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Der Willensvollstrecker in der Erbteilung<br />

hat, kann er den Besitzanspruch 108 nur gegenüber<br />

dem jeweils betroffenen Erben geltend machen,<br />

den Rückforderungsanspruch 109 kann er aber –<br />

in analoger Anwendung von Art. 603 Abs. 1 ZGB<br />

(Solidarhaftung) 110 – gegenüber einem einzelnen<br />

Erben geltend machen, welcher seinerseits Rückgriff<br />

auf die übrigen betroffenen Erben nehmen<br />

kann (Art. 148 Abs. 2 OR). 111<br />

e) Wenn der Willensvollstrecker mit seinem Besitzanspruch<br />

112 oder einer Rückforderungsklage 113<br />

Mängel im Vollzug der Erbteilung vom Richter<br />

korrigieren lässt, kann er die Erben nicht gleichzeitig<br />

auch noch haftbar machen. 114 Diese beiden Ansprüche<br />

schliessen sich gegenseitig aus.<br />

f) Wenn ein Vermächtnisnehmer zu viel oder falsches<br />

Nachlassgut erhält, stehen dem Willensvollstrecker<br />

ebenfalls ein Besitzanspruch bzw. ein<br />

Rückforderungsanspruch zu. Während sich der Besitzanspruch<br />

(Mobilien und Immobilien) auf die<br />

gleichen Grundlagen stützt wie gegenüber den Erben<br />

(Erbschaftsklage oder Verwaltungsrecht), 115<br />

kommt beim Rückforderungsanspruch (anstelle des<br />

Erbvertrags) das Recht der ungerechtfertigten Bereicherung<br />

zur Anwendung. 116<br />

3. Mängel an Erbschaftssachen<br />

a) Nach Gesetz leisten sich die Erben grundsätzlich<br />

gegenseitig Gewähr für den Bestand der Erbschaftssachen<br />

(Art. 637 Abs. 1 ZGB). Diese Bestimmung<br />

ist dispositiver Natur und deshalb wird im<br />

108 Vgl. dazu vorne, C. 2. b) (1).<br />

109 Vgl. dazu vorne, C. 2. b) (2).<br />

110 Diese Norm wird auch analog angewendet, wenn Erben<br />

gegenüber dem überlebenden Ehegatten einstehen müssen<br />

(BGE 101 II 218: «Für güterrechtliche Forderungen<br />

des überlebenden Ehegatten haften die Erben des vorverstorbenen<br />

solidarisch»), wenn Erben gegenüber Vermächtnisnehmern<br />

einstehen müssen (ZWR 1997, 249:<br />

«Die Solidarhaftung der Erben gilt grundsätzlich auch<br />

für die Ausrichtung von Vermächtnissen») oder wenn<br />

ein Erbe nach erfolgter Erbteilung Rückforderungsansprüche<br />

gegen die übrigen Erben geltend macht (ZWR<br />

1978, 63: Forderungen für Beerdigungskosten und den<br />

Unterhalt des Erblassers).<br />

111 Vgl. BK-Künzle (Fn. 4), Art. 517 – 518 ZGB N 370.<br />

112 Vgl. vorne, C. 2. b) (1).<br />

113 Vgl. vorne, C. 2. b) (2).<br />

114 Das ist vergleichbar mit dem Ausschluss der Haftung des<br />

Willensvollstreckers, von welchem man zu viel bezogenes<br />

Honorar zurückfordert, vgl. BGer. 5A_750/2012 vom<br />

14. Januar 2013 E. 4: Wenn Rückerstattung des Honorars<br />

geltend gemacht wird, liegt kein Schaden vor.<br />

115 Vgl. vorne, C. 2. b) (1).<br />

116 Vgl. BK-Künzle (Fn. 4), Art. 517 – 518 ZGB N 373.<br />

Erbteilungsvertrag häufig ein Ausschluss der Gewährleitung<br />

vorgesehen. 117<br />

b) Der Willensvollstrecker haftet nicht für die<br />

Werthaltigkeit der zugeteilten Nachlassgüter. Das<br />

gilt auch dann, wenn die von den Erben vorgenommene<br />

Bewertung auf eine erste Schätzung des Willensvollstreckers<br />

zurückgeht und sogar dann, wenn<br />

die Bewertung der Erben von der ersten Schätzung<br />

des Willensvollstreckers massgeblich beeinflusst<br />

wurde. Wenn die Erben eine verlässliche Schätzung<br />

der Nachlassgüter erhalten wollen, müssen sie<br />

einen Fachmann damit beauftragen. 118 Sie können<br />

sich dieses Geld nicht sparen und den Willensvollstrecker<br />

haftbar machen. Ausgenommen bleibt<br />

etwa die Deliktshaftung des Willensvollstreckers<br />

wegen absichtlicher Schädigung. 119<br />

D. Schiedsgerichte in der Erbteilung<br />

a) In Erbsachen sind in der Schweiz höchst selten<br />

Schiedsgerichte anzutreffen. Um dies zu ändern,<br />

wurde 2012 der Schweizerische Verein Schiedsgerichtsbarkeit<br />

in Erbsachen (www.schiedsgerichteerbsachen.ch)<br />

gegründet.<br />

b) Schiedsvereinbarungen können gestützt auf<br />

Art. 357 ff. ZPO 120 zwischen ganz unterschiedlichen<br />

Parteien geschlossen werden, so zwischen dem Erblasser<br />

und den Erben, zwischen den Erben, zwischen<br />

den Erben und Vermächtnisnehmern oder zwischen<br />

den Erben und anderen Dritten. 121 Alle in die Erteilung<br />

involvierten Parteien können mit Schiedsvereinbarungen<br />

abgedeckt werden. In der Literatur<br />

nicht zu finden ist eine Schiedsvereinbarung zwischen<br />

den Erben und dem Willensvollstrecker, wohl<br />

weil Zweifel an der objektiven Schiedsfähigkeit in<br />

117 Vgl. Ramonn Mabillard, Kommentar zu Art. 634 – 640<br />

ZGB, in: Praxiskommentar Erbrecht, hrsg. v. Daniel Abt<br />

und Thomas Weibel, 2. A., Basel 2011 (zit. PraxKomm-<br />

Mabillard), Art. 634 ZGB N 46.<br />

118 Vgl. BK-Künzle (Fn. 4), Art. 517 – 518 ZGB N 294; nach<br />

BSK-Karrer / Vogt / Leu (Fn. 17), Art. 518 ZGB N 16 ist<br />

eine Schätzung durch den Willensvollstrecker gar nicht<br />

erforderlich.<br />

119 Vgl. dazu vorne, C. 1. d).<br />

120 Vgl. Markus Müller-Chen / Rahel Egger, Kommentierung<br />

der Art. 357 – 359 ZPO, in: Kommentar zur schweizerischen<br />

Zivilprozessordnung (ZPO), hrsg. v. Thomas<br />

Sutter-Somm, Franz Hasenböhler und Christoph Leuenberger,<br />

2. A., Zürich 2013, Art. 357 ZPO N 1 ff.<br />

121 Vgl. Werner Wenger, Kommentar zu Art. 353 – 356<br />

ZPO, in: Kommentar zur Schweizerischen Zivilprozessordnung,<br />

hrsg. v. Thomas Sutter-Somm, Franz Hasenböhler<br />

und Christoph Leuenberger, Art. 354 ZPO N 12.<br />

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