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Zehn Jahre AFOS-Stiftung - BKU

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Aus den Arbeitskreisen<br />

<strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>AFOS</strong>-<strong>Stiftung</strong><br />

Interview mit Dr. Franz Schoser zu den Ursprüngen und Visionen<br />

Die <strong>AFOS</strong>-<strong>Stiftung</strong> für unternehmerische<br />

Entwicklungszusammenarbeit<br />

feiert in diesem Jahr ihr<br />

zehnjähriges Bestehen. Sie ist im<br />

Jahr 2003 aus dem <strong>BKU</strong> hervorgegangen<br />

und kooperiert inzwischen<br />

auf mehreren Kontinenten<br />

mit namhaften Akteuren aus<br />

Wirtschaft und Entwicklungspolitik.<br />

Dr. Franz Schoser ist Mitglied<br />

des <strong>BKU</strong>-Bundesvorstandes<br />

und bereits seit Gründung der<br />

<strong>AFOS</strong>-<strong>Stiftung</strong> Vorsitzender des<br />

Kuratoriums.<br />

<strong>BKU</strong>: Ein Bund Katholischer Unternehmer<br />

in Deutschland und<br />

eine <strong>Stiftung</strong> für Entwicklungszusammenarbeit<br />

– wie passt das<br />

zusammen?<br />

Schoser: Die ursprüngliche Initiative<br />

kam schon in den frühen<br />

90er-<strong>Jahre</strong>n von <strong>BKU</strong>-Mitgliedern,<br />

die sich über die Grenzen<br />

Deutschlands hinaus engagierten<br />

– darunter beispielsweise Dr. Werner<br />

Cordes, Paul Groten und Cornelius<br />

Fetsch. Sie konzentrierten<br />

ihr internationales Engagement<br />

im <strong>BKU</strong>-Arbeitskreis für unternehmerische<br />

Entwicklungszusammenarbeit,<br />

der bis heute besteht.<br />

<strong>AFOS</strong> setzt sich in weniger<br />

wohlhabenden Regionen für die<br />

Prinzipien ein, für die der <strong>BKU</strong><br />

auch in Deutschland steht.<br />

Einsatz für Soziallehre<br />

im In- und im Ausland<br />

Dr. Franz Schoser,<br />

<strong>AFOS</strong>-Kuratoriumsvorsitzender<br />

und Mitglied<br />

des <strong>BKU</strong>-Bundesvorstandes<br />

bei<br />

der 6. Eichholzer<br />

Fachtagung zur<br />

Entwicklungspolitik<br />

am 8./9. Mai.<br />

Foto: KAS<br />

Das passt gut zusammen – und<br />

steht in der Satzung des <strong>BKU</strong>:<br />

Dass wir unsere „personellen und<br />

materiellen Möglichkeiten im Inund<br />

Ausland einsetzen“, um „auf<br />

der Basis ökonomischen Sachverstands<br />

an einer ganzheitlichen,<br />

menschengerechten Ordnung von<br />

Wirtschaft und Gesellschaft mitzuarbeiten“;<br />

und dass wir uns dafür<br />

einsetzen, die Grundsätze der<br />

Katholischen Soziallehre zu verwirklichen,<br />

weiterzuentwickeln<br />

und zu verbreiten. Der <strong>BKU</strong> ist daher<br />

auch Mitglied des internationalen<br />

Dachverbandes christlicher<br />

Unternehmerverbände Uniapac.<br />

<strong>BKU</strong>: Was unterscheidet die von<br />

<strong>AFOS</strong> initiierte Entwicklungszusammenarbeit<br />

von anderen entwicklungspolitischen<br />

Akteuren?<br />

Schoser: Wir leisten weniger<br />

Sozialhilfe im engeren Sinne oder<br />

Investitionen in die lokale Infrastruktur.<br />

Wir initiieren und fördern<br />

unternehmerische Aktivitäten lokaler<br />

Akteure und setzen auf die<br />

Selbsthilfekraft der Menschen.<br />

Das war vor 20 <strong>Jahre</strong>n mehr als<br />

heute eine Nische. Schon in Zeiten<br />

der Initiative „Afrika Fonds für<br />

Selbstständigkeit“ des <strong>BKU</strong>-Arbeitskreises<br />

(daher der Name<br />

<strong>AFOS</strong>) flossen aus <strong>BKU</strong>-Kreisen<br />

700.000 DM zur Unterstützung<br />

von Kleinstunternehmern. Mit<br />

Kleinkrediten zwischen 100 DM<br />

und 2.000 DM wurden sie bei der<br />

Gründung und Ausweitung ihrer<br />

Geschäftstätigkeit unterstützt,<br />

etwa als Geflügelzüchter oder<br />

Schreiner, und so neue Arbeitsplätze<br />

geschaffen. Dieser Ansatz<br />

der Hilfe zur Selbsthilfe entspricht<br />

der Christlichen Soziallehre, der<br />

Grundlage unserer Arbeit.<br />

Die internationale Erfahrung der<br />

<strong>AFOS</strong>-<strong>Stiftung</strong> mit Mikrofinanz<br />

ergänzt die Arbeit des <strong>BKU</strong> in<br />

Deutschland. So setzt sich der<br />

<strong>BKU</strong> auf politischer Ebene für Mikrofinanz<br />

in der Entwicklungszusammenarbeit<br />

und bessere gesetzliche<br />

Rahmenbedingungen für<br />

privatwirtschaftliche Mikrofinanzinvestitionen<br />

ein. <strong>BKU</strong>-Mitglieder<br />

sind Pioniere der Mikrokreditfonds<br />

in Deutschland. Das<br />

deutsche Mikrofinanzportal MikrofinanzWiki<br />

wird von <strong>BKU</strong> und<br />

<strong>AFOS</strong> gemeinsam unterstützt.<br />

<strong>BKU</strong>: Wenn der Ursprung ein<br />

<strong>BKU</strong>-Arbeitskreis ist – warum die<br />

Ausgliederung in eine <strong>Stiftung</strong>?<br />

Schoser: Das hat rechtliche<br />

Gründe, etwa in Haftungsfragen;<br />

es lässt uns aber vor allem als eigenständigen<br />

Akteur in der Szene<br />

der Entwicklungspolitik in Erscheinung<br />

treten. Das erhöht unseren<br />

Handlungsspielraum: Wir<br />

können eigenständig Fundraising<br />

betreiben und Projekte akquirieren<br />

– und sie in eigener Verantwortung<br />

durchführen. Wir haben uns als<br />

„kleiner, aber feiner Akteur“ in<br />

die privaten Organisationen der<br />

Entwicklungspolitik eingereiht.<br />

Aber wir bleiben eng mit dem<br />

<strong>BKU</strong> verbunden.<br />

<strong>BKU</strong>: Hauptamtliche Mitarbeiter<br />

gab es als Arbeitskreis vermutlich<br />

auch nicht…<br />

Schoser: Nein, natürlich nicht.<br />

Aber als <strong>Stiftung</strong> wurden wir viel<br />

attraktiver für Zuwendungsgeber.<br />

Hinzu kam eine Neuorientierung<br />

der staatlichen Entwicklungspolitik,<br />

die inzwischen stärker auf<br />

unternehmerisches Engagement<br />

setzt. Deshalb konnte <strong>AFOS</strong> mehrere<br />

große Projekte in Angriff<br />

nehmen. Um das damit verbundene<br />

Tagesgeschäft zu bewältigen,<br />

haben wir unsere Strukturen dem<br />

wachsenden Projektumfang<br />

26 <strong>BKU</strong>-Journal 3 2013


Aus den Arbeitskreisen<br />

angepasst: 2009 zunächst mit einer<br />

Teilzeitkraft, seit Ende 2012<br />

mit einer hauptamtlichen Geschäftsführerin.<br />

Eine reiche <strong>Stiftung</strong><br />

sind wir mit 65.000 Euro <strong>Stiftung</strong>skapital<br />

trotzdem nicht. Wir<br />

setzen zwar ein beachtliches Mittelvolumen<br />

um – aber zu 90 Prozent<br />

sind das zweckgebundene<br />

Projektmittel, die wir treuhänderisch<br />

verwalten.<br />

<strong>BKU</strong>: Was sind die aktuellen Projekte<br />

und inhaltlichen Schwerpunkte<br />

der <strong>AFOS</strong>-<strong>Stiftung</strong>?<br />

Schoser: Der inhaltliche Schwerpunkt<br />

unserer Projekte ist die<br />

Verbesserung der Rahmenbedingungen<br />

für Kleinst-, Klein- und<br />

mittelständische Unternehmen.<br />

Zum einen im Rahmen des „institution<br />

building“, zum anderen in<br />

der beruflichen Bildung. Auf den<br />

Philippinen stärken wir Kammern,<br />

Verbände und die berufliche Bildung<br />

in Schlüsselsektoren wie Lebensmittelproduktion,<br />

Tourismus<br />

und Möbelmanufaktur. In Afrika<br />

unterstützen wir Mikrofinanzinstitutionen.<br />

Auf den Philippinen arbeiten wir<br />

eng mit der „Cebu Chamber of<br />

Commerce and Industry“ zusammen<br />

und unterstützen gemeinsam<br />

kleinere Kammern und Verbände.<br />

Das Engagement auf den Philippinen<br />

kommt nicht von ungefähr:<br />

Das Land ist katholisch geprägt.<br />

<strong>AFOS</strong> kann auf die Philippinen-<br />

Expertise vieler <strong>BKU</strong>-Mitglieder<br />

zurückgreifen und eng mit anderen<br />

katholischen Organisationen<br />

zusammenarbeiten, etwa mit Don<br />

Bosco Mondo, deren Schwerpunkt<br />

die berufliche Bildung ist.<br />

In Nigeria kooperieren wir mit der<br />

LAPO Microfinance-Bank, das<br />

steht für „Lift above Poverty Organisation“.<br />

Bedarfsgerechte, günstigere<br />

Finanzdienstleistungen sollen<br />

die Einkommenssituation armer<br />

Familien durch die Stärkung<br />

von Kleinunternehmern (in der<br />

Mehrzahl Frauen) nachhaltig verbessern.<br />

Sie sollen künftig auch in<br />

den Nachbarländern angeboten<br />

werden. Dazu bedarf es gut ausgebildeter<br />

Fachkräfte im Mikrofinanzsektor<br />

– daher unterstützen<br />

wir die LAPO-Akademie.<br />

In Nigeria ging der Förderung ein<br />

langjähriges ehrenamtliches Engagement<br />

von <strong>BKU</strong>-Mitgliedern<br />

voraus. Das zeigt, wie viel Vorarbeit<br />

zu leisten ist, bis ein Projekt<br />

und seine staatliche Finanzierung<br />

zum Tragen kommen; aber auch,<br />

wie wertvoll dieses aktive Engagement<br />

ist.<br />

<strong>BKU</strong>: Wer fördert die Projekte?<br />

Schoser: Unsere großen Projekte<br />

werden aus Mitteln des Bundesministeriums<br />

für wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und Entwicklung<br />

gefördert. Die Philippinen-<br />

Projekte laufen über die sequa<br />

gGmbH, deren Gesellschafter die<br />

Spitzenverbände der deutschen<br />

Wirtschaft und die GIZ sind; für<br />

das Nigeria-Projekt ist <strong>AFOS</strong> direkter<br />

Zuwendungsempfänger.<br />

<strong>BKU</strong>: Was sind Ihre Visionen für<br />

die <strong>AFOS</strong>-<strong>Stiftung</strong>?<br />

Schoser: Durch unseren Fokus<br />

auf die Aus- und Weiterbildung<br />

möchten wir ein Umdenken in<br />

der Bildungspolitik in den betreuten<br />

Ländern bewirken, hin zu<br />

mehr Praxisnähe und einem umfassenderen<br />

Bildungsverständnis,<br />

das auch Werte umfasst. Erste<br />

Ansätze dafür gibt es bereits.<br />

Außerdem geht es um die weitere<br />

Drei Initiatoren des Arbeitskreises Entwicklungszusammenarbeit des <strong>BKU</strong>,<br />

aus dem die <strong>AFOS</strong>-<strong>Stiftung</strong> hervorgegangen ist (v.l.): Dr. Werner Cordes,<br />

Paul Groten und Cornelius Fetsch, Ehrenvorsitzender des <strong>BKU</strong>. Fotos: privat<br />

Zahlen und Fakten<br />

Entwicklung des Projektvolumens:<br />

2009 – 1 Projekt – 140.000 €<br />

2011 – 2 Projekte – 400.000 €<br />

2012 – 3 Projekte – 850.000 €<br />

2013/14 – 4 Projekte –<br />

1.000.000 €<br />

Davon: 90 Prozent zur direkten<br />

Finanzierung der Projektumsetzung,<br />

zehn Prozent Verwaltungskostenanteil<br />

zur fachlichen<br />

Steuerung.<br />

Projekte:<br />

Philippinen I, Stärkung der<br />

Kammern, Partner: Cebu Chamber<br />

of Commerce & Industry<br />

(CCCI) und weitere Kammern.<br />

Philippinen II, Qualifizierung<br />

im Lebensmittelsektor, Partner:<br />

CCCI, zwei Kammern auf<br />

Negros.<br />

Philippinen III (ab Oktober<br />

2013), Begleitung der Bildungsreform<br />

auf den Philippinen<br />

mit Schwerpunkt Berufsbildung,<br />

Partner: CCCI u.a.<br />

Nigeria, Beratung der Mikrofinanzbank<br />

LAPO (Partner). HB<br />

Konsolidierung der <strong>Stiftung</strong>sarbeit.<br />

Für die Zukunft liegt mir eine<br />

stärkere finanzielle Eigenbeteiligung<br />

an der Projektarbeit besonders<br />

am Herzen, um als <strong>Stiftung</strong><br />

für unternehmerische Entwicklungszusammenarbeit<br />

unserem eigenen<br />

Anspruch noch besser zu genügen.<br />

Ich wünsche mir weitere Public-<br />

Private-Partnership-Projekte, bei<br />

denen eine Zusammenarbeit von<br />

<strong>BKU</strong>-Mitgliedsunternehmen mit<br />

Projektpartnern in den Ländern<br />

des globalen Südens entsteht – wie<br />

im Fall der Firma Erbacher auf<br />

den Philippinen.<br />

<strong>BKU</strong>: Herr Dr. Schoser, wir danken<br />

Ihnen für das Gespräch.<br />

Die Fragen stellte Dr. Vera Bünnagel.<br />

<strong>BKU</strong>-Journal 3 2013 27

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