Vergiftungsfall Greifvögel - Vorarlberg
Vergiftungsfall Greifvögel - Vorarlberg
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18 Tierarzt <strong>Vorarlberg</strong>er Jagd<br />
der Tierarzt berichtet<br />
<strong>Vergiftungsfall</strong> bei Greifvögeln<br />
Dr. Norbert Greber, Amtstierarzt<br />
Anfang März des Jahres<br />
fand der Jagdpächter der<br />
Gemeindejagd Bregenz,<br />
Bernhard Knauder, bei einem<br />
Pirschgang im Raum<br />
Gebhardsberg einen sehr<br />
gut erhaltenen, frisch-toten<br />
Wanderfalken. Nur etwa<br />
20 m entfernt vom Falken<br />
entdeckte er noch einen<br />
Habicht. Dieser hatte einen<br />
schlechten Erhaltungszustand<br />
und wurde daher im<br />
Wald zurückgelassen. Den<br />
Falken nahm er mit nach<br />
Hause und gab ihn in die<br />
Tiefkühltruhe. Nach Abklärung<br />
mit der Jagdabteilung<br />
wollte er den Falken präparieren<br />
lassen. Da es ihm<br />
seltsam vorkam, gleich zwei<br />
Greifvögel so nahe bei einander<br />
gefunden zu haben,<br />
nahm er Kontakt mit einem<br />
ihm bekannten Falkner in<br />
Bregenz auf. Dieser teilte<br />
ihm mit, dass nun schon<br />
mehrere Falkenpaare in der<br />
Umgebung verschwunden<br />
seien und dass vor ein paar<br />
Wochen schon ein Wanderfalke<br />
von Kletterern neben<br />
einer toten Taube gefunden<br />
worden waren. Jener Falke<br />
hatte noch gelebt und hatte<br />
Krampfanfälle. Er nahm<br />
ihn mit zu sich, päppelte<br />
ihn wieder auf und ließ ihn<br />
frei, allerdings konnte er ihn<br />
später nicht mehr bestätigen<br />
bzw. wurde eine Woche danach<br />
ein toter Wanderfalke<br />
gefunden, wobei es sich<br />
wahrscheinlich um dieses<br />
Exemplar gehandelt hat.<br />
plausibel erschien, wurde<br />
der gut erhaltene Wanderfalke<br />
vom Amtstierarzt eingesandt.<br />
Der pathologisch<br />
anatomische Befund der<br />
Untersuchungsanstalt war<br />
unauffällig. Das heißt, es<br />
lag keine äußere traumatische<br />
Einwirkung vor. Somit<br />
wurden weitere toxikologische<br />
Untersuchungen angeschlossen<br />
und Mageninhalt,<br />
Kropfinhalt sowie die Leber<br />
an ein Spezialinstitut nach<br />
München auf der veterinärmedizinischen<br />
Universität<br />
weitergeleitet.<br />
Noch vor Einlangen des Befundes<br />
fand der aufmerksame<br />
Falkner, der mittlerweile<br />
eine konkrete Spur verfolgte,<br />
in einem Waldstück bei<br />
Hard eine tote Taube mit<br />
lila verfärbten Nackengefieder<br />
sowie nur einen Meter<br />
entfernt davon einen toten<br />
Steinmarder. Beide Tiere befanden<br />
sich in der Nähe eines<br />
Taubenschlages in Hard,<br />
den er bereits unter Beobachtung<br />
gestellt hatte.<br />
Nun ging es Schlag auf<br />
Schlag. Taube und Marder<br />
wurden ebenfalls über<br />
die AGES Innsbruck an die<br />
veterinärmedizinische Universität<br />
in München zur<br />
Abklärung auf Vergiftungsverdacht<br />
eingesandt. Schon<br />
wenige Tage nach der zweiten<br />
Einsendung langte der<br />
Befund für alle drei toten<br />
Wildtiere ein: Der Carbofuran-Nachweis<br />
war bei allen<br />
drei Tieren positiv!<br />
Da unzweifelhaft Gefahr<br />
in Verzug gegeben war,<br />
wurde die Kriminalpolizei<br />
eingeschaltet und umgehend<br />
die Erlaubnis zu einer<br />
Hausdurchsuchung bei<br />
der Staatsanwaltschaft erwirkt.<br />
Die darauf folgende<br />
Hausdurchsuchung war ein<br />
voller Erfolg: nicht nur das<br />
Gift konnte sichergestellt<br />
werden, auch ein geladenes<br />
Kleinkalibergewehr sowie<br />
ein Luftdruckgewehr wurden<br />
ungesichert im Garten<br />
des Verdächtigen sichergestellt.<br />
Der Täter ist geständig und<br />
wird sich wegen einer Reihe<br />
von Verstößen wie schwere<br />
Tierquälerei, Eingriff in<br />
fremdes Jagdrecht, vorsätzliche<br />
Beeinträchtigung der<br />
Umwelt und Verstoß gegen<br />
das Waffengesetz vor Gericht<br />
verantworten müssen.<br />
Durch den aktuellen Fall<br />
sind im Raum Bregenz fünf<br />
Brutpaare Wanderfalken<br />
und zwei Habichtpaare vernichtet<br />
worden. Beide Arten<br />
sind Bisstöter und starben<br />
somit unmittelbar nach der<br />
Erlegung der Beute. Die Köder,<br />
lebende Tauben, waren<br />
im Bereich des Nackengefieders<br />
mit einem Gemisch<br />
aus Honig und Carbofuran<br />
eingestrichen worden, wodurch<br />
schon der Nackenbiss<br />
zur Aufnahme einer tödlichen<br />
Giftmenge geführt hat.<br />
Wieviele Prädatoren am Boden<br />
vergiftet worden sind,<br />
lässt sich nur erahnen. Sicher<br />
war der aufgefundene<br />
Marder nicht der Einzige.<br />
Durch den Ausfall der Fä-<br />
Nach einigen Überlegungen<br />
und Recherchen kamen die<br />
beiden zum Schluss, dass<br />
es sich möglicherweise um<br />
einen <strong>Vergiftungsfall</strong> handeln<br />
könnte und informierten<br />
den Amtstierarzt. Da<br />
der Vergiftungsverdacht<br />
Vergifteter Wanderfalke.
Juli / August 2012<br />
Tierarzt<br />
19<br />
hen sind sicher auch viele<br />
Jungtiere elend in den Bauen<br />
verhungert.<br />
Materialien, wenn solche in<br />
der Nähe der Giftopfer gefunden<br />
werden.<br />
Grundsätzlich sind Vergiftungen<br />
sehr schwer nachweisbar.<br />
Man braucht neben<br />
den Giftopfern auch einen<br />
konkreten Verdacht, in welche<br />
Richtung untersucht<br />
werden soll. Dies lässt sich<br />
aufgrund der Vergiftungssymptome<br />
(wenn solche beobachtet<br />
werden konnten)<br />
sagen oder eventuell aufgrund<br />
von Behältnissen oder<br />
Wieder einmal hat sich<br />
eindrücklich gezeigt, was<br />
durch gute Beobachtung<br />
der Vorgänge in der Natur<br />
und das gezielte ziehen von<br />
Schlüssen daraus alles herausgefunden<br />
werden kann.<br />
Der Täter wird hoffentlich<br />
einer gerechten Strafe zugeführt<br />
und weitere potentielle<br />
Täter seien gewarnt!<br />
Die am Nacken präparierte Taube, sowie der Steinmarder, der direkt<br />
neben der Taube aufgefunden wurde.<br />
Vergiftung mit Carbofuran<br />
Das verwendete Gift Carbofuran ist ein Insektizid aus der<br />
Gruppe der Carbamate. Ähnlich wie die Phosphorsäureester<br />
führen die Carbamate zu einer irreversiblen Hemmung<br />
der Acetylcholinesterase, was zu einem Dauerimpuls am<br />
synaptischen Spalt, also an der Verbindungsstelle von<br />
Nervenzellen, führt. Somit wirkt es als Krampfgift und<br />
löst Erbrechen und Durchfall sowie Koliksymptome aus.<br />
Durch die zusätzliche Wirkung an der motorischen Endplatte<br />
kommt es auch zu Krämpfen der Skelettmuskulatur.<br />
Der Tod tritt unter massiven Krampfanfällen durch akutes<br />
Kreislaufversagen ein.<br />
Speziell Vögel reagieren sehr empfindlich auf Carbofuran und<br />
sterben meist in unmittelbarer Nähe des aufgenommenen Giftes.<br />
Säugetiere, die Gift aufgenommen haben, können auch<br />
noch in einem Radius von 100 – 200 Metern vom Vergiftungsort<br />
gefunden werden.<br />
Obwohl die Substanz in Mitteleuropa verboten ist (in Österreich<br />
seit 2008) werden immer wieder Vergiftungsfälle bekannt.<br />
Rotwildmonitoring 2012<br />
Dr. Norbert Greber,<br />
Landesveterinär<br />
Die Untersuchung einer<br />
Stichprobe des erlegten<br />
Rotwildes auf Anzeichen<br />
von Tuberkulose wird auch<br />
im Jahr 2012 weitergeführt.<br />
Dies wurde im Rahmen<br />
des jagdlichen Dialoges<br />
am 7. Mai im Landhaus<br />
Bregenz fixiert. Grundlage<br />
für die Verteilung der<br />
einzusendenden Stücke ist<br />
ein Stichprobenplan der<br />
AGES. Die genauen Zahlen<br />
für die einzelnen Hegegemeinschaften<br />
werden von<br />
Landeswildbiologe DI Hubert<br />
Schatz auf Grundlage<br />
dieses Planes eingeteilt<br />
und den Hegeobmännern<br />
übermittelt. Die Einsendung<br />
von Proben, die für<br />
das Monitoring zählen, ist<br />
somit jetzt schon möglich.<br />
Verdachtsproben werden<br />
selbstverständlich jederzeit<br />
durch Einsendung<br />
über den Amtstierarzt abgeklärt.<br />
Materialien für die Einsendung<br />
sind wie im vergangenen<br />
Jahr die beiden tiefen<br />
Halslymphknoten, die<br />
Lungenlymphknoten (am<br />
besten zusammen mit der<br />
Lunge, das Herz soll zur<br />
Gewichtseinsparung entfernt<br />
werden) sowie nach<br />
Möglichkeit ein Darmlymphknoten.<br />
Werden beim Aufbruch<br />
Organveränderungen festgestellt,<br />
sollen diese jedenfalls<br />
bei der Einsendung<br />
mit dabei sein. Für die Probenentnahme<br />
erhalten die<br />
Jagdschutzorgane wiederum<br />
15,– Euro je Stück.<br />
Weiterbildungspass für<br />
Jagdschutzorgane<br />
Vor zirka drei Jahren wurde<br />
für die haupt- und<br />
nebenberuflichen Jagdschutzorgane<br />
der sogenannte<br />
„Weiterbildungspass“<br />
eingeführt. So wie<br />
in allen Berufssparten, so<br />
ist es auch bei der Jagd<br />
besonders wichtig, immer<br />
auf dem neuesten Wissensstand<br />
zu sein, um mit allen<br />
Partnern auf Augenhöhe<br />
kommunizieren zu können.<br />
Das Ziel des Fortbildungspasses<br />
war und ist<br />
die Fort- und Weiterbildung<br />
der Jagdaufseher in<br />
ihrem Betätigungsfeld, das<br />
heute mehr denn je sehr<br />
groß und umfangreich ist,<br />
zu forcieren.<br />
Da mittlerweile die ersten<br />
Pässe mit den Bestätigungen<br />
für die besuchten<br />
Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen<br />
voll sind,<br />
werden die betreffenden<br />
Jagdschutzorgane, die einen<br />
komplett ausgefüllten<br />
Pass haben, gebeten,<br />
diesen an unseren Kassier<br />
Karlheinz Jehle, Strass 242,<br />
6764 Lech, zu senden. Sie<br />
bekommen von ihm sogleich<br />
einen neuen Pass<br />
zugesandt.<br />
All diejenigen, die den<br />
vollständig ausgefüllten<br />
Weiterbildungspass an<br />
Karlheinz Jehle abführen,<br />
nehmen bei der nächsten<br />
Jahreshauptversammlung<br />
des Verbandes <strong>Vorarlberg</strong>er<br />
Jagdschutzorgane im<br />
Frühjahr 2013 an einer Verlosung<br />
teil, bei der es hochwertige<br />
Preise (Swarowski,<br />
Stihl, etc.) zu gewinnen<br />
gibt.