Im Profil
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<strong>Im</strong> <strong>Profil</strong><br />
Das Bundesministerium des Innern<br />
stellt sich vor
Die Hausleitung<br />
Dr. Hans-Peter Friedrich, Bundesminister des Innern. Geboren<br />
am 10. März 1957 in Naila (Oberfranken). Dr. Hans-Peter Friedrich<br />
studierte Rechts- und Wirtschaftswissenschaften in München und<br />
Augsburg. Seit dem 3. März 2011 ist er Bundesminister des Innern.<br />
Dr. Christoph Bergner, Parlamentarischer Staatssekretär beim<br />
Bundesminister des Innern, Beauftragter der Bundesregierung für<br />
die Neuen Bundesländer und Beauftragter der Bundesregierung<br />
für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten. Geboren am<br />
24. November 1948 in Zwickau. Er studierte Agrarwissenschaften<br />
in Jena und Halle. Seit dem 23. November 2005 ist er Parlamentarischer<br />
Staatssekretär beim Bundesminister des Innern.<br />
Dr. Ole Schröder, geboren am 27. August 1971 in Hamburg,<br />
Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Innern.<br />
Er studierte Rechtswissenschaften an der Universität Hamburg und<br />
der University of Stellenbosch/Südafrika. Seit dem 29. Oktober 2009<br />
ist er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des<br />
Innern.<br />
Cornelia Rogall-Grothe, Staatssekretärin im Bundesministerium<br />
des Innern und Beauftragte der Bundesregierung für Informationstechnik,<br />
geboren am 26. November 1949 in Paderborn. Sie hatte<br />
Rechtswissenschaften in Freiburg, Heidelberg und Bonn studiert,<br />
bevor sie 1977 ihre Laufbahn im öffentlichen Dienst beim Bundesministerium<br />
des Innern begann. Seit dem 4. Februar 2010 ist sie<br />
Staatssekretärin im Bundesministerium des Innern.<br />
Klaus-Dieter Fritsche, Staatssekretär im Bundesministerium des<br />
Innern. Geboren am 16. Mai 1953 in Bamberg. Er studierte Rechtswissenschaften<br />
in Erlangen und war danach als Richter und für<br />
die Regierung von Mittelfranken sowie im Bayerischen Staatsministerium<br />
des Innern tätig. Seit dem 7. Dezember 2009 ist er Staatssekretär<br />
im Bundesministerium des Innern.
Das Bundesministerium<br />
des Innern<br />
1. Dienstsitz Berlin<br />
Alt-Moabit 101 D<br />
10559 Berlin<br />
Weiterhin genutzte Liegenschaften:<br />
Bundeshaus<br />
Bundesallee 216–218<br />
10719 Berlin,<br />
Fehrbelliner Platz 3<br />
10707 Berlin<br />
Anzahl der Mitarbeiter: 1.200<br />
2. Dienstsitz Bonn<br />
Graurheindorfer Straße 198<br />
53117 Bonn<br />
Anzahl der Mitarbeiter: rd. 400<br />
Das Ministerium im Internet<br />
Hintergrundinformationen und aktuelle Meldungen rund um die<br />
Aufgaben des Ministeriums finden Sie unter: www.bmi.bund.de.<br />
Fachinformationen im Netz<br />
Zusätzliche Informationen zu einzelnen Fachthemen finden Sie unter:<br />
Weitere Publikationen<br />
Auf der Internetseite des Bundesministeriums des Innern können<br />
Sie auch Publikationen zu verschiedenen allgemeinen und fachspezifischen<br />
Themen bestellen oder als Datei herunterladen. <strong>Im</strong> Bereich<br />
„Veröffentlichungen & Dokumente“ finden Sie unter der Rubrik<br />
„Publikationen“ eine Liste dieser Publikationen. Über die Funktion<br />
„Mein Warenkorb“ können Sie sich Ihre persönliche Auswahl<br />
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des Bundesministeriums des Innern. Dieser informiert<br />
Sie automatisch über neu veröffentlichte Pressemitteilungen,<br />
Reden, Artikel und Publikationen des Ministeriums.<br />
• www.aussiedlerbeauftragter.de<br />
• www.bakoev.bund.de<br />
• www.basta-net.de<br />
• www.bevoelkerungsschutz-portal.de<br />
• www.beauftragter-neue-laender.de<br />
• www.bfd.bund.de<br />
• www.bmi.bund.de/fluthilfe<br />
• www.bpb.de<br />
• www.bsi-fuer-buerger.de<br />
• www.buerger-cert.de<br />
• www.bund.de<br />
• www.bundesbeflaggung.de<br />
• www.bundespolizei.de<br />
• www.bundeswahlleiter.de<br />
• www.cio.bund.de<br />
• www.de-mail.de<br />
• www.demokratie-live.de<br />
• www.demografie-portal.de<br />
• www.deutsche-islam-konferenz.de<br />
• www.e-konsultation.de<br />
• www.ePass.de<br />
• www.geoportal.de<br />
• www.initiative-sicherheitspartnerschaft.de<br />
• www.integration-in-deutschland.de<br />
• www.it-ausbildung-berlin.de<br />
• www.it-planungsrat.de<br />
• www.kritis.bund.de<br />
• www.nationales-waffenregister.de<br />
• www.personalausweisportal.de<br />
• www.protokoll-inland.de<br />
• www.verwaltung-innovativ.de<br />
• www.wir-sind-bund.de<br />
• www.zuwanderung.de<br />
• www.zusammenhalt-durch-teilhabe.de<br />
• www.115.de
<strong>Im</strong> <strong>Profil</strong><br />
Das Bundesministerium des Innern<br />
stellt sich vor
Vorwort<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
die elementare Aufgabe eines demokratischen Staates<br />
ist es, für Sicherheit zu sorgen und gleichzeitig die<br />
Freiheit seiner Bürgerinnen und Bürger zu gewährleisten.<br />
Sicherheit in Freiheit und Freiheit mit Sicherheit<br />
– so lässt sich der Anspruch kurz und prägnant<br />
umreißen, den Sie an den Bundesminister des Innern<br />
und sein Ministerium stellen können.<br />
Mit dieser Broschüre möchte ich Ihnen zeigen, wie<br />
facettenreich die Aufgaben des Bundesministeriums<br />
des Innern sind. Nutzen Sie die Gelegenheit, sich zu<br />
informieren, um mitreden zu können und den Dialog<br />
zwischen Politik und Gesellschaft in Gang zu halten.<br />
Sie werden sehen, welche großen Herausforderungen<br />
sich hinter diesen Themen verbergen.<br />
Vorrangige Aufgabe innerhalb der großen Bandbreite<br />
der Sicherheitsaufgaben ist es, jeden Einzelnen vor<br />
Gewalt zu schützen. Dazu gehört das Verhindern und<br />
Verfolgen von Kriminalität im Allgemeinen, aber<br />
auch das Vorgehen gegen unser Staatswesen bedrohenden<br />
politischen oder religiösen Extremismus im<br />
Besonderen, aus welcher Richtung auch immer.<br />
Von nicht minderer Bedeutung wird uns der Schutz<br />
vor Datenmissbrauch im Netz in Zukunft wohl noch
mehr in Anspruch nehmen. Und spätestens bei die -<br />
sem Punkt wird schnell klar, dass das Bundesministerium<br />
des Innern bei der Bewältigung seiner Aufgaben<br />
auf die Unterstützung der Bürgerinnen und<br />
Bürger angewiesen ist. Aufmerksamkeit, Sensibilität<br />
und Verantwortungsbewusstsein für sich und andere<br />
können helfen, Verletzungen der Rechtssphäre des<br />
Einzelnen zu verhindern. Eine aktive Mitarbeit beim<br />
Schutz eigener Daten, ob auf der Arbeit, zu Hause,<br />
in der Schule oder in der Freizeit, gehört dazu.<br />
In Deutschland wird es in den nächsten Jahrzehnten<br />
zu einem Rückgang und einer Alterung der Bevölkerung<br />
kommen. Wir müssen uns der Frage stellen, wie<br />
wir es schaffen, dass junge wie auch ältere Menschen<br />
ihre Potenziale und Fähigkeiten entwickeln, ihre<br />
Lebenswünsche realisieren und dadurch ihren Beitrag<br />
zum gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben<br />
leisten können. Hierzu lässt sich der Bogen von Integration<br />
über modernes Zuwanderungsrecht bis zur<br />
Modernisierung von Staat und Verwaltung schlagen.<br />
Ob Dialog mit den Kirchen und Religionsgemeinschaf -<br />
ten, politische Bildung, Geoinformationswesen oder<br />
Sportförderung: Das sind weitere Themen, die Sie mit<br />
dem Bundesministerium des Innern verbinden kön -<br />
nen. Ich bin sicher, dass ich Sie nun neugierig gemacht<br />
habe auf das, was Sie in dieser Broschüre finden<br />
werden. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen.<br />
Ihr<br />
Dr. Hans-Peter Friedrich, MdB<br />
Bundesminister des Innern
4<br />
Inhalt<br />
Einleitung 8<br />
Öffentliche Sicherheit 10<br />
Für die Sicherheit der Bürger 11<br />
Vorgehen gegen Organisierte Kriminalität 12<br />
Bekämpfung des Terrorismus 14<br />
Internationale Zusammenarbeit 16<br />
Gemeinsame Kommunikationsplattform<br />
für alle Sicherheitskräfte 19<br />
Überwachung der Grenzen – die Bundespolizei 20<br />
Spionageabwehr 21<br />
Bekämpfung von Extremismus 23<br />
Bevölkerungsschutz und Krisenmanagement 26<br />
Schutz Kritischer Infrastrukturen 28<br />
Verfassung und Demokratie 30<br />
Das Grundgesetz 31<br />
Teilhabe und Wahlen 31<br />
Das Bundesministerium des Innern<br />
als Verfassungsministerium 32<br />
Verfassungsrecht 32<br />
Verwaltungsrecht 35<br />
Informationsgesellschaft und<br />
Datenschutz 36<br />
Herausforderungen der Informationsgesellschaft 37<br />
IT-Infrastrukturen und IT-Steuerung des Bundes 39
5<br />
Green-IT in der Bundesverwaltung 40<br />
Zentrales IT-Dienstleistungszentrum (DLZ-IT) 41<br />
Internetkriminalität 42<br />
Cyber-Sicherheit 44<br />
IT-gestützte kritische Infrastrukturen 45<br />
Innovative IT-Vorhaben 46<br />
Geoinformation 48<br />
Datenschutz 50<br />
Gesellschaftlicher Zusammenhalt 52<br />
Politik und Gesellschaft 53<br />
Kirchen und andere Religionsgemeinschaften 54<br />
Politische Bildung 55<br />
Leben im vereinten Deutschland 58<br />
Deutsche Einheit 59<br />
Beauftragter der Bundesregierung für<br />
die Neuen Bundesländer 60<br />
Kernaufgaben 60<br />
Demografische Entwicklung 62<br />
Herausforderungen meistern 63<br />
Die amtliche Statistik 65<br />
Zensus 2011 66
6 Kapiteltitel<br />
Migration und Integration 68<br />
Integration als Schlüsselaufgabe 69<br />
Mittel zur Teilhabe: die Integrationskurse 70<br />
Migrationsberatung für<br />
erwachsene Zuwanderer 72<br />
Projekte zur gesellschaftlichen Integration 72<br />
<strong>Im</strong> Dialog – die Deutsche Islam Konferenz 74<br />
Einreise und Aufenthalt 75<br />
Familienzusammenführung 76<br />
Arbeitsmigration 77<br />
Asyl- und Flüchtlingsschutz 78<br />
Leben in Europa 79<br />
Spätaussiedler 81<br />
Deutsche Minderheiten im Ausland 82<br />
Die nationalen Minderheiten in Deutschland 83<br />
Förderung des Sports 84<br />
Sportförderung des Bundes 85<br />
Grundsätze der Sportförderung 87<br />
Förderschwerpunkte 88<br />
Erfolgsgarant Sportwissenschaft 88<br />
Leistungssport der Menschen mit Behinderung 90<br />
Kampf gegen Doping 92<br />
Gesellschaftspolitische Bedeutung des Sports 94<br />
Internationale Sportpolitik und<br />
europäische Zusammenarbeit 95
Kapiteltitel 7<br />
Verwaltung und öffentlicher Dienst 98<br />
Der öffentliche Dienst 99<br />
Das Bundesministerium des Innern<br />
als moderner Arbeitgeber 101<br />
Für eine effiziente Verwaltung 102<br />
Abbau bürokratischer Hürden 104<br />
Korruptionsprävention und Sponsoring 105<br />
Die Organisation des<br />
Bundesministeriums des Innern 106<br />
Die Hausleitung 107<br />
Die Abteilungen 109<br />
Die Unterabteilungen und Referate 115<br />
Die Bundesakademie für öffentliche Verwaltung 115<br />
Geschichte und Zukunft<br />
des Ministeriums 116<br />
Vom Aufbau 1949 bis heute 117<br />
Ein neues Gebäude 119<br />
Information & Service 122<br />
Arbeiten im Ministerium 123<br />
Zukunftsorientierte Berufsausbildung 124<br />
Praktikum und Referendariat 125<br />
Bürgerservice 126<br />
Zu Besuch im Ministerium 127
8 Kapiteltitel<br />
Einleitung<br />
Das Bundesministerium des Innern und seine nachgeordneten<br />
Behörden decken ein breites Spektrum an<br />
Aufgaben und Tätigkeiten ab. Der Bogen reicht von<br />
der Rolle als Hüter der Verfassung und der Förderung<br />
des gesellschaftlichen Zusammenhalts über die Integration,<br />
Sportförderung und die Informationstechnik<br />
bis hin zu den Sicherheitsaufgaben.<br />
Obwohl die Zuständigkeiten des Ministeriums so<br />
vielfältig sind, haben die einzelnen Bereiche sehr viel<br />
miteinander zu tun – mehr als sich auf den ersten<br />
Blick erschließt. Das Grundgesetz ist die Verfassung<br />
für die Bundesrepublik Deutschland. In den Artikeln,<br />
die im Rang über allen anderen deutschen Rechtsnormen<br />
stehen, sind die grundlegenden staatlichen<br />
System- und Wertentscheidungen festgelegt. Die öffentliche<br />
Sicherheit und der Bevölkerungsschutz sind<br />
notwendig, damit man friedlich und frei miteinander<br />
leben kann. Der Sport und die Religion, das Ehrenamt<br />
und die Kommunen dienen dazu, dass Menschen<br />
gemeinsam etwas für die Gemeinschaft und die<br />
Gesellschaft tun. Die Integration von Ausländern und<br />
Migranten trägt zu einem friedlichen und sozialen<br />
Zusammenleben bei. Insbesondere der Sozialstaat<br />
braucht eine bürgernahe Verwaltung und engagierte<br />
Beamte und Tarifbeschäftigte, die im Dienst für den<br />
Bürger ihre Pflicht tun. Diese wiederum sind auf
Einleitung<br />
9<br />
sichere Informations- und Kommunikationsnetze<br />
angewiesen, damit der Schutz persönlicher Daten<br />
garantiert werden kann.<br />
Neben der klassischen nationalen Innenpolitik wachsen<br />
stetig auch die europäischen und internationalen<br />
Aufgaben des Ministeriums. So wird zum Beispiel in<br />
Zeiten der offenen Grenzen in Europa ein gemeinsames<br />
Vorgehen der Mitgliedstaaten der Europäischen<br />
Union immer wichtiger. Sei es, um das organisierte<br />
Verbrechen und den internationalen Terrorismus<br />
gezielt bekämpfen zu können oder um eine gerechte<br />
Lösung zu finden, wie mit dem Zustrom von Flüchtlingen<br />
umgegangen werden soll.<br />
Der Hauptsitz des<br />
Bundesministeriums<br />
des Innern in Berlin<br />
Um alle diese Aufgaben zum Wohle der Bürger erfüllen<br />
zu können, arbeiten zahlreiche Mitarbeiter in den<br />
Abteilungen und Referaten des Bundesministeriums<br />
des Innern zusammen. Neben seinen Dienstsitzen in<br />
Berlin und Bonn verfügt das Ministerium dazu über<br />
ein weit verzweigtes Behördennetzwerk. Als Ansprech -<br />
partner für Fachfragen unterstützen sie das Ministerium<br />
bei seinen Aufgaben.<br />
Das Bundesministerium des Innern ist ein Ressort<br />
mit einer langen Tradition. Seine Zuständigkeitsbereiche<br />
haben sich mit den Jahren mehrfach verändert<br />
und erweitert. Ein Faktor ist jedoch immer gleich<br />
geblieben: Die Innenpolitik betrifft alle Gesellschaftsbereiche<br />
und die gesamte Bevölkerung.<br />
Mit Beginn der laufenden Legislaturperiode wurde<br />
2009 beim Bundesminister des Innern auch die Funk -<br />
tion des Beauftragten der Bundesregierung für die<br />
Neuen Bundesländer angesiedelt. Der Beauftragte<br />
koordiniert wichtige Politikfelder, die den nach der<br />
Wiedervereinigung notwendig gewordenen Transformationsprozess<br />
in den neuen Ländern befördern und<br />
das Zusammenwachsen des einst geteilten Deutschlands<br />
unterstützen.
10 Kapiteltitel<br />
Auch gibt es niemanden, der den Schmerz an sich liebt,<br />
sucht oder wünscht, nur, weil er Schmerz ist, es sei<br />
denn, es kommt zu zufälligen Umständen, in denen<br />
Mühen und Schmerz ihm große Freude bereiten können.<br />
Um ein triviales Beispiel zu nehmen, wer von uns<br />
unterzieht sich je anstrengender körperlicher Betätigung,<br />
außer um Vorteile daraus zu ziehen?<br />
Um ein triviales Beispiel zu nehmen, wer von uns<br />
unterzieht sich je anstrengender körperlicher Betätigung,<br />
außer um Vorteile daraus zu ziehen? Aber wer<br />
hat irgend ein Recht, einen Menschen zu tadeln, der die<br />
Entscheidung trifft, eine Freude zu genießen, die keine<br />
unangenehmen Folgen hat, oder einen, der Schmerz<br />
vermeidet, welcher keine daraus resultierende Freude<br />
nach sich zieht? Auch gibt es niemanden, der den<br />
Schmerz an sich liebt, sucht oder wünscht, nur, weil<br />
er Schmerz ist, es sei denn, es kommt zu zufälligen<br />
Umständen, in denen Mühen und Schmerz ihm große<br />
Freude bereiten können. Um ein triviales Beispiel zu<br />
nehmen, wer von uns unterzieht sich je anstrengender<br />
körperlicher Betätigung, außer um Vorteile daraus zu?<br />
Aber wer hat irgend ein Recht, einen Menschen zu tadeln,<br />
der die Entscheidung trifft, eine Freude zu genießen,<br />
die keine unangenehmen Folgen hat, oder einen,<br />
der Schmerz vermeidet, welcher keine daraus resultierende<br />
Freude nach sich zieht? Auch gibt es niemanden,<br />
der den Schmerz an sich liebt, sucht oder wünscht, nur,<br />
weil er Schmerz ist, es sei denn, es kommt zu zufälligen<br />
Umständen, in denen Mühen und Schmerz ihm große<br />
Freude bereiten können. Um ein triviales Beispiel zu<br />
nehmen, wer von uns unterzieht sich je anstrengender<br />
körperlicher Betätigung, außer um Vorteile daraus zu<br />
ziehen? Aber wer hat irgend ein Recht, einen Menschen<br />
zu tadeln, der die Entscheidung trifft, eine Freude zu<br />
genießen, die keine unangenehmen Folgen hat, oder<br />
einen, der Schmerz vermeidet, welcher keine daraus<br />
resultierende Freude nach sich zieht?<br />
Öffentliche Sicherheit
Öffentliche Sicherheit<br />
11<br />
Die öffentliche Sicherheit ist eine der wichtigsten Aufgaben der Innenpolitik.<br />
Darunter fallen sowohl der Schutz der Bürger vor Gewalt, Verbrechen, Terror<br />
und Naturkatastrophen als auch der Schutz unserer Verfassung. Denn nur<br />
in einer sicheren Gesellschaft mit verlässlichen Rechten und Gesetzen können<br />
sich Menschen frei entwickeln und die Grundwerte der Verfassung im Alltag<br />
gelebt werden.<br />
Für die Sicherheit der Bürger<br />
Ein Leben ohne kriminelle Bedrohung gehört zu den<br />
elementaren Voraussetzungen individueller Entfaltung.<br />
Deshalb ist der Schutz der Bevölkerung eine der<br />
zentralen Aufgaben unseres demokratischen Rechtsstaates.<br />
Zur Erfüllung seiner Schutzpflichten werden<br />
dem Staat Handlungsbefugnisse eingeräumt, die unter<br />
Umständen in die Rechtssphäre der Bürger eingreifen.<br />
Kriminalitätsbekämpfung bedeutet aber auch,<br />
die Grundrechte der Bürger zu achten und sie nicht<br />
unnötig einzuschränken.<br />
In diesem Spannungsfeld zwischen der Pflicht zum<br />
Schutz vor Kriminalität und der Beachtung von<br />
Grundrechten muss der Staat den Sicherheitsorganen<br />
die notwendigen rechtlichen Instrumentarien<br />
zur Verfügung stellen. Die Bundesregierung tritt<br />
zunächst für eine konsequente Ausschöpfung der<br />
gegebenen gesetzlichen Möglichkeiten zur Bekämpfung<br />
von Kriminalität ein und schafft dort, wo dies<br />
erforderlich ist, neue rechtliche Grundlagen.<br />
Zu einer erfolgreichen Kriminalitätsbekämpfung<br />
gehört auch die Verhütung von Straftaten. Die Polizeien<br />
des Bundes und der Länder haben hierzu das<br />
Programm Polizeiliche Kriminalprävention (ProPK)<br />
entwickelt, das Bürger und Unternehmen über<br />
Maßnahmen zur Verhinderung von Straftaten wie<br />
Kfz-Diebstählen oder betrügerischem Handel im<br />
Internet aufklärt. Weitere Informationen hierzu finden<br />
Sie unter: www.polizei-beratung.de.<br />
www.bmi.bund.de und www.bka.de<br />
Die Polizeiliche Kriminalstatistik<br />
gibt Auskunft über die<br />
Entwicklung von Straftaten.<br />
Polizeiliche<br />
Kriminalstatistik 2011
12 Öffentliche Sicherheit<br />
Vorgehen gegen Organisierte<br />
Kriminalität<br />
Straftaten werden heute zunehmend professionell<br />
geplant und von festen Organisationen und Gruppierungen<br />
systematisch begangen. Diese sogenannte<br />
Organisierte Kriminalität muss besonders bekämpft<br />
werden.<br />
Typische Formen der Organisierten Kriminalität sind<br />
zum Beispiel:<br />
• Rauschgifthandel und -schmuggel,<br />
• Menschenhandel,<br />
• gewerblich organisierte Hilfe bei der illegalen Einreise<br />
nach Deutschland (Schleusungskriminalität),<br />
• Korruption, Geldwäsche, Produktpiraterie (gehört<br />
zur Wirtschafts- und Finanzkriminalität).<br />
Um gegen diese Verbrechensformen vorzugehen, sind<br />
ausreichende Informationen über ihren Umfang und<br />
Die Organisierte Kriminalität<br />
im Visier der Polizei
Öffentliche Sicherheit<br />
13<br />
über ihre konkreten Erscheinungsformen nötig. Nur<br />
dann können die von ihnen ausgehenden Bedrohungen<br />
richtig beurteilt und Gegenmaßnahmen gezielt<br />
ergriffen werden. Aus diesem Grund erstellt das Bundeskriminalamt<br />
jährlich das Bundeslagebild „Organisierte<br />
Kriminalität“ und das Lagebild „Menschenhandel“.<br />
Sie enthalten detaillierte Informationen über das<br />
Ausmaß und das Gefährdungspotenzial der Organisierten<br />
Kriminalität in Deutschland.<br />
Die Bundesregierung verurteilt Menschenhandel als<br />
hochgradig menschenverachtend. Er verstößt in besonderer<br />
Weise gegen das ethische Grundverständnis<br />
unserer Gesellschaft. Ebenso wie bei anderen Formen<br />
der Organisierten Kriminalität operieren die Banden<br />
länderübergreifend. Die Erleichterungen im internationalen<br />
Reiseverkehr, aber auch die modernen<br />
Kommunikationswege haben diese Entwicklung gefördert.<br />
Um dem entgegenzuwirken, hat die Bundesregierung<br />
in den vergangenen Jahren eine Reihe von<br />
Maßnahmen ergriffen. Beispiele sind Abkommen mit<br />
den Regierungen anderer Staaten zur Stärkung der<br />
internationalen Zusammenarbeit bei der Bekämpfung<br />
der Organisierten Kriminalität und verschärfte<br />
Bestimmungen zur Verhinderung von Geldwäsche.<br />
Das Bundesamt für Verfassungsschutz, das Bundeskriminalamt und die<br />
Bundespolizei<br />
Wichtige Aufgaben beim Schutz der öffentlichen Sicherheit nehmen das Bundesamt<br />
für Verfassungsschutz, das Bundeskriminalamt und die Bundespolizei<br />
wahr. Während der Verfassungsschutz Informationen sammelt und auswertet,<br />
um unsere freiheitliche demokratische Grundordnung zu schützen, nimmt<br />
das Bundeskriminalamt wichtige polizeiliche Aufgaben, insbesondere bei<br />
der Bekämpfung der Organisierten Kriminalität und des Terrorismus, wahr.<br />
Weitere Informationen finden Sie unter: www.verfassungsschutz.de,<br />
www.bka.de und www.bundespolizei.de.
14 Kapiteltitel<br />
Die GSG 9 als Antiterroreinheit<br />
der Bundespolizei ist<br />
auf Geiselbefreiungen und<br />
Bombenentschärfungen<br />
spezialisiert.<br />
Bekämpfung des Terrorismus<br />
Auf der ganzen Welt sind Menschen von Terrorismus<br />
bedroht. Dabei erweist sich der islamistische Terrorismus<br />
als eine besondere Gefahr – dies zeigen die<br />
Anschläge vom 11. September 2001 in den USA sowie<br />
eine Vielzahl weiterer oder geplanter Anschläge,<br />
unter anderem in Istanbul, Madrid, London, New York<br />
und Detroit. Die für diese Taten verantwortlichen<br />
Personen waren extrem gewaltbereit und logistisch<br />
bestens vernetzt. Ihre Vorgehensweise war von langer<br />
Hand und grenzüberschreitend geplant.<br />
Die Bundesregierung setzt alle geeigneten rechtsstaatlichen<br />
Mittel ein, um den islamistischen<br />
Terrorismus erfolgreich zu bekämpfen – denn auch<br />
Deutschland ist seit 2001 von einem Durchgangszu<br />
einem Zielland des internationalen Terrorismus<br />
geworden. Realität wurde dies am 2. März 2011,<br />
an dem am Frankfurter Flughafen der erste islamistische<br />
Anschlag auf deutschem Boden verübt wurde.
Öffentliche Sicherheit<br />
15<br />
Derzeit laufen bundesweit rund 300 Ermittlungsverfahren<br />
zu islamistisch-terroristischen Fällen (und<br />
weitere rund 100 Verfahren betreffen Anschläge auf<br />
deutsche ISAF-Soldaten im Afghanistan-Einsatz).<br />
Jedoch verdeutlichen die im Rahmen des aktuellen<br />
Ermittlungsverfahrens zur rechtsterroristischen<br />
Gruppierung „Nationalsozialistischer Untergrund<br />
(NSU)“ bekanntgewordenen Sachverhalte und Zusammenhänge,<br />
dass in allen Phänomenbereichen der<br />
politisch motivierten Kriminalität vergleichbare Radikalisierungsprozesse<br />
stattfinden können, die sich bis<br />
hin zur Verübung schwerster Straftaten realisieren.<br />
Die Bundesregierung verfolgt mit ihren Maßnahmen<br />
folgende Ziele:<br />
• Terroristische Strukturen zerstören – hoher Fahndungs-<br />
und Ermittlungsdruck, um den Terrorismus<br />
bereits im Vorfeld aufzuklären und abzuwehren.<br />
• Die Ursachen des Terrorismus bekämpfen.<br />
• Die Bevölkerung schützen und vorsorgen sowie<br />
die Verwundbarkeit des Landes reduzieren.<br />
• Anschlagsfolgen nachhaltig bewältigen.<br />
• Die Chancen der europäischen internationalen<br />
Zusammenarbeit nutzen.<br />
<strong>Im</strong> Gemeinsamen Terrorismusabwehrzentrum für den<br />
Islamismus und im Gemeinsamen Abwehrzentrum<br />
Rechtsextremismus werden alle relevanten Informationen<br />
zusammengeführt und die Aktivitäten und<br />
Maßnahmen der beteiligten Behörden koordiniert.<br />
Neben der Bekämpfung terroristischer Strukturen<br />
kommt der Prävention besondere Bedeutung zu. Dieser<br />
Ansatz fordert zivilgesellschaftliches Engagement.<br />
Unter anderem trägt die Deutsche Islam Konferenz<br />
wesentlich zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts<br />
auf der Grundlage gemeinsamer Werte<br />
bei und stärkt das gemeinsame Engagement gegen
16 Öffentliche Sicherheit<br />
Extremismus. Ein gesamtgesellschaftliches Frühwarnsystem<br />
ist erforderlich, das präventiv Radikalisierung<br />
rechtzeitig erkennt und Hilfen anbietet. Zu diesem<br />
Zweck sollen die bestehenden Sicherheitspartnerschaften<br />
zwischen Sicherheitsbehörden und Muslimen<br />
gestärkt und Partnerschaften vor Ort initiiert werden.<br />
Zugleich beteiligt sich die Bundesregierung an einer<br />
engen internationalen Abstimmung und Zusammenarbeit,<br />
denn nur auf diese Weise kann dem Terrorismus<br />
erfolgreich entgegengetreten werden. Dies umfasst die<br />
Kooperation innerhalb der Europäischen Union ebenso<br />
wie die Zusammenarbeit mit anderen Staaten.<br />
Internationale Zusammenarbeit<br />
Nicht nur zur Bekämpfung des internationalen Ter -<br />
rorismus stimmt sich die Bundesregierung mit<br />
anderen Staaten ab. Die Mitgliedstaaten der Europäischen<br />
Union arbeiten in der grenzüberschreitenden<br />
Kriminalitätsbekämpfung eng zusammen, um in<br />
Europa einen Raum der Freiheit, der Sicherheit und<br />
des Rechts ohne Binnengrenzen zu schaffen. Dieses<br />
Ziel soll erreicht werden, indem<br />
Europol koordiniert<br />
die Zusammenarbeit<br />
der EU-Mitgliedstaaten<br />
bei der Bekämpfung<br />
internationaler<br />
Schwer kriminalität.<br />
• Europol die Zusammenarbeit der Polizei- und Zollbehörden<br />
unterstützt,<br />
• die Justizbehörden intensiver miteinander kooperieren,<br />
Entscheidungen der Justizbehörden anderer<br />
Mitgliedstaaten im Inland möglichst anerkannt<br />
sowie die Strafvorschriften der Mitgliedstaaten einander<br />
angenähert werden,<br />
• Kontrollen an den Binnengrenzen entfallen und die<br />
Kontrollen an den Außengrenzen zum Ausgleich<br />
verstärkt werden,<br />
• alle Mitgliedstaaten das Schengener Informationssystem<br />
(SIS) als einheitliches polizeiliches Fahndungsinstrument<br />
nutzen können. Dies hat sich als<br />
äußerst erfolgreich erwiesen.
Kapiteltitel 17<br />
Deutschland hat mit allen Nachbarn Verträge abgeschlossen<br />
und so die grenzüberschreitende polizeiliche<br />
Zusammenarbeit weiter ausgebaut. Dadurch<br />
kann Deutschland gemeinsam mit den Nachbarn<br />
möglichst rasch auf aktuelle Sicherheitserfordernisse<br />
reagieren.<br />
Deutsche Beamte bildeten<br />
bisher über 30.000 afghanische<br />
Polizisten vor Ort aus.<br />
Darüber hinaus hat Deutschland mit einigen Nachbarstaaten<br />
an den Grenzen gemeinsame Zentren<br />
für die Zusammenarbeit der Polizei- und Zollbehörden<br />
eingerichtet, wie zum Beispiel in Kehl und im<br />
tschechischen Petrovice. Dort wird auf dem „kurzen<br />
Dienstweg“ unbürokratisch bei der Gefahrenabwehr<br />
im Grenzgebiet zusammengearbeitet.<br />
Das Bundesministerium des Innern unterstützt auch<br />
die Polizei- und Grenzschutzbehörden anderer Länder<br />
bei der Ausbildung und Ausstattung.
18 Öffentliche Sicherheit<br />
Die internationalen (grenz-)polizeilichen Ausbildungsund<br />
Ausstattungsmaßnahmen sollen den Aufbau<br />
rechtsstaatlicher Strukturen in den Empfängerstaaten<br />
im Bereich der öffentlichen Sicherheit und Ordnung<br />
sowie die Schaffung demokratischer Rahmenbedingungen<br />
fördern.<br />
Polizeieinsatz in Afghanistan<br />
Ausbildungs- und Ausstattungshilfe werden von der deutschen Polizei zum<br />
Beispiel in Afghanistan geleistet. Nach 20 Jahren Krieg und Bürgerkrieg ist<br />
es notwendig, dort eine funktionierende Polizei aufzubauen. Seit 2002 leistet<br />
Deutschland hierzu einen entscheidenden Beitrag. Über 30.000 afghanische Polizisten<br />
wurden bis Mitte 2010 mit deutscher Hilfe geschult. Bis Ende 2011 soll<br />
das Land über 134.000 ausgebildete Polizisten verfügen. www.bmi.bund.de<br />
Eine wichtige Rolle bei der Polizeiausbildung in der<br />
Europäischen Union spielt die Europäische Polizeiakademie<br />
EPA (bekannt auch unter dem Kürzel<br />
CEPOL – „Collège européen de police“). Sie wurde im<br />
Jahr 2000 geschaffen, um alle Einrichtungen zur<br />
Polizeiausbildung der Staaten der Europäischen Union<br />
miteinander zu vernetzen. Die Europäische Polizeiakademie<br />
macht Polizeiführungskräfte der Mitgliedstaaten<br />
mit den Instrumenten der polizeilichen<br />
Zusammenarbeit in der Europäischen Union vertraut,<br />
entwickelt Standards für die polizeiliche Ausbildung<br />
in den Mitgliedstaaten und bietet Fortbildungsseminare<br />
sowie Austauschprogramme an.
Öffentliche Sicherheit<br />
19<br />
Gemeinsame Kommunikationsplattform<br />
für alle Sicherheitskräfte<br />
<strong>Im</strong> Rahmen des weiter voranschreitenden Ausbaus<br />
eines bundeseinheitlichen Digitalfunknetzes für<br />
Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben<br />
(BOS-Digitalfunknetz) ist in immer mehr Bereichen<br />
die praktische Nutzung dieses Netzes möglich. So<br />
wird das BOS-Digitalfunknetz bereits in den Städten<br />
Berlin, Hamburg, Bremen, München, Stuttgart,<br />
Köln und Leipzig praktisch genutzt. Damit können<br />
jetzt folgende Vorteile dieses seit Jahren größten<br />
Bund-Länder-Projektes im Sicherheitsbereich genutzt<br />
werden:<br />
• hohe Sprachqualität,<br />
• kurze Rufaufbauzeiten,<br />
• einzigartige Gruppenkommunikation,<br />
• Ende-zu-Ende-Verschlüsselung,<br />
• sehr hohe Verfügbarkeit,<br />
• GPS-Nutzung.<br />
Die Polizeien, Feuerwehren und Rettungskräfte<br />
erhalten damit erstmals eine moderne, organisationsübergreifend<br />
nutzbare Kommunikationsplattform,<br />
auf deren Basis sich Einsätze besser und effektiver<br />
organisieren und führen lassen, als dies bisher möglich<br />
war.<br />
Die eigens gegründete Bundesanstalt für den Digitalfunk<br />
der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben<br />
(BDBOS), eine Geschäftsbereichsbehörde<br />
des Bundesministeriums des Innern, koordiniert<br />
den Aufbau des Netzes und dient als zentrale Anlaufstelle<br />
für alle Belange des BOS-Digitalfunks.<br />
Einsätze können mit dem<br />
BOS-Digitalfunknetz effektiver<br />
organisiert werden.
20 Kapiteltitel<br />
Die Bundespolizei<br />
kontrolliert Einreisende,<br />
um illegaler Migration<br />
vorzubeugen.<br />
Überwachung der Grenzen –<br />
die Bundespolizei<br />
Durch den Wegfall der Grenzkontrollen an den<br />
Binnengrenzen steigt die Bedeutung eines effektiven<br />
Schutzes der gemeinsamen europäischen Außengrenzen.<br />
Das Zusammenwachsen in Europa, die Entwicklung<br />
von Verkehrsströmen, die illegale Migration<br />
sowie die organisierte grenzüberschreitende<br />
Kriminalität machen eine wirksame Überwachung<br />
der Grenzen und umfassende Personen- wie Warenkontrollen<br />
an den Grenzübergängen notwendig.<br />
Hierfür ist eine Zusammenarbeit der Polizeibehörden<br />
der Schengen-Länder nach einheitlichen Standards<br />
unerlässlich. Näheres zum Schengen-Raum erfahren<br />
Sie durch die „Schengen-Karte“, die Sie beim Bundesministerium<br />
des Innern bestellen können.<br />
Die Europäische Grenzschutzagentur FRONTEX,<br />
für deren Einrichtung sich Deutschland eingesetzt hat,
Öffentliche Sicherheit<br />
21<br />
gewährleistet seit 2005 eine einheitliche und leistungsfähige<br />
Überwachung der Außengrenzen der<br />
Europäischen Union. Wesentliche Aufgaben der<br />
Agentur sind<br />
• die Koordinierung der Zusammenarbeit der<br />
Grenzpolizeien der Mitgliedstaaten beim Schutz<br />
der Außengrenzen der Europäischen Union sowie<br />
• die Harmonisierung der Aus- und Fortbildung<br />
der Grenzpolizeien.<br />
Deutschland wird die Weiterentwicklung von<br />
FRONTEX aktiv mitgestalten.<br />
Die Bundespolizei<br />
Die Bundespolizei ist mit rund 39.000 Beschäftigten die größte nachgeordnete<br />
Behörde des Bundesministeriums des Innern. Das Bundespolizeipräsidium<br />
in Potsdam ist als Oberbehörde für die Dienst- und Fachaufsicht sowie die<br />
polizeilich-strategische Steuerung der Bundespolizei zuständig. Bei der Abteilung<br />
Bundespolizei im Bundesministerium des Innern ist der Inspekteur der<br />
Bereitschaftspolizeien der Länder angegliedert. Dieser Bereich ist unter anderem<br />
zuständig für die Ausstattung der Bereitschaftspolizeien der Länder im<br />
Rahmen geschlossener Verwaltungsabkommen sowie für den Bereich „Sport<br />
und Sicherheit“ und die Koordinierung internationaler Großveranstaltungen.<br />
Unter der kostenlosen Servicenummer 0800 6 888 000 können von Festnetz<br />
und Handy aus rund um die Uhr Gefahrensituationen und Verdachtsfälle<br />
gemeldet werden. www.bundespolizei.de<br />
Spionageabwehr<br />
Deutschland liegt in der Mitte Europas. Es hat eine<br />
wichtige Rolle innerhalb der Europäischen Union<br />
sowie der NATO und ist Standort vieler Unternehmen<br />
der Spitzentechnologie. All das macht es zu einem<br />
Aufklärungsziel für Nachrichtendienste fremder<br />
Staaten.
22 Kapiteltitel<br />
Das Know-how deutscher<br />
Wirtschaftsunternehmen ist<br />
im Ausland begehrt.<br />
Die Nachrichtendienste dieser Staaten sind unterschiedlich<br />
stark an den jeweiligen diplomatischen,<br />
konsularischen beziehungsweise halbamtlichen<br />
Vertretungen in Deutschland präsent; sie unterhalten<br />
dort ihre Stützpunkte (Legalresidenturen). Sie sind<br />
nicht nur an Informationen aus Politik, Wirtschaft,<br />
Wissenschaft und Militär interessiert, sondern unterwandern<br />
auch in Deutschland ansässige Organisationen<br />
und Personen, die Gegner ihrer Regierungen<br />
sind.<br />
Aber gerade auch das Know-how der deutschen Wirtschaft<br />
weckt Begehrlichkeiten. Einige Auslandsaufklärungsdienste<br />
haben die Aufgabe, die Wirtschaft<br />
ihres Landes zu unterstützen, indem sie für die Unter -<br />
nehmen ihres Heimatlandes Informationen beschaffen,<br />
die diesen sonst nicht oder nur mit erheblichem<br />
finanziellem Aufwand zugänglich wären. Das Bundesministerium<br />
des Innern und das Bundesamt für
Öffentliche Sicherheit<br />
23<br />
Verfassungsschutz räumen dem Schutz der Wirtschaft<br />
einen hohen Stellenwert ein.<br />
Um an Informationen zu gelangen, nutzen die fremden<br />
Nachrichtendienste immer mehr das Internet.<br />
Mithilfe modernster Informationstechnologien<br />
und der Verwendung schädigender Software wird<br />
versucht, elektronische Angriffe auf Netzwerke<br />
und Computersysteme deutscher Wirtschaftsunternehmen,<br />
aber auch deutscher Regierungsstellen<br />
auszuführen.<br />
Darüber hinaus bemühen sich bestimmte Staaten<br />
darum, in den Besitz von atomaren, biologischen oder<br />
chemischen Massenvernichtungswaffen sowie zu<br />
deren Herstellung notwendigen Gütern und des<br />
erforderlichen Know-hows zu gelangen (Prolifera tion).<br />
Die deutschen Sicherheitsbehörden nutzen – wie auch<br />
die in erster Linie zuständigen Behörden (Bundesamt<br />
für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, Zoll) – die<br />
ihnen zur Verfügung stehenden Mittel, um dies nach<br />
Möglichkeit wirksam zu verhindern beziehungsweise<br />
festgestellte Verstöße konsequent strafrechtlich zu<br />
verfolgen.<br />
Bekämpfung von Extremismus<br />
Der Schutz unserer freiheitlichen demokratischen<br />
Grundordnung ist eine der wichtigsten Aufgaben des<br />
Gemeinwesens. Als extremistisch werden alle Bestrebungen<br />
bezeichnet, die diese ablehnen und darauf<br />
abzielen, sie abzuschaffen. Gewalt wird dabei häufig<br />
gutgeheißen, propagiert oder sogar angewendet, um<br />
die eigenen Ziele durchzusetzen.<br />
Extremistische Gruppen<br />
gefährden die Werte unserer<br />
Verfassung.<br />
Extremistische Bestrebungen gefährden die im<br />
Grundgesetz verankerten Werte, darunter insbesondere
24 Kapiteltitel<br />
2012 wurden über 17.000<br />
rechtsextremistische Straftaten<br />
in Deutschland erfasst.<br />
• die freie Entfaltung der Persönlichkeit,<br />
• die Glaubens-, Gewissens- und Bekenntnisfreiheit,<br />
• die Meinungs- und Pressefreiheit,<br />
• die Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit,<br />
• das Rechtsstaatsprinzip, das unter anderem auf der<br />
Gewaltenteilung beruht,<br />
• die Bindung der Verwaltung an Recht und Gesetz,<br />
• die Unabhängigkeit der Gerichte,<br />
• die Volkssouveränität,<br />
• die Verantwortlichkeit der Regierung,<br />
• das Mehrparteienprinzip und<br />
• das Recht auf verfassungsmäßige Bildung und<br />
Ausübung einer Opposition.<br />
Nach ihrer jeweiligen Zielrichtung lassen sich folgende<br />
Formen des Extremismus unterscheiden:<br />
• Rechtsextremismus,<br />
• Linksextremismus,<br />
• Ausländerextremismus,<br />
• Islamismus.<br />
Für die Bekämpfung extremistischer Bestrebungen hält<br />
das Grundgesetz verschiedene Instrumentarien bereit.<br />
Unter anderem erlaubt es der Grundsatz der wehrhaften<br />
Demokratie, Informationen über extremistische<br />
Bestrebungen zu sammeln und auszuwerten. Über die
Öffentliche Sicherheit<br />
25<br />
Ergebnisse wird die Öffentlichkeit jährlich im Verfassungsschutzbericht<br />
informiert. Der Bericht kann im<br />
Internet unter www.bmi.bund.de abgerufen werden.<br />
Obwohl die überwiegende Mehrheit der in Deutschland<br />
lebenden Menschen extremistische Angriffe<br />
entschieden ablehnt, gibt es auch bei uns diesbezügliche<br />
Straftaten.<br />
<strong>Im</strong> Jahr 2012 gab es 17.134 rechtsextremistische Strafund<br />
802 Gewalttaten. <strong>Im</strong> Vergleich zum Vorjahr<br />
stiegen die Straftaten um 6,1 Prozent und die Gewalttaten<br />
um 6,2 Prozent an. Sechs Fälle von rechtsextremistischen<br />
Tötungsversuchen im Jahr 2012 zeugen<br />
nach wie vor von der vorhandenen Brutalität und<br />
Skrupellosigkeit der rechten Szene.<br />
<strong>Im</strong> Jahr 2012 wurden 3.229 Straf- und 876 Gewalttaten<br />
mit linksextremistischem Hintergrund registriert.<br />
Gegenüber 2011 bedeutet dies einen starken Rückgang<br />
von 28,3 Prozent bei den Straf- und 24,3 Prozent bei<br />
den Gewalttaten. Gleichzeitig ist das Gefahrenpotential<br />
im gewaltbereiten Linksextremismus spürbar<br />
angestiegen. Die Akzeptanz gewalttätiger Angriffe<br />
nimmt zu. Dies zeigt sich darin, dass Körperverletzungen<br />
bewusst in Kauf genommen werden. So ist auch<br />
die Anzahl der versuchten Tötungsdelikte im Jahr<br />
2012 auf acht gestiegen (2011: 3). Die Angriffe richteten<br />
sich vor allem gegen Polizisten und gegen tatsächliche<br />
oder vermeintliche Rechtsextremisten.<br />
Für Demokratie und Toleranz – gegen Extremismus und Gewalt<br />
Aufgabe des vom Bundesministerium des Innern und dem Bundesministerium<br />
der Justiz gegründeten „Bündnisses für Demokratie und Toleranz –<br />
gegen Extremismus und Gewalt“ (BfDT) ist es, zivilgesellschaftliches Engagement<br />
für Demokratie und Toleranz zu vernetzen und öffentlich zu machen.<br />
www.buendnis-toleranz.de
26 Öffentliche Sicherheit<br />
Bevölkerungsschutz und<br />
Krisenmanagement<br />
<strong>Im</strong> In- und Ausland<br />
leistet das Technische<br />
Hilfswerk Unterstützung<br />
in Krisensituationen.<br />
Der Schutz der Bürger vor den Folgen von Naturkatastrophen,<br />
schweren Unglücksfällen und Seuchen<br />
sowie den Konsequenzen von Terroranschlägen ist<br />
eine gesamtstaatliche Aufgabe. Der Bund unterstützt<br />
die Länder bei der Bewältigung außergewöhnlicher<br />
Gefahren- und Schadenslagen durch Information,<br />
Beratung und die Bereitstellung von Ressourcen (Kräf -<br />
te und Mittel) sowie – auf Anfrage – durch Koordination.<br />
Originär ist der Bund für den Schutz der<br />
Bevölkerung vor Gefahren und Risiken zuständig, die<br />
von militärischen Krisen und Konflikten ausgehen.<br />
Weiterführende Informationen finden Sie im Internet<br />
unter: www.bevoelkerungsschutz-portal.de.
Öffentliche Sicherheit<br />
27<br />
Bei ressort- und<br />
länder übergreifenden<br />
Krisenmanagementübungen<br />
(LÜKEX) wird für<br />
den Notfall geprobt.<br />
In ressort- und länderübergreifenden Krisenmanagementübungen<br />
(LÜKEX) üben Bund und Länder<br />
zusammen mit Hilfsorganisationen, Feuerwehren<br />
und Wirtschaftsunternehmen die Bewältigung von<br />
Großschadenslagen, wobei unter anderem der Einsatz<br />
von Krisenstäben geprobt wird. Ihre Koordinationsleistung,<br />
der Informations- und Beratungsfluss sowie<br />
die Bereitstellung notwendiger Ressourcen stehen<br />
dann auf dem Prüfstand.<br />
Auf europäischer Ebene haben die Mitgliedstaaten<br />
der Europäischen Union mit dem Europäischen<br />
Gemeinschaftsverfahren für Katastrophenschutz die<br />
Zusammenarbeit in diesem Bereich geregelt.<br />
Das nationale Hilfeleistungssystem würde ohne<br />
das ehrenamtliche Engagement der Aktiven bei den<br />
freiwilligen Feuerwehren, dem Deutschen Roten<br />
Kreuz, dem Arbeiter-Samariter-Bund, der Deutschen<br />
Lebensrettungs-Gesellschaft, der Johanniter Unfall-<br />
Hilfe, dem Malteser Hilfsdienst und dem THW nicht<br />
funktionieren. Das Bundesministerium des Innern<br />
setzt sich deshalb nachdrücklich für eine Stärkung<br />
des Ehrenamtes ein. Um mehr Menschen für ein<br />
Ehrenamt im Bevölkerungsschutz zu begeistern und<br />
ihr Engagement zu würdigen, verleiht das Bundesministerium<br />
des Innern darüber hinaus seit 2009 in<br />
jedem Jahr den Förderpreis „Helfende Hand“.
28 Öffentliche Sicherheit<br />
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe<br />
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) ist Partner,<br />
Dienstleister, Koordinator und Moderator im Auftrag des Ministeriums<br />
im Bereich des Bevölkerungsschutzes und der Katastrophenhilfe. Es plant und<br />
bereitet die Zusammenarbeit von Bund und Ländern bei besonderen Gefahren-<br />
und Schadenslagen vor, sodass schnell, koordiniert und effizient Hilfe<br />
geleistet werden kann. www.bbk.bund.de<br />
Das Technische Hilfswerk<br />
Zur schnellen und wirksamen Hilfe bei Katastrophen steht dem Bundesministerium<br />
des Innern die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) mit rund<br />
80.000 ehrenamtlichen Helfern zur Verfügung. Die THW-Einsatzkräfte leisten<br />
im In- und Ausland tatkräftig Hilfe, wenn durch Erdbeben oder Unwetter<br />
Krisensituationen entstehen, etwa beim durch Schneeschmelze bedingten<br />
Hochwasser in weiten Teilen Deutschlands Anfang 2011 und nach dem Erdbeben<br />
in Japan. www.thw.de<br />
Schutz Kritischer Infrastrukturen<br />
Zuverlässige Infra strukturen sind Lebensadern<br />
moderner Gesellschaften. Störungen und Ausfälle,<br />
zum Beispiel der Energieversorgung, der – an<br />
anderer Stelle eigens dargestellten – IT-gestützten<br />
Infrastrukturen und des Notfall- und Rettungswesens,<br />
können anhaltende Versorgungsengpässe,<br />
erhebliche Störungen der öffentlichen Sicherheit<br />
oder andere dramatische Folgen haben.<br />
Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe – also von<br />
Staat, betreibenden Unternehmen und gesellschaftlicher<br />
Öffentlichkeit –, solche Kritischen Infrastrukturen<br />
zu schützen.
Herausgeber:<br />
Bundesministerium des Innern<br />
Alt-Moabit 101 D<br />
10559 Berlin<br />
Redaktion:<br />
Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe<br />
Abteilung II – Notfallvorsorge, Kritische Infrastrukturen,<br />
Internationale Angelegenheiten<br />
Provinzialstraße 93<br />
53127 Bonn<br />
www.bbk.bund.de<br />
Gestaltung und Produktion:<br />
MEDIA CONSULTA Deutschland GmbH<br />
Bildnachweis:<br />
Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, Bundesregierung,<br />
hafenarchiv-hamburg.de, iStockphoto<br />
Druck:<br />
Silber Druck oHG, Niestetal<br />
Stand:<br />
Mai 2011<br />
2. Auflage (überarbeitet):<br />
3.500 Exemplare<br />
Die Broschüre ist kostenlos. Sie kann bestellt werden beim:<br />
Publikationsversand der Bundesregierung<br />
Postfach 48 10 09<br />
18132 Rostock<br />
Telefon: 0 18 05–77 80 90<br />
(Festpreis 14 Cent/Min.; abweichende Preise aus den Mobilfunknetzen möglich)<br />
Telefax: 0 18 05–77 80 94<br />
(Festpreis 14 Cent/Min.; abweichende Preise aus den Mobilfunknetzen möglich)<br />
E-Mail: publikationen@bundesregierung.de<br />
Artikelnummer: BMI07326<br />
Nach Lieferung der gewünschten Publikation werden die von Ihnen angegebenen Daten gelöscht.<br />
Kapiteltitel 29<br />
Dazu wurde vom Bundeskabinett im Juni 2009 die<br />
Nationale Strategie zum Schutz Kritischer Infrastrukturen<br />
beschlossen. Sie gibt einen strategischen<br />
Überbau zu bereits vorhandenen Handreichungen<br />
wie dem 2011 in überarbeiteter Fassung herausgegebenen<br />
Leitfaden „Schutz Kritischer Infrastrukturen –<br />
Risiko- und Krisenmanagement“.<br />
Anlagen für die Energieversorgung<br />
gehören zu den Kritischen<br />
Infrastrukturen und müssen<br />
besonders geschützt werden.<br />
<strong>Im</strong>pressum<br />
Schutz Kritischer Infrastrukturen –<br />
Risiko- und Krisenmanagement<br />
Leitfaden für Unternehmen und Behörden<br />
Schutz Kritischer Infrastrukturen – Risiko- und Krisenmanagement<br />
www.bmi.bund.de<br />
Die Broschüre „Schutz<br />
Kritischer Infrastrukturen –<br />
Risiko- und Krisenmanagement“
30 Kapiteltitel<br />
Auch gibt es niemanden, der den Schmerz an sich liebt,<br />
sucht oder wünscht, nur, weil er Schmerz ist, es sei<br />
denn, es kommt zu zufälligen Umständen, in denen<br />
Mühen und Schmerz ihm große Freude bereiten können.<br />
Um ein triviales Beispiel zu nehmen, wer von uns<br />
unterzieht sich je anstrengender körperlicher Betätigung,<br />
außer um Vorteile daraus zu ziehen?<br />
Um ein triviales Beispiel zu nehmen, wer von uns<br />
unterzieht sich je anstrengender körperlicher Betätigung,<br />
außer um Vorteile daraus zu ziehen? Aber wer<br />
hat irgend ein Recht, einen Menschen zu tadeln, der die<br />
Entscheidung trifft, eine Freude zu genießen, die keine<br />
unangenehmen Folgen hat, oder einen, der Schmerz<br />
vermeidet, welcher keine daraus resultierende Freude<br />
nach sich zieht? Auch gibt es niemanden, der den<br />
Schmerz an sich liebt, sucht oder wünscht, nur, weil<br />
er Schmerz ist, es sei denn, es kommt zu zufälligen<br />
Umständen, in denen Mühen und Schmerz ihm große<br />
Freude bereiten können. Um ein triviales Beispiel zu<br />
nehmen, wer von uns unterzieht sich je anstrengender<br />
körperlicher Betätigung, außer um Vorteile daraus zu?<br />
Aber wer hat irgend ein Recht, einen Menschen zu tadeln,<br />
der die Entscheidung trifft, eine Freude zu genießen,<br />
die keine unangenehmen Folgen hat, oder einen,<br />
der Schmerz vermeidet, welcher keine daraus resultierende<br />
Freude nach sich zieht? Auch gibt es niemanden,<br />
der den Schmerz an sich liebt, sucht oder wünscht, nur,<br />
weil er Schmerz ist, es sei denn, es kommt zu zufälligen<br />
Umständen, in denen Mühen und Schmerz ihm große<br />
Freude bereiten können. Um ein triviales Beispiel zu<br />
nehmen, wer von uns unterzieht sich je anstrengender<br />
körperlicher Betätigung, außer um Vorteile daraus zu<br />
ziehen? Aber wer hat irgend ein Recht, einen Menschen<br />
zu tadeln, der die Entscheidung trifft, eine Freude zu<br />
genießen, die keine unangenehmen Folgen hat, oder<br />
einen, der Schmerz vermeidet, welcher keine daraus<br />
resultierende Freude nach sich zieht?<br />
Verfassung und<br />
Demokratie
Verfassung und Demokratie<br />
31<br />
Verfassung und Demokratie sind Säulen unseres Staates. Ihr Schutz<br />
unterliegt dem Bundesministerium des Innern. Als Verfassungsministerium<br />
trägt es Verantwortung für die Beachtung des Grundgesetzes im Handeln<br />
von Regierung und Verwaltung.<br />
Das Grundgesetz<br />
Das Grundgesetz vom 23. Mai 1949 konstituiert die Bundesrepublik<br />
Deutschland als freiheitliche, soziale und<br />
rechtsstaatliche Demokratie. Es hat eine wertgebundene<br />
Ordnung geschaffen, die den Schutz der Menschenwürde,<br />
der Freiheit und Gleichheit als obersten Zweck allen<br />
Rechts anerkennt. Neben der an erster Stelle genannten<br />
Gewährleistung der Grundrechte regelt das Grundgesetz<br />
die Staatsorganisation und die Aufteilung der Zuständigkeiten<br />
zwischen Bund und Ländern.<br />
Teilhabe und Wahlen<br />
Mit dem Satz „Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus“<br />
bekennt sich das Grundgesetz zum Prinzip der<br />
Volkssouveränität. In unserer repräsentativen Demokratie<br />
wird die Staatsgewalt vom Volk in Wahlen und<br />
Abstimmungen und durch besondere Organe der<br />
Gesetzgebung, der Regierung, der Verwaltung und<br />
der Rechtsprechung ausgeübt.<br />
Das Wahlrecht gehört zum Aufgabenbereich des Bundesministeriums<br />
des Innern. Es regelt das Verfahren,<br />
nach dem die Wahlberechtigten die Zusammensetzung<br />
des Deutschen Bundestages und die Abgeordneten<br />
des Europäischen Parlamentes aus der Bundesrepublik<br />
Deutschland bestimmen.<br />
Demokratie lebt von der<br />
Teilnahme an Wahlen<br />
wie denen zum Deutschen<br />
Bundestag.<br />
Eine Demokratie lebt von der Teilhabe ihrer Bürger,<br />
von deren Beteiligung an Wahlen und der inneren<br />
Verfasstheit, der gemeinsamen Anerkennung grundlegender<br />
Werte.
32 Verfassung und Demokratie<br />
Das Bundesministerium<br />
des Innern als<br />
Verfassungsministerium<br />
Das Bundesministerium des Innern prüft gemeinsam<br />
mit dem Bundesministerium der Justiz alle Entwürfe<br />
für Gesetze und Rechtsverordnungen sowie sonstige<br />
Vorhaben der Bundesregierung auf ihre Vereinbarkeit<br />
mit dem Grundgesetz. Der Bundesminister des Innern<br />
und die Bundesministerin der Justiz haben im Kabinett<br />
ein Widerspruchsrecht, wenn sie ein Vorhaben<br />
für unvereinbar mit geltendem Recht halten. Beide<br />
Verfassungsressorts äußern sich zu verfassungsrechtlichen<br />
Einzelfragen gegenüber dem Bundespräsidenten,<br />
dem Deutschen Bundestag und dem Bundesrat.<br />
Sie werden in allen Verfahren der Bundesregierung<br />
vor dem Bundesverfassungsgericht beteiligt.<br />
Als Verfassungsministerium<br />
prüft das Bundesministerium<br />
des Innern Gesetzentwürfe<br />
auf ihre Vereinbarkeit mit dem<br />
Grundgesetz.<br />
Verfassungsrecht<br />
Innerhalb der Bundesregierung ist das Bundesministerium<br />
des Innern federführend für das Staatsrecht<br />
und das Staatsorganisationsrecht zuständig. Dazu
Verfassung und Demokratie<br />
33<br />
gehören das Gesetzgebungsrecht sowie die rechtliche<br />
Struktur der Verfassungsorgane und ihre Rechtsbeziehung<br />
untereinander. Als oberste Staatsorgane sind<br />
• der Bundespräsident,<br />
• der Deutsche Bundestag,<br />
• der Bundesrat,<br />
• die Bundesregierung,<br />
• das Bundesverfassungsgericht,<br />
• die Bundesversammlung und<br />
• der Gemeinsame Ausschuss<br />
unmittelbar durch die Verfassung mit Rechten und<br />
Pflichten ausgestattet.<br />
Rechtliche Fragen der Verfassungsorgane hat das<br />
Bundesministerium des Innern zu behandeln, soweit<br />
sie die Bundesregierung betreffen. Das Verhältnis<br />
der Bundesregierung zum Bundespräsidenten, dem<br />
Deutschen Bundestag, dem Bundesrat und dem<br />
Bundesverfassungsgericht ist Teil der gegenseitigen<br />
Kontrolle der drei Gewalten Exekutive, Legislative<br />
und Judikative – der ausführenden, der gesetzgebenden<br />
und der rechtsprechenden Gewalt. Zudem ist das<br />
Bundesministerium des Innern für die Organisationsstrukturen<br />
innerhalb der Bundesregierung und<br />
damit für die Gemeinsame Geschäftsordnung der<br />
Bundesministerien, aber auch für die Geschäftsordnung<br />
der Bundesregierung verantwortlich.<br />
Das Verfassungsrecht des öffentlichen Dienstes<br />
gehört ebenfalls zum Aufgabenbereich des Ministeriums.<br />
Innerhalb der Bundesregierung liegt hier auch<br />
die Verantwortung für das Parlamentsrecht, das das<br />
Untersuchungsausschussrecht einschließt und das<br />
für das Zusammenspiel von ausführender und gesetzgebender<br />
Gewalt von entscheidender Bedeutung ist.<br />
In den Aufgabenbereich des Bundesministeriums<br />
des Innern fällt zudem das Parteienrecht, das die den<br />
Parteien durch das Grundgesetz zugewiesene Auf-
34 Verfassung und Demokratie<br />
gabe, bei der politischen Willensbildung des Volkes<br />
mitzuwirken, näher ausgestaltet.<br />
Die Funktionsfähigkeit des deutschen Staates und<br />
seiner an Recht und Gesetz gebundenen Verwaltung<br />
hängt wesentlich von der Aufgabenteilung zwischen<br />
Bund und Ländern ab. Deren Beziehungen sind im<br />
Zuge der Föderalismusreform in vielen Bereichen neu<br />
geordnet worden.<br />
Dem Bundesministerium des Innern sind alle Aufgaben<br />
anvertraut, die das Staatsvolk, das Staatsgebiet<br />
und die Symbole des Gesamtstaates betreffen:<br />
• Staatsangehörigkeitsrecht,<br />
• Beschreibung des Hoheitsgebietes und der Bundesaußengrenze,<br />
• Staatssymbole (Hymne, Wappen, Flaggen, nationale<br />
Feiertage, Orden und Ehrenzeichen, Amtsschilder,<br />
Dienstsiegel),<br />
• Bundeshauptstadt Berlin,<br />
• Protokoll Inland.<br />
Das Protokoll Inland<br />
Das Bundesministerium des Innern ist für das innerstaatliche Protokoll und<br />
die staatliche und nationale Repräsentation zuständig. Es geht dabei um mehr<br />
als den legendären roten Teppich, gepanzerte Staatskarossen und Polizeieskorten.<br />
Das Protokoll Inland sorgt beispielsweise für eine angemessene Ausrichtung<br />
von Gedenkveranstaltungen, Festakten und Jubiläen, Staatsbegräbnissen,<br />
Empfängen sowie Ordensverleihungen und regelt Beflaggungsfragen<br />
auf Bundesebene.<br />
www.protokoll-inland.de/www.bundesbeflaggung.de<br />
Dem Staatsangehörigkeitsrecht kommt dabei eine<br />
besondere Bedeutung zu. Durch die Staatsangehörigkeit<br />
wird das Staatsvolk als eines der konstitutiven
Verfassung und Demokratie<br />
35<br />
Elemente des Staates bestimmt. Aus der Zugehörigkeit<br />
zu diesem Staatsvolk folgt eines der wichtigsten<br />
Rechte: die Mitwirkung an der Ausübung der Staatsgewalt<br />
durch Wahlen und Abstimmungen.<br />
Verwaltungsrecht<br />
Rechtsstaatlichkeit und die Effektivität der Verwaltung<br />
werden in Deutschland ganz wesentlich durch<br />
die Verwaltungsverfahrensgesetze des Bundes und<br />
der Länder gewährleistet. Als „Grundgesetz der<br />
Verwaltung“ haben sie sich seit mehr als 30 Jahren<br />
bewährt.<br />
Innerhalb der Bundesregierung ist das Bundesministerium<br />
des Innern für das allgemeine Verwaltungsrecht<br />
sowie für das allgemeine und besondere<br />
Verwaltungsverfahrensrecht zuständig. Deshalb<br />
überprüft es alle Entwürfe für Gesetze und Rechtsverordnungen<br />
der Bundesregierung auf ihre Vereinbarkeit<br />
mit dem Verwaltungsverfahrensgesetz, der<br />
Verwaltungsförmigkeit sowie dem Verwaltungskosten-,<br />
Verwaltungszustellungs- und Verwaltungsvollstreckungsgesetz<br />
des Bundes.<br />
Die Festlegung rechtsstaatlicher Verfahrensregelungen,<br />
zum Beispiel was ein Verwaltungsakt beinhalten<br />
muss, garantiert den Bürgern, dass die Behörden zu<br />
sachgerechten Entscheidungen kommen. Diese Regelungen<br />
schaffen eine verlässliche Grundlage dafür,<br />
dass deren individuelle Interessen ausreichend von<br />
der Verwaltung bei ihrer Entscheidung berücksichtigt<br />
werden müssen.<br />
Innerhalb der Bundesregierung<br />
ist das Bundesministerium<br />
des Innern unter anderem für<br />
das allgemeine Verwaltungsrecht<br />
zuständig.<br />
Des Weiteren unterliegen dem Bundesministerium<br />
des Innern auch wichtige Bereiche des besonderen<br />
Verwaltungsrechts; dazu gehören zum Beispiel<br />
das Datenschutzrecht, das Melderecht, das Personenstandsrecht<br />
und das öffentliche Vereinsrecht.
36 Kapiteltitel<br />
Informationsgesellschaft<br />
und<br />
Datenschutz
Informationsgesellschaft und Datenschutz<br />
37<br />
In der Informationsgesellschaft hat sich das Internet von einem Mittel der<br />
Information und Kommunikation zu einem Ort des Zusammenlebens entwickelt.<br />
Zum Schutz persönlicher Rechte setzt sich das Bundesministerium des Innern<br />
für sichere Netze und einen nachhaltigen Datenschutz ein.<br />
Herausforderungen der<br />
Informationsgesellschaft<br />
Das Internet ist aus der Lebens- und Wirtschafts welt<br />
Deutschlands nicht mehr wegzudenken. Laut<br />
Statistischem Bundesamt verfügten im Jahr 2012<br />
79 Prozent aller privaten Haushalte und 85 Prozent<br />
der Unternehmen über einen Internetzugang.<br />
Dabei sind die Nutzungsmöglichkeiten des World<br />
Wide Web vielseitig – von der schnellen Informationssuche<br />
bis hin zum unkomplizierten Austausch mit<br />
Geschäftspartnern, Behörden und Freunden.<br />
Neben den zahlreichen positiven Möglichkeiten birgt<br />
das Internet aber auch Risiken und Gefahren für<br />
jeden einzelnen Nutzer. Daten- und Identitätsdiebstahl<br />
sind nur einige davon.<br />
Das Bundesministerium des Innern ist für einen<br />
effizienten und innovativen Einsatz der Informationstechnik<br />
(IT) in allen Behörden und für die<br />
IT-Sicherheit unseres Landes zuständig.<br />
Das Ministerium erarbeitet Strategien, Konzepte<br />
und Gesetzentwürfe für E-Government, IT-Sicherheit<br />
und einen modernen Datenschutz. Daneben verantwortet<br />
das Ministerium die zentralen IT-Infrastrukturen<br />
des Bundes wie den Informationsverbund<br />
Berlin-Bonn (IVBB, zukünftig Netze des Bundes –<br />
NdB) oder das Portal des Bundes www.bund.de.
38 Informationsgesellschaft und Datenschutz<br />
Perspektiven deutscher Netzpolitik – 14 Thesen zu den Grundlagen einer<br />
gemeinsamen Netzpolitik der Zukunft<br />
<strong>Im</strong> ersten Halbjahr 2010 führte der Bundesminister des Innern eine Dialogreihe<br />
zu den Perspektiven deutscher Netzpolitik durch. Als Ergebnis wurden<br />
die folgenden 14 Thesen zur Netzpolitik vorgestellt:<br />
These 1 Bewusstsein für gemeinsame Werte schärfen<br />
These 2 Rechtsordnung mit Augenmaß weiterentwickeln<br />
These 3 Freie Entfaltung im Netz und Ausgleich zwischen kollidierenden<br />
Freiheitsrechten Privater ermöglichen<br />
These 4 Selbstbestimmung und Eigenverantwortung stärken<br />
These 5 Anonymität und Identifizierbarkeit abwägen<br />
These 6 Verantwortung zwischen Anbietern und Nutzern gerecht aufteilen<br />
These 7 Staatliche Grundversorgung sicherstellen<br />
These 8 Die gesamte Bandbreite des Ordnungsrechts nutzen<br />
These 9 Auf bewährte Eingriffsbefugnisse zurückgreifen<br />
These 10 Realistische Erwartungen an die Sicherheitsbehörden formulieren<br />
und ihre IT- Kompetenz verbessern<br />
These 11 Technologische Souveränität wahren<br />
These 12 Onlineangebote nutzerorientiert und kostengerecht ausbauen<br />
These 13 Elektronische Behördendienste am Nutzen ausrichten<br />
These 14 Staatliche IT-Systeme attraktiv und sicher ausgestalten<br />
Ein Anliegen der Netzpolitik des Bundesministeriums<br />
des Innern ist es, selbstregulatorische Ansätze zu stärken.<br />
<strong>Im</strong> Zuge der Debatte um Google Street View hat<br />
das Bundesministerium des Innern erfolgreich eingefordert,<br />
dass sich die Wirtschaft einen Datenschutz-<br />
Kodex gibt. Mit dem Datenschutz-Kodex wurde für den<br />
Bürger viel erreicht, insbesondere Transparenz und<br />
einfach handhabbare Möglichkeiten, die eigenen<br />
Rechte geltend zu machen. Allgemein zeichnen sich<br />
selbstregulatorische Lösungen durch ihre Sachnähe<br />
aus. Sie lassen sich zudem flexibel und schnell weiterentwickeln<br />
und sind damit besonders innovationsoffen.<br />
Internationale Konzerne können jenseits der<br />
Frage nach dem genauen Anwendungsbereich von
Informationsgesellschaft und Datenschutz<br />
39<br />
Gesetzesvorschriften eingebunden werden. Das Bundesministerium<br />
des Innern wird daher Selbstregulierung<br />
auch weiterhin als ein wesentliches Instrument<br />
seiner Netzpolitik begreifen. Das schließt gesetzliche<br />
Neuregelungen aber nicht aus. Sie können nament -<br />
lich dann erforderlich sein, wenn es um besonders<br />
schützenswerte Güter, besonders tiefgreifende Eingriffe<br />
oder um Gefahren für die Allgemeinheit geht.<br />
IT-Infrastrukturen und<br />
IT-Steuerung des Bundes<br />
Jedes politische Großprojekt ist heute auch immer<br />
ein IT-Projekt. Dies gilt für die Gesundheitsreform<br />
und die Lkw-Maut ebenso wie für die Arbeitsmarktreform.<br />
Rund drei Milliarden Euro gibt der Bund<br />
jährlich für seine Informationstechnik aus. Diese<br />
wachsende Rolle der IT erfordert eine entsprechende<br />
Steuerung.<br />
Ein effizienter IT-Einsatz in<br />
der Bundesverwaltung<br />
soll durch gezielte Steuerung<br />
erreicht werden.
40 Informationsgesellschaft und Datenschutz<br />
Um der Bedeutung der Informationstechnik gerecht<br />
zu werden, hat das Bundeskabinett 2007 das Konzept<br />
„IT-Steuerung Bund“ verabschiedet. Ziel ist es, den<br />
IT-Einsatz in der Bundesverwaltung auf eine gemeinsame<br />
Basis zu stellen, zu konsolidieren und effizienter<br />
zu steuern.<br />
Hierfür wurden die Funktion der Beauftragten der<br />
Bundesregierung für Informationstechnik (BfIT)<br />
sowie zwei Gremien geschaffen, der Rat der IT-Beauftragten<br />
der Ressorts und die IT-Steuerungsgruppe des<br />
Bundes. Der Rat der IT-Beauftragten tagt etwa alle<br />
zwei Monate. Er beschließt die Strategien, Architekturen<br />
und Standards der Informationstechnik der<br />
Bundesverwaltung. Alle Ministerien sind dort vertreten.<br />
Für das Bundesministerium des Innern nimmt<br />
der IT-Direktor die Aufgabe des IT-Beauftragten wahr.<br />
Die IT-Steuerungsgruppe des Bundes stimmt IT-<br />
Vorhaben politisch ab. Sie achtet darauf, dass die Vorhaben<br />
mit der Gesamtarchitektur für die Informationstechnik<br />
des Bundes übereinstimmen und dass<br />
sie auf einer soliden finanziellen Basis stehen. Die<br />
IT-Steuerungsgruppe besteht aus der Beauftragten<br />
der Bundesregierung für Informationstechnik, dem<br />
Haushaltsstaatssekretär des Bundesministeriums der<br />
Finanzen, dem für Informations- und Kommunikationstechnik<br />
verantwortlichen Staatssekretär des<br />
Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie<br />
sowie einem Vertreter des Bundeskanzleramtes.<br />
Green-IT in der<br />
Bundesverwaltung<br />
Der Betrieb der Informationstechnik ist für erheblichen<br />
Energieverbrauch und damit für CO 2<br />
-Emissionen verantwortlich.<br />
Die Reduzierung des Energie verbrauchs in<br />
der IT (Green-IT) ist auch ein Ziel für die IT des Bundes.
Informationsgesellschaft und Datenschutz<br />
41<br />
Ende 2008 einigte sich der Rat der IT-Beauftragten auf<br />
das Ziel, bis 2013 den IT-Energieverbrauch in der gesamten<br />
Bundesverwaltung um 40 Prozent zu reduzieren.<br />
Viele Green-IT-Projekte wurden bereits von den<br />
Bundesbehörden auf den Weg gebracht. Sie sorgten für<br />
beachtliche Energieeinsparungen.<br />
Die Beauftragte der Bundesregierung für Informationstechnik<br />
Seit dem 4. Februar 2010 ist Staatssekretärin Cornelia Rogall-Grothe Beauftragte<br />
der Bundesregierung für Informationstechnik. Sie ist damit zentrale<br />
Ansprechpartnerin für Länder und Wirtschaft bei der Zusammenarbeit mit<br />
der Bundesregierung in IT-Fragen. Cornelia Rogall-Grothe ist für die ressortübergreifende<br />
IT-Koordinierung und für strategische Fragen des IT-Einsatzes<br />
in der Bundesverwaltung zuständig. Bei allen IT-Gesetzgebungsverfahren und<br />
anderen Regierungsvorhaben muss sie beteiligt werden. Einen Beauftragten<br />
der Bundesregierung für Informationstechnik gibt es seit dem 5. Dezember<br />
2007. www.cio.bund.de<br />
Zentrales IT-Dienstleistungszentrum<br />
(DLZ-IT)<br />
Angesichts wachsender Bedrohung der IT-Sicherheit<br />
und immer komplexerer technischer Herausforderungen<br />
muss der Einsatz von IT besonders<br />
auch im Ressort des Bundesministeriums des<br />
Innern sicher, zukunftsfähig und effizient aufgestellt<br />
werden.<br />
Der IT-Betrieb wird deshalb in einem leistungsstarken<br />
Dienstleistungszentrum gebündelt und die<br />
IT-Landschaft schrittweise konsolidiert. Für diese<br />
Aufgabe wird die Bundesstelle für Informationstechnik<br />
des Bundesverwaltungsamtes zum zentralen<br />
IT-Dienstleistungszentrum des Bundesministeriums<br />
ausgebaut.
42 Informationsgesellschaft und Datenschutz<br />
Die Bundesstelle für Informationstechnik (BIT) des Bundesverwaltungsamtes<br />
Die Bundesstelle für Informationstechnik stellt der Bundesverwaltung<br />
praxisbewährte IT-Lösungen bereit und erbringt kundenorientierte IT-Dienstleistungen.<br />
Als IT-Dienstleistungszentrum des Bundes deckt die BIT mit<br />
ihren umfangreichen Kompetenzfeldern den gesamten Lebenszyklus von IT-<br />
Produkten und -Dienstleistungen ab:<br />
• IT-Beratung und Kompetenzzentren,<br />
• Standards und Methoden,<br />
• Projektmanagement und Softwareentwicklungen,<br />
• IT-Betrieb und Hosting,<br />
• Service und Support.<br />
Internetkriminalität<br />
Mit den neuen Möglichkeiten der Informationstechnik<br />
haben sich auch Straftaten von der Straße in die<br />
virtuelle Welt verlagert. So wird das Internet zunehmend<br />
dazu missbraucht, Kinderpornografie und<br />
extremistische Propaganda zu verbreiten. Betrüger<br />
bieten gefälschte oder gestohlene Waren an und<br />
täuschen Dienstleistungen vor. Kreditkartenbetrug,<br />
Urheberrechtsverletzungen und verbotenes Glücksspiel<br />
sowie der illegale Verkauf von Waffen und<br />
Medikamenten müssen bekämpft werden. Ein ganz<br />
neues Kriminalitätsphänomen hat sich in Form<br />
des Diebstahls und Missbrauchs von Zugangsdaten<br />
für Online-Banking und ähnliche Dienstleistungen,<br />
des sogenannten Phishings, entwickelt.<br />
Die Internetkriminalität entwickelt sich immer mehr<br />
zu einer Bedrohung für die Informationsgesellschaft.<br />
Vermehrte Angriffe gegen Computersysteme haben<br />
gezeigt, wie verletzbar Datennetze sind. Das Bundesministerium<br />
des Innern entwickelt deshalb neue<br />
Strategien und Techniken, um die Strafverfolgungs-
Informationsgesellschaft und Datenschutz<br />
43<br />
behörden auf diese neuen Formen der Kriminalität<br />
und Täterstrategien einzustellen. Das heißt vor allem,<br />
dass die Polizei mit der rasanten technischen Entwicklung<br />
Schritt halten muss.<br />
Als „Streife im Netz“ sucht die Zentralstelle für anlass -<br />
unabhängige Recherchen in Datennetzen des Bundeskriminalamtes,<br />
Straftäter von der Nutzung des<br />
Internets für kriminelle Zwecke abzuschrecken und<br />
strafbare Handlungen zu verhindern. Das Bundeskriminalamt<br />
wertet das Internet rund um die Uhr<br />
systematisch auf polizeilich relevante Inhalte aus und<br />
führt gegebenenfalls die Beweiserhebung, -sicherung<br />
und -dokumentation durch.<br />
Internetkriminalität kann angesichts ihres grenzüber -<br />
schreitenden Charakters nicht allein auf nationaler<br />
Ebene bekämpft werden. Deutschland engagiert sich<br />
deshalb in internationalen Gremien wie der Europäischen<br />
Union und dem Europarat sowie im Kreise der<br />
G8-Staaten für gemeinsame Bekämpfungsstrategien.<br />
<strong>Im</strong> Rahmen der G8-Staaten unterstützt Deutschland<br />
den Ausbau des globalen 24/7-Netzwerkes. Dabei<br />
handelt es sich um ein ständig besetztes Kontaktstellennetz,<br />
das es erlaubt, auf eilbedürftige Anfragen zu<br />
reagieren. Für Deutschland nimmt das Bundeskriminalamt<br />
teil.<br />
Um Internetkriminalität<br />
wirksam bekämpfen zu können,<br />
unterstützt Deutschland<br />
den Ausbau eines globalen<br />
Kontaktstellennetzwerkes<br />
der Sicherheitsbehörden.
44 Informationsgesellschaft und Datenschutz<br />
Cyber-Sicherheit<br />
In den letzten Jahren sind in einem bisher nicht<br />
gekannten Ausmaß Angriffe auf das Internet durch<br />
Schadprogramme aufgetreten. Die Anzahl der Angriffe<br />
nimmt zu, und deren Qualität ändert sich. Die<br />
Programme sind heute weniger darauf ausgerichtet,<br />
direkten und bemerkbaren Schaden anzurichten,<br />
sondern vielmehr darauf, die Kontrolle über Rechner<br />
zu erlangen oder über längere Zeiträume unentdeckt<br />
Daten auszuspionieren. Das Risiko für Anwender und<br />
Unternehmen, Opfer eines gezielten Datendiebstahls,<br />
einer Datenmanipulation oder einer Spionageattacke<br />
zu werden, ist erheblich gestiegen.<br />
Öffentliche Sicherheit bedeutet heute auch Sicherheit<br />
der komplexen Informations- und Kommunikationsinfrastrukturen.<br />
Das Vertrauen der Nutzer in<br />
die Sicherheit der IT zu erhalten, ist eine vorrangige<br />
Aufgabe des Bundesministeriums des Innern. Denn<br />
die Vorteile funktionsfähiger IT-Systeme können nur<br />
dann genutzt werden, wenn IT-Sicherheit umfassend<br />
gewährleistet ist. Dem Bedürfnis nach einem funktionierenden<br />
und sicheren Internet kommt die im<br />
Februar 2011 von der Bundesregierung beschlossene<br />
Cyber-Sicherheitsstrategie nach. Kernpunkte dieser<br />
Strategie sind<br />
• der verstärkte Schutz Kritischer Infrastrukturen<br />
vor IT-Angriffen,<br />
• der Schutz der IT-Systeme in Deutschland, insbesondere<br />
durch eine verstärkte Sensibilisierung der<br />
Bürger,<br />
• der stärkere Einsatz verlässlicher und vertrauenswürdiger<br />
Informationstechnologie,<br />
• der Aufbau eines Nationalen Cyber-Abwehrzentrums<br />
(Cyber-AZ) sowie<br />
• die Einrichtung eines Nationalen Cyber-Sicherheitsrates.
Informationsgesellschaft und Datenschutz<br />
45<br />
Interesse in der Öffentlichkeit hat vor allem das<br />
Nationale Cyber-Abwehrzentrum geweckt. Dabei<br />
handelt es sich um eine Informationsplattform,<br />
an der das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik,<br />
das Bundesamt für Verfassungsschutz,<br />
das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und<br />
Katastrophenhilfe, das Bundeskriminalamt, die<br />
Bundespolizei, das Zollkriminalamt, der Bundesnachrichtendienst,<br />
die Bundeswehr und zukünftig<br />
auch die aufsichtsführenden Behörden über die<br />
Betreiber kritischer Infrastrukturen beteiligt sind.<br />
Deutsche Sicherheitsinstitutionen<br />
auf<br />
Bundesebene haben<br />
das Nationale<br />
Cyber-Abwehrzentrum<br />
gegründet.<br />
Das Wissen und die Erfahrungen aller Akteure<br />
werden im Cyber-AZ erstmals strukturell zusammengeführt.<br />
Es verfolgt dabei einen kooperativen<br />
Ansatz, bei dem die beteiligten Behörden unter<br />
Wahrung ihrer jeweiligen Aufgaben und Zuständigkeiten<br />
zusammenarbeiten.<br />
Weltweit wachsen die Netze immer weiter zusammen,<br />
sodass Vorfälle in anderen Staaten auch Auswirkungen<br />
auf die IT-Sicherheit in Deutschland haben können.<br />
Die Bundesregierung setzt sich daher zusammen mit<br />
internationalen Partnern für eine Stärkung der grenzüberschreitenden<br />
IT-Sicherheit ein.<br />
IT-gestützte kritische<br />
Infrastrukturen<br />
Besonderen Schutz benötigt die Informationstechnik<br />
bei Kritischen Infrastrukturen (KRITIS). Denn Telefon-<br />
und Computernetze sowie das Internet gehören<br />
heute wie Straßen, Wasser- und Stromleitungen zu<br />
den nationalen Infrastrukturen. Ein Ausfall dieser<br />
Systeme hätte einen Stillstand unserer Gesellschaft<br />
zur Folge – sowohl im privaten als auch im geschäftlichen<br />
Bereich.
46 Informationsgesellschaft und Datenschutz<br />
Alle wichtigen Infrastrukturen sind zunehmend von<br />
Informationstechnik abhängig und untereinander<br />
vernetzt. In Deutschland befinden sich etwa vier<br />
Fünftel der Kritischen Infrastrukturen in privatwirtschaftlicher<br />
Hand. Das Bundesministerium des<br />
Innern hat deshalb den „Umsetzungsplan KRITIS“<br />
gemeinsam mit mehr als 40 großen deutschen<br />
Infrastrukturunternehmen und deren Interessenverbänden<br />
erarbeitet. Die beteiligten Organisationen<br />
verpflichten sich auf freiwilliger Basis, ein Mindestniveau<br />
der IT-Sicherheit einzuhalten.<br />
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik<br />
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik berät die Behörden<br />
des Bundes zu allen Fragen rund um die IT-Sicherheit und wehrt Gefahren für<br />
die Sicherheit der Bundesverwaltung ab. Es untersucht Sicherheitsrisiken und<br />
entwickelt notwendige Lösungsvorschläge. Hierzu arbeitet das Amt eng mit<br />
der Wirtschaft zusammen. Auch für den Bürger bietet es zahlreiche Hinweise.<br />
www.bsi.bund.de<br />
Innovative IT-Vorhaben<br />
Der neue Personalausweis<br />
im hand lichen<br />
Scheck kartenformat.<br />
Das Bundesministerium des Innern ist verantwortlich<br />
für zahlreiche neue und innovative IT-Vorhaben<br />
und IT-Projekte. Ihr Ziel ist es, E-Government<br />
und E-Business auszubauen und die Sicherheit<br />
elektronischer Geschäfte zu erhöhen. Zwei dieser<br />
wichtigsten IT-Vorhaben sind der neue Personalausweis<br />
und De-Mail.<br />
Neuer Personalausweis<br />
Seit November 2010 wird der neue Personalausweis<br />
im Scheckkartenformat ausgegeben. Der neue Personalausweis<br />
ist nicht nur ein sicheres Reisedokument.<br />
Bürgerinnen und Bürger können mit diesem
Informationsgesellschaft und Datenschutz<br />
47<br />
Ausweis künftig auch ihre Identität im Internet<br />
einfach und sicher nachweisen.<br />
Die aus Bürgersicht interessanteste neue Eigenschaft<br />
des Ausweises ist die Online-Ausweisfunktion:<br />
Persönliche Daten werden nun auch in einem Ausweis-Chip<br />
gespeichert. Mit diesen Daten können sich<br />
Ausweisinhaber im Internet elektronisch aus wei -<br />
sen – sowohl gegenüber Behörden als auch gegenüber<br />
Unternehmen, wie zum Beispiel bei der Online-Registrierung<br />
für Online-Geschäfte. <strong>Im</strong> Rahmen dieses<br />
Identitätsnachweises erhalten sie über ein Zertifikat<br />
auch die Bestätigung, dass die von ihnen aufgerufene<br />
Website dazu berechtigt ist, ihre Daten abzufragen.<br />
Auch eine rechtsgültige Unterschrift auf digitalen<br />
Dokumenten ist mit dem neuen Ausweis möglich.<br />
Wer möchte, kann sich ein Zertifikat für die qualifizierte<br />
elektronische Signatur auf seinen Personalausweis<br />
laden.<br />
Durch ein digitales Foto kann bei Grenzkontrollen<br />
die Identität des Ausweisinhabers zweifelsfrei nach -<br />
gewie sen werden. Wer sichergehen möchte, dass<br />
niemand anderes seinen Personalausweis nutzen<br />
kann, hat zusätzlich die Möglichkeit, ebenfalls zwei<br />
Fingerabdrücke auf dem Chip speichern zu lassen.<br />
Weitere Informationen finden Sie unter:<br />
www.personalausweisportal.de.<br />
De-Mail<br />
Die einfache und grenzenlose Verständigung per<br />
elektronischer Post bringt Vorteile, aber auch<br />
neue Probleme mit sich: Von rund 100 empfangenen<br />
E-Mails sind durchschnittlich gerade einmal<br />
1,5 Mails gewünscht; Daten werden gestohlen und<br />
gewinnbringend verkauft oder missbräuchlich<br />
verwendet. Weniger als fünf Prozent der E-Mails<br />
sind heute verschlüsselt.<br />
De-Mail bringt sichere<br />
Kommunikation auch mit<br />
Behörden.
48 Informationsgesellschaft und Datenschutz<br />
Einen weiteren Schritt zur sicheren Kommunikation<br />
im Internet bringt De-Mail. Damit werden Internetnutzer<br />
so sicher wie mit der Briefpost elektronische<br />
Nachrichten versenden können – sogar als Einschreiben.<br />
Sowohl die Anmeldung zum De-Mail-Dienst<br />
als auch die Übermittlung der Nachrichten sind gesichert.<br />
Damit ist nachweisbar, wer die Mail verschickt.<br />
Die Bürger können De-Mail im einfachsten Fall genauso<br />
nutzen wie heute ihre E-Mail. Sie brauchen keine<br />
weiteren Installationen auf ihren Endgeräten, sondern<br />
können sich wie gewohnt auf den Webportalen ihrer<br />
Provider mit Nutzername und Passwort anmelden.<br />
Trotzdem ist sichergestellt, dass die Nachrichten auf<br />
dem Weg verschlüsselt sind und nicht verändert<br />
werden können und der Zugang der De-Mail sowie die<br />
Identität der Kommunikationspartner nachweisbar<br />
sind. Angeboten wird De-Mail von De-Mail-Providern,<br />
die ein spezielles Zulassungsverfahren durchlaufen<br />
haben, in dem hohe Anforderungen an Sicherheit und<br />
Datenschutz nachgewiesen werden müssen. Weitere<br />
Informationen finden Sie unter: www.de-mail.de.<br />
Geoinformation<br />
Raumplanerische<br />
Entscheidungen basieren auf<br />
aktuellen Geobasisdaten.<br />
Bis Ende des 20. Jahrhunderts waren Landkarten das<br />
einzige Medium, um Gegenstände und Sachverhalte<br />
an der Erdoberfläche zu dokumentieren und in ihren
Informationsgesellschaft und Datenschutz<br />
49<br />
komplexen Zusammenhängen zu veranschaulichen.<br />
Mit der Informations- und Kommunikationstechnologie,<br />
ihren digitalen Techniken und rechnergestützten<br />
Verfahren können raumbezogene Daten in<br />
Datenbanken digital verwaltet und neue bildhafte<br />
Präsentationen entwickelt werden.<br />
Flächendeckend verfügbare, aktuelle Geobasisdaten<br />
haben in der sich entwickelnden Informations- und<br />
Wissensgesellschaft eine Schlüsselstellung.<br />
Das wachsende Interesse beispielsweise am kulturellen<br />
Erbe, an der Nutzung natürlicher Ressourcen, an der<br />
Überwachung der Umwelt, an der Verkehrslenkung,<br />
an der Raumplanung und an der Erstellung amtlicher<br />
Statistiken oder raumbezogener Kriminalitätsanalysen<br />
sowie ein stetig wachsender Dienstleistungsbereich<br />
lassen sich nur befriedigen, wenn zuverlässige und<br />
aktuelle Geodaten verfügbar sind. Sie spielen auch bei<br />
politischen Vorhaben eine entscheidende Rolle.<br />
Unter Federführung der Staatssekretärin im Bundesministerium<br />
des Innern Cornelia Rogall-Grothe<br />
koordiniert der Interministerielle Ausschuss für<br />
Geoinformationswesen (IMAGI) die Ergebnisse innerhalb<br />
der Bundesverwaltung. Zudem veröffentlicht<br />
das Ministerium regelmäßig Fortschrittsberichte<br />
über technische Normen und Standardisierungen<br />
sowie den Aufbau technischer und organisatorischer<br />
Infrastrukturen für raumbezogene Daten.<br />
Das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie<br />
Geoinformationen bilden eine wichtige Grundlage bei vielen Entscheidungen in<br />
Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft. Auch die Bürger greifen immer häufiger<br />
auf derartige Informationen zurück. Mit der aktuellen und service orientierten Bereitstellung<br />
in digitaler Form leistet das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie<br />
einen wichtigen Beitrag für eine verlässliche Informationsbasis. www.geoportal.de
50 Informationsgesellschaft und Datenschutz<br />
Datenschutz<br />
Zum Schutz personen be zogener<br />
Daten hat der Gesetzgeber<br />
das Bundes daten schutzgesetz<br />
erlassen.<br />
Die Informationstechnik ist inzwischen ein unverzichtbarer<br />
Bestandteil des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen<br />
Lebens. Sie bietet quasi unbegrenzte Möglichkeiten,<br />
Informationen zu speichern und zu kombinieren, und<br />
erleichtert dadurch in vielerlei Hinsicht unseren Alltag.<br />
Zugleich birgt sie aber auch Gefahren für die Privatsphäre<br />
des Einzelnen, weil Staat und Wirtschaft – teilweise<br />
ohne Wissen des Betroffenen – auf immer mehr persönliche<br />
Daten zugreifen können. Zahlreiche Datenschutzskandale<br />
in den letzten Jahren haben dies gezeigt.<br />
Um den Bürger davor zu schützen, dass andere seine<br />
personenbezogenen Daten missbrauchen und ihn in<br />
seinem Persönlichkeitsrecht verletzen, hat der Gesetzgeber<br />
das Bundesdatenschutzgesetz erlassen. Es gilt<br />
für öffentliche Stellen des Bundes ebenso wie für nicht<br />
öffentliche Stellen, zum Beispiel private Unternehmen.<br />
Um die Bestimmungen des Datenschutzrechts an<br />
den rasanten technischen Fortschritt anzupassen,<br />
beobachtet das Bundesministerium des Innern aufmerksam<br />
die aktuellen Entwicklungen. So können<br />
die gesetzlichen Rahmenbedingungen an neue Situationen<br />
angepasst werden. Daher wurde das Bundesdatenschutzgesetz<br />
seit seinem Inkrafttreten 1977<br />
mehrfach aktualisiert.<br />
Vorrangiges Ziel ist es, beim Umgang mit personenbezogenen<br />
Daten ein hinreichendes Maß an Transparenz<br />
zu erreichen. Denn unter den Bedingungen der moder -<br />
nen Datenverarbeitung ist Transparenz eine wesentliche<br />
Voraussetzung für effektiven Datenschutz.<br />
So können Betroffene von öffentlichen wie von nicht<br />
öffentlichen Stellen Auskunft über die zu ihrer Person<br />
gespeicherten Daten und den Zweck der Speicherung<br />
verlangen. Nicht öffentliche Stellen sind zudem<br />
verpflichtet anzugeben, ob und an wen sie persönliche<br />
Daten der Betroffenen regelmäßig übermitteln.
Informationsgesellschaft und Datenschutz<br />
51<br />
Die verantwortlichen Stellen sind verpflichtet, unrich -<br />
tige Daten zu korrigieren und personenbezogene<br />
Daten zu löschen oder zu sperren, wenn ihre Speicherung<br />
unzulässig oder nicht mehr erforderlich ist.<br />
Fügt eine verantwortliche Stelle dem Betroffenen<br />
durch eine unzulässige oder unrichtige Erhebung,<br />
Verarbeitung oder Nutzung seiner personenbezogenen<br />
Daten einen Schaden zu und hat sie dabei die<br />
nach den Umständen des Falles gebotene Sorgfalt<br />
nicht beachtet, ist sie zum Schadenersatz verpflichtet.<br />
Die Vorschriften des Bundesdatenschutzgesetzes<br />
werden durch die Datenschutzgesetze der Länder und<br />
eine Vielzahl gesetzlicher Regelungen für spezifische<br />
Bereiche der Datenverarbeitung – wie zum Beispiel<br />
für den Telekommunikationssektor oder für die Tätig -<br />
keit der Sicherheitsbehörden – ergänzt. Zudem sind<br />
viele internationale Vorgaben zum Datenschutz in das<br />
deutsche Datenschutzrecht eingegangen, wie etwa die<br />
Datenschutzkonvention des Europarats und der Artikel<br />
8 der Europäischen Menschenrechtskonvention.<br />
Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit<br />
Seit 2003 ist Peter Schaar Bundesbeauftragter für den<br />
Datenschutz und die Informationsfreiheit. Als unabhängige<br />
Beschwerdeinstanz besitzt er umfassende Kontrollbefugnisse.<br />
An ihn können sich die Bürger wenden,<br />
wenn sie sich bei der Erhebung, Verarbeitung oder Nutzung<br />
ihrer persönlichen Daten durch öffentliche Stellen<br />
des Bundes in ihren Rechten verletzt fühlen.<br />
www.bfdi.bund.de
52 Kapiteltitel<br />
Gesellschaftlicher<br />
Zusammenhalt
Gesellschaftlicher Zusammenhalt<br />
53<br />
Unsere Gesellschaft lebt vom Zusammenhalt. Staat, politische Bildung<br />
und Zivilgesellschaft arbeiten gemeinsam für ein soziales Miteinander.<br />
Politik und Gesellschaft<br />
Ein durch das Grundgesetz geprägtes Werteverständnis<br />
bildet die Grundlage für den Zusammenhalt<br />
unserer Gesellschaft. Toleranz und Respekt sind für<br />
eine moderne Gesellschaft unverzichtbare Werte,<br />
die Individualität und selbstbestimmtes Leben erst<br />
ermöglichen. Gerade in Zeiten des globalen Wandels<br />
müssen die Bürger für eine Beteiligung am demokratischen<br />
Prozess gewonnen werden. Denn wer sich<br />
zugehörig und gebraucht fühlt, wird eher Eigenverantwortung<br />
und soziales Engagement zeigen und ist<br />
weniger empfänglich für extremistische Ideologien.<br />
Aufgabe der Politik ist es daher, die Grundlagen für<br />
ein friedliches und soziales Miteinander zu schaffen,<br />
Orientierung und Antworten zu bieten sowie das Vertrauen<br />
der Menschen in die Demokratie zu stärken.<br />
Hierbei spielt es eine wichtige Rolle, für Menschen<br />
jeden Alters Angebote zu entwickeln, die sie auf den<br />
Umgang mit neuen Herausforderungen vorbereiten.<br />
Die gesellschaftspolitischen Aufgaben des Bundesministeriums<br />
des Innern sind breit gefächert und<br />
reichen vom Dialog mit den Kirchen und Religionsgemeinschaften<br />
über die politische Bildung bis hin<br />
zur Sportförderung. <strong>Im</strong> Zentrum dieser Arbeit steht<br />
jedoch die Förderung des Bewusstseins für Demokratie<br />
sowie politische und gesellschaftliche Teilhabe.<br />
Aufgabe der Politik ist es,<br />
die Grundlagen für ein<br />
friedliches und soziales<br />
Miteinander von allen<br />
Menschen in der Gesellschaft<br />
zu schaffen.<br />
Das Bundesministerium des Innern sieht sich in der<br />
Verantwortung, Kriminalität, Gewalt und Extremismus<br />
weit im Vorfeld ihres Entstehens durch eine gezielte<br />
Förderung und systematische Prävention den Nährboden<br />
zu entziehen. Die Kirchen und andere Religionsgemeinschaften,<br />
die politische Bildung, Kindergärten,
54 Gesellschaftlicher Zusammenhalt<br />
Schulen, Verbände, Vereine, politische Stiftungen sowie<br />
zivilgesellschaftliche Netzwerke werden hierzu in ihrer<br />
wichtigen Arbeit durch die Bundesregierung unterstützt.<br />
Kirchen und andere<br />
Religionsgemeinschaften<br />
Das Grundgesetz garantiert die Glaubens-, Gewissensund<br />
Bekenntnisfreiheit sowie das Recht auf eine<br />
ungestörte Religionsausübung (Artikel 4 GG). Nach<br />
der föderalen Zuständigkeitsordnung sind für die<br />
Angelegenheiten der Kirchen und anderen Religionsgemeinschaften<br />
im Wesentlichen die Länder zuständig.<br />
Die Bundesregierung strebt aber im Rahmen<br />
ihrer gesamtstaatlichen Aufgabenverantwortung seit<br />
jeher eine gute partnerschaftliche Zusammenarbeit<br />
mit den Kirchen und anderen Religionsgemeinschaften<br />
in Deutschland an. So werden sie zum Beispiel<br />
bei politischen Entscheidungen angehört, die ethische<br />
Fragen aufwerfen, wie etwa bei der Gentechnik.<br />
Mit rund 50 Millionen Mitgliedern haben die christlichen<br />
Kirchen hohe Bedeutung für unsere Gesellschaft.<br />
Die Bundesregierung betrachtet deshalb die<br />
Kirchen nicht nur als eine Gruppe unter vielen in<br />
einer pluralistischen Gesellschaft. Vielmehr würdigt<br />
Das Bundesministerium<br />
des Innern setzt sich<br />
für eine gute Zusammenarbeit<br />
mit den Kirchen und<br />
Religions gemeinschaften<br />
in Deutschland ein.
Gesellschaftlicher Zusammenhalt<br />
55<br />
sie ihre gesellschaftspolitische Rolle und ihr soziales,<br />
karitatives sowie kulturelles Engagement.<br />
Innerhalb der Bundesregierung ist das Bundesministerium<br />
des Innern für grundsätzliche Angelegenheiten<br />
des sogenannten Religionsverfassungs- oder<br />
Staatskirchenrechts sowie für Fragen der Beziehung<br />
zu den Kirchen und zu anderen Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften<br />
zuständig. Es fördert<br />
den interreligiösen und interkulturellen Dialog und<br />
wendet sich gegen jede Form der religiösen Intoleranz<br />
oder des Antisemitismus.<br />
Die Bundeszentrale<br />
für politische Bildung fördert<br />
das Bewusstsein der<br />
Bürger für Demokratie.<br />
Politische Bildung<br />
Eine Demokratie lebt von der Bereitschaft und Fähigkeit<br />
ihrer Bürger zu politischem Denken und Handeln.<br />
Die Bundesregierung legt daher großen Wert<br />
auf die politische Bildung. Ziel ist es, die Bürger zu<br />
informieren, um sie entscheidungsfähig zu machen,<br />
ihr Engagement für die Demokratie zu wecken, ihnen<br />
die Fähigkeit zu Dialog und Toleranz zu vermitteln<br />
und sie zu rationaler Kritik zu befähigen.<br />
Politische Bildung ist ein lebenslanger Prozess und<br />
erfordert differenzierte Maßnahmen. Eine Vielfalt von<br />
Inhalten und Methoden ist für eine pluralistisch orientierte<br />
Bildungsarbeit unverzichtbar. Ihre Maßnahmen<br />
richten sich an verschiedene Akteure. Politische Bildung<br />
fördert auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt,<br />
indem sie beispielsweise für Jugendliche Identifikationsangebote<br />
schafft, sie dazu ermutigt, Vorurteile abzubauen,<br />
und Menschen aller Altersgruppen die Möglichkeit<br />
zur gesellschaftlichen Teilhabe bietet. So organisieren<br />
Jugendliche selbst Befragungen und Jugendfestivals,<br />
in deren Rahmen sie als Experten zu bestimmten<br />
Themen ihre Auffassungen und erarbeiteten Ergebnisse<br />
öffentlich präsentieren. Diese fließen anschließend in<br />
verschiedene Entscheidungsprozesse mit ein.
56 Gesellschaftlicher Zusammenhalt<br />
Die Bundeszentrale für politische Bildung<br />
Ziel der Arbeit der Bundeszentrale für politische Bildung ist es, das Bewusstsein<br />
der Bürger für Demokratie und politische Teilhabe zu fördern. Hierzu<br />
nutzt sie die unterschiedlichsten Medien, Formate und Zugangsmöglichkeiten<br />
zu verschiedenen, auch schwer erreichbaren Zielgruppen – von der Broschüre<br />
über Unterrichtsblätter und DVDs bis hin zum Internet, von Modellprojekten<br />
zur Entwicklung eines lebendigen Gemeinwesens bis hin zur Ausbildung von<br />
jugendlichen Multiplikatoren (peers) und Modellversuchen zum generationenübergreifenden<br />
Lernen. Sie veranstaltet Fachtagungen und Kongresse zu<br />
politischen und gesellschaftlichen Themen, bietet Diskussionsforen und führt<br />
Wettbewerbe durch. Darüber hinaus finanziert sie Bildungsveranstaltungen<br />
freier Träger. www.bpb.de<br />
Mit der Unterstützung von Angeboten universeller<br />
Förderung und systematischer Prävention will das<br />
Bundesministerium des Innern verhindern, dass<br />
insbesondere Jugendliche für extremistische Einstellungen<br />
und Handlungen empfänglich werden. Ein<br />
Abrutschen in Kriminalitäts- und Gewaltkarrieren<br />
sowie jegliche Formen des Extremismus, Rassismus,<br />
der Fremdenfeindlichkeit und des Antisemitismus<br />
sollen durch die Einbindung der Jugendlichen in<br />
unsere Gesellschaft von vornherein verhindert und<br />
eingedämmt werden.<br />
Mit gezielten Projekten sollen<br />
Gewaltkarrieren Jugendlicher<br />
verhindert werden.<br />
Eine Vielzahl von Ursachen und Risikofaktoren wirkt<br />
auf die Betroffenen ein. Dazu zählen:<br />
• die Erfahrung häuslicher Gewalt,<br />
• Verwahrlosung,<br />
• das Erleben gesellschaftlicher Ausgrenzung,<br />
• Kriminalität,<br />
• Drogen,<br />
• unbegrenzter Medienkonsum,<br />
• Identitätsangebote extremistischer Gruppen oder<br />
krimineller Jugendbanden.
Gesellschaftlicher Zusammenhalt<br />
57<br />
Das Risiko von Kriminalität und Extremismus lässt<br />
sich durch vertrauensvolle und das Selbstwertgefühl<br />
stärkende Beziehungen, soziale Kompetenzen,<br />
Handlungsalternativen jenseits von Gewalt, Teilhabemöglichkeiten,<br />
Bildung und berufliche Perspektiven<br />
senken. Betrachtet man diese Faktoren, wird die<br />
Aufgabe der Prävention in einen größeren gesellschaftlichen<br />
Zusammenhalt gestellt. Deshalb fördert<br />
die Politik nachhaltig wirksame Präventionsangebote,<br />
um die Sozial- und Handlungskompetenzen sowie<br />
das Vertrauen und das Verantwortungsbewusstsein<br />
gerade junger Menschen zu stärken.<br />
Prävention findet auf verschiedenen Ebenen statt:<br />
mit mehr oder weniger kriminalitätsanfälligen oder<br />
gewaltbereiten Kindern und Jugendlichen oder mit<br />
bereits kriminell gewordenen Jugendlichen, zum<br />
Beispiel im Gefängnis. Ganz wesentlich ist es, diesen<br />
Präventionsangeboten eine universelle Förderung<br />
aller Kinder und Jugendlichen, etwa in Kindergärten<br />
und Schulen, voranzustellen. So können Stigmatisierungen<br />
vermieden werden; zugleich schafft dies<br />
eine wichtige Grundlage, um in unserer offenen und<br />
immer komplexer werdenden Gesellschaft besser<br />
zurechtzukommen und eigene Ressourcen und Kompetenzen<br />
zu erweitern. Auch auf kommunaler Ebene<br />
gibt es vielversprechende Beispiele ganzheitlicher<br />
Prävention oder Überlegungen zu Prävention und<br />
bürgerschaftlichem Engagement.<br />
Bereits im Kindergartenalter<br />
setzen erste Präventionsangebote<br />
an.<br />
„Schule trifft BMI“ – eine Veranstaltungsreihe des Ministeriums<br />
Gemeinsam mit Jugendlichen aus verschiedenen Schultypen diskutieren<br />
Mitglieder der Leitung des Bundesministeriums des Innern in regelmäßigen<br />
Abständen über aktuelle Fragen der Innenpolitik. Politisches Handeln soll so<br />
für die Jugendlichen transparent und nachvollziehbar werden. Interessierte<br />
können sich beim Besucher- und Informationsdienst des Ministeriums melden.<br />
www.bmi.bund.de
58 Kapiteltitel<br />
Auch gibt es niemanden, der den Schmerz an sich liebt,<br />
sucht oder wünscht, nur, weil er Schmerz ist, es sei<br />
denn, es kommt zu zufälligen Umständen, in denen<br />
Mühen und Schmerz ihm große Freude bereiten können.<br />
Um ein triviales Beispiel zu nehmen, wer von uns<br />
unterzieht sich je anstrengender körperlicher Betätigung,<br />
außer um Vorteile daraus zu ziehen?<br />
Um ein triviales Beispiel zu nehmen, wer von uns<br />
unterzieht sich je anstrengender körperlicher Betätigung,<br />
außer um Vorteile daraus zu ziehen? Aber wer<br />
hat irgend ein Recht, einen Menschen zu tadeln, der die<br />
Entscheidung trifft, eine Freude zu genießen, die keine<br />
unangenehmen Folgen hat, oder einen, der Schmerz<br />
vermeidet, welcher keine daraus resultierende Freude<br />
nach sich zieht? Auch gibt es niemanden, der den<br />
Schmerz an sich liebt, sucht oder wünscht, nur, weil<br />
er Schmerz ist, es sei denn, es kommt zu zufälligen<br />
Umständen, in denen Mühen und Schmerz ihm große<br />
Freude bereiten können. Um ein triviales Beispiel zu<br />
nehmen, wer von uns unterzieht sich je anstrengender<br />
körperlicher Betätigung, außer um Vorteile daraus zu?<br />
Aber wer hat irgend ein Recht, einen Menschen zu tadeln,<br />
der die Entscheidung trifft, eine Freude zu genießen,<br />
die keine unangenehmen Folgen hat, oder einen,<br />
der Schmerz vermeidet, welcher keine daraus resultierende<br />
Freude nach sich zieht? Auch gibt es niemanden,<br />
der den Schmerz an sich liebt, sucht oder wünscht, nur,<br />
weil er Schmerz ist, es sei denn, es kommt zu zufälligen<br />
Umständen, in denen Mühen und Schmerz ihm große<br />
Freude bereiten können. Um ein triviales Beispiel zu<br />
nehmen, wer von uns unterzieht sich je anstrengender<br />
körperlicher Betätigung, außer um Vorteile daraus zu<br />
ziehen? Aber wer hat irgend ein Recht, einen Menschen<br />
zu tadeln, der die Entscheidung trifft, eine Freude zu<br />
genießen, die keine unangenehmen Folgen hat, oder<br />
einen, der Schmerz vermeidet, welcher keine daraus<br />
resultierende Freude nach sich zieht?<br />
Leben im vereinten<br />
Deutschland
Leben im vereinten Deutschland<br />
59<br />
Die Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse in Deutschland ist auch mehr<br />
als 20 Jahre nach der Wiedervereinigung Ziel der Politik der Bundesregierung.<br />
Der Beauftragte der Bundesregierung für die Neuen Bundesländer ist dafür<br />
verantwortlich, dass die besonderen Belange der ostdeutschen Länder – bei der<br />
Überwindung der teilungsbedingten Schwächen – gewahrt werden. Dies betrifft<br />
alle wirtschafts-, sozial- und gesellschaftspolitischen Entscheidungen der<br />
Bundesregierung.<br />
Deutsche Einheit<br />
Die staatliche Einheit Deutschlands wurde am<br />
3. Oktober 1990 nach mehr als 40-jähriger Teilung<br />
Deutschlands wiederhergestellt. Der Einigungsvertrag<br />
legte die rechtliche Basis für den Umbau des<br />
zentral gelenkten Wirtschafts- und Sozialsystems der<br />
ehemaligen DDR in eine soziale Marktwirtschaft.<br />
Die Bundesregierung unterstützt die Neuen Bundesländer<br />
seit der Wiedervereinigung dabei, die Folgen<br />
der Teilung zu überwinden. Inzwischen ist der<br />
Angleichungsprozess weit vorangeschritten. Der<br />
Infrastrukturaufbau ist fast abgeschlossen. Die trotz<br />
allem noch bestehenden Unterschiede insbesondere<br />
bei der Wirtschaftskraft und am Arbeitsmarkt erfor -<br />
dern auch in den nächsten Jahren weiterhin eine<br />
überproportionale Beteiligung des Bundes an Maßnahmen<br />
der Struktur- und Wirtschaftsförderung in<br />
den Neuen Ländern.<br />
Berichte zum Stand der Deutschen Einheit<br />
Die Berichte zum Stand der Deutschen Einheit dokumentieren die erreichte<br />
wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung in den Neuen Bundesländern<br />
und beschreiben die Schwerpunkte der Förderung sowie einzelne<br />
Fördermaßnahmen der Bundesregierung. Die Berichte sind im Internet<br />
abrufbar unter: www.beauftragter-neue-laender.de.
60 Leben im vereinten Deutschland<br />
Beauftragter der Bundesregierung<br />
für die Neuen Bundesländer<br />
<strong>Im</strong> März 2011 wurde der Parlamentarische Staatssekretär<br />
Dr. Christoph Bergner vom Bundesminister<br />
des Innern, Dr. Hans-Peter Friedrich, mit der<br />
Funktion des Beauftragten der Bundesregierung für<br />
die Neuen Länder betraut. Seine Aufgabe ist es, die<br />
Interessen der Neuen Länder in allen maßgeblichen<br />
Politikfeldern zu vertreten. Dazu arbeitet er eng mit<br />
den anderen Bundesministerien sowie den Regierungen<br />
der Neuen Bundesländer zusammen. Unterstützt<br />
wird er vom Arbeitsstab „Angelegenheiten der Neuen<br />
Bundesländer“ im Bundesministerium des Innern.<br />
In sechs Referaten kümmern sich Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter um Fragen zur Wirtschafts- und<br />
Investitionsförderung, zur Infrastruktur, zum Hochschul-,<br />
Forschungs- und Gesundheitssystem, zum<br />
demografischen Wandel, zu gesellschaftspolitischen<br />
Fragestellungen sowie um Themen zur Deutschen<br />
Einheit und zur Stärkung der Demokratie. Nähere<br />
Informationen zur Arbeit des Beauftragten finden Sie<br />
unter: www.beauftragter-neue-laender.de.<br />
Kernaufgaben<br />
Effiziente Förderung führte<br />
zum Aufbau einer modernen<br />
Infrastruktur in den neuen<br />
Ländern.<br />
Die Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse<br />
bleibt zentrales Ziel. Wichtig für die ostdeutschen<br />
Länder sind deshalb die weitere Stärkung der Wirtschaftskraft<br />
und die Verringerung der Arbeitslosigkeit.<br />
Um die Wirtschaftsleistung der ostdeutschen Länder<br />
zu steigern, gewährt der Solidarpakt II (Laufzeit 2005<br />
bis 2019) insgesamt 156 Milliarden Euro. Für die Förderpolitik<br />
bedeutet dies vor allem, eine wachstumsorientierte<br />
Investitionsförderung sowie die Stärkung<br />
von Forschung und Entwicklung in Unternehmen und<br />
Hochschulen zu gewährleisten. Dies gilt insbesondere<br />
auch in sich herausbildenden Zukunftsmärkten.
Leben im vereinten Deutschland<br />
61<br />
Der Strukturwandel in Ostdeutschland erfordert<br />
eine Vielzahl spezifischer Fördermaßnahmen, um den<br />
Aufbau einer modernen Wirtschaftsstruktur zu unterstützen.<br />
Neben Investitionen in Forschung, Bildung<br />
und Infrastruktur werden insbesondere innovative<br />
Branchen, Existenzgründungen und der Mittelstand<br />
gefördert. Damit die Wirtschaft weiter wachsen kann<br />
und dauerhaft Arbeitsplätze geschaffen werden, wird<br />
wegen der kleinteiligen Wirtschaftsstrukturen auch<br />
der Aufbau von Netzwerken gefördert und die Anwerbung<br />
von ausländischen Investoren unterstützt.<br />
Wirtschaftswachstum und<br />
mehr Arbeitsplätze<br />
zählen zu den Schwerpunkten<br />
der Förderpolitik.<br />
Um die Chancen der ostdeutschen Regionen zu<br />
nutzen, unterstützt die Bundesregierung neben<br />
Projekten für neue und dauerhafte Arbeitsplätze in<br />
ländlichen Regionen auch die Landwirtschaft, die<br />
Beseitigung ökologischer Altlasten, Maßnahmen zum<br />
Schutz der Umwelt, zur Förderung des Tourismus<br />
und Maßnahmen zur Bildung sowie zur Förderung<br />
der Beschäftigung und der Fachkräftesicherung.<br />
Vor dem Hintergrund der 2011 von der Bundesregierung<br />
vollzogenen „Energiewende“ sind politische<br />
Fragestellungen im Zusammenhang mit der in Ostdeutschland<br />
stark ausgeprägten Branche der Erneuerbaren<br />
Energien sowie zur effizienten Verwertung der<br />
dort heimischen Braunkohle in den Fokus gerückt.<br />
Eine zentrale Herausforderung in den neuen Bundesländern<br />
ist die Gestaltung der Auswirkungen des<br />
demografischen Wandels. Die ostdeutschen Länder<br />
sind sowohl im bundesweiten als auch im europäischen<br />
Vergleich von den demografischen Veränderungen<br />
deutlich früher und stärker betroffen. Die<br />
Entwicklung innovativer Lösungen für die Auswirkungen<br />
einer abnehmenden Bevölkerung und einer<br />
älter werdenden Gesellschaft gehört daher zu den<br />
zentralen Themen ostdeutscher Politik. Gesellschaftspolitisch<br />
wichtige Themen sind die Stärkung der<br />
Demokratie und die Aufarbeitung des SED-Unrechts.
62 Kapiteltitel<br />
Auch gibt es niemanden, der den Schmerz an sich liebt,<br />
sucht oder wünscht, nur, weil er Schmerz ist, es sei<br />
denn, es kommt zu zufälligen Umständen, in denen<br />
Mühen und Schmerz ihm große Freude bereiten können.<br />
Um ein triviales Beispiel zu nehmen, wer von uns<br />
unterzieht sich je anstrengender körperlicher Betätigung,<br />
außer um Vorteile daraus zu ziehen?<br />
Um ein triviales Beispiel zu nehmen, wer von uns<br />
unterzieht sich je anstrengender körperlicher Betätigung,<br />
außer um Vorteile daraus zu ziehen? Aber wer<br />
hat irgend ein Recht, einen Menschen zu tadeln, der die<br />
Entscheidung trifft, eine Freude zu genießen, die keine<br />
unangenehmen Folgen hat, oder einen, der Schmerz<br />
vermeidet, welcher keine daraus resultierende Freude<br />
nach sich zieht? Auch gibt es niemanden, der den<br />
Schmerz an sich liebt, sucht oder wünscht, nur, weil<br />
er Schmerz ist, es sei denn, es kommt zu zufälligen<br />
Umständen, in denen Mühen und Schmerz ihm große<br />
Freude bereiten können. Um ein triviales Beispiel zu<br />
nehmen, wer von uns unterzieht sich je anstrengender<br />
körperlicher Betätigung, außer um Vorteile daraus zu?<br />
Aber wer hat irgend ein Recht, einen Menschen zu tadeln,<br />
der die Entscheidung trifft, eine Freude zu genießen,<br />
die keine unangenehmen Folgen hat, oder einen,<br />
der Schmerz vermeidet, welcher keine daraus resultierende<br />
Freude nach sich zieht? Auch gibt es niemanden,<br />
der den Schmerz an sich liebt, sucht oder wünscht, nur,<br />
weil er Schmerz ist, es sei denn, es kommt zu zufälligen<br />
Umständen, in denen Mühen und Schmerz ihm große<br />
Freude bereiten können. Um ein triviales Beispiel zu<br />
nehmen, wer von uns unterzieht sich je anstrengender<br />
körperlicher Betätigung, außer um Vorteile daraus zu<br />
ziehen? Aber wer hat irgend ein Recht, einen Menschen<br />
zu tadeln, der die Entscheidung trifft, eine Freude zu<br />
genießen, die keine unangenehmen Folgen hat, oder<br />
einen, der Schmerz vermeidet, welcher keine daraus<br />
resultierende Freude nach sich zieht?<br />
Demografische<br />
Entwicklung
Demografische Entwicklung<br />
63<br />
Weniger Kinder, zurückgehende Bevölkerungszahlen, älter werdende Menschen:<br />
Deutschland steht vor großen gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen.<br />
Für das Zusammenleben, den Arbeitsmarkt und die sozialen Sicherungssysteme<br />
ist vorausschauendes Handeln notwendig, um die Auswirkungen der<br />
demografischen Entwicklung zu gestalten und den gesellschaftlichen Zusammenhalt<br />
zu stärken.<br />
Herausforderungen meistern<br />
In Zukunft werden in unserem Land weniger Menschen<br />
leben, und sie werden im Schnitt älter sein als<br />
heute. Es ist positiv, dass die Menschen heute älter<br />
und vor allem auch gesünder älter werden. Nach<br />
den Modellberechnungen des Statistischen Bundesamtes<br />
werden 2060 65 bis 70 Millionen Menschen<br />
in Deutschland leben. Das sind bis zu 17 Millionen<br />
Einwohner weniger als heute. Jeder Dritte wird dann<br />
65 Jahre und älter sein.<br />
Diese Entwicklung hat insbesondere zwei Ursachen:<br />
die anhaltend niedrige Geburtenrate sowie die kontinuierlich<br />
steigende Lebenserwartung der Menschen.<br />
Heute liegt die durchschnittliche Geburtenrate in<br />
Deutschland bei 1,4 Kindern je Frau, während sie<br />
Mitte der 1960er-Jahre noch bei etwa 2,5 lag. Auch<br />
die Lebenserwartung der Menschen wird nach den<br />
Annahmen in den Modellrechnungen des Statistischen<br />
Bundesamtes weiter steigen: bei neugeborenen<br />
Jungen bis zum Jahr 2060 um acht auf 85 Jahre und<br />
bei neugeborenen Mädchen um sieben auf 89,2 Jahre.<br />
Trotz der seit Jahrzehnten geringen Geburtenraten<br />
geht die Bevölkerungszahl erst seit dem Jahr 2003 tatsächlich<br />
zurück. Dies liegt vor allem an der Zuwanderung.<br />
Deutschland war in den letzten Jahrzehnten<br />
ein Land mit starken Wanderungsgewinnen. Sie haben<br />
den Prozess des Bevölkerungsrückgangs verzögert.<br />
Dieser Trend ist jedoch seit Jahren rückläufig.
64 Kapiteltitel<br />
Die Gesellschaft lebt<br />
vom Zusammenhalt von<br />
Alt und Jung.<br />
Die demografische Entwicklung und ihre Auswirkungen<br />
berühren alle Gesellschaftsbereiche. So wird sich<br />
etwa der Arbeitsmarkt auf ein verändertes Potenzial<br />
an Arbeitskräften einstellen müssen. Besondere Herausforderungen<br />
kommen auf die sozialen Sicherungssysteme<br />
zu: Zum einen wird es weniger Beitragszahler<br />
geben. Zum anderen werden gleichzeitig mehr Menschen<br />
länger Rente beziehen und die Gesundheits- und<br />
Pflegekosten deutlich steigen. Die damit verbundenen<br />
Lasten müssen sichtbar auf alle Generationen verteilt<br />
werden, da nur so der gesellschaftliche Zusammenhalt<br />
gestärkt und ausgebaut werden kann.<br />
Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung<br />
Das 1973 gegründete Bundesinstitut betreibt wissenschaftliche Forschung zu<br />
Bevölkerungsfragen. Es informiert und berät die Bundesregierung zu bevölkerungswissenschaftlichen<br />
Themen und liefert die Grundlage für bevölkerungspolitische<br />
Entscheidungen. Das Institut veröffentlicht wissenschaftliche<br />
Publikationen und unterstützt das Bundesministerium des Innern bei der internationalen<br />
Zusammenarbeit in Bevölkerungsfragen. www.bib-demografie.de
Demografische Entwicklung<br />
65<br />
Um die vielfältigen Folgen der demografischen Veränderungen<br />
zu bewältigen, ist ein fachübergreifender Politik -<br />
ansatz notwendig. Aus diesem Grund hat die Bundesregie -<br />
rung im März 2010 einen interministeriellen Ausschuss<br />
einberufen, der im April 2012 eine umfassende Demografiestrategie<br />
vorgelegt hat. Das Bundesministerium<br />
des Innern hat dabei die Federführung übernommen. In<br />
Vorbereitung der Strategie hat die Bundesregierung im<br />
Oktober 2011 einen Bericht zur demografischen Lage und<br />
künftigen Entwicklung des Landes vorgelegt. Ziel von<br />
Bericht und Strategie ist es, die mit dem demografischen<br />
Wandel verbundenen Chancen sichtbar zu machen und<br />
Leitlinien für eine koordinierte Demografiepolitik der<br />
Bundesregierung zu entwickeln. Nähere Informationen<br />
finden Sie unter: www.demografiestrategie.de.<br />
Die amtliche Statistik<br />
Zuverlässige, objektive und leicht zugängliche Statis -<br />
tiken sind wichtige Voraussetzungen für eine<br />
funktionierende Demokratie. Sie bilden eine wichtige<br />
Grundlage für Entscheidungen aller Art – für die<br />
Verantwortlichen in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft<br />
und Verwaltung, aber auch für Bürger. So können zum<br />
Beispiel teure Fehlentscheidungen vermieden werden.<br />
Das Statistische Bundesamt<br />
Das Statistische Bundesamt hat die Aufgabe, statistische Informationen als<br />
Planungs- und Entscheidungsgrundlage für den Bund bereitzustellen und die<br />
Ergebnisse von Bundesstatistiken zu verbreiten. Diese Informationen stehen allen<br />
Bürgern zur Verfügung. Das Statistische Bundesamt sorgt dafür, dass die Statistiken<br />
nach einheitlichen wissenschaftlichen Methoden durchgeführt werden. Ein<br />
Großteil der Bundesstatistiken wird durch verbindliche Vorgaben der Europäischen<br />
Union bestimmt. Der Präsident des Statistischen Bundesamtes ist traditionell auch<br />
Bundeswahlleiter. In dieser Funktion organisiert und überwacht er die Wahlen<br />
zum Deutschen Bundestag und zum Europäischen Parlament. www.destatis.de
66 Demografische Entwicklung<br />
Zensus 2011<br />
In Deutschland fand im Jahr 2011 die durch die Europäische<br />
Union für alle Mitgliedstaaten vorgeschriebene<br />
Volks- und Wohnungszählung statt. Dabei wurde<br />
ermittelt, wie viele Menschen in Deutschland leben,<br />
wie sie wohnen und wie sie arbeiten.<br />
Anders als bei traditionellen Volkszählungen wurden<br />
für diese Zählung hauptsächlich Verwaltungsdaten<br />
genutzt, das heißt, es wurde nur noch ein Teil der<br />
Bevölkerung direkt befragt. Dadurch konnte der bei<br />
herkömmlichen Volkszählungen übliche Verwaltungsaufwand<br />
reduziert und die Bürger konnten entlastet<br />
werden. Daten, die so nicht gewonnen werden<br />
konnten, wie Informationen zu Bildung, Ausbildung<br />
und Beruf, wurden durch eine interviewgestützte<br />
Stichprobe bei maximal zehn Prozent der Bevölkerung<br />
erhoben. Die letzten Volkszählungen fanden<br />
1981 in der DDR und 1987 im damaligen Bundesgebiet<br />
statt.<br />
Da die Fortschreibung der Bevölkerungszahl mit<br />
wachsendem Abstand zur letzten Volkszählung ungenauer<br />
wird, werden die Bevölkerungsstatistiken mit<br />
dem Zensus 2011 auf eine aktuelle und feste Grundlage<br />
gestellt. Weitere Informationen unter:<br />
www.zensus2011.de.
Kapiteltitel 67
68 Kapiteltitel<br />
Migration und<br />
Integration
Migration und Integration<br />
69<br />
Zuwanderung steuern, Integration verbessern und nationale Minderheiten<br />
schützen und fördern: Eine ausgewogene Migrations- und Integrationspolitik<br />
zählt zu den zentralen Aufgaben unserer Zeit.<br />
Integration als Schlüsselaufgabe<br />
Eine wichtige Aufgabe ist es, die Zuwanderung nach<br />
Deutschland zu steuern und gleichzeitig humanitäre<br />
Verpflichtungen, wie die Aufnahme von Flüchtlingen,<br />
zu erfüllen. Dabei gilt es, die gesellschaftlichen<br />
Bedürfnisse und Interessen unseres Landes zu berücksichtigen.<br />
Migration hat unser Land verändert. In<br />
Deutschland leben heute rund 16 Millionen Menschen<br />
mit Migrationshintergrund. Ihre Integration ist eine<br />
Schlüsselaufgabe für die ganze Gesellschaft. Damit aus<br />
kultureller Vielfalt eine echte Bereicherung wird, muss<br />
der Staat die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche<br />
Integration der dauerhaft und rechtmäßig bei uns<br />
lebenden Zuwanderer schaffen. Staatliche und kommunale<br />
Integrationspolitik haben dabei ein gemeinsames<br />
Ziel: die Chancengleichheit und Teilhabe von<br />
Personen mit Migrationshintergrund am wirtschaftlichen<br />
und gesellschaftlichen Leben der Bundesrepublik<br />
Deutschland. Dabei ist es für eine offene Gesellschaft<br />
auch wichtig, die Folgen von Migration zu benennen.<br />
Wer die durch Migration entstehenden Herausforderungen<br />
und Probleme leugnet, begünstigt Konflikte<br />
zwischen Einheimischen und Zuwanderern.<br />
Ziel der Integrationspolitik<br />
ist die Teilhabe von Personen<br />
mit Migrationshintergrund am<br />
gesellschaftlichen, aber auch<br />
am wirtschaftlichen Leben.<br />
Grundlage des Zusammenlebens in Vielfalt bildet<br />
unsere gemeinsame Werteordnung. Integration kann<br />
nur gelingen, wenn Migranten diese akzeptieren und<br />
respektieren. Gleichzeitig ist Integration ein zweiseitiger<br />
Prozess. Dazu gehört, dass sich die Mehrheitsgesellschaft<br />
öffnet. Integration ist eine Querschnittsaufgabe<br />
und betrifft viele verschiedene Bereiche<br />
wie Bildung, Arbeitsmarkt, Kinder und Jugend. Das<br />
Bundesministerium des Innern ist für die Grundsatzfragen<br />
der Integration im Bund zuständig.
70 Migration und Integration<br />
Das Aufenthaltsgesetz<br />
Das Aufenthaltsgesetz (AufenthG) regelt die Einreise, den Aufenthalt, die<br />
Niederlassung, die Erwerbstätigkeit und die Aufenthaltsbeendigung von<br />
Ausländern. Es dient damit der Steuerung und Begrenzung des Zuzugs von<br />
Ausländern in die Bundesrepublik Deutschland. Außerdem regelt das Aufenthaltsgesetz<br />
Maßnahmen, mit denen das übergeordnete ausländerpolitische<br />
Ziel der Integrationsförderung verfolgt wird. Das Aufenthaltsgesetz findet<br />
keine Anwendung auf freizügigkeitsberechtigte Unionsbürger und deren<br />
Familienangehörige sowie Diplomaten.<br />
Mittel zur Teilhabe:<br />
die Integrationskurse<br />
Um die Grundlagen für eine erfolgreiche Integration zu<br />
schaffen und Migranten auf ihrem Weg in die deutsche<br />
Gesellschaft zu unterstützen, werden seit 2005 bundesweit<br />
flächendeckend einheitliche Inte grationskurse<br />
angeboten. Der Integrationskurs ist die wichtigste<br />
integrationspolitische Fördermaßnahme des Bundes.<br />
Der Integrationskurs setzt sich aus einem 600-stündigen<br />
Sprachkurs und einem Orientierungskurs mit<br />
60 Stunden zur Vermittlung von Grundkenntnissen<br />
der deutschen Rechtsordnung, Kultur und Geschichte<br />
zusammen. Um den individuellen Bedürfnissen der<br />
Teilnehmer gerecht zu werden, werden Integrationskurse<br />
für spezielle Zielgruppen wie Jugendliche,<br />
Frauen, Analphabeten oder Personen mit einem<br />
besonderen sprachpädagogischen Förderbedarf von<br />
bis zu 900 Stunden angeboten. Zudem ermöglichen<br />
Intensivkurse den Teilnehmenden, den Integrationskurs<br />
in nur 430 Stunden zu durchlaufen.<br />
Die Kurse werden von mehr als 1.400 Trägern<br />
durchgeführt (Stand: Dezember 2011), die durch ein
Migration und Integration<br />
71<br />
Zertifizierungsverfahren des Bundes zugelassen sein<br />
müssen.<br />
Der Integrationskurs wird mit dem eigens entwickelten<br />
„Deutschtest für Zuwanderer“ und einem bundesweit<br />
einheitlichen Orientierungskurstest abgeschlossen.<br />
Der „Deutschtest für Zuwanderer“ dient<br />
als Nachweis der Sprachkenntnisse, die für einen<br />
dauerhaften Aufenthalt erforderlich sind. Bei erfolgreicher<br />
Teilnahme an einem Integrationskurs wird<br />
– bei Anspruchseinbürgerungen – die Mindestaufenthaltsfrist<br />
von acht Jahren auf sieben Jahre verkürzt;<br />
bei Vorliegen besonderer Integrationsleistungen kann<br />
sie auf sechs Jahre verkürzt werden.<br />
Um den Erfolg zu steigern, wurden die Kursergebnisse<br />
statistisch ausgewertet. Sie werden wissenschaftlich<br />
begleitet und fortwährend weiterentwickelt.<br />
Seit 2005 haben über 785.800 Zuwanderer an einem<br />
Integrationskurs teilgenommen oder nehmen noch<br />
teil (Stand: 30. Dezember 2011). Bis Ende 2011 hat<br />
der Bund über 1,2 Milliarden Euro in die Integrationskurse<br />
investiert. Insgesamt fördert der Bund die<br />
Kurse 2012 mit rund 224 Millionen Euro.<br />
Sprachkenntnisse sind der<br />
Schlüssel für eine<br />
gesellschaftliche Integration.
72 Migration und Integration<br />
Migrationsberatung für<br />
erwachsene Zuwanderer<br />
Die zweite wichtige Säule der Integrationsförderung<br />
des Bundes ist die Beratung von Migranten. Bundesweit<br />
werden im Rahmen der Migrationsberatung für<br />
erwachsene Zuwanderer rund 600 Beratungseinrichtungen<br />
bei den Trägern der freien Wohlfahrtspflege<br />
finanziert, die den Zuwanderern zeitnah zu ihrer<br />
Einreise dabei helfen, sich in unserer Gesellschaft<br />
zurechtzufinden. In persönlichen Gesprächen finden<br />
anlassbezogene Beratungen statt. Auch werden<br />
unter Berücksichtigung der individuellen Umstände<br />
Kompetenzen und Potenziale festgestellt, Förderpläne<br />
erstellt und in ihrer Umsetzung begleitet.<br />
Projekte zur gesellschaftlichen<br />
Integration<br />
Sportliche Angebote bieten<br />
gute Integrationschancen.<br />
Ergänzend zu den gesetzlichen Integrationsangeboten<br />
fördert im Zuständigkeitsbereich des Bundes-
Migration und Integration<br />
73<br />
ministeriums des Innern das Bundesamt für Migration<br />
und Flüchtlinge Maßnahmen zur sozialen und<br />
gesellschaftlichen Integration von Zuwanderern.<br />
Diese Projekte setzen direkt beim Wohnumfeld und<br />
bei den Lebensbedingungen der Zuwanderer an. Auch<br />
Maßnahmen für spezielle Zielgruppen, unter anderem<br />
für jüdische Zuwanderer und Muslime, fallen<br />
hierunter. Neben der verstärkten Einbeziehung von<br />
Migrantenorganisationen sind Förderschwerpunkte<br />
dieser Projekte:<br />
• Stärkung der interkulturellen Kompetenz<br />
(Zuwanderer und Aufnahmegesellschaft),<br />
• Stärkung der mitgebrachten Kompetenzen,<br />
• Unterstützung des bürgerschaftlichen Engagements,<br />
• präventive Arbeit,<br />
• Stärkung der Erziehungskompetenz der Eltern.<br />
Dazu gehört auch die Förderung des Programms des<br />
DOSB „Integration durch Sport“. Ziel ist es, Menschen<br />
mit Migrationshintergrund in den Vereinssport zu<br />
integrieren (neben Sporttreiben steht hier die Übernahme<br />
ehrenamtlicher Funktionen im Vordergrund)<br />
sowie durch den Sport ihre gesellschaftliche Integration<br />
zu unterstützen.<br />
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge<br />
Als Kompetenzzentrum für Asyl, Migration und Integration ist das Bundesamt<br />
für Migration und Flüchtlinge für die Durchführung von Asylverfahren,<br />
die Integrationsförderung, die Migrationsforschung und die Förderung der<br />
freiwilligen Rückkehr zuständig. www.bamf.bund.de
74 Kapiteltitel<br />
Die Deutsche Islam Konferenz<br />
dient dem Dialog<br />
zwischen Staat und Muslimen<br />
in Deutschland.<br />
<strong>Im</strong> Dialog – die Deutsche Islam<br />
Konferenz<br />
Die Bundesregierung misst dem Dialog mit dem Islam<br />
große Bedeutung bei für ein gutes Zusammenleben<br />
von Menschen verschiedener Herkunft, kultureller<br />
und religiöser Prägung. Um die institutionelle<br />
(religionsrechtliche) und gesellschaftliche Integration<br />
der rund vier Millionen Muslime in Deutschland zu<br />
verbessern, wurde 2006 die Deutsche Islam Konferenz<br />
ins Leben gerufen. Sie ist das zentrale Forum für den<br />
Dialog zwischen Staat und Muslimen in Deutschland.<br />
Die Konferenz ist als langfristiger Kommunikationsprozess<br />
angelegt. Durch die Mitwirkung von Bund,<br />
Ländern und Kommunen wird sichergestellt, dass die<br />
gemeinsamen Empfehlungen und Beschlüsse auf der<br />
jeweils zuständigen Ebene umgesetzt werden können.<br />
Die Islamkonferenz setzt sich aus mehreren, regelmäßig<br />
tagenden Arbeitsgremien zusammen. Auf höchster<br />
Ebene kommen die Mitglieder der Islamkonferenz<br />
mindestens einmal im Jahr zu einer vom Bundesminister<br />
des Innern geleiteten Plenarsitzung zusammen.
Migration und Integration<br />
75<br />
Dort wird über die zuvor im Vorbereitungsausschuss<br />
erarbeiteten Ergebnisse und Empfehlungen beraten.<br />
Diesem Vorbereitungsausschuss, der das Plenum auf<br />
Arbeitsebene widerspiegelt, arbeiten flexible und zeitlich<br />
befristete Arbeits- und Projektgruppen zu.<br />
Das Motto der Islamkonferenz lautet „Muslime in<br />
Deutschland – deutsche Muslime“. Neben Fragen des<br />
islamischen Religionsunterrichts, islamisch-theologischer<br />
Lehrangebote an Universitäten oder der öffentlichen<br />
Aus- und Fortbildung von <strong>Im</strong>amen stehen auch<br />
die Förderung eines Wertekonsenses auf der Grundlage<br />
des Grundgesetzes und die Prävention von Extremismus<br />
und gesellschaftlicher Polarisierung auf der Agenda.<br />
Die von der Deutschen Islam Konferenz erarbeiteten<br />
Ergebnisse und Empfehlungen sowie weitere Informationen<br />
finden Sie unter:<br />
www.deutsche-islam-konferenz.de.<br />
Einreise und Aufenthalt<br />
Ausländer aus Drittstaaten benötigen für Einreise<br />
und Aufenthalt grundsätzlich einen Aufenthaltstitel<br />
und einen Reisepass. Ein Ausländer, der unerlaubt<br />
einreisen will, wird an der Grenze zurückgewiesen.<br />
Reist er dennoch illegal ein, macht er sich damit<br />
strafbar. Verschiedene Maßnahmen und Regelungen<br />
sollen illegale Migration und damit einhergehende<br />
illegale Beschäftigungsverhältnisse sowie den Missbrauch<br />
von Sozialleistungen verhindern.<br />
Die gesamtgesellschaftliche und politische Debatte um die<br />
Ausreisepflicht ist eine Herausforderung für eine glaubwürdige<br />
Migrationspolitik. Die Durchsetzung der Ausreisepflicht<br />
obliegt den Ausländerbehörden der Länder.<br />
Ausländer benötigen<br />
einen Aufenthaltstitel,<br />
um nach Deutschland<br />
ein reisen zu können.<br />
Rückkehrpolitik ist hierbei ein wirksames und bewährtes<br />
Steuerungsinstrument der Migrationspolitik.
76 Migration und Integration<br />
Zur Rückkehrpolitik gehören die Grundsatzfragen<br />
der freiwilligen Rückkehr, der Rückkehrförderung,<br />
der Rückführung und der Rückübernahme ausreisepflichtiger<br />
Personen durch ihre Herkunftsstaaten.<br />
Ziel der deutschen Rückkehrpolitik ist ein ineinandergreifender<br />
Ansatz durch ein integriertes Rückkehrmanagement<br />
(Beratung, Rückkehrunterstützung, Reintegration).<br />
Hierbei hat die freiwillige Rückkehr Vorrang<br />
vor einer zwangsweisen Rückführung. Das seit mehr als<br />
30 Jahren bestehende Bund-Länder-Rückkehrförderprogramm<br />
REAG/GARP (Reintegration and Emigration<br />
Programme for Asylum-Seekers in Germany/Government<br />
Assisted Repatriation Programme) unterstützt die<br />
freiwillige dauerhafte Rückkehr in die Heimatländer<br />
oder die Weiterwanderung in ein aufnahmebereites<br />
Drittland. Zunehmende Bedeutung gewinnt die Reintegration<br />
im Herkunftsland. So erfolgen im Rahmen des<br />
Bund-Länder-Projektes URA 2 in Kosovo soziale und<br />
psychologische Beratung, finanzielle Hilfen und Zuschüsse,<br />
etwa für eine Wohnungserstausstattung, Mietoder<br />
Lohnkosten oder für spezielle Sprachkurse und<br />
Schulmaterialien; parallel werden Existenzgründungen,<br />
Aus- und Fortbildungsmaßnahmen unterstützt.<br />
Familienzusammenführung<br />
Wer sich längere Zeit in Deutschland aufhält und<br />
Familienangehörige im Ausland hat, möchte oft, dass<br />
diese zu ihm ziehen. Für Bürger, die nicht aus einem<br />
der Mitgliedstaaten der Europäischen Union kommen,<br />
regelt in Deutschland das Aufenthaltsgesetz,<br />
welche Voraussetzungen für eine solche Familienzusammenführung<br />
erfüllt sein müssen. Hierzu zählen<br />
zum Beispiel:<br />
• die Nähe der Verwandtschaft oder das Bestehen<br />
einer wirklichen Lebensgemeinschaft zwischen den<br />
Personen, die zusammengeführt werden wollen,
Kapiteltitel 77<br />
• der Aufenthaltsstatus der Person, die sich bereits in<br />
Deutschland befindet,<br />
• die Fähigkeit der betroffenen Personen, für den<br />
Lebensunterhalt selbst aufzukommen,<br />
• der Nachweis einfacher Deutschkenntnisse des<br />
Ehegatten, der nachziehen soll,<br />
• die Größe des Wohnraums für die betroffenen<br />
Personen.<br />
Für hochqualifizierte<br />
Personen wie zum Beispiel<br />
Wissenschaftler gibt<br />
es spezielle Aufenthaltsbestimmungen.<br />
Wird bei Eheleuten nach einer Zusammenführung<br />
die Ehe aufgelöst, erhält die Person, die nachgezogen<br />
ist, nur dann ein eigenständiges Aufenthaltsrecht,<br />
wenn die Ehe mindestens drei Jahre im Bundesgebiet<br />
bestanden hat oder ein besonderer Härtefall vorliegt.<br />
Arbeitsmigration<br />
Die Zuwanderung zum Zweck der Erwerbstätigkeit<br />
ist unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen und<br />
arbeitsmarktpolitischen Interessen vor allem für<br />
Hochqualifizierte möglich.<br />
Für ausländische Arbeitnehmer mit geringer oder mittlerer<br />
Qualifikation sieht das Aufenthaltsgesetz Einschrän-
78 Kapiteltitel<br />
Opfer von Verfolgung und<br />
Menschenrechtsverletzungen<br />
bekommen in Deutschland ein<br />
befristetes Aufenthaltsrecht.<br />
kungen vor. Sie dürfen nur dann nach Deutschland<br />
einreisen, um hier erwerbstätig zu sein, wenn ein Gesetz<br />
oder eine Verordnung eine spezielle Regelung vorsieht.<br />
Besonders hochqualifizierte Personen können auf der<br />
Grundlage einer gesetzlichen Regelung sofort ein Daueraufenthaltsrecht<br />
erhalten, weil an ihrem Aufenthalt<br />
in Deutschland ein besonderes wirtschaftliches oder<br />
gesellschaftliches Interesse besteht. Daneben gibt es<br />
noch weitere Regelungen, die für bestimmte Berufsgruppen<br />
und Wirtschaftszweige bei Vorliegen der<br />
entsprechenden Voraussetzungen eine Zuwanderung<br />
zum Zwecke der Arbeitsaufnahme ermöglichen.<br />
Asyl- und Flüchtlingsschutz<br />
Menschen, die aus ihrem Heimatland geflüchtet sind,<br />
weil sie dort bereits politische Verfolgung erleiden<br />
mussten oder Angst vor einem drohenden Eingriff in<br />
Leib, Leben oder Freiheit hatten, steht in Deutschland<br />
Schutz nach Artikel 16a Grundgesetz (Asylberechtigung)<br />
oder nach der Genfer Flüchtlingskonvention (Flüchtlingsstatus)<br />
zu. Die Anerkennung als Asylberechtigter<br />
beziehungsweise als Flüchtling setzt voraus, dass die Bedrohung<br />
im Heimatstaat an die persönlichen Merkmale<br />
Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten<br />
sozialen Gruppe oder die politische Überzeugung<br />
anknüpft und die Betreffenden im Herkunftsland<br />
keinen Schutz vor dieser Bedrohung finden können.
Migration und Integration<br />
79<br />
Armut, Bürgerkriege, Naturkatastrophen oder<br />
Arbeitslosigkeit sind allgemeine Notsituationen, die<br />
keinen Rechtsanspruch auf eine Asyl- oder Flüchtlingsanerkennung<br />
begründen können.<br />
Über den Asylantrag und eventuelle Abschiebungsverbote<br />
entscheidet das Bundesamt für Migration und<br />
Flüchtlinge (BAMF) nach einer persönlichen Anhörung.<br />
Lehnt das BAMF die Asylberechtigung oder die<br />
Flüchtlingseigenschaft ab, prüft es die Voraussetzungen<br />
für das Vorliegen von Abschiebungsverboten (sogenannter<br />
subsidiärer Schutz), etwa bei drohender Folter,<br />
sonstiger menschenrechtswidriger Behandlung oder<br />
Todesstrafe. Auch eine schwere und im Heimatland<br />
nicht behandelbare Krankheit kann ein Abschiebungsverbot<br />
begründen. Die gesetzliche Grundlage für die<br />
Durchführung eines Asylverfahrens in Deutschland<br />
bildet das Asylverfahrensgesetz. <strong>Im</strong> Jahr 2011 beantragten<br />
45.741 Menschen erstmalig Asyl in Deutschland.<br />
Leben in Europa<br />
Reisen, leben und arbeiten ist heute in Europa einfacher<br />
als je zuvor. Jeder Staatsangehörige eines Mitgliedstaates<br />
der Europäischen Union hat als Unionsbürger das<br />
Recht, sich in der Europäischen Union frei zu bewegen,<br />
in jeden anderen Mitgliedstaat einzureisen und sich<br />
dort unter bestimmten Voraussetzungen auch längerfristig<br />
aufzuhalten und sich dort niederzulassen. Um<br />
sich in der EU frei zu bewegen, benötigen Unionsbürger<br />
nur einen gültigen Personalausweis oder Reisepass; ein<br />
Visum oder eine Aufenthaltserlaubnis ist nicht mehr<br />
erforderlich. Grundsätzlich dürfen alle Unionsbürger<br />
in jedem Mitgliedstaat eine Arbeit aufnehmen oder<br />
sich selbstständig machen. Lediglich aus Gründen der<br />
öffentlichen Ordnung und Sicherheit können Freizügigkeit<br />
und Aufenthaltsrecht beschränkt werden. Der<br />
Abbau der Grenzen in Europa machte einheitliche europaweite<br />
Regelungen der Migrationspolitik notwendig.
80 Migration und Integration<br />
Mit dem 1999 in Kraft getretenen Vertrag von Amsterdam<br />
erhielt die Europäische Gemeinschaft Zuständigkeiten<br />
für Außengrenzkontrollen, die Visum-, Asyl- und<br />
Flüchtlingspolitik sowie für das Aufenthaltsrecht von<br />
Drittstaatsangehörigen in den Mitgliedstaaten; mit dem<br />
am 1. Dezember 2009 in Kraft getretenen Vertrag von<br />
Lissabon wurden diese Zuständigkeiten konsolidiert<br />
und vertieft. In welchem Umfang Drittstaatsangehörige<br />
(insbesondere zum jeweiligen Arbeitsmarkt) zugelassen<br />
werden, ist jedoch weiterhin Sache der einzelnen Mitgliedstaaten.<br />
Insgesamt wurde die Grundlage für eine<br />
europäische Harmonisierung der Asyl- und Migrationspolitik<br />
geschaffen.<br />
Ziel der Politik der Bundesregierung ist eine ausgewogene<br />
und zugleich ausreichend flexible europäische<br />
Asyl- und Migrationspolitik. Sie muss die Interessen<br />
aller berücksichtigen und den EU-Mitgliedstaaten die<br />
Möglichkeit einräumen, besondere Sachverhalte, von<br />
denen nicht alle Mitglieder gleichermaßen betroffen<br />
sind, in eigener Verantwortung zu regeln. Darüber<br />
hinaus muss sie sich mit den Ursachen von Flucht und<br />
Migration ebenso befassen wie mit der Menschenrechtssituation<br />
in den Herkunftsländern der Asylsuchenden<br />
und der Migranten.<br />
Der Europäische Rat hat im Oktober 2008 den „Europäischen<br />
Pakt zu Einwanderung und Asyl“ angenommen.<br />
Hierbei handelt es sich um eine Selbstverpflichtung<br />
Das Bundesministerium des<br />
Innern vertritt auf EU-Ebene<br />
die migrationspolitischen<br />
Interessen Deutschlands.
Migration und Integration<br />
81<br />
der Europäischen Union und ihrer Mitgliedstaaten zu<br />
einer gemeinsamen Migrationspolitik. Aufgabe des<br />
Bundesministeriums des Innern als federführendes<br />
Ministerium ist es, die migrationspolitischen Interessen<br />
der Bundesrepublik Deutschland in der Europäischen<br />
Union zu vertreten, an Verhandlungen in den<br />
europäischen Gremien teilzunehmen und Lösungen<br />
für migrationspolitische Fragen zu erarbeiten.<br />
Spätaussiedler<br />
In den letzten 20 Jahren wurden circa drei Millionen<br />
Menschen aus Osteuropa und den zentralasiatischen<br />
Staaten, die den deutschen Minderheiten angehören,<br />
nach den Bestimmungen des Bundesvertriebenengesetzes<br />
in Deutschland aufgenommen. Damit bekennt<br />
sich die Bundesregierung zu ihrer historischmoralischen<br />
Verantwortung für diese Menschen, die<br />
aufgrund ihrer deutschen Herkunft noch Jahrzehnte<br />
nach Kriegsende Repressionen ausgesetzt waren.<br />
Die Bundesregierung fördert<br />
die Sprache und Kultur<br />
der deutschen Minderheiten<br />
in Ost- und Mittelosteuropa<br />
sowie in den Nachfolgestaaten<br />
der Sowjetunion.<br />
Der Beauftragte für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten<br />
Ansprechpartner für Spätaussiedler und Angehörige nationaler Minderheiten<br />
auf Bundesebene ist Dr. Christoph Bergner, Parlamentarischer Staatssekretär<br />
beim Bundesminister des Innern. Als Beauftragter der Bundesregierung für<br />
Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten setzt er sich für deren Belange<br />
ein. www.aussiedlerbeauftragter.de<br />
Die Bundesregierung unterstützt die soziale, berufliche<br />
und kulturelle Integration der Spätaussiedler in<br />
Deutschland durch allgemeine und spezifische Fördermaßnahmen.<br />
Eine besondere Herausforderung bei<br />
der Integration russlanddeutscher Spätaussiedler liegt<br />
im weitgehenden Verlust ihrer deutschen Sprachkenntnisse,<br />
der vor allem als Ergebnis der Repression<br />
in der früheren Sowjetunion eingetreten ist.
82 Migration und Integration<br />
Deutsche Minderheiten<br />
im Ausland<br />
Den deutschen Minderheiten in den Staaten Mittelund<br />
Osteuropas sowie in den Nachfolgestaaten<br />
der ehemaligen Sowjetunion gehören heute noch<br />
schätzungsweise 1,4 Millionen Menschen an.<br />
Ihre Lage hat sich nach dem Zusammenbruch der<br />
Sowjetunion in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich<br />
entwickelt.<br />
Die Angehörigen deutscher Minderheiten, die in<br />
ihrem Herkunftsland bleiben möchten, werden von<br />
der Bundesregierung insbesondere durch finanzielle<br />
Hilfen unterstützt. Die Programme umfassen Förderungen<br />
auf kulturellem, sprachlichem, sozialem,<br />
medizinischem und wirtschaftlichem Gebiet.<br />
Die Bundesregierung unterstützt in den einzelnen<br />
Siedlungsgebieten verschiedenste Projekte und ist<br />
dadurch ein verlässlicher Partner der deutschen Minderheiten<br />
in diesen Regionen. In enger Abstimmung<br />
mit den führenden Vertretern der deutschen Minderheiten<br />
und den jeweiligen Regierungen erarbeitet<br />
die Bundesregierung gezielte Hilfsmaßnahmen.<br />
Dadurch soll es den Angehörigen der deutschen Minderheiten<br />
ermöglicht werden, ihre kulturelle Identität<br />
zu wahren und zu entfalten. Das Bundesministerium<br />
des Innern konzentriert sich dabei besonders auf<br />
nachhaltige Förderbereiche.<br />
Hierzu zählen:<br />
• gemeinschaftsfördernde Maßnahmen in Begegnungszentren<br />
und -stätten,<br />
• außerschulischer Sprachunterricht (vor allem in<br />
Russland und Kasachstan),<br />
• Wirtschaftshilfen für kleinere und mittlere Betriebe,<br />
insbesondere in Mittelost- und Südosteuropa.
Migration und Integration<br />
83<br />
Zudem unterstützt die Bundesregierung die Bildung<br />
und Intensivierung von Partnerschaften zwischen<br />
den Selbstorganisationen der Aussiedler und den<br />
Organisationen der deutschen Minderheiten in den<br />
Herkunftsländern.<br />
Die nationalen Minderheiten<br />
in Deutschland<br />
Die Art des Umgangs mit nationalen Minderheiten<br />
ist einer der Gradmesser für eine gelebte vielfältige<br />
Demokratie. Nur wenn Minderheiten toleriert,<br />
respektiert und sogar gefördert werden, ist ihnen<br />
das Leben und Überleben in einem anderen Kulturkreis<br />
möglich.<br />
In Deutschland leben Angehörige von vier nationalen<br />
Minderheiten, die hier seit Jahrhunderten traditionell<br />
heimisch und deutsche Staatsbürger sind, aber eine<br />
andere Muttersprache und Kultur haben. Dies sind<br />
die dänische Minderheit, die friesische Volksgruppe<br />
in Deutschland, das sorbische Volk und die deutschen<br />
Sinti und Roma.<br />
Diese nationalen Minderheiten werden von der<br />
Bundesregierung gefördert. Darüber hinaus stehen<br />
sie unter dem besonderen Schutz des Rahmenübereinkommens<br />
des Europarates zum Schutz<br />
nationaler Minderheiten. Ihre Sprachen (Dänisch,<br />
Nord- und Saterfriesisch, Romanes, Ober- und Niedersorbisch)<br />
werden durch die Europäische Charta<br />
der Regional- oder Minderheitensprachen geschützt.<br />
Die Einhaltung der in diesen beiden Abkommen<br />
formulierten Schutzvorschriften wird vom Europarat<br />
regelmäßig kontrolliert. Die vorgenannten<br />
Maßnahmen sollen gewährleisten, dass Kultur und<br />
Sprache der nationalen Minderheiten auf Dauer<br />
gepflegt und erhalten werden.<br />
Angehörige nationaler<br />
Minderheiten bewahren ihre<br />
Traditionen und ihre Kultur.
84 Kapiteltitel<br />
Auch gibt es niemanden, der den Schmerz an sich liebt,<br />
sucht oder wünscht, nur, weil er Schmerz ist, es sei<br />
denn, es kommt zu zufälligen Umständen, in denen<br />
Mühen und Schmerz ihm große Freude bereiten können.<br />
Um ein triviales Beispiel zu nehmen, wer von uns<br />
unterzieht sich je anstrengender körperlicher Betätigung,<br />
außer um Vorteile daraus zu ziehen?<br />
Um ein triviales Beispiel zu nehmen, wer von uns<br />
unterzieht sich je anstrengender körperlicher Betätigung,<br />
außer um Vorteile daraus zu ziehen? Aber wer<br />
hat irgend ein Recht, einen Menschen zu tadeln, der die<br />
Entscheidung trifft, eine Freude zu genießen, die keine<br />
unangenehmen Folgen hat, oder einen, der Schmerz<br />
vermeidet, welcher keine daraus resultierende Freude<br />
nach sich zieht? Auch gibt es niemanden, der den<br />
Schmerz an sich liebt, sucht oder wünscht, nur, weil<br />
er Schmerz ist, es sei denn, es kommt zu zufälligen<br />
Umständen, in denen Mühen und Schmerz ihm große<br />
Freude bereiten können. Um ein triviales Beispiel zu<br />
nehmen, wer von uns unterzieht sich je anstrengender<br />
körperlicher Betätigung, außer um Vorteile daraus zu?<br />
Aber wer hat irgend ein Recht, einen Menschen zu tadeln,<br />
der die Entscheidung trifft, eine Freude zu genießen,<br />
die keine unangenehmen Folgen hat, oder einen,<br />
der Schmerz vermeidet, welcher keine daraus resultierende<br />
Freude nach sich zieht? Auch gibt es niemanden,<br />
der den Schmerz an sich liebt, sucht oder wünscht, nur,<br />
weil er Schmerz ist, es sei denn, es kommt zu zufälligen<br />
Umständen, in denen Mühen und Schmerz ihm große<br />
Freude bereiten können. Um ein triviales Beispiel zu<br />
nehmen, wer von uns unterzieht sich je anstrengender<br />
körperlicher Betätigung, außer um Vorteile daraus zu<br />
ziehen? Aber wer hat irgend ein Recht, einen Menschen<br />
zu tadeln, der die Entscheidung trifft, eine Freude zu<br />
genießen, die keine unangenehmen Folgen hat, oder<br />
einen, der Schmerz vermeidet, welcher keine daraus<br />
resultierende Freude nach sich zieht?<br />
Förderung des Sports
Förderung des Sports<br />
85<br />
Sport leistet einen wichtigen Beitrag für unsere Gesellschaft. Er benötigt dazu<br />
aber staatliche Unterstützung. Aufgabenschwerpunkte für den Bund sind die<br />
Förderung des Spitzensports der Menschen mit und ohne Behinderung, der<br />
Kampf gegen Doping und die internationale sportpolitische Zusammenarbeit.<br />
Der organisierte Sport mit seinen rund 27 Millionen<br />
Mitgliedschaften in 91.000 Turn- und Sportvereinen<br />
erbringt für die Gesellschaft unverzichtbare Leistungen.<br />
Er bewegt Menschen, psychisch wie physisch,<br />
und bietet ihnen die Gelegenheit, sich jenseits der<br />
Berufswelt Aufgaben zu stellen, Herausforderungen<br />
zu meistern und so ein gesteigertes Selbstwertgefühl<br />
unabhängig von der sozialen und kulturellen Herkunft<br />
zu entwickeln. Die im Sportverein vermittelten<br />
Werte wie Teamgeist, Fair Play und Toleranz wirken<br />
sich insbesondere auf das Verhalten Jugendlicher im<br />
Alltagsleben positiv aus.<br />
Der Sport ermöglicht regionale, nationale und<br />
internationale Repräsentation. Leistung und Auftreten<br />
deutscher Spitzensportler tragen viel zum<br />
Ansehen Deutschlands in aller Welt bei. Darüber<br />
hinaus motivieren sie junge und alte, behinderte<br />
und nicht behinderte Menschen, ihnen nachzueifern,<br />
und sind somit eine wichtige Voraussetzung<br />
dafür, dass der Sport seine soziale und integrative<br />
Kraft entfalten kann.<br />
Zuständig für die<br />
Spitzen sport förderung ist<br />
das Bundesministerium<br />
des Innern.<br />
Deshalb ist die beim Bundesministerium des Innern<br />
angesiedelte Förderung des Spitzensports für die<br />
Bundesregierung ein besonders wichtiges Anliegen.<br />
Sportförderung des Bundes<br />
Spitzen- und Breitensport stehen in einer engen<br />
Wechselwirkung. Beides zu fördern, ist angesichts<br />
der herausragenden Bedeutung des Sports für<br />
unsere Gesellschaft eine wichtige Aufgabe der Politik.
86 Förderung des Sports<br />
Richtschnur für die Sportpolitik ist die von der<br />
Verfassung vorgegebene Zuständigkeitsverteilung<br />
zwischen Bund und Ländern. Danach tragen die<br />
Länder grundsätzlich die Verantwortung für die<br />
Förderung des Breitensports, und der Bund fördert<br />
den Spitzensport.<br />
Die Sportförderung<br />
des Bundes erfolgt<br />
in partnerschaftlicher<br />
Zusammenarbeit<br />
von Sport und Staat.<br />
Vom Bund gefördert werden neben dem Spitzensport<br />
auch herausragende sportliche Veranstaltungen wie<br />
die Olympischen und Paralympischen Spiele und<br />
Weltmeisterschaften, da an ihnen ein gesamtstaatliches<br />
Interesse besteht. Die Förderung erfolgt entweder<br />
direkt über Zuschüsse oder indirekt, etwa durch<br />
Steuererleichterungen für gemeinnützige Sportvereine<br />
und Übungsleiter.<br />
<strong>Im</strong> Jahr 2012 fördert das Bundesministerium des<br />
Innern den Spitzensport mit rund 155 Millionen<br />
Euro. Daneben unterstützt es nachhaltig die Bemühungen<br />
des Sports, die eigene Finanzkraft durch<br />
verstärktes Sponsoring zu verbessern.<br />
Spitzensportförderung der Bundespolizei<br />
<strong>Im</strong> Wettkampf um Medaillen sind Bundespolizisten stets vorn mit dabei. Die<br />
Spitzensportförderung der Bundespolizei macht es möglich: Junge, hochtalentierte<br />
Sportler können ihren Sport professionell betreiben, und gleichzeitig bietet<br />
sich ihnen eine dauerhafte berufliche Perspektive. Die Bundespolizei fördert seit<br />
1978 Spitzensportler in Wintersportarten in der Bundespolizeisportschule Bad<br />
Endorf und seit 1999 in Sommer- und Ganzjahressportarten im Bundespolizeileistungssportprojekt,<br />
das im Herbst 2011 seinen Sitz von Cottbus nach Kienbaum<br />
verlegt hat. Viele herausragende Erfolge bei nationalen und internationalen<br />
Großveranstaltungen verdeutlichen die Leistungsfähigkeit dieses Fördermodells.<br />
Seit dem 1. September 2010 werden 87 Beamte in elf olympischen Wintersportarten<br />
(alpiner Rennlauf, Biathlon, Skilanglauf, Skispringen, Nordische Kombination,<br />
Snowboard, Eisschnelllauf, Shorttrack, Bob, Rennrodeln, Skeleton) und 67<br />
Beamte in sechs Sommer- und Ganzjahressportarten (Radsport, Leichtathletik,<br />
Judo, Rudern, Kanu, Sportschießen) gefördert. www.bundespolizei.de
Förderung des Sports<br />
87<br />
Grundsätze der Sportförderung<br />
Die Sportförderung des Bundesministeriums des<br />
Innern beruht auf folgenden Grundsätzen:<br />
1. Autonomie des Sports<br />
Die Stärke des deutschen Sports liegt darin, dass er<br />
sich selbst organisiert und seine Angelegenheiten<br />
in eigener Verantwortung autonom regelt. In diese<br />
Autonomie greift der Bund nicht ein; sie hat allerdings<br />
ihre Grenzen dort, wo öffentliche Gelder in<br />
den Sport fließen. Denn die vom Bund zu fördernden<br />
Maßnahmen müssen im Bundesinteresse liegen.<br />
2. Subsidiarität der Sportförderung<br />
Sportförderung durch den Bund ist angesichts der<br />
Autonomie des Sports Hilfe zur Selbsthilfe; sie kann<br />
nur eine Ergänzung sein. Sie setzt voraus, dass die<br />
Organisationen des Sports die zu fördernden Maßnahmen<br />
nicht oder nicht vollständig aus eigenen<br />
Mitteln finanzieren können.<br />
3. Partnerschaftliche Zusammenarbeit von Sport<br />
und Staat<br />
Die partnerschaftliche Zusammenarbeit von Sport<br />
und Staat reicht von der Abstimmung in konzeptionel -<br />
len Fragen über die Erarbeitung gemeinsamer Vorstellungen<br />
bis hin zu konkreten Fördermaßnahmen.<br />
Nur eine vertrauensvolle, aufeinander abgestimmte<br />
Kooperation garantiert den Erfolg.<br />
Der Bund unterstützt die<br />
Teilnahme deutscher<br />
Athleten an internationalen<br />
Sportgroßveranstaltungen.
88 Förderung des Sports<br />
Förderschwerpunkte<br />
Um den Sport in Deutschland möglichst effizient<br />
und nachhaltig zu fördern, setzt der Bund bestimmte<br />
Schwerpunkte. So fördert er insbesondere:<br />
In enger Zusammenarbeit mit<br />
dem Deutschen Olympischen<br />
Sportbund setzt das Bundes -<br />
ministerium des Innern seine<br />
Sportpolitik um.<br />
• die Bundessportfachverbände, die Lehrgänge, Trainings-<br />
und Wettkampfprogramme anbieten, und<br />
das bei ihnen eingesetzte Leistungssportpersonal,<br />
• die Olympiastützpunkte, die alle Kaderathleten<br />
beraten und betreuen (sportmedizinisch, physiotherapeutisch,<br />
trainingswissenschaftlich und<br />
sozial), welche an den Bundesleistungszentren und<br />
Bundesstützpunkten trainieren,<br />
• die Bundesleistungszentren, das heißt die vom<br />
Bundesministerium des Innern im Einvernehmen<br />
mit dem Deutschen Olympischen Sportbund und den<br />
Bundessportfachverbänden anerkannten Sportstätten,<br />
• die Ausrichtung von Welt- und Europameisterschaften<br />
in der Bundesrepublik Deutschland,<br />
• Baumaßnahmen für den Spitzensport, von der<br />
Skisprungschanze über Schwimmhallen bis zu<br />
Leichtathletikanlagen.<br />
Hierbei arbeitet das Ministerium eng mit dem<br />
Deutschen Olympischen Sportbund zusammen. Der<br />
Sportbund berät es bei Maßnahmen zur Förderung<br />
des Leistungssports und koordiniert diese.<br />
Der Bund trägt darüber hinaus einen großen Anteil<br />
der Kosten für die Entsendung deutscher Sportler zu<br />
den Olympischen und Paralympischen Winter- und<br />
Sommerspielen.<br />
Erfolgsgarant Sportwissenschaft<br />
Spitzenleistungen auf internationaler Ebene sind<br />
ohne Sportwissenschaft nicht möglich. Ohne<br />
Spitzen sportforschung und die Umsetzung ihrer
Kapiteltitel 89<br />
Erkenntnisse in die Sportpraxis gäbe es beispielsweise<br />
keine optimale Betreuung der Athleten, keine Trainingsstrategien,<br />
die dem neuesten wissenschaftlichen<br />
Stand entsprechen, keine modernsten Sportgeräte<br />
oder moderne Sportbekleidung.<br />
Die Sportwissenschaft auf<br />
dem letzten Stand ist wichtig,<br />
damit Sportler den Anschluss<br />
an die Weltspitze halten.<br />
Damit deutsche Sportler den Anschluss an die Weltspitze<br />
halten können, investiert der Bund deshalb<br />
jährlich in die Sportwissenschaft. Er fördert dazu<br />
unter anderem durch das Bundesinstitut für Sportwissenschaft<br />
(BISp) in Bonn die folgenden Einrichtungen:<br />
• Institut für Angewandte Trainingswissenschaft<br />
(IAT) in Leipzig,<br />
• Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten<br />
(FES) in Berlin.<br />
Das Bundesinstitut für Sportwissenschaft ist eine<br />
Forschungseinrichtung des Bundes auf dem Gebiet<br />
des Spitzensports. Seine Hauptaufgaben sind die fachliche<br />
Beratung und die Projektförderung. Es berät<br />
insbesondere das Bundesministerium des Innern in<br />
Fragen des Spitzensports. Außerdem initiiert, fördert<br />
und koordiniert das BISp Forschungsvorhaben, wertet<br />
deren Ergebnisse aus und erarbeitet mit dem Sport
90 Förderung des Sports<br />
zielgruppenorientierte Transferstrategien. Weitere<br />
Informationen finden Sie unter: www.bisp.de.<br />
Das Institut für Angewandte Trainingswissenschaft<br />
und das Institut für Forschung und Entwicklung von<br />
Sportgeräten sind unter dem Dach eines gemeinnützigen<br />
Vereins zusammengeschlossen. Sie forschen<br />
praxisbezogen in den Bereichen Training und Wettkampf.<br />
Hier werden beispielsweise Technologien entwickelt,<br />
die auf einzelne Athleten und die jeweilige<br />
Sportart ausgerichtet sind. Näheres über ihre Arbeit<br />
erfahren Sie unter:<br />
www.fes-sport.de und www.iat.uni-leipzig.de.<br />
Alle drei Institute sind in das „Wissenschaftliche<br />
Verbundsystem Leistungssport“ (WVL) eingebunden.<br />
Diesem gehören außerdem das Bundesministerium<br />
des Innern, der Deutsche Olympische Sportbund, die<br />
Trainerakademie sowie die Olympiastützpunkte, die<br />
Bundessportfachverbände und weitere sportwissenschaftliche<br />
Einrichtungen an. Ziel des Verbunds ist es,<br />
gemeinsam optimale Bedingungen für den Spitzensport<br />
in Deutschland zu schaffen.<br />
Leistungssport der Menschen<br />
mit Behinderung<br />
Sport verbindet nicht nur Nationen, sondern auch<br />
Menschen im eigenen Land. Er leistet einen wichtigen<br />
Beitrag zur gesellschaftlichen Integration der<br />
Menschen mit Behinderung. Deren Lebensqualität<br />
und Leistungsfähigkeit können durch den Sport<br />
entscheidend verbessert werden; auch ihr Selbstvertrauen<br />
wird gestärkt.<br />
In den vergangenen Jahren hat das Bundesministerium<br />
des Innern die Förderung des Leistungssports der<br />
Menschen mit Behinderung, gerade auch im Hinblick
Förderung des Sports<br />
91<br />
auf die rasant steigende internationale Professionalisierung<br />
in diesem Bereich, kontinuierlich ausgebaut.<br />
Die Mittel werden dabei insbesondere verwendet für:<br />
• die Einstellung von hauptamtlichen Bundestrainern,<br />
die Einstellung von hauptamtlichem Leistungssportpersonal<br />
beim Deutschen Behindertensportverband,<br />
• die verstärkte Teilnahme an internationalen Wettbewerben,<br />
• die Kosten der Entsendung von deutschen Mannschaften<br />
zu den Paralympischen Spielen, den<br />
Deaflympics (Weltspiele der Gehörlosen) und zu<br />
den Special Olympics World Games (Weltspiele<br />
geistig behinderter Menschen),<br />
• die Talentsuche und die Nachwuchsförderung.<br />
Spitzensportler mit Behinderung werden in den<br />
Olympiastützpunkten und zunehmend auch in den<br />
Leistungszentren umfassend betreut.<br />
<strong>Im</strong>mer mehr deutsche Spitzensportler<br />
mit Behinderung<br />
nehmen an internationalen<br />
Wett kämpfen teil.
92 Kapiteltitel<br />
Mit ihrer Antidopingpolitik<br />
setzt sich die Bundesregierung<br />
für einen sauberen und fairen<br />
Sport ein.<br />
Kampf gegen Doping<br />
Ein sauberer und fairer Sport: Dies ist das erklärte<br />
Ziel der Antidopingpolitik der Bundesregierung.<br />
Doping steht im deutlichen Widerspruch zum Wesen<br />
des Sports. Es verstößt gegen sportliche Fairness und<br />
Ethik, verzerrt den Wettkampf und behindert die<br />
Nachwuchsgewinnung.<br />
Sport würde die staatliche Förderung sofort verlieren,<br />
wenn er durch Doping belastet ist. Nicht zuletzt<br />
deshalb bleibt die konsequente, effektive Dopingbekämpfung<br />
zuerst eine Aufgabe des Sports, dessen<br />
Autonomie auch hier außer Frage steht. Ebenso aber<br />
steht der Staat zu seiner Verantwortung und unterstützt<br />
die Anstrengungen der Verbände für einen<br />
sauberen Sport. Die Sportverbände in Deutschland<br />
werden bei ihrem Kampf gegen Doping von der Bundesregierung<br />
kontinuierlich gefördert.<br />
Der Bund unterstützt den Kampf gegen Doping in<br />
erster Linie, indem er Präventionsmaßnahmen,<br />
Dopingkontrollen und Forschungsvorhaben fördert.<br />
So fließen pro Jahr circa 300.000 Euro in Projekte<br />
zur Dopingprävention. Die Antidopingforschung
Förderung des Sports<br />
93<br />
wird jährlich mit rund zwei Millionen Euro unterstützt.<br />
Der Staat kommt so seiner Verantwortung<br />
nach, gesundheitsschädlichen Manipulationen im<br />
Sport vorzubeugen. Bund, Länder und Sportverbände<br />
ziehen dabei an einem Strang. Das wird auch<br />
dadurch deutlich, dass Bund, Länder, der Deutsche<br />
Olympische Sportbund und die Nationale Anti<br />
Doping Agentur Deutschland (NADA) im Jahr 2009<br />
gemeinsam den nationalen Dopingpräventionsplan<br />
entwickelt haben. Dieser wird nun Schritt für<br />
Schritt umgesetzt. Sein Ziel ist es vor allen Dingen,<br />
die Maßnahmen zur Dopingprävention zu koordinieren<br />
und zu vernetzen.<br />
Bundesweit ist die NADA das Kompetenzzentrum für<br />
die Dopingbekämpfung. Die privatrechtliche Stiftung,<br />
die im Jahr 2002 gegründet wurde, organisiert das<br />
Dopingkontrollsystem in Deutschland und setzt es um.<br />
Mit über 21.000 Analysen aus Wettkampf- und Trainingskontrollen<br />
befindet sich Deutschland bei der<br />
Anzahl der durchgeführten Analysen international<br />
in der Spitzengruppe. Die NADA betreibt zudem auch<br />
Aufklärungskampagnen durch geeignete pädagogische,<br />
soziale, medizinische und wissenschaftliche<br />
Maßnahmen.<br />
Weltweit koordiniert die Welt-Anti-Doping-Agentur<br />
(WADA) die Dopingbekämpfung. Wer an internationalen<br />
Wettkämpfen teilnehmen will, muss den<br />
WADA-Code akzeptieren, der seit 2003 gültig ist.<br />
Die Sportlerinnen und Sportler müssen sich den<br />
vorgeschriebenen Dopingkontrollen unterziehen.<br />
Der WADA-Code regelt Kontrollen, Verfahren und<br />
Sanktionen.<br />
Weitere Informationen können Sie auf den Internetauftritten<br />
der beiden Anti-Doping-Agenturen<br />
nachlesen:<br />
www.nada-bonn.de und www.wada-ama.org.
94 Förderung des Sports<br />
Gesellschaftspolitische<br />
Bedeutung des Sports<br />
Fair Play Preis des Deutschen Sports<br />
Der Fair Play Preis<br />
Ohne Fairness, ohne Einhaltung von Regeln und<br />
Respekt vor den Mitmenschen verliert der Sport<br />
seine Faszination und die Gesellschaft ihren sozialen<br />
Zusammenhalt. Um die Grundwerte des Sports zu<br />
stärken und insbesondere für Fair Play und Toleranz<br />
zu werben, vergibt das Bundesministerium des<br />
Innern seit 1998 den Fair Play Preis. Seit 2011 wird<br />
der Preis zusammen mit dem Deutschen Olympischen<br />
Sportbund (DOSB) als „Fair Play Preis des Deutschen<br />
Sports“ verliehen. Gewürdigt werden damit Einzelpersonen,<br />
Gruppen oder auch Initiativen, die durch<br />
ihre Aktionen oder ihr Engagement ein besonders<br />
gutes Beispiel für Fair Play im Sport gegeben haben.<br />
Die ausgezeichneten Preisträger sind Vorbilder<br />
für andere und sie füllen den abstrakten Begriff<br />
„Fair Play“ mit Leben. Insbesondere für Kinder und<br />
Jugendliche sind solche Vorbilder wichtig.<br />
Initiative „Sport und Politik verein(t) gegen<br />
Rechtsextremismus“<br />
Rechtsextremismus und Diskriminierung finden<br />
sich in allen gesellschaftlichen Bereichen. Auch der<br />
organisierte Sport mit seinen 91.000 Vereinen ist<br />
davon betroffen. Sport und Politik haben deshalb<br />
im Januar 2011 die gemeinsame Initiative „Foul von<br />
Rechtsaußen – Sport und Politik verein(t) für Toleranz,<br />
Respekt und Menschenwürde“ gestartet. Diese<br />
Initiative des DOSB, der Deutschen Sportjugend (dsj),<br />
des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), der Bundesministerien<br />
des Innern (BMI) und für Familie, Senioren,<br />
Frauen und Jugend (BMFSFJ) sowie der Bundeszentrale<br />
für politische Bildung (BpB) richtet sich vor<br />
allem an Sportvereine, denn dort ist rund die Hälfte
Förderung des Sports<br />
95<br />
aller 16- bis 25-Jährigen aktiv. Das macht die Vereine<br />
für Rechtsextremisten interessant. Die Initiative gibt<br />
aber auch den Sportvereinen die große Chance, etwas<br />
gegen Rechtsextremismus und Diskriminierung in<br />
unserer Gesellschaft zu tun. Sie können in ihrem<br />
öffentlichen Auftritt und in ihren Satzungen deutlich<br />
machen, dass sie keinerlei Diskriminierung und<br />
Ausgrenzung dulden. Durch engagierte Vereinsarbeit<br />
können sie Kindern und Jugendlichen vorleben und<br />
vermitteln, wie wichtig Respekt, Toleranz, Anerkennung<br />
und die Achtung der Menschenwürde sind.<br />
Die Initiative, die auch von den Sportministern der<br />
Länder, von Kommunen und Landessportbünden<br />
unterstützt wird, will hierzu ermutigen, will informieren<br />
und dazu beitragen, dass es flächendeckend<br />
Ansprechpartner und Unterstützungsangebote gibt,<br />
die dann auch genutzt werden.<br />
Internationale Sportpolitik und<br />
europäische Zusammenarbeit<br />
Deutschland zählt zu den weltweit führenden Sportnationen.<br />
Es bringt auch sportpolitisch seine Erfahrungen<br />
und Interessen international ein. Damit<br />
leistet es einen wichtigen Beitrag für die Entwicklung<br />
des Sports und die Beachtung der Besonderheiten des<br />
Sports innerhalb und außerhalb Europas.<br />
Auf internationaler Ebene vertritt das Bundesministerium<br />
des Innern die deutschen Interessen in der<br />
sportpolitischen Zusammenarbeit im Europarat, in<br />
der Europäischen Union, in der UNESCO sowie bei der<br />
bilateralen sportpolitischen Zusammenarbeit mit einzelnen<br />
Staaten. Der Informations- und Meinungsaustausch<br />
reicht dabei von einer engen Kooperation mit<br />
den Mitgliedstaaten der Europäischen Union bis hin zu<br />
gemeinsamen sportwissenschaftlichen Kongressen mit
96 Kapiteltitel<br />
Der Ausbau des<br />
Berliner Olympiastadions<br />
wurde mit Mitteln<br />
des Bundes gefördert.<br />
der Volksrepublik China auf der Grundlage einer 2008<br />
abgeschlossenen „Gemeinsamen Absichtserklärung<br />
zur bilateralen sportpolitischen Zusammenarbeit“.<br />
So können wichtige Initiativen bei europäischen<br />
und internationalen Konferenzen gemeinsam mit<br />
befreundeten Staaten eingebracht sowie zielgerichtet<br />
verfolgt werden, und der deutsche sportpolitische<br />
Einfluss kann auf internationaler Ebene ausgebaut<br />
werden. Das Bundesministerium des Innern fördert<br />
deshalb unter anderem auch internationale Geschäfts -<br />
stellen im Bereich des Sports in Deutschland sowie<br />
internationale Sportprojekte und Tagungen.<br />
Faire sportliche Wettkämpfe, die ohne Gewalt weltweit<br />
ausgetragen werden, sind das Ziel, für das sich das<br />
Bun desministerium des Innern einsetzt. Die mehrfache<br />
Olympiasiegerin Rosi Mittermaier-Neureuther,<br />
die Welt- und Europameisterin Steffi Nerius und der<br />
mehrfache Paralympics-Sieger und Weltmeister Rainer<br />
Schmidt werben als vom Bundesminister des Innern<br />
ernannte Nationale Botschafter für Sport, Toleranz
Förderung des Sports<br />
97<br />
und Fair Play für die Einhaltung dieser Prinzipien.<br />
Die Bundesregierung hat ein Übereinkommen des<br />
Europarates über Gewalttätigkeit und Fehlverhalten<br />
von Zuschauern bei Sportgroßveranstaltungen,<br />
insbesondere bei Fußballspielen, unterzeichnet und<br />
ratifiziert. Auf dieser Grundlage erhalten randalierende<br />
Zuschauer von ihr die „Rote Karte“. So leistet das<br />
Bundesministerium des Innern auch polizeiliche<br />
Unterstützung, um die Sicherheit bei Sportgroßveranstaltungen<br />
zu gewährleisten.<br />
Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union sind<br />
sich einig, dass der Sport mit seiner integrativen<br />
Funktion ein besonders herausragender und wichtiger<br />
Baustein für ein vereintes Europa ist. So sieht<br />
der Artikel 165 des Vertrags von Lissabon, der seit<br />
Dezember 2009 in Kraft ist, vor, dass die Europäische<br />
Union unterstützende Maßnahmen zur Förderung<br />
der Fairness bei Wettkämpfen sowie zum<br />
Schutz der körperlichen Unversehrtheit der Sportler<br />
beschließen kann. Es geht nicht darum, die Rechtsund<br />
Verwaltungsvorschriften der Mitgliedstaaten<br />
zum Sport zu harmonisieren; dies entspricht nicht<br />
der Zielsetzung der Mitgliedstaaten. Die europäische<br />
Sportpolitik zielt darauf ab, die Autonomie des<br />
Sports sowie das Subsidiaritätsprinzip zu wahren.<br />
Die europäische Zusammenarbeit<br />
für den Bereich Sport<br />
spielt eine wichtige Rolle<br />
für das Bundesministerium<br />
des Innern.
98 Kapiteltitel<br />
Auch gibt es niemanden, der den Schmerz an sich liebt,<br />
sucht oder wünscht, nur, weil er Schmerz ist, es sei<br />
denn, es kommt zu zufälligen Umständen, in denen<br />
Mühen und Schmerz ihm große Freude bereiten können.<br />
Um ein triviales Beispiel zu nehmen, wer von uns<br />
unterzieht sich je anstrengender körperlicher Betätigung,<br />
außer um Vorteile daraus zu ziehen?<br />
Um ein triviales Beispiel zu nehmen, wer von uns<br />
unterzieht sich je anstrengender körperlicher Betätigung,<br />
außer um Vorteile daraus zu ziehen? Aber wer<br />
hat irgend ein Recht, einen Menschen zu tadeln, der die<br />
Entscheidung trifft, eine Freude zu genießen, die keine<br />
unangenehmen Folgen hat, oder einen, der Schmerz<br />
vermeidet, welcher keine daraus resultierende Freude<br />
nach sich zieht? Auch gibt es niemanden, der den<br />
Schmerz an sich liebt, sucht oder wünscht, nur, weil<br />
er Schmerz ist, es sei denn, es kommt zu zufälligen<br />
Umständen, in denen Mühen und Schmerz ihm große<br />
Freude bereiten können. Um ein triviales Beispiel zu<br />
nehmen, wer von uns unterzieht sich je anstrengender<br />
körperlicher Betätigung, außer um Vorteile daraus zu?<br />
Aber wer hat irgend ein Recht, einen Menschen zu tadeln,<br />
der die Entscheidung trifft, eine Freude zu genießen,<br />
die keine unangenehmen Folgen hat, oder einen,<br />
der Schmerz vermeidet, welcher keine daraus resultierende<br />
Freude nach sich zieht? Auch gibt es niemanden,<br />
der den Schmerz an sich liebt, sucht oder wünscht, nur,<br />
weil er Schmerz ist, es sei denn, es kommt zu zufälligen<br />
Umständen, in denen Mühen und Schmerz ihm große<br />
Freude bereiten können. Um ein triviales Beispiel zu<br />
nehmen, wer von uns unterzieht sich je anstrengender<br />
körperlicher Betätigung, außer um Vorteile daraus zu<br />
ziehen? Aber wer hat irgend ein Recht, einen Menschen<br />
zu tadeln, der die Entscheidung trifft, eine Freude zu<br />
genießen, die keine unangenehmen Folgen hat, oder<br />
einen, der Schmerz vermeidet, welcher keine daraus<br />
resultierende Freude nach sich zieht?<br />
Verwaltung und<br />
öffentlicher Dienst
Verwaltung und öffentlicher Dienst<br />
99<br />
Ein leistungsstarker öffentlicher Dienst, der Abbau überflüssiger Bürokratie<br />
und technische Innovationen machen eine moderne Verwaltung aus,<br />
wie Deutschland sie hat.<br />
Der öffentliche Dienst<br />
Rund 4,6 Millionen Menschen sind in Deutschland<br />
im öffentlichen Dienst von Bund, Ländern und<br />
Gemeinden tätig. Davon beschäftigt der Bund circa<br />
129.000 Beamte und Richter, 142.000 Tarifbeschäftigte<br />
und 185.700 Soldaten.<br />
Wer verbeamtet ist, steht in einem öffentlich-rechtlichen<br />
Dienst- und Treueverhältnis mit besonderen<br />
Rechten und Pflichten und nimmt hoheitliche Aufgaben<br />
wahr. So sind bei der Polizei, der Feuerwehr,<br />
im Justizvollzug und der Finanzverwaltung in der<br />
Regel ausschließlich Beamte eingesetzt. Auch Richter<br />
und Soldaten stehen in einem öffentlich-rechtlichen<br />
Dienstverhältnis.<br />
Die meisten Beschäftigten im öffentlichen Dienst<br />
sind in den Ländern und Kommunen beschäftigt.<br />
Dort sind Tarifbeschäftigte überwiegend im Gesundheitswesen,<br />
bei den Sozialdiensten und in den<br />
technischen Berufen tätig. Ihre Arbeitsverträge sind<br />
privatrechtlicher Natur. Wesentliche Arbeitsbedingungen<br />
sind in den Tarifverträgen geregelt, die<br />
zwischen den öffentlichen Arbeitgebern und den<br />
zuständigen Gewerkschaften ausgehandelt werden.<br />
Hierbei sitzt der Bundesminister des Innern für die<br />
Tarifbeschäftigten des Bundes und der Kommunen<br />
am Verhandlungstisch.<br />
Beamte stehen in<br />
einem öffentlich-rechtlichen<br />
Dienstverhältnis.<br />
Jeder Deutsche kann, wenn er geeignet und befähigt<br />
ist und die erforderliche fachliche Leistung erbringt,<br />
im öffentlichen Dienst arbeiten und ein öffentliches<br />
Amt übernehmen. Dies ist durch Artikel 33 Absatz 2<br />
des Grundgesetzes gewährleistet.
100 Verwaltung und öffentlicher Dienst<br />
Für die vielfältigen Aufgaben der öffentlichen Verwaltung<br />
wird qualifiziertes Personal benötigt. Beamte<br />
werden für verschiedene Laufbahnen (höherer, gehobener,<br />
mittlerer und einfacher Dienst) gewonnen. Für<br />
Tarifbeschäftigte gibt es kein Laufbahnsystem. Ihre<br />
Eingruppierung richtet sich nach der übertragenen<br />
Tätigkeit.<br />
Die Bundesakademie für öffentliche Verwaltung<br />
Die zentrale Fortbildungseinrichtung des Bundes ist die Bundesakademie für<br />
öffentliche Verwaltung (BAköV) in Brühl. Dort können sich Beschäftigte des<br />
öffentlichen Dienstes praxisnah fortbilden. Dabei arbeitet die BAköV eng mit<br />
Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft zusammen.<br />
www.bakoev.de<br />
Die Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung<br />
Für die Ausbildung der Bundesbeamten des gehobenen nicht technischen<br />
Dienstes ist die Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung als<br />
nicht rechtsfähige Körperschaft und ressortübergreifende Einrichtung des<br />
Bundes zuständig. www.fhbund.de<br />
Das Bundesverwaltungsamt<br />
Das Bundesverwaltungsamt (BVA) hat neben den Dienstleistungsaufgaben<br />
für den Bund unter anderem die Funktion der zentralen Ausbildungsbehörde<br />
für Beamte des mittleren nicht technischen Dienstes in der Verwaltung des<br />
Bundes. Darüber hinaus ist das BVA die zuständige Stelle (Kammer) für die<br />
Ausbildung nach dem Berufsbildungsgesetz für die Bereiche von 17 obersten<br />
Bundesbehörden, den Deutschen Bundestag und das Sekretariat des Bundesrates.<br />
www.bva.bund.de
Verwaltung und öffentlicher Dienst<br />
101<br />
Das Bundesministerium des<br />
Innern als moderner Arbeitgeber<br />
Eigenverantwortung, Motivation und Leistungsbereitschaft<br />
sind die entscheidenden Leitlinien des<br />
modernen Dienst- und Tarifrechts. Dabei geht es vor<br />
allen Dingen um flexible Regelungen, sodass unterschiedliche<br />
wirtschaftliche und finanzielle Gegebenheiten,<br />
aber auch verschiedene Anforderungen an die<br />
Beschäftigten berücksichtigt werden können.<br />
Das Bundesministerium des Innern versteht sich als<br />
moderner Arbeitgeber, der seinen rund 1.600 Be schäf -<br />
tigten optimale Bedingungen bietet, sich fortzubilden,<br />
neue Tätigkeitsfelder kennenzulernen sowie<br />
Beruf und Familie zu vereinbaren. Für diese Möglichkeiten,<br />
die den Arbeitnehmern angeboten werden,<br />
hat das Ministerium von der Hertie-Stiftung das<br />
audit berufundfamilie® erhalten.<br />
Als familienfreundlicher<br />
Arbeitgeber bietet<br />
das Bundesministerium<br />
des Innern zahlreiche<br />
Arbeitszeitmodelle.<br />
So bietet das Ministerium seinen Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern flexible Arbeitszeitmodelle an: Über<br />
200 Teilzeitstellen und mehr als 120 Telearbeitsplätze<br />
gibt es bereits. Die Beschäftigten haben so die Möglichkeit,<br />
Beruf und familiäre Pflichten aufeinander<br />
optimal abzustimmen.<br />
Jedes Jahr wird auch eine große Anzahl von Beschäftigten<br />
des Ministeriums umgesetzt, das heißt, sie<br />
wechseln innerhalb des Hauses den Arbeitsplatz. So<br />
lernen sie neue Arbeitsbereiche kennen und können<br />
ihre Fähigkeiten und Erfahrungen dort einbringen.<br />
Auch eine Auslandsverwendung ist möglich. Derzeit<br />
arbeiten gut 30 Beschäftigte des Ministeriums im<br />
Ausland, als Verbindungsbeamte in Innenministerien<br />
wichtiger Partnerländer, bei den Institutionen der<br />
Europäischen Union oder bei den Vereinten Nationen.
102 Verwaltung und öffentlicher Dienst<br />
Der direkte Draht in die<br />
Verwaltung: die einheitliche<br />
Behördenrufnummer 115<br />
Für eine effiziente Verwaltung<br />
Staat und Verwaltung müssen zunehmend komplexere<br />
Aufgaben mit weniger Geld und Personen bewältigen.<br />
Die Ansprüche der Bürger und der Wirtschaft an<br />
die Qualität und Schnelligkeit öffentlicher Dienstleistungen<br />
nehmen zu. Auch die Globalisierung und<br />
der technologische Wandel beeinflussen die Aufgaben<br />
von Staat und Verwaltung sowie die Art und Weise,<br />
wie diese Aufgaben zu erfüllen sind. Die Bundesregierung<br />
reagiert auf diese Herausforderungen mit einer<br />
übergreifenden Modernisierung der Bundesverwaltung.<br />
Das Bundesministerium des Innern versteht<br />
sich dabei als <strong>Im</strong>pulsgeber. Es stößt neue Projekte an,<br />
koordiniert behörden- und ministerienübergreifend<br />
zahlreiche Maßnahmen für mehr Effizienz, Bürgerorientierung<br />
und Transparenz oder beteiligt sich daran.<br />
Zu den Zielen der Modernisierungsinitiativen zählen:<br />
• Verwaltungsstrukturen und -abläufe zu optimieren,<br />
• interne Dienstleistungen zu bündeln und zu professionalisieren,<br />
• moderne Informations- und Kommunikationstechnologien<br />
einzusetzen,<br />
• den Service für die Öffentlichkeit zu verbessern.
Verwaltung und öffentlicher Dienst<br />
103<br />
Kernprojekte sind Open Government (offenes Regierungs-<br />
und Verwaltungshandeln) und die flächendeckende<br />
Einführung der einheitlichen Behördenrufnummer<br />
115. Sie zielen auf mehr Bürgernähe und<br />
Bürgerbeteiligung, indem Transparenz, neue Formen<br />
von Mitsprache, eine intensive Zusammenarbeit über<br />
Branchen und Ebenen hinweg sowie eine bessere<br />
Erreichbarkeit der Verwaltung ausgebaut werden.<br />
Auch auf der internationalen Ebene setzt sich das<br />
Ministerium für moderne Verwaltungsstrukturen<br />
ein. In verschiedenen Arbeitsgruppen und Projekten<br />
der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
und Entwicklung (OECD) und der Europäischen<br />
Union tauschen sich die Staaten über ihre Erfahrungen<br />
und Konzepte aus.<br />
Regierungsprogramm „Vernetzte und transparente Verwaltung“<br />
Die Bundesregierung hat im August 2010 das Regierungsprogramm „Vernetzte<br />
und transparente Verwaltung“ beschlossen. Es ist die Modernisierungsstrategie<br />
der Bundesverwaltung für die laufende Legislaturperiode. <strong>Im</strong><br />
Programm sind 20 Leitprojekte definiert und mit konkreten Zielen unterlegt.<br />
Der Umsetzungsstand und die kommenden Meilensteine aller 20 Projekte<br />
sind im Internet veröffentlicht. www.verwaltung-innovativ.de<br />
Einheitliche Behördenrufnummer 115<br />
Die einheitliche Behördenrufnummer 115 bietet einen direkten Draht in<br />
die öffentliche Verwaltung. Dabei spielt es keine Rolle, welche Behörde oder<br />
welches Amt – Kommunen, Länder und Bundesbehörden – für das Anliegen<br />
zuständig ist. Langfristig soll der 115-Service im gesamten Bundesgebiet<br />
angeboten werden. www.115.de
104 Verwaltung und öffentlicher Dienst<br />
Abbau bürokratischer Hürden<br />
Zu viele Vorschriften und damit einhergehende bürokratische<br />
Pflichten und Kosten belasten Bürger, Wirtschaft<br />
und Behörden. Die Bundesregierung hat daher<br />
2006 das Programm „Bürokratieabbau und bessere<br />
Rechtsetzung“ beschlossen, um bestehende unnötige<br />
bürokratische Belastungen zu reduzieren und diese<br />
in neuen Vorschriften von vornherein zu vermeiden.<br />
Durch dieses Herangehen ist man beim Erlassen von<br />
Vorschriften kostenbewusster geworden. Deshalb<br />
weitet die Bundesregierung diese Prüfung der Kosten<br />
nun auf den gesamten Aufwand zur Erfüllung bundesrechtlicher<br />
Vorgaben aus.<br />
Das Bundesministerium des Innern leistet hierzu seinen<br />
Beitrag. Bei der Gesetzesfolgenabschätzung prüfen<br />
Fachleute und Betroffene frühzeitig die Folgen<br />
gesetzlicher Regelungen und zeigen Alternativen auf.<br />
Ziel ist es, die Gesetzesfolgenabschätzung zu einem<br />
festen Bestandteil der Rechtsetzung zu machen und<br />
deren Qualität fortlaufend zu verbessern.<br />
Die Fachhochschule<br />
des Bundes für öffentliche<br />
Verwaltung in Brühl<br />
bietet ein vielfältiges<br />
Ausbildungsprogramm.<br />
Außerdem setzt sich das Ministerium für einen<br />
Ab bau überflüssiger Regelungen ein. Diese Rechtsbereinigung<br />
hat dazu geführt, dass bereits rund<br />
150 Verordnungen aus dem Zuständigkeitsbereich<br />
des Bundesministeriums des Innern aufgehoben<br />
wurden. Die Bereinigung findet schrittweise statt<br />
und ist als dauerhafter Prozess angelegt.
Verwaltung und öffentlicher Dienst<br />
105<br />
Datenbank für Verwaltungsvorschriften<br />
Verwaltungsvorschriften sind keine Rechtsnormen. Sie haben aber für Bürger<br />
und Wirtschaft indirekte Auswirkungen, da sie die Organisation und die<br />
Verfahren sowie die richtige Gesetzesauslegung der Verwaltung bestimmen.<br />
Als Projekt des Programms „Bürokratieabbau und bessere Rechtsetzung“ sind<br />
sie in einer Datenbank im Internet verfügbar. Bürger können das Handeln der<br />
Verwaltung dadurch besser nachvollziehen.<br />
www.verwaltungsvorschriften-im-internet.de<br />
Korruptionsprävention und<br />
Sponsoring<br />
Korruption verursacht erhebliche volkswirtschaftliche<br />
Schäden und behindert einen fairen Wettbewerb. Sie<br />
untergräbt das Vertrauen in die Unbestechlichkeit und<br />
Funktionsfähigkeit der öffentlichen Verwaltung. Welche<br />
Erscheinungsform sie auch annehmen mag – sie steht<br />
immer im Widerspruch zu den Prinzipien des demokratischen<br />
Rechtsstaates. Die Beschäftigten des öffentlichen<br />
Dienstes sind an Gesetz und Recht gebunden, ihr Verhalten<br />
und ihre Entscheidungen müssen für die Bürger<br />
nachvollziehbar und transparent sein. Die Bundesregierung<br />
hat daher durch Richtlinien, einen Verhaltenskodex<br />
und Handlungsanweisungen Regelungen zur<br />
Korruptionsprävention und zum Sponsoring geschaffen.<br />
Sponsoringbericht<br />
Alle zwei Jahre veröffentlicht das Bundesministerium des Innern einen<br />
Sponsoringbericht, der Auskunft über Sponsoringleistungen Privater an die<br />
Bundesverwaltung gibt. Das Parlament und die Öffentlichkeit können sich so<br />
umfassend über die einzelnen Geld-, Sach- und Dienstleistungen informieren.<br />
www.bmi.bund.de
106 Kapiteltitel<br />
Die Organisation des<br />
Bundesministeriums<br />
des Innern
Die Organisation des Bundesministeriums des Innern<br />
107<br />
Das Bundesministerium des Innern hat vielfältige Aufgaben.<br />
Hausleitung, Abteilungen und Referate arbeiten dafür Hand in Hand.<br />
Die Hausleitung<br />
Das Bundesministerium des Innern mit seinem<br />
umfangreichen Aufgabengebiet wird vom Minister<br />
und den Staatssekretären geleitet. Sie bilden zusammen<br />
die Hausleitung, der die Zentralabteilung und<br />
die Fachabteilungen mit den jeweils zugeordneten<br />
Referaten, Arbeitsgruppen, Projektgruppen sowie<br />
die nachgeordneten Behörden und Einrichtungen<br />
unterstehen.<br />
Der Minister<br />
Der Bundesminister des Innern ist ein Mitglied der<br />
Bundesregierung. Er wird auf Vorschlag der Bundeskanzlerin<br />
vom Bundespräsidenten ernannt und entlassen.<br />
Er kann dieses Amt erlangen, ohne Mitglied<br />
des Deutschen Bundestages zu sein.<br />
Bundesminister sind keine Beamte im Sinne des<br />
Bundesbeamtengesetzes. Mit der Ernennung zum<br />
Bundesminister gehen sie ein öffentlich-rechtliches<br />
Amtsverhältnis mit dem Bund ein, das sich nach<br />
dem Bundesministergesetz richtet.<br />
Das Grundgesetz bestimmt, dass die Bundesminister<br />
ihre Geschäftsbereiche innerhalb der Richtlinien,<br />
die von der Bundeskanzlerin vorgegeben werden,<br />
selbstständig und in eigener Verantwortung leiten.<br />
Sie haben eine Doppelstellung inne als Mitglied der<br />
Bundesregierung und als Leiter der Verwaltungsbehörde.<br />
Weder die Bundeskanzlerin noch das Kabinett<br />
können unmittelbar in das Ressort hinein Anordnungen<br />
geben. Jeder Weg in das Ministerium führt über<br />
den Minister, der auch der Adressat der Richtlinien<br />
der Bundeskanzlerin ist.<br />
Seit 03. März 2011<br />
Bundesminister des Innern<br />
Dr. Hans-Peter Friedrich
108 Die Organisation des Bundesministeriums des Innern<br />
Bei seiner Regierungsarbeit wird der Minister durch<br />
sein Haus mit seinen insgesamt elf Abteilungen<br />
unterstützt. Zudem verfügt er über einen Leitungsstab,<br />
der die Koordination und die transparente<br />
Außendarstellung seiner Arbeit vornimmt.<br />
Die Parlamentarischen Staatssekretäre<br />
Die Parlamentarischen Staatssekretäre unterstützen<br />
den Minister bei seinen politischen Aufgaben. Sie<br />
pflegen dabei besonders die Verbindung des Ministers<br />
zum Bundestag und zum Bundesrat sowie zu deren<br />
Ausschüssen, zu den Bundestagsfraktionen und deren<br />
Arbeitskreisen und zu den politischen Parteien.<br />
Der Minister legt fest, für welche seiner Aufgaben der<br />
jeweilige Parlamentarische Staatssekretär zuständig<br />
ist. Er bestimmt auch, bei welchen Sitzungen und<br />
Veranstaltungen ihn die Parlamentarischen Staatssekretäre<br />
vertreten, da er angesichts seines umfangreichen<br />
Aufgabengebiets nicht alle Termine persönlich<br />
wahrnehmen kann.<br />
Die Parlamentarischen Staatssekretäre müssen Mit -<br />
glieder des Deutschen Bundestages sein. <strong>Im</strong> Ein -<br />
ver nehmen mit dem Bundesminister werden sie<br />
dem Bundespräsidenten von der Bundeskanzlerin<br />
zur Ernennung vorgeschlagen, da ein besonderes<br />
Vertrauensverhältnis zwischen dem jeweiligen<br />
Parlamentarischen Staatssekretär und dem Minister<br />
bestehen muss.<br />
Die beamteten Staatssekretäre<br />
Die beamteten Staatssekretäre sind die ranghöchsten<br />
Beamten im Ministerium. Sie sind für die Leistungsfähigkeit<br />
und die Arbeit des Ministeriums verantwortlich.<br />
Dabei handeln sie nach den Richtlinien und Weisungen<br />
des Ministers, den sie als Leiter dieser obersten<br />
Bundesbehörde nach innen und außen vertreten.
Die Organisation des Bundesministeriums des Innern<br />
109<br />
Die Abteilungen<br />
Das Bundesministerium des Innern ist wie jedes andere<br />
Ministerium der Bundesregierung grundsätzlich<br />
in Abteilungen und Referate gegliedert. An der Spitze<br />
steht die Hausleitung, der die weiteren Organisationseinheiten<br />
des Ministeriums unterstehen: Dies sind die<br />
Abteilungen, Unterabteilungen, Stäbe, Arbeitsgruppen<br />
und Referate sowie Projektgruppen.<br />
Die Abteilungen<br />
In einer Abteilung werden Referate und gegebenenfalls<br />
Unterabteilungen nach Möglichkeit mit sachlich<br />
zusammengehörenden Aufgaben zusammengefasst.<br />
Sie werden in der Regel von einem Ministerialdirektor<br />
geleitet, der als politischer Beamter wie die Staatssekretäre<br />
jederzeit in den einstweiligen Ruhestand<br />
versetzt werden kann. Denn auch hier muss ein<br />
besonderes Vertrauensverhältnis zwischen Minister<br />
und Abteilungsleitern bestehen, da der Abteilungsleiter<br />
für die wechselseitige Information zwischen der<br />
Hausleitung und der Abteilung zuständig ist.<br />
Er trifft zudem unterhalb der Hausleitung für die<br />
Aufgaben seiner Abteilung alle fachlichen Entscheidungen<br />
und dient dem Minister, den Parlamentarischen<br />
Staatssekretären und den Staatssekretären als<br />
fachlicher Ansprechpartner.<br />
Für Personalangelegenheiten<br />
ist die Zentralabteilung<br />
des Ministeriums zuständig.<br />
Derzeit hat das Bundesministerium des Innern zehn<br />
Abteilungen sowie den IT-Stab und die Bundesakademie<br />
für öffentliche Verwaltung.<br />
Die Abteilung Z<br />
Die Zentralabteilung stellt sicher, dass die personellen,<br />
sachlichen und finanziellen Ressourcen und Mittel<br />
zur Verfügung stehen, damit die Fachabteilungen und<br />
die nachgeordneten Behörden des Ministeriums ihre
110 Die Organisation des Bundesministeriums des Innern<br />
Aufgaben erfüllen können. Dies wird insbesondere<br />
vom Personal-, Organisations- und Haushaltsreferat,<br />
dem Inneren Dienst (inklusive Bibliothek) sowie dem<br />
Referat Informations- und Kommunikationstechnik<br />
übernommen. Für die Unterstützung der Aufgabenwahrnehmung<br />
des Ministeriums sind der Zentralabteilung<br />
weiterhin das Justiziariat, der Sprachendienst,<br />
die Reisestelle, das Protokoll Inland sowie der ärztliche<br />
und soziale Dienst der obersten Bundesbehörden<br />
und die Prüfgruppe Innenrevision zugeordnet. Für die<br />
Chancengleichheit von Frauen und Männern sowie<br />
die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie tritt<br />
die Gleichstellungsbeauftragte des Ministeriums ein.<br />
Die Abteilung G<br />
Die Abteilung G kümmert<br />
sich auch um Angelegenheiten<br />
der Europä ischen Union.<br />
Die Abteilung „Grundsatzfragen; EU- und internationale<br />
Angelegenheiten; Neue Bundesländer“ befasst<br />
sich mit innenpolitischen und europäischen Grundsatzfragen<br />
und wirkt an Vorhaben anderer Ministerien<br />
bei innenpolitischen Fragestellungen mit. Neben<br />
der politischen Vorhabenplanung sowie der Analyse<br />
und Aufbereitung innenpolitisch bedeutsamer Entwicklungen<br />
ist sie auch für die Öffentlichkeit zuständig.<br />
Von besonderer Bedeutung sind auch die Analyse<br />
und Bewertung internationaler Entwicklungen sowie<br />
der Dialog mit den Kirchen und Religionsgemeinschaften.<br />
Seit dem 1. Dezember 2009 fällt auch die<br />
Unterstützung des Beauftragten der Bundesregierung<br />
für die Neuen Bundesländer in ihr Aufgabengebiet.<br />
Die Abteilung D<br />
Ein moderner öffentlicher Dienst ist ein zentrales<br />
Element einer leistungsfähigen öffentlichen Verwaltung.<br />
Die Dienstrechtsabteilung gestaltet die rechtlichen<br />
Grundlagen der Dienst- und Arbeitsverhältnisse<br />
für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes des<br />
Bundes und gibt wichtige <strong>Im</strong>pulse für die Fortentwicklung<br />
des Dienstrechts insgesamt.
Die Organisation des Bundesministeriums des Innern<br />
111<br />
Der IT-Direktor<br />
Beim IT-Direktor werden Aufgaben der IT-Strategie,<br />
IT-Politik und IT-Sicherheit gebündelt. Arbeitsschwerpunkte<br />
bilden die politische Koordinierung<br />
der Zuständigkeiten des Ministeriums für die Informationsgesellschaft<br />
und das Internet auf nationaler<br />
und internationaler Ebene sowie die Sicherheit in<br />
der Informationstechnik (Cyber-Sicherheit). Weitere<br />
Themen sind E-Government und Fragen der sicheren<br />
Identifizierung einschließlich Personalausweisen und<br />
Pässen. Die Vorbereitung und Steuerung von IT-<br />
Projekten nimmt breiten Raum ein. Der IT-Direktor<br />
ist zugleich IT-Beauftragter des Bundesministeriums<br />
des Innern.<br />
Die Abteilung O<br />
Die Abteilung „Verwaltungsmodernisierung; Verwaltungsorganisation“<br />
fördert im Rahmen ihrer ressortübergreifenden<br />
Aufgabenstellung Modernisierung und<br />
Innovationen in der Bundesverwaltung. Hierzu erarbeitet<br />
sie Richtlinien und Arbeitshilfen und sorgt für einen<br />
Erfahrungs- und Wissensaustausch auf allen Ebenen<br />
der Bundesverwaltung sowie mit internationalen<br />
Institutionen. Zudem ist sie für den Bürokratieabbau<br />
im Hinblick auf die Vorschriften des Ministeriums, die<br />
Korruptionsprävention in der Bundesverwaltung, den<br />
Umgang mit Sponsoringleistungen, die Grundsätze der<br />
internen Revision, für Statistik, Geodäsie und Informationswesen<br />
sowie das Kommunalwesen zuständig.<br />
Die öffentliche Verwaltung soll<br />
modern und innovativ sein.<br />
Die Abteilung SP<br />
Die Sportabteilung ist für die Angelegenheiten der<br />
Spitzensportförderung zuständig. Ihr obliegen insbesondere<br />
die Grundsatz- und Rechtsangelegenheiten<br />
der nationalen Sportpolitik wie die internationalen<br />
und EU-Sportangelegenheiten, die Förderung des<br />
Leistungssports einschließlich des Behindertensports,
112 Die Organisation des Bundesministeriums des Innern<br />
die Dopingbekämpfung sowie die Förderung von<br />
Baumaßnahmen für den Spitzensport.<br />
Die Abteilung V<br />
Die Verfassungsabteilung kümmert sich um Fragen<br />
des Staats- und Verfassungsrechts einschließlich des<br />
Europa- und Völkerrechts sowie des (allgemeinen)<br />
Verwaltungsrechts. Sie ist insbesondere für Verfassungsänderungen<br />
zuständig und prüft alle Rechtsetzungsvorhaben<br />
der Bundesregierung oder einzelner<br />
Bundesministerien auf ihre Vereinbarkeit mit dem<br />
Grundgesetz und auf ihre Verwaltungsförmigkeit.<br />
Die Sportabteilung des<br />
Ministeriums ist für<br />
die Spitzensportförderung<br />
zuständig.<br />
Die Abteilung ÖS<br />
Die Abteilung „Öffentliche Sicherheit“ gliedert sich<br />
in die Bereiche Polizeiangelegenheiten, Terrorismusbekämpfung<br />
und Verfassungsschutz. In der Abteilung<br />
werden sowohl Konzepte zur Verbrechensbekämpfung<br />
sowie zur Abwehr von Extremismus und<br />
Terrorismus entwickelt als auch Gesetzentwürfe zur<br />
Verbesserung der Verfolgung und Vorbeugung von<br />
Straftaten erarbeitet.<br />
Die Abteilung B<br />
Die Abteilung „Bundespolizei“ steuert und koordiniert<br />
die Bundespolizei mit ihren vielfältigen Aufgaben.<br />
Sie berät den Minister in Angelegenheiten der Bundespolizei<br />
und ist für grundsätzliche Angelegenheiten<br />
des Einsatzes, der Verwaltung, des Haushalts und des<br />
Personals der rund 39.000 Beschäftigten der Bundespolizei<br />
zuständig. Diese nehmen schwerpunktmäßig<br />
Aufgaben der Grenzpolizei, Bahnpolizei, Luftsicherheit,<br />
der Verbände und Spezialeinheiten sowie in<br />
den Servicebereichen und der Verwaltung wahr. Bei<br />
der Abteilung Bundespolizei ist der Inspekteur der<br />
Bereitschaftspolizeien der Länder angegliedert. Dieser<br />
Bereich ist unter anderem für die Ausstattung der
Die Organisation des Bundesministeriums des Innern<br />
113<br />
Bereitschaftspolizeien der Länder im Rahmen geschlossener<br />
Verwaltungsabkommen, für den Bereich<br />
„Sport und Sicherheit“ sowie die Koordinierung internationaler<br />
Großveranstaltungen zuständig.<br />
Die Abteilung KM<br />
Nationales Krisenmanagement, Bevölkerungsschutz,<br />
grundsätzliche Angelegenheiten des Schutzes Kritischer<br />
Infrastrukturen, die Planung gesamtstaatlicher<br />
Krisenmanagementübungen (LÜKEX) und die Vertretung<br />
des Bundes in Angelegenheiten des Bevölkerungsschutzes<br />
auf europäischer und internationaler<br />
Ebene sind Aufgaben der Abteilung „Krisenmanagement<br />
und Bevölkerungsschutz“. Zu ihr gehört auch<br />
das Lagezentrum des Bundesministeriums des Innern<br />
als zentrale Informationsstelle für alle aktuellen, beim<br />
Ministerium eingehenden Nachrichten in Angelegenheiten<br />
der öffentlichen Sicherheit im In- und Ausland.<br />
Die Bundespolizei wird von der<br />
gleichnamigen Abteilung im<br />
Bundesministerium des Innern<br />
gesteuert.
114 Die Organisation des Bundesministeriums des Innern<br />
In die Zuständigkeit der Abteilung fällt auch die<br />
Erarbeitung von Rechtsvorschriften im Bereich des<br />
Waffen-, Sprengstoff- und Beschussrechtes sowie<br />
des besonderen Sicherheitsrechtes und die Projektleitung<br />
für die Errichtung eines Nationalen Waffenregisters<br />
(NWR).<br />
Die Abteilung M<br />
Die Abteilung „Migration, Integration, Flüchtlinge,<br />
Europäische Harmonisierung“ beschäftigt sich mit<br />
Fragen der Migrations- und Integrationspolitik der<br />
Bundesregierung. Dazu zählen das Aufenthalts- und<br />
Freizügigkeitsrecht für Ausländer und Unionsbürger,<br />
das Asylrecht, Fragen der Rückkehr sowie die in diesem<br />
Zusammenhang stehenden Fragen der europäischen<br />
Harmonisierung. Die Integration von auf Dauer<br />
bei uns lebenden Zuwanderern sowie die Ausrichtung<br />
der Deutschen Islam Konferenz gehören ebenso zum<br />
Aufgabenspektrum der Abteilung wie die Angelegenheiten<br />
von Vertriebenen und Spätaussiedlern und<br />
der nationalen Minderheiten und Sprachgruppen<br />
in Deutschland sowie die Förderung der deutschen<br />
Minderheiten im Ausland.<br />
Die Beauftragte für den Datenschutz im<br />
Bundesministerium des Innern<br />
Für die Umsetzung der Belange des Datenschutzes<br />
im Ministerium wurde eine entsprechende Funktion<br />
eingerichtet, die der Staatssekretärin Cornelia Rogall-<br />
Grothe unmittelbar unterstellt ist.
Die Organisation des Bundesministeriums des Innern<br />
115<br />
Die Unterabteilungen<br />
und Referate<br />
Organisatorische Grundeinheit und Träger der Sacharbeit<br />
eines Ministeriums ist das Referat. Es wird in<br />
der Regel von einem Ministerialrat geleitet, der<br />
es führt und die Aufgabenverteilung unter den Referenten,<br />
Sachbearbeitern und Bürosachbearbeitern<br />
im Referat bestimmt. Besonders wichtige Aufgaben<br />
nimmt dieser selbst wahr.<br />
Damit sich sachlich zusammengehörende Referate<br />
gut koordinieren können, können ab einer Größenordnung<br />
von mindestens fünf Referaten Unterabteilungen<br />
gebildet werden. Ein Ministerialdirigent leitet<br />
diese und nimmt die damit verbundenen Führungsund<br />
Planungsfunktionen wahr. Er unterstützt zudem<br />
die Abteilungsleitung bei deren Aufgaben.<br />
Die Bundesakademie für<br />
öffentliche Verwaltung<br />
Die Bundesakademie für<br />
öffentliche Verwaltung<br />
Die Bundesakademie für öffentliche Verwaltung<br />
ist als organisatorisch verselbstständigter Teil des<br />
Ministeriums die zentrale Fortbildungseinrichtung<br />
des Bundes.
116 Kapiteltitel<br />
Geschichte und<br />
Zukunft des<br />
Ministeriums
Geschichte und Zukunft des Ministeriums<br />
117<br />
Die Geschichte des Bundesministeriums des Innern ist durch steten Wandel geprägt.<br />
Neue Befugnisse kommen hinzu, Zuständigkeiten werden abgegeben. Mit dem<br />
geplanten Neubau des Dienstgebäudes kündigt sich eine räumliche Veränderung an.<br />
Vom Aufbau 1949 bis heute<br />
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai 1945<br />
übernahmen zunächst die Oberbefehlshaber der vier<br />
Besatzungsmächte die Aufgaben der deutschen Staatsführung.<br />
Als Militärregierung hatten sie in ihrer jeweiligen<br />
Besatzungszone die oberste Regierungsgewalt.<br />
Fragen, die Deutschland als Ganzes betrafen, wurden<br />
im Kontrollrat in Berlin behandelt. Allerdings lähmten<br />
die unterschiedlichen Absichten der Besatzungsmächte<br />
bald dessen Arbeit. Schrittweise erhielten dann auch<br />
die deutschen Stellen eigene Befugnisse.<br />
Am 23. Mai 1949 wurde das Grundgesetz der Bundesrepublik<br />
Deutschland verkündet. Am 15. September<br />
desselben Jahres wählte der Deutsche Bundestag<br />
Konrad Adenauer zum ersten Bundeskanzler.<br />
Das heutige Bundesministerium des Innern nahm seine<br />
Arbeit mit der ersten Regierung der Bundesrepublik<br />
Deutschland am 20. September 1949 auf. Aus ihm sind<br />
seither mehrere andere Bundesministerien hervorgegangen.<br />
Ende 1951 hatte das Bundesministerium des<br />
Innern bereits 500 Beschäftigte. Die Aufstellung des<br />
Bundesgrenzschutzes, der heutigen Bundespolizei,<br />
führte am 2. August 1951 zur Gründung einer Abteilung<br />
Öffentliche Sicherheit. 1952 wurde für den Bereich<br />
der Zivilverteidigung eine besondere Unterabteilung<br />
gebildet, die 1956 zur Abteilung erweitert wurde.<br />
Weitere organisatorische Änderungen ergaben sich,<br />
da fast jede Regierungsneubildung zu Aufgabenveränderungen<br />
führte. So büßte das Bundesministerium<br />
des Innern 1969 etwa Zuständigkeiten auf dem<br />
Gebiet des Sozialwesens ein. Gleichzeitig übernahm
118 Geschichte und Zukunft des Ministeriums<br />
es die Aufgaben des bisherigen Bundesministeriums<br />
für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte<br />
sowie die Zuständigkeiten für die Wasserwirtschaft,<br />
die Reinhaltung der Luft und die Lärmbekämpfung,<br />
die bis dahin dem Bundesministerium für Gesundheitswesen<br />
zugewiesen waren.<br />
Die Errichtung des Bundesministeriums des Innern<br />
Am 30. Juli 1949 wurde als Ergebnis der Arbeit eines Organisationsausschusses,<br />
den die Konferenz der Ministerpräsidenten der Länder eingesetzt hatte,<br />
der Vorschlag gemacht, ein Bundesministerium des Innern zu errichten. Zu<br />
seinen Aufgaben zählte es, Vorschläge für den Verwaltungsaufbau der Bundesministerien<br />
und für die Abgrenzung ihrer Aufgaben zu erarbeiten. Er stellte<br />
dabei den Grundsatz auf, dass für Angelegenheiten, die die Zuständigkeit<br />
mehrerer Ministerien in gleichem Maße berühren, „die Federführung dem in<br />
erster Linie für die allgemeinen Staatsaufgaben zuständigen Bundesministerium<br />
des Innern zuzuweisen ist“.<br />
Der Bonner Dienstsitz<br />
Eine weitere große Veränderung brachte die Regierungsneubildung<br />
1972. Das Bundesministerium des Innern<br />
verlor einerseits die Abteilung Raumordnung, andererseits<br />
wurden unter anderem die Zuständigkeiten für den<br />
Umweltschutz durch die Übernahme der Aufgaben für<br />
Umwelthygiene, Reaktorsicherheit und Strahlenschutz<br />
abgerundet. Am 5. Juni 1986 wurde ein neues Ministerium<br />
für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />
eingerichtet, dem die entsprechenden Zuständigkeiten<br />
des Bundesministeriums des Innern übertragen wurden.<br />
Infolge der deutschen Einheit wurden 1991 mit der<br />
Auflösung des Bundesministeriums für innerdeutsche<br />
Beziehungen wesentliche Teile an das Bundesministerium<br />
des Innern abgegeben. Durch einen weiteren<br />
Organisationserlass des Bundeskanzlers von 1998 wurde<br />
ein Beauftragter der Bundesregierung für Angelegenheiten<br />
der Kultur und Medien bestellt. Hierzu wurden die<br />
Aufgaben nebst der entsprechenden Kulturabteilung aus
Geschichte und Zukunft des Ministeriums<br />
119<br />
dem Bundesministerium des Innern herausgelöst und<br />
diesem Beauftragten zugeordnet. Seit dem 12. Juli 1999<br />
ist Berlin erster Dienstsitz des Bundesministeriums des<br />
Innern. Mit der Regierungsneubildung 2009 wechselte<br />
die Zuständigkeit des Beauftragten der Bundesregierung<br />
für die Neuen Bundesländer vom Bundesminister für<br />
Verkehr, Bau und Stadtentwicklung zum Bundesministerium<br />
des Innern und so der entsprechende Arbeitsstab.<br />
Ein neues Gebäude<br />
Der Berliner Hauptsitz des Bundesministeriums des<br />
Innern befindet sich in einem angemieteten Gebäude<br />
in Berlin. Seit den Terroranschlägen des 11. September<br />
2001 genügt die Unterbringung nicht mehr den<br />
erhöhten Sicherheitsanforderungen. Die Suche nach<br />
einer Lösung begann.<br />
<strong>Im</strong> Ergebnis umfassender Wirtschaftlichkeitsvergleichsbetrachtungen<br />
anderer Unterbringungsalternativen<br />
wurde festgestellt, dass ein Neubau auf einem<br />
bundeseigenen Grundstück die wirtschaftlichste<br />
Lösung darstellt. Die Untersuchungen wurden vom<br />
Bundesrechnungshof und vom Haushaltsausschuss des<br />
Deutschen Bundestages umfassend begleitet. Vor diesem<br />
Hintergrund hat dann der Haushaltsausschuss des<br />
Deutschen Bundestages am 22. April 2009 beschlossen,<br />
als wirtschaftlichste Lösung einen Neubau für<br />
das Bundesministerium des Innern vorzusehen. Das<br />
neue Dienstgebäude wird auf einem knapp 400 Meter<br />
vom Berliner Hauptbahnhof entfernten Grundstück<br />
entstehen, das in Sichtweite zum Bundeskanzleramt<br />
liegt. Mit dem genehmigten Bauvorhaben wird das<br />
Ziel einer den Sicherheitsanforderungen genügenden,<br />
zentralen und wirtschaftlichen Unterbringung des<br />
Bundesministeriums des Innern umgesetzt. Mit der<br />
Baumaßnahme wurde im Februar 2010 mit der Baufeldfreimachung<br />
begonnen. Der Umzug der Beschäftigten<br />
soll Anfang des Jahres 2015 stattfinden.<br />
Das neue Dienst gebäude<br />
als Grafik
120 Geschichte und Zukunft des Ministeriums<br />
Ehemalige Bundesminister des Innern<br />
Dr. Dr. Gustav<br />
Heinemann<br />
20. September 1949<br />
bis 11. Oktober 1950<br />
Dr. Dr. h. c.<br />
Robert Lehr<br />
11. Oktober 1950 bis<br />
20. Oktober 1953<br />
Dr. Gerhard<br />
Schröder<br />
20. Oktober 1953 bis<br />
13. November 1961<br />
Hermann Höcherl<br />
14. November 1961 bis<br />
25. Oktober 1965<br />
Paul Lücke<br />
26. Oktober 1965<br />
bis 2. April 1968<br />
Ernst Benda<br />
2. April 1968 bis<br />
21. Oktober 1969<br />
Hans-Dietrich<br />
Genscher<br />
22. Oktober 1969 bis<br />
16. Mai 1974<br />
Prof. Dr.<br />
Werner Maihofer<br />
16. Mai 1974 bis<br />
8. Juni 1978<br />
Gerhart Rudolf<br />
Baum<br />
8. Juni 1978 bis<br />
17. September 1982
Geschichte und Zukunft des Ministeriums<br />
121<br />
Dr. Jürgen<br />
Schmude<br />
17. September 1982<br />
bis 4. Oktober 1982<br />
Dr. Friedrich<br />
Zimmermann<br />
4. Oktober 1982<br />
bis 21. April 1989<br />
Dr. Wolfgang<br />
Schäuble<br />
21. April 1989 bis<br />
26. November 1991<br />
Rudolf Seiters<br />
26. November 1991<br />
bis 7. Juli 1993<br />
Manfred Kanther<br />
7. Juli 1993 bis<br />
26. Oktober 1998<br />
Otto Schily<br />
27. Oktober 1998 bis<br />
22. November 2005<br />
Dr. Wolfgang<br />
Schäuble<br />
23. November 2005<br />
bis 27. Oktober 2009<br />
Dr. Thomas<br />
de Maizière<br />
28. Oktober 2009<br />
bis 2. März 2011
122 Kapiteltitel<br />
Auch gibt es niemanden, der den Schmerz an sich liebt,<br />
sucht oder wünscht, nur, weil er Schmerz ist, es sei<br />
denn, es kommt zu zufälligen Umständen, in denen<br />
Mühen und Schmerz ihm große Freude bereiten können.<br />
Um ein triviales Beispiel zu nehmen, wer von uns<br />
unterzieht sich je anstrengender körperlicher Betätigung,<br />
außer um Vorteile daraus zu ziehen?<br />
Um ein triviales Beispiel zu nehmen, wer von uns<br />
unterzieht sich je anstrengender körperlicher Betätigung,<br />
außer um Vorteile daraus zu ziehen? Aber wer<br />
hat irgend ein Recht, einen Menschen zu tadeln, der die<br />
Entscheidung trifft, eine Freude zu genießen, die keine<br />
unangenehmen Folgen hat, oder einen, der Schmerz<br />
vermeidet, welcher keine daraus resultierende Freude<br />
nach sich zieht? Auch gibt es niemanden, der den<br />
Schmerz an sich liebt, sucht oder wünscht, nur, weil<br />
er Schmerz ist, es sei denn, es kommt zu zufälligen<br />
Umständen, in denen Mühen und Schmerz ihm große<br />
Freude bereiten können. Um ein triviales Beispiel zu<br />
nehmen, wer von uns unterzieht sich je anstrengender<br />
körperlicher Betätigung, außer um Vorteile daraus zu?<br />
Aber wer hat irgend ein Recht, einen Menschen zu tadeln,<br />
der die Entscheidung trifft, eine Freude zu genießen,<br />
die keine unangenehmen Folgen hat, oder einen,<br />
der Schmerz vermeidet, welcher keine daraus resultierende<br />
Freude nach sich zieht? Auch gibt es niemanden,<br />
der den Schmerz an sich liebt, sucht oder wünscht, nur,<br />
weil er Schmerz ist, es sei denn, es kommt zu zufälligen<br />
Umständen, in denen Mühen und Schmerz ihm große<br />
Freude bereiten können. Um ein triviales Beispiel zu<br />
nehmen, wer von uns unterzieht sich je anstrengender<br />
körperlicher Betätigung, außer um Vorteile daraus zu<br />
ziehen? Aber wer hat irgend ein Recht, einen Menschen<br />
zu tadeln, der die Entscheidung trifft, eine Freude zu<br />
genießen, die keine unangenehmen Folgen hat, oder<br />
einen, der Schmerz vermeidet, welcher keine daraus<br />
resultierende Freude nach sich zieht?<br />
Information & Service
Information & Service<br />
123<br />
Das Bundesministerium des Innern bietet vielfältige Berufsmöglichkeiten an.<br />
Bewerber können eine zukunftsorientierte Ausbildung beginnen oder ein<br />
Praktikum beziehungsweise ein Referendariat im Ministerium absolvieren.<br />
Interessierten stehen die Türen für einen Besuch des Hauptdienstsitzes in<br />
Berlin offen.<br />
Arbeiten im Ministerium<br />
Das Bundesministerium des Innern hat vielfältige<br />
und anspruchsvolle Aufgaben zu erfüllen. Hierfür<br />
benötigt es qualifiziertes und motiviertes Personal,<br />
das durch interne wie externe Stellenausschreibungen<br />
und gezielte Werbemaßnahmen gewonnen wird.<br />
Neueinstellungen für das Haus vom allgemeinen<br />
Arbeitsmarkt erfolgen meist nur in den höheren<br />
Dienst. Stellen des mittleren und gehobenen Dienstes<br />
werden in der Regel an Bewerber aus den Geschäftsbereichsbehörden<br />
vergeben. Bewerber für Positionen<br />
im höheren Dienst für Ministerium und Geschäftsbereich<br />
müssen hierzu ein Assessment-Center durchlaufen.<br />
Die Auswahl von Bewerbern für den einfachen,<br />
mittleren und gehobenen Dienst erfolgt in der<br />
Regel durch ein Interview.<br />
Ziel der Personalpolitik des Bundesministeriums<br />
des Innern ist es, neue Mitarbeiter zunächst für den<br />
Geschäftsbereich zu gewinnen, sodass sie dort erste<br />
Erfahrungen sammeln können. Ist eine direkte Einstellung<br />
im Ministerium nötig, wird angestrebt, die<br />
Personen später in den Behörden und Einrichtungen<br />
des Geschäftsbereichs weiter zu beschäftigen.<br />
Informationen zu offenen Stellen im Ministerium und<br />
in dessen nachgeordneten Behörden bietet die Website<br />
des Bundesverwaltungsamtes www.bva.bund.de.
124 Information & Service<br />
IT-Fachkräfte gesucht!<br />
Das Ministerium sucht gezielt für seine moderne Verwaltung interessierte<br />
und qualifizierte IT-Experten. Es bietet Interessenten spannende und anspruchsvolle<br />
Aufgaben in einer modernen Systemlandschaft sowie attraktive<br />
Karrieremöglichkeiten. www.perspektive-it.de<br />
Zukunftsorientierte<br />
Berufsausbildung<br />
Das Bundesministerium des Innern bildet aus. 32 Aus -<br />
zubildende erlernen dort zurzeit die Berufe Fachangestellter<br />
für Bürokommunikation (FAB) und Fachinformatiker<br />
mit der Fachrichtung Systemintegration<br />
(FISI). Für die einen gehören Sekretariatstätigkeiten,<br />
Registraturaufgaben und Bürosachbearbeitung zum<br />
Alltag, die anderen analysieren und planen IT-Systeme,<br />
die sie dann umsetzen.<br />
Das Bundesministerium<br />
des Innern bildet qualifizierten<br />
Nachwuchs für den<br />
öffentlichen Dienst aus.<br />
Die Ausbildung dauert in beiden Berufen drei Jahre.<br />
Die Ausbildung zum FAB besteht aus einer berufsprak -<br />
tischen Ausbildung im Ministerium sowie einer<br />
berufsbegleitenden Ausbildung in der Berufsschule<br />
und im Ausbildungszentrum des Bundesverwaltungsamtes.<br />
Die FISI-Auszubildenden besuchen zusätzlich<br />
die Deutsche Rentenversicherung Bund und haben<br />
die Möglichkeit, über die regulären Inhalte hinaus,<br />
diver se Zusatzqualifikationen zu erlangen und ein<br />
Auslandspraktikum zu absolvieren. Für die praktische<br />
Ausbildung sind rund 30 ehrenamtliche Mitarbeiter<br />
des Ministeriums zuständig, die die Auszubildenden<br />
anleiten. Für beide Berufe wird jeweils zu Beginn<br />
des Schuljahres eingestellt. Stellenanzeigen stehen<br />
in der Tagespresse. Nähere Informationen zur FISI-<br />
Ausbildung finden Sie unter:<br />
www.it-ausbildung-berlin.de.
Information & Service<br />
125<br />
Bisher erreichten etwa 190 Absolventen ihren<br />
Berufsabschluss. Über 70 von ihnen sind heute in<br />
Abteilungen des Bundesministeriums des Innern<br />
oder in dessen nachgeordneten Behörden und Einrichtungen<br />
im mittleren Dienst tätig. Jährlich werden<br />
zehn Fachangestellte für Bürokommunikation und<br />
zwei Fachinformatiker nach erfolgreicher Abschlussprüfung<br />
in ein befristetes Beschäftigungsverhältnis<br />
übernommen. Je nach Stellensituation erhalten die<br />
am besten geeigneten Absolventen im Anschluss ein<br />
Angebot für eine Dauerbeschäftigung. Neben notwendigen<br />
fachlichen Kenntnissen und Fähigkeiten<br />
legt das Ministerium bei seinen Auszubildenden Wert<br />
auf Handlungs-, Lern- und Sozialkompetenzen sowie<br />
auf das Erlernen einer verantwortungsbewussten,<br />
zuverlässigen und teamfähigen Arbeitsweise.<br />
Bewerbungen sind zu richten an:<br />
Bundesministerium des Innern, AG Z1<br />
Alt-Moabit 101 D, 10559 Berlin<br />
E-Mail: Z1AG@bmi.bund.de<br />
www.bmi.bund.de und www.bva.bund.de<br />
Praktikum und Referendariat<br />
Jedes Jahr ermöglicht das Bundesministerium des<br />
Innern rund 100 Hochschulstudenten und Rechtsreferendaren<br />
ein Praktikum oder eine Stationsausbildung.<br />
Studierende der Politik- und Verwaltungswissenschaft<br />
können so ihre im Studium erworbenen theoretischen<br />
Kenntnisse in der Praxis anwenden, und Rechtsreferendare<br />
haben die Möglichkeit, einen Teil ihres juristischen<br />
Vorbereitungsdienstes zu absolvieren.<br />
In dieser Zeit lernen sie die Arbeitsweise der<br />
Ministerialverwaltung mit ihren legislativen und
126 Kapiteltitel<br />
Für Hochschulabsolventen<br />
und Rechtsreferendare besteht<br />
die Möglichkeit, ein Praktikum<br />
oder eine Ausbildungsstation<br />
zu absolvieren.<br />
exekutiven Aufgaben kennen. Interessierte sollten<br />
sich frühestens ein Jahr und spätestens sechs<br />
Monate vor Beginn des Praktikums oder der Station<br />
bewerben. Da Praktika und Wahlstationen in allen<br />
Fachabteilungen möglich sind, sollten sich die<br />
Studierenden und Referendare für ein konkretes<br />
Referat bewerben. Weitere Informationen finden<br />
Sie auf der Website des Ministeriums und im Flyer<br />
„Erfahrungen sammeln“.<br />
Bürgerservice<br />
Antworten auf Fragen zum Arbeitsbereich des<br />
Bundesministeriums des Innern finden Interessierte<br />
auf dessen Website. Über die Stichwortsuche können<br />
Informationen gezielt gefunden werden. Zu weitergehenden<br />
Anfragen gibt der Bürgerservice Auskunft.
Information & Service<br />
127<br />
Für Fragen an den Bürgerservice:<br />
Bundesministerium des Innern<br />
Alt-Moabit 101 D, 10559 Berlin<br />
Telefon: (0 30) 18 681-0 (montags bis freitags, von 7 bis 20 Uhr)<br />
Fax: (0 30) 18 681-29 26<br />
E-Mail: poststelle@bmi.bund.de<br />
Kontaktformular: www.bmi.bund.de<br />
Für Fragen zum neuen Personalausweis zusätzlich:<br />
Telefon: (01 80) 1 33 33 33 (von 7 bis 20 Uhr; 3,9 Cent/Min. aus dem deutschen<br />
Festnetz; max. 42 Cent/Min. aus dem deutschen Mobilfunknetz)<br />
Kontaktformular: www.personalausweisportal.de<br />
Zu Besuch im Ministerium<br />
Informationen aus „erster“ Hand bietet der Besucherdienst<br />
des Bundesministeriums des Innern. Gruppen<br />
von 10 bis 50 Personen haben nach vorheriger<br />
Anmeldung die Möglichkeit, den Hauptdienstsitz des<br />
Ministeriums im Berliner Stadtteil Moabit zu besuchen.<br />
Einzelbesucher können sich auf Nachfrage einer<br />
Besuchergruppe anschließen. Fast täglich finden bis<br />
zu vier jeweils eineinhalbstündige Informationsveranstaltungen<br />
statt. Mitarbeiter beantworten Fragen rund<br />
um den Aufbau, die Arbeitsweise und die Aufgabenschwerpunkte<br />
des Ministeriums und diskutieren mit<br />
den Gästen aktuelle innenpolitische Themen. Ein gültiger<br />
Lichtbildausweis wird für den Einlass benötigt.<br />
So erreichen Sie den Besucherdienst:<br />
Telefon: (030) 18 681-23 29/Telefax: (030) 18 681-5 23 29<br />
E-Mail: besucherdienst@bmi.bund.de
Behörden und Einrichtungen des Ministeriums im Überblick<br />
Beschaffungsamt des<br />
Bundesministeriums des Innern<br />
Brühler Straße 3<br />
53119 Bonn<br />
Telefon: (02 28) 99 610-0<br />
Telefax: (02 28) 99 610-16 10<br />
E-Mail: info@bescha.bund.de<br />
www.bescha.bund.de<br />
Bundesakademie für öffentliche<br />
Verwaltung<br />
Willy-Brandt-Straße 1<br />
50321 Brühl<br />
Telefon: (02 28) 99 629-0<br />
Telefax: (02 28) 99 629-51 00<br />
E-Mail: poststelle@bakoev.bund.de<br />
www.bakoev.bund.de<br />
Bundesamt für Bevölkerungsschutz<br />
und Katastrophenhilfe<br />
Provinzialstraße 93<br />
53127 Bonn<br />
Telefon: (02 28) 99 550-0<br />
Telefax: (02 28) 99 550-16 20<br />
E-Mail: poststelle@bbk.bund.de<br />
www.bbk.bund.de<br />
Bundesamt für Kartographie<br />
und Geodäsie<br />
Richard-Strauss-Allee 11<br />
60598 Frankfurt am Main<br />
Telefon: (0 69) 63 33-1<br />
Telefax: (0 69) 63 33-2 35<br />
E-Mail: mailbox@bkg.bund.de<br />
www.bkg.bund.de<br />
Bundesamt für Migration<br />
und Flüchtlinge<br />
Frankenstraße 210<br />
90461 Nürnberg<br />
Telefon: (09 11) 9 43-0<br />
Telefax: (09 11) 9 43-10 00<br />
E-Mail: poststelle@bamf.bund.de<br />
www.bamf.de<br />
Bundesamt für Sicherheit in der<br />
Informationstechnik<br />
Godesberger Allee 185–189<br />
53175 Bonn<br />
Telefon: (02 28) 99 95 82-0<br />
Telefax: (02 28) 99 95 82-54 00<br />
E-Mail: bsi@bsi.bund.de<br />
www.bsi.bund.de<br />
www.bsi-fuer-buerger.de<br />
Bundesamt für Verfassungsschutz<br />
Merianstraße 100<br />
50765 Köln<br />
Telefon: (02 21) 7 92-0<br />
Telefax: (02 21) 7 92-29 15<br />
E-Mail: bfvinfo@verfassungsschutz.de<br />
www.verfassungsschutz.de<br />
Bundesanstalt für den Digitalfunk<br />
der Behörden und Organisationen<br />
mit Sicherheitsaufgaben<br />
Fehrbelliner Platz 3<br />
10707 Berlin<br />
Telefon: (0 30) 18 681-4 57 71<br />
Telefax: (0 30) 18 681-4 58 80<br />
E-Mail: poststelle@bdbos.bund.de<br />
www.bdbos.bund.de<br />
Bundesanstalt Technisches Hilfswerk<br />
Provinzialstraße 93<br />
53127 Bonn<br />
Telefon: (02 28) 9 40-0<br />
Telefax: (02 28) 9 40-0-15 20<br />
E-Mail: poststelle@thw.de<br />
www.thw.de<br />
Der Bundesbeauftragte für den<br />
Datenschutz und die Informationsfreiheit<br />
Husarenstraße 30<br />
53117 Bonn<br />
Telefon: (02 28) 99 77 99-0<br />
Telefax: (02 28) 99 77 99-5 50<br />
E-Mail: poststelle@bfdi.bund.de<br />
www.bfdi.bund.de<br />
Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung<br />
Friedrich-Ebert-Allee 4<br />
65185 Wiesbaden<br />
Telefon: (06 11) 75-22 35<br />
Telefax: (06 11) 75-39 60<br />
E-Mail: bib@destatis.de<br />
www.bib-demographie.de<br />
Bundesinstitut für Sportwissenschaft<br />
Graurheindorfer Straße 198<br />
53117 Bonn<br />
Telefon: (02 28) 99 640-0<br />
Telefax: (02 28) 99 640-90 08<br />
E-Mail: info@bisp.de<br />
www.bisp.de<br />
Bundeskriminalamt<br />
Thaerstraße 11<br />
65173 Wiesbaden<br />
Telefon: (06 11) 55-0<br />
Telefax: (06 11) 55-1 21 41<br />
E-Mail: info@bka.de<br />
www.bka.de<br />
Bundespolizeipräsidium<br />
Heinrich-Mann-Allee 103<br />
14473 Potsdam<br />
Telefon: (03 31) 9 79 97-0<br />
Fax: (03 31) 9 79 97-10 10<br />
E-Mail: bpolp@polizei.bund.de<br />
www.bundespolizei.de<br />
Bundesverwaltungsamt<br />
Barbarastraße 1<br />
50735 Köln<br />
Telefon: (02 28) 99 358-0<br />
Telefax: (02 28) 99 358-28 23<br />
E-Mail: poststelle@bva.bund.de<br />
www.bundesverwaltungsamt.de<br />
Bundeszentrale für politische Bildung<br />
Adenauerallee 86<br />
53113 Bonn<br />
Telefon: (02 28) 99 515-0<br />
Telefax: (02 28) 99 515-1 13<br />
E-Mail: info@bpb.de<br />
www.bpb.de<br />
Fachhochschule des Bundes für<br />
öffentliche Verwaltung<br />
Willy-Brandt-Straße 1<br />
50321 Brühl<br />
Telefon: (02 28) 99 629-0<br />
Telefax: (02 28) 99 629 51-00<br />
E-Mail: postzb@fhbund.de<br />
www.fhbund.de<br />
Statistisches Bundesamt<br />
Gustav-Stresemann-Ring 11<br />
65189 Wiesbaden<br />
Telefon: (06 11) 7 51<br />
Telefax: (06 11) 72 40 00<br />
E-Mail: poststelle@destatis.de<br />
www.destatis.de<br />
Der Vertreter des Bundesinteresses<br />
beim Bundesverwaltungsgericht<br />
im Bundesministerium des Innern<br />
Fehrbelliner Platz 3<br />
10707 Berlin<br />
Telefon: (0 30) 18 681-0<br />
Telefax: (0 30) 18 681-4 58 92<br />
E-Mail: VBIAG@bmi.bund.de<br />
www.vertreter-des-bundesinteresses.de
<strong>Im</strong>pressum<br />
Herausgeber:<br />
Bundesministerium des Innern<br />
Alt-Moabit 101 D, 10559 Berlin<br />
Redaktion:<br />
Bundesministerium des Innern<br />
MEDIA CONSULTA Deutschland GmbH<br />
Gestaltung und Produktion:<br />
MEDIA CONSULTA Deutschland GmbH<br />
MediaCompany – Agentur für Kommunikation GmbH (Neuauflage)<br />
Bildnachweis:<br />
a1pix (S. 53), BMI (S. 2, 10, 17, 19, 31, 32, 35, 45, 51, 54, 55, 60, 75, 78, 86, 87, 94, 96, 99, 102, 107,<br />
112, 113, 116, 118, 119), Bundesakademie für öffentliche Verwaltung (S. 104, 115), Bundesamt<br />
für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (S. 27), Bundespolizei (S. 14, 20), Bundesbildstelle<br />
(S. 1, 7, 9, 16, 58, 106), corbis images (S. 68), ddp (S. 47), Europäische Kommission (S. 39),<br />
iStockphoto (S. 29, 36, 43, 48, 52, 62, 67, 77, 80, 85, 88, 109, 110, 122, 124), laif (S. 92), mecom<br />
(S. 97), Photothek.net (S. 22, 30, 74), Picture Alliance (S. 12, 23, 24, 46, 56, 57, 64, 69, 71, 72, 81, 83,<br />
84, 89, 91), Shutterstock (S. 50), THW (S. 26), veer (S. 98, 111, 126), weisflog.net (S. 61)<br />
Druck:<br />
Zarbock GmbH & Co. KG, Frankfurt/Main<br />
11., aktualisierte Auflage (Stand: Juni 2013)<br />
2.500 Exemplare<br />
Die Broschüre ist kostenlos. Sie kann bestellt werden beim:<br />
Publikationsversand der Bundesregierung<br />
Postfach 48 10 09, 18132 Rostock<br />
Tel.: 0 18 05-77 80 90 (Festpreis 14 Cent/Min.,<br />
abweichende Preise aus den Mobilfunknetzen möglich)<br />
Fax: 0 18 05-77 80 94 (Festpreis 14 Cent/Min.,<br />
abweichende Preise aus den Mobilfunknetzen möglich)<br />
E-Mail: publikationen@bundesregierung.de<br />
Artikelnummer: BMI06309<br />
Nach Lieferung der gewünschten Publikation werden die von Ihnen angegebenen<br />
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Aus Gründen der Lesbarkeit wird in der Regel auch bei nicht geschlechtsneutralen Bezeichnungen<br />
die männliche Form verwendet. Die weibliche Form ist dabei eingeschlossen.<br />
Bildunterschrift Titelfoto:<br />
Der Berliner Dienstsitz des Bundesministeriums des Innern seit dem 12. Juli 1999.<br />
Diese Broschüre ist Teil der Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung. Sie wird kostenlos<br />
abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerbern<br />
und Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwandt<br />
werden.
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