Die Bielefelder Bibel

Weisheit Weisheit

18.02.2014 Aufrufe

Was ist der Mensch, dass rein er wäre, der von der Frau Geborene, dass er im Recht sein könnte? Sieh doch, selbst seinen Heiligen traut er nicht, der Himmel ist nicht (einmal) rein in seinen Augen. Viel weniger ein ganz Verdorbener, ein Mensch, der Sünde trinkt wie Wasser! Ich will dir künden, höre du mir zu! Was ich geschaut, will ich erzählen, was weise Menschen zu verkünden wissen und ihre Väter ihnen nicht verhehlten. Das Land ward ihnen nur allein gegeben; kein Fremdling zog umher in ihrer Mitte. Der Frevler leidet Qualen alle Tage, die Zeit, die dem Tyrannen zugeteilt. In seinen Ohren hallen Schreckensrufe, in Friedenszeit kommt der Verwüster über ihn. Er kann nicht hoffen, aus dem Dunkel zu entfliehen; denn er ist ausersehen für das Schwert. Er ist bestimmt zum Fraß des Geiers; er weiß, dass ihn ein schwarzer Tag bedroht. Ihn schrecken Not und Drangsal auf; sie packen ihn gleichwie ein kampf bereiter König. Denn gegen Gott erhob er seine Hand, vor dem Allmächtigen war er so kühn zu trotzen. Er rannte gegen ihn mit steifem Nacken und mit den festen Buckeln seiner Schilde. Mit Fett bedeckt er sein Gesicht, setzt Fett an seinen Hüften an, wohnt in zerstörten Städten, in Häusern, die nicht mehr bewohnbar sind, bestimmt nur noch zu Trümmerstätten. Er bleibt nicht reich, sein Gut hat nicht Bestand; und auf die Erde wirft er keinen Schatten mehr. Der Finsternis entrinnt er nicht, die Flammenglut dörrt seinen Schössling aus, und durch den Wind fällt seine Blüte ab. Er baue nicht auf eitlen Trug, denn sein Erwerb wird nur Enttäuschung sein. Bevor sein Tag gekommen ist, wird seine Ranke welken, und seine Zweige werden nicht mehr grünen. Er stößt die sauren Trauben wie ein Weinstock ab, wirft wie der Ölbaum seine Blüten fort. Unfruchtbar ist der Frevler Sippe, des Unrechts Zelte zehrt das Feuer auf. Von Mühsal schwanger, bringen sie nur Unheil, ihr Schoß kann Lüge nur erzeugen.‹ Ijob 0,00–0,00 28

DAS BUCH IJOB 16 Darauf entgegnete Ijob und sprach: ›Dergleichen habe ich genug gehört. Elende Tröster seid ihr allesamt. Gibt es für eitle Reden denn kein Ende? Was reizte dich, mir zu entgegnen? Auch ich verstände es, wie ihr zu reden. Wärt ihr doch erst an meiner Stelle, ich könnte euch mit Worten überhäufen und über euch das Haupt schon schütteln. Ich wollte euch mit meinen Worten stärken, das Beileid meiner Lippen blieb nicht aus. Wenn ich auch reden würde, so wiche nicht mein Schmerz von mir. Und schwiege ich, so hörte er nicht auf? Jetzt aber hat es mich erschöpft, den Kreis der Freunde hast du mir verstört und mich gepackt. Zum Zeugen gegen mich tritt auf mein Verfall, um auszusagen gegen mich. Sein Zorn zerreißt mich und befehdet mich, mit seinen Zähnen knirscht er gegen mich, mein Gegner schärft sein Auge gegen mich. Sie sperren gegen mich ihr Maul auf, und schmählich schlagen sie auf meine Wange. Sie rotten sich zusammen gegen mich. Gott liefert mich den Ungerechten aus und lässt mich in die Hand der Frevler fallen. Ich lebte glücklich, da zerbrach er mich, er packte mich im Nacken und zerschlug mich, er stellte mich zum Zielpunkt auf für sich. Es schwirren seine Pfeile rings um mich, und schonungslos durchbohrt er meine Nieren; er schüttet meine Galle aus zur Erde. Er reißt in mir nun Bresche über Bresche, und wie ein Krieger stürmt er gegen mich. Um meine Haut hab ich ein Trauerkleid genäht und in den Staub hinab mein Haupt gesenkt. Gerötet ist mein Angesicht vom Weinen, und Todesschatten ruht auf meinen Wimpern, obwohl kein Unrecht klebt an meinen Händen und mein Gebet ganz ohne Makel ist. Bedecke, Erde, nicht mein Blut! Mein Rufen finde keine Ruhstatt! Nun aber seht: Im Himmel ist mein Zeuge, noch lebt mein Eideshelfer in der Höhe. 29 Ijob 0,00–0,00

DAS BUCH IJOB<br />

16<br />

Darauf entgegnete Ijob und sprach:<br />

›Dergleichen habe ich genug gehört.<br />

Elende Tröster seid ihr allesamt.<br />

Gibt es für eitle Reden denn kein Ende?<br />

Was reizte dich, mir zu entgegnen?<br />

Auch ich verstände es, wie ihr zu reden.<br />

Wärt ihr doch erst an meiner Stelle,<br />

ich könnte euch mit Worten überhäufen<br />

und über euch das Haupt schon schütteln.<br />

Ich wollte euch mit meinen Worten stärken,<br />

das Beileid meiner Lippen blieb nicht aus.<br />

Wenn ich auch reden würde,<br />

so wiche nicht mein Schmerz von mir.<br />

Und schwiege ich, so hörte er nicht auf?<br />

Jetzt aber hat es mich erschöpft,<br />

den Kreis der Freunde hast du mir verstört<br />

und mich gepackt.<br />

Zum Zeugen gegen mich tritt auf<br />

mein Verfall, um auszusagen gegen mich.<br />

Sein Zorn zerreißt mich und befehdet mich,<br />

mit seinen Zähnen knirscht er gegen mich,<br />

mein Gegner schärft sein Auge gegen mich.<br />

Sie sperren gegen mich ihr Maul auf,<br />

und schmählich schlagen sie auf meine Wange.<br />

Sie rotten sich zusammen gegen mich.<br />

Gott liefert mich den Ungerechten aus<br />

und lässt mich in die Hand der Frevler fallen.<br />

Ich lebte glücklich, da zerbrach er mich,<br />

er packte mich im Nacken und zerschlug mich,<br />

er stellte mich zum Zielpunkt auf für sich.<br />

Es schwirren seine Pfeile rings um mich,<br />

und schonungslos durchbohrt er meine Nieren;<br />

er schüttet meine Galle aus zur Erde.<br />

Er reißt in mir nun Bresche über Bresche,<br />

und wie ein Krieger stürmt er gegen mich.<br />

Um meine Haut hab ich ein Trauerkleid genäht<br />

und in den Staub hinab mein Haupt gesenkt.<br />

Gerötet ist mein Angesicht vom Weinen,<br />

und Todesschatten ruht auf meinen Wimpern,<br />

obwohl kein Unrecht klebt an meinen Händen<br />

und mein Gebet ganz ohne Makel ist.<br />

Bedecke, Erde, nicht mein Blut!<br />

Mein Rufen finde keine Ruhstatt!<br />

Nun aber seht: Im Himmel ist mein Zeuge,<br />

noch lebt mein Eideshelfer in der Höhe.<br />

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