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Alb Magazin - Ausgabe Kispel Lauter 4/2013

Regional Magazin auf der Schwäbischen Alb für die Region St. Johann, Sirchingen, Marbach und Gomadingen

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Haupt- und Landgestüt Marbach<br />

Ein Rad ist kein Schrank<br />

<strong>Alb</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>Ausgabe</strong> 4/<strong>2013</strong><br />

as<br />

Anzeige_hoch_<strong>Alb</strong><strong>Magazin</strong>:Anzeige Gewerbes<br />

„Der Beruf ist so alt, wie es Räder gibt“, sagt Heribert König, der auf dem Haupt- und Landgestüt in Marbach schon<br />

20 Jahre seiner Arbeit als Wagner nachgeht. Viel abgeschaut hat sich der gelernte Schreiner dabei schon als Kind bei<br />

seinem Vater, der in eigener Werkstatt viele Jahre den Beruf des Wagners ausübte.<br />

Das<br />

eperonirot<br />

Pvon Leibfarth & Schwarz.<br />

Feine Räder, die auch nach über zehn Jahrzehnten noch rollen Werkzeuge werden gehütet. Am liebsten im Schränkchen mit Schlüssel Holzzirkel in Größe XXL zählen zum Werkzeug eines Wagners<br />

Spezielle, zylindrische Felgenschrauben kommen vom<br />

Schmied<br />

Früher als Mistschlitten gebaucht, heute ein „Zugleistungsschlitten“ für Prüfungen<br />

Schon Asterix und Obelix vertrauten bei der<br />

Eroberung des fernen Roms wohl auf das<br />

Können eines Wagners. Kampf- und Transportwägen,<br />

später auch die Kutschen, waren<br />

damit schon vor Jahrzehnten auf gute<br />

Räder angewiesen, die sich auf ungnädigen<br />

Schotterpisten bewährten.<br />

Ohne Schmied kein Reifen<br />

„Jedes Rad ist Handarbeit“, weiß König.<br />

„Früher wie heute“. Doch: „Ohne Schmied<br />

kein Reifen“, fügt er umgehend an und<br />

zeigt auf die Werkstatt nebenan. „Früher<br />

gab es in jedem Dorf ein bis zwei Wagner,<br />

heute gibt es in Deutschland vielleicht<br />

noch zwei bis drei Ausbildungsstellen für<br />

Schätze: Über 100 Jahre alte Traberwägen<br />

diesen Beruf“, bedauert König. Und weil<br />

ein Rad eben kein Schrank ist, gingen die<br />

Wagner früher oft selbst in den Wald, um<br />

den passenden Baum herauszusuchen,<br />

dessen (rund- oder krummgewachsenes)<br />

Holz sie in seiner Form weiterverwenden<br />

konnten. Daher kommt auch der alte,<br />

schwäbische Begriff „dr´ Krummholz“, als<br />

Kosenamen für den Wagner, verrät König<br />

schmunzelnd.<br />

Heute wird der Aufwand mit dem Waldgang<br />

eher nicht mehr betrieben. Vom Wald<br />

über die Trocknung des Holzes bis zur eigentlichen<br />

Bearbeitung vergehen immerhin<br />

fünf bis acht Jahre, erklärt er. Natürlich<br />

könne man das Holz auch künstlich trocknen,<br />

doch das sei mit deutlich erhöhten<br />

Kosten verbunden. Hölzer verarbeitet der<br />

Wagner in einem Rad gleich unterschiedliche.<br />

In der Regel stammten diese aber<br />

aus der Region und nicht unbedingt aus<br />

dem Elsass, informiert der Mann aus Ehestetten<br />

nebenbei.<br />

Holz aus der Region<br />

Während für die Felgen ein Hartholz,<br />

nämlich eine gut abgelagerte Buche gebraucht<br />

wird, verarbeitet man Esche für<br />

die Speichen. „Esche hat einen langen<br />

Faserverlauf und ist zäh, kann deshalb<br />

Spannungen gut ausgleichen“. Hingegen<br />

Eiche oder Mehlbeerbaum – ab und an<br />

auch Hagebuche – das Holz für die Naben<br />

der Räder liefern. „Dem Holz muss man<br />

verbunden sein, wenn man diesen Beruf<br />

ausübt“, unterstreicht König. Während ein<br />

Wagner ausschließlich massives Holz verarbeitet,<br />

hat der Schreiner freilich auch mit<br />

Furnieren zu tun. Sein Werkzeug hütet ein<br />

Wagner wie den Augapfel. „Es muss immer<br />

scharf sein“. Imposant ist dabei nicht nur<br />

der extragroße Holzzirkel, mit dem man<br />

den (großen) Bogen für das Rad schließlich<br />

hinbekommen muss. Gewöhnliche<br />

Felgen bestehen aus sechs Teilstücken<br />

Holz. Ein Teilstück aus Metall spannt alles<br />

zusammen. Das Rad selbst wird ganz ohne<br />

Leim gemacht, dafür aber braucht es spezielle<br />

Felgenschrauben, die vom Schmied<br />

geschmiedet werden, erklärt der Handwerker.<br />

Während Wagner auch große Schlitten<br />

bauten, verdankte man ihrem Handwerk<br />

gar den „Schneepflug des letzten<br />

Jahrhunderts“. „An den Spitzpflug kamen<br />

damals vier Pferde dran, die die Straßen<br />

vom Schnee befreiten“, weiß er. Einmal<br />

Wagner, immer Wagner? „Ja“, lacht König,<br />

der seinem Vater Linus mit 80 Jahren auch<br />

heute noch in der Werkstatt zur Hand geht<br />

und dabei bereits seinen 14-jährigen Sohn<br />

zugucken, lernen und mitarbeiten lässt.<br />

Text & Fotografie: Patricia Kozjek<br />

Kompromisslos gut.<br />

Punkt für Punkt.<br />

Leibfarth & Schwarz<br />

die Druckerei<br />

Rosenweg 7<br />

72581 Dettingen/Erms<br />

Fon: 0 71 23/97 85-0<br />

Fax: 0 71 23/97 85-85<br />

technik@leibfarth-schwarz.de<br />

www.leibfahrt-schwarz.de<br />

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