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regjo Südostniedersachsen - Heft IV 2012 - Zuhause

regjo ist DAS Regional-Journal aus dem Herzen der Region für Südostniedersachsen regjo erscheint sechs mal jährlich in den Städten Braunschweig, Salzgitter und Wolfsburg sowie in den Landkreisen Gifhorn, Goslar, Helmstedt, Peine und Wolfenbüttel. regjo wendet sich an alle Menschen, die in Südostniedersachsen leben, arbeiten, oder sich für die Region interessieren. regjo landet direkt auf den Schreibtischen der Entscheider in Südostniedersachsen, aber auch in den Business-Lounges mehrerer Flughäfen im Inland und im deutschsprachigen Ausland. regjo will die Menschen in Südostniedersachsen und Interessenten von außerhalb der Region für das Land zwischen Goslar und Gifhorn sowie zwischen Helmstedt und Peine begeistern. regjo • zeigt die wirtschaftliche Vielfalt der Region • gibt Überblick über den kulturellen Reichtum Südostniedersachsens • porträtiert die Vordenker der Region • stellt innovative Unternehmen, ihre Produkte und Dienstleistungen vor • berichtet über die Menschen in Südostniedersachsen, ihre Vorlieben und ihre liebenswerten Besonderheiten regjo schafft Identität und Zusammengehörigkeitsgefühl

regjo ist DAS Regional-Journal aus dem Herzen der Region für Südostniedersachsen

regjo erscheint sechs mal jährlich in den Städten Braunschweig, Salzgitter und Wolfsburg sowie in den Landkreisen Gifhorn, Goslar, Helmstedt, Peine und Wolfenbüttel.

regjo wendet sich an alle Menschen, die in Südostniedersachsen leben, arbeiten, oder sich für die Region interessieren.

regjo landet direkt auf den Schreibtischen der Entscheider in Südostniedersachsen, aber auch in den Business-Lounges mehrerer Flughäfen im Inland und im deutschsprachigen Ausland.

regjo will die Menschen in Südostniedersachsen und Interessenten von außerhalb der Region für das Land zwischen Goslar und Gifhorn sowie zwischen Helmstedt und Peine begeistern.

regjo

• zeigt die wirtschaftliche Vielfalt der Region
• gibt Überblick über den kulturellen Reichtum Südostniedersachsens
• porträtiert die Vordenker der Region
• stellt innovative Unternehmen, ihre Produkte und Dienstleistungen vor
• berichtet über die Menschen in Südostniedersachsen, ihre Vorlieben und
ihre liebenswerten Besonderheiten

regjo schafft Identität und Zusammengehörigkeitsgefühl

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Das Regional-Journal für <strong>Südostniedersachsen</strong> 04.<strong>2012</strong> 5,00 €<br />

<strong>Zuhause</strong>


.<br />

Stahl aus Niedersachsen<br />

scheint ein gutes Karma<br />

EDITORIAL // 04.<strong>2012</strong> // 3<br />

zu haben.<br />

Foto: Thomas Knüppel<br />

Zumindest wird er immer wiedergeboren.<br />

<strong>Zuhause</strong> gesucht<br />

Mein Heim ist eine Burg, ein Kokon,<br />

ist ein Heim, ist mein <strong>Zuhause</strong> – egal wo?<br />

Stahl gehört nicht zum alten Eisen. Er ist<br />

ein ressourcenschonender Werkstoff, der immer<br />

wieder recycelt werden kann. Wie in unseren<br />

Werken in Peine und Salzgitter.<br />

www.innovatives.niedersachsen.de<br />

Sie kennen unsere Pferde. Erleben Sie unsere Stärken.<br />

Titelfoto:<br />

Karma Kommunikationsdesign<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

wo ist „<strong>Zuhause</strong>“? Mir kommt<br />

dazu der Refrain eines Liedes<br />

von Marvin Gaye in den Sinn: Wherever<br />

I lay my hat, thats my home. Eine<br />

Textzeile, die unserem von Mobilität<br />

geprägten Leben heutzutage entsprechen<br />

könnte – in Marvin Gayes Lied (er<br />

starb 1984) stand sie eher für Ruhelosigkeit.<br />

Aber diese Vorstellung, überall<br />

auf der Welt daheim zu sein, lässt – so<br />

geht es mir jedenfalls – Widerstand<br />

aufkommen. Eine ganz andere Erklärung<br />

hatte dagegen Mahatma Gandhi:<br />

Der Mensch ist dort zu Hause, wo sein<br />

Herz ist, nicht dort, wo sein Körper<br />

ist. Dieser Definition kann ich mich<br />

anschließen, wie sicherlich viele von<br />

Ihnen auch. Man fühlt sich an einem<br />

Ort wie zu Hause – dieser Ausdruck ist<br />

nicht ohne Grund entstanden.<br />

Aber was lässt das Herz zu Hause sein?<br />

Dieser Frage widmen wir den aktuellen<br />

Schwerpunkt. Wir zeigen Ihnen unter<br />

anderem, wer warum in unserer Region<br />

zu Hause ist, befragen Zugezogene<br />

und Hiergebliebene mit unterschiedlichen<br />

Nationalitäten, lassen uns einen<br />

persönlichen Blick in ihr <strong>Zuhause</strong><br />

gewähren.<br />

Bei der Lektüre wünschen wir Ihnen<br />

viel Entspannung und neue Anregungen<br />

– egal, wo Sie diese Ausgabe lesen,<br />

am Schreibtisch oder unterwegs,<br />

im Urlaub oder zu Hause.<br />

Herzlichst Ihre<br />

Dr. Heike Steingaß<br />

::: h.steingass@<strong>regjo</strong>-son.de :::


ÜBERBLICK // 04.<strong>2012</strong> // 5<br />

30 62<br />

Titel:<br />

<strong>Zuhause</strong><br />

kommen – und zu bleiben.<br />

Wohnen, Arbeit,<br />

Freizeit – es gibt<br />

viele Gründe, in<br />

die Region zu<br />

Hier sind wir zu Hause.<br />

34<br />

Region 06 – 15<br />

Unternehmen 16 – 25<br />

Titel 26 – 57<br />

52 In vielen Welten zu Hause: Zu<br />

Hause bei Dr. Dragos Balan.<br />

Leben 58 – 66<br />

61 Magazin: Die fleißigsten<br />

Spendensammler des<br />

Laufsparbuchs.<br />

06 Durchblick: Buch über das<br />

Asse-Protest-A, Kiwanis engagiert<br />

sich für kindgerechtes Museum,<br />

Wetter-App, Braunschweiger<br />

Vorlesetag, Porsche-Pavillon<br />

eröffnet.<br />

08 Magazin: Preise, Jubiläen und<br />

Personalia.<br />

12 In der Welt zu Hause:<br />

Elke Lücke, Leiterin Global<br />

Assignments bei der Volkswagen<br />

AG, und Oliver Syring,<br />

Vorstand der Wolfsburg AG und<br />

Geschäftsführer der projekt<br />

Region Braunschweig GmbH, im<br />

<strong>regjo</strong>-Gespräch.<br />

16 Kunst am Helm: Eine<br />

Salzgitteraner Manufaktur<br />

gestaltet Schutzhelme für<br />

Rennfahrer.<br />

18 Apps für alles, was Räder<br />

hat: Existenzgründung mit<br />

Applikationen für Mobilität.<br />

20 Aus Braunschweig in die<br />

Welt: Fit für Europa nach<br />

einer Ausbildung an der Oskar<br />

Kämmer Schule.<br />

24 Magazin: Energieund<br />

Gründertag,<br />

Eintracht-Sponsoring,<br />

Unterstützung für Bildungs-<br />

Wirtschaftsförderungsprojekte,<br />

ChefinnenSZ, Mittagspause, Lust<br />

auf Dorf.<br />

Nachhaltigkeit<br />

Laut Duden beschreibt der derzeit fast inflationär gebrauchte<br />

Begriff ein Prinzip, nach dem nicht mehr verbraucht werden<br />

darf, als jeweils nachwachsen, sich regenerieren, künftig wieder<br />

bereitgestellt werden kann.<br />

Wo finden wir Nachhaltiges<br />

in unserer Region?<br />

<strong>regjo</strong> 5.<strong>2012</strong> erscheint Anfang Oktober.<br />

26 <strong>Zuhause</strong>: Wer wo in der Region<br />

zu Hause ist.<br />

30 Anlaufstellen in der Fremde:<br />

Unterstützung, um schnell hier<br />

heimisch zu werden.<br />

34 Die Bühne ist das <strong>Zuhause</strong>:<br />

Vier Tänzer aus vier Ländern<br />

fühlen sich am Staatstheater<br />

Braunschweig mittlerweile zu<br />

Hause.<br />

38 Altern ohne Verzicht:<br />

Verschiedene Wohnformen für<br />

das <strong>Zuhause</strong> zum Lebensabend.<br />

42 Schreibtisch zu vermieten:<br />

Ein modern ausgestatteter<br />

Arbeitsplatz auf Zeit.<br />

44 Der Kreativität ein <strong>Zuhause</strong><br />

geben: Ziele des Vereins<br />

Kreativregion.<br />

46 Von der Couch ins Kino:<br />

Krimiabend auf der großen<br />

Leinwand.<br />

48 Heimat ist eine Konstante: Zu<br />

Hause bei Günther Graf von der<br />

Schulenburg,<br />

50 „Zu Hause kann ich mich auf<br />

mich selbst konzentrieren“: Zu<br />

Hause bei Doris Masurek.<br />

54 Die neue Heimat: Was das<br />

<strong>Zuhause</strong> im Zeitalter der<br />

Globalisierung bedeutet.<br />

56 Die Region sehen, hören,<br />

lesen: Buch- und CD-Tipps über<br />

<strong>Südostniedersachsen</strong>.<br />

Impressum<br />

Herausgeber, Verlag & Redaktion<br />

<strong>regjo</strong> Verlag für regionales Marketing<br />

<strong>Südostniedersachsen</strong> GmbH<br />

Ekbertstraße 14, 38122 Braunschweig<br />

Telefon (0531) 80 92 98 0 oder 80 92 98 1<br />

Telefax (0531) 80 92 98 9<br />

www.<strong>regjo</strong>-son.de<br />

eMail redaktion@<strong>regjo</strong>-son.de<br />

Verlagsleitung und Chefredaktion<br />

Dr. Heike Steingaß (v. i. S. d. P.)<br />

Redaktion<br />

Claudia Sigl (csi), Melina Ruhr (mcr)<br />

Autoren<br />

Annika Ahting, Stefan Henry Boysen,<br />

Ulla Evers, Katharina Gieße, Andrea<br />

Hoferichter, Sven Gábor Jánszky, Klaus<br />

Sievers, Melanie Stallmann, Beate Ziehres,<br />

Martina Zingler<br />

Fotografie<br />

Frank Bierstedt, Thomas Knüppel,<br />

Marek Kruszewski<br />

58 Eine Stadt macht mobil: Der<br />

Stifterverband für die Deutsche<br />

Wissenschaft fördert ein<br />

Mobilitätsprojekt.<br />

60 Region statt lokale Egoismen:<br />

Der Zweckverband Großraum<br />

Braunschweig als regionale<br />

Klammer.<br />

Layout<br />

KARMA Kommunikationsdesign<br />

Porschestraße 47, 38440 Wolfsburg<br />

Telefon (05361) 89 99 77 7<br />

www.karma-web.de<br />

Lektorat<br />

Support, Bärbel Mäkeler, Braunschweig<br />

Druck<br />

NEEF + STUMME premium printing GmbH<br />

& Co. KG, Wittingen<br />

62 Kulturveranstaltungen: Wo was<br />

los ist.<br />

66 Was verbindet Sie ...?: Der<br />

Linguist Professor Armin<br />

Burkhardt.<br />

Anzeigenberatung<br />

Jörg Schäfer, Telefon (0531) 80 92 98 4,<br />

eMail j.schaefer@<strong>regjo</strong>-son.de<br />

Leserservice<br />

Daniela Hauser, Telefon (0531) 80 92 98 3,<br />

eMail leserservice@<strong>regjo</strong>-son.de<br />

Bezugsbedingungen<br />

Abonnement 25 € inkl. Mehrwertsteuer<br />

und Zustellgebühr für 5 Ausgaben in Folge.<br />

Das Abonnement verlängert sich automatisch<br />

um ein weiteres Jahr, wenn nicht<br />

bis 14 Tage nach Erhalt der 5. Ausgabe<br />

schriftlich gekündigt wird. Einzelpreis 5 €.<br />

Partner<br />

Autohaus Wolfsburg, Bel Net GmbH,<br />

Braunschweigische Landessparkasse,<br />

Braunschweig Zukunft GmbH, Bundesakademie<br />

für kulturelle Bildung Wolfenbüttel<br />

e. V., DIS AG Office & Management,<br />

Karma Kommunikationsdesign, Landkreis<br />

Gifhorn, Pompe Optic, projekt Region<br />

Braunschweig GmbH, Salzgitter AG,<br />

Schimmel Auswahlzentrum Braunschweig,<br />

Sigert, Stadthalle Braunschweig Betriebsgesellschaft<br />

mbH, Verena Scholz Radiologie,<br />

Technische Universität Braunschweig,<br />

Volkswagen Financial Services, Volkswagen<br />

Immobilien Service GmbH, WIS<br />

Salzgitter, WelfenAkademie Braunschweig,<br />

Wolfenbüttel Marketing & Tourismus Service<br />

GmbH, Wolfsburg AG, Zweckverband<br />

Großraum Braunschweig


DURCHBLICK // 04.<strong>2012</strong> // 7<br />

A wie aufpASSEn<br />

Fotos von Annette und Thomas Blume<br />

Mit einem Vorwort von Andreas Maier<br />

::: A wie aufpASSEn.<br />

Mit einem Vorwort von Andreas Maier.<br />

Braunschweig: Selbstverlag, <strong>2012</strong>.<br />

ISBN 978-3-922618-31-7. 15 Euro :::<br />

Kindgerechtes<br />

Museum<br />

Mit einer großzügigen Spende ermöglicht der<br />

Kiwanis Club Braunschweig dem Städtischen<br />

Museum, seinen Ausstellungsbereich besser<br />

auf die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen<br />

auszurichten. Mit 20.000 Euro bis zum<br />

Jahr 2016 unterstützt der Kiwanis, der ein Teil<br />

von Kiwanis International, eine der drei größten<br />

Servicecluborganisationen weltweit ist, das Museum.<br />

Durch die Spende konnte bereits kindgerechtes<br />

Mobiliar gekauft und eine Museumswerkstatt<br />

eingerichtet werden. Dort setzen sich<br />

Kinder und Jugendliche im Anschluss an einen<br />

Besuch der Ausstellung künstlerisch und handwerklich<br />

mit dem Gesehenen auseinander. Dies<br />

ermöglicht einen wirklichkeitsnahen Einblick in<br />

die Geschichte der Stadt Braunschweig. „Unser<br />

Engagement entspricht genau dem Motto von<br />

Kiwanis ‚Serving the Children of the World‘“,<br />

unterstreicht Udo Altemark, Vorstandsmitglied<br />

des Kiwanis Club Braunschweig e. V. , „Das Museum<br />

ist der geeignete Ort, an dem Kinder mit<br />

musealen Objekten praktisch arbeiten können.<br />

Wir engagieren uns gerne, um die Rahmenbedingungen<br />

zu verbessern.“ ::: mcr :::<br />

aufpASSEn<br />

Jeder kennt sie, jeder sieht sie: Mit den gelben As protestieren die Menschen<br />

überall in der Region gegen die Zustände im Atommülllager Asse.<br />

Annette und Tomas Blume haben die Protestzeichen auf 120 Fotos aus 52<br />

Ortschaften gesammelt und in einem Bildband vereint.<br />

Entstanden ist das Buch unter Mitwirkung des Schriftstellers Andreas Maier,<br />

der sich seit Längerem mit der Problematik des geplanten Atommüllendlagers<br />

in Gorleben beschäftigt. Der in Harxbüttel lebende Dichter Georg Oswald Cott<br />

steuerte drei Gedichte bei, der Aktionskünstler Bazon Brock einen passenden<br />

Aphorismus. Professionell umgesetzt hat das Buch die Graphische Werkstatt<br />

und Verlag Hinz & Kunst, Braunschweig.<br />

Ein Teil des Verkaufserlöses fließt der Bürgerinitiative AufpASSEn e. V. zu,<br />

Infos unter www.a-wie-aufpassen.de ::: csi :::<br />

Alles ist fürs Segeln am Sonntag<br />

vorbereitet, aber spielt auch das<br />

Wetter mit? Können die Gartenmöbel<br />

auf der Terrasse stehen bleiben<br />

oder droht doch ein Hagelschauer?<br />

Wo war es gestern in Deutschland<br />

am heißesten? Schnelle Antworten auf<br />

solche Fragen liefert die MehrWetter-App. Mit dieser Applikation<br />

fürs iPhone versorgt die Öffentliche Versicherung<br />

Braunschweig ihre Kunden kostenlos und deutschlandweit mit<br />

Informationen und Services rund ums Wetter.<br />

Die App ist in drei Bereiche eingeteilt. ‚Mein Wetter‘ zeigt Wettervorhersagen<br />

und Unwetterwarnungen für Orte, die vom Nutzer<br />

eingestellt werden können. Unter ‚Deutschlandwetter‘ gibt es<br />

Infos zur Wetterlage im gesamten Land sowie Niederschlagsradar<br />

und Wolken-Niederschlagsprognose. Unterstützung bei ihrer<br />

Freizeitplanung erhalten Nutzer im Bereich ‚Aktivitäten‘: Prognosen<br />

zeigen, ob das Wetter für geplante Aktivität wie Wandern,<br />

Segeln oder Grillen geeignet sein wird.<br />

Alle iPhone-Nutzer können die App zunächst kostenlos ausprobieren.<br />

Erst nach sechs Monaten steht sie nur noch exklusiv<br />

den Kunden der Öffentlichen zur Verfügung, Anmeldung mit der<br />

Versicherungsnummer genügt. ::: csi :::<br />

Foto: Öffentliche<br />

Wetter direkt<br />

aufs iPhone<br />

::: Kostenloser Download und Informationen zur<br />

MehrWetter-App im iTunes-Store. :::<br />

Leseorte gesucht<br />

Die Braunschweiger Bürgerstiftung ruft zum<br />

Vorlesen auf: Im Rahmen des bundesweiten Vorlesetags<br />

organisiert sie den 1. Braunschweiger<br />

Logo: Bürgerstiftung Braunschweig<br />

Vorlesetag. Am 16. November soll überall in der<br />

Stadt vorgelesen werden, ob im Einkaufszentrum,<br />

in Museen oder im Bahnhof. Dafür werden nun Leseorte gesucht, gerne auch ungewöhnliche Orte, an denen vorgelesen<br />

werden kann. Außerdem werden Menschen gesucht, die anderen vorlesen möchten. Anmelden kann man sich<br />

auf der Internetseite www.vorlesetag-bs.de, weitere Informationen gibt es ebenfalls auf der Internetseite oder unter<br />

der Telefonnummer 0531–48039893. ::: mcr :::<br />

Der<br />

Porsche-Pavillon<br />

entstand in<br />

Monocoque-Bauweise.<br />

Foto: Autostadt/Matthias Leitzke<br />

Mehr Power für<br />

Ihren Fuhrpark!<br />

Familienzuwachs<br />

Erstmals in der zwölfjährigen Geschichte der Autostadt gibt es einen<br />

Neubau in der Park- und Lagunenlandschaft: Mitte Juni wurde der<br />

Porsche-Pavillon nach nur zehnmonatiger Bauzeit eröffnet. Matthias<br />

Müller, Vorstandsvorsitzender der Porsche AG, weist auf die historische<br />

Dimension des Projekts hin: „Der Bau weist auf die gemeinsamen Wurzeln<br />

hin, durch die Porsche und Volkswagen von Anfang an eng verbunden waren<br />

und in Zukunft sein werden.“ Von außen zieht das Ausstellungsgebäude<br />

mit seiner geschwungenen und matt schimmernden Dachkonstruktion die<br />

Blicke auf sich, im Inneren erwarten die Besucher 25 Porsche-Modelle, darunter<br />

die drei aktuellen Sportwagen in Originalgröße. Daneben geben Filme<br />

und Installationen Einblicke in Philosophie und Werte der Marke. ::: csi :::<br />

Ein Gewerbetreibender mit Fuhrpark stellt andere Anforderungen<br />

an ein Automobilhandelsunternehmen als ein Privatkunde.<br />

Aus diesem Grund finden Sie als Flottenkunde in unserem Hause<br />

eigens auf das Großkundengeschäft spezialisierte Mitarbeiter.<br />

Fachliche Kompetenz und schnelles Handeln – das sind unsere<br />

Markenzeichen. So führen wir seit 1998 als einer von rund 200<br />

Betrieben in Deutschland das Prädikat Großkunden-Leistungszentrum<br />

des Volkswagen-Konzerns.<br />

Ganz gleich, ob es um Volkswagen PKW, Audi, VW Nutzfahrzeuge,<br />

Seat oder Škoda geht – wir beweisen Ihnen täglich, dass die komplexe<br />

Materie der Fuhrparkverwaltung durchaus erfreulich sein<br />

kann.<br />

Wir lieben unsere Arbeit – und das macht den Unterschied!<br />

Nutzfahrzeuge<br />

Großkunden-Leistungszentrum<br />

Heinrich-Nordhoff-Str. 121, Wolfsburg, Tel. 05361 204-1511<br />

Internet: gk.autohaus-wolfsburg.de


REGION // 04.<strong>2012</strong> // 9<br />

Ausgezeichnet<br />

Das Filmtheater Universum in Braunschweig<br />

erhält den mit 3.000 Euro<br />

dotierten ‚Spitzenpreis Jahresprogramm<br />

2011‘ der Nordmedia. Damit<br />

zeichnet die Filmförderanstalt der Länder<br />

Niedersachsen und Bremen das<br />

Foto: Jörg Lorenz<br />

(V. l.) Peter Wentzler, Kino für die Gestaltung eines hervorragenden<br />

Jahresfilmprogrammes und<br />

Anneke Kim Sarnau,<br />

Volker Kufahl, Thomas<br />

für besondere Filmreihen aus. „Dass<br />

Schäffer.<br />

unser Engagement für die Kinokultur<br />

in Braunschweig zum ersten Mal mit<br />

einem Spitzenpreis belohnt wird, freut uns sehr“, sagte Volker<br />

Kufahl, Geschäftsführer des Universum Filmtheaters,<br />

der gemeinsam mit Gesellschafter Peter Wentzler den Preis<br />

entgegennahm.<br />

Der Forscher Prof. Peter Leadlay aus Cambridge<br />

erhält die Inhoffen-Medaille. Die mit<br />

5.000 Euro dotierte Auszeichnung verleihen<br />

der Förderverein des Helmholtz-Zentrums für<br />

Infektionsforschung (HZI) und die Technische<br />

Foto: Helmholtz-HZI Universität (TU) Braunschweig. Ausgezeichnet<br />

wird Leadlay für seine Ergebnisse in der Wirkstoffforschung:<br />

Er erkannte, dass Mikroorganismen<br />

chemische Substanzen mit medizinischer Wirkung<br />

produzieren, von denen sich einige zu Medikamenten weiterentwickeln<br />

lassen. Durch diese Erkenntnis ist es durch<br />

gezielte genetische Veränderung möglich, Bakterien bei der<br />

Produktion zu steuern und so die Wirksamkeit einzelner<br />

Substanzen zu optimieren. Dies ist wichtig, da viele Krankheitserreger<br />

Resistenzen gegen herkömmliche Antibiotika<br />

gebildet haben.<br />

Das Jugend-Sinfonie-Orchester<br />

(JSO) der städtischen Musikschule<br />

Braunschweig wurde beim 8. Deutschen<br />

Orchesterwettbewerb mit<br />

dem Sonderpreis ausgezeichnet. In<br />

Foto: Deutscher Musikrat<br />

der Sonderwertung ‚Zeitgenössische<br />

Musik‘ wurde die Interpretation von<br />

Julian Lembkes „.. dann die Elemente“ (2008) mit dem<br />

Preis bedacht. Der bundesweite Orchesterwettbewerb wird<br />

alle vier Jahre vom Deutschen Musikrat ausgerichtet.<br />

Die Braunschweigische Wissenschaftliche Gesellschaft<br />

(BWG) verleiht die diesjährige Gauß-Medaille an Prof. Dr.<br />

Werner Oechslin. Die BWG zeichnet den emeritierten Direktor<br />

des Instituts für Geschichte und Theorie der Architektur<br />

(gta) der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich<br />

dem Vorschlag der Klasse für Geisteswissenschaften folgend,<br />

aufgrund seines wissenschaftlichen Werkes aus. Sie sieht<br />

darin die Einheit und Pflege der europäisch-neuzeitlichen<br />

Wissenschaften auf paradigmatische Weise verwirklicht.<br />

Das Unternehmen Audiohood wurde mit dem Innovationspreis<br />

‚IT für Web 2.0 & Social‘ der Initiative Mittelstand,<br />

die unter der Schirmherrschaft der Bundesbeauftragten für<br />

Informationstechnik und der IBM Deutschland steht, ausgezeichnet.<br />

Unter mehr als 2.500 eingereichten Bewerbungen<br />

wurde audiohood in die Spitzengruppe der IT-Innovationen<br />

gewählt.<br />

Die IHK Braunschweig zeichnet jedes Jahr Unternehmen<br />

aus, die sich sozial in der Stadt engagieren. In drei Kategorien<br />

wird der mit insgesamt 22.000 Euro dotierte IHK-Sozialtransferpreis<br />

verliehen. Diesjähriger Hauptpreisträger<br />

ist die Ikea-Niederlassung Braunschweig. Sie engagiert sich<br />

für verschiedene soziale Projekte unter anderem für die<br />

Förderung eines Kindermittagstisches und einer Hausaufgabenhilfe.<br />

Weitere Preisträger sind die Baugenossenschaft<br />

Wiederaufbau, die Braunschweiger Baugenossenschaft und<br />

die Nibelungen Wohnbau GmbH. Sie engagieren sich für<br />

die Stadtteilentwicklung der Weststadt. Der Sonderpreis<br />

geht an die Firma eck*cellent IT GmbH für das ‚Management<br />

Information Game‘, ein Projekt in dem Schüler der<br />

IGS Franzsches Feld erleben können, wie betriebswirtschaftliches<br />

Handeln funktioniert.<br />

Prof. Dr. Gabor Forgacs erhielt den AutoVision-Innovations-Award.<br />

Der Preis wurde im Rahmen des 11. Zukunftskongresses<br />

des 2b AHEAD ThinkTanks verliehen<br />

und soll die innovativste technische Entwicklung der letzten<br />

zwölf Monate auszeichnen. Forgacs ist Experte für 3-D-<br />

Druck. Entsprechende Geräte drucken eine gipsartige Materie<br />

nicht nur auf ein Blatt Papier, sondern Lage für Lage<br />

auch in die Höhe, sodass ein dreidimensionales<br />

Objekt entsteht. Bisher wurde die<br />

Technik hauptsächlich zur Herstellung<br />

von Prototypen verwendet. Forgac entwickelte<br />

den weltweit ersten 3-D-Bioprinter,<br />

der nach weiteren Forschungen in der<br />

Lage sein soll, mit einer speziellen ‚Bioink‘<br />

(deutsch: Bio-Tinte) menschliches Gewebe<br />

zu drucken. Forgacs‘ Vision: Innerhalb der<br />

kommenden zehn Jahre werden wir mit<br />

diesen 3-D-Druckern in der Lage sein, menschliche Organe<br />

künstlich und individuell „nachzudrucken“ und zu reproduzieren.<br />

Zunächst als Testumgebungen für neue Medikamente<br />

und Therapien, später als Ersatzorgane für den<br />

Einsatz im menschlichen Körper. ::: mcr/csi :::<br />

Foto: Deutscher Musikrat<br />

10 Jahre BioS<br />

Jubiläum<br />

Das Biotechnologische<br />

Schülerlabor (BioS) im<br />

Helmholtz-Zentrum für<br />

Infektionsforschung (HZI)<br />

feiert sein zehnjähriges<br />

Jubiläum. Seit dem Jahr<br />

Foto: HZI/S. Gramann<br />

2002 können Schülergruppen<br />

und Lehrkräfte<br />

hier einen Einblick in<br />

die Welt der Lebenswissenschaften bekommen. Der Unterricht<br />

wird nicht einfach verlegt, in aufwendigen Experimenten<br />

wird hier der aktuelle Stand der Forschung gezeigt.<br />

„Das BioS versteht sich als eine Brücke zwischen Schule<br />

und Wissenschaft“, sagt Arntraud Meyer, eine der beiden<br />

Leiterinnen und Mitbegründerin des BioS. „Wir behandeln<br />

Themengebiete, die jeden Schüler persönlich betreffen.“<br />

Beispielsweise wird im Versuch ‚DNA auf der Sonnenbank‘<br />

veranschaulicht, wie durch hohe Dosen UV-Licht das Erbgut<br />

geschädigt wird und so Hautkrebs entsteht.<br />

40 Jahre gemeinsame Schulbucharbeit<br />

Seit 40 Jahren sorgt die gemeinsame Deutsch-Polnische<br />

Schulbuchkommission für einen gelungenen Wissenschaftsdialog<br />

zwischen Deutschland und Polen. Gegründet<br />

während des Kalten Krieges auf Initiative der Deutschen<br />

und der Polnischen UNESCO-Kommission, war sie eine der<br />

wenigen Foren des geistigen Austauschs beider Nachbarländer.<br />

Da der Braunschweiger Historiker Georg Eckert das<br />

Vorhaben von Anfang an unterstützte, ist die Schulbuchkommission<br />

am Braunschweiger Georg-Eckert-Institut für<br />

internationale Schulbuchforschung (GEI) beheimatet. Hier<br />

werden Schulbücher aus kulturwissenschaftlich-historischer<br />

Perspektive erforscht. Außerdem wirkt das GEI mit<br />

seinen vielfältigen Transfer- und Infrastrukturangeboten in<br />

die Bildungspraxis hinein.<br />

40 Jahre Gemeindegebietsreform<br />

Durch die Gemeindegebietsreform wurde Wolfsburg im<br />

Jahr 1972 zur Großstadt. Dieses 40-jährige Jubiläum<br />

wird nun gefeiert. Eine Ausstellung im Stadtmuseum mit<br />

dem Titel ‚Stadt – Land – WOB! 40 Jahre Gebietsreform<br />

im Raum Wolfsburg‘ beschäftigt<br />

sich mit diesem<br />

prägenden Ereignis. Zum<br />

einen wird der Frage nach<br />

dem ‚Wieso‘ dieser Eingemeindung<br />

von zwei Kleinstädten<br />

und 18 Dörfern<br />

Foto: Stadt Wolfsburg<br />

auf den Grund gegangen,<br />

zum anderen dreht sich<br />

die Ausstellung um die Auswirkungen der Eingemeindung<br />

auf das Leben der Wolfsburger. ‚Stadt – Land – WOB! 40<br />

Jahre Gebietsreform im Raum Wolfsburg‘ ist noch bis zum<br />

2. September im Stadtmuseum Wolfsburg zu sehen.<br />

NISAX20 feiert 10-jährigen Geburtstag<br />

Der Niedersächsische Aktienindex NISAX20 wird zehn<br />

Jahre alt. Bei seinem Start im Jahr 2002 war er 1.000<br />

Punkte wert, seitdem ist er um rund 140 Prozent, auf<br />

2.391 Punkte gestiegen. Weder DAX noch MDAX oder<br />

Eurostoxx50 und Dow Jones konnten eine solche Entwicklung<br />

vorweisen. Durch den NISAX20 werden die<br />

20 wichtigsten börsennotierten Unternehmen in<br />

Niedersachsen abgebildet; er wurde von der NORD/LB<br />

entwickelt.<br />

125 Jahre BBG<br />

Die Braunschweiger Baugenossenschaft (BBG) feiert<br />

125-jähriges Jubiläum. Gegründet im Jahr 1887, ist sie<br />

die älteste Baugenossenschaft der Stadt und mit 22.000<br />

Mitgliedern eine der mitgliederstärksten in ganz Deutschland.<br />

Rund 10 Millionen Euro werden jährlich in die<br />

Instandhaltung<br />

und Modernisierung<br />

von rund<br />

6.500 Wohnungen<br />

gesteckt. Die BBG<br />

bietet Wohnraum<br />

für alle<br />

Zielgruppen, vom<br />

Foto: BBG<br />

BBG-Vorstände und Gäste<br />

feiern das Jubiläum<br />

Student über die<br />

Familie bis hin zu<br />

Senioren.<br />

::: mcr :::


REGION // 04.<strong>2012</strong> // 11<br />

»Alles im grünen Bereich!«<br />

Neue Köpfe<br />

Personalveränderungen in den UnternehmenOxo<br />

Blindtext Lorem ipsum<br />

1<br />

Foto: Ingo Hoffmann, Partnerdesign<br />

1 Kostas Flevarakis (43) ist neuer<br />

Headcoach des Beko-Basketball-<br />

Bundesligisten New Yorker Phantoms<br />

Braunschweig. Mit seiner Heimatstadt<br />

Thessaloniki gewann der diplomierte<br />

Sportwissenschaftler 1999 den griechischen<br />

Pokal. Dreimal nahm der neue<br />

Braunschweiger Coach mit Teams am<br />

EuroLeague-Wettbewerb teil. Flevarakis<br />

war Assistant-Coach von Trainerlegenden<br />

wie Scot Skiles, Svi Sherf und Petar Skansi und<br />

von 2005 bis 2010 Cheftrainer der schwedischen Nationalmannschaft.<br />

::: 2 Prof. Dr. Thomas<br />

Gösling (41) ist neuer Chefarzt der Unfallchirurgischen<br />

Klinik des Klinikums<br />

Braunschweig. Mit der Neubesetzung<br />

wird die Klinik umbenannt in Klinik<br />

für Unfallchirurgie und Orthopädische<br />

Chirurgie. Gösling ist Facharzt für Chirurgie<br />

und Unfallchirurgie sowie für<br />

2<br />

Foto: Klinikum Braunschweig/<br />

Jörg Scheibe<br />

Orthopädie und Unfallchirurgie. Er war<br />

bisher an der Klinik für Unfallchirurgie<br />

der Medizinischen Hochschule in<br />

Hannover tätig, seit 2006 als Oberarzt<br />

und seit 2010 als leitender Oberarzt.<br />

::: 3 Thorsten Jablonski (43) ist<br />

neuer Werkleiter bei Volkswagen in<br />

Braunschweig. Der Maschinenbau-<br />

Ingenieur stieg 1994 als Volontär bei<br />

Volkswagen ein. 2009 zog er als Leiter<br />

3<br />

der Lenkungsentwicklung mit seinem<br />

Team in das neu errichtete Kompetenzcenter<br />

Lenkung. In den letzten zweieinhalb Jahren leitete<br />

er auch die gesamte Komponentenentwicklung. ::: 4 Prof.<br />

Dr. Vaness-Isabelle Reinwand (33) ist<br />

neue Direktorin der Bundesakademie<br />

für kulturelle Bildung Wolfenbüttel e.<br />

V. Reinwand arbeitete bislang als Professorin<br />

für kulturelle Bildung an der<br />

Stiftung Universität Hildesheim mit den<br />

Arbeitsschwerpunkten: ästhetische und<br />

kulturelle Bildung, Bildungstheorie,<br />

frühkindliche Bildung und empirische<br />

4<br />

Methoden kultureller Bildung. ::: csi :::<br />

Foto: Volkswagen<br />

Foto: Petra Coddington<br />

» Stadthalle und Volkswagen Halle<br />

Braunschweig sind jetzt GREEN GLOBE zertifiziert.<br />

Also: Grüner veranstalten!<br />

0531 – 7077-0 Call for Events.<br />

Im Zuge des umfassenden personellen Umbaus erhöht<br />

Volkswagen seinen Frauenanteil an der Konzernspitze.<br />

Drei Frauen gehören ab Herbst dem Vorstand an:<br />

5 Elke Eller (48) wird Personalvorstand bei Volkswagen<br />

Nutzfahrzeuge. Die Diplom-Volkswirtin war von<br />

2001 bis 2007 Mitglied im Aufsichtsrat der Volkswagen<br />

AG. ::: 6 Andrea Fulder (45) wird Vorstand für<br />

Beschaffung bei Scania. Zuvor war sie Leiterin des internen<br />

Verkaufs bei der Volkswagen AG. ::: 7 Ariane<br />

5<br />

Foto: Volkswagen<br />

6<br />

Reinhart (42) übernimmt das Personalressort bei<br />

Bentley. Sie wechselt von Volkswagen, wo sie derzeit<br />

noch das Konzernmanagement für Entwicklung, Vertrieb<br />

und Marketing leitet. ::: red :::<br />

Foto: Volkswagen<br />

7<br />

Foto: Volkswagen<br />

www.stadthalle-braunschweig.de<br />

www. volkswagenhalle-braunschweig.de<br />

www.stadthalle-braunschweig.de > Veranstalter-Service > Grüner veranstalten!<br />

www.volkswagenhalle-braunschweig.de > Veranstalter-Service > Grüner veranstalten!


REGION // 04.<strong>2012</strong> // 13<br />

In der Welt zu Hause<br />

Elke Lücke, Leiterin Global Assignments bei der Volkswagen AG,<br />

und Oliver Syring, Vorstand der Wolfsburg AG und Geschäftsführer<br />

der projekt Region Braunschweig GmbH, im <strong>regjo</strong>-Gespräch.<br />

Fotografie: Thomas Knüppel<br />

Autor: Klaus Sievers<br />

Frau Lücke, Sie leiten bei Volkswagen<br />

die Abteilung Global Assignments. Sie<br />

betreuen mit Ihrem Team Fach- und<br />

Führungskräfte des Konzerns im meist<br />

mehrjährigen Auslandseinsatz und<br />

zugleich ausländische Mitarbeiter in<br />

Deutschland. Welches Bild der Region<br />

vermitteln Sie den Mitarbeitern?<br />

Elke Lücke: Ein sehr positives Bild.<br />

Wir leben ja selbst gern und bewusst<br />

hier. Derzeit arbeiten 440 ausländische<br />

Konzern-Mitarbeiter aus 36 Nationen<br />

in Wolfsburg. Hinzu kommen deren<br />

Familien.<br />

Was macht denn die Region für Sie<br />

lebenswert?<br />

Elke Lücke: Ich nenne als Beispiel einen<br />

Manager aus Brasilien, der einige<br />

Jahre bei mir im Team war. Dem fiel<br />

der Anfang schwer, als er aus der Metropole<br />

Sao Paulo nach Wolfsburg kam.<br />

Andererseits konnte er sich hier frei und<br />

sicher bewegen, hatte ein gutes Freizeitangebot<br />

und arbeitete mit vielen Kollegen<br />

aus anderen Nationen zusammen.<br />

Hinzu kam die schnelle Anbindung an<br />

die deutsche Hauptstadt Berlin. In Sao<br />

Paulo fährt man oft mehr als eine Stunde,<br />

um sich innerhalb der Stadt zu bewegen.<br />

Da ist man mit dem ICE schon<br />

in Berlin.<br />

Wie bereiten Sie die Leute auf ihren<br />

Aufenthalt in Wolfsburg vor?<br />

Elke Lücke: Zunächst erhalten sie übers<br />

Internet und unser Intranet wichtige regionale<br />

Links. Das ergänzen wir durch<br />

Seminare an den Heimatstandorten.<br />

Uns ist wichtig, dass unsere ausländischen<br />

Kollegen bereits sehr früh,<br />

schon vor Beginn des eigentlichen Einsatzes,<br />

einen umfassenden Eindruck<br />

von ihrer neuen Heimat erhalten. Daher<br />

ist das Kennenlernen von Wolfsburg<br />

schon während des vorgeschalteten<br />

Pre-Assignment-Trips ein wichtiger Bestandteil.<br />

Wir leisten darüber hinaus in Wolfsburg<br />

viel für die Integration. So gibt es<br />

Willkommens-Tage für alle und jeden<br />

Monat ein spezielles Freizeitangebot,<br />

um die Vielfalt der Stadt kennenzulernen.<br />

Ein weiteres Angebot, das wir in<br />

den letzten Jahren immer weiter ausgebaut<br />

haben, sind unsere interkulturellen<br />

Seminare. In diesem Jahr wird es<br />

allein über 20 Veranstaltungen in vier<br />

verschiedenen Sprachen geben. Eingeladen<br />

hierzu wird immer die gesamte<br />

Familie. Ältere Kinder werden aktiv eingebunden,<br />

für die „Kleinen“ gibt es ein<br />

spezielles Kinderbetreuungsprogramm.<br />

Wir helfen, dass die Menschen schnell<br />

in Kontakt zueinander kommen. Dazu<br />

tragen auch die internationalen Vereine<br />

in Wolfsburg bei. Die Bevölkerung ist<br />

offen und hilfsbereit, denn viele Wolfsburger<br />

waren über Volkswagen selbst<br />

schon im Ausland und haben erfahren,<br />

wie es ist, anderswo fremd zu sein.<br />

Auch die Behörden sind hier sehr offen<br />

und kooperationsbereit.<br />

Gibt es denn spezielle Probleme bei<br />

der Integration, etwa bei Kindergärten<br />

oder Schulen?<br />

Elke Lücke: Das ist ein wichtiges Thema<br />

für ausländische Familien, die insgesamt<br />

gern in der Region leben. In<br />

diesem Bereich war Wolfsburg schon<br />

sehr früh international unterwegs. Es<br />

gibt inzwischen Schwerpunktschulen<br />

mit besonderen Fördermaßnahmen,<br />

um die Kinder möglichst schnell sowohl<br />

spielerisch als auch fachlich in<br />

die neue Schule zu integrieren. Zudem<br />

haben wir, neben der städtischen,<br />

auch eine eigene Schulberatungsstelle.<br />

Gibt es denn nationale Unterschiede,<br />

was die Bereitschaft zur Integration<br />

betrifft?<br />

Elke Lücke: Bei Menschen, die auf dem<br />

internationalen Karriereweg sind, gibt<br />

es kaum kulturelle Unterschiede bei der<br />

Integration. Wir haben im Konzern eine<br />

wachsende Gruppe von Führungskräften,<br />

die ständig international unterwegs<br />

sind. Das sind Global Manager – sie<br />

sind in der Welt zu Hause.<br />

Ist Volkswagen für andere Unternehmen<br />

in der Region beim Thema Fachund<br />

Führungskräfte ein Vorbild?<br />

Oliver Syring: Zunächst profitiert die Region<br />

vom starken Volkswagen-Konzern,<br />

der viel Anziehungskraft ausübt. Das ist<br />

eine Win-win-Situation für alle. Andererseits<br />

gelten für Mittelständler andere Bedingungen<br />

als für Volkswa


Elke Lücke<br />

geboren 1961 in Hannover.<br />

Studium der Betriebswirtschaft mit den<br />

Schwerpunkten Personal und Marketing<br />

an der Fachhochschule Osnabrück.<br />

Vor dem Eintritt in den Volkswagen-<br />

Konzern praktische Erfahrungen bei<br />

Karmann und einem großen Volkswagen-Handelsunternehmen<br />

gesammelt.<br />

Seit 1986 im Volkswagen-Konzern tätig,<br />

u. a. Traineeprogramm, Personalbetreuung<br />

der Marke VW, Mitglied im Projektteam<br />

Personal Autostadt.<br />

Leitung Personalbetreuung Autostadt.<br />

2005 – 2007 Regionalleiterin Asien/<br />

Pazifik mit FSE-Betreuung und Verbesserung<br />

der Standortattraktivität der<br />

Region China.<br />

Seit 2007 Leiterin Global Assignments.<br />

Schwerpunkte: Entsendungspolitik und<br />

Personalbetreuung der FSE und deren<br />

Familien.<br />

gen. Nicht alles lässt sich im Mittelstand<br />

nach dem Beispiel von Volkswagen umsetzen.<br />

Die Allianz für die Region mit der<br />

Wolfsburg AG und der projekt Region<br />

Braunschweig GmbH unterstützt mittelständische<br />

Unternehmen mit eigenen<br />

Projekten.<br />

Gibt es überhaupt einen Mangel an guten<br />

Fach- und Führungskräften?<br />

Oliver Syring: Ja. Das wird deutlich,<br />

wenn man mit Mittelständlern spricht.<br />

Bei einigen Ingenieurberufen und auch<br />

im IT-Bereich gibt es Engpässe, auch bei<br />

Facharbeitern im Metall- und Elektrobereich.<br />

Was kann man dagegen tun? Ist die<br />

Region so schlecht aufgestellt, dass<br />

sie für Fach- und Führungskräfte<br />

nicht interessant ist?<br />

Oliver Syring: Wir sind eine starke Region,<br />

die exzellente Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

bietet. Das ist schon mal sehr<br />

gut. Immer wichtiger ist den Bewerbern<br />

aber die Lebensqualität, insbesondere<br />

das Bildungsangebot und die Freizeitmöglichkeiten.<br />

Hier wird viel investiert.<br />

Ich bin zuversichtlich, dass wir in zwei<br />

bis drei Jahren in diesen beiden Bereichen<br />

noch besser aufgestellt sein<br />

werden.<br />

Gibt es Defizite in der Region?<br />

Oliver Syring: Das größte Defizit der<br />

Region ist, dass sie als Region sehr<br />

schlecht fassbar ist. Einzelne Kommunen<br />

vermarkten sich gut. Aber die positive<br />

Vielfalt der Region ist nach außen<br />

schwer darstellbar. Wir müssen die Region<br />

deshalb gemeinsam vermarkten.<br />

Denn sie steckt voller Schätze, die entdeckt<br />

werden wollen.<br />

Wie kann das geschehen?<br />

Oliver Syring: Es muss ein Bündel von<br />

Maßnahmen geben. Es geht etwa darum,<br />

Personalchefs von Unternehmen<br />

besser mit Informationen über die Region<br />

zu versorgen. Sie sind wichtige Multiplikatoren.<br />

Wir müssen das Internet<br />

noch stärker nutzen. Ab 2013 werden<br />

wir das umfangreiche Bildungsangebot<br />

im Internet darstellen. Mit der Erlebnis-<br />

Region 2020 sollen neue Freizeitattraktionen<br />

entwickelt werden.<br />

Welchen Stellenwert haben für Sie Initiativen<br />

aus der Wirtschaft, wie beispielsweise<br />

„Kluge Köpfe für die Region“?<br />

Oliver Syring: Unternehmen, wissenschaftliche<br />

Einrichtungen und Institutionen<br />

– wir gehören auch dazu – haben<br />

hier selbst die Initiative ergriffen, durch<br />

eine bessere Kommunikation der regionalen<br />

Stärken mehr junge Menschen<br />

für unsere Region zu interessieren. Das<br />

spiegelt den Bedarf bei den Initiatoren<br />

wider, aber auch den Willen, selbst etwas<br />

zu tun. Ohne dieses Engagement ist<br />

die Aufgabe nicht zu lösen.<br />

Brauchen wir eine Institution, die für<br />

die Region spricht?<br />

Oliver Syring: Das ist ein Prozess, der<br />

sich entwickeln muss. Und er muss von<br />

starken Netzwerken getragen werden.<br />

Daran arbeiten wir mit der Allianz.<br />

An welchen Projekten arbeitet die Allianz?<br />

Oliver Syring: Insgesamt sind es über<br />

70 Projekte und Programme in unseren<br />

Handlungsfeldern. Dazu zwei Beispiele:<br />

In Kürze starten wir in Kooperation mit<br />

den kommunalen Wirtschaftsförderungen<br />

eine regionale Unternehmensdatenbank<br />

im Internet. Sie wird auch<br />

die starken wissenschaftlichen Einrichtungen<br />

und künftig wichtige Freizeitangebote<br />

vorstellen. Außerdem sind wir<br />

Partner im Schaufenster Elektromobilität,<br />

das die regionale Innovationskraft<br />

im Automotive-Bereich unterstreicht. Wir<br />

wollen viele Lichter strahlen lassen. Und<br />

wenn wir sie gleichzeitig anschalten, erreichen<br />

wir eine maximale Strahlkraft<br />

nach draußen.<br />

Wollen Sie uns Ihre persönlichen<br />

Highlights für die Freizeit in der Region<br />

nennen?<br />

Oliver Syring: Die Region ist stark im<br />

Sport. Wir haben erstklassige Vereine<br />

im Fußball, Eishockey und Basketball,<br />

wir sind weltweit Spitze im Tanzsport.<br />

In der Freizeit nutze ich unsere „grüne“<br />

Region zum Joggen und Wandern, auch<br />

im Winter.<br />

Elke Lücke: Mein Highlight ist das Movimentos-Festival<br />

in Wolfsburg, das bundesweit<br />

spitze ist. Auch ich wandere<br />

gern im Harz. Meine letzte Wanderung<br />

auf den Brocken liegt gerade mal drei<br />

Wochen zurück. :::<br />

Oliver Syring<br />

geboren 1965 in Salzgitter.<br />

Studium der Politikwissenschaft, Volkswirtschaftslehre<br />

und Neueren Geschichte<br />

an der Technischen Universität<br />

Braunschweig.<br />

1995 – 1998 Fachreferent für Projektkoordination<br />

und Technologietransfer bei<br />

reson, Regionale Entwicklungsagentur<br />

für <strong>Südostniedersachsen</strong> e. V.<br />

1998 – 2001 Fachkraft im Bildungswesen<br />

bei der Volkswagen Coaching<br />

GmbH.<br />

2001 – 2004 Geschäftsführer des Regionalen<br />

Kompetenznetzwerkes Weiterbildung<br />

e.V.<br />

2003 – 2009 Geschäftsbereichsleiter<br />

InnovationsCampus, Wolfsburg AG.<br />

Seit Mai 2009 Mitglied des Vorstands<br />

der Wolfsburg AG.<br />

Seit September 2011 Geschäftsführer<br />

der projekt Region Braunschweig GmbH.<br />

Automotive business.<br />

Internationale Zuliefererbörse<br />

10. bis 12. Oktober <strong>2012</strong><br />

Wolfsburg | Allerpark<br />

Partnerländer: Argentinien | Brasilien<br />

Hauptsponsor:<br />

Medienpartner:<br />

Schirmherren:<br />

Veranstalter:<br />

REGION // 04.<strong>2012</strong> // 15<br />

Der Marktplatz für automotive Kompetenzen.<br />

www.izb-online.com


UNTERNEHMEN // 04.<strong>2012</strong> // 17<br />

Kunst am Helm<br />

Individuell gestaltete Schutzhelme für den Motorsport<br />

kreiert eine kleine Manufaktur aus Salzgitter.<br />

Autor und Fotografie: Melanie Stallmann<br />

Sebastian Vettel, Michael Schumacher,<br />

Rubens Barrichello<br />

– die Kundenkartei liest sich<br />

wie die Starterliste der Formel 1. Und<br />

tatsächlich scheint sie sich in nur wenigen<br />

Details davon zu unterscheiden.<br />

Denn auf den Rennstrecken rund um<br />

den Erdball gibt es kaum einen Spitzen-Piloten,<br />

der ohne einen Schutzhelm<br />

‚designed by JMD‘ unterwegs ist.<br />

JMD steht für ‚Jens Munser Design‘,<br />

eine in Salzgitter ansässige Lackiermanufaktur,<br />

deren Ursprünge<br />

fast 15 Jahre zurück und im elterlichen<br />

Keller des Namensgebers liegen.<br />

Dort wirbelte der heute 42-jährige Motocross-Fan<br />

mit der Airbrush-Pistole,<br />

um seinem eigenen Kopfschutz einen<br />

einzigartigen Look zu verpassen. Denn<br />

ein Helm von der Stange? – Nein, das<br />

war nichts für Munser. „Irgendwie<br />

hatten die handelsüblichen Exemplare<br />

nie die richtige Farbe“, sagt er<br />

lachend. Also erhielten sie kurzerhand<br />

eine neue Lackierung, der später zusätzlich<br />

Muster und Tribals folgten,<br />

die er ‚auf dem Bock‘ sitzend über den<br />

Asphalt führte.<br />

Heute sind es rund 500 Helme jährlich,<br />

die er mit seinem neunköpfigen<br />

Mitarbeiter-Team verschönert und<br />

rund um den Globus schickt. Denn<br />

seine kreativen Einzelstücke kamen<br />

an. Waren es zunächst noch die Helme<br />

von Freunden und Bekannten, die er<br />

individuell verzierte, wurden später<br />

auch andere Fahrer auf die Lackkunst<br />

aus Salzgitter aufmerksam. So entwickelte<br />

sich das künstlerische Hobby<br />

für den gelernten Kommunikationselektroniker<br />

zum ernstzunehmenden<br />

Nebenverdienst und schließlich so-<br />

gar zum Hauptberuf. Und als Munser<br />

über den Motocross- zum Kartsport<br />

kam, war auch die Formel 1 nicht<br />

mehr weit.<br />

Der Japaner Toranosuke Takagi<br />

sei der erste Fahrer gewesen, der 1998<br />

auf ihn zukam und sich für sein Heimrennen<br />

eine spezielle Chromlackierung<br />

auf dem Helm wünschte. „Eine<br />

Technik aus Amerika, die damals<br />

noch keiner außer uns beherrschte“,<br />

erinnert sich Munser.<br />

Der große Durchbruch sei aber<br />

dennoch nicht mit der grünschillernden<br />

Spezialanfertigung, sondern<br />

erst später gekommen, als die Braunschweiger<br />

Helmfirma Schuberth in<br />

die Formel 1 einstieg und als ersten<br />

Fahrer Nick Heidfeld ausstaffierte.<br />

Der nämlich gehörte längst zum Kundenkreis<br />

Munsers. „Und so hat es sich<br />

Platz für eigene Ideen<br />

einfach aus einem Gespräch heraus<br />

ergeben, dass ich auch neue Looks<br />

für Ralf und Michael Schumacher<br />

entworfen habe“, sagt er. Mittlerweile<br />

umfasst der Kundenkreis sämtliche<br />

Größen der Formel 1, wie der Blick<br />

auf die Vitrinen im Ausstellungsraum<br />

deutlich macht. Ob Felipe Massa,<br />

Adrian Sutil, Mark Webber – sie alle<br />

setzen auf Kreativität und handwerkliches<br />

Geschick aus dem Hause JMD.<br />

„Den Rennfahrern ist ein individuell<br />

gestalteter Helm sehr wichtig“, weiß der<br />

Unternehmer. Denn nur dort sei Platz<br />

für eigenen Ausdruck oder persönliche<br />

Vorlieben. „Boliden und Outfit dienen<br />

als Werbeflächen, die ausschließlich<br />

nach den Vorgaben der Sponsoren gestaltet<br />

werden“, erläutert er, während<br />

er einem Mitarbeiter bei der Arbeit<br />

über die Schulter blickt. Millimeter für<br />

Millimeter führt der hauchdünnes Klebeband<br />

über den Helmrohling, dessen<br />

späteres Aussehen detailgetreu am PC-<br />

Bildschirm zu sehen ist. Die entsprechenden<br />

Wünsche oder Vorlagen kommen<br />

oft von den Fahrern selbst. „Viele<br />

erklären kurz am Telefon oder per E-<br />

Mail, wie sie sich ihr Traumexemplar<br />

vorstellen“, sagt der Unternehmer. „In<br />

der Komplettausführung verlassen sie<br />

sich dann auf uns.“<br />

Zwei Tage dauert die Fertigstellung<br />

in der Regel, wobei so manches Exemplar<br />

schon blitzschnell über Nacht entstanden<br />

ist und am Folgetag vom Firmenchef<br />

persönlich zur Rennstrecke<br />

Geschäftsführer Jens Munser liefert die Helme<br />

auch mal selbst direkt an die Rennstrecke – und<br />

lässt sich von der Atmosphäre dort inspirieren.<br />

geliefert wurde. Denn die Begeisterung<br />

für den Motorsport ist bei Munser nach<br />

wie vor ungebrochen. „Vor allem liefern<br />

das Ambiente und die Gespräche<br />

im Fahrerlager immer wieder neue<br />

Inspirationen, die wir dann auf den<br />

Helmen zum Bild und persönlichen<br />

Erkennungszeichen der Fahrer werden<br />

lassen“, sagt er. Schließlich sei der<br />

Ideenreichtum neben Flexibilität und<br />

Perfektion entscheidendes Erfolgsmerkmal,<br />

das JMD einst rasant auf die<br />

Erfolgsspur geführt habe. :::


UNTERNEHMEN // 04.<strong>2012</strong> // 19<br />

Apps für alles,<br />

was Räder hat<br />

Greenmobile Innovations entwickelt Applikationen für eine nachhaltige Mobilität.<br />

Autor: Martina Zingler<br />

Fotografie: Frank Bierstedt<br />

Längst hat das Smartphone als<br />

Navigationsgerät und mobiler<br />

Reiseführer für den Sightseeing-Trip<br />

seinen Siegeszug angetreten.<br />

Zahlreiche Apps versorgen den mobilen<br />

Anwender unterwegs mit praktischen<br />

Tipps und Informationen. Aus<br />

wirtschaftlicher Sicht hat das Smartphone<br />

sogar noch mehr in petto. Die<br />

vielfältigen Möglichkeiten zur Vernetzung<br />

und Kommunikation, die sich<br />

hier auftun, haben das junge Braunschweiger<br />

Unternehmen Greenmobile<br />

Innovations zu speziellen Produkten<br />

und Lösungen für Mobilitäts- und Logistikdienstleister<br />

inspiriert.<br />

Die Idee zur Unternehmensgründung<br />

entstand während einer Entrepreneurship-Vorlesung<br />

von Professor<br />

Dr. Reza Asghari von der Ostfalia<br />

Hochschule für angewandte Wissenschaften<br />

Wolfenbüttel. So kamen die<br />

Jungunternehmer auch in Kontakt<br />

mit Gründercoach Christian Köcher<br />

von der Technologietransfer-Stelle<br />

der TU, neben der Ostfalia einer der<br />

beiden Veranstalter der Vorlesung, der<br />

das Potenzial der Idee erkannte und<br />

die Gründer in ihrem Vorhaben unterstützte.<br />

Zunächst entwickelte das Unternehmen<br />

für einen regionalen Veranstalter<br />

von Busreisen eine Smartphone-<br />

App, die als digitaler Reisebegleiter<br />

während der gesamten Tour eingesetzt<br />

werden kann. Im Spätsommer <strong>2012</strong><br />

wird die Reise-App auch anderen Unternehmen<br />

der Touristikbranche zur<br />

Verfügung stehen. Reiseveranstalter<br />

können ihren Gästen damit einen zusätzlichen<br />

Service bieten. „Wer sich die<br />

personalisierte App auf sein iPhone,<br />

iPad oder Android-Smartphone herunter<br />

lädt, kann zum Beispiel vor Ort auf<br />

eine interaktive Karte zugreifen, die<br />

nicht nur die eigene Position und den<br />

Standort des Hotels anzeigt, sondern<br />

auch Informationen über Sehenswürdigkeiten,<br />

Restaurants und spezielle<br />

Empfehlungen des Reiseveranstalters<br />

liefert“, erklärt Greenmobile-Geschäftsführer<br />

Anton Tranelis. „Ein detaillierter<br />

Ablaufplan der Reise versorgt<br />

Von der Uni zur Unternehmensgründung: Lena Schimmel, Anton Tranelis und Tillmann Heigel.<br />

die Reisenden stets mit aktuellen Terminen<br />

und Treffpunkten. Darüber hinaus<br />

kann der Veranstalter seine Reisekataloge<br />

in die App laden und seine<br />

Kunden über eine Feedback-Funktion<br />

zur Reise befragen.“ Greenmobile Innovations<br />

begleitet dabei den gesamten<br />

Prozess, vom Entwurf und Druck des<br />

Lösungen für<br />

individuelle Mobilität<br />

Kundenflyers über die Realisation bis<br />

hin zur Einrichtung eines Backends<br />

für die Datenpflege und -auswertung.<br />

Durch Sammlung, Aufbereitung<br />

und Verteilung verkehrsrelevanter<br />

Daten hat Greenmobile Innovations<br />

ein Informationsangebot geschaffen,<br />

das auch in anderen Bereichen<br />

genutzt werden kann, z. B. bei der<br />

kombinierten Navigation für mehrere<br />

Verkehrsmittel oder zum Finden des<br />

nächsten Taxi-Standorts. Inzwischen<br />

hat das Unternehmen sein Leistungsspektrum<br />

noch erweitert und bietet<br />

individuelle Beratungs- und Entwicklungsdienstleistungen<br />

rund um das<br />

Thema Mobile Computing. Langfristig<br />

wollen sich die Jungunternehmer auch<br />

im öffentlichen Personennahverkehr<br />

einen Namen als Lösungsanbieter machen.<br />

Im Zuge der Diskussion um den<br />

bundesweiten Aus- und Neubau von<br />

Radwegen hat Greenmobile Innovations<br />

gerade zusammen mit der<br />

Braunschweiger Piratenpartei eine<br />

interaktive Karte entwickelt, in der<br />

Bürger problematische Radwege markieren<br />

und beschreiben können – nur<br />

eines von vielen Beispielen, wie sich<br />

die Expertise des Braunschweiger Unternehmens<br />

einsetzen lässt. „Unser<br />

Ziel ist, die mobile Lebensweise effizienter<br />

und ökologischer zu gestalten“,<br />

sagt Tranelis. „Unsere Lösungen sollen<br />

dem mobilen Menschen helfen,<br />

in Echtzeit bessert Informiert zu sein<br />

und dadurch Alternativen besser planen<br />

zu können. Dazu möchten wir in<br />

Zukunft verschiedene Verkehrsträger<br />

vernetzen.“ :::


UNTERNEHMEN // 04.<strong>2012</strong> // 21<br />

Aus Braunschweig<br />

in die Welt<br />

Foto: Oskar Kämmer Schule<br />

Absolvent Georg Schmidt<br />

profitierte sehr von den Auslandserfahrungen.<br />

Doris Masurek, Geschäftsführerin der<br />

Oskar Kämmer Schule, berichtet, dass die<br />

Berufsaussichten gut sind.<br />

Neue Sprachen lernen und im Ausland erproben:<br />

Ein Ausbildungsangebot der Oskar Kämmer Schule verbindet<br />

Theorie und Praxis und macht fit für einen Job in Europa.<br />

Autor: Claudia Sigl<br />

fotografie: fotolia<br />

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen:<br />

Jedes Jahr starten<br />

rund 20 Schulabgänger in<br />

Braunschweig mit der Ausbildung zum<br />

‚Staatlich geprüften kaufmännischen<br />

Assistenten Fremdsprachen und Korrespondenz‘.<br />

Hinter diesem sprachlichen<br />

Ungetüm verbirgt sich der<br />

Ausbildungsgang ‚European Business<br />

Communication‘ der Oskar Kämmer<br />

Schule (OKS): Ein halbes Jahr Unterricht<br />

in den Fächern Wirtschaft, Buch-<br />

Voraussetzung für den Ausbildungsgang<br />

European Business Communication<br />

ist ein Realschulabschluss. Start<br />

ist mit Schuljahresbeginn, bis dahin ist<br />

auch eine Anmeldung möglich. In den<br />

Auslandssemestern erhalten die Schüler<br />

EU-Fördermittel aus dem Leonardo-<br />

Da-Vinci-Programm. Weitere Infos unter<br />

www.oks.de/ebc<br />

führung, Politik, Bürokommunikation,<br />

aber auch Landeskunde und Sprachen.<br />

Dann beginnt das Abenteuer:<br />

Zunächst geht es für rund vier Monate<br />

nach England, dann für sechs Monate<br />

wahlweise nach Frankreich oder Spanien.<br />

Dort sind Praktika in Unternehmen,<br />

meist in der Tourismusbranche,<br />

obligatorisch. Zurück in Braunschweig<br />

stehen die Abschlussprüfungen an.<br />

Die hat Georg Schmidt gerade hinter<br />

sich. Ihn hat vor allem die Kombination<br />

aus Wirtschaft und Sprachen, aus<br />

Heimat und Ausland und vor allem aus<br />

Theorie und Praxis angesprochen: „Die<br />

Ausbildung hat richtig Spaß gemacht,<br />

in Braunschweig wurden wir optimal<br />

auf unser Auslandssemester vorbereitet<br />

und vor Ort in Madrid konnte ich in<br />

einem Verlag für Reisemagazine echte<br />

Praxiserfahrung sammeln.“ In seinem<br />

Jahrgang haben sich alle 14 Schüler<br />

für Spanisch als zweite Fremdsprache<br />

nach Englisch entschieden. „Diesen<br />

Trend beobachten wir vermehrt“, sagt<br />

Doris Masurek, Geschäftsführerin von<br />

OKS. Weil Spanisch gerade in Südamerika<br />

weit verbreitet ist, aber vielleicht<br />

auch, weil der Unterricht hier<br />

ohne Vorkenntnisse startet. „Ich kann<br />

mich jetzt, nach relativ kurzer Zeit, auf<br />

Spanisch unterhalten und Geschäftsbriefe<br />

schreiben“, berichtet Schmidt.<br />

Gerade der Auslandsaufenthalt habe<br />

seine Kenntnisse enorm verbessert,<br />

nicht nur in fachlicher Hinsicht: „Ganz<br />

alleine in einer fremden Stadt, das ist<br />

schon eine prägende Erfahrung.“<br />

OKS kooperiert seit Jahren erfolgreich<br />

mit Schulen in Doncaster (England),<br />

Caen (Frankreich) und Madrid<br />

(Spanien) und organisiert die schulische<br />

Seite des Auslandsaufenthalts.<br />

„Aber unsere Lehrer stehen den Schülern<br />

auch sonst mit Rat und Tat zur<br />

Seite“, betont Doris Masurek. Das kann<br />

Schmidt nur bestätigen: „Das Verhältnis<br />

von Schülern und Lehrern ist ganz<br />

anders als an den meisten staatlichen<br />

Schulen, enger, aber auch lockerer.<br />

Wir hatten jede Woche per E-Mail Kontakt<br />

zu den Lehrern in Braunschweig<br />

und sie haben uns in Madrid auch<br />

besucht.“ Masurek berichtet, dass die<br />

individuelle Betreuung, auch im Ausland,<br />

für viele Eltern ein wichtiges Argument<br />

ist, wenn sich ihre Kinder für<br />

die Ausbildung in European Business<br />

Communication interessieren.<br />

Wie geht es weiter nach dem Abenteuer<br />

Ausland? Schmidt geht jetzt<br />

nach Hamburg, um dort eine Ausbildung<br />

zum Reiseverkehrskaufmann anzuschließen.<br />

Schließlich will er einmal<br />

das elterliche Reise- und Busunternehmen<br />

übernehmen. Etwa ein Drittel der<br />

Absolventen geht ins Ausland, manche<br />

arbeiten sogar bei einer der Firmen, die<br />

sie während der Ausbildung kennengelernt<br />

haben. „Generell sind die Chancen<br />

auf dem Arbeitsmarkt für unsere<br />

Absolventen ausgesprochen gut“, sagt<br />

Doris Masurek. Die Ausbildung sei in<br />

dieser Form einmalig, lediglich in Berlin<br />

gebe es etwas Vergleichbares. Und<br />

das Vergnügen? „Das kommt bei so<br />

einer kleinen Klasse und den Ausflügen<br />

im Rahmen des interkulturellen<br />

Lernprogramms nicht zu kurz, “verrät<br />

Schmidt. :::


UNTERNEHMEN // 04.<strong>2012</strong> // 23<br />

Bekenntnis zur Heimat<br />

Regionaler<br />

Energietag<br />

Mehr Chefinnen<br />

für Salzgitter<br />

Foto: www.eintracht.com<br />

Die AutoVision GmbH<br />

verlängert ihr Top-Sponsoring<br />

für Eintracht<br />

Braunschweig. Der<br />

Personaldienstleister<br />

des Volkswagen-Konzerns<br />

unterstützt die<br />

erfolgreichen Kicker<br />

in der 2. Bundesliga<br />

auch in der Saison<br />

<strong>2012</strong>/2013.<br />

Das Sponsoring<br />

beinhaltet verschiedene<br />

werbliche Maßnahmen<br />

im Stadion und weitere Kooperationen im<br />

Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit wie die Einschulungsaktion<br />

von Eintracht Braunschweig für Fünftklässler<br />

im Herbst <strong>2012</strong>. Die Partnerschaft mit der<br />

Eintracht soll das Unternehmen noch bekannter<br />

machen und die Verbundenheit zu seiner Heimatregion<br />

unterstreichen. ::: csi :::<br />

Bereits zum dritten Mal bietet die<br />

Allianz für die Region mit dem<br />

Regionalen Energietag ein Informations-<br />

und Diskussionsforum. In<br />

diesem Jahr steht die Veranstaltung<br />

unter dem Motto ‚Rohstoffe und<br />

Ressourcen‘. Prof. Dr. Ernst Ulrich<br />

von Weizsäcker spricht als Hauptreferent<br />

zum Thema „Faktor Fünf:<br />

die technische Revolution, die ein<br />

rohstoffarmes Land voranbringt“.<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.allianz-fuer-die-region.de.<br />

::: red :::<br />

::: 20.9.<strong>2012</strong>, Hotel am See in Salzgitter<br />

:::<br />

Salzgitter setzt sich für mehr Frauen in Führungspositionen ein.<br />

Als einzige Kommune in Niedersachsen nimmt sie an einem Modellprojekt<br />

des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen<br />

und Jugend teil. In einer gemeinsamen Erklärung verpflichten sich<br />

Politik und Wirtschaft, die Karrieremöglichkeiten von Frauen zu<br />

fördern und Strukturen für mehr Chancengleichheit zu schaffen.<br />

An dem regionalen Bündnis beteiligen sich zum Auftakt folgende<br />

zwölf Unternehmen: Alstom Transport, Hans H. Meyer GmbH,<br />

Klinikum Salzgitter, KVG Kreisverkehrsgesellschaft Braunschweig,<br />

MAN Truck und Bus AG, Robert Bosch Elektronik, Salzgitter AG,<br />

Schaper und Brümmer, Sulzer Metaplas, Unipress Etiketten und<br />

Schilder, Volksbank Braunschweig-Wolfsburg sowie die Volkswagen<br />

AG. Das Potenzial hoch qualifizierter und gut ausgebildeter Frauen<br />

soll vermehrt genutzt werden, um den Wirtschaftsstandort Salzgitter<br />

zu sichern.<br />

Foto: Stadt Salzgitter<br />

Die Unterzeichner der gemeinsamen<br />

Erklärung ‚ChefinnenSZ‘.<br />

Zusammenschluss für die Region<br />

Um die bisherige Kooperation weiter auszubauen, hat sich ‚die<br />

Allianz für die Region‘, bestehend aus der Wolfsburg AG und<br />

der projekt Region Braunschweig GmbH, mit der Sparkasse<br />

Gifhorn-Wolfsburg, der Braunschweigischen Landessparkasse<br />

und der Kreissparkasse Peine zusammengetan. So können ausgewählte<br />

Projekte in den Bereichen Bildung und Wirtschaftsförderung<br />

weiter vorangetrieben werden. „Unsere Region ist heute<br />

eine der forschungsintensivsten in Europa. Um diese Position<br />

langfristig zu sichern, müssen wir uns intensiv um die Talente<br />

von morgen bemühen und innovative Ideen fördern“, sagte<br />

Julius von Ingelheim, Sprecher des Vorstands der Wolfsburg AG<br />

und Geschäftsführer der projekt Region Braunschweig GmbH.<br />

„Wir freuen uns sehr, dass wir mit den Sparkassen der Region<br />

Partner gefunden haben, die unsere Projekte mit ihrem Wissen<br />

und auch finanziell unterstützen“, kommentierte er die Unterzeichnung<br />

der Kooperationsvereinbarung. ::: mcr :::<br />

Foto: Wolfsburg AG<br />

Die Vertragspartner bei der Unterzeichung.<br />

Platz 1 für die DIS AG<br />

beim Wettbewerb<br />

„Deutschlands Beste<br />

Arbeitgeber <strong>2012</strong>“<br />

Moderne Personaldienstleistung heißt, sich individuell auf jeden Menschen und jedes Unternehmen einzustellen.<br />

Und das können wir ausgezeichnet. Profitieren auch Sie von unserem Know-how als bester Arbeitgeber.<br />

DIS AG · Office & Management · Andrea Hunger & Team · Bruchtorwall 6 · 38100 Braunschweig<br />

Telefon 0531 23926-25 · a-hunger@dis-ag.com · www.dis-ag.com<br />

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CMYK 20/0/21/90<br />

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UNTERNEHMEN // 04.<strong>2012</strong> // 25<br />

Lust auf Dorf<br />

Lust machen auf ein Leben auf dem Land, das möchte ein Seminar, das die Kreisverbände Gifhorn und Wittingen der<br />

Landfrauen, der Kirchenkreis Wittingen und der Landkreis Gifhorn gemeinsam veranstalten. In Workshops sollen zukunftsorientierte<br />

Lösungen erarbeitet werden, um der Verödung der Dörfer entgegenzuwirken. Eingeladen sind alle interessierten<br />

Bürger. Themen sind unter anderem demografischer Wandel und Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements im<br />

Dorf, Umnutzung oder Abriss, öffentlicher Personennahverkehr, lebendiges Dorfleben sowie Nahversorgung und Jugend im<br />

Dorf. Anmeldung bis zum 1.10.<strong>2012</strong> und weitere Infos über die Gleichstellungsstelle des Landkreises Gifhorn, Christine<br />

Gehrmann, Telefon (05371) 82 386, E-Mail: Gleichstellungsbeauftragte@gifhorn.de. ::: csi :::<br />

::: Tagesseminar ‚Lust auf Dorf‘ am 13.10.<strong>2012</strong> im Gifhorner Schloss :::<br />

Ulrich Sörgel,<br />

Leiter Vertrieb, Marketing<br />

und Öffentlichkeitsarbeit<br />

der Volkswagen<br />

Immobilien GmbH,<br />

empfiehlt:<br />

MARRONE<br />

Mittagspause<br />

Für mich DIE charmante Adresse für ein Geschäftsessen<br />

in entspannter ruhiger Atmosphäre mit landestypischer<br />

Gastlichkeit. In der Mittagsoase an der Piazza Italia im Herzen<br />

von Wolfsburg erwartet den Gast italienische Lebensart:<br />

Signora Marrone begrüßt ihre Gäste, als ob sie schon<br />

lange zur Familie gehören. Und der Name ist Programm:<br />

Eigentlich ist es eine kleine Weinhandlung – Bottega – mit<br />

einem Sortiment von italienischen Spezialitäten.<br />

An der Bar ist Platz für den schnellen Imbiss und Espresso.<br />

Eine halbe Treppe höher warten sechs Tische in fast<br />

privater Atmosphäre auf Mittagsgäste. Die Karte ist klein,<br />

aber fein, ein wöchentlich wechselndes Mittagsangebot<br />

bietet kreative Pasta- und Risottospezialitäten mit kulinarischer<br />

Raffinesse, dazu Salatvariationen und ausgewählte<br />

Fleischgerichte. Es schmeckt und man fühlt sich wie fast<br />

wie bei ‚mamma‘. Das Publikum kommt meist gezielt, darunter<br />

sind viele Stammgäste, eine Tischreservierung zur<br />

Mittagszeit ist sehr zu empfehlen.<br />

Forum<br />

für<br />

Gründer<br />

„Der Gründertag hat sich als ‚Marktplatz<br />

der Informationen‘ bewährt“, sagt<br />

Gründerberater Jörg Meyer von der<br />

städtischen Wirtschaftsförderung<br />

Braunschweig Zukunft GmbH.<br />

Sie veranstaltet den Gründungstag<br />

alle zwei Jahre zusammen mit dem<br />

Gründungsnetzwerk.<br />

Zahlreiche Aussteller, die sich auf<br />

Dienstleistungen rund um die Themen<br />

Existenzgründung und Existenzsicherung<br />

spezialisiert haben, informieren<br />

kostenlos. Fachleute schätzen<br />

Geschäftsideen realistisch ein, potenzielle<br />

Gründer können erste Kontakte<br />

knüpfen und so bei der Umsetzung ihrer<br />

Geschäftsidee einen entscheidenden<br />

Schritt vorankommen. ::: csi :::<br />

::: Bottega Vini d`Italia<br />

Inhaber: Benito Marrone<br />

Schillerstraße 25/Piazza Italia<br />

38 440 Wolfsburg<br />

Tel. 05361/15446<br />

Mo.-Fr. 10 – 20 Uhr<br />

Sa. 10 – 16 Uhr<br />

www.viniditalia-wolfsburg.de :::<br />

::: Gründungstag, 15.9.<strong>2012</strong>,<br />

Stadthalle Braunschweig :::


<strong>Zuhause</strong><br />

TITEL // 04.<strong>2012</strong> // 27


TITEL // 04.<strong>2012</strong> // 29<br />

Wolfsburg<br />

Peine<br />

Aktuelle Einwohnerzahl: 131.481<br />

Ausländer gesamt: 6.373<br />

Anteil an der Bevölkerung: 4,8 %<br />

Herkunft: 42 % aus der Türkei,<br />

10 % aus Polen<br />

Gifhorn<br />

Aktuelle Einwohnerzahl: 172.643<br />

Ausländer gesamt: 7.024<br />

Anteil an der Bevölkerung: 4,1 %<br />

Herkunft: 24 % aus der Türkei,<br />

10 % aus Griechenland<br />

Aktuelle Einwohnerzahl: 121.451<br />

Ausländer gesamt: 11.804<br />

Anteil an der Bevölkerung: 9,7 %<br />

Herkunft: 43 % aus Italien,<br />

6 % aus Polen,<br />

5 % aus der Türkei<br />

Helmstedt<br />

Aktuelle Einwohnerzahl: 92.836<br />

Ausländer gesamt: 3.365<br />

Anteil an der Bevölkerung: 3,6 %<br />

Herkunft: 30 % aus der Türkei,<br />

jeweils 11 % aus Polen und Italien<br />

Braunschweig<br />

Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie (LSKN), Ausländerzentralregister. Stand 31.12.2010<br />

Goslar<br />

WF<br />

Aktuelle Einwohnerzahl: 143.014<br />

Ausländer gesamt: 6.980<br />

Anteil an der Bevölkerung: 4,9 %<br />

Herkunft: 24 % aus der Türkei,<br />

7 % aus Italien<br />

Wolfenbüttel<br />

Aktuelle Einwohnerzahl: 131.481<br />

Ausländer gesamt: 4.440<br />

Anteil an der Bevölkerung: 3,4 %<br />

Herkunft: 24 % aus der Türkei,<br />

10 % aus Polen<br />

Wer wo<br />

in der Region<br />

zuhause ist<br />

Aktuelle Einwohnerzahl: 248.867<br />

Ausländer gesamt: 73.448<br />

Anteil an der Bevölkerung: 14,1 %<br />

Herkunft: 28 % aus der Türkei,<br />

11 % aus Polen<br />

Salzgitter<br />

Aktuelle Einwohnerzahl: 102.394<br />

Ausländer gesamt: 9.810<br />

Anteil an der Bevölkerung: 9,6 %<br />

Herkunft: 59 % aus der Türkei,<br />

6 % aus Polen<br />

Fotos der vorherigen Doppelseite:<br />

Frank Bierstedt (2), Christian Bierwagen (2),<br />

fotolia (2) ,Susanne Hübner (1), Marc Holzkamp<br />

(1), Kerstin Krempel (1), Klemens Ortmeyer (1),<br />

Stadtmarketing Braunschweig Bilddatenbank (3),<br />

Stadt Salzgitter (4), Stefan Sobotta (7)


TITEL // 04.<strong>2012</strong> // 31<br />

Exotische Kleidung und Tänze beim Balinesischen Abend im Juni.<br />

Anlaufstellen<br />

in der Fremde<br />

Familien. Gerade die Zugezogenen, die<br />

des Deutschen noch nicht so mächtig<br />

sind, schätzen es, „dank uns und unserer<br />

Sprachkenntnisse Türen geöffnet<br />

zu bekommen“.<br />

Noch bevor der Arbeitsvertrag geschlossen<br />

ist, betätigt sich die Volkswagen<br />

Financial Services AG als Botschafter<br />

für die Region. Sie weist auf<br />

ihre schönen Seiten, damit sich die Bilder<br />

von Freizeitangeboten und Attraktionen<br />

in den Köpfen ihrer Kandidaten<br />

einprägen. Das Unternehmen versendet<br />

bereits im Bewerbungsverfahren<br />

den Reiseführer Merian live! ZeitOrte<br />

im Braunschweiger Land, Heide und<br />

Harz und den Stadtmarketing-Film<br />

Die Löwenstadt. Seine neuen Mitarbeiter<br />

lädt Volkswagen Financial Services<br />

genauso wie Volkswagen zu Welcome<br />

Days ein, bei denen sich die Unternehmensbereiche<br />

vorstellen. „Wir wollen,<br />

dass sich unsere Mitarbeiter wohlfühlen<br />

und gern bei uns arbeiten“, erklärt<br />

Unternehmenssprecher Stefan Voges-<br />

Staude das Engagement. Wer sein<br />

Deutsch oder andere Sprachen verbessern<br />

möchte, kann die Kenntnisse im<br />

Selbstlernzentrum auffrischen.<br />

Die unterschiedlichsten Sprachen<br />

und Dialekte sind zu hören, wenn man<br />

sich in die Mitte des Internationalen<br />

Freundeskreises Wolfsburg begibt.<br />

140 verschiedene Nationalitäten leben<br />

in der Stadt – entsprechend bunt ist<br />

der Verein, der mit seiner Arbeit eine<br />

interkulturelle Brücke baut. Hier begegnen<br />

sich Menschen aus aller Welt,<br />

<strong>2012</strong> kann der Internationale Freundeskreis<br />

Wolfsburg auf fünf Jahre erfolgreiche Arbeit<br />

zurückblicken.<br />

Neu in der Region? Unternehmen und Vereine bieten<br />

Unterstützung, um sich schnell wieder zuhause zu fühlen.<br />

Autor: Stefan Henry Boysen<br />

Fotografie: Frank Bierstedt, Internationaler Freundeskreis Wolfsburg e. V. /Tim Schneider<br />

Neuer Job, neue Stadt, neues<br />

Umfeld – und kein Mensch da,<br />

den man kennt. Wen es der Arbeit<br />

wegen an einen anderen Ort oder<br />

sogar in ein fremdes Land verschlägt,<br />

ist häufig auf sich allein gestellt. Tausend<br />

Dinge stürzen gleichzeitig auf ihn<br />

ein: die Organisation des Umzugs, die<br />

Wohnungssuche, die Behördengänge.<br />

Und wo gibt’s Sachen für den täglichen<br />

Bedarf zu kaufen? Wo Kultur, wo Unterhaltung?<br />

Ortskundige Empfehlungen<br />

täten gut – und genau die gibt<br />

Anne Rangette-Thorey. „Wir helfen,<br />

die Region schneller kennenzulernen“,<br />

sagt die Geschäftsführerin von Thorey<br />

Relocation Services, „wir unterstützen<br />

in den ersten Tagen und Wochen oder<br />

während des gesamten Aufenthalts als<br />

‚first friend abroad‘ – als erster Freund<br />

in der neuen Umgebung.“<br />

So wie ein Personaler erste Anlaufstelle<br />

für alle Fragen an den Arbeitgeber<br />

ist, so ist das Team von Anne Rangette-Thorey<br />

Ansprechpartner für alle<br />

Fragen rund um das Leben in Braunschweig,<br />

Wolfsburg oder Salzgitter. Die<br />

gemeinsame Orientierungstour, die mit<br />

Stadt und Menschen vertraut macht,<br />

ist nur ein Angebot. „Die Begleitung<br />

zu Ämtern und Behörden stehen genauso<br />

im Programm wie die Suche<br />

nach einem passenden Domizil und<br />

die richtige Auswahl einer Schule oder<br />

der Freizeitmöglichkeiten für die ganze<br />

Familie.“ Der Dienstleister wendet<br />

sich in erster Linie an mittelständische<br />

und große Unternehmen sowie an Manager,<br />

Führungspersonal und deren<br />

Sehen im Auge behA lten<br />

www.pompe-optic.de


Elisabeth Pötsch,<br />

Präsidentin des Internationalen<br />

Freundeskreises<br />

Wolfsburg: „Jedes<br />

Mitglied bereichert<br />

unseren Verein, weil es<br />

ein Stück seiner Heimat<br />

mit nach Wolfsburg<br />

bringt.“<br />

TITEL // 04.<strong>2012</strong> // 33<br />

TUTTO BENE<br />

IN DER AUTOSTADT.<br />

Bella Italia. Erleben Sie Cool Summer Island<br />

vom 07.07. bis 31.08.<strong>2012</strong><br />

Marianne Wandt,<br />

Präsidentin der<br />

international Women‘s<br />

Association Region<br />

Braunschweig: „Ob<br />

beim Sport oder beim<br />

Sprachtraining: die<br />

Frauen kommen in Kontakt<br />

und es entstehen<br />

echte Freundschaften.“<br />

die Wolfsburg als weltoffene, tolerante<br />

Stadt kennenlernen. Viele von ihnen<br />

sind Volkswagen-Mitarbeiter, die für<br />

eine Zeit lang ihre Heimat verlassen<br />

haben. Elisabeth Pötsch erklärt, wie<br />

sie sich deren Integration wünscht:<br />

„Jeder soll so bleiben, wie er ist – und<br />

ein Wolfsburger werden“, sagt die<br />

Präsidentin des Internationen Freundeskreises.<br />

Der Verein möchte viele gute Gelegenheiten<br />

bieten, Erfahrungen mit<br />

anderen Kulturen zu machen – durch<br />

internationale Stammtische, Konzerte,<br />

Vorträge und Lesungen. Mit ihren<br />

Bräuchen und Spezialitäten aus ihrer<br />

Küche gestaltet jedes Mal eine andere<br />

Volksgruppe das jährliche Sommerfest.<br />

Die Japaner zum Beispiel baten zur<br />

Teezeremonie und die indonesischen<br />

Mitglieder in traditioneller Tracht<br />

zum balinesischen Abend. Mehr als<br />

300 Mitarbeiter hat der Internationale<br />

Freundeskreis – Tendenz steigend. „Ich<br />

hätte bei unserer Gründung vor sechs<br />

Jahren nie gedacht, dass wir einen<br />

solchen Zuspruch erfahren“, sagt die<br />

gebürtige Steirerin Elisabeth Pötsch,<br />

„durch jedes neue Mitglied wird unser<br />

Verein noch reicher, weil es ein Stück<br />

weit seine Heimat nach Wolfsburg mitbringt.“<br />

Das Pendant zum Internationalen<br />

Freundeskreis Wolfsburg ist die International<br />

Women‘s Association Region<br />

Braunschweig – mit dem Unterschied,<br />

dass sich der Braunschweiger Verein<br />

ausschließlich an Frauen richtet. Und<br />

zwar an die, die ihrem Mann und seiner<br />

Karriere bei kleinen oder großen<br />

Firmen zuliebe in die Region gezogen<br />

sind. „So war es zumindest, als wir uns<br />

2006 gründeten“, sagt Präsidentin Marianne<br />

Wandt, „mittlerweile kommen<br />

auch immer mehr berufstätige Frauen<br />

zu uns.“ Auch hier greift der Gedanke,<br />

dass man in der Gemeinschaft am<br />

besten Anschluss findet: beim Newcomers<br />

Coffee, beim deutschen, englischen,<br />

spanischen und italienischen<br />

Sprachtraining, beim Literaturzirkel<br />

und Yoga oder bei der Ladies Night,<br />

die die 135 Mitglieder aus 28 Nationen<br />

unter anderem zum Braunschweiger<br />

Tennisturnier auf die Anlage des<br />

BTHC führt. „So kommt man in Kontakt,<br />

so entstehen Freundschaften“,<br />

sagt Vize-Präsidentin Maria Cáceres.<br />

Zwischen Deutschen und Mongolinnen,<br />

zwischen Weißrussinnen und<br />

Venezolanerinnen.<br />

Selbstredend, dass untereinander<br />

jede Menge gute Tipps und Informationen<br />

ausgetauscht werden – über das<br />

dreigliedrige deutsche Schulsystem,<br />

den nächstbesten englischsprachigen<br />

Kindergarten oder den Facharzt, der<br />

Spanisch spricht. Auch Gespräche<br />

über die kleinen, die alltäglichen Dinge<br />

machen das Leben einfacher. Maria<br />

Cáceres: „Eine Frau hat jahrelang<br />

gedacht, dass die Fahrer der Braunschweiger<br />

Straßenbahnen keine Tickets<br />

verkaufen – bis wir einfach mal<br />

darüber gesprochen haben.“ :::<br />

Mit den Füßen im Wasser und den Gedanken ganz weit weg – so<br />

erleben Sie Bella Italia auf Cool Summer Island. Von hier aus haben<br />

Sie zudem den besten Blick auf ein ganz besonderes Event: Im August<br />

nden die Wassershows vor der spektakulären Kraftwerk-Kulisse statt.<br />

Mehr Informationen unter www.autostadt.de. Wir freuen uns auf Sie.


TITEL // 04.<strong>2012</strong> // 35<br />

Anna Aristarkhova in ‚Bingo?‘<br />

Ständig ziehen sie umher, von einem<br />

Engagement zum nächsten, selten bleiben sie<br />

länger als zwei Jahre an einem Theaterhaus:<br />

Profitänzer führen ein rastloses Leben.<br />

Autor: Katharina GieSSe<br />

Fotografie: Staatstheater Braunschweig<br />

Die Bühne<br />

ist das <strong>Zuhause</strong><br />

Foto: Karl-Bernd Karwasz<br />

Sie kommen aus aller Welt, bleiben nur kurz an<br />

einem Ort und reisen dann weiter. Ihr <strong>Zuhause</strong> ist<br />

nie die Stadt, in der sie gerade Halt machen, ihr <strong>Zuhause</strong><br />

ist die Bühne. Und trotzdem müssen sich Profitänzer<br />

immer wieder dort, wo ihre Karriere sie hinführt, einleben.<br />

Anna Aristarkhova, Daniel Gillard, Lorena Justribó Manion<br />

und Anna Fingerhuth ist dieses Kunststück gelungen, sie<br />

tanzen seit zwei Jahren am Staatstheater Braunschweig –<br />

und fühlen sich wohl.<br />

Die Compagnie, in der die vier tanzen, ist jung. Jan<br />

Pusch, Chefchoreograf, künstlerischer Leiter und Direktor<br />

der Sparte Tanz des Staatstheaters, gründete das Ensemble<br />

in der Spielzeit 2010/2011 – mit jungen Tänzern aus<br />

Europa, Amerika und Asien. Sein Ziel war es, eine Kompagnie<br />

zu bilden, die zeitgenössischen Tanz wirklich tanzt.<br />

Nicht Performance oder installative Darstellung standen<br />

und stehen in Puschs Stücken im Vordergrund, sondern<br />

der Tanz selbst. Für die Künstler war der Neustart natürlich<br />

auch eine Herausforderung.<br />

„Wir kennen alle das Gefühl, ganz allein irgendwo neu<br />

zu sein, manchmal haben wir nur zwei Koffer mit Kleidung<br />

dabei, wenn wir ankommen“, sagt der Amerikaner Daniel<br />

Gillard. Allein in der Fremde – das verbindet. Und natürlich<br />

ist es die Leidenschaft zum Tanz, die zusammenschweißt.<br />

„Deutschland ist ein begehrtes Land für Tänzer“, sagt Daniel<br />

Gillard. Denn hier könnten die Tänzer von dem Geld,<br />

das sie verdienen, leben. Braunschweig sei zwar nicht<br />

Berlin, München oder Hamburg. „Aber wir fühlen uns hier<br />

am Staatstheater sehr wohl. Alle haben uns gut aufgenommen,<br />

auch die Schauspieler und Orchestermusiker“, erinnert<br />

sich Anna Fingerhuth, eine gebürtige Hamburgerin.<br />

Aus der vor zwei Jahren zusammengewürfelten Tänzergruppe<br />

mit derzeit 17 Mitgliedern ist längst eine Familie<br />

geworden. Und zwar eine, die funktioniert. „Wir kommen<br />

super miteinander aus und unternehmen viel zusammen“,<br />

sagt Anna Aristarkhova. Die gebürtige Russin hat sich an<br />

das Leben in Braunschweig gewöhnt, auch wenn ihr die<br />

Anna Fingerhuth in ‚Junge Choreografen: Tänzer zeigen eigene Choreografien‘.<br />

Foto: Nina Stiller


TITEL // 04.<strong>2012</strong> // 37<br />

Moskauer U-Bahn fehlt und sie den nasskalten, norddeutschen<br />

Winter kaum ertragen kann. Anna Aristarkhova<br />

lebte in Großstädten wie Düsseldorf und Frankfurt. „Aber<br />

hier haben wir einen Tanzsaal im Park, in den Pausen stehen<br />

wir draußen im Grünen, am Fluss, mitten in der Natur.<br />

Wo gibt es so etwas?“, zeigt sie sich von Braunschweig doch<br />

ziemlich begeistert. Aber fühlt sie sich hier zuhause? Nein,<br />

nicht so richtig. <strong>Zuhause</strong> ist sie in Russland, in Moskau.<br />

Da wird russisch gesprochen, russisch gegessen, russisch<br />

gelebt. „Das tut gut“, sagt sie.<br />

Daniel Gillard geht es ähnlich. Er kommt aus Washington,<br />

D.C., spricht genau wie Anna Aristarkhova fließend<br />

Deutsch, mag Braunschweig und die Menschen hier, aber<br />

zuhause ist er in Amerika. „Man muss lange an einem Ort<br />

sein, um ihn wirklich <strong>Zuhause</strong> nennen zu können“, sagt er.<br />

Das ist ein Tänzer während seiner Karriere aber nicht. Ein<br />

Jahr, zwei Jahre, viel länger sei man selten an einem Haus<br />

beschäftigt. Stabilität müssen die Tänzer eben in anderen<br />

Dingen finden als in Haus und Garten. Nicht Eltern oder<br />

eigene Kinder sind die Familie, sondern die Compagnie.<br />

„Wir reisen viel, leben in verschiedenen Ländern und haben<br />

kaum Möglichkeiten, ein Leben, wie es andere leben, aufzubauen“,<br />

erklärt Lorena Justribó aus Barcelona. Ihr gefällt<br />

es hier, denn Deutschland habe eine einzigartige Theaterlandschaft,<br />

die Lebensqualität in der Region sei hoch.<br />

Ein Luxus, den Tänzer nicht in jedem Land vorfinden. Ihre<br />

Reisen führen sie manchmal an Orte, in denen Kunst kaum<br />

eine Rolle spielt und schlecht bezahlt wird.<br />

Aber gerade dieses immer wieder Neue macht den Reiz<br />

aus. Immer wieder neue Kulturen, Menschen und Mentalitäten<br />

kennen lernen, macht Spaß. „Wir führen zwar ein<br />

rastloses Leben und wissen manchmal nicht, wo wir in der<br />

kommenden Saison tanzen werden, aber wir bekommen<br />

durch unseren Job auch ganz viel zurück“, sagt Anna Fingerhuth.<br />

Neue Freunde, neue Erfahrungen und ganz viel<br />

Wissen über Land und Leute. Und wenn die Tänzer erst<br />

einmal in der neuen Heimat angekommen sind, leben sie<br />

hier genau wie die Menschen, die hier geboren sind: Sie<br />

fahren in ihrer Freizeit in den Harz, gehen ins Kunstmuseum<br />

oder ins Phaeno, schwimmen im Freibad und gehen<br />

abends aus, fahren mit dem Rad nach Riddagshausen,<br />

gehen shoppen und Kaffee trinken. Und dann wird ihnen<br />

das zuteil, was Menschen, die nicht auf der Bühne zuhause<br />

sind, nicht bekommen. Applaus. Und wenn dann auch<br />

noch begeisterte Zuschauer nach der Aufführung vor dem<br />

Staatstheater auf die Künstler warten, um ihnen zu sagen,<br />

wie wunderbar sie die Tänzer fanden, ist das, wie Anna<br />

Fingerhuth sagt, „einfach nur toll.“ :::<br />

Zukunft<br />

gestalten<br />

Daniel Gillard und Lorena Justribó Manion (2. und 3. von links) mit weiteren Ensemblemitgliedern in ‚Bingo?‘<br />

Gemeinsam an der Region<br />

von morgen arbeiten<br />

Regionalplanung und Regionalverkehr<br />

für den Großraum Braunschweig<br />

Foto: Karl-Bernd Karwasz<br />

www.zgb.de


TITEL // 04.<strong>2012</strong> // 39<br />

Ein Modell-Schlafzimmer im +raum.<br />

Die Baugenossenschaft Wiederaufbau bietet verschiedene<br />

Modelle des betreuten Wohnens an, wie hier in der Ilmenaustraße<br />

in der Braunschweiger Weststadt.<br />

In der Modellwohnung +raum der<br />

Wolfsburg AG können Geräte, Möbel und<br />

Technik per iPad gesteuert werden.<br />

Altern ohne Verzicht<br />

Irgendwann muss jeder sich die Frage nach dem Wohnen im Alter stellen.<br />

Wie möchte ich leben? Wo soll der Alterswohnsitz sein? Welche Ansprüche habe<br />

ich? Verschiedene Projektmodelle zeigen die unterschiedlichen Möglichkeiten.<br />

Autor: Klaus Sievers<br />

Fotografie: +Raum: Wolfsburg AG,<br />

Schliestedt: Seniorenbetreuung SchloSS Schliestedt/Resch-Hoppstock<br />

per Funk miteinander vernetzt, die<br />

Geräte und Möbel können vom Sessel<br />

aus per Fernbedienung direkt<br />

oder über den Fernseher, über einen<br />

Tablet-Computer (iPad) oder übers<br />

Smartphone gesteuert werden. Per<br />

Tastendruck können beispielsweise<br />

die Haustür videoüberwacht geöffnet,<br />

Fenster geschlossen, Gardinenstangen<br />

bewegt und Lichtschalter an- oder<br />

ausgeknipst werden. Mit einem Klick<br />

lassen sich alle elektrischen Geräte<br />

beim Verlassen der Wohnung ausschalten.<br />

In Küche und Bad können<br />

Schränke, Arbeitsplatten oder Waschbecken<br />

höhenverstellt werden. Es gibt<br />

verschiedene Notrufsysteme: etwa einen<br />

Sturzsensor, der am Handgelenk<br />

getragen wird, oder einen Sturzteppich<br />

als Bettvorleger. Das System lernt und<br />

speichert zugleich alle Routinen und<br />

Abläufe des Alltagslebens. Wenn es<br />

auffällige zeitliche Abweichungen gibt,<br />

wird ein Alarm bei Verwandten oder in<br />

der Notrufzentrale ausgelöst. Ein Wassersensor<br />

stellt das Wasser ab, wenn<br />

es irgendwo überläuft. „Wir stellen außerdem<br />

viele Alltagsprodukte vor, die<br />

hilfreich sind und zugleich mit dem<br />

Universal Design Award ausgezeichnet<br />

sind“, erzählt Anna Grohmann. Das<br />

Spektrum reicht vom Staubsauger-<br />

Roboter über leicht bedienbare Handys<br />

bis zum altengerechten Suppenteller.<br />

„Unser Modell +raum ist auch Schulungsobjekt<br />

für Vermieter, Handwerker<br />

und Pflegekräfte, die hier kennen lernen,<br />

was heute bereits technisch möglich<br />

ist“, stellt Anna Grohmann fest.<br />

Im nächsten Jahr soll ein Internetportal<br />

gestartet werden, in dem Dienstleistungen<br />

angeboten und gebucht werden<br />

können.<br />

Eine Alternative zum Wohnen zu<br />

Hause sind Modelle des betreuten<br />

Wohnens. Hier ist die Wiederaufbau<br />

eG, die größte Baugenossenschaft in<br />

der Region, seit mehr als zehn Jahren<br />

Die Menschen werden immer<br />

älter. Fast jeder vierte Einwohner<br />

in Niedersachsen ist<br />

älter als 65 Jahre, im Jahr 2030 wird<br />

es jeder dritte sein. Die meisten älteren<br />

Menschen wollen möglichst lange<br />

eigenständig und selbstbestimmt in<br />

der eigenen Wohnung oder im eigenen<br />

Haus wohnen. Das ist heute mit ambulanten<br />

Hilfs- und Pflegediensten, elektronischer<br />

Haustechnik und altersgerechten<br />

Produkten viel besser möglich.<br />

In Wolfsburg und Braunschweig<br />

gibt es Modellwohnungen, die beispielhaft<br />

die Wohn- und Lebensmöglichkeiten<br />

im Alter zu Hause zeigen. Denn<br />

das Altenheim ist längst nicht mehr die<br />

einzige Alternative. In der Region gibt<br />

es inzwischen eine ganze Reihe von<br />

gemeinschaftlichen Wohnformen: Vom<br />

betreuten Wohnen bis zur Alten-WG.<br />

Die Wolfsburg AG hat eine barrierefreie<br />

Zwei-Zimmer-Modellwohnung<br />

mit mehr als 100 Technologien und<br />

Produkten eingerichtet, die den Bewohnern<br />

das Alltagsleben erleichtern<br />

sollen. „Etwas Vergleichbares gibt es<br />

nicht in Deutschland“, meint Wohnberaterin<br />

Anna Grohmann. Und fügt<br />

hinzu: „Es ist eine generationengerechte<br />

Wohnung.“ Sie biete nicht nur<br />

alten Menschen Hilfen und Komfort,<br />

sondern sei auch für andere Personengruppen<br />

interessant. Die Modellwohnung<br />

in Braunschweig wurde von der<br />

Nibelungen Wohnbau zur Verfügung<br />

gestellt und von Forschern der TU<br />

Braunschweig ausgestattet.<br />

Am Wolfsburger Projekt haben 40<br />

Partnerunternehmen mitgewirkt, erläutert<br />

Anna Grohmann. Die intelligente<br />

Haustechnik ist per Kabel oder


www.volkswagenbank.de<br />

TITEL // 04.<strong>2012</strong> // 41<br />

Wohnen im herrschaftlichen Ambiente bietet die<br />

Seniorenbetreuung Schloss Schliestedt im Landkreis<br />

Wolfenbüttel.<br />

Der Verein Ambet betreut derzeit sechs<br />

Wohngruppen für ältere Frauen mit sozialem und<br />

körperlichem Hilfsbedarf.<br />

sehr aktiv. „Wir bieten inzwischen 16<br />

Wohnanlagen mit 650 Wohnungen in<br />

neun Städten der Region an“, berichtet<br />

Vorstandsmitglied Ralf Isensee.<br />

Die Wiederaufbau vermietet barrierefreie<br />

und komfortable Ein- bis Dreizimmerwohnungen<br />

und arbeitet bei<br />

der Betreuung mit Partner zusammen.<br />

Sozialstationen vor Ort bieten die Vermittlung<br />

von Hilfs- und Pflegediensten<br />

an. Neben dem Basisangebot können<br />

im Ernstfall auch zusätzlich individuelle<br />

Leistungen gebucht werden.<br />

Außerdem werden Gemeinschaftsaktivitäten<br />

organisiert und es wird eine<br />

Beratung bei persönlichen Problemen<br />

angeboten.<br />

Neue Wohnformen nicht nur für ältere<br />

Menschen initiiert und unterstützt<br />

das ‚Netzwerk Gemeinsam Wohnen‘ in<br />

Braunschweig. Klassisches Modell ist<br />

das Mehrgenerationenhaus. Es gibt<br />

aber auch Projekte, zu denen sich nur<br />

ältere oder nur junge Menschen zur<br />

Hausgemeinschaft zusammenfinden,<br />

sich gegenseitig helfen und gemeinsame<br />

Aktivitäten unternehmen. Derzeit<br />

gibt es rund zehn Projektgruppen<br />

mit bis zu 30 Mitgliedern, die solche<br />

Hausgemeinschaften planen und auf<br />

der Suche nach dem richtigen Objekt<br />

sind, berichtet Ilse Bartels-Langweige<br />

vom Netzwerk. Häufig verbindet die<br />

interessierten Menschen ein gemeinsames<br />

Thema: etwa ökologisches Bauen<br />

oder Landwirtschaft.<br />

Ein spezielles Modell des gemeinsamen<br />

Wohnens bietet in Braunschweig<br />

der Verein Ambet an. „Wir<br />

betreuen derzeit sechs Wohngruppen<br />

mit älteren Frauen, die psychosozialen<br />

und körperlichen Hilfsbedarf haben“,<br />

erläutert Ambet-Mitarbeiterin Andrea<br />

Itze. In der Gruppe, die nicht mehr als<br />

fünf Personen haben soll, können die<br />

Frauen noch weitgehend eigenständig<br />

und finanziell selbstständig leben,<br />

werden aber regelmäßig von Sozialpädagogen<br />

und Hauswirtschaftlerin besucht<br />

und professionell mit Rat und<br />

Tat unterstützt. Andrea Itze: „Sie leben<br />

also eigenständig, werden aber<br />

durch das gemeinsame Wohnen, Kochen<br />

und Einkaufen auch zur Mithilfe<br />

und Mitverantwortung gefordert – was<br />

ihre Persönlichkeit stabilisiert.“ Die<br />

betreuten Gruppen wohnen meist in<br />

200 Quadratmeter großen Fünf-Zimmer-Wohnungen<br />

mit Wohnküche und<br />

zwei Bädern.<br />

Und wenn es doch ein eher klassisches<br />

Alten- und Pflegeheim sein soll?<br />

Dann gibt es eines ganz besonderer Art<br />

im Schloss Schliestedt nahe Schöppenstedt.<br />

Es ist ein über 250 Jahre alter<br />

und modernisierter Adelssitz, der in<br />

einer zehn Hektar großen Parkanlage<br />

steht. In den fünf Gebäuden gibt es Appartements<br />

und Zimmer mit 118 Plätzen<br />

für pflegebedürftige Menschen. „Wir<br />

sind keine noble Seniorenresidenz“,<br />

betont die Leiterin Sabine Resch-Hoppstock.<br />

Die Pflegesätze, die man mit den<br />

Kostenträgern vereinbart habe, seien<br />

durchschnittlich. Deshalb können<br />

sie sich auch jedermann leisten. Das<br />

Schloss liegt zwar auf dem Land, hat<br />

aber einen schönen Park. Und es sei<br />

gut in das kleine Dorf Schliestedt mit<br />

300 Einwohnern eingebunden, betont<br />

Sabine Resch-Hoppstock. Dorffeste<br />

werden gemeinsam von Schlossbewohnern<br />

und Dorfbevölkerung organisiert<br />

und besucht. Außerdem gibt es einen<br />

richtigen Dorfladen im ehemaligen Torhaus.<br />

Für welches Modell man sich im Alter<br />

auch entscheidet, das wichtigste ist,<br />

dass man sich in seinem <strong>Zuhause</strong> auch<br />

wohlfühlt. :::<br />

Das Schönste am Urlaub:<br />

Die Volkswagen VISA Card!<br />

Mit der Volkswagen VISA Card 1 sind Sie überall auf der Welt<br />

gerne gesehen. Außerdem können Sie von attraktiven Direkt-<br />

Rabatten profitieren: So bekommen Sie z. B. 5 % Rabatt 3<br />

gutgeschrieben bei der Buchung von Pauschal reisen über das<br />

Reise-Center der Volkswagen Bank direct.<br />

Auf einen Blick:<br />

→ 1 % Rabatt beim Tanken 2<br />

→ 5 % Rückvergütung beim Reisen 3<br />

→ Bis zu 20 % Rabatt bei Europcar<br />

→ Attraktiver Umsatzbonus bis zu 45,– Euro jährlich 4<br />

1<br />

Jahresgebühr 33,– Euro, Zusatzkarte 22,– Euro.<br />

2<br />

Bis zu einem jährlichen Tank umsatz von max. 2.000,– Euro.<br />

3<br />

Gilt für Pauschalreisen einer Vielzahl namhafter Veranstalter mit unabhängiger Beratung.<br />

4<br />

Bargeldauszahlungen werden nicht berücksichtigt.<br />

Volkswagen Bank direct ist ein Geschäftsbereich der Volkswagen Bank GmbH.<br />

Interessiert? Wir sind jederzeit für Sie da:<br />

Filiale Gifhorner Straße<br />

Gifhorner Straße 57, 38112 Braunschweig<br />

Terminvereinbarung<br />

0531 212-5904<br />

Montag und Donnerstag: 9.00 bis 18.00 Uhr<br />

Dienstag und Mittwoch: 9.00 bis 16.00 Uhr<br />

Freitag: 9.00 bis 13.00 Uhr<br />

Filiale Braunschweig-City<br />

Schuhstraße 7 (Nähe Ringerbrunnen), 38100 Braunschweig<br />

Terminvereinbarung<br />

0531 212-80200<br />

Montag, Mittwoch und Freitag: 9.30 bis 16.00 Uhr<br />

Dienstag und Donnerstag: 9.30 bis 18.00 Uhr<br />

Service-Telefon<br />

0531 212-859502<br />

Montag bis Freitag: 8.00 bis 20.00 Uhr<br />

Samstag: 9.00 bis 15.00 Uhr<br />

Internet<br />

www.volkswagenbank.de<br />

Stand: 20. Juli <strong>2012</strong>


TITEL // 04.<strong>2012</strong> // 43<br />

Schreibtisch zu vermieten<br />

Günstig, flexibel und mit Kaffeeküche – in Wolfsburg haben zwei Coworking-<br />

Projekte eröffnet, die einen komfortablen Platz zum Arbeiten anbieten.<br />

Autor: Ulla Evers<br />

Fotografie: Schiller 40, Wolfsburg AG/Frank Bierstedt<br />

dem bringt der Campus sein Know-how<br />

aus der Unternehmensbetreuung ein.<br />

Wichtig sei das Zwischenmenschliche,<br />

so Christian Cordes, Geschäftsführer<br />

des Schiller 40. Auf kurzem Wege können<br />

die Mieter sich kennenlernen oder<br />

sogar Projektpartnerschaften finden.<br />

Grafiker, Journalisten, Software- und<br />

Games-Entwickler, Videokünstler oder<br />

Architekten, alle können im Coworking-<br />

Space voneinander profitieren. Für<br />

Daniela Heykes ist die Adresse in der<br />

Schillerstraße eine feste Anlaufstelle in<br />

Wolfsburg geworden. Als PR-Frau für<br />

Sternerestaurants ist sie deutschlandweit<br />

unterwegs, aber ein bis zwei Tage<br />

die Woche im Schiller 40 anzutreffen.<br />

„Hier ist es spannend und lebhaft“, so<br />

ihre Erfahrung.<br />

Viel Arbeitsplatz<br />

für wenig Geld<br />

In der Schillerstraße 40 bietet der Coworking Space eine flexible Plattform zur Zusammenarbeit für die Kultur- und Kreativbranche.<br />

Was in Metropolen wie Hamburg<br />

oder Berlin schon ein<br />

bekanntes Arbeitsmodell<br />

ist, hat nun auch in Wolfsburg zwei<br />

Orte gefunden: Coworking-Space als<br />

flexible und günstige Möglichkeit, ein<br />

Büro auf Zeit zu beziehen. Das ‚Schiller<br />

40‘ liegt mitten in der Wolfsburger<br />

City und möchte Kreativen und Kulturschaffenden<br />

Raum zum Arbeiten<br />

bieten. ‚Arbeitswelten‘, das Coworking-<br />

Projekt der Wolfsburg AG, ist im Atrium<br />

des InnovationsCampus an der Major-<br />

Hirst-Straße angesiedelt.<br />

„Ich finde es cool, dass es auch in Wolfsburg<br />

Leute gibt, die Coworking-Spaces<br />

mittragen“, bemerkt der Grafiker Tom<br />

Tautz. Er hat seinen Arbeitsplatz auf<br />

Probe, wie er selber sagt, in die Schillerstraße<br />

40 verlegt. Für eine Woche.<br />

Das macht das Baukastensystem der<br />

Mietpreisgestaltung möglich. Für einen<br />

Tag, eine Woche, Monate oder das<br />

ganze Jahr, in den Räumen des Schiller<br />

40 finden Leute aus der Kreativ- und<br />

Kulturszene alles, was sie zum Arbeiten<br />

brauchen: Schreibtisch, Stuhl,<br />

WLAN, Kopierer, Scanner, Drucker,<br />

Besprechungsraum und Kaffeeküche.<br />

Der große holzfarbene Tresen ist das<br />

Kaffee- und Kopierzentrum. Er ist der<br />

Mittelpunkt der Bürofläche. Mit Großraumbüro<br />

hat dieses Ambiente nichts<br />

zu tun. 14 Schreibtische verteilen sich<br />

auf über 300 Quadratmetern. Kräftige<br />

rote Farbe, viel weiße Fläche und Holzelemente<br />

geben dem Raum eine angenehme<br />

Atmosphäre. Das Projekt wird<br />

vom Kulturreferat der Stadt Wolfsburg<br />

getragen und kooperiert mit der Neuland<br />

GmbH und der Wolfsburg AG.<br />

Für die Wolfsburger Wohnungsgesellschaft<br />

ist Schiller 40 eine Möglichkeit,<br />

schnell und günstig auf die Nachfrage<br />

nach kleinen Büros zu reagieren. Die<br />

Wolfsburg AG möchte mit diesem Projekt<br />

Erkenntnisse über eine neue Form<br />

der Zusammenarbeit gewinnen. Außer-<br />

Im Rahmen des Projekts Arbeitswelten<br />

finden vor allem Existenzgründer im Atrium<br />

des Innovationscampus der Wolfsburg AG<br />

flexible Arbeitsmöglichkeiten.<br />

Die Wolfsburg AG ist im Mai auf dem<br />

InnovationsCampus in der Major-Hirst-<br />

Straße mit dem Coworking-Projekt ‚Arbeitswelten‘<br />

an den Start gegangen.<br />

Inga Rill, mitverantwortlich für die Entwicklung<br />

dieser flexiblen Arbeitsplatzlösungen,<br />

erklärt den Unterschied zu<br />

Schiller 40: „Wir haben alle Branchen<br />

im Blick, die einen Arbeitsplatz auf Zeit<br />

suchen. Außerdem ist ‚Arbeitswelten’ in<br />

die Community des Innovationscampus<br />

eingebunden.“ Zielgruppe sind Gründer,<br />

die mit kleinem Budget ihr Unternehmen<br />

aufbauen, Geschäftsreisende oder<br />

Unternehmen, die nur stunden- oder<br />

tageweise einen eigenen Schreibtisch<br />

brauchen. Im Atrium des Campus stehen<br />

zehn Plätze zur Verfügung. Das besondere<br />

sind die Sitzmöbel. Als Gruppe<br />

zusammen gestellt ergeben sie kleine,<br />

eigene Räume. Ideen teilen, von Projekten<br />

anderer profitieren, das ist an<br />

der Idea-Wall möglich, einer länglichen<br />

Theke, an die ein Bildschirm angebracht<br />

ist. Dort können Präsentationen gezeigt<br />

oder einfach bei einem Espresso Kollegialität<br />

gepflegt werden. :::


Der Kreativität<br />

ein <strong>Zuhause</strong> geben<br />

Designer, Architekten, Musiker und Autoren sind Ideengeber<br />

für die Zukunft. Unter dem Dach der KreativRegion finden<br />

sie Inspiration und erweiterte Märkte.<br />

Autor: Beate Ziehres<br />

Grafik: Karma Kommunikationsdesign<br />

Hin- und hergerissen zwischen<br />

Kunst und Kommerz, ohne<br />

Lobby und gemeinsamem<br />

Sprachrohr – unter diesen Bedingungen<br />

arbeiten in der Region rund<br />

12.000 Menschen. Die Kreativbranche<br />

in und um Braunschweig erwirtschaftet<br />

jährlich knapp eine Milliarde Euro<br />

und belegt damit im Vergleich mit klassischen<br />

Branchen wie der Automobilindustrie<br />

oder der Energieversorgung<br />

Rang 5. Der im Dezember gegründete<br />

Dachverband KreativRegion will die Interessen<br />

aller Kreativen gegenüber der<br />

Öffentlichkeit, Auftraggebern sowie<br />

der Politik vertreten und das Image der<br />

Branche verbessern.<br />

„Uns geht es darum, die Region als<br />

Kreativ-Standort zu positionieren, kreative<br />

Ressourcen hier zu halten und<br />

in die Region zu holen“, sagt Andreas<br />

Schuster, Präsident der KreativRegion<br />

und Vorstand der wirDesign Communications<br />

AG in Braunschweig. Frische<br />

Ideen seien Garant für Lebensqualität,<br />

findet Schuster. Doch auch<br />

die Wahrung des Wissensvorsprungs<br />

im kreativen Bereich spielt eine Rolle<br />

im Bemühen der Verantwortlichen<br />

der KreativRegion. Als Beispiel nennt<br />

Schuster die steigende Bedeutung einer<br />

starken Markenidentität. Diese<br />

Interessierte können gerne am<br />

nächsten Treffen aller Aktiven<br />

und Kreativkreise teilnehmen:<br />

Am 26.9.<strong>2012</strong> um 17.30 Uhr<br />

beim AGV, Wilhelmitorwall 32,<br />

38118 Braunschweig.<br />

Anmeldung bitte unter<br />

praesident@kreativregion38.de.<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.kreativregion.net<br />

Quelle: Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft der Bundesregierung 2009<br />

aufzubauen und zu kommunizieren<br />

ist eine der Aufgaben, die auf kreative<br />

Köpfe wartet. „Kreative sind Impulsgeber<br />

für alle Branchen“, sagt Schuster.<br />

Der Präsident der KreativRegion<br />

blickt in diesem Zusammenhang gerne<br />

nach Berlin, London oder Barcelona.<br />

London war einer der Vorreiter<br />

im Bemühen um Gründer und Unternehmen<br />

der Kreativwirtschaft. Heute<br />

darf sich die britische Metropole Welthauptstadt<br />

der Creative Industries<br />

jenko-sternberg.de<br />

nennen und auch in anderen Städten<br />

schießen Gründerzentren für Kreativbetriebe<br />

wie Pilze aus dem Boden. Im<br />

Zusammenhang mit Berlin spricht<br />

Schuster von einem regelrechten Sog,<br />

der Gründer mit Kreativberufen in die<br />

Bundeshauptstadt zieht. „Unser Job<br />

als KreativRegion ist es, diesen Sog<br />

aufzuhalten“, verdeutlicht er.<br />

Vor einigen Jahren wurden elf<br />

Teilbranchen zum Cluster Kreativwirtschaft<br />

zusammengefasst (siehe<br />

Grafik), der nun Basis der Braunschweiger<br />

KreativRegion ist. Dass die<br />

Ausgangsposition der Region gut ist,<br />

zeigt die im vergangenen Jahr vorgestellte<br />

Söndermann-Studie zum Thema<br />

Kultur- und Kreativwirtschaft. Der<br />

Wirtschaftsforscher kommt zu dem<br />

Ergebnis, dass in der Region Braunschweig<br />

überdurchschnittlich viele<br />

Menschen ihren Lebensunterhalt in<br />

der Kultur- und Kreativbranche verdienen.<br />

Auf einer Europakarte zeigt<br />

Endlich zuhause!<br />

Ich freue mich auf meine beste Freundin Emma, auf<br />

das Eis in der Stadt und den Spielplatz um die Ecke.<br />

Auf das Bolzen mit den Jungs und manchmal sogar<br />

auf die Musikstunde – aber nur, wenn ich vorher<br />

geübt habe. Hier ist es richtig toll!<br />

www.wolfenbuettel.de<br />

Andreas Schuster, Präsident der Kreativregion,<br />

will möglichst viele qualifizierte Kreative in der<br />

Region halten - und in die Region holen.<br />

Foto: wirDesign<br />

,,58 Wattwürmer gefangen<br />

1 gegessen<br />

0 Bock auf Sandburgen‘‘<br />

TITEL // 04.<strong>2012</strong> // 45<br />

die Region in diesem Bereich die gleiche<br />

Konzentration wie Rom, Madrid,<br />

Irland und Südschweden.<br />

Einen Anfangserfolg kann die junge<br />

Organisation bereits verzeichnen.<br />

„Uns ist es erstmals gelungen, Vertreter<br />

aus allen Teilbranchen an einen<br />

Tisch zu bekommen“, sagt Schuster.<br />

Vernetzung ist eine der Handlungsoptionen,<br />

die in der Söndermann-Studie<br />

genannt werden. Im Kreis aller schöpferisch<br />

Tätigen, vom Game-Entwickler<br />

bis zum Straßenmusikanten, soll sich<br />

das Bewusstsein bilden, dass man zusammengehört.<br />

Zusammenarbeiten können Kreative<br />

aller Branchen in den Kreativkreisen,<br />

die sich den Aufgabenfeldern<br />

Strahlkraft, Marktplatz, Inspiration,<br />

Qualifikation, Community und<br />

Sprachrohr widmen. Ganz einem<br />

Dachverband entsprechend können<br />

nur Organisationen stimmberechtigte<br />

Mitglieder der KreativRegion werden.<br />

Vom ersten Projekt, einem umfassenden<br />

Verzeichnis aller Kunst- und<br />

Kreativbetriebe, soll die ganze Branche<br />

profitieren. Das vorerst digitale<br />

Verzeichnis wird die Vielfalt und das<br />

Potential des kreativen, künstlerischen<br />

und kulturellen Angebots in der Region<br />

zeigen. Schuster verspricht sich davon<br />

neue Aufträge und somit die Sicherung<br />

von Arbeitsplätzen und das Entstehen<br />

neuer Jobs in der Kreativbranche. :::


TITEL // 04.<strong>2012</strong> // 47<br />

Der Sonntagabend ist für viele<br />

echte Fernsehkrimifans heilig,<br />

denn an diesem Wochentag<br />

wird die am längsten laufende und<br />

derzeit auch beliebteste Fernsehkrimireihe<br />

im deutschen Sprachraum ausgestrahlt.<br />

Die Rede ist natürlich vom<br />

Tatort. Die erfolgreiche Kultkrimireihe<br />

kann mittlerweile auf eine Sendezeit<br />

von über 40 Jahren und mehr als 800<br />

Seit Anfang Mai jedoch tendieren<br />

viele Braunschweiger Freizeitspürnasen<br />

dazu, ihre Zuschauergewohnheiten<br />

über Bord zu werfen und außerhalb<br />

ihrer eigenen vier Wände die<br />

verschiedenen Ermittlungsteams bei<br />

der Lösung ihrer Fälle zu begleiten.<br />

Der Ort, wo sich jene Mitstreiter einfinden,<br />

ist das C1 Cinema, denn die<br />

Live-Übertragungen des Tatorts gehö-<br />

schätze er vor allem den hohen Qualitätsanspruch,<br />

für die die Krimireihe<br />

steht.<br />

Gerade unter den alteingesessenen<br />

Tatort-Fans gibt es nicht wenige, die<br />

ihren Fernsehabend auf eine sehr individuelle<br />

Art und Weise einleiten: Mit<br />

dem Zubereiten beispielsweise eines<br />

guten Essens mit mehreren Gängen<br />

oder dem telefonischen Bestellen von<br />

Von der Couch<br />

ins Kino<br />

Folgen zurückblicken. Oder anders<br />

ausgedrückt: Seit 1970 sorgt der Tatort<br />

nun mehr ununterbrochen dafür,<br />

dass Hobbykriminologen, die Wert auf<br />

gut durchdachte Drehbücher legen in<br />

denen aktuelle Themen aufgearbeitet<br />

werden, voll auf ihre Kosten kommen.<br />

Eingefleischte Tatort-Fans verzichten<br />

deshalb auch nur ungerne auf ihre<br />

wöchentliche Portion Nervenkitzel. Telefone<br />

oder andere Kommunikationsmedien<br />

sehen sie plötzlich als Störfaktoren<br />

an, die sie vehement ignorieren<br />

– falls sie nicht bereits im Vorfeld ihre<br />

Mitmenschen dahingehend instruiert<br />

haben, sie nicht mehr kurz vor 20 Uhr<br />

an einem Sonntagabend anzurufen.<br />

ren nun zum festen Programmpunkt<br />

des Kinos. Frank Oppermann, Theaterleiter<br />

des C1 in Braunschweig,<br />

freut sich über die zahlreichen ‚Wiederholungstäter‘,<br />

die sich regelmäßig<br />

dazu entschließen, ihr Sofa gegen<br />

einen Kinosessel einzutauschen um<br />

ihre Lieblingssendung in Gesellschaft<br />

von Gleichgesinnten auf einer großen<br />

Leinwand zu sehen. „Es ist ein<br />

unglaublich vergnügliches Erlebnis,<br />

wenn sich im Kinosaal plötzlich eine<br />

Art Wohnzimmeratmosphäre bildet,“<br />

fasst Oppermann die vergangenen<br />

Vorstellungsabende zusammen. Auch<br />

dass das Publikum von Jung bis Alt<br />

reicht, begeistert ihn. Persönlich<br />

Gerichten beim Lieblingsrestaurant<br />

direkt um die Ecke. Andere wiederum<br />

genießen vorab möglicherweise gerne<br />

ein warmes Schaumbad um sich dann<br />

eingehüllt in einem großen Bademantel<br />

oder leger gekleidet im Jogginganzug<br />

und bewaffnet mit einer großen<br />

Kanne Melissentee – zur Beruhigung<br />

der Nerven – oder einem Glas Wein<br />

aufs Sofa zu kuscheln. Vielleicht gehört<br />

bald der Weg ins Kino zu den<br />

neuen Ritualen, mit denen der Ausklang<br />

des Wochenendes eingeläutet<br />

wird. Zu sehen ist jeweils die im Ersten<br />

am Sonntag Abend ausgestrahlte<br />

Folge. Es empfiehlt sich, vorab Karten<br />

zu reservieren, der Eintritt ist frei. :::<br />

Statt auf dem heimischen Sofa können Krimi-Fans<br />

jetzt den Tatort auf der großen Leinwand verfolgen.<br />

Autor: Annika Ahting<br />

Grafik: Ard Fotoservice<br />

Betreute Wohngruppen<br />

für ältere Menschen<br />

► Leben und Sicherheit in<br />

einer Gemeinschaft<br />

► Eigener Wohn- und<br />

Schlafbereich<br />

► Finanzielle<br />

Selbstständigkeit<br />

Hausnotruf<br />

► Sicherheit rund um die<br />

Uhr - schnelle Hilfe im<br />

Notfall<br />

► Mobilität durch den<br />

Funksender<br />

► Notruf-Handy<br />

Sozialstation<br />

► Häusliche Alten- und<br />

Krankenpflege<br />

► Pflegeversicherungsleistungen<br />

► Hauswirtschaftliche<br />

Hilfen<br />

AnsprechpartnerInnen<br />

Betreute Wohngruppen<br />

Frau Andrea Itze<br />

Triftweg 73<br />

38118 Braunschweig<br />

Tel.: 0531 25657-30<br />

wohngruppen@ambet.de<br />

Hausnotruf<br />

Herr Peter Knabe<br />

Triftweg 73<br />

38118 Braunschweig<br />

Tel.: 0531 25657-31<br />

hausnotruf@ambet.de<br />

Sozialstation<br />

Frau Katharina Schulze<br />

In den Rosenäckern 11<br />

38116 Braunschweig<br />

Tel.: 0531 25657-10<br />

sozialstation@ambet.de


TITEL // 04.<strong>2012</strong> // 49<br />

Heimat ist<br />

eine Konstante<br />

Günther Graf von der Schulenburg beschreibt<br />

seine enge Bindung ans Braunschweiger Land.<br />

Hier engagiert er sich für familiäre Traditionen und<br />

ungewöhnliche Ideen: Jüngst präsentierte er den<br />

Video-Künstler Douglas Gordon im Schafstall.<br />

Autor: Martina Zingler<br />

Fotografie: Marek Kruszewski<br />

Othello hat Konkurrenz bekommen.<br />

Der acht Wochen alte<br />

Welpe Cassio mischt das Leben<br />

der gräflichen Familie von der Schulenburg<br />

gerade gehörig auf und soll den<br />

Hausherrn in Zukunft bei seinen Jagdausflügen<br />

begleiten. Gemeinsam begrüßen<br />

der alte und der neue Jagdhund die<br />

Besucher im Herrenhaus des Ritterguts<br />

Bisdorf. Welche Rolle die Jagd für die<br />

Familie von der Schulenburg spielt,<br />

wird bereits in der Eingangshalle deutlich.<br />

Zahlreiche Trophäen und Jagdabzeichen<br />

zieren hier die Wände. Rechter<br />

Hand folgt aber gleich der Kontrast in<br />

Form einer wandfüllenden Fotoarbeit<br />

des Künstlerduos Clegg und Guttman.<br />

Das Porträt des passionierten Kunstsammlers<br />

Günther Graf von der Schulenburg,<br />

seiner Frau Gräfin Véronique<br />

sowie den beiden Kindern Leopold und<br />

Pauline ist eine zeitgenössische Antwort<br />

auf das klassische Ahnenbild.<br />

Der erste Eindruck einer Familie,<br />

die sich einem angestaubten Adelsimage<br />

entzieht und stattdessen eine<br />

spannende Mischung aus Tradition<br />

und Moderne lebt, hält sich auch<br />

beim Rundgang durch das Haus. Papierarbeiten<br />

von Gerhard Richter im<br />

Treppenhaus, eine Zeichnung von Neo<br />

Rauch im Flur und Arbeiten von Palermo<br />

im Salon, dazwischen edle Möbel<br />

und Berge von Bildbänden über Kunst.<br />

„Mit Kunst leben, heißt selbstverständlich<br />

damit umzugehen“, sagt Günther<br />

Graf von der Schulenburg. So verwundern<br />

auch nicht die beiden Baselitz-<br />

Werke in den Zimmern von Leopold<br />

und Pauline, Geschenke des Künstlers<br />

zur Taufe der Kinder.<br />

Am Küchentisch in der gemütlichen<br />

Landhausküche, an dem schon<br />

Georg Baselitz und Douglas Gordon<br />

Platz nahmen, resümiert Günther Graf<br />

von der Schulenburg schließlich über<br />

das diesjährige Festival ‚Soli deo Gloria‘,<br />

dessen künstlerischer Direktor er<br />

ist. Mit einem Händel-Zyklus und dem<br />

Gastspiel von Weltklasse-Pianist Lang<br />

Lang bot das Festival erneut Konzerte<br />

von herausragender Qualität. „Unsere<br />

Familie ist eng mit dem Braunschweiger<br />

Land verbunden. Mit dem Festival<br />

möchten wir dazu beitragen, dass sich<br />

die Menschen hier wohlfühlen. Wir<br />

freuen uns aber auch, dass Soli deo<br />

Gloria inzwischen auch überregional<br />

Anerkennung findet.“<br />

In diesem Jahr wagte der Gastgeber<br />

zudem ein Experiment, das zwei seiner<br />

großen Leidenschaften – die zeitgenössische<br />

Kunst und die klassische<br />

Musik – kombinierte: In dem zum Konzertraum<br />

umgestalteten Schafstall des<br />

Rittergutes Bisdorf zeigte der schottische<br />

Video-Künstler Douglas Gordon<br />

seine Arbeit k.364, live begleitet<br />

vom den Solisten Roi Shiloah an der<br />

Violine und Avri Levitan an der Viola<br />

sowie dem Amadeus Kammerorchester<br />

des polnischen Rundfunks. Das<br />

künstlerische Crossover soll in den<br />

nächsten Jahren eine Fortsetzung finden.<br />

Bei der Zusammenstellung des<br />

Programms greift Gräfin Véronique,<br />

Moderne Kunst ist eine große Leidenschaft von Günther Graf von der Schulenburg und seiner<br />

Frau Gräfin Véronique. Viele Werke aus den Bildbänden hängen als Originale im Haus der Familie.<br />

selbst lange im Chor unter Enoch zu<br />

Guttenberg aktiv, gerne als Korrektiv<br />

ein. Bei einer Flasche Bordeaux sitzen<br />

beide dann abends beieinander und<br />

diskutieren über die Künstlerauswahl.<br />

„Nicht alles, was ihr gefällt, kann ich<br />

eins zu eins umsetzen“, räumt der<br />

Hausherr ein.<br />

Nach seinem Verständnis von Heimat<br />

gefragt, wird der Graf nachdenklich.<br />

„Eigentlich sind wir nicht mobilitätsfähig“,<br />

gibt er zu. Die Bindung an<br />

den Grundbesitz und den gesellschaftlichen<br />

Stand ist groß. Im Schulenburgischen<br />

Betrieb arbeiten 20 Mitarbeiter<br />

und bewirtschaften 920 Hektar landwirtschaftliche<br />

Nutzfläche sowie 5.430<br />

Hektar Wald. Zur Forstwirtschaft gehören<br />

auch die kommerziell betriebenen<br />

Jagden. Die enorme Verantwortung<br />

empfindet Günther Graf von der Schulenburg<br />

heute allerdings als Privileg:<br />

„Ich sehe mich als jemanden, der Dinge<br />

vorwärts bringt, und bin stolz, den Familienbetrieb<br />

in die nächste Generation<br />

führen zu dürfen.“ :::


TITEL // 04.<strong>2012</strong> // 51<br />

„<strong>Zuhause</strong> kann ich<br />

mich auf mich selbst<br />

konzentrieren“<br />

<strong>Zuhause</strong> bei Doris Masurek,<br />

Geschäftsführerin der Oskar Kämmer Schule.<br />

hinter ist bewachsen mit Büschen und<br />

hohen Bäumen. Gartenarbeit komme<br />

leider zu kurz, aber die Jahreszeiten zu<br />

beobachten, das genießt das Ehepaar<br />

sehr.<br />

Hier wohnen zwei Menschen, die<br />

gerne miteinander Zeit verbringen,<br />

aber auch ganz verschiedene Charaktere<br />

sind. Doris Masurek lacht, wenn<br />

sie sagt: „Das ist ein ganz schöner<br />

Krimskrams, den wir hier in der Wohnung<br />

haben.“ Sie bevorzugt einen geradlinigen,<br />

klaren Stil, ihr Mann bringt<br />

das Spielerische in den Wohnraum,<br />

ein über hundert Jahre altes Klavier<br />

zum Beispiel. <strong>Zuhause</strong> ist, so wird es<br />

im Gespräch deutlich, für das Ehepaar<br />

mehr als die eigenen vier Wände. Es ist<br />

auch die Umgebung, die sie mit dem<br />

Fahrrad erkunden – zwischen Braunschweig<br />

und Gifhorn. Doris Masurek<br />

kommt gebürtig aus Lengede und ist in<br />

ihrem Leben wohl um die 16 Mal umgezogen.<br />

„Aber diese Landschaft hier ist<br />

mir einfach vertraut“, sagt sie. Es hätte<br />

schon Gedanken gegeben, in Neuseeland<br />

ein Haus zu besitzen, in dem man<br />

vielleicht später einmal einen Großteil<br />

des Jahres verbringt. Oder in eine<br />

Stadtwohnung nach Braunschweig zu<br />

ziehen. „Aber dann sind wir vielleicht<br />

zu nah an unserer Arbeit. Dann fehlt<br />

ein Rückzugsort“, erklärt Rüdiger Schmidt<br />

die Entscheidung, hier zu bleiben.<br />

Überhaupt, zuhause sei man doch<br />

dort, wo Menschen leben, die einem<br />

lieb geworden sind. „Bei aller Träumerei<br />

von Wohnprojekten im Alter: Ich<br />

kann mir nicht wirklich vorstellen, aus<br />

dieser Gegend ganz und gar wegzuziehen.<br />

Aber ich lasse das Leben auf mich<br />

zukommen“, resümiert Doris Masurek<br />

lächelnd. Und vielleicht wird später<br />

einmal eine Stadtwohnung ihr nächstes<br />

<strong>Zuhause</strong>. :::<br />

Autor: Ulla Evers<br />

Fotografie: Marek Kruszewski<br />

Doris Masurek öffnet die Tür.<br />

Ein Küchentuch über die<br />

Schulter geworfen, eilt sie in<br />

die Küche, um einen Teller mit Melonenecken<br />

zu holen. „Da bin ich ganz<br />

Hausfrau und habe mich auf Ihren Besuch<br />

vorbereitet“, sagt sie, und wir setzen<br />

uns auf die Terrasse. Der kleinen<br />

Frau mit den kurzen dunklen Haaren<br />

ist nicht anzumerken, dass sie mitten<br />

am Tag aus ihrem hektischen Arbeitsleben<br />

herausgeholt wurde, um ihr <strong>Zuhause</strong><br />

vorzustellen. Sie spricht ruhig,<br />

überlegt, lächelt und ist ganz da – in<br />

ihrem <strong>Zuhause</strong>. Ihren Mann hat sie<br />

gebeten dabei zu sein. Denn <strong>Zuhause</strong><br />

ist für Doris Masurek ein Ort, an dem<br />

sie mit ihrem Mann Rüdiger Schmidt<br />

zusammen lebt.<br />

Die 60-Jährige ist seit 14 Jahren<br />

Geschäftsführerin der Oskar-Kämmer-<br />

Schule. Das bedeutet, sie ist ständig<br />

zwischen Magdeburg und Hannover,<br />

dem Harz und der Nordheide unterwegs.<br />

Sich mit Geschäftspartnern treffen,<br />

in Netzwerken präsent sein, die<br />

Interessen der Schule vorantreiben,<br />

das bedeutet viel Aufmerksamkeit für<br />

andere Menschen. Zu Hause sein ist<br />

damit für sie das Gegenteil: „Hier kann<br />

ich mich wieder auf mich selber konzentrieren“,<br />

beschreibt Doris Masurek<br />

das Gefühl, wenn sie nach Meine in ihr<br />

Haus zurückkehrt. Genießerisch beschreibt<br />

sie ihr Sofa im Wohnzimmer,<br />

auf dem sie liegt, wenn sie entspannen<br />

möchte, nach draußen schaut und<br />

ihre Gedanken zur Ruhe bringt. Denn<br />

das sei eine schwere Übung, meint sie,<br />

wenn man ständig in Aktion ist, äußerlich<br />

und innerlich. Faulenzen, das<br />

könne sie am Wochenende. In der Woche<br />

ist ihr Haus lediglich ein Ort zum<br />

Frühstücken und zum Schlafen. Dazwischen<br />

liegen zwölf bis 16 Stunden<br />

Arbeit.<br />

Ganz alleine sein und abschalten ist<br />

das eine, alleine mit ihrem Mann sein,<br />

das ist für die engagierte Geschäftsführerin<br />

ein wesentlicher Ruhepol in ihrem<br />

hektischen Leben. „Gerade gestern haben<br />

wir den Sommerabend genossen.<br />

Rüdiger hat seine Gitarre geholt und<br />

Musik gemacht. Wir haben hier gesessen<br />

und erzählt“, beschreibt sie den<br />

entspannenden Abend. Draußen sein,<br />

so Rüdiger Schmidt, ist für beide sehr<br />

wichtig. Der 56-Jährige erzählt: „Wenn<br />

man den ganzen Tag im Büro oder im<br />

Auto sitzt, da braucht man zu Hause<br />

die Möglichkeit raus zu gehen.“ Solange<br />

es nicht aus Kübeln regnet, genießen<br />

sie die Morgen- und Abendterrasse.<br />

Auf die eine scheint die Morgensonne,<br />

auf die andere das Abendlicht. „Mein<br />

Lieblingsplatz ist der Esstisch, an dem<br />

wir frühstücken“, beschreibt Doris Masurek.<br />

Der große Holztisch steht vor<br />

einem raumhohen Fenster. So wandert<br />

ihr Blick in den Garten. Ein aufgeschobener<br />

Wall ist mit bunten Stauden<br />

bepflanzt. Die Grundstückgrenze da-<br />

Für Doris Masurek und ihren Mann Rüdiger Schmidt ist <strong>Zuhause</strong> ein Ort der Ruhe und des Zusammenseins.


TITEL // 04.<strong>2012</strong> // 53<br />

vanien, in der auch Fürst Dracula das<br />

Licht der Welt erblickt haben soll. Die<br />

an schmalen Gassen eng aneinandergereihten<br />

Häuser strahlen hier in<br />

vielen Farben. „Rumänien ist bunt und<br />

schön“, sagt Balan. Es ärgert ihn sehr,<br />

wie grau und trist das Land oft dargestellt<br />

wird.<br />

Balan stammt aus einer rumänischen<br />

Ärztefamilie. Vor 18 Jahren<br />

kam er nach Braunschweig, mit und<br />

wegen einer Frau. Heute ist er „glücklich<br />

geschieden“, lebt mit seiner Freundin<br />

zusammen – und ist der Region<br />

treu geblieben. Das liegt unter anderem<br />

an seiner Arbeit. Der Elektrotechnik-Ingenieur<br />

lehrt und forscht am<br />

Institut für Mechatronik der Ostfalia<br />

Hochschule für Angewandte Wissenschaften<br />

in Wolfenbüttel. „Für mich<br />

ist damit ein Traum in Erfüllung gegangen.<br />

Der Kontakt zu Studenten bedeutet<br />

mir viel“, betont er. Auch an seinem<br />

Wohnort Braunschweig fühlt sich<br />

der Mann mit der dunklen Haut und<br />

den tiefschwarzen Haaren sehr wohl.<br />

Vor allem schätzt er das soziale Umfeld,<br />

den intellektuellen Austausch mit<br />

geht ins Fitnessstudio. Er liest gerne<br />

und er malt mit Leidenschaft. „Wenn<br />

ich nicht an der Universität lehren<br />

dürfte, würde ich als Maler arbeiten“,<br />

ist er überzeugt. Auf einer Staffelei<br />

im Esszimmer steht die Bleistiftskizze<br />

eines alten türkischen Mannes mit<br />

buschigen Augenbrauen, den er einmal<br />

auf der Straße angesprochen hat<br />

und der ihm in diesen Tagen Modell<br />

sitzt. Am liebsten aber malt Balan in<br />

seinem Herkunftsland. Jeden Sommer<br />

reist er dorthin. Rund 1.500 Kilometer<br />

In vielen Welten zu Hause<br />

Er ist Rumäne und Deutscher, Ingenieur und Künstler,<br />

Backpacker und Grundbesitzer, reiselustig und heimatverbunden:<br />

Dr. Dragos Balan vereint viele vermeintliche Widersprüche.<br />

Seit 18 Jahren lebt er in Braunschweig.<br />

Autor: Andrea Hoferichter<br />

Fotografie: Marek Kruszewski<br />

Braunschweig, östliches Ringgebiet,<br />

eine Wohnung im zweiten<br />

Stock. Hell ist es hier und<br />

freundlich eingerichtet. „Das bin ich,“<br />

sagt der Braunschweiger, der aus Rumänien<br />

stammt, und zeigt auf eine<br />

Wand über dem Ecksofa. Hier hängen<br />

rund ein Dutzend Ölbilder, die er<br />

selber gemalt hat. Auf einem ist ein<br />

Braunschweiger Straßenzug zu sehen,<br />

die meisten Motive aber stammen aus<br />

Rumänien. Zum Beispiel aus seiner<br />

Geburtsstadt Schäßburg in Transsil-<br />

Künstlern, Wissenschaftlern und Menschen<br />

aus der Wirtschaft. Balan freut<br />

sich außerdem, dass Braunschweig<br />

immer internationaler wird. Offenheit<br />

und Toleranz sind ihm besonders<br />

wichtig – im Gegensatz zu materiellen<br />

Dingen. „Ich reise gerne und viel, zum<br />

Beispiel nach Thailand oder auf die<br />

Philippinen, nur mit einem Rucksack.<br />

Was ich dort sehe, rückt einiges wieder<br />

gerade“, erzählt er.<br />

An Wochenenden trifft er sich mit<br />

Bekannten und Freunden, besucht<br />

kulturelle Veranstaltungen in Hamburg<br />

oder Berlin, spielt Tennis oder<br />

Malen ist die große Leidenschaft von Dr. Dragos Balan.<br />

von Braunschweig entfernt, nahe Hermannstadt,<br />

der Stadt seiner Kindheit<br />

und Jugend, hat er ein Stück Land<br />

erworben: eine Apfelplantage mit einer<br />

kleinen, schlichten Hütte aus dunkelbraunen<br />

Holzplanken. „Man hört nur<br />

das Rauschen des Baches und das<br />

Zwitschern der Vögel. Ich lebe hier<br />

ganz spartanisch, ohne Handy natürlich,<br />

und male manchmal von morgens<br />

bis abends“, erzählt er. Man kann sich<br />

das Idyll gut vorstellen. Denn ein Bild<br />

davon – selbst gemalt, versteht sich<br />

– hängt über Balans Sofa in Braunschweig.<br />

:::


TITEL // 04.<strong>2012</strong> // 55<br />

Die neue Heimat<br />

Heimat 2022 heißt, den Menschen ein <strong>Zuhause</strong><br />

zu bieten, die überall in der Welt leben.<br />

Autor: Sven Gábor Jánszky<br />

Es war einer der magischen Momente neulich beim 11. Zukunftskongress<br />

des 2b AHEAD ThinkTanks im Wolfsburger<br />

Schloss. Ganz am Ende, als eigentlich schon alles über die<br />

Zukunft des Jahres 2022 gesagt war, als 250 Innovationsköpfe der<br />

verschiedenen Branchen ihre Visionen diskutiert hatten, als alle<br />

ShowCases von Zukunftsprodukten gezeigt waren und alle Awardgewinner<br />

ihre Preise in Empfang genommen hatten – ganz am Ende<br />

stellte ich an einen der wohl profiliertesten Köpfe der Runde eine<br />

Frage:<br />

Was er glaube, welche Bedeutung für ihn im Jahr 2022 Heimat<br />

hätte, wollte ich von Premal Desai wissen. Er schaute zuerst etwas<br />

ungläubig in die Runde. Offenbar überlegte er, ob seine Meinung in<br />

dieser Runde wohl ‚political correct‘ wäre. Dann entschied er sich<br />

zum Glück für die Wahrheit: „Für Leute wie mich, gibt es keine Heimat.“<br />

Vielleicht war diese Antwort sogar erwartbar von einem Mann,<br />

der indischer Abstammung ist, in Tansania geboren wurde, in Kenia<br />

und Deutschland aufwuchs und heute für seine Arbeite beinahe wöchentlich<br />

den Kontinent wechselt. Er ist Leiter der Konzernentwicklung<br />

bei der ThyssenKrupp AG. Doch das Erstaunliche in diesem<br />

Foto: 2b AHEAD ThinkTank<br />

Sven Gábor Jánszky (39) ist<br />

Deutschlands innovativster Trendforscher<br />

und Leiter der Denkfabrik<br />

‚2b AHEAD ThinkTank‘. Auf<br />

seine Einladung hin treffen sich<br />

seit zehn Jahren CEOs und Innovationschefs<br />

der deutschen<br />

Wirtschaft und entwickeln die<br />

Zukunftsszenarien der kommenden<br />

zehn Jahre. Der Zukunftskongress<br />

des ThinkTanks findet<br />

seit 2009 in der Region Wolfsburg/Braunschweig<br />

statt und wird<br />

unterstützt durch die Wolfsburg<br />

AG und die AutoVision GmbH.<br />

Jánszky war DDR-Vize-Jugendpokalsieger<br />

im Schach, bestieg den<br />

Kilimandscharo und lief zuletzt<br />

seinen 17. Marathon.<br />

Moment für die Zuhörer war: Es klangt nicht bedauernd.<br />

Keineswegs! Und Premal Desai fügte stolz hinzu, dass das<br />

auch für seine Frau und seine vier Kinder gelte. Heimat<br />

spiele für ihn keine Rolle mehr in dieser globalisierten Welt.<br />

Premal Desai lebt heute schon in einer Art, wie wir<br />

Trendforscher sie für das Jahr 2022 prognostizieren. 30<br />

bis 40% der Bevölkerung werden dann als sogenannte Projektarbeiter<br />

leben. Sie ziehen wie Jobnomaden von einem<br />

Projekt zum nächsten, von einem Unternehmen zum nächsten,<br />

von einer Herausforderung zur nächsten. Sie haben<br />

bis zu 20 verschiedene Unternehmen<br />

in ihrem Lebenslauf, und zwar nicht<br />

Heimat in einer<br />

globalisierten Welt<br />

weil sie angeblich prekäre Arbeitsverhältnisse<br />

erleiden müssen. Im Gegenteil:<br />

Sie leben diesen Stil, weil sie es so<br />

wollen! „Wenn die Innovationszentren<br />

unserer deutschen Unternehmen irgendwann<br />

in den nächsten Jahren nach Rio de Janeiro oder<br />

nach Bengalore ziehen, dann ziehen wir eben auch dahin“,<br />

sagt Premal Desai.<br />

Man darf ihn nicht falsch verstehen. Es ist keinesfalls so,<br />

als ob die Jobnomaden das Gefühl des Nach-Hause-Kommens<br />

nicht kennen und schätzen würden. Das tun sie sehr<br />

wohl. Aber sie zeigen uns, dass unser Verständnis von Heimat<br />

Schritt für Schritt ein anderes wird. Früher dachten wir,<br />

Heimat sei dort, wo wir als Kinder aufgewachsen sind und wo<br />

unsere Eltern heute noch wohnen. Doch die Zeit, in der Eltern<br />

zwischen 30 und 40 sesshaft werden und den Rest ihres<br />

Lebens an diesem Ort verbringen, die neigt sich dem Ende<br />

zu. Die Gleichzeitigkeit zwischen Ort des Aufwachsens und<br />

Wohnort der Eltern wird 2022 kaum noch verbreitet sein.<br />

Deshalb werden wir den Begriff von Heimat umdefinieren<br />

müssen. Heimat zu sein, heißt für eine Region im Jahr<br />

2022, dass man auch jenen hochqualifizierten Menschen<br />

ein <strong>Zuhause</strong> bieten kann, die wie Premal Desai überall in der<br />

Welt leben. Damit sie sich bei uns heimisch fühlen, muss<br />

es zunächst selbstverständlich sein, dass wir so normal wie<br />

deutsch auch englisch sprechen. Und zwar überall, in der<br />

Schule, in Laden und auf der Straße.<br />

Es gibt viele lebenswerte Plätze auf der Welt. Wer aber<br />

Menschen wie Premal Desai eine Heimat bieten will, der wird<br />

auf seiner persönlichen Landkarte des Lebens jene Region<br />

sein müssen, in die er immer wieder zurückkommt. Die Heimat<br />

wird kein Ort mehr sein, der die Menschen festhält.<br />

Wer Heimat heute noch als Traditionsgeschwätz<br />

zwischen Trachtenhosen<br />

und Jodelarien versteht, der degradiert<br />

sich selbst zum Museum. Die moderne<br />

Heimat des Jahres 2022 wird vielmehr<br />

ein Ort sein, der wie ein ‚Magnet für<br />

freie Radikale‘ funktioniert: Er stößt<br />

seine Liebsten gezielt ab, damit er die Chance hat, sie etwas<br />

später wieder anziehen zu können. Doch was muss eine<br />

Region tun, um eine solche Heimat bieten? Nichts anderes<br />

als Universitäten, die heute Alumni-Programme betreiben,<br />

Unternehmen die After-Sales-Marketing betreiben und<br />

Händler die mit smarter Prognostik die unausgesprochenen<br />

Bedürfnisse ihrer Kunden analysieren. Wer für Menschen<br />

wie Premal Desai eine Heimat bieten will, der braucht ein<br />

gigantisches Kontaktnetzwerk, Empathie und ein großes<br />

Datenanalysesystem.<br />

Nichts anderes tun große Unternehmen mit ihren CRMund<br />

Business-Intelligence-Systemen. Deshalb ist die entscheidende<br />

Frage nach der neuen Heimat des Jahres 2022<br />

die Frage, in welchem Bürgermeister-Ressort dieses Einwohner-CRM-System<br />

wohl angesiedelt sein wird? Wer Heimat<br />

ernst meint, der sollte mit Wahl eines ‚Customer-Care-<br />

Bürgermeisters‘ beginnen! :::<br />

Ort für Kunst, Kultur und ihre Vermittler/innen<br />

www.bundesakademie.de<br />

www.facebook.com/Bundesakademie


itenkarten KUNDE<br />

DATUM 26.10.2011 AGENTUR<br />

Business Card Collection<br />

TITEL // 04.<strong>2012</strong> 03.<strong>2012</strong> // 57<br />

Die Region sehen, hören, lesen<br />

PROJEKT Visitenkarten KUNDE if5<br />

DATUM 26.10.2011 AGENTUR DD.KONZEPT<br />

Künstlerische<br />

Wandlungsfähigkeit<br />

Gerd Winner verknüpft in<br />

seinem Bildband ‚Schloss<br />

Gifhorn – Wandlungen‘ die<br />

Kunst der modernen Fotografie<br />

mit der Historie des Gihorner<br />

Schlosses. Künstlerisch fängt<br />

er die Atmosphäre des historischen<br />

Ortes ein und gibt dem<br />

Betrachter einen Einblick in<br />

die Wandlungsfähigkeit des<br />

Schlosses auf seiner Gradwanderung<br />

zwischen Historie und<br />

Moderne. Im Vorwort erklärt<br />

Marianne Winter die künstlerischen und historischen<br />

Zusammenhänge und gibt eine ausführliche Erklärung<br />

zur Geschichte des Schlosses ab. ::: mcr :::<br />

::: Historisches Museum Schloss Gifhorn, ISBN 978-<br />

3-929632-90-3, 19,80 Euro :::<br />

Ein Portrait von <strong>Zuhause</strong><br />

Wer in Braunschweig zu<br />

Hause ist, kennt seine Stadt.<br />

Er weiß, was man mit ihr<br />

verbindet und welche Ecken<br />

am schönsten sind. Lutzt<br />

Tantow, Pressesprecher der<br />

Braunschweigischen Landessparkasse,<br />

hat gemeinsam<br />

mit dem Fotografen Karl<br />

Johaentges den Bildband ‚Braunschweig‘ verfasst, der den<br />

Geist Braunschweigs wiederspiegelt. Sie verbinden Tradition<br />

und Moderne in atmosphärischen Bildern von Löwe,<br />

Dom, Burg, Rizzi-Haus oder Eintrachtspiel und informativem<br />

Text über Hintergründe und Geschichte.<br />

::: Hinstorff Verlag, ISBN 978-3-356-01451-8, 14,99 € :::<br />

Aus alt mach neu<br />

Wie verbindet man Jazz mit<br />

Volksliedern? Unmöglich meinen<br />

Sie? Nicht für die Jazzkantine.<br />

Mit ‚Jazzkantine spielt<br />

Volkslieder‘ vereinen die<br />

Braunschweiger Musiker das,<br />

was eigentlich unvereinbar erscheint.<br />

Grooviger Jazz haucht<br />

den Texten, die teilweise schon<br />

über 200 Jahre alt sind, neues<br />

Leben ein. Ob Kinderlied wie ‚Bi-Ba-Butzemann’, Liebeslieder<br />

wie ‚Du, du liegst mir am Herzen‘ oder politische<br />

Lieder wie ‚Die Gedanken sind frei‘: Die Jazzkantine<br />

interpretiert Volksmusik völlig neu und schafft dabei<br />

einen einzigartigen Sound, der zum Mitgrooven anregt.<br />

Zudem bringen sie so die Musik unserer Heimat zurück<br />

ins Scheinwerferlicht und machen bewusst, dass das<br />

deutsche Liedgut noch lange nicht in die Mottenkiste<br />

gehört. ::: mcr :::<br />

Vielseitiges Salzgitter<br />

Salzgitter – eine Stadt mit vielen Facetten. Auf 240<br />

Seiten mit über 800 Abbildungen zeigt Autor Thomas<br />

Dahms die Vielfalt der Stadt und gibt einen<br />

Rückblick auf 70 Jahre Aufbauleistung in einer historisch<br />

schwierigen Geburtssituation. Heute besteht<br />

Salzgitter aus 31 Stadtteilen mit vielen Vereinen,<br />

Clubs und Verbänden, Einkaufs- und Verwaltungszentren<br />

und Möglichkeiten für Freizeit und Sport.<br />

Beleuchtet wird auch die Stadt als Standort für<br />

Hochschulen und Industrie.<br />

Der Bildband ‚Salzgitter<br />

– Salz, Stahl und Stolz‘<br />

beleuchtet sieben Jahrzehnte<br />

Aufbau- und Integrationsleistung,<br />

aber auch<br />

einzelne Bürger, die ihre<br />

Stadt nachhaltig prägten.<br />

PROJEKT Visitenkarten KUNDE if5<br />

DATUM 26.10.2011 AGENTUR DD.KONZEPT<br />

::: Edition Limosa,<br />

ISBN 978-3-86037-471-9,<br />

19,90 € :::<br />

Bücher und Graphik aus fünf Jahrhunderten<br />

Kornmarkt 1-2<br />

38300 Wolfenbüttel<br />

05331 - 29 8516<br />

Ankauf von Büchern und Bibliotheken<br />

www.antiquariat-hoffmeister.de<br />

hoffmeister-old-books@t-online.de<br />

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Dr. Anja Hesse, Dezernentin<br />

für Kultur und Wissenschaft<br />

der Stadt Braunschweig,<br />

nimmt gemeinsam mit der<br />

Braunschweiger Delegation<br />

im Lübecker Rathaus den<br />

Preis für das Braunschweiger<br />

Projekt entgegen.<br />

www.karma-web.de<br />

LEBEN // 04.<strong>2012</strong> // 59<br />

Foto: Forschungsregion Braunschweig<br />

Eine Stadt macht mobil<br />

Für das Projekt ‚Mobile Ideen – Was bewegt uns morgen‘<br />

erhielt die Stadt Braunschweig vom Stifterverband für die<br />

Deutsche Wissenschaft viel Anerkennung – und 50.000 Euro.<br />

WIKYTE 10:00<br />

Autor: Andrea Hoferichter<br />

WIKYTE 10:00<br />

Am vierten Juni läutete der Stifterverband<br />

für die Deutsche<br />

Wissenschaft das Ende der<br />

Wettbewerbsreihe „Stadt der Wissenschaft“<br />

ein – Braunschweig trug diesen<br />

Titel 2007 – und gab zugleich den<br />

Startschuss für ein besonderes Braunschweiger<br />

Vorhaben. Bei der Abschlussveranstaltung<br />

gewann die Löwenstadt<br />

als eine von zehn deutschen Städten einen<br />

mit 50.000 Euro dotierten Preis für<br />

ihr Projekt ‚Mobile Ideen – Was bewegt<br />

uns morgen‘. „Wir sind sehr stolz, diese<br />

Auszeichnung gewonnen zu haben“,<br />

sagt Dr. Anja Hesse, Dezernentin für<br />

Kultur und Wissenschaft der Stadt. „Sie<br />

ist noch einmal ein Impuls, als Stadt<br />

der Wissenschaft unbedingt weiter aktiv<br />

zu bleiben.“<br />

Im preisgekürten Projekt werden in<br />

den nächsten Monaten Schüler unterschiedlicher<br />

Schulformen, Auszubildende<br />

und Studierende gemeinsam mit<br />

Wissenschaftlern und Unternehmen<br />

Visionen für die Mobilität von morgen<br />

entwickeln und daraus Handlungsempfehlungen<br />

ableiten. Dazu treffen sie<br />

sich regelmäßig an verschiedenen Orten<br />

zu sogenannten Zukunftswerkstätten,<br />

zum Beispiel im Niedersächsischen<br />

Forschungszentrum Fahrzeugtechnik,<br />

im Deutschen Zentrum für Luft- und<br />

Raumfahrt, am Forschungsflughafen,<br />

bei Siemens, an der Hochschule<br />

für Bildende Künste oder im Haus der<br />

Wissenschaft. „Wir wollen Kinder und<br />

Jugendliche schon früh für die Wissenschaft<br />

begeistern, und zwar unabhängig<br />

vom sozialen Hintergrund“, sagt<br />

Klaus-Dieter Kühn, Geschäftsführer<br />

der ForschungRegion Braunschweig<br />

und Koordinator des Projekts. Auch<br />

die Bindung an die Region soll dadurch<br />

steigen. „Das Ziel ist, die klugen Köpfe<br />

hier zu halten und gleichzeitig die Region<br />

in ihrer Kernkompetenz Mobilitätsforschung<br />

noch zu stärken“, betont<br />

Kühn.<br />

Der thematische Schwerpunkt des<br />

Projekts liegt auf einer nachhaltigen<br />

Mobilität. So soll es Kühn zufolge nicht<br />

nur darum gehen, wie sich einzelne<br />

Verkehrsmittel ressourcenbewusst und<br />

sicherheitstechnisch weiterentwickeln<br />

lassen. „Wir wollen vor allem Antworten<br />

auf die Frage finden, wie sich alles zu<br />

einem ganzheitlichen Verkehrskonzept<br />

verknüpfen lässt“, erklärt er. „Das hat<br />

auch eine gesellschaftspolitische Komponente,<br />

zum Beispiel geht es darum,<br />

älteren und behinderten Menschen<br />

mehr Mobilität zu ermöglichen.“<br />

Das Konzept der Zukunftswerkstätten,<br />

in denen junge Menschen und<br />

renommierte Experten gemeinsam<br />

arbeiten, könnte künftig auch auf andere<br />

wissenschaftliche Themen angewendet<br />

werden und vielleicht schon<br />

bald Nachahmer in anderen deutschen<br />

Städten finden. „Die sogenannte Science<br />

Community ist gar nicht so eingeschworen,<br />

wie man immer denkt,<br />

sondern kooperativ und offen“, meint<br />

die Kultur- und Wissenschaftsdezernentin<br />

Hesse. „Im Netzwerk der ausgezeichneten<br />

Wissenschaftsstädte darf<br />

jede Stadt erfolgreiche Projekte von anderen<br />

ganz zwanglos übernehmen.“ Ob<br />

die Zukunftswerkstätten der Braunschweiger<br />

bald ebenfalls zu diesem Pool<br />

nachgefragter Projekte gehören, erfahren<br />

wir frühestens im September 2013.<br />

Dann sollen die Ergebnisse präsentiert<br />

werden. :::<br />

Das Regional-Journal für <strong>Südostniedersachsen</strong> Tradition 02.<strong>2012</strong><br />

Das Regional-Journal für <strong>Südostniedersachsen</strong> 02.<strong>2012</strong> 5,00 €<br />

IHR PARTNER<br />

FÜR DAS ERSTELLEN<br />

DIGITALER MAGAZINE.<br />

WIKYTE 10:00


LEBEN // 04.<strong>2012</strong> // 61<br />

Region statt lokale Egoismen<br />

unterstützt das Laufsparbuch als Medienpartner<br />

Der Zweckverband Großraum Braunschweig ist nicht nur für den Nahverkehr in der<br />

Region zuständig: Neben der Umsetzung der Regionalbahn sind Windenergienutzung<br />

und regionale Identitätsstiftung wichtige Aufgaben des Verbandes.<br />

Immer am Start<br />

Autor: Klaus Sievers<br />

Fotografie: Zweckverband GroSSraum Braunschweig<br />

Dietmar Hopert (auf dem Foto rechts) hat in dieser Saison<br />

bisher an allen Wertungsläufen teilgenommen, Michael<br />

Richter führt die Gesamtwertung nach Kilometern an.<br />

<strong>regjo</strong> sprach mit den beiden fleißigen Laufsparern.<br />

Cobra-visuelle Kommunikation<br />

Der Zweckverband Großraum<br />

Braunschweig ist derzeit<br />

die einzige Klammer, die die<br />

Region zusammenhält“, meint Detlef<br />

Tanke. Der SPD-Landtagsabgeordnete<br />

aus Hillerse (Kreis Gifhorn) ist Vorsitzender<br />

der Verbandsversammlung.<br />

Für Tanke kann der Zweckverband<br />

entscheidend zur Bildung einer regionalen<br />

Identität beitragen. Er sagt im<br />

Gespräch aber auch selbstkritisch,<br />

dass dies bisher nicht sehr gut gelungen<br />

sei. Tanke führt das eher schlechte<br />

Image des Verbandes in der Bevölkerung<br />

vor allem auf den jahrelangen<br />

Streit um die Regiobahn zurück, die<br />

dann letztlich gescheitert ist. Tanke:<br />

„Es war eine Fehleinschätzung von<br />

uns, dass das Land die Betriebskosten<br />

übernehmen würde.“ Er fühlt<br />

sich im Nachhinein in diesem Punkt<br />

durch frühere Landesregierungen<br />

irregeführt.<br />

So habe man die Wende erst spät<br />

vollzogen. Das neue Konzept der Regionalbahn,<br />

die 2014 starten soll, hält<br />

Tanke für realistisch. „Ich hätte mir<br />

noch mehr Bahnverkehr gewünscht“,<br />

stellt er fest. Aber finanziell sei derzeit<br />

nicht mehr möglich. Es gehe nun darum,<br />

die spürbaren Verbesserungen<br />

im Nahverkehr für den Bürger erfahrbar<br />

zu machen.<br />

Ein zweiter großer Arbeitsschwerpunkt<br />

des Zweckverbandes sei die<br />

Fortschreibung des regionalen Raumordnungsprogramms<br />

mit der Festlegung<br />

neuer Standorte für die Nutzung<br />

der Windenergie. Das sei ein schwieriger<br />

Dialog, vor allem mit betroffenen<br />

Bürgern vor<br />

Ort, meint<br />

Tanke: „Die<br />

soziale Akzeptanz<br />

muss bei<br />

Standortentscheidungen<br />

eine wichtige<br />

Detlef Tanke, Vorsitzender<br />

der Verbandsversammlung.<br />

Rolle spielen.“ Deshalb sei eine offene,<br />

transparente und sachorientierte Information<br />

und Diskussion mit den<br />

Bürgern vorrangig. Tanke geht davon<br />

aus, dass die Verbandsversammlung<br />

Ende dieses Jahres einen ersten Entwurf<br />

beschließen werde. Danach wird<br />

die Anhörung von Bürgern und Kommunen<br />

der Region laufen. Ende 2013<br />

soll das Konzept beschlossen werden.<br />

Tanke hält die Energiewende für richtig<br />

und eine Umstellung der regionalen<br />

Energieversorgung auf regenerative<br />

Energien wie Wind, Sonne oder Biogas<br />

für realisierbar – aber nur, wenn zugleich<br />

kräftig Energie gespart werde.<br />

Grundsätzlich wünscht sich Tanke<br />

für die Region ein kommunales Gremium<br />

mit mehr Entscheidungskompetenzen,<br />

das direkt von den Bürgern<br />

gewählt werden müsste. So könnten<br />

lokales Konkurrenzdenken und lokale<br />

Egoismen zugunsten der Region eingeschränkt<br />

werden. Denkbar sei, den<br />

Großraumverband in diese Richtung<br />

weiterzuentwickeln. :::<br />

Was motiviert Sie, so kontinuierlich beim Laufsparbuch mitzulaufen?<br />

Richter: Ich laufe viel, vor allem lange Strecken. Das Laufsparbuch habe ich mir ganz gezielt<br />

ausgesucht, um mit meinem Hobby ganz einfach Gutes zu tun. Mir gefällt gerade die Idee, Projekte<br />

in der Region mit diesen Spendenläufen zu unterstützen.<br />

Hopert: Neben der guten Sache reizt mich besonders, dass ich mit dem Laufsparbuch immer<br />

neue Laufstrecken in unbekannten Orten in der Region kennenlerne. Und dass es nicht nur um<br />

Schnelligkeit und viele Kilometer geht, sondern dass jeder mitmachen kann.<br />

Welche Ziele haben Sie für die laufende Saison?<br />

Hopert: Wenn ich durch alle Läufe gut durchkomme, bin ich schon zufrieden.<br />

Richter: Mein Ziel ist schon, wieder vorne mit dabei zu sein. Natürlich würde ich mich freuen,<br />

wenn ich wie in den beiden letzten Jahren wieder die Gesamtwertung nach Kilometern gewinnen<br />

kann.<br />

Was schätzen Sie am Laufsparbuch besonders?<br />

Hopert: Ich genieße das Treiben um die Läufe herum und finde es schön, dass ich die Region<br />

besser kennenlerne.<br />

Richter: Mir gefällt die gute Organisation und Gestaltung der Laufveranstaltungen. Und dass<br />

man dieselben Gesichter immer wieder trifft. Das Laufsparbuch-Shirt ist da ein gutes Erkennungsmerkmal.<br />

Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Laufsparbuchs?<br />

Richter: Eine richtige Abschlussveranstaltung mit Urkundenübergabe als Saisonabschluss, das<br />

wäre eine schöne Anerkennung für die Teilnahme.<br />

Hopert: Schön wäre außerdem, wenn neue Läufe ins Programm aufgenommen werden. ::: csi :::


KULTUR // 04.<strong>2012</strong> // 63<br />

Authentische<br />

Heimat<br />

Foto: Museum für Photographie<br />

Käthe Buchler, Schaffnerinnen,<br />

aus der Reihe:<br />

Frauen in Männerberufen,<br />

1916.<br />

‚Photographien zwischen Idyll<br />

und Heimatfront‘ – eine Ausstellung,<br />

die zwei frühere Ausstellungen<br />

vereint: 1980 wurde<br />

Foto:<br />

xxxKäthe Buchler (1876–1930) als<br />

Chronistin des Ersten Weltkriegs<br />

dargestellt, mit Fotografien von<br />

Braunschweig als Kriegsschauplatz.<br />

2006 dann als bürgerliche<br />

Ästhetin, die das Potenzial<br />

neuartiger Techniken auszuschöpfen<br />

wusste. Eine Zusammenschau<br />

dieser beiden Welten<br />

präsentiert nun das Museum für<br />

Photographie zusammen mit dem Städtischen Museum.<br />

Die Ausstellung verbindet zum einen die Inszenierung<br />

bürgerlicher Kultur, zum anderen die politische<br />

Verpflichtung von Fotografen an der Heimatfront. In<br />

der Ausstellung werden auch Projektionen eine große<br />

Rolle spielen, da Käthe Buchler in der Kriegszeit immer<br />

wieder Diaabende in ihrem Haus am Löwenwall 19<br />

veranstaltet hat. ::: mcr :::<br />

::: Käthe Buchler, Photographien zwischen Idyll und<br />

Heimatfront, 7.9.<strong>2012</strong> bis 28.10.<strong>2012</strong>, Museum für<br />

Photographie Braunschweig, Städtisches Museum<br />

Braunschweig :::<br />

Katastrophe<br />

und Schönheit<br />

Vor 26 Jahren explodierte in dem ukrainischen<br />

Kernkraftwerk Tschernobyl ein Atomreaktor. Die<br />

Katastrophe hatte verheerende Folgen für die Bewohner<br />

der Region. Der russische Fotojournalist<br />

Anatol Kliashchuk wurde zur Berichterstattung<br />

in das Gebiet geschickt. Das dort Erlebte prägte<br />

ihn nachhaltig und so fuhr er immer wieder in die<br />

Sperrzone, sprach mit Opfern und Rückkehrern.<br />

Die Fotoausstellung ‚26 Jahre Tschernobyl – was<br />

haben wir gelernt?‘ dokumentiert das Schicksal der<br />

Betroffenen, zeigt aber auch, wie Erkrankte durch<br />

internationale Hilfe wieder genesen konnten. In Vorträgen<br />

und Podiumsdiskussionen sprechen Wissenschaftler<br />

und Betroffene als Zeitzeugen. Ein weiterer<br />

Aspekt der Ausstellung sind Landschaftsfotografien<br />

Weißrusslands. ::: mcr :::<br />

::: ‚26 Jahre Tschernobyl – was haben wir gelernt?‘<br />

18.9.<strong>2012</strong> bis 14.10.<strong>2012</strong>, Brüdernkirche<br />

Braunschweig :::<br />

Die Mischung macht´s<br />

Foto: Undercover<br />

Foto: Undercover<br />

Ob Rock ´n´ Roll, Pop-Hits oder verträumter Singer-Songwriter-Sound:<br />

Beim Open Air im Raffteichbad ist wieder für jeden Geschmack etwas<br />

dabei. Eröffnet wird das Festival auf der Volksbank-BraWo-Bühne von<br />

Sweety Glitter & The Sweethearts. Seit 25 Jahren begeistert die Glam-<br />

Rock-Band nun schon das Publikum. Die Berliner Band Culcha Candela<br />

verwandelt das Raffteichbad einen Tag nach ihnen zur Partylocation. Sie<br />

wurden mit ihrem Hit ‚Hamma!‘ berühmt und performen im Raffteichbad<br />

auch aktuelle Songs wie ‚Von allein‘ aus ihrem neuen Album ‚Flaträte‘.<br />

Den Abschluss des Open-Air-Festivals bilden Tim Bendzko & Band, der<br />

Berliner ist der Newcomer des letzten Jahres gewesen und erreichte mit<br />

seiner Single ‚Nur noch kurz die Welt retten‘ Goldstatus. ::: mcr :::<br />

::: 24.8.<strong>2012</strong> Sweety Glitter & The Sweethearts<br />

25.8.<strong>2012</strong> Culcha Candela<br />

26.8.<strong>2012</strong> Tim Bendzko<br />

BraWo-Bühne im Raffteichbad, Braunschweig :::<br />

Foto: Undercover<br />

Die Nacht<br />

mit dem Pin<br />

Alle zwei Jahre verwandelt sie Braunschweig in einen bunten kulturellen Schmelztiegel:<br />

die Braunschweiger Kulturnacht. Chöre, Rock- und Popmusiker, Autoren,<br />

Kleinkünstler, Jazzer, Kammermusiker und Tanzgruppen aus Braunschweig und<br />

Umgebung zeigen an zahlreichen Orten in Braunschweig ihr Können. Ob im Theater,<br />

in Galerien, Museen, Kinos, Cafés oder Buchhandlungen, überall in der Stadt gibt es<br />

Einblick in die kulturelle Vielfalt der Stadt und ihrer Bewohner. Der Kulturnacht-Pin<br />

ersetzt die Eintrittskarte. Kein anderes Festival vernetzt die Kulturszene Braunschweigs<br />

in diesem Maße. Weitere Informationen zu dem Programm finden Sie unter<br />

http://www.braunschweig.de/kulturnacht<strong>2012</strong>.<br />

::: 10. Braunschweiger Kulturnacht, 15.9.<strong>2012</strong>, ab 18 Uhr, Braunschweig :::


KULTUR // 04.<strong>2012</strong> // 65<br />

Foto: Trash/Treasure<br />

Foto: Helmut vom Hofe<br />

Ein Konzert im<br />

atmosphärischen<br />

Kloster Walkenried.<br />

Klostersommer<br />

im Harz<br />

In vier Klöstern im Harz findet in diesem<br />

Jahr zum vierten Mal der Harzer-<br />

KlosterSommer statt. Die Klöster<br />

Wöltingerode, Walkenried, Michaelstein<br />

und Drübeck öffnen ihre Pforten<br />

und präsentieren ein kulturelles<br />

Programm, welches die vier Veranstaltungsorte<br />

miteinander verbindet.<br />

Feste, Märkte, Gottesdienste, Konzerte<br />

und Familienprogramme machen den<br />

Sommer im Kloster<br />

zum Erlebnis. Vor<br />

allem aber sollten<br />

Besucher viel Zeit<br />

mitbringen, denn<br />

ein Kloster ist ein<br />

Raum der Besinnlichkeit,<br />

für Leib<br />

und Seele. Mehr<br />

Informationen unter<br />

www.harzerklostersommer.de.<br />

::: mcr :::<br />

::: 4. HarzerKlosterSommer,<br />

1.7.<strong>2012</strong> bis 30.9.<strong>2012</strong>, Kloster<br />

Walkenried, Kloster Wöltingerode,<br />

Kloster Michaelstein und Kloster<br />

Drübeck :::<br />

Fahrt ins<br />

Blaue<br />

Möge der Spaß<br />

mit dir sein<br />

Mit dem Inbegriff des sommerlichen<br />

Städtefests ‚Ölper Zwölf Pöints‘<br />

hat alles angefangen, nun geht das<br />

Spektakel in die dritte Runde:<br />

‚Ö 3.0 – Das Ölperium kehrt zurück‘<br />

feiert Premiere. Wir schreiben<br />

das Jahr 2055. Trotz Klimakatastrophe<br />

und Weltwirtschaftskrise<br />

verzagen die Braunschweiger nicht.<br />

Im Gegenteil. Sie zelebrieren das<br />

Leben. Mit dem legendären Schlager-Contest<br />

bietet die Jazzkantine<br />

eine professionelle Live-Show der<br />

besonderen Art. Die Teilnehmer<br />

gehen mit neuen Songs für ihre<br />

Stadtbezirke ins Rennen, das Publikum<br />

hat die Macht zu entscheiden,<br />

welcher Song das ‚neue Lied für<br />

Braunschweig‘ wird. Der Kartenvorverkauf<br />

läuft bereits.<br />

::: mcr :::<br />

::: Ö 3.0 – Das Ölperium kehrt<br />

zurück. Premiere am 23.8.<strong>2012</strong>,<br />

Kleines Haus, Staatstheater<br />

Braunschweig :::<br />

Zum 240. Geburtstag des Dichters Novalis<br />

veranstaltet der Verein Wort vor Ort Braunschweiger<br />

Land eine ‚Fahrt ins Blaue‘. An 28<br />

Stationen zwischen Lucklum und Nörten-<br />

Hardenberg soll der Geist der Romantik in die<br />

Gegenwart des 21. Jahrhunderts getragen werden.<br />

Das Künstlerteam Trash/Treasure, Rike<br />

Belte, Fehmi Baumbach und Tilmann Thiemig<br />

lädt zu einer gut einwöchigen Reise ein, vom Rittergut Lucklum, wo Novalis einige<br />

Zeit in seiner Jugend verbrachte, bis zur Novalis-Burg bei Nörten-Hardenberg. Auf dem Weg sind unter<br />

anderem szenische Lesungen, Installationen und Performances im öffentlichen Raum geplant – alles im<br />

Zeichen der Blauen Blume der Romantik. Die Lesereise wird fotografisch dokumentiert, sodass Ende des<br />

Jahres eine Kunstpublikation erscheinen wird. Die genaue Route und einen ‚Fahrplan‘ zu den einzelnen<br />

Veranstaltungen finden Sie im Internet unter www.wortvorOrt.de. ::: csi :::<br />

::: Fahrt ins Blaue. Begegnungen mit der Romantik zwischen Lucklum und<br />

Nörten-Hardenberg. 6.8. bis 12.8.<strong>2012</strong> :::<br />

Traditionsreiches<br />

Kulturfest<br />

Das Magniviertel ist eines der ältesten<br />

Stadtviertel Braunschweigs und<br />

gehört zu den ‚Traditionsinseln‘ der<br />

Stadt. Schon seit 1974 wird hier<br />

ein traditionsreiches Fest veranstaltet:<br />

das Magnifest. Jedes Jahr lockt<br />

es über 100.000 Besucher in die<br />

engen Gassen. Auch in diesem Jahr<br />

wird wieder gefeiert: Auf vier Bühnen<br />

werden insgesamt 50 Showacts<br />

auftreten. Dazu können Besucher an<br />

zahlreichen Ständen Kunsthandwerk<br />

kaufen und traditionelle Speisen<br />

und Getränke genießen. Auf dem<br />

Löwenwall wird an zwei Tagen ein<br />

umfangreiches Programm für Kinder<br />

angeboten.<br />

::: Magnifest, 7.9.<strong>2012</strong> bis<br />

9.9.<strong>2012</strong>, Magniviertel Braunschweig<br />

:::<br />

Foto: Undercover<br />

Das bunte Treiben auf dem Magnifest.<br />

Kabarett<br />

und Kartoffeln<br />

Was hat Kabarett mit der Knolle<br />

zu tun? Eigentlich nichts, doch die<br />

Kartoffel ist das Hauptanbauprodukt<br />

der Region um Gifhorn, und so stehen<br />

die Kabaret-Tage auch in diesem<br />

Jahr wieder unter dem Motto ‚Heiße<br />

Kartoffeln‘. Neben hochkarätigen<br />

Kabarettisten erwarten die Besucher<br />

zu den Veranstaltungen auch kulinarische<br />

Köstlichkeiten<br />

rund<br />

um die Kartoffel.<br />

Zur Auftaktveranstaltung<br />

kommt Politik-<br />

Kabarettist Uwe<br />

Steimle mit seinem<br />

Programm<br />

‚Authentisch –<br />

Ein Stück weit‘<br />

in die Stadthalle<br />

Foto: Veranstalter<br />

Gifhorn.<br />

Weitere Informationen und<br />

Karten gibt es beim Kulturverein<br />

Gifhorn unter 05371/813704<br />

oder auf den Internetseiten der<br />

Sparkasse Gifhorn-Wolfsburg.<br />

::: Heiße Kartoffeln – Kabarett-<br />

Tage im Landkreis Gifhorn,<br />

29.9. bis 14.10.<strong>2012</strong> :::<br />

Spiritualität<br />

überraschend anders<br />

Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Sickte lädt ein,<br />

die Vielfalt und Leichtigkeit der christlichen Spiritualität zu entdecken.<br />

An insgesamt sechs Abenden sollen sich die Menschen mit<br />

Glaubensthemen beschäftigen – „die Unterhaltung steht dabei im<br />

Mittelpunkt“, sagt Organisator Pastor Martin Feuge. Das Besondere:<br />

Das Programm gestalten Christen, denen es ein Anliegen ist,<br />

Menschen auf ihre eigene überraschende Art und Weise mit Themen<br />

des Lebens und des Glaubens zu konfrontieren. Zur Auftaktveranstaltung<br />

steht der Kabarettist Okko Herlyn (Foto) mit seinem<br />

Programm ‚Hier stehe ich, ich kann auch anders‘ auf der Bühne.<br />

Der Professor für Theologie bedient nicht die üblichen Ablachrituale,<br />

sein Programm besteht primär aus Szenen und Songs zwischen<br />

Feinfühligem und Abgründigem. Für Gospelfans und alle, die es<br />

werden wollen, ist der Auftritt des ‚Crossover Chors‘ ein Muss. Die<br />

Sänger und Sängerinnen zwischen 16 und 60 singen Gospel, Spirituals,<br />

aber auch ‚Sacropop’ und klassische Stücke. Künstlerisch<br />

wird es im November mit einer Lichtinstallation der koreanischen<br />

Kunststudentin Jiwon Kim. ‚Licht. Ein befreiend heller Gang durch<br />

Kunst und Leben‘ lautet das Motto dieses Abends. Im Zusammenspiel<br />

von Licht und Schatten erwartet die Besucher eine visuellspirituelle<br />

Reise zum Licht. Karten zu allen Veranstaltungen gibt es<br />

im Pfarrbüro Sickte, Telefon: 05305/448. ::: red :::<br />

::: 14.9.<strong>2012</strong>, Okko Herlyn – Kabarett aus<br />

Kirche und anderen Realsatiren,<br />

12.10.<strong>2012</strong>, Crossover Chor – mitreißender<br />

Gospelabend,<br />

9.11.<strong>2012</strong>, Licht. – Ein befreiend heller Gang<br />

durch Kunst und Leben,<br />

Kirchengemeinde Sickte :::<br />

Foto: Veranstalter


WISSEN RUBRIK // 03.<strong>2012</strong> 03.2011 // 67<br />

Professor Burkhardt …,<br />

vor fast 40 Jahren sind Sie zum Studieren nach<br />

Braunschweig gekommen – vorübergehend, wie Sie<br />

damals dachten. Was hält Sie noch heute hier?<br />

Armin Burkhardt ist seit 1996 Professor für Germanistische<br />

Linguistik an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg.<br />

Studium der Germanistik, Philosophie und Anglistik sowie<br />

Promotion und Habilitation an der TU Braunschweig. Ehrendoktor<br />

der Staatl. Universität Saratow (Russland) und offizieller<br />

Gastprofessor an der Jiao Tong Universität (Shanghai).<br />

1994 – 2011 Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Sprache<br />

in der Politik, jetzt stellv. Vorsitzender. Seit 2011 Vorsitzender<br />

der Gesellschaft für deutsche Sprache.<br />

Seine Arbeitsgebiete sind unter anderem: Sprache in der<br />

Politik und im Sport, Semantik und Lexikografie, Sprachphilosophie,<br />

Gesprächsanalyse, Sprachgeschichte, Kontrastive<br />

Linguistik/Deutsch als Fremdsprache.:::<br />

Fast 21-jährig und frisch verheiratet<br />

kamen meine Frau und<br />

ich 1973 zum Studium nach<br />

Braunschweig. Der einzige Grund war,<br />

dass wir und unsere beiden Freunde<br />

hier unsere jeweiligen Fächerkombinationen<br />

für das Höhere Lehramt studieren<br />

konnten. Braunschweig war weit<br />

genug, die Alternative Tübingen dagegen<br />

zu weit von unserer Heimatstadt<br />

Vlotho entfernt gewesen. Damals deutete<br />

nichts darauf hin, dass wir für immer<br />

hier wohnen bleiben würden.<br />

Ganz im Gegenteil: Für uns ostwestfälische<br />

Kleinstadtkinder, die praktisch<br />

im Grünen aufgewachsen und das Leben<br />

in Einfamilienhäusern inmitten<br />

eines großflächigen Gartens gewohnt<br />

waren, stellte sich das Braunschweig<br />

von damals als gesichtslose Großstadt<br />

mit grauen Häuserschluchten dar. Weil<br />

die Altbaumiete günstig und die TUnahe<br />

Lage sehr vorteilhaft für uns war,<br />

zogen wir in eine der typischen Mietskasernen,<br />

die in der Ratsbleiche stand<br />

und wie die anderen schon jahrzehntelang<br />

keine Farbe mehr gesehen hatte.<br />

Wir waren die mit Abstand Jüngsten im<br />

Haus und alle Mitbewohner beobachteten<br />

uns argwöhnisch beim Kommen<br />

und Gehen, vor allem beim Wischen der<br />

Treppe. Aber germanistisch relevante<br />

Nachbarn hatten wir: Der Großneffe<br />

des um 1900 viel gelesenen Schriftstellers<br />

Otto Erich Hartleben wohnte mit<br />

seiner Frau in der Wohnung nebenan.<br />

Dass die beiden Hochbetagten, bei denen<br />

man auch das ‚klare A‘, das ‚spitze<br />

S‘ und Braunschweiger Nahrungsmittelbezeichnungen<br />

wie ‚Teewurst‘, ‚Bratenmett‘<br />

und ‚Prilleken‘ (für uns hieß<br />

das ‚Braunschweiger‘,‚Gehacktes‘ und<br />

‚Krapfen‘) lernen konnte, uns quasi adoptierten,<br />

hat uns die Anfangszeit in<br />

der noch fremden Stadt mit ihren etwas<br />

trocken-distanzierten Bewohnern<br />

erleichtert.<br />

Als guter Anknüpfungspunkt für<br />

Gespräche erwies sich unser Zwergdackel<br />

Annika, der uns auch in die Vorlesungen<br />

begleitete. Der Integration sehr<br />

dienlich war ganz besonders die Tatsa-<br />

che, dass ich schon 1974 in die Handballabteilung<br />

von Eintracht eingetreten<br />

bin. Zuerst blieb ich noch eine Weile<br />

BVB-Fan. Nachdem mich aber der Verein<br />

mehrfach mit hilfe von Freikarten<br />

(die gab es damals für die Abteilungen<br />

noch!) ins Stadion gelockt hatte, begann<br />

ich mich zunehmend zu fragen, ob<br />

man gegen seinen eigenen Verein sein<br />

könne, und wurde Eintracht-Fan, um<br />

es – in guten wie in schlechten Zeiten<br />

(und das waren die bisher meisten) – zu<br />

bleiben.<br />

Obwohl wir schon im Wintersemester<br />

1979/80 Examen machten und eigentlich<br />

keinen Grund mehr hatten,<br />

hier zu bleiben, kamen wir nicht von<br />

der Oker weg. Als ich 1980 eine Assistentenstelle<br />

an der TH Darmstadt bekam,<br />

meine Frau aber an der TU BS (im<br />

damals noch vorhandenen Fachgebiet<br />

Anthropologie), pendelte ich sechs Jahre<br />

lang mit dem Zug nach Südhessen,<br />

aber wir blieben in Braunschweig wohnen.<br />

Danach war das TU-Hochhaus in<br />

der Mühlenpfordtstraße für zehn Jahre<br />

mein Arbeitsplatz. Unser Sohn Maximilian<br />

wurde in dieser Zeit als echter<br />

Braunschweiger geboren. Und als ich<br />

1996 die Professur in Magdeburg übernahm,<br />

stand außer Zweifel, dass wir in<br />

Braunschweig wohnen bleiben würden.<br />

40 Jahre Braunschweig sind nicht<br />

spurlos an mir vorübergegangen. Schon<br />

am Ende meines Studiums fiel mir auf,<br />

dass ich zuweilen von ‚Pförsichen‘, ‚Körchen‘<br />

und ‚Gehörnen‘ sprach. Sogar<br />

beim ‚klaren A‘ und seinen Varianten<br />

ertappte ich mich. Inzwischen sind<br />

Dom, Rathaus und Schloss, Heinrich<br />

der Löwe, Eulenspiegel, Lessing, Gauß,<br />

Raabe und Konrad Koch feste Größen<br />

in meinem Leben. In den Umkleidekabinen<br />

der Braunschweiger Sporthallen<br />

habe ich mich an Wolters gewöhnt<br />

(und mag anderes Bier nicht mehr). Ich<br />

habe eine Dauerkarte bei ‚Aantracht‘<br />

(wo sonst?“), sage „jetze“ und „denne“,<br />

rufe manchmal sogar „Ach, Gottchen!“.<br />

Und Braunkohl mit Bregenwurst esse<br />

ich auch. Ich habe verstanden, wo der<br />

Nabel der Welt ist. Im Fußball sowieso.<br />

Einmal Löwe, immer Löwe! Hey, hey!<br />

6. VWI<br />

Treppenhauslauf<br />

29. September <strong>2012</strong><br />

Wolfsburg, Örtzestraße 1<br />

Jetzt anmelden!<br />

www.treppenhauslauf.de


Datenschutz und IT-Security von BEL NET.<br />

www.belnet.de . 0531 2144-0

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