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Der Willensvollstrecker in der Erbteilung<br />

Dieser Vorschlag erinnert etwas an die frühere Zürcher<br />

Praxis, welche sich auf den inzwischen aufgehobenen<br />

§ 215 Ziff. 29 ZH-ZPO stützte 84 und die<br />

Erben zwingen wollte, zum Teilungsplan des Willensvollstreckers<br />

Stellung zu nehmen. Diese ist aber<br />

überholt. 85 Ebenfalls nicht überzeugen kann der<br />

Vorschlag von Sturm, mit Hilfe einer privatorischen<br />

Klausel (die Erben auf den Pflichtteil zu setzen,<br />

wenn sie den Teilungsplan des Willensvollstreckers<br />

nicht befolgen), weil der Erblasser die Teilungsbefugnis<br />

nicht an den Willensvollstrecker delegieren<br />

kann. 86 Somit bleibt es dabei, dass der Teilungsplan<br />

des Willensvollstreckers nur vermittelnden Charakter<br />

hat.<br />

C. Probleme in der Erbteilung<br />

1. Mangelhafter Teilungsvertrag<br />

a) Es gehört zu den Aufgaben des Willensvollstreckers,<br />

die Erbteilung vorzubereiten. Unter anderem<br />

erarbeitet der Willensvollstrecker Entwürfe für den<br />

Erbteilungsvertrag. In diesem Zusammenhang ist es<br />

denkbar, dass der Willensvollstrecker für mangelnde<br />

Sorgfalt in der Vorbereitung und Erstellung des Erbteilungsvertrags<br />

haftbar gemacht wird. Das kann<br />

von einem mangelnden oder mangelhaften Hinweis<br />

(etwa auf Steuerfragen) 87 über ungenügende Aufklärung<br />

(etwa über die Mechanik der Ausgleichung<br />

und Herabsetzung) 88 bis hin zu einem unsorgfältig<br />

redigierten Erbteilungsvertrag gehen. Es handelt<br />

sich um eine vertragsähnliche Haftung, deren Regeln<br />

sich aus Art. 97 ff. und Art. 394 ff. OR 89 sowie<br />

insbesondere Art. 398 f. OR ergeben.<br />

b) Der Willensvollstrecker sollte keine unnötigen<br />

Risiken eingehen und seine Tätigkeit auf das beschränken,<br />

was zu seiner Aufgabe gehört: So kann<br />

er die Erben allgemein auf mögliche Steuerfolgen<br />

der geplanten Erbteilung hinweisen und ihnen auftragen,<br />

dass sie die für sie eintretenden konkreten<br />

Steuerfolgen von einem eigenen Steuerberater<br />

überprüfen lassen. Der Willensvollstrecker befindet<br />

sich in einer vergleichbaren Lage wie der Notar,<br />

bei welchem ein allgemeiner Hinweis auf mögliche<br />

Steuerfolgen ebenfalls als genügend angesehen<br />

wird. 90 Um Diskussionen zu vermeiden sollte eine<br />

entsprechende Klausel in den Erbvertag aufgenommen<br />

werden. 91<br />

c) Wenn der Willensvollstrecker (insbesondere<br />

aufgrund seines eigenen Berufs) mit der Beratung<br />

der Erben über seine Aufgaben hinausgeht, handelt<br />

es sich in diesem Umfang um einen gewöhnlichen<br />

Auftrag nach Art. 394 ff. OR. 92<br />

d) Die Deliktshaftung (Art. 41 OR) dürfte eher<br />

selten zum Zug kommen (etwa unaufgeforderte Erteilung<br />

eines falschen Rates), weil diese eine absichtliche<br />

Schädigung voraussetzt. 93<br />

84 Vgl. Robert Hauser / Erhard Schweri / Viktor Lieber,<br />

GOG – Kommentar zum zürcherischen Gesetz über die<br />

Gerichts- und Behördenorganisation im Zivil- und Strafprozess,<br />

Zürich 2012, § 137 GOG N 1.<br />

85 Vgl. BK-Künzle (Fn. 4), Vorbem. zu Art. 517 – 518 ZGB<br />

N 319; a.M. PraxKomm-Christ/Eichner, Art. 518 ZGB<br />

N 76: «Die Zürcher Praxis … ist bedauerlicherweise nicht<br />

unbestritten».<br />

86 Ebenso Fabienne Elmiger, Das Unternehmen in der<br />

Erbteilung – Die Teilungsart (Art. 607 – 619), Zürich<br />

2012, S. 144.<br />

87 Vgl. dazu BGer. 5A_64/2012 vom 6. Dezember 2012,<br />

StR 2013, 305: «Von einem Steuerberater wird verlangt,<br />

dass er einen Sachverhalt richtig erfasst und steuerrechtlich<br />

korrekt beurteilt, dass er die massgebenden Gesetze,<br />

die Standardwerke und die höchstrichterliche Rechtsprechung<br />

kennt und beachtet. Stehen mehrere Möglichkeiten<br />

zur Verfügung, hat er den sichersten Weg zu<br />

wählen oder mindestens auf bestehende Risiken hinzuweisen».<br />

88 In der Lehre wird nicht einheitlich beantwortet, welches<br />

die genauen Pflichten des Willensvollstreckers in diesem<br />

Zusammenhang sind, vgl. dazu etwa BSK-Karrer /<br />

Vogt / Leu (Fn. 17), Art. 518 ZGB N 17; wohl etwas zu<br />

eng PraxKomm-Christ/Eichner (Fn. 50), Art. 518 ZGB<br />

N 34.<br />

89 Marc Antonio Iten, Die zivilrechtliche Verantwortlichkeit<br />

des Willensvollstreckers, Zürich/Basel/Genf 2012,<br />

N 33 f. und 216 ff.<br />

90 Vgl. Yael Strub, Haftung des Notars für die Aufklärung<br />

betreffend Steuern? – «Es chunnt druf aa», SJZ<br />

109 (2013) 163, 168: Dem überwiegenden Teil der Lehre<br />

folgend, gehört die Belehrung über die wichtigsten Steuerfolgen<br />

(insbesondere Handänderungssteuern, Grundstücksgewinnsteuern,<br />

Erbschaftssteuern, Schenkungssteuern)<br />

zum ‹bundesrechtlichen Minimalstandard›, der<br />

ungeachtet der Ausgestaltung der einzelnen kantonalen<br />

Notariatsbestimmungen gilt. Ob ein genereller Hinweis<br />

genügt oder der Notar auf jede einzelne anfallenden<br />

Steuerarten gesondert eingehen muss, hängt im Wesentlichen<br />

mit der Geschäftserfahrenheit und den persönlichen<br />

Verhältnissen der Parteien zusammen».<br />

91 Vgl. Strub (Fn. 90), SJZ 109 (2013) 163, 168: «Das Risiko<br />

kann immerhin damit ein wenig entschärft werden, indem<br />

der Hinweis auf die Steuerfolgen aus Beweisgründen<br />

stets schriftlich erfolgt».<br />

92 Ebenso für die Haftung des Notars für Steuerberatung,<br />

vgl. Strub (Fn. 90), SJZ 109 (2013) 163, 167.<br />

93 Vgl. Christian Heierli/Anton K. Schnyder, in: Basler<br />

Kommentar Obligationenrecht I, 5. A., 2011, Art. 41 OR<br />

N 44 (nachfolgend: BSK-Heierli/Schnyder), Art. 41 OR<br />

N 42; BGE 108 II 305 E. 2c S. 312.<br />

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