Die Bielefelder Bibel

Weisheit Weisheit

18.02.2014 Aufrufe

das buch jesus sirach von der rechten verwendung des reichtums 13 Wer Pech anrührt, an dessen Hand klebt es fest, und wer sich dem Spötter anschließt, wird ihm ähnlich. Etwas, was für dich zu schwer ist, wie kannst du es heben? Einem, der stärker und reicher ist als du, wie kannst du dich ihm anschließen? Wie kann sich der irdene Topf zum ehernen Kessel gesellen? Denn dieser stößt an ihn und jener zerbricht. Der Reiche tut Unrecht und prahlt noch, der Arme erleidet Unrecht, aber er muss um Erbarmen flehen. Wenn du ihm nützlich bist, dann hilft er dir, wenn du zu langsam bist, verlässt er dich. Wenn du etwas hast, wird er mit dir leben, dann aber macht er dich arm, ohne dass es ihm Leid tut. Hat er etwas nötig von dir, betört er dich, er lächelt dir zu und erweckt dein Vertrauen. Er spricht dir freundlich zu und sagt: Was brauchst du? Bei seinen Festmählern wird er dich erniedrigen, bis er dich zweimal und dreimal beraubt hat, und am Ende verspottet er dich. Sieht er dich nachher wieder, geht er an dir vorüber und schüttelt seinen Kopf über dich. Hüte dich und lass dich nicht irreführen, damit du nicht erniedrigt wirst in deiner Torheit. Ruft dich ein Vornehmer, so halte dich zurück, umso mehr wird er dich heranziehen. Sei nicht zudringlich, dass du nicht fortgewiesen wirst, halte dich nicht allzu fern, dass du nicht vergessen wirst. Verlass dich nicht auf den freien Umgang mit ihm, und bau nicht auf seine vielen Reden. Mit dem häufigen Geplauder prüft er dich, er lächelt dir zu und horcht dich aus. Unbarmherzig ist, wer die Worte weiterverbreitet, er verschont dich weder vor Schlägen noch Ketten. Hüte dich also und sei vorsichtig, denn mit deinem eigenen Verderben gehst du um. [Wenn du davon hörst, wach auf aus deinem Schlaf; dein ganzes Leben liebe den Herrn und ruf ihn an zu deinem Heil.] Jedes Lebewesen liebt seinesgleichen, und jeder Mensch den, der ihm ähnlich ist. Jedes Lebewesen hat seinesgleichen um sich, und mit seinesgleichen verbinde sich auch der Mensch. Gesellt sich etwa der Wolf zum Lamm? Ebensowenig der Gottlose zum Gerechten. Lebt etwa die Hyäne mit dem Hund in Eintracht? Wie kann der Reiche in Eintracht leben mit dem Armen? Des Löwen Fraß sind die Wildesel in der Wüste; so sind die Armen die Weide des Reichen. Ein Gräuel ist dem Stolzen die Demut, ein Gräuel ist dem Reichen der Geringe. Ein Reicher, der wankt, wird vom Freund gestützt, wankt aber ein Armer, so wird er vom Freund verstoßen. Stolpert ein Reicher, nehmen ihn viele in ihren Armen auf, und sie beglückwünschen ihn, wenn er Torheiten redet. Stolpert ein Armer, macht man ihm Vorwürfe; selbst wenn er klug redet, gibt man ihm nicht Raum. Redet ein Reicher, so schweigt alles, und sie heben seine Klugheit bis an die Wolken. Redet ein Armer – Wer ist das? sagt man dann; und wenn er strauchelt, stoßen sie ihn noch nieder. Gut ist der Reichtum, wenn er ohne Schuld ist, schlimm ist die Armut, die aus Übermut entstand. Sir 0,00–0,00 318

Das Herz des Menschen verändert sein Gesicht, sei es heiter, sei es traurig. Zeichen eines glücklichen Herzens ist ein leuchtendes Angesicht, das Ausdenken von Sinnsprüchen ist eine mühevolle Arbeit. 14 Glücklich der Mann, der nicht sündigt in Worten und der nicht gequält wird vom Schmerz über die Sünde. 2 Glücklich der Mann, dessen Herz ihn nicht anklagt und dessen Hoffnung nicht am Schwinden ist. neid und habsucht Einem kleinlichen Mann steht der Reichtum nicht an, einem gierigen Mann – was nützen ihm Schätze? Wer gegen sich selber geizt, sammelt für einen anderen, und ein Fremder wird in seinen Gütern schwelgen. Wer sich selbst nichts gönnt, wem wird er etwas Gutes tun? Er freut sich nicht einmal seiner eigenen Güter. Keiner ist schlimmer daran als einer, der sich selbst nichts gönnt, und das ist der Lohn seiner Schlechtigkeit. Tut er mal etwas Gutes, tut er es aus Versehen, und zum Schluss zeigt er doch noch seine Bosheit. Schlimm ist, wer ein missgünstiges Auge hat, wer sein Gesicht abkehrt und das Leben des anderen verachtet. Der Habsüchtige ist nicht zufrieden mit dem, was er hat, die Begehrlichkeit trocknet die Seele aus. Der Geizige knausert mit Brot, und Mangel herrscht an seinem Tisch. Mein Sohn, wenn du es hast, so gönne dir etwas Gutes, und bring dem Herrn die Gaben, die er fordert. Denke daran, dass der Tod nicht wartet und das Bündnis mit der Unterwelt dir nicht bekannt ist. Bevor du stirbst, tu Gutes dem Freund, und so viel du vermagst, beschenk ihn. Versage dir nicht das Glück von heute, und an deinem Anteil an Lust geh nicht vorüber. Wirst du nicht einem anderen dein Gut überlassen müssen und dein mühsam Erworbenes denen, die das Los werfen? Gib und nimm und gönn dir etwas, denn in der Unterwelt ist es vorbei, nach Genuss zu suchen. Jeder Leib altert wie ein Kleid, und das uralte Gesetz heißt: Du musst sterben! Wie das Gespross der Blätter am grünen Baum, wo das eine welkt und das andere wächst, so sind die Geschlechter aus Fleisch und Blut, das eine stirbt, das andere wird geboren. Alle ihre Werke vermodern ganz und gar, und der sie vollbringt, folgt ihnen nach. erziehung zur weisheit und zu individuellen tugenden das glück des weisen Glücklich der Mann, der über die Weisheit nachsinnt und mit seiner Einsicht überlegt, der seinen Sinn richtet auf die Wege zu ihr und auf ihre Geheimnisse achtet, der ihr nachgeht wie ein Späher und die Zugänge zu ihr belauert, der durch ihre Fenster schaut und an ihren Türen lauscht, der in ihres 319 Sir 0,00–0,00

das buch jesus sirach<br />

von der rechten verwendung des reichtums<br />

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Wer Pech anrührt, an dessen Hand klebt es fest, und wer sich dem<br />

Spötter anschließt, wird ihm ähnlich. Etwas, was für dich zu schwer ist, wie<br />

kannst du es heben? Einem, der stärker und reicher ist als du, wie kannst du<br />

dich ihm anschließen? Wie kann sich der irdene Topf zum ehernen Kessel gesellen?<br />

Denn dieser stößt an ihn und jener zerbricht.<br />

Der Reiche tut Unrecht und prahlt noch, der Arme erleidet Unrecht,<br />

aber er muss um Erbarmen flehen. Wenn du ihm nützlich bist, dann hilft er<br />

dir, wenn du zu langsam bist, verlässt er dich. Wenn du etwas hast, wird er mit<br />

dir leben, dann aber macht er dich arm, ohne dass es ihm Leid tut. Hat er etwas<br />

nötig von dir, betört er dich, er lächelt dir zu und erweckt dein Vertrauen.<br />

Er spricht dir freundlich zu und sagt: Was brauchst du? Bei seinen Festmählern<br />

wird er dich erniedrigen, bis er dich zweimal und dreimal beraubt hat,<br />

und am Ende verspottet er dich. Sieht er dich nachher wieder, geht er an dir<br />

vorüber und schüttelt seinen Kopf über dich. Hüte dich und lass dich nicht irreführen,<br />

damit du nicht erniedrigt wirst in deiner Torheit.<br />

Ruft dich ein Vornehmer, so halte dich zurück, umso mehr wird er<br />

dich heranziehen. Sei nicht zudringlich, dass du nicht fortgewiesen wirst, halte<br />

dich nicht allzu fern, dass du nicht vergessen wirst. Verlass dich nicht auf<br />

den freien Umgang mit ihm, und bau nicht auf seine vielen Reden. Mit dem<br />

häufigen Geplauder prüft er dich, er lächelt dir zu und horcht dich aus. Unbarmherzig<br />

ist, wer die Worte weiterverbreitet, er verschont dich weder vor<br />

Schlägen noch Ketten. Hüte dich also und sei vorsichtig, denn mit deinem eigenen<br />

Verderben gehst du um. [Wenn du davon hörst, wach auf aus deinem<br />

Schlaf; dein ganzes Leben liebe den Herrn und ruf ihn an zu deinem Heil.]<br />

Jedes Lebewesen liebt seinesgleichen, und jeder Mensch den, der ihm<br />

ähnlich ist. Jedes Lebewesen hat seinesgleichen um sich, und mit seinesgleichen<br />

verbinde sich auch der Mensch. Gesellt sich etwa der Wolf zum Lamm?<br />

Ebensowenig der Gottlose zum Gerechten. Lebt etwa die Hyäne mit dem Hund<br />

in Eintracht? Wie kann der Reiche in Eintracht leben mit dem Armen? Des Löwen<br />

Fraß sind die Wildesel in der Wüste; so sind die Armen die Weide des Reichen.<br />

Ein Gräuel ist dem Stolzen die Demut, ein Gräuel ist dem Reichen der<br />

Geringe. Ein Reicher, der wankt, wird vom Freund gestützt, wankt aber ein Armer,<br />

so wird er vom Freund verstoßen. Stolpert ein Reicher, nehmen ihn viele<br />

in ihren Armen auf, und sie beglückwünschen ihn, wenn er Torheiten redet.<br />

Stolpert ein Armer, macht man ihm Vorwürfe; selbst wenn er klug redet, gibt<br />

man ihm nicht Raum. Redet ein Reicher, so schweigt alles, und sie heben seine<br />

Klugheit bis an die Wolken. Redet ein Armer – Wer ist das? sagt man dann;<br />

und wenn er strauchelt, stoßen sie ihn noch nieder. Gut ist der Reichtum, wenn<br />

er ohne Schuld ist, schlimm ist die Armut, die aus Übermut entstand.<br />

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