Fachartikel - Nutzungsdauer erfüttern (pdf / 538 KB) - UFA AG
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NUTZTIERE<br />
PREMIUM<br />
<strong>Nutzungsdauer</strong> <strong>erfüttern</strong><br />
DIE MEHRHEIT ALLER GESUNDHEITSSTÖRUNGEN fällt bei Milchkühen auf<br />
die Zeit nach dem Abkalben. Entsprechend entscheidet sich in dieser heiklen Phase,<br />
welche Tiere die Laktation erfolgreich überstehen, um eine hohe Lebenstagleistung<br />
zu erreichen. Ein Teil des Erfolgs lässt sich durch das Angebot eines Abkalbeoder<br />
Startphasenfutters an Stelle eines gewöhnlichen Leistungsfutters beeinflussen.<br />
Hansueli<br />
Rüegsegger<br />
René<br />
Durand<br />
Der Betrieb Hertig in<br />
Zahlen:<br />
12.61 ha Nutzfläche<br />
(Hügelzone), davon 2 ha<br />
Futter getreide, 50 a<br />
Grünmais und 20 a<br />
Kartoffeln. 18 Kühe mit<br />
Aufzucht, 40 IP-Suisse<br />
Mastschweineplätze<br />
und drei Freibergerpferde.<br />
Die Wirtschaftlichkeit eines Milchproduktionsbetriebs<br />
hängt wesentlich<br />
von der Abgangsrate in der<br />
Kuhherde und der Milchleistung<br />
pro Lebenstag ab. Mehr Abgänge erfordern<br />
eine höhere Remontierungsrate.<br />
Im Gegensatz zu den Kühen bringen<br />
Kälber und Rinder keinen direkten Ertrag,<br />
sondern fressen und kosten.<br />
Fokus auf den Start Die Lebenstagleistung<br />
einer Kuh lässt sich via Fütterung<br />
beeinflussen. Es beginnt in den<br />
ersten sechs Monaten der Aufzucht. Eine<br />
intensive Fütterung und hohe Zunahmen<br />
sind sowohl bei frühem als auch<br />
spätem Erstkalbealter vorteilhaft (siehe<br />
Sonderbeilage «Suisse Tier»), weil die<br />
Tiergesundheit und das Milchleistungspotenzial<br />
bereits im frühen Stadium<br />
festgelegt werden. Was die Kühe anbelangt,<br />
hängt die <strong>Nutzungsdauer</strong> eng mit<br />
der Gesundheit nach dem Abkalben zusammen.<br />
In der Startphase ist die Gefahr<br />
am grössten, dass (subklinische) Ketose<br />
(Energiedefizit) oder Azidose (Strukturmangel)<br />
auftritt. Beide Störungen<br />
schwächen das Immunsystem und erhöhen<br />
die Anfälligkeit für Euter- und<br />
Fruchtbarkeitsprobleme.<br />
Intensiv beobachten Bei Problemen<br />
ist schnelles Handeln angesagt.<br />
Deshalb müssen Kühe besonders in den<br />
ersten zwei Laktationswochen intensiv<br />
beobachtet werden:<br />
• Eine zu hohe oder zu tiefe Körpertemperatur<br />
liefert erste Signale einer<br />
auftretenden Störung, noch bevor der<br />
Verzehr und die Milchmenge einfallen.<br />
Normal sind 38.5 bis 39°C.<br />
• Trockensubstanz-Aufnahme: Die Hungergrube<br />
in der linken Flanke muss<br />
nach den Fresszeiten möglichst voll<br />
sein. Es ist jedoch normal, dass der<br />
Pansen anfangs Laktation nicht gleich<br />
gefüllt ist wie später, wenn die Kuh<br />
wieder mehr frisst.<br />
10 JAHRE<br />
BIBLIS<br />
QUALITÄT<br />
<strong>UFA</strong> 260 Abkalbefutter:<br />
Einfach, aber effektiv<br />
<strong>UFA</strong> 260 vereint alle positiven Eigenschaften,<br />
die ein Abkalbefutter haben<br />
kann. Mit 7.3 MJ NEL und 210 g Roh -<br />
protein je Kilogramm erhöht es einer -<br />
seits die Nährstoffkonzentration der<br />
Ration. Mit Lebendhefen, Kräutern,<br />
Leinsaat und Propylenglykol begünstigt<br />
es andrerseits einen hohen Grundfutterverzehr.<br />
Einsatz: Zehn Tage vor dem Abkalben<br />
(1 bis 2 kg pro Kuh und Tag) bis 20 Tage<br />
nach dem Abkalben (3 bis 4 kg).<br />
Zu den Symptomen einer Ketose gehören<br />
mangelnder Appetit und Trägheit.<br />
56 11 2013 · <strong>UFA</strong>-REVUE
PREMIUM<br />
Um die subklinische Form zu erkennen,<br />
ist eine Milch-, Harn- oder Blutanalyse<br />
nötig (Ketotest). Auch Pansenazidose<br />
zeigt sich an einer reduzierten Futteraufnahme<br />
und Milchleistung.<br />
Wie die Leistung<br />
lässt sich auch<br />
die Langlebigkeit<br />
der Milchkühe mit<br />
der Fütterung<br />
beeinflussen.<br />
Verzehr fördern Die Vorbeugung<br />
läuft immer auf die Förderung eines hohen<br />
Trockensubstanz-Verzehrs hinaus.<br />
Ziel ist, eine strukturierte, aber dennoch<br />
genügend konzentrierte, schmackhafte<br />
Ration. Folgende Tipps bringen die hohen<br />
Ansprüche zum Laktationsstart unter<br />
einen Hut:<br />
• Abkalbetrank: Nach dem Kalben lauwarmes<br />
Wasser mit einem Zusatz wie<br />
<strong>UFA</strong> start-fit verabreichen.<br />
• Bestes Dürrfutter und qualitativ tadelloses<br />
Grundfutter anbieten. Verschimmelte<br />
Futterteile bedeuten Mykotoxin-Gefahr<br />
und sind gerade in<br />
der Startphasenration tabu.<br />
• Ausgewogen füttern: Raufutter nach<br />
<strong>UFA</strong> W-FOS analysieren, Ration nach<br />
Energie, Protein, Fasern, Struktur und<br />
Pansenfermentation bedarfsgerecht<br />
gestalten und anhand Milchleistung<br />
und –gehalte monatlich kontrollieren.<br />
• Ad libitum Fütterung, im Idealfall bei<br />
1:1 Fress- und Liegeplätzen.<br />
• Trittsicherer Boden und gut gepflegte,<br />
gesunde Klauen.<br />
• Eine hohe Nährstoffdichte ist aufgrund<br />
der oft negativen Energiebilanz<br />
erwünscht. Dennoch soll das Kraftfutter<br />
nicht zu schnell erhöht werden<br />
(maximal 1.5kg je Woche), um keine<br />
Pansenazidose zu provozieren.<br />
• Anfütterung mit Kraftfutter vor dem<br />
Kalben, damit sich die Pansenzotten<br />
anpassen können und der maximale<br />
Kraftfuttereinsatz rasch erreicht wird.<br />
• Lebendhefen fördern den Faserabbau<br />
und die Futteraufnahme. Sie stabilisieren<br />
den Pansen-pH und regen die<br />
Fermentation an.<br />
• Kräuterextrakte begünstigen ein problemloses<br />
Versäubern und unterstützen<br />
die Verdauung, was sich in einem<br />
erhöhten Appetit äussert.<br />
• Propylenglykol verbessert den Energie-<br />
und Fettstoffwechsel. Zudem stabilisiert<br />
Propylenglykol die Futteraufnahme,<br />
was bis 2kg mehr Milch pro<br />
Tier und Tag zur Folge haben kann. In<br />
ein Abkalbefutter integriert, wird<br />
Propylenglykol am besten akzeptiert.<br />
• Leinsaat verringert die Fettmobilisation<br />
und damit die Ketosegefahr.<br />
Gleichzeitig steigen die Milchgehalte.<br />
• Mineralstoffversorgung (auch über<br />
die Galtzeit) sicherstellen. Beispielsweise<br />
kann ein Phosphormangel die<br />
Mikrobentätigkeit im Pansen und damit<br />
die Futteraufnahme reduzieren.<br />
• Ende Laktation und in der Galtphase<br />
die Nährstoffkonzentration vermindern,<br />
damit die Kondition der Kühe<br />
unter einem BCS von 4 bleibt. Gleichzeitig<br />
den TS-Verzehr hochhalten.<br />
Fazit Für einen erfolgreichen Laktationsstart<br />
lohnt es sich zu investieren.<br />
Die Kuh dankt es mit einer langen <strong>Nutzungsdauer</strong>;<br />
das Risiko für gesundheitliche<br />
Störungen ist geringer. <br />
Kuhgesundheit hat Priorität<br />
Auf dem Betrieb Hertig, Schwanden im Emmental (BE), steht die<br />
Kuhgesundheit ganz oben auf der Prioritätenliste. Sowohl Anita als<br />
auch Hans-Ueli gehen einem Nebenerwerb nach. «Doch das darf nicht<br />
auf Kosten der Kuhgesundheit gehen – sonst bleiben wir besser zu<br />
Hause», betonen die beiden.<br />
Kontinuierlich wurde die Milchproduktion im Lauf der Zeit verbessert:<br />
Einsatz eines Galtphasen-Mineralstoffs, die Einrichtung weiterer<br />
Wasserstellen, späteres Besamen, die Optimierung der Strukturversorgung<br />
und mehr. Mit 1.5 bis 1.6 Besamungen pro Trächtigkeit, Milchleistungen<br />
bis 9500 kg bei guten Gehalten und einer <strong>Nutzungsdauer</strong> von<br />
bis elf Laktationen lässt sich das Resultat sehen. «Seit wir eine<br />
Abrufstation haben, sind die Milchgehalte gestiegen», sagt Hans-Ueli<br />
Hertig. Im Rahmen des <strong>UFA</strong> Herd Support (UHS) werden die Milchkontrollen<br />
ausgewertet, um die Ergänzungsfütterung optimal auf die<br />
Leistungen abzustimmen. Pro Jahr können drei bis fünf Kühe an<br />
Auktionen und privat verkauft werden.<br />
Für Fruchtbarkeit und Gesundheit ist das Management rund ums<br />
Abkalben entscheidend. «Soll ihr Appetit in der Startphase gross sein,<br />
müssen die Kühe auch in der Galtphase viel<br />
Futter einpacken», betont Hans-Ueli Hertig.<br />
Neben dem Einsatz von bestem Grundfutter<br />
wird der Verzehr durch Ad-libitum-Fütterung<br />
sowie <strong>UFA</strong> 260 mit Zusätzen wie<br />
Lebendhefen gefördert. «Dieses Abkalbefutter<br />
hat seinen Teil zum Erfolg beigetragen»,<br />
vermutet Hans-Ueli Hertig.<br />
Heu zu Beginn, eine Mischung aus Trocken -<br />
rübenschnitzeln, Luzerne und Viehsalz<br />
danach und schliesslich wieder Dürrfutter Anita und Hansad<br />
libitum – so sieht die Grundration aus.<br />
Ueli Hertig.<br />
Ergänzt wird an der Abrufstation mit dem<br />
Eiweisskonzentrat <strong>UFA</strong> 159 und dem Leistungsfutter <strong>UFA</strong> 142F.<br />
Unmittelbar nach dem Abkalben wird lauwarmes Wasser mit <strong>UFA</strong> startfit<br />
verabreicht. «So konnten wir das Nachgeburtsverhalten verbessern<br />
und die Kühe starten fitter in die Laktation», sagt Hans-Ueli Hertig.<br />
Die Mineralisierung erfolgt in der Galtzeit mit dem «Cake Bloc Ferien»<br />
und während der Laktation mit Minex 976, das auch Biotin enthält.<br />
Autoren Hansueli<br />
Rüegsegger, Ressortleiter<br />
Milchvieh, <strong>UFA</strong> <strong>AG</strong>,<br />
3360 Herzogenbuchsee.<br />
René Durand,<br />
Milchviehspezialist im<br />
<strong>UFA</strong>-Beratungsdienst,<br />
3052 Zollikofen.<br />
www.ufa.ch<br />
www.ufarevue.ch 11 · 13<br />
<strong>UFA</strong>-REVUE · 11 2013 57