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Arbeitsgemeinschaft Mauerziegel - Unipor

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<strong>Arbeitsgemeinschaft</strong> <strong>Mauerziegel</strong><br />

im Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie e. V.<br />

AMz-Bericht 7/98<br />

Kriechen von Ziegelmauerwerk<br />

mit Leicht- und Dünnbettmörtel<br />

1 Einleitung<br />

Ziegelmauerwerk zeichnet<br />

sich gegenüber Mauerwerk<br />

aus bindemittelgebundenen<br />

Baustoffen u. a. durch seine<br />

besonders hohe Formbeständigkeit<br />

aus.<br />

Umfassende Untersuchungen<br />

zum Langzeitverhalten<br />

von Ziegelmauerwerk mit<br />

Leicht- und Dünnbettmörtel<br />

unter Belastung (”Kriechen”)<br />

lagen bisher nicht vor. Im<br />

Auftrag der <strong>Arbeitsgemeinschaft</strong><br />

<strong>Mauerziegel</strong> wurden<br />

am Institut für Bauforschung<br />

(ibac) der RWTH Aachen<br />

Untersuchungen zum Kriechen<br />

von Ziegelmauerwerk<br />

mit Leicht- und Dünnbettmörtel<br />

/1/ durchgeführt.<br />

Die Versuchsergebnisse<br />

zeigen:<br />

Auch bei Verwendung von<br />

Leicht- oder Dünnbettmörtel<br />

hat Ziegelmauerwerk eine<br />

hervorragende Formbeständigkeit.<br />

2 Verformungskennwerte<br />

von Ziegelmauerwerk<br />

nach DIN 1053-1<br />

Ziegel erhalten durch den<br />

keramischen Brand eine<br />

sehr gute Formbeständigkeit.<br />

Die Rechenwerte der<br />

Verformungseigenschaften<br />

sind nach DIN 1053-1 daher<br />

sehr günstig. Ziegel haben<br />

die niedrigste Feuchtedehnung,<br />

die niedrigste Endkriechzahl,<br />

den kleinsten<br />

Wärmedehnkoeffizienten<br />

und einen hohen E-Modul,<br />

d. h. eine geringe elastische<br />

Verformung, s. Tabelle 1.<br />

Tabelle 1: Rechenwerte für Feuchtedehnung, Kriechen, Temperaturdehnung und Elastizitätsmodul<br />

nach DIN 1053-1, Tabelle 2<br />

Mauersteinart<br />

Endwert der Feuchtedehnung<br />

(Schwinden,<br />

chemisches Quellen)<br />

Endkriechzahl<br />

Wärmedehnungskoeffizient<br />

Elastizitätsmodul<br />

ε 1 ƒ∞ ) ϕ 2 ∞ ) α Τ Ε 3 )<br />

Rechenwert Rechenwert Rechenwert Rechenwert<br />

mm/m 10 -6 /K MN/m²<br />

<strong>Mauerziegel</strong> 0 1,0 6 3500 ⋅σ 0<br />

Kalksandsteine 4 ) - 0,2 1,5 8 3000 ⋅σ 0<br />

Leichtbetonsteine - 0,4 2,0 10 5000 ⋅σ 0<br />

Betonsteine - 0,2 1,0 10 7500 ⋅σ 0<br />

Porenbetonsteine - 0,2 1,5 8 2500 ⋅σ 0<br />

1 ) Verkürzung (Schwinden): Vorzeichen minus; Verlängerung (chemisches Quellen): Vorzeichen plus<br />

2 ) ϕ ∞ = ε k∞ /ε el ; ε k∞ Endkriechdehnung, ε el = σ/E<br />

3 ) E Sekantenmodul aus Gesamtdehnung bei etwa 1/3 der Mauerwerkdruckfestigkeit; σ 0 Grundwert<br />

nach Tabellen 4a, 4b und 4c<br />

4 ) Gilt auch für Hüttensteine<br />

5 ) Für Leichtbeton mit überwiegend Blähton als Zuschlag<br />

8 5 )


3 Kriechversuche an<br />

Ziegelmauerwerk in /1/<br />

3.1 Allgemeines<br />

Die Versuche in /1/ wurden<br />

an belasteten und unbelasteten<br />

kleinen Mauerwerkpfeilern<br />

durchgeführt. Als<br />

Kriechspannung wurde bei<br />

den belasteten Pfeilern im<br />

Alter von 28 Tagen 30% der<br />

zulässigen Druckspannung<br />

σ 0 aufgebracht. Die Verformungen<br />

wurden direkt nach<br />

dem Aufbringen der Last<br />

und anschließend in bestimmten<br />

Zeitabständen bis<br />

zu einem Prüfalter von<br />

360 Tagen gemessen.<br />

Zur Ermittlung der lastunabhängigen<br />

Verformungen<br />

(Schwinden, Quellen) wurden<br />

parallel zu den belasteten<br />

Pfeilern unbelastete<br />

Pfeiler untersucht. Je Versuchsvariante<br />

wurden 3<br />

belastete und 3 unbelastete<br />

Pfeiler hergestellt und untersucht.<br />

Durch den Vergleich<br />

der Verformungen der unbelasteten<br />

Pfeiler (reine<br />

Feuchtedehnung) und belasteten<br />

Pfeiler (Feuchtedehnung<br />

plus Kriechen) kann<br />

näherungsweise die reine<br />

Kriechverformung ermittelt<br />

werden.<br />

Die Aussagekraft dieser<br />

Werte ist jedoch nicht völlig<br />

unumstritten, da die Feuchtedehnung<br />

von belastetem<br />

und unbelastetem Mauerwerk<br />

unterschiedlich sein<br />

kann /2/.<br />

Bild 1: Vertikale Gesamtverformung der Ziegelmauerwerk-Prüfkörper aus /1/ und Rechenwerte der<br />

End-Verformung für verschiedene Mauerwerkarten nach DIN 1053-1<br />

0,1<br />

0<br />

Vertikale Gesamtverformung in mm/m<br />

HLz 6/LM 21<br />

HLz 6/LM 36<br />

-0,1<br />

HLz 12/LM 36<br />

HLz 12/DM<br />

-0,2<br />

Rechenwert Kriechen + Feuchtedehnung<br />

HLz 12/LM 36<br />

-0,3<br />

Rechenwert Kriechen + Feuchtedehnung<br />

Porenbetonstein PP 4/DM<br />

-0,4<br />

Rechenwert Kriechen + Feuchtedehnung<br />

Leichtbetonstein V 12/LM 36<br />

-0,5<br />

Rechenwert Kriechen + Feuchtedehnung<br />

Kalksandstein KS 12/DM<br />

-0,6<br />

0<br />

50<br />

100<br />

150<br />

200<br />

250<br />

300 350 400<br />

Zeit in Tagen<br />

3.2 Versuchsergebnisse<br />

3.2.1 Verformungen in<br />

vertikaler Richtung<br />

Die zeitabhängigen vertikalen<br />

Gesamtverformungen<br />

aus Kriechen und Feuchtedehnung<br />

lagen, unabhängig<br />

von der Ziegel-/Mörtel-Kombination<br />

nach einem Jahr<br />

Versuchsdauer zwischen<br />

0,02 und -0,138 mm/m und<br />

damit im Bereich der nach<br />

DIN 1053-1 rechnerisch zu<br />

erwartenden Endverformung<br />

ε ges :<br />

ε ges = ε f + ε k∞ =<br />

0 + 1,0 * ε el = - 0,086 mm/m<br />

mit<br />

ε f Rechenwert der Feuchtedehnung<br />

nach DIN 1053-<br />

1, Tabelle 2<br />

ε k∞ Rechenwert der Endkriechzahl<br />

nach DIN 1053-1,<br />

Tabelle 2<br />

ε el Rechenwert der elastischen<br />

Verformung ε el = σ/E<br />

= 0,3 σ 0 / 3500 σ 0 = 0,086<br />

mm/m<br />

Zum Vergleich ist die rechnerisch<br />

nach DIN 1053-1 zu<br />

erwartende Verformung aus<br />

Kriechen und Schwinden<br />

von Mauerwerk aus bindemittelgebundenen<br />

Mauersteinen<br />

in Bild 1 dargestellt.<br />

Für Mauerwerk aus bindemittelgebundenen<br />

Steinen<br />

ist bei gleicher Belastung<br />

mit wesentlich größeren<br />

zeitabhängigen<br />

Verformungen zu rechnen.<br />

Die um die Feuchtedehnung<br />

bereinigten reinen Kriechverformungen<br />

in /1/ betrugen<br />

nach einem Jahr Versuchsdauer<br />

für die Versuche<br />

mit Leichtmörtel LM<br />

21 und LM 36 zwischen<br />

0,15 und 0,2 mm/m sowie<br />

0,02 mm/m für die Versuchsserie<br />

mit Dünnbettmörtel.<br />

2


Alle untersuchten unbelasteten<br />

Ziegelpfeiler wiesen<br />

eine geringe Feuchtedehnung<br />

zwischen 0,04 und<br />

0,13 mm/m nach einem Jahr<br />

Versuchsdauer auf. Diese<br />

Werte lagen damit deutlich<br />

unter den in DIN 1053-1 genannten<br />

Extremwerten für<br />

die Feuchtedehnung von<br />

Ziegeln, s. Bild 2.<br />

Die leichte Feuchtedehnung<br />

der Ziegel wirkt in vertikaler<br />

Richtung den Verformungen<br />

aus Kriechen entgegen.<br />

Dies verringert die auftretende<br />

Gesamtverformung<br />

und trägt damit positiv zur<br />

Formbeständigkeit des Ziegelmauerwerks<br />

bei.<br />

Bild 2: Feuchtedehnung der unbelasteten Mauerwerk-Prüfkörper in /1/ und<br />

Wertebereich nach DIN 1053<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0<br />

-0,1<br />

-0,2<br />

-0,3<br />

-0,4<br />

Feuchtedehnung in mm/m<br />

HLz 6/LM 21<br />

HLz 6/LM 36<br />

HLz 12/LM 36<br />

HLz 12/DM<br />

oberer Grenzwert nach DIN 1053 - 1<br />

unterer Grenzwert nach DIN 1053 - 1<br />

-0,5<br />

0<br />

50<br />

100<br />

150<br />

200<br />

250<br />

300 350 400<br />

Zeit in Tagen<br />

3.2.2 Verformungen in<br />

horizontaler Richtung<br />

Durch Kriechen des Ziegelmauerwerks<br />

ist nach DIN<br />

1053-1 grundsätzlich eine<br />

geringe positive Querverformung,<br />

d. h. eine Ausdehnung<br />

der Prüfkörper in horizontaler<br />

Richtung, zu erwarten.<br />

Bei Annahme einer<br />

Querdehnungszahl µ = 0,2<br />

beträgt die rechnerisch zu<br />

erwartende Dehnung für alle<br />

in /1/ untersuchten Varianten<br />

etwa 0,02 mm/m.<br />

Bei zwei Varianten mit<br />

Leichtmörtel LM 21 und LM<br />

36 sowie der Variante mit<br />

Dünnbettmörtel wurden<br />

nach einem Jahr Versuchsdauer<br />

extrem geringe Formänderungen<br />

von -0,02<br />

mm/m bis 0,02 mm/m ermittelt,<br />

die damit sehr gut<br />

mit der vorausberechneten<br />

Verformung übereinstimmten.<br />

Die Verformung in horizontaler<br />

Richtung kann bei<br />

Ziegelmauerwerk mit Leichtmörtel<br />

überraschenderweise<br />

auch durch eine horizontale<br />

Schwindverformung des<br />

Mörtels dominiert werden.<br />

Bei einer Variante mit<br />

Leichtmörtel LM 36 wurde<br />

nach einem Jahr eine Gesamtverformung<br />

von -0,17<br />

mm/m in horizontaler Richtung<br />

festgestellt, s. Bild 3.<br />

Auch dieser Wert ist jedoch<br />

vergleichsweise gering und<br />

hat für die Risssicherheit<br />

des Mauerwerks sicherlich<br />

keine Bedeutung.<br />

3.3 Bewertung<br />

Ziegelmauerwerk ist auch<br />

bei Verwendung von Leichtund<br />

Dünnbettmörtel ein<br />

extrem formbeständiger<br />

Baustoff. Die Versuche in /1/<br />

haben gezeigt, dass die Formänderungen<br />

im Bereich<br />

der nach DIN 1053-1 rechnerisch<br />

zu erwartenden,<br />

sehr geringen Werte liegen.<br />

Die Formänderungen in<br />

einem Bauteil, die für die<br />

Risssicherheit relevant sind,<br />

setzen sich zusammen aus<br />

• der elastischen Verformung<br />

bei Belastung,<br />

• der zeitabhängigen<br />

Kriechverformung (ggf. auch<br />

der Relaxation) infolge Belastung,<br />

• der lastunabhängigen<br />

Feuchtedehnung und<br />

• der Temperaturdehnung.<br />

Alle genannten Kennwerte<br />

sind für die verschiedenen<br />

Mauerwerkbaustoffe unterschiedlich,<br />

wobei für Ziegelmauerwerk<br />

in allen Bereichen<br />

sehr niedrige Werte<br />

zutreffen, d. h. Ziegelmauerwerk<br />

verformt sich bei<br />

gleicher Belastung deutlich<br />

weniger als anderes Mauerwerk.<br />

3


Bild 3: Horizontale Gesamtverformung der Ziegelmauerwerk-Prüfkörper in /1/<br />

0,2<br />

0,1<br />

0<br />

-0,1<br />

Gesamtverformung in mm/m<br />

HLz 6/LM 21<br />

HLz 6/LM 36<br />

HLz 12/LM 36<br />

HLz 12/DM<br />

Rechenwert Kriechen und<br />

Feuchtedehnung<br />

-0,2<br />

-0,3<br />

-0,4<br />

0<br />

50<br />

100<br />

150<br />

200<br />

250<br />

300 350 400<br />

Zeit in Tagen<br />

Größere Formänderungsunterschiede<br />

in einem Bauwerk<br />

können zu einer<br />

Rissbildung führen. Eine<br />

Kombination von Ziegeln<br />

und bindemittelgebundenen<br />

Mauersteinen innerhalb<br />

eines Bauwerks ist unter<br />

dem Gesichtspunkt der<br />

formänderungsbedingten<br />

Rissbildung immer kritisch<br />

zu hinterfragen. Aus Bild 1<br />

wird deutlich, dass selbst<br />

unter der Voraussetzung,<br />

dass alle Baustoffkennwerte<br />

den Rechenwerten entsprechen,<br />

Formänderungsunterschiede<br />

auftreten können,<br />

die den kritischen Wert von<br />

0,4 mm/m nach /3/ überschreiten.<br />

Mit reinen Ziegelkonstruktionen<br />

aus Wärmedämmziegeln,<br />

Hochlochziegeln und<br />

Schallschutzfüllziegeln sind<br />

alle statischen und bauphysikalischen<br />

Anforderungen<br />

in einem Baustoff zu erfüllen,<br />

sodass auf die Verwendung<br />

von Mischmauerwerk<br />

weit gehend verzichtet werden<br />

sollte.<br />

4 Zusammenfassung<br />

Die Untersuchungen in /1/<br />

haben gezeigt, dass für Ziegelmauerwerk<br />

mit Leichtund<br />

Dünnbettmörtel in allen<br />

untersuchten Varianten die<br />

Versuchsergebnisse im Bereich<br />

der nach DIN 1053-1<br />

rechnerisch zu erwartenden<br />

sehr geringen Verformungen<br />

aus Kriechen und<br />

Feuchtedehnung lagen.<br />

Die von einigen Sachverständigen<br />

geäußerte Vermutung,<br />

dass Ziegelmauerwerk<br />

mit Leichtmörtel LM 21<br />

auf Grund seiner ”großen<br />

Verformbarkeit” besonders<br />

rissanfällig sei, werden<br />

damit eindeutig widerlegt.<br />

Bei der untersuchten Kombination<br />

HLz 6 mit LM 21<br />

betrug die vertikale Gesamtverformung<br />

nach einem<br />

Jahr Versuchsdauer nur<br />

0,14 mm/m und lag damit<br />

deutlich unter den<br />

rechnerisch zu erwartenden<br />

Verformungen von<br />

Mauerwerk aus bindemittelgebundenen<br />

Steinen.<br />

Bauen mit Ziegelmauerwerk<br />

bedeutet deshalb, unabhängig<br />

von der verwendeten<br />

Mörtelart nach wie vor<br />

Bauen mit extrem geringen<br />

Formänderungen und hoher<br />

Risssicherheit.<br />

5 Literatur<br />

/1/ Schubert, P.: Kriechen<br />

von Ziegelmauerwerk mit<br />

Leicht- und Dünnbettmörtel.<br />

Aachen: Institut für Bauforschung.<br />

Forschungsbericht<br />

Nr. F 551, 1998 (Abschlussbericht<br />

in Vorbereitung).<br />

/2/ Metzemacher, H.: Zur<br />

Zugrelaxation von Mauerwerk.<br />

Aachen: Aachener<br />

Beiträge zur Bauforschung<br />

des ibac und Dissertation an<br />

der RWTH Aachen, 1994.<br />

/3/ Schubert, P.: Vermeiden<br />

von schädlichen Rissen in<br />

Mauerwerkbauteilen. Berlin:<br />

Ernst & Sohn: In: Mauerwerk-Kalender<br />

21 (1996), S.<br />

621 – 653.<br />

Dr.My-GdJ AMz<br />

Oktober 1998<br />

<strong>Arbeitsgemeinschaft</strong> <strong>Mauerziegel</strong> e. V., Schaumburg-Lippe-Str. 4, 53113 Bonn, Tel. 0228-91493-24, Fax -91493-12<br />

Email: argemauerziegel@ziegel.de Internet: http://www.ziegel.de<br />

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