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Perspektive Wiedereinstieg - Beruf & Familie gGmbH

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<strong>Familie</strong> steht an erster Stelle<br />

Der ausbildungsinadäquate <strong>Wiedereinstieg</strong> kann volkswirtschaftlich und gleichstellungspolitisch<br />

kritisch sein, weil dadurch Humankapital vergeudet und Geschlechterungleichheit<br />

zementiert wird. Von den Frauen selber muss er nicht immer als Problem gesehen bzw. ausschließlich<br />

negativ bewertet werden. Dies gilt etwa bei der skizzierten Hoffnung auf (Wieder­)<br />

Aufwärtsmobilität oder wenn die Frauen subjektiv den privaten Lebensbereich sehr viel höher<br />

gewichten als den beruflichen, was etliche der Interviewpartnerinnen im qualitativen Sample<br />

tun. Ein Beispiel:<br />

Interviewerin: „Was ist in Ihrem Leben besonders wichtig?“<br />

Befragte: „In meinem Leben besonders wichtig ist <strong>Familie</strong> und Harmonie. Ich bin ein absoluter<br />

<strong>Familie</strong>nmensch und das wäre eigentlich auch das Wichtigste. Und Gesundheit natürlich. Dass<br />

das alles klappt und wenn ich das natürlich auch noch verbinden kann, dass ich nebenbei noch<br />

arbeiten gehe.“ (F10: 318-319)<br />

Eine seltene Ausnahme: überwertige Beschäftigung<br />

Im qualitativen Sample ist ein Einzelfall ‚überwertig‘ tätig (Fall 7). Die gelernte Einzelhandelskauffrau<br />

schildert, dass die neue Stelle nicht ihrer Ausbildung entspricht, weil sie das, was sie<br />

tut (Buchhaltung), nicht gelernt hat und sich daher erst alles neu erarbeiten müsse. Die Stelle<br />

entspricht deshalb auch nicht ihren Vorstellungen, da der Termindruck groß ist, sie aufgrund<br />

eigener Mandanten eine hohe Verantwortung tragen muss und keine Vertretung bei Urlaub<br />

oder Krankheit hat. Insgesamt überfordert sie die Situation, weshalb sie parallel nach einer<br />

weniger anspruchsvollen Tätigkeit sucht.<br />

Schwieriger Arbeitsmarkt und finanzielle Notwendigkeit<br />

Ferner kann ein schwieriger Arbeitsmarkt gepaart mit der Notwendigkeit des Geldverdienens<br />

dazu führen, dass Frauen schließlich jedweden Job annehmen (müssen). „Und ich hätte echt fast<br />

alles genommen.“ (F28: 29) – so eine Alleinerziehende nach einem Jahr intensiver Stellensuche.<br />

Sie mündet schließlich in einen qualifizierten kaufmännischen <strong>Beruf</strong> ein, wenn auch nur in<br />

Zeitarbeit. Eine andere Interviewpartnerin mit betriebswirtschaftlichem Studium, früherer<br />

anspruchsvoller Tätigkeit in einem Großunternehmen und zahlreichen Ehrenämtern während<br />

der 17 Jahre dauernden Erwerbsunterbrechung sucht zum Zeitpunkt des Interviews noch.<br />

Nach einem Jahr erfolgloser Bewerbungen bewirbt sie sich nun auf Stellen als Sekretärin und<br />

Sachbearbeiterin auch bei Zeitarbeitsfirmen und ist zumindest vorläufig bereit, sowohl qualifikatorische<br />

als auch finanzielle Abstriche in Kauf zu nehmen. In ihrem Fall ist dies durch die<br />

Absicherung des Ehemanns möglich:<br />

„Das ist natürlich eine komfortable Situation. Dass auch bisher das Gehalt meines Mannes<br />

gereicht hat für die <strong>Familie</strong>. […] Dass ich mich jetzt nicht unter Druck setzen muss: Ich muss in<br />

einem Monat oder in zwei Monaten was haben, weil irgendwie Arbeitslosengeld ausläuft. Das<br />

bekomm ich ja gar nicht. Ich würde also daher finanzielle Abstriche erst mal in Kauf nehmen.“<br />

(F14: 187-203).

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