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Kapitel 4<br />
Inverse Probleme der<br />
Integralgeometrie<br />
Bereits in der Einleitung haben wir uns das Beispiel der Computertomographie<br />
angeschaut und es auf das Problem reduziert, eine Funktion aus den Integralen<br />
über niederdimensionale Mannigfaltigkeiten zu berechnen. Wir werden dieses<br />
Problem in diesem Kapitel für Linien- bzw Ebenen-Integrale im R 2 und R 3 analytisch<br />
lösen.<br />
In fast allen Büchern zu inversen Problemen findet sich dieses Standardproblem<br />
zur Inversion der Radon–Transformation, denn einerseits ist die Computertomograhie<br />
tatsächlich immer noch das Arbeitspferd der medizinischen<br />
Bildverarbeitung (jetzt allerdings in direkter Konkurrenz zur Magnetresonanztomographie),<br />
mit zahllosen weiteren Anwendungen von der Seismik (Laufzeiteninversion)<br />
bis zur Temperaturbestimmung in Kraftwerken. Es ist mathematisch<br />
eine äußerst dankbare Aufgabe, denn anders als beispielsweise bei der<br />
Parameteridentifikation in partiellen Differentialgleichungen ist es vollständig<br />
analytisch lösbar. Numerisch sind verschiedene optimale Algorithmen angebbar,<br />
deren Stabilität bzw. Optimalität ebenfalls exakt gezeigt werden kann.<br />
Mit anderen Worten: Die Inversion der Radontransformation ist ein optimales<br />
Ziel für unser Arsenal an analytischen und numerischen Waffen. Dies bedeutet<br />
leider, dass wir zunächst einige spezielle (funktional–) analytische Grundlagen<br />
wiederholen oder erarbeiten müssen. Um die Leser nicht komplett zu<br />
vergraulen, beginnen wir dieses Kapitel stattdessen mit einem Beispiel für die<br />
Anwendung der Methoden der Singulärwertzerlegung auf die diskretisierte Radontransformation.<br />
4.1 Radon: Ein erstes Beispiel<br />
Als Beispiel betrachten wir folgendes Problem: Gesucht sei die Funktion f :<br />
R 2 ↦→ R. Sei θ(ϕ) der Einheitsvektor (cos ϕ, sin ϕ) mit dem orthogonalen Vektor<br />
θ ⊥ (ϕ) = (− sin ϕ, cos ϕ). Die Linien L(ϕ, s) im R 2 , senkrecht auf θ(ϕ), sei-<br />
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