Perspektive Wiedereinstieg - Beruf & Familie gGmbH
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Schließlich zeigt eine Auswertung der Beschäftigungsmerkmale: Teilzeitbeschäftigte und<br />
vor allem MiniJobberinnen wünschen sich häufig längere Arbeitszeiten, während Vollzeitbeschäftigte<br />
gerne kürzer arbeiten würden. Teilnehmerinnen sind signifikant seltener in Jobs<br />
beschäftigt, für welche sie überqualifiziert sind. Selbstständig tätig waren zu den Befragungszeitpunkten<br />
gut 10 Prozent der befragten Frauen.<br />
Die Befunde der qualitativen Implementationsstudie basieren auf mehreren Quellen. Kernstück<br />
sind persönlich durchgeführte, biografischnarrative Interviews mit Teilnehmerinnen<br />
an PWE sowie eine Gruppendiskussion zum Thema Pflege mit ausgewählten Trägern. Ferner<br />
wurden einschlägige Fachveranstaltungen regelmäßig wissenschaftlich begleitet und protokolliert<br />
sowie Dokumente der Öffentlichkeitsarbeit der Träger unter verschiedenen Fragestellungen<br />
ausgewertet.<br />
In den biografischnarrativen Interviews mit 30 (potenziellen) Wiedereinsteigerinnen werden<br />
immer wieder tradierte Rollenbilder deutlich – nicht nur seitens des Partners und aufgrund<br />
der Erwartungshaltungen im jeweiligen Lebensmilieu, sondern auch der Frauen selbst. Ein Teil<br />
der Trägerarbeit ist so das Aufbrechen dieser Bilder. Hinter dem zentralen Grund für die<br />
Erwerbsunterbrechung und deren Dauer – die Geburt und Betreuung von Kindern – stehen<br />
teils emphatische Vorstellungen von der Mutterrolle und eines Lebens für die <strong>Familie</strong>. Aber<br />
auch strukturelle Gründe (Betriebsstilllegungen, Umzüge, Arbeitszeitregimes in bestimmten<br />
Branchen oder <strong>Beruf</strong>en etc.) erschweren eine zeitige Rückkehr an den außerhäuslichen<br />
Arbeitsplatz ebenso wie die Betreuung von Angehörigen, die pflegebedürftig geworden sind.<br />
Pläne für den <strong>Wiedereinstieg</strong> schmieden die Frauen in der Regel erst dann, wenn die Kinder<br />
größer und selbstständiger sind. Bei Alleinerziehenden spielen finanzielle Motive eine wichtige<br />
Rolle. Meist sind die Gründe für den <strong>Wiedereinstieg</strong> aber mangelnde gesellschaftliche Anerkennung<br />
der <strong>Familie</strong>narbeit, NichtausgelastetSein und Wünsche nach sozialen Kontakten,<br />
größerer finanzieller Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung.<br />
Der Prozess des <strong>Wiedereinstieg</strong>s gestaltet sich komplex und hürdenreich. Mit der Unterstützung<br />
und Begleitung dieses Prozesses durch die Modellträger sind auch die persönlich interviewten<br />
Frauen sehr zufrieden. Weiterbildungen werden teils genutzt, um Korrekturen im Lebensverlauf<br />
vorzunehmen, konnte bei Frauen dieser meist älteren Generation ursprünglich doch nicht<br />
immer der Wunschberuf erlernt werden. Die Frauen nutzen Qualifizierung aber auch als<br />
Probezeit, um sich selbst und ihre <strong>Familie</strong>n in einen veränderten Tagesrhythmus einzuüben.<br />
Nach langjährigen Erwerbsunterbrechungen haben die Wiedereinsteigerinnen bisweilen<br />
hohen Bedarf an der Aktualisierung ihres beruflichen Wissens; aufgrund von Weiterbildungen,<br />
die zum Teil nur in Vollzeit angeboten werden, und der sehr speziellen Bedarfe, gerade in<br />
akademischen <strong>Beruf</strong>en, ist dieser nicht immer zu befriedigen. Aber auch aus anderen Gründen<br />
stehen selbst gut ausgebildete Interviewpartnerinnen vor vielen Barrieren: In manchen Regionen<br />
oder <strong>Beruf</strong>en sind sie mit einem schwierigen Arbeitsmarkt konfrontiert. Gebunden durch<br />
die <strong>Familie</strong> und die Erwerbstätigkeit des Partners sind sie räumlich meist wenig mobil und von<br />
den Arbeitszeiten her wenig flexibel.