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Der Willensvollstrecker in der Erbteilung<br />

tung eines Teilungsplans verzichtet, etwa weil er eine<br />

Einigung der Erben für aussichtslos hält. 2 Eine solche<br />

Einschätzung dürfte eher selten zu Beginn der<br />

Tätigkeit des Willensvollstreckers erfolgen. In vielen<br />

Fällen setzt der Erblasser gerade deshalb einen<br />

Willensvollstrecker ein, weil er nach seinem Ableben<br />

ein gewisses Konfliktpotential unter den Erben<br />

vermutet. Es ist nicht ungewöhnlich, dass unter den<br />

Erben oder zwischen ihnen und dem Willensvollstrecker<br />

unterschiedliche Ansichten und Meinungen<br />

herrschen; dies ist jedenfalls kein Grund, vorschnell<br />

aufzugeben. In solchen Fällen ist es gerade<br />

die Aufgabe des Willensvollstreckers, zwischen den<br />

Parteien zu vermitteln 3 und eine Einigung unter den<br />

Erben zustande zu bringen.<br />

(2) Wenn der Willensvollstrecker an einem Teilungsplan<br />

arbeitet oder dies zu tun gedenkt, gibt es<br />

keinen Raum für die Teilungsklage eines Erben,<br />

«denn sonst könnte man den Willensvollstrecker<br />

von Anfang an ausschalten». 4 Es fragt sich, wie viel<br />

Zeit man dem Willensvollstrecker einräumen muss,<br />

um an einem Teilungsplan arbeiten zu können. Ich<br />

schlage vor, mit Vermutungen zu arbeiten, welche<br />

im konkreten Fall den Beweis des Gegenteils zulassen:<br />

(a) Wenn ein Willensvollstrecker innert eines<br />

Jahres nach dem Tod keinen (partiellen oder vollständigen)<br />

Teilungsplan vorlegt, darf man vermuten,<br />

dass die Erben nun die Teilungsklage erheben<br />

können. 5 (b) Wenn ein Erbe vor Ablauf der Jahres-<br />

2 Diesen Fall hebt Peter Breitschmid, Die Stellung des<br />

Willensvollstreckers in der Erbteilung, in: Praktische<br />

Probleme der Erbteilung hrsg. v. Jean Nicolas Druey und<br />

Peter Breitschmid, St. Gallen 1997, S. 148 f., hervor.<br />

3 Vgl. Fritz Sturm, Verkommt der Testamentsvollstrecker<br />

in der Schweiz zu einem zahnlosen Mediator?, in: Festschr.<br />

Eugen Bucher, hrsg. v. Wolfgang Wiegand, Thomas<br />

Koller und Hans Peter Walter, Bern 2009, S. 745 f., betont,<br />

dass der Willensvollstrecker seine Vermittlerrolle<br />

nicht spielen könne, wenn die Gerichte zu schnell davon<br />

ausgehen, dass keine Aussicht auf eine gütliche Einigung<br />

unter den Erben bestehe.<br />

4 Hans Rainer Künzle, Berner Kommentar zu Art. 517–<br />

518 ZGB, Bern 2011, Art. 517–518 ZGB N 305 (zit.<br />

BK-Künzle) mit Verweis auf ZGGVP 1981– 82, 82 E. 2<br />

(Die Klage auf Feststellung und Teilung des Nachlasses<br />

ist «zur Zeit abzuweisen») und SJZ 92 (1996) 242 Nr. 3;<br />

ebenso neuerdings Fiorenzo Cotti, Kommentar zu<br />

Art. 517–518 ZGB, in: Commentaire du droit des successions,<br />

hrsg. v. Antoine Eigenmann und Nicolas Rouiller,<br />

Bern 2012 (zit. CS-Cotti), Art. 518 ZGB N 128: «Une action<br />

en partage n’est pas admissible (art. 604 CC) avant<br />

que l’exécuteur n’ait achevé l’élaboration d’un plan de<br />

partage et qu’il l’ait soumis aux héritiers pour approbation<br />

écrite».<br />

5 Anders Paul Piotet, Schweizerisches Privatrecht,<br />

Band IV: Erbrecht, 2. Halbband, Basel/Stuttgart 1981,<br />

frist eine Herabsetzungsklage (Art. 533 ZGB) oder<br />

Ungültigkeitsklage (Art. 521 ZGB) anheben muss,<br />

darf man vermuten, dass er gleichzeitig auch die Teilungsklage<br />

(Art. 598 ff. ZGB) einreichen kann. (c)<br />

Wenn der Willensvollstrecker Teilungspläne vorlegt,<br />

wird nach Ablauf der üblicherweise zu erwartenden<br />

Teilungszeit (je nach Grösse des Nachlasses in der<br />

Regel von 1–3 Jahren) vermutet, dass den Erben<br />

nun die Teilungsklage offen steht. 6 (d) Wenn sich die<br />

Erben nur in einer Teilfrage (etwa einer Bewertung<br />

oder Rechtsfrage) nicht einigen können, wird vermutet,<br />

dass das Gericht bereits während der Zeit<br />

angerufen werden kann, in welcher der Willensvollstrecker<br />

noch an einem Teilungsplan arbeitet. 7<br />

b) Weiter ist zu klären, welches die (verbleibende)<br />

Aufgabe des Willensvollstreckers ist, wenn die Teilungsklage<br />

der Erben zugelassen wird. Der Willensvollstrecker<br />

wird in einem solchen Fall von seiner<br />

Aufgabe befreit, die Erbteilung vorzubereiten, seine<br />

übrigen Aufgaben behält er jedoch: Je nachdem, in<br />

welchen Stadium die Klage eingereicht wird, hat er<br />

den Nachlass (auch noch) zu sammeln oder (bloss)<br />

zu verwalten. Die Verwaltung des Nachlasses erfolgt<br />

ohne Einschränkung, soweit der Teilungsrichter<br />

nicht mit vorsorglichen Massnahmen eingreift.<br />

c) Sobald die Erbteilung feststeht, sei es (mit oder<br />

ohne Vermittlung des Gerichts) eine Einigung der<br />

Erben (Art. 634 ZGB) oder ein rechtskräftiges Urteil,<br />

kommt als Aufgabe für den Willensvollstrecker<br />

hinzu, die Erbteilung zu vollziehen (Art. 518 Abs. 2<br />

ZGB). 8<br />

2. Umwandlung der Erbengemeinschaft<br />

a) Alle oder einzelne Erben können (formlos) vereinbaren,<br />

dass sie den ganzen Nachlass bzw. Teile<br />

davon zeitlich begrenzt oder unbegrenzt 9 nicht (unter<br />

sich) aufteilen wollen. 10 Dann handelt es sich<br />

grundsätzlich um eine fortgesetzte Erbengemein­<br />

§ 107 I: Die Erben können allenfalls eine Aufsichtsbeschwerde<br />

wegen Verzögerung führen.<br />

6 Vgl. BK-Künzle (Fn. 4), Art. 517–518 ZGB N 305.<br />

7 Vgl. RBOG 1998 Nr. 2 S. 76: Feststellung des Anrechnungswerts<br />

einer Liegenschaft, welche durch eine Teilungsregel<br />

einem Erben zugewiesen wurde.<br />

8 Vgl. dazu BK-Künzle (Fn. 4), Art. 517–518 ZGB N 342 ff.<br />

9 Vgl. Thomas Weibel, Kommentierung zu Art. 602 – 618<br />

ZGB, in: Praxiskommentar Erbrecht, hrsg. v. Daniel Abt<br />

und Thomas Weibel, 2. A., Basel 2011 (zit. PraxKomm-<br />

Weibel), Art. 602 ZGB N 49.<br />

10 Vgl. Peter C. Schaufelberger / Katrin Keller, Kommentar<br />

zu Art. 602 – 619 ZGB, in: Basler Kommentar Zivilgesetzbuch<br />

II, 4. A., Basel 2011 (zit. BSK-Schaufelberger/Keller),<br />

Art. 602 ZGB N 36; ebenso für das<br />

310<br />

successio 4/13

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