regjo Südostniedersachsen - Heft IV 2012 - Zuhause

TITEL // 04.2012 // 53
vanien, in der auch Fürst Dracula das
Licht der Welt erblickt haben soll. Die
an schmalen Gassen eng aneinandergereihten
Häuser strahlen hier in
vielen Farben. „Rumänien ist bunt und
schön“, sagt Balan. Es ärgert ihn sehr,
wie grau und trist das Land oft dargestellt
wird.
Balan stammt aus einer rumänischen
Ärztefamilie. Vor 18 Jahren
kam er nach Braunschweig, mit und
wegen einer Frau. Heute ist er „glücklich
geschieden“, lebt mit seiner Freundin
zusammen – und ist der Region
treu geblieben. Das liegt unter anderem
an seiner Arbeit. Der Elektrotechnik-Ingenieur
lehrt und forscht am
Institut für Mechatronik der Ostfalia
Hochschule für Angewandte Wissenschaften
in Wolfenbüttel. „Für mich
ist damit ein Traum in Erfüllung gegangen.
Der Kontakt zu Studenten bedeutet
mir viel“, betont er. Auch an seinem
Wohnort Braunschweig fühlt sich
der Mann mit der dunklen Haut und
den tiefschwarzen Haaren sehr wohl.
Vor allem schätzt er das soziale Umfeld,
den intellektuellen Austausch mit
geht ins Fitnessstudio. Er liest gerne
und er malt mit Leidenschaft. „Wenn
ich nicht an der Universität lehren
dürfte, würde ich als Maler arbeiten“,
ist er überzeugt. Auf einer Staffelei
im Esszimmer steht die Bleistiftskizze
eines alten türkischen Mannes mit
buschigen Augenbrauen, den er einmal
auf der Straße angesprochen hat
und der ihm in diesen Tagen Modell
sitzt. Am liebsten aber malt Balan in
seinem Herkunftsland. Jeden Sommer
reist er dorthin. Rund 1.500 Kilometer
In vielen Welten zu Hause
Er ist Rumäne und Deutscher, Ingenieur und Künstler,
Backpacker und Grundbesitzer, reiselustig und heimatverbunden:
Dr. Dragos Balan vereint viele vermeintliche Widersprüche.
Seit 18 Jahren lebt er in Braunschweig.
Autor: Andrea Hoferichter
Fotografie: Marek Kruszewski
Braunschweig, östliches Ringgebiet,
eine Wohnung im zweiten
Stock. Hell ist es hier und
freundlich eingerichtet. „Das bin ich,“
sagt der Braunschweiger, der aus Rumänien
stammt, und zeigt auf eine
Wand über dem Ecksofa. Hier hängen
rund ein Dutzend Ölbilder, die er
selber gemalt hat. Auf einem ist ein
Braunschweiger Straßenzug zu sehen,
die meisten Motive aber stammen aus
Rumänien. Zum Beispiel aus seiner
Geburtsstadt Schäßburg in Transsil-
Künstlern, Wissenschaftlern und Menschen
aus der Wirtschaft. Balan freut
sich außerdem, dass Braunschweig
immer internationaler wird. Offenheit
und Toleranz sind ihm besonders
wichtig – im Gegensatz zu materiellen
Dingen. „Ich reise gerne und viel, zum
Beispiel nach Thailand oder auf die
Philippinen, nur mit einem Rucksack.
Was ich dort sehe, rückt einiges wieder
gerade“, erzählt er.
An Wochenenden trifft er sich mit
Bekannten und Freunden, besucht
kulturelle Veranstaltungen in Hamburg
oder Berlin, spielt Tennis oder
Malen ist die große Leidenschaft von Dr. Dragos Balan.
von Braunschweig entfernt, nahe Hermannstadt,
der Stadt seiner Kindheit
und Jugend, hat er ein Stück Land
erworben: eine Apfelplantage mit einer
kleinen, schlichten Hütte aus dunkelbraunen
Holzplanken. „Man hört nur
das Rauschen des Baches und das
Zwitschern der Vögel. Ich lebe hier
ganz spartanisch, ohne Handy natürlich,
und male manchmal von morgens
bis abends“, erzählt er. Man kann sich
das Idyll gut vorstellen. Denn ein Bild
davon – selbst gemalt, versteht sich
– hängt über Balans Sofa in Braunschweig.
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