Die Bielefelder Bibel

Weisheit Weisheit

18.02.2014 Aufrufe

Wer darf ihm sagen: Was beginnst du da? Nie widerruft Gott seine Zornesstrafe; selbst Rahabs Helfer müssten unter ihm sich beugen. Wie könnte ich ihm Antwort stehen, auswählen meine Worte gegen ihn? Wär’ ich im Recht, ich könnte nichts erwidern; zu meinem Richter müsste ich um Gnade flehen. Doch wenn ich riefe, würde er mir Antwort geben? Ich glaube nicht, dass er auf meine Stimme hört. Er tritt im Sturm mich nieder, mehrt grundlos meine Wunden. Er lässt mich nicht zu Atem kommen, er sättigt mich vielmehr mit Bitterkeiten. Geht es um Kraft, er ist der Starke, geht es um ’s Recht, wer lädt ihn vor? Wär’ ich im Recht, sein Mund kann mich verdammen, und wär’ ich schuldlos, spräche er mich schuldig. Unschuldig bin ich, doch kümmre ich mich nicht mehr um mein Leben, mein Dasein achte ich gering. Nur eins ist wahr, darum sprech’ ich es aus: Unschuldige und Frevler rafft er hin. Wenn er mit seiner Geißel plötzlich tötet, dann spottet er über der Schuldlosen Angst. Die Erde ist in Frevlerhände gegeben; das Gesicht ihrer Richter verhüllt er. Ist er es nicht, wer ist es dann? Schneller als ein Läufer eilen meine Tage; sie schwinden hin und schauen doch kein Glück. Sie gleiten schnell wie Binsennachen hin; gleichwie der Adler, der auf Beute stößt. Denke ich: Vergessen will ich meinen Jammer, meine Miene ändern, wieder heiter schauen, so graut es mir vor allen meinen Schmerzen. Ich weiß es doch, du sprichst mich niemals frei. Ich muss nun einmal schuldig sein. Weshalb soll ich vergeblich mich bemühen? Wenn ich auch mit Schnee mich waschen wollte und meine Hände reinigen mit Lauge, dann würdest du mich doch in Unrat tauchen, dass meine Kleider vor mir Ekel hätten. Er ist kein Mensch wie ich, dass ich ihm sagen könnte: Lasst uns zusammen zum Gerichte gehen! Es gibt doch keinen Schiedsmann zwischen uns, der auf uns beide legte seine Hand. Er würde seinen Stock von mir entfernen, dass seine Schrecken mich nicht weiter quälten. Dann wollt’ ich reden, ohne ihn zu fürchten. Doch das ist nicht der Fall bei mir.‹ Ijob 0,00–0,00 20

DAS BUCH IJOB 10 ›Es ekelt mich vor meinem eigenen Leben, ich lasse meiner Klage freien Lauf, will aus der Trübsal meiner Seele reden. Beschwören will ich Gott: Verdamm mich nicht! Lass wissen mich, warum du mich befehdest! Bringt ’s einen Nutzen dir, wenn du Gewalt gebrauchst, wenn du verschmähst das Kunstwerk deiner Hände, doch über dem Plan der Sünder strahlend sichtbar wirst? Sind deine Augen denn aus Fleisch gebildet, und siehst du so, wie Menschenaugen sehen? Sind Menschentagen deine Tage gleich und deine Jahre wie des Mannes Tage, dass du nach meiner Sünde suchst und nur um meine Schuld dich kümmerst, obschon du weißt, dass ich kein Sünder bin und niemand mich aus deiner Hand befreit? Mich formten und erschufen deine Hände; nun willst du – anderen Sinnes – mich vernichten. Gedenke doch, dass du aus Ton mich formtest. Nun willst du wieder mich in Staub verwandeln. Hast du mich nicht wie Milch einst ausgegossen und mich wie Käse fest gerinnen lassen? Bekleidet hast du mich mit Haut und Fleisch, mit Knochen und mit Sehnen mich durchflochten. Auch hast du Leben mir verlieh’n und Huld. Es schützte deine Obhut meinen Geist. Und doch verbargst du dies in deinem Herzen; ich weiß, du hattest dies im Sinn. Wenn ich gesündigt, lauerst du mir auf, willst mich von meiner Sünde nicht befreien. Wenn ich schuldig wäre, wehe mir! Wäre ich gerecht, ich dürfte nicht mein Haupt erheben, von Schmach gesättigt und getränkt mit Elend. 21 Ijob 0,00–0,00

Wer darf ihm sagen: Was beginnst du da?<br />

Nie widerruft Gott seine Zornesstrafe;<br />

selbst Rahabs Helfer müssten unter ihm sich beugen.<br />

Wie könnte ich ihm Antwort stehen,<br />

auswählen meine Worte gegen ihn?<br />

Wär’ ich im Recht, ich könnte nichts erwidern;<br />

zu meinem Richter müsste ich um Gnade flehen.<br />

Doch wenn ich riefe, würde er mir Antwort geben?<br />

Ich glaube nicht, dass er auf meine Stimme hört.<br />

Er tritt im Sturm mich nieder,<br />

mehrt grundlos meine Wunden.<br />

Er lässt mich nicht zu Atem kommen,<br />

er sättigt mich vielmehr mit Bitterkeiten.<br />

Geht es um Kraft, er ist der Starke,<br />

geht es um ’s Recht, wer lädt ihn vor?<br />

Wär’ ich im Recht, sein Mund<br />

kann mich verdammen,<br />

und wär’ ich schuldlos, spräche er mich schuldig.<br />

Unschuldig bin ich, doch kümmre ich<br />

mich nicht mehr um mein Leben,<br />

mein Dasein achte ich gering.<br />

Nur eins ist wahr, darum sprech’ ich es aus:<br />

Unschuldige und Frevler rafft er hin.<br />

Wenn er mit seiner Geißel plötzlich tötet,<br />

dann spottet er über der Schuldlosen Angst.<br />

<strong>Die</strong> Erde ist in Frevlerhände gegeben;<br />

das Gesicht ihrer Richter verhüllt er.<br />

Ist er es nicht, wer ist es dann?<br />

Schneller als ein Läufer eilen meine Tage;<br />

sie schwinden hin und schauen doch kein Glück.<br />

Sie gleiten schnell wie Binsennachen hin;<br />

gleichwie der Adler, der auf Beute stößt.<br />

Denke ich: Vergessen will ich meinen Jammer,<br />

meine Miene ändern, wieder heiter schauen,<br />

so graut es mir vor allen meinen Schmerzen.<br />

Ich weiß es doch, du sprichst mich niemals frei.<br />

Ich muss nun einmal schuldig sein.<br />

Weshalb soll ich vergeblich mich bemühen?<br />

Wenn ich auch mit Schnee mich waschen wollte<br />

und meine Hände reinigen mit Lauge,<br />

dann würdest du mich doch in Unrat tauchen,<br />

dass meine Kleider vor mir Ekel hätten.<br />

Er ist kein Mensch wie ich, dass ich<br />

ihm sagen könnte:<br />

Lasst uns zusammen zum Gerichte gehen!<br />

Es gibt doch keinen Schiedsmann zwischen uns,<br />

der auf uns beide legte seine Hand.<br />

Er würde seinen Stock von mir entfernen,<br />

dass seine Schrecken mich nicht weiter quälten.<br />

Dann wollt’ ich reden, ohne ihn zu fürchten.<br />

Doch das ist nicht der Fall bei mir.‹<br />

Ijob 0,00–0,00<br />

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