Jahrbuch des Vorarlberger Landesmuseumsvereins 2012
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Beim Verkäufer namens Hardegger handelte es sich zweifellos um einen der<br />
beiden Herdegen von Rüdberg, die als Vögte von Bludenz von 1408 bis 1427<br />
und 1438 bis 1444 nachweisbar sind. 41 Aus ihrem Besitz stammt auch der<br />
halbe Zehent in Thüringen, 42 der noch im Urbar von 1620 aufscheint. 43 Dort<br />
erinnert nur mehr der Name eines Weingartens in Nüziders, der „Hardegger“<br />
genannt wurde, 44 an die früheren Besitzer.<br />
Datierung <strong>des</strong> Urbars<br />
Laut Meinrad Tiefenthaler führte das Dokument folgenden Titel: Amptß Urbar,<br />
so beschriben worden im 1423 und 1457isten jar. Dessen Authentizität<br />
erscheint jedoch als sehr zweifelhaft.<br />
Zunächst stellt sich schon die Frage, ob man im 15. Jahrhundert wirklich ein<br />
Amtsurbar „be-schrieb“. Des Weiteren irritiert, dass Tiefenthaler die<br />
Aufzeichnungen noch im Jahr 1955 auf „1427 und 1451“ datierte, 45 wo doch<br />
angeblich andere Jahreszahlen auf dem Deckblatt <strong>des</strong> Urbars vermerkt waren.<br />
Und schließlich führen die Findbehelfe <strong>des</strong> 19. Jahrhunderts an, dass sich die<br />
urbariellen Aufzeichnungen auf den Zeitraum „1457–1502“ beziehen.<br />
Während das Verzeichnis der Zinsbezüge aus Nenzing vermutlich wirklich im<br />
Jahr 1423 erstellt worden war, konnte der erste Teil <strong>des</strong> Urbars nicht 1457<br />
aufgezeichnet worden sein, denn der bei den Steuersummen angeführte Kauf<br />
der Eigenleute <strong>des</strong> Klosters Churwalden durch den Sonnenberger Lan<strong>des</strong> -<br />
herren erfolgte erst im März 1664. Die dort ebenfalls erwähnte Erwerbung<br />
der Eigenleute <strong>des</strong> Bürsers durch Eberhard Truchsäss von Waldburg fand im<br />
März 1462 statt, jene der Eigenleute Wilhelms von Montfort im Juni 1463. 46<br />
Die Datierung auf den St. Urbanstag 1457 bezog sich somit nur auf einen<br />
Teil der Steuerleistungen.<br />
Einen ähnlichen Befund ergibt ein Abgleich der Eintragungen von Pfennig -<br />
zinsen mit den im Urbar von 1620 angeführten Zinsurkunden: Ein großer<br />
Teil der Verträge wurde demnach erst in den Sechzigerjahren <strong>des</strong> 15. Jahr -<br />
hunderts abgeschlossen. Das späteste belegbare Datum bildet das Jahr 1468.<br />
Eine Auflistung der Pfennigzinse scheint zwar noch in sonnenbergischer Zeit,<br />
also vor 1474, verfasst worden zu sein, da sich der Schreiber darin manchmal<br />
auf „seinen Herrn“ beruft, womit zweifellos Eberhard Truchsäss von Waldburg<br />
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Niederstätter 1996, 75.<br />
Niederstätter 2005, 14-16.<br />
Rigort/Tschaikner 2011, 169.<br />
Rigort/Tschaikner 2011, 255.<br />
Tiefenthaler 1955, 61.<br />
Rigort/Tschaikner 2011, 72-73.