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Alb Magazin - Ausgabe Kispel Lauter 4/2013

Regional Magazin auf der Schwäbischen Alb für die Region St. Johann, Sirchingen, Marbach und Gomadingen

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Silberreiher als Wintergäste<br />

<strong>Alb</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>Ausgabe</strong> 4/<strong>2013</strong><br />

Durch ihre schneeweiße Farbe fallen die knapp einen Meter langen, eleganten Schreitvögel, deren Flügelspannweite<br />

bis zu 170 Zentimeter betragen kann, auch „Nicht-Vogelkundlern“ sofort ins Auge. Wer die Tiere gerne mal in freier<br />

Wildbahn beobachten möchte, hat aktuell die Chance hierzu und dies quasi direkt vor der Haustür.<br />

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der<br />

Silberreiher vom Menschen beinahe ausgerottet,<br />

da sich seine verlängerten und<br />

fein aufgefiederten Schmuckfedern großer<br />

Beliebtheit in der damaligen Modewelt erfreuten.<br />

Rettung in letzter Minute<br />

Nur um Haaresbreite konnte sein Aussterben<br />

durch Jagdverbote und vor allem<br />

durch Unterschutzstellung der wenigen<br />

verbliebenen Brutkolonien verhindert werden.<br />

Zwischenzeitlich, im Laufe der letzten<br />

Jahrzehnte, haben sich die Bestände gut<br />

erholt und zunehmend mehr Tiere halten<br />

sich während der Wintermonate in unserer<br />

Region auf.<br />

Die erste, vom NABU dokumentierte Silberreiher-Sichtung<br />

erfolgte am 6. Januar<br />

2000 zwischen Wasserstetten und Buttenhausen.<br />

In den darauffolgenden Jahren<br />

gingen beim Reutlinger Nabu-Mitglied<br />

Hans-Martin Koch insgesamt 267 Silberreihermeldungen<br />

ein; zumeist handelte<br />

es sich hierbei nur um einzelne Tiere oder<br />

kleine Gruppen. Am 28. Januar 2006 jedoch,<br />

ebenfalls in der Nähe von Buttenhausen,<br />

fiel eine Gruppe von 14 Vögeln<br />

ein und verweilte zwei Tage lang auf den<br />

<strong>Lauter</strong>wiesen.<br />

Echte Nomaden<br />

Das enorme Verbreitungsgebiet des Silberreihers<br />

erstreckt sich, so im Internet<br />

nachzulesen, auf sämtliche Erdteile, mit<br />

Ausnahme der Antarktis. Die im <strong>Lauter</strong>tal<br />

überwinternden Individuen leben während<br />

ihrer Brutsaison vermutlich am Plattensee<br />

oder am Neusiedler See. Dort ziehen<br />

die Silberreiherpaare, welche sich nur für<br />

jeweils eine Saison zusammentun - Ornithologen<br />

bezeichnen dieses Verhalten als<br />

„monogame Saisonehe“ - in zum Teil mehrere<br />

hundert Tiere umfassenden Brutkolonien<br />

ihren Nachwuchs auf. Nach rund 40<br />

Tagen sind die jungen Reiher flügge und<br />

verlassen ihre Kinderstuben. Im Herbst<br />

schließlich, der Nachwuchs ist längst selbständig<br />

geworden, wandert die überwiegende<br />

Anzahl der wegen diesem Verhalten<br />

„Teilzieher“ genannten, ausgewachsenen<br />

Tiere aus den jeweiligen Brutgebieten ab<br />

und macht sich auf in Richtung West-, Südund<br />

Mitteleuropa, wo sie bis Februar, zuweilen<br />

auch März, verbleiben. Bislang ist<br />

das genaue Zugverhalten nicht vollständig<br />

erforscht. Fest steht jedoch, dass die Anzahl<br />

der weißen Überwinterungsgäste in<br />

Süddeutschland beständig zunimmt. Einige<br />

Ornithologen vermuten, dass der Hauptgrund<br />

für das vermehrte Auftauchen in unseren<br />

Breiten die Zunahme von Brutpaaren<br />

in den weiter nördlichen und kontinentalen<br />

Gebieten Osteuropas liegen dürfte. Dort ist<br />

es zwar im Sommer warm, im Winter jedoch<br />

so kalt, dass die „Flüchtlinge“ lieber<br />

im vergleichsweise warmen Deutschland<br />

mit wenig Schnee und besseren Chancen<br />

auf eisfreie Gewässer überwintern. Finden<br />

sie in besonders harten Wintern auch bei<br />

uns keine Nahrung mehr, so fliegen sie<br />

weiter in Richtung Süden.<br />

Bruten in Deutschland, dies sei vielleicht<br />

noch ergänzend hinzugefügt, wurden bislang<br />

noch nicht zweifelsfrei dokumentiert;<br />

Biologen rechnen jedoch damit, dass sich<br />

in den kommenden Jahrzehnten auch<br />

Brutpaare an deutschen Gewässern einfinden<br />

werden.<br />

Fleißiger Mäusefänger<br />

Bekanntlich leben Reiher hauptsächlich<br />

vom Fischfang. Die Vögel staksen gemächlich<br />

durchs Wasser, wenn sie sich auf der<br />

Märchenhaft – Silberreiher frühmorgens an der Gomadinger <strong>Lauter</strong><br />

Suche nach Fischen oder Amphibien befinden.<br />

Oftmals sieht man sie auch völlig<br />

reglos in ihrer typisch starren Lauerstellung<br />

im eiskalten Wasser stehen. Hat ein<br />

Reiher lange erfolglos auf Beute gewartet,<br />

was in der relativ fischarmen <strong>Lauter</strong> häufig<br />

der Fall ist, so fliegt er schließlich auf und<br />

sucht sich eine andere, mehr Erfolg versprechende<br />

Stelle.<br />

Doch während der kräftezehrenden Wintermonate<br />

reicht die karge Fischkost beileibe<br />

nicht aus, um einen Reiher zu ernähren<br />

und so begeben sich die anpassungsfä-<br />

higen Tiere im Winter häufig auf Wiesenflächen<br />

und fangen Mäuse. In der kalten<br />

Jahreszeit wird schätzungsweise die Hälfte<br />

des Nahrungsbedarfs durch das „Mausen“<br />

gedeckt; eine Nahrungsstrategie, die sich<br />

auch ihre „Vettern“, die Graureiher, zu eigen<br />

gemacht haben.<br />

Fotoscheues Federvieh!<br />

Die Fotografie von Silberreihern aus der<br />

Nähe verlangt Naturfotografen eine Menge<br />

Geduld oder eine sehr gute Tarnung ab.<br />

Im Gegensatz zu den nicht sehr scheuen<br />

Graureihern, mit denen sich die weißen<br />

Wintergäste übrigens gerne vergesellschaften,<br />

verfügt der Silberreiher über<br />

eine gewisse Schläue und Hartnäckigkeit,<br />

Fotografen zu entgehen. Mit einem Vogel,<br />

der sich letzten Winter für mehrere Wochen<br />

am Gomadinger Ortsausgang einer<br />

Schar Enten und einem Graureiherpaar<br />

angeschlossen hatte, lieferte ich mir stundenlange<br />

Versteckspiele. Kaum hatte ich<br />

mich um das dichte Gebüsch, hinter der<br />

sich Herr (oder Frau?) Reiher zu verbergen<br />

pflegte, herumgeschlichen, so schritt das<br />

schlaue Tier in aller Seelenruhe um das<br />

Strauchwerk herum, sodaß meine fotografische<br />

Sicht erneut versperrt war. Nach unzähligen<br />

Umrundungen und patschnassen<br />

Füßen gab ich schließlich entnervt auf –<br />

eins zu null für den Reiher.<br />

Befinden sich die Tiere jedoch nicht am Boden,<br />

sondern ruhen (bzw. sonnenbaden)<br />

auf ihren Sitzbäumen, so lassen sich sich<br />

ausgesprochen gut und aus der Nähe beobachten.<br />

In luftiger Höhe scheinen sie sich<br />

sicher zu fühlen. Und sollte man einmal<br />

das Glück gehabt haben, frühmorgens im<br />

nebelverhangenen <strong>Lauter</strong>tal eines dieser<br />

engelsgleichen Wesen mit gemächlichem<br />

Flügelschlag aus dem Wasser in Richtung<br />

Sonne auffliegen zu sehen, so wird man<br />

dieses erhebende Erlebnis sicher noch<br />

lange im Herzen tragen.<br />

Text & Fotografie: Eva-Maria Pulvermüller<br />

Bauder<br />

<strong>Alb</strong>hotel<br />

HHHS<br />

Wir bedanken uns<br />

bei unseren Gästen<br />

für diese wertvolle<br />

Auszeichnung.<br />

Artverwandt – Graureiher fischt in der <strong>Lauter</strong><br />

Typisches Flugbild mit zusammengelegtem Hals<br />

Gasthof<br />

Grüner Baum<br />

Familien Bauder-Schreiber<br />

<strong>Alb</strong>straße 4-6<br />

72813 St. Johann-Lonsingen<br />

Telefon 0 7122/17-0<br />

Telefax 0 7122/17217<br />

www.albhotel-bauder.de<br />

mail@albhotel-bauder.de<br />

Gasthof (Montag Ruhetag)<br />

Hotel (Kein Ruhetag)<br />

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