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Perspektive Wiedereinstieg - Beruf & Familie gGmbH

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Es zeigt sich: Haushaltsnahe Dienstleistungen im oben angeführten Sinn spielen in den Interviews<br />

nur eine sehr untergeordnete Rolle. Dies gilt für die einleitenden Erzählphasen bzw.<br />

„Selbstpräsentationen“ der Frauen, aber auch für die Antworten auf eventuelle Nachfragen<br />

durch die Interviewerinnen im weiteren Gesprächsverlauf. Eine systematische Nutzung haushaltsnaher<br />

Dienstleistungen vor, während oder nach dem beruflichen <strong>Wiedereinstieg</strong> zeichnet<br />

sich in diesen Interviews nirgends ab. Wenn überhaupt, wird von sporadischen Arrangements<br />

mit Babysittern, Tagesmüttern oder Putz­ und Haushaltshilfen berichtet.<br />

Die Inanspruchnahme haushaltsnaher Dienstleistungen scheint bei einem Teil der Interviewten<br />

nicht nötig zu sein. Dies gilt vor allem für Frauen, die relativ unkompliziert verwandtschaftliche<br />

Netze nutzen können. Insbesondere Großmütter bzw. ­eltern übernehmen Aufgaben<br />

der Kinderbetreuung, in ländlichen Gebieten auch in der Nähe wohnende Geschwister.<br />

Im Einzelfall scheinen haushaltsbezogene Dienstleistungen schließlich durch ausreichende<br />

öffentliche Kinderbetreuung nicht erforderlich zu sein.<br />

Aus finanziellen Gründen ist die Inanspruchnahme haushaltsnaher Dienstleistungen teils<br />

aber auch nicht möglich. Dies gilt etwa für eine <strong>Familie</strong> mit einem frühzeitig berufsunfähig<br />

gewordenen Ehemann bzw. Vater, in der die Ehefrau den <strong>Wiedereinstieg</strong> als Pflegehelferin<br />

versucht. Aber auch eine Akademikerin mit gut verdienendem Ehemann und Wohnung in<br />

gehobener großstädtischer Lage in den alten Bundesländern führt die wieder aufgegebene<br />

Suche nach einer Haushaltshilfe bzw. Kinderfrau darauf zurück, dass „zu viel“ Geld verlangt<br />

würde (12 € bis 15 € pro Stunde zzgl. der Versicherungsbeiträge für einen Minijob; F01:170).<br />

Von einem potenziellen eigenen Verdienst würde dann kaum etwas bleiben. Ferner sei es<br />

schwierig, jemanden zu finden, die oder der bereit sei, mehrere Aufgaben zu erfüllen (Kinderbetreuung,<br />

kochen und putzen).<br />

Teils scheinen auch innere Blockaden gegenüber Dienstleistungen, die von Externen im Privathaushalt<br />

erbracht werden, zu bestehen. So soll niemand Außenstehendes in die familiäre Privatsphäre<br />

eindringen; eine Interviewte thematisiert z. B. gegenüber „fremde(n) Leuten im Haus […]<br />

ein komisches Gefühl“, denn es sei „ja nun doch alles relativ privat“ (F21:85). Auch der Anspruch,<br />

alles selbst zu schaffen, scheint hinderlich zu sein. Trotz nach eigener Aussage sehr guter finanzieller<br />

Ausstattung der <strong>Familie</strong> überlegt eine wieder berufstätige Frau so erst bei akuter Überlastung<br />

– beide Eltern wurden krank – „sich einen Fensterputzer zu gönnen“ bzw. eine Putzhilfe zu<br />

suchen (F10:311­315). Vorläufig gehe sie aber davon aus, alles weiterhin selbst zu bewerkstelligen.<br />

Auch zu haushaltsnahen Dienstleistungen wurden zu Stichtagen Dokumentenanalysen durchgeführt<br />

(vgl. Kap. 3.1.4). Haushaltsnahe Dienstleistungen spielten in der ersten Förderperiode<br />

in der Öffentlichkeitsarbeit der Träger ähnlich wie im Alltagsleben der Wiedereinsteigerinnen<br />

noch ein Schattendasein und wurden kaum ins Licht der Aufmerksamkeit gerückt. Dies gilt<br />

etwa für die Internetauftritte, sowohl sprachlich als auch bildlich.<br />

3.3.6 Im Fokus: Pflege<br />

Die persönlichen qualitativen Interviews mit Programmteilnehmerinnen wie auch die Gruppendiskussion<br />

mit Expertinnen ausgewählter Träger zeigen: Pflege ist nicht gleich Pflege. Das Spektrum<br />

reicht von der gelegentlichen Unterstützung eines leicht körperbehinderten bis hin zur

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