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443 KB - Energetische Sanierung der Bausubstanz - EnSan

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<strong>Energetische</strong> Gesamtoptimierung <strong>der</strong> Staats- und Universitätsbibliothek<br />

Bremen GOSUB<br />

För<strong>der</strong>kennzeichen: 0327292A<br />

Dipl.-Ing. Arch. Ursula Schnaars<br />

Dipl.-Ing. Heiko Schiller,<br />

Universität Bremen<br />

schiller engineering, Hamburg<br />

1 Projektsteckbrief<br />

Bauherr:<br />

Wissenschaftliche<br />

Begleitung:<br />

Generalplaner:<br />

TGA-Planer:<br />

Architekten:<br />

Projektstart:<br />

Baubeginn:<br />

Inbetriebnahme:<br />

Projektende:<br />

Gesamtfläche<br />

HNF gesamt:<br />

Bibliotheksflächen<br />

Büroflächen<br />

Werkstätten, EDV, sonst.<br />

Saal<br />

NNF:<br />

VF:<br />

FF:<br />

<strong>Energetische</strong> <strong>Sanierung</strong><br />

Inhaltliche Mo<strong>der</strong>nisierung<br />

Universität Bremen<br />

Hochschule Bremerhaven + TTZ Bremerhaven<br />

schiller engineering, Hamburg<br />

Hochschule Bremen<br />

RCI GmbH, Berlin<br />

RCI GmbH, Berlin<br />

HJW+Partner, Hannover<br />

15.08.2001<br />

01.10.2002<br />

31.12.2004<br />

31.12.2006<br />

25.011 m 2<br />

20.794 m 2<br />

16.194 m 2<br />

1.978 m 2<br />

2.354 m 2<br />

307 m 2<br />

388 m 2<br />

1.698 m 2<br />

2.132 m 2<br />

7,245 Mio. EUR<br />

3,990 Mio. EUR


2 Architektonische und städtebauliche Einordnung <strong>der</strong> SuUB<br />

Der Gebäudebestand <strong>der</strong> Universität Bremen besteht aus einem zentralen Kern aus<br />

Bauten <strong>der</strong> frühen 70-er Jahre. Dazu gehören neben <strong>der</strong> Staats- und Universitätsbibliothek<br />

und Mensa jeweils ein großes geisteswissenschaftliches und naturwissenschaftliches<br />

Mehrzweckgebäude, das Mehrzweckhochhaus und das Sportzentrum.<br />

Diese werden fußläufig erschlossen über die Ebene +1 des Boulevards, <strong>der</strong> unterseitig<br />

die Verteilung <strong>der</strong> gesamten technischen Erschließung übernimmt.<br />

Abbildung 2-1: Lageplan <strong>der</strong> Universität Bremen mit <strong>der</strong> SuUB im Zentrum<br />

In den 80er und 90er Jahren erfolgte <strong>der</strong> weitere Ausbau insbeson<strong>der</strong>e in den Ingenieur-<br />

und Naturwissenschaften, unter an<strong>der</strong>em auch im höchstinstallierten Chemielabor-<br />

und Reinraumbereich. Hierbei wurde jedoch die Haupterschließung in die E-<br />

bene 0 verlegt.<br />

Das Gebäude <strong>der</strong> Staats- und Universitätsbibliothek stammt aus <strong>der</strong> Gründungszeit<br />

<strong>der</strong> Universität. Nach ausgiebiger Recherche und Studienreisen in die USA erfolgte<br />

Ende <strong>der</strong> 60er Jahre seitens <strong>der</strong> Universitätsplaner die Entscheidung zugunsten einer<br />

großzügigen Präsenzaufstellung nach Vorbild <strong>der</strong> großen amerikanischen Bibliotheken.


Die Architekten Kaiser und Kutzky des damaligen Universitätsbauamtes entschieden<br />

sich für einen nahezu quadratischen Grundriss über 5 Ebenen als Stahlbetonskelettbauweise<br />

mit einer Aluminium/Glas Vorhangfassade ab <strong>der</strong> Ebene +1.<br />

Die Ebene 4 wurde als Staffelgeschoss ausgebildet mit einem großen umlaufenden<br />

Dachgarten als Äquivalent für die Vollklimatisierung. Die breite Beton-Attika wird als<br />

Sichtschutz und Brüstung des Dachgartens genutzt.<br />

Das Gebäude liegt in <strong>der</strong> Ebene +1 am Boulevard <strong>der</strong> Universität, als Haupterschließungsebene<br />

für alle in <strong>der</strong> Gründungszeit entstandenen Gebäude. In direkter Zuordnung<br />

zum Zentralbereich <strong>der</strong> Universität mit Bus- und Bahnhaltestellen ist das<br />

Gebäude nicht nur für Universitätsangehörige son<strong>der</strong>n auch für sonstige Nutzer aus<br />

<strong>der</strong> Stadt gut erreichbar.<br />

Aus gestalterischer Sicht stellt u. E. das Bibliotheksgebäude einen positiven Beitrag<br />

<strong>der</strong> Beton- / Glasarchitektur <strong>der</strong> frühen 70er Jahre dar.<br />

Die feinteilig senkrecht geglie<strong>der</strong>te<br />

Stahl-Glas-Fassade bietet Aus-, Einund<br />

Durchblicke nach drinnen und<br />

draußen. Die gestaltete Sichtbetonfassade<br />

steht in einem gut proportionierten<br />

Spannungsverhältnis zur<br />

Glasfassade.<br />

Das Gebäude gilt als gestalterischer<br />

Höhepunkt in einem bestehenden<br />

Ensemble von Gebäuden <strong>der</strong> 70er<br />

Jahre. Die Universität möchte diese<br />

Fassade weitestgehend erhalten<br />

damit <strong>der</strong> Charakter und die Identität<br />

nicht verloren gehen.<br />

Abbildung 2-2: Fassadendetail


3 Projektbeson<strong>der</strong>heiten<br />

3.1 Finanzierung<br />

Unter Einbeziehung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>mittel aus dem ENSAN-Projekt kann die energetische<br />

<strong>Sanierung</strong> durch die erwarteten Energiekostenreduzierungen in einem Zeitraum von<br />

ca. 15 Jahren refinanziert werden. Die ursprüngliche Idee eines Performance Contractings<br />

wurde nach gründlicher Abwägung zugunsten einer Kreditfinanzierung verworfen.<br />

3.2 Parallelprojekt „Inhaltliche Mo<strong>der</strong>nisierung“<br />

Parallel zur energetischen <strong>Sanierung</strong> findet die sogenannte „Inhaltliche Mo<strong>der</strong>nisierung“<br />

statt. Hierbei kommt es u. a. zu einer architektonischen Aufwertung des Eingangsbereiches<br />

sowie zur Installation zusätzlicher Bildschirmarbeitsplätze.<br />

3.3 Kostendeckelung<br />

Alle Planungsbeteiligten haben sich nach einer vorangegangenen Machbarkeitsstudie<br />

eine Zielvereinbarung verpflichtet, die vereinbarten Projektziele bei Einhaltung<br />

<strong>der</strong> Kostenobergrenze zu erreichen. Die Kostensituation führt dazu, dass im Rahmen<br />

<strong>der</strong> <strong>Sanierung</strong> zahlreiche Komponenten und Teilsysteme aufgearbeitet, gereinigt und<br />

intelligent wie<strong>der</strong>verwendet werden. Nur auf diese Weise sind die relativ niedrigen<br />

spezifischen Projektkosten möglich. Die Einsparungen bei den Investitionskosten<br />

gehen mit einem erhöhten Aufwand bei den Ingenieurleistungen einher.<br />

3.4 Bauen im laufenden Betrieb<br />

Die Staats- und Universitätsbibliothek hat ihre Aufgaben während <strong>der</strong> gesamten<br />

Bauphase nahezu uneingeschränkt zu erfüllen. Seit Planungsbeginn ist eine Arbeitsgruppe<br />

„Bauablaufplanung“ unter Einbeziehung <strong>der</strong> Nutzer mit <strong>der</strong> Erstellung detaillierter<br />

Zeitpläne beschäftigt.


4 Bibliotheksnutzung<br />

Die Nutzung <strong>der</strong> Bibliothek setzt sich aus dem eigentlichen Betrieb als Präsenzbibliothek<br />

sowie <strong>der</strong> angeschlossenen Verwaltung, Werkstätten und eines Vortragssaals<br />

zusammen. Diese Bereiche haben stark unterschiedliche Nutzungszeiten. So hat die<br />

Bibliothek werktags bis 22.00 Uhr und an Samstagen bis 18.00 Uhr geöffnet.<br />

Das festangestellte Personal besteht aus insgesamt 162 Mitarbeitern. Weiterhin war<br />

bekannt, dass täglich ca. 1.000 Besucher die Bibliothek nutzen. Zur Ermittlung <strong>der</strong><br />

Gleichzeitigkeit und Anwesenheitsdauer wurden Personenzählungen an drei verschiedenen<br />

Tagen vorgenommen.<br />

Temporäre Anwesenheit von Bibliotheksnutzern<br />

250<br />

225<br />

200<br />

175<br />

150<br />

125<br />

100<br />

75<br />

50<br />

Zählung am 11.01.2002<br />

Zählung am 05.07.2001<br />

Zählung am 21.08.2001<br />

25<br />

0<br />

8 oo 9 oo 10 oo 11 oo 12 oo 13 oo 14 oo 15 oo 16 oo 17 oo 18 oo 19 oo 20 oo 21 oo 22 oo 23 oo<br />

Tageszeit<br />

Abbildung 4-1: Ergebnisse <strong>der</strong> Personenzählung (Besucher)<br />

An den betrachteten Tagen ergab sich ein maximaler Stundenmittelwert für die<br />

gleichzeitige Anwesenheit von 205 Nutzern. Dies entspricht einer Flächenzuordnung<br />

von ca. 65 m 2 Bibliotheksfläche je Person.<br />

Dementsprechend gering ist die thermische Belastung durch innere Wärmequellen<br />

einzustufen. Perspektivisch wird sowohl mit einer Zunahme von Nutzern als auch mit<br />

einer Verschiebung von Lese- zu Bildschirmarbeitsplätzen gerechnet.<br />

Seit Bestehen <strong>der</strong> Bibliothek kam es zu Klagen <strong>der</strong> Mitarbeiter über das Raumklima.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e die fehlenden Möglichkeiten zur Fensteröffnung, die Klimamonotonie<br />

und <strong>der</strong> permanente Geräuschpegel wurden kritisiert. Die Möglichkeiten Verän<strong>der</strong>ungen<br />

herbeizuführen waren in <strong>der</strong> Vergangenheit nicht gegeben.


5 <strong>Energetische</strong> Ausgangssituation<br />

5.1 Gebäudehülle<br />

Die fehlenden Fenster-Öffnungsflügel sind bei hochwertigen Gebäuden aus den 70er<br />

Jahren sehr typisch, weil die frühere Betrachtung von Komfort und thermischer Behaglichkeit<br />

von einer rein physikalischen Sichtweise geprägt war.<br />

Die Pfosten-Riegel-Konstruktion <strong>der</strong> Fassade besteht aus thermisch entkoppelten<br />

Aluminiumprofilen und Zweifachverglasung. Es wird für den Ist-Zustand von einem<br />

Gesamtwärmedurchgangskoeffizienten k > 3,2 W/(m 2 K) ausgegangen.<br />

Positiv hervorzuheben ist ein aufwendiger äußerer Sonnenschutz, <strong>der</strong> gleichzeitig ein<br />

markantes Gestaltungsmerkmal bildet. Dieser setzt sich aus starren Horizontallamellen<br />

sowie beweglichen Außenjalousien zusammen, die fassadenweise motorisch gesteuert<br />

werden.<br />

Von <strong>der</strong> Glasfassade ausgenommen sind Betonelemente die teils mit gedämmten<br />

Aluminiumprofilen verkleidet sind – teils aber auch als Sichtbeton zur architektonischen<br />

Wirkung beitragen. Die Sichtbetonelemente sind im Bereich von Technik- und<br />

Verkehrsflächen sowie als Sturzelemente im Bereich <strong>der</strong> Zwischendecken angeordnet.<br />

Geschossüberstände sind nach unten mittels geschlossenen Aluminiumplatten<br />

verblendet.<br />

Aufgrund von unterschiedlichen Geschossgrundrissen ergeben sich zahlreiche Dachflächen,<br />

so z. B. in <strong>der</strong> Ebene 0, Ebene 1 und Ebene 4. Davon ist die Fläche in Ebene<br />

4 als Dachgarten ausgebildet. Laut Planungsunterlagen ist hier die Wärmedämmung<br />

geringer ausgeführt (k-Wert 0,84 W/(m 2 K); sonst 0,48 W/(m 2 K)).<br />

Aufgrund <strong>der</strong> großen Raumtiefen und des quadratischen Grundrisses verfügt das<br />

sehr kompakte Bibliotheksgebäude über ein günstiges A/V-Verhältnis von 0,20 m -1 .<br />

Sämtliche Deckenhohlräume sind für technische Installationen genutzt und mit abgehängten<br />

Decken verkleidet. Dies sind Metall-Lamellen-Decken sowie Metall-Akustik-<br />

Langfeldplatten-Decken. Beide Decken sind nahezu vollständig geschlossen und mit<br />

mineralischen Schallabsorptionseinlagen belegt.


Die ungedämmte Bodenplatte Ebene 0 liegt ungefähr auf dem Niveau des umgebenden<br />

Erdreiches.<br />

Auf <strong>der</strong> SO-Seite schließt das eingeschossige „Neue Magazin“ direkt an das Bibliotheksgebäude<br />

an. Aufgrund des sehr guten baulichen Zustandes besteht keine Notwendigkeit<br />

zur Einbeziehung des „Neuen Magazins“ in das <strong>Sanierung</strong>sprojekt.<br />

5.2 Beleuchtung<br />

Die <strong>der</strong>zeitige Beleuchtung mit künstlichem Licht sowohl <strong>der</strong> Lesebereiche mit Bücherregalen<br />

wie auch <strong>der</strong> Büroräume basiert größtenteils auf dem Ursprungskonzept<br />

von Anfang <strong>der</strong> 70er Jahre.<br />

Über 90% aller Lampen sind Leuchtstofflampen mit einer Leistungsaufnahme zwischen<br />

38W und 65W, wovon die 38W-Lampen allein 70% ausmachen. Alle Leuchtstofflampen<br />

werden mit konventionellen Vorschaltgeräten betrieben. Die Leuchten<br />

bestehen überwiegend aus Abluftleuchten für den Deckeneinbau.<br />

In den mit Leuchtstofflampen ausgerüsteten Bereichen liegt die installierte elektrische<br />

Leistung für die Beleuchtung bei über 20 W/m 2 . Ein geschätzter Anteil von 15 % aller<br />

Leuchten ist defekt.<br />

Der Ist-Zustand <strong>der</strong> Beleuchtungsstärken in den Bibliotheksflächen wurde durch<br />

Messungen protokolliert. Die Messung für den ungünstigsten Bereich (Innenzone mit<br />

geringem Tageslichtanteil - zwischen den Buchregalen) ergab folgende mittleren Beleuchtungsstärken<br />

(horizontal):<br />

- 20 cm Höhe: 148 lx<br />

- 85 cm Höhe: 218 lx<br />

- 120 cm Höhe: 293 lx.<br />

Damit liegt die Beleuchtungsqualität unter den DIN 5035 - Anfor<strong>der</strong>ungen von 300 lx<br />

für Bibliotheksräume, die vom Arbeitssicherheitsbeauftragten auf eine Höhe von 85<br />

cm bezogen werden bzw. 200 lx für Leseanfor<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> unteren Regalreihe.


Die äußeren Fensterbereiche werden vorwiegend als Arbeits- und Lesezonen genutzt<br />

und sind mit Tischen und Stühlen bestückt. Während <strong>der</strong> beobachteten Nutzungszeiten<br />

waren auch hier die Leuchtenbän<strong>der</strong> durchgängig eingeschaltet. Als<br />

Folge davon wurden auf den Arbeitsflächen Beleuchtungsstärken von 1000 lux gemessen,<br />

was deutlich über <strong>der</strong> gefor<strong>der</strong>ten Nennbeleuchtungsstärke liegt.<br />

Gleiches gilt für die Verkehrsflächen innerhalb <strong>der</strong> Bibliothekszonen, wo die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

geringer sind und die Absorption <strong>der</strong> Regale fehlt.<br />

Die Ursachen liegen in dem einheitlichen Leuchtenraster, das keine individuelle Anpassung<br />

zuläßt, und den fehlenden Steuerungsmöglichkeiten.<br />

Die Stromversorgung <strong>der</strong> Beleuchtungsanlage orientiert sich an den vorliegenden<br />

Versorgungsschächten <strong>der</strong> Bibliothek. Die vier Versorgungsschächte sind jeweils im<br />

Innenbereich <strong>der</strong> in vier Quadranten unterteilten Grundfläche angeordnet. Daher<br />

können die Leuchten nicht tageslichtabhängig bzw. entsprechend den Lichtverhältnissen<br />

an den jeweiligen Außenbereichen gesteuert o<strong>der</strong> geregelt werden.<br />

Abbildung 5-1: Typische Beleuchtungssituation Freihandbereich


5.3 Heizung, Lüftung, Klimatechnik<br />

Die Beheizung, Kühlung, Be- und Entfeuchtung sowie Belüftung erfolgt ausschließlich<br />

über das Trägermedium Luft.<br />

Für die Luftaufbereitung befinden sich in Ebene 0 insgesamt 10 RLT-Zentralgeräte<br />

mit Auslegungsvolumenströmen von 4.000 - 91.000 m 3 /h je Anlage. Keine dieser Anlagen<br />

weist ein Wärmerückgewinnungssystem auf. Die dazugehörigen Abluftanlagen<br />

befinden sich überwiegend in Dachzentralen.<br />

Vollklimaanlage Innenzone Vollklimaanlage Aussenzone Fensterblasanlage<br />

Abbildung 5-2: Prinzipschema Raumlufttechnik<br />

Die Raumtemperaturregelung wird gemäß Bild 5-2 unterschiedlich realisiert:<br />

1. Innenliegende Räume, <strong>der</strong>en Lastschwankungen gering sind, werden mittels<br />

Einkanal-Anlagen versorgt, wobei über zonenweise Kanal-Nacherhitzer eine<br />

Feinregulierung erfolgt.<br />

2. Außenliegende Zonen, die witterungsbedingt stärkeren Lastschwankungen<br />

unterliegen, werden mit Zweikanal-Anlagen versorgt, d. h. die Temperaturregelung<br />

erfolgt in einem größeren Regelbereich durch Mischung <strong>der</strong> Zuluft aus<br />

einem Warmluft- und Kaltluftstrang.<br />

3. Eine Fensterschleieranlage bläst die Glasfassade direkt an, um die Scheiben-<br />

Innentemperatur aus Gründen <strong>der</strong> Behaglichkeit und des Kondensationsschutzes<br />

anzuheben.<br />

Alle Anlagen werden mit konstanten Volumenströmen durchgängig betrieben.


Zweikanal-Anlagen sind ein äußerst repräsentatives Beispiel für die sanierungsbedürftigen<br />

Klimatisierungssysteme, die häufig auch in Büro- und Verwaltungsgebäuden<br />

<strong>der</strong> Jahre 1960 – 1980 anzutreffen sind.<br />

Ein Teil <strong>der</strong> Anlagen verfügt über Mischkammern zur Umluftbeimischung. Allerdings<br />

ist keine kontinuierliche (z. B. enthalpiegesteuerte Regelung) mit den vorhandenen<br />

Klappen aufgrund <strong>der</strong> Regelcharakteristik möglich. Vielmehr existieren nur zwei Betriebszustände:<br />

1. ca. jeweils 25 % Umluft bei Außentemperaturen >+5 °C und < 20 °C<br />

2. ca. 60 % Umluft bei extremen Außenluftzuständen.<br />

Für das Gesamtgebäude waren laut Planungsunterlagen folgende Luftmengen projektiert:<br />

- Zuluft SOLL: 405.000 m3/h<br />

- Abluft SOLL: 339.080 m3/h<br />

- Außenluftrate SOLL: ca. 85 % bei Normalbetrieb.<br />

Der durchschnittliche Luftwechsel beträgt ca. 5 1/h.<br />

Die tatsächlich geför<strong>der</strong>ten Luftvolumenströme weisen starke Abweichungen zum<br />

Planungsstand auf. So ergaben die detaillierten Messungen Absenkungen in <strong>der</strong><br />

Summe <strong>der</strong> Zuluftvolumenströme von 27%.<br />

Die Druckverhältnisse sind unabgestimmt und führen zu Geräuschproblemen.<br />

Mit Ausnahme <strong>der</strong> RLT-Anlagen für die Eingangsbereiche sind alle Zuluftanlagen mit<br />

Dampfbefeuchtern ausgerüstet. Für die Feuchteregelung sind Sollwerte für Taupunkttemperaturen<br />

von mindestens 11 °C, d. h. ca. 50 % rel. Feuchte bei einer<br />

Raumtemperatur von 22 °C vorgegeben.<br />

Die Mess-, Steuer- und Regelungstechnik besteht aus pneumatisch gesteuerten<br />

Komponenten. Damit sind die Betriebsführungs- und Optimierungsmöglichkeiten<br />

stark eingeschränkt.


5.4 Energieversorgung<br />

Die Energie für die Universitätsgebäude auf dem Campus wird vollständig<br />

zentral erzeugt.<br />

Aus <strong>der</strong> nahegelegenen Müllverbrennungsanlage wird Wärme in Form von<br />

Heißwasser 130 °C / 90 °C (8bar) durch die zentrale Medienübergabestelle <strong>der</strong><br />

Universität über ein ursprünglich oberirdisches Netz (unter dem Boulevard) und in<br />

Energiekanälen für die neueren Gebäude auf dem Campus verteilt. Die Versorgung<br />

<strong>der</strong> SuUB wird oberirdisch unter dem Boulevard in die Technikzentrale geführt.<br />

Die Kälteerzeugung wird in <strong>der</strong> universitätseigenen Energiezentrale vorgenommen<br />

und analog zur Fernwärme verteilt. Die Grundlast wird über LiBr-Absorptionskältemaschinen<br />

erzeugt, <strong>der</strong>en Beheizung ebenfalls aus dem Fernwärmenetz erfolgt.<br />

In 1998 wurden Spitzenlast-Turbokältemaschinen (R 134 a) nachgerüstet, um dem<br />

wachsenden Gebäudebestand gerecht zu werden. Das Fernkältenetz wird mit dem<br />

Temperaturniveau 6 / 15 °C betrieben.<br />

Über einen eigenen Dampferzeuger wird <strong>der</strong> für die Luftbefeuchtung erfor<strong>der</strong>liche<br />

Dampf innerhalb des Bibliotheksgebäudes erzeugt.<br />

Die Gebäude-Anschlusswerte für die Energieversorgung setzen sich wie folgt zusammen.<br />

Heizleistung<br />

Kälteleistung<br />

Dampfleistung (in Heizleistung enthalten)<br />

Elektrische Anschlussleistung<br />

5.000 kW<br />

3.200 kW<br />

2.250 kg/h<br />

ca. 3.000 kW<br />

Tabelle 5-1: Anschlussleistungen Energieversorgung Ist-Zustand


6 Energieverbrauch im Ist-Zustand<br />

Der Energieverbrauch <strong>der</strong> gesamten Universität wird über ein M-Bus-System erfasst<br />

und verursachungsgerecht auf die einzelnen Gebäude umgelegt.<br />

Betrachtet man die Entwicklung 1996 – 2001 nach Tabelle 6-1, wird deutlich, dass<br />

eine sehr deutliche Energiepreissteigerung stattgefunden hat. Ab 2000 wurden einige<br />

Ad-hoc-Maßnahmen zur Energieeinsparung wirksam, die aus den intensiven Voruntersuchungen<br />

zum GOSUB-Projekt resultierten.<br />

Verbrauch Strom Wärme Kälte<br />

SuUB<br />

Energiekosten Energiekosten<br />

real Preisbasis 2001<br />

[MWh] [MWh] [MWh] [DM/a] [DM/a]<br />

1996 4.486 8.343 802 977.997 1.216.639<br />

1997 4.708 6.686 1.753 974.146 1.206.557<br />

1998 4.901 7.644 686 919.573 1.242.357<br />

1999 4.799 6.168 978 822.803 1.159.625<br />

2000 4.422 5.248 953 942.142 1.047.596<br />

2001 4.479 6.901 888 1.142.358 1.142.291<br />

Mittelwert 4.633 6.832 1.010 963.170 1.169.178<br />

Tabelle 6-1: Energieverbrauchsdaten 1996-2001<br />

Bezogen auf die Nutzfläche ergibt sich ein Primärenergieverbrauch von ca. 871<br />

kWh/m 2 . Da eine verursachungsgerechte Verbrauchserfassung bisher nicht stattfand,<br />

wurden die durchschnittlich gemessenen Verbrauchsdaten <strong>der</strong> Tabelle 2-1 per Computersimulation<br />

nachvollzogen und gemäß Bild 6-1 aufgeteilt.<br />

Abbildung 6-1: Aufteilung <strong>der</strong> Energieverbräuche nach Simulationsmodell


7 <strong>Sanierung</strong>skonzept<br />

7.1 Integrale Planung<br />

Beispielhaft wird in einem interdisziplinären Planungsteam ein energetisches Gesamtoptimum<br />

angestrebt, das gleichzeitig stringenten Kosten-, Termin- und Bauablaufvorgaben<br />

zu genügen hat.<br />

Planerische Grundsatzentscheidungen werden durch den Einsatz mo<strong>der</strong>ner Planungshilfsmittel<br />

wie <strong>der</strong> Gebäude- und Anlagensimulation flankiert. Wesentliche Fragestellungen<br />

sind:<br />

- <strong>der</strong> sommerliche Wärmeschutz von Bürobereichen bei Entfall <strong>der</strong> Klimatisierung<br />

- Systemoptimierung für die notwendigerweise zu klimatisierenden Bereiche<br />

- Entscheidungshilfen bei <strong>der</strong> Fassadensanierung.<br />

Simulationswerkzeuge werden planungsbegleitend als Controllinginstrument, bezogen<br />

auf das zu erreichende Energiesparziel, eingesetzt.<br />

Von <strong>der</strong> Grundlagenermittlung bis hin zur Inbetriebnahme sind die energetisch relevanten<br />

Entscheidungsschritte weitgehend objektiv zu begründen. Dafür steht ein interdisziplinäres<br />

Team von Architekten, Planern, Son<strong>der</strong>fachleuten sowie die wissenschaftliche<br />

Begleitung bereit. Neben dem Bauherren, <strong>der</strong> Universität Bremen, sind<br />

die Gebäudenutzer von Beginn an in den Planungsdialog eingebunden.<br />

Auch aus konstruktiver Sicht vollzieht sich eine hohe Planungsintegration, da aufgrund<br />

<strong>der</strong> Kostenvorgaben die Wie<strong>der</strong>verwendung und Aufarbeitung vorhandener<br />

Komponenten und Anlagenteile erfolgen wird.<br />

Eine Beson<strong>der</strong>heit von <strong>Sanierung</strong>sprojekten gegenüber Neubauvorhaben ist die<br />

Möglichkeit, Messungen am Bestand durchführen zu können. Dadurch können viele<br />

Randbedingungen, insbeson<strong>der</strong>e das Nutzerverhalten betreffend, genauer bestimmt<br />

werden. Das messtechnische Begleitprojekt wird genutzt, planungsrelevante Erkenntnisse<br />

zu erbringen.


7.2 Beleuchtung<br />

Der künstlichen Beleuchtung kommt in Bibliotheksprojekten eine beson<strong>der</strong>e energetische<br />

Bedeutung zu. Die Gründe dafür sind:<br />

1. Aufgrund <strong>der</strong> Öffnungszeiten ist die Anzahl von jährlichen Stunden mit Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an die Beleuchtungsstärke ca. doppelt so hoch wie in vergleichbaren<br />

Bürogebäuden.<br />

2. Bei einem Verhältnis von Fassaden- zu Bibliotheksfläche von ca. 1:7 kann in<br />

großen Teilen <strong>der</strong> Gesamtfläche keine Tageslichtnutzung stattfinden.<br />

3. Durch die Regalaufstellung wird die Verteilung sowohl von Tageslicht als auch<br />

von Kunstlicht erheblich beeinträchtigt, was vergleichsweise hohe elektrische<br />

Anschlussleistungen zur Folge hat.<br />

4. Aufgrund <strong>der</strong> geringen Belegung mit Personen und EDV stellt die Beleuchtungswärme<br />

in den Innenzonen den größten Kühllastanteil. Eine Senkung des<br />

Strombedarfs wirkt sich daher auch min<strong>der</strong>nd auf den Kühlbedarf aus.<br />

Das Planungskonzept sieht eine dreistufige Vorgehensweise vor.<br />

1. Erhöhung <strong>der</strong> Systemlichtausbeute mittels vollständigem Ersatz <strong>der</strong> Altleuchten<br />

durch den Einsatz<br />

- mo<strong>der</strong>ner Spiegelrasterleuchten<br />

- T5-Leuchtmittel<br />

- elektronischer Vorschaltgeräte mit geringeren Verlusten<br />

2. Optimierung <strong>der</strong> Leuchtenanordnung durch<br />

1. Einsatz einer Gipskartondecke, die Abweichungen vom früheren Dekkenraster<br />

erlaubt<br />

2. Berücksichtigung <strong>der</strong> Neuordnung von Regalaufstellflächen und Verkehrswegen<br />

in <strong>der</strong> Leuchtenbestückung<br />

3. Tageslichtabhängige Leuchtensteuerung durch Einsatz eines Bussystems in<br />

den Außenzonen.<br />

Die möglichen Energieeinsparpotentiale gegenüber dem <strong>der</strong>zeitigen Ist-Zustand werden<br />

gemin<strong>der</strong>t durch die Tatsache, dass in <strong>der</strong> Vergangenheit Defizite hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> vorhandenen Beleuchtungsstärken bestanden. Im Rahmen <strong>der</strong> Neuplanung sind<br />

diese aufgrund von Arbeitssicherheitsauflagen auszugleichen.


Trotzdem wird erwartet, dass die installierte Beleuchtungsleistung auf durchschnittlich<br />

10 – 12 W/m 2 abgesenkt werden kann.<br />

7.3 Heizung, Lüftung, Klimatechnik<br />

Ein überproportionaler Beitrag zur Gesamtenergieeinsparung wird durch die Neustrukturierung<br />

<strong>der</strong> heiz- und raumlufttechnischen Anlagen geleistet.<br />

Das ursprünglich monovalente Konzept wird durch ein System aus drei unabhängig<br />

voneinan<strong>der</strong> funktionierende Anlagen zum Lüften, Heizen und Kühlen ersetzt.<br />

Außenliegende Räume geringer Raumtiefe mit Büronutzung werden natürlich beund<br />

entlüftet.<br />

Die zukünftigen Lüftungsanlagen werden konsequent nach den Anfor<strong>der</strong>ungen zur<br />

Raumluftqualität dimensioniert und betrieben. Demzufolge wird auf Umluft verzichtet.<br />

Ein Heizungssystem, bestehend aus konventionellen Heizkörpern an <strong>der</strong> Fassade<br />

und elektronischen Heizkörperventilen wird nachgerüstet. In den Büroräumen werden<br />

Heizkörperventile und die geplanten Fenster-Öffnungsflügel gegeneinan<strong>der</strong> verriegelt.<br />

Analog erfolgt die Nachrüstung von wassergestützten Raumkühlgeräten in den Bereichen<br />

mit höheren inneren Wärmelasten, basierend auf Systemtemperaturen, die<br />

sich nahe <strong>der</strong> Umgebungstemperatur befinden.<br />

Hierdurch werden folgende Effekte erzielt.<br />

1. Mit Ausnahme von Son<strong>der</strong>flächen können die RLT-Anlagen in <strong>der</strong> Nebenzeit<br />

abgeschaltet und die Flächen gleichzeitig temperiert werden.<br />

2. Gegenüber <strong>der</strong> Ursprungsplanung werden die Außenluftvolumenströme um<br />

56% abgesenkt.<br />

3. Die Fensterblasanlage kann entfallen. Die Komfortsteigerung in Fassadennähe<br />

wird durch verbesserten Wärmeschutz und örtliche Heizflächen erzielt.<br />

4. Der Energietransport für Heizung und Kühlung wird vom energieintensiven<br />

Medium Luft auf das Medium Wasser verlagert.


Für die verbleibenden RLT-Anlagen werden leistungsfähige Systeme zur Enthalpierückgewinnung<br />

nachgerüstet.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> verhältnismäßig geringen Anzahl von Regelzonen, werden Variabel-<br />

Volumenstromregler vorgesehen. Alle Ventilatoren werden durch die Neustrukturierung<br />

<strong>der</strong> Anlagen in optimale Betriebspunkte gebracht und mit Frequenzumformern<br />

versehen.<br />

Durch die daraus entstehenden VVS-Anlagen ergeben sich zukünftig zahlreiche<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> weiteren energiesparenden Betriebsoptimierung:<br />

1. Raumluftqualitätsregelung in Räumen mit schwankenden stofflichen Lasten<br />

(Saal, Schulungsräume)<br />

2. Variable Außenluftrate zur „freien Kühlung“ in <strong>der</strong> Übergangszeit.<br />

Für die Kaltwassererzeugung <strong>der</strong> Raumkühlflächen werden Wärmeübertrager zur<br />

freien Kühlung installiert, wobei die Abwärme <strong>der</strong> Außenluftvorwärmung zugute<br />

kommt.<br />

7.4 Gebäudehülle<br />

Aufgrund <strong>der</strong> kompakten Bauweise des Bibliotheksgebäudes spielt die Wärmetransmission<br />

an die Umgebung gegenüber dem Lüftungswärmebedarf eine geringere Rolle<br />

im Gesamtenergiehaushalt.<br />

Trotzdem sprechen sowohl energetische Gründe als auch Aspekte <strong>der</strong> thermischen<br />

Behaglichkeit für eine Fassadensanierung.<br />

Ca. 1/3 <strong>der</strong> spezifischen Transmissionsverluste errechnen sich aus dem erdreichanliegenden<br />

Fußboden. Hierfür gibt es keine wirtschaftlich vertretbaren <strong>Sanierung</strong>sansätze.<br />

An <strong>der</strong> Fassade stellen sich durch verbesserten Wärmeschutz im Winter höhere innere<br />

Oberflächentemperaturen ein, was die Strahlungstemperatur-Asymmetrie und<br />

den Kaltluftabfall im Fassadenbereich verringern. Damit entfällt die Rechtfertigung für<br />

die Fensterblasanlage, die zukünftig entfällt. Neben <strong>der</strong> Absenkung <strong>der</strong> Transmissionsverluste<br />

ergibt sich eine spürbare Energieeinsparung im Bereich thermische<br />

Luftaufbereitung und Lufttransport.


Für die überwiegend nach Westen orientierten Verwaltungsräume, die einer büroähnlichen<br />

Nutzung unterliegen, werden Öffnungsflügel in die Fassade integriert, die eine<br />

natürliche Be- und Entlüftung gestatten. Die betreffenden Räume, die ca. 10 % <strong>der</strong><br />

Hauptnutzfläche repräsentieren, werden zukünftig nicht mehr klimatisiert. Zum<br />

Schutz vor zu hohen sommerlichen Raumtemperaturen, wird hier parallel ein neutralgraues<br />

Sonnenschutzglas (g = 0,38) vorgesehen. In Kombination mit dem starren<br />

und dem beweglichen Sonnenschutz lässt sich dadurch <strong>der</strong> „Nachweis sommerlicher<br />

Wärmeschutz“ (ENEV 2002, DIN 4108-2) erfüllen.<br />

Eine weitere Verbesserung des winterlichen Wärmeschutzes wird durch die <strong>Sanierung</strong><br />

des Daches erreicht, bei <strong>der</strong> die Dämmstoffstärke auf 100 bzw. 140 mm erhöht<br />

wird.<br />

Hüllflächen<br />

spezifischer Transmissionsverlust<br />

H T<br />

Ist-Zustand Sanierter Zustand<br />

m 2 W/K W/K<br />

Außenwände 3.964 5.877 5.877<br />

Dach 7.805 4.695 2.411<br />

Fußboden 7.805 11.212 11.212<br />

Fenster 2.954 10.413 5.227<br />

Summe 22.528 32.196 24.726<br />

Tabelle 7-1: Spezifische Transmissionsverluste vor und nach <strong>der</strong> <strong>Sanierung</strong> (erdreichanliegen<strong>der</strong><br />

FB mit F x = 0,5 bewertet)


8 Prognose Energieeinsparung<br />

Resultierend aus den vorgenannten Maßnahmen ergab die Projektstudie ein theoretisches<br />

Primärenergie-Einsparpotential von 65 %. Gewisse Unsicherheiten waren<br />

nicht zu vermeiden, weil sich in den vergangenen 30 Jahren die Betriebsweise von<br />

dem Ursprungszustand entfernt hat (Sollwerte, Luftvolumenströme).<br />

Die Projektzielstellung lautet daher, den Primärenergieverbrauch um mindestens 50<br />

% zu senken.<br />

1.000<br />

Jahres-Primärenergiebedarf [kWh/m2]<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

-<br />

IST-Zustand<br />

Simulation<br />

Potential<br />

<strong>Sanierung</strong><br />

Raumtemperierung<br />

Thermische Luftaufbereitung<br />

Sonstige<br />

Ventilatoren<br />

Beleuchtung<br />

Abbildung 8-1: Theoretisches Primärenergie-Einsparpotential


9 Wissenschaftliche Begleitung<br />

Die energetische <strong>Sanierung</strong> wird mit einem ausführlichen Messprogramm begleitet,<br />

das ein eigenständiges Projekt im Verbund darstellt. Hier wird auf die geson<strong>der</strong>te<br />

Vorstellung des Begleitprojektes verwiesen.<br />

Benchmarks zum Energieverbrauch komplexer klimatisierter Gebäude wurden in <strong>der</strong><br />

Vergangenheit kaum veröffentlicht, eine Zuordnung von Verbrauchs-Messwerten zu<br />

Einzelanlagen ist in <strong>der</strong> Regel nicht möglich.<br />

Das Projekt GOSUB bietet die Chance, hierfür einen Beitrag zu leisten. Durch die<br />

detaillierte messtechnische Begleitung, Simulationsrechnungen des Ist- und des Planungszustandes<br />

sowie Sensitivitätsanalysen bietet sich ein hervorragendes Potential,<br />

Energieverbrauchsprognosen zu validieren.<br />

Das Überleiten <strong>der</strong> Projekterkenntnisse in verallgemeinerte Praxishilfen stellt eine<br />

generelle Herausfor<strong>der</strong>ung dar. Das Projekt GOSUB ist in hervorragen<strong>der</strong> Weise geeignet,<br />

einen Praxisbezug herzustellen. Die Erfahrungen bei <strong>der</strong> Konzeptentwicklung,<br />

Begleitung <strong>der</strong> Detailplanung und späteren Umsetzung werden verallgemeinert<br />

und entsprechend aufgearbeitet.<br />

Es ist ein <strong>Sanierung</strong>sleitfaden für den Praktiker geplant, <strong>der</strong>en Schwerpunkt auf <strong>der</strong><br />

Problematik Raumlufttechnische Anlagen liegt. Eine Koordinierung / Abstimmung im<br />

Verbund mit an<strong>der</strong>en Schwerpunktthemen auf dem Gebiet <strong>der</strong> <strong>Sanierung</strong> wäre möglich.<br />

Ziel eines <strong>der</strong>artigen Leitfadens ist in erster Linie die Systematik <strong>der</strong> ingenieurmäßigen<br />

Vorgehensweise. Der spätere Anwen<strong>der</strong> wird während <strong>der</strong> Planung gezielt<br />

dazu geführt werden, sich bewusst mit wesentlichen Fragestellungen auseinan<strong>der</strong><br />

zusetzen.<br />

Bestandteil <strong>der</strong> Projektziele von GOSUB ist das Erreichen von Multiplikatoreneffekten<br />

hinsichtlich <strong>der</strong> Energieeinsparung von ähnlichen Gebäudetypen.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Kubatur, <strong>der</strong> bauphysikalischen Eigenschaften und <strong>der</strong> technischen<br />

Anlagen ist das Gebäude repräsentativ für die Zeit seiner Errichtung.


Hinsichtlich <strong>der</strong> Nutzung bestehen Analogien zu Gebäuden mit Großraumbüronutzung<br />

aus den 60 - 70er Jahren, wie z. B. Versicherungsgesellschaften, Banken, Unternehmensverwaltungen.<br />

Analogien bestehen ebenso in <strong>der</strong> immer stärkeren Nutzung <strong>der</strong> neuen Medien und<br />

<strong>der</strong> damit einher gehenden Ausstattung mit Informationstechnik.<br />

Stellvertretend soll für den Bereich von Bildungsgebäuden das Potential von Gebäuden<br />

mit ähnlichen Energieeinsparungseffekten ermittelt werden.<br />

Dazu ist eine Studie zu typologischen Aspekten von Bildungsgebäuden geplant.<br />

Die Ergebnisse dieser Studie liefert einen Beitrag zur deutschen Beteilung am:<br />

IEA Annex 36<br />

„Retrofitting in Educational Buildings – Energy Concept Adviser for Technical<br />

Retrofit Measures“<br />

Subtask A:<br />

„Selection and Analysis of Existing Information“.<br />

Weitere Projektinformationen: www.gosub.uni-bremen.de

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