Perspektive Wiedereinstieg - Beruf & Familie gGmbH
Perspektive Wiedereinstieg - Beruf & Familie gGmbH
Perspektive Wiedereinstieg - Beruf & Familie gGmbH
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Auch schulische Träume konnten nicht immer realisiert werden:<br />
„Ich hätte gerne Abitur gemacht. Aber hatte nicht die Möglichkeit, weil ich ein Pflegekind war.<br />
Und meine Pflegeeltern mich da nicht so unterstützt haben. Für die war ´s wichtig, dass ich eine<br />
Ausbildung mache. Mein eigenes Geld verdiene.“ (F03: 29)<br />
Prägende Ereignisse in der Jugend, wie bspw. der frühe Tod eines Elternteils, führten in einem<br />
Fall dazu, dass die Schule abgebrochen (Fall 11) bzw. die erstbeste Ausbildungsstelle angenommen<br />
wurde (Fall 26):<br />
„Mein Vater lag im Sterben oder war schwer krank zu der Zeit schon. […] Ich hätte lieber Arzthelferin<br />
oder so was in der Branche gemacht, aber durch die Umstände halt bin ich Verkäuferin<br />
geworden.“ (F26: 16)<br />
Im weiteren Lebensverlauf kann auch der Partner eine einengende Rolle spielen; so war der<br />
Ehemann einer Befragten (Fall 30) nicht mit dem geplanten Medizinstudium einverstanden.<br />
Dass die Frauen nicht ihren Wunschberuf erlernen konnten, kann mit erklären, warum sie so<br />
lange ihre Erwerbstätigkeit unterbrochen haben.<br />
Frauen jüngerer Generationen unterliegen den geschilderten Zwängen weniger, abgesehen<br />
etwa von Einschränkungen durch den Ausbildungsmarkt, die Zahl an Studienplätzen oder<br />
fehlende Qualifikationen. Bei ihnen dürften es eher Ausnahmen sein, wenn der Wunschberuf<br />
nicht erlernt werden kann. Das kann dazu führen, dass inadäquate Beschäftigung infolge von<br />
beruflicher Neuorientierung künftig seltener bzw. die Erwerbsunterbrechungen kürzer werden.<br />
Mangelndes (berufliches) Selbstbewusstsein<br />
Geringes Selbstbewusstsein von Frauen mit langer Erwerbsunterbrechung kann nicht ausbildungsadäquaten<br />
<strong>Wiedereinstieg</strong> mit begründen. Frauen bewerben sich so auf einschlägige<br />
Stellenangebote gar nicht erst:<br />
„Es ist schon so, dass ich oft von viel zu hohen Erwartungen von außen ausgehe und mich davon<br />
abschrecken lasse. Wo ich manchmal ganz überrascht bin, wie harmlos die Arbeitskontexte sind,<br />
in denen auch hochqualifizierte Leute arbeiten. Wo ich mir da immer sonst was vorstelle, was<br />
ich da zu leisten in der Lage sein muss.“ (F18: 37)<br />
Ohne die Beratung der Träger hätten sich etliche Interviewte nur auf Aushilfsstellen beworben<br />
(z. B. Fall 16). Intensive Beratungsgespräche und der Austausch mit anderen Müttern stärkt<br />
Selbstbewusstsein und Mut, sich auf adäquate Stellen zu bewerben:<br />
„Dieses zu sehen, dass andere Frauen die gleichen Probleme haben, das hat mich damals wahnsinnig<br />
aufgebaut. Dieser Austausch untereinander, das ist mit das Wichtigste.“ (F26: 26)<br />
„Ich hab zwar die Stellenanzeigen immer so mitverfolgt, aber es baut sich eine immense Hürde<br />
einfach auf, ja? Ich lese die Stellenausschreibung, denk mir, oh Gott, was da alles gefordert wird.