Cryptosporidien - Laboklin
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Seite 1 von 2 Info 2/2013 aktuell Cryptosporidien– parasitärer Durchfallerreger nicht nur in der Großtierpraxis Cryptosporidien sind sehr kleine, obligat intrazelluläre Protozoen und gehören zu den Kokzidien. Einer der häufigsten Erreger beim Menschen und Säugetieren ist Cryptosporidium parvum. Innerhalb dieser Spezies gibt es wiederum molekulargenetisch differenzierte Genotypen (human, cattle, mouse). Beim Rind ist die Cryptosporidiose eine sehr häufige Endoparasitose. Zwischen 25% und 100% der Kälber machen eine Infektion mit C. parvum durch. Klinisch apparente Verläufe treten insbesondere bei Kälbern bis zur 3. Lebens woche häufig im Zusammenhang Co-Infektionen auf, an erster Stelle mit Rota viren, aber auch Coronaviren und E. coli. Nicht selten sind auch Lämmer, Ferkel oder Fohlen betroffen. Eine weit niedrigere Prävalenz zeigen Hund und Katze (München: 0% Hund, 1,3% Katze; Österreich: Hund 0,6%, Katze 3,4%). Manifeste Infektionen treten bei Welpen auf. Neben C. parvum können auch C. canis und C. felis bei Hund bzw. Katze zu Diarrhö mit Fieber, Gewichtsverlust und Rektum-Prolaps führen, diese Arten werden aber nur in Einzelfällen beim Menschen nachgewiesen. C. hominis, ein wichtiger Durchfallerreger bei Kindern, ist nicht pathogen beim Tier. Beim Menschen ist eine Cryptosporidiose in jedem Lebensabschnitt möglich. Inapparente Infektionen oder milde Verläufe sind bei immunkompetenten Personen zu beobachten. Diarrhöen mit cholera-ähnlichem Ausmaß treten bei immundefizienten Menschen, insbesondere bei HIV-Patienten auf. Die Cryptosporidiose stellt bei Reptilien eine ernste Erkrankung dar, die insbesondere bei Schlangen- und Echsenbeständen starke Verluste verursachen kann. C. serpentis ist ein wichtiger Parasit bei Schlangen und befällt die Magenschleimhaut. Durch die hervorgerufene chronische Entzündung kann in weiterer Folge eine Schwellung und eine bindegewebige Verhärtung im Magenbereich festgestellt werden. Typisch ist das Auswürgen der Nahrung Tage nach der Aufnahme. C. saurophilum zerstört die Schleimhaut der Darmwände be- troffener Echsen und Schlangen. Klinisch zeigt sich eine Malabsorption mit Ausscheidung von unverdauter Nahrung, hochgradigem Gewichtsund Flüssigkeitsverlust. Beide Erreger sind nicht pathogen für den Menschen. Nicht selten werden in Faeces von Reptilien C. muris und C. parvum als Darmpassanten (infizierte Futtertiere) gefunden. Die Übertragung erfolgt in erster Linie über verunreinigtes Wasser oder Rohkost, aber auch durch Schmierinfektionen, da infektionsfähige Cryptosporidien ausgeschieden werden (direkte Zoonose!). Die infektiöse Dosis ist sehr gering (ca. 100 Oozysten). Durchschnittlich scheidet ein betroffenes Kalb 90 Oozysten/g Kot aus, die durch anschließende Düngung weiträumig verteilt werden. In den USA kommt es immer wieder zu größeren Epidemien über verunreinigtes Trinkwasser (1993, Milwaukee ca. 400.000 betroffene Personen). In Mitteleuropa blieben vergleichbare Krankheitsausbrüche bis jetzt aus. Laut technischer Universität Wien gelten, neben Giardia duodenalis und EHEC, Cryptosporidien als wasserassoziierte Erreger mit hoher Relevanz. In Deutschland werden 36% der Trinkwasser proben auf Cryptosporidien positiv getestet. Desinfektionsmaßnahmen gestalten sich sehr schwierig, so reicht ein Chloreinsatz alleine nicht aus, nur in Kombination mit einer Ozonierung kann Cryptosporidien-verseuchtes Trinkwasser saniert werden. Verunreinigte Aufstallungen und Terrarien sind häufige Ansteckungsquellen, da die Oozysten über Monate infektiös bleiben können. Labordiagnostisch stehen verschiedene Methoden zum Nachweis zur Verfügung. Bereits bei der mikroskopischen Untersuchung nach spezifischer Anreicherung (MIFC) können Oozysten gefunden werden. Wie alle parasitologischen Kotuntersuchungen ist hierbei die Sensitivität bei ca. 60 % relativ eingeschränkt. Faeces-Präparate von Reptilien werden zur Erhöhung der Nachweisrate zusätzlich gefärbt (modifizierte Ziehl-Neelsen-Färbung) mikroskopiert. Beim Rind empfiehlt sich die Untersuchung mittels ELISA, der C. parvum detektiert. LABOKLIN LABOR FÜR KLINISCHE DIAGNOSTIK GMBH & CO.KG Steubenstraße 4 • 97688 Bad Kissingen • Telefon: 0971-72020 • Fax: 0971-68548 • E-Mail: info@laboklin.de www.laboklin.de
- Seite 2: Seite 2 von 2 Die Immunfluoreszenz
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Info 2/2013<br />
aktuell<br />
<strong>Cryptosporidien</strong>–<br />
parasitärer Durchfallerreger nicht nur in<br />
der Großtierpraxis<br />
<strong>Cryptosporidien</strong> sind sehr kleine, obligat intrazelluläre<br />
Protozoen und gehören zu den Kokzidien.<br />
Einer der häufigsten Erreger beim Menschen und<br />
Säugetieren ist Cryptosporidium parvum. Innerhalb<br />
dieser Spezies gibt es wiederum molekulargenetisch<br />
differenzierte Genotypen (human,<br />
cattle, mouse).<br />
Beim Rind ist die Cryptosporidiose eine sehr<br />
häufige Endoparasitose. Zwischen 25% und<br />
100% der Kälber machen eine Infektion mit<br />
C. parvum durch. Klinisch apparente Verläufe<br />
treten insbesondere bei Kälbern bis zur<br />
3. Lebens woche häufig im Zusammenhang<br />
Co-Infektionen auf, an erster Stelle mit Rota viren,<br />
aber auch Coronaviren und E. coli.<br />
Nicht selten sind auch Lämmer, Ferkel oder Fohlen<br />
betroffen.<br />
Eine weit niedrigere Prävalenz zeigen Hund und<br />
Katze (München: 0% Hund, 1,3% Katze; Österreich:<br />
Hund 0,6%, Katze 3,4%). Manifeste Infektionen<br />
treten bei Welpen auf.<br />
Neben C. parvum können auch C. canis und C. felis<br />
bei Hund bzw. Katze zu Diarrhö mit Fieber, Gewichtsverlust<br />
und Rektum-Prolaps führen, diese<br />
Arten werden aber nur in Einzelfällen beim Menschen<br />
nachgewiesen. C. hominis, ein wichtiger<br />
Durchfallerreger bei Kindern, ist nicht pathogen<br />
beim Tier.<br />
Beim Menschen ist eine Cryptosporidiose in jedem<br />
Lebensabschnitt möglich.<br />
Inapparente Infektionen oder milde Verläufe sind<br />
bei immunkompetenten Personen zu beobachten.<br />
Diarrhöen mit cholera-ähnlichem Ausmaß<br />
treten bei immundefizienten Menschen, insbesondere<br />
bei HIV-Patienten auf.<br />
Die Cryptosporidiose stellt bei Reptilien eine<br />
ernste Erkrankung dar, die insbesondere bei<br />
Schlangen- und Echsenbeständen starke Verluste<br />
verursachen kann.<br />
C. serpentis ist ein wichtiger Parasit bei Schlangen<br />
und befällt die Magenschleimhaut. Durch die<br />
hervorgerufene chronische Entzündung kann in<br />
weiterer Folge eine Schwellung und eine bindegewebige<br />
Verhärtung im Magenbereich festgestellt<br />
werden. Typisch ist das Auswürgen der<br />
Nahrung Tage nach der Aufnahme. C. saurophilum<br />
zerstört die Schleimhaut der Darmwände be-<br />
troffener Echsen und Schlangen. Klinisch zeigt<br />
sich eine Malabsorption mit Ausscheidung von<br />
unverdauter Nahrung, hochgradigem Gewichtsund<br />
Flüssigkeitsverlust. Beide Erreger sind nicht<br />
pathogen für den Menschen. Nicht selten werden<br />
in Faeces von Reptilien C. muris und C. parvum<br />
als Darmpassanten (infizierte Futtertiere) gefunden.<br />
Die Übertragung erfolgt in erster Linie über verunreinigtes<br />
Wasser oder Rohkost, aber auch<br />
durch Schmierinfektionen, da infektionsfähige<br />
<strong>Cryptosporidien</strong> ausgeschieden werden (direkte<br />
Zoonose!). Die infektiöse Dosis ist sehr gering<br />
(ca. 100 Oozysten). Durchschnittlich scheidet<br />
ein betroffenes Kalb 90 Oozysten/g Kot aus, die<br />
durch anschließende Düngung weiträumig verteilt<br />
werden. In den USA kommt es immer wieder<br />
zu größeren Epidemien über verunreinigtes<br />
Trinkwasser (1993, Milwaukee ca. 400.000 betroffene<br />
Personen). In Mitteleuropa blieben vergleichbare<br />
Krankheitsausbrüche bis jetzt aus.<br />
Laut technischer Universität Wien gelten, neben<br />
Giardia duodenalis und EHEC, <strong>Cryptosporidien</strong><br />
als wasserassoziierte Erreger mit hoher<br />
Relevanz. In Deutschland werden 36% der<br />
Trinkwasser proben auf <strong>Cryptosporidien</strong> positiv<br />
getestet.<br />
Desinfektionsmaßnahmen gestalten sich sehr<br />
schwierig, so reicht ein Chloreinsatz alleine nicht<br />
aus, nur in Kombination mit einer Ozonierung<br />
kann <strong>Cryptosporidien</strong>-verseuchtes Trinkwasser<br />
saniert werden.<br />
Verunreinigte Aufstallungen und Terrarien sind<br />
häufige Ansteckungsquellen, da die Oozysten<br />
über Monate infektiös bleiben können.<br />
Labordiagnostisch stehen verschiedene Methoden<br />
zum Nachweis zur Verfügung. Bereits bei<br />
der mikroskopischen Untersuchung nach spezifischer<br />
Anreicherung (MIFC) können Oozysten<br />
gefunden werden. Wie alle parasitologischen<br />
Kotuntersuchungen ist hierbei die Sensitivität bei<br />
ca. 60 % relativ eingeschränkt.<br />
Faeces-Präparate von Reptilien werden zur Erhöhung<br />
der Nachweisrate zusätzlich gefärbt (modifizierte<br />
Ziehl-Neelsen-Färbung) mikroskopiert.<br />
Beim Rind empfiehlt sich die Untersuchung mittels<br />
ELISA, der C. parvum detektiert.<br />
LABOKLIN LABOR FÜR KLINISCHE DIAGNOSTIK GMBH & CO.KG<br />
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Die Immunfluoreszenz weist ein größeres Spektrum<br />
an <strong>Cryptosporidien</strong>-Spezies nach und ist<br />
deshalb bei Hund, Katze aber auch kleinen Nagern<br />
(Meerschwein: C. wrairi) geeignet. Beim<br />
Reptil kann bei positivem Ergebnis des IFAT<br />
nicht zwischen pathogenem Erreger oder Darmpassanten<br />
unterschieden werden. Hier kann die<br />
PCR mit angeschlossener Differenzierung einen<br />
sehr sensitiven und exakten Erregernachweis<br />
führen.<br />
Eine erfolgreiche Therapie steht noch immer<br />
nicht zur Verfügung. Symptomatische Therapie<br />
und Hygienemanagement stehen bei der Bekämpfung<br />
der Cryptosporidiose im Vordergrund.<br />
Für das Kalb, das noch Milch trinkt und dessen<br />
Pansen noch nicht ausgereift ist, ist in der EU<br />
Halocur® zugelassen. Für Hund und Katze gibt<br />
es keine zugelassenen Chemotherapeutika.<br />
Eine Ausscheidungsreduktion der Oozysten bei<br />
der Katze kann mit Paromomycin, Tylosin oder<br />
Azithromycin erzielt werden, es gibt jedoch keine<br />
genauen Angaben über Behandlungserfolge.<br />
Beim Reptil werden Sulfonamide oder Toltrazuril<br />
versuchsweise eingesetzt.<br />
Abb. 1 Immunfluoreszenz: <strong>Cryptosporidien</strong> stellen sich<br />
leuchtend grün dar<br />
<strong>Cryptosporidien</strong>nachweismethoden:<br />
mikroskopisch<br />
direkter Ausstrich/<br />
Flotation<br />
MIFC<br />
Spezialfärbung<br />
(Ziehl-Neelsen)<br />
Abb. 2 In der säurefesten Färbung stellen sich <strong>Cryptosporidien</strong><br />
im Gegensatz zu anderen, verwechselbaren Kotbestandteilen<br />
(z.B. Pilzelementen) rot dar<br />
Teil der parasitologischen<br />
Routineunter suchung<br />
zusätzlich automatische<br />
Durchführung bei<br />
„Reptilienparasiten“<br />
Eingeschränkte Sensitivität<br />
Eingeschränkte Sensitivität,<br />
quantitativer Nachweis<br />
semiquantitativer Nachweis,<br />
auch Darmpassanten!<br />
immundiagnostisch ELISA Nachweis von C. parvum Rind, Schaf, Schwein,<br />
Hund, Katze<br />
IFAT<br />
detektiert verschiedene<br />
<strong>Cryptosporidien</strong>spezies<br />
molekulargenetisch PCR mit anschließender<br />
Differenzierung<br />
Hund, Katze, Meerschweinchen,<br />
Reptilien<br />
(auch Darmpassanten!)<br />
sehr sensitiv<br />
Hund, Katze (Zoonoseabklärung);<br />
Reptilien (Unterscheidung<br />
Erregernachweis/<br />
Darmpassanten)<br />
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