Die Bielefelder Bibel

Weisheit Weisheit

18.02.2014 Aufrufe

Das Buch der Sprichwörter Sie bewahren dich vor der Frau des Nächsten, vor der glatten Zunge der Fremden. Begehre nicht im Herzen nach ihrer Schönheit! Von ihren Blicken lass dich nicht fangen! Denn bei der Dirne steht ein Stück Brot auf dem Spiel, eine Ehebrecherin aber macht Jagd aufs teuere Leben. Kann man Feuer im Bausch des Gewandes bergen, ohne dass die Kleider in Brand geraten? Oder schreitet einer auf Kohlenglut, ohne sich die Füße zu verbrennen? So auch, wenn einer zur Frau seines Nächsten geht. Keiner bleibt straflos, der sie berührt. Verachtet man nicht auch den Dieb, der stiehlt, um seine Gier, da ihn hungert, zu befriedigen? Ertappt, muss er es siebenfach ersetzen, gibt alle Habe seines Hauses hin. Doch wer Ehebruch begeht, dem mangelt Verstand; dies tut nur, wer selbst sein Leben vernichten will. Schläge und Schande trägt er davon, und seine Schmach wird nie gelöscht. Denn Eifersucht erweckt den Grimm des Mannes; am Rachetag übt er keine Schonung. Keinerlei Sühnegeld kann ihn versöhnen; bietest du auch noch so viel, er willigt nicht ein. Kapitel — Bewahre, mein Sohn, meine Worte, und meine Gebote bewahre bei dir! Achte auf meine Gebote –, dann bleibst du am Leben, hüte meine Lehre wie deinen Augapfel! Binde sie dir an die Finger, schreibe sie dir auf die Tafel des Herzens! Sprich zur Weisheit: Du meine Schwester!, und nenne die Klugheit deine Freundin. So bewahrt sie dich vor der Frau eines anderen, vor der Fremden, die verführerisch redet. Denn aus dem Fenster meines Hauses, durch das Gitter schaute ich hinaus, da sah ich unter den arglosen jungen Leuten einen jungen Mann ohne Verstand: Er ging über die Straße, bog um die Ecke, und nahm dann den Weg zu ihrem Haus. Es war im Zwielicht zwischen Tag und Abend, beim Einbruch des nächtlichen Dunkels. Spr 0,00–0,00 192

8 Empfehlung der Weisheit Da begegnet ihm eine Frau, im Kleid der Dirnen, mit listiger Absicht. Voll Leidenschaft war sie und unbeherrscht, ihre Füße wollten nicht zu Hause bleiben. Bald auf der Straße, bald auf den Plätzen, an jeder Ecke lauerte sie. Da hielt sie ihn fest, küsste ihn und sagte zu ihm mit frechem Gesicht: Ich war noch Opfer schuldig, habe heute mein Gelübde erfüllt. Deshalb ging ich aus, dir zu begegnen, dich zu treffen; nun habe ich dich gefunden. Mit Decken hab’ ich mein Lager bereitet, mit bunten Tüchern aus ägyptischem Leinen. Mein Bett habe ich mit Wohlgerüchen besprengt von Myrrhe, Aloe und Zimt. So komm, wir trinken Liebeslust bis zum Morgen, an Liebesfreuden wollen wir uns ergötzen! Denn mein Mann ist nicht zu Hause, ist auf Reisen weit fort. Den Beutel mit dem Geld nahm er mit; erst am Vollmondstag kehrt er heim. Durch ihre Überredungskunst verführt sie ihn, verleitet ihn mit dem Trug ihrer Lippen. Betört folgt er ihr, wie ein Ochse zum Schlachthaus geht und wie ein Hirsch, der sich verfängt in der Schlinge, bis ein Pfeil ihm die Leber durchbohrt; wie ein Vogel sich ins Fangnetz stürzt und nicht sieht, dass es sein Leben kostet. Nun denn, ihr Söhne, hört auf mich, und hört auf meines Mundes Worte! Nicht schweife dein Herz auf ihre Wege ab, verirre dich nicht auf ihre Pfade! Denn zahlreich sind die Erschlagenen, die sie gefällt hat, alle von ihr Gemordeten eine gewaltige Zahl. Ihr Haus ist ein Weg, der zur Unterwelt führt, hinab in die Kammern des Todes. 193 Spr 0,00–0,00

Das Buch der Sprichwörter<br />

Sie bewahren dich vor der Frau des Nächsten,<br />

vor der glatten Zunge der Fremden.<br />

Begehre nicht im Herzen nach ihrer Schönheit!<br />

Von ihren Blicken lass dich nicht fangen!<br />

Denn bei der Dirne steht ein Stück Brot auf dem Spiel,<br />

eine Ehebrecherin aber macht Jagd aufs teuere Leben.<br />

Kann man Feuer im Bausch des Gewandes bergen,<br />

ohne dass die Kleider in Brand geraten?<br />

Oder schreitet einer auf Kohlenglut,<br />

ohne sich die Füße zu verbrennen?<br />

So auch, wenn einer zur Frau seines Nächsten geht.<br />

Keiner bleibt straflos, der sie berührt.<br />

Verachtet man nicht auch den <strong>Die</strong>b, der stiehlt,<br />

um seine Gier, da ihn hungert, zu befriedigen?<br />

Ertappt, muss er es siebenfach ersetzen,<br />

gibt alle Habe seines Hauses hin.<br />

Doch wer Ehebruch begeht, dem mangelt Verstand;<br />

dies tut nur, wer selbst sein Leben vernichten will.<br />

Schläge und Schande trägt er davon,<br />

und seine Schmach wird nie gelöscht.<br />

Denn Eifersucht erweckt den Grimm des Mannes;<br />

am Rachetag übt er keine Schonung.<br />

Keinerlei Sühnegeld kann ihn versöhnen;<br />

bietest du auch noch so viel, er willigt nicht ein.<br />

Kapitel<br />

—<br />

Bewahre, mein Sohn, meine Worte,<br />

und meine Gebote bewahre bei dir!<br />

Achte auf meine Gebote –, dann bleibst du am Leben,<br />

hüte meine Lehre wie deinen Augapfel!<br />

Binde sie dir an die Finger,<br />

schreibe sie dir auf die Tafel des Herzens!<br />

Sprich zur Weisheit: Du meine Schwester!,<br />

und nenne die Klugheit deine Freundin.<br />

So bewahrt sie dich vor der Frau eines anderen,<br />

vor der Fremden, die verführerisch redet.<br />

Denn aus dem Fenster meines Hauses,<br />

durch das Gitter schaute ich hinaus,<br />

da sah ich unter den arglosen jungen Leuten<br />

einen jungen Mann ohne Verstand:<br />

Er ging über die Straße, bog um die Ecke,<br />

und nahm dann den Weg zu ihrem Haus.<br />

Es war im Zwielicht zwischen Tag und Abend,<br />

beim Einbruch des nächtlichen Dunkels.<br />

Spr 0,00–0,00<br />

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