WEGZEICHEN Nr. 14
WEGZEICHEN Nr. 14
WEGZEICHEN Nr. 14
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WEG<br />
ZEICHEN<br />
FührerInnenzeitschrift der<br />
Christlichen Pfadfinderschaft<br />
Deutschlands<br />
Heft <strong>14</strong>, Ausgabe 1/2000
2<br />
IMPRESSUM<br />
Redaktion: Christian Ceconi Solle<br />
Podbielskistraße 171<br />
30161 Hannover<br />
Tel 05 11 / 3 94 92 54<br />
Mitgearbeitet haben an diesem <strong>WEGZEICHEN</strong> vom 15. 1. 2000:<br />
Christian Ceconi Solle, gisi und alex<br />
Layout und graphische Gestaltung: Michael Schultz<br />
<strong>WEGZEICHEN</strong> ist die FührerInnenzeitschrift der Christlichen Pfadfin<br />
derschaft Deutschlands und erscheint in einer Auflage von 650 Stück.<br />
Nachdruck von Artikeln bitte nur in Absprache mit der Redaktion.<br />
INHALT<br />
VORWORT.......................................................................... 3<br />
WAS WIRD DIE ZUKUNFT BRINGEN? ..................................4<br />
ABENTEUER KIRCHE ............................................................ 9<br />
KLEINBAUTEN FÜR DIE SEIDENSTRASSE ............................. <strong>14</strong><br />
TRADITIONEN IM STAMM ................................................ 16
LIEBE PFADFINDERIN!<br />
LIEBER PFADFINDER!<br />
das Bundeslager wirft seine Schatten voraus, auch hier im<br />
Wegzeichen. Gisi hat für die Sippenführerinnen und Sippenführer<br />
einen Artikel geschrieben, der zahlreiche Anregungen für KleinG<br />
bauten „entlang der Seidenstraße“ enthält. Ich hoffe, er beflügelt<br />
eure Gedanken und spornt eure Vorbereitungen an.<br />
Den Artikel für die Meute zum Thema „Kirchenerkundung“ möchte<br />
ich allen ans Herz legen. Auch für die Sippe und sogar für die<br />
Führerrunde ist dies eine gute Aktion. Laßt euch inspirieren und<br />
spinnt die beschriebenen Gedanken weiter.<br />
Schließlich noch ein persönliches Anliegen:<br />
Das Bundeslager wird das Großereignis des Jahres werden. Und wie<br />
bei vielen Dingen entscheidet sich schon bei der Vorbereitung im<br />
Kleinen, ob die Sache gelingt. Schon jetzt laufen die Vorbereitungen<br />
an vielen Orten auf Hochtouren. Ich wünsche mir, daß jeder von<br />
euch sein bestes gibt, damit unser gemeinsames Lager gelingen<br />
kann. Mir ist wichtig, daß es sich nicht nur durch seine Größe<br />
auszeichnet, sondern daß wir hinsichtlich unserer Lagerkultur und<br />
unserer Gemeinschaftskultur einen ebensogroßen Höhepunkt schaffen.<br />
Erfüllt den Ruf mit Leben: Ein Bund – ein Geist!<br />
Herzlich Gut Pfad!<br />
Vorwort<br />
3
4<br />
Glaube<br />
WAS WIRD DIE ZUKUNFT<br />
BRINGEN?<br />
von Christian CeconiG Solle<br />
Der Schritt ins neue Jahrtausend ist geschafft und die meisten<br />
Computer arbeiten noch (auch meiner, wie ihr seht). Mit anderen<br />
Worten: Erst einmal ist alle Welt beruhigt und froh, daß das große<br />
Chaos ausgeblieben ist.<br />
Was auch in Zukunft bleibt, ist die Frage nach der Zukunft. Die<br />
interessiert eigentlich alle Menschen, immer. Wer würde nicht gerne<br />
ab und zu einen Blick in die Zukunft tun?<br />
Weil auch für Christen die Zukunft immer wieder ein Thema ist,<br />
gibt es dieser WegzeichenG Ausgabe vier Andachtsentwürfe zum<br />
Thema Zukunft in der Bibel. Ausgesucht sind ganz verschiedene<br />
Texte, die auch nur ein kleines Schlaglicht werfen. Über diese Texte<br />
hinaus gibt es noch viele andere, die du in der Konkordanz leicht<br />
z.B. unter den Stichworten „Reich Gottes“, „Ende“, „Zukünftiges“<br />
findest (Zukunft ist in der Bibel kein besonders gebräuchlicher<br />
Begriff). Du wirst merken, daß die Bibel eine ganz eigene Sicht auf<br />
die Zukunft hat.<br />
Im Grunde sind ja auch die Evangelien selbst eine „ZukunftsG<br />
geschichte“, nämlich von der Zukunft und der Hoffnung, die Gott<br />
den Menschen mit Jesus eröffnet hat, die aber immer noch darauf<br />
wartet, daß sie von den Menschen auch angenommen und gelebt<br />
wird. Dazu hat Jesus aufgefordert, wenn er predigte: „Kehrt um<br />
und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1,15)<br />
Interessant ist, daß die Bibel nur selten ein ganz konkretes Bild von<br />
der Zukunft malt. Viel wichtiger ist oft der Aspekt, was die<br />
christliche Zukunftserwartung für das jetzt und heute bedeutet.<br />
Sie ist also gerade keine Vertröstung, wie manche ihr vorwerfen,<br />
sondern Aufruf zum Handeln.
Glaube<br />
Ist Gott für uns, wer kann gegen uns sein?<br />
Röm 8,31G 39<br />
Wie sieht denn nun das Leben derjenigen aus, die von Gottes Geist<br />
ergriffen sind, die sich haben begeistern lassen vom Weg Jesu? –<br />
Das ist die Frage, die Paulus im achten Kapitel seines Römerbriefes<br />
beschäftigt. Er denkt darüber nach, woher Christen eigentlich die<br />
Hoffnung auf eine Wendung zum Guten nehmen, selbst dann wenn<br />
sie jeden Tag sehen, daß viel Schlechtes in der Welt passiert – Oder<br />
wie im Fall der römischen Gemeinde: Selbst dann, wenn sie bedroht<br />
und verfolgt werden.<br />
Im Hinblick auf die Zukunft fragt er außerdem danach: Wie soll ich<br />
es als Mensch bloß schaffen, den Ansprüchen Jesu gerecht zu<br />
werden (man muß ja nur an die Bergpredigt denken, um das zu<br />
verstehen)?<br />
Einige Aspekte der Antworten des Paulus seien kurz aufgeschlüsselt:<br />
Für die Zukunft dürfen wir uns darauf verlassen, daß Gott auf<br />
unserer Seite ist, auf der Seite derer, die an ihn glauben. Um uns<br />
das klar zu machen, hat er seinen Sohn in die Welt gesandt. Damit<br />
kann keiner mehr behaupten, daß es sich bei den Verheißungen um<br />
leere Versprechungen Gottes handelt. Denn er hat mit handfesten<br />
Taten seine Liebe zu vielen Menschen unter Beweis gestellt. Wenn<br />
Gott also ist wie Jesus, müssen wir nur vertrauen und bereit sein<br />
aufzubrechen, dann wird er uns, genau wie seine Jünger,<br />
mitnehmen auf seinem Weg.<br />
Wer anfängt Gott zu vertrauen, der wird seine Ängste überwinden.<br />
Paulus schreibt bewußt nicht, „der wird seine Angst verlieren“. Denn<br />
auch Jesus hatte Angst. Aber er hat sich nicht von der Angst<br />
bestimmen lassen, der Angst vor anderen Menschen, der Angst,<br />
seinen Besitz zu verlieren, und letztlich der Angst zu sterben. Er war<br />
nicht „gefangen“ in der Angst, sondern „überwand“ sie. ÜberwinG<br />
dung ist immer auch mit Mühe verbunden. Aber auf Gott zu<br />
vertrauen bedeutet sicher zu sein, die für die Überwindung von<br />
Ängsten notwendige Kraft auch in Zukunft zu bekommen.<br />
5
6<br />
Glaube<br />
· Paulus ist überzeugt, daß G was immer sich auch in dieser Welt<br />
ändern wird G die Verbindung zu Gott bestehen bleiben wird. Das<br />
gilt auch für die Verbindung, die zwischen all denen besteht, die<br />
an ihn glauben. Darum wird dieser Text aus dem Römerbrief auch<br />
bei vielen Beerdigungen gelesen, um zu zeigen, daß der Tod keine<br />
endgültiges Ende der Hoffnung bedeutet und wir über den Tod<br />
hinaus als Christen verbunden bleiben.<br />
...so Gott will und wir leben.<br />
Jak 4,13G 15<br />
Vielleicht ist dir beim Kirchentag aufgefallen, daß zum Schluß auf<br />
der StadionG Anzeigetafel in Stuttgart nicht nur stand „Bis zum<br />
nächsten Kirchentag in Frankfurt“, sondern auch der Zusatz „so<br />
Gott will und wir leben“. Diesen Zusatz an Zukunftsaussagen<br />
anzuhängen ist eine alte christliche Tradition (darum gibt’s auch<br />
den lateinischen Namen „condicio jacobea“ dafür, zu deutsch:<br />
„jakobinische Bedingung“). Christen erinnern sich damit gegenseitig,<br />
daß die Menschen nicht selbst über das natürliche Ende ihres<br />
Lebens bestimmen, sondern daß Gott es ist.<br />
Darin steckt auch der Gedanke, daß diese Welt etwas Unvollkommenes<br />
und Vorläufiges ist, auf das wir uns nicht zuviel einbilden sollten.<br />
Wenn die Christen tatsächlich auf eine Zukunft hoffen, in der Gott<br />
die Welt heilen wird, und zwar nicht nur in Teilen, sondern<br />
vollständig. Dann ist die „condicio jacobea“ eine gute Einrichtung<br />
um sich täglich gegenseitig daran zu erinnern. Man könnte auch<br />
sagen: Das Beste kommt noch!
Glaube<br />
Das Weltgericht<br />
Mt 25,31G 46<br />
Jeder kennt die Bilder vom Weltgericht aus Kirchen und Museen:<br />
Oben im Bild Paradies und Erlösung, unten die Hölle, in der die<br />
Sünder schmoren. Ein Bild, von dem ich nicht glaube, daß es so am<br />
Ende der Welt aussieht. Trotzdem hoffe ich, daß es irgendwann<br />
einmal Gerechtigkeit gibt. Ob dann die ganz großen Bösen, wie<br />
Hitler und Milosevic in der Hölle schmoren weiß ich nicht, denn<br />
unser Text spricht zwar von Strafe, aber sagt nicht, wie sie aussieht.<br />
Der Text hat nicht die Absicht, die Phantasie der Menschen<br />
hinsichtlich ihrer Rachegelüste anzuregen.<br />
Die Frage lautet: Was wird dich Jesus am Ende deiner Tage fragen,<br />
um dir deutlich zu machen, inwiefern du nach seinem Willen gelebt<br />
hast? Und die Antwort die der Text hier gibt, ist eine ziemlich<br />
unbequeme, denn sie fordert dazu auf, den Glauben mit Taten zu<br />
bekennen. Hungrige speisen, Durstigen zu trinken geben, Fremde<br />
beherbergen, Nackte kleiden, Kranke und Gefangene besuchen:<br />
Das sind die Werke der Barmherzigkeit.<br />
Für die Zukunft wird hier vorausgesagt: Gott wird dich fragen, ob<br />
du dich von der Not anderer hast ansprechen lassen, oder ob du<br />
achtlos vorbeigegangen bist. Christen können nicht guten GewisG<br />
sens an der Not anderer vorbeigehen, weil ihr Gott ein Gott der<br />
Wahrheit ist.<br />
Außerdem hält der Text eine spannende Antwort für alle bereit, die<br />
sagen, daß man Gott nicht sehen kann, und Jesus längst gestorben<br />
ist!<br />
7
Ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde!<br />
Offb 21,1G 6<br />
Johannes hat eine Vision, wie Gott in Zukunft die Erde von oben<br />
her neu schaffen wird: Das neue Jerusalem wird von oben<br />
herabschweben. Dazu hört er eine Stimme, die beschreibt, wie die<br />
Menschen in dieser Stadt wohnen werden. Endlich wird Friede sein.<br />
Nicht nur Waffenstillstand, sondern Gottes Shalom, d.h. Friede, weil<br />
Versöhnung herrscht. Menschen werden getröstet, Leid und<br />
Schmerz werden aufhören.<br />
Vielleicht entsteht wieder die Frage: Und wie soll das konkret<br />
aussehen? – Wieder bleibt uns der Bibeltext eine genaue Antwort,<br />
z.B. die Beschreibung der Stadt, an dieser Stelle schuldig. Trotzdem<br />
besitzt diese Vision ungeheure Kraft und spricht viele Sehnsüchte<br />
an. Sie ist konzentriert auf das Wesentliche, das was Menschen<br />
wirklich zum Leben brauchen: Gottes Nähe, Trost, Heilung, Frieden.<br />
Interessant für uns Pfadfinder/innen ist, daß man in Vers 3 das<br />
griechische Wort für „wohnen“ auch mit „zelten“ übersetzen kann.<br />
Es erinnert an die Zeit, als Israel von Gott mit Hilfe der WolkenG<br />
und Feuersäule durch die Wüste geführt wurde und Gottes<br />
„Wohnung“, das Stiftszelt (auch Stiftshütte genannt), mit ihnen<br />
zog. Gott ist ein Gott der bei uns zelten will und wird. Ein Bild der<br />
Zukunft, dessen Wirklichkeit wir schon jetzt manchmal erfahren!<br />
8<br />
Glaube
„ABENTEUER KIRCHE“<br />
KIRCHENERKUNDUNG IN<br />
DER MEUTENSTUNDE<br />
von Christian CeconiG Solle<br />
Meute<br />
Kirchenräume können faszinieren. Das gilt gleichermaßen für neue<br />
und alte Kirchen.<br />
Vielleicht hast Du selbst schon einmal Lust gehabt, auf die Kanzel<br />
zu steigen und von dort einen Text zu lesen. Oder du wolltest<br />
erkunden, was alles in der Sakristei gelagert wird. Hast du schon<br />
einmal selbst ausprobiert, wie die verschiedenen Register der Orgel<br />
klingen?<br />
Kirchen sind Räume, die mit allen Sinnen erkundet werden können.<br />
Ziel ist dabei die persönliche Begegnung mit einem Kirchenraum,<br />
das Vertrautmachen, die Suche nach Spuren vergangener<br />
Generationen, das Erschließen der religiösen Aussagen, die dort<br />
erkennbar sind. Es geht also in der Meutenstunde darum, die<br />
Wahrnehmung der Wölfinge zu schulen, mit ihnen gemeinsam<br />
Fragen zu klären und zu verstehen, wie andere Menschen mit dem<br />
Kirchenbau ihren Glauben ausgedrückt haben.<br />
Im Folgenden schlage ich einige Bausteine vor (von denen schon<br />
zwei bis drei eine Meutenstunde füllen), die du beliebig<br />
kombinieren kannst. Einige Bausteine sind entnommen aus einem<br />
Artikel von C. Kürschner (als Download erhältlich unter http://<br />
www.evlka.de/extern/rpi, Homepage des Religionspädagogischen<br />
Instituts Loccum), wo sich auch weitere Anregungen finden (hier<br />
jeweils als Zitate gekennzeichnet).<br />
9
1. Klärungen im Vorfeld<br />
Im Vorfeld ist es sinnvoll, zumindest mit dem Küster/Mesner Kontakt<br />
aufzunehmen. Kläre mit ihm möglichst nicht nur die Schlüsselfrage,<br />
sondern weihe ihn in deine Pläne ein, damit er eventuelle Bedenken<br />
äußern kann. Am besten, du engagierst ihn als „Experten“ und läßt<br />
dich von ihm in die Besonderheiten eurer Kirche einweihen.<br />
Vielleicht kannst du auch den Organisten gewinnen, damit die<br />
Meute die Orgel ausprobieren kann, oder die Pfarrerin, denn<br />
welcher Wölfling hat schon mal einen Talar angezogen?<br />
2. Der rote Faden – ein erstes Vortasten<br />
Die Meute trifft sich vor der Kirche. Du erklärst kurz, daß ihr heute<br />
die Kirche erkunden werdet. Nun beginnt die erste WahrnehmungsG<br />
übung:<br />
Aus der Kirchentür ragt das Ende eines Seiles. Mit dem Rest dieses<br />
Seiles hast du zuvor (mit deinen Meutenhelfern) einen Parcours<br />
durch die Kirche gelegt. Das Seil wird z.B. einmal um das<br />
Taufbecken führen, unter einer Kirchenbank hindurch oder hinter<br />
dem Altar entlang. Aufgabe der Wölflinge ist es nun, sich mit<br />
verbundenen Augen an diesem Seil entlangzutasten und darauf zu<br />
achten, was sie fühlen. Ganz wichtig ist, daß du vorher darauf<br />
hinweist, daß es kein Wettrennen ist und jeder soviel Zeit hat, daß<br />
er langsam und vorsichtig vorgehen kann (Vermeidung von<br />
Unfallgefahr!). Achte auf genügend große Abstände!<br />
Wenn alle die Strecke absolviert haben, laß allen Zeit von ihren<br />
Erlebnissen zu erzählen. Gut ist es auch, wenn ihr gemeinsam noch<br />
einmal die Strecke entlanggeht. Oftmals hat man die Dinge ganz<br />
anders ertastet als man sie „sieht“. Der Kirchenraum wird ganz neu<br />
erfahren.<br />
Tipp: Probier’ das ganze vorher zusammen mit deinen MeutenG<br />
helfern aus, dann kannst du Länge und Schwierigkeit besser<br />
abschätzen und den genauen Zeitbedarf ermitteln (normalerweise<br />
mind. 30 Min.).<br />
10<br />
Meute
Meute<br />
3. Singen im Raum<br />
Kirchenräume klingen oftmals von verschiedenen Punkten unterG<br />
schiedlich. Probiert aus, wie es von der Empore klingt, oder vom<br />
Altarraum. Probiert einen Kanon. Versucht zu singen während ihr<br />
euch im Raum bewegt.<br />
4. Klangspiele<br />
In eine ähnliche Richtung geht das Experimentieren mit Instrumenten.<br />
OrffG Instrumente entwickeln in der Akustik einer Kirche oft große<br />
Wirkung. Ihr könnt auch alle möglichen anderen Klangkörper<br />
benutzen um „Musik“ zu machen.<br />
Mit mehreren Meuten/Rudeln könnt ihr Themen darstellen, z.B.<br />
„Gott ist im Sturm“, „Gott ist wie Sonne“. Vielleicht habt ihr auch<br />
eine Idee, wie man Stille „spielen“ kann?<br />
5. Neue Räume erschließen<br />
Laßt euch vom Küster Räume aufschließen und zeigen, die man<br />
sonst nicht sieht. Du kannst auch schon eine Meutenstunde vorher<br />
Ideen sammeln bzw. gemeinsam mit der Meute einen „Wunschzettel“<br />
formulieren. Ihr werdet entdecken, daß die Kirche einerseits ein<br />
ganz normales Haus ist, weil sie z.B. eine Heizung hat. Andererseits<br />
hat sie vielleicht eine Krypta oder einen Dachboden über den<br />
Gewölben. Auch das Erklimmen des Turmes, wo die Glocken<br />
untergebracht sind, wird sicher die Phantasie deiner Wölflinge<br />
anregen. Apropos Glocken: Hast du schon einmal nachgesehen, was<br />
auf den Glocken steht oder probiert, wie schwer der Klöppel ist?<br />
Du kannst diese Erkundung auch als Suchspiel veranstalten; z.B. Wo<br />
werden die Abendmahlsgeräte aufbewahrt? Welche (biblische)<br />
Geschichte erkennst du im Kirchenraum wieder?<br />
11
6. Führung mit offenem Ausgang<br />
„Jeder bekommt einen farbigen Zettel als ,Signalpunkt“ und legt<br />
ihn im Kirchenraum an die Stelle, zu der er eine wichtige Frage hat.<br />
Statt der Zettel können auch ,,Handschmeichler“ (z.B. zum Berühren<br />
angenehme Holzstücke oder vom Wasser abgeschliffene Steine)<br />
angeboten werden, in einer Jakobskirche Jakobsmuscheln oder in<br />
einer Martinskirche ein Stoffstück, abgeleitet vom Mantel des<br />
heiligen Martin. So liegen dann im Raum verteilt farbige Punkte,<br />
Muscheln oder Stoffstücke’ die den anschließenden Rundgang<br />
durch die Kirche bestimmen. Die Fragen werden dann jeweils vor<br />
Ort formuliert. Die Antwort wird im Gespräch gemeinsam mit dem<br />
,,Experten“ (Kirchenführer, Küster, Pastor) gefunden. Gleichzeitig<br />
werden die farbigen Zettel oder Steine dabei von einem Mitglied<br />
wieder eingesammelt. Ziel: Die Kinder oder Jugendlichen werden<br />
bei dieser Methode aktiviert, selbst Schwerpunkte zu setzen. Dabei<br />
machen sie die Erfahrung, daß ihre Fragen ernst genommen werden<br />
und sie so den Rundgang aus ihrer eigenen Neugier heraus<br />
bestimmen können. Ebenso wird verhindert. daß ein Monolog über<br />
die Köpfe der Teilnehmenden hinwegrauscht.<br />
Zeit: 30 Minuten“<br />
7. Kanzellesen<br />
„Viele Kinder entdecken auf der Suche nach ihrem Lieblingsplatz<br />
die Kanzel als verlockenden Ort. Deshalb ist es gut, Texte zum<br />
Vorlesen von der Kanzel vorbereitet zu haben. Dabei haben sich<br />
die alten irischen Segenswünsche als sehr überzeugend vom Inhalt<br />
und von der Form erwiesen. Vergrößert und auf Tonpapier geklebt<br />
lesen zwei oder drei Personen nacheinander je drei Segenswünsche.<br />
Eine Fußbank ist ein nützliches Hilfsmittel, um auch kleineren<br />
Menschen das Lesen zu ermöglichen. Die anderen müssen sich beim<br />
Zuhören entscheiden, welcher Gedanke ihr liebster ist. Diesen<br />
Gedanken schreibt jedes Kind für sich nach dem Vorlesen zum<br />
Behalten auf.<br />
Ziel: Die Neugier der Kinder darf nicht mit Verboten gebremst<br />
werden, eine Kanzel ist kein ,,heiliger Ort“. Statt dessen können<br />
Kinder die Wirkung ihrer Rede aus lichter Höhe selbst erleben, ihr<br />
Schwanken zwischen Höhenangst und Stolz spüren. Gleichzeitig<br />
bekommt ihr Tun Gewicht durch den inhaltsreichen Text.<br />
12<br />
Meute
Zeit: 15 Minuten“<br />
8. Abschluß<br />
Zur Kirchenerkundung paßt gut ein besinnlicher Abschluß. Hier<br />
einige Möglichkeiten:<br />
Du nimmst einen Gegenstand auf, der die Meute besonders<br />
fasziniert hat, und erzählst dazu eine Geschichte.<br />
Du bereitest eine Geschichte zu einem der Glasfenster vor.<br />
Du verteilst Kerzen, die zunächst nicht angezündet werden. Die<br />
Kirche wird nur von einer einzigen Kerze erhellt (Osterkerze oder<br />
eine der Altarkerzen). Dann erzählst du das Wort vom Licht (Joh 8,12)<br />
und erklärst es (z.B. durch eine passende Geschichte). Dann dürfen<br />
alle ihre Kerze an der einen großen anzünden. Ohne zu sprechen<br />
erlebt ihr, wie das Licht sich ausbreitet.<br />
Nun viel Spaß auf euren Entdeckungsreisen!<br />
Meute<br />
13
KLEINBAUTEN FÜR DIE<br />
SEIDENSTRASSE<br />
auf dem Bundeslager<br />
Sicherlich habt ihr euch schon überlegt, was ihr in eurer<br />
Sippenstunde für das Bundeslager vorbereiten könntet. Wie wäre<br />
es einmal damit, als Sippe in der Kategorie „Kleinbauten“ am<br />
Wettberwerb der Baumeister teilzunehmen? Denn gerade die Stadt<br />
Loulan an der Seidenstraße, die wir gemeinsam errichten werden,<br />
lebt vom Flair der kunterbunten Feinheiten, die Details erst lassen<br />
die Handelsstadt mit ihren unterschiedlichsten Kulturen aufblühen.<br />
Und so kann man mit einer kreativ gestalteten Kleinkonstruktion<br />
locker den ersten Platz dieser Kategorie erreichen, und das mit der<br />
eigenen Sippe!<br />
Für einen so bunten Kessel gibt es viele verschiedene Möglichkeiten<br />
kleiner Bauwerke. Wenn z.B. in einer Stadt so viele Religionen<br />
zusammentreffen (Christentum, Buddhismus, Judentum und die<br />
unzählbar vielen Stammesreligionen der Nomaden), muß natürlich<br />
auch ordentlich missioniert werden. Altäre mit kleinen BuddhaG<br />
figuren, Gebetesmühlen, Wegkreuze oder Tschortens (Stupas, an<br />
denen man nur rechts vorbeigehen darf), tausende qualmender<br />
Räucherstäbchen, bunte Gebetesfähnchen und noch vieles mehr.<br />
Und auch eine gute Infrastruktur macht eine Handelsstadt aus. So<br />
muß es Stellen geben, an denen sich die vom Wüstenstaub<br />
verdreckten Nomaden und Kaufleute laben und waschen können,<br />
kleine Stadtbrunnen oder Kunstwerke ferner Kulturen, Gärten zum<br />
Lustwandeln und andere schmückende Details.<br />
Lustig wäre es natürlich auch, wenn ihr passend zu eurem kleinen<br />
Bauwerk und entsprechend der Volksgruppe, in die euer Stamm<br />
eingeteilt wurde, eine Zeremonie oder ähnliche Theaterstückchen<br />
einstudieren würdet, die zu dem kulturellen Leben eures Volkes<br />
gehören und welche von euch regelmäßig abgehalten werden.<br />
<strong>14</strong><br />
Sippe
Sippe<br />
Solche Kleinigkeiten beleben in großartiger Weise die Spielidee und<br />
somit das Lagerbild und bringen euch vielleicht auch Pluspunkte<br />
beim Baumeisterwettbewerb ein, wenn ihr eure Konstruktion vor<br />
den Augen der Jury in die Zeremonie einbezieht.<br />
Wenn ihr jetzt Interesse gefunden habt, aber noch nicht wisst,<br />
woher ihr dazu passende Informationen bekommen könnt, dann<br />
richtet euch an euren Stammesführer. Spätestens zum StammesG<br />
führertreffen Ende Januar erhalten diese für jeden Sippenführer im<br />
Stamm das Informationsheft zur Spielidee, in dem nützliche Tips<br />
zu den vielen Kulturen und Bräuchen, zur Seidenstraße allgemein<br />
und über Kostüme zu finden sind. Darunter ist z.B. auch eine<br />
Anleitung zum Basteln von Räucherstäbchen oder Bilder von<br />
Gebäuden und Stilen in Mittelasien sowie Informationen zum<br />
Buddhismus.<br />
In erster Linie aber hängt die Gestaltung eurer Kleinbauten allein<br />
von euch und eurer Kreativität ab, und wenn ihr eure Ideen sprühen<br />
lasst, werden wir bestimmt eine bunte und erlebnisreiche SeidenG<br />
straße erleben,<br />
deshalb also viel Spaß beim Planen und Bauen,<br />
Gut Pfad,<br />
P.S.: Wenn ihr euch für den Baumeisterwettbewerb anmelden wollt,<br />
geht zu eurem Stammesführer, bei dem ihr alle Anmeldebögen und<br />
die entsprechenden Adressen findet<br />
15
TRADITIONEN IM<br />
STAMM<br />
von Alex Lückert<br />
„He, da ist ein Gedeck für zuviel!“<br />
„Wieso sagt ihr „Gut Pfad“ nach der Losung?“<br />
„Was? Ich soll abwaschen, nur weil ich gerülpst habe?“<br />
In meinem Stamm würdest du verständnislose Blicke ernten, wenn<br />
du solche Fragen stellen würdest. Jedem ist klar, dass wir ein Gedeck<br />
zuviel decken für einen unerwarteten Gast und für Jesus. Nach der<br />
Losung wird eben „Gut Pfad“ gesagt und die Regel mit dem Rülpsen<br />
und dem Abwaschen ist mindestens 100 Jahre alt. Auf jeden Fall<br />
zeigen uns deine Fragen, dass du keiner von uns bist. Zumindest<br />
keiner aus unserem Stamm. Aus dem gleichen Bund sind wir schon<br />
und haben da auch gemeinsame Traditionen: die Tracht, die<br />
Losung, MorgenG und Abendwachen, das Liedgut etc. Aber<br />
genauso wie die Sippe eigene identitätsstiftende Elemente<br />
braucht, haben auch Stämme eigene Traditionen. Wer die<br />
Traditionen kennt, gehört dazu und fühlt sich in einer eingeG<br />
schworenen Gemeinschaft aufgehoben. Es geht doch nichts über<br />
das Kribbeln, wenn dein Stammesruf über das BuLa donnert. Sicher<br />
können Traditionen ausgrenzen, aber da wir alle der großen<br />
Pfadfinderidee anhängen und kein Geheimbund sind, werden wir<br />
deine Fragen schnell beantworten, so dass du das nächste Mal<br />
weißt, dass du besser nicht rülpst und nach der Losung einfach<br />
„Gut Pfad“ sagst.<br />
16<br />
Stamm
Stamm<br />
Im Stamm kann es alle möglichen Traditionen geben. Schon der<br />
Name des Stammes hat vielleicht eine besondere Bedeutung für<br />
die Stämmlinge, sie haben ihn bewusst gewählt und verbinden<br />
etwas damit. Die Stammesfahne ist meist eng mit dem Namen<br />
verbunden. Besondere Traditionen sind oft mit der Fahne verbunG<br />
den, so gibt es sicher genauso viele unterschiedliche<br />
Flaggenhisstraditionen, wie es Gruppierungen im Bund gibt. Die<br />
einen grüßen, die anderen spielen Trompete und andere schauen<br />
andächtig der Fahne hinterher. Fahnen kann man klauen und<br />
Fahnen können mit auf Fahrt gehen, die meisten Fahnen könnten<br />
sicher spannende Geschichten erzählen. Ein Stammesruf ist ein<br />
kurzer, rhythmischer Ruf, der sich gut und laut brüllen lässt, den<br />
anderen zeigt, das dort eine starke Truppe steht. Ein Stammeslied<br />
ist auch sehr identitätsstiftend. Es muss nicht ein ganz neues Lied<br />
sein, oft reicht es einem bekannten Lied einen neuen Text zu geben.<br />
Die Stammeszeitung verbreitet nicht nur Informationen, sie gibt<br />
vor allem Zusammenhalt, wenn alle etwas aus den anderen Sippen<br />
erfahren auch die, die vielleicht nicht mehr in der aktiven Arbeit<br />
stecken.<br />
Aber auch andere Dinge können Traditionen werden. Die Art, wie<br />
ein Stamm eine Mahlzeit beendet oder beginnt, ob mit Lied oder<br />
Gebet und dann noch einem wie auch immer geartetem „Guten<br />
Appetit“. Die Art, wie Aufnahmen durchgeführt werden, ob nun in<br />
den heimischen Gruppenräumen oder immer mit Fackeln und im<br />
Wald. Die Ast, wie der Tschai besungen wird, oder die Art, wie der<br />
Tschai zubereitet wird. Besondere Aktionen können auch Traditionen<br />
werden. Ein gemeinsames Lager mit der Meute, eine Fahrt mit den<br />
Eltern, ein Sommerferiengrillen im Gemeindegarten oder die<br />
alljährliche Waldweihnacht mit nassen Füßen und warmen Kakao<br />
und Wichtelgeschenken.<br />
Am besten sind natürlich Traditionen, die schon lange da sind.<br />
Traditionen kannst du aber auch einführen. Habe keine Scheu und<br />
probier es aus. Natürlich musst du selber und am Besten auch deine<br />
Führerrunde dahinterstehen. Wenn es eine gute Tradition ist,<br />
machen die Leute mit. Traditionen, die gut sind, bleiben. Die<br />
anderen werden erst gar nicht Tradition, wenn die Stämmlinge sie<br />
nicht annehmen, vielleicht, weil sie nicht zum Stamm passen. So<br />
17
wirst du in einem eher unmusikalischem Stamm Schwierigkeiten mit<br />
einem sechsstimmigen Stammeslied haben. Am besten eignen sich<br />
Fahrten oder Lager zum Einführen von Traditionen. Dort entstehen<br />
sie oft von selbst und lassen sich gleich einüben. Du musst als Führer<br />
die Situationen einschätzen lernen, ein Gespür dafür entwickeln,<br />
wann es angebracht ist eine Tradition einzuführen oder wann sich<br />
eine Sache ergibt, die vielleicht wert ist, dass ihr sie fortführt. Eine<br />
Fahne lässt sich gemeinsam gestalten und dann wird beim ersten<br />
Hissen gleich der neue Stammesruf gebrüllt. Wichtig ist aber auch<br />
die Pflege der Traditionen, denn nur wenn du darauf achtest, dass<br />
die Feinheiten beachtet werden, schleifen Traditionen nicht ab und<br />
werden nicht zum Einheitsbrei. Du und deine Stämmlinge müssen<br />
die Traditionen wahren und an die Neuen weitergeben. Sonst<br />
stehen die irgend wann vor dem Problem, dass sie nichts haben,<br />
was sie von der Masse abhebt.<br />
Welche Traditionen hast du in deinem Stamm? Wie zieht ihr die<br />
Fahne hoch, was sagt ihr beim Essen, wann wird gepflockt, wer<br />
macht die Aufnahmen und wann wird gefeiert? Macht euch mal<br />
in der nächsten Führerrunde Gedanken über eure Traditionen,<br />
vielleicht fehlt euch ja etwas!<br />
18<br />
Stamm