Die Bielefelder Bibel

Weisheit Weisheit

18.02.2014 Aufrufe

Ein Hauch glitt über mein Gesicht dahin, es sträubten sich die Haare meines Leibes. Es stand da – ich erkannt’ sein Aussehn nicht. Ein Wesen stand vor meinen Augen da, das Flüstern einer Stimme hörte ich: Ist wohl ein Mensch vor Gott gerecht? Ist rein ein Mann vor seinem Schöpfer? Selbst seinen Dienern traut er nicht, wirft seinen Boten noch den Irrtum vor. Wie erst jene, die im Lehmhaus wohnen, die auf den Staub gegründet sind, die man schneller noch zerdrückt als eine Motte! Vom Morgen bis zum Abend werden sie zerschlagen. Für immer gehen sie zugrunde, niemand denkt an sie. Wird ihnen dann der Zeltpflock ausgerissen, so sterben sie dahin und ohne Einsicht.‹ 5 ›Erheb die Stimme! Wer erteilt dir Antwort? An welchen Heiligen willst du dich wenden? Fürwahr, der Ärger mordet einen Toren, und einen Narren bringt der Eifer um. Ich selbst sah einen Toren Wurzel fassen; doch plötzlich sank sein Wohnsitz morsch dahin. Und fern vom Heil waren seine Söhne. Im Tor wurden ohne Anwalt sie zertreten. Was sie geerntet hatten, aß der Hungernde, noch aus Dornen holt er sich ’s heraus; es schnappten Durstige nach ihrem Gut. Denn aus der Erde geht kein Unheil auf, und aus dem Ackerboden sprosst kein Leid, sondern der Mensch ist zum Unglück geboren, wie Feuerfunken sich im Flug erheben. Doch ich – ich würde Gott befragen, Gott meine Sache unterbreiten, der Großes schafft und Unerforschliches und Wunderbares ohne Zahl, der Regen spendet über die Erde hin und Wasser sendet auf die weiten Fluren, der Niedrige erhebt, und Trauernde das höchste Glück erfahren lässt, der zunichte macht die Pläne der Schlauen, dass ihren Händen kein Erfolg beschieden ist, der Weise fängt in ihrer eignen List, dass der Verschlagnen Plan sich überstürzt. Bei Tag stoßen sie auf Finsternis und tasten wie bei Nacht umher am Mittag. Ijob 0,00–0,00 14

DAS BUCH IJOB Er rettet vor dem Schwert ihres Mundes und aus der Hand des Mächtigen den Armen. So blüht dem Armen eine Hoffnung auf; die Bosheit aber muss den Mund verschließen. Ja, glücklich ist der Mann, den Gott zurechtweist. Verschmähe nicht die Zucht des Allmächtigen! Denn wenn er verwundet, dann verbindet er auch; wenn er zerschmettert, heilen seine Hände. In Ängsten wird er sechsmal dich erretten, und beim siebten Mal packt das Leid dich nicht. In Hungersnot erlöst er dich vom Tode, zur Zeit des Krieges aus der Hand des Schwertes. Du bist geborgen vor der Zunge Geißel; naht sich der Räuber, brauchst du nicht zu fürchten. Du spottest über Verwüstung und Hunger; die wilden Tiere können dich nicht schrecken. Mit den Steinen des Feldes stehst du im Bunde, und das Getier des Feldes lebt mit dir im Frieden. Du wirst erfahren: in Frieden bleibt dein Zelt, wirst mustern deine Flur und nichts vermissen. Du wirst erleben, wie sich deine Nachkommenschaft mehrt, und deine Sprösslinge wie das Gras der Erde. Im reifen Alter steigst du ins Grab, wie man zu ihrer Zeit die Garben sammelt. Sieh, dieses haben wir erforscht: so ist es. Wir haben es gehört. Du aber merk es dir!‹ 6 Da antwortete Ijob und sprach: ›Wenn doch mein Ärger gewogen werden könnte und zugleich mein Unglück auf der Waage läge! Dann wäre es schwerer als der Sand des Meeres. Darum verwirren sich meine Worte. Die Pfeile des Allmächtigen stecken in mir. Es hat mein Geist ihr Gift getrunken. Die Schrecken Gottes stehen gegen mich. Schreit denn der wilde Esel beim Gras? Und brüllt vor seinem Futter der Stier? Wird etwa Fades ohne Salz gegessen? Ist denn am Schleim des Dotters Wohlgeschmack? Ich sträube mich, daran zu rühren, mich ekelt vor so widerlicher Speise. 15 Ijob 0,00–0,00

Ein Hauch glitt über mein Gesicht dahin,<br />

es sträubten sich die Haare meines Leibes.<br />

Es stand da – ich erkannt’ sein Aussehn nicht.<br />

Ein Wesen stand vor meinen Augen da,<br />

das Flüstern einer Stimme hörte ich:<br />

Ist wohl ein Mensch vor Gott gerecht?<br />

Ist rein ein Mann vor seinem Schöpfer?<br />

Selbst seinen <strong>Die</strong>nern traut er nicht,<br />

wirft seinen Boten noch den Irrtum vor.<br />

Wie erst jene, die im Lehmhaus wohnen,<br />

die auf den Staub gegründet sind,<br />

die man schneller noch zerdrückt als eine Motte!<br />

Vom Morgen bis zum Abend werden<br />

sie zerschlagen.<br />

Für immer gehen sie zugrunde,<br />

niemand denkt an sie.<br />

Wird ihnen dann der Zeltpflock ausgerissen,<br />

so sterben sie dahin und ohne Einsicht.‹<br />

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›Erheb die Stimme! Wer erteilt dir Antwort?<br />

An welchen Heiligen willst du dich wenden?<br />

Fürwahr, der Ärger mordet einen Toren,<br />

und einen Narren bringt der Eifer um.<br />

Ich selbst sah einen Toren Wurzel fassen;<br />

doch plötzlich sank sein Wohnsitz morsch dahin.<br />

Und fern vom Heil waren seine Söhne.<br />

Im Tor wurden ohne Anwalt sie zertreten.<br />

Was sie geerntet hatten, aß der Hungernde,<br />

noch aus Dornen holt er sich ’s heraus;<br />

es schnappten Durstige nach ihrem Gut.<br />

Denn aus der Erde geht kein Unheil auf,<br />

und aus dem Ackerboden sprosst kein Leid,<br />

sondern der Mensch ist zum Unglück geboren,<br />

wie Feuerfunken sich im Flug erheben.<br />

Doch ich – ich würde Gott befragen,<br />

Gott meine Sache unterbreiten,<br />

der Großes schafft und Unerforschliches<br />

und Wunderbares ohne Zahl,<br />

der Regen spendet über die Erde hin<br />

und Wasser sendet auf die weiten Fluren,<br />

der Niedrige erhebt,<br />

und Trauernde das höchste Glück erfahren lässt,<br />

der zunichte macht die Pläne der Schlauen,<br />

dass ihren Händen kein Erfolg beschieden ist,<br />

der Weise fängt in ihrer eignen List,<br />

dass der Verschlagnen Plan sich überstürzt.<br />

Bei Tag stoßen sie auf Finsternis<br />

und tasten wie bei Nacht umher am Mittag.<br />

Ijob 0,00–0,00<br />

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