zeichen für das<br />

bereits gebildete Vertrauen zueinander.<br />

Die Beteiligten stellten bei ihrem Treffen fest, dass auf<br />

operativer Ebene <strong>im</strong> vergangenen Jahr der intensive Austausch<br />

auf gemeinsamen Handlungsfeldern vorangetrieben<br />

wurde. So steckt ein zusammen erarbeitetes Dokument<br />

zu Functional Safety bereits in der Entwicklung,<br />

das Steuerungstreffen zu IT Security fand statt und der<br />

Erfahrungsaustausch zur Auswahl von Durchflussmessern<br />

ist bereits erfolgreich abgeschlossen. Außerdem<br />

konnten die Entscheider be<strong>im</strong> Alarm Management Einfluss<br />

auf die internationale Normung nehmen.<br />

Im Ergebnis der Sitzung best<strong>im</strong>mten die Beteiligten<br />

weitere gemeinsame Themen. Sie bestätigten die Zusammenarbeit<br />

in den Gebieten Effective Engineering Tools,<br />

Final Elements und Process Control. Bei MES und BPCS<br />

(Basic Process Control Systems) gilt es nun neue Ansprechpartner<br />

zusammenzubringen, um gemeinsame<br />

Arbeitsgruppen zu gründen.<br />

Um das Bestreben nach einer engeren Zusammenarbeit<br />

zu unterstreichen, beschlossen die internationalen Verbände<br />

eine gemeinsame Kooperationsvereinbarung zu<br />

erarbeiten. Die Namur sieht dies als Beweis dafür, dass<br />

alle Partner von der Bündelung internationaler Kräfte<br />

überzeugt sind, um die Interessen der Anwender der Automatisierungstechnik<br />

in der Prozessindustrie gemeinsam<br />

zu vertreten. <br />

(ahü)<br />

NAMUR – NUTZEN AUS PROZESSLEITTECHNIK,<br />

Geschäftsstelle, Bayer Technology Services GmbH,<br />

OSS-Liaison, D-51368 Leverkusen, K 9,<br />

Tel.+49 (0) 214 307 10 34, Internet: www.namur.de<br />

Achema 2015: Wasser, Prozessanalytik und<br />

Biobased World werden die Schwerpunkte<br />

AM STAND DER<br />

INITIATIVE<br />

BIOTECHNIKUM des<br />

Bundesministeriums<br />

für Bildung und<br />

Forschung auf der<br />

Achema 2012.<br />

Bild: Veranstalter<br />

Mit drei Schwerpunktthemen tragen wir der Breite der<br />

Achema Rechnung und richten gleichzeitig den<br />

Scheinwerfer auf Entwicklungen, die die Prozesstechnologie<br />

grundlegend verändern“, sagt Dr. Thomas Scheuring,<br />

Geschäftsführer der Dechema Ausstellungs-GmbH.<br />

Prozessanalytik, industrielle Wassertechnik und die biobasierte<br />

Produktion sind Schwerpunkte der Messe für die<br />

Prozessindustrie, die vom 15. bis 19. Juni 2015 in Frankfurt<br />

am Main stattfindet. Sonderpublikationen und das<br />

Kongressprogramm sollen einen besonderen Fokus auf<br />

Innovationen in diesen Bereichen quer durch alle Ausstellungsgruppen<br />

legen. Auch Themen der Labor- und<br />

Analysentechnik bis zu Verpackungsmaschinen, Pumpen<br />

und Armaturen sowie alle Bereiche der Verfahrenstechnik<br />

bis zum Anlagenbau stehen auf der Agenda.<br />

Prozessanalytik liefert Informationen für die Prozessopt<strong>im</strong>ierung<br />

und Prozessautomation und macht so Veränderungen<br />

in der Prozessführung wie die Einführung von „Quality<br />

by design“ möglich. Von der Labor- und Analysentechnik<br />

über die Mess- und Regeltechnik bis hin zu den Verfahrensentwicklern<br />

und den Zulieferern ist der Beitrag vieler Disziplinen<br />

gefragt, um die Möglichkeiten voll auszuschöpfen.<br />

Ob „zero liquid discharge“ oder emissionsarme Produktion,<br />

längst schon geht es bei der industriellen Wassertechnik<br />

nicht mehr darum, einen Filter ans Abwasserrohr zu<br />

setzen. Stattdessen stehen Konzepte für ein kosten- und<br />

energieeffizientes integriertes Wassermanagement <strong>im</strong> Fokus<br />

der Entwicklungen. Die Rückgewinnung von Energie, Rohund<br />

Wertstoffen, der Umgang mit Konzentraten und die<br />

Planung und Steuerung von Wasser- und Stoffströmen sind<br />

zentrale Fragen. Sie treiben Verfahrenstechniker und Materialwissenschaftler<br />

ebenso um wie Chemiker, Anlagenplaner<br />

und Steuerungsexperten. Zusätzliche Herausforderungen<br />

schaffen neue Produktionsprozesse und wachsende<br />

Sparten wie die industrielle Biotechnologie, die ganz neue<br />

Anforderungen an die industrielle Wassertechnik stellen.<br />

Die „BiobasedWorld“ bildet wie schon 2012 die biobasierte<br />

Produktion ab, die nach wie vor ein wesentliches<br />

Thema für Forschung und Industrie ist. Der Übergang in<br />

eine biobasierte Wirtschaft ist ohne biotechnologische<br />

Methoden nicht denkbar. Neben der Forschung und der<br />

Prozessentwicklung sind aber auch die Hersteller von Komponenten,<br />

die Anlagenbauer und die Mess- und Regeltechniker<br />

gefragt, um die Vision einer Bioökonomie Wirklichkeit<br />

werden zu lassen.<br />

(ahü)<br />

DECHEMA AUSSTELLUNGS-GMBH,<br />

Theodor-Heuss-Allee 25, D-60486 Frankfurt am Main,<br />

Tel. +49 (0) 69 756 41 00, Internet: www.achema.de<br />

6<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013


Jürgen Amedick und Roland Bent stehen ZVEI-<br />

Fachbereichen vor / Security wird ZVEI-Thema auf der SPS<br />

Jürgen Amedick ist neuer Vorsitzender des ZVEI-Fachbereichs<br />

Elektrische Antriebe. Der Geschäftsführer des<br />

Geschäftsgebiets Large Drives der Siemens AG folgt damit<br />

Klaus Helmrich, ebenfalls Siemens AG. „Meine Aufgabe<br />

ist es, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass diese<br />

starke Branche auch zukünftig wettbewerbsfähig ist.<br />

So wird zum Beispiel bei der Energieeffizienz mehr das<br />

Antriebssystem <strong>im</strong> Fokus stehen. Ziel unserer Arbeit ist<br />

auch, die Antriebstechnik auf Herausforderungen wie<br />

Industrie 4.0 vorzubereiten“, erklärt Amedick. Neu in den<br />

Vorstand gewählt wurden Jürgen Sander (Geschäftsführer<br />

der VEM Motors GmbH), Karl-Peter S<strong>im</strong>on (Geschäftsführer<br />

und Vorstand der Bauer Gear Motor GmbH) und Christian<br />

Wendler (Mitglied des Vorstands der Lenze SE). Im<br />

Fachbereich Elektrische Antriebe sind alle führenden<br />

Hersteller von Elektromotoren und Hersteller von Antriebsstromrichtern<br />

(Frequenzumrichter) organisiert. Im<br />

Mittelpunkt steht der Meinungs- und Erfahrungsaustausch<br />

über die Produkt- und Marktentwicklung sowie<br />

über Richtlinien und Normen.<br />

Außerdem hat die Mitgliederversammlung des ZVEI-<br />

Fachbereichs Schaltgeräte, Schaltanlagen, Industriesteuerungen<br />

Roland Bent (Phoenix Contact) für weitere drei<br />

Jahre als Vorsitzenden bestätigt. Zum stellvertretenden<br />

Vorsitzenden neu gewählt wurde Rudolf Cater (Hensel)<br />

und <strong>im</strong> Amt bestätigt wurde Eckard Eberle (Siemens).<br />

„Mittelfristig erwarten wir in unserem Segment wieder<br />

Wachstum", gibt sich Bent opt<strong>im</strong>istisch. „Die anstehenden<br />

Herausforderungen wie Elektromobilität, Ausbau der Erneuerbaren<br />

Energien, Umbau der heutigen Stromnetzinfrastruktur<br />

zu Smart Grids und die Sicherung einer leistungsfähigen<br />

Transportinfrastruktur werden ohne unsere<br />

Anlagen und die dazugehörende Sensorik nicht<br />

möglich sein." Cater unterstreicht diese Einschätzung:<br />

„Eigenstromverbrauch und Energiespeicherung werden<br />

an Bedeutung gewinnen – auch in der Industrie. Dies wird<br />

das Geschäft mit Energieverteilungsanlagen beleben.“<br />

JÜRGEN AMEDICK<br />

ist neuer Vorsitzender<br />

des<br />

ZVEI-Fachbereichs<br />

Elektrische Antriebe.<br />

Aktuelle Themen greift<br />

der Zentralverband Elektrotechnik-<br />

und Elektronikindustrie<br />

übrigens auf der bevorstehenden<br />

Messe SPS<br />

IPC Drives auf. Der Verband<br />

will mithilfe des Bundesamts<br />

für Sicherheit in der<br />

Informationstechnik (BSI)<br />

auf seinem Stand in Halle 10<br />

das Thema Security in den<br />

Mittelpunkt rücken. Dazu<br />

wird in Nürnberg das ICS<br />

(Industrial Control Systems)-<br />

Security-Kompendium vorgestellt.<br />

Das Dokument soll eine gemeinsame Basis für<br />

IT-Sicherheits- und ICS-Experten schaffen und ihnen<br />

den Zugang zum Thema IT-Sicherheit in der Produktion<br />

ermöglichen.<br />

Weitere Schwerpunkthemen der Diskussionsrunden<br />

auf der Messe sind Industrie 4.0 und Energieeffizienz.<br />

Täglich stellt der Verband dazu erste Projektansätze und<br />

Praxisbeispiele verschiedener Industrie-4.0-Projekte vor.<br />

Die Veranstaltungsreihe ‚Security meets Industry‘ beinhaltet<br />

Kurzvorträge und Live-Demonstrationen mit den<br />

Schwerpunkten ‚Basismaßnahmen für IT-Sicherheit in<br />

der Produktion‘, ‚Internet-verbundene Systeme <strong>im</strong> Produktionsumfeld‘<br />

und ‚Security-Audits <strong>im</strong> Produktionsumfeld‘.<br />

Um die internationale Standardisierung geht es<br />

unter dem Titel ‚IT Security Anforderungen aus Industrie<br />

4.0 – was leistet die IEC 62443?‘ am Donnerstag. (ahü)<br />

ZVEI – ZENTRALVERBAND ELEKTROTECHNIK-<br />

UND ELEKTRONIKINDUSTRIE E.V.,<br />

Lyoner Straße 9, D-60528 Frankfurt am Main,<br />

Tel. +49 (0) 69 630 20, E-Mail: zvei@zvei.org,<br />

Internet: www.zvei.org<br />

ROLAND BENT<br />

führt weiter den<br />

ZVEI-Fachbereich<br />

Schaltgeräte an.<br />

Bilder: ZVEI<br />

INTELLIGENT FIELdbus<br />

KEEps Your procEss ruNNING<br />

Halle 7A<br />

stand 338<br />

Zukunftstechnologie für mehr Verfügbarkeit<br />

▪<br />

Advanced Diagnostic Gateways mit I/O Funktion<br />

▪ Segment Protectoren mit intelligenter Fehlerisolation<br />

▪ Diagnosefähiger Blitzschutz mit Leittechnikanbindung ohne<br />

wiederkehrende Prüfungen<br />

▪ Leckagesensoren für garantiert wasserdichte Installationen<br />

Feldbus mit intelligenter diagnose: www.pepperl-fuchs.de/intelligent-fieldbus<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013<br />

7


BRANCHE<br />

Kumpfmüller steigt mit guten Nachrichten ein:<br />

Aufschwung in der Prozessautomation hält an<br />

DIE CHEMIEINDUSTRIE und ihre Anlagen<br />

gehören zum Umsatztreiber bei der elektrischen<br />

Automation. Bild: Torsten Bogdenand / pixelio.de<br />

HANS-GEORG KUMPFMÜLLER folgt auf<br />

Michael Ziesemer als Fachbereichsvorsitzender<br />

Messtechnik und Prozessautomatisierung<br />

<strong>im</strong> ZVEI. Bild: ZVEI<br />

Das fünfte Wachstumsjahr in Folge für die elektrische<br />

Prozessautomation erwarten die Experten des ZVEI-<br />

Fachbereichs Messtechnik und Prozessautomatisierung.<br />

„Wir rechnen dieses Jahr mit einem Wachstum von vier bis<br />

fünf Prozent bei den weltweiten Auftragseingängen", sagte<br />

der neu gewählte Fachbereichsvorsitzende Hans-Georg<br />

Kumpfmüller <strong>im</strong> Rahmen der Mitgliederversammlung.<br />

Kumpfmüller (CEO der Business Unit Sensors und Communication<br />

der Siemens AG Industry Automation) folgt<br />

als Fachbereichsvorsitzender auf Michael Ziesemer<br />

(Endress+Hauser), der sich als designierter ZVEI-Präsident<br />

nicht wieder zur Wahl stellte. Neu <strong>im</strong> Vorstand vertreten<br />

sind Nikolaus Krüger (Endress+Hauser), Dr. Dirk Steinmüller<br />

(Knick) und Johannes Kalhoff (Phoenix Contact).<br />

Im Vorstand bestätigt wurden Daniel Huber (ABB), Stephan<br />

Neuburger (Krohne) und Günter Kech (Vega).<br />

Das Thema ‚Industrie 4.0‘ möchte Kumpfmüller besonders<br />

vorantreiben und fordert eine stärkere Auseinandersetzung<br />

mit den Herausforderungen der modularisierten<br />

Produktion für die Prozessautomation. „Das Thema bietet<br />

neben Risiken vor allem auch große Chancen für die Prozessautomatisierer“,<br />

so Kumpfmüller.<br />

Derzeit ist das Wachstum der Hersteller von Geräten<br />

und Lösungen der Prozessautomation weltweit verteilt.<br />

Spitzen liegen in Brasilien, Kolumbien, Australien und<br />

Südostasien. Auch das China-Geschäft hat wieder angezogen.<br />

Die USA und Russland tragen ebenfalls zum<br />

Wachstum bei. Afrika gewinnt an Bedeutung für die<br />

Prozessautomation, vor allem die öl- und rohstoffreichen<br />

Länder in West-, Zentral- und Südafrika. Das Geschäft<br />

in Deutschland weist wie in Gesamteuropa ganz leichtes<br />

Wachstum auf.<br />

Für das weltweite Wachstum sind vor allem die Branchen<br />

Öl und Gas, Chemie sowie Pharma verantwortlich. Die Segmente<br />

Nahrungsmittel sowie Wasser/Abwasser liegen <strong>im</strong><br />

mittleren Wachstumsbereich. Eher schlecht laufen die Geschäfte<br />

in den Bereichen Papier- und Zellstoffherstellung<br />

sowie der Hüttenindustrie. Der Blick auf die Produktgruppen<br />

zeigt leicht überdurchschnittliches Wachstum bei der<br />

Prozessanalytik, insbesondere der Gasanalyse. (ahü)<br />

ZVEI – ZENTRALVERBAND ELEKTROTECHNIK- UND<br />

ELEKTRONIKINDUSTRIE E.V.,<br />

Lyoner Straße 9, D-60528 Frankfurt am Main,<br />

Tel. +49 (0) 69 630 20, Internet: www.zvei.org<br />

Call for <strong>atp</strong> experts: Schutzziele und Schutzkonzepte<br />

IN AUSGABE 56(5) DER ATP EDITION <strong>im</strong><br />

Mai 2014 befasst sich mit Schutzzielen und<br />

Schutzkonzepten. Die Erfüllung von Schutzzielen<br />

durch die Ableitung, Entwicklung und<br />

Implementierung von effektiven und effizienten<br />

Schutzkonzepten ist ein wichtiges<br />

Element der Automation. Die Ausgabe 56(5)<br />

der <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> <strong>im</strong> Mai 2014 diskutiert aktuelle<br />

Innovationen bei Beschreibungsmitteln,<br />

Methoden, Werkzeugen und Werkzeugketten<br />

in diesem Umfeld. Ihre Beiträge beschreiben<br />

beispielsweise Herausforderungen<br />

und Anforderungen, stellen neuartige<br />

Sicherheitsarchitekturen oder Ansätze<br />

zur formalen Beschreibung von Schutzzielen<br />

und Schutzanforderungen zur Verifikation<br />

von Konzept und Implementierung vor,<br />

diskutieren Potenzial und Grenzen innovativer<br />

modellbasierter Schutzkonzepte, integrierter<br />

Engineeringansätze, Methoden und<br />

Vorgehensmodelle die das gesamte Lebenzyklusmanagement<br />

abdecken .<br />

Wir bitten Sie bis zum 20.12.2013 zu diesem<br />

Themenschwerpunkt einen gemäß den<br />

Autorenrichtlinien der <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> ausgearbeiteten<br />

Hauptbeitrag per eMail an<br />

urbas@di-verlag.de einzureichen.<br />

Die <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> ist die hochwertige Monatspublikation<br />

für Fach- und Führungskräfte der<br />

Automatisierungsbranche. In den Hauptbeiträgen<br />

werden die Themen mit hohem wissenschaftlichem<br />

und technischem Anspruch<br />

vergleichsweise abstrakt dargestellt. Im<br />

Journalteil werden praxisnahe Erfahrungen<br />

von Anwendern mit neuen Technologien,<br />

Prozessen oder Produkten beschrieben.<br />

Alle Beiträge werden von einem Fachgremium<br />

begutachtet. Sollten Sie sich selbst aktiv<br />

an dem Begutachtungsprozess beteiligen<br />

wollen, bitten wir um kurze Rückmeldung.<br />

Für weitere Rückfragen stehen wir Ihnen<br />

selbstverständlich gerne zur Verfügung.<br />

Redaktion <strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

Leon Urbas, Anne Purschwitz,<br />

Aljona Hartstock<br />

CALL FOR<br />

Aufruf zur Beitragseinreichung<br />

Thema: Schutzziele und Schutzkonzepte<br />

Kontakt: urbas@di-verlag.de<br />

Termin: 20. Dezember 2013<br />

8<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013


Wo stehen wir auf dem<br />

Weg zur Smart Factory?<br />

Big Data, Industrie 4.0, Konsum 2020 und Sustainability<br />

sind einige der Trends in der Elektronikindustrie.<br />

Bei den Idea/FBDi-Trendtagen 2013 am 28. und<br />

29. November 2013 in München sollen dazu nun die<br />

Fragen beantwortet werden: Wo stehen wir wirklich auf<br />

dem Weg zur digitalen „Smart Factory“? Wie ist Europas<br />

sinkende Bedeutung <strong>im</strong> globalen High-Tech zu bewerten,<br />

und wann wacht die europäische Elektronikindustrie<br />

endlich aus ihrem Dornröschenschlaf auf?<br />

Das Expertentreffen bündelt dazu, laut dem veranstaltenden<br />

Fachverband der Bauelemente Distribution<br />

(FBDi e.V.), umfangreiches Wissen aus unterschiedlichen<br />

Branchen und zeigt Lösungsstrategien, mit denen<br />

Unternehmen Herausforderungen meistern. Neben industriespezifischen<br />

Vorträgen stehen auch gesellschaftliche<br />

Themen auf dem Programm. So skizziert Trendanalytiker<br />

Dr. David Bosshart vom Gottlieb Duttweiler<br />

Institute in Zürich, wie sich die Konsumgesellschaft<br />

der Zukunft radikal verändern wird. Individualisierung,<br />

Nachhaltigkeit und Convenience rücken in den<br />

Mittelpunkt des Verbraucherdenkens, so dass sich Unternehmen<br />

mehr und mehr über wirklich neue Produkte<br />

und relevante Dienstleistungen etablieren müssen.<br />

Prof. Dr. Norbert Bolz von der TU Berlin greift in seiner<br />

Keynote das viel diskutierte Phänomen Big Data auf<br />

und zeigt wie die Datenflut Prognosen über Kaufverhalten<br />

ermöglicht. Die Themen Nachhaltigkeit und Umwelt<br />

sollen die Agenda abrunden. So dreht sich in der Podiumsdiskussion<br />

alles um die Frage, wie politische Regularien<br />

die europäische Elektronikindustrie in Sachen<br />

Innovation ausbremsen oder antreiben werden. (ahü)<br />

Unser<br />

Know-how<br />

für Sie<br />

FBDI E. V.,<br />

Sankt Margaretenweg 9, D-85375 Neufahrn,<br />

Tel. +49 (0) 8165 67 02 33,<br />

Internet: www.fbdi.de/trendtage<br />

Pickhardt Leiter des<br />

GMA-Ausschusses 6.22<br />

Prof. Dr.-Ing. Rainer Pickhardt leitet nun den Fachausschuss<br />

6.22 Prozessführung und gehobene Regelungsverfahren<br />

des Fachbereichs Engineering und<br />

Betrieb automatisierter Anlagen der VDI/VDE-Gesellschaft<br />

Mess- und Automatisierungstechnik (GMA). Dr.-<br />

Ing. Sebastian Gaulocher wurde zu seinem Stellvertreter<br />

gewählt. Pickhardt ersetzt Dr.-Ing. Karsten Schulze,<br />

der wegen seiner Auslandstätigkeit nicht mehr zur<br />

Verfügung steht. Der Fachausschuss verabschiedete die<br />

Richtlinie VDI/VDE 3685 Blatt 2 Adaptive Regler-Erläuterungen<br />

und Beispiele. Sie wird voraussichtlich <strong>im</strong><br />

Dezember 2013 veröffentlicht.<br />

(ahü)<br />

Mit über 50 weitgehend selbstständigen<br />

Tochtergesellschaften<br />

und über 220 Ingenieur- und Verkaufsbüros<br />

ist SAMSON auf allen<br />

Kontinenten kundennah vertreten.<br />

Um Ihnen die gesamte Regeltechnik<br />

in höchster Qualität zu<br />

bieten, hat SAMSON mit hochspezialisierten<br />

Unternehmen die<br />

SAMSON GROUP gebildet.<br />

VDI/VDE-GESELLSCHAFT MESS- UND<br />

AUTOMATISIERUNGSTECHNIK,<br />

VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,<br />

Tel. +49 (0) 211 621 40, Internet: www.vdi.de<br />

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Telefon: 069 4009-0 · Telefax: 069 4009-1507<br />

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FORSCHUNG<br />

Wie Uhrzeit synchronisiert wird – Standard<br />

IEEE-1588 in Ostwestfalen-Lippe weiterentwickelt<br />

Leistungssteigernde Protokollfunktionen auf Sitzung des IEEE-Arbeitskreises diskutiert<br />

AUCH DRUCK-<br />

MASCHINEN<br />

können dank<br />

hochgenauer<br />

Uhrzeitsynchronisation<br />

leistungsfähiger<br />

werden.<br />

Bilder: Veranstalter<br />

PLUGFEST: Einer großen LAN-Party gleich vernetzen Hersteller<br />

und Wissenschaftler neue Geräte um die Kompatibilität zu testen.<br />

Das gemeinsame Zeitverständnis vernetzter Systeme<br />

ist in vielfältigen Anwendungsbereichen eine<br />

substanzielle Grundfunktion – in intelligenten Energienetzen,<br />

in der Telekommunikation, bei Finanztransaktionen<br />

an der Börse und natürlich auch in der industriellen<br />

Automation. So lassen sich beispielsweise<br />

koordinierte Bewegungsabläufe mit Hilfe vernetzter<br />

synchroner Antriebe sehr viel flexibler realisieren als<br />

mit einer mechanischen Königswelle.<br />

Mit dem Standard IEEE-1588 (Standard for a Precision<br />

Clock Synchronization Protocol for Networked Measurement<br />

and Control Systems) steht für die hochgenaue<br />

Uhrzeitsynchronisation ein etabliertes und leistungsfähiges<br />

Protokoll zur Verfügung.<br />

Da sich durch die zunehmende Vernetzung technischer<br />

Systeme die Anforderungen an die Uhrzeitsynchronisation<br />

weiter erhöhen, wird die Weiterentwicklung<br />

dieses Verfahrens kontinuierlich vorangetrieben.<br />

Daher wurde in diesem Jahr eine neue Revision der<br />

IEEE-1588 angestoßen. Die oben genannten Anwendungsgebiete<br />

wurden dabei zum Beispiel um die Audiound<br />

Videoübertragung sowie Automotive- und Avionik-<br />

Anwendungen erweitert. Diese stellen hohe Anforderungen<br />

in Bezug auf extreme Umgebungseinflüsse wie<br />

mechanische Belastungen (Vibrationen) und Temperaturschwankungen.<br />

Während einer Standardisierungssitzung<br />

des entsprechenden IEEE-Arbeitskreises wurden<br />

diese Aspekte nun in Lemgo diskutiert.<br />

Der zweitägigen Sitzung ging das vom Fraunhofer-<br />

Anwendungszentrum Industrial Automation (IOSB-<br />

INA) veranstaltete IEEE International Symposium on<br />

Precision Clock Synchronization, kurz ISPCS, voraus.<br />

Während der einwöchigen Veranstaltung konnten die<br />

über 140 Experten aus 23 Ländern auf einem Plugfest<br />

ihre Geräte und Anwendungen auf Funktionalität und<br />

Interoperabilität testen. Im Anschluss folgte eine Kon-<br />

ferenz, deren Ergebnisse die Diskussionsgrundlage für<br />

den IEEE-Arbeitskreis bildeten. Während der Sitzung<br />

erörterten die beteiligten Experten neue leistungssteigernde<br />

Protokollfunktionen, die zukünftig die technische<br />

Welt noch etwas synchroner machen werden.<br />

AUTOREN<br />

M.Sc. SEBASTIAN SCHRIEGEL<br />

ist Gruppen leiter Kogni tive<br />

Systeme für die Automation.<br />

Fraunhofer-Anwendungszentrum<br />

Industrial Automation (IOSB-INA),<br />

Langenbruch 6, D-32657 Lemgo,<br />

Tel. +49 (0) 5261 702 59 25,<br />

E-Mail: sebastian.schriegel@<br />

iosb-ina.fraunhofer.de<br />

Prof. Dr.-Ing. JÜRGEN JASPER-<br />

NEITE leitet das Fraunhofer-<br />

Anwendungszentrum Industrial<br />

Automation (IOSB-INA).<br />

Fraunhofer-Anwendungszentrum<br />

Industrial Automation (IOSB-INA),<br />

Langenbruch 6, D-32657 Lemgo,<br />

Tel. +49 (0) 5261 70 25 72,<br />

E-Mail: juergen.jasperneite@<br />

iosb-ina.fraunhofer.de<br />

10<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013


AALE 2014 ruft zur Beitragseinreichung<br />

rund um Ideen in der Automatisierung auf<br />

Das Diskussionsforum rund um Konzepte, Entwicklungen<br />

und Lehre der Automatisierungstechnik, die<br />

AALE (Angewandte Automatisierungstechnik in Lehre<br />

und Entwicklung), ruft Autoren auf, Beiträge für die<br />

kommende Veranstaltung am 8. und 9. Mai 2014 einzureichen.<br />

Gewünscht sind Aufsätze oder Posterbeiträge<br />

über Trends der Automatisierungstechnik, Forschungsund<br />

Entwicklungsarbeiten, Kooperationen zwischen<br />

Hochschulen und der Industrie oder Lehre und Ausbildung,<br />

Didaktik und MINT-Projekte (Mathematik, Informatik,<br />

Naturwissenschaft, Technik). Seinen Aufsatz<br />

trägt der Autor nach erfolgreichem Durchlaufen des<br />

Reviewprozesses in einer 15-minütigen Präsentation<br />

dem AALE-Publikum vor. Ausrichter ist <strong>im</strong> kommenden<br />

Jahr die Ostbayerisch Technische Hochschule Regensburg<br />

(OTH Regensburg).<br />

Zunächst sollte die Idee in einem zweiseitigen Paper<br />

skizziert werden. Das PDF laden Interessenten auf<br />

www.hs-regensburg.de/aale2014 bis zum 31. Dezember<br />

2013 hoch. Unter dieser Adresse haben die Veranstalter<br />

bereits weitere Hinweise zum Procedere der Einreichung<br />

hinterlassen. Nach Begutachtung und Freigabe<br />

des Programmkomitees werden die Aufsätze <strong>im</strong> AALE-<br />

Tagungsband veröffentlicht. Sie sollten in der finalen<br />

Version nicht länger als zehn Seiten sein. Die schriftliche<br />

Erläuterung der Poster sollte sich auf vier Seiten beschränken.<br />

Die Autoren werden über die Annahme Ihrer<br />

Beiträge bis zum 31. Januar 2014 informiert. Ansprechpartner<br />

für das Programm zur 11. AALE 2014 ist Prof.<br />

Dr.-Ing. Ralph Schneider (Telefon +49 (0)941 943 51 66,<br />

E-Mail: aale2014@hs-regensburg.de).<br />

(ahü)<br />

DIE PREISTRÄGER DER AALE aus dem<br />

vergangenen Jahr. Bild: Anne Purschwitz<br />

AALE-KONFERENZ 2014 AN DER OSTBAYERISCHEN<br />

TECHNISCHEN HOCHSCHULE (OTH) REGENSBURG,<br />

Prüfeninger Str. 58, D-93049 Regensburg,<br />

Ansprechpartner: Dr.-Ing. Ralph Schneider,<br />

Tel. +49 (0) 941 943 51 66,<br />

E-Mail: aale2014@hs-regensburg.de,<br />

Internet: www.hs-regensburg.de/aale2014<br />

Kommunikation in der Automation:<br />

Jahreskolloquium tagt am 13. und 14. November 2013<br />

Am 13 und 14. November 2013 lädt das Jahreskolloquium<br />

Komma, kurz für Kommunikation in der Automation,<br />

zur Diskussion rund um die industrielle Kommunikation<br />

ein. Die Veranstaltung, die wechselweise<br />

am Institut für Automation und Kommunikation e.V.,<br />

Magdeburg (Ifak) und am Centrum Industrial IT (CIIT)<br />

in Lemgo stattfindet, wird dieses Jahr von den Magdeburgern<br />

ausgerichtet. Der Expertentreff unter der Leitung<br />

von Prof. Ulrich Jumar und Prof. Jürgen Jasperneite<br />

dreht sich um die Frage, wie der Übergang in die geforderte<br />

intelligente Automation sinnvoll gestaltet werden<br />

kann. Echtzeit-, System- und Engineeringaspekte<br />

zählen zu den Kernthemen des jährlich veranstalteten<br />

Kolloquiums. Gespannt wird ein Bogen von technologischen<br />

Entwicklungen der industriellen Kommunikation<br />

über den Lebenszyklus von Komponenten und Systemen<br />

bis hin zu Anwendungserfahrungen verschiedener<br />

Branchen. Die Aufteilung der Tagung auf den 13.<br />

und 14. November 2013 ermöglicht eine Abendveranstaltung,<br />

die ausgiebig Gelegenheit zum informellen<br />

Gedankenaustausch bietet. Weitere Informationen sind<br />

abrufbar unter www.ifak.eu/komma2013. (ahü)<br />

DAS THEMA IN<br />

MAGDEBURG<br />

wird die<br />

Umsetzung der<br />

intelligenten<br />

Automation sein.<br />

Bild: Veranstalter<br />

JAHRESKOLLOQUIUM KOMMUNIKATION<br />

IN DER AUTOMATION IN DER DENKFABRIK<br />

IM WISSENSCHAFTSHAFEN MAGDEBURG,<br />

Werner-Heisenberg-Straße 1, D-39106 Magdeburg,<br />

Tel. +49 (0) 391 990 14 10,<br />

Internet: www.ifak.eu/komma2013<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013<br />

11


FORSCHUNG<br />

Computational Intelligence – Einführung in<br />

Probleme, Methoden und technische Anwendungen<br />

Praxisbezogenes Lehrbuch von Andreas Kroll für Studenten, Lehrende und Praktiker<br />

Das Lehrbuch über Computational Intelligence (CI) mit<br />

Anwendungs- und gerechneten Übungsbeispielen<br />

adressiert Studierende technischer Studiengänge <strong>im</strong><br />

Hauptstudium. Die Anwendungs- und Praxiselemente<br />

erleichtern ebenso dem Praktiker den Einstieg in Analyse,<br />

Modellbildung, Entwurf und Opt<strong>im</strong>ierung technischer<br />

Systeme und zeigen die Industrieerfahrung des<br />

Autors Andreas Kroll auf.<br />

Schwerpunkte des Buches sind Erklärung der CI-Methoden<br />

Fuzzy-Systeme, künstliche neuronale Netze und<br />

evolutionäre Algorithmen wie auch die Kombination der<br />

Methoden zu Neuro-Fuzzy-Systemen bis hin zu evolutionären<br />

Neuro-Fuzzy-Systemen. Dabei spielen die Anwendungen<br />

Automatisierung und Regelung <strong>im</strong>mer eine<br />

besondere Rolle. Studierende und Lehrende können aus<br />

dem Online-Material zum Lehrbuch ebenfalls einen großen<br />

Mehrwert ziehen.<br />

In der Einführung baut der Autor nach einem Hinweis<br />

auf konventionelle Berechnungsmethoden für den Entwurf<br />

von komplexen Systemen eine Verbindung zu neuen<br />

naturinspirierten Berechnungsmethoden auf. Bionik,<br />

die moderne Verbindung zwischen Biologie und Technik,<br />

setzt er zu den CI-Methoden ins Verhältnis. Begriffe<br />

und Methoden (naturinspiriert und teilweise genormt<br />

nach VDI/VDE) werden erläutert und häufig grafisch in<br />

Zusammenhang gestellt. Hier spricht die Erfahrung von<br />

Andreas Kroll aus seiner Arbeit <strong>im</strong> gleichnamigen VDI-<br />

GMA Fachausschuss 5.14.<br />

Der Autor erläutert die Methoden und Ansätze kurz<br />

und treffend. Die Beispiele sind klar beschrieben, meistens<br />

durchgerechnet und mit grafischen Darstellungen<br />

untermauert. Am Ende eines Kapitels gibt der Verfasser<br />

nützliche Hinweise zur weiterführenden Literatur mit<br />

Tipps zu best<strong>im</strong>mten Schwerpunkten. Außerdem bewertet<br />

der Autor zusammenfassend die Methoden und ordnet<br />

den praktischen Nutzen der Genauigkeit und des<br />

Rechenzeitbedarfs zu. Oft wird zusammenfassend mit<br />

einer grafischen Übersicht erläutert, welche Methode<br />

(konventionell oder CI) sich für welchen Anwendungsfall<br />

eignet. In diesen Übersichten, die sich durch das<br />

gesamte Buch ziehen, sind die CI-Methoden kursiv dargestellt.<br />

Zahlreiche Abbildungen mit grafischer Darstellung<br />

der Ergebnisse von durchgerechneten Beispielen,<br />

erleichtern dem Leser den Zugang zu den beschriebenen<br />

Methoden.<br />

Den praktischen Nutzen des Buches als Nachschlagewerk<br />

erhöhen zahlreiche Tabellen mit Systemvergleichen<br />

und Gegenüberstellungen. Die Vergleiche sind klar<br />

und kurz formuliert. Ebenso hilfreich sind die Hinweise<br />

auf Normen und Richtlinien sowie Gremien und Ausschüsse,<br />

in denen die Methoden von Fachleuten aus Industrie,<br />

Hochschule und Wissenschaft behandelt und<br />

weiterentwickelt werden. Für den Praktiker eine Möglichkeit,<br />

Kontakt zu anderen Fachleuten aufzunehmen.<br />

Einige kleine Beispiele mit einfachen Problemschilderungen<br />

ziehen sich mit gleicher Aufgabenstellung<br />

durch mehrere Kapitel. Dadurch werden Lösungen, zum<br />

Beispiel für die Identifikation von Systemen auf Datenbasis,<br />

durch Anwendung verschiedener Methoden, miteinander<br />

vergleichbar. Für das Thema sind die Beispiele<br />

sehr anwendungsnah.<br />

AUTOR<br />

PROF. ANDREAS KROLL<br />

ist Leiter des Fachgebiets<br />

Mess- und Regelungstechnik<br />

an der Universität<br />

Kassel und ist aktiv <strong>im</strong><br />

GMA Fachausschuss 5.14<br />

Computational Intelligence.<br />

MSR UND INFORMATIK<br />

Computational Intelligence (CI) bewegt sich an der Schnittstelle<br />

zwischen Ingenieurwissenschaften und Informatik. Mess- und<br />

regelungstechnische Problemstellungen werden hier mithilfe<br />

ausgefeilter computergestützter Methoden gelöst. Das Buch ist eine<br />

anwendungsorientierte Einführung in das Thema und vermittelt<br />

Studenten und berufstätigen Ingenieuren das notwendige Wissen<br />

über die derzeit meist verbreiteten Ansätze der CI (Fuzzy-Systeme,<br />

neuronale Netze und evolutionäre Algorithmen).<br />

Computational Intelligence, Autor: Andreas Kroll,<br />

ET 4/2013, XVIII, 428 S., broschiert,<br />

ISBN 978-3-486-70976-6, LP 39,80 EUR<br />

12<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013


PRAXIS<br />

Kompletteinsatz <strong>im</strong> Gasbereich: Gas speicher mit<br />

Automatisierungstechnik ausgerüstet<br />

Flexibler Erdgasspeicher nahm <strong>im</strong> Frühjahr in Norddeutschland den Betrieb auf<br />

Einen modernen und flexiblen Erdgasspeicher entwickelte<br />

die EWE Gasspeicher GmbH aus Oldenburg <strong>im</strong> niedersächsischen<br />

Jemgum zwischen Leer und Emden. Der<br />

Speicher nahm planmäßig in diesem Frühjahr den Betrieb<br />

auf. Den vollautomatischen und sicheren Ablauf gewährleistet<br />

das ABB-Prozessleitsystem 800xA mit Melody-<br />

Controllern, Messgeräten und Prozessgasanalysatoren.<br />

FUNDIERTES WISSEN BEI GASSPEICHERN GEFRAGT<br />

Im Februar 2010 hat EWE den Solprozess für die unterirdischen<br />

Kavernen aufgenommen. Bereits für diese Arbeiten<br />

installierte ABB ein Prozessleitsystem, das jetzt<br />

<strong>im</strong> laufenden Betrieb erweitert und auf den neuesten<br />

Stand der Technik gebracht wurde.<br />

„ABB ist für uns seit Jahren der Partner für Automatisierungstechnik.<br />

Dieser Anbieter verfügt über fundiertes<br />

Wissen um die speziellen Anforderungen in unseren<br />

Gasspeichern“, begründet André Fisse, EWE-Projektleiter<br />

für den Gasspeicher Jemgum, die Entscheidung für<br />

ABB-Systeme und -Services. Besonders der Umfang der<br />

Dienstleistungen geht über das übliche Maß bei derartigen<br />

Automatisierungsprojekten hinaus. Der Anbieter<br />

wurde schon während der frühen Engineeringphase<br />

eingebunden und trug so zur Punktlandung dieses Großprojektes<br />

bei.<br />

AUTOMATISIERUNGSPROJEKT BEGANN BEREITS 2012<br />

Das aktuelle Automatisierungsprojekt für den eigentlichen<br />

Betrieb des Speichers begann <strong>im</strong> Sommer 2012, die<br />

Loop Checks, TÜV-Abnahmen, Test und Inbetriebnahmen<br />

waren planungsgemäß Ende März 2013 abgeschlossen.<br />

Es umfasste neben der Planung, Installation und<br />

Konfiguration des Prozessleitsystems (Betriebsleitebene,<br />

Netzwerk und E/A-Ebene) auch die Einbindung der sicherheitsgerichteten<br />

Steuerung.<br />

Zum Einsatz kommen redundante Melody-Controller,<br />

die über I/O-Baugruppen (Remote I/Os) vom Typ S800<br />

die Prozesse erfassen, steuern und regeln. Die Remote-<br />

Anbindung an die Leitstelle erfolgt mittels Fernwirkanbindung<br />

und die Integration in die Unternehmens-IT mit<br />

dem „Information Manager“ (PGIM) von ABB.<br />

Das vorhandene Leitsystem erweiterten die Ingenieure<br />

ohne Stillstand. Sie spielten die aktuellen Software-<br />

Versionen ein ohne Unterbrechung des laufenden Betriebs.<br />

Die neue Client/Server-Architektur wurde einige<br />

Wochen in Vorfeld bei ABB vorinstalliert und anschließend<br />

auf der Baustelle in das System integriert.<br />

Die Automatisierung bietet aufgrund der redundanten<br />

Auslegung eine hohe Verfügbarkeit, unabdingbar für die<br />

zuverlässige Ein- und Ausspeicherung von Erdgas ohne<br />

Unterbrechungen. Durch eine flexible Umschaltung von<br />

Fahrwegen ist das System in der Lage, schnell auf unvorhergesehene<br />

Ereignisse zu reagieren.<br />

KOMPLETT-EINSATZ IM GAS-BEREICH<br />

Zum ABB-<strong>Automatisierungssystem</strong> gehört in Jemgum<br />

nicht nur die Leittechnik. Zahlreiche Druck- und Temperaturmessgeräte<br />

überwachen unter anderem die Kol-<br />

IM NIEDERSÄCHSISCHEN JEMGUM errichtete die EWE Gasspeicher<br />

GmbH aus Oldenburg einen Erdgasspeicher. Bild: ABB.<br />

benverdichter und die Gasregelstrecken. TZIDC-Stellantriebe<br />

steuern pneumatische Regelventile in den Messund<br />

Regelstrecken, Prozessgaschromatographen vom<br />

Typ PGC 5000 überwachen den Schwefelgehalt des Erdgases<br />

<strong>im</strong> Umfeld der eichfähigen Mengenmessungen.<br />

„Wir haben in mehreren der EWE-Gasspeicher die<br />

komplette Automatisierung installiert und sind seit mehr<br />

als 30 Jahren mit dem Thema Gasspeicherung vertraut“,<br />

fasst Peter Hortig, Leiter Chemie, Öl & Gas <strong>im</strong> Bereich<br />

Prozessautomation der ABB Deutschland, den Einsatz in<br />

der Gasbranche zusammen.<br />

AUTOR<br />

DIRK JUNGE betreut vom<br />

Regionalbüro Oldenburg<br />

aus die Gaskunden der<br />

ABB in Nordeutschland.<br />

ABB Automation GmbH,<br />

August-Wilhelm-Kühnholz Straße 4,<br />

D-26135 Oldenburg, Tel. +49 (0) 441 20 94 66 62,<br />

E-Mail: dirk.junge@de.abb.com<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013<br />

13


PRAXIS<br />

Energieversorgungsunternehmen modernisiert<br />

sichere Stromerzeugung aus Wasserkraft<br />

Steuerungs- und Informationslösung mit Prozessleitsystem und Zugriff auf Prozessinformationen<br />

DER BOX-CANYON-DAMM staut seit 1956 das Wasser<br />

des Pend Oreille <strong>im</strong> Bundesstaat Washington.<br />

ALLES NEU: Zum Arbeitsumfang gehört die<br />

komplette Demontage bis auf das Betonfundament.<br />

Anschließend werden die Turbine<br />

und der Generator erneuert und mit den<br />

Schalteinrichtungen, Relaisschutzsystemen,<br />

Pumpen und Rohren eingebaut.<br />

DIE PLANT-PAX-LÖSUNG mit zwei<br />

speicherprogrammierbaren Automatisierungssteuerungen<br />

des Typs Allen Bradley Control<br />

Logix <strong>im</strong> Einsatz. Bilder: Rockwell Automation<br />

Schon seit 1956 wandelt der Box-Canyon-Damm mit<br />

seinen vier Maschinensätzen die Strömung eines<br />

schmalen Abschnitts des Pend Oreille, des zweitgrößten<br />

Flusses des US-Bundesstaats Washington, in Energie<br />

um. Der Wasserpegel des Flusses schwankt jedoch<br />

täglich. Der Betreiber des Wasserkraftwerkes, der Pend<br />

Oreille County Public Utility District, will die Energieerzeugung<br />

möglichst nah am Spitzenwert halten,<br />

gleichzeitig aber für möglichst stabile Flusspegel sorgen.<br />

Das über 50 Jahre alte System <strong>im</strong> Wasserwerk<br />

wurde nun mit der Prozessautomatisierungssoftware<br />

Plant Pax modernisiert.<br />

GENAUE REGELUNG SICHERT ENERGIEVERSORGUNG<br />

UND UMWELT<br />

Derzeit versorgt das Wasserkraftwerk 8 500 Kunden mit<br />

Strom aus erneuerbarer Energie. Box Canyon ist ein Laufwasserkraftwerk,<br />

das heißt, seine Tauchturbinen werden<br />

durch die Wasserströmung des Oberlaufs angetrieben.<br />

Die meisten größeren Wasserkraftwerke erzeugen ihre<br />

Elektrizität dagegen durch kontrolliertes Ablassen von<br />

Wasser, das mittels eines Damms aufgestaut wird. Dennoch<br />

kommt es auch <strong>im</strong> Box Canyon auf eine genaue<br />

Regelung an, um das sensible Gleichgewicht zwischen<br />

opt<strong>im</strong>aler Elektrizitätserzeugung und dem Schutz des<br />

natürlichen Ökosystems zu wahren.<br />

Saisonal bedingte Regenfälle, Schneeschmelze sowie<br />

andere Naturgewalten lassen den Box Canyon anschwellen.<br />

Hohe Fließgeschwindigkeiten begünstigen die<br />

Stromerzeugung aus Wasserkraft, da sie die Turbinen<br />

antreiben. Sie bewegen wiederum Generatoren, die den<br />

Strom letztendlich erzeugen.<br />

Unterhalb des Box Canyon liegen jedoch staatlich geschützte<br />

Flächen, die keinesfalls überflutet werden dürfen.<br />

Zudem locken dort öffentliche Parks jährlich zahlreiche<br />

Besucher in die Gegend. Unablässig kontrollieren<br />

die Betreiber der Talsperre Box Canyon deshalb den<br />

Wasserdurchfluss des Kraftwerks und den Flusspegel<br />

unterhalb der Anlage.<br />

BISLANG MEISTENS MANUELL TARIERT<br />

Das Gleichgewicht zwischen Betrieb und Umwelt wurde<br />

am Box-Canyon-Damm bislang größtenteils manuell austariert.<br />

Denn die ursprünglichen mechanischen Stellvorrichtungen<br />

und hydroelektrischen Ausrüstungen<br />

befanden sich auch über 50 Jahre nach ihrer Installation<br />

noch <strong>im</strong> Einsatz, darunter die vier Turbinen, die Generatoren<br />

und die Hilfsausrüstungen.<br />

14<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013


Die durchschnittliche Durchflussrate in Box Canyon<br />

beträgt knapp 750 m³/s, kann aber durch die Schneeschmelze<br />

<strong>im</strong> Frühling und frühsommerliche Regenfälle<br />

auf 2 300 m³/s oder mehr ansteigen. Bei solchen seltenen<br />

Spitzenwerten stoppt das Bedienpersonal die Turbinen<br />

und öffnet die hydraulischen Schleusentore des Damms,<br />

so dass der rauschende Strom durch die Überlaufrinnen<br />

abfließen kann. Weit weniger dramatisch fallen dagegen<br />

die täglichen Schwankungen des Flusspegels aus, auch<br />

wenn durchaus erhebliche Änderungen möglich sind.<br />

Um mit diesen Schwankungen fertig zu werden, überwachen<br />

die Betreiber ständig die Durchflussrate und den<br />

Flusspegel unterhalb des Damms. Mit diesen Informationen<br />

steuern sie den Wasserfluss durch den Damm, indem<br />

sie die Leitschaufeln der Turbinen anpassen. Ziel<br />

ist es, die Energieerzeugung möglichst nah am Spitzenwert<br />

zu halten, gleichzeitig aber für möglichst stabile<br />

Flusspegel zu sorgen.<br />

STAATLICHE AUFFORDERUNG ZUR MODERNISIERUNG<br />

Die kritischen Daten, die für den Energieerzeugungsprozess<br />

relevant sind, wurden in der Vergangenheit großenteils<br />

auf manuellem Weg erfasst. Da es kein elektronisches<br />

Netzwerk zur Weiterleitung der Daten gab, mussten<br />

diese von den Verantwortlichen in Excel-Tabellen eingetragen,<br />

ausgedruckt und anschließend den anderen Abteilungen<br />

zur Verfügung gestellt werden. Die Mitarbeiter<br />

der Einkaufsabteilung etwa nutzen die monatlichen<br />

Trenddaten als Hilfestellung bei der Berechnung der<br />

Stromlieferverträge. „Eigentlich waren alle unsere Systeme<br />

veraltet“, sagt Terry Borden, Manager of Hydro Production<br />

in Box Canyon.<br />

Als die Verlängerung der Lizenz für die Talsperre Box<br />

Canyon um weitere 50 Jahre beantragt wurde, bestand<br />

die Federal Energy Regulatory Commission (FERC) auf<br />

Modernisierungsmaßnahmen, die den aktuellen staatlichen<br />

Vorgaben entsprechen. „Was wir brauchten war<br />

eine moderne Automatisierungslösung, um all unsere<br />

Anforderungen von integrierter Steuerung über Reporting<br />

in Echtzeit bis hin zu Anlagensicherheit zu erfüllen“,<br />

so Borden.<br />

ERFAHRUNG MIT DER ALLEN-BRADLEY-STEUERUNG<br />

„Wir hatten bereits in vier Steuerungen des Typs Allen-<br />

Bradley SLC investiert, mit denen das Leitschaufel-Regulierungssystem<br />

der vier Turbinen ausgestattet wurde.<br />

So konnten wir bereits Erfahrungen mit Rockwell Automation<br />

sammeln“, erläutert Borden. „Aufgrund unserer<br />

Tätigkeit in der Energiewirtschaft waren uns auch die<br />

Innovationen bekannt, die Rockwell Automation für die<br />

besonderen Anforderungen von Wasserkraftwerken entwickelt<br />

hatte“, erläutert Borden. Früh war klar, dass sie<br />

Rockwell Automation mit der Lieferung der für das<br />

Kraftwerk benötigten umfassenden Steuerungslösung<br />

beauftragen würden.<br />

Das Energieversorgungsunternehmen des Bezirks Pend<br />

Oreille entschied sich für das Prozessautomatisierungssystem<br />

Plant Pax. Diese integrierte Steuerungs- und In-


PRAXIS<br />

formationslösung kombiniert die Fähigkeiten eines Prozessleitsystems<br />

mit einem umfassenden Zugriff auf Prozessinformationen<br />

und trägt so zur anlagenweiten Opt<strong>im</strong>ierung<br />

bei. Die skalierbare, interdisziplinäre Plattform<br />

kommt jenen Anwendern entgegen, die eine Kombination<br />

aus Prozess- und Ablaufsteuerung benötigen, um die<br />

Gesamt-Betriebskosten zu senken und die ganze Anlage<br />

<strong>im</strong> Blick zu haben.<br />

Die Implementierung der Plant-Pax-Lösung <strong>im</strong> Box<br />

Canyon erfolgt stufenweise zusammen mit dem Rest des<br />

150-Millionen-Dollar-Projekts. Denn um weiterhin Elektrizität<br />

erzeugen zu können, müssen drei der vier Turbinen/Generatoren<br />

<strong>im</strong>mer laufen. Nachdem die erste Einheit<br />

umgerüstet wurde, befindet sich derzeit die zweite<br />

in Arbeit. Zum Arbeitsumfang gehört die komplette Demontage<br />

bis auf das Betonfundament. Anschließend<br />

werden die neue Turbine und der neue Generator mitsamt<br />

den neuen Schalteinrichtungen, Relaisschutzsystemen,<br />

Pumpen und Rohren eingebaut.<br />

ZENTRALE ÜBERWACHUNG UND KOORDINATION<br />

Zur Plant-Pax-Lösung gehören zwei speicherprogrammierbare<br />

Automatisierungssteuerungen des Typs Allen-<br />

Bradley Control Logix für jede Einheit. Eine steuert das<br />

Turbinenregelungs-System, während die andere für allgemeine<br />

Steuerungsaufgaben und Hilfspumpen sowie<br />

das Anhalten und Starten der Generatoren verwendet<br />

wird. In der Leitwarte steht eine Reihe von Bedienplätzen<br />

mit Factory Talk View Supervisory Edition zur Verfügung,<br />

an denen das Personal über Ethernet/IP wichtige<br />

Informationen und Diagnosedaten abrufen kann. Die<br />

Factory-Talk-SE-Server-Software bündelt für die Mensch-<br />

Maschine-Schnittstelle die Daten aus den Maschinensätzen<br />

und gibt den Bedienern in Box Canyon die Möglichkeit,<br />

Systemparameter wie Flusspegel und Durchflussraten<br />

zentral zu überwachen und zu koordinieren.<br />

Factory Talk Historian SE stellt zentralisierte Daten-,<br />

Ereignis- und Alarmdatenbanken bereit.<br />

„Die Architektur des Plant-Pax-Systems ermöglicht<br />

über Ethernet/IP außerdem die Kommunikation der programmierbaren<br />

Automatisierungssteuerungen mit Ausrüstungen<br />

von Drittherstellern, so dass wertvolle Informationen<br />

umgehend für alle Personen verfügbar sind,<br />

die sie benötigen”, so Borden.<br />

MEHR ECHZEITINFORMATIONEN FÜR TRENDANALYSEN<br />

Das modernisierte System hat durch die präzisere Überwachung<br />

der Maschinensätze dazu beigetragen, den<br />

Wirkungsgrad der Elektrizitätserzeugung des Kraftwerks<br />

zu steigern. Außerdem kann das Bedienpersonal mögliche<br />

Probleme wie etwa zu hohe Generatortemperaturen<br />

oder eine mangelnde Durchflussrate <strong>im</strong> Kühlsystem<br />

frühzeitiger erkennen und beheben.<br />

„Wir gehen davon aus, dass die verbesserte Zuverlässigkeit<br />

und Verfügbarkeit der Anlage zu einer Senkung<br />

der Betriebskosten führen wird, sobald das Projekt abgeschlossen<br />

ist“, erklärt Borden. „Das Personal wird außerdem<br />

zusätzliche Instandhaltungsmaßnahmen durchführen<br />

können, für die jetzt die Zeit fehlt.“<br />

Bereits jetzt profitiert der Box-Canyon-Damm von den<br />

Vorteilen der automatischen Datenerfassung durch das<br />

Plant-Pax-System. „Dank der nahtlosen Zusammenarbeit<br />

der Contol-Logix-Steuerung und der Factory-Talk-Software<br />

können wir mehr Echtzeitinformationen erfassen,<br />

um sie für künftige Analysen und Trendbest<strong>im</strong>mungen<br />

zu archivieren“, sagt Borden. „Darüber hinaus werden<br />

Systemdaten automatisch an eine Datenbank <strong>im</strong> Firmennetzwerk<br />

übermittelt. Anstatt Ausdrucke überbringen<br />

zu müssen, haben andere Abteilungen hierdurch ganz<br />

einfach Zugriff auf die Informationen.“<br />

Die Datensicherheits-Optionen der Factory-Talk-Asset-<br />

Centre-Software ermöglichen zudem die direkte Berichtserstellung<br />

und Dokumentation, wie es die Vorschriften<br />

für den Schutz kritischer Infrastrukturen der<br />

North American Electric Reliability Corporation (Nerc<br />

CIP) vorsehen.<br />

WEITERE KOOPERATIONEN GEPLANT<br />

Nach Abschluss des Modernisierungsprojekts beabsichtigen<br />

Borden und sein Team, die Fernüberwachungs-<br />

Funktionen des neuen Prozessleitsystems in vollem Umfang<br />

zu nutzen. Das Energieversorgungsunternehmen<br />

betreibt nämlich eine kleinere Talsperre und Pumpstationen<br />

außerhalb von Box Canyon und plant die Anbindung<br />

an das Scada-System des Unternehmens zu verbessern.<br />

Dazu Borden: „Unsere neuen Prozessleitfunktionen<br />

werden die Überwachung und Bedienung entfernter<br />

Standorte von einer zentralen Leitstelle aus ermöglichen,<br />

sodass Lohn- und Fahrtkosten gespart werden können.“<br />

Auf der Agenda des Unternehmens steht ferner der Bau<br />

einer Fischauf- und -abstiegsanlage, dank der Flusssaiblinge<br />

und andere Arten den Damm in beiden Richtungen<br />

passieren können. „Für dieses umfangreiche Projekt ist<br />

eine automatisierte Steuerung erforderlich, und wir werden<br />

dabei höchstwahrscheinlich wieder mit Rockwell<br />

Automation zusammenarbeiten“, so Borden. „Die hohe<br />

Qualität der Produkte und der hervorragende Support<br />

durch das Unternehmen, ob vor Ort oder durch die Zentrale<br />

in Milwaukee, haben uns überzeugt.“<br />

AUTOR<br />

NORBERT NOHR<br />

ist Sales Manager Process<br />

Automation bei Rockwell<br />

Automation.<br />

Rockwell Automation,<br />

Parsevalstr. 11, D-40468 Düsseldorf,<br />

Tel. +49 (0) 211 41 55 30,<br />

E-Mail: ragermany-info@ra.rockwell.com,<br />

Internet: www.rockwellautomation.de<br />

16<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013


Wireless hier und da einzusetzen ist eine Sache.<br />

Aber es für meinen gesamten Betrieb nutzen?<br />

Es gibt keinen, dem ich das<br />

würde.<br />

IT’Szutrauen<br />

IMPOSSIBLE<br />

Einfach flexibler und profitabler sein mit dem Partner für Wireless, dem die meisten<br />

vertrauen – Emerson. Emerson ist Ihr bewährter Partner für Smart Wireless in mehr<br />

Anlagen und mit mehr Betriebsstunden als jeder andere in der Prozessindustrie. Smart<br />

Wireless besitzt die umfangreichste Palette an Technologie, die Ihnen ungehindert Einblick<br />

in Ihren Betrieb ermöglicht. Und das selbst organisierende Mesh-Netzwerk bietet höchste<br />

Zuverlässigkeit. Es ist die intelligenteste, sicherste und kostengünstigste anlagenweite<br />

Wireless-Option, die erhältlich ist. Erfahren Sie hier, wie gewinnbringend Smart Wireless<br />

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Sie uns: info.de@Emerson.com<br />

Das Emerson Logo ist ein Warenzeichen der Emerson Electric Co. © 2013 Emerson Electric Co.


PRAXIS<br />

Grün zahlt sich aus: Kanadischer Papierhersteller<br />

spart Energie mit modernisiertem Antriebssystem<br />

Mechatronische Antriebseinheiten verbessern den innerbetrieblichen Transport<br />

Verschwinden Kanadas legendäre Wälder langsam<br />

aber sicher in der Papiermühle? Nicht, wenn es nach<br />

Kruger geht, einem kanadischen Hersteller von Papierprodukten.<br />

Das Unternehmen mit Sitz in Montreal, der<br />

zweitgrößten Stadt Kanadas, wurde 1904 gegründet und<br />

genießt in der langen Geschichte der kanadischen Zellstoff-<br />

und Papierindustrie einen bedeutenden Ruf. Auf<br />

dem nordamerikanischen Markt ist das Unternehmen<br />

stark vertreten und bekannt für Druckpapier, Tissuepapier,<br />

Schnittholz und andere Holzprodukte, Wellpappe<br />

aus Recyclingfasern sowie für Recyclingpapier und Kartonprodukte.<br />

PAPIERPRODUKTION IN GATINEAU AUF 18 000 m 2<br />

Der Unternehmensbereich Kruger Products L. P. stellt<br />

zahlreiche Papierprodukte für den Haushaltsbereich<br />

her. Der Hersteller betreibt Papierfabriken in Kanada<br />

und den USA. Die Produktionsanlage in Gatineau in<br />

der Provinz Quebec trägt wesentlich zum Erfolg bei.<br />

Mit 8 700 m² für die Zellstofferzeugung sowie weiteren<br />

knapp 18 000 m² für die Papierherstellung erreicht die<br />

Papierfabrik in Gatineau eine Produktionskapazität<br />

von 87 500 Tonnen pro Jahr. Steven Sage, Vice President<br />

von Kruger Products und zuständig für Nachhaltigkeit<br />

und Innovation, erläutert: „Wir sind der kanadische<br />

Marktführer für Tissue-Produkte sowohl <strong>im</strong><br />

Haushalts- als auch <strong>im</strong> Industriebereich.“<br />

Der Produzent steht, wie alle Unternehmen in der energieintensiven<br />

Papierherstellung, vor erheblichen Herausforderungen.<br />

Die Verringerung der Umweltauswirkungen<br />

seiner Produktionstätigkeit ist eine Herausforderung,<br />

der sich das Unternehmen stellt. „Als Marktführer in<br />

Kanada n<strong>im</strong>mt Kruger Products seine Verantwortung<br />

auch in puncto Nachhaltigkeit wahr“, sagt Steven Sage.<br />

„Große Unternehmen können zur Erhaltung der Umwelt<br />

Großes beitragen.“<br />

ANTRIEBE VON SEW-EURODRIVE ermöglichen bei<br />

Kruger Products in der Papierfabrik Gatineau den<br />

effizienten Einsatz von Energie und Ressourcen.<br />

RÜCKGEWINNUNG SPART ELF PROZENT ENERGIE<br />

2010 wurde in der Papierfabrik Gatineau ein neues Wärmerückgewinnungssystem<br />

installiert. Damit wurde der<br />

Energieverbrauch der Fabrik um elf Prozent gesenkt und<br />

die THG-Emissionen um 15 Prozent. Die Wärme, die zuvor<br />

nach außen entwich, wird nun vollständig am Entstehungsort<br />

zurückgewonnen und zur Beheizung der<br />

Anlage <strong>im</strong> Winter sowie zum Aufheizen des Prozesswassers<br />

genutzt.<br />

Diese Maßnahme ist Teil eines vom Hersteller 2010<br />

aufgelegten Fünfjahresplans zur nachhaltigen Entwicklung,<br />

mit dem die Umweltauswirkungen des Unternehmens<br />

in neun Bereichen verbessert werden sollen. Hierzu<br />

gehören Energieverbrauch, THG-Emissionen, Wasserverbrauch,<br />

Abfallstoffe und Verpackung als wesentliche<br />

Bereiche. Steven Sage zufolge hat seine Firma große<br />

Erfolge zu verzeichnen, darunter die Verringerung des<br />

Gesamtenergieverbrauchs um 3,7 Prozent, die Verringerung<br />

der THG-Emissionen sowie die Steigerung der Effizienz<br />

in der Logistik. Im Sommer 2011 kaufte Kruger<br />

eine hocheffiziente Verarbeitungs- und Verpackungsanlage<br />

für das Werk Gatineau. Die Anlage ist seit Dezember<br />

in Betrieb. Der Vice President erläutert: „Um die steigende<br />

Nachfrage nach unseren Produkten zu befriedigen,<br />

brauchten wir neueste Technik, mit der wir unsere Prozesse<br />

verbessern und die Produktionsmenge unseres<br />

Werks erhöhen konnten.“ Projektingenieur Martin Levesque<br />

erzählt, dass Kruger Products <strong>im</strong> gesamten Betrieb<br />

rund 40 Förderbänder <strong>im</strong> Einsatz hat für den Transport<br />

von Kosmetikpapierkartons, Kartonmultiverpackungen<br />

und Toilettenpapiersäcken.<br />

DEUTLICHE ENERGIEEINSPARUNGEN DURCH ANTRIEBE<br />

Einer der ausschlaggebenden Faktoren bei der Wahl der<br />

neuen Förder- und Verpackungsanlage war der Kauf von<br />

40 mechatronischen Antriebseinheiten Movigear, die<br />

von SEW-Eurodrive Co. of Canada geliefert wurden. „Mit<br />

der Lösung des Fördertechnikspezialisten Span Tech<br />

hatten wir die Möglichkeit, ein Fördersystem zu schaffen,<br />

das genau zu unseren Bedürfnissen passt“, erklärt<br />

Levesque. „Nachdem Span Tech uns zum mechatronischen<br />

Antriebssystem Movigear geraten hatten, informierte<br />

ich mich über diese Produkte und traf mich mit<br />

Vertretern aus der SEW-Niederlassung Montreal. Danach<br />

fiel die Entscheidung zugunsten von Movigear aus.“<br />

Der Projektingenieur berichtet, dass Kruger je eine an<br />

der Förderwelle ansetzende Movigear-Antriebseinheit<br />

18<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013


AUCH FÜR DIE INKJET-<br />

CODIERER BEI KRUGER GILT:<br />

geringer Verbrauch und min<strong>im</strong>aler<br />

Wartungsaufwand über die<br />

gesamte Lebensdauer sorgen für<br />

niedrige Betriebskosten.<br />

EIN ANTRIEBSCONTROLLER Movifit<br />

(<strong>im</strong> Bild) steuert die mechatronischen<br />

Antriebseinheiten an. Er verteilt die<br />

Energie und Kommunikation an bis zu<br />

zehn Movigear.<br />

STEVEN SAGE, Vice President für<br />

Nachhaltigkeit und Innovation: „Um<br />

die steigende Nachfrage nach unseren<br />

Produkten zu befriedigen, brauchten<br />

wir neueste Technik, mit der wir<br />

unsere Prozesse verbessern und die<br />

Produktionsmenge unseres Werks<br />

erhöhen konnten. Unsere Entscheidung<br />

fiel zugunsten von Movigear.“<br />

für jedes Förderband einsetzt. Die Antriebseinheiten<br />

werden durch einen Antriebscontroller Movifit angesteuert.<br />

Er verteilt die Energie und Kommunikation an bis<br />

zu zehn mechatronische Antriebe.<br />

Eines der wichtigsten Kaufargumente für die Firma<br />

Kruger war, dass das mechatronische Antriebssystem<br />

von SEW-Eurodrive als Bestandteil der Prozesslösung<br />

für deutliche Energieeinsparungen sorgt. Ingenieur Martin<br />

Levesque erläutert: „Weil bei Kruger rund um die Uhr<br />

und auch an den Wochenenden 25 Motoren gleichzeitig<br />

laufen, haben wir ermittelt, dass wir, <strong>im</strong> Vergleich zu<br />

einem Standard-Motorsystem, rund 4 000 kanadische<br />

Dollar jährlich einsparen. Jede Möglichkeit zum schlankeren<br />

Betrieb unserer Fertigungsstraße ist gut für das<br />

Unternehmen.“<br />

Steven Sage st<strong>im</strong>mt ihm zu: „Es steht in Einklang mit<br />

unserem Bestreben, unseren Energieverbrauch <strong>im</strong> Rahmen<br />

unserer Nachhaltigkeitsinitiative 'Sustainability<br />

2015' zu senken.“<br />

GRÜN ZAHLT SICH AUS<br />

Neben den Energieeinsparungen ergeben sich durch Movigear<br />

auch Einsparungen bei den CO 2<br />

-Emissionen, sagt<br />

Sage. „Industrie, Handel, Gastgewerbe und Verwaltung<br />

suchen nach grüneren Produkten von Herstellern, die<br />

auf die Umsetzung von Initiativen zur Nachhaltigkeit<br />

setzen, um ihre Position zu stärken“, fasst er zusammen.<br />

„Deswegen sind – neben der Fasergewinnung – Einsparungen<br />

bei Energie, Wasser, Emissionen, Abfällen und<br />

Verpackung für uns die Bereiche, auf die wir uns besonders<br />

konzentrieren.“<br />

AUTOR<br />

UDO MARMANN<br />

ist Marktmanager<br />

bei SEW-Eurodrive<br />

in Bruchsal.<br />

SEW-Eurodrive GmbH & Co KG,<br />

Ernst-Blickle-Str. 42, D-76646 Bruchsal,<br />

Tel. +49 (0) 7251 75 0,<br />

E-Mail: sew@sew-eurodrive.de<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013<br />

19


PRAXIS<br />

Dosiereinheiten Dos<strong>im</strong>ass inklusive Steuerung für<br />

Vakuumprozessanlagen in Brasilien<br />

Steuerung überwacht dosierte Mengen der Produktkomponenten<br />

KOMPLETTE, HOCHPRÄZISE<br />

DOSIEREINHEITEN mit integrierter<br />

Steuerung.<br />

TRI-CLAMP-PROZESSANSCHLUSS<br />

für hohe Hygieneansprüche und<br />

einfache Reinigung.<br />

VAKUUMPROZESSANLAGE DINEX<br />

von Fryma Koruma mit min<strong>im</strong>ierten<br />

Prozess- und Reinigungszeiten.<br />

Bild: Fryma Koruma<br />

MIT DEM DOSIMASS<br />

lassen sich hochgenaue<br />

Dosiermengen<br />

mit kurzen Dosierzeiten<br />

realisieren.<br />

KOMPAKTE, WARTUNGSARME<br />

Membranventile Typ Gemü 650.<br />

SAMUEL METTLER,<br />

Projektmanager<br />

bei Fryma Koruma.<br />

Bild: Fryma Koruma<br />

Eine Vakuumprozessanlage dient zur Produktion von<br />

Cremes, Lotionen, Gelen, Salben, Zahnpasta und jeglichen<br />

anderen Formen von Dispersionen. Die Planung<br />

und der Bau einer solchen Anlage erfordern viel Erfahrung<br />

und die Verwendung qualitativ hochwertiger Materialien<br />

und Komponenten. Typische Anforderungen<br />

der Betreiber sind Min<strong>im</strong>ierung der Prozess- und Reinigungszeiten,<br />

ein opt<strong>im</strong>aler Wärmeaustausch, eine schonende<br />

Verarbeitung der Inhaltsstoffe, Produkthygiene<br />

und aseptisches Anlagendesign sowie eine einfache,<br />

menügeführte Bedienung mit Rezepturverwaltung.<br />

Einer der Hersteller von Vakuumprozessanlagen ist<br />

die Firma Romaco Fryma Koruma mit Sitz in Rheinfelden<br />

(Schweiz) und Neuenburg (Deutschland). Sie stellt<br />

seit 2000 den Geschäftsbereich Processing der Romaco<br />

Group. Am Standort Neuenburg sind Vertrieb und Marketing<br />

sowie das Prozesstechnologie- und Schulungszentrum<br />

Protec angesiedelt. Das Produktmanagement,<br />

die Produktion, die allgemeine Verwaltung und der<br />

Kundenservice befinden sich in Rheinfelden. Die Technologie<br />

aus dem Hause Fryma Koruma wird zur Produktion<br />

verschiedener Produkte eingesetzt: Pharmazeutische<br />

Wirkstoffe, bunte Lippenstiftmassen, Cremes<br />

sowie Ketchup und Schokolade werden auf den Anlagen<br />

produziert.<br />

2011 erhielt das Unternehmen den Auftrag eines brasilianischen<br />

Kosmetikherstellers über die Lieferung von<br />

sechs Vakuumprozessanlagen. Jede dieser Anlagen hat<br />

ein Fassungsvermögen von 10 000 Litern und verfügt<br />

über eine zusätzliche Dosiereinheit zur Zudosierung der<br />

Rohstoffe, die zur Herstellung der kosmetischen Produkte<br />

benötigt werden. Das Gesamtprojekt war gemäß der<br />

GMP-Richtlinien zu realisieren.<br />

GENAUIGKEIT VON KLEINER ALS 0,6 % EINHALTEN<br />

Für die Lieferung der Dosiereinheiten wandte sich der<br />

Hersteller an Endress+Hauser. Die langjährige Erfahrung<br />

des dortigen Kompetenzcenters Life Sciences Industry <strong>im</strong><br />

GMP-Umfeld, <strong>im</strong> Bereich der Durchflussmesstechnik und<br />

die Referenzen bei der Realisierung von Dosiersteuerun-<br />

20<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013


gen <strong>im</strong> Pharmaumfeld, haben die Firma überzeugt. Es<br />

wurde vereinbart, dass <strong>im</strong> ersten Schritt zunächst vier<br />

der sechs Dosiersteuerungen zu liefern seien.<br />

Folgende Anforderungen des Endkunden galt es für<br />

Endress+Hauser in enger Abst<strong>im</strong>mung mit Fryma Koruma<br />

zu erfüllen: Die Dosiereinheiten arbeiten mit autonomen<br />

Dosiersteuerungen basierend auf den Vorgaben der übergeordneten<br />

Steuerung der Vakuumprozessanlage. Die Dosierung<br />

von gleichzeitig zwe<strong>im</strong>al zwei Komponenten bei<br />

einer Genauigkeit von kleiner als 0,6 % soll realisiert werden.<br />

Die erreichte Genauigkeit ist ständig zu überwachen.<br />

Die Öffnungs- und Schließzeiten der Ventile sind automatisch<br />

zu opt<strong>im</strong>ieren und die Einflüsse der Ventilabnutzungen<br />

entsprechend auszugleichen. Dosiert wird direkt in<br />

die Homogenisierkammer der Vakuumprozessanlage.<br />

STEUERUNG ÜBERWACHT GENAUIGKEIT DER DOSIERUNG<br />

Jede der vier zu liefernden Dosiereinheiten umfasst die<br />

Messtechnik, die Dosierventile, die Steuerung und Verrohrung<br />

und ist auf jeweils zwei Skids aufgeteilt. Die<br />

Dosiereinheiten wurden für die Integration in die Vakuumprozessanlage<br />

von Fryma Koruma vorbereitet und<br />

vor der Auslieferung in einem Factory Acceptance Test<br />

(FAT) getestet.<br />

Aufgrund der Anzahl der zu dosierenden Komponenten<br />

erhielt jede Dosiereinheit insgesamt neun Durchflussmessgeräte<br />

vom Typ Endress+Hauser Dos<strong>im</strong>ass. Zur<br />

späteren Ankopplung der Dos<strong>im</strong>ass an die Ringleitungen,<br />

die den Maschinen die einzelnen Rohstoffe zuführen,<br />

sind Tri-Clamp-Prozessanschlüsse vorgesehen. Zwischen<br />

den zwei Skids einer Dosiereinheit befindet sich<br />

der Steuerschrank aus Edelstahl mit der speicherprogrammierbaren<br />

Steuerung. Die Steuerung erfasst die<br />

dosierten Mengen der einzelnen Produktkomponenten<br />

über Zähl<strong>im</strong>pulse der jeweiligen Dos<strong>im</strong>ass und gibt Steuerbefehle<br />

zum Öffnen oder Schließen an die Dosierventile.<br />

Die Dosiersteuerung überwacht selbstständig die<br />

erreichte Genauigkeit des Dosiervorgangs und passt die<br />

Öffnungs- beziehungsweise Schließzeiten der Ventile<br />

automatisch an. Ein weiterer Steuerschrank beinhaltet<br />

die Pneumatik zur Ansteuerung der Membranventile.<br />

DATENAUSTAUSCH MIT MASCHINENSTEUERUNG<br />

Neben den Dosiersteuerungen und der Maschinensteuerung<br />

der Vakuumprozessanlage gibt es ein übergeordnetes<br />

Prozessleitsystem, das be<strong>im</strong> Endkunden bereits<br />

installiert ist. Somit ist der Datenaustausch zwischen<br />

den Dosiersteuerungen und der Maschinensteuerung<br />

und parallel dazu zwischen dem Prozessleitsystem und<br />

der Maschinensteuerung zu koordinieren und sicherzustellen.<br />

Daher wurde von Endress+Hauser in einer Funktionsbeschreibung<br />

definiert, welche Daten mit der Maschinensteuerung<br />

ausgetauscht werden. Folgende Aspekte<br />

sind darin berücksichtigt: Freigabe oder Sperrung<br />

jeder einzelnen Dosierlinie, Hand- oder Automatikbetrieb,<br />

Vorgabe der zu dosierenden Menge, Prüfung jedes<br />

einzelnen Dosiervorgangs, Cleaning-in-Place(CIP)-Reinigung.<br />

Der Datenaustausch erfolgt über die Ethernetschnittstellen<br />

der Steuerungen. Bei den Dosiersteuerungen<br />

und bei der Maschinensteuerung kommen SPS vom<br />

Typ S<strong>im</strong>atic S7-315-2PN/DP zum Einsatz. Via Fernwartungszugang<br />

auf die Steuerungen kann der Endkunde<br />

unterstützt werden.<br />

DOSIMASS BENÖTIGT WENIG PLATZ<br />

In den Dosiereinheiten sind Massedurchflussmessgeräte<br />

vom Typ Dos<strong>im</strong>ass mit 3A-Zulassungen eingebaut. Aus<br />

der kompakten Geometrie des Dos<strong>im</strong>ass resultiert ein<br />

geringer Platzbedarf. Dies ist ein Vorteil bei solchen Dosieraufgaben.<br />

Hinzu kommen die hohe Messgenauigkeit<br />

und Robustheit dieses Massedurchflussmessgerätes. Außerdem<br />

ist bei dem Gerät eine CIP- und Sterilisation-in-<br />

Place(SIP)-Reinigung möglich. Weitere Vorteile des eingesetzten<br />

Coriolis-Messsystems: Es sind keine Ein- und<br />

Auslaufstrecken notwendig, es arbeitet unabhängig von<br />

den physikalischen Messstoffeigenschaften des Mediums<br />

und ist wartungsfrei.<br />

MEMBRANVENTILE FÜR DOSIERVORGÄNGE KONZIPIERT<br />

Einen wichtigen Einfluss auf die Dosiergenauigkeit und<br />

Reproduzierbarkeit der Rezeptur haben auch die eingesetzten<br />

Ventile. Endress+Hauser wählte für jede Dosierlinie<br />

ein Membranventil vom Typ Gemü 660. Das Membranventil<br />

ist jeweils unterhalb des Dos<strong>im</strong>ass mittels<br />

Tri-Clamp-Prozessanschlüssen montiert und wird pneumatisch<br />

angesteuert. Das Gemü 660 ist eine wartungsarme<br />

Konstruktion mit Edelstahlantrieb und einem Ventilkörper<br />

aus 316L Edelstahl. Es verfügt über eine visuelle<br />

Stellungsanzeige und ein EHEDG-zertifiziertes<br />

Dichtungskonzept, und wurde speziell für Dosier- und<br />

Abfüllvorgänge unterschiedlicher Produkte konzipiert.<br />

JEDES TECHNISCHE DETAIL IST WICHTIG<br />

„Gerade, wenn es um die Planung und Durchführung von<br />

Großprojekten geht, ist es absolut wichtig, dass wir uns<br />

auf unsere Lieferanten verlassen können. Bei der Konzeption<br />

von Vakuumprozessanlagen mit einem Fassungsvermögen<br />

von 10 000 Litern muss jedes technische Detail<br />

passen. Neben einem ausgereiften mechanischen Verfahren<br />

ist die exakte Steuerung der Rezeptur ein Muss“, sagt<br />

Samuel Mettler, Projektmanager bei Fryma Koruma.<br />

AUTOR<br />

RÜDIGER SETTELMEYER ist Marketingmanager<br />

Prozessautomatisierung bei<br />

Endress+Hauser in Reinach.<br />

Endress+Hauser Messtechnik GmbH & Co. KG,<br />

Colmarer Strasse 6, D-79576 Weil am Rhein,<br />

Tel. +49 (0) 762 19 75 01,<br />

E-Mail: info@de.endress.com<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013<br />

21


PRAXIS<br />

Flexibel und verbindlich: Agiles V-Modell bündelt<br />

Vorteile bei der Entwicklung von Software<br />

Neues Verfahren setzt auf enge Zusammenarbeit von Abteilungen und fördert Motivation<br />

Unternehmen aus der Industrie wie die Hersteller von<br />

Automatisierungstechnik generieren heute zunehmend<br />

aus Software Nutzen für ihre Kunden. Daher ist die<br />

Software <strong>im</strong>mer häufiger das wesentliche Entscheidungskriterium<br />

bei der Suche nach einem geeigneten Anbieter<br />

beziehungsweise der passenden Lösung. Die Industrieunternehmen<br />

sind jedoch keine typischen Software-Entwickler<br />

und -Lieferanten, da sich ihre Entwicklungsprozesse<br />

auf die Konzeption von Hardware ausrichten. Diese<br />

Abläufe entsprechen allerdings nicht der effizienten Entwicklung<br />

von Software. Um wettbewerbsfähig zu bleiben,<br />

müssen die Unternehmen daher ihre Software-relevanten<br />

Entwicklungsprozesse opt<strong>im</strong>ieren.<br />

V-MODELL LEGT VERANTWORTLICHKEITEN FEST<br />

In der klassischen Software-Entwicklung wird vielfach<br />

nach dem V-Modell gearbeitet. Der Ansatz beginnt mit<br />

der Anforderungsanalyse, einer Planung der Inkremente<br />

und dem Software-Entwurf, dem ein oder mehrere<br />

Implementierungsschritte folgen. Auf Seiten der Qualitätssicherung<br />

gibt es eine analoge Abfolge über Modul-,<br />

Integrations- sowie System- und Abnahmetests.<br />

Das V-Modell wird von einem Quality-Gate-Prozess<br />

überlagert, bei dem der jeweils nächste Schritt nur gestartet<br />

werden darf, wenn der aktuelle Schritt gemäß<br />

einer Checkliste abgeschlossen ist. Der Vorteil dieser<br />

Vorgehensweise liegt in einer durchgängigen Dokumentation<br />

des Projektfortschritts und der Terminplanung<br />

sowie der klaren Zuweisung von Rollen und Verantwortlichkeiten.<br />

Die Praxis zeigt jedoch, dass insbesondere<br />

bei der Software-Entwicklung Termine nicht <strong>im</strong>mer<br />

eingehalten werden können und die Ergebnisse<br />

unter Umständen nicht den Wünschen des Auftraggebers<br />

entsprechen.<br />

SCRUM-VERFAHREN STIMMT ERGEBNISSE AB<br />

Alternativ steht deshalb eine Reihe agiler Entwicklungsmethoden<br />

zur Verfügung, die hauptsächlich in kleinen<br />

Unternehmen genutzt werden. Die Methoden gehen davon<br />

aus, dass sich Anforderungen während des Projektverlaufs<br />

inhaltlich, aber auch in ihrer Priorität verändern<br />

können. Der Scrum-Prozess basiert dabei auf einem zentralen<br />

Lastenheft, dem Product Backlog. Hier sind alle<br />

Anforderungen an die Software aufgeführt und mit eindeutigen<br />

Prioritäten versehen. Die Verantwortung für<br />

das Dokument liegt in der Rolle des Product Owners.<br />

Umgesetzt wird das Lastenheft in so genannten<br />

Sprints. Hierbei handelt es sich zum Beispiel um vier<br />

Wochen Inkremente, in denen ein Team die Anforderungen<br />

gemäß ihren Prioritäten abarbeitet. Für die Zuordnung<br />

der Arbeitsprozesse und deren Realisierung ist das<br />

Team zuständig und nicht eine Einzelperson. Am Ende<br />

des Sprints wird das Ergebnis dem Product Owner vorgestellt,<br />

Feedback eingeholt und dieses unter Umständen<br />

wieder in Form priorisierter Anforderungen in den Product<br />

Backlog geschrieben. Auf diese Weise nähern sich<br />

die Beteiligten aus der Entwicklungs- und Marketing-<br />

Abteilung in enger Abst<strong>im</strong>mung dem Software-Release.<br />

Als nachteilig erweist sich allerdings, dass der Endtermin<br />

für die Freigabe sowie der genaue Funktionsumfang<br />

nicht vorhersagbar sind. Dies ist in einer größeren Organisation<br />

insbesondere für Personen, die nicht direkt am<br />

Entwicklungsprozess beteiligt sind, nur schwer zu verstehen.<br />

Zudem erwarten die Vertriebsmitarbeiter und die<br />

Kunden eine höhere Verbindlichkeit.<br />

EINHALTUNG DES ENDTERMINS ALS TEAM-ZIEL<br />

Auf Basis der mehrjährigen Erfahrung mit beiden Entwicklungsabläufen<br />

haben die Mitarbeiter von Phoenix<br />

DAS V-MODELL dient als Basis für die<br />

klassische Produktentwicklung<br />

AGILE SOFTWARE-ENTWICKLUNG mit Scrum<br />

22<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013


Contact und KW-Software daher damit begonnen, die<br />

Vorteile beider Verfahren miteinander zu verbinden. Sie<br />

haben den Nutzen der agilen Entwicklung aufgrund der<br />

starken Team-Bildung und des gemeinsam verantworteten<br />

Ergebnisses und die nach außen klar kommunizierbare<br />

Verbindlichkeit des V-Modells zu einem opt<strong>im</strong>alen<br />

Ansatz kombiniert. Nach der Anforderungsanalyse werden<br />

hier die <strong>im</strong> Projekt umzusetzenden Anforderungen<br />

festgelegt, grob abgeschätzt und ein Abnahmetermin<br />

vereinbart. Die Anforderungen müssen jedoch weniger<br />

detailliert als <strong>im</strong> V-Modell aufgeschlüsselt sein. Das<br />

Pflichtenheft und eine Spezifikation entfallen.<br />

Die Entwicklung erfolgt nun nach dem Scrum-Prozess,<br />

wobei alle Beteiligten die Einhaltung des Endtermins<br />

und der zu realisierenden Anforderungen als<br />

Team-Ziel für die Marketing- und Entwicklungsabteilung<br />

<strong>im</strong> Auge behalten. Zur Abnahme und Freigabe werden<br />

die bekannten Quality Gates herangezogen. Die<br />

Mitarbeiter des Bereichs Software-Qualitätssicherung<br />

sind ebenfalls Teil des Teams, werden aber separat organisiert,<br />

um ihre Aufgabe als „unabhängige“ Instanz<br />

zu erfüllen. Sie erarbeiten entsprechende Tests parallel<br />

zu den einzelnen Sprints.<br />

Das kombinierte Entwicklungsverfahren verzichtet auf<br />

umfangreiche technische Spezifikationen. Stattdessen<br />

werden die Anforderungen während des Entwicklungsprozesses<br />

weiter gepflegt, sodass sie am Ende die tatsächliche<br />

Software in einer Außenansicht beschreiben. Dies<br />

ist sowohl für einen abgest<strong>im</strong>mten Test als auch den<br />

weiteren Lebenszyklus des Produkts wichtig. Die technische<br />

Dokumentation der Software-Architektur und der<br />

Komponenten geschieht in dem Maße, wie es für die<br />

Entwicklung und Pflege notwendig ist. Hier gibt es unabhängig<br />

vom Prozess gesonderte Festlegungen.<br />

ENGE ZUSAMMENARBEIT ERHÖHT DIE MOTIVATION<br />

Wie bereits erwähnt, weisen das V-Modell und der<br />

Scrum-Prozess Vor- und Nachteile auf. Das Manko des<br />

V-Modells resultiert aus den starren Verantwortlichkeiten<br />

und Abläufen. Dabei werden Lastenhefte erstellt und<br />

Projektergebnisse zum Projektende abgeholt. In diesen<br />

Fällen entspricht das Ergebnis oft nicht den Erwartungen<br />

des Auftraggebers, weil die Zwischenergebnisse nicht<br />

frühzeitig gemeinsam betrachtet und Entscheidungen<br />

zusammen getroffen wurden. In anderen Fällen wird der<br />

Planungstermin so lange verzögert, bis nahezu die gesamte<br />

Software umgesetzt und damit alle Entwicklungsrisiken<br />

min<strong>im</strong>iert sind. Damit erfolgt die Freigabe fast<br />

unmittelbar auf den Planungstermin, was dem Sinn einer<br />

Projektplanung zuwider läuft.<br />

Das von Phoenix Contact und KW-Software konzipierte<br />

agile V-Modell umgeht beide Nachteile. Dies liegt an<br />

der engen Zusammenarbeit zwischen Marketing-, Entwicklungs-<br />

und Testabteilung begründet. Denn die Projektergebnisse<br />

hinsichtlich Funktion, Termin und Qualität<br />

werden gemeinsam verantwortet. Dieses Vorgehen<br />

funktioniert, da sämtliche Parteien den weiteren Verlauf<br />

über den Entwicklungszyklus mit beeinflussen können.<br />

Den einzelnen Personen müssen trotzdem best<strong>im</strong>mte<br />

Rollen und Verantwortungen zugeordnet werden. Des<br />

Weiteren wird eine Zertifizierung des Entwicklungsprozesses<br />

gegenüber einem rein agilen Prozess erleichtert.<br />

Auch diesem Aspekt kommt besonders aus Sicht von<br />

Großkunden eine <strong>im</strong>mer höhere Bedeutung zu.<br />

Aufgrund der Erfahrung der Mitarbeiter ist es wichtig,<br />

dass ein solcher Prozess durch den Einsatz eines Application-Lifecycle-Management(ALM)-Tools<br />

unterstützt<br />

wird. Auf diese Weise lässt sich später jede Entscheidung,<br />

Erweiterung und Veränderung nachvollziehen.<br />

Das gilt zunächst für das Entwicklungsprojekt, aber auf<br />

lange Sicht auch für die gesamte Software und ihren<br />

Lebenszyklus. Eine weitere Folge der engen Zusammenarbeit<br />

in den Teams und dem hohen Maß an Selbstorganisation<br />

ist die gestiegene Motivation der Mitglieder<br />

sowie deren Identifikation mit dem Produkt.<br />

FAZIT<br />

Software wird zukünftig der Schlüssel zur Kundengewinnung<br />

und -bindung sein. Um innovative und erfolgreiche<br />

Tools zu entwickeln, müssen die Unternehmens- und Entwicklungsprozesse<br />

ebenfalls angepasst und opt<strong>im</strong>iert<br />

werden. Nur dann können die Industrieunternehmen den<br />

veränderten Anforderungen ihrer Kunden Rechnung tragen<br />

und sich einen Wettbewerbsvorteil sichern.<br />

AUTOREN<br />

JÖRG JESCHIN ist Leiter Software<br />

Plattform Entwicklung bei Phoenix<br />

Contact Electronics GmbH und<br />

KW-Software in Lemgo.<br />

JENS DREYER arbeitet <strong>im</strong> Produktmarketing<br />

Software bei Phoenix Contact Electronics<br />

GmbH in Bad Pyrmont.<br />

INTEGRIERTE SPRINTS erhöhen den<br />

Entwicklungserfolg des V-Modells<br />

Phoenix Contact GmbH & Co. KG,<br />

Flachsmarktstraße 8, D-32825 Blomberg,<br />

Tel. +49 (0) 523 53 00,<br />

E-Mail: jdreyer@phoenixcontact.com<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013<br />

23


PRAXIS<br />

Innovation spart 40 Prozent Bauraum <strong>im</strong> Schalt -<br />

schrank verglichen mit den vorherigen Baugrößen<br />

Digitale I/O-Module für das modulare LB-Remote-I/O-System sind nur noch halb so breit wie bisher<br />

DAS DIGITALE<br />

EINGANGSMODUL<br />

LB1109A, das nur<br />

noch halb so viel<br />

Platz <strong>im</strong> Schaltschrank<br />

benötigt,<br />

wie vergleichbare<br />

Modelle.<br />

VIELSEITIG: Remote-I/O-Systeme helfen unter anderem<br />

in der Chemiebranche, Signale zwischen den Feldgeräten<br />

<strong>im</strong> explosionsgefährdeten Bereich und dem Leitsystem<br />

anzupassen und weiterzuleiten.<br />

Der Platz in einem Schaltschrank ist bares Geld wert.<br />

Bei der Planung oder Modernisierung von Anlagen<br />

wird die Größe des Schrankes als Kostenfaktor mit einbezogen.<br />

Pepperl+Fuchs bietet nun seine analogen Remote-I/O-Module<br />

als digitale Version an. Sie sind mit 16<br />

Mill<strong>im</strong>etern nur noch halb so groß wie vergleichbare Geräte.<br />

Laut Anbieter reduzieren sie so die Kosten pro Kanal.<br />

PLATZERSPARNIS ALS WETTBEWERBSVORTEIL<br />

In Zeiten, in denen <strong>im</strong>mer umfangreichere Funktionen<br />

zunehmend mehr elektronische Komponenten benötigen,<br />

ist Platzersparnis ein wesentlicher Wettbewerbsvorteil.<br />

„Es macht schon einen Unterschied, ob auf einer Backplane<br />

mit 8, 16 oder noch mehr I/O-Modulen jedes Einzelne<br />

in der Breite 16 Mill<strong>im</strong>eter mehr oder weniger Platz<br />

benötigt“, rechnet Gerrit Lohmann, Leiter der Produktgruppe<br />

Remote Systems bei Pepperl+Fuchs vor. Daher verbessern<br />

er und seine Kollegen das Produktrange der bereits<br />

seit mehr als 15 Jahren erfolgreich am Markt etablierten<br />

Remote-I/O-Systeme kontinuierlich. Auch die Entwicklung<br />

neuer und kompakterer Gehäusebauformen für die<br />

I/O-Module gehört dazu. Sie best<strong>im</strong>men, entsprechend der<br />

Anzahl der darüber angebundenen Feldgeräte, zu mehreren<br />

kombiniert, die Gesamtgröße eines Systems erheblich.<br />

MIT REMOTE-I/O-SYSTEMEN SPAREN<br />

Modulare Remote-I/O-Systeme, von denen Pepperl+Fuchs<br />

die Varianten FB und LB anbietet, verbinden Feldgeräte<br />

aus explosionsgefährdeten und sicheren Bereichen mit<br />

Prozessleitgeräten über einen Feldbus.<br />

FB-Remote-I/O-Stationen werden in Zone 1 oder 21 und<br />

LB-Remote-I/O-Stationen in Zone 2/22, Class I, Division 2<br />

oder <strong>im</strong> sicheren Bereich montiert. Ihre Aufgabe ist die<br />

Signalanpassung zwischen Feldsignalen des explosionsgefährdeten<br />

und des sicheren Bereiches für Steuerungen und<br />

Leitsysteme. Sie führen eigensichere Eingänge und Ausgänge<br />

von Sensoren und Aktoren verschiedenen Feldbussen<br />

zu, nehmen Signale von Namur-Initiatoren oder mechanischen<br />

Kontakten entgegen und steuern IS-Leistungsspulen<br />

an. Darüber hinaus können über die Anschlusstechnik<br />

Aktoren mit erhöhter Sicherheit (Ex e) wie zum Beispiel<br />

Signalleuchten oder akustische Signalgeber angeschlossen<br />

werden, die eine größere Leistung benötigen.<br />

Ein Remote-I/O-System besteht aus ein- und/oder mehrkanaligen<br />

Modulen, die beliebig auf eine Backplane gesteckt<br />

sind. Die Backplane wiederum ist auf eine Montageplatte<br />

geschraubt oder auf einer DIN-Standardschiene<br />

eingerastet. Sie versorgt die Module mit Energie und bildet<br />

die Verbindung zwischen Modulen und dem Buskoppler.<br />

Die Backplanes bietet Pepperl+Fuchs in unterschiedlichen<br />

Größen an. Das erlaubt ebenfalls einen modularen<br />

und Platz sparenden Aufbau einer Remote-I/O-Station.<br />

In Remote-I/O-Modulen kommen verschiedene Bustechnologien<br />

zum Einsatz, um mit dem Master-Prozessleitsystem,<br />

einer SPS oder dem Scada-System zu kommunizieren.<br />

Die beliebtesten sind Profibus DP oder DP<br />

V1, Modbus RTU, Foundation Fieldbus H1 sowie Modubus<br />

TCP über Ethernet.<br />

Anwender sparen mit Remote-I/O-Systemen bei der<br />

Verdrahtung, der technischen Projektierung und den<br />

Montagekosten. Sie gewinnen mehr Kontroll- und Diagnosefunktionen<br />

und haben Fernzugriff auf Hart-Feldgeräte.<br />

Geeignet für sichere und explosionsgefährdete Bereiche<br />

sichern Remote-I/O-Systeme bei redundant ausgeführtem<br />

Feldbus sowie redundanten Buskopplern und<br />

Netzteilen die hohe Verfügbarkeit. Bei Ausfall einer Busleitung<br />

oder eines Buskopplers schaltet das übergeordnete<br />

System automatisch und stoßfrei auf den Redundanz-<br />

24<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013


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koppler um. Außerdem ist dank Netzteil-Redundanz<br />

sichergestellt, dass bei einem Netzteilausfall die Module<br />

und Buskoppler weiter versorgt werden.<br />

EFFIZIENTE RAUMNUTZUNG IM SCHALTSCHRANK<br />

Die nun entwickelten 8-kanaligen, digitalen Eingangsmodule<br />

hat der Anbieter durch ein neues, elektrisches<br />

Design ermöglicht. Mit lediglich 16 Mill<strong>im</strong>eter<br />

Breite sind die High-Density-Module nur noch<br />

halb so breit wie die Vorgängerbauform. Sie passen<br />

in vorhandene Backplanes und sind leicht zu konfigurieren.<br />

Ausgerüstet mit Status LEDs für die schnelle<br />

Diagnose vereinfachen sie die Inbetriebnahme.<br />

Mit den Modulen für digitale Eingänge ergänzt der<br />

Hersteller die Produktrange für besonders kompakte<br />

Installationen. Ergänzend zu der nun kompletten Reihe<br />

schmaler, mehrkanaliger Module für analoge und<br />

digitale I/Os passen auch die universellen I/O-Module<br />

in das Konzept für effiziente Raumnutzung <strong>im</strong><br />

Schaltschrank.<br />

Für die Verarbeitung analoger sowie binärer Einoder<br />

Ausgänge sind sie als analoger Hart-kompatibler<br />

Ein- oder Ausgang sowie als digitaler Kontakteingang<br />

oder Magnetventilausgang konfigurierbar. So reduzieren<br />

diese Geräte die auf Lager zu haltenden Varianten,<br />

was ebenfalls zur Kostensenkung beiträgt.<br />

Die Referenzklasse für die<br />

Automatisierungstechnik<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> ist das Fachmagazin für die Automatisierungstechnik.<br />

Die Qualität der wissenschaftlichen Hauptbeiträge<br />

sichert ein strenges Peer-Review-Verfahren. Bezug zur<br />

automatisierungstechnischen Praxis nehmen außerdem<br />

die kurzen Journalbeiträge aus der Fertigungs- und Prozessautomatisierung.<br />

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FAZIT<br />

„Bei einem kompletten LB-Remote-I/O-System inklusive<br />

Buskoppler und Netzteile, sparen die schmalen<br />

Module je nach Signalmix – <strong>im</strong> Vergleich zu den vorherigen<br />

Baugrößen – insgesamt rund 40 % Bauraum“,<br />

rechnet Lohmann vor. Das bedeutet je nach Konstellation<br />

erheblich kleinere Systeme oder doppelt so viele<br />

I/O-Module bei gleichem Platz. In jedem Fall geht die<br />

Platzeinsparung als erheblicher Faktor in die Kostenbetrachtung<br />

pro Kanal ein.<br />

AUTORIN<br />

SABRINA WEILAND,<br />

ist Produkt Marketing<br />

Manager <strong>im</strong> Geschäftsbereich<br />

Prozessautomation bei<br />

der Pepperl+Fuchs GmbH.<br />

Pepperl+Fuchs GmbH,<br />

Lilienthalstraße 200, D-68307 Mannhe<strong>im</strong>,<br />

Tel. +49 (0) 621 776 22 22,<br />

E-Mail: pa-info@de.pepperl-fuchs.com<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> erscheint in der DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München


HAUPTBEITRAG<br />

<strong>Prozesss<strong>im</strong>ulation</strong> <strong>im</strong><br />

<strong>Automatisierungssystem</strong><br />

Objektorientierte Strukturierung für Rezepte und Tests<br />

Höhere Anforderungen an die Anwendersoftware von <strong>Automatisierungssystem</strong>en verursachen<br />

wachsende Kosten für Programmierung, S<strong>im</strong>ulation und Test. Teure Rezeptpakete<br />

und S<strong>im</strong>ulationswerkzeuge unterstützen zwar die Softwareentwickler, lohnen sich<br />

jedoch zeitlich und finanziell nur für große Projekte. Dieser Beitrag untersucht, wie die<br />

wichtigsten Fähigkeiten dieser Systeme mit Bordmitteln der <strong>Automatisierungssystem</strong>e<br />

selbst nachgebildet werden können. Um eine solche kostengünstige Lösung für kleinere<br />

Projekte anzubieten, werden Funktionsbaustein-Bibliotheken entwickelt, die auf den<br />

Grundlagen von Rezeptfahrweise und objektorientierter SPS-Programmierung basieren.<br />

SCHLAGWÖRTER Grundoperationenkonzept / Objektorientierung / virtuelle Inbetriebnahme<br />

Process S<strong>im</strong>ulation in Smaller Automation Systems –<br />

Object Orientation and Recipe Method<br />

Increasing demands on the control system software of automation systems cause <strong>im</strong>mense<br />

costs for programming, s<strong>im</strong>ulation, and testing. Expensive batch systems and s<strong>im</strong>ulation<br />

tools support software developers but are only viable in big projects. This paper examines<br />

how to replicate the most <strong>im</strong>portant features of these systems with standard<br />

programming tools. To provide such a low-cost solution for smaller projects, function<br />

block libraries are developed on the basis of recipe method and object-oriented PLCprogramming.<br />

KEYWORDS recipe method / object-orientation / virtual commissioning<br />

26<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013


MATTHIAS SEITZ, Hochschule Mannhe<strong>im</strong><br />

Die Anwendersoftware in <strong>Automatisierungssystem</strong>en<br />

basiert auf einer strukturierten Programmierung.<br />

Dabei werden Anwenderprogramme mit<br />

Hilfe von Funktionsbausteinen entwickelt, die<br />

sich für häufig auftretende Funktionen <strong>im</strong>mer<br />

wieder verwenden lassen [1,2]. Standardbausteine für Maschinen<br />

in der Fertigungsautomatisierung wurden von der<br />

PLCopen entwickelt [3], für Geräte in der Prozessautomatisierung<br />

bieten die Leitsystemhersteller Bausteinbibliotheken<br />

an [4,5]. Zurzeit wird diskutiert, welche Anforderungen<br />

Standardmodule erfüllen müssen, um das Engineering<br />

verfahrenstechnischer Anlagen zu vereinfachen [6].<br />

Infolge steigender Qualitätsanforderungen und kürzerer<br />

Inbetriebsetzungszeiten steigt der Aufwand für S<strong>im</strong>ulation<br />

und Test der Anwendersoftware. Vorhandene S<strong>im</strong>ulationssysteme<br />

[7,8] sind auf eine möglichst genaue,<br />

grafisch an<strong>im</strong>ierte Modellierung der Anlage fokussiert.<br />

Dies ist zwar anschaulich und für die Analyse des dynamischen<br />

Anlagenverhaltens und den Entwurf von Regelungen<br />

notwendig, hat aber zur Folge, dass das Anlagenverhalten<br />

aufwendig zu programmieren ist. Neben der<br />

Software zur Steuerung der Anlage, muss fast noch einmal<br />

so viel Software zur S<strong>im</strong>ulation der Anlage in einer<br />

zweiten Programmierumgebung entwickelt werden.<br />

In vielen verfahrenstechnischen Anlagen werden<br />

Standardregler eingesetzt und statt des Reglerentwurfs<br />

ist der Steuerungsentwurf für das komplexe Anlagenverhalten<br />

von größerer Relevanz. In diesem Beitrag wird<br />

deshalb das Anlagenverhalten mit Funktionsbausteinen<br />

<strong>im</strong> <strong>Automatisierungssystem</strong> selbst modelliert. Diese S<strong>im</strong>ulationsbausteine<br />

spielen dann als Software-in-theloop<br />

mit den Steuerbausteinen zusammen. Im Folgenden<br />

wird erläutert, wie allgemein verwendbare Funktionsbausteine<br />

durch eine geschickte Strukturierung der Anlage<br />

und des Verfahrens entwickelt werden können,<br />

welche Vorteile die objektorientierte SPS-Programmierung<br />

hierfür bietet und wie sich daraus Funktionsbausteine<br />

ergeben, mit denen die Steuerungssoftware automatisiert<br />

getestet werden kann. Ergänzend wird dem<br />

Leser die programmtechnische Umsetzung dokumentiert<br />

in [9] bereitgestellt.<br />

1. ENTWICKLUNG VON PROZESS- UND ANLAGENMODULEN<br />

Eine modulare Automatisierungssoftware besteht, wie<br />

in Bild 1 skizziert, aus drei Säulen mit Modulen zur Steuerung,<br />

S<strong>im</strong>ulation und Visualisierung. Im Zuge einer<br />

Anlagenzerlegung lassen sich allgemein verwendbare<br />

Funktionsbausteine für die wichtigsten Feldgerätetypen<br />

finden, die in prozesstechnischen Anlagen auftreten. Für<br />

ein S<strong>im</strong>ulations- und Testsystem sind zusätzlich S<strong>im</strong>ulations-<br />

und Visualisierungsbausteine als Pendant zu<br />

den Steuerbausteinen zu entwickeln.<br />

Die vierte Säule umfasst Grundfunktionen für Ablaufsteuerungen,<br />

die nicht <strong>im</strong>mer, aber insbesondere für die<br />

Automatisierung von Chargenprozessen benötigt werden<br />

[1]. Um möglichst allgemein wiederverwendbare Funktionsbausteine<br />

zu entwickeln, ist es notwendig, die Anlage<br />

und den Prozessablauf in Module zu zerlegen.<br />

Die Rezeptfahrweise nach ISA-88 [10] basiert auf der<br />

Idee, den verfahrenstechnischen Prozess in Grundoperationen<br />

und Grundfunktionen aufzuteilen, die als parametrierbare<br />

und wiederverwendbare Bausteine <strong>im</strong> <strong>Automatisierungssystem</strong><br />

abgebildet werden [11]. Im System nach<br />

Bild 1 sind Schrittketten für Dosieren, Heizen, Abfüllen<br />

und so weiter als geräteneutrale Grundfunktionen in Form<br />

wiederverwendbarer Funktionsbausteine bereitgestellt.<br />

Diese Grundfunktionen werden in dem hier betrachteten<br />

Alltagsbeispiel zunächst zu den Grundoperationen Wasserkochen,<br />

Kaffeeaufbrühen und Warmhalten zusammengesetzt.<br />

Aus den Grundoperationen wird dann der Ablauf<br />

des Rezepts zur Herstellung von Kaffee gebildet.<br />

1.1 Vorteile durch objektorientierte SPS-Programmierung<br />

Seit die SPS-Programmiersprachen eine objektorientierte<br />

Programmierung von <strong>Automatisierungssystem</strong>en ermöglichen<br />

[12], lässt sich die Rezeptfahrweise ohne Rezeptpaket<br />

mit Bordmitteln des Programmiersystems vergleichsweise<br />

einfach umsetzen [2]. Dabei werden die<br />

Feldgeräte, wie in Bild 2 gezeigt, über Methoden und Eigenschaften<br />

aus den Schrittketten der Grundoperationen<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013<br />

27


HAUPTBEITRAG<br />

und Grundfunktionen heraus angesprochen. In den Aktionen<br />

der Schrittketten werden Methoden, etwa zum<br />

Ein- und Ausschalten einer Pumpe, aufgerufen, während<br />

die Eigenschaften der Feldgeräte, wie zum Beispiel das<br />

Erreichen einer oberen Füllstandsgrenze, als Weiterschaltbedingung<br />

in den Transitionen ausgewertet werden.<br />

Die Ansteuerung über Methoden und Eigenschaften ist<br />

übersichtlicher und transparenter als die Ansteuerung<br />

durch Variablen. Der Umfang der Software wird durch Anwendung<br />

von Vererbung und Polymorphismus noch weiter<br />

reduziert. Ein weiterer Vorteil polymorpher Bausteine ist,<br />

dass sie für verschiedene Varianten von Anlagen- und Prozessmodulen<br />

eingesetzt werden können. Beispielsweise<br />

wirkt die Grundfunktion BF_TEMP in Bild 3 zum Heizen<br />

oder Kühlen von Medien auf einem Temperaturregler. Die<br />

Schnittstelle Control des Reglers, der die Methoden und<br />

Eigenschaften der Schnittstelle Sensor geerbt hat, umfasst<br />

zusätzlich folgende Methoden und Eigenschaften:<br />

INTERFACE Control EXTENDS Sensor<br />

METHOD AUT : BOOL (*Einschalten der Regelung*)<br />

METHOD MAN : BOOL (*Ausschalten der Regelung<br />

und Ausgabe eines manuellen<br />

Stellwerts*)<br />

METHOD EXT : BOOL (*Externe Sollwertvorgabe*)<br />

PROPERTY MV : REAL (*Rückmeldung des ausgegebenen<br />

Stellwerts*)<br />

PROPERTY SP : REAL (*Rückmeldung des eingestellten<br />

Sollwerts*)<br />

Die Implementierung dieser Methoden und Eigenschaften<br />

kann unterschiedlich sein. So ist der Temperaturregler<br />

T3107, der in der Anlage nach Bild 4 zum Wasserkochen<br />

eingesetzt wird, ein Zweipunktregler und basiert auf dem<br />

entsprechenden Funktionsbaustein TYP_2PT. Dagegen<br />

wird zum Warmhalten des Kaffees in Bild 4 der PID-Regler<br />

TIC3302 durch den Funktionsbaustein TYP_PID realisiert.<br />

Die Methoden und Eigenschaften dieser Reglerbausteine<br />

haben gleiche Namen und Übergabeparameter, der Regelalgorithmus<br />

ist jedoch unterschiedlich. Trotzdem kann in<br />

beiden Fällen die gleiche Grundfunktion BF_TEMP verwendet<br />

werden, da diese nur die Methoden und Eigenschaften<br />

der Schnittstelle Control aufruft, die unterschiedliche Implementierung<br />

jedoch in den Reglerbausteinen erfolgt.<br />

Bild 3 zeigt den Aufbau der Prozessmodule, die den Prozessablauf,<br />

hier das Kaffeekochen, in die Module Rezept,<br />

Grundoperationen und Grundfunktionen unterteilt.<br />

Grundfunktionen sind dabei als parametrierbare Funktionsbausteine<br />

realisiert, wie zum Beispiel BF_TEMP in Bild<br />

3. Grundoperationen sind als Aktionen des Rezeptprogramms<br />

<strong>im</strong>plementiert. Die Module sind so allgemein<br />

umgesetzt, dass sie in verschiedenen verfahrenstechnischen<br />

Prozessen <strong>im</strong>mer wieder verwendet werden können.<br />

1.2 Aggregierte Klassenbildung<br />

Ähnlich wie der Prozessablauf in Module zerlegt wird, sind<br />

die Geräte der Anlage zu modularisieren. Die Feldgeräte<br />

einer Anlage stellen Objekte dar, die sich in wenige Klassen<br />

einteilen lassen. Zum Beispiel stellen die Ventile und Motoren<br />

in Bild 4 die Klasse der Einzelsteuerfunktionen dar,<br />

die durch den Funktionsbaustein TYP_IDF1 angesteuert<br />

werden können. Genauso sind Funktionsbausteine für alle<br />

anderen Feldgerätetypen der Anlage zu entwickeln (siehe<br />

beispielsweise TYP_PID, TYP_AIN in Bild 1).<br />

Die Funktionsbausteine der Feldgeräteklassen werden<br />

nun zur Steuerung ganzer Anlagenteile (wie TYP_VES-<br />

SEL, TYP_HEATER) und Teilanlagen (wie TYP_FILTER,<br />

TYP_BOILER) zusammengesetzt. Die in der hier betracteten<br />

Anlage verwendeten Steuer- und S<strong>im</strong>ulationsbausteine<br />

sind in Bild 4 den gestrichelten Anlagenteilen<br />

zugeordnet. Alle blau gestrichelten Anlagenteile bilden<br />

die Teilanlage TYP_BOILER, die grün gestrichelten die<br />

Teilanlage TYP_FILTER und die rot gestrichelten die<br />

Teilanlage TYP_STORAGE. Die Teilanlagen werden von<br />

Programmen angesteuert, in denen die Steuer- und S<strong>im</strong>ulationsbausteine<br />

instanziiert sind. Die komplette<br />

Software zur Steuerung der Anlage nach Bild 4 wurde<br />

mit dem SPS-Programmiersystem CoDeSys 3.5 programmiert<br />

und steht unter [9] zum Download zur Verfügung.<br />

Durch dieses Bottom-up-Vorgehen entstehen neue übergeordnete<br />

Softwaremodule, sozusagen aggregierte Klassen,<br />

die große Teile einer Anlage ansteuern können. Die<br />

Bausteine sind geräteneutral und parametrierbar, sodass<br />

sie sich soweit möglich für gleiche Anlagenteile <strong>im</strong>mer<br />

wieder verwenden lassen. Somit ergibt sich ein Baukasten<br />

mit Funktionsbausteinen beziehungsweise Ansteuerprogrammen<br />

(Continuous Function Charts, CFC) für Feldgeräte,<br />

Anlagenteile und Teilanlagen sowie mit Grundfunktionsbausteinen<br />

für ihre verfahrenstechnische Verwendung<br />

in Ablaufketten (Sequential Function Charts, SFC).<br />

Dieser Baukasten mit CFC- und SFC-Bausteinen kann<br />

nach Bild 1 auf S<strong>im</strong>ulationsbausteine und Bausteine zur<br />

Prozessvisualisierung ausgedehnt werden. Für jeden Feldgerätetyp<br />

lassen sich beispielsweise <strong>im</strong> SPS-Programmiersystem<br />

CoDeSys ein Visualisierungssymbol und ein Faceplate<br />

als parametrierbare und wiederverwendbare Bedienungsbausteine<br />

anlegen. Diese können zu Grafikbildern<br />

von verfahrenstechnischen Teilanlagen und Fertigungsstraßen<br />

zusammengesetzt werden.<br />

2. STANDARDBAUSTEINE ZUR ANLAGENSIMULATION<br />

Um den Aufwand gering zu halten, ein S<strong>im</strong>ulationsmodell<br />

für verfahrenstechnische Anlagen zu erstellen, wurde<br />

die S<strong>im</strong>ulationssoftware genauso strukturiert wie die<br />

Steuerungssoftware (siehe Bild 1). Für jeden Feldgerätetyp<br />

wird ein Funktionsbaustein zur Ansteuerung und<br />

jeweils ein Funktionsbaustein zur S<strong>im</strong>ulation entwickelt.<br />

Mit der gewonnenen Bausteinbibliothek lassen<br />

sich die S<strong>im</strong>ulationsbausteine generisch zu einem S<strong>im</strong>ulationsmodell<br />

der Anlage zusammensetzen, womit die<br />

Steuerungssoftware vor der Inbetriebnahme mit der realen<br />

Anlage automatisiert getestet werden kann.<br />

Die S<strong>im</strong>ulationsbausteine wirken statt eines realen Anlagenteils<br />

<strong>im</strong> Steuerkreis als Software-in-the-loop. Dabei<br />

steht das Beherrschen der Komplexität der Steuerungssoftware<br />

<strong>im</strong> Mittelpunkt und weniger die exakte dynamische<br />

Modellierung der Anlage, denn das Zeitverhalten<br />

der Anlage und die Reglereinstellungen müssen später<br />

bei der Inbetriebnahme ohnehin noch opt<strong>im</strong>iert werden.<br />

Durch das Ineinandergreifen von Steuerungs- und S<strong>im</strong>ulationsbausteinen<br />

wird erreicht, dass der grundsätzliche<br />

Prozessablauf vor der Inbetriebnahme ohne Anlage<br />

getestet werden kann. Dies hilft dem Programmierer bei<br />

der Entwicklung der Steuerungssoftware, dient als Nach-<br />

28<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013


BILD 1: Softwarestruktur<br />

mit Modulen zur Steuerung und<br />

S<strong>im</strong>ulation einer Beispielanlage<br />

TYP_Vessel,<br />

S<strong>im</strong>_Vessel<br />

TYP_Heater,<br />

SIM_Heater<br />

TYP_Feed, SIM_Feed<br />

TYP_Tank,<br />

SIM_Tank<br />

TYP_Tank<br />

SIM_Tank<br />

BILD 2: Ansteuerung von Methoden in Aktionen der<br />

Schrittketten (SFC) und Auswertung von Eigenschaften<br />

als Weiterschaltbedingung<br />

TYP_Vessel,<br />

SIM_Vessel<br />

TYP_Temp, SIM_Temp<br />

Rezept<br />

Grundoperation<br />

Grundfunktion<br />

BILD 4: Zuordnung der<br />

Ansteuer- und S<strong>im</strong>ulationsbausteine<br />

zu einer<br />

verfahrenstechnischen<br />

Anlage, die in der Ausbildungsabteilung<br />

von BASF zur<br />

Herstellung von Tee und<br />

Kaffee eingesetzt wird.<br />

BILD 3: Aufbau von Prozessmodulen für<br />

den Beispielprozess des Kaffeekochens<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013<br />

29


HAUPTBEITRAG<br />

Ansteuerbaustein<br />

BILD 5: Mapping der E/A-Signale %IW9 und %QX0.4 wahlweise<br />

auf den S<strong>im</strong>ulationsbaustein SIM_Heater und/oder auf den<br />

Steuerbaustein TYP_Heater<br />

S<strong>im</strong>ulationsbaustein<br />

Mapping auf E/A-Kanäle<br />

BILD 6: Test der Sensoren und Aktoren<br />

mit Hilfe der S<strong>im</strong>ulationsprogramme<br />

und einer Schrittkette (SFC)<br />

weis der prinzipiellen Funktionalität bei Factory Acceptance<br />

Test (FAT) und erlaubt es, die Auswirkungen von<br />

Änderungen nach der Inbetriebnahme auf die bestehende<br />

Steuerungssoftware vorab in der S<strong>im</strong>ulation zu testen.<br />

Voraussetzung für das reibungslose Umschalten zwischen<br />

S<strong>im</strong>ulationsumgebung und realer Anlage ist, dass<br />

das <strong>Automatisierungssystem</strong> ein Mapping der E/A-Kanäle<br />

auf Variablen ermöglicht. Im SPS-Programmiersystem<br />

CoDeSys können die E/A-Kanäle, wie in Bild 5 dargestellt,<br />

auf Variablen der Funktionsbausteine gemappt<br />

werden. Solange an den E/A-Kanälen noch keine Feldgeräte<br />

angeschlossen sind, werden die Adressen mit Variablen<br />

verbunden. Dies wird genutzt, um die Ausgangskanäle<br />

durch S<strong>im</strong>ulationsbausteine einzulesen und<br />

daraufhin die Eingangskanäle zu s<strong>im</strong>ulieren.<br />

Im Beispiel von Bild 5 wird das Stellsignal E3108.OUT1<br />

einer Heizung durch den S<strong>im</strong>ulationsbaustein SIM_Heater<br />

eingelesen. Ist die Heizung eingeschaltet, s<strong>im</strong>uliert der<br />

Baustein den Temperaturanstieg durch ein Verzögerungsglied<br />

erster Ordnung und gibt den s<strong>im</strong>ulierten Temperaturwert<br />

als Datenwort an den Reglereingang T3107.X_W<br />

aus. Ohne S<strong>im</strong>ulation wird der Eingang von einem Sensor<br />

der realen Anlage über den Eingangskanal %IW9 gespeist.<br />

Der Ansteuerbaustein TYP_Heater registriert nicht, ob<br />

er die Daten vom S<strong>im</strong>ulationsbaustein oder direkt vom<br />

Eingangskanal erhält. In jedem Fall kann die Steuerung<br />

ausgeführt und getestet werden. In ähnlicher Weise lassen<br />

sich weitere Übertragungsglieder für typische Steuer-<br />

und Regelstrecken der Verfahrenstechnik s<strong>im</strong>ulieren.<br />

Natürlich wäre es möglich, die S<strong>im</strong>ulation als Methoden<br />

in die Ansteuerbausteine zu integrieren. Dann wären aber<br />

S<strong>im</strong>ulations- und Steuerungssoftware miteinander verwoben.<br />

Die meisten Anlagenbetreiber fordern jedoch aus Sicherheitsgründen<br />

eine sichere Deaktivierung der S<strong>im</strong>ulation,<br />

um versehentliche Reaktionen der Steuerung auf die<br />

S<strong>im</strong>ulation anstatt auf die reale Anlage zu verhindern.<br />

Der Vorteil dieses Ansatzes ist, dass S<strong>im</strong>ulations- und<br />

Ansteuersoftware sauber voneinander getrennt sind. Die<br />

vorgeschlagenen Standardbausteine werden in eigenen<br />

S<strong>im</strong>ulationsprogrammen instanziiert und von einer S<strong>im</strong>ulationstask<br />

abgearbeitet, die getrennt von der Steuerungssoftware<br />

in das Zielsystem geladen oder vor der<br />

Inbetriebnahme einfach deaktiviert beziehungsweise<br />

gelöscht werden können. Die Steuerungssoftware kann<br />

so ohne Änderungen vom S<strong>im</strong>ulationsbetrieb auf den<br />

realen Anlagenbetrieb umgeschaltet werden.<br />

3. MODELLBASIERTES TESTEN<br />

Mit Hilfe der entwickelten S<strong>im</strong>ulationsbausteine lässt<br />

sich der spezifizierte Prozessablauf automatisch testen.<br />

Viele Ansätze haben zum Ziel, die Installationsprüfung<br />

während der Inbetriebnahme zu automatisieren [13,14].<br />

In diesem Beitrag steht dagegen nicht Site Acceptance Test<br />

(SAT), sondern der FAT der Software <strong>im</strong> Mittelpunkt. Dies<br />

AUTOR<br />

Prof. Dr.-Ing. MATTHIAS<br />

SEITZ (geb. 1967) vertritt<br />

das Fach gebiet Elektronische<br />

Steuerungstechnik<br />

am Institut für <strong>Automatisierungssystem</strong>e<br />

der<br />

Hoch schule Mannhe<strong>im</strong>.<br />

Haupt arbeitsfelder:<br />

Engineering von <strong>Automatisierungssystem</strong>en<br />

(SPS, PLS), Entwicklung<br />

adaptiver und lernfähiger Steuerungen.<br />

Hochschule Mannhe<strong>im</strong>,<br />

Paul-Wittsack-Straße 10,<br />

D-68163 Mannhe<strong>im</strong>,<br />

Tel. +49 (0) 6151 60 62 33,<br />

E-Mail: m.seitz@hs-mannhe<strong>im</strong>.de<br />

30<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013


REFERENZEN<br />

hilft auch dem Programmierer, der seine Software während<br />

der Erstellung mehrfach testen möchte und muss.<br />

Der Aufwand hierfür ist überschaubar. Für jeden Ansteuerbaustein<br />

aus Bild 1 muss der Entwickler nur den dazugehörigen<br />

S<strong>im</strong>ulationsbaustein als Pendant aus der S<strong>im</strong>ulationsbibliothek<br />

hinzufügen. Dadurch wird der Loop zwischen<br />

Sensor und Aktor auch ohne Anlage geschlossen und<br />

die Software kann vor der Inbetriebnahme getestet werden.<br />

Durch die Aggregation von Klassen können ganze Anlagenteile<br />

durch einen Steuer- und einen S<strong>im</strong>ulationsbaustein<br />

modelliert werden, was die Softwareerstellung noch effizienter<br />

macht. Voraussetzung ist natürlich, dass die modellierten<br />

Bausteine auf den konkreten Anlagenteil passen.<br />

Mit den beschriebenen S<strong>im</strong>ulations- und Visualisierungsbausteinen<br />

können die Feldgeräte in der Betriebsart Manuell<br />

getestet werden. Durch diese Modultests wird die prinzipielle<br />

Funktionsweise der Feldgeräteansteuerung vor der Installation<br />

überprüft. In den meisten Fällen ist dieser Test nicht<br />

nötig, wenn die Typicals der Funktionsbausteine schon ausreichend<br />

getestet wurden. Jedes einzelne Feldgerät wird während<br />

der Inbetriebnahme ohnehin durch Loop-Checks <strong>im</strong><br />

Zusammenspiel mit der realen Anlage untersucht.<br />

Wichtiger ist der automatische Test des spezifizierten Prozessablaufs.<br />

Durch Integration der Rezeptsteuerung werden<br />

die CFC dann, wie in Bild 6 dargestellt, in der Betriebsart<br />

Automatik gemäß dem vorgesehenen Ablauf durch die SFC<br />

angesteuert. Läuft die Schrittkette ohne Fehler durch, ist der<br />

Test der CFC automatisch ausgeführt. Ist eine Ansteuerung<br />

nicht erfolgreich, wird die Weiterschaltbedingung in der<br />

Regel nicht erfüllt. Die Schrittkette bleibt dann an dieser<br />

Stelle stehen und muss vom Bediener abgebrochen werden.<br />

Die SFC müssen <strong>im</strong> Rahmen der Designverifizierung<br />

gegen die Spezifikation reviewed werden, stellen oft aber<br />

in der grafischen Ablaufsprache schon eine genehmigungsfähige<br />

Spezifikation dar. Für Anlagenteile oder Feldgeräte,<br />

die nicht von Schrittketten angesteuert werden, sind eigene<br />

Testschrittketten zu entwickeln, um die CFC testweise<br />

anzusteuern und die Auswirkungen zu prüfen.<br />

Auch die Protokollierung der Tests kann automatisiert erfolgen,<br />

indem die Namen der erfolgreich ausgeführten Schritte<br />

als Testergebnis in eine xml-Datei geschrieben werden. Die<br />

spezifierte Schrittkette kann als Akzeptanzkriterium ebenfalls<br />

in eine xml-Datei exportiert werden. Aus beiden xml-<br />

Dateien lässt sich so automatisiert ein Testprotokoll erstellen<br />

[15]. Dies dient dem Entwickler als Nachweis, dass seine<br />

Software bei Übergabe spezifikationsgemäß funktioniert hat.<br />

Durch diesen Integrationstest kann die Funktion nahezu<br />

der gesamten Software <strong>im</strong> Zusammenspiel mit der Prozessvisualisierung<br />

vor der Inbetriebsetzung getestet werden,<br />

was die Zeiten für die Inbetriebsetzung erheblich reduziert.<br />

Die E/A-Kanäle werden dabei nicht getestet, was aber später<br />

bei der Installationsprüfung und <strong>im</strong> Rahmen von Loop-<br />

Checks an realen Anlagen umfangreich getestet wird.<br />

SCHLUSSFOLGERUNGEN<br />

Eine durchgängige Softwarestrukturierung vereinfacht<br />

Programmierung, S<strong>im</strong>ulation und Test der Automatisierungssoftware<br />

erheblich. Das Ziel, die Anwendersoftware<br />

einfach durch Verbinden einiger weniger vorkonfektionierter<br />

Bausteine zu erstellen, bekam durch die<br />

Möglichkeiten der objektorientierten SPS-Programmierung<br />

neue Impulse, da die Bausteine für verschiedene<br />

Varianten polymorph genutzt werden können [9]. Um die<br />

Software während und nach der Programmierung zu<br />

testen, bedarf es der S<strong>im</strong>ulation der Anlage.<br />

Die vorgestellte S<strong>im</strong>ulationsmethode stellt sicher, dass<br />

die Software ohne installierte Anlage in sich schlüssig<br />

funktioniert. Die anschließende Inbetriebnahme verläuft<br />

dann mit deutlich weniger Verzögerungen. Die S<strong>im</strong>ulation<br />

basiert auf Funktionsbausteinen für Feldgeräte und Anlagenteile,<br />

durch die die Software generisch zusammengesetzt<br />

werden kann. Eventuell passen die bislang entwickelten<br />

Bausteine für neue Anlagenteile nicht, für die dann<br />

neue Bausteine erstellt werden müssen. Somit wächst die<br />

Bausteinbibliothek und die allgemeine Einsatzfähigkeit<br />

wird allmählich verbessert.<br />

MANUSKRIPTEINGANG<br />

09.07.2013<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

[1] Uhlig, R., Bruns, M.: Automatisierung von Chargenprozessen.<br />

Oldenbourg 1995<br />

[2] Seitz, M.: Speicherprogrammierbare Steuerungen für die Fabrik- und<br />

Prozessautomation: Strukturierte und objektorientierte SPS-Programmierung,<br />

Motion Control, Sicherheit, vertikale Integration. Hanser Verlag 2012<br />

[3] PLCopen: Function Blocks for Motion Control, http://www.plcopen.org<br />

[4] Siemens: New standards in process control,<br />

http://www.automation.siemens.com<br />

[5] ABB: ABB 800XA Extended Automation,<br />

http://www.abb.de/product/us/9AAC115756.aspx<br />

[6] Urbas, L., Bleuel, S., Jäger, T., Schmitz, S., Evertz, L., Nekolla, T.: Automatisierung<br />

von Prozessmodulen - Von Package-Unit-Integration zu modularen<br />

Anlagen. <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> – Automatisierungstechnische Praxis 54(1-2), S. 44-53, 2012<br />

[7] Siemens: SIMIT - S<strong>im</strong>ulation & Testing,<br />

http://www.automation.siemens.com<br />

[8] Mewes und Partner: S<strong>im</strong>ulation, Virtualisierung, Kommunikation und<br />

Interaktion in Echtzeit mit WinMOD, http://www.mewes-partner.de<br />

[9] Seitz, M.: Projektbeispiele zur S<strong>im</strong>ulation und zum automatischen<br />

Testen in speicherprogrammierbaren Steuerungen,<br />

http://www.es.hs-mannhe<strong>im</strong>.de/sps/S<strong>im</strong>AT<br />

[10] ISA-88: Batch Control, 2010<br />

[11] Christmann, U.: BatchMon - Monitoring and S<strong>im</strong>ulation of Recipe<br />

Driven Batch Processes in Disturbance Situations. Logos 2000<br />

[12] Vogel-Heuser, B., Wannagat, A.: Modulares Engineering und<br />

Wiederverwendung mit CoDeSys V3. Oldenbourg 2009<br />

[13] Klausler, B., Pöschl, M.: Automatisierter Testprozess für Software<br />

in technischen Produkten der Investitionsgüterindustrie (ATTEST).<br />

In: A&D-Kompendium, S. 87. publish-industry Verlag 2005<br />

[14] V. Ehret, A. Ziegler, M. Seitz, E. Kruschitz: Flexible Testautomatisierung<br />

für sicherheitsgerichtete Steuerungen. <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> –<br />

Automatisierungs technische Praxis 51(12), S. 54-61, 2009<br />

[15] Steck, T.: Entwicklung von Bausteinen zum generischen Aufbau<br />

eines S<strong>im</strong>ulations- und Testsystems für speicherprogrammierbare<br />

Steuerungen. Bachelorarbeit Hochschule Mannhe<strong>im</strong>, 2012<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013<br />

31


HAUPTBEITRAG<br />

Handlungsorientiertes<br />

Werkzeugmaschinen-HMI<br />

Vernetzte Apps steigern Benutzerfreundlichkeit der Maschinen<br />

Werkzeugmaschinen zeichnen sich aufgrund steigender Anlagenkomplexität durch eine<br />

hohe Informationsdichte aus. Die funktionsorientierten Navigationsstrukturen sowie nicht<br />

mehr zeitgemäße Eingabegeräte tragen dazu bei, dass die Einarbeitungszeit in die Maschinen-HMIs<br />

stetig wächst und einen hohen Schulungsaufwand verursacht. Bedienkonzepte<br />

aus der Informations- und Telekommunikationstechnologie, die nicht pr<strong>im</strong>är für den<br />

Maschinenbau entwickelt wurden, bergen ein großes Potenzial für eine verbesserte Benutzerfreundlichkeit<br />

und höhere Intuitivität von Produktionsmaschinen. Wegen der strikten<br />

Sicherheitsanforderungen und einer ungleich höheren Informationsdichte ergeben<br />

sich jedoch viele Fragen in Bezug auf anknüpfende Bedienkonzepte. In diesem Beitrag<br />

wird ein Ansatz für eine handlungsorientierte Werkzeugmaschinen HMI-Strukturierung<br />

vorgestellt, mit der sich die Systemkomplexität und die kognitive Belastung der Bediener<br />

erheblich reduzieren lässt. Der Bediener der Anlage wird weiterhin in seinen Arbeitsabläufen<br />

unterstützt und kann durch angepasste Eingabegeräte seine Effizienz steigern.<br />

SCHLAGWÖRTER Benutzerzentrierte Navigation / Intuitive Eingabegeräte / Reduzierung<br />

der Systemkomplexität<br />

Workflow-oriented Machine Tool HMI-Panels –<br />

Apps can enhance the Usability of Machine Tools<br />

Increasingly complex machine tools confront operators with a heavy information load.<br />

At the same t<strong>im</strong>e, the navigation structures are function-oriented and input devices fail<br />

to offer appropriate support for human-machine-interaction, extending initial training<br />

and making daily operations less efficient. Modern HCI approaches used in information<br />

and mobile technology, though not designed with production engineering in mind, can<br />

enhance machine usability and offer more intuitive machine tool handling. But due to<br />

higher security requirements and system complexity, most HCI concepts require extensive<br />

adaptation. This article presents an approach for a task-oriented HMI structure a<strong>im</strong>ed<br />

at reducing the overall system complexity and related cognitive load for human operators.<br />

Furthermore, the machine supports individual workflows and increases human efficiency<br />

by integrating adapted user input devices.<br />

KEYWORDS user centred navigation / intuitive input devices / reduction of system<br />

complexity<br />

32<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013


WERNER HERFS, DANIEL KOLSTER, WOLFRAM LOHSE, WZL RWTH Aachen<br />

Seit ihrer Markteinführung in den 1960er Jahren<br />

ist die Funktionalität von Werkzeugmaschinensteuerungen<br />

stetig gewachsen. Die zunehmende<br />

Komplexität mechatronischer Komponenten<br />

führt in Summe zu einer umfangreichen Funktionsvielfalt.<br />

Diese muss durch den Menschen gehandhabt<br />

werden. Dafür kommen Human-Machine-Interface-Systeme<br />

(HMI) zum Einsatz, die die Schnittstelle zwischen<br />

dem Bediener und der Werkzeugmaschine bilden. Neben<br />

einfachen Überwachungsfunktionen ermöglichen sie die<br />

Parametrierung und die komplette Steuerung der Anlage.<br />

Die wachsende Maschinenkomplexität muss <strong>im</strong> HMI abgebildet<br />

werden. Dies führte Software-seitig zu <strong>im</strong>mer<br />

komplexeren hierarchischen Navigationsstrukturen und<br />

zahlreicheren niedrigd<strong>im</strong>ensionalen Eingabeelementen<br />

(beispielsweise Buttons) auf Hardwareseite. Trotz eines<br />

<strong>im</strong>mer größeren Ungleichgewichts zwischen der Informationsdichte<br />

und geeigneten Bedienkonzepten wurden<br />

keine wesentlichen Anstrengungen unternommen, diesem<br />

Dilemma mittels neuer Bedienkonzepte beizukommen.<br />

Die Industrie scheint jedoch inzwischen Handlungsbedarf<br />

erkannt zu haben. Laut dem VDI repräsentiert die<br />

Mensch-Maschine-Interaktion hinter der Ressourceneffizienz<br />

und Umweltschonung für die Produktionstechnik<br />

das wichtigste Thema der kommenden Jahre [1]. Von vielen<br />

Seiten wird deshalb ein Umdenken hin zu einer stärker<br />

benutzerorientierten HMI-Entwicklung gefordert [2].<br />

Zahlreiche Beispiele aus der Informationstechnologie<br />

(IT) zeigen, wie sich die Benutzerfreundlichkeit technischer<br />

Systeme durch innovative Eingabegeräte <strong>im</strong> Zusammenspiel<br />

mit intelligenten Software-seitigen Bedienkonzepten<br />

verbessern lässt [3]. Im Bereich der Telekommunikation<br />

reduzieren spezialisierte Programme<br />

(application, kurz: app) die bis dato hohe Softwarekomplexität<br />

und bieten dem Benutzer überschaubare Funktionspakete<br />

als kompakte, modulare Anwendungen an.<br />

Die breite Akzeptanz, die sich durch unterschiedliche<br />

demografische Bevölkerungsschichten zieht, motiviert<br />

zur Weiterentwicklung dieses Paradigmas für die Produktionstechnik.<br />

Der Bereich Steuerungstechnik und<br />

Automatisierung des Werkzeugmaschinenlabors (WZL)<br />

der RWTH Aachen beschäftigt sich mit Fragestellungen<br />

um neue Bedienkonzepte für die Produktionstechnik.<br />

In diesem Beitrag wird ein erweitertes und für die Anwendungsdomäne<br />

der Werkzeugmaschinen konzipiertes<br />

App-Konzept vorgestellt.<br />

1. STAND DER TECHNIK<br />

Die Gemeinsamkeit aller Mensch-Maschine-Systeme besteht<br />

darin, dass der Mensch über bereitgestellte Benutzerschnittstellen<br />

eine Interaktion durchführen sowie<br />

entsprechendes Feedback als Reaktion des Systems auf<br />

seine Eingaben wahrnehmen kann. Dadurch wird der Regelkreis<br />

der Mensch-Maschine-Interaktion nach [4] geschlossen.<br />

Zu diesem Zweck bieten Hersteller Bedienpanels<br />

(HMIs) für Werkzeugmaschinen an. Mit dem Einzug<br />

der Mikroprozessortechnik in den 1970er Jahren ergab<br />

sich die Fähigkeit, maschinenspezifische Software zu<br />

betreiben. Die Funktionen zuvor physikalisch umgesetzter<br />

Schaltelemente fanden sich nun in Softwaremenüs,<br />

wodurch die Anzahl physikalischer Bedienelemente<br />

kurzzeitig sank. Parallel zur mechanischen Varianz konnte<br />

seitdem zusätzlich eine Software-seitige Komplexität<br />

in der Handhabung festgestellt werden, deren Umfang<br />

ständig zunahm [5]. Dieser enorme Anstieg der Funktionalität<br />

bei gleichbleibender Interaktionsmöglichkeit führte<br />

zu einer erhöhten Informationsdichte innerhalb des<br />

Maschinen-HMI. Diesem Problem begegneten die Hersteller<br />

mit größeren Bildschirmen und sowohl Hardware- als<br />

auch Software-seitig zahlreicheren Eingabeelementen.<br />

Wie in Bild 1 dargestellt, ergab ein Vergleich der ersten<br />

Werkzeugmaschinen-HMIs aus den 1960er und 1970er<br />

Jahren mit heutigen Geräten eine Zunahme der physikalischen<br />

Eingabeelemente um durchschnittlich etwa 300 %<br />

(Quelle: Erhebung des WZL basierend auf der Anwenderdokumentation<br />

von Werkzeugmaschinensteuerungen<br />

zweier führender HMI-Hersteller).<br />

Einen weiteren Entwicklungsschritt leitete die Touchbedienung<br />

ein. Die zunächst als Singletouch ausgeführten<br />

Geräte setzten sich pr<strong>im</strong>är <strong>im</strong> Bereich der Vor-Ort-Bedi-<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013<br />

33


HAUPTBEITRAG<br />

enpanel, auch Webpanel genannt, durch. Laut einer<br />

Marktstudie aus dem Jahr 2009 verfügten bereits 99 %<br />

der vorgestellten Geräte über einen Touchscreen [6].<br />

Auch Werkzeugmaschinensteuerungen sind heute vereinzelt<br />

mit Singletouch-Lösungen erhältlich. In den vergangenen<br />

Jahren sind bei den Webpanels auch Singleund<br />

Multitouch-Konzepte umgesetzt worden, die lediglich<br />

eine Zwei-Finger-Bedienung vorsehen. Einfache<br />

Bediengesten, die bereits von Smartphones bekannt sind,<br />

werden dabei für Aktionen wie Zoomen verwendet. Eine<br />

umfassende Validierung der Einsatzmöglichkeiten von<br />

Dual- oder True-Multitouch (Erkennung von mehr als<br />

zwei Fingern) inklusive einer umfassenden Gestenbedienung<br />

für Werkzeugmaschinensteuerungen wurde<br />

noch nicht erbracht.<br />

Visualisierungsseitig setzten sich bei Webpanel die<br />

Webtechnologien (überwiegend Microsoft Silverlight [7,<br />

8] und HTML5/AJAX [9]) für dynamische und verlustfrei<br />

skalierbare grafische Benutzerschnittstellen durch. Profibus<br />

und Sercos erweiterten zudem das Schnittstellenangebot<br />

sowie die vereinfachte Anbindung von Antrieben<br />

und weiterer Anlagenperipherie, wie beispielsweise<br />

Feldgeräten. Gleichzeitig erkannte die Industrie das Potenzial<br />

von Internetschnittstellen für Teleservice und<br />

Remote-Unterstützung während der Inbetriebnahme,<br />

Diagnose und Anlagenwartung.<br />

Die verfügbaren kleinformatigen Webpanels kommen<br />

jedoch nicht als Werkzeugmaschinensteuerungen <strong>im</strong><br />

engeren Sinne zum Einsatz und sind softwareseitig auf<br />

einfache Scada-basierte Condition Monitoring Aufgaben<br />

spezialisiert. Dementsprechend eingeschränkt sind der<br />

abgebildete Funktionsumfang und die zur Verfügung<br />

stehenden GUI-Eingabeelemente, vergleiche [10].<br />

Unabhängig vom HMI-Typ ist herstellerübergreifend<br />

feststellbar, dass heutige Maschinen-HMIs stark funktionsgetrieben<br />

sind. Entgegen psychologischer Erkenntnisse,<br />

nach denen Menschen in Handlungen und nicht<br />

Funktionen oder Datentypen denken, stellen Navigationsstrukturen<br />

dahingehend keine kognitiv unterstützende<br />

Umsetzung dar. Stattdessen erfordern sie eine permanente<br />

Transferleistung [11]. Die Handhabung wird durch<br />

bis zu zehn Navigationshierarchien erschwert, die der<br />

Bediener stets überblicken muss [12].<br />

Hinsichtlich einer handlungsorientierten Funktionsstrukturierung<br />

wurden <strong>im</strong> Bereich der Anlagensteuerung<br />

bereits erste Anstrengungen unternommen. Die Arbeiten<br />

von [13, 14] demonstrieren ein Konzept zur modellbasierten<br />

Generierung von Workflows auf mobilen Endgeräten.<br />

Der Fokus liegt auf automatisierte Anlagen. Basierend auf<br />

ontologischen Modellen (hinsichtlich der Aufgaben, dem<br />

Arbeitsfluss- und Kontext) erfahren eine Reihe generischer<br />

Basis-Apps ihre handlungsspezifische Ausrichtung<br />

und werden anschließend zu einem Gesamtworkflow verknüpft<br />

und in jedem Schritt um Zusatzinformationen<br />

angereichert (wie Positionsdaten und Wartungspläne).<br />

Das Konzept wurde jedoch pr<strong>im</strong>är für die Ausgabe auf<br />

mobilen Endgeräten und damit für einen sehr eingeschränkten<br />

Funktionsumfang und wenige darzustellende<br />

Informationen ausgelegt. Des Weiteren steht nicht die<br />

Steuerung von Produktionsmaschinen inklusive sicherheitsrelevanter<br />

Fragestellungen sowie ein hohes Maß an<br />

kontextsensitiver Filterung (der Interaktionselemente) <strong>im</strong><br />

Vordergrund. Zusätzlich erfordern die vorhandenen Ansätze<br />

einen hohen Modellierungsaufwand, der über die<br />

reine Festlegung der Workflowschrittfolge hinausgeht und<br />

nicht zur Laufzeit erfolgen kann. Dadurch entstehen zusätzliche<br />

Maschinenstillstandszeiten.<br />

Heutige Maschinensteuerungen unterstützen den Bediener<br />

nicht opt<strong>im</strong>al. Angesichts verfügbarer innovativer<br />

Eingabegeräte und dem Vorbild intuitiver Consumerprodukte<br />

folgend, besteht ein großes Potenzial, die Benutzerfreundlichkeit<br />

von Maschinen-HMI zu verbessern. Die<br />

für eine Restrukturierung zu berücksichtigenden Anforderungen<br />

werden <strong>im</strong> folgenden Abschnitt vorgestellt.<br />

2. ANFORDERUNGSANALYSE<br />

Es gibt zahlreiche Standards und Richtlinien, die den<br />

Entwicklungsprozess von Anlagenschnittstellen und<br />

Softwareergonomie regeln, unter anderem die ISO 9241<br />

[15] und die VDI 3850 [16]. Darin enthalten sind Anforderungen<br />

an Typografie und Farbgestaltung für grafische<br />

Benutzeroberflächen (GUI), gängige Dialogsysteme und<br />

typische ergonomische Aspekte, wie zulässige Reaktionszeiten<br />

des Systems, vergleiche auch [17, 18, 19, 20]. Die<br />

Benutzerakzeptanz hängt wesentlich von diesen Faktoren<br />

ab. Um neuartige Werkzeugmaschinen-HMIs zu konzipieren<br />

und aufzubauen, sind aufgrund der erwähnten<br />

strikten Sicherheitsstandards einige Randbedingungen<br />

zu berücksichtigen. Dazu zählen:<br />

Handlungsorientierte Strukturierung der Funktionalität:<br />

Maschinenbediener gehen während der Maschinenbedienung<br />

handlungsorientiert vor, nicht<br />

funktionsorientiert [11]. Die stark hierarchischen<br />

Navigationsstrukturen sind daher durch handlungsorientierte<br />

Workflows zu ersetzen. Gleichzeitig muss<br />

ein Bediener stets, gemäß geltender Usability-Richtlinien,<br />

den Überblick haben, wo er sich gerade befindet,<br />

woher er kommt und welche Interaktionsmöglichkeiten<br />

sich ihm bieten [21].<br />

Reduzierung der Systemkomplexität: Abhängig vom<br />

jeweiligen Kontext sind, <strong>im</strong> Gegensatz zu heutigen<br />

Systemen, nur die Schaltelemente anzubieten, die<br />

für die Handlungsabsicht zielführend sind [22]. Zusätzliche<br />

optionale Funktionen sind für erfahrene<br />

Benutzer in anderen Bedienbereichen beziehungsweise<br />

einer Expertenansicht zu verbergen [23, 24].<br />

Angemessene Eingabemöglichkeiten: Der Bedienablauf<br />

darf nicht durch eine permanent sequenzielle<br />

Auswahl niedrigd<strong>im</strong>ensionaler Eingabeelemente<br />

verzögert werden [25]. Das Tragen zusätzlicher<br />

Komponenten am Körper wird als störend empfunden<br />

und ist zu vermeiden [26].<br />

Benutzerunabhängigkeit: Die Bedienung von Werkzeugmaschinen<br />

erfolgt sequenziell durch unterschiedliche<br />

Personen. Abhängig vom Kenntnisstand<br />

des Benutzers, besteht ein individueller Bedarf der<br />

Anpassbarkeit und zügigerer Bedienmöglichkeiten<br />

der Benutzerschnittstellen [27, 28].<br />

Einsatz von Schutzhandschuhen: Dem Schutz der Haut<br />

vor chemischen Schadstoffen (Kühlschmiermittel, Öle/<br />

34<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013


Fette) und mechanischen Verletzungen durch Späne<br />

steht eine leicht reduzierte Beweglichkeit, sowie eine<br />

verminderte haptische Wahrnehmung gegenüber, vergleiche<br />

[29, 30].<br />

3. HANDLUNGS-ORIENTIERTES BEDIENKONZEPT<br />

Für eine erfolgreiche Abkehr vom funktionsgetriebenen<br />

Ansatz heutiger Maschinen-HMIs hin zu einer stärkeren<br />

Handlungsorientierung muss das funktionale HMI-Gefüge<br />

komplett umstrukturiert werden. Eine Inspiration dazu<br />

bietet die Telekommunikation. Das Prinzip der Bedienung<br />

von Smartphones ist eng mit der App-Kultur verwoben. Im<br />

Gegensatz zu Programmen der gängigen Betriebssysteme<br />

für PC oder Maschinen-HMIs, die in der Regel über einen<br />

sehr großen funktionalen Umfang verfügen, zeichnen sich<br />

Smartphone-Apps durch eine min<strong>im</strong>alistische Struktur<br />

aus. Das Konzept beruht darauf, dass jede App nur einem<br />

Zweck dient. Auf der ersten Bedienebene (Desktop) steigt<br />

die Komplexität durch die Ansammlung von App-Icons<br />

einerseits an. Gleichzeitig ist es durch das schlanke Bedien-<br />

Interface und die auf das Wesentliche reduzierte Funktionsvielfalt<br />

entsprechend schnell zu überblicken und stellt<br />

eine niedrige Hemmschwelle für das allgemeine Systemverständnis<br />

dar. Dieser Ansatz eignet sich jedoch nur sehr<br />

eingeschränkt für eine Maschinenbedienung, da keine Bedienabläufe<br />

abgebildet werden können. Um dieses Konzept<br />

auf die Domäne der Werkzeugmaschinen zu übertragen,<br />

sind nach der Vorgehensweise von [31] zur Entwicklung von<br />

Benutzerschnittstellen für technische Systeme zunächst<br />

die genauen Anwendergruppen und deren spezifische Anforderungen<br />

und Bediengewohnheiten zu identifizieren.<br />

3.1 Anwendergruppen<br />

Der OSACA/HÜMNOS-Styleguide [32] definiert folgende<br />

Benutzerklassen, die in Expertengesprächen validiert<br />

werden konnten:<br />

Inbetriebnehmer/Instandhalter: Maschine, Antriebe<br />

und andere Komponeten projektieren und parametrieren,<br />

Anlauf der Maschine durchführen (voller<br />

Zugriff)<br />

Einrichter: Verantwortlich für die Behebung<br />

größerer Störungen (eingeschränkter Zugriff)<br />

Maschinenbediener: Involviert in den täglichen<br />

Produktionsprozess (l<strong>im</strong>itiert auf die wesentlichen<br />

Bedienelemente)<br />

Der Bediener der Maschine verwendet häufig nur einen<br />

geringen Teil der Anlagenfunktionalität, zugeschnitten<br />

auf die ihm übertragenen Aufgaben [33]. Mit steigender<br />

Erfahrung und erlaubter Eingriffstiefe ändert sich die<br />

Vorgehensweise der Bediener während der Maschinenhandhabung<br />

nur geringfügig. Abhängig von der jeweiligen<br />

Unternehmensgröße und -struktur können Anwender<br />

mit Querschnittsfunktionen auftreten. Auch<br />

wenn mit steigendem Benutzerlevel der abzubildende<br />

Funktionsumfang zun<strong>im</strong>mt, so bleibt das handlungsorientierte<br />

Vorgehen eine Gemeinsamkeit aller Benutzergruppen.<br />

3.2 Virtuelle konfigurierbare Workflows<br />

Zur handlungsorientierten Aufteilung der Maschinenfunktionen<br />

müssen für jede Anwenderklasse deren genaue<br />

Handlungsfelder identifiziert werden. Im Falle des<br />

Maschinenbedieners, der in den produktiven Alltag eingebunden<br />

ist und keine inbetriebnahme- oder wartungsbezogenen<br />

Aufgaben durchführt, beschränken sich die<br />

Aktionen auf:<br />

NC-Programmierung: laden/erstellen/modifizieren/abfahren/s<strong>im</strong>ulieren/Zyklen<br />

einbinden<br />

Werkzeuge: einsehen/Korrektur vornehmen/<br />

Messzyklen abfahren<br />

Sonstige Aktionen: Fehler einsehen/einfache<br />

Diagnose/Achsen manuell verfahren<br />

Diese Auflistung zeigt, dass eine direkte Übertragung<br />

des App-Konzepts von Smartphones auf Werkzeugmaschinen<br />

nicht zielführend ist, da die Apps schnell einen<br />

unüberschaubaren Umfang annehmen würden. Des Weiteren<br />

lassen sich komplexere Handlungsabläufe nicht<br />

abbilden. Der <strong>im</strong> Beitrag vorgestellte Ansatz unterscheidet<br />

deshalb zwei unterschiedliche App-Varianten, die<br />

zur Umsetzung des Konzepts erforderlich sind.<br />

BILD 1: Zeitliche<br />

Entwicklung<br />

der Anzahl von<br />

Eingabeelementen<br />

(Quelle: WZL-Erhebung)<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013<br />

35


HAUPTBEITRAG<br />

Die atomaren Apps stellen Einzelhandlungen dar, die<br />

nicht weiter unterteilt und dementsprechend als eigenständige<br />

Handlung angesehen werden können (beispielsweise<br />

das manuelle Verfahren von Maschinenachsen).<br />

Zur Beschreibung komplexer Bedienabläufe lassen<br />

sich mehrere atomare Apps zu Container-Apps kombinieren.<br />

Ein Beispiel ist die NC-Programmierung, die<br />

mehrere sequenzielle, teils iterative Handlungsstränge<br />

beinhaltet: NC-Programm öffnen/erstellen, G-Code modifizieren,<br />

Programm s<strong>im</strong>ulieren, Programm abfahren.<br />

Atomare Apps sind modulare Programmeinheiten, die<br />

zur Laufzeit in eine HMI-Umgebung integriert werden<br />

können. Unterschiedliche Standardschnittstellen zwischen<br />

den Apps und dem umgebenden HMI-Framework<br />

ermöglichen eine plug-and-play-artige Integration neuer<br />

Apps zur Laufzeit und eine reibungslose Kommunikation<br />

zwischen allen Parteien.<br />

Ein Beispiel für eine Container-App ist die NC-Programmierung<br />

mit der erwähnten Schrittsequenz. Die<br />

Zusammenstellung kann zur einfachen Durchführung<br />

in einem Editor erfolgen. Bild 2 veranschaulicht, wie aus<br />

einer Liste atomarer Apps (A) individuelle Abläufe generiert<br />

werden können (B), die sich anschließend als<br />

neue Container-App <strong>im</strong> Benutzerinterface wiederfinden,<br />

siehe Bild 4.<br />

Die generierten Container-Apps enthalten eine Workflowübersicht,<br />

siehe Bild 3, die sich direkt an der Namensgebung<br />

der kombinierten atomaren Apps orientiert<br />

und den Bediener in mehrfacher Hinsicht unterstützt,<br />

da sie:<br />

als Navigationshilfe fungiert,<br />

eine Übersicht des gesamten Ablaufs gibt und<br />

die Orientierung unterstützt (Letzte Position /<br />

Aktuelle Position / Mögliche weitere Positionen).<br />

3.3 Kommunikationskonzept<br />

Das Konzept stützt sich auf eine Architektur, in der das<br />

Basissystem und die Apps Standardschnittstellen zum<br />

Informationsaustausch bereitstellen. Die Schnittstellenbeschreibung<br />

definiert das erwartete Format für einen<br />

Eingangskanal und eine Schnittstellenbeschreibung für<br />

ausgehende Daten. Somit wird sichergestellt, dass<br />

Apps modular und neu hinzugefügt werden<br />

können und Anweisungen und Daten in die<br />

Steuerung einspeisen (Fehlermeldungen, Hinweise,<br />

App-bezogene Daten),<br />

Apps, die zur Laufzeit benötigten Informationen<br />

aus dem Maschinen-HMI lesen und verwerten<br />

können (beispielsweise Prozessdaten, Fehlercodes<br />

und Maschinenparameter) und<br />

Apps auch untereinander ohne Konfigurationsaufwand<br />

Daten austauschen können.<br />

In Autorenumgebungen, wie dem zuvor beschriebenen Editor<br />

für virtuelle Workflows, kann somit zur Laufzeit eine<br />

Validitätsprüfung während der Modellierung durchgeführt<br />

werden, um nicht zulässige Verknüpfungen zwischen Apps<br />

zu sperren.<br />

3.4 Grundlegendes Bedieninterface<br />

Konsistenz wird häufig als wichtiges Kriterium <strong>im</strong> Interface-Design<br />

genannt. Das bedeutet, dass sich zum einen<br />

der grundlegende Aufbau (Position, Anordnung,<br />

Aussehen) des Benutzerinterfaces während der Bedienung<br />

nicht verändert. Gleichzeitig sind zum anderen die<br />

gezeigten Inhalte konsistent zu präsentieren, da sie sonst<br />

falsch gedeutet werden können. Das trifft auch auf Bedienoberflächen<br />

von Maschinen zu. Angelehnt an die<br />

Aufteilung des OSACA/HÜMNOS-Styleguide [32] für<br />

Werkzeugmaschinen, wird <strong>im</strong> Folgenden eine modifizierte<br />

Variante vorgestellt. Diese berücksichtigt die modernen<br />

Einflüsse handlungsorientierter Strukturen und<br />

neuartiger hochd<strong>im</strong>ensionaler Eingabegeräte.<br />

Wie in Bild 4 zu sehen, sieht das neue Bedienkonzept<br />

vier unterschiedliche Bereiche vor. Der Status-/Infobereich<br />

A beinhaltet Informationen zu Datum/Zeit, Maschinenstatus,<br />

Verbindungsstatus, Betriebsmodus sowie<br />

eingeloggtem Benutzerlevel (vergleiche Abschnitt 3) und<br />

ist permanent sichtbar. In Bereich B verbirgt sich die als<br />

integrierter Funktionsbereich (IFB) global erreichbare,<br />

aber standardmäßig min<strong>im</strong>ierte Fehler-/Meldungshistorie.<br />

Diese lässt sich bei Bedarf über eine aktive Ecke max<strong>im</strong>ieren<br />

und verdeckt damit temporär den darunterliegenden<br />

Bereich C. In diesem sind die eigentlichen Anwendungen<br />

(Apps) dargestellt.<br />

Bereich D, der ebenfalls ständig sichtbar ist, jedoch<br />

unterschiedliche a priori definierte Layouts einnehmen<br />

kann, siehe Abschnitt 4, definiert eine Software-Tastatur<br />

inklusive Maschinensteuertafel.<br />

Sobald mehrere Anwendungen parallel geöffnet sind,<br />

kann mittels einer Bediengeste, siehe Abschnitt 5, entweder<br />

durch offene Apps geblättert werden, oder gemäß<br />

Bild 5 global erreichbar eine radiale Übersicht offener<br />

Apps mit zentralem Vorschaufenster und direkter Sprungoption<br />

gestartet werden.<br />

4. KONTEXTBASIERTE FILTER<br />

Eine handlungsorientierte Strukturierung des Benutzerinterfaces<br />

muss neben der reinen Navigation die Benutzereingaben<br />

berücksichtigen, um die Systemkomplexität<br />

zu reduzieren und individuelle handlungsgerechte Inhalte<br />

zu präsentieren. Schlüsselschalter sind heute der<br />

Stand der Technik zur Benutzeridentifikation an Werkzeugmaschinen-HMIs.<br />

Zwar lassen sich dadurch variierende<br />

Benutzer- und Zugriffsebenen umschalten, jedoch<br />

genügen derartige Systeme keiner individuellen Erkennung<br />

für größere Nutzergruppen. Dies ist erforderlich,<br />

um zur Laufzeit auch persönliche Einstellungen in einem<br />

Profil abspeichern zu können. Dazu zählen unter<br />

anderem die Fensterpositionen und Größen, Schriftgrößen,<br />

persönlicher Arbeitsbereich mit individualisierten<br />

Apps oder die Intensität des haptischen Feedbacks bei<br />

Touchbedienung. Seit wenigen Jahren werden auch<br />

RFID-basierte Lösungen (Radio Frequency Identification)<br />

zur Benutzeridentifikation eingesetzt, die diese Einschränkung<br />

auflösen können. Unabhängig von der verwendeten<br />

Technologie stellt die Benutzeridentifikation<br />

einen ersten Schritt in Richtung reduzierter Systemkom-<br />

36<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013


BILD 2: Grafisches Modellieren<br />

virtueller Workflows<br />

BILD 4:<br />

Grundlegender Aufbau<br />

der neuartigen<br />

Bedienoberfläche<br />

nach [32]<br />

Status-/<br />

Infobereich<br />

(A/B)<br />

Verwaltungsoperationen<br />

Arbeitsbereich<br />

(C)<br />

Auflistung<br />

atomarer Apps<br />

Aufruf-Eingang<br />

Atomare App<br />

Hyperlink<br />

Daten-Eingang<br />

Visuelle<br />

Tastatur und<br />

Maschinensteuertafel<br />

BILD 3: Container-App mit integrierter<br />

Workflowübersicht<br />

Vorschauansicht der selektierten App<br />

Aktiver Schritt<br />

Workflowübersicht<br />

(inkl. deaktivierter<br />

Schritte)<br />

App-Inhalte<br />

BILD 5:<br />

Globale Übersicht<br />

laufender<br />

Anwendungen<br />

Fenstervorschau<br />

(mit App-Icon)<br />

Unkenntlicher Hintergrund<br />

für visuelle Entlastung<br />

plexität dar. Dem Bediener die richtige Information zur<br />

richtigen Zeit in einer einfach zu handhabenden Form<br />

zu präsentieren, wird künftig einen höheren Stellenwert<br />

einnehmen müssen [24]. Untersuchungen bestätigten,<br />

dass die Aufmerksamkeit gesteigert und Fehlerrate eines<br />

Bedieners reduziert werden kann, wenn relevante von<br />

nicht relevanter Information visuell getrennt werden<br />

[18]. Für einen benutzerzentrierten App-HMI-Ansatz hat<br />

das folgende Konsequenzen:<br />

Ausschließliche Bereitstellung der Apps, die der<br />

Benutzer für seine Arbeitsabläufe benötigt und die<br />

daher für ihn freigeschaltet sind.<br />

Während der App-Ausführung: Ausblenden aller<br />

Bedienelemente, die <strong>im</strong> aktuellen Bedienkontext<br />

nicht relevant oder zulässig sind.<br />

Eine grundlegende Freischaltung von Apps kann kurzfristig<br />

durch einen administrativen Anwender erfolgen<br />

(zum Beispiel den Instandhalter). Zur Laufzeit kann sich<br />

die Bedienoberfläche direkt nach einer durchgeführten<br />

Benutzeridentifikation selbständig aktualisieren und<br />

benutzerspezifische Inhalte darstellen.<br />

Das Ausblenden der nicht benötigten Bedienelemente<br />

auf der virtuellen Tastatur setzt eine Untersuchung der<br />

involvierten Bedienabläufe sowie eine rein softwareba-<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013<br />

37


HAUPTBEITRAG<br />

sierte Umsetzung der zuvor rein hardwareseitig ausgeführten<br />

Eingabeelemente voraus. Es konnte dabei festgestellt<br />

werden, dass drei unterschiedliche Keyboard-<br />

Schablonen ausreichend sind, um alle Bediensituationen<br />

abzudecken, dargestellt in Bild 6. Diese enthalten jeweils<br />

einen statischen und einen dynamischen Teil. Der<br />

statische Teil, der zur Laufzeit permanent und unverändert<br />

sichtbar ist, enthält Bedienelemente, die in wechselnden<br />

Kontexten und global erreichbar sein müssen<br />

(unter anderem Späneförderer ein/aus, Kühlschmierstoff<br />

ein/aus, Reset-Taste). Der dynamische Teil vereint Bedienelemente,<br />

die nur für einen speziellen Bedienkontext<br />

benötigt werden (beispielsweise die aus dem Consumerund<br />

Bürobereich gängige QWERTZ-Tastatur für Dateneingabe).<br />

Redundant werden jegliche Arten von physikalischen<br />

Softkeys, da sie durch Software-Derivate ersetzt<br />

und damit ausgeblendet werden können. Bei Bedarf<br />

können die Schablonen auf Tastenebene kaskadierend<br />

zur Laufzeit über eine Standardschnittstelle zum HMI-<br />

Framework maskiert werden, wenn benutzerspezifische<br />

Anforderungen dies erfordern.<br />

Eine direkte Anwahl des Betriebsmodus wird hinfällig,<br />

da sich dieser aus dem Bedienkontext der jeweils aktiven<br />

App ergibt, die das System in den erforderlichen Betriebs-<br />

Layout 1<br />

Layout 2<br />

Statischer Bereich<br />

QWERTZ-Tastatur<br />

Ziffernblock<br />

Dateneingabe<br />

Statischer Bereich<br />

Achsanwahl<br />

Inkrementauswahl<br />

Prozesssteuerung<br />

BILD 7:<br />

(A) Grobkonzept<br />

für ein touchbasiertes<br />

Funktionsmapping,<br />

(B)<br />

Drehdrücksteller<br />

als alternatives<br />

Eingabegerät<br />

Layout 2<br />

Statischer Bereich<br />

Prozessbeobachtung<br />

BILD 6: Schablonendesigns für ein virtuelles<br />

kontextsensitives Eingabegerät<br />

BILD 9: Grobkonzept des prototypischen Demonstrators<br />

BILD 8: Funktionales Mapping auf Multitouch-Gesten<br />

38<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013


modus umschaltet (und blockiert) und über eine Standardschnittstelle<br />

des Systems die virtuelle Tastatur umgestaltet.<br />

Auch wenn eine handlungsorientierte Ausrichtung des<br />

Systems näher am menschlichen Denkprozess liegt, stellt<br />

dies nur den ersten Schritt dar, den Mensch-Maschine-<br />

Dialog zu verbessern. Die Handhabung der Maschinenkomplexität<br />

wird maßgeblich durch die bereitgestellten<br />

Eingabegeräte beeinflusst und unterstützt dadurch zusätzlich<br />

das handlungsorientierte Bedienkonzept.<br />

5. HOCHDIMENSIONALE EINGABEGERÄTE<br />

Die Systemkomplexität lässt sich zusätzlich reduzieren,<br />

wenn häufig verwendete Navigationspfade verkürzt werden.<br />

Gleichzeitig sind Benutzereingaben möglichst schnell<br />

durchführbar zu gestalten. Vielfach haben sich bei selektionsgerichteten<br />

Handlungen koordinatengebende Eingabegeräte<br />

(beispielsweise Touchscreen, Maus, Trackball)<br />

als deutlich performanter erwiesen, als nichtkoordinatengebende<br />

(wie Schalter) [34, 35]. Auch komplexere Manipulationsaktionen<br />

können von einer touchgetriebenen Interaktion<br />

profitieren [36]. Gleichzeitig verzeichnet die Touchtechnologie<br />

ein starkes Wachstum aufgrund der guten<br />

Benutzerakzeptanz und eines hohen Grades an Intuitivität<br />

[37, 38, 39]. Die technologische Übertragung des Touchkonzepts<br />

auf mehrere Finger (Multitouch) wird in anderen<br />

Industriezweigen bereits gewinnbringend eingesetzt (zum<br />

Beispiel Telekommunikation, Tablet-PC). Das Potenzial<br />

konnte jedoch noch nicht an Werkzeugmaschinensteuerungen<br />

validiert werden. Zur nominellen Anzahl von ursprünglich<br />

zwei Freiheitsgraden bei Touchgeräten (X,Y-<br />

Achse) lassen sich konzeptuell weitere Freiheitsgrade<br />

modulieren – abhängig von der involvierten Anzahl der<br />

Finger und der Komplexität der ausgeführten Bewegungen<br />

<strong>im</strong> zweid<strong>im</strong>ensionalen Touch-Koordinatensystem. Eine<br />

vergleichbar hohe Eingabed<strong>im</strong>ensionalität ist derzeit <strong>im</strong><br />

Produktionsumfeld gegenwärtig nicht verfügbar. Neben<br />

der Touchbedienung bieten Drehdrücksteller mit vier Freiheitsgraden<br />

(Translation in X/Y/Z, Rotation um γ) ebenfalls<br />

eine hohe Eingabed<strong>im</strong>ensionalität, weisen jedoch Schwächen<br />

bei der Eingabe großer Datenmengen auf. Dadurch<br />

eignen sie sich für eine ganzheitliche, ergonomische Maschinenbedienung<br />

nur eingeschränkt, siehe Bild 7. Möglich<br />

ist hingegen der komplementäre Einsatz in Kombination<br />

mit der Touch-Technologie, um pr<strong>im</strong>är die benutzerzentrierte<br />

Navigation zu unterstützen [40].<br />

Sicherheitskritische Aktionen, wie das Steuern von<br />

Achsen, müssen gemäß EN 954 bei einer touchbasierten<br />

Bedienung durch zusätzliche Mechanismen gesichert<br />

werden, da es keinen vollständigen Schutz gegen fehlerhafte<br />

oder ungewollte Eingaben (versehentliches Berühren)<br />

gibt. Eine Verbesserung kann durch globale Quittierungsschalter<br />

erzielt werden, die an einer einheitlichen<br />

Position (ausgeführt als weitere Touchfläche oder als<br />

physikalischer Taster am Drehdrücksteller) während der<br />

Ausführung einer sicherheitskritischen Funktion ebenfalls<br />

betätigt werden müssen. Eine Übersicht der gegenwärtig<br />

integrierten touchseitigen Bediengesten enthält<br />

Bild 8. Das Design der Touchgesten basiert auf Quasi-<br />

Standards, die sich aus dem Consumerbereich bereits<br />

etabliert haben und auf Designrichtlinien für Touchgesten,<br />

keine ausladenden Bewegungen ausführen zu lassen<br />

und die Muster einfach und damit leicht einprägsam zu<br />

halten [41, 42, 43].<br />

6. VALIDIERUNG DES HMI-KONZEPTS<br />

Zu Validierungszwecken ist am WZL ein prototypischer<br />

Demonstrator entwickelt worden, dessen Grobaufbau<br />

zeigt Bild 9.<br />

Das HMI besteht aus einem zweiteiligen Grundgerüst<br />

mit einem entkoppelten oberen Korpus, der das 30“ Display<br />

und die Eingabegeräte enthält. Die Höhe des Korpus<br />

kann über ein Bedienpanel für Personen zwischen 160<br />

und 190 cm Körpergröße eingestellt werden. Die Identifikation<br />

erfolgt über ein RFID-Lesegerät für passive Tags<br />

mit 13,56 MHz auf kurze Distanz.<br />

Redundant zur systemweiten Multitouchbedienung<br />

(bis zu sechs Finger Infrarottracking) kann auch der (für<br />

Links- und Rechtshänder geeignete) seitlich verschiebbare<br />

Drehdrücksteller für einfache Navigationsaufgaben<br />

und zur Freischaltung sicherheitskritischer Touchaktionen<br />

verwendet werden.<br />

Das Systemkonzept wurde mit dem aktuellen Stand<br />

der Implementierung mit zwei repräsentativen Referenzabläufen<br />

durch einen Experten an zwei kommerziellen<br />

HMI-Systemen verglichen. Für die Szenarien wurde ein<br />

Ablauf zur NC-Programmierung (vorhandenes Programm<br />

öffnen, nach Vorgabe unter Anwendung von Zyklenprogrammierung<br />

modifizieren und ablaufen lassen)<br />

und eine Werkzeugkorrektur (vorgegebene Parameter<br />

eines gezielten Werkzeugs anpassen) gewählt.<br />

Bei einem direkten Systemvergleich mit zwei heute<br />

erhältlichen HMI-Systemen ergeben sich folgende Beobachtungen.<br />

Die Anzahl der Eingabeelemente (sowohl<br />

soft- als auch hardware-seitig) ließ sich in den Versuchsszenarien<br />

durch die dynamische, kontextsensitive Tastatur<br />

um bis zu 91 % verringern. Gleichzeitig sind für<br />

das erste Bedienszenario durchschnittlich 29 % und für<br />

das zweite 20 % weniger Benutzereingaben erforderlich.<br />

In einer Vorstudie mit 56 Probanden (47 männliche,<br />

9 weiblich) erhöhte sich darüber hinaus mit einem kontextsensitiven<br />

haptischen Feedbackmechanismus für die<br />

Touchinteraktion [44] die Eingabesicherheit und die Anzahl<br />

der Fehleingaben verringerte sich um bis zu 26 %.<br />

ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK<br />

Der Beitrag vermittelt, inwieweit eine handlungsorientierte<br />

HMI-Strukturierung gewinnbringend für die vereinfachte<br />

Handhabung von Werkzeugmaschinen eingesetzt<br />

werden kann, und welche Randbedingungen dabei zu<br />

beachten sind. Die hohe Systemkomplexität sowie strikte<br />

Sicherheitsanforderungen machen tiefgreifende Anpassungen<br />

des App-Konzepts aus dem Consumerbereich unumgänglich.<br />

Der Ansatz sieht eine modulare Einteilung<br />

der Maschinenfunktionen in atomare Programmeinheiten<br />

(Apps) vor, die über Standardschnittstellen mit wenigen<br />

Handgriffen in einer Autorenumgebung zu virtuellen<br />

Workflows (Container-Apps) verknüpft werden können.<br />

Dadurch sind beliebige aufgaben- und personenspezifische<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013<br />

39


HAUPTBEITRAG<br />

Bedienabläufe an Werkzeugmaschinen abbildbar. Ein direkter<br />

Vergleich mit heutigen kommerziellen Systemen<br />

ergab, dass das entwickelte Verfahren zur vereinfachten<br />

und intuitiveren Maschinenhandhabung beiträgt und die<br />

soft- und hardware-seitige Komplexität erheblich reduziert.<br />

In vielen Aspekten entspricht das konzipierte System<br />

den menschbezogenen mentalen Vorgehensweisen und<br />

unterstützt den Bediener durch eine erhöhte Übersichtlichkeit<br />

und verringerte kognitive Belastung.<br />

Der prototypische Aufbau zeigte außerdem, dass mit<br />

der Stabilität der eingesetzten Technologien ein enger<br />

Zusammenhang zur Akzeptanz der Benutzer besteht. Die<br />

Touchtechnologie lässt sich zwar mit beliebigen Gegenständen<br />

bedienen, weist jedoch technologiebedingte<br />

Nachteile auf, wie visuelle Parallaxeneffekte, Empfindlichkeit<br />

gegen raue Umgebungsbedingungen und Erkennung<br />

von Touchinteraktion ohne physikalischen Kontakt<br />

zur Touchoberfläche. Dies kann den Bediener verwirren<br />

und die Akzeptanz verringern.<br />

Mit der Weiterentwicklung der verfügbaren Touchtechnologien<br />

werden die genannten Einschränkungen des jetzigen<br />

Systems verschwinden. Ein Forschungsbedarf besteht<br />

in der domänengerechten Auslegung und Anpassung<br />

sicherer Multitouchbedienelemente, die ein versehentliches<br />

Ausführen ausschließen. Dabei müssen sie ergonomisch<br />

bedienbar bleiben (beispielsweise über Einhand-<br />

Bedienung) und den Benutzer nicht durch eine umständliche<br />

Handhabung in seinen Abläufen behindern.<br />

Die nächsten Schritte der Entwicklung beinhalten eine<br />

Ausdetaillierung und Umsetzung des App-Konzepts hinsichtlich<br />

der erforderlichen Datenmodelle. Das betrifft<br />

die erforderlichen Schnittstellen zur Kommunikation<br />

zwischen Apps und dem unterlagerten HMI-Framework.<br />

Das schließt die beschriebene Editorumgebung zur Modellierung<br />

virtueller Workflows ein, die maßgeblich in<br />

diesen Informationsfluss eingebunden ist. Nach der Umsetzung<br />

des vorgestellten Ansatzes folgt eine Validierung<br />

mit weiteren Probanden aus dem Produktionsumfeld,<br />

um die bisher getroffenen Aussagen zur Benutzerakzeptanz<br />

zusätzlich zu untermauern.<br />

Durch den höheren Grad der Vernetzung wird das Thema<br />

Maschinen- und Datensicherheit <strong>im</strong> Kontext der Apps<br />

an Bedeutung gewinnen müssen. Die beschriebenen Standardschnittstellen<br />

ermöglichen Plug-and-Play-Konzepte<br />

mit zur Laufzeit downloadbaren, kundenspezifischen<br />

Apps aus einem firmeneigenen Softwarepool oder externen<br />

Quellen. Derartige Apps stellen jedoch ein potenzielles<br />

Risiko für die Betriebsstabilität der Maschinen und<br />

damit für die Sicherheit der Bediener dar. Umfangreiche<br />

Rechte-/Zugriffsmodelle und Signaturmechanismen für<br />

Apps werden erforderlich sein, um den sicheren Datenaustausch<br />

und eine gleichbleibend hohe Systemstabilität<br />

und Integrität zu gewährleisten.<br />

MANUSKRIPTEINGANG<br />

08.08.2013<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

REFERENZEN<br />

[1] VDI e.V.: Ergebnisse der Umfrage der VDI/<br />

VDE-Gesellschaft Mess- und Automatisierungstechnik<br />

2010. http://www.vdi.de/<br />

uploads/media/2010-06-15-Umfrage_<br />

GMA_2010_Charts_05.pdf<br />

[2] Klocke, F., Pritschow, G.: Autonome<br />

Produktion. Springer 2004.<br />

[3] Schilling, B.: HMI - wo liegt die Zukunft bei<br />

Bediengeräten? MSR Magazin 2011(1-2), S. 8,<br />

2011<br />

[4] Eberleh, E.: Einführung in die Software-<br />

Ergonomie. Gestaltung graphisch-interaktiver<br />

Systeme: Prinzipien, Werkzeuge,<br />

Lösungen. De Gruyter 1994.<br />

[5] Brecher, C., Weck, M.: Werkzeugmaschinen 1<br />

- Maschinenarten und Anwendungsbereiche.<br />

Springer 2005<br />

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Magazin 2009(11), S. 125–133, 2009<br />

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http://www.inosoft.com/VisiWinNET/<br />

VisiWinNET-WPF.asp<br />

[8] Webfactory: Webfactory Ult<strong>im</strong>ate Produktwebseite.<br />

http://webfactory-world.de/de/Produkte/<br />

Editionen/WEBfactory2010Ult<strong>im</strong>ate.aspx<br />

[9] Certec: atvise Produktwebseite. http://www.<br />

atvise.com/en/vendors/<strong>im</strong>plementation-sdk<br />

[10] Copa Data: ZENON HMI Scada Produktwebseite.<br />

www.copadata.com/de/ger/produkte/automation-solutions/zenon-hmi-scada-anwendungenmit-multitouch-am-operator-panel.html<br />

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software user interface design. Prentice 1992<br />

[12] Luczak, H., Weck, M.: Teilprojekt 3: Benutzerschnittstellen.<br />

In: Arbeits- und Ergebnisbericht Sonderforschungsbereich<br />

Autonome Produktionszellen<br />

(SFB 368). RWTH Aachen 2002<br />

[13] Ziegler, J., Graube, M., Pfeffer, J., Urbas, L.:<br />

Beyond App-Chaining: Mobile App Orchestration<br />

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In: Proc. Int. Conf. Emerging Technologies &<br />

Factory Automation (ETFA), S. 1-8. : IEEE 2012<br />

[14] Pfeffer, J., Graube, M., Ziegler, J., Urbas, L.:<br />

Vernetzte Apps für komplexe Aufgaben in der<br />

Industrie. <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> – Automatisierungstechnische<br />

Praxis 54(3), S. 34-41, 2012<br />

[15] ISO 9241-171: Ergonomie der Mensch-System-Interaktion:<br />

Leitlinien für die Zugänglichkeit<br />

von Software, 2008<br />

[16] VDI 3850-1: Nutzergerechte Gestaltung von<br />

Bediensystemen für Maschinen, 2000<br />

[17] Kaaresoja, T., Anttila, E., Hoggan, E.: The<br />

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Haptics Conference, S. 65–70. IEEE 2011<br />

[18] Ware, C.: Information Visualization. Perception<br />

for Design. Morgan Kaufmann 2004<br />

[19] Pre<strong>im</strong>, B., Dachselt, R.: Interaktive Systeme.<br />

Springer 2010<br />

[20] Shneiderman, B., Plaisant, C.: Designing the<br />

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human-computer interaction. Pearson<br />

Higher Education 2004<br />

[21] Schmidtke, H., Bernotat, R.: Ergonomie.<br />

Hanser 1993<br />

[22] Heinecke, A. M.: Mensch-Computer-Interaktion.<br />

Fachbuchverlag Leipzig <strong>im</strong> Carl-Hanser-Verlag<br />

2004.<br />

[23] Wadewitz, F.: Einfach einfach. <strong>im</strong>pulse<br />

2011(08), S. 16–24, 2011<br />

[24] Kempf, F.: Mult<strong>im</strong>ediale Fertigungsunterstützung<br />

- Pilotprojekt zur Konzeption, Entwicklung<br />

und Anwendung eines mult<strong>im</strong>edialen<br />

Lern- und Informationssystems für die<br />

40<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013


AUTOREN<br />

Dr.-Ing.<br />

WERNER HERFS<br />

MBA (geb. 1975) hat<br />

zwischen 2007 und<br />

2012 die Abteilung<br />

Steuerungstechnik<br />

und Automatisierung<br />

geleitet und<br />

ist seit März 2012<br />

geschäftsführender Oberingenieur<br />

und akademischer Rat des Lehrstuhls<br />

für Werkzeugmaschinen an der<br />

RWTH Aachen.<br />

MInfTech.<br />

DANIEL KOLSTER<br />

(geb. 1981) arbeitet<br />

seit 2007 als<br />

wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am<br />

Lehrstuhl für<br />

Werkzeugmaschinen<br />

der RWTH<br />

Aachen. Seit April 2012 leitet er die<br />

Gruppe Automatisierung.<br />

Sein Forschungsgebiet umfasst die<br />

Mensch-Maschine-Interaktion <strong>im</strong><br />

Produktionsumfeld.<br />

Dipl.-Ing.<br />

WOLFRAM LOHSE<br />

(geb. 1981) war von<br />

2007 bis 2012 als<br />

wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am<br />

Lehrstuhl für<br />

Werkzeugmaschinen<br />

der RWTH<br />

Aachen tätig. Seit März 2012 leitet er<br />

die Abteilung Steuerungstechnik und<br />

Automatisierung.<br />

RWTH Aachen,<br />

Werkzeugmaschinenlabor (WZL),<br />

Steinbachstr. 19,<br />

D-52074 Aachen,<br />

Tel. +49 (0) 241 802 74 10,<br />

E-Mail: w.herfs@wzl.rwth-aachen.de<br />

RWTH Aachen,<br />

Werkzeugmaschinenlabor (WZL),<br />

Steinbachstr. 19,<br />

D-52074 Aachen,<br />

Tel. +49 (0) 241 802 74 57,<br />

E-Mail: d.kolster@wzl.rwth-aachen.de<br />

RWTH Aachen,<br />

Werkzeugmaschinenlabor (WZL),<br />

Steinbachstr. 19,<br />

D-52074 Aachen,<br />

Tel. +49 (0) 241 802 74 55,<br />

E-Mail: w.lohse@wzl.rwth-aachen.de<br />

betriebliche Praxis. In: Tagungsband<br />

Fertigungstechnisches Kolloqium (FTK '97),<br />

S. 441-453. Springer 1997<br />

[25] Schmauder, M.: WNF - werkstattgerechte<br />

Nutzerunterstützung bei der Freiformflächenbearbeitung.<br />

Abschlussergebnisse eines<br />

Forschungsverbundvorhabens. Inst. für<br />

Arbeitsingenieurwesen 2002<br />

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heute, morgen und übermorgen. In: Marzi, R.,<br />

Karavezyris, V., Erbe, H.-H., T<strong>im</strong>pe, K.-P. (Hrsg.)<br />

Bedienen und Verstehen, S. 42–54. VDI 2002<br />

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Dissertation TU München 2004<br />

[28] Puscher, F.: Das Usability-Prinzip. Wege zur<br />

benutzerfreundlichen Website. Dpunkt-Verlag<br />

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controls. CRC Press 2003<br />

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Fraunhofer IRB Verlag 1997.<br />

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wirtschaftlichen Fabrikbetrieb 106(7-8), S.<br />

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[41] Lao, S., Heng, X., Zhang, G., Ling, Y., Wang, P.:<br />

A Gestural Interaction Design Model for<br />

Multi-touch Displays. In: Proc. 23rd British<br />

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Computers: Celebrating People and<br />

Technology, S. 440-446. British Computer<br />

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[42] Wang, F., Ren, X.: Empirical Evaluation for<br />

Finger Input Properties In Multi-touch<br />

Interaction. In: Proc. 27th int. conf. Human<br />

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S. 1063-1072. ACM 2009<br />

[43] Wroblewski, L.: Touch Gesture Reference<br />

Guide. http://www.lukew.com/touch/<br />

TouchGestureGuide.pdf<br />

[44] Brecher, C., Kolster, D., Herfs, W.: Audio-<br />

Tactile Feedback Mechanisms for Multi-<br />

Touch HMI Panels of Production Engineering<br />

Systems. International Journal of Automation<br />

Technology 6(3), S. 369-375, 2012<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013<br />

41


HAUPTBEITRAG<br />

Fähigkeiten adaptiver<br />

Produktionsanlagen<br />

Verbindung von Produkt, Prozess und Ressource<br />

In einer idealen Umsetzung von Plug-and-produce würde eine noch unbekannte Anlagenkomponente<br />

während des laufenden Betriebs angekoppelt, automatisch erkannt und<br />

funktional in die Produktionsabläufe integriert; und das ohne manuellen Integrationsaufwand.<br />

Ein Ansatz dafür ist die Modellierung von Fähigkeiten in der Produktion. Sind<br />

die Fähigkeiten einer Anlagenkomponente bekannt, können diese mit den Anforderungen<br />

an einen Produktionsschritt abgeglichen und gezielt eingesetzt werden. In diesem Beitrag<br />

werden die Fähigkeiten technischer Anlagen über ihre Relationen zu Produkt, Prozess<br />

und Ressource definiert. Das Spannungsfeld des resultierenden Frameworks entsteht<br />

durch die Notwendigkeit, Fähigkeiten sehr allgemein zu definieren, um alle potentiellen<br />

Einsatzmöglichkeiten zu berücksichtigen. Im Gegensatz dazu müssen für die Automatisierung<br />

eines konkreten Produktionsschritts spezifische Details operationalisiert werden.<br />

SCHLAGWÖRTER Plug-and-produce / Adaptive Produktionsanlagen / Fähigkeiten in der<br />

Produktion<br />

Skills in Adaptive Production Systems –<br />

Combining Products, Processes and Resources<br />

In an ideal plug-and-produce <strong>im</strong>plementation, new components would be plugged in while<br />

operations were running, and integrated automatically on a functional level. We pursue<br />

this goal by modelling the skills provided by production resources. Production skills are<br />

defined on the basis of their relations to product, process, and resources. The resulting<br />

framework makes it possible to model generic skills to capture all possible use cases while<br />

providing the detailed information necessary to automate the production hardware.<br />

KEYWORDS plug and produce / adaptive production systems / production skills<br />

42<br />

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11 / 2013


JULIUS PFROMMER, Karlsruher Institut für Technologie<br />

MIRIAM SCHLEIPEN, Fraunhofer IOSB<br />

JÜRGEN BEYERER, Fraunhofer IOSB, Karlsruher Institut für Technologie<br />

Durch volatile, globale Märkte sowie kürzere<br />

Produktlebenszyklen bei steigender Variantenzahl,<br />

werden die Anforderungen an die Wandlungsfähigkeit<br />

von Produktionsanlagen (gerade<br />

in der diskreten Fertigung) <strong>im</strong>mer bedeutender<br />

[1]. In der Produktionstechnik wird nun seit einiger<br />

Zeit an der Unterstützung häufiger Produktwechsel<br />

und der Herstellung vieler Produktvarianten auf derselben<br />

Anlage geforscht. Auch neue Themen der letzten<br />

Jahre, etwa der Einsatz von mobilen Robotern oder 3D-<br />

Druckern zielen in diese Richtung. Diese sind (hardwareseitig)<br />

nicht mehr an die Herstellung eines best<strong>im</strong>mten<br />

Produkts gebunden, sondern lassen sich adhoc<br />

für unterschiedliche Aufgaben einsetzen.<br />

Parallel dazu entwickelt sich die softwareseitige Steuerung<br />

von Produktionsanlagen weiter, um die Adaptivität<br />

der Systeme zu erhöhen [2]. Unter Plug-and-produce<br />

[3] wird dabei die vereinfachte Integration von Anlagenkomponenten<br />

durch standardisierte Kommunikation<br />

und Mechanismen der Selbstbeschreibung verstanden.<br />

Das SkillPro-Projekt (http://www.skillpro-project.eu),<br />

gefördert durch das 7. Rahmenprogramm der Europäischen<br />

Kommission, forscht an diesem Thema ausgehend<br />

von der Modellierung der Fähigkeiten von Anlagenkomponenten.<br />

Als Grundlage für die einheitliche Beschreibung<br />

von Produktionsanlagen wird AutomationML [4]<br />

verwendet. Dieser Beitrag stellt einen Ansatz zur Modellierung<br />

der Fähigkeiten technischer Anlagen vor. Diese<br />

sind über ihren Bezug zu den bekannten Konzepten Produkt,<br />

Prozess und Ressource (PPR) definiert.<br />

1. PRODUKT, PROZESS UND RESSOURCE<br />

Die Aufteilung in Produkt, Prozess und Ressource ist in<br />

der Produktionstechnik weit verbreitet [5, 6]. Auch in<br />

AutomationML wird PPR für die Modellierung verwendet<br />

[7] (siehe Bild 1).<br />

Produkt: Der Begriff Produkt bezeichnet die Werkstücke<br />

(End- und Zwischenprodukte), die auf einer<br />

Anlage verarbeitet werden. Es ist zu beachten, dass<br />

hier oftmals ein Produkttyp beschrieben wird und<br />

kein physisch existentes Objekt. In diesem Beitrag<br />

wird davon ausgegangen, dass für alle vorkommenden<br />

(Zwischen-) Produkte ein entsprechender Typ<br />

existiert, auf den referenziert werden kann.<br />

Prozess: Ein Prozess ruft gezielt Änderungen von<br />

Produkteigenschaften hervor. Prozesse definieren<br />

zum Beispiel die Bearbeitung eines Werkstücks, einen<br />

logistischen Transport innerhalb der Anlage,<br />

oder das Fügen mehrerer Werkstücke. Ein Prozess<br />

besteht dabei aus einem oder mehreren (geordneten)<br />

Ausführungsschritten (siehe [6] für eine Übersicht<br />

der Definitionen von Prozess in verschiedenen Normen<br />

und Standards).<br />

Ressource: Als Ressource werden alle materiellen<br />

und <strong>im</strong>materiellen Anlagenkomponenten bezeichnet,<br />

die bei der Ausführung eines Prozesses und der<br />

Fertigung eines Produkts zum Einsatz kommen. Beispiele<br />

für Ressourcen sind Roboter, Werkzeugmaschinen,<br />

Software oder Logistikinfrastruktur.<br />

2. FÄHIGKEITEN VON PRODUKTIONSANLAGEN<br />

In den vergangenen Jahren wurden vermehrt Fähigkeiten<br />

in der Produktion untersucht. Die Autoren des SIARAS-<br />

Projekts [8, 9, 10] verwenden eine Ontologie, um Fähigkeiten<br />

und ihre Relationen für die automatische Konfiguration<br />

eines Produktionssystems zu verwenden. Das<br />

ROSETTA-Projekt [11, 12, 13] zielt darauf ab, Roboter und<br />

ihre Fähigkeiten in einer Umgebung einzusetzen, in der<br />

sie mit menschlichen Arbeitskräften direkt zusammenarbeiten.<br />

Für das AutoPnP-Projekt [14, 15] wurde ebenfalls<br />

eine Beschreibung der Fähigkeiten von Plug-andproduce-Anlagenkomponenten<br />

entwickelt. Die Autoren<br />

bezeichnen zum einen generelle Bearbeitungsverfahren,<br />

wie Bohren oder Transportieren, als Fähigkeiten. Zum<br />

anderen können diesen Fähigkeiten Attribute, wie der<br />

Durchmesser des Bohrers, zugewiesen werden. In [16]<br />

wird eine Taxonomie von Fähigkeiten speziell für das<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013<br />

43


HAUPTBEITRAG<br />

Fügen von Bauteilen definiert. Die Autoren von [17] stellen<br />

eine Ontologie für Fähigkeiten in der Produktion auf<br />

und ordnen, gemäß entsprechend definierter Anforderungen,<br />

Ressourcen einzelnen Produktionsschritten zu.<br />

Das OZONE-Projekt [6] definiert Aktivitäten als zentrales<br />

Element. Über die Verbindung zu Produkten und Ressourcen<br />

wird eingeschränkt, welche Aktivitäten <strong>im</strong> Rahmen<br />

eines Herstellungsvorgangs ausgeführt werden können.<br />

In [18] werden die PPR-Konzepte <strong>im</strong> Kontext von<br />

Fähigkeiten genutzt. Fähigkeiten werden als endliche<br />

Automaten modelliert, die mit allen drei PPR-Konzepten<br />

in Verbindung stehen. Die Urheber von [19] und [20] modellieren<br />

Fähigkeiten als agentenbasierte Systeme. Diese<br />

können ihre Fähigkeiten dynamisch kombinieren, um<br />

komplexere Aufgaben zu bewältigen. In der englischen<br />

Ausgabe der ISA-95/DIN EN 62264 [21] wird zwar von<br />

Capabilities gesprochen, dieser Begriff bezieht sich aber<br />

auf die Kapazität von Produktionsanlagen und nicht auf<br />

ihre Fähigkeiten. Das RoboEarth-Projekt [22, 23] beschäftigt<br />

sich mit dem Austausch von Informationen zwischen<br />

Robotern. Ziel ist das gemeinsame Erforschen und Beschreiben<br />

der Umwelt, ein Austausch erlernter Problemlösungsstrategien<br />

und die Kollaboration von Robotern<br />

in Situationen, die ein gemeinsames Handeln erfordern.<br />

Dafür werden in der RoboEarth-Ontologie auch Fähigkeiten<br />

von Robotern definiert. Deren Geltungsbereich ist<br />

dabei nicht auf das Produktionsumfeld beschränkt.<br />

In den genannten Ansätzen werden identische Begriffe<br />

bezüglich Fähigkeiten teilweise semantisch unterschiedlich<br />

besetzt. Weitere Unterschiede gibt es in der<br />

Granularität (low-level, wie Arm bewegen, <strong>im</strong> Gegensatz<br />

zu high-level, wie Motorhaube lackieren). Auch sind die<br />

bisherigen Definitionen von Fähigkeiten meist stark in<br />

einer best<strong>im</strong>mten informationstechnischen Verarbeitung<br />

verhaftet, zum Beispiel Ontologien oder objektorientierte<br />

Modellierung. Zusammengenommen sind drei Sichtweisen<br />

auf Fähigkeiten erkennbar:<br />

1 | Eine Fähigkeit beschreibt das Potenzial, eine Tätigkeit<br />

aus einer best<strong>im</strong>mten Domäne durchzuführen<br />

und kann einer technischen Anlage beschreibend<br />

zugewiesen werden. (Weder Subjekt noch Objekt<br />

sind bekannt.)<br />

2 | Eine Fähigkeit beschreibt das Potenzial einer konkreten<br />

technischen Anlage, eine Tätigkeit aus einer<br />

best<strong>im</strong>mten Domäne durchzuführen. Durch den<br />

Bezug zu einer technischen Anlage sind Details<br />

(besonders L<strong>im</strong>itierungen) der Fähigkeit bekannt<br />

und können für logisches Schließen verwendet<br />

werden. Die Fähigkeit bleibt dabei generisch genug,<br />

um in unterschiedlichen Situationen Anwendung<br />

zu finden. (Das Subjekt ist bekannt, das Objekt noch<br />

unbekannt.)<br />

3 | Eine Fähigkeit beschreibt das Potenzial einer konkreten<br />

technischen Anlage in einer konkreten Situation<br />

(wie der Verarbeitung eines best<strong>im</strong>mten<br />

Produkttyps) eine best<strong>im</strong>mte Tätigkeit durchzuführen.<br />

(Subjekt und Objekt sind bekannt.)<br />

Diese Aufteilung fließt <strong>im</strong> Folgenden in die Entwicklung<br />

des Produkt, Prozess, Ressource und Skill-Frameworks<br />

(PPRS) ein. Beispiele und weitere Erläuterungen zu jeder<br />

Sichtweise finden sich bei den Definitionen von Prozess,<br />

Skill und Task <strong>im</strong> folgenden Abschnitt.<br />

3. DAS PPRS-FRAMEWORK<br />

Das PPRS-Framework wurde mit dem Ziel entwickelt,<br />

nicht eine weitere Definition von Fähigkeiten zur Liste<br />

existierender Ansätze hinzuzufügen, sondern die Unterschiede<br />

zwischen den drei Sichtweisen bezüglich Fähigkeiten<br />

explizit zu machen und in ein gemeinsames Modell<br />

zu integrieren. Dies geschieht über die Verbindungen zu<br />

den etablierten Konzepten Produkt, Prozess und Ressour-<br />

PPRConnector<br />

PRODUKT<br />

ExternalInterface<br />

InternalLink<br />

Prozesse<br />

• Schweißen<br />

(Gasschweißen,<br />

Elektroschweißen…)<br />

• Fräsen<br />

• Fügen, …<br />

Ressourcen<br />

Skills<br />

Zum Beispiel Gasschweißen<br />

auf<br />

Anlagenkomponente 1<br />

PPRConnector<br />

PROZESS<br />

Transport<br />

Prozess wird auf der<br />

Ressource ausgeführt<br />

RESSOURCE<br />

PPRConnector<br />

Produkte<br />

Ausführungsplan<br />

Produktionsziele<br />

Tasks<br />

Zum Beispiel Werkstücke 1<br />

und 2 zu einem fertigen<br />

Produkt 3 fügen (Vor- und<br />

Nachbedingungen)<br />

Nebenläufige Ausführung<br />

auf den verfügbaren<br />

Ressourcen<br />

BILD 1: Das Konzept von Produkt, Prozess und<br />

Ressource in AutomationML [7]<br />

BILD 2: Fähigkeiten von Produktionsanlagen in Relation<br />

zum Produkt-Prozess-Ressource-Konzept<br />

44<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013


ce. Im Folgenden werden die Begrifflichkeiten von PPRS<br />

definiert. Bild 2 zeigt dazu einen grafischen Überblick.<br />

Produkt (product), Ressource: behalten ihre ursprüngliche<br />

Bedeutung.<br />

Prozess (process): Fertigungs- und Bearbeitungsverfahren<br />

(manufacturing processes), sowie unterstützende<br />

Vorgänge, werden in PPRS als Prozesse bezeichnet. Diese<br />

Verfahren haben noch keinen Bezug zu einem konkreten<br />

Anwendungsfall oder einer technischen Umsetzung<br />

durch eine Ressource. Prozesse können auch zu einer<br />

Hierarchie geordnet werden. Unterhalb des Prozesses<br />

Schweißen ließen sich so Gasschmelzschweißen und<br />

Lichtbogenschweißen ausdifferenzieren. In der DIN 8580<br />

[24] sind gängige Verfahren aus der Fertigungstechnik<br />

bereits in ähnlicher Form hierarchisch strukturiert. Weitere<br />

relevante Themenbereiche stammen aus der Logistik,<br />

der Robotik und dem Fügen von Werkstücken.<br />

Fähigkeit (skill): Ein Skill s ∈ S beschreibt das technische<br />

Potenzial einer Ressource r ∈ R, einen best<strong>im</strong>mten<br />

Prozess π ∈ Π umzusetzen.<br />

S ⊆ Π Í R (1)<br />

Angenommen eine Werkzeugmaschine stellt den Prozess<br />

Fräsen als Fähigkeit zur Verfügung. Das bedeutet nicht,<br />

dass jeder Fräsvorgang automatisch auf dieser Ressource<br />

ausführbar sein muss. Im Rahmen des Beispiels würde<br />

dies von der Größe des Werkstücks und dem verwendeten<br />

Werkstoff abhängen. Beschränkungen bezüglich der Anwendbarkeit<br />

sind als Metadaten mit dem Skill verknüpft.<br />

Ausführungsschritt (task): Als Task wird die Anwendung<br />

eines Skills in der Herstellung eines Produktes (auf<br />

einer best<strong>im</strong>mten Ressource) bezeichnet. Dazu enthalten<br />

Tasks alle Informationen, die für die Automatisierung<br />

der konkreten Aufgabe benötigt werden. Nach außen<br />

stellen sich Tasks als Blackbox dar. Bekannt sind nur<br />

Vorbedingungen und Nachbedingungen der Ausführung<br />

(wie der ein- und ausgehende Produkttyp und<br />

die Konfiguration beteiligter Ressourcen), sowie die<br />

zeitlichen Eigenschaften (die Ausführungsdauer und<br />

dadurch notwendiges Blockieren beteiligter Ressourcen;<br />

wird in diesem Beitrag zunächst nicht betrachtet).<br />

Diese Kapselung von Funktionalität n<strong>im</strong>mt Anleihen an<br />

den formalisierten Prozessbeschreibungen (FBP) nach<br />

VDI/VDE 3682, siehe auch [25, 26]. Eine wichtige Erweiterung<br />

gegenüber FBP ist, dass ein Task auch Auswirkungen<br />

auf die Ressource(n) selbst haben kann. Das automatisierte<br />

Wechseln eines Werkzeugs (Rüsten) oder<br />

das Verfahren mit einem mobilen Roboter ist also ebenfalls<br />

als Task beschreibbar. Ebenso wie FBPs können<br />

Tasks hierarchisch aufgebaut sein.<br />

Grundlegende Tasks: Grundlegende Tasks können über<br />

eine Steuereinheit ohne weitere Vorverarbeitung auf<br />

der Ressource ausgeführt werden. Die Implementierung<br />

grundlegender Tasks kann auf verschiedene Arten<br />

erfolgen:<br />

1 | Automatisierte Abläufe sind mit klassischen<br />

Werkzeugen etwa basierrend auf IEC 61131-3 oder<br />

DIN 66025/ISO 6983, auf den Anlagenkomponenten<br />

programmiert. Der entsprechende Task enthält<br />

dann eine Referenz, über die ein solches<br />

Programm angesteuert werden kann.<br />

2 | Gleichsam kann nach dem Teach-in eines Roboters<br />

der generierte Arbeitsgang mit einer eindeutigen<br />

Identifikation versehen und über einen Task<br />

zur Ausführung zugänglich gemacht werden.<br />

3 | Ausgehend von den modellierten Skills und detaillierte<br />

Daten zum Produkt wird ein ausführbarer<br />

Task automatisch generiert [10, 13].<br />

Zusammengesetzte Tasks: Ein zusammengesetzter Task<br />

besteht aus Untertasks, grundlegend oder wiederum<br />

zusammengesetzt, sowie Einschränkungen der Ausführungsreihenfolge,<br />

siehe auch Bild 3. Die Untertasks können<br />

sich auf verschiedene Skills beziehen. Zum Beispiel<br />

Objekt erkennen – Objekt greifen – Arm bewegen. Jeder<br />

Blattknoten der Hierarchie aus Tasks muss dabei ein<br />

grundlegender Task sein, um die Ausführbarkeit der<br />

gesamten Hierarchie zu gewährleisten. Einschränkungen<br />

der Ausführungsreihenfolge und die zeitlichen Relationen<br />

von Untertasks können zum Beispiel mittels<br />

der Intervallalgebra von Allen [27] beschrieben werden.<br />

Ein Beispiel aus der Lebensmittelindustrie: Der Task<br />

Teigmasse auf konstanter Temperatur halten muss vor<br />

dem Vorgang Rühren anlaufen und darf erst nach Beendigung<br />

von Rühren abgeschlossen werden.<br />

Formal definiert sind die Tasks τ ∈ T ein Übergang zwischen<br />

den Zuständen der beteiligten Ressourcen. Der Zustand<br />

ρ ∈ r einer Ressource r ∈ R bezieht sich dabei a)<br />

auf die Konfiguration der Ressource c ∈ C r , wie der Rüstzustand<br />

einer Maschine oder die Position eines mobilen<br />

Roboters, und b) auf den Zwischen-Produkttyp p ∈ P, der<br />

aktuell in der Ressource enthalten ist. Es kann auch kein<br />

Produkt, gekennzeichnet durch die leere Menge, in der<br />

Ressource enthalten sein. Die Menge<br />

init enthält den initialen<br />

Zustand aller Ressourcen des Gesamtsystems.<br />

r ⊆ C r Í (P ∪ ∅),<br />

init<br />

∈ Π r (2)<br />

Es können mehrere Ressourcen R τ an einem Task beteiligt<br />

sein. Zum Beispiel, um <strong>im</strong> Rahmen eines Transportprozesses<br />

ein Produkt zwischen zwei Ressourcen zu übergeben.<br />

Somit gilt für die Vor- und Nachbedingungen (die<br />

Zustände der beteiligten Ressourcen) τ pre und τ post , dass<br />

τ i ∈ Π r , ∀i ∈ {pre, post}. (3)<br />

Die Betrachtung von Tasks als Zustandsübergänge ermöglicht<br />

die Betrachtung mittels bekannter Formalismen<br />

zur Beschreibung diskreter dynamischer Systeme,<br />

wie diskrete Ereignissysteme (DES) [28] oder den Situationskalkül<br />

[29]. Somit steht eine Vielzahl von Techniken<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013<br />

45


HAUPTBEITRAG<br />

BILD 3:<br />

Zusammengesetzte<br />

Tasks (gestrichelter<br />

Rahmen) bestehen<br />

aus grundlegenden<br />

oder wiederum<br />

zusammen gesetzten<br />

Tasks und einer<br />

Einschränkung<br />

der Ausführungsreihenfolge.<br />

Task<br />

Task Task<br />

Task Task<br />

Task<br />

BILD 4: Topologie der Beispiel-Produktionsanlage<br />

Lager<br />

Draht<br />

schneiden<br />

Biegen (2D)<br />

Biegen (3D)<br />

Ausgangspuffer<br />

für das logische Schließen über mögliches Systemverhalten<br />

und zur gezielten Ablaufsteuerung zur Verfügung.<br />

Ausführbarer Ablaufplan: Anhand der verfügbaren Tasks<br />

init<br />

T, dem initialen Systemzustand und der Produktionsziele<br />

kann von einem entsprechenden Planungswerkzeug<br />

ein ausführbarer Ablaufplan generiert werden. Tasks<br />

können sich dabei funktional, wie Gasschmelzschweißen<br />

gegenüber Lichtbogenschweißen, und auf Ebene der Ressourcen,<br />

etwa für zwei identische Werkzeugmaschinen,<br />

substituieren. Auf der Ebene individueller Produkte kann<br />

sich dadurch die Route innerhalb einer Produktionsanlage<br />

unterscheiden. Effiziente Pläne werden meist einen hohen<br />

Grad an Nebenläufigkeit aufweisen, also mehrere Tasks auf<br />

den verfügbaren Ressourcen parallel ausgeführt. Für die<br />

Beachtung der zeitlichen Effizienz von Plänen muss dafür<br />

die Ausführungsdauer von Tasks vorab bekannt sein.<br />

Nach dem Eintreten unvorhergesehener Ereignisse, wie<br />

der Ausfall einer Ressource, oder das Nachbearbeiten eines<br />

Werkstücks aufgrund von Qualitätsproblemen, wird<br />

auf Basis des aktuellen Systemzustands neu geplant, um<br />

die Ausführbarkeit und Effizienz des Ablaufplans zu gewährleisten.<br />

Damit durch die Neuplanung keine allzu<br />

langen Wartezeiten entstehen, sollten nur relevante Teile<br />

des Ablaufplans neu erzeugt werden. Es bietet sich zum<br />

Beispiel an, an den Puffern einer Produktionsanlage Teilbereiche<br />

des Plans voneinander zu entkoppeln.<br />

Das beschriebene Vorgehen wurde prototypisch umgesetzt.<br />

Die Beschreibung der Ressourcen und der Tasks ist<br />

dazu in der Planning Domain Description Language (PDDL)<br />

[30] ausgeführt. Mittels des frei verfügbaren Solvers OPTIC<br />

[31] wird dann, ausgehend von einem initialen Zustand<br />

und den Produktionszielen, ein Ablaufplan erzeugt.<br />

Die in PPRS definierten Begrifflichkeiten lassen sich<br />

auch in Anlagen ohne dynamische Ablaufplanung zur<br />

Laufzeit verwenden. Die Rolle von Tasks haben dann die<br />

fest vordefinierten lokalen "Reaktionen" von Anlagenkomponenten<br />

auf Ereignisse. Es sind auch hybride Anlagen<br />

möglich, bei denen nur Teilabläufe zur Laufzeit<br />

geplant werden. Der Übergang hin zu einer dynamischen<br />

Ablaufplanung kann demnach fließend erfolgen.<br />

Beispiel einer einfachen Produktionsanlage<br />

Das Anwendungsbeispiel ist Teil einer größeren Produktionsanlage,<br />

mit der Drahtkörbe gefertigt werden. Durch<br />

die hohe Anzahl an Varianten und niedrige Losgrößen<br />

musste die Anlage in der Vergangenheit oft umgerüstet<br />

werden. Weiterhin gab es eine Reihe von Arbeitsschritten,<br />

die durch die häufigen Produktwechsel nicht wirtschaftlich<br />

zu automatisieren waren.<br />

Im betrachteten Ausschnitt wird Metalldraht aus dem<br />

Eingangslager entnommen und zunächst in Stücke der<br />

geforderten Länge geschnitten. Die Drahtstücke können<br />

anschließend von zwei Anlagenkomponenten weiter verarbeitet<br />

werden, die den Draht in die gewünschte Form<br />

biegen. Die Maschinen beherrschen dabei entweder 2Doder<br />

3D-Biegen. Der Transport wird von einem Roboterarm<br />

bewerkstelligt, der auch die fertig gebogenen Drahtstücke<br />

in einen Ausgangspuffer legt. Die Topologie der<br />

Anlage ist in Bild 4 dargestellt.<br />

Prozesse: Π = { schneiden, biegen, transport }<br />

Ressourcen: R = { ds, b2D, b3D, ra, puffer }<br />

Die Benennung der Ressourcen ist aus Platzgründen<br />

abgekürzt, vergleiche Bild 4. Der Roboterarm ra kann<br />

sich in einer von vier Konfigurationen (Positionen) befinden,<br />

jeweils dem Drahtschneider, Biegen (2D/3D) oder<br />

dem Ausgangspuffer zugewandt C ra = { pos ds , ...}. Die<br />

restlichen Ressourcen haben nur eine mögliche Konfiguration<br />

(standard). Alle Ressourcen können egal welches<br />

Produkt oder auch kein Produkt enthalten.<br />

Produkte: P = { p 1 , ... , p 4 , p z1 , ... , p z3 }<br />

Die vier finalen Produkte sind { p 1 , p 2 , p 3 , p 4 }. Von<br />

ihnen sind p 1 und p 2 2D-gebogen, p 3 und p 4 3D-gebogen.<br />

Die Länge des Drahts von p 1 und p 3 ist jeweils<br />

identisch. Alle weiteren Produkte haben unterschiedliche<br />

Längen.<br />

Die Zwischenprodukte, geschnittene, aber noch<br />

ungebogene Drahtstücke, sind demnach { p z1 , p z2 ,<br />

p z3 }. Das Zwischenprodukt p z1 kann durch unter-<br />

46<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013


schiedliches Biegen in p 1 oder p 3 weiter verarbeitet<br />

werden.<br />

Skills: S = { drahtschneiden, biegen2D, biegen3D,<br />

bewegen, entnehmen }<br />

drahtschneiden = (schneiden, ds)<br />

biegen2D = (biegen, b2D)<br />

biegen3D = (biegen, b3D)<br />

bewegen = (transport, ra)<br />

entnehmen = (transport, puffer)<br />

Die Metadaten, die einen Skill soweit beschreiben,<br />

dass ein ausführbarer Task (bezogen auf ein konkretes<br />

Produkt) automatisch generiert werden kann, werden in<br />

diesem Beispiel nicht betrachtet.<br />

Tasks: T = { schneiden 1 , bewegen 1 , bewegen 2 , biegen 1 ,<br />

entnehmen 1 }<br />

Die Auflistung der Tasks ist an dieser Stelle nicht vollständig,<br />

sondern in erster Linie repräsentativ. Tasks sind<br />

zur Identifikation benannt und durchnummeriert, dies<br />

hat jedoch keine funktionale Bedeutung.<br />

schneiden 1 : R schneiden1 = {ds}<br />

pre<br />

schneiden 1 = (standard, ∅ )<br />

post<br />

schneiden 1 = (standard, p z1 )<br />

bewegen 1 : R bewegen1<br />

pre<br />

bewegen 1<br />

bewegen 1<br />

post<br />

biegen 1 : R biegen1<br />

pre<br />

biegen 1<br />

post<br />

biegen 1<br />

bewegen 2 : R bewegen2<br />

pre<br />

bewegen 2<br />

bewegen 2<br />

post<br />

= {ds, ra, b2D}<br />

= ((standard, p z1 ), (pos ds , ∅ ),<br />

(standard, ∅ ))<br />

= ((standard, ∅ ), (pos b2D , ∅ ),<br />

(standard, p z1 ))<br />

= {b2D}<br />

= (standard, p z1 )<br />

= (standard, p 1 )<br />

= {b2D, ra, puffer}<br />

= ((standard, p 1 ), (pos b2D , ∅ ),<br />

(standard, ∅ ))<br />

= ((standard, ∅ ), (pos puffer ,<br />

∅ ), (standard, p 1 ))<br />

entnehmen 1 : R entnehmen1 = {puffer}<br />

pre<br />

entnehmen 1 = (standard, p 1 )<br />

post<br />

entnehmen 1 = (standard, ∅ )<br />

Werden die modellierten Tasks in der Reihenfolge der<br />

Auflistung ausgeführt, wird zunächst ein Produkt vom<br />

Typ p 1 erzeugt, in den Ausgangspuffer gelegt und dort<br />

für eine Weiterverwendung wieder entnommen. Dabei<br />

wird ein initialer Zustand<br />

init angenommen, in dem der<br />

Roboterarm dem Drahtschneider zugewandt ist und keine<br />

der Ressourcen ein Produkt enthält.<br />

Die Tasks bewegen 1 und bewegen 2 lassen sich in mehrere<br />

Teilschritte Produkt aufnehmen, Roboterarm bewegen,<br />

Produkt absetzen mit je zwei kooperierenden Ressourcen<br />

unterteilen. Diese können dann in der Definition zusammengesetzter<br />

Tasks wiederverwendet werden. Andernfalls<br />

würden sie über die Ablaufplanung ad-hoc aneinander<br />

gefügt. Die erzeugten Pläne wären dadurch aber entsprechend<br />

länger – mit Auswirkungen auf die Laufzeit<br />

der Planungsalgorithmen. Siehe [32] für eine Diskussion<br />

der Vor- und Nachteile feingranularer Modellierung gegenüber<br />

umfangreicheren, monolithischen Fähigkeiten.<br />

L<strong>im</strong>itierungen von Tasks und Themen<br />

für zukünftige Erweiterungen<br />

Falls an einem Task mehrere Ressourcen beteiligt sind, könnten<br />

eine oder mehrere Ressourcen noch beschäftigt sein,<br />

während die restlichen Ressourcen bereits auf die Ausführung<br />

des nächsten Tasks warten. In diesem Beitrag ist die<br />

zeitliche Dauer von Tasks zunächst nicht berücksichtigt.<br />

Dadurch wurde <strong>im</strong>plizit die Annahme getroffen, dass jede<br />

Ressource undefiniert lange auf eine Synchronisation mit<br />

beschäftigten Ressourcen warten kann. Diese Annahme<br />

muss aber nicht unbedingt zutreffen. Zum Beispiel in der<br />

Verarbeitung von erhitztem Metall oder in logistischen Ablaufketten.<br />

In diesem Fall müsste für die Erzeugung ausführbarer<br />

Pläne die Ausführungsdauer von Tasks bekannt sein<br />

und den Ressourcen ein Zeitstempel zugeordnet werden.<br />

Eine weitere L<strong>im</strong>itierung der aktuellen Modellierung<br />

ist, dass Ressourcen nur einen Produkttyp enthalten<br />

können. Dies kann durch die Vereinigung mehrerer Produkte<br />

zu einem kombinierten Produkttyp umgangen<br />

werden. Ein solches Vorgehen führt aber in den meisten<br />

Fällen zu einer Explosion der Anzahl von Produkttypen,<br />

die innerhalb einer Anlage auftreten können. Etwa bei<br />

der Modellierung großer Puffer oder Lager.<br />

4. NEUE MÖGLICHKEITEN IM PLUG-AND-PRODUCE<br />

Im Zusammenhang mit Plug-and-produce wird oft der Universal<br />

Serial Bus-Standard (USB) [33] aus der PC-Welt als<br />

Vorbild genannt. USB definiert die mechanische Verbindung,<br />

die Kommunikation und die Energieversorgung über<br />

den Bus, sowie eine Reihe grundlegender Geräteklassen. Die<br />

PC-Betriebssysteme enthalten passende Treiber, die für fast<br />

jede Peripherie Plug-and-play, die Integration ohne manuelle<br />

Konfiguration, und Hot-plugging, das Ein- und Ausstecken<br />

von Peripherie an ein laufendes System, ermöglichen.<br />

Analog zu USB findet in der Idealvorstellung von Plugand-produce<br />

die funktionale Integration von neuen oder<br />

ausgetauschten Anlagenkomponenten automatisch statt.<br />

Die Modellierung von Fähigkeiten mit PPRS könnte zur<br />

Grundlage für eine langfristige Umsetzung dieser Vision<br />

werden. Der Ablauf eines Plug-and-produce-Vorgangs<br />

wäre dann wie folgt:<br />

1 | Physische Kopplung der Komponente mit der<br />

Gesamtanlage (manuell)<br />

2 | Aufbau der Kommunikation und Bekanntmachen<br />

der Komponente innerhalb der Gesamtanlage<br />

(automatisiert)<br />

3 | Kommunikation der Komponenteneigenschaften<br />

an die Anlagensteuerung (automatisiert über<br />

Mechanismen der Selbstbeschreibung)<br />

4 | Definition der neu verfügbaren Tasks ausgehend<br />

von den zu fertigenden Produkten<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013<br />

47


HAUPTBEITRAG<br />

(entweder manuell programmiert oder automatisiert<br />

aus Skill-Beschreibungen abgeleitet)<br />

5 | Aktualisierung des Ablaufplans (wird nach dem<br />

Eintreten eines unerwarteten Ereignisses, wie einer<br />

Änderung der Anlagentopologie, automatisch neu<br />

erzeugt)<br />

6 | Ausführen des Ablaufplans durch die Anlagensteuerung<br />

und fortlaufende Kommunikation mit den<br />

Anlagenkomponenten zur Überwachung des Betriebszustands<br />

(automatisiert)<br />

Natürlich können nicht alle bestehenden Anlagenkomponenten<br />

ein solches Vorgehen nativ unterstützen. Ihnen<br />

würde ein Adapter, rein softwarebasiert oder als physische<br />

Hardware, vorgeschaltet werden. Eine einheitliche<br />

Schnittstelle, die ein solcher Adapter nach außen anbietet,<br />

könnte auf Grundlage der OPC Unified Architecture<br />

(OPC UA) [34] definiert sein.<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

Im Beitrag wurde gezeigt, wie sich die Fähigkeiten von<br />

Komponenten einer Produktionsanlage anhand ihrer Beziehung<br />

zu Produkt, Prozess und Ressource (PPR) beschreiben<br />

lassen. Anschließend illustrierten die Autoren die<br />

Modellierung von Fähigkeiten <strong>im</strong> resultierenden PPRS-<br />

Framework anhand eines Beispiels. Weiter ging es darum,<br />

REFERENZEN<br />

[1] Wiendahl, H. P., ElMaraghy, H. A., Nyhuis, P., Zäh, M. F.,<br />

Wiendahl, H. H., Duffie, N., Brieke, M.: Changeable<br />

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CIRP Annals-Manufacturing Technology 56(2),<br />

S. 783-809, 2007<br />

[2] Schleipen, M.: Adaptivität und semantische Interoperabilität<br />

von Manufacturing Execution Systemen (MES). KIT Scientific<br />

Publishing 2013<br />

[3] Arai, T., Aiyama, Y., Maeda, Y., Sugi, M., Ota, J.: Agile<br />

assembly system by “plug and produce”. CIRP Annals-<br />

Manufacturing Technology 49(1), S. 1-4, 2000<br />

[4] Drath, R., Luder, A., Peschke, J., Hundt. L.: AutomationML<br />

- the glue for seamless automation engineering. In: Proc.<br />

IEEE Conf. Emerging Technologies & Factory Automation<br />

(ETFA’08), S. 616-623. IEEE 2008<br />

[5] Maropoulos, P. G.. McKay, K. R., Bramall, D. G.: Resource-<br />

Aware Aggregate Planning for the Distributed Manufacturing<br />

Enterprise. CIRP Annals - Manufacturing<br />

Technology 51(1), S. 363-366, 2002<br />

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R., Le Cardinal, J., Bourey, J. P.: ISO 15531 MANDATE:<br />

A Product-process-resource based Approach for<br />

Managing Modularity in Production Management.<br />

Concurrent Engineering 15(2), S. 217-235, 2007<br />

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process or manufacturing plants with AutomationML.<br />

In: Proc. IEEE Conf. Emerging Technologies & Factory<br />

Automation (ETFA’09), S. 1-4. IEEE 2009<br />

[8] Angelsmark, O., Malec, J., Nilsson, K., Nowaczyk, S.,<br />

Prosperi, L.: Knowledge representation for reconfigurable<br />

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[9] Malec, J., Nilsson, A., Nilsson, K., Nowaczyk, S.: Knowledgebased<br />

reconfiguration of automation systems. In: Proc. IEEE<br />

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S. 170-175. IEEE 2007<br />

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(ReMAR), S. 689-695. ASME 2009<br />

[11] Björkelund, A., Edstrom, L., Haage, M., Malec, J., Nilsson, K.,<br />

Nugues, P., Robertz, S. G., Storkle, D., Blomdell, A.,<br />

Johansson, R.: On the integration of skilled robot motions<br />

for productivity in manufacturing. In: Proc. IEEE Int. Symp.<br />

Assembly and Manufacturing (ISAM’11), S. 1-9. IEEE 2011<br />

[12] Björkelund, A., Malec, J., Nilsson, K., Nugues, P.: Knowledge<br />

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18th IFAC Congress, S. 8999-9004. IFAC 2011<br />

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tasks in declarative way. In: Proc. Workshop Semantics,<br />

Identification and Control of Robot-Human-Environment<br />

Interaction at ICRA 2013, S. 50-53. IEEE 2013<br />

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Pittschelis, R. Kärcher, B.: AutoPnP – Plug-and-Produce in<br />

der Automation. <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> – Automatisierungstechnische<br />

Praxis 55(4), S. 42-49, 2013<br />

[15] Keddis, N., Kainz, G., Buckl, C., Knoll, A.: Towards adaptable<br />

manufacturing systems. In: Proc. IEEE Int. Conf. Industrial<br />

Technology (ICIT), S. 1410-1415. IEEE 2013.<br />

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AAAI Conference on Artificial Intelligence, S. 94-101.<br />

AAAI 2012<br />

[17] Järvenpää, E., Luostarinen, P., Lanz, M., Tuokko, R.:<br />

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to support production system adaptation.<br />

In: 2011 IEEE International Symposium on Assembly and<br />

Manufacturing (ISAM’11), S. 1-6. IEEE 2011<br />

[18] Björkelund, A., Malec, J., Nilsson, K., Nugues, P., Bruyninckx,<br />

H.: Knowledge for Intelligent Industrial Robots. In: AAAI<br />

Spring Symposium Series: Technical Report SS-12-02. AAAI<br />

2012. http://www.aaai.org/ocs/index.php/SSS/SSS12/paper/<br />

view/4340<br />

[19] Angerer, S., Pooley, R., Aylett, R.: Self-Reconfiguration of<br />

Industrial Mobile Robots. In: Proceedings of the 4th IEEE<br />

International Conference on Self-Adaptive and Self-Organizing<br />

Systems (SASO’10), S.64-73. IEEE 2010<br />

[20] Barata, J., Onori, M., Frei, R., Leitão, P.: Evolvable production<br />

systems in a RMS context: enabling concepts and technolo-<br />

48<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013


wie sich über die Modellierung von Fähigkeiten eine funktionale<br />

Integration neuer Anlagenkomponenten <strong>im</strong> Rahmen<br />

von Plug-and-produce automatisieren lässt. Dabei<br />

verbleibt eine Reihe von Fragen. Wichtig für einen praktischen<br />

Einsatz sind insbesondere Garantien zur Einhaltung<br />

der nichtfunktionalen Anforderungen industrieller Steuerungssysteme<br />

(Echtzeitfähigkeit, Laufzeit von Planungsalgorithmen,<br />

Performanceeinbußen durch den Einsatz von<br />

Heuristiken). Und nicht zuletzt bleibt die Zusammenarbeit<br />

von Mensch und Maschine ein zentrales Thema.<br />

MANUSKRIPTEINGANG<br />

12.07.2013<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

AUTOREN<br />

Karlsruher Institut für Technologie,<br />

Lehrstuhl für Interaktive Echtzeitsysteme,<br />

Adenauerring 4, D-76131 Karlsruhe,<br />

Tel. +49 (0) 721 6 09 12 86,<br />

E-Mail: julius.pfrommer@kit.edu<br />

JULIUS PFROMMER (geb. 1985) ist seit<br />

2013 wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

am Lehrstuhl für Interaktive Echtzeitsysteme<br />

des Karlsruher Instituts für<br />

Technologie (KIT) und arbeitet in<br />

enger Kooperation mit dem Fraunhofer<br />

IOSB. Davor hat er am KIT, am Institut<br />

National Polytechnique de Grenoble<br />

und an der ETH Zürich studiert.<br />

gies. In: Proc. 2nd Int. Conf. Changeable, Agile, Reconfigurable<br />

and Virtual Production, S. 239-244. CARV 2007<br />

[21] DIN EN 62264-1: Integration von Unternehmensführungsund<br />

Leitsystemen - Teil 1: Modelle und Terminologie<br />

(IEC 62264-1:2003), 2008<br />

[22] Waibel, M., Beetz, M., Civera, J., D'Andrea, R., Elfring, J.,<br />

Galvez-Lopez, D., et al.: Roboearth. IEEE Robotics & Automation<br />

Magazine 18(2), S. 69-82, 2011<br />

[23] Tenorth, M., Perzylo, A. C., Lafrenz, R., Beetz, M.: The<br />

RoboEarth language: Representing and exchanging knowledge<br />

about actions, objects, and environments.<br />

In: 2012 IEEE International Conference on Robotics and<br />

Automation (ICRA), S. 1284-1289. IEEE 2012<br />

[24] DIN 8580: Fertigungsverfahren - Begriffe, Einteilung, 2003<br />

[25] VDI/VDE 3682: Formalisierte Prozessbeschreibungen, 2005<br />

[26] Jäger, T., Christiansen, L., Strube, M., Fay, A.: Durchgängiges<br />

Engineering von der Anforderungserhebung bis<br />

zur Anlagenstrukturbeschreibung. at - Automatisierungstechnik<br />

61(2), S. 92-101, 2013<br />

[27] Allen, J. F.: Maintaining knowledge about temporal intervals.<br />

Communications of the ACM 26(11), S. 832-843, 1983.<br />

[28] Ramadge, P. J., Wonham, W. M.: Supervisory Control of a<br />

Class of Discrete Event Processes. SIAM Journal on Control<br />

and Opt<strong>im</strong>ization 25(1), S. 206-230, 1987<br />

[29] Reiter, R.: Knowledge in action: logical foundations for<br />

specifying and <strong>im</strong>plementing dynamical systems. MIT 2001<br />

[30] Fox, M., Long, D.: PDDL2. 1: An Extension to PDDL for<br />

Expressing Temporal Planning Domains. Journal of Artificial<br />

Intelligence Research (JAIR) 20, S. 61-124, 2003<br />

[31] Benton, J., Coles, A. J., Coles, A.: Temporal Planning with Preferences<br />

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Automated Planning and Scheduling (ICAPS), S. 2-10. AAAI 2012<br />

[32] Weser, M., Zhang, J.: Autonomous planning for mobile<br />

manipulation services based on multi-level robot skills.<br />

In: 2009 IEEE/RSJ International Conference on Intelligent<br />

Robots and Systems (IROS’09), S. 1999-2004. IEEE 2009<br />

[33] USB Implementers Forum: Universal Serial Bus 3.0<br />

Specification, 2008. http://www.usb.org/developers/docs<br />

[34] IEC/TR 62541-1: OPC Unified Architecture - Part 1: Overview<br />

and Concepts, 2010.<br />

Dr.-Ing. MIRIAM SCHLEIPEN<br />

(geb. 1983) arbeitet seit 2005 am<br />

Fraunhofer IOSB. Sie leitet die<br />

Gruppe Leitsysteme und Anlagenmodellierung.<br />

Ihr Hauptinteresse gilt<br />

der Adaptivität und Interoperabilität<br />

von Komponenten und Systemen in<br />

Produktionsanlagen speziell für die<br />

MES-Ebene.<br />

Fraunhofer IOSB,<br />

Fraunhoferstr.1, D-76131 Karlsruhe,<br />

Tel. +49 (0) 721 6 09 13 82,<br />

E-Mail: miriam.schleipen@iosb.fraunhofer.de<br />

Prof. Dr.-Ing. JÜRGEN BEYERER<br />

(geb. 1961) ist Inhaber des 2004<br />

eingerichteten Lehrstuhls für Interaktive<br />

Echtzeitsysteme an der Fakultät<br />

für Informatik des Karlsruher Instituts<br />

für Technologie (KIT). Gleichzeitig<br />

ist er Leiter des Fraunhofer-Instituts<br />

für Optronik, Systemtechnik und<br />

Bildauswertung (IOSB) in Karlsruhe.<br />

Prof. Beyerer studierte Elektrotechnik an der Universität<br />

Karlsruhe und promovierte 1994 am Institut für Messund<br />

Regelungstechnik (MRT). Anschließend baute er eine<br />

Forschungsgruppe zum Thema Automatische Sichtprüfung<br />

und Bildverar beitung am gleichen Institut auf. 1999<br />

habilitierte er sich für das Fach Messtechnik. Von 1999<br />

bis 2004 leitete er das Mannhe<strong>im</strong>er Mittelstands-Unternehmen<br />

Hottinger Systems GmbH (heute: inspectomation<br />

GmbH) und war stellvertretender Geschäftsführer des<br />

Schwester unternehmens Hottinger Maschinenbau GmbH.<br />

Fraunhofer IOSB,<br />

Fraunhoferstr.1, D-76131 Karlsruhe,<br />

E-Mail: juergen.beyerer@iosb.fraunhofer.de<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013<br />

49


HAUPTBEITRAG<br />

Plug-and-produce von<br />

Feldbuskomponenten<br />

Allgemeines Framework dargestellt am Beispiel Profinet IO<br />

Basierend auf dem herstellerneutralen und einheitlichen Feldbuszugang UniFeBu wurde<br />

von den Verfassern ein Framework entwickelt, um Ethernet-basierte Feldbusse plug-andproduce-fähig<br />

zu machen. Im Beitrag wird beschrieben, wie ein Erkundungsagent den<br />

Feldbus scannt und eine Basiskonfiguration vorn<strong>im</strong>mt, sodass eine einfache Kommunikation<br />

mit dem neuen Feldgerät ermöglicht wird. Mit Hilfe eines Dienstesystems auf dem<br />

Feldgerät und dem Controller wird anschließend die Echtzeitkommunikation eingerichtet.<br />

Die Funktion wird anhand einer prototypischen Umsetzung für Profinet IO gezeigt.<br />

SCHLAGWÖRTER UniFeBu / Profinet IO / Dienste / Plug-and-produce / Agent<br />

Plug and Produce with Fieldbus Components –<br />

A Common Framework Presented for the Example of Profinet IO<br />

A plug and produce capable framework has been designed based on UniFeBu, a manufacturer-neutral<br />

and uniform fieldbus access. An exploration agent scans the fieldbus and<br />

performs a basic configuration, offering s<strong>im</strong>ple communication with the new field device.<br />

A service system is then used to establish the real-t<strong>im</strong>e communication with the field<br />

device. The functionality is demonstrated with the help of a prototype <strong>im</strong>plementation<br />

for Profinet IO.<br />

KEYWORDS UniFeBu / Profinet IO / services / plug and produce<br />

50<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013


KAI KRÜNING, ULRICH EPPLE, RWTH Aachen University<br />

S<br />

tetig kürzer werdende Zeiten für die Inbetriebnahme<br />

und der Wunsch nach flexiblen Anlagen<br />

erfordern einfache und automatisierte Lösungen<br />

für das Hinzufügen und Entfernen von Geräten<br />

und Modulen zur Anlage. Zu diesem Zweck<br />

wurde analog zum Plug-and-play-Begriff in der Computertechnik<br />

der Begriff Plug-and-produce (PnP) für die<br />

Fertigungsindustrie geprägt [1]. Auch in der Prozessindustrie<br />

werden modulare und flexible Ansätze für die<br />

Anlagenplanung intensiv verfolgt [2], um die Engineeringkosten<br />

zu senken und die Zeit bis zur Inbetriebnahme zu<br />

verkürzen. Um diese Ziele zu erreichen, muss <strong>im</strong> Bereich<br />

der industriellen Kommunikation, insbesondere <strong>im</strong> Feldbusbereich,<br />

PnP unterstützt werden [3]. Im Beitrag wird<br />

daher ein Framework für einen PnP-Ansatz auf Feldbusebene<br />

vorgestellt. Anders als in [2] beschrieben wird keine<br />

Life-Cycle-Betrachtung oder eine Bewertung auf<br />

Modulebene vorgenommen. Vielmehr ist das vorgestellte<br />

Framework als Beispiel für die Grundlagen zu verstehen,<br />

diese weitergehenden Betrachtungen anzustellen.<br />

Der universelle Feldbuskanal UniFeBu [4] ist ein einheitlicher<br />

und herstellerneutraler Zugang zum Datenhaushalt<br />

in Feldbusinstallationen. Wie bereits an anderer<br />

Stelle gezeigt wurde, eignet sich UniFeBu besonders für<br />

flexible, modulare Anlagenkonzepte [5]. Aus diesem<br />

Grund erläutern die Autoren zunächst einige Grundlagen<br />

von UniFeBu. Danach werden die Anforderungen an eine<br />

PnP-Funktionalität für ein Realt<strong>im</strong>e Ethernet untersucht.<br />

1. UNIFEBU<br />

Mit UniFeBu wurde ein Framework geschaffen, das in der<br />

Lage ist, von verschiedenen Feldbussen und herstellerspezifischen<br />

Programmierschnittstellen zu abstrahieren und den<br />

Datenhaushalt der Feldbusse über eine einheitliche, feldbusund<br />

herstellerunabhängige Schnittstelle zur Verfügung zu<br />

stellen. UniFeBu ist kein eigenständiges Netzwerkprotokoll,<br />

sondern nutzt die von den Herstellern vorgesehenen Funktionalitäten.<br />

UniFeBu ist eine reine Softwarelösung und am<br />

ehesten mit einer Middleware wie PAPAS [6] zu vergleichen.<br />

Anpassungen an den Feldgeräten oder an Kommunikationshardware<br />

müssen nicht vorgenommen werden.<br />

1.1 Rollen am Feldbus<br />

UniFeBu kann verschiedene Rollen am Feldbus einnehmen.<br />

Die Rollen sind dabei vergleichbar mit den Fieldbus<br />

Application Layer User (FAL user) der IEC 61158-1 [7]. Es<br />

wurden folgende Rollen identifiziert, in denen sich Uni-<br />

FeBu einsetzen lässt (siehe Bild 1):<br />

Die Rolle I beschreibt dabei UniFeBu als führenden<br />

Teilnehmer am Bus. Typische Aufgaben des führenden<br />

Teilnehmers sind der zyklische IO-Datenaustausch<br />

und das Auslesen von Diagnosen der Feldgeräte.<br />

Bei Profinet IO entspricht der IO Controller dem<br />

führenden Teilnehmer [8].<br />

UniFeBu als passiver Teilnehmer ist in Rolle II dargestellt.<br />

Dieser Teilnehmer kann zusätzliche Konfigurationsdaten<br />

übertragen und sammelt Diagnosedaten.<br />

Ein Beispiel für einen passiven Teilnehmer<br />

ist der IO Supervisor von Profinet IO [8].<br />

In der Rolle III wird UniFeBu als Feldgeräteemulation<br />

eingesetzt und ermöglicht so zum Beispiel, S<strong>im</strong>ulatoren<br />

mit direkter Feldbuskommunikation zu<br />

erstellen. Die Emulation tauscht zyklisch die IO-<br />

Daten mit dem führenden Teilnehmer aus und stellt<br />

diesem beispielsweise Diagnosedaten zur Verfügung.<br />

Bei Profinet IO verhält sich die Emulation gegenüber<br />

einem IO Controller wie ein IO Device [8].<br />

Durch diese Vielgestaltigkeit, bei gleichzeitig einheitlichem<br />

Anwenderinterface, ist UniFeBu sehr flexibel einsetzbar.<br />

1.2 Ebenenmodell<br />

Kernidee von UniFeBu ist die Abstraktion des realen Feldbusses<br />

durch die Verwendung eines Schichtenmodells ähn-<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013<br />

51


HAUPTBEITRAG<br />

lich dem ISO/OSI Modell der Kommunikation [9], siehe Bild<br />

2. Das Modell unterscheidet dabei zwischen drei Ebenen:<br />

Die unterste Ebene bildet die Hardwareabstraktionsschicht<br />

mit dem Card Controller (CC). Diese Schicht<br />

abstrahiert von der verwendeten Schnittstellenkarte.<br />

Der jeweilige CC übersetzt dabei die Funktionen<br />

der Programmierschnittstelle der Karte in eine<br />

busabhängige, aber herstellerneutrale Schnittstelle.<br />

In der Mitte befindet sich die Feldbusabstraktionsschicht.<br />

Der zentrale Bus Controller (BC) greift auf<br />

den CC der unterlagerten Schicht zu und organisiert<br />

die Feldbuskommunikation. Ferner wird in dieser<br />

Schicht ein allgemeines Feldbusmodell genutzt, um<br />

die Feldbusstruktur abzubilden. Damit und mit einem<br />

allgemeinen Gerätemodell werden die am Feldbus<br />

hängenden Geräte als eigene Objektstrukturen<br />

abgebildet (G0, G1). In den Objektstrukturen sind<br />

bereits die Gerätedaten, zum Beispiel aus der GSD,<br />

enthalten. Die Verwendung generischer Modelle in<br />

dieser Schicht erlaubt es, einen feldbusneutralen Zugang<br />

zum Datenhaushalt der Feldgeräte herzustellen.<br />

Die Anwendungsdiensteschicht stellt dem Anwender<br />

einfache Get-/Set-Methoden für den Zugriff auf den<br />

Feldbus bereit. Der Anwender benötigt somit für den<br />

Zugriff auf den Datenhaushalt keine Information über<br />

die Art oder Struktur des verwendeten Feldbusses.<br />

Wie Bild 2 zeigt, ist die Möglichkeit der automatischen<br />

Erstellung des Feldbusabbildes integraler Bestandteil<br />

von UniFeBu. Statt den weiterhin zur Verfügung stehenden,<br />

manuellen Konfigurationsfunktionen wird ein Erkundungsagent<br />

eingesetzt. Dieser technische Agent <strong>im</strong><br />

Sinne der VDI/VDE 2653 [10] kann den Feldbus erkunden<br />

und das UniFeBu-Feldbusmodell erstellen.<br />

Die in der Feldbusabstraktionsschicht genutzten Modelle<br />

werden in [4] beschrieben. Das Gerätemodell ist dabei<br />

eine Abstraktion der Gerätemodelle der einzelnen Feldbusse.<br />

Die Abbildung einiger Feldbus-Gerätemodelle (zum<br />

Beispiel Profinet IO, Foundation Fieldbus) auf das UniFeBu<br />

Gerätemodell wird ebenfalls in [4] gezeigt. Das Gerätemodell<br />

der IEC 61804 [11] kann abgebildet werden [5].<br />

Eine alternative Möglichkeit, die Geräte abzubilden,<br />

scheint mit dem OPC-UA-Informationsmodell OPC UA<br />

for Devices (OPC UA DI) gegeben, das in FDI [12] Verwendung<br />

findet. Da eine Nutzung von UniFeBu mit FDI möglich<br />

ist [5] und die UniFeBu Modelle frei verfügbar sind,<br />

wurde UniFeBu für die Implementierung genutzt.<br />

2. FELDBUS MIT PNP-FUNKTIONALITÄT<br />

Um <strong>im</strong> Unternehmensumfeld einheitliche Netzwerktechnologien<br />

einsetzen zu können, werden vermehrt<br />

Feldbusse auf Ethernetbasis verwendet. Sie erlauben<br />

hohe Datenübertragungsraten und durch die Nutzung<br />

von TCP/IP, gegebenenfalls zusätzlich zum Echtzeitdaten<br />

austausch, erweiterte Möglichkeiten für die vertikale<br />

Integration [13].<br />

Ethernet-basierte Feldbusse (zum Beispiel Modbus<br />

TCP, Ethercat, Profinet IO) eignen sich durch die Fähigkeit,<br />

parallel zu den Echtzeitdaten auch TCP/IP Daten zu<br />

transportieren, besonders gut für einen PnP-Ansatz, da<br />

sich Konfigurationsdaten ohne etablierte Echtzeitkommunikation<br />

einfach übermitteln lassen. Für entsprechende<br />

Ethernet-basierte Feldbusse wurden in [14] fünf<br />

Schritte für eine PnP-Integration eines neuen Gerätes in<br />

eine Feldbusinstallation definiert:<br />

Schritt 1: Physische Verbindung<br />

Das neue Gerät wird physikalisch mit dem Feldbus<br />

verbunden und es werden gegebenenfalls alle notwendigen<br />

Einstellungen am Gerät vorgenommen, sodass<br />

die folgenden Schritte automatisiert durchgeführt werden<br />

können.<br />

Schritt 2: Erkundung<br />

Der Feldbus wird erkundet, damit das neue Gerät gefunden<br />

werden kann. Die Existenz des Geräts ist nun<br />

dem führenden Teilnehmer bekannt und das Gerät<br />

kann in den Feldbus integriert werden.<br />

Schritt 3: Basiskommunikation<br />

Es wird eine Basiskommunikation, zum Beispiel über<br />

TCP/IP, mit dem neuen Gerät etabliert. Für diese Basiskommunikation<br />

wird keine Echtzeitfähigkeit benötigt.<br />

Schritt 4: Fähigkeitsbewertung<br />

Die Basiskommunikation aus Schritt 3 wird genutzt,<br />

um die notwendigen Daten vom neuen Gerät abzufragen.<br />

Unter den notwendigen Daten werden dabei vor<br />

allem Funktionen und Anforderungen des Geräts verstanden.<br />

Schritt 5: Konfiguration<br />

Die Daten aus Schritt 4 werden für die Integration des<br />

neuen Geräts in den Feldbus genutzt.<br />

Nachdem alle fünf Schritte durchlaufen wurden, ist das<br />

neue Gerät betriebsbereit.<br />

3. VORSTELLUNG DES FRAMEWORKS<br />

Im Folgenden wird gezeigt, wie mit UniFeBu ein Framework<br />

für PnP-Komponenten aufgebaut werden kann. Dazu<br />

wird zunächst das Dienstesystem für die Konfigurationsabfrage<br />

der Geräte beschrieben. Danach wird der Aufbau<br />

des Erkundungsagenten aus Bild 2 näher erläutert.<br />

Schließlich wird dargelegt, welche Aufgaben diese Werkzeuge<br />

in dem in Abschnitt 2 vorgestellten fünf Schritten<br />

einnehmen. Für die prototypische Implementierung wurde<br />

Profinet IO als Ethernet-basierter Feldbus ausgewählt.<br />

3.1 Dienstesystem<br />

Für eine PnP-Funktionalität muss das Feldgerät in der<br />

Lage sein, über sich selbst Auskunft zu geben, sodass es<br />

automatisch in den Feldbus integriert werden kann. Dieser<br />

Auskunftsmechanismus muss selbsterklärend und<br />

flexibel erweiterbar sein, damit sich zusätzliche Anforderungen<br />

von neuen Geräten ohne Änderungen der<br />

Schnittstelle hinzufügen lassen.<br />

Eine Implementierungsmöglichkeit für diesen Auskunftsmechanismus<br />

ist OPC UA [15]. Die Verfasser von [3]<br />

nutzen zum Beispiel einen OPC UA Server auf einem Profinet<br />

IO Device, um das Feldgerät mit der Fähigkeit zur<br />

Selbstauskunft zu versehen. Ein separater OPC UA Discovery<br />

Server erkundet die neuen Geräte und stellt die erkundeten<br />

Daten dem IO Controller zur Verfügung. Der IO<br />

Controller selbst agiert dazu als OPC UA Client. Obwohl<br />

IO Controller und Discovery Server eigenständig sind,<br />

können sie auf derselben Maschine <strong>im</strong>plementiert werden.<br />

52<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013


BILD 1: Rollen am<br />

Feldbus (nach [4])<br />

BILD 2: UniFeBu Schichtenmodell (aus [4])<br />

Am Lehrstuhl für Prozessleittechnik der RWTH Aachen<br />

University wurde ein Dienstesystem entwickelt [16] und<br />

<strong>im</strong>plementiert [17], das eine integrierte Implementierung<br />

in den führenden Teilnehmer erlaubt. Da kein zusätzlicher<br />

Server für die Erkundung benötigt wird, wurde es<br />

für das vorgestellte Framework genutzt. Das System unterscheidet<br />

zwischen zwei Rollen, dem Service Provider,<br />

der die Dienste (Services) bereitstellt und dem Service<br />

Requester, der den Dienst nutzt. Für den Service Requester<br />

ist es dabei unwesentlich, wie ein Dienst umgesetzt<br />

wurde, einzig die Schnittstelle beziehungsweise die<br />

Dienstbeschreibung ist relevant. Ein Dienst enthält dabei<br />

Operationen, die die Funktionen des Dienstes umsetzen.<br />

Damit einfach weitere Dienste oder Operationen ergänzt<br />

werden können, wird in dem beschriebenen System<br />

für jeden Service Provider ein Exploration Service<br />

vorausgesetzt. Der Exploration Service hat die Aufgabe,<br />

Dienste und Operationen des jeweiligen Service Providers<br />

auszulesen und die Dienstbeschreibungen der vorhandenen<br />

Dienste zugänglich zu machen. Er stellt den<br />

geforderten Auskunftsmechanismus bereit.<br />

Bild 3 zeigt die genutzte Servicearchitektur und die<br />

Möglichkeit, Dienstzugriffe außerhalb der eigentlichen<br />

Feldbusteilnehmer zu realisieren. Der Service Provider<br />

ist auf dem Feldgerät installiert und stellt einen Dienst<br />

bereit, der eine Abfrage der Konfiguration des Feldgerätes<br />

erlaubt bei Profinet IO IO Device genannt. Wichtige Operationen<br />

dieses PnP-Service sind:<br />

GetDeviceData: Gibt wichtige Informationen über<br />

das Feldgerät zurück, die sonst in der zugehörigen<br />

Konfigurationsdatei (zum Beispiel GSD) zu finden<br />

sind. Diese Daten umfassen unter anderem Gerätetyp,<br />

Hersteller und Bestellnummer und dienen zur<br />

eindeutigen Identifikation des IO Devices. Sie entsprechen<br />

somit einer Teilmenge der Identificationand-Maintenance-Daten<br />

(I&M) [8]. Aufgrund dieser<br />

Daten können in UniFeBu die notwendigen Objekte<br />

instanziiert werden.<br />

GetModuleList: Gibt bei einem modularen Gerät die<br />

Liste der installierten Module zurück. Als Rückgabewert<br />

werden die Modul-Identitäten in Installationsreihenfolge<br />

gegeben. Mehrfach installierte Module<br />

werden entsprechend mehrfach zurückgegeben.<br />

So lassen sich die Module in UniFeBu abbilden.<br />

Für die Profinet IO-Implementierung werden aus Kompatibilitätsgründen<br />

zwei weitere Operationen genutzt,<br />

die die GSD-Daten als GSD-Datei zurückgeben. Diese<br />

Operationen können mit einem externen Service Requester<br />

abgefragt und die GSD-Dateien in nicht PnP-fähigen<br />

Tools genutzt werden.<br />

Get_GSD_Device: Gibt die GSD-Datei für genau das<br />

verwendete Gerät zurück. Es sind ausschließlich die<br />

Hardwarebeschreibungen für die vorhandene Gerätekonfiguration<br />

in der Datei enthalten, da die Daten aus<br />

dem Gerät selbst ausgelesen werden. Es wird keine<br />

fertige Datei auf dem Gerät gespeichert, sondern die<br />

Datei wird be<strong>im</strong> Dienstaufruf zur Laufzeit erzeugt. Der<br />

Inhalt dieser Datei muss für das betrachtete Gerät und<br />

die betrachteten Module mit der zur Gerätezertifizierung<br />

genutzten GSD-Datei übereinst<strong>im</strong>men.<br />

Get_GSD_Server: Wenn beispielsweise ein modulares<br />

Gerät häufig in unterschiedlichen Konfigurationen<br />

eingesetzt wird, ist eine gerätespezifische Beschreibung<br />

unpraktisch. Dieser Dienst liefert daher<br />

eine URL für die Hersteller-GSD zurück und erlaubt<br />

den Download der Datei aus der Cloud.<br />

Der führende Teilnehmer, bei Profinet IO der IO Controller,<br />

hat über eine zusätzliche Netzwerkverbindung Zugriff auf<br />

Service Provider, die nicht direkt mit dem Feldbus verbunden<br />

sind. So können externe Datenbasen angesprochen wer-<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013<br />

53


HAUPTBEITRAG<br />

BILD 3: Architektur<br />

des Dienstesystems<br />

BILD 4: Aufbau des<br />

Erkundungsagenten<br />

BILD 5: Typische Erkundungssequenz<br />

mit Aufbau des Gerätesystems<br />

den, die über Daten verfügen, die nicht auf dem Feldgerät<br />

gespeichert sind. Genutzt wird dieses Vorgehen, um die vergebenen<br />

Signalnamen den gefundenen Devices zuzuordnen.<br />

Dabei ist es egal, ob diese Namen bereits <strong>im</strong> CAE-Tool festgelegt<br />

wurden, in einer Excel-Tabelle hinterlegt sind oder in<br />

sonstiger Weise gespeichert sind. Der Service Provider muss<br />

befähigt werden, diese Daten abzurufen und dem Device<br />

zuzuordnen. Die Dienstbeschreibung aus Sicht des Service<br />

Requesters ist von der Art der Datenhaltung unabhängig.<br />

3.2 Erkundungsagent<br />

Der Erkundungsagent hat die Aufgabe, den Feldbus zu<br />

überwachen, neue Geräte zu erkennen und diese in den<br />

Feldbus zu integrieren. Der Erkundungsagent benötigt<br />

Wissen über den zu erkundenden Feldbus und ist daher<br />

selber feldbusspezifisch. Der Erkundungsagent selbst<br />

wurde in drei Objekten realisiert, siehe Bild 4:<br />

Das Netzwerk-Objekt<br />

Das Netzwerk-Objekt enthält die technologischen Funktionen<br />

für die Interaktion mit dem Feldbus. Für die Erkundung<br />

bei Profinet IO wird DCP (discovery and basic<br />

configuration protocol) genutzt, da jedes Profinet IO-Gerät<br />

dieses Protokoll unterstützt [8] und auch Nicht-PnP-Geräte<br />

erkannt werden können. Falls ein Gerät erkannt wurde,<br />

liefert ein Feldbus-Scan mit DCP die MAC-Adresse<br />

und den Gerätetyp der gefundenen Geräte zurück, siehe<br />

Bild 5. Sind die Geräte bereits konfiguriert, werden ferner<br />

der Gerätename und die IP-Adresse des Geräts erkannt.<br />

Das Netzwerk-Objekt speichert diese Daten für jedes gefundene<br />

Gerät. Sollte ein einmal gefundenes Gerät nicht<br />

mehr am Feldbus erkannt werden, werden seine Daten<br />

verworfen. Die IP-Adresse und der Gerätename können<br />

vom Netzwerkobjekt gesetzt werden.<br />

Da DCP <strong>im</strong> Nutzbetrieb nicht benötigt wird, sondern<br />

nur der Konfiguration dient, hat das Netzwerk-Objekt<br />

direkten Zugriff auf die Schnittstellenkarte des Feldbusses.<br />

So wird der Card Controller, siehe Bild 2, nicht<br />

mit weiteren Protokollen belastet.<br />

Das UniFeBu-Objekt<br />

Das UniFeBu-Objekt enthält die technologischen Funktionen<br />

für die Interaktion mit UniFeBu und kann<br />

Dienstanfragen anstoßen. Es erstellt das Feldbusmodell<br />

in der Feldbusabstraktionsschicht von UniFeBu und<br />

parametriert die abgebildeten Devices, siehe Bild 5.<br />

Dazu kann es über die Dienste die Gerätedaten vom<br />

Device selbst erfragen und über eine Dienstanfrage an<br />

die externe Datenbasis die Namen der Signale erfahren.<br />

Das PnP-Kontroll-Objekt<br />

In dem PnP-Kontroll-Objekt ist das Verhalten des<br />

Agenten verankert. Es steuert die beiden anderen Objekte<br />

und nutzt gegebenenfalls deren Daten. Weiterhin<br />

n<strong>im</strong>mt es die Handlungsaufträge vom Nutzer entgegen.<br />

Der Nutzer hat die Möglichkeit festzulegen, ob ein<br />

Feldbusscan durchgeführt wird und ob dies einmal<br />

oder in Intervallen geschieht. Die Pause zwischen den<br />

einzelnen Scans ist einstellbar. Weiterhin kann der<br />

Nutzer das Verhalten beeinflussen indem er vorgibt,<br />

ob automatisch IP-Adressen oder Gerätenamen vergeben<br />

werden sollen. Der automatische Aufbau des Feldbusmodells<br />

kann ebenfalls abgeschaltet werden.<br />

Die IP-Adressvergabe erfolgt aus einem Adress-Pool<br />

heraus, den der Nutzer vorgeben muss. Bei der automatischen<br />

Vergabe wird automatisch überprüft, ob das<br />

Device schon eine IP-Adresse hat oder ob die zu vergebende<br />

Adresse bereits in Benutzung ist.<br />

Die zu vergebenden Gerätenamen werden automatisch aus<br />

dem Gerätetyp und einer laufenden Nummer generiert,<br />

sodass jeder Name nur einmal vergeben wird. Sollte ein<br />

Device bereits einen Namen haben, wird er beibehalten.<br />

54<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013


Der Aufbau des Agenten in einzelne Objekte erlaubt die<br />

direkte Zuordnung von technologischen Funktionen.<br />

Andere Realisierungen technologischer Funktionen sind<br />

daher einfach möglich. Beispielsweise wird häufig vorgeschlagen,<br />

für die Erkennung und Basis-Konfiguration<br />

neuer Devices DHCP anstelle von DCP zu verwenden [3].<br />

Dies ließe sich durch den Austausch des Netzwerk-Objektes<br />

einfach realisieren. Da vorhandene Profinet IO<br />

Devices häufig kein DHCP beherrschen, wurde auf diese<br />

Lösung verzichtet.<br />

Ein fehlerhaftes Verhalten eines IO Devices wird vom<br />

Erkundungsagenten nicht detektiert. Ist ein IO Device<br />

einmal gefunden und in UniFeBu als Objektmodell hinterlegt,<br />

obliegt es den feldbusinternen Diagnosen, Fehler<br />

zu erkennen. Da es für den Erkundungsagenten nicht<br />

transparent ist, ob ein IO Device absichtlich vom Feldbus<br />

getrennt wurde oder ein Fehler vorliegt, wird das Objektmodell<br />

nicht automatisch gelöscht.<br />

3.3 Integration in UniFeBu<br />

Der vorgestellte Erkundungsagent und das Dienstesystem<br />

sind in das vorhandene UniFeBu integriert und für Profinet<br />

IO prototypisch umgesetzt worden. Dabei wurde<br />

ausgenutzt, dass UniFeBu als Controller und als Geräteemulation<br />

am Feldbus eingesetzt werden kann. Der<br />

Erkundungsagent und der Service Requester sind dabei<br />

in den Controller integriert, der Service Provider für die<br />

Feldgeräteerkundung in dem Device. Das so erstellte<br />

PnP-fähige Device lässt sich nun mit dem jetzt ebenfalls<br />

PnP-fähigen Controller mit dem 5-Schritte-Modell über<br />

PnP in den Feldbus integrieren:<br />

Schritt 1: Physische Verbindung<br />

Das neue Device wird an den Feldbus angeschlossen.<br />

Es sind keine weiteren Konfigurationsschritte erforderlich.<br />

Schritt 2: Erkundung<br />

Der Erkundungsagent scannt das Profinet-IO-Netzwerk.<br />

Dabei speichert das Netzwerk-Objekt MAC-Adresse,<br />

Gerätetyp und falls vorhanden IP-Adresse und<br />

Gerätename zu jedem angeschlossenen Device.<br />

Schritt 3: Basiskommunikation<br />

Das PnP-Kontroll-Objekt greift auf die Gerätedaten des<br />

Netzwerkobjektes zu und überprüft, ob jedes Gerät<br />

eine IP-Adresse und einen Namen hat. Findet es ein<br />

neues Device ohne diese Konfiguration, vergibt das<br />

Kontroll-Objekt automatisch eine IP-Adresse und einen<br />

Namen an das Device. Dazu nutzt es die Fähigkeiten<br />

des Netzwerk-Objektes. Nach dieser Basiskonfiguration<br />

ist das Device fähig, über TCP/IP eine nicht<br />

echtzeitfähige Basiskommunikation aufzubauen.<br />

Schritt 4: Fähigkeitsbewertung<br />

Das PnP-Kontroll-Objekt überprüft nun mit Hilfe des<br />

UniFeBu-Objektes, ob alle gefundenen Devices in dem<br />

Feldbusmodell abgebildet sind. Da das neue Device<br />

noch nicht abgebildet ist, werden über die Basiskommunikation<br />

Dienstaufrufe gestartet, um die Konfiguration<br />

des Devices zu ermitteln. Da die Basiskommunikation<br />

noch keine Profinet-IO-Dienste umfasst, können<br />

die Konfigurationsdaten noch nicht durch Auslesen der<br />

I&M-Daten erlangt werden. Das UniFeBu-Objekt erstellt<br />

mit den ermittelten Daten die Objektstruktur, die das<br />

Device in der Feldbusabstraktionsschicht abbildet.<br />

Schritt 5: Konfiguration<br />

In den in Schritt 4 erstellten Objekten ist bereits die<br />

Basiskonfiguration aus den GSD-Daten enthalten.<br />

Durch einen weiteren Dienstaufruf werden die Namen<br />

der vom IO Device zur Verfügung gestellten Signale<br />

(wie Prozesswerte, Geräterückmeldungen) erkundet<br />

und <strong>im</strong> Feldbusmodell den entsprechenden Kanälen<br />

des Feldgerätes zugewiesen.<br />

Mit diesen Erweiterungen ist UniFeBu in der Lage, neue<br />

Devices am Feldbus zu erkennen, zu konfigurieren und<br />

sie in das Feldbusmodell zu integrieren. Nicht PnP-fähige<br />

Devices werden ebenfalls erkannt und erhalten eine Konfiguration<br />

für die Basiskommunikation. Die Schritte 4<br />

und 5 entfallen in diesem Fall. An die Conformance-Klassen<br />

der Devices werden keine Anforderungen gestellt. Der<br />

Benutzer hat dabei jederzeit die Wahl, ob er keine Feldbusscans<br />

mehr durchführen möchte und welche Konfigurationseinstellungen<br />

(Name, IP-Adresse) automatisch<br />

gesetzt werden. Ein manuelles Setzen der Konfigurationseinstellungen<br />

ist möglich, indem der Nutzer direkt auf<br />

das Netzwerk-Objekt zugreift. Da auch für PnP-fähige<br />

Devices GSD-Dateien zur Verfügung gestellt werden, ist<br />

eine Nutzung mit nicht PnP-fähigen Controllern möglich.<br />

FAZIT UND AUSBLICK<br />

Wie in den anderen angesprochenen Lösungen für PnP<br />

<strong>im</strong> Feldbusbereich, ist bei dem vorgestellten Framework<br />

eine Erweiterung des Feldgerätes um Selbstauskunftsfähigkeiten<br />

nötig. PAPAS [6] ist dabei sehr nahe an der Idee<br />

der modularen Anlage, wie sie die Namur vertritt [2]. Für<br />

die betrachteten, über Ethercat verbundenen Roboter,<br />

bietet PAPAS eine PnP-Lösung an, die die funktionalen<br />

Aspekte berücksichtigt.<br />

Das Anwendungsbeispiel der Lösungen in [14] bezieht<br />

sich ebenfalls auf Roboter, verfolgt allerdings einen mehr<br />

auf die Feldbuskommunikation (hier: EPL) ausgerichteten<br />

Ansatz. Für die Realisierung der PnP-Funktionalität<br />

sind in diesem Fall entweder ein genau definierter Zustand<br />

des Feldgerätes oder ein zusätzlicher Konfigurationsmanager<br />

erforderlich.<br />

Diese zusätzliche Serverfunktionalität außerhalb der<br />

eigentlichen Feldbusteilnehmer nutzt auch [3]. Hier wird<br />

ein OPC UA Discovery Server eingesetzt, um die Datenabfrage<br />

von den Feldgeräten zu realisieren. Die IP-Adressvergabe<br />

für Profinet IO erfolgt mittels DHCP und<br />

benötigt ebenfalls einen zusätzlichen Server.<br />

Das <strong>im</strong> Beitrag vorgestellte Framework integriert die<br />

notwendigen Ergänzungen in die Feldbusteilnehmer,<br />

sodass keine zusätzliche Soft- oder Hardware benötigt<br />

wird. Der IO Controller wird um einen integrierten Erkundungsagenten<br />

und einen, ebenfalls integrierten, Service<br />

Requester ergänzt. Da der Feldbus-Protokollstack<br />

nicht verändert wird und für die Erkundungsaufgabe<br />

das bei Profinet IO verpflichtend vorhandene DCP genutzt<br />

wird, können auch vorhandene, nicht PnP-fähige<br />

IO Devices genutzt werden. Die Performance der Feldbuskommunikation<br />

wird ebenfalls nicht beeinflusst. Die<br />

vorgenommene Erweiterung gegenüber realen IO Devices<br />

betrifft einzig den ergänzten Serviceprovider mit den<br />

abzurufenden Daten. Die Realisierung erfolgt mit dem<br />

am Lehrstuhl für Prozessleittechnik entwickelten Uni-<br />

FeBu und dem Dienstesystem. Die hinter der PnP-Funk-<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013<br />

55


HAUPTBEITRAG<br />

AUTOREN<br />

tionalität liegende Struktur ist technologieneutral. Eine<br />

Umsetzung mit anderen Mitteln, zum Beispiel OPC UA,<br />

ist ebenfalls möglich.<br />

Das erstellte Framework bietet für die Zukunft eine<br />

solide Basis, auf der weitere Fragestellungen behandelt<br />

werden können. So bietet Profinet IO Funktionen und<br />

Modi, zum Beispiel IRT und Redundanz, die bei der vorgestellten<br />

Implementierung nicht berücksichtigt wurden.<br />

Hier müssen dann die Profinet-IO-Conformance-<br />

Klassen beachtet werden.<br />

Durch die Nutzung von TCP/IP für die eigentliche PnP-<br />

Funktionalität, bietet das Framework die Möglichkeit,<br />

weitere Ethernet-basierte Feldbusse Plug-and-producefähig<br />

zu gestalten. Auch die Nutzung des Frameworks<br />

als Feldbusanbindung für einen FDI Communication<br />

Server [15] kann untersucht werden.<br />

Das vorgestellte Dienstesystem bietet viel Potenzial für<br />

weitere Fortschritte <strong>im</strong> Bereich Plug-and-produce. Es<br />

gestattet durch die Selbstbeschreibung der <strong>im</strong>plementierten<br />

Dienste und den als verpflichtend vorausgesetzten<br />

Selbsterkundungsdienst einfache Möglichkeiten der<br />

flexiblen Erweiterung ohne Änderung der Schnittstellen.<br />

Eine vorstellbare Erweiterung ist beispielsweise die automatische<br />

Zuweisung von Namen, die der Nutzer selber<br />

festgelegt hat, zu den gefundenen Geräten aus einer externen<br />

Datenbasis heraus.<br />

MANUSKRIPTEINGANG<br />

16.09.2013<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Dipl.-Ing. KAI KRÜNING (geb. 1979) ist seit<br />

2008 wissenschaftlicher Mit arbeiter am<br />

Lehrstuhl für Prozessleittechnik/RWTH<br />

Aachen. Hauptarbeits gebiete: Universeller<br />

Feldbuszugang UniFeBu, Aufbau und<br />

Automatisierung eines Reformer-Brennstoffzellensystems.<br />

RWTH Aachen University,<br />

Lehrstuhl für Prozessleittechnik, Turmstraße 46, D-52064 Aachen,<br />

Tel. +49 (0) 241 809 76 19, E-Mail: kai.kruening@plt.rwth-aachen.de<br />

Prof. Dr.-Ing. ULRICH EPPLE (geb. 1953) war 1979<br />

bis 1985 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am<br />

Institut für Systemdynamik und Regelungstechnik<br />

Universität Stuttgart, 1985 bis 1990 Mitarbeiter<br />

<strong>im</strong> Ressort Prozessleittechnik in der Bayer<br />

AG, 1991 bis 1995 Geschäftsführer der Gesellschaft<br />

für Prozesstechnik GmbH, und leitet seit<br />

1995 den Lehrstuhl für Prozessleittechnik,<br />

RWTH Aachen. Hauptarbeitsgebiete: Modellbildung<br />

in der Leittechnik, formale Beschreibungsmethoden, Anwendung<br />

modellgetriebener Verfahren in der Prozessautomatisierung.<br />

Assistenzsysteme zur Unterstützung von Ingenieurprozessen.<br />

RWTH Aachen University,<br />

Lehrstuhl für Prozessleittechnik, Turmstraße 46, D-52064 Aachen,<br />

Tel. +49 (0) 241 809 43 39, E-Mail: u.epple@plt.rwth-aachen.de<br />

REFERENZEN<br />

[1] Arai T., Aiyama Y., Maeda Y., Sugi M., Ota J.: Agile<br />

Assembly System by „Plug and Produce“.CIRP<br />

Annals - Manufacturing Technology 49, S.1-4, 2000<br />

[2] Obst, M., Holm, T., Bleuel, S., Claussnitzer, U., Evertz,<br />

L., Jäger, T., Nekolla, T., Pech, S., Schmitz, S., Urbas,<br />

L.:Automatisierung <strong>im</strong> Life Cycle modularer Anlagen:<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> -Automatisierungstechnische Praxis<br />

55(1-2), S. 24-S31, 2013<br />

[3] Dürkop, L., Imtiaz, H., Wisniewski, L., Jasperneite, J,:<br />

Using OPC-UA for the Autoconfiguration of Real-t<strong>im</strong>e<br />

Ethernet Systems. In: Proc. INDIN 2013, S. 248-253,<br />

2013 ISBN: 978-1-4799-0751-9<br />

[4] Krüning, K, Epple, U.: Abschlussbericht des AiF-<br />

Forschungsvorhabens 15063N/1 „UniFeBu“, 2009.<br />

http://www.plt.rwth-aachen.de/unifebu<br />

[5] Krüning, K., Epple, U.: UniFeBu 2.0-Einheitliche<br />

Lösung für Feldbuszugang und FDI Geräteintegration.<br />

In: Tagungsband Automation 2013, S. 197-200.<br />

VDI 2013<br />

[6] Plank, G., Reintsma, D., Grunwald, G., Otter, M.,<br />

Kurze, M., Löhnuing, M. Reiner, M., Z<strong>im</strong>mermann, U.,<br />

Schreiber, G., Weiss, M., Bischoff, R., Fellhauer, B.,<br />

Nitheis, T., Barklage, T.: PAPAS – Plug and Play<br />

Antriebs- und Steuerungskonzepte für die Produktion<br />

von Morgen. Abschlussbericht BMBF Verbundprojekt<br />

PAPAS, 2006<br />

[7] IEC 61158-1: Industrial communication networks<br />

- Fieldbus specifications - Part 1: Overview and<br />

guidance for the IEC 61158 and IEC 61784 series, 2012.<br />

[8] IEC 61158-5-10: Industrial communication networks<br />

- Fieldbus specifications - Part 5-10: Application layer<br />

service definition - Type 10 elements, 2012.<br />

[9] Z<strong>im</strong>mermann, H.: http://citeseerx.ist.psu.edu/viewdoc/<br />

download?doi=10.1.1.136.9497&rep=rep1&type=pdf<br />

OSI Reference Model—The ISO Model of Architecture<br />

for Open Systems Interconnection. IEEE Transactions<br />

on Communications 28(4), S 425 –S 432, April 1980<br />

[10] VDI/VDE 2653-1: Agentensysteme in der Automatisierungstechnik,<br />

Grundlagen. Juni 2010.<br />

[11] IEC. 61804-3: Function Blocks (FB) for process control<br />

- Part 3: Electronic Device Description Language<br />

(EDDL) . 2010.<br />

[12] IEC 62769-5: Field device integration (FDI) - Part 5:<br />

FDI Information Model, Juni 2012.<br />

[13] Enste, U., Müller, J.: Datenkommunikation in der<br />

Prozessindustrie. Oldenbourg Industrieverlag 2007<br />

[14] Reinhart, G., Krug, S., Hüttner, S., Mari, Z., Riedelbauch,<br />

M. Schlögel, M.: Automatic Configuration<br />

(Plug & Produce) of Industrial Ethernet Networks.<br />

In: Proc. INDUSCON, S. 1.6 IEEE/IAS 2010.<br />

ISBN: 978-1-4244-8010-4<br />

[15] IEC 62769-1: Field device integration (FDI) - Part 1:<br />

Overwiew, Juni 2012.<br />

[16] Evertz, L., Epple, U.: Laying a Basis for Service<br />

Systems in Process Control. In: Proc. ETFA2013, [CD].<br />

IEEE 2013<br />

[17] Hansen, C.: Integration von dienstorientierter<br />

Interaktion in der operativen Prozessführung.<br />

Bachelorarbeit am Lehrstuhl für Prozessleittechnik.<br />

RWTH Aachen 2013<br />

56<br />

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11 / 2013


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HAUPTBEITRAG<br />

Geräteintegration und<br />

-management<br />

Teil 2: Integriertes Engineering mit S<strong>im</strong>atic PDM und FDI<br />

Teil 2 des Beitrags zeigt am Beispiel des um FDI-Funktionalität erweiterten Produkts S<strong>im</strong>atic<br />

PDM auf, wie Gerätemanagementaufgaben mit FDI gelöst werden. Dazu werden<br />

zunächst Aufgaben des Gerätemanagements in den Anlagenlebenszyklus eingeordnet und<br />

Anforderungen abgeleitet. An zwei Praxisbeispielen, der Erstinbetriebnahme eines Feldgeräts<br />

und des Feldgerätetauschs, werden die notwendigen Arbeitsschritte dargestellt und<br />

Bezüge zu den für die Anwender aufgrund der Integration weitgehenden unsichtbaren<br />

Komponenten des FDI Device Package.hergestellt.<br />

SCHLAGWÖRTER Geräteintegration / Gerätemanagement / EDDL / FDT / FDI<br />

Device Management and Integration –<br />

Part 2: Integrated Engineering with S<strong>im</strong>atic PDM and FDI<br />

Part 2 of the paper uses a prototype extension of S<strong>im</strong>atic PDM to show how FDI can be<br />

used for device management. The key tasks are arranged in the plant life cycle and requirements<br />

derived. The necessary steps are shown for two practical examples, commissioning<br />

a field device and exchanging field devices. The links to the components of the FDI<br />

device package are clarified.<br />

KEYWORDS device integration / device management / EDDL / FDT / FDI<br />

58<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013


HOLGER RACHUT, STEFAN RUNDE, ALBERT JUSTUS, JÜRGEN FICKER, RONALD LANGE,<br />

KARSTEN SCHNEIDER, HERMANN RICHTER, Siemens<br />

Aufbauend auf Teil 1 des Beitrags werden zunächst<br />

Grundlagen des Gerätemanagements<br />

und entsprechende Aufgaben <strong>im</strong> Anlagenlebenszyklus<br />

skizziert. Der Schwerpunkt liegt auf<br />

der Darstellung des in der Produktentwicklung<br />

um FDI erweiterten Stand des Gerätemanagementwerkzeugs<br />

S<strong>im</strong>atic PDM, der auf der Namur-Hauptsitzung (7.-8.<br />

November 2013 in Bad Neuenahr) [11] gezeigt wird: Erstinbetriebnahme<br />

eines Feldgerätes und Feldgerätetausch<br />

unter Verwendung des um FDI erweiterten S<strong>im</strong>atic PDM<br />

Demonstrators.<br />

1. GERÄTEMANAGEMENT<br />

Mit einem Gerätemanagementwerkzeug müssen sich verschiedene<br />

Engineering-Aufgaben bei der Verwaltung von<br />

Feldgeräten lösen lassen. Basis sind die Empfehlungen<br />

der Namur zur Integration von Feldgeräten in <strong>Automatisierungssystem</strong>e<br />

und Parametrierwerkzeuge. Zu nennen<br />

ist vor allem die Namur-Empfehlung NE 105 „Anforderungen<br />

an die Integration von Feldbusgeräten in Engineering-Tools<br />

für Feldgeräte“ [2]. Diese beschreibt unter<br />

anderem die Anforderungen an die Integration, Inbetriebnahme<br />

und das Gerätemanagement von intelligenten<br />

Feldgeräten in <strong>Automatisierungssystem</strong>en.<br />

Nachfolgend sind typische Engineering-Aufgaben <strong>im</strong><br />

Kontext des Gerätemanagements hinsichtlich eines Anlagenlebenszyklus<br />

dargestellt. Dabei liegt der Fokus<br />

nicht auf einem best<strong>im</strong>mten Anlagenlebenszyklus, wie<br />

beispielsweise den der NA 35 [3], sondern es werden die<br />

grundsätzlich anfallenden Aufgaben beschrieben.<br />

Im Design der Anlage werden die Messstellentypen<br />

definiert, ohne dass die Geräte bereits <strong>im</strong> Detail beschrieben<br />

sind. Hierbei handelt es sich vor allem um die Technologieentscheidung<br />

– beispielsweise welches Messprinzip<br />

(wie magnetisch-induktiv, Ultraschall, Druck) eignet<br />

sich, um einen Durchfluss zu messen. Mit dem Engineering<br />

werden die Messstellen projektiert. Dabei ist das<br />

konkrete Feldgerät <strong>im</strong>mer noch unbekannt, aber die<br />

notwendigen Messspezifikationen (zum Beispiel Min-<br />

Max-Messwerte, Temperaturbereiche) sind vorhanden.<br />

Mit der Installation und Inbetriebsetzung, werden konkrete<br />

Feldgeräte (unter anderem Hersteller und Typ) den<br />

Messstellen zugeordnet und die notwendigen Parameter<br />

eingestellt, sodass die Anlage in Betrieb genommen werden<br />

kann. In der Betriebsphase, auch als Operation bezeichnet,<br />

kommt es vor, dass sich Prozessparameter ändern<br />

und Feldgeräte angepasst werden müssen. Darüber<br />

hinaus müssen die Feldgeräte überwacht werden, um<br />

Änderungen und Fehler frühzeitig zu ermitteln. In der<br />

Phase Instandhaltung, auch Maintenance genannt, fallen<br />

Engineering-Aufgaben an, wie die Aktualisierung einer<br />

Gerätebeschreibung und der Geräteersatz. Durch eine<br />

Aktualisierung werden beispielsweise vorhandene Fehler<br />

behoben. Be<strong>im</strong> Geräteersatz wird ein Feldgerät mit<br />

einem Gerät gleichen Typs und gleicher Version ausgetauscht.<br />

Vorteilhaft ist dabei, dass sich die Projektdaten<br />

nicht ändern und die Gerätebeschreibungsdateien identisch<br />

sind. Wenn eine Modernisierung ansteht, kann es<br />

unter anderem zum Umbau des jeweiligen <strong>Automatisierungssystem</strong>s<br />

kommen, was sich ebenfalls möglicherweise<br />

auf die Feldgeräte auswirkt.<br />

Selbstverständlich können in dieser Phase die zuvor<br />

genannten Aufgaben Aktualisierung einer Gerätebeschreibung<br />

und Geräteersatz anfallen; typisch ist jedoch die<br />

Hochrüstung von Feldgeräten. Die Gründe für eine Hochrüstung<br />

sind zum Beispiel eine erweiterte Überwachung<br />

und Diagnose <strong>im</strong> <strong>Automatisierungssystem</strong> mit den Feldgeräten.<br />

Bei der Hochrüstung handelt es sich um die Erneuerung<br />

eines Gerätes aufgrund einer inkompatiblen,<br />

weil funktionserweiterten Version, zu dem auszutauschenden<br />

Gerät. Diese Hochrüstung lässt sich in zwei Gruppen<br />

unterteilen: Be<strong>im</strong> Austausch von Geräten mit ungleichen<br />

Versionen müssen <strong>im</strong> Vergleich zum einfachen Geräteersatz<br />

zusätzlich die Gerätebeschreibungsdateien ausgetauscht<br />

und die Parameter übertragen werden. Be<strong>im</strong> Austausch<br />

von Geräten unterschiedlichen Typs – gegebenenfalls<br />

das Feldgerät eines anderen Herstellers – ist zusätzlich<br />

die Gerätebeschreibungsdatei auszutauschen.<br />

Weiterhin sind die Parameter, soweit kompatibel, zu übertragen<br />

und bei der Montage entsprechende Änderungen<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013<br />

59


HAUPTBEITRAG<br />

BILD 1: Inbetriebnahme des Profibus PA Gerätes<br />

Sipart PS 2 mit FDI und S<strong>im</strong>atic PDM<br />

BILD 2: Adressierdialog in S<strong>im</strong>atic PDM<br />

BILD 3: Parametrierdialog des prototypischen<br />

S<strong>im</strong>atic PDM bezüglich Sipart PS 2<br />

BILD 4: Tausch eines Profibus PA-Feldgerätes<br />

durchzuführen. Im Rahmen einer Modernisierung muss<br />

die grundsätzliche Erweiterung der Anlage betrachtet werden,<br />

das heißt, das Hinzufügen zusätzlicher Feldgeräte.<br />

Diese Engineering-Aufgaben müssen von einem Parametrierwerkzeug<br />

unterstützt werden. Im Produktportfolio<br />

von Siemens ist dies das Gerätemanagementwerkzeug<br />

S<strong>im</strong>atic PDM [1].<br />

2. FDI-DEMONSTRATOR UND PRAXISBEISPIELE<br />

Siemens zeigt auf der Namur-Hauptversammlung (7. und<br />

8. November 2013) einen unter Berücksichtigung des aktuellen<br />

Status von FDI erweiterten Stand von S<strong>im</strong>atic<br />

PDM. Eine Multi-Vendor-Demonstrationswand verdeutlicht<br />

die Einbindung verschiedener Feldgeräte namhafter<br />

Hersteller. Vom Druck- und Temperaturtransmitter über<br />

den Füllstand zum Stellungsregler sind auf der Wand die<br />

unterschiedlichen Messgrößen und -prinzipien vereinigt.<br />

Für alle Geräte liegen FDI Device Packages vor, die mit<br />

dem <strong>im</strong> Rahmen der FDI Cooperation, LLC entwickelten<br />

Integrated Development Environment (IDE) [1] erarbeitet<br />

wurden. Als Gerätemanagementsoftware wird S<strong>im</strong>atic<br />

PDM mit allen Geräten kommunizieren. Jedes FDI Device<br />

Package wird in S<strong>im</strong>atic PDM auf Basis des neuen FDI-<br />

Binärformats geladen – zudem wird die UIP-Funktionalität<br />

von FDI demonstriert [1]. Die mittels der FDI Packages<br />

bereitgestellte Information bildet die Basis für<br />

weitere Engineering-Aufgaben.<br />

So werden in den beiden folgenden Abschnitten werden<br />

zwei typische Engineering-Aufgaben des Gerätemanagements<br />

beschrieben – als Basis dient das um FDI erweiterte<br />

S<strong>im</strong>atic PDM, um mögliche vorteilhafte FDI-Funktionalitäten<br />

[1] zu adressieren.<br />

2.1 Beispiel 1: Erstinbetriebnahme eines Feldgerätes<br />

In Bild 1 ist dargestellt, wie ein Profibus-PA-Feldgerät<br />

mit einem FDI Device Package in Betrieb genommen<br />

wird. Die Aufgabe fällt typischerweise in der Phase Instandhaltung<br />

an.<br />

60<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013


Der Aufbau besteht aus der Steuerung S<strong>im</strong>atic S7 400<br />

PA als Profibus Master und einem DP/PA-Link, an dessen<br />

Strang verschiedene Feldgeräte angeschlossen sind.<br />

In dem skizzierten Beispiel wird ein neues Gerät an den<br />

Profibus angeschlossen und in Betrieb genommen (Bild<br />

1). Der nachfolgende Ablauf ist typisch für die Erstinbetriebnahme<br />

eines Profibus-PA-Feldgerätes. Die in<br />

Bild 1 dargestellten Nummern illustrieren die bei der<br />

Erstinbetriebnahme durchzuführenden Schritte Verschiebung<br />

auf den technischen Platz und Parametrierung.<br />

Zuvor wird das FDI Device Package eingelesen.<br />

0. Einlesen des FDI Device Package<br />

Der Hersteller liefert das Feldgerät in einem unparametrierten<br />

Zustand mit der Auslieferadresse 126 (Default-Zustand).<br />

Mit dem Feldgerät wird ein FDI Device<br />

Package ausgeliefert, das alle Information zu diesem<br />

Gerät bündelt. Ein FDI Device Package beschreibt das<br />

Feldgerät bezogen auf seine Funktionen und Kommunikation.<br />

Zusätzlich können Dokumente, Beschreibungen<br />

der Parametrieroberfläche, Bilder und andere<br />

Information enthalten sein, wie <strong>im</strong> ersten Teil des [1]<br />

eingeführt.<br />

Zu Beginn wird das FDI Device Package des neuen<br />

Feldgerätes über den Device Integration Manager (DIM)<br />

von S<strong>im</strong>atic PDM eingelesen. Der DIM prüft das FDI Device<br />

Package auf Vollständigkeit und führt verschiedene<br />

Prüfungen bezogen auf die Syntax und Semantik der<br />

enthaltenen Electronic Device Description (EDD) durch.<br />

Damit werden dem Gerätemanagementwerkzeug und<br />

dem Engineeringsystem des übergeordneten <strong>Automatisierungssystem</strong>s<br />

(zum Beispiel S<strong>im</strong>atic PCS 7) alle notwendigen<br />

Geräteinformationen (wie Parameter, Funktionen,<br />

Kommunikations- und Zusatzinformation des<br />

Feldgerätes) verfügbar gemacht [1].<br />

1. Verschiebung des Feldgerätes auf den technologischen<br />

Platz<br />

Im Projekt wird in diesem Fall festgelegt, dass das Feldgerät<br />

auf der Adresse 20 betrieben werden soll. Mit<br />

dieser Festlegung und der Projektierung der verwendeten<br />

Prozesswerte <strong>im</strong> technologischen Projekt erfolgt die<br />

Beschreibung des technologischen Platzes. Der erste<br />

Schritt bei der Inbetriebnahme ist nun die Zuordnung<br />

des Feldgerätes zu diesem technologischen Platz. In<br />

unserem Beispiel muss das Feldgerät von der Auslieferungsadresse<br />

126 (Serviceadresse) auf die für den späteren<br />

Betrieb relevante Busadresse 20 verschoben werden.<br />

Diese Verschiebung erfolgt nach der Montage und<br />

Verkabelung des physikalischen Feldgeräts mit Hilfe<br />

des Adressierdialoges (Bild 2).<br />

In diesem Adressierdialog wird vor dem Verschieben<br />

geprüft, ob das projektierte Feldgerät und das angeschlossene<br />

Feldgerät übereinst<strong>im</strong>men. Erst nach der<br />

Verschiebung auf den vorgesehenen technologischen<br />

Platz kann die zyklische Kommunikation zwischen<br />

dem Profibus-Master und dem Feldgerät aufgebaut werden.<br />

Die Nutzung der Serviceadresse 126 stellt sicher,<br />

dass es nach dem Anschluss des Feldgerätes zu keinem<br />

Adresskonflikt mit <strong>im</strong> Projekt bereits verwendeten<br />

Feldgeräten kommt, da diese Serviceadresse laut Spezifikation<br />

in Projekten nicht verwendet werden darf.<br />

Engineering von<br />

Prozessleitsystemen<br />

– so geht‘s<br />

Das praxisorientierte Lehrbuch befasst sich mit der Einrichtung<br />

von Prozessleitsystemen. Anhand einer exper<strong>im</strong>entellen<br />

Forschungsanlage werden die Herausforderungen hinsichtlich<br />

Anlagensicherheit und Anlagenverfügbarkeit dargestellt. Auch<br />

auf Modularisierung und virtuelle Inbetriebnahme von Anlagen<br />

geht der Autor ein.<br />

Hrsg.: Leon Urbas<br />

1. Auflage 2014<br />

ca. 300 Seiten, schwarz/weiß mit Schmuckfarbe, Hardcover<br />

ISBN: 978-3-8356-3362-9<br />

Preis: € 49,80<br />

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Das Buch erscheint <strong>im</strong> DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München


HAUPTBEITRAG<br />

2. Parametrierung des eingebundenen Feldgerätes<br />

Nach der Verschiebung des Feldgerätes auf den technologischen<br />

Platz werden die Parameter des Feldgerätes<br />

eingestellt. Dazu wird die Parametrieroberfläche<br />

des Feldgerätes in S<strong>im</strong>atic PDM geöffnet. Die Darstellung<br />

der Bedienoberfläche, die Menüstruktur, Dialoge<br />

und Inbetriebnahme-Wizards werden dem FDI Device<br />

Package entnommen. Mit Hilfe dieses Wizards werden<br />

Parameter (wie Einheit, Nenndrehwinkel) des Gerätes<br />

festgelegt. Nachdem der Parametersatz erstellt wurde,<br />

kann dieser in das Feldgerät geschrieben werden. Bild<br />

3 zeigt einen Parametrierdialog des Inbetriebnahme-<br />

Wizards.<br />

Die für Inbetriebnahme notwendige Information über<br />

die jeweiligen Parameter muss nicht umständlich aus<br />

einem Handbuch bezogen werden. Diese Information<br />

ist Bestandteil des FDI Device Packages und lässt sich<br />

jederzeit zu Rate ziehen.<br />

2.2 Beispiel 2: Feldgerätetausch<br />

Während der Lebenszeit einer Anlage kann es nötig sein,<br />

ein Feldgerät auszutauschen. Dies ist beispielsweise bei<br />

einer Funktionsstörung der Fall oder wenn ein Service<br />

nur in der Werkstatt ausgeführt werden kann.<br />

Bild 4 zeigt, wie ein Profibus-PA-Feldgerät mit einem<br />

FDI-Gerätepaket getauscht werden kann. Dabei ist es unerheblich,<br />

ob das Austauschgerät identisch oder kompatibel<br />

zu dem ursprünglichen Feldgerät ist.<br />

Nachfolgend wird in diesem Beispiel der Tausch eines<br />

Feldgerätes beschrieben, wiederum mit der Geräteintegrationstechnologie<br />

FDI und S<strong>im</strong>atic PDM. Der Aufbau<br />

ist identisch mit dem <strong>im</strong> vorhergehenden Beispiel . Das<br />

zu tauschende Gerät ist in Bild 4 mit einem roten X markiert.<br />

Der Tausch eines Feldgerätes ist vergleichbar mit<br />

der Erstinbetriebnahme.<br />

1. Feststellung, dass ein Gerätetausch notwendig ist<br />

Entweder das Feldgerät auf dem technologischen Platz<br />

(hier Busadresse 20) fällt aus oder es muss aufgrund<br />

eines festgestellten Mangels ausgetauscht werden, was<br />

der Phase Instandhaltung zuzuordnen ist. Der Tausch<br />

eines Gerätes kann jedoch ebenso <strong>im</strong> Rahmen einer<br />

Modernisierung gefordert werden, was dann als Hochrüstung<br />

bezeichnet wird (Abschnitt 1). In beiden Fällen<br />

wird die Messstelle in einem ersten Schritt deaktiviert,<br />

die Parameter werden mit der Exportfunktion in S<strong>im</strong>atic<br />

PDM gesichert und das auszutauschende Feldgerät<br />

demontiert.<br />

2. Einbindung eines Austauschgerätes<br />

Das neue Feldgerät wird zunächst montiert und an das<br />

Bussegment angeschlossen. Danach lässt sich mit der<br />

Lifelist prüfen, ob das Feldgerät unter der Adresse 126<br />

am Bussegment erreichbar ist.<br />

3. Verschieben des Ersatzgerätes auf den technologischen<br />

Platz<br />

Mit der Umadressierungsfunktion von S<strong>im</strong>atic PDM<br />

(Bild 2) wird das Tauschgerät nun auf den technologischen<br />

Platz 20 verschoben.<br />

4. Übertragung der Feldgeräteparameter in das<br />

Austauschgerät<br />

Hinsichtlich der Übertragung der Feldgeräteparameter<br />

in das Austauschgerät sind zwei Szenarien zu betrachten.<br />

Diese resultieren wiederum aus den Fällen Geräteersatz,<br />

Austausch von Geräten mit ungleichen Versionen<br />

und Austausch von Geräten unterschiedlichen Typs.<br />

REFERENZEN<br />

[1] Rachut, H., Richter, H., Runde, S., Lange, R., Justus, A., Ficker,<br />

J., Schneider, K.: Geräteintegration und –management – Teil 1:<br />

Von der Integration mit EDDL und FDT zu FDI. <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> –<br />

Automatisierungstechnische Praxis 55(10), S. 38-44, 2013<br />

[2] NE 105: Anforderungen an die Integration von<br />

Feldbusgeräten in Engineering-Tools für Feldgeräte.<br />

Namur 2008<br />

[3] NA 35: Abwicklung von PLT-Projekten. Namur 2003<br />

[4] Siemens AG: SIMATIC PDM – Der Process Device Manager.<br />

http://www.automation.siemens.com/w2/efiles/pcs7/<br />

pdf/00/prdbrief/kb_pdm_de.pdf, 2013.<br />

[5] Zentralverband Elektrotechnik- und Elektroindustrie<br />

(ZVEI): Leitfaden Life Cycle-Management.<br />

http://www.zvei.org/Verband/Publikationen/Seiten/<br />

Leitfaden-Life-Cycle.aspx<br />

[6] Runde, S., Wolf, G., Braun, M.: EDDL and Semantic Web<br />

– from Field Device Integration (FDI) to Future Device<br />

Management (FDM). In: Proc. 18th IEEE Int. Conf.<br />

Emerging Technologies and Factory Automation (ETFA),<br />

[CD]. IEEE 2013<br />

[7] Urbas, L., Bleuel, S., Jäger, T., Schmitz, S., Evertz, L., Nekolla, T.:<br />

Automatisierung von Prozessmodulen - Von Package-Unit-<br />

Integration zu modularen Anlagen. In: <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> – Automatisierungstechnische<br />

Praxis 54(1-2), S. 44-53, 2012<br />

[8] NAMUR AK 1.12: Anforderungen an die Automatisierungstechnik<br />

durch die Modularisierung verfahrenstechnischer Anlagen.<br />

http://www.namur.de/arbeitsfelder-af-und-projektgruppen-pg/<br />

arbeitsfeld-1-planung-und-errichtung/ak-112-anforderungenan-die-automatisierungstechnik-durch-die-modularisierungverfahrenstechnischer-anlagen/<br />

[9] Obst, M., Runde, S., Wolf, G., Urbas, L.: Integration Requirements<br />

of Package Units – a description approach with FDI.<br />

In: Proc. 18th IEEE Int. Conf. Emerging Technologies and Factory<br />

Automation (ETFA), [CD]. IEEE 2013<br />

[10] Tauchnitz, T.: Integriertes Engineering – wann, wenn nicht jetzt!<br />

Notwendigkeiten, Anforderungen und Ansätze. In: <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> –<br />

Automatisierungstechnische Praxis 55(1-2), S. 48-55, 2013<br />

[11] Siemens: Siemes als Partner der NAMUR: http://www.industry.<br />

siemens.com/topics/global/de/magazine/process-news/Seiten/<br />

namur-hauptsitzung.aspx#Workshops, 2013<br />

62<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013


KNOWLEDGE<br />

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Process Control Systems Engineering<br />

Process Control Systems (PCS) are distributed control systems<br />

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process industries.<br />

The text book focuses on PCS engineering basics that are common<br />

to different domains of the process industries. It relates to an<br />

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of the interaction between process modularization and process<br />

automation methods. This permits to capture features of highly<br />

specialized and integrated mono-product plants as well as<br />

application areas which are dominated by locally standardized<br />

general-purpose apparatus and multi-product schemes. While<br />

the text book’s theory is applicable for all PCS of different<br />

suppliers, the examples refer to Siemens’ control system PCS 7.<br />

Focusing on a single PCS enables readers to use the book in basic<br />

lectures on PCS engineering as well as in computer lab courses,<br />

allowing students to gain hands-on experience.<br />

Editor: L. Urbas<br />

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by mail, by phone, by fax, by email, none. This approval may be withdrawn at any t<strong>im</strong>e.<br />

PAPCSE2012


HAUPTBEITRAG<br />

Szenario A adressiert den Geräteersatz: Der Parameterdatensatz<br />

des bisherigen Feldgeräts ist in den Projektdaten<br />

hinterlegt und an die bisherige Gerätebeschreibung<br />

gebunden. Nach der Umadressierung kann der<br />

Parameterdatensatz des bisherigen Feldgerätes in das<br />

Ersatzgerät geladen werden. Nach einer Neuinitialisierung<br />

ist dieses Feldgerät betriebsbereit und übern<strong>im</strong>mt<br />

die Aufgabe des ausgetauschten Feldgerätes.<br />

Szenario B adressiert den Austausch von Geräten mit<br />

ungleichen Versionen beziehungsweise von Geräten unterschiedlichen<br />

Typs: In diesem Fall muss dem Ersatzgerät<br />

eine andere Gerätebeschreibung zugeordnet werden.<br />

Dies ist mit S<strong>im</strong>atic PDM über die Funktion Gerätbeschreibung/FDI<br />

Device Package neu zuordnen möglich.<br />

Nach der Neuzuordnung ist aber der Geräteparametersatz<br />

mit den Voreinstellwerten (Auslieferungszustand) hinterlegt.<br />

Jetzt werden die vor der Neuzuordnung über die<br />

Exportfunktion gesicherten Parameter <strong>im</strong>portiert und<br />

alle namensgleichen Parameter übernommen. Da sich<br />

beide Feldgeräte (Altgerät und Austauschgerät) in Teilfunktionen<br />

unterscheiden können, ist in einigen Fällen<br />

eine Nachparametrierung nötig. Anschließend werden<br />

die Parameter in das Feldgerät geladen. Nach der Initialisierung<br />

ist das Feldgerät betriebsbereit und übern<strong>im</strong>mt<br />

die Aufgaben des ausgetauschten Feldgerätes.<br />

Die Funktion Gerätbeschreibung/FDI Device Package<br />

neu zuordnen hat einen weiteren Vorteil. Sie gewährleistet,<br />

dass einem in der Anlage in Betrieb befindlichen Feldgerät<br />

jederzeit ein neues FDI Device Package zugeordnet<br />

werden kann, ohne dass das eigentliche Automatisierungsprojekt<br />

<strong>im</strong> übergeordneten <strong>Automatisierungssystem</strong><br />

geändert werden muss. Damit ist es möglich, die <strong>im</strong> FDI<br />

Device Package beschriebenen Funktionserweiterungen<br />

oder Fehlerkorrekturen in die Automatisierungsanlagen<br />

einzubringen, ohne den Betrieb zu unterbrechen.<br />

ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK<br />

Die FDI-Technologie vereint die Vorteile und Möglichkeiten<br />

von Electronic Device Description Language (EDDL)<br />

und Field Device Technology (FDT), wie in Teil 1 des Beitrags<br />

dargestellt. Es ist eine konsequente Weiterentwicklung<br />

dieser etablierten Technologien. Ferner erfüllt FDI<br />

in Kombination mit einer Implementierung (zum Beispiel<br />

S<strong>im</strong>atic PDM) die Herausforderungen hinsichtlich der<br />

Geräteintegration, wie sie beispielsweise die NA 105 beschreibt.<br />

Dahingehend ist zudem die von der Namur geforderte<br />

Rück-Kompatibilität sicherzustellen. Im Idealfall<br />

werden neben dem neuen FDI Standard gleichermaßen<br />

die existierenden Technologien (wie FDT oder EDDL) unterstützt<br />

und die Legacy-Ausprägungen der Gerätebeschreibungen<br />

von Foundation Fieldbus, Hart Communication<br />

Foundation und Profibus Nutzerorganisation [1].<br />

Der FDI-Demonstrator auf der Namur-Hauptversammlung,<br />

basierend auf dem um FDI-Funktionalität erweiterten<br />

Produkt S<strong>im</strong>atic PDM, zeigt den Fortschritt dieser<br />

Technologie. Dabei wurde in Teil 2 des Beitrags auf Basis<br />

des Namur-Demonstrators dargestellt, dass Engineering-<br />

Aufgaben <strong>im</strong> Kontext des Gerätemanagements und Anlagenlebenszyklus,<br />

wie die Erstinbetriebnahme eines Feldgerätes<br />

und der Gerätetausch mit FDI, in Kombination mit<br />

S<strong>im</strong>atic PDM ebenso einfach zu realisieren sind wie mit<br />

EDDL. Aufgrund der einheitlichen Gerätemanagementtechnologie<br />

FDI funktioniert nun die Parametrierung für<br />

alle Geräte einheitlich. Der Anwender hat nun weniger<br />

Aufwand be<strong>im</strong> Einsatz gemischter Feldgeräte. Der verpflichtende<br />

EDD-basierten Teil des FDI Device Packages<br />

[1] stellt sicher, dass nach der Inbetriebnahme die wesentlichen<br />

Informationen zur Verfügung stehen – Add-ons<br />

lassen sich mit den drei programmierbaren, optionalen<br />

UIP realisieren (zum Beispiel 3-D-An<strong>im</strong>ationen).<br />

Dieser Ansatz unterstützt insbesondere den Investitionsschutz:<br />

Nutzer von S<strong>im</strong>atic PDM können auf ihre<br />

Expertise <strong>im</strong> Umgang mit diesem Werkzeug zurückgreifen.<br />

Hinsichtlich eines künftigen integrierten Engineerings<br />

sind bei der Verwendung von S<strong>im</strong>atic PDM keine<br />

größeren Umstellungen (unter anderem bezüglich Bedienung<br />

und Darstellung) notwendig, da dies wie gewohnt<br />

mit EDDL auch mit FDI erfolgt.<br />

Neben Herausforderungen, wie der Realisierung von<br />

Basis- und Experten-Parametrierung sowie der Weiterent-<br />

AUTOREN<br />

Dipl.-Ing. HOLGER RACHUT (geb. 1957) ist seit<br />

2000 <strong>im</strong> Produktmanagement für das Prozessleitsystem<br />

S<strong>im</strong>atic PCS 7 in der Siemens AG<br />

tätig. Nach der Ausbildung zum Betriebs-<br />

Mess- und Regelungstechniker studierte er an<br />

der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg<br />

Automatisierungstechnik und technische<br />

Kybernetik. Im Produktmanagement ist er<br />

zuständig für die Themen Feldgeräteintegration/Diagnose<br />

und Assetmanagement.<br />

Siemens AG,<br />

Östliche Rheinbrückenstraße 50,<br />

D-76187 Karlsruhe,<br />

Tel. +49 (0) 721 595 65 56,<br />

E-Mail: holger.rachut@siemens.com<br />

Dipl.-Ing. HERMANN RICHTER (geb. 1954) ist<br />

<strong>im</strong> globalen Produktmanagement der Prozessleittechnik<br />

in der Siemens AG tätig. Nach<br />

seinem Studium der Elektrotechnik an der<br />

Technischen Universität München arbeitete er<br />

bei Siemens in unterschiedlichen Funktionen<br />

und Regionen <strong>im</strong> Umfeld der Industrieautomation.<br />

Im Produktmanagement für das<br />

Prozessleitsystem S<strong>im</strong>atic PCS 7 leitet er die<br />

Fachgruppe System Hardware.<br />

Siemens AG,<br />

Östliche Rheinbrückenstraße 50,<br />

D-76187 Karlsruhe,<br />

Tel. +49 (0) 721 595 68 74,<br />

E-Mail: hermann.richter@siemens.com<br />

64<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013


wicklung von Geräteprofilen, bestehen weiterführende<br />

Herausforderungen was die Themen Geräteintegration<br />

und -management betrifft – dieser Komplex steht unmittelbar<br />

<strong>im</strong> Zusammenhang mit aktuellen Themen wie Integriertes<br />

Engineering und Industrie 4.0. So n<strong>im</strong>mt beispielsweise<br />

die eindeutige semantische und syntaktische<br />

Beschreibung des <strong>Automatisierungssystem</strong>s unter Berücksichtigung<br />

des Aspektes Anlagen-Life-Cycle [5] eine<br />

Schlüsselrolle ein – diese Beschreibung adressiert das<br />

Engineering sowie das Laufzeitsystem. Technologien, wie<br />

FDI, OPC UA und eClass, sind voraussichtlich unverzichtbar<br />

und müssen weiter entwickelt werden – dabei n<strong>im</strong>mt<br />

die Standardisierung eine Schlüsselrolle ein. Zur Unterstützung<br />

werden gegebenenfalls Web-Technologien eingesetzt;<br />

zum Beispiel die Web Ontology Language (OWL)<br />

und Semantic Web Rule Language (SWRL). Diese können<br />

als Ausgangspunkt für Innovationen bei der Erstellung<br />

von Geräte-Firmware und der Gerätes<strong>im</strong>ulation dienen<br />

[6]. Abhängig vom Anlagentyp ist zudem ein Trend hin<br />

zu Modularisierung erkennbar [7].<br />

In der Prozessautomatisierung n<strong>im</strong>mt die Modularisierung<br />

anhand von Package Units [8] eine Schlüsselrolle ein.<br />

Die Ansätze aus dem Umfeld Geräteintegration <strong>im</strong> Allgemeinen<br />

und der Geräteintegrationstechnologie FDI <strong>im</strong> Speziellen<br />

helfen, die Package Units via Plug-and-produce in<br />

ein <strong>Automatisierungssystem</strong> einzubinden [9]. Diese Herausforderungen<br />

adressieren wiederum das in Tauchnitz [10]<br />

beschriebene Szenario zu integriertem Engineering und<br />

Industrie 4.0. Abhängig vom jeweiligen Automatisierungstechnik-<br />

und Host-Hersteller sind die Voraussetzungen und<br />

Randbedingungen unterschiedlich, was die Realisierung<br />

des beschriebenen Szenarios betrifft. Die entsprechende<br />

Werkzeuglandschaft ist bei Siemens bereits vorhanden und<br />

zu großen Teilen integriert. Es existieren bereits Kopplungen<br />

zwischen S<strong>im</strong>atic PDM und S<strong>im</strong>atic PCS 7, Comos und<br />

S<strong>im</strong>atic PCS 7 sowie S<strong>im</strong>it und S<strong>im</strong>atic PCS 7.<br />

MANUSKRIPTEINGANG<br />

01.08.2013<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Dr.-Ing. STEFAN RUNDE (geb. 1980) ist in der<br />

Vorfeldentwicklung des Sektors Industry der<br />

Siemens AG seit 2010 Projektleiter für das<br />

Thema Future DCS Architecture und seit 2012<br />

zudem Programm Manager für das Themenfeld<br />

PC-based Architecture. Nach der Ausbildung<br />

zum Energieelektroniker studierte er<br />

Elektro- und Informationstechnik an der FH<br />

Hannover und promovierte an der Helmut-<br />

Schmidt-Universität Hamburg. Aktuelle<br />

Schwerpunkte seiner Arbeit sind die Verbesserung<br />

von Engineering und Architekturen <strong>im</strong><br />

Umfeld von Scada und DCS.<br />

Siemens AG,<br />

Östliche Rheinbrückenstraße 50,<br />

D-76187 Karlsruhe,<br />

Tel. +49 (0) 721 595 79 77,<br />

E-Mail: stefan.runde@siemens.com<br />

Dipl.-Inf. RONALD LANGE (geb. 1965) ist seit<br />

1989 in der Siemens AG tätig. Er studierte<br />

Informatik an der Universität Erlangen. Seit<br />

1995 liegt sein Arbeitsschwerpunkt in der<br />

Systemarchitektur der <strong>Automatisierungssystem</strong>e.<br />

Aktuelle Arbeiten sind dabei die Geräteintegration<br />

in Engineeringsysteme sowie die<br />

Architektur des TIA-Portals.<br />

Siemens AG,<br />

Gleiwitzer Straße 555, D-90475 Nürnberg,<br />

Tel. +49 (0) 911 895 26 89,<br />

E-Mail: lange.ronald@siemens.com<br />

Dipl.-Ing. ALBERT JUSTUS (geb. 1960) arbeitet seit 2008 <strong>im</strong> globalen<br />

Produktmanagement <strong>im</strong> Bereich der Prozessinstrumentierung mit den<br />

Schwerpunkten Geräteintegration und Kommunikation. Nach seinem<br />

Studium an der Fachhochschule Bielefeld begann er 1987 seine berufliche<br />

Laufbahn als Ingenieur bei der Siemens AG. Er war mehrere Jahre als<br />

Inbetriebsetzer und Projektleiter <strong>im</strong> In- und Ausland tätig.<br />

Siemens AG,<br />

Östliche Rheinbrückenstraße 50, D-76187 Karlsruhe,<br />

Tel. +49 (0) 721 595 51 08, E-Mail: albert.justus@siemens.com<br />

Dr. JÜRGEN FICKER (geb. 1971) ist seit 2012 <strong>im</strong> globalen Produktmanagement<br />

der Prozessinstrumentierung in der Siemens AG tätig. Nach seinem<br />

Physikstudium an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg<br />

promovierte er <strong>im</strong> Rahmen einer Industriepromotion an der technischen<br />

Universität Darmstadt in Zusammenarbeit mit Siemens. Im Produktmanagement<br />

beschäftigt er sich mit fachübergreifenden Themen der<br />

Prozessinstrumentierung aus Sicht des Marktes.<br />

Siemens AG,<br />

Östliche Rheinbrückenstraße 50, D-76187 Karlsruhe,<br />

Tel. +49 (0) 721 595 35 22, E-Mail: juergen.ficker@siemens.com<br />

Dipl.-Ing. KARSTEN SCHNEIDER (geb. 1969) absolvierte das Studium der<br />

Elektrotechnik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.<br />

Vor mehr als 15 Jahren startete er bei der Siemens AG in der zentralen<br />

Forschung und Entwicklung. Seitdem war er dort in verschiedenen<br />

Tätigkeitsfeldern beschäftigt. Im April 2012 wurde er in den Vorstand der<br />

Profibus Nutzerorganisation e.V. gewählt.<br />

Siemens AG,<br />

Gleiwitzer Straßse 555, D-90475 Nürnberg,<br />

Tel. +49 (0) 911 895 43 21, E-Mail: karsten.schneider@siemens.com<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013<br />

65


IMPRESSUM / VORSCHAU<br />

IMPRESSUM<br />

VORSCHAU<br />

Verlag:<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />

Arnulfstraße 124, D-80636 München<br />

Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 0<br />

Telefax + 49 (0) 89 203 53 66 99<br />

www.di-verlag.de<br />

Geschäftsführer:<br />

Carsten Augsburger, Jürgen Franke<br />

Verlagsleiterin:<br />

Kirstin Sommer<br />

Spartenleiterin:<br />

Anne Purschwitz geb. Hütter<br />

Herausgeber:<br />

Dr.rer.nat. Thomas Albers<br />

Dr. Gunther Kegel<br />

Dipl.-Ing. Hans-Georg Kumpfmüller<br />

Dr.-Ing. Wilhelm Otten<br />

Beirat:<br />

Dr.-Ing. Kurt Dirk Bettenhausen<br />

Prof. Dr.-Ing. Christian Diedrich<br />

Prof. Dr.-Ing. Ulrich Epple<br />

Prof. Dr.-Ing. Alexander Fay<br />

Prof. Dr.-Ing. Michael Felleisen<br />

Prof. Dr.-Ing. Georg Frey<br />

Prof. Dr.-Ing. Peter Göhner<br />

Dipl.-Ing. Thomas Grein<br />

Prof. Dr.-Ing. Hartmut Haehnel<br />

Dr.-Ing. Jörg Kiesbauer<br />

Dipl.-Ing. Rolf Marten<br />

Dipl.-Ing. Gerald Mayr<br />

Dr. Jörg Nothdurft<br />

Dr.-Ing. Josef Papenfort<br />

Dr. Andreas Wernsdörfer<br />

Dipl.-Ing. Dieter Westerkamp<br />

Dr.rer.nat. Christian Zeidler<br />

Organschaft:<br />

Organ der GMA<br />

(VDI/VDE-Gesell schaft Messund<br />

Automatisierungs technik)<br />

und der NAMUR (Interessengemeinschaft<br />

Automatisierungstechnik<br />

der Prozessindustrie).<br />

Redaktion:<br />

Anne Purschwitz geb. Hütter (ahü)<br />

(verantwortlich)<br />

Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 58<br />

Telefax + 49 (0) 89 203 53 66 99<br />

E-Mail: purschwitz@di-verlag.de<br />

Aljona Hartstock (aha)<br />

Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 78<br />

E-Mail: hartstock@di-verlag.de<br />

Gerd Scholz (gz)<br />

Einreichung von Hauptbeiträgen:<br />

Prof. Dr.-Ing. Leon Urbas<br />

(Chefredakteur, verantwortlich<br />

für die Hauptbeiträge)<br />

Technische Universität Dresden<br />

Fakultät Elektrotechnik<br />

und Informationstechnik<br />

Professur für Prozessleittechnik<br />

D-01062 Dresden<br />

Telefon +49 (0) 351 46 33 96 14<br />

E-Mail: urbas@di-verlag.de<br />

Fachredaktion:<br />

Dr.-Ing. Michael Blum<br />

Dipl.-Ing. Heinrich Engelhard<br />

Prof. Dr.-Ing. Jürgen Jasperneite<br />

Dr.-Ing. Bernhard Kausler<br />

Dr.-Ing. Niels Kiupel<br />

Prof. Dr.-Ing. Gerrit Meixner<br />

Dr.-Ing. Jörg Neidig<br />

Dipl.-Ing. Ingo Rolle<br />

Dr.-Ing. Stefan Runde<br />

Prof. Dr.-Ing. Frank Schiller<br />

Bezugsbedingungen:<br />

„<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> – Automatisierungstechnische<br />

Praxis“ erscheint<br />

monatlich mit Doppelausgaben <strong>im</strong><br />

Januar/Februar und Juli/August.<br />

Bezugspreise:<br />

Abonnement jährlich: € 468,– + € 30,–/<br />

€ 35,– Versand (Deutschland/Ausland);<br />

Heft-Abonnement + Online-Archiv:<br />

€ 638,40; ePaper (PDF): € 468,–;<br />

ePaper + Online-Archiv: € 608,40;<br />

Einzelheft: € 55,– + Versand;<br />

Die Preise enthalten bei Lieferung<br />

in EU-Staaten die Mehrwertsteuer,<br />

für alle übrigen Länder sind es<br />

Nettopreise. Mitglieder der GMA: 30%<br />

Ermäßigung auf den Heftbezugspreis.<br />

Bestellungen sind jederzeit über den<br />

Leserservice oder jede Buchhandlung<br />

möglich.<br />

Die Kündigungsfrist für Abonnementaufträge<br />

beträgt 8 Wochen zum Bezugsjahresende.<br />

Abonnement-/<br />

Einzelheftbestellung:<br />

DataM-Services GmbH, Leserservice <strong>atp</strong><br />

Herr Marcus Zepmeisel<br />

Franz-Horn-Str. 2, 97082 Würzburg<br />

Telefon + 49 (0) 931 417 04 59<br />

Telefax + 49 (0) 931 417 04 94<br />

leserservice@di-verlag.de<br />

Verantwortlich für<br />

den Anzeigenteil:<br />

Inge Spoerel<br />

Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 22<br />

Telefax + 49 (0) 89 203 53 66 99<br />

E-Mail: spoerel@di-verlag.de<br />

Es gelten die Preise der Mediadaten 2013<br />

Anzeigenverwaltung:<br />

Brigitte Krawczyk<br />

Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 12<br />

Telefax + 49 (0) 89 203 53 66 99<br />

E-Mail: krawczyk@di-verlag.de<br />

Art Direction / Layout:<br />

deivis aronaitis design | dad |<br />

Druck:<br />

Druckerei Chmielorz GmbH,<br />

Ostring 13,<br />

D-65205 Wiesbaden-Nordenstadt<br />

Gedruckt auf chlor- und<br />

säurefreiem Papier.<br />

Die <strong>atp</strong> wurde 1959 als „Regelungstechnische<br />

Praxis – rtp“ gegründet.<br />

DIV Deutscher Industrieverlag<br />

GmbH München<br />

Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen<br />

Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Mit Ausnahme der<br />

gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine<br />

Verwertung ohne Ein willigung des Verlages<br />

strafbar.<br />

Gemäß unserer Verpflichtung nach § 8<br />

Abs. 3 PresseG i. V. m. Art. 2 Abs. 1c DVO<br />

zum BayPresseG geben wir die Inhaber<br />

und Beteiligungsverhältnisse am Verlag<br />

wie folgt an:<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH,<br />

Arnulfstraße 124, D-80636 München.<br />

Alleiniger Gesellschafter des Verlages<br />

ist die ACM-Unternehmensgruppe,<br />

Ostring 13,<br />

D-65205 Wiesbaden-Nordenstadt.<br />

ISSN 2190-4111<br />

DIE AUSGABE 12 / 2013 DER<br />

ERSCHEINT AM 02.12.2013<br />

MIT DEM SCHWERPUNKT<br />

„SCHUTZZIELE UND SCHUTZKONZEPTE“<br />

Datenkopplung mittels<br />

UML-Modellen – Kopplung<br />

von Engineering- und<br />

IT-Systemen als Basis für<br />

Industrie 4.0<br />

Ein Modell zur Beschreibung<br />

Cyber Physischer Systeme –<br />

Ein Beitrag zu Industrie 4.0<br />

Nur Befehle befolgt – CPS<br />

erfordern sichere Identitäten<br />

Komponentenkapselung –<br />

Integration von<br />

Automatisierungskomponenten<br />

Aus aktuellem Anlass können sich die Themen<br />

kurzfristig verändern.<br />

LESERSERVICE<br />

E-MAIL:<br />

leserservice@di-verlag.de<br />

TELEFON:<br />

+ 49 (0) 931 417 04 59<br />

66<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

11 / 2013


Die Serie 857 bringt jedes Signal in Form!<br />

Messumformer und Relaisbausteine -<br />

Eine komplette Produktfamilie!<br />

• Kompromisslos kompakt:<br />

Platzgewinn durch „echte“ 6,0mm-Baubreite<br />

• Brücken statt einzeln verdrahten:<br />

Brückbarkeit durch Konturengleichheit auf allen<br />

Anschlussebenen<br />

• Für extreme Anwendungen:<br />

Neue Einsatzgebiete durch erweiterten<br />

Temperaturbereich von -25° C bis + 70° C<br />

…adapts best<br />

• Höchste Sicherheit:<br />

„Sichere 3-Wege-Trennung“ mit 2,5kV-<br />

Prüfspannung<br />

• Flexibilität pur:<br />

Konfiguration per DIP-Schalter. Eine Vielzahl<br />

der Messumformer sind zusätzlich per Software<br />

einstellbar<br />

www.wago.com


WAGO-I/O-SYSTEM 750 –<br />

Feldbusunabhängig in den Ex-Bereich<br />

Kompakt, flexibel & modular:<br />

• Kleinste, feldbusunabhängige Steuerung (SPS)<br />

• Programmierbar gemäß IEC 61131-3<br />

• Über 400 verschiedene I/O-Module<br />

• Standard-I/O- und Ex-i-Module kombinierbar<br />

• Einspeisungen verschiedener Potentiale in<br />

einem Knoten<br />

• Unterstützung der Fernwirkprotokolle IEC<br />

60870 und IEC 61850<br />

WAGO-I/O-SYSTEM<br />

Automatisierung<br />

Unabhängig<br />

WAGO-I/O-IPC<br />

Safety meets Ex i<br />

• Vereint in einem Modul: Funktionale<br />

Sicherheit und Explosionsschutz<br />

Ausgelegt für den Ex-Bereich:<br />

• Zugelassen für den Einsatz in Zone<br />

2/22 und <strong>im</strong> Bergbau<br />

• Ex-i-I/O-Module zum Anschluss<br />

eigensicherer Sensorik/Aktorik<br />

• Zertifiziert gemäß ATEX, IECEx,<br />

UL ANSI/ISA 12.12.01, UL508,<br />

Schiffbau, GOST-R etc.<br />

CAGE CLAMP ® -Technologie:<br />

• Gasdichte Federklemmverbindung<br />

• Vibrationsfest und wartungsfrei<br />

• Hohe Anlagenverfügbarkeit und<br />

-zuverlässigkeit<br />

Programmierbare<br />

Feldbuscontroller (SPS)<br />

EPSITRON ® -<br />

Stromversorgungen<br />

Leiterpl


TOPJOB ® S-Reihenklemmen und<br />

das steckbare X-COM ® S-SYSTEM –<br />

vielfältig kombinierbar<br />

Reihenklemmenprogramm<br />

von<br />

0,14 – 95mm 2<br />

Alle TOPJOB ® S-Durchgangs- und Schutzleiterklemmen<br />

sowie X-COM ® S-Basisklemmen und<br />

Federleisten sind für den Bereich Ex e I/II geeignet.<br />

Die beste Verbindung bei anspruchsvollen<br />

Umgebungsbedingungen wie Gas, Staub oder<br />

Bergbau!<br />

Verbindungstechnik<br />

Flexibel<br />

• Zertifiziert gemäß ATEX, IECEx, UL, AEx,<br />

BRex, GOST-R etc.<br />

Hochstrom-Reihenklemmen<br />

POWER CAGE CLAMP<br />

Die Federklemmtechnik:<br />

• Das größte Reihenklemmensystem<br />

von 0,14 – 95 mm 2<br />

• Für alle Leiterarten geeignet<br />

• CAGE CLAMP ® S-Direktstecktechnik – für<br />

eindrähtige Leiter und feindrähtige Leiter mit<br />

Aderendhülse<br />

• Großes Brückersystem für alle Anwendungen<br />

• Schnellstes und wirtschaftlichstes Beschriftungssystem<br />

• TOPJOB ® S: rüttelsicher, schnell und<br />

wartungsfrei<br />

Verbindungsdosenklemmen<br />

attenklemmen


Feldbusunabhängig<br />

in den Ex-Bereich!<br />

Ausgelegt für den Ex-Bereich:<br />

• Zugelassen für den Einsatz in Zone 2/22<br />

• Ex i I/O-Module zum Anschluss eigensicherer Sensorik/Aktorik<br />

• Zertifiziert gemäß ATEX, IECEx, UL ANSI/ISA 12.12.01, UL508,<br />

Schiffbau, GOST-R, etc.<br />

Safety meets Ex i:<br />

• Vereint in einem Modul: Funktionale Sicherheit und Explosionsschutz<br />

Kompakt, Flexibel & Modular:<br />

• Kleinste, feldbusunabhängige Steuerung (SPS)<br />

• Programmierbar gemäß IEC 61131-3<br />

• Über 400 verschiedene I/O-Module<br />

• Standard-I/O- und Ex i-Module kombinierbar<br />

• Einspeisungen verschiedener Potentiale in einem Knoten<br />

• Unterstützung der Fernwirkprotokolle IEC 60870 und IEC 61850<br />

CAGE CLAMP ® -Technologie:<br />

• Gasdichte Federklemmverbindung<br />

• Vibrationsfest und wartungsfrei<br />

• Hohe Anlagenverfügbarkeit und -zuverlässigkeit<br />

www.wago.com/ex

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