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Ärzteblatt Sachsen 03/2013 - Sächsische Landesärztekammer

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Recht und Medizin<br />

länderbehörde durch Ärzte oder<br />

das Sozialamt rechtswidrig vorkommen<br />

(Classen; 2012).<br />

■ Bei Migranten, die im Heimatland<br />

versichert sind, kann die<br />

Krankenkasse im Heimatland der<br />

zuständige Kostenträger sein<br />

(Frings; 2004).<br />

■ Kommt keine der Abrechnungsmöglichkeiten<br />

in Betracht, sollte<br />

erwogen werden, ob die Klinik<br />

oder die Praxis dem Patienten<br />

eine Behandlung zu einem reduzierten<br />

Preis oder in Ratenzahlung<br />

anbieten kann (ÄK Hamburg;<br />

2008).<br />

■ Es gibt weitere Möglichkeiten,<br />

die in seltenen Fällen, zum Beispiel<br />

bei Arbeitsunfällen oder<br />

Gewalttaten, eine Finanzierung<br />

ermöglichen. Weitere Informationen<br />

finden sich in der Broschüre<br />

der Bundesärztekammer (BÄK;<br />

2012). In den meisten Fällen<br />

bleibt Migranten ohne Aufenthaltsstatus<br />

je doch für die nicht<br />

notfallmäßige Versorgung nur<br />

die Option der Bezahlung als Privatpatient<br />

oder die Versorgung in<br />

zivilgesellschaft lichen Netzwerken<br />

wie dem Medinetz.<br />

Lokale Lösungsansätze – der<br />

anonymisierte Krankenschein<br />

Am 12.12.2012 hat die Stadt Leipzig<br />

das „Gesamtkonzept zur Integration<br />

der Migranten in Leipzig“ verabschiedet.<br />

Es beinhaltet die Vereinbarung,<br />

dass die Stadtverwaltung die<br />

Einführung eines anonymisierten<br />

Krankenscheines für Migranten ohne<br />

Aufenthaltsstatus überprüft.<br />

Seit vielen Jahren fordern die Medinetze<br />

bundesweit die Abschaffung<br />

diskriminierender Gesetze, wie das<br />

Asylbewerberleistungsgesetz und die<br />

Meldepflicht, um den gleichberechtigten<br />

Zugang zu medizinischer Versorgung<br />

für Migranten zu ermöglichen.<br />

Da notwendige Gesetzesänderungen<br />

mittelfristig nicht realisierbar<br />

sein werden, sind lokale Konzepte,<br />

wie der anonyme Krankenschein,<br />

notwendig. Ziel ist es, Menschen<br />

ohne Aufenthaltsstatus die Inanspruchnahme<br />

von medizinischen<br />

Leistungen zu ermöglichen, ohne sie<br />

durch eine Datenweitergabe an die<br />

Ausländerbehörde zu gefährden. Die<br />

Migranten sollen mit einem anonymisierten<br />

Krankenschein, der durch<br />

eine spezielle Vergabestelle ausgehändigt<br />

werden kann und nicht<br />

ihren Namen preisgibt, die Institutionen<br />

der Regelversorgung in An -<br />

spruch nehmen können. Die Abrechnung<br />

soll über das Sozialamt erfolgen.<br />

Die Stadt Leipzig hat die defizitäre<br />

Gesundheitsversorgung von<br />

Migranten ohne Aufenthaltsstatus in<br />

ihrem Integrationskonzept erkannt<br />

und die Einführung eines anonymen<br />

Krankenscheines als Lösung thematisiert.<br />

Das Medinetz Leipzig hat der<br />

Stadt bereits ein Konzept zum anonymisierten<br />

Krankenschein vorgelegt<br />

und wird in Kürze konkrete Verhandlungen<br />

aufnehmen.<br />

Ärzte dringend gesucht<br />

Sie können das Medinetz Leipzig<br />

durch Ihr Engagement unterstützen.<br />

Das Medinetz Leipzig sucht insbesondere<br />

Kinderärzte, Gynäkologen,<br />

Zahnärzte sowie Internisten. Auch<br />

andere Fachrichtungen werden gelegentlich<br />

benötigt. Der Umfang des<br />

Engagements kann individuell abgesprochen<br />

werden.<br />

Die Bereitschaft einmal pro Woche<br />

oder pro Monat bei einem Kind eine<br />

U-Untersuchung durchzuführen oder<br />

eine gynäkolo gische Untersuchung<br />

anzubieten, ermöglicht wertvollen<br />

Flyer der Bundesärztekammer und der<br />

<strong>Sächsische</strong>n <strong>Landesärztekammer</strong><br />

Zugang zu medizinischer Versorgung.<br />

Für Fragen und Anregungen steht<br />

das Medinetz Leipzig gern zur Verfügung.<br />

Literatur beim Verfasser<br />

Anschrift der Verfasser:<br />

Anna Kühne, Ärztin, MPH<br />

Medinetz Leipzig<br />

Kurt-Eisner-Straße 40<br />

04275 Leipzig<br />

Tel.: <strong>03</strong>41 125 98 41<br />

Fax: <strong>03</strong>41 2112052<br />

E-Mail medinetz-leipzig@gmx.de<br />

www. Medinetz-leipzig.de<br />

<strong>Ärzteblatt</strong> <strong>Sachsen</strong> 3 / <strong>2013</strong><br />

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