16.02.2014 Aufrufe

EL-DE-INFO NR. 43 - M - museenkoeln.de

EL-DE-INFO NR. 43 - M - museenkoeln.de

EL-DE-INFO NR. 43 - M - museenkoeln.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>EL</strong>-<strong>DE</strong><br />

<strong>DE</strong>-<strong>INFO</strong><br />

<strong>NR</strong>. <strong>43</strong> - MÄRZ BIS<br />

ÄRZ BIS MAI<br />

IMPRESSUM<br />

AI 2013 / INHALTSÜBERSICHT<br />

Redakti<br />

edaktionsschluss dieser Ausgabe: 28.02.2013 - Die nächste Ausgabe<br />

erscheint En<strong>de</strong> April / Anfang Mai 2013.<br />

Redaktion: Hajo Leib - Kontakt<br />

ontakt: : siehe Kopf "<strong>EL</strong>-<strong>DE</strong><br />

<strong>DE</strong>-Info".<br />

Mitarbeit an dieser Ausgabe:<br />

A<br />

Ulrike Bach ٠ Malle Bensch-Humbach<br />

٠ Mathias Bonhoeffer<br />

٠ Dr. Karola Fings ٠<br />

Bruno Fischer ٠ Dieter Maretzky ٠ Dr. Marcus Meier ٠ Dr. Jürgen Müller ٠ Siegfried Pfankuche-Klemenz<br />

٠<br />

Dr. Ursula Reuter ٠ Rom e.V. ٠ Adrian Stellmacher ٠ Peter Trinogga<br />

NEUES AUS <strong>DE</strong>M NS-DO<br />

DOK UND <strong>DE</strong>M FÖR<strong>DE</strong>RVEREIN<br />

• Son<strong>de</strong>rausstellung "Gold und Asche" vom 1. Februar bis 20. Mai 2013___S. 2<br />

• Begleitprogramm zur Son<strong>de</strong>rausstellung und weitere Veranstaltungen <strong>de</strong>s NS-DOK bis 19. Mai<br />

2013____S. 3-5<br />

• Bericht von <strong>de</strong>r Bilz-Preisverleihung 2012 an Recherche International: Siegfried Pfankuche-<br />

Klemenz____S. 6-7<br />

• Das Jüdische Museum in Köln. Vortrag von Prof. Dr. Hiltrud Kier und Diskussionsveranstaltung am<br />

19. März 2013 im <strong>EL</strong>-<strong>DE</strong>-Haus____S. 7<br />

• Rückkehr in die Frem<strong>de</strong>: "Unter Vorbehalt" Buch <strong>de</strong>s För<strong>de</strong>rvereins ab sofort zum Son<strong>de</strong>rpreis für<br />

Mitglie<strong>de</strong>r und Nichtmitglie<strong>de</strong>r / Lern- und Ge<strong>de</strong>nkort JAWNE bald Verein / 25-jähriges Jubiläum:<br />

Spen<strong>de</strong>naufruf fürs Buch ____S. 8<br />

AUS AN<strong>DE</strong>REN INITIATIVEN<br />

• "Elsaßstraße 3. März 1933: Der letzte offene Wi<strong>de</strong>rstand gegen die Nazis in Köln". Demo und<br />

Ge<strong>de</strong>nk-Kundgebung am 2. März 2013 in <strong>de</strong>r Südstadt____S. 9<br />

• "Schule und Rassismus". Vortrag von Prof. Dr. Beate Küpper am 4. März 2013____S. 9<br />

• Spuren jüdischer Geschichte in Köln: Veranstaltung mit Dr. Barbara Becker-Jákli und Prof. Dr. Horst<br />

Matzerath am 7. März 2013____S. 9<br />

• "Bedrängte Existenz". Überleben<strong>de</strong> Roma <strong>de</strong>s NS-Terrors in <strong>de</strong>r Ukraine. Ausstellungseröffnung mit<br />

Dr. Karola Fings, NS-DOK, am 8. März 2013____S. 10<br />

• "Köln 1933-1945". JAWNE-Buchvorstellung mit Bruno Fischer am 13. März 2013____S. 10<br />

• Bericht von <strong>de</strong>r Ge<strong>de</strong>nkveranstaltung "Erinnern – Eine Brücke in die Zukunft" am 27. Januar 2013:<br />

Ulrike Bach____S. 11-12


Gold und Asche<br />

Die Geschichte <strong>de</strong>r Häuser Appellhofplatz 21<br />

und 23-25<br />

Son<strong>de</strong>rausstellung vom 1. Februar bis 20.<br />

Mai 2013<br />

Die Geschichte <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Häuser Appellhofplatz 21<br />

und 23-25, <strong>de</strong>m Sitz <strong>de</strong>s NS-Dokumentationszentrums<br />

mit Dauer- und Son<strong>de</strong>rausstellung und<br />

<strong>de</strong>r Ge<strong>de</strong>nkstätte Gestapogefängnis, birgt einen<br />

eigentümlichen Gegensatz: Gold und Asche spielen<br />

dabei eine zentrale Rolle.<br />

Appellhofplatz 21 (früher Langgasse), Goldschmie<strong>de</strong>werkstatt<br />

und Goldwarenhandlung, 1935 Foto: © G. Dahmen (RBA)<br />

Im Haus Appellhofplatz 21, erbaut 1857, wur<strong>de</strong><br />

über Jahrzehnte hinweg Gold verarbeitet und mit<br />

Goldwaren gehan<strong>de</strong>lt. Die Goldschmie<strong>de</strong>werkstatt<br />

„Gabriel Hermeling“ zählte zu <strong>de</strong>n renommiertesten<br />

Produzenten profaner und religiöser Goldschmie<strong>de</strong>kunst.<br />

Der Eigentümer <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Häuser am<br />

Appellhofplatz, Leopold Dahmen, führte dort seit<br />

<strong>de</strong>n 1920er-Jahren ein Goldwaren- und<br />

Uhrenbedarfsgroßhan<strong>de</strong>l bis zur Zerstörung <strong>de</strong>s<br />

Hauses Appellhofplatz 21 im Zweiten Weltkrieg.<br />

Nach <strong>de</strong>m Wie<strong>de</strong>raufbau <strong>de</strong>s Hauses wur<strong>de</strong> das<br />

Familienunternehmen bis 1984 im Haus<br />

Appellhofplatz 21 fortgeführt.<br />

Appellhofplatz 23-25, Sitz <strong>de</strong>r Gestapo Köln (<strong>EL</strong>-<strong>DE</strong>-Haus),<br />

nach 1935<br />

Foto: © RBA<br />

Auf <strong>de</strong>m Grundstück Appellhofplatz 23-25, auf <strong>de</strong>m<br />

lange Zeit herrschaftliche Wohnhäuser aus <strong>de</strong>r<br />

ersten Hälfte <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts stan<strong>de</strong>n, wur<strong>de</strong><br />

1934/35 ein neues Wohn- und Geschäftshaus<br />

erbaut. Schon im Rohbau mietete die Geheime<br />

Staatspolizei Köln das Gebäu<strong>de</strong> an und ließ im<br />

Kellergeschoss ein Gefängnis einbauen. Die Kölner<br />

Gestapo hat Tausen<strong>de</strong> Menschen in ihren<br />

Räumlichkeiten gefoltert. Hun<strong>de</strong>rte Gefangene<br />

wur<strong>de</strong>n seit Herbst 1944 im Innenhof <strong>de</strong>s<br />

Gebäu<strong>de</strong>s ermor<strong>de</strong>t. In <strong>de</strong>n letzten Kriegswochen<br />

wur<strong>de</strong>n die Akten, die über die Inhaftierten hätten<br />

Auskunft geben können, zunächst weggeschafft<br />

und dann verbrannt.<br />

Die Ausstellung vermittelt die Geschichte <strong>de</strong>r<br />

bei<strong>de</strong>n Orte und stellt die Architektur <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n<br />

Häuser von <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts bis zur<br />

Gegenwart vor. Darüber hinaus wird das Quartier<br />

zwischen Appellhofplatz und Auf <strong>de</strong>m Berlich in die<br />

Ausstellung einbezogen. Objekte aus <strong>de</strong>m stadtkölnischen<br />

Ratssilber wer<strong>de</strong>n ebenso präsentiert<br />

wie beispielsweise ein Kerzenstän<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>n Konrad<br />

A<strong>de</strong>nauer unmittelbar nach Kriegsen<strong>de</strong> als<br />

„An<strong>de</strong>nken“ aus <strong>de</strong>r<br />

Gestapo-Zentrale<br />

mitnahm.<br />

Kerzenleuchter aus <strong>de</strong>r<br />

Kölner Gestapo-Zentrale,<br />

<strong>de</strong>n Konrad A<strong>de</strong>nauer als<br />

'An<strong>de</strong>nken' mitnahm.<br />

Foto: © Dieter Maretzky<br />

<strong>EL</strong>-<strong>DE</strong>-Info Nr. <strong>43</strong> – März-Mai 2013 2


3. März 2013, 14 Uhr<br />

Führung durch die Son<strong>de</strong>rausstellung<br />

Martin Vollberg<br />

Begleitprogramm zur Son<strong>de</strong>rausstellung<br />

Der Kurator Martin Vollberg führt durch die<br />

Son<strong>de</strong>rausstellung „Gold und Asche“, mit <strong>de</strong>m<br />

Schwerpunktthema „Sehnsucht Mittelalter“<br />

Kaiser-Pokal<br />

Foto: © RBA<br />

Am Balkon <strong>de</strong>s Hauses<br />

Appellhofplatz 21<br />

(früher Langgasse)<br />

hing das Firmenschild<br />

„Gabriel Hermeling“.<br />

Die Goldschmie<strong>de</strong>werkstatt<br />

„Gabriel<br />

Hermeling“ stellte<br />

kunsthandwerkliche<br />

Gegenstän<strong>de</strong> für die<br />

Ausstattung eines<br />

(groß-)bürgerlichen<br />

Haushalts, wie Bestecke o<strong>de</strong>r Services her und<br />

fertigte Schmuckwaren aus Gold, Silber und E<strong>de</strong>lsteinen<br />

an. Das größte Renommee erlangte die<br />

Goldschmie<strong>de</strong>werkstatt für ihre kunstfertigen<br />

religiösen Kultusgegenstän<strong>de</strong>.<br />

Senftöpfchen<br />

Foto: © RBA<br />

Aus <strong>de</strong>r Goldschmie<strong>de</strong>werkstatt<br />

Hermeling<br />

wur<strong>de</strong>n bis 1920<br />

ungefähr 1.000<br />

Objekte für das<br />

Ratssilber <strong>de</strong>r Stadt<br />

Köln hergestellt. Das<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 19.<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

beauftragte neue<br />

Ratssilber sollte das<br />

verloren gegangene<br />

mittelalterliche<br />

Ratssilbers ersetzen. In<br />

<strong>de</strong>r Ausstellung wer<strong>de</strong>n unter an<strong>de</strong>rem das<br />

Gol<strong>de</strong>ne Buch <strong>de</strong>r Stadt Köln, <strong>de</strong>r Kaiser-Pokal und<br />

ein Senftöpfchen für festliche Anlässe gezeigt.<br />

17. März 2013, 14 Uhr<br />

Führung durch die Son<strong>de</strong>rausstellung<br />

Martin Vollberg<br />

Begleitprogramm zur Son<strong>de</strong>rausstellung<br />

Der Kurator Martin Vollberg führt durch die<br />

Son<strong>de</strong>rausstellung „Gold und Asche“, mit <strong>de</strong>m<br />

Schwerpunktthema „Die Martinskirmes 1846“<br />

Die alljährlich in <strong>de</strong>r Kölner Altstadt veranstaltete<br />

Martinskirmes war Anlass für Konflikte zwischen<br />

Staat, besitzen<strong>de</strong>m Bürgertum und katholischer<br />

Kirche auf <strong>de</strong>r einen und <strong>de</strong>r ärmeren Bevölkerungsschicht<br />

auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite. Die<br />

Übergriffe <strong>de</strong>s preußischen Militärs blieben im<br />

August 1846 nicht auf die Kirmesbesucher<br />

beschränkt, auch unbeteiligte Bürger aus<br />

entfernten Stadtteilen – bis zum Appellhofplatz −<br />

gerieten in eine Treibjagd <strong>de</strong>s Militärs. Es gab<br />

mehrere teilweise schwer verletzte Bürger und ein<br />

Fassbin<strong>de</strong>rgeselle kam durch das berittene<br />

preußische Militär zu To<strong>de</strong>.<br />

Bei <strong>de</strong>r Aufklärung dieses Militäreinsatzes<br />

engagierte sich <strong>de</strong>r Advokat-Anwalt Friedrich<br />

Steinberger, Haus Langgasse 25 (später<br />

Appellhofplatz) gemeinsam mit seinem Vater, <strong>de</strong>m<br />

Oberbürgermeister Adolph Steinberger, und<br />

weiteren engagierten Bürgern <strong>de</strong>r Stadt. Der<br />

preußische König versuchte eine Aufklärung <strong>de</strong>s<br />

Militäreinsatzes zu verhin<strong>de</strong>rn.<br />

Friedrich Steinberger,<br />

Langgasse 25, um 1930<br />

Foto: © RBA<br />

Ort: <strong>EL</strong>-<strong>DE</strong>-Haus<br />

Eintritt: 4,50 Euro,<br />

erm. 2 Euro<br />

Keine Führungsgebühr<br />

Ort: <strong>EL</strong>-<strong>DE</strong>-Haus<br />

Eintritt: 4,50 Euro, erm. 2 Euro<br />

Keine Führungsgebühr<br />

<strong>EL</strong>-<strong>DE</strong>-Info Nr. <strong>43</strong> – März-Mai 2013 3


Begleitprogramm zur Son<strong>de</strong>rausstellung und<br />

weitere Veranstaltungen März bis Mai 2013<br />

7. April 2013, 14 Uhr<br />

Spuren jüdischer Geschichte im Viertel um die<br />

Elisenstraße<br />

Stadtführung mit Aaron Knappstein<br />

Der Rundgang führt vom <strong>EL</strong>-<strong>DE</strong>-Haus, <strong>de</strong>m<br />

ehemaligen Sitz <strong>de</strong>r Kölner Gestapo, in <strong>de</strong>m sich<br />

heute das NS-Dokumentationszentrum befin<strong>de</strong>t,<br />

über Elisenstraße und Breite Straße zum Erich-<br />

Klibansky-Platz. Er folgt <strong>de</strong>n Spuren <strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>ntums<br />

in diesem Stadtviertel bis 1933 und <strong>de</strong>r dann<br />

einsetzen<strong>de</strong>n systematischen Verfolgung. Mit<br />

Geschichten zu Gebäu<strong>de</strong>n, Personen und Familien<br />

wird die Vielfalt <strong>de</strong>s Kölner Ju<strong>de</strong>ntums in <strong>de</strong>r<br />

Vergangenheit erkun<strong>de</strong>t.<br />

Im Januar 1933 war <strong>de</strong>r Rundfunk in Deutschland<br />

gera<strong>de</strong> mal zehn Jahre alt. Die Nazis erkannten<br />

schon vor <strong>de</strong>r Machtübernahme die sich ihnen<br />

bieten<strong>de</strong>n Möglichkeiten zur Massenbeeinflussung<br />

durch dieses damals schnellste und aktuellste<br />

Massenmedium. Die Gleichschaltung begann mit<br />

<strong>de</strong>r Amtsenthebung <strong>de</strong>s Rundfunkintendanten<br />

Ernst Hardt am 25. März 1933 und <strong>de</strong>r Berufung<br />

<strong>de</strong>s Nationalsozialisten Heinrich Glasmeier zum<br />

neuen Rundfunkintendanten. Der bis dahin<br />

unpolitische Rundfunk in Deutschland wur<strong>de</strong> zu<br />

einem mo<strong>de</strong>rnen Propagandainstrument umgestaltet.<br />

Während <strong>de</strong>s 2. Weltkrieges steigerte<br />

sich die Intensität <strong>de</strong>r Radiopropaganda nochmals<br />

<strong>de</strong>utlich. Trotz <strong>de</strong>s Verbotes entwickelte sich das<br />

Abhören ausländischer Sen<strong>de</strong>r zu einer<br />

ausgeprägten und wirksamen Gegenbewegung.<br />

Rundfunk-Foto<br />

Foto: © Michael Lang<br />

Zu hören sind zahlreiche originale Sprach- und<br />

Musikbeispiele. Hören Sie selbst, wie das NS-Radio<br />

klang o<strong>de</strong>r die Stimmen aus <strong>de</strong>r freien Welt zu<br />

ihren Hörern in Deutschland sprachen.<br />

Elisenstraße<br />

Foto: © RBA<br />

Michael Lang, seit 14 Jahren als Strafverteidiger in<br />

Köln tätig, ist langjähriger Sammler und Kenner<br />

historischer Tondokumente.<br />

Aaron Knappstein ist freier Mitarbeiter <strong>de</strong>s NS-<br />

Dokumentationszentrums und Mitglied <strong>de</strong>r<br />

Jüdischen Liberalen Gemein<strong>de</strong> Köln.<br />

Ort: <strong>EL</strong>-<strong>DE</strong>-Haus<br />

Eintritt: 4,50 Euro, erm. 2 Euro<br />

Ort: <strong>EL</strong>-<strong>DE</strong>-Haus<br />

Eintritt: 4,50 Euro, erm. 2 Euro<br />

25. April 2013, 19 Uhr<br />

Kriminalbeamte, Juristen, NS-Aktivisten.<br />

Die Kölner Gestapo und ihre Mitarbeiter<br />

Vortrag von Thomas Roth<br />

11. April 2013, 19 Uhr<br />

Begleitprogramm zur Son<strong>de</strong>rausstellung<br />

Der Rundfunk in <strong>de</strong>r NS-Zeit<br />

Vortrag von Michael Lang<br />

Die Geschichte <strong>de</strong>s <strong>EL</strong>-<strong>DE</strong>-Hauses ist untrennbar<br />

verbun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Geschichte <strong>de</strong>r Geheimen<br />

Veranstaltungsreihe "Reihe Köln wird braun"<br />

Staatspolizei. Auch wenn zahlreiche Unterlagen zur<br />

Kölner Gestapoherrschaft während <strong>de</strong>r NS-Zeit<br />

vernichtet wur<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r verloren sind, ist in <strong>de</strong>n<br />

<strong>EL</strong>-<strong>DE</strong>-Info Nr. <strong>43</strong> – März-Mai 2013 4


letzten Jahrzehnten viel über sie geforscht und<br />

herausgefun<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n. Der Vortrag liefert einen<br />

Überblick zum aktuellen Stand <strong>de</strong>r Erkenntnisse<br />

über die Kölner Gestapo und diskutiert Probleme<br />

<strong>de</strong>r Forschung. Dabei sollen die „Täter", die<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>r Gestapo, ihre Prägungen,<br />

Verhaltensweisen und Lebensläufe, im Mittelpunkt<br />

stehen.<br />

Dr. Thomas Roth, Historiker mit<br />

Schwerpunktthemen Polizei und Justiz, ist<br />

wissenschaftlicher Mitarbeiter <strong>de</strong>s NS-DOK.<br />

28. April 2013, 14 Uhr<br />

Führung durch die Son<strong>de</strong>rausstellung<br />

Martin Vollberg<br />

Leiter <strong>de</strong>r Gestapo Köln<br />

Foto: © Bun<strong>de</strong>sarchiv<br />

Berlin<br />

Ort: <strong>EL</strong>-<strong>DE</strong>-Haus<br />

Eintritt: 4,50 Euro,<br />

erm. 2 Euro<br />

Begleitprogramm zur Son<strong>de</strong>rausstellung<br />

Der Kurator Martin Vollberg führt durch die<br />

Son<strong>de</strong>rausstellung „Gold und Asche“, mit <strong>de</strong>m<br />

Schwerpunktthema „Architektur“. - Der Bau <strong>de</strong>s<br />

Hauses Langgasse 21 (später Appellhofplatz 21)<br />

von Mitte <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts war von einem<br />

Architekturdiskurs begleitet, <strong>de</strong>r nicht ästhetisch,<br />

son<strong>de</strong>rn gesellschafts-politisch begrün<strong>de</strong>t war.<br />

Diskussionen über <strong>de</strong>n „richtigen“ Architekturstil<br />

und Beeinflussung von Bauvorhaben durch<br />

politische Rahmenbedingungen waren seit 1852 ein<br />

wichtiges Thema. Das 1935 erbaute <strong>EL</strong>-<strong>DE</strong>-Haus<br />

ersetzte zwei in <strong>de</strong>r ersten Hälfte <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

errichteten Häuser Langgasse 23 und 25.<br />

Die Fassa<strong>de</strong> <strong>de</strong>s <strong>EL</strong>-<strong>DE</strong>-Hauses wur<strong>de</strong> zeitgemäß in<br />

„Herbe und Strenge“ verwirklicht. Die<br />

Fassa<strong>de</strong>ngestaltung <strong>de</strong>s <strong>EL</strong>-<strong>DE</strong>-Hauses wur<strong>de</strong> 1950<br />

für die im Zweiten Weltkrieg zerstörten Häuser<br />

Appellhofplatz 21 und Elisenstraße 1 übernommen.<br />

Ort: <strong>EL</strong>-<strong>DE</strong>-Haus<br />

Eintritt: 4,50 Euro, erm. 2 Euro<br />

Appellhofplatz und <strong>EL</strong>-<strong>DE</strong>-Haus, nach 1935<br />

Foto: © RBA<br />

Das <strong>EL</strong>-<strong>DE</strong>-Haus im Komplex Appellhofplatz 21, 23-25 und<br />

Elisenstraße 1<br />

Foto: © Jürgen Sei<strong>de</strong>l<br />

19. Mai 2013, 14 Uhr<br />

Führung durch die Son<strong>de</strong>rausstellung<br />

Martin Vollberg<br />

Begleitprogramm zur Son<strong>de</strong>rausstellung<br />

Der Kurator Martin Vollberg führt durch die<br />

Son<strong>de</strong>rausstellung „Gold und Asche“, mit <strong>de</strong>m<br />

Schwerpunktthema „Altstadtgesundung“<br />

Die von 1935 an durchgeführte „Altstadtgesundung“<br />

be<strong>de</strong>utete im Kern die Ausgrenzung<br />

von missliebigen Bevölkerungsgruppen aus <strong>de</strong>r<br />

sogenannten „Volksgemeinschaft“. Verschie<strong>de</strong>ne<br />

städtische Ämter wie das Gesundheitsamt und<br />

Polizeibehör<strong>de</strong>n „durchkämmten“ das Stadtviertel<br />

und zwangen unerwünschte Familien und<br />

Einzelpersonen, ihre Wohnungen zu verlassen, um<br />

Neubauten für politisch „zuverlässige“ und<br />

„rassisch“ einwandfreie Bewohner zu errichten.<br />

Bericht über die "erfolgreiche<br />

Sanierung" <strong>de</strong>s<br />

Hauses Auf <strong>de</strong>m Berlich 32<br />

im "West<strong>de</strong>utschen<br />

Beobachter"<br />

Das erste Maßnahmengebiet<br />

erstreckte sich südlich<br />

<strong>de</strong>r Kirche Groß-St.<br />

Martin. Weitere<br />

Gebiete waren für eine<br />

„Gesundung“<br />

vorgesehen. Einzelne<br />

Maßnahmen betrafen auch das Viertel zwischen<br />

Appellhofplatz und Auf <strong>de</strong>m Berlich.<br />

Ort: <strong>EL</strong>-<strong>DE</strong>-Haus<br />

Eintritt: 4,50 Euro, erm. 2 Euro<br />

Keine Führungsgebühr<br />

<strong>EL</strong>-<strong>DE</strong>-Info Nr. <strong>43</strong> – März-Mai 2013 5


Bilz-Preisverleihung 2012<br />

In <strong>de</strong>n erweiterten und neugestalteten Räumen <strong>de</strong>s<br />

NS-Dokumentationszentrums fand die Bilz-Preisverleihung<br />

am 20. Dezember 2012 im <strong>EL</strong>-<strong>DE</strong>-Haus<br />

statt. Nach einem Willkommensgruß <strong>de</strong>s Direktors<br />

Dr. Werner Jung begrüßte <strong>de</strong>r<br />

Stiftungsratsvorsitzen<strong>de</strong> Dr. Fritz Bilz <strong>de</strong>n<br />

Preisträger „Recherche International“ und die<br />

Gäste.<br />

In seiner Re<strong>de</strong> begrün<strong>de</strong>te Fritz Bilz die Preisverleihung:<br />

„Die Initiative setzt sich dafür ein, dass<br />

Informations<strong>de</strong>fizite über die Dritte Welt insbeson<strong>de</strong>re<br />

über <strong>de</strong>ren kulturelle und historische<br />

Wurzeln beseitigt wer<strong>de</strong>n. An<strong>de</strong>rerseits soll durch<br />

die Arbeit von Recherche International in<br />

Deutschland mehr Interesse für die Probleme<br />

dieser Län<strong>de</strong>r geweckt wer<strong>de</strong>n.<br />

Dies ist damit eine wichtige Ergänzung <strong>de</strong>r in<br />

früherer Zeit geleisteten Informationsarbeit <strong>de</strong>r<br />

öffentlich rechtlichen Medien. Denn diese haben<br />

<strong>de</strong>n Auftrag, und ich meine auch die Verpflichtung,<br />

in ihren Sen<strong>de</strong>rn Themen zur Dritten Welt angemessen<br />

zu berücksichtigen.<br />

An meiner Wortwahl 'in früherer Zeit' sehen Sie,<br />

dass sich dies in <strong>de</strong>n letzten Jahrzehnten <strong>de</strong>utlich<br />

verschlechtert hat.<br />

Wir müssen lei<strong>de</strong>r feststellen, dass immer mehr<br />

Formate mit diesem Fokus entwe<strong>de</strong>r eingestellt,<br />

<strong>de</strong>utlich an Sen<strong>de</strong>zeit eingebüßt haben o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ren<br />

verantwortliche Redakteure für diese Reihen<br />

an<strong>de</strong>re Schwerpunkte gewählt haben.“<br />

Dr. Bilz gab dann das Wort an Peter Finkelgruen,<br />

<strong>de</strong>r die Laudatio für <strong>de</strong>n Preisträger (hier in<br />

Auszügen) hielt und auf die Entstehung von<br />

Recherche International einging und die vielfältige<br />

Arbeit darstellte: „Er wur<strong>de</strong> 1999 von engagierten<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern <strong>de</strong>s Rheinischen<br />

Journalistenbüros in Köln gegrün<strong>de</strong>t. Der konkrete<br />

Anlass war, dass das damals schon seit über zehn<br />

Jahren betriebene Forschungsprojekt „Die Dritte<br />

Welt im Zweiten Weltkrieg“ we<strong>de</strong>r von einer<br />

Universität, einem Forschungsinstitut noch einer<br />

Stiftung unterstützt wur<strong>de</strong>.<br />

Es drohte wegen Finanzmangels zu scheitern. Die<br />

Gründung <strong>de</strong>s gemeinnützigen Vereins „Recherche<br />

International“ war eine Chance, das Gelingen von<br />

aufwendigen und komplizierten Rechercheprojekten<br />

in Zukunft zu sichern. Dies gelang dann<br />

auch nach umfangreichen Mitteleinwerbungen.<br />

Endlich konnten nun, auch mit Unterstützung<br />

eingeworbener Forschungsgel<strong>de</strong>r, die schon zwei<br />

Schränke füllen<strong>de</strong>n Materialien ausgewertet und für<br />

ein Publikation sowie eine Ausstellung aufgearbeitet<br />

wer<strong>de</strong>n … Aufgrund dieser Recherchen<br />

entstand 2005 das erste <strong>de</strong>utschsprachige Buch mit<br />

<strong>de</strong>m Titel „Unsere Opfer zählen nicht“.<br />

Laudator Peter Finkelgruen (r.) gratuliert Karl Rössel zur<br />

Preisverleihung. Foto: © Siegfried Pfankuche-Klemenz<br />

Im Jahre 2009, genau am 1. September, <strong>de</strong>m 70.<br />

Jahrestag <strong>de</strong>s Kriegsbeginns in Europa, wur<strong>de</strong> zum<br />

ersten Mal die Wan<strong>de</strong>rausstellung zu diesem<br />

Thema auf <strong>de</strong>r Premiere in Berlin gezeigt.<br />

Inzwischen ist diese Ausstellung in mehr als 20<br />

Orten in Deutschland und in <strong>de</strong>r Schweiz<br />

präsentiert wor<strong>de</strong>n.<br />

Auch das Autobiographie-Projekt von Denis<br />

Goldberg, einem weißen Freiheitskämpfer für die<br />

Emanzipationsbewegung in Südafrika zähle dazu.<br />

Nur mit Hilfe von 'Recherche International', hier<br />

beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>r Mitarbeiterin Birgit Morgenrath,<br />

konnte diese Autobiographie bearbeitet und ins<br />

Deutsche übersetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Ein weiteres Projekt ist die kritische Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

mit <strong>de</strong>n Mikrokrediten in <strong>de</strong>r Dritten<br />

Welt. Die unter an<strong>de</strong>ren von Recherche<br />

International herausgegebene Studie löste eine<br />

kritische Debatte über die Rolle <strong>de</strong>r Mikrofinanzindustrie<br />

und ihre negativen Auswirkungen,<br />

insbeson<strong>de</strong>re auf Frauen in <strong>de</strong>r Dritten Welt, aus.<br />

Aber auch konkrete Unterstützungsaktionen<br />

wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Initiative organisiert. Als Dogan<br />

Akhanli im August 2010 beim Besuch seines Vaters<br />

in <strong>de</strong>r Türkei verhaftet wur<strong>de</strong>, organisierte<br />

Recherche International unter Fe<strong>de</strong>rführung von<br />

Albrecht Kieser eine breite Solidaritätskampagne<br />

mit vielen prominenten Unterstützern. Der<br />

öffentliche Druck erzwang die Freilassung Dogan<br />

Akhanlis nach viermonatiger Haft.<br />

Alle diese Aktivitäten zeigen eine große Affinität<br />

von Recherche International zum Anliegen <strong>de</strong>r<br />

Dritten Welt und <strong>de</strong>ren Situation. Über die<br />

Ursprünge <strong>de</strong>r Armut und <strong>de</strong>r kriegerischen<br />

Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen in Folge <strong>de</strong>s Zweiten<br />

Weltkrieges möchte die Initiative durch<br />

Publikationen, Radiosendungen, Unterrichts-<br />

Materialien, Ausstellungen und Vorträge<br />

informieren. Damit seien diese Aktivitäten ein<br />

hervorragen<strong>de</strong>r Beitrag zum friedlicheren<br />

Miteinan<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Völker.<br />

<strong>EL</strong>-<strong>DE</strong>-Info Nr. <strong>43</strong> – März-Mai 2013 6


Aus <strong>de</strong>r Begründung <strong>de</strong>r Bilz-Stiftung für die<br />

Verleihung <strong>de</strong>s Bilz-Preises 2012 in Höhe von 4.000<br />

Euro:<br />

„Seit 1999 setzt sich die Initiative 'Recherche<br />

International' für die Aufklärung <strong>de</strong>r<br />

historischen, sozialen, politischen und<br />

kulturellen Beziehungen Europas zur Dritten<br />

Welt ein, um Vorurteile abzubauen und mehr<br />

Verständnis für die dort leben<strong>de</strong>n Menschen<br />

zu gewinnen. Mit dieser bisher nur unzureichend<br />

in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit geleisteten<br />

Erinnerungsarbeit soll das inter-kulturelle<br />

Verständnis geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Die Initiative<br />

leistet damit einen hervorragen<strong>de</strong>n Beitrag<br />

zu Völkerverständigung.“<br />

Veranstaltung zum aktuellen Thema<br />

Prof. Dr. Hiltrud Kier:<br />

Das Jüdische Museum in Köln<br />

Vortrag und Diskussion. Mo<strong>de</strong>ration: Peter<br />

Liebermann, Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Vereins <strong>EL</strong>-<strong>DE</strong>-Haus<br />

Dienstag, 19. März 2013, 19 Uhr<br />

Stiftungsratsvorsitzen<strong>de</strong>r Fritz Bilz, Preisträger Karl Rössel,<br />

Laudator Peter Finkelgruen (v.l.n.r.) nach <strong>de</strong>r Preisverleihung.<br />

Foto: © Siegfried Pfankuche-Klemenz<br />

Nach <strong>de</strong>r Überreichung <strong>de</strong>s Preises an Karl Rössel<br />

dankte dieser <strong>de</strong>r Bilz-Stiftung im Namen seiner<br />

KollegInnen und hob hervor, dass das Preisgeld die<br />

weitere Arbeit von Recherche International för<strong>de</strong>re.<br />

Oftmals, so Karl Rössel, wer<strong>de</strong> lei<strong>de</strong>r übersehen,<br />

dass nach einer Anschubfinanzierung auch in <strong>de</strong>r<br />

Folgezeit Geldmittel nötig seien, um ein Projekt<br />

weiter führen zu können. Der Bilz-Preis sei eine<br />

wirksame Hilfe zum Weiterbestand <strong>de</strong>rartiger<br />

Projekte. Siegfried Pfankuche-Klemenz<br />

<strong>EL</strong>-<strong>DE</strong>-Haus, Appellhofplatz 23-25,<br />

50667 Köln (U-Bahn-Station Appellhofplatz)<br />

Veranstalter<br />

NS-Dokumentationszentrum <strong>de</strong>r Stadt Köln<br />

Verein <strong>EL</strong>-<strong>DE</strong>-Haus e.V.<br />

Eintritt: Für Mitglie<strong>de</strong>r kostenfrei. - 4,50 Euro /<br />

ermäßigt 2,00 Euro<br />

Die archäologischen Fun<strong>de</strong> in Köln aus <strong>de</strong>r Römerzeit<br />

und <strong>de</strong>m Mittelalter – Prätorium, Mikwe o<strong>de</strong>r<br />

die jüdische Synagoge nur als markante Beispiele –<br />

haben einmalige Zeugnisse seiner kulturpolitischen<br />

Geschichte zu bieten, die für Bevölkerung wie<br />

Besucherinnen und Besucher aus aller Welt ein<br />

europäisches Alleinstellungsmerkmal be<strong>de</strong>uten. Die<br />

jahrhun<strong>de</strong>rtealte Geschichte Kölns ist auch eine<br />

Geschichte <strong>de</strong>r Integration wie Verfolgung <strong>de</strong>r<br />

jüdischen Mitbürger in 2000 Jahren.<br />

Seit Jahrzehnten graben Archäologen in Köln nach<br />

Fun<strong>de</strong>n aus dieser geschichts- und kulturträchtigen<br />

Zeit, seit 2007 ununterbrochen. Die Ausbeute ist<br />

gewaltig und von großer Be<strong>de</strong>utung. Im früheren<br />

Zentrum <strong>de</strong>r Stadt, auf <strong>de</strong>m Rathausplatz soll diese<br />

Kulturgeschichte festgehalten und dauerhaft<br />

präsentiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Die gegenwärtige Diskussion um das Jüdische<br />

Museum zeigt, dass Informations<strong>de</strong>fizite geschlossen<br />

wer<strong>de</strong>n sollten. Warum wir für dieses<br />

Museums-Ensemble eintreten, möchten wir<br />

unterstreichen.<br />

Prof. Dr. Hiltrud Kier, ehemalige Generaldirektorin<br />

<strong>de</strong>r Kölner Museen und Leiterin <strong>de</strong>r Denkmalpflege<br />

<strong>de</strong>r Stadt Köln.<br />

<strong>EL</strong>-<strong>DE</strong>-Info Nr. <strong>43</strong> – März-Mai 2013 7


Demnächst eigenständiger Verein<br />

Der Arbeitskreis Lern- und Ge<strong>de</strong>nkort JAWNE im<br />

Verein <strong>EL</strong>-<strong>DE</strong>-Haus wird in Kürze als eigener Verein<br />

beim Amtsgericht Köln eingetragen.<br />

Rückkehr in die Frem<strong>de</strong><br />

Unter Vorbehalt. Rückkehr aus <strong>de</strong>r<br />

Emigration nach 1945<br />

Herausgegeben vom Verein <strong>EL</strong>-<strong>DE</strong>-Haus<br />

250 Seiten im Großformat, mit zahlreichen<br />

Abbildungen, gebun<strong>de</strong>n. – Emons Verlag 1999<br />

Der rund 250 Seiten starke, großformatige und<br />

reich bebil<strong>de</strong>rte Band erzählt Lebensgeschichten<br />

von Menschen, die ab 1933 in die Emigration<br />

gehen mussten und es auf sich nahmen, nach 1945<br />

in das Land ihrer Verfolgung zurückzukehren.<br />

Ausgewählt sind bekannte und unbekannte Menschen.<br />

Ihren Geschichten gemeinsam ist, dass sie<br />

einen Teil ihres Lebens in Köln o<strong>de</strong>r im Rheinland<br />

verbracht haben. Man begegnet <strong>de</strong>m Schriftsteller<br />

Hans Mayer ebenso wie <strong>de</strong>r Lyrikerin Hil<strong>de</strong> Domin,<br />

<strong>de</strong>m Kommunisten Carl Schlieper wie <strong>de</strong>r<br />

Sozial<strong>de</strong>mokratin Susanne Miller o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />

jüdischen Überleben<strong>de</strong>n Paula Tabak o<strong>de</strong>r Josef<br />

Neuberger. Interviews und ausgewählte Beiträge<br />

führen anschaulich und wissenschaftlich fundiert in<br />

das Themenfeld ein.<br />

Ab sofort zum Son<strong>de</strong>rpreis von nur 5 €<br />

(für Mitglie<strong>de</strong>r 3 €)! – Erhältlich an <strong>de</strong>r<br />

Museumskasse im <strong>EL</strong>-<strong>DE</strong>-Haus.<br />

Seit seiner Gründung im Jahr 2005 hat <strong>de</strong>r<br />

Arbeitskreis eine Vielzahl von Aktivitäten und<br />

Projekten rund um <strong>de</strong>n Galerieraum und die<br />

Kin<strong>de</strong>rge<strong>de</strong>nkstätte Löwenbrunnen am Erich-<br />

Klibansky-Platz initiiert. Das alles war nur möglich,<br />

weil <strong>de</strong>r Verein <strong>EL</strong>-<strong>DE</strong>-Haus <strong>de</strong>n Arbeitskreis „unter<br />

seine Fittiche“ genommen und im Großen und<br />

Kleinen solidarisch unterstützt hat.<br />

Nun ist <strong>de</strong>r Arbeitskreis so gut etabliert, dass allen<br />

Beteiligten die Gründung eines eigenen För<strong>de</strong>rvereins<br />

sinnvoll erschien. Am 13. Januar 2013<br />

nahmen 15 Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Arbeitskreises an <strong>de</strong>r<br />

Gründungsversammlung <strong>de</strong>s „För<strong>de</strong>rvereins <strong>de</strong>s<br />

Lern- und Ge<strong>de</strong>nkorts Jawne“ teil. Die Eintragung<br />

ins Vereinsregister erfolgt zurzeit, danach wird sich<br />

<strong>de</strong>r Verein in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit vorstellen.<br />

Weitere Infos zum Verein, zu (För<strong>de</strong>r-)<br />

Mitgliedschaft etc. <strong>de</strong>mnächst hier: www.jawne.<strong>de</strong><br />

Ursula Reuter<br />

______________________________________<br />

25-jähriges Jubiläum <strong>de</strong>s Vereins – Ihre /<br />

Eure Spen<strong>de</strong> für unser Buch :<br />

Im Juni 2013 erscheint anlässlich unseres Jubiläums<br />

eine rd. 200 Seiten starke Broschüre. Sie<br />

enthält die Vorgeschichte und Geschichte <strong>de</strong>s<br />

bürgerschaftlichen Engagements für das NS-DOK,<br />

das erst die mühevolle Entstehung und Entwicklung<br />

<strong>de</strong>s NS-DOK ermöglichte, heute die größte lokale<br />

Ge<strong>de</strong>nkstätte in Deutschland. – Zahlreiche<br />

AutorInnen beschreiben dieses Kapitel spannen<strong>de</strong>r<br />

Zeitgeschichte Kölns von Mitte <strong>de</strong>r 1970er-Jahre bis<br />

heute. Eine umfangreiche Chronik <strong>de</strong>r<br />

Vereinsgeschichte run<strong>de</strong>t diesen Band ab, <strong>de</strong>n wir<br />

im Juni auf einer Veranstaltung vorstellen.<br />

Wer unser Buchprojekt unterstützen will und kann:<br />

Verein <strong>EL</strong>-<strong>DE</strong>-Haus – Konto-Nr. 1945 – Bank für<br />

Sozialwirtschaft (BfS), BLZ 370 205 00 –<br />

Stichwort: "25 Jahre". – Herzlichen Dank im<br />

Voraus!<br />

<strong>EL</strong>-<strong>DE</strong>-Info Nr. <strong>43</strong> – März-Mai 2013 8


AUS AN<strong>DE</strong>REN INITIATIVEN<br />

"Schule und Rassismus": Prof. Dr. Beate<br />

Küpper – Montag, 4. März 2013, 17 Uhr<br />

Eintritt frei – Synagogen-Gemein<strong>de</strong> Köln–<br />

Roonstraße 50 – 50674 Köln<br />

Vortrag im Rahmen <strong>de</strong>s Projektes "Rote Karte<br />

gegen Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus"<br />

Beate Küpper, forscht und lehrt im Bereich Bildung<br />

und Rassismus an <strong>de</strong>r Hochschule Nie<strong>de</strong>rrhein<br />

Mönchengladbach. In ihrem Vortrag widmet sie<br />

sich alltäglichen Formen <strong>de</strong>r Diskriminierung im<br />

Allgemeinen und Rassismus im Beson<strong>de</strong>ren.<br />

Veranstalter: Kölnische Gesellschaft für Christlich-<br />

Jüdische Zusammenarbeit e.V. in Kooperation mit<br />

<strong>de</strong>r Bezirksschülervertretung Köln (BSV) – Schule<br />

ohne Rassismus, Schule mit Courage – Info- und<br />

Bildungsstelle gegen Rechtsextremismus im NS-<br />

DOK <strong>de</strong>r Stadt Köln – DGB-Jugend <strong>NR</strong>W Projekt<br />

"Empört euch, engagiert euch!"<br />

___________________________________<br />

Spuren jüdischer Geschichte in Köln: Von <strong>de</strong>r<br />

Schil<strong>de</strong>rgasse zum Griechenmarktviertel<br />

Elsaßstraße 3. März 1933: Der letzte offene<br />

Wi<strong>de</strong>rstand gegen die Nazis in Köln. - Demo<br />

und Kundgebung in <strong>de</strong>r Südstadt am<br />

Samstag, 2. März 2013, ab 14 Uhr<br />

Wir ehren diejenigen, die sich vor 80 Jahren am 3.<br />

März 1933 gegen die SA wehrten und ge<strong>de</strong>nken<br />

<strong>de</strong>rjenigen, die darum verfolgt o<strong>de</strong>r ermor<strong>de</strong>t<br />

wur<strong>de</strong>n. Zugleich ge<strong>de</strong>nken wir aller Nazi-Gegner,<br />

die gegen ein menschenfeindliches und mör<strong>de</strong>risches<br />

Regime Wi<strong>de</strong>rstand leisteten – gleich<br />

welcher Weltanschauung und politischen Herkunft.<br />

Veranstalter: AKKU – Martin Bonhoeffer, Pfarrer –<br />

Fraktion Die Linke im Rat <strong>de</strong>r Stadt Köln – DKP<br />

Köln – Kneipenkollektiv LOTTA – SJD Die Falken,<br />

Köln – Verein <strong>EL</strong>-<strong>DE</strong>-Haus – VVN / BdA Köln.<br />

___________________________________<br />

Hinweis <strong>de</strong>r Redaktion: Die Projektgruppe<br />

Messelager (Wiltrud Marciniak / Georg Wehner)<br />

haben zum Thema Entschädigung von NS-<br />

Opfern ein Flugblatt sowie einen Aufruf<br />

verfasst, das bzw. <strong>de</strong>n wir in geson<strong>de</strong>rter pdf-<br />

Anlage Ihrer / Eurer Aufmerksamkeit empfehlen.<br />

Donnerstag, 7. März 2013 um 20 Uhr –<br />

GERMANIA JUDAICA, Josef-Haubrich-Hof 1,<br />

Stadtbibliothek<br />

Dr. Barbara Becker-Jákli im Gespräch mit<br />

Prof. Dr. Horst Matzerath<br />

2012 erschien <strong>de</strong>r erste Stadtführer durch das<br />

jüdische Köln, <strong>de</strong>r in mehreren Rundgängen einen<br />

Überblick über Geschichte und Gegenwart <strong>de</strong>r<br />

jüdischen Bevölkerung gibt. - Die Autorin Barbara<br />

Becker-Jákli stellt beson<strong>de</strong>rs die Lebenswelt <strong>de</strong>s<br />

ostjüdischen orthodoxen Ju<strong>de</strong>ntums vor, das sich<br />

seit Beginn <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts im Viertel um<br />

Thieboldsgasse und Griechenmarkt befand. Anhand<br />

von Fotografien wer<strong>de</strong>n Orte, Einrichtungen,<br />

Familiengeschichten und Biografien behan<strong>de</strong>lt.<br />

Zugleich wird über die schwierigen Recherchen<br />

berichtet und ein Einblick in die aktuellen<br />

Möglichkeiten <strong>de</strong>r Forschung zur jüdischen<br />

Geschichte in Köln gegeben. – Buch und Autorin<br />

stellt Horst Matzerath vor, ehemaliger Direktor <strong>de</strong>s<br />

NS-Dokumentationszentrums <strong>de</strong>r Stadt Köln.<br />

Veranstalter: Kölnische Gesellschaft für Christlich-<br />

Jüdische Zusammenarbeit e.V. in Kooperation mit<br />

<strong>de</strong>r GERMANIA JUDAICA.<br />

<strong>EL</strong>-<strong>DE</strong>-Info Nr. <strong>43</strong> – März-Mai 2013 9


Bedrängte Existenz<br />

Überleben<strong>de</strong> Roma <strong>de</strong>s NS-Terrors in <strong>de</strong>r<br />

Ukraine. Ausstellung vom 8. bis 11. und 15.<br />

bis 18. März 2013 jeweils freitags: 18-21 Uhr;<br />

samstags und sonntags: 12 bis 18 Uhr;<br />

montags: 14 bis 18 Uhr. Rom e.V. – Venloer<br />

Wall 17 – 50672 Köln<br />

Ausstellungseröffnung: Freitag, 8. März<br />

2013, 18 Uhr. Einführung: Dr. Karola<br />

Fings, NS-DOK<br />

16 Roma, die die <strong>de</strong>utsche NS-Gewaltherrschaft in<br />

<strong>de</strong>r Ukraine während <strong>de</strong>s Zweiten Weltkriegs<br />

überlebten, berichten von ihrem wechselvollen<br />

Lebensweg im Krieg, <strong>de</strong>r Nachkriegszeit und über<br />

ihren Alltag heute. Die Fotografin Birgit Meixner<br />

porträtierte im Mai 2012 Roma in <strong>de</strong>r Ukraine, die<br />

an Projekten <strong>de</strong>r EVZ teilhaben., Meixners Porträts<br />

sind Momentaufnahmen aus <strong>de</strong>m Leben einer auch<br />

heute noch bedrängten ethnischen Min<strong>de</strong>rheit. –<br />

Der Rom e.V. zeigt diese bewegen<strong>de</strong> Ausstellung<br />

mit Unterstützung <strong>de</strong>r Stiftung Erinnerung,<br />

Verantwortung, Zukunft (EVZ).<br />

___________________________________________<br />

Für Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s För<strong>de</strong>rvereins <strong>EL</strong>-<strong>DE</strong>-Haus:<br />

Fotos: © Birgit Meixner aus <strong>de</strong>m Prospekt <strong>de</strong>r ROM e.V. / EVZ<br />

Vorankündigung:<br />

Jahresmitglie<strong>de</strong>rversammlung 2013 am<br />

Montag, 13. Mai 2013, 19 Uhr, im <strong>EL</strong>-<strong>DE</strong>-<br />

Haus. Geson<strong>de</strong>rte Einladung mit<br />

Tagesordnung erfolgt rechtzeitig<br />

Zur Erinnerung: Die neuen<br />

Mitgliedsausweise liegen abholbereit an <strong>de</strong>r<br />

Museumskasse im <strong>EL</strong>-<strong>DE</strong>-Haus.<br />

<strong>EL</strong>-<strong>DE</strong>-Info Nr. <strong>43</strong> – März-Mai 2013 10


Ge<strong>de</strong>nkveranstaltung 27. Januar 2013:<br />

Die ersten Opfer<br />

27. Januar 2012: Gastgeber Pfarrer Bonhoeffer bei <strong>de</strong>r Begrüßung in<br />

<strong>de</strong>r AntoniterCitykirche<br />

Alle Fotos <strong>de</strong>r Ge<strong>de</strong>nkveranstaltung: © Klaus Stein<br />

"Am 4. Januar 1933 wur<strong>de</strong>n am Stadtwaldgürtel<br />

35, in <strong>de</strong>r Villa <strong>de</strong>s Kölner Bankiers Schrö<strong>de</strong>r, die<br />

Weichen für die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler<br />

gestellt. 1947 sagte <strong>de</strong>r Hausherr im<br />

Nürnberger IG-Farbenprozess dazu Folgen<strong>de</strong>s aus:<br />

„Ich, Kurt Freiherr von Schroe<strong>de</strong>r, stelle hiermit<br />

unter Eid freiwillig und ohne Zwang folgen<strong>de</strong>s fest<br />

...:<br />

Am 4. Januar 1933 trafen Hitler, von Papen, Hess,<br />

Himmler und Keppler in meinem Hause in Köln ein.<br />

Hitler, von Papen und ich begaben uns in mein<br />

Arbeitszimmer, wo eine zwei Stun<strong>de</strong>n dauern<strong>de</strong><br />

Besprechung stattfand. …<br />

Papen (führte) aus, dass er es für das beste halte,<br />

eine Regierung zu formen, bei <strong>de</strong>r die konservativen<br />

und nationalen Elemente zusammen mit<br />

<strong>de</strong>n Nazis vertreten seien…. Daraufhin hielt Hitler<br />

eine lange Re<strong>de</strong>, in <strong>de</strong>r er sagte, dass, wenn er<br />

zum Kanzler ernannt wür<strong>de</strong>, Anhänger von Papens<br />

als Minister an seiner Regierung teilnehmen<br />

könnten, sofern sie gewillt wären, seine Politik, …<br />

zu unterstützen. Er skizzierte diese…, einschließlich<br />

<strong>de</strong>r Entfernung aller Sozial<strong>de</strong>mokraten,<br />

Kommunisten und Ju<strong>de</strong>n von führen<strong>de</strong>n Stellungen<br />

in Deutschland und <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rherstellung <strong>de</strong>r<br />

Ordnung im öffentlichen Leben….“<br />

Was Hitler in <strong>de</strong>r Villa Schrö<strong>de</strong>r angekündigt hatte,<br />

wur<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>m 30. Januar 1933 in die Tat<br />

umgesetzt und das weit schneller als Viele gedacht<br />

hatten. „Das ist <strong>de</strong>r Krieg“, sagte die Mutter<br />

Heinrich Bölls zu ihrem damals 15-jährigen Sohn<br />

und noch wollte es kaum einer glauben.<br />

Der Sozial<strong>de</strong>mokrat Willi Bamberger: „Die<br />

Ernennung von Hitler zum Reichskanzler war ein<br />

Überraschungsvorgang. Das war eigentlich für alle<br />

nicht vorauszusehen, dass <strong>de</strong>r plötzlich eine<br />

sogenannte legale Machtübernahme vollzog und<br />

dadurch auch gleichzeitig seine SA als Hilfspolizei<br />

einsetzte und alles observierte. Sie hatten vorher<br />

schon längstens ausgemacht, wen sie verhaften<br />

wollten.“<br />

Karl-David Ziegellaub, aufgewachsen in einer<br />

streng religiösen jüdischen Familie: „Ich war am<br />

30. Januar vierzehneinhalb Jahre alt, habe die Zeit<br />

damals sehr bewusst erlebt und erinnere mich sehr<br />

gut an die Verhandlungen mit Hin<strong>de</strong>nburg….. Ich<br />

erinnere mich daran, dass viele sagten: „Lass ihn<br />

doch an die Macht kommen. Es dauert ein paar<br />

Wochen, und er ist weg!“<br />

Otto Spier, Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie:<br />

„Mein Vater ahnte früh, was auf uns zukommen<br />

wür<strong>de</strong>. Am Wahltag sprach er mit mir zum ersten<br />

Mal über Politisches. Ich war zwölf, dreizehn Jahre<br />

alt und wusste noch nicht viel von Politik. Er zeigte<br />

auf ein Wahlplakat von Hitler und sagte: „Wenn<br />

dieser Mann heute ans Ru<strong>de</strong>r kommt, dann ist es<br />

für die Ju<strong>de</strong>n in Deutschland aus.“<br />

Hans Berger, Mitglied <strong>de</strong>r katholischen Arbeiterbewegung<br />

: „Als ich im Februar 1933 zum ersten<br />

Mal nach <strong>de</strong>r Bestallung Hitlers ins Ketteler-Haus<br />

kam und …meine große Besorgnis über die weitere<br />

politische Entwicklung Deutschlands ….ausdrückte,<br />

schien man mir dort über die neue Lösung<br />

gera<strong>de</strong>zu erleichtert. Bernhard Letterhaus<br />

insbeson<strong>de</strong>re erklärte, er sehe in <strong>de</strong>r Betrauung<br />

Hitlers mit <strong>de</strong>m Kanzleramt eine politische<br />

Notwendigkeit, um endlich einmal die<br />

Nationalsozialisten zu entlarven.<br />

So begann die Textcollage auf <strong>de</strong>r Ge<strong>de</strong>nkveranstaltung<br />

am 27. Januar, zu <strong>de</strong>r sich wie<strong>de</strong>r<br />

viele Menschen in <strong>de</strong>r AntoniterCityKirche<br />

einfan<strong>de</strong>n. Nach <strong>de</strong>n Grußworten von Pfarrer<br />

Bonhoeffer und Bürgermeisterin Elfi Scho-<br />

Antwerpes wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Stun<strong>de</strong> vom<br />

Chortheater „Stimmt so“ und <strong>de</strong>n Schauspielern<br />

Marion Mainka und Axel Gottschick die ersten drei<br />

Monate nach <strong>de</strong>r Machtübertragung an Hitler<br />

lebendig.<br />

Traditionelles Grußwort: Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes<br />

<strong>EL</strong>-<strong>DE</strong>-Info Nr. <strong>43</strong> – März-Mai 2013 11


Innerhalb <strong>de</strong>r nächsten sechs Monate wür<strong>de</strong>n sie<br />

an <strong>de</strong>n wirtschaftlichen Schwierigkeiten scheitern.“<br />

Der Kommunist Kurt Bachmann:„Wir haben auf <strong>de</strong>n<br />

Generalstreik gewartet,… haben ein Flugblatt<br />

verteilt - Generalstreik! Losungen an die Wän<strong>de</strong><br />

gemalt. Das war die revolutionäre<br />

Gewerkschaftsopposition, eine ganz lockere, weite<br />

Schicht von Leuten, die sich aus <strong>de</strong>r Gewerkschaft<br />

kannten… Wir gingen zum Neumarkt. (Er) war<br />

schwarz von Menschen. Da traf sich Krethi und<br />

Plethi. Zwischen Blaubach und Griechenmarkt gab<br />

es eine antifaschistische Aktion. Wir haben nachts<br />

Wache gemacht. Die SA kam nicht, weil das ganz<br />

massive, kräftige Leute waren. Boxer, Sportsleute,<br />

Fußballspieler, Leichtathleten und Arbeiter, Männer,<br />

Frauen, Jugendliche. Man ging auf die Straße und<br />

blockierte sie. Am zweiten Tag nach <strong>de</strong>m 30.<br />

Januar wur<strong>de</strong>n diese Straßen überfallen und<br />

grausam wur<strong>de</strong>n die Leute aus ihren Wohnungen<br />

geholt. Die Wohnungen wur<strong>de</strong>n aufgerissen.<br />

Beliebt war, das Waschbecken rauszureißen, weil<br />

dahinter Waffen vermutet wur<strong>de</strong>.“<br />

Wechseln<strong>de</strong> Bild- und Textcollagen <strong>de</strong>r Projektgruppe<br />

27. Januar, "Erinnern – Eine Brücke in die Zukunft", auf <strong>de</strong>r<br />

Leinwand.<br />

Schon bald veranstaltete die SA regelrechte Jag<strong>de</strong>n<br />

in <strong>de</strong>n Arbeitervierteln. Es wur<strong>de</strong>n lokale Haft- und<br />

Folterstätten eingerichtet, unter an<strong>de</strong>rem in <strong>de</strong>r<br />

Frie<strong>de</strong>nsstraße, <strong>de</strong>r Aquinostraße, <strong>de</strong>r Severinstraße,<br />

Ecke Maybach/Lübecker- Straße, und das<br />

Lager Hochkreuz in Porz. Allein im März 33 wur<strong>de</strong>n<br />

1100 Nazi-Gegner verhaftet.<br />

Der Klingelpütz mit seinen 975 Haftplätzen war<br />

schnell überbelegt. Die Polizeiverwaltung richtete<br />

eine eigene Haftstätte in <strong>de</strong>r ehemaligen Festungsanlage<br />

am Bonner Wall ein. Mehrere Hun<strong>de</strong>rt<br />

Menschen wur<strong>de</strong>n dort eingesperrt. Das „Braune<br />

Haus“ in <strong>de</strong>r Mozartstraße, Sitz <strong>de</strong>r Gauleitung<br />

Köln-Aachen wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n Jahren 1933/34 zur<br />

Zentrale <strong>de</strong>s Terrors in Köln.<br />

Obwohl die NSDAP bei <strong>de</strong>n Stadtverordnetenwahlen<br />

am 12. März keine absolute Mehrheit<br />

erreichte, wur<strong>de</strong> am nächsten Tag <strong>de</strong>r<br />

Nationalsozialist Günter Riesen als<br />

Oberbürgermeister eingesetzt und Gauleiter Grohé<br />

erklärte auf <strong>de</strong>r ersten Sitzung <strong>de</strong>s Rates: „Wir<br />

"Stimmt so", Chortheater Köln<br />

bekennen uns in dieser Stun<strong>de</strong> zu <strong>de</strong>n Versprechen<br />

an die national <strong>de</strong>nken<strong>de</strong> und <strong>de</strong>utschbewusste<br />

Bevölkerung, alles das, was wir in <strong>de</strong>n Jahren <strong>de</strong>s<br />

oppositionellen Kampfes erklärt und vertreten<br />

haben, mit eiserner Konsequenz bis zum Letzten zu<br />

erfüllen.“ Angesichts <strong>de</strong>s Terrors, <strong>de</strong>r bereits in <strong>de</strong>n<br />

vorausgegangenen Wochen ausgeübt wor<strong>de</strong>n war,<br />

war dies eine klare Drohung an alle, die es noch<br />

wagen sollten Wi<strong>de</strong>rstand zu leisten.<br />

An <strong>de</strong>r anschließen<strong>de</strong>n Demonstration zum ehemaligen<br />

„Braunen Haus“ in <strong>de</strong>r Mozartstraße<br />

beteiligten sich fast alle, die zur Ge<strong>de</strong>nkstun<strong>de</strong><br />

gekommen waren. Rassismus und Ausgrenzung,<br />

rechte Hetze und Naziterror sind nicht Geschichte,<br />

so die Sprecherinnen und Sprecher auf <strong>de</strong>r<br />

Abschlusskundgebung. Die Auf<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r<br />

grausamen Mordserie an Migrantinnen und<br />

Migranten durch die Terrorgruppe „Nationalsozialistischer<br />

Untergrund“ (NSU) bringt immer neue<br />

Hinweise auf eine beispiellose Verstrickung von<br />

neofaschistischen Terroristen und Sicherheitsbehör<strong>de</strong>n.<br />

Akten wur<strong>de</strong>n geschred<strong>de</strong>rt, die Opfer<br />

selbst unter Verdacht gestellt. „Die Vernichtung <strong>de</strong>s<br />

Nazismus mit seinen Wurzeln“ und „<strong>de</strong>r Aufbau<br />

einer neuen Welt <strong>de</strong>s Frie<strong>de</strong>ns und <strong>de</strong>r Freiheit“,<br />

wie es die befreiten Häftlinge von Buchenwald sich<br />

in ihrem Schwur zur Aufgabe machten, hat nichts<br />

von seiner Aktualität verloren.<br />

Ulrike Bach<br />

Die Zeitzeugen-Stimmen und die Fakten zur<br />

Entwicklung in Köln von Januar bis März 1933<br />

waren Teil <strong>de</strong>r Textcollage.<br />

Aus: "Antifaschistische Nachrichten", 3 - 2013. Mit<br />

freundlicher Genehmigung<br />

<strong>EL</strong>-<strong>DE</strong>-Info Nr. <strong>43</strong> – März-Mai 2013 12

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!