18.02.2014 Aufrufe

Die Bielefelder Bibel

Weisheit

Weisheit

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Vergegenwärtigung des Exodus<br />

Kap. 14<br />

der Vorzeit. Da sägt ein Holzarbeiter einen tauglichen Stamm heraus,<br />

schält sachkundig seine ganze Rinde ringsum ab und verfertigt daraus<br />

in künstlerischer Bearbeitung ein nützliches Gerät für den Gebrauch des<br />

täglichen Lebens. Was von der Arbeit abfällt, verwendet er zur Bereitung<br />

der Mahlzeit und isst sich satt. Was aber dann noch übrig bleibt, weil<br />

es zu gar nichts taugt, krummes und mit Knoten durchwachsenes Holz,<br />

nimmt er, schnitzt daran in seinen Mußestunden und gibt ihm ohne<br />

große Sorgfalt irgendeine Gestalt. Er formt es zum Bild eines Menschen<br />

oder macht es irgendeinem ganz gewöhnlichen Tier ähnlich. Dann bestreicht<br />

er es mit Mennig und färbt seine Haut mit roter Schminke und<br />

übermalt jeden Flecken an ihm. Dann verfertigt er ihm ein passendes<br />

Gehäuse, stellt es an der Wand auf, an der er es mit einem Eisen befestigt.<br />

So sorgt er dafür, dass es nicht umfällt. Denn er weiß, dass es sich<br />

selbst nicht helfen kann, weil es nur ein Bild ist und der Unterstützung<br />

bedarf. Wenn er aber um Hab und Gut, für Frau und Kind beten will,<br />

dann scheut er sich nicht, das leblose Ding anzureden. Um Gesundheit<br />

ruft er das Kraftlose an, um Leben bittet er das Tote, um Hilfe fleht er das<br />

Ohnmächtige an, um gute Reise etwas, was keinen Fuß gebrauchen kann,<br />

für Erwerb, Arbeit und Erfolg im Handwerk begehrt er Kraft von dem,<br />

dessen Hände völlig kraftlos sind.<br />

Ein anderer wieder, der eine Seereise unternimmt und wilde Wogen<br />

durchfahren will, ruft ein Holz an, das gebrechlicher ist als das Fahrzeug,<br />

das ihn trägt. Denn dieses hat der Erwerbstrieb ersonnen und die Weisheit<br />

eines Künstlers hat es gebaut. Deine Vorsehung aber, Vater, steuert<br />

es; denn du gabst auch im Meer einen Weg und in den Wogen einen sicheren<br />

Pfad. Du zeigtest dadurch, dass du aus jeder Lage erretten kannst,<br />

selbst wenn einer auch ohne Erfahrung ein Schiff besteigen sollte. So<br />

willst du aber, dass die Werke deiner Weisheit nicht ungenutzt bleiben.<br />

Darum vertrauen die Menschen auch einem winzigen Holz ihr Leben an<br />

und fahren auf einem Floß, wohlbehalten durch die Wogen. So hatte sich<br />

auch in der Urzeit, als die übermütigen Riesen umkamen, die Hoffnung<br />

der Welt auf ein Floß geflüchtet und, von deiner Hand gesteuert, der Welt<br />

den Samen eines neuen Geschlechtes hinterlassen. Denn gesegnet ist das<br />

Holz, das gerechten Zwecken dient. Das von Menschenhand gefertigte<br />

Götzenbild aber ist verflucht, es selbst und der es gebildet hat. <strong>Die</strong>ser,<br />

weil er es angefertigt hat, jenes, weil es Gott genannt wurde, obwohl es<br />

ein vergängliches Ding war. Denn Gott sind in gleicher Weise der Gott-<br />

287 Weish 0,00–0,00

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!