Programmheft ansehen - Gürzenich-Orchester Köln
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sinfoniekonzert01<br />
Antonín Dvořák<br />
Richard Strauss<br />
Bonian Tian Violoncello<br />
Markus Stenz Dirigent<br />
First Global Partner
sinfoniekonzert01<br />
22. Sep, 11 Uhr, 23./24. Sep 20 Uhr<br />
<strong>Köln</strong>er Philharmonie<br />
Antonín Dvořák (1841 – 1904)<br />
Konzert für Violoncello und <strong>Orchester</strong> in h-Moll op. 104 (1894/1895) 41’<br />
1. Allegro<br />
2. Adagio, ma non troppo<br />
3. Finale: Allegro moderato<br />
– Pause –<br />
Richard Strauss (1864 – 1949)<br />
»Ein Heldenleben« op. 40 Tondichtung für großes <strong>Orchester</strong> (1898) 45’<br />
Lebhaft bewegt (Der Held) – Etwas langsamer (Des Helden Widersacher) –<br />
Viel ruhiger (Violin-Solo) (Des Helden Gefährtin) – Mit großem Schwung<br />
und Begeisterung (Des Helden Walstatt, Des Helden Friedenswerke) –<br />
Langsam (Des Helden Weltflucht und Vollendung)<br />
Bonian Tian Violoncello<br />
<strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong> <strong>Köln</strong><br />
Markus Stenz Dirigent<br />
So: 10 Uhr und Mo + Di: 19 Uhr<br />
Konzerteinführung mit Egbert Hiller<br />
»Die schnellste CD der Welt« auch dieses Mal erhältlich im Foyer (siehe S. 24)
4<br />
Wehmütige Erinnerungen<br />
und zweifelnde Helden<br />
Musik von Antonín Dvořák und Richard Strauss<br />
Egbert Hiller<br />
Künstlerisch beflügelt von seinem USA-Aufenthalt, nannte Antonín<br />
Dvořák seine 1893 entstandene neunte und letzte Sinfonie »Aus<br />
der Neuen Welt«. Dem tschechischen Komponisten war bewusst,<br />
dass er nach zähem und entbehrungsreichem Aufstieg nun den<br />
Zenit seiner Karriere erklommen hatte. Vorausgegangen waren<br />
seinem Engagement in New York große Erfolge in Wien, doch die<br />
hatten zunächst auf sich warten lassen – bis Johannes Brahms<br />
sich für ihn einsetzte und seinen regen Erfindergeist rühmte:<br />
»Der Kerl hat mehr Ideen als wir alle. Aus seinen Abfällen könnte<br />
sich jeder andere die Hauptthemen zusammenklauben.«<br />
Brahms beließ es nicht bei lobenden Worten, sondern empfahl<br />
seinem Verleger Fritz Simrock im Dezember 1877 dringend,<br />
Dvořáks »Klänge aus Mähren« op. 29 und op. 32 zu publizieren.<br />
Simrock erfüllte Brahms den Wunsch und beauftragte den außerhalb<br />
seiner Heimat noch unbekannten Tonkünstler darüber hinaus<br />
mit den »Slawischen Tänzen« op. 46. Als diese nach ihrem Erscheinen<br />
enthusiastische Fürsprache fanden, war der Bann gebrochen.<br />
Dvořák bekam zahlreiche weitere Aufträge und eroberte die Wiener<br />
Konzertsäle. Der bodenständige, aus der böhmischen Provinz<br />
stammende Metzgers- und Gastwirtssohn avancierte – neben<br />
Bedřich Smetana – zum Hauptvertreter tschechischer Musik in<br />
der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.<br />
Seine Motive und Themen wurzeln tief in der Volksmusik. Er bezog<br />
charakteristische slawische Tanzformen wie den Furiant mit scharfer<br />
Akzentuierung von Zweier- gegen Dreiertakt ein, und seine<br />
Melodien atmen den Duktus der tschechischen Sprache, auch in
Antonín Dvořák (1893)<br />
5
6<br />
Instrumentalwerken. Dennoch hielt sich Dvořák vor allem in<br />
der Formgebung an mitteleuropäische Vorbilder; Anklänge an<br />
böhmische und mährische Folklore transformierte er in kunstmusika<br />
lische Sphären.<br />
Ob es genau dieser schöpferische Ansatz war oder doch allein<br />
seine europaweite Berühmtheit, die die »Neue Welt« auf ihn aufmerksam<br />
werden ließ, sei dahingestellt. Jedenfalls trug Jeanette<br />
M. Thurber, die Gründerin und Hauptmäzenin des New Yorker<br />
National Conservatory of Music, ihm den Posten des Direktors<br />
dieses Instituts an. Sie versprach sich von Dvořák nicht weniger<br />
als die Schaffung einer amerikanischen »Nationalmusik«. Der<br />
zögerte zunächst, nahm das finanziell äußerst lukrative Angebot<br />
dann aber an und reiste nach einer Abschiedstournee durch<br />
Böhmen im September 1892 nach New York. Dort komponierte<br />
er in den folgenden gut zweieinhalb Jahren so herausragende<br />
Werke wie das »Amerikanische Streichquartett«, seine neunte<br />
Sinfonie und – nicht zuletzt – das Konzert für Violoncello und<br />
<strong>Orchester</strong> h-Moll op. 104.<br />
Die Herausforderung, einen amerikanischen »Nationalstil« herauszubilden,<br />
reizte Dvořák sehr. Eingehend beschäftigte er sich mit<br />
der Musik der Indianer und Afroamerikaner, und es fiel ihm nicht<br />
schwer, Elemente daraus zu integrieren, da er ja bereits in Europa<br />
reiche Erfahrungen mit der Symbiose von Volks- und Kunstmusik<br />
bzw. der Übertragung von Volksmusikelementen in kunstmusikalische<br />
Zusammenhänge gesammelt hatte. So konstatierte er im<br />
Mai 1893, nachdem er in New York Fuß gefasst hatte, in einem<br />
Interview, er sei überzeugt, »dass die zukünftige Musik dieses<br />
Landes auf der Grundlage der Lieder aufgebaut werden muss, die<br />
Negermelodien genannt werden. Diese müssen die Basis einer<br />
ernsten und ursprünglichen Kompositionsschule werden, die in<br />
den USA zu begründen ist.«<br />
Spürbar ist dieser Einfluss zwar auch im Cellokonzert h-Moll, stärker<br />
brach sich aber Bahn darin das böhmische Kolorit, mehr noch als<br />
in der neunten Sinfonie. Dvořáks Statement, das sei und bleibe<br />
»immer tschechische Musik«, gilt somit erst recht für das Konzert,<br />
das er im Zustand unstillbaren Heimwehs schrieb. Anfang November<br />
1894, kurz zuvor erst war er nach dem Sommerurlaub in Böhmen<br />
wieder in New York eingetroffen, begann er mit der Arbeit – und sie<br />
war bereits abgeschlossen, als er im April 1895 Amerika endgültig<br />
verließ. Die Zahlungsschwierigkeiten des National Conservatory of
7<br />
Music, das ihm einige Monatsgehälter schuldig blieb, boten ihm<br />
einen willkommenen Anlass, vorzeitig aus seinem Vertrag auszusteigen<br />
und seine Lehrtätigkeit am Prager Konservatorium, das<br />
ihn beurlaubt hatte, wieder aufzunehmen.<br />
Wie sehr Dvořák die Aussicht auf baldige Rückkehr nach Böhmen<br />
inspirierte, lässt sich allein schon daran ermessen, dass er den<br />
befreundeten tschechischen Cellisten und Gründer des Böhmischen<br />
Quartetts Hanuš Wihan zum Solisten und Widmungsträger des<br />
h-Moll-Konzerts auserkor. Nicht einverstanden war Wihan indes<br />
mit dem Fehlen einer effektvollen Solokadenz, doch in diesem Punkt<br />
verhielt sich Dvořák kompromisslos. Er orientierte sich zwar an<br />
der traditionellen dreisätzigen Form. Ihm schwebte aber, statt eines<br />
Virtuosenkonzerts, ein »sinfonisches Konzert« mit dem <strong>Orchester</strong><br />
als ebenbürtigem Partner vor. Gleichwohl sind die solistischen<br />
Anforderungen im Hinblick auf Grifftechnik, Intonation und Klanggestaltung<br />
immens, nur entbehren sie jenen äußeren Glanz, mit<br />
dem sich die Instrumentalsolisten nicht nur des 19. Jahrhunderts<br />
nur allzu gerne schmückten und schmücken.<br />
Als Wihan dem Finale eine eigene Solokadenz hinzufügen wollte,<br />
entzog Dvořák ihm kurzerhand die Uraufführung und übertrug sie<br />
dem englischen Cellisten Leo Stern, der das Konzert am 19. März<br />
1896 in London unter Leitung des Komponisten aus der Taufe<br />
hob und einige Wochen später auch in Prag spielte. Der Grund für<br />
Dvořáks empfindliche Reaktion auf Wihans Eigenmächtigkeit ist<br />
im Übrigen nicht nur im Musikalischen, sondern auch im Programmatisch-Inhaltlichen<br />
zu suchen. Nach dem Tod seiner Schwägerin<br />
Josefine Kaunic hatte er im Frühjahr 1895 den Finalsatz eigens<br />
umgearbeitet; eine brillante Kadenz wäre vor diesem Hintergrund<br />
unpassend gewesen. Das Finale endet nun, wie Dvořák seinem<br />
Verleger mitteilte, »diminuendo wie ein Hauch, mit Reminiszenzen<br />
an den ersten und zweiten Satz, das Solo klingt bis zum pianissimo<br />
aus, dann ein Anschwellen, und die letzten Takte übernimmt<br />
das <strong>Orchester</strong> und schließt in stürmischem Ton. Das war meine<br />
Idee und davon kann ich nicht ablassen.«<br />
Die hohe Bedeutung des Ganzen erklärt sich daraus, dass Dvořák<br />
die gefeierte Schauspielerin Josefine Kaunic in den 1860er-Jahren<br />
sehr verehrt hatte. Seine Liebe blieb freilich unerwidert, und er<br />
verarbeitete seine Enttäuschung in dem Liederzyklus »Zypressen«<br />
op. 82 (1865). 1873 heiratete er Josefines Schwester Anna. Als er<br />
1895 nach seiner Ankunft in Böhmen von der schweren Erkrankung
8<br />
Richard Strauss, New York 1904
9<br />
Josefines erfuhr, wob er den Mittelteil des Liedes »Lass mich allein«<br />
(Opus 82,1) das Josefine besonders schätzte in den langsamen<br />
Satz des Cellokonzerts ein. Und nach ihrem Tod veränderte er dann<br />
auch das Finale, in das ebenfalls ein Bruchstück des besagten<br />
Liedes einfloss. Die damit verbundene wehmütige Erinnerung<br />
korrespondiert eng mit Dvořáks Sehnsucht nach seiner böhmischen<br />
Heimat, die ihn allerdings ebenso zu mitreißenden Klangströmen<br />
und melodischem Zauber motivierte. Gerade die Verknüpfung<br />
beider Ebenen verlieh dem Werk ein spezifisches Gepräge.<br />
Dass auch Richard Strauss’ »Ein Heldenleben« op. 40 ein spezifisches<br />
Gepräge aufweist, deutete der Komponist selbst in einem<br />
Brief vom 25. Juli 1898 aus seiner Sommerfrische im oberbayerischen<br />
Marquartstein an: »Da Beethovens ›Eroica‹ bei unseren<br />
Dirigenten so äußerst unbeliebt ist und deshalb nur selten aufgeführt<br />
wird, komme ich einem großen Bedürfnis nach, indem<br />
ich eine Tondichtung von beträchtlicher Länge mit dem Titel ›Ein<br />
Heldenleben‹ schreibe; zwar enthält sie selbstverständlich keinen<br />
Trauermarsch, steht aber dennoch in Es-Dur mit reichlichem Hörnerklang,<br />
denn das Horn ist schließlich genau das Richtige fürs<br />
Heldenhafte.«<br />
Die leise Ironie, die aus diesen Zeilen spricht, schlug sich in dem<br />
Ende Dezember desselben Jahres vollendeten und am 3. März<br />
1899 in einem Frankfurter Museumskonzert unter Strauss’ Leitung<br />
uraufgeführten Werk durchaus nieder. Zwar geizte er keineswegs<br />
mit tönenden Insignien des Heldischen, zwar scheute er sich<br />
nicht, im vierten (»Des Helden Walstatt«) von sechs Teilen gar ein<br />
martialisches Schlachtengemälde zu entwerfen. Dennoch bietet<br />
»Ein Heldenleben«, statt das militaristisch-imperialistische Weltbild<br />
des wilhelminischen Zeitalters zu spiegeln, dem geistigen<br />
Auge eher den Eindruck eines zweifelnden »Helden«, eines vom<br />
Fin de Siècle geprägten Künstler-Typus, der mehr mit sich selbst<br />
statt mit äußeren Feinden ringen muss. Auch ist mit dem »Helden«<br />
nicht, wie oft unterstellt wurde, ausschließlich der sich selbst<br />
verherrlichende Komponist gemeint. Vielmehr erscheint das<br />
Persönliche ins (Tiefen-)Psychologische und Wesenhafte entrückt.<br />
Strauss selbst fasste die Dimension des »Heldischen« in seinem<br />
Werk wie folgt auf: »›Ein Heldenleben‹ zeigt uns nicht eine ein zelne<br />
poetische oder historische Figur, sondern vielmehr ein allge mei neres<br />
und freieres Ideal eines großartigen und mannhaften Heroismus –<br />
gemeint ist nicht der Heroismus, an den man einen Allerweltsmaßstab<br />
des Heldenmutes anlegen kann, mit materiellen und
10<br />
anderen äußerlichen Belohnungen, sondern derjenige Hero is mus,<br />
der die inneren Kämpfe eines Lebens beschreibt und der durch<br />
Anstrengung und Entsagung die Erhebung der Seele erstrebt.«<br />
Charakteristisch für die reflektierende Ebene ist auch die assoziative<br />
Verknüpfung mit anderen Tondichtungen. Mit dem ein Jahr<br />
zuvor entstandenen »Don Quixote« op. 35 bildet »Ein Heldenleben«<br />
ein Gegensatzpaar, und im Verein mit der »Sinfonia Domestica«<br />
op. 53 (1903) entstand gar eine Trias: vom tragikomischen »Ritter<br />
von der traurigen Gestalt« über die ins Philosophische überhöhte<br />
Auseinandersetzung zwischen »Held« und (seiner) Welt bis zur<br />
musikalischen Darstellung von bürgerlich-familiärem Umfeld und<br />
Eheleben – die Wendung des »Helden« zum »Pantoffelhelden«?<br />
Zwar blieb die Funktion des häuslichen Familienlebens um 1900<br />
als Gegenwelt zum rauen Weltgetriebe, in dem der Mann sich tatkräftig<br />
zu behaupten hatte, erhalten, doch die bürgerlichen Ideale<br />
drohten von einschneidenden gesellschaftlichen Wandlungsprozessen<br />
entwertet zu werden. Sie wurden in der anbrechenden<br />
Moderne massiv hinterfragt und von der Jugendstil- und Expressionisten-Generation<br />
mit beißendem Spott bedacht. So reimte der<br />
Frühexpressionist Alfred Mombert in seinem 1896 erschienenen<br />
Gedichtband »Der Glühende«: »Ja, in der Jugend war ich der starke<br />
Junge, schleppte die stärksten Helden an meinem Tau, aber da<br />
wässerte mir die Zunge und ich hing am Arm einer Ehefrau.«<br />
Strauss nahm in seiner Tonsprache eine vermittelnde Position<br />
zwischen Konservativismus und Moderne ein. Obwohl einem bürgerlichen<br />
Weltbild stets verpflichtet, gehörte er bis um 1910 – zumal<br />
mit seinen Tondichtungen und den Opern »Salome« und »Elektra« –<br />
zu den führenden Vertretern der musikalischen Moderne. Den<br />
Durchbruch zur »Atonalität« und mithin zur »Neuen Musik« vollzog<br />
er dann aber nicht mit. Wie viele andere strebte er als Reaktion<br />
auf diesen Umbruch nun nach klassischen Idealen, die er aber<br />
zeitgemäß umdeutete. Die Klangwelt seiner Oper »Der Rosenkavalier«<br />
(1910), die oftmals als Wendepunkt in Strauss’ Schaffen<br />
bezeichnet wird, war daher auch nicht rückschrittlich, sondern blieb,<br />
mit überraschenden harmonischen Rückungen und bito nalen Konstellationen,<br />
durchaus kühn – nur eben die Grenze zur »Atonalität«<br />
nicht überschreitend.<br />
Zum zentralen Merkmal gerieten bitonale Elemente bereits in<br />
»Ein Heldenleben«, worin sie ebenfalls kein Selbstzweck, sondern<br />
dramaturgisch motiviert waren, da sie eine extreme Individuali-
13<br />
sierung der thematischen Gestalten anzeigen. Treffen zwei rivalisierende<br />
»Gestalten« aufeinander, so versucht die eine »Gestalt«<br />
mit ihrer Tonalität die abweichende Tonalität der anderen zu dominieren<br />
– was als bitonaler Konflikt zum Ausdruck kommt. Indem<br />
Strauss Thema gegen Thema setzte, dehnte er die Dissonanz- und<br />
Kontrapunktregeln vom Einzelton auf Tongruppen (»Gestalten«) aus.<br />
Gepaart ist dieses Konzept mit virtuoser Handhabung orchestralen<br />
Farbenreichtums und stilistischer Vielfalt, die jedoch in das Gerüst<br />
einer weit ausgreifenden Sonatenhauptsatzform eingebunden<br />
sind, die sich am Vorbild der »Eroica« orientiert. Die ersten drei<br />
Abschnitte des »Heldenlebens« bilden die Exposition: In schwel gerischem<br />
Duktus präsentiert sich »Der Held« als charismatische<br />
Erscheinung, während »Des Helden Widersacher« in den Holzbläsern<br />
zetern. In wonniger Klanglandschaft tritt »Des Helden Gefährtin«<br />
auf, versinnbildlicht durch eine Solovioline, die neben schmachtendsehnsüchtigen<br />
und lieblichen auch, laut Vortragsanweisung,<br />
»drängende« und »keifende« Töne erzeugt. Auf starkes Interesse<br />
stieß »Des Helden Gefährtin« bei Strauss’ erstem Verleger Eugen<br />
Spitzweg, der den Komponisten seinerzeit dazu befragte:<br />
»Ich wollte den Schlüssel für die Personen, besonders die Frau<br />
des Helden. Sie macht einen neugierig. Die einen hören eine Perverse,<br />
andere eine Kokette. Er (Strauss) sagte: Weder – noch. Ich<br />
habe meine Frau dargestellt. Sie ist sehr kompliziert, ein wenig<br />
pervers, ein wenig kokett, wechselt von einer Minute zur anderen.<br />
Der Held folgt ihr zu Anfang, nimmt den Ton auf, den sie sang.<br />
Sie entflieht immer wieder. Da sagt er: geh du nur, ich bleibe.<br />
Und zieht sich in seine Gedanken, seinen eigenen Ton zurück. Da<br />
sucht sie ihn. Musikalisch ist dieser Teil ein langes Zwischenspiel<br />
zwischen beiden Ausbrüchen des Anfangs und der Schlacht.«<br />
Nach vermeintlichem Kampfgetümmel (»Des Helden Walstatt«), das<br />
formal die Durchführung repräsentiert, mündet das Werk in die mit<br />
Selbstzitaten angereicherte Reprise (»Des Helden Friedenswerke«)<br />
ein. Dieser folgt wiederum eine groß dimensionierte, introvertierte<br />
Coda (»Des Helden Weltflucht und Vollendung«), in der sich häusliche<br />
Intimität und Visionen vom Heldentum im gefühlvollen Dialog<br />
zwischen Solovioline und Horn vereinen. Und der finale von Pauken<br />
grundierte Aufschwung der Trompeten, den Strauss seiner eigenen<br />
Nietzsche-Tondichtung »Also sprach Zarathustra« (1896) nachempfand,<br />
gemahnt an Entrückung aus den Niederungen des Weltge<br />
triebes in eine fiktive Herrschaft des Geistes und der Kunst.
15<br />
»Ein Holzpaket, das man<br />
zum Klingen bringt«<br />
Der Cellist Bonian Tian<br />
Ein Porträt von Sabine Fringes<br />
»Vielen Dank. Sie haben sehr schön gespielt.« – Das ist so ein<br />
Satz, den die meisten Musiker nach einem <strong>Orchester</strong>-Probespiel<br />
zu hören bekommen, gefolgt von den Worten: »Wir mussten uns<br />
aber leider für einen anderen Kandidaten entscheiden.« – Für den<br />
damals 24-Jährigen hieß es in <strong>Köln</strong> nach dem ersten Probespiel<br />
seines Lebens: »Vielen Dank. Sie haben alle sehr schön gespielt.<br />
Nun möchten wir nur noch Bonian Tian hören.« – Die Musiker des<br />
<strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong>s und <strong>Gürzenich</strong>-Kapellmeister Markus Stenz<br />
waren auch nach seinem zweiten Vorspiel begeistert und nach<br />
einem weiteren dritten gab es sogar Applaus, eine für »musikalische<br />
Bewerbungsrunden« eher unübliche Reaktion. Bonian Tian<br />
freute sich, wusste aber nicht, woran er denn nun eigentlich sei.<br />
Er nahm also geduldig das Lob seiner heutigen Kollegen entgegen<br />
und erst nach einer Weile erkundigte er sich dann höflich: »Entschuldigung,<br />
darf ich fragen, ob ich die Stelle bekommen habe?«<br />
Seit gut drei Jahren ist Bonian Tian nun Solo-Cellist beim <strong>Gürzenich</strong>-<br />
<strong>Orchester</strong>. Seine leuchtenden Augen verraten, dass es mehr ist<br />
als bloße Freundlichkeit, wenn er sagt, er fühle sich hier sehr wohl:<br />
Die gute Stimmung und Kollegialität im <strong>Orchester</strong>! Der viele Platz<br />
und das Grün in <strong>Köln</strong>! – Eine Beobachtung, die dem Einheimischen<br />
erst später einleuchtet. Verglichen mit der Dichte chinesischer<br />
Großstädte herrscht in <strong>Köln</strong> schon eine nahezu ländliche Beschaulichkeit.<br />
Und diese genießt Bonian Tian, er liebt lange Spaziergänge,<br />
gerne auch gemeinsam mit seiner Frau, der chinesischen Pianistin<br />
Jingyuan Ma.
16<br />
Obgleich er im Moment nicht allzu viel Zeit dafür hat: In seiner<br />
jetzigen Position muss er mehr üben als je in seinem Studentenleben<br />
zuvor. »Schuld« daran sind die Opern: bis jetzt ist jede, die<br />
er mit dem <strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong>, das auch das <strong>Orchester</strong> der Oper<br />
<strong>Köln</strong> ist, spielt, die erste in seinem Repertoire. Und »daneben«<br />
stehen ja auch noch seine Solo-Konzerte an. Um die halbe Welt<br />
ist er schon gekommen, er spielte u. a. in der Berliner Philharmonie,<br />
im Kopenhagener Tivoli Konzertsaal, im Seoul Centre for Culture<br />
and Music und während einer Privataudienz bei Königin Margarethe<br />
von Dänemark. Nicht zu vergessen das Gastspiel mit dem <strong>Gürzenich</strong>-<br />
<strong>Orchester</strong> in seinem Heimatland China.<br />
Seinen heutigen Traumberuf hat Bonian Tian, der 1986 in Shenyang,<br />
der Hauptstadt der Provinz Liaoning im Nordosten Chinas, geboren<br />
wurde, seinem Vater zu verdanken. Der wäre selbst gerne Musiker<br />
geworden, doch für ihn, der unter Maos »Kulturrevolution« aufwuchs,<br />
blieb dies ein unmögliches Vorhaben. »Authentisch proletarisch«<br />
sollte Musik sein und der Revolution dienen. Klassische Musik<br />
hingegen, die Musik des Westens, galt als dekadent, ihre Spieler<br />
als »bourgeois« und von »schlechter Herkunft«. Schließlich wurden<br />
sogar alle Studenten der Pekinger Kunsthochschulen in Umerziehungslager<br />
interniert. Erst 1977, ein Jahr nach der »Kulturrevolu<br />
tion«, öffneten die Konservatorien wieder ihre Tore. Isaac<br />
Stern unterrichtete zwei Jahre später sogar eine Meisterklasse<br />
am Pekinger Konservatorium.<br />
Während die Geige sich in China etabliert hatte, war noch in den<br />
1980ern, erzählt Bonian Tian, das Cello vielen unbekannt. Just<br />
aus diesem Grund entschied sich sein Vater dafür, denn der<br />
Unterricht für dieses »exotische« Instrument war wesentlich günstiger.<br />
Und so erhielt der Fünfjährige seine ersten Stunden am<br />
Musikkonservatorium von Shenyang bei Prof. Wang Jifu. »Für mich<br />
war das Cello zunächst nicht viel mehr als ein nettes Spielzeug,<br />
ein Holzpaket, das man zum Klingen bringt«, sagt Bonian Tian.<br />
Erst nachdem er sich im Alter von acht Jahren die Hand gebrochen<br />
hatte, funkte es zwischen ihm und der Musik. »Da vermisste ich<br />
das Cello-Spiel auf einmal sehr und hörte viel Musik. Als meine<br />
Hand wieder heil war, übte ich dann zur Überraschung meiner Eltern<br />
jeden Tag freiwillig drei Stunden und mehr.« Bald war klar: Der Junge<br />
braucht eine professionelle Ausbildung. Im Internat am Konservatorium<br />
in Peking bekam er weiteres technisches Rüstzeug mit auf den<br />
Weg, Hintergründe zur Musikgeschichte und zur Spielweise erhielt<br />
er in Deutschland, u. a. an der Hochschule für Musik und Tanz in
17<br />
<strong>Köln</strong> bei Prof. Frans Helmerson und an der Hochschule für Musik<br />
Hanns Eisler in Berlin bei David Geringas, einem ehemaligen<br />
Rost ropovich-Schüler. Der russische Cellist Mstislav Rostropovich<br />
ist sein Vorbild: »Sein Spiel kam vom Herzen und strahlte eine<br />
große Wärme aus. Und das bedeutet für mich Glück: Wenn die<br />
Menschen in meinem Spiel mein Herz spüren können.« – Und<br />
so ist ihm auch die Musik der Romantik die liebste, darunter<br />
besonders das Cello-Konzert von Robert Schumann oder das von<br />
Antonín Dvořák, das er mit seinen Kollegen und Markus Stenz<br />
aufführen wird.<br />
Welche Konzerte blieben ihm bisher in besonderer Erinnerung? Es<br />
folgt eine diplomatische Antwort: »Wenn ich auf der Bühne spiele,<br />
denke ich nur an die Musik und vergesse alles andere. Daher ist<br />
jedes Konzert ein ›Highlight‹ für mich«. Und dann nennt er doch<br />
noch ein besonderes Erlebnis: Als Stipendiat der Yehudi-Menuhin-<br />
Stiftung »Live Music Now« spielte er u. a. in Krankenhäusern vor<br />
schwerkranken und alten Menschen. Einmal wurde für eine betagte<br />
Frau extra ein Klavier vor deren Zimmer geschoben. »Wir haben<br />
lange für sie gespielt. Ihre Familie war um sie versammelt und<br />
alle weinten. Wir Menschen brauchen Musik, weil sie den direkten<br />
Weg zum Herzen geht. Wir sind oft kalt und distanziert, Musik ist<br />
das nicht. Sie ist klar und rein.«
19<br />
Markus Stenz ist <strong>Gürzenich</strong>-Kapellmeister und Generalmusikdirektor<br />
der Stadt <strong>Köln</strong>, Chefdirigent des Radio Filharmonisch<br />
Orkest Hilversum und Erster Gastdirigent des Hallé Orchestra<br />
Manchester.<br />
Ausgebildet an der Hochschule für Musik in <strong>Köln</strong> bei Volker<br />
Wangenheim und bei Leonard Bernstein und Seiji Ozawa in<br />
Tangle wood, profilierte er sich früh mit ungewöhnlichen Projekten<br />
und zahlreichen Ur- und Erstaufführungen. 1989 übernahm<br />
Markus Stenz die musikalische Leitung des Cantiere Internazionale<br />
d’Arte in Montepulciano (bis 1995). Von 1994 bis 1998<br />
leitete er als Chefdirigent die London Sinfonietta, das renommierteste<br />
britische Ensemble für zeitgenössische Musik. Parallel<br />
zu seiner Position als Künstlerischer Leiter und Chefdirigent des<br />
Melbourne Symphony Orchestra von 1998 bis 2004 hat Markus<br />
Stenz sein Repertoire ständig in Richtung Klassik und Romantik<br />
erweitert und sich als Konzert- wie auch als Operndirigent international<br />
etabliert. Er leitete so namhafte Klangkörper wie das<br />
Königliche Concertgebouw <strong>Orchester</strong> Amsterdam, die Münchner<br />
Philhar moniker, das Gewandhausorchester Leipzig, die Berliner<br />
Philharmoniker, das Tonhalle-<strong>Orchester</strong> Zürich, die Wiener Symphoniker<br />
sowie das Chicago Symphony Orchestra. Seit seinem<br />
Debüt als Operndirigent mit Hans Werner Henzes »Elegie für<br />
junge Liebende« am Gran Teatro La Fenice in Venedig gastierte<br />
er u. a. an den Opernhäusern in Mailand, San Francisco, Los<br />
Angeles, Chicago, London, Brüssel, Berlin, Stuttgart, München<br />
und Hamburg sowie beim Festival in Glyndebourne, beim Edinburgh<br />
International Festival und bei den Salzburger Festspielen.<br />
Er leitete zahlreiche Ur- und Erstaufführungen wie Hans Werner<br />
Henzes »L’Upupa und der Triumph der Sohnesliebe« 2003 bei<br />
den Salzburger Festspielen. Viel beachtet sind seine Wagnerund<br />
Janáček-Dirigate an der Oper <strong>Köln</strong>. In der Saison 2013/2014<br />
ist Markus Stenz an der Oper <strong>Köln</strong> u. a. musikalisch verantwortlich<br />
für die Neuproduktion von Webers »Der Freischütz«. Seine<br />
zahlreichen CD-Aufnahmen erweitert er derzeit um eine Gesamteinspielung<br />
aller Mahler-Sinfonien mit dem <strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong><br />
<strong>Köln</strong>, von der zuletzt die siebte Sinfonie erschienen ist. Bei<br />
Hyperion erschien unlängst eine von der internationalen Kritik<br />
hoch gelobte Einspielung von Richard Strauss’ »Don Quixote« und<br />
»Till Eulenspiegel« mit dem <strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong>.
20<br />
orchesterbesetzung<br />
I. VIOLINEN Ursula Maria Berg, Jordan<br />
Ofiesh, Alvaro Palmen, Dylan Naylor,<br />
Dirk Otte, Chieko Yoshioka-Sallmon,<br />
David Johnson, Andreas Bauer, Rose<br />
Kaufmann, Demetrius Polyzoides,<br />
Elisabeth Polyzoides, Petra Hiemeyer,<br />
Anna Kipriyanova, Juta Õunapuu-Mocanita,<br />
Ekaterini Irini Chatzinikolaou**, Patrizia<br />
Estebaranz**<br />
II. Violinen Sergei Khvorostuhin,<br />
Christoph Rombusch, Andreas Heinrich,<br />
Cornelie Bodamer-Cahen, Stefan Kleinert,<br />
Friederike Zumach, Elizabeth Macintosh,<br />
Sigrid Hegers-Schwamm, Joanna Becker,<br />
Susanne Lang, Nathalie Streichardt,<br />
Hae-Jin Lee, Liora Rips, Anastasia<br />
Tserkanyuk, Christoph Felix Schlomberg**,<br />
Lucas Barr*<br />
Bratschen Bernhard Oll, Susanne<br />
Duven, Martina Horejsi-Kiefer, Bruno<br />
Toebrock, Vincent Royer, Gerhard Dierig,<br />
Annegret Klingel, Antje Kaufmann,<br />
Ina Richartz, Eva-Maria Wilms-Mühlbach,<br />
Kathrin Körber, Lydia Haurenherm<br />
Violoncelli Johannes Wohlmacher*,<br />
Ursula Gneiting-Nentwig, Johannes Nauber,<br />
Tilman Fischer, Klaus-Christoph Kellner,<br />
Franziska Leube, Georg Heimbach,<br />
Daniel Raabe, Sylvia Borg-Bujanowski,<br />
Katharina Apel-Hülshoff, Christine<br />
Peckwitt*, Jeanette Gier*<br />
Kontrabässe Johannes Seidl, Henning<br />
Rasche, Johannes Eßer, Konstantin Krell,<br />
Otmar Berger, Shuzo Nishino, Wolfgang<br />
Sallmon, Frank Geuer<br />
Harfen Saskia Kwast, Annegret Conrad*<br />
Flöten Alja Velkaverh, André Sebald,<br />
Irmtraud Rattay-Kasper, Angelique van<br />
Duurling<br />
Oboen Horst Eppendorf,<br />
Marina Günkinger*, Ikuko Yamamoto,<br />
Reinhard Holch<br />
Klarinetten Oliver Schwarz,<br />
Tino Plener*, Ekkehardt Feldmann,<br />
Thomas Adamsky<br />
Fagotte Rainer Schottstädt, Jörg<br />
Steinbrecher, Klaus Lohrer, Mari Tokumaru<br />
Hörner Egon Hellrung, Johannes<br />
Schuster, Willy Bessems, Gerhard Reuber,<br />
Andreas Jakobs, Jens Kreuter, Jörn Köster,<br />
David Neuhoff, Kaori Shinohara<br />
Trompeten Bruno Feldkircher, Simon<br />
de Klein, Matthias Jüttendonk, Matthias<br />
Kiefer, Klaus von der Weiden<br />
Posaunen Aaron Stilz, Markus Lenzing,<br />
Karlheinz Gottfried, Jan Böhme<br />
Tuba Karl-Heinz Glöckner<br />
Pauken Robert Schäfer<br />
Schlagzeug Bernd Schmelzer,<br />
Ulli Vogtmann, Christoph Baumgartner,<br />
Martin Barth*<br />
* Gast<br />
** Substitut, gefördert von der<br />
Concert-Gesellschaft <strong>Köln</strong> e. V.<br />
Stand: 16. September 2013
21<br />
orchesteraktuell<br />
Das <strong>Gürzenich</strong>-Cello-Quartett im Konzert<br />
06. Okt 2013 in Odenthal<br />
Cello satt – das bietet das diesjährige Eröffnungskonzert der<br />
Odenthaler Kammerkonzerte. Katharina Apel-Hülshoff (3. v. l.),<br />
Franziska Leube, Georg Heimbach (1. v. l.) und der Solist des<br />
heutigen Sinfoniekonzerts Bonian Tian gehören alle vier der<br />
Cellogruppe des <strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong>s an. Sie haben sich jetzt<br />
erstmals zum <strong>Gürzenich</strong>-Celloquartett zusammengeschlossen,<br />
um die klanglichen Reize ihres Instrumentes im Viererverbund<br />
auszuloten.<br />
Auf dem Programm stehen:<br />
Saverio Mercadante »La Poesia« für vier Violoncelli<br />
Johann Sebastian Bach Präludium und Fuge c-Moll BWV 1011<br />
Robert Schumann Konzert für Violoncello a-Moll op. 129<br />
in der Bearbeitung für vier Celli von Richard Klemm<br />
Johann Sebastian Bach 1. Suite G-Dur BWV 1007<br />
Richard Wagner aus »Lohengrin«: Feierliches Stück nach dem Wege<br />
zum Münster, für vier Celli arrangiert von Friedrich Grützmacher<br />
Pjotr I. Tschaikowsky »Juni« aus »Jahreszeiten«, Zyklus für Klavier<br />
Wilhelm Fitzenhagen Concertwalzer op. 31<br />
06. Okt 2013, 19.30 Uhr<br />
Katholische Pfarrkirche St. Pankratius Odenthal<br />
www.kulturspiegel-odenthal.de
22<br />
orchesteraktuell<br />
Schaffensimpulse aus Schicksalskrisen<br />
Tschaikowskys 4. Symphonie aus dem aktuellen Zyklus<br />
mit Dmitrij Kitajenko<br />
Für die neueste Veröffentlichung aus seinem Tschaikowsky-Zyklus<br />
mit dem <strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong> kontrastiert Dmitrij Kitajenko die<br />
schicksalsschwere 4. Symphonie mit dem funkensprühenden<br />
»Capriccio Italien«. Mit dieser siebten von insgesamt acht CDs<br />
bei OehmsClassics steht die Gesamteinspielung kurz vor ihrem<br />
Abschluss.<br />
»Das ist das Fatum, jene verhängnisvolle Macht, die […] wie ein<br />
Damoklesschwert über unserem Haupte schwebt und unsere<br />
Seele unentwegt vergiftet« – so charakterisierte Tschaikowsky in<br />
einem Brief an seine Gönnerin Nadescha von Meck den Hauptgedanken<br />
seiner 4. Symphonie. Im Jahr zuvor, 1877, hatte er im<br />
verzweifelten Versuch, die – im zaristischen Russland lebensbedrohlichen<br />
– Gerüchte über seine Homosexualität zu zerstreuen,<br />
eine ehemalige Studentin geheiratet. Das ging schief, und der<br />
Komponist erlitt einen Nervenzusammenbruch. Doch die Lebenskräfte<br />
kehrten wieder und entluden sich in zwei großartigen Werken:<br />
Der Oper »Eugen Onegin« und eben jener 4. Symphonie, die bei<br />
aller Tragik auch träumerisch-melancholische und heitere Momente<br />
entfaltet. Ergänzt wird diese Aufnahme, die 2010 im Studio des<br />
<strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong>s entstand, mit Tschaikowskys liebenswürdiger<br />
<strong>Orchester</strong>-Fantasie »Capriccio Italien«. Hier offenbart sich einmal<br />
mehr die Stärke von Dmitrij Kitajenkos Interpretationen, der seine<br />
immense Erfahrung im russischen Repertoire stets für eine wache,<br />
alle Klischees klug vermeidende Lesart einsetzt. Voraussichtlich<br />
im Februar 2014 wird der Zyklus mit Tschaikowskys 7. Symphonie<br />
abgeschlossen.<br />
Pjotr Iljitsch Tschaikowsky<br />
Symphonie Nr. 4 f-Moll op. 36<br />
Capriccio Italien op. 45<br />
<strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong> <strong>Köln</strong><br />
Dmitrij Kitajenko Dirigent<br />
Hybrid-SACD<br />
OehmsClassics OC 671
24<br />
»GO live!« Auch für das heutige Konzert bieten wir Ihnen mit<br />
»GO live!« die schnellste CD der Welt an: Nehmen Sie Ihren eigenen<br />
privaten Konzert-Livemitschnitt direkt im Anschluss an das<br />
ge hörte Konzert an unserem »GO live!«-Stand im Foyer der Philharmonie<br />
mit:<br />
die »Sofort-CD«<br />
die CD-Hülle<br />
die CD-Clipse fürs <strong>Programmheft</strong><br />
die MP3-Datei<br />
CDs, CD-Hülle und Versand<br />
10,00<br />
2,00<br />
kostenlos<br />
5,00<br />
15,00<br />
Bonian Tian und Markus Stenz werden Ihre CDs auf Wunsch<br />
signieren.<br />
Wenn Sie nach dem Konzert nicht warten möchten, können Sie<br />
vor dem Konzert und in der Pause die »GO live!«-CD am Stand<br />
bestellen. Sie erhalten sie dann in Kürze mit der Post. Falls Sie<br />
erst nach dem Konzert von diesem Lieferservice Gebrauch<br />
machen möchten, wenden Sie sich bitte an die Mitwarbeiterinnen<br />
an der Programm heft-Theke neben dem Eingang.<br />
Die »Sofort-CD« verkaufen wir ausschließlich am jeweiligen<br />
Konzert tag.<br />
Viele unserer »GO live!«-Mitschnitte sind bei itunes.com im Internet<br />
verfügbar. Unter www.guerzenich-orchester.de finden Sie<br />
in der Rubrik »GO live!« einen Link, der Sie je nach Wunsch entweder<br />
auf alle im iTunes Music Store erhältlichen Aufnahmen des<br />
<strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong>s oder gezielt auf ein bestimmtes Konzert<br />
des <strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong>s leitet.
25<br />
vorschau<br />
sinfoniekonzert02<br />
Sonntag, 06. Okt 13, 11 Uhr<br />
Montag, 07. Okt 13, 20 Uhr<br />
Dienstag, 08. Okt 13, 20 Uhr<br />
<strong>Köln</strong>er Philharmonie<br />
Konzerteinführung<br />
mit Norbert Hornig<br />
So 10 Uhr, Mo u. Di 19 Uhr<br />
Ludwig van Beethoven<br />
Konzert für Klavier und <strong>Orchester</strong><br />
Nr. 3 c-Moll op. 37<br />
Hans Werner Henze<br />
Sinfonie Nr. 7<br />
3. Akt<br />
Lars Vogt Klavier<br />
<strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong> <strong>Köln</strong><br />
Markus Stenz Dirigent<br />
konzert im dom<br />
»150 Jahre<br />
<strong>Köln</strong>er Domchor«<br />
Freitag, 11. Okt 13, 20 Uhr<br />
<strong>Köln</strong>er Dom<br />
Eintritt frei<br />
Freie Platzwahl<br />
Leonard Bernstein<br />
»Chichester Psalms«<br />
David Plate<br />
»Sturmwind, der sein Wort vollzieht«<br />
Uraufführung<br />
Igor Strawinsky<br />
»Psalmensinfonie«<br />
Vokalensemble <strong>Köln</strong>er Dom<br />
<strong>Köln</strong>er Domchor<br />
<strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong> <strong>Köln</strong><br />
Markus Stenz Dirigent<br />
Karten erhalten Sie bei der <strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong>-Hotline: Tel. (0221) 280282,<br />
beim Kartenservice der Bühnen <strong>Köln</strong> in den Opernpassagen, im Internet unter:<br />
www.guerzenich-orchester.de sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen.
26<br />
Markus Stenz und das <strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong> <strong>Köln</strong> danken Lufthansa<br />
und den Kuratoren der Concert-Gesellschaft <strong>Köln</strong> e.V. für ihr<br />
kulturelles Engagement und ihre großzügige Unterstützung:<br />
Ehrenmitglieder des Kuratoriums:<br />
Jürgen Roters Oberbürgermeister der Stadt <strong>Köln</strong><br />
Dr. h.c. Fritz Schramma Oberbürgermeister der Stadt <strong>Köln</strong> a.D.<br />
Kuratoren:<br />
Bechtle GmbH IT Systemhaus, Waldemar Zgrzebski<br />
Ebner Stolz Mönning Bachem Wirtschaftsprüfer – Steuer berater – Rechtsanwälte, Dr. Werner Holzmayer<br />
Excelsior Hotel Ernst AG Henning Matthiesen<br />
GALERIA Kaufhof GmbH Ass. jur. Ulrich Köster<br />
Generali Investments Deutschland Kapitalanlagegesellschaft mbH, Dr. Ulrich Kauffmann<br />
HANSA-REVISION Schubert & Coll. GmbH Wirtschafts prüfungs- und Steuerberatungs gesellschaft,<br />
Dipl.-Kfm. Bernd Schubert<br />
Hefe van Haag GmbH & Co. KG Dr. Klaus van Haag<br />
ifp Institut für Personal- und Unter nehmensberatung, Will und Partner GmbH & Co. KG, Jörg Will<br />
Kirberg GmbH Catering Fine Food Jutta Kirberg<br />
<strong>Köln</strong>er Bank eG Bruno Hollweger<br />
Koelnmesse GmbH Gerald Böse<br />
Kreissparkasse <strong>Köln</strong> Alexander Wüerst<br />
Gerd Lützeler Dipl.-Kaufmann – Wirtschafts prüfer – Steuerberater<br />
Sal. Oppenheim jr. & Cie. AG & Co. KGaA Dr. Wolfgang Leoni<br />
Privatbrauerei Gaffel Becker & Co. OHG Heinrich Becker<br />
ROLEX Deutschland GmbH Peter Streit<br />
TÜV Rheinland AG Prof. Dr. Bruno O. Braun<br />
UBS Deutschland AG Helmut Zils<br />
Egbert Hiller promovierte über die Musik der »Zweiten Wiener Schule«. Als freier Autor arbeitet er für<br />
Rundfunkanstalten, Zeitschriften, Konzerthäuser und Festivals mit Schwerpunkten auf »Romantik«, früher<br />
»Moderne«, zeitgenössischer Musik, Kulturpolitik und epochenübergreifenden Fragestellungen.<br />
IMPRESSUM Herausgeber <strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong> <strong>Köln</strong>, Geschäftsführender Direktor Patrick Schmeing<br />
Redaktion Johannes Wunderlich Textnachweis Der Text von Egbert Hiller ist ein Originalbeitrag für dieses<br />
Heft Bildnachweis Bildnachweis Titel und S. 14: Matthias Baus. S. 18: Molina Visuals. S. 21: privat.<br />
Gestaltung, Satz parole gesellschaft für kommunikation mbH Druck asmuth druck + crossmedia gmbh<br />
& co. kg, <strong>Köln</strong><br />
Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind.<br />
Euro 2,-
sinfoniekonzert01<br />
22./23./24. Sep 13<br />
CD 1<br />
Bonian Tian Violoncello<br />
<strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong> <strong>Köln</strong><br />
Markus Stenz Dirigent<br />
Alle Urheber- und Leistungsschutzrechte<br />
vorbehalten. Kein Verleih!<br />
Keine unerlaubte Vervielfältigung,<br />
Vermietung, Aufführung, Sendung!<br />
Antonín Dvořák<br />
Konzert für Violoncello und<br />
<strong>Orchester</strong> in h-Moll<br />
sinfoniekonzert01<br />
22./23./24. Sep 13<br />
CD 2<br />
<strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong> <strong>Köln</strong><br />
Markus Stenz Dirigent<br />
Alle Urheber- und Leistungsschutzrechte<br />
vorbehalten. Kein Verleih!<br />
Keine unerlaubte Vervielfältigung,<br />
Vermietung, Aufführung, Sendung!<br />
Richard Strauss<br />
»Ein Heldenleben« Tondichtung<br />
für großes <strong>Orchester</strong>