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Perspektive Wiedereinstieg - Beruf & Familie gGmbH

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3.2.2 Gründe für die Erwerbspause<br />

Basierend auf den Telefonbefragungen wurden in Kapitel 2.2.4 die Gründe dargestellt, weswegen<br />

die Frauen ihre Erwerbsarbeit unterbrochen haben. Die im Folgenden skizzierten Befunde<br />

aus den qualitativen Interviews sollen zum einen diese Gründe etwas plastischer werden<br />

lassen, zum andern den Fokus auf die Vielschichtigkeit von Gründen richten, die hinter einer<br />

Erwerbsunterbrechung und ihrer Dauer stehen können.<br />

Der zentrale Grund für die Unterbrechung ist die Geburt von Kindern (Kapitel 2.2.4). Qualitativ<br />

gute öffentliche Kinderbetreuung und/oder ein unterstützendes verwandtschaftliches Netz sind<br />

nicht immer vorhanden. Aber auch eine spezifische Vorstellung von <strong>Familie</strong>nleben und der<br />

eigenen Rolle als Ehefrau und Mutter tragen zur Unterbrechung und ihrer langen Dauer bei:<br />

„Ich wollt immer ganz viele Kinder haben und viel <strong>Familie</strong>. Das hab ich damals auch als Kind<br />

schon so gesehen. […] Was wollten Sie denn werden als Kind? Dann hab ich gesagt: ‘Mutter’.<br />

Hab mich über mich selbst gewundert. Aber das stimmt eigentlich. Das merk ich immer wieder,<br />

das ist meine Priorität.“ (F27: 223-224) 18<br />

In manchen (ländlichen) Milieus scheinen die Geschlechterrollen nach wie vor klar verteilt<br />

und Aushandlungsprozesse zwischen den Ehepartnern vor dem Hintergrund unhinterfragter<br />

Normalitätsvorstellungen schwer denkbar zu sein:<br />

„Bei unserem Ort, da heißt es: Der Mann ist der Ernährer. […] Das ist einfach so. Einfach ein kleines<br />

Kaff halt.“ (F16: 17) Teils erschweren auch berufsspezifische Restriktionen ein Verbleiben in<br />

der Erwerbsarbeit. So ist etwa die Schichtarbeit in Verkaufsberufen schwer mit der Betreuung<br />

eines Säuglings oder Kleinkindes zu vereinbaren. Berichtet wird ferner von Stilllegungen von<br />

Betrieben oder Betriebsteilen, die eine Rückkehr an den früheren Arbeitsplatz verhindert<br />

haben. Diese Rückkehr ist auch bei Umzügen in andere Regionen nicht mehr möglich; von<br />

solchen Umzügen wird berichtet, wenn der Partner eine neue Arbeitsstelle an einem anderen<br />

Ort aufnimmt und Frau und Kinder mit umziehen. Aber auch, wenn Mutter und Kinder wegen<br />

einer Trennung vom Mann wegziehen, kann dies für die Mutter „arbeitsmäßig (ein) Dilemma“<br />

(F13: 42) bedeuten.<br />

Wiederholt wird berichtet, dass Pläne für eine nur kürzere Erwerbsunterbrechung an Schicksalsschlägen<br />

gescheitert sind – sei es eine eigene Erkrankung oder die Erkrankung von Elternteilen,<br />

die nun Unterstützung oder Pflege brauchen. Auch die Mitarbeit im elterlichen (landwirtschaftlichen)<br />

Betrieb ist eher möglich, wenn die Tochter nicht zeitig wieder in den <strong>Beruf</strong><br />

zurückkehrt und ihre Erwerbsunterbrechung verlängert.<br />

18 Angegeben sind hier zunächst die Fallnummer (Fxx) und dann die Nummerierung des Abschnitts in der Software<br />

MAXqda (xx); Zitate aus der Gruppendiskussion mit ausgewählten Expertinnen werden durch (GD) und den<br />

jeweiligen Zeilennummern (Zxx) aus dem Transkript gekennzeichnet. Auslassungen werden mit […] gekennzeichnet.

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