Die Bielefelder Bibel

Das Buch der Weisheit
Sie liebte und ersehnte ich von meiner Jugend an;
ich suchte sie als Braut mir heimzuführen
und bin ein Verehrer ihrer Schönheit geworden.
Einer edlen Abkunft kann sie sich rühmen, da sie mit Gott zusammenlebt
und auch der Herr des Alls sie liebt.
Denn sie ist in das Wissen Gottes eingeweiht
und bestimmt seine Werke.
Ist aber Reichtum ein begehrenswertes Gut im Leben,
was ist reicher als die Weisheit, die alles schafft?
Bringt Klugheit etwas zustande,
wer in aller Welt ist eine größere Künstlerin als sie?
Und liebt jemand Gerechtigkeit –
was sie bewirkt, sind Tugenden.
Denn sie lehrt Mäßigung und Klugheit,
Gerechtigkeit und Starkmut.
Etwas Vorteilhafteres als diese gibt es im Leben für den Menschen nicht.
Verlangt aber einer nach reicher Lebenserfahrung:
sie kennt das längst Vergangene und erschließt das Zukünftige;
sie versteht sich auf die Kunst der Rede und auf das Lösen von Rätseln;
Zeichen und Wunder weiß sie zu deuten
und den Ausgang von Perioden und Zeiten.
So beschloss ich denn, diese als Lebensgefährtin heimzuführen,
da ich wusste, dass sie mich im Glück berät
und in Sorgen und Kummer tröstet.
Um ihretwillen werde ich Ansehen bei der Menge genießen
und Ehre bei den Alten trotz meiner Jugend.
Bei Gerichtsverhandlungen werde ich als scharfsinnig gelten
und bei den Machthabern Bewunderung erregen.
Schweige ich, so werden sie auf mich warten;
ergreife ich das Wort, werden sie aufmerksam zuhören,
und rede ich länger, dann legen sie die Hand auf den Mund.
Um ihretwillen werde ich Unsterblichkeit erlangen
und ein ewiges Andenken bei der Nachwelt hinterlassen.
Ich werde Völker regieren,
und Nationen werden mir untertan werden.
Schreckliche Tyrannen werden mich fürchten, wenn sie von mir hören;
Weish 0,00–0,00
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