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Perspektive Wiedereinstieg - Beruf & Familie gGmbH

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„Pflege als zehrende Arbeit ist auch vor dem Hintergrund des Gehalts nicht attraktiv.“ (GD: Z885-886)<br />

In den persönlichen Interviews äußert zumindest eine Teilnehmerin (F30) Interesse an einem<br />

<strong>Wiedereinstieg</strong> im Altenpflegebereich, nachdem sie ihren Schwiegervater gepflegt hat. Sie ist<br />

gelernte Arzthelferin und könnte sich vorstellen, als Altenpflegehelferin zu arbeiten. Allerdings<br />

erfährt sie von ihrem Partner keinerlei Unterstützung, sondern Unverständnis:<br />

„Mein Mann sagt: ‚Bist du wahnsinnig, so einen Scheißjob zu machen‘. Das sind seine Worte zu<br />

diesem Thema.“ (F30: 45-47)<br />

Eine angemessene Anerkennung von Pflege seitens der Gesellschaft ist, so die Expertinnen im<br />

Gruppengespräch, jedenfalls nicht erkennbar. Wertschätzung wird den Pflegenden höchstens<br />

von den Angehörigen/Pflegebedürftigen selbst oder aus älteren Generationen entgegengebracht,<br />

in ländlichen Regionen stärker als in städtischen.<br />

Soll ein <strong>Wiedereinstieg</strong> in den <strong>Beruf</strong> gelingen, ist den Expertinnen zufolge die richtige Platzierung<br />

der Arbeitszeit bzw. Arbeitszeitflexibilität etwa durch Gleitzeit gerade bei Pflege enorm<br />

wichtig. So müssen auch ältere behinderte Kinder pünktlich von Einrichtungen abgeholt und<br />

die nicht immer genau kalkulierbaren Arbeitszeiten von Pflegediensten berücksichtigt werden.<br />

Zudem sei besonders bei der Intensivpflege, also bei schwierigen Betreuungs­ und Pflegeverläufen,<br />

ein „doppelter Boden“ notwendig, um überhaupt berufstätig werden zu können:<br />

„Mit doppeltem Boden meine ich, es ist die Pflegekraft da und zusätzlich jemand, der einfach<br />

auch das Zeitfenster länger mit abdeckt. […] Weil da muss nur eine Sache kippen, und schon<br />

kann sie nicht berufstätig bleiben. Der Arbeitgeber ist halt nicht bereit, so viel Verständnis aufzubringen.“<br />

(GD: Z356-360)<br />

Teilnehmerinnen, die Angehörige pflegen, hatten typischerweise vorher bereits häufig wegen<br />

Kindern ihre Erwerbsarbeit unterbrochen und sind älter. Je länger aber die Erwerbsunterbrechung<br />

andauert und je älter die Wiedereinsteigerinnen sind, desto schlechter sind die Chancen<br />

auf dem Arbeitsmarkt – nicht zuletzt wegen der Ängste und Blockaden, die die Frauen dann<br />

oft entwickeln. Auch Arbeitgeber haben angesichts sehr langer Erwerbsunterbrechungen oft<br />

Vorbehalte und können mit dem Thema Pflege schlechter umgehen als mit dem Thema Kinder,<br />

so eine Beraterin bei der Gruppendiskussion:<br />

„Dass da ein bisschen so geschluckt wird, wenn man pflegt. Weil sich dann dein Gegenüber mit einem<br />

Thema konfrontiert fühlt, was noch weniger attraktiv ist als Kindererziehung.“ (GD: Z1136-1138)<br />

Ferner könne Pflege die Persönlichkeit der Frauen in eine Richtung prägen, die manchen<br />

Arbeitgebern schwierig erscheint:<br />

„[Wiedereinsteigerinnen, die pflegen oder gepflegt haben; Ergänzung der Autorinnen] das sind keine<br />

weichen, biegbaren Mitarbeiter für die Zukunft, sondern die sind schon tough.“ (GD: Z379-381)

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