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Material zum Simulationsspiel - Sparkassen-SchulService

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Die Stadt der Zukunft ...<br />

... ist ein Dorf?<br />

Ein <strong>Simulationsspiel</strong> für den Unterricht<br />

in den Sekundarstufen I und II<br />

<strong>zum</strong> Thema Mobilität<br />

Autorin: Dr. Petra Sauerborn


Impressum:<br />

Deutscher <strong>Sparkassen</strong> Verlag GmbH, Stuttgart<br />

www.sparkassen-schulservice.de<br />

Autorin: Dr. Petra Sauerborn<br />

Lektorat: Hannes Wirth<br />

cc by-sa 2013<br />

http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/de/legalcode


Inhalt<br />

1. Ein <strong>Simulationsspiel</strong> zur nachhaltigen Mobilität ........................................................................ 5<br />

2. <strong>Material</strong> für Lehrende ............................................................................................................... 6<br />

1. Die fiktive Fallstudie für den Unterricht: Ein Stadtteil für eine Mobilität der Zukunft 6<br />

2. <strong>Simulationsspiel</strong>e – eine Einführung 8<br />

3. Die Grundlagen des <strong>Simulationsspiel</strong>s 9<br />

4. Der Spielablauf – die Phasen 9<br />

1. Phase Allgemeine Einführung ................................................................................................ 9<br />

2. Phase Optionale Vorstellungsrunde (Argumente, Rollen, Intentionen) .............................. 10<br />

3. Phase Kommunikationsphase Verteilung der Rollen und Aktion/Interaktion der<br />

Spielerinnen und Spieler........................................................................................................... 10<br />

4. Phase Durchführung: Konferenz und Diskussion ................................................................. 11<br />

5. Einführung in die <strong>Material</strong>ien 11<br />

6. Fachlich-inhaltliche Themeneinführung 14<br />

Mobilität heute – Probleme in Bewegung ............................................................................... 14<br />

Exkurs: Gated Community ........................................................................................................ 14<br />

Exkurs: Hamburger HafenCity .................................................................................................. 16<br />

7. Übersicht: Ablauf des <strong>Simulationsspiel</strong>s 17<br />

8. Differenzierung der Lerngruppen 18<br />

9. Schlussanmerkungen 18<br />

3. <strong>Material</strong> für Lernende/Akteure ............................................................................................... 19<br />

4


1. Ein <strong>Simulationsspiel</strong> zur nachhaltigen Mobilität<br />

Ein <strong>Simulationsspiel</strong> dient dem Verstehen von Fakten, Kommunikationsmöglichkeiten,<br />

Interessen und Intentionen nach dem Motto „Lernen durch gemeinsames Handeln“. Auf den<br />

folgenden Seiten finden Sie ein <strong>Simulationsspiel</strong> zur nachhaltigen Mobilität, das für den<br />

Unterricht in den Sekundarstufen geeignet ist.<br />

Das erwartet Sie:<br />

• Eine kurze didaktisch-pädagogischen Einführung<br />

• Hinweise <strong>zum</strong> grundlegende Ablauf des <strong>Simulationsspiel</strong>s<br />

• Hinweise <strong>zum</strong> Umgang mit den notwendigen <strong>Material</strong>ien<br />

• Es folgt die praktische Umsetzung mit einer fachlich-inhaltlichen Einführung im Sinne<br />

einer vorpädagogischen Sachanalyse sowie die Fallstudie <strong>zum</strong> Projekt.<br />

• Hinweise zur Unterrichtsorganisation<br />

• Das konkrete Arbeitsmaterial für den Unterricht-<br />

Die <strong>Material</strong>ien teilen sich somit in zwei Bereiche auf:<br />

• <strong>Material</strong> für Lehrende (zur Unterrichtsvorbereitung) und<br />

• <strong>Material</strong> für Lernende/Akteure (zur Unterrichtsdurchführung)<br />

Zielgruppe:<br />

Das <strong>Simulationsspiel</strong> wendet sich an ältere Schülerinnen und Schüler, z.B. der<br />

Sekundarstufen sowie der Berufsschulen; auch in außerschulischen Angeboten kann das<br />

<strong>Material</strong> Einsatz finden.<br />

Das Szenario:<br />

Eine Stadt plant eine neues Stadtviertel. Dieses Stadtviertel soll alles bieten, was die<br />

Menschen dort <strong>zum</strong> Leben und Arbeiten brauchen. Das soll so weit gehen, dass niemand<br />

mehr dieses das Stadtviertel verlassen muss. Ziel ist es, den Verkehr und die damit<br />

verbundenen Probleme extrem zu reduzieren. In der Simulation treffen verschiedene<br />

Interessengruppen aufeinander (Bewohner, Umweltschützer, Geschäftsleute). Die<br />

Willensbildung und Entscheidungsfindung auf kommunaler Ebene wird von den Lernenden<br />

nachvollzogen.<br />

5


2. <strong>Material</strong> für Lehrende<br />

1. Die fiktive Fallstudie für den Unterricht: Ein Stadtteil für eine Mobilität<br />

der Zukunft<br />

Die Mobilität stellt eines der großen Zukunftsprobleme für den Menschen dar. Es wird nach<br />

Möglichkeiten gesucht, die Bedürfnisse des Einzelnen zu erfüllen, aber auch nachhaltige<br />

Lösungen für die Allgemeinheit zu finden.<br />

Ein extremes Beispiel stellt das im <strong>Simulationsspiel</strong> diskutierte Bauvorhaben dar: es wird ein<br />

neues Stadtviertel gebaut, das den individuellen Wünschen und Anforderungen der<br />

Bewohnern bei einem möglichst minimalen Mobilitätsaufwand gerecht wird.<br />

Ist dieses Ziel ein Traum oder ein Alptraum? Das gilt es nun zu klären.<br />

Das Stadtviertel ist so gebaut, dass es möglichst eigenständig ist. Nur in Bezug auf die Verund<br />

Entsorgung, An- und Abreisen, weiterführende soziale Kontakte … ist das<br />

Planungsgebiet mit dem Umland verflochten. Man lebt und arbeitet dort, es gibt Schulen,<br />

Kultureinrichtungen, ein breites Sport- und Freizeitangebot, Parkanlagen, sogar eigene<br />

Gewächshäuser und Felder etc.<br />

Es gibt heute schon solche in sich strukturierten Viertel, z.B. die Ghettos der Armen (Favelas)<br />

oder die abgesperrten Privatviertel für Reiche („Gated Communities“). Doch vor dem<br />

Hintergrund der Mobilität gibt es dies bis heute so extrem ungesetzt noch nicht. Der Entwurf<br />

wurde aus zahlreichen Planungsentwürfen ausgesucht.<br />

Die Bewohnerinnen und Bewohner, die Geschäftsleute, die Firmen usw. mussten sich<br />

bewerben und wurden ausgewählt. Das Baugebiet war vorher unbebaut und liegt außerhalb<br />

des Stadtgebietes.<br />

Die Finanzierung erfolgte über die öffentliche Hand, das Ganze ist auch ein<br />

Forschungsvorhaben und teilweise fließen Gelder von privaten Sponsoren. All das führt<br />

dazu, dass der Erfolg des Projektes auch kontrolliert wird.<br />

Die Anwohnerinnen und Anwohner bekommen eine Wohnung oder ein Haus –<br />

entsprechend ihren Wünschen – zugewiesen. Häufig handelt es sich um Firmenwohnungen<br />

der Unternehmen, die im Stadtviertel angesiedelt sind.<br />

Es existieren ÖPNV-Angebote und Gemeinschaftsfahrten, so dass der Individualverkehr auf<br />

ein Minimum bzw. die nicht motorisierte Fortbewegung reduziert ist.<br />

Es werden regelmäßige Treffen für die Anwohnerinnen und Anwohner angeboten und<br />

Informationen <strong>zum</strong> bzw. vom Projektträger gegeben. Auch Befragungen finden statt.<br />

Der jetzige Stand des Projektes ist wie folgt: Die erste Phase der Besiedlung ist<br />

abgeschlossen. Seit einem Jahr leben die ersten Menschen in dem Stadtviertel. Nun soll<br />

Phase zwei beginnen und über die Zukunft des Projektes entschieden werden. Die<br />

6


Meinungen über den bisherigen Verlauf gehen auseinander. Mögliche neue Bewohner und<br />

Kritiker wollen Informationen, ebenso wie außenstehende Interessierte. Für Informationen<br />

stehen verschiedene Projektbeteiligte in der Sitzung nur zur Verfügung, die sich in der<br />

Ratssitzung des Bürgermeisters bzw. der Bürgermeisterin treffen werden.<br />

7


2. <strong>Simulationsspiel</strong>e – eine Einführung<br />

Plan- und Rollenspiele im Unterricht zählen zu den sogenannten <strong>Simulationsspiel</strong>en. In der<br />

Lernzeit wird hier eine – mehr oder wenig detaillierte - Realität simuliert. Dabei wird die<br />

Realität wird auf das Nötigste reduziert. Die Simulation beinhaltet ganz bewusst nur noch ein<br />

modellhafte Darstellung einer Situation. <strong>Simulationsspiel</strong>e eignen sich für den Lernort Schule<br />

und Hochschule ebenso wie für Settings der Erwachsenenbildung.<br />

<strong>Simulationsspiel</strong>e haben <strong>zum</strong> Ziel, umfangreiche und komplizierte gesellschaftliche und/oder<br />

politische Prozesse und Zusammenhänge überschaubar und verständlich darzustellen. Bei<br />

einem Planspiel wird eine Institution bzw. eine bestimmte Position zu einer Problemstellung<br />

(v.a. abstrakt) vertreten. Demgegenüber versetzt ein Rollenspiel die Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer in einen bestimmten Menschen (also eher konkret). Plan- und Rollenspiele sind<br />

oft nicht klar voneinander zu unterscheiden. Im Folgenden gehen wir auf diese<br />

Unterscheidungen nicht mehr ein.<br />

Besonderheiten von <strong>Simulationsspiel</strong>en in einem Lehr-Lern-Setting:<br />

• Es geht um eine Situation aus der Lebens- bzw. Arbeitswelt der Teilnehmenden,<br />

• Die Handhabung/Bewältigung der Situation erfordert von den Teilnehmenden<br />

Handlungsstrategien, die diese erst selbst entwerfen müssen.<br />

• Die Teilnehmenden erfahren die Wirkung ihrer Handlungsstrategien.<br />

• Sie reflektieren die Wirkung ihrer Entscheidungen.<br />

• Sie lernen zu beurteilen, ob das eigene Vorgehen angemessen ist.<br />

• Somit wird davon ausgegangen, dass aktuelle Qualifikationen der Lebens- und<br />

Arbeitswelt nicht im Abstrakten gelernt sind, sondern als Folge von Handeln und<br />

Entscheiden durch direktes Praktizieren entstehen.<br />

Der sogenannte didaktische Ort an dem <strong>Simulationsspiel</strong>e eingesetzt werden können, ist frei<br />

wählbar und u.a. vom Abstraktionsgrad der Inhalte, der Zielsetzung, der Lerngruppe usw.<br />

abhängig. Häufig werden sie nicht am Anfang einer Unterrichtseinheit eingesetzt, da sie oft<br />

inhaltliche Kenntnisse voraussetzen. Zwingend ist dies jedoch nicht.<br />

Handlungsorientiertes Agieren in <strong>Simulationsspiel</strong>en bedeutet v.a. die Analyse von Problemen,<br />

das Abwägen von Alternativen, das Erarbeiten von Taktiken und Strategien, das<br />

Entwickeln und Treffen von Entscheidungen <strong>zum</strong> Verfolgen der eigenen Ziele. Die meisten<br />

Unterrichtssimulationen sind problem- und nicht wissensorientiert. Es werden v.a. soziale<br />

Kompetenzen gefördert. <strong>Simulationsspiel</strong>e werden oft dort eingesetzt, wo es um Einsichten<br />

in Interessenlagen, Machtstrukturen und Entscheidungszwängen geht. Formale politische<br />

Prozesse sowie Systemmechanismen werden deutlich gemacht und aufgezeigt, dass es<br />

Abhängigkeiten einzelner und Gruppen von vorgegebenen Strukturen und Systemen gibt.<br />

8


3. Die Grundlagen des <strong>Simulationsspiel</strong>s<br />

Jede Akteurin und jeder Akteur übernimmt eine Rolle, die mehr oder weniger direkt mit dem<br />

Thema verbunden ist. Einige Rollen sind so allgemein gehalten, dass sie von den Beteiligten<br />

selbst näher definiert werden können. Sie werden zugewiesen, per Los oder nach Interesse<br />

geteilt.<br />

Es handelt sich bei den Rollen um Professionelle, aber auch um Laien, die mit dem Thema<br />

konfrontiert sind, was das Spiel für alle Beteiligten interessanter und vielfältiger macht. Ziel<br />

des <strong>Simulationsspiel</strong>s ist es, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen direkten aber<br />

spielerischen Einblick in die Thematik als Teilbereich der „Mobilität“ und in die damit<br />

verbundenen Diskussionen zu geben. Dabei müssen sie sich zunächst mit ihrer eigenen Rolle<br />

beschäftigen und ihre Interessen durchsetzen. Darüber hinaus sind sie dazu angehalten, mit<br />

den anderen Rollen und Standpunkten zu kommunizieren bzw. zu interagieren. Dadurch<br />

können alle Beteiligten ihren Blickwinkel erweitern. Eine erfolgreiche Durchführung<br />

erfordert und fördert v.a. Teamfähigkeit, Verhandlungsgeschick, Durchsetzungsvermögen<br />

und Kompromissfähigkeit.<br />

Der zeitliche Rahmen kann von einer kurzen Unterrichtseinheit (Unterrichtsstunde,<br />

Doppelstunde) bis hin zu mehreren Tagen reichen. Je größer der zur Verfügung stehende<br />

Zeitrahmen ist, desto intensiver bzw. detaillierter können die Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer in die Identifikation und die inhaltliche Präzisierung der Rollen eintauchen. In<br />

einer Projektwoche können Informationsinputs auch über längere Recherchen, durch<br />

Exkursionen oder Experten und Expertinnen erhalten. Die Aktionskarten können ausgeführt,<br />

eine ausgiebige Diskussion vorbereitet und durchgeführt werden. Ausreichend viel Zeit muss<br />

im Anschluss an das Planspiel eingeräumt werden, damit sich jede/r von ihrer/seiner Rolle<br />

verabschieden kann. Abschließend sollte die Gruppe die Möglichkeit für eine Reflektion des<br />

Planspiels in der Gruppe und für ein Feedback erhalten.<br />

4. Der Spielablauf – die Phasen<br />

Das <strong>Simulationsspiel</strong> kann in verschiedene Phasen eingeteilt werden. Je nach Lerngruppe<br />

sind die einführenden Teile kurz zu halten oder sogar herauszunehmen, z.B. dann, wenn die<br />

Lernenden bereits Erfahrung mit der Methode haben. Ob bzw. in wie weit die Beteiligten<br />

eigenständig das Thema erschließen können oder ob diese angeleitet werden müssen, ist<br />

ebenfalls im Einzelfall zu entscheiden.<br />

Welche Zeit die einzelnen Phasen einnehmen (können), ist auch von den generellen<br />

zeitlichen Möglichkeiten abhängig.<br />

1. Phase Allgemeine Einführung<br />

In der Einführungsphase erhalten die Akteurinnen und Akteure eine Einführung in das<br />

<strong>Simulationsspiel</strong>. Wie ausführlich diese ist und welche Bestandteile sie enthalten muss, ist<br />

von den Lernbedürfnissen und -voraussetzungen der Gruppe abhängig.<br />

9


• Die Ausgangslage wird geklärt und ggf. die Vorgeschichte der Konfliktsituation dargelegt.<br />

• Die Karten werden erklärt, der Ablauf skizziert sowie die erwarteten bzw. möglichen<br />

Ziele dargelegt.<br />

• Auch der zeitliche Rahmen wird festgelegt.<br />

• Weiterhin ist es denkbar, dass die Beteiligten sich direkt nach Meinungsbildern im Raum<br />

aufteilen.<br />

• Je nach Meinung/Einstellung oder Interesse werden anschließend die Rollen/Aufgaben<br />

verteilt. Ob die Beteiligten nun eine intentionsentsprechende oder eine entgegen<br />

gerichtete Rolle zugeteilt bekommen, kann entschieden werden. Auch ist es denkbar,<br />

dass die Rollen per Los vergeben werden. Bisher neutrale Personen erhalten auch eine<br />

entsprechende Rolle, allerdings mit der Aufgabe, sich eine Meinung anhand von<br />

Informationen und Interaktionen zu bilden.<br />

• Die Teilnehmenden erhalten ihre Rollen- und Arbeitskarten. Unter Umständen können<br />

sie aufgefordert werden, sich `Namensschilder´ mit ihren Rollen zu erstellen und diese zu<br />

tragen.<br />

2. Phase Optionale Vorstellungsrunde (Argumente, Rollen, Intentionen)<br />

In dieser Phase werden die Akteurinnen und Akteure einen Einstieg in das <strong>Simulationsspiel</strong><br />

finden. Sie können sich in ihre Rollen einarbeiten und diese ggf. vorstellen. Auch der<br />

Spielleiter bzw. die Spielleiterin kann diese Einführung z.B. im Sinne einer Vorstellungsrunde<br />

einnehmen. Es werden erste Informationen gesammelt. Diese können als Pro- und Kontra-<br />

Argumente an einer Plakatwand angebracht werden, so dass alle hierzu Zugang haben.<br />

Hierbei sollen die Beteiligten bereits versuchen, von dem Standpunkt ihrer Rolle aus zu<br />

überlegen und zu argumentieren.<br />

Die Plakatwand bleibt über den Spielverlauf hinaus bestehen und ermöglicht es den<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmern so stets, sich einen Überblick zu verschaffen.<br />

Diese Phase kann bei Zeitnot ausgelassen werden. Es ist denkbar, dass die Beteiligten die<br />

Argumente während des Verlaufs eigenständig anbringen bzw. die fremden Argumente<br />

selbst studieren.<br />

3. Phase Kommunikationsphase Verteilung der Rollen und Aktion/Interaktion der<br />

Spielerinnen und Spieler<br />

Diese Phase beinhaltet die Verteilung der Aktionskarten an alle Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer. Diese werden so zu rollenspezifischen Aktionen aufgefordert, wie z.B. <strong>zum</strong><br />

Eingehen/Anbahnen von Verhandlungen oder Kooperationen. Es kommt zur<br />

Kommunikation, wobei dem Austausch kaum Grenzen gesetzt sind. Die Beteiligten können<br />

ihr Verhandlungsgeschick austesten und ausbauen, kreative Ansätze entwickeln usw.<br />

Kooperationen können auch in einem kurzzeitigen Zusammenschluss einzelner Beteiligten<br />

bestehen. Weiterhin sollen die Gruppen sich jeweils auf eine Vorgehensweise/Strategie<br />

einigen.<br />

10


4. Phase Durchführung: Konferenz und Diskussion<br />

Die Konferenz oder abschließende Diskussion bildet die 4. Phase. Die Konferenzleitung<br />

übernimmt hier die Moderation und fordert die Akteurinnen und Akteure zu Statements auf.<br />

Auch können jetzt Strategien zur Überzeugung bzw. <strong>zum</strong> Darstellen der eigenen Meinung<br />

umgesetzt werden. Zu diesem Zeitpunkt sind Zwischenfragen erlaubt, allerdings findet die<br />

tatsächliche Diskussion erst dann statt, wenn alle Beteiligten die Argumente vorbringen<br />

konnten. Während der Diskussion werden die dargestellten Standpunkte, Probleme und<br />

Vorteile diskutiert. Es sollte stets daran gedacht werden, dass das Ziel eine<br />

Kompromissfindung ist. Der Lösungsvorschlag ergibt sich aus der Diskussion und der<br />

Argumentation aller und im besten Fall sind alle Beteiligten mit dem Vorschlag zufrieden.<br />

Der Moderator bzw. die Moderatorin kann hierbei vermittelnd tätig werden.<br />

Als Endphase der Diskussion oder sogar als eigene ergänzende Phase sollte ein<br />

zusammenfassender Rückblick des <strong>Simulationsspiel</strong>s erfolgen. Kritik wird geäußert, das<br />

Vorgehen bewertet und Verbesserungsvorschläge entwickelt. Hierbei ist die Beteiligung aller<br />

erwünscht; eigene Erfahrungen bzw. individuelle Berichte sind gefragt.<br />

5. Einführung in die <strong>Material</strong>ien<br />

Zu den vorliegenden <strong>Material</strong>ien gehören Arbeitskarten, Rollenkarten und Aktionskarten.<br />

Sollte der Spielleiter bzw. die Spielleiterin das Thema regional aufbereiten wollen, so können<br />

entsprechende Informationen aufbereitet oder als Linkliste für die Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer zusammengestellt werden.<br />

Über die ausgeteilten Karten soll eine möglichst zielgerichtete und realitätsnahe<br />

Arbeitsweise garantiert werden, ohne kreative Einfälle und spontane Ideen der Beteiligten<br />

zu blockieren und so eine fachlich-strategische Improvisation zu lassen.<br />

a.) Arbeitskarten<br />

Eine Einführung in das Planspiel bieten die Arbeitskarten den Akteurinnen und Akteuren<br />

und sie erhalten so einen Überblick über die Aufgabenstellung. Diese Karte ist für alle<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmer identisch.<br />

b.) Aktionskarte<br />

Im zweiten Teil des Planspiels wird die Aktionskarte ausgeteilt. Die Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer erhalten Anregungen dazu, miteinander zu kommunizieren und zu<br />

interagieren; es werden Verhandlungen geführt und Koalitionen geschlossen. Verträge<br />

werden ausgehandelt und Abkommen geschlossen.<br />

c.) Rollenkarten<br />

Die Rollenkarten sind different, je nach Rollen- und Gruppenzugehörigkeit bzw. Aufgabe.<br />

Hier finden sich spezifische Hinweise (Informationen, Biographien, Hintergrundwissen<br />

etc.) zu den einzelnen Charakteren. Dieses symbolisieren unterschiedliche politische,<br />

ökonomische und soziale Blickwinkel in Bezug auf die Mobilität. So können die<br />

Lernenden zu nachhaltigen eigenen Erkenntnissen kommen.<br />

11


Die Rollen unterteilen sich in Befürworter und Gegner sowie vermeintlich neutrale Personen.<br />

Letztere bilden sich im Verlauf des Spiels ggf. eine Meinung. Die Akteure können farbig<br />

gekennzeichnet werden: grün (Befürworter), rot (Gegner) und blau (vermeintlich neutrale<br />

Personen).<br />

Es bleibt darauf hinzuweisen, dass auch die hier als Befürworter oder Gegner benannten<br />

Personen oder Gruppen u.U. eine andere (als die zugewiesene Meinung) haben könnten,<br />

hier jedoch eine feste Einstellung vertreten sollen.<br />

Die Tabelle zeigt mögliche Rollen und Funktionen bzw. Institutionen im <strong>Simulationsspiel</strong>:<br />

Befürworter Gegner (anfänglich)<br />

neutrale<br />

Personen<br />

Planerin, Planer Bürgerinitiative Bus- und<br />

Taxifahrerinnen<br />

und -fahrer<br />

übergeordnete<br />

Rolle<br />

Sitzungsleiter,<br />

Sitzungsleiterin<br />

bzw.<br />

Bürgermeister,<br />

Bürgermeisterin<br />

Bewohnerin, Bewohner<br />

ehemalige<br />

Bewohnerinnen und<br />

Bewohner<br />

künftige<br />

Bewohnerinnen,<br />

Bewohner<br />

Geschäftsleute Geschäftsleute Arbeitssuchende,<br />

Arbeitssuchender<br />

Landwirtin, Landwirt Künstlerin, Künstler Menschen aus<br />

dem<br />

Nachbarviertel<br />

Umweltschützerin,<br />

Umweltschützer<br />

Journalistin, Journalist<br />

eine lokalen<br />

Fernsehsender<br />

Berufstätige,<br />

Berufstätiger<br />

Kinder/Jugendliche<br />

Kinder und<br />

Jugendliche<br />

Arbeitgeberin/Arbeitgeber Autofahrerin/Autofahrer<br />

Tabelle 1: Mögliche Rollen/Funktionen/Institutionen im <strong>Simulationsspiel</strong><br />

Einige benannte Rollen sind doppelt oder mehrfach zu vergeben; je nach Größe und<br />

Zusammensetzung der Lerngruppe können einzelne Positionen auch weg gelassen werden.<br />

Zudem ist es denkbar, eine Rolle der Schülerinnen und Schüler an einen Sitzungs- bzw.<br />

Konferenzleiter zu vergeben. Dieser sollte moderieren, vermitteln und Ergebnisse<br />

zusammenfassend bzw. abschließend formulieren. Allerdings gehört hierzu ein erhebliches<br />

12


Maß an Kommunikationsfähigkeit und Verhandlungsgeschick, so dass u.U. die Lehrperson<br />

diese Rolle – ausreichend neutral und distanziert – einnehmen oder die Akteurin bzw. den<br />

Akteur unterstützen könnte. Diese Person wird als `Bürgermeister oder Bürgermeisterin´<br />

bezeichnet.<br />

Im Spielverlauf werden die Beteiligten ihre vorgegebenen Positionen mit Hilfe von<br />

Informationen und Interaktionen festigen bzw. neu bilden. Auf Grund der verschiedenen<br />

Herangehensweisen und Biographien besitzt das Thema für jeden Akteur bzw. jede Akteurin<br />

eine andere Bedeutung bzw. Gewichtung. Die Planerinnen und Planer sehen ggf. nur die<br />

Möglichkeit zur Verwirklichung ihrer eigenen Ideen, während künftige Bewohnerinnen bzw.<br />

Bewohner die Chance einer Verwirklichung ihrer Lebensträume oder den Eintritt in eine<br />

Gemeinschaft sehen. Die unterschiedlichen Intentionen der Rollen sollen den<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmern dabei helfen, die Komplexität der Thematik und ihre<br />

Zusammenhänge zu verstehen. Vorschläge und Entscheidungen einzelner Beteiligter bzw.<br />

haben nicht automatisch ausschließlich positive Folgen für alle Beteiligten. Im<br />

Zusammenhang mit den eigenen Entscheidungen müssen mögliche negative Folgen mit den<br />

positiven Effekten abgewogen werden, denn nur so kann eine Entscheidung zur Lösung des<br />

Konfliktes gefunden werden, die für alle Beteiligten tragbar und zufriedenstellend ist.<br />

Das <strong>Simulationsspiel</strong> hilft so den Lernenden zu verstehen, welche Auswirkungen eigene<br />

Entscheidungen in einem System auslösen können, erproben sich in Kommunikation und<br />

Argumentation usw. Im Verlauf des Spiels entwickeln sich Rollen und Positionen, aber auch<br />

Zusammenschlüsse. Alle Teilnehmenden können hiervon mehr profitieren, als wenn es<br />

starre Vorgaben oder sogar die Formulierung einer Lösung bereits vorab gäbe.<br />

Da die Akteurinnen und Akteure direkt ins Geschehen eingebunden sind, steigt das Interesse<br />

an notwendigen und weit reichenden Informationen; der Lerneffekt wird erhöht. Die<br />

Lernenden sind motiviert und begeben sich mit den Mitspielerinnen und Mitspielern in<br />

Interaktion, Kommunikation, Verhandlung, Diskussion … und kommen so zu einem<br />

abschließenden Ergebnis. Bestenfalls entsteht eine effektive und vielseitige<br />

Auseinandersetzung aller mit einer Problematik aus dem Bereich der `Mobilität´. So werden<br />

sie fähig, zu einem eigenen, fundierten Meinungsbild zu gelangen. Die Lernenden werden<br />

über die motivierende und vergleichsweise unkomplizierte Möglichkeit von<br />

<strong>Simulationsspiel</strong>en in einen ausgewählten Teilbereich des Themas `Mobilität´ eingeführt und<br />

zwar handlungsorientiert und nachhaltig.<br />

13


6. Fachlich-inhaltliche Themeneinführung<br />

Mobilität heute – Probleme in Bewegung<br />

Mobilität spielt heute eine sehr große Rolle im Alltag aller Menschen. Zur Bewältigung<br />

notwendiger Wege, zur Gestaltung individueller Freiheit …. Zum Leben der Menschen gehört<br />

es, mobil zu sein. Es ist eine Selbstverständlichkeit. Dies gilt nicht nur für die kurzfristige<br />

räumliche Mobilität:<br />

• Der Mensch reist und lernt so weitere Vorteile der Mobilität kennen.<br />

• Die soziale Mobilität, also der Auf- oder Abstieg in der Gesellschaft, hat ebenfalls eine<br />

große Bedeutung und sehr individuelle bzw. existentielle Auswirkungen.<br />

• Auch die virtuelle Mobilität ist alltäglich.<br />

• Die Globalisierung ist allgegenwärtig; schon beim Einkaufen von Lebensmitteln aus aller<br />

Welt wird dies deutlich. Die Forderung nach räumlicher Mobilität kann Voraussetzung<br />

sein – auch für den beruflichen Werdegang.<br />

Der Anstieg von Ausmaß, Art und Umfang der Mobilität stellt bereits heute ein großes<br />

Problem dar, Tendenz steigend. Dies wird u. a an der räumlichen Mobilität sichtbar, wie z.B.<br />

das Problem der Pendler zeigt. Deutschland stößt an seine mobilen Grenzen. Ebene<br />

Neubaustrecken, dichte Bahnnetze, zu Einkaufszentren ausgebaute Bahnhöfe … und<br />

trotzdem finden wir ständig verstopfte Straßen und Staus auf mehrspurigen Autobahnen.<br />

Zahlreiche Menschen sind Tag für Tag unterwegs, um zu ihrem Arbeitsplatz zu gelangen, sich<br />

zu versorgen und aktiv zu sein. Das Verkehrsaufkommen belastet Umwelt und Menschen,<br />

aber es stellt auch ein erhebliches finanzielles Problem dar. So kosten Deutschlands Staus<br />

jährlich bis zu 12 Milliarden Euro.<br />

Planer, Zukunftsforscher, Wissenschaftler und viele mehr sind auf der Suche nach einer<br />

nachhaltigen Lösung für die Mobilität. Es wird nach verschiedensten Möglichkeiten gesucht.<br />

Eine Idee besteht darin, eine abgeschlossene Gemeinschaft zu schaffen. Ein Viertel, dessen<br />

Bewohner ihren kompletten Alltag innerhalb dieser Grenzen leben können und zwar mit<br />

einem Minimum an Mobilität. Könnten sich aus dieser Idee einer abgeschlossenen<br />

Gemeinschaft (auch: Gated Community) auch Lösungen für eine nachhaltig mobile globale<br />

Gesellschaft ableiten?<br />

Zunächst ist zu klären, was die sog. Gated Communities sind.<br />

Exkurs: Gated Community<br />

Bestehende Beispiele für geschlossene Gemeinschaften sind die Gated Communities. Eine sog. Gated<br />

Community beschreibt einen in sich geschlossenen Wohnkomplex mit verschiedensten Arten von<br />

Zugangsbeschränkungen. Die Einwohner sind durch eine hohe soziale Homogenität gekennzeichnet.<br />

Die Gated Communities unterscheiden sich z.B. durch ihre Größe, Lage und ihre rechtliche Situation..<br />

Auch liegt ein Unterscheidungskriterium in der Auswahl der Bewohner sowie in der Gestaltung ihres<br />

Lebens. Eine Gated Community kann ein bewachter Appartementblock sein oder aber auch eine<br />

große Siedlung umfassen. In jedem Fall hat sie eine eigene Infrastruktur (z. B. Einkaufsmöglichkeiten,<br />

Gemeinschaftseinrichtungen, Schulen und Krankenhäusern oder sogar eigene Bürozentren und<br />

14


Arbeitsstätten). Die Anzahl dieser geschlossenen Wohngegenden ist kontinuierlich angestiegen, dies<br />

gilt besonders für die begehrten Regionen in Nord- und Südamerika. Aber auch in Asien und Europa<br />

gibt es seit Beginn des 21. Jahrhunderts diese Art der Wohnform.<br />

Als Vorteile benennen die Bewohner z.B.:<br />

• Schutz vor Kriminalität<br />

• Abgrenzung gegenüber Anderen („unter seines Gleichen“ sein)<br />

• Unzufriedenheit mit öffentlichen Dienstleistungen, die in der Community durch<br />

private ersetzt werden können<br />

• Mitwirkung und -gestaltung der eigenen Wohnumgebung/-siedlung<br />

• Bedürfnis nach Ruhe, Naturnähe, Privatsphäre und sozialer, kultureller Homogenität<br />

…. aber auch einer verkehrsarmen Planung<br />

Zahlreiche Gated Communities haben eine besondere Verwaltungsart, die durch die<br />

sogenannte Homeowners Associations (HOAs) realisiert wird. Neben den Grundstücken<br />

gehören ihr auch Teile der Straßen, Gehwege und ggf. Tore. Ihr Hauptziel ist es, den Wert<br />

ihrer Grundstücke zu erhalten. Sie bemühen sich um die Erhaltung der Straßen und z.B. die<br />

Einhaltung der Lärmvorgaben. Die Wege der Einwohner werden z.B. durch einen Hol- und<br />

Bringservice minimiert.<br />

Als Kritik an den Gated Communities wird oft benannt:<br />

• sie sind dem öffentlichen Raum entzogen (die öffentliche Administration verliert hier ihre<br />

Planungs- und Verwaltungshoheit an die privaten Betreiber der Wohnanlagen)<br />

• soziale Segregation und die Abgrenzung gegenüber dem Umfeld (Nicht-Bewohnern wird der<br />

Zugang zur Community teilweise oder ganz untersagt), wodurch es zur Isolation und Fixierung<br />

der Bewohner auf ihre Community kommen kann.<br />

• Die interne Organisation der Gemeinschaft ist durch relativ strenge Regeln gekennzeichnet und<br />

die Individualität ist minimal.<br />

• Innerhalb der geschlossenen Gemeinschaft regt sich bei den Jugendlichen Widerstand und<br />

Protest, bis hin zu Straftaten innerhalb der Gemeinschaft..<br />

• Das festungsartige Verbarrikadieren der Oberschicht provoziert Kriminelle, die Mauern zu<br />

durchbrechen um sich den dahinter vermuteten Reichtum anzueignen.<br />

• Sollte sich eine bestimmte Gesellschaftsschicht aufgrund ihrer bessergestellten Einkommenslage<br />

vom Rest der Bevölkerung distanzieren oder wäre es für ein Land nicht besser, an der<br />

Abschaffung dieser extremen gesellschaftlichen Unterschiede zu arbeiten?<br />

• Es werden Barrieren in der Denkweise der Menschen geschaffen. Ein Kind, das in einer Gated<br />

Community aufwächst, wird die Menschen, die ihr nicht angehören, immer als anders betrachten<br />

und erhält so einen verzerrten Eindruck der Realität anerzogen. Die Weltoffenheit eines solchen<br />

Kindes kann angezweifelt werden.<br />

• Bewohner fühlen sich ständig überwacht und sind es de facto auch.<br />

• Es bilden sich Strukturen, die verhindern, dass anders denkende Menschen isoliert werden und<br />

eine gewisse Art der Gleichschaltung stattfindet. Eine Gemeinde, die von vielen Menschen<br />

bewohnt wird, sollte doch aber eine Vielfalt an Menschen miteinander verbinden, damit eine<br />

15


Eingliederung in das Staatssystem überhaupt möglich ist. Ein gesunder regionaler Zusammenhalt<br />

bindet die Menschen an ihr Land und bringt sie dazu sich positiv in die Belange des selbigen<br />

einzubringen.<br />

Exkurs: Hamburger HafenCity<br />

Ansatzweise in die Richtung dieses <strong>Simulationsspiel</strong>s geht die Hamburger HafenCity. So<br />

nennt sich ein Stadtentwicklungsprojekt im Zentrum Hamburgs, das bis Mitte der 2020er<br />

Jahre Wohnraum für bis zu 12.000 Personen und Arbeitsplätze für bis zu 40.000 Personen<br />

bieten soll. Kurze Wege zwischen Arbeit und Freizeit sollen die Bewohner eng miteinander<br />

vernetzen. Die Rede ist davon, dass die Stadt der Zukunft ein Dorf sei. Im Prinzip geht es um<br />

ein Gegenkonzept zur autogerechten Stadt, Fußläufigkeit ist angesagt.<br />

Beispielsweise sind die Schulwege so kurz, dass keine Schulbusse notwendig sind.<br />

Einkaufsmöglichkeiten für den (auch gehobenen) Alltagsbedarf sind in unmittelbarer Nähe<br />

der Wohnungen.<br />

Ziel der Stadtplaner ist eine Durchmischung von Wohnungen, Gewerbe, öffentlichen Plätzen<br />

und Treffpunkten. Sie berücksichtigen dabei in der Planung gleich auch die soziale Struktur<br />

des neuen Stadtviertels. Wohnen soll sich mit Arbeiten verbinden lassen. Straßen sollen<br />

Treffpunkte für Menschen sein ...<br />

Dabei hat die Hamburger HafenCity aus Fehlern anderer Hafenstädte gelernt. Denn auch<br />

andernorts sind traditionelle Hafenfläche frei geworden, nachdem auf Containerschiffe<br />

umgestellt wurde. Die freien Fläche wurden für stadtplanerische Experimente genutzt. In<br />

London gibt es <strong>zum</strong> Beispiel die Docklands. Von pulsierendem Leben kann dort aber keine<br />

Rede sein, die Bewohner sitzen abgeschottet in ihrem sehr teuren Wohnraum. Und obwohl<br />

die HafenCity derartiges vermeiden will, gibt es Kritiker, die vor überteuertem Wohnraum<br />

warnen und befürchten, dass ein Reichenviertel entsteht.<br />

16


7. Übersicht: Ablauf des <strong>Simulationsspiel</strong>s<br />

1. Phase<br />

Allgemeine<br />

Einführung<br />

2. Phase<br />

Optionale<br />

Vorstellungsrunde<br />

3. Phase<br />

Kommunikatio<br />

nsphase<br />

4. Phase<br />

Durchführung:<br />

Konferenz und<br />

Diskussion<br />

Ziel<br />

Einführung in das<br />

<strong>Simulationsspiel</strong> für Akteure<br />

(inkl. Einstieg in den Ablauf)<br />

Beginn der<br />

Auseinandersetzung der<br />

Akteure im Rollenspiel mit<br />

Pro- und Kontrasammlung<br />

Verteilung der Aktionskarten<br />

und Interaktion der Akteure<br />

Durchführung der Konferenz,<br />

einer abschließenden<br />

Diskussion und ggf.<br />

Ergebnisfestlegung inkl.<br />

Rückblick<br />

Geschehen:<br />

Spielleiter und Akteure<br />

• Erklärung (und<br />

Ausgabe) der Karten,<br />

Zeitrahmen,<br />

Ausgangslage<br />

• Abfrage erster<br />

Meinungsbilder<br />

• Rollenverteilung,<br />

Einstieg in die Rollen<br />

• Einarbeitung in die<br />

Rollen<br />

• Vorstellung der Rollen<br />

durch Akteure oder<br />

Spielleiter<br />

• Ausgabe der<br />

Aktionskarten an die<br />

Akteure und<br />

Bearbeitung der<br />

Aufgaben<br />

• Verhandlungen und<br />

Kooperationen werden<br />

angebahnt und<br />

ausgebaut<br />

• Gruppen entwickeln<br />

Strategien<br />

• Moderation durch<br />

Leitung<br />

• Vorstellung,<br />

Statements der<br />

Akteure<br />

• gemeinsame<br />

Diskussion mit<br />

Ergebnis<br />

• Rückblick,<br />

<strong>Simulationsspiel</strong><br />

Benötigte Ressourcen,<br />

<strong>Material</strong>ien<br />

Generell:<br />

• Unterrichtsraum inkl.<br />

Standardausstattung<br />

(Bestuhlung, Tafel o.ä.<br />

Präsentationsmittel ..)<br />

• Büromaterial (Papier u.ä. als<br />

Klassensatz)<br />

• <strong>Material</strong> <strong>zum</strong><br />

<strong>Simulationsspiel</strong> in Kopie<br />

• <strong>Material</strong>ien zur Recherche<br />

• Rollenkarten, Arbeitskarten<br />

• <strong>Material</strong> für Namensschilder<br />

• Plakatwand<br />

• Aktionskarten<br />

ggf. Mikrofon<br />

Präsentationsmaterial/Ergebnis<br />

17


8. Differenzierung der Lerngruppen<br />

Das <strong>Simulationsspiel</strong> richtet sich an ältere Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe,<br />

Lernende der Erwachsenenbildung usw.<br />

Innerhalb dieser Gruppe kann das Beispiel differenziert eingesetzt werden. In der<br />

Sekundarstufe I sind die Rollenkarten und Arbeitsaufträge als einziges Arbeitsmaterial<br />

einzusetzen. Der Zeitrahmen ist ausreichend lang anzusetzen und die Lernenden müssen die<br />

Möglichkeit der Hilfestellung eines Spielleiters/einer Spielleiterin jederzeit abrufen können.<br />

Bei älteren Akteuren (z.B. Sekundarstufe II) können die unten genannte <strong>Material</strong>ien als<br />

Einstiegsmaterial eingesetzt werden. Die Akteure werden angehalten, eigene Recherchen<br />

anzustellen und die Rollen selbst auszugestalten. Die vorgegebenen Informationen sind hier<br />

als Einstiegsideen zu sehen. Fest stehend sind allerdings die Vorgaben der Person und der<br />

Intention (positiv/negativ/neutral). Der unterrichtliche Zeitrahmen kann enger als bei den<br />

Jüngeren gefasst werden; der Rechercheaufwand jedoch ist ungleich höher. Die Spielleiterin,<br />

der Spielleiter kann mehr und mehr in den Hintergrund treten. Kommunikation und<br />

Lösungsstrategien sind mit zunehmendem Alter zunehmend differenter.<br />

9. Schlussanmerkungen<br />

Das <strong>Simulationsspiel</strong> ist eine Möglichkeit des handlungsorientierten Unterrichts. Die<br />

Schülerinnen und Schüler erlangen durch Selbsttätigkeit zu nachhaltigen Erkenntnissen.<br />

Zu den abschließenden Meinungen und Erkenntnisse finden die Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer mit vorgegebenen Mitteln auf ihrem eigenen Weg. Das Ziel ist offen.<br />

Neben den didaktisch-pädagogischen Grundlagen sowie der vorpädagogischen Sachanalyse<br />

sind von den Lehrenden vor allem auch logistische bzw. organisatorische Vorbereitungen zu<br />

treffen.<br />

Dies sind z.B.:<br />

• Lernbedürfnisse und -voraussetzungen der Lerngruppe<br />

• ggf. Aufstellen und Bekanntgabe von Regeln<br />

• die zur Verfügung stehende Zeit<br />

• geeignete Räumlichkeiten, Sitzgelegenheiten usw.<br />

• Büromaterial<br />

• Recherchemöglichkeiten (analog und digital)<br />

• ….<br />

Die empfohlene Organisationsform, das sog. Setting, der gemeinsamen Diskussion ist im<br />

vorliegenden Fall eine Ratssitzung. Es gibt also eine Sitzungsleiterin/einen Sitzungsleiter<br />

(„Bürgermeister/Bürgermeisterin“) als Moderator sowie verschiedene vertretene Rollen, die<br />

ihre Interessen vertreten.<br />

18


3. <strong>Material</strong> für Lernende/Akteure<br />

Auf den folgenden Seiten finden Sie Kopiervorlagen mit Informationen für Ihre Schüler.<br />

• Eine Kurzinfo, was ein <strong>Simulationsspiel</strong> ist,<br />

• Die Fallstudie mit der Beschreibung des Projektviertels<br />

• Eine Übersicht über die Spielrollen (durch Streichen oder Ergänzen von Rollen<br />

können Sie Anpassungen an Ihre Klassengröße vornehmen; die Übersicht kann auch<br />

als vergrößertes Plakat ausgehängt werden),<br />

• Eine Bekanntmachung/Einladung zur gemeinsamen Diskussion (auch dies kann als<br />

vergrößertes Plakat ausgehängt werden).<br />

• Rollenkarten<br />

19


Ein <strong>Simulationsspiel</strong> zur Mobilität<br />

Ein <strong>Simulationsspiel</strong> ist eine Art Rollenspiel. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer arbeiten<br />

gemeinsam an einem Projekt. Beim vorliegenden Beispiel handelt es sich um ein Projekt zur<br />

Mobilität: es gibt ein Stadtviertel mit einer ganz neuen Planungsidee. Die Menschen sollen<br />

ihr Leben mit möglichst wenig schädlichen Einflüssen auf die Umwelt leben können. Doch<br />

geht das wirklich?<br />

Diese Frage soll in einer gemeinsamen Diskussion beantwortet werden. Hierfür bekommt<br />

jede/r eine Rolle und Aufgaben zugeteilt. Nach einer Vorbereitungsphase findet eine<br />

gemeinsame Sitzung statt. Hier werden die einzelnen Standpunkte vorgestellt und versucht,<br />

eine gemeinsame Lösung zu finden.<br />

Die Phasen des Spiels sind:<br />

• Vorstellung des Projektes<br />

• Verteilung der Rollen und Aufträge<br />

• Vorbereitung mit den einzelnen Rollen<br />

• Gemeinsame Sitzung/Diskussion.<br />

20


Die Fallstudie: Ein Stadtteil für eine Mobilität der Zukunft<br />

Die Mobilität stellt eines der großen Probleme für die Zukunft der Menschen dar. Es wird<br />

nach Möglichkeiten gesucht, die Wünsche des Einzelnen zu erfüllen, aber auch nachhaltige<br />

Lösungen für alle zu finden.<br />

Ein extremes Beispiel stellt das im <strong>Simulationsspiel</strong> diskutierte Bauvorhaben dar: es wird ein<br />

neues Stadtviertel gebaut, das den individuellen Wünschen und Anforderungen der<br />

Bewohner bei einem möglichst minimalen Mobilitätsaufwand gerecht wird. Maximale<br />

Leistung bei minimaler Mobilität also.<br />

Ist dieses Ziel ein Traum oder ein Alptraum? Das soll im <strong>Simulationsspiel</strong> geklärt werden.<br />

Das Stadtviertel ist so gebaut, dass es möglichst eigenständig ist. Nur in Bezug auf die Verund<br />

Entsorgung, An- und Abreisen, weiterführende soziale Kontakte … ist das<br />

Planungsgebiet mit dem Umland verflochten. Man lebt und arbeitet dort, es gibt Schulen,<br />

Kultureinrichtungen, ein breites Freizeitangebot, eigene Gewächshäuser, Felder etc. Es gibt<br />

heute schon solche in sich strukturierten Viertel, z.B. die Armen Ghettos oder die<br />

abgesperrten Privatviertel für Reiche („Gated Communities“). Doch vor dem Hintergrund<br />

der Mobilität gibt es dies bis heute so extrem umgesetzt noch nicht. Der Entwurf wurde aus<br />

zahlreichen Planungsentwürfen ausgesucht.<br />

Die Bewohnerinnen und Bewohner, die Geschäftsleute, die Firmen usw. mussten sich<br />

bewerben und wurden ausgewählt. Das Baugebiet war vorher unbebaut und liegt<br />

außerhalb des Stadtgebietes.<br />

Die Finanzierung erfolgte über Steuergelder, als Forschungsgebiet sowie durch Sponsoren.<br />

Deshalb wird der Erfolg des Projektes auch kontrolliert.<br />

Die Anwohnerinnen und Anwohner bekommen eine Wohnung oder ein Haus –<br />

entsprechend ihren Wünschen – zugewiesen. Häufig handelt es sich um Firmenwohnungen.<br />

Es existieren ÖPNV-Angebote und Gemeinschaftsfahrten, so dass der Individualverkehr auf<br />

ein Minimum bzw. die nicht motorisierte Fortbewegung reduziert ist.<br />

Es werden regelmäßige Treffen für die Anwohnerinnen und Anwohner angeboten und<br />

Informationen <strong>zum</strong> bzw. vom Projektträger gegeben. Auch Befragungen finden statt.<br />

Der jetzige Stand des Projektes ist wie folgt: Für die erste Phase ist die Besiedlung sowie<br />

eine Anlaufphase von 6 Monaten bereits abgelaufen. Nun soll Phase zwei beginnen und<br />

über die Zukunft des Projektes entschieden werden. Die Meinungen über den bisherigen<br />

Verlauf gehen auseinander. Mögliche neue Bewohner und Kritiker wollen Informationen,<br />

ebenso wie außenstehende Interessierte.- Für Informationen stehen verschiedene<br />

Projektbeteiligte in der Sitzung nur zur Verfügung, die sich in der Ratssitzung des<br />

Bürgermeisters bzw. der Bürgermeisterin treffen werden.<br />

21


Mögliche Rollen/Funktionen/Institutionen im <strong>Simulationsspiel</strong><br />

Befürworter Gegner (anfänglich)<br />

neutrale<br />

Personen<br />

Planerin, Planer Bürgerinitiative Bus- und<br />

Taxifahrerinne<br />

n und -fahrer<br />

übergeordne<br />

te Rolle<br />

Sitzungsleiter,<br />

Sitzungsleiteri<br />

n bzw.<br />

Bürgermeister<br />

,<br />

Bürgermeister<br />

in<br />

Arbeitskarte<br />

(für jeden Schüler)<br />

Bewohnerin,<br />

Bewohner<br />

ehemalige<br />

Bewohnerinnen und<br />

Bewohner<br />

künftige<br />

Bewohnerinne<br />

n, Bewohner<br />

Geschäftsleute Geschäftsleute Arbeitssuchen<br />

de,<br />

Arbeitssuchen<br />

der<br />

Landwirtin, Landwirt Künstlerin, Künstler Menschen aus<br />

dem<br />

Nachbarviertel<br />

Umweltschützerin,<br />

Umweltschützer<br />

Journalistin, Journalist<br />

eine lokalen<br />

Fernsehsender<br />

Arbeitgeberin/Arbeitg<br />

eber<br />

Berufstätige,<br />

Berufstätiger<br />

Kinder/Jugendliche<br />

Autofahrerin/Autofa<br />

hrer<br />

Kinder und<br />

Jugendliche<br />

22


Bekanntmachung und Einladung<br />

Am ___________, den __.__.20__ um __:__ Uhr findet eine offene<br />

Ratssitzung in der Stadtverwaltung statt (Tagungsort Raum ________).<br />

Arbeitskarte<br />

(für jeden Schüler)<br />

Ein Punkt der Tagesordnung beschäftigt sich mit der Abstimmung über den<br />

Ausbau und der Zukunft des Baugebietes zur zukunftsfähigen Mobilität.<br />

Aufgrund vorangegangener Diskussionen im Stadtrat ist nun die<br />

öffentliche Meinung gefragt. Es werden Medienvertreter, Experten, Bürger<br />

u.v.m. anwesend sein. Um rege Beteiligung wird gebeten.<br />

die Bürgermeisterin/der Bürgermeister<br />

23


Rollenkarten<br />

Projektbefürworter: „+“<br />

Projektgegner: rot: „-“<br />

Neutrale Position: „?“<br />

24


Landwirtin/Landwirt „+“<br />

Deine Rolle:<br />

Du bist das Kind eines lokalen Landwirts. Mit deinen Eltern<br />

zusammen leitest du seit einiger Zeit euren Bauernhof, der<br />

schon lange in eurem Familienbesitz ist. Die Arbeit ist nicht<br />

leicht. Die Konkurrenz aus dem Ausland ist groß: hier wird<br />

viel Ware für wenig Geld angeboten. Auf die Qualität oder auf<br />

umweltschonende Verfahren achtet dabei kaum jemand. Es<br />

müssen neue Ideen her und du hast auch schon einige.<br />

Allerdings musst du hierfür erst einmal deine Eltern<br />

überzeugen und es schaffen, dass eure Zukunft gesichert ist.<br />

Rollenkarte<br />

Wenn dein Hof im neuen Stadtviertel arbeitet, dann ist der<br />

Verkauf deiner Waren (und deine Zukunft) gesichert. Auch<br />

werden hier neue Technologien, umweltschonende<br />

Bearbeitung usw. bevorzugt. Das ist die Chance für euch und<br />

besonders für dich, denn du wirst den Hof bald übernehmen.<br />

Du bist nun Mitte 20 und gründest selbst eine Familie. Deine<br />

Eltern wollen sich bald zur Ruhe setzen. Geschwister hast du<br />

nicht.<br />

Deine Anbaugebiete und die Treibhäuser liegen direkt in der<br />

Nähe des Projektgebietes. Weitere Stichworte für dich sind<br />

nachwachsende Rohstoffe und erneuerbare Energien. Raps<br />

ist für dich die Pflanze der Zukunft.<br />

Aktion<br />

Suche einen Standpunkt, auf den du dich mit deiner Familie<br />

geeinigt hast.<br />

Argumentiere auch mit der sozialen Bedeutung deiner<br />

Produktion, der Versorgungsfunktion, die du für alle hast, der<br />

nachhaltigen Bewirtschaftung und so weiter.<br />

Führe entsprechende Verhandlungen mit den anderen<br />

Beteiligten und stelle ihnen deinen Standpunkt vor. Suche<br />

nach Verbündeten, Käufern, Mitarbeitern …. allen Personen,<br />

die dich unterstützen können.


Planerin/Planer „+“<br />

Deine Rolle:<br />

Du arbeitest an der Planung des neuen Viertels. Bisher hast<br />

du immer einzelne kleine Zukunftsprojekte gebaut und nun<br />

endlich konntest du ein großes Projekt verwirklichen; hier<br />

konnten viele neue und einmalige Ideen wahr gemacht<br />

worden. Dies wird bestimmt ein Vorbild für viele andere<br />

Städte. Eine Idee für das neue und zukunftsfähige Wohnen.<br />

Ein gewachsenes Viertel stellt immer ein Problem dar, denn<br />

man kann nicht alle Entwicklungen beeinflussen. Zum<br />

Beispiel gibt es viele Besitzer der Grundstücke, die<br />

unterschiedliche Ideen haben können.<br />

Rollenkarte<br />

Das umgesetzte Projekt, eine kleine Stadt in Form eines<br />

Viertels (der „immobile City“) zu bauen, ist nicht nur eine<br />

Chance, sondern auch eine Herausforderung gewesen. Es<br />

gab viele Vorgaben und Ziele; du bist allen Vorgaben und<br />

Bedürfnissen gerecht geworden. Jetzt wurdest du sogar für<br />

einen internationalen Planungspreis vorgeschlagen!<br />

Aber, immer wenn etwas im Projektgebiet nicht so läuft, wie<br />

gewünscht, dann gibt man dir die Schuld. Dennoch bist du<br />

überzeugt davon: das ist die Stadt der Zukunft!<br />

Aktion<br />

Dein Standpunkt ist klar: Es geht um den Lebensstil der<br />

Zukunft! Und davon willst du alle anderen überzeugen! Stelle<br />

das Besondere heraus. Betone, dass genau dies eine tolle<br />

Sache ist: Teil dieses Projektes sein zu können!<br />

Argumentiere mit der nachhaltigen Bedeutung deiner<br />

Planung: die Mobilität ist z.B. auf das Mindeste reduziert,<br />

ohne dass man im Alltag auf etwas verzichten muss!<br />

Führe Verhandlungen mit den anderen Beteiligten und stelle<br />

ihnen deinen Standpunkt vor. Suche nach Verbündeten die<br />

dich unterstützen können.


Bewohnerin/Bewohner „+“<br />

Deine Rolle:<br />

Früher warst du Pendler und bist täglich zur Arbeit gefahren.<br />

Danach <strong>zum</strong> Einkaufen. Und wenn du am Abend<br />

ausgegangen bist, am Wochenende ins Grüne wolltest:<br />

immer musstest du fahren. Das hat Zeit und Geld gekostet<br />

und du warst ständig genervt von den Staus. Näher am<br />

Arbeitsplatz zu wohnen, war zu teuer und deine Kinder (12,<br />

14) hätten einen weiten Schulweg gehabt.<br />

Rollenkarte<br />

Das Auswahlverfahren für die Aufnahme im Viertel war<br />

stressig. Dabei wurde nach Alter, Familie, Einkommen und<br />

Beruf, den Schulen der Kinder, euren Vorstellungen vom<br />

Leben und Wohnen usw. gefragt. Ehemalige Nachbarn von<br />

euch wurden abgelehnt. Für euch war es vielleicht die letzte<br />

Chance, mit 45 nochmal was ganz Neues zu machen: neuer<br />

Arbeitsplatz, neue Wohnung – ein neues Leben.<br />

Erst wart ihr skeptisch: könnt: gibt es in dem durchgeplanten<br />

Viertel genügend individuellen Freiraum? Doch all eure<br />

Erwartungen haben sich erfüllt: ihr spart Zeit und Geld wegen<br />

der kurzen Wege <strong>zum</strong> Einkaufen, zur Arbeit, zur Schule, zu<br />

euren Freizeitaktivitäten usw. Ihr Eltern habt eine neue Arbeit<br />

gefunden, die Kinder neue Freunde und noch nie hatte ihre<br />

so viel Zeit für eure Freizeit, für euer Leben..<br />

Aktion<br />

Dein Standpunkt ist klar: das Leben hier ist für dich ein<br />

absoluter Gewinn! Dies gilt beruflich, familiär, in Bezug auf<br />

die Freizeit usw.<br />

Argumentiere auch mit der nachhaltigen Bedeutung: die<br />

Mobilität ist z.B. auf das Mindeste reduziert, ohne dass du im<br />

Alltag auf etwas verzichten musst!<br />

Führe Verhandlungen mit den anderen Beteiligten, stelle<br />

ihnen deinen Standpunkt vor, suche nach Verbündeten.


Umweltschützerin/Umweltschützer „+“<br />

Deine Rolle:<br />

Du bist Mitglied einer Umweltorganisation und dir ist klar: die<br />

heutige Mobilität ist eine Katastrophe für die Umwelt. Es<br />

muss dringend etwas passieren und deshalb wart ihr von der<br />

ersten Stunde an am Projekt beteiligt. Die Kreisläufe des<br />

Baugebietes (Ver- und Entsorgung) sind - so weit es geht –<br />

geschlossen, steuerbar und ohne Überschuss/Überfluss<br />

geplant. Stadtökologische Fragestellungen sind bei der<br />

Planung berücksichtigt worden und so sind z.B. die<br />

Recyclingraten so hoch wie möglich.<br />

Rollenkarte<br />

Das Projekte hat Vorzeigecharakter. Studien zeigen, dass es<br />

gut funktioniert. Es ist ein bedeutender Beitrag für das<br />

nachhaltige Leben und Wirtschaften und deine Empfehlung<br />

lautet: es muss mehr dieser Projekte geben!<br />

Die Aufwendungen für Mobilität sind minimiert und dennoch<br />

erledigen die Bewohnerinnen und Bewohner alles was sie<br />

können bzw. wollen.<br />

Du bist auch in der Kommission, die den Erfolg des<br />

Bauvorhabens ständig überprüft. Du machst Führungen für<br />

interessierte Besucher und gibst Interviews.<br />

Aktion<br />

Du bist ein überzeugtes Mitglied einer Umweltorganisation<br />

und überzeugt von dem Projekt. Du machst Werbung für das<br />

Projekt und deine Idee einer Gesellschaft mit maximaler<br />

Lebensqualität bei minimalem Mobilitätsaufwand!<br />

Argumentiere auch mit der sozialen Bedeutung des<br />

Projektes, mit der Nachhaltigkeit, mit dem Wert für die<br />

Umweltbildung und so weiter.<br />

Führe Verhandlungen mit den anderen Beteiligten, stelle<br />

deinen Standpunkt vor, suche nach Verbündeten.


Geschäftsleute „+“<br />

Deine Rolle:<br />

Rollenkarte<br />

Du hast ein Geschäft im Viertel. Auch vorher hatte deine<br />

Familie ein eigenes Geschäft und du hast hier nun – deine<br />

erste eigene Filiale aufgemacht. Erst war nicht absehbar, ob<br />

sich deine neue Unternehmung wirklich lohnt. Doch all deine<br />

Erwartungen wurden übertroffen. Tatsächlich kaufen die<br />

Bewohner fast ausschließlich bei dir. Häufig wird online<br />

bestellt und dann an dich geliefert, so dass die Kunden ihre<br />

Ware dann über dich bekommen. So hast du eine gut<br />

einzuschätzende Nachfrage und kannst deine Einkäufe und<br />

das Lager sehr gut planen. Es wird kaum etwas<br />

weggeworfen, weil es z.B. verfällt. Sollte es in Zukunft<br />

ähnliche Projekte geben, wirst du dich sofort auch dort<br />

bewerben. Hier ein Geschäft zu bekommen, war nicht<br />

einfach, denn es hatten sich viel mehr Gewerbetreibende<br />

beworben, als benötigt wurden.<br />

Die Filiale hier ist eine zusätzliche und sichere<br />

Einnahmequelle und sorgt für gute Werbung. Die Medien<br />

berichten über dich, du gibt’s Interviews über die nachhaltige<br />

Wirkung deines Geschäfts und so hast du nun auch Kunden<br />

von außerhalb des Projektviertels!<br />

Aktion<br />

Dir gehört ein gut laufendes Geschäft und bist auch von der<br />

wirtschaftlichen Seite des Projektes überzeugt. Mache<br />

Werbung für das Projekt und für dein Geschäft! Argumentiere<br />

auch mit der sozialen Bedeutung deiner Geschäftsidee, der<br />

Versorgungsfunktion, die du für alle hast, und so weiter.<br />

Führe Verhandlungen mit den anderen Beteiligten, stelle<br />

deinen Standpunkt vor, suche nach Verbündeten, Käufern,<br />

Mitarbeitern …..


Arbeitgeberin/Arbeitgeber „+“<br />

Deine Rolle:<br />

Du bist der größeren Arbeitgeber im Projektgebiet. Viele<br />

Mitbewerber haben keinen Platz bekommen. Du kannst die<br />

Auswahl der Bewohner beeinflussen, weil viele von ihnen bei<br />

dir arbeiten werden. Die Projektgegner regen sich darüber<br />

besonders auf.<br />

Außerhalb des Gebietes hattest du Probleme, gute<br />

Arbeiterinnen und Arbeiter zu finden. Viele ließen sich von dir<br />

ausbilden und wechselten dann in attraktivere Gegenden.<br />

Besonders mit Fachkräften hattest du es schwer.<br />

Rollenkarte<br />

Im Projektgebiet ist alles anders, denn die Menschen fühlen<br />

sich mit ihrem Wohnort, der Projektidee, ihrer Firma und ihrer<br />

Arbeit verbunden. Sie wollen nicht weg ziehen, ihre<br />

Arbeitsmotivation und das Arbeitsklima sind gut. Du bist sehr<br />

zufrieden und deine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch.<br />

Kritiker finden es problematisch, dass es innerhalb des<br />

Projektgebietes kaum andere Arbeitgeber gibt..<br />

Aktion<br />

Du besitzt eine eigene Firma und das merkt man auch an<br />

deinem Engagement: du bist nicht nur überzeugt von dem<br />

Projekt, sondern auch von deiner Firmenidee!<br />

Mache Werbung für das Projekt und für deine Firma!<br />

Argumentiere auch mit der sozialen Bedeutung deiner<br />

Firmenidee, der Versorgungsfunktion, die du für alle hast,<br />

und so weiter.<br />

Führe Verhandlungen mit den anderen Beteiligten, stelle<br />

ihnen deinen Standpunkt vor, suche nach Verbündeten.


Örtlicher Fernsehjournalistin/-journalist „+“<br />

Deine Rolle:<br />

Du arbeitest bei einem Fernsehsender. Dieser hat von<br />

Anfang an über das Projekt berichtet. Ihr habt eure Werbung<br />

platzieren und auch Vorstellungen mit einbringen können.<br />

Kritiker haben deshalb das Projekt auch als „Fernsehgag“<br />

bezeichnet und vermuten, dass alles nur für diese Zwecke<br />

initiiert worden ist.<br />

Rollenkarte<br />

Es ist aber nicht so, dass ihr Kameras im Viertel angebracht<br />

habt und die Bewohner ständig beobachtet bzw. diese<br />

Livebilder sendet. Ihr begleitet einige Bewohner und<br />

Projektbeteiligte; es wird über den Alltag, auch über<br />

Probleme, Entwicklungen usw. berichtet. Das Sendeformat<br />

ist eine Dokumentation. Euer Ziel ist den Vorzeigecharakter<br />

des Projektes herauszustellen. Es kommen viele Beteiligte zu<br />

Wort, wobei positive Meinungen vorherrschen.<br />

Wissenschaftler werden ebenfalls befragt. Der Sender hat ein<br />

großes Interesse daran, immer weiter über und aus dem<br />

Projekt zu berichten und so werden die Sendungen auch<br />

immer mit den Verantwortlichen des Projektes<br />

abgesprochen. Dafür habt ihr euch z.B. an der Finanzierung<br />

des Computerraums in der Stadtbibliothek beteiligt; das ist<br />

natürlich auch eine gute Werbung für euch. Außerdem bietet<br />

ihr Arbeits- und Ausbildungsplätze im Projektgebiet an, denn<br />

eure Senders hat hier seinen Sitz.<br />

Aktion<br />

Du bist überzeugt von dem Projekt, <strong>zum</strong>al ihr weiterhin eure<br />

Berichte senden wollt. Der Sender hätte großes Interesse<br />

daran, ein weiteres entsprechendes Projekt zu realisieren.<br />

Erklärt, dass ihr der Allgemeinheit einen Gefallen damit tut,<br />

zu berichten.<br />

Suche nach Verbündeten, auch Personen, über die ihr<br />

berichten könnt.<br />

Entwickelt auch Ideen dazu, über was ihr berichten könnt.


Bürgerinitiative „-“<br />

Deine Rolle:<br />

Rollenkarte<br />

Du bist Mitglied in einer Bürgerinitiative und warst von Anfang<br />

an gegen das Projekt. In einer Gesellschaft, die nach<br />

Freiheit, Individualität und Selbstverwirklichung strebt,<br />

scheint dir das Vorhaben absurd. Als würde man eine<br />

künstliche Parallelgesellschaft zur realen Welt schaffen. Es<br />

kommt dir wie eine Variante vom Dschungel-Camp vor, bei<br />

dem die Menschen die Versuchsobjekte sind. Oder wie ein<br />

Zoo, denn immer wieder kommen Touristen und<br />

Wissenschaftler; sie befragen die Bewohnerinnen und<br />

Bewohner, diese müssen Fragebögen ausfüllen und ihre<br />

Gewohnheiten werden beobachtet.<br />

Du hättest es viel besser gefunden, wenn das investierte<br />

Geld in die Entwicklung und Realisierung kleiner,<br />

praxisorientierter Projekte für jedermann geflossen wäre.<br />

Viele Einwohner fliegen in den Urlaub und beziehen Güter<br />

von weither, deshalb glaubst du auch nicht an die gute<br />

Mobilitätsbilanz des Projektes. Das Gebiet ist schließlich vom<br />

Umland abhängig und nicht eigenständig.<br />

Aktion<br />

Dein Standpunkt ist klar: das ist ein absurdes und wenig<br />

praxisnahes Projekt ohne Zukunft. Es wird sich weder lange<br />

halten, noch werden hieraus andere Projekte entstehen. Die<br />

Menschen dort leben ja fast wie in einem Zoo! Davon willst<br />

du auch alle anderen überzeugen!<br />

Argumentiere auch mit den enormen Kosten, die von der<br />

Planung verschlungen wurden.<br />

Führe Verhandlungen mit den anderen Beteiligten, stelle<br />

deinen Standpunkt vor, suche nach Verbündeten..


Deine Rolle:<br />

Ehemalige Bewohnerin, ehemaliger Bewohner „-“<br />

Rollenkarte<br />

Du warst unter den ersten Bewohnern des Projekts. Diese<br />

wurden ausgewählt, man musste sich um eine Wohnung<br />

bewerben und auch angeben, weshalb man Teil dieses<br />

Projektes werden wollte oder sollte. Deine Gründe waren<br />

klar: du bist für Neues offen und als du von dem Vorhaben<br />

hörtest, wolltest du unbedingt dabei sein! Ein Leben ohne viel<br />

Zeit im Stau, eine gut geplante Versorgung und der ganze<br />

Alltag ist ohne viel Aufwand mit kurzen Wegen zu erreichen.<br />

Kultur, Gemeinschaftsleben, Bildung, Arbeits- und<br />

Ausbildungsstellen – alles findest du hier in diesem Gebiet.<br />

Alle erwarteten ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl;<br />

eine Gemeinschaft, von denen du ein Teil sein wolltest.<br />

Doch bald bist du wieder ausgezogen. An deiner Arbeitsstelle<br />

hattest du Probleme. Und bei den Bewohnertreffen war man<br />

nicht kreativen, sondern sammelte Beschwerden und Kritik,<br />

total spießig. Wenn du nicht zu den Treffen gegangen bist,<br />

dann wurde sofort nachgefragt, warum du nicht gekommen<br />

bist. Als du dich beruflich verändert wolltest, hat dein Chef dir<br />

mitgeteilt, dass du hier keine Möglichkeiten hast. Als du dann<br />

auswärts arbeiten wolltest, war dies auch nicht<br />

unproblematisch. Du fühltest dich eingegrenzt. Deshalb bist<br />

du wieder ausgezogen.<br />

Aktion<br />

Dein Standpunkt ist klar: das Leben hier bedeutet<br />

Bevormundung und Einschränkung! Die negativen Aspekte<br />

überwiegen in deinen Augen. Du kannst nur jede davon<br />

abraten, in dieses Projekt zu ziehen! Dies gilt beruflich,<br />

familiär, in Bezug auf die Freizeit usw.<br />

Führe Verhandlungen mit den anderen Beteiligten, stelle<br />

deinen Standpunkt vor, suche nach Verbündeten.


Berufstätige, Berufstätiger „-“<br />

Deine Rolle:<br />

Rollenkarte<br />

Als das Projekt bekannt gemacht wurde, warst du begeistert:<br />

jeder der dort wohnt, wird auch eine Arbeit vor Ort finden. Du<br />

wolltest dich ohnehin gerade beruflich verändern und alles<br />

lief auch ganz gut an. Aber dann gab es Probleme in der<br />

Firma. Alle sollten sich mit der Arbeit identifizieren,<br />

gemeinsam leben und arbeiten. Doch den ganzen Tag –<br />

auch am Feierabend – dieselben Leute zu sehen, fandest<br />

bald öde. Ständig - auch am Feierabend – wurde über die<br />

Arbeit geredet. Gab es Probleme, dann wurde das auch in<br />

die Familie getragen. Es gab keine Trennung mehr zwischen<br />

dem Berufs- und dem Privatleben. Schlimm war auch, dass<br />

alle Nachbarn Kollegen von dir waren.<br />

Ihr hattet eine Firmenwohnung und du konntest deshalb den<br />

Arbeitgeber nicht wechseln ohne die Wohnung aufzugeben.<br />

Sowieso gab es fast keine Arbeitgeber im Projektgebiet.<br />

Alles kommt dir sehr eng und eingeschränkt vor. Du dachtest<br />

immer, Teil eines großen sozialen Experimentes zu sein, ist<br />

toll. Jetzt willst du nur noch den Druck und die Überwachung<br />

los werden.<br />

Aktion<br />

Dein Standpunkt ist klar: das Leben hier bedeutet<br />

Bevormundung und Einschränkung! Die negativen Aspekte<br />

überwiegen in deinen Augen. Du kannst nur jedem davon<br />

abraten, in dieses Projekt zu ziehen! Dies gilt beruflich,<br />

familiär, in Bezug auf die Freizeit usw. Die fehlende<br />

Trennung zwischen Dienst und Beruf empfindest du als<br />

Belastung.<br />

Führe Verhandlungen mit den anderen Beteiligten, stelle<br />

deinen Standpunkt vor, suche nach Verbündeten.


Geschäftsleute „-“<br />

Deine Rolle:<br />

Du hast ein Geschäft im Viertel; deine erste eigene Filiale. Es<br />

war nicht absehbar, ob sich deine Geschäftsidee lohnt. Du<br />

hast viel riskiert, deine sicheren Job gekündigt und einen<br />

Kredit aufgenommen. Du musst hier durch viele Regelungen<br />

eingeschränkt.<br />

Rollenkarte<br />

Deine Erwartungen wurden nicht erfüllt. Viele Bewohner<br />

kaufen online. Damit kannst du nicht konkurrieren. Die<br />

Onlinehändler haben weniger Auflagen als du. Deine Kunden<br />

hätten gern einen Lieferservice, dass kannst du dir aber nicht<br />

leisten. Du hast einen Vertrag unterschrieben und einen<br />

hohen Kredit an der Backe, deshalb kannst du nicht aus dem<br />

Projekt aussteigen. Dabei willst du nichts lieber als das.<br />

Du bist dir sicher: im Projektgebiet gibt es zu viele Geschäfte.<br />

Du, deine Mitarbeiter und deine Kunden, ihr wohnt alle im<br />

Projektgebiet. Privatsphäre gibt es da nicht. Und weil man<br />

sich kennt, wollen alle immer Rabatt von dir bekommen.<br />

Du hast dir alles viel einfacher vorgestellt und am Liebsten<br />

würdest du außerhalb des Projektes einen Neustart<br />

versuchen.<br />

Aktion<br />

Dein Geschäft läuft sehr schlecht und du sorgst dich um<br />

deine Existenz. Stelle deine Situation dar. Stelle auch<br />

Forderungen, was verbessert werden sollte – z.B. das<br />

Kaufverhalten der Einwohner. Argumentiere auch mit der<br />

sozialen Bedeutung deiner Geschäftsidee, der<br />

Versorgungsfunktion, die du für alle hast, und so weiter.<br />

Führe Verhandlungen mit den anderen Beteiligten, stelle<br />

deinen Standpunkt vor, suche nach Verbündeten.


Kinder und Jugendliche „-“<br />

Deine Rolle:<br />

Du wohnst mit deiner Familie im Projektgebiet. Deine Eltern<br />

haben hier neue Arbeitsstellen bekommen. Du gehst hier in<br />

die Schule, hast einen neuen Sportverein und<br />

Musikunterricht. Aber du wolltest nicht hier hin ziehen. Wenn<br />

du deine alten Freunde oder auch deine Großeltern<br />

besuchen möchtest ist es mit dem Rad fast zu weit und mit<br />

dem Bus sehr kompliziert. Der Start in der neuen Schule war<br />

nicht einfach. Alles ist zwar neu, wirkt aber irgendwie<br />

künstlich und leblos..<br />

Rollenkarte<br />

Deine Eltern sind noch immer ganz begeistert von dem<br />

Projekt. Das verstehst du nicht. Sobald es geht, willst du den<br />

Führerschein machen, raus hier, herum fahren, Leute<br />

besuchen und was von der Welt sehen. Am liebsten würdest<br />

du dann gleich weg von hier, einfach irgendwo anders hin<br />

ziehen.<br />

Die Menschen hier bewegen sich ja nicht weg, die sind schon<br />

ganz erstarrt, auch geistig, fast schon scheintot, die sehen<br />

nicht über ihren kleinen Tellerrand hinaus. Das ist so nervig.<br />

Du kommst dir eingesperrt und fremdbestimmt vor.<br />

Aktion<br />

Du fühlst dich gar nicht wohl hier, denn du fühlst dich fremd<br />

bestimmt und eingesperrt. Dich nerven all diese Vorschriften<br />

und dass man immerzu diese „Ökoansichten“ zu hören<br />

bekommt. Nachhaltigkeit ist sicherlich wichtig, aber du willst<br />

auch Spaß haben.<br />

Führe Verhandlungen mit den anderen Beteiligten, stelle<br />

deinen Standpunkt vor, suche nach Verbündeten.


Autofahrerin, Autofahrer „-“<br />

Deine Rolle:<br />

Du bist mit deiner Familie in das Projekt gezogen und vieles<br />

gefällt dir gut: du wohnst schön, der Job macht Spaß und ist<br />

krisensicher ist er auch.<br />

Rollenkarte<br />

Aber du vermisst das Autofahren. Für dich war das Freiheit<br />

und manchmal sogar Abenteuer. Du bist in einem Autoclub<br />

und hast ein richtig tolles Auto, an dem du früher gern herum<br />

geschraubt hast. Früher bist du jeden Tag zur Arbeit und <strong>zum</strong><br />

Einkaufen gefahren, hast Wochenendausflüge und lange<br />

Urlaubsreisen in ganz Europa mit dem Auto gemacht.<br />

Einfach einsteigen und losfahren; man man will, wohin man<br />

will, mit wem man will. Hier im Projekt ist das nun anders.<br />

Einige deiner Mitbewohner sehen dich schon komisch an,<br />

wenn du sagst, dass du gerne Auto fährst. Aber mal ehrlich:<br />

braucht nicht jeder sein Hobby? Wenn dir das doch Spaß<br />

macht! Dafür gehst du dich auch arbeiten.<br />

Eines ist für dich klar: für immer und ganz auf das Auto<br />

verzichten, das willst du auf keinen Fall! Und diese<br />

Gemeinschaftsbusse sind gar nichts für dich!<br />

Und Fahrrad fahren, das geht wegen der alten Gelenke nicht.<br />

Aktion<br />

Du fühlst dich zwar wohl hier, bist aber ein überzeugter<br />

Autofahrer und das ist wirklich ein Problem. Im Projekt gibt es<br />

keinen Individualverkehr. Nur am Wochenende zu fahren ist<br />

dir zu wenig.<br />

Führe Verhandlungen mit den anderen Beteiligten, stelle<br />

deinen Standpunkt vor, suche nach Verbündeten.


Künstlerin, Künstler „-“<br />

Deine Rolle:<br />

Du hast dich um eine Wohnung und ein Atelier beworben und<br />

Glück gehabt. Du gibst Kurse und arbeitest an deinen<br />

eigenen Werken. In deiner Kunst greifst das auf, was dich<br />

umgibt und machst dazu sehr kritische und provozierende<br />

Kunstwerke.<br />

Rollenkarte<br />

Das will man hier nicht. Alle wollen das Projekt nur schön<br />

reden. Ein künstlerisch-kritische Auseinandersetzung ist nicht<br />

gefragt. Die Kunstschule macht dir Ärger, weil du deine<br />

Kursteilnehmer zu Kritik am Projekt aufrufen würdest, dabei<br />

willst du sie doch nur <strong>zum</strong> freien Denken anregen.<br />

Du kommst dir oft vor wie in einem Zoo. Immer wieder<br />

überfallen dich Besuchergruppen in deinem Atelier und<br />

stören dich bei der Arbeit.<br />

Kreativität ist hier nicht gefragt. Alle beobachten sich<br />

gegenseitig, ob die anderen auch schön durchschnittlich<br />

sind. Du aber bist Künstler/in und lebst von deinem freien<br />

Arbeiten. Das ist kein Leben für dich, aber du hast einen<br />

Vertrag für Wohnung und Atelier sowie die Kunstschule<br />

unterschrieben. Eigentlich willst du hierbleiben und hier<br />

etwas ändern. Aber das scheint gar nicht möglich zu sein.<br />

Aktion<br />

Du fühlst dich eingesperrt und fremd bestimmt. Dich nerven<br />

all diese Vorschriften und dass man sich einbildet, man<br />

könne dir vorschreiben, wie du arbeiten sollt.<br />

Führe Verhandlungen mit den anderen Beteiligten, stelle<br />

deinen Standpunkt vor, suche nach Verbündeten.


Fahrerin, Fahrer im ÖPNV „?“<br />

Deine Rolle:<br />

Dein Beruf ist es, Menschen zu befördern. Das macht dir<br />

Spaß, das ist das Größte für dich. Deshalb hast du dich hier<br />

beworben und dich gefreut, als du genommen worden bist.<br />

Ein Projekt bei dem der öffentliche Personennahverkehr eine<br />

große Rolle spielt und du bist dabei, wow! Du hast große<br />

Erwartungen, aber werden diese auch erfüllt?<br />

Rollenkarte<br />

Was dich verunsichert: für die regelmäßigen Fahrten nach<br />

Fahrplan bekommst du ein Grundgehalt. Gut verdienst du<br />

aber nur durch die Fahrten im Sammeltaxis und die<br />

Individualfahrten. Ob das aber auf Dauer genug sein<br />

werden? Dein alter Job war sicher, war es eine gute Idee, ihn<br />

aufzugeben? Und früher, da bist u immer andere Strecken<br />

gefahren, im Projektgebiet geht das gar nicht.<br />

Hättest du besser deine alte Stelle behalten sollen, bei der du<br />

freier warst und nicht immer nur auf dem gleichen Dutzend<br />

Straßen gefahren bist? Je mehr das Projekt zu deinem Alltag<br />

wird, desto unsicherer wirst du.<br />

Aktion<br />

Eigentlich fühlst du dich schon wohl hier, aber du bist dir<br />

nicht immer sicher. Auf der einen Seite bist du und dein Job<br />

sehr wichtig für das Projekt und es gefällt deiner Familie<br />

schon richtig gut hier. Aber das ist eben auch nicht immer so,<br />

denn der Alltag ist eben immer gleich.<br />

Suche dir Informationen und Unterstützung bei der<br />

Meinungsbildung bei den anderen Beteiligten und stelle<br />

ihnen deinen Standpunkt vor. Suche nach Verbündeten, ….<br />

allen Personen, die dich unterstützen können und die dir<br />

Informationen zu Alternativen geben können.


künftige Bewohnerin, künftiger Bewohner „?“<br />

Deine Rolle:<br />

Bisher bist du täglich zur Arbeit gefahren und <strong>zum</strong> Einkaufen<br />

genauso und wenn du abends nochmal weg wollte. Das hat<br />

viel Zeit und Geld gekostet. Und die Staus waren nervig.<br />

Näher an deinem Arbeitsplatz waren die Mieten zu hoch. Als<br />

du von dem Projekt gehört hast, hat es dich sehr interessiert<br />

und ihr habt euch beworben. In der zweiten Projektphase<br />

sollt ihr einziehen können. In der Presse gab es ein paar<br />

negative Berichte und bei einer Infositzung konntest du mit<br />

wirklich Betroffenen direkt reden. Jetzt bist du verunsichert.<br />

Rollenkarte<br />

Werden die Menschen in dem Projekt eingeengt? Ist es ein<br />

Problem, wenn Arbeit und Wohnen und alle damit<br />

zusammenhängenden Menschen so eng miteinander<br />

verbunden sind? Welche Menschen wirst du da überhaupt<br />

treffen? Was heißt es, wenn die Mobilität auf das Minimum<br />

reduziert ist? Könntest du dich ohne weiteres beruflich<br />

verändern oder geht das gar nicht? Werdet ihr euch gut<br />

einleben)? Könntet ihr auch die Wohnung wechseln? Wenn<br />

dir das Projekt nicht gefällt, kannst du dann einfach wieder<br />

ausziehen oder dich negativ äußern? Wie wird dein Kontakt<br />

zur „Außenwelt“ aussehen? Du hast so viele Fragen und<br />

hoffst, dass du Antworten darauf auf der Sitzung erhältst.<br />

Noch bist du ja nicht in das Projekt gezogen, aber deine<br />

Zweifel sind schon da. Ist das kein gutes Vorzeichen?<br />

Aktion<br />

Du bist dir unsicher: das Projekt bietet so spannende<br />

Aspekte, aber hier vor Ort hast du jetzt einiges Schlechtes<br />

gehört.<br />

Suche dir Informationen und Unterstützung bei der<br />

Meinungsbildung bei den anderen Beteiligten. Stelle deinen<br />

Standpunkt vor, suche nach Verbündeten (Personen, die dir<br />

Informationen zu Alternativen geben können).


Arbeitssuchende, Arbeitssuchender „?“<br />

Deine Rolle:<br />

Rollenkarte<br />

Du hast gerade deinen Job verloren, als du von dem Projekt<br />

gehört hast und dass jeder der dort wohnt, auch eine Arbeit<br />

bekommt. Da hast du dich beworben und Glück gehabt. Jetzt<br />

sollst du den Arbeitsvertrag unterschreiben und da sind ein<br />

paar seltsame Regelungen drin: du musst eine Probezeit und<br />

eine Prüfung bestehen – dabei hast du schon jahrelange<br />

Berufserfahrung. Du musst zeigen, dass du beruflich und<br />

privat zu den Kollegen passt, weil du eine Dienstwohnung<br />

bekommst und mitten untern den Kollegen wohnst. Wenn dir<br />

das aber gar nicht gefällt? Oder wenn du wo anders wohnen<br />

willst, bist du dann den Job los? Muss Arbeit und Privatleben<br />

denn so vermischt werden?<br />

Diese Fragen quälen dich. Du hast schon viel über das<br />

Leben im Projekt erfahren, doch irgendwie hast du das<br />

Gefühl, dass hier auch einiges positiv dargestellt wird. Ob<br />

das alles wirklich so stimmt?<br />

Du willst die Sitzung nutzen um diese Fragen zu klären. Du<br />

hast dir vorgenommen, möglichst viele Informationen<br />

einzuholen.<br />

Aktion<br />

Eigentlich freust du dich schon auf das Projekt, aber du bist<br />

dir nicht immer sicher. Auf der einen Seite ist es eine<br />

berufliche Perspektive für dich, aber du hast schon so viel<br />

Negatives über das Leben vor Ort gehört.<br />

Suche dir Informationen und Unterstützung bei der<br />

Meinungsbildung bei den anderen Beteiligten, stelle deinen<br />

Standpunkt vor, suche nach Verbündeten (Personen, die dir<br />

Informationen zu Alternativen geben können).


Menschen aus dem Nachbarviertel „?“<br />

Deine Rolle:<br />

Du wohnst in einer gewöhnlichen Siedlung im ländlichen<br />

Raum. In der Nähe war die Stadt und alle Strukturen waren<br />

gewachsen. Nun wurde – nicht weit von eurem Wohngebiet<br />

entfernt – dieses Projektviertel zur nachhaltigen Mobilität<br />

gebaut. Nachhaltigkeit findet du gut. Aber muss man dazu<br />

eine kleine Stadt auf die Felder und Wiesen bauen? Was<br />

kostet das denn? Zahlt das der Steuerzahler?<br />

Rollenkarte<br />

Seit Jahren wolltet ihr einen Sportplatz, eine neue Schule<br />

und den Ausbau der Zufahrtsstraßen. Immer hieß es, dass<br />

es kein Geld gibt. Nun hofft ihr, dass eure Siedlung einen<br />

Vorteil von dem neuen Gebiet hat. Vielleicht könnt ihr ja die<br />

Einrichtungen dort nutzen? Vielleicht kaufen die Leute ja bei<br />

euch ein? Bis jetzt hieß es immer, das Projekt hat Vorrang<br />

vor den anderen Siedlungen. Jetzt aber ist eure Geduld am<br />

Ende. Die ganze Bauzeit über habt ihr Stau, Lärm und vieles<br />

mehr in Kauf genommen. Aber nun ist der Erfolg des<br />

Projektes in aller Munde. Es kommen Berichte in der Presse,<br />

es sollen weitere Projekte verwirklicht werden usw. Doch was<br />

ist mit den positiven Effekten die dies für euch haben soll?<br />

Neulich hast du dich auf eine Stelle dort beworben. Man hat<br />

dich abgelehnt, weil du nicht aus deinem Haus ausziehen<br />

wolltest.<br />

Was sollst du von all dem halten? Die Sitzung soll Klarheit<br />

bringen, du möchtest Antworten auf deinen Fragen.<br />

Aktion<br />

Du findest das Projekt eigentlich gut, aber die versprochenen<br />

positiven Effekte für das Umland sind bisher ausgeblieben.<br />

Suche dir Informationen und Unterstützung bei der<br />

Meinungsbildung bei den anderen Beteiligten, stelle deinen<br />

Standpunkt vor, suche nach Verbündeten (Personen, die dir<br />

Informationen zu Alternativen geben können).


Kinder und Jugendliche „?“<br />

Deine Rolle:<br />

Rollenkarte<br />

Du sollst mit deiner Familie in das Viertel kommen und zwar<br />

als Bewohner der zweiten Projektphase. Ihr bekommt hier ein<br />

Haus und deine Eltern nehmen auch neue Arbeitsstellen an.<br />

Du wirst hier in die Schule gehen, einen neuen Sportverein<br />

und Musikunterricht hier bekommen. Aber du willst eigentlich<br />

gar nicht hier hin ziehen. Warum auch? Ihr musstet ja nicht<br />

umziehen und deine alten Freunde leben dann einige<br />

Kilometer von dir weg. Der Start in der neuen Schule wird<br />

vielleicht nicht einfach. Alles ist neu, wirkt aber irgendwie<br />

künstlich. Deine Großeltern leben auch noch in deinem alten<br />

Heimatort. Wenn du dort hin willst, ist das ziemlich<br />

umständlich.<br />

Deine Eltern sind vom Projekt ganz begeistert. Sie nehmen<br />

an allen Sitzungen und Bewohnertreffen teil. Wirklich<br />

verstehen kannst du das noch immer nicht. Aber du siehst<br />

schon ein, dass es eine einmalige Möglichkeit ist, einmal<br />

etwas Neues kennen zu lernen und nachhaltig soll es auch<br />

noch sein. Außerdem haben deine Eltern dann viel mehr<br />

Freizeit.<br />

Auf der Sitzung willst du deine Fragen klären und vielleicht<br />

bist du dir dann sicherer, was in Zukunft werden wird.<br />

Aktion<br />

Eigentlich freust du dich schon auf das Projekt, aber du bist<br />

dir nicht immer sicher. Auf der einen Seite ist es eine absolut<br />

spannende Geschichte, aber du hast schon so viel über das<br />

Leben vor Ort gehört.<br />

Suche dir Informationen und Unterstützung bei der<br />

Meinungsbildung bei den anderen Beteiligten und stelle<br />

ihnen deinen Standpunkt vor. Suche nach Verbündeten, ….<br />

allen Personen, die dich unterstützen können und die dir<br />

Informationen zu Alternativen geben können.

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