Gebäudestrategie - bei der Umweltfachstelle Olten
Gebäudestrategie - bei der Umweltfachstelle Olten
Gebäudestrategie - bei der Umweltfachstelle Olten
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Stadt <strong>Olten</strong><br />
<strong>Gebäudestrategie</strong><br />
Stadtratsbeschluss vom 21.April 2008
Die <strong>Gebäudestrategie</strong> wurde im Rahmen des Reaudits Energiestadt 2008 erar<strong>bei</strong>tet.<br />
Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tsgruppe Energiestadt:<br />
Adrian Balz, Verwaltungsleiter Baudirektion, Leiter Hochbau<br />
Regina Flury von Arx, Leiterin <strong>Umweltfachstelle</strong><br />
Aldo Stoppa, Stadtplaner<br />
Beat Erne, Leiter Marketing und Kommunikation, Aare Energie AG<br />
Fachliche Begleitung:<br />
Christian Amoser (Ingenieurbüro Amoser, <strong>Olten</strong>)<br />
Sibylle Roshardt (Nova Energie GmbH, Aarau)<br />
Pius Hüsser (Nova Energie GmbH, Aarau)
GEBÄUDESTRATEGIE<br />
1 Einleitung<br />
Die Stadt <strong>Olten</strong> möchte im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung im Gebäudebereich Schritte in Richtung<br />
2000-Watt-Gesellschaft einleiten und damit einen Beitrag zur Reduktion des Energieverbrauchs<br />
und des CO 2 -Ausstosses leisten. Die Gebäude spielen eine bedeutende Rolle: Mehr als die Hälfte des<br />
Primärenergieverbrauchs <strong>der</strong> Schweiz wird für die Erstellung, den Betrieb, die Instandhaltung und die<br />
Sanierung von Gebäuden benötigt. Zur Umsetzung <strong>der</strong> Ziele <strong>der</strong> 2000-Watt-Gesellschaft im Gebäudebereich<br />
dient <strong>der</strong> SIA Effizienzpfad Energie. Er enthält Zielwerte und Massnahmen, die es ermöglichen,<br />
heute schon Neu- und Umbauten zu realisieren, die den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> 2000-Watt-<br />
Gesellschaft entsprechen. Die Stadt <strong>Olten</strong> strebt für Neu- und Umbauten die Einhaltung <strong>der</strong> Zielwerte<br />
des SIA Effizienzpfades Energie an. Diese Zielwerte verlangen nach einer Gebäudehülle, die nahezu<br />
dem Standard Minergie-P entspricht.<br />
2 Politische Einbettung<br />
Am 28. Juni 2007 wurde im Gemeindeparlament von Markus Ammann und Mitunterzeichnenden <strong>der</strong><br />
SP-Fraktion ein Postulat eingereicht, welches den Stadtrat auffor<strong>der</strong>te, eine Richtlinie zur Umsetzung<br />
des Minergie-Standards <strong>bei</strong> allen städtischen Neu- und Umbauprojekten zu erlassen. Die Richtlinie<br />
sollte klare und konkrete Kriterien enthalten, in welchem Fall die Nichteinhaltung des Standards toleriert<br />
wird (z. B. Denkmalschutz, unverhältnismässige Kosten etc.) sowie Vorgaben darüber, in welchen<br />
Fällen eine strengere Handhabung (Minergie ECO, Minergie-P etc.) zur Anwendung kommt. In seiner<br />
Antwort verwies <strong>der</strong> Stadtrat auf die Absicht, im Rahmen des alle vier Jahre anstehenden Reaudits für<br />
das Label Energiestadt eine langfristige Strategie für die städtischen Hochbauten auszuar<strong>bei</strong>ten. Diese<br />
solle einerseits den sogenannten SIA Effizienzpfad Energie berücksichtigen und an<strong>der</strong>erseits die<br />
Lebensdauer <strong>der</strong> Bauteile und Anlagen mit <strong>der</strong> Wirtschaftlichkeit <strong>der</strong> Massnahme verknüpfen. Aus<br />
diesen Überlegungen sollten auch konkrete Handlungsanleitungen für die Planenden von städtischen<br />
Neubauten und Sanierungen resultieren. Das Postulat wurde vom Parlament am 22. November 2007<br />
mit 41:1 Stimme überwiesen und mit 25:18 Stimmen gleichzeitig abgeschrieben. Die hier vorliegende<br />
<strong>Gebäudestrategie</strong> erfüllt die angekündigte Absicht des Stadtrates.<br />
3 Begriffserklärungen<br />
2000-WATT-GESELLSCHAFT<br />
Die 2000-Watt-Gesellschaft steht für das Ziel, langfristig eine nachhaltige Entwicklung zu erreichen.<br />
Das angestrebte Wirtschaftswachstum soll <strong>bei</strong> deutlich reduziertem Primärenergieeinsatz und drastisch<br />
reduzierten CO 2 -Emissionen realisiert werden (ETH-Rat 2005). Erreicht wird dieses Ziel dadurch,<br />
dass in jedem Land <strong>der</strong> Erde pro Person maximal 2000 Watt Energie verbraucht wird (17'500 Kilowattstunden<br />
= 1750 Liter Öl pro Person und Jahr). In <strong>der</strong> Schweiz betrug <strong>der</strong> Energieverbrauch im<br />
Jahr 2000 pro Person aber 5000 Watt (ohne Graue Energie), was demzufolge eine Reduktion erfor<strong>der</strong>lich<br />
macht.<br />
Um den Klimawandel zu bremsen, ist zudem eine langfristige Reduktion des CO 2 -Ausstosses auf eine<br />
Tonne pro Person und Jahr nötig, was in etwa einem fossilen Energieverbrauch von 500 Watt pro<br />
Person entspricht. In <strong>der</strong> Schweiz betrug <strong>der</strong> Verbrauch fossiler Energien im Jahr 2000 pro Person
GEBÄUDESTRATEGIE<br />
3000 Watt. Aus nuklearen und erneuerbaren Quellen stammten je 1000 Watt pro Person. Eine Halbierung<br />
des fossilen Energieverbrauchs auf 1500 Watt pro Person soll bis zum Jahr 2050 erreicht werden<br />
(Novatlantis 2005).<br />
Primärenergieverbrauch (ohne Graue Energie) in <strong>der</strong> Schweiz<br />
Quelle: Leichter leben (Novatlantis, 2005)<br />
Die Umsetzung dieser Vision ist technisch machbar: Erstens ist eine Erhöhung <strong>der</strong> Material- und<br />
Energieeffizienz nötig. Zweitens sollen die fossilen Energieträger einerseits durch erneuerbare substituiert<br />
und an<strong>der</strong>erseits <strong>bei</strong> <strong>der</strong> restlichen Nutzung fossiler Energien die CO 2 -Intensität gesenkt werden.<br />
Drittens sind neue Lebens- und Unternehmensformen – Stichwort: nutzen statt besitzen – sowie eine<br />
Professionalisierung in <strong>der</strong> Planung, <strong>der</strong> Investition und im Betrieb von Bauten und Anlagen anzustreben<br />
(Novatlantis 2005).<br />
SIA EFFIZIENZPFAD ENERGIE<br />
Als Instrument für energieeffizientes Bauen konkretisiert <strong>der</strong> SIA Effizienzpfad Energie die Strategie<br />
des Bundesrates für eine nachhaltige Entwicklung im Sinne einer höheren Energieeffizienz, dem vermehrten<br />
Einsatz erneuerbarer Energien und damit verbunden einer Reduktion des klimarelevanten<br />
CO2-Ausstosses. Der SIA Effizienzpfad Energie zeigt auf, wie das Ziel <strong>der</strong> 2000-Watt-Gesellschaft im<br />
Gebäudebereich erreicht werden kann. Da<strong>bei</strong> wird die in den verwendeten Gütern enthaltene, sogenannte<br />
’Graue Energie’ sowie die durch die Nutzung des Gebäudes induzierte Mobilität mit berücksichtigt.<br />
Der Wert für den Energieverbrauch <strong>der</strong> Schweiz im Jahr 2000 beläuft sich dadurch auf 6000<br />
Watt pro Person, wovon 4000 Watt fossiler Natur sind. Die bis zum Jahr 2050 angestrebte Halbierung<br />
des fossilen Energieverbrauchs führt demzufolge zu einer ’fossilen 2000-Watt-Gesellschaft’.<br />
Version März 2008, Seite 3 von 12
GEBÄUDESTRATEGIE<br />
Auf dieses mittelfristige Ziel beziehen sich die Zielwerte des SIA Effizienzpfades Energie, welche für<br />
Neu- und Umbauten gleichermassen gelten: Zielwert A steht für ’2000-Watt-kompatibles’ Bauen: Diese<br />
Gebäude erfüllen bereits heute den Standard <strong>der</strong> fossilen 2000-Watt-Gesellschaft. Zielwert B steht<br />
für ’2000-Watt-fähiges’ Bauen: Diese Bauten lassen sich in einer nächsten Erneuerungsphase so<br />
nachbessern, dass die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> fossilen 2000-Watt-Gesellschaft erfüllt sind. Die Zielwerte<br />
beziehen sich auf den Verbrauch an Primärenergie <strong>der</strong> drei Nutzungen Wohnen, Büro und Schulen.<br />
Über Plausibilitätsrechnungen wurden die Zielwerte pro Nutzung für jeweils fünf Themenbereiche<br />
separat erar<strong>bei</strong>tet: Baumaterial, Raumklima, Warmwasser, Licht + Apparate und Mobilität. Angesprochen<br />
sind die drei Zielgruppen Politiker + Behörden, Bauherrschaften + Investoren und Planende.<br />
Systematik des SIA Effizienzpfades Energie<br />
Quelle: SIA Effizienzpfad Energie (Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein SIA Zürich, 2006)<br />
Für jede Zielgruppe werden Anreize und Strategien eruiert, wie sie in ihrem Handlungsspielraum Einfluss<br />
nehmen können auf die Realisation <strong>der</strong> Zielwerte <strong>bei</strong> einem konkreten Bauvorhaben. Massnahmen,<br />
die das Bau-Umfeld positiv für energieeffiziente Vorhaben beeinflussen, sind in einem Katalog<br />
getrennt für die Zielgruppen aufgeführt. Die Massnahmen sind jeweils nach dem Bauablauf geordnet<br />
und mit Hintergrundinformationen, einer Einschätzung <strong>der</strong> Wirkung, Hinweisen zu Literatur sowie mit<br />
Fragen und Anmerkungen dokumentiert. Damit liefert <strong>der</strong> SIA Effizienzpfad Energie eine konkrete<br />
Grundlage für die Umsetzung <strong>der</strong> Ziele <strong>der</strong> 2000-Watt-Gesellschaft.<br />
Version März 2008, Seite 4 von 12
GEBÄUDESTRATEGIE<br />
4 Ist-Zustand städtischer Gebäude verglichen mit Soll-Zustand<br />
Der Energieverbrauch <strong>der</strong> städtischen Gebäude wird den Zielwerten <strong>der</strong> 2000-Watt-Gesellschaft aus<br />
dem SIA Effizienzpfad Energie gegenüber gestellt. Zur Vergleichbarkeit <strong>der</strong> verschiedenen Energieträger<br />
wird <strong>der</strong> Energieverbrauch pro Quadratmeter beheizte Fläche (Energiekennzahl) in Primärenergie<br />
angegeben. Dies ist die Energie in <strong>der</strong> Form, wie sie in <strong>der</strong> Natur anfällt, also vor jedem Umwandlungsprozess.<br />
Für die Berechnung <strong>der</strong> Primärenergie von Erdgas, Heizöl und Strom werden die<br />
Umrechnungsfaktoren des SIA Effizienzpfades Energie verwendet. Für das vorliegende <strong>Gebäudestrategie</strong><br />
werden die Themenbereiche Raumklima, Warmwasser und Licht + Apparate betrachtet. Die<br />
Themenbereiche Baumaterial und Mobilität werden aufgrund <strong>der</strong> fehlenden Datengrundlage nicht<br />
berücksichtigt.<br />
Aus <strong>der</strong> unten stehenden Grafik ist ersichtlich, dass die Energiekennzahl <strong>der</strong> städtischen Gebäude<br />
<strong>Olten</strong>s in den letzten Jahren stets geschwankt hat. Da<strong>bei</strong> hat die Energiekennzahl Wärme im Verlauf<br />
ganz leicht abgenommen und die Energiekennzahl Elektrizität ist deutlich angestiegen. In <strong>der</strong> Energiekennzahl<br />
Wärme sind <strong>der</strong> Energieverbrauch für die Heizung und zur Bereitstellung von Warmwasser<br />
enthalten. Die Energiekennzahl Elektrizität <strong>bei</strong>nhaltet den Strom für Licht und Apparate sowie für<br />
Hilfs- und Lüftungsgeräte für die Regelung des Raumklimas.<br />
Zur langfristigen Erreichung des Zielwertes A des SIA Effizienzpfades Energie im Jahr 2050 muss <strong>der</strong><br />
Energieverbrauch <strong>der</strong> städtischen Gebäude in den nächsten vierzig Jahren insgesamt um rund zwei<br />
Drittel vermin<strong>der</strong>t werden. Im Wärmebereich muss <strong>der</strong> Energieverbrauch stärker vermin<strong>der</strong>t werden<br />
als im Strombereich: Während eine Halbierung im Strombereich zur Zielerreichung genügt, ist im<br />
Wärmebereich eine Reduktion auf einen Fünftel des heutigen Verbrauchs nötig.<br />
Entwicklung des Primärenergieverbrauchs <strong>der</strong> städtischen Gebäude <strong>Olten</strong>s<br />
Quelle: Energiebuchhaltung <strong>Olten</strong> (EnergieSchweiz für Gemeinden, 2008)<br />
Version März 2008, Seite 5 von 12
GEBÄUDESTRATEGIE<br />
Der Energieverbrauch <strong>der</strong> einzelnen Gebäude <strong>der</strong> Stadt <strong>Olten</strong> ist unterschiedlich nahe am Ziel <strong>der</strong><br />
2000-Watt-Gesellschaft, wie aus <strong>der</strong> nächsten Grafik hervorgeht. So erreicht das im Jahr 1998/99<br />
sanierte Schulhaus Bannfeld bereits heute <strong>bei</strong>nahe den Zielwert B des SIA Effizienzpfades Energie.<br />
Dies bedeutet, dass <strong>bei</strong> einer nächsten Sanierung des Schulhauses <strong>der</strong> Zielwert A erreicht und damit<br />
<strong>der</strong> Standard <strong>der</strong> 2000-Watt-Gesellschaft erfüllt werden kann. Für das Schulhaus Säli, welches demnächst<br />
saniert werden soll, ist zur Erreichung <strong>der</strong> 2000-Watt-Gesellschaft eine Drittelung des Energieverbrauchs<br />
notwendig.<br />
Beim Entscheid, welches <strong>der</strong> städtischen Gebäude prioritär saniert werden soll, ist auf die Höhe <strong>der</strong><br />
Energiekennzahl zu achten. Ebenfalls entscheidend ist die beheizte Fläche (Energiebezugsfläche),<br />
denn diese bestimmt den Anteil des Energieverbrauchs des Gebäudes am Gesamtenergieverbrauch<br />
aller Gebäude massgeblich mit. Die Stadt <strong>Olten</strong> lebt dieses Prinzip für Sanierungsentscheide bereits<br />
aktiv vor: Bei <strong>der</strong> Erneuerung des Schulhauses Bannfeld konnte <strong>der</strong> Energieverbrauch auf weniger als<br />
die Hälfte reduziert werden. Als nächste Gebäude sollen das Säli-Schulhaus und das Stadthaus saniert<br />
werden, welche <strong>bei</strong>de sowohl eine hohe Energiekennzahl als auch eine grosse Energiebezugsfläche<br />
aufweisen.<br />
Primärenergieverbrauch pro beheizte Fläche <strong>der</strong> städtischen Gebäude <strong>Olten</strong>s<br />
Quelle: Energiebuchhaltung <strong>Olten</strong> (EnergieSchweiz für Gemeinden, 2008)<br />
Version März 2008, Seite 6 von 12
GEBÄUDESTRATEGIE<br />
5 Umsetzung SIA Effizienzpfad Energie für die städtischen Gebäude<br />
Als Grundsatz gilt, dass alle baulichen Massnahmen, welche erwartungsgemäss bis zum Jahr 2050<br />
nicht nochmals saniert werden, bereits heute so ausgeführt werden, dass sie 2000-Watt-fähig sind<br />
(Zielwert A des SIA Effizienzpfades Energie). Das Amt für Bundesbauten hat die Nutzungszeiten für<br />
Bauteile tabellarisch erfasst. Gemäss dieser Liste haben die meisten Bauteile eine Lebenserwartung<br />
zwischen 25 und 50 Jahren, falls sie in einer guten Qualität ausgeführt werden.<br />
Grundsätzlich sollen also Massnahmen wie die Erneuerung <strong>der</strong> Gebäudehülle mit einer erwarteten<br />
Lebensdauer von mindestens 30 bis 40 Jahren dem Zielwert A entsprechen. Dieses Ziel soll erreicht<br />
werden, indem nach den Zielwerten <strong>der</strong> Norm SIA 380/1:2007 (Thermische Energie im Hochbau)<br />
gebaut wird. Wird also heute eine Fassade erneuert, muss diese mit mindestens 20 bis 25 Zentimetern<br />
gedämmt werden, da sie eine Lebensdauer von mehr als 40 Jahren hat und somit bis zum Jahr<br />
2050 nicht nochmals erneuert wird.<br />
Bei Massnahmen wie <strong>der</strong> Heizungserneuerung, welche eine Lebensdauer von 15 bis 20 Jahren haben,<br />
können eher noch Übergangstechnologien eingesetzt werden. Solche Massnahmen sollen so<br />
ausgeführt werden, dass sie 2000-Watt-kompatibel sind, also heute den Zielwert B des SIA Effizienzpfades<br />
Energie erreichen. Dadurch sind diese Massnahmen darauf ausgelegt, dass sie <strong>bei</strong> einer<br />
nächsten Sanierung das Ziel <strong>der</strong> 2000-Watt-Gesellschaft erreichen.<br />
Bei <strong>der</strong> bevorstehenden Sanierung <strong>der</strong> Fassade des Säli-Schulhauses soll diesem Grundsatz nachgelebt<br />
werden. Bei <strong>der</strong> Ausschreibung wird die wärmetechnische Qualität gemäss den Zielwerten <strong>der</strong><br />
Norm SIA 380/1:2007 vorgegeben. Diese Vorgaben können mit dreifach verglasten Fenstern mit handelsüblichen<br />
Gläsern erreicht werden.<br />
6 Wirtschaftlichkeit<br />
Massnahmen sind vor allem dann wirtschaftlich, wenn sie frühzeitig geplant und vor allem im Zuge<br />
einer bereits vorgesehenen Mo<strong>der</strong>nisierung durchgeführt werden. Die Mehrkosten für eine bessere<br />
Dämmung amortisieren sich <strong>bei</strong> den heutigen Energiepreisen problemlos innerhalb <strong>der</strong> Lebensdauer<br />
des Bauteiles. Betrachtet man <strong>bei</strong>spielsweise einen Fensterersatz, so betragen die Mehrkosten einer<br />
Dreifachverglasung gegenüber einer Zweifachverglasung maximal rund 100 Franken pro Quadratmeter.<br />
Die Einsparung gegenüber einer Standardlösung betragen etwa 40 Kilowattstunden pro Quadratmeter<br />
und Jahr. Bei den heutigen Energiepreisen von 10 Rappen pro Kilowattstunde resultiert daraus<br />
eine Einsparung von 4 Franken pro Jahr. Das heisst die Mehrkosten sind ohne Berücksichtigung von<br />
Kapitalzinsen in 25 Jahren amortisiert. Bei einer angenommenen Energiepreissteigerung von 2 % pro<br />
Jahr sind die Mehrkosten bereits nach 20 Jahren amortisiert. Die Umsetzung dieser <strong>Gebäudestrategie</strong><br />
soll dadurch mittel- und langfristig zu tieferen Kosten führen.<br />
Version März 2008, Seite 7 von 12
GEBÄUDESTRATEGIE<br />
Entwicklung des Erdölpreises in den letzten 20 Jahren<br />
US-Dollar/Barrel<br />
Monatsmittel von Juli 1988 bis Februar 2008<br />
Quelle: Schlusspreise von Brent Erdöl im Intercontinental Exchange (www.oilnergy.com, 2008)<br />
7 Erfolgskontrolle<br />
Die mindestens jährlich nachzuführende Energiebuchhaltung dient als Kontroll- und Führungsinstrument.<br />
Einerseits hilft sie <strong>bei</strong> <strong>der</strong> gezielten Allokation <strong>der</strong> vorhandenen (beschränkten) Mittel,<br />
an<strong>der</strong>erseits zeigt sie auf, ob die durchgeführten Massnahmen zielführend waren. Die Energiebuchhaltung<br />
ist ein integrierter Bestandteil des Verwaltungsberichts <strong>der</strong> Stadt <strong>Olten</strong>.<br />
Energieverbrauchsentwicklung <strong>der</strong> letzten 10 Jahre (Stadthaus)<br />
Quelle: Energiebuchhaltung <strong>Olten</strong> (EnergieSchweiz für Gemeinden, 2008)<br />
Version März 2008, Seite 8 von 12
GEBÄUDESTRATEGIE<br />
8 Handlungsanleitung: Beispiele einzelner Bauelemente<br />
In <strong>der</strong> Praxis stehen viele Sanierungsentscheide zeitlich gestaffelt an. Grundsätzlich ist es immer<br />
sinnvoll, <strong>bei</strong> einer anstehenden Sanierung die wärmetechnischen Eigenschaften <strong>der</strong> Bauteile zu<br />
verbessern. In <strong>der</strong> Art einer Handlungsanleitung sollen hier klare Vorgaben für einzelne Bauelemente<br />
zur Erfüllung <strong>der</strong> Zielvorgaben des SIA Effizienzpfades Energie aufgelistet werden.<br />
Die Sanierung <strong>der</strong> vier Bauteile Flachdach, Aussenwand, Estrichboden und Kellerdecke wird in <strong>der</strong><br />
folgenden Grafik <strong>bei</strong>spielhaft dargestellt. Aufgezeigt wird die wärmetechnische Qualität (U-Wert) in<br />
Abhängigkeit <strong>der</strong> gewählten Dämmstärke. Der U-Wert ist ein Mass für den Wärmeverlust. Die Dämmwirkung<br />
ist somit umso besser, je kleiner <strong>der</strong> U-Wert ist. Im Bereich <strong>der</strong> Grafik, wo die Kurven steil<br />
verlaufen, wird mit jedem zusätzlich angebrachten Zentimeter Wärmedämmung eine grosse Wirkung<br />
erzielt. Es lohnt sich hier, in gutes Dämmmaterial mit tiefer Wärmeleitfähigkeit (λ-Wert) zu investieren.<br />
Im flachen Bereich <strong>der</strong> Kurven nimmt die zusätzlich erreichte Verbesserung <strong>der</strong> Dämmwirkung mit<br />
steigen<strong>der</strong> Dämmstärke ab. Bei einem U-Wert von ca. 0.15 Watt pro Quadratmeter und Kelvin (Zielwert<br />
SIA 380/1:2007) kann eine zusätzliche Verbesserung <strong>der</strong> Wärmedämmung nur mit einem grossen<br />
Materialaufwand erreicht werden. In diesem Bereich <strong>der</strong> Kurven ist die Dämmwirkung <strong>der</strong>art hoch,<br />
dass nur wenig Wärme abfliessen kann, so wie dies <strong>bei</strong>spielsweise <strong>bei</strong> Gebäuden nach dem Standard<br />
Minergie-P <strong>der</strong> Fall ist.<br />
Wärmetechnische Qualität von Bauteilen in Abhängigkeit von <strong>der</strong> Dämmstärke<br />
Quelle: Energieberatung <strong>Olten</strong> / Ingenieurbüro Amoser (2008)<br />
Version März 2008, Seite 9 von 12
GEBÄUDESTRATEGIE<br />
Die aktuelle Norm SIA 380/1:2007 gibt folgende Vorgaben für die Zielwerte <strong>der</strong> einzelnen Bauteile:<br />
Zielwerte U ta in W/(m 2 *K)<br />
Bauteil gegen Aussenklima<br />
o<strong>der</strong> weniger als 2 m<br />
Unbeheizte Räume<br />
o<strong>der</strong> mehr als 2 m<br />
Bauteil<br />
im Erdreich<br />
im Erdreich<br />
Opake Bauteile (Dach, Decke, Wand, Boden) 0.15 0.25<br />
Opake Bauteile mit Flächenheizung 0.15 0.20<br />
Fenster, Fenstertüren und Türen 1.00 1.20<br />
Fenster mit vorgelagerten Heizkörpern 0.90 1.10<br />
Tore (Türen mit mehr als 6 m 2 ) 1.40 1.70<br />
Storenkasten 0.40 0.40<br />
Orientiert man sich an den Zielwerten <strong>der</strong> Norm SIA 380/1:2007, müssen Aussenbauteile in <strong>der</strong> Sanierung<br />
zwischen 20 und 25 Zentimetern und Bauteile gegen unbeheizte Räume zwischen 10 und<br />
15 Zentimetern gedämmt werden. Die konkret erfor<strong>der</strong>liche Dämmstärke ist von <strong>der</strong> bestehenden<br />
Konstruktion und von <strong>der</strong> Wärmeleitfähigkeit (λ-Wert) des gewählten Dämmmaterials abhängig.<br />
Die exakten Werte können berechnet o<strong>der</strong> einfach aus Bauteilekatalogen gelesen werden. Die folgende<br />
Grafik zeigt als Beispiel einen Ausschnitt aus dem vom Bundesamt für Energie herausgegebenen<br />
Bauteilekatalog "Sanierungen" für die Sanierung eines verputzten Backsteinmauerwerks. Der SIA<br />
380/1-Zielwert für eine Aussenwand beträgt 0.15 Watt pro Quadratmeter und Kelvin (gelbe Markierung<br />
in <strong>der</strong> Grafik). Dieser Wert kann erreicht werden mit einer Dämmstärke von 20 Zentimetern und<br />
einem Lambda-Wert von 0.035 Watt pro Meter und Kelvin. Der Bauteilekatalog kann auf <strong>der</strong> Internetseite<br />
<strong>der</strong> Kantonalen Energiefachstelle (www.energie.so.ch) eingesehen werden.<br />
Sanierung eines verputzten Backsteinmauerwerks ohne Wärmedämmung<br />
Quelle: Bauteilekatalog „Sanierung“ (Bundesamt für Energie BFE, 2001)<br />
Version März 2008, Seite 10 von 12
GEBÄUDESTRATEGIE<br />
Kann <strong>bei</strong> einem Bauteil wie <strong>bei</strong>spielsweise <strong>der</strong> Wand o<strong>der</strong> dem Boden die erfor<strong>der</strong>liche wärmetechnische<br />
Qualität gemäss den SIA 380/1-Zielwerten nicht erreicht werden, kann zur Kompensation dieses<br />
Wärmeverlustes eine höhere Dämmstärke <strong>bei</strong>m Dach und insbeson<strong>der</strong>e auch <strong>bei</strong>m Estrichboden<br />
geprüft werden. Bestehen nur begrenzte Möglichkeiten zur Aussendämmung, sind zudem auch Innendämmsysteme<br />
zu prüfen. Diese sind aber bauphysikalisch heikel.<br />
Die Übergänge zwischen zwei Bauteilen sind ebenfalls bautechnisch anspruchsvoll. Es ist zu beachten,<br />
dass <strong>bei</strong> den Bauteilanschlüssen eine spätere optimale Sanierung eines angrenzenden Bauelementes<br />
ebenfalls möglich bleibt. Wird also <strong>bei</strong>spielsweise in einem ersten Schritt die Wand saniert<br />
und in einem zweiten Schritt das Dach, so muss bereits <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Wandsanierung <strong>der</strong> Dachrand <strong>der</strong>art<br />
ausgebildet werden, dass <strong>bei</strong> <strong>der</strong> späteren Dachsanierung die Zielwerte SIA 380/1:2007 eingehalten<br />
werden können.<br />
9 Quellenangaben<br />
• ETH-Rat, 2005, Jahresbericht 2005 des ETH-Rats. www.ethrat.ch<br />
• Novatlantis, 2004, Leichter Leben – die 2000-Watt-Gesellschaft, Zürich. www.novatlantis.ch<br />
• Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein SIA, 2005, Dokumentation D 0216, SIA Effizienzpfad<br />
Energie, Zürich.<br />
Version März 2008, Seite 11 von 12