Campus 21 - Franz Steindler
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„Abgabengerechtigkeit“ und der Gleichbehandlung der BürgerInnen den gebührenden<br />
Stellenwert einzuräumen. Wenn man genau hinschaut und es Ernst nimmt, ein gar nicht<br />
einfaches Unterfangen.<br />
Finanziell war die Gemeinde 1993 in einer schwierigen Situation, da die Einnahmen der<br />
Gemeinde, durch den Wegfall des sogenannten 7er Schlüssels für die Wiener Randgemeinden<br />
um rund 10% zurückgegangen sind. Dieser Situation bin ich mit einem energischen Sparpaket<br />
begegnet. Rund drei Jahre wurden keine Darlehen auf dem freien Markt aufgenommen<br />
sondern nur geförderte Darlehen beansprucht. Somit wurden wesentliche Teile des<br />
außerordentlichen Haushaltes aus den Vorjahresüberschüssen und den laufenden Einnahmen<br />
finanziert.<br />
Hilfreich war in dieser Zeit, dass sich viele neue Betriebe angesiedelt und in der Gemeinde für<br />
ein erhöhtes Lohnsummensteueraufkommen (heute Kommunalsteuer) gesorgt haben.<br />
Eine Neuigkeit, die ich im Gemeinderat eingeführt habe, war das Halten einer Budgetrede bei<br />
der Präsentation des Haushaltsvoranschlages inklusive der graphischen Darstellung<br />
wesentlicher Bestandteile des Haushaltsvoranschlages. Beides wird seither den Mitgliedern<br />
des Gemeinderates, neben dem Zahlenwerk des Haushaltsvoranschlages, in schriftlicher Form<br />
zur Verfügung gestellt. Neu war auch - und das galt bis zu meinem Ausscheiden, mit den<br />
verantwortlichen GemeinderätInnen vor der Beschlussfassung im Gemeinderat sogenannte<br />
Budgetgespräche - tatsächlich waren es Zielvereinbarungen - zu führen, wo wir über die<br />
Bedeckung jeder einzelnen Haushaltsstelle verhandelt und beraten haben. Diese<br />
Vorgangsweise hat aus meiner Sicht viel dazu beigetragen, dass die Ausgabendisziplin bei<br />
den ReferentInnen und bei den Bediensteten wesentlich verbessert werden konnte.<br />
Nachstehend sind meine 16 Budgetreden im Gemeinderat, anlässlich der Präsentation des<br />
Haushaltsvoranschlages wiedergegeben.<br />
1994 - Haushaltsvoranschlag<br />
Die Erstellung des Haushaltsvoranschlages 1994 fällt in eine Zeit großer wirtschaftlicher<br />
Veränderungen, die für uns fühlbar mit dem Fall des „Eisernen Vorhanges“ zusammenhängt,<br />
aber auch einer Zeit, die für unser Land mit einem möglichen Beitritt zur Europäischen Union<br />
von einer neuen, gesamtstaatlichen Herausforderung geprägt ist. Auch ein Gemeindehaushalt,<br />
wie der von Brunn am Gebirge, mit einem Gesamtvolumen von ca. 230 Mio Schilling wird<br />
mittel- bis langfristig von diesen großen Entwicklungen betroffen werden und es ist daher<br />
sicher angebracht diese rechtzeitig aufzugreifen, um auch zeitgerecht reagieren zu können.<br />
Der vorliegende Voranschlag ist von mehreren bestimmenden Faktoren sowohl auf der<br />
Einnahmen- als auch auf der Ausgabenseite geprägt. Auf der Einnahmenseite ist deutlich der<br />
immer kleiner werdende finanzielle Spielraum aus den Ertragsanteilen des Finanzausgleichs<br />
festzustellen, welcher durch die direkt an das Land Niederösterreich abzuführenden - und<br />
sprunghaft angestiegenen - Umlagen (Landesumlage, NÖKAS, Sozialhilfeumlage,<br />
Jugendwohlfahrt) verursacht wird.<br />
Eine gravierende Änderung für die Betriebe und die Gemeinde hat die Steuerreform 1994<br />
gebracht, die die Gewerbesteuer nach Ertrag sowie die Lohnsummensteuer abgeschafft und<br />
als Ersatz eine Kommunalsteuer (Berechnungsbasis ist die Lohn - und Gehaltssumme der<br />
Beschäftigten) eingeführt hat. Obwohl aus jetziger Sicht leider zu befürchten ist, dass durch<br />
diese Umstellung langfristig gesehen für die Gemeinde wieder weniger Geld zur Verfügung<br />
stehen wird, gewinnt die Schaffung und Erhaltung hochwertiger Arbeitsplätze zentrale<br />
Bedeutung.<br />
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