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atp edition Zuverlässigkeit ein hohes Gut (Vorschau)

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10 / 2011<br />

53. Jahrgang B3654<br />

Oldenbourg Industrieverlag<br />

Automatisierungstechnische Praxis<br />

<strong>Zuverlässigkeit</strong>sbewertung in<br />

frühen Entwicklungsphasen | 26<br />

Ausfallraten unter<br />

Feldbedingungen berechnen | 36<br />

Verfügbarkeitsberechnung von<br />

Automatisierungsnetzwerken | 44<br />

Energieautarker drahtloser<br />

Temperaturtransmitter | 54


editorial<br />

<strong>Zuverlässigkeit</strong> –<br />

<strong>ein</strong> <strong>hohes</strong> <strong>Gut</strong><br />

<strong>Zuverlässigkeit</strong> ist <strong>ein</strong>e Verhaltenseigenschaft, die sich in den Interaktionen<br />

mit anderen dadurch erweist, dass korrekt, robust und sicher auf Anforderungen<br />

oder turbulente Umgebungen reagiert wird. Korrekt reagiert <strong>ein</strong> System,<br />

wenn es s<strong>ein</strong>e funktionalen Anforderungen erfüllt. Robust ist <strong>ein</strong> System, wenn<br />

es trotz äußerer Störungen in <strong>ein</strong>em gegebenen Intervall immer noch s<strong>ein</strong>e Funktionen<br />

korrekt erfüllen kann. Sicher ist es, wenn – falls die korrekte Funktion<br />

nicht mehr gewährleistet werden kann – <strong>ein</strong> Zustand <strong>ein</strong>genommen wird, der<br />

die Gefahren auf <strong>ein</strong> Maß reduziert, das der allgem<strong>ein</strong> akzeptierten Risikobereitschaft<br />

entspricht.<br />

Bei Automatisierungskomponenten und den automatisierten Systemen ist hier<br />

bereits <strong>ein</strong> sehr hoher Standard erreicht. Dies gelang unter anderem, weil die<br />

<strong>Zuverlässigkeit</strong> nicht nur qualitativ, sondern auch mit quantitativen Aussagen<br />

<strong>ein</strong>deutig bewertet werden kann. Entsprechende Metriken definieren dafür die<br />

<strong>Zuverlässigkeit</strong>seigenschaften als Merkmale, die in den jeweiligen Anforderungen<br />

an die technischen Systeme gestellt werden können. Oft beruhen diese Merkmale<br />

auf Wahrsch<strong>ein</strong>lichkeits- und stochastischen Modellen. Klassiker sind<br />

Ausfallwahrsch<strong>ein</strong>lichkeiten und Verfügbarkeitsaussagen. Diese Kenngrößen<br />

gilt es also für die Systeme möglichst modellbasiert zu bestimmen.<br />

Während das für mechanische und elektrische Systeme zu den Standardaufgaben<br />

gehört, stellt es für elektronische und programmierbare elektronische<br />

Systeme nach wie vor <strong>ein</strong>e Herausforderung dar.<br />

Davon berichten die Beiträge „Verfügbarkeitsberechnung von Automatisierungsnetzwerken“<br />

und „Ausfallraten unter Feldbedingungen berechnen“. Ziel<br />

beider Aufsätze ist es, die <strong>Zuverlässigkeit</strong>smerkmale genau und mit vertretbarem<br />

Aufwand zu ermitteln. Hier sei erneut darauf hingewiesen, dass die Verfügbarkeit<br />

immer an Randbedingungen geknüpft ist, die im Sinne der Robustheit <strong>ein</strong>deutig<br />

bekannt s<strong>ein</strong> müssen. Bei der <strong>Zuverlässigkeit</strong>sbetrachtung von Software spielen<br />

die durch physikalische und betriebliche Prozesse be<strong>ein</strong>flussten Faktoren nicht<br />

die Hauptrolle. Vielmehr üben Fehler, die im Entwurf hin<strong>ein</strong>kommen, den entscheidenden<br />

Einfluss aus. Deshalb betrachtet der Beitrag „<strong>Zuverlässigkeit</strong>sbewertung<br />

in frühen Entwicklungsphasen“ diese Phase sehr systematisch.<br />

Die Betriebsführung von verfahrenstechnischen Produktionsprozessen hat im<br />

hohen Maß die <strong>Zuverlässigkeit</strong> zu gewährleisten. Temperaturmessung ist dabei<br />

sicherlich <strong>ein</strong>es der häufigsten Prinzipien. In dem Beitrag „Energieautarker drahtloser<br />

Temperaturtransmitter“ wird vorgestellt, wie „Energy Harvesting“ <strong>ein</strong>en<br />

drahtlosen Betrieb von WirelessHart-Transmittern ermöglichen kann.<br />

Zu <strong>ein</strong>er zuverlässigen Produktion und zuverlässigen Komponenten gehören<br />

auch zuverlässige, also robuste und sichere Rahmenbedingungen – auch des Finanzsektors.<br />

Dieser sch<strong>ein</strong>t sich zurzeit nicht auf dem hohen Niveau der hier betrachteten<br />

technischen Systeme zu befinden. Vielleicht würden unsere ingenieurtechnischen<br />

Methoden für quantitative <strong>Zuverlässigkeit</strong>smerkmale (etwa Restnutzungsdauer<br />

<strong>ein</strong>es Wertpapiers), die in entsprechenden Beschreibungen verankert<br />

werden, dort positive Prozesse in Gang setzen.<br />

Interessantes Lesevergnügen mit verlässlichen Aussagen wünscht Ihnen<br />

Prof. Dr.-Ing<br />

Christian Diedrich,<br />

Stellvertretender Institutsleiter<br />

des Instituts für Automation und<br />

Kommunikation (ifak) e.V. Magdeburg<br />

und Lehrstuhl „Integrierte Automation“<br />

an der Otto-von-Guericke-Universität<br />

Magdeburg.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2011<br />

3


Inhalt 10 / 2011<br />

Forschung<br />

6 | Karis organisiert den Materialfluss autonom<br />

DFKI dehnt Arbeit auf <strong>ein</strong>gebettete Intelligenz aus<br />

Cognitive Radio in der industriellen Automation<br />

7 | Mikrolaser bietet echtes Plus für FH-Studenten<br />

Steuerung für autonome Flugroboter entwickelt<br />

Verband<br />

8 | VDE|DKE verstärkt Zusammenarbeit mit<br />

südkoreanischer Normungsorganisation<br />

Obmann des UK 914.1 erhält den IEC 1906-Award<br />

AALE-Konferenz 2012 an der FH Aachen<br />

9 | Namur veranstaltet dritte Konferenz in China<br />

Vom Stand-alone-Sensor zum Messsystem<br />

branche<br />

10 | ZVEI: Auftrags<strong>ein</strong>gänge haben sich erholt<br />

Wie viel Sicherheit bieten Standardkomponenten?<br />

11 | Automatisierte Gebäude sparen drastisch Energie<br />

Automation 2012: Die Komplexität meistern<br />

12 | Blowmolding-Controller sorgt für optimales Produktionsergebnis<br />

14 | Lichtschranken sorgen für richtige Sortierung von Gepäck<br />

am schnellsten Flughafen der Welt<br />

18 | Mit Adam und Eva geht‘s sicher rund:<br />

Sensorpärchen verhilft Anlage zu Sicherheitsstandards<br />

22 | Mehr als nur Kosmetik: Remote-Monitore<br />

optimieren Fertigung von Schönheitsprodukten<br />

24 | Von der Chargensteuerung bis zur Sicherheit:<br />

Eine Softwareumgebung für alle Aufgaben<br />

4<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2011


FORM TRIFFT<br />

FUNKTION<br />

Hauptbeiträge<br />

26 | <strong>Zuverlässigkeit</strong>sbewertung<br />

in frühen Entwicklungsphasen<br />

M. Wedel<br />

36 | Ausfallraten unter<br />

Feldbedingungen berechnen<br />

O. Koller, N. Jazdi, P. Göhner, U. Hipp,<br />

T. Liedtke und A. Mayer<br />

44 | Verfügbarkeitsberechnung von<br />

Automatisierungsnetzwerken<br />

K.-H. Niemann<br />

54 | Energieautarker drahtloser<br />

Temperaturtransmitter<br />

rubriken<br />

M. Ulrich, P. Nenninger und J. Nurnus<br />

3 | Editorial<br />

62 | Impressum, <strong>Vorschau</strong><br />

Überwachen und Steuern unter<br />

GMP-Bedingungen<br />

VisuNet GMP Bedienstationen von<br />

Pepperl+Fuchs kombinieren anspruchsvolles<br />

Design für den Einsatz in<br />

GMP-Umgebungen mit komfortabler<br />

Netzwerktechnologie.<br />

n Materialien, Oberflächengüte und<br />

mechanischer Aufbau für Anwendungen<br />

in regulierten Industrien<br />

optimiert<br />

n Als netzwerkfähige Panel-PCs,<br />

Remote-Monitore oder Monitore<br />

verfügbar<br />

n Im sicheren Bereich sowie in Zone 2<br />

und 22 (ATEX) <strong>ein</strong>setzbar<br />

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Tel.: +49 621 776-2222<br />

Fax: +49 621 776-272222<br />

E-Mail: pa-info@de.pepperl-fuchs.com<br />

www.pepperl-fuchs.de


forschung<br />

Karis organisiert den<br />

Materialfluss autonom<br />

Ein intelligentes, hochflexibles Materialflusssystem entwickelten<br />

Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie<br />

(KIT). Das System „Karis“ setzt sich aus kl<strong>ein</strong>en<br />

autonomen Elementen zusammen, die eigenständig den<br />

Materialfluss in Warenlagern oder Fertigungshallen optimieren<br />

und sich für anstehende Transportaufgaben auch<br />

zusammenschließen. Karis steht für kl<strong>ein</strong>skaliges, autonomes,<br />

redundantes Intralogistik-System.<br />

Konventionelle, fest installierte Systeme, wie Rollenförderer,<br />

entsprechen den heutzutage ständig wechselnden<br />

Anforderungen nur unzureichend – die Anpassung<br />

ist aufwendig und kostenintensiv. Weitaus flexibler und<br />

kostengünstiger als diese Systeme sollen künftig kl<strong>ein</strong>e,<br />

autonom agierende Transporteure den reibungslosen<br />

Transport von Objekten übernehmen, wie das nun mit<br />

Karis demonstriert wird.<br />

Dabei setzen die Wissenschaftler des KIT auf das Zusammenspiel<br />

kl<strong>ein</strong>er, schneller und von<strong>ein</strong>ander unabhängig<br />

agierender Elemente. Die <strong>ein</strong>zelnen Karis-Elemente<br />

haben die Grundfläche von <strong>ein</strong>em halben Quadratmeter<br />

Karis – autonome<br />

Elemente optimieren<br />

den Materialfluss<br />

in Fertigungshallen<br />

und Warenlagern.<br />

Foto: KIT<br />

und sind 40 cm hoch. Dank spezieller Sensortechnik sind<br />

die intelligenten Transport<strong>ein</strong>heiten in der Lage, sich autonom<br />

in ihrem Umfeld zu orientieren. Mittels gegenseitiger<br />

Abstimmung durch <strong>ein</strong>e WLAN-Komponente sind<br />

sie immer dann zur Stelle, wenn <strong>ein</strong> Transportauftrag<br />

ansteht. Für den Transport großer Objekte können sie sich<br />

auch zu Clustern verschiedener Größe ver<strong>ein</strong>en.<br />

KARLSRUHER INSTITUT FÜR TECHNOLOGIE,<br />

Kaiserstraße 12, D-76131 Karlsruhe,<br />

Tel. +49 (0) 721 60 80, Internet: www.kit.edu<br />

DFKI dehnt Arbeit auf <strong>ein</strong>gebettete Intelligenz aus<br />

Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz<br />

(DFKI) erweitert s<strong>ein</strong>e Kompetenzen um den<br />

Forschungsbereich „Eingebettete Intelligenz“. Prof. Dr. Paul<br />

Lukowicz leitet den in Kaiserslautern ansässigen Bereich<br />

als Wissenschaftlicher Direktor. Die Forschungsschwerpunkte<br />

werden insbesondere auf dem Gebiet der vernetzten<br />

Sensor-Aktuatorsysteme und der energieeffizienten Nutzung<br />

von Systemen liegen. Drei neue Forschungslinien<br />

beschäftigen sich mit „cyber-physischen Systemen“, „Pervasive<br />

Computing“ und „Sozialen Interaktiven Systemen“.<br />

Bereits heute ist der Einsatz von intelligenten IT-Systemen<br />

und deren Vernetzung in allen Lebens- und Arbeitsbereichen<br />

möglich. Produkte mit neuen, integrierten Anwendungen<br />

und Funktionen können den Menschen intelligent unterstützen.<br />

Prof. Lukowicz gilt als <strong>ein</strong> international herausragender<br />

Wissenschaftler in diesem Bereich. Prof. Dr. Wolfgang<br />

Wahlster, Vorsitzender der Geschäftsführung des DFKI:<br />

„Durch die Gewinnung von Prof. Lukowicz haben wir nun<br />

die Chance, zusammen mit unserer SmartFactory und den<br />

laufenden Arbeiten zur Ressourcenschonung durch M2M-<br />

Kommunikation auf dem Gebiet der cyber-physischen Systeme<br />

im Bereich Industrie 4.0 zusammen mit unseren Gesellschaftern<br />

<strong>ein</strong>e führende Position <strong>ein</strong>zunehmen.“<br />

DEUTSCHES FORSCHUNGSZENTRUM<br />

FÜR KÜNSTLICHE INTELLIGENZ GMBH, DFKI,<br />

Trippstadter Straße 122, D-67663 Kaiserslautern,<br />

Tel. +49 (0) 631 20 57 50, Internet: www.dfki.de<br />

Cognitive Radio in der industriellen Automation<br />

Viele der künftigen Herausforderungen in der industriellen<br />

Funkkommunikation lassen sich mit Software Defined<br />

Radio und Cognitive Radio lösen. Zu diesem Ergebnis<br />

kommt <strong>ein</strong>e Studie, die das Institut für Automation und<br />

Kommunikation e.V. Magdeburg (Ifak) im Auftrag der Deutschen<br />

Forschungsgesellschaft für Automation und Mikroelektronik<br />

(DFAM) erstellt hat. Wünschenswert sind beispielsweise<br />

intelligente Funknetzwerke, die in der Lage<br />

sind, sich an die örtlichen Gegebenheiten anzupassen.<br />

Zudem nutzen Hersteller industrieller Funkgeräte Komponenten<br />

aus dem Consumer-Markt, um von der großen<br />

Stückzahl profitieren zu können. Die birgt aber <strong>ein</strong> <strong>hohes</strong><br />

Risiko hinsichtlich der Investitionen, da für industrielle<br />

Anlagen stabile Kommunikationssysteme über lange Zeit<br />

gefordert werden und die integrierten Komponenten even-<br />

tuell nicht langfristig verfügbar sind. Zudem Consumer-<br />

Lösungen oft nicht optimal auf industrielle Anforderungen<br />

abgestimmt. Flexible, rekonfigurierbare Funknetzwerke<br />

könnten hier Abhilfe schaffen.<br />

Die Studie zeigt deutlich, dass die Technologien Software<br />

Defined Radio und Cognitive Radio das Potenzial<br />

haben, die genannten Herausforderungen zu lösen. Auf 274<br />

Seiten werden technische, ökonomische und regulatorische<br />

Aspekte sowie Gesichtspunkte der Standardisierung<br />

und Zertifizierung beleuchtet.<br />

Deutsche Forschungsgesellschaft für Automatisierung<br />

und Mikroelektronik e.V. (DFAM),<br />

Lyoner Straße 18, D-60528 Frankfurt,<br />

Tel.: +49 (0) 69 66 03 13 15, E-Mail: klaus.zimmer@vdma.org<br />

6<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2011


ARCA_Ins_ECOTROL_D_90x260.qxd<br />

Mikrolaser bietet echtes<br />

Plus für FH-Studenten<br />

Der Fachbereich Technik der Fachhochschule Brandenburg<br />

ist stolz auf s<strong>ein</strong>en neuen Laser, der mit extrem<br />

kurzen Lichtimpulsen arbeitet. So sei es den Eingeschriebenen<br />

des Bachelor-Studiengangs „Mikrosystemtechnik<br />

und Optische Technologien“ (MIOP) nun<br />

möglich mithilfe des Geräts, <strong>ein</strong>en Streichholzkopf zu<br />

gravieren, ohne dass er zündet. Der Mikrolaser ist der<br />

<strong>ein</strong>zige s<strong>ein</strong>er Art im Raum Berlin-Brandenburg und bietet<br />

für die Fachhochschul-Absolventen <strong>ein</strong>en Mehrwert<br />

in ihrer Ausbildung. Die Schulung an dem Mikromaterialbearbeitungslaser<br />

Trumicro Serie 5000 soll die Studenten<br />

auf Anwendungen in den Bereichen Medizintechnik,<br />

Halbleitertechnik, Solarenergie oder Automobilproduktion<br />

vorbereiten. Die zur Überprüfung der<br />

Ergebnisse erforderliche Messtechnik in Form von Rasterelektronenmikroskop<br />

und Weißlichtinterferometer ist<br />

an der Fachhochschule ebenfalls vorhanden.<br />

Fachhochschule BRandenburg,<br />

Magdeburger Straße 50,<br />

D-14770 Brandenburg an der Havel,<br />

Tel. +49 (0) 3381 35 50,<br />

Internet: www.fh-brandenburg.de<br />

Steuerung für autonome<br />

Flugroboter entwickelt<br />

Eine Software, die es ermöglicht, Flugroboter über kurze<br />

Strecken selbständig fliegen zu lassen, entwickelten<br />

zwei Studenten der Hochschule Harz in Wernigerode.<br />

Georg Richter und Stefan Winkler entwarfen in der Projektarbeit<br />

<strong>ein</strong>e Schnittstelle, die aus dem Fluggerät aktuelle<br />

Flugdaten auslesen und neue Steuerbefehle senden<br />

kann. Die Fluggeräte, so genannte Multikopter, stammen<br />

aus dem Labor Mobile Systeme des Fachbereich Automatisierung<br />

und Informatik der Hochschule. Sie sind mit<br />

acht Proppellern und zusätzlicher Hardware ausgestattet.<br />

Die Ausrüstung ermöglicht den fliegenden Robotern<br />

die Kommunikation mit der Bodenstation. Zu dieser<br />

Station gehören <strong>ein</strong> Laptop mit <strong>ein</strong>em ebenfalls in diesem<br />

Projekt entwickelten Programm.<br />

Die für den Flugroboter anzusteuernden Wegpunkte<br />

werden in <strong>ein</strong>e Landkarte <strong>ein</strong>getragen. Ein GPS-Empfänger<br />

ermöglicht dem Fluggerät, die Strecke dann abzufliegen<br />

und an markierten Punkten Aufgaben auszuführen.<br />

Ein Pilot mit herkömmlicher Steuerung wird nur benötigt,<br />

um zu starten und zu landen oder im Notfall <strong>ein</strong>zugreifen.<br />

Ziel dieser Projektarbeit ist die Schaffen von<br />

Grundlagen für das autonome Fliegen. Mit Hilfe von<br />

Kameras oder anderen Sensoren sollen dann komplexere<br />

Aufgaben, wie beispielsweise Objekterkennung und<br />

-vermessung in der Luft übernommen werden.<br />

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Argumente, die sich<br />

nicht verstecken lassen:<br />

● hohe <strong>Zuverlässigkeit</strong> garantiert durch<br />

sorgfältige Auslegung, Fertigung<br />

und Qualitätskontrolle<br />

● innere und äußere Dichtheit nach<br />

höchsten internationalen Standards<br />

● rohrloser, integrierter Anbau<br />

von intelligenten Stellungsreglern<br />

nach VDI 3847<br />

● minimiert die Lebenszykluskosten<br />

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verband<br />

VDE|DKE verstärkt Zusammenarbeit mit<br />

südkoreanischer Normungsorganisation<br />

Die DKE Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik<br />

Informationstechnik im DIN und VDE<br />

(VDE|DKE) hat <strong>ein</strong> Memorandum of Understanding mit<br />

dem südkoreanischen Verband für elektrische Installation<br />

Korea Electric Association (KEA) unterzeichnet.<br />

Hintergrund der Kooperation ist die geplante Adaption<br />

der Struktur der Normenreihe DIN VDE 0100 zum Errichten<br />

von Niederspannungsanlagen in das südkoreanische<br />

Normungswerk, mit der die KEA beauftragt ist.<br />

Chun-Jin Park, stellvertretender Vorsitzender von KEA,<br />

unterstrich die Absicht, künftig zusammen mit der DKE<br />

Normungsvorhaben im Bereich der elektrischen Installationstechnik<br />

voranzutreiben. „Mit dieser Kooperation<br />

verstärken wir unsere internationale Zusammenarbeit<br />

mit Südkorea. Eine Partnerschaft besteht auch mit der<br />

koreanischen Normungsorganisation Korean Agency<br />

for Technology and Standards (KATS). Seit Februar<br />

2011 unterstützt <strong>ein</strong> Experte von KATS die Abteilung<br />

Dr.-Ing.<br />

Bernhard<br />

Thies, Sprecher<br />

der DKE-Geschäftsführung<br />

für internationale Normungsaktivitäten<br />

der DKE, um die internationale<br />

Normung im Bereich Smart Grid<br />

und Elektromobilität mit Südkorea<br />

zu intensivieren“, so Dr.-Ing. Bernhard<br />

Thies, Sprecher der DKE-Geschäftsführung.<br />

2009 hat die DKE<br />

mit dem südkoreanischen Zentralverband<br />

der Elektrotechnik, Korea<br />

Electrical Manufacturers Association<br />

(KOEMA), <strong>ein</strong> Memorandum of Understanding unterzeichnet<br />

mit dem Schwerpunkt der Informationstechnologie<br />

im Umfeld der Stromversorgung.<br />

DKE DEUTSCHE KOMMISSION ELEKTROTECHNIK<br />

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Tel. +49 (0) 69 630 80, Internet: www.dke.de<br />

Obmann des UK 914.1 erhält den IEC 1906-Award<br />

Dr. Wolfgang Stripf wurde jüngst mit dem IEC<br />

1906-Award ausgezeichnet. Damit werden s<strong>ein</strong>e Verdienste<br />

als Obmann des UK 914.1 bei der Erarbeitung der<br />

IEC 61784-3-Reihe gewürdigt. Dr. Gerhard Dreger, stellvertretender<br />

Geschäftsführer der DKE, überreichte die<br />

Auszeichnung.<br />

Der erste Teil der IEC 61784-3-Reihe, als DIN EN 61784-3<br />

(VDE 0803-500) in das deutsche Normenwerk übernommen,<br />

beschreibt die Grundlagen der sicherheitsgerichteten<br />

Kommunikationstechnik und setzt das „Black-<br />

Channel“-Prinzip der IEC 61508 um. Damit ist es möglich,<br />

beispielsweise Abschaltbefehle für gefahrbringende<br />

Bewegungen an Maschinen sicher über <strong>ein</strong>en Feldbus<br />

nach IEC 61158/61784 zu führen.<br />

Die IEC 61784-3 wurde in der IEC SC 65C WG 12<br />

unter maßgeblicher Mitarbeit von Dr. Stripf und anderen<br />

Mitarbeitern des UK 914.1 erarbeitet. Ausgangs-<br />

punkt für die deutschen Beiträge war dabei jeweils die<br />

zuvor stattfindende fachliche Diskussion in diesem<br />

Unterkomitee der DKE.<br />

Gegenstand s<strong>ein</strong>er Arbeiten sind auch andere sicherheitsgerichtete<br />

Kommunikationssysteme, wie EN 50325-5,<br />

sowie das Umfeld, das für <strong>ein</strong>e sicherheitsgerichtete Kommunikation<br />

aufrechterhalten werden muss. UK 914.1 hat<br />

deshalb die Erarbeitung der IEC 61000-6-7 im IEC TC 77<br />

„Electromagnetic compatability“ veranlasst (siehe K 767).<br />

Ihr Ziel ist die Harmonisierung von EMV-Vorschriften für<br />

Gerätetechnik, die an der Ausführung von Sicherheitsfunktionen<br />

beteiligt ist.<br />

DKE DEUTSCHE KOMMISSION ELEKTROTECHNIK<br />

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Tel. +49 (0) 69 630 80, Internet: www.dke.de<br />

AALE-Konferenz 2012 an der FH Aachen<br />

Die AALE, die Konferenz für angewandte Automatisierungstechnik<br />

in Lehre und Entwicklung an Fachhochschulen,<br />

findet am 3. und 4. Mai 2012 an der FH Aachen<br />

statt. Unterstützt vom Förderver<strong>ein</strong> VFAALE ist sie das<br />

Forum, auf dem sich Professoren der Automatisierungstechnik<br />

oder verwandter Gebiete, etwa der Handhabungsoder<br />

Prozesstechnik austauschen und aktuelle Themen<br />

diskutieren können.<br />

Wichtige Aspekte sind das Gespräch und die Zusammenarbeit<br />

mit Partnern aus Industrie und Lehre, die unter anderem<br />

als Aussteller auf der AALE vertreten s<strong>ein</strong> werden.<br />

Übersichts- und Fachvorträge runden den Kongress ab.<br />

Die Verleihung des AALE Student Award bildet die<br />

Brücke zum Studium: Es werden wieder Absolventen<br />

mit herausragenden Bachelor- beziehungsweise Master-<br />

Arbeiten in der Automatisierungstechnik ausgezeichnet.<br />

Informationen zum Einreichen von Beiträgen (Call<br />

for Papers), zur Ausstellung, zum Student Award<br />

und zur Kongress-Anmeldung sind zu finden unter:<br />

www.fh-aachen.de/aale2012.<br />

VEREIN DER FREUNDE UND FÖRDERER DER<br />

ANGEWANDTEN AUTOMATISIERUNGSTECHNIK<br />

AN FACHHOCHSCHULEN (VFAALE E.V.),<br />

c/o Fachhochschule Düsseldorf,<br />

Fachbereich Elektrotechnik,<br />

Josef-Gockeln-Str. 9, D-40474 Düsseldorf,<br />

Tel. +49 (0) 211 435 13 08, Internet: www.vfaale.de<br />

8<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2011


Namur veranstaltet dritte<br />

Konferenz in China<br />

Namur comes to China lautete das Motto der ersten<br />

Namur-Konferenz im asiatischen Wirtschaftsraum,<br />

die 2009 in Shanghai stattfand. Sie sollte vor<br />

allem den Anwendern von Automatisierungstechnik<br />

in der Prozessindustrie <strong>ein</strong>e Plattform zum Erfahrungsaustausch<br />

in dieser so wichtigen Wirtschaftsregion<br />

bieten. Die zweite Namur-Konferenz in China<br />

hatte im November 2010 bereits deutlich über 100 Teilnehmer.<br />

Inzwischen sind die Arbeitskreise in China<br />

etabliert – sie werden im November, bei der dritten<br />

Namur-Konferenz über ihre Aktivitäten berichten. Dabei<br />

werden Themen aufgegriffen, die die Teilnehmer<br />

2010 als bedeutsam für die chinesische Automatisierungstechnik<br />

gesehen haben.<br />

Als Partner für die chinesische Konferenz hat die Namur<br />

das Unternehmen Hima gewählt, mit dem die Namur die<br />

Hauptsitzung 2010 in Deutschland gestaltet hatte. Die Veranstaltung<br />

– erneut in Shanghai – verspricht, wieder <strong>ein</strong><br />

wichtiger Treffpunkt der Automatisierungsfachleute zu<br />

werden. Sie findet statt am 23. und 24. November.<br />

NAMUR-GESCHÄFTSSTELLE,<br />

c/o Bayer Technology Services GmbH,<br />

Gebäude K 9, D-51368 Leverkusen,<br />

Tel. +49 (0) 214 307 10 34, Internet: www.Namur.de<br />

Vom Stand-alone-Sensor<br />

zum Messsystem<br />

Multifunktionales<br />

System aus <strong>ein</strong>er<br />

Infrarot-LED und zwei<br />

Sensoren (rechts und<br />

links vorne) sowie<br />

<strong>ein</strong>er Kamera.<br />

Bild: Fraunhofer IZM<br />

Die Fachtagung „Sensoren<br />

und Messsysteme“ ist seit<br />

ihrer Begründung im Jahr<br />

1982 zur bedeutendsten<br />

deutschsprachigen wissenschaftlichen<br />

Veranstaltung im<br />

Bereich der Sensorik geworden.<br />

Standen anfangs Sensoren<br />

und ihre Technologien im<br />

Vordergrund, so verlagerte<br />

sich das Interesse zuletzt zunehmend<br />

auf die Einbindung<br />

von Sensoren in Messsysteme<br />

und deren Anwendung.<br />

Schwerpunkte sollen 2012<br />

Sensoren und Sensorsysteme für den industriellen Einsatz<br />

s<strong>ein</strong>, etwa bildgebende Sensoren, Sensorarrays, Sensoren<br />

für die Medizin und Biotechnologie, spektroskopische<br />

und energieautarke Sensoren, aber auch Nanosensoren<br />

oder Sensoren auf der Basis neuer Materialien.<br />

Die Tagung findet am 22. und 23. Mai 2012 parallel zur<br />

Messe Sensor+Test in Nürnberg statt. Weitere Informationen<br />

unter www.sensoren2012.de.<br />

VDI/VDE-GESELLSCHAFT MESS- UND<br />

AUTOMATISIERUNGSTECHNIK,<br />

VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,<br />

Tel. +49 (0) 211 621 40, Internet: www.vdi.de<br />

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Regelungstechnik<br />

www.beckhoff.de/EtherCAT-System<br />

Beckhoff EtherCAT-Komponenten: Schnell, fl exibel, kostenoptimiert.<br />

Industrie-PC: PCs in verschiedenen Formfaktoren<br />

EtherCAT-Klemmen: IP-20-I/Os für alle Signaltypen<br />

EtherCAT Box: IP-67-I/Os direkt im Feld<br />

TwinCAT: Automationssoftware für Multi-SPS, NC, CNC<br />

TwinSAFE: Safety-SPS in der I/O-Klemme


anche<br />

Virtuelle Inbetriebnahme – die aktuellen Trends<br />

Im Heft 4/2012 der <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> möchten<br />

wir aktuelle Entwicklungen in der Automatisierungstechnik<br />

zur virtuellen Inbetriebnahme<br />

in Prozess- und Fertigungsindustrie<br />

darstellen und diskutieren. Themen reichen<br />

von der systematischen Nutzung der virtuellen<br />

Inbetriebnahme zum Test von Teilsystemen<br />

in frühen Phasen und zum Test des<br />

Gesamtsystems zum Abschluss der Planung<br />

über integrierte Planungs- und Simulationsmodelle<br />

bis zu Trainings-Simulatoren<br />

und mobilen Unterstützungssystemen.<br />

Wir bitten Sie, bis zum 15. Dezember zu diesem<br />

Themenschwerpunkt <strong>ein</strong>en gemäß <strong>atp</strong>-<br />

Autorenrichtlinien ausgearbeiteten Beitragsvorschlag<br />

per E-Mail an urbas@oiv.de<br />

<strong>ein</strong>zureichen. Idealerweise nehmen Sie Bezug<br />

auf die zu diesem Komplex erschienenen<br />

Beiträge in <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> 6/2011. Ziel Ihres Beitrags<br />

soll der Brückenschlag zwischen aktuellen<br />

Erkenntnissen und Innovationen,<br />

methodischen Grundlagen und künftigen<br />

Anwendungen in der industriellen Praxis<br />

s<strong>ein</strong>. Ansprechen soll Ihr Aufsatz technische<br />

Führungskräfte, Entscheider und Key Experts<br />

der Automatisierungsbranche.<br />

Alle Beiträge werden von <strong>ein</strong>em Fachgremium<br />

begutachtet. Möchten Sie sich aktiv an<br />

dem Begutachtungsprozess beteiligen, nehmen<br />

Sie bitte Kontakt mit uns auf.<br />

Ihre Redaktion der <strong>atp</strong> <strong>edition</strong>:<br />

Leon Urbas, Gerd Scholz, Anne Hütter<br />

Call for<br />

Aufruf zur Beitrags<strong>ein</strong>reichung<br />

Thema: Virtuelle Inbetriebsetzung in<br />

Prozess- und Fertigungsindustrie<br />

Kontakt: urbas@oiv.de<br />

Termin: 15. Dezember 2011<br />

ZVEI: Auftrags<strong>ein</strong>gänge haben sich erholt<br />

Nach <strong>ein</strong>em Rückgang im Juni um acht Prozent sind die<br />

Auftrags<strong>ein</strong>gänge in der deutschen Elektronindustrie<br />

im Juli wieder gestiegen und übertrafen ihr Vorjahresniveau<br />

um zwei Prozent. Kumuliert von Januar bis Juli 2011 belief<br />

sich das Auftragsplus auf 14 Prozent gegenüber Vorjahr. Umsatz<br />

und die um Preiseffekte ber<strong>ein</strong>igte Produktion lagen im<br />

Juli sechs und 14 Prozent höher als vor <strong>ein</strong>em Jahr, wie der<br />

ZVEI mitteilte. „Nach der Stagnation der Erlöse im Vormonat<br />

setzt die Branche jetzt ihren Wachstumskurs gemäßigter<br />

fort“, sagte ZVEI-Chefvolkswirt Dr. Andreas Gontermann.<br />

Im Gesamtzeitraum zwischen Januar und Juli 2011 beliefen<br />

sich Umsatz- und Produktionszuwachs auf zehn und 15<br />

Prozent gegenüber Vorjahr. Sorgen bereitet Gontermann zunehmend<br />

der massive Anstieg der Preise auf dem von China<br />

dominierten Markt für Seltene Erden.<br />

Im ersten Halbjahr hatte die deutsche Elektroindustrie<br />

mit 74 Mrd. Euro (plus zwölf Prozent) <strong>ein</strong>en neuen Exportrekord<br />

aufgestellt. Das Geschäftsklima in der deutschen<br />

Elektroindustrie ist im August unter<br />

dem Eindruck des schwächelnden<br />

weltwirtschaftlichen Umfeldes erneut<br />

etwas zurückgegangen. Sowohl<br />

die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage<br />

als auch die Erwartungen<br />

für die kommenden sechs Monate<br />

sind dabei gegenüber Juli leicht<br />

nach unten korrigiert worden. Allerdings<br />

gehen 86 Prozent der Elektrofirmen<br />

von weiter anziehenden oder<br />

stabilen Geschäften im nächsten<br />

halben Jahr aus.<br />

ZVEI – ZENTRALVERBAND ELEKtROTECHNIK-<br />

UND ELEKTRONIKINDUSTRIE E.V.,<br />

Lyoner Straße 9, D-60528 Frankfurt am Main,<br />

Tel. +49 (0) 69 630 20, Internet: www.zvei.org<br />

Dr. Andreas<br />

Gontermann:<br />

„Die Branche<br />

setzt ihren<br />

Wachstumskurs<br />

gemäßigter fort“<br />

Wie viel Sicherheit bieten Standardkomponenten?<br />

Der wirtschaftliche Aufschwung dürfte auch die Messe<br />

SPS/IPC/Drives prägen. Nach 1323 Ausstellern im Vorjahr<br />

erwartet Veranstalter Mesago für 2011 rund 1400 Firmen<br />

in Nürnberg. Hinter dieser Steigerung steht das stärkere<br />

internationale Interesse: Letzten Schätzungen zufolge<br />

werden 40 Länder vertreten s<strong>ein</strong>, darunter 370 Aussteller<br />

aus dem Ausland. 2010 nahmen 315 ausländische Aussteller<br />

aus rund 30 Ländern teil. Erstmals werden 2011 zwölf<br />

Messehallen belegt. Die Ausstellungsfläche wächst von<br />

rund 94 000 auf über 100 000 Quadratmeter.<br />

Parallel zur Messe vom 22. bis 24 November findet wieder<br />

<strong>ein</strong> begleitender Kongress statt. Neu im Kongressprogramm<br />

der SPS/IPC/Drives 2011 sind vier speziell <strong>ein</strong>gerichtete<br />

Anwendersessions, in denen Anwender vorstellen,<br />

wie spezifische Applikationen innovativ und kreativ<br />

realisiert wurden. Sie laden zum intensiven Dialog zwi-<br />

schen Kongressbesuchern und Anwendern <strong>ein</strong> und versprechen<br />

interessante Erfahrungsberichte direkt vom<br />

anwendenden Unternehmen. Das Programm des Kongresses<br />

umfasst 69 Vorträge zu Themen der elektrischen Automatisierung,<br />

<strong>ein</strong>e Trendsession sowie drei Tutorials.<br />

In der diesjährigen Trendsession diskutieren Vertreter<br />

der Firmen Siemens, Beckhoff, Bosch Rexroth, Kuka, Homag<br />

und 3S über das Thema „Sicherheit der PC-basierten<br />

Steuerung“. Ebenfalls beleuchtet wird die Eignung von<br />

kostengünstigsten Standardkomponenten für den Einsatz<br />

bei Anwendungen mit funktionaler Sicherheit (safety), sowie<br />

die Sicherheit gegen ungewollte Zugriffe (security).<br />

MESAGO MESSEMANAGEMENT GMBH,<br />

Rotebühlstr. 83-85, D-70178 Stuttgart,<br />

Tel. +49 (0) 711 61 94 60, Internet: www.mesago.de<br />

10<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2011


NAMUR-Signal reicht<br />

Automatisierte Gebäude<br />

sparen drastisch Energie<br />

Eine im Auftrag des ZVEI erarbeitete Studie der<br />

Hochschule Biberach hat im Praxisbetrieb nachgewiesen,<br />

dass Gebäudeautomatisierung den Energieverbrauch<br />

bis zu 50 Prozent reduziert. Für die zweijährige<br />

Feldstudie hatte die Hochschule die Steuerung der<br />

Heizung, der Lüftung, der Beleuchtung und anderer<br />

Energieverbraucher in Vergleichsräumen vollständig,<br />

teilweise oder gar nicht automatisiert und den tatsächlichen<br />

Energieverbrauch gemessen. Beim mittleren<br />

Automatisierungsgrad wurden 21 Prozent und bei hohem<br />

Automatisierungsgrad sogar 49 Prozent Energie<br />

über zwei Heizperioden <strong>ein</strong>gespart.<br />

Die Studie „Energieeffizienz durch Gebäudeautomation<br />

mit Bezug zur DIN V 18599 und DIN EN 15232“<br />

soll im September 2011 dem Bundesbauminister übergeben<br />

werden. Sie kann beim ZVEIFachverband Installationsgeräte<br />

und -systeme angefordert werden.<br />

ZVEI – Zentralverband Elektrotechnikund<br />

Elektronikindustrie e.V.,<br />

Lyoner Straße 9, D-60528 Frankfurt am Main<br />

Tel. +49 (0) 69 6302-0, Internet: www.zvei.org<br />

Automation 2012: Die<br />

Komplexität meistern<br />

Komplexe<br />

Systeme<br />

lassen sich nur<br />

durch Automation<br />

beherrschen.<br />

Bild: BASF SE<br />

Der Kongress Automation im Juni 2012 greift mit<br />

dem Motto „Komplexität beherrschen – Zukunft<br />

sichern“ die Herausforderungen der immer weiter zunehmenden<br />

Komplexität in allen Lebensbereichen auf.<br />

Ob in der Fertigungs- oder Prozessindustrie, der Energiewirtschaft,<br />

im Verkehr oder der Medizintechnik<br />

– überall kommt der Automation <strong>ein</strong>e Schlüsselfunktion<br />

beim Beherrschen komplexer Systeme zu. Neben<br />

Effizienz, Ressourcenschonung und Umweltverträglichkeit<br />

steht dabei im Blick, auf welche Weise die<br />

Automation dem Menschen dient und zur Zukunftssicherung<br />

beiträgt.<br />

Vortrags- und Postervorschläge können noch bis<br />

zum 11. November unter www.automatisierungskongress.de<br />

<strong>ein</strong>gereicht werden. Dort sind auch die Themengebiete<br />

genannt, für die der Programmausschuss<br />

mit Vertretern aus Industrie und Wissenschaft um<br />

Vorträge bittet. Mitte Januar sollen die Autoren über<br />

Annahme oder Ablehnung informiert werden.<br />

Der elektronische Grenzsignalgeber Typ<br />

3738 mit Magnetventil bietet die ideale<br />

Lösung für Schwenkarmaturen. Als erstes<br />

Gerät s<strong>ein</strong>er Art ermöglicht es die Speisung<br />

von Elektronik und berührungslosem<br />

Wegsensor aus dem NAMUR-Signal. So<br />

kann die Verkabelung unverändert bleiben.<br />

Trotzdem bietet es <strong>ein</strong>e Fülle zusätzlicher<br />

Funktionen bei der Automatisierung<br />

von Auf/Zu-Armaturen, wie zum Beispiel<br />

die Konfigurierung per Tastendruck, Selbstabgleich<br />

und Diagnose. Justierarbeiten<br />

entfallen ganz. Dank integrierter Luftführung<br />

braucht das Gerät k<strong>ein</strong>e externe Verrohrung.<br />

Einfach anschrauben, Knopf für<br />

Selbstabgleich drücken, fertig.<br />

Der neue Grenzsignalgeber macht die<br />

Auf/Zu-Armatur smart und kompakt.<br />

VDI/VDE-GESELLSCHAFT MESS- UND<br />

AUTOMATISIERUNGSTECHNIK,<br />

VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,<br />

Tel. +49 (0) 211 621 40, Internet: www.vdi.de<br />

A01087DE<br />

SAMSON AG · MESS- UND REGELTECHNIK<br />

Weismüllerstraße 3 · 60314 Frankfurt am Main<br />

Telefon: 069 4009-0 · Telefax: 069 4009-1507<br />

E-Mail: samson@samson.de · Internet: www.samson.de


anche<br />

Blowmolding-Controller sorgt für<br />

optimales Produktionsergebnis<br />

Mit PC-basierter Plattform sind Blasformmaschinen schneller und genauer<br />

Die in Zhanjiagang, China, ansässige ThreePlus Blowtech<br />

Co. Ltd. hat sich auf den Entwurf, die Herstellung<br />

und den Vertrieb vollautomatisierter Blasformmaschinen<br />

für <strong>ein</strong> breites Anwendungsspektrum spezialisiert.<br />

Steuerungsstandard für das komplette Maschinenportfolio<br />

ist PC-Control von Beckhoff. Die<br />

PC-basierte Automatisierungsplattform bildet, zusammen<br />

mit der Technologiesoftware für Blasformmaschinen,<br />

dem „Plastic Application Framework“, <strong>ein</strong>e gute<br />

Kombination zur Produktion hochwertiger Kunststoffartikel.<br />

Basierend auf der .Net-basierten Bedienoberfläche<br />

steht ThreePlus <strong>ein</strong> leistungsfähiger<br />

Blowmolding-Controller zur Verfügung.<br />

Zum Produktportfolio von ThreePlus gehören Maschinen<br />

zur Herstellung von Kunststoffverpackungen von<br />

50 ml bis 10 l für den Consumerbereich aber auch Kunststoffbehälter<br />

für die Industrie, mit <strong>ein</strong>em Fassungsvermögen<br />

bis 220 l, sowie Wassertanks, Spielgeräte und<br />

Ähnliches. „Unsere Hochgeschwindigkeitsblasformmaschinen<br />

genießen sowohl national als auch international<br />

Die Hochgeschwindigkeitsblasformmaschinen<br />

von ThreePlus Blow-tech Co. Ltd. sind durchgängig mit dem<br />

branchenspezifischen Beckhoff- Blowmolding-Controller<br />

ausgerüstet. Bild: ThreePlus Blow-tech Co. Ltd., China<br />

<strong>ein</strong>en guten Ruf“, erläutert Li Jiang, Elektroingenieur bei<br />

ThreePlus. Das Unternehmen exportiert s<strong>ein</strong>e Maschinen<br />

in mehr als zwanzig Länder, darunter, neben Europa,<br />

Kanada, Ägypten, Nigeria, Indien und Thailand.<br />

Integration der Wanddicken- und<br />

Temperaturregelung in <strong>ein</strong>e Steuerung<br />

Ausschlaggebendes Kriterium bei der Entscheidung für<br />

Beckhoff war unter anderem die Offenheit der PC-basierten<br />

Steuerungsplattform: „Durch die Integration der<br />

Wanddicken- und Temperaturregelung in die Maschinensteuerung<br />

konnten wir die Systemarchitektur ver<strong>ein</strong>fachen“,<br />

erläutert Elektroingenieur Li Jiang. Statt spezieller<br />

Baugruppen übernimmt der Beckhoff Blowmolding-Controller<br />

mit dem Einbau-Panel-PC CP6202-1026 alle Maschinenfunktionen.<br />

Die elektrischen Signale der Sensoren,<br />

der Ventile und Motoren werden über das EtherCAT-<br />

I/O-System mit zwei EK1100-Kopplerstationen erfasst und<br />

ausgegeben. „Durch den Verzicht auf Spezialbaugruppen<br />

erhöht sich für uns die Verfügbarkeit der Maschine, bei<br />

gleichzeitiger Reduktion des Serviceaufwandes und der<br />

Lagerhaltung für Ersatzteile“ hebt Li Jiang hervor.<br />

Die Steuerung erfolgt über die Automatisierungssoftware<br />

TwinCat PLC auf der Basis von Windows CE. Zusammen<br />

mit dem TwinCat PLC Fullscale Framework für<br />

Blasformmaschinen lassen sich schnelle Bewegungen<br />

und <strong>ein</strong>e genaue Positionierung der Hydraulik, sowie<br />

<strong>ein</strong>e exakte Temperaturregelung mit minimalem Überschwingen<br />

realisieren.<br />

Der Software-Temperaturregler verfügt über <strong>ein</strong>en intelligenten<br />

Autotuning-Algorithmus, der für möglichst<br />

geringes Überschwingen bei Sollwertänderungen sorgt.<br />

„Gegenüber Hardware-Temperaturreglern ergeben sich<br />

viele Vorteile für die Inbetriebnahme und die Diagnose“,<br />

erläutert Li Jiang. „Die Reglerparameter werden gespeichert<br />

und können für weitere Maschinen genutzt werden.<br />

Damit sparen wir viel Zeit bei der Ermittlung der Parameter<br />

für träge Temperaturzonen.“ Der Software-Regler bietet<br />

außerdem <strong>ein</strong> <strong>hohes</strong> Maß an Flexibilität bei der Erfüllung<br />

von Kundenanforderungen: Zusätzliche Heizzonen<br />

lassen sich problemlos implementieren, da die Software<br />

für <strong>ein</strong>e maximale Zonenanzahl vorbereitet ist und lediglich<br />

weitere I/O-Klemmen <strong>ein</strong>gebaut werden müssen.<br />

Maximale Profilgenauigkeit sichert<br />

Qualitätskonstanz der Produkte<br />

Die Wanddickenregelung bestimmt im Wesentlichen die<br />

Qualität des Endprodukts. Da die Regelstrecke <strong>ein</strong>e hohe<br />

Eigenfrequenz besitzt, kommt es auf kurze Abtastzeiten<br />

an. Diese Anforderung wird durch die beschriebene Automatisierungssoftware<br />

und den leistungsstarken Beckhoff<br />

Industrie-PC erfüllt. Bei ThreePlus arbeitet die Steuerung<br />

mit <strong>ein</strong>er Abtastzeit von 2 ms. Je nach Anforderungen<br />

kann der Blowmolding- Controller auch schneller als<br />

1 ms abtasten. Die maximale Anzahl der Profilpunkte<br />

beträgt 400. So wird die Profilgenauigkeit auf <strong>ein</strong> Maximum<br />

gesteigert, um Kunststoffartikel mit hoher Qualitätskonstanz<br />

zu produzieren.<br />

12<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2011


Kurze Zykluszeiten werden durch die optimale Steuerung<br />

der Transportbewegung und der Schließ<strong>ein</strong>heit<br />

erreicht. Dazu werden im Blowmolding-Framework die<br />

bewährten Motion-Module aus der TwinCat Hydraulik-<br />

Library genutzt, die <strong>ein</strong>e optimale Balance zwischen<br />

schneller Bewegung und exakter Positionierung herstellen.<br />

„Das Steuerungssystem kann <strong>ein</strong>e genaue Wanddickensteuerung<br />

des Vorformlings bei Produkten mit sehr<br />

hohen Anforderungen realisieren“, formuliert Li Jiang:<br />

„Mit dem Blowmolding-Framework laufen unsere Maschinen<br />

schneller und erreichen <strong>ein</strong>e höhere Positioniergenauigkeit.“<br />

Optimierte Bedienoberfläche<br />

für Blasformmaschinen<br />

Die Produktivität <strong>ein</strong>er Maschine hängt unter anderem<br />

davon ab, wie schnell der Bediener in den laufenden Prozess<br />

<strong>ein</strong>greifen kann und dass ihm die hierzu notwendigen<br />

Informationen auf <strong>ein</strong>en Blick zur Verfügung stehen.<br />

Der Blowmolding-Controller, der speziell für Blasformmaschinen<br />

konzipiert wurde, verfügt über 40 Handbedientaster,<br />

die der rechten und linken Maschinenseite<br />

zugeordnet sind. Die Beschriftung der Tasten erfolgt über<br />

Einschubstreifen und kann an die jeweilige Anwendung<br />

angepasst werden. Der 15-Zoll-Touchscreen-Bildschirm<br />

zeigt alle Informationen in übersichtlicher Form an.<br />

Die hier genutzte Bedieneroberfläche für Blasformmaschinen<br />

ist das Ergebnis langjähriger Erfahrung mit dem<br />

Prozess und der Erfüllung der Wünsche des ‚Mannes an<br />

der Maschine. Bei der Gestaltung der Bedienoberfläche<br />

wurde besonderer Wert auf <strong>ein</strong>en klar strukturierten<br />

Aufbau gelegt. Wichtige Informationen findet der Bediener<br />

auf jeder Seite an derselben Stelle. Softkey-Funktionen<br />

unterstützen die intuitive Bedienung.<br />

Ein permanent <strong>ein</strong>geblendetes Statusfeld enthält die<br />

wichtigsten Prozessinformationen, wie Zykluszeit, Extruderdaten<br />

oder Stückzähler, und ist konfigurierbar –<br />

der Bediener legt fest, welche Daten permanent angezeigt<br />

werden sollen, und hat so den Maschinenzustand im<br />

Blick. Die zentrale Bedienseite des Controllers ist der<br />

Wandstärkeneditor, der alle wichtigen Funktionen zur<br />

schnellen und übersichtlichen Erstellung der Wanddickenkurven<br />

umfasst. Durch farbige Abstufung sind<br />

Stützpunkte und Kurvensegmente leicht erkennbar dargestellt.<br />

Die Kurvenform wird mit Hilfe des Touchscreens<br />

durch Fingerzeig verändert. Besonders interessant<br />

ist der „Un-do“-Speicher, mit dem der Bediener die<br />

zuletzt getätigten Änderungen problemlos rückgängig<br />

machen kann.<br />

Alle Steuerungsfunktionen<br />

stehen zentral zur Verfügung<br />

„Der Blowmolding-Controller bietet uns Benutzerverwaltung<br />

mit unterschiedlichen Zugriffsrechten, Sprachumschaltung<br />

und Speicherung der Bediener<strong>ein</strong>gaben. Dies<br />

sind weitere Vorteile des integrierten Steuerungssystems,<br />

dass alle Funktionen zentral zur Verfügung stehen“, stellt<br />

Li Jiang fest und fährt fort: „Aufgrund der Anwendungslösung<br />

konnten wir die Maschinenleistung und die Produktqualität<br />

verbessern – und das bei gleichzeitiger Senkung<br />

der Produktionskosten.“<br />

Blowmolding-Framework ver<strong>ein</strong>facht<br />

Systemüberwachung und Fernwartung<br />

„Die alte Steuerungsarchitektur mit Spezialbaugruppen,<br />

in Kombination mit Standard-PLCs, hatte nur geringe<br />

Möglichkeiten für <strong>ein</strong>e Systemdiagnose“, so Li Jiang.<br />

Durch die Integration aller Funktionen im neuen Framework<br />

sind umfangreiche Alarm- und Diagnosefunktionen<br />

implementiert, wodurch Stillstandszeiten minimiert und<br />

die Bedienerfreundlichkeit deutlich verbessert werden.<br />

Das Framework bietet dem Anwender zudem die Möglichkeit,<br />

über <strong>ein</strong>fache Einstellungen, spezielle Alarmmodule<br />

zu integrieren. „Die Programmierung erfolgt mit<br />

Strukturiertem Text, gemäß der IEC 61131, so dass der<br />

Bediener nur Grundkenntnisse in der Programmierung<br />

haben muss, um die Maschinenprogramme zu verstehen.<br />

Dies erleichtert es uns, die Qualität der Produkte aufrechtzuerhalten<br />

und Produktaktualisierungen durchzuführen“,<br />

so Li Jiang. „Durch die leistungsstarke, klar<br />

strukturierte und flexible HMI-Schnittstelle können wir<br />

die Benutzer- und Rezeptverwaltung sowie die Dokumentation<br />

aller Änderungen während der Produktion durchführen.<br />

Außerdem besteht die Möglichkeit, Produktionsdaten<br />

ins ERP-Netzwerk des Kunden zu übermitteln.“<br />

Aufgrund der universellen Ethernet-Anbindung kann<br />

die Maschine auch per Fernsteuerung in Betrieb genommen<br />

werden. „Da wir unsere Maschinen weltweit exportieren,<br />

stellt die Remote-Funktionalität, die uns die Inbetriebnahme<br />

oder Wartung aus der Ferne erlaubt, <strong>ein</strong>en<br />

wesentlichen Vorteil dar und spart <strong>ein</strong>e Menge an Arbeitskosten“,<br />

stellt Li Jiang fest.<br />

Autor<br />

Beckhoff Automation GmbH,<br />

Eiserstraße 5, D-33415 Verl,<br />

Tel. +49 (0) 5246 96 30<br />

Thomas Kosthorst<br />

ist Branchenmanager<br />

Kunststoffmaschinen bei<br />

Beckhoff Automation.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2011<br />

13


anche<br />

Lichtschranken sorgen für richtige Sortierung von<br />

Gepäck am schnellsten Flughafen der Welt<br />

120 000 Gepäckstücke wandern pro Tag durch das High-Speed-Umschlagszentrum in Frankfurt<br />

Der Frankfurter Flughafen ist als Umsteigeflughafen<br />

<strong>ein</strong>e der bedeutendsten Luftverkehrs-Drehscheiben<br />

der Welt. In dessen Mittelpunkt steht <strong>ein</strong>e hochkomplexe,<br />

flughafenüberspannende Gepäcklogistik für das<br />

Check-in- und Transfer-Gepäck. Lesegeräte von Leuze<br />

electronic an den Weichen der Förderstrecken tragen<br />

maßgeblich dazu bei, dass das Gepäck der Passagiere<br />

schnell und zuverlässig das Ziel erreicht.<br />

9.25 Uhr: Flug DL 106 aus New York ist im Anflug auf<br />

Flughafen Frankfurt am Main. Passagier Michael Edwards<br />

hat s<strong>ein</strong>e Reiselektüre schon im Handgepäck verstaut<br />

und vergewissert sich mit <strong>ein</strong>em Blick auf die Uhr,<br />

dass die Maschine pünktlich landen wird. Es bleibt ihm<br />

nicht viel Zeit, um den Anschlussflug nach Wien zu erreichen.<br />

Zum Glück muss er sich nicht um s<strong>ein</strong> Gepäck<br />

kümmern. Die freundliche Dame am Check-in hat ihm<br />

versprochen, dass es automatisch weitergeleitet wird.<br />

Doch wird das klappen?<br />

Währenddessen bleibt Franz Regner, Diplom-Ingenieur<br />

bei der Fraport AG, der Betreibergesellschaft der<br />

internationalen Luftverkehrs-Drehscheibe Frankfurt<br />

Airport, gelassen. Er kennt weder Edwards noch <strong>ein</strong>en<br />

der anderen Passagiere aus Flug DL 106. Doch er weiß,<br />

dass dessen Gepäck – wie das Gepäck aller „Umsteiger“<br />

– die jeweilige Anschlussmaschine pünktlich erreichen<br />

wird. Im Schnitt steigt mehr als die Hälfte der jährlich<br />

über 53 Millionen Passagiere am Drehkreuz Frankfurt<br />

mit ihrem Gepäck um.<br />

<strong>ein</strong>er der SCHNELLSTEN GROSSFLUGHäFEN DER WELT<br />

Regner ist mit s<strong>ein</strong>en Kollegen zuständig für die Gepäckförderanlage<br />

(GFA), die das Herz der Gepäckabfertigung<br />

und damit <strong>ein</strong>e der wichtigsten Dienstleistungen am<br />

Frankfurter Flughafen darstellt. Fraport garantiert Umsteigezeiten<br />

von minimal 45 Minuten, in denen das Transfergepäck<br />

ausgeladen, sortiert, transportiert und wieder verladen<br />

wird. In dieser Zeitspanne erfolgt zudem <strong>ein</strong>e mehrstufige<br />

automatische Durchleuchtung der Gepäckstücke.<br />

Mit den kurzen Umsteigezeiten für Passagier und Gepäck<br />

zählt der gigantische Flughafen „Frankfurt Airport“<br />

(FRA) zu den schnellsten Großflughäfen der Welt.<br />

Bedenkt man, dass <strong>ein</strong> ankommender Flug bis zu 85 Anschlussflüge<br />

bedient, so spiegelt sich im Einhalten der<br />

minimalen Umsteigezeit für gleichzeitig all diese über<br />

den gesamten Flughafen verteilten Verbindungen <strong>ein</strong>e<br />

<strong>ein</strong>zigartige Logistikleistung wider.<br />

Im Baggage<br />

Control Center,<br />

der zentralen<br />

Betriebssteuerstelle<br />

der Gepäckförderanlage<br />

am Flughafen<br />

Frankfurt/Main<br />

laufen alle Informationen<br />

zusammen.<br />

Bilder: Fraport AG<br />

14<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2011


HOHE ZUVERLÄSSIGKEITSRATE MIT NEUEN SENSOREN<br />

Das hochkomplexe Logistiksystem ist <strong>ein</strong> High-Speed-<br />

Umschlagzentrum, das in Spitzenzeiten bis zu 120 000 Gepäckstücke<br />

am Tag bewältigt – mit allen Sicherheitshürden.<br />

„Unsere Gepäckförderanlage für das Check-in- und<br />

Transfer-Gepäck läuft seit Jahrzehnten wie <strong>ein</strong> Uhrwerk,<br />

allerdings mit stetiger Anpassung an wachsende Anforderungen“,<br />

erzählt Regner.<br />

Was ursprünglich mit Förderstrecken von rund 26 km<br />

Länge begann, wuchs bis heute zu <strong>ein</strong>er flughafenüberspannenden<br />

Behälterförderanlage mit derzeit 77 km Förderlänge.<br />

Eine der jüngsten Verbesserungen findet im<br />

Bereich der Sensorik entlang der Förderstrecken,<br />

Regner´s eigentlichem Aufgabengebiet, statt. „Tausende<br />

von Sensoren steuern die Weichen der gigantischen Anlage,<br />

um Koffer und Taschen zwischen dem Terminal 1<br />

und 2 sowie der Vorfeldstation zu ihren Zielen zu bringen“,<br />

erklärt Regner.<br />

Mit der neuesten Ausführung der Lesegeräte KA 973<br />

von Leuze electronic arbeitet er weiter an der Optimierung<br />

der <strong>Zuverlässigkeit</strong>srate, die mit be<strong>ein</strong>druckenden<br />

99,83 % ohnehin schon ganz nahe bei 100 % liegt. Die<br />

Lesegeräte sind Teil der ausgeklügelten Behältererken-<br />

nung und bestehen aus jeweils drei PRK-3B-Reflexions-<br />

Lichtschranken mit Polarisationsfilter und <strong>ein</strong>em zusätzlichen<br />

HRTR-3B-Reflexions-Lichttaster mit Hintergrundausblendung.<br />

LICHTSCHRANKEN MINIMIEREN<br />

MÖGLICHE FEHLLESUNGEN<br />

Die so genannten Polfilter-Lichtschranken in den neuen<br />

Lesegeräten minimieren im Vergleich zu den bisher verwendeten<br />

Ausführungen Fremdlichtprobleme. Mögliche<br />

Fehllesungen durch spiegelnde oder reflektierende Flächen<br />

an den Behältern werden damit vermieden. Außerdem<br />

verhindert <strong>ein</strong>e gut <strong>ein</strong>stellbare Reichweite die ansonsten<br />

auftretende Reaktion der Sensoren bei Erkennung<br />

benachbarter Behälter in den parallelen, nah benachbarten<br />

Bahnen. „Das Teachen der Reichweiten<br />

mittels Teach-Knopf ist <strong>ein</strong>fach und erfüllt zugleich<br />

unsere Anforderungen hinsichtlich <strong>ein</strong>er robusten Geräteausführung“,<br />

ergänzt Regner.<br />

Eine weitere funktionale Verbesserung bringt der eigens<br />

in die Lesegeräte integrierte Reflexions-Lichttaster<br />

vom Typ HRTR 3B. Er ist 50 mm über den zur Codelesung<br />

<strong>ein</strong>gesetzten Lichtschranken angebracht und prüft zu-<br />

Fehlersichere Behältererkennung mit Leuze<br />

electronic Sensoren im High-Speed-Logistiksystem am<br />

Flughafen Frankfurt.<br />

An der Rückseite der Lesestationen<br />

werden per LED Betriebszustände wie Spannungsversorgung,<br />

Warnsignal, Vortaktsignal,<br />

Taktsignal und Infosignal angezeigt.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2011<br />

15


anche<br />

sätzlich das Vorhandens<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>es Behälters. Der Grund<br />

hierfür beruht auf Erfahrung: Denn es besteht grundsätzlich<br />

die Möglichkeit, dass <strong>ein</strong> Behälter vor <strong>ein</strong>em Lesegerät<br />

kurzzeitig stehen bleibt und damit <strong>ein</strong>en Time-out<br />

der Lichtschranken und infolgedessen <strong>ein</strong>e Fehllesung<br />

verursacht. Mit der zusätzlichen Behältererkennung lassen<br />

sich solche, wenn auch höchst selten auftretende<br />

Störfälle, vermeiden.<br />

BINÄRCODE LESEN MIT HOCHGESCHWINDIGKEIT<br />

Die Schaltfrequenz der Reflexions-Lichtschranken und<br />

die erforderliche Lichtfleckgröße ergeben sich aus den<br />

enormen Fördergeschwindigkeiten und der Beschaffenheit<br />

der Binärcodierung auf den Kennungsträgern. Diese<br />

Codierleisten befinden sich an den insgesamt 18 000 Behältern,<br />

die ständig im Umlauf sind.<br />

Jede der seitlich an den Behältern angebrachten Codierleisten<br />

hat zwei Zeilen: <strong>ein</strong>e Taktspur und darunter<br />

<strong>ein</strong>e Informationsspur. Beide Spuren besitzen 21 Felder<br />

(Bits). Auf der Taktspur wechseln sich Null und Eins in<br />

gleichmäßigen Abständen ab. So erhält man 21 Taktsignale,<br />

die zur Erkennung <strong>ein</strong>er Behälteranwesenheit sowie<br />

zur Synchronisierung der Informationsspur dienen.<br />

Jedem Taktbit ist <strong>ein</strong> Informationsbit zugeordnet. Die<br />

Reihenfolge dieser Bits (Einsen und Nullen) stellt letztlich<br />

die Behälternummer dar.<br />

Passiert <strong>ein</strong> Behälter <strong>ein</strong>e Lesestelle, wird zuerst die<br />

Vortakt-Lichtschranke durch die Taktspur bedämpft.<br />

Damit wird die Anwesenheit des Behälters festgestellt.<br />

Danach werden die Info- und die Takt-Lichtschranke<br />

von der jeweiligen Spur bedämpft. Daraus ergibt sich die<br />

bereits erwähnte Anzahl von drei Reflexions-Lichtschranken<br />

in <strong>ein</strong>em Lesegerät. Bedingt durch deren Anordnung<br />

eilt das Infosignal dem Taktsignal um 90° voraus.<br />

Somit ist das Info-Signal bei steigender Flanke des<br />

Taktsignals gültig, das heißt der Lichtfleck der Info-<br />

Lichtschranke befindet sich genau mittig im Info-Feld<br />

der Codierleiste. Diese ist 780 mm lang und deren Reflexfelder<br />

(High-Signal) sind 20 und die dazwischen liegenden<br />

Dunkelfelder (Low-Signal) 18 mm breit. Setzt<br />

man dies in Relation zu den Fördergeschwindigkeiten,<br />

ergeben sich immense Lesefrequenzen. Hierzu sagt Regner:<br />

„In <strong>ein</strong>igen Bereichen, wie etwa durch lange, gerade<br />

Tunnelstrecken, fahren die Behälter mit Geschwindigkeiten<br />

von 5 m/s, testweise sogar 10 m/s“.<br />

Wo allerdings Richtungsänderungen stattfinden, wie<br />

in Kurven oder an Weichen, muss die Geschwindigkeit<br />

aufgrund der enormen Fliehkräfte drastisch reduziert<br />

werden. Dennoch wird im Durchschnitt <strong>ein</strong>e Transportgeschwindigkeit<br />

von immerhin noch 2,5 m/s erreicht.<br />

Die Lesestelle wurde hier auf 5 m/s ausgelegt, um für die<br />

Zukunft gerüstet zu s<strong>ein</strong>. Rechnerisch bleiben bei 5 m/s<br />

noch 4 Millisekunden zum Lesen <strong>ein</strong>es Bits. Die Schaltfrequenz<br />

der PRK-3B-Reflexions-Lichtschranken von<br />

Leuze electronic liegt bei 1000 Hz – damit ist diese Anforderung<br />

also erfüllt.<br />

Auch in Hinblick auf die geforderte Lichtfleckgröße<br />

sind die PRK 3B optimal geeignet. Franz Regner hat <strong>ein</strong>e<br />

Größe von 5 bis 6 mm vorgegeben, damit <strong>ein</strong>e möglichst<br />

breite Abdeckung der jeweiligen Kontaktfläche zur zuverlässigen<br />

Erkennung auch bei Beschädigungen oder<br />

Verschmutzungen gegeben ist. Dabei ist gewährleistet,<br />

dass niemals zwei Kontaktflächen gleichzeitig abgedeckt<br />

werden.<br />

Andere Anforderungen, wie etwa die Gehäusegestaltung<br />

der Lesestationen, resultieren vor allem aus der<br />

Handhabung und den rauen Umgebungsbedingungen.<br />

Schon die besonders robuste Ausführung der Leuzeelectronic-Sensoren<br />

mit hohen Schock- und Vibrationsfestigkeiten<br />

erfüllt die gestellten Vorgaben. Das Metallgehäuse<br />

wurde mit <strong>ein</strong>em speziellen erschütterungsfesten<br />

Ausrichtmechanismus für die Sensoren ausgestattet.<br />

Insgesamt kommt bei der Gehäuseauslegung und der<br />

Sensoranordnung die besonders kompakte Baugröße<br />

der Sensor-Baureihe 3B zugute. Die Lesestationen werden<br />

komplett bestückt und mit <strong>ein</strong>er Mittenpunktabweichung<br />

von ±1 mm auf <strong>ein</strong>e Entfernung von 120 mm<br />

ausgerichtet an Fraport geliefert. Sie passen 1:1 in die<br />

vorhandenen Lesestellenhalterungen und lassen sich<br />

leicht justieren.<br />

ZUVERLÄSSIG AM ZIEL<br />

12.15 Uhr, Gepäckausgabe Flughafen Wien (VIE): Michael<br />

Edwards nimmt s<strong>ein</strong>en Koffer vom Förderband und<br />

strebt erleichtert dem Ausgang zu. Er kennt weder Franz<br />

Regner noch <strong>ein</strong>en s<strong>ein</strong>er rund 6000 Kollegen bei Fraport,<br />

die im „Ground Handling“ am Frankfurter Flughafen<br />

dafür sorgen, dass Flugzeuge reibungslos abgefertigt<br />

werden und neben Passagieren auch das Gepäck der<br />

Gäste zeitgerecht „umsteigen“ kann. Gleichwohl ahnt er<br />

in solchen Momenten, dass hinter all dem <strong>ein</strong>e logistische<br />

Meisterleistung steckt.<br />

Autor<br />

Leuze electronic GmbH + Co. KG,<br />

In der Braike 1,<br />

D-73277 Owen,<br />

Tel. +49 (0) 7021 57 31 89,<br />

E-Mail: wolfgang.teumer@leuze.de<br />

Wolfgang Teumer ist<br />

Produktmanager bei der<br />

Leuze electronic GmbH + Co.<br />

KG in Owen.<br />

16<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2011


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© Phoenix ContaCt 2011


anche<br />

Mit Adam und Eva geht‘s sicher rund: Sensorpärchen<br />

verhilft Anlage zu Sicherheitsstandards<br />

Safety-Applikationen erfüllen PL e gemäß EN ISO 13849-1 am Rundtisch der Volz GmbH in Schwaben<br />

Bild 1: Autor Andreas Strangfeld (re.) machte sich selbst <strong>ein</strong> Bild. Nach dem Einlegen der <strong>ein</strong>zuschäumenden<br />

Sitzplatte aus Sperrholz überprüfen er und Elmar Winterhalter, technischer Leiter des Anlagenbauers,<br />

die Sicherheit der Polyurethan-Verarbeitungsanlage mit zehn Rundtischstationen.<br />

Bis zu 60 Polyurethan-(PUR)-Teile spuckt die Rundtisch-Fertigungsanlage<br />

der Volz GmbH in Balingen<br />

pro Stunde aus. Mensch und Roboter arbeiten hier<br />

sprichwörtlich Hand in Hand. Die Sicherheit für die 52<br />

Mitarbeiter des Familienbetriebs steht an erster Stelle.<br />

Alle Sicherheitsfunktionen an dem sechs Meter großen<br />

Rundtisch werden von <strong>ein</strong>em Controller Pluto B20 und<br />

zwei Pluto B46 mit mehreren Erweiterungsrelais BT51<br />

überwacht. Dabei wird durchgängig der höchste Performance<br />

Level PL e gemäß EN ISO 13849-1 und SIL 3 gemäß<br />

EN IEC 61508 erreicht.<br />

Teile durchlaufen zehn Stationen<br />

am Rundtisch<br />

Die zehn Stationen des Fertigungsrundtisches in der SPSgesteuerten<br />

Verarbeitungsanlage bestehen aus <strong>ein</strong>er Roboterstation<br />

zum Besprühen der Formen, zwei manuellen<br />

Bearbeitungsstationen und sieben Aushärtestationen. Auf<br />

dem Rundtakttisch befinden sich zehn mitlaufende, selbständig<br />

agierende Einheiten. Jede Einheit besteht aus <strong>ein</strong>em<br />

Antrieb und <strong>ein</strong>er Form. Die Roboterstation sprüht<br />

die beiden offenen Formen-Hälften mit <strong>ein</strong>em Trennmittel<br />

<strong>ein</strong>. Nach dem In-Mould-Coating-Verfahren werden sie<br />

anschließend mit Lack beschichtet. An der darauf folgenden<br />

Füllstation legt man bei Bedarf Einlegeteile in die<br />

Form. Dann wird die Form geschlossen und mit dem noch<br />

flüssigen Polyurethan gefüllt. Nach dem Füllen schwenkt<br />

die Form vollautomatisch in die optimale Position, damit<br />

beim Aufschäumen die Luft am höchsten Punkt aus der<br />

Form entweichen kann.<br />

Gleichzeitig dreht sich der Rundtisch um <strong>ein</strong>e Station<br />

weiter. In den folgenden Stationen bewegt sich das PUR-<br />

18<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2011


Teil je nach Prozessfortschritt und geforderter Form-<br />

Ausführung weiter. Nach den sieben Aushärtestationen<br />

gelangt die Form an die Station, an der das Teil entnommen<br />

und die Form von Austriebsmaterial befreit und<br />

ger<strong>ein</strong>igt wird.<br />

Sensorpaar Adam und Eva überwacht<br />

die Fertigung<br />

Die Sicherheitstechnik dieser Anlage, die menschliche<br />

Arbeit stark mit Robotik verknüpft, stammt von Jokab<br />

Safety. Für ihren Einsatz entschied sich Sysprotex, der<br />

die Anlage herstellte. Elmar Winterhalter (Bild 1), technischer<br />

Leiter des badischen Anlagenbauers, lobt die<br />

hohe Anpassungsfähigkeit und den übersichtlichen<br />

modularen Aufbau. Für die leichte Programmierbarkeit<br />

sorgt <strong>ein</strong>e kostenlose Software. Sie ist es auch, die das<br />

durchgängige Erreichen des höchsten Performance Levels<br />

PL e sicherstellt.<br />

Die zehn Drehpositionen des Rundtisches werden<br />

sicher von zehn aktiven, elektrisch verdrahteten Sicherheitssensoren<br />

mit Namen Adam erfasst. Diese werden<br />

von <strong>ein</strong>em <strong>ein</strong>zigen, als Betätiger wirkenden Sicherheitssensor<br />

Eva aktiviert. Adam und die ihm gegenüber<br />

stehende Eva bilden das Sensorpaar Eden (Bild 3). Ein<br />

kodiertes Signal wird vom Sicherheits-Controller Pluto<br />

(Bild 4) über Adam an Eva übertragen, die das Signal<br />

verändert und wieder zurücksendet. Eine <strong>ein</strong>fache<br />

Montage gewährleistet die große Toleranz für Abstand<br />

und Versatz zwischen Adam und Eva und die als Justierhilfe<br />

dienende Blinkfrequenz der LED. Das wartungs-<br />

und verschleißfreie Sensorpaar hat <strong>ein</strong>en Schaltabstand<br />

von 0 bis 15 mm und lässt sich unter <strong>ein</strong>em<br />

Winkel von 0 bis 360° betätigen. Dank des speziellen<br />

dynamischen Ein- und Ausgangssignals kann man bis<br />

zu 390 Sensoren mit <strong>ein</strong>em Sicherheits-Controller Pluto<br />

<strong>ein</strong>kanalig überwachen.<br />

Pluto behält den Gesamtüberblick<br />

Die erfasste Position des Rundtakttisches wird im Pluto-<br />

Programm sicherheitstechnisch verknüpft. Der Sicherheitscontroller<br />

Pluto meisterte die Herausforderung, jeden<br />

<strong>ein</strong>zelnen Antrieb auf dem Rundtakttisch abhängig<br />

von der Position und dem Zustand der Lichtvorhänge<br />

individuell freizugeben. Den Controller gibt es in zwei<br />

Ausführungen: Eine 45mm breite Ausführung mit Busanschluss<br />

und <strong>ein</strong>en 90mm breiten Sicherheits-Controller<br />

Pluto B46. Er wurde entwickelt, um der Nachfrage<br />

nach <strong>ein</strong>em kompakten Sicherheits-Controller mit mehr<br />

Ein- und Ausgängen gerecht zu werden. Der B46 hat insgesamt<br />

46 E/A, 6 davon sind unabhängige Sicherheitsausgänge.<br />

Die 40 Eingänge sind für Unfallschutzgeräte<br />

und sonstige sicherheitsgerichtete Sensoren bestimmt.<br />

Außerdem können 16 dieser Eingänge auch als nicht sichere<br />

Ausgänge benutzt werden.<br />

Da die Programmierung über die intuitive Pluto-Manager-Software<br />

im Kontaktplan erfolgt, eignet sich Pluto sowohl<br />

zur Sicherheitsüberwachung als auch zur Steuerung<br />

kl<strong>ein</strong>erer Maschinen. Pluto ist <strong>ein</strong> Sicherheits-Controller<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

AUSZUG AUS DEN THEMEN:<br />

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Bild 2: Der Sicherheits-Lichtvorhang Focus schützt vor<br />

unbefugtem manuellen Übergreifen in die Roboterstation.<br />

Er hat <strong>ein</strong>e Schutzfeldhöhe von 300 mm und <strong>ein</strong>e Auflösung<br />

von 14 mm.<br />

Bild 4: Der Sicherheits-Controller Pluto B20 unterstützt<br />

durchgängig Performance Level PL e und SIL 3. Die Erweiterungsrelais<br />

BT51 bieten zusätzliche Kontakte, und das Gateway<br />

GATE P1 ermöglicht die Kommunikation mit dem Profibus DP.<br />

Bild 3: Der berührungslos wirkende Sicherheitssensor<br />

Eden mit M12-Steckanschluss hat <strong>ein</strong>en Schaltabstand von<br />

0 bis 15 mm. Bei Bedarf durchdringt s<strong>ein</strong> Wirkfeld auch<br />

nichtmetallische Werkstoffe.<br />

Bild 5:<br />

Die im drehenden<br />

Anlagenteil gewonnenen<br />

Signale<br />

werden über die in<br />

diesem Rundgehäuse<br />

<strong>ein</strong>gebauten<br />

Schleifringkontakte<br />

an die stationäre<br />

Steuerungselektronik<br />

weitergeleitet.<br />

„All Master“, der den Entwurf von Sicherheitssystemen<br />

ver<strong>ein</strong>facht und dem Performance Level e nach EN ISO<br />

13849-1 sowie SIL 3 nach IEC-62061 entspricht. Alle Plutos<br />

sind Master-Geräte und können sich somit am Netzwerk<br />

gegenseitig sehen und Entscheidungen bezüglich ihrer<br />

eigenen unmittelbaren Sicherheitsumgebung treffen.<br />

Lichtvorhänge stoppen die Anlage bei Gefahr<br />

Zum Anschluss an den Sicherheits-Controller Pluto benötigte<br />

Sysprotex pro Sensor nur <strong>ein</strong>en Eingang, im Gegensatz<br />

zu zwei Eingängen bei anderen Lösungen. Auch die<br />

Not-Halt-Taster Inca 1 Tina werden <strong>ein</strong>kanalig angeschaltet.<br />

Dies ver<strong>ein</strong>facht die Verdrahtung und man spart Zeit.<br />

Die beiden Unfallschutz-Lichtvorhänge Focus (Bild 2)<br />

mit 35 mm Auflösung und 1650 mm Schutzfeldhöhe<br />

erfassen den Eingriff in und den Zutritt zu den Bearbeitungsstationen.<br />

Die vom TÜV nach der Sicherheitsnorm<br />

EN/IEC 61496-1/2 zertifizierten Geräte vom Typ 4<br />

besitzen Eingänge zum teilweisen oder vollständigen<br />

Muten der Lichtstrahlen. Zu ihren Eigenschaften zählen<br />

Überwachung der Muting-Leuchte, optionales Floating<br />

oder Fixed Blanking, Pre-Reset-Funktion, manuelle,<br />

überwachte oder automatische Rückstellung, zwei<br />

überwachte PNP-Sicherheits-Ausgänge mit Querschluss-Überwachung<br />

(OSSD) und M12 Anschlüsse.<br />

LEDs sorgen für <strong>ein</strong>fache Ausrichtung und Anzeige von<br />

20<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2011


Verschmutzung, Betriebsspannung (24 VDC ±20 %) und<br />

Ausgangszustand. Die Schutzfeldhöhen betragen 150<br />

bis 2400 mm, bei <strong>ein</strong>er Auflösung von 14 mm, 35 mm<br />

oder 300/400/500 mm und Reichweiten von jeweils 6 m,<br />

15 m oder 25/50 m. Die Zutrittstür zur Roboterstation<br />

und der Zugang zum Innenbereich des Rundtisches<br />

werden jeweils vom Sensorpaar Eden überwacht. Zwei<br />

Unfallschutz-Lichtvorhänge Focus erfassen das manuelle<br />

Übergreifen. Dies löst <strong>ein</strong>e sofortige Unterbrechung<br />

der gefahrbringenden Roboterbewegung aus.<br />

Die Sicherheitsanforderungen der Anlage wurden<br />

durch entsprechende Programmierung des Sicherheits-<br />

Controllers Pluto schnell und mühelos erfüllt. Der technische<br />

Leiter Winterhalter kann dies bestätigen. Mit<br />

dem problemlosen Verknüpfen der Bus-Signale, auch<br />

über den Schleifring (Bild 5) auf dem drehenden Anlagenteil,<br />

ist er überaus zufrieden.<br />

Familienbetrieb sicher in die<br />

Zukunft unterwegs<br />

Thomas Volz, der die PUR-Anlage in dritter Generation<br />

betreibt, zeigt sich zufrieden mit der leichten Ausrichtung<br />

von Pluto: „Die völlige Schmutz-Unempfindlichkeit<br />

der zehn Sicherheitssensoren ist ebenfalls lobenswert“,<br />

sagt der 40-Jährige. Die Volz GmbH wurde 1956 von Thomas<br />

Volz Großvater als Möbelfabrik gegründet. Seit 1975<br />

hat sie sich vollständig der PUR-Kunststoffverarbeitung<br />

verschrieben. Die wichtigsten Abnehmer der PUR-Formteile<br />

sind namhafte Firmen im Industriegüter-, Fahrzeug-<br />

und Möbelbereich sowie in der Medizin-, Laborund<br />

Hausgerätetechnik.<br />

Autor<br />

Andreas Strangfeld ist<br />

Leiter Marketing Sicherheitstechnik<br />

bei der ABB Stotz-<br />

Kontakt GmbH. Er betreut<br />

seit 1999 die Produkte von<br />

Jokab Safety Deutschland.<br />

ABB Stotz Kontakt GmbH (Jokab Safety Deutschland),<br />

Max-Planck-Straße 21, D-78549 Spaichingen,<br />

Tel. +49 (0) 07424 95 86 50,<br />

E-Mail: Andreas.Strangfeld@de.abb.com<br />

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• Unterstützung der Fernwirkprotokolle IEC 60870 und IEC 61850<br />

Ausgelegt für den Ex-Bereich:<br />

• Zugelassen für den Einsatz in Zone 2/22<br />

• Ex i I/O-Module zum Anschluss eigensicherer Sensorik/Aktorik<br />

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Mehr als nur Kosmetik: Remote-Monitore<br />

optimieren Fertigung von Schönheitsprodukten<br />

GMP-konforme Bedienstationen optimieren Prozessverfolgung und Rohstoffverwaltung bei BDF<br />

Seit dem Sommer 2011 werden im Beiersdorf (BDF)<br />

Productioncenter Waldheim, bekannt auch unter dem<br />

Markennamen Florena, die Produktionsprozesse durch<br />

GMP-konforme Bedienstationen der VisuNet-GMP-Familie<br />

unterstützt. Die Zwischenbilanz zeigt: Fehlerquellen<br />

in der Produktion konnten weiter minimiert, die<br />

Prozessverfolgung ver<strong>ein</strong>facht und die Verwaltung der<br />

<strong>ein</strong>gesetzten Rohstoffe optimiert werden.<br />

Seit 1852 werden im sächsischen Waldheim Körperpflegeprodukte<br />

hergestellt. Seit 2002 wird das Werk<br />

als eigenständige GmbH geführt und gehört zu hundert<br />

Prozent der Beiersdorf AG. Etwa 350 Beschäftigte<br />

stellen im Dreischichtbetrieb 160 verschiedene Produkte<br />

her. Das Spektrum gliedert sich in die Kategorien Cremes,<br />

Lotionen und Tenside, die in Tuben, Tiegel, Flaschen oder<br />

Nachfüllbeutel abgefüllt werden. Längst beschränkt sich<br />

die Produktion nicht mehr nur auf Artikel der naturnahen<br />

Kosmetiklinie Florena, sondern umfasst praktisch das<br />

gesamte Spektrum des Beiersdorf-Konzerns wie etwa Produkte<br />

der Marken Nivea oder Eucerin.<br />

HÄUFIGE UMRÜSTUNG ERFORDERT FLEXIBILITÄT<br />

Das Productioncenter Waldheim ist auf die Fertigung kl<strong>ein</strong>er<br />

bis mittlerer Lose sowie auf sogenannte Sachets (Siegelrandbeutel,<br />

Warenproben in Kunststoffbeuteln) spezialisiert.<br />

Diese Produktionsschwerpunkte ziehen häufige<br />

Umrüstarbeiten nach sich, die <strong>ein</strong>e hohe Flexibilität und<br />

<strong>ein</strong>e intensive Qualitätssicherung erfordern.<br />

Die anspruchsvollen Kosmetik-Produkte entstehen aus<br />

<strong>ein</strong>er Vielzahl von Rohstoffen, die nach mehr oder weniger<br />

komplexen Rezepturen zusammengeführt, mechanisch<br />

verarbeitet (mischen, rühren) und zum Teil thermisch<br />

behandelt werden. Die definierten Prozessabläufe<br />

werden in Arbeitsanweisungen bereitgehalten.<br />

Bislang wurde die tatsächliche Zusammensetzung <strong>ein</strong>er<br />

Charge durch manuelle Aufzeichnungen dokumentiert.<br />

Allerdings ist dieses Verfahren aufwendig und<br />

aufgrund der fehlenden Quittierung in Form <strong>ein</strong>er direkten<br />

Rückmeldung an <strong>ein</strong> Prozessmanagementsystem<br />

prinzipiell fehleranfällig.<br />

EXAKTE MENGENERFASSUNG IST ESSENZIELL<br />

Stärker noch als bei der Nachverfolgung von Prozessschritten<br />

und Chargen macht sich die fehlende Rückmeldung<br />

bei der Bilanzierung der <strong>ein</strong>gesetzten Rohstoffe<br />

bemerkbar. Zwar sind Toleranzen gegenüber den Rezepturvorgaben<br />

in gewissen Grenzen zulässig. Um beispielsweise<br />

bei <strong>ein</strong>er Inventur sinnvolle Ergebnisse zu erhalten,<br />

ist aber die korrekte Erfassung aller tatsächlich verbrauchten<br />

Mengen Voraussetzung.<br />

Auf Basis dieser identifizierten Optimierungspotenziale<br />

erstellte die Projektgruppe um René Weidlich vom<br />

Team Engineering, Support + Facility im Beiersdorf-<br />

Productioncenter Waldheim <strong>ein</strong> Konzept für den Einsatz<br />

von Bedienstationen, die Rezepturverwaltungen und<br />

Wägevorgänge wirkungsvoll unterstützen können. Daraus<br />

resultierende Forderungen für die zu beschaffenden<br />

Bedienstationen waren:<br />

Unterstützung für Anwender: Die Bedienstationen<br />

helfen bei Rezepturabarbeitung und Wägevorgängen<br />

– Fehler können so minimiert werden.<br />

Bild: Beiersdorf<br />

Anbindung an das vorhandene Prozessmanagementsystem<br />

Zentrale Steuerungsmöglichkeit<br />

Umschaltbarkeit zwischen Linien (Vermeidung<br />

von Produktionsausfällen bei Störungen)<br />

GMP-konforme Mechanik<br />

Anschlussmöglichkeit für Barcode-Leser<br />

Flexible Montagemöglichkeiten<br />

Das Waldheimer Projektteam entschied sich für Remote-<br />

Monitore der VisuNet-GMP-Familie von Pepperl+Fuchs.<br />

Die Monitore lassen sich nicht nur <strong>ein</strong>fach an das Produktionsmanagementsystem<br />

anbinden, sondern auch die<br />

angestrebte zentrale Steuerung konnte so realisiert werden.<br />

Die netzwerkfähigen Remote-Monitore können als<br />

Thin Clients über <strong>ein</strong> Ethernet-basiertes Netzwerk mit<br />

Prozessleitsystemen, SPSen oder Host PCs kommunizieren.<br />

Mit dem VisuNet Control Center steht zudem <strong>ein</strong><br />

komfortables, Windows-basiertes Programm zur Verfügung.<br />

Damit können alle im Netzwerk befindlichen Remote-Monitore<br />

von <strong>ein</strong>em Rechner aus administriert,<br />

gewartet und ferngesteuert werden.<br />

Hinsichtlich der zum Teil <strong>ein</strong>geschränkten räumlichen<br />

Verhältnisse bieten die Remote-Monitore der Visu-<br />

Net-GMP-Familie unter mehreren Aspekten Vorteile.<br />

Zunächst überzeugten die vielfältigen, weil modular<br />

aufgebauten Befestigungsmöglichkeiten. Weiterhin standen<br />

neben den heute weit verbreiteten Breitbildformaten<br />

mit 22 Zoll Bildschirmdiagonale auch die klassischen<br />

22<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2011


19-Zoll-Displays (48,3 cm) zur Verfügung, auf die hin die<br />

vorhandenen Anwendungen optimiert sind. Den räumlichen<br />

Verhältnissen kam schließlich das günstige Verhältnis<br />

Bildschirmfläche zu Monitorgesamtfläche, das<br />

heißt <strong>ein</strong> schmaler Rand, zugute.<br />

Die Realisierung erfolgte durch Anbindung der Remote-<br />

Monitore an <strong>ein</strong>e vorhandene Client-Server-Struktur über<br />

<strong>ein</strong> Ethernet-basiertes Netzwerk. Das zentrale Prozessmanagementsystem<br />

verwaltet Rezepturen und erfasst die<br />

Eingaben, die an den Bedienstationen gemacht werden.<br />

Diese Daten können später statistisch ausgewertet und<br />

damit die Qualität überwacht und erhöht werden. Darüber<br />

hinaus unterstützen die Bedienstationen die Anwender<br />

bei Rezepturabarbeitung und Wägevorgängen, Fehler können<br />

so minimiert werden.<br />

STÖRUNGEN LASSEN SICH BESSER MANAGEN<br />

Die ersten Erfahrungen mit den Bedienstationen sind<br />

durchweg positiv: Die Einführung ging an <strong>ein</strong>em <strong>ein</strong>zigen<br />

Wochenende reibungslos vonstatten. Mitarbeiter schätzen<br />

die Unterstützung durch die Bedienstationen, die Akzeptanz<br />

der Systeme ist hoch. Bereits während der Einführungsphase<br />

zeichnet sich ab, dass die Fehlerquote gesenkt<br />

und die Nachvollziehbarkeit von Vorgängen erhöht wurde.<br />

Auch außerordentliche Situationen können nun deutlich<br />

besser gemanagt werden. Fällt etwa <strong>ein</strong> Mischer<br />

<strong>ein</strong>er Produktlinie aus und macht <strong>ein</strong>en Wechsel erforderlich,<br />

musste bislang schriftlich <strong>ein</strong>e neue Arbeitsanweisung<br />

verfasst werden, und zwar gegebenenfalls auch<br />

nachts – mit entsprechenden Konsequenzen wie Wartezeiten<br />

und teurem Produktionsausfall. Mit der Verwendung<br />

der Bedienstationen sind dagegen jetzt Arbeitsanweisungen<br />

und Rezepturen zentral hinterlegt und können<br />

jederzeit abgerufen werden.<br />

René Weidlich erläutert: „Wir werden den bisherigen<br />

Prozess noch bis zum Jahresende parallel weiter laufen<br />

lassen, gehen aber davon aus, dass wir dann ausschließlich<br />

mit den Bedienstationen arbeiten werden.“<br />

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Von der Chargensteuerung bis zur Sicherheit:<br />

Eine Softwareumgebung für alle Aufgaben<br />

Allen-Bradley-Steuerung ver<strong>ein</strong>fachte Entwicklung <strong>ein</strong>er Granulierlinie zur Pharmaproduktion<br />

Für <strong>ein</strong>en Pharmahersteller in Puerto Rico enwickelte<br />

das Osnabrücker Unternehmen Diosna <strong>ein</strong>e kompakte<br />

Granulierlinie und setzte dabei erstmals spezielle<br />

Allen-Bradley-Steuerungstechnik von Rockwell <strong>ein</strong>. Sie<br />

ist zuständig für den kompletten automatischen Betrieb.<br />

Der Anwender profitiert davon, dass für alle Aufgaben<br />

nur <strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>zige Softwareumgebung erforderlich ist.<br />

Seit 120 Jahren beliefert Diosna die Nahrungsmittel-,<br />

Getränke-, Pharma- und Chemiebranchen weltweit mit<br />

maschinenbasierten Lösungen – und bietet dabei modernste<br />

Produktions- und Laboranlagen und die entsprechenden<br />

Apparaturen. Das Unternehmen liefert Knetanlagen,<br />

Hub- und Entladestationen für das Bäckereigewerbe<br />

sowie Knetmaschinen und Mischapparate für Kantinen,<br />

Metzgereien und Nahrungsmittelhersteller.<br />

SUPPORT AUCH IN PUERTO RICO<br />

Für die Chemie-, Pharma- und Kunststoffbranche stellt<br />

es Standard-Mischgeräte und spezialisierte Mischer, Granulierer,<br />

Trockner (VAC) und Vakuumtrockner für die<br />

Einzelbehälterverarbeitung her, ebenso Wirbelschicht-<br />

Chargen-Produktionsanlagen, Beschichtungsanlagen,<br />

sowie Misch- und Verarbeitungsanlagen.<br />

Diosna sieht sich selbst als Systemanbieter, der s<strong>ein</strong>en<br />

Kunden komplette Verarbeitungslösungen anbieten<br />

kann, die von der Planung <strong>ein</strong>zelner Anlagen bis zur<br />

modernen Qualifikation mit zahlreichen Innovationen<br />

reicht, die den Markt auf dieselbe Weise revolutioniert<br />

haben wie die erste Knetmaschine vor vielen Jahren.<br />

Diosna wurde vor kurzem von <strong>ein</strong>em Kunden gebeten,<br />

<strong>ein</strong>en Kompaktgranulierer für <strong>ein</strong>e Tablettenfabrik in<br />

Puerto Rico zu entwickeln. Das aus <strong>ein</strong>em Granulierer,<br />

<strong>ein</strong>em Mischer-Granulierer und <strong>ein</strong>em Wirbelschichttrockner<br />

bestehende System musste kompakt und gut<br />

zugänglich s<strong>ein</strong> und neben <strong>ein</strong>er stabilen Sicherheitsinfrastruktur<br />

<strong>ein</strong>e herausragende Eindämmung bieten.<br />

INTERDISZIPLINÄR UND PROGRAMMIERBAR<br />

In diesem speziellen Fall schrieb der Kunde Allen-Bradley-Geräte<br />

aus, nicht nur weil die Technologie von Rockwell<br />

Automation den Herausforderungen dieser Aufgabe<br />

gewachsen war, sondern auch aufgrund der globalen Präsenz,<br />

dem umfassenden Produkt- und Serviceangebot und<br />

der Verfügbarkeit <strong>ein</strong>es sachkundigen lokalen Supports.<br />

Rockwell Automation stellte nicht nur die Hardware in<br />

Form von programmierbaren Allen-Bradley GuardLogix-<br />

Automatisierungssteuerungen, verteilter Sicherheits-E/A<br />

und PowerFlex-70-Frequenzumrichtern zur Verfügung,<br />

sondern bot auch umfassende Unterstützung über s<strong>ein</strong>en<br />

CSM (Customer Support and Maintenance)-Geschäftsbereich.<br />

Hierzu zählten unter anderem <strong>ein</strong> Team von Commercial<br />

Engineers, <strong>ein</strong> vor Ort arbeitender Ingenieur, der<br />

den Aufbau überwachte und <strong>ein</strong> kundenspezifisches<br />

Training, damit das Unternehmen s<strong>ein</strong>e Investitionen<br />

optimal nutzen kann.<br />

In der Pharmaindustrie werden Granuliererreihen<br />

zum Mischen und Vorbereiten von Rohmaterialien verwendet,<br />

bevor diese zu Tabletten gepresst werden. Das<br />

DIE GUARDLOGIX-<br />

EINHEIT wird als<br />

interdisziplinäre,<br />

programmierbare<br />

Automatisierungssteuerung<br />

für die<br />

diskrete, Verarbeitungs-,<br />

Antriebsund<br />

Sicherheitssteuerung<br />

<strong>ein</strong>gesetzt.<br />

Bild: Rockwell<br />

KOMPAKTGRANULIERER für <strong>ein</strong>e Tablettenfabrik in Puerto<br />

Rico: Die Anlage von Diosna nutzt Allen-Bradley-Steuerungen<br />

für alle Aufgaben von der Chargensteuerung bis zur Sicherheitsinfrastruktur<br />

der Maschinen. Bild: Diosna<br />

24<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2011


mehrstufige Verfahren, das in dieser Diosna-Installation<br />

<strong>ein</strong>gesetzt wird, verwendet die programmierbare Allen-<br />

Bradley-GuardLogix-Automatisierungssteuerung zur<br />

Verwaltung der Chargen-Steuerung und der Prozessparametersteuerung<br />

der gesamten Automatisierung, die<br />

Maschine und die Materialien in Fluss hält, und nicht<br />

zuletzt auch der Sicherheitsinfrastruktur der Maschinen.<br />

Es umfasst außerdem die Integration mehrerer<br />

PowerFlex-Frequenzumrichter und weiterer externer<br />

Geräte, die über Ethernet angeschlossen sind.<br />

Dies ist <strong>ein</strong> anschauliches Beispiel für <strong>ein</strong>e GuardLogix-<br />

Einheit, die als interdisziplinäre, programmierbare Automatisierungssteuerung<br />

für die diskrete Verarbeitungs-, Antriebs-<br />

und Sicherheitssteuerung <strong>ein</strong>gesetzt wird. Dies bedeutet,<br />

dass nur <strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>zige Softwareumgebung benötigt<br />

wird, um <strong>ein</strong>e komplexe Anwendung zu realisieren und so<br />

die Entwicklungszeiten verkürzt und die Entwicklung selbst<br />

ver<strong>ein</strong>facht wird. Henning Falk, Produktmanager für Wirbelschicht-<br />

und Beschichtungstechnologien bei Diosna erläutert:<br />

„Im Betrieb wird die Granuliererreihe mit allen sorgfältig<br />

bemessenen Rohmaterialien beschickt, die die Grundstoffe<br />

und die Wirkstoffe umfassen. Die Maschine mischt die<br />

Zutaten sorgfältig, bevor sie diese in granulierter Form an<br />

<strong>ein</strong>en Wirbelschichttrockner weiterleitet. Im Trockner wird<br />

dann die Feuchtigkeit entzogen, bis die erforderliche Trocknungsstufe<br />

erreicht ist, bevor das Material an <strong>ein</strong>en Zwischenbehälter<br />

weitergeleitet wird. In diesem Zwischenbehälter<br />

werden weitere Hilfsstoffe hinzugefügt und es findet <strong>ein</strong><br />

weiterer Mischvorgang statt. Sobald dieser letzte Mischvorgang<br />

abgeschlossen ist, werden die Rohstoffe an die Tablettenpresse<br />

weitergeleitet, in der das Endprodukt entsteht.“<br />

STRENGE KONTROLLEN IN ALLEN PHASEN<br />

„Während des gesamten Prozesses müssen in allen Phasen<br />

strenge Kontrollen durchgeführt werden“, fährt er fort.<br />

„Dies ist notwendig, um die Qualität, den Durchsatz und<br />

den Nutzungsgrad der Maschinen aufrecht erhalten zu<br />

können. Die programmierbare GuardLogix-Automatisierungssteuerung<br />

steuert alle Elemente des Verfahrens: Lüfter,<br />

Vakuumförderanlagen und den Mischer im Zwischenbehälter.<br />

Hierfür werden verschiedene Parameter wie<br />

Temperatur, Feuchtigkeit und Durchsatz überwacht. Alle<br />

unsere Maschinen sind maßgeschneidert. Sie wurden<br />

speziell nach den Anforderungen der Kunden konzipiert,<br />

wobei wir die Codeblöcke für Standardverfahren wiederverwenden<br />

können. Darüber hinaus haben wir festgestellt,<br />

dass sich die Programmbearbeitung mit den Allen-Bradley-Anlagen<br />

schnell und <strong>ein</strong>fach gestaltet. Einige der Berechnungen<br />

sind <strong>ein</strong>facher auszuführen als mit den Apparaturen<br />

von <strong>ein</strong>igen unserer anderen Lieferanten.“<br />

„Während des gesamten Projekts konnten wir auf die Unterstützung<br />

von Rockwell Automation zurückgreifen, von<br />

Unterstützung bei der Entwicklung bis hin zur Kommunikation“,<br />

so Falk abschließend. „Es war unser erstes Projekt<br />

mit dieser speziellen Hardware-Software-Kombination und<br />

dank des direkten Supports, den wir erhielten, konnten wir<br />

viel besser damit umgehen. Daher würde ich jeder Zeit wieder<br />

mit Rockwell Automation zusammenarbeiten.“<br />

Sichere Steuerungen<br />

Ab 2012 sind Hersteller von Maschinen und Anlagen aufgefordert,<br />

qualitative und quantitative Betrachtungen für ihre<br />

Sicherheitsfunktionen nach ISO 13849 beziehungsweise IEC<br />

62061 nachzuweisen. Auf Grundlage der verwendeten Sicherheitskomponenten<br />

beziehungsweise Sicherheitssysteme ist der<br />

Performance Level (PL) beziehungsweise Safety Integrity Level<br />

(SIL) für jede Sicherheitsfunktion zu berechnen.<br />

Auch im Bereich der notwendigen Dokumentationen, etwa über<br />

die bereit gestellten Sicherheitsfunktionen und deren individuelle<br />

Eigenschaften, sowie beim Einsatz von programmierbaren<br />

Lösungen sind die normativen Ansprüche gestiegen. Beide<br />

Normen beschreiben die Anforderungen an die sicherheitsbezogenen<br />

Anwendungssoftware, die die korrekte und fehlerfreie<br />

Ausführung von Sicherheitsfunktionen gewährleisten soll.<br />

In der Praxis hat der Maschinenbauer <strong>ein</strong>en Hardwareplan, auch<br />

für die Sicherheitstechnik, das heißt, die sicheren Ein- und<br />

Ausgänge sind definiert, die Zuordnung zu den Sensoren und den<br />

Aktuatoren ist vorhanden. Auch die Sicherheitsfunktionen sind<br />

bekannt und teilweise dokumentiert. Aber in vielen Fällen fehlt<br />

das Wissen und die Einsicht, die notwendigen Anforderungen<br />

gemäß den Normen an den Entwicklungsprozess (V-Modell)<br />

sowie die anschließende Verifikation und Validierungsphase<br />

(Testpläne) der Sicherheitssoftware umzusetzen. Hier geht viel<br />

Zeit und Geld verloren.<br />

Der Einsatz von programmierbarer<br />

Sicherheitstechnik ist<br />

<strong>ein</strong>e Herausforderung und<br />

Chance zu gleich, denn bei<br />

zunehmender Komplexität der<br />

Maschine und der engen<br />

Verknüpfung zwischen<br />

Sicherheit und Maschinenablauf<br />

kann <strong>ein</strong>e wirtschaftliche<br />

Lösung nur so erreicht werden.<br />

Autor<br />

Detlef Grundke ist Safety<br />

& Solutions Manager bei<br />

Rockwell Automation.<br />

Rockwell Automation GmbH<br />

Düsselberger Straße 15, D-42781 Haan-Gruiten,<br />

Tel. +49 (0) 2104 96 01 76,<br />

E-Mail: dgrunkde@ra.rockwell.com<br />

Internet: www.rockwellautomation.de<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2011<br />

25


hauptbeitrag<br />

<strong>Zuverlässigkeit</strong>sbewertung in<br />

frühen Entwicklungsphasen<br />

Ansatz basierend auf rigide definierten Softwarekomponenten<br />

Ein Automatisierungssystem soll den technischen Prozess, an den es gekoppelt ist, zuverlässig<br />

steuern und regeln. Je später <strong>ein</strong>e Abweichung von der geforderten <strong>Zuverlässigkeit</strong><br />

erkannt wird, umso aufwendiger sind die Nacharbeiten. Dies zeigen Rückrufe und Stillstände,<br />

die häufig Kosten im Bereich mehrerer Millionen verursachen. Zur Lösung dieser<br />

Herausforderung wird <strong>ein</strong> Konzept vorgestellt, das sowohl die Elektronik als auch die<br />

Software berücksichtigt und bereits in frühen Entwicklungsphasen anwendbar ist.<br />

SCHLAGWÖRTER <strong>Zuverlässigkeit</strong> / Überlebenswahrsch<strong>ein</strong>lichkeit /<br />

Softwarekomponenten / Frühe Entwicklungsphasen<br />

Reliability Evaluation of Industrial Automation Systems in Early Development Phases –<br />

An Approach Based on Rigidly Defined Software Components<br />

An industrial automation system must provide a reliable control of its associated technical<br />

process. The later reliability problems are discovered, the more time-consuming the<br />

activities to adapt the reliability will become. Product recalls and system downtimes<br />

often cause additional costs of several millions. As a solution to this problem, a concept<br />

is presented within this article, which takes both electronic and software into regard and<br />

which is applicable in early development phases.<br />

KEYWORDS Dependability / reliability / software components / early development phases<br />

26<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2011


Michael Wedel, Universität Stuttgart<br />

Automatisierungssysteme müssen immer<br />

komplexere Funktionen erfüllen, um technische<br />

Prozesse mit dem geforderten Ergebnis<br />

zu steuern, zu regeln und zu überwachen.<br />

Angesichts dessen wird es umso wichtiger,<br />

dass Automatisierungssysteme die ihnen übertragenen<br />

Funktionen zuverlässig erbringen. Damit<br />

dies erreicht wird, muss <strong>ein</strong>e geeignete <strong>Zuverlässigkeit</strong><br />

vorgegeben und im Rahmen der Entwicklung des<br />

Automatisierungssystems umgesetzt werden. Nur<br />

durch <strong>ein</strong>e Betrachtung der <strong>Zuverlässigkeit</strong> bereits in<br />

frühen Entwicklungsphasen ist es möglich, aufwendige<br />

Nacharbeiten kurz vor oder sogar nach Auslieferung<br />

an den Kunden zu vermeiden. Dabei stellen die<br />

Komplexität der Automatisierungssysteme und insbesondere<br />

der hohe Anteil an programmierbarer Elektronik<br />

wesentliche Herausforderungen dar. Ein geeignetes<br />

Konzept wird im Folgenden entwickelt. Als<br />

Grundlage dafür wird zunächst die Problematik der<br />

<strong>Zuverlässigkeit</strong>sbewertung in frühen Entwicklungsphasen<br />

betrachtet.<br />

1. Problematik der <strong>Zuverlässigkeit</strong>sbewertung<br />

Unter der <strong>Zuverlässigkeit</strong> wird die Wahrsch<strong>ein</strong>lichkeit<br />

verstanden, dass <strong>ein</strong> System korrekt funktioniert (siehe<br />

[1]). Dies wird in [2] auch als die Überlebenswahrsch<strong>ein</strong>lichkeit<br />

(reliability) bezeichnet, dass „<strong>ein</strong>e Einheit <strong>ein</strong>e<br />

geforderte Funktion für <strong>ein</strong> gegebenes Zeitintervall (t 1<br />

, t 2<br />

)<br />

erfüllen kann“.<br />

Die Überlebenswahrsch<strong>ein</strong>lichkeit wird dadurch<br />

be<strong>ein</strong>flusst, ob bei Anforderung <strong>ein</strong>er Funktion <strong>ein</strong><br />

Fehler aktiviert wird und das resultierende fehlerhafte<br />

Ergebnis zu den Schnittstellen des Automatisierungssystems<br />

gelangt. Demnach hängt die <strong>Zuverlässigkeit</strong><br />

zum <strong>ein</strong>en davon ab, ob Fehler im Automatisierungssystem<br />

vorhanden sind, und zum anderen, ob<br />

daraus fehlerhafte Ergebnisse entstehen und diese an<br />

die Systemschnittstellen weitergeleitet werden.<br />

1.1 Fehlermechanismen<br />

Das Vorhandens<strong>ein</strong> von Fehlern wird durch verschiedene<br />

Mechanismen ausgelöst. Zur näheren Charakterisierung<br />

wird zwischen Fehlern aufgrund von Ausfallmechanismen<br />

und inhärenten Fehlern unterschieden [3]:<br />

Bei Fehlern aufgrund von Ausfallmechanismen ist<br />

die betrachtete Einheit bei Inbetriebnahme fehlerfrei.<br />

Ein Fehler tritt erst durch chemische oder<br />

physikalische Vorgänge während des Betriebs auf.<br />

Davon betroffen sind elektronische Bauteile, bei<br />

denen die Beanspruchung im Betrieb Fehler hervorrufen<br />

kann.<br />

Inhärente Fehler sind bereits vor Inbetriebnahme<br />

vorhanden. Die Ursache <strong>ein</strong>es Fehlers liegt dabei in<br />

<strong>ein</strong>em menschlichen Irrtum, der während der Entwicklung<br />

begangen wurde. Da elektronische Bauteile<br />

in großen Stückzahlen <strong>ein</strong>gesetzt und sehr ausführlich<br />

getestet werden, liegt das Hauptaugenmerk<br />

auf inhärenten Fehlern in der Software.<br />

Angesichts dieser beiden Fehlermechanismen werden<br />

unterschiedliche <strong>Zuverlässigkeit</strong>skenngrößen und -modelle<br />

<strong>ein</strong>gesetzt, um die Wahrsch<strong>ein</strong>lichkeit zu quantifizieren,<br />

dass <strong>ein</strong>e Einheit korrekt funktioniert. Zur Beschreibung<br />

der Ausfallmechanismen wird die Ausfallrate<br />

λ verwendet. Eine Ausfallrate gibt nach [4] die Ausfälle<br />

auf <strong>ein</strong>e bestimmte Zeitdauer bezogen an, zum Beispiel<br />

Ausfälle pro Milliarde Stunden (10 ‐9 h ‐1 ).<br />

Inhärente Fehler sind bereits vor Inbetriebnahme vorhanden,<br />

weswegen es nicht notwendig ist, das Auftreten<br />

während des Betriebs zu modellieren. Stattdessen wird<br />

betrachtet, ob <strong>ein</strong> vorhandener Fehler während des Betriebs<br />

aktiviert und dadurch <strong>ein</strong> fehlerhaftes Ergebnis von<br />

außen beobachtet wird. Entsprechend der Definition der<br />

<strong>Zuverlässigkeit</strong> wird diese als relative Häufigkeit, bezogen<br />

auf die Anzahl aller Funktionsaufrufe, ausgedrückt.<br />

(1)<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2011<br />

27


ʎ<br />

Hauptbeitrag<br />

BILD 1: Ermittlung<br />

empirischer Daten für<br />

individuell entwickelte<br />

Software<strong>ein</strong>heiten<br />

Testfall<br />

Vorgabe der Testfälle anhand<br />

der später en Betriebsbedingungen<br />

Testdurchführung<br />

und -auswertung<br />

Ergebnis<br />

• korrekt Korrekt<br />

Versagt<br />

• fehlerhaft<br />

Empirische Daten<br />

Anzahl<br />

•korrekter Ausfü<br />

• aller Aufrufe<br />

R Software<br />

BILD 2: Aufbau<br />

<strong>ein</strong>er Katalogangabe<br />

für elektronische<br />

Bauteile (siehe [5])<br />

Generische Basis -Ausfallrate<br />

P = Funktion ( G , π i ) Parameter zur Anpassung<br />

ʎ<br />

Ausfallrate des Bauteils<br />

BILD 3: Fehlerbaum<br />

zur Kombination der<br />

Ausfälle elektronischer<br />

Bauteile<br />

Kombination durch<br />

logische Operatoren<br />

Fehlerhaftes Verhalten des Systems<br />

}<br />

≥1<br />

&<br />

X 1<br />

X 2<br />

X 3<br />

}<br />

Ausfälle der<br />

elektronischen Bauteile<br />

Demnach ergibt sich die <strong>Zuverlässigkeit</strong>, wie in der<br />

Formel gezeigt, aus dem Quotienten der Anzahl der korrekten<br />

Ausführungen und der Anzahl aller Aufrufe.<br />

1.2 Herausforderungen<br />

Sowohl für die Bestimmung der Ausfallrate als auch der<br />

relativen Häufigkeit sind empirische Daten erforderlich.<br />

Für die Ausfallrate müssen Ausfälle in Abhängigkeit der<br />

Zeit beobachtet werden. Dazu müssen mehrere gleichartige<br />

elektronische Einheiten betrieben und die Zeitpunkte<br />

der Ausfälle notiert werden. Gegebenenfalls werden<br />

darüber hinaus Tests unter unterschiedlichen Umgebungsbedingungen<br />

durchgeführt, beispielsweise um die<br />

Abhängigkeit von der Temperatur empirisch zu ermitteln.<br />

Analog müssen Software<strong>ein</strong>heiten unter solchen Betriebsbedingungen<br />

getestet werden, dass <strong>ein</strong>e statistisch repräsentative<br />

Aussage abgeleitet werden kann (Bild 1). Diese gibt an,<br />

mit welcher Wahrsch<strong>ein</strong>lichkeit die Software<strong>ein</strong>heit bei<br />

Aufruf <strong>ein</strong>er Funktion <strong>ein</strong> korrektes Ergebnis liefert.<br />

Zur Bewertung der <strong>Zuverlässigkeit</strong> <strong>ein</strong>es Automatisierungssystems<br />

sind demnach empirische Daten zum integrierten<br />

System, bestehend aus Elektronik und Software,<br />

erforderlich. Dazu ist der Test des integrierten<br />

Automatisierungssystems notwendig, welcher jedoch<br />

erst nach Abschluss der Implementierung und damit spät<br />

im Entwicklungsprozess möglich ist. Eine Betrachtung<br />

der frühen Entwicklungsphasen zeigt demgegenüber,<br />

dass aus der Systemanalyse und dem Systementwurf<br />

lediglich folgende Informationen zur Verfügung stehen:<br />

die Anforderungen, welche die Systemfunktionen<br />

vorgeben, die das Automatisierungssystem zu<br />

erbringen hat<br />

die Systemarchitektur des Automatisierungssystems<br />

Daraus ergibt sich die Herausforderung, dass die <strong>Zuverlässigkeit</strong><br />

<strong>ein</strong>es Automatisierungssystems anhand dieser<br />

Information zu bewerten ist, wobei sowohl Elektronik als<br />

auch Software zu berücksichtigen sind. Weiterhin muss<br />

die <strong>Zuverlässigkeit</strong>sbewertung so aussagekräftig s<strong>ein</strong>,<br />

dass weitere Maßnahmen, die zur Einhaltung <strong>ein</strong>es vorgegebenen<br />

<strong>Zuverlässigkeit</strong>sziels notwendig sind, daraus<br />

abgeleitet werden können.<br />

2. Methoden in frühen Entwicklungsphasen<br />

2.1 <strong>Zuverlässigkeit</strong>sbewertung elektronischer Systeme<br />

Der Standard [5] erläutert das Konzept zur <strong>Zuverlässigkeit</strong>sbewertung<br />

elektronischer Systeme. Das Grundprin-<br />

28<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2011


zip beruht auf der Bestimmung der <strong>Zuverlässigkeit</strong> der<br />

elektronischen Bauteile, aus denen sich das System zusammensetzt,<br />

und deren Kombination zur Systemzuverlässigkeit.<br />

Die <strong>Zuverlässigkeit</strong> der <strong>ein</strong>zelnen Bauteile wird<br />

aus Katalogangaben ermittelt. Eine solche Katalogangabe<br />

umfasst nach [5] typischerweise <strong>ein</strong>e unveränderliche,<br />

generische Basisausfallrate, welche gegebenenfalls durch<br />

zusätzliche Parameter an unterschiedliche Umgebungsbedingungen<br />

anpassbar ist (siehe Bild 2).<br />

Diese Katalogangaben beruhen auf der Auswertung von<br />

Betriebserfahrung mit den jeweiligen Bauteilen. Sie werden<br />

entweder vom Hersteller bereitgestellt oder beim Vergleich<br />

mit ähnlichen Bauteilen, etwa anhand frei verfügbarer<br />

Handbücher wie [6], bestimmt. Dadurch, dass die<br />

elektronischen Bauteile standardisiert sind und unverändert<br />

in großen Stückzahlen verkauft werden, sind <strong>ein</strong>mal<br />

empirisch ermittelte Daten für <strong>ein</strong> Bauteil unter Beachtung<br />

der Betriebsbedingungen auch beim Einsatz in verschiedenen<br />

Systemen gültig. Weiterhin sind die elektronischen<br />

Bauteile aufgrund der hohen Stückzahl betriebsbewährt,<br />

wodurch von <strong>ein</strong>er gleichbleibend hohen Qualität mit geringen<br />

Schwankungen auszugehen ist. Die Katalogangabe<br />

ist entweder für <strong>ein</strong> bestimmtes elektronisches Bauteil<br />

oder für <strong>ein</strong>e Gruppe ähnlicher Bauteile gültig.<br />

Nachdem die <strong>Zuverlässigkeit</strong> der <strong>ein</strong>zelnen Bauteile<br />

bekannt ist, werden diese zur Systemzuverlässigkeit<br />

kombiniert. Hierfür werden häufig <strong>Zuverlässigkeit</strong>smodelle<br />

wie zum Beispiel Fehlerbäume [7] oder <strong>Zuverlässigkeit</strong>sblockdiagramme<br />

[8] verwendet, welche das fehlerhafte<br />

Verhalten <strong>ein</strong>es Systems auf die Ausfälle elektronischer<br />

Bauteile mittels logischer Operatoren zurückführen<br />

(Bild 3).<br />

Der Vorteil dieser Modelle liegt darin, dass sie bereits<br />

in frühen Entwicklungsphasen aus der Analyse der Systemarchitektur<br />

abgeleitet werden können. Eine Einbeziehung<br />

der Software ist jedoch bei der beschriebenen<br />

Vorgehensweise nicht vorgesehen.<br />

2.2 <strong>Zuverlässigkeit</strong>sprognose für Softwaresysteme<br />

Um <strong>ein</strong>e <strong>Zuverlässigkeit</strong>sbewertung für Software zu erreichen,<br />

gibt es Ansätze, die <strong>Zuverlässigkeit</strong>smodelle für<br />

elektronische Systeme auch auf Software anzuwenden.<br />

Ein Beispiel ist die Software-Fehlerbaumanalyse [9], welche<br />

untersucht, ob <strong>ein</strong> Ausführungspfad in der Software<br />

zu <strong>ein</strong>em fehlerhaften Ergebnis auf Systemebene führt.<br />

Für diese Analyse müssen die Wahrsch<strong>ein</strong>lichkeiten für<br />

die Ausführung <strong>ein</strong>zelner Teile des Quellcodes bekannt<br />

s<strong>ein</strong>. Da die Implementierung <strong>ein</strong>es individuell zu entwickelnden<br />

Softwaresystems in frühen Entwicklungsphasen<br />

noch nicht begonnen wurde, sind diese Wahrsch<strong>ein</strong>lichkeiten<br />

jedoch nicht verfügbar. Daher ist <strong>ein</strong>e Anwendung<br />

auf individuell entwickelte Software nicht möglich.<br />

Ähnliche Nachteile weisen auch die architekturbasierten<br />

Modelle in frühen Entwicklungsphasen auf. Zwar<br />

erlauben diese die Kombination <strong>ein</strong>zelner <strong>Zuverlässigkeit</strong>en<br />

anhand der Systemarchitektur, setzen jedoch<br />

ebenfalls die Bekanntheit der <strong>Zuverlässigkeit</strong>en <strong>ein</strong>zelner<br />

Software<strong>ein</strong>heiten voraus. Ein Beispiel ist die Methode<br />

nach [10].<br />

Einen anderen Ansatz verfolgen Prognosemodelle, die<br />

anhand von Eigenschaften der Software oder des Entwicklungsprozesses<br />

<strong>ein</strong>e grobe Schätzung der Anzahl<br />

der Fehler in <strong>ein</strong>er Software<strong>ein</strong>heit vornehmen. Ein<br />

Nachteil dieser Modelle ist in der hohen Variation zwischen<br />

individuell entwickelten Software<strong>ein</strong>heiten begründet.<br />

Demnach ist nicht davon auszugehen, dass <strong>ein</strong><br />

abstrakt gefasster Einflussfaktor, wie zum Beispiel die<br />

Komplexität, die Anzahl der Fehler in jeder beliebigen<br />

Software<strong>ein</strong>heit stets in gleicher Weise be<strong>ein</strong>flusst. Darüber<br />

hinaus ist es nicht möglich, aus der Anzahl der<br />

Fehler die <strong>Zuverlässigkeit</strong> im späteren Betrieb mit hoher<br />

Aussagekraft abzuleiten.<br />

Angesichts der beschriebenen Nachteile wird insbesondere<br />

für Software <strong>ein</strong> geeignetes Konzept zur <strong>Zuverlässigkeit</strong>sbewertung<br />

in frühen Entwicklungsphasen<br />

benötigt, das <strong>ein</strong>e Integration mit den Methoden für elektronische<br />

Systeme ermöglicht. Die grundlegende Lösungsidee<br />

und das daraus resultierende Konzept werden<br />

in den folgenden beiden Abschnitten hergeleitet.<br />

3. Ansatz: Rigide definierte<br />

Softwarekomponenten<br />

In Analogie zur Elektronik werden in der Softwareentwicklung<br />

die Themen der Standardisierung und der<br />

Mehrfachverwendung diskutiert [11]. Die Motivation hierfür<br />

bilden insbesondere ökonomische Gründe, da bei <strong>ein</strong>er<br />

mehrfachen Verwendung der Aufwand für die Entwicklung,<br />

Validierung und Verifikation auf mehrere Systeme<br />

umgelegt wird. Dadurch ist <strong>ein</strong>e hohe Qualität<br />

wirtschaftlicher zu erreichen, als bei individuell entwickelten<br />

Software<strong>ein</strong>heiten. Dass dieser Ansatz nicht nur<br />

theoretisch betrachtet wird, sondern auch Bedeutung in<br />

der Praxis besitzt, zeigen aktuelle Entwicklungen wie<br />

zum Beispiel Autosar in der Automobilindustrie [12].<br />

Im vorherigen Abschnitt hat die Analyse bestehender<br />

Ansätze der <strong>Zuverlässigkeit</strong>sbewertung für Software gezeigt,<br />

dass <strong>ein</strong> wesentliches Problem in frühen Entwicklungsphasen<br />

in der unbekannten <strong>Zuverlässigkeit</strong> <strong>ein</strong>zelner<br />

Software<strong>ein</strong>heiten besteht. Dabei verhindert die hohe<br />

Varianz bei individuell entwickelten Software<strong>ein</strong>heiten<br />

die Übertragung <strong>ein</strong>mal ermittelter empirischer Daten<br />

auf neue Entwicklungen. Die Betrachtung mehrfach verwendbarer<br />

Software<strong>ein</strong>heiten ermöglicht die Behebung<br />

dieses Problems.<br />

Um dies zu erreichen, ist <strong>ein</strong>e rigide Definition erforderlich,<br />

wonach <strong>ein</strong>e Veränderung der Software<strong>ein</strong>heiten<br />

zwischen dem Einsatz in verschiedenen Softwaresystemen<br />

nicht zulässig ist. Diese Voraussetzung wird durch<br />

die strukturierten Softwarekomponenten aus [13] erfüllt,<br />

deren rigide Merkmale in TABELLE 1 zusammengefasst<br />

sind. Wesentlich für die <strong>Zuverlässigkeit</strong>sbewertung ist,<br />

dass diese Softwarekomponenten nur über definierte<br />

Schnittstellen mit<strong>ein</strong>ander verknüpft werden können.<br />

Eine Anpassung ist ausschließlich über die Konfiguration<br />

möglich, indem vorgegebene Parameter und Optionen mit<br />

Werten belegt werden. Dadurch werden das Verhalten und<br />

der Funktionsumfang dieser Softwarekomponenten angepasst,<br />

ohne die Softwarekomponente selbst zu verändern.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2011<br />

29


Hauptbeitrag<br />

Zur grafischen Modellierung der komponentenbasierten<br />

Softwaresysteme wird nach [13] die Unified<br />

Modeling Language (UML) verwendet, welche durch<br />

Profile erweiterbar ist. Bild 4 zeigt <strong>ein</strong> UML-Modell<br />

<strong>ein</strong>er Systemarchitektur, bestehend aus zwei Softwarekomponenten.<br />

Die dort enthaltenen Informationen<br />

über die Konfiguration und Verknüpfung der Softwarekomponenten<br />

sind bereits in frühen Entwicklungsphasen<br />

verfügbar.<br />

Aufgrund der rigiden Definition wird <strong>ein</strong>e Softwarekomponente<br />

unverändert in mehreren Softwaresystemen<br />

verwendet. Dadurch ist es möglich, empirische<br />

Daten <strong>ein</strong> Mal zu ermitteln und hieraus <strong>ein</strong>e <strong>Zuverlässigkeit</strong>saussage<br />

abzuleiten, welche auf verschiedene<br />

Softwaresysteme mit hoher Aussagekraft übertragbar ist.<br />

Im Folgenden wird untersucht, welches Vorgehen zur<br />

Ermittlung von <strong>Zuverlässigkeit</strong>saussagen für Softwarekomponenten<br />

notwendig ist. Weiterhin wird betrachtet,<br />

wie die <strong>Zuverlässigkeit</strong>en der <strong>ein</strong>zelnen Softwarekomponenten<br />

anhand der Angaben zur Systemarchitektur<br />

mit<strong>ein</strong>ander kombiniert und wie Katalogangaben<br />

für elektronische Bauteile integriert werden.<br />

4. Konzept der <strong>Zuverlässigkeit</strong>sbewertung<br />

4.1 <strong>Zuverlässigkeit</strong>saussagen für<br />

Softwarekomponenten<br />

Eine <strong>Zuverlässigkeit</strong>saussage muss die <strong>Zuverlässigkeit</strong> der<br />

Softwarekomponente in verschiedenen Softwaresystemen<br />

jeweils mit hoher Aussagekraft beschreiben. Um dies<br />

zu gewährleisten, wird ausgehend von der rigiden Definition<br />

untersucht, welche Faktoren das Vorhandens<strong>ein</strong><br />

von Fehlern in <strong>ein</strong>er Softwarekomponente be<strong>ein</strong>flussen.<br />

Weiterhin wird betrachtet, wodurch diese Fehler aktiviert<br />

werden, sodass <strong>ein</strong> fehlerhaftes Ergebnis an den Schnittstellen<br />

<strong>ein</strong>er Softwarekomponente auftritt.<br />

Aufgrund der Unveränderbarkeit sind Fehler, die während<br />

der Entwicklung begangen wurden, in <strong>ein</strong>er Softwarekomponente<br />

unabhängig von dem Einsatz in <strong>ein</strong>em<br />

bestimmten Softwaresystem vorhanden. Eine Veränderung<br />

der Anzahl der Fehler, die im Betrieb aktiviert werden<br />

können, ist in engem Rahmen durch fest vorgegebene<br />

Konfigurations<strong>ein</strong>stellungen möglich. Weiterhin<br />

hängt die Aktivierung vorhandener Fehler von den expliziten<br />

Verknüpfungen mit anderen Softwarekomponenten,<br />

externen Systemen und Nutzern des Softwaresystems<br />

ab. Die Einflussfaktoren durch die Konfiguration<br />

und die Aktivierung werden unter dem Begriff<br />

der Anforderungskonstellation zusammengefasst. Diese<br />

beschreibt nach [14] allgem<strong>ein</strong> das Zusammentreffen<br />

externer Ereignisse an <strong>ein</strong>e Software<strong>ein</strong>heit.<br />

Um die Wahrsch<strong>ein</strong>lichkeit für <strong>ein</strong>e korrekte Ausführung<br />

und damit <strong>ein</strong>e aussagekräftige <strong>Zuverlässigkeit</strong>saussage<br />

zu bestimmen, muss <strong>ein</strong>e Softwarekomponente mit<br />

unterschiedlichen Anforderungskonstellationen getestet<br />

werden. Allerdings kann die Anzahl aller möglichen Anforderungskonstellationen<br />

bereits bei <strong>ein</strong>fachen Softwarekomponenten<br />

<strong>ein</strong>en Bereich von 10 6 und größer erreichen.<br />

Daher ist <strong>ein</strong>e vollständige Überprüfung auf <strong>ein</strong><br />

korrektes oder fehlerhaftes Ergebnis im Allgem<strong>ein</strong>en<br />

nicht möglich. Aus diesem Grund ist <strong>ein</strong>e geeignete und<br />

repräsentative Auswahl aus allen Anforderungskonstellationen<br />

zu treffen. Als Grundprinzip wird dazu die<br />

Äquivalenzklassenbildung verwendet. Angewandt auf<br />

Softwarekomponenten umfasst <strong>ein</strong>e Äquivalenzklasse<br />

die Anforderungskonstellationen, für die sich <strong>ein</strong>e Softwarekomponente<br />

jeweils äquivalent, das heißt auf vergleichbare<br />

Weise, verhält (siehe [15]). Bild 5 zeigt, wie die<br />

Wertebereiche der Schnittstellenoperationen und der<br />

Konfiguration in Intervalle mit äquivalentem Verhalten<br />

unterteilt werden. Indem jeweils <strong>ein</strong> Wert aus <strong>ein</strong>em Intervall<br />

ausgewählt und dann zur Anforderungskonstellation<br />

kombiniert wird, reduziert sich die Anzahl der zu<br />

testenden Anforderungskonstellationen wesentlich.<br />

Die <strong>Zuverlässigkeit</strong>saussage wird durch Auswertung<br />

der empirischen Daten aus dem Test ermittelt. Aufgrund<br />

der Betriebsbewährtheit <strong>ein</strong>er mehrfach verwendeten<br />

Softwarekomponente ist im <strong>ein</strong>fachsten Fall <strong>ein</strong>e hohe<br />

<strong>Zuverlässigkeit</strong> mit geringen Schwankungen zu erwarten.<br />

Für diesen Fall berechnet sich <strong>ein</strong>e konstante <strong>Zuverlässigkeit</strong>saussage<br />

R * aus dem Quotienten aller fehlerfreien<br />

Ergebnisse und der Anzahl aller Aufrufe der Softwarekomponente.<br />

Beispielsweise ergibt sich bei 1880<br />

korrekten Ausführungen aus insgesamt 2000 Aufrufen<br />

die <strong>Zuverlässigkeit</strong>saussage R * = 0,94 wie in Formel (2)<br />

gezeigt.<br />

(2)<br />

Die Genauigkeit <strong>ein</strong>er <strong>Zuverlässigkeit</strong>saussage hängt<br />

von der repräsentativen Auswahl der Anforderungskonstellationen<br />

und der Anzahl der beobachteten Aufrufe<br />

der Softwarekomponente ab. Zur Abschätzung können<br />

Verfahren der Regressionanalyse und der Konfidenzintervalle<br />

<strong>ein</strong>gesetzt werden (siehe Einführung in [16]). Je<br />

kl<strong>ein</strong>er <strong>ein</strong> Konfidenzintervall ist, umso höher ist die<br />

Genauigkeit der Aussage. Aufgrund der insgesamt 2000<br />

Aufrufe aus dem Beispiel ergibt sich etwa <strong>ein</strong> 95 %-Konfidenzintervall<br />

für die <strong>Zuverlässigkeit</strong>saussage R * , das<br />

zwischen 0,93 und 0,95 liegt. Alternative Verfahren des<br />

statistischen Tests stellen ebenfalls <strong>ein</strong>en Zusammenhang<br />

zwischen der Anzahl der Testfälle und der Genauigkeit<br />

her, allerdings typischerweise unter der Voraussetzung,<br />

dass <strong>ein</strong>e Anzahl von Ausführungen in Folge<br />

korrekt ist (siehe [17]).<br />

4.2 <strong>Zuverlässigkeit</strong>sbewertung <strong>ein</strong>es Softwaresystems<br />

Durch die <strong>Zuverlässigkeit</strong>saussagen sind die <strong>Zuverlässigkeit</strong>en<br />

der Softwarekomponenten in frühen Entwicklungsphasen<br />

verfügbar. Um daraus die <strong>Zuverlässigkeit</strong><br />

des Softwaresystems zu berechnen, ist <strong>ein</strong>e Formel erfor-<br />

30<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2011


}<br />

Merkmal<br />

Funktionale Geschlossenheit<br />

Strukturelle Unabhängigkeit<br />

Einmaligkeit<br />

Anpassbarkeit<br />

Verknüpfbarkeit<br />

Nebenläufigkeit<br />

Unveränderbarkeit durch Dritte<br />

Offenheit<br />

Beschreibung<br />

Logisch zusammenhängende, explizit abgegrenzte Funktionalität<br />

K<strong>ein</strong>e Vorgabe fester Verknüpfungen zu anderen Systembestandteilen<br />

Eigenständige Erzeugung und Verwaltung innerer Zustände<br />

Anpassung an spezielle Anforderungen und Randbedingungen<br />

in vorgegebenen Grenzen<br />

Verknüpfung mit anderen Komponenten oder Systembestandteilen<br />

Ausführbarkeit als paralleler Prozess im Bedarfsfall<br />

Einsatz durch Dritte nur in unveränderter Form,<br />

Zugriff nur über definierte Schnittstellen<br />

Offenlegung des Komponentenmodells und der Spezifikationen<br />

aller Schnittstellen<br />

TABELLE 1: Merkmale <strong>ein</strong>er rigide definierten Softwarekomponente nach [13]<br />

Werte zur Konfiguration von<br />

Parametern und Optionen<br />

Schnittstelle mit nach<br />

außen verfügbaren<br />

Funktionen<br />

Verknüpfung über<br />

die Schnittstellen<br />

«ActiveComponent»<br />

swKomponenteA<br />

PARAMETER 38<br />

OPTION YES<br />

«PassiveComponent »<br />

sw KomponenteB<br />

BILD 4: UML-Modell<br />

der Systemarchitektur<br />

<strong>ein</strong>es komponentenbasierten<br />

Softwaresystems<br />

Intervallbildung für die Werte<br />

von PARAMETER<br />

Auswahl <strong>ein</strong>es Werts aus jedem Intervall<br />

Intervallbildung für die Eingaben<br />

der Schnittstellenoperation<br />

0 72 128<br />

255<br />

Auswahl <strong>ein</strong>es Werts aus jedem Intervall<br />

- 32.768 -11.244 10.386 32.767<br />

PARAMETER : int<br />

«PassiveComponent »<br />

swKomponente<br />

Kombination der<br />

ausgewählten Werte<br />

zu den Anforderungskonstellationen<br />

für<br />

den Test<br />

BILD 5: Ermittlung<br />

der Anforderungskonstellationen<br />

für<br />

den Test <strong>ein</strong>er<br />

Softwarekomponente<br />

durch Äquivalenzklassenbildung<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2011<br />

31


}<br />

Hauptbeitrag<br />

BILD 6: Goalias<br />

auf der Messe am<br />

Stuttgarter<br />

Flughafen [18]<br />

λ = 4·10 -9 h -1<br />

R = 1,0<br />

λ = 6·10 -8 h -1<br />

R = 0,99<br />

BILD 7: Entwurfsszenario<br />

<strong>ein</strong>es neu<br />

zu entwickelnden<br />

Automatisierungssystems<br />

für<br />

Goalias mit den<br />

<strong>Zuverlässigkeit</strong>en<br />

der elektronischen<br />

Bauteile und der<br />

Softwarekomponenten<br />

Elektronische<br />

Bauteile<br />

Kamera1<br />

Kamera2<br />

Kamera3<br />

λ = 1 ·10 -5 h -1<br />

R = 0,85<br />

Mikrocontroller<br />

«artifact»<br />

Ausführbare Software<br />

«manifest»<br />

«ActiveComponent»<br />

swFlugbahn<br />

R = 0,95<br />

Elektronische<br />

Motorsteuerung<br />

Zuordnung zwischen<br />

Software und Elektronik<br />

«ActiveComponent»<br />

swMotor<br />

R = 0,99<br />

}<br />

Softwarekomponenten<br />

BILD 8: UML-Use-<br />

Case-Diagramm mit<br />

Erweiterungen zur<br />

<strong>Zuverlässigkeit</strong>sbewertung<br />

Benutzer<br />

«system function»<br />

Flugbahn berechnen<br />

{ g = 0.5;<br />

comps = (1.0, swFlugbahn);<br />

parts = (0.6, Kamera 1),<br />

(0.6, Kamera 2), (0.6, Kamera 3),<br />

(1.0, Mikrocontroller) }<br />

«system function»<br />

Torwart auslenken<br />

{ g = 0.5;<br />

comps = (1.0, swMotor);<br />

parts = (1.0, Motorsteuerung ),<br />

(1.0, Mikrocontroller) }<br />

Systemfunktion<br />

Gewichtung der Systemfunktion<br />

Zugehörige Softwarekomponente<br />

mit Gewichtung<br />

Zugehörige elektronische Bauteile<br />

mit Gewichtung<br />

32<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2011


derlich, welche die Systemzuverlässigkeit als mathematische<br />

Funktion der <strong>Zuverlässigkeit</strong>en der <strong>ein</strong>zelnen Softwarekomponenten<br />

ausdrückt. An <strong>ein</strong>er Systemfunktion<br />

sind jeweils verschiedene Softwarekomponenten beteiligt.<br />

Tritt bei <strong>ein</strong>er beteiligten Softwarekomponente <strong>ein</strong><br />

fehlerhaftes Ergebnis auf und wird die Weiterleitung an<br />

die Schnittstellen des Softwaresystems nicht durch fehlertolerante<br />

Maßnahmen verhindert, so führt dies zu <strong>ein</strong>er<br />

fehlerhaften Systemfunktion. Dies bildet die Grundlage<br />

für die Herleitung <strong>ein</strong>er geeigneten Funktion.<br />

Zur Bestimmung <strong>ein</strong>er unteren Schranke der Systemzuverlässigkeit<br />

wird von dem ungünstigsten Fall ausgegangen,<br />

dass für die korrekte Ausführung <strong>ein</strong>er Systemfunktion<br />

alle Softwarekomponenten benötigt werden.<br />

Die Systemzuverlässigkeit errechnet sich für diesen<br />

Fall aus der Wahrsch<strong>ein</strong>lichkeit, dass alle<br />

Softwarekomponenten <strong>ein</strong> korrektes Ergebnis liefern.<br />

Aufgrund der rigiden Definition ist <strong>ein</strong>e Softwarekomponente<br />

in sich geschlossen und hat k<strong>ein</strong>en Einfluss auf<br />

die Implementierung anderer Softwarekomponenten.<br />

Unter dieser Voraussetzung der Unabhängigkeit berechnet<br />

sich die gesuchte Wahrsch<strong>ein</strong>lichkeit durch das<br />

Produkt der <strong>Zuverlässigkeit</strong>en R i<br />

aller m Komponenten<br />

des Softwaresystems.<br />

(3)<br />

Zusätzlich zur unteren Schranke werden zwei Erweiterungen<br />

<strong>ein</strong>geführt, durch die sich die Genauigkeit aber<br />

auch der Aufwand der <strong>Zuverlässigkeit</strong>sbewertung erhöhen.<br />

Dazu wird <strong>ein</strong>e Funktions-Komponenten-Menge<br />

definiert, welche genau die Softwarekomponenten enthält,<br />

die gem<strong>ein</strong>sam zu <strong>ein</strong>er bestimmten Systemfunktion<br />

beitragen. Anhand dieser Funktions-Komponenten-<br />

Menge M wird die <strong>Zuverlässigkeit</strong> <strong>ein</strong>er Systemfunktion<br />

durch das Produkt der <strong>Zuverlässigkeit</strong>en R i<br />

der jeweils<br />

daran beteiligten Softwarekomponenten bestimmt. In<br />

der Formel (4) tragen beispielsweise die <strong>Zuverlässigkeit</strong>en<br />

R 1<br />

und R 3<br />

, nicht aber R 2<br />

, zur <strong>Zuverlässigkeit</strong> der Systemfunktion<br />

bei.<br />

(4)<br />

Ausgehend davon ist aus den <strong>Zuverlässigkeit</strong>en der<br />

Systemfunktionen die Systemzuverlässigkeit zu berechnen.<br />

Dazu wird in <strong>ein</strong>er ersten Erweiterung der Anteil<br />

betrachtet, mit dem die Systemfunktionen in die Gesamtfunktionalität<br />

des Softwaresystems <strong>ein</strong>gehen. Ob<br />

<strong>ein</strong>e Systemfunktion kritisch ist, hängt davon ab, zu<br />

welchen Folgen <strong>ein</strong> fehlerhaftes Ergebnis der Systemfunktion<br />

führt und wie häufig diese im Betrieb aufgerufen<br />

wird. Dementsprechend wird den Systemfunktionen<br />

<strong>ein</strong>e Gewichtung g Systemfunktion_k zwischen null (unkritisch)<br />

und <strong>ein</strong>s (kritisch) zugewiesen. Die Systemzuverlässigkeit<br />

wird dann durch die gewichtete Summation der<br />

<strong>Zuverlässigkeit</strong>en R Systemfunktion_k der insgesamt n Systemfunktionen<br />

berechnet, Formel (5).<br />

<br />

(5)<br />

Darüber hinaus wird in der zweiten Erweiterung der<br />

Anteil <strong>ein</strong>er Softwarekomponente an der jeweiligen Systemfunktion<br />

mit <strong>ein</strong>bezogen. Demnach ist <strong>ein</strong>e Softwarekomponente<br />

in <strong>ein</strong>er Funktions-Komponenten-<br />

Menge nur an bestimmten Ausführungen der zugehörigen<br />

Systemfunktion beteiligt. Dadurch kann sich der<br />

Einfluss <strong>ein</strong>er Softwarekomponente auf die <strong>Zuverlässigkeit</strong><br />

der Systemfunktion verringern. Um dies zu berücksichtigen,<br />

werden auch die Softwarekomponenten innerhalb<br />

<strong>ein</strong>er Systemfunktion gewichtet. Zu diesem Zweck<br />

wird jeder Softwarekomponente <strong>ein</strong> Gewicht zwischen<br />

null und <strong>ein</strong>s zugewiesen. Befinden sich zum Beispiel<br />

zwei Softwarekomponenten mit den <strong>Zuverlässigkeit</strong>en<br />

R 1<br />

und R 2<br />

und den Gewichten g 1<br />

= 0,5 und g 2<br />

= 1,0 in <strong>ein</strong>er<br />

Funktions-Komponenten-Menge, so ergibt sich daraus<br />

die erweiterte Formel (6) für R Systemfunktion_1 .<br />

(6)<br />

Durch das beschriebene Vorgehen ist die <strong>Zuverlässigkeit</strong>sbewertung<br />

der Software, abgestuft nach Aufwand<br />

und Genauigkeit, möglich. Für die Bestimmung <strong>ein</strong>er<br />

unteren Schranke ist der Aufwand für die Beschaffung<br />

der notwendigen Informationen gering. Darüber hinaus<br />

erlauben die beiden Erweiterungen <strong>ein</strong>e zusätzliche<br />

Erhöhung der Genauigkeit der <strong>Zuverlässigkeit</strong>sbewertung.<br />

Damit die hierzu notwendigen Informationen in<br />

frühen Entwicklungsphasen auf systematische Weise<br />

dokumentiert sind, werden UML-Diagramme, insbesondere<br />

die Use-Case-Diagramme, erweitert. Mit Hilfe von<br />

Use Cases können die vom System geforderten Funktionen<br />

beschrieben werden. Zur Bildung der Funktions-<br />

Komponenten-Mengen werden die Use Cases um zusätzliche<br />

Notationselemente ergänzt. Dadurch werden<br />

die zu <strong>ein</strong>er Systemfunktion zugehörigen Softwarekomponenten<br />

und deren Gewichtungen angegeben (vergleiche<br />

Beispiel in Bild 8.<br />

4.3 Integrierte Betrachtung von<br />

Software und Elektronik<br />

Für die <strong>Zuverlässigkeit</strong>sbewertung <strong>ein</strong>es programmierbaren<br />

Automatisierungssystems ist die integrierte Betrachtung<br />

von Elektronik und Software erforderlich. Um<br />

<strong>ein</strong>e integrierte Formel der Systemzuverlässigkeit zu ermitteln,<br />

werden die beschriebenen Funktions-Komponenten-Mengen<br />

um elektronische Bauteile erweitert und so<br />

zu Funktions-Mengen verallgem<strong>ein</strong>ert. Die Funktions-<br />

Mengen enthalten demnach neben den Softwarekomponenten<br />

auch die elektronischen Bauteile, welche an der<br />

jeweiligen Systemfunktion beteiligt sind. Dadurch lassen<br />

sich alle möglichen Kombinationen aus elektronischen<br />

Bauteilen und Softwarekomponenten, die bei der <strong>Zuverlässigkeit</strong>sbewertung<br />

auftreten können, abbilden.<br />

Da die Formeln für die Systemzuverlässigkeit der Software<br />

aus der Funktions-Komponenten-Menge hergeleitet wurden,<br />

bleiben diese bei Erweiterung des Mengenbegriffs von Softwarekomponenten<br />

auf elektronische Bauteile unverändert<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2011<br />

33


Hauptbeitrag<br />

gültig. Ebenso wie für die Softwarekomponenten wird auch<br />

für elektronische Bauteile <strong>ein</strong>e Gewichtung <strong>ein</strong>bezogen.<br />

6. Anwendung des Konzepts<br />

In frühen Entwicklungsphasen müssen verschiedene Entscheidungen<br />

getroffen werden, die <strong>ein</strong>en Einfluss auf die<br />

spätere <strong>Zuverlässigkeit</strong> des Systems haben. Je nach Entscheidung,<br />

beispielsweise für die Softwarekomponente<br />

<strong>ein</strong>es Zulieferers oder <strong>ein</strong>e bestimmte Konfiguration, entsteht<br />

<strong>ein</strong> anderes Entwurfsszenario. Der Einsatz des Konzepts<br />

der <strong>Zuverlässigkeit</strong>sbewertung erlaubt bereits frühzeitig<br />

die Unterstützung bei<br />

der Bewertung der <strong>Zuverlässigkeit</strong> <strong>ein</strong>es <strong>ein</strong>zelnen<br />

Entwurfsszenarios und dem Abgleich mit <strong>ein</strong>em<br />

vor gegebenen <strong>Zuverlässigkeit</strong>sziel<br />

dem Vergleich mehrerer Entwurfsszenarien<br />

der Optimierung <strong>ein</strong>es Entwurfsszenarios durch<br />

die Identifikation möglicher Schwachstellen<br />

Darüber hinaus ist es möglich, für bisher noch unbekannte<br />

oder nicht verfügbare elektronische Bauteile und Softwarekomponenten<br />

abzuschätzen, welche <strong>Zuverlässigkeit</strong><br />

diese jeweils erfüllen müssen, damit das <strong>Zuverlässigkeit</strong>sziel<br />

des Automatisierungssystems erreicht wird.<br />

Zur Demonstration dieser Einsatzmöglichkeiten wird<br />

<strong>ein</strong> Entwurfsszenario für <strong>ein</strong> Automatisierungssystem<br />

in Anlehnung an Goalias erstellt. Bei Goalias handelt es<br />

sich um <strong>ein</strong>en automatisierten Torwart, der am Institut<br />

für Automatisierungs- und Softwaretechnik entwickelt<br />

und auf verschiedenen Messen und Veranstaltungen vorgeführt<br />

wurde (Bild 6).<br />

Der automatisierte Torwart hat die Aufgabe, Elfmeterschüsse<br />

auf das Tor zu halten. Dazu muss das Automatisierungssystem,<br />

das den technischen Prozess des Torwarts<br />

steuert, die Systemfunktionen Flugbahn berechnen<br />

und Torwart auslenken bereitstellen. Zur Realisierung<br />

dieser Systemfunktionen werden mehrere Kameras<br />

<strong>ein</strong>geplant, die jeweils aus <strong>ein</strong>em unterschiedlichen<br />

Blickwinkel das Spielfeld beobachten. Jede Kamera soll<br />

die Position des Balls für <strong>ein</strong>en bestimmten Bereich berechnen<br />

und liefert diese Information an <strong>ein</strong>en Mikrocontroller,<br />

dessen Software daraus die Flugbahn ermittelt.<br />

Mit Hilfe <strong>ein</strong>er elektronischen Motorsteuerung soll<br />

der Torwart dann durch <strong>ein</strong>e weitere Softwarekomponente<br />

ausgelenkt werden.<br />

Referenzen<br />

[1] Bertsche, B. und Lechner, G.: <strong>Zuverlässigkeit</strong> im Fahrzeugund<br />

Maschinenbau. Ermittlung von Bauteil- und System-<br />

<strong>Zuverlässigkeit</strong>en. Springer-Verlag, Berlin 2004<br />

[2] VDI 4001 Blatt 2: Terminologie der <strong>Zuverlässigkeit</strong>.<br />

Ver<strong>ein</strong> Deutscher Ingenieure, Juli 2006<br />

[3] Lauber, R. und Göhner, P.: Prozessautomatisierung 1.<br />

Springer-Verlag, Berlin 1999<br />

[4] Birolini, A.: Reliability engineering. Theory and Practice.<br />

Springer-Verlag, 2004<br />

[5] IEEE 1413.1: IEEE Guide for Selecting and Using Reliability<br />

Predictions Based on IEEE 1413. Institute of Electrical and<br />

Electronics Engineers, Februar 2003<br />

[6] MIL-HDBK-217: Reliability Prediction of Electronic<br />

Equipment, Ed. F 1991, Notice 2. Military Standard,<br />

Department of Defense, Februar 1995<br />

[7] DIN 25424 Teil 1: Fehlerbaumanalyse, Methode und Bild -<br />

zeichen. Deutsches Institut für Normung, September 1981<br />

[8] DIN EN 61708: Techniken für die Analyse der <strong>Zuverlässigkeit</strong><br />

– Zuverlässig-keitsblockdiagramm und Boole’sche<br />

Verfahren. Deutsches Institut für Normung, Oktober 2006<br />

[9] Leveson, N. G.: Safeware. System safety and computers.<br />

Addison-Wesley, Reading, USA 1995<br />

[10] Cukic, B.: The Virtues of Assessing Software Reliability<br />

Early. IEEE Software 22 (2005) H. 3, S. 50‐53<br />

[11] Göhner, P.: Komponentenbasierte Entwicklung von<br />

Automatisierungssystemen. VDI‐Berichte 1397,<br />

VDI-Verlag, Düsseldorf 1998, S. 513‐521<br />

[12] AUTOSAR – AUTomotive Open System ARchitecture,<br />

http://www.autosar.de<br />

[13] Eberle, S. und Göhner, P.: Softwareentwicklung für<br />

<strong>ein</strong>gebettete Systeme mit strukturierten Komponenten.<br />

Teile 1 und 2. <strong>atp</strong> - Automatisierungstechnische Praxis 46<br />

(2004), H. 3, S. 41‐52 und H. 4, S. 61‐73<br />

[14] VDI-Gem<strong>ein</strong>schaftsausschuss Industrielle Systemtechnik:<br />

Software-<strong>Zuverlässigkeit</strong>. Grundlagen, Konstruktive<br />

Maßnahmen, Nachweisverfahren. VDI-Verlag,<br />

Düsseldorf 1993<br />

[15] Linder, P.: Constraintbasierte Testdatenermittlung für<br />

Automatisierungssoftware auf Grundlage von Signalflussplänen.<br />

Diss. IAS, Universität Stuttgart, 2008.<br />

IAS-Forschungsberichte, Bd. 2/2008<br />

[16] Weigand, C.: Statistik mit und ohne Zufall. Eine anwendungsorientierte<br />

Einführung. Physica-Verlag,<br />

Heidelberg 2006<br />

[17] Söhnl<strong>ein</strong>, S., Saglietti, F., Bitzer, F. und Meitner, M.:<br />

Bewertung der <strong>Zuverlässigkeit</strong> von Software - Betriebserfahrung<br />

an <strong>ein</strong>er Getriebesteuerung nutzen.<br />

<strong>atp</strong> EDITION - Automatisierungstechnische Praxis 52<br />

(2010), H. 6, S. 32‐39<br />

[18] Projektseite „GOALIAS – Der Automatisierte Torhüter“,<br />

Institut für Automatisierungs- und Softwaretechnik,<br />

Universität Stuttgart,<br />

http://www.ias.uni-stuttgart.de/goalias/<br />

Veröffentlichungen des Autors zum Thema <strong>Zuverlässigkeit</strong><br />

finden sich unter http://www.ias.uni‐stuttgart.de/forschung/<br />

veroeffentlichungen/publikationen.php?s_autor=wedel<br />

34<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2011


Bild 7 zeigt <strong>ein</strong>e ver<strong>ein</strong>fachte Systemarchitektur in<br />

UML zusammen mit den <strong>Zuverlässigkeit</strong>en der elektronischen<br />

Bauteile und der Softwarekomponenten. Diese<br />

<strong>Zuverlässigkeit</strong>en dienen als Beispiel und werden aus<br />

der mehrfachen, unveränderten Verwendung als bekannt<br />

angenommen. Aufgrund der unterschiedlichen Angaben<br />

für Elektronik und Software erfolgt <strong>ein</strong>e Umrechnung<br />

der Ausfallrate für elektronische Bauteile, die auf <strong>ein</strong>e<br />

Zeit<strong>ein</strong>heit bezogen ist. Dazu wird <strong>ein</strong>e Betriebsdauer<br />

des Automatisierungssystems von 30 000 Stunden zugrunde<br />

gelegt.<br />

Damit das Automatisierungssystem den Torwart korrekt<br />

auslenkt, werden beide Systemfunktionen mit gleichem<br />

Anteil benötigt. Daher werden diese jeweils gleich mit 0,5<br />

gewichtet. Die Betrachtung der elektronischen Bauteile<br />

und Softwarekomponenten ergibt für die Kameras <strong>ein</strong>e<br />

Gewichtung von 0,6. Zum <strong>ein</strong>en werden je nach Geschwindigkeit,<br />

Flugbahn und Ausrichtung der Kameras<br />

mehrere Bilder des Balls aufgenommen, sodass <strong>ein</strong>zelne<br />

fehlerhafte Ergebnisse toleriert werden können. Zum anderen<br />

durchfliegt nicht jeder Ball den gesamten Bereich,<br />

den <strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>zelne Kamera ausleuchtet. Das resultierende<br />

erweiterte Use-Case-Diagramm ist in Bild 8 dargestellt.<br />

Um die Systemzuverlässigkeit zu berechnen, werden<br />

zunächst die <strong>Zuverlässigkeit</strong>en der Systemfunktionen<br />

ermittelt. Dazu werden die <strong>Zuverlässigkeit</strong>en der elektronischen<br />

Bauteile und der Softwarekomponenten aus<br />

Bild 7 mit den zugehörigen Gewichungen aus Bild 8 in<br />

Formel (6) <strong>ein</strong>gesetzt. Daraus ergeben sich die <strong>Zuverlässigkeit</strong>en<br />

0,73 für Flugbahn berechnen und 0,99 für Torwart<br />

auslenken. Durch Einsetzen dieser <strong>Zuverlässigkeit</strong>en<br />

und der Gewichtungen der Systemfunktionen aus<br />

Bild 8 in Formel (5) ergibt sich die Systemzuverlässigkeit<br />

von 0,86. Wird diese mit dem geforderten <strong>Zuverlässigkeit</strong>sziel<br />

von 0,90 abgeglichen, so zeigt sich, dass das Ziel<br />

durch das beschriebene Entwurfsszenario voraussichtlich<br />

knapp unterschritten wird.<br />

Zur Erhöhung der <strong>Zuverlässigkeit</strong> können nun unterschiedliche<br />

Entwurfsszenarien mit<strong>ein</strong>ander verglichen<br />

werden. Aus der Betrachtung der <strong>Zuverlässigkeit</strong>en der<br />

Systemfunktionen zeigt sich, dass die Kameras zur Ermittlung<br />

der Flugbahn zwar geringer gewichtet sind,<br />

jedoch aufgrund der größeren Anzahl <strong>ein</strong>e wesentliche<br />

Auswirkung auf die Systemzuverlässigkeit haben. Eine<br />

Veränderung der <strong>Zuverlässigkeit</strong> der Kameras, etwa <strong>ein</strong>e<br />

Anpassung der Kamerapositionen und der Lichtverhältnisse,<br />

lässt <strong>ein</strong>e höhere Erkennungsrate erwarten. Dadurch<br />

kann in <strong>ein</strong>em so abgeänderten Entwurfsszenario<br />

das geforderte <strong>Zuverlässigkeit</strong>sziel erreicht werden.<br />

Damit wurde am Beispiel des automatisierten Torwarts<br />

Goalias nicht nur demonstriert, wie die <strong>Zuverlässigkeit</strong><br />

<strong>ein</strong>zelner Entwurfsszenarien bewertet wird, sondern<br />

auch, wie mögliche Optimierungen daraus abgeleitet<br />

werden. Der Aufwand in späteren Entwicklungsphasen<br />

kann so durch die frühzeitige Betrachtung möglicher<br />

Fehlerquellen reduziert werden. Außerdem sind die erstellten<br />

UML-Diagramme durchgängig verwendbar. Diese<br />

können beispielsweise für den Systementwurf oder<br />

für den Nachweis der erreichten <strong>Zuverlässigkeit</strong> gegenüber<br />

Kunden am Ende des Entwicklungsprozesses <strong>ein</strong>gesetzt<br />

werden.<br />

Fazit<br />

Die vorgestellte Methode der <strong>Zuverlässigkeit</strong>sbewertung<br />

in frühen Entwicklungsphasen betrachtet Automatisierungssysteme,<br />

die aus elektronischen Bauteilen und rigide<br />

definierten Softwarekomponenten konstruiert werden.<br />

Durch die unveränderte Mehrfachverwendung werden<br />

empirische Daten zur <strong>Zuverlässigkeit</strong> nur <strong>ein</strong>malig erhoben<br />

und ausgewertet. Die daraus entstehenden Katalogangaben<br />

und <strong>Zuverlässigkeit</strong>saussagen sind über verschiedene<br />

Automatisierungssysteme hinweg mit <strong>ein</strong>er<br />

hohen Aussagekraft gültig.<br />

Die Einsatzmöglichkeiten in der Praxis zeigen, dass<br />

das Konzept <strong>ein</strong>e methodische und systematische Vorgehensweise<br />

vorgibt, um in frühen Entwicklungsphasen<br />

die <strong>Zuverlässigkeit</strong> <strong>ein</strong>es Automatisierungssystems zu<br />

bewerten. Daraus ergeben sich sowohl <strong>ein</strong> quantitativer<br />

Wert der Systemzuverlässigkeit als auch die zielgerichtete<br />

Analyse und Dokumentation der Wirkmechanismen<br />

innerhalb verschiedener Entwurfsszenarien. Der frühzeitige<br />

Abgleich mit <strong>ein</strong>em geforderten <strong>Zuverlässigkeit</strong>sziel<br />

verhindert aufwendige Nacharbeiten in späteren<br />

Entwicklungsphasen. Weiterhin ist das Konzept durch<br />

die Erweiterung standardisierter Notationen mit den<br />

Methoden späterer Entwicklungsphasen und den bestehenden<br />

UML-Modellierungswerkzeugen integrierbar.<br />

Autor<br />

Manuskript<strong>ein</strong>gang<br />

19.09.2010<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Dr.-Ing. Michael Wedel<br />

(geb. 1979) arbeitete bis 2009<br />

als wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter bei Prof. Dr.‐Ing.<br />

Dr. h. c. Peter Göhner am<br />

Institut für Automatisierungs-<br />

und Softwaretechnik<br />

der Universität Stuttgart. Er<br />

forschte in dieser Zeit an der<br />

<strong>Zuverlässigkeit</strong> und Sicherheit von Automatisierungssystemen.<br />

Heute arbeitet Michael Wedel<br />

bei der Firma iss innovative software services<br />

GmbH im Bereich sicherheitsbezogener, <strong>ein</strong>gebetteter<br />

Systeme und ist außerdem selbstständiger<br />

Entwickler und Berater.<br />

Michael Wedel Softwareentwicklung und -beratung,<br />

Kornblumenweg 3,<br />

D-70771 L<strong>ein</strong>felden-Echterdingen,<br />

Tel. + 49 (0) 151 14 99 71 25,<br />

E-Mail: mw@wedel-softwaretechnik.de<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2011<br />

35


hauptbeitrag<br />

Ausfallraten unter<br />

Feldbedingungen berechnen<br />

Ein Werkzeug auf Basis des Part-Stress-Modells<br />

Um die <strong>Zuverlässigkeit</strong> von Systemen mit elektrischen, elektronischen und programmierbar-elektronischen<br />

Komponenten unter Feldbedingungen berechnen zu können, müssen<br />

das Umfeld, in dem das System betrieben wird, sowie <strong>ein</strong>ige weitere Stressfaktoren mitberücksichtigt<br />

werden. Diese Stressfaktoren können widrige Umgebungsbedingungen<br />

oder auch bauteilabhängige Parameter wie die beaufschlagte Betriebsspannung s<strong>ein</strong>. Um<br />

die Abhängigkeit der Ausfallraten von den Stressfaktoren mathematisch zu beschreiben,<br />

existieren international anerkannte Berechnungsmodelle und Normen. Da sich diese<br />

Berechnungen kompliziert und fehleranfällig gestalten, ist <strong>ein</strong>e Werkzeugunterstützung<br />

unerlässlich.<br />

SCHLAGWÖRTER Ausfallrate / <strong>Zuverlässigkeit</strong> / Stressfaktor<br />

Calculation of Reliability under Field Conditions –<br />

A Tool based on Part-Stress-Model<br />

In order to calculate the reliability of systems with electrical, electronical and programable<br />

electronical components under field conditions, the surroundings in which the system<br />

is in operation, as well as other so called “stress factors”, have to be taken into account.<br />

These stress factors may be for example unfavorable environmental conditions or component-depending<br />

parameters like the admitted operating voltage. There are internationally<br />

admitted calculation models and standards to describe the dependency of the failure<br />

rates on stress factors mathematically. Due to the complexity and the error-proneness of<br />

these calculations in praxis, software support for these calculations is vital.<br />

KEYWORDS failure rate / reliability / stress factor<br />

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Oliver Koller, Robert Bosch<br />

Nasser Jazdi, Peter Göhner, IAS<br />

Udo Hipp, Thomas Liedtke, Armin Mayer, ICS<br />

Da automatisierte Systeme immer komplexer<br />

werden, gewinnt auch die <strong>Zuverlässigkeit</strong>sanalyse<br />

immer weiter an Bedeutung. Mithilfe<br />

der <strong>Zuverlässigkeit</strong>sanalyse können Schwachstellen<br />

des automatisierten Systems schon in<br />

frühen Entwicklungsphasen ermittelt werden. Hier<br />

kann die <strong>Zuverlässigkeit</strong>sanalyse helfen, die Anzahl<br />

gefährlicher Ausfälle frühzeitig zu erkennen, durch<br />

geeignete Gegenmaßnahmen zu reduzieren und somit<br />

den Betrieb von automatisierten Systemen sicherer zu<br />

gestalten. Des Weiteren stellt <strong>ein</strong>e hohe <strong>Zuverlässigkeit</strong><br />

<strong>ein</strong> immer wichtiger werdendes Verkaufsargument dar.<br />

Der Kunde erwartet neben hoher Funktionalität bei geringen<br />

Kosten vor allem <strong>ein</strong>e hohe <strong>Zuverlässigkeit</strong> der<br />

von ihm gekauften Produkte [1]. Die <strong>Zuverlässigkeit</strong>sberechnung<br />

von technischen Systemen unter verschiedenen<br />

Betriebsbedingungen ist <strong>ein</strong> wichtiger Teil dieser<br />

<strong>Zuverlässigkeit</strong>sanalyse und soll mithilfe dieses Werkzeugs<br />

automatisiert werden.<br />

Um nach DIN EN 61508-2 <strong>ein</strong> bestimmtes Sicherheitsniveau<br />

(Safety Integrity Level) erreichen zu können,<br />

müssen sich die unerkannten und gefahrbringenden<br />

Ausfälle in genau definierten Grenzen halten. Um<br />

die Wahrsch<strong>ein</strong>lichkeit <strong>ein</strong>es unerkannten und gefahrbringenden<br />

Fehlers mathematisch zu bestimmen, wird<br />

zunächst die Ausfallwahrsch<strong>ein</strong>lichkeit λ jedes Bauteils<br />

oder <strong>ein</strong>er Gruppe von Bauteilen berechnet. Dies<br />

geschieht mithilfe des Werkzeugs unter Berücksichtigung<br />

der Stressfaktoren. Anschließend wird anhand<br />

<strong>ein</strong>er Ausfallraten- und Auswirkungsanalyse die<br />

Wahrsch<strong>ein</strong>lichkeit <strong>ein</strong>es gefahrbringenden Ausfalls<br />

errechnet. Sollte dieser gefahrbringende Ausfall nicht<br />

durch Diagnosetests vom System selbst erkannt werden,<br />

handelt es sich um <strong>ein</strong>en unerkannten und gefahrbringenden<br />

Fehler, der <strong>ein</strong>e relevante Größe zur<br />

Bestimmung des erreichbaren Sicherheitsniveaus darstellt.<br />

Die Unterscheidung, ob es sich um <strong>ein</strong>en unerkannten<br />

und gefahrbringenden Fehler und damit um<br />

<strong>ein</strong>en sicherheitsrelevanten oder nicht sicherheitsrelevanten<br />

Fehler handelt, wird vom Werkzeug nicht<br />

vorgenommen.<br />

1. Herausforderung: Bestimmung<br />

der Ausfallraten<br />

Die <strong>Zuverlässigkeit</strong> von elektronischen Komponenten ist<br />

von verschiedenen Faktoren und Einflüssen abhängig.<br />

Hierbei handelt es sich um Einflüsse wie widrige Umgebungsbedingungen,<br />

unterschiedliche Temperaturen oder<br />

beaufschlagte elektrische Größen wie zum Beispiel Spannungen<br />

oder Ströme [2]. Um dem Benutzer die Ausfallratenberechnung<br />

zu erleichtern, wurden diese Faktoren in<br />

verschiedene Kategorien unterteilt.<br />

Die projektabhängigen und bauteilunabhängigen Parameter<br />

(zum Beispiel Umgebungstemperatur) sind zentral<br />

für jedes Projekt festlegbar. Projektunabhängige und bauteilabhängige<br />

Parameter (beispielsweise Nennleistung<br />

<strong>ein</strong>es Widerstands) werden in <strong>ein</strong>er zentralen Datenbank<br />

abgespeichert und können nicht individuell für jede Projektbearbeitung<br />

verändert werden. Die Schnittmenge<br />

dieser Parameter, die bauteil- und projektabhängig sind,<br />

können für jedes Bauteil individuell in jedem Projekt<br />

verändert werden, da sie applikationsabhängig sind. Es<br />

werden lediglich Standardwerte für diese Parameter in<br />

der Bauteildatenbank hinterlegt.<br />

Das in diesem Beitrag beschriebene Werkzeug berechnet<br />

die Ausfallraten der Bauteile, indem es sich auf schon vorhandene<br />

Normen und Berechnungsmodelle stützt. Diese<br />

Normen werden verwendet, um <strong>ein</strong>e <strong>Zuverlässigkeit</strong>svorhersage<br />

abhängig von den Stressfaktoren treffen zu können.<br />

Es werden unterschiedlichste physikalische Naturgesetze<br />

zur Berechnung der Ausfallrate herangezogen (zum Beispiel<br />

der Arrhenius-Zusammenhang zur Berücksichtigung von<br />

Temperaturabhängigkeiten). In der ersten Version des Werkzeugs<br />

werden folgende Berechnungsmodelle berücksichtigt:<br />

MIL-HDBK-217F<br />

Vom US-Militär entwickeltes Berechnungsmodell<br />

zur <strong>Zuverlässigkeit</strong>svorhersage von elektronischen<br />

Komponenten.<br />

SN29500<br />

Von der Siemens AG geschaffenes Berechnungsmodell.<br />

Ermöglicht die Bestimmung der <strong>Zuverlässigkeit</strong><br />

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Hauptbeitrag<br />

(t)<br />

= const<br />

BILD 1: Beschreibung von<br />

Ausfällen mithilfe der<br />

Badewannenkurve [2]<br />

Frühphase<br />

Gebrauchsphase<br />

Spätphase<br />

t<br />

GUI-Schicht<br />

Fachkonzeptschicht<br />

BILD 2:<br />

Überblick<br />

über die<br />

Systemarchitektur<br />

Datenbefehlsschicht<br />

Datenhaltungsschicht<br />

Datenbank<br />

für die gebräuchlichsten elektronischen und elektromechanischen<br />

Bauteile.<br />

FIDES 2009<br />

Sehr umfangreiches und modernes Berechnungsmodell,<br />

das von Airbus erarbeitet wurde, um die<br />

<strong>Zuverlässigkeit</strong> elektronischer Systeme zu berechnen.<br />

IEC TR62380<br />

IEC-Norm, die weitere Einflüsse wie Ein- und<br />

Ausschaltvorgänge und thermische Effekte<br />

berücksichtigt.<br />

1.1 Das Part-Stress-Modell<br />

Das Part-Stress-Modell ist bezüglich der logischen<br />

Struktur das <strong>ein</strong>fachste Berechnungsmodell. Es wird<br />

auch Serienmodell genannt, da es davon ausgeht, dass<br />

der Einzelausfall <strong>ein</strong>es Bauteils zu <strong>ein</strong>em Ausfall des<br />

Gesamtsystems führt [4]. Des Weiteren wird von <strong>ein</strong>er<br />

konstanten Ausfallrate ausgegangen. Das bedeutet, dass<br />

die erhöhte Ausfallrate in der Früh- beziehungsweise<br />

Spätphase nicht berücksichtigt wird [4]. Bild 1 stellt<br />

diesen Sachverhalt dar.<br />

Unter Berücksichtigung der ver<strong>ein</strong>fachenden Annahme<br />

<strong>ein</strong>er seriellen Struktur ergibt sich die Überlebenswahrsch<strong>ein</strong>lichkeit<br />

des Systems als Produkt der Überlebenswahrsch<strong>ein</strong>lichkeiten<br />

der <strong>ein</strong>zelnen Bauteile [4].<br />

R(t) s = R 1 (t) * R 2 (t) * … * R N (t)<br />

(1)<br />

Bei Annahme <strong>ein</strong>er exponentiellen Überlebenswahrsch<strong>ein</strong>lichkeit<br />

und <strong>ein</strong>er konstanten Ausfallrate λ ergibt<br />

sich die Gesamtausfallrate des Systems als Summe der<br />

Einzelausfallraten der Bauteile [4].<br />

(2)<br />

Da die Systemstruktur bei dem Part-Stress-Modell vernachlässigt<br />

wird und somit redundante Systeme nicht<br />

berücksichtigt werden, handelt es sich immer um <strong>ein</strong>e<br />

sehr konservative Abschätzung der <strong>Zuverlässigkeit</strong>. Das<br />

Modell wird daher meist nur auf Bauteilebene <strong>ein</strong>gesetzt,<br />

nachdem Redundanzen mithilfe <strong>ein</strong>er Top-Down Vorgehensweise<br />

aufgelöst wurden. Zeitliche Abhängigkeiten<br />

von Ausfallraten bleiben ebenfalls unberücksichtigt.<br />

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1.2 Anforderung an die Werkzeugunterstützung<br />

Auf dem Markt existieren schon <strong>ein</strong>ige Werkzeuge, die<br />

den Sicherheitsingenieur bei der Berechnung mitmilfe<br />

des Part-Stress-Modells unterstützen. Die bekanntesten<br />

Werkzeuge sind hierbei EXAR, ALD RAM Commander,<br />

ISO Graph Reliability Workbench und Relex.<br />

Viele dieser Werkzeuge sind versionsabhängig um verschiedene<br />

Features erweitert worden und bieten daher<br />

mittlerweile <strong>ein</strong>e sehr große Anzahl an Funktionen. Die<br />

Bedienung dieser Werkzeuge ist somit fast ausschließlich<br />

nach qualifizierten Schulungen möglich. Da sich die <strong>Zuverlässigkeit</strong>sanalyse<br />

von technischen Produkten zunehmend<br />

zu <strong>ein</strong>em Top-Thema entwickelt [5], sehen sich zunehmend<br />

auch Entwickler mit der Aufgabe konfrontiert,<br />

frühzeitige Abschätzungen über die <strong>Zuverlässigkeit</strong> treffen<br />

zu müssen. Hier entsteht der Bedarf nach <strong>ein</strong>em <strong>ein</strong>fachen<br />

und übersichtlichen Werkzeug zur schnellen Analyse von<br />

Ausfallraten von elektronischen Schaltungen. Für diesen<br />

Bedarf sind die marktgängigen Werkzeuge überdimensioniert<br />

und damit meist zu unübersichtlich.<br />

Eine Prämisse war: Wie sich die Änderungen von Parametern<br />

sowie von Berechnungsmodellen auf die Ausfallraten<br />

der Bauteile auswirken, soll übersichtlicher<br />

und schneller als in den auf dem Markt üblichen Werkzeugen<br />

ersichtlich s<strong>ein</strong>. Eine weitere war, Hilfestellungen<br />

zu den <strong>ein</strong>zugebenden Parametern zu erhalten und<br />

die Bearbeitung von Projekten so zu ver<strong>ein</strong>fachen, dass<br />

Parameter zum Beispiel global für mehrere Bauteile<br />

<strong>ein</strong>gebbar sind.<br />

2. Konzept zur Entwicklung des<br />

neuen Werkzeugs<br />

Der Begriff RAMS wird in vielen sicherheitskritischen<br />

Anwendungen, wie beispielsweise in EN 50126-Bahnanwendungen,<br />

verwendet und steht für <strong>Zuverlässigkeit</strong> (Reliability),<br />

Verfügbarkeit (Availability), Instandhaltbarkeit<br />

(Maintainability) und Sicherheit (Safety). Mithilfe des<br />

Werkzeugs soll <strong>ein</strong>e Aussage über die <strong>Zuverlässigkeit</strong> (Reliability)<br />

des Systems getroffen werden können. Bei der<br />

<strong>Zuverlässigkeit</strong>sanalyse muss nachgewiesen werden, dass<br />

solche Anwendungen die Fähigkeit haben, in <strong>ein</strong>em bestimmten<br />

Zeitrahmen <strong>ein</strong>e geforderte Funktion unter<br />

gegebenen Betriebsbedingungen erfüllen zu können [6].<br />

Die <strong>Zuverlässigkeit</strong>sberechnung ist <strong>ein</strong> komplexer Vorgang,<br />

der ohne <strong>ein</strong>e Werkzeug-Unterstützung kaum zu<br />

bewältigen ist. Vor der Entwicklung <strong>ein</strong>es neuen Werkzeugs<br />

muss jedoch <strong>ein</strong> gem<strong>ein</strong>sames Verständnis über die<br />

notwendigen Anforderungen, die umgesetzt werden müssen,<br />

erreicht werden [7].<br />

Entwicklungsingenieure, die nicht unmittelbar mit den<br />

Berechnungsmethoden der <strong>Zuverlässigkeit</strong> vertraut sind,<br />

müssen diese ohne aufwendige Schulungsmaßnahmen<br />

berechnen können. Deshalb soll das Werkzeug <strong>ein</strong>fach,<br />

übersichtlich und bedienungsfreundlich s<strong>ein</strong>. Dies gewährleistet<br />

<strong>ein</strong> modernes Design und Windows Look&Feel.<br />

Das Definieren von Parametern gestaltet sich aufgrund der<br />

vielen verschiedenen Eingabemöglichkeiten und des daher<br />

benötigten Fachwissens über das betreffende Bauteil<br />

schwierig. Hier muss <strong>ein</strong> innovatives Werkzeug konkretes<br />

Fachwissen zu den <strong>ein</strong>zelnen <strong>ein</strong>zugebenden Parametern<br />

bieten, um somit den Benutzer bei der Ausfallratenberechnung<br />

optimal zu unterstützen. Wird <strong>ein</strong> Parameter <strong>ein</strong>gegeben<br />

beziehungsweise verändert, sollte das Werkzeug<br />

umgehend anzeigen, welche Auswirkung die Änderung<br />

nach sich zieht.<br />

Dies ermöglicht <strong>ein</strong> Spielen mit den Parametern und<br />

zeigt die damit <strong>ein</strong>hergehenden Verbesserungspotenziale<br />

auf. So können Auswirkungen von geplanten, konstruktiven<br />

Änderungen (zum Beispiel der Installation<br />

<strong>ein</strong>es aktiven Lüfters und der damit verbundenen Absenkung<br />

der Umgebungstemperatur) auf die <strong>Zuverlässigkeit</strong><br />

bequem vorhergesagt werden. Da viele Stücklisten<br />

in elektronischer Form vorliegen, muss gewährleistet<br />

werden, dass sich diese automatisiert <strong>ein</strong>lesen lassen. Es<br />

sollte dem Bediener zusätzlich die Möglichkeit geboten<br />

werden, <strong>ein</strong>en Export, der alle berechneten Ergebnisse<br />

enthält, zu erzeugen. Eindeutige Schwachstellen bezüglich<br />

der <strong>Zuverlässigkeit</strong> müssen dem Benutzer über hilfreiche,<br />

grafische Visualisierungen dargestellt werden.<br />

Des Weiteren soll das zu entwickelnde Werkzeug erweiterbar<br />

s<strong>ein</strong>, damit zusätzliche Normen <strong>ein</strong>fach und unkompliziert<br />

integriert werden können. Das Werkzeug<br />

wurde mit der Programmiersprache Java auf der Entwicklungsumgebung<br />

Eclipse entwickelt. Es kommt <strong>ein</strong>e<br />

Microsoft SQL-Datenbank zum Einsatz.<br />

2.1 Systemarchitektur<br />

Eines der Entwicklungsziele war es, neue Berechnungsformeln<br />

beziehungsweise komplette Normen und Berechnungsmodelle<br />

<strong>ein</strong>fach und unkompliziert in das Werkzeug<br />

integrieren zu können, ohne tiefer gehende Programmierkenntnisse<br />

zu besitzen. Dies kann nur gewährleistet<br />

werden, indem die Datenhaltung k<strong>ein</strong>e Kenntnisse der<br />

(in Java implementieren) Fachkonzeptschicht und GUI<br />

benötigt, das heißt die Datenhaltung muss von der Logik<br />

und der GUI getrennt s<strong>ein</strong>.<br />

In Bild 2 wird die Systemarchitektur des entwickelten<br />

Programms dargestellt. Die Wahl der Systemarchitektur<br />

erfolgte somit in Anlehnung an das Modell der Drei-<br />

Schichten-Architektur. Drei-Schichten-Architekturen sind<br />

gut skalierbar und reduzieren die Komplexität der Abhängigkeiten<br />

der Teilsysteme [8].<br />

Wie gefordert, kann weder die Datenhaltungsschicht<br />

noch die Fachkonzeptschicht auf die GUI-Schicht zugreifen.<br />

Somit benötigt k<strong>ein</strong>e dieser beiden Schichten <strong>ein</strong><br />

explizites Wissen hinsichtlich der Benutzungsoberfläche<br />

(GUI-Schicht). Es können in den unteren Schichten Modifizierungen<br />

vorgenommen werden, ohne dass die Benutzungsoberfläche<br />

(GUI-Schicht) deshalb verändert<br />

werden muss.<br />

Die Drei-Schichten-Architektur wurde flexibel gestaltet,<br />

indem <strong>ein</strong> direkter Zugriff der GUI-Schicht auf die Datenhaltungsschicht<br />

vorgesehen wurde. Der Zugriff erfolgt<br />

jedoch immer über die Datenbefehlsschicht, in der alle im<br />

Programm vorkommenden Datenbankabfragen gekapselt<br />

sind. Durch die Drei-Schichten-Architektur wird Erweiterbarkeit<br />

sowie Flexibilität garantiert. Die Unabhängigkeit<br />

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Hauptbeitrag<br />

BILD 3: Bauteile auswählen<br />

BILD 5: Berechnung der Ausfallrate (Ground Mobile)<br />

BILD 4: Berechnung der Ausfallrate (Ground Benign)<br />

BILD 6: Statistik der Anteile an der Ausfallrate<br />

der Benutzungsoberfläche von der Fachkonzeptschicht<br />

und der Datenbefehlsschicht führt dazu, dass neue Normen<br />

oder andere Berechnungsstandards in das Programm<br />

aufgenommen werden können, indem diese ausschließlich<br />

in der Datenbank hinterlegt werden. Weder die Benutzungsoberfläche<br />

(GUI-Schicht) noch die Fachkonzeptschicht<br />

müssen hierfür angepasst werden.<br />

Da bei dieser Architektur viele Informationen, die auf<br />

der Benutzungsoberfläche angezeigt werden, direkt der<br />

Datenbank entstammen, wurde <strong>ein</strong> direkter Zugriff der<br />

GUI-Schicht auf die Datenhaltungsschicht erlaubt. Dieses<br />

führt zu <strong>ein</strong>er klareren Struktur. Die Kapselung der<br />

Datenbankbefehle in der Datenhaltungsschicht erfolgte,<br />

um <strong>ein</strong>e Unabhängigkeit von der konkreten Datenbanktechnologie<br />

zu erzielen.<br />

Die GUI-Schicht besteht aus verschiedenen Klassen.<br />

Jede Klasse b<strong>ein</strong>haltet den Programmcode für <strong>ein</strong>e Benutzungsoberfläche.<br />

Zusätzlich existiert <strong>ein</strong>e Klasse, die<br />

diejenigen Elemente enthält, die für jede Oberfläche<br />

identisch sind. Dies bietet den Vorteil, Änderungen im<br />

Design, die alle Oberflächen betreffen, an zentraler Stelle<br />

durchführen zu können.<br />

Die Fachkonzeptschicht besteht aus Klassen, die der<br />

GUI-Schicht unterschiedliche Funktionalitäten zur Verfügung<br />

stellen und diese in sich kapseln. So existiert hier<br />

zum Beispiel <strong>ein</strong>e Klasse, die <strong>ein</strong>e Stückliste mit den zu<br />

berechnenden Bauteilen automatisiert <strong>ein</strong>liest. Des Weiteren<br />

werden von dieser Schicht Funktionen wie der<br />

Export von Stücklisten sowie das Parsen von Formeln<br />

übernommen.<br />

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3. Realisierung<br />

Zur praktischen Umsetzung der im Kapitel 3 definierten<br />

Anforderungen wurden folgende Maßnahmen getroffen:<br />

Um das Werkzeug <strong>ein</strong>fach und übersichtlich zu gestalten,<br />

wurde <strong>ein</strong> Konzept ohne Untermenüpunkte<br />

gewählt. Der Benutzer wird durch die Bearbeitung<br />

geleitet.<br />

Für alle Oberflächen stehen umfangreiche Hilfestellungen<br />

zur Verfügung.<br />

Für alle Parameter werden Hilfestellungen angeboten.<br />

Alte und neue Ausfallrate werden sowohl auf Projektals<br />

auch auf Bauteilebene direkt gegenübergestellt.<br />

Zusätzlich wird die prozentuale Veränderung angegeben.<br />

Projektparameter können übersichtlich <strong>ein</strong>gestellt<br />

werden.<br />

Parameter, die zur Ausfallratenberechnung in <strong>ein</strong>em<br />

speziellen Projekt verändert werden, überschreiben<br />

nicht die Parameterwerte der Bauteildatenbank.<br />

Eine Erweiterung um zusätzliche Normen kann unabhängig<br />

vom Programmcode durchgeführt werden.<br />

Es steht <strong>ein</strong> CSV-Import sowie <strong>ein</strong> XML- und CSV-<br />

Export zur Verfügung.<br />

Es steht <strong>ein</strong>e Statistik über den Anteil der Bauteilausfallrate,<br />

gemessen an der Gesamtausfallrate, zur Verfügung<br />

(nach Wahl mit oder ohne Berücksichtigung<br />

der relativen Häufigkeit des Bauteils).<br />

3.1 Berechnung der Ausfallrate <strong>ein</strong>er Baugruppe<br />

Um die Funktionsweise des entwickelten Programms<br />

erläutern zu können, wird im Folgenden beispielhaft<br />

<strong>ein</strong>e Ausfallratenberechnung <strong>ein</strong>er elektrischen Schaltung<br />

vorgenommen. Diese Schaltung wurde im Rahmen<br />

des Projekts „Automatisierter Fußballschuh David“ des<br />

Instituts für Automatisierungs- und Softwaretechnik<br />

(IAS) der Universität Stuttgart entwickelt und ist dort bis<br />

heute im Einsatz. Sie wandelt die Spannungspegel der<br />

Peripherie in <strong>ein</strong>e für den Mikrocontroller verarbeitbare<br />

Größe um.<br />

Zur Berechnung der Ausfallrate wird in diesem Beispiel<br />

die weit verbreitete und anerkannte Norm MIL-<br />

HDBK-217F verwendet. Um zu realitätsnahen Ergebnissen<br />

zu gelangen, müssen alle Stressfaktoren berücksichtigt<br />

und in die Modelle integriert werden. Da die entwickelte<br />

Schaltung unter anderem Kondensatoren enthält,<br />

wird hier beispielhaft verdeutlicht, welche Berechnungen<br />

das Programm im Falle <strong>ein</strong>er Ausfallratenberechnung<br />

<strong>ein</strong>es Kondensators intern durchführt.<br />

Zunächst wird in <strong>ein</strong>er grundlegenden Formel gezeigt,<br />

welche Stressfaktoren die Ausfallrate des Kondensators<br />

be<strong>ein</strong>flussen. Dies ist in Gleichung 3 [9] dargestellt.<br />

(3)<br />

Die Basisausfallrate ist abhängig von der Technologie<br />

des Kondensators und berücksichtigt k<strong>ein</strong>erlei Stressfaktoren.<br />

Die Norm definiert nun folgende Stressfaktoren, die<br />

auf das Bauteil wirken (siehe Gleichung 3): die Temperatur<br />

(projektabhängig), die Kapazität (bauteilabhängig),<br />

den Spannungsstressfaktor (projekt- und bauteilabhängig<br />

und damit r<strong>ein</strong> applikationsabhängig), den Serienwiderstand<br />

(nur bei Tantal-Kondensatoren zu berücksichtigen,<br />

dort bauteilabhängig), die Herstellungsqualität<br />

(bauteilabhängig) und die Umgebungsbedingungen<br />

(projektabhängig).<br />

Da das Werkzeug die obere Formel in der Datenhaltungsschicht<br />

hinterlegt hat, wird diese von dort <strong>ein</strong>gelesen.<br />

Alle projektabhängigen Parameter werden bei Anlegen<br />

<strong>ein</strong>es Projekts abgefragt und von dieser Eingabe für<br />

alle r<strong>ein</strong> projektabhängigen Parameter übernommen.<br />

Alle bauteilabhängigen Parameter werden, falls dieses<br />

Bauteil in der Datenbank hinterlegt ist, aus der Datenbank<br />

übernommen.<br />

Das Beispiel zeigt, dass selbst bei <strong>ein</strong>em <strong>ein</strong>fachen Bauteil<br />

wie dem Kondensator die Berechnung der Ausfallrate<br />

sehr komplex werden kann. Einflüsse von Parameteränderungen<br />

sind schwer zu erkennen, vor allem wenn<br />

es sich um projektabhängige Parameter handelt (wie<br />

Umgebungstemperatur der Schaltung, Umgebungsbedingung),<br />

da hier alle Bauteil-Ausfallraten dieser Schaltung<br />

neu berechnet werden müssen. Für diese Problemstellung<br />

wurde das Werkzeug Multi-REL entwickelt, das<br />

hilft, Ausfallraten <strong>ein</strong>er Schaltung schnell und intuitiv<br />

zu bestimmen.<br />

3.2 Ein neues Projekt anlegen und die<br />

Stückliste automatisiert importieren<br />

Um <strong>ein</strong> neues Projekt anlegen zu können, müssen die<br />

Projektdaten angegeben werden. Eine Stückliste, die alle<br />

verwendeten Bauteile enthält, kann automatisiert <strong>ein</strong>gelesen<br />

und weiterverarbeitet werden. Es erfolgt <strong>ein</strong>e Anzeige,<br />

welche Bauteile in der Bauteildatenbank identifiziert<br />

wurden und für welche Berechnungsstandards die<br />

zur Berechnung benötigten Parameter hinterlegt wurden.<br />

3.3 Relevante Bauteile auswählen<br />

Auf der folgenden Oberfläche werden die Bauteile der<br />

Schaltung ausgewählt. Die Bauteile, die automatisiert <strong>ein</strong>gelesen<br />

wurden, werden automatisch in die Stückliste,<br />

die in Bild 3 dargestellt ist, übernommen. Es können sowohl<br />

Bauteile gelöscht als auch Bauteile hinzugefügt werden.<br />

Falls Bauteile hinzugefügt werden sollen, können<br />

entweder schon in vorher durchgeführten Projekten verwendete<br />

Bauteile übernommen oder neue Bauteile angelegt<br />

werden.<br />

Für jedes Bauteil existiert <strong>ein</strong>e Statusanzeige, um dem<br />

Benutzer den Stand der Bauteilbearbeitung ersichtlich<br />

zu machen. Falls der Bauteiltyp des Bauteils unbekannt<br />

ist, wird <strong>ein</strong>e rote Ampel anzeigt. Ist der Bauteiltyp bekannt<br />

und fehlen noch die Parameterwerte, um die Ausfallrate<br />

zu berechnen, steht der Status auf Gelb. Nach<br />

Eingabe aller benötigten Parameter wird die Ampel auf<br />

Grün geschaltet.<br />

Werden alle Bauteile mit <strong>ein</strong>er grünen Ampel angezeigt,<br />

ist die Projektbearbeitung abgeschlossen. Der Projektfortschrittsbalken<br />

zeigt <strong>ein</strong>en Projektfortschritt von 100 % an<br />

und es kann die Ausfallrate der Baugruppe berechnet<br />

werden. Dabei können für jedes Bauteil verschiedene Be-<br />

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41


Hauptbeitrag<br />

rechnungsstandards hinterlegt werden. Somit kann <strong>ein</strong><br />

Vergleich der berechneten Ausfallrate zwischen verschiedenen<br />

Berechnungsstandards erfolgen.<br />

Soll <strong>ein</strong> projektunabhängiger Bauteilparameter (zum<br />

Beispiel der Kapazitätswert <strong>ein</strong>es Kondensators) verändert<br />

werden, wird hierfür <strong>ein</strong> Änderungsgrund verlangt.<br />

Diese Änderung (alter Wert, Änderungsgrund und Bearbeiter)<br />

wird dem Benutzer (auch in anderen Projekten)<br />

angezeigt. Projektabhängige Bauteilparameter können<br />

beliebig verändert werden, da es sich hierbei um Standardwerte<br />

handelt, die für jedes Projekt überschrieben<br />

werden können.<br />

3.4 Berechnung der Ausfallrate der Schaltung<br />

Zunächst wird die Ausfallrate der Schaltung unter gütigen<br />

Bedingungen (nach MIL-HDBK-217F als Ground Benign<br />

bezeichnet) berechnet. Diese Berechnung zeigt Bild 4.<br />

Die Parameterwerte der projektabhängigen Parameter<br />

für dieses Projekt können beliebig geändert werden. Der<br />

Einfluss dieser Änderungen kann sofort beobachtet werden,<br />

da alte und neue Ausfallrate gegenübergestellt werden.<br />

Die projektabhängigen Parameter können sowohl<br />

auf Bauteilebene als auch auf Projektebene auf die Standardwerte,<br />

die in der Bauteildatenbank projektübergreifend<br />

hinterlegt sind, zurückgesetzt werden.<br />

Dort wo mehrere Berechnungsstandards hinterlegt<br />

wurden, kann ausgewählt werden, nach welchem Standard<br />

das Bauteil berechnet werden soll. Der Berechnungsstandard<br />

lässt sich auch für das komplette Projekt<br />

ändern.<br />

Die Ausfallrate der Schaltung bei 40° C Umgebungstemperatur<br />

und <strong>ein</strong>er Berechnung nach MIL-HDBK-217F<br />

und gütigen Umgebungsbedingungen (Ground Benign)<br />

beträgt 0,54 Ausfälle pro 10E6 Stunden (siehe Bild 4).<br />

Dieser Wert wird unten angezeigt. Der Einfluss <strong>ein</strong>er Parameteränderung<br />

(zum Beispiel <strong>ein</strong>er Temperaturänderung)<br />

wird in Prozent angegeben und rechts in <strong>ein</strong>er<br />

Anzeige dargestellt, falls die Temperatur global verändert<br />

wird (im Einstellungsfeld links unten).<br />

Falls die Schaltung unter mobilen Einsatzbedingungen<br />

(nach MIL-HDBK-217F als Ground Mobile bezeichnet) betrieben<br />

wird (zum Beispiel in <strong>ein</strong>em Auto), verändert sich<br />

die Ausfallrate um +715,26 % von 0,54 auf 4,4 Ausfälle pro<br />

10E6 Stunden. Diese Berechnung zeigt Bild 5.<br />

Durch den Vergleich der alten und der neuen Ausfallrate<br />

ist dem Benutzer leicht ersichtlich, welche Bauteile besonders<br />

empfindlich auf Erschütterungen reagieren.<br />

3.5 Identifikation der Schwachstellen der Schaltung<br />

Bei Betrachtung der Ausfallraten der Schaltung wird<br />

klar, dass der Transistor SFH615 mit Abstand den größten<br />

Einfluss auf die Gesamtausfallrate besitzt (85,32 %).<br />

Den prozentualen Anteil dieser Ausfallraten an der Gesamtausfallrate<br />

zeigt Bild 6. Die Widerstände sind so gut<br />

wie vernachlässigbar, da deren Ausfallraten sich bei<br />

korrekter Dimensionierung beziehungsweise Überdimensionierung<br />

in sehr günstigen Bereichen bewegen<br />

(1,51 % sowie 0,07 %).<br />

3.6 Export der berechneten Ausfallraten<br />

Das Berechnungsergebnis kann mithilfe der Formate<br />

XML und CSV exportiert werden. Es steht <strong>ein</strong> Ausführlicher<br />

Export zur Verfügung, der zusätzlich zu den Projektdaten<br />

und den Bauteildaten mit ihren Ausfallraten (absolut<br />

und relativ) die <strong>ein</strong>gesetzten Parameter exportiert.<br />

4. Ausblick<br />

Die Eingabe von weiteren Normen und Berechnungsvorschriften<br />

ist schon nach jetzigem Stand ohne Weiteres<br />

machbar, ohne den hinterlegten Programmcode zu modifizieren.<br />

Es müsste hierfür <strong>ein</strong>e Eingabe in der Datenbank<br />

Referenzen<br />

[1] Bernd Bertsche, Peter Göhner, Uwe Jensen,<br />

Wolfgang Schinköthe, Hans-Joachim Wunderlich:<br />

<strong>Zuverlässigkeit</strong> mechatronischer Systeme,<br />

Springer Verlag Berlin, Heidelberg, 2008<br />

[2] Francesca Saglietti: Mechatronische Systeme,<br />

Lehrstuhl für Software Engineering,<br />

Universität Erlangen-Nürnberg, 2006<br />

[3] Peter Göhner: Skript zur Vorlesung Prozessautomatisierung<br />

2, 2010<br />

[4] Marcus Abele: Modellierung und Bewertung<br />

hochzuverlässiger Energiebordnetz-Architekturen,<br />

2008<br />

[5] Pressemitteilung „Zuverlässige Produkte entwickeln“<br />

zur VDI-Tagung „Technische <strong>Zuverlässigkeit</strong>“<br />

am 11. und 12. Mai 2011 in Leonberg,<br />

VDI-Portal, 2011<br />

[6] Michael Wedel: Bewertung der <strong>Zuverlässigkeit</strong> von<br />

Automatisierungssystemen in frühen Entwicklungsphasen,<br />

Dissertation am Institut für Automatisierungsund<br />

Softwareentwicklung der Universität Stuttgart,<br />

ISBN 978-3-8322-9992-7, 2011<br />

[7] Klaus Pohl, Chris Rupp: Basiswissen Requirements<br />

Engineering, dpunkt.verlag, 2009<br />

[8] Helmut Balzert: Lehrbuch der Software-Technik,<br />

Band 1, 2. Auflage, Spektrum Akademischer Verlag,<br />

Heidelberg, Berlin, Oxford, 2001<br />

[9] MIL-HDBK-217F Notice 2, Chapter 10.1<br />

[10] Sven Söhnl<strong>ein</strong>, Francesca Saglietti, Franz Bitzer,<br />

Matthias Meitner: Bewertung der <strong>Zuverlässigkeit</strong><br />

von Software - Betriebserfahrung an <strong>ein</strong>er Getriebesteuerung<br />

nutzen, Automatisierungstechnische<br />

Praxis (<strong>atp</strong> EDITION), 52. Jahrgang, 6/2010, 32-39,<br />

Oldenbourg Industrieverlag, 2010.<br />

[11] Nasser Jazdi, Skript zur Vorlesung <strong>Zuverlässigkeit</strong><br />

und Sicherheit von Automatisierungssystem (ZSA),<br />

2011<br />

42<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2011


erfolgen. Es kann <strong>ein</strong>e Erweiterung des Werkzeugs durchgeführt<br />

werden, die dem Benutzer selbst ermöglicht, <strong>ein</strong>e<br />

eigene Berechnungsvorschrift zu definieren und diese<br />

über <strong>ein</strong>e Eingabemaske <strong>ein</strong>zupflegen.<br />

Der Anteil der Software in sicherheitskritischen Anwendungen<br />

gewinnt immer mehr an Bedeutung. Für den<br />

Einsatz solcher komplexer Softwaresysteme ist oft <strong>ein</strong><br />

Nachweis hoher <strong>Zuverlässigkeit</strong> vorgeschrieben [9]. Die<br />

enge Verbindung zwischen der Software mit elektronischen<br />

und mechatronischen Komponenten sowie unvollständige<br />

und ungenaue Informationen in den frühen<br />

Entwicklungsphasen stellen <strong>ein</strong>e besondere Herausforderung<br />

bei der Bewertung der Software-<strong>Zuverlässigkeit</strong><br />

dar [1], Seite 318. Ergänzend zu den vorhandenen Berechnungsmodellen<br />

könnte zusätzlich prototypisch <strong>ein</strong>e<br />

Ausfallratenberechnung für Software hinterlegt werden.<br />

Geeignet wären solche Methoden, die analog zur Hardwareausfallratenberechnung<br />

<strong>ein</strong>e spezifische Softwareausfallrate<br />

λ definieren. Denkbar wäre zum Beispiel<br />

das Shooman-Modell [11]. Sinnvoll ist die Aufnahme der<br />

Software-<strong>Zuverlässigkeit</strong> besonders dann, wenn wiederverwendbare<br />

Softwarekomponenten im automatisierten<br />

System zum Einsatz kommen.<br />

Manuskript<strong>ein</strong>gang<br />

25.07.2011<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Autoren<br />

Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. Peter Göhner (geb. 1950) ist Leiter<br />

des Instituts für Automatisierungs- und Softwaretechnik<br />

(IAS) an der Universität Stuttgart. S<strong>ein</strong>e Hauptarbeitsgebiete<br />

sind Wiederverwendungskonzepte in der Automatisierungstechnik,<br />

Verlässlichkeit von automatisierten Systemen, Energieoptimierung<br />

in technischen Systemen, Agentenorientierte<br />

Konzepte in der Automatisierungstechnik, Lernfähigkeit<br />

von automatisierten Systemen und Benutzerorientierte Automatisierung.<br />

Institut für Automatisierungs- und Softwaretechnik,<br />

Pfaffenwaldring 47, D-70550 Stuttgart,<br />

Tel. +49 (0) 711 68 56 73 00,<br />

E-Mail: peter.goehner@ias.uni-stuttgart.de<br />

Dr.-Ing. Nasser Jazdi (geb. 1963) war von 1997 bis 2003 als<br />

wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig und ist seit 2003 akademischer<br />

Oberrat am Institut für Automatisierungs- und Softwaretechnik<br />

der Universität Stuttgart. Besondere Arbeitsschwerpunkte<br />

sind Softcomputing Methoden-, <strong>Zuverlässigkeit</strong><br />

und Sicherheit- und Lernfähigkeit in der Automatisierungstechnik.<br />

Institut für Automatisierungs- und Softwaretechnik,<br />

Pfaffenwaldring 47, D-70550 Stuttgart,<br />

Tel. +49 (0) 711 68 56 73 03,<br />

E-Mail: jazdi@ias.uni-stuttgart.de<br />

Dipl.-Ing. (FH) Udo Hipp (geb. 1961) ist Senior System Ingenieur<br />

in der Business Unit Methods, Processes & Tools bei der<br />

ICS AG in Stuttgart. S<strong>ein</strong> Hauptarbeitsgebiet sind Projekte im<br />

Bereich der Funktionalen Sicherheit im Bereich Automotive.<br />

Informatik Consulting Systems AG,<br />

Sonnenbergstr. 13, D-70184 Stuttgart,<br />

Tel. +49 (0) 711 210 37 41,<br />

E-Mail: Udo.Hipp@ics-ag.de<br />

Dipl.-Ing. Oliver Koller (geb. 1985) ist seit der Beendigung<br />

s<strong>ein</strong>es Studiums der Elektrotechnik an der Universität Stuttgart<br />

im April diesen Jahres Doktorand bei der Robert Bosch<br />

GmbH im Bereich der <strong>Zuverlässigkeit</strong>sabsicherung von Rekuperationssystemen.<br />

Er hat s<strong>ein</strong>e Diplomarbeit am Institut<br />

für Automatisierungs- und Softwaretechnik der Universität<br />

Stuttgart durchgeführt.<br />

Robert Bosch GmbH,<br />

Robert-Bosch-Str. 1, 71701 Stuttgart,<br />

Tel. +49 (0) 711 81 14 37 83,<br />

E-Mail: oliverdieter.koller@de.bosch.com<br />

Dr. rer. nat. Thomas Liedtke (geb. 1966) ist Leiter der Business<br />

Unit Methods, Processes & Tools der Informatik Consulting<br />

Systems AG (ICS AG) in Stuttgart. S<strong>ein</strong>e Hauptarbeitsgebiete<br />

sind Projektmanagement und Methoden in sicherheitsgerichteten<br />

Entwicklungen von Systemen: theoretisch,<br />

praktisch und in der Lehre, sowie die Leitung der Competence<br />

Center der ICS AG.<br />

Informatik Consulting Systems AG,<br />

Sonnenbergstraße 13, D-70184 Stuttgart,<br />

Tel. +49 (0) 711 210 37 39,<br />

E-Mail: Thomas.Liedtke@ics-ag.de<br />

Dr. rer. nat. Armin Mayer (geb. 1963) ist Leiter des Competence<br />

Center RAMS (Reliability, Availability, Maintainability<br />

und Safety Management für unterschiedliche Anwendungen)<br />

der Informatik Consulting Systems AG (ICS AG). S<strong>ein</strong>e<br />

Hauptarbeitsgebiete sind Safety Management für Transportation,<br />

Sicherheitsanalysen für Leit- und Sicherheitstechnik.<br />

Informatik Consulting Systems AG,<br />

Sonnenbergstraße 13, D-70184 Stuttgart,<br />

Tel. +49 (0) 711 210 37 00,<br />

E-Mail: Armin.Mayer@ics-ag.de<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2011<br />

43


hauptbeitrag<br />

Verfügbarkeitsberechnung von<br />

Automatisierungsnetzwerken<br />

Teil 1: Grundlagen und Rechenverfahren<br />

Der zweiteilige Beitrag behandelt in Teil 1 die Grundlagen der Verfügbarkeitsrechnung<br />

für Ethernet-basierte Automatisierungsnetzwerke. Teil 2 befasst sich mit typischen Netzwerktopologien<br />

der Automatisierungstechnik und deren Verfügbarkeit. Abschließend<br />

werden Maßnahmen diskutiert, wie sich die Verfügbarkeit <strong>ein</strong>es Netzwerks durch entsprechende<br />

Auslegung verbessern lässt.<br />

SCHLAGWÖRTER Verfügbarkeit / Verfügbarkeitsberechnung / Ethernet / MTBF / MTTF /<br />

MTTR / Automatisierungsnetzwerk<br />

Availability Calculation of Automation Networks –<br />

Basics and Calculation Methods<br />

This article deals with the availability calculation of Automation Networks. Part 1 of this<br />

series deals with the basics of the availability calculation. Part 2 analyses typical topologies<br />

and their availability. The article will be concluded by the discussion of measures to<br />

increase the availability by improved design.<br />

KEYWORDS Availability / Availability calculation / Ethernet / MTBF / MTTF / MTTR /<br />

Automation Network / Control Network<br />

44<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2011


Karl-H<strong>ein</strong>z Niemann, Fachhochschule Hannover<br />

Der fortschreitende Erfolg von Industrial Ethernet<br />

führt dazu, dass zunehmend Automatisierungsanlagen<br />

über Ethernet vernetzt werden.<br />

In früheren Beiträgen [1], [2], [3] wurden qualitative<br />

Überlegungen zur Verfügbarkeit verschiedener<br />

Ethernet-Netzwerktopologien angestellt. Als<br />

Folge dieser Veröffentlichungen stellten Leser immer<br />

wieder Fragen nach konkreten Verfügbarkeitszahlen.<br />

Bisher standen diese jedoch für komplexere Strukturen<br />

(zum Beispiel vermaschte Netzwerke, Mehrfachringe)<br />

nicht zur Verfügung. Standardwerke [6] befassen sich<br />

zwar mit der Berechnung der Netzwerkverfügbarkeit,<br />

betrachten jedoch k<strong>ein</strong>e vermaschten oder ringförmigen<br />

Topologien. Dieser Beitrag zeigt, wie über <strong>ein</strong> softwaregestütztes<br />

Berechnungsverfahren die Verfügbarkeitszahlen<br />

komplexer Automatisierungsnetzwerke ermittelt werden<br />

können. Basierend auf den Ergebnissen dieser Berechnungen<br />

werden im zweiten Teil die Vor- und Nachteile<br />

verschiedener Netzwerktopologien in Bezug auf ihre<br />

Verfügbarkeit diskutiert. An <strong>ein</strong>em Beispiel wird erklärt,<br />

wie sich durch bestimmte Vorgehensweisen die Verfügbarkeit<br />

<strong>ein</strong>es Netzwerkes schrittweise verbessern lässt.<br />

1. Grundlagen der Verfügbarkeitsrechnung<br />

In diesem Abschnitt werden grundlegende Begriffe erklärt,<br />

und an <strong>ein</strong>fachen Beispielen wird die Zusammenschaltung<br />

mehrerer Komponenten erläutert. Der Beitrag<br />

befasst sich zunächst mit dem Ausfallverhalten <strong>ein</strong>es<br />

<strong>ein</strong>zelnen elektronischen Gerätes. Die Zusammenschaltung<br />

verschiedener Geräte folgt in Abschnitt 2.<br />

1.1 Ausfallverhalten elektronischer Baugruppen<br />

Der Einsatz von Ethernet im Bereich der industriellen<br />

Kommunikation führt dazu, dass sich neben der Verkabelung<br />

nun auch aktive elektronische Komponenten, wie<br />

zum Beispiel Switches und Router, im Netzwerk befinden.<br />

Diese elektronischen Baugruppen sind bei der Berechnung<br />

der Verfügbarkeit <strong>ein</strong>es Kommunikationsnetzwerkes<br />

zu berücksichtigen.<br />

Bild 1 zeigt das typische Ausfallverhalten <strong>ein</strong>er elektronischen<br />

Baugruppe. Die Ausfallrate λ(t) ist über der Zeit<br />

t aufgetragen. Diese Kurve wird umgangssprachlich auch<br />

als Badewannenkurve bezeichnet. In der Phase 1 treten<br />

die Frühausfälle auf. Diese können beispielsweise durch<br />

Fehler im Fertigungsprozess oder durch vorgeschädigte<br />

Bauelemente (zum Beispiel Überhitzung beim Lötvorgang)<br />

auftreten. In der Phase 2 weist die Baugruppe <strong>ein</strong>e<br />

relativ konstante Fehlerrate λ 0<br />

auf. In der Phase 3 steigen<br />

die Ausfälle an. Hier wird das Ende der Lebensdauer der<br />

Baugruppe (end of useful lifetime) erreicht. Die Ursache<br />

können zum Beispiel Elektrolytkondensatoren s<strong>ein</strong>, die<br />

das Ende ihrer Lebendsdauer erreicht haben. Im Weiteren<br />

wird angenommen, dass die Baugruppen in der Phase<br />

der konstanten Ausfallrate 2 betrieben werden.<br />

1.2 Mean Time To Failure (MTTF)<br />

Unter der Annahme <strong>ein</strong>er konstanten Fehlerrate λ kann<br />

über Gleichung (1) die Mean Time to Failure (MTTF)<br />

berechnet werden [4].<br />

MTTF = 1 / λ(1)<br />

Die MTTF ist <strong>ein</strong>e statistische Zahl, welche die Dauer des<br />

ungestörten Betriebes <strong>ein</strong>es Gerätes bis zum ersten Ausfall<br />

kennzeichnet. Die MTTF wird vom Hersteller <strong>ein</strong>es Gerätes<br />

anhand standardisierter Berechnungsverfahren (zum Beispiel<br />

MIL-HDBK-217 [13] oder Telcordia-Standard SR-332<br />

[16]) ermittelt. Bei dieser Berechnung werden die elektronischen<br />

und mechanischen Komponenten der Baugruppe in<br />

entsprechende Berechnungswerkzeuge [6] <strong>ein</strong>gegeben. Für<br />

jedes Bauteil kann angegeben werden, wie hoch es belastet<br />

ist und ob zusätzliche Stressfaktoren bestehen.<br />

Wesentliche Einflussfaktoren für die Höhe der MTTF<br />

sind unter anderem Anzahl und Typ der Bauelemente,<br />

Einsatztemperatur und sonstige Umgebungsbedingungen.<br />

Ver<strong>ein</strong>fachend lässt sich sagen, dass die Fehlerrate λ mit<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2011<br />

45


Hauptbeitrag<br />

(t)<br />

0 = const .<br />

Phase 1<br />

(Frühausfälle)<br />

Phase 2<br />

(konstante Ausfallrate)<br />

Phase 3<br />

(Ende der Lebensdauer)<br />

t<br />

BILD 1: Ausfallverhalten elektronischer Komponenten<br />

Anzahl Ports Gerätetyp MTBF<br />

4+ Uplink Hirschmann,<br />

RS20-0400T1T1SDAEHH05.0.<br />

24 + Uplink Cisco-Catalyst 3750-24TS<br />

24 Ethernet 10/100 Ports<br />

zwei SFP uplinks<br />

48+ Uplink Cisco-Catalyst 3750-48TS<br />

48 Ethernet 10/100 ports and<br />

four SFP uplinks<br />

664.884h = 75,9 Jahre<br />

294.928h = 33,7 Jahre<br />

217.824 h = 24,9 Jahre<br />

TABELLE 1: MTBF-Angaben für Switches mit unterschiedlicher Portzahl [11] [12]<br />

zunehmender Komplexität <strong>ein</strong>er Baugruppe und steigender<br />

Temperatur zunimmt. Damit sinkt dann gemäß Gleichung<br />

(1) die MTTF. Die MTTF-Herstellerangaben beziehen<br />

sich in der Regel auf <strong>ein</strong>e Umgebungstemperatur von<br />

25 °C. Es ist zu beachten, dass die Ausfallrate <strong>ein</strong>er Baugruppe<br />

exponentiell mit der Temperatur ansteigt.<br />

1.3 Mean Time To Recover (MTTR)<br />

Als zweite Kenngröße wird nun der Begriff der MTTR <strong>ein</strong>geführt.<br />

MTTR ist die Abkürzung für Mean Time To Recover.<br />

Diese Zeit ist definiert als der durchschnittliche Zeitbedarf<br />

für die Reparatur oder den Austausch <strong>ein</strong>es defekten Gerätes.<br />

Die MTTR hängt im Wesentlichen von der Serviceorganisation<br />

des Betreibers und gegebenenfalls von der<br />

Ersatzteilversorgung durch den Hersteller ab. Wesentliche<br />

Einflussfaktoren sind:<br />

Zeitbedarf zum Erkennen <strong>ein</strong>es Fehlers (zum Beispiel<br />

durch Netzwerkmanagement-Tools)<br />

Zeitbedarf zum Auffinden des defekten Gerätes in<br />

der Anlage<br />

Zeitbedarf zum Austausch beziehungsweise zur Reparatur<br />

des defekten Gerätes. Bei Austausch des Gerätes<br />

ist die Beschaffungszeit für Ersatzteile, sofern<br />

k<strong>ein</strong>e sofortige Reparatur möglich ist, mit zu berücksichtigen<br />

Zeitbedarf, um das Gerät zu konfigurieren und wieder<br />

betriebsbereit zu machen<br />

Typische MTTR-Werte liegen, abhängig von der Serviceorganisation<br />

des Anlagenbetreibers, im Bereich von Stunden<br />

bis Tagen. Sind Ersatzteile nicht kurzfristig verfügbar,<br />

oder befindet sich das betrachtete Gerät an <strong>ein</strong>em Ort,<br />

der für Ersatzteillieferungen nicht oder nur schlecht<br />

zugänglich ist (zum Beispiel bei <strong>ein</strong>em Schiff auf hoher<br />

See oder auf <strong>ein</strong>er Forschungsstation am Südpol), kann<br />

die MTTR entsprechend größere Werte annehmen.<br />

1.4 Mean Time Between Failure (MTBF)<br />

Aus der MTTF und der MTTR kann die MTBF errechnet<br />

werden. Die MTBF ist die Abkürzung für Mean Time Between<br />

Failure und ist gemäß Gleichung (2) definiert [17]:<br />

46<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2011


(t)<br />

0 = const.<br />

t<br />

Verfügbarkeitsklasse<br />

(VK)<br />

VK 0<br />

Bezeichnung Betrachtungs<strong>ein</strong>heit,<br />

Prozess, System, Einheit, Komponente<br />

Ohne zugesicherte Verfügbarkeit<br />

Mindest-<br />

K<br />

Verfügbarkeit<br />

1<br />

Ausfallzeit<br />

pro Monat*<br />

VK 1 Normale Verfügbarkeit 99,0% < 8 h < 88 h<br />

VK 2 Erhöhte Verfügbarkeit 99,9% < 44 min < 9 h<br />

(t)<br />

Ausfallzeit<br />

pro Jahr*<br />

VK 3 Hochverfügbarkeit Beispiel: 99,99% < 5 min < 53 min<br />

0,7 0,7 0,7<br />

VK 4 Höchstverfügbar 99,999% < 26 s < 6 min<br />

0 = const.<br />

VK 5<br />

Verfügbarkeit unter extremen Bedingungen / auch bei höherer Gewalt (Disaster-Tolerant)<br />

K 2<br />

Mit V i = Verfügbarkeit von K n :<br />

V Serie<br />

= 0,7 0,7 0,7 = 0,343<br />

K n<br />

TABELLE 2:<br />

Verfügbarkeitsklassen<br />

des<br />

Bundesamtes<br />

für Informationssicherheit<br />

[10]<br />

*) bei 7 x 24 Stunden Betriebszeit<br />

K 1<br />

K 2<br />

K n<br />

K 1<br />

K 2<br />

K n<br />

K 1<br />

K 2<br />

K n<br />

Mit V i = Verfügbarkeit von K n :<br />

Mit V<br />

Mit V i = Verfügbarkeit von K<br />

i = Verfügbarkeit von K n : n :<br />

Beispiel:<br />

0,7 0,7 0,7<br />

V Serie<br />

= 0,7 0,7 0,7 = 0,343<br />

0,7<br />

0,7<br />

0,6 0,6<br />

V Parallel<br />

=1-( 1-0,7) ( 1-0,6 ) =1 ( 0,3 0,4) = 0,88<br />

BILD 2: Serienschaltung von drei Netzwerk-Switches<br />

BILD 3: Parallelschaltung von Netzwerk-Switches<br />

K 1<br />

K 2<br />

K n<br />

Mit V i = Verfügbarkeit von K n :<br />

MTBF = MTTF + MTTR(2)<br />

In der Literatur werden MTBF und MTTF häufig gleich<br />

gesetzt. Oggerino [7] verwendet zum Beispiel an Stelle<br />

der MTTF die MTBF, da diese in der Regel vom Hersteller<br />

des Gerätes zur Verfügung gestellt wird. Der durch diesen<br />

Schritt entstehende Fehler wird als vernachlässigbar<br />

erachtet.<br />

Tabelle 1 zeigt den Zusammenhang zwischen der<br />

Komplexität <strong>ein</strong>es Gerätes und der MTBF. Es ist zu erkennen,<br />

dass mit steigender Komplexität, hier repräsentiert<br />

durch die Anzahl der Ports, die MTBF sinkt. Hinzu<br />

kommen die individuellen Design- falls und Qualitätsas-<br />

ist<br />

operabel<br />

nicht operabel<br />

pekte der jeweiligen Hersteller. Beim Vergleich der<br />

MTBF-Angaben ist das zu Grunde gelegte Berechnungsverfahren<br />

zu beachten. Hier arbeiten die Hersteller teilweise<br />

nach unterschiedlichen Berechnungsverfahren,<br />

falls das System<br />

die zu abweichenden Ergebnissen führen können. So<br />

liefern Berechnungen nach dem Telcordia Standard SR<br />

332 [16] bessere Ergebnisse als solche, die nach MIL-<br />

HDBK 217 [13] berechnet wurden. Darüber hinaus geht,<br />

wie bereits erläutert, die Betriebstemperatur exponentiell<br />

in die Ausfallrate <strong>ein</strong>.<br />

0,7<br />

1.5 Die Verfügbarkeit (V)<br />

Aus der MTTF und der MTTR lässt sich nun gemäß Gleichung<br />

(3) die Verfügbarkeit V <strong>ein</strong>es <strong>ein</strong>zelnen Gerätes<br />

bestimmen [18].<br />

(3)<br />

operabel<br />

falls<br />

ist<br />

nicht operabel<br />

Die Verfügbarkeit V kann Werte zwischen 0 und 1 annehmen<br />

und gibt die Wahrsch<strong>ein</strong>lichkeit an, dass das<br />

Gerät funktionsfähig ist. Wie man aus Gleichung (3) ersehen<br />

kann, lässt sich falls <strong>ein</strong>e das System hohe Verfügbarkeit ist<br />

operabel<br />

nicht operabel<br />

dadurch<br />

erreichen, dass der Wert für die MTTF sehr groß s<strong>ein</strong><br />

muss, operabel in Relation ist zur MTTR. Dies lässt sich zum Beispiel<br />

nicht<br />

durch<br />

operabel<br />

folgende Maßnahmen erreichen:<br />

Hohe MTTF:<br />

Verwendung von Bauteilen mit erhöhter Lebensdauer bei<br />

hohen Temperaturen, beispielsweise Elektrolytkondensatoren<br />

(Gerätehersteller)<br />

falls<br />

alle Pfadelemente operabel sind<br />

falls<br />

alle Pfadelemente operabel sind<br />

sonst<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2011<br />

47


Hauptbeitrag<br />

Vermeidung hoher Temperaturen. Ausreichende Kühlung<br />

der Baugruppe sicherstellen (Anlagenbetreiber)<br />

Auslegung des Gerätes so, dass die elektronischen Bauteile<br />

wie Halbleiter oder Kondensatoren unterhalb der<br />

maximalen Belastbarkeit betrieben werden, beispielsweise<br />

maximal zulässigen Strom, maximal zulässige<br />

Spannung möglichst unterschreiten (Gerätehersteller)<br />

Verzicht auf Bauteile mit hoher Ausfallrate, Verwendung<br />

zuverlässiger Komponenten (Gerätehersteller)<br />

Verwendung qualitativ hochwertiger Steckverbinder<br />

Geringe MTTR:<br />

Einsatz von Diagnosesystemen zum schnellen Auffinden<br />

von Fehlern (Anlagenbetreiber)<br />

Aktuelle Anlagendokumentation zur schnellen Lokalisierung<br />

defekter Geräte (Anlagenbetreiber)<br />

Diagnosesysteme für die Erkennung schleichender<br />

Degradation, zum Beispiel langsam absinkende<br />

Empfangsleistung am Empfänger <strong>ein</strong>er optischen<br />

Übertragungsstrecke<br />

Bevorratung von Ersatzteilen vor Ort (Anlagenbetreiber)<br />

Ersatzteillieferverträge mit garantierten, kurzen Lieferzeiten<br />

(Abstimmung zwischen Betreiber und Gerätehersteller)<br />

Maßnahmen zur schnellen Konfiguration ausgetauschter<br />

Geräte (Netzwerkmanagement-Tool oder<br />

Speicher-Stick)<br />

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass durch <strong>ein</strong>e<br />

geringe Ausfallrate der Geräte (hohe MTTF) in Verbindung<br />

mit kurzen Austausch- beziehungsweise Reparaturzeiten<br />

<strong>ein</strong>e hohe Verfügbarkeit <strong>ein</strong>es Gerätes erreicht<br />

wird. Wird <strong>ein</strong> potenzieller Fehler (zum Beispiel Verschlechterung<br />

der Signalstärke an <strong>ein</strong>em LWL-Empfänger)<br />

schon im laufenden Betrieb erkannt, ohne dass es<br />

bisher zu <strong>ein</strong>em Ausfall gekommen ist, kann unter Um-<br />

V 1<br />

0,9 0,7 0,7 0,7<br />

0,9<br />

0,6<br />

V V gesamt 2<br />

V2<br />

ABK<br />

1<br />

1<br />

V1<br />

2<br />

1 S1<br />

3<br />

V3<br />

BILD 4: Auflösung <strong>ein</strong>er gemischten<br />

Serien- und Parallelschaltung<br />

1<br />

2<br />

2 V4 1<br />

S2<br />

S3<br />

3<br />

3<br />

V5<br />

1 1<br />

PNK<br />

1<br />

PNK<br />

2<br />

V6<br />

S1<br />

S2<br />

S3<br />

Minimale Wege zwischen ABK1 und PNK1<br />

Weg 1: ABK1-S1-S3-S2-PNK1<br />

Weg 2: ABK1-S1-S2-PNK1<br />

S4<br />

S5<br />

S6<br />

K<strong>ein</strong> minimaler Weg:<br />

Weg 3: ABK1-S1-S2-S3-S1-S2-PNK1<br />

BILD 5: Auflösung <strong>ein</strong>es vermaschten<br />

Netzwerkes nicht möglich<br />

BILD 6: Beispielnetzwerk mit möglichen Pfaden<br />

zwischen ABK1 und PNK1<br />

48<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2011


ständen die MTTR auf wenige Minuten reduziert werden.<br />

In diesem Fall könnte <strong>ein</strong> Servicetechniker mit dem fertig<br />

parametrierten Ersatzgerät vor Ort s<strong>ein</strong>. Die MTTR wäre<br />

dann nur die r<strong>ein</strong>e Austauschzeit für das Gerät ohne Fehlersuche,<br />

ohne Ersatzteilbeschaffungszeit und ohne Konfigurationszeit<br />

für das Gerät.<br />

1.6 Verfügbarkeitsklassen<br />

Das Bundesamt für Informationssicherheit (BSI) hat <strong>ein</strong>en<br />

Leitfaden für das Design hochverfügbarer Systeme herausgegeben.<br />

In [9][10] definiert das BSI Verfügbarkeitsklassen<br />

hochverfügbarer Systeme für kritische Infrastrukturen.<br />

Tabelle 2 gibt <strong>ein</strong>en Überblick bei welcher Verfügbarkeit<br />

<strong>ein</strong>er Baugruppe mit welcher Ausfallzeit pro Monat<br />

beziehungsweise pro Jahr zu rechnen ist. Bei der Planung<br />

<strong>ein</strong>es Automatisierungsnetzwerkes sollte der Betreiber<br />

s<strong>ein</strong>e Verfügbarkeitsanforderung vorab spezifizieren.<br />

2. Zusammenschaltung von Komponenten<br />

Bisher wurden nur die MTTF, MTTR, MTBF und die Verfügbarkeit<br />

<strong>ein</strong>es <strong>ein</strong>zelnen Gerätes betrachtet. Eine Automatisierungsanlage<br />

besteht jedoch in der Regel aus <strong>ein</strong>er<br />

Vielzahl von Geräten, die über <strong>ein</strong> Netzwerk zu <strong>ein</strong>er<br />

Anlage verbunden werden. Liegen zwischen zwei Endpunkten,<br />

die in <strong>ein</strong>er Kommunikationsbeziehung zu<strong>ein</strong>ander<br />

stehen, mehrere Geräte, zum Beispiel Netzwerk-<br />

Switches, so geht die Verfügbarkeit dieser Geräte in die<br />

Verfügbarkeit der Gesamtverbindung <strong>ein</strong>. In diesem Abschnitt<br />

werden zunächst nur die aktiven Komponenten,<br />

wie Netzwerk-Switches, betrachtet. Die Verfügbarkeit der<br />

Kabelverbindungen wird erst zu <strong>ein</strong>em späteren Zeitpunkt<br />

in die Betrachtung aufgenommen.<br />

2.1 Auflösung von Reihen- und Parallelschaltungen<br />

Zunächst wird die Ver<strong>ein</strong>fachung <strong>ein</strong>facher Topologien<br />

mit Reihen- und Parallelschaltungen analysiert [4].<br />

Bild 2 zeigt <strong>ein</strong>e Serienschaltung von drei Netzwerk-Switches.<br />

Soll <strong>ein</strong> Datenpaket die Strecke<br />

durchlaufen, so müssen alle Komponenten, die auf<br />

der Strecke liegen, funktionsfähig s<strong>ein</strong>. Die Gesamtverfügbarkeit<br />

der Reihenschaltung berechnet sich aus<br />

dem Produkt der <strong>ein</strong>zelnen Verfügbarkeiten. Wie sich<br />

aus Bild 2 ersehen lässt, ist die resultierende Verfügbarkeit<br />

der Reihenschaltung geringer, als die der <strong>ein</strong>zelnen<br />

Komponenten.<br />

Bild 3 zeigt das Berechnungsverfahren zur Berechnung<br />

der Verfügbarkeit <strong>ein</strong>er Parallelschaltung. Für die<br />

Berechnung wird zunächst die Nichtverfügbarkeit <strong>ein</strong>er<br />

Strecke nach Gleichung (4) berechnet.<br />

N i<br />

= (1-V i<br />

)(4)<br />

Das Produkt aller Nichtverfügbarkeiten N parallel<br />

gibt die<br />

Wahrsch<strong>ein</strong>lichkeit an, dass alle parallelen Pfade gleichzeitig<br />

ausgefallen sind.<br />

N parallel<br />

= (1-V 1<br />

)·(1-V 2<br />

)·…·(1-V n<br />

)(5)<br />

Bildet man nun wieder die Gegenwahrsch<strong>ein</strong>lichkeit<br />

zur Nichtverfügbarkeit, erhält man nach Gleichung (6)<br />

die Verfügbarkeit der parallelen Anordnung<br />

V parallel<br />

= 1-N parallel<br />

= 1-(1-V 1<br />

)·(1-V 2<br />

)·…·(1-V n<br />

)(6)<br />

Wie man sehen kann, steigt durch die parallele Anordnung<br />

die Gesamtverfügbarkeit der Anordnung. Diese<br />

Erhöhung der Verfügbarkeit wird beim Aufbau redundanter<br />

Netzwerkstrukturen ausgenutzt. Die Verfügbarkeit<br />

von Kombinationen aus Reihen- und Parallelschaltungen<br />

lassen sich durch die beschriebenen Verfahren,<br />

durch sukzessives Auflösen der Reihen- und Parallelschaltungen,<br />

ermitteln.<br />

Wie in Bild 4 gezeigt lassen sich Kombinationen von<br />

Serien- und Parallelschaltung schrittweise auflösen. Dieses<br />

Verfahren stößt jedoch an Grenzen, wenn vermaschte<br />

Netzwerke berechnet werden sollen.<br />

Bild 5 zeigt <strong>ein</strong>e vermaschte Netzwerktopologie, in der<br />

zwei Ringe enthalten sind. Hier ist <strong>ein</strong>e Berechnung der<br />

gesamten Verfügbarkeit, über die bisher beschriebenen<br />

Verfahren der Auflösung von Reihen- oder Parallelschaltungen,<br />

nicht möglich. Die aus der Elektrotechnik bekannten<br />

Verfahren zur Stern-/Dreieck-Umrechnung<br />

elektrischer Netzwerke sind in der Wahrsch<strong>ein</strong>lichkeitsrechnung<br />

nicht anwendbar. Daher ist <strong>ein</strong> anderer Ansatz<br />

erforderlich.<br />

2.2 Ansatz für vermaschte Netzwerke<br />

Da in der Automatisierungstechnik regelmäßig ringförmige<br />

oder vermaschte Topologien vorkommen, müssen<br />

zur Berechnung derartiger Topologien andere Verfahren<br />

der <strong>Zuverlässigkeit</strong>srechnung <strong>ein</strong>gesetzt werden, zum<br />

Beispiel das Verfahren der minimalen Wege, wie es in [4]<br />

[5] [14] [15] beschrieben wird.<br />

Bild 6 zeigt <strong>ein</strong>e ringförmige Netzwerktopologie mit<br />

angeschlossenen Endgeräten ABK1, PNK1 und PNK2.<br />

Es soll die Verfügbarkeit der Netz-werkverbindung<br />

zwischen ABK1 und PNK1 ermittelt werden. Ein minimaler<br />

Weg ist <strong>ein</strong> Weg, der k<strong>ein</strong>en anderen Weg als<br />

echte Teilmenge enthält. Für die Ermittlung der minimalen<br />

Wege kann zum Beispiel <strong>ein</strong> Brute-Forceoder<br />

<strong>ein</strong> Back-Tracking-Verfahren verwendet werden.<br />

Wie man in Bild 6 sehen kann, stehen für den Austausch<br />

von Daten die Wege 1 und 2 zur Verfügung.<br />

Bei dieser Betrachtung ist es unerheblich, dass im<br />

ungestörten Betrieb <strong>ein</strong>e der Verbindungen (beispielsweise<br />

V4) temporär inaktiv ist und erst im Störfall<br />

aktiviert wird.<br />

Für den folgenden Abschnitt, der die Berechnungen<br />

erläutert, werden die Definitionen und Gleichungen aus<br />

[15] übernommen, die sich sinngemäß auch in [4] [5] und<br />

[14] finden. Ein System mit n Komponenten soll unter den<br />

folgenden Annahmen betrachtet werden:<br />

Jedes Element e i<br />

(i = 1,…,n) soll die Zustände<br />

operabel oder nicht operabel aufweisen.<br />

Die Lebensdauer T i<br />

der Elemente e i<br />

ist statistisch<br />

unabhängig.<br />

Das Systemverhalten wird als zeitinvariant<br />

angenommen.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2011<br />

49


falls das System<br />

falls das System<br />

operabel<br />

nicht operabel operabel<br />

nicht operabel<br />

ist<br />

ist<br />

Hauptbeitrag<br />

Für jedes Element e i<br />

des Systems wird <strong>ein</strong>e Boolsche<br />

Variable x i<br />

definiert zu:<br />

falls<br />

falls<br />

alle Pfadelemente operabel sind<br />

alle Pfadelemente sonst operabel sind<br />

sonst<br />

(11)<br />

operabel<br />

falls<br />

ist<br />

nicht (7)<br />

operabel<br />

falls<br />

ist<br />

nicht operabel<br />

Die Systemfunktion S(x) ist wie in Gleichung (8) angegeben<br />

definiert:<br />

operabel operabel<br />

falls falls das Systemist<br />

ist<br />

nicht nicht operabel<br />

operabel operabel<br />

falls das System<br />

ist (8)<br />

falls<br />

ist<br />

nicht operabel nicht operabel<br />

Die Systemfunktion <strong>ein</strong>er Serienschaltung operabel kann, wie<br />

falls das System<br />

ist<br />

in Abschnitt 2.1. gezeigt, gemäß Gleichung nicht operabel (9) bestimmt<br />

operabel<br />

werden:<br />

falls das System<br />

ist<br />

nicht operabel<br />

(9)<br />

Die Systemfunktion <strong>ein</strong>er Parallelschaltung ergibt sich<br />

alle Pfadelemente operabel sind<br />

wie in Gleichung falls (10) dargestellt<br />

alle Pfadelemente sonst<br />

zu:<br />

operabel sind<br />

falls<br />

sonst<br />

(10)<br />

Wird <strong>ein</strong>e Pfadfunktion alle Pfadelemente P operabel sind<br />

falls j<br />

(x), wie in Gleichung (11) angegeben<br />

definiert, kann die Systemfunktion sonst S(x) gemäß<br />

alle Pfadelemente operabel sind<br />

Gleichung (12) bestimmt falls werden<br />

sonst<br />

(12)<br />

Ersetzt man die binären Variablen durch stochastische<br />

Variablen, kann die Verfügbarkeit des Systems zwischen<br />

zwei beliebigen Knoten bestimmt werden.<br />

3. Berechnungsbeispiel<br />

Die Verfügbarkeit zwischen den Komponenten ABK1<br />

und PNK1 in Bild 6 soll nun bespielhaft berechnet<br />

werden. Um die Betrachtung zu ver<strong>ein</strong>fachen, werden<br />

nur die aktiven Komponenten <strong>ein</strong>bezogen und die Kabel<br />

vernachlässigt. Selbstverständlich können zu <strong>ein</strong>em<br />

späteren Zeitpunkt die Kabel mit in die Betrachtung<br />

aufgenommen werden. Aus Bild 6 ist ersichtlich,<br />

dass zwischen den Komponenten ABK1 und PNK1 die<br />

minimalen Pfade P 1<br />

und P 2<br />

existieren. P 3<br />

ist k<strong>ein</strong> minimaler<br />

Pfad, da er den Pfad P 1<br />

als echte Teilmenge<br />

enthält.<br />

Referenzen<br />

[1] Niemann, K.-H.: Vergleichende Untersuchung von Netzwerktopologien<br />

für Automatisierungssysteme. 4. Industrial Ethernet Kongress.<br />

4.-5. Juli 2006. Stuttgart. Auf CD erschienen<br />

[2] Niemann, K.-H.: Überlegungen zur Topologie von Automatisierungsnetzwerken.<br />

Teil 1: Grundlagen und Stand der Standardisierung von<br />

Netzwerktopologien. In <strong>atp</strong> Automatisierungstechnische Praxis<br />

9/2006. Oldenbourg Verlag, München, 2006, S. 50-56<br />

[3] Niemann, K.-H.: Überlegungen zur Topologie von Automatisierungsnetzwerken.<br />

Teil 2: Kosten und Performanceanalyse. In <strong>atp</strong> Automatisierungstechnische<br />

Praxis 10/2006. Oldenbourg Verlag, München,<br />

2006, S. 64-72<br />

[4] Meyna, A., Pauli, B.: Taschenbuch der <strong>Zuverlässigkeit</strong>stechnik:<br />

Quantitative Bewertungsverfahren. Hanser Verlag, München,<br />

Wien 2010<br />

[5] Höfle-Isphording, U. : <strong>Zuverlässigkeit</strong>srechnung. Springer Verlag<br />

Berlin, Heidelberg, New York, 1978<br />

[6] ReliaSoft Corporation (Hrsg.): Firmenbroschüre λ Predict.<br />

Download unter: http://www.reliasoft.com/pubs/lambda_predict_<br />

brochure.pdf, ReliaSoft Corporation, Worldwide Headquarters, 1450<br />

South Eastside Loop.Tucson Arizona 85710-6703<br />

[7] Oggerino, Chris: High Availability Network Fundamentals.<br />

Ciscopress, Indianapolis, 2001<br />

[8] Anwender-Handbuch Netzmanagementsystem Industrial HiVision<br />

4.2.00, Release 04.2.00 05/2011. Hirschmann Automation and Control<br />

GmbH, 2011. Best. Nr. 039 514-007-01-0511– 20.5.11.<br />

http://www.e-catalog.beldensolutions.com/link/57078-24455-<br />

24540-24541-176891/de/IHV-025F04.2/0<br />

[9] Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik: Hochverfügbarkeitskompendium<br />

V1.2. HV-Analyse, Phasenübersicht. Download<br />

unter: https://www.bsi.bund.de/cae/servlet/contentblob/483608/<br />

publicationFile/30957/2_1_HV-AnalysePhasenuebersicht_pdf.pdf<br />

[10] Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik: Hochverfügbarkeitskompendium<br />

V1.2. Definitionen und Metriken für die<br />

Hochverfügbarkeit. https://www.bsi.bund.de/cae/servlet/contentblob/483606/publicationFile/30961/1_2_Definitionen_pdf.pdf"<br />

[11] Cisco: Cisco Catalyst 3750 Data Sheet. Cisco Systems, Inc.,<br />

Order Nr. C78-387055-05 09/09. 2009<br />

[12] Belden / Hirschmann: Datenblatt Kompakter OpenRail Fast Ethernet<br />

Switch 4-24 Ports, ohne Fiber Ports - RS20-0400T1T1SDAEHH05.0<br />

[13] Military Handbook: Reliability Prediction of electronic Equipment.<br />

MIL-HDBK-217F. Department of Defense, Washington DC, 1991<br />

[14]VDI 4008, Blatt 8: Strukturfunktionen und ihre Anwendung.<br />

VDI–Verlag Düsseldorf, 1986<br />

[15] Franz, F.: Stochastische Modelle und Statistik für <strong>Zuverlässigkeit</strong>ssysteme.<br />

Dresden, 2009. http://www.math.tu-dresden.de/~franz/<br />

zuverlaessigkeit-wi08.htm<br />

[16] Reliability Prediction Procedure for Electronic Equipment. Document<br />

Number S-332, Issue Telcordia Technologies Inc. Jan. 2011.<br />

Bestellinformationen unter: http://telecom-info.telcordia.com/<br />

site-cgi/ido/docs.cgi?ID=SEARCH&DOCUMENT=SR-332&#ORD<br />

[17] IEC 62439 High availability automation networks. Edition 1.0 2008-05<br />

[18] Definitionen und Metriken für die Hochverfügbarkeit. Bundesamt für<br />

Sicherheit in der Informationstechnik. 2009. Download:<br />

https://www.bsi.bund.de/cae/servlet/contentblob/483606/<br />

publicationFile/30971/1_2_Definitionen_pdf.pdf<br />

[19] Duan, Na: Berechnung der Verfügbarkeit von Netzwerktopologie<br />

mit Hilfe <strong>ein</strong>es Computer Algebra Systems. Diplomarbeit, Fachhochschule<br />

Hannover, 2008<br />

50<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2011


falls<br />

falls<br />

falls<br />

nicht operabel<br />

operabel<br />

ist<br />

nicht operabel<br />

operabel falls das System<br />

nicht falls operabel das System ist<br />

operabel<br />

nicht<br />

operabel<br />

operabel<br />

nicht operabel<br />

operabel<br />

operabel falls das System<br />

ist<br />

alle Pfadelemente ist<br />

nicht operabel<br />

nicht operabel operabel sind<br />

falls operabel<br />

falls das Systemsonst<br />

ist<br />

nicht operabel<br />

alle Pfadelemente operabel sind<br />

falls<br />

sonst operabel<br />

falls das System<br />

ist<br />

nicht operabel<br />

Gemäß Gleichung (12) ergibt sich die Systemgleichung<br />

für <strong>ein</strong> System mit zwei alle Pfaden Pfadelemente wie operabel in (13) sind dargestellt:<br />

falls alle Pfadelemente<br />

falls sonst<br />

operabel sind<br />

sonst (13)<br />

operabel<br />

falls alle Pfadelemente ist operabel sind<br />

falls nicht operabel<br />

Wird Gleichung (13) ausmultipliziert sonst und anschließend<br />

faktorisiert, ergibt alle Pfadelemente sich Gleichung operabel (14) sind<br />

falls<br />

sonst<br />

operabel<br />

falls das System (14)<br />

ist<br />

alle Pfadelemente nicht operabel operabel sind<br />

falls<br />

sonst<br />

Die beiden Pfadfunktionen P 1<br />

und P 2<br />

ergeben sich gemäß<br />

den Gleichungen (15) und (16). Hierbei entsprechen<br />

die Variablen ABK1, SW1, etc. den booleschen Variablen<br />

x i<br />

aus Gleichung (7).<br />

ist<br />

ist<br />

(15)<br />

schule Hannover <strong>ein</strong>e Berechnungssoftware entwickelt.<br />

Dieses Projekt wurde von der Arbeitsgem<strong>ein</strong>schaft für<br />

innovative Projekte (AGIP) mit Mitteln des Landes Niedersachsen<br />

mit dem Förderkennzeichen 2006.742 gefördert.<br />

Für die Berechnung der Verfügbarkeit <strong>ein</strong>er Netzwerkverbindung<br />

wird bei der vorgestellten Software in folgenden<br />

Schritten vorgegangen: Zunächst werden die im<br />

Netzwerk verwendeten Geräte und Verbindungskabel<br />

(beziehungsweise Funkstrecken), so wie in Bild 7 dargestellt,<br />

spezifiziert. Es können für jedes Gerät individuelle<br />

Kennzahlen verwendet werden.<br />

Im in Bild 7 dargestellten Beispiel werden aus Ver<strong>ein</strong>fachungsgründen<br />

für alle Geräte und Verbindungen <strong>ein</strong>heitlich<br />

<strong>ein</strong>e MTTF von 43 800 Stunden (5 Jahre) und <strong>ein</strong><br />

MTTR von 24 Stunden angenommen. Grundsätzlich sind<br />

(16)<br />

alle Pfadelemente operabel sind<br />

Einsetzen der Pfadfunktionen falls<br />

sonst (15) und (16) in die Gleichung<br />

(14) führt zu Gleichung (17)<br />

(17)<br />

Wird Gleichung (17) ausmultipliziert, erhält man Gleichung<br />

(18).<br />

(18)<br />

Die Nutzung des Idempotenzgesetzes für x² = x für binäre<br />

Variablen führt zur Gleichung (19)<br />

(19)<br />

Die Anwendung des Idempotenzgesetzes für logische<br />

Gleichungen stellt bei der Verarbeitung der Systemgleichung<br />

sicher, dass das Ausfallverhalten von Komponenten<br />

die Bestandteil mehrerer Pfade sind (zum Beispiel<br />

Switch S1) entsprechend berücksichtigt werden. Nimmt<br />

man für dieses Berechnungsbeispiel für alle aktiven Elemente<br />

e i<br />

<strong>ein</strong>e Verfügbarkeit p i<br />

= 0,9 an (Kabel nicht berücksichtigt),<br />

lässt sich die Verfügbarkeit V(S(2)) gemäß<br />

Gleichung (20) bestimmen<br />

(20)<br />

BILD 7: Spezifikation der Geräte mit MTTF- und MTTR-Angaben<br />

BILD 8: Verbindungsliste des zu berechnenden Beispiels<br />

Bei diesem Verfahren kommt k<strong>ein</strong>e Simulation des<br />

Ausfallverhaltens (beispielsweise Monte-Carlo-Simulation)<br />

zum Einsatz. Daher sind die Ergebnisse reproduzierbar<br />

und nicht von der Rechendauer abhängig, so<br />

wie das bei <strong>ein</strong>er Monte-Carlo-Simulation der Fall wäre.<br />

4. Beschreibung der Software<br />

Für die Berechnung der Verfügbarkeit von vermaschten<br />

Automatisierungsnetzwerken wurde an der Fachhoch-<br />

BILD 9: Ergebnisfenster<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2011<br />

51


Hauptbeitrag<br />

für jedes Gerät individuelle Angaben möglich. Während<br />

Hersteller für elektronische Komponenten die MTTF beziehungsweise<br />

MTBF angeben, sind diese Werte in der<br />

Regel für Kabel nicht verfügbar. Hier kann man in der<br />

Regel nur typische Angaben aus der Literatur [4] oder<br />

Angaben zu Steckverbindern aus dem MIL-HDBK-217F<br />

[13] verwenden. In <strong>ein</strong>em zweiten Schritt werden nun,<br />

wie in Bild 8 gezeigt, die Verbindungen <strong>ein</strong>gegeben.<br />

Über die in Bild 7 gezeigten Felder Quellgerät und<br />

Zielgerät kann festgelegt werden, zwischen welchen<br />

Geräten die Verfügbarkeit bestimmt werden soll. Dies<br />

können beliebige Punkte im Netzwerk s<strong>ein</strong>. Nach Betätigung<br />

der Schaltfläche Berechnen wird die Berechnung<br />

durchgeführt und das Ergebnis in <strong>ein</strong>em Ergebnisfenster<br />

angezeigt.<br />

Da in vielen Anwendungen in der Industrie mit redundanten<br />

Netzwerken gearbeitet wird, kann durch <strong>ein</strong>e<br />

Anwahlbox zusätzlich die Verfügbarkeit <strong>ein</strong>es redundanten<br />

Netzwerkes in die Berechnung mit <strong>ein</strong>bezogen<br />

werden, ohne dass die redundanten Strecken zusätzlich<br />

<strong>ein</strong>gegeben werden müssen. Neben der manuellen Eingabe<br />

kann die realisierte Software auch Gerätelisten aus<br />

Excel oder von Netzwerkmanagement-Softwarepakten<br />

importieren. Hierdurch wird die manuelle Eingabe der<br />

Komponenten- und Verbindungsliste <strong>ein</strong>gespart, da diese<br />

in solchen Softwarewerkzeugen in der Regel bereits<br />

vorliegt. Neben <strong>ein</strong>er Importfunktion für Geräte- und<br />

Verbindungslisten wurde auch <strong>ein</strong>e Exportfunktion in<br />

der Software realisiert.<br />

Für die realisierte Software werden im Folgenden die<br />

wesentlichen Eigenschaften beschrieben:<br />

Berechnung mit Fließkommazahlen mit 128 Bit<br />

Wortlänge<br />

Berechnung der Verfügbarkeit nach dem Verfahren<br />

der minimalen Wege<br />

K<strong>ein</strong>e Monte-Carlo-Simulation<br />

Rechenaufwand steigt exponentiell zur Anzahl<br />

der gefundenen Pfade<br />

Bis zu 40 parallele Pfade zwischen zwei Punkten<br />

mit vertretbarem Zeitaufwand berechenbar;<br />

Rechenzeit in diesem Fall 2 s<br />

Eine Verifikation der Korrektheit der Software durch manuelles<br />

Berechnen ist wegen des zeitlichen Aufwandes<br />

und wegen des Fehlerrisikos nur für <strong>ein</strong>fache Topologien<br />

möglich. Um dennoch <strong>ein</strong>e Aussage über die Korrektheit<br />

der Implementierung zu erhalten, wurde im Rahmen <strong>ein</strong>er<br />

Diplomarbeit das Verfahren der minimalen Wege in<br />

<strong>ein</strong>em Computer-Algebra-System (MathCAD) parallel implementiert.<br />

Im Rahmen der Diplomarbeit [19] wurden<br />

<strong>ein</strong>e größere Zahl recht umfangreicher Topologien mit<br />

dem Computer-Algebra-System berechnet und die Ergebnisse<br />

wurden mit den Resultaten der entwickelten Software<br />

verglichen. Die Arbeit zeigte <strong>ein</strong>e gute Über<strong>ein</strong>stimmung<br />

der beiden Implementierungen. Weiterhin wurden<br />

die Beispieltopologien noch mit <strong>ein</strong>em kommerziell verfügbaren<br />

Berechnungswerkzeug zur <strong>Zuverlässigkeit</strong>srechnung<br />

verifiziert.<br />

Da die Eingabe der Komponenten und Netzlisten <strong>ein</strong>e<br />

recht mühsame und fehleranfällige Angelegenheit ist,<br />

wurde das Berechnungsmodul inzwischen in <strong>ein</strong>e<br />

Netzwerkmanagement-Software [8] integriert. Hier<br />

kann die Netzwerktopologie in grafischer Form <strong>ein</strong>gegeben<br />

und anschließend die Verfügbarkeit berechnet<br />

werden. Alternativ gibt es auch die Möglichkeit, bei bestehenden<br />

Anlagen die Topologie durch Anschluss des<br />

Netzwerkmanagement-PCs an das Netzwerk und <strong>ein</strong>en<br />

anschließenden Netzwerk-Scan zu ermitteln.<br />

Fazit<br />

In Teil 1 des zweiteiligen Beitrags wurden die Grundlagen<br />

der Verfügbarkeitsrechnung erläutert. Die Berechnung der<br />

Zusammenschaltung mehrerer Geräte wurde beschrieben<br />

und es wurde festgestellt, dass vermaschte oder ringförmige<br />

Topologien über die Auflösung von Reihen- und<br />

Parallelschaltungen nicht zu berechnen sind. Der Beitrag<br />

stellt <strong>ein</strong> alternatives Berechnungsverfahren nach der<br />

Methode der minimalen Wege vor und beschreibt <strong>ein</strong>e für<br />

dieses Verfahren entwickelte Software zur Berechnung<br />

der Netzwerkverfügbarkeit.<br />

Manuskript<strong>ein</strong>gang<br />

01.10.2010<br />

Autor<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Prof. Dr.-Ing. Karl-H<strong>ein</strong>z<br />

Niemann (geb. 1959) vertritt<br />

seit dem Jahr 2005 die<br />

Lehrgebiete Prozessinformatik<br />

und Automatisierungstechnik<br />

an der Fachhochschule<br />

Hannover. Von 2002<br />

bis 2005 war er an der<br />

Fachhochschule Nordostniedersachsen<br />

für das Lehrgebiet Prozessdatenverarbeitung<br />

verantwortlich. Davor war er in<br />

leitender Stellung in der Entwicklung von<br />

Prozessleitsystemen unter anderem bei ABB,<br />

Elsag Bailey und Hartmann & Braun tätig.<br />

Fachhochschule Hannover,<br />

Fakultät I – Elektro- und Informationstechnik,<br />

Postfach 92 02 61, D-30441 Hannover,<br />

Tel. +49 (0) 511 92 96 12 64,<br />

E-Mail: Karl-H<strong>ein</strong>z.Niemann@FH-Hannover.de<br />

52<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2011


Praxisseminar<br />

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(Best Practices) Orientierung gibt, wie sich Organisationen verhalten<br />

sollten, damit sie nach internationalem Verständnis als gesellschaftlich<br />

verantwortungsvoll angesehen werden. Er stimmt sowohl mit den Richtlinien<br />

der Ver<strong>ein</strong>ten Nationen UN als auch mit den Richtlinien der internationalen<br />

Arbeitsorganisation ILO über<strong>ein</strong>. Im besonderen Fokus dieses höchst aktuellen<br />

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dieser Belehrung in Textform. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs<br />

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Bankleitzahl<br />

Kontonummer<br />

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Datum, Unterschrift PAISO12010<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit <strong>ein</strong>verstanden, dass ich vom<br />

Oldenbourg Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medienund Informationsangebote informiert und beworben werde. Diese Erklärung kann<br />

ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


hauptbeitrag<br />

Energieautarker drahtloser<br />

Temperaturtransmitter<br />

K<strong>ein</strong> Batteriewechsel dank Energy Harvesting<br />

Drahtlose Feldgeräte erlauben den flexiblen Einsatz von Sensoren in der Prozessautomatisierung.<br />

Wichtig ist dabei <strong>ein</strong>e dauerhafte und wartungsfreie Energieversorgung der<br />

Geräte. Der Beitrag stellt <strong>ein</strong>en energieautarken WirelessHART funkbasierten Temperaturtransmitter<br />

mit voll integrierten mikro-thermoelektrischen Generatoren vor, welcher<br />

sich aus <strong>ein</strong>em vorherrschenden Temperaturgradienten eigenständig mit Energie versorgt.<br />

SCHLAGWÖRTER Drahtlos / Prozessautomatisierung / Instrumentierung /<br />

Energy Harvesting / energieautarke Geräte<br />

Energy Autonomous Wireless Temperature Transmitter for Process Industry –<br />

No More Battery Changes Due to Integrated Energy Harvesting<br />

Wireless field devices enable the flexible application of sensors in modern process automation.<br />

However, durable and maintenance free energy supply is an important aspect.<br />

Hence, the application of primary batteries does not offer a satisfactory solution. This<br />

article describes an energy autonomous WirelessHART based temperature transmitter<br />

with fully integrated micro-thermoelectric generators which enable power generation<br />

from thermal gradients between process and ambient.<br />

KEYWORDS Wireless sensors / process automation / process instrumentation /<br />

energy harvesting / autonomous devices<br />

54<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2011


Marco Ulrich, Philipp Nenninger, ABB Forschungszentrum Deutschland<br />

Joachim Nurnus, Micropelt<br />

Sensoren sind in der Prozessinstrumentierung<br />

<strong>ein</strong> wichtiger Baust<strong>ein</strong>. Der Einsatz von Sensoren<br />

ist jedoch teuer, oftmals nicht wegen der<br />

Kosten des Sensors selbst, sondern wegen der<br />

gesamten Inbetriebnahme- und Infrastrukturkosten<br />

<strong>ein</strong>schließlich Energie- und Signalleitungen. Diese<br />

können bis zu 90 % der Gesamtkosten betragen. Vor<br />

allem die nachträgliche Installation von Messgeräten ist<br />

dadurch mit hohen Ausgaben verbunden. Deshalb werden<br />

viele Sensoren erst gar nicht <strong>ein</strong>gesetzt, und man<br />

nimmt eventuelle Prozessungenauigkeiten in Kauf, um<br />

Anlagenkosten gering zu halten. Funksensorik stellt<br />

hierfür <strong>ein</strong>e Lösung bereit.<br />

1. Drahtlose Prozessinstrumentierung<br />

Drahtlose Geräte erlauben den flexiblen Einsatz selbst an<br />

entlegenen und schlecht zugänglichen Messstellen oder<br />

auf bewegten Einrichtungen. Sie ermöglichen oftmals erst<br />

die Verwendung von Messgeräten und Sensoren und<br />

schaffen dadurch neue Spielräume für die Automatisierungs-<br />

und Prozesstechnik.<br />

Neben der Erfassung des eigentlichen Primärmesswerts<br />

(zum Beispiel Temperatur, Druck oder Durchfluss)<br />

sind inzwischen in der Prozessautomatisierung<br />

auch weitere Zusatzdienste gefordert. Diese umfassen<br />

beispielsweise die Möglichkeit, Feldgeräte aus der<br />

Warte heraus zu konfigurieren oder zusätzliche Messund<br />

Diagnosedaten abzufragen. Aus diesen können<br />

dann Rückschlüsse auf den Zustand des Gerätes oder<br />

der Anlage gezogen werden, um gegebenenfalls <strong>ein</strong>e<br />

notwendige Wartung oder den Austausch <strong>ein</strong>es Geräts<br />

zu <strong>ein</strong>em geeigneten Zeitpunkt durchzuführen,<br />

anstatt auf <strong>ein</strong>en möglichen Ausfall zu warten. Zudem<br />

können auch zusätzliche Informationen über den<br />

Prozess gewonnen werden, um so die Regelung zu<br />

verbessern.<br />

Diese Funktionalität muss gerade auch von funkbasierten<br />

Systemen bereitgestellt werden, ebenso wie der<br />

langfristige und sichere Betrieb, die Nachrüstbarkeit,<br />

sowie die Interoperabilität von Systemen. Mit Blick auf<br />

die Prozessindustrie wurde hier bereits im Jahr 2007 von<br />

der HART Communication Foundation die HART-7-Spezifikation<br />

verabschiedet, die auch den WirelessHART-<br />

Standard b<strong>ein</strong>haltet. Mittel- und langfristig werden nur<br />

drahtlose Geräte am Markt Beachtung finden, die diesen<br />

oder ähnliche Industriestandards unterstützen und somit<br />

herstellerübergreifend in vermaschte Netze integriert<br />

werden können [1].<br />

2. Energieautarke drahtlose Feldgeräte<br />

Eine große Herausforderung für die Anwendung von kabellosen<br />

Feldgeräten in der Prozessinstrumentierung ist<br />

die zuverlässige und dauerhafte Energieversorgung [2].<br />

Der Einsatz von Primärbatterien war hierfür bisher die<br />

<strong>ein</strong>zige Möglichkeit, obwohl sie auf Grund des unvermeidlichen<br />

Batteriewechsels k<strong>ein</strong>e zufriedenstellende<br />

Lösung darstellt. Für den Anlagenbetreiber entsteht<br />

durch den regelmäßigen Austausch von Batterien <strong>ein</strong> Arbeitsaufwand,<br />

der je nach Anzahl und Erreichbarkeit der<br />

drahtlosen Geräte beträchtlich s<strong>ein</strong> kann und der unter<br />

Umständen Kosten verusacht, die in ähnlichen Größenordnungen<br />

liegen können wie die zuvor <strong>ein</strong>gesparten<br />

Infrastrukturkosten.<br />

Um die Batterielebensdauer zu verlängern, muss daher<br />

zunächst der Energieverbrauch drahtloser Geräte konsequent<br />

optimiert werden. Trotzdem werden je nach Anwendung<br />

in aller Regel nur Lebensdauern von <strong>ein</strong>igen<br />

Jahren erzielt, wobei von der Prozessindustrie 5–10 Jahre<br />

oder mehr gefordert werden.<br />

Um diese Forderung für drahtlose Feldgeräte zu erfüllen,<br />

müssen daher alternative, dauerhaft verfügbare<br />

Energiequellen genutzt werden. Die Wandlung von in<br />

der Umgebung des Feldgeräts verfügbarer Energie in – im<br />

Sinne der Aufgabenstellung – nutzbare elektrische Energie<br />

wird mit dem Begriff Energy Harvesting bezeichnet,<br />

und löst diese Aufgabe [3].<br />

Die größte Herausforderung bei der sinnvollen Nutzung<br />

von Energy-Harvesting-Technologien in der Pro-<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2011<br />

55


Hauptbeitrag<br />

BILD 1: Mithilfe unterschiedlicher<br />

Wandlermechanismen<br />

kann Umgebungsenergie<br />

oder Energie,<br />

welche direkt vom Prozess<br />

selbst kommt, in elektrisch<br />

nutzbare Energie umgewandelt<br />

und Feldgeräten der<br />

Prozessinstrumentierung<br />

bereitgestellt werden. Diese<br />

Technik wird als Energy<br />

Harvesting bezeichnet.<br />

BILD 2: In der Micropelt-Technologie werden aus je zwei vorstrukturierten Wafern mit <strong>ein</strong>er<br />

hohen Packungsdichte (links) an miniaturisierten thermoelektrischen Strukturen (Mitte) über<br />

<strong>ein</strong>en Bondprozess Mikro-Thermogeneratoren (rechts) hergestellt.<br />

zessautomatisierung ist dabei die Entwicklung <strong>ein</strong>es<br />

möglichst universellen Aufbaus, welcher zu jeder<br />

Zeit in den meist sehr heterogenen Appliaktionsszenarien<br />

der Feldgeräte funktioniert. Die Umgebungsbedingungen<br />

in der Anlage variieren in der Regel<br />

deutlich, und es wäre nicht praktikabel, zunächst die<br />

Einbausituation jedes <strong>ein</strong>zelnen Gerätes zu prüfen,<br />

bevor die Wahl des Energy-Harvesting-Systems beziehungsweise<br />

dessen Anpassung oder Optimierung<br />

vorgenommen werden kann.<br />

Im Rahmen der Zusammenarbeit zwischen dem ABB<br />

Forschungszentrum und der Micropelt GmbH wurde<br />

daher erstmals <strong>ein</strong> völlig energieautarker Temperaturtransmitter<br />

entwickelt, welcher die intrinsischen Temperaturdifferenzen<br />

ausnutzt, die bei Temperaturmessstellen<br />

naturgemäß herrschen. Bei dem Gerät werden<br />

die Messelektronik und das Funkmodul durch <strong>ein</strong> im<br />

Gerät voll integriertes Energy-Harvesting-Konzept mit<br />

Energie versorgt.<br />

2.1 Mikro-thermoelektrische Generatoren<br />

In <strong>ein</strong>er typischen Prozessumgebung gibt es zahlreiche<br />

Energiequellen die zur Versorgung von drahtlosen<br />

Feldgeräten verwendet werden können (siehe Bild 1).<br />

Dabei können Energieformen aus der Umgebung oder<br />

dem Prozess selbst genutzt werden [4]. Verschiedene<br />

Wandlermechanismen erzeugen dann durch das Feldgerät<br />

nutzbare elektrische Energie. Vertreter der für<br />

die Prozessinstrumentierung wichtigen Energiequellen<br />

sind dabei:<br />

Solare Einstrahlung/Licht: Aktuelle Photovoltaik-<br />

Zellen stellen <strong>ein</strong>e robuste und zuverlässige<br />

Technologie dar. Ihre Ausbeute bei Kunstlicht<br />

und Innenanwendungen ist jedoch stark limitiert<br />

[5]. Zudem sind stabile Pufferungsstrategien nötig,<br />

um beispielsweise Tag-Nacht-Zyklen zu überbrücken.<br />

56<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2011


Kinetische Energie durch mechanische Bewegung<br />

(wie Vibrationen, fließende Medien): Verschiedene<br />

Wandlermechanismen basierend auf<br />

elektromagnetischen, piezoelektrischen oder kapazitiven<br />

Effekten stellen elektrische Energie<br />

bereit [6].<br />

Thermische Energie: Thermoelektrische Generatoren<br />

wandeln thermische Gradienten und <strong>ein</strong>en damit<br />

verbundenen Wärmestrom in elektrische Energie<br />

um. Neue Halbleitermaterialkombinationen erlauben<br />

deutlich verbesserte Wirkungsgrade [7].<br />

Konventionelle thermoelektrische Generatoren haben<br />

Abmessungen von <strong>ein</strong>igen Quadratzentimetern. Dadurch<br />

wird ihre Handhabung vor allem für die Anwendung in<br />

kl<strong>ein</strong>en Bauformen sehr ungünstig. Gleichzeitig liefern<br />

sie relativ geringe Ausgangsspannungen, was <strong>ein</strong>e Herausforderung<br />

für das nötige Powermanagement ist. Neuartige<br />

mikro-thermoelektrische Generatoren bieten hierzu<br />

bessere Möglichkeiten.<br />

Das waferbasierte Fertigungsverfahren zur Herstellung<br />

dieser miniaturisierten thermoelektrischen Bauelemente<br />

wurde am Fraunhofer Institut IPM im Auftrag<br />

von Infineon zur Herstellung kl<strong>ein</strong>er Peltier-Kühler<br />

entwickelt und in den letzten drei Jahren unter Einsatz<br />

von Standardmethoden der Halbleiterproduktion durch<br />

Micropelt im Hinblick auf Energy-Harvesting-Anwendungen<br />

perfektioniert. Die Produktionsmethode berücksichtigt<br />

die neuesten Erkenntnisse über die Herstellung<br />

hocheffektiver thermoelektrischer Dünnschichten<br />

und ermöglicht gleichzeitig <strong>ein</strong>e kostengünstige Hochvolumen-Fertigung<br />

analog zu anderen bekannten Halbleiterproduktionen<br />

[8].<br />

Gemäß der seit fast 200 Jahren bekannten Seebeck-<br />

Formel ist die Ausgangspannung U TEG<br />

<strong>ein</strong>es thermoelektrischen<br />

Generators abhängig von der Temperaturdifferenz<br />

ΔT über dem Bauteil, dem Materialparameter S<br />

(typischerweise 260 µV/K) sowie der Anzahl der elektrisch<br />

in Reihe geschalteten thermoelektrischen Strukturen<br />

(Thermopaare) N:<br />

U TEG<br />

= N * S * ΔT<br />

(1) (Spannung <strong>ein</strong>es Thermogenerators)<br />

Hohe, also elektronisch gut verwertbare Spannungen<br />

in der Größenordnung von <strong>ein</strong>em Volt oder mehr, sind<br />

daher bei kl<strong>ein</strong>en Temperaturdifferenzen nur mit Hunderten<br />

solcher Thermopaare realisierbar (Parameter ‚N’<br />

in Formel 1), wie es bei den Mikro-Thermogeneratoren<br />

der Fall ist. Ein solcher Generator mit der Grundfläche<br />

von weniger als 15 mm² erzeugt daher bei <strong>ein</strong>er anliegenden<br />

Temperaturdifferenz von nur 10 K Ausgangsspannungen<br />

von 1,4 Volt und <strong>ein</strong>e elektrische Leistungsdichte<br />

von 20 mW pro cm 2 – bei Temperaturdifferenzen<br />

oberhalb 100 K sind Leistungsdichten von<br />

mehreren Watt pro cm² erzielbar. Dabei liefern die<br />

Elemente <strong>ein</strong>e im Vergleich zu konventionellen Thermogeneratoren<br />

herkömmlicher Bauweise um mehr als<br />

150-mal höhere Ausgangsspannung bei <strong>ein</strong>em gleichzeitig<br />

100-mal geringeren Einsatz von thermoelektrischem<br />

Material.<br />

Dieser Effekt beruht auf den zwei Kernelementen der<br />

neuen Technologie: Einerseits wurden Verfahren entwickelt,<br />

um über Sputter-Prozesse thermoelektrisch aktive<br />

Materialien als Halbleiter-Dünnschichten mit hoher<br />

Wandlungseffizienz auf Wafern abzuscheiden. Andererseits<br />

stehen heute Prozesse zur Verfügung, um diese<br />

Dünnschichten so zu strukturieren, dass <strong>ein</strong>e große Anzahl<br />

thermoelektrischer Mikro-Strukturen mit Abmessungen<br />

von <strong>ein</strong>igen 10 µm in <strong>ein</strong>er elektrischen Reihenschaltung<br />

zuverlässig mit<strong>ein</strong>ander verbunden werden<br />

können. Die gegenüber konventioneller Thermoelektrik<br />

um bis zu 100-fach kl<strong>ein</strong>eren internen Strukturen ermöglichen<br />

schlussendlich die Herstellung miniaturisierter<br />

thermoelektrischer Bauelemente mit sehr hoher Energiedichte<br />

(siehe Bild 2).<br />

2.2 Low-Power-Design und drahtlose Kommunikation<br />

Konventionelle Zweidrahtgeräte sind darauf ausgelegt,<br />

sich selbst aus der Stromschleife mit Energie zu versorgen.<br />

Es ergeben sich typische Leistungsverbräuche von<br />

<strong>ein</strong>igen 10 mW. Durch die Verwendung von Energie<strong>ein</strong>sparungstechniken<br />

ist es bei der hier präsentierten funkbasierten<br />

Lösung gelungen, den Energieverbrauch des<br />

Systems für typische industrielle Anwendungsfälle in die<br />

Größenordnung von nur wenigen Milliwatt zu bringen.<br />

Durch die Energie<strong>ein</strong>sparung in den Verbrauchern<br />

wurde auch die Elektronik zur Energieversorgung vor<br />

neue Herausforderungen gestellt. Niedrige Durchschnittsausgangsströme<br />

mit relativ hohen Spitzenwerten,<br />

geringe Leistungsaufnahme und geringere Verlustleistung<br />

bei der Umsetzung der Spannungswerte sowie<br />

effiziente Umschaltung zwischen verschiedenartigen<br />

Energiequellen (Energy-Harvesting-Quellen, Batterien,<br />

und andere) sind Bedingungen, die gem<strong>ein</strong>sam momentan<br />

von k<strong>ein</strong>er kommerziell erhältlichen Elektronik erfüllt<br />

werden. Insbesondere die Anforderung, dass der<br />

Betrieb des Gerätes auch in Zonen möglich s<strong>ein</strong> soll, die<br />

die Eigensicherheit dort verwendeter Geräte vorschreiben,<br />

machte <strong>ein</strong>e Neuentwicklung notwendig, die alle<br />

Anforderungen des Systems – vor allem Ausfallsicherheit<br />

– über die gesamte industriell relevante Temperaturspanne<br />

(-40 °C bis +85 °C) erfüllt.<br />

3. Energieautarker Temperaturtransmitter<br />

Im Rahmen <strong>ein</strong>es Entwicklungsprojekts wurde <strong>ein</strong> völlig<br />

energieautarker, drahtloser Temperaturtransmitter für die<br />

Prozessinstrumentierung entwickelt.<br />

Um die Akzeptanz des Geräts bei Kunden zu gewährleisten,<br />

wurde auf <strong>ein</strong>e Neuentwicklung des Funkprotokolls<br />

verzichtet und stattdessen auf den WirelessHART-<br />

Standard gesetzt (siehe [1]). Hierdurch werden Aspekte<br />

wie Sicherheit durch Verschlüsselung der Daten, Integration<br />

der Transmitter in Leitsysteme abgedeckt. Der<br />

WirelessHART-Standard schreibt <strong>ein</strong> Zeitmultiplex-Verfahren<br />

(TDMA) vor, welches im Vergleich zu lediglich<br />

energieoptimierten Protokollen <strong>ein</strong>e Abwägung zwi-<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2011<br />

57


Hauptbeitrag<br />

BILD 3: Energieautarker<br />

Temperaturtransmitter mit<br />

integrierten Mikro-Thermogeneratoren<br />

BILD 4: Thermische Simulationsergebnisse<br />

der Temperaturverteilung des energieautarken<br />

Temperaturtransmitters<br />

schen dem Energieverbrauch, aus dem die Lebenszeit der<br />

Geräte folgt, und den Anwenderanforderungen an Verfügbarkeit<br />

und Kompatibilität mit existierenden Anwendungsschichten<br />

trifft. Diese Abwägung be<strong>ein</strong>flusst den<br />

Energieverbrauch der <strong>ein</strong>zelnen Geräte negativ und sorgt<br />

im Vergleich zu eher konzeptionell zu sehenden Forschungsarbeiten<br />

für <strong>ein</strong> ungünstigeres Energieprofil der<br />

Geräte. Andererseits ist sie <strong>ein</strong>e Schlüsselvoraussetzung<br />

für die Verwendbarkeit der Energy-Harvesting-basierten<br />

Transmitter in der Industrie.<br />

Die nötige Energie zur Speisung der Mess- und der<br />

Funkelektronik wird dabei durch komplett im Gerät integrierte<br />

Mikro-Thermogeneratoren gewonnen. Dabei<br />

werden intrinsische Temperaturgradienten ausgenutzt,<br />

die naturgemäß entstehen, wenn der Temperaturtransmitter<br />

in <strong>ein</strong>em im Vergleich zur Umgebungsluft wärmeren<br />

beziehungsweise kälteren Medium installiert<br />

wird. Bei ausreichender Temperaturdifferenz ist dabei<br />

<strong>ein</strong>e generell unbegrenzte Lebensdauer denkbar. Dadurch<br />

eröffnen sich entscheidende Vorteile gegenüber<br />

batteriebasierten Lösungen. Es ist weder zur Kommunikation<br />

noch zur Energieversorgung <strong>ein</strong> Kabel notwendig.<br />

Entscheidend bei der Integration der Mikro-Thermogeneratoren<br />

ist dabei <strong>ein</strong>e optimale thermische Ankopplung<br />

der Elemente an den Prozess und <strong>ein</strong>e möglichst effektive<br />

Abführung des Wärmestroms an die Umgebung. Dabei<br />

sollten alle Komponenten gegenüber den oft rauen Industriebedingungen<br />

gekapselt s<strong>ein</strong>. Aufgrund der geringen<br />

Baugröße der Mikro-Thermogeneratoren konnten diese<br />

vollständig in <strong>ein</strong> bestehendes Produkt integriert und<br />

gleichzeitig alle industriellen Vorgaben bezüglich der Stabilität<br />

und Eigensicherheit erfüllt werden. Bild 3 zeigt<br />

<strong>ein</strong>en Demonstrator des energieautarken Temperaturtransmitters<br />

während der Entwicklungsphase.<br />

Der Anschraubzapfen des Schutzrohrs, welches in das<br />

heiße oder kalte Prozessmedium hin<strong>ein</strong>ragt und in dessen<br />

Innerem <strong>ein</strong> Temperatursensor (zum Beispiel Pt-100-<br />

oder Thermoelement) <strong>ein</strong>gebracht wird, wurde so modifiziert,<br />

dass <strong>ein</strong>e möglichst hohe Wärmeleitfähigkeit<br />

erreicht wird. Damit kann nicht nur <strong>ein</strong>e gute thermische<br />

Ankopplung der Thermogeneratoren, sondern<br />

durch den Aufbau auch die notwendige Gesamtfestigkeit<br />

gewährleistet werden.<br />

Um den Wärmestrom über die Thermogeneratoren<br />

möglichst effektiv abzuleiten und so den benötigten Temperaturgradienten<br />

aufrechtzuerhalten, wurde <strong>ein</strong> Kühlkörper<br />

in <strong>ein</strong>em gewissen Abstand vom Prozess positioniert,<br />

der <strong>ein</strong>en störenden Wärmeaustausch mit dem<br />

Prozessgefäß durch Wärmeleitung, Konvektion oder<br />

Strahlung verhindert. Gleichzeitig erlaubt dieses Design<br />

den Einsatz an isolations-ummantelten Prozessen.<br />

3.1. Maximale Energieausbeute<br />

Während der Entwicklung kamen zahlreiche numerische<br />

Simulationen unterstützend zum Einsatz, um die Geometrie,<br />

Anordnung und Materialwahl der verwendeten Bauteile<br />

zu optimieren. Ziel war es, bei gegebener Umge-<br />

58<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2011


ungs- und Prozesstemperatur <strong>ein</strong>en maximalen Wärmestrom<br />

über die Thermogeneratoren und damit maximale<br />

Energieausbeute zu erzielen. Bild 4 zeigt exemplarisch<br />

die Temperaturverteilung des Temperaturtransmitters bei<br />

<strong>ein</strong>er Prozesstemperatur von 80 °C (rot) und <strong>ein</strong>er Umgebungstemperatur<br />

von 25 °C (blau).<br />

Die experimentelle Charakterisierung der Entwicklung<br />

im Labor bestätigte <strong>ein</strong>e hervorragende Über<strong>ein</strong>stimmung<br />

mit den Simulationsdaten. Bereits ab <strong>ein</strong>er<br />

Temperaturdifferenz von etwa 30 K zwischen Prozess<br />

und Umgebung erlaubt die kontinuierliche Leistungsausbeute<br />

den autarken Betrieb der Mess- und der Funkelektronik.<br />

Bei Temperaturdifferenzen über 30 K wird<br />

von den Generatoren mehr Energie bereitgestellt, als von<br />

dem System benötigt wird.<br />

In Phasen, in denen k<strong>ein</strong>e ausreichende Temperaturdifferenz<br />

zur Verfügung steht (zum Beispiel bei Wartungsarbeiten<br />

oder zyklischen Prozessen), ist es notwendig,<br />

dass <strong>ein</strong> intelligentes Power Management die Energieversorgung<br />

des drahtlosen Feldgerätes absichert. In<br />

den allermeisten Anwendungsfällen in der Prozessindustrie<br />

ist auch dann <strong>ein</strong>e zuverlässige Temperaturinformation<br />

gewünscht, wenn der Prozess gerade nicht die<br />

nötige Temperaturdifferenz liefert. Zur Überbrückung<br />

dieser Situationen gibt es zwei Möglichkeiten:<br />

Das Energy-Harvesting-System wird durch <strong>ein</strong>e nicht<br />

wiederaufladbare Batterie, <strong>ein</strong>e Primärzelle, gestützt.<br />

Handelsübliche industrielle Primärzellen (beispielsweise<br />

Lithium-Thionylchlorid-Batterien) besitzen<br />

<strong>ein</strong>e sehr geringe Selbstentladungsrate (1–2 % pro<br />

Jahr) bei gleichzeitig hoher Lagerfähigkeit. Zudem<br />

erfüllen sie die wichtigsten industriellen Anforderungen<br />

wie beispielsweise den Einsatz in Temperaturbereichen<br />

zwischen -40 °C und +85 °C. Das Power<br />

Management schaltet in diesem Fall automatisch auf<br />

die Primärzelle um, sobald die Temperaturdifferenz<br />

über die Thermogeneratoren zu gering ist und nicht<br />

die nötige Energie bereitgestellt werden kann. Idealerweise<br />

wird dabei nur die fehlende Energiemenge<br />

beigesteuert.<br />

Aufladbare Energiepuffer speichern in Perioden,<br />

während denen <strong>ein</strong> Überschuss an Energie durch<br />

das Energy-Harvesting-System produziert wird, diese<br />

überschüssige Energie. Sie kann später zum Überbrücken<br />

von Zeitspannen mit zu geringer Energiebilanz<br />

verwendet werden. Als Energiespeicher kommen<br />

hierbei klassische Akkumulatoren (beispielsweise<br />

Lithium-Ionen-Akkumulatoren) oder<br />

Super-Kapazitäten in Frage. Klassische Akkumulatoren<br />

erfüllen jedoch meist nicht die harschen industriellen<br />

Anforderungen – vor allem nicht den<br />

Temperaturbereich von ‐40 °C bis 85 °C bei akzeptabler<br />

Selbstentladerate. Alternativ gibt es Festkörper-<br />

Dünnschicht-Energiespeicher, welche durch extrem<br />

hohe Aufladezyklen (8000–10 000 Zyklen) bei gleichzeitig<br />

sehr geringen Selbstentladeraten bestechen.<br />

Sowohl diese neuen Festkörper-Energiepuffer als<br />

auch Super-Kapazitäten besitzen jedoch <strong>ein</strong> relativ<br />

geringes Speichervermögen. Zudem gestaltet sich die<br />

Entwicklung der nötigen Ladeelektronik vor dem<br />

Hintergrund der in vielen Industrien geforderten<br />

Eigensicherheit als sehr herausfordernd, wenn die<br />

Gesamteffizienz des Systems möglichst hoch s<strong>ein</strong><br />

soll, damit die ohnehin sehr geringen Energiemengen<br />

des Energy-Harvesting-Systems bestmöglich<br />

genutzt werden können.<br />

Im Rahmen der Entwicklung des autonomen Temperaturtransmitters<br />

wurden beide Energiepuffer-Möglichkeiten<br />

untersucht, aufgebaut und getestet. In Anbetracht der<br />

harten industriellen Vorgaben bezüglich Eigensicherheit,<br />

Temperaturbereich und Lebensdauer, zeigte die Pufferung<br />

durch Primärzellen das größte Potenzial. Der Energiebedarf<br />

des drahtlosen Transmitters ist durch die konsequente<br />

Low-Power-Optimierung nur noch sehr gering,<br />

sodass das Pufferpotenzial <strong>ein</strong>er Primärzelle <strong>ein</strong>en ausfallsicheren<br />

Betrieb über viele Jahre gewährleisten würde,<br />

selbst wenn der Energiespeicher regelmäßig belastet wird.<br />

3.2 Nachhaltige Technologie<br />

Da Primärbatterien und Akkumulatoren bestenfalls noch<br />

zur Unterstützung oder Pufferung während Phasen zu<br />

geringer Temperaturgradienten benötigt werden, b<strong>ein</strong>haltet<br />

die vorliegende Entwicklung auch <strong>ein</strong>en wichtigen<br />

Umweltaspekt. Eine allgem<strong>ein</strong>e Abschätzung ergibt:<br />

Bei <strong>ein</strong>er Temperaturdifferenz zwischen Prozess und<br />

Umgebung von 50 K würde das bestehende System <strong>ein</strong>e<br />

kontinuierliche Leistungsausbeute von über 10 mW bereitstellen.<br />

Dies ist ausreichend zum Betrieb der allermeisten<br />

funkbasierten Feldgeräte auch mit anderen<br />

Mess aufgaben als Temperaturmessung. Bei <strong>ein</strong>em<br />

24-Stunden-Betrieb entspricht dies in etwa <strong>ein</strong>em Wechsel<br />

von <strong>ein</strong>er herkömmlichen AAA-Batterie jede Woche.<br />

Eine gute Industriebatterie mit größerer Kapazität müsste<br />

etwa jährlich ausgetauscht werden.<br />

In großtechnischen Anlagen mit Hunderten von Feldgeräten<br />

kann somit über den kompletten Lebenszyklus der<br />

Geräte <strong>ein</strong>e beträchtliche Menge an Batterien <strong>ein</strong>gespart<br />

werden. Unter der Annahme, dass in Summe weltweit<br />

1 Million Geräte zum Einsatz kommen, die jeweils <strong>ein</strong>e<br />

Lebensdauer von zehn Jahren aufweisen, der kontinuierliche<br />

Leistungsbedarf durchschnittlich 10 mW beträgt<br />

und jedes Gerät <strong>ein</strong>en jährlichen Batteriewechsel benötigt,<br />

bedeutet die Verwendung von zwei Mikro-Thermogeneratoren<br />

pro Gerät mit quasi unbegrenzter Lebensdauer in<br />

Summe <strong>ein</strong>e CO 2<br />

-Einsparung von etwa 36 500 Tonnen.<br />

Zudem wird im Falle von Lithium-Batterien der Einsatz<br />

und die Entsorgung von etwa 50 Tonnen toxischen Lithiums<br />

vermieden. Dies schont nicht nur Ressourcen, sondern<br />

führt durch die im Vergleich zu ausschließlich batteriebetriebenen<br />

Geräten gesenkten Wartungskosten auch<br />

zu finanziellen Vorteilen für den Anwender.<br />

Bei drahtlosen Sensoren mit größerem Energiebedarf<br />

(beispielsweise Durchflussmesser), bei <strong>ein</strong>er Anwendung<br />

mit deutlich höheren Messraten bis hin zu Echtzeit-Mes-<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2011<br />

59


Hauptbeitrag<br />

Autoren<br />

Dr.rer.nat. Marco Ulrich (1978) studierte<br />

Physik an der TH Karlsruhe und der<br />

Universität Uppsala (Schweden) mit dem<br />

Schwerpunkt Festkörperoptik und Elektronen-Spin-Resonanz.<br />

Nach der Promotion<br />

am Deutschen Krebsforschungszentrum<br />

Heidelberg auf dem Gebiet der medizinischen<br />

Diagnostik (Magnet-Resonanz-Spektroskopie)<br />

wechselte er 2007 an das ABB<br />

Forschungszentrum Deutschland. Er ist Principal Scientist in<br />

der Gruppe „Industrial Sensor Technology“ und globaler<br />

Koordinator des Forschungs-Themenschwerpunkts der<br />

Energie-autonomen Geräte und Energy Harvesting.<br />

ABB AG,<br />

Forschungszentrum Deutschland,<br />

Wallstadter Straße 59, D-68526 Ladenburg,<br />

Tel. +49 (0) 6203 71 64 80,<br />

E-Mail: marco.ulrich@de.abb.com<br />

Dr.-Ing. Philipp Nenninger (1976)<br />

studierte Elektrotechnik an der Universität<br />

Karlsruhe (TH) und promovierte dort<br />

2007 über die „Vernetzung sicherheitsrelevanter<br />

Systeme im Kraftfahrzeug“. Seit<br />

2007 arbeitet er am ABB Forschungszentrum<br />

Deutschland als Principal Scientist<br />

und Projektleiter in der Gruppe „Intelligent<br />

Devices“ für die Hardware und<br />

Software <strong>ein</strong>gebetteter Systeme mit besonderem Fokus auf<br />

der Energieoptimierung sowie dem Entwicklungsprozess.<br />

sungen oder gar bei Aktuatoren verschiebt sich diese<br />

Abschätzung entsprechend. Hier sind Energy-Harvesting-Systeme<br />

notwendig, welche signifikant größere Energiemengen<br />

bereitstellen. Denkbar ist daher auch <strong>ein</strong> modularer<br />

Ansatz, welcher es erlaubt, unterschiedliche<br />

Energy-Harvesting-Systeme gleichzeitig zu nutzen (beispielsweise<br />

thermoelektrische Generatoren, Photovoltaikzellen<br />

und kinetische Wandler). Gleichzeitig ist das Batterie-<br />

und damit auch das Kosten-Einsparpotenzial solcher<br />

Anwendungen deutlich höher, da prinzipiell öftere<br />

Batteriewechsel nötig wären.<br />

Fazit<br />

Es wurde erstmals <strong>ein</strong> völlig energieautarker Temperaturtransmitter<br />

entwickelt, bei dem sowohl die Messelektronik<br />

als auch das Funkmodul durch im Gerät voll integrierte<br />

mikro-thermoelektrische Generatoren mit Energie<br />

versorgt werden.<br />

Damit wird <strong>ein</strong> zentrales Problem funkbasierter Feldgeräte<br />

für die Prozessinstrumentierung gelöst: Durch diese<br />

Entwicklung ist gegenüber batteriebasierten Instrumenten<br />

<strong>ein</strong>e deutliche Verlängerung der Lebensdauer der<br />

Geräte bis hin zum unbegrenzten energieautarken Betrieb<br />

unter Beibehaltung des etablierten und akzeptierten<br />

WirelessHART-Funkprotokolls ermöglicht worden.<br />

Manuskript<strong>ein</strong>gang<br />

11.06.2011<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

ABB AG,<br />

Forschungszentrum Deutschland,<br />

Wallstadter Straße 59, D-68526 Ladenburg,<br />

Tel. +49 (0) 6203 71 62 15, E-Mail:philipp.nenninger@de.abb.com<br />

Dr. Joachim Nurnus (1970) arbeitete von<br />

1997-2006 bei der Fraunhofer Gesellschaft<br />

(Fraunhofer-Institut für Physikalische<br />

Messtechnik in Freiburg). Übergreifende<br />

Themengebiete waren Materialentwicklungen<br />

und Optimierungen von IV–VI- und<br />

V–VI-basierten Schmalband-Halbleitern und<br />

die Herstellung von Quantentrog- und<br />

Übergitterstrukturen aus diesen Materialien.<br />

Weitere wesentliche Arbeiten lagen im Bereich der Entwicklung<br />

thermoelektrischer Dünnschicht-Bauteile und Messtechniken<br />

sowie das Projektmanagement im Rahmen des Micropelt-Projektes.<br />

Seit 2006 ist er Entwicklungsleiter beim Start-up-Unternehmen<br />

Micropelt GmbH. Als Mitglied des Management-Teams ist er<br />

verantwortlich für die Technologieentwicklung und das Projektmanagement<br />

für „DesignIn’s“ bei Kundenprojekten.<br />

Micropelt GmbH,<br />

Emmy-Noether-Str. 2, D-79110 Freiburg,<br />

Tel. +49 (0) 761 15 63 37 33,<br />

E-Mail: joachim.nurnus@micropelt.com<br />

Referenzen<br />

[1] Schwibach, M., Klettner, C.: Praxisbericht: Wireless-<br />

HART im Feldtest, <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> 1-2/2010, S. 54-62<br />

[2] Nenninger, P., Ulrich, M., Kaul, H.: On the Energy<br />

Problem of Wireless Applications in Industrial Automation,<br />

Proceedings of the IFAC Symposium on Telematics<br />

Applications, 218-224, 2010<br />

[3] Spies, P.: Autarke Energieversorgung für drahtlose<br />

Sensoren, automarisieren! 24/2010, S. 24-30<br />

[4] Knight, C., Davidson, J., Behrens, S.: Energy Options for<br />

Wireless Sensor Nodes. Sensors 8, 2008<br />

[5] Müller, M., Wienold, J., Walker, W. D., R<strong>ein</strong>dl, L. M.:<br />

Characterization of indoor photovoltaic devices and light.<br />

Conference Record of the IEEE Photovoltaic Specialists<br />

Conference: 000738-000743, 2009<br />

[6] Mitchelson, P.D., Green, T.C., Yeatman, E.M., Holmes,<br />

A.S.: Architectures for Vibration-Driven Mircopower<br />

Generators. J Micromechanical Systems 13, 2004<br />

[7] Vining, C. B.: Semiconductors are cool. Nature (2001) 413,<br />

(6856): 577-578<br />

[8] Nurnus, J.: Thermoelectric Thin Film Power Generators<br />

– Self-sustaining power supply for smart systems, Proc.<br />

Smart Sensors, Actuators and MEMS IV, vol. 7362 05,<br />

4.-6. May 2009, Dresden<br />

60<br />

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10 / 2011


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Endgeräten oder zum Archivieren.<br />

Gratis für Sie: Das Handbuch der Prozessautomatisierung<br />

Die 4. Aufl age dieses Handbuch vermittelt in stringenter Struktur das essentielle Wissen zur<br />

Planung automatisierungstechnischer Einrichtungen für verfahrenstechnische Anlagen und hat<br />

sich in der Branche als Standardnachschlagewerk etabliert.<br />

Für Qualität und Praxisnähe in der Darstellung steht das Autorenteam von 50 ausgewiesen und<br />

anerkannten Experten auf Ihren Arbeitsfeldern.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> ersch<strong>ein</strong>t in der Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimerstr. 145, 81671 München<br />

Oldenbourg-Industrieverlag<br />

www.<strong>atp</strong>-online.de<br />

Vorteilsanforderung per Fax: +49 (0) 931 / 4170 - 492 oder im Fensterumschlag <strong>ein</strong>senden<br />

Ja, ich möchte <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> regelmäßig lesen. Bitte schicken Sie mir die Fachpublikation<br />

□ als gedrucktes Heft für € 460,- zzgl. Versand (Deutschland: € 30,- / Ausland: € 35,-) pro Jahr<br />

□ als ePaper (PDF-Datei als Einzellizenz) für € 460,- pro Jahr<br />

Als Dankeschön erhalte ich das „Handbuch der Prozessautomatisierung“ gratis.<br />

Nur wenn ich nicht bis von 8 Wochen vor Bezugsjahresende kündige, verlängert sich der<br />

Bezug um <strong>ein</strong> Jahr.<br />

Die sichere, pünktliche und bequeme Bezahlung per Bankabbuchung wird mit <strong>ein</strong>er <strong>Gut</strong>schrift<br />

von € 20,- auf die erste Jahresrechung belohnt.<br />

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Land, PLZ, Ort<br />

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Leserservice <strong>atp</strong><br />

Postfach 91 61<br />

97091 Würzburg<br />

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Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von 14 Tagen ohne Angabe von Gründen in Textform (Brief, Fax, E-Mail) oder durch<br />

Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Datum, Unterschrift<br />

PAATPE0311<br />

Absendung des Widerrufs oder der Sache an den Leserservice <strong>atp</strong>, Postfach 91 61, 97091 Würzburg.<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pfl ege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst, gespeichert und verarbeitet. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit <strong>ein</strong>verstanden, dass ich vom<br />

Oldenbourg Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag □ per Post, □ per Telefon, □ per Telefax, □ per E-Mail, □ nicht über interessante Fachangebote informiert und beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


impressum / <strong>Vorschau</strong><br />

Impressum<br />

<strong>Vorschau</strong><br />

Verlag:<br />

Oldenbourg Industrieverlag GmbH<br />

Rosenheimer Straße 145<br />

D-81671 München<br />

Telefon + 49 (0) 89 4 50 51-0<br />

Telefax + 49 (0) 89 4 50 51-3 23<br />

www.oldenbourg-industrieverlag.de<br />

Geschäftsführer:<br />

Carsten Augsburger<br />

Jürgen Franke<br />

Hans-Joachim Jauch<br />

Herausgeber:<br />

Dr. V. Huck<br />

Dr. G. Kegel<br />

Dipl.-Ing. H. Kumpfmüller<br />

Dr. N. Kuschnerus<br />

Beirat:<br />

Dr.-Ing. K. D. Bettenhausen<br />

Prof. Dr.-Ing. Ch. Diedrich<br />

Prof. Dr.-Ing. U. Epple<br />

Prof. Dr.-Ing. A. Fay<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Felleisen<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Frey<br />

Prof. Dr.-Ing. P. Göhner<br />

Dipl.-Ing. Th. Gr<strong>ein</strong><br />

Prof. Dr.-Ing. H. Haehnel<br />

Dr.-Ing. J. Kiesbauer<br />

Dipl.-Ing. R. Marten<br />

Dipl.-Ing. G. Mayr<br />

Dr. J. Nothdurft<br />

Dr.-Ing. J. Papenfort<br />

Dr. A. Wernsdörfer<br />

Dipl.-Ing. D. Westerkamp<br />

Dr. Ch. Zeidler<br />

Organschaft:<br />

Organ der GMA<br />

(VDI/VDE-Gesell schaft Messund<br />

Automatisierungs technik)<br />

und der NAMUR<br />

(Interessen gem<strong>ein</strong>schaft<br />

Automatisierungs technik der<br />

Prozessindustrie).<br />

Redaktion:<br />

Gerd Scholz (verantwortlich)<br />

Telefon + 49 (0) 89 4 50 51-3 44<br />

Telefax + 49 (0) 89 4 50 51-3 23<br />

E-Mail: scholz@oiv.de<br />

Anne Hütter<br />

Telefon + 49 (0) 89 4 50 51-4 18<br />

Telefax + 49 (0) 89 4 50 51-3 23<br />

E-Mail: huetter@oiv.de<br />

Einreichung von Hauptbeiträgen:<br />

Prof. Dr.-Ing. Leon Urbas<br />

(Chefredakteur, verantwortlich<br />

für die Hauptbeiträge)<br />

Technische Universität Dresden<br />

Fakultät Elektrotechnik<br />

und Informationstechnik<br />

Professur für Prozessleittechnik<br />

D-01062 Dresden<br />

Telefon +49 (0) 351 46 33 96 14<br />

E-Mail: urbas@oiv.de<br />

Fachredaktion:<br />

M. Blum<br />

Prof. Dr. J. Jasperneite<br />

Dr. B. Kausler<br />

Dr. N. Kiupel<br />

Dr. W. Morr<br />

I. Rolle<br />

F. Schiller<br />

Bezugsbedingungen:<br />

„<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> – Automatisierungstechnische<br />

Praxis“ ersch<strong>ein</strong>t<br />

monatlich mit <strong>ein</strong>er Doppelausgabe im<br />

Januar/Februar und Juli/August.<br />

Bezugspreise:<br />

Abonnement (Deutschland):<br />

€ 460,– + € 30,– Versand<br />

Abonnement (Ausland):<br />

€ 460,– + € 35,– Versand<br />

Einzelheft: € 55,– + Versand<br />

Die Preise enthalten bei Lieferung<br />

in EU-Staaten die Mehrwertsteuer,<br />

für alle übrigen Länder sind es<br />

Nettopreise. Mitglieder der GMA: 30%<br />

Ermäßigung auf den Heftbezugspreis.<br />

Bestellungen sind jederzeit über den<br />

Leserservice oder jede Buchhandlung<br />

möglich.<br />

Die Kündigungsfrist für Abonnementaufträge<br />

beträgt 8 Wochen zum Bezugsjahresende.<br />

Abonnement-/<br />

Einzelheftbestellung:<br />

Leserservice <strong>atp</strong><br />

Postfach 91 61, D-97091 Würzburg<br />

Telefon + 49 (0) 931 4170-1615<br />

Telefax + 49 (0) 931 4170-492<br />

E-Mail: leserservice@oiv.de<br />

Verantwortlich für<br />

den Anzeigenteil:<br />

Annemarie Scharl-Send<br />

Mediaberatung<br />

sales & communications Medienagentur<br />

Kirchfeldstraße 9, D-82284 Grafrath<br />

Tel. +49 (0) 8144 9 96 95 12<br />

Fax +49 (0) 8144 9 96 95 14<br />

E-Mail: ass@salescomm.de<br />

Anzeigenverwaltung:<br />

Brigitte Krawczyk<br />

Telefon + 49 (0) 89 4 50 51-2 26<br />

Telefax + 49 (0) 89 4 50 51-3 00<br />

E-Mail: krawczyk@oiv.de<br />

Druck:<br />

Druckerei Chmielorz GmbH<br />

Ostring 13<br />

D-65205 Wiesbaden-Nordenstadt<br />

Gedruckt auf chlor- und<br />

säurefreiem Papier.<br />

Die <strong>atp</strong> wurde 1959 als „Regelungstechnische<br />

Praxis – rtp“ gegründet.<br />

© 2011 Oldenbourg Industrieverlag<br />

GmbH München<br />

Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen<br />

Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Mit Ausnahme der<br />

gesetzlich zugelassenen Fälle ist <strong>ein</strong>e Verwertung<br />

ohne Ein willigung des Verlages<br />

strafbar.<br />

ISSN 2190-4111<br />

LeserService<br />

e-Mail: leserservice@oiv.de<br />

Telefon: + 49 (0) 931 4170-1615<br />

Die Ausgabe 11 / 2011 der<br />

ersch<strong>ein</strong>t am 2.11.2011<br />

Mit folgenden Beiträgen:<br />

Software-Agenten für<br />

das Testmanagement<br />

Kompatibilität:<br />

der zentrale Schlüssel<br />

für Nachhaltigkeit<br />

Bedienbilder<br />

auf Knopfdruck<br />

Verfügbarkeitsberechnung von<br />

Automatisierungsnetzwerken<br />

...und vielen weiteren Themen.<br />

Aus aktuellem Anlass können sich die Themen<br />

kurzfristig verändern.<br />

In Ausgabe 5/2011 der <strong>atp</strong> <strong>edition</strong>, auf Seite 25, unten rechts in den<br />

beiden letzten Zeilen findet sich <strong>ein</strong>e fehlerhafte Formel. Richtig<br />

müsste es folgendermaßen heißen:<br />

Da aber gilt<br />

sowie<br />

und<br />

ist, darf in guter Näherung<br />

werden und daher auch …“<br />

rratum<br />

angenommen<br />

62<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2011


Erreichen Sie die Top-Entscheider<br />

der Automatisierungstechnik.<br />

Sprechen Sie uns an wegen Anzeigenbuchungen<br />

und Fragen zu Ihrer Planung.<br />

Annemarie Scharl-Send: Tel. +49 (0) 8144 9 96 95 12<br />

E-Mail: ass@salescomm.de


<strong>atp</strong> kompakt<br />

Methoden Verfahren Konzepte<br />

Sonderpreise<br />

für<br />

Abonnenten<br />

der <strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

Die Automatisierungstechnik wird durch neue Forschungen und Entwicklungen bestimmt. Damit Ingenieure<br />

fit für ihren Job sind und die entscheidenden Trends in der Automatisierungstechnik schnell zur Hand haben,<br />

legt die Fachpublikation <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> die Buchreihe <strong>atp</strong> kompakt auf. Alle darin enthaltenen Beiträge haben<br />

<strong>ein</strong> wissenschaftliches <strong>Gut</strong>achterverfahren durchlaufen.<br />

Herausgeber Prof. Dr.-Ing. Frank Schiller leitet am Lehrstuhl für Informationstechnik im Maschinenwesen der<br />

TU München das Fachgebiet Automatisierungstechnik.<br />

<strong>atp</strong> kompakt Band 1<br />

Erfolgreiches Engineering – Die wichtigsten Methoden<br />

Diese Ausgabe befasst sich mit den Methoden, Verfahren und Standards, die Sie in den nächsten Jahren im Engineering beschäftigen<br />

werden. Wichtige Kriterien sind die <strong>ein</strong>fache Wiederverwendbarkeit von Komponenten, die Unterstützung durch geeignete Werkzeuge,<br />

die Erhöhung der Flexibilität von Anlagen sowie geeignete Modellierungs- und Gerätebeschreibungssprachen.<br />

1. Auflage 2010, 138 Seiten mit CD-ROM, Broschur, € 79,- • ISBN: 978-3-8356-3210-3<br />

Für Abonnenten<br />

€ 74,-<br />

<strong>atp</strong> kompakt Band 2<br />

Effiziente Kommunikation – Die bedeutendsten Verfahren<br />

Sie bekommen Einblick in die wachsende Bedeutung der industriellen Kommunikation und dem Wandel in der Gerätekommunikation.<br />

Einen Schwerpunkt bildet die Kommunikationstechnik in der Prozessautomatisierung mit deren besonderen Rahmenbedingungen wie<br />

dem Explosionsschutz. Die bedeutendsten Verfahren und Methoden der modernen Kommunikation werden praxisnah veranschaulicht.<br />

1. Auflage 2010, 72 Seiten mit CD-ROM, Broschur, € 59,- • ISBN: 978-3-8356-3212-7<br />

Für Abonnenten<br />

€ 54,-<br />

<strong>atp</strong> kompakt Band 3<br />

Praktische Messtechnik – Die besten Konzepte<br />

Dieser Band vermittelt wertvolles Know-how zu allen Aspekten der praktischen Messtechnik und fokussiert besonders die Prozessmesstechnik.<br />

Lernen Sie die Fortschritte in der Sensortechnik entlang der Technologie-Roadmap kennen und profitieren Sie von erstklassigen<br />

Konzepten zu kostengünstigen und effizienten Lösungen.<br />

1. Auflage 2010, 72 Seiten mit CD-ROM, Broschur, € 59,- • ISBN: 978-3-8356-3213-4<br />

Für Abonnenten<br />

€ 54,-<br />

<strong>atp</strong> kompakt Kollektion (Bände 1-3)<br />

Erfolgreiches Engineering Effiziente Kommunikation Praktische Messtechnik<br />

Mit dieser dreibändigen Kollektion zu den Themen Engineering, Kommunikation und Messtechnik erhalten Sie <strong>ein</strong> nützliches,<br />

kompakt und praxisnah aufbereitetes Kompendium zu den Kernthemen der Automatisierungstechnik. Die wertvolle Grundlage<br />

für Ihre tägliche und zukünftige Arbeit.<br />

1. Auflage 2010, ca. 282 Seiten mit CD-ROM, Broschur • € 179,- • ISBN: 978-3-8356-3221-9<br />

Für Abonnenten<br />

€ 169,-<br />

Sofortanforderung im Online-Shop www.oldenbourg-industrieverlag.de<br />

oder telefonisch +49 (0)201 / 82002-14<br />

OldenbOurg IndustrIeverlag gmbH<br />

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