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Perspektive Wiedereinstieg - Beruf & Familie gGmbH

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Auch wenn eine unmittelbare Vorbereitung auf einzelne Vorstellungsgespräche nur begrenzt<br />

möglich ist, so ist es den Expertinnen zufolge dennoch wichtig, dass die Bewerberinnen vorab<br />

eine gute innere Haltung aufbauen, Selbstbewusstsein zeigen und die Pflegeerfahrung nicht als<br />

„Schwäche“ darstellen. Denn Pflege kann Kompetenzen fördern, wie beispielsweise Empathie,<br />

Beobachtungsgabe, Pflicht­ und Verantwortungsbewusstsein oder Organisationskompetenz.<br />

Tatkräftige Unterstützung durch Partner, Verwandtschaft oder Nachbarschaft ist bei Pflege<br />

seltener als bei der Betreuung von Kindern, so die Expertinnen. Auch dies erschwert Versuche<br />

des <strong>Wiedereinstieg</strong>s.<br />

„Es ist schon auch so, dass das Feld außen anders reagiert. Es ist leichter, den Fünfjährigen bei<br />

der Freundin abzugeben, als die demenzkranke Oma.“ (GD: Z678-681)<br />

Mütter sind etwa über Kindergärten oder Schulen in ein soziales Netz eingebunden, das ggf.<br />

auch für den beruflichen <strong>Wiedereinstieg</strong> nutzbar gemacht werden kann. Pflege dagegen findet<br />

typischerweise eher in sozialer Isoliertheit statt. Ein Motiv pflegender Frauen zur Rückkehr in<br />

die Erwerbsarbeit ist es deshalb, dieser sozialen Isolation bei häuslicher Pflege entgegenzuwirken<br />

und wieder stärker in gesellschaftliches Leben einzutauchen:<br />

„Durch die Pflege meines Vaters war ich halt angehängt und ja, ich wollt einfach wieder ein<br />

bissel mit Leuten zusammenkommen.“ (F24:99)<br />

Weiterhin bringt Pflege in der Regel eine viel höhere psychosoziale und ggf. auch physische<br />

Belastung mit sich als Kinderbetreuung. Darunter kann auch die gesundheitliche Stabilität der<br />

Frauen leiden, welche jedoch sehr wichtig für den <strong>Wiedereinstieg</strong> ist. Belastend seien auch die<br />

typischen <strong>Perspektive</strong>n: Während (nicht­behinderte) Kinder mit der Zeit selbstständiger und<br />

autonomer werden, ist der Verlauf bei Pflegebedürftigen oft umgekehrt (Verschlechterung des<br />

Krankheitsbilds, Abbau von Autonomie) und die eigene berufliche Zukunft wenig planbar.<br />

Auch durch den meist fehlenden Austausch mit anderen Pflegenden gestaltet sich die Situation<br />

belastender als für Mütter ohne Pflegeaufgaben.<br />

Den Expertinnen war lediglich ein Fall bekannt, bei dem der berufliche <strong>Wiedereinstieg</strong> trotz<br />

Pflege gelang. Hier wurden die Dienste einer heilpädagogischen Einrichtung – mit längeren<br />

Öffnungszeiten und geregelten Fahrdiensten – in Anspruch genommen, was zu einer zeitlichen<br />

und emotionalen Entlastung führte.<br />

Auch zum Thema Pflege wurde eine Dokumentenanalyse der Öffentlichkeitsarbeit der Träger<br />

durchgeführt (vgl. Kap. 3.1.4). Diese zentrierte sich in der ersten Förderperiode auf Wiedereinsteigerinnen,<br />

die wegen Kindern zeitweise nicht erwerbstätig waren. Eine Analyse des jeweiligen<br />

Internetauftritts der einzelnen Träger und der dem IAB vorliegenden Flyer etc. zeigt jedenfalls,<br />

dass pflegende Frauen nur selten bzw. eher beiläufig angesprochen wurden; teilweise<br />

wurden sie allgemein unter Frauen mit „<strong>Familie</strong>naufgaben“ oder „<strong>Familie</strong>npause“ subsumiert.<br />

Jeder zweite Projektträger sprach pflegende Frauen zumindest kurz explizit an (Beispiel: „Sie<br />

waren für die Erziehung Ihrer Kinder da? Sie haben längere Zeit ein <strong>Familie</strong>nmitglied<br />

gepflegt?“).

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