REMIGIUS BOTE - St. Remigius Viersen
REMIGIUS BOTE - St. Remigius Viersen
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Spuren im Neuen Jahr<br />
Gut und gerne erinnere ich mich<br />
an viele Bilder aus dem Erdkreis-<br />
Bildkalender in der Küche meiner<br />
elterlichen Wohnung. Besonders<br />
das Januarbild des neuen Kalenders<br />
prägte sich dabei in besonderer<br />
Weise ein – vielleicht, weil der<br />
Kalender noch neu war und der Blick<br />
daher öfter dorthin ging.<br />
Noch deutlich erinnere ich mich so<br />
an das Foto eines halb geöffneten<br />
schmiedeeisernen Tores vor einer<br />
Schneefläche. Ein Motiv, das sich<br />
oft in ähnlicher Weise auf Kalenderbildern<br />
für den Beginn eines neuen<br />
Jahres findet und ikonographisch<br />
eine Schwelle, einen Übergang vom<br />
Alten zum Neuen abbildet. Das Tor:<br />
Eine Einladung an uns hindurch zu<br />
schreiten.<br />
Der Übergang vom alten Jahr in<br />
das neue lässt sich trefflich mit dem<br />
Bild des geöffneten Tores in Bezug<br />
setzen. Es steht für den Neuanfang,<br />
für neue Ziele und Erwartungen,<br />
für Hoffnungen und Optimismus,<br />
für neue Pläne und gute Vorsätze.<br />
Fast scheint es, als könnten wir das<br />
Tor vom Ballast der Vergangenheit<br />
befreit durchschreiten. Alle Möglichkeiten<br />
dieser Welt liegen auf der<br />
weißen Fläche vor uns, auf der noch<br />
niemand seine Spuren hinterlassen<br />
hat.<br />
Doch schon nach kurzer Zeit machen<br />
wir jedes Jahr die Erfahrung, dass<br />
wir unser Gepäck nicht am Tor<br />
ablegen können, um uns frei von<br />
jeder Last auf den neuen Weg zu<br />
machen. Alles, was wir mitbringen,<br />
was wir mit uns tragen, um im Bild zu<br />
bleiben, ist Teil von uns geworden.<br />
Für manche ist die Last so sperrig<br />
und belastend, dass sie sich nur<br />
mit Mühe durch das Tor zwängen<br />
können. Anderen erscheint die Toröffnung<br />
schon zu schmal und sie<br />
zweifeln, ob sie mit all ihrer Last, den<br />
Brüchen in ihrem Leben, überhaupt<br />
hindurch kommen. Sie belastet der<br />
Verlust des geliebten Partners, die<br />
gescheiterte Beziehung, die Sorge<br />
um die Zukunft der Kinder, die chronische<br />
Erkrankung, der Verlust des<br />
Arbeitsplatzes, die Furcht vor der<br />
Einsamkeit und die Angst vor dem<br />
Ungewissen.<br />
Zudem hat unser Glaube an Wohlstand,<br />
Wachstum, Sicherheit und<br />
Unverletzbarkeit im letzten Jahr<br />
erneut Schaden genommen: Dazu<br />
zählen Naturkatastrophen mit verheerenden<br />
Auswirkungen, die u. a.<br />
zu einem Wechsel in der Atompolitik<br />
in Deutschland führten, Terroristen,<br />
die inzwischen auch unser Land<br />
im Visier haben, eine Wirtschaftskrise,<br />
die den gesamten Euroraum<br />
betrifft und unsere Währung massiv<br />
bedroht.<br />
Wo werden wir uns in diesen immer<br />
komplexeren Entwicklungen wieder<br />
finden? Wer schlägt sich durch und<br />
wer wird geschlagen?<br />
<strong>Remigius</strong>bote 11