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Der Beitrag berufsbezogener Forschung zur Stärkung der ...

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<strong>Der</strong> <strong>Beitrag</strong> <strong>berufsbezogener</strong> <strong>Forschung</strong> <strong>zur</strong> <strong>Stärkung</strong> <strong>der</strong> deutschen<br />

Berufsbildung in Europa<br />

Spöttl, Georg<br />

1. Einführung<br />

In den vergangenen beiden Jahrzehnten wurde es um eine eindeutige, auf Berufsbildung<br />

ausgerichtete Qualifikationsforschung ruhig. Erst in den letzten Jahren wurden neuere<br />

Bemühungen in <strong>der</strong> Berufs- und Wirtschaftspädagogik zu dieser Thematik wie<strong>der</strong> sichtbar,<br />

wobei berufswissenschaftliche Zugänge eine zunehmend wichtigere Rolle spielen. Im geplanten<br />

<strong>Beitrag</strong> werden verschiedene <strong>Forschung</strong>srichtungen <strong>der</strong> Berufsbildung <strong>zur</strong> Diskussion gestellt<br />

und die inzwischen weit entwickelte Methodenpraxis dargelegt. Aufgezeigt wird vor allem,<br />

welchen <strong>Beitrag</strong> inzwischen verschiedene berufswissenschaftliche Methoden <strong>zur</strong> Erschließung<br />

<strong>der</strong> Arbeitswelt und <strong>zur</strong> Ausgestaltung von Curricula und Berufsbildung leisten können und wo<br />

weiterer <strong>Forschung</strong>sbedarf im Sinne <strong>der</strong> Optimierung dieser Ansätze besteht. Im Mittelpunkt<br />

steht dabei auch die Aktualität einer Qualifikationsforschung, um aus <strong>der</strong> berufsförmig<br />

organisierten Arbeit heraus Beiträge <strong>zur</strong> Ausgestaltung <strong>der</strong> Berufsbildung leisten zu können.<br />

Beson<strong>der</strong>s um das praktische Wissen, also das Wissen von Facharbeitern zu entdecken, um<br />

<strong>der</strong>en Denk- und Handlungsstrukturen bzw. -inhalte zum Gegenstand wissenschaftlicher<br />

Reflexion zu machen, ist es erfor<strong>der</strong>lich, <strong>Forschung</strong>smethoden zu entwickeln, die a) für das<br />

Erschließen <strong>der</strong> Gegenstände und Zusammenhänge beruflicher Arbeit geeignet sind und es b)<br />

ermöglichen, das nicht disziplinäre Wissen <strong>der</strong> Praktiker so aufzubereiten, zu strukturieren und<br />

zu bewerten, dass es für die inhaltliche Bereicherung <strong>der</strong> Berufsbildung geeignet ist.<br />

Die skizzierten berufswissenschaftlichen <strong>Forschung</strong>sinstrumente: Sektoranalyse, Fallstudien,<br />

Arbeitsprozessanalysen und Facharbeiter-Experten-Workshops weisen naturgemäß einige<br />

Parallelen zu bekannten Methoden aus an<strong>der</strong>en <strong>Forschung</strong>sdisziplinen auf. Gleichwohl stellen<br />

sie keine aus an<strong>der</strong>en Disziplinen abgeleiteten Instrumente dar. Entwickelt wurden diese im<br />

Rahmen <strong>der</strong> <strong>Forschung</strong>spraxis <strong>der</strong> letzten beiden Jahrzehnte. Hervorzuheben ist dabei, dass sich<br />

die <strong>Forschung</strong>sarbeiten vorrangig auf die gewerblich-technische Facharbeit konzentrierten.<br />

Exemplarisch werden einige <strong>Forschung</strong>sergebnisse genauer dargestellt, um vor allem den<br />

notwendigen Tiefgang bei <strong>der</strong> Untersuchung <strong>der</strong> Arbeitsprozesse aufzuzeigen.<br />

Diese <strong>Forschung</strong>szugänge sind in beson<strong>der</strong>er Weise dazu geeignet, die Arbeitswelt in<br />

beruflicher Perspektive zu erschließen und auf den Ergebnissen aufbauend Berufsbil<strong>der</strong>,<br />

Curricula und Lernkonzepte auszugestalten. Berufswissenschaftliche <strong>Forschung</strong> zieht<br />

beson<strong>der</strong>s das praktische Wissen von Fachkräften ins Kalkül, <strong>der</strong>en Denk- und<br />

Handlungsstrukturen von außerordentlich hoher Bedeutung für die Entwicklung<br />

beruflicher Handlungskompetenz sind. Gegenstand <strong>der</strong> wissenschaftlichen Reflexion<br />

sind daher die Konstrukte <strong>der</strong> „Expertise“, <strong>der</strong> „Könnerschaft“ und <strong>der</strong> „Kompetenz“<br />

aus beruflicher Sicht. Um <strong>der</strong>en Entstehung und Struktur klären zu können, sind<br />

<strong>Forschung</strong>smethoden zu entwickeln, die<br />

- für das Erschließen <strong>der</strong> Gegenstände und Zusammenhänge beruflicher Arbeit<br />

geeignet sind und die es ermöglichen,<br />

- das praktische Wissen <strong>der</strong> Berufstätigen so aufzubereiten, zu strukturieren und zu<br />

bewerten, dass es einerseits für die inhaltliche Ausgestaltung <strong>der</strong> Berufsbildung<br />

geeignet ist und an<strong>der</strong>erseits einen <strong>Beitrag</strong> leisten kann, offene Fragen <strong>der</strong><br />

Berufsbildungsforschung zu beantworten.


Offene Fragen <strong>der</strong> Berufsbildungsforschung sind nach wie vor, welche Didaktik <strong>der</strong><br />

Vermittlung von Lehrinhalten in <strong>der</strong> beruflicher Bildung und <strong>der</strong>en Fachrichtungen<br />

zugrunde liegen soll, wie (berufsförmige) Facharbeit und Technik zu gestalten ist, wie<br />

Fachkompetenzen methodisch am besten geför<strong>der</strong>t werden können und insbeson<strong>der</strong>e<br />

wie beruflich orientierte Lernprozesse zu gestalten und zu evaluieren sind. Von <strong>der</strong><br />

Beantwortung dieser Fragen hängt die (Weiter)Entwicklung <strong>der</strong> Berufe, <strong>der</strong><br />

Berufsfel<strong>der</strong>, <strong>der</strong> Berufsbil<strong>der</strong> und schließlich <strong>der</strong> Lehrpläne und <strong>der</strong><br />

Berufsbildungspraxis ab. <strong>Der</strong> berufswissenschaftlichen Qualifikationsforschung geht es<br />

bei <strong>der</strong> Beantwortung dieser Fragen in erster Linie darum, die <strong>zur</strong> Ausübung eines<br />

Berufes benötigten Kompetenzen und die hierfür erfor<strong>der</strong>lichen Lernprozesse zu<br />

ermitteln und damit die Konstruktion und Revision beruflicher Bildungsprozesse zu<br />

ermöglichen. Darüber hinaus lassen sich mit einer berufswissenschaftlichen<br />

Qualifikationsforschung fundierte Grundlagen für die Entwicklung und Evaluation von<br />

Berufsbil<strong>der</strong>n legen. Für die Abgrenzung und Bestimmung von Berufsbil<strong>der</strong>n wie auch<br />

für die berufspädagogisch wichtige Frage <strong>der</strong> systematischen Unterstützung <strong>der</strong><br />

Kompetenzentwicklung und Bildung des Individuums wurden mittlerweile<br />

<strong>Forschung</strong>sinstrumente entwickelt, die zu einer ausgeformten <strong>Forschung</strong>sdisziplin<br />

geführt haben. Die berufswissenschaftlichen Instrumente – Sektoranalyse, Fallstudien,<br />

Arbeitsprozessanalysen und Facharbeiter-Experten-Workshops – sollen im Folgenden<br />

vorgestellt und beispielhaft diskutiert werden. Dabei gilt es, die Gemeinsamkeiten und<br />

Unterschiede zu an<strong>der</strong>en <strong>Forschung</strong>sdisziplinen aufzuzeigen und die theoretischen<br />

Grundlegungen zu skizzieren.<br />

2. Traditionelle Ansätze <strong>der</strong> Qualifikationsforschung 1<br />

Das Gemeinsame <strong>der</strong> vorgestellten <strong>Forschung</strong>srichtungen ist im Sinne <strong>der</strong> Zielsetzung dieses<br />

<strong>Beitrag</strong>s sicherlich die Untersuchung von Qualifikationen, also die Qualifikationsforschung, die<br />

jede <strong>der</strong> Traditionen ausweist. Sie ist „in vielen verschiedenen Bereichen als ein<br />

Schwerpunktthema vertreten“ (Teichler 1995, S. 501). Von Interesse ist jedoch qualitativ<br />

gesehen jeweils etwas von Grund auf Verschiedenes (vgl. Spöttl/Becker 2005; S. 111f.):<br />

• In <strong>der</strong> Tradition <strong>der</strong> Ausbildungsordnungsforschung steht die Ordnung und Struktur von<br />

Qualifikationen im Mittelpunkt. Es werden weniger Ausbildungsinhalte<br />

wissenschaftlich fundiert ermittelt, son<strong>der</strong>n eher solche von den Sozialpartnern<br />

„gesetzte“ strukturiert. Wo sie durch ihre Methoden den Zugang <strong>zur</strong> Arbeitswelt sucht,<br />

beschränkt sich diese Qualifikationsforschung „auf die Analyse beruflicher Tätigkeiten<br />

(Grundfertigkeiten) und verfehlt die subjektive Dimension von Berufsarbeit: die<br />

berufliche Kompetenz und Kompetenzentwicklung“ (Rauner 2002, S. 532).<br />

• <strong>Der</strong> Ansatz <strong>der</strong> Verrichtungs- und objektorientierten <strong>Forschung</strong> verfolgt das Ziel,<br />

Qualifikationsentwicklungen zu erfassen. Dieser steht in <strong>der</strong> Tradition des Deutschen<br />

Ausschusses für technisches Schulwesen (DATSCH), <strong>der</strong> die Grundlagen für die<br />

betriebliche Ausbildung nach dem zweiten Weltkrieg schuf. Dabei wurden<br />

Arbeitsanalysen aus berufspädagogischer Sicht vorgenommen. Auch für die<br />

Konstruktion von Berufsbil<strong>der</strong>n durch die ABB (Arbeitsstelle für Betriebliche<br />

1 vgl. zu diesem Kapitel Becker/Spöttl 2008.


Berufsausbildung) wurde arbeitsanalytischen Arbeiten eine beson<strong>der</strong>e Bedeutung<br />

zugemessen, um auf diesem Weg die elementaren Bausteine für das berufliche<br />

Arbeitshandeln nach Tätigkeitsarten und Arbeitsverrichtungen differenziert erfassen zu<br />

können.<br />

• Die industriesoziologische <strong>Forschung</strong> folgte den arbeitspsychologischen und<br />

industriesoziologischen Ansätzen von Hacker (1973) und Kern/Schumann (1970), weil<br />

<strong>der</strong>en Bemühen in die Richtung ging, sich nicht nur mit dem Erscheinungsbild von<br />

Tätigkeiten, son<strong>der</strong>n mit den Tätigkeiten selbst auseinan<strong>der</strong> zu setzen. Volpert und<br />

Boehm for<strong>der</strong>ten in <strong>der</strong> Folge, dass <strong>der</strong> Beschreibung <strong>der</strong> Arbeit ein<br />

handlungstheoretisches Erklärungsmodell zugrunde gelegt wird, das in <strong>der</strong> Lage ist,<br />

planmäßiges Handeln beziehungsweise Verhalten differenziert zu erklären. Allerdings,<br />

so <strong>der</strong>en Einschätzung, sei das lineare Handlungserklärungsmodell <strong>der</strong> traditionellen<br />

Arbeitspsychologie geeignet, eine <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungs-(Qualifikations)frage angemessene<br />

Arbeitsbeschreibung zu sichern. Deshalb müsse, so <strong>der</strong>en weitere Ausführungen, von<br />

<strong>der</strong> Annahme hierarchisch organisierten menschlichen Arbeitsverhaltens ausgegangen<br />

werden und es solle angeknüpft werden an die von Hacker anhand einer Reihe<br />

empirischer Befunde beschriebenen ‚drei Hauptregulationsebenen’ individueller<br />

Handlung mit aufsteigen<strong>der</strong> Folge.<br />

• Die sozialwissenschaftliche <strong>Forschung</strong> untersucht Qualifikationen, um dessen soziale<br />

Bedeutung für das Individuum berücksichtigen zu können. Daher werden weniger<br />

konkrete Qualifikationsanfor<strong>der</strong>ungen untersucht, die durch berufliche Aufgaben- und<br />

Problemstellungen entstehen, als übergeordnete Aspekte (z. B. allgemeine versus<br />

berufsbezogene Qualifikationen) und Konsequenzen (z. B. welche Qualifikationen zu<br />

vermitteln sind, damit die berufliche Mobilität und das berufliche Fortkommen<br />

gesichert ist).<br />

• Die arbeitspsychologische <strong>Forschung</strong> definiert Qualifikationen de Facto durch ihre auf<br />

Einhaltung formaler Gütekriterien ausgerichteten Verfahren als Summe von<br />

Tätigkeiten, die sich isoliert voneinan<strong>der</strong> identifizieren und strukturieren lassen.<br />

Dadurch werden Arbeitszusammenhänge und real während <strong>der</strong> Arbeit verwendete<br />

berufliche Kompetenzen nicht erfasst. Aus diesem Grund ergeben sich Schwierigkeiten<br />

in Bezug darauf, wie die analytisch erfassten Tätigkeiten für die Gestaltung <strong>der</strong> Lehr-<br />

/Lernprozesse in <strong>der</strong> Berufsbildung genutzt werden können. Insbeson<strong>der</strong>e entstehen bei<br />

<strong>der</strong> Arbeitsanalyse Lücken in den beruflichen Arbeitszusammenhängen durch die nicht<br />

direkt objektivierbaren und selektierbaren Wissensbestandteile. Sie lassen sich nicht<br />

durch Aufgabeninventare erfassen (vgl. Tabelle 1).


Perspektive<br />

<strong>Forschung</strong>srichtung<br />

Berufswissenschaftliche<br />

<strong>Forschung</strong><br />

Ordnungsmittelforschung<br />

Ausbildungsordnungsforschung<br />

Industriesoziologische<br />

<strong>Forschung</strong><br />

Sozialwissenschaftliche<br />

<strong>Forschung</strong><br />

Arbeitswissenschaftliche/<br />

Arbeitspsychologische<br />

<strong>Forschung</strong><br />

Beruf Arbeit Individuum<br />

Beruf als Handlungssystem<br />

des Einzelnen <strong>zur</strong><br />

Mitgestaltung <strong>der</strong><br />

Arbeitswelt und <strong>der</strong><br />

Gesellschaft<br />

(Die den Beruf tragenden<br />

beruflichen Aufgaben)<br />

Struktur <strong>der</strong> Berufe<br />

Beruf als systemisches<br />

Element <strong>der</strong><br />

Arbeitsgesellschaft<br />

Wissen und Können für<br />

die Beherrschung und<br />

Mitgestaltung<br />

beruflicher<br />

Arbeitsaufgaben<br />

(In <strong>der</strong> praktischen<br />

Berufsarbeit<br />

inkorporiertes Wissen)<br />

Qualifikationen in <strong>der</strong><br />

Arbeit als Bezugspunkt<br />

für die Ausbildung<br />

Struktur <strong>der</strong> Arbeit und<br />

ihre Rolle als<br />

bedeuten<strong>der</strong> Faktor für<br />

die Industriegesellschaft<br />

Beruf als soziales Gefüge Soziale Beziehungen <strong>der</strong><br />

Individuen in <strong>der</strong> Arbeit<br />

Beruf als Sammlung von<br />

Tätigkeiten<br />

Arbeit als<br />

psychosozialer<br />

Bedeutungsträger für die<br />

Lebensgestaltung<br />

Berufliche Kompetenzentwicklung<br />

des<br />

Individuums in <strong>der</strong> und<br />

für die Erwerbsarbeit<br />

Gestaltung des<br />

Berufsbildungsprozesses /<br />

Ordnung <strong>der</strong><br />

Berufsausbildung<br />

(für das Individuum)<br />

Arbeitskraft in <strong>der</strong><br />

Industriegesellschaft<br />

Soziale Rolle des<br />

Individuums in <strong>der</strong><br />

Arbeitsgesellschaft<br />

(Psychische und<br />

physische) Belastung und<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen durch die<br />

Arbeit<br />

Tabelle 1:<br />

Gegenüberstellung von Perspektiven verschiedener <strong>Forschung</strong>srichtungen (Becker/Spöttl<br />

2008, S. 52)


3. Berufswissenschaftliche Qualifikationsforschung<br />

3.1 Zentrale theoretische Bezugspunkte berufswissenschaftlicher <strong>Forschung</strong><br />

„Die berufswissenschaftlich ausgerichtete Qualifikationsforschung verfolgt das Ziel, die für<br />

einen Beruf charakteristischen Arbeitsaufgaben und die in diesen inkorporierten<br />

Qualifikationsanfor<strong>der</strong>ungen zu identifizieren und zu untersuchen, welchen didaktischen<br />

Stellenwert diese Aufgaben für die Kompetenzentwicklung haben“ (Becker/Spöttl 2006, S.<br />

4). Im Einzelnen ist damit folgende Zielsetzung verbunden:<br />

• Entdecken und sichern „tatsächlich“ verwendeten Wissens und Könnens <strong>der</strong><br />

Facharbeiter im Arbeitsprozess.<br />

• Identifizieren typischer Arbeitsaufgaben für einen Beruf. Ordnen dieser in einer<br />

entwicklungslogischen Struktur.<br />

• Entwicklung von Lern- und Arbeitsaufgaben (Inhalte und Methoden).<br />

• Curriculumentwicklung und –revision.<br />

• Entwicklung arbeitsprozessorientierter Lehr- Lernarrangements für Schule und<br />

Betrieb (Lernortkooperation, Lernen im Arbeitsprozess, ...).<br />

• Lernortgestaltung (Ausstattung von Lernräumen, integrierte Fachräume,...).<br />

• Entwicklung problemlösen<strong>der</strong> Lernumgebungen.<br />

Kristallisationsfel<strong>der</strong>, die in diesem Zusammenhang relevant sind:<br />

• Fachinhalte: Berufliches Können und Wissen <strong>der</strong> Facharbeiter und nicht „didaktisch<br />

reduziertes“ Ingenieurs-Know-how.<br />

• Arbeitsaufgaben und -prozesse statt Tätigkeiten als Untersuchungsgegenstand<br />

• Facharbeit als gestaltbare gesellschaftliche Dimension und nicht als Ausführung<br />

kleinschrittiger Tätigkeiten.<br />

• Lernför<strong>der</strong>liche Strukturierung von Wissen durch Orientierung an <strong>der</strong><br />

Entwicklungslogik statt an <strong>der</strong> Fachsystematik<br />

• Offene <strong>Forschung</strong>smethodik und prozessorientierte empirische <strong>Forschung</strong> statt<br />

vollständiger aber oberflächlicher quantitativer <strong>Forschung</strong>sansätze (vgl. Spöttl 2000).<br />

Um vor allem den Zielen berufswissenschaftlicher <strong>Forschung</strong> gerecht zu werden, wurde das<br />

Instrument <strong>der</strong> Arbeitsprozessanalysen entwickelt, mit dem (vgl. Becker/Spöttl 2006)<br />

(1) die Kompetenzen <strong>zur</strong> Beherrschung und Gestaltung beruflicher Arbeitsaufgaben identifiziert werden;<br />

(2) die für die Kompetenzentwicklung wesentlichen arbeitsprozessbezogenen Zusammenhänge<br />

erschlossen werden;<br />

(3) das Arbeitsprozesswissen <strong>zur</strong> Ausgestaltung <strong>der</strong> Geschäfts- und Arbeitsprozesse bestimmt werden.<br />

Diese Arbeitsschwerpunkte weisen mit den drei Zielkategorien Kompetenz, Kompetenzentwicklung<br />

und Arbeitsprozesswissen auf vermeintlich konkurrierende Prinzipien bei <strong>der</strong> Inhaltsbestimmung für<br />

Curricula hin. Reetz und Seyd gehen von drei unterschiedlichen Curriculumstrukturen und -ansätzen<br />

aus (Wissenschaftsprinzip, Persönlichkeitsprinzip und Situationsprinzip; vgl. Reetz/Seyd 1995) und<br />

sahen schon vor <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> Lernfel<strong>der</strong> eine zunehmende Bedeutung des<br />

Persönlichkeitsprinzips (ebd., S. 204) in <strong>der</strong> Berufsbildungspraxis bei fortwähren<strong>der</strong> Dominanz des<br />

Wissenschaftsprinzips auf <strong>der</strong> Makroebene mit seinen fachwissenschaftlichen Strukturen (ebd.,<br />

S. 211). Arbeitsprozessbezüge, und das ist eine <strong>der</strong> Beson<strong>der</strong>heiten dieser Ausrichtung <strong>der</strong><br />

Curriculumentwicklung, leisten einen <strong>Beitrag</strong> <strong>zur</strong> Berücksichtigung aller drei Prinzipien in einem<br />

berufswissenschaftlichen Verständnis (vgl. Becker/Spöttl 2008):<br />

• Kompetenzen und das Wissenschaftsprinzip: Durch das systematische identifizieren <strong>der</strong><br />

Kompetenzen <strong>zur</strong> Beherrschung und Gestaltung beruflicher Arbeitsaufgaben können diese auch<br />

curricular berücksichtigt werden. Entscheidend ist dabei, dass wir ungeachtet vielfältiger Probleme


<strong>der</strong> praktischen Realisierung (vgl. Pahl 2005) davon ausgehen, dass sich Kompetenzen<br />

wissenschaftssystematisch benennen lassen. Zu beachten ist allerdings, dass die Wissenschaft, von<br />

<strong>der</strong> hier die Rede ist, nicht die klassischen Bezugswissenschaften sind (Ingenieurwissenschaft o<strong>der</strong><br />

Erziehungswissenschaft), son<strong>der</strong>n Berufswissenschaften, die entgegen <strong>der</strong> Ansicht Pahls inzwischen<br />

den Status induktiv-pragmatischer <strong>Forschung</strong>sansätze längst verlassen haben. Allein<br />

fachsystematische Strukturen <strong>der</strong> Ingenieurwissenschaft o<strong>der</strong> isolierte pädagogische und<br />

hermeneutische Strukturen <strong>der</strong> Erziehungswissenschaften sind ungeeignet, um daran ausgerichtete<br />

Kompetenzen zu definieren, weil sie jeweils zu einem verkürzten Kompetenzverständnis führen.<br />

Fachsystematische Strukturen <strong>der</strong> Ingenieurwissenschaft zielen allein auf Wissen ab o<strong>der</strong> auf<br />

Fähigkeiten, die zwar für den Ingenieur, nicht aber für den Facharbeiter relevant sind. Die<br />

Erziehungswissenschaften sind ohnehin auf interdisziplinäre Zugänge angewiesen, um den<br />

Gegenstand <strong>der</strong> Berufsbildung zu erfassen. „Kompetenz ist die Fähigkeit <strong>zur</strong> Anwendung von<br />

Kenntnissen, Know-how und Fähigkeiten in einem gewohnten o<strong>der</strong> neuen Zusammenhang“ (Tissot<br />

2004, S. 48) die bereits den Kontext (Zusammenhang) und die Anwendung als wesentliche<br />

Momente anführt.<br />

Diese CEDEFOP-Definition unterstellt jedoch, dass es stets um die Anwendung von Kompetenzen<br />

geht, die sich zuvor explizit definieren lassen. Kompetenzen können demnach benannt werden,<br />

bevor sie <strong>zur</strong> Anwendung gelangen und sind damit zunächst unabhängig von <strong>der</strong> realen beruflichen<br />

Handlung. Diese Grundannahme – bekannt als intellektualistische Legende – ist jedoch kaum haltbar<br />

(vgl. Ryle 1969; Neuweg 1999). Sonst wäre es nämlich möglich, sich allein auf „explizites Wissen“<br />

zu konzentrieren. Für eine Berufsbildung ist dies zu wenig. Hier muss es immer auch um das<br />

„implizite Wissen“ gehen, um das Wissen, das in <strong>der</strong> Anwendung und über Erfahrung entwickelt<br />

wird und daher kaum objektivierbar ist. Die Kompetenz, die es zu identifizieren gilt, ist die <strong>der</strong><br />

Disposition für expertenhaftes Handeln, das Können also und das praktische Wissen eingeschlossen.<br />

Wissen und Können ist allerdings keine Ableitung von Kompetenz, son<strong>der</strong>n selbst Ausdruck dieser.<br />

<strong>Forschung</strong>smethodisch bedeutet dies, dass das Können selbst in <strong>der</strong> Anwendung zu untersuchen und<br />

zu entschlüsseln ist.<br />

• Kompetenzentwicklung und das Persönlichkeitsprinzip: Eine zentrale Annahme ist, dass sich<br />

Kompetenzen in <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung mit beruflichen Arbeitsaufgaben und Problemstellungen<br />

entwickeln. <strong>Der</strong> Annahme liegt ein erweiterter Lernbegriff zu Grunde (vgl. Becker/Spöttl/Stolte<br />

2001), welcher die Entwicklung von Kompetenzen als das Ergebnis von Lernen begreift. Eine<br />

analytische Trennung zwischen Fach-, Personal- und Sozialkompetenz wird dabei nicht<br />

vorgenommen und scheint wenig sinnvoll. Statt dessen werden diese als Dimensionen beruflicher<br />

Handlungskompetenz aufgefasst. Im Rahmen von Arbeitsprozessanalysen werden daher<br />

herausfor<strong>der</strong>nde Situationen, Aufgaben und Problemstellungen untersucht – insbeson<strong>der</strong>e wie diese<br />

gemeistert werden. Daraus lassen sich Erkenntnisse gewinnen, wie die (berufsbezogene)<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Persönlichkeit (durch Konfrontation mit diesen) bestmöglich geför<strong>der</strong>t werden<br />

kann. Bestimmte Handlungssituationen stellen sich als för<strong>der</strong>lich für die Kompetenzentwicklung<br />

heraus und setzen wie<strong>der</strong>um die Beherrschung an<strong>der</strong>er voraus. Arbeitsprozessanalysen leisten hier<br />

einen <strong>Beitrag</strong> <strong>zur</strong> Erschließung <strong>der</strong> Zusammenhänge und Bedingungen, „unter denen jeweils <strong>der</strong><br />

Übergang von einer Entwicklungsstufe <strong>zur</strong> an<strong>der</strong>en erreicht und geför<strong>der</strong>t werden kann“ (Rauner<br />

1999, S. 431). Die Entwicklung ist dann im Sinne fortschreiten<strong>der</strong> beruflicher Kompetenz „logisch“;<br />

eine entsprechende Berücksichtigung von Entwicklungsaufgaben führt zu einem<br />

entwicklungslogisch strukturierten Curriculum.<br />

• Arbeitsprozesswissen und das Situationsprinzip: Das Arbeitsprozesswissen stellt den unmittelbaren<br />

Zusammenhang zwischen dem Wissen über die betriebliche Arbeitsorganisation, dem<br />

Erfahrungswissen und dem fachtheoretischen Wissen her, ohne dass erst Transferleistungen<br />

erfor<strong>der</strong>lich wären. Es ist das handlungsrelevante Wissen und Können, das sehr eng an die<br />

Arbeitserfahrung und die Kenntnis <strong>der</strong> betrieblichen Lebenswelt gekoppelt ist. Dabei handelt es sich<br />

um „ein Verständnis des Gesamtarbeitsprozesses, an dem die jeweilige Person beteiligt ist, in seinen<br />

produktbezogenen, technischen, arbeitsorganisatorischen, sozialen und systembezogenen<br />

Dimensionen“ (Kruse 1986, S. 189). Genau diese Dimensionen sind es, die durch<br />

2


Arbeitsprozessanalysen bestimmt werden können. Sie schließen die durch organisatorische<br />

Entscheidungen und technologische Einflüsse determinierten Handlungsbedingungen ein.<br />

Von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung sind angesichts <strong>der</strong> Ausrichtung berufswissenschaftlicher<br />

<strong>Forschung</strong> interdisziplinäre Zugänge und zugleich eine Untersuchung <strong>der</strong> Wissens- und<br />

Könnensstrukturen aus beruflicher Perspektive. Beispielsweise ist eine populäre Auffassung<br />

aus <strong>der</strong> Entwicklungspsychologie diejenige, wonach „<strong>der</strong> Erwerb inhaltlichen Wissens keine<br />

maßgebliche Voraussetzung im Beruf sei; es reiche, wenn man nur wüsste, wie man lernt“<br />

(Gerstenmaier 2004, S. 154). Jedoch hat die Expertiseforschung in den letzten Jahren sehr<br />

deutlich aufgezeigt, dass das Ablösen des Lernens von kontextbezogenen Wissensinhalten zu<br />

„trägem Wissen“ führt; einem Wissen also, welches sich nur schwer o<strong>der</strong> sogar gar nicht auf<br />

neue Aufgaben- o<strong>der</strong> Problemstellungen anwenden lässt. Das Erschließen von<br />

bereichsspezifischem Wissen bzw. Domänenwissen ist – wird diese Erkenntnis aufgegriffen –<br />

an Inhalte, an Fachbezüge gebunden. Daher ist insbeson<strong>der</strong>e zu klären, wie es zu beruflicher<br />

Könnerschaft kommt und welche Rolle dabei Wissensstrukturen haben, die in einem<br />

Anwendungskontext erworben werden und als Performanz <strong>zur</strong> Wirkung kommen. Die<br />

Arbeiten von Franke (2001), Neuweg (1999), Polanyi (1985) und Ryle (1969) haben in<br />

diesem Zusammenhang wesentlich zu theoriebezogenen Klärungen zum Verhältnis von<br />

„Wissen“, „Können“ und Kompetenz beigetragen, die bei <strong>der</strong> Methodenentwicklung wie <strong>der</strong><br />

Anwendung berufswissenschaftlicher <strong>Forschung</strong>sinstrumente einzubeziehen sind.<br />

3.2 <strong>Der</strong> berufswissenschaftliche Ansatz 2<br />

3.2.1 <strong>Der</strong> Gegenstand <strong>der</strong> berufswissenschaftlichen <strong>Forschung</strong><br />

Bei <strong>der</strong> Berufswissenschaft steht wie bei an<strong>der</strong>en Wissenschaften auch die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit<br />

den komplexen gesellschaftlichen und einzelbetrieblichen Zusammenhängen von beruflicher Arbeit<br />

und <strong>der</strong> Gestaltung von Arbeit an sich und damit einhergehen<strong>der</strong> Ausbildung im Zentrum des Tuns,<br />

um die wissenschaftliche Durchdringung vor allem arbeitsbezogener Zusammenhänge zu<br />

intensivieren. Dieses <strong>Forschung</strong>shandeln hat das Ziel eines fundierten Erkenntnisgewinns.<br />

Theoretisch-hermeneutische Verfahren und empirisch-analytische Verfahren <strong>zur</strong> Analyse beson<strong>der</strong>s<br />

ausgewählter und relevanter Wirklichkeiten durch Befragungen und an<strong>der</strong>e Ansätze spielen dabei eine<br />

zentrale Rolle. Berufswissenschaft setzt sich mit Berufsbildungs- und Qualifikationsforschung<br />

auseinan<strong>der</strong> und ist aus erkenntnistheoretischer Perspektive von den Natur- und Geisteswissenschaften<br />

zu unterscheiden, die eine Trennung zwischen „analytischer Wissenschaftstheorie und<br />

hermeneutischer Grundlagenreflexion“ (Habermas 1970, S. 4) vornehmen und methodisch auf beide<br />

Bereiche, also auf theoretisch-hermeneutische und empirisch-analytische Methoden, angewiesen sind.<br />

Im gesellschaftlichen Geflecht beruflicher Arbeit und Ausbildung ist demzufolge ein<br />

Erkenntnisfortschritt vor allem im Zusammenhang von Interpretationen <strong>der</strong> Sach- und<br />

Dokumentenlage sowie gründlicher und möglichst objektiver Analysen von Arbeit,<br />

Arbeitszusammenhängen, Arbeitsprozessen, Erfahrung und Komplexität von Erfahrung sowie<br />

beruflicher Arbeit möglich (vgl. Wehmeyer 2007, S. 17).<br />

<strong>Der</strong>artige Untersuchungen können sowohl in historischer als auch in prospektiver Perspektive<br />

vonstatten gehen, um Erkenntnisse zu gewinnen zum Wandel <strong>der</strong> Arbeit, <strong>der</strong> Facharbeit und <strong>der</strong><br />

Arbeitsprozesse und dem strukturellen Zusammenhang von Arbeits- und Entwicklungsprozessen. Die<br />

theoretischen und praktischen Zusammenhänge werden empirisch genauestens erfasst, einschließlich<br />

impliziter Zusammenhänge, um Rückschlüsse für die Berufs-, Qualifikations- und<br />

Curriculumentwicklung zu ziehen.<br />

2 vgl. zu diesem Abschnitt Becker/Spöttl 2008.<br />

3


Die Berufswissenschaft verfolgt einen Ansatz <strong>zur</strong> Berufs- und Berufsbildungsforschung, <strong>der</strong> die<br />

Berufspädagogik um vielfältige empirische, theoretische und praktische wissenschaftliche Bezüge<br />

erweitert.<br />

Schlieper (1963, S. 15 ff.), <strong>der</strong> vermutlich erstmals den Begriff Berufswissenschaft in diesem<br />

Zusammenhang nutzte und auf die Beziehung von Beruf und Erziehung anwandte, hat<br />

dementsprechend einen beson<strong>der</strong>en, bis dahin nicht üblichen forschenden Blick aus <strong>der</strong><br />

Berufspädagogik und Erziehungswissenschaft heraus auf das praktische Feld <strong>der</strong> Berufe geworfen, um<br />

zu speziellen, pädagogisch orientierten Erkenntnissen zu gelangen, die er „berufswissenschaftlich“<br />

nannte. Schlieper war von dem Gedanken getragen, die <strong>Forschung</strong>saufgaben <strong>der</strong><br />

Erziehungswissenschaften und <strong>der</strong>jenigen <strong>der</strong> Berufspädagogik in einer neuen o<strong>der</strong> Grenzdisziplin<br />

zusammen zu fassen, um die Erziehung unter dem Einfluss des Beruflichen und den Beruf in<br />

Abhängigkeit von <strong>der</strong> Erziehung zu untersuchen. Das ist ein Gedanke, <strong>der</strong> bis heute in dieser<br />

Vorstellung nicht eingelöst ist. Fenger bezeichnete später diese Absichten, aber auch die arbeits- und<br />

berufsanalytischen Untersuchungen von Krause und Molle, als „universalistische Berufswissenschaft“,<br />

als Integrationsfach für berufshistorische, -soziologische, -psychologische, -pädagogische und<br />

statistische Ansätze (vgl. Fenger 1968, S. 327). Er übersieht allerdings die Ingenieurwissenschaften,<br />

die in diesem Konzert eine wichtige Rolle spielen. Fenger formuliert noch genauer:<br />

„Die Systematisierung und Klassifizierung von Qualifikationen in <strong>der</strong> (horizontalen) Situsdimension<br />

(Funktions-, Tätigkeits- und Befähigungsarten, Fachbereiche unter Berücksichtigung von<br />

Verwandtschaften) und in <strong>der</strong> (vertikalen) Stratumdimension (Qualifikationsstufen nach Niveau,<br />

ebenfalls unter Berücksichtigung von Substitutions- und Kompensationsmöglichkeiten) sowie nach<br />

weiteren denkbaren Kriterien erfor<strong>der</strong>n sowohl theoretische Überlegungen (z. B. auf maschinelle<br />

Verarbeitung hin angelegte Verkodungsversuche) als auch empirische Untersuchungen in beiden<br />

Bereichen“ (Fenger 1968, S. 331).<br />

Es ist naheliegend, dass sich die Berufswissenschaft sehr intensiv mit Fragen <strong>der</strong> Kategorie „Beruf“<br />

und „Beruflichkeit“ in gesellschaftlicher, ökonomischer, sozialer, qualifikatorischer und<br />

bildungsbezogener Perspektive auseinan<strong>der</strong> setzt. Das ist deshalb schon von hoher Bedeutung, weil<br />

<strong>der</strong> Beruf sowohl unterschiedliche Sozialsysteme miteinan<strong>der</strong> koppelt als auch Personen und<br />

Sozialsysteme (vgl. Kurtz 2005, S. 236). Zudem ist das (berufliche) Wissen zugleich das Kapital <strong>der</strong><br />

mo<strong>der</strong>nen Gesellschaft und ihrer Funktionsbereiche.<br />

Das Berufsbildungsgesetz (BBIG) von 2005 definiert als Ziel <strong>der</strong> Berufsausbildung das Erreichen <strong>der</strong><br />

beruflichen Handlungsfähigkeit (BBIG § 1 (3)). Die berufliche Handlungskompetenz gilt dabei als<br />

wichtiger Indikator für den Grad <strong>der</strong> jeweils erreichten Handlungsfähigkeit. Auszubildende sollen am<br />

Ende ihrer Ausbildung über die im Ausbildungsrahmenplan definierten beruflichen Fertigkeiten,<br />

Fähigkeiten (Qualifikationen) und Kenntnisse verfügen und so ihre „Berufsfähigkeit“ nachweisen.<br />

Qualifikationen sind dabei als Anfor<strong>der</strong>ungen in den Ausbildungsordnungen definiert und<br />

charakterisieren die Herausfor<strong>der</strong>ungen für die Ausführung beruflicher Aufgaben. Bei <strong>der</strong><br />

Beschreibung <strong>der</strong> Qualifikationen steht das beobachtbare berufliche Können im Vor<strong>der</strong>grund, das sich<br />

in Fähigkeiten, Kenntnissen und Fertigkeiten ausdrückt, die erfor<strong>der</strong>lich sind, um eine vorgegebene<br />

Aufgabenstellung bearbeiten zu können.<br />

<strong>Der</strong> Qualifikationsbegriff bezieht sich somit auf die Bewältigung konkreter beruflicher<br />

Anfor<strong>der</strong>ungssituationen (vgl. Gröner/Fuchs-Brüninghoff 2004, S. 238). Ausgangspunkt <strong>der</strong><br />

Qualifikationsbestimmung sind dabei bekannte Arbeitsinhalte und Rahmenbedingungen des<br />

Arbeitssystems (vgl. Ba<strong>der</strong> 1990, S. 5). Qualifikation ist damit arbeitsplatzbezogen (vgl. Zabeck 1995)<br />

und blendet so den Arbeitenden als Individuum aus (vgl. Ba<strong>der</strong> 1990, S. 9).<br />

Kompetenz hingegen wird von Zabeck (vgl. Zabeck 1995) definiert als „die Verfügbarkeit und<br />

angemessene Anwendung von (motorischen, kognitiven und emotionalen) Verhaltensweisen <strong>zur</strong><br />

effektiven Auseinan<strong>der</strong>setzung mit konkreten (Berufs)Situationen“. Somit integriert Kompetenz,<br />

bezogen auf berufliches Handeln, neben <strong>der</strong> Fähigkeit (dem Wissen und Können) auch die<br />

Bereitschaft (das Wollen) „berufliche Anfor<strong>der</strong>ungen zielorientiert (...) sowie durch eigene Ideen<br />

4


selbstständig zu bewältigen“ (Gröner/Fuchs-Brüninghoff 2004, S. 82). Kompetenz bezieht damit die<br />

subjektive Perspektive des Mitarbeiters ein.<br />

Aus den Begriffsdefinitionen wird deutlich, dass autonomes Handeln mit eigener Zielsetzung im<br />

Qualifikationsbegriff weitgehend ausgeblendet ist. <strong>Der</strong> Kompetenzbegriff ist damit weitaus<br />

umfassen<strong>der</strong> als „Qualifikation“. Unter dem Begriff <strong>der</strong> Objektivierbarkeit wird die zu qualifizierende<br />

Person zu einem Träger von Qualifikationen, die durch ein technisches System austauschbar ist, wenn<br />

es gelingt, die jeweilige Tätigkeit zu objektivieren. Menschliche Qualifikationen sind aus dieser Sicht<br />

immer eine Restgröße im Prozess <strong>der</strong> fortschreitenden Objektivierung von Fertigkeiten und<br />

Fähigkeiten. Berufliche Kompetenzen zielen dagegen auf Fähigkeiten, die auf den spezifischen<br />

menschlichen und persönlichen Intelligenzen beruhen und die die Emanzipation <strong>der</strong> Fachkräfte in <strong>der</strong><br />

Mensch-Maschine- bzw. Mensch-Arbeitssystem-Interaktion begründet.<br />

Rauner (2007) unterscheidet bei <strong>der</strong> genaueren begrifflichen Klärung zwischen Qualifikation und<br />

Kompetenz zwischen Objekt-Subjekt-Bezug, Lernen sowie Objektivierbarkeit und führt die<br />

Unterschiede in einer Tabelle näher aus (vgl.Tabelle 2).<br />

Objekt-Subjekt-Bezug<br />

Lernen<br />

Objektivieren<br />

Tabelle 2:<br />

Qualifikationen<br />

Sind objektiv durch die<br />

Arbeitsaufgaben und –prozesse und<br />

die daraus resultierenden<br />

Qualifikationsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

gegeben.<br />

Im Prozess <strong>der</strong> Aneignung von<br />

Qualifikationen ist <strong>der</strong> Mensch ein<br />

Trägermedium für Qualifikationen,<br />

eine (humane) Ressource, die durch<br />

Training <strong>zur</strong> Ausübung spezifischer<br />

Aufgaben befähigt wird.<br />

Qualifikationen beschreiben die noch<br />

nicht objektivierten / maschinisierten<br />

Fertigkeiten und Fähigkeiten und<br />

definieren den Menschen als<br />

komplementäre und substituierbare<br />

Größe in <strong>der</strong> Mensch-Maschine-<br />

Interaktion.<br />

Kompetenzen<br />

Sind bereichsspezifische<br />

Fähigkeiten und Strategien im<br />

Sinne von psychischen<br />

Leistungsdispositionen, sie sind<br />

anwendungsoffen<br />

Die Aneignung von Kompetenzen<br />

ist Teil <strong>der</strong><br />

Persönlichkeitsentwicklung und<br />

umfasst auch die Fähigkeiten, die<br />

sich aus den Bildungszielen<br />

ergeben.<br />

Berufliche Kompetenzen zielen<br />

v. a. auf die nicht o<strong>der</strong> nur schwer<br />

zu objektivierenden Fähigkeiten<br />

beruflicher Fachkräfte, die über die<br />

aktuellen beruflichen Aufgaben<br />

hinaus auf die Lösung und<br />

Bearbeitung zukünftiger Aufgaben<br />

zielen.<br />

Gegenüberstellung konzeptueller Merkmale <strong>der</strong> Begriffe Qualifikation und Kompetenz (Quelle:<br />

Rauner 2007)<br />

Die Tatsache, dass <strong>der</strong> Beruf immer auch Personen und Sozialsysteme koppelt, legt nahe,<br />

Berufsbildungsforschung in einen engen inhaltlichen und methodischen Zusammenhang mit <strong>der</strong><br />

Kompetenzforschung zu bringen, weil letztere die an Personen gebundenen Kompetenzen in den Blick<br />

nimmt. Zentrale <strong>Forschung</strong>sfel<strong>der</strong> sind dabei:<br />

1. Die Untersuchung <strong>der</strong> für einen Beruf und die berufliche Kompetenzentwicklung<br />

charakteristischen Arbeitsaufgaben und -situationen. Dieser <strong>Forschung</strong>sschwerpunkt richtet<br />

sich dabei an Domänen aus 3 . Die Arbeitssituationen werden dabei auch danach hinterfragt,<br />

3<br />

<strong>Der</strong> Begriff „Domäne“ als Gebiet, in dem sich Jemand herrschaftlich betätigt, drückt im<br />

Zusammenhang mit berufswissenschaftlicher <strong>Forschung</strong> aus, dass es erstens um die Person, zweitens um das<br />

professionelle Handeln und drittens um den Handlungsgegenstand geht, ohne dass diese drei Dimensionen<br />

voneinan<strong>der</strong> getrennt werden (vgl. Becker 2004). Im Allgemeinen werden auch Gebiete wie die „Sprache“ o<strong>der</strong><br />

die „Mathematik“ als Domänen bezeichnet; was zu einer verkürzten Vorstellung führen kann. Domänen sind im<br />

Sinne beruflicher Domänen stets Gebiete als Handlungsgebiete, die den Kontext einer Handlung mit<br />

einbeziehen.<br />

5


wie entwicklungsför<strong>der</strong>lich sie sind und ob sie als Gestaltungsgrundlage für Berufsbil<strong>der</strong> und<br />

Curricula geeignet sind. Arbeitsprozesse sind dabei <strong>der</strong> zentrale Untersuchungsgegenstand.<br />

2. Aufklärung <strong>der</strong> zentralen Zusammenhänge zwischen dem objektivierbaren und<br />

dokumentierbaren beruflichen Wissen und Können einerseits und dem subjektiv in<br />

Arbeitsprozessen verfügbaren Wissen und Können, repräsentiert durch die Performanz einer<br />

Person.<br />

3. Kompetenzprofile, wie sie in <strong>der</strong> beruflichen Facharbeit an <strong>der</strong> Mensch-Arbeitssystem-<br />

Schnittstelle, bei <strong>der</strong> Interaktion des Menschen mit dem Arbeitssystem zum Tragen kommen<br />

und wie diese Schnittstellen gestaltet werden können, um kompetentes berufliches Handeln zu<br />

för<strong>der</strong>n.<br />

Die Frage <strong>der</strong> Entwicklung von Berufen ist dabei eine sehr grundsätzliche und übergreifende<br />

<strong>Forschung</strong>sfrage, weil diese in letzter Konsequenz nur beantwortet werden kann, wenn Antworten zu<br />

den Fragen 1 bis 3 vorliegen. Zudem ist für die Wahrnehmung von Aufgaben durch Fachkräfte in<br />

Industrie und Handwerk das „Phänomen Beruf“ (Dostal) und die dafür notwendige Qualifizierung<br />

nicht die einzige Lösung, son<strong>der</strong>n es werden daneben auch an<strong>der</strong>e Wege eingeschlagen. Dostal hat als<br />

einer <strong>der</strong> wohl ausgewiesensten Berufsforscher im deutschsprachigen Raum in zahlreichen<br />

Veröffentlichungen auf die Vielschichtigkeit und Mehrdeutigkeit allein des Begriffes „Beruf“<br />

verwiesen (vgl. Dostal 2005, S. 105f.). Spätestens mit Martin Luthers Arbeiten (1543-1546) rückte <strong>der</strong><br />

Begriff Beruf und ein weltliches Berufsverständnis (vgl. Grüner 1981) in die öffentliche Diskussion<br />

und hat bis heute zahlreiche Interpretationen erfahren.<br />

Die berufswissenschaftliche <strong>Forschung</strong> ist herausgefor<strong>der</strong>t, Informationsdefizite und auch kategoriale<br />

sowie methodische Fehlansätze bei <strong>der</strong> berufspädagogischen Umsetzung in <strong>der</strong> Ausbildung auf<br />

verschiedenen Ebenen des Bildungswesens abzubauen und zu vermeiden. Dabei geht es darum, sich<br />

nicht nur auf die gegenwärtige Diskrepanz zwischen Umstrukturierung des Bildungssektors und<br />

offener Entwicklung des Beschäftigungssystems zu fixieren, son<strong>der</strong>n die langfristigen<br />

Strukturverän<strong>der</strong>ungen im Beschäftigungssektor mit im Auge zu behalten, von denen wie<strong>der</strong>um die<br />

Verwendung <strong>der</strong> Berufsqualifikation abhängt.<br />

Betrachtet man die aktuellen Entwicklungen genauer, dann ist es naheliegend, von einer<br />

„Professionalisierung“ <strong>der</strong> beruflichen Arbeit zu sprechen. Dabei geht es nicht, so wie häufig in <strong>der</strong><br />

amerikanischen Soziologie üblich, allein um die Verdichtung zu höherrangigen, letztlich<br />

akademischen Berufen, son<strong>der</strong>n um eine „Professionalisierung“ auch <strong>der</strong> „praktischen Arbeit“ als eine<br />

beson<strong>der</strong>e Form von Leistung in <strong>der</strong> Gesellschaft. So betrachtet wird in <strong>der</strong> internationalen Diskussion<br />

bei <strong>der</strong> Betrachtung des Berufes zu kurz gegriffen. Hier wird <strong>der</strong> Beruf meist auf Erwerbsarbeit und<br />

Beschäftigungsfähigkeit reduziert, ohne dass die relevanten gesellschaftlichen Implikationen eine<br />

Rolle spielen. Letzteres ist es jedoch gerade, was in <strong>der</strong> Berufsbildung von beson<strong>der</strong>er Relevanz ist:<br />

Zugang zu gesellschaftlichen Strukturen und Kompetenzentwicklung, um die Mitgestaltung <strong>der</strong><br />

Gesellschaft als Ausdruck von Bildung zu gewährleisten. Kompetenzentwicklung <strong>zur</strong> Wahrnehmung<br />

beruflicher Aufgaben ist die zweite zentrale Säule von Beruf und Berufsbildung, weil sich<br />

Kompetenzen durch eine subjektive Perspektive auszeichnen und berufliches Handeln in beson<strong>der</strong>er<br />

Weise stützen. Ein Beruf ist von vielen Dimensionen geprägt und lässt sich nicht auf die ausgeübte<br />

Tätigkeit und/o<strong>der</strong> spezifische berufliche Qualifikationen reduzieren. Das erschwert in jedem Falle<br />

eine Berufsforschung im engeren Sinne und for<strong>der</strong>t dazu heraus, dieses Anliegen als interdisziplinäre<br />

Aufgabe zu betreiben. Es ist deshalb nicht überraschend, dass die Berufsforschung viele Jahre nicht so<br />

recht voran kam, weil sie nicht monodisziplinär ausführbar ist und für eine interdisziplinäre <strong>Forschung</strong><br />

die vorhandenen sozialwissenschaftlichen o<strong>der</strong> arbeitswissenschaftlichen <strong>Forschung</strong>smethoden nicht<br />

o<strong>der</strong> nur begrenzt geeignet schienen, obwohl sie die Thematik vielfältig aufgegriffen hatten (vgl.<br />

Dostal 2005, S. 105 ff.). We<strong>der</strong> die universitäre berufspädagogische noch die arbeitswissenschaftliche<br />

<strong>Forschung</strong> waren bisher in <strong>der</strong> Lage, <strong>der</strong> Berufsforschung zu einer hervorgehobenen und spezifischen<br />

6


Position zu verhelfen. Ob dieses <strong>der</strong> sich aktuell neu etablierenden berufswissenschaftlichen<br />

<strong>Forschung</strong> gelingen wird, ist noch nicht endgültig geklärt. Diese setzt sich mit den oben genannten<br />

<strong>Forschung</strong>sfel<strong>der</strong>n und den darin aufgehobenen Fragen <strong>der</strong> Berufsforschung auseinan<strong>der</strong>, ohne sich<br />

den in Tabelle 1 aufgeführten disziplinorientierten Schwerpunktsetzungen an<strong>der</strong>er Wissenschaften<br />

verpflichtet zu fühlen. Die Analyse und Systematisierung beruflicher Arbeitsaufgaben und<br />

Arbeitsprozesse gehört dabei genauso dazu wie die Frage nach den Arbeitsmitteln, dem Wandel, <strong>der</strong><br />

Gestaltung, <strong>der</strong> Klassifizierung und <strong>der</strong> Zuschnitte von Berufen und Berufsfel<strong>der</strong>n, dem Arbeiten und<br />

Lernen und dessen Ausgestaltung, dem Qualifikationsbedarf, <strong>der</strong> Früherkennung von<br />

Qualifikationsbedarf und den Berufsprognosen.<br />

Mit dieser übergreifenden Ausrichtung berufswissenschaftlicher <strong>Forschung</strong> werden nicht alle<br />

Schwerpunkte einer Berufsbildungsforschung abgedeckt (z. B. spielt die Statusallokation, eine<br />

soziologische o<strong>der</strong> philosophische bzw. kulturspezifische Betrachtung <strong>der</strong> Berufe keine Rolle), jedoch<br />

werden wichtige Fel<strong>der</strong> aufgegriffen, die in jedem Falle über empirische Zugänge erschlossen werden<br />

können und müssen.<br />

Howe (2005) hat sich mit <strong>der</strong> historischen Berufsfeldforschung auseinan<strong>der</strong>gesetzt, wobei er sich vor<br />

allem den Berufsstrukturen und Berufsbil<strong>der</strong>n widmet. Dabei stößt er auf die Frage <strong>der</strong> Aktualität von<br />

Berufen, die stets eine Reflexion <strong>der</strong> Entstehungsgeschichte einschließen muss. Die<br />

berufswissenschaftliche <strong>Forschung</strong> ist, bei einer etwas allgemeineren Betrachtung, als eine auf<br />

empirische Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> Arbeitswelt setzende Berufsbildungsforschung zu verstehen,<br />

also eine <strong>Forschung</strong>, die einen qualitativ-empirischen Zugang <strong>zur</strong> industriellen und handwerklichen<br />

(Fach)Arbeit sucht, um ausgehend von den gewonnenen Erkenntnissen Antworten für die zukünftige<br />

Gestaltung von Berufsbil<strong>der</strong>n, Curricula, Lern- und Lehrprozessen, auf Fragen des<br />

Qualifikationsbedarfs und <strong>der</strong> Kompetenzentwicklung, Kompetenzmessung zu geben sowie beratende<br />

Hinweise für die Berufsbildungspolitik zu formulieren (vgl. Becker/Spöttl 2006, S. 1 ff.).<br />

Untersuchungen <strong>zur</strong> Geschichte von Berufsfel<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> einzelnen Berufen spielen in <strong>der</strong><br />

Berufsbildungsforschung nach wie vor eine untergeordnete Rolle. Sollten – und dies ist <strong>der</strong>zeit nicht<br />

endgültig absehbar – im deutschsprachigen Raum nach wie vor Berufsstrukturen eine zentrale<br />

Bedeutung haben, dann ist es naheliegend, die historisch ausgerichtete Berufsfeldforschung voran zu<br />

treiben. Sollten sich Auflösungserscheinungen <strong>der</strong> Berufsstrukturen durchsetzen und zum Beispiel<br />

über die Modularisierung und den Europäischen Qualifikationsrahmen an<strong>der</strong>e Strukturen <strong>zur</strong> Ordnung<br />

<strong>der</strong> Aus- und Weiterbildung Einzug halten, dann wären sehr grundlegende Fragen nach <strong>der</strong> Relevanz<br />

von Berufsfel<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Ordnungsstrukturen zu klären, die ggf. durch Clustermethoden o<strong>der</strong><br />

Sektoransätze ersetzt werden. Die Frage nach Berufen und Berufsstrukturen würde sich vollständig<br />

neu stellen. Beson<strong>der</strong>s interessante Anknüpfungspunkte dafür liefert die historische<br />

Berufsbildungsforschung, die sich intensiv mit <strong>der</strong> Entwicklung des dualen Berufsausbildungssystems,<br />

<strong>der</strong> handwerkstypischen und später auch industriellen Lehrlingsausbildung, <strong>der</strong> handwerklichen<br />

Meisterlehre u. a. auseinan<strong>der</strong> gesetzt und zahlreiche Befunde vorgelegt hat. Im genannten Fall<br />

gewinnt die sich etablierende berufswissenschaftliche und bildungswissenschaftliche <strong>Forschung</strong><br />

beson<strong>der</strong>e Bedeutung, weil die (berufliche) Arbeitswelt und das Individuum im Zentrum stehen (vgl.<br />

Becker/Spöttl 2006) und Huisinga/Buchmann 2006).<br />

3.2.2 Berufswissenschaftliche Qualifikations- und Kompetenzforschung<br />

Die (berufs)bildungswissenschaftliche <strong>Forschung</strong> geht von <strong>der</strong> Auffassung aus, dass die<br />

Erkenntnisperspektive <strong>der</strong> Curriculumforschung und <strong>der</strong> Curriculumentwicklung bzw. -konstruktion<br />

in <strong>der</strong> Sicherung <strong>der</strong> Subjektentwicklung und -entfaltung zu liegen habe. Die vorhergehenden<br />

Abschnitten verdeutlichen, dass die berufswissenschaftliche Qualifikationsforschung immer auch eine<br />

Kompetenzforschung ist. Diese ist jedoch ohne Rekurs auf eine empirisch gesicherte Bedarfserhebung<br />

am konkreten Arbeitsvermögen nicht zu gewährleisten und auch gesellschaftlich nicht sinnvoll zu<br />

verantworten. Die gesellschaftlich notwendigen Arbeitsvermögen ergeben sich aus komplexen<br />

Konfigurationen aufgrund technischer, technologischer, ökonomischer, juristischer und sozialer<br />

Entwicklungen.<br />

7


Eine beachtenswerte Rolle dürfte zukünftig unabhängig von systembezogenen Entscheidungen die<br />

„Früherkennungsforschung“ zum Qualifikationsbedarf spielen. Davon gibt es wenigstens zwei<br />

Ansätze:<br />

1. Prognose- und prospektive Berufsbildungsforschung (vgl. Grollmann 2005; Leney u. a. 2004;<br />

Schmidt 2004) bzw. die Qualifikationsentwicklungsforschung des BIBB.<br />

2. Berufswissenschaftlich ausgerichtete <strong>Forschung</strong>sansätze (Windelband/Spöttl 2003 a+b;<br />

Spöttl/Windelband 2003; Windelband 2006; Höpfner/Spöttl/Windelband 2009).<br />

Die prognostische wie die prospektive Berufsbildungsforschung beschäftigen sich schon seit den<br />

1960-er-Jahren mit <strong>der</strong> Zukunft <strong>der</strong> beruflichen Bildung. Absicht dieser <strong>Forschung</strong> ist es, einen<br />

empirisch gesicherten <strong>Beitrag</strong> <strong>zur</strong> Planung in <strong>der</strong> Berufsbildung zu leisten. Lange Zeit war umstritten,<br />

ob prognostische <strong>Forschung</strong> in <strong>der</strong> Lage ist, zuverlässige Erkenntnisse für die Zukunft mit <strong>der</strong><br />

notwendigen Zukunftsoffenheit zu liefern. Als Wurzeln prognostischer <strong>Forschung</strong> lassen sich<br />

wenigstens die klassische Bildungsplanung und Bildungsökonomie, die Technologiefolgeabschätzung<br />

und die wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Prognoseforschung sowie die industriesoziologische<br />

<strong>Forschung</strong> identifizieren, wobei es allerdings zahlreiche Spielarten gab. Nach und nach wurde dieser<br />

<strong>Forschung</strong>sansatz von verschiedenen Seiten kritisiert und es fand eine „prospektive Wende“ statt, die<br />

von einer Gestaltungsoffenheit von Arbeit und Technik ausging und somit die Prognoseansätze<br />

relativierte (vgl. Martin/Rauner 1988). Eine Mischform <strong>der</strong> Prognose- und prospektiven Ansätze fand<br />

Anfang dieses Jahrzehnts hohe Verbreitung im europäischen Früherkennungsnetz FREQUENZ, das<br />

auf rechtzeitiges entdecken des Qualifikationsbedarfs und die Entdeckung neuer Beschäftigungsfel<strong>der</strong><br />

setzte. Die Ergebnisse dieser Arbeiten konzentrieren sich letztlich vor allem auf Trendabschätzungen.<br />

Parallel dazu wurde ein berufswissenschaftlich ausgerichteter Ansatz <strong>zur</strong> Früherkennung von<br />

Qualifikationsbedarf entwickelt (vgl. Windelband 2006), <strong>der</strong> weniger auf langfristige Trends; son<strong>der</strong>n<br />

vielmehr auf die Erfassung qualitativer Verän<strong>der</strong>ungen des Arbeitsmarktes ausgerichtet ist. Einerseits<br />

werden mittelfristige Verän<strong>der</strong>ungen identifiziert, die an<strong>der</strong>erseits gründlicher auf inhaltliche<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen für den Qualifikationsbedarf untersucht werden. Dieser Ansatz hat also gleichzeitig die<br />

Fel<strong>der</strong> für Qualifikationsbedarf und die Reaktion darauf mit Blick auf die Gestaltung von<br />

Berufsbil<strong>der</strong>n im Visier und setzt sich damit deutlich tiefer als FREQUENZ mit inhaltlichen<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen auseinan<strong>der</strong>, wobei <strong>der</strong> Domänenbezug im Zentrum steht. Durch diese<br />

Ausrichtung gewinnt <strong>der</strong> berufswissenschaftliche Früherkennungsansatz beson<strong>der</strong>e Bedeutung, weil er<br />

in <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung mit dem Gegenstand, letztlich <strong>der</strong> zukünftig relevanten Domäne, über die<br />

Ansätze <strong>der</strong> FREQUENZ-Arbeiten sowie <strong>der</strong> soziologischen Qualifikationsforschung hinaus auch die<br />

einen Beruf ausmachenden inhaltlichen Entwicklungen in den Blick nimmt. <strong>Der</strong> Unterschied <strong>zur</strong><br />

soziologischen Qualifikationsforschung resultiert aus einem unterschiedlichen Verständnis des<br />

Qualifikationsbegriffes (vgl. Mickler 2005, S. 130). Die soziologische Qualifikationsforschung setzt<br />

sich nicht o<strong>der</strong> eher am Rande mit <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Arbeit auseinan<strong>der</strong>, die in Arbeitsaufgaben<br />

inkorporiert ist, son<strong>der</strong>n vielmehr mit den technischen und organisatorischen Arbeitsbedingungen im<br />

sozio-technischen System eines Betriebes. Für die Analyse <strong>der</strong> Qualifikationsanfor<strong>der</strong>ungen lehnte<br />

sich die industriesoziologische <strong>Forschung</strong> an Hacker (1973) an und entwickelte letztlich vier<br />

Anfor<strong>der</strong>ungsarten an das Arbeitsvermögen: sensumotorisches Verhalten, perzeptiv routiniertes<br />

Verhalten, Denkanfor<strong>der</strong>ungen im Sinne von diagnostisch-planendem Verhalten und<br />

Arbeitsmotivation. Die grundsätzlichen Herausfor<strong>der</strong>ungen von Arbeit lassen sich damit beschreiben,<br />

nicht jedoch die Frage beantworten, wie z. B. die Inhalte eines Berufsprofils zu gestalten sind. Die<br />

Frage <strong>der</strong> Entwicklung von Berufen und Berufsbil<strong>der</strong>n ist also nicht nur eine Entwicklungsfrage an<br />

sich, son<strong>der</strong>n eine intensive Auseinan<strong>der</strong>setzung verschiedener <strong>Forschung</strong>sansätze und ihrer Beiträge<br />

für die Berufsbildentwicklung.<br />

8


3.2.3 Arbeitsorientierung bei <strong>der</strong> Qualifikationsforschung mit berufswissenschaftlichen<br />

Methoden<br />

Die Notwendigkeit einer berufswissenschaftlich ausgerichteten Qualifikationsforschung ergibt sich<br />

aus <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ung, nicht nur das Beschäftigungssystem, son<strong>der</strong>n die Arbeitswelt und hier – noch<br />

genauer – die Inhalte berufsförmig organisierter Arbeit so zu untersuchen, dass die Ergebnisse<br />

beispielsweise für die Gestaltung <strong>der</strong> Berufsbildung an sich o<strong>der</strong> die Curriculumentwicklung<br />

brauchbar werden. Letzteres schließt die Reflexion <strong>der</strong> gesellschaftlichen Entwicklungen und das<br />

Setzen auf die subjektbezogene Perspektive und die damit verbundene Orientierung an <strong>der</strong><br />

Kompetenzentwicklung des Subjektes durch und für die Arbeit mit ein. Konsequenz ist eine<br />

Arbeitsorientierung beruflicher Curricula, mit denen auch die Ansprüche <strong>der</strong> KMK eingelöst werden<br />

können.<br />

Ganz an<strong>der</strong>s als in <strong>der</strong> deutschen Berufsbildungsdiskussion (vgl. Lisop 2003, S. 301; Pahl 2005,<br />

S. 27ff.) ist die Arbeitsorientierung in zahlreichen Län<strong>der</strong>n seit je her Kern <strong>der</strong><br />

Curriculumkonstruktion. In Deutschland wird dann, wenn es um Qualifikationsforschung als<br />

Grundlage einer arbeitsorientierten Curriculumentwicklung geht, von einer wie<strong>der</strong> belebten Debatte<br />

gesprochen, die sich nach <strong>der</strong> Verwissenschaftlichungswelle und humanistischen Orientierung <strong>der</strong><br />

Bildung (vgl. Georg 1993) erst wie<strong>der</strong> neu zu etablieren hat. Verfahren 4 wie die in den<br />

Arbeitswissenschaften weit verbreiteten Aufgabeninventare, die Tätigkeitsanalyse und<br />

Aufgabenanalyse (job/task analysis), die Analyse <strong>der</strong> beruflichen Funktionen (functional analysis)<br />

o<strong>der</strong> das DACUM-Verfahren setzen den Fokus auf die Arbeit und werden zum Zwecke <strong>der</strong><br />

Curriculumkonstruktion eingesetzt (vgl. Fretwell/Lewis/Deij 2001; Schryvers/Van<br />

Gyes/Vandenbrande 2004). Die Arbeitsorientierung allein ist allerdings kein Gütekriterium für ein<br />

gutes Curriculum. Nicht nur, dass ein Curriculum mehr leisten muss, als für eine<br />

Arbeitsmarktgängigkeit und Verwertbarkeit <strong>der</strong> Qualifikationen zu sorgen; es muss auch die<br />

Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Arbeitswelt aufnehmen und die mehrdimensionalen Ansprüche an die<br />

Arbeitstätigen/Auszubildenden und den Lernprozess berücksichtigen. Dies alles sind normative<br />

Setzungen für die „Qualität“ eines Curriculums, die je nach dem, zu welchem Zweck dieses verwendet<br />

werden soll, unterschiedlichen Kriterien unterliegt.<br />

3.2.4 Einordnung berufswissenschaftlicher Methoden<br />

Als weitergehende Erkenntnis und im Vergleich zu den weltweit gängigsten arbeitsorientierten<br />

Verfahren <strong>zur</strong> Curriculumentwicklung lässt sich feststellen, dass es beispielsweise mit Hilfe von<br />

Arbeitsprozessanalysen möglich ist, einen tiefen Einblick in die Arbeitsprozesse und das dort<br />

verwendete Arbeitsprozesswissen zu bewerkstelligen. Es lassen sich damit die berufsfachlichen<br />

Zusammenhänge erschließen. Die Nutzung <strong>der</strong> Ergebnisse aus Arbeitsprozessanalysen für die<br />

Berufsbildgestaltung sichert die Aufrechterhaltung <strong>der</strong> Arbeitszusammenhänge und die Benennung<br />

holistischer Kompetenzen, von Kompetenzen also, die direkt an Arbeitsaufgaben festgemacht sind und<br />

dabei nicht Verrichtungen o<strong>der</strong> isolierte Tätigkeiten in den Mittelpunkt stellen, son<strong>der</strong>n möglichst alle<br />

Dimensionen <strong>der</strong> beruflichen Arbeit erfassen.<br />

Im Zentrum des berufswissenschaftlichen <strong>Forschung</strong>szusammenhangs steht das Erschließen <strong>der</strong><br />

Arbeitswelt und <strong>der</strong>en innerer Zusammenhänge, und zwar ganz spezifisch das Wissen und Können <strong>der</strong><br />

Facharbeit. Wie oben benannt, sind dafür ein wichtiges Instrument die Arbeitsprozessanalysen. Es<br />

lässt sich hier fragen, warum nicht allgemein von Arbeitsanalysen die Rede ist o<strong>der</strong> gar von<br />

Arbeitssystemanalysen. Dies liegt am Wandel <strong>der</strong> Facharbeit hin zu prozess- und<br />

gestaltungsorientierten Qualifikationen, was eine arbeitsprozessorientierte Sichtweise nach sich zieht.<br />

Von den Arbeitswissenschaften wurde mitunter eine prozessorientierte Sicht als Verkürzung <strong>der</strong><br />

<strong>Forschung</strong>sperspektive aufgefasst und eine Ausrichtung auf Arbeitssysteme und das<br />

Arbeitssystemwissen gefor<strong>der</strong>t (vgl. Schweres 1998).<br />

4<br />

Verfahren stellen den forschungsmethodischen Rahmen für den Einsatz einer o<strong>der</strong> mehrerer Methoden<br />

dar. Sie geben die Strukturen und die Arbeitsweise für den Methodeneinsatz vor.<br />

9


Die bildungspolitischen Anregungen <strong>zur</strong> Orientierung an Arbeitsprozessen reichen in die 1980er Jahre<br />

<strong>zur</strong>ück, als die Enquêtekommission des Deutschen Bundestages den Weg zu einer beruflichen Bildung<br />

vorgab, die auf einer aktiven Mitgestaltung <strong>der</strong> künftigen Arbeitswelt beruhen soll. 1991 hat die KMK<br />

(Kultusministerkonferenz) diese Leitidee aufgegriffen und <strong>zur</strong> Aufgabe für die Berufsschule erklärt:<br />

„Die Berufsschule vermittelt eine berufliche Grund- und Fachbildung und erweitert die vorher erworbene<br />

allgemeine Bildung. Damit will sie <strong>zur</strong> Erfüllung <strong>der</strong> Aufgaben im Beruf sowie <strong>zur</strong> Mitgestaltung <strong>der</strong><br />

Arbeitswelt und Gesellschaft in sozialer und ökologischer Verantwortung befähigen“ (KMK 1991).<br />

Seitdem wird auch bei <strong>der</strong> Erstellung neuer Rahmenlehrpläne auf die Einlösung dieses Bildungszieles<br />

geachtet, in dem ein Zusammenhang mit <strong>der</strong> Orientierung an beruflichen Arbeitsprozessen hergestellt<br />

wird:<br />

„Eine auf die Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Qualifikationsanfor<strong>der</strong>ung ausgerichtete Pädagogik hat sich stärker<br />

an den Prozessen beruflicher Tätigkeit zu orientieren. Damit werden die beruflichen Tätigkeitsfel<strong>der</strong> eine<br />

wesentliche Bezugsebene für den Berufsschulunterricht. [...] Infolge des Wandels <strong>der</strong> Arbeits- und<br />

Geschäftsprozesse in den Betrieben nehmen die Rahmenlehrpläne damit auch die für den Wandel<br />

ursächlichen Erkenntnisse aus den Fachwissenschaften auf” (KMK 2000, S. 4).<br />

Mit <strong>der</strong> KMK-Vereinbarung von 1996 (2000) <strong>zur</strong> Entwicklung beruflicher Curricula, die sich in ihren<br />

Inhalten an „bedeutsamen beruflichen Arbeitssituationen” und betrieblichen Geschäftsprozessen<br />

orientieren sollen, wurde <strong>der</strong> Perspektivwechsel in <strong>der</strong> beruflichen Bildung weiter vorangetrieben. Es<br />

galt, die traditionellen, fachsystematisch strukturierten Curricula durch arbeits- und<br />

geschäftsprozessorientierte Curricula zu ersetzen. Damit war eine weitere wichtige Grundlage<br />

geschaffen für die Intensivierung <strong>der</strong> berufswissenschaftlichen bzw. domänenspezifischen <strong>Forschung</strong>,<br />

die sich u. a. mit den berufs- und berufsfeldspezifischen Lernprozessen sowie dem Lernen im<br />

Arbeitsprozess befasst.<br />

Die berufswissenschaftliche <strong>Forschung</strong> hat sich auch <strong>der</strong> Aufgabe zu stellen, Vorschläge für die<br />

Gestaltung von Bildungsprozessen zu entwerfen.<br />

„Die Berufswissenschaften sind daher herausgefor<strong>der</strong>t, sich mit einem erweiterten Konzept <strong>der</strong><br />

Fachlichkeit und einer auf Arbeits- und Geschäftsprozesse sowie auf Produktionskreisläufe und<br />

Wertschöpfungsketten bezugnehmenden <strong>Forschung</strong> an <strong>der</strong> Entwicklung einer offenen dynamischen<br />

Beruflichkeit und darauf basierenden Facharbeit zu beteiligen” (Rauner 1999, S. 181).<br />

Die Arbeitswelt gewinnt also erheblich an Bedeutung für die Gestaltung von Berufsbildung und<br />

Bildungsprozessen. <strong>Der</strong> Betrieb mit seiner Organisation, seinen Aufgaben, seiner Technologie,<br />

Beschäftigungsstrukturen, Innovationen etc. ist dabei zentraler Bezugspunkt (vgl. Spöttl 2000).<br />

Sind alle wesentlichen Aspekte <strong>der</strong> Facharbeit durchschaubar gemacht, lassen sich folgende<br />

Aufgabenstellungen leichter bearbeiten:<br />

• Entdecken und Sichern „tatsächlich” verwendeten Wissens und Könnens im Arbeitsprozess;<br />

• Ermittlung des Qualifikationsbedarfes;<br />

• Feststellen typischer Aufgaben für einen Beruf;<br />

• Entwicklung von Lern- und Arbeitsaufgaben (Inhalte und Methoden);<br />

• Gestalten von Berufsbil<strong>der</strong>n;<br />

• Curriculumentwicklung und -revision;<br />

• Lernortgestaltung (Ausstattung von Lernräumen, integrierte Fachräume etc.);<br />

• Entwicklung problemorientierter Lernumgebungen.<br />

Für die Gestaltung beruflicher Bildungsprozesse ist es von hoher Relevanz, „Arbeit und Technik nicht<br />

nur auf <strong>der</strong> Ebene allgemeiner Strukturen zu erschließen, son<strong>der</strong>n auch das in <strong>der</strong> praktischen<br />

Tätigkeit verkörperte Wissen” (Spöttl 2000, S. 207). Die <strong>zur</strong> Ausübung des Berufes erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten sind dabei nicht abstrakt, son<strong>der</strong>n im Zusammenhang mit<br />

10


dem wirklichen Geschäfts- und Arbeitsprozess zu untersuchen. Solches Vorgehen bevorzugt die<br />

beteiligungsorientierte Analyse <strong>der</strong> Facharbeit und setzt grundlegende Kenntnisse über den<br />

Untersuchungsgegenstand voraus.<br />

Instrumentarien <strong>zur</strong> Erhebung von Daten haben in <strong>der</strong> berufswissenschaftlichen <strong>Forschung</strong> im<br />

Vergleich zu den etablierten Wissenschaften <strong>der</strong> Sozial-, Arbeits- und Ingenieurwissenschaften keine<br />

lange Tradition. Arbeiten wie die von Niethammer (1995), Drescher (1996), Spöttl (2002), Hägele<br />

(2002), Rauner/Spöttl (2002), Becker (2003), Blings/Spöttl (2003), Haasler (2004), Wehmeyer (2007)<br />

zeigen jedoch, dass mit Hilfe berufswissenschaftlicher Instrumente das in <strong>der</strong> praktischen Berufsarbeit<br />

„inkorporierte” Wissen entschlüsselbar und für die Berufsbildgestaltung nutzbar ist. So entwickelten<br />

Spöttl (1996), Rauner/Spöttl (2002) das europäische Berufsbild „Kfz-Mechatroniker” für den Kfz-<br />

Servicesektor, wobei die Arbeitsprozessorientierung und eine holistische, lernortübergreifende<br />

Struktur prägend gewesen sind. Ähnlich wurde für den Recyclingsektor von Blings/Spöttl (2003) <strong>der</strong><br />

sogenannte „Eco-Recycler” entwickelt. Auch hier wurde, ausgehend von einer qualitativen<br />

Untersuchung des Aufgabenwandels und <strong>der</strong> -strukturen sowie <strong>der</strong> Analyse von<br />

Arbeitszusammenhängen und -prozessen, ein entsprechendes Berufsprofil erstellt. An<strong>der</strong>e Arbeiten<br />

sind zum Beispiel dem Arbeitsprozesswissen (unter Einschluss des praktischen Wissens) gewidmet,<br />

wie die Untersuchung <strong>der</strong> Elektro-Facharbeit in <strong>der</strong> vernetzten Produktion von Drescher (1996) o<strong>der</strong><br />

die Untersuchungen von Niethammer (1995) im Bereich <strong>der</strong> Chemiearbeit.<br />

Die Betrachtung von Instrumenten <strong>zur</strong> Erschließung des Arbeitsprozesswissens hilft, die<br />

berufswissenschaftlichen Ansätze im Kanon <strong>der</strong> wissenschaftlichen Ansätze einzuordnen. Das<br />

europäische Netzwerk „Work Process Knowledge” stellt als Ergebnis empirischer Untersuchungen<br />

folgende Merkmale des Arbeitsprozesswissens heraus (vgl. Fischer 2000, S. 121):<br />

• Arbeitsprozesswissen wird im Unterschied zu fachsystematischen Kenntnissen unmittelbar im<br />

Arbeitsprozess angewendet;<br />

• Arbeitsprozesswissen wird in <strong>der</strong> Regel während des Beschäftigungsvorganges selbst<br />

erworben, z. B. durch Erfahrungslernen, was aber die Verwendung fachtheoretischer<br />

Kenntnisse nicht ausschließen muss;<br />

• Arbeitsprozesswissen erstreckt sich auf den gesamten Arbeitsprozess (Zielsetzung, Planung,<br />

Durchführung und Bewertung).<br />

Die Verfahren und Methoden <strong>zur</strong> Entschlüsselung des Arbeitsprozesswissens beruhen zwar auf<br />

eigenständigem Anspruch und eigener Perspektive, gleichwohl wurde durchaus auf etablierte<br />

Disziplinen wie Sozial-, Arbeits- und Ingenieurwissenschaften <strong>zur</strong>ückgegriffen, um einzelne<br />

Instrumente für die berufswissenschaftliche <strong>Forschung</strong> nutzbar zu machen. Ein solches Vorgehen war<br />

schon deshalb notwendig, weil die etablierten Methoden bisher den Gegenstand <strong>der</strong> „Beruflichen<br />

Facharbeit” nicht genug erschlossen haben, nahmen sie die Technik und Arbeit doch nur auf <strong>der</strong><br />

Ebene genereller Strukturen wahr. 5<br />

Setzt man sich aus berufswissenschaftlicher Sicht genauer mit den verschiedenen Methoden an<strong>der</strong>er<br />

Disziplinen auseinan<strong>der</strong>, sind folgende Schlussfolgerungen naheliegend (vgl. Büchter 1999, S. 12 ff.):<br />

5<br />

Die arbeitswissenschaftliche bzw. -psychologisch orientierte Qualifikationsforschung wendet sich mehr<br />

den Subjekten und hier <strong>der</strong> Folgen betrachtenden Seite <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen zu. Dabei steht <strong>der</strong> Gesichtspunkt <strong>der</strong><br />

Ergonomie und <strong>der</strong> Arbeitsbelastung im Vor<strong>der</strong>grund. Weitere Erkenntnisse dienen <strong>der</strong> Gestaltung von<br />

Arbeitstätigkeiten, so etwa bei <strong>der</strong> Entwicklung programmierbarer Softwaresysteme o<strong>der</strong> dezentraler<br />

Fertigungssysteme. Die arbeitspsychologischen Methoden sind zumeist mit dem Ziel verbunden, zu objektiven,<br />

reliablen, validen und quantifizierbaren Aussagen zu gelangen. Die Arbeitsinhalte sind jedoch subjekt- und<br />

situationsbezogen zu betrachten, denn nur so lässt sich das „objektivierbare” Wissen und Können <strong>der</strong><br />

Facharbeiter annähernd beschreiben (vgl. Becker 2003, S. 47 ff.). Die industrie- und arbeitssoziologische<br />

<strong>Forschung</strong> rückt dagegen den Wandel <strong>der</strong> Arbeit und <strong>der</strong> subjektiven Verarbeitung in das Zentrum ihrer<br />

Betrachtung . Sie erreicht dabei eine detaillierte Beschreibung von Arbeitsinhalten, Qualifikationen,<br />

Arbeitsteilungen und Belastungen. Für die Weiterentwicklung beruflicher Bildungsprozesse sind diese Daten<br />

jedoch nicht weitreichend genug.<br />

11


• Für Berufsbildungspläne relevante Arbeitsinhalte lassen sich nicht genau genug erschließen<br />

und<br />

• <strong>Der</strong> tatsächliche Umgang des Arbeiters mit seinen Aufgaben und <strong>der</strong> Technik bleibt ungeklärt.<br />

Für die Gestaltung beruflicher Bildungsprozesse ist es jedoch von hoher Relevanz, Arbeit und Technik<br />

nicht nur auf <strong>der</strong> Ebene allgemeiner Strukturen zu erschließen. Arbeit und Technik lässt sich auf <strong>der</strong><br />

Ebene allgemeiner Strukturen – losgelöst von den Arbeitsprozessen – bspw. aus<br />

ingenieurwissenschaftlicher Sicht erschließen. Wenn so erschlossenes Wissen für die Gestaltung<br />

beruflicher Bildungsprozesse verwendet wird, kann dies verheerende Auswirkungen auf die<br />

Gestaltung beruflichen Lernens und Lehrens haben, wie Pahl und Ruppel konstatieren:<br />

„Am Beispiel <strong>der</strong> neugeordneten industriellen Elektro- und Metallberufe lässt sich aufzeigen, dass die<br />

Fachinhalte <strong>der</strong> verschiedenen zuzuordnenden Ingenieurberufe das erfor<strong>der</strong>liche berufliche Fachwissen<br />

nicht abdecken. … <strong>Der</strong> bei <strong>der</strong> bisher dargestellten Konstruktion für eine Bezugswissenschaft<br />

vorgenommene Zugriff auf eine Ingenieurwissenschaft wird lei<strong>der</strong> weiterhin vor allem beim<br />

herkömmlichen Vorgehen <strong>zur</strong> Erstellung von Konzepten beruflichen Lernens, insbeson<strong>der</strong>e an den<br />

traditionellen Bildungsstätten des Dualen Systems, immer wie<strong>der</strong> versucht“ (Pahl/Ruppel 2008, S. 17).<br />

Wie man sieht, grenzen sich hier die berufswissenschaftlichen <strong>Forschung</strong>smethoden auch wegen <strong>der</strong><br />

unterschiedlichen Zielsetzungen von den an<strong>der</strong>en wissenschaftlichen Ansätzen ab. Die <strong>zur</strong> Ausübung<br />

des Berufes erfor<strong>der</strong>lichen Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten sind eben nicht abstrakt, son<strong>der</strong>n<br />

im Zusammenhang mit den beruflichen Geschäfts- und Arbeitsprozessen zu untersuchen. Solches<br />

Vorgehen bevorzugt die beteiligungsorientierte Analyse <strong>der</strong> Facharbeit und setzt grundlegende<br />

Kenntnisse über den Untersuchungsgegenstand voraus. Insofern ist die berufswissenschaftliche<br />

Qualifikationsforschung domänenspezifisch, d. h. an bestimmten Berufen bzw. Berufsfel<strong>der</strong>n o<strong>der</strong><br />

zumindest zusammenhängenden und an den Kontext gebundenen beruflichen Handlungsfel<strong>der</strong>n<br />

orientiert.<br />

Die heutigen berufswissenschaftlichen Methoden sind zwar noch relativ jung, jedoch gibt es schon<br />

eine Reihe von methodischen Überlegungen, die bis in das Jahr 1965 <strong>zur</strong>ückreichen:<br />

„Als ‚Berufsanalytisches Grundlagenmaterial’ können [...] nur Informationen gelten, die direkt o<strong>der</strong><br />

indirekt im Wege <strong>der</strong> ‚Berufs (tätigkeits) analyse’ auf entsprechend breiter Grundlage gewonnen und<br />

ausgearbeitet worden sind. Sie müssen in <strong>der</strong> Regel auf unmittelbarer Anschauung, Beobachtung,<br />

detaillierter Befragung und Anhörung berufstätiger Erwachsener an ihrem Arbeitsplatz o<strong>der</strong> in ihrem<br />

Arbeitsmilieu beruhen, dadurch <strong>der</strong>en berufliche Aufgaben, Tätigkeiten, Arbeitsweisen und die dabei an<br />

sie gestellten Anfor<strong>der</strong>ungen körperlicher, geistiger, fachlicher und persönlich-verhaltensweiser Art<br />

umfassen und sezierend-detailliert ermitteln, möglichst auch die eingetretenen und zu erwartenden<br />

Verän<strong>der</strong>ungen erfassen und in einer <strong>der</strong> ermittelten Tatbestände exakt entsprechende, für alle möglichen<br />

Verwendungszecke ausreichend ausführlichen Beschreibung zusammengefasst sein. Im Interesse <strong>der</strong><br />

Beobachtung und Berücksichtigung <strong>der</strong> fortschreitenden Entwicklung müssen sie außerdem auf dem<br />

Laufenden gehalten werden” (Molle 1965, S. 16).<br />

Molle wies bereits darauf hin, dass Berufe und <strong>der</strong>en Strukturen genau zu betrachten seien. Es geht<br />

nicht nur darum, <strong>der</strong> Gegenwart habhaft zu werden, son<strong>der</strong>n sich die „zu erwartenden Verän<strong>der</strong>ungen”<br />

vor Augen zu führen 6 . Inzwischen hat jedoch die Komplexität <strong>der</strong> „soziotechnischen Arbeitssysteme”<br />

erheblich zugenommen und die gängigen <strong>Forschung</strong>sansätze greifen zu kurz, wie die Krise in <strong>der</strong><br />

beruflichen Bildung <strong>der</strong> 1990er Jahre belegt. <strong>Der</strong> schnelle Wandel verlangt geradezu danach, sich <strong>der</strong><br />

aktuellen und künftigen Qualifikationen auf einer sehr konkreten Ebene bewusst zu werden.<br />

6<br />

Dieser Aspekt wurde in <strong>der</strong> Dissertation von Windelband (2006) weiter vertieft, <strong>der</strong> die<br />

berufswissenschaftlichen Instrumente für eine Früherkennung des Qualifizierungsbedarfs weiterentwickelt hat.<br />

12


4. Berufswissenschaftliche <strong>Forschung</strong> für Europa<br />

Beiträge <strong>der</strong> berufswissenschaftlichen <strong>Forschung</strong> für eine europäisch ausgerichtete Berufsbildung<br />

erschließen sich nicht auf den ersten Blick. Eher liegt die Vermutung nahe, dass dieser<br />

<strong>Forschung</strong>szugang die Ordnungsarbeit in Deutschland unterstützen könnte. Wird jedoch ernst<br />

genommen, dass Arbeitsprozesse mittels <strong>der</strong> Arbeitsprozessanalysen aufgeschlossen werden können,<br />

um das für qualifizierte Facharbeit relevante theoretische und praktische Wissen zu identifizieren,<br />

dann wird schnell deutlich, dass dieser Zugang letztlich für alle in Europa existierende Sektoren<br />

relevant ist (vgl. Hess//Spöttl /Tutschner 2008), Arbeitsprozesse lassen sich in allen Sektoren und<br />

grenzüberschreitend erkennen. In <strong>der</strong> Regel unterscheiden sie sich kaum und können deshalb zentrale<br />

Bezugspunkte für die Gestaltung <strong>der</strong> beruflichen Bildung werden. Arbeitsprozesse in euroweit<br />

vorhandenen Sektoren eignen sich als Kristallisationspunkte für ein europäisches<br />

Leistungspunktesystem und für die gegenseitige Anerkennung von Kompetenzen.<br />

Viel gewichtiger ist allerdings, dass es auf <strong>der</strong> Basis von Arbeitsprozessen möglich ist, europäische<br />

Kernberufe zu gestalten, Berufe also, die eng an europaweit identifizierbare Arbeitsprozesse gebunden<br />

sind. Das dargestellte <strong>Forschung</strong>sinstrumentarium kann helfen, die inhaltlichen Voraussetzungen zu<br />

schaffen, um Kernberufe auf <strong>der</strong> Basis von intelligenten, arbeitsprozessbezogenen Standards zu<br />

gestalten (vgl. Hess/Spöttl 2008). Zwei Kernberufe – <strong>der</strong> Kfz-Mechatroniker und <strong>der</strong> EcoRecycler –<br />

wurden mit Hilfe von Erkenntnissen aus <strong>der</strong> berufswissenschaftlichen <strong>Forschung</strong> im Rahmen<br />

europäischer Leonardo-Projekte bereits erfolgreich entworfen und in einigen Län<strong>der</strong>n implementiert.<br />

Grundlage dafür waren arbeitsprozessbezogene Standards.<br />

Es handelt sich bei diesen Ansätzen um empirisch ermittelte Arbeitsprozesse und die dafür relevanten<br />

Kompetenzen. Diese Kompetenzen liefern zugleich brauchbare Beispiele für ganzheitliche,<br />

Beruflichkeit abbildende Kompetenzen. Dabei lässt sich auch nachweisen, dass die beruflichen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen über verschiedene Län<strong>der</strong> hinweg eher vergleichbar sind, als die zugrunde liegenden<br />

Ausbildungskonzepte. Gleichzeitig wird davon ausgegangen, dass sich die Entwicklung beruflicher<br />

Kompetenzen unter Nutzung eines geeigneten , auf einen Sektor bezogenen<br />

Kompetenzentwicklungsmodells beschreiben lassen (vgl. Becker/Spöttl 2006).<br />

Im Leonardo-da-Vinci Projekt „Vocational Qualification Transfer System – VQTS“ wurde auf <strong>der</strong><br />

Basis dieses alternativen Ansatzes eine Kompetenzenmatrix für das Berufsprofil des Mechatronikers<br />

entwickelt. In einem aktuellen Innovationstransfer-Projekt (VQTS-II) wird dieser Ansatz auf den<br />

Sektro „Elektronik“ übertragen und zugleich werden Überlegungen angestellt, wie sich mit den<br />

prozessbezogenen Kompetenzbeschreibungen auch <strong>der</strong> Wert von Kompetenzen im Übergang von <strong>der</strong><br />

beruflichen Bildung in die Hochschulbildung transparenter darstellen lässt (vgl.<br />

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