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Klima - Immendingen

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Ingenieurbüro Lohmeyer<br />

GmbH & Co. KG<br />

Immissionsschutz, <strong>Klima</strong>,<br />

Aerodynamik, Umweltsoftware<br />

An der Roßw eid 3, D-76229 Karlsruhe<br />

Telefon: +49 (0) 721 / 6 25 10 - 0<br />

E-Mail: info.ka@lohmeyer.de<br />

URL: w w w .lohmeyer.de<br />

Messstelle nach §§ 26, 28 BImSchG<br />

KLIMAGUTACHTEN FÜR DAS GEPLANTE<br />

PRÜF- UND TECHNOLOGIEZENTRUM<br />

IMMENDINGEN<br />

Auftraggeber: Daimler AG<br />

IPS/PB1 B156<br />

71059 Sindelfingen<br />

Dipl.-Geogr. T. Nagel<br />

Dr.-Ing. Th. Flassak<br />

Dr.-Ing. W. Bächlin<br />

24. April 2013<br />

Projekt 62229-12-02<br />

Berichtsumfang 56 Seiten<br />

Büro Dresden: Mohrenstraße 14, 01445 Radebeul, Tel.: 0351 / 83 914-0, Fax: 0351 / 83 914-59, E-Mail: info.dd@lohmeyer.de


Ingenieurbüro Lohmeyer GmbH & Co. KG<br />

I<br />

I N H A L T S V E R Z E I C H N I S<br />

1 ZUSAMMENFASSUNG .................................................................................. 1<br />

2 EINLEITUNG UND AUFGABENSTELLUNG ................................................... 3<br />

3 VORGEHENSWEISE ..................................................................................... 5<br />

4 BESCHREIBUNG DES UNTERSUCHUNGSGEBIETES .................................. 6<br />

4.1 Lageverhältnisse ....................................................................................... 6<br />

4.2 <strong>Klima</strong>tische Gegebenheiten ......................................................................12<br />

5 KALTLUFTSIMULATIONEN..........................................................................14<br />

5.1 Kaltluftberechnungen für den derzeitigen Zustand ......................................15<br />

5.2 Kaltluftberechnungen für den Planzustand .................................................19<br />

5.3 Darstellung der nächtlichen Kaltluftbelüftungsverhältnisse ..........................24<br />

6 BERECHNUNG DER LUFTTEMPERATUREN ...............................................29<br />

6.1 Lufttemperaturen für den derzeitigen Zustand ............................................31<br />

6.2 Lufttemperaturen für den Planzustand .......................................................39<br />

7 LITERATUR..................................................................................................50<br />

A1 BESCHREIBUNG DES KALTLUFTMODELLS ...............................................52<br />

A2 BESCHREIBUNG DES PROGNOSTISCHEN MESOSKALIGEN MODELLS ....56<br />

Hinweise:<br />

Die Tabellen und Abbildungen sind kapitelweise durchnummeriert.<br />

Literaturstellen sind im Text durch Name und Jahreszahl zitiert. Im Kapitel Literatur findet<br />

sich dann die genaue Angabe der Literaturstelle.<br />

Es werden Dezimalpunkte (= wissenschaftliche Darstellung) verwendet, keine Dezimalkommas.<br />

Eine Abtrennung von Tausendern erfolgt durch Leerzeichen.<br />

<strong>Klima</strong>gutachten für das geplante Prüf- und Technologiezentrum <strong>Immendingen</strong><br />

62229-12-02.doc


Ingenieurbüro Lohmeyer GmbH & Co. KG 1<br />

1 ZUSAMMENFASSUNG<br />

Die Daimler AG plant die Realisierung eines Prüf- und Technologiezentrums im Bereich des<br />

bestehenden Standortübungsplatzes <strong>Immendingen</strong>.<br />

Für die Bauleitplanung sind die zu erwartenden Auswirkungen durch die geplanten baulichen<br />

Nutzungsänderungen zu ermitteln und zu bewerten. Das betrifft insbesondere die Durchlüftungsverhältnisse<br />

in bestehenden, benachbarten Siedlungen und die bodennahen Lufttemperaturen.<br />

Da das Gelände in der Umgebung von <strong>Immendingen</strong> ein ausgeprägtes Relief und ausgedehnte<br />

Freilandnutzungen aufweist, bilden sich dort an wind- und wolkenarmen Tagen lokale,<br />

thermisch induzierte Winde aus, die Kaltluftströmungen. Diese tragen zur nächtlichen Belüftung<br />

und zum Luftaustausch der bestehenden Siedlungen bei und wurden hier modelltechnisch<br />

mittels Kaltluftabflussberechnungen für den derzeitigen Zustand und den Planfall<br />

mit geänderten Nutzungen im Plangebiet betrachtet.<br />

Aus den Kaltluftberechnungen ergeben sich ab dem Einsetzen der Kaltluftbildung intensive<br />

Kaltluftströmungen mit Hangabwinden, die sich in den Talverläufen sammeln und in Tallängsrichtung<br />

als mächtige Luftmassen die Belüftung bestehender Siedlungen fördern.<br />

Mit der Planung und den zusätzlichen künstlichen Oberflächen im Plangebiet wird zwar die<br />

Kaltluftbildung dort etwas verringert, aber die Hangabwinde und Kaltluftströmungen bleiben<br />

mit geringen Verminderungen bestehen. An den bestehenden Siedlungsrändern in den Tallagen<br />

sind sehr intensive Kaltluftvolumenströme berechnet, die eine intensive Belüftung der<br />

anschließenden Siedlungsräume bewirken. Die mehrere Dekameter mächtigen Kaltluftströmungen<br />

bleiben in ihrer Funktion auch mit dem Durch- und Überströmen bodennaher Hindernisse,<br />

wie Gebäude, Bäume etc. erhalten und können bodennah durchgreifen. Auch mit<br />

den Änderungen der Kaltluftströmungen im Planfall gegenüber dem derzeitigen Zustand<br />

bleiben in den bestehenden Siedlungsbereichen außerhalb des Kasernengeländes bodennah<br />

intensive und günstige nächtliche Belüftungen bestehen. Die rechnerisch ermittelten Änderungen<br />

der mächtigen Volumenströme, die auch Änderungen über 10 Prozent des Volumenstroms<br />

beinhalten, wirken sich nicht wesentlich auf die Belüftungsfunktionen der bestehenden<br />

Siedlungen in den Talbereichen aus.<br />

Damit führen die Planungen in den umliegenden Siedlungen nicht zu wesentlichen Änderungen<br />

der Kaltluftströmungen, da in dem Betrachtungsgebiet intensive Kaltluftströmungen vorherrschen.<br />

<strong>Klima</strong>gutachten für das geplante Prüf- und Technologiezentrum <strong>Immendingen</strong><br />

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Ingenieurbüro Lohmeyer GmbH & Co. KG 2<br />

Mit durchgeführten mesoskaligen prognostischen Modellrechnungen in etwas gröberer Auflösung<br />

zur Prognose der Auswirkungen der Planungen auf die bodennahen Lufttemperaturen<br />

wurden einerseits die oben beschriebenen Kaltluftverhältnisse bestätigt. Ergänzend kann<br />

daraus abgeleitet werden, dass an Sommertagen und in den sommerlichen Nächten aufgrund<br />

der Planungen in umliegenden bestehenden Nutzungen und Siedlungen keine nennenswerten<br />

Änderungen der bodennahen Lufttemperaturen zu erwarten sind.<br />

<strong>Klima</strong>gutachten für das geplante Prüf- und Technologiezentrum <strong>Immendingen</strong><br />

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Ingenieurbüro Lohmeyer GmbH & Co. KG 3<br />

2 EINLEITUNG UND AUFGABENSTELLUNG<br />

Die Daimler AG hat im Jahr 2011 nach einer umfassenden und systematischen Standortsuche<br />

beschlossen, ihre Planungen für ein Prüf- und Technologiezentrum in Baden-<br />

Württemberg auf den Standort <strong>Immendingen</strong> zu fokussieren. Die im Zuge der Bundeswehrreform<br />

frei werdende Fläche der Oberfeldwebel-Schreiber-Kaserne und des angeschlossenen<br />

Standortübungsplatzes bietet auf mehr als 500 ha die Möglichkeit, alle vorgesehenen<br />

Anlagen und Einrichtungen eines Prüfzentrums zur Optimierung von Verbrennungsmotoren,<br />

zur Weiterentwicklung alternativer Antriebe und zur Verbesserung von Fahrsicherheitssystemen<br />

zu realisieren.<br />

Die Inhalte der Planung begründen sich zu einem entscheidenden Teil in den funktionalen<br />

und technischen Entwicklungskonzepten der einzelnen Prüfmodule zur Fahrzeugerprobung.<br />

Die besondere Aufgabe dieser Konzeptentwicklungen besteht darin, die technischgeometrischen<br />

Anforderungen an die Streckenanlagen und Prüfflächen mit den örtlichen<br />

Gegebenheiten von Topgrafie, Ökologie, Landschaftsbild und benachbarten Nutzungen<br />

bestmöglich in Einklang zu bringen.<br />

Entsprechend der Bereichscharakteristik der Bestandssituation und auch der angestrebten<br />

Entwicklungs- und Nutzungsziele wird das Gesamtprojekt in einen hochbaulichen Teil und<br />

einen landschaftsbezogenen Teil differenziert. Gleichsam erfolgt eine Zweiteilung der Bebauungsplanung,<br />

bei der sich der Teilbereich „Hochbauzone“ im Wesentlichen auf das engere<br />

Kasernenareal mit circa 34 ha an der Landesstraße L225 bezieht. Hier wird ein Technologiezentrum<br />

für differenzierte konzerneigene Nutzungen aus den Bereichen Forschung, Entwicklung<br />

und Kommunikation städtebaulich entwickelt. Im Teilbereich „Prüfgelände“ werden<br />

Flächen und Streckenanlagen zur Fahrzeugerprobung auf der knapp 500 ha großen Fläche<br />

des Standortübungsplatzes integriert.<br />

Ziel der Gesamtentwicklung des Standorts Daimler AG in <strong>Immendingen</strong> ist die Realisierung<br />

einer dem Image der Firma entsprechenden, angemessenen Adresse, die sich durch ein attraktives<br />

großzügiges Entrée mit entsprechender Außenwirkung ebenso auszeichnet wie<br />

durch eine städtebauliche Ordnung und eine qualitätsvolle bauliche Umsetzung. Mit diesem<br />

Ziel wird die äußere Erschließung und innere Struktur des ehemaligen Kasernenareals in der<br />

angestrebten Konversion zum Firmengelände eines Weltkonzerns optimiert.<br />

Für die Realisierung des Prüf- und Technologiezentrums der Daimler AG in <strong>Immendingen</strong><br />

sind verschiedene planungsrechtliche Abstimmungs-, Abwägungs- und Genehmigungsver-<br />

<strong>Klima</strong>gutachten für das geplante Prüf- und Technologiezentrum <strong>Immendingen</strong><br />

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Ingenieurbüro Lohmeyer GmbH & Co. KG 4<br />

fahren erforderlich. Hierzu gehören die Flächennutzungsplanänderung mit Umweltprüfung,<br />

die Aufstellung der beiden Bebauungspläne mit Umweltprüfung, das Immissionsschutzrechtliche<br />

Genehmigungsverfahren mit Umweltverträglichkeitsprüfung sowie Wasserrechtsverfahren<br />

und Forstrechtliche Verfahren. Im Zusammenhang dieser Entwicklungs-, Planungs- und<br />

Abstimmungsverfahren werden verschiedene Fachgutachten erarbeitet, deren Ergebnisse in<br />

die Abwägungsprozesse einfließen.<br />

Der Standort <strong>Immendingen</strong> liegt im Bereich der südlichen schwäbischen Alb, südlich der<br />

Gemeinde <strong>Immendingen</strong>. Der Planungsraum umfasst den derzeitigen Standortübungsplatz,<br />

das Kasernengelände und weitere Teilflächen im Umfeld des Übungsplatzes.<br />

Für die Planungen und für die erforderlichen Genehmigungsverfahren sind vertiefte Kenntnisse<br />

zu den klein- und lokalklimatischen Verhältnissen und zu den zu erwartenden Veränderungen<br />

notwendig. Für die Bauleitplanung sind die zu erwartenden Auswirkungen durch die<br />

geplanten baulichen Nutzungsänderungen zu ermitteln und zu bewerten.<br />

Das betrifft insbesondere die Durchlüftungsverhältnisse in bestehenden, benachbarten Siedlungen<br />

und die bodennahen Lufttemperaturen.<br />

<strong>Klima</strong>gutachten für das geplante Prüf- und Technologiezentrum <strong>Immendingen</strong><br />

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3 VORGEHENSWEISE<br />

Das Gelände in der Umgebung von <strong>Immendingen</strong> weist ein ausgeprägtes Relief auf und aufgrund<br />

der ausgedehnten Freilandnutzungen in diesem Gebiet bilden sich dort an wind- und<br />

wolkenarmen Tagen lokale, thermisch induzierte Winde, die Kaltluftströmungen. Diese tragen<br />

zur nächtlichen Belüftung und zum Luftaustausch der bestehenden Siedlungen bei.<br />

Das derzeitige Kasernengelände befindet sich auf einer Geländeerhebung südlich des Donautals<br />

und südlich von <strong>Immendingen</strong>. Es umfasst Hang- und Kuppenbereiche und weist<br />

überwiegend Vegetationsflächen auf (Wälder, Wiesen etc.); in Teilbereichen bestehen bauliche<br />

Nutzungen sowie befestigte Verkehrsflächen. Damit ist dieser Bereich in die lokalen<br />

thermischen Windsysteme eingebunden.<br />

Da den für umliegende Siedlungsräume ausgleichenden Kaltluftströmungen eine besondere<br />

Bedeutung zugeschrieben wird, werden für die vorliegende Planung Kaltluftberechnungen<br />

mit dem Modell KALM (Beschreibung siehe Anhang A1) mit einer hohen räumlichen Auflösung<br />

durchgeführt, um qualitative und quantitative Aussagen über mögliche Modifikationen<br />

der Kaltluftströmungen und der nächtlichen Belüftungen der Siedlungsräume zu erhalten.<br />

Für die Prognose der Auswirkungen der Nutzungsänderungen auf die bodennahen Lufttemperaturen<br />

werden für ausgewählte Tage und Zeiten werden Berechnungen mit dem prognostischen,<br />

mesoskaligen Modell PROWIMO durchgeführt. Damit werden auch die Auswirkungen<br />

auf die bodennahen Windverhältnisse bei Regionalwindanströmungen betrachtet.<br />

<strong>Klima</strong>gutachten für das geplante Prüf- und Technologiezentrum <strong>Immendingen</strong><br />

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4 BESCHREIBUNG DES UNTERSUCHUNGSGEBIETES<br />

4.1 Lageverhältnisse<br />

Das Gelände bei <strong>Immendingen</strong> weist ein ausgeprägtes Relief auf. Von der Talsohle des dort<br />

von Westen nach Osten bzw. Nordosten orientierten Donautals erheben sich umliegende<br />

Geländehöhen um mehr als 200 m. Diese Talhänge werden durch kleinere Einschnitte und<br />

Bachtäler durchschnitten.<br />

Das überwiegend in Kuppenlage gelegene Kasernengelände südlich von <strong>Immendingen</strong> erhebt<br />

sich bis in eine Höhe von 822 m ü.NN. Im Westen und Südwesten wird die Geländeerhebung<br />

durch das nach Norden orientierte Schönental, das bei der Ortschaft Hintschingen in<br />

das Donautal mündet, unterbrochen. Weiterhin befinden sich in dem Kasernengelände nach<br />

Norden ins Donautal orientierte Einschnitte, wie beispielsweise das Tiefental. Im Osten begrenzt<br />

der Verlauf der dort von Süden nach Norden orientierten Landesstraße L 225 das Kasernengelände.<br />

Im Süden des Plangebietes befinden sich vereinzelt Kuppenbereiche, die die Höhe des<br />

Plangebietes noch überragen. Im Westen und Norden schließen Erhebungen bis über 900 m<br />

ü.NN an, die auch durch tiefe Einschnitte unterbrochen werden. So mündet aus nördlicher<br />

Richtung bei <strong>Immendingen</strong> das Tal des Weißenbachs und bei Zimmern der Talbach bzw.<br />

Amtenhauser Bach in das Donautal. Südöstlich des Plangebietes fällt das Gelände mit der<br />

Abdachung der Schwäbischen Alb ab.<br />

In Abb. 4.1 ist die Lage des Betrachtungsgebietes auf der topografischen Karte mit der Begrenzung<br />

des Plangebietes dargestellt.<br />

Abb. 4.2 zeigt für den Istzustand das Relief für den inneren Bereich des Rechengebietes für<br />

die Kaltluftsimulation als perspektivische Darstellung mit Blick aus Südsüdosten und zweifacher<br />

Überhöhung. Die Geländehöhen und Lagedaten für das Betrachtungsgebiet wurden<br />

vom Auftraggeber digital zur Verfügung gestellt. In Abb. 4.3 ist die für die <strong>Klima</strong>berechnungen<br />

berücksichtigte Landnutzungsverteilung auf der Grundlage der perspektivischen Reliefdarstellung<br />

aufgezeigt.<br />

Für den Planzustand sind ist das modifizierte Relief in Abb. 4.4 perspektivisch dargestellt ergänzt<br />

durch die geplante Landnutzung, die in Abb. 4.5 aufgetragen ist. Für die Nutzung als<br />

Teststrecke werden damit in Teilbereichen Abgrabungen und Aufschüttungen vorgesehen,<br />

um homogene Nutzbereiche für die Testfahrten zu erhalten. Weiterhin sind für die künftige<br />

Nutzung Umwandlungen von bisherigen Vegetationsflächen in künstliche Oberflächen, insbesondere<br />

befestigte Verkehrsflächen erforderlich.<br />

<strong>Klima</strong>gutachten für das geplante Prüf- und Technologiezentrum <strong>Immendingen</strong><br />

62229-12-02.doc


Ingenieurbüro Lohmeyer GmbH & Co. KG<br />

Weißenbach<br />

Talbach<br />

<strong>Immendingen</strong><br />

Zimmern<br />

Hintschingen<br />

Donau<br />

Schönental<br />

Mauenheim<br />

0 1000 2000 Meter<br />

Abb. 4.1: Lageplan des Betrachtungsgebietes<br />

Rot umrandet ist das innere Auswertegebiet dargestellt,<br />

schwarz umrandet die Grenze des Plangebietes.


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4.2 <strong>Klima</strong>tische Gegebenheiten<br />

In der Umgebung von <strong>Immendingen</strong> finden an einigen Messstationen meteorologische Datenerfassungen<br />

durch den Deutschen Wetterdienst statt. In Tab. 4.1 sind die <strong>Klima</strong>daten der<br />

nächstgelegenen Stationen aufgeführt. Die nächstgelegene Station ist Aach, da. 13 km südöstlich,<br />

die Station Bad Dürrheim liegt 18 km nordwestlich, Villingen-Schwenningen ca.<br />

20 km nordwestlich, Klippeneck ca. 20 km nördlich und Sigmaringen ca. 39 km nordöstlich<br />

von <strong>Immendingen</strong>.<br />

1951-<br />

1980<br />

Aach<br />

1961-<br />

1990<br />

Bad<br />

Dürrheim<br />

1951-<br />

1980<br />

Villingen-<br />

Schwenningen<br />

1951-<br />

1980<br />

1961-<br />

1990<br />

Klippeneck<br />

1951-<br />

1980<br />

1961-<br />

1990<br />

Sigmaringen<br />

1951-<br />

1980<br />

Höhe üNN m 478 478 718 698 720 973 973 650 580<br />

Mittl. Temperatur °C 8.1 8.1 6.2 6.6 6.7 6.1 6.2 7.2 7.2<br />

Mittl. tägl. Minima °C 3.4 3.3 1.7 1.3 1.7 3 3 2.9 3<br />

Mittl. tägl. Maxima °C 13 12.9 11.3 12 11.9 10 10.2 12 11.9<br />

Eistage Anzahl 25 26 35 27 28 49 47 31 32<br />

Frosttage Anzahl 116 116 141 150 139 125 124 127 124<br />

Sommertage Anzahl 37 38 18 23 24 10 11 26 27<br />

Sonnenscheindauer Stunden - - 1717.5 - - 1852.1 1857.5 - -<br />

Niederschlag mm 781.8 777.9 818.8 922.0 914.8 869.0 899.4 784.6 790.7<br />

Regentage (1 mm) Anzahl 124 126 128 133 131 132 135 127 127<br />

Rel. Feuchte % 80 80 83 79 79 80 80 81 80<br />

Bewölkung % 69 69 65 68 66 66 66 66 68<br />

Tab. 4.1: <strong>Klima</strong>daten der Stationen in der Umgebung von <strong>Immendingen</strong> (Quelle: DWD 1990,<br />

1996).<br />

Außer der hochgelegenen Station Klippeneck weisen die anderen genannten Stationen die<br />

Spannweite der <strong>Klima</strong>werte auf, die im Plangebiet in <strong>Immendingen</strong> auch zutreffend sind.<br />

Aufgrund des vorliegenden Reliefs mit dem Donautal und den Randhöhen sind auch im<br />

Plangebiet unterschiedliche Lufttemperaturen vorherrschend, die in den höheren Lagen gegenüber<br />

dem Donautal geringere mittlere Lufttemperaturen aufweisen. In den Tal- und Muldenlagen<br />

führt die Kaltluftansammlung jedoch zu tieferen Minima-Temperaturen.<br />

Windmessdaten liegen für <strong>Immendingen</strong> nicht vor. In der Umgebung liegen Windmessdaten<br />

vom Deutschen Wetterdienst und der LUBW vor. Je nach Lage der Messstation im Kuppenbereich,<br />

in Tallage oder in Siedlungsnähe variieren die erfassten mittleren Windgeschwindigkeiten<br />

deutlich zwischen 1.3 m/s in Siedlungsbereichen (z.B. Tuttlingen) und Tallagen bis<br />

3.6 m/s in Kuppenlagen (z.B. Öfingen) bzw. 4.4 m/s in Klippeneck.<br />

1961-<br />

1990<br />

<strong>Klima</strong>gutachten für das geplante Prüf- und Technologiezentrum <strong>Immendingen</strong><br />

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In der Fachliteratur liegen teilweise flächenhafte Darstellungen der mittleren jährlichen Windgeschwindigkeiten<br />

in 10 m über Grund vor. So weisen die Karten im Solar- und Windenergieatlas<br />

Baden-Württemberg (LfU, 1994) im Betrachtungsgebiet mittlere Windgeschwindigkeiten<br />

von unter 1.5 m/s (Donautal) bis 3 m/s in Kuppenlagen südlich von <strong>Immendingen</strong> aus.<br />

Der <strong>Klima</strong>atlas Baden-Württemberg (LUBW, 2006) weist im Betrachtungsgebiet mittlere<br />

Windgeschwindigkeiten von unter 1.7 m/s (Donautal) bis 3.5 m/s in Kuppenlagen südlich von<br />

<strong>Immendingen</strong> aus. Der <strong>Klima</strong>atlas weist dem Betrachtungsgebiet mittlere bis gute Durchlüftungsverhältnisse<br />

zu.<br />

<strong>Klima</strong>gutachten für das geplante Prüf- und Technologiezentrum <strong>Immendingen</strong><br />

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5 KALTLUFTSIMULATIONEN<br />

Für das Aufzeigen der Auswirkungen der geplanten Nutzungsänderungen auf die Kaltluftströmungen<br />

werden Kaltluftsimulationen für den Istzustand und den Planzustand mit dem<br />

Kaltluftmodell KALM (Beschreibung siehe Anhang A1) durchgeführt. Dafür wird das Gelände<br />

mit einer Ausdehnung von 23 km mal 26 km berücksichtigt, in dem der in Abb. 4.1 dargestellte<br />

Bereich eingebunden ist. Das Gebiet wurde so groß gewählt, dass die Einflüsse der<br />

Geländeerhebungen in der Umgebung auf die Kaltluftströmungen erfasst werden und eine<br />

Kaltluftströmung entlang des Donautales mit wesentlichen Einzugsbereichen rechnerisch<br />

abgebildet wird.<br />

Die Informationen der Landnutzung sind für den inneren Bereich digitalen Landnutzungsdaten,<br />

Luftbildern, Lageplänen und Planunterlagen des Auftraggebers für das Gebiet um <strong>Immendingen</strong><br />

entnommen; für den äußeren Bereich zur Ansteuerung der Berechnungen wird<br />

auf das digitale Geländemodell „GlobDem50“ und die Corine-Landnutzungsdaten zurückgegriffen.<br />

Die feine Auflösung des Rechenrasters von 10 m wurde gewählt, um die geplanten<br />

Landnutzungsänderungen der linienhaften Verkehrsflächen und die Geländemodellierungen<br />

berücksichtigen zu können.<br />

Die Ergebnisse der Kaltluftberechnungen beinhalten die Richtung und die Geschwindigkeit<br />

des Kaltluftstroms, die Mächtigkeit der Kaltluft und die daraus resultierende Kaltluftvolumenstromdichte.<br />

Die Kaltluftvolumenstromdichte beschreibt die Kaltluftmenge in m ³ , die pro Sekunde<br />

durch einen 1 m breiten Streifen zwischen der Erdoberfläche und der Oberkante der<br />

Schichtdicke, die senkrecht zur Strömung steht, fließt; die Einheit ist m ³ /(s m) bzw. m ² /s. Falls<br />

die Volumenstromdichte über einen Querschnitt konstant ist, lässt sich der Volumenstrom direkt<br />

und einfach als Volumenstromdichte mal Länge der Grundlinie dieser Fläche berechnen.<br />

Der Kaltluftvolumenstrom kann als Größe zur Beschreibung der Durchlüftungsintensität aufgefasst<br />

werden.<br />

Im Plangebiet und in der Umgebung des Plangebietes sind ausgedehnte Freilandnutzungen<br />

bestehend aus Waldgebieten, landwirtschaftlichen Nutzflächen und sonstigen Vegetationsflächen<br />

in höher gelegenen Bereichen gelegen. Dort findet bei den entsprechenden Wetterlagen<br />

eine intensive Kaltluftentstehung statt. Diese Hangabwinde werden in die angrenzenden<br />

Einschnitte und überwiegend zusammengefasst in das Donautal geführt und damit in die<br />

bestehenden Siedlungsbereiche, die dort die nächtliche Durchlüftung und Abkühlung begünstigen.<br />

<strong>Klima</strong>gutachten für das geplante Prüf- und Technologiezentrum <strong>Immendingen</strong><br />

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Für die Darstellung der Berechnungsergebnisse wird ein Teilausschnitt des Rechengebietes<br />

mit dem Plangebiet und der direkten Umgebung mit den Siedlungsbereichen gewählt, sodass<br />

die Reichweite der aus den Berechnungen abgeleiteten Beeinträchtigungen der Kaltluftströmungen<br />

dargestellt werden kann. In den Abbildungen sind Wald grün, Freiflächen<br />

weiß, Verkehrsflächen grau und Siedlungsflächen in Rottönen dargestellt.<br />

5.1 Kaltluftberechnungen für den derzeitigen Zustand<br />

Die Ergebnisse der Kaltluftberechnungen sind in Abb. 5.1 für den derzeitigen Zustand mit<br />

der Geschwindigkeit und Richtung der Kaltluftströmung in der Anfangsphase der Kaltluftbildung<br />

dargestellt. In dieser Kaltluftbildungsphase dominieren Hangabwinde mit Strömungsgeschwindigkeiten<br />

bis ca. 2 m/s, wie beispielsweise an den in das Donautal orientierten<br />

Hangbereichen. Im südöstlichen Bereich des dargestellten Ausschnittes sind an langen<br />

Hangbereichen mit niederer Vegetation ebenfalls deutliche Strömungsgeschwindigkeiten berechnet.<br />

In kleinen Einschnitten mit deutlichen Längsneigungen sammeln sich schon rasch<br />

nach Einsetzen der Kaltluftbildung Kaltluftmassen, die sich teilweise mit Strömungsgeschwindigkeiten<br />

bis 2.4 m/s längs der Talausrichtung bewegen, wie beispielsweise im Schönental<br />

bei Hintschingen, in Zimmern und <strong>Immendingen</strong> abzulesen ist. In Bereichen mit geringer<br />

Längsneigung sind Strömungsgeschwindigkeiten unter 1 m/s berechnet.<br />

Abb. 5.2 zeigt für den derzeitigen Zustand die Kaltluftvolumenstromdichte und die Kaltluftmächtigkeit<br />

in der Anfangsphase der Kaltluftbildung. Im dargestellten Ausschnitt überwiegen<br />

in der Anfangsphase geringe Volumenströme, wobei sich teilweise schon rasch Kaltluftmächtigkeiten<br />

von mehreren Metern im Donautal und dessen Seitentälern entwickeln, die auch<br />

das Dachniveau der darin gelegenen Siedlungsbereiche überragen.<br />

In Abb. 5.3 ist für den derzeitigen Zustand die Kaltluftströmungsgeschwindigkeit bei ausgeprägten<br />

Kaltluftbedingungen im Laufe der Nacht aufgezeigt. Im Donautal und dessen Seitentälern<br />

findet eine intensive Kaltluftansammlung statt, die zu einer intensiven Kaltluftströmung<br />

bei jedoch geringen Strömungsgeschwindigkeiten entlang den Tälern, also in Orientierung<br />

zum Donautal und im Donautal in östliche Richtung führt. In den langgestreckten Hangbereichen<br />

im südöstlichen Bereich des Rechengebietes sind weiterhin kräftige Hangabwinde<br />

wirksam.<br />

<strong>Klima</strong>gutachten für das geplante Prüf- und Technologiezentrum <strong>Immendingen</strong><br />

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Bei andauernden Kaltluftbedingungen ist eine deutliche Zunahme der Kaltluftmächtigkeiten<br />

in den Tal-, Mulden- und Senkenbereichen zu erwarten. Dies ist in Abb. 5.4 für den derzeitigen<br />

Zustand aufgezeigt und zeigt im gesamten Donautal und in dessen Seitentälern Kaltluftmächtigkeiten<br />

von mehreren Dekametern. Damit werden die bestehenden Hindernisse in<br />

den Talbereichen und die darin gelegenen Siedlungsbereiche durch- und überströmt. Damit<br />

ist eine intensive Belüftung dieser Siedlungsbereiche in den Nächten bei Kaltluftbedingungen<br />

und ein intensiver Luftaustausch in den Siedlungsbereichen verbunden.<br />

5.2 Kaltluftberechnungen für den Planzustand<br />

Die genannten Kaltluftberechnungen wurden ebenfalls für den Planfall mit modifizierten Relief<br />

und modifizierter Landnutzung durchgeführt. Da die Planungen nicht zu einer kompletten<br />

Einschränkung der Kaltluftbildung im Plangebiet führen, sind die Ergebnisdarstellungen in<br />

den an die Planungen benachbarten Bereichen ähnlich zu denen für den derzeitigen Zustand.<br />

In Abb. 5.5 sind für den Planzustand die Kaltluftströmungen mit der Geschwindigkeit und<br />

Richtung in der Anfangsphase der Kaltluftbildung dargestellt. Damit sind auch im Planzustand<br />

in dieser Kaltluftbildungsphase Hangabwinde wirksam und mit denen des derzeitigen<br />

Zustandes weitgehend vergleichbar. Im Plangebiet sind aufgrund der Umwidmung bisheriger<br />

Vegetationsflächen in künstliche Oberflächen verringerte Kaltluftproduktionen verbunden.<br />

Weiterhin führen die Reliefänderungen auch zu veränderten Längsneigungen und damit veränderten<br />

Abströmbedingungen. Die Unterschiede sind jedoch nicht so intensiv, dass gegenüber<br />

den Darstellungen des derzeitigen Zustandes wesentliche Änderungen aus der Abb.<br />

5.5 ablesbar sind.<br />

Abb. 5.6 zeigt für den Planfall die Kaltluftvolumenstromdichte und die Kaltluftmächtigkeit in<br />

der Anfangsphase der Kaltluftbildung. Auch im Planfall überwiegen im dargestellten Ausschnitt<br />

in der Anfangsphase geringe Volumenströme und es stellen sich teilweise schon<br />

rasch Kaltluftmächtigkeiten von mehreren Metern im Donautal und dessen Seitentälern ein,<br />

die auch das Dachniveau der darin gelegenen Siedlungsbereiche überragen. Gegenüber<br />

dem derzeitigen Zustand (siehe Abb. 5.2) ist aus Abb. 5.6 eine verringerte berechnete Kaltluftmächtigkeit<br />

in den Talbereichen um das Plangebiet zu erkennen.<br />

In Abb. 5.7 ist für den Planfall die Kaltluftströmungsgeschwindigkeit bei ausgeprägten Kaltluftbedingungen<br />

im Laufe der Nacht aufgezeigt. In der direkten Umgebung des Plangebietes<br />

sind gegenüber dem derzeitigen Zustand modifizierte Strömungsgeschwindigkeiten berech-<br />

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net, wie beispielsweise direkt südlich von <strong>Immendingen</strong> im Donautal und im Plangebiet. Dies<br />

wird verdeutlicht durch die Darstellungen der berechneten Kaltluftmächtigkeiten und Kaltluftvolumenströme<br />

in Abb. 5.8. Aufgrund der verringerten Kaltluftproduktion im Plangebiet wird<br />

die Kaltluftansammlung in den angrenzenden Tälern gegenüber dem derzeitigen Zustand<br />

etwas verringert. Damit prägen einerseits die Kaltluftzuflüsse aus den nördlichen Talbereichen<br />

stärker die mächtige Kaltluftansammlung im Donautal und andrerseits sind aufgrund<br />

der geringeren Mächtigkeit in den oberen Hangbereichen auch in dieser Phase noch kräftige<br />

Hangabwinde wirksam. Diese Effekte sind auch im Schönental aus den Berechnungen abzulesen,<br />

indem aus dem Plangebiet weiterhin Hangabwinde in das Schönental wirksam sind.<br />

5.3 Darstellung der nächtlichen Kaltluftbelüftungsverhältnisse<br />

Für Siedlungsräume wird an den Strahlungstagen, die durch Windarmut geprägt sind, in den<br />

Nachtstunden die Ausbildung lokaler, thermisch induzierter Winde begrüßt, da diese Kaltluftströmungen<br />

den Austausch der bodennahen Luftmassen fördern. Damit sind der Austausch<br />

erwärmter bodennaher Luftmassen durch kühlere Luftmassen sowie eventuell lufthygienisch<br />

belastete Luftmassen durch Frischluft verbunden.<br />

Für eine wirksame Belüftung von Siedlungsbereichen nennt beispielsweise die Fachliteratur<br />

einen wirksamen Volumenstrom von 10 000 m³/s (Schriftenreihe Raumordnung, 1979).<br />

Die VDI-Richtlinie 3787, Blatt 5 „Lokale Kaltluft“ beschreibt unter anderem Möglichkeiten der<br />

Bewertung von planungsbedingten Änderungen bezüglich der Kaltluft. Als Maß der Beeinflussung<br />

wird die prozentuale Änderung eines kaltluftrelevanten Parameters gegenüber dem<br />

Ist-Zustand angesetzt sowie die Häufigkeit des Auftretens. Daraus folgert die Richtlinie, dass<br />

beispielsweise eine Verringerung der Abflussvolumina oder der Abflussgeschwindigkeiten<br />

von mehr als 10 % bereits ein starker Eingriff mit weitreichenden – meist negativ zu bewertenden<br />

– Auswirkungen ist. Eine Änderung um weniger als 5 % wird als geringe Änderung<br />

bezeichnet.<br />

Für eine beurteilungsrelevante Darstellung der Kaltluftströmungen wurden Auswertungen der<br />

Kaltluftvolumenströme an Querschnitten in den Talbereichen in direktem Zusammenhang mit<br />

bestehenden Siedlungen durchgeführt. Die Lage der Querschnitte ist in Abb. 5.9 aufgezeigt.<br />

Der Querschnitt 1 umfasst den Ausgang des Schönentals und damit u.a. die Belüftungsfunktion<br />

von Hintschingen. Die Querschnitte 2 bis 5 sind im Donautal angeordnet und sollen mit<br />

dem Querschnitt 2 die Belüftung des Ortsteils Zimmern, mit Querschnitt 3 die Belüftung der<br />

Siedlungsgebiete zwischen Zimmern und <strong>Immendingen</strong> und mit Querschnitt 4 die Belüftung<br />

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von <strong>Immendingen</strong> beschreiben; der Querschnitt 5 gibt einen Überblick für die weiteren Belüftungsverhältnisse<br />

talab im Donautal.<br />

Schon in der Anfangsphase sind am Querschnitt 1 aufgrund der Tallängsströmung im derzeitigen<br />

Zustand intensive Volumenströme mit ca. 12 400 m³/s berechnet. Auch im Planzustand<br />

sind intensive Volumenströme mit ca. 9 500 m³/s modelliert bei Kaltluftmächtigkeiten deutlich<br />

über 20 m. Damit ist allein schon in der Anfangsphase eine intensive Belüftung von<br />

Hintschingen bedingt durch den Kaltluftstrom aus dem Schönental gegeben, die durch die<br />

Längsströmung im Donautal ergänzt wird.<br />

An den Querschnitten 2 bis 5 sind in der Anfangsphase der Kaltluftbedingungen Hangabwinde<br />

und anfängliche Kaltluftansammlungen wirksam, die unterschiedliche Strömungsrichtungen<br />

beinhalten können. Damit sind an diesen Querschnitten keine einheitlichen Kaltluftströmungsrichtungen<br />

berechnet, aus denen eine gerichtete Belüftungsfunktion abgeleitet werden<br />

kann. Im Donautal betragen die in dieser Phase angesammelten Kaltluftmassen schon<br />

Mächtigkeiten deutlich über 20 m.<br />

Die belüftungsrelevanten Volumenströme an den genannten Querschnitten bei ausgeprägten<br />

Kaltluftbedingungen sind in Tab. 5.1 aufgeführt.<br />

Schnitt Siedlungsbezug Istzustand (m³/s) Planfall (m³/s) Änderung (%)<br />

1 Hintschingen 16 230 13 079 -19<br />

2 Zimmern West 34 416 45 322 +32<br />

3 Zimmern Ost 84 750 111 982 +32<br />

4 <strong>Immendingen</strong> West 158 920 110 329 -31<br />

5 <strong>Immendingen</strong> Ost 58 293 88 620 +52<br />

Tab. 5.1: Berechnete Volumenströme in m³/s an den 5 Querschnitten bei ausgeprägten Kaltluftbedingungen<br />

sowie Angabe der relativen Änderungen (%) im Planfall gegenüber<br />

dem derzeitigen Zustand<br />

Insgesamt sind an den betrachteten Querschnitten sehr intensive Kaltluftvolumenströme berechnet,<br />

die eine intensive Belüftung der anschließenden Siedlungsräume bewirken. Die<br />

mehrere Dekameter mächtigen Kaltluftströmungen bleiben in ihrer Funktion auch mit dem<br />

Durch- und Überströmen bodennaher Hindernisse, wie Gebäude, Bäume etc. erhalten und<br />

können bodennah durchgreifen. Auch mit den in den Berechnungsergebnissen aufgezeigten<br />

Änderungen der Kaltluftströmungen im Planfall gegenüber dem derzeitigen Zustand bleiben<br />

in den bestehenden Siedlungsbereichen außerhalb des Kasernengeländes bodennah intensive<br />

und günstige nächtliche Belüftungen bestehen. Die rechnerisch ermittelten Änderungen<br />

der mächtigen Volumenströme, die auch Änderungen über 10 Prozent des Volumenstroms<br />

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beinhalten, wirken sich nicht wesentlich auf die Belüftungsfunktionen der bestehenden Siedlungen<br />

in den Talbereichen aus. Damit führen die Planungen in den umliegenden Siedlungen<br />

nicht zu wesentlichen Änderungen der Kaltluftströmungen, da in dem Betrachtungsgebiet intensive<br />

Kaltluftströmungen vorherrschen.<br />

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6 BERECHNUNG DER LUFTTEMPERATUREN<br />

Für das Aufzeigen der Auswirkungen der geplanten Nutzungsänderungen auf die meteorologischen<br />

Parameter werden flächenhafte Simulationen für den Istzustand und den Planzustand<br />

mit dem prognostischen mesoskaligen Modell ProWiMO (Beschreibung siehe Anhang<br />

A2) durchgeführt. Dafür wird das Gelände mit einer Ausdehnung von 23 km mal 26 km berücksichtigt,<br />

in dem der in Abb. 4.1 dargestellte Bereich mit einer horizontalen Auflösung von<br />

50 m x 50 m eingebunden ist. Das Gebiet wurde so groß gewählt, dass die Einflüsse der Geländeerhebungen<br />

und Landnutzung in der Umgebung auf die meteorologischen Parameter<br />

erfasst werden.<br />

Die Informationen des Reliefs und der Landnutzung entsprechen denen für die Kaltluftsimulationen.<br />

Die Auswertungen der Änderungen durch die Planung erfolgen für ausgewählte meteorologische<br />

Bedingungen und werden folgend am Beispiel der bodennahen Lufttemperaturen aufgezeigt.<br />

Da die deutlichsten Änderungen der meteorologischen Parameter bodennah durch<br />

die planungsbedingten Landnutzungsänderungen an Tagen mit intensiver Sonneneinstrahlung<br />

zu erwarten sind, werden die Berechnungen für Sommertage durchgeführt. Unterschieden<br />

wird dabei ein wolken- und windarmer Sommertag, an dem sich auch Kaltluftströmungen<br />

ausbilden. Ergänzend wird ein wolkenfreier Sommertag mit einer kräftigen Regionalwindanströmung<br />

betrachtet.<br />

Abb. 6.1 zeigt beispielhaft für Messdaten an der Station Pfullendorf der LUBW den Tagesgang<br />

der Lufttemperatur (in °C), Globalstrahlung (aus Darstellungsgründen in 1/10 W/m²),<br />

Windgeschwindigkeit (aus Darstellungsgründen in dm/s) und der Windrichtung (in Grad, bezogen<br />

auf die rechte Achse) für mehrere Sommertage. In dieser Periode sind die ersten zwei<br />

Tage als typische Strahlungstage zu bezeichnen, die mit einem ungestörten Strahlungsgang<br />

die Wolkenarmut belegt und mit den Windgeschwindigkeiten um 1.5 m/s (in der Abbildung<br />

als 15 dm/s ausgedrückt) die Windarmut aufzeigt. Daraus resultiert ein ausgeprägter Temperaturtagesgang,<br />

der in den Nachmittagsstunden zu Temperaturen bis 30°C führt und in den<br />

Nachtstunden kräftig abkühlt (unter 15°C) inklusive lokaler Kaltluftströmungen, die hier für<br />

Pfullendorf durch den Windrichtungswechsel von südwestlichen Richtungen in den Tagstunden<br />

auf nördliche Windrichtungen in den Nachtstunden verdeutlicht werden.<br />

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Lufttemperatur (°C), Windgeschwindigkeit (dm/s), Strahlung (1/10 W/m²)<br />

120<br />

105<br />

90<br />

75<br />

60<br />

45<br />

30<br />

360<br />

315<br />

270<br />

225<br />

180<br />

135<br />

90<br />

Windrichtung (Grad)<br />

Lufttemperatur [°C]<br />

Globalstrahlung (/10) [W/m²]<br />

Windgeschwindigkeit [dm/s]<br />

Windrichtung [°]<br />

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15<br />

45<br />

0<br />

0<br />

08.07.2010 09.07.2010 10.07.2010 11.07.2010 12.07.2010 13.07.2010<br />

Abb. 6.1: Gemessene Tagesgänge an Sommertagen für die Station Pfullendorf.<br />

Lufttemperatur, Windgeschwindigkeit und Strahlung beziehen sich auf die linke Achse, die<br />

Windrichtung auf die rechte Achse. (Quelle: LUBW, 2013)


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Ab dem dritten Tag bleiben zwar vergleichbare Strahlungsbedingungen aber die Windgeschwindigkeit<br />

nimmt zu; damit wird u.a. die nächtliche Abkühlung im zeitlichen Verlauf und in<br />

der Intensität abgekühlt und der Windrichtungswechsel von süd-südwestlichen Winden in<br />

den Tagstunden entfällt bzw. tritt nur gelegentlich auf.<br />

Die Auswertungen der prognostischen mesoskaligen Berechnungen erfolgen exemplarisch<br />

für den inneren Bereich, der das Plangebiet und die umliegenden Siedlungsgebiete enthält.<br />

6.1 Lufttemperaturen für den derzeitigen Zustand<br />

Für den modellierten Strahlungstag im Sommer mit Wolken- und Windarmut sind die Ergebnisse<br />

der bodennahen Lufttemperaturen ausgewertet für die Tagstunde (14 Uhr), die Abendstunde<br />

(ca. 1 Stunde nach Sonnenuntergang) und eine Nachtstunde (ca. 4 Stunden nach<br />

Sonnenuntergang) in Abb. 6.2 bis Abb. 6.4 aufgezeigt.<br />

Am Nachmittag überwiegen in nahezu homogener Verteilung Lufttemperaturen zwischen<br />

28°C und 31°C, die nur in direkter Umgebung der Wasserflächen mit Temperaturen unter<br />

26°C kühler sind. In den Abendstunden zeichnen sich über Wiesen- und Freilandnutzungen<br />

Temperaturen um 20°C ab, in Waldnutzungen und Siedlungen überwiegend Temperaturen<br />

über 22°C. Die Abkühlung fällt in den Tallagen intensiver aus. Diese Zusammenhänge setzen<br />

sich auch in den Nachtstunden fort, wobei über Freilandnutzungen im Donautal und weiteren<br />

Tallagen Temperaturen unter 18°C, außerhalb des Tals über Freilandnutzungen 19°C<br />

bis 20°C und an Waldstandorten in Kuppenlagen über 21°C berechnet sind. Die Abkühlung<br />

in den Kaltluftsammelbereichen ist in den Tallagen deutlich an der bodennahen Lufttemperatur<br />

zu erkennen.<br />

Für den modellierten Sommertag mit kräftiger Regionalwindanströmung sind die Ergebnisse<br />

der bodennahen Lufttemperaturen ausgewertet für die Tagstunde (14 Uhr), die Abendstunde<br />

(ca. 1 Stunde nach Sonnenuntergang) und eine Nachtstunde (ca. 4 Stunden nach Sonnenuntergang)<br />

in Abb. 6.5 bis Abb. 6.8 aufgezeigt.<br />

Am Nachmittag überwiegen in nahezu homogener Verteilung Lufttemperaturen zwischen<br />

26°C und 30°C, die nur in direkter Umgebung der Wasserflächen mit Temperaturen unter<br />

25°C kühler sind. In den Abendstunden zeichnen sich über Wiesen- und Freilandnutzungen<br />

Temperaturen um 20°C ab, in Waldnutzungen und Siedlungen überwiegend Temperaturen<br />

über 22°C. Die Abkühlung fällt in den Tallagen intensiver aus. Diese Zusammenhänge setzen<br />

sich auch in den Nachtstunden fort, wobei über Freilandnutzungen im Donautal Temperaturen<br />

um 18°C, außerhalb des Tals über Freilandnutzungen 19°C bis 20°C und an Waldstandorten<br />

in Kuppenlagen über 22°C berechnet sind.<br />

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Ingenieurbüro Lohmeyer GmbH & Co. KG 39<br />

6.2 Lufttemperaturen für den Planzustand<br />

Für den modellierten Strahlungstag im Sommer mit Wolken- und Windarmut sind die Ergebnisse<br />

der bodennahen Lufttemperaturen für den Planzustand mit modifizierter Landnutzung<br />

in Abb. 6.9 bis Abb. 6.13 aufgezeigt.<br />

Am Nachmittag überwiegen im Planzustand wie im derzeitigen Zustand in nahezu homogener<br />

Verteilung Lufttemperaturen zwischen 28°C und 31°C, die nur in direkter Umgebung der<br />

Wasserflächen mit Temperaturen unter 26°C kühler sind. Die Berechnungen für die Tagstunden<br />

zeigen im Planzustand gegenüber dem derzeitigen Zustand kaum modifizierte bodennahe<br />

Lufttemperaturen.<br />

In den Abendstunden zeichnen sich auch im Planfall über Wiesen- und Freilandnutzungen<br />

Temperaturen um 20°C ab, in Waldnutzungen und Siedlungen überwiegend Temperaturen<br />

über 22°C. Die Abkühlung fällt in den Tallagen intensiver aus. Im Plangebiet sind gegenüber<br />

dem derzeitigen Zustand überwiegend geringere bodennahe Lufttemperaturen berechnet.<br />

Dies wird verdeutlicht durch die Differenzdarstellung zwischen Plan- und Istzustand (Abb.<br />

6.11) und weist im Plangebiet außerhalb der Waldstandorte intensivere Abkühlungen auf.<br />

Dort sind gegenüber dem derzeitigen Zustand um bis zu ca. 2 Kelvin geringere Lufttemperaturen<br />

berechnet. In den Nutzungen und Siedlungen außerhalb des Plangebietes sind keine<br />

nennenswerten Änderungen der Lufttemperaturen berechnet.<br />

Diese Zusammenhänge setzen sich auch in den Nachtstunden fort, wobei über Freilandnutzungen<br />

im Donautal und weiteren Tallagen Temperaturen unter 18°C, außerhalb des Tals<br />

über Freilandnutzungen 19°C bis 20°C und an Waldstandorten in Kuppenlagen über 21°C<br />

berechnet sind. Die Abkühlung in den Kaltluftsammelbereichen ist in den Tallagen deutlich<br />

an der bodennahen Lufttemperatur zu erkennen. Im Plangebiet sind gegenüber dem derzeitigen<br />

Zustand überwiegend geringere bodennahe Lufttemperaturen berechnet. Dies wird<br />

verdeutlicht durch die Differenzdarstellung zwischen Plan- und Istzustand (Abb. 6.13) und<br />

weist im Plangebiet außerhalb der Waldstandorte intensivere Abkühlungen auf. Dort sind<br />

gegenüber dem derzeitigen Zustand um bis zu 3 Kelvin geringere Lufttemperaturen berechnet.<br />

In den Nutzungen und Siedlungen außerhalb des Plangebietes sind keine nennenswerten<br />

Änderungen der Lufttemperaturen berechnet.<br />

Für den Planfall sind die modellierten bodennahen Lufttemperaturen für einen Sommertag<br />

mit kräftiger Regionalwindanströmung in Abb. 6.14 bis Abb. 6.17 aufgezeigt.<br />

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Die Änderungen der berechneten Lufttemperaturen im Planfall gegenüber dem derzeitigen<br />

Zustand sind für den betrachteten Sommertag vergleichbar wie für den oben beschriebenen<br />

Strahlungstag im Sommer.<br />

An den Differenzdarstellungen der Lufttemperaturen für die Abendstunde (Abb. 6.16) und für<br />

die Nachtstunde (Abb. 6.17) lässt sich ein leichter Einfluss des angesetzten Regionalwindes<br />

erkennen, indem die Bereiche mit Temperaturänderungen etwas in nordöstliche Richtung<br />

über Bereiche der Landnutzungsänderung hinausragen.<br />

Insgesamt ist festzuhalten, dass an Sommertagen und in den sommerlichen Nächten aufgrund<br />

der Planungen in umliegenden bestehenden Nutzungen und Siedlungen keine nennenswerten<br />

Änderungen der bodennahen Lufttemperaturen entsprechend den Modellrechnungen<br />

abzuleiten sind.<br />

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7 LITERATUR<br />

Corine (2004): Corine Land Cover 2000, Daten zur Bodenbedeckung Deutschland. Hrsg.:<br />

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Oberpfaffenhofen.<br />

Flassak, Th. (1990): Ein nicht-hydrostatisches mesoskaliges Modell zur Beschreibung der<br />

Dynamik der planetaren Grenzschicht. Dissertation an der Fakultät für Maschinenbau<br />

der Universität Karlsruhe. In: Fortschritt-Berichte der VDI, Reihe 15: Umwelttechnik, Nr.<br />

74.<br />

GlobDem50 (2004): GlobDEM50, Deutschland, Digitale Höhendaten. Hrsg.: metSoft GbR,<br />

Heilbronn.<br />

Heldt, K., Höschele, K. (1989): Hang- und Bergwinde am Rheintalrand bei Karlsruhe. In: Meteorol.<br />

Rdsch. 41, S. 104-110.<br />

King, E. (1973): Untersuchungen über kleinräumige Änderungen des Kaltluftflusses und der<br />

Frostgefährdung durch Straßenbauten (Berichte des Deutschen Wetterdienstes Nr.<br />

130, Band 17).<br />

LfU (1994): Solar- und Windenergieatlas Baden-Württemberg. Landesanstalt für Umweltschutz,<br />

Karlsruhe.<br />

LUBW (2006): <strong>Klima</strong>atlas Baden-Württemberg. Hrsg.: Landesanstalt für Umwelt, Messungen<br />

und Naturschutz Baden-Württemberg, Karlsruhe.<br />

Richtlinie VDI 3787, Blatt 5 (2003): Umweltmeteorologie. Lokale Kaltluft. Herausgeber: Verein<br />

Deutscher Ingenieure (VDI).<br />

Schädler, G., Lohmeyer, A. (1994): Simulation of nocturnal drainage flows on personal computers.<br />

In: Meteorol. Zeitschrift, N.F. 3, S. 167-171.<br />

Schriftenreihe Raumordnung (1979): Regionale Luftaustauschprozesse und ihre Bedeutung<br />

für die räumliche Planung. Schriftenreihe "Raumordnung" des Bundesministers für<br />

Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. Nr. 06.032.<br />

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A N H A N G A1<br />

BESCHREIBUNG DES KALTLUFTMODELLS<br />

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A1<br />

BESCHREIBUNG DES KALTLUFTMODELLS<br />

A1.1 Allgemeines<br />

Unter bestimmten meteorologischen Bedingungen können sich nachts über geneigtem Gelände<br />

sogenannte Kaltluftabflüsse bilden; dabei fließt in Bodennähe (bzw. bei Wald über dem<br />

Kronenraum) gebildete kalte Luft hangabwärts. Die Dicke solcher Kaltluftschichten liegt meist<br />

zwischen 1 m und 50 m, in Kaltluftsammelgebieten, in denen sich die Kaltluft staut, kann die<br />

Schicht auf über 100 m anwachsen. Die typische Fließgeschwindigkeit der Kaltluft liegt in der<br />

Größenordnung von 1 m/s bis 3 m/s. Die folgenden beiden meteorologischen Bedingungen<br />

müssen für die Ausbildung von Kaltluftabflüssen erfüllt sein:<br />

i) wolkenarme Nächte: durch die aufgrund fehlender Wolken reduzierte Gegenstrahlung<br />

der Atmosphäre kann die Erdoberfläche kräftig auskühlen<br />

ii)<br />

großräumig windschwache Situation: dadurch kann sich die Tendenz der Kaltluft, an geneigten<br />

Flächen abzufließen, gegenüber dem Umgebungswind durchsetzen.<br />

Die Produktionsrate von Kaltluft hängt stark vom Untergrund ab: Freilandflächen weisen beispielsweise<br />

hohe Kaltluftproduktion auf, während sich bebaute Gebiete bezüglich der Kaltluftproduktion<br />

neutral bis kontraproduktiv (städtische Wärmeinsel) verhalten.<br />

Unter Umweltgesichtspunkten hat Kaltluft, wie in der VDI-Richtlinie 3787, Blatt 5, zusammenfassend<br />

beschrieben, eine doppelte Bedeutung: zum einen kann Kaltluft nachts für Belüftung<br />

und damit Abkühlung thermisch belasteter Siedlungsgebiete sorgen. Zum anderen sorgt<br />

Kaltluft, die aus Reinluftgebieten kommt, für die nächtliche Belüftung schadstoffbelasteter<br />

Siedlungsräume. Kaltluft kann aber auch auf ihrem Weg Luftbeimengungen (Autoabgase,<br />

Geruchsstoffe etc.) aufnehmen und transportieren. Nimmt sie zu viele Schadstoffe auf, kann<br />

ihr Zufluss von Schaden sein. Vom Standpunkt der Regional- und Stadtplanung her ist es<br />

daher von großer Bedeutung, eventuelle Kaltluftabflüsse in einem Gebiet qualitativ und auch<br />

quantitativ bestimmen zu können. Als Hilfsmittel dazu ist das im folgenden beschriebene<br />

Modell erstellt worden (Schädler et al., 1994).<br />

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A1.2 Modellbeschreibung<br />

Das Modell verwendet die sogenannten Flachwassergleichungen, eine vereinfachte (vertikal<br />

integrierte) Form der Grundgleichungen der Strömungsmechanik. Durch diese Vereinfachung<br />

ist es möglich, das Modell mit relativ geringem Rechenzeit- und Speicherbedarf<br />

auch auf Personal Computern zu betreiben.<br />

Die Bezeichnung "Flachwassergleichungen" hat sich eingebürgert; die Gleichungen eignen<br />

sich jedoch genauso zur Beschreibung der Strömung jedes relativ zur Umgebung schweren<br />

Fluids, z.B. von Wasser oder von kalter Luft. Eine solche Strömung hat folgende Charakteristika:<br />

- Abfluss über geneigtem Gelände entsprechend der Hangneigung<br />

- Weiterbewegen der "Kaltluftfront" auch über ebenem Gelände<br />

- Auffüllen von Becken (Kaltluftseen)<br />

- Einfluss der Schichtdicke auf Strömungsrichtung und -geschwindigkeit (Druckgradienten).<br />

Angetrieben wird die Strömung durch die auftriebskorrigierte Erdbeschleunigung. Innerhalb<br />

der Flachwassergleichungen werden folgende Einflüsse auf die Strömung berücksichtigt:<br />

- Advektion (Transport der Kaltluft mit der Strömung)<br />

- Reibung zwischen Erdoberfläche und Luft: diese Reibung variiert mit der Landnutzung<br />

(Freiland: niedrige Reibung, Siedlung: hohe Reibung)<br />

- Beschleunigung oder Abbremsen der Strömung durch Änderung der Geländehöhe<br />

und/oder der Kaltluftschichtdicke<br />

- von der Landnutzung abhängige Nullpunktsverschiebung des Geländeniveaus zusätzlich<br />

zur topographischen Geländehöhe<br />

- von der Landnutzung abhängige Kaltluftproduktion.<br />

Das Lösungsverfahren ist ein Differenzverfahren mit variabler Gitterpunktzahl und Gitterweite,<br />

d.h. Topographie und Landnutzung müssen an den einzelnen Gitterpunkten digitalisiert<br />

vorliegen; es wird ein versetztes Gitter verwendet. Um großskalige Einflüsse (z.B.<br />

Flusstäler) bei gleichzeitiger hoher Auflösung im interessierenden Gebiet zu berücksichtigen,<br />

kann das Modell auf einem geschachtelten Gitter ("Nesting") betrieben werden.<br />

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Falls keine Kaltluftseebildung auftritt, wird die Rechnung nach etwa 1 h simulierter Zeit stationär,<br />

d.h. die berechneten Werte ändern sich dann nicht mehr signifikant. Im allgemeinen<br />

Fall ist es sinnvoll, etwa 3 h bis 6 h zu simulieren; dies entspricht den Verhältnissen in der<br />

Natur.<br />

A1.3 Eingabedaten und Ergebnisse des Modells<br />

Vorausgesetzt wird die für Kaltluftabflüsse optimale Situation, d.h. eine klare und windstille<br />

Nacht. Das Modell berechnet die zeitliche Entwicklung der Kaltluftströmung, ausgehend vom<br />

Ruhezustand (keine Strömung) bei gegebener zeitlich konstanter Kaltluftproduktionsrate.<br />

Diese, ebenso wie die Reibungskoeffizienten, werden über die Art der Landnutzung gesteuert.<br />

Zurzeit werden 8 Landnutzungsklassen berücksichtigt: dichte Bebauung, lockere Bebauung,<br />

gewerbliche Nutzungen, Wald, Freiland, Wasser, Gleisanlagen und Verkehrsflächen<br />

(Straßen, Parkplätze). Für die Kaltluftproduktionsraten, Reibungskoeffizienten und Nullpunktsverschiebungen<br />

sind Standardwerte vorgesehen, welche aber bei Bedarf geändert<br />

werden können. Die Kaltluftproduktionsrate von Wald wird in Abhängigkeit von der lokalen<br />

Hangneigung variiert. Weiterhin benötigt das Modell die Topographie in digitalisierter Form.<br />

Die Skala des Modells ist beliebig (i.a. etwa 10 km x 10 km), die Auflösung liegt zwischen<br />

etwa 20 m und 200 m.<br />

Berechnet wird die Dicke der Kaltluftschicht sowie die beiden horizontalen Geschwindigkeitskomponenten<br />

(West-Ost und Süd-Nord), gemittelt über die Dicke der Kaltluftschicht. Aus<br />

diesen Größen kann dann auch der Kaltluftvolumenstrom berechnet werden.<br />

Zur Weiterverarbeitung der Modellergebnisse stehen Postprozessoren u.a. zur graphischen<br />

Darstellung der berechneten Felder (Vektor- und Rasterdarstellung), zur Berechnung und<br />

Darstellung von Kaltluftvolumenströmen durch wählbare Schichten, zur Visualisierung der<br />

Strömung durch Vorwärts- und Rückwärtstrajektorien und zur Darstellung von Zeitreihen an<br />

ausgewählten Punkten zur Verfügung.<br />

Die Ergebnisse der Kaltluftberechnungen weisen gute Übereinstimmungen mit in der Fachliteratur<br />

veröffentlichen Messdaten auf (z.B. Heldt, Höschele, 1989, King, 1973).<br />

Durch Kopplung der von KALM berechneten Windfelder mit Eulerschen oder Lagrangeschen<br />

Ausbreitungsmodellen, wie z.B. LASAT, kann die Schadstoffausbreitung in Kaltluftabflüssen<br />

berechnet und z.B. in Immissionsstatistiken eingearbeitet werden.<br />

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A N H A N G A2<br />

KURZBESCHREIBUNG DES PROGNOSTISCHEN MESOSKALIGEN MODELLS<br />

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A2<br />

BESCHREIBUNG DES PROGNOSTISCHEN MESOSKALIGEN MODELLS<br />

ProWiMO (Flassak, 1990) ist ein nicht-hydrostatisches mesoskaliges Modell und ist vergleichbar<br />

den in Deutschland eingeführten Modellen METRAS_PC und FITNAH. ProWiMO<br />

ist geeignet, lokal vorherrschende Strömungs- und Temperaturverhältnisse hinreichend genau<br />

zu modellieren. Außerdem bietet es den Vorteil, dass die Wassertemperaturen explizit<br />

angegeben werden können.<br />

Das Modell ProWiMO beruht auf den physikalischen Erhaltungsgleichungen für Impuls, Masse<br />

und Energie, die in Flußform dreidimensional numerisch gelöst werden. Prognostisch<br />

werden Wind (= Komponenten u, v, w), potentielle Temperatur und Feuchte sowie die Oberflächentemperatur<br />

und Oberflächenfeuchte berechnet. Diagnostisch ermittelt werden der<br />

nichthydrostatische und der hydrostatische Druckanteil, die Temperatur, die Diffusionskoeffizienten,<br />

die Schubspannungsgeschwindigkeit, die Skalengrößen für Temperatur und andere<br />

skalare Größen.<br />

Im Modell wird die anelastische Approximation und die die Boussinesq-Approximation verwendet.<br />

Die hydrostatische Approximation wird nur für den großskaligen Grundzustand und<br />

den hydrostatischen Druckanteil als gültig vorausgesetzt. Für den nichthydrostatischen<br />

Druckanteil wird eine elliptische Differentialgleichung im bodenfolgenden Koordinatensystem<br />

gelöst. Die subskaligen turbulenten Flüsse werden über eine Schließung 1. Ordnung parametrisiert.<br />

Die vollständige Dokumentation zu dem Modell ProWiMO (physikalische Grundlagen, Approximationen,<br />

numerische Verfahren, Rand- und Anfangsbedingungen, Parametri-sierungen)<br />

ist zu finden bei Flassak (1990).<br />

<strong>Klima</strong>gutachten für das geplante Prüf- und Technologiezentrum <strong>Immendingen</strong><br />

62229-12-02.doc

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