22.02.2014 Aufrufe

Bund + Länder Journal 01/2012 - Ver.di

Bund + Länder Journal 01/2012 - Ver.di

Bund + Länder Journal 01/2012 - Ver.di

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

1/12<br />

bund + länder<br />

_ <strong>Bund</strong>es - und Landesverwaltungen_Bau - und Liegenschaften_<strong>Bund</strong>eswehr _ Finanzen und<br />

Steuern_ Justiz _ Stationierungsstreitkr äfte _ Statistische Ämter _<strong>Ver</strong>kehr und Str aSSenbau<br />

Die Demografische Entwickung<br />

in Deutschland<br />

Änderungen Gestalten und potenziale nutzen<br />

bund + l änder journal<br />

Potsdamer Forum für Führungskräfte<br />

im öffentlichen Dienst s. 5


Allgemein<br />

Demografische Entwickung und öffentlicher Dienst 03<br />

Potsdamer Forum 05<br />

Anschluss halten! 06<br />

Öffentlicher Dienst ist Vorreiter bei prekärer Beschäftigung 06<br />

Öffentlich ist wesentlich - wesentlich ist weiblich 07<br />

Personelles und Neuigkeiten 07<br />

<strong>Bund</strong>es- und Landesverwaltungen<br />

Aus der Arbeit der <strong>Bund</strong>esfachkommission Landesverwaltungen 08<br />

HPR-Vorsitzende der Innenministerien tagten in Berlin 09<br />

BAU und Liegenschaften<br />

Denkanstoß – Öffentliches Bauen und Betreiben – kann man<br />

da noch mehr sparen? 10<br />

<strong>Ver</strong>abschiedung des Fachgruppenvorstandsmitgliedes<br />

Walter Hermen 11<br />

<strong>Bund</strong>eswehr<br />

Beschäftigte und Soldaten klagen über mangelnde Transparenz<br />

und Mitbestimmung bei der Neuausrichtung der <strong>Bund</strong>eswehr 12<br />

Präsi<strong>di</strong>um der <strong>Bund</strong>esfachgruppe bei der SPD <strong>Bund</strong>estagsfraktion 13<br />

Hohe Auszeichnung für jahrzehntelangen Einsatz 14<br />

Jugend- und Auszubildendenvertreter des BMVg zum ver.<strong>di</strong><br />

Seminar in Naumburg 14<br />

Infoveranstaltung 15<br />

ver.<strong>di</strong> Landesfachgruppe informiert! 15<br />

Finanzen und Steuern<br />

Einheitlicher und gleichmäßiger Steuervollzug — ein hohes,<br />

klares Ziel und ein schwerer, vielschichtiger Weg 16<br />

JUSTIZ<br />

Gute Arbeit in der Justiz und im Justizvollzug 17<br />

ver.<strong>di</strong>-Imagefilm „Freiwillig hinter Gittern“ 17<br />

ver<strong>di</strong>kt Ausgabe 2.12 18<br />

Schlapphüte und Geheimniskrämer ignorieren Rechtsterrorismus<br />

und schreddern ihre Akten… 18<br />

Alters<strong>di</strong>skriminierung im hessischen Besoldungsrecht ver.<strong>di</strong><br />

gewährt Rechtsschutz 19<br />

Interview mit Justizminister Thomas Kutschaty 21<br />

Stationierungsstreitkräfte<br />

Depression und trübe Tage für <strong>di</strong>e Beschäftigten der<br />

amerikanischen Armee 23<br />

Deutliche Einkommenszuwächse erforderlich! 24<br />

Neue Hauptjugend- und Auszubildendenvertretung<br />

hat sich konstituiert 24<br />

STATISTIK<br />

Neuer <strong>Bund</strong>esfachgruppenleiter statistische Ämter gewählt 25<br />

Hoffentlich der große Wurf 25<br />

Gute Tra<strong>di</strong>tionen fortgesetzt 26<br />

<strong>Ver</strong>abschiedet 27<br />

Zensus 2<strong>01</strong>1 27<br />

Wie unabhängig sind wir wirklich? 27<br />

VERKEHR<br />

<strong>Bund</strong>esfachkommission der Straßenbauverwaltung in 2<strong>01</strong>3 28<br />

Landesregierung Rheinland-Pfalz unterstützt <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />

der WSV 28<br />

Ramsauer wild entschlossen!? 29<br />

Dem demografischen Wandel im Straßen<strong>di</strong>enst entgegen treten 29<br />

Personelles 30<br />

Rettet <strong>di</strong>e ostdeutschen Wasserstraßen 31<br />

SPD und Grüne verlangen Akteneinsicht 31<br />

IMPRESSUM 11<br />

02<br />

bund + l änder journal


Allgemein<br />

Demografische Entwickung und öffentlicher<br />

Dienst<br />

Deutschlands Bevölkerung wird immer<br />

älter und immer weniger. Dies ist<br />

kein Phänomen der Zukunft, sondern<br />

<strong>di</strong>e aktuelle demografische Entwicklung.<br />

Davon betroffen ist auch der öffentliche<br />

Dienst – sowohl als Anbieter<br />

von Leistungen als auch als Arbeitgeber.<br />

Damit stellt sich einerseits <strong>di</strong>e<br />

Frage, welche Dienstleistungen in Umfang<br />

und Qualität weiter erforderlich<br />

sind und welche Rolle <strong>di</strong>e zunehmende<br />

Nutzung elektronischer öffentlicher<br />

Dienstleistungen spielen wird. Andererseits<br />

stellt sich <strong>di</strong>e Frage nach den Beschäftigungsbe<strong>di</strong>ngungen<br />

in Konkurrenz<br />

zur Privatwirtschaft.<br />

Mit dem steigenden Durchschnittsalter der Bevölkerung<br />

wächst auch das Durchschnittsalter<br />

der Belegschaften in Betrieben und Administrationen.<br />

Durch das Ausscheiden Älterer und<br />

aufgrund des Personalabbaus zur „<strong>Ver</strong>schlankung“<br />

von Unternehmungen und <strong>Ver</strong>waltungen<br />

kommt es verstärkt zu Arbeitsver<strong>di</strong>chtung<br />

und erhöhter Arbeitsbelastung. Qualifizierter<br />

Nachwuchs wird knapp – in allen Bereichen<br />

Und so muss der öffentliche Dienst im<br />

Wettbewerb der Privatwirtschaft Paroli bieten<br />

können: Es ist Zeit zu handeln, um vernünftige<br />

und attraktive Beschäftigungsbe<strong>di</strong>ngungen<br />

zu schaffen. Denn gute Arbeit im<br />

öffentlichen Dienst <strong>di</strong>ent den Menschen und<br />

hervorragende Dienste sind im Interesse der<br />

Bürgerinnen und Bürger.<br />

Deutschland 2024<br />

Die Demografiestrategie der <strong>Bund</strong>esregierung<br />

Die <strong>Bund</strong>esregierung hat <strong>di</strong>e Bedeutung des<br />

demografischen Wandels erkannt. Unter der<br />

Federführung des <strong>Bund</strong>esministeriums des Innern<br />

wurden Arbeitsgruppen gebildet, um <strong>di</strong>e<br />

Chancen und Potenziale des demografischen<br />

Wandels zu analysieren und eine Demografiestrategie<br />

zu deren Nutzung zu entwickeln.<br />

Diese Arbeitsgruppen wurden am 4. Oktober<br />

2<strong>01</strong>2 auf einem Demografiegipfel der <strong>Bund</strong>esregierung<br />

eingesetzt, um in verschiedenen<br />

Handlungsfeldern (A bis F) konkrete Ziele<br />

zu benennen und Maßnahmen zu deren <strong>Ver</strong>wirklichung<br />

aufzuzeigen.<br />

Handlungsfelder:<br />

_A Familie als Gemeinschaft stärken<br />

_B Motiviert, qualifiziert und gesund arbeiten<br />

bund + l änder journal<br />

03


_C Selbstbestimmtes Leben im Alter<br />

_D Lebensqualität in ländlichen Räumen und<br />

integrative Stadtpolitik fördern<br />

_E Grundlagen für nachhaltiges Wachstum<br />

und Wohlstand sichern<br />

_F Handlungsfähigkeit des Staates<br />

Die Handlungsfähigkeit des Staates ist dabei<br />

naturgemäß stark abhängig von der Handlungsfähigkeit<br />

des öffentlichen Dienstes. Die<br />

Dienstleistungsgewerkschaft ver.<strong>di</strong> arbeitet<br />

daher (unter anderem) in der Arbeitsgruppe<br />

„Der öffentliche Dienst als attraktiver und<br />

moderner Arbeitgeber“ mit, um <strong>di</strong>e Chance<br />

zur Gestaltung guter Arbeits- und Beschäftigungsbe<strong>di</strong>ngungen<br />

zu nutzen. Neben zahlreichen<br />

<strong>Ver</strong>tretern einzelner <strong>Bund</strong>esministerien<br />

setzt sich <strong>di</strong>e Gruppe aus zwei <strong>Ver</strong>tretern der<br />

<strong>Länder</strong> sowie dem Landkreistag als <strong>Ver</strong>treter<br />

für <strong>di</strong>e Kommunen zusammen.<br />

Eine der ersten Maßnahmen der Arbeitsgruppe<br />

war <strong>di</strong>e Erarbeitung von Leitlinien als strategischen<br />

Zielen:<br />

_1 Die Leistungsfähigkeit der <strong>Ver</strong>waltung lässt<br />

sich nur erhalten, wenn der öffentliche Dienst<br />

für Fachkräfte und qualifizierte Nachwuchskräfte<br />

attraktiv bleibt. Die Potenziale der Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter müssen durch<br />

in<strong>di</strong>viduell zugeschnittene Förderung ihrer<br />

Kompetenzen während des gesamten Berufslebens<br />

besser genutzt werden.<br />

_2 Familienfreundliche Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen für<br />

alle Beschäftigten sind ein Wettbewerbsvorteil,<br />

um Fachkräfte für den öffentlichen Dienst<br />

zu gewinnen und zu sichern. Sie tragen auch<br />

dazu bei, <strong>di</strong>e Erwerbspotenziale insbesondere<br />

von Frauen zu steigern oder zu binden.<br />

_3 Der Anteil älterer, erwerbstätiger Menschen<br />

ist in den letzten Jahren gestiegen und wird<br />

in den nächsten Jahren weiter steigen. Um<br />

<strong>di</strong>e Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten auch<br />

mit zunehmendem Alter zu erhalten, müssen<br />

<strong>di</strong>e Beschäftigten ihrer Lebensphase entsprechend<br />

hinreichend unterstützt und auch der<br />

öffentliche Dienst für eine Kultur des längeren<br />

Arbeitens sensibilisiert werden.<br />

Das Ergebnis der Arbeitsgruppe soll im April<br />

2<strong>01</strong>3 vorgestellt werden. Maßnahmen der Demografiestrategie<br />

dürften sich vor allem auf<br />

den <strong>Bund</strong> konzentrieren. Schon jetzt ist aber<br />

klar, dass der Personalbedarf enorm ansteigen<br />

wird, denn:<br />

Heute arbeiten im unmittelbaren öffentlichen<br />

Dienst rund 3,6 Mio. Menschen. Um <strong>di</strong>e<br />

vielfältiger und komplexer werdenden öffentlichen<br />

Aufgaben wahrnehmen zu können,<br />

muss der Personalbstand eher wachsen als<br />

schrumpfen.<br />

Fast 20 Prozent der Beschäftigten des öffentlichen<br />

Dienstes werden in den nächsten<br />

zehn Jahren aus Altersgründen ausscheiden.<br />

Daher benötigen <strong>di</strong>e Gebietskörperschaften<br />

rund 760.000 junge Menschen als Nachwuchs.<br />

Bewertung der Demografiestrategie<br />

Die Demografiestrategie entspricht der auch<br />

von ver.<strong>di</strong> geforderten ganzheitlichen Betrachtungsweise<br />

der Arbeits- und Lebensbe<strong>di</strong>ngungen<br />

der Menschen. Dieser Blickwinkel berücksichtigt<br />

<strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>änderung der Relationen von<br />

älterer und jüngerer Generation in einer sich<br />

wandelnden Gesellschaft und reduziert den sogenannten<br />

demografischen Wandel nicht auf<br />

<strong>di</strong>e länger lebende ältere Generation. Andererseits<br />

hält <strong>di</strong>e <strong>Bund</strong>esregierung trotz aller negativen<br />

In<strong>di</strong>katoren, wie dem Beschäftigungsanteil<br />

Älterer oder der Höhe der Altersrente,<br />

an der Rente erst ab 67 Jahren fest.<br />

Die Ziele und Schwerpunktmaßnahmen entsprechen<br />

zum einen den bereits von der <strong>Bund</strong>esregierung<br />

verfolgten politischen Leitlinien<br />

(Schuldenbremse, Fiskalpakt) bzw. sind bereits<br />

als Gesetze verabschiedet (z. B. Anerkennung<br />

der im Ausland erworbenen Qualifikationen).<br />

Teilweise befinden sie sich in der Beratung (z.<br />

B. Zuschussrente, Kombirente, „Pflege-Bahr“),<br />

sind als Maßnahmen/Programme auf den Weg<br />

gebracht (z. B. Fachkräfteallianz / Reform der<br />

Pflegeausbildung) oder wurden öffentlich<br />

verkündet (Maßnahmen zur Bewältigung des<br />

Fachkräftemangels im Erziehungs<strong>di</strong>enst durch<br />

angelernte Kräfte).<br />

Die Demografiestrategie ist zum anderen ein<br />

Dialogangebot an <strong>Länder</strong> und Kommunen,<br />

Wirtschaft und Gewerkschaften sowie Akteure<br />

aus den Wohlfahrtsverbänden usw.<br />

Anforderungen an ein geändertes Personalmanagement<br />

Welche Auwirkungen hat nun <strong>di</strong>e Demografiestrategie<br />

der <strong>Bund</strong>esregierung auf <strong>di</strong>e Personalstrategie<br />

der öffentlichen Hand? Eine<br />

allgemeingültige Antwort auf <strong>di</strong>e Frage, wie<br />

auf demografische <strong>Ver</strong>änderungen im Personalmanagement<br />

reagiert werden soll, gibt es<br />

nicht. Einige Handlungsmöglichkeiten liegen<br />

beispielsweise in der Personalsteuerung und<br />

im Gesundheitsmanagement.<br />

Personalbedarfsberechnung als Grundlage der<br />

Personalsteuerung:<br />

Der Personalbedarf ist <strong>di</strong>e Anzahl der Stellen,<br />

<strong>di</strong>e in einer Organisationseinheit zu einem<br />

bestimmten Zeitpunkt / für einen bestimmten<br />

Zeitraum für <strong>di</strong>e anforderungsgerechte Erfüllung<br />

der Aufgaben benötigt werden.<br />

Der Personalbedarf kann in quantitativer,<br />

qualitativer, örtlicher und zeitlicher Hinsicht<br />

ermittelt werden. Welche Bedarfsermittlungsmethode<br />

(z. B. summarische oder analytische<br />

Bedarfsermittlung) auch angewendet wird:<br />

Dem qualitativen Bewertungsmaßstab muss<br />

größere Bedeutung zugemessen werden.<br />

Einige Aspekte des Gesundheitsmanagements<br />

(Health Care Management):<br />

Personalbedarfsplanung (Controlling zu Personal-<br />

und Altersstruktur)<br />

Gesundheitsfürsorge (Dienstvereinbarung,<br />

u. a. zu Gesundheitscheck)<br />

alters- und alternsgerechtes Arbeiten<br />

<strong>Ver</strong>besserung der Arbeitsorganisation und<br />

der Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />

Optimierung des Arbeitsschutzes<br />

Führungskompetenz<br />

Personalentwicklung<br />

in<strong>di</strong>viduell (u. a. betriebliches Eingliederungsmanagement)<br />

Was am Ende gemacht wird, hängt entscheidend<br />

von der jeweiligen Lage in <strong>Ver</strong>waltung<br />

und Betrieb ab. Der öffentliche Dienst ist vielschichtig,<br />

also bedarf es auch vielfältiger Herangehensweisen.<br />

04<br />

bund + l änder journal


Fazit und Ausblick<br />

Was <strong>di</strong>e Menschen im öffentlichen Dienst leisten,<br />

kann sich sehen lassen. Hochwertige öffentliche<br />

Dienstleistungen für Bürgerinnen und<br />

Bürger und stabile <strong>Ver</strong>hältnisse sind eine wichtige<br />

Grundlage für den Zusammenhalt in unserer<br />

Gesellschaft, nicht zuletzt aber auch für<br />

das Handeln der Privatwirtschaft. Damit <strong>di</strong>es<br />

so bleibt und um der Dynamik seines Umfeldes<br />

gerecht zu werden, muss sich der öffentliche<br />

Dienst neu justieren.<br />

Vor <strong>di</strong>esem Hintergrund erfordert besonders<br />

der demografische Wandel personalpolitische<br />

Weichenstellungen in Form von erfolgreicher<br />

Nachwuchskräfteentwicklung und Schaffung<br />

attraktiver Beschäftigungsbe<strong>di</strong>ngungen. Bei<br />

allen Unterschieden zwischen Gewerkschaften<br />

und Arbeitgebern: Uns eint das Ziel, einen<br />

leistungsfähigen öffentlichen Dienst zu erhalten<br />

und fortzuentwickeln.<br />

Bei der Nachwuchskräfteentwicklung gilt es,<br />

bereits in den Schulen und Hochschulen für<br />

<strong>di</strong>e Vielzahl interessanter und abwechslungsreicher<br />

Berufe im öffentlichen Dienst zu werben.<br />

Nötig sind jedoch auch finanzielle Anreize.<br />

Für <strong>di</strong>e Beschäftigten in den Städten und Gemeinden,<br />

in Landesverwaltungen und in der<br />

<strong>Bund</strong>esverwaltung bedarf es vor allem:<br />

familienorientierter Arbeitszeiten,<br />

der Gesundheitsförderung,<br />

alternsgerechter Gestaltung der Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen,<br />

stärkerer Anerkennung von tatsächlich wahrgenommener<br />

<strong>Ver</strong>antwortung und<br />

einer systematischen Personalentwicklung,<br />

<strong>di</strong>e Weiterbildung fordert und fördert.<br />

Die <strong>Ver</strong>waltung und <strong>di</strong>e Bürgerinnen und Bürger<br />

profitieren von qualifizierten Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern. Doch auch für <strong>di</strong>e<br />

Beschäftigten selbst muss ihr Engagement<br />

durch bessere berufliche Perspektiven anerkannt<br />

werden.<br />

ver.<strong>di</strong> betrachtet <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>waltung als eine Art<br />

„atmende“ Organisation, <strong>di</strong>e durch intelligente<br />

Konzepte dafür sorgt, dass durch einen<br />

flexiblen Ruhestandseintritt der Erhalt von<br />

Erfahrung und Wissen sowie eine bruchlose<br />

Aufgabenerle<strong>di</strong>gung sichergestellt werden.<br />

Daher begrüßt <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>einte Dienstleistungsgewerkschaft<br />

<strong>di</strong>e Initiative der <strong>Bund</strong>esregierung<br />

für eine Demografiestrategie.<br />

Die wesentliche Stärke des öffentlichen Dienstes<br />

liegt in seinen Menschen, <strong>di</strong>e tagtäglich<br />

in den <strong>Ver</strong>waltungen und Betrieben kompetente<br />

und engagierte Arbeit leisten. Der demografische<br />

Wandel bietet <strong>di</strong>e Chance, sich<br />

<strong>di</strong>eser Tatsache wieder bewusster zu werden.<br />

Gute Arbeit im öffentlichen Dienst erfordert<br />

dann eine andere Personalplanung. Eine analytische<br />

Personalbedarfsplanung muss dafür<br />

sorgen, dass <strong>di</strong>e Beschäftigten trotz politischer<br />

Vorgaben für ihre Arbeit keine Überlastung<br />

erfahren. Der von der Politik abgerufene<br />

Aufgabenumfang und <strong>di</strong>e erwartete Arbeitsqualität<br />

können nur mit einem ausreichend<br />

bemessenen Personalbestand erfüllt werden.<br />

Wir werden uns in der gemeinsamen Arbeitsgruppe<br />

mit Ideen und Forderungen im Interesse<br />

der Beschäftigten des öffentlichen Dienstes<br />

einbringen und verstehen uns dabei als gestaltende<br />

Kraft in der Tarif- und Beamtenpolitik.<br />

bund + l änder journal 05


Ausblick auf <strong>di</strong>e Tarifrunde 2<strong>01</strong>3:<br />

Anschluss halten!<br />

Mit etwas über 600 Mrd. Euro werden <strong>di</strong>e Steuereinnahmen<br />

in <strong>di</strong>esem Jahr einen Rekordstand<br />

erreichen. Damit werden sie noch um 5,8 Mrd.<br />

Euro über der Schätzung von Mai 2<strong>01</strong>2 liegen.<br />

Für <strong>di</strong>e Tarifverhandlungen mit der Tarifgemeinschaft<br />

deutscher <strong>Länder</strong> (TdL) Anfang kommenden<br />

Jahres könnten <strong>di</strong>e Voraussetzungen deutlich<br />

schlechter sein.<br />

Die Illusion, <strong>di</strong>ese <strong>Ver</strong>handlungen würden deshalb<br />

ohne größere Konflikte ablaufen, sollten<br />

wir aller<strong>di</strong>ngs von vornherein ausschließen. Wieso?<br />

Anders als 2<strong>01</strong>2 werden <strong>di</strong>e Einnahmen aller<br />

drei Gebietskörperschaften im nächsten Jahr<br />

nur noch wenig steigen. Zusätzlich planen <strong>Bund</strong><br />

und <strong>Länder</strong> ihre Haushalte auf der Grundlage<br />

der Schuldenbremse bereits derzeit sehr restriktiv.<br />

Da gerade <strong>di</strong>e <strong>Bund</strong>esländer <strong>di</strong>e höchsten<br />

Personalausgaben aller drei Gebietskörperschaften<br />

haben, werden <strong>di</strong>e <strong>Länder</strong> in den Tarifverhandlungen<br />

versuchen, <strong>di</strong>e Personalausgabensteigerungen<br />

zu begrenzen.<br />

Mit dem Tarifabschluss vom März 2<strong>01</strong>2 mit dem<br />

<strong>Bund</strong> und den Kommunen haben wir Entgeltsteigerungen<br />

durchsetzen können, an denen<br />

wir uns tarifpolitisch orientieren können. Zum 1.<br />

August 2<strong>01</strong>3 beträgt der durchschnittliche Entgeltabstand<br />

zwischen den Tabellen des TVöD<br />

und des TV-L 3,6 Prozent.<br />

Zusätzlich wird es unser Ziel sein müssen, <strong>di</strong>e<br />

zum TVAöD durchgesetzte Übernahmeregelung<br />

für Auszubildende nunmehr auch mit den <strong>Länder</strong>n<br />

zu vereinbaren.<br />

Belastet werden <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>handlungen mit der Kün<strong>di</strong>gung<br />

des § 26 Abs. 1 TV-L durch <strong>di</strong>e TdL und<br />

der Ankün<strong>di</strong>gung, ab dem 1. Januar 2<strong>01</strong>3 neu<br />

eingestellten Beschäftigten nur noch einen Urlaubsanspruch<br />

von 26 Arbeitstagen zu gewähren.<br />

Unser Ziel ist damit klar: Wir wollen an den tarifpolitischen<br />

Erfolg des Jahres 2<strong>01</strong>2 anknüpfen<br />

und Anschluss an <strong>di</strong>e Entgeltsteigerungen<br />

zum TVöD halten. Den Beschäftigten müssen<br />

wir sagen: Es wird keine Geschenke geben. Für<br />

ein akzeptables Ergebnis werden wir streiten<br />

müssen: Ohne Aktionen in den Betrieben und<br />

<strong>Ver</strong>waltungen wird sich am <strong>Ver</strong>handlungstisch<br />

nichts bewegen!<br />

Öffentlicher Dienst<br />

ist Vorreiter bei prekärer Beschäftigung<br />

Fast jede/r sechste Arbeitnehmer/In nur befristet beschäftigt<br />

den gilt das nicht! Das sind satte 15,1% oder<br />

anders ausgedrückt: Fast jede/r sechste ArbeitnehmerIn<br />

im ÖD hat nur einen befristeten <strong>Ver</strong>trag.<br />

Die Zahl der befristet Beschäftigten ist in<br />

den letzten zehn Jahren dramatisch angestiegen.<br />

Im gleichen Zeitraum wurden bei <strong>Bund</strong>,<br />

<strong>Länder</strong>n und Gemeinden mehr als 250.000 unbefristete<br />

Stellen abgebaut.<br />

Angesichts der Zahlen kann man nur in Zynismus<br />

verfallen: Das Arbeitsplatzrisiko im öffent-<br />

Die Zahl der Beschäftigten bei <strong>Bund</strong>, <strong>Länder</strong>n<br />

und Gemeinden steigt rasant - aber leider nur<br />

<strong>di</strong>e Zahl der befristet Beschäftigten. Für alle<br />

anderen gilt: rasanter Personalabbau, stän<strong>di</strong>ge<br />

Arbeitsver<strong>di</strong>chtung und steigender Krankenstand.<br />

Damit übernimmt der öffentliche Dienst<br />

eine Vorreiterrolle bei prekärer Beschäftigung!<br />

Die Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst sind sicher?<br />

Zumindest für <strong>di</strong>e 371.715 befristet<br />

Beschäftigten bei <strong>Bund</strong>, <strong>Länder</strong>n und Gemeinlichen<br />

Dienst ist personifiziert. Um den Job zittern<br />

müssen <strong>di</strong>e Befristeten, und das häufig bis<br />

zur letzten Sekunde. Denn <strong>di</strong>e Dienststellen sind<br />

nicht gerade für vorausschauende Personalplanung<br />

bekannt. So entscheidet sich häufig erst<br />

wenige Tage vor Ablauf des <strong>Ver</strong>trages, ob eine<br />

– häufig wieder befristete – Weiterbeschäftigung<br />

möglich ist - oder eben <strong>di</strong>e Entlassung<br />

in <strong>di</strong>e Arbeitslosigkeit erfolgt.<br />

Michael Kötzing<br />

06<br />

bund + l änder journal


Öffentlich ist wesentlich -<br />

wesentlich ist weiblich<br />

aus dem Fachbereichsfrauenvorstand<br />

Für <strong>di</strong>e Anerkennung von Frauen im<br />

öffentlichen Dienst muss noch viel<br />

getan werden.<br />

Wir sind bereits einen weiten Weg gegangen,<br />

aber noch nicht am Ziel.<br />

Der <strong>Bund</strong>esfrauenvorstand des Fachbereichs 6<br />

hat bereits im letzten Jahr beschlossen, allen<br />

interessierten Frauen im Fachbereich <strong>Bund</strong>/<br />

<strong>Länder</strong> zu informieren über interessante Urteile,<br />

rechtliche Regelungen und geplante <strong>Ver</strong>anstaltungen.<br />

Dazu soll ein Newsletter entwickelt<br />

werden, den jede interessierte ver.<br />

<strong>di</strong>-Kollegin im Fachbereich beziehen kann.<br />

Die ersten Beispiele sind im Internet eingestellt<br />

und zu finden auf der Seite des <strong>Bund</strong>esfrauenvorstands:<br />

AG Urteil vom 21.6.2<strong>01</strong>2 Erteilung einer<br />

Falschauskunft als In<strong>di</strong>z für Diskriminierung<br />

BAG Urteil außer<strong>di</strong>enstliche Aktivitäten für<br />

<strong>di</strong>e NPD und JN als Kün<strong>di</strong>gungsrund vom<br />

6.9.2<strong>01</strong>2<br />

Urlaubsanspruch bei langjährig ruhendem<br />

Arbeitsverhältnis (Krankheit)<br />

Der Frauenarbeit im Fachbereich fehlt der Unterbau<br />

in den Landesbezirksfachbereichen,<br />

es mangelt vor allem an der Beteiligung von<br />

Frauen in der Tarifarbeit und bei der Besetzung<br />

von gewerkschaftspolitisch wichtigen<br />

Funktionen durch Frauen.<br />

Die Wertschätzung der Frauenarbeit ist noch<br />

nicht da, wo sie sein sollte. Das wollen wir<br />

ändern und erwarten dazu auch eine Unterstützung<br />

unserer Kollegen.<br />

Bislang sind wir Frauen mehrheitlich gefragt,<br />

wenn es um Bekämpfung von Diskriminierung,<br />

<strong>Ver</strong>einbarkeit von Familie und Beruf, gleiche<br />

Bezahlung für gleichwertige Arbeit, Teilzeitbeschäftigung,<br />

etc. geht. Doch viele <strong>di</strong>eser<br />

Themen betreffen auch <strong>di</strong>e Männer, insbesondere<br />

<strong>di</strong>e jüngere Generation, <strong>di</strong>e andere<br />

Vorstellungen von Arbeit und Leben haben.<br />

Wir wünschen uns bereits seit Jahren, dass<br />

<strong>di</strong>ese Themen für <strong>di</strong>e gesamte Organisation<br />

von vorrangiger Bedeutung werden. Wie<br />

lange wird noch gewartet und zugesehen,<br />

wie wir sogenannten „Frau-Frauen“ uns <strong>di</strong>e<br />

Stirne blutig rennen, oft ohne jegliche Unterstützung<br />

und nur um eine müdes Lächeln<br />

von manchen Kollegen und auch Kolleginnen<br />

einzufangen? Profitieren wir nicht alle<br />

durch <strong>di</strong>e Gleichstellung von Mann und Frau?<br />

Wir wollen nicht mehr über Anträge zur Quotierung<br />

streiten, wenn wir bereits mehrere<br />

Schritte weiter sein könnten.<br />

Wir wollen endlich mit allen Beteiligten den<br />

nächsten Schritt gehen und <strong>di</strong>ese Organisation<br />

auch als eine erkennen dürfen, welche<br />

sich für <strong>di</strong>e Belange von Frauen einsetzt.<br />

Der <strong>Bund</strong>esfachbereichsfrauenvorstand wird<br />

sich, wie in der <strong>Ver</strong>gangenheit, weiter für <strong>di</strong>e<br />

Gleichstellung von Frauen und Männern in<br />

allen Bereichen der Arbeitswelt im Fachbereich<br />

6 und ver.<strong>di</strong> einsetzen. Wir sind zuversichtlich,<br />

dass auch in Zukunft ein Fortschritt<br />

erkennbar sein wird. Wie groß <strong>di</strong>eser Fortschritt<br />

sein wird, liegt an uns allen.<br />

Sylvia Mölls, Vorsitzende<br />

News++Neuigkeiten++Aktuelles<br />

[Aktuelle Rechtsprechung] TS Berichtet<br />

Nummer 14/2<strong>01</strong>2 „BAG-Urteil zum Urlaubsanspruch“<br />

In 2<strong>01</strong>3 plant der <strong>Bund</strong>esfrauenvorstand ein<br />

Netzwerk für Frauenbeauftragte und Personalratsmitglieder<br />

zu knüpfen, damit beide ihre<br />

Möglichkeiten zur Zusammenarbeit im Interesse<br />

der weiblichen Beschäftigten nutzen<br />

können. Dazu sind ein Seminar zum Thema<br />

Gesundheitsmanagement und Handlungsmöglichkeiten<br />

für Frauenbeauftrage und Personalratsmitglieder<br />

geplant ebenso wie eine<br />

gemeinsame Sitzung des <strong>Bund</strong>esfrauenvorstands<br />

des Fachbereichs 6 mit den Frauenbeauftragten<br />

zum Thema Frauen in Führungsfunktionen<br />

im Öffentlichen Dienst des <strong>Bund</strong>es<br />

und der <strong>Länder</strong>.<br />

Personelles<br />

Liebe Sigrid Müller,<br />

wir als <strong>Bund</strong>esfachbereichsfrauenvorstand<br />

FB 6 bedanken uns auf <strong>di</strong>esem Wege bei Dir<br />

ganz ganz herzlich für <strong>di</strong>e tolle Zusammenarbeit<br />

und wünschen Dir alles erdenklich Gute<br />

für <strong>di</strong>e Zukunft.<br />

Du hast mit uns gekämpft, Dich für uns aufgeopfert,<br />

Unmögliches möglich gemacht und<br />

bist uns immer zur Seite gestanden, vor allem<br />

dann, wenn es nicht einfach war.<br />

Was Du alles für uns getan hast, können wir<br />

hier nicht benennen, soviel Platz ist nicht im<br />

<strong>Journal</strong>. Aber sei versichert, dass wir das, was<br />

Du für uns getan hast, nicht vergessen werden.<br />

Es war eine schöne Zeit mit Dir,<br />

danke Dir dafür<br />

+++++++++++++++++++++++++++++++<br />

Der <strong>Bund</strong>esfachbereichsfrauenvorstand<br />

stellt seine “NEUE” vor<br />

Seit Oktober hat Antje Schumacher-Bergelin<br />

<strong>di</strong>e Betreuung des Frauenvorstands im Fachbereich<br />

06 übernommen. Für sie kein Neuland,<br />

da sie bereits seit 1981 in der Frauenarbeit<br />

verwurzelt ist. Seit <strong>di</strong>eser Zeit hat sie<br />

<strong>di</strong>e politische Frauenabreit begleitet. Mit Beginn<br />

ihrer Tätigkeit für <strong>di</strong>e Gewerkschaft DAG<br />

und später ver.<strong>di</strong> hat sie <strong>di</strong>e gewerkschaftliche<br />

Frauenpolitik aktiv begleitet. Nach unterschiedlichen<br />

Stationen in ver.<strong>di</strong> ist sie jetzt<br />

bei uns. Ein aller aller herzlichstes Willkommen<br />

von Seiten des <strong>Bund</strong>esfachbereichsfrauenvorstands<br />

FB 06. Wir freuen uns auf<br />

eine vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit.<br />

Wir hatten bereits Gelegenheit<br />

uns bei einer ersten gemeinsamen Sitzung<br />

Ende Oktober zu beschnuppern.<br />

Es passt!<br />

Liebe Antje, wir wünschen Dir alles<br />

erdenklich Gute im Fachbereich 06<br />

bund + l änder journal 07


<strong>Bund</strong>es- und Landesverwaltungen<br />

<strong>Bund</strong>esfachkommission Landesverwaltungen in München<br />

Aus der Arbeit der<br />

<strong>Bund</strong>esfachkommission Landesverwaltungen<br />

Am 26. und 27. März tagte <strong>di</strong>e <strong>Bund</strong>esfachkommission<br />

Landesverwaltungen in Köln.<br />

Neben dem Bericht zur Sitzung des <strong>Bund</strong>esfachgruppenvorstandes<br />

<strong>Bund</strong>es- und Landesverwaltungen<br />

wurde das im August stattfindende Seminar<br />

für <strong>di</strong>e Vorsitzenden der Hauptpersonalräte<br />

der Innenministerien von <strong>Bund</strong> und <strong>Länder</strong>n vorbereitet.<br />

Weitere Themen waren <strong>di</strong>e derzeit stattfindenden<br />

Tarifverhandlungen für <strong>di</strong>e Bereiche<br />

<strong>Bund</strong> und Kommunen sowie der aktuelle Stand<br />

zur offenen Frage der Entgeltordnung TV-öD.<br />

Den Abschluss bildete ein Gespräch mit der Kölner<br />

Regierungspräsidentin Gisela Walsken, <strong>di</strong>e<br />

seit dem Regierungswechsel in Nordrhein-Westfalen<br />

im Amt ist.<br />

Die zweite Sitzung der <strong>Bund</strong>esfachkommission<br />

fand am 22. und 23. Oktober in München statt.<br />

Es gab einen kurzen Rückblick auf das letzte Seminar<br />

der Hauptpersonalratsvorsitzenden der Innenministerien<br />

und im Anschluss einen Bericht<br />

der <strong>Bund</strong>esfachgruppe <strong>Bund</strong>es- und Landesverwaltungen.<br />

Ein weiteres Thema war <strong>di</strong>e aktuelle<br />

Tarifsituation. Darüber hinaus konnte man Christa<br />

Naaß (SPD), bayerische Landtagsabgeordnete,<br />

<strong>di</strong>e zudem Mitglied des Haushaltsausschusses<br />

und im Ausschuss für Fragen des Öffentlichen<br />

Dienstes ist, zur Sitzung begrüßen. Hierbei kam<br />

zur Sprache, dass Bayern nach Vorstellung der<br />

Landesregierung bis 2030 seine Gesamtschulden<br />

von 32 Mrd. Euro komplett abbauen will, wobei<br />

Stellenabbau dabei naturgemäß ein Ansatz ist.<br />

Die bereits jetzt herrschende Unterbesetzung in<br />

der Steuerverwaltung ist aus ihrer Sicht der falsche<br />

Weg, weil dem Land dadurch erhebliche<br />

Steuereinnahmen verloren gehen.<br />

Zum Abschluss wurde der bisherige Betreuungssekretär,<br />

Josef Fehlandt, verabschiedet, der inzwischen<br />

wieder in Bayern tätig ist. Das Gremium<br />

dankte ihm für seine engagierte Arbeit und<br />

wünschte ihm für seine neue Tätigkeit im Fachbereich<br />

3 des Bezirks Niederbayern alles Gute.<br />

Die nächste Sitzung der Fachkommission<br />

findet am 11. und 12. März 2<strong>01</strong>3 in<br />

Berlin statt.<br />

v.l.n.r.: Hildrun Grünzig, Josef Fehlandt und Wolfgang Schmidt<br />

<strong>Bund</strong>esfachkommission Landesverwaltungen in Köln<br />

08<br />

bund + l änder journal


HPR-Vorsitzende<br />

der Innenministerien tagten in Berlin<br />

Vom 13. bis 15. August 2<strong>01</strong>2 fand das <strong>di</strong>esjährige<br />

Treffen der Vorsitzenden aus den<br />

Hauptpersonalräten der Innenministerien<br />

von <strong>Bund</strong> und <strong>Länder</strong>n zu einem gemeinsamen<br />

Seminar mit Erfahrungsaustausch in der<br />

ver.<strong>di</strong>-Bildungsstätte am Wannsee in Berlin<br />

statt. Erstmals waren alle <strong>Bund</strong>esländer und<br />

das <strong>Bund</strong>esinnenministerium vertreten. Das<br />

unterstreicht erneut eindrucksvoll den Bedarf<br />

und das hohe Interesse an <strong>di</strong>eser jährlich<br />

wiederkehrenden <strong>Ver</strong>anstaltung, an der<br />

auch einige Mitglieder der <strong>Bund</strong>esfachkommission<br />

<strong>Länder</strong> teilnahmen.<br />

Deren Vorsitzender, Wolfgang Schmidt aus<br />

Niedersachsen, leitete <strong>di</strong>e Tagung und wurde<br />

von hauptamtlicher Seite unterstützt durch Josef<br />

Fehlandt als betreuenden Sekretär aus dem<br />

Fachbereich 6 der ver.<strong>di</strong> <strong>Bund</strong>esverwaltung.<br />

Zum Gelingen der <strong>Ver</strong>anstaltung trugen auch<br />

<strong>di</strong>e Referenten Markus Nöthen mit dem Thema<br />

„Belastungen und Gesundheit am Arbeitsplatz<br />

- Beteiligungsmöglichkeiten der betrieblichen<br />

Interessenvertretungen“, Dr. Horst Riesenberg-<br />

Mordeja, beide ver.<strong>di</strong> <strong>Bund</strong>esverwaltung, mit<br />

dem Thema Reform der Unfallverhütungsvorschriften<br />

und Klaus Heß (DGB) mit dem Thema<br />

„Personalentwicklung, Arbeitsorganisation,<br />

Führung und Gesundheitsschutz im Fokus der<br />

demographischen Entwicklung“ bei.<br />

Außerdem informierte Achim Mehrkamp <strong>di</strong>e<br />

Tagungsteilnehmer über <strong>di</strong>e aktuelle Tarifsituation<br />

bei der Tarifrunde 2<strong>01</strong>3 der <strong>Länder</strong> und<br />

über <strong>di</strong>e Entgeltordnung TV-L.<br />

Die Teilnehmer des HPR Seminars mit Achim Meerkamp (dritter von links)<br />

bund + l änder journal 09


Bau und liegenschaften<br />

Staatliches Bau- und Immobilienmanagement Sachsen<br />

ein Totsparpotenzial ohne Ende?“<br />

DenkanstoSS – Öffentliches Bauen und Betreiben –<br />

kann man da noch mehr sparen?<br />

„Wer wenn er kann nicht investiert,<br />

plant seinen Untergang…“ könnte man<br />

meinen war der kluge Leitspruch der Sächsischen<br />

Regierungen von 1990 bis heute.<br />

Mustergültig hat Sachsen hohe Summen in<br />

öffentliche Infrastruktur, Gebäude, Grundstücke<br />

und Kultureinrichtungen investiert.<br />

Das zahlt sich aus, aber das wirkt auch nach!<br />

Zur Umsetzung <strong>di</strong>eser immensen Summen im<br />

dreistelligen Mrd. – Umfang hat sich der Freistaat<br />

Strukturen geschaffen, <strong>di</strong>e <strong>di</strong>ese Erfolgsgeschichte<br />

nicht nur überhaupt erst ermöglichten<br />

sondern auch in <strong>di</strong>e Tat umsetzten.<br />

Prinzipiell ist das in anderen <strong>Bund</strong>esländern<br />

nicht anders.<br />

Qualitativ hat der Freistaat jedoch im Bereich<br />

der Bauinvestitionen und der Immobilienbewirtschaftung<br />

von Anbeginn an in hohem<br />

Maße auf private Dienstleistung in seinem<br />

Auftrag und unter seiner Kontrolle gesetzt.<br />

Das ermöglichte eine sehr schlanke <strong>Ver</strong>waltung<br />

des Bau- und Betriebsmanagements<br />

der staatlichen Gebäude, Einrichtungen und<br />

Grundstücke, ohne <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>antwortung und<br />

den öffentlichen Interessen geschuldete Einflussnahme<br />

„aus der Hand zu geben“.<br />

Auch <strong>di</strong>esbezüglich hat der Freistaat erfolgreich<br />

und mustergültig gearbeitet!<br />

Seine <strong>Ver</strong>mögens- und Hochbauverwaltung<br />

hat bei seit 1992 bereits um ca. 30% gesunkenen<br />

Personalbestand, skandalfrei, korruptionssicher,<br />

mittelstandsfördernd und <strong>di</strong>e „freien<br />

Berufe“ unterstützend um <strong>di</strong>e 10 Mrd. Euro<br />

sichtbare Bauinvestitionen nur in den staatlichen<br />

Gebäuden und Anlagen umgesetzt. Seit<br />

2003 löste der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien-<br />

und Baumanagement (SIB) <strong>di</strong>e vorherige<br />

<strong>Ver</strong>waltung ab.<br />

Zugleich wurden und werden von <strong>di</strong>eser Institution<br />

all <strong>di</strong>e nun aufgerüsteten, technisierten<br />

Gebäude der Hochschulen, Ministerien,<br />

<strong>Ver</strong>waltungen, Schlösser- und Burgen, Polizei<strong>di</strong>enststellen,<br />

der Landtag selbst…. bewirtschaftet,<br />

erhalten, gepflegt und betrieben.<br />

Dazu gehört auch Standsicherheit, <strong>Ver</strong>kehrssicherheit,<br />

Kulturwert und einfach gelebte<br />

Sächsische Identität unserer Städte und Gemeinden!<br />

Immobilien- und Grundstücks- Eigentum<br />

von ca. 7 Mio m² BGF und 5000 Gebäuden<br />

verpflichtet! ...verpflichtet<br />

auch zu staatlichem Handeln und zu<br />

staatlichem Aufwand, auch zu Personalaufwand!<br />

Die Wahrnehmung der Eigentümerverpflichtung<br />

erfordert eine den steigenden<br />

Anforderungen angepasste<br />

Personalausstattung des zentralzustän<strong>di</strong>gen<br />

Staatsbetriebes SIB.<br />

Die hier verbliebenen Überwachungs- / Steuerungs-<br />

und Eigentümerfunktionen über den<br />

bisherigen Umfang nur zum Zwecke des Stellenabbaus<br />

an Dritte zu übertragen<br />

führt zu Zuständen wie beim Bau der Kölner<br />

U-Bahn, der GAGFAH in Dresden oder unserer<br />

unübersehbar wohl zu wenig kontrollierten<br />

Sachsen LB.<br />

Sie wäre gleichbedeutend der Übertragung<br />

der Kontrolle Privater durch Private<br />

mit Eigeninteresse an Stelle der<br />

grundgesetzlichen <strong>Ver</strong>pflichtungen<br />

des Freistaates!<br />

Bernd Rudolph<br />

10<br />

bund + l änder journal


<strong>Ver</strong>abschiedung des<br />

Fachgruppenvorstandsmitgliedes Walter Hermen<br />

Bei der Herbstsitzung des <strong>Bund</strong>esfachgruppenvorstandes<br />

Bau- und Liegenschaftsmanagement<br />

wurde das langjährige Vorstandsmitglied<br />

Walter Hermen, mit einem Buchgeschenk als<br />

Dank für sein großes Engagement, seine fachlichen<br />

Ratschläge und seine Kollegialität, mit<br />

großem Applaus verabschiedet.<br />

In seiner Rede ging der <strong>Bund</strong>esfachgruppenvorsitzende<br />

Horst Hartmann auf <strong>di</strong>e vielen<br />

Aktivitäten an denen der Kollege Walter<br />

Hermen beteiligt war ein, dazu gehören Gespräche<br />

mit Mitgliedern des Bauausschusses<br />

des <strong>Bund</strong>estages, Gespräche <strong>Bund</strong>estagsabgeordneten,<br />

den Abteilungsleitern Hochbau<br />

des <strong>Bund</strong>esministerium für <strong>Ver</strong>kehr, Bau<br />

und Stadtentwicklung und vielen anderen<br />

Gesprächspartnern der <strong>Bund</strong>esfachgruppe.<br />

Bereits am 29.5.2<strong>01</strong>2 wurde er, der auch seit<br />

der Gründung des LBB 1998 Vorsitzende des<br />

Gesamtpersonalrates im Landesbetrieb Liegenschafts-<br />

und Baubetreuung (LBB) und seit<br />

20 Jahren noch örtlicher Personalratsvorsitzender<br />

in der Niederlassung Trier war, vom<br />

Staatssekretär Salvatore Barbaro in den Ruhestand<br />

verabschiedet. In seiner Rede hob der<br />

Staatssekretär hervor, dass Walter Hermen<br />

„mit seinen Kenntnissen und dem entschiedenen<br />

Eintreten für <strong>di</strong>e Belange der Beschäftigten<br />

den Landesbetrieb stark geprägt“ hat.<br />

Sein Nachfolger im <strong>Bund</strong>esfachgruppenvorstand<br />

ist Werner Schwarz.<br />

Impressum<br />

Herausgeberin<br />

ver.<strong>di</strong> – <strong>Ver</strong>einte Dienstleistungsgewerkschaft<br />

Achim Meerkamp<br />

Mitglied des <strong>Bund</strong>esvorstandes<br />

Fachbereich <strong>Bund</strong> und <strong>Länder</strong><br />

Paula-Thiede-Ufer 10<br />

1<strong>01</strong>79 Berlin<br />

Redaktion<br />

Michael Peters<br />

Barbara Wedehake<br />

Thilo Börner<br />

Atilla Ay<strong>di</strong>nogullari<br />

Antja Schumacher-Bergelin<br />

Redaktionsteam des <strong>Bund</strong>esfachbereichsvorstandes<br />

Redaktionsanschrift<br />

ver.<strong>di</strong> – <strong>Ver</strong>einte Dienstleistungsgewerkschaft,<br />

Fachbereich <strong>Bund</strong> und <strong>Länder</strong> · Paula-Thiede-Ufer 10 · 1<strong>01</strong>79 Berlin<br />

Tel (0 30) - 69 56 - 21 15 · Fax (0 30) - 69 56 - 35 51<br />

redaktion.bul-journal@ver<strong>di</strong>.de<br />

Gestaltung<br />

Dreistil – Büro für Gestaltung, Köln/Bonn<br />

Druck<br />

alpha print me<strong>di</strong>en AG, Darmstadt<br />

Bildnachweise<br />

Katja Boll (S. 18, 19)<br />

bund + l änder journal 11


<strong>Bund</strong>eswehr<br />

Weiter viele Fragen offen<br />

Beschäftigte und Soldaten klagen über<br />

mangelnde Transparenz und Mitbestimmung bei<br />

der Neuausrichtung der <strong>Bund</strong>eswehr<br />

Unter den Soldaten und Zivilbeschäftigten der <strong>Bund</strong>eswehr rumort es. Der Grund:<br />

Die viel beschworene Neuausrichtung der Truppe wird zwar konkreter, aber nicht<br />

transparenter und nachvollziehbarer. Im Gegenteil schwant den Beschäftigten immer<br />

mehr: Eigentlich geht es nur ums Sparen, das heiSSt ums Streichen von Stellen.<br />

Das treibt dann bisweilen seltsame Blüten.<br />

Die Soldaten und Zivilbeschäftigten der <strong>Bund</strong>eswehr<br />

sind einiges gewöhnt. Kaum eine Legislaturperiode,<br />

<strong>di</strong>e ohne eine Reform der Armee<br />

auskam. Es ist ein kontinuierlicher <strong>Ver</strong>änderungsprozess,<br />

eine stetige Umorganisation, dem sich<br />

<strong>di</strong>e Beschäftigten und <strong>di</strong>e Soldaten ausgesetzt<br />

sehen. Da wurde umgebaut, transformiert, neuausgerichtet.<br />

„Letztendlich ging es immer um eine<br />

<strong>Ver</strong>kleinerung der Streitkräfte“, betont Torsten<br />

Schmidt vom Hauptpersonalrat der <strong>Bund</strong>eswehr.<br />

Torsten Schmidt; HPR<br />

Unterm Strich blieben <strong>di</strong>e Reformen – wenn<br />

man sie so nennen mag – Stückwerk: Sie wurden<br />

nie abgeschlossen und schon gar nicht bewertet,<br />

so dass auch nie festgestellt wurde, ob<br />

<strong>di</strong>e eingeschlagene Richtung tatsächlich das gewünschte<br />

Ergebnis brachte. Nun steckt <strong>di</strong>e <strong>Bund</strong>eswehr<br />

schon wieder mitten in einer Reform,<br />

<strong>di</strong>e alle bisherigen Ausmaße sprengt - kaum dass<br />

sie <strong>di</strong>e jüngsten <strong>Ver</strong>änderungsprozesse verdaut<br />

hat. Mehr noch: Eigentlich trifft es immer nur<br />

uns, stellen <strong>di</strong>e Beschäftigtengruppen der Arbeitnehmer,<br />

Beamten und Soldaten fest. Von Reform<br />

zu Reform wurde <strong>di</strong>e Zahl der Zivilbeschäftigten<br />

und der Soldaten reduziert.<br />

Auch bei der Neuausrichtung der <strong>Bund</strong>eswehr,<br />

<strong>di</strong>e nun eingeleitet wurde, steht an erster Stelle<br />

<strong>di</strong>e Reduzierung der Streitkräfte: Neuaufstellung,<br />

Wegfall und vor allem Auflösung – das sind<br />

<strong>di</strong>e großen Stichworte der Reform. Kein Wunder,<br />

dass es den Beschäftigten reichlich schummrig<br />

wird. Kein Wunder, dass sie sich fragen: „Was<br />

wird aus mir?“ Schon gar, da sie vielfach nicht<br />

nachvollziehen können, was alles als Neuausrichtung<br />

fungiert: Um Personalstellen zu reduzieren,<br />

werden Stellen, <strong>di</strong>e bisher bei der <strong>Bund</strong>eswehr<br />

waren, anderen Ministerien zugeschrieben<br />

– obwohl <strong>di</strong>e Beschäftigten weiter am gleichen<br />

Schreibtisch sitzen und <strong>di</strong>e gleiche Arbeit machen,<br />

also fachlich weiter nur mit der <strong>Bund</strong>eswehr<br />

beschäftigt sind.<br />

Oder Beispiel Standortschließungen. Klar ist,<br />

es werden nicht alle bisherigen <strong>Bund</strong>eswehrstandorte<br />

überleben. Da aber bis zum Tag der<br />

Schließung des Standortes <strong>di</strong>e Dienststelle weiter<br />

funktionieren muss, werden <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />

<strong>di</strong>eser Dienststellen nicht auf frei werdende<br />

Stellen in anderen Bereichen versetzt bzw. umgesetzt<br />

werden können. Ob aber dann noch eine<br />

ortsnahe Unterbringung der Betroffenen durch<br />

<strong>di</strong>e Personalführung gewährleistet werden kann,<br />

bleibt das große Risiko der Betroffenen. Matthias<br />

Moseler, Vorsitzender der <strong>Bund</strong>esfachgruppe<br />

<strong>Bund</strong>eswehr, spricht deshalb von einem “sozialen<br />

Chaos“ und „logistischem Dilettantismus“.<br />

Das es so ist, sehen Moseler und Schmidt in der<br />

Vorgehensweise der Reformer begründet: „Da<br />

wird alles unternommen, damit eine politisch vorgegebene<br />

Zahl der Haushaltsstellen beim Zivilpersonal<br />

auf 55.000 sinkt.“ Statt sich zunächst<br />

zu überlegen, welche Aufgaben künftig noch erle<strong>di</strong>gt<br />

werden müssen und entsprechend Personal<br />

einzuplanen, wird umgekehrt gedacht: Das<br />

Personal muss schrumpfen, wie <strong>di</strong>e Aufgaben erle<strong>di</strong>gt<br />

werden sollen, wird wohl später beraten.<br />

Derzeit zählt <strong>di</strong>e <strong>Bund</strong>eswehr etwa 27.300 Beamte<br />

und etwa 53.500 Arbeitnehmerinnen und<br />

Arbeitnehmer. Zirka 5.600 Zivilbeschäftigte sind<br />

in Kooperationsbetrieben der <strong>Bund</strong>eswehr zurzeit<br />

beschäftigt. Sie bleiben der <strong>Bund</strong>eswehr erhalten,<br />

werden jedoch zu der politisch vorgegebenen<br />

Zahl von 55.000 Haushaltsstellen zivil nicht<br />

hinzugerechnet. Ob auch in Zukunft noch ca.<br />

1.400 junge Menschen pro Jahr in der <strong>Bund</strong>eswehr<br />

ausgebildet werden, steht noch nicht fest.<br />

Sicher ist aber: Von den Auszubildenden werden<br />

nur wenige übernommen. In Kooperationsbetrieben<br />

wie der HIL GmbH wird niemand übernommen,<br />

obwohl hier wegen fehlendem Fachpersonal<br />

Instandsetzungsaufträge für viel Geld an <strong>di</strong>e<br />

Industrie vergeben werden müssen.<br />

Oder Beispiel Kasernen: Da werden zukünftig<br />

Anlagen leer stehen, <strong>di</strong>e erst vor kurzem für viel<br />

Geld instand gesetzt wurden. Im Gegenzug sollen<br />

Kasernen neu bezogen werden, <strong>di</strong>e zuerst<br />

mit viel Aufwand renoviert werden müssen. „Da<br />

werden am Reißbrett Menschen hin und her<br />

geschoben, ohne dass ein Sinn erkennbar ist“,<br />

meint Moseler und spricht aus, was viele seiner<br />

Kolleginnen und Kollegen genauso beobachtet<br />

haben. Sie setzen ein immer <strong>di</strong>ckeres Fragezeichen<br />

hinter <strong>di</strong>e Zusage der <strong>Bund</strong>eswehrleitung<br />

und der Politik, dass es bei der Neuausrichtung<br />

der <strong>Bund</strong>eswehr nicht zu sozialen Härten kommen<br />

werde und das sich keiner mit der Reform<br />

schlechter stellen wird als davor.<br />

Doch das ist noch nicht alles: Die <strong>Bund</strong>eswehrleitung<br />

versucht zudem, <strong>di</strong>e Personalräte außen<br />

vor zu lassen und ist sehr schnell bei der Hand<br />

mit der Definition „nicht mitbestimmungspflichtig“.<br />

Kaum nötig zu erwähnen, dass das <strong>di</strong>e Personalräte<br />

meist nicht so sehen. Deshalb gehen<br />

12<br />

bund + l änder journal


Matthias Moseler, Vors. <strong>Bund</strong>esfachgruppe<br />

<strong>di</strong>e Beschäftigen nun einen Schritt weiter: Der<br />

ver.<strong>di</strong>- Fachgruppenvorstand <strong>Bund</strong>eswehr ist dabei,<br />

<strong>di</strong>e zehn „größten Peinlichkeiten“ detailliert<br />

aufzulisten, <strong>di</strong>e <strong>di</strong>e Neuausrichtung bisher hervorgebracht<br />

hat. „Wir wollen <strong>di</strong>e <strong>Bund</strong>eswehrleitung<br />

und <strong>di</strong>e Politik für <strong>di</strong>e Anliegen der Beschäftigten<br />

und der Soldaten sensibilisieren“,<br />

betont Moseler. Zudem will <strong>di</strong>e <strong>Bund</strong>esfachgruppe<br />

alle <strong>Bund</strong>estagsfraktionen anschreiben,<br />

um anzufragen, was <strong>di</strong>e Parteien im Falle einer<br />

künftigen Regierungsverantwortung nach der<br />

<strong>Bund</strong>estagswahl 2<strong>01</strong>3 in Sachen <strong>Bund</strong>eswehrreform<br />

verändern werden. Wenn nötig, könnten<br />

weitere Schritte folgen – damit <strong>di</strong>e Zusagen eingehalten<br />

und <strong>di</strong>e Reform nicht auf dem Rücken<br />

der Beschäftigten ausgetragen wird.<br />

jab<br />

Präsi<strong>di</strong>um der <strong>Bund</strong>esfachgruppe<br />

bei der SPD <strong>Bund</strong>estagsfraktion<br />

De Maizières „Neuausrichtung“ der <strong>Bund</strong>eswehr muss dringend nachgesteuert werden<br />

Die Neustrukturierung der <strong>Bund</strong>eswehr unter der<br />

schwarz-gelben <strong>Bund</strong>esregierung ist auf große<br />

Kritik bei den Soldaten und zivilen Beschäftigten<br />

gestoßen und läßt viele Fragen offen. Beschäftigte<br />

und Soldaten klagen über mangelnde<br />

Transparenz und Mitbestimmung bei der Neuausrichtung<br />

der <strong>Bund</strong>eswehr, so Matthias Moseler,<br />

Vorsitzender der <strong>Bund</strong>esfachgruppe <strong>Bund</strong>eswehr<br />

zum Auftakt des Gespräches.<br />

Nicht der Reformbedarf wird in Gänze in Frage<br />

gestellt, sondern <strong>di</strong>e Umsetzung der Maßnahmen.<br />

Die SPD teilt <strong>di</strong>e Kritik an der neuen Struktur.<br />

Sie hat schon vor zwei Jahren gewarnt, dass<br />

<strong>di</strong>e Reform nicht mit brachialer Gewalt von oben<br />

durchgedrückt werden kann. Zudem vermisst sie<br />

entscheidende Weichenstellungen.<br />

Weitere Themenschwerpunkte:<br />

Neustrukturierung <strong>Bund</strong>eswehr, Standortentscheidungen,<br />

Ergebnis Haushaltsberatungen EPl<br />

14, Ausbildungsplätze, Nachwuchsgewinnung,<br />

Familie und Beruf, Beteiligung und Einbindung<br />

Personalräte bei Bw-Reform, Kooperationsprojekte,<br />

<strong>Ver</strong>träge, GEBB - <strong>Ver</strong>gabeprozesse BMVg<br />

- z.B. Fuhrpark, Lagerlogistik<br />

v.l.n.r. R. Arnold, J. Hofer, B. Brinkmann, M. Moseler, J. Soldner, E. Schurer, M. Peters<br />

bund + l änder journal 13


Hohe Auszeichnung für jahrzehntelangen<br />

Einsatz<br />

Die Mitglieder der <strong>Bund</strong>esfachgruppe <strong>Bund</strong>eswehr<br />

Hans-Jürgen Daum und Konrad Tatzel wurden<br />

mit dem <strong>Ver</strong><strong>di</strong>enstorden der <strong>Bund</strong>esrepublik<br />

Deutschland ausgezeichnet.<br />

Der <strong>Ver</strong><strong>di</strong>enstorden der <strong>Bund</strong>esrepublik Deutschland,<br />

umgangssprachlich <strong>Bund</strong>esver<strong>di</strong>enstkreuz<br />

genannt, ist der einzige <strong>Ver</strong><strong>di</strong>enstorden der <strong>Bund</strong>erepublik.<br />

Er wird u.a. für besondere Leistungen<br />

auf ehrenamtlichem Gebiet verliehen.<br />

Mit <strong>di</strong>eser hohen Auszeichnung wür<strong>di</strong>gt der <strong>Bund</strong>espräsident,<br />

dass sich Hans-Jürgen Daum und<br />

Konrad Tatzel in überragendem Maße für <strong>di</strong>e<br />

Belange der Kolleginnen und Kollegen der <strong>Bund</strong>eswehrverwaltung<br />

einsetzen.<br />

Sts. Beemelmans bei der Überreichung des<br />

<strong>Bund</strong>esver<strong>di</strong>enstkreuzes an H.- J. Daum.<br />

v.l.n.r.:Ingmar Setz,Vors.ÖPR WBV West-Ast. Wiesbaden, Wolfgang Nowak, Vizepräsident<br />

WBV West, Michael Geifes, Vorstand BPR WBV West, Heike Tatzel, Konrad Tatzel, Alice<br />

Greyer-Wieninger,AL ´in IUD im BMVg, Karl-Heinz Witthüser stellv. Vors. BPR WBV West<br />

Jugend- und Auszubildendenvertreter des BMVg<br />

zum ver.<strong>di</strong> Seminar in Naumburg<br />

Die ver.<strong>di</strong> <strong>Bund</strong>esfachgruppe <strong>Bund</strong>eswehr führte<br />

für <strong>di</strong>e neu gewählten Jugend- und Auszubildendenvertretungen<br />

(JAV) des <strong>Bund</strong>esministeriums<br />

der <strong>Ver</strong>tei<strong>di</strong>gung (BMVg) in der Zeit<br />

vom <strong>01</strong>. bis 05. Oktober eine Grundschulung<br />

für JAVen durch.<br />

ver.<strong>di</strong> begrüßte 20 junge Kolleginnen und Kollegen<br />

in der ver.<strong>di</strong> Jugend-Bildungszentrale in<br />

Naumburg. Nach einem ersten Kennenlernen<br />

und Vorstellen der Seminarinhalte stellten sich<br />

<strong>di</strong>e jungen KollegenInnen als JAV-<strong>Ver</strong>treter vor.<br />

vorgestellt und besprochen. Die jungen Seminarteilnehmer<br />

hatten in Arbeitsgruppen<br />

<strong>di</strong>e Möglichkeit, ihre erste Jugend- und Auszubildendenversammlung<br />

vorzubereiten und<br />

zu planen. Dabei blieb es nicht: Im Rollenspiel<br />

konnten sie auch <strong>di</strong>e Durchführung ihrer ersten<br />

<strong>Ver</strong>sammlung trainieren. Am Ende des Seminars<br />

wurde bei der Seminarauswertung mit<br />

großer Mehrheit der jungen Teilnehmer festgestellt,<br />

dass <strong>di</strong>e Woche für alle JAVen eine<br />

hervorragende Grundqualifizierung darstellt.<br />

Themen in der Seminarwoche:<br />

Rolle der JAVen<br />

Stufenvertretungen beim BMVg<br />

Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen für <strong>di</strong>e JAVen<br />

Nach den ersten Steps und dem Warming-Up<br />

am ersten Tag ging es dann an <strong>di</strong>e Paragraphen<br />

des <strong>Bund</strong>espersonalvertretungsgesetzes<br />

und des Arbeitsrechts.<br />

Themen in den Arbeitsgruppen:<br />

Aufgaben der JAV<br />

Geschäftsführung der JAV<br />

Beschlussfassungen – Entscheidungen im<br />

Gremium<br />

Zusammenarbeit mit dem Personalrat<br />

Jugend und Auszubildendenversammlung<br />

Die Ergebnisse wurden im Plenum des Seminars<br />

Ein weiteres ver.<strong>di</strong> Seminar für neu<br />

gewählten Jugend-und Auszubildendenvertreter<br />

findet in der Zeit<br />

vom 26.bis 30. November 2<strong>01</strong>2 auch in<br />

der Jugendbildungszentrale Naumburg<br />

statt.<br />

14<br />

bund + l änder journal


Infoveranstaltung<br />

Am 13.09.2<strong>01</strong>2 veranstaltete <strong>di</strong>e Jugendsekretärin<br />

der ver.<strong>di</strong> Saar, Lisa Summkeller mit ihrer<br />

Kollegin Julia Pranke eine Informationsveranstaltung<br />

im Rahmen der Ausbildung für <strong>di</strong>e 29<br />

neu eingestellten Auszubildenden in der Ausbildungswerkstatt<br />

der <strong>Bund</strong>eswehr in St. Wendel.<br />

Lisa und Julia erläuterten den angehenden KFZ-<br />

Mechatroniker-/innen und Feinwerkmechaniker-/<br />

innen eindrucksvoll <strong>di</strong>e geschichtliche Entstehung<br />

sowie den Sinn und Zweck von Gewerkschaften,<br />

insbesondere der Gewerkschaft ver.<strong>di</strong>.<br />

Auch deren Bedeutung in der heutigen Arbeitswelt<br />

wurde erörtert.<br />

Am Ende verstand jeder, dass soziale Sicherung<br />

und Lohnerhöhungen nur durch den Druck einer<br />

starken Gemeinschaft zustande kommen<br />

können, welches man sich im schlimmsten Falle<br />

durch Streik erkämpfen muss.<br />

Erlebnisberichte der örtlichen Gewerkschaftsarbeit<br />

und vom Arbeitskampf der vergangenen Tarifrunde<br />

steuerten hierbei <strong>di</strong>e Kollegen der ver.<br />

<strong>di</strong>-Betriebsgruppe St. Wendel, Jacqueline Moseler<br />

und Jörg Wailersbacher bei.<br />

Endergebnis der <strong>Ver</strong>anstaltung waren 21 Eintritte<br />

in <strong>di</strong>e Gewerkschaft ver.<strong>di</strong>.<br />

Diesen Erfolg können <strong>di</strong>e überaus aktiven Kolleginnen<br />

Lisa und Julia, sowie <strong>di</strong>e aktive und erfolgreiche<br />

Betriebsgruppe im HIL-Werk St. Wendel<br />

für sich verbuchen.<br />

Dies ist ein klassisches Beispiel für <strong>di</strong>e Zusammenarbeit<br />

von aktiven Mitgliedern vor Ort und<br />

hauptamtlichen Gewerkschaftssekretären.<br />

Mit derart starken Betriebsgruppen und gut organisierten<br />

jungen Arbeitnehmern versprechen<br />

kommende Tarifrunden einen starken Gegenwind<br />

für <strong>di</strong>e Arbeitgeberseite.<br />

Jörg Wailersbacher, Jacqueline Moseler<br />

ver.<strong>di</strong> Landesfachgruppe<br />

informiert!<br />

tra<strong>di</strong>tioneller<br />

Partner des öffentlichen<br />

Dienstes<br />

<strong>Ver</strong>sichern und Bausparen<br />

Kennen Sie<br />

Ihre<br />

<strong>Ver</strong>sorgungsansprüche?<br />

− bei Dienstunfähigkeit<br />

durch Krankheit oder<br />

Dienstunfall und im Ruhestand<br />

Am 9. + 10.11.2<strong>01</strong>2 informierte <strong>di</strong>e Landesfachgruppe<br />

<strong>Bund</strong>eswehr interessierte ver.<strong>di</strong>-Mitglieder<br />

aus den Dienstellen der <strong>Bund</strong>eswehr im Saarland<br />

über <strong>di</strong>e aktuelle Situation der <strong>Bund</strong>eswehr.<br />

Der Fachgruppenvorsitzende Matthias Moseler<br />

konnte neben 30 Teilnehmer/innen auch den<br />

<strong>Bund</strong>esfachgruppenleiter Michael Peters und den<br />

stellvertretenden Vorsitzenden des Hauptpersonalrates<br />

Torsten Schmidt im Bildungszentrum der<br />

Arbeitskammer in Kirkel begrüßen.<br />

Kollege Schmidt referierte über <strong>di</strong>e aktuellen Themen<br />

des Hauptpersonalrates und über den Stand<br />

der <strong>Bund</strong>eswehrreform. Kollege Peters berichtete<br />

über <strong>di</strong>e Aktivitäten der <strong>Bund</strong>esfachgruppe und<br />

über den Stand der Bezirkspersonalratswahlen.<br />

Gleichzeitig nutzte er <strong>di</strong>e Gelegenheit, den anwesenden<br />

ver.<strong>di</strong>-Mitgliedern der HIL GmbH für<br />

das überdurchschnittlich gute Wahlergebnis bei<br />

der Aufsichtsratswahl der HIL GmbH zu danken.<br />

Die Teilnehmer/innen nutzten reichlich <strong>di</strong>e Gelegenheit,<br />

Fragen stellen zu können und <strong>di</strong>ese<br />

<strong>di</strong>rekt von kompetenten Referenten entsprechend<br />

erläutert und beantwortet zu bekommen.<br />

Die Kollegen Stephan Klein (HPR-Mitglied) und<br />

Walter Kunkel (BPR-Mitglied) ergänzten mit Informationen<br />

aus ihrer Personalratsarbeit <strong>di</strong>e Diskussions-<br />

bzw. Fragerunden.<br />

Kurz vor Ende der <strong>Ver</strong>anstaltung informierte<br />

noch Kollege Moseler über den aktuellen Stand<br />

bei der HIL GmbH und den zu erwartenden <strong>Ver</strong>änderungen.<br />

Am Schluss waren sich alle einig, <strong>di</strong>es war für alle<br />

ver.<strong>di</strong>-Mitglieder und Referenten ein sehr informationsreiche<br />

ver.<strong>di</strong> <strong>Ver</strong>anstaltung.<br />

Die<br />

oftmals<br />

komplizierten Regelungen der Beamtenversorgung<br />

sind nicht immer<br />

leicht zu verstehen. Wir berechnen<br />

daher für Sie Ihre in<strong>di</strong>viduellen<br />

<strong>Ver</strong>sorgungsansprüche und bieten<br />

für Ihren persönlichen Bedarf <strong>di</strong>e<br />

passenden Lösungen.<br />

Sprechen Sie uns an, wir informieren<br />

Sie gerne.<br />

Debeka-Hauptverwaltung<br />

Fer<strong>di</strong>nand-Sauerbruch-Straße 18<br />

56058 Koblenz<br />

Telefon (02 61) 4 98 - 0<br />

www.debeka.de<br />

bund + l änder journal<br />

15


Finanzen und Steuern<br />

Einheitlicher und gleichmäSSiger Steuervollzug<br />

— ein hohes, klares Ziel und ein schwerer,<br />

vielschichtiger Weg<br />

Die <strong>Bund</strong>esfachkommission Steuerverwaltung<br />

führte am 24. Oktober 2<strong>01</strong>2 ein Gespräch mit<br />

dem Staatssekretär im <strong>Bund</strong>esfinanzministerium<br />

Dr. Beus und dem Unterabteilungsleiter<br />

Dr. Misera. Seitens ver.<strong>di</strong> nahmen an dem Gespräch<br />

teil: Klaus Weber, Bereichsleiter des<br />

<strong>Bund</strong>esfachbereiches, von der <strong>Bund</strong>esfachkommission<br />

Werner Stupka, Alfred Schäfftlein,<br />

Silvia Fischer und Klaus-Dieter Gössel.<br />

Schwerpunkte des Gesprächs waren:<br />

Die Kriterien der Zielvereinbarungen des<br />

<strong>Bund</strong>esfinanzministeriums mit den Steuerverwaltungen<br />

der <strong>Länder</strong> für einen einheitlichen<br />

Steuervollzug.<br />

ver.<strong>di</strong> fordert schon lange einen einheitlichen<br />

Steuervollzug in den <strong>Bund</strong>esländern. Die Zielvereinbarungen<br />

dürfen aber nicht nur reine<br />

Statistikvorgaben enthalten, sondern müssen<br />

auch sicherstellen, dass Qualitätsstandards<br />

bei der Bearbeitung von Steuerfällen<br />

eingehalten werden. ver.<strong>di</strong> fordert deshalb<br />

eine Personalausstattung mindestens nach<br />

den bundeseinheitlichen Ansätzen der Arbeitsgruppe<br />

Personalbemessung der Steuerverwaltungen<br />

der <strong>Länder</strong>. Diese Ansätze<br />

müssen in den Zielvereinbarungen mit den<br />

<strong>Länder</strong>n enthalten sein.<br />

Die Bekämpfung der milliardenschweren<br />

Steuerkriminalität mit fingierten Rechnungen<br />

insbesondere im Bereich der Bauwirtschaft.<br />

ver.<strong>di</strong> vertritt <strong>di</strong>e Auffassung, dass vor allem<br />

<strong>di</strong>e Möglichkeiten eingedämmt werden müssen,<br />

„Schwarzgeld“ zu erwirtschaften. Dazu<br />

ist es notwen<strong>di</strong>g, Bargeld aus dem Wirtschaftsverkehr<br />

zwischen Unternehmungen<br />

möglichst auszuschalten. Bargeschäfte sollten<br />

– wie bereits in Spanien und Italien – nur<br />

unterhalb eines relativ geringen Betrages zulässig<br />

sein, um Geldwäsche über Abdeckrechnungen<br />

und <strong>di</strong>e bare Bezahlung von Schwarzarbeitern<br />

zu erschweren. Die ver.<strong>di</strong>-<strong>Ver</strong>treter<br />

forderten eine verschärfte Kontrollpflicht der<br />

eingesetzten Arbeitskräfte von Subunternehmungen<br />

durch <strong>di</strong>e Generalunternehmer bzw.<br />

durch neutrale Stellen. Auch <strong>di</strong>e Haftung von<br />

Generalunternehmen – insbesondere im Baubereich<br />

– für nicht abgeführte Steuern und<br />

Sozialabgaben von Subunternehmen sollte<br />

ernsthaft in Erwägung gezogen werden.<br />

Die <strong>Ver</strong>einfachung und Beschleunigung des<br />

Informationsaustauschs zwischen den Strafverfolgungsbehörden<br />

der EU-Mitgliedstaaten.<br />

Dabei geht es ver.<strong>di</strong> um <strong>di</strong>e Anwendung der<br />

sogenannten „Schwe<strong>di</strong>schen Initiative“, nach<br />

der <strong>di</strong>e Inlandsstandards des Informationsaustauschs<br />

auch auf den Umgang mit den Strafverfolgungsbehörden<br />

der EU-Mitgliedstaaten<br />

ausgedehnt werden. So könnte <strong>di</strong>e Strafver-<br />

folgung von Steuervergehen beschleunigt<br />

werden. Den Steuerfahndungsstellen sollte<br />

ein eigenstän<strong>di</strong>ger Informationsweg über<br />

das <strong>Bund</strong>eszentralamt für Steuern eröffnet<br />

werden, um <strong>di</strong>e Informationsbeschaffung<br />

bei Steuerdelikten zu vereinfachen und zu<br />

beschleunigen.<br />

Kritisch merkten <strong>di</strong>e ver.<strong>di</strong>-<strong>Ver</strong>treter an, dass<br />

<strong>di</strong>e mit Steueroasen vereinbarten „Informationsaustauschabkommen“<br />

(sog. „TIEA-Abkommen“)<br />

bisher bei Steuerstrafverfahren<br />

nicht angewendet werden. Die <strong>Ver</strong>treter des<br />

BMF sicherten eine umgehende Anweisung<br />

an alle Landesbehörden zu, damit hier Abhilfe<br />

geschaffen wird.<br />

Das Gespräch war sehr informativ und fand<br />

in einer zugewandten sachlichen Atmosphäre<br />

statt. Es bestand Einvernehmen, weitere<br />

Gespräche über aktuelle Themen zu führen.<br />

„Nach dem Gespräch teilte uns das <strong>Bund</strong>esfinanzministerium<br />

mit, dass das Ministerium<br />

i.S. Zielvereinbarungen mit ver.<strong>di</strong> im Gespräch<br />

bleiben möchte und dass schließlich<br />

zur „Schwe<strong>di</strong>schen Initative“ derzeit „intensive<br />

Gespräche geführt werden“. Hierbei geht<br />

es um deutlich effektivere und schnellere Wege<br />

zur Strafverfolgung im innereuropäischen<br />

Raum. Die Zusagen des Ministeriums gegenüber<br />

ver.<strong>di</strong>, begrüßen wir ausdrücklich.“<br />

16<br />

bund + l änder journal


Justiz<br />

Gute Arbeit in der Justiz und im Justizvollzug<br />

Arbeit kann motivieren und in Schwung halten,<br />

aber auch belasten oder krank machen.<br />

Was macht gesundheitsförderliche oder anders<br />

herum gesundheitsschädliche Arbeit aus?<br />

Diese Frage war Thema einer 2-tägigen bundesweiten<br />

Tagung zum Thema „Gute Arbeit<br />

und Gutes Leben in der Justiz und im Justizvollzug“,<br />

<strong>di</strong>e vom 10.-12. September 2<strong>01</strong>2 in<br />

enger Kooperation mit den Kolleginnen und<br />

Kollegen des Bereiches „Innovation und Gute<br />

Arbeit“ der ver.<strong>di</strong>-<strong>Bund</strong>esverwaltung stattfand.<br />

Es ging um <strong>di</strong>e Bedeutung von Arbeitsver<strong>di</strong>chtung<br />

und Arbeitsstress für <strong>di</strong>e körperliche<br />

und psychische Gesundheit der Beschäftigten<br />

in der Justiz und in den Justizvollzugsanstalten<br />

sowie <strong>di</strong>e Handlungsmöglichkeiten und Strategien<br />

der Personalräte.<br />

Auf Einladung der <strong>Bund</strong>esfachgruppe Justiz kamen<br />

rd. 30 Tagungsteilnehmerinnen und Tagungsteilnehmer<br />

aus unterschiedlichen Berufsgruppen<br />

- überwiegend Personalratsmitglieder<br />

aus Gerichten, Staatsanwaltschaften und Justizvollzugseinrichtungen<br />

- im Bildungszentrum Erkner<br />

zusammen. Unterschiedliche Vorerfahrungen<br />

und Vorkenntnissse wie auch Erwartungshaltungen<br />

an gesundheitsförderliche Arbeitbe<strong>di</strong>ngungen<br />

sorgten dafür, dass auch Gestaltungsmöglichkeiten<br />

und Handlungsspielräume in der werden müssen, zog sich von Anfang an wie<br />

lungsphase mitgenommen und aktiv beteiligt<br />

Justizpraxis von den Personalräten unterschiedlich<br />

wahrgenommen und <strong>di</strong>skutiert wurden. Dem größten Handlungsdruck sind <strong>di</strong>e Kolle-<br />

ein roter Faden durch <strong>di</strong>e Tagung.<br />

Es wurden Praxisbeispiele und Pilotprojekte aus ginnen und Kollegen aus dem Justizvollzug ausgesetzt,<br />

<strong>di</strong>e abgesehen von der manchmal un-<br />

der Justizpraxis und anderen Bereichen vorgestellt.<br />

Durch Mitarbeiterbefragungen zu den verantwortlich Rechnungs- engen und Personalsituation Lieferanschrift in den<br />

BESTELLSCHEIN/<br />

KOPIERVORLAGE<br />

gesundheitlichen Belastungen am Arbeitsplatz, Einrichtungen zusätzlich noch unter dem allgemeinen<br />

/ Organisation: Negativimage des Justizvollzugs und der<br />

so <strong>di</strong>e übereinstimmende Botschaft der Referenten<br />

und Experten, stößt man schnell auf <strong>di</strong>e mangelnden gesellschaftlichen Wertschätzung<br />

Dienststelle<br />

Abteilung / Bereich:<br />

„Schwachstellen im System“. Hohe krankheitsbe<strong>di</strong>ngte<br />

Fehlzeiten sind dabei nur „In<strong>di</strong>kator“ Ansprechpartner/in:<br />

Den Empfehlungen und Positiverfahrungen aus<br />

ihrer Tätigkeit zu leiden haben.<br />

ver.<strong>di</strong>-<strong>Bund</strong>esverwaltung<br />

Danny Prusseit<br />

für vorhandene strukturelle Defizite im Betrieb den vorgestellten Praxisprojekten begegneten<br />

Ressort 12<br />

Straße / Nr.:<br />

Fachbereich oder der Dienststelle. <strong>Bund</strong> und Immer <strong>Länder</strong> wieder wurde betont,<br />

dass <strong>Ver</strong>besserungen 10 des Gesundheitsnen<br />

Praxiserfahrung oftmals skeptisch. „Das ist<br />

viele Tagungsteilnehmer angesichts ihrer eige-<br />

PLZ / Ort:<br />

Paula-Thiede-Ufer<br />

1<strong>01</strong>79 schutzes Berlin nur sehr langsam und prozesshaft Telefon: bei uns nicht möglich“ oder Telefax: „daran scheitert es<br />

mit viel Ausdauer und Engagement einzelner bei uns schon am Geld“ waren Sätze, <strong>di</strong>e vielfach<br />

zu hören waren. Am Ende der Tagung be-<br />

E-Mail:<br />

Fax: Protagonisten 030/6956-3552 und unter Beteiligung aller betroffenen<br />

Danny.Prusseit@ver<strong>di</strong>.de<br />

Datum, Unterschrift<br />

Mail: Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stand jedoch Einigkeit, dass <strong>di</strong>e zur <strong>Ver</strong>fügung<br />

möglich sind. Positive <strong>Ver</strong>änderungen sind realisierbar,<br />

aber niemals von heute auf Morgen men zu vertiefen und den dringend erforderli-<br />

stehende Zeit nicht ausreichte, um einzelne The-<br />

und nicht ohne externen Sachverstand. So entwickelte<br />

sich mancher Protagonist der ersten gewährleisten. Für eine Folgeveranstaltung gibt<br />

chen Wisssentransfer in <strong>di</strong>e berufliche Praxis zu<br />

Artikelbezeichnung Preis je DVD Bestellmenge in Stück Gesamtpreis<br />

Stunde im <strong>Ver</strong>laufe eines Gesundheitsprojektes<br />

selbst zum „Gesundheitsexperten“.<br />

es jedenfalls noch viel Luft nach oben.<br />

DVD<br />

Die Erkenntnis,<br />

Freiwillig dass <strong>di</strong>e hinter Betroffenen Gittern in jeder Entwick-<br />

4,90 €<br />

Mehr unter www.justiz.ver<strong>di</strong>.de.<br />

ver.<strong>di</strong>-Imagefilm „Freiwillig hinter Gittern“<br />

Im Auftrag der <strong>Bund</strong>esfachkommission Justizvollzug<br />

der <strong>Ver</strong>einten Dienstleistungsgewerkschaft<br />

wurde der Imagefilm „Freiwillig hinter Gittern“<br />

gedreht. Zum Inhalt: eine Justizvollzugsbeamtin<br />

und ein Justizvollzugsbeamter der psychotherapeutischen<br />

Abteilung der Justizvollzugsanstalt<br />

Halle werden an einem Tag ihres Arbeitsalltags<br />

begleitet und in verschiedenen Situationen interviewt.<br />

Sie berichten von den vielfältigen Aufgaben<br />

des allgemeinen Justizvollzugs, ihren Erfahrungen<br />

mit den Insassen und den Anforderungen des Anstaltsbetriebs.<br />

Zur Sprache kommen <strong>di</strong>e alltäglichen<br />

Konfliktsituationen, Hoffnungen und auch<br />

Ängste, <strong>di</strong>e der Berufsalltag mit sich bringt. Auch<br />

von einer unzureichenden Personalausstattung ist<br />

<strong>di</strong>e Rede, das öffentliche Negativimage des Justizvollzugs<br />

und den eigenen Erwartungen an den<br />

Beruf des Justizvollzugsbe<strong>di</strong>ensteten. Eine Sozialtherapeutin<br />

und der stellvertretene Anstaltsleiter<br />

kommen ebenfalls kurz zu Wort.<br />

Herausgekommen ist eine durchaus verallgemeinerungsfähige<br />

Kurzreportage. Die Erkenntnisse<br />

und Erfahrungen können so oder ähnlich auf andere<br />

Anstalten in anderen <strong>Bund</strong>esländern und andere<br />

Abteilungen einer JVA übertragen werden.<br />

engagiert FREIWILLIG ausüben. HINTERN Sie verlieren GITTERN auch nicht den<br />

ver.<strong>di</strong>-Filmportrait im Rahmen der Imagekampagne<br />

für Beitrag den Justizvollzug, aus den Augen, den sie<br />

gesellschaftlichen<br />

in verantwortlicher Dauer: 15 Minuten Weise tagtäglich zur Resozialisierung<br />

Die Welt der hinter Gefangenen Gefängnismauern und zum ist eine Schutz Welt der<br />

Bürger für sich, leisten. für Gefängnisinsassen Kaum ein Beruf ist genauso mit einem wie für so<br />

<strong>di</strong>e Justizvollzugsbeschäftigten. Es gibt kaum<br />

negativen Image und so vielen Vorurteilen wie<br />

einen Beruf, der mit einem so negativen gesellschaftlichen<br />

Justizvollzugsbeamten Image behaftet ist, behaftet gegen den und so da-<br />

der des<br />

viel Voreingenommenheit und so viele klischeehafte<br />

Vorstellungen bestehen wie gegen den<br />

bei so abwechslungsreich, vielfältig und verantwortungsvoll.<br />

Beruf des Justizvollzugsbe<strong>di</strong>ensteten, Zentrale Botschaft des und Films der ist,<br />

mit dem dabei so öffentlichen abwechslungsreich, Image vielfältig des „Schließers“ und verantwortungsvoll<br />

ist!<br />

und Gezeigt „Wärters“ wird ein aufzuräumen sehr <strong>di</strong>fferenziertes und von und emotional<br />

und bewegendes Politik <strong>di</strong>e Bild berufliche über <strong>di</strong>e tagtäglichen Wertschätzung<br />

Gesellschaft<br />

Schwierigkeiten und Konfliktsituationen im Berufsalltag<br />

der <strong>di</strong>e Justizvollzugsbe<strong>di</strong>ensteten, dem Beruf unseres Erachtens aber<br />

einzufordern,<br />

zukommt. auch über Insoweit deren will Erwartungen der Film an auch Beruf zum und Nachdenken<br />

Berufsbild, und zur das Diskussion mit dem öffentlichen unter KollegenInnen<br />

Vorurteil<br />

Gesellschaft. Der Film zeichnet ein positives<br />

und des betrieblichen „Schließers“ Aktueren, und „Wärters“ der aufräumt, Justizadministration,<br />

zum mit Nachdenken Politikern anregt. und allen gesellschaftlichen<br />

mehr<br />

gesellschaftliche Anerkennung einfordert und<br />

Gruppen anregen.<br />

www.justizvollzug.ver<strong>di</strong>.de<br />

www.justiz.ver<strong>di</strong>.de<br />

Die DVD zu dem etwa 15-minütigen Film<br />

kann für 4,90 Eur/Exemplar bestellt werden.<br />

Film und Trailer können auf der In-<br />

Erstaunlich ist, dass trotz mancher Enttäuschung,<br />

Alle Preise zzgl. Mehrwertsteuer und einer <strong>Ver</strong>sandkostenpauschale von 1,50 € je Bestellung/Lieferung.<br />

oftmals unzulänglicher Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen und ternetseite des Fachbereichs <strong>Bund</strong> und<br />

trotz persönlich belastetender Abeitssituation <strong>di</strong>e <strong>Länder</strong> unter www.justiz.ver<strong>di</strong>.de angeschaut<br />

Protagonisten des Films ihren Beruf nach wie vor<br />

werden.<br />

bund + l änder journal<br />

17


2.12<br />

Oktober 2<strong>01</strong>2<br />

11. Jahrgang<br />

ver<strong>di</strong>kt<br />

Mitteilungen der Fachgruppen Richterinnen und Richter,<br />

Staatsanwältinnen und Staatsanwälte in ver.<strong>di</strong><br />

ver<strong>di</strong>kt Ausgabe 2.12<br />

Die neue Ausgabe der Halbjahreszeitschrift der<br />

Richterinnen und Richter, Staatsanwältinnen<br />

und Staatsanwälte in ver.<strong>di</strong> beinhaltet u. a. folgende<br />

Themen:<br />

Norwegens schwerer Gang – Vom Prozess gegen<br />

den norwegischen Rechtsextremisten „Breivik“<br />

(B. Marschang im Interview)<br />

Zur Situation der Justiz in Serbien (H.-E. Böttcher<br />

in Au<strong>di</strong>t-Mission für MEDEL)<br />

Georgien auf dem Weg zu einer rechtsstaatlichen<br />

(Straf-) Justiz? (B. Asbrock im Auftrag der<br />

IRZ e.V.)<br />

<strong>Bund</strong>esverfassungsgericht zum Fiskalpaket und<br />

dem Europäischen Stabilitätsmechanismus (Justiz<br />

im Fokus von A. Fisahn und O. Ocak)<br />

VG Frankfurt zur Hess. Richterbesoldung und<br />

dem <strong>Ver</strong>bot der Alters<strong>di</strong>skriminierung (Urteilsanmerkung<br />

von Chr. Rothländer)<br />

Auf dem Weg zum Mitbestimmungsland Nr.<br />

1? (U. Scheer zur Reform des RiG in NRW)<br />

Bleibt <strong>di</strong>e Änderung des bremischen<br />

Richterrechts hängen? (Chr. Wündrich<br />

zur aktuellen Diskussion in Bremen)<br />

Einstimmung auf <strong>Ver</strong>fassungs- und<br />

Völkerrechtsbruch (Kolumne von<br />

D. Deiseroth zur schleichenden<br />

Remilitarisierung von Politik und<br />

Gesellschaft)<br />

https://bund laender.ver<strong>di</strong>.de/fachgruppen/justiz/<br />

richterinnen_und_richter_<br />

staatsanwaeltinnen_und_<br />

staatsanwaelte<br />

Barbara Wederhake I <strong>Bund</strong>esfachbereich<br />

<strong>Bund</strong> und <strong>Länder</strong> I Fon: 030 / 6956 - 2135<br />

Barbara.Wederhake@ver<strong>di</strong>.de<br />

4 Norwegens schwerer Gang – Vom Prozess gegen den Attentäter von Oslo und Utøya –<br />

Ein Interview mit Bernd Marschang<br />

8 B<strong>Ver</strong>fG: Entweder EU mit Spar<strong>di</strong>ktat oder Austritt aus der EU<br />

10 VG Frankfurt: Hess. Richterbesoldung verstößt gegen <strong>Ver</strong>bot der Alters<strong>di</strong>skriminierung<br />

12 Das Vilamoura Manifest von MEDEL – Ein Aufruf zur <strong>Ver</strong>tei<strong>di</strong>gung sozialer Rechte<br />

14 In den Schluchten des Balkans – Zur Situation der Justiz in Serbien<br />

20 Georgien auf dem Weg zu einer rechtsstaatlichen (Straf-) Justiz?<br />

24 Einstimmung auf <strong>Ver</strong>fassungs- und Völkerrechtsbruch<br />

Schlapphüte und Geheimniskrämer ignorieren<br />

Rechtsterrorismus und schreddern ihre Akten…<br />

Wie konnte <strong>di</strong>e rechte Terrorgruppe Nationalsozialistischer<br />

Untergrund (NSU) über viele<br />

Jahre unbehelligt von den verschiedenen Sicherheits-<br />

und Ermittlungsbehörden so grausame<br />

<strong>Ver</strong>brechen begehen? Was wussten <strong>di</strong>e<br />

staatlichen Stellen über <strong>di</strong>e Terrorgruppe und<br />

ihr Umfeld, wie beteiligen sie sich heute an der<br />

Aufklärung? Welche Folgen müssen aus den<br />

Vorgängen gezogen werden?<br />

Diese Fragen standen am 29. Oktober 2<strong>01</strong>2<br />

im Mittelpunkt der gut besuchten Diskussionsveranstaltung<br />

der Fachgruppe der Richter und<br />

Staatsanwälte in ver.<strong>di</strong> mit Wolfgang Wieland,<br />

Mitglied des Deutschen <strong>Bund</strong>estages und <strong>Ver</strong>treter<br />

von Bündnis 90/Die Grünen im NSU - Untersuchungsausschuss.<br />

Was war geschehen? Am 9. September 2000<br />

wird Enver Simsek mit einer Ceska Cz 83 Kaliber<br />

7,65 Browning erschossen, ein Blumenhändler<br />

an einer Nürnberger Ausfallstraße.<br />

Im Jahr 20<strong>01</strong> ermordet <strong>di</strong>e NSU in Nürnberg,<br />

Hamburg und München drei weitere Menschen<br />

mit Migrationshintergrund, stets mit derselben<br />

Waffe. Sie schießen ihren arglosen Opfern eiskalt<br />

ins Gesicht. Motiv: Ausländerhass. Im Jahr<br />

2004 wird in Rostock Mehmet Turgut als fünftes<br />

Opfer mit derselben Waffe erschossen, in<br />

Köln zündet vor einem türkischen Friseursalon<br />

eine Nagelbombe. 22 Menschen werden zum<br />

Teil schwer verletzt.<br />

Alle Opfer haben einen Migrationshintergrund,<br />

sie hinterlassen verängstigte Familien und Freunde.<br />

Die Polizeibehörden ermitteln wegen des<br />

Migrationshintergrundes allein im Bereich der<br />

organisierten Kriminalität und des Drogenhandels.<br />

Die Opfer werden verdächtigt, Familienangehörige<br />

verhört und Hinweise auf den rechten<br />

Terror ignoriert. Es folgen noch vier weitere<br />

Morde in den Jahren 2005 und 2006, immer<br />

mit derselben Waffe, immer wieder Migranten.<br />

In einem Fall war sogar ein V-Mann des <strong>Ver</strong>fassungsschutzes<br />

am Tatort. In der <strong>Bund</strong>esrepublik<br />

berichten <strong>di</strong>e Me<strong>di</strong>en über sog. „Döner-Morde“.<br />

Im Jahr 2007 erschoss <strong>di</strong>e NSU <strong>di</strong>e Polizistin<br />

Michèle Kiesewetter, ihr zehntes Opfer.<br />

Erst Ende 2<strong>01</strong>1 wird nach dem Brand eines Wohnmobils<br />

in Eisenach durch Auffinden der Waffe<br />

und einer Bekenner-DVD klar: Das Terror-Trio<br />

mordete aus Rassismus, während Polizei- und<br />

<strong>Ver</strong>fassungsschutzbehörden im Dunkeln tappten,<br />

deutliche Hinweise ignorierten oder voreinander<br />

geheim hielten. Anlass genug, im NSU<br />

- Untersuchungsausschuss des Deutschen <strong>Bund</strong>estages<br />

aufzuklären, was wirklich geschehen<br />

ist und was sich bei den Sicherheitsbehörden<br />

ändern muss.<br />

Viele Fragen sind noch offen. Gab es etwa Mitwisser<br />

in den Reihen der V-Leute oder gar eine<br />

schützende staatliche Hand über den rechten<br />

Terror? Warum haben wir Sicherheitsbehörden,<br />

deren innere Logik darin zu bestehen scheint,<br />

aus Selbstzweck zu agieren und aus Überheblichkeit<br />

wichtige Informationen voneinander<br />

geheim zu halten? Die Polizei führte sinnlose<br />

18<br />

bund + l änder journal


flächendeckende Gentests durch und setzte<br />

sogar Wahrsager als Kriminalisten ein, anstatt<br />

das Naheliegende zur Kenntnis zu nehmen.<br />

Warum schreddern <strong>Ver</strong>fassungsschützer ihre<br />

Akten, anstatt aufzuklären und Fehler einzuräumen?<br />

Hat gar ein gesellschaftliches Klima,<br />

in dem <strong>di</strong>e Angst vor Überfremdung geschürt<br />

wird, den rechten Terror begünstigt?<br />

Wolfgang Wieland hat der Fachgruppe Richter<br />

und Staatsanwälte über gut 2 ½ Stunden einen<br />

fesselnden Einblick in <strong>di</strong>e Arbeit des NSU Untersuchungsausschusses<br />

gegeben. Er berichtete<br />

über unglaubliche Fehlleistungen und von Vorurteilen<br />

geleitete Ermittler. <strong>Ver</strong>schwörungstheorien<br />

hat er aber ebenso wie Forderungen nach<br />

einer Freizeichnung der Sicherheitsbehörden eine<br />

klare Absage erteilt. Es geht um <strong>di</strong>e nüchterne<br />

und lückenlose Aufklärung, <strong>di</strong>es sind wir<br />

den Opfern und ihren Angehörigen schul<strong>di</strong>g.<br />

Tausende Akten sind noch nicht gesichtet, viele<br />

wurden vernichtet. Zahlreiche Zeugen werden<br />

noch vernommen werden. Es zeichnet sich<br />

aber schon jetzt ab, dass <strong>di</strong>e deutschen Sicherheits-<br />

und Ermittlungsbehörden eine in der deutschen<br />

Geschichte unvergleichbare Serie von Ignoranz,<br />

Vorurteilen und <strong>di</strong>lettantischer Arbeit an<br />

den Tag gelegt haben, <strong>di</strong>e mit einer <strong>Ver</strong>kettungen<br />

von Pleiten, Pech und Pannen Menschenleben<br />

gekostet hat.<br />

Einer Abschaffung der <strong>Ver</strong>fassungsschutzämter<br />

und ihrer V-Leute hielt Wolfgang Wieland überzeugend<br />

entgegen, dass <strong>di</strong>es zu einer Geheimpolizei<br />

führen würde und dass ohne V-Leute keine<br />

internen Informationen zu erhalten seien, auf<br />

<strong>di</strong>e der Staat angewiesen ist. Führt das flächendeckende<br />

<strong>Ver</strong>sagen der Sicherheitsbehörden also<br />

künftig eher zum Polizeistaat oder zu weniger<br />

staatlicher Überwachung? Was muss sich<br />

ändern, damit unsere auslän<strong>di</strong>schen Mitbürgerinnen<br />

und Mitbürger nicht länger Angst haben<br />

müssen, in unserem Land wegen ihrer Herkunft<br />

angegriffen, verletzt oder getötet zu werden?<br />

Der NSU - Untersuchungsausschuss steht vor<br />

großen Herausforderungen, vor der <strong>Bund</strong>estagswahl<br />

2<strong>01</strong>3 Ergebnisse zu liefern und Antworten<br />

zu geben.<br />

Wir in ver.<strong>di</strong> wollen Antworten.<br />

Wir wollen, dass sich der rechte Terror<br />

nie wieder in Deutschland breit<br />

machen kann.<br />

Wir fordern, dass unsere Mitbürgerinnen<br />

und Mitbürger mit Migrationshintergrund<br />

hier sicher und in Frieden<br />

leben können und dass <strong>di</strong>e Täter und ihre<br />

Mitwisser zur <strong>Ver</strong>antwortung gezogen<br />

werden.<br />

Christian Oestmann<br />

Sprecher der Fachgruppe<br />

Richter und Staatsanwälte in ver.<strong>di</strong><br />

Hessen<br />

Alters<strong>di</strong>skriminierung im hessischen<br />

Besoldungsrecht ver.<strong>di</strong> gewährt Rechtsschutz<br />

Im Januar 2<strong>01</strong>2 informierte ver.<strong>di</strong> Hessen durch<br />

ein Flugblatt über <strong>di</strong>e Rechtsprechung des Europäischen<br />

Gerichtshofs (EuGH) zur unzulässigen<br />

Alters<strong>di</strong>skriminierung durch das (ehemalige) System<br />

des § 27 BAT. Für Hessen hat <strong>di</strong>ese Entscheidung<br />

in mehrfacher Hinsicht Bedeutung. Zum einen<br />

lag der Rechtsprechung auch ein hessischer<br />

Fall zu Grunde. Zum anderen galt in Hessen bis<br />

zum 31.12.2009 unverändert der BAT, da das Land<br />

Hessen mit Wirkung zum <strong>01</strong>.04.2004 aus der Tarifgemeinschaft<br />

deutscher <strong>Länder</strong> (TdL) ausgetreten<br />

und folglich nicht an dem Neuordnungsprozess<br />

des Tarifrechts des öffentlichen Dienstes<br />

beteiligt war. Die praktische Folge war, dass viele<br />

Beschäftigte, <strong>di</strong>e wir Ende 2008 zur Geltendmachung<br />

von Ansprüchen aufgefordert hatten,<br />

Anfang 2<strong>01</strong>2 mit zum Teil 5stelligen Nachzahlungen<br />

rechnen konnten.<br />

Selbstverständlich folgte <strong>di</strong>eser Entscheidung <strong>di</strong>e<br />

Fragestellung, ob <strong>di</strong>ese Rechtsprechung auch<br />

auf Beamtinnen und Beamte und deren Besoldungsfindung<br />

zu übertragen sei. Dies war und<br />

ist, auch wegen des nicht mehr einheitlichen Besoldungsrechts,<br />

unterschiedlich zu betrachten<br />

und zu bewerten.<br />

I.Zum Hintergrund:<br />

Für Hessen (Landes- und Kommunalbereich, DRV<br />

Hessen u. a. Dienststellen) gilt unverändert § 28<br />

Abs. 1 BBesG in der am 31.08.2006 geltenden<br />

Fassung. Hessen hat insoweit von der ihm seit September<br />

2006 zustehenden Gesetzgebungskompetenz<br />

noch keinen Gebrauch gemacht. Bei der<br />

Beurteilung muss man aller<strong>di</strong>ngs zwischen den<br />

einzelnen Besoldungsordnungen unterscheiden.<br />

Beamtinnen & Beamte in der A-Besoldung<br />

§ 28 Abs. 1 BBesG a. F. bestimmt, dass das Besoldungs<strong>di</strong>enstalter<br />

am Ersten des Monats beginnt,<br />

in dem das 21. Lebensjahr vollendet war. Dies ist<br />

maßgebend für <strong>di</strong>e Einreihung in <strong>di</strong>e jeweilige<br />

Besoldungstabelle. Das weitere Aufsteigen bestimmt<br />

sich dann nach Zeitablauf in der Kombination<br />

mit den Leistungsfeststellungen. Ob das<br />

System des § 28 Abs. 1 i. V. m. § 27 Abs. 1 Satz<br />

2 BBesG a. F. ein <strong>Ver</strong>stoß gegen das <strong>Ver</strong>bot der<br />

Diskriminierung wegen des Lebensalters darstellt,<br />

ist höchstrichterlich jedenfalls bislang nicht entschieden<br />

worden. Die vorliegenden erstinstanzlichen<br />

Entscheidungen haben bislang, wenn auch<br />

jeweils mit unterschiedlichen Argumenten, keinen<br />

<strong>Ver</strong>stoß gegen das <strong>Ver</strong>bot der Alters<strong>di</strong>skriminierung<br />

anerkannt (VG Berlin v. 24.06.2<strong>01</strong>0;<br />

VG Chemnitz in seinem Urteil v. 03.02.2<strong>01</strong>1; wohl<br />

auch VG Schleswig v. 13.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>0). Es wurde u. a.<br />

darauf hingewiesen, dass das System des Besoldungs<strong>di</strong>enstalters<br />

nicht mit der Festsetzung eines<br />

Lebensjahres übereinstimmt (§ 28 Abs. 2 BBesG)<br />

und von daher nicht vergleichbar ist. Von daher<br />

verletzt <strong>di</strong>e „Abhängigkeit der Höhe der Besoldung<br />

vom Besoldungs<strong>di</strong>enstalter …. weder nationales<br />

noch europäisches Recht“. Gegen <strong>di</strong>ese<br />

Entscheidung wurde <strong>di</strong>e Berufung zum VGH<br />

nicht zugelassen.<br />

Tatsache ist aller<strong>di</strong>ngs, dass sowohl beim OVG<br />

Sachsen als auch beim OVG Berlin-Brandenburg<br />

Berufungsverfahren anhängig sind. Fünf weitere<br />

Entscheidungen, <strong>di</strong>e eine Diskriminierung annehmen,<br />

sind vom VG Halle am 28.09.2<strong>01</strong>1 ge-<br />

bund + l änder journal<br />

19


troffen worden. Von daher spricht einiges dafür,<br />

dass auch <strong>di</strong>ese Frage in den kommenden Jahren<br />

höchstrichterlich, ggf. durch ein weiteres <strong>Ver</strong>fahren<br />

vor dem EuGH, entschieden wird.<br />

Die aller<strong>di</strong>ngs vereinzelt als Begründung für das<br />

das Vorgehen herangezogene Entscheidung<br />

des EuGH v. 08.09.2<strong>01</strong>1, ZTR 2<strong>01</strong>1, S. 664 ff.<br />

und <strong>di</strong>esem folgend der Entscheidung des BAG<br />

v. 10.11.2<strong>01</strong>1 ist so nicht auf den Bereich der A-<br />

Besoldung übertragbar. Diese Entscheidung basierte<br />

auf <strong>Ver</strong>fahren zu dem System des § 27 Abschn.<br />

A Abs. 1 BAT. Zwar war auch dort für <strong>di</strong>e<br />

grundsätzliche Eingruppierung und damit dem<br />

Beginn des Aufstiegs in der <strong>Ver</strong>gütungsgruppe<br />

ein Lebensalter maßgebend (21. Lebensjahr), anders<br />

jedoch als § 27 Abs. 3 BBesG a. F. war auch<br />

das weitere Aufsteigen dann wiederum von der<br />

Vollendung eines Lebensjahres abhängig. Demgegenüber<br />

sieht das Besoldungsrecht schon seit<br />

1997 auch eine Abhängigkeit von der Leistung<br />

vor. Insoweit gab es seit <strong>di</strong>esem Zeitpunkt keinen<br />

Automatismus mehr. Dass davon in der Praxis<br />

möglicherweise kein Gebrauch gemacht wird,<br />

spielt keine Rolle.<br />

2. Richterinnen, Richter, Staatsanwälte,<br />

Staatsanwältinnen in der R-Besoldung:<br />

Im Bereich der Richterinnen und Richter gilt wiederum<br />

ein anderes System (§ 38 ff. BBesG a. F.).<br />

Auch hier gilt unverändert, dass Hessen von der<br />

ihm seit September 2006 zustehenden Gesetzgebungskompetenz<br />

(noch) keinen Gebrauch gemacht<br />

hat. Es gilt „versteinert“ das BBesG fort.<br />

Soweit nicht feste Gehälter ausgewiesen sind, bestimmt<br />

sich das Grundgehalt nach dem Lebensalter.<br />

Gleiches gilt für den Aufstieg in der Tabelle.<br />

Dieses System scheint uns mit Blick auf <strong>di</strong>e Rechtsprechung<br />

des EuGH zum <strong>Ver</strong>bot der Diskriminierung<br />

wegen Alters nicht mehr haltbar zu sein.<br />

II.Empfehlung vom Januar<br />

2<strong>01</strong>2<br />

Wegen der rechtlich (noch) nicht abschließend<br />

geklärten Situation im Bereich der A-Besoldung<br />

hatten wir deshalb im Januar 2<strong>01</strong>2 <strong>di</strong>e Empfehlung<br />

ausgesprochen, einen Antrag auf Besoldung<br />

aus der Endstufe zu stellen. Mögliche Chancen<br />

werden dadurch gewahrt. Dies galt (und gilt) ausdrücklich<br />

auch für den Bereich der Richterinnen,<br />

Richter, Staatsanwältinnen bzw. Staatsanwälte in<br />

der R-Besoldung, soweit aufsteigende Gehälter<br />

gezahlt werden. Hier sind vor dem Hintergrund<br />

zumindest der EuGH-Rechtsprechung von September<br />

2<strong>01</strong>1 <strong>di</strong>e Chancen am Größten, dass auch<br />

<strong>di</strong>eses System beanstandet wird.<br />

III. Entscheidungen des VG<br />

Frankfurt a. M.<br />

Nunmehr liegen <strong>di</strong>e ersten Entscheidungen des<br />

VG Frankfurt a. M. jedenfalls in ihren Grundzügen<br />

vor. In insgesamt 4 Fällen, 3 aus dem Bereich der<br />

R-Besoldung, einer aus der A-Besoldung hat das<br />

Gericht am 23.08.2<strong>01</strong>2 entschieden, dass <strong>di</strong>e Lebenszeit-<br />

und Dienstaltersstufen im hessischen Besoldungsrecht<br />

europarechtswidrig sind. Das Land<br />

wurde insoweit verpflichtet, Besoldungsnachzahlungen<br />

aus der jeweils höchsten Stufe der Besoldungsgruppe<br />

vor zu nehmen. Die schriftlichen<br />

Urteilsgründe lagen bei Redaktionsschluss noch<br />

nicht vor. Aus dem Pressetext des Gerichts lässt<br />

sich jedoch klar entnehmen, dass sich <strong>di</strong>e tragenden<br />

Urteilsgründe auf das, mit dem System des<br />

Besoldungs<strong>di</strong>enstalters verbundende Grundlage<br />

des Lebensalters stützt. Die Besoldung der Kläger,<br />

<strong>di</strong>e sich in der Besoldungsstufe R 1 bzw. R<br />

2 befinden, orientiere sich ausschließlich am Lebensalter.<br />

Dies sei jedoch europarechtlich untersagt<br />

(RL 2000/78/EG). Da <strong>di</strong>e schriftlichen Urteilsgründe<br />

noch nicht vorliegen ist derzeit auch<br />

noch nicht bekannt, ob das Land Hessen <strong>di</strong>e Berufung<br />

zum Hessischen <strong>Ver</strong>waltungsgerichtshof<br />

(HessVGH), <strong>di</strong>e zugelassen wurde, einlegen wird.<br />

Es ist nicht gänzlich auszuschließen, dass es hier<br />

seitens des Landes zu einer <strong>di</strong>fferenzierten Entscheidung<br />

kommt. Während auch nach Auffassung<br />

von ver.<strong>di</strong> das geltende Besoldungssystem<br />

der hessischen Richterinnen und Richter mit Blick<br />

auf <strong>di</strong>e Entscheidung des EuGH nicht mehr haltbar<br />

ist, stellt sich <strong>di</strong>es mit Blick auf <strong>di</strong>e A-Besoldung<br />

etwas <strong>di</strong>fferenzierter dar.<br />

Gleichwohl können Betroffene sowohl im Bereich<br />

der A- als auch der R-Besoldung der weiteren Entwicklung<br />

jedenfalls dann gelassen entgegensehen,<br />

wenn sie unserem Aufruf zur Geltendmachung<br />

im Januar 2<strong>01</strong>2 oder danach gefolgt sind.<br />

Bis zu einer rechtskräftigen Entscheidung sind<br />

mögliche Ansprüche damit gewahrt. Das gilt jedenfalls<br />

solange, bis <strong>di</strong>e zivilrechtliche <strong>Ver</strong>jährungsfrist<br />

von 3 Jahren abzulaufen droht. Das<br />

Beamtenrecht insgesamt und damit auch das Besoldungsrecht<br />

kennt zum einen keine mit z. B. §<br />

37 TVöD-AT vergleichbare Geltendmachungsfrist<br />

oder eine eigene <strong>Ver</strong>jährungsfrist. Es gilt <strong>di</strong>e übliche<br />

<strong>Ver</strong>jährungsfrist von 3 Jahren (§ 195 BGB).<br />

Nur dann, wenn innerhalb von drei Jahren keine<br />

abschließende Entscheidung getroffen werden<br />

sollte, müsste ggf. Klage beim zustän<strong>di</strong>gen <strong>Ver</strong>waltungsgericht<br />

eingelegt werden um <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>jährung<br />

zu hemmen (§ 204 Abs. 1 Nr. 1 BGB).<br />

Aller<strong>di</strong>ngs konnten wir in vergleichbaren Fällen<br />

schon in der <strong>Ver</strong>gangenheit erreichen, dass das<br />

Land von sich aus auf <strong>di</strong>e Einrede der <strong>Ver</strong>jährung<br />

verzichtet hat. Gleichwohl muss <strong>di</strong>es im Blick behalten<br />

werden.<br />

IV. Konsequenzen auf<br />

gesetzgeberischem Weg?<br />

Selbstverständlich ist nicht auszuschließen, dass<br />

<strong>di</strong>e vorliegenden Entscheidungen zu gesetzgeberischen<br />

Konsequenzen führen. Ganz abgesehen<br />

davon, dass Hessen unter dem damaligen Ministerpräsidenten<br />

Roland Koch (CDU) einerseits einer<br />

der vehementesten <strong>Ver</strong>fechter der Föderalisierung<br />

auch des Besoldungsrechts war. Andererseits<br />

jedoch, wie zu sehen, auch 6 Jahre danach von<br />

Ausnahmen abgesehen (u. a. Besoldungsentwicklungen,<br />

<strong>Ver</strong>längerung der Lebensarbeitszeit) davon<br />

kaum Gebrauch gemacht hat. Aller<strong>di</strong>ngs ist<br />

dabei zu beachten, dass <strong>di</strong>e Zeit knapp wird. Die<br />

nächsten Landtagswahlen in Hessen finden Ende<br />

2<strong>01</strong>3/Anfang 2<strong>01</strong>4 statt. Mit Blick auf eine entsprechende<br />

Vorlaufzeit und der Regelung eines<br />

nicht einfachen Übergangsrechts bleibt letztlich<br />

le<strong>di</strong>glich noch rd. ein halbes Jahr zur <strong>Ver</strong>fügung.<br />

Wenn bis zum Sommer 2<strong>01</strong>3 eine Entscheidung<br />

nicht getroffen sein sollte, wird es wohl auch keine<br />

mehr geben. Auch hier gilt jedoch, dass bis<br />

zum Redaktionsschluss <strong>di</strong>eser Ausgabe kein Gesetzentwurf<br />

vorlag.<br />

Christian Rothländer<br />

ver.<strong>di</strong> Landesbezirk Hessen<br />

20<br />

bund + l änder journal


NRW<br />

Interview mit Justizminister Thomas Kutschaty<br />

Vor der Landtagswahl 2<strong>01</strong>2 hatte <strong>di</strong>e<br />

ver.<strong>di</strong> Fachgruppe Justiz ein erstes Interview<br />

mit dem Justizminister Thomas<br />

Kutschaty geführt. Im Oktober - fünf<br />

Monate nach der Wahl - ist es an der<br />

Zeit, das erste Fazit zu ziehen und aktuelle<br />

Fragen zur Umsetzung des rotgrünen<br />

Koalitionsvertrages zu stellen.<br />

Aus den Me<strong>di</strong>en war zu entnehmen, dass <strong>di</strong>e<br />

NRW-Landesregierung drei externe Spar-Experten<br />

berufen will. Ihre Aufgabe soll es sein, das<br />

sogenannte „Effizienzteam“ bei der Erarbeitung<br />

von Einsparvorschlägen zu unterstützen. Ziel ist<br />

es, in den kommenden Haushaltsjahren jeweils<br />

1 Mrd. Euro einzusparen und so einen Beitrag<br />

zur Erreichung der Schuldenbremse zu leisten.<br />

Was bedeutet das für <strong>di</strong>e Justiz in NRW? Ist mit<br />

einem weiteren Stellenabbau zu rechnen?<br />

Thomas Kutschaty: Die Landesregierung hat sich<br />

auf <strong>di</strong>e Einrichtung des Effizienzteams verstän<strong>di</strong>gt,<br />

um strukturelle Einsparungen im Landeshaushalt<br />

zu erreichen, letztlich mit dem Ziel, <strong>di</strong>e<br />

Neuverschuldung massiv zurückzuführen. Dies<br />

sind wir unseren Kindern und nachfolgenden<br />

Generationen schul<strong>di</strong>g. Bei den näheren Überlegungen<br />

gilt es eine Vielzahl unterschiedlicher<br />

Aspekte, wie etwa das Bestehen rechtlicher <strong>Ver</strong>pflichtungen<br />

oder <strong>di</strong>e Folgen demografischer<br />

Entwicklungen, abzuwägen. Angesichts des<br />

derzeitigen Diskussionsstandes kann ich noch<br />

nichts zu möglicherweise <strong>di</strong>e Justiz treffenden<br />

Auswirkungen sagen. Dafür ist es noch zu früh.<br />

Seien Sie aber sicher, dass ich mir der hohen Belastungssituation<br />

in der Justiz bewusst bin und<br />

Alles tun werde, Einschnitte, insbesondere im<br />

Personalbereich zu vermeiden.<br />

Befristungen<br />

Stehen Ihre Zusagen hinsichtlich der Entfristung<br />

der befristeten KollegenInnen?<br />

Thomas Kutschaty: Ich habe mir im Jahr 2<strong>01</strong>0<br />

zum Ziel gesetzt, innerhalb von 5 Jahren den weit<br />

überwiegenden Teil der überjährig befristet Beschäftigten<br />

in unbefristete Arbeitsverhältnisse zu<br />

überführen. Mit Hilfe der im Haushaltsentwurf<br />

2<strong>01</strong>2 enthaltenen 350 zusätzlichen Tarifstellen<br />

für den mittleren Dienst werde ich <strong>di</strong>eses Ziel<br />

wesentlich früher erreichen können. Wenn der<br />

Haushaltsentwurf 2<strong>01</strong>2 so vom Parlament verabschiedet<br />

wird, werden wir schon bald allen, seit<br />

2009 und länger befristet Beschäftigten, unbefristete<br />

Arbeitsverträge anbieten können. Auch<br />

<strong>di</strong>e seit dem Jahr 2<strong>01</strong>0 befristet beschäftigten<br />

Justizkräfte sollen sukzessive in unbefristete Arbeitsverhältnisse<br />

überführt werden. Ich bin fest<br />

davon überzeugt, dass <strong>di</strong>es trotz der schwierigen<br />

Finanzsituation des Landes gelingen wird.<br />

Wie steht es um <strong>di</strong>e Entfristungen der Kolleginnen<br />

und Kollegen der Pforten<strong>di</strong>enste in den<br />

Sozialgerichten?<br />

Thomas Kutschaty: Ich würde es sehr begrüßen,<br />

wenn <strong>di</strong>e verwaltungsintensive Praxis, in<br />

regel-mäßigen Abständen neue Sicherheitskräfte<br />

befristet einzustellen, bald aufgegeben werden<br />

könnte. Unter Berücksichtigung der Tatsache,<br />

dass es sich bei dem Pforten<strong>di</strong>enst um eine<br />

Daueraufgabe handelt, bin ich bestrebt, hier<br />

zeitnah eine andere Lösung zu finden.<br />

Diese Lösungen könnten wie aussehen? Die<br />

Kollegen/innen zu entfristen wäre aus unserer<br />

Sicht doch <strong>di</strong>e einzige Lösung.<br />

Thomas Kutschaty: Die Möglichkeit einer Entfristung<br />

wäre sicherlich eine Ideallösung. Für den<br />

Assistenzbereich haben wir eine gute Lösung<br />

erarbeitet, mit deren Hilfe ein langjähriges Problem<br />

behoben werden wird. Ich bin zuversichtlich,<br />

dass wir auch für den Pforten<strong>di</strong>enst in der<br />

Sozialgerichtsbarkeit eine nachhaltige Klärung<br />

erreichen können.<br />

Azubi-Übernahme<br />

Steht <strong>di</strong>e politische Zusage zur unbefristeten<br />

Weiterbeschäftigung der Azubis?<br />

Thomas Kutschaty: Ich habe im vergangenen Jahr<br />

erklärt, dass zukünftig allen für einen dauerhaften<br />

Einsatz in der Justiz geeigneten geprüften<br />

Auszubildenden im Rahmen der haushaltswirtschaftlichen<br />

Möglichkeiten eine unbefristete Beschäftigung<br />

ermöglicht werden soll. Dem geht<br />

zunächst zu Erprobungszwecken eine befristete<br />

Beschäftigung voraus. Hierbei bleibt es.<br />

Struktur & IT-Zentralisierung<br />

Gibt es Überlegungen zur Aufgabenauslagerung<br />

bzw. Zusammenlegungen oder Schließungen<br />

von Justizstandorten?<br />

Thomas Kutschaty: Eine Aufgabenauslagerung -<br />

insbesondere eine Privatisierung von Aufgaben<br />

- ist nicht vorgesehen. Auch eine Aufgabe von<br />

Gerichtsstandorten ist weiterhin nicht geplant.<br />

Werden <strong>di</strong>e aktuellen Überlegungen zur<br />

IT-Zentralisierung in der Justiz neu überdacht?<br />

Thomas Kutschaty: Auch hier bleibt es dabei,<br />

dass <strong>di</strong>e IT-Zentralisierung in der Justiz umgesetzt<br />

wird. Dies entspricht den Empfehlungen<br />

des Landesrechnungshofs, <strong>di</strong>e IT in den Bereichen<br />

Entwicklung, Betrieb und IT-Service noch<br />

weiter zu zentralisieren und so <strong>di</strong>e IT-Bereitstellung<br />

effizienter und wirtschaftlicher zu gestalten.<br />

Wir wollen damit <strong>di</strong>e Zukunftsfähigkeit der Justiz<br />

sichern und <strong>di</strong>e Voraussetzungen für <strong>di</strong>e Einführung<br />

des elektronischen Rechtsverkehrs und<br />

der elektronischen Akte schaffen. Die Schritte<br />

hin zu einer IT-Zen-tralisierung werden wir sehr<br />

kurzfristig gemeinsam mit dem Geschäftsbereich<br />

und den Personal- und Richtervertretungen<br />

festlegen. Ich lade Sie alle ein, sich in <strong>di</strong>ese, für<br />

<strong>di</strong>e Justiz wichtige Aufgabe, mit einzubringen.<br />

Oberjustizkasse & Landesamt für Justiz<br />

Was bedeutet das für <strong>di</strong>e Oberjustizkasse beim<br />

Oberlandesgericht Hamm?<br />

Thomas Kutschaty: Im Jahr 2007 hat <strong>di</strong>e seinerzeitige<br />

Landesregierung beschlossen, <strong>di</strong>e Kassenaufgaben<br />

des Landes im Rahmen der Einführung<br />

von EPOS.NRW zu zentralisieren. Damit<br />

bund + l änder journal<br />

21


wäre ggf. auch eine <strong>Ver</strong>lagerung von Aufgaben<br />

verbunden, <strong>di</strong>e derzeit von der Oberjustizkasse<br />

erle<strong>di</strong>gt werden. Überlegungen zu Art und Umfang<br />

einer etwaigen Aufgabenverlagerung werden<br />

gegenwärtig zwischen Finanzministerium<br />

und Justizministerium abgestimmt. Wir unternehmen<br />

hierbei im Zusammenwirken mit den<br />

Oberlandesgerichten alle Anstrengungen, um<br />

sowohl <strong>di</strong>e Funktionsfähigkeit des Justizkassenwesens<br />

als auch <strong>di</strong>e Arbeitsplätze am Standort<br />

Hamm langfristig zu erhalten.<br />

Wann kommt das im Koalitionsvertrag genannte<br />

„Landesamt der Justiz“ und was sollen<br />

<strong>di</strong>e Aufgaben sein? Gibt es schon Überlegungen<br />

zum möglichen Standort?<br />

Thomas Kutschaty: „Um <strong>di</strong>e Leistungsfähigkeit<br />

der Justizbehörden in NRW sicherzustellen, bedarf<br />

es zudem einer sinnvollen Zusammenführung<br />

und Bündelung übergreifender operativer<br />

Aufgaben…“ so der Koalitionsvertrag der Regierungsparteien.<br />

Deshalb sieht <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>einbarung<br />

vor, in NRW ein Landesamt für Justiz einzurichten,<br />

das ausgewählte operative <strong>Ver</strong>waltungsaufgaben<br />

der Justizbehörden übernehmen soll.<br />

Der Koalitionsvereinbarung liegt eine ganzheitliche<br />

Betrachtung der Justizverwaltung zugrunde.<br />

Es geht danach im Kern um eine sinnvolle<br />

Bündelung von Aufgaben, <strong>di</strong>e für <strong>di</strong>e Justiz insgesamt<br />

zu erfüllen sind und <strong>di</strong>e zu einer Entlastung<br />

für <strong>di</strong>e Justizverwaltung führen. Natürlich<br />

werden hier auch <strong>di</strong>e infolge der Abschaffung<br />

des Landesjustizvollzugsamtes gemachten Erfahrungen<br />

einfließen. Für eine nähere Konkretisierung,<br />

gar schon zum Standort eines solchen<br />

Amtes, ist es aber derzeit noch zu früh.<br />

Tarif- & Besoldungsrunde 2<strong>01</strong>3<br />

2<strong>01</strong>3 steht wieder eine Tarifrunde für <strong>di</strong>e Landesbeschäftigten<br />

an. Wie steht <strong>di</strong>e Landes-regierung<br />

zu Gehaltserhöhungen für <strong>di</strong>e rund<br />

170.000 Tarifbeschäftigten in NRW?<br />

Thomas Kutschaty: Dafür bin ich nun natürlich<br />

nicht der erste Ansprechpartner, aber ich denke<br />

und hoffe doch, dass ein fairer Tarifabschluss<br />

gefunden werden wird.<br />

Wird das Tarifergebnis wieder zeit- und inhaltsgleich<br />

auf <strong>di</strong>e Beamten übertragen?<br />

Thomas Kutschaty: Auch hier kann ich sagen:<br />

Die Landesregierung ist sich der wertvollen Arbeit<br />

all der Angehörigen der Landesverwaltung,<br />

gleichwohl ob Beschäftigte oder Beamte, voll<br />

bewusst, und wird nach einem Tarifabschluss<br />

alles ihr mögliche tun, um auch hier Fairness<br />

walten zu lassen.<br />

Dienstrechtsreform<br />

Gibt es bereits konkrete Überlegungen der<br />

Landesregierung zur Dienstrechtsreform bzw.<br />

wie ist <strong>di</strong>e Zeitplanung hierzu? Was bedeutet<br />

das für das Weihnachts- und Urlaubsgeld und<br />

für <strong>di</strong>e 41 Stundenwoche?<br />

Thomas Kutschaty: Die Landesregierung ist bereits<br />

ganz konkret in <strong>di</strong>e Dienstrechtsreform<br />

eingestiegen. In einer ersten Stufe werden nun<br />

umgehend <strong>di</strong>e insbesondere durch <strong>di</strong>e Rechtsprechung,<br />

etwa zu Fragen der W-Besoldung,<br />

bei Professoren, zwingend vorgegebenen Fragestellungen<br />

einer gesetzlichen Regelung zugeführt.<br />

Die zweite Stufe, <strong>di</strong>e ebenfalls sehr zeitnah<br />

angegangen wird, wird sich dann mit den<br />

u.a. durch den Koalitionsvertrag vorgegebenen<br />

Themen beschäftigen; hier werden sicher<br />

auch <strong>Ver</strong>gütung und Arbeitszeit eine Rolle spielen.<br />

Sie werden mir nachsehen, dass ich zu <strong>di</strong>esen,<br />

in einem Gesamtkontext eingebetteten Fragen,<br />

derzeit noch nichts Konkretes sagen kann.<br />

Selbstverwaltung der Justiz<br />

Wird auch <strong>di</strong>e Selbstverwaltung der Justiz in<br />

den Blick genommen?<br />

Thomas Kutschaty: Wir arbeiten derzeit - unter<br />

Beteiligung der Praxis, der <strong>Ver</strong>bände und der<br />

Personalvertretungen - intensiv an den Grundlagen<br />

für ein Landesrichter- und Staatsanwältegesetz,<br />

mit dem u.a. <strong>di</strong>e Mitbestimmung <strong>di</strong>eser<br />

Berufsstände gründlich reformiert werden<br />

wird. Im Rahmen der Prüfung von Modellen einer<br />

selbstverwalteten Justiz zu Tage tretenden<br />

Handlungsbedarf werden wir <strong>di</strong>rekt in <strong>di</strong>eses<br />

Projekt einfließen lassen.<br />

Justizvollzug<br />

Wie können <strong>di</strong>e gut 600.000 Überstunden im<br />

Justizvollzug abgebaut werden?<br />

Thomas Kutschaty: Im Juni <strong>di</strong>esen Jahres wurde<br />

erstmals nach drei Jahren <strong>di</strong>e Zahl von 500.000<br />

Mehrarbeitsstunden insgesamt wieder überschritten,<br />

auf einen Be<strong>di</strong>ensteten kommen so im<br />

Durchschnitt 87 Mehrarbeitsstunden. Hauptursächlich<br />

für <strong>di</strong>ese Entwicklung sind <strong>di</strong>e umfangreichen<br />

Neubau-, Erweiterungs- und Umstrukturierungsmaßnahmen<br />

der jüngeren <strong>Ver</strong>gangenheit<br />

und <strong>di</strong>e damit verbundenen Mehrbelastungen<br />

der Be<strong>di</strong>ensteten, u.a. <strong>di</strong>e personal-intensive Sicherung<br />

der Baustellen. Teilweise wird es in <strong>di</strong>esem<br />

Jahr zur Zahlung von Mehrarbeitsvergütung<br />

kommen. Eine nachhaltige <strong>Ver</strong>besserung der Situation<br />

wird aber allein durch Aufgabenkritik und<br />

eine effizientere wie auch in<strong>di</strong>viduell gerechtere<br />

Dienstplanung erreicht werden. In einzelnen<br />

Anstalten haben so eine flexible Dienstplangestaltung<br />

und <strong>di</strong>e konsequente Überprüfung der<br />

Relation von tatsächlich einsetzbarem Personal<br />

zu den zu erle<strong>di</strong>genden Aufgaben auch bereits<br />

zu einer sichtbaren Entspannung geführt.<br />

Kommt es im Rahmen der Dienstrechtsreform<br />

zu einer Gleichbehandlung von Polizei und Vollzug?<br />

Oder konkret, werden <strong>di</strong>e Uniformen endlich<br />

auch im Vollzug durch das Land zur <strong>Ver</strong>fügung<br />

gestellt? Wie begründet sich <strong>di</strong>ese<br />

Ungleichbehandlung?<br />

Thomas Kutschaty: Der Unterschied bei der Ausstattung<br />

von Polizei und Justiz mit Dienstuniformen<br />

ist historisch begründet. Nach § 113 Absatz<br />

1 LBG NRW haben Polizeivollzugsbeamte einen<br />

Rechtsanspruch auf unentgeltliche Bekleidung<br />

und Ausrüstung. Eine vergleichbare Vorschrift für<br />

<strong>di</strong>e Be<strong>di</strong>ensteten der Justiz gibt es leider nicht.<br />

Es wäre wünschenswert, wenn auch <strong>di</strong>e Be<strong>di</strong>en-steten<br />

der Justiz vergleichbar der Polizei<br />

mit Dienstuniformen ausgestattet würden. Wegen<br />

der finanziellen Auswirkungen und der angespannten<br />

Haushaltslage des Landes wird zu<br />

gegebener Zeit zu prüfen sein, ob sich der Vorschlag,<br />

auch für <strong>di</strong>e Justiz zu einer vergleichbaren<br />

Lösung wie für <strong>di</strong>e Polizei zu gelangen, etwa im<br />

Rahmen der Diskussion zur Dienstrechtsreform<br />

wird realisieren lassen. Dies müssen <strong>di</strong>e dann zu<br />

führenden Gespräche zeigen.<br />

Wie werden <strong>di</strong>e geltenden “Leitlinien für den<br />

Justizvollzug NRW” in das neue Landesstrafvollzugsgesetz<br />

eingearbeitet?<br />

Thomas Kutschaty: Der vollstän<strong>di</strong>ge Entwurf<br />

eines Landesstrafvollzugsgesetzes Nordrhein-<br />

Westfalen wird derzeit erarbeitet. Die Leitlinien<br />

als zukunftsweisende Vorgaben, <strong>di</strong>e der Praxis<br />

eine sichere Grundlage zur Gestaltung eines<br />

menschenwür<strong>di</strong>gen, effizienten und zeitge- mäßen<br />

Strafvollzuges liefern. Folgerichtig wird der<br />

Entwurf Lerninhalte persönlicher, schulischer<br />

und beruflicher Art betonen, <strong>di</strong>e eingerahmt<br />

von professionellen Organisationsstrukturen eine<br />

optimale Nutzung der Dauer des Freiheitsentzuges<br />

ermöglichen und den Schutz der Bevölkerung<br />

in hohem Maße gleichzeitig sicherstellen.<br />

Wann wird <strong>di</strong>e Gewerkschaft beteiligt?<br />

Thomas Kutschaty: Die <strong>Ver</strong>bändeanhörung ist<br />

nach dem derzeitigen Zeitplan für <strong>di</strong>e erste Jahreshälfte<br />

2<strong>01</strong>3 vorgesehen.<br />

Wie sieht <strong>di</strong>e neue Ausbildungsreform für den<br />

allgemeinen Vollzugs- und Werk<strong>di</strong>enst aus? Was<br />

sind <strong>di</strong>e neuen Schwerpunkte?<br />

Thomas Kutschaty: Die Entwürfe der neuen Ausbildungs-<br />

und Prüfungsverordnungen werden<br />

zeitnah den Personalvertretungen und den <strong>Ver</strong>bänden<br />

zur Stellungnahme zugeleitet. Schwerpunkt<br />

ist natürlich eine verbesserte Berücksichtigung<br />

der Bedürfnisse der Praxis, sowohl von<br />

den Inhalten, als auch von den formalen Rahmenbe<strong>di</strong>ngungen.<br />

So werden wir etwa Schulund<br />

Praxiszeiten, ebenso wie <strong>di</strong>e Prüfungszeitpunkte<br />

anpassen. Die Auszubildenden für den<br />

AvD und <strong>di</strong>e Werk<strong>di</strong>enste müssen schließlich so<br />

effektiv wie möglich auf <strong>di</strong>e beträchtlichen Anforderungen<br />

ihrer künftigen Arbeit vorbereitet<br />

werden. Wegen der augenfälligen Unterschiede<br />

<strong>di</strong>eser Berufsfelder werden wir auch zur getrennten<br />

Ausbildung von AvD und Werk<strong>di</strong>ensten<br />

zurückkehren. Das aktuelle System hat sich<br />

hier überhaupt nicht bewährt.<br />

Michael Kötzing<br />

ver.<strong>di</strong> NRW, www.justiz-nrw.ver<strong>di</strong>.de<br />

22<br />

bund + l änder journal


Stationierungsstreitkräfte<br />

Depression und trübe Tage für <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />

der amerikanischen Armee<br />

Ganz offensichtlich sind für <strong>di</strong>e amerikanischen<br />

Landstreitkräfte <strong>di</strong>e Schließungen der<br />

Dienststellen in Heidelberg und Mannheim<br />

abgeschlossen. Mittlerweile wurden <strong>di</strong>e rund<br />

1800 Kolleginnen und Kollegen gekün<strong>di</strong>gt<br />

und <strong>di</strong>e Personalakten wohl für immer geschlossen.<br />

Alle <strong>di</strong>ejenigen, <strong>di</strong>e sich <strong>di</strong>e Metropolregion<br />

an Rhein und Neckar nicht ohne<br />

<strong>di</strong>e Präsenz der Amerikaner vorstellen konnten,<br />

haben etwas gelernt: Es passiert wirklich,<br />

keine Amerikaner mehr und in der Folge<br />

auch keine Arbeitsplätze mehr. In Bezug<br />

auf <strong>di</strong>e Liegenschaften, <strong>di</strong>e von den amerikanischen<br />

Truppen zurückgelassen werden,<br />

erscheint das Bild aller<strong>di</strong>ngs unverändert,<br />

man könnte auch sagen, historisch unverändert.<br />

Anspruch auf <strong>di</strong>e Kasernen und Gebäude<br />

erheben alle <strong>di</strong>ejenigen, <strong>di</strong>e sich Vorteile<br />

versprechen. Wirklich passieren tut aber<br />

nichts. Der <strong>Bund</strong> als Nachlassverwalter möchte<br />

„meistbietend“ verkaufen, <strong>di</strong>e Kommunen<br />

spekulieren über Vorkaufsrechte, haben aber<br />

eigentlich nicht wirklich einen Plan und <strong>di</strong>e<br />

Landespolitik redet über Konversion, meint<br />

aber Reibach und verschwendet an <strong>di</strong>e vielen<br />

Kolleginnen und Kollegen ohne Arbeitsplatz<br />

keinen Gedanken und auch keinen Cent.<br />

Schnell denkt man an bereits abgewickelte<br />

amerikanische Garnisonen in Hanau, Darmstadt,<br />

Würzburg, Kitzingen, Aschaffenburg<br />

und viele mehr. Auch dort wurde regelmäßig<br />

das Wort Beschäftigte aus der „Konversionsdebatte“<br />

gelöscht und der Fokus in <strong>di</strong>esem Zusammenhang<br />

auf <strong>di</strong>e Liegenschaften gelegt,<br />

nur um dann in aller Ruhe zuzuschauen, wie<br />

<strong>di</strong>e Gebäude vergammelten, <strong>di</strong>e Fenster eingeworfen<br />

wurden und Spe<strong>di</strong>tionen ihre Lastwagen<br />

zwischenparkten. Bislang wurden nur<br />

ganz wenige der vielen geräumten Kasernen<br />

und ehemaligen Dienststellen einer sinnvollen<br />

Nutzung zugeführt, das kann man bei einer<br />

Überlandfahrt durch <strong>di</strong>e ehemaligen Standorte<br />

der Amerikaner ganz leicht und nachhaltig<br />

erkennen. Es liegen halt Welten zwischen<br />

dem politisch motivierten Gerede der<br />

Zustän<strong>di</strong>gen auf der bundesdeutschen Seite<br />

und der Realität – fast wie im richtigen Leben.<br />

Es bleibt zu befürchten, dass jetzt aktuell und<br />

im Zusammenhang mit den Schließungen aller<br />

amerikanischen Einrichtungen in Mannheim<br />

und Heidelberg zum Herbst nächsten Jahres,<br />

das traurige Spiel wieder einmal in <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>längerung<br />

geht. Aktuell ist <strong>di</strong>e Planungsfiktion<br />

zu der amerikanischen Erbmasse in vollem<br />

Gang, Bürgermeister schaffen innerstädtische<br />

Freiräume, Stararchitekten träumen ihre<br />

Wünsche und in Heidelberg können interessierte<br />

Anwohner gar eine Bustour durch<br />

<strong>di</strong>e Kasernen buchen. An <strong>di</strong>eser Stelle sei der<br />

Hinweis erlaubt, dass der geneigte Bustourist<br />

hierbei auch einen Blick auf <strong>di</strong>e noch herumlungernder<br />

blassen Gestalten werfen sollte:<br />

Das wären dann <strong>di</strong>e letzten Beschäftigten.<br />

Schnell ein Foto geschossen, vielleicht hat<br />

Guido Knopp mal Interesse daran. In Bezug<br />

auf <strong>di</strong>e Beschäftigten ist das aber so eine Sache<br />

mit dem Interesse. Irgendwie soll es der<br />

Arbeitsmarkt regeln, das Ganze, irgendwie<br />

jeder Betroffene mit seinen eigenen schwieligen<br />

Händen und ohne Aufsehen. Am besten<br />

wäre, niemand redet über <strong>di</strong>e Arbeitnehmerinnen<br />

und Arbeitnehmer bei der fremden<br />

Truppe im eigenen Land - am allerbesten wäre<br />

es, es hätte sie gar nicht gegeben. Ach so,<br />

Unterstützung, Hilfe, Gelder für Qualifikation,<br />

das gibt’s natürlich nicht, von niemandem<br />

gleich welcher politischen Färbung. Gut dass<br />

wir darüber gesprochen haben.<br />

Während in Mannheim und Heidelberg <strong>di</strong>e<br />

„Abwicklung“ der Amerikaner in jeder Hinsicht<br />

noch in vollem Gange ist, muss man<br />

sich in Schweinfurt und Bamberg vorbereiten,<br />

vorbereiten auf <strong>di</strong>e Kün<strong>di</strong>gung der gesamten<br />

Belegschaft, vorbereiten auf das politische<br />

und kommunale Dampfgeplauder und<br />

vorbereiten auf den Ausverkauf der beiden<br />

gesamten amerikanischen Garnisonen mit Allem<br />

was noch zugeordnet ist. Der September<br />

2<strong>01</strong>4 ist das Zieldatum, bis dahin werden natürlich<br />

auch <strong>di</strong>e über 1000 Kolleginnen und<br />

ihren Arbeitsplatz verloren haben. Man darf<br />

gespannt sein, wie in <strong>di</strong>eser Region das Projekt<br />

„Altlastenentsorgung“ Landes- und kommunalpolitisch<br />

angegangen wird. Irgendwie<br />

aber fehlt den beteiligten Arbeitnehmervertretungen<br />

in <strong>di</strong>esem Zusammenhang aber der<br />

Glaube an <strong>Ver</strong>änderung, an Fairness, an <strong>di</strong>e<br />

Ehrlichkeit der Politik.<br />

Und er wird so schnell kein Ende finden, der<br />

Personalabbau bei den amerikanischen Landstreitkräften.<br />

Noch so manche Garnison und<br />

so manche andere Dienststelle werden fallen.<br />

Selbst bei zurückhaltender Betrachtung muss<br />

davon ausgegangen werden, dass in den kommenden<br />

4 bis 5 Jahren auch weitere 4000<br />

bis 5000 Kolleginnen und Kollegen ihren Arbeitsplatz<br />

und somit ihre berufliche und gesellschaftliche<br />

Perspektive verlieren werden.<br />

Wenn man als Arbeitnehmervertretung realistisch<br />

in mittelfristige Zukunft schaut, wird<br />

ganz deutlich, dass praktisch kein Standort<br />

„sicher ist“. Auf politisch tatsächliche Unterstützung<br />

zu hoffen, wird auch immer, na<br />

ja, spekulativer – sofern man hier überhaupt<br />

noch einen Rest an positivem Denken motivieren<br />

kann.<br />

Er ist zwar überaus unangenehm, Negativentwicklungen<br />

auch rhetorisch in <strong>di</strong>e Vorweihnachtszeit<br />

zu packen, aller<strong>di</strong>ngs ist <strong>di</strong>e<br />

Situation bei den Stationierungsstreitkräften<br />

ebenso wie sie ist und ihr <strong>Ver</strong>schweigen<br />

– gleichgültig zu welcher Jahres- oder Tageszeit<br />

– verändert sie nicht. Das ist hier genauso,<br />

wie im richtigen Leben.<br />

Andreas Rogel<br />

bund + l änder journal<br />

23


Deutliche Einkommenszuwächse erforderlich!<br />

ver.<strong>di</strong> stellt <strong>di</strong>e Weichen für <strong>di</strong>e Tarifrunde 2<strong>01</strong>3<br />

Die Vorbereitungen für <strong>di</strong>e Tarifrunde 2<strong>01</strong>3<br />

laufen. Die ver.<strong>di</strong>-Tarifkommission für <strong>di</strong>e Stationierungsstreitkräfte<br />

hat am 13./14. November<br />

2<strong>01</strong>2 <strong>di</strong>e Kün<strong>di</strong>gung der Entgelttabellen<br />

zum 31. Januar 2<strong>01</strong>3 beschlossen. Die Forderungen<br />

für <strong>di</strong>e Tarifrunde 2<strong>01</strong>3 werden am 11.<br />

Dezember 2<strong>01</strong>2 aufgestellt. Bis dahin gilt es,<br />

<strong>di</strong>e Vorstellungen der ver.<strong>di</strong>-Mitglieder und<br />

<strong>di</strong>e Möglichkeiten ihrer Durchsetzung in den<br />

Dienststellen und Betrieben zu <strong>di</strong>skutieren.<br />

Doch schon jetzt sind sich <strong>di</strong>e Mitglieder der<br />

Tarifkommission einig:<br />

WIR SIND ES WERT.<br />

Wir leisten gute Arbeit und gute Arbeit muss<br />

ordentlich bezahlt werden!<br />

Klartext: Nach zwei Jahren ohne Tabellenerhöhung<br />

muss Geld flieSSen.<br />

In den letzten 20 Jahren lag <strong>di</strong>e Erhöhung der<br />

Löhne und Gehälter nur geringfügig oberhalb<br />

der Inflationsrate. In dem gleichen Zeitraum<br />

stiegen <strong>di</strong>e Einkommen aus <strong>Ver</strong>mögen und<br />

Unternehmertätigkeit um etwa 50 Prozent.<br />

Klartext: WIR SIND ES WERT<br />

Die SSK brauchen motivierte Beschäftigte.<br />

Und <strong>di</strong>e gibt es nicht zum Nulltarif.<br />

Tarifrunde 2<strong>01</strong>3 aktiv vorbereiten:<br />

Höchste Zeit also, dass <strong>di</strong>e SSK-Beschäftigten<br />

Position beziehen. Dazu laden wir zu Betriebs-<br />

und Mitgliederversammlungen ein.<br />

Denn höhere Einkommen werden uns nicht<br />

in den Schoß fallen. Dafür müssen wir aktiv<br />

werden!<br />

Nicht vergessen: Zur Diskussion über Forderungen<br />

gehört gleichzeitig eine realistische<br />

Einschätzung der Durchsetzungsfähigkeit. Was<br />

können wir in unserem Betrieb erreichen?<br />

Eure Antwort: ver.<strong>di</strong> stärken durch Unterstützung<br />

und Mitgliedschaft<br />

Neue Hauptjugend- und<br />

Auszubildendenvertretung hat sich konstituiert<br />

Von links: stellv. Vorsitzender HBV Alexander Brehm, Andreas Kraus, HJAV Vorsitzende Vanessa<br />

Vogel, Ramona Harrer, Vorsitzender HBV Andreas Rogel.<br />

Schnell waren <strong>di</strong>e letzten beiden Jahre vorbei,<br />

viele mögen sagen zu schnell. So erging<br />

es auch der im Bereich der amerikanischen<br />

Landstreitkräfte gewählten Hauptjugendund<br />

Auszubildendenvertretung.<br />

Die Amtszeiten von Jugendvertretungen im<br />

Allgemeinen betragen le<strong>di</strong>glich zwei Jahre,<br />

damit wollte der Gesetzgeber den doch zeitlich<br />

recht übersichtlichen Ausbildungszeiträumen<br />

Rechnung tragen und gewährleisten,<br />

dass den Wählern der Interessenvertretungen<br />

der Auszubildenden und der Jugendlichen<br />

eine gewisse Stimmen-Flexibilität an<br />

<strong>di</strong>e Hand gegeben wird; <strong>di</strong>e entsprechende<br />

<strong>Ver</strong>tretung sozusagen mitwachsen kann.<br />

So erging es auch der auf unserer Ebene gewählten<br />

Hauptjugend- und Auszubildendenvertretung.<br />

Die Neuwahlen standen an und<br />

<strong>di</strong>ese wurden mittlerweile auch „abgearbeitet“<br />

und fanden in der konstituierenden Sitzung<br />

der neugewählten <strong>Ver</strong>tretung ihren finalen<br />

Abschluss.<br />

Gewählt wurde Kollegin Vanessa Vogel als<br />

Vorsitzende. Wenn man so will wurde sie<br />

über <strong>di</strong>e Wahlperiode hinaus in ihrem Amt<br />

bestätigt, was ja nur für <strong>di</strong>e Kollegin sprechen<br />

kann. An ihrer Seite werden Kollegin<br />

Ramona Harrer und Kollege Fabian Weissel<br />

für <strong>di</strong>e Rechte (aber auch <strong>di</strong>e Pflichten) der<br />

Auszubildenden und Jugendlichen kämpfen.<br />

Wir gratulieren Vanessa, Ramona und Fabian<br />

ganz herzlich und wünschen ihnen viel Erfolg<br />

und Freude bei den Aufgaben, <strong>di</strong>e vor<br />

ihnen liegen. Und <strong>di</strong>ese Aufgaben sind nicht<br />

nur vielfältig, vor allen Dingen sind sie in Anbetracht<br />

des deutlich rückläufigen Auszubildendenvolumens<br />

problematisch.<br />

Eine der wichtigsten, wenn nicht <strong>di</strong>e wichtigste<br />

Aufgabe, <strong>di</strong>e mit schnellen Schritten<br />

auf <strong>di</strong>e Hauptjugend- und Auszubildendenvertretung<br />

zukommt, wird <strong>di</strong>e Anstrengung<br />

sein, genau <strong>di</strong>ese rückläufige Ausbildungsmotivation<br />

aufzuhalten und möglichst ins Gegenteil<br />

zu wandeln. Ohne Frage ist <strong>di</strong>es eine<br />

schwierige Aufgabe, dazu wünschen wir<br />

den Kolleginnen und dem Kollegen alles Gute<br />

und sagen schon einmal vorab unsere umfängliche<br />

Unterstützung zu.<br />

Glück auf wünscht Euch jedenfalls der<br />

Vorstand sowie <strong>di</strong>e gesamte Hauptbetriebsvertretung.<br />

24<br />

bund + l änder journal


Statistische Ämter<br />

Neuer <strong>Bund</strong>esfachgruppenleiter<br />

statistische Ämter gewählt<br />

Seit Anfang November hat <strong>di</strong>e <strong>Bund</strong>esfachgruppe<br />

statistische Ämter neue hauptamtliche Unterstützung<br />

erhalten.<br />

Kollegen Frank-Robby Jost ist 47 Jahre, und arbeitet<br />

bereits seit 1990 als Betreuungssekretär<br />

bei der ötv und später ver.<strong>di</strong>. Von Beruf ist er Diplomkaufmann<br />

FH. Nachdem er in den ötv- Kreisverwaltungen<br />

Schwerin, Goslar und Wolfsburg<br />

als Betreuungssekretär tätig war, ging er mit der<br />

ver.<strong>di</strong>- Gründung in <strong>di</strong>e <strong>Bund</strong>esverwaltung. Hier<br />

beschäftigte er sich im Fachbereich Gemeinden<br />

zunächst mit den Themenfeldern <strong>Ver</strong>waltungsreform,<br />

Konzern Stadt, sowie Ausgliederung<br />

und Privatisierung kommunaler Dienstleistungen.<br />

Später übernahm er <strong>di</strong>e <strong>Bund</strong>esfachgruppen<br />

<strong>Bund</strong>esverkehrsverwaltung/ Straßenbauverwaltung,<br />

sowie Deutsche Flugsicherung. Bei der<br />

Deutschen Flugsicherung vertrat er <strong>di</strong>e Organisation<br />

für eine Zeit lang im Aufsichtsrat. Für seine<br />

<strong>Bund</strong>esfachbereiche betreut er das Projekt<br />

Mitgliederentwicklung, sowie „Gute Arbeit“.<br />

Seit 2<strong>01</strong>0 betreut er <strong>di</strong>e <strong>Bund</strong>esfachgruppe Bauund<br />

Liegenschaftsmanagement des <strong>Bund</strong>es und<br />

der <strong>Länder</strong>. Ende Oktober <strong>di</strong>eses Jahres wählte<br />

ihn der <strong>Bund</strong>esfachgruppenvorstand zu seinem<br />

<strong>Bund</strong>esfachgruppenleiter.<br />

Hoffentlich der groSSe Wurf<br />

Im September fand das jährliche Herbstseminar<br />

der Personalratsvorsitzenden der Statistischen<br />

Ämter von <strong>Bund</strong> und <strong>Länder</strong>n statt.<br />

In <strong>di</strong>esem Jahr war das Statistikamt in Mecklenburg-Vorpommern<br />

Gastgeber der <strong>Ver</strong>anstaltung.<br />

Fast schon tra<strong>di</strong>tionell war auch der<br />

Präsident des Statistischen <strong>Bund</strong>esamtes eingeladen<br />

und stand als Gesprächspartner zur<br />

<strong>Ver</strong>fügung. Er berichtete dabei unter anderem<br />

über <strong>di</strong>e vorangegangene Sitzung des<br />

Statistischen Beirates.<br />

Der Statistische Beirat hat nämlich auf seiner<br />

59. Sitzung am 5. September insgesamt<br />

40 Empfehlungen zur Reform des <strong>Bund</strong>esstatistikgesetzes<br />

und zur Weiterentwicklung<br />

der amtlichen Statistik verabschiedet, nachdem<br />

sich zuvor eine Arbeitsgruppe des Beirates<br />

über ein Jahr hinweg mit <strong>di</strong>eser Thematik<br />

beschäftigt hat.<br />

Der Statistische Beirat besteht aus <strong>Ver</strong>tretern<br />

von Nutzern, Befragten und Produzenten<br />

amtlicher Statistik und ist ein Beratergremium<br />

des Statistischen <strong>Bund</strong>esamtes. Die<br />

ver.<strong>di</strong> <strong>Bund</strong>esverwaltung ist durch den Vorsitzenden<br />

der <strong>Bund</strong>esfachgruppe Statistische<br />

Ämter, Thilo Börner, im Beirat vertreten und<br />

konnte so aktiv an den Vorschlägen zur Reform<br />

des <strong>Bund</strong>esstatistikgesetzes mitwirken.<br />

Angestoßen wurde <strong>di</strong>eser Prozess letztendlich<br />

durch ein Eckpunktepapier des <strong>Bund</strong>esverbandes<br />

der Deutschen Industrie und des<br />

Arbeitgeberverbandes im April letzten Jahres.<br />

Denn neu sind <strong>di</strong>ese Bestrebungen nicht.<br />

Bereits zuvor haben sowohl der Statistische<br />

Beirat selbst, als auch <strong>di</strong>e Leiterinnen und<br />

Leiter der Statistischen Ämter immer wieder<br />

auf <strong>di</strong>e Notwen<strong>di</strong>gkeit einer grundlegenden<br />

Modernisierung des Rechtsrahmens amtlicher<br />

Statistik hingewiesen. Auch vor dem Hintergrund,<br />

dass uns <strong>di</strong>e Entwicklung in Europa<br />

offensichtlich davonläuft.<br />

Im Vordergrund einer grundlegenden<br />

Reform stehen dabei folgende Überlegungen:<br />

Stärkung des politischen und gesellschaftlichen<br />

Stellenwertes der Statistik<br />

Stärkung des Einflusses der Nutzer und des<br />

Beirates auf das statistische Programm im<br />

Rahmen einer nationalen Programm- und Finanzierungsplanung<br />

Teilnehmer am Seminar der Personalräte der Statistischen Ämter in Schwerin<br />

bund + l änder journal<br />

25


v.l.n.r. Doris Petersen-Goes (Amtsleiterin in Mecklenburg-Vorpommern), Kurt Külzer (Personalratsvorsitzender des Landesamtes für innere<br />

<strong>Ver</strong>waltung), Roderich Egeler (Präsident des <strong>Bund</strong>esamtes)<br />

größere Flexibilisierung bei der Anordnung<br />

und Durchführung amtlicher Statistik, um auf<br />

einen aktuellen Datenbedarf auch aktuell reagieren<br />

zu können,<br />

Erweiterung und <strong>Ver</strong>einfachung der Möglichkeiten,<br />

kurzfristig Erhebungen für besondere<br />

Zwecke (§7 BStatG) zur Deckung eines<br />

unerwarteten Datenbedarfs durchzuführen<br />

<strong>Ver</strong>besserter Zugang der Wissenschaft zu<br />

den Daten der amtlichen Statistik<br />

Schaffung eines grundsätzlichen Zugangs<br />

der amtlichen Statistik auf <strong>Ver</strong>waltungsdaten<br />

für statistische Zwecke<br />

Harmonisierung mit EU-Recht, insbesondere<br />

mit der <strong>Ver</strong>ordnung über europäische Statistiken<br />

und den europäischen Qualitätsanforderungen<br />

Auch der <strong>Bund</strong>esfachgruppenvorstand und <strong>di</strong>e<br />

Personalräte der Statistischen Ämter haben sich<br />

in den vergangenen Monaten sehr intensiv mit<br />

den Reformvorschlägen zur Fortentwicklung<br />

der amtlichen Statistik befasst, eigene Positionen<br />

dazu entwickelt und in den Diskussionsprozess<br />

der Beiratsarbeitsgruppe eingebracht.<br />

So nutzten <strong>di</strong>e ver.<strong>di</strong> Personalräte und <strong>Ver</strong>trauensleute<br />

ihr jährliches Seminar auch zu<br />

einem Gespräch mit dem Leiter des Bayerischen<br />

Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung,<br />

Karlheinz An<strong>di</strong>ng. Er hatte federführend<br />

für <strong>di</strong>e Leiterinnen und Leiter <strong>di</strong>e<br />

Stellungnahme der Statistischen Landesämter<br />

zu den Reformvorschlägen verfasst.<br />

Dass es zu einzelnen Vorschlägen auch kontroverse<br />

Diskussionen gab und im Beirat keine<br />

Einigung erzielt werden konnte, muss bei<br />

einem so heterogenen Gremium nicht wundern.<br />

So stieß bspw. <strong>di</strong>e Forderung nach einer<br />

Auftragserhebung für private Dritte durch<br />

<strong>di</strong>e amtliche Statistik auch beim <strong>Bund</strong>esfachgruppenvorstand<br />

auf Ablehnung. Und auch<br />

<strong>di</strong>e Frage, ob <strong>di</strong>e Statistischen Ämter ein angemessenes<br />

Mitgestaltungsrecht bei der Entstehung<br />

und <strong>Ver</strong>änderung von <strong>Ver</strong>waltungsdaten<br />

haben dürfen, muss erst noch den<br />

verfassungsrechtlichen Bedenken der Kommunen<br />

standhalten, <strong>di</strong>e auf ihr kommunales<br />

Selbstverwaltungsrecht pochen.<br />

Insgesamt darf aber eingeschätzt werden, dass<br />

<strong>di</strong>e Arbeitsgruppe des Beirates innerhalb kurzer<br />

Zeit ein großes Arbeitspensum absolviert<br />

hat, was der Präsident des Statistischen <strong>Bund</strong>esamtes,<br />

Roderich Egeler, auch ausdrücklich<br />

wür<strong>di</strong>gte. Ob am Ende der gewünschte große<br />

Wurf gelungen ist, wird sich zeigen. Ziel<br />

ist es, <strong>di</strong>e Reform des <strong>Bund</strong>esstatistikgesetzes<br />

in den Koalitionsvertrag der neuen Regierung<br />

zu verankern und in der kommenden<br />

Legislatur umzusetzen. Es wäre für <strong>di</strong>e<br />

amtliche Statistik in Deutschland ein wichtiger<br />

Schritt in Richtung eines modernen, flexiblen<br />

und attraktiven Informations<strong>di</strong>enstleisters<br />

und würde Rolle und Bedeutung der<br />

amtlichen Statistik steigern, Standorte, Ämter<br />

und letztlich Arbeitsplätze zukunftssicher<br />

machen.<br />

Alle Empfehlungen des Beirates findet man<br />

unter:<br />

https://www.destatis.de/DE/Ueber-<br />

Uns/LeitungOrganisation/Statistischer-<br />

Beirat/StatistischerBeirat.html<br />

Eine breite Diskussion ist ausdrücklich<br />

erwünscht.<br />

Gute Tra<strong>di</strong>tionen fortgesetzt<br />

Die ver.<strong>di</strong> Personalräte und <strong>Ver</strong>trauensleute<br />

setzten auf ihrem Seminar <strong>di</strong>e gute Tra<strong>di</strong>tion<br />

fort, mit den Leiterinnen und Leitern der<br />

Statistischen Ämter ins Gespräch zu kommen.<br />

Neben Karlheinz An<strong>di</strong>ng war in <strong>di</strong>esem Jahr<br />

der Vorstandsvorsitzende des Landesbetriebes<br />

für Statistik und Kommunikationstechnologie<br />

Niedersachsen (LSKN), Dr. Christoph<br />

Lahmann, zu Gast.<br />

Er referierte über <strong>di</strong>e Reformanstrengungen<br />

innerhalb der amtlichen Statistik, den Umsetzungsstand<br />

des Masterplanes und über <strong>di</strong>e<br />

wichtige Rolle der Informationstechnologie<br />

für <strong>di</strong>e amtliche Statistik. Das LSKN ist inzwischen<br />

eines der wenigen Statistischen Ämter,<br />

wo Datenverarbeitung und Statistik noch<br />

eng verbunden sind. Mehr noch: Während in<br />

vielen <strong>Bund</strong>esländern <strong>di</strong>e Informationstechnologie<br />

aus den Statistikämtern herausgelöst<br />

und zu zentralen Eigenbetrieben umgewandelt<br />

wurden, legte man in Hannover IT und<br />

Statistik zusammen. Eine ähnliche Konstellation<br />

findet sich noch in Nordrhein-Westfalen<br />

und in Bayern. Für 2<strong>01</strong>3 ist geplant, <strong>di</strong>e neue<br />

Präsidentin des Hessischen Statistischen Landesamtes,<br />

Frau Dr. Christel Figgener, sowie<br />

den Vorstandsvorsitzenden des Statistischen<br />

Amtes für Hamburg und Schleswig-Holstein,<br />

Herrn Helmut Eppmann, als Referenten zum<br />

Seminar einzuladen und <strong>di</strong>e Gespräche über<br />

<strong>di</strong>e aktuelle Situation in der amtliche Statistik<br />

fortzusetzen.<br />

26<br />

bund + l änder journal


<strong>Ver</strong>abschiedet<br />

Mit Eckart Hohmann haben <strong>di</strong>e ver.<strong>di</strong> Personalräte<br />

und <strong>Ver</strong>trauensleute auf ihrem Seminar<br />

den <strong>di</strong>enstältesten Präsidenten verabschiedet.<br />

Er war während seiner aktiven Zeit<br />

oft als Referent zu den Seminaren geladen<br />

und stand nicht nur in seiner Funktion mit Rat<br />

und Tat zur Seite, sondern auch als langjähriger<br />

ver.<strong>di</strong> - Kollege.<br />

Eckart Hohmann war maßgeblich an der Entwicklung<br />

des Masterplanes zur Reform der<br />

amtlichen Statistik beteiligt und hatte ein<br />

besonderes Gespür für <strong>di</strong>e Entwicklung auf<br />

Zensus 2<strong>01</strong>1<br />

Natürlich haben sich <strong>di</strong>e ver.<strong>di</strong> Personalräte<br />

und <strong>Ver</strong>trauensleute auch mit dem derzeit<br />

größten statistischen Projekt, dem Zensus<br />

2<strong>01</strong>1, befasst. Dabei ist es gelungen, mit<br />

Prof. Dr. Gert G. Wagner nicht nur den Vorstandsvorsitzenden<br />

des Deutschen Instituts für<br />

Wirtschaftsforschung (DIW) und damit einen<br />

hochrangigen <strong>Ver</strong>treter der Wissenschaft als<br />

Referenten zu gewinnen, sondern auch den<br />

Leiter der Zensuskommission in Deutschland.<br />

Statistische Erhebungen müssen in jedem<br />

Fall Einbahnstraßen bleiben, das Rückspielverbot<br />

aus der Statistik in <strong>di</strong>e kommunalen<br />

Register gewahrt bleiben, hob Wagner hervor.<br />

Er bezog sich dabei auf <strong>di</strong>e fehlerhaften<br />

Register, <strong>di</strong>e der Zensuserhebung zugrunde<br />

liegen und auf den außergewöhnlich großen<br />

europäischer Ebene. Seit 1992 leitete er das<br />

Hessische Landesamt für Statistik, war Mitglied<br />

im Ausschuss Statistisches Programm<br />

der Europäischen Kommission und im Gründungsausschuss<br />

des Rates für Sozial- und<br />

Wirtschaftsdaten. Er wird seine hohe Kompetenz,<br />

sein Engagement und seine Erfahrung<br />

auch weiterhin dort einbringen, wo sie<br />

gefragt ist, versprach Kollege Hohmann und<br />

somit ist nicht ausgeschlossen, ihn zu einem<br />

der nächsten Seminare noch einmal als Referenten<br />

und Gesprächspartner zu treffen.<br />

Aufwand, den <strong>di</strong>e statistischen Ämter derzeit<br />

betreiben, um statistiktaugliche Auswertungen<br />

vornehmen zu können. Dass <strong>di</strong>e Situation,<br />

vor der <strong>di</strong>e amtliche Statistik steht, misslich<br />

ist, räumte aber auch er ein. Denn wenn<br />

<strong>di</strong>e mühevoll bereinigten statistikinternen<br />

Register, wie vorgeschrieben, nach erfolgter<br />

Auswertung wieder zu löschen sind, bedeutet<br />

das mit Blick auf den nächsten Zensus<br />

2021, den gleichen personellen, finanziellen<br />

und zeitlichen Aufwand zur Gewinnung fehlerfreier<br />

Registerdaten.<br />

Interessant auch, was Prof. Dr. Gert G. Wagner<br />

zur Frage der Unabhängigkeit der amtlichen<br />

Statistik zu sagen hatte. Er hält es nämlich<br />

für zumindest bedenklich, wenn, wie in<br />

den meisten <strong>Bund</strong>esländern, <strong>di</strong>e Statistik einem<br />

Ressort angehört, dem gleichzeitig auch<br />

<strong>di</strong>e Polizeibehörde unterstellt ist. Darüber sollte<br />

man mal nachdenken!<br />

Wie unabhängig sind wir wirklich?<br />

Nach nur drei Jahren steht <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>ordnung<br />

(EG) Nr. 223/2009 des europäischen Parlaments<br />

und des Rates über europäische Statistiken<br />

vor einer Novellierung. Qualitätskriterien<br />

sollen dabei verschärft werden und <strong>di</strong>e Anforderungen,<br />

welche an <strong>di</strong>e nationalen Statistischen<br />

Ämter zu stellen sind, erhöht. So soll<br />

bspw. <strong>di</strong>e Stellung der Leiterinnen und Leiter<br />

der Statistikämter erheblich gestärkt, <strong>di</strong>e Unabhängigkeit<br />

insgesamt damit manifester gestaltet<br />

werden. Das ruft natürlich sofort <strong>di</strong>e<br />

Frage auf den Plan, wie das derzeit in unserer<br />

Republik aussieht. Die fachliche Unabhängigkeit<br />

ist bereits jetzt in der europäischen <strong>Ver</strong>ordnung<br />

fixiert, dennoch gibt es in den <strong>Bund</strong>esländern<br />

für <strong>di</strong>e Statistikämter Dienst- und<br />

Fachaufsichten, in der Regel sind es <strong>di</strong>e jeweiligen<br />

Innenministerien. Ist das nicht schon<br />

vom Wortlaut her unvereinbar? Bereits jetzt<br />

ist <strong>di</strong>e Anforderung formuliert, dass <strong>di</strong>e Leiterinnen<br />

und Leiter der Statistischen Ämter<br />

auf einer hohen hierarchischen Ebene angesiedelt<br />

sein sollen und über eine hohe fachliche<br />

Qualifikation verfügen müssen. Trotzdem<br />

gehört es zur Realität, dass <strong>di</strong>e Stellenbesetzung<br />

eher politischen Sachzwängen folgt und<br />

fachliche Reputation nur nachrangig beachtet<br />

wird. Und es kommt vor, dass ein Präsident,<br />

der sich der fachlichen Einflussnahme<br />

seines Dienstherren entzieht, selbst aus dem<br />

Amt gezogen wird. Ist das wirklich <strong>di</strong>e Unabhängigkeit,<br />

<strong>di</strong>e amtliche Statistik braucht, um<br />

das <strong>Ver</strong>trauen in Objektivität und Neutralität<br />

nicht zu gefährden? Da reden wir noch gar<br />

nicht davon, dass viele Ressorts einen Zustimmungsvorbehalt<br />

über <strong>di</strong>e Organisationsstrukturen<br />

eines Statistikamtes besitzen, das Personal<br />

des höheren Dienstes selbst verwalten<br />

- und über Einstellungen entscheiden - und<br />

mit einem realitätsfremden Personalabbau<br />

in <strong>di</strong>e Arbeitsfähigkeit der amtlichen Statistik<br />

eingreifen.<br />

Die große Hoffnung, durch Europa auch <strong>di</strong>e<br />

Frage der institutionellen Unabhängigkeit<br />

positiv beantwortet zu bekommen, ist indes<br />

gering. Dass Deutschland einem solchen Ansinnen<br />

entgegensteht, mag keinen wundern.<br />

Wohl aber, dass man auch in vielen anderen<br />

EU-Staaten nichts an einer, wie auch immer<br />

gearteten, Ressortunterstellung ändern will.<br />

So jedenfalls der aktuelle Diskussionsstand.<br />

Thilo Börner<br />

VorsitzeNder BuNdesfachgruppe<br />

bund + l änder journal<br />

27


<strong>Ver</strong>kehr und Strassenbau<br />

<strong>Bund</strong>esfachkommission<br />

der StraSSenbauverwaltung in 2<strong>01</strong>3<br />

Sprecher der Fachkommission Frank Hollweg<br />

Sinkende Beschäftigtenzahlen, Ausbau der <strong>Ver</strong>gabe<br />

von Aufgaben an Private, schleichender<br />

Umbau der Straßenbauverwaltungen zu Gewährleitungs-<br />

und Kontrollbehörden - Erfahrungen<br />

dazu sind <strong>Bund</strong>esländer übergreifend<br />

festzustellen. Auf der Sitzung der <strong>Bund</strong>esfachkommission<br />

Straßenbauverwaltung im Oktober<br />

2<strong>01</strong>2 haben Kolleginnen und Kollegen festgestellt,<br />

dass sie in den einzelnen <strong>Länder</strong>n vor ähnlichen<br />

Problemen stehen. Für 2<strong>01</strong>3 werden <strong>di</strong>e<br />

Schwerpunkte bei ÖPP (Öffentlich-Private Partnerschaften),<br />

Finanzierung (Maut) und der DE-<br />

GES (Deutsche Einheit <strong>Ver</strong>kehrsplanungs- und –<br />

bau GmbH) gesehen.<br />

Dazu sind entsprechende Gespräche mit politischen<br />

Parteien im <strong>Bund</strong>estag, insbesondere zu<br />

ÖPP und den Auswirkungen auf Straßenbauverwaltungen,<br />

<strong>Ver</strong>kehrsteilnehmer und den Mittelstand<br />

sowie zur Frage der Finanzierung von <strong>Ver</strong>kehrsinfrastruktur,<br />

geplant.<br />

In einem Seminar für Personalratsmitglieder vom<br />

23.09. – 25.09.2<strong>01</strong>3 im ver.<strong>di</strong> Bildungszentrum<br />

Walsrode werden aktuelle Rechtsprechung wie<br />

Möglichkeiten der Einflussnahme und Mitbestimmung<br />

der Personalräte im Bereich der Straßenbauverwaltungen<br />

zu Arbeitszeitgestaltung<br />

– Modelle-Schichtarbeit-Rufbereitschaft in Straßen-<br />

und Autobahnmeisteren und den <strong>Ver</strong>waltungen<br />

thematisiert.<br />

Reform der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung:<br />

Landesregierung Rheinland-Pfalz unterstützt<br />

<strong>di</strong>e Beschäftigten der WSV<br />

Der 5. Bericht zur Reform der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung<br />

liegt vor, das BMVBS beginnt<br />

nunmehr mit der Umsetzung. Die rheinlandpfälzischen<br />

Kolleginnen und Kollegen der Landesfachkommission<br />

versuchen seit Monaten in<br />

Gesprächen mit <strong>Bund</strong>estags- und Landtagsabgeordneten<br />

aller Parteien in Rheinland-Pfalz Einfluss<br />

auf <strong>di</strong>e politischen Entscheidungsprozesse<br />

zu nehmen. Anlässlich eines Gespräches mit dem<br />

rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten, Kurt<br />

Beck, zur Reform der WSV konnten wir bei dem<br />

Ministerpräsidenten unsere Befürchtungen vortragen.<br />

Nicht nur <strong>di</strong>e WSD-Südwest sondern auch<br />

eines der größten Ämter der WSV, das WSA Koblenz,<br />

sind in ihrem Bestand massiv gefährdet.<br />

Kurt Beck sagte anlässlich des Gespräches <strong>di</strong>e volle<br />

Unterstützung der rheinland-pfälzischen Landesregierung<br />

zu. Wir haben ihn gebeten, auch<br />

über den <strong>Bund</strong>esrat aktiv zu werden.<br />

28<br />

bund + l änder journal


Ramsauer wild entschlossen!?<br />

<strong>Bund</strong>esministerium <strong>Ver</strong>kehr, Bau und Stadtentwicklung, kurz BMVBS hält am<br />

Reformplan WSV fest<br />

Nach Plänen des <strong>Bund</strong>esverkehrsministeriums<br />

soll <strong>di</strong>e Wasser- und Schifffahrtsverwaltung<br />

nun endgültig umgebaut werden. Im vorgelegten<br />

5. Bericht an den Deutschen <strong>Bund</strong>estag<br />

wurde ein Konzept vorgelegt, wonach eine<br />

neue Behörde geschaffen, bisherige Dienststellen<br />

und Ämter geschlossen bzw. zusammengelegt<br />

und so über 2.000 Stellen im Bereich<br />

der Wasserschifffahrtsverwaltung abgebaut<br />

werden sollen.<br />

Die Opposition und selbst einige Abgeordnete<br />

der Regierungsfraktion bezweifeln <strong>di</strong>e Gesetzmäßigkeit<br />

der Reformpläne. Insbesondere <strong>di</strong>e<br />

Schaffung einer neuen Oberbehörde in Bonn,<br />

in der im Wesentlichen <strong>di</strong>e Beamten des Ministeriums<br />

mit lukrativen Posten versorgt werden<br />

soll, sorgt für Unmut. Widerstand in den<br />

<strong>Länder</strong>n formiert sich. Einzelne Ministerpräsidenten<br />

in den betroffenen <strong>Länder</strong>n haben erkannt,<br />

dass <strong>di</strong>e Reform zu Lasten der <strong>Länder</strong><br />

gehen wird, dass massiver Arbeitsplatzabbau<br />

ebenso droht wie <strong>di</strong>e Gefährdung einzelner<br />

Schifffahrtswege.<br />

Die weiteren Vorschläge zur Abschaffung der<br />

Direktionen (WSD) berücksichtigen bislang in<br />

keiner Weise, dass einige <strong>di</strong>eser Direktionen<br />

gesetzmäßige Aufgaben zu erfüllen haben,<br />

<strong>di</strong>e ihnen nicht so einfach entzogen werden<br />

können. Die gesamte neue Aufbauorganisation,<br />

ausgehend von einer Kategorisierung der<br />

Wasserstraßen, basiert nicht auf einer, wie vom<br />

<strong>Bund</strong>esrechnungshof geforderten, abschließenden<br />

Aufgabenkritik sowie Untersuchung der<br />

Geschäftsprozesse. Im Gegenteil, mit dem 5.<br />

Bericht zur Reform der WSV attestiert sich das<br />

<strong>Bund</strong>esministerium selbst ein Steuerungsdefizit<br />

in den vergangenen Jahren. Es gesteht ein,<br />

dass sein Handeln nicht am Maßstab der Wirtschaftlichkeit<br />

ausgerichtet war. So richtet sich<br />

<strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>gabe von Aufgaben an Dritte le<strong>di</strong>glich<br />

nach der Personalknappheit, <strong>di</strong>e wiederum bewusst<br />

herbeigeführt wurde, durch jahrelange<br />

Stagnation und willkürliche Personaleinsparmaßnahmen<br />

und zu massiven Kostenerhöhungen<br />

führt. Auch eine Personalbedarfs-ermittlung,<br />

wie vom <strong>Bund</strong>esrechnungshof gefordert,<br />

fand nicht statt. Nun will jedoch das Ministerium<br />

bis 2020 von den rund 12.000 Beschäftigten<br />

weitere ca. 2.500 Stellen einsparen.<br />

Bei allen <strong>di</strong>esen Entscheidungen waren <strong>di</strong>e Interessenvertretungen<br />

der Beschäftigten, <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />

selbst und auch ver.<strong>di</strong> außen vor,<br />

trotz wiederholter <strong>Ver</strong>suche seitens ver.<strong>di</strong>s zu<br />

Gesprächen und Aufforderungen zu gemeinsamen<br />

<strong>Ver</strong>handlungen.<br />

Mittlerweile scheinen sich jedoch im Ministerium<br />

Einige Gedanken darüber zu machen,<br />

dass <strong>Ver</strong>änderungsprozesse nicht ohne <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />

durchzusetzen sind. Jetzt versucht<br />

<strong>di</strong>e dort eingerichtete Arbeitsgruppe „Umsetzung<br />

der WSV-Reform“ zumindest scheinbar<br />

auf <strong>di</strong>e Beschäftigten eingehen zu wollen. Im<br />

hauseigenen Intranet werden <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />

aufgefordert Fragen zu stellen, Anregungen<br />

und Hinweise zu geben. Antworten auf<br />

erste Anfragen gehen bereits ein, wie <strong>di</strong>e Zusage<br />

der Unterstützung für den Abschluss eines<br />

Tarifvertrages durch das BMVBS. Aller<strong>di</strong>ngs,<br />

wie nachhaltig <strong>di</strong>ese Antwort ist, wird<br />

sich erweisen. Wenn eine Vielzahl von Beschäftigten<br />

<strong>di</strong>es nun fordert, könnte durchaus größerer<br />

Druck entstehen.<br />

Die Personalräte, allen voran der Hauptpersonalrat<br />

aber auch ver.<strong>di</strong> fordern nach wie vor, ihre<br />

Einbeziehung in <strong>di</strong>e Pläne zur Reform ebenso<br />

wie nachhaltige Aufgabenkritik und eine nachvollziehbare<br />

Personalbedarfsermittlung. ver.<strong>di</strong><br />

selbst hat mittlerweile den <strong>Bund</strong> zu Tarifverhandlungen<br />

zu Beschäftigungssicherung, Erhalt<br />

des Lebensstandards der Beschäftigten und<br />

zur Vorbeugung des Fachkräftemangels durch<br />

Ausbildung und Übernahme für <strong>di</strong>e WSV und<br />

weiterer Bereiche des BMVBS aufgefordert.<br />

Dem demografischen<br />

Wandel im StraSSen<strong>di</strong>enst entgegen treten<br />

Fachtagung der Fachbereiche <strong>Bund</strong>/<strong>Länder</strong> und Gemeinden vom in Göttingen<br />

Gemeinsam neue Wege gehen<br />

Erstmalig wurde <strong>di</strong>e Trennung zwischen Kommunalen<br />

und Landes- bzw. <strong>Bund</strong>esbeschäftigten<br />

im Straßen<strong>di</strong>enst überwunden und in<br />

einer <strong>Bund</strong>esfachtagung ein übergreifender<br />

Erfahrungsaustausch organisiert. Dieses, <strong>di</strong>e<br />

Erfahrungen zusammenführende Vorgehen<br />

traf bei den 25 teilnehmenden Personalräten<br />

aus neun <strong>Bund</strong>esländern und den verschiedenen<br />

Wirkungsbereichen von Grünflächenamt<br />

bis zur Autobahnmeisterei auf ungeteilte Zustimmung.<br />

Die Fortentwicklung <strong>di</strong>eses tätigkeitsbezogenen<br />

Ansatzes wird in eine von den<br />

ver.<strong>di</strong>-Fachbereichen 6 und 7 getragenen, gemeinsamen<br />

Berufsfachtagung am 17. und 18.<br />

Oktober 2<strong>01</strong>3 in Hannover münden.<br />

Erfahrungsaustausch zeigt gemeinsame<br />

Probleme<br />

Tagtäglich erleben wir, dass <strong>di</strong>e zu leistenden<br />

Aufgaben im Straßen<strong>di</strong>enst mit einer im Durchschnitt<br />

stetig älter werdenden Belegschaft qualitativ<br />

hochwertig und verantwortungsvoll zu<br />

erfüllen ist. Damit einher geht für <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />

ein stetig wachsender Arbeitsdruck, der<br />

sich vielfach auswirkt.<br />

Alternsgerechte Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />

sind notwen<strong>di</strong>g<br />

Dabei gibt es zunehmend weniger Einsatzmöglichkeiten<br />

für in ihrer Leistung eingeschränkte<br />

Kolleginnen und Kollegen, <strong>di</strong>e ärztliche Atteste<br />

vorgelegt haben, aufgrund der schwierigen<br />

Situationen, etwa der Unfallsicherung oder Arbeiten<br />

im laufenden <strong>Ver</strong>kehr. Wenn dann noch<br />

<strong>di</strong>e Zahl <strong>di</strong>eser Personen steigt, ergeben sich<br />

mitunter gefühlte oder reale Ungerechtigkeiten<br />

in der Arbeitseinteilung.<br />

Die von jüngeren Beschäftigten verlangte Mehrarbeit<br />

untergräbt deren Motivation wie perspektivisch<br />

auch deren gesundheitliche Basis.<br />

Die Reaktionen darauf zeigen sich in einem<br />

nicht immer kollegialen <strong>Ver</strong>halten, sondern<br />

aufgrund des anhaltenden Personalabbaus und<br />

latentem Privatisierungsdruck in ausgrenzenden<br />

Tendenzen.<br />

Daher ist es eine der dringlichsten Aufgaben<br />

<strong>di</strong>e Realität massiv alternder Belegschaften anzuerkennen<br />

und neue entlastende Formen der<br />

Arbeitsorganisation zu finden. Die Einsatzmöglichkeiten<br />

für ältere KollegInnen herauszuarbeiten,<br />

<strong>di</strong>e eine optimale Nutzung vorhandenen<br />

Erfahrungswissens erlauben und zugleich<br />

körperlich leidensgerecht sind, ist <strong>di</strong>e Aufgabe<br />

der nahen Zukunft.<br />

Aufgabe der betrieblichen Gewerkschaftsarbeit<br />

Aus Sicht gewerkschaftlicher Betriebsarbeit<br />

reicht es nicht mehr nur <strong>di</strong>e anhaltenden wie<br />

sich verschärfenden Missstände anzuprangern.<br />

Vielmehr gilt es, vorangetrieben durch<br />

<strong>di</strong>e Arbeit von Betriebsgruppen, lösungsorientierte<br />

Ansätze zu erarbeiten. Vordringlichste<br />

Gestaltungsfelder sind <strong>di</strong>e Reduzierung körperlicher<br />

und psychischer Belastungen und <strong>di</strong>e<br />

beteiligungsorientierte Suche nach Möglichkeiten<br />

eines alternsgerechten und wertschätzenden<br />

Einsatzes.<br />

bund + l änder journal<br />

29


Frage der Einsetzbarkeit<br />

Steigende Fallzahlen, <strong>di</strong>e sich auch in den mittlerweile<br />

etablierten BEM-<strong>Ver</strong>fahren wiederspiegeln,<br />

lassen <strong>di</strong>e Frage der Einsetzbarkeit zunehmend<br />

brisanter werden. Mögliche Ansätze<br />

könnten ein Hinterfragen der Arbeitsorganisation<br />

und der intensivierte Einsatz von Hilfsmitteln<br />

(Mähroboter, Hebehilfen) wie auch ausgedehnte<br />

Schulungsaktivitäten im Bereich der<br />

Absicherung von Arbeitsstellen oder der ergonomisch<br />

korrekten Handhabung von Arbeitsgeräten<br />

sein. Den Auftakt können straßen<strong>di</strong>enstspezifische<br />

Gesundheitstage machen. Diese<br />

müßten in eine intensivere Belastungsanalyse<br />

eingehen, <strong>di</strong>e wiederum als Grundlage für<br />

belastungs- bzw. beanspruchungsmindernde<br />

Maßnahmen <strong>di</strong>ent. Konkrete Vorschläge wären,<br />

verstärkt auf den „Altersmix“ zusammengestellter<br />

Kolonnen zu achten und auch in einer<br />

Schicht wechselnde Tätigkeiten ausüben zu<br />

lassen, um Belastungswechsel herbeizuführen.<br />

Wissenstransfer<br />

Da vorhandenes Wissen zu wenig genutzt<br />

wird, ist es an der Zeit, den Arbeitsplatzinhaber<br />

als den Experten beim Erarbeiten möglicher<br />

Lösungswege unmittelbar und dauerhaft<br />

einzubeziehen.<br />

Das geballte Erfahrungswissen kann nur über<br />

beteiligungsorientierte <strong>Ver</strong>fahren erschlossen<br />

werden, wenn es darum, geht <strong>di</strong>e Ausübung<br />

der Pflichtaufgaben neu zu überdenken.<br />

Gesundheitsmanagement statt frühzeitigem<br />

Ausstieg<br />

Die häufig anzutreffende frühe Ausstiegsorientierung<br />

steht auch den verschiedenen Ansätzen<br />

eines betrieblichen Gesundheitsmanagements<br />

im Wege, da vorbeugend wirkende<br />

Ansätze mit dem Ziel eines längeren sowie gesunden<br />

<strong>Ver</strong>bleibs im Betrieb nur schwerlich mitgetragen<br />

werden.<br />

Beeinträchtigt wird <strong>di</strong>e Qualität der geleisteten<br />

Arbeit auch durch einen Mehraufwand, der<br />

darin begründet liegt, dass Träger langjährigen<br />

produktivitätssteigernden Erfahrungswissens<br />

in Größenordnungen aus dem Straßen<strong>di</strong>enst<br />

ausscheiden. Bei weiter anhaltendem Personalabbau<br />

ohne <strong>di</strong>e Möglichkeit von Neueinstellungen,<br />

werden <strong>di</strong>e Stellen erst mit zeitlicher<br />

<strong>Ver</strong>zögerung besetzt, oder gar nicht.<br />

Wertschätzung und Führungskompetenz<br />

Der wertschätzende Umgang seitens der Führungskräfte,<br />

deren Stärken zumeist auf fachlichem<br />

Gebiet liegen, mit alternden Belegschaften<br />

ist noch ausbaufähig. Diese Meinung vertraten<br />

<strong>di</strong>e Personalräte aus allen teilnehmenden<br />

Bereichen. Führungskompetenz gilt es systematisch<br />

und vor dem Hintergrund der altersstrukturellen<br />

Entwicklung neu zu betrachten.<br />

Die Motivation der Beschäftigten sollte in einem<br />

dauerhaft schwierigen Umfeld, das bestimmt<br />

wurde von Privatisierungsängsten, anhaltendem<br />

Personalabbau, Umstrukturierungen und<br />

ausbleibender Rekrutierung jüngerer Fachkräfte,<br />

stärker befördert werden. Doch <strong>di</strong>e Macht<br />

des Alltags lässt in der Aufgabenfülle <strong>di</strong>e Waage<br />

häufiger in Richtung Kritik ausschlagen. In<br />

den anschaulichen Beschreibungen der Situation<br />

in den Meistereien scheint deren Leitung<br />

eine Schlüsselfunktion zuzukommen. Von ihrem<br />

Wollen hängt in überwiegendem Maße<br />

ab, ob Anerkennung und Wertschätzung<br />

vermittelt wird, oder ob der Umgang miteinander<br />

<strong>di</strong>e gefährdete Motivation eher weiter<br />

aushöhlt. Daher <strong>di</strong>e einhellige Forderung nach<br />

verpflichtenden Führungskräfteschulungen zu<br />

gesundheitsförderndem Führen und auch regelmäßigen<br />

<strong>Ver</strong>fahren zur Beurteilung von Führungskräften<br />

(i.S. eines Führungskräfte-Feed-<br />

Backs), der dann auch Konsequenzen folgen.<br />

Folgen der Aufgabenvergabe<br />

Das Reizthema der <strong>Ver</strong>gabe von Aufgaben an<br />

Private wird durch einen weiteren Aspekt verschärft.<br />

In den intensiven Debatten häuften<br />

sich <strong>di</strong>e Beispiele für Nacharbeiten, <strong>di</strong>e notwen<strong>di</strong>g<br />

sind, um <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>kehrssicherheit aufrecht<br />

zu erhalten. Es ist festzustellen, dass es<br />

bei Arbeiten von Privaten zu unsachgemäßer<br />

Streuung im Winter<strong>di</strong>enst kommt und z.B. auf<br />

gemähten Streckenabschnitten zerstörte Leitpfosten<br />

vorgefunden werden. Der einhellige<br />

Ansatz ist es auf weitere <strong>Ver</strong>gabe zu verzichten,<br />

mehr noch <strong>di</strong>ese umzukehren und gerade<br />

körperlich geringbelastende Arbeiten wieder<br />

in den Straßenbetriebs<strong>di</strong>enst zu integrieren,<br />

um Beschäftigungsfelder zurückzugewinnen.<br />

Zukunftsperspektiven und Qualifizierung<br />

Dem hohen Arbeitsethos der Beschäftigten<br />

wie ihrem hohen Qualitätsbewusstsein läuft<br />

zuwider, dass es in einigen Regionen seitens<br />

der Politik keine Aussagen zu den Perspektiven<br />

des Straßen<strong>di</strong>enstes gibt bzw. dauerhaft<br />

vorenthalten werden. Eine Folge <strong>di</strong>eser Unterlassung<br />

ist <strong>di</strong>e nahezu flächendeckende Abwesenheit<br />

vorausschauender Qualifizierungspläne<br />

im Straßen<strong>di</strong>enst. Mit zu berücksichtigen ist<br />

zudem auch <strong>di</strong>e Erfassung zukünftig notwen<strong>di</strong>ger<br />

Kompetenzen und Wege zu deren Erwerb.<br />

Fazit<br />

Zusammenfassend erscheint ein alle Dimensionen<br />

einbeziehendes und strukturiertes Vorgehen<br />

notwen<strong>di</strong>g. Doch besteht Einigkeit darüber,<br />

dass ohne Anstöße und metho<strong>di</strong>scher<br />

Unterstützung von außen, nachhaltig wirksame<br />

Schritte nur schwer umsetzbar sind. Es gilt<br />

den Einstieg zu schaffen. Erfolg versprechen<br />

Ergebnisse von Beschäftigtenbefragungen, <strong>di</strong>e<br />

richtungweisend seitens der Geschäftsführung<br />

interpretiert werden müssen. Auch können Personalversammlungen,<br />

<strong>di</strong>e <strong>di</strong>ese Themen aufgreifen,<br />

dazu beitragen, den Willen der Führungskräfte<br />

zu steigern, in Fragen alterns- und<br />

gesundheitsgerechten Arbeitens aktiv zu werden.<br />

Seitens der Personalvertretungen gilt es<br />

einen Bestand an guten Argumenten aufzubauen,<br />

<strong>di</strong>e gerade auch <strong>di</strong>e Kostenseite einbeziehen<br />

und <strong>Ver</strong>bündete zu identifizieren, <strong>di</strong>e<br />

dazu beitragen können, Prozesse anzuschieben.<br />

Elke Breidenbach, Halle/Saale<br />

Mitglied der <strong>Bund</strong>esfachkommission<br />

StraSSenbauverwaltung<br />

Personelles<br />

Antje Schumacher-Bergelin, neue <strong>Bund</strong>esfachgruppenleiterin<br />

für <strong>di</strong>e<br />

<strong>Bund</strong>esfachgruppe <strong>Bund</strong>esverkehrsverwaltung/<br />

Straßenbauverwaltung<br />

<strong>Bund</strong>esfachgruppe Bau- und Liegenschaftsmanagement<br />

Seit Mitte Oktober 2<strong>01</strong>2 bestellt ist Antje nunmehr<br />

zustän<strong>di</strong>g für <strong>di</strong>e politische und gewerkschaftliche<br />

Zusammenarbeit mit den beiden Fachgruppenvorständen.<br />

Nach 20 Jahren in unterschiedlichen gewerkschaftlichen<br />

Stationen in Bezirk-, Landesbezirk der<br />

DAG sowie auf <strong>Bund</strong>esebene in ver.<strong>di</strong> kann <strong>di</strong>e<br />

gelernte Theologin nun ihre Erfahrungen aus der<br />

betrieblichen Betreuungsarbeit im Finanz<strong>di</strong>enstleistungsbereich<br />

und öffentlichem Dienst, bei<br />

den besonderen Dienstleistungen, der gewerkschaftlichen<br />

Frauenarbeit wie auch der Grundsatzpolitik<br />

ver.<strong>di</strong>s einbringen.<br />

Antje freut sich auf eine konstruktive<br />

und erfolgreiche Zusammenarbeit.<br />

30<br />

bund + l änder journal


Rettet <strong>di</strong>e ostdeutschen WasserstraSSen<br />

Eine Protestfahrt der Wirtschaft, Reedereinen,<br />

Wasserstraßennutzern, der Städte und Kommunen,<br />

der Industrie- und Handelskammern<br />

auf den Berliner und Brandenburger Wasserstraßen<br />

vom 22. bis 24. September 2<strong>01</strong>2 war<br />

der ver.<strong>di</strong> Betriebsgruppe im WSA Berlin Anlass<br />

genug, um gemeinsam auf <strong>di</strong>e fatalen Folgen<br />

der WSV-Reform aufmerksam zu machen. Eine<br />

bessere Unterstützung gibt es nicht – Nutzer<br />

der Wasserstraßen und Beschäftigte der<br />

WSV gemeinsam.<br />

Am 24.09.2<strong>01</strong>2 wurde eine gemeinsame Resolution<br />

„Dem Osten nicht das Wasser abgraben!“<br />

an Parlamentarier und einen <strong>Ver</strong>treter des BMVBS<br />

übergeben. Tenor der Resolution ist, auch unsere<br />

Region ist auf wirtschaftlich durchgängige<br />

Wasserstraßen im Bereich Berlin und Brandenburg<br />

angewiesen.<br />

Am Vormittag führte der Personalrat eine Personalversammlung<br />

durch. Einziges Thema war<br />

<strong>di</strong>e WSV-Reform.<br />

Die ver.<strong>di</strong> Betriebsgruppe hatte im Anschluss<br />

daran zu einer Demo zum Schiffbauer Damm<br />

aufgerufen. Etwa 300 Beschäftigte aus den<br />

WSÄ Berlin und Eberswalde sowie dem Wasserstraßenneubauamt<br />

Berlin haben sich beteiligt.<br />

Wir Beschäftigte der WSV konnten unserem<br />

Unmut über <strong>di</strong>e geplante Umsetzung der<br />

WSV-Reform Luft machen.<br />

Diese Aktion hat den Beschäftigten Mut gemacht<br />

und wir sind gut gerüstet wenn es darum<br />

geht, einen Tarifvertrag für <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />

der WSV durchzusetzen.<br />

Autobahn-Privatisierung:<br />

SPD und Grüne verlangen Akteneinsicht<br />

Warum besteht Schwarz-Gelb im <strong>Bund</strong> und<br />

im Land auf der Privatisierung von Autobahnteilstrecken,<br />

wenn dadurch Steuergeld<br />

verschwendet wird? Dieser Frage gehen <strong>di</strong>e<br />

Fraktionen von SPD und Grünen im Niedersächsischen<br />

Landtag jetzt nach. Konkret geht<br />

es um den geplanten sechsstreifigen Ausbau<br />

und Betrieb der Autobahn 7 zwischen Salzgitter<br />

und Drammetal als ÖPP-Projekt.<br />

„Wir haben jetzt von unserem <strong>Ver</strong>fassungsrecht,<br />

Akteneinsicht zu beantragen, Gebrauch<br />

gemacht. Wir wollen umfassende Einsicht in<br />

den Schriftverkehr, in Gutachten, Protokolle<br />

und sonstige Unterlagen aller Behörden, Ministerien<br />

und der Staatskanzlei des Landes Niedersachsen<br />

dazu erhalten. Wenn es stimmt,<br />

dass ein privater Ausbau der A7 rund 25 Millionen<br />

Euro teurer kommt als eine herkömmliche<br />

Baumaßnahme, muss man fragen, warum<br />

Schwarz-Gelb in <strong>Bund</strong> und Land so sehr<br />

darauf drängt, private Investoren zu be<strong>di</strong>enen“,<br />

sagte der stellvertretende Vorsitzende<br />

und wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-<br />

Landtagsfraktion, Gerd Will, am Dienstag in<br />

Hannover. „Wenn hier mehr Geld ausgegeben<br />

werden soll als notwen<strong>di</strong>g, ist <strong>di</strong>e Frage<br />

berechtigt, wer von <strong>di</strong>eser <strong>Ver</strong>schwendung<br />

profitieren soll“, so Will.<br />

Prüfungen des <strong>Bund</strong>esrechnungshofes hätten<br />

ergeben, dass ein Ausbau <strong>di</strong>eses Abschnittes<br />

als ÖPP-Vorhaben verglichen mit dem konventionellen<br />

Ausbau unwirtschaftlich sei. Auch<br />

das Niedersächsische Landesamt für Straßenbau<br />

und <strong>Ver</strong>kehr sei zu <strong>di</strong>esem Ergebnis gekommen<br />

und habe vorliegende<br />

Berechnungen als unseriös bezeichnet. Zudem<br />

sei eine Privatisierung des südniedersächsischen<br />

Abschnitts der A7 nicht nur offenbar<br />

überteuert, sie vernichte auch Arbeitsplätze.<br />

„In Wahrheit versuchen <strong>Bund</strong> und Land, mit<br />

der Trickkiste ÖPP für ihre geliebten Autobahnen<br />

das Neuverschuldungsverbot zu umgehen.<br />

Sie untergraben damit selbst ihre sonst<br />

so hoch gehaltenen Haushaltssparbemühungen“,<br />

sagte der verkehrspolitische Sprecher<br />

der Landtagsgrünen Enno Hagenah.<br />

Will: „Schwarz-Gelb geht es offenbar nur<br />

noch darum, Fakten zu schaffen und das Thema<br />

vor der Landtagswahl durchzupeitschen.“<br />

Der <strong>Bund</strong>esrechnungshof hat neben dem privaten<br />

Ausbau der A7 noch ein weiteres ÖPP-<br />

Projekt von <strong>Bund</strong>esverkehrsminister Ramsauer<br />

(CSU) scharf kritisiert. Anfang November<br />

wurde bekannt, dass <strong>di</strong>e obersten Rechnungsprüfer<br />

des <strong>Bund</strong>es festgestellt hatten, der privat<br />

finanzierte Ausbau und Betrieb der Autobahn<br />

6 zwischen Wiesloch und Weinsberg<br />

(Baden-Württemberg) sei um mindestens 26<br />

Millionen Euro zu niedrig angesetzt.<br />

bund + l änder journal<br />

31


<strong>Bund</strong>undLaender<strong>Journal</strong> 189x237 4fb_Flyer 14.11.12 11:03 Seite 1<br />

Sicherheit für den<br />

öffentlichen Dienst<br />

Kommen Sie zur HUK-COBURG<br />

Größter <strong>Ver</strong>sicherer des öffentlichen Dienstes.<br />

TOP-Tarife und bedarfsgerechte Angebote, <strong>di</strong>e optimal<br />

zu Ihnen passen.<br />

Anhaltend gute und beste Noten von Test-Experten.<br />

Fragen Sie nach den besonderen Tarifen für den<br />

öffentlichen Dienst. Die Adresse Ihres nächsten<br />

Ansprechpartners finden Sie im örtlichen Telefonbuch<br />

unter »HUK-COBURG«.<br />

Sofortige Auskunft zu unseren günstigen<br />

<strong>Ver</strong>siche rungsangeboten erhalten Sie unter<br />

0800 2 153153*, per Fax unter 0800 2 153486*<br />

oder <strong>di</strong>rekt auf www.HUK.de.<br />

*Kostenlos aus deutschen Telefonnetzen<br />

bund + l änder journal

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!