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Der Willensvollstrecker in der Erbteilung<br />
Für den Willensvollstrecker bedeutet diese Lösung<br />
das Ende seiner Tätigkeit, weil er in der fortgesetzten<br />
Erbengemeinschaft keine Aufgabe mehr hat. 60<br />
(2) Die Erben können die Schulden im Verhältnis<br />
der Erbquoten teilen, oder (3) einzelne Erben übernehmen<br />
einzelne Schulden. In diesen beiden Fällen,<br />
welche ohne Einbezug der Gläubiger erfolgen,<br />
bleibt die Solidarität unter den Erben noch während<br />
5 Jahren nach der Teilung erhalten (Art. 639 Abs. 2<br />
ZGB) und im internen Verhältnis tragen die Erben<br />
die Schulden im Umfang der Erbquoten (Art. 640<br />
Abs. 3 ZGB). Obwohl diese beiden Arten der Teilung<br />
nur interne Wirkung (unter den Erben) haben,<br />
ist die Teilung der Passiven mit dem Vollzug dennoch<br />
abgeschlossen und der Willensvollstrecker verliert<br />
damit seine Aufgabe.<br />
3. Klagelegitimation<br />
a. Erbschaftsklage<br />
Der Willensvollstrecker ist aktiv legitimiert, die Erbschaftsklage<br />
(Art. 598 ff. ZGB) gegen Dritte zu erheben.<br />
61 Gegenüber den Erben kann er diese Klage<br />
nicht erheben, wohl aber von ihnen Nachlassgegenstände<br />
gestützt auf seinen Besitzanspruch (Art. 518<br />
Abs. 2 ZGB) heraus verlangen. 62 Im Rahmen einer<br />
Erbschaftsklage sind auch vorsorgliche Massnahmen<br />
denkbar wie eine Verfügungssperre über Bilder<br />
und Bankkonti. 63<br />
b. Vermächtnisklage<br />
a) Der Willensvollstrecker ist bei der Vermächtnisklage<br />
(Art. 601 ZGB) (neben den Erben) passiv<br />
legitimiert. 64 Das Kantonsgericht Waadt hat festgehalten,<br />
dass er insbesondere auch dann angegangen<br />
werden kann, wenn noch unklar ist, wie der Nachlass<br />
unter den Erben zu verteilen ist: «qu’il n’importe<br />
dès lors pas de savoir à qui sera reconnue la<br />
qualité d’héritier dans l’autre procès, les exécuteurs<br />
testamentaires ayant valablement la qualité pour<br />
60 Vgl. vorne, A. 2. c).<br />
61 Vgl. SJ 103 (1981) 63 E. 3.<br />
62 Vgl. BGE 77 II 122 E. 6 S. 125 f.<br />
63 Vgl. BGer. 5A_446/2009 vom 19.04.2013 (Sachverhalt).<br />
64 Vgl. BGE 105 II 243 E. 2e S. 261: «… neben den Erben<br />
passivlegitimiert»; BGE 91 II 94 E. 1 S. 97; PKG 1991<br />
Nr. 2 E. I/2 S. 15; Nicolas Rouiller / Evelyne Gygax,<br />
Kommentar zu Art. 598 – 601 ZGB, in: Commentaire du<br />
droit des successions, hrsg. v. Antoine Eigenmann und<br />
Nicolas Rouiller, Bern 2012 (zit. CS-Rouiller/Gygax),<br />
Art. 601 ZGB N 3: «Lorsqu’un exécuteur testamentaire<br />
a été nommé et qu’une partie du patrimoine successoral<br />
non partagé subsiste, l’exécuteur a la légitimation passive;<br />
l’ouverture d’une action contre les héritiers n’est<br />
cependant pas exclue».<br />
défendre en leur propre nom dans les deux procès<br />
…». 65<br />
b) Die Passiv-Legitimation des Willensvollstreckers<br />
endet mit der Verteilung des Nachlasses. 66<br />
Nach dem Vollzug der Erbteilung kann die Vermächtnisklage<br />
nur noch gegen den oder die belasteten<br />
Erben geltend gemacht werden, der Willensvollstrecker<br />
haftet in dieser Phase nur noch wegen<br />
einer Verletzung seiner Pflichten. 67 Wenn ein Alleinerbe<br />
vorhanden ist und sich hinter dem Rücken<br />
des Willensvollstreckers mit Hilfe der Erbbescheinigung<br />
als Erbe eintragen lässt, ist die Erbteilung vollzogen<br />
und der Willensvollstrecker kann ein allfälliges<br />
Vermächtnis (die Liegenschaft an einen Dritten<br />
zu übertragen) nicht mehr ausführen. 68 In diesem<br />
Fall haftet er dem Vermächtnisnehmer auch nicht,<br />
weil er diesen Ablauf nicht verhindern konnte. Der<br />
Vermächtnisnehmer muss sich an den Alleinerben<br />
halten.<br />
c) Der Willensvollstrecker ist nach herrschender<br />
Meinung nicht aktiv legitimiert, die Vermächtnisklage<br />
einzureichen. 69 Deshalb ist es ihm nicht möglich,<br />
sich mit einer Klage aus der Patt-Situation zu<br />
befreien, welche etwa entsteht, wenn die (beschwerten)<br />
Erben und der (fordernde) Vermächtnisnehmer<br />
das Vermächtnis unterschiedlich auslegen. 70 In<br />
dieser Situation kann der Willensvollstrecker den<br />
Vermächtnisnehmer nur auffordern, die Vermächtnisklage<br />
gegen die Erben einzureichen. Wenn der<br />
Vermächtnisnehmer keine Klage einreicht oder die<br />
Erledigung dieser Klage jahrelang dauert, können<br />
die auflaufenden Verzugszinsen (welche gegenwärtig<br />
wesentlich höher sind als die auf dem Finanz-<br />
Markt zu erzielenden Zinsen) für den Willensvollstrecker<br />
zum Problem werden.<br />
65 Vgl. TC VD CO09.018336 vom 29.11.2011.<br />
66 Vgl. CS-Rouiller/Gygax (Fn. 64), Art. 601 ZGB N 3:<br />
«En revanche, si tout le patrimoine a déjà été partagé,<br />
le légataire ne peut plus actionner l’exécuteur testamentaire<br />
en remise du legs».<br />
67 Vgl. CS-Rouiller / Gygax (Fn. 64), Art. 601 ZGB N 3: il<br />
peut tout au plus faire valoir une prétention en responsabilité<br />
pour violation de ses devoirs».<br />
68 Vgl. dazu vorne, A. 4.<br />
69 Vgl. BK-Künzle (Fn. 4), Art. 517 – 518 ZGB N 494 und<br />
die dort zitierten Autoren.<br />
70 Die Gründe für eine unterschiedliche Auslegung können<br />
sehr vielfältig sein, von einer unklaren Formulierung in<br />
der letztwilligen Verfügung, über den Umfang einer Herabsetzung<br />
wegen Verletzung von Pflichtteilen (Art. 527<br />
ZGB) bis zu ungenügenden Mitteln zur Deckung der<br />
Erbschaftsschulden (Art. 564 Abs. 1 ZGB).<br />
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